Kapitel 25 - Dunkler Seelenbund

  • Dunkler Seelenbund

    Diese Finsternis war mehr als die Abwesenheit von Licht. Als Bluthexer sickerte sie wie übles Gift durch Ciels Wahrnehmung. Sie war greifbar, sie war Materie, sie stank nach Fäulnis und Verderbnis. Es war eine abartige Form von Leben, das sich vom Tode nährte und er konnte es sogar auf seiner Zunge schmecken wie ein benutztes Leichentuch. Und inmitten des wabernden Miasmas stand oder schwebte - so ohne Weiteres war das nicht zu erkennen - der Herr der Dunkelheit, der Angst und des Schmerzes selbst, Dunwolf von Hohenfelde, den Ciel nicht töten würde. Nicht jetzt. Irgendwann - vielleicht, wenn es ihm denn gelang.


    "So gehen wir den Bund denn ein, um ein noch größeres Unheil zu vernichten", sprach er laut und fest.

  • Linhard wusste nicht was er zu all dem sagen sollte. Dunwolfs Nähe war anziehend und abstoßend zugleich. Lin dachte an eine Motte. Genauso fühlte er sich. So wie die Motte vom Licht angezogen wurde und Gefahr lief, darin zu verbrennen, so fühlte er sich von der Finsternis Dunwolfs angezogen. Wohlwissend, dass sie ihn verschlingen würde, sobald er sich in ihre Umarmung begab.


    Ein Pakt mit Dunwolf bedeutete den eigenen Untergang. Gleich wie freundlich er wirkte, ungeachtet wie sehr er einem beistand, all dass wurde im Zweifelsfall bedeutungslos. Dazu bedurfte es nicht einmal einer Gefahr für Dunwolf selbst, es reichte eine seiner Launen. War Dun einer Person überdrüssig, ließ er sie fallen. Andere wiederum knüpfte er zum Spaß auf, oder sah darin eine persönliche Herausforderung. Seinen ureigenen Sport - Mord.


    Wieder andere umgarnte er wie ein Liebhaber, charmant selbst in dieser widerwärtigen Gestalt. Aber man durfte nicht vergessen, wer diese Wesenheit war. Nichts tat sie ohne Hintergedanken, so weitreichende Hintergedanken dass ein Normalsterblicher nicht annähernd abschätzen konnte, welche Ränke er schmiedete oder an welchen Fäden er gerade zupfte.


    Sein Interesse galt ausschließlich ihm, bestenfalls konnte man für sich selbst etwas herausschlagen, wenn man ihn ein Stück des Weges begleitete. Nur die Lossagung, dass war das Problem. Wer sich einmal in die messerscharfen Klauen von Dunwolf begeben hatte, blieb in der tödlichen Umarmung gefangen.


    Dunwolfs Finsternis und die damit verbundene Gefahr, hatte ihren ureigenen Reiz.

    Niemand wusste das besser als ein Hohenfelde.


    Linhard schaute Ciel rückversichernd an. Ein Blick, eine wortlose Frage die alles beinhaltete....

    willst Du Dein Leben geben?

  • Das Licht um sie herum verblasste, Ciel und Linhard fühlten sich, als wäre alles in der Wirklichkeit ein Stück zur Seite verrückt. Die Wahrnehmung wurde unscharf und es stahl sich Dunkelheit in ihr Blickfeld, so als würden ihnen jederzeit schwarz vor Augen. Als würden sie das Bewusstsein verlieren...

    Doch sie verloren es nicht...


    Nebel stieg in grauen Schwaden vom Boden auf, verdichtete sich und verschlang ihre Beine bis zu den Knöcheln....

    Kalt... unsagbar eisig war die Berührung der Schwaden, die sich regelrecht um ihre Knochen zu klammern schien...


    Es wurde finsterer, das Licht wurde absorbiert, der Nebel wurde dunkler, fester, greifender und kälter... auch wenn sie das nicht für möglich gehalten hätten...


    Dunwolf selbst schien sich in den Schwaden des Zwielichts aufzulösen, wurde Teil der Erscheinung und dennoch blieb er als Wesenheit bestehen. Sein Gesicht, die Fratze mit den messerscharfen Zähnen, nur noch Milimeter von Ciels eigenem Antlitz entfernt. Für einen Sekundenbruchteil sah Ciel in das Gesicht, das Dunwolf zu Lebzeiten getragen hatte. Augen so hell und blau wie Gletschereis.... und ebenso frostig...


    Lippen, so trocken wie tödlich pressten sich auf seinen Mund und Ciel Welt stürzte vor nie dagewesenem Schmerz in sich zusammen....


    Der Prince fühlte wie etwas nach ihm griff, seinen Kiefer unnatürlich weit aufzwängte und dann war es in ihm, in seinem Kopf... ein Schlag ein Schaudern.... Schmerz als hätte ihm jemand kochende Säure ins Hirn geschüttet...

    In seinen Gedanken ein fremdes, wohliges Stöhnen... der Auftakt.... das Vorspiel... von dem jeder einschließlich er gehofft hätte es wäre schon das Finale....


    Ciel stürzte zu Boden, kroch mit unnatürlich ungelenken Bewegungen über den Boden. Schrie und wand sich unter einer Macht, der er keinen Einhalt gebieten konnte... er besudelte sich vor Pein, richtete sich auf allen vieren auf und erbrach schwarzen, zähflüssigen Schleim in dem seltsam weiße Punkte wirbelten... Sterne am Nachthimmel?

    Er lachte.... es lachte... sie lachten....


    Erneut riss ihn der Schmerz fort, seine Knochen wurden zermalmt, er war nur noch eine breiige, rote, matschige Masse die vor Schmerz und Extase verzückt über den Boden kroch, schrie, wimmerte, lachte und vor animalisch-perverser Lust stöhnte und sich selbst wie im Wahn den Schritt massierte....


    In einer grotezken Bewegung kam er mit Schwung auf die Beine und spritzte gegen die Wand... schwarze Saat ausstreuend... und wieder dieses Lachen.... Er lehnte sich weit nach hinten, weiter als es ein natürlicher Körper konnte und übergab sich in einem hohen Schwall, bei dem er noch den Flugbogen bewunderte....


    Er riss auf... platzte auf wie ein zu lang gekochtes Würstchen... wie ein zu kleines Kleid, in das sich ein Mann hineingeqeutscht hatte, für dessen Statur er nicht gemacht war.... Seine Augäpfel kochten und routierten in ihren Höhlen... Er verlor die Orientierung.... oben, unten, links, rechts, alles war bedeutungslos... nichts gab ihm Halt in dieser Zwischenwelt in der er hineinstürzte....


    Er schlug auf.... sein Atem setzte aus, Blut lief ihm aus Nase, Mund, Augen und Ohren.... schwarzes Blut....

    Dann war es vorbei, seine Sinne schwanden... sammelten sich neu und er schnappte wie ein Neugeborenes nach Luft...


    Dunwolf war verschwunden.

  • Ciel begann am ganzen Körper zu schlottern. Grauen und Lust hatten mit seinem Körper ein Inferno veranstaltet, Tränen und Schleim tropften aus Augen, Nase und Mund. Seine Kleider waren von seinen Körpersäften und irgendetwas Unaussprechlichem besudelt. Ungelenk versuchte er, sie auszuziehen. So widerlich konnte und wollte er nicht aussehen, er musste ein anständiges Erscheinungsbild wieder herstellen! Anständig kam von Stand ... er war von Stand, er war Prince und ganz gleich, was dieses Wesen getan hatte, er würde wieder wie einer aussehen! Als er nackt war, betrachtete er seinen schmutzigen Körper angewidert. Er brauchte sofort ein Bad, aber nicht in einem Zuber, sondern im Meer, um die schwarze Substanz nicht nur zu verdünnen, sondern wirklich loszuwerden! Wo war Dunwolf geblieben? War er ... in ihm?


    "... Lin ...", flehte Ciel.

  • Linhard stand ganz in der Nähe und beäugte Ciel mit einer Mischung aus Faszination und Misstrauen. Er hatte einem Schauspiel beigewohnt, von dem er nicht sagen konnte, was er dort gesehen hatte. Lin war alles andere als zimperlich, er entstammte einer Familie, die das Wort nicht einmal kannten, genausowenig wie Mitleid.


    Und Dunwolf... Dunwolf war einer von ihnen.

    Nein das war falsch. Sie waren welche von ihm... er war vor ihnen da, weit länger existent als ein anderer Hohenfelde zuvor und zu einem Gott aufgestiegen.


    "Ciel", antwortete Linhard und hoffte, dass von seinem Freund noch etwas übrig war.

  • "Ja, ich bin es", sagte Ciel nun etwas fester. "Bring mir etwas zum Umhängen, ich möchte im Meer baden. Ich fürchte, eine Waschschüssel oder ein Zuber genügen nicht. Wo ist Dunwolf, wie funktioniert diese ominöse Seelenverbindung eigentlich? Ich spüre nichts! Hat es funktioniert? Oder wurde er von meiner überlegenen Bluthexerei vernichtet bei dem Versuch?"

  • Linhard schnaubte durch die Nase, ein Geräusch bei dem Ciel nicht sagen konnte ob Lin belustigt war oder angefressen.


    "Vernichtet? Glaub mir, Dunwolf ist nicht vernichtet. Er hat Dich geküsst... fest, gewaltig fest und seine Zähne haben sich dabei in Dein Gesicht gegraben. Und dann... nun er löste sich von unten her auf. Es sah so aus, als stieg der Nebel in ihm selbst empor. So als rollte er sich nach innen auf und wurde dadurch kleiner....


    Das was unten verschwand pumpte er während des Kusses in Dich von Mund zu Mund hinein...

    Anders kann ich es nicht beschreiben. Dabei wurdest Du immer durchscheinender und dunkler. Ein schwarzes Geflecht breitete sich wie ein wuchernder Pilz über Deinem Körper aus und Du fingst an schwarz zu bluten....


    Ganz zum Schluss verschwand sein schwarzer Haarschopf in Deinem Rachen...

    Ich dachte es wäre vorbei, aber dann ging es erst richtig los. Du hast getobt und gewütet, geschrieben, gekotzt und Dir einen gehobelt als wärst Du durchgedreht und dann bist Du zusammengebrochen...


    Also nein, er ist nicht weg und schon gar nicht vernichtet", antwortete Linhard und reichte Ciel eine Decke als Umhang.

  • "Igitt, ich sollte mich schämen", sprach Ciel voller Ekel. "Oder besser Dunwolf, solch ein entwürdigendes Theater zu veranstalten. So ist er nun in meinem Magen? Oder hat er sich gänzlich ausgebreitet in meinem Leib? Dunwolf, wo bist du", verlangte Ciel großspurig zu wissen und schlang die Decke um seinen Körper.

  • Ciel spürte wie sich sein Kopf in den Nacken riss und er nach oben starrte. Sein Körper gehorchte ihm nicht mehr, stocksteif stand er da, dann ging er langsam auf die Knie.... weiter und weiter bis er spürte wie sie schmerzhaft auf den Boden aufschlugen. Sein Gesicht wandte sich nach vorne und seine Stirn hämmerte mit Wucht auf den Boden.


    `Stets bei Dir mein kleiner Liebling, fest in Deiner Seele verankert... oh... meiner Seele, Du gehörst ja nun mir... Wo sollte ich denn sonst sein?´, antwortete Dunwolf liebevoll in Ciels Gedanken.

  • Linhard sprang an Ciels Seite und zerrte ihn wieder auf die Beine.


    "Ciel meine Güte, was ist mit Dir? Was tust Du da?", fragte Linhard. Etwas hatte sich in seine Stimme gestohlen, das Ciel noch nie gehört hatte - Panik.

  • Ciel rechnete es Linhard hoch an, dass er ihn anfasste, um ihm zu helfen trotz seines erbärmlichen hygienischen Zustands. "Das war Dunwolf", erklärte er. "Um zu zeigen, dass er Macht über mich hat. Er sprach in meinen Gedanken zu mir, er steckt in meiner Seele, wo er sich verankert hat. Insofern ist alles gut, die Verbindung hat funktioniert. Begleite mich zum Bade, danach lasse ich mich von Ferrau neu einkleiden und zum Kampf rüsten. Ich werde Horatio aus unserem Palast jagen!" Er drehte Linhard den Kopf zu. "Ich frage dich nicht, ob du mich begleiten möchtest, denn der Kampf wird sehr gefährlich."

  • Linhard hakte Ciel unter um ihn hinab zum Hafen und dann zum Meer zu führen. Er ging ganz vorsichtig, so dass Ciel erstmal wieder ein Körpergefühl bekommt.


    "Habt Ihr keinen Bund? Ihr habt einen Pakt geschlossen, Ihr kämpft Seite an Seite Ciel. Ihr solltet versuchen Euch zu respektieren, Du Dun und Dun Dich, sonst endet es vermutlich für Euch beide fatal. Stell Dir vor so ein Kräfte- und Machtmessen erfolgt im Kampf gegen Horatio, er knüpft Euch beide auf!


    Ich bin wie immer an Deiner Seite, dass weißt Du. Wir haben unsere Reise vor langer Zeit gemeinsam begonnen und wir gehen sie auch bis zum Schluss. Dafür sind Freunde da Ciel. Nebenbei Du hast Fran und Ferrau Zuhause gelassen, sie sind doch gar nicht dabei. Julien ist hier, er kann Dich auch waschen", grinste Lin schief.

  • `Wahre Worte von unserem Linhard. Weißt Du wie Du in den Tempel des Lichts gelangst Ciel?

    Meine Schlüsselmeister werden Dich unterstützen.... rede mit ihnen... Justinian ist in der Nähe...


    Eines noch, mein verlorenes Wölfchen sammelt... Artefakte, Personen und Wissen die mir... uns schaden können....

    Das Grauen.... Hector.... war unser treuester Anhänger.... er wird es wieder werden.... er ist verwirrt und...

    nun sagen wir leicht enttäuscht?....


    Justinian ist es nicht... er ist treu, loyal, zuverlässig und steht seinem Vater in fast nichts nach...

    Nur ist er jung... er hat Dein Alter.... Sprich mit ihm... er wird uns beistehen und Dir dienen.... gleich was Du benötigst...

    Deine Schwester sollte den Tempel für den siebten Schlüsselmeister öffnen.... wieso öffnet sie ihn nicht für Dich?


    Blut singt zu Blut, sie soll Dir... uns beistehen....

    Sie ist die Mutter Deiner Kinder... sie ist der Schlüsselmeister des Lichten! Welches ihrer Kinder ist wie sie? Holen wir es!´, verlangte Dunwolf.

  • "Danke, Linhard. Dann soll es so sein." Insgeheim war Ciel froh, dass sein Freund ihn begleiten würde auch in diesem Kampf. Selten lächelte Ciel, doch nun tat er es, ehe er sich abwandte, die Tür öffnete und hinaus spatzierte. "Julien soll mich so besudelt nicht berühren, ich habe entschieden, mich selbst zu ..."

  • "HERR", schrie Nathan steinerweichend. "Keine Sorge, ich helfe euch!" Ciel wurde sofort zum Strand bugsiert und sehr gründlich und liebevoll gewaschen.

  • So hatte Ciel Zeit, ich gedanklich an Dunwolf zu wenden. Er machte sich keine Illusion darüber, dass mit Dunwolf kein wirkliches Bündnis auf Augenhöhe möglich war. Sobald er sein Soll erledigt hatte, würde Alexandre sich darum kümmern.


    ›Ihre Kinder sind auch meine Kinder und sie alle sind vom Blut der Familie. Ich kann und werde keinen Souvagne an die Schlachtbank liefern außer mich selbst. Sie öffnet mir die Tür nicht, weil ich ihre Hilfe verweigerte. Doch nun werde ich sie annehmen. Zunächst werden wir also Justinian suchen. Hector hat kürzlich gemeinsam mit seinem Sohn, seinem Gefährten und Timotèe das Schiff verlassen. Aber ich weiß nicht, wie ich sie finden soll da draußen in der Wildnis.‹


    Er drehte das Gesicht vielsagend zu dem beschaulichen und leicht verlotterten Hafenstädtchen Schwalbingen.

  • Linhard begrüßte Nathan mit einem freundlichen Knuff. Er war da, wenn man ihn brauchte.


    "Danke für Deine Hilfe Nathan. Sicher ist es so, hast Du daran gezweifelt? Was sind unsere nächsten Schritte? Und wie willst Du gegen Horatio vorgehen? Licht oder Schatten, vielleicht hat das eine Bedeutung bei der Wahl der Waffen. Du hast den Dolch geschenkt bekommen. Aber ich vermute, er kann Horatio nicht verletzen. Wir benötigen sozusagen ein Gegenstück, einen Dolch von Dunwolf. Leider habe ich meinen Dolch der Finsternis Tazio gegeben. Eigentlich aus einer guten Überzeugung heraus, da ich Iriving damit gepiekst hatte.


    Aber jetzt könnten wir so einen Dolch gebrauchen. Besser noch als ein Dolch wäre ein Schwert, denn für einen Dolch muss man nah genug an Horatio herankommen. Und Du kannst Dich dort nicht in den Schatten verbergen, ich vermute in seinem Tempel des Lichts wird es keine Schatten geben", sagte Linhard.


    "Grüße... Wo Licht ist, dort ist auch Schatten", warf eine heisere Stimme ein, die der von Hector ganz ähnlich klang. Ein klein wenig höher und melodischer, wie die eines Alben.


    Linhard drehte sich in einer extrem schnellen fließenden Bewegung um und hatte zeitgleich sein Schwert herausgerissen. Die Waffe wurde in der gleichen Sekunde von einem Jian zur Seite gelenkt.


    "Ich bin hier um zu helfen, mein Meister rief mich zu sich", erklärte Justinian und nickte Richtung Ciel.

    "Mein Gebieter", grüßte er ehrfürchtig.


    `Er wird Dich führen und Dir zur Seite stehen, Justinian Schlüsselmeister des ersten Nestes, Sohn von Hector. Sein Schwert, seine Waffen, sein Wissen gehören Dir in dieser Schlacht. Er wird uns wie alle anderen Schlüsselmeister und Beißer zur Seite stehen, ebenso wie die Grauen´, plauderte Dunwolf in Ciels Gedanken.




  • "Wertvolle Einwände, Linhard! Ich weiß nichts über Horatio aber als Lich wird er keine Chance gegen Alexandre haben, zudem benötigen wir noch die Himmelsaugen. Grüße, Justinian", sagte Ciel knapp. "Wo ist dein Vater? Wir benötigen ihn. Ebenfalls benötigen wir eine Schattenklinge, besitzt du eine?"


    Er wartete auf Dunwolfs Worte, dann fuhr er fort.


    "Ich soll eine Armee von Beißern und Grauen durch Souvagne führen? Wie stellst du dir das vor?", fragte Ciel entsetzt, bis ihm die Luftschiffe einfielen. "Wir benötigen sofort Kontakt zur souvagnischen Luftschiffflotte. Wir landen direkt auf dem Gelände des Hofs. Wo befindet sich das Portal? Ich wünsche, dass wir den direkten Weg gehen, keine Umwege und erst recht keinen zu meinen Kindern."

  • Linhard steckte sein Schwert weg, ebenso wie Justinian.


    "Dann sollten wir umgehend auch Alexander informieren. Er wird nichts über Horatio wissen, genauso wenig wie Du oder ich. Meine Vermutung wäre, dass der Eingang seines Tempels in Cantillion liegt. Dort steht die Akademie "Die Flamme des Wissens", die Akademie ist Horatio Rochenoir geweiht. Eine riesige Statue von ihm steht ebenfalls dort", sagte Linhard, zeitgleich fiel ihm ein, dass er eine Schwarzfels kennengelernt hatte. Den Umstand verschwieg er allerdings. Ehe ihm auch noch diese Frau genommen wurde.


    "Der Tempel des Lichts ruht unter dem gleichnamigen Hof, tief verborgen unter den Sammlungen des Wissens. Die Akademie hat nichts mit dem Tempel zu tun. Sie wurde erst am 14.03.203 eröffnet, also lange Zeit nach dem Tempel des Lichts. Dennoch könnte es dort Wissenswertes geben.


    Schirmherren der Akademie sind Duc Maximilien Rivenet de Souvagne, Ciel Felicien de Souvagne, Comte Melville de la Cantillion und Comte Massimo de la Cantillion. Unterrichtet wird an dieser Akademie Geistmagie, Naturmagie, Artefaktmagie, Elementarmagie, Kampfmagie und Nekromantie.... obwohl in Souvagne ein Nekromantieverbot gilt.


    Die Akademie bildet hier eine Ausnahme, hier ist die Lehre der Nekromantie erlaubt und wird praktiziert.

    Ihr selbst Prince Ciel habt dafür Sorge getragen, dass die Akademie keine Studiengebühren verlangt.


    Nach meinem Wissenstand befindet sich das Siegel zum Tempel des Lichts genau unter der Bibliothek des Hofes, unter der Bibliothek des Schlüsselmeisters. Und nur er-sie kann das Siegel heben und das Tor des Tempels öffnen. So steht es in den Lexika "die anderen" geschrieben.


    Mein Schwert ist meinem Gott und Meister geweiht, es ist ein Schwert der Finsternis und ein Teil von mir selbst. Also ja, ich führe eine derartige Waffe. Mein Vater ist unterwegs nach Arashima. Ich brach seine Verfolgung ab, als ich Euren Ruf vernahm Gebieter. Er ist momentan... Sekunde", sagte er und zückte seinen Opak.


    "Eine Stunde nordwestlich von uns entfernt... dort verharrt mein Blut, Perlenbucht. Dort muss er sein, Richtung, Zeitangabe, Entfernung stimmen mit der Annahme überein", antwortete Justinian ergeben.


    "Dein Vater könnte das als Kriegserklärung werten, oder als Angriff auf seine Person Ciel. Bist Du sicher dass Du derart dort einmarschieren möchtest, anstatt mit ihm zu reden?", fragte Linhard verunsichert.


    "Reden?!? Mit Horatio kann man nicht reden, er versteht nur die Sprache der Gewalt und des Blutes. Reden.... Ich kann meine Enttäuschung über so einen unsinnigen Vorschlag gar nicht in Worte fassen...

    Zur Tarnung und Täuschung wäre ich dazu.... möglicherweise.... bereit...

    ABER Horatio wird sich kaum zu Tode schwafeln lassen Linhard von Hohenfelde...", sagte Dunwolf aus Ciels Mund.


    "Eure Worte sind pure Weisheit. Nur ein toter Feind ist ein guter Feind. Oder wie es in den Weisheiten der Dogmen heißt...

    Ehre einen guten Feind, aber vergewissere Dich dass er auch wirklich tot ist...", warf Justinian ein und lächelte Ciel freundlich wie zähnefletschend an.


    "Na dann. Nathan eile zurück auf das Schiff und hole uns sofort Aurelien hierher und am besten auch Remy den Rammler. Sie müssen sofort mit den Himmelsaugen Kontakt aufnehmen und uns abholen lassen. Der Hof, Souvagne, der Duc selbst schwebt in höchster Gefahr Nathan. Lauf und rette Dein Land und hole die beiden. Wir wissen nicht wieviel Zeit uns bleibt. Jede Minute macht Horatio stärker, er wird sich vorbereiten", sagte Lin energisch.

  • "In der Akademie wird WAS?!", brüllte Ciel und war dermaßen wütend, dass es nicht mehr heilig war. "Ich erließ ein Gesetz, ein Dekret zur Ächtung der Nekromantie! Es sah lediglich vor, dass ausgewählte Nekromanten, wie Brandur von Hohenfelde, über diese Kunst dozieren dürfen. Sie dürfen sie aber nicht weiterreichen oder gar gezielt unterrichten und neue Nekromanten ausbilden!"


    Ciel konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal solchen Zorn verspürt hatte. Er konnte sich denken, wer auf sein Werk mit Füßen spuckte, wer seine Gesetze für nutzlos und blauäugig hielt, wer noch nie davor zurückgeschreckt hatte, dies in aller Öffentlichkeit und vor seinen Soldaten zu sagen und zu zeigen! Ein finsterer Schatten zog über Ciels Gesicht. Ob er von Dunwolf stammte oder ihm selbst, war nicht mehr zu unterscheiden, ihre Seelen schweißten sich in diesem Moment noch fester aneinander durch den Abnormen Schmerz des Verrats, die Nachwirkung des ewigen unsichtbaren Bastardfadens in seinem Leben. Er würde für Maximilien immer der Bastard bleiben.


    "Wir fliegen mit diesem Söldnerheer unter meiner Führung nach Souvagne", entschied Ciel eisig. "Wenn es meinem Vater gleichgültig ist, was ich entscheide und was ich fühle, so soll er am eigenen Leib spüren, wie es sich anfühlt, ignoriert, übergangen und bloßgestellt zu werden. Ich rechne ohnehin nicht damit, zu überleben und wir werden mit aller Härte gegen Horatio vorgehen, um unser Volk und unsere dumme, ignorante, verbohrte Familie vor ihm zu schützen! Wir werden in einem großen Finale untergehen."