Beiträge von Dunwolf von Hohenfelde

    Dunwolf starrte seinen Bruder an, als hätte er das letzte Wort nicht richtig verstanden. Es schien eine Zeit zu dauern, bis die Information in seinen Verstand gesickert war. Dun strich sich nachdenklich über das Gesicht und bereute die Geste sofort.


    "Er liebt ihn.... das heißt, würden wir dieses Ding in unsere Gewalt bekommen, wäre er erpressbar. Aber... wenn unsere Vermutung stimmt... genau das wird sehr schwer Poldi. Denn Vater wird mit dieser Kreatur ab dato wie eine Einheit agieren...

    Die Macht die nun die Kreatur trägt... gepaart im Duett mit seinem uralten Wissen...


    Falsch!

    Falsch, falsch, falsch, ich habe eine geniale Idee wie wir an dieses Balg kommen!

    Ich habe es doch selbst gesehen... ich sah es in seinen Augen Poldi.... es hungert.... es hat gewaltigen Hunger....


    Wir locken das Ding mit einem passenden Köder aus seinem Versteck....

    Und haben wir das Ding, ist es der Köder für Vater....


    Unbekannte Varibale in dem Spiel ist Ditzlin.... aber so unbekannt ist die Variable nicht mehr... denn wen liebte Vater bis dato? Diesen lebenden Lauschangriff von einem Wigberg. Also ist dieses bleiche Grauen irgendwie mit ihm verbunden, vielleicht sogar von seinem Blut...

    Das kann ja heiter werden....


    Poldi wir müssen das Ding einfangen, Vater damit erpressen und Ditzlin töten... wir haben mal wieder die ganze Scheiße am Stiefel", lachte Dunwolf sein wölfisches Kläffen.

    Dunwolf hielt still, während ihn sein Bruder versorgte. Das es schmerzte war gut, so war er eindeutig noch am Leben und nicht von dieser Brut aus dem Abgrund geholt worden. Das Poldi ihn wirklich versorgte, freute Dunwolf. Nun er versuchte es darauf zu schieben, dass sie Waffenbrüder waren. Warum sollte Poldi auch allein gegen so ein Ding antreten, wenn er ihn als Überlebenden an seiner Seite haben konnte? Ein Blick in Poldis Augen sagte ihm, dass ein ganz anderer Grund dahinter steckte.


    Und auch er war nicht bei Poldi aufgeschlagen, um sich seines Kampfbeistandes zu versichern. Er war hier, weil er ihm vertraute und weil er sich zu jemanden zurückziehen musste, der ihn nicht zum Fressen gerne hatte. Das Nähen war weit weniger schlimm als Poldi angekündigt hatte. Nur das mit dem Alkohol vorher trieb ihm die Tränen in die Augen.


    Dunwolf nahm das angebotene, warme Blut mit beiden Händen entgegen und trank genüsslich einige Schlucke, bevor er zu seinem Bruder aufschaute und durchatmete.


    "Verwegen? Danke Poldi. Du hast völlig Recht, Vater hat die Spielregeln geändert. Er hat ein Kind geschaffen, dass nicht sein dürfte. Er hat ihm alles gegeben und noch wesentlich mehr... Zähne, Klauen, Reflexe und ich weiß nicht ob dieser Bruder trainiert ist. Sollte er es nicht sein... Gnade uns der Älteste...


    Aber nichts ist vollkommen Poldi.... wir nicht... Vater nicht.... und sein "Meisterwerk" sicher auch nicht... auch Panzer haben eine Schwachstelle... wir müssen sie nur finden. Irgendeine Idee anhand meiner Schilderung?", fragte Dunwolf.

    Selten sah man einen Hohenfelde durch die Gänge und Hallen der Feste sprinten. Es sei denn, das große Schlachten war eröffnet. Keiner Bewohner der Feste wagte es, Dunwolf im Weg zu stehen, während dieser an ihnen mit blutüberströmten Gesicht vorbei hetzte. In den Leseräumen seines Vaters fand er seinen Bruder. Er suchte vermutlich von hier aus eine Aufstiegsmöglichkeit in den Turm. Dunwolf kam schlitternd vor Leopoldius zum Stehen.


    Für einen Moment musste er nach Luft schnappen und das er! Jeder Hohenfelde war trainiert, war er das nicht, lag er unten in der Leichenhalle.


    "Poldi...", keuchte Dunwolf und wischte sich mit dem Unterarm erneut über das stark blutende Gesicht. Sein schwarzes Haar klebte ihm am Schädel und im Gesicht, da er das Blut verschmiert hatte.


    "Poldi... ich habe unseren Bruder... gefunden. Beim Weg unserer Vorfahren, Nicodemus ist kein Säugling. Er ist ein Erwachsener! Kleiner als wir, wie eine Schrumpfausgabe eines Erwachsenen aber da hört es noch nicht auf. Dieses Ding ist schlimmer als jeder Lebende sein könnte. Es ist ein Verdreher Poldi. Er ist bleich, grau, wie die Asche die uns umgibt...


    Er ist schnell, verdammt schnell... seine Reflexe sind grauenvoll effektiv....

    Er hat mich im Fuße des Turmes gestellt... er hat mir aufgelauert!


    Dieser schwachsinnige Düsterling und sein Gefasel von seine Milch ist Blut! Wäre er nicht schon tot, wäre er es jetzt, das schwöre ich Dir!

    Du hast keine Ahnung was Vater geschaffen hat. Das ist kein Kind, das ist eine Waffe!

    Er hat Hände wie Bratpfannen und keine langen Nägel wie man sie zur Schau trägt. Er trägt Krallen, Klauen, rasiermesserscharf. Schau Dir mein Gesicht an....


    Er hat mich fast überrumpelt... fast. Er wollte mir in die Kehle beißen, dieses wahnsinnige Vieh. Nur mein Dolch bewahrte mich davor, seine Zähne in meinem Hals zu spüren. Sie knallten keine Handbreit vor mir zusammen. Ich hatte zum Schutz den Dolch nach vorne gerissen und sie schlugen auf ihm zusammen. Es brach nichts ab. Vier gewaltige Fangzähne. Die oberen viel länger, als die unteren. Scharf wie Klingen. Der Rest des Mauls gefüllt mir Zähnen die nur dazu gemacht sind Fleisch herauszureißen....


    Schau Dir an, was er mit meinem Gesicht gemacht hat....

    Ich bin ihm so gerade noch entkommen Poldi... er ist schnell... sehr schnell.... viel zu schnell und ich bin wirklich nicht langsam...


    Aber ich habe mein Fell teuer verkauft. Zweimal habe ich ihn meinen Dolch schmecken lassen. Einmal hat er sich tief in das Fleisch der Kreatur gefressen und sich freigerissen. Es hat geknurrt, es hatte Schmerzen... scheinbar eine ganz neue Erfahrung für dieses Ding....

    Wir müssen uns eine andere Strategie überlegen Poldi... einfach hin und es entfernen ist nicht....


    Vater ist nicht unser einziges Problem... Ditzlins Magie im Turm ist eine magische Mauer des Schutzes...

    Der Drecksack ist gut, sehr gut... zu gut...

    Dieses Balg... als ich blutete wandelte sich seine mörderische Miene in abgrundartigen Hunger....

    Ich bin vor ihm geflohen... vermutlich ist es noch im Turm oder treibt sich jetzt in der Feste herum...


    Kannst Du mein Gesicht untersuchen und vielleicht.... nähen?", bat Dunwolf sichtlich erschöpft und schaute seinen Bruder an.

    Kind der Nacht


    Dunwolf hatte sich von Leopoldius getrennt. Sie mussten schnell und effektiv handeln. So lange ihr Vater nicht zugegen war, mussten sie dessen Brut finden und mit ihr kurzen Prozess machen. Dun fühlte für den Bruchteil einer Sekunde einen Stich, wenn er an Poldi dachte. Nicht den Stich eines Dolches im Rücken, sondern einen im Herzen, da er seinen Bruder vermisste. Nicht nur dessen Anwesenheit, sondern er vermisste ihn auf spezielle Art. Jener Art der brüderlichen Lieben die ihnen stets versagt bleiben würde. Dennoch hatten sie einen Teil davon wider aller Regeln gelebt, hatten von dem verbotenen Wein gekostet und befanden sich nun in einer außergewöhnlichen Lage, jedenfalls für Hohenfelde.


    Der Fuss des Turmes der das private Reich ihres Vaters markierte war in absoluter Finsternis gehalten. Dunwolf hatte ein ungutes Gefühl, als er sich wie eine Schlange in das Gewölbe schlich, darauf bedacht das Küken aus dem Nest zu rauben. Mit wachsamer Vorsicht suchte Dunwolf nach einem Aufstieg in die Etagen über ihm. Bis hierher war alles gut verlaufen, er durfte jetzt keinen Fehler machen. Leopoldius suchte auf seine Weise und einer von ihnen würde Erfolg haben, es musste so sein.


    Leise schloss er hinter sich die schwere Tür. Dies hier war Vaters reich und er fühlte tausend Augen auf sich ruhen. Die kleinen Haare an seinen Armen und im Nacken stellten sich auf. Gefahr. Die ganze Feste war ein Hort der Gefahr, aber hier war etwas, dass eine unmittelbare Bedrohung darstellte. Bereits hier? Nun wieso nicht? Wer bewachte nicht die Tür in seine Privatgemächer?


    Mit absoluter Lautlosigkeit zog Dun seinen schwarzen Dolch. Die Waffe reflektierte nicht das geringste Licht. Mehr noch, sie schien Licht das auf sie fiel zu absorbieren. Ein winziges Knirschen über ihm ließ Dunwolf reflexartig wie eine Viper zur Seite zucken und seinen Dolch nach vorne reißen. Keinen Sekundenbruchteil zu spät. Etwas Helles war derart schnell an ihm vorbeigeschossen, dass er sich sofort seiner Magie hingab. Was beim Weg der Ältesten war das für ein Ding?


    Dun konnte es nicht erfassen und drehte sich kampfbereit einmal um die eigene Achse. Ein brutaler Schlag traf ihn vor der Brust, schleuderte ihn rücklings zu Boden und schneeweiße Haare hüllten sein Gesicht ein. Er benötigte einen Wimpernschlag um seinen Dolch vor seine Kehle zu reißen. Vier Dolche knallten um die Klinge der Waffe zusammen. Dolche, Zähne, die ihm fast die Kehle aufgerissen hätten!


    Die Düsternis, die Kühle, die maßlose Gefahr und Angst die diese Kreatur alleine nur durch ihre Präsenz erzeugte war phänomenal. Was hatte ihr Vater da geschaffen? Dies ging weit über jeden Lebenden hinaus, dieses Ding war wirklich ein Humunkulus und er hatte ihn gefunden. Oder der Humunkulus ihn!


    Dunwolf blickte für einen Sekundenbruchteil in den Fangzahnstarrenden Rachen seines Widersachers. Fangzähne, Eckzähne messerscharf und so lang wie sein kleiner Finger! Der Rest des Gebisses seines Feindes nicht weniger bedrohlich. Einen Atemzug später trat er zu und katapultierte den jungen Mann hinter sich. Dieser rollte ab, sprang auf die Beine und war mit einer Bewegung der Dunwolf kaum mit Augen folgen konnte aus seinem Sichtfeld verschwunden. Dunwolf duckte sich tiefer und dankte seinen Vorfahren für den Dolch der Finsternis.


    Ein brutaler Schlag gegen seine Schulter, ließ ihn mit dem Dolch schlitzend herumwirbeln. Nichts. Leere. Schatten. Dunkelheit. Seine Magie war nutzlos gegen diese Kreatur, bis ihm einfiel wo er sich befand. Das hier was Ditzlins Reich!


    Sie beide umschlichen sich, vermutlich sah diese Kreatur ihn. Dun sah sie nicht. Doch was dieser Tropf von Sohn nicht wusste war, das ein Hohenfelde sein Opfer nicht sehen musste, um es zu töten. Dunwolf schloss bewusst die Augen und verließ sich auf sein Gehör. Ein minimales Geräusch und sein Dolch zuckte blitzartig in die Richtung. Die Klinge fraß sich in Fleisch und riss sich wieder frei, gefolgt von einem Knurrlaut den keine menschliche Kehle hervorbringen konnte.


    Dun konnte den Laut dennoch deuten.

    Schmerz....


    Erneut zuckte sein schwarzer Stahlzahn vor und forderte seinen Tribut in Blut. Der nächste Angriff landete weder in Fleisch, noch im Nichts, sondern wurde mit einem brutalen Schlag abgelenkt. Der Hieb der danach folgte war derart blitzartig, dass es an Abartigkeit grenzte. Dunwolf kassierte einen brachialen Fausthieb in das Sonnengeflecht und zeitgleich einen Tritt an eine unheilige Stelle. Beim Abgrund!


    Keuchend brach er in die Knie. Schlagartig schwand jegliche Kraft aus seinen Händen und Handgelenken, als sein Körper ihn im denkbar schlechtesten Moment im Stich ließ.Wer trat einem hinterrücks derart in die Eier?!? Und wieso hatte er keinen Schutz an? Gut er dachte es ging gegen ein Baby, dieses Baby war alles andere als ein Säugling. Es war ein verdammter Schrumpf-Erwachsener aus dem Abgrund!


    Gefühlt erschlaffte sein ganzer Körper, er stolperte rückwärts und starrte zu seinem bleichen Widersacher empor. Die Kreatur trug keine Waffen, der bleiche Kerl grinste zähnefletschend und öffnete mit einer zuckenden Geste seine prankenartigen Hände. Das waren keine langen Nägel, das waren messerscharfe Klauen die diese Kreatur trug. Zu lange gestarrt!


    Dunwolf spürte den Schlag mehr als das er ihn sah. Sein Oberkörper zuckte noch zurück, aber ganz konnte er dem Krallenhieb nicht mehr ausweichen. Er fühlte wie eine der Klauen durch sein Gesicht schnitt, Fleisch durchtrennte, aber sein Auge glücklicherweise verschonte. Dunkelheit bestürmte sein Sichtfeld, wie er es nie zuvor erlebt hatte, dicht und pulsierend um mit jeder Sekunde zuzunehmen.


    Blut.

    Sein Blut.


    Zum zweiten Mal in kürzester Zeit kam ihm das Unmögliche in den Sinn.... die Aussicht darauf, dass er tatsächlich sein Leben verlieren konnte. Eine Wandlung ging in dem Humunkulus vor und schlagartig stand keine Mordlust mehr in seinen Augen. Nein etwas Grausameres stand ihm ins Gesicht geschrieben.... Hunger.


    Dun wischte sich das Blut aus den Augen, riss seinen Körper herum und sich regelrecht auf die Beine. Wo gerade noch seine Kehle gewesen war, schlugen die Zähne seines Widersachers wie eine Schere zusammen. Dunwolf schmiss sich Richtung Tür, riss sie mit aller Brutalität auf und knallte sie hinter sich zu. Auf der anderen Seite donnerte ein Körper dagegen.


    "Ich finde Dich...", zischte eine viel zu tiefe Stimme.


    Aber da war Dunwolf schon fort, fluchend auf der Suche nach seinem Bruder.

    "Was immer geschehen wird Poldi, Dein Denkmal steht in meinen Gedanken... auch wenn meine Taten eines Tages eine andere Sprache sprechen müssen, Du bist mein großer Bruder und ich liebe Dich.


    Bruder... wir waren schon bereit, als wir unseren ersten Atemzug auf dieser zum Abgrund verdammten Insel genommen haben...

    Wir sind Hohenfelde, wir sind schon so mancher Asche entstiegen und haben Unzählige in die Asche getreten. Heute werden wir unseren Bruder auf der Insel willkommen heißen... so wie es sich für jemanden gebührt, der mit Blut aufgezogen und genährt wurde...

    Er braucht Blut? Er wird es bekommen...


    Lass uns gehen, wir haben einen Verwandten.... zu entfernen", lächelte Dunwolf.

    Dunwolf schritt neben seinem Bruder einher, einmütig fast im Gleichschritt laufend. Sie verband mehr, als sie geahnt hatten oder sich jemals eingestehen wollten. Sie standen einander bei, dass was Brüder tun sollten und das was sie in anderen Familien taten. Nun sie waren da gar nicht so anders. Nur zeigte sich ihre Liebe in der einzigen Form, die ein Hohenfelde gewähren konnte - Gnade.


    Genauer gesagt das Versprechen auf Gnade durch einen schnellen, schmerzlosen Tod.


    Dunwolf fragte sich, wie sie wohl heute leben würden, wären sie keine Hohenfeldes, sondern Wigbergs, Eibenbergs, Kuttenthaler, oder sogar Füchse. Wer konnte es sagen? Aber wer von ihnen beiden kannte die Tradition der anderen Häuser. Vielleicht war ihr Haus, trotz aller Härte das Ehrlichste unter allen auf dieser grauen Insel, die langsam aber sicher jeden Einwohner verschlang.


    Dunwolf warf seinem Bruder einen Blick zu. Der Weg den sie beschritten war alt. Uralt, so alt, dass vermutlich kein Familienmitglied mehr wusste, wann der erste Fuß auf diesen Weg gesetzt worden war. Und wer diesen Schritt gewagt hatte. Dun bildete da keine Ausnahme, auch er wusste es nicht. Was er wusste war jedoch, dass ihnen beiden in manchen Momenten der Weg als falsch erschien. Jedenfalls sie beide betreffend. War es nicht vielmehr so, dass sie beide gegen ihr Haus und die gesamte Insel standen?


    Und hatten sie nicht in Kaltenburg bestanden?

    Hatten sie nicht im Thronsaal bestanden?

    Dunwolf wusste es nicht. Er wusste nur eines, er würde den Tod seines Bruders bedauern. Und dieses Wissen wog schwer.


    "Nein Poldi, in seinem Gemach war ich noch nie und er hat mich auch noch nie in seine Räume zitiert. Er wohnt im hohen Turm, dass kann ich Dir sagen. Spüre die Feste ab Poldi, dann fühlst Du es auch. Weißt Du es gibt vieles das ich Dich gerne fragen würde.... und hundert Mal mehr Dinge, die ich Dir gerne sagen würde.... aber ich glaube dafür haben wir nicht ausreichend Zeit. Deshalb nimm das...", erklärte Dun und hielt seinen Bruder fest.


    Für einen winzigen Moment umarmte er Poldi so, als wären sie nicht von dieser Welt. Als wären sie keine Hohenfelde und lebten nicht auf Asa Karane. Die Umarmung war losgelöst von Zeit und Raum, es gab nur sie beide und sonst nichts. Dun drückte Poldi seine Lippen auf die Stirn, ehe er ihn wieder freigab.


    "Falls wir uns nach diesem Besuch nicht mehr sehen sollten.... es war mir eine Ehre... und Freude... Dich als Bruder kennengelernt zu haben", sagte Dunwolf leise wie schlicht.

    Für einen Moment verwirrt wollte Dunwolf sich wehren, bis er begriff was sein Bruder tat... ihn trösten. Dun ließ seine Maske fallen und sich selbst in die Umarmung seines Bruders. Das was Poldi verbarg, sah er nicht, da sie sich fest in den Armen hielten. Dunwolfs Blick war auf ihren gemeinsamen Feind ausgerichtet, ein Feind der perfider und heimtückischer nicht hätte handeln können. Ein Feind er nicht darauf gewartet hatte, wer dieses Haus einst am besten führen würde. Oh nein, dieser Feind hatte auf den Moment gewartet, wo er das Haus so geschwächt hatte, dass es mit einem Federstreich zu fällen war. Und er selbst würde sich damit verabschieden. Seine letzte Rache an seinem Vater.


    Vermutlich war der Keller nicht voll von Versagern, die Indutiomarus deshalb vernichtet hatte. Dort unten lagen jene Männer, die das Haus mit Stärke, Brutalität und Geschick geführt hätten. Etwas das ihr Feind nicht dulden konnte. Er wollte nicht einen Fallen sehen, Indu wollte nicht seinen Vater fallen sehen, er wollte sie alle... alle Hohenfeldes und den alten Weg fallen sehen. Er stürzte sein ganzen Haus in den Abgrund und sprang lachend hinterher.


    Ohne jede Reue, denn er verabscheute und hasste sie.

    Wozu spielten sie alle das Spiel, wenn sich der Schiedsrichter nicht an die Regeln hielt?


    Dun drückte Poldi fester an sich und Leopoldius spürte wie er sich beruhigte und die Schultern straffte.

    "Der Meister... der Spielleiter es alten Spiels möchte abdanken? Dann sollten wir ihn gehen lassen... Ob sein Erbe nun in seinem Fleisch gehortet ist, oder in einem Gefäß dass man Humunkulus nennt... es ist gleich Poldi. Wir werden uns unser Erbe zurückholen... wir werden Vater, Arbogast und Nicodemus zeigen was es heißt uns herauszufordern. Sie ändern die Regeln?


    Das können wir auch.


    Wir werden uns die Essenz holen, ob aus Nicodemus oder Indutiomarus. Was uns zusteht Poldi wird unser werden.... das verspreche ich Dir. Du hast Recht, stille Wasser sind tief.... und schwarz.... so wie der Abgrund, dort hört Dich niemand schreien. Und ihre Schreie werden auch ungehört bleiben....", antwortete Dunwolf leise, löste sich etwas von seinem Bruder und küsste Poldi auf die Stirn.


    "Bei den alten Wegen Poldi, einer von uns wird es sein, der die Tradition und Hohenfelde selbst rettet. Es liegt in unseren Händen", flüsterte Dunwolf innig.

    Dunwolf ergriff seinen Bruder so fest bei den Schultern, dass Poldi es schmerzhaft bis in den Hals spürte.


    "Poldi... was redest Du denn da? Das was der Alte getan hat ist Hochverrat! Weißt Du was es für Magie verschlingt ein Wesen auf diese Art zu zeugen und ihm Leben einzuhauchen? Das ist kein verdammter Untoter, es ist auch kein Lebender. Es ist magisch geschaffenes Leben. Kein Magier der noch alle Sinne beisammen hat würde diese Grenze überschreiten....


    Welchen Sinn sollte denn eine derartige Kreatur haben? Du kannst jede Frau im Umkreis dazu nutzen um ihr ein Kind anzudrehen. Wieso ein Kind durch reine Magie schaffen? Weshalb? Diese Macht ist ein Trugschluss. Sie verlangt alles und bietet nichts! Du hast ein Kind. Und? Die hatte er vorher auch. Hunderte vielleicht, wer weiß das schon so alt wie diese Natter ist. Und das Balg wird es Indu nicht gegangen sein Poldi....


    Bei dem Weg der Altvorderen zähle doch eins und eins zusammen!

    Arbogast ist mit der Erlaubnis von Vater fort zu den Eiben, mit all dem Wissen rund um dieses Haus....

    Vater ließ sich magisch ausbluten, für ein Balg.... er ist nur noch eine vertrocknete alte Hülle... eine gefährliche, alte Hülle...

    Er hat uns alle zum Tode verdammt!


    Er hat Arbo ziehen lassen und uns damit verkauft. Er hat den Eiben bewusst den Weg geebnet! Meinst Du das ist Zufall? Er wirft uns den Buchhaltern des Abgrunds zum Frass vor und mit Arbos Hilfe ist hier bald Zahltag. Der Alte hat sich selbst geopfert und Arbo losgeschickt um Hohenfelde zu vernichten.


    Er hasst genau wie Arbo selbst seine Herkunft, seinen Namen, sein Blut!

    Deshalb ließ er die Ratte gehen und deshalb zeugte er dieses Balg. Nichts was diese Natter treibt ist ohne Hintergedanken.

    Und ich sage Dir auch, wer ihn zu diesem Handel angestiftet hat.... Wigberg!


    Die Eiben und die Wigbergs haben Hohenfelde schon aufgeteilt wie einen erschlagenen Bären. Und Indu? Der lacht sich im hohen Turm gerade ein Ei aus der Robe und zeigt uns allen den Mittelfinger... während er sich in den Abgrund verabschiedet.


    Und jetzt kommt die Höhe! Dabei hat er uns komplett um die Essenz betrogen die seinem dürren Kadaver innewohnt. Deshalb hat er das Balg geschaffen. Er vernichtet unser Haus durch Arbo und die Eiben, er versagt uns unser magisches Erbe und stopfte alles in diesen Hummunkulus. Und alles nur, weil er seine Herkunft verabscheut.


    Sein Vater hatte Recht, das Blut der Spitzohren hätte er ihm aus den Schädel prügeln sollen. Er ist noch viel zu sanft mit dieser Abscheulichkeit umgegangen!


    Das ist sein Plan Poldi! Wir bekommen keinen Funken Essenz, er raubt uns alles", brüllte Dunwolf aufgebracht.

    Dunwolf beobachtete mit Argusaugen was Poldi mit dem Dolch trieb. Aber er blieb aus seiner Reichweite. Die Aktion war zeitgleich erfreulich wie verstörend. Sie hatten einen Pakt. Dun würde sich daran erinnern, Poldi auch, sobald einer von ihnen die Kehle des anderen aufschlitzte. Doch jetzt benötigten sie sich mehr denn je. Während der Düsterling ausblutete und zeitgleich jede Kontrolle über seinen Körper verlor, dachte Dunwolf angestrengt nach. Blut und Fäkalien bedeckten den Boden, jedes Schlachthaus bot den gleichen Anblick und Geruch.


    Sinnierend strich er sich über das Kinn und schaute Poldi in die Augen.

    "Du denkst einen Schritt zu weit. Bevor Arbogast bei den Eiben aufgenommen worden ist, muss er Hohenfelde verlassen haben. Was hat Vater dazu veranlasst, dies zu erlauben? Eine derartige Schwäche hätte eine Strafe nach sich gezogen. Kurzum er müsste jetzt im Eiskeller liegen. Aber Vater ließ Arbogast ziehen....


    Wie Du richtig angemerkt hast, haben ihn die Eibenbergs aufgenommen. Hier ist die Frage korrekt, was hat Arbogast ihnen geboten? Das was mir sofort in den Sinn kommt, sind seine Fähigkeit und vor allem seine Loyalität. Er weiß Dinge über dieses Haus die niemand sonst weiß. Er kennt die Sicherungen, so manche Schwachstelle und hat scheinbar unserem Namen entsagt. Ist Vater so dumm oder tut er nur so? So kurzsichtig ist die alte Natter doch nicht, andernfalls hätte er sich nicht einen Tag auf dem Thron gehalten.


    Nein da muss etwas anderes dahinter stecken....

    Nur was? Wir werden es ergründen müssen.


    Zu Nicodemus.... Lebende zu schaffen ist anstrengend, aber es ist möglich. Einen wahren Humunkulus zu schaffen, ist eine Meisterleistung. Glaubst Du allen ernstes Vater hat dies geschafft? Das er sich an diese Grenze wagte und ein Wesen... ein Kind schuf mit reiner Magie und was noch dazu notwendig ist?


    Falls dem so ist und dieser Düsterling uns nicht nur einen Bären aufgebunden hat, dann hat er etwas geschaffen dass anders ist. Etwas das vielleicht nicht mit uns zu vergleichen ist. Ist dieses Ding überhaupt ein Kind? Ein Mann? Was ist es? Ich kann mir keinen Reim darauf machen, aber gehe ich rein nach dem Gesagten, dann ist dieses Kind ein Raubtier mit Reißzähnen und Krallen.


    Was sagst Du dazu Poldi? Lass mich an Deinen Gedanken teilhaben....", bat Dunwolf nachdenklich und hockte sich in einiger Entfernung auf den Boden. Die Kälte fokussierte seine Gedanken.

    Dunwolf trat näher und starrte den Düsterling hasserfüllt an.


    "Arbogast ist zu den Eiben geflohen? Das hat Vater erlaubt? Nun wenn dem so ist, sind wir momentan ja wieder nur drei Brüder.... nicht wahr? Und was heißt Nicodemus hat keine Mutter? Von was faselst Du da? Du beschreibst dort kein Kind, was Du beschreibst ist laut den alten Schriften ein.... Humunkulus...", erklärte Dun tonlos und starrte dann seinen Bruder an.


    "Schneide dem Vieh die Kehle durch, sofort Poldi", forderte Dun mit einem Ernst in der Stimme, die auch bei Poldi die Alarmglocken schrillen lassen würden.

    Sanar versuchte regelrecht tapfer zu sein, aber wer war schon tapfer, wenn er einen Hohenfelde gegen sich aufgebracht hatte? Einen Hohenfelde der ihn gerade aufgeschlitzt hatte? Sanar sah sich zweien gegenüber. Die Treue zu seinem Meister war groß, aber an seinem Leben hing der kleine Düsterling. Warum sollte er es leichtfertig wegwerfen? Er schluckte sichtlich nervös und biss kurz die scharfen Zähne aufeinander. Am liebsten hätte er sie im schrecklichen Leopoldius versenkt, aber dazu würde es nicht kommen.


    "Fort nach Eibenberg so hörte ich. Arbogast hat dem Namen Hohenfelde abgeschworen, er ist keiner mehr von Euch. Hat das Haus verlassen, ihm den Rücken gekehrt. Das hat Arbogast getan.


    Nicodemus hat keine Mutter. Sein Schoß war ein Glas. Seine Milch ist Blut. Seine Zähne sind Dolche, seine Hände sind Pranken. Seine Nägel sind Klauen. Er war winzig, doch er wächst schnell. Sein Hunger ist groß. Er ist schnell, sehr schnell und er liebt die Dunkelheit. Das ist Euer Bruder, aber er wird Euch nicht sehen wollen. Niemanden von Euch", keuchte Sanar.


    "Bitte lasst mich gehen, Ihr habt was Ihr wollt und der Meister wird nicht erfreut sein. Überhaupt nicht über den armen alten Sanar", jammerte der Düsterling und schaute mit großen Augen.

    Während Sanar wie von Sinnen aufkreischte, zeichnete sich auf Dunwolfs Gesicht so etwas wie pure Verzückung ab.

    "Arbogast ist fort, er hat die Feste verlassen! Hohenfelde verlassen! Den Namen abgelegt. Er ist fort! Fort hörst Du?", kreischte der Düsterling und hing erstaunlich still in seinen Ketten da er fürchtet, weiter ausgeweidet zu werden.


    "Nicodemus ist der jüngste Sohn des Meisters. Ich sagte was Ihr wissen wolltet", wimmerte Sanar und Dunwolf stellte sich neben seinen Bruder.


    "Arbogast ist fort? Wohin ist er gegangen? Doch wohl nicht einfach aus dem Haus geflohen und das war es. Nicodemus ist der jüngste Sohn von Vater? Wo ist... Du kannst es Dir auch denken nicht wahr Poldi?", fragte er irritiert.

    Dunwolf schaute zu dem Kohlebecken rüber, aber sein Bruder machte keine Anstalten das verfluchte Ding zu ihrem Opfer zu schleppen. Wunderbar. Also musste er ran. Seine Idee, seine Arbeit. Eigentlich war das fair. Das endete noch grauenvoll, grübelte Dun und machte sich daran das Kohlebecken zum Düsterling zu schleppen. Hinter dem Rücken der Kreatur plazierte er es, damit sie gegen die heiße Schale schlug, wenn sie ein Feuerchen entzündeten.


    Dun stellte sich zurück zu seinem Bruder und wartete ab.


    Sanar schien das Ganze langsam aber sicher ungeheuer zu werden, denn die beiden schienen es mit ihrem Vorhaben ernst zu meinen. Wieso sollten sie auch nicht? Sie hatten nichts zu verlieren. Ihre Tage waren gezählt. Möglich das sie morgen, in einigen Monaten oderJahren in die Asche bissen, aber eines Tages war es soweit und man würde ihre Kadaver in den Eiskeller werfen. Wie alle anderen vor ihnen auch.


    "Unwerte Brut, das wagt Ihr nicht. Mein Leben ist viel wert, mehr als das Eure. Ich diene treu, aber Ihr tut nichts für das Haus. Also was ist der Preis? Vielleicht schweige ich, wenn Ihr mich gehen lasst. Vielleicht...", zischte der Düsterling und versuchte sich zu befreien, was nicht gelang.

    Dunwolf stand mit vor der Brust verschränkten Armen neben seinem Bruder und musterte den Düsterling. Vermutlich war die Kreatur weit mehr gewöhnt, als einen Schlag. Wobei wer wusste schon, was Indu tat? Möglicherweise feierten sie täglich rauschende Feste oben im Turm und die Düsterlingen fraßen dass, was auf ihrem Tisch fehlte und schlemmten wie kleine Götter mit Klauen und Schwänzen. Sie schlawenzelten um den Thron und das sicher nicht grundlos.


    Duns Lippen teilten sich zu einem humorlosen Lächeln.


    "Bruder was hassen Düsterlinge? Licht. Also wollen wir die Kreatur erleuchten. Was sagst Du? Wir könnten ein schönes Feuerchen unter ihr machen. Ich meine ein teurer Spaß, aber die wir genießen die Wärme, den Duft von Röstfleisch und die Zunge des Düsterlings wird sich lockern. Das wäre mein Vorschlag. Hast Du Brennmaterial?", hakte Dunwolf nach und grinste eine Spur breiter.


    Sanar funkelte sie beide wütend an.


    "Wenn der Meister hiervon erfährt, seid Ihr beiden tot!", kreischte er wütend.

    Die Düsterlinge


    Dunwolf lag in seinem Bett, starrte zur Decke und ließ die letzte Zeit Revue passieren. Die Zeit in Kaltenburg, die gereichte Hand von Poldi, das Versprechen und vieles mehr. Zudem fehlte seit einiger Zeit Arbogast und sie hatten einer Spur zu folgen namens Nicodemus. Das alles ergab ein großes Gesamtbild, dass Dunwolf stillschweigend im Bett betrachtete, indem er an die Decke starrte.


    Sie waren überein gekommen, einen Diener ihres Vaters abzufangen und auszuhorchen. Diese kleinen, speichelleckenden Magier wussten vermutlich weniger als so mancher andere Diener. Nein sie mussten jemanden aus dem Nimbus von Indutios Privatleben erreichen. Und da gab es nur eine Gruppe, die über allen anderen stand, die Düsterlinge!


    Die Düsterlinge folgten ihrem Vater wie sein eigener Schatten. Sie wachten mit scharfen Augen, Krallen und Zähnen. Sie waren es, die Zutritt zu Vaters Gemächer hatten, wo andere ausgesperrt wurden. Einzige Ausnahme Ditzlin. Da sie Ditzlin schlecht fangen und verhören konnten, ohne selbst im Eiskeller zu landen musste einer der Düsterlinge her. Und zwar nicht nur einer der Düsterlinge, sondern der Düsterling schlechthin.... Sanar!


    Dunwolf rollte sich aus dem Bett und schalt sich, dass er in letzter Zeit viel zu oft darin lag und über alles nachgrübelte. Davon wurde es auch nicht besser. Denken und Handeln mussten Hand in Hand gehen. Er schnappte sich seine Waffen, sprang in die Schuhe und rannte erneut zu Poldis Quartier. Mit der Faust hämmerte er gegen die Tür und hoffte dass sein Bruder anwesend war. Er hatte eine sehr kurze und extrem wichtige Botschaft für ihn, die Lösung ihres Problems, das Ende ihrer Suche....


    ....Sanar!

    Dunwolf nickte knapp und wollte gerade etwas erwidern, aber da klopfte schon ihr Köder und er schloss mit selbstzufriedenem Grinsen den Mund. Sie würden den Fuchs nicht grundlos durchfüttern und in ihrem Haus unterbringen. Das war doch von Anfang an klar gewesen, jedenfalls für ihn. Poldi hatte dem Rotschopf einen anderen Posten zugedacht, aber hier ging es um das nackte Überleben, da durfte Poldi nicht kleinlich werden. Und Dun war es mit dem Leben von Wittelspitz auch nicht. Genau wie sein Bruder verschloss er seine Mimik, während Wittelspitz die Tür öffnete.

    "Es wäre meiner unwürdig Bruderherz würde ich nicht versuchen zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Und was solltest Du von mir denken, würde ich Dich grundlos schonen? Nur weil wir uns gegenseitig unsere Zuneigung gestanden haben, sollten unsere Dolche nicht stumpf werden Poldi. Du weißt, früh genug könnte ein anderer seine eigene Klinge gegen uns ziehen und sind wir dann nicht bereit, nützt uns unser Bündnis auch nichts. Gleich wer wir sind, gleich was wir sind, gleich was wir haben Poldi.... eines solltest Du nie besitzen... Vertrauen...


    Das ist die einzige ehrliche Warnung die ich Dir geben kann in unserer Familie... falls man dies Familie nennen sollte...

    Familien leben anders, den allein das macht es schon aus... sie leben und zwar alle miteinander. Sie haben keine Keller wie die unseren... ich habe es gesehen. Oder hast Du je einen derartigen Keller in einem der geschliffenen Häuser gefunden?


    Dein Fuchs ist nichts anderes als ein Wolf in winzig, vergiss das nie... nur eines unterscheidet den Fuchs vom Wolf... er jagt allein. Und er braucht kein Rudel um zu überleben. Ein Wolf benötigt sein Rudel um in der Welt zu bestehen... auch wenn wir intern die Zähne sprechen lassen, greift uns einer von außen an, antworten wir geschlossen. Das wird Dein Fuchs nicht... wird ihm der Boden zu heiß... dann wird er tun was Füchse tun...


    Drum nutzte die Zeit die Dir mit ihm gegeben ist... ehe verstrichen ist die Frist...

    Vielleicht ist dieser Fuchs Dir wirklich zugetan, aber bedenke er hat schon Kalthorst in die Hand gebissen. Sicher könntest Du meine Worte auch als Spitze werten, vielleicht sind sie das, vielleicht sind sie eine Warnung. Vielleicht bin ich auch nur ein klein wenig eifersüchtig oder etwas neidisch... möglicherweise ärgere ich Dich auch nur... entscheide selbst Poldi.


    Aber was immer Du tust, wir müssen diesen Nicodemus finden. Dein Fuchs muss ihn finden und herschaffen. Lebendig... damit wir Vater zeigen können, welche Generation den Thron besteigt", antwortete Dunwolf grimmig.

    Dunwolf schmunzelte wehmütig, als sein Bruder seine Hand auf die seine legte. Was taten sie hier eigentlich? Oder was taten sie sonst nicht? Die Worte von Poldi konnten wahrer nicht sein, die große Sanduhr des Lebens war umgedreht worden mit dem Namen Nicodemus. Der Sand der Zeit rieselt unaufhaltsam durch das Nadelör dieser Uhr. Jedes Sandkorn das hindurch perlte war ein Moment der ihnen genommen wurde. Eine verschenkte Möglichkeit und fiel das letzte Korn, dann fielen sie...


    Sie mussten herausfinden wer Nicodemus war. Ein weiterer Wigberg? Ein weiteres Mitglied dieser Familie, dass sie langsam aber sicher ausbluten lassen wollte? Oder tatsächlich der erste Sohn der nächsten Drei? Wenn dem so war, wo verbarg er sich? Und wer hatte dieses Scheusal empfangen und ausgetragen? Vermutlich eine Wigberg, um ihren Vater noch fester an das andere Haus zu ketten. Denn hier hatte Dunwolf niemanden im Dunstkreis des alten Spitzohrs gesehen der dafür in Frage gekommen wäre.


    Dunwolf hob den Blick und schaute seinem Bruder in die Augen.


    "Ich werde mich an unser Versprechen erinnern Poldi... das werde ich....

    Bezüglich der Zeit... die Zeit läuft uns davon und ich frage mich gerade eines... wer ist Nicodemus wirklich?

    Ein weiterer Wigberg, der sich in unser Haus drängt?

    Oder tatsächlich der erste Sargnagel? Einer der neuen Drei?


    Wen dem so ist... was wir beide befürchten... wurde das Stundenglas gedreht Poldi....

    Wer war die Mutter? Ich befürchte, sie ist nicht in diesem Haus zu finden... es wird eine Wigberg sein und dieses kleine Scheusal liegt wohlbehütet in ihrer Feste, hinter den mächtigsten Mauern Asa Karane. Warm und wohlig wie eine Made im... Speck!


    Dass sind nur Vermutungen Poldi... aber wir müssen es herausfinden. Sollte dem so sein, müssen wir einen Weg finden Nico zu erreichen und weißt Du wer uns helfen wird? Dein fetter Fuchs! Schlau sind die Füchse, er soll die Gans aus dem Stall rauben, den Nico aus der Wiege...


    Sag was dazu großer Bruder", bat Dunwolf besorgt.

    Dunwolf grinste von einem Ohr zum anderen.

    "Sag mal möchtest Du ihn wirklich fragen? Oder möchtest Du Dich in den Dolch stürzen, damit Du weißt wann es geschieht? Den Dolchsturz Deinerseits Poldi... der würde mich treffen... er würde mich sogar schmerzen...


    Wenn Dich jemand umbringt, dann sollte es jemand sein, der Dich zu schätzen weiß... also ich. Und Du hättest unten im Thronsaal auch jedes Recht dazu gehabt. Und dennoch hast Du es nicht getan, sondern mir Gnade gewährt. Ich werde sie Dir ebenso erweisen und wenn es eines Tages nur ein harter, klarer, kalter Schnitt bis zu den Halswirbeln ist oder ein Ertragen des gleichen ohne letzte Gegenwehr...


    Einen seiner Diener oder einen seiner kleinen speichelleckenden Magier. Aber vielleicht wissen die Diener doch mehr Privates als die kleinen Lichter die versuchen im Glanz eines Erzhexers zu strahlen, da sie nichts weiter als Stümper sind. Oh ich weiß was Poldi... POLDI...

    wir werden einen dieser Stümper Honig um das Maul schmieren... ihn glauben lassen... das er etwas ist. Das sein jämmerliches Leben eine Bedeutung für uns hätte... das er zu Höherem berufen ist... alles was er tun muss... ist uns ein wenig Informationen zu liefern...


    Das sagen wir ihm natürlich nicht. Wir werden ihn nach einiger Förderung was fragen... und beantwortet er dies nicht... werden wir ihm Schuldgefühle einreden... Nach allem was wir für ihn getan haben... nach dem wir dachten, er würde uns so schätzen wie wir ihn... enttäuschend...


    Wir müssen einen Fuß in die Tür bekommen durch so eine Zecke...

    Den Diener werde ich ausquetschen wie eine... Zitrone...


    Also wie wirst Du vorgehen und was genau wirst Du Vater fragen? Lass hören... Bruderherz", grinste Dunwolf eine Spur breiter, es sah fast aus als wollte er Poldi beißen.

    Dunwolf stockte, setzte an etwas zu sagen und klappte den Mund wieder zu.

    "Wir oder ich?... Wer fragt Vater?", hakte Dunwolf misstrauisch nach.


    Die Idee war verrückt, verwegen, im Grunde war sie schlichtweg irre, aber genau deshalb konnte sie durchaus funktionieren.

    Dunwolf trank einen Schluck und kratzte sich nachdenklich den Hals.


    "Nun ich habe auch nie jemanden derart verhört, dass er unbeschädigt geblieben wäre. Ich dachte nur, dass es nicht auffallen sollte, wenn wir heimlich schnüffeln. Also gut, fragen wir... Vater. Das kostet keine Magie, höchstens unser Leben und Dein Fuchs wird geschont...", murmelte Dun missmutig, aber Poldi sah weshalb sein Bruder murrte, er hatte Angst.