Blutrote See - Kapitel 31 - Am fünften Tag - der Große Knall (Die Heimkehr des Ducca)

  • Blutrote See - Kapitel 31 - Am fünften Tag - der Große Knall
    (Die Heimkehr des Ducca)



    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    Fünf Tage hatte die Hochzeit gedauert, an dem der Leone di Marino und das Meer sich vermählten. Es hatte Sterne aus Eis geregnet, wenn man den Worten von manch Gast folgte und im Süden hüllte eine Aurora aequatorialis die Nacht in ein rötliches Farbenspiel, einem Sonnenaufgang nicht unähnlich, nur als Band über den Himmel verlaufend und nicht vom Horizont ausgehend. Auf jene Gäste, die dieses Wetterphänomen über dem Dhunischen Ozean nicht kannten, hatte es eine geradezu magische Wirkung. »Ainuwar hört nicht auf, unsere Hochzeit zu segnen«, sprach Tazio, der bereits seine Felduniform trug und mit Verrill via großherzoglicher Gondel zum Luftschiff gestakt wurde. Es war die selbe Kombination aus Uniform und Rüstung, in der er den Verrat der Zwerge hatte miterleben müssen. Sie war lediglich gewaschen worden, doch alle Löcher und abgewetzten Stellen waren noch erhalten. Die Duca Ernesto Sirio di Ledvicco schwebte reglos wie ein fliegender Wal im Nachthimmel, beleuchtet von den Himmelsfeuern im Süden, so dass die Nacht so hell war wie eine sonnenlose Dämmerung. Es bedurfte keiner zusätzlichen Beleuchtung. »Wenn die Sonne aufgeht, werden wir über Firasani sein. Dies wird die letzte Morgendämmerung sein, welche von Zwerg und Schuppengezücht beschmutzt wird.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verrill begleitete ihren Mann. Sie war in eine Teilrüstung mit einem weiten, gepanzerten Rock gekleidet, war ihr die Optik einer Kampfheiligen verlieh und wer Verrill kannte, wusste dass das gar nicht so weit hergeholt war. Ihr Lippen teilten sich zu einem liebevollen Lächeln, als Tazio von seiner wohl verdienten Rache sprach. "Und wieder einmal werden die Zwerge für ihren schändlichen Verrat bezahlen, doch es ist die allerletzte Rechnung, die ihnen serviert wird. Das erste Mogenrot spricht von Sehnsucht, so heißt ein alter Spruch. Diese Sehnsucht ist unsere Taz. Der Himmel weiß, dass wir heute die Welt der Zwerge in ihrem verräterischen Blut ertränken werden. Und jener der uns zu den haarigen, kleinen, falschzüngigen Biestern fliegen wird, versteht Deine Gelüste nach Rache wie kein Zweiter. Außer ich vielleicht, ohne arrogant klingen zu wollen. Ich war der Einzige, der den Zwergen nie vertraut hat. Nun gut Vater hat ihnen auch nicht vertraut, aber er hat mit ihnen verhandelt, in der Hoffnung Frieden für die umliegenden Länder zu schaffen, was auch uns entlastet hätte. Der Bau der Mauer geht trotzdem unter größter Sorgfalt und größtem Zeitdruck weiter. Aber ich hätte die Zwerge nicht zu einem Friedensgespräch gebeten, ich hätte sie befriedet... und genau das mein Liebster, tun wir beide nun Hand in Hand. Vater meinte es gut und sah einen Funken Hoffnung darin, dass der Zwergenkönig vor unseren Toren stand und um eine Audienz bat. Ich sah darin nur eine Unverfrorenheit und taktisches Kalkül. Nun ich bin auch hinlänglich nicht für Gnade bekannt, wobei ich auch durchaus Gnade walten lassen kann, wenn sie angebracht ist. Aber Tazio Schatz, wer zweimal lügt dem glaubt man nicht, auch wenn er dann die Wahrheit spricht. Die Zwerge haben mehr als zweimal gelogen. Sie haben zu oft gelogen. Die Schuppenhäute gehörten der Admiralität unter der Kampfleitung von Kapitän Mancini, wir benutzen ihren Vulkan nur als Fallrohr Schatz und danach werden die Echsen eingedeckt, den Rest soll Mancini erledigen, samt seiner Kollegen. Aber nun wird es Zeit, dass Du Deinen persönlichen Kapitän kennenlernst", erklärte Verrill und führte Tazio in den Steuerbereich des gewaltigen Luftschiffes. Verrill blieb vor einem blutroten Tiefling stehen, der sich ausladen und tief vor Tazio und ihr verneigte. "Darf ich vorstellen? Kapitän Thomkin Tanar", erklärte Verrill.
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    Thomkin Tanar:
    Der Tiefling verneigte sich etwas tiefer, während seine Schwanzspitze etwas nervös zuckte. "Eure Majestät Duca di Ledvicco und Gemahlin ich heiße Euch an Bord Eures ersten Kampfluftschiffes willkommen. Wir werden unverzüglich Kurs auf Farisin nehmen, sobald Ihr den Abrückbefehl erteilt. Die Bewaffnung ist auf voller Leistung, unser Vorrat an Bomben ist voll. Wir könnten also die Zwerge vermutlich glatt ein zweites Mal wegbomben", grinste der Tiefling ehe er sich wieder aufrichtete aber den Blick gesenkt hielt.


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    Tazio nickte wohlwollend. Ob Tiefling oder nicht, spielte für ihn keine Rolle, auch wenn er Menschen bevorzugte, wenn der Mann seine Arbeit gut machte - und davon ging er aus bei diesem vertrauensvollen Posten. Tazio trug zu seiner Uniform und Rüstung eine Maske aus Stahl, die Helm und Maske in einem war. Von der Verspieltheit der ledwicker Mode war an Tazio heute nichts zu sehen, diese Kleidung war das Antlitz des Krieges, kalt und gnadenlos - das andere Gesicht des Leone di Marino. Ledwick hätte nicht über die Jahrhunderte bestanden, wenn es nicht mit der selben Härte zurückschlagen konnte, wie jedes andere Großherzogtum. Von fünfen waren nur drei geblieben und Tazios Land war eines davon. Er und seine Gemahlin wirkten nebeneinander wie fleischgewordene Götter des Krieges. Auch Vianello hatte er aufgetragen, sich zur rüsten wie damals zur Schlacht.
    »Wir rücken so zeitnah wie möglich ab«, begann Tazio ohne Umschweife, ganz Feldherr, der im Einsatz keine Zeit verplemperte. »Wir wünschen, bei Sonnenaufgang über dem Ziel zu sein und ohne Umschweife mit dem Abwurf der Sprengsätze zu beginnen. Wie ist die Mannschaft zusammengesetzt? Sind die souvagnischen Gesteinskundler und Sprengstoffgelehrten dabei? Wenn ja, wünschen wir auf dem Flug mit ihrem Sprecher zu reden, im Beisein von Duc Maximilien Rivenet de Souvagne.«
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    Thomkin Tanar:
    Der Tiefling nickte mit einmaliger knapper Geste, wie es im Militär üblich war. "Eure Majestät, alle befinden sich bereits an Bord. Seine Majestät Duc Maximilien Rivenet de Souvagne samt Begleitung ist in der Aufenthaltlounge, alle anderen befinden sich bereits auf Gefechtsstation. Wir werden ferner von einem Geschwader der Himmelsaugen begleitet. Zeitnah heißt für mich sofort, damit reisen wir sofort ab. Ich lasse die Vertäuung lösen", erklärte der Kapitän und gab genau den Befehl an seine Mannschaft weiter. Die Bodenmannschaft löste auf Geheiß von oben die Befestigungen und die Duca Ernesto Sirio di Ledvicco nahm langsam Fahrt auf. Dabei schwebte sie zusätzlich höher, bis man aus dem Unterschiff sah, wie die Landschaft unter ihnen immer kleiner wurde. "Sobald wir Farisin erreicht haben, wird uns der Ausguck Bescheid geben. Wir haben am Bug und ganz oben überhalb des Auftriebkörpers also des Ballons ebenfalls einen Ausguck. Wir werden Euch rechtzeitig informieren lassen, Eure Majestät", sagte der Kaptiän und wandte sich seinen Aparaturen zu. Dies war kein Unhöflichkeit, sondern sein Beruf.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verrill schaute sich alles ganz genau an, ohne etwas zu berühren und hörte Thomkin dabei zu. "Das Luftschiff verfügt auch über seitliche Bewaffnung, also wie ein Segelschiff. Falls uns ein anderes Luftschiff angreifen würde, würden wir es damit vom Himmel holen. Linhard hat Dir ja erklärt, wie hoch unsere Bewaffnung ist. Das Schiff also der Schiffskörper ist ganz ähnlich einem großen Segelschiff aufgebaut, außer dass es hinten wesentlich mehr Offizierskabinen hat und oben hast Du einen kleinen Palast, damit Du passend wohnen kannst Taz. Natürlich kannst Du auch eine der Kabinen beziehen, aber Vater war es wichtig, dass Du einen eigenen abgeschotteten Raum für Dich hast, falls Du das wünscht", erklärte Verrill und schaute von oben in die Tiefe. Nach einigen Blicken wurde sie kreidebleich und trat schnell zurück. "Das nenne ich hoch", grinste sie verlegen und hakte sich bei ihrem Mann ein. "Lass uns zu den Gelehrten gehen", bot sie an.


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    »Ich habe den Capitano di cavalleria, das heißt den Rittmeister, damit beauftragt, unsere Prachtadler an Bord bringen zu lassen. Im Falle einer Havarie sei unbesorgt. Doch welche Havarie sollte uns ereilen mit dem Geleitschutz der Himmelsaugen? Außer Evalon verfügt Souvagne und nun auch Ledvicco meines Wissens nach als einzige Nationen über eine Luftwaffe. Die Geflügelten der Rakshaner und Tieflinge kann man wohl kaum dazu zählen. Vianello, bringe uns zur Aufenthaltslounge«, bat Tazio, da er den Weg nicht kannte. »Den Palast werde ich mir ansehen, sobald alles geregelt ist, wir werden einige Stunden fliegen. Der Gedanke dahinter ist sehr schön, so kannst auch du mich begleiten, ohne dass ich ein schlechtes Gewissen haben muss.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verrill nickte zustimmend. "Oben auf dem Ballon ist eine Plattform, dort können die Himmelsaugen landen. Ich denke nicht, dass ein Luftschiff so schnell abstürzen kann oder doch? Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch Gedanken gemacht. Das stimmt, neben uns verfügen die Goblins über Luftschiffe. Souvagne hat einige erworben. Zwei davon wurden in die Forschung geschleppt und völlig demontiert um ihre innere Struktur und ihren Aufbau zu studieren. Damit wir die Luftschiffe nachbauen und noch effektiver machen können. Nun so sind wir, alles was gut ist, eigenen wir uns an und übernehmen es, verbessern es und was wir nicht benötigen, belassen wir so wie es ist. Das heißt, wenn Souvagne Luftschiffe baut, haben sie selbstverständlich einen Souvagnischen Einschlag. Wir nehmen meist das Grundprinzip von anderen und machen unser Ding draus. Bauen darauf auf. Ich weiß wo die Lounge ist, Vianello kann sich entspannen, denn er müsste auch nur suchen", schmunzelte Verrill was auch Vianello schmunzeln ließ. Gregoire gab die Führung und war darüber sichtlich erfreut, während Tazio und Vianello ihr folgten. Verrill führte Tazio und Vianello zu Maximilien und den Forschern.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max begrüßte die beiden, indem er auf sie zuschritt und sich die Faust auf das Herz drückte. Er war ebenfalls gerüstet und Verrill musste feststellen, dass sie ihren Vater noch nie in voller Rüstung gesehen hatte. Weder Tazio noch ihr Vater sahen jetzt noch so aus, wie sie sie kennengelernt hatte. Aber sie selbst wirkte schließlich auch völlig anders. Max musterte die beiden und fand, dass sie ein niedliches Paar waren. "Guten Morgen. Wir befinden uns also auf dem Weg um den Zwergen ihre letzte Lektion zu erteilen. Das gefällt mir. Wie geht es Euch? Ihr seht sehr glücklich aus, soweit man das sagen kann", schmunzelte Maximilien.


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    »Guten Morgen«, erwiderte auch Tazio und antwortete mit gleicher Geste. »Eine Mischung aus Glück und Zorn. Ich brenne innerlich.« Tazio schenkte Maximilien einen tiefen Blick durch die Maske. »So wie der Himmel brennt auch mein Herz in Vorfreude und Wut. Ungeduld ist heute mein Begleiter. Die Ernesto Sirio di Ledvicco wird den Namen meines Vaters wieder reinwaschen. Sie ist ein herrliches Luftschiff, jetzt im Fluge ist sie in ihrem Element und ich kann es kaum erwarten, dass sie ihren Rachen öffnet. Bevor wir den Zielort erreichen, möchte ich gern mit den Gelehrten sprechen. Kapitän Silvano de Mancini ist mit der Flotte zur See unterwegs, nehme ich an? Wen hast du an persönlichen Begleitern ausgewählt?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien freute die Erwiderung der Geste. "Mich begleiten Fabien, Jules das Oberhaupt der Himmelsaugen und ein Geschwader der Himmelsaugen. Der Gelehrte der uns begleitet ist André Fiessin, ein äußerst fähiger Mann was die Erforschung von Gesteinen und sonstiger Geologie anbelangt. Aber auch auf anderen Forschungsgebieten ist er ein heller Kopf. Souvagne schränkt kaum ein Forschungsgebiet ein, einzig und allein die Nekromantie. Wobei ich mir da in letzter Zeit auch nicht mehr sicher bin. Scheinbar wurde sie von Dreux und Ciel nur eingeschränkt um zig Ausnahmen durchzuboxen. Wie dem auch sei, darum geht es heute nicht. Heute ist verführter Frühjahrspust, oder eine Fastenkur für Asamura und die beginnt man ja auch mit einen grauenvollen Einlauf. Und den bekommen heute die lieben Zwerge. Die Selbstreinigungskräfte dieser schönen Welt werden aktiviert und wir unterstützten sie tatkräftig dabei mit Bomben", erklärte Max und führte die Gruppe in einen anderen bereich wo ein Mann in einer äußerst bizarren Kleidung an etwas herumwerkelte.
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    André Fiessin:
    Der Mann schaute sie durch seine seltsame Brille an und man konnte dahinter nicht seine Augen erkennen, was Verrill zu verwirren schien. "Eure Majestäten", grüßte der Mann, verneigte sich und konnte gerade noch das aufschnappen, was er in der Hand gehalten hatte. Er richtete sich wieder auf, lächelte freundlich, was ihm noch mehr die Optik eines Raubvogel bescherte und wartete ab wie er helfen konnte.


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    »Ich habe einige Fragen«, begann Tazio. »Die Gesteine in und um Firasani wurden inzwischen umfassend analysiert, nehme ich an. Was genau wird sich bei der Sprengung abspielen? Und mit welchen Risiken ist zu rechnen? Und wozu trägst du diese Tracht?«


    André Fiessin:
    "Eure Majestät bei dem Gestein handelt es sich um Vulkanit. Vulkanit auch vulkanisches Gestein, Ergussgestein, Eruptivgestein, Effusivgestein oder Extrusivgestein genannt ist ein Gestein das das durch vulkanische Aktivität ob nun kontinentaler oder ozeanischer Art entstanden ist. Durch rasche Abkühlung einer Gesteinsschmelze an der Erdoberfläche oder oberflächennah entsteht es. Vulkanite liegen als Lakkolithe, Schlotgestein, Lava oder als Pyroklasten und als Pyroklastische Sedimente vor. Sie bilden gemeinsam mit den Plutoniten - sprich den Tiefengesteinen, die aus langsam in tieferen Bereichen der Erdkruste abkühlender Schmelze die sogenannte Magma entstehen, die Gruppe der magmatischen Gesteine die Magmatite. Gelegentlich werden Gesteine, die im Übergangsbereich von Vulkaniten und Plutoniten erstarrt sind, als Subvulkanite bezeichnet. Der Mineralbestand vulkanischer Gesteine ist sehr vielfältig und spiegelt eine Reihe von Prozessen der Magmenentstehung und der Abkühlungsgeschichte des Magmas wieder. Häufig auftretende Minerale sind z. B. Quarz, Feldspat, Foide, Pyroxene, Olivin, Amphibole, Magnetit und andere Oxide. Oft enthalten Vulkanite auch Einschlüsse von Nebengestein, das in die Magmenkammer gestürzt ist oder während des Magmenaufstieges von den Schlotwänden mitgerissen wurde. Ein typisches Beispiel sind hier etwa die in den Basalttuffen. Basalt ist ein sehr fester Stein und eignet sich wunderbar als Baustoff. Die Schlotwände des Vulkans auf der Insel werden genau bis hinab ins Herzen des Zwergenreichs führen. Soweit mir bekannt ist, befindet sich über Ninwar eine Kristallkuppel um die Hauptstadt des Zwergenreichs mit Licht zu versorgen. Weshalb das bei höhlenlebenden Nichtmenschen nötig, sei dahingestellt. Aber scheinbar litten einige der Zwerge bereits unter Degeneration und Inzucht, und dies ist ihnen möglicherweise auf ihre Sehnerven und oder Augen geschlagen. Ein nachtblinder Höhlenbewohner kann aber auch ein erstes Anzeichen von einer weiteren Mutation sein. Das ist eine sprunghafte Veränderung der Erbanlagen, stellt Euch ein weißes Kaninchen in der Natur vor. Die Vererbungslehre spielte verrückt wenn Ihr so wollte. Anzunehmen wäre auch, dass die Zwerge der natürlichen Weiterentwicklung folgten und bald überhaupt keine Augen mehr besitzen würden. Siehe den Grottenolm, oder andere in völliger Dunkelheit lebende Tiere. Sie sind nicht weiß, sondern konstant Farblos wie auch Augenlos. In ihrer Welt besteht kein Bedarf an Augen und somit auch nicht an Farbe. Welchen Weg die Zwerge auch immer beschritten hätten, heute beschreiten sie einen völlig anderen, der ihnen ebenfalls die Augen schließen wird. Auf ganz andere Art. Und dazu haben wir keine Kosten und Mühen gescheut. Wir haben eine Sprengkraft von vorerst 20 Tonnen eingeplant, die Sprengung erfolgt zeitverzögert, dass heißt die Bomben fallen und erst ab einer bestimmten Fallhöhe werden sie auslösen. Das ist anhand der Fallgeschwindigkeit berechnet. Sie müssten dann fast das Ende des Schlots erreicht haben. Meine Kleidung sorgt dafür, dass ich alles untersuchen kann, ohne mein Augenlicht oder sonst etwas von meinem Körper zu gefährden. Manche Gesteine sind giftig, denkt an Schwefel oder manche Steine geben auch bestimmte Wirkungen ab, die sich bis heute noch niemandem erschlossen haben. Aber wir arbeiten daran. Manche Steine verfügen über seltsame Schwingungen, die wir weiter erforschen in völlig anderen Bereichen. Möchtet Ihr etwas genauer wissen Hoheit?", fragte Andre, während es aus den Rufrohren schalte:


    "Hier spricht der Kapitän - Information an seine Majestät: Wir haben soeben die Souvagnische Grenze passiert und überfliegen mit einer Höhe von 200 Metern Paquet. Über Chateaub, La Grange und Cheverette werden wir in voraussichtlich 1 Stunde 30 Minuten bei Höchstgeschwindigkeit die Azursee erreicht haben".


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    Tazio schwirrte der Schädel. Weniger als die Zusammensetzung des Gesteins hätte ihn interessiert, was mit diesem geschieht, wenn die Sprengladung sich entfaltet. Aber er war selbst Schuld, wenn er einen Wissenschaftler fragte. »Danke für die ausführliche Antwort. Offenkundig bist du ein Gelehrter mit einem enormen Fachwissen in diesem Bereich. Mit Risiken ist also nicht zu rechnen? Keine Sturmfluten, Küstenabbrüche an Souvagne und dergleichen? Das Schicksal der Zwerge ist, unabhängig von allen möglichen Anpassungen ihrer Umwelt, besiegelt. Wie gut ihre Körper auch an die Herausforderungen ihres Lebens angepasst sein mögen, Herz und Verstand sind bei diesem Volk vollkommen degeneriert. Zum Schutze Ledviccos und Souvagnes werden sie getilgt. Ganz Asamura wird es uns danken, man wird sie nicht vermissen.«


    André Fiessin:
    "Eure Majestät wir werfen die Bomben in Etappen ab. Dies hat eine Trichterwirkung zur Folge. Die ersten Bomben bomben den Weg frei, die nächsten detonieren nicht innerhalb des Vulkans, sondern bereits weiter darunter. Natürlich wird es bei dieser Art von Sprengkraft zu einem Seebeben kommen. Dies kann gar nicht verhindert werden. Aber die Küstenregion wurde bestmöglich geschützt und die Bevölkerung wurde aufgerufen sich cira 50 Kilometer ins Landesinnere zurückzuziehen. Es ist möglich, dass eine Flutwelle entsteht, aber wir gehen nicht davon aus. Alle Berechnungen weisen darauf hin, dass die Explosion dank der Staffelung bereits unterirdisch, also tiefer als die Azursee erfolgt. Dies wird den Boden der Arzursee erschüttern. Eine Springflut wird es somit nicht geben, allerdings wie Ihr sicher wisst, werft einen Stein ins Wasser und es entstehen Ringe. Nun stellt Euch vor Ihr zupft an der Seite eines Instruments auf denen ein Glas Wasser steht, dort bilden sich ebenfalls die gleichen konzentrischen Kreise. Ganz lässt sich dies nicht vermeiden, wir setzen auf Staffelung und auch die Natur beschert einem ab und an Springfluten, für die wir ein Deichsystem haben. Wir schützen unsere Hafenanlagen. Den Schiffen auf der Azursee wird nichts geschehen. Die Kreise im Inneren sind seicht, je weiter außen sie sind, je höher werden sie. Das heißt wiederum, bei einer tatsächlichen Hochspringflut seid Ihr nirgends so sicher wie auf dem Gewässer selbst, hinter der Mörderwelle versteht sich. Mich interessieren Zwerge nicht, ich wurde nicht damit beauftragt Zwerge zu erforschen Eure Majestät. Ich wurde damit beauftragt sie wegzubomben, also habe ich genau das ausgerechnet. Wieso sollte ich einen Zwerg vermissen Hoheit? Ist es ein Souvagner? Meine Treue gilt Souvagne und Euch, da Ihr ein Freund Souvagnes seid und ein Bedürfnis der Blutrache habt, ebenso wie die Bewohner Alkenas. Alkena ist ebenfalls ein Freund Souvagnes. Bedenkt was der Fürst unserem Land schenkte, völlig selbstlos. Und welche Möglichkeiten sich durch unsere Zusammenarbeit ergeben, rein schon in der Forschung. Manche Tieflinge mögen seltsam aussehen, aber jene die ich bis jetzt traf waren fast wie Souvagner. Bis auf die Hörner und Schwingen und Schwänze und ich höre auf zu erzählen", grinste Andre´.


    Thomkin Tanar:
    "Hier spricht der Kapitän - Information an seine Majestät: Wir haben soeben die Azursee erreicht haben und halten direkten Kurs auf Farisin", tönte es fast zwei Stunden später aus den Rufrohren.


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    Tazio war ein wenig beruhigter. Er fand es gut, dass die Berechnungen und Zusammensetzung der Sprengsätze von souvagnischer Seite aus gestellt wurden. Falls doch etwas schief ging, würde es nicht nach einem feigen Angriff von Seiten Ledwicks aussehen. Für einen solchen gab es zwar nicht den geringsten Anlass, aber es gab immer auch Zweifler. Nicht zuletzt gab es auch Idioten, die ohne jeden Anlass Böses taten, anders war auch das Verhalten der Zwerge nicht zu erklären. Wer wusste schon, welch Saat der Zwietracht durch eine künstliche Naturkatastrophe ausgelöst wurde? Zwietracht konnte Almanien jetzt so wenig gebrauchen wie nie zuvor. Tazio begab sich erneut an Deck und schaute sich den Rest des Schiffs an. Danach genoss er das Panorama des Fluges. Ein dünner Streifen orange zeigte sich im Westen, als die Dämmerung heraufzog. »Vianello, an meine Seite«, befahl Tazio.


    Vianello Leonardo
    Vianello eilte an die Seite seines Herrn, während Verrill noch etwas mit ihrem Vater sprach. Nello setzte sich neben Tazio und schaute ihn offen und abwartend an. "Herr wie kann ich Euch behilflich sein?", fragte er freundlich.


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    »Indem du an meiner Seite bleibst, wenn es geschieht. Wir haben gemeinsam unsere Soldaten sterben sehen. Nun werden wir Seite an Seite dabei zusehen, wie Skaldors Volk für seine Verbrechen bezahlt.« Tazio hob sein Fernrohr und stellte es scharf. Sein zufriedenes Lächeln wurde von der Eisenmaske des Krieges verborgen. Er reichte das Fernrohr Vianello, damit auch er die Insel am Horizont betrachten konnte.


    Vianello Leonardo
    Vianello nahm das Fernrohr entgegen und schaute mit grimmiger Genugtuung durch das Glas. Unter ihnen zog eine Armada von Schiffen entlang, die fast die Geschwindigkeit des Luftschiffes hatten. Nello deutete nach unten und freute sich, dass die Seeunterstützung mit ihnen gleichauf war. "Wir sind nicht alleine Herr", sagte Nello und er meinte weit mehr damit, als die Kollegen der souvagnischen Marine. Der Leibdiener reichte das Fernrohr zurück und schaute Tazio dabei tief in die Augen. Eigentlich eine Ungebührlichkeit, aber heute ein Zeichen von tiefstem Verständnis und Vertrauen. "Wir werden diesen Augenblick der Rache genauso gemeinsam erleben, wie wir den Augenblick der Trauer ertragen haben Herr. Seite an Seite, wie immer", sagte er fast väterlich und legte kurz Tazio eine Hand auf die Schulter. "Sie haben nicht gewusst, wen sie herausgefordert haben mit ihren Schandtaten. Schon bald werden sie es wissen. Aber das Begreifen kommt zu spät, es wird die letzte Lektion sein, die diese Maden lernen", knurrte Vianello leise und man sah dem alten Haudegen an, das er nicht nur Leibdiener war, sondern dass auch noch was ganz anderes in ihm schlummerte.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verrill gesellte sich zu ihrem Mann und Vianello. Sie hockte sich ganz dicht neben ihn und starrte in Richtung Farisin. Einen Moment später tippte sie Tazio an und deutete nach oben. "Wollen wir auf das Deck gehen und von dort aus schauen? Von dort haben wir sicher eine bessere Sicht", sagte sie und stand wieder auf. Dabei stützte sie sich auf ihren Kampfstab, der oben ähnlich einer Helebarde in einer rasiermesserscharfen Klinge endete.


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    Tazio wusste Vianellos Blick richtig zu deuten. Wer so viel gemeinsam durchlebt hatte, verstand einander auch ohne erklärende Worte. Als Vianello Tazio die Hand auflegte, erwiderte Tazio die Geste mit dem selben Arm, auf dessen Schulter die Hand ruhte und griff seinerseits in Vianellos Schultermuskel. Entgegen dem, was manche von einem Leibdiener hielten, hatten manche von ihnen Bärenkräfte und einer davon war dieser hier, der ihn nun mit den Augen eines Kriegers ansah. Tazio blickte mit dem selben Feuer in den Augen zurück. Als sich auch Verrill an seine Seite gesellte, legte er ihr die andere Hand auf die gepanzerte Schulter. Er verharrte einige Atemzüge auf diese Weise, die beiden Menschen bei sich, die ihm am meisten bedeuteten und betete, denn später würde er dafür keine Zeit haben. Zum Zeitpunkt, wenn es geschah, würde er gedanklich bei seinem Vater und den Gefallenen sein. Er betete, dass nichts schief gehen würde bei der gewaltigen Explosion. Dann begaben sie sich zu Dritt an Deck. Der große Knall konnte kommen.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Die Duca Ernesto Sirio di Ledvicco, das erstes Ledvicco Luftkampfschiff schob sich über die Insel der Farisin. Der Morgen der bereits dämmerte, wurde schlagartig von einem gewaltigen, zylindrischen Schatten verdunkelt. Was es genau war, konnte man gegen das hereinbrechende Licht des Morgens auf der Insel gar nicht ausmachen. Etwas verdunkelte die Sonne, etwas gewaltig großes, dass von hinten angestrahlt wurde und so nur als schwarzes Etwas zu erkennen war mit unvorstellbaren Ausmaßen. Die Duca Ernesto Sirio di Ledvicco verharrte in der Luft und der Kapitän gab die Information durch, dass sie Farisin wie auch den Vulkan erreicht hätten. Keine Sekunde später wurde der Bombenabwurfbefehl erteilt. Das Schiff rührte sich dabei kaum, im Gegenteil es schien sogar leicht nach oben zu ziehen. Von der Reeling aus konnte man sehen wie in fünfer Etappen riesige Kugeln in den Krater des Vulkan abgeworfen wurden. Fünf, fünf, fünf, fünf und wieder fünf... dann folgte nur eines Stille. Gerade als sich Tazio, Verrill und Vianello fragten, ob die Bomben überhaupt eine Auswirkung hatten erfolgte unter ihnen eine derart ohrenbetäubende Detonation, dass sie fast von den Beinen geschleudert wurden. Das Schiff drehte ab und bei und die anderen Bomben zündeten im gleichen Intervall wie sie geworfen wurden. Die See färbte sich in den ersten Strahlen des Morgenrotes blutrot, als die Insel scheinbar fünf mal zu hüpfen begann. Die See um die Insel herum zog Kräusel, die sich immer weiter ausbreiteten und an Höhe gewannen. Doch schlagartig gab es ein seltsames ratschendes Geräusch, der Vulkan stürzte in sich zusammen und brach nach unten hin weg. Einem Sog gleich schien unter ihm die See einzubrechen, denn man hörte ein seltsames saugendes Geräusch, wie es sonst nur die Seefahrer von einem Strudel kannten. Die Küste von Farisin wurde länger, die See scheinbar flacher und man hörte nur die tosenden Wassermassen die ungebrochen in die Tiefe donnerten, als die letzten Bomben den Weg nach Niewar freirissen. Die Azursee sackte weiter um Farisin herum einige Meter ab, die tosenden Wassermassen verschwanden in dem Schlund des einstigen Vulkans, der nun das Abflussrohr der Zwerge bildete. Es war ein grandioser Anblick, als die See den Vulkankrater auffülle, sah man darin einen tosenden Strudel, der immer noch Wasser nach unten wirbelte und ein ganz ur- und eigentümliches Donnern ausstieß, so als wäre die See selbst auf Rachefeldzug. In diesem Moment traf die Armada der souvagnischen Marine ein.


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan. Das Luftschiff, das den Namen des gefallenen Duca trug, spuckte seine tödliche Last in die Tiefe. Der Vulkan brüllte und barst. Das Erdreich tat sich auf und verschlang die Azursee, gurgelnd, saugend wie der Schlund eines Ungetüms. In diesem Moment brüllte auch Tazio den Namen seines Vaters in das Tosen hinein, damit sein Geist der Rache beiwohnen konnte. Niemand hörte es bei dem ohrenbetäubenden Lärm, doch Ernesto würde es hören. Tazio spürte die Anwesenheit seines Geistes. Den Rest ihrer Zwiesprache hielt er stumm. Während unter ihn der Abgrund tobte und immer neue Explosionen das Loch weiter in die Tiefe hin aufriss, stand Tazio schweigend mit vor der Hüfte verschränkten Händen und sah mit seinem in seinem Herzen anwesenden Vater zu. Er gestattete sich einen Moment, die tiefe Trauer zuzulassen, um seinen Vater und um all die ledwicker Soldaten, die in der Fremde für einen Krieg gefallen waren, der nicht der ihre war. Der Leone di Marino weinte und salzige Wasser der See rann aus seinen Augen. Minutenlang dauerte das Inferno. Als der letzte Sprengsatz detoniert war, beendete Tazio seine Andacht. Und der Leone di Marino zeigte die Zähne.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verrill wartete ab und hielt stumm Wache neben ihrem Mann, der seine Wut, seine Trauer freien Lauf ließ mit Bomben und mit Tränen, er betete brüllend, er betete stumm und er bekam seine Rache, ganz so wie er sie verdient hatte. Verrill umarmte ihren Mann, drückte ihn fest und liebevoll an sich, ehe sie die Lanze gut sichtbar für die Himmelsaugen über ihren Kopf erhob und dann mit tödlicher Wut gen Farisin schleuderte. "Für Ledwick, für Souvagne! Angriff!!!", brüllte sie und todbringende Schwingen erhoben sich von dem gewaltigen Luftschiff um reichlich Ernte auf der Insel der Echsen zu erhalten.