Burkhard reichte Amias seinen Becher, damit dieser einen Schluck nehmen konnte.
"Besser als Du hätte ich einen Gabad auch nicht beschreiben können. Einige sind dazu geboren, sie dienen von vornherein. Andere sind mit der Anlage dazu geboren und müssen noch in Form geschliffen werden. Schmetterlinge? Wundervolle Geschöpfe. Klein und leicht, schweben sie durch die Welt und selbst ihr Flug hat etwas liebenswert chaotisches. Möglicherweise wählte er deshalb diesen Begriff. Sie sind schön, verspielt, bunt und ein klein wenig eigen in all ihrer Herrlichkeit.
Ein Schiff geformt aus Knochen, beseelt mit der Seele eines Mannes. Ein solches Schiff des Abgrunds kann nur von Asa Karane stammen. Und dennoch.... Es wurde geformt durch den Tod und Untergang, aber es war Leben das es rettete. Vielleicht Amias ist Euch mit diesem Schiff doch etwas gelungen, dass niemand bis dato für möglich gehalten hat. Ihr habt Asa Karane in den letzten Atemzügen doch noch gerettet. Denn es war nicht die Vernichtung die obsiegt hat, sondern die Rettung der letzten Leben dieser Insel.
Mein Streben nach Freiheit und mein Leben als Soldat passen besser zusammen als Du glaubst. Wie lange Amias wird Deine Freiheit bestand haben, sollte sich niemand für sie einsetzen und sie verteidigen? Das alle in Naridien in Freiheit leben können, ihre Meinung offen aussprechen können, sich selbst verwirklichen oder zugrunde richten können, diese Werte wollen verteidigt werden. Vor Angreifern von außen, ebenso wie von Angreifern von innen die diese Werte untergraben und aushöhlen wollen.
Die Freiheit ist ein zerbrechliches Gut Amias. Ist sie erst einmal eingesperrt oder sogar fort, ist es sehr schwer sie wieder zu erlangen.
Schau Dir wie Du schon richtig aufgeführt hast, Arkady an. Er ist nicht frei und er wird es niemals sein. Zur Freiheit gehört die völlige Entfaltung Deiner Person und die Ausbildung Deiner Persönlichkeit. Arkady hat sie völlig untergeordnet, er ist in Dijons Bewusstsein völlig aufgegangen. Sie gingen nicht einmal eine Symbiose ein, sondern Arkady ist völlig im Bewusstsein seines Herrn verschwunden. Er ist eine Verlängerung von Dijon.
Dijons Wünsche wir er erfüllen, nur das Wohl von Dijon ist sein Begehren, er würde alles für diesen Mann tun und das zu Recht. Er hat eine Stufe des Sklaven erreicht, die kaum zu übertreffen ist.
Schau man raubt Dir schon zum ersten Mal ein Stück Deiner Freiheit und etwas von Deiner Persönlichkeit, wenn man anfängt Dich zu erziehen. Normale Erziehung ist Drill, Abrichtung, dass was wir mit Sklaven tun, ohne derart harte Mittel. Tatsächliche Erziehung ist vorleben, erläutern, erklären und vor Gefahren warnen. Wer macht sich diese Mühe? Kaum jemand nicht wahr? Aber auch dies ist ein Kampf um die Freiheit.
Die Meinungsfreiheit ist ebenso ein Gut, dass nicht fallen darf. Wie sollen wir uns tatsächlich austauschen, wenn Du nicht offen Deine Meinung äußern darfst? Bitte verwechsele dabei aber nicht, Meinungsfreiheit mit Frechheit. Sage Deinen Standpunkt, kämpfe ruhig dafür, aber tue dies gesittet.
Es gibt so viele Formen der Freiheit Amias, dass ich sie Dir gar nicht aufzählen kann. Weshalb? Nun weil ich sie als selbstverständlich hinnehme und ist das nicht ein erstklassiges Kompliment an unser Land? Erst wenn diese Freiheiten fallen und wir merken was man uns genommen hat, weißt Du was einst Dir gehörte. Das der Großteil der Nardier dies nie erfahren muss, dafür war ich Soldat.
Entschuldige, aber das Thema geht mir heute noch so nahe wie eh und je. Es ist mein Steckenpferd, denn ich wählte die Freiheit mit allen Konsequenzen. Und doch Amias, bin auch ich nicht wirklich frei. Ich unterliege Zwängen, die ich nicht abwählen kann. Ich habe Gelüste, die mich in ihre Ketten schlagen. Tatsächliche Freiheit wäre für mich, dort eine Wahl zu haben.
Und ich hasse einen Mann, der mich zu dem machte was ich bin. Ich hasse ihn nicht dafür, dass er mir einen anderen Weg zeigte, sondern dafür wie er es tat. Er wählte nicht den aufrechten, stolzen Gang eines freien Beißers. Er wählte den Weg eines Feiglings Amias und dieser Groll hält mich noch immer in seinen Klauen. Würde ich diesen Mann heute etwas fragen können, wäre es nur ein Wort.
Warum?", antwortete Burkhard so ehrlich, als würde er mit seinem einzigen Vertrauten sprechen und zwar Dijon.