Blutrote See - Kapitel 4 - Die Rückkehr von Patrice

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    Patrice Vertcuis
    Als Pascal beim Duc eintrat, sah er aus, als würde er aus einem Gefecht kommen. Seine Haare waren stümperhaft abgeschnitten, er war unrasiert, stank den ganzen Raum voll und er schien mehrere Nächte hintereinander nicht geschlafen zu haben. »Majestät«, er verneigte sich. »Alles Gute zum Geburtstag. Bitte verzeiht meine Störung.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Danke für die Glückwünsche, Patrice. Tritt näher auch wenn Du stinkt wie eine Horde toter Iltisse. Ich denke Du würdest nicht grundlos so vor mich treten. Wir reden privater Natur, da ich heute Privatmann bin. Womit kann ich Dir helfen, was ist Dein Problem? Außer die fehlende Rasur und ein gutes Bad?«, fragte Max und setzte sich aufrecht hin.


    Patrice Vertcuis
    »Vor Euch steht Pascal. Mein Befehl lautete, dass meine Sicherheit vorgehen würde. Ich habe durchgehalten, so lange ich konnte, aber jetzt kann ich nicht mehr. Ich bin hier, um einen mündlichen Bericht abzuliefern. Mein Auftrag ist gescheitert, Robere Moreau ist für die Leibgarde verloren. Er wurde ein Vampir. Ich werde Euch alles berichten, was es sonst noch zu berichten gibt. Was möchtet Ihr zuerst wissen?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximlien band sich die Haare mit einer Haarsträhne zusammen und seine blauen Augen bohrten sich in die von Pascal. »Sprich nicht vom Scheitern, bevor ich den Bericht gehört habe. Einen vollständigen Raport, die Entscheidung ob Du versagt hast oder nicht liegt einzig und allein bei mir. Ich höre«, sagte Maximilien wohlwollend.


    Patrice Vertcuis
    »Darf ich mich setzen?«, fragte Pascal. »Wie besprochen setzte ich mich von Unitè B ab, ohne mich abzumelden. Man sollte glauben, ich sei Robere aus Loyalität oder Zuneigung gefolgt. Ich fand die Beißer in Goldwasser, wo sie in einer Taverne Quartier bezogen hatten. Dort versuchte ich, mich Robere anzunähern. Irgendetwas war da ... aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Mir fehlen Teile meines Gedächtnisses. Es ist mir zu spät aufgefallen, dass ich Erinnerungslücken habe, sonst hätte ich Aufzeichnungen angefertigt. Mir fehlen mehrere Tage oder Wochen. Ich bin mir meiner Selbst wieder bewusst geworden auf der Kriegsbrigg Choucas. Ich weiß nicht genau, warum die Beißer an Bord gegangen sind, aber sie scheinen Gästestatus zu genießen, da Coutilier Boldiszàr mit Capitaine Silvano ein Paar bildet. Robere ist Boldiszàrs bester Freund. Robere und sein Vater haben mich misshandelt. Der Heiler der Choucas war verständnisvoll, aber er konnte mir nicht helfen. Niemand sonst nahm daran anstoß. Vieles, was geschehen sein muss, fehlt in meiner Erinnerung. Ich wollte so schnell wie möglich hierher gelangen, bevor ich wieder abdrifte und handlungsunfähig werde.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Du bist hier sicher, jedenfalls was die körperliche Seite angeht. Haben sie Dich eventuell unter Drogen gesetzt, die die Erinnerungslücken hervorrufen können? Es ist gut dass Du Dich abgesetzt hast, wozu die Beißer in der Lage sind, muss nicht groß erläutert werden, bei dem Namen der Gruppe. Gastrecht auf der Choucas? Einem unserer Kriegsschiffe? Ich werde ein Himmelsauge Kontakt mit meinem Sohn aufnehmen lassen um die Sache zu klären. Der Heiler der Choucas ist der Verlobte meines Sohnes, ein guter und umsichtiger Mann. Ich werde mir merken, dass er versucht hat Dir beizustehen. Weshalb einer meiner höchten Offiziere, denn das sind die Kapitäne der Kriegsschiffe, meint sich Kriminelle an Bord holen zu müssen, muss geklärt werden. Allerdings wurde dafür schon sein ehemaliger Lehrmeister und Ausbilder abgestellt. Was der Mann herausgefunden hat, wurde mir noch nicht zugetragen. Aber von Dir höre ich nun das Gleiche. Vielleicht liegt dem weiter nichts zu Grunde, als die absolute Hörigkeit an den Partner. Ein Manko unter dem der besagte Kapitän leidet, aber im Dienst nichts verloren hat. Sollte mehr dahinter stecken, muss dem nachgegangen werden. Denn er wie auch sein Anvertrauter, Verlobter, was auch immer - sind in den Stand des Nennadels erhoben worden. Freundschaft hin oder her, aber Landesverrat weil man jemanden als Freund bezeichnet, oder als Freund des Partners wird nicht geduldet. Es sei denn, es liegt ein logischer Grund vor, der für uns momentan noch nicht ersichtlich ist. Das ist die eine Seite die zu klären ist. Solange Offizier in Kapitänstatus Chevalier de Brisay vor Ort ist, wir Chevalier de Mancini keine Dummheiten begehen. Er hat quasi seinen Vater an der Seite. Nun zu Dir persönlich und dem was Dir angetan wurde. Widmen wir uns dem, auch wenn es widerlich sein mag, muss ich danach fragen. Wie misshandelten sie Dich? Falls Du nicht darüber sprechen kannst, deute es bitte an, denn nach der Tat bemisst sich die Strafe. Was wurde Dir von dem ehemaligen Gardisten und seinem Vater angetan? Wer ist der Vater des Gardisten Robere? Ihm wurde mehrfach Gnade zu Teil, aber scheinbar ist Gnade nichts, was in sein Weltbild passt. Nun gut, dann auch nicht mehr in das meine - Robere betreffend. Wer es nicht im Guten lernt, lernt es auf die harte Tour. Und Du hast Dich bis jetzt durch Zuverlässigkeit und Treue ausgezeichnet. Ich weiß um Deine Bürde, ich trage eine ähnliche. Allerdings darf ich den Mantel der Tarnung ablegen, Du hingegen nicht, da Dein Leben wie auch Überleben davon im Einsatz abhängt. Woran erinnerst Du Dich? Was hat Patrice getan? Woran erinnert er sich? Möchtest Du den Mantel Patrice aufgeben? Möchtest Du die gesamte Gaderobe des Ordens aufgeben?«, hakte Max mitfühlend nach.


    Patrice Vertcuis
    »Roberes Vater heißt Kazrar Chud und ist ein naridischer Arashi. Er gehört dem selben Ältestenkult an wie Archibald von Dornburg, so viel konnte ich in Erfahrung bringen. Sie haben diesen Kult mit aus Naridien nach Souvagne gebracht. Eine Sekte, welche Grausamkeit zelebriert und ihren Hauptsitz in Obenza hat. Objekt ihrer Verehrung ist Dunwolf von Hohenfelde, den sie als einen Gott ansehen. Von ihm erhalten sie ihre Weisungen und sind ihm bedingungslos ergeben. Robere hat den Namen Tekuro Chud angenommen, den sein Vater ihm gab. Was sie mir antaten, ist recht einfach zu sagen. Ich kann mich kaum daran erinnern, aber die Spuren in meinem Hinterteil und die Schmerzen in meinen Weichteilen sprechen eine deutliche Sprache.« Sein Blick wurde entrückt und er starrte eine Weile in die Luft, ehe seine Augenbrauen kurz zusammenzuckten. »Bellamy hat sich daran beteiligt. Boldiszàr und Silvano haben zugesehen, genau wie die übrigen Beißer. Aktiv waren Kazrar, Tekuro, Bellamy und Arbogast, wobei Letzterer noch der Harmloseste war. Er war der Einzige, der mich nicht beschimpft oder grober als nötig angepackt hat. Das eigentliche Problem ...« Er versank in tiefes Nachdenken.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Bellamy und Robere, zwei die es scheinbar nicht lernen. Der Lich ist hoffentlich bald Geschichte und nicht nur untot, sondern ganz tot. Eine Sekte wird es hier nicht geben, das steht fest. Gleich wie lange es dauert, wir werden diese Gruppierung vernichten. Und jeden alten wie auch neuen Anhänger dieses Wahnsinns. Boldiszar und Silvano haben zugeguckt wie man Dich vergewaltigte? Das werden die drei zu erklären haben, sprich Boldiszar, Silvano und Bellamy. Was man gab, kann man auch nehmen. Das wäre dann vermutlich die kürzeste Adelszeit in der Geschichte Souvagnes. Und Chevalier Mancini sollte sich darüber eigentlich im klaren sein, dass ein derartiges Verhalten zur Entadelung seiner Person führen kann. Diese beträfe ausschließlich ihn und nicht seine Adoptivfamilie. Allerdings hätte dies für ihn weitreichende Konsequenzen, kein Adel, keine Befehlsgewalt in der Ranghöhe, kein Kapitän, keine Admiralität - nichts. Höchstes Amt was er ohne Adel erreichen könnte wäre erster Offizier am Bord eines anderen Schiffes. Falls er das dann noch dürfte und er nicht aufgrund des asozialen Verhaltens ins Unehren entlassen werden muss. Aber das kläre ich mit meinem Sohn, was dahinter steckt. Er ist dort vor Ort. Dieser Fremdländer, diesre Arashi, scheint sehr viel Einfluss auf Robere zu haben. Jene die aktiv an der Vergewaltigung beteiligt waren, werden auch danach abgeurteilt. Jene die zugeschaut haben, werden entsprechend abgeurteilt. Welches Probem Pascal? Was ist das eigentliche Problem an der Sache?«, hakte Max nach.


    Patrice Vertcuis
    »Das eigentliche Problem ist Pascal«, antworte Patrice. »Ich habe mich mit dieser Persona übernommen, das habe ich leider zu spät erkannt. Ich möchte ihn gern ablegen und einfach nur noch Patrice sein. Es ging hart zur Sache, aber es erfolgte mit meiner Zustimmung. Von daher ist Tekuro kein Vorwurf zu machen. Ich hätte allerdings gern darauf verzichtet, für seinen Vater und Bellamy zu schlucken. Wenn Ihr es gestattet, werde ich die Löschung dieser Persona beim Orden beantragen. Sie ist nicht mehr notwendig, da der Auftrag als beendet betrachtet werden kann. Habt Ihr noch Fragen? Ansonsten würde ich gern ein Bad nehmen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien musterte kurz Arlette und lächelte freundlich. Er nickte zustimmend. »Ich habe keine Fragen mehr an Dich Patrice. Wenn es einvernehmlich erfolgte, dann ist weder den Beteiligten, noch den Zuschauern ein Vorwurf zu machen. Das ist eine völlig andere Ausgangssituation, weder Bellamy, Tekuro, seinem Vater, noch Boldiszar noch Silvano. Du darfst Dich entfernen und Dein Bad nehmen. Ich Danke Dir für den Bericht. Gehabe Dich wohl«, sagte Maximlien höflich.


    Patrice Vertcuis
    Patrice erhob sich wieder verneigte sich. »Danke, dass Ihr mir Euer Ohr geliehen habt. Ich werde den Bericht verschriftlichen und Euch zukommen lassen.« Er verließ den Raum und begab sich in das kleine Badehaus, welches zur Baracke von Unitè B gehörte. Er war momentan ganz allein dort, machte sich heißes Wasser und reinigte sich ausgiebig. Vor dem Spiegel rasierte er sich, wobei er sein Spiegelbild wütend, ja geradezu hasserfüllt anstarrte. Immer wieder fuhr er sich durch das kurze Haar und probierte unterschiedliche Frisuren aus. Mit keiner war er zufrieden. Er putzte sich die Zähne, schnitt die Nägel an Händen und Füßen und legte frische Kleidung an, während er die Alte zur Schmutzwäsche brachte. Dann machte er sich daran, allerlei persönliche Habseligkeiten aus seinem Spind zu holen. Mit einem vollen Rucksack machte er sich auf den Weg in die Stadt. Im Gehen aß er saure Gurken aus einem Glas, mit einem genussvollen Lächeln, als würde er eine Keksdose leeren.


    Himmelsauge Aurelien Rineillon
    »Patrice Vercuis, Gardist Unite B´?«, fragte ein Mann mit einem großen Raubvogel auf der Schulter und einer Truppe Gardisten hinter sich. Er starrte den Mann förmlich nieder.


    Patrice Vertcuis
    »Vertcuis, ansonsten richtig«, korrigierte Patrice und musterte den Mann misstrauisch, während er eine saure Gurke in seinen Mund steckte. »Womit kann ich behilflich sein?«


    Himmelsauge Aurelien Rineillon
    »Im Namen der Krone seid Ihr verhaftet. Folgt uns, dann müssen wir keine Gewalt anwenden«, sagte das Himmelsauge ruhig.


    Patrice Vertcuis
    »Wie bitte?«, fragte Patrice fassungslos. Er schaute den Mann und die Gardisten von der anderen Unitè entgeistert an. »Darf ich auch erfahren, weshalb?« Umständlich schraubte er sein Gurkenglas zu.


    Himmelsauge Aurelien Rineillon
    »Sicher, aufgrund Eures Geisteszustandes zum Schutz Euer Leib und Leben, steht Ihr mit sofortiger Wirkung unter Sicherheitsarrest, Ihr werdet in Sicherheitsverwahrung gebracht. Es dient Euch, also kooperiert«, sagte das Himmelsauge.


    Patrice Vertcuis
    Kaum hatte der Mann seinen letzten Satz beendet, donnerte ihm das Glas an den Kopf. Gurkenwasser spritzte, Scherben und Saure Gurken flogen überall herum. Patrice rannte, was seine Beine hergaben durch die Stadt. Er rannte dorthin, wo es möglichst viele Menschen gab. Das Himmelsauge konnte ihn mit seiner Magie nicht orten. Also musste er dorthin, wo er auch den Augen der Gardisten entkam.


    Himmelsauge Aurelien Rineillon
    Aurelien fluchte und schickte sofort seinen gewaltigen Adler in die Luft. Der Harpyien-Adler erhob sich mit hellem Schrei und nahm die Verfolgung von Patrice auf, ebenso die Gardisten. Ein einziger blieb zurück um ihrem Truppführer beizustehen, der sich so langsam aber sicher wieder sammelte. Aurelien konzentrierte sich und schaute durch die Augen seines gefiederten Freundes, aber seine Sicht war noch etwas verschwommen, durch das Glas, dass ihm der Kerl vor die Rübe gedonnert hatte. Zu allem Überfluss stank er auch noch nach Gurkenbrühe. Patrice rannte was seine Beine hergaben, aber er sah, dass ihm seine Verfolger auf den Fersen waren. Aber schlimmer als die Fußtruppe, war der gewaltige Adler der ihm per Luftweg folgte.


    Patrice Vertcuis
    Patrice rannte auf einen Markt, wo er hoffte, dass der Vogel von den vielen bunten Eindrücken und vorstehenden Markisen verwirrt wurde. Als er meinte, dass der Vogel ihm nicht mehr unmittelbar folgte, hielt er unter einer gestreiften Markise, kaufte dort an dem Stand einen breitkrempigen Hut und mischte sich mit diesem ins Gedränge. Allerdings war diese Tarnung stümperhaft, da er nach wie vor Kleidung trug, wie sie bei der Leibgarde in der Freizeit üblich war. So normal wie möglich schob er sich durch die Menschen in Richtung der Fuhrwerksstation.


    Himmelsauge Aurelien Rineillon
    Die Gardisten begannen systematisch den Markt zu durchkämmen, während der große Adler sich oben auf dem Dach des zentralen Brunnens niederließ und mit seinem messerscharfen Blick über die Gruppe der Menschen schaute, die dort unter seinen scharfen Krallen umherwuselten.


    Patrice Vertcuis
    Die Fuhrwerksstation war ein weiter, offener Platz und nur wenige Menschen gingen hier entlang. Patrice musste ohne Deckung gehen. Er versuchte, durch eine möglichst normale und entspannte Gangart nicht aufzufallen. »Guten Tag. Ich möchte nach Cantillion«, begann er sich durch die fahrenden Händler zu fragen, die sich gern ein paar Taler dazuverdienten, indem sie Reisende mitnahmen.


    Fuhrwerksmann
    »Das macht 3 Taler, spring rauf Junge. Sobald Du mir das Geld in die Hand gedrückt hast«, sagte der alte Mann auf dem Bock.


    Patrice Vertcuis
    Patrice verkniff sich ein Stöhnen. Sein Geld lag zum Großteil auf der Bank. Er hatte das bisschen Geld, was er dabei gehabt hatte, für den überteuerten Hut ausgegeben. Ängstlich blickte er in Richtung der Straße, wo er hergekommen war. Dort konnte er die Gardisten sehen, die sich durch die Menschenmassen drängelten. Er nahm den Rucksack vom Rücken, als wolle er das Geld heraus holen, doch stattdessen drosch er ihn dem Mann beherzt über den Schädel. Er warf den Mann vom Kutschbock, ließ die Zügel knallen und trieb die zwei Ochsen an. In Zeitlupe setzten die alten Tiere sich in Bewegung.


    Fuhrwerksmann
    Der Ochsenkarren war schon ein gutes Stück weit gekommen, als der alte Mann sich stöhnend aufrichtete und den Gardisten entgegenlief. »Hilfe, zur Hilfe! Man hat meine Ochsen und meinen Karren gestohlen!«, keuchte er.


    Patrice Vertcuis
    Patrice knallte noch ein paar Mal mit den Zügeln, doch die Tiere blieben bei ihrem Schneckentempo. Sehr, sehr langsam bewegte das Fuhrwerk sich die Straße entlang in Richtung Cantillion.


    Himmelsauge Aurelien Rineillon
    Die Gardisten rannten die Straße entlang runter, unter ihnen der alte Mann der wild gestikulierte und auf seinen Karren deutete. Die Verfolger kamen schneller näher, als sich Patrice Karren die Straße entlang walzte.


    Patrice Vertcuis
    Patrice sprang auf die Ladefläche, um die Gardisten mit der Ladung aufzuhalten. Was mit dem Glas Saurer Gurken und dem Rucksack geklappt hatte, würde wieder funktionieren! Er riss die Abdeckplane hoch - und fand Stoffballen. Er stieß ein verzweifeltes Wimmern aus, dann hob er eine Rolle blauen Samt und warf sie auf einen der Gardisten.


    Himmelsauge Aurelien Rineillon
    Mit dem Stoffballen traft er nur einen einzigen Verfolger und zwar den großen Adler, der mit einem wütenden Kreischen zu Boden stürzte und mit ihm schrie vor Wut auch das Himmelsauge auf. Der Mann rannte nun wesentlich schneller um Patrice die Abreibung seines Lebens zu spendieren. Für das Gurkenglas, den Dauerlauf und seinen gefiederten Freund. Und der Mann kam schnell näher.


    Patrice Vertcuis
    Patrice blickte sich panisch um. Dass er zu Fuß allen Gardisten gleichzeitig entkommen konnte bei einem beherzten Sprint, dafür musste er schon arges Glück haben. Keiner von ihnen war langsam oder kam schnell aus der Puste und seine Fähigkeit zu sprinten war momentan aufgrund der Schmerzen eingeschränkt. Waffen trug er keine am Leib und auch auf dem Wagen war nichts als weicher Stoff zu finden. Das heranstürmende Himmelsauge sah ziemlich wütend aus. Er hatte keine Wahl. Er sprang von dem Fuhrwerk und rannte die Straße in Richtung Cantillion. Sie würden ihn bekommen. Aber er würde es ihnen so schwer wie möglich machen und gab ordentlich Fersengeld.


    Himmelsauge Aurelien Rineillon
    Patrice wurde noch eine Weile verfolgt, dann brach das Himmelsauge mit seinen Gefolgsleuten die Verfolgung ab. Grimmig starrte er dem Gardisten der Unite B hinterher und ließ sich am Wegesrand ins Gras sinken. Einer der Gardisten hatte den großen Vogel befreit und kam mit diesem näher um ihm dem Himmelsauge zu überreichen. Es dauerte nicht lange, dann war die Gruppe aus Patrice Blickfeld verschwunden.


    Patrice Vertcuis
    Patrice dachte, er sah nicht richtig, als sie ihn tatsächlich entkommen ließen. Er war langsamer als sonst, sehr viel langsamer! Misstrauisch blickte er zurück. Er fragte sich, was das Himmelsauge ausheckte und sah sich in alle Richtungen um. Dann biss er sich vor Wut auf die Faust. Seine ganzen Unterlagen waren im Rucksack und der lag bei dem Fuhrwerk irgendwo herum! Die Papiere unterlagen strengster Geheimhaltung und hatten eigentlich nichts in seinen Händen verloren! Und das aus gutem Grunde. Er selbst würde den größten Schaden davon haben, wenn man sie entdeckte. Sehnsüchtig blickte er in Richtung Cantillion. Dann wieder zurück. Er wägte Kosten und Nutzen von beiden Optionen ab. Herz gegen Verstand. Pascal in seinem Kopf rebellierte. Patrice entschloss sich, Pascal zu fragen. »Zum Schiff«, befahl er und dass er diesen Weg wählte trotz allem, was ihn dort erwartete, sprach für sich. Patrice lächelte. »Du willst unbedingt, dass sie die Unterlagen finden? Verstehe ... das werden sie nicht. Nicht, wenn ich es irgendwie verhindern kann.« Er ging den Gardisten mit erhobenen Händen entgegen und hoffte, dass sie den Rucksack einfach übersahen, wenn sie sich auf ihn konzentrierten.


    Himmelsauge Aurelien Rineillon
    Aurelien erhob sich und musterte Patrice scharf, der Raubvogel auf seiner Schulter guckte nicht minder wütend, als sein Herr. Langsam ging er dem Mann entgegen und schaute ihm dabei ins Gesicht, schaute ihm in die Augen und versuchte in seinen Verstand einzudringen... was ihm selbstverständlich nicht gelang. Irritiert blieb Aurelien stehen, er versuchte es erneut, aber er kam zu dem gleichen Ergebnis. Er konnte die Person weder beeinflussen, noch überhaupt in ihre Gedanken eindringen. Das hieß nur eines. »Er ist ein Untoter! Tötet ihn!«, befahl Aurelien und zückte sein eigenes Schwert, während er seinen Vogel in die Luft warf.


    Patrice Vertcuis
    »Ich bin kein Untoter, ich bin ein Stumpfer«, rief Patrice, warf einen verzweifelten Blick auf den Rucksack und blieb schlotternd mit erhobenen Händen stehen. »Ein Antimagier! Ein Seelenloser!«


    Himmelsauge Aurelien Rineillon
    »Gibt es auch noch zu Seelenlos zu sein! Wohl noch stolz drauf was, Du Ausgeburt des Abgrunds. Auf die Knie Made!«, bellte Aurelien und kam mit dem Schwert näher, aber weitaus zögerlicher als vorhin, da er sich hier nicht mehr auf seine Magie verlassen konnte.


    Patrice Vertcuis
    »Ihr könnt meine Körpertemperatur messen«, rief er panisch, ohne auf die Knie zu gehen. Das war ihm nun doch etwas zu heikel. »Es gibt Methoden, das zu überprüfen! Wäre ich Untot, wäre ich gar nicht in den Palast gekommen, es gibt Spezialisten für so was!«


    Himmelsauge Aurelien Rineillon
    Aurelien verzog angewidert das Gesicht. »Sehe ich aus wie ein Arzt oder jemand der Spaß dran hätte, Dir einen Finger in Deinen Leichenarsch zu schieben!? Du warst vorhin noch nicht untot, Du warst angeschlagen. Vorhin hast Du noch gelebt, dass weiß ich von meinen Ordensbrüder. Auf die Knie, dann hast Du es hinter Dir und diesmal keine Faxen!«, zischte das Himmelsauge.


    Patrice Vertcuis
    Patrice packte den Rucksack. Einen Moment stolperte er, als Pascal ihm einen Kopfschmerz schickte, der sich gewaschen hatte. Pascal wollte nicht, dass er den Rucksack mitnahm, aber auch Pascal wollte nicht sterben. So gab er schließlich klein bei und überließ Patrice die Kontrolle. Patrice warf sich den Rucksack auf den Rücken und rannte erneut die Straße entlang, fort von dem Himmelsauge, fort von den Gardisten. Er freute sich darauf, Tekuro wieder zu sehen. Die Vorfreude verlieh ihm einen zusätzlichen Energieschub.


    Himmelsauge Aurelien Rineillon
    »Womit habe ich das verdient? Eine Kreuzung aus Ghul und Rennmaus«, stöhnte das Himmelsauge. »Lasst ihn, weit kommt er nicht. Mein Kollege und die Büttel in Cantillion fangen ihn an der Schollengrenze ab. Dann ist er wenigstens schön müde und durch. Dieser Verrückte, er sollte gerettet werden und das ist der Dank«, zischte Rineillon. »Kommt rücken wir langsam nach. Soll er sich verausgaben, wir holen ihn in Cantillion ab«, murrte er miesmutig und steckte sein Schwert zurück in die Scheide, während sie im normalen Fußmarschtempo Patrice förmlich hinterher schlenderten.


    Patrice Vertcuis
    Als die Gardisten außer Sicht waren und Patrice durch den Herbst trabte, fühlte er sich frei. Das Einzige, was er noch tun musste, war, Pascal los zu werden und den Inhalt des Rucksacks zu vernichten. Letzteres war einfach, sobald er ein wenig Ruhe hatte. Wegen Pascal würde er sich etwas überlegen müssen. Auf den Schiffsheiler konnte er nicht hoffen. Wobei ... er lächelte. Ihm war während seiner Wartezeit im Flur nicht entgangen, dass Benito reisefertig mit Gepäck in Richtung Ausgang gegangen war. Wenn er Glück hatte, wollte Ciel Benito auf der Choucas dabei haben. Und Benito stand Patrice sehr viel näher als Pascal, denn er kannte Pascal überhaupt nicht. Benito würde ihm vielleicht helfen, den unliebsamen Seelenparasiten loszuwerden, mit dem er sich diesen Körper teilen musste. Vor lauter guter Laune pfiff Patrice ein Liedchen, als er sich Schritt für Schritt nach Norden bewegte in Richtung Küste, in Richtung Hafen, zurück zu seinem Herrn.