Blutrote See - Kapitel 6 - Beschwörungsmarathon

  • Der erste Geist - Quennel
    Brandur von Hohenfelde
    Brandur hatte alles für die vom Prince angeordneten Beschwörungen vorbereitet. Dafür, dass Prince Ciel an vorderster Front gegen die Nekromantie geiferte, hatte er erstaunlich viele Ausnahmewünsche für sich selbst. Die geräumige Kajüte, in welcher Brandur sich für die Vorbereitungen eingeschlossen hatte, duftete nach Räucherwerk. Der Nekromant hatte bei offenem Fenster die Ritualschellen erklingen lassen, die Ecken ausgeklatscht und Salz gestreut, um den Raum von Fremdenergien zu reinigen. Nun zog er mit Kreide die letzten Runen des Bannkreises, in dem der Tisch mit den Stühlen für die Gäste stand. Er nahm die Sicherheitsvorkehrungen heute besonders genau, da er die Geister zum Großteil nicht kannte und Parcival vermutlich ein sehr machtvoller Gegenspieler sein würde, der schwer zu beherrschen war. Doch er stand erst an zweiter Stelle. Zunächst hatte Ciel gefordert, das vor einigen Jahrzehnten ermordete Himmelsauge Quennel zurückzurufen. Brandur kontrollierte noch einmal, dass die beiden Kreise richtig gezeichnet waren, dann ließ er einen Matrosen nach den Teilnehmern schicken.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard war der Erste der die Kajüte seines Vaters erreichte, da ihn die Wiedersehensfreude und die Neugier trieb. Brandur war genau wie Ansgar ein Nekromant, aber er übte die Totenmagie völlig anders aus. Während Ansgar seine Hände förmlich in Blut gebadet hatte in seinem Schlachthaus, dort werkelte Brandur im würdevoller Sauberkeit und schuf Kunstwerke aus Knochen die ihres gleichen suchten. Lin vermisste schlagartig schmerzhaft den Knochendrachen, der eine ganze Weile der knöcherne Nabel seiner Welt gewesen war, belebt mit dem Geiste von seinem Großvater Dunwin. Beide waren momentan Meilen entfernt und er hoffte es ging ihnen gut. Sobald sie wieder Zuhause waren, würde er den Knochendrachen in sein Herrenhaus bringen lassen. Niemand hatte ein Anrecht auf das Geschöpf, dass sie in die Freiheit geflogen hatte. Denn nichts anderes hatte dieses Wesen getan. Lin schaute sich neugierig um und war gespannt was als nächstes geschehen würde. Der Geist von Dunwin hatte ihnen beigestanden und er erinnerte sich nur zu gerne an die gemeinsame Zeit, als sie als groteske Gruppe von Brandur, Dunwin, Archibald und Jesper durch die Lande gezogen waren und auf ihre ganz eigene Art für Gerechtigkeit gekämpft hatten. Er erinnerte sich an die versaute Hochzeit, an das Auftauchen Brandurs, an Daves Angriff, an Ansgars Morddrohungen und an das Ende seiner beiden Väter und deren Wiedergeburt auf so unterschiedliche Art und Weise. Mit Schaudern erinnerte er sich an die Beschwörung von Alastair, der sogar als Geist schwarz wie die Nacht gewesen war und der heimlich Archibalds wahrer leiblicher Vater war. Ein Umstand von dem Archibald nichts wusste, bis einschließlich heute. Jeder andere hatte davon erfahren, genauso dass Dunwin nun in Aimeric lebte, da Brandur den Vater von Archibald verheimlichen wollte.... und sich wie auch Dunwin dabei um Kopf und Kragen redete... Das war starker wenn auch extrem witziger Tobak, die ausstehende Messerstecherei wäre sicher hochinteressant geworden. Aber Kuni hatte den auf einmal erstaunlich flinken Dave aufgehalten. Lin wusste nicht ob er sich darüber freute oder bereute, dass es nicht zum Duell gekommen war. Soviel Hohenfelde war er doch, dass ihn ein gutes Duell mitriss. Auch wenn er nicht wusste, zu wem er gehalten hätte. Er kannte Daves Vergangenheit in groben Zügen, aber er kannte auch seinen Großvater als liebenden Geist. Die Beschwörung von Alastair hatte etwas sehr bedrohliches gehabt und letztendlich dachte er an Ciel und seinen gemeinsamen Ausflug mit ihm und das Bergen der Babys. Eine Gänsehaut kroch seinen Rücken hoch. Freundlich lächelte er seinen Paps an, als die anderen Gäste ebenfalls eintrafen und Platz nahmen. Lin grinste stolz.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur schenkte seinem Sohn ein Lächeln, während dieser mit den anderen am Tisch Platz nahm. Er selbst befand sich außerhalb der beiden Kreise. Im Gegensatz zu anderen seines Fachs zog er es vor, nicht sich selbst in einem Bannkreis einzusperren, sondern den Geist, um dessen Radius einzuschränken und selbst die volle Beweglichkeit zu behalten. Dass die Gäste in einem ebensolchen Kreis saßen, war ein zusätzlicher Schutz, von dem er nicht glaubte, dass er erforderlich sein sollte. Aber er wollte sich vom nekromantenfeindlichen Prince keine Nachlässigkeit nachsagen lassen. Er schloss die Fenster, zog die Gardinen zu und entzündete die Ritualkerzen, von denen er besser für sich behielt, dass sie aus Menschenfett bestanden. Brandur blickte feierlich in die Runde. »Hoheiten Prince Linhard von Hohenfelde und Prince Ciel de Souvagne, Capitaines und Chevaliers Silvano de Mancini, Rene de Brisay und James de Dusolier. Boldiszàr«, grüßte er feierlich die Anwesenden in der Reihenfolge, die ihnen seiner Meinung nach zustand. »Ihr habt heute die Ehre, einer Reihe von Beschwörungen aus fachkundigen Händen beizuwohnen - meinen Händen. Ich bin Brandur von Hohenfelde, auch bekannt als der Hexenmeister Amand von Trux und ich bin Nekromant des vierten Grades. Vor ihnen auf dem Tisch liegen Fingerringe. Diese sind aus Tombak, einer hochwertigen und vor allem für unsere Zwecke hocheffektiven Messinglegierung. Sie dienen der zusätzlichen Absicherung von euch, denn sobald ihr sie tragt, wird der Geist es schwer haben, in euren Körper zu fahren, sollte er wieder Erwarten aus dem Bannkreis entwischen und sich meiner Kontrolle entziehen. Ich möchte euch nun bitten, die Ringe anzulegen.« Er wartete, bis alle Anwesenden der Aufforderung nachgekommen waren. »Hat jemand noch eine Frage? Ansonsten beginne ich nun mit der Herbeirufung des Geistes von Quennel.«


    Linhard von Hohenfelde
    Die Angesprochenen nickten der Reihe nach und jeder Anwesende nahm sich einen Ring und setzte ihn auf. Linhard schaute Ciel abwartend an, denn er war sich sicher, dass sein Schwager zuerst jemand beschworen haben wollte. Linhard hatte niemanden, den er gerne gesprochen hätte. Wobei eigentlich schon, jeden aus Brandurs Familie, aber er schwieg dazu. Er würde seinem Vater nicht die Bürde auferlegen, seine verstorbenen Kinder zu beschwören, nur um seine Neugier zu befriedigen. Er konnte mit Brandur in einer stillen Stunde über sie reden. Die Reise würde lang werden und sie würden ausreichend Zeit haben. Ganz ohne Magie konnte sein Paps ihm seine Geschwister näherbringen. Alle anderen schienen einfach gespannt abzuwarten. Die Kapitäne schienen keine Angst zu haben, sie sahen ehr neugierig aus, was Linhard gefiel. Vielleicht aber auch nur im Moment, da sie noch nie einen Geist gesehen hatten. Seine Familie war nicht unbedarft was Nekromantie anging, aber bei Alastair war selbst ihm Bange geworden. Ich glaube wir sind alle soweit Paps«, sagte Lin freundlich und betonend, dass es sein Vater war der dieses Wunder vollbrachte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel griff unter dem Tisch nervös nach Linhards Hand. Sie beide trugen einen der Ringe. Ciel wusste, dass Messing, insbesondere Tombak, gut gegen magische Beeinflussung abschirmte - er wusste jedoch auch, dass Ringe für diesen Zweck sehr wenig Masse enthielten. Damit es wirklich zuverlässig funktionierte, war ein Halsreif erforderlich oder ein Schmuckstück in äquivalenter Größe. Ciel nickte Brandur zu. »Beginne mit dem Ritual. Rufe uns Quennel zurück. Er hat uns einige Fragen zu beantworten.« Nicht zuletzt war Ciel sehr neugierig, wer der Mann war, der zu Lebzeiten zu gerissen gewesen war, um weiterleben zu dürfen.


    Brandur von Hohenfelde
    »Sehr wohl, Hoheit.« Der Nekromant nahm Aufstellung. Das Kerzenlicht begann zu flackern, obwohl kein Wind durch das geschlossene Fenster wehte und die Anwesenden kaum zu atmen wagten. Brandur stand mit geschlossenen Augen vor dem Bannkreis, in welchem der Geist erscheinen sollte. Manche Hexer zogen es vor, während der Trance zu sitzen, er jedoch fühlte sich stehend am wohlsten. Mit den Händen vollführte er einige verträumt wirkende Gesten, die keinen magischen Effekt hatten, sondern ein Spiegelbild seiner Wahrnehmung im Nexus waren, als er in dem Nebel der Energien nach dem erloschenen Lebenslicht des Himmelsauges Quennel tastete. Er fand ihn, lockte ihn, zog ihn zurück. ›Quennel ... der du ermordet worden bist, weil du zu viel wusstest ... kehre zu uns zurück. Offenbare uns das Geheimnis, für das du mit dem Leben bezahltest. Quennel, ich rufe dich ... zeige dich gut sichtbar in deiner alten, menschlichen Gestalt. Quennel, erscheine.«


    Quennel
    Quennel hörte den Ruf, hier im ewigen Nichts war alles anders als er es sich je vorgestellt hatte. Es gab weder ein Oben noch ein Unten, es gab weder Form noch Farbe, es gab nicht einmal Luft noch Licht und dennoch war alles auf sonderbare Weise vorhanden, auf eine völlig andere Wahrnehmungsweise waren hier die Abbilder der lebendigen Welt zu finden. Oder möglicherweise war auch die lebendige Welt ein Spiegelbild dessen, was diese Seite war. Erstarrt in ewiger Form, bis man in völliger Freiheit hierhin zurückkehren konnte. Losgelöst von allem, schwebend, liebend, mit sich selbst und der Welt im reinen. Sie alle flossen, schwebten, glitten dahin, angezogen von einer großen Macht, die keinen wahren Namen besaß und tausende Namen hatte - er nannte es nur das Nichts. Sanfte blaue Geschöpfe zogen an ihm vorüber, ihre jetzige Form verriet ihm nicht, was sie einst gewesen waren. Auch seine Gestalt war unwichtig geworden. Auch er schwebte immer weiter auf dieses Ziel zu, nicht wissend was er dort überhaupt wollte. Aber es rief ihn, sang in seinem Sein, mit der tiefen Botschaft dass er allein war und doch einem großen Ganzen angehörte. Er musste nur in dessen Schoß zurückkehren und dann... ja was dann? Er wusste es nicht, nicht mit Bestimmtheit. Er konnte nicht einmal sagen, was er sich selbst darunter vorstellte oder sich wünschte, aber je näher er dem Ziel kam, je ruhiger, zufriedener, gelassenener wurde er. Andere schweben widerspenstig dahin, wollten sich dem Ziel nicht nähern. Zwischen dem Meer aus hellblauen Gestalten sah man ab und an schneeweiße Formen dahingleiten. Wurde er von so einem Wesen gestreift fühlte er sich für den Bruchteil eines Augenblick erhaben, erfüllt ja sogar geliebt. Diese Wesen waren schon hier fast eins mit dem Ziel. Aber sie waren selten und sie waren schnell. Schnell obwohl hier weder Zeit und Raum eine Bedeutung hatte und trotz der Tatsache dass sie sich nicht zu beeilen schienen. Aber dann gab es noch die anderen... schwarz, dunkel, düster, grausam... ihre Präsenz machte ihm sogar hier Angst. Auch sie waren selten und er wusste nicht was sie waren. Sie fühlten sich an wie ein Geschwür dass sich widersetzte ins Ziel einzuschweben. Stattdessen lauerten sie in den Tälern, dahin wo man nicht hinab sinken durfte. Kam man dem Tal zu nah und ein Düsterer erblickte einen, galt es zu schweben wie man noch nie geschwebt war. Sah man einen Düsteren aufblitzen musste man in die andere Richtung flitzen... wenigstens war ihm sein Humor geblieben und sein Grips. Bis jetzt hatte ihn noch kein Düsterer erwischt. Er hatte gesehen was sie taten... ein Blauer der zu dumm war nicht auf die Schatten dieser Welt zu achten war von einem düsteren festgehalten worden. Seine Substanz, sein ich fing an zu flackern... und dann verfärbte sich der Blaue langsam aber sicher schwarz, wurde durchzogen von der Finsternis, wie ein Mensch den eine Blutvergiftung befallen hatte... wie er darauf kam? Er wusste es nicht... woher er diese Kenntnis hatte? Auch davon hatte er keine Ahnung... Er hatte gesehen wie der Düstere den Blauen verseucht und gefressen hatte, verschlungen war wohl der bessere Ausdruck. Und dann gab es die Grauen... noch seltener... noch widerlicher... sie erschienen blitzartig, raubten einen der Blauen und fraßen ihn an Ort und Stelle und verschwanden wieder. Manche Blauen waren wie die Grauen nur zu Besuch, wanderten nicht dem Ziel entgegen, sondern gingen eigene Wege... manche kehrten nie in ihre Welt zurück. Gemächlich schwebte er dahin, noch heute so wachsam wie einst und scheinbar wieder einmal nicht wachsam genug, denn jemand rief ihn. Unbehagen machte sich in ihm breit, ein Grauer! Das war ein Grauer und er rief ihn! Seine Substanz begann zu flackern, er wollte davon schweben, aber er konnte nicht. Die Stimme des Grauen war gefährlich, süß wie Honig und genauso klebrig... er musste ihr folgen... konnte sich nicht wehren und er tat es. Quennel... ja dass war er! Schlagartig wurde er in die Helligkeit gerissen, die nicht das Ziel war. Man zwang ihm seine alte Gestalt auf und er schaute sich um... ein Raum, finster, Menschen, sie starrten ihn an, er war zurück. Nur wo war er? Sein Blick fiel auf den Grauen, jenen der ihn gerufen hatte. »Wer bist Du? Was willst Du von mir?«, knurrte er und er hoffte es klang bedrohlich. Er richtete sich zu seiner vollen Höhe auf und warf seine langen, lockigen Haare in den Nacken.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur bemerkten, wie angespannt die Gäste waren in Anbetracht des Geistes, der sich herrisch präsentierte. Nur die beiden Hohenfeldes blieben ganz ruhig, denn nichts anderes waren sie gewohnt als die ständige Anwesenheit der Toten in ihrer Umgebung. »Mein Name ist Amand von Trux«, log Brandur, wohlwissend, dass der wahre Name eines der vielen Werkzeuge sein konnte, um zusätzliche Macht über eine Person zu erlangen. »Ich bin Nekromant und ich bin dein Beschwörer. Du hast mit deinem Tod Chaos hinterlassen, Quennel, und viele offene Fragen. Zunächst zeige dich deutlicher. Wir wollen dein Gesicht sehen und deine Kleider, so wie du sie am Tag deines Ablebens getragen hast. Du bist ermordet worden. Was geschah an jenem Tage und wer war es, der dich aus dem Leben riss?«


    Quennel
    Das Seelenlicht von Quennel nahm genau die Gestalt an, die er zu Lebzeiten trug. Er war groß, wirklich groß und konnte es vermutlich mit Francois in der Größe aufnehmen, wie Ciel feststellte. Aber da hörte die Ähnlichkeit auch schon auf, denn die Präsenz des Mannes war trotz der Geistform und seiner Verwirrung bedrohlich. Nicht zuletzt aufgrund des Wusts an Haaren die er wie ein alter Löwe trug. Der Geist schloss kurz die Augen, ehe er wieder Amand anstarrte. Einst war er ein Agent der Autarkie gewesen, einst war er ein Himmelsauge, einst war er ein Geistmagier... aber das war scheinbar bedeutungslos geworden. Was hatte er erwartet? Er nahm eine etwas entspannterte Pose ein, als er spürte, dass der Graue - dieser vermeintliche Trux ihn nicht fressen wollte. Der Mann log, eindeutig - log er nicht, wäre er zu verachten, seine Macht hingegen war dies nicht. »Meine Geliebte tötete mich, da ich den wichtigsten Grundsatz vergaß - kenne Deine Freunde. Was Deine Feind tun, weißt Du«, antwortete Quennel und ließ seinen eisigen Blick über die Anwesenden schweifen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Sie hat dafür bezahlt«, platzte Ciel heraus und ignorierte den mahnenden Blick des Nekromanten. »Die alte Duchesse ist tot, hingerichtet, enthauptet für ihren Verrat. Sie ist tot und verrottet in einem anonymen Grab und es gibt niemanden, der um sie trauert. Was ist mit dir? Du hast sie geliebt und hast dafür sterben müssen. Trauerst du um sie?«


    Quennel
    Der Geist wandte seine Aufmerksamkeit Ciel zu und schwebte ein Stück näher, so dass Ciel die Kälte des Wesens spürte. »Duchesse Francoise Esme de Souvagne... ist tot? Das sind wundervolle Nachrichten, ich hoffe inständig, dass sie von einem Düsteren geholt wird... aber Du wirst nicht wissen was das ist Mensch... noch nicht... Du hast ihre Augen... wer bist Du? Geliebt? Geliebt ist vielleicht ein zu starkes Wort für die Bindung die ich zu Fran empfand«, gestand der Geist und wickelte sich ein seiner geisterhaften Locken um den Finger. »Nein, was ich liebte war die Macht, die Möglichkeit, die Manipulation und sie bot mir all dies. Aber ich schätzte sie... auf viele Weisen...«, grinste der Geist süffisant.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel kam hinter dem Tisch hervor und stellte sich vor den Geist. Nur das schmale Band des Bannkreises lag zwischen ihnen und Ciel spürte die eisige Kälte auf seinen Wangen und seiner Nasenspitze. »Ich bin Ciel Felicien, dem ihr zwei den Großvater und den Onkel genommen habt«, sprach Ciel wütend. »Und nun muss ich hören, dass du all dies nicht einmal aus Liebe getan hast, sondern aus verabscheuungswürdig egoistischem Trachten heraus!«


    Quennel
    »So ist es, aber Deine Oma war da nicht anders. Wie kommst Du auf die Idee, dass es meine Idee war Deinen Opa und Deinen Onkel aus dem Weg zu räumen? Nichts dergleichen habe ich behauptet. Es war die Idee Deiner Oma, sie war genauso eine falsche hinterhältige Natter wie ich, mit einer unvergleichlichen weichen Haut und einem warmen Schoß und Möglichkeiten von denen Du nichts verstehst, oder noch nicht. Macht ist immer lieblos Ciel, aber Liebe ist niemals machtlos. Manches tat ich aus Egoismus, manches aus Liebe. Keine Person ist zu hundert Prozent gut oder schlecht, weder Du noch ich«, antwortete Quennel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Hör auf, auf diese Weise von dieser Frau zu sprechen«, befahl Ciel. »Es ist widerlich. Du hast die Frage deines Beschwörers und die meine ignoriert, als wir verlangten zu erfahren, wie du den scheinbar wohlverdienten Tod fandest. Des Weiteren bin ich als dein Prince mit Hoheit anzusprechen und mit dem korrekten Pronomen!«


    Quennel
    »Durch Leute wie mich, können Leute wie Du beruhigt schlafen. Leute wie ich, sorgen dafür, dass Ihr auf dem Zuckerguss der Welt leben könnt. Ich brecht doch keinen Milimeter in die Scheiße des Schokokuchens ein, nein Ihr lebt in Eurem Lummerland aus Zuckerguss. Ihr seht Leute wie mich doch gar nicht, Ihr haltet uns für selbstverständlich, Ihr meint wir wären dafür da um Euch zu bespaßen.... vielleicht sind wir dass, aber Spaß können auch die Ungesehenen haben. Sie meint sie hat mich benutzt? Hat sie vielleicht und während sie glaube sie benutzt mich als Werkzeug, benutzte ich sie genauso und ließ sie in dem Glauben. Niemals wäre ich so nah an die Krone herangekommen als durch eine der Krone. Sie wollte ihren Mann ausgeschaltet haben, sie wollte ihre Söhne ausgeschaltet haben - Söhne die sie für das blonde Schwein austragen musste, Söhne die ihr zuwider waren, Söhne die man ihr aufgezwungen hatte. Was schert es mich? Sie wünscht es, dann sei es so.... wenn der Preis meiner Belohnung stimmt... Dein Vater hätte nicht überleben sollen, dass war der eigentliche Fehler. Nun Dein Vater blieb gemeinsam mit dem Leibdiener Alains Zuhause und entging somit dem Unfall. Nun manchmal ist man machtlos gegen das Schicksal. Ich starb ganz profan, eigentlich lächerlich, nein mich hat es nicht beim Kacken erwischt sondern beim Ficken. Sie hatte mich vergiftet und ich starb auf der Schlange. Aber da Ihr darauf besteht Hoheit, nicht dass ich noch auf Block lande«, sagte der Geist und zwirbelte sich den Schnurbart ehe er sich formvollendet verbeugte. »Eure prinzliche Hoheit Ciel Felicien de Souvagne es war mir eine Ehre Euch gedient zu haben. Ihr würdet nicht derart Höhenluft schnuppern, säße Pompom auf dem Thron«, sagte der Geist und richtete sich ebenso würdevoll wieder auf. »Die Ziele Eurer Oma waren vermutlich sogar herer Natur, aber nicht all ihre Wegbegleiter teilten ihre Verblendung, wir teilen vor allem die Liebe zur Macht und das Bett«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel lief puterrot an. Er hatte gemeinsam mit Massimo und Jules in Regen und Schlamm gekämpft. Er hatte seine Jugend zwischen Soldaten verbracht und ungezählten hilflos beim Sterben zusehen müssen, da er damals noch keine Bluthexerei beherrschte. Er trug gerade die einfachste und bequemste Kleidung, die er in seinem Schrank hatte finden können, denn er hatte Urlaub. Er war nicht geschminkt, hatte Glatze und trug keine Perücke. Und selbst jetzt noch wurde ihm unterstellt, dass er in einer Welt leben würde, die aus Zuckerguss sei. »Und was hast du mit dieser Macht gewollt, Quennel? Dir ein schönes Leben gemacht? Mein Vater hätte den Platz an der Spitze des Landes sehr gern seinem Bruder überlassen und niemand vermisst Onkel Pomy mehr als ich. Du verstehst es noch immer, die Wahrheit zu verdrehen und die Leute verrückt zu machen. Herzlichen Glückwunsch, ich bin ausgesprochen wütend.«


    Quennel
    Quennel tat etwas, womit die anderen sicher nicht gerechnet hatten, er setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und klopfte neben sich. »Meister der Manipulation, so leicht zu beeinflussen Ciel?«, fragte er freundlich. »Ein schönes Leben, nein nicht wirklich. Ein wertes Leben, dass ja. Meine Befähigung lag daran Magie zu beherrschen und in Leuten lesen zu können. Ihr Sehnsüchte, ihre geheimen Wünsche zu erkennen, ihnen genau den Köder vor die Nase zu halten, den sie sich selbst ausgesucht hatten. Ich habe gesehen wie sich mein Vater auf dem Feld zu Tode schufftete, ich habe gesehen wie meine Mutter im Kindbett starb als sie meinen Bruder entbunden hat. Es war niemandes schuld und doch trugen sie alle ihre Teilschuld. Ich schwor mir, nicht auf dem Feld zu enden und dort liegen zu bleiben, wo mein Vater sein Leben ließ. Im Grunde starb er dort, wo er den Großteil seines Lebens verbrachte, genau wie sein Vater und der davor. Mein Vater hatte die Gabe, aber sie war unstet, nicht greifbar, er wurde getestet aber abgelehnt. Eine Chance, eine winzige Chance für einen Moment die Hoffnung auf mehr, auf eine warme sichere Zukunft. Aber es war nur eine verdorrte Karotte die man ihm vor die Nase gehalten hatte. Der Orden kann erbarmungslos sein Ciel. Sie wollen niemandem im Kollektiv, der nicht in die Struktur passt. In einer Welt aus Stahl und Stein ist kein Platz für Schwäche... Ich erbte seinen Funken und ich schwor mir dass ich den alten Zausel zur Rede zu stellen, der meinen Vater ablehnte. Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt Ciel. Ich wurde einer von ihnen und ich wurde einer der Agenten. Ich gehörte zwei großen Mächten an und doch keiner. Gleich wer von beiden gewinnen würde, ich wäre auf der Siegerseite, aber was wenn beide fielen? Wenn sie sich gegenseitig in die Vernichtung rissen? Als ich Deine Großmutter kennenlernte, sie näher kennenlernte, da wusste ich sie ist die dritte Seite, jene Seite die gar nicht verlieren kann. Gleich wie gut wir unser Spiel spielen würden, die Orden unterstehen der Krone. Und mit der Zeit vergaß ich nicht nur wer ich wirklich war und wer ich bin, ich gewöhnte mich an die Macht, den Reichtum, die Weisungsbefugnisse, das sich die Leute vor Ehrfurcht nach uns umdrehten gleich welchen Rock ich trug. Ich habe nicht nur die Agenten verraten, ich verriet ebenso die Himmelsaugen, Fran, meinen Vater, meine Prinzipien, mich selbst und meinen Sohn. Was schert es mich noch, was die Leute über mich denken? Wieso sollte ich Dich weiter manipulieren? Meine Chance, meine Zeit ist vorbei. Ich habe niemals einen Groll gegen Dich, Deinen Onkel oder Deinen Großvater gehegt. Eigentlich hasste ich immer nur eine Person - mich selbst. Letztendlich wollte ich mehr sein als ich bin Ciel und spolperte über meine eigene Gier. Ob Dein Onkel ein guter Duc geworden wäre? Vermutlich ja, er war ein guter, weiser und recht offener Mann. Dein Vater war zu der Zeit ehr konservativ eingestellt. Aber ich denke, beide auf ihre Art eignen sich. Dein Großvater war klug genug, nicht mit all seinen Söhnen zu fahren. Er war leider dumm genug, es mit dem Kronprinzen zu tun. Nun ich wäre ein schlechter Berater, wüsste ich nicht, dass man in solchen Kreisen getrennt fahren soll - für solche Wenn-Fälle. Und ich wäre ein schlechter Attentäter, hätte ich genau darauf hingewiesen. Leon, der Leibdiener Deines Großvaters - oder was immer er tatsächlich gewesen ist, war nicht davon zu »überzeugen« auch Maximilien mitzuschicken. Dank Leon existiert Dein Vater noch und somit gibt es Dich. Deine Großmutter war eine vom Hass zerfressene Frau. Sie liebte nichts und niemanden, nicht einmal Parcival. Aber das er sie liebte, dass kann ich Dir bestätigen. Er sah Dinge in ihr, die diese Frau überhaupt nicht besaß. Vielleicht wünschte er sich das Ciel, vielleicht war sie nur eine Projektionsfläche seines Sehnens... ich konnte es ihm nicht verdenken. Letztendlich hätte ich gesiegt, hätte ich aus dem verbliebenen Orden meinen Orden geformt mit mir als Leiter, als Ratgeber für den Duc, für Deinen Vater. Hätte es Dein Vater ebenso wenig geschafft, nun dann säße vielleicht jemand anderes auf dem Thron... wer auch immer«, sagte der Geist versöhnlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel setzte sich vor dem Kreis im Schneidersitz nieder. Zwischen ihnen lag nur eine Armlänge Abstand. Ciel hatte eine Gänsehaut und er fror und es war nicht nur die Kälte des Geistes, die ihm alle Wärme aus den Knochen zu ziehen schien. Unsagbar traurig sah er Quennel an. Er drehte sich um und sah in den Schatten ein Augenpaar vor Hass glimmen - Boldiszàr. Ciel hingegen spürte keinen Hass mehr. »War es Parcival, der deinen Vater ablehnte? Ich möchte nicht unsensibel sein, aber vielleicht hatte er gute Gründe dazu. Die Himmelsaugen sind ein Orden von Elite-Kampfmagiern. Vielleicht hat er einfach die Anforderungen nicht erfüllt, denn das taten die wenigsten. Was ist aus deinem Bruder und aus deinem Sohn geworden? In diesem Raum sind zwei Söhne der ermordeten Agenten der Autarkie. Gibt es etwas, was du ihnen sagen möchtest?«


    Quennel
    Der Geist sah wie ihn ein schwarzhaariger Mann mit grauenvoller Narbe am Mundwinkel musterte als wollte er ihn zerfleischen. Der einäugige Mann neben ihm schaute ebenso grimmig, vermutlich hätten sie ihn in Fetzen gerissen, wäre er nicht schon tot. Es war gleich, ihre Rache würden sie nicht bekommen. Sie konnten froh sein noch zu leben, denn das war nicht geplant gewesen. »Nein Parcival war in meinem Alter Ciel, wir beide arbeiteten uns Seite an Seite hoch, zu der Zeit war Parcival noch ein junger Mann. Genau wie ich ebenso. Damit magst Du sogar Recht haben, vielleicht hat es einfach nicht gereicht, vielleicht hat es nicht sollen sein. Aber hast Du einmal vom Wein der Hoffnung getrunken? All Dein Sehnen darauf gesetzt? Und dann schlagartig die Ernüchterung? Die Träume eines kleinen dummen Bengels, der seinen Vater rächen wollte, der niemals Rachegelüste verspürte. Mein Vater sagte das selbe wie Du, seltsamerweise. Ich wollte die Welt retten, am Ende rettete ich nicht mal mich. Ironie des Schicksals oder? Mein Vater wie gesagt starb auf dem Feld. Mein Bruder lebt vermutlich noch heute, er war stets von kränklicher Natur, aber er bewirtschaftete das Feld. Er erbte es, Bürde und Pflicht zugleich. Als mein Sohn jung war, lebte er bei seinem Onkel, also bei meinem Bruder. Aber weder mein Bruder noch mein Sohn blieben mir. Mein Sohn wollte der Krone dienen, er wollte zur See fahren. Eine verrücktere Idee habe ich noch nie gehört. Ich verbot es ihm und ich verlor ihn. Er versuchte es eines Abends zu erlären und mein Bruder sagte, dass es sein sehnlichster Wunsch wäre. Er hatte etwas gespart, er würde ihm die Ausbildung finanzieren. Jedenfalls soweit das möglich war. Ich lehnte ab, ich sagte ihm er habe nicht den Funken geerbt um ihn zu verschleudern, er sollte versuchen bei den Himmelsaugen unterzukommen und zu lernen. Er wollte es nicht, er wollte damit nichts zu tun haben. Alles was in seinem Kopf herumspuckte waren Schiffe. Schiffe die in den Hafen hinein und hinausfuhren und einen forttrugen aus all dem Leid und fort von einem Vater der ehr Fanatiker war - denn so war ich. Als er erneut darum bat, zur See fahren zu dürfen schlug ich ihn. Ich prügelte ihm diesen Irrsinn aus dem Kopf. Mein Bruder warf mich aus dem Haus, er kündigte mir die Bruderschaft. Ich blieb über Nacht in der Nähe und wartete auf den Morgen. Als der morgen graute ging ich zurück zum Haus um mich zu entschuldigen, aber mein Sohn war nicht mehr da. Er war nachts weggelaufen und mein Bruder gab mir die Schuld daran. Er hat ihn sehr geliebt, vermutlich mehr als ich ihn liebte. Wobei... das stimmt nicht. Ich habe immer das Beste für ihn gewollt, aber ich war zu dumm, zu brutal und zu verbohrt es ihm zeigen zu können. Ich dachte ich prügele ihn in die richtige Richtung. Alles was ich erreichte war, dass ich ihn meinen Lebtag niemals wieder gesehen habe. Manchmal, wenn ich in einer Hafenstadt zu tun hatte und zum Hafen ging, fragte ich mich, ob er wohl auf einem der Schiffe arbeitet die dort ankern. Ich habe ihn niemals wieder gesehen, ich habe mich nicht einmal entschuldigen können. Das ist etwas dass ich bereue. Mein Bruder bewirtschaftet heute noch den Hof. Rüben, Zuckerrüben, damit verdient er sein Geld. Eine süß bittere Geschichte, ganz passend zu dem was wir anbauten. Nein ich kann den beiden nichts sagen, denn ich war es, der die Agenten verriet und der ihnen den Todesstoß versetzte. Aber in Gedenken an meinen Sohn, beschwor ich die anderen Berzans Wunsch zu erfüllen und den Kindern das Leben zu schenken, sogar dem von Mercer«, erklärte Quennel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wie heißen dein Sohn und dein Bruder?«, fragte Ciel, den die Geschichte tief bewegte. »Vielleicht möchten sie erfahren, was aus Quennel geworden ist, der alle verriet und am Ende sogar sich selbst. Wir sind hier gerade auf einem Schiff ... welch traurige Ironie. Ja, ich bin leicht zu manipulieren, da ich mein Herz zu nah an der Oberfläche trage. Es schmerzt mich, solche Geschichten zu hören und doch nichts daran ändern zu können, was einst geschehen ist. Ich wünschte ... ich wünschte ich könnte die Zeit zurückdrehen und dafür sorgen, dass in der Gegenwart alles gut wird.« Ciel stützte das Gesicht in die Faust und schüttelte den Kopf. Es gab so vieles, was er gern geändert hätte. Trotz aller weltlicher Macht, die ihm als Prince zur Verfügung stand, fühlte er sich vollkommen machtlos.


    Quennel
    »Nein Name unter dem man mich kannte war Quennel Perreault, aber wie Du Dir denken kannst, war der Name so echt wie alles andere an mir. Mein tatsächlicher Name lautet Corentin Giorgio la Caille, mein Bruder heißt Enrico Timeo la Caille, mein Sohn heißt Davet Salvatore la Caille. Nun das wir auf einem Schiff sind, macht für mich keinen Unterschied. Es muss Dich nicht schmerzen, meine Strafe habe ich wohl verdient. Meine Einsicht kam etwas spät, während meiner Wanderung dem Ziel entgegen. Während ich Düstere, Graue aber auch Weiße sah. Und sah ich Weiße, dann wurde mir vieles klar, sehr vieles. Es gibt keine Entschuldigung dafür, was ich jenen antat, die mich ertragen mussten. Weder meiner Familie, noch anderen. Es gibt für niemanden einen Grund um mich zu weinen«, sagte der Geist.


    Silvano de Mancini
    Silvano starrte den Geist mit einer Mischung aus Abscheu und derartigem Hass an, dass sogar der Geist zurückschreckte. »Du... Du hast keine Ahnung davon was Du getan hast! Wenn es da drüben einen Abgrund gibt, hoffe ich er verschlingt Dich! Dein Sohn? DEIN SOHN???«, brüllte Vano. »Er war niemals Dein Sohn! Benenne ihn nicht so Du bist in Wahrheit kein la Caille, Du bist Quennel, das Stück Scheiße, dass meine Eltern tötete, das die Eltern meines besten Freundes tötete, der meinen Mann tötete! Du bist schuld daran, dass wir weg gegeben wurden, wie Dreck, wie abgetragene Kleidung! Du bist dermaßen widerwärtig, dass man vor Dir nur fliehen kann, ich hoffe was immer ein Düsterer ist, er verschlingt Dich und kotzt Dich aus. Ich hoffe... nein ich wünsche Dir ewige Verdammnis, bis das eine Person behauptet - sie liebe Dich. Sei verdammt auf alle Ewigkeit niemals zu ruhen, fahr zum Abgrund!«, brüllte Vano, stieß hasserfüllt den Sessel um und verschwand nach draußen, während der Geist immer blasser wurde und panisch Ciel anschaute.


    Boldiszàr
    Neben dem umgefallenen Sessel erhob sich in den Schatten eine zweite Gestalt. Langsam, angespannt, wie ein Raubtier vor dem Sprung, stand Boldiszàr auf. Ohne ein Wort zu sagen, starrte er dem Geist bis auf den Grund seiner Seele, obgleich er über keinerlei Magie verfügte. Mit kontrollierten, kraftsparenden Bewegungen ging er zur Tür, ohne den Geist aus den blauen Augen zu lassen, bis er selbst den Raum verlassen hatte. Zwischen ihnen schloss sich die Tür. Quennel würde ohne eine Versöhnung mit den Söhnen derer, die durch sein Trachten gefallen waren, die Welt der Lebenden wieder verlassen. Weder von Silvano noch von Boldiszàr konnte er Vergebung erwarten.


    Silvano de Mancini
    Vano kam wieder zurück und wäre fast mit seinem Mann zusammengeprallt. »Boldi«, sagte er erleichtert und umarmte seinen Liebling fest und innig. »Ich habe Dich da eben hängen lassen. Es tut mir leid Schatz, es tut mir leid. Ich war so wütend und ich hoffe... nein ich sage nichts dergleichen in Deiner Gegenwart, lass es wen auch immer hören, etwas hört immer, zu verstehst Du? Man muss nur etwas laut genug denken, sagte Davet immer und irgendwer wird zuhören... egal wie bösartig oder grausam der Wunsch war, auch wenn Du ihn nicht so meintest, etwas hört Dir zu. Und es ist nicht immer nett was da zuhört. Gleich, das da drin meinte ich genauso wie ich es sagte. Absolut! Unumstößlich! Gnadenlos! Sag mal bitte was nettes«, flehte Vano aufgelöst.


    Boldiszàr
    »Er ist tot«, antwortete Boldiszàr mit einem so bösartigen Grinsen, dass er Bellamy erschreckend ähnlich sah. »Er hatte ein absolutes scheiß Leben und war in all den Jahren seines Triumphes nie wirklich glücklich. Unsere Eltern sind umgekommen, aber wir leben. Wir sind die lebende Niederlage, fleischgewordener Beweis seines Versagens. Am Ende ist er mit all seinen Plänen gescheitert. Er mag unsere Väter besiegt haben, aber er konnte sie nicht vernichten, denn ihr Andenken lebt in uns weiter. Und wir leben und es ist einfach nur geil, hier zu sein, Angesicht in Angesicht, während er da drin als Spukgespenst nach der Pfeife des Nekros tanzen muss!« Boldiszàr lachte schadenfroh.


    Silvano de Mancini
    Vano küsste Boldi liebevoll und grinste dann genauso diabolisch wie sein Mann. »Ja er ist sowas von tot, niemand wird sich an ihn in irgendeiner Weise gut erinnern. Jetzt weiß ich warum er seinen Vater gehasst hat und ich kenne seinen zweiten Vornamen. Möchtest Du ihn einmal sehen? Er liegt ganz unten im Bauch der Choucas. Dafür wie Du reagiert hast, hätte er Dich gemocht. Ihr seht so unterschiedlich aus Boldi, aber im Herzen seid Ihr Euch so ähnlich. Kämpfer durch und durch, dagegen bin ich meist nur eine heulende Memme mit Hang zum Massenmord«, lachte Vano und legte Boldi einem Arm um die Hüfte. »Komm mal mit«, bat er.


    Boldiszàr
    »Du hast ... Davets Leichnam aufgehoben?«, fragte Boldiszàr verblüfft. »Also schön ... dann lerne ich nun meinen Vorgänger kennen. Den Mann von dem ich denke, wir wären sicher gute Kameraden gewesen, sofern er mich nicht vor lauter Eifersucht von der Reling geschmissen hätte.« Er folgte Silvano. Etwas mulmig war ihm schon zumute. Boldiszàr mochte den Anblick von Toten nicht.


    Silvano de Mancini
    »Er war nicht eifersüchtig, nicht auf die Art. Hat er auch nie grund zu gehabt, ich bin sowas wie eine menschliche Klette. Kennst Du das Kindergedicht der Klette?«, lachte Vano. »...Du warst am Bach ich wette, ich seh´s an Deiner Klette. Du bist vorbei gegangen, sie hat sich angehangen, nun wirst Du ausgelacht. Ich hoffe mal Dich lacht keiner für mich aus, aber wer schon einmal versucht hat, Kletten aus Hundehaaren zu fummeln, weiß warum gelacht wird«, grinste Vano. »Kümmer Dich nicht drum, dass ich so einen Scheiß erzähle, ich muss mich abreagieren mit allem was mir in die Hirse kommt, sonst raste ich aus und esse wieder tagelang nichts, weil ich es nicht runter bekomme. Oder es kommt wieder hoch, wundere Dich nicht, falls mir das mal passiert. Und nebenbei - blöck mich nie an oder so ja, was immer Du mir zu sagen hast, sag es ruhig. Sonst bekomm ich die Kotzerei. Aber verrat das keinem, dass ist peinlich«, entschuldigte sich Mancini und führte Boldi bis nach ganz unten in die Choucas. Dort lag fest vertäut eine gewaltig große Kiste. Falls Boldi meinte darin lag der Leichnams Davets, musste der Mann eine Größe von ungefähr 4 Metern gehabt haben. Vano schloss die Kiste auf und öffnete den oberen Deckel. Drin lag eine gewaltige Statue. Boldi erkannte wer das war - Davet. »Da ist er«, sagte Vano und lehnte sich an Boldi an.


    Boldiszàr
    Boldiszàr war erleichtert, dass es nicht der Leichnam war, den er sich anschauen sollte, sondern das steinerne Abbild. »Darf ich ihn anfassen?«, fragte er und begann auch schon, mit seinen Wurstfingern die Details des Gesichts zu befühlen, den Bart und die Augen, die Nase und den Mund. Es machte ihn alles andere als froh. »Ich pass jetzt auf Silvano auf, ja?«, erklärte er Davet, so als ob die Statue ihn hören konnte. »Ich geb mein Bestes. Er spricht nur gut von dir und sagt, wir hätten uns gut verstanden. Ich glaub das auch. Schade, dass du nicht hier bist. Wir gehen die Krokos für dich töten. Allesamt, jeden von ihnen, wir rotten sie aus, ob Mann, Frau oder Kind. Ich hoffe, Silvano verliert nicht sein zweites Auge dabei, vielleicht kannst du von da oben ein bisschen mit helfen, auf ihn achtzugeben.« Er klopfte Davets steinernen Oberarm, streichelte ihn kurz und musste sich dann rasch abwenden.

    Silvano de Mancini
    Vano umarmte ihn von hinten um den Bauch und legte seinen Kopf auf Boldis Schulter ab. »Vano hofft auch dass er sein Auge behält und ist ganz brav was das angeht. Danke für die lieben Worte, sie bedeuten mir alles, genau wie Du. Ich passe ebenfalls auf Dich auf Boldi. Ich liebe Dich Knubbel. Tust Du mir einen Gefallen? Sieh zu dass ich von Dir keine Statue anfertigen lassen muss. Und wenn wir ein Bild von Dir malen lassen, dann von uns beiden, Seite an Seite«, flüsterte Vano ihm ins Ohr und küsste drauf. Er ließ seinen Mann behutsam los, verschloss die Kiste wieder und führte Boldi zurück in den Beschwörungsraum. Gemeinsam nahmen sie wieder Platz und musterten den Geist stumm.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel, der sonst dazu neigte, laut zu werden, saß ganz still da. Er sah den Totengeist ruhig an. In seinem Blick lag keinerlei Bosheit, nur ein tief empfundenes Mitleid und eine Müdigkeit von der Welt, die nicht zu seinem jungen Alter passte. »Eine Seele kann nicht von einem Menschen verdammt werden, sagt mein Meister«, erklärte er, nachdem Silvano und Boldiszàr sich wieder gesetzt hatten. »Das liegt nicht in unserer Macht. So unterschiedlich wir uns gegenseitig sehen, vor Ainuwar sind wir alle gleich. Der Edelmann und der Bettler, der Mönch und der Mörder. Nicht für das Jenseits, sondern für das Diesseits gelten unsere guten wie unsere schlechten Taten. Wir vollbringen sie für die Lebenden, nicht für unser Seelenheil. In den Meeren jenseits der Ufer der Physis herrscht der Zeitlose und seine Pläne begreifen wir nicht. Wie könnten wir uns anmaßen, unsere menschliche Moral auf das Reich eines Gottes anwenden zu wollen? Wie kleingeistig mutet das an, wie einfältig. Du warst ein Verräter und du warst ein Mörder. Vielleicht gibt auf ganz Asamura wirklich niemanden, der dir eine Träne nachweint. Aber deine Seele zu verdammen, dazu hat niemand hier das Recht noch die Macht. Danke, dass du bei uns warst und unsere Fragen beantwortet hast, Corentin. Ich werde für dich beten. Gehe in Frieden.«


    Quennel
    Das Gesicht des Geistes hellte sich auf und nickte ganz langsam und bedächtig. »Ich danke Dir für Deine Worte Ciel. Da drüben gibt es eine Macht, die uns alle anzieht. Niemand kennt ihren Namen und doch spürt man den Sog, das verlangen ihr näher zu kommen. Sollte es Ainuwar sein, grüße ich ihn von jenem ganz besonderen Prinzen, der sogar jemandem wie mir Gutes tat. Er möge Dich behüten«, sagte Corentin und verblasste.

  • Der zweite Geist - Davet



    Silvano de Mancini
    Silvano war gemeinsam mit seinem Mann Boldiszar in den Beschwörungsraum zurückgekehrt, nur um sich anhören zu müssen wie Ciel Quennel von aller Schuld als Seele freisprach. Vano musterte den Geist so hart er konnte. Quennel sollte wissen, dass dieses Verzeihen nicht für ihn galt und ganz sicher nicht für Boldi oder sonst einer Seele auf diesem Schiff. Silvano verstand nicht, wie Ciel dieser Unperson verzeihen konnte. Quennel hatte so viele Menschen ins Unglück gestürzt, persönlich, über zweite, über dritte und das alles hatte ihn nicht geschert. Möglicherweise hatte er sogar Spaß dran gehabt. Wie hatte Davet immer gesagt? Damit übertünchen Schwächlinge ihre Schwäche. Aber leider zieht diese Schwäche oft endlose Kreise. Der Mann schlägt die Frau, die Frau das Kind, das Kind den Hund oder die Puppe und später hebt es auch die Hand. Ein Kreislauf des Abgrunds, wenn man ihn nicht durchbrach. Er hatte es getan und gleich was Vano wusste, eines wusste er mit Bestimmtheit, Davet hatte bis auf die Haare nichts von seinem Vater. Kein bisschen. Seine beiden Männer waren anständige Kerle, gut, stark - seelisch und körperlich. Und leider hatte man beide dahin getrieben, so eine Stärke zu entwickeln. Davet Daheim, wobei so ein Ort die Bezeichnung nicht verdiente und Boldi im Kinderheim, auch das war so wenig Heim von Heimat wie das Drecksloch in dem Davet leben musste. Boldi trug diesen Abgrund sogar den Rest seines Lebens im Gesicht. Sein Peiniger hieß Antoine, dass durfte er nicht vergessen. Das war die zweite Blutrache die er leisten musste. Scheinbar musste er ständig seine Männer rächen, aber das störte ihn nicht weiter, er tat es aus Liebe. Vano musterte den Princen und schüttelte nur unmerklich den Kopf. Er war froh, dass Quennel verschwunden war. Silvano musterte Brandur und räusperte sich. "Könntest Du als nächsten Davet beschwören?", bat Vano und drückte Boldiszars Hand.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Der Nekromant warf Ciel einen fragenden Blick zu. Ciel war erst unsicher, da er eigentlich gern Parcival sehen wollte und sein erster Impuls war, Silvano zu vertrösten. Doch dann nickte er. Er war Gast auf Silvanos Schiff und der Kapitän sah aus, als ob ihm dieses Anliegen sehr wichtig war. "Nenn Brandur den vollständigen Namen, dann geht es am besten", bat Ciel.


    Silvano de Mancini
    "Davet la Caille, oder komplett wie ich nun weiß Davet Salvatore la Caille, ehemals 3. Offizier der Mouette, geboren am 02.12.146, gefallen 12.02.189 nach der Asche vor Farisin auf dem gleichnamigem Schiff. Benötigst Du etwas Persönliches von ihm?", fragte Vano mit rauer Stimme.


    Brandur von Hohenfelde
    »Der Name genügt vorerst«, sprach Brandur. »Bei dem überaus sympathischen Chevalier Corentin Giorgio la Caille hat sogar sein Deckname Quennel Perreault genügt. Ich bitte dich, Capitaine, vor dir steht ein Profi.« Brandur lächelte dünn. Quennel war ihm in der Tat sympathisch gewesen. Er hätte gut in ihre Familie gepasst. Er war gespannt darauf, den Sohn dieses Mannes kennenzulernen, der leider ebenfalls schon verschieden war. Brandur lüftete durch, um die Restenergie des ersten Geistes hinauszulassen, rasselte mit den Schellen, ließ Räucherwerk seinen süßen Duft verbreiten, ehe er die Kajüte wieder verdunkelte und sich Stille über die Anwesenden senkte. Brandur, vor dem Bannkreis stehend als dunkler Schemen mit seinem Mantel und dem Dreispitz, hob die Hände. Die Kerzen blieben ruhig, als er in den Nexus sank. Er entschwebte und suchte, floss mit den Toten und spürte, rief nach Davet und lockte ihn, doch seine Seelenkrallen, bereit, zuzupacken und ihn zurückzureißen, fanden nicht den Geist, in den sie sich hineinschlagen wollten. Brandur öffnete die Augen und drehte sich zu den Anwesenden um. »Ich kann Davet im Nexus nicht finden.«


    Silvano de Mancini
    Silvano verschränkte die Arme vor der Brust und schaute Brandur ernst an. "Was genau heißt das? Und kannst Du ihn noch woanders suchen? Beim Abgrund, ihn wird doch nicht einer dieser Dinger gefressen haben. Ich habe seinen Alten verflucht und nicht meinen Mann. Such ihn erneut, such genauer, benötigst Du die Koordinaten von Farisin?", fragte Vano nervös.


    Brandur von Hohenfelde
    »Diese sogenannten schwarzen Dinger sind die Ältesten. Wir nennen sie auch Ur-Lichs. Sie sind alt und verdorben bis auf den Grund ihrer Seele. Einer von jenen, Dunwolf, richtete die Gesundheit von Prince Ciel zugrunde. Sie sind machtvoll und gefährlich und wenn einer von ihnen naht, tut man gut daran, vorbereitet zu sein oder das Weite zu suchen. Es ist durchaus möglich, dass Davets Seele von einem Ältesten verschlungen wurde. Das ist selten, kommt aber vor. Es kann jedoch ebenso möglich sein, dass Davet bereits die Grenzen der Trias überschritten hat und seine Seele für uns auf magischem Wege nicht mehr erreichbar ist. Die dritte Möglichkeit ist, dass Davet noch unter den Lebenden weilt.«


    Silvano de Mancini
    Silvano starrte Brandur an, als hätte er in einer völlig unverständlichen Sprache gesprochen oder unzusammenhängend gebrabbelt. Mancini legte den Kopf schief um Brandur genau erfassen zu können. "Langsam... ganz langsam. Mein Mann wurde von überhaupt niemandem gefressen. Dieses Ding, dass da draußen rumläuft, kann Tote erwecken und Tote töten? Den Burschen den ich nicht an Bord lassen sollte? Und mein Mann soll wohin verschwunden sein? Was ist der Trias? Wie kam er dort hin? Durch diesen Ältesten? So langsam geht mir der Kerl auf die Eier, echt, ständig habe ich wegen dem Probleme und habe den nicht ein einziges Mal getroffen. Willst Du mir das gerade sagen? Der Typ den ich am Steeg stehen ließ, fraß als Dank meinen Mann in Jenseits?!? Oder er lebt unter den Lebenden, ich meine weilt unter den Lebenden? Wie soll das gehen, wenn er gestorben ist? Das ist schlichtweg... Rakshaner. Wir hatten keine Rakshaner an Bord", dachte Vano angestrengt nach. "Such ihn im Trias, er muss doch da sein, dass gibts doch nicht!", stöhnte Mancini. "Ich wusste es von Anfang an, ich weiß warum Du ihn nicht findest. Die Lösung ist viel einfacher und logischer. Wieso sollte er mit mir reden wollen, wo ich meinen Schwur ihm gegenüber noch gar nicht erfüllt habe? Der hält mich für einen Laberfisch. Jaja klar Vano, Du rächst mich, wäre das dritte mal wo Du versagst. Versuch es doch nach dem Besuch nochmal... Das wird es sein", keuchte Silvano leise und drückte Boldis Hand fester.


    Brandur von Hohenfelde
    »Unterstellst du mir, mein Handwerk nicht zu verstehen?«, fragte Brandur barsch. »Der Ur-Lich, den Prince Ciel jagte, vermag weitaus mehr, als das, wofür normale Magie imstande ist. Seine Macht erscheint daher gottgleich, doch er war ein stinknormaler Mensch, das kann ich bezeugen, denn ich bin sein Nachfahre. Es muss ordinäre Magie sein, jedoch in höchster Vollendung. Wo ist das Himmelsauge, welches an Bord eines jeden Kriegsschiffes Pflicht ist? Ein Himmelsauge kann dir ganz einfach beantworten, ob Davets Seele verschlungen wurde - nach dem Ausschlussverfahren. Ruf ihn her.«


    Silvano de Mancini
    "Er ist gerade unabkömmlich, er ist weg. Ich unterstelle Dir gar nichts, ich habe von Magie schlichtweg keine Ahnung. Aber Du hast eben gesagt, dass er weitergewandert ist vom Nexus zum Trias. Warum bei den Sieben suchst Du nicht dort! Das ist so, wie wenn ich Dir erzähle, leider habe ich Linhard nicht in Beaufort gefunden, er ist nach Cheverette gereist. Ja da könnte man doch wohl in Cheverette suchen oder Du in der Trias. Oder nicht? Was ist dort in der Trias? Treiben sich da die Düsteren herum? Davet hat da nichts verloren, er war kein Düsterer, ich schwöre Dir er war auch keiner dieser Grauen die Quennel erwähnt hat. Versuch es in der Trias... bitte", bat Vano.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Wenn ich mich kurz einmischen dürfte", machte Ciel auf sich aufmerksam. "Wir HABEN ein Himmelsauge an Bord. Sogar zwei! Meinen lieben Schwager Remy und dessen Leibdiener. Linhard, bitte hole ihn her."


    Linhard von Hohenfelde
    "Orte in der Magie kann man nicht mit den Orten in der Realität vergleichen. Wie es dort aussieht weiß ich nicht, ich weiß nur, dass Magier mit ihren Seelen sehr weit reisen können, als spielt Distanz keine Rolle. Dann gucken sie sich um und kommen meist zurück. Ich hole die beiden. Die Himmelsaugen werden ihn finden da drüben, aber wenn Paps sagt er ist in der Trias Vano, ganz ehrlich dann ist das so. Er ist ein Nekromant und niemand aus der Familie kennt sich besser mit Nekromantie aus, als mein Vater. Meine Familie besteht aus vielen Magiern, aber ich selbst habe davon leider auch keine Ahnung, ich kann Dir nur sagen, das der Nexus wohl der normale Bereich ist wo man hineinschlüpft und der Trias ist weiter weg oder so ähnlich. So habe ich das immer verstanden, falls es nicht stimmt korrigiert mich. Ich hole die Himmelsaugen, Remy ist echt ein sehr fähiger Typ, er ist nett und hilfsbereit. Seinen besten Freund schleppt er sonst auch immer mit herum, dass ist einer der Cantillions der kaum gucken kann. Und er lässt ihn immer durch seine Augen sehen, damit er auch etwas von der Welt hat. Paps und Remy werden Davet finden. Oder Dir sagen können wo er ist", erklärte Linhard und machte sich direkt auf den Weg. Er ging zu Remy, riss die Kajüte auf und grinste breit. "Wir brauchen Deine Himmelsaugenkräfte, wir suchen einen Mann der vermisst wird. Folge mir schnell", bat Lin und gab den Weg vor. Er betrat wieder die Beschwörungsstube und lächelte freundlich, ehe er sich setzte. Wobei ein Lächeln bei einem Hohenfelde irgendwie sehr schräg und unheimlich wirkte.


    Remy de Remuer
    Remy blickte sich in der Kajüte um. »Ganz schön dunkel hier drin«, stellte er fest. »Und muffig, wollt ihr nicht mal lüften? Was macht ... oh.« Er entdeckte den Ritualkreis und den Nekromanten davor, der ihn sehr missbilligend anblickte. Remy hob entwaffnend die Hände. »Schon gut! Ich wollte nicht stören, ich kann ja nicht ahnen, dass ich inmitten zu einer Beschwörung gerufen werde. Ich setz mich hier hin, auf diesen freien Stuhl, und sag am besten gar nichts. Tut einfach so, als wäre ich nicht da.«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard tippte Remy an. "Du sollst helfen, dass habe ich Dir doch gesagt. Wir suchen eine Person und zwar den Ehemann von Kapitän Silvano, mein Vater kann ihn nicht finden Remy. Du musst versuchen ihn aufzuspüren. Paps erkläre ihm, dass Davet - so heißt der erste Ehemann von Silvano, im Trias ist und warum. Remy hör genau zu. Vano Du beruhigst Dich und Boldi kümmert sich um Dich, bis alles geklärt wurde. Irgendwo muss ja seine Seele sein, ohne gehts ja nicht", grübelte Lin.


    Remy de Remuer
    »Ah, das ist einfach«, prahlte Remy und drehte sich zu Silvano um. »Einmal bildliche Vorstellungskraft anwenden, bitte!« Er hob die Hand und machte dann eine ungelenke Geste. »Ich wollte dir grad die Hand auf die Stirn legen, aber dir fehlt ja ein Auge! Fast hätte ich genau reingefasst. Ich lege sie besser auf deine Hand.« Er griff nach Silvanos Fingern und sah ihn mit dem unangenehmen, durchdringenden Blick an, der den meisten Himmelsaugen zu eigen war. »Stell dir Davet vor, so wie er leibt und lebt und dann verrate ich dir, wo du ihn findest. Oder ob er nicht mehr zu finden ist. Das gibt`s leider auch. Trias und futschhhhhh! Weg sind sie«, sagte er bedauernd. »Da kann dann auch kein Meister der dunklen Kunst mehr helfen.«


    Silvano de Mancini
    "Es wäre keine gute Idee mir ins Gesicht zu fassen, dass könnte mein Mann flasch verstehen und so nahe stehen wir uns nicht, dass das gehörig wäre. Ich möchte, dass Boldi das in den falschen Hals bekommt, die Hand ist ausreichend, mit oder ohne zwei Augen Remy. Also an Davet denken, so genau wie möglich. Das bekomme ich hin, ich mache seit 14 Jahren nichts anderes, außer dass ich in letzter Zeit an zwei denke. Boldi ich muss Dich gedanklich mal kurz für einen Moment ad Acta legen, nicht krumm nehmen", bat Vano und strich ihm durch die schwarzen Haare, ehe er sich konzentrierte. Mancini rief sich in Erinnerung wie Davet aussah. Der Mann war groß, zumindest einen Kopf größer als Vano selbst, er war etwas kompakter gebaut, trainiert aber nicht übermäßig, er hatte lange, widerspenstige, lockige Haare, stets einen Schnauzer und einen Kinnbart. Vano stellte sich einmal Davet direkt nach dem Aufstehen vor und was er als erstes damit verband. Den Geruch nach Sandelholz von Davets Haaren und Sex, danach stellte er ihn sich dienstlich vor, mit mehr oder minder gebändigten Haaren und ordentlich gekämmten Schnauzer, danach stellte er ihn sich privat in der Freizeit vor, wie sie gemeinsam an der Reeling rauchten, in der Kajüte saßen oder in einer Hafenkneipe sich was Gutes gönnten. Zum Schluss dachte er an ihn wo er ihn küsste um jede noch so winzige Kleinigkeit seines Gesichts aufzurufen, er dachte daran wie er sich angefühlt hatte, wie seine Stimme und seine Lache klang - anders als vermutet, etwas tiefer, aber nur brummend wenn er grantig war. Das war die einzige Maßregelung die Vano von ihm kannte. Gleich im Anschluss daran dachte Silvano an Boldiszar und nahm die Hand weg, da es Remy nichts anging wie Boldiszar nackt aussah, sich anfühlte oder was er alles an ihm liebte. "Reicht das an Infos?", fragte Vano und kraulte Boldi erneut.


    Remy de Remuer
    Remys durchdringender Blick verwackelte kurz und wurde völlig verständnislos. Dann lächelte er breit. »Hältst du mich für so einen schlimmen Finger? Ich wollte an deine Stirn fassen, weil sich beim Durchschnittsmann das Gehirn dahinter befindet, ganz unabhängig davon, was manche Lästermäuler sagen. Schwieriger wird es, wenn es bei dir unerwartet doch in der Hose liegt, dann müsste ich Boldiszàr aus dem Raum bitten.« Er lachte. »Nein, dein Mann braucht sich keine Sorgen zu machen, ich bin nur auf deine Hirnströme aus. Ganz abgesehen davon hat es bisher noch niemand lange mit mir ausgehalten. In meinem ganzen jungen Leben habe ich noch nie eine Liebschaft beendet, sondern sie werden mir am laufenden Band gekündigt. Ich bin absolut nicht wert, Ursache eines Beziehungsstreits zu werden, auf mich muss niemand eifersüchtig sein!« Ciel sah ihn von der Seite aus finster an, sehr finster. »Ich fange jetzt an«, verkündete Remy hastig. »Schöööön in meine Augen schauen«, sagte er nun leiser und durchbohrte Silvanos Auge mit seinem stahlgrauen Blick. Silvano spürte, dass er in seinem Kopf nicht mehr allein war. Anstatt die Erinnerung kommentarlos und wertneutral wahrzunehmen, wie jeder seriöse Geistmagier es getan hätte, schaute Remy sich alles sehr genau an und kommentierte alles, was er sah. Seine Worte waren keineswegs unfreundlich, aber sie standen ihm schlichtweg nicht zu. ›Was für eine Mähne‹, lachte er, als Silvano sich Davet nach dem Aufwachen vorstellte. ›Das ist eine Lebensaufgabe für einen Leibdiener! Aber mir kommt das entgegen, er ist einzigartig, sehr markant. Warte, ich muss deinen Kopf wieder verlassen, bin gleich wieder da, ich forme hier einen sehr langen Faden, er wird immer länger ...‹ Es fühlte sich an wie ein in die Länge gezogenes Gummiband und Remy verblasste zusehends, bis er wegschnipste. Er tastete nun die Energien der äußeren Umgebung ab. Kurz darauf rüttelte Remy Silvanos Hand. »Hab ihn!«, erwiderte er grinsend. »Davet macht scheinbar Urlaub. Er sonnt sich an Deck eines großen Schiffes in der Skallischen See. Zwischen Nebelwald und Racongebirge am nördlichen Ufer, ausreichend weit von Land entfernt. Liegt in einer Sonnenliege auf dem Rücken und schaut in den Himmel. Wobei ich nicht ganz sicher bin, ob es wirklich eine Liege ist, die Entfernung ist ziemlich groß.«


    Silvano de Mancini
    "Für einen schlimmen Finger? Keine Ahnung, normalerweise benutzte ich dazu meinen Schwanz und nur zum Vorspiel die Finger, aber gleich was Du benutzt, Finger, Zunge, Ohren, Arme... behalt sie bei Dir, denn ich möchte keinen Streit mit meinem Mann. Und das Du keine Beziehungen schädigst, weiß der ganze Palast, Du versenkst sie komplett. Also nichts für ungut, aber ich wollte eigentlich zuerst heiraten, bevor sich Boldi von mir scheiden lässt...", stöhnte Vano. "Ja ich hoffe auch hinter meiner Stirn in ein Hirn, wäre komisch wenn nicht. Hätte Fran feststellen müssen, er ist mein Bordarzt, wobei er sagte immer wenn wir... völlig gleich ich schweife ab. Das es keiner mit Dir aushält liegt an Deinem permanenten Redefluss, das schreckt einige ab, mein erster Mann war auch so. Also abschreckend was den Redefluss anging, Du kannst auch die Leute an die Wand labern. Nicht normal sowas", redete Vano selbst nicht viel weniger, aber Boldi wusste warum - sein Schatz war total nervös. Silvano verzog das Gesicht, als er Remys Gegenwart in seinem Kopf fühlte. Ein Gefühl dass sich unheimlich, grotesk ja bedrohlich anfühlte. Nicht wegen Remy selbst, sondern weil er dieses Gefühl nicht kannte. Am liebsten wäre er zurückgewichen, aber das hätte den Kontakt auch nicht abgebrochen und so beruhigte er sich und dachte die Dinge die er zu denken hatte. Das Remy die Haare von Davet kommentierte, fand Vano lustig. Sein Mann hatte auch eine Mähne gehabt, die einen Morgens auf die Palme bringen konnte. Haare im Mund waren schon seltsam, wenn es die vom eigenen Mann waren, weil die überall herumhingen war das noch seltsamer. Aber Vano liebte ihn trotzdem und hatte die Locken bei Bedarf schlichtweg zusammengeschaufelt und zusammengeknotet. Die Begeisterung für diese Hilfe hielt sich bei Davet immer in Grenzen, seltsamerweise.... Da waren Boldis Haare beim Aufwachen fiel praktischer, man konnte gleich gemeinsam loslegen ohne den Mann aus der Wolle schälen zu müssen. Aber beide hatten einen Platz in seinem Herzen, dass niemals irgendwem anders zustehen würde. Als Remy sich wie ein Gummiband verabschiedete, rieb sich Vano missmutig und leicht verstört die Stirn. Aber was er danach sagte, schlug dem Fass den Boden aus. Davet lebte und sonnte sich? Was beim Abgrund hatte Remy geraucht und seit wievielen Jahren war der Shit schlecht? Vano musterte Boldi mit panischem Blick. "Brich ihm die Knochen", befahl er seinem Mann stinksauer und wich vor Remy zurück.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel lachte schallend, obgleich ihm bewusst war, was die Botschaft für Silvano bedeutete. Aber dessen Befehl an Boldiszàr war einfach zu köstlich. Er selber verspürte das gleiche Bedürfnis. "Lieber Silvano", sagte er mühsam beherrscht und rieb sich eine Träne aus dem Augenwinkel. "Prince Remy ist ein Mitglied der Krone und auch wenn wir uns hier duzen, sollten deine Scherze die Grenzen des guten Geschmacks nicht überschreiten." Es war ein Jammer, aber er musste Silvano leider in seine Schranken weisen, was seinen neuesten Schwager anging.


    Boldiszàr
    Boldiszàr starrte Silvano völlig verdattert an. "Ich kann ihm nicht die Knochen brechen! Er ist ein Prince, ich muss ihn beschützen! Notfalls sogar vor dir. Sag nicht so einen Scheiß." Er kannte Remy in seiner neuen Rolle als Prince nicht gut genug, um einschätzen zu können, wie nachtragend und humorlos er war. Aber eines wusste er mit Gewissheit. "Er ist ein Himmelsauge, Silvano", warnte er seinen Mann. "Wie Quennel. Wie ... die Mörder."


    Silvano de Mancini
    Vano machte eine beschwichtigende Handgeste. "Ganz Eurer Meinung Prince Ciel, allerdings dürfte dies auch für Remy gelten. Aber Ihr habt Recht, ich sprach unüberlegt und von Gefühlen geleitet. Ich erachte es als pietätlos so über einen Verstorbenen zu scherzen. Das geziemt sich ebenso wenig für die Krone, wie für mich einen der Euren zu bedrohen, ich denke da sind wir gewiss einer Meinung Hoheit", sagte Vano höflich und hörte sich an was sein Mann zu sagen hatte. "Du hast absolut Recht Boldi, das war mein Fehler, da ich mich gekränkt fühlte", antwortete Vano ehrlich. "Ich entschuldige mich in aller Form und Höflichkeit bei Euch Prince Remy de Souvagne, vergebt mir meine Worte und lasst sie uns vergessen", bat Silvano untertänig.


    Remy de Remuer
    »Ich wusste ja nicht, dass du so sensibel bist«, sagte Remy, dem ganz schön die Pumpe ging. »Ich bin anderes gewohnt, gerade von Seeleuten. Gut, ich kenne keine Seeleute, aber sagt man nicht, der Umgangston von Seemännern sei sehr rau? Ich wollte nur die angespannte Stimmung auflockern mit meinen Kommentaren, es tut mir leid, ich konnte ja nicht ahnen, dass Davets Haare so ein wunder Punkt für dich sind! Bei Ainuwar, ich werde keine Witze über Davets braune Lockenpracht machen. Ich rede so viel, weil ich eigentlich sowieso den ganzen Tag mental kommuniziere. Viele Himmelsaugen macht das in der Physis schweigsam. Sie wirken in sich gekehrt und ruhig, da alles, was wichtig ist, sich für sie im Geist abspielt. Bei mir ist es umgedreht. Ich rede mit Nichtmagiern genau so viel wie im Nexus! Ich habe den Drang, all meine Gedanken und Gefühle zu teilen. Ihr seid für mich wie Blinde, verstehst du? Ihr seid ausgeschlossen vom großen Ganzen und ich will eure Behinderung kompensieren, indem ich alles verbalisiere, was ihr sonst nicht wahrnehmen könnt! Wie wenn ich Gaetano, dem Blindfisch, meinen Arm reiche, weil er den Fußboden nicht sieht und ihm alles erkläre, damit er sich die Umgebung vorstellen kann. Ist das so verständlich? Ich versteh nicht, wie ihr so dermaßen viel schweigen könnt, wenn ihr schon mental nicht miteinander verbunden seid! Ihr müsst vollkommen einsam sein wie Hunde in Zwingerkäfigen! Oder wie Häftlinge, die unverschuldet in Isolationshaft verrotten!« Remy erschauerte bei der Vorstellung. »Lieber blind und taub und lahm gleichzeitig, als ohne die Gabe! Ich möchte euch doch nur teilhaben lassen am Eins-sein, an der Überseele, manche nennen es auch Schwarm oder Kollektiv. Und darum sage ich, was ich denke und was ich fühle, ungefiltert, denn im Nexus kann ein Mensch nicht lügen.« Seine Augenbrauen vollführten ein interessantes Bewegungsmuster. »Aber Davet ist kein Verstorbener, Silvano«, ergänzte er, als ihm auffiel, dass der Kapitän den Mann so bezeichnet hatte. »Andernfalls hätte ich ihn nicht wahrnehmen können. Ich bin schließlich kein Nekromant.«


    Silvano de Mancini
    Vano nickte knapp zustimmend. "Ja ich verstehe es, ich bin auf einer Seite blind und ich weiß wie es war, als dem noch nicht so war, als ich noch räumlich sehen konnte. Nun interessante Offenbarung Euer Verbundenheit. Aber man kann mit Personen auch anders verbunden sein - nach dem Motto nur Bier und wir. Damit ist gemeint, mit seinen Maaten einen zu heben, glücklich beieinander zu sitzen, zu genießen dass man sich hat und keiner verliert ein Wort. Dabei ist keiner einsam, unglücklich oder ausgeschlossen. Im Gegenteil, dass niemand was sagen muss verbindet. Und es funktioniert nur bei Leuten die auf gewisse Weise verbunden sind. Was Davet angeht - jeder hat einen wunden Punkt. Und es mag sich vielleicht wie Schwäche anhören, oder wie Geheule, vermutlich für andere wie weibisches Gesülze - aber für mich stand eines stets fest, Zuhause ist kein Ort, sondern eine andere Person und das war er. Nun ist es Boldiszar und ich reagiere recht unverträglich darauf, wenn man genau das beleidigt oder bedroht was mir lieb und teuer ist. Bedroht hast Du ihn nicht, beleidigt... keine Ahnung. Wie gesagt, einzig und allein bei dem Thema bin ich dünnhäutig. Warum erklärt meine Vergangenheit. Aber die spielt keine Rolle, da es meine ist und es hier um Davet ging. Ich denke wir sollten uns versöhnen und Brandur sollte den nächsten an die Reihe nehmen. Eventuell möchte noch jemand mit irgendwem sprechen, ich lasse die Sache auf sich beruhen", erklärte Silvano umgänglich.


    Boldiszàr
    »Ich versteh gar nix mehr«, erklärte Boldiszàr. »Davet lebt und sonnt sich auf einer Segelyacht und wir sitzen hier und machen einfach weiter? Willst du nichts unternehmen? Mich geht es ja nichts an, aber wenn ich glauben würde, Robby sei tot um dann Jahre später zu erfahren, dass er eine Kreuzfahrt macht, würde ich mich auf den nächstbesten Cockatrice setzen und ihn suchen. Nur meine Meinung.« Er zuckte mit den Schultern.


    Silvano de Mancini
    "Dann geht es Dir wie mir Boldi, aber eines ist sicher - er ist tot. Ich habe ihn sterben sehen und ich werde ihn rächen, ganz so wie ich es geschworen habe. Denn immerhin haben uns die Krokos überfallen und sie haben ihn ermordet. Und ich bringe zu Ende was ich angefangen habe. Ich denke, dass ist etwas unternehmen Schatz", gab Vano zurück.


    Brandur von Hohenfelde
    »Da ich Davet nicht im Reich der Toten finden konnte, um es umgangssprachlich auszudrücken, und Remy ihn in der Physis fand, ist ziemlich sicher bewiesen, dass der gute Mann unter den Lebenden weilt - es sei denn, du hältst uns beide für Stümper. Dann ziehe doch bitte künftig andere Magier zu Rate«, sprach Brandur beleidigt.


    Silvano de Mancini
    "Leute ehrlich, ich halte Euch nicht für Stümper, aber damals besaß ich noch zwei Augen und ich weiß was ich sah. Jedenfalls bevor ich über Bord ging. Und glauben wollen, glauben können ist zweierlei. Wenn ich das jetzt glaube und dass stimmt nicht... dann kann ich mich gleich vom Hauptmast stürzen, in Ordnung? Also ich zweifele nicht Euch an um Euch was zu unterstellen, sondern um damit klar zu kommen. Falls er lebt, wunderbar. Falls er nicht lebt, fängt das nicht alles wieder von vorne an für mich. Es wäre unfair Boldi gegenüber. Ich nehme die Info so hin und hoffe das sie stimmt, wenn nicht - nun dann ändert sich nichts. Falls doch, dann weiß ich nicht weiter. Aber das kläre ich dann wenn es soweit ist. Vorher habe ich eine Rechnung zu überbringen und die Schulden einzutreiben und Karten zu fertigen. Ich traue mich nicht, mich zu freuen, aus genau den genannten Gründen. Also ehe ich hier von einem Fettnapf in den nächsten stolpere, ich unterstelle niemandem etwas, ich beleidige niemanden und ich lasse niemanden der nicht zu meiner Mannschaft gehört bestrafen. In Ordnung?", sagte Vano resigniert.


    Boldiszàr
    "Wen willst du denn jetzt schon wieder bestrafen?", stöhnte Boldiszàr. "Auf mich musst du keine Rücksicht nehmen. Echt nicht. Ich bin Leibgardist, vergessen?"


    Silvano de Mancini
    Vano legte den Kopf schief und musterte Boldi, mit einem Blick der sagte `nicht Dein ernst´. "Schatz, ob ich das muss ist mir scheißegal, ich tue es trotzdem und nehme auf Dich Rücksicht. Kleiner dezenter Hinweis Liebling... Bugraum?", grinste Vano. "Ich möchte niemanden Zusätzlichen bestrafen Boldi. Ich weiß doch was Du kannst und wer Du bist, dass musst Du mir nicht ins Gedächtnis rufen. Aber Du bist auch mein Mann, also was erwartest Du denn von mir? Ob ich es je ausspreche oder nicht, spielt keine Rolle. Die Vereinbarung ist damit doch klar, ich sorge dafür dass es Dir gut geht und das keiner genau das verhindert oder ändert. Komm sei nicht mehr böse auf mich. Was soll ich Deiner Meinung nach tun? Gib mir einen Rat", bat Vano und küsste Boldi.


    Boldiszàr
    "Na gut, dann pass eben auf mich auf. Hab ich zwei Aufpasser, ist mir auch recht. Lass es nur den Duc nicht hören, der feuert mich hochkant, wenn ich neuerdings eigenes Sicherheitspersonal brauche. Ich bin nicht böse auf dich. Was du tun solltest, hab ich dir gesagt. Such den Ausreißer und versohl ihm den Arsch, weil er sich vor dir versteckt! Oder ich mach das."


    Silvano de Mancini
    "Vor mir versteckt?!? Ich bekomm Schnapp-Atmung, wieso sollte er sich vor mir verstecken? Na gut, dass finde ich wohl nur heraus, wenn ich ihn suche. Wenn er sich trennen wollte, wäre das einfacher gegangen... und schmerzfreier... für ihn jedenfalls. Also gut, zuerst das Krokoproblem, dann das A-Problem, dann Davet suchen. Du wirst ihm den Arsch versohlen, mich muss er nur angucken, genau wie Du. Widerstand ist zweckslos, also was solls. Du wirst ihn bestrafen falls erforderlich. Sonnt sich... wenn dass stimmt. Andere Frage uns betreffend, was hältst Du davon, wenn Rene uns auf der Mouette trauen würde? Falls er dem zustimmt, würde mich das sehr freuen. Da begann mein Leben, da möchte ich heiraten. Was sagst Du Boldi?", fragte Vano liebevoll.


    Boldiszàr
    "Das A-Problem?", wiederholte Boldiszàr dümmlich. Bei der Frage von Silvano packte er seinen Mann, zerrte ihn auf seinen Schoß und presste ihm den Schritt in den Hintern. "Die Antwort ist Ja", sagte er fest. "Lass uns heiraten."


    Silvano de Mancini
    Vano presste ihm den Mund aufs Ohr "Du machst mich geil und glücklich. A wie Antoine, dem zukünftigen Gesichts-Schaschlik", raunte Vano kaum hörbar und rutschte leicht hin und her um Boldi ein bisschen Spaß zurückzugeben, ohne dass es all zu auffällig wurde. "Abgemacht, dann heiraten wir auf der Mouette. Was sagst Du dazu Rene?", fragte Vano glücklich.


    Rene Lothair de Brisay
    "Es wäre mir eine Ehre", antwortete Rene und beobachtete etwas besorgt, wie die beiden sich liebkosten. Er verkniff sich die Frage, ob Silvano sich das gut überlegt hatte, mit dem Wissen, dass Davet noch lebte. Und ob Boldiszàr sicher war, dass er den ersten Mann seines Geliebten suchen wollte. Rene konnte sich nicht vorstellen, dass das gut ging. Er selbst aber freute sich sehr, dass Davet noch lebte und würde ihn zu gern wiedersehen.


    Silvano de Mancini
    "Ich danke Dir aus tiefstem Herzen Rene, ich kann Dir nicht sagen wie sehr mich das freut. Wann wäre es Dir Recht? Oder Dir Boldi. Nebenbei eine Frage, Du sagst ich soll Davet suchen. Soweit, so gut, was ist wenn wir ihn finden? Ich betone wir, denn wir gehören zusammen. Was dann? Wie eifersüchtig wärst Du? Und eine dreiste Frage, würdest Du mir einen zweiten Mann erlauben? Falls nicht, akzeptiere ich dass, denn er war für mich tot und Du bist an meiner Seite. Und wie ich zu Dir stehe weißt Du. Antworte ehrlich Boldi", bat Vano.


    Rene Lothair de Brisay
    "Sobald ihr bereit seid", sprach Rene.


    Silvano de Mancini
    "Ich habe jetzt Zeit und bereit bin ich seit dem er meinen Tisch umgeworfen hat", kicherte Mancini.


    Boldiszàr
    Boldiszàr überlegte. "Kann ich den dann auch ficken?", wollte er wissen.


    Silvano de Mancini
    "Boldi das ist eine Sache zwischen Euch beiden, wenn Ihr beide das möchtet - ja klar. Wenn Ihr beiden derart mit Euch einverstanden seid, können wir es sogar zu dritt. Er ist umgänglich und er ist lieb genau wie Du, Ihr seid Euch sehr ähnlich. Von Eurer Art her, aber nicht von dem Äußeren. Du bist so alt wie ich, er wäre jetzt 56 Jahre, er ist 17 Jahre älter als wir. Nur damit Du Bescheid weißt. Was sagst Du? Und was sagst Du zu Ledwick und dem Hausboot? Ich meine ich muss ja irgendwann mal nach einem gucken und es kaufen", erklärte Vano.


    Boldiszàr
    "Und wenn ich auch `nen Zweitmann wöllte?", hakte er nach.


    Silvano de Mancini
    "Wenn Du ihn liebst, akzeptiere ich ihn ohne Frage", antwortete Vano und legte Boldi einen Arm um den Hals. "Wenn Du nicht möchtest ist das in Ordnung. Ich habe nicht gefragt, ob Du mich heiratest um Dich zu vergraulen. Das hier ist jetzt das Offizielle, für die Welt, die anderen da draußen und für Dich. Mein Mann warst Du seit dem Tischwurf und dem darauffolgenden Taten. Und besiegelt haben wir es im Meer. Das habe ich Dir gesagt und ich nenne Dich nicht umsonst mein Mann. Du bist mein Mann und von meiner Seite aus trennt uns nichts. Selbst wenn Du in den Sack haust und mich verlassen solltest. Dann bist Du solo, aber für mich bist Du immer noch mein Mann. Das Gleiche gilt für den Tod, gleich was uns trennt - ich trenne mich nicht von Dir. Aber das Offizielle gibt ihm einen besonderen Beigeschmack und es ist wichtig für Dich. Was ich Dir im Meer schwor, interessiert in den Amtsstuben niemand Boldi. Darum ist etwas Offizielles für Dich wichtig. Du bist im Kinderheim aufgewachsen Schatz, ich werde nicht zulassen, dass Du im Armenheim gehst. Der Gedanke wäre unerträglich für mich. Ich bat den Duc nicht umsonst um Dich. Durch unsere Hochzeit wärst Du ebenfalls in den Stand des Chevalier erhoben worden, was Du nun schon bist. Aber durch die Hochzeit bist Du Nennadel und Du bist Adel von Scholle. Die Scholle Mancini werde ich erben, ab dato gemeinsam mit Dir. Du wirst Dich nie wieder sorgen müssen, was das anbelangt. Dafür ist ein Ehemann da Boldi und noch für viele andere Dinge, sogar für Steuer- und Liebeserklärungen".


    Boldiszàr
    »Ich wollt nur wissen, was du antwortest«, erwiderte Boldiszàr. »Ob ich Davet akzeptieren kann, werde ich dir dann sagen, wenn ich ihn kenne. Das muss dir erstmal reichen. Wir zwei gehören zusammen, das weißt du. Ich lass mir das nicht kaputtmachen. Aber erstmal konzentrieren wir uns nur auf uns zwei, ja? Du und ich. Und wir werden heiraten.« Er küsste Silvano innig und sabberte ihn in seinem Überschwang ziemlich voll.


    Silvano de Mancini
    "Wie ich Dir versprach und ich stehe zu meinem Wort. Er war tot und ich war es auch, auf gewisse Art und Weise. Und Du hast mich gerettet. Du warst sogar vor und nach ihm da. Wenn Du ihn nicht akzeptierst, werde ich das akzeptieren Boldi. Und mal ehrlich, dass ich Dich jetzt sofort vor der Suche heirate, sollte Dir sagen wie meine Wahl ausfällt. Ich werde ihn niemals vergessen, dass dürfte klar sein, aber ich liebe Dich und ich bin mit Dir glücklich. Und wir waren es schon als Kinder, wenn auch aus ganz anderem Grund. Aber wir gehören zusammen, das steht außer Frage. Rest entscheide nach Situation und wie Du Dich fühlst. Die Entscheidung liegt nicht in meinen, sondern in Deinen Händen. Wie immer Du entscheidest, ich beuge mich, schließe mich Dir an und folge Dir. Geschworen Boldi", antwortete Vano und küsste Boldi genauso fest un innig mit, ehe er ihm liebevoll den Mund abwischte mit seinem Ärmel. "Bist wieder hübsch", grinste Vano.


    Boldiszàr
    "Wenn du das sagst", erwiderte Boldi und grinste schief. "Dann lass uns heiraten und die Krokos jagen, Antoine das Gesicht rauben und dann versol ich für dich Davets Hintern. Der läuft dir nie wieder weg ohne Erlaubnis." Sein Grinsen wurde noch breiter.


    Silvano de Mancini
    "Das glaube ich Dir unbesehen, wo Du hinlangst wächst kein Gras mehr. Irgendwelche Sonderwünsche, für "danach"? Das was Antoine getan hat, hat er nicht umsonst getan und noch ist die Sache nicht gesühnt. Wir werden sie gemeinsam sühnen, Hand in Hand als Eheleute", erklärte Vano.


    Boldiszàr
    "Für danach?", fragte Boldiszàr. "Nach was?"


    Silvano de Mancini
    "Für den Ehevollzug, den Sex nach dem Ja-Sagen. Irgendein Bumswunsch? Ich wollte nicht so direkt fragen, bei den noblen Gästen, aber ja ich weiß - rede Klartext mit mir, tschuldige", lachte Vano.


    Costantino Marchesi
    Conni betrat den Raum und verneigte sich vor den Anwesenden. "Mon Cher Ciel, dies soll ich Dir mit den besten und herzlichsten Grüßen von Fran aushändigen. Wir hoffen Du freust Dich darüber. Bitteschön", sagte Costantino und reichte Ciel eine kleine braune Schatulle.


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    Boldiszàr
    "Ja klar hab ich den", antwortete Boldiszàr, während Ciel das kleine Kästchen entgegennahm. "Ich will, dass wir es vor den Hochzeitsgästen besiegeln. Sie sollen es sehen. Ich will, dass sie dran teilhaben und es bezeugen. Heiraten und Ja sagen tun viele, das geht leicht. Wir werden uns das Ja-Wort körperlich geben und zwar nicht abgeschottet in irgendeiner Kajüte sondern vor der Mannschaft. Rene fragt: Wollt ihr heiraten? Und zur Antwort fallen wir übereinander her, reißen uns die Kleider vom Leib und ficken, als gäbe es kein Morgen. So will ich es haben. Ich find dich geil, Vano ... mein ganzer Körper liebt dich und will dich haben." Dass Boldiszàr nicht übertrieb, spürte Silvano deutlich an seinem Gesäß. "Ich will dich, Vano", sagte er heiser.


    Silvano de Mancini
    "Dass ist das geilste und heftigste Kompliment, dass mir jemals irgendwer gemacht hat. So machen wir es, genau so und nicht anders. Du willst mich, Du bekommst mich, ich bin Deiner", antwortete Vano glücklich und presste seinen Hintern in Boldis Schritt, während er ihn innig mit Zunge knutschte.


    Costantino Marchesi
    Conni schmunzelte Ciel an, trat ganz nah an ihn heran und flüsterte ihm ins Ohr. "Mon Chou, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und alles Liebe. Von Eurer Fran und ebenso von mir". Conni richtete sich wieder auf und verneigte sich erneut.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel versuchte, das Treiben zu ignorieren und besah sich den Inhalt des Kästchens - eine wunderschön geformte grüne Glasfeder. Moosgrün, die Augenfarbe seiner Verlobten. Er lächelte bei dem Gedanken an Francois. »Danke, mon chou«, sagte er glücklich. »Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie daran denkt. Wir kennen uns noch nicht lange und sie hat ganz andere Sorgen. Ich hätte es ihr nicht übel genommen. Ich freue mich.« Er erhob sich. »Ich glaube, wir sind hier so weit vorerst fertig. Machen wir eine Pause, ehe es an die nächste Beschwörung geht. Besonders die beiden frischgebackenen Chevaliers scheinen sie nötig zu haben. Meine Herren«, Ciel grüßte zum Abschied kurz in die Runde, hakte sich bei Costantino ein und ließ sich von ihm zu Francois führen.


    Costantino Marchesi
    "Mon Cher Käptn, Ihr solltet vielleicht eine Generalprobe der Ja-Sagung machen. Sowas soll doch vor allen sitzen", grinste Conni breit und führte Ciel dann hinaus auf das Deck. "Mon Cher Ciel, nimm es ihnen nicht übel, sie sind schwer verliebt und was gibt es Schöneres? Du selbst bist verliebt und Fran ebenso. Sie hat mir den Auftrag gegeben, Dir eine grüne Feder zu besorgen, grün wie ihre Augen. Und sie musste fit fit flott zu Deinem Geburtstag herangeschafft werden. Also bin ich geeilt und die Matrosen haben gut gerudert. Deine Frau kennt keine Gnade", lachte Conni.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich freue mich, dass Fran solche Freunde hat. Du hast ein sehr schönes Exemplar der Feder herausgesucht. Und allein die Geste von Fran bedeutet mir sehr viel, selbst wenn die Feder der letzte Husten wäre. Ich bin Silvano und Boldiszàr nicht böse, aber ich möchte auch nicht neben ihnen sitzen, wenn es zur Sache geht.« Ciel blinzelte Costantino zu.


    Costantino Marchesi
    "Mon Cher dass ist verständlich, da Du nicht diese Nähe und Enge gewöhnt bist. Stell Dir vor Du würdsest Dienst auf einem Schoner schieben. Mon Dieu, 30 Meter Lebensraum für 60 Mann manchmal auf drei Decks. Nichts menschliches ist Seeleuten fremd Ciel, gehen wir accord? Deine Frau ebenso, sie kennt alle Schwächen und alle Wehwehchen und auch Peinlichkeiten. Sei unbesorgt, Du wirst es auch lernen. Man sagt Mon Cher, den ersten Tag ist es grauenvoll, der zweite Tag ist es seltsam, der dritte ist es normal, wie bei Mord verstehst Du? Du bist doch Soldat, hier sind auch alles Soldaten, aber noch anders. Wir sind anders, als normale Soldaten. Wir haben unsere eigene Sprache, unsere eigenen Traditionen, unsere eigenen Gesetze und all das wirst Du von uns lernen. Oder von mir oui? Du wirst einer von uns sein und Fran jemand von Euch. Ihr werdet Euch verbinden. Deine Frau hätte nicht geduldet wäre ich mit einer abscheulichen Feder heimgekehrt, vermutlich hätte sie mir die ins Auge gerammt. Nein so ist sie nicht, sie ist stets ruhig und ausgeglichen und würdevoll auf ihre Art. Wie Du nur Du bist noch etwas flatterhaft, aber Du bist gut zu ihr und darum mag ich Dich sehr. Alle mögen Dich hier sehr, auch der Käptn und allen voran Deine Frau. Sei nicht so streng mit unserer Art, lern sie erst kennen Mon Amour. So eine Enge heißt auch viel Zusammenhalt und Du wirst sehen, das gilt auch Dir. Diese Feder stammt von einem Glasbläser aus Beaufort und ich dachte, eine Geschenkschachtel muss Tinte enthalten. Ohne Tinte wäre Fran sehr enttäuscht gewesen. Sie mag es logisch. Sie sagt sowas nicht. Wenn ich einen Füller kaufe, Mon Dieu wie soll er schreiben ohne Tinte? Sowas musst Du sehen! Ja drum da ist sie", schmunzelte Conni.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich werde es lernen«, sprach Ciel überzeugt. »Ich schätze die Mannschaft auch sehr, nur mit den Gästen im Bugraum hadere ich noch ein wenig. Mit dem Rest fühle ich mich sehr wohl und außer Fran habe ich dich besonders ins Herz geschlossen, Conni.« Sie waren an der Tür zu Francois Kajüte angekommen. »Ich werde die Feder samt Tinte gleich ausprobieren. Ich werde meine Liebste bitten, Model zu liegen. Man sieht sich.« Ciel klopfte sachte, falls Francois schlief, öffnete die Tür und trat ein. Leise fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.

  • Rauchstangenpause – Der zweite Geist - Davet


    Nachdem Ciel gemeinsam mit Costantino den Beschwörungsraum verlassen hatte und sich eine kleine Zwischenpause abzeichnete, löste sich Silvano behutsam von seinem zukünftigen Ehemann.


    „Ich bin sofort wieder da, ich möchte nur etwas in der Pause bis zur nächsten Beschwörung klar stellen. Ich bin gleich wieder bei Dir Boldi“, sagte Vano.


    Mancini schnappte sich Remy de Remuer und ging mit ihm nach draußen. Auf Deck stellte er sich gemeinsam mit dem Himmelsauge an die Reeling und schaute hinaus aufs Meer. Silvano kramte kurz in seiner Tasche und beförderte eine Packung Rauchstangen zu Tage. Er stopfte sich zwei davon in den Mund und zündete sie an. Eine reichte er an Remy weiter. Vano nahm einige Züge und atmete tief durch, ehe er das Schweigen brach. Sie standen auf dem Achterdeck, niemand würde sie hier hören. Ausschließlich ihm wie den Offizieren war der Zutritt erlaubt. Andere hatten auf eine Einladung oder eine entsprechende Bewilligung ihres Käptns zu warten. Silvano legte den Kopf schief um Remy genau zu mustern.


    „Ich habe mich zwar bereits für meine Worte entschuldigt, allerdings aufgrund einer Weisung seiner Hoheit. Ich möchte mich aus freien Stücken bei Dir für meine Wortwahl und die Drohung entschuldigen. Es tut mir leid was ich Dir angedroht habe Remy. Ich selbst verlange zwar stets keine Erläuterungen, keine Rechtfertigungen und meist auch keine Entschuldigungen, aber ich bin Dir eine Entschuldigung wie auch eine Rechtfertigung schuldig. Du warst nicht respektlos, denn Davet hatte… hat wirklich eine Löwenmähne und ab und an habe ich ihn selbst damit aufgezogen. Ich liebte alles an diesem Mann, sogar seine nervigen Haare. Allerdings nervte mich seine Mähne nur in aller Frühe direkt nach dem Aufstehen. Ansonsten gehörte sie zu ihm, wie sein Schnauzer und seine Art wie ein Wasserfall reden zu können. Ganz ähnlich wie Du. Davet ohne seine Mähne, wäre vermutlich nicht Davet.


    Ich bin Dich zu Unrecht angegangen, da mich Deine Offenbarung schockiert hat.


    Das was Du bezüglich Davet gesagt hast, war nur ein Vorwand um Dich zurecht stutzen zu können. So unfair und widerlich verhalte ich mich normaler Weise nicht. Zumal Du mit Deiner flapsigen Art sogar versucht hast, mich aufzumuntern. Ich konnte schlichtweg nicht glauben, dass Davet noch lebt. Das ist für mich gewaltig starker Tobak Remy. Wir lagen vor Farisin und wollten die Insel kartographieren, als uns über Nacht diese Echsenwesen – diese Landkrokos angriffen. Es waren sehr viele und wir mussten uns ganz schön unserer Haut erwehren, dass sage ich Dir Remy. Gleich mehrere Echsen drangen auf jeden von uns ein und wir gaben unser Bestes ihnen keine Handbreit Schiff zu schenken. Und genau in jenem Kampf sah ich meinen damaligen Mann fallen. Aufgeschlitzt von einer dieser Kreaturen. Weder konnte ich ihm damals helfen, noch konnte ich ihn vollständig rächen bis zum heutigen Tage. Sie haben uns einfach grundlos angegriffen und abgeschlachtet. Sie fragten weder wer wir sind, noch was wir wollen. Vorher stand ich ihnen neutral gegenüber. Ich hatte bis dato nur von diesen Wesen gehört, aber noch niemals eines gesehen. Ab diesem Tag hasste ich sie mit aller Inbrunst und es vergeht kein Tag an dem ich sie nicht verwünsche.


    Das alles geschah im Jahr 189 und wir schreiben nun das Jahr 203.
    Somit trauerte ich 14 Jahre um meinen Mann und war ihm treu.


    Ich wollte nicht bleiben, weißt Du das? Ich wäre ihm gerne gefolgt, aber ich hatte ihm etwas geschworen und ich bin ein Mensch der seine Schwüre einhält. Folglich war es mein Ziel erneut Farisin anzureisen, mit der Aufgabe jedes einzelne Kroko vom Erdboden zu tilgen. Und sobald die Aufgabe erledigt wäre und ich meinen Schwur erfüllt hätte, wäre ich ihm gefolgt. Niemand weiß dass außer Du und Francois, aus dem Grund hat er mich auch nach dem ersten gescheiterten Angriff auf die Krokos zwangsernährt. Eigentlich ist es dumm so zu denken, wir sollten dankbar sein für jeden Tag den wir hier auf unserer Welt haben.


    Schau hinaus aufs Meer, wie die Wellen funkeln und glitzern, gibt es das da drüben?
    Kann eine Person ein Zuhause sein?
    Hätte er überhaupt dieses Opfer gewollt? Der Mann, der nicht einmal den Schiffsjungen schlug?
    Mein Vater und Fran behaupten nein.


    Und seit dem ich wie durch ein Zufall Boldiszar kennenlernte und wir gemeinsam unseren Hintergrund erfahren haben, kann ich Dir sagen mein Vater und Fran haben völlig Recht. Hätten sie mich aufgegeben und mir meinen Willen gelassen, hätte ich niemals Boldi kennengelernt. Unsere Eltern wären nicht rehabilitiert worden und wir hätten nicht das Anrecht darauf unsere Erinnerungen zurückzuerhalten. Ich bin froh, dass mein Vater und Fran so hart und unnachgiebig waren. Und ich danke wem auch immer auf Knien, Boldi an meiner Seite zu haben. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie sehr ich diesen Mann liebe. Seit dem ich mit ihm zusammen bin, fühle ich mich wieder richtig lebendig und rundum glücklich. Ich fühle mich… ganz.


    Und ich werde diesen Mann heiraten, das steht fest. Nichts wird mich davon abhalten und nichts wird mich jemals wieder von ihm trennen. Nichts und niemand. Bereits unsere Väter waren Freunde und wir kannten uns schon als Kinder. Wenn dies keine tiefere Bedeutung hat, was dann? Die Erinnerungen an unsere Eltern bedeuten Boldi, Bellamy und mir sehr viel und ich möchte gerne unsere Eltern beschworen haben. Bellamy ist der Bruder von Boldiszar, was ebenfalls durch die Ermittlungen herausgefunden haben. Möglicherweise kann uns Parcival noch mehr offenbaren. Gemeinsam mit meinem Mann werde ich nach Davet suchen.


    Skallischen See, zwischen Nebelwald und Racongebirge am nördlichen Ufer, dort liegt sein Schiff.
    Es gibt keine Passage aus der Azursee heraus in die Skallische See.


    Wobei ich Prince Ciel um Beistand bitten werde, sobald das Farisinproblem behoben ist. Vielleicht kann er Boldi und mich mit seinem großen Drachenhahn über das Landstück zu Davets Schiff befördern.


    Dazu benötige ich seine Hilfe und Deine Remy.
    Du fragst Dich vielleicht warum ich Dir das alles erzähle, weil das alles der Hintergrund meiner Reaktion war.


    Als Du mir erzählt hast, dass Davet noch lebt und Boldi gleich kundtat dass wir ihn suchen, bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich hätte ihn doch gesucht, aber ich wusste doch gar nicht dass er noch lebt! Das er wohlauf ist, dass er sich auf einem Schiff in einem Liegestuhl sonnt, dass wärmt nicht nur ihm das Gesicht, sondern auch mir das Herz. Zeitgleich macht es mir Angst. Warum hat er mich nicht gesucht? Ist er möglicherweise genauso unwissend wie ich? Wie konnte er eine derartige Verletzung überleben?


    Fragen über Fragen, die ich ihm selbst gerne stellen würde. Und ich werde sie Davet stellen gemeinsam mit Boldi mit Deiner Hilfe Remy“, sagte Mancini freundlich.


    Er schnipste den Stummel seiner aufgerauchten Rauchstange über Bord, gemeinsam kehrte er mit dem Himmelsauge in den Beschwörungsraum und zu seinem Mann zurück.

  • Der dritte Geist - Parcival



    Ciel Felicien de Souvagne
    »Bitte beschwöre nun Chevalier Parcival de Coubertin«, bat Ciel. »Ehemals Magistral der Himmelsaugen und damit der Höchste des Ordens.« Er hatte die Finger nervös auf dem Tisch verschränkt. Die Knöchel an seinen Händen traten weiß hervor, so angespannt war er. Parcival war ein Gegner gewesen, dem er zu Lebzeiten nicht gewachsen gewesen war. Der alte Mann hatte den Prince fast umgebracht. Und doch war Ciel von tiefer Trauer erfüllt gewesen, als Parcivals Kopf mit einem blutigen Bogen von seinen Schultern fiel. Ciel wusste noch nicht einmal, was er dem Geist heute sagen oder von ihm wissen wollte. An diesem Punkt gestand er sich ein, dass der einzige Grund für diese Beschwörung jener war, dass er Parcival noch einmal sehen wollte. Er wartete, dass der Nekromant den Geist zurück aus dem Nexus zog, angespannt - und ängstlich.


    Brandur von Hohenfelde
    Parcival war erst wenige Wochen tot. Brandur merkte es daran, dass er den Geist sehr leicht aufzuspüren vermochte. Kein Vergleich zu der Müsal, die es gekostet hatte, den lang schon verstorbenen Quennel zurückzurufen. Hier war die Seele noch frisch und sehr deutlich wahrzunehmen im Fluss der Gezeiten. Parcival war jemand gewesen, dem Brandur zu Lebzeiten Respekt gezollt hatte, doch nun war er für ihn nur noch Arbeitsmaterial. Brandur griff so fest zu, als würde er ein Kaninchen am Nackenfell hochheben und zerrte die Seele zurück in die Physis.


    Parcival:
    Das alte Himmelsauge schwebte durch den Nexus und all die Sinneseindrücke die er hier durchlief, nahm er zwar ohne Sinne wahr, aber so hatte er den Nexus immer wahrgenommen. Jeder Magier kannte den Nexus. Mächtigen Magier war er manchmal sogar vertrauter als die Physis, andere ungeschulte Seelen die ab und an hineinglitten mit ungeschulter Gabe wie die Mutter von Davard von Hohenfelde konnte sich selbst darin verfangen. Es war ein verführerischer Zustand, völlig frei und losgelöst zu sein. Parcival verspürte eine tiefe Ruhe, nichts war mehr von Bedeutung, es reiste einem unbekannten Ziel entgegen wie jede Seele hier. Er hatte Zeit, denn Zeit war hier bedeutungslos und es gab keinen Körper, der irgendwo hilfslos auf seine Rückkehr wartete. Gemächlich, ja fast träge reiste er vor sich hin, als ihn jemand erbarmungslos packte und zurück in die Physis riss. Parcival nahm erstaunt Gestalt an und benötigte eine Weile um zu begreifen was geschehen war, so sehr war er noch gefangen in seiner Ruhe. "Was?!?", brachte er nur verwundert hervor und schaute sich perplex um.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur blickte den Geist des Himmelsauges ernst an. Dann nickte er wortlos in Richtung des jungen Prince, der selber so bleich und geisterhaft wirkte wie ein Gespenst.


    Parcival:
    Die Gestalt des Geistes verfestigte sich und nahm die Form an, die er zu Lebzeiten getragen hatte. Sein Schnauzer sträubte sich kurz, ehe er Ciel durchdringend musterte. Einen Augenblick später schenkte er ihm ein wehmütiges Lächeln. "Ich hätte es mir denken können, Eure Neugier sprengt sogar Zeit und Raum. Aber ich bin Euch wohl mehr als nur eine Antwort schuldig Prince", sagte er freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Das Sträuben des Bartes hatte Parcival sich sogar im Tode beibehalten. Ciels Umklammerung seiner eigenen Finger lockerte sich etwas, als der Geist unerwartet freundlich zu ihm sprach. »Wirst du mir diese Antworten geben?«, fragte er zurück und fühlte sich wehmütig, mit diesem Verstorbenen zu sprechen. »Ich bedaure, dass es zwischen uns derart hatte enden müssen, Magistral. Jeder bedauert das.«



    Parcival:
    "Zwischen uns endete nichts. Weder habe ich Euch gehasst, noch Euch jemals etwas Böses gewollt. Leider wart Ihr an diesem Tag mein Mittel zum Zweck. Ich habe Euch missbraucht, ich habe an Euch Selbstmord begangen. Die einzige Art die mir als ehrenhaften Tod blieb. Ehrenhaft nicht für mich, ich ging als Feigling, als Verräter an der Krone, aber ich wusch den Orden von meinen Sünden rein. Ich bedrohte Euch und Euer Vater vollstreckte das Todesurteil. Er tat das was jeder liebende Vater getan hätte, er tötete ohne zu zögern die Bedrohung für sein Kind. Gleich ob Gemeiner, Bauer, Adeliger oder sogar Duc mit der Macht dank Gottes Gnaden und seinem Geburtsrecht - ein Vater der liebt, wird zum reißenden Wolf der jeden zerfetzt der seinen Welpen bedroht. Falls Ihr jemals Zweifel an der Liebe Eures Vaters gehegt habt aufgrund Eurer Herkunft Prince, lasst Euch dies eine Antwort seines Herzens sein. Er war nicht nur bereit für Euch zu töten, er tat es ohne das geringste Zögern. Und es besteht für Euch kein Grund traurig zu sein, ich wählte diesen Freitod durch seine Klinge. Es war ein ehrenhafter Tod, vollstreckt von einem Mann dem ich seit seiner Jugend sehr übel mitgespielt habe aus verblendeter Liebe heraus. Ich war ein Narr, ein verliebter Trottel, der nicht sehen wollte, was er da tatsächlich liebte und dafür tat. Ich weiß nicht wer von uns beiden schlimmer war, Quennel oder ich. Quennel liebte nichts und niemanden, außer sich selbst. Ich war das ganze Gegenteil und liebte eine Frau bis zur Selbstaufgabe, für die ich nicht mehr als eine Marionette war die Magie und Schwert nutzte um ihre Wünsche zu erfüllen. Aber Prince, meine Fehler, meine Verfehlungen hätte man dem Orden der Himmelsaugen angelastet. Ich war das Ordensoberhaupt und kein Mann hätte es weniger verdient als ich. Letztendlich musste ich sogar Oberhaupt werden um meine Gedanken ohne Erläuterung abschirmen zu können. Könnt Ihr Euch vorstellen wie es ist, stets einen Teil Eurer Gedanken völlig separieren zu müssen, so das Ihr selbst nur unter Schwierigkeiten Zugriff darauf habt? Es ist eine Last, die ich niemanden wünsche zu tragen. Aber ich habe diese Last selbst verschuldet, somit möchte ich Euch nicht von meiner Last berichten, sondern von der Eures Vater, Eures Onkels und Eures Großvaters. Ihr fragt Euch was hinter dem Attentat gesteckt hat? Es waren nicht die Agenten der Autarkie. Sie waren es, die die Verschwörung aufdeckten. Quennel und ich brachten sie zum Schweigen und wir beide missbrauchten dazu uneren Orden. In einem scheinbar heiligen und gerechtfertigten Krieg zogen wir gegen die Agenten ins Feld, weil sie Dinge wussten, die sie nicht wissen durften Prince. Aber ihre Anführer waren nicht dumm. Tatsächliche Anführer wie wir sie haben, hatten sie nicht und das war unser Problem. Keiner den man mit Erpressung zum Schweigen bringen kann so dass er seinen Brüdern Schweigen befiehlt. Sie waren einzeln, sie waren autark, aber sie fügten sich dennoch dem Besten unter ihnen, er war ein frei gewählter Anführer. Nicht dem wahren Status nach, sondern weil die anderen Agenten es so wollten. Stellt ihn Euch wie einen weisen und extrem gerissenen Ratgeber vor, wie einen Advokaten des Todes - das war Mercer. Und er war die Pest, schlauer als einem lieb war und leider wusste er was eine tote Mann Schaltung war. Hätten wir ihn allein getötet, hätte das bedeutet, eine Kontaktperson erhält x - Tag keine Botschaft und veröffentlicht alles, denn Mercer ist tot! Was blieb uns da anderes übrig als sie alle zu töten unter einem fadenscheinigen Vorwand? Es stand zu viel auf dem Spiel. Unser Leben gegen das der Agenten, aber mehr noch - denn zu unseren Leben zählte auch das der Duchesse. Also mussten die Agenten sterben und sie starben. Und als sie tot waren, töteten wir sie erneut oder besser gesagt weiter. Wisst Ihr wie Ihr einen Mann tötet, ohne ihn zu ermorden? Oder wie man einen Toten tötet? Vernichtet seinen Ruf, bringt ihn in Misskredit und das taten wir. Quennel benutzte Mercer um seine eigenen Leute zu verraten und zu ermorden. Er übte keinen Verrat, er war unter Quennels Kontrolle. Aber seine Leute hielten ihn für einen Verräter. Berzan konnte tun was er wollte, damit war die Sache durch. Hätte nur einer überlebt, wer hätte den Lügnern ein Wort geglaubt? Niemand und das war unser erstes Ziel. Sie starben alle, bis auf die Kinder aufgrund Mercers bitte und Quennels Gnade. Und sie alle gingen in die Geschichte Souvagnes als Hochverräter ein. Sie waren toter als tot, sie waren geächtet. Niemand würde sich auf sie beziehen, niemand würde behaupten ein Kind von ihnen zu sein, ein Freund, ein Bekannter, sie waren Staub in der Geschichte, vom Wind der Zeit verweht. Aber die wahren Verräter waren weder die Agenten, noch die Himmelsaugen die sie töteten - die Verräter waren Quennel und ich. Niemand sonst, bis auf unsere Auftraggeberin die alte Duchesse. Also ließen wir nach dem Tod Gras über die Sache wachsen. Warteten, bis unser Gift wirkte, warteten, bis man vergessen hatte was die Agenten behaupteten oder man es bestenfalls für eine Lüge hielt. Und dann töteten wir den Duc samt seinem Sohn. Euer Vater hätte auch sterben sollen, aber Leon der alte Leibdiener des Duc verbot Max die Begleitung, ob er wusste warum? Ich weiß es nicht. Er war ein kluger, alter Mann. Als Euer Großvater und Onkel starben bestieg Euer Vater den Thron und Eure Oma trachtete ihm immer noch nach dem Leben. Ich ihm nicht. Wisset das. Quennel schon, wisset das auch. Er wollte Euren Vater töten, damit sein Sohn den Thron besteigen sollte. Ein Dummkopf, denn sein Sohn ist der Sohn der Duchesse - folglich die Blutlinie der Frau - er ist nicht erbberechtigt. Aber in kranken Machtfantasien spielt sowas keine Rolle. Nicht mal sein Sohn spielte für ihn eine Rolle, er war ein Mittel zum Zweck und so behandelte er seinen Jungen auch. Ihr habt also einen Onkel und Eurer Vater hat einen Halbbruder. Ich lernte ihn kennen und ich sage Euch es war ein guter, braver Junge der eine viel zu strenge Hand erdulden musste. Ihr hättet ihn gemocht. Fragt Eure Fragen Herr", sagte Parcival.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Selbstmord?« Ciel blickte betrübt nach unten. Dann nickte er. »Ehrenvoll, ja. Dennoch auch nichts, was ich gern höre. Wärst du wirklich gern mein Großvater gewesen?«, fragte Ciel als erstes. Die Frage war vermutlich für die wenigsten hier von Belang, doch Ciel, der seinen Großvater verloren hatte, belastete sie sehr. »Ich für meinen Teil hätte mir gewünscht, dass du mein Opa bist ... so wie ich es anfangs vermutete. Ich habe noch einen Onkel? Wer ist das?«, fragte Ciel nervös. »Es tut mir leid, du erwartest vermutlich viel weitreichendere Fragen als diese. Aber ich muss das wissen.«


    Parcival:
    "Ich erwarte gar nichts Prince, ich verstehe Eure Trauer und Eure Sehnsucht nach Verwandten, nach Halt, nach jemanden der Euch bedingungslos liebt, einfach weil Ihr das seid - weil Ihr Ihr selbst seid. Wer sehnt sich nicht danach? Es mag einige Seelen geben, die gut allein sein können, aber Ihr zählt nicht dazu. Und wenn Euch diese Frage wichtig ist, wer bin ich, dass in Frage zu stellen? Ja wie ich Euch zu meinen Lebzeiten sagte, ich wäre gerne Euer Großvater gewesen. Ihr seid ein aufrichtiger, anständiger und überaus tapferer junger Mann. Ich wäre stolz gewesen, Euer Großvater sein zu dürfen. Aber mir war dieses Glück nicht vergönnt. Genauso wäre ich stolz gewesen Vater von Maximilien zu sein. Ihr habt sehr viel von Eurem Vater und dass ist ein großes Kompliment. Aber Ihr habt auch Euren eigenen Kopf. Ja Ihr habt einen Onkel. Schaut Quennel und Francoise hatten einen gemeinsamen Sohn, Davet. Eure Großmutter hatte ein uneheliches Kind. Folglich hat Euer Vater einen Halbbruder und somit ist Davet Euer Onkel. Ich weiß nicht ob der Mann noch lebt. Er war älter als Euer Vater 5 oder sogar 6 Jahre? Ich weiß es nicht mehr. Eure Großmutter klagte seinerzeit über große Beschwerden und machte ein Jahr Urlaub an der See um sich zu erholen in einem Kloster. Den Duc hat es nicht gestört. Nun ich denke er war froh sie nicht ertragen zu müssen. Sie war nicht krank, sie war schwanger. Und nach der Entbindung übergab sie dem Vater - Quennel, das Kind. Dieser kümmerte sich darum, das ihr beider Kind gut aufwachsen würde. Wie ich später erfuhr, wuchs der Junge bei seinem Bruder auf. Nicht wissend, dass die Duchesse seine Mutter ist und Quennel hat es ihm auch nicht gesagt", erklärte Parcival mitfühlend.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Davet ist mein Onkel?« Ciel warf einen Blick hinüber zu Silvano. »Davet ist der Halbbruder meines Vaters?« Er blickte wieder nach vorn. »Aber dann muss mein Vater von ihm erfahren! Wir müssen den Mann suchen!« Schon wieder fuhr sein Kopf zu Silvano herum, um auf ihn gerichtet zu verharren. »Ich habe schon einiges von Davet gehört, aber nun bitte ich dich, mir mehr von ihm zu berichten. Nicht jetzt, später, unter vier Augen, in einer ruhigen Minute. Parcival ...« Und wieder blickte Ciel nach vorn und rieb sich sein Auge.


    Parcival:
    "Ja Prince. Schaut Eure Großeltern sind Etienne Alain de Souvagne und Francoise Esme de Souvagne geborene Cheverette. Ihre Kinder sind Bernard Pomeroy und Maximilien Rivenet. Dann hatte Francoise Esme neben den beiden Sohnen Pom und Max noch ein Kind und zwar Davet. Der Vater war nicht der damalige Duc, sondern Quennel. Sie hatte also drei Kinder, Pom, Davet, Max. Davet ist der Halbbruder von den beiden, da er einen anderen Vater hat. Ergo er ist Euer Onkel. Ich kannte Euren Vater als Kind und ich kannte Davet als Kind, wenn Ihr ihn seht, dann werdet Ihr ihn erkennen, er sieht seinen Brüdern sehr ähnlich. Euer Vater hat nicht ganz die harten Gesichtszüge seines Vaters, er kommt mehr nach der Linie seiner Mutter. Ebenso Pom und ebenso Davet. Davet kam zum Glück nicht nach Quennel, bis auf die Haare. Also daran könntet Ihr ihn erkennen, falls er noch lebt und seine Haare noch hat. Damit meine ich, sie nicht gesutzt hat. Quennel die Sau hatte ja noch im Alter seine volle braune Matte, mir vielen sie aus und wurden weiß. Aber was solls, es war nicht zu ändern, Hauptsache mein Schnauzer blieb. Ihr könntet ein Himmelsauge bitten. Ich sehe dort Remy, er ist ein gutes Auge", sagte Parcival freundlich.


    Silvano de Mancini
    Silvano hörte Paricval zu und als ihn der Prince anguckte, zuckte der Kapitän mit den Schultern. "Soweit ich von Davet selbst weiß, war ihm seine Mutter nicht bekannt. Er hat ein einziges Mal gewagt nach seiner Mutter zu fragen und wurde für die Frage zusammengeschlagen. Als ich gerade frisch von der Pieke meinen Dienst auf der Mouette anfing und mit ihm frisch zusammen war, drohte ich ihm die Daggen an. Etwas dass ich mir heute noch krumm nehme, denn damals war ich ein junger Mann von 20 Jahren und wir waren vielleicht einige Monate zusammen. Man kann auch sagen, trotz meiner Erfahrung war ich ein dussliger Backfisch, der in dem Moment seinen Befehl notfalls mit Gewalt durchdrücken wollte. Am Abend hat mir Davet in privater Runde erzählt, dass ich ihm niemals wieder Schläge androhen soll und erklärte mir auch warum. Ich glaube ich kam mir im ganzen Leben nie schäbiger vor, als dort. Nun offiziell hätte ich dafür natürlich keine Prügelstrafe revidieren können, die ich 5 Minuten vorher laut herauspostaunt hatte. Also antwortete ich ihm, dass ich doch verstanden hätte wenn er mir von seinen Rückenschmerzen erzählt hätte. Dann hätte ich ihm "nur" Überstunden aufgebrummt. Das fand er witzig und erklärte mir im gleichen Atemzug, dass es unser Schiffsjunge am Rücken hat... ich sollte zukünftig die Hand unten lassen und ihm "nur" Überstunden aufbrummen. So war mein Mann. Ich habe ein Portrait von ihm in meiner Kabine, Ihr könnt es Euch anschauen", erklärte Vano.


    Remy de Remuer
    Remy nahm Parcivals Hinweis als Befehl und gleichzeitig als Einverständniserklärung des Prince, in seinen Geist eindringen zu dürfen. Wobei er ihn nicht auslas, sondern ihm nur etwas sandte. Er griff nach Ciels Hand, um eine Verbindung herzustellen - seinem Schwager an die Stirn zu fassen, wagte er sich trotz allem Selbstbewusstsein dann doch nicht - und speiste die Erinnerung in seinen Verstand, die er kurz zuvor von Silvano erhalten hatte. Ciel sah einen Mann, der im ersten Moment nur aus braunen Locken zu bestehen schien, zwischen denen ein verhärmtes Gesicht mit Schnauzer und Kinnbart hervorschaute. Doch auf den zweiten Blick sah man die Ähnlichkeit zu Maximilien. Sie beide hatten die selben Gesichtszüge und die selben blauen Augen, nur, dass Davet sehr viel weniger nobel aussah. Kein Wunder, er hatte nicht bei Hofe gelebt, sondern auf einem Kriegsschiff. Als Remy fand, Ciel hätte genug gesehen, ließ er ihn los und die Verbindung riss ab. Entgegen seiner sonstigen Art hatte Remy diesmal geschwiegen - nicht zuletzt aus Angst vor Ciel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel rieb sich die Stirn. Er verabscheute Remys mentale Präsenz. "Danke", sagte er widerwillig. "Es stimmt. Davet sieht meinem Vater sehr ähnlich. Silvano, wann suchen wir ihn?"


    Silvano de Mancini
    "Zuerst werden wir Farisin anreisen und dort unsere Aufgabe erledigen Prince und direkt im Anschluss daran wollte ich Davet suchen und zwar gemeinsam mit meinem Ehemann. Wenn Ihr Euch uns anschließen wollt, es wäre uns eine Ehre. Aber vorher muss ich darauf bestehen, reisen wir Farisin an. Anderes wird uns zudem nicht übrig bleiben, wir müssen bis zu den von Remy genannten Koordinaten und dann über Land- oder Luftweg zur Skallischen See übersetzen. Also müssen wir eh an Farisin vorbei. Und ich muss gestehen, ich möchte mich auch auf die Begegnung vorbereiten", gestand Vano.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Einverstanden«, bestätigte Ciel. »Ich werde noch damit warten, meinen Vater zu kontaktieren, bis ich mir ein eigenes Bild von Davet habe machen können.« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Parcival zu. »Hattest du eigene Kinder?«, wollte er wissen.


    Silvano de Mancini
    "Ihr solltet auch bedenken, dass Ihr Davet selbst über den Umstand seiner Verwandtschaft mütterlicherseits informieren müsst Herr. Ihm ist der Umstand nicht bekannt, vielleicht möchte er nicht dass Euer Vater davon erfährt. Sollten wir ihn finden, klärt dies unter Euch. Ich wüsste zwar nicht was dagegen spräche und ich versichere Euch er ist eine absolut umgängliche Person, aber wer weiß, was er all die Jahre erlebte", warf Vano ein.


    Parcival:
    "Falls es der Duc erlaubt, könnte er seinen Halbbruder in die Familie aufnehmen. Zwar wäre er nicht erberechtigt in der Thronfolge, aber er hätte einen gesicherten Lebensabend. Er wuchs arm auf, sehr arm und verließ seinen Vater früh. Allerdings nicht früh genug könnte man sagen. Falls der Duc ihn nicht in seiner Familie willkommen heißt, könnten es auch die Cheverettes. Denn auch mit ihnen ist er über die alte Duchesse verwandt. Francoise und Mayhew sind Geschwister. Mayhew ist demnach der Onkel von Davet. Es wäre natürlich auch möglich, dass ihn niemand anerkennt, oder sogar beide. Das nur zu Eurer Information Prince. Ich selbst hatte weder Kinder noch eine Frau, ich habe mir ein Leben lang falsche Hoffnungen gemacht Herr. Irgendwann war es für all das, was Ihr als ein normales Leben kennt, zu spät. Ich hatte meine Zeit verpasst, in der all dies möglich gewesen wäre", gestand Parcival offen ein.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Woher weißt du, dass Davet nicht von dir ist, sondern von Quennel?«, bohrte Ciel nach. »Auch die Chevrettes haben oft braunes Haar, schau dir Marcello an, der hier auf dem Schiff ist. Ob Davet es wünscht, dass man von ihm erfährt, ist mir gleich. Mein Vater wird auch froh sein, noch einen Halbbruder zu haben, nachdem sein Bruder so grausam und unnötig starb.«


    Parcival:
    "Es kam zeitlich nur er in Betracht, weder Euer Großvater, noch ich Herr. Wäre ich der Vater von dem Jungen gewesen, wäre ihm einiges erspart geblieben. Und glaubt mir, dann wäre wohl auch für mich einiges ganz anders gelaufen. Aber Ihr könnt gerne jemand unparteiisches den Funken in diesem Mann überprüfen lassen. Aber wenn Ihr ihn seht, dann seht Ihr Euch, Eure Familie, Euren Vater. Glaubt mir, ich habe keinen Grund Euch zu belügen. Und ich möchte Euch nicht schaden. Im Gegenteil ich glaube Ihr würdet Euch beide gut tun, er würde sicher auch Eurem Vater gut tun. Ihr habt unter dem gleichen Mann auf andere Art gelitten. Maximilien verlor Bruder und Vater, Ihr den Großvater, Davet hatte nie einen Vater oder eine Mutter, Quennel war einfach die Pest. Warum sollte Davet etwas dagegen haben, jemanden kennenzulernen, der ihn mag? Der ihn gerne kennenlernen würde? Nein Ihr habt da Recht, Ihr beide würdet Euch freuen. Ich habe nirgendwo ein Kind und somit auch keine Enkel. Meine Kinder, sind die Himmelsaugen, wenn Ihr so wollt. Meine Lehre lebt in ihnen fort, jene gute Lehre, was den Zusammenhalt angeht. Aber mein Blut, lebt leider in niemandem weiter", gestand Parcival.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich ging nicht von einer möglichen Lüge aus, sondern von einem möglichen Irrtum«, sagte Ciel traurig. »Es hätte mir besser gefallen, wärst du Davets Vater und nicht Quennel, der Wendehals. Wobei auch er etwas Gutes in sich trug, davon bin ich überzeugt, denn ich sprach mit seinem Geist. Ich möchte dir nun keine weitere Frage stellen, sondern dir etwas erzählen. Vielleicht macht es dich glücklich.«


    Parcival:
    "Das rührt mich Herr, aber leider kann ich mir das nicht auf die Fahne schreiben. Was möchtet Ihr mir erzählen? Ich bin gespannt", sagte der Geist neugierig.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Mein Vater hat die Agenten der Autarkie rehabilitiert«, erklärte Ciel. »Sie wurden posthum von aller Schuld freigesprochen. Man hat die überlebenden Kinder in den Nennadel erhoben, um einen Teil der Verbrechen wieder gutzumachen. Ich dachte, dass es dich freut zu hören, dass nicht alles nur traurig endete.«


    Parcival:
    "Ja, das freut mich sogar sehr. Euer Vater hat unser Unrecht gesühnt. Das freut mich nicht nur einfach, es macht mich stolz diesem Mann all die Jahre gedient zu haben. Und ich versichere Euch, Eurem Vater diente ich treu. Von mir ging für ihn keine Gefahr aus. Man mag mir einiges nachsagen können, das jedoch nicht. Ihr habt einen rechtschaffenen Vater und eine herzensgute Mutter, dankt Ainuwar für dieses Geschenk Prince", sagte Parcival.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich weiß«, sagte Ciel und lächelte etwas. »Mein Vater ist ein Mann, von dem ich stolz und froh bin, ihn meinen Vater nennen zu dürfen. Und vielleicht habe ich einen genau so willensstarken und gerechten Onkel in Davet gefunden. Eine letzte Frage. Was hättest du getan, wäre niemand gekommen, um dich bei deinem Selbstmord zu unterstützen? Wir standen recht weit abseits, das wäre durchaus möglich gewesen. Und du hattest meinen Verstand fest im Griff. Du hast begonnen, ihn systematisch zu zerstören.«


    Parcival:
    Der alte Geist lachte und schüttelte belustigt den Kopf. "Nein, das habe ich nicht. Ich habe Euch ergriffen und Euch etwas gequetscht. Nun das mag Euch böse vorkommen, aber ich habe mit Euch das getan, was jene tun die Singvögel für die Suppe fangen Prince. Ich habe Euch gefangen und Euch dazu gebracht um Hilfe zu schreien. Nur kamen keine anderen Spatzen um einen schreienden Bruder zu befreien die sich ebenfalls im Netz verfangen würden, sondern Euer Vater kam an. Und zwar genau wie Euer Wappentier. Er verschwendete keine Zeit damit Euch zu befreien, er tötete sofort die Bedrohung. Dafür hat ein Alder seine Klauen nicht wahr Herr? Aber wie dem auch sei, je länger Euer Vater gebraucht hätte, je länger hätte ich Euch leider quieken lassen müssen. Ich hätte meinen Angriff abgemildert, damit Ihr länger durchhaltet. Aber er wäre hart genug geblieben um keine Zweifel an meinem Handeln zu lassen. Wäre ich zimperlich gewesen, hätte Euer Vater versucht zu reden, so wie Ihr. Edelmütig von Souvagner zu Souvagner, so blieb ihm nichts anderes übrig als Euch zu retten und mich zu richten", sagte Parcival.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Hast du keinen Gedanken daran verschwendet, dass du hättest weiterleben können? Ich hatte es dir, glaube ich, sogar angeboten. Ich dachte darüber nach, wie ich dich in Sicherheit bringen könnte auf eine Insel oder nach Naridien. Ich war sehr betrübt ob deines Todes, Parcival, und bin es noch heute. Und ich bin auch wütend, dass du mir nicht die Chance ließest, dich in Sicherheit zu bringen ... dass du mir nicht genug vertraut hast.«


    Parcival:
    "Herr daran habe ich gedacht und meint Ihr ich hätte nicht gerne noch einige Jahre gelebt? Frei, einfach einmal glücklich und ich selbst? Ohne Amt, ohne Maske, ohne Herrin die befiehlt und mich benutzt? Das hätte ich sehr gerne. Und was Ihr mir angeboten habt, war außerordentlich großzügig. Aber hätte ich überlebt, hätte das für viele Himmelsaugen, eine Strafe bedeutet. Aufklärung des Agentenfalls damals. Wie viele machten mit? Was wussten sie wirklich? Waren sie wirklich nur manipulierte Magier, die man im Unklaren ließ? Oder steckt nicht doch weitaus mehr dahinter? Nein es steckt nur der kranke Geist Eurer Großmutter dahinter, der machtgeile Geist von Quennel und der liebeskranke Trottel namens Parcival. Kein anderer Mann und keine Frau soll dafür in den Schmutz gezogen werden, weil ich Halbwahrheiten aussprach, weil ich nicht informierte, sondern befahl und das in der Hoffnung eines Tages sieht sie mich so wie ich sie. Ich habe meinen Hut nehmen wollen Prince. Aber ich war so tief im Sumpf gefangen, dass meine Rettung andere ertränkt hätte. Und ich wollte einfach das es aufhört. Das Lügen sollte endlich ein Ende haben, ebenso das zum Schweigen bringen. Ich war so verbohrt vor Liebe, dass ich sogar die Söhne der Agenten angehen wollte für sie. Für eine alte verhärmte Frau, die nichts anderes kannte als Hass zu sähen. Was hatten die drei denn verbrochen, außer ihre traurige Geschichte zu erfahren, die wir mit Blut in ihre Lebensläufe geschrieben haben? Und dafür sollten sie sterben. Und ich war für einen Moment sogar bereit dazu. Ich hätte Bellamy sterben lassen und das als Himmelsauge Herr. Wie tief bin ich für diese Frau gesunken? Kann ich da Absolution erwarten, Rettung wo ich selbst niemanden retten wollte? Nein. Euer Angebot ehrt Euch, aber schenkt es Bellamy, Boldiszar und all den anderen Agentenkindern. Geht in meine Kammer Herr, nehmt das Buch an Euch. Das kleine Buch der Namen so heißt es. Dort ist jedes Kind mit Namen vermerkt und in welches Heim es kam. Manche Wege haben sich verloren, einige Werdegänge sind aktuell. Nutzt es weise, schenkt jenen die Möglichkeit die ihr mir gewähren wolltet. Ich habe nur Möglichkeiten genommen", sagte Parcival.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schloss die Augen und ließ eine Weile alles auf sich wirken. Dann nickte er. Und musste mit den Tränen kämpfen bei dem Gedanken, Parcival erneut ziehen zu lassen, diesmal für immer. »Ich werde nach dem Buch suchen und in deinem Namen dafür sorgen, dass diese Kinder ihr Recht zugesprochen bekommen. Möchtest du noch jemandem etwas mitteilen?«


    Parcival:
    "Es war schön Euch gedient zu haben und Euch Freund nennen zu dürfen. Auch wenn wir es nie aussprachen, Ihr wart genau dies für mich. Ein Kamerad, ein Freund und ein Herr wie er sein sollte. Den Kindern möchte ich sagen, könnte ich die Zeit zurückdrehen, wären nur drei Personen gestorben... die Duchesse, Quennel und zum Schluss ich. Keiner der Agenten, nicht der Duc, nicht Euer Onkel, nur die Verräter und das waren wir drei. Aber dafür fehlte mir die Einsicht und vor allem der Schneid", gestand Parcival.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich möchte dir auch etwas sagen, bevor du gehst. Ein Teil von mir wird immer glauben, dass du in Wahrheit mein Opa bist ... ganz egal, was die Fakten sagen. Du hattest den Schneid, den du dir selber absprachst, jedoch kam er sehr spät zum Tragen - am Tag deines Freitodes, den ich dir leider nicht ersparen konnte. Ich möchte dich nun nicht länger aus egoistischem Sinnen hier festhalten, wo du dich bereits entschlossen hattest, zu gehen. Ainuwar möge über dich wachenn. Gute Reise, Parcival.« Ciel sah dem Geist fest in die Augen, während Brandur den Griff um dessen Seele lockerte und dann löste.


    Parcival:
    "Danke für alles, möge das Licht Dich leiten", sagte der alte Haudegen sanft und verblasste, als er sich erneut auf den Weg machte und seine letzte Reise antrat.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel atmete tief durch und unterdrückte, wie nah ihm dieser Abschied ging. Er erhob sich. "Silvano, bitte zeig mir das Potrait meines Onkels."


    Silvano de Mancini
    Silvano wusste nicht was er von dem Geständnis des alten Mannes halten sollte. Einerseits rührte es ihn, andererseits war er genau deshalb im Heim aufgewachsen, seine Eltern waren genauso tot wie Parcival. Vielleicht waren am Ende im Tod doch alle gleich. Niemand wusste es außer die Toten selbst. "Folgt mir in meine Kajütte Prince", bat Silvano und gab den Weg vor. Gemeinsam mit Prince Ciel ging er in seine Kajütte, zündete die Laternen an und drehte das Licht höher. Normalerweise benötigte er kein Licht, er verließ sich nur noch an Deck auf sein Auge, wenn er auf Dinge außerhalb des Schiffes achten musste. Sonst verließ er sich auf seine Erinnerung. Er nahm das Portrait von Davet, drehte es um und stellte es auf den Schiffstisch. Das große Portrait stellte er an die Wand. "Davet", erklärte Vano und in dem einen Wort schwang alles mit was er für ihn empfand. Hätte Ciel um die Statue gewusst, hätte er sich vermutlich gefragt, wie hoch die von Boldi eines Tages werden würde.


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    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel sah die beiden Bilder nacheinander an und ließ sie auf sich wirken. Im Licht, das Silvano heller gedreht hatte, glitzerten seine Wimpern noch feucht, auch wenn er ansonsten gefasst wirkte. »Sie sind mit großer Kunstfertigkeit erstellt worden. Zu wissen, dass mein Onkel noch lebt und irgendwo in der Skallischen See auf einer Sonnenliege am Deck seines Schiffes unter dem selben Himmel liegt, unter dem wir auch mit der Choucas segeln, erfüllt mich mit Freude. Ich hoffe, wir sehen Davet eines Tages und er wird es uns nicht mit Unmut danken, dass wir nach ihm suchten. Denn ich vermute, er hat gute Gründe, sich verborgen zu halten und nie ein Lebenszeichen zu senden.«


    Silvano de Mancini
    Vano verschränkte die Arme vor der Brust und musterte selbst mit schräg gelegtem Kopf beide Bilder. "Mein Herz sagt mir, dass ich nicht der Grund dafür bin. Er hätte sich gemeldt. Meine Erfahrung sagt mir, was in meinem Leben beschissen laufen kann, wird auch beschissen laufen. Ich heirate Boldi nicht grundlos so schnell wie möglich. Ich bin ein grauenvoller Partner, aber so habe ich ihn wenigstens abgesichert, falls auf der Insel... nun widererwartend etwas schief läuft. Sollte dem so sein, ab dato untersteht die Choucas dem Kommando von Jaques de Dusolier", erklärte Vano freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel betrachtete Silvano von der Seite. "Welchen Grund könnte es sonst geben? Mir fällt keiner ein, außer, dass er mit allem, was er früher erlebte, brechen wollte. Gab es Probleme in der Marine oder anderweitiger Natur, die ihn zur Fahnenflucht verleiteten?"


    Silvano de Mancini
    "Nein in keinster Weise, Davet war zuverlässig, als Offizier und als Partner. Ich sagte es vorhin Remy und ich sage es auch Euch, ein Zuhause muss kein Ort sein. Ein Zuhause kann eine Person sein. Er war mein erstes Zuhause, jedenfalls von dem ich bewusst weiß. Bei ihm war ich angekommen, ich war gewollt und ich wurde geliebt. Ansonsten war ich mein Leben lang bestenfalls geduldet. So einen Mann vergisst man nicht. Boldi ist genauso, war Davet mein Schiff, ist Boldi meine Festung. Warum er ging, tja... gute Frage Herr. Ich sah ihn auf andere Weise gehen und hielt ihn 14 Jahre lang für tot. Aber vielleicht tue ich ihm und mir Unrecht. Möglicherweise versteckt er sich nicht vor mir, oder ist geflohen. Vielleicht weiß er gar nicht mehr, wer er ist. Ich möchte nicht glauben, dass er mit mir nichts mehr zu tun haben will. Das ist ein Bauchschuss und ein Dolch im Herzen. Ich sah wie er fiel, nun er war nicht tot, als ich ihn zuletzt erblickte, er war fast tot. Sein letzter Blick warnte mich. Wieso sollte er auf einmal dermaßen böse auf mich sein, dass er mich meidet? Ehrlich gesagt verstehe ich es nicht und hoffe ich werde es begreifen, sobald wir ihn finden. Und ich hoffe, dass er sich darüber genauso freut wie ich. Selbst wenn nicht Herr, allein dass er noch lebt freut mich mehr als ich ausdrücken kann. Er soll Boldi kennenlernen, dass wünsche ich mir. Allerdings wünschte ich mir schon einiges, also keine Vorfreude die erleidet meist Havarie, warten wir es einfach ab. Und Ihr? Was geht Euch durch den Kopf? Und was läuft es mit Eurer Partnerschaft?", fragte Vano.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel lächelte. »Es läuft sehr harmonisch zwischen meiner Verlobten und mir. Sie ist so ausgeglichen und klug. Ich habe zu wenig Zeit für sie, obgleich ich im Urlaub bin. Aber sie kann sich gut allein beschäftigen und notfalls hat sie ja einen guten Draht zur Mannschaft.« Ciels Blick wurde sehr ernst. »Deiner Schilderung uneingeschränkt Glauben schenkend vermute ich folgendes: Davet wurde entführt. Er wird gegen seinen Willen auf diesem Schiff gefangen gehalten, vermutlich von Norkara.«


    Silvano de Mancini
    Vano starrte Ciel mit zur Seite gelegtem Kopf an. "Also Davet hat mich vermutlich nicht verlassen, sondern wurde glücklicherweise nur gewaltsam entführt? Herr eines sei Euch gesagt, Leute beruhigen gehört nicht zu Euren Fähigkeiten. Bis gerade war ich nur schockiert, traurig und hatte Angst wie er auf mich reagiert. Jetzt habe ich Todesangst um ihn um möchte die Noraka ausrotten. Vielleicht habt Ihr irgendetwas zu sagen, dass einen aufmuntert? Aber bitte erzählt mir nicht wo die Blattern ausgebrochen sind", keuchte Vano.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nun ja ...« Ciel lächelte gequält. »Ich habe schon oft versucht, Menschen eine Freude zu machen. Es endete bislang jedes Mal im Streit oder in einem Nervenzusammenbruch oder schlichtweg damit, dass derjenige sich ärgerte. Ich glaube, die einzigen Lebenden, bei denen es mir je gelang, sind Ferrau und Bellamy.« Er runzelte die Stirn. »Du willst Davet als Letztes retten? Er ist mein Onkel, er ist theoretisches Mitglied der Krone!«


    Silvano de Mancini
    "Gleich und wenn Davet Ainuwar selbst wäre, oder ein Nichts es spielt keine Rolle. Ich habe etwas geschworen und ohne dass ich diese Aufgabe erledigt habe, können wir ihn nicht retten. Vertraut mir. Wartet, kann Remy ihn nicht kontaktierten? Fragen wie es ihm geht? Ohne uns zu erwähnen, sprich ihn zu vergraulen? Kann ein Magier das? Nun in Eurer Aufzählung fehlt Fran, ihn habt Ihr sehr glücklich gemacht und mich damit auch. Aber letztendlich könnt Ihr sogar Recht mit Eurer Vermutung haben. Wer weiß wie es Davet dorthin verschlagen hat. Könnte Remy ihn neutral fragen, wie er zu seinem Ex steht? Ihr kennt Boldiszar eine Ewigkeit nicht wahr? Er war immer mit seiner Truppe an Eurer Seite. Wie schätzt Ihr ihn als Mensch ein? Und wie schätzt Ihr uns ein?", fragte Vano.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Wie ich Boldiszàr einschätze? Nun, er wäre nicht Coutilier meiner Lieblingseinheit, würde dies nicht bereits viele Aspekte dieser Frage beantworten. Warum möchtest du das wissen? Wir waren beim Du, Silvano. Kein Ihrzen auf dem Schiff. Remy könnte Davet mental kontaktieren, sofern dieser ein Magier ist. Aber wen meinst du mit 'uns'? Wie schätze ich wen ein, außer Boldiszàr?"


    Silvano de Mancini
    "Nun ich ging davon aus, dass Du mit Titel angesprochen werden möchtest, nachdem Du es Quennel gesagt hast und mich zurecht gewiesen hattest wegen Remy. Die Zurechtweisung war korrekt, ich hätte ihn nicht so anfahren dürfen. Nur wollte ich Dir danach nicht mit einem Du erneut auf die Füße treten. Nur so aus reiner Neugier möchte ich wissen, wie Du Boldiszar einschätzt, wie er sich Dir gegenüber gab. Und wie Du uns als Paar einschätzt. Meine Einschätzung ist sagt auch alles - ich schlafe neben ihm. Ich schlafe nur dort, wo ich mich sicher fühle und nur in Gegenwart von Personen denen ich mein Leben anvertrauen würde. Ansonsten döse ich. Wenn ich mit im schlafe, drückte ich meine blinde Seite an ihn. Dann ist die Welt ausgesperrt und wird sind für uns. Ich kenne ihn nur kurz, was uns als Paar angeht. Aber ich kannte ihn schon immer. Und wenn ich über ihn nachdenke fühle ich mich so als wäre ich ohne ihn nicht komplett. Ohne ihn fühle ich mich wie ein Nichts. Ich habe nicht gedacht, dass jemals wieder wer in mein Leben stolpert. Dann sah ich ihn und dachte nur wow... nicht mal das dachte ich, weil mir sogar gedanklich die Spucke wegblieb. Der Begriff der Blitz hat eingeschlagen trifft es sehr gut. Ich wollte ihn haben, am liebsten hätte ich ihn einfach mitgenommen und das habe ich ja auch. Er ist einfach klasse und ich liebe ihn mehr als ich in Worte fassen kann. Er steht mir sogar dann bei, wenn ich Scheiße gebaut habe. Und im Gegensatz zu mir traut er sich sogar nein zu sagen. Ich liebe den Kerl von ganzem Herzen und ich möchte nicht, dass er je wieder Armut leiden muss. Verstehst Du? Er bedeutet mir alles. Ich werde eine Dschunke und ein Hausboot für uns kaufen. Etwas Geld verdienen und ein Haus auf dem Wasser. Ich hoffe er ist damit glücklich. Und ich werde ihm alles beibringen was ich weiß. Was meinst Du? Würde er sich mit Davet verstehen?".


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Boldiszàr ist der Mann, den man sich als Freund wünscht. Er ist loyal in guten wie in schlechten Zeiten. Man will ihn jedoch nicht zum Feind haben. Was Feinde der Krone oder seine persönlichen Feinde anbelangt, nimmt er es weder mit dem Gesetz noch mit Anweisungen immer ganz genau. Du hast vielleicht schon mitbekommen, dass er bei aller Jovialität eine dunkle Seite hat. Als Prince halte ich diese natürlich für Gerüchte von missgünstigen Neidern. Als Ciel weiß ich, dass er seine Freude daran hat, bei sadistischen Akten zuzuschauen. Er selbst sagt von sich, er schaut gern weg, doch in Wahrheit schaut er ganz genau hin, nur tut er nichts, um diese Handlungen zu unterbinden, wie es als Gardist eigentlich seine Aufgabe wäre. Dass diese Schwäche von ihm geduldet wird, liegt daran, dass es die ›richtigen‹ Leute sind, die er als Opfer auswählt - Verbrecher. Darum lasse ich es ihm durchgehen, da es seiner Moral und der von Unitè B gut tut. Auch erhält es die Schärfe dieser Einheit. Als Privatmann ist Boldiszàr umgänglich, zuverlässig, manchmal vielleicht ein Trampel und bisweilen sogar zu weichherzig. Seine größte Schwachstelle heißt Robere Moreau. Und das, mein lieber Silvano, muss dir stets bewusst sein. Denn wo Boldiszàr ein Mann ist, der sadistische Akte genüsslich beobachtet, ist Robere ein Mann, der sie durchführt. Der Einfluss, den er auf Boldiszàr hat, ist kein Guter. Das musst du wissen. Als Paar macht ihr beide einen rundum harmonischen Eindruck. So harmonisch, dass man sich manchmal fragt, ob das möglich sein kann. Aber augenscheinlich ist es das. Ich gönne euch euer Glück und wo Robere einen schlechten Einfluss auf Boldiszàr hat, bildest du den Gegenpart. Ihr beide seid jene Menschen, die ihn am stärksten prägen. Das kannst du zu deinem Vorteil nutzen und ihm helfen, als Chevalier, der er nun ist, seinen Weg zu gehen, ohne alles wieder zu verlieren. Ob er sich mit Davet verstehen kann, kann ich nicht einschätzen, dafür weiß ich zu wenig über meinen Onkel. Aber mit Boldiszàr verstehen sich die meisten, er ist sehr umgänglich.«


    Silvano de Mancini
    "Danke für Deine Einschätzung, ich sehe es als großes Kompliment für meinen Mann. Wo andere für ihre Leute ein Auge zudrücken, macht Boldi ein drittes auf, da er es mitbekommen möchte. Er mag aber auch ganz nette Dinge beobachten. Aber solange er sie nur beobachtet, völlig in Ordnung. Bei mehr, nun dann müssen wir uns abstimmen. Doch das geht Ciel, Du wirst Dich genauso mit Fran verstehen wie ich mit Boldi. Und weißt Du auch warum? Weil es passt, weil Ihr zusammengehört und weil Du es tief in Deinem Inneren weißt. Was wärst Du alles bereit für Fran zu tun? Was? Wärst Du das auch bereit für andere zu leisten? Warst Du dazu auch bereit für Deine erste Frau? Es ist leider kein Geheimnis warum es zerbrach. Aber wofür es gut war, hast Du gesehen für Dich und Fran. Fran ist eine ruhige Person. Wie ich ihn all die Jahre als Francois kennengelernt habe, kann ich Dir sagen er ist ruhig, bleibt auch dann noch ruhig wo andere sich schon die Haare raufen und weiß meist eine Lösung, wo andere noch denken. Er ist still, er sagt nicht sehr viel, aber er denkt viel nach. Und auch wenn er nicht viel töttert, ist er gerne in Gesellschaft und hört anderen gerne zu. Bei Dir redet er mehr oder mit Conni, aber ich denke dass hat seinen Grund. Und jetzt habe ich den Grund auch begriffen - Tarnung und leider auch Angst. Aber in Deiner Nähe oder in der von Conni ist er frei. Niemand wir ihn anfassen nicht wahr? Denn die Konsequenz wäre der Tod. Aber hier auf dem Schiff unterstand er immer meinem Schutz und das wird sich auch niemals ändern. Das verspreche ich Dir, Du kannst ihn hier immer in Sicherheit wissen. Du Dich selbst ebenso. Fühl Dich jederzeit willkommen, Du bist gerne gesehen", grinste Vano.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Kein Geheimnis, warum meine erste Ehe zerbrach?« Ciel wurde rot. »Warum zerbrach sie denn der Meinung der Öffentlichkeit nach?«


    Silvano de Mancini
    Vano legte ihm einen Arm um die Schulter. "Der Grund - Remy der Rammler. Wie ich vorhin schon sagte. Finger weg von meinem Mann. Du kannst nichts dafür, er hat einfach wild seinen Zauberstab durch die Gegend geschwungen. Aber er hat auch einen Ruf, der ihm voraus eilt. Kanntest Du ihn nicht? Der Hengst mit dem heißen Schlitten?", fragte Vano.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciels zart gerötete Wangen wurden dunkelrot wie nach einem Dauerlauf und man sah die Adern an seinen Schläfen. »Nein, dieser Ruf unseres werten Himmelsauges, das nun mein Schwager ist, war mir nicht bekannt. Hengst mit dem heißen Schlitten ... Remy der Rammler ...« Ciel ballte eine Faust und schaute wütend in Richtung der Tür. »Und er wurde nie dafür zu Verantwortung gezogen!«


    Silvano de Mancini
    Vano machte eine wegwerfende Handgeste. "Er ist hochgefährlich, aber gib Deiner Frau keine Schuld. Man munkelt, er nutzt den magischen Blick um jene gefügig zu machen auf die er aus ist. Ein Blick tief in Deine himmelblauen Augen und schon zieht er Dir die Gedankenstreben gerade und urplötzlich spürst Du ein unsägliches Verlangen nach Remy. Meinst Du warum ich so eine Panik vor ihm hatte? An meine Stirn fassen, ja klar. Oder Boldi an die Eier? Nichts. Stell Dir vor er wäre mit Boldi durchgebrannt, mein Mann eine willenlose Sexmaschine für ihn...", keuchte Vano.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciels Augen weiteten sich entsetzt. »Magie? Nein. Oder? Bei Ainuwar«, keuchte er. »Ich muss mit Maurice reden, der ist ebenfalls Himmelsauge! Das würde alles erklären. Ich konnte mir nie herleiten, woher dieser arrogante Knilch seine Anziehungskraft nimmt. Er ist unattraktiv, arm wie eine Tempelmaus und durch und durch unsympathisch. Pass bloß auf Boldiszàr auf, wenn er auf den wirklich ein Auge geworfen haben sollte!«


    Silvano de Mancini
    "So wird jedenfalls gemunkelt, was dran ist kann ich Dir nicht sagen. Aber es heißt, an jedem Gerücht ist ein Körnchen Wahrheit. Drum dachte ich, sei lieber vorsichtig. Ich meine für meine Art habe ich mich bei ihm entschuldigt und das gehört sich auch so. Aber das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Ich muss ja nichts provozieren und er ist selbst nun ein verheirateter Mann. Gut das ist für andere zwar ein Hindernis aber trotzdem kein Grund zu verzichten. Man sagt ja auch, dass Himmelsaugen einen beeinflussen können. Und unter uns beiden, wenn man Personen wie meinen Vater per Magie dazu bringen kann, die eigenen Leute zu ermorden, dann wird man auch wen dazu bringen können die Beine breit zu machen. Es fühlt sich ganz seltsam an, jemanden in seinem Kopf zu haben, so präsent. Das macht einem irgendwie schon Angst. Wobei er sich gut benahm, er tat mir nicht weh oder so, dass wäre unfair zu behaupten. Aber rein die Anwesenheit war schon was für sich. Wie die Erinnerung mit Jules, dass war auch etwas, dass man verdauen muss. Jedenfalls sagt man, so eine Beeinflussung wäre so, als wäre es Deine Idee gewesen. Du merkst das nicht. Ergo, sagst Du auch nichts. Du fragst Dich höchstens, warum Dir nie aufgefallen ist, wie niedlich er lächelt und wie geil er aussieht und dann zack liegst Du unter ihm, den Schwanz bis zum Anschlag im Arsch und seine Eier pressen sich gegen Deine Rosette und Du fragst Dich - bei Ainuwar wieso? Was mache ich hier? Soweit soll es nicht kommen", warnte Vano.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Bei der Vorstellung rollten sich Ciels Fußnägel ebenfalls bis zum Anschlag auf, zumindest fühlte es sich so an und vor lauter Ekel erschauerte er. "Es wäre widerlich, geschmacklos und fern jeglicher ... es wäre einfach abscheulich!" wetterte er. Dann wurde er nachdenklich. "Andererseits sind Himmelsaugen auch gut darin, fremde Seelen zu verbinden ... ich sollte mal mit einem darüber sprechen, meine liebe Fran oder Ferrau positiv zu beeinflussen, was mich anbelangt. Aber nicht jetzt. Wir sind noch nicht fertig. Silvano, genug der Worte zu Remy dem Lustmolch. Es gilt, weitere Geister zu beschwören."


    Silvano de Mancini
    "Es gibt ganz ähnliche, vielleicht auch geschmacklose Arten. Aber dabei würde einem niemand Fremdgehen unterstellen. Stell Dir vor einer betäubt Dich und nimmt Dich in aller Seelenruhe. Er tut Dir nichts böses, er behandelt Dich sogar gut und liebevoll. Aber Du wolltest das nicht. Sagst Du das Deiner Frau, glaubt sie Dir, Du warst ja narkotisiert. Aber magifiziert, glaubt Dir doch kein Mensch! Er hat mich verzaubert... kann man ganz schön falsch verstehens! Du hast Recht, Schluss mit den trüben Gedanken. Also mich würde es freuen, wenn Berzan und Mercer beschworen werden könnten. Vielleicht gemeinsam wenn das ginge? Boldi, Belly und ich würden uns sehr darüber freuen. Wen möchtest Du denn noch beschworen haben?", hakte Vano nach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich möchte gern mit meinem Großvater sprechen und mit Onkel Pomy ... wobei ich mir Onkel Pomy aufsparen werde für zu Hause, wenn mein Vater dabei ist. Mercer und Berzan können sicher gemeinsam beschworen werden. Sei so gut und lass Bellamy in die Kajüte bringen. Rufen wir die beiden Väter zuerst und danach ist mein Opa Alain Etienne an der Reihe. Was Remy anbelangt, spreche ich mal ein ernstes Wörtchen mit seinem Leibdiener Maurice. Er wird hier an Bord niemanden verführen!« Entschlossen marschierte Ciel voran, zurück in die Beschwörungskajüte.


    Silvano de Mancini
    "Das verstehe ich, ich denke Dein Vater wird sich sehr darüber freuen, seinen Bruder wieder zu sehen. Ich lasse nach Bellamy schicken, sag Du bitte schon mal Brandur bescheid. Ja ein Leibdiener hat sehr viel Einfluss auf einen Herrn, dass sieht man sehr oft. Bis gleich", verabschiedete Vano Ciel und sagte einem der Matrosen bescheid, dieser sollte Bellamy in den Beschwörungsraum schicken. Er selbst ging sich kurz in der Kombüse einen Happen zu essen holen und ließ sich ein dick belegtes Brot aushändigen. Gleichzeitig mit Bellamy betrat Vano den Beschwörungsraum. Das dick belegte Brot mit Käse und zig verschiedenen Wurstsorten drückte Boldi in die Hand, nachdem er davon einmal abgebissen hatte. "Nur probiert", grinste er und lehnte sich an seinen Mann an.


    Boldiszàr
    ›ESSEN‹, ging es Boldiszàr durch den Schädel, als er den Wurstgeruch vernahm und einen Moment später bekam er eine angefressene Schnitte zwischen die Zähne gestopft. Er sperrte den Rachen auf und verspeiste die beiden dicken Brotscheiben mit der noch dickeren Käse- und Wurstschicht dazwischen innerhalb von wenigen Augenblicken. Er griff nach dem bereitstehenden Wasser und spülte herunter, damit der Klumpen überhaupt rutschte. Danach schaute er, ob Silvano ihm noch mehr mitgebracht hatte.


    Silvano de Mancini
    Vano küsste Boldi fest auf den Mund und zwinkerte ihm zu, ehe er sich richtig an dessen Schulter ankuschelte. "Du kleiner Nimmersatt", lächelte er glücklich.


    Brandur von Hohenfelde
    Etwas entnervt wartete Brandur, bis er den neuen Beschwörungsbefehl von Prince Ciel erhalten hatte, während er Boldiszàr und Silvano beim Essen beobachtete. »Ich möchte darum bitten, während der Rituale nichts zu essen und zu trinken, da es die Konzentration stört und die Würde des Augenblicks ruiniert. Insbesondere, was euch beide anbelangt, sollte dies nun wichtig sein, denn ich werde nun eure Väter beschwören. Ich bitte um absolute Ruhe. Werte Anwesende, ich beginne nun mit der Beschwörung der beiden wohl bekanntesten Agenten der Autarkie, sofern man von dieser einstmals verbotenen und aus den Aufzeichnungen getilgten Organisation erfahren hat - Mercer Desnoyer und Berzan Bovier.« Brandur schloss die Augen und hob die Hände.

  • Der vierte und der fünfte Geist - Mercer und Berzan



    Boldiszàr
    Der Nekromant wischte in den Schutzkreis, der mit Kreide auf dem Boden gezeichnet war, mit dem Lappen eine Lücke, ehe er mit der Beschwörung begann. So würden die beiden Geister, die er nun rief, frei umherschweben können. Keiner der beiden Toten würde eine Gefahr darstellen. Boldiszàr war kein Weichei. Aber nun war er nervös. Er würde heute den Totengeist seines Vaters sehen. Er warf einen Blick hinüber zu seinem Bruder Bellamy.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy hatte schon einiges erlebt und auch die Erinnerungsrückführung durch Jules war nicht ohne, dennoch waren sie eines - nur Erinnerungen. Mit dem Wort nur, wollte er die Erinnerungen nicht schmälern. Nichts was er sich sehnlicher zurückwünschte als seine Kindheitserinnerungen. Die Kindheit die er mit seinem Bruder Boldi und ihrem Kumpel Vano geteilt hatten. Dabei hieß Vano gar nicht Vano, er hatte einen anderen Namen, aber Belly hatte ihn wieder vergessen. Er musste Boldis Mann noch einmal fragen. Als der Lich ihn angegriffen hatte und er sein Leben an sich vorüber ziehen war, wusste er was ihm gefehlt hatte. Seine Vergangenheit, es fühlte sich an, als hätte er eines Tages einfach plötzlich auf der Welt gestanden. Und scheinbar sollte er genauso wieder gehen. Die Erinnerungen die ihnen Jules offenbart hatte, hütete er wie einen Schatz, auch wenn dieser bitter-süß war. Er hatte weder seine Mutter vor der Ermordung, noch seinen kleinen Bruder vor der Entführung retten können. Vielleicht hatte er unbewusst so den Weg des Gardisten gewählt, es eines Tages besser machen zu können. Er wusste es nicht, aber scheinbar ging es Boldi genauso. In letzter Zeit war Boldi sehr wortkarg gewesen, wenn er die Zähne auseinander bekam, dann nur zum Futtern. Vermutlich war sein Bruder genauso aufgeregt wie er und versuchte sich so abzulenken. Er selbst hatte einen anderen Weg gewählt, er hatte sich eine Theateraufführung nach der anderen im Bugraum angesehen und bei einer Vorstellung war sogar Boldi dabei gewesen und hatte Besuch von seinem Mann bekommen. Er hatte gleich die Fronten geklärt, wem Vano gehörte. Ob die Ansage allein Tekuro galt? Daran zweifelte Belly stark, genauso war die Ansage an Vano gerichtet. Belly hatte ihm ebenso erklärt, was seine Aufgabe war. Auch wenn der Blondschopf ganz schön frech wurde. Sei es drum, Belly war froh, dass es sein Bruder so gut getroffen hatte und gönnte ihm das Glück von ganzen Herzen. Und nun würden sie die beiden Männer kennenlernen für die sie vorverurteilt worden waren. Ihre Väter, schon damals Freunde so dass auch sie als Kinder Freunde waren. Boldi die kleine Heulsuse und der rafinierte Strohhalmdieb und Vano der hinterhältige Quallenwerfer. Wie ihre Väter wohl waren? Bellamy freute und fürchtete sich zugleich. Er rutschte näher zu Boldi auf und lehnte sich an seine andere Seite. "Jetzt wird alles gut Boldi, es muss einfach", flüsterte Bell.


    Boldiszàr
    »Ich weiß nicht, ob es gut wird, Großer«, gab Boldiszàr zu bedenken. »Hab bisschen Schiss ... weiß nicht mal warum. Vielleicht Angst, dass unser Vater ... dass Papa anders ist als in der Erinnerung. Dass er nix von uns wissen will und uns für Versager hält. Weiß nicht ... lassen wir es einfach drauf ankommen.« Er rückte ebenfalls etwas näher an seinen Bruder heran und wartete, während Brandur die Beschwörung in die Wege leitete.


    Brandur von Hohenfelde
    Der Nekromant bekam nichts mit von dem leisen Gespräch. Er befand sich mental längst in den Tiefen des Nexus und suchte nach den beiden Toten. Es dauerte, ihr Ableben war lang schon her. Mehr als drei Jahrzehnte. Endlich fand er die Präsenz der Geister, die er suchte. ›Mercan Desnoyer und Berzan Bovier ... ich beschwöre euch. Ich rufe euch zurück in die Phyis, wo eure Söhne auf euch warten. Mercan und Berzan ... folgt meinem Ruf. Manifestiert euch gut sichtbar für jene, die euch vermissen, in der Welt der Lebenden.‹ Er griff zu und riss die Geister aus den Tiefen zurück zu ihnen.


    Mercer Desnoyer
    Mercer folgte wie bereits vorher die anderen Geister dem Ruf des Nekromaten. Er war auf seiner Wanderung weit vorangekommen, aber der Ruf interessierte ihn. Er war schon zu Lebzeiten neugierig gewesen. Neugieriger als gesund für ihn war. Er wusste nicht wieviel Zeit vergangen war, seit er zuletzt seinen Sohn gesehen hatte. Zudem rief der Nekromant sie beide, ihn und Berzan. Wo dieser wohl abgeblieben war? Mercer hatte keine Ahnung, aber er hofft sein Freund war genauso neugierig wie er und würde dem Ruf folgen. Denn sobald sie dann erneut aufbrechen mussten, konnten sie dies gemeinsam tun. Mercer manifestierte sich in dem Raum wie jeder Geist zuerst als blauer Schemen. Eine kleine Kugel, einer blauen Sonne ähnlich, erschien und nahm an Leuchtkraft zu. Sie nahm langsam menschliche Form an. Die Form wurde länger, größer, vermutlich größer als die meisten erwartet hatten. Ciel der ebenfalls zu Gast war, sah dass der Geist von der Größe her sogar seinen Francois überragte. Dann stand die Gestalt von Mercer Desnoyer vor ihnen. Ein hochgewachsener, gertenschlanker, sehnig trainierter Mann, der eine helle Wallemähne an Haaren hatte. Er hatte weiche, fast feminine Gesichtzüge, aber sein Kinn, seine Wangenknochen und sein Blick waren eindeutig männlich. Sein Blick schweifte über die Gruppe, ehe er abwartend Brandur anstarrte. "Du hast mich gerufen...", sagte der Geist mit einer ziemlich tiefen, kratzigen Stimme. Vano sagte kein Ton, aber man sah ihm an, dass er die Stimme erkannte, er hätte sie unter tausenden erkannt.


    Berzan Bovier
    Fast im selben Augenblick manifestierte sich eine Gestalt, die völlig gegensätzlich zu Berzan erschien. Der Mann, der sich in seiner geisterhaften Erscheinung zeigte, war klein und unwahrscheinlich bullig. Sein Haar war fast vollständig geschoren, nur ein kurzer schwarzer Kamm zierte seinen Scheitel. Die Augen leuchteten gleißend wie zwei Sterne, doch es war ein beißendes Licht. Man konnte erahnen, dass Berzan nicht nur aussah wie ein Bullterrier, sondern auch genau so auszuteilen gewillt war. Eine Schnittnarbe zog sich über seine Wange. Von unten her blickte er an Mercer hinauf. »Grüß dich«, grunzte er und grinste verbissen mit mehrfach abgebrochenen Zähnen. »Gute Reise gehabt?« Dann entdeckte er die Kerle, die sich außerhalb des Kreises herumdrückten. »Das sind die Babys!«, rief er.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy musterte die beiden Männer die kaum unterschiedlicher hätten sein können. Der eine hochgewachsen, eine echte Bohnenstange, dürre wie ein Windhund und mit langen blonden Haaren. Der andere klein, kompakt, gedrungen wie eine Bulldogge, mit kurzen schwarzen Haaren. Wer von beiden Ihr Vater war, ließ sich kaum verleugnen. "Unsere Väter", keuchte Bellamy ergriffen und er fühlte wie seine Augen genauso leuchteten, wie die seines Vaters. Und irgendwie hatte er etwas ins Auge bekommen. Sie brannten abgrundartig.


    Mercer Desnoyer
    Mercer grinste auf seinen Kumpel herab. "Danke, nur der Reiseantritt war etwas ungemütlich. Wer wird schon gerne wie ein Ehverosser Käse durchsiebt? Ich habe Dich gesucht aber nicht gefunden, vermutlich bist Du nach mir gestorben. Irgend etwas zog mich fort und ich bin dem Ruf gefolgt. Als er schwächer wurde, habe ich versucht Dich auf der Wanderung zu suchen, nach Dir gerufen. Aber geantwortet hat keiner. Nur so eine schwarze Scheißwolke mal der ich entkommen bin. Sah aus wie ein Furz im Wind, aber ich wusste sie ist gefährlich", grinste Mercer sein diabolisches Grinsen und folgte dann dem Blick von Berzan. "Unsere Babys", pflichtete Mercer mit rauer Stimme bei. "Boldi Biertrinker, Belly und Delancy", flüsterte Mercer.


    Berzan Bovier
    »Was schweben wir dann hier noch rum?«, fragte Berzan. »Beweg deinen faulen Geisterarsch.« Er eilte in geisterhafter Manier auf die drei Männer zu, die er zuletzt als Kinder gesehen hatte. Sein erster Blick galt seinem ältesten Sohn, da er ihn als erstes wiedererkannte. Stumm und lächelnd musterte Berzan den Mann vor sich. »Bellamy«, sagte er liebevoll. »Du bist älter, als ich es geworden bin. Schicke Rüstung. Hat es dich zur Leibgarde verschlagen?« Sein Blick wanderte hinüber zu Boldiszàr. »Was haben sie mit deinem Gesicht angestellt?«, schrie er wütend. »Welche Sau war das? Mercer, ich weiß nicht, wie lange wir Zeit haben. Aber wir haben etwas zu erledigen. Schau dir das an!« Er zeigte auf Boldiszàrs Gesicht. »Schlimmer als mein Schnitt!« Erst jetzt schwebte er wieder etwas zurück und besah seinen jüngsten Sohn in seiner Gänze. Sein Blick wurde wieder freundlicher. »Auch Leibgarde? Ihr zwei seid Kameraden? Ihr haltet zusammen. Das freut mich, und wie mich das freut. Ihr macht euren Papa stolz! Und Del? Heilige Sch...!« Fassungslos starrte er auf Delancys zugenähtes Auge.


    Mercer Desnoyer
    Mercer schwebte neben seinen Freund und musterte die drei Babys, die gar nicht mehr die Größe von Babys hatten stumm. Das Leben war alles andere als spurlos an ihren vorüber gezogen. Welche Kämpfe sie auch ausgetragen hatten, es hatte sich tief bei allen ins Gesicht eingegraben. Seinem Sohn fehlte ein Auge und eine Gesichtshälfte war durch eine gewaltige Narbe verunstaltet. Dem kleinen Boldi erging es kaum besser. Seine Wange war aufgerissen worden und war genauso schlecht verheilt, wie die Wunde von Delancy. Einzig und allein Bellamy schien optisch glimpflich davon gekommen zu sein. Aber das musste nichts heißen, denn sie alle trugen Kleidung und wie es darunter aussah, konnten sie als Väter nur vermuten. "Es ist ewig her, als wir uns das letzte Mal gesprochen haben. Das letzte Mal war zum Apfelfest, bei uns auf unserem kleinen Grundstück am Meer, wo Du einen Schluck Bier von mir erhalten hast Boldi. Als kleine Wiedergutmachung für die Feuerqualle in Deinem Gesicht. Ihr wart so klein... so verdammt klein... und jetzt... Jetzt seid Ihr erwachsene Männer. Ich hätte niemals gedacht, dass die verfluchten Himmelsaugen Ihr Wort halten und Euch verschonen. Berzans Werk, nicht das meine. Bellamy und Boldi, Ihr habt einen tapferen Vater und Du Del, Du hast einen tapferen Onkel. Wie steht es mit Euch? Garde oder Familie? Oder beides? Gibt es die Himmelsaugen noch? Oder haben sie ihre gerechte Strafe erhalten? Wer war es, der Euch das angetan hat?", fragte Mercer.


    Silvano de Mancini
    Vano musterte die beiden Geister vor sich. Das waren die Männer, denen er zu verdanken hatte dass er gejagt wurde wie eine Ratte und beliebt war wie Fußpilz. Warum er schlagartig derartig wütend auf die beiden war, begriff er selbst nicht. Wären sie real hätte er sie am liebsten mit den Köpfen zusammen geknallt, denn immerhin kam die ganze Scheiße in seinem Leben genau daher. Genauso ärgerte er sich, dass er sich vorher nicht geschminkt hatte. Gut er hatte es seinen Mann versprochen, aber trotzdem fühlte er sich gerade nackt und allen schutzlos ausgeliefert. Natürlich war es unsinnig von einem Schutz bei Schminke auszugehen, aber das Gefühl was anderen eine Rüstung verlieh, das Gefühl gab Vano die Spachtelmasse ihm Gesicht. Er musterte seinen Vater nur kalt und legte den Kopf schief. Er wusste nicht wie lange er diesen Mann vermisst hatte, ohne ihn gekannt zu haben. Eigentlich reagierte er gerade genauso, wie er auf Mancini reagiert hatte, fiel ihm auf. Er wartete auf den scheinbaren Verrat, auf das scheinbare - Du genügst nicht. Und das sein Gesicht aussah wie Schaschlik, dafür konnte er nichts. Nun eigentlich doch - sein Hass hatte ihn dazu getrieben die Echse zu verhöhnen. Und nur deshalb war er letztendlich in die Reichweite ihrer Klauen gekommen, in ihrem Todeskampf. Naja... drauf geschissen, hinterher weiß man immer mehr - wie Davet stets sagte. "Ja danke für die Gnade", murrte Vano.


    Berzan Bovier
    Mercer blieb sehr viel ruhiger als Berzan. So war es schon immer gewesen. Sie waren wie Feuer und Eis. Mercer kühl, berechnend und präzise in der Ausführung seiner Aufträge, Berzan emotional überbordend und launenhaft. Beide zusammen waren eine absolut tödliche Kombination, wo der Eine die Schwächen des Anderen ausglich. Das war der Grund, warum sie im Team agiert hatten und später war daraus Freundschaft geworden. Berzan war wütend. Er fühlte sich machtlos in dieser körperlosen Gestalt. Er erinnerte sich an die niedlichen zarten Kindergesichter mit den riesengroßen blauen Augen, die ihn jeden Tag ansahen. Er wusste, wofür sie damals in den Kampf gezogen waren - um ihre eigene Hinrichtung zu verhindern. Sie hatten geahnt, dass es nicht dabei bleiben würde, wenn sie verloren, sondern sich die Schwerter der Himmelsaugen auch gegen ihre Familien richten würde. Die Agenten der Autarkie hatten einfach zu viel herausgefunden und waren ins Visier der Himmelsaugen geraten. Das Ziel der Schlacht war, zu überleben, damit ihre Kinder überlebten. Sie waren Gefallen, ihre Söhne hatten überlebt, doch ohne Mütter und Väter war es sicher schwer gewesen. »Delbaby«, sagte er milde zu dem Mann mit dem fehlenden Auge. »Schau deinen Vater nicht so grimmig an. Sag ihm lieber, wen wir töten müssen. Und dann erzählt, wie es euch ergangen ist. Babys, ich hab euch vermisst, euch alle drei. Meine zwei Buben natürlich besonders, aber auch dich, Del, du kleine Giftspritze. Habt ihr Frau und Kinder? Dürfen wir noch unsere Enkelchen begrüßen?«


    Mercer Desnoyer
    Mercer nickte Berzan dankbar zu. "Wir gehören zusammen, wir sind zwei Familien die zusammengehören. Also eine Sippe, wenn man so möchte. Das es für Euch nicht einfach war, ist uns bewusst. Aber für uns war es auch nicht einfach, denn sterben ist alles andere als angenehm. Das versichere ich Euch. Auch wenn Du fast dreimal drüben warst Del. Ich habe Dich gespürt. Ebenso Dich Boldi, Du warst einmal fast drüben. Zwischen uns besteht ein Band, aber irgendetwas hat Euch wieder fortgerissen und das ist gut so. Ihr habt dort drüben noch lange nichts verloren. Schau, dass Du eine solche Verletzung davon getragen hast, ist das Letzte was ich wollte Del. Aber ich sah am Ende nicht besser aus. Warte", sagte Mercer und nahm genau die Gestalt an, wie er aussah als er gefallen war. Vor ihnen schwebte ein Geist, dessen Gestalt kaum mehr zu erkennen war. Er war dermaßen von Armbrustbolzen zerschossen und mit Messern und anderen Gerät tracktiert worden, dass sein Körper seltsam beulig und verformt aussah von den Knochenbrüchen. Selbst seine langen Haare hingen wie die toten arme eines Tintenfischs von seinem Kopf, da sie blutgetränkt waren. "Besser? Macht der Anblick Dich zufriedener, dass Du nicht allein gelitten hast? Das haben wir gerne auf uns genommen, damit Ihr lebt. Damit Du überlebst. Wir haben nicht ewig Zeit, möchtet Ihr nicht mit uns sprechen? Dann kann uns der Magier wieder freigeben. Aber wir würden gerne mit Euch sprechen. Wir lieben Euch doch", sagte Mercer so schlicht, dass man hörte wie tief das Gefühl ging. Er nahm die Gestalt wieder an, die er zu Lebzeiten hatte und musterte die Drei aufmunternd.


    Boldiszàr
    »Aber wir wollen mit euch sprechen«, sagte Boldiszàr. »Wir haben keine Kinder. Keiner von uns bis jetzt. Belly und ich hatten bei der Leibgarde keine Zeit. Ja, wir sind bei der Leibgarde des Ducs untergekommen, Belly war sogar Palaisin! Bis er ... äh ... er hat ein bisschen Mist gebaut, aber dafür schützt er jetzt Prince Ciel. Kennt ihr den noch? Nein, tut ihr nicht ... er ist der mittlere Sohn des Ducs. Er sitzt da drüben.« Boldiszàr zeigte auf den bleichen jungen Mann, der seine Glatze wieder unter dem federbesetzten Dreispitz verbarg. »Warum Silvano keine Kinder hat, weiß ich nicht. Ich glaub, er hatte nie eine Frau. Dafür ist er jetzt meine.« Boldiszàr grinste mit seinem gesunden Mundwinkel. »Macht euch keine Sorgen wegen unserer Narben. Wir kümmern uns selbst um die Rache.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy nickte zustimmend. "Wir möchten genauso mit Euch reden, wie Ihr mit uns, nur ist es etwas fremd. Es kostet etwas Überwindung und Delancy also Vano hat heute schon einiges erfahren, was ihn durcheinander bringt. Also fangen wir mit dem Schönen zuerst an. Boldi und Vano sind ein Paar. Sie haben sich per Zufall wiedergefunden, trotz dass man uns die Erinnerung geraubt hat. Und nein wir haben keine Kinder. Nicht oder noch nicht, wer weiß was das Leben noch bereit hält, oder ob die beiden sich dafür eine Frau nehmen möchten. Die Himmelsaugen existieren noch und Ihr seid postum rehabilitiert! Wir haben gemeinsam mit Prince Ciel die Verschwörung von damals aufgedeckt und der Duc hat Euch von Eurem scheinbaren Verrat freigesprochen. Die Verräter waren die alte Duchesse, Quennel und Parcival. Die Himmelsaugen selbst wurden benutzt, wie so manch andere auch. Also verurteilt sie nicht, genauso wenig wie die Kinder der Verräter. Prince Ciel hat durch seine Großmutter und den Verräter Quennel einen Halbonkel und der Duc einen Halbbruder. Davet. Und Davet wurde genauso von seinem Vater Quennel verraten, wie ihr, wie wir, wie jeder. Und ob Ihr es glaubt oder nicht, Davet war einst der Mann von Delancy. Wir dachten er wäre von 14 Jahren gestorben, aber er lebt. Und scheinbar ist er ein guter Mann. Wir werden ihn suchen. Ebenso hat Boldi überlebt, dank Robere. Robere ist der Wahlbruder von Boldi. Auch er wuchs im Heim auf und kämpfte um sein Überleben wie wir alle hier. Als Antoine Boldi so schwer verletzte, brachte Tekuro ihn durch. So heißt Robere tatsächlich. Auch er fand seinen Vater wieder, aber durch andere Umstände. Als er ausbüxte suchte er Unterschlupf bei Delancy. Und Del gewährte ihm Asyl für Boldi. Alle Seelen finden zueinander. Gleich was andere von Robere halten mögen, er war ein echter Bruder und Freund, als Boldi ihn brauchte. Und er ist immer für einen da. Sicher hat er seine Fehler, die haben wir alle. Allen voran die Garden, denn ohne einen Ticken Brutalität wäre unser Job nicht möglich. Wenn einer verhaftet wird, bekommt er schließlich keine Massage, sondern ein Tritt ins Kreuz. Wie Boldi sagt, wir werden uns unsere Rache holen. Boldi und Del werden bald heiraten, sag es ihnen Bold", grinste Belly glücklich, wo er ein bisschen aufgetaut war.


    Boldiszàr
    Boldiszàr grinste noch breiter, so dass man seine braunen Zähne sah und knuffte seinen Bruder mit dem Ellbogen. »Richtig, wir heiraten. Vielleicht könnt ihr als Geister bis dahin da bleiben? Wir wollen das so schnell wie möglich durchziehen. Weil wir es nicht mehr aushalten können und Vano mich unbedingt absichern will, wobei mir ist das ja egal. Wir werden uns ein Boot kaufen und es uns richtig gemütlich machen - wenn wir die Krokos abgeschlachtet haben, die Vano das Gesicht raubten. Wobei ich die Narbe eigentlich ganz schick finde. So sehen Krieger aus und Vano ist einer. Robby solltet ihr dann auch noch kennenlernen ... er war mein Bruder in all der Zeit, als ich sonst niemanden hatte. Es ist, wie Belly sagte, die drei Verräter haben dafür bezahlt, was geschehen ist. Und wenn der Mist etwas Gutes hatte, dann, dass wir alle geadelt wurden. Wir sind jetzt Chevaliers. Stimmt`s, Vano?«


    Silvano de Mancini
    Vano murmelte zuerst etwas Unverständliches, musste dann aber schief grinsen, weil er wusste dass es Boldiszar nur gut meinte und ihm gerade eine goldene Brücke über seine Angst baute. Einerseits wäre er seinem Vater und Berzan am liebsten um den Hals gefallen, auf der anderen Seite hätte er sich gerne in seine Kajüte verzogen und sich dermaßen besoffen, dass er sich an nichts mehr erinnern konnte. Aber das war schließlich keine Lösung und mit so einer Aktion, würde er Boldi blamieren, der ihn gerade ganz lieb mit einbezogen hatte. Gleich was er dachte oder wie verwirrt er sich fühlte, er musste sich für seinen Mann zusammenreißen. Und bei den Sieben, er hatte sich schon oft genug in ganz anderen Situationen zusammenreißen müssen. Gut, es waren dienstliche Situationen, Kampfsituationen und die Lösung war stets das Schiff. Eine Salve Bolzen in die Geister zu jagen, war keine Lösung nur weil er Schiss davor hatte, genau das zu hören, was er am meisten fürchtete. Dabei hatte Berzan und sein Vater genau das Gegenteil gesagt. Warum bei allen Meeren unterstellte er anderen in Gefühlsdingen permante Lüge? Seinen Partnern glaubte er alles, alle anderen logen wenn sie was nettes sagten. Sie konnten ja nur lügen... weil? Ja warum? Weil er es annahm, da man ihn weggegeben hatte. Was ebenso eine Lüge war. Es war zum verzweifeln. Oder er hörte jetzt auf zu schmollen wie ein Kleinkind und nutzte die einmalige Chance die ihm Brandur, Berzan, Mercer und allen voran Boldi eingeräumt hatten. Genau, wenigstens den Versuch war er ihnen allen schuldig und sich selbst auch irgendwie. Vano räusperte sich und küsste seinen Mann. "Boldi hat Recht, posthum wurden alle Agentenkinder in den Stand des Nennadels, des Chevaliers erhoben. Boldi und ich werden hier auf meinem Schiff heiraten, sie heißt Choucas. Der Mann dort drüben ist Rene, mein ehemaliger Kapitän, Ausbilder, Freund und Ziehvater. Im Gegensatz zu meinem Schatz und Belly hatte ich etwas mehr Glück, denn ich wurde von Chevalier Mancini adoptiert. Ihr würdet ihn mögen, zumal ich Euch gerade genauso behandelt habe wie ihn. Wir wurden so lange belogen, dass ich irgendwie jedem eine Lüge unterstelle. Oder auch mich abgeben zu wollen. Was eigentlich unsinnig ist. Aber hätte Mancini das je getan, hätte ich mit Standesverlust alles verloren. Belly und Boldi sind bei der Garde, ich bin bei der Marine. Ihr befindet Euch auf einem Kriegsschiff Souvagnes. Ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich sagen soll. Im meinem Kopf ist alles durcheinander. Nun am besten fängt man vorne an. Als wir unsere Erinnerungen einsehen durften, habe ich Euch vermisst und ich habe mich sehr drauf gefreut Euch wiederzusehen. Mit Euch zu sprechen, Euch was zu fragen, Eure Stimmen zu hören, so wie damals als wir noch klein waren. Ich schließe mich Boldis Einladung an, bleibt wenn Ihr könnt und wollt", sagte Vano freundlich und drückte liebevoll Boldis Hand zum Dank.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich möchte ebenfalls ein paar Worte verlieren«, mischte Ciel sich ein. »Im Namen der Krone möchte ich mich entschuldigen für all das, was geschehen ist. Es ist erschreckend, welche verheerende Macht drei Verräter haben können, wie viel unnötiges Leid sie verursachen können, wenn sie nur an den richtigen Hebeln ansetzen und das haben sie. Ich kann die Zeit leider nicht zurückdrehen, auch wenn ich mir dies oft genug gewünscht habe. Mein Vater hat die Agenten, wie schon erwähnt, vollumfänglich rehabilitiert und ihre Nachfahren in den Nennadel erhoben. Was ich persönlich tun kann, ist, die drei hier anwesenden Agentensöhne bei ihrem Wunsch nach Vergeltung zu unterstützen und ihnen zu helfen, ein sicheres und gutes Leben in Souvagne zu führen. Desweiteren wurde mir der Hinweis gegeben, in der Kammer des ehemaligen Ordensoberhauptes Parcival nach dem Buch der Namen zu schauen, in welchem die Kinder vermerkt wurden und nach ihnen zu suchen, damit sie ihr Recht erhalten.«


    Mercer Desnoyer
    Mercer hörte Ciel aufmerksam zu und nickte knapp, so dass seine Wallemähne Wellen schlug. "Keine Ahnung ob man als Geist die Form waren muss, aber ich Danke Euch in unser beider Namen. Das unsere Rehabilitierung unseren Kindern nützt, freut mich. Bedenkt eine Frage Prince, wer wacht über die Wächter? Und die Himmelsaugen waren Eure Wächter. Das was sie Euch im Vertrauen zutragen, kann schon mit einer winzigen Lüge gewürzt sein. Hinterfragt Ihr die Himmelsaugen noch? Oder vertraut Ihr diesen Augen blind, ohne Euren Ohren Glauben zu schenken, oder gar Eurem Bauchgefühl? Unser Orden war älter, als der der Himmelsaugen. Was nichts bedeuten muss Herr. Aber ein fauler Apfel, kann einen ganzen Korb verderben. Das unterstellte man einst mir und am Ende tat ich sogar genau dass. Denn wenn man mir unterstellt, aufwieglerisch zu sein und nur das unser aller Leben rettet, sogar das Eures Vater... nein... Moment Eures Großvater, was sollte ich tun? Zusehen, schweigen und warten dass alle sterben? Nein das konnten wir nicht, also zogen wir mit der Waffe in die Schlacht, die man uns in die Hand drückte. Letztendlich haben wir doch nicht versagt. Und tot sind wir nicht wirklich, solange noch jemand an uns denkt und an uns glaubt. So wie Ihr. Vielleicht sollte es einen Gegenpol zu den Augen geben und vielleicht solltet Ihr die Agenten wieder aufleben lassen, denn sie starben um Euch zu schützen, nicht um Euch zu vernichten. Vernichtet wurden am Ende wir. Ich vertraue und ich glaube Euch. Ich lege das Leben unserer Kinder und Nachfahren in Eure Hände Prince Ciel. Ich nehme Euch beim Wort, dass Ihr unsere Kinder behütet. Aber verzeiht mir, dass ich keinem Himmelsauge traue. Nicht nach dem was vorgefallen ist. Ihr werdet von mir alle Namen der Agenten erfahren. Und das was ich über die Personen weiß, kurzum wer Kinder hatte. Vergleicht dies mit dem Buch. Fehlt ein Kind log das Himmelsauge. Steht eines mehr darin, war er ehrlich und wusste sogar mehr als ich. Was möglich ist Herr. Passt auf unsere Kleinen auf, sie sind alles was von uns geblieben ist. Und nun zu Euch Babys. Mich freut es, dass mein Kleiner Del gerade seine spröde Art abgelegt hat. Marine, nun wo hättest Du auch sonst sein sollen Del? Du bist für das Meer geboren, dass wusste Deine Mutter und das wusste auch ich. Mast und Schotbruch und allzeit gute Fahrt für Deine Liebste. Ich liebe Dich Delancy und auch Dein Adoptivvater wird dies tun. Eine Adoption ist in unserem Land keine leichte Entscheidung, kein Mann nimmt dies auf sich ohne ein Gefühl dahinter. Ich bin froh Boldi an Deiner Seite zu wissen und Bellamy ebenso. Denkt über eine Amme nach, sonst endet alles bei Euch. Und Ihr seht nicht so aus, als könntet Ihr Euch keine Amme leisten oder wärt schwach im Schritt", grinste Mercer.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es gibt einen Gegenorden, hat mein Vater angedeutet. Aber er hat keine Details benannt. Die Agenten der Autarkie als Orden wiederzubeleben ... das wäre eine Überlegung wert. Bis dahin werde ich mich damit begnügen, das zu tun, was in meiner Macht steht, damit es euren Kindern an nichts mangeln muss. Wenn ihr bis zur Hochzeit bleiben möchtet, so gebt mir die Namen im Anschluss an dieses Gespräch zu Protokoll, Agent Desnoyer. Dieser Augenblick gehört euch und euren Kindern, darum übergebe ich euch nun wieder das Wort.« Ciel lächelte freundlich.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy legte seine rechte Hand auf die Brust und ballte sie zur Faust, als Zeichen der Ehrerbietung für Ciel. Dieser hatte die Geste ein einziges mal gesehen und zwar bei seinem Vater, als dieser Felipe von Ehveros grüßte und konnte sich somit denken, wem eine solche Geste eigentlich zustand und galt. Belly freute sich sehr über die Art, wie Ciel mit ihren Vätern umging. "Das Ciel jenen beisteht, die er schätzt, kann ich Euch beiden beschwören, ich weiß es aus erster Hand. Wie seit Ihr damals zu Tode gekommen? Ich meine was genau haben die Himmelsaugen getan Paps, Mercer? Zeigt mir nicht, wie Ihr danach ausgesehen habt, sondern ich möchte wissen wer Euch verraten hat und wie. Ihr wart doch keine Dummköpfe, was also ist geschehen? Waren es einfach zu viele? War es ihre Magie? Was genau haben sie Euch angetan? Und was hatte Quennel genau getan? Er sagte er war es, der Euch verraten hat? Was hat der Mann getan? Und noch etwas, wie geht es unseren Müttern? Warum mussten sie gehen? Was wussten sie denn schon? Wenn Ihr Mama drüben seht, auch die von Vano... also Delancy drückt sie und küsst sie von uns. Sagt ihnen, ich mache es diesmal besser, ich passe auf die beiden auf. Nee schwach im Schritt ist hier keiner", lachte Belly.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel war froh, dass es dunkel war und die Kajüte nur von Kerzenschein dürftig beleuchtet wurde, als das Blut in seine Wangen schoss. Er würde nun gern irgendeine Übersprunghandlung ausführen, aber er wusste vor lauter Nervosität keine. Sonst wurde er oft gehässig ›der kleine Prince‹ genannt oder mit Du angesprochen. Nun zur Abwechslung einmal derart geehrt zu werden, tat seinem angeknacksten Selbstwertgefühl gut. Nur leider rührte es ihn viel zu sehr und seine Augen begannen zu glitzern.


    Berzan Bovier
    »Bellybaby, es war Pascal die Sau, die uns verraten hat. Einer von uns, der Jüngste und ein völliger Versager von dem jeder sich fragte, wie er diesen Posten nur bekommen konnte. Er sah aus wie eine kleine Schwuchtel. Nichts für ungut, aber anders kann man das nicht nennen. Wahrscheinlich sah er nicht nur so aus. Riesige Knutschlippen und Wimpern wie ein Mädchen. Er hat den Himmelsaugen zugesteckt, dass wir den Staatsstreich geplant haben. Quennel war sein Verbindungsmann zum Orden. Und Quennel war es auch, der Mercer hypnotisierte, so dass er sich umdrehte und die Armbrust auf die eigenen Kameraden richtete. Viele von uns starben durch diese Salve oder konnten nicht mehr kämpfen. Und das war es für uns, den Rest erledigten die Himmelsaugen. Ich wollte Pascal mitnehmen, die verlogene Sau, dieses Kameradenschwein, ich hatte drei Bolzen im Leib, aber ich hab`s ihm ordentlich gegeben und ihn mit dem Dolch erledigt. Ich glaub, wir lagen Arm in Arm, als wir starben, aber das war es mir wert.« Berzan grinste selbstgefällig.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy hörte seinem Vater aufmerksam zu, auch wenn sich dabei eine stählerne Schraubzwinge um sein Herz schloss. Pascal klang von der Beschreibung her wie Karpen-Patrice aus der Leibgarde. Genau jenem Patrice den sie zuletzt eingeritten hatten. Darüber verlor er aber kein Wort, es würde seinen Vater nicht interessieren. "Das Du den Verräter mit auf die andere Seite gerissen hast, freut mich und erfüllt mich mit Stolz. Ich verstehe, er hat Onkel Mercer als Waffe gegen Euch eingesetzt, dazu sind Himmelsaugen leider in der Lage. Wobei ich glaube jeder Magier kann das. Oder fast jeder Magier? Mich hat einer verschrumpeln lassen bei einem Angriff. Und ein weiterer Magier der auf unserer Seite kämpfte rettete Prince Ciel während Parcival ihn quälte. Ich vermute bei den Himmelsaugen oder generell bei Magiern ist es wie bei jedem Menschen, jeder hat so seine eigene Art, man kann sie nicht alle über einen Kamm scheren. Natürlich wenn sie als eine Armee auftauchen, wird dort auch keiner aus der Reihe tanzen aus Angst vor den eigenen Kollegen. Ob der Kerl ne Schwuchtel war interessiert mich nicht, vielleicht - vielleicht nicht. Nur weil wir Kerle lieben oder beides, macht einen das nicht zu einer Tucke wie den Burschen. Es hab härtere Kerle gesehen die auf Männer standen und härtere Frauen als die scheinbar normalen. Was ist denn normal? In Souvagne geht man damit doch anders um. Aber was erkläre ich Euch das, Ihr wisst es so gut wie ich, dass man liebt wenn man lieben möchte. Solange der Stand stimmt, das Geschlecht ist gleichgültig. Wie ist es dort drüben? Wie fühlt man sich an?", fragte Bellamy und hielt sich von der anderen Seite an seinem Bruder fest.


    Silvano de Mancini
    "Es tut mir leid, dass Ihr durch einen Verräter gefallen seid und es tut mir besonders leid für Dich Paps, dass Du Quennels Werkzeug wurdest. Ich hatte mir überlegt, ein Kind zu adoptieren. Eines zu zeugen ginge theoretisch auch, aber das wäre ein Baby und vermutlich würde ich es vier Jahre oder so nicht sehen können. Jedenfalls haben wir noch nicht soweit geplant, ich habe es nur einmal erwähnt. Wie Boldi dazu steht, soll er Dir selbst sagen", schmunzelte Vano. "Dafür kann ich Dir sagen, dass ich in Ledwick eine Dschunke kaufen werde und zwar eine riesige und wenn ich riesig sage meine ich riesig. Und ein Hausboot. Den Grundplan habe ich mir schon angeguckt, also jene Infos die es dazu gibt und da möchte ich gerne Zuhause sein. Deshalb muss die Dschunke auch die Größe haben, dass wir unser Hausboot hinten als Dingi am Davit dranklemmen können. Falls Ihr bleibt, solltet Ihr Robere kennenlernen. Der Mann ist Ärger auf zwei Beinen aber auch ein fähiger Vollstrecker", grinste Vano.


    Berzan Bovier
    »Belly«, sprach Berzan mit mildem Tadel. »Wenn ich sage, der Typ ist eine Schwuchtel, dann weil es ein Rindvieh ist und nicht, weil er auf irgendwen steht oder nicht steht. Wenn man wen nicht ausstehen kann, sucht man sich jeden nur möglichen Aufhänger, um den fertigzumachen, ja? Wie es ›drüben‹ ist ...« Berzan bekam einen mürrischen Blick. »Langweilig! Scheiße! Irgendetwas saugt einen an, als hätte wer den Stöpsel gezogen. Ich beschäftige mich damit, in die andere Richtung zu schwimmen. Es fühlt sich an, als wäre alles aus farbigem Nebel, man selber eingeschlossen. Doch je weiter man von der Welt der Lebenden fortkommt, umso grauer und farbloser wird es und am Ende ist vermutlich nur noch Schwärze. Wenn mir Pascals Geist begegnet, reiß ich ihn in Stücke, genau wie Quennel. Mama hab ich nicht gefunden bislang, Babys. Ich such sie ... aber es ist schwierig. Sie musste sterben, weil ich ihr Mann war. Und ihr solltet sterben, weil ihr meine Kinder wart. Ihr hättet Dinge wissen können, die ich an euch weitergetragen habe. Unfug, ich war Agent, ich unterlag der Schweigepflicht, schon um mich selbst zu schützen. Wer wäre ich, euch Wissen mitzuteilen, das euch hätte gefährlich werden können? Nichts wusstet ihr, gar nichts!« Der Geist steigerte sich immer weiter in seine Rage, bis Silvano begann zu erzählen. »Adoptiert keine Kinder, sondern zeugt selber welche«, befahl Berzan. »Und danach überlegt, ob ihr noch welche dazu adoptieren wollt. Alle reden von Robere, Ärger auf zwei Beinen, das gefällt mir.« Berzan grinste wieder.


    Silvano de Mancini
    "Ähnlich habe ich es gehalten als ich Robere vom Schiff trat um ihm zu ermöglichen seine Familie zu retten. Du hast leicht reden, Boldi wird einfach nicht schwanger. Oder er ist schon schwanger, soviel wie er in letzter Zeit frisst. Gut ich füttere ihn auch. Was sagst Du zu dem Befehl Boldi? Was passiert, wenn Du nicht zu dem Sog fliegst, schwebst, wanders, schwimmst, was auch immer?", hake Vano nach.


    Boldiszàr
    Boldiszàr stellte fest, dass Bellamy ihrem Vater ziemlich ähnlich war. Ähnlicher als er selbst. Nicht nur was das Aussehen anbelangte, sondern auch ihre Art, wobei Bellamy vielleicht noch einen Zacken besonnener war als Berzan, der zum Ausgleich seiner Impulsivität seinen Freund und Kameraden Mercer benötigt hatte. »Ich wollt eigentlich erstmal in Ruhe heiraten und die Krokos auslöschen, bevor ich über Kinder nachdenke«, sagte er und warf Silvano dann einen schwer zu deutenden Blick zu. »Ich fresse nicht!«, behauptete er.


    Mercer Desnoyer
    "Das ist ein weiser Entschluss Boldi, man sollte einem Kind ein sicheres Nest bauen können. Und es ist Unsinn Delancy, dass Du ein Kind nicht sehen kannst. Man kann sogar das Kind samt Amme mitschleppen. Der Vorteil ist, immer wenn es anfängt zu stinken oder zu brüllen, kannst Du es der Amme geben. Herrlich oder? Das jemand frisst sagt man nicht zum eigenen Partner, Tiere fressen, aber Menschen essen. Wobei Du das sicher nicht so gemeint hast. Sei ein bisschen umgänglicher zu ihn und bewirf ihn nicht zur Strafe mit Quallen. Du hast die Augen von Berzan Boldi, genau wie Bellamy, Ihr seht aus wie Euer Vater und das ist ein Kompliment", sagte Mercer gut gelaunt und knuffte seinen Geisterkumpel.


    Silvano de Mancini
    "Üble Wortwahl, war nicht so gemeint. Entschuldige bitte, es tut mir leid Boldi. Ich wollte Dich nicht kränken und mit der Frage wollte ich Dich auch zu nichts drängen. Selbst wenn Du sagst, Du möchtest nicht, ist das für mich auch völlig in Ordnung. Ich sollte das heute auf ein Schild schreiben und bei Bedarf hochhalten. Ist nicht mein Tag. Die Krokos werden wir beseitigen, gemeinsam das haben wir uns geschworen", sagte Vano sanft.


    Boldiszàr
    »Ich bin dir nicht böse, aber ich kann auch nix dafür, dass ich immer Hunger habe. Und du gibst mir ja auch andauernd was. Ich weiß noch nicht, ob ich Kinder will, echt nicht. Aber ich denk darüber nach, ja? Sobald wir Ruhe haben und unsere Aufgaben erledigt haben.«


    Berzan Bovier
    Berzan knuffte seinen Geisterkumpel zurück. "Wär weniger langweilig gewesen im Tod, wenn du dabei gewesen wärst. Lass uns den Weg das nächste Mal gemeinsam gehen, schweben, was auch immer, ja? Vielleicht finden wir Pascal, wenn wir zusammen Ausschau halten und es ist gemeinsam leichter, den Schatten auszuweichen. Wir waren immer ein Team, warum nicht auch im Tod? Aber ich würd gern bleiben, bis die Babys geheiratet haben. Eigentlich immer, aber das ist uns wahrscheinlich nicht vergönnt. Bellybaby, wenn man gegen den Fluss schwimmt, verlangsamt es das Ganze nur. Aber es ist nicht möglich, dem Sog völlig zu wiederstehen. Es ist furchteinflößend, zumindest für mich und ich hasse es."


    Silvano de Mancini
    "Absolut in Ordnung, nur Du hast so geklungen und es soll nichts zwischen uns stehen. Gleichgültig was es ist. Weder ein Wunsch, ein Plan, eine Bitte, oder eine blöde Bemerkung. Bevor Du mir böse bist, sag es mir einfach. Ich weiß doch warum Du ständig Hunger hast Boldi. Wenn das einer weiß dann ich und ich wollte Dich nicht kränken, sondern ich hab das eigentlich mit einem Zwinkern gemeint. Aber wenn es Dich verletzt, lasse ich den Scheiß. Guck mal, der blöde Scherz ist es mir doch nicht wert, mich mit Dir zu verstreiten. Du wirkst sonst schon die ganze Zeit angespannt. Magst Du sagen was los ist? Erinnere Dich wie wir früher miteinander geredet hatten, früher in Form von wo ich Dich fragte ob Du mein Mann werden möchtest. Aber jetzt bist Du so kurz angebunden, so schweigsam. Wenn ich Scheiße gebaut habe, sag es. Ich kann kein Verhalten ändern, von dem ich nicht weiß dass es Dich stört. Also was Boldi hm?", fragte Vano liebevoll. Mancini musterte Berzan und nickte knapp, da er verstand wie grauenvoll das Gefühl sein musste. "Es ist wie einen Strudel zu fahren, nur gibt es keine Stelle die man erwischen kann als Ausgang. Wenn Ihr diesen Pascal findet, schmeißt ihn nach unten. Dort soll es Wesen geben die Schwarz sind und Seelen verschlingen. Vielleicht nützt Euch diese Information was Onkel Berzan", grinste Vano.


    Boldiszàr
    "Ich bin nicht böse", sagte Boldiszàr nun etwas grantig. "Ich bin nur ..." Er blickte Bellamy an und dann ihren Vater. "Traurig? Wütend? Durcheinander auf jeden Fall. Es hat nichts mit dir zu tun, Vano, sondern mit Papa beziehungsweise beiden Papas. Ich bin nicht gut in so was und würd Papa am liebsten umarmen, aber er ist ein Geist! Ich weiß jetzt, wie Robby sich gefühlt hat." Er warf einen Blick in Richtung Ciel und verkniff sich, Silvano erneut darauf hinzuweisen, dass sie den Ältesten suchen mussten, damit er ihnen ihre Väter wieder zum Leben erweckte.


    Silvano de Mancini
    "Komm mal für eine Sekunde mit raus", bat Vano und stand auf. "Wir sind gleich wieder da", erklärte er den anderen und gab den Weg vor. Er ging zu sich in die Kajüte, denn dort konnte niemand zuhören. Niemand betrat den Bereich ohne Erlaubnis und er hatte keine erteilt. Als Boldi hinter ihm die Kajüte betrat schloss der die Tür und stellte sich davor. "Ich habe vor fast nichts Angst, außer davor Dich zu verlieren oder zurückgewiesen zu werden. Ich liebe Dich Boldi und ich glaube Dir. Drum eine Bitte, wenn etwas ist sag es. Gleich was es ist, gleich wie hart der Schlag mich ins Gesicht trifft, es ist erträglicher als wenn Du fort wärst. Du bedeutest mir alles, das versuche ich Dir zu beweisen. Nur leider kann ich nicht jeden Abend jemand für Dich schlachten. Was möchtest Du mir sagen? Das was ich denke? Woran ich auch schon dachte? Daran die 70.000 in seinem Namen zu opfern um zwei oder gar vier Menschen zurück zu bekommen? Meinst Du das?", fragte Vano leise und küsste Boldi fest und innig.


    Boldiszàr
    Boldiszàr wartete, bis Silvano den Kuss beendet hatte, den er diesmal nur halbherzig erwiderte und nickte. "Ja. Den Lich, den Prince Ciel jagt, in Sicherheit zu bringen, außerhalb des Landes, wo er keine Sau stört und ihm das Opfer bringen, was er wünscht. Sind wir das unseren Eltern nicht schuldig? Wie haben sie für uns geblutet, damit wir leben können? Schau dir Robby und seinen Vater an! Kann man noch lebendiger sein als Kazrar? Und siehst du, wie glücklich Robby mit ihm ist?"


    Silvano de Mancini
    Vano lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür, so dass sich sein Schritt an den von Boldis presste. "Ich wüsste wo der Lich sicher wäre, aber dazu müssten wir ihn vorher verstecken. Wie sieht der Lich denn aus wenn er keinen Körper hat? Er reist doch in anderen Körpern oder? Kazrar wird mir das doch nicht umsonst erzählt haben. Wie alt ist der Lich? Hunderte Jahre, sagte der Arashi, wenn dass stimmt, dann ist seine Existenz Beweis genug. Nun ich denke mir etwas aus, ich hoffe ich finde eine Lösung, so dass Ihr zumindest Euren Vater wiederbekommt", schmunzelte Vano und strich Boldi die Haare aus dem Gesicht. "Sei nicht mehr grummelig Schatz, bitte", bat er.


    Boldiszàr
    "Und deinen willst du nicht wiederhaben?", fragte Boldiszàr. "Und was ist mit unseren Müttern? 70.000 ist eine verdammt große Menge an Opfern ... wir könnten alle wieder lebendig machen. Alle Agenten der Autarkie! Wir fragen Robby und Kazrar wegen dem Lich, sie erklären uns ganz genau, wie es funktioniert."


    Silvano de Mancini
    "Doch eigentlich schon, aber er ist mir auch fremd. Fremd und vertraut, einerseits möchte ich ihn gerne um mich haben, andererseits bin ich wütend auf ihn. Hat er gar nicht verdient, ich sollte wütend auf Pascal sein, drum gab ich Berzan die Info damit er ihn völlig vernichten kann. Das wäre mir wichtiger als Mercer zurückzubekommen. Aber das ist nur weil ich Angst habe. Ja 70.000 ist eine gewaltige Zahl und erfordert eine gute Planung, eine erstklassige Logistik und ich habe alles dafür vorbereitet genau diese Leistung vollbringen zu können. Wir haben ausreichend Waffen, ausreichend Frischwasser, wir haben ausreichend Gift, Pulver, Kalk und und und was man für so eine Aktion eben so benötigt. Wir haben ausreichend Harpunen Boldi. Ach Scheiße klar wünsche ich mir unsere Mütter und Väter zurück, alle Agenten? Tja dass wäre wohl eine Sache für sich. Ich weiß nicht einmal wieviel Mann sie waren. Du?", fragte Vano.


    Boldiszàr
    Boldiszàr schüttelte den Kopf. "Keine Ahnung. Aber nicht nur sie, auch ihre Frauen, Geschwister, Tanten, Onkel, es wurde ja jeder umgebracht, der volljährig war! Die 70.000 werden so oder so brennen, Vano ... lass ihren Tod uns dem Lich widmen, damit er uns zurückgibt, was wir verloren haben. Prince Ciel lamentiert herum, er will so gern die Zeit zurückdrehen ... und wir werden genau das tun."


    Silvano de Mancini
    "Du weißt was das bedeutet? Wir müssen es außerhalb von Souvagne tun. Ich weiß nicht ob diese Personen leben oder Untote sind. Das spielt ja auch erstmal keine Rolle, nur wollen wir sie ja nicht wieder herholen und gleich in Gefahr bringen. Wir sollten mit Tekuro darüber reden. Wenn es möglich ist, werden wir genau das tun, was Ciel vorhatte. Du hast völlig Recht, fallen werden alle Echsen. Sie haben zuviel Leid über andere gebraucht. Die 49 Maaten, hatten auch Familie, Frauen, Kinder, Brüder, Schwestern. Und all jene die auf der Mouette vielen, beim ersten Angriff der Echsen doch ebenso. Sie werden fallen und nur noch eine Erinnerung sein, mehr nicht. Und ebenso werde ich Antoine das Gesicht rauben. Aber vielleicht hast Du Recht, ich bin immer nur dabei Leute und Dinge auszulöschen und zu vernichten. Vielleicht sollten wir wirklich jemanden zurückholen, dass ist doch wesentlich schöner. Wir werden es Seite an Seite tun, wenn Du das möchtest. Und wir werden dem Lich die Treue schwören müssen, zumindest werden wir ihm die Opfer widmen. Ich folge Dir wie immer Boldi", stimmte Vano zu.


    Boldiszàr
    "Dann tun wir das", erwiderte Boldiszàr, grinste mit seinem gesunden Mundwinkel fast bis zum Ohr und griff lüstern in Silvanos Schritt. Er zog ihn daran zur Tür und quer über das Deck und ließ ihn erst wieder los, als sie wieder im Beschwörungsraum eintraten.


    Silvano de Mancini
    "ARGH!", kreischte Vano, packte Boldi am Kragen und schüttelte ihn. "Wo hat Conni das Päckchen gelassen? Baby wo? Ihn werden wir auch retten, das schuldet uns Tekuro, er muss für uns mindestens zwei drei Echsen töten, damit wir die gute Seele wiederbeleben können, nicht wahr? Sag doch was", bat Vano. Mancini schaute sich etwas verlegen im Beschwörungsraum um und räsperte sich. "Einfach weggucken, der Griff war privat", grinste er entwaffnet. "Und alles andere als zart, man echt", lachte er Boldi ins Ohr und küsste drauf. "Du bist einer, ich lieb Dich auch".


    Boldiszàr
    Boldiszàr schob Silvano mit einem unterdrückten Fluch wieder vor die Tür. "Welches Päckchen?", zischte er. Er schüttelte Silvano. "Red Asameisch mit mir!"


    Silvano de Mancini
    "Was soll das Geschüttelte?", lachte Vano und küsste Boldi auf den Mund. Er setzte an was zu sagen, musste dann aber lachen. "Du bist schlimmer als ich und das heißt was. Na das Päckchen mit Mr. Klaue. Teku hat ihn angefressen und ich möchte ihn wiederbeleben. Boldi, ehe Du jetzt böse auf mich wirst oder wieder anfängst zu meckern wie wichtig Katzen sind, bitte hör mir erst zu. Mr. Klaue hat hier allen viel bedeutet, er war das Glück auf vier Pfoten. Er ist mehr wert als hundert Echsen. Und falls er nicht belebt werden soll, benötigen wir einen neuen Kater. Ich versuche ja Asameisch mit Dir zu reden, aber Du hast mich an den Eiern rumgeschleudert", prustete Vano.


    Boldiszàr
    Boldiszàr stöhnte gequält. »Die Katze! Meinetwegen ... aber sag du das Robby. Mich würde er für endgültig durchgedreht erklären.« Er schob Silvano zurück in den Beschwörungsraum, diesmal an der Schulter, drückte ihn auf seinen Stuhl und setzte sich daneben. Nun sehr viel glücklicher grinste er seinen Vater an.


    Silvano de Mancini
    Vano setzte sich breit grinsend neben seinen Mann und malte mit einem Finger Spiralen in sein Haar, kurzum er wickelte sich Boldis Mähne um den Finger und kraulte ihm den Nacken. "Das wir toll, aber wir verraten noch nicht was. Eine Überraschung für Euch", grinste Vano noch breiter, so dass Mercer besorgt einen Blick mit Berzan tauschte.


    Berzan Bovier
    Berzan zuckte die Geisterschultern und grinste so breit wie die beiden Männer, die in seiner Erinnerung immer noch hilflose Kinder waren. »Die Babys hecken einen Streich aus«, mutmaßte er. »Dann lassen wir sie. Ich habe eure Streiche vermisst. Aber ihr zwei grenzt gefälligst Belly nicht aus, nur weil er der Große ist und ihr gleich alt seid, verstanden? Mercer, lass uns ein wenig herumschweben und alles anschauen. Ich hoffe, die Hochzeitsvorbereitungen dauern noch, die drei haben uns erst einen Bruchteil von allem erzählt, was es zu erzählen gab. Und wir ebenso. Komm jetzt.« Berzan schwebte durch die drei ›Babys‹ hindurch, wobei er bei seinen beiden einen Moment länger verharrte. Obgleich der Geist eisig kalt war, spürten Bellamy und Boldiszàr eine tiefe väterliche Liebe, die einer Hand glich, die sich freundlich und warm auf die Schulter legte. Sie spürten aber auch einen unbändigen Tatendrang, der den Geist Berzans nicht länger an Ort und Stelle hielt. Mit einem letzten Grinsen schwebte er durch die Tür nach draußen und ließ einen sehr verdattert dreinblickenden Prince Ciel zurück, der einen fassungslosen Blick mit Brandur wechselte. Der jedoch lächelte nur und löschte die Kerzen.


    Mercer Desnoyer
    Mercer gefiel der Gedanke, ein Streich bedeutete immer auch Liebe. Jedenfalls in ihrer Familie. Er wartete ab was sein Wahlbruder Berzan tat und fand die Idee originell. Er folgte seinem Beispiel und drückte seinen Sohn liebevoll, mit Geisteskälte und Herzenswärme an sich. "Kleiner Dummkopf, wir haben Dich lieb und haben Dich vermisst. Euch alle", sagte Mercer und verfuhr dann mit Boldi und Bellamy ebenso. "Wir bleiben und feiern mit Euch. Keiner wird hier ausgegrenzt, eine Feier bringt Leute zusammen. Wie Berz schon sagte, nehmt Belly mit ins Boot. Er sieht nicht so aus, als wäre er Streichen abgeneigt", erklärte Mercer. Er schwebte zu Ciel herüber und auch der Prince bekam eine eisig warme Umarmung und ebenso Brandur, der Mann ohne denn all dies überhaupt nicht möglich gewesen wäre. Mercer schaute ihm einen Moment in die Augen und lächelte. "Nicht jeder Magier ist schlecht, Du bist der Beweis", sagte er freundlich und folgte Berzan hinaus in die Welt der Lebenden, die sie vor so langer Zeit verlassen hatten. Sie waren zurück, wenn auch als Geister und es konnte keinen schöneren Grund geben als die Hochzeit ihrer Kinder.