Kapitel 32 - Vater Sohn Gespräch
Fabien wartete einen Augenblick, Ciel wurde abgeführt und in den Kerker verbracht. Horatio den er bis dato für eine mystische Gestalt gehalten hatte, war leibhaftig im Thronsaal erschienen. Er hatte Ciel und einen fremden jungen Mann dabei. Nun war Ciel fort, Horatio ebenfalls und zurück blieb ein verdutzt aussehender Fremder. Fabien legte Maximilien eine Hand auf die Schulter und beugte sich zu dessen Ohr.
"Eure Majestät, auf ein Wort bitte", bat Fabien ergeben.
"Wir erklären die Audienz für beendet und ziehen uns zurück", erklärte Maximilien fürs Protokoll und zog sich in seine Amtsräume hinter dem Thronsaal zurück, gefolgt von seinem Leibdiener.
Fabien nahm dem Duc das Ornat ab und brachte es in die dafür vorgesehene Kammer, so dass er mit Maximilien sprechen konnte. Sie beide nahmen an Schreibtisch von Max Platz. Fabien überlegte wie er beginnen sollte, entschied sich aber dann dafür, direkt und offen zu reden.
"Max ich weiß wie sehr Du Deine Kinder liebst, deshalb höre mir bitte zu. Falls Du keine Möglichkeit hast Ciel zu rehabilitieren oder ihm Absolution zu erteilen, richte ihn nicht hin. Du wirst damit einen Teil von Dir selbst hinrichten. Faktisch da er Dein Sohn ist, aber auch vom Gefühl her. Du willst Deinen Sohn nicht tot sehen, dass weiß ich. Ich kenne Dich über zwei Jahrzehnte, wir kennen uns in- und auswendig. Du bist wütend, Du bist verletzt und Du bist stinksauer. All das verstehe ich, aber bitte entscheide nichts, was Du später bereust. Du wirst Dir das ein Leben lang vorhalten. Ich persönlich glaube nicht, dass Ciel Dich verraten wollte. Was immer er wirklich wollte, er war davon felsenfest überzeugt. Ciel hätte sich niemals gegen Dich gewandt. Vermutlich wolllte er Dich sogar retten und wenn Du ehrlich zu Dir bist, so etwas hat er auch draußen im Hof gesagt.
Das er dort mit einer Armee aus Magiern aufmarschiert ist, war nicht gerade das, was man als Vater gerne sehen möchte. Die Frage ist aber, stand die Armee dort um Dich zu verteidigen, Dich zu retten oder Dich zu vernichten? Er hat keinen Angriff befohlen, den hast Du befohlen. Am liebsten hätte ich Euch beide gepackt und geschüttelt.
Also bitte ich Dich, falls es keine Möglichkeit gibt, dass Ihr Euch einigt, verurteile ihn zum gleichen Schicksal wie seine Männer. Schick alle in die Verbannung oder keinen. Ich maß mir nicht an, den Duc anzuzweifeln, aber ich nehme mir heraus meinem Freund und Gefährten einen gut gemeinten und liebevollen Rat zu geben. Rede ein letztes Mal mit ihm Max. Dabei vergibst Du Dir nichts, redet privat und nicht im Thronsaal. Überzeugt er Dich nicht, dann kannst Du ihn immer noch in die Verbannung schicken. Nur töte ihn nicht, es sind an dem Tag bereits genug unserer Leute gestorben. Das hast Du selbst gesagt. Also ein letztes Mal reden?", bot Fabien an.
Maximilien nickte knapp und drückte Fabien kurz.
"Ein letztes Mal reden", stimmte er zu.
Fabien nickte ebenso, ging vor die Tür und gab den Wachen bescheid, dass sie Ciel in das Gemach vom Duc bringen sollten. Der Prince wurde einige Augenblicke später von zwei Leibgardisten aus seiner Zelle geholt und in die privaten Gemächer des Duc geführt. Fabien und Maximilien hatten sich selbst dort eingefunden.
"Eure Majestät, der Gefangene", sagte der Gardist. Er konnte es sich gerade noch verkneifen, nicht Euer Sohn zu sagen.
"Danke. Tritt ein Ciel", sagte Maximilien.