Beiträge von Angelo di Caldera

    Ein Weingut und ein Palaisin


    Der erdbraune Prachtadler war in den Besitz der Krone gewechselt und am frühen Morgen waren Dreux und Angelo wieder aufgebrochen. Sie blieben auf der Scholle von Hohenfelde und reisten zum Chevalier-Lehen Tavron.


    Der neue Doppelsattel auf dem die beiden Reisenden saßen, war ein umgeänderter Sattel für einen Prachtadler. Durch die hohen Rückenlehnen saßen Dreux und Angelo besonders bequem und sicher. Für zusätzliche Taschen war ebenso Platz, ganz so wie es sich Dreux gewünscht hatte.


    Angenehm frisch war es noch am Morgen, aber man spürte bereits das die Hitze des Tages im Anmarsch war. Gemächlich ritten Dreux und Angelo auf Macchiare durch ein dichtes Waldstück, während sie ihr Frühstück in Form von Früchtebrot zu sich nahmen.


    "Eine weitere Person die ich für unseren Hofstaat anwerben möchte, ist Arnaud de Tavron. Chevalier de Tavron wünsche ich mir als meinen Palaisin. Der Mann ist bekannt für seine umgängliche Art, aber auch dafür, dass er im Zweifelsfall hart durchgreifen kann. Seine Familie besitzt auf der eigenen Scholle ein Weingut", erzählte Dreux gut gelaunt.


    "Erzähle mir etwas von dem Weingut Tesoro, wir sollten es besuchen", freute sich Angelo.


    "Das Vignoble de Tavron ist eine grüne Insel in den Hügeln, wo der Lebensraum der Fauna und Flora noch nicht beeinträchtigt wurde. In Souvagne generell versuchen wir die Natur zu beschützen, denn wer seine Scholle schützt, schützt seine Untertanen und sich selbst.


    Hier in den Hügeln und Wäldern leben Fasane, Turteltauben und Singvögel aller Art in Freiheit. Die Begegnung mit dem Menschen ist geprägt von Respekt.


    Auf dem Weingut kannst Du viele Produkte erwerben. Dazu gehören zum einen junge und alte Rotweine, Grappa und Liköre aus Waldbeeren. Essig wird dort ebenfalls hergestellt und ist sehr beliebt. Etwas was Dir gefallen wird Tesoro, ist die reichhaltige Auwahl an salzigen, herzhaften und süßen Gebäckwaren, viele sind mit Wein verfeinert.


    Neben dem Weingut und dem Verkaufsladen auf dem Gut, findest Du dort auch ein kleines Gasthaus. Im Gasthaus Vignoble de Tavron kannst Du allerdings nicht übernachten. In Falle der Übernachtung werden wir bei Chevalier de Tavron einkehren Gelo.


    Das Weingut befindet sich selbstverständlich auf der landwirtschaftlichen Fläche. Die Weinberge hier in der Gegend produzieren die bekannte Traube der Hügel, die Nonniot.


    In einem großen grünen und Blumen geschmückten Gasthof kann man wunderbar speisen oder auch eine Feier ausrichten. Hier können wir ebenso die außergewöhnlichen Gerichte der souvagnischen Küche der Hügel in einem charmanten Ambiente genießen. In den farbenfrohen Gärten des Weingutes, die vom gemäßigten Klima der Hügel begünstigt werden, wird jede Feier etwas besonderes.


    Vielleicht sollten wir hier in Tavron unser Neujahrsfest ausrichten. Zumindest einen Teil davon, indem wir hier Weine und Speisen ordern. Was hältst Du von meinem Vorschlag?", fragte Dreux seinen Ehemann.


    "Bevor ich darauf antworte Tesoro, möchte ich dort gespeist haben. Dann bekommst Du meine Antwort. Nachher sage ich zu und mir schmeckt es nicht. Die ganze Nation wird mir dann das misslungene Neujahrsfest in die Schuhe schieben", grinste Angelo.


    "Du bist eine Marke Angelo, echt", gibbelte Dreux.


    Angelo strich Dreux liebevoll durch das lange, blonde Haar und küsste ihn auf die Halsbeuge.


    "Manchmal bin ich ein Schelm, verzeih mir. Erzähle mir von dem Ort Tavron selbst. Der Wald hier ist schön kühl und angenehm. Und der neue Sattel ist wirklich wunderbar, damit hast Du mir eine sehr große Freude gemacht.


    Irgendwie ist es immer noch unbegreiflich für mich, dass Du Duc bist. Denke ich an den Duc de Souvagne, habe ich das Bild Deines Vater vor Augen. Wie er mit unbewegtem Gesicht auf dem Thron sitzt und sein Land regiert.


    Dich kann ich mir gar nicht so vorstellen. Denke ich an Dich Dreux, dann denke ich an Dein Lächeln und die Grübchen die sich dabei in Deinen Wangen abzeichnen. Ich denke daran, wie Du morgens in meinen Armen liegst und wie Du dabei aussiehst. Glücklich und zufrieden und ich hoffe das bleibt immer so Tesoro. Denke ich an die Nacht, dann frage ich mich woher Deine Haare kommen, die scheinbar überall herumliegen. Dabei bewege ich mich dann bewusst so vorsichtig, damit ich Dich nicht ziepe und Du aufwachst.


    An all die Dinge denke ich und noch viel mehr, sobald ich an Dich denke. Ich weiß der Unterschied ist, dass Du für mich in erster Linie nicht der Duc de Souvagne bist, sondern mein Mann.


    Trotzdem weiß ich, dass Du ebenso auf dem Thron sitzen wirst, wie einst Dein Vater und Du wirst Deine Sache genauso gut machen Dreux. Dein Schwert ist scharf und Dein Verstand ich noch wesentlich schärfer. Aber so gehört es sich für einen Schreiadler nicht wahr?


    Deinen Vater habe ich gar nicht persönlich kennengelernt Dreux, was schade ist. Er ist mein Schwiegervater und wir hatten gar keine Zeit uns einander vorzustellen. Vielleicht könnten wir das zu Neujahr nachholen? Ich würde auch sehr gerne meine Familie aus Ledwick hierzu einladen", erklärte Angelo und umarmte Dreux um den Bauch.


    "Das hast Du lieb gesagt und Du hast Recht. Meinen Vater kennst Du nicht persönlich, Du verbindest nur das Amt mit ihm. Für Dich bin ich Dreux, Dein Mann und erst danach der Duc de Souvagne. Wir beide werden auf dem Thron sitzen Gelo, Du sitzt neben mir.


    Du kannst zur Neujahrsfeier einladen, wen immer Du einladen möchtest und selbstverständlich laden wir unsere Familie aus Ledwick ein. Ich glaube mein Schwiegervater wäre sehr erbost, würde ich ihn übergehen. Weder habe ich vor Lucca zu verärgern, noch möchte ich auf ihn zu unserem Fest verzichten.


    Ob mein Vater bis dato von seiner Reise zurückgekehrt ist, kann ich Dir nicht versprechen. Er hat seine Reise genauso nötig, wie ich meine Reise Gelo. Gib ihm die Zeit die er benötigt. Was immer Du befürchten magst, Du hast keinen Grund dazu. Wir haben seinen Segen, was unsere Ehe anbelangt. Trotzdem werde ich mich darum bemühen, dass Maximilien mit uns Neujahr feiert. Wir werden ihn selbstverständlich einladen, der Rest liegt an ihm. Du weißt es selbst, manchmal muss man weit reisen, um Zuhause anzukommen.


    Eigentlich müsste ich Macchiare eine Statue errichten Angelo, wäre er nicht gewesen, hätte es unsere Reise nicht gegeben. Nur weil ich dachte, dass er Dich bedroht, bin ich gelandet und das Schicksal nahm seinen Lauf. Macchiare ist mehr als unser Reittier, er ist eine Liebesschrecke", antwortete Dreux gut gelaunt.


    "Eine Liebesschrecke, dass ist er wirklich. Falls Du ihm eine Statue errichten möchtest, nur zu. Am besten im Garten, damit wir uns selbst jederzeit daran erfreuen können. Das Freundschaftsbändchen habe ich um sein Hörnchen gelassen. Man darf sie nicht abnehmen, deshalb bleibt es wo es ist. Einen eigenen Leibheiler sollten wir ebenfalls in unseren Hofstaat berufen, das ist mir gerade eingefallen", warf Angelo ein und streckte sich.


    "Stimmt Gelo, einen Leibheiler benötigen wir ebenso. Benito war bis dato Heiler am Hofe und er ist sehr gut in seinem Fach. Sein Bruder Dan ist der persönliche Heiler von Verrill. Wir benötigen einen Mann ähnlichen Formats und den werden wir auch finden, da bin ich mir sicher.


    Zu Tavron. Das Besondere an Tavron selbst ist die dort vorherrschende Bauweise. Du hast bereits die Bauweisen der Orte kennengelernt, die in der Nähe der Sundhi liegen. In Tavron findest Du hauptsächlich Fachwerkhäuser Gelo. Doch das allein ist nicht die Besonderheit, sondern dass vorwiegend alles in runder Form gehalten ist. Die Häuser sind selbst sind abgerundet, die Türme auf den Häusern und Burgen sind abgerundet und wirkt dadurch wie eine Mischung aus Fachwerkhaus und jenen Häusern, die Du an der Wüstengrenze gesehen hast.


    Das Herrenhaus Tavron ist ebenfalls in dieser Bauweise gehalten Angelo. Nicht mehr weit und Du kannst den Ort genießen. Durch die Bauweise wirkt Tavron beschaulich", erzählte Dreux seinem Mann.


    "Ein Palaisin aus einem beschaulichen Ort, das gefällt mir", grinste Angelo.

    Zeiten des Umbruchs


    Dreux und Angelo schlenderten über das Anwesen von Hohenfelde. Die Ausläufer der Bärenberge zeichneten sich durch ein dichtes Waldgebiet aus, welches sich regelrecht ans Herrenhaus schmiegte. Die Stallungen der Prachtadler und anderen Großvögel der Zucht Hohenfelde lagen etwas erhöht, so dass die beiden Wanderer eine gute Sicht darauf hatten. Dreux legte den Arm um Angelo und betrachtete gut gelaunt die Landschaft.


    "Worüber denkst Du nach Tesoro?", hakte Angelo nach und küsste seinen Schatz.


    "An die Zeiten des Umbruchs, darüber denke ich nach. Mein Vater regierten in Zeiten des Umbruchs Angelo. Zuerst wurden wir vom Kaisho-Abkommen verraten, allen voran von Felipe von Ehveros. Mein Vater hat sich weder von anderen Ländern, noch Personen in seinen Entscheidungen beirren lassen. Es gab einige Ereignisse die eine Herausforderung für ihn samt unserem Land gewesen sind.


    Er hat früh den Thron bestiegen und er war der erste Duc, der die Krone persönlich weitergereicht hat.


    Solange ich zurückdenken kann, war mein Vater Duc de Souvagne und nun bin ich es Gelo. In Zeiten des Umbruchs müssen schnell konsequente Entscheidungen gefällt werden. Entscheidungen die über das Fortbestehen unseres Landes entscheiden. Nun hängt das Wohl von Souvagne von meinem Willen und Wort ab. Der Verantwortung bin ich mir mehr als bewusst und mein Ziel ist es, dass ich unser Land in eine Zeit der Stabilität und Beständigkeit führe.


    Die Vorarbeit hat mein Vater geleistet. Wir stehen für uns selbst ein Angelo, wir gehören keinem Bündnis mehr an und die Mauer umschließt unser Land und gewährt uns allen Schutz und Schirm. Und dennoch gibt es Mächte, die sich von weltlichen Mauern nicht aufhalten lassen", antwortete Dreux gedankenverloren, während er neben seinem Ehemann her schritt.


    "Derartige Mächte hat es immer gegeben Dreux, sie dürfen nur nicht Fuß fassen. Unterwandern sie eine Regierung, hat sich eine Schattenregierung etabliert. Personen welche die scheinbar Mächtigen an ihren Marionettenfäden tanzen lassen. Es geht das Gerücht um, dass Felipe von Ehveros genau so eine Marionette gewesen ist. Von wem er letztendlich die Handpuppe war, kann nur gemutmaßt werden.


    Hast Du aus diesem Grunde von fast jeder Magierform eine Person Deines Vertrauens in den Hofstaat einberufen? Ein Himmelsauge, einen Bluthexer und zwei Geistmagier. Ausstehend ist noch der Ruspanti. Damit ist eine hohe, magische Sicherheit gewährleistet.


    Allerdings solltest Du ebenso an die weltliche Sicherheit denken Tesoro. Du benötigst einen neuen Palaisin. Der gesamte Hofstaat soll aus Personen Deines Vertrauens bestehen. Ich zweifele nicht die Rechtschaffenheit des Hofstaates Deines Vaters an. Duc Maximilien Rivenet de Souvagne war es, der als Einziger die verräterischen Zwerge durchschaut hat. Ich wünschte alle Großherzoge wären seinem Beispiel gefolgt.


    Jedoch trieb Felipe etwas ganz anderes an als Hilfsbereitschaft - Machthunger. Die Frage ist nur, war es sein eigener, der eines anderen oder möglicherweise beides? Wir sollten einen Schatten befragen, um etwas über eine mögliche Schattenregierung in Erfahrung zu bringen", warf Angelo ein.


    "Einen Schatten, oder einen Mann der im Schatten wandelt. Er wird uns Auskunft geben, sollten ihm Informationen vorliegen. Falls nicht, kann er sie möglicherweise beschaffen. Besagter Mann ist der Krone treu, ich selbst konnte mich bereits mehrfach auf seine Dienste verlassen. Wir werden gemeinsam mit ihm sprechen Angelo. Wir werden herausfinden, ob es Wurzeln uralter Pflanzen gibt, die entfernt werden müssen, bevor wir unseren eigenen Garten bestellen", sagte Dreux und ergriff die Hand von Angelo, um ihn in die Stallungen zu führen.


    Die großen Vögel waren in ebenso großen Ställen untergebracht. Dreux und Angelo schauten sich alle Tiere an, bei den Prachtadlern ließen sie sich besonders viel Zeit.


    "Folgende Personen haben wir bis dato rekrutiert:

    - Alfredo Amirrona - Leibdiener von uns beiden (gemeinsamer Leibdiener)

    - Rafael de Fregneur - Himmelsauge (rekrutiert in Neufille)

    - Samuel Aimbeu - Blut-Hexer (rekrutiert in Chateaub)

    - Nolan Jeuneuf - Leibkoch (rekrutiert in der Auberge Jeuneuf)

    - Noam Mabout - Barde (rekrutiert in der Auberge Jeuneuf)

    - Davard von Hohenfelde - Geistmagier (rekrutiert zu Gast bei Marquis Anwolf von Hohenfeld)

    - Rida-Siraj Alim Abusani - Geistmagier (rekrutiert durch Davard von Hohenfelde)


    Besonders gefällt mir der große, braune Adler. Sein erdbraunes Gefieder erinnert an ein Wildtier und er wirkt wie ein Stück vom Wald selbst Dreux. Der große Prachtadler würde mir gefallen", freute sich Angelo.


    Der große Prachtadler schaute die beiden Besucher neugierig an.

    Auberge Jeuneuf


    Die ersten Sterne funkelten bereits am Nachthimmel, als ein großes Haus in Sicht kam. Dreux spürte regelrecht die Freude von Angelo, der sich hinter ihm auf der Reitschrecke regte.


    "Das ist die Auberge Jeuneuf Tesoro, dieses Haus ist für seine außergewöhnliche Küche bekannt. Nolan Jeuneuf der Besitzer dieses Hauses verfeinert einheimische, souvagnische Küche mit Kräutern aus allen Ländern. Diese bezieht er von fahrenden Händlern, ebenso zieht er einen Großteil im hauseigenen Garten. Schlicht, gemütlich, urig und schön, so könntest Du das Haus am besten beschreiben. Wichtig ist auch, dass es hier stets sauber ist. Die Betten sind gemütlich und die Zimmer sind es auch. Du liebst Gasthäuser, hier ist eines dass ich Dir wärmstens ans Herz lege Gelo", sagte Dreux und zügelte Macchiare vor der Herberge.


    Der Duft von herzhaften Speisen, Pfeifenkraut und warmen Würzwein empfing sie. Die Nacht war noch jung und still war sie in der Auberge Jeuneuf nicht. Dreux und Angelo betraten das Haus und schlagartig war es leise im vollen Schankraum. Sogar der Barde verstummte mitten im Lied. Die Gäste der Herberge standen auf und verneigten sich vor ihrem Duc.


    Nolan kam um den Tresen herum geschossen, verneigte sich und schoss genauso schnell wieder in die Höhe mit einem Lächeln, dass an Breite sogar fast jenes von Angelo in den Schatten gestellt hätte.


    "Eure Majestät, es ist mir eine Ehre Euch in meinem Haus begrüßen zu dürfen! Womit dürfen wir Euch dienen?", fragte Nolan, henkelte sich bei Dreux und Angelo ein und führte seine beiden edlen Gäste sofort zum Tresen.


    Mit strahlendem Lächeln wartete Jeuneuf ab, was sich seine Gäste wünschten. Angelo gefiel die Begrüßung und die Herzlichkeit des Gastgebers. Bevor Dreux etwas sagen konnte, ergriff Angelo das Wort.


    "Wir wünschen ein Zimmer für die Nacht, sowie zwei große Portionen von Eurem besten Eintopf. Eure Gerichte sind über die Grenzen hinaus bekannt und deshalb haben wir beschlossen Euch aufzusuchen. Unsere Reise war lang und beschwerlich unser Hunger und Durst ist dementsprechend. Und es wäre sehr freundlich, wenn der Barde wieder ein Lied anstimmen könnte. Eine leise Taverne ist nicht nur ungemütlich, sondern irgendwie auch unheimlich", grinste Caldera zurück.


    "Sehr wohl! Musik für den Duc samt seinem Gemahl! Euer Eintopf kommt sofort Eure Majestät, nehmt Platz am besten vor dem Kamin", bat Jeuneuf. Erneut flitzte der wohlbeleibte Mann hinter dem Tresen hervor, wuchtete einen Tisch um und stellte ihn schnaufend vor den Kamin.


    "Bitte, so nehmt doch Platz!", bat er freudestrahlend.

    "Merci, sehr gerne. Das Gasthaus verfügt zudem über einen vorzüglichen Service, wir sind äußerst erfreut", freute sich Dreux und nahm gemeinsam mit Angelo an dem Tisch Platz.


    Der Barde besann sich des Wunsches der Hoheiten, als Nolan ihm einen auffordernden Blick zuwarf. Einige Augenblicke später fing der gute Mann wieder an zu singen und ein Großteil der Gästeschar einschließlich Angelo sang mit.

    30.03.207 - Charbogen-Ergänzung:

    - Caio berichtet Sandro di Sicomoro von Angelos gefallenen Freund Cavaliere Giorgio di Mandossino

    - Cavaliere Giorgio di Mandossino fiel im Zwergenkrieg


    "Lucca ist der Sohn meines Bruders Merlidoro, möge Alvashek ihm auf ewig scheinen, nicht der meine. Lernt meinen Neffen kennen und Ihr werdet verstehen was ich meine. Vermutlich wird Euch grämen, was andere erfreut. Er ist von einer sehr ausgeglichenen Natur, also wird er sogar vermutlich in Eurem Geknurre etwas Positives entdecken oder etwas an Euch, dass Ihr zu verbergen versucht.


    Weshalb unsere Nation dem Sonnenkult huldigt? Weil man nicht ein Leben lang in der Finsternis navigieren kann Sandro, nicht mal bei den hellsten Sternen. Es ist die Sonne die das Leben schenkt, gemeinsam mit der See. Und alles von Wert muss man sich entweder erstreiten oder dargereicht bekommen. Habt Ihr einmal versucht einen Sonnenstrahl gegen seinen Willen zu fangen? Ihn festzuhalten und ihm etwas abzuringen? Nein, denn dieses Unterfangen wäre sinnlos. Gleiches gilt für einen Ruspanti, sie sind almanische Lichtstrahlen. Niemand kann sie dazu zwingen für einen zu leuchten.


    Was mich selbst angeht Sandro, da gibt es leider erstaunlich wenig zu berichten. Meine Liebe galt von jeher der See und den Schiffen. Ich war der zweite, der jüngere und so zog ich aus. Mein Weg war das Wasser, mich trugen meine Schiffe. Ich vermute Angelo kommt ein klein wenig nach seinem Onkel. Sein Weg führte ihn allerdings über die Schollen auf dem Rücken seiner Schrecke oder auf dem seines Büffels. In Begleitung von Cavaliere Giorgio di Mandossino. Sie ritten auch unter Ledwicker Bannen in die Zwergenschlacht auf ihren Kriegsbüffeln. Giorgio kehrte nicht aus der Fremde zurück.


    Wie steht es mit Euch?", fragte Caio nachdenklich, als blicke er in eine längst vergessene Vergangenheit.



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    Die Familie


    Familienoberhaupt:

    Lucca di Caldera, Marchesi


    Söhne:

    Giacopo di Caldera, Marchesi

    Angelo di Caldera, Marchesi


    Bruder:

    Ambrogio di Caldera

    Paladino, Leibgarde des Duca, Geheimdienst, Guardia Pretoriana/Pretorianos, landesweit, selten auch weltweit


    Vater:

    Marlidoro di Caldera (verstorben)


    Onkel:

    Caio di Caldera, (Bruder von Marlidoro)

    Admiral, Flottenkommando, Armata Navale, Hochsee, Tiefsee



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    Angelo di Caldera


    Name: Marchesi Angelo di Caldera

    Geb. am: 25.02.181 n.d.A.

    Alter: 26 Jahre

    Größe: 186 cm

    Gewicht: 95 kg

    Augenfarbe: grau

    Haarfarbe: dunkelbraun

    Volk: Ledvigiano

    Statur: trainiert

    Wohnort: Rocca Calascio auf der eigene Scholle

    Familienstand: ledig



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    Besonderheit Bärenreiter


    Den ersten Tag hatten sie es sich im Gasthaus Edmondo gut gehen lassen. Dreux und Angelo hatten das hauseigene Bad der Gaststätte genutzt. Mehrere große, hölzerne Zuber standen in einem dafür vorgesehenen Raum. Der kalte Steinboden war mit Fellen bedeckt, so dass man mit warmen Füßen den Raum durchqueren konnte. Neben den Zubern befand sich ein großer Kamin im Raum, der zusätzlich für Licht und Wärme sorgte.


    Direkt im Anschluss hatten sie sich etwas zu Essen bestellt und waren auf ihr Zimmer zurückgekehrt. Angelo streckte sich auf dem Bett lang aus und freute sich, als sich Dreux an ihn schmiegte.


    "Lucchesi liegt in den Ausläufern der Bärenberge. Das erinnert mich an den Krieg Dreux. Während Oberst Nassik samt Gefährt hinunter zu den verbündeten Lichtalben fuhr, bildete sich eine Schneise in der Mitte des Almanenheeres. Großherzog Roderich ritt auf seinem Bären heran, begleitet von seinen Bärenreitern. Der Formationswechsel dauerte einige Minuten, danach war ausreichend Abstand zwischen den Bären und den Pferden geschaffen worden, sodass der Großherzog und die Bärenreiter die Schneise passieren konnten.

    Der Bär war einst das Wappentier der hohen Mark.


    Scheinbar gab es für Roderich keinen schöneren Anblick als die Bärenreiter. Die einstmals aufständigen Bauern, gegen die er vor damals zehn Jahren mit der Unterstützung aus Ledwick noch gekämpft hatte, standen nun auf seiner Seite. Roderich hatte immer anderer Hilfe bedurft und Ledwick hatte sie ihm damals gewährt.


    Was war der Preis für diesen Beistand? Unser Duca und Land hat ihn teuer bezahlt. Ehre und Ewigkeit unserem Duca!", erklärte Angelo und küsste Dreux liebevoll.


    "Roderich ist schon lange fort Angelo, etwas über vier Jahre ist er nun fort. Und ob mit oder ohne Roderich, die Bärenberge sind wunderschön. Ein unvergleichliches Klima und eine Natur, die ihres gleichen sucht. Ich weiß, wie sehr Dir der Krieg nachläuft Tesoro. Du hast etwas Ungeheuerliches angedeutet, etwas über das Du nicht sprechen kannst. Du versuchst es dennoch und hast mir gegenüber Andeutungen gemacht. Du vertraust mir nicht wahr? Ich Dir auch Angelo.


    Du und ich, wir beide sind von Adel Angelo. Ihr tragt echte, kunstfertig gefertigte Masken, wir tragen dazu unser eigenes Gesicht. Und so wie Du Wind und Wellen lesen kannst, so kannst Du zwischen den Zeilen lesen. Über diese Fähigkeit verfüge ich ebenso. Du hast bezüglich meiner Annäherungsversuche geschwiegen, um mir den ersten Schritt zu überlassen. Du hast mir damit beigestanden.


    Aus dem gleichen Grund, habe ich nie nachgehakt Angelo. Sobald Du bereit bist, es auszusprechen, wirst Du es tun und ich werde für Dich da sein. Dieser Raum ist nicht nur besonders sicher, er hat auch keine Fenster. Weder Alvashek kann Dich hier grüßen, noch das Mondlicht quälen. Das hier ist unsere kleine Räuberhöhle. Zwar angemietet, aber für die Zeit unsere.


    Was möchtest Du besonders gerne von Souvagne sehen? Was darf auf keinen Fall bei unserer Reise fehlen?", hakte Dreux nach und deckte sie beide zu.


    "Danke für Deine lieben Worte. Was ich unbedingt sehen muss? Den Gesichtskrüppel", lachte Angelo.

    "Woher ich das nur wusste?", gibbelte Dreux.

    Monleone


    Am Morgen nach dem dritten Tag ihrer Weiterreise blickten sie auf die Perle des Dhunico, Monleone. Regierungssitz des Duca di Ledvico, ein der Ort der seines gleichen suchte. Meereswasser war in Monleone allgegenwärtig. Der Dhunico hielt Monleone fest in seiner liebevollen Umarmung. Wer sich hier fortbewegen wollte, hatte zwei Möglichkeiten und zwar entweder nutzte er ein Boot oder er ging zu Fuss. Der Palast hingegen war über den Canale Grande erreichbar, der einzigen Wasserstraße der Stadt, die groß und tief genug war, um auch durch große Schiffe befahren zu werden.


    Auf dem Rücken ihrer Reitschrecke setzten sie nach Monleone über. Kaum angekommen, führte Angelo das Tier hinter sich und sie machten sich auf zum historischen Zentrum Monleones. Plätze und Brücken, Statuen und Geschäfte, Sehenswürdigkeiten die es überall zu bestaunen gab, in einer Umgebung die dazu einlud, zu schlendern und sich alles ganz genau anzuschauen.


    Monleone hatte viel zu bieten, die Biblioteca Nazionale, Logetta, Prokuratien, Campanile, Tempio Bianco, Porta Della Carta und den Palazzo Ducale. Unterwegs hielt Angelo an einem Badehaus, für einige Stunden ließen es sich die beiden gut gehen. Frisch rasiert, frisiert und mit gesäuberter Kleidung machten sie sich zum Palast auf.


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    Mit angemessenen Schritten betraten Angelo und Dreux den Palast und wurden umgehend von einigen Lagunari empfangen. Nicht jeder Mann war den Lagunari bekannt, allerdings die Männer des Adels durchaus. Und vor ihnen stand kein Geringerer als der Neffe ihres Paladino Ambrogio di Caldera, Angelo di Caldera.


    Einer der Männer eilte von dannen, nur um einige Minuten später mit dem Paladino zurückzukehren. Gut gelaunt und mit freundlichem Lächeln umarmte Ambrogio seinen Neffen.


    "Schau einer an, wen es in den Palast gespült hat. Schön Dich mit Deinem Begleiter willkommen zu heißen. Was verschlägt Dich hierher?", fragte Ambrogio interessiert.


    "Du kennst mich, ich bin oft unterwegs, aber ziehe letztendlich doch meine immer währenden gleichen Bahnen. Selbst als Wanderer bin ich ein Gewohnheitstier. Aber um Dir das zu sagen, bin ich nicht hier Ambro, sondern um Dreux zu seinem Schwager zu geleiteten. Darf ich Dir den Archi-Duc de Souvagne vorstellen. Dreux das ist mein Onkel Ambrogio di Caldera, Paladino des Duca di Ledvico", stellte Angelo sie einander vor.


    "Seid gegrüßte Archi-Duc de Souvagne und willkommen in Ledvico wie im Palazzo Ducale. Folgt mir bitte", bat Ambrogio und gab den Weg vor.


    "Habt Dank. Wir grüßen Euch ebenso Paladino Marchesi Ambrogio di Caldera", antwortete Dreux höflich und schenkte Angelo ein Lächeln.


    Der Palast des Duca hatte viel zu bieten, prunkvoll und dennoch gediegen, Dreux fühlte sich in den Mauern des Palazzo wohl. Ein Großteil lag auch daran, dass er wusste, wer hier residierte - Tazio. Dieser Palast, dieses Gebäude atmete förmlich seine Anwesenheit. Dreux umfasste die Hand von Angelo.


    Und dann, urplötzlich, standen sie vor den Gemächern des Duca.

    Perle


    Der Wind zerzauste ihnen die Haare, als sie am Strand durch die Brandungszone ritten. Gischt spritzte auf und salzig feuchte Meeresluft umwehte die beiden Wanderer auf ihrer Reise. Auf der einen Seite begleitete sie der Strand und die Küste, auf der anderen Seite war es der Dhunico, der ihnen Gesellschaft leistete. Wind und Wellen, waren ihre Reisebegleiter.


    Dreux strich Angelo durch die Haare, zog ihm das Haarband aus dem Deckhaar und band sie dann zu einem Zopf zusammen. Für einige Sekunden hatte Angelo zusammengezuckt und verharrte, bis Dreux mit seiner Arbeit fertig war.


    "Die Feuchtigkeit lässt Deine Haare noch krauser werden, so ist es besser Tesoro. Sonst rettet Dich noch der Leone, da er meint einer seiner Brüder wäre gestrandet. Wie machst Du das überhaupt mit Deinem Haar, wenn Du auf einem Schiff dienst? Erzähle mir von Monleone, berichte mir von Eurem Regierungssitz. Dort residieren Tazio und Verril nicht wahr?", fragte Dreux gut gelaunt wie entspannt.


    "Dreux Du bist echt eine Marke, warne mich demnächst vor. Wie ich das auf einem Schiff mache? Ich flechte mir die Haare zu einem festen Zopf zusammen. Was ich eigentlich hier auch tun könnte. Wir tauschen gleich die Plätze und Du sitzt vorne, dann flechte ich meine Haare zusammen und Du siehst, wie sie aussehen. Zudem diene ich nicht auf einem Schiff, ich kommandiere das Schiff als Marchesi. Man dient mir und ich diene dem Duca. Ich führe seine Befehle aus und setze sie um, wie jeder Marchesi", antwortete Angelo und zügelte Marcchiare. Kurzerhand schwang er sich von der Reitschrecke und wartete bis Dreux nach vorne gerutscht war.


    "Angelo ich wollte Dich nicht ärgern. Was heißt Entschuldigung?", fragte Dreux betreten.

    "Scusa. Eine Entschuldigung benötige ich nicht, sondern eine Vorabinfo. Ich mag meine Haare, ich mag nur nicht, wenn sie mir ins Gesicht hängen", gab Angelo freundlich zurück und schwang sich hinter Dreux auf die Reitschrecke.


    "Dankeschön, Du bist ein Schatz. Erzählst Du mir von Monleone?", grinste Dreux nach hinten, während Angelo hinter ihm saß mit geschlossenen Augen und angestrengt seine Haare aufteilte und dann zu einem festen Zopf zusammenflocht.


    "In Monleone, der Perle des Dhunischen Ozeans, liegt auch der Palast, in welchem die Krone residiert. Erreichbar ist er über den Canale Grande, die einzige Wasserstraße der Stadt, die groß und tief genug ist, um auch durch große Schiffe befahren zu werden. Das imposante Bauwerk mit den steilen Wänden ist jedem Ledvigiano ein Begriff, auch wenn er es noch nie gesehen hat: Dies ist der Palazzo Ducale, der großherzogliche Palast. Folgen wir seiner Außenmauer nun nach Norden.


    Wie Du in Gedanken siehst, ist der Weg überdacht, dies nennt man die Arkaden. Sie säumen den Palazzo zu allen Seiten, so dass man auch bei Regen geschützt von einem Eingang zum anderen gehen kann, welches für die Wachmannschaft und die Bediensteten von Vorteil ist. Im Prunkviertel gelegen ist der Palast umgeben von eindrucksvollen Gebäuden, wie der Biblioteca Nazionale oder dem Campanile, aber auch die Wohnhäuser wohlhabender Bürger sind in seiner Nachbarschaft zu finden.


    Die Arkaden, sind eine Besonderheit, hier wirst Du sehen, welche Höhe sie tatsächlich haben. An der Platzseite des Palazzo sieht man im ersten Geschoss, das zwei benachbarte Säulen rot gefärbt sind. Zwischen ihnen werden die Todesurteile verkündet. Porta della Carta, das "Tor des Papiers" ist der Durchgang zum Innenhof, dem Cortile. Man schloss mit dem Tor die Baulücke zwischen Tempel und Palast. Der Name rührt daher, dass Bittsteller hier ihre Gesuche in Schriftform abgeben konnten. Audienzen werden nur selten gewährt. Das Tor kann von einem massiven kassetierten Tor verschlossen werden.


    In den vier Nischen der Strebepfeiler stehen die vier Kardinaltugenden


    Tapferkeit (fortitudo),

    Mäßigkeit (temperantia),

    Klugheit (prudentia)

    und Liebe (caritas).


    Dies sind dei Herrschertugenden, welche Ledvico für sich in Anspruch nimmt, unsere vier Eckpfeiler.


    Der Innenhof mit zwei Brunnen und Park. Nur der vordere Teil des Palazzo ist vom Piazza aus zu sehen, der Großteil befindet sich hinter dem Prunktor. Normalerweise steht es offen. Darum kennst vielleicht auch Du den Innenhof. Innenhof hört sich sehr klein an, dabei hat er das Ausmaß einen großen Platzes mit einer palmenbewachsenen Parkinsel in der Mitte. Ein Prunkbrunnen mit dem Abbild von irgendjemandem befindet sich darin. Gesäumt ist der Innenhof, wie auch die Außenseite des Palazzo Ducale, von Arkaden, welche Schatten spendeten oder bei Regen ermöglichen, trockenen Fußes von einem Eingang zum Nächsten zu gehen. Er wird für Amtshandlungen, Versammlungen, Feste und Turniere genutzt, einmal im Jahr gibt es eine Büffelhatz, für die männliche Wasserbüffeln verwendet werden. Hier findet auch das Zeremoniell der Krönung des Duca statt. Unterhalb des Pflasters liegen zwei riesige Zisternen, die der Wasserversorgung von Palast und Bevölkerung dienen. Sie sind über zwei Brunnenbecken nutzbar und die Bevölkerung kann sich aus einem der beiden nach Belieben bedienen.


    Die Scala dei Giganti ist eine Treppe, die aus dem Innehof hinauf ins Obergeschoss führt. Sie hat ihren Namen von den beiden kolossalen Statuen. Die zwei Männer stellen die Personifikationen von Wasser und Krieg dar und weisen unmissverständlich auf unsere militärische Stärke hin. Sie ist ein bedeutender Ort für den Staatsakt der Inthronisation.


    Das Gefängnis - Piombi und Piozzi, ein prominenter Bauteil des Palazzo ist das Gefängnis direkt unter dem bleibedeckten Dach, weshalb man die Zellen auch die sieben Bleikammern (piombi) nennt. Der Trakt ist durch einen Gang direkt mit dem Amtszimmer verbunden. Die Bleikammern sind ausschließlich für Verräter, Spione und politische Gefangene bestimmt. Da sie nur durch ein kleines Gitterfenster in der Tür belüftet werden, wird die Hitze im Sommer unerträglich.


    Für die anderen gibt es die neunzehn Piozzi ("die Brunnen") im Keller, die oft unter Wasser stehen. Weder die Piombi noch die Piozzi erreicht das Tageslicht.


    Weshalb kannst Du Dir denken, jene die Alvasheks Segen nicht mehr verdient haben, benötigen auch seine Segnung durch sein Licht nicht mehr. Sie haben ihm abgeschworen, also sollen sie ohne ihn leben. So erklärte es einst mein Vater.


    Da sie nur durch ein kleines Gitterfenster in der Tür belüftet werden, wird die Hitze im Sommer unerträglich. Wenn es sich um wohlhabende Gäste handelt, haben sie für ihre Möblierung und ihre Verpflegung selbst aufzukommen.


    Das ist ein Teil Monleones und zwar der wichtigste, der Palast. Beschreibe mir bitte den Palast Souvagnes", bat Angelo und band seinen Zopf unten mit dem Haarband zusammen.


    "Gerne, also höre zu.  Der Palast - Im Schloss Chateau Souvagne regiert seit Anbeginn der Zeit des almanischen Großherzogtums an der Azursee die Dynastie der Souvagnes. Der Palast Chateau Souvagne ist ein einzigartiger, architektonischer Schatz und präsentiert sich seinen Einwohnern, sowie auch seinen Gästen durch seine besondere Einrichtung, tausende faszinierende Kunstobjekte und kunstvolle Bauweise.


    Chateau Souvagne, direkt im Herzen des Regierungssitz Beaufort gelegen, ist zur Zeit die Großherzogliche Residenz von Duc Maximilien Rivenet de Souvagne. Alle bis dato in Chateau Souvagne residierenden Regenten haben das Schloss von ihren besten Malern, Bildhauern, Architekten und Gärtnern umgestalten und ausschmücken lassen.


    Viele Adlige, aber auch Bürgerliche zieht es in den Abendstunden in die Palastgärten, um sich im Wald von Chateau Souvagne und an den Ufern des Goldwasserflusses aufzuhalten und zu erholen. Ebenso siedelten sich viele Künstler, vor allem Maler umliegenden Dörfern an, um die einmalige Natur, wie auch den Palast Souvagnes in ihren Bildern festzuhalten.


    Großherzogliche Gemächer - Die verschiedenen Wohnräume des Großherzogs erinnern verdeutlichen die Pracht des Hofes. Vorzimmer, Wohnzimmer, Prunkgemächer, Festsaal und Thronsaal lassen den Glanz des Lebens im Palast erahnen. Die bemalten Täfelungen, die Bilder, die Tapeten, die Möbel zeugen von der Belegung dieser Orte zeugen von Jahrhunderte langem edlen Geschmack, Liebe zum Detail, zur Kunst und zu allem Schöngeistigen. Eine Reihe von Zimmern sind logischerweise nur für den Duc hergerichtet, dazu gehören das Großherzogliche Schlafzimmer, Büro, Herrenzimmer, Badezimmer, das Zimmer seines Leibdieners und das Vor- bzw. Empfangszimmer.


    Die Kleinen Gemächer - Im Erdgeschoss des Schlosses findet man die kleinen Zimmer der Großherzoglichen Angestellten.


    Die Höfe - Die Gebäude des Palastes sind um die fünf wichtigsten Höfe herum errichtet. Jeder Ort hat unterschiedliche Bezeichnungen.


    Hof des Rappen - Am Fuße der berühmten Doppelhufeisen-Treppe, hat Duc Gabin Sebastien de Souvagne am 01.01.62 n.d.A. als Neujahrsgeschenk sein schwarzes Schlachtross Justicier von seiner geliebten Duchesse Debora Lucia de Souvagne, geborene Principessa di Ledvicco, in Empfang genommen.


    Hof des Hundes - Die großen Arashi-Fou-Chien/Fou-Hunde zieren den alten Eingang des Arashi-Wohnzimmers des ersten Duc Scoville Pierpont de Souvagne. In der Nähe des Karpfenweihers befindet sich ein Springbrunnen, dessen Benutzung nur für den Großherzog reserviert ist.


    Hof der Duchesse Bella - Der älteste Hof des Schlosses befindet sich an der Stelle der alten Burg von der nur noch der Turm erhalten ist. Er wurde von Duc Gabin Sebastien de Souvagne erbaut, der das große Kuppeltor aufstockte, um es als gewaltigen Eingang zu benutzen. Dieses Tor erhielt den Namen Tor Bella Debora.


    Hof der Herdfeuer - Dieser Hof wurde mit besonders gebrannten Ziegelsteinen erbaut, um die Küchen und Anrichtezimmer unterzubringen. Hintergrund für die Unterbringung war diese Gebäude von den Hauptgebäuden zu trennen und zwar um das Risiko eines Großbrandes im Palast zu verhindern.


    Schlosspark - Der Schlosspark ist das ganze Jahr über täglich von morgens bis in die Abendstunden geöffnet.


    Fünf mal drei Informationshäppchen über Souvagne für Dich Tesoro, jeden anderen könnten sie ebenso interessieren.


    Drei Dinge, die man über Souvagner wissen sollte

    -Die Souvagner sind stolz auf ihre Mauern, vor allem jene die das Land umschließt.

    -Die Souvagner sind ethnisch betrachtet Almanen, Mischehen sind selten. Unter den seltenen Mischehen ist die häufigste jene mit Ledvigiani.

    -Die Souvagner gelten als stur und heimatverbunden. Ein Souvagner in der Fremde wird von Heimweh geplagt. Manche munkeln, Souvagner würden in der Ferne nur Urlaub machen, um sich selbst zu bestätigten, dass Ihr Land das schönste wäre.


    Drei Gruppierungen, von denen man gehört hat

    -Die Himmelsaugen - Kampfmagier/Geistmagier die im Konsenz ihres Ordens leben und Vögel als die Augen am Himmel führen

    -Die Bluthexer - fanatische Magier, die mit erhobenem Zeigefinger die Welt von allem Übel heilen (wollen)

    -Die Palastgarde - die gefürchtete Leibwache des Duc, die dem Palaisin des Duc selbst untersteht


    Drei Fettnäpfchen, in die ein Urlauber nicht treten sollte-Majestätsbeleidigung ist keine Bagatelle, sondern eine schwere Straftat und darum das oberste Tabu. Insbesondere für naridische Gäste, welche gewohnt sind, ihre Meinung freimütig kundzutun, kann dies zu Problemen führen.

    -In Souvagne wird großer Unmut stets mit einem Spucken untermalt. Spucken gilt in Souvagne als Kunst. Urlauber sollten es vermeiden, diesen Brauch zu kopieren, falls sie nicht selbst bespuckt werden wollen.

    -In Souvagne werden Mauern geradezu verehrt, gehegt und gepflegt. Man lehnt sich weder an Häuser-, Grundstücks-, Burgen- oder gar an die große Landesmauer. Dies kann zu großen Unmut der Einheimischen führen.


    Drei Orte, die eine Reise wert sind

    -Beaufort - Sitz des Palastes de Souvagne, Amts- und Regierungssitz

    -Souvagnischen Speere - Im Schollendreieck der Marquis-Schollen Hohenfelde, Veronneau und Morneau befinden sich die Souvagnischen Speere

    -Sub-Souvagne - Die zweite Ebene des Landes Souvagne in den Tiefen der Heimaterde.


    Drei Personen, deren Namen man überall kennt

    -Duc Scoville Pierpont de Souvagne - Der Gründervater der Nation und erster Duc in Souvagne.

    -Dicasso de Dupont - Weltberühmter Souvagnischer Künstler, der sich um Kopf und Kragen malte mit dem Bild "Der Gesichtskrüppel".

    -Saint Tristan Jean-Luc de Dueraux - Saint Tristan Jean-Luc de Dueraux, der Unbeugsame, Schutzheiliger und Patron der Souvagnischen Seefahrer, Schiffer, Fischer und Schiffbrüchigen kämpfte im Jahre 150 n.d.A. als Kapitän der Petrel vor Sturmfels gegen die Naridische Flotte. Er versenkte im Angesicht des siegenden, naridischen Feindes sein eigenes Schiff vor Sturmfels, damit es nicht in die Hände der Feinde fallen konnte.


    Das zum Palast und ein klein wenig rund um Souvagne", erklärte Dreux gut gelaunt, während sie weiter Richtung Monleone ritten.


    Angelo grinste von einem Ohr zum anderen.

    "Das bekannteste Kunstwerk aus Souvagne ist der Gesichtskrüppel, jeder kennt es und keiner darf es kennen. Das hat doch was. Was würde ich dafür geben, wenn es bei mir in meiner Räuberhöhle hängen würde", lachte Caldera verschmitzt.


    "Du kannst es Dir in Dein Gemach hängen, falls Du möchtest", grinste Dreux, "wobei ich glaube Dir wird es sogar gefallen. Du bist mein persönlicher Pirat".


    "Persönlicher Pirat? Na dann mal eine ledwicker Geschichtsstunde für Dich Tesoro. Thema - Piraterie der Vorzeit. Ein Fleck der Verderbnis verdunkelt einen Teil der Geschichtsschreibung. Die Herolde, sonst findig und mit spitzer Zunge, schweigen über diese Zeit. Die Soldaten sprechen mit verklärtem Blick von einer großen Vergangenheit, doch der Adel spricht von haltlosen Legenden. Nur den Gelehrten gewährt man widerstrebend Zutritt zu dem Archiv, in welchem die Zeugnisse schlummern aus der Zeit vor der Zeit. Dort lesen sie nicht nur Kunde von der Größe vergangener Tage, sondern auch die Chronik des Untergangs jener Vorfahren. Und in ihnen keimt die Ahnung, dass es weniger die Schande der Piraterie, als vielmehr jene der Niederlage ist, welche dazu führte, diesen Teil der Chroniken unter Verschluss zu stellen.


    Die Ländereien von Ledwick waren damals noch eine Wildnis aus Palmenwäldern und Mangrovensümpfen, aus weißen Kalksteininseln, die verstreut wie die Sterne am Himmel in der Laguna Azzura lagen. Jene Männer und Frauen, welche das Land später urbar machen und besiedeln sollten, lebten damals noch auf Asamura verstreut. Im Osten die Tamjid, aus deren traurigen Resten später die Schilfkultur hervorging. Im Süden die Khilani, ein pazifistisches, abgeschieden lebendes Inselvolk, welches den Sonnenkult auf Asamura verbreitete.


    Doch bevor die Khilani sich auf ihrer Vulkaninsel verschanzten, welche sie Khilar nannten, hatten sie ein anderes Leben geführt. Auch wenn es für uns heute kaum noch zu glauben sein mag, stammten die Khilani ursprünglich aus den Aschelanden, aus dem berüchtigten Caltharnae. Dort besiedelten sie die Küste und gehörten zu den besten Schiffbauern.

    Es begann mit der Fischerei, denn die Früchte des Meeres standen das ganze Jahr zur Verfügung und die wandernden Schwärme waren zuverlässige Nahrungslieferanten. Aus diesen Schiffen schufen sie später eine Handelsflotte, welche ihnen großen Wohlstand bescherte. Man sagt, dass sie die ersten waren, welche Schiffe bauten, die nicht länger an die Küste gebunden waren, sondern den offenen Ozean zu kreuzen vermochten.


    Doch als der Ascheregen Caltharnae zusehend in eine graue Wüste verwandelte, als Nahrung und sauberes Wasser unbezahlbare Luxusgüter wurden, änderten auch die Fischschwärme ihre Wanderwege. Die Katastrophe für die Khilani brachte sie dazu, ihre Schiffe einem neuen Zweck zuzuführen.


    Nicht länger grüßte man die Schiffe mit den schwarzen Segeln und der weißen Sonne mit freudigem Konzert. Nun gellten die Feuerglocken, denn die Khilani kamen, um zu plündern. Die Völker waren nicht vorbereitet auf einem Gegner, der mit Schiffen von der See aus angriff oder gar mit ihnen auf den ascheverseuchten Flüssen eindrang und nach der Plünderung sofort wieder verschwand.


    Die Khilani wüteten lange Jahre verheerend. Viele der geringeren Häuser schworen den Khilani die Treue, um selbst einen Teil des letzten Wohlstandes abzubekommen, den Caltharnae noch zu bieten hatte, und nicht ihre Beute zu werden. Die Raubflotte schwoll wie ein immer hungriges Raubtier, sie wurde umfangreicher und die Bewaffnung tödlicher.


    Dies ging so lange, bis die letzten großen Häuser von Caltharnae sich in einem Rat versammelten und dem Treiben mit vereinten Kräften ein Ende bereiteten - dem Konzil der Ersten Asche.


    Aus den Überlebenden Khilani gingen später jene Exilanten hervor, welche das Festland erreichten und gemeinsam mit den Schilfleuten den Grundstein für das moderne Ledwick legten. Das zum Thema Piraten", antwortete Angelo und küsste Dreux auf den Nacken, wie es sonst Dreux zu tun pflegte.


    "Merci", freute sich Dreux.

    "Prego", gab Angelo gut gelaunt zurück.

    Dhunico


    Dreux öffnete am Morgen das Fenster und die Bäume wehten im Wind, der vom Meer heraufkam. Es hatte den Anschein, als verbeugten sie sich um den neuen Morgen oder ihn zu begrüßen. Die Meeresbrise roch nach Salz und all den Dingen, die der Dhunico versprach. Dreux schaute zurück zum Bett und Angelo blickte ihm verschlafen entgegen. Caldera strich sich die Mähne aus dem Gesicht und schenkte ihm ein breites Grinsen.


    "Bello. Bello e impossibile", lachte Angelo.

    "Was?", grinste Dreux.


    "Schön. Schön und unmöglich. Das bist Du. Am Morgen das Fenster sperrangelweit aufzureißen", antwortete Angelo und setzte sich auf.

    "Aus Deinem Mund klingt selbst ein Anschiss melodisch", gab Dreux zurück und schloss das Fenster. Er trat zu Angelo ans Bett und strich ihm die Haare nach hinten.


    "Das war nicht als Anschiss gemeint und danke für das Kompliment", sagte Angelo gut gelaunt.

    "Bello also", sagte Dreux und küsste Caldera liebevoll.

    "Frühstück und zum Dhunico oder möchtest Du dort frühstücken?", fragte Angelo und umarmte Dreux.

    "Die Wahl überlasse ich Dir, aber ich glaube ich kenne die Antwort Tesoro", schmunzelte Dreux und zog Angelo auf die Füße.

    "Gut dann frühstücken wir dort, ich lasse uns etwas vom Wirt einpacken. Machen wir uns fertig und dann geht es los", freute sich Caldera.


    Eine halbe Stunde später war es soweit, die beiden hatten sich frischgemacht, angezogen und etwas vom Wirt für unterwegs einpacken lassen.


    Malerisch lag Riva Verde am Dhunico mit einem herrlichen Blick über das Meer und bei guter Sicht über den Duhnischen Ozean bis nach Rakshanistan der anderen Seite. Ganz besonders waren auch hier die schmalen Gassen mit ihren farbenfreudigen Geschäften, in denen noch lokale Spezialitäten, handwerkliche Produkte und natürlich die für diese Gegend typischen Meeresfrüchte verkauft wurden. Ein schwimmender Markt und schwimmender Garten konnte Riva Verde ebenso sein eigen nennen.


    Doch all dies interessierte die beiden Wanderer heute nicht, ihr Reiseziel war der Strand des Duhnischen Ozeans. Macchiare ihre Reitschrecke brachte sie schnell und sicher an ihr Ziel. Am Strand lagen hier und dort Fischerboote verteilt. In den frühen Morgenstunden konnte man hier fangfrischen Fisch direkt aus dem Meer erwerben.


    Angelo lenkte die Reitschrecke zwischen den Booten hindurch und suchte eine abgelegene, ruhige Stelle, an der sie es sich nahe am Wasser gemütlich machen konnten. Zwischen einigen großen Felsen machten sie es sich gemütlich. Dreux breitete ihre Decke aus und gemeinsam schauten sie auf das Meer.


    Angelo schloss die Augen und genoss die salzige Brise die vom Meer zu ihnen wehte. Dreux setzte sich dicht neben ihn und tat es ihm gleich.


    "Sobald ich Zuhause bin, werde ich mit meinem Vater über uns sprechen. Sollte er seine Zustimmung geben, möchte ich mit Deinem Vater reden. Deshalb meine Frage Angelo, wie ernst ist es Dir mit uns? Und was bedeutet Dir Treue?", fragte Dreux leise und nahm Angelos Hand.


    "Wir sind ein Paar und mir ist es ernst mit Dir. Ich habe Dir schon gesagt, wie ich zu Dir stehe Dreux, dennoch sage ich es Dir gerne noch einmal. Wir gehören zusammen. Rede mit Deinem Vater und mit meinem. Mein Vater wird nichts gegen unsere Verbindung einzuwenden haben. Das hatte er bei Gio nicht und er wird auch nichts gegen Dich haben.


    Treue hat für mich zwei Gesichter. Die Treue zu einer Person und die Treue zu einem Standort. Ich war Gio stets treu, ich treibe mich nicht in fremden Betten herum. Weshalb sollte ich mir einen Partner suchen, wenn ich ihm nicht treu sein möchte? Wäre dem so, sollte ich frei und unabhängig bleiben. Wir sind ein Paar Dreux, Du hast Deine Wahl getroffen und ich meine. Da musst Du keine Sorge haben.


    Die Treue zu Dir wird niemals Deine Sorge sein.

    Die Standorttreue möglicherweise schon.


    Ich kann Dir nicht versprechen, dauerhaft an einem Ort bleiben zu können. Manchmal muss ich fort, um erneut ankommen zu können. Ich gehe auf Reisen, um etwas zu entdecken, neue Orte kennenzulernen und vieles mehr. Und ebenso ruft mich manchmal das Meer, so dass ich zu ihm reisen muss. So sind Ledvico und ich bin da keine Ausnahme.


    Für uns ist das kein Problem, sollte jemand schlagartig fort sein, da ihn die Reiselust gepackt hat. Aber mir ist bewusst, dass Du kein Ledvico bist und dass Dich ein derartiges Verhalten verletzen würde.


    Natürlich würde ich nicht aufbrechen, ohne Dir Bescheid zu sagen, oder mich zu verabschieden. Eines ist jedoch sicher, wir kehren immer nach Hause zurück. In dieser Sache habe ich Dir stets die Wahrheit gesagt und mit offenen Karten gespielt.


    Ich hoffe der Punkt spricht nicht gegen uns. Verstehe so einen Aufbruch bitte nicht falsch. Er hat nichts damit zu tun, dass ich von Dir genug hätte oder Dich verlassen wollen würde. Das ist nicht der Fall, ich verlasse Dich nicht Dreux. Ich gehe nur auf Reise und kehre zu Dir zurück. Allerdings spricht nichts dagegen, dass wir gemeinsam reisen. Das tun wir ja gerade auch.


    Fernweh und Heimweh sind die Ebbe und Flut im Meer der Gefühle eines Ledvico", antwortete Angelo offen und ehrlich.

    Dreux drückte die Hand von Caldera fester und schaute ihn an.


    "Das sehe ich auch so, ich habe mir jemanden an meiner Seite gewünscht, für den ich ganz da sein werde. Mit dem ich eins sein werde, ein verschworenes Duo. Jemanden den ich mag, den ich liebe und mit dem ich befreundet bin. Mit dem ich glücklich bin Angelo.


    In dieser Sache bin ich nicht so taff oder selbstbewusst wie meine Brüder. Schlimmer noch, das was ich mir wünschte, war zeitgleich etwas dass ich am meisten fürchtete. Also strich ich den Part aus meinem Leben. Nicht einmal durch puren Verzicht. Nein ich bin sogar noch einen Schritt weitergegangen. Von Benito ließ ich mir eine Medizin herstellen, die jegliches Verlangen in diese Richtung unterdrückt.


    Gefühlt war ich frei im Geist Angelo. Nichts was mein Begehren geweckt hätte, den ich begehrte nichts. Ich empfand nichts. Keine Lust, kein Begehren, keine Leidenschaft und keine Libido. Das gab es nicht in meiner Welt. So als wäre sie rein, dass redete ich mir ein.


    Zeitgleich vermisste ich jemand Vertrautes an meiner Seite. Jemanden der mir nahe ist, rein von der Zuneigung her. Der Wunsch war ebenfalls ohne Begehrlichkeiten. Eines Tages besuchte ich Dijon und wir sprachen über all die Dinge, die uns wichtig waren. Wie ich Dir sagte, betrachte ich ihn als Freund und als einen ehrlichen Ratgeber. Er mag vieles sein, aber er sagt einem schonungslos die Wahrheit.


    Und so setzte ich die Medizin ab und mein fehlender Teil, den ich von mir selbst ferngehalten hatte, kehrte zurück.


    Er kehrte schlagartig zurück, als Du mich angegrinst hast. Was blieb mir anderes übrig, als zu fliehen? Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Du warst ziemlich hartnäckig in Deiner Freundlichkeit mir helfen zu wollen. Das muss ich schon sagen Caldera. Und dafür danke ich Dir. Wer weiß was uns auf diese Art zusammenführte? Das Schicksal, Alvashek oder Dijon? Wer auch immer, auch ihm gebührt mein Dank.


    Von meiner Seite aus wirst Du ebenfalls niemals Sorgen haben müssen, was die Treue zu Dir angeht. Was meine Standorttreue angeht ebenso wenig. Ich würde Dich gerne auf Deinen Reisen begleiten Angelo. Aber eines muss Dir klar sein, sobald ich Duc de Souvagne bin, werde ich nicht monatelang verreisen können.


    Dann muss ich Dich schweren Herzens ziehen lassen, denn Du bist mein Mann und nicht mein Gefangener.


    Vielleicht können wir aber einen guten Mittelweg finden und verreisen öfter, aber dafür nicht so lange. Und falls Dich das Meer ruft, Souvagne liegt ebenfalls am Duhnischen Ozean und an der Azursee. Wir können dem Ruf jederzeit innerhalb Souvagnes folgen. Sollte es Dich zu Deiner Familie ziehen, Eure Scholle grenzt direkt an Souvagne. Was sagst Du dazu?", fragte Dreux hoffnungsvoll.


    "Ein fairer Kompromiss Tesoro und erinnere Dich daran, was Du mir versprochen hast. Du wolltest Dich revanchieren und mir Souvagne zeigen. Zudem wollten wir Nathan suchen. Das heißt, wir beide reisen durch Deine Heimat und das sicher auch nicht nur für ein paar Tage. Das Du als Duc in Souvagne anwesend sein solltest, ist mir bewusst. Aber innerhalb Souvagnes können wir problemlos reisen.


    Dir ist klar was Du noch mit dieser Frage andeutest? Du möchtest es zwischen uns fest machen, deshalb möchtest Du mit Deinem Vater reden. Also bevor Du mit Deinem Vater und meinem Vater redest, solltest Du da nicht mit mir sprechen?", grinste Angelo gut gelaunt.


    "Nein", lachte Dreux.

    "Wie nein?", echote Angelo baff.


    "Mal ehrlich, siehst Du hier irgendwo eine Töpferei in der Nähe?", gibbelte Dreux.

    "Jetzt wo Du es sagst. Wer zuletzt im Wasser ist, ist ein Rana - ein Frosch", grinste Angelo, sprang auf, zog sich in Windeseile aus und lief zum Wasser.


    "Na warte!", rief Dreux und machte das er schleunigst hinterher kam.

    Regen und Papier


    Der Himmel öffnete seine Schleusen und ein beständiger Regen fiel auf sie herab. So wurden die beiden Reiter auf ihrem Weg nach Riva Verde von sanften Geräusch des Regens und dem Duft den nur ein Schauer bieten konnte in den Ort begleitet. Tief in ihre Reiseumhänge gehüllt und die Gesichter unter den Kapuzen verborgen, kehrten sie in die Taberna Raffaele ein. Riva Verde lag direkt in einer Bucht am Dhunischen Ozean. Wasser war hier allgegenwertig, so bot dieser Ort einen schwimmenden Markt und einen schwimmenden Garten.


    So sehr Dreux das Wasser auf ihrer Reise genoss, er war froh als sie die Taberna betraten und den Regen hinter sich ließen. Angelo mietete ihnen ein Zimmer, bestellte zwei Portionen des Mittagstisches und eine große Kanne Lotustee, ehe er gemeinsam mit Dreux nach oben auf das Zimmer verschwand.


    Das Zimmer war schlicht eingerichtet und dennoch war dies das beste Zimmer. In der Mitte dominierte ein Doppelbett den Raum. Die Dielen waren alt, aber sauber gescheuert. Unter dem Bett lag ein alter Fransenteppich, der dort etwas die Kälte abhielt. Zudem war es gemütlicher, wenn man sich aus dem Bett schwang auf Teppich zu treten, als auf kalten Holzboden. Rechts neben dem Bett stand ein geflochtener Korb, daneben stand ein kleiner Beistellschrank. Hinter dem Bett stand ein Buchregal, in dem einige Bücher auf einen Leser warteten. Die Bücher allein sagten alles über das Zimmer aus.


    Direkt neben dem Buchregal war ein kleiner, hölzerner Beistelltisch gestellt worden. Eigentlich hätte Dreux ihn sich direkt neben das Bett gewünscht, aber der Tisch stand an der Wand. Auf der linken Seite neben dem Bett waren schlicht drei Regale an der Wand befestigt worden. Für die einfache Unterbringung von Utensilien war dies völlig ausreichend. Dreux entdeckte auf den Regalen zwei alte aber saubere Teller, einen Holzeimer, einen Sack, eine alte Laterne und einige Holzscheite zum Nachlegen für den Kamin. Dieser befand sich direkt neben den Regalen. Auf der anderen Seite des Kamins stand ein schlichter, runder Holztisch mit zwei ebensolchen Stühlen.


    Alles in allem war ihr neues Zimmer urig eingerichtet und Dreux fühlte sich wohl. Er nahm Angelo den nassen Reisemantel ab und hing beide Mäntel an dem Regal auf, so dass sie trocknen konnten. Angelo schloss die Tür, zog die Stiefel aus und setzte sich auf das Bett. Dreux nahm die Decken aus ihrem Reisegepäck und gesellte sich zu Caldera. Das Bett selbst war nur mit einer groben Decke, einem Fell und zwei langen Nackenrollen ausgestattet. Dreux schlang Angelo eine der Decken um die Schultern und drückte ihn dabei innig an sich.


    "Du siehst durchgefroren aus Angelo, komm ich wärme Dich", bot Dreux liebevoll an.

    "Das ist lieb, machen wir es uns gemütlich. Morgen zeige ich Dir den Strand und das Meer. Es wird Dir gefallen und mache Dir bitte keine Sorgen. Legen wir uns hin", bat Angelo und streckte sich mit Dreux lang aus.


    Dreux stopfte die Nackenrollen zu Recht und nahm Angelo in den Arm.

    "Das es ausgerechnet jetzt regnen musste, die paar Minuten hätte es auch noch warten können", gähnte er und zog die Decke etwas höher.

    "Irgendwie ist das doch immer so, dafür machen wir es uns hier gemütlich. Falls Du am Abend noch etwas lesen möchtest, dann zünden wir die Laterne an. Wobei wir sie generell anzünden sollten. Wir stellen sie auf den Tisch und lassen sie brennen. Der Kamin ist schon vorbereitet gewesen, das sind so Kleinigkeiten, die mir etwas bedeuten. Das zeugt von Aufmerksamkeit den Gästen gegenüber. Da kann das Zimmer ruhig schlicht sein, sogar noch viel schlichter als hier, Hauptsache der Gastgeber bemüht sich. Sowas freut mich", grinste Angelo und kuschelte sich an Dreux.


    "Da gebe ich Dir Recht, solche Aufmerksamkeiten zeigen einem, dass man gesehen und ernst genommen wird. Dem Wirt sind seine Gäste nicht gleichgültig. Du hast angedeutet, was im Krieg geschehen ist. Sprich Du hast durch die Blume gesagt, mit wem Du dort warst und was geschah. Wie hieß Dein Partner Angelo? Und wie war er so?", fragte Dreux und drehte sich so, dass er Caldera dabei ins Gesicht schaute.

    "Sein Name war Giorgio, genauer Cavaliere Giorgio di Mandossino. Gio war einen Kopf kleiner als ich, er hatte braune Haare und trug neben seiner guten Laune meist einen Bart. Zudem trug er die Haare nicht lang, sondern pragmatisch kurz, er sah aus wie ein Pilzkopf. Wir kannten uns schon lange, seit Kindertagen Dreux. Das Lehen der Mandossino liegt auf unserer Scholle und so begegnet man sich zwangsläufig. Eines Tages begegneten wir uns und es war anders. Es war als kannten wir uns schon immer und sähen uns zum ersten Mal. Wir sahen uns das erste Mal auf diese Weise.


    Gio war eine anständige und freundliche Person. Er war ein Bote Alvasheks Dreux, betrat er den Raum ging die Sonne auf. Er wollte stets das es allen gut geht, er war jemand der sich kümmert. Natürlich war ihm genau wie uns beiden bewusst, das die Welt kein lichter Ort ist. Aber er sah es wie ich, wir gingen mit dem Beispiel vorran, von dem wir uns wünschten, andere würden ihm folgen.


    Du konntest mit ihm lachen, Unfug erzählen, aber ebenso konntest Du mit ihm über etwas Ernstes reden. Ihn in eine Schublade stecken zu wollen, würde ihm nicht gerecht werden. So wenig, wie es Dir gerecht werden würde, sollte ich Dich in einigen Sätzen beschreiben. Das geht nicht Dreux. Er liebte Musik, aber er konnte nicht spielen. Dafür konnte er sehr gut tanzen. Er ist genauso gerne gereist wie ich und hat gerne Neues entdeckt. Das liegt uns im Blut, wobei Dir ebenso. Ich habe ein altes Bild von ihm warte ich zeige es Dir", sagte Angelo und kramte aus seinem Gepäck ein kleinen Beutel hervor. Mühsam zog er ein Bild heraus, dass dort zusammengerollt geruht hatte und reichte Dreux die Zeichnung.


    Dreux nahm das Papier behutsam zur Hand und rollte es auf.


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.


    "Er sieht lieb aus, Danke für Dein Vertrauen", antwortete Dreux und betrachtete das Bild, ehe er es ganz behutsam wieder zusammenrollte und Angelo zurückgab.

    "Danke für Deines Dreux", gab Angelo gerührt zurück und verstaute das Bild wieder sicher.

    Sumpf und Singen


    Groß auf den Weg konzentrieren mussten sich die beiden Reisenden nicht. Sie hielten sich strikt Richtung Süden, während ihre Reitschrecke durch das nasse Freuchtgebiet stakte. Die Landschaft war weitläufig, nass und wurde von kleinen Grasinseln durchbrochen. Angelo drehte sich nach hinten zu Dreux um und grinste ihn gut gelaunt an.


    "Welche Lieder kennst Du aus Souvagne? Kannst Du mir eines vorsingen? Dann begleite ich uns mit der Flöte", bot Caldera gut gelaunt an.

    "So viele Lieder kenne ich eigentlich gar nicht, also auswendig kenne ich ehrlich gesagt nur die souvagnische Nationalhymne. Soll ich sie Dir vorsingen?", bot Dreux kichernd an.


    "Wieso nicht? Mir ist sie nicht bekannt und ich begleite Dich trotzdem auf der Flöte. Also sing vor, damit ich mir die Melodie einprägen kann. Schade dass Du keine anderen Lieder kennst, aber das können wir auf der Reise ja ändern. Nur zu sing, keine falsche Bescheidenheit", grinste Angelo von einem Ohr zum anderen.


    "Nun dann höre zu Caldera und genieße.


    Stein, Licht und Stahl - Souvagne


    Sei stets bereit Souvagne, sei standhaft, sei Stein -

    Ruhm und Größe, sie seien Dein!


    Niemals wirst Du Dich unterwerfen, niemals wirst Du fallen -

    zum Gefallen Deiner Kinder, zum Gefallen von uns allen.


    Dein Wappen, unser Stolz.

    Schwarze Federn und steinerne Schwingen -

    um Schutz, Wahrheit und Gerechtigkeit zu bringen.


    Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

    stehen fest zusammen -

    mit Treue im Herzen gedankt sei´s uns allen.


    Gehe stets Deine Wege, lass Dich niemals beirren -

    kein Zweifler wird an Deinen Mauern kratzen,

    kein Feind Dich verwirren.


    Dein Weg ist die Erkenntnis, Deine Fackel unser Licht -

    unsere Heimat und Hoffnung die uns aus der Seele spricht.


    Wahres Wissen ist Dein Zeugnis, formlos und unsterblich -

    Wissenschaft, Magie, Tradition - all das bist Du Souvagne und für uns unentbehrlich.


    Stein, Licht und Stahl -

    Souvagne in unseren Herzen,

    in der Heimat,

    der Fremde - überall!


    Das ist die Nationnalhymne Souvagnes", sang Dreux und hoffte niemand außer Angelo und Macchiare hörten zu.


    "Das klingt doch schon ganz gut. Du musst Dir nur merken, wann Du atmen musst beim Singen, sonst klingt es leicht abghakt. Damit Du einen Ton so lange wie möglich beim Singen halten kannst, brauchst Du eine Atemstütze. Damit klingt Deine Stimme auch kraftvoller.


    Zudem beugst Du damit auch Heiserkeit vor. Das geht folgendermaßen. Zuerst atmest Du ein und spannst den Bauch an. Atme ein und fühle wie sich Dein Bauch ein bisschen absenkt, wenn Du ihn anspannst. Die Spannung halten und ausatmen. Versuch dabei die Spannung so gut Du kannst zu halten. Am Anfang hilft es sehr, sich dabei eine flache Hand auf den Bauch zu legen und ganz langsam auszuatmen. Dabei wirst Du spüren, dass Du Deinen Atem viel langsamer entweichen lassen kannst.


    Zuhause haben wir das geübt, indem wir lange ein S gesungen haben. Nur den Buchstaben. Wie lange kannst Du das S singen, sprich halten? Das versuchen wir heute Abend mal Dreux", gab Angelo gut gelaunt zurück und zog seine Flöte unter dem Hemd hervor.


    "Doch bevor ich Dich mit der Flöte begleite, werde ich als Dank für die Hymne gleichziehen und unsere singen.


    Schiff, Kahn und Boot


    Ledwick sei wachsam, Ledwick sei stark,

    einst wird der Tag kommen wo Du wieder wandern magst.


    Moorige Sümpfe, tiefblaue See –

    es ruft uns die Heimat und ebenso das Fernweh.


    Endlose Wasserweiten, kristallines Gestein –

    laden zum Verweilen und zum Wandern ein.


    Ledwick unsere Heimat, ob Land, ob Meer, ob Gischt,

    stets halten wir Dir die Treue, die aus unseren Herzen spricht.


    Keine Kette wird Dich jemals halten, kein Band war je geknüpft,

    dass Dich an der Reise hindert, oder Dich unterdrückt.


    Die Freiheit von Dir Ledwick, ist die Freiheit der See,

    oft versuchte man Dich zu knechten, doch Du sagtest ade.


    Und siehst Du Unbill nahen, so grausam es sein mag,

    dann setzt Du die Segel, möge er beginnen der neuer Tag.


    Die größte Bedrohung und die größte Not,

    hast Du stets überstanden mit Schiff, Kahn und Boot.


    Das ist unsere Hymne Dreux und sie verrät Dir auch ein klein wenig über unsere Nation und ihre Bewohner. Genau wie Eure Hymne, sie ist das Sinnbild all dessen, was und wer wir sind", sagte Angelo und lockerte die Schultern.


    "Verspannt Dich das Singen? War nur ein Scherz, soll ich Dich massieren?", bot Dreux an und versuchte unschuldig zu gucken.

    "Das Angebot nehme ich in Riva Verde an, hier nützt mir das leider nichts. Wir machen es uns in einer Taberna gemütlich und da kannst Du mich gerne nach Herzenslust massieren. Den Scherz überhöre ich mal, sonst bekommst Du Schwimmunterricht im Sumpf Eure Majestät", gab Angelo gibbelnd zurück.


    "Es ist verboten mich in den Sumpf zu werfen", lachte Dreux und küsste Angelo auf den Nacken.

    "Wenn das so ist. Also Taberna? Oh warte ich habe etwas entdeckt", grinste Caldera und zügelte die Reitschrecke.


    Angelo stieg vorsichtig ab und verharrte dann über dem Wasser regungslos. Dreux beobachtete ihn gespannt, wartete aber ebenso ruhig, weil er sah, dass sein Freund auf etwas im Wasser lauerte. Gerade als Dreux schon nicht mehr damit rechnete dass etwas geschah, griff Angelo mit beiden Händen zu. Er drehte sich zu Dreux und öffnete die beiden Hände wie eine Blüte. Darin schwamm ein winziger, kleiner, grüner Fisch mit runden Knopfaugen und einem runden Gesicht.


    "Och ist der niedlich, was ist das für ein Fisch?", fragte Dreux ergriffen. Das Tier war wirklich putzig.

    "Das ist der Ledwicker Blattfisch. Man findet ihn im Sumpf, vor allem zwischen den Wurzeln der Bäume. Seine Tarnung ist die eines treibenden Blattes. Es gibt sie in verschiedenen Farben. Manche sind wie Herbstlaub gesprenkelt. Ein kleines Tier, dass ich sehr schön finde. Schau ihn Dir noch einmal genau an. Danach lasse ich ihn wieder frei", sagte Angelo freundlich.


    "Ja lass ihn wieder frei und vielen Dank für das Zeigen Angelo. Viele kleine Tiere sind besonders schön, nur werden sie leider oft übersehen. Wir sollten genauer hinschauen. Weißt Du ich freue mich darauf, Dir meine Heimat zu zeigen und mich für die schöne Zeit zu revanchieren. Sobald wir Zuhause sind, möchte ich mit Dir über meinen Vater sprechen", erklärte Dreux und reichte Angelo die Hand, als dieser den Fisch wieder zurückgesetzt hatte.


    Angelo nahm die Hand von Dreux und zog sich zurück in den Sattel.

    "Was ist mit Deinem Vater Dreux? Du kannst mit mir über alles jederzeit reden. Meine Verschwiegenheit ist Dir gewiss", versprach Angelo ernst.

    "Mit meinem Vater? Falsch herum erzählt Angelo. Entschuldige bitte. Ich wollte mit meinem Vater über Dich sprechen, wie wir beiden zueinander stehen und dass ich gerne mit Dir zusammen bin. Das ich Dich gerne an meiner Seite habe und mit Dir glücklich bin. Das ich mich gut in Deiner Nähe fühle und Du hoffentlich auch in meiner. Ich werde einst Duc von Souvagne sein Angelo und ich möchte dabei privat glücklich sein. Glücklich mit Dir", erklärte Dreux ernst.


    "Die Reise sollte eigentlich Dich aufmuntern Dreux, aber mir hat sie bis jetzt genauso gut getan wie Dir. Vor allem als Du das eisige Mondlicht für mich ausgesperrt hast. Ich weiß nicht ob Du verstanden hast, was ich versucht habe Dir die ganze Zeit über zu sagen. Solche Dinge sind nicht leicht auszusprechen.


    Wie bringt man so etwas über die Lippen? Wie kann ich Dir erklären, was ich im Krieg gesehen habe? Was wir getan haben oder was ich tun musste? Du bist nicht drauf eingegangen Dreux oder Du hast es bewusst überhört. Du hast mich in den Arm genommen, mich gewärmt und getröstet. Frage Deinen Vater Dreux, rede mit ihm in aller Ruhe. So wie es Dir Dein Freund Dijon geraten hat.


    Sage Deinem Vater was Du Dir für Dich wünscht und erkläre ihm, dass die Verpflichtungen die wir eingehen, nicht in unser Privatleben gehören. Denn auch als Duc bist Du ein Privatmensch mit Gefühlen und einem Privatleben. Also rede mit ihm und nun lass uns noch eine Runde singen", grinste Angelo aufmunternd.


    "Sumpf und Singen, einer perfekte Kombination", lachte Dreux.

    Fibodina


    Nachdem sie sich gestärkt hatten, brachen Angelo und Dreux erneut auf und setzten ihre Reise fort. Langsam und bedächtig schritt die Reitschrecke durch die nasse Sumpflandschaft und zurück in den Zypressenwald. Dreux saß wie immer hinter Angelo und hielt sich um dessen Bauch fest. Doch nun hatte die Geste noch eine zusätzliche Bedeutung, sie gehörten zusammen. Auf einer schwimmenden Insel, mitten im Sumpf hatten sie es besiegelt. Auf dem schwankenden Untergrund und mit den ersten Strahlen der Morgensonne hatte er erfahren, was es hieß zu lieben und geliebt zu werden. Er war nie auf diese Weise von jemanden berührt worden.


    Früher hatte er darin etwas Bedrohliches gesehen, etwas dass es zu meiden galt, wollte man bei Verstand bleiben. Doch vielleicht war es schlichtweg die Angst gewesen, die dort aus ihm gesprochen hatte. So wie die Angst vor dem Ornat, dass er mit Umlegen des Mantels ein anderer werden würde und sich selbst vergessen könnte. Doch er war noch der gleiche Dreux wie gestern Abend. Nur etwas erfahrener und wesentlich glücklicher und all das verdankte er Angelo und ein Stück selbstverständlich auch Dijon.


    "Wohin reiten wir heute Angelo?", fragte Dreux neugierig und zog eine Haarsträhne von Caldera aus dessen Mähne. Da der Ritt ruhig war, machte sich Dreux daran, aus der Strähne einen dünnen Zopf zu flechten.


    "Wir reiten nach Fibodina, dort befindet sich der Wasserbüffelmarkt unserer Scholle. Dort kannst Du die Tiere einmal aus der Nähe bewundern. Zudem gibt es auf den Märkten immer etwas zu bestaunen und wir füllen unseren Proviant auf. Unter anderem kaufen auch dort die Holzfäller ein, was sie für ihre Arbeit benötigen", erklärte Angelo gut gelaunt.


    "Das klingt nach einem gemütlichen Tag auf dem Markt. Halte die Augen mit nach einem Schal offen, oder ein Tuch. Eines von beiden benötige ich. Suchen wir uns dort eine Taberna oder reisen wir weiter?", hakte Dreux nach und knotete die Haarsträhne unten zusammen.


    "Wir schauen nachher, wie spät es geworden ist. Entweder bleiben wir vor Ort oder ziehen weiter. Sag mal was machst Du da?", grinste Angelo nach hinten.

    "Ich flechte Dir einen Liebeszopf. Klein und zugeknotet, damit Du stets an mich denkst", antwortete Dreux zugetan.


    "Gracie und Merci", flüsterte Angelo gerührt.

    "Prego", grinste Dreux nach vorne.

    Schilf Rezepte


    Dreux kraulte Angelo und freute sich über dessen Pelz. Die kleine Schilfhütte war warm und gemütlich und genauso lag er in den Armen von Caldera.


    "Warum ich Dich geküsst habe, anstatt Dir zu sagen was ich für Dich empfinde möchte ich Dir erklären Angelo. Es ist leicht, einen vollkommenen Augenblick mit Worten zu ruinieren. Ich wollte dass Du es fühlst und ich wollte Dich und Deine Nähe spüren", erklärte Dreux in dem Zwielicht der Schilfhütte.

    "Dreux Du kennst mich schon eine Weile, was hättest Du Falsches sagen können? Mach Dir nicht immer so viele Gedanken. Sprich mit mir, wenn Du reden möchtest. Küssen darfst Du mich jederzeit", antwortete Angelo liebevoll.


    Dreux schüttelte gut gelaunt den Kopf und küsste Caldera.

    "Du bist wirklich ein Schatz und zwar meiner. Erzähle mir bitte von dem Schilf. Ich weiß, spontaner Themenwechsel, aber sei so lieb. Verrate mir einige Rezepte Angelo", bat Dreux glücklich.


    "Na dann extra für Dich mein Sonnenstrahl. Wenn das Schilf im Frühling sprießt, werden die Sprossen geerntet. Diese Sprossen bereitet man als Gemüse zu. Du kannst sie roh und gekocht essen. Mal überlegen, es gibt einige Rezepte.


    Schilfrohrwurzeln gekocht

    300 g Schilfrohrwurzeln

    40 g Sauerampfer

    Öl

    Salz

    Gewürze nach Belieben

    Die Wurzeln werden zuerst gewaschen und in lange Stücke geschnitten. Dann werden sie in Salzwasser weich gekocht, anschließend klein geschnitten, mit Sauerampfer bestreut und mit Öl beträufelt.


    Schilfrohrwurzeln in Saurer Sahne

    300 g Schilfrohrwurzeln

    40 g Saure Sahne

    Salz

    Die Wurzeln waschen und in Salzwasser kochen. Anschließend zerkleinern und mit Saurer Sahne anrichten. Ganz leicht zuzubereiten.


    Kaffee aus Schilfrohrwurzeln

    Eine Delikatesse aus Ledwick, die Du unbedingt probieren musst.

    Die Wurzeln werden gewaschen und an der Luft getrocknet. Dann werden sie braun geröstet und in einer Kaffeemühle gemahlen. Den Schilfkaffee kannst Du wie Rakshaner-Kaffee aufbrühen.


    Salat aus Schilfrohrwurzeln

    300 g Schilfrohrwurzeln

    40 g Meerrettich und zwar geriebenen

    40 g Saure Sahne

    60 g Sauerampfer

    Die Wurzeln waschen und in Salzwasser kochen. In lange Stücke schneiden, Meerrettich und den fein gehackten Sauerampfer dazugeben und gründlich vermischen. Salzen und mit Saurer Sahne servieren.


    Zudem kannst Du die Schösslinge zum Verfeinern von Suppen, Eintöpfen und Salaten verwenden. Aus Schilf wird auch Mehl hergestellt, aus dem Schilfmehl wird Brot gebacken. Das Mehl wird aus den getrockneten Rhizom hergestellt, die Backwaren sind sehr lecker. Das ist alles was mir so auf Anhieb für Dich einfällt", erzählte Angelo und kuschelte sich an Dreux an.


    "Den Kaffee und das Brot muss ich probieren Angelo. Merci Cheri", freute sich Dreux und umarmte Angelo.

    "Prego Tesoro", murmelte Angelo entspannt.

    Pescare


    Die Ausläufer des Ago folgten dem Draken und knapp vor dem Dreischollen-Eck von Caldera, Sicomoro und Verderame ging der Wald in eine weite Sumpflandschaft über. Wasser und Schilf soweit das Auge reichte. Die grün-goldenen Halme bogen sich sanft im Wind und hießen mit einem leisen Rauschen die beiden Besucher willkommen. Das Wasser in diesem Bereich stand hoch, so dass Angelo und Dreux die Beine hochnehmen mussten, während Macchiare durch das Wasser schritt.


    Langsam aber sicher ritten sie auf eine der schwimmenden Inseln zu. Das Erste was man sah, war ein Aussichtsturm, der in Form eines Fisches gehalten war. Leicht verwittert aber dennoch schön anzuschauen war der Aussichtsturm. Daneben ragte ein Gebilde in die Höhe, dass an eine Sonne erinnerte. Alvashek, so wusste Dreux dieses Symbol zu deuten.


    Fischwachturm:

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    Die Hütten auf der Insel selbst sahen aus wie kleine Häuschen, die allerdings ebenfalls komplett aus Schilf gefertigt worden waren. Die ganze Insel samt der Häuser, Türme und anderen Bauwerken bestand aus Schilf. Angelo ritt mit ihrer Reitschrecke so nah wie möglich an die Insel heran und half zuerst Dreux auf das schwimmende Gebilde, bevor er ihm die Taschen, Decken und Reiseumhänge reichte. Erst danach schwang sich Angelo von der Reitschrecke und selbst auf die Insel.


    Dreux schulterte die Taschen und wartete bis Angelo zu ihm aufgeschlossen hatte.


    "Es fühlt sich wirklich an, als würde man auf einem Schwamm laufen und falls man nur einen Moment zu lange stehen bleibt, würde man einsinken. Hier ist wirklich alles aus Schilf und alles sieht sonnengelb aus Angelo. Du hast nicht zu viel versprochen. Bis jetzt war ich mit Dir an Orten, die verschiedener nicht hätten sein können. Wie lange darfst Du eigentlich Deiner Scholle oder Deiner Heimat fernbleiben? Gut das könnte man mich ebenso fragen.


    Das ich nach Ledwick aufbreche, wusste jeder. Doch dass ich Dich hier treffen würde und das wir eine derartige Reise antreten würden, damit hat wohl keiner gerechnet. Am wenigsten wohl wir beiden. Ich weiß ich habe es Dir schon einmal gesagt, aber ich hoffe unsere Reise dauert noch eine Weile und Du folgst mir nach Souvagne", erklärte Dreux gut gelaunt und schaute sich um.


    "Die Insel heißt Pescare - Fisch. Die Reise dauert so lange sie dauert Dreux, mein Vater oder mein Bruder machen mir da keine Vorschriften. Ledvico verstehen dass und sie verstehen es manchmal besser als ich, weshalb ich fort muss. Du hattest es schon erwähnt, dass Dir die Reise gefällt und Du sie gerne länger genießen möchtest. Was sollte mich an dem Kompliment stören? Erwähne es so oft Du möchtest. Zudem befinden wir uns auf unserer Scholle, ich bin Zuhause. Mein Versprechen gilt, ich begleite Dich nach Souvagne und schlafe in Deinem Bett", lachte Caldera.


    "Eigentlich möchte ich damit noch etwas anderes sagen", grinste Dreux verschwörerisch.

    "Ich Dich auch Dreux", grinste Angelo zurück, was Dreux losprusten ließ.


    Ein alter Mann trat auf sie zu und verneigte sich vor Angelo und Dreux.

    "Seid gegrüßt Marchesi di Caldera, mein Name ist Stefano Pisana und ich bin der Capitano dieser Isola. Wie dürfen wir Euch helfen?", fragte der Mann freundlich und respektvoll.


    "Mein Begleiter und ich benötigen ein Quartier für eine Nacht oder vielleicht etwas länger. Wir sind auf der Durchreise und möchten vom Gastrecht Gebrauch machen. Zudem wollte ich meinem Gast unsere schwimmenden Inseln zeigen. Etwas dass es nur in Ledwick gibt. Deine Insel ist von herrlichem Gelb Capitano. Kannst Du uns Unterschlupf gewähren?", fragte Angelo entspannt, es war eine ernst gemeinte Frage. Kein freundlich verpackter Befehl.


    "Selbstverständlich Marchesi. Folgt mir bitte. Nehmt Ihr auch mit einem Lagerhäuschen Vorlieb?", hakte Stefano nach.

    "Selbstverständlich und vielen Dank", antwortete Angelo und folgte gemeinsam mit Dreux dem alten Mann.


    In einiger Entfernung saß eine alte Frau vor ihrer Hütte. Auf einem alten Tonofen standen schwarze, aus Gusseisen gefertigte Töpfe aus denen es nach köstlichem Gemüse duftete. Dreux schnupperte und lächelte gut gelaunt.


    "Falls Ihr etwas zu speisen wünscht, meine Frau kocht gerade. Fühlt Euch eingeladen Marchesi", lud Stefano die beiden zum Essen ein.

    "Das Angebot nehmen wir sehr gerne an", antwortete Dreux.


    Stefano blieb vor einer Hütte stehen, die sich nur von den anderen darin unterschied, dass die Tür seitlich an der längeren Wand angebracht war, als an der Vorderfront. Angelo öffnete die Hütte und ließ Dreux den Vortritt. Mit einem dankbaren Nicken in Stefanos Richtung, folgte er Dreux in die Hütte und schloss hinter sich die Tür.


    Die kleine Hütte war ausgestattet mit geflochtenen Regalen. Auf dem Boden und in den Regalen lagerten Vorräte. Der größte Teil davon war getrocknet. Wasser gab es genug, um etwas Trockengemüse aufzusetzen. Das frische Schilf draußen vor der Insel sorgte für ausreichend Nahrung. Aber Vorratshaltung war auch dann wichtig, wenn man scheinbar genug Nahrung zur Verfügung hatte. Von heute auf morgen konnte sich alles ändern. Niemand wusste dies so gut wie die Ledwicker.


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    Angelo räumte eine Seite frei, so dass sie dort auf dem trockenen Schilfboden ihre Decken ausbreiten konnten. Dreux beobachtete Caldera gut gelaunt, wie er ihnen ein Nest zwischen den Vorräten bereitete. Er legte ihre Reiseumhänge dazu und stellte die Taschen ab. Einen Moment später machte es sich Dreux auf den Decken gemütlich und schaute zur Decke auf. Von dort hingen unzähliche Kräuter herab und verströmten einen angenehmen Duft. Angelo machte es sich neben Dreux gemütlich, nahm sich einen der Reisemäntel und mummelte sich darin ein.


    Dreux beugte sich zu Angelo und küsste ihn. Er schenkte ihm einen Kuss, der wesentlich mehr war, als eine liebevolle Berührung ihrer Lippen. Noch nie hatte er jemanden derart innig und zärtlich geküsst. Angelo zog Dreux in seine Arme und erwiderte den Kuss.


    "Das wollte ich klargestellt haben", raunte Dreux Angelo ins Ohr und drückte sich der Länge nach an ihn.

    "Das hast Du, komm mit unter meine Decke", forderte Angelo ihn auf.

    Schwimmende Inseln


    Dreux wachte mit Angelo im Arm auf und streckte sich. Der Blutegel hatte ihm nichts genommen, außer ein bisschen Blut und ein klein wenig Stolz. Den Rest hatte Angelo gerettet und Dreux war dem Egel fast dankbar für seinen Biss, so dass er gerettet werden musste. Dreux freute sich auf die schwimmenden Inseln und auf die Reise die noch vor ihnen lag. Dabei überlegte er schon einmal, was er alles Angelo zeigen würde. Souvagne hatte so viel zu bieten, es musste sich hinter Ledwick nicht verstecken. Doch Dreux wünschte sich, dass seine Antwort auf die Rundreise Angelo genauso glücklich machen würde, wie ihn die Reise durch Ledwick.


    Dreux küsste Angelo sanft auf den Mund und auf die Stirn, ehe er ihn behutsam wachrüttelte.

    "Guten Morgen. Wach auf, na komm. Wir müssen bald weiter", flüsterte Dreux Angelo ins Ohr.

    "Morgen", murmelte Caldera gut gelaunt und schmiegte sich an Dreux.


    "Die schwimmenden Insel, dahin reisen wir als nächstes", gähnte Angelo und Dreux strich ihm die Haare aus dem Gesicht.

    "Erzähle mir davon", bat Dreux und kraulte Angelo.


    "Gerne. Die schwimmenden Inseln sind ein weiterer Beweis für die Anpassungsfähigkeit der Ledvico. Wir bauen seit Urzeiten Dinge aus Schilf und dazu gehören auch diese Inseln. Die Inseln bedürfen wie ich Dir schon sagte, ständiger Pflege. Dafür bieten sie Lebensraum, wo vorher keiner gewesen ist. Da es in diesem Gebiet nicht viel festes Land gibt und die Bevölkerung dennoch sicher leben wollte, wurden die schwimmenden Inseln geschaffen.


    Ursprünglich wurde die Mobilität der Inseln als Verteidigungsmechanismus genutzt. Die Verteidigung ist simpel, wurden die Bewohner auf einer der Inseln angegriffen, lösten sie die Verankerung und die Insel trieb mit ihren Bewohnern auf dem Draken davon. Auf jeder Insel befindet sich ein kleiner Wachturm, Wohnhäuser und dazugehörige Nebengebäude.


    Das Betreten der Inseln fühlt sich an, als würdest Du über einen riesigen Schwamm laufen. Du hast das Gefühl, als würdest Du jederzeit durch die Insel ins Wasser sinken, dass passiert aber nicht. Die Inseln werden gut gepflegt und ständig wird neues Schilf nachgelegt. Trotz guter Pflege hält eine schwimmende Schilfinsel nicht ewig.


    Die zarten Triebe des Schilfs werden als Gemüse verzehrt. Ebenso dient das Schilf als Viehfutter im Uferbereich. Bei den Heilern wird es gegen Durchfall, Fieber und für eine rasche Wundheilung eingesetzt.


    Du wirst in einem Haus aus Schilf wohnen Dreux, auf Schilf laufen und Schilf essen", erklärte Angelo gut gelaunt.

    "Ich bin gespannt, lass uns aufbrechen", bat Dreux glücklich.


    Gemeinsam räumten sie ihre Sachen zusammen und machten sich erneut auf den Weg.

    Die Rettung des Prinzen


    Dreux und Angelo verschliefen den ganzen Tag in der kleinen Hütte. Entspannt lagen sie auf ihren Decken, hatten sich in die Reiseumhänge gewickelt und fest aneinander gekuschelt. Als Angelo die Augen aufschlug, saß Dreux in der Tür ihrer Hütte und ließ die Beine ins Wasser baumeln. Morgen- oder Abendrot, fragte sich Caldera für einen winzigen Moment, ehe ihm bewusst wurde, dass gerade ein neuer Morgen anbrach. Dreux lehnte am Türrahmen und genoss die ersten Sonnenstrahlen, die sich in seinen blonden Haaren fingen und es wie flüssiges Gold aussehen ließen.


    Angelo kroch unter seinem Reiseumhang hervor und strich Dreux über den Rücken.

    "Guten Morgen, Du bist aber früh wach. Komm setzt Dich zu mir, ich schneide uns etwas vom Käse ab", bat Angelo und packte ihren Proviant aus.


    "Angelo....", hörte Caldera Dreux seinen Namen sagen.

    "Was ist los?", fragte Angelo Retour und kümmerte sich um ihr Frühstück.


    "ANGELO! Ein Wurm klebt an meinem Zeh.... ich befürchte Schlimmstes", keuchte Dreux und Angelo drehte sich dem Archi-Duc um. Caldera ging zu Dreux und betrachtete dessen großen Zeh mit dem dunklen Zaungast.

    "Das ist kein Wurm, dass ist ein Blutegel", erklärte Angelo und Dreux Gesicht wurde eine Spur blasser.


    "Beim Abgrund, kannst Du das Ding entfernen? Stell Dir vor ich wäre in dem Wasser baden gegangen. Dann wäre ich voller Blutegel und vermutlich schon längst blutleer!", murrte Dreux und betrachtete den Egel wie einen Erzfeind.

    "Halte still ich helfe Dir. Schau genau zu, dann kannst Du es auch. Benutze eine Hand, um die Haut um den Sauger herum behutsam zu straffen. Deine andere Hand kommt neben den Blutegel. Jetzt schiebst Du einen Fingernagel unter dessen Saugmaul. Der Blutegel wird sofort versuchen, sich erneut festzusaugen, also schnippse ihn weit weg von Dir", antwortete Caldera beruhigend und tat genau dass, was er gerade in aller Ruhe beschrieb. Mit einem Schnippser landete der Blutegel wieder im Wasser.


    "Du hast was gut bei mir, Danke Angelo. Gib mir bitte die Weinfalsche, ich schütte etwas zur Desinfektion drüber", sagte Dreux mit Erleichterung in der Stimme. Angelo reichte ihm die Weinflasche und betrachtete die Wunde.

    "Alles raus, mach Dir keine Sorgen. Wir beobachten den Biss trotzdem. Falls Du Angst hast einen Egel selbst zu entfernen, sobald er satt ist, fällt er von alleine ab. Das nur zu Deiner Beruhigung Dreux. Aber es sieht gut aus", gab Angelo zurück, als Dreux sich etwas Wein über den Zeh schüttete.


    "Mir ist es lieber, er ist gleich ab. Gibt es eigentlich einen Schutz vor den kleinen Biestern?", fragte Dreux und setzte sich zurück auf ihre Decke.

    "Es heißt Egel riechen sehr gut, also die Egel können gut riechen, sie duften nicht. Deshalb beißen sie ungerne Tiere oder Menschen die viel Kräuter oder Knoblauch gegessen haben. Das hängt mit den Ölen darin zusammen. Auch bei schlechtem Wetter beißen sie seltener, bei niedrigen Temperaturen und bei Gewitter. Gut bei Gewitter sollte man auch so seine Füße nicht ins Wasser halten.


    Ansonsten kann ich Dir nur einige Tipps geben Dreux. Trage lange Hosen, lange Ärmel und feste Schuhe. Keine weiten Kragen an der Kleidung in Egelgebieten. Achte auch darauf, dass zwischen Hosenbund und Oberteil keine Lücke entsteht. Stecke Dein Hemd in die Hose. Während der Wanderung durch den Wald, such man sich gegenseitig auf Egel ab. Aber auf unserer Schrecke passiert Dir nichts. Hier leben sie im Wasser, sie haften nicht an den Bäumen. Wichtig ist, dass sich der Biss nicht entzündet und das wird er nicht", erzählte Angelo und schlang Dreux den Reiseumhang um die Schultern.


    "Angelo weißt Du was? Du hast einen Wurm für mich erschlagen! Ich bin Dein", lachte Dreux gut gelaunt.

    "Ich werde es Deinem Vater ausrichten und Deine Hand fordern. Eine meiner leichtesten Übungen einen Prinzen vor einem Wurm zu retten. Eigentlich lebt er noch, ich habe ihn zurück ins Wasser geschnippst. Warum sollte ich ihn umbringen, nur weil er Hunger hatte und am falsche Zeh hing? Aber jederzeit gerne Dreux.


    Kurzum Prego Tesoro", prustete Angelo gut gelaunt.

    "Merci Cheri", gibbelte Dreux.

    Die mystischen Drei und die 1.000 Geister


    Angelo lenkte die Reitschrecke herum und gemächlich schritt das Tier durch das hüfthohe Wasser zurück in den tieferen Wald. Die Dämmerung legte sich langsam über den Wald und ließ den Himmel in blutrotem Licht erstrahlen. Für einen Moment fiel das Licht auf ihren Rücken, ehe Angelo Macchiare umdrehte. Die letzten wärmenden Sonnenstrahlen verabschiedete er mit lautlosem Gebet und geschlossenen Augen. Dreux umarmte ihn von fest, aber sagte keinen Ton, um ihn nicht zu stören.


    Einen Augenblick später setzten sie ihre Reise fort. Dreux selbst wäre nie auf die Idee gekommen, in der Dämmerung in einen überfluteten Wald zu reiten, gleich mit welchem Reittier und sei es noch so geländetauglich. Jedoch schien Angelo nicht die geringsten Bedenken zu haben. Es schien als wäre er hier mit jedem Baum, Strauch und Grashalm verbunden. Dreux drehte sich im Sattel um und betrachtete noch einmal den großen Baum. Die riesige Sumpfzypresse, den Familienbaum der Calderas.


    Angelo folgte unsichtbaren Pfaden und Dreux konnte nicht ausmachen, woran sich sein Begleiter orientierte. Aber das er nicht einfach drauf losgeritten war, sah Dreux eindeutig. Die Landschaft veränderte sich, der Wald veränderte sich und wurde dichter. Teilweise gab es trockene Passagen, über welche die Sumpfschrecke hinwegschritt, nur um erneut wieder durch Wasser zu waten. Dreux schaute den kleinen trockenen Flecken nach und hoffte sich merken zu können, wo sie waren.


    Da sich Caldera konzentrierte und nichts weiter sagte, befasste Dreux sich damit, eine Haarsträhne von ihm um seinen Finger zu zwirbeln.


    "Ist Dir langweilig?", lachte Angelo.

    "Ein klein wenig, ich dachte ich störe Dich nicht, wo Du Dich auf den Weg konzentrieren musst. Also habe ich die Gelegenheit beim Schopf gepackt", gab Dreux gut gelaunt zurück.


    "Du meinst mich, mich hast Du beim Schopf gepackt. Wir sind gleich da. Ist nicht mehr weit", versprach Caldera und kraulte kurz die Hand von Dreux, die noch auf seinem Bauch ruhte.

    "Wo sind wir gleich Angelo?", hakte Dreux nach, als die Reitschrecke auf eine Lichtung trat.


    Vor ihnen standen drei gewaltige Bäume die Dreux einfach nur staunen ließen.


    "Die mystischen Drei", erklärte Angelo und hielt vor den Bäumen an.


    Die mystischen Drei:

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    "Das diese Bäume zu den Unantastbaren gehören, sieht man auf den ersten Blick, sie müssen uralt sein. Was hängt an ihren Zweigen Angelo? Was ist das?", fragte Dreux als Caldera so nah zu den Bäumen ritt, dass sie einen nach dem anderen berührten.


    "Das ist Hängemoos. Nur als Sämling bildet diese Art eine kleine Keimwurzel aus. Danach lebt die Pflanze völlig ohne Wurzeln. In langen Trieben hängt sie von allen geeigneten Unterlagen wie Ästen, Dächern und ihre Nahrung nimmt sie nur durch Regen und Luft auf. Die Vermehrung erfolgt meistens vegetativ durch Teilstücke. Manchmal auch durch Samen mit Flugfallschirmen. Pro Trieb wird nur eine stiellose, unscheinbare, grünliche Blüte ausgebildet.


    Alle Pflanzenteile außer der Blüte sind von Saugschuppen dicht bedeckt. Drum wirkt das Hängemoos grau, wenn es nicht regnet. Fällt der Regen und wir das Moos feucht, wird aus den Saugschuppen die Luft von Wasser verdrängt und die Pflanzen wirken grün. Deshalb nennen man sie umgangssprachlich Regen-Grünlinge - Pioggia Verde", antwortete Angelo und gab Dreux noch einen Moment die Bäume zu bestaunen, ehe er zurück in den dichteren Wald ritt.


    Das Licht zwischen den Baumstämmen verwandelte sich in ein seltsames Zwielicht, dass dem Wald etwas Unwirkliches verlieh. Dreux schaute sich unsicher um, doch da war nichts und niemand. Für einen Moment dachte er, etwas zwischen den Bäumen gesehen zu haben, aber als er hinschaute war dort nichts. Schatten, Nebelschwaden die zwischen den Bäumen aufkamen.


    "Da vorne, siehst Du das Stück Land neben dem Baum? Dort werden wir rasten. Das ist unser Übernachtungsbaum", sagte Angelo und deutete nach vorne.


    Übernachtungsbaum:

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    Mit seiner Reitschrecke ritt Angelo so nah wie möglich an das Stückchen Boden heran, zog sich aus dem Sattel und hockte sich kurz auf den Rücken seines Tieres, bevor er auf das Stück Boden sprang. Dreux schaute ihm verdutzt hinterher.


    "Und ich?", fragte der Archi-Duc baff und zuckte in einer hilflosen Geste die Schultern.

    "Du springst in meine Arme, vorher wirf mir die Decken rüber", grinste Angelo und breitete die Arme aus. "Hocke Dich auf Macchiares Rücken und spring".


    Dreux murmelte etwas Unverständliches und warf Angelo die Decken und Reisemäntel zu. Als Caldera diese sicher verstaut hatte, erhob sich auch Dreux auf den Rücken der Reitschrecke und hockte dort wie eine große Katze.


    "Jetzt oder nie", stöhnte er und sprang.


    Angelo fing Dreux auf, hielt ihn fest in den Armen und küsste ihn zur Begrüßung. Behutsam setzte er ihn ab und sie breiteten Ihr Lager auf der kleinen, trockenen Stelle aus. Fest aneinander gekuschelt und in ihre Mäntel gehüllt schauten sie auf den überfluteten Wald, in dem der Nebel immer dichter wurde. Kleine schwarze Gestalten schälten sich aus dem Nebel und standen reglos zwischen den Bäumen. Knorrig und verdreht und dennoch ohne jede Bedrohung.


    "Was sind das Angelo?", flüsterte Dreux und nahm seinen Freund in den Arm.


    "Das sind die 1.000 Geister. Schau genau hin, Du erkennst manchmal Gesichter in ihren Formen. Die Wurzeln sehen wie verwunschene Gestalten aus, erstarrt in ihrer Bewegung nicht wahr? Doch das sind sie nicht. Es sind die Abbilder jener Caldera, an die sich die Bäume erinnern. An jene Männer, an die sich der Wald erinnert Dreux. So werden sie hier verewigt. Nichts ist so endlos wie die Liebe eines Baumes, höchstens die See", antwortete Caldera und küsste Dreux innig.