Ciel Felicien de Souvagne
Es geschah etwas, das man nicht aller Tage erlebte: Ciel begann sich zu langweilen. Sonst hatte er eher das gegenteilige Problem und wusste vor lauter Pflichten nicht wo ihm der Kopf stand. Schneinbar hatte sein Organismus sich an die chronische Überarbeitung angepasst und kaum hatte er einmal nichts zu tun, nahmen seine Gedanken Irrwege, die sie sonst nur in Zeiten der finstersten Pubertät eingeschlagen hatten. So verabschiedete Ciel sich von seinen zwei Liebsten und suchte den Mann auf, dessen Kopf entgegen aller Logik noch immer auf seinen Schultern ruhte - Costantino. Ciel klopfte an seinem Gästequartier und trat dann sofort ein, sich neugierig umschauend. »Mon chou«, grüßte er.
Costantino Marchesi
Conni lag lang im Bett ausgestreckt und trug seinen Pyjama, wobei er die immer tat, egal zu welcher Tageszeit. Nur diesmal war er nicht geschminkt und auch sonst nicht zurecht gemacht. Ciel sah ihn im Grunde das erste mal mit neutralem Gesicht und Haar. Conni rollte sich etwas auf die Seite, da er zu faul war sich zu bewegen und musterte seinen Gast und Gastgeber in einer Person. »Mon Chou wie geht es Euch? Mir hervorragend, ich lebe, bin etwas schlapp und gelangweilt. Ihr seht ebenfalls gelangweilt aus«, kommentierte Conni und knabberte Nüsse die er auf der Bettdecke ausgebreitet hatte.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel gesellte sich zu ihm und hockte sich vor sein Bett, die Unterarme auf der Matratze aufgestützt. Interessiert betrachtete er Costantinos natürliches Gesicht. Er nahm sich Zeit dafür, auch wenn er wusste, dass es die meisten Menschen sehr unangenehm fanden, wenn er sie mit seinen Blicken regelrecht sezierte. Ciel knabberte eine Nuss. »Wir waren doch schon beim Du, Conni. Gut erkannt, mich plagt die Langeweile. Drum kam ich auf den Gedanken, dir einmal meine Methode zu zeigen, mich mit ahnungslosen Menschen zu amüsieren. Lust?«
Costantino Marchesi
Conni wälzte sich in die Höhe und klaubte die Nüsse zusammen. »Ich weiß nie wann ich Dich duzen darf und wann nicht Mon Chou«, sagte Conni und teilte die Nüsse halbe halbe mit Ciel auf und schüttete ihm die eine Hälfte in die Hände. »Natürlich habe ich Lust wo gehen wir hin? Reich mir meine Perrücke«, bat Conni grinsend, während er seine Schminkutensielen hervorkramte. »Sind wir heimlich unterwegs? Dann trage ich gedeckte Farben«, lachte er.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel knabberte die Nüsse eine nach der anderen, während sie sich unterhielten. »Wir besuchen jemanden, der ebenfalls gerade im Palast weilt. Mit dem guten Herrn habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen.« Ciel grinste. »Elf Jahre ist es her und nun bietet sich die passende Gelegenheit. Du darfst immer Du zu mir sagen, mon amour. Nur dann nicht, wenn ich in meiner Rolle als Prince auftrete. Du merkst es daran, dass auch die anderen mich dann mit Hohheit, Prince und so weiter ansprechen.«
Costantino Marchesi
Conni schaute kurz vom Schminken auf. »Mon Dieu dass sagen sie doch immer Ciel. Oh Du rächst Dich nach 11 Jahren? Kommt Dir das nicht bekannt vor Mon Cher? Wen soll ich für Dich betäuben?«, fragte Conni und zog sich die Lippen dunkel nach, ehe er Ciel breit angrinste und sich die Perrücke aufsetzte. Costantino steckte einige Fläschchen ein, setzte sich die Perrücke auf und lächelte freundlich. »Wir können los, widmen wir uns diesem Herrn«, grinste er.
Ciel Felicien de Souvagne
»Sollte es mir bekannt vorkommen? Sprichst du von Silvano? Deine Mittelchen brauchen wir heute nicht. Ich zeige dir einen Trick, wie es auch ohne geht. Ohne Sedativa und ohne Gewalteinwirkung.« Er beobachtete, wie der Lippenstift über Costantinos Lippen glitt und diese dabei leicht eindrückte. »Du warst schneller damit, dir deine Perücke zu nehmen, als ich dir diese reichen konnte.« Er warf sich die letzten Nüsse in den Mund und erhob sich. Er bot Conni seinen Arm an. »Komm, ich führe dich zu unserem Gastgeber.
Costantino Marchesi
Conni hakte sich mit einem dankbaren Nicken bei Ciel ein. »Es ging nicht um Vano, ich dachte nur Du wolltest das Gleiche wie er. Nur wer hätte mich dann bestraft? Ohne Perrücke bin ich nicht vollständig, dass wäre so, als ginge ich ohne Schuh Mon Chou. Du möchtest jemanden betäuben ohne Sedativa? Du möchtest Gewalt anwenden?«, fragte Conni vorsichtig.
Ciel Felicien de Souvagne
»Das Gleiche wie er? Blut vergießen, bis ganze Ozeane sich rot färben? Ich möchte dem Mann kein Leid antun, ich möchte dir nur anhand seiner etwas demonstrieren. Es wird ihm an nichts mangeln. Gewalt, wo denkst du hin! Ich nehme Rache für einen nicht genehmigten Kuss. Zufällig verfüge ich über Mittel und Wege, die nicht jedem Sterblichen vergönnt sind.« Costantino merkte plötzlich, dass von der Stelle aus, wo er Ciel mit dem Arm berührte, eine große Wärme ausging. Die warme Stelle schien seinen Blutbahnen abwärts zu folgen und breitete sich in seinem Schritt aus. Ehe Costantino sich versah, plagte ihn eine intensive Erregung.
Costantino Marchesi
Conni schaute an sich herab und schaute dann Ciel in die Augen. »Dazu bedarf es keiner Magie, stell Dich schlafend und wir schlafen miteinander. An wem möchtest Du mir etwas demonstrieren? Und was tust Du?«, fragte Costantino verwirrt und schaute sich in die Hose ehe er Ciel grinsend musterte. »Du musst nicht mal fragen«, grinste er.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel blieb stehen und musterte sein Werk. Da Costantino nur seinen Schlafanzug trug, war seine Erregung deutlich zu sehen, was Ciel gefiel. Sein Blick wanderte wieder aufwärts und blieb auf Costantinos bemalten Lippen haften. Er fragte sich, ob der Lippenstift verschmieren würde, wenn er ihn küsste. »Unser Freiwilliger ist Melville de la Cantillion. Er gehört zum älteren Semester, um die 60 müsste er sein, ist aber gut in Form. Aber das kannst du dir ja dann in Ruhe anschauen. Ich möchte dir demonstrieren, auf welche Weise ich mir die Leute angesehen habe, die ich mir gern ansehen wollte. Du verwendest deine alchemistischen Mittelchen, ich greife auf andere Mittel zurück.«
Costantino Marchesi
Conni nickte ganz langsam. »Dann gehen wir zu dem Comte, mir soll es Recht sein Mon Cher. 60 Jahre ist nun nicht so alt, solange er in Form ist. Es gibt Leute die sind jünger und haben keine. Ist das der Lüstling? Er ist dafür bekannt wie Remy der Rammler nur ist er wohl älter was das Gewerbe angeht«, lachte Conni.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel schaute sich noch immer Costantinos Lippen an und beobachtete, wie sie sich beim Sprechen bewegten. »Ja, der Lüstling«, bestätigte Ciel. »Und er küsste mich zur Strafe, da ich ihm mithilfe von Nathans Schauergesang eine Nummer verdarb! Er wird nun die Quittung erhalten.« Ciel drückte Costantino langsam die Lippen auf den Mund. Er küsste ihn nicht, er ließ die Berührung einfach auf sich wirken, um nicht den Lippenstift zu verschmieren. Dann ließ er wieder von ihm ab. »Mon chou und sein Keuschheitslippenstift«, sprach Ciel bedauernd.
Costantino Marchesi
Conni hielt absolut still als Ciel ihn küsste. Entgegen der meisten anderen Menschen schloss er allerdings auch nicht die Augen, sondern schaute Ciel dabei ganz genau an, da er wissen wollte wie er dabei aussah. »Lippenstift kann man entfernen Mon Cher und neu auftragen«, sagte Conni. Er angelte den Lippenstift aus seiner Tasche, zog die Kappe ab und drehte ihn in einer lasziven Geste nach oben, so dass er aussahe wie ein ausschachtender Schwanz. »Er küsste Dich? Weshalb? vor 11 Jahren, da warst Du 14«, grübelte Conni.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel beobachtete den Lippenstift. Er hatte nie viel für Lippenstift übrig gehabt, doch heute änderte sich das schlagartig. »Er küsste mich, um mich einzuschüchtern und zu demütigen«, erklärte Ciel. »Da aufgrund meiner Machenschaften sein Liebhaber das Weite suchte, zumindest für den damaligen Tag.« Er strich Costantinos Wange entlang und fragte sich, ob er nun auch Lippenstift auf dem Mund hatte. Er henkelte ihn wieder ordentlich ein und führte ihn den Gang entlang. Die Diener versuchten, nicht allzu offensichtlich hinzusehen, als Ciel mit seinem sehr merkwürdig anmutenden Begleiter und sehr stolzer Miene durch den Korridor schritt.
Costantino Marchesi
Conni verpasste Ciel einen spielerischen Stubs mit der Hüfte während sie liefen. »Was schaust Du so neugierig, soll ich Dich einmal schminken? Nimm es als Kriegsbemalung. Wer war der Liebhaber von Macho Melville? Man sagt Mon Cher er würde alles bespringen was bei drei nicht auf den Bäumen ist und wenn es jeder schafft nimmt er die Bäume«, lachte Conni hinter vorgehaltener Hand und legte Ciel einen Arm um die Schulter. »Du und Fran Ihr seid doch noch zusammen oder?«, hakte er sicherheitshalber nach.
Ciel Felicien de Souvagne
»Wir sind verheiratet«, korrigierte Ciel und knuffte mit der Hüfte zurück. »Warum fragst du? Den Liebhaber des Schwerenöters konnte ich nicht sehen, er verbarg sich hinter einer Sofalehne. Weißt du, was ich glaube? Dass Remy von ihm abstammt. Ist dir mal aufgefallen, wie ähnlich sie sich vom Verhalten her sind? Die Remuers haben ihr Lehen auf der Scholle der Cantillions, wenn ich nicht irre. Und dass Melville seine Leibeigenen selbst vermehrte, ist allgemein bekannt. Ich schaue so, weil mich dein Umgang mit dem Lippenstift daran erinnert, was deine Lippen mit ähnlich geformten Dingen anzustellen vermögen. Und wenn mir die Bemerkung gestattet ist, der Lippenstift schmeichelt deinem Antlitz und das sage ich nicht oft, da ich eigentlich eher die natürliche Optik bevorzuge. Wenn du möchtest, darfst du mich bei Gelegenheit ebenso hübsch herausputzen.« Er blieb stehen und sah eine Tür an. »Hier wohnt der Lustgreis.«
Costantino Marchesi
Conni schmunzelte Ciel gut gelaunt an. »Nein ich hatte Angst, dass Du Dich von Fran getrennt hast. Ich weiß dass Ihr verheiratet seid, ich habe Euch die Ringe spendiert. Hast Du das schon vergessen Mon Chou? Ich wünsche mir, dass Ihr glücklich seid und Du darfst mir ruhig etwas davon abgeben. Ja so sagt man, dass ist mir auch zu Ohren gekommen. Einige Lehnsherren wenden sich ab und an ihren weiblichen Leibeigenen zu. Manche auch ihren männlichen, aber aus anderen Gründen. Oder den gleiche ohne gleiches Ergebnis. Ich meine sie suchen Spaß, gönnen sich den Spaß und müssen keine Konsquenzen fürchten. Weder die Frau noch der Mann kann ablehnen. Wenn Du Deine Magd beglücken willst, wirst Du es tun, sie wird Dich nicht abweisen. Manche lassen es über sich ergehen, manche erhoffen sich einen Vorteil, mache sehen es als Ehre. Stell Dir vor er hat eine Küchenmagd und er beglückt sie. Dann wird sie irgendwann ein Kind bekommen. Er hat Spaß und er hat irgendwann einen neuen Leibeigenen. Das ist eine Rechnung die doppelt aufgeht. Remy könnte demnach durchaus von ihm sein. Er wäre dann ein leiblicher Sohn, aber ein Kegel, also er wäre nicht anerkannt. So geht es den meisten. Aber wenn man es übertreibt, bedenke was passiert Mon Chou, wenn man es immer so weitertreibt. Deine Magd muss keinen Sohn bekommen. Die Kinder können gneauso gut Mädchen sein. Diese werden junge Frauen und sollen auch Nachwuchs bekommen. Das ist Vermehrung erste Linie, reine Inzucht Mon Cher, das ist nicht gut. Mit meinen Lippen kann ich eine Menge anstellen, aber die Leute bekommen es nicht mit. Weil sie schlafen während ich sie benutze. Ich Danke Dir für das Kompliment. Ich werde Dich schminken, wie wäre es zum Neujahr?«, schlug Conni vor und knackte lautlos die Tür zu Melvilles Gemach. Er schob die Tür einen Milimeter auf, so dass Ciel entscheiden konnte, ob er sie öffnen wollte oder lieber noch nicht.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel wartete noch damit, einzutreten. »Warum sollte ich mich von Fran trennen? Da ich ein wenig Gefallen an dir finde? Das stört sie nicht, ich fragte sie einst, als ich sie darauf hinwies, dass mein Herz nicht ihr allein gehört. Wenn jemand sich nur schlafend stellt, hat dies bei dir die selbe Wirkung? Was stört dich daran, wenn jemand bemerkt, wie du dich an seinem Körper labst? Oder stört es dich überhaupt nicht? Melville wird vermutlich bereits ohne es zu wissen eine ganze Armada missgebildeter und unbekannter Hochzuchtcantillions in die Welt gesetzt haben. Damit tut er weder sich noch seinen Leibeigenen einen Gefallen. Manche seiner Kinder werden vielleicht ersäuft? Sein Verhalten ist schwer nachzuvollziehen.«
Costantino Marchesi
»Ich wollte Fran nicht schaden, wenn sie Frauen und Männer neben sich akzeptiert, was viele in Souvagne tun, soll mir das Recht sein. Hätte ich zwei Männer oder Frauen die mich lieben und sich mögen hätte ich nichts dagegen Mon Chou. Wenn ich eine Person sehr mag, reicht es mir, dass sie sich schlafend stellt und sich nicht rührt. Dass sie mir meinen Spaß und meine Freude lässt. Es stört mich nicht, dass sie es bemerken, sondern dass sie handeln oder mitmachen. Das möchte ich nicht, ich möchte das sie mir gehören, ganz allein. Ersäuft? Kinder? Babys? Mon Dieu wie kannst Du so etwas Schreckliches sagen wo Fran ein Baby unter dem Herzen trägt? Herje«, stöhnte Conni, spie aus und trat drauf. »Beschwöre kein Unglück. Normalerweise behalten die meisten die Frauen. Wenn zwei Leibeigene von verschiedenen Herren heiraten wollen, wird meist der Mann fortgegeben und zieht zu der Frau. Weil eine Frau gebärt die Kinder, sie ist für einen Lehnsherrn zivil wertvoller als ein Mann. Er wird nur sehr ungern seine Leibeigene weggeben. Die Jungs gibt er vielleicht weg und die Frauen behält er. Das steht fest. Sein einer Sohn sieht auch kaum etwas. Das kommt doch nicht von ungefähr Mon Cher. Rächen wir uns nun?«, grinste Conni und ließ die Augenbrauen hüpfen.
Ciel Felicien de Souvagne
»Es ist traurige Realität, Conni. Unerwünschte und missgebildete Kinder landen oft in einem Brunnen oder einem Fluss. Du meinst, Gaetano ist ein Inzuchtprodukt? Dass seine Mutter die eigene Tochter von Melville ist?« Ciel schaute wütend. »Das kann durchaus sein.« Er trat gegen die Tür, so dass sie krachend aufflog.
Costantino Marchesi
Conni machte eine wegwerfende Handbewegung. »Nein, seine eigenen Töchter geht er nicht an, er beschützt sie, da er weiß wie Männer sind. Männer wie er. Wer sagt Dir denn dass Gaetano von seiner Frau ist? Vielleicht hat es mal nicht geklappt mit dem Sohn nach Aimeric. Und da hat man den einen Sohn einer Leibeigenen nicht als Kegel verstoßen, ihn nicht als Bastard angenommen, sondern in die Familie aufgenommen als einen der ihren. Seine Frau konnte nicht und dieser Sohn war da. Er hätte sonst nur einen einzigen Sohn, was schwer ist. Das meine ich. Wer hat sonst solche Probleme aus der Familie? Keiner seiner Brüder, weder der Palaisin Massimo noch das Himmelsauge Maurice. Keine seiner anderen Kinder sind krank. Gaetano schon. Vielleicht war die Mutter bereits sein Kind, verstehst Du? Eine Leibeigene die dort dient. Gleich wie nah verwandt sie vom Blut ist, wenn er sie gezeugt hat, also ihr Vater ist. Für ihn ist sie nur eine Bedienstete - Eigentum«, erklärte Conni und musterte Ciel auffordernd.
Ciel Felicien de Souvagne
»Das meinte ich doch! Er glaubt, sie sei nur eine Magd und unwissentlich begattete er seine eigene Tochter.« Feindselig blickte Ciel sich im Raum um. »Melville«, rief er in gespielter Freundlichkeit. »Du hast Besuch.«
Costantino Marchesi
Melville strich sich die schwarzen, angegrauten Haare aus dem Gesicht und stemmte sich auf dem Ellenbogen hoch, ehe er sich verschlafen im Raum umschaute. »Prince Ciel... was macht Ihr denn hier? Oder wie kann ich Euch helfen«, gähnte Mel. Gleichzeitig sprang eine Frau von der Couch auf, schnappte sich ihre Sachen und eilte mit knallroten Kopf an Ciel vorbei nach draußen.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel trat einen Schritt zur Seite, damit die Dame ungehindert an ihm vorbeiflitzen konnte. Da Melville schon einmal so schön im Bett lag, setzte Ciel sich zu ihm auf die Bettkante. »Wer ist eigentlich die Mutter von Gaetano?«, fragte er und musterte den alten Mann mit unverhohlenem Interesse, das allerdings nicht gerade freundlich wirkte. Tatsächlich blickte Ciel gerade kaum anders drein als die Männer seiner Lieblingseinheit Unitè B, wenn diese Beute witterten.
Melville de la Cantillion
Mel schaute kurz seiner Gespielin hinterher, ehe er sich Ciel widmete. Der Blick von dem Princen gefiel ihm ganz und gar nicht. »Die Mutter von Tano ist Satine, genauer gesagt Comtesse Satine Renee de la Cantillion. Sie ist meine erste Frau. Aus welchem Grund fragt Ihr? Hat er etwas angestellt? Dann sicher nicht absichtlich, das versichere ich Euch«, erklärte Melville und grübelte darüber nach, was wohl ausgerechnet der kleine Tano getan haben könnte.
Ciel Felicien de Souvagne
»Gar nichts hat Gaetano angestellt. Was sollte er auch tun? Er ist der freundlichste Mensch der Welt, gleich nach meinem lieben Ferrau.« Er guckte sich Melvilles graue Brusthaare an. »Wie behältst du den Überblick darüber, wer von deinen Leibeigenen alles von dir schwanger wurde und wer womöglich deine Nachkommen sind?«
Melville de la Cantillion
»Darüber muss ich keinen Überblick behalten, denn je größer die Zahl der Untertanen je mächtiger der Mann. Was sollte ich da für einen Überblick behalten. Zählt Ihr Eure Untertanen durch?«, fragte Melville und starrte bewusst Ciels Kopf an. Was dieser kleine biestige Prince konnte, konnte er auch.
Ciel Felicien de Souvagne
Da Melville garsten wollte, begann Ciel mit seinem Brusthaar zu spielen. Er zupfte daran herum, zwirbelte es und kämmte es, wie es ihm gerade gefiel. »Ich habe mir die Frage gestellt, wie du dann verhinderst, dass du nicht versehentlich eine deiner Töchter beglückst. Oder nimmst du das Risiko bewusst in Kauf?«
Melville de la Cantillion
»Es sind nicht meine Töchter Hoheit, es sind meine Leibeigenen. Ihr könnt Euch näher setzen, wenn Ihr Euch nach Nähe sehnt. Wir hatten ja schon einmal fast das Vergnügen als Ihr noch jung und attraktiv wart, erinnert Ihr Euch an die guten alten Zeiten?«, fragte Melville versonnen.
Ciel Felicien de Souvagne
»Ja, daran erinnere ich mich«, ärgerte sich Ciel. »Du magst es jung, nicht wahr? Da kenne ich noch jemanden. Wie jung genau? Du meinst also, so lange du sie nicht anerkannt hast, ist es dir gleich, ob dein Blut in ihren Adern fließt.«
Melville de la Cantillion
»Prince Ciel ich weiß dass Ihr Verrill gerne keusch sehen wollt. Aber seit damals sind Greg und ich verbunden. Nicht nur als er ein zartes Pflänzchen war, ich hielt sogar um seine Hand an. Und selbst heute noch, sind wir verbunden und verstehen uns äußerst gut. Vielleicht nicht so oft wie ich es mir wünschen würde, aber Euer Bruder weiß wer ihn gut behandelt und wo er bekommt was er braucht. Nein es interessiert mich nicht, wessen Blut in ihren Adern fließt Herr. Es sind meine Leibeigenen und ich behandele sie selbstverständlich dementsprechen. Sie genießen meinen Schutz, sie haben Kost und Logis, ihnen mangelt es an nichts, folglich mir auch nicht. Es ist meine Herde und ich bin dort der einzige mit Hörnern, Ihr versteht? Warum sollte ich mir darüber Gedanken machen? Es gibt doch nicht umsonst die Bezeichnung Kind und Kegel, dass wisst Ihr so gut wie ich. Was spricht dagegen, dass eine Magd ein Kind bekommt, dieses Kind bei seiner Mutter aufwächst, am Hofe arbeitet und später selbst Kinder bekommt? Nichts. Das ist der Lauf der Welt Herr«, erklärte Mel.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel grabschte zu und kniff Melville so fest ins Nippel, wie er konnte. Dann zwirbelte und zog er gleichzeitig. »Hör auf, so von meinem Bruder zu sprechen!«, rief er wütend. »Er weiß, wer ihn gut behandelt und das bist nicht du. Für dich ist er einer unter tausenden. Es gibt Menschen, für die ist er alles. Aber du gehörst nicht dazu.Es spricht etwas dagegen, dass die Magd, die du beunglückst, womöglich bereits die Frucht deiner Lenden ist! Und im ungünstigsten Falle ist es auch bereits deren Mutter, bei deinem Alter wäre das denkbar.«
Melville de la Cantillion
Melville unterdrückte den Drang aufzukeuchen und zeitgleich nach seiner Magie zu greifen. »Es gibt keinen Grund... mich anzugreifen. Ihr könnt Euren Bruder fragen. Ich sprach damit nicht schlecht von ihm. Ja gut, was Ihr bezogen auf die Linie sagt stimmt. Und?«, knurrte Melville, während Costantino sich etwas von dem Grappa einschenkte der auf dem Tisch stand und das Glas genüsslich leerte, während er sich einen Stuhl heranzog um zuzuschauen.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel ließ das Nippel los, das nun sehr rot aussah. »Ich will nicht, dass du von meinem Bruder auf diese Weise sprichst, geht das nicht in deinen Schädel?«, sagte er nun sehr wütend. »Er ist eine zarte Pflanze und du hast ihn ausgerissen mit der gesamten Faust, hast die feinen weißen Wurzeln seiner Unschuld zerfetzt. Er hat dich geliebt, weißt du das?«, fragte Ciel böse. »Und er liebt dich noch immer. Dass du deine Töchter schwängerst - stört dich nicht? Das ist schockierend zu hören, aber was soll ich dazu sagen. Ich muss es einfach zur Kenntnis nehmen, dass Gaetano nicht nur dein Sohn, sondern zeitgleich auch dein Enkel ist, wie so viele andere.«
Melville de la Cantillion
Melville rieb sich die Brust und schaute Ciel ernst an. »Meine Kinder haben damit nichts zu tun. Ihr versteht es nicht, oder seht es anders. Was glaubt Ihr wieviele Frauen so einige Männer haben? Ich rede da nicht von Ehefrauen. Wer kriecht nicht nachts in das warme Bett einer seiner Mägde, wenn er allein ist? Sind das meine Kinder. Rein von der Zeugung her ja. Aber vom Erbe her nein. Ja sie tragen mein Blut in sich, aber sie tragen nicht meinen Namen und nicht meinen Titel. Ich habe Euren Bruder nicht umsonst gefragt ober mich heiraten wollte. Er lehnte ab. Und ich weiß dass er mit diesem Linhard glücklich ist, ich gönne es ihm. Das dürft Ihr mir glauben«, sagte Mel ernst.
Ciel Felicien de Souvagne
»Der Antrag hat überhaupt nichts zu bedeuten. Gregoire ist ein Prince. Wer würde nicht versuchen, eine Heirat mit einem Prince zu erwirken, wenn er schon einmal so praktisch in dessen Gunst steht, mehr noch, von ihm geliebt wird? Mein Bruder war zum Glück klug genug, nicht darauf einzugehen. Deine Kinder tragen dein Erbe in sich, wenn auch nicht auf dem Papier, so doch in ihrem Blute. Und wenn das Blut zu dick wird, werden die Nachfahren krank. Kümmert es dich nicht? In ein, zwei Generationen hast du eine Scholle voller Krüppel, da jeder mit jedem verwandt ist.«
Melville de la Cantillion
»Die Unterstellung muss ich mir gefallen lassen, aber sie ist nicht wahr. Ich hätte ihn wirklich gerne geheiratet, selbst wenn er kein Prince wäre. Was Ihr erläutert, kann ich nicht abstreiten Prince Ciel. Aber sind wir ehrlich, ist das in unseren Adelskreisen nicht ähnlich? Wir heiraten auch nur untereinander. Wieviel frisches Blut kommt hinzu? Eure Großmutter ist eine Cheverette. Eurem Vater wurde angeboten eine Cheverette zu heiraten. Eine Frau aus der Familie seiner Mutter. Das ist bei uns nicht anders, als bei Euch oder jedem anderen Adeligen. Die Ausnahmen bilden Personen wie Ihr oder Linhard, jene die wirklich von außerhalb dazukommen. Adelig oder nicht, sie frischen die Linie auf. Allerdings bringen sie auch die Konstanten durcheinander. Ein Cheverette ist wie? Man weiß es, bis auf eine unrühmliche Ausnahmen. Ein Cantillion ist wie? Ein Dusolier ist wie? All das weiß man ungefähr. Einige schlagen immer aus der Art. Aber wie ist Linhard? Was wird sich von ihm vererben? Das wisst Ihr nicht, ich ebenso wenig. Darum bleibt man bei dem was man hat und kennt im Adel. Und was uns nützt, warum sollte es den Leibeigenen schaden? Sehen mein Leibeigenen krank aus?«, fragte Mel.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel zuckte mit den Schultern. Mit diesem Mann zu reden war offenbar vergebene Liebesmüh. »Teilweise hast du sogar recht, was den Inzest betrifft. Aber es zu übertreiben, kann fatale Folgen haben. Unfruchtbarkeit der Nachfahren zum Beispiel. Gregoire ist besonders. Eine seltene Blume, die man nicht an jedem Wegesrand findet. Das ist es, nicht wahr?« Resigniert legte er Melville die Hand auf den Kopf und spielte mit seinem Blutfluss herum, so dass der alte Mann unwahrscheinlich lange Nippel bekam.
Melville de la Cantillion
»Ja ich weiß was er ist, er ist selten. Und hinter all seiner Kratzbürstigkeit die manchmal zu Tage tritt, steht nichts weiter als Angst. Vor wem soll er Dir selbst sagen, dass steht mir nicht zu. Das stimmt wohl, man sieht es an manchen Linien, sogar an Eurer. Oder bleiben wir bei Linhard. Eure Linie und die Linie der Hohenfelde die hier her gezogen sind. Ich könnte einen von ihnen auf dem Marktplatz treffen, ich wüsste der Mann ist ein Hohenfelde. Genauso könnte ich einen von Euch treffen und wüsste dieser Mann ist ein de Souvagne. Genauso ist es mit einem Wolfshund, man zieht ihm an der ist ein Wolfshund - er ist darauf gezüchtet. Seine Blutlinien wurden selektiert, damit er ist was er ist. Wir im Adel tun das aus guten Grund, die Macht soll erhalten und in unseren Händen bleiben. Kein de Souvagne will jemand in der Linie der nicht so aussieht oder strunzdämlich wäre. Aber dabei kommen auch andere Probleme zum Vorschein. Wieviele Frauen hat Euer Vater? Wieviele Kinder hat er? Nur vier Herr. Das ist wenig. Schaut Euch andere Familienoberhäupter an. Manche gleichen sich wie ein Ei dem anderen, aber nicht unbedingt in Schönheit, sondern haben bestimmte Defizite wie Vorbiss und so weiter oder Krankheiten. Andere wiederum tragen die Inzucht im Kopf. Also ja, damit habt Ihr schon Recht, aber es betrifft vielleicht auch Eure eigene Linie nicht nur mich oder meine Leibeigenen. Ich spreche wertefrei. Könntet Ihr aufhören mich zu quälen?«, fragte Mel.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel sah auf. »Oh, das war keine Absicht. Ich war in Gedanken. Kein de Souvagne käme auf die Idee, mit seinen eigenen Kindern zu verkehren. Das unterscheidet dich von anderen Adelsgeschlechtern.« Ciel überlegte. »Zumindest hoffe ich, dass du eine unrühmliche Ausnahme bist«, sprach er besorgt.
Melville de la Cantillion
Melville starrte Ciel wie vom Donner gerührt an. »Ich habe niemals eine meiner Töchter angefasst! Weder Magdalena noch Gaëlle. Jene die durch meine Lenden entstanden aber Leibeigene sind, sind von meinem Blut aber nicht von meiner Familie. Und das wird wohl bei einigen der Fall sein. Manche Leute sollen ja auch ihren Leibdienern zugetan sein. Verboten?«, fragte Melville und starrte Ciel in die Augen.
Ciel Felicien de Souvagne
»Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob es verboten ist, mit seinen leiblichen Nachkommen zu verkehren, ob nun anerkannt oder nicht«, antwortete Ciel und verpasste Melville einen Ständer, als Strafe für das Starren. »Ich müsste nachschlagen.«
Melville de la Cantillion
Melville starrte perplex zwischen seine Beine und zog unauffällig die Decke auf seinen Schoß in der Hoffnung dass Ciel nicht mitbekam, was er dort versuchte.«Es ist nicht verboten, wie der Name Leibeigener schon sagt, könnt Ihr alles mit ihm tun. Aber das heißt nicht, dass Ihr es tun sollt. Ihr könnt ja meine Mägde fragen, ob sie unglücklich sind«, flötete Mel und tat als wäre nichts.
Ciel Felicien de Souvagne
»Gut, ich lasse es darauf ankommen. Ich werde sie fragen«, antwortete Ciel und schaute neugierig auf die Decke. »Ich werde eure Mägde fragen, was sie davon halten. Und deine Frau ist nicht zufällig auch deine Tochter?« Ciel ließ die Hand auf Melvilles Haupt ruhen und fühlte nach, was sein Körper machte.
Melville de la Cantillion
Bei der Erwähnung seiner Frau verzog Melville kurz das Gesicht. »Sie ist ganz sicher nicht meine Tochter, darauf verwette ich alles. Ich spreche von meiner ersten Frau. Sie ist ziemlich forsch, was Euch an Haaren mangelt, hat sie pfundweise auf den Zähnen. Fragt die Mägde von mir aus«, gab Mel zurück. Ciel spürte eine seltsame Mischung aus Wut und Geilheit und zwar auf ihn.
Ciel Felicien de Souvagne
»Und Gaetanos Mutter? Du bist wütend, Melville. Warum?«
Melville de la Cantillion
»Weil sie nicht gerade die Frau ist, die ich mir ausgesucht hätte. Es ist nunmal die Erstfrau. Und ich habe auch keine Lust über sie zu diskutieren. Es gibt andere Frauen, die wesentlich angenehmer im Umgang sind oder Männer. Aber sie ist meine Frau, also arrangiere ich mich mit ihr«, antwortete er ehrlich.
Ciel Felicien de Souvagne
»Du bist das Familienoberhaupt. Wenn dir nicht nach ihr ist, lass sie woanders ihr Leben führen und führe dein eigenes. Dir kann niemand mehr etwas vorschreiben. Ist sie Gaetanos Mutter?«
Melville de la Cantillion
»Nein ist sie nicht und er ist auch nicht der Erstgeborene, also spielt es keine Rolle. Ich lebe mein Leben wie ich es leben will. Wie kommt Ihr darauf,dass ich das nicht täte?«, fragte Melville und schaute für den Bruchteil einer Sekunde sehnsüchtig zur Tür.
Ciel Felicien de Souvagne
»Weil du wütend bist. Wäre alles in Ordnung, wärst du wohl kaum so aufgebracht. Ich bin kein Geistmagier, ich kann dich nicht auslesen. Ich kann nur spüren, ob du aufgebracht bist oder ruhig und in welchen Regionen deines Körpers dein Blut sich verdichtet. Sei so gut und hilf mir auf die Sprünge.«
Melville de la Cantillion
»Ich habe einen Ständer mit dem ich einen gefrorenen Acker pflügen könnte, möchtest Du helfen?«, fragte Melville.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel schmunzelte. »Endlich einmal eine rundum ehrliche Antwort. Und das macht dich wütend? Weil ich dir zum zweiten mal die Partie vermasselt habe? Vielleicht helfe ich dir und nehme den Druck aus deinen Blutbahnen. Deine vorherigen Antworten waren sehr ausweichend.« Ciel streichelte dem alten Mann den Kopf.
Melville de la Cantillion
Melvilles Blick wandelte sich, statt Wut war darin so etwas wie Zögern, ja sogar Angst zu lesen auch wenn er ansonsten sein Gesicht sehr gut unter Kontrolle hatte. »Was genau meint Ihr? Wie wollt Ihr mir »helfen?« Wieso solltet Ihr das zweite mal die Partie vermasselt haben? Was habt Ihr vor?«, fragte Melville.
Ciel Felicien de Souvagne
Melville spürte, wie er sich entspannte. Sein Puls, der sich vor Angst erhöht hatte, wurde wieder ruhig. Er fühlte sich angenehm schläfrig und seine Füße und Hände wurden warm. An seiner Erregung änderte sich jedoch nichts. Der sonst so förmliche Prince Ciel beobachtete ihn, während er ihn streichelte. »Das, mein lieber Melville.« Sein Schmunzeln verbreiterte sich zu einem Grinsen.
Melville de la Cantillion
Melville schaute ihn nur verständnislos an,während er immer ruhiger wurde und sich entspannte. So als hätte er Drogen verabreicht bekommen, oder ein Beruhigungsmittel. Er wusste, er sollte sich sorgen, er musste aufpassen, aber er fühlte sich wie das Kaninchen vor der Schlange und dummerweise vertraute er der Schlange auch noch. Nur einen winzigen Moment noch und er würde einschlafen, wenn er nicht Acht gab. Irgendetwas mit seinem Blut hatte der Prince gesagt... Ob er ihn ausbluten lassen wollte? Dieser Gedanke musste ihn eigentlich in Panik versetzen, aber weder war er panisch, noch war sein Rohr schlaff geworden, dafür fielen ihm fast die Augen zu. Er musste wach bleiben, er durfte nicht einschlafen... Das war das Letzte was Melville dachte, bevor er tief und fest einschlief.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel hob den Kopf und schenkte Costantino ein breites Grinsen, bei dem er die Zähne zeigte. Dermaßen grinste der Prince sonst nur, wenn er mit seinen Brüdern irgendwelchen Unfug anstellte, von dem sie genau wussten, dass es verboten war. Er strich Melville das Haar aus dem Gesicht. »So mache ich das«, erklärte er und zog Melville die Decke weg, um sie säuberlich zusammengelegt auf einem Stuhl zu platzieren.
Costantino Marchesi
Conni trat vorsichtig näher und berührte Melville einmal kurz und zog sofort wieder die Hand weg. Aber der mann wachte nicht auf, er rührte sich gar nicht mehr. Er schlief genauso fest, wie nach einer Sedierung. Costantino umfasste ein Hand- und ein Fußgelenk und zog, so das Melville einen Augenblick später auf dem Rücken lag und friedlich schlummerte. Der Griff verriet Ciel, dass Conni in dem Umgang mit Körpern geschult war, die keine Unterstützung leisteten. Costantino schaute Melville genau ins Gesicht. Er starrte ihn regelrecht an und schien jede noch so kleine Information in sich aufzunehmen, ehe er ihn mit den Fingerspitzen vom Gesicht beginnend abtastete und so seinen ganzen Körper erkundete. »Er hat viele Narben, er übertreibt es«, flüsterte Conni Ciel zu.
Ciel Felicien de Souvagne
»Womit übertreibt er es? Für mich sieht das aus wie Trainingsnarben.« Im Gegensatz zu Conni interessierte sich Ciel vor allem für eines - den Kopf des Schlafenden. Ciel liebte es, wenn sich Gesichter, die sonst vor Wut oder Sorgen verzerrt waren, sich unter seinen Händen entspannten. Wenn sie die Sorgen abstreiften und sich seinem Schutz hingaben. Ciel machte es sich neben Melville und Conni bequem und streichelte unentwegt Melvilles Gesicht. Er roch an ihm und küsste zart seine Wange.
Costantino Marchesi
»Er kämpft beim Sex, er liebt es knallhart. Schau zwischen seine Beine, er hat sogar Narben im Intimbereich, auf seinem besten Stück Mon Dieu. Da bin ich genau das Gegenteil, ich mag nicht einmal wenn sie sich bewegen oder zucken. Geschweige denn, wenn ich sie niederkämpfen müsste. Stört es Dich, wenn ich mich ihm nähere Mon Cher?«, fragte Conni liebevoll.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel setzte sich auf und schaute sich das vernarbte Monstrum an, das Melville zwischen seinen Beinen hatte. Ciel strich mit einem Finger die Narben entlang. »Wie bei Belly«, sprach er ruhig. »Nur noch schlimmer. Und so geht er mit meinem Bruder um. Verstehst du, warum es mich wütend macht? Bedien dich nur. Er gehört uns.« Ciel drückte Costantino einen Kuss auf den Mund, in dem Costantino die unterdrückte Flamme eines lodernden Verlangens spürte, ehe er ihn in Ruhe ließ und sich wieder Melvilles Kopf zuwandte. Mit den Fingern strich er das Profil seines Gesichts entlang, vom Scheitel über die Stirn und die markante Nase, über die Lippen, das Kinn und den Hals.
Costantino Marchesi
Als Ciel sich abwandte strich Costantino ihm liebevoll den Rücken entlang herunter. »Er ist ein dummer Mensch Mon Amour, ein sehr sehr dummer Mensch. Er weiß nicht mal was ihm entgeht. Welches Glück auf andere Art, wenn er es in Ruhe und in Frieden täte. Dafür ist es nicht da, würde ein Freund sagen«, erklärte Conni und küsste Ciel sanft in den Nacken, bevor er es sich gemütlich machte, Melville halb auf die Seite drehte und es ihm in aller Seelenruhe besorgte.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel hielt Melville von vorn umarmt, während Costantino es ihm von hinten gab. Melville sah dabei glücklich aus. Vielleicht träumte er gleichzeitig einen Traum, indem Beischlaf für ihn mehr war als nur das endlose, gedankenlose Benutzen und Wegwerfen. Ein Mensch nach dem anderen. Mensch? Was sah Melville in denen, mit denen er das Bett teilte? Er war wütend gewesen, das Thema Ehe hatte ihm so wenig gefallen wie das Thema Beischlaf und er hatte Ciel die Antworten verweigert. Ciel genoss die Stöße, die von Conni in den schlafenden Mann übertragen wurden und zog ihn fest an sich. »Träum süß, Mel«, sagte er ganz leise liebevoll in sein Ohr. »Vergiss deine ewigen Kämpfe und finde ein wenig Frieden.«
Costantino Marchesi
Ciel spürte wie sich Connis Hand um seinen Nacken schloss. Aber anders als er es sonst kannte, weder fest und überhaupt nicht bedrohlich, sondern so sanft und zärtlich, dass es einer Liebkosung gleichkam. »So soll es sein Mon Cher, Frieden, Ruhe, Ausgeglichenheit«, keuchte Conni leise und zog Ciel zu sich heran um ihn ganz sanft zu küssen.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel öffnete leicht die Lippen und schloss die Augen. Er hielt ganz still, als Costantino ihn küsste, um diesen nicht zu stören. Er genoss einfach. Das Einzige, was er noch tat, war die Hand über Melville hinweg auf Costantino zu legen und dann dort schlaff ruhen zu lassen. Nicht nur der alte Silberrücken war entspannt. Auch Ciel war es. Er fühlte sich rundum wohl mit Conni.