Kapitel 11 - Verrills Baby 01.04.204 n.d.A.

  • Verrills Baby 01.04.204 n.d.A.



    Tazio und Linhard saßen am Krankenbett von Verrill. Taz strich ihm die schweißnassen Haare aus der Stirn. Linhard küsste seinen Schatz auf die kalte Wange und nahm seine Hand. Liebevoll verschränkte er seine Finger mit denen von Gregoire.


    Lange, schlanke und starke Finger hatte Greg im Gegensatz zu ihm. Er selbst hatte breite, starke Hände und Verrills blasse Hand wirkte verloren darin. Lin wusste nicht, warum Verrill so schwitzte und zeitgleich eiskalt war, aber die Heiler hatten alles versucht.


    Tazio und Linhard erinnerten sich mit Schrecken an die Nacht zurück. Das Baby wollte kommen und es bereitete Verrill unerträgliche Schmerzen. Tazio hatte sofort die Heiler gerufen und sie waren augenblicklich in ihren Gemächern.

    Sie beide erinnerten sich an die Schreie, die irgendwann nur noch ein qualvolles Wimmern waren. An die Heiler die alles versucht hatten um Greg eine normale Geburt zu ermöglichen. In den winzigen Phasen wo er keine Schmerzen hatte, beschimpfte und verfluchte er die Heiler.


    Und dann war Verrill auf einmal ganz still geworden, so dass sich Lins Herz vor Angst zusammenzog. Tazio schien es nicht anders zu ergehen, aber sein Blick blieb ruhig, er war besonnener als Lin. Greg bestand darauf sie beide zu sprechen.


    Verrill hatte ihnen jeweils eine Hand gereicht. Als Linhard seine Pranke in ihre schlanken Finger legte, krallten sie sich regelrecht in sein Fleisch. Verrill hatte sie beide beschwörend angeschaut, niemals hatte sich ein brennenderer und intensiverer Blick in ihren gebohrt, so das Taz und Lin gleichsam schwiegen.

    „Gleichgültig was war oder gleich passiert… ich liebe Euch. Vergesst das nicht…“.

    Das waren die letzten Worte von Verrill, bevor die Heiler sie wegschafften und ihre Hände aus denen ihrer Ehemänner gerissen wurde. Sie hatten sie aufgeschnitten und das Baby auf die Welt geholt. Lin wusste wie gefährlich diese Operation war, die meisten schafften es nicht. Drum wandte man sie in Naridien fast nur an, wenn die Mutter gegangen war und das Baby noch lebte.

    Und auch Verrill hätte es fast nicht geschafft, sie hatte extrem viel Blut verloren und ihr Kreislauf war zusammengebrochen.


    Aber Gregoire war ein Kämpfer. Oh ja, das war er.


    Tazio und er hatten die ganze Zeit gewacht. Das Gesicht des jungen Duca war von Sorge gezeichnet, als er seine Ducachessa betrachtete. Sanft strich er ihr die Haare aus der Stirn. Linhard küsste die kalte Hand von Verrill und kramte ein Buch aus seiner Umhängetasche.

    „Ich habe Dir was Schönes mitgebracht, ein neues Buch. Ich werde Dir jeden Tag daraus vorlesen und noch etwas Verrill. Solange Du hier liegst, werde ich Dir jeden Tag ein Spruch in unser Buch schreiben. Das lese ich Dir nicht vor, dass liest Du selbst nach, sobald Du wieder gesund bist. Unserem Küken geht es gut, es braucht Dich, genauso wie ich und Tazio erst.


    Deine Rosenfinken sind auch versorgt Schätzchen. In Deinen neuen Buch geht es um eine Reise. Ich wollte Dir zuerst ein Buch über Mythen und Sagen kaufen, aber da Du am liebsten Bücher über Reisen, Expeditionen und Entdeckungen liest, ist das auch wieder eins geworden.

    Dieses Buch beschreibt eine Reise von einem Forscher in die Lande der Tamjid. Die Tamjid sind sozusagen die Urrakshaner, also die ehrliche Variante davon. Rakshaner waren kriminelle Tamjid die man in die Wüste jagte. Und dort haben sie sich zu eigenen Clans zusammengeschlossen. Das ist der Hintergrund, falls er Dich interessiert. Jedenfalls haben die Tamjid eine sehr interessante und völlig andere Kultur. Wenn Dir das Buch gefällt, könnten wir vielleicht einmal dorthin reisen. Jetzt reisen wir auf dem Papier… Prolog von Julien Mantacier…“, las Linhard vor, als sich Verrills Hand um seine schloss.

    Linhard starrte Greg völlig perplex an, Greg musterte ihn müde, abgekämpft und völlig zerschlagen zurück. Er setzte an um etwas zu sagen, bekam aber keinen Ton heraus. Tazio grabschte sich vom Beistelltisch sofort einen Becher Wasser und hielt ihn Verrill an den Mund. Er wartete bis sie in Ruhe alles ausgetrunken hatte.


    Gregoire legte sich ganz vorsichtig auf die Seite und musterte sie beide liebevoll.

    „Bin wieder da“, flüsterte sie schmunzelnd.

    „Und ob Du das bist mein Schätzchen, ich habe nie an Dir gezweifelt“, freute sich Lin ergriffen und deckte Verrill wieder richtig zu.
    „Wo ist das Würmchen? Ich möchte es bei mir haben“, murmelte Greg müde.

    „Das Würmchen ist versorgt, keine Sorge. Ich lasse es nachher herholen. Entspann Dich, erhole Dich und ich sage gleich den Heilern Bescheid. Gaston wacht gemeinsam mit der Amme über unser Kleines. Er war oft Nachts hier und hat nach Dir geschaut. Ich muss ihnen allen Bescheid sagen, dass Du endlich wach bist. Tazio hat für Dich ganz besondere Kekse backen lassen, Zitronenkekse. Soll ich Dir die Kekse reichen? Du musst was essen“, sagte Linhard und streichelte Verrill den Rücken.
    "Mit frischer geriebener Zitronenschale, Du kannst aber auch was richtiges zu Essen bekommen. Ich glaube eine kräftige Brühe, wäre jetzt genau das richtige. Die Kekse kannst Du nebenbei essen", erklärte Tazio und reichte Verrill die Kekse.


    „Nein holt unser Baby jetzt, bitte. Wie sieht die Narbe aus? Schlimm? Ich spüre sie nicht richtig, aber ich spüre im Moment eh kaum was. Das ist unheimlich“, antwortete Greg leise.

    „Die Narbe sieht super aus, sie ist nur noch ein dicker, roter Strich. Benito und Dantoine haben Dich versorgt. Sie sind die ganze Zeit für Dich da, Dan wird bei uns bleiben Greg. Ich behalte ihn an unserer Seite, er ist ein erstklassiger Medicus und Heilmagier, so wie Benito. Du bist also in den besten Händen Schatz. Ich hole Dir das Kleine, ich bin sofort wieder da“, erklärte Tazio liebevoll und küsste Verrill.
    "Ich gehe schon, bleib Du bei ihr", bat Lin.

    Linhard legte das Buch beiseite und verließ das Krankenzimmer.
    Einen Moment später kam Dantoine herein.

    „Majestät", grüßte Dantoine Tazio und wandte sich dann an seine Patientin.
    "Euer Mann holt Euch Euer Kind Hoheit. Es freut mich, dass Ihr wach und wohlauf seid. Ihr habt uns ganz schön Kopfzerbrechen bereitet“, sagte Dan, nahm Verrills Arm und überprüfte ihren Puls.


    Danach untersuchte er Gregoire eingehend und setzte sich zu Verrill ans Krankenbett.

    „Ihr seid auf dem Wege der Besserung und müsst Euch noch schonen. Eurem Kind geht es sehr gut, es ist bei bester Gesundheit. Ihr solltet eine Kleinigkeit essen Hoheit, Ihr wollt schließlich gesund werden“, sagte Dan und schaute sich das Buch an, dass Linhard auf den Nachttisch gelegt hatte.
    „Danke, später vielleicht. Ich habe eigentlich nur Durst. Dass Buch hat mir Linhard geschenkt“, gähnte Gregoire.

    Dantoine reichte Verrill einen neuen Becher Wasser und hielt sie beim Trinken fest um sie zu unterstützen.


    „Ihr könnt auch eine Trinksuppe bekommen“, schlug der Heiler vor.
    „Ist mein Kind… normal? Oder… oder ist es… wie ich?“, flüsterte Verrill heiser.


    „Euer Kind ist völlig normal Hoheit, ebenso wie Ihr“, antwortete Dantoine freundlich, was Verrill gerührt grinsen ließ.



    ****

  • Das Baby mit den viel zu blauen Augen


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel war sehr aufgeregt, als er endlich das gut bewachte Zimmer von Verrill betreten durfte. In den Händen trug er einen riesigen Blumenstrauß mit Seerosen, Lilien und anderen blühenden Wasserpflanzen. In weiser Voraussicht hatte er den Strauß samt kunstvoller Vase arrangieren lassen, so dass er ihn so, wie er war, neben Verrills Bett abstellen konnte. Glücklich setzte er sich auf einen Stuhl an ihrem Kopfende und nahm ihre Hand. »Glückwunsch«, sagte er leise. »Ich wünsche dir und dem Kleinen alles Gute. Papa hat uns das meiste schon erzählt. Wie geht es dir? Und wo ist der kleine Laurie?«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verrill setzte sich auf und strahlte über das ganze Gesicht, als Ciel ihr Schlafzimmer betrat. "Die sind aber schön, Danke", freute sie sich und deutete Ciel an die Blumen bitte abzustellen. Verrill sah dünn aus, dünner als sonst und ziemlich mitgenommen. Aber ihr Gesicht strahlte vor Glück. Sie schloss die Finger um Ciels und deutete auf das kleine Bettchen, dass neben ihrem Bett stand. "Mir geht es einigermaßen gut, ich bin nur dauermüde und irgendwie zerschlagen. Und meine Narbe schmerzt mich. Mein ganzer Unterleib schmerzt, aber das ist wohl normal. Schön dass Du da bist, dass bedeutet mir viel. Irgendwie bin ich im Moment nah am Wasser gebaut, wundere Dich nicht. Du kannst sie gerne nehmen Ciel, schau sie Dir nur an", bat Verrill und streichelte seine Hand.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Neugierig schaute er in das Bettchen und betrachtete das kleine Gesicht. Wie winzig! Ciel hatte noch nie ein Baby in den Armen gehalten, aber er wusste von den Ammen, wie sie die kleinsten Bürger trugen. Ganz vorsichtig schob er seine Hände unter das winzige Körperchen, stützte den kleinen Kopf ab und hob Laurie in seine Arme. Er setzte sich sofort wieder mit ihr hin, damit er nicht stolperte oder dergleichen. »Also möchtest du Laurie als Mädchen ansprechen lassen. Sie ist wunderschön!« Verliebt betrachtete er das hilflose Geschöpf, das ganz friedlich in seinen Armen lag, so leicht, dass es kaum spürte. »Ganz blaue Augen hat sie. Für die Ehre, dass ich sie benennen durfte, möchte ich dir danken. Ich habe sehr lange überlegt, ich hoffe, der Name ist zu eurer Zufriedenheit. Wie hat Lin auf die Kleine reagiert?«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "So ist es doch Brauch, dass der Vater seinem Kind den Namen schenkt, ich finde den Namen sehr schön und ich nenne sie so. Sie darf sich selbst aussuchen, wie sie in Erscheinung tritt, sie ist kein Mädchen. Sie ist einfach sie, dass reicht mir und sie ist gesund. Dantoine hat es sehr schön gesagt, als ich fragte ob sie normal ist oder wie ich. Er sagte sie ist völlig normal - genau wie ich. Tazio und Linhard hatten einiges durchzustehen, mir ging es nicht so gut. Ich war so geschafft Ciel und ich hätte nie gedacht, dass es so schmerzt. Lin und Taz haben sich beide gefreut, sie sind ganz lieb zu dem Würmchen und zu mir. Wir sind gut versorgt. Aber ich glaube Vianello hat etwas gegen Gaston. Er wirft ihm immer anklagende Blicke zu. Keine Ahnung, mir auch gleich, solange er mich nicht ärgert", grinste Verrill, nahm sich einen Keks und drückte Ciel auch einen in die Hand.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel erschrak innerlich bei dieser Mitteilung, gleichzeitig machte sein Herz einen Freudensprung. Noch intensiver als zuvor betrachtete er das Baby in seinen Armen - sein Baby. »Dann hatte es damals doch gleich bei uns geklappt? Und du hast es mir all die Monate verheimlicht!« Ciel strahlte und streichelte die Kleine. »Mein Baby, mein Kind! Kein Wunder, dass sie so blaue Augen hat. Weiß es jemand außer uns?«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Ich hatte Angst dass Du Dich mit Linhard wieder zankst, drum habe ich es für mich behalten. Ja Dantoine weiß es, er wusste es von Anfang an. Nur er, Du und ich. Aber nun da unser Würmchen da ist, kannst Du es ruhig den anderen sagen. Am Anfang war meine Ehe noch frisch und Du warst mit Lin in irgendeinem Wettkampf. Nun seid Ihr Freunde und ich bin zweifach verheiratet. Er ist nicht blöd Ciel, er weiß auch was er sieht, aber er sagt nichts dazu. Unser Verhältnis und Verständnis hat sich gedreht. Ich bin Tazio und ihm treu. Wir werden es gemeinsam zu dritt versuchen, wir drei in Treue. Du weißt was Du mir bedeutest, Du hast immer einen Platz in meinen Herzen, aber nicht mehr in meinem Bett. Ich liebe meine Männer sehr und Tazio ist Dir sehr ähnlich und dennoch so verschieden. Er kann sehr liebevoll sein, siehe mein Titel. Aber er kann auch gnadenlos zuschlagen, was die Zwerge zu spüren bekamen. Er und Lin, dass wird sehr gut passen und ich fühle mich rundum wohl bei ihnen. Ich hoffe das es mir bald besser geht, wir wollten gemeinsam Urlaub machen Ciel. Auf einem Boot! Da freue ich mich die ganze Zeit drauf. Das gibt mir Kraft gesund zu werden. Weißt Du überhaupt wo meine Zofe abgeblieben ist? Ich hatte so eine kleine liebe Zofe, aber die ist verschwunden. Irgendwie verschwinden meine Leute immer. Ob sie mich abstoßend fand?", grübelte Verrill.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel legte die Kleine so, dass er sie in einem Arm halten konnte und nahm wieder Verrills Hand. »So ist es auch für alle am besten.« Er zog ihre kalte, schwache Hand an seinen Mund und küsste sie. »Ich werde mal nach der Zofe schauen und mit Linhard sprechen. Den Urlaub hast du dir redlich verdient, ihr alle. Wo ist Lin jetzt?« Ciel erhob sich und legte Laurie ganz vorsichtig wieder in dem Bettchen ab. Er küsste sie auf die Stirn und streichelte sie mit einem Finger. »Schön wachsen! Und lass die Mama ein wenig schlafen.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verrill schmunzelte als Ciel sie küsste. "Das ist lieb von Dir, Dankeschön. Kommst Du nachher wieder? Wo sind die anderen denn, oder kamen sie nicht mit? Was ist mit Natalie? Hat sie was gesagt? Ich weiß Ciel, Du bist hier immer ein gern gesehener Gast. Gleich wie lange Du bleiben magst und ich hoffe Du bleibst was länger, Du bist gerne gesehen. Lin und Tazio müssen im Gemach sein, sie haben nichts anderes gesagt. Oder vielleicht doch und ich habe es mal wieder nicht mitbekommen in meinem schlaftrunkenen Kopf. Kannst Du mir auch etwas zu Essen bringen lassen? Eine Suppe bitte. Das wäre lieb. Schau Dir doch mal unser Gemach an, oder den Garten. Unser Garten ist wunderschön von da aus kannst Du direkt aufs Meer schauen. Da saß ich immer gerne und habe Abends der Sonne beim Untergehen zugeschaut. Bald mache ich das wieder, wenn ich richtig sitzen kann. Dann werde ich Laurie die Sonnenaufgänge und Untergänge hier zeigen. Sie gehen ganz schnell, was seltsam ist. Aber dafür sind sie in einem herrlichen Rot, da ist man richtig ergriffen. Wann ist es bei Euch soweit? Fran ist doch auch bald soweit oder nicht?", sagte Verrill und rollte sich auf die Seite um ins Bettchen zu schauen. "Deine Augen, sie hat Deine Augen Ciel. Wie läuft es mit Dreux und seiner Schnecke?", grinste Verrill und versuchte aufzustehen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es sind alle da, keine Sorge. Wir wollten den Besuch nur ein wenig verteilen, damit es nicht zu laut und zu stressig wird. Ich komme dann wieder, wir bleiben einige Tage, wir haben also alle Zeit der Welt, ganz in Ruhe zu sprechen. Dreaux und seine Schnecke bummeln, aber sie lächeln sich andauernd freundlich an, wenn sie sich sehen. Sie haben mehr als nur Interesse aneinander, aber scheinbar hat immer irgendetwas anderes gerade Priorität. Alexandre ist Vater, glaubt man das? Zwei erwachsene Buben hat er, Zwillinge! Auch Fran erwartet zwei kleine Jungs. Ganz rund ist sie schon, aber da geht noch was. In drei Monden ist es bei ihr so weit. Dann erhält Laurie ihre Verstärkung.« Er lächelte glücklich. »Dreifach Vater, dabei wollte ich Mönch werden.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verrill lachte leise und zog sich an Ciel hoch. "Du weißt doch, die Pfaffen sind die schlimmsten. Sagt man jedenfalls. Zwillinge, das ist schön. Ja wenn Du magst, komm uns mit den Kleinen besuchen. Das rührt mich, dass alle gekommen sind. Ich hatte schon was Angst. Dreux ist eine Marke und Alex ist Vater? Irgendwie unvorstellbar, aber das Schicksal hat ihm doch eine zweite Chance gegeben. Ich war oft so wütend auf ihn, dabei ist er einfach nur ein armer Kerl, dem man mehr genommen hat, als man nehmen konnte. Sie hat ihn getötet, aber er konnte nicht sterben. Und tief im Inneren, gleich was er sagte, wollte er auch nicht gehen. Er wollte kämpfen, leben und sein Leben zurück. Nur das Fatale war, gleich was er tat und was er lernte, er würde es niemals wieder zurückbekommen. Ich war ziemlich unfair zu ihm, aber ich hatte Angst um Dich und ich dachte in seiner Trauer und in seinem Hass hätte er Dich zu der Verstümmelungsfantasie angestiftet. Darum wollte ich ihn bestrafen. Ich freue mich ehrlichen Herzens für ihn, richte ihm das bitte aus", bat Verrill, während Dantoine sie schnappte und einfach wieder ins Bett legte. Man sah seinem Gesicht an, dass Diskussionen unnötig waren.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Alexandre ist kein schlechter Kerl, Verrill. Nein, er wollte nicht sterben, er hat sein Schicksal gepriesen und es doch verflucht. Aber er hat auch eine sanfte Seite, wenn man ihn näher kennt. Danke, dass du ihm eine Chance gibst, das bedeutet mir viel, weil er mir viel bedeutet.« Er zwinkerte ihr zu, verabschiedete sich vorerst und ging nach Linhard sehen.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verill schaute Ciel nach und nahm behutsam Laurie aus ihrem Bettchen. "Die hat er auch verdient, es war nur ein dummes Missverständnis", erklärte sie leise. "Das ist es oft, die meisten Streitigkeiten, Fehden oder dergleichen beruhen größtenteils auf Missverständnissen Eure Majestät. Bei dem Rest wissen die Beteiligten oft gar nicht mehr worum es überhaupt ging. Nur ein ganz geringer Prozentsatz ist wirklich legitim", antwortete Dan. "Das stimmt, in nächster Zeit werden viele Kinder geboren. Das ist ein gutes Zeichen. Für Almanien, Ledwick und Souvagne. Wie steht es um Ehveros? Von Felipe hört man gar nichts mehr", sagte Verrill und schmuste mit ihrem Baby. "Glaubt mir Eure Majestät, dass ist auch besser so", antwortete Dan so trocken, dass Verrill loslachen musste.

  • Laurie



    Ciel Felicien de Souvagne
    Laurie ... Ciels Dauerlächeln erlosch, als es daran ging, mit seinem Schwager über das Kind mit dem weißblonden Haar und den himmelblauen Augen zu sprechen. Ciel selbst verfügte über kein Haupthaar mehr, doch jeder erinnerte sich noch daran, dass es einst in der Farbe des Lichts erstrahlt war und ebenso viele Menschen wussten von der tiefen Zuneigung, die er für seine Schwester empfand. Linhard, der offizielle Vater des Kindes, bildete keine Ausnahme. Am liebsten wäre Ciel unverrichteter Dinge wieder mit seinem Cockatrice nach Beaufort geflogen und hätte den Mantel des Schweigens über die Angelegenheit sinken lassen. Einfach dumm stellen und arglos tun. Doch ein Hohenfelde würde sich damit nicht zufrieden geben und wenn Ciel den Anfang nicht machte, würde Linhard es tun. Wie das aussah, stand in den Sternen. Also marschierte der souvagnische Prince in selbstbewusster Manier zum Gemach seines Schwagers und ließ daran klopfen.


    Linhard von Hohenfelde
    Ein verschlafener Linhard öffnete ihm selbst, da er sich gerade erst hingelegt hatte. "Morgen, was machst Du denn so früh hier?", fragte Lin und trat zur Seite, so dass Ciel eintreten konnte. "Wundere Dich nicht, ich sehe was zerknauscht aus. Die Sorge hat mich einiges an Schlaf gekostet, aber im Moment ist mit Verrill alles gut und ich versuche etwas Schlaf nachzuholen", gähnte Lin und schnappte sich einen Apfel vom Tisch und verschlang ihn mit wenigen Bissen. "Also worum gehts? Bediene Dich, wenn Du auch was essen willst, dazu kam ich auch nicht", gestand Lin und ließ sich in einen der Stühle plumpsen. Lin reinigte sich mit der Zunge die Zähne und war von einen Moment auf den anderen wieder wach. Seine dunklen Augen fixierten die von Ciel, sehr genau, extrem genau. "Du möchtest mir was sagen stimmts?", sagte er und deutete Ciel an sich zu setzen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Eigentlich wollte ich dir gratulieren«, log Ciel, dem Linhards Blick gar nicht gut gefiel. Wo war überhaupt schon wieder Bellamy? Sobald er ihn das nächste Mal sah, würde er ihm gewaltig auf die Finger klopfen, notfalls mit einer Keule. Ciel überlegte, ob er überhaupt eintreten sollte. »Warum gehen wir nicht ein paar Schritte, vertreten uns die Beine und sehen uns das Welsbecken an?«


    Linhard von Hohenfelde
    "Weil ich müde und hungrig bin, deshalb nicht. Also komm jetzt rein und lass das rumgeeiere", sagte Lin, stand auf und zerrte Ciel in das Gemach. "Du bist doch sonst nicht so ängstlich und mein lieber Schwager, ich weiß was Du mir sagen möchtest. Zumindest kann ich es mir denken, aber so leicht kommst Du aus der Nummer nicht raus. Also ich höre Ciel Felicien de Souvagne", sagte Linhard und starrte auf Ciel herab, ganz so wie Aquila sein Drachenhuhn starren würde.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich hoffe, meine Glückwünsche enden nicht wieder mit einem Dolch im Bizeps«, sprach Ciel mit vornehmer Miene und nahm sich einen Apfel, weil Linhard ihn so anstarrte. Er biss hinein, kaute und machte es sich nebenbei auf einem der gepolsterten Rattanstühle bequem, die bei dem Tisch neben dem Bett standen. »Ich freue mich, dass Mutter und Kind die Geburt gut überstanden haben. Laurie ist ein süßes Kind.« Ciel besah sich den angebissenen Apfel.


    Linhard von Hohenfelde
    "Sind alle vergiftet rede weiter", grinste Lin. Es war allerdings kein bösartiges, sondern ein schelmisches Grinsen mit dem er Ciel kurz bedachte. "Sollen wir vielleicht gemeinsam das alte Herrenhaus besuchen und schauen ob wir noch einen Lich für Dich auftreiben können? Da warst Du gesprächiger und auch mutiger. Ich habe keinen Dolch dabei, ich bin harmlos und unbewaffnet. Du kommst hier nicht weg Ciel, bevor Du es mir ins Gesicht gesagt hast", erklärte Linhard und aß noch einen Apfel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hörte auf zu kauen. Ob es nun ein Scherz war, oder nicht, ihm war der Appetit vergangen. Der angebissene Apfel landete wieder in der Obstschale, die beschädigte Seite nach oben gedreht, damit die anderen Äpfel nicht mit seinem Speichel in Berührung kam. Irgendein Diener würde den Missstand in der Obstschale schon beseitigen. Ciel stand auf, trat auf die Hacken seiner Schuhe, zog die Füße halb heraus und schleuderte die Schuhe dann unroyal in die Ecke. Er warf sich rücklings aufs Bett. »Ich benötige eine Rauchstange, das ist zu viel für mein armes Herz.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Rauchen schadet der Gesundheit und es stinkt, dass hat mir mal ein Prince aus Souvagne erzählt. Du kannst Dich hier gemütlich einrichten Ciel, dass ist kein Problem, es scheint länger zu dauern", erklärte Linhard und legte sich neben Ciel. Natürlich starrte er ihn dabei wieder an, um ihn zum sprechen zu bewegen. Mit einem Zeigefinger malte er Kreise auf Ciels Glatze. "Reeedeee.... redeee... bei Rakshor... rede...", beschwor er Ciel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Natürlich ist rauchen ungesund«, bestätigte Ciel. »Prüfst du gerade nach, an welcher Stelle du mir einen Bolzen durch die Schädeldecke jagen willst? Dabei wollte ich diesmal kultiviert mit dir sprechen, herrje, wir sind Prinzen, Linhard! Reiß dich zusammen und eier hier nicht so herum. Bringen wir es doch einfach auf den Punkt. Das Wichtigste ist doch, dass Mutter und Kind wohlauf sind. Laurie kommt ganz nach ihrem Vater, aber was sind schon Äußerlichkeiten? Genau so gut könnte sie aussehen wie die Trinität, so lange sie nur gesund ist. Und dafür sollten wir alle dankbar sein.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Bin ich aber nicht, weil Du Dich schon wieder weigerst zuzugeben, was Du getan hast. Und ich hoffe bei den Schamhaaren Ainuwars, dass die Trinität nicht der Vater von Laurie ist. Dafür solltest Du auch dankbar sein, nicht wahr? Ja wir sind Princen, dass waren wir auf der Straße auch, als Du Dich geweigert hast aus der Kutsche zu steigen und meine Entschuldigung anzunehmen. Diesmal bist Du dran Dich zu entschuldigen und etwas zu erklären. Gut ich starre nicht mehr, wenn Du sprichst", bot Lin an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel rollte sich auf die Seite. »Einverstanden. Wobei, ich spreche die ganze Zeit, du bist derjenige, der irgendwas sagen will, aber sich drückt.«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard musterte Ciel von der Seite aus. "Ich? Was sollte ich Dir sagen wollen? Du willst mir etwas sagen, aber hast Angst mit der Sprache herauszurücken. Nach all dem was Du Dir schon geleistet hast. Und nach all dem was wir schon gemeinsam erlebt haben, aber gut, Du passt in die Familie. Also doch zum Herrenhaus?", murrte Lin und piekste Ciel mit einem Finger, so wie er Anwolf immer als kleinen Jungen geärgert und auf die Palme gebracht hatte bis er weinte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja, ich wollte dir zu einem gesunden Kind gratulieren, was ich hiermit tue. Du bist also nicht dafür dankbar, dass Verrill und Laurie wohlauf sind, auch wenn Laurie etwas blonder geworden ist, als du es dir vielleicht erhofft hast?« Ciel konnte es einfach nicht aussprechen. »Möchtest du sie deswegen nicht annehmen? Ich wäre bereit, die Schuld auf mich zu nehmen.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Die Schuld auf Dich zu nehmen? Das musst Du nicht Ciel, denn es ist Deine Schuld! Gib es endlich zu. Meine Güte Du bist schlimmer als Veyd bei der Steuerfahndung, Du klammerst Dich an jeden Wortfetzen. Soll ich aussprechen was Ihr beiden getan habt? So leicht mache ich es Dir nicht und Verrill auch nicht. Wir wollen es zu dritt versuchen, Tazio, Verrill und ich, trotzdem werde ich es ihr nicht leicht machen und Dir Ciel... Dir auch nicht", sagte Lin und rollte sich auf Ciel um ihn im Bett festzunageln.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Der zierliche Ciel wirkte winzig unter dem kräftigen Linhard, der nun aus dunklen Augen aus ihm herab starrte. Bellamy würde für seine Abwesenheit nicht nur eine Keule auf die Finger gehauen bekommen, sondern einen Amboss. »Was willst du Verrill denn nicht leicht machen? Zu dritt kann es doch auch schön sein und Tazio hat es dir in seinem Großmut angeboten, er hätte dich auch einfach vor die Tür setzen können.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Ja aber so ist Tazio nicht, er ist ein anständiger Kerl. Und ich denke, er hätte einem Freund gesagt, wenn er dessen Frau schwängert. Aber manche sind da nicht so königlich, sondern ehr zärtlich-princelich nicht wahr? Soll ich es wirklich sagen? Gut dann sage ich es, weil Du es nicht sagst. Du bist der Vater von Laurie. Leugnen zwecklos, ich akzeptiere sie, weil sie von Verrill ist und ich gehe davon aus, Tazio akzeptiert sie aus dem gleichen Grund", knurrte Linhard.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel machte einen langen Arm und streichelte Linhard über das dunkle Haar. »Nein, ich leugne es nicht, wobei es theoretisch sein könnte, dass der Großvater durchschlägt. Das wird man nie wissen, wenn mehrere Väter in Frage kommen. Aber freust du dich denn gar nicht, dass alles so glimpflich abgelaufen ist? Die beiden hätten sterben können, die Geburt war schlimm. Lässt du deine Haare wieder wachsen?«


    Linhard von Hohenfelde
    Lins Gesichtsausdruck wurde milder und er ließ sich neben Ciel ins Bett sinken. "Doch, natürlich freue ich mich darüber, dass es Verrill und ihrem Kind gut geht. Was soll ich sonst sagen? Wir haben dem alten Weg abgeschworen und ich war einer der ersten mit Paps der den neuen Weg beschritt. Laurie hat nicht meinen Groll verdient, sie ist die Unschuldigste von allen. Ob Ihr meinen Groll verdient habt, weiß ich nicht. Aber Du hättest es mir genauso sagen können wie Verrill, aber Ihr habt es nicht getan. Warum sollte man es mir auch sagen? Ich bin nur angeheiratet, hier bin ich nur Prince, das Wort NUR ist der tatsächliche Titel in meinem Leben. Statt von sollte ich nur heißen. Auch gleich, ich wünsche keinem kleinen Kind etwas Schlechtes, ich wünsche niemandem etwas Schlechtes, nur tatsächlichen Feinden. Und dazu zählt Ihr drei nicht. Ihr seid nur feige, aber das ist kein Feindschaftsgrund. Wir werden sehen wie es hier läuft, ansonsten habe ich ja auch noch mein Herrenhaus und die Vogelzucht. So schlimm ist das nun auch nicht und ich habe Paps und Aquila", antwortete Linhard und stopfte sich einen Deckenzipfel hinter den Kopf. "Ja im Moment lasse ich sie wieder wachsen", erklärte er und strich sich über die Haare.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Aber du hast es doch gewusst. Wir haben es dir erst danach mitgeteilt, aber doch, du warst im Bilde. Dass eine einzige Nacht gleich Früchte tragen würde, wer konnte das ahnen? Ein Jahrzehnt mit Melville hat das nicht bewirken können, was eine einzige Nacht mit mir vielleicht bewirkt hat«, stöhnte Ciel. »Außerdem stehe ich vor dem selben Problem, schau dir Remy an, was der mit meiner Frau anstellte! Du bist also nicht der einzige Leidtragende hier.« Ciel rechnete zurück. »Müsste es nicht bei den beiden auch langsam so weit sein?«


    Linhard von Hohenfelde
    "Melville durfte da nicht ran, der durfte seinen Prügel nicht in den Honigtopf tauchen. Die Ehre gebührte nur Dir und mir. Also was sollte Melville da schon bewirken? Wer weiß wie sie sonst miteinander gespielt haben? Ich kann es Dir nicht sagen, denn Verrill sagte mir auch nichts. Ich würde am liebsten über sie vom Leder ziehen, aber das werde ich nicht. Da ich sie liebe und nicht so über sie reden will. Ich bin nur verdammt wütend, wieder einmal. Ja Deine Ex wird auch bald entbinden, Remys Zauberstab wirkte Wunder. Er hat sie nicht nur verzaubert, er hat auch noch wesentlich mehr getan. Schon seltsam ausgerechnet der Mönch und die Tochter sind die ersten mit den Kindern. Gut Greg ist ja dabei, weil er mit dem Mönch für den Erhalt der Linie sorgte. Nur Dreux hat so ein Glück wie ich. Vielleicht sollte ich Dreux heiraten", lachte Linhard.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Dieses Monstrum hat auch nichts in so einer zarten Öffnung verloren. Eigentlich hat er in überhaupt niemandem etwas verloren, dieses grobschlächtige Monumentalglied sollte man nur äußerlich bewundern. Wie konnte Verrill sich nur daran erfreuen! Glücklicherweise sind wir viel schöner, nicht wahr? Wenn dir Dreaux gefällt, frage ihn doch einfach, mehr als dass er einen Schreikrampf bekommt oder einen Lachanfall wird nicht geschehen, da du zur Familie gehörst.« Ciel blinzelte freundlich.


    Linhard von Hohenfelde
    "Du vergisst er ist Archi-Duc, Mitregent, er wird mich auf den Block schicken. Aber wie sagte Archibald immer? Kopfschmerzen wird man auch los, indem man den Kopf abschlägt. Nein Melville hatte sich von Greg fernhalten sollen, jedenfalls für einige Jahre. Was Greg mit zarten 16 Jahren macht ist seine Angelegenheit, aber wann fing das an? doch viel früher. Ja ich denke Dreux würde schreien und lachen. Schöner als Melville? Na alle male", grinste Lin zurück.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich weiß gar nicht, wann das mit den beiden anfing, ich glaube, Verrill war 12 oder sogar noch jünger! Und dann dieser Korgox!« Ciel schüttelte den Kopf. »Warum sollte Dreaux dich auf den Block schicken? Wo ist überhaupt Jules oder hat Tazio eigene Himmelsaugen oder etwas Vergleichbares?«


    Linhard von Hohenfelde
    "Ein Himmelsauge wurde mitgeschickt um den Kontakt zu halten, Aurelien heißt der Mann. Er ist das Bindeglied zwischen uns und Souvagne. Also unser Bote Ciel. Mit 12 Jahren, der hatte sich wohl nicht im Griff. Oder hat Verrill das bewusst getan, damit sie von Benito wegkommt? Sprich über Melville um Hilfe gerufen? Das wäre ja auch möglich, nur redet er über sowas ganz selten. Versätndlich, wer geht mit solchen Problemen hausieren, aber einigen sollte sie sich schon offenbaren. 12 Jahre, dafür sollte man ihn aufknüpfen", sagte Lin ernst.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel sah Linhard schockiert an. »Warum lebt der Mann überhaupt noch? Vater weiß doch davon! Ob er mit diesem Ring zusammenhängt, den der Stählerne Lotos ausgehoben hat?« Ciel wurde auf einmal ganz flau im Magen.


    Linhard von Hohenfelde
    "Ich denke nicht, aber Verrill könnte das vielleicht wissen. Sprich sie könnte wissen ob sie stets allein mit Melville war, oder ob da andere ältere Kerle samt Begleitung gewesen sind. Vielleicht hat sich auch gedacht, dass er sie beschützt, wo sonst niemand was mitbekommen hat. Denn wenn Melville in der Nähe war, hat sich Benito nie gezeigt. Bei mir hat er da in erster Zeit keine Rücksicht drauf genommen. Vielleicht er vor dem Pyro Respekt?", fragte Lin und schaute mit dem gleichen unguten Gefühl Ciel an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wo ist dieser nichtsnutzige Auri, er wurde herbeordert, um sich nützlich zu machen«, erboste sich Ciel, obwohl er wusste, dass die Klage ungerecht war. Aurelien konnte schließlich zwar Gedanken lesen, aber nicht hellsehen. »Man rufe den Mann! Wen kontaktieren wir, Benito selbst? Melville? Ich denke, Verrill sollten wir dazu nicht behelligen, sie hat gerade ganz andere Gedanken.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Ich würde sagen wir reden mit ihr persönlich, allein schon wegen Laurie. Sie soll nicht so etwas durchmachen. Wobei ich denke, dass Tazio seine schützenden Hände über sie halten wird. Nun Dein Vater hat das auch, aber Benito hat ihn schlichtweg belogen. Warum er verschont wurde ist klar, bei seinen Fähigkeiten. Er kann Wiedergutmachung leisten. Er war auch hier bei der Geburt. Lass uns mit ihr reden gehen", gab Lin zurück.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Dass Tazio so etwas dulden würde, ist zu bezweifeln. Ich glaube, er ist im Zweifelsfall noch konsequenter als Papa, der sich auch von Mördern und Sittenstrolchen beschwichtigen lässt, wenn sie ihm nur gebührend das Zepter verwöhnen. So sollte man nicht über seinen Vater reden, aber das regt mich auf. Mit Benito habe ich gesprochen und er leistete Buße und leistet sie noch immer. Jeder, mit wenigen Ausnahmen wie Remy, hat eine zweite Chance verdient. Und so wie es aussieht, nutzt Benito seine. Er hat nun einen Mann gefunden und sie adoptieren vielleicht gemeinsam eine gequälte Seele. Was tut Melville zur Wiedergutmachung? Er setzt mich, einen Prince, der es gut mit ihm meinte, in Flammen!« Ciel sprang auf und gab gleich barfuß den Weg vor.


    Linhard von Hohenfelde
    "Keine Ahnung von wem sich Dein Vater das Zepter verwöhnen lässt, aber meine erste Vermutung wäre Fabien. Er betüddelt Deinen Vater nicht nur wie einen Herrn, er verhätschelt ihn wie einen 170cm hohen Säugling. Da ist mehr Gefühl hinter, als man sonst sieht. Benito ist unhiemlich, aber auch unheimlich gut in seinem Beruf. Dass muss man ihm lassen. Trotzdem besteht Verrill auf Dantoine. Ich kenne ihn noch von früher, also er ist einer der besten Heiler die ich kenne. Melville hat Dich angesengt? Nun das würde ich nicht als Buße bezeichnen Ciel", antwortete Linhard und folgte Ciel umgehend auf dem Fuße.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Als Ciel und Linhard gemeinsam Ihr Krankenzimmer betraten, staunte nicht nur Verrill schlecht, sondern auch Dantoine. Nicht darüber dass Gregoire Besuch bekam, sondern wie die beiden herumliefen. Es schien extrem eilig zu sein, denn beide waren barfuß und sahen etwas zerknautscht aus. "Was ist denn mit Euch los?", hakte Verrill nach und setzte sich mit Hilfe von Dantoine auf. "Ist alles in Ordnung?", fragte sie besorgt, während Dan sie sachte losließ und sich vor Ciel und Linhard verneigte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Hallo Verrill, Dantoine«, grüßte Ciel, dem gerade nicht nach Formalitäten zumute war. »Ist Laurie bei ihrer Amme? Wir möchten kurz mit dir allein sprechen.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Nein sie ist hier, sie schläft gerade. Dan sei so gut und geh eine kleine Runde mit ihr spazieren", bat Verrill. Der Heiler nickte, nahm behutsam die kleine Laurie aus dem Bettchen und ließ die drei allein. Linhard schloss vorsichtig hinter ihm die Tür. "Danke. Worüber möchtet Ihr denn mit mir reden?", fragte Verrill und rutschte so, dass sie beide sich aufs Bett setzen konnten.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel beobachtete mit Argusaugen, wie der Heiler sein Kind hochnahm, wobei er das Köpfchen stützte, Laurie an sich drückte und den Raum verließ. Wohl war ihm nicht dabei, aber er ging davon aus, dass er nicht unbewacht gehen würde, sondern die Pretorianos und ein Heer von Magiern für die Sicherheit des winzigen Prinzesschens sorgen würden. »Erstens«, sprach Ciel und wandte sich wieder Verrill zu. »Linhard und ich sind noch Freunde. Linhard möchte Laurie anerkennen. Ob das überhaupt Sinn macht, weiß ich nicht, bisher musste ich mich mit dergleichen nicht befassen und werde dazu noch mit Papa reden. Zweitens«, er setzte sich, »möchten wir mit dir noch einmal wegen Melville reden, wenn du gerade dazu bereit bist. Keine Sorge, wir möchten nicht streiten, wir haben uns nur gefragt, wie alt du überhaupt damals warst.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verrill drückte Ciel und Linhard liebevoll und sanft an sich. "Ich wollte es Dir nicht sagen Linhard, damit Ihr während der Schwangerschaft nicht aneinander geraten würdet. Ja Laurie ist Ciels Kind, sie ist in Liebe gezeugt. So wie ich Dich und ihn liebe, so wie ich Tazio liebe. Ich halte mein Wort und meinen Schwur Tazio und Dir gegenüber. Ciel habe ich es gesagt, gleich was wir empfinden, mit dem Ja-Wort gehöre ich allein Tazio und Dir. Tazio ist anders, ruhig, ganz nah, seine Stille ist pure Nähe und bei ihm fühlte ich mich das erste Mal angekommen. Ich war ohne Angst, ich kam mit Dir hier an Linhard und ich fühlte mich sofort wohl. Und nun bin ich selbst Teil von Ledwick. Mit Tazio war es auf einmal klar, dass ich es genauso eng und nahe möchte. Mit Taz und Dir Lin, Du bist nicht vergessen Ciel aber Du bist der Ehemann von Fran und sie braucht Dich. Sei Ihr genauso nah, Ihr und Deinem Ferrau. Ich hoffe Ihr versteht das richtig, was Tazio mir geschenkt hat. Also bitte streitet Euch nicht, Ihr wisst doch es war eine Zeit es Umbruchs und nichts geschah gegen den Willen eines anderen. Und Ihr beide, Ihr wart Euch auch näher als es sich geziemt. Oder hattet es zumindest vor. Bitte keinen Streit und keinen Groll. Keine Sorge, ich sehe Eure Blicke, Dan wird gut auf Laurie aufpassen. Er geht nicht allein, er nimmt Leibgardisten mit, sie folgen Laurie eh. Melville? Damals beim ersten Mal war ich 12 Jahre alt. Warum interessiert Euch das und was hat Mel mit Laurie zu tun? Denkt Ihr sie ist von ihm? Das ist sie nicht", sagte Verrill und nahm sich ihr Glas Wasser und einen Schluck zu trinken.



    Ciel Felicien de Souvagne
    »Waren wir uns nahe?«, fragte Ciel Linhard mit einem spitzbübischen Schmunzeln um die Mundwinkel. »Ich glaube, nur beim Ritt mit dem Cockatrice saßen wir hintereinander, sonst immer brav nebeneinander. Also bitte, Verrill. Was Melville betrifft, fragen wir uns, warum er seinen hakennasigen Kopf noch auf dem Hals und seinen Koloss am Unterleib hat. Gegen Tazio hege ich keinerlei Groll, aber ein wenig Wehmut wird gestattet sein. Selbstredend begegne ich der Ducachessa mit dem gebotenen Respekt und der gebührenden physischen Distanz.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Ja das habe ich gespürt, wie schnell Du weggezuckt bist, bei der Umarmung", lachte Verrill leise und strich Ciel über den Rücken. "Du weißt wie es gemeint ist. Warum Melville noch lebt? Weil er nichts verbrochen hat, warum soll er umkommen? Nur weil Ihr beiden eifersüchtig seid. Lin hatte vor mir auch Sexpartner und Melville war für mich da. Das habe ich Dir glaube ich sogar einmal erzählt. Dass er Benito fernhält. Nun er hat mir einst sogar einen Heiratsantrag gemacht, aber ich wollte nicht Nummer irgendwas sein und ich kann mir schließlich aussuchen wen ich heirate bei meinem Stand. Drum lehnte ich ab. Ja natürlich wart Ihr immer brav, das glaube ich Euch aufs Wort", grinste Verrill. "Mir geht es schon was besser", fügte sie an und sie sah auch wirklich nicht mehr ganz so blass aus.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich freue mich, dass es dir besser geht«, antwortete Ciel und strich ihr mit der Oberseite seiner Finger über die magere Wange. »Es war im gegenseitigen Einvernehmen, aber du warst ein Kind, bei Ainuwar. Er war schon damals ein alter Mann mit einem gewaltigen Körperbau!«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verrill nickte und schaute auf ihre Hände. "Ja das war er, er ist nicht klein und er ist nicht gerade leicht gebaut. Wir mochten uns, dass steht außer Frage. Aber was wir mochten, könnte man hinterfragen. Für mich war er mein erster Partner und er war mein Beschützer. Ich weiß es nicht, vielleicht hat er meine Situation ausgenutzt. Möglich ist aber auch, dass er es ehrlich meinte. Er hat mir nie einen Grund gegeben, dass ich ihn fürchten musste. Genauso gut ist es möglich, dass es wie ein Handel war. Ja Du hast Recht, ich war klein und dumm, andere sind das auch Ciel. Du weißt wie sehr ich Benito gefürchtet habe. Frag Fran, ich war froh wenn Mel da war. Nur Paps mochte ihn nicht, er fand ihn zu aufdringlich. Hätte er gewusst was Mel und ich taten, hätte er ihn wohl nicht nur aufdringlich gefunden. Ich weiß was Paps getan hat, als er es herausgefunden hat. Du hast es ihm gesagt und er hat Melville zusammengeschlagen. Er hat mich aber nicht geraubt", erklärte Verrill, während Lin sich ganz dicht neben sie hockte und ihr Wasserglas festhielt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ein Handel also. Heißt das, er wusste, was Benito dir antat? Melville wurde zusammengeschlagen, weil er mich verbrannte, bist mein Gesicht Blasen schlug und mir die Haut vom Fleische schmolz!«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Ich wollte es ihm immer sagen, aber ich habe es nur angedeutet. Was er wirklich wusste war, dass ich Angst vor Benito hatte. Wieso hat er Dich derart angegriffen Ciel?", fragte Verrill bestürzt und lehnte sich an Lin an. Dabei nahm sie Ciels Hände in ihre. "Wer hat Dich geheilt? Sag nicht Benito, das wäre ja ein Hohn. Wenn Melville Dich töten wollte, hat er eine andere Strafe verdient. Was war da los?", hakte Verrill nach und massierte seine Finger.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Dann ist die Frage, wenn er wusste, dass du Hilfe benötigst, warum half er nicht, indem er dir half, deine Angst vor dem Sprechen zu überwinden? Warum war er nicht der Mann, der er dir hätte sein müssen, wenn er sich schon als solcher aufspielt, und informierte unseren Vater? Das ist kein Handel, das ist ein Verbrechen, was er tat, denn dich hätte jeder andere auf ganz alltäglichem Wege schützen können. Er hat deine Notlage ausgenutzt. Melville verbrannte mich aus Zorn, da ich ihm mitteilte, dass Dunwins Geist von seinem Sohn besitz ergriffen hatte.«


    Linhard von Hohenfelde
    Lin schaute Ciel an und nickte bestätigend. "Da hat Ciel völlig Recht, er hat Dich allein beschützt, zu welchem Preis? Und warum er die Gefahr für Dich nicht beseitigte ist klar Verrill Maus. Hätte er die Gefahr gebannt, dann hättest Du keinen Grund mehr gehabt, Dich bei ihm auf die Art zu bedanken. Also ließ er es so laufen, weil es bequem für ihn war. Entweder Du heiratest ihn und bist dann ganz sein Eigentum, oder eben nicht und er kann ab und an etwas abstauben. Solange er nicht da ist, ist der Rest Dein Problem. Das ist keine Hilfe, da fragt man sich wer schrecklicher ist. Benito oder Melville der Benitos Taten für sich nutze. Halt Dich bitte von ihm fern, ich werde mit Tazio reden, dass dieser Kerl hier nichts verloren hat", warf Linhard ein.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel wurde einen Moment lang von einer Welle tiefen Hasses überrollt. Aber er hatte auch Melville nicht vergessen, die Verluste, mit denen dieser zu Tode einsame Mann sein Leben lang zu kämpfen hatte. Benito hatte eine zweite Chance bekommen. »Auch Melville hat eine zweite Chance verdient«, fand Ciel. »Aber wie sieht es aus mit seiner Buße? Was tut er, um Wiedergutmachung zu leisten?«


    Linhard von Hohenfelde
    "Zuerst wäre es gut, wenn er um Verzeihung bittet und sich erklärt. Und dann sollte er zahlen, er sollte Schwache unterstützen, vielleicht ein Heim. Wobei nein, besser kein Heim, er sollte dafür Zahlungen leisten, aber nicht über ein Heim verfügen. Das würde mir nicht gefallen.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verrill nickte zustimmend. "Die Heime sollten in die Hand der Krone. Das war meine Idee, ich hatte sie sogar einst einmal mit Bellamy besprochen. Er könnte einen Teil dazu beitragen, allerdings solltest Du dann die Planung übernehmen oder sie Dreux oder Paps geben. Du hast den Ring aufgelöst, sowas soll nie wieder geschehen Ciel", bat Verrill und rutschte im Bett runter. "Legt Euch zu mir, bleibt ein bisschen hier", bat sie inständig.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Oh, ich besser nicht«, antwortete Ciel schmunzelnd. »Aber ich setze mich ein wenig zu euch.« Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich damit an Verrills Kopfende. »Den Ring habe nicht ich aufgelöst, das war Vendelin von Wigberg. Ich habe nur einen letzten Rest ausgehoben, der davon noch übrig war. Wobei ich mich frage, ob er von diesem Rest nicht wusste.« Er kraulte Verrill sanft das Haar. »Melville darf die Heime gern finanzieren, aber ich lasse ihn keinen Finger dafür rühren. Vielleicht fällt mir noch eine geeignetere Buße für ihn ein. Wir jagen noch immer einen Lich und unsere Linse für den Seelenbrand ist, wie es aussieht, abgesprungen. Aber darüber sprechen wir ein andermal. Schlaft nun, Ducachessa di Levicco.« Ciel gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Und Gemahl.« Auch Linhard bekam ein Küsschen auf die Stirn gedrückt.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Das kann ich Dir nicht sagen, aber Du wirst jemanden finden, dem Du voll und ganz vertraust Ciel. Beauftrage ihn damit. Ich mag es, wenn jemand anwesend ist, wenn ich schlafe. Daran gewöhnt man sich schnell. Ich versuche zu schlafen", antwortete Verrill und küsste Ciel ebenfalls auf die Stirn und Lin einen Moment später auf den Mund. "Ruht Euch aus und vernichtet meine Kekse", sagte sie glücklich und mummelte sich ein.