Blutrote See - Kapitel 8 - Piratenschiff Aquila - Der Magier

  • Piratenschiff Aquila - Der Magier



    Das erste Morgenrot tauchte die Skallische See in ein wundervolles rotes Leuchten, welches die im Wasser treibenden Leichen beschien. Die Piraten die das Schiff geentert hatten, waren bis an die Zähne bewaffnet.


    Die kleine blau-weiße Brigg mit Adler-Galionsfigur hatte an der größeren festgemacht und dieser schwer zugesetzt. Davet war stolz auf sein Schiff. Die Aquila war wirklich ein Raubvogel. Und sie war schnell, sehr schnell.


    Seine kleine Madame war leicht, schnell und konnte für ihre Größe eine überraschende Menge Geschütze aufnehmen. Es gab kaum eine Brigg, die es mit der Geschwindigkeit der Aquila aufnehmen konnte. Sie war ein kleiner, pfeilschneller und tödlicher Zwerg auf der großen See.


    Natürlich hatte ihre Schiffsbauweise auch einige Nachteile und zwar den, dass ihre Handhabung ausgesprochen schwierig war.


    Sie gehörte in erfahrene Hände, benötigte einen fähigen und erfahrenen Kapitän und eine ebensolche Mannschaft. Und genau solche Hände lenkten den stolzen Adler der See. Eines der wenigen Wahrzeichen, die Davet noch mit seiner alten Heimat Souvagne verband - der Adler.


    Ihr Opfer wurde ausgenommen, bis auf das letzte Hemd ausgeraubt und die Beute sofort auf die Auqila verbracht. Davet hatte lange Jahre bei der Souvagnischen Marine gedient, er wusste dass man die Beute besser in einem sicheren Versteck teilte, als auf dem gefallenen Opfer, wenn man nicht auf unliebsamen Besuch aus war.


    Zudem hinterließ er niemals Zeugen, weder in menschlicher, noch in Schiffsform.


    Nachdem die Mannschaft gemeuchelt und die Beute gesichert war, verließen die Piraten das gekaperte Schiff. Einen Augenblick später löste sich die Aquila von ihrem Opfer, drehte bei und segelte bedächtig davon.


    Rauch stieg aus dem Schiff auf, dass sie überfallen hatten. Einen Moment später waren bereits erste Flammen zu erkennen. Der Teer der Takelage, des Rumpfes und des Decks, sowie das Holz gaben dem Feuer ausreichend Nahrung. Mit rasender Geschwindigkeit breitete sich die Feuersbrunst auf dem Schiff aus.


    Eine Explosion zerriss die morgendliche Stille auf der See. Das Feuer hatte die Brandfässer erreicht und damit ein Loch in die Seite des Schiffes gerissen. Eine weitere Explosion ließ einen der Maste bersten und das Gewicht des zur Seite stürzenden Masts riss das Schiff auf die Seite.


    Schneller als ein unvorbereiteter Zuschauer vermutete hätte, strömte nun Wasser in das große Schiff und riss es in die Tiefe. Für einige Augenblicke sah man noch den intakten Mast schräg aus dem Wasser ragen, dann versank auch er, so als ob das Schiff nie existiert hatte.


    Die Aquila wartete genau diesen Augenblick ab, dann drehte sie bei uns schoss unter vollen Segeln davon, mit der aufgehenden Sonne im Rücken.



    ****



    Entspannt lag er im Liegestuhl auf dem Achterdeck und rauchte genüsslich eine Pfeife, dabei gönnte er sich einen guten Tropfen. Sein Blick war gen Himmel gerichtet und den ersten Schluck eines jeden Tropfens widmete er seinem gefallenen Mann, wo immer dieser jetzt sein mochte.


    Davet schaute dabei stets gen Himmel, in der Hoffnung einen Sturmvogel zu erblicken, denn eine alte Legende besagte, dass die Seelen von Seeleuten die auf See gefallen waren in genau jenen Geschöpfen wiedergeboren wurden.


    Das Gesicht seines ersten Offiziers Ambar fo Senajit teilte sich zu einem breiten Grinsen, so wie sie heute Abend die Beute teilen würden. Ambar genoss als "Bruder" von Davet dessen uneingeschränktes Vertrauen. Aus diesem Grund war der Ambar der erste Offizier auf der Aquila und dazu berechtigt, die Beute vorab zu besichtigen.


    Das Deck bestand aus wertvollem Bongossi-Holz, auch Azobe genannt. Das Besondere an diesem Holz war, dass es sehr widerstandsfähig gegen Pilze, Termiten, Schiffsbohrwurm und Feuer war. Ferner verfügte es über gute Säurefestigkeit, mechanische Festigkeit und Schlagbiegefestigkeit. Das Deck war wie jedes Segelschiff durch Teer in den Fugen abgedichtet.


    Jener Teer der seinem Bruder Ambar nun das Leben schwer machte, da er weich geworden war und sich an dessen Lederschlappen festsaugte. Senajit befreite mit einem Ruck seinen Fuss, nur um mit einem anderen kleben zu bleiben. Davet musterte das Schauspiel.


    "Bruder echte Seefüsse, laufen auf Deck barfuß nur bei Landgang trägt man Schuhe. Teerspuren und Schwielen an Händen und Füßen gehören dazu Ambar. Frag die Matrosen oder lass Dir ihre Hände zeigen Bruder. Alles Gut die Leinen und Taue aus Hanf werden zum Schutz gegen Nässe und Verwitterung mit Teer bestrichen. Also ohne schwarze Hände und Füße wirst Du nie ein Salzbuckel", lachte Davet.


    "Ich hatte schon immer schwarze Füße", lachte Ambar und entblößte dabei in seinem dunklen Gesicht, strahlend weiße Zähne.
    "Nun ich war auch schon Träger der schwarzen Socke, dass hat aber genauso wenig gezählt wie Dein Schwarzfuß", gibbelte Davet und blies einen Rauchkringel in die Luft, als er schlagartig innehielt.


    "Bruder?", fragte Ambar besorgt und eilte an die Seite von Davet.


    Der Kapitän der Aquila schüttelte kurz den Kopf und rieb sich die Stirn. Mit einem Satz war er auf den Beinen und drückte die Pfeife wie auch die Flasche Rum dem wartenden Schiffsjungen in die Hand, der brav neben der Liege gestanden hatte als stummer Diener.


    "ANKER LICHTEN! Kurs strikt Norden, wir müssen anlanden und die Lady über die knüppeltrockne Scheiße hieven!", bellte Davet seine Befehle und zog Ambar zur Seite.


    "Ambar halt die Augen offen, irgendein Magier sucht nach uns. Vermutlich hat jemand etwas gegen unsere Art der Besitzumverteilung. Ich habe den Magier in meinem Kopf gespürt... seltsam neugierig.... Irgendwer fühlt sich auf die Füße getreten", erklärte Davet leise und seine Augen blitzten vergnügt.


    "Dein Blick hat uns noch nie getäuscht. Bruder wir Rakshaner treten immer anderen auf die Füße, so steht man schön weich und verbrennt sich die Fußsohlen nicht im Wüstensand. Dass lässt sich nicht vermeiden. Das ist Teil unseres Daseins, eine gute Jagd lockt immer Aasfresser an. Sobald wir wissen wer hinter uns her ist, versenken wir ihn", grinste Ambar sein perlweißes Grinsen.