• Da es sich um den privaten Besuch eines Verwandten handelte, fand das Treffen nicht im Thronsaal, sondern im Malachitzimmer statt. Die Gegenwart des Caldera-Sprosses im Gefolge von Dreaux würde sicher noch erklärt werden.


    Einstweilen gab es mundgerechte Obststückchen und nach Orange duftende Tücher, um Finger und Mund zwischendurch zu säubern. Dazu wurde kühles Rosenwasser gereicht.


    "Nun, was verschafft mir die Freude deines Besuchs, Schwager?“

  • Das Malachitzimmer war ein Ort unvergleichlicher Schönheit. Dunkel getäfelt war der Saal, so dass er warm und wohlig wirkte. Das leuchtende Grün des Malachits zierte den Kamin, den Esstisch, fand sich auf den Sitzpolstern wieder und auf dem Wandgemälde. Ein weißkristallener Kronleuchter sorgte für eine Lichtinsel. Der Malachitesstische gab es zwei. Im weißen Saal war er für Staatsgäste. Dieser hier, der Gemütlichere, diente privaten Anlässen.


    Marchesi Angelo di Caldera war auf ein Knie gegangen und grüßte seinen Duca.

    "Eure Majestät", sagte er voller Respekt und Freude.


    Dreux blieb stehen und schenkte Tazio ein offenes Lächeln.

    "Vielen Dank, dass Du mich empfangen hast. Genau das, wir sind Verwandte Tazio. Ich wollte Euch besuchen, um etwas Zeit mit Euch zu verbringen und ebenso bin ich hier um Dich um Rat zu fragen. Ich weiß, dass der Tag meiner Thronbesteigung nicht mehr fern ist. Wie nah er wirklich ist, dass kann ich Dir nicht sagen. Aber vermutlich werde ich vor Neujahr Duc de Souvagne sein. Und ich erhoffe mir von Dir einige Ratschläge, wie ich dies am Besten angehe. Zudem würde ich gerne meine Nichten und Neffen sehen. Wie geht es den Kleinen? Ich habe so viele Fragen Tazio, machmal sind es so viele, dass sie in meinem Kopf umherschwirren.


    Marchesi di Caldera war so freundlich mich zu Dir zu begleiten. Vorab hat er mir Ledwick gezeigt Tazio. Du regierst ein außergewöhnliches und sehr schönes Land. Auf unserer Reise habe ich sehr viel gelernt, entdeckt und mich außerordentlich wohl gefühlt", antwortete Dreux und nahm sich ein Glas Rosenwasser. Es schmeckte wie es duftete, herrlich.

  • Ist mein Schwiegervater erkrankt? Oder steht er einer anderen Bedrohung gegenüber, gegen welche er sich machtlos wähnt? Bedarf Maximilian meiner Hilfe?“


    Tazio konnte sich keinen anderen Grund vorstellen, aus dem ein so plötzlicher Wechsel vonstatten gehen sollte.


    "Ich bin ein Mann der leisen Töne. Mein Rat lautet, auf einen Paukenschlag beim Amtsantritt zu verzichten und einen weichen Übergang zu schaffen. Viele Dinge sind Selbstläufer. Nutze die ersten Wochen dazu, dich einzuleben und alles aus der neuen Perspektive kennenzulernen. Gehe die Dinge langsam an, gib den Reformen, die dir sicher unter den Nägeln brennen, ihre Zeit.


    Aber ein Geschenk für die Bürger kann sicher nicht schaden, um die Zweifler zu beruhigen, vielleicht ein neues Krankenhaus oder landwirtschaftliches Gerät für die abseits gelegenen Dorfgemeinschaften.


    Den Kindern geht es gut, du kannst sie im Anschluss gern besuchen. Es freut mich, dass dir Ledwick half, innerlich anzukommen."


    Interessiert musterte er Caldera." Wie kamt Ihr zu der Ehre?"