Nicodemus von Hohenfelde -- Asa Karane

  • Nicodemus von Hohenfelde -- Asa Karane


    Name: Nicodemus von Hohenfelde

    kurz: Nico

    Volk: Erster aller Vampire, lebender Vampir, geborener Ältester

    Volk vor dem Vampirismus: Keines, wurde durch Blutmagie geschaffen

    Geboren: 17.01.

    Größe: 188 cm

    Gewicht: 72 kg

    Statur: Muskulös, schlank und trainiert

    Hautfarbe: weiß

    Haarfarbe: weiß

    Augenfarbe: golden

    Sprachen: Asameisch, die Sprache der Alten

    Herkunft: Asa Karane

    Derzeitiger Wohnort: Hohenfelde

    Fähigkeiten: Blutmagie, Vampir


    Aussehen

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    Nicodemus ist der Sohn von Erzhexer Indutiomarus von Hohenfelde und Ditzlin von Wigberg, geschaffen wurde er per Blutmagie über ihr Blut. Nicodemus ist hochgewachsen, schlank und muskulös, wie man es von einem Raubtier erwarten würde. Seine Haut ist ebenso wie sein Haar schneeweiß. Seine Gesichtszüge sind Hohenfelde typisch markant und scharf geschnitten. Ein besonderes Merkmal sind seine spitzen, fast albenartigen Ohren. Seine Augen sind wolfsfarbengelb.

    Auf den ersten Blick wirkt der erste aller Vampire wie ein junger Mann, doch schaut man genauer hin, stellt man fest, dass man das Alter von Nicodemus überhaupt nicht abschätzen kann. Nicodemus ernährt sich von Blut und verfügt über entsprechenden, messerscharfen Eckzähne.



    ****



    17.01.(2020)Die Schaffung von Nicodemus


    Asa Karane, Kapitel 05 - Humunkulus

    Link:

    Asa Karane Kapitel 05 - Humunkulus



    Humunkulus


    Ditzlin stand gemeinsam mit Indutiomarus in dessen düsteren Labor. Dunkel war es, doch diesmal wurde die Finsternis von Abertausenden kleinen blauen Lichtern erhellt, die sie wie ein Wirbelsturm umtosten.


    Sie beide, Ditzlin und Indutiomarus, standen im Auge des Sturms.

    Ein grauenerregendes Wehklagen ging von den Lichtern aus. Die Töne schwollen an und ab, mit dem kreisenden Flug der Lichter.

    Das Gesicht von Indu war in einer Konzentration versteinert, zu der die meisten Menschen nicht fähig waren. Weder jene ohne, noch mit magischer Gabe.


    Vor ihm auf dem Tisch waren Dinge ausgebreitet, von denen Ditzlin nicht wusste worum es sich dabei handelte. Ein großes Glas erinnerte an die gläsernen Kugeln, in denen sich manche winzige Moosgärten anlegen.


    In diesem Glas war jedoch.... Nichts.

    Der Sturm der Seelen umwirbelte sie schneller und Indutiomarus hob eine Krallenbewehrte Hand, wie ein Dirigent des Todes.

    Ohne Vorwarnung packte er Ditzlins Arm und schlitzte diesen mit dem messerscharfen Ritualdolch auf.

    Das Blut ließ er in das seltsame Gefäß fließen. Einen Augenblick später folgte sein eigenes Blut.

    Heiss mischte es sich mit dem von Ditzlin.


    Der alte Magier legte beide Hände auf das Phylakterium und seine Konzentration wurde noch tiefer.

    Aus dem Wehklagen der Seelen wurde ein infernalisches Kreischen, als sie in das Gefäß und das Blut hineingezogen wurden.

    Dann war es vorbei.


    Stille.

    Ohrenbetäubenden Stille.


    Die Lichter waren verschwunden, sie standen in einer Nacht des Abgrundes, so schwarz, dass nicht nur einfach die Abwesenheit von Licht Ursache war.

    Allein die Augen des Magiers und das Blut im Phylakterium glimmten unheilvoll.

    Es dauerte, viel länger als Ditzlin vermutete, dann zog sich die Blutlache zusammen, als hätte sie ein Eigenleben entwickelt.


    Die Krallenbewehrten Hände von Indutiomarus strichen über das Glas des Phylakteriums als ob diese Ton formen würden. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn und rann seine Schläfen hinab.


    Eine Kugel formte sich mitten aus der Blutlache. Drehte und wand sich bis sie nach oben schaute und sich ein Gesicht aus dem roten Lebenssaft schälte.


    Ein Mund öffnete sich, mehr Schlitz in einer roten Masse als wirklich Mund und gab den Blick auf messerscharfe Zähne preis. Ein Kreischen wie nicht von dieser Welt entrangt sich einer frisch geformten Kehle.


    Mehr und mehr nahm das Wesen Gestalt in dem magischen Gefäß an, bis letztendlich ein winziger roter Mann im Phylakterium lag. Das Lebewesen sah aus wie gehäutet.


    Indutiomarus war blasser als ihn Ditzlin je gesehen hatte.

    Zitternd lag das kleine Geschöpf in seiner magischen Brutkammer. Der alte Magier übergoss es mit Einem Schwall Blut, dass sofort von dem Winzling absorbiert wurde.

    Ein weiterer Schwall folgte, den das frisch geformte Leben mit langer Zunge aufleckte.

    Es wuchs! Nach seinem ersten Mahl war es nun bereits Hand groß, doppelt so groß wie nach seiner Schaffung.

    Indutiomarus öffnete die Augen und verschloss das Phylakterium. Ein Schimmer überzog das Gefäß, es war magisch gesichert.


    "Unser Kind.... geschaffen durch Blut.... und Magie....

    Und genau dies ist seine Nahrung.... Blut und die darin enthaltene Magie.... die Lebensessenz....

    Er muss das rauben.... was ich ihm widerrechtlich schenkte.... Lebensessenz.... da er sie beständig.... verliert.....

    Alles hat seinen Preis....

    Damit er leben kann.... muss er töten....

    Die Ehre liegt bei Dir Liebster...

    Gib ihm einen.... Namen.... ", bat Indutiomarus, während sich seine Krallen in den Tisch gruben, um sich abzustützen.


    "NICODEMUS", erklärte Ditzlin feierlich.

    "So sei es....", schmunzelte Indu erschöpft.



    **



    Das Ritual war längst beendet, doch der Zauber ungebrochen, der sich in Ditzlins goldbraunen Augen spiegelte. Er aß nicht, er trank nicht, er saß nur auf dem Holzstuhl des Labors und betrachtete seit Stunden ihren gemeinsamen Sohn. Die Lehne hatte er nach vorn zwischen seine Beine gedreht, so dass er die Unterarme auflegen und sein Kinn darauf betten konnte. Sein Blick war auf das Glas auf dem Tisch gerichtet, das genau vor ihm stand, sicher eingefasst, so dass es nicht herunterfallen konnte.


    Und er sang. Leise und schön klang seine Stimme.


    "Nicodemus, Hohenfeldes Sohn,

    geliebtes Kind seiner Dunkelheit

    Spürst du den Lebenshunger schon?

    Möge die Nacht dein Schutzmantel sein.

    Nicodemus, Wigbergs Sohn,

    geliebtes Kind seines Wissens Schein.

    Spürst du auch den Wissendurst schon?

    Möge die Neugier dein Leuchtfeuer sein.

    Nicodemus, reinster Sohn,

    aus zweier Väter Blut gemacht,

    geleitet von Licht, umarmt von der Nacht,

    wir lieben dich, darum fürchte dich nicht."


    Man sagte es so alltäglich dahin, von wem man abstammte, doch dieses Wesen war wirklich aus ihrem Blut erschafffen worden und weder Samen noch Schoß hatte es dafür bedurft. Ditzlin leckte mit der Zungenspitze durch die klaffende Schnittwunde an seinem Arm. Er würde sie nicht nähen lassen, er wollte, dass die Narbe so wulstig und deutlich wie möglich wurde.


    "Nicodemus", lockte er mit einer Stimme, die sonst nur Indutiomarus in ihrer Sanftheit kannte. Sein Sohn presste die winzigen Hände an die Scheibe, weil Ditzlin aufgehört hatte zu singen und vielleicht versuchte, er hinter dem Glas etwas zu erkennen. Ob ihm das gelang oder ob seine Äuglein noch reifen mussten, konnte Ditzlin nicht sagen. Sein Gesicht war nur eine Handbreit von dem Glas entfernt. Er öffnete den Verschluss. Nicodemus hatte schon gelernt, dass es gleich Blut gab, wenn der Deckel geöffnet wurde, er wurde nun ganz unruhig. Ditzlin stach mit der Klaue seine Wunde an und fütterte sein Kind erneut, das sich unter dem heißen Tropfenregen wand, während es die Nahrung absorbierte.


    "Nummer vier in der Reihe der Söhne", sagte Ditzlin und verschloss den Deckel sorgfältig wieder. "Nicht lange und dann wirst du Nummer eins sein."



    **



    Indutiomarus hatte sich zurückgezogen. Er benötigte einen Moment der Ruhe um für sich selbst erneut Kraft zu tanken. Die Diener waren dabei, die verbrauchten Leichen der Sklaven in kleine Teile zu hacken. Ein Teil landete in den Trögen der Taudisschwingen, ein anderer Teil landete auf den Tellern der Sklaven. Das Blut von den Essenzopfern war schwarz, trocken und nutzlos geworden. Es floss nicht mehr durch ihre Adern, da es jenem magischen Funken beraubt worden war, der jedem Lebewesen inne wohnte. Sie waren Hüllen aus Fleisch, nicht mehr war von ihnen übrig geblieben.


    Indu hatte sich in seinem Studienzimmer eingeschlossen, welches genau über dem Pferch der Essenzsklaven stand. Dieser Umstand war kein purzer Zufall, sondern das Studienzimmer befand sich in einem Turm der Hohenfeldefeste. Leitungen aus purem Gold führten hinauf in das Zimmer und speisten einen Brunnen, der Jahrhunderte später jeden Vampir glücklich gemacht hätte.


    Die Quelle des Blutes lang zig Etagen tiefer und wurde durch einen einfachen Mechanismus in Gang gesetzt, ein Sog zog das Blut welches aus den Opfern gepumpt wurde nach oben. Der Brunnen wurde nur dann in Gang gesetzt, wenn Indutiomarus Blut, Essenz oder beides für seine Magie benötigte. In diesem Haus schien alles auf seine nonverbalen, magischen Befehle zu gehorchen.


    Heute benötigte er eine Stärkung, also genoss er nicht nur einen ausgiebigen Trank, sondern auch die darin enthaltenen Lebensfunken. Dennoch fühlte er sich schwach, eine Schwäche für die manch anderer gemordet hätte, hätte er nur ein einziges Mal über das Potential dieses Magiers oder eines anderen Fürsten verfügen dürfen.


    Aber die teilten nicht... nicht auf diese Art und Weise.


    Der alte Magier ließ sich in seinen großen Sessel sinken, seinen tatsächlichen Thron. Seine Klauen ruhten auf den Armlehnen, während er in Trance versank. Sein gewaltiger Bärenhund hatte die Ohren aufmerksam nach jedem Feind gespitzt, wobei es schon weitaus mehr bedurfte um in den Turm und durch diese Tür zu kommen. Der Hund gab Indu jedoch ein Gefühl von Geborgenheit, deshalb war er stets anwesend.


    Die Trance des Magiers weitete sich aus, vertiefte sich und er leerte einen Pferch voller Essenzsklaven, um seine eigenen Reserven wieder aufzufüllen. Die Sklaven in dem großen Verschlag brachen als vertrocknete, verdorrte Hüllen zusammen, während weiter über ihnen ein Wesen ihre Seelen verschlang um seine eigene neu zu stärken.


    Stunden später gesellte sich Indu zu Ditzlin ins Labor und betrachtete das kleine Geschöpf im Phylakterium. Er hatte so gerade noch die Stimme von Ditzlin gehört, die ihrem Sohn etwas vorsang. In den eisigen Augen des Fürsten von Hohenfelde stand etwas, was man selten sah - Rührung.


    Wieder war der kleine Kerl gewachsen. Er hatte nichts Infantiles an sich. Nicodemus sah aus wie ein geschrumpfter, gehäuteter, erwachsener Mann, der noch einiges zu seiner vollständigen Entwicklung benötigte. Der Kleine versuchte sich in dem Gefäß aufzurichten, aber er schien damit noch Schwierigkeiten zu haben.


    "Ich habe ihn nach Besten Wissen geschaffen... ich habe die Essenzen verbunden... und das Blut mit ihnen geformt...

    Der Mensch.... ist ein seltsamer Apparatus.... Liebster.... so effektiv.... und doch so anfällig....

    Ein Konstrukt bei dem Abertausende Komponenten ineinander greifen.... sich verzahnen.... zusammenwirken....

    Nimm nur ein Zahnrad aus diesem Uhrwerk.... und die ganze wundervolle Konstruktion.... versagt....

    Das was man sich durch Magie oder auch Alchemie zunutze machen kann... um Feinde auszuschalten... durfte mir hier nicht passieren.... keines der Zahnräder durfte ich vergessen... keinen Knochen... keine Sehne.... nichts.... oder er wird nicht sein....

    Aber er ist....

    Und dennoch verlangt das Leben einen Preis....

    Er wird ewiglich existieren.... solange er trinkt.... solange er die Essenzen zu sich nimmt... die seiner Seele fehlen....

    Das Phylakterium verwahrt ihn.... es kann sogar Seelen verwahren....

    Er hingegen kann es nicht....

    Seine Seele ist kein geschlossenes Konstrukt..... sie wuchs nicht.... sie wurde von mir geformt....

    Ich habe versucht mit meinen bescheidenen Mitteln Perfektion zu schaffen....

    Die wichtigsten Dinge die ein Mann haben muss hat er....

    Zähne, Hunger, Gier, Trieb, Blutdurst.... der Rest wird sich Dank dieser dunklen Gaben fügen....

    Möge er ein Fürst unter Fürsten werden....

    Ein Jäger der Jäger jagt....

    Er kann sich vermehren.... aber auch seine Vermehrung wird geschrieben in der Magie des Blutes.... und dargereicht mit seinen Zähnen....

    Ist er nicht.... wunderschön?", fragte Indutiomarus und klopfte gegen das Gefäß.


    Nicodemus schaute in die Richtung und fauchte, so dass man seine messerscharfen Zähne sah.

    "Schau ihn Dir nur an...", gurrte Indu.



    **



    Ditzlin drehte den Stuhl, so dass die Lehne nach hinten zeigte, und zog sich Indutiomarus auf den Schoß. Einfach aufzustehen und ihm den Platz anzubieten wie einem Greis, wäre ein Unding gewesen. Man wies einen Hohenfelde nicht auf eine Schwäche hin und so umging Ditzlin elegant diesen lauernden Fauxpas. Die Fürsorge gegenüber Indutiomarus musste anders aussehen als das, was andere unter Fürsorge verstanden ... eine stetige Huldigung und Ditzlin huldigte ihm nur allzu gern. Es wurde ihm mehr als nur vergolten.


    Er strich das lange Haar mit der Nase aus Indutiumarus' Nacken und biss zärtlich hinein. Sacht nur heute, ohne ihn zu verletzen, denn er hatte genug geblutet.


    "Er ist wundervoll. Und ich denke, die Perfektion ist dir gelungen. Er hat keinen Makel. Er wird geistige Qualitäten entwickeln müssen, um das lebensnotwendige Blut zu erjagen, denn seine Beute ist stark und wehrhaft und nicht minder gerissen, wenn er es nicht nur auf Sklavenblut abgesehen hat und auch das wird es einst nicht mehr geben. Wir verbrauchen diese Insel immer schneller, alle Magier von Asa Karane tun das, denn jeder spürt, dass das Ende naht. Alles, was uns bleibt, ist die anderen nach und nach auszulöschen, um ihren Verbrauch zu beenden und unseren eigenen zu reduzieren.


    Die Drosselung des Verbrauchs ohne Einschränkung der Sicherheit wäre der Garant für das dauerhafte Überleben. Das ist, woran das Haus Wigberg arbeitet. Sie sind extrem sparsam im Verbrauch ... und dennoch sind sie noch hier, als ein Haus von nur sechsen."



    **


    "Hinterm Horizont geht es weiter.... so heißt es in einem alten Bardenlied, dass in den Tavernen meiner einstigen Heimat gesungen wurde... Warum soll es nicht andere Gestaden geben... mit anderen Stränden.... neuen Möglichkeiten... neuen Opfern... neuen Landen die nur darauf warten von uns unterjocht zu werden?

    Maßlosigkeit.... mag für manche ein Frevel sein.... aber wo wäre ich heute, hätte ich mich nur einen Tag zurückgehalten?

    Ich sage ich Dir, wo ich wäre.... unten im Keller... anstatt oben im Turm Ditzlin...


    Nein Sparsamkeit mag eine Zier der Wigbergs sein.... es mag Euer Weg sein.... meiner ist es nicht.... Stell Dir vor alle Häuser würden fallen... alle Fürsten.... wieso sollte ich dann nicht etwas dem Land zurückgeben können? Etwas von der Macht.... die wir dazu benutzen mussten unsere Feinde zu vernichten....


    An dem Tag.... wo das letzte Haus zu Asche zerfällt.... wird aus der Asche neues Leben erblühen.... das Leben.... dem ich gestatte zu existieren.... jenes welches ich formen werde.... und erneut werde ich es sein.... der einem kargen Felsen Leben einhaucht....

    Das ist mein Plan Ditz.... ob es so kommen wird.... wer weiß?

    Aber auf nichts Geringeres arbeite ich hin.... Allmacht.... Ich finde sie steht mir....", lachte Indutiomarus leise und selbst die Lache des Mannes hatte einen bedrohlichen Unterton.


    "Magie wild.... stark.... ungezähmt... fließt durch seine Adern.... oh er wird jagen.... so wie es sich für einen Scharfzahn gehört... anders als wir.... er verspürt einen ewigen Hunger....

    So soll es sein.... niemals wird er faul und träge... der Hunger treibt ihn an.... Er wird Schmerzen leiden... sollte er hungern...

    Schmerz erinnert ihn daran wer er ist.... was er ist.... welche Aufgabe und Macht ihm innewohnt....

    Aber er ist nicht nur ein Raubtier.... er ist viel mehr.... er ist unsere Liebe und Blut....

    Wir werden ihn geheimhalten.... bis zum Tage seiner vollen Entfaltung...", flüsterte Indutiomarus und steckte einen Finger in das Glas.

    Nicodemus schnupperte daran, dann biss er zu.


    "Schau ihn Dir an, mehr Biss als seine Brüder und kaum eine Nacht alt.... die Dreistigkeit hat er von Dir Ditz", lachte Indu stolz.



    **



    Doch es ist keine Zier, Indu", antwortete Ditzlin und schmunzelte, als ihr Söhnchen versuchte, seinen Vater zu beißen, obwohl sein Mund noch nicht einmal die Fingerkuppe hätte umschließen können. "Es handelt sich um eine Strategie. Eine, die sich bewährt hat. Ich sage das nicht, um die deine herabzuwürdigen ... sondern als Tipp, einmal vorbeizuschauen bei Fürst Enderlen. Es ist still im Hause Wigberg hinter den vier Bergen, doch glaub mir, dort herrscht mehr Leben als noch anderswo. Und ob es hinter den Horizonten Lande gibt, die lohnen, steht auf einem anderen Blatt. Vielleicht sind sie so wie dieses am ausbluten? Darum meine Bemerkung. Vielleicht kennt mein Vater Mittel und Wege, die auch deiner Magie nützen könnten. Einige von den Kaltenburgs sind daran interessiert ... wir stehen in gutem Kontakt zu ihnen. Mir wäre daran gelegen, wenn es nicht sie sind, sondern Hohenfelde, die von der Kunst meines Vaters profitieren.


    Unseren Nicodemus zu verbergen, halte ich für den besten Weg. Er ist zwar ein winziger Mann, aber dennoch auch eine Art Baby."



    **



    Indutiomarus lehnte sich zurück, so dass er mit dem Rücken Ditzlin berührte. Er wusste, dass es sein Mann nur gut mit ihm meinte, aber jemand anderes um Hilfe zu bitten, kam ihm irgendwie... falsch vor. Allerdings war Wissensaustausch keine Bitte um Hilfe, sondern eine Art Zusammenarbeit. Indu rieb sich das Kinn und dachte über die Worte von Ditzlin nach. Für einen Wigberg waren sie vermutlich so klar und logisch wie ein reiner Gebirgsbach, die es einst gegeben hatte. Aber für ihn, einen Hohenfelde der alten und harten Schule, taten sich dort nicht die vier Wigberge, sondern ein ganzer Gebirgszug an Fragen auf.


    Und diese Fragen schufen neue Fragen. Allen voran, konnte er Enderlen vertrauen? Er kannte die Antwort, nein.


    Als Fürst konnte man niemandem vertrauen, nicht mal sich selbst. Denn wer wusste schon, wie er in jeder Situation reagierte? Selbst bei sich, musste man das Unplanbare einplanen.


    Auf der anderen Seite war Wissensvermehrung genau dass, was er anstrebte. Wissen war Macht und Macht hielt einen am Leben. Oder man schuf daraus sogar neues, wie der kleine Nicodemus bewies.


    "Wahre Worte Ditz, von unseren beiden Standpunkten ausgesehen, ist es für Dich ein leichtes. Für mich ist es schwer, mich jemanden anzunähern. Wir sind zurückhaltend, nun vielleicht nicht auf den ersten Blick, aber dass was unser Innerstes angeht. Und ich bin wohl einer der Zurückhaltensten.... Ich weiß Du meinst es gut.... ich werde Deinem Rat folgen....

    Nico ist ein Baby, er wird schon bald ein erwachsener Mann von natürlicher Größe sein Ditz.... aber dennoch ist er infantil. Er hat keine Lebenserfahrung... ich könnte ihm meine übermitteln.... aber das könnte seinen jungen... zarten Geist zerstören... und ich halte es für eine Art..... gewaltsame.... geistige..... Penetration..... die.... die.... ich ihm nicht antun werde.....


    Nicht alles Leid.... nicht jeder Schmerz.... ist körperlichen Ursprungs....

    Genau genommen beginnt jedes Leid im Geist.... eine Person....

    WER.... beschließt Dir etwas anzutun.... und tut es....

    Es gibt Dinge die brennen sich schlimmer als Brandeisen in Deine Erinnerungen.... Du wirst sie niemals vergessen....

    Und dies versehentlich in seinen Geist zu geben.... das wäre einem Frevel gleich....

    Er wurde in Liebe nicht in Leid geschaffen....

    Nun die Sklaven würden sicher was anderes behaupten", grinste Indutiomarus, so dass sich seine blutleeren Lippen kräuselten. Eine Geste um seine eigenen Worte etwas zu überspielen.


    Wobei hatte er das nötig? Ditzlin war die einzige Person die jemals von ihm derartige Worte gehört hatte. Der einzige Mensch zu dem er jemals derart offen und ehrlich war. Die Verstellung, das zurechtrücken der Maske war hier im Angesicht ihres Blutes unangebracht. Indu drehte sich zu seinem Mann herum, wie ein Schlangenmensch und küsste ihn sanft auf den Mund.


    Indutiomarus schlang Ditzlin einen Arm um den Hals und kraulte ihn vorsichtig.


    "Du musst ihn am besten stündlich füttern, dann wächst er gut heran... Und ich muss ihn rechtzeitig aus dem Gefäß holen, damit er sich nicht verletzt....

    Bei der nächsten Vereinigung zeige ich Dir meine alte Heimat Ditzlin.... und ich zeige Dir die Fratze.... damit Du verstehst.... Nicodemus wird so etwas nicht durchmachen, er ist so winzig und so vollkommen.... Nein er kann mich noch nicht beißen... aber auch der Wille dazu zählt...


    Zeig mir dass Du mein Mann bist...", forderte Indutiomarus, während sich Nicodemus im Glas wie eine Katze putzte und leise vor sich hin grollte.



    **



    Ditzlin schmunzelte, als ihr Söhnchen kleine Knurrlaute von sich gab. In dieser Größe klang das noch niedlich, in einigen Jahren würde dieses Geräusch eine ganz andere Wirkung haben. Wobei es im Moment so schien ... war das ein Schnurren?


    Indutiomarus Arm zog sich fester um seinen Hals. Ditzlin wandte seine Aufmerksamkeit seinem Mann zu, den Mann, mit dem er heute auf magischem Wege Vater eines gemeinsamen Kindes geworden war. Sie waren Väter ... konnte man jemandem eine schönere Liebeserklärung machen? Ditzlin verwandelte das Ziehen von Indutiomarus in ein Schieben seinerseits. Indutiomarus sank rücklings auf den Boden. Hart war es da, doch hart war auch der Thron, auf dem er saß.


    In diesem Moment fasste Ditzlin einen Entschluss. Er würde nicht warten, bis Indutiomarus seine anderen drei Söhne eigenhändig beseitigt hatte. Er würde das für ihn tun. Sie wurden ihm langsam zu gefährlich, er sah, wie sie ihre Bündnisse schmiedeten, ihre Fäden enger um den Mann zogen, den er liebte. Indutiomarus brauchte sie nicht mehr. Er hielt sie ohnehin für Schwächlinge. Ditzlin würde ihm die Arbeit abnehmen. Zum Wohl des Indutiomarus von Hohenfelde, zum Wohl ihres Sohnes! Der Entschluss beflügelte seine Lust. Oh, sie würden leiden, daran hatte nicht nur Indutiomarus Freude. Sie teilten diese Leidenschaft.


    Er senkte seinen Körper auf Indutiomarus nieder. Sein Blick loderte vor Verlangen, als er sich den Raum schuf, den er mit seinem Körper in ihm beanspruchte. Er schonte den alten Mann nicht. Ihn zu schonen, käme einer Beleidigung gleich. Ditzlin liebte ihn mit ungezügelter Leidenschaft, Schweiß trat auf ihre Haut und in den Regalen klirrten die Gläser im Takt.



    **



    Er lag auf dem harten Boden und genauso gab es ihm sein Mann, hart. Sie besiegelten ihre Liebe in dem Labor, wo sie aus ihrem Blut und ihrer eigenen Magie Leben geschaffen hatten. Indutiomarus grub seine Krallen in den Rücken von Ditzlin und schaute nach oben. Der Winzling im Glas schaute zurück. Er drückte sich sein rotes Gesichtchen an dem Glas platt und beobachtete sie.


    Indu musste über das Verhalten von Nico grinsen und legte seinen Kopf wieder auf den Boden ab. Er umschlang Ditzlin mit den Beinen, biss ihm mit einem schnellen Biss in die Lippen, grub seine eigene Zähne in seine Lippe und küsste ihn voller Leidenschaft. Sie schmeckten Blut, das selbe Blut, dass Nicodemus geschaffen hatte und der sie nun mit brennendem Blick durch das Phylakterium beobachtete.


    "Wir.... werden beobachtet...", schnurrte Indu, dem kleinen Nico ganz ähnlich.


    Seine Krallen strichen den schlanken, festen Körper von Ditzlin hoch und kosteten jeden Zentimeter von ihm aus. Indu umfasste die Hüfte von Ditz und rollte sich mit ihm herum, so dass er auf seinem Mann saß. Grinsend beugte er sich zu dessen Gesicht herab, so dass Ditzlin die messerscharfen Zähne von Indutiomarus sah. Die schwarzen Haare von seinem Mann fielen ihm ins Gesicht, während sich die Klauen sanft in seine Brustmuskeln gruben.


    Indus Grinsen wurde breiter, ehe er sich ruckartig zurücklehnte und anfing seinen Mann zu reiten. Sollte der Kleine im Glas doch gucken, so lernte er wenigstens was. Er lehnte sich weiter zurück, so weit, dass er mit einer Hand mit Ditzlins Juwelen spielen konnte.

    "Wann... besuchen wir Enderlen?", fragte er keuchend vor Lust.


    Er schloss die Augen, warf den Kopf nach hinten und konzentrierte sich. Ditzlin lag im Gras... sanft wogte es im Wind, während sein Mann nackt und blass auf ihm saß. Zu seiner linken Hand sah Ditz eine gewaltige graue Feste aufragen, derren Banner im Wind flatterten, er kannte die Banner.... Hohenfelde...


    Auch diese Festung stand auf einem gewaltigen Hügel, ein Wasserfall ergoss sich seitlich aus dem Felsen, woher er gespeist wurde konnte Ditz von seiner Position aus nicht erkennen. Hinter sich hörte er den Ozean donnern. Die alte Feste musste ganz ähnlich gelegen haben, wie die Festung, in der sie sich gerade liebten....


    Die Festung war in drei Stufen unterteilt, während am Himmel über ihnen graue Wolken dahintrieben, wie zerfetzte Watte. Sogar den Geruch von Meer, Salz und Felsen hatte er in der Nase, zeitgleich roch er den Duft von seinem Mann. Das war einst die Heimat von Indutiomarus gewesen vor langer Zeit.... vor sehr langer Zeit.


    Schlagartig wurde es eisig und Ditzlin schien am Boden festzufrieren, sein Atem stieg in eisigen Wolken auf. Für den Bruchteil einer Sekunde stand ein Mann neben ihnen. Hochgewachsen, gertenschlank, sehnig, wie eine tödliche Viper in einer schwarzen Robe. Er neigte den Kopf leicht, so dass Ditzlin in die Kapuze schauen konnte...


    Lange dunkelbraune Haare und derart hellblaue Augen, dass der Blick derart stechend war, dass schon allein sein Starren schmerzhaft wurde. Seine Lippen teilten sich zu einem ganz ähnlichen Kräuseln, wie das von Indu, die Gesichtszüge, die Gestik, es war eindeutig wer dieser Magier war... Indutiomarus Vater...


    Neben ihm materialisierte sich ein Kind, klein, blass, wohl schwarzhaarig aber kahlgeschoren und mit mehr blauen Flecken als Ditzlin zählen konnte. Die Narben an seinem Körper verrieten Ditzlin, wessen Blut hier geraubt worden war. Es trug nichts außer einen Lumpen um die Hüfte und ein Messingjoch um den Hals... besitzergreifend legte der Kerl seine Klauenhand auf den Kopf des Jungen und der Blick des Kindes erstarb in absolutem Grauen...


    Die beiden Gestalten verschwanden mit der Nacht, als diese von der Erinnerung fortgerissen wurde. Die Wärme und das Leben kehrte in Ditzlins Körper zurück, er spürte die Dielen unter seinem Rücken und die Lippen von Indutiomarus auf den seinen.



    ****



    Erster Vampir - Ältester (der Vampire)


    Vampire müssen Blut zu sich nehmen um die Funktionsfähigkeit ihres toten Körpers zu erhalten. Die Zeitspannen zwischen den Mahlzeiten variieren und sind davon abhängig wie oft der Vampir auf Fähigkeiten zugreift, die an seinen Kraftreserven zehren. Ihre Schnelligkeit, ihre scharfen Sinne, körperlichen Leistungen, benötigen die Energie des Blutes. Und wirken sich auf den Hunger ihren aus. Ein Vampir kann hungern, aber nicht ewig ohne Blut auskommen.



    Fähigkeiten:


    Blutmagie

    Blutmagie oder Essenzmagie - Magie und Rituale die sich der Macht des Blutes bedienen. Jene Magie die die Lebensessenz im Blut nutzt. Magie die dem Hexer unbeschreibliche Macht über sich und andere verleiht. Macht über Leben und Tod. Leben auszulöschen mit den mächtigsten Sprüchen und selbst daran zu wachsen. Leben zu schaffen, durch reinen Willen und Magie. Die Magie mit dem höchsten Preis für ihre Macht - Leben. Um ihre Sprüche, Rituale zu formen benötigen jene Hexer Blut und so opferten sie ihre Sklaven, Verbündeten, Verwandten, Familie und letztendlich sich selbst. Die Geschichte der Alten ist geschrieben in Blut.


    Unsterblichkeit

    Vampire sind, solange sie genügend Blut trinken, ewig jung und unsterblich.




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