Jozo [Goblin]

  • Kurzinfo Jozo Yamanlar


    Name: Jozo
    Volk: Goblin
    Fraktion: ./.
    ggf. Gilde: ./.
    Alter: 27 Jahre
    Größe: 112 cm
    Statur: dünn und drahtig, durchtrainiert
    Beruf: Kopfgeldjäger
    Zugehörigkeit: ehemals die Geister (Bande von Assassinen in Shohiro)
    ehemaliger Mentor von Jeelen
    Geburtsort: Riano
    Früherer Wohnort: Shohiro
    Derzeitiger Wohnort: Obenza
    Sprachen: Asameisch & Rakshanisch
    Familienstand: ledig


    Familie
    Vater: Arun
    Mutter: Milindi
    jüngere Schwester: Kari


    Sohn: Banekin


    Clan: Yamanlar
    Yar-Yamanlar-Clan: Varijar
    Khan: Ishwar



    Aussehen
    Jozo ist ein 27 Jahre alter, männlicher, Goblin. Mit einer Körpergröße von 112 cm ist Jozo durchschnittlich groß für einen Goblin. Jozo ist quittegelb und wird von einem dunkelgrünen Muster geschmückt. Das seltsame Muster zieht sich von seinem Schädel über seinen Nacken und den ganzen Rücken entlang herunter. Selbst in seinem Gesicht zieht es sich bis zu seinen Schläfen und zu seinen Wangen hin.


    Seine Zeichnung lässt Jozo aussehen, als hätte er gelbe Punkte in unterschiedlichen Größen. Jozo fehlt sämtliche Körperbehaarung. Er hat weder Haare auf dem Kopf, noch Augenbrauen oder Wimpern. Sein Kinn und seine Nase sind extrem spitz. Seine Lippen sind dunkel, genau wie seine Augen. Jozos Körper ist mit Narben bedeckt. Die einen rühren von seinem Beruf her, die anderen seiner Neigung von sadomasochistischer Verspieltheit.


    Die schlimmste ist wohl das verheilte Loch in seiner Schläfe. Meist ist die Narbe verdeckt von seiner Kapuze, da Jozo größtenteils völlig vermummt gekleidet ist wenn er auf Jagd geht. Einzig und allein seine Augen sind zu sehen. Jozo trägt gerne auf der Jagd unter seiner Kapuze Masken aus den Gesichtern seiner Feinde. "Unmaskiert" kann man deshalb nicht sofort sein wahres Gesicht erkennen, da er ein fremdes Gesicht über dem eigenen trägt.


    Link:
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    Song-Link (Fatboy Slim - Reach Out):

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    Charakter und Mentalität
    Kurz und knapp, Jozo ist ein wahnsinniger Psychopath. Jozo ist unfähig zur Empathie, Schuldgefühlen und Loyalität. Jozo wurde mit dieser Extremvariante der Persönlichkeit geboren. Schon als kleines Kind fiel er nicht nur durch seine seltsame Hautfarbe auf, sondern auch durch unerklärliche Grausamkeiten und irrationalen Handlungen. Hatte er gerade noch sein vermeintlich liebstes Haustier in der Hand, fraß er es Minuten später auf, weil er scheinbar Hunger hatte.


    Zudem fehlt dem gelben Goblin jegliche Empathie. Er lügt, stiehlt, betrügt und mordet. Sein ganzes Gedanken- und Weltbild kreist nur um sich selbst. Dies ändert sich wenn eine Person etwas besitzt, dass Jozo gerne selbst besitzen würde, oder eine Person über Fähigkeiten verfügt, die er achtet. Entweder möchte sich der Goblin dann den Besitz oder die Fähigkeit aneignen. Ist die geschehen, wird die Person für ihn wie alle anderen bedeutungslos.


    Jozo hat nicht die geringste Spur eines Gewissens und keinerlei Gefühle von Schuld oder Reue. Ganz egal, was er anstellt, es plagen ihn keine lästigen Skrupel über das Wohlbefinden von Fremden, "Freunden" oder Verwandten. Für ihn gibt es kein Hadern mit seinem eigenen Schamgefühl. Das gab es nie - kein einziges Mal in seinem ganzen Leben. Völlig unabhängig davon, ob er sich egoistisch, faul, rücksichtslos oder unmoralisch verhalten hat.


    Jozo nimmt zwar wahr, dass er anders als andere Personen ist, doch betrachtet er normale Personen mit Geringschätzung und sich selbst und andere Psychopathen - "jene die in seiner Welt leben" - als überlegen. Sie haben eine Gabe, sind jene seiner Art, die einzigen die ihn verstehen können.


    Der Begriff Verantwortung ist ihm völlig fremd. Außer dass er ihn als selbstauferlegte Bürde anderer Personen kennt. Die er deshalb für gutherzige, betriebsblinde Idioten hält. Jozo kann sich wenn er muss, sehr gut verstellen. Da jede andere Person grundsätzlich erst einmal annimmt, jeder andere würde selbstverständlicher weise auch über ein Gewissen verfügen, in welcher Art auch immer.


    Wie Jozo seinen Zustand "völliger Glückseligkeit" oder wie er es selbst nennt "seinen Spaß" erreicht und wer darunter zu leiden hat, ist Jozo absolut gleichgültig. Was er haben möchte, bekommt er auf die eine oder andere Weise. Gewalt ist für ihn nicht verwerflich, sondern einfach ein Mittel zum Zweck.


    Wer mit Jozo irgendwie klar kommen und seine Nähe ertragen muss, lebt in ständiger Gefahr und hat durch seine Gefühlsausbrüche zu leiden. In einem Moment erscheint Jozo völlig harmlos, hilfsbereit und freundlich im nächsten Moment erkennt man den Goblin nicht wieder.


    Jozo sind innere Hemmschwellen völlig fremd. Zurechtweisungen oder Androhung von empfindlichen Strafen materieller Art fruchten bei ihm überhaupt nicht. Wenn sich die Strafe nicht gegen seine Person richtet, fürchtet er sie auch nicht.


    Einzig und allein Gewalt- und Schmerzandrohungen fügt er sich zähneknirschend, wenn er annimmt oder sogar weiß dass er seinem Gegner unterlegen ist und die Sache für ihn nicht gut ausgehen würde. Er besitzt weder ein Unrechtsempfinden noch Schuldgefühle. Wer nicht mit ihm umzugehen weiß, oder nicht weiß wie er den gelben Golbin lenken kann, sollte ihm besser aus dem Weg gehen.


    Seit seiner Verletzung die ihn fast das Leben gekostet hat (ein Armbrustbolzen in den Schädel) ist es um die geistige Gesundheit des gelben Goblins noch schlechter bestellt.


    Hinzu kommt das Jozo schon zu seinen besten Zeiten ein berechnender Goblin war, der stets nur das eigene, persönliche Wohl im Auge hatte. Für den richtigen Preis verkaufte er alles und jeden. Seiner Ansicht nach ist das ein rein geschäftlicher Akt und dient einem guten Zweck - ihm.


    Jozo ist ein Trophäen-Sammler, er sammelt leicht tragbare Körperteile seiner Opfer. Er schneidet auch Gesichter ab und trägt sie als Masken. Jozo trägt eine Auswahl an chirurgischen Werkzeugen in seinem Gürtel. Diese verwendet er für Spaß und Spiel - andere nennen es Folter.


    Seine Waffen sind zwei scharfe, gekrümmte Messer und ein magisches Artefakt, eine Peitsche die sich im Ruhezustand wie ein Armband um sein Handgelenk wickelt.


    Jozo kann sehr gut hören und riechen und verlässt sich oft auf seine Ohren und seine Nase. Er liebt es, wenn seine Beute lecker duftet, kurzum nach Angst stinkt. Dafür sieht der Goblin auf größere Entfernung nicht richtig scharf. Aus dem Grund ist er ein sehr guter und gefährlicher Nahkämpfer, aber ein sehr schlechter Schütze.


    Gedanklich kommt er nur etwas zur Ruhe, wenn er "gute Musik" hört. Andere müssen diese Musik nicht als angenehm oder wohlklingend wahrnehmen, für Jozo ist nur maßgeblich dass er dabei etwas fühlt.


    So hört er auch gerne Orks zu, wenn sie ihre (für die meisten) misstönenden Lieder singen. Solche Musik verschafft ihm den Zustand friedlicher Glückseligkeit. Der gelbe Goblin kann weder selbst singen, noch irgendein Instrument spielen, er hört gerne Musik - sie packt seine aufgewühlten Gedanken in Watte und beruhigt ihn.


    Beziehungen geht der gelbe Goblin mit jedem ein, der ihm nützlich erscheint. Oft sind es aber auch nur kurze, oberflächliche Beziehungen und eine willkürliche Wahl seiner Partner/innen um Spaß zu haben.


    Das er Beziehungen eingeht, sollte nicht darüber wegtäuschen was er ist. Auch seine Partner bedeuten ihm nichts, er empfindet nichts für sie. Auch dabei geht es ihm nur um sein eigenes Wohl, seinen Spaß und seinen Vorteil.


    Jozo reagiert wie die meisten "seiner Art" auf wahrgenommene oder existierende Fähigkeiten der Bindung mit Ambivalenz und auch oft Aggression. Er überträgt seinen Bindungswunsch auf "Objekte", vor allem auf Waffen. Sein "Ich" wird durch seine Lieblingswaffe - ein magisches Artefakt/eine Peitsche - repräsentiert. Die Empfindung für seine Lieblingswaffe, kommt dem Wort Liebe am nächsten, auch wenn er so etwas nicht empfindet.


    Eine andere Eigenschaft die auf seinem Krankheitsbild beruht ist, dass er einen ungewöhnlichen Umgang mit Worten pflegt. Er kann nicht zwischen neutralen und emotionalen Worten unterscheiden und benutzt deshalb ab und an ein falsches Wort, was zwar vom logischen Grundgedanken her passend wäre, aber nicht auf eine Person zutreffen kann.


    Eine Waffe kann defekt sein, eine Person nicht. Jozo würde bei einem Sprachfehler anmerken - die Person ist defekt und muss zum Heiler. Für Jozo gäbe es bei dem Ausdruck keinen Unterschied, er würde nicht bemerken, dass der Ausdruck falsch ist/er den falschen neutralen Begriff gewählt hat. Die meisten meinen, dabei handelt es sich um einen "charmanten Sprachfehler", dabei ist dies ein Zeichen seiner geistigen Krankheit.


    Wie viele Psychopathen ist auch Jozo sehr anfällig für den Missbrauch von Drogen.


    Jozo ist Hafari abhängig. Zum ersten Mal hat Jozo Hafari nach seiner schweren Verletzung gegen die unerträglichen Kopfschmerzen eingenommen. Dabei hat Jozo festgestellt, dass Hafari auch eine beruhigende Wirkung auf ihn hat. Er ist nicht nur abhängig von der Droge, er nimmt sie auch äußerst gerne.


    Hafari oder auch andere Drogen sind ein probates Mittel um Jozo um den Finger zu wickeln. Für kostenlose Leckerli (Drogen) würde er alles tun.



    Devise:
    "Krank? Irre? Die ganze Welt ist bekloppt, ich bin der einzig Normale!"
    "Opfer? Ich war das Opfer, ich wurde um meine Kindheit betrogen"



    Fähigkeiten
    kann hervorragend riechen - hervorragender Geruchssinn
    kann sehr gut hören - gutes Gehör
    sehr guter Dolch- und Messerkämpfer
    Spurenleser
    Schleichen
    Tarnen



    Stärken und Schwächen


    Stärken:
    Exzellent im Nahkampf (Messer und Peitsche)
    Sehr gelenkig
    Schnell und wendig
    Absolut Selbstsicher
    Verschlagen
    Berechnend
    Manipulativ
    Kann sehr charmant sein, wenn er muss


    Schwächen:
    Hafari abhängig
    Empfindliche Haut (verletzt sich schneller)
    Kann sich nicht lange auf eine Sache konzentrieren, ihm wird schnell langweilig
    Extrem schlechter Schütze, benutzt keine Schusswaffen
    Extrem gestörtes Gefühls- und Gemütsleben
    Unfähig zur Empathie, Schuldgefühlen und Loyalität
    Trophäensammler (versucht stets von seinen Opfern eine Trophäe mitzunehmen)
    Rastlos, ruhelos, wuselig, impulsiv
    Launenhaft



    Reiserucksack


    Kleidung:


    Arbeitskleidung:
    komplette Lederrüstung aus schwarzem, gehärtetem Leder
    schwarzer Umhang mit Kapuze
    schwarze Gesichtsmaske ähnlich einer Sturmmaske die nur die Augen als Schlitz freilässt
    schwarze, weiche Lederstiefel
    schwarzer Waffengürtel für 2 Krumm-Messer
    schwarzer Gürtel mit chirurgischen Werkzeugen
    schwarze, kleine Umhängetasche (für kleine Utensilien)


    Privatkleidung:
    schwarze, wollene Kapuzenjacke
    schwarze, derbe Arbeiterhose mit zahlreichen Taschen
    schwarze, schwere Arbeiterstiefel
    schwarze Armstulpen mit fingerlosen Handschuhen (Die Stulpen reichen über die Ellenbogen)
    schwarze, kleine Umhängetasche (für kleine Utensilien)


    Waffen:
    Peitschen-Artefakt/Armband
    (Magische Waffe die sich im Ruhezustand wie ein Armband um sein Handgelenk legt - als Waffe eine Länge von ca. 3 Meter)
    2 Krumm-Messer


    Sonstiges:
    einen kleinen Lederbeutel mit Hafari-Pulver - seinen Tee wie Jozo es nennt
    (trägt er permanent bei sich)
    Wasserflasche
    Proviant



    Lebenslauf


    Elternhaus & Kindheit
    Jozo wurde nicht nur mit einer Fehlfarbe, sondern auch mit einem Fehlverhalten geboren. Fast so, als wollte die Natur auf seine Besonderheit aufmerksam machen, oder seine Umwelt vor ihm warnen. Jozos Haut hat schon seit seiner Geburt eine quittegelbe Hautfarbe und ihm fehlt jede Körperbehaarung.


    Trotz oder gerade wegen seiner auffälligen Färbung und seiner Stille als Baby, liebten ihn seine Eltern abgöttisch. Sein Vater Arun war genauso stolz auf seinen Sohn wie seine Mutter Milindi. Jozo war für sie ihr Sonnenschein, die passende Farbe dazu hatte der kleine Kerl ja.


    Als kleines Baby stellte Jozo überhaupt kein Problem dar. Im Gegenteil, sie hielten ihn für lieb, weil der Kleine so ruhig und leise war. Er aß, er schlief und er gluckste wenn man sich mit ihm beschäftigte. Besser konnte es für Milindi und Arun nicht laufen. Sie freuten sich darüber, dass ihr Kind so brav war, während andere Eltern mit unruhigen und schreienden Kindern zu kämpfen hatten.


    Was mit ihrem kleinen Sonnenschein wirklich los war, sollte sich später herausstellen. Um Jozo eine Freude zu machen, schenkten ihm seine Eltern ein Kaninchen. Tage später fanden sie es aufgeschlitzt im Garten und vergruben es heimlich. Sie wollten ihrem Sohn den grausamen Anblick ersparen. Arun und Milindi trösteten Jozo, der vor Schock für sie wie "erstarrt" war. Aber Jozo war nicht vor Schreck erstarrt - er empfand nichts.


    Was wirklich mit ihrem Jungen nicht stimmte, wollten Arun und Milindi viele Jahre nicht wahrhaben. Erst als seine Mutter mit dem kleinen Jozo für das Neujahrsfest Plätzchen backen wollte und der kleine Mann mithelfen sollte, begriff sie, dass mit ihrem Sohn etwas nicht stimmte. Jo zog ein langes Küchenmesser aus dem Messerblock und betrachtete es fasziniert.


    "Messer sind nichts für kleine Goblinfinger, gib her Schätzelein", lachte Milindi und hielt ihm die offene Hand hin. Jozo lächelte seine Mutter an und stach ihr das Küchenmesser ohne zu Zögern durch die Handfläche. Seine Mutter musste zum Tempel des Ainuwar gebracht werden, wo ihre Wunde genäht wurde. Auf die Frage wie sie sich die Verletzung zugezogen hatte, log Milindi.


    Sie gab sich selbst die Schuld, hielt es für ein dummes Missverständnis seitens Jozo. Sie hätte dem Knirps sagen müssen, dass er das Messer weg legen sollte. Dennoch wurden ab diesem Tag sämtliche spitzen und scharfen Gegenstände im Hause Yamanlar vorsorglich und sicher weggeschlossen.


    Jozo beobachtete seine Mutter und wenn sie die Messer zur Küchenarbeit herausholte, versuchte er ihr mit Engelsmiene ein Messer oder eine Gabel abzuschwatzen. Auch wenn Milindi es nicht offen zugab, sie wusste instinktiv, dass sie ihrem Sohn nichts Scharfes aushändigen durfte.


    Es verging einige Zeit und Jozo schien die Messer vergessen zu haben. Aber irgendetwas stimmte trotzdem nicht. Der Garten der sonst die ganze Freude von Milindi war, war irgendwie so still geworden. Kein Vogelzwitschern, keine Kleintiere - nichts. Ganz so, als würden sich alle anderen Lebewesen von ihrem Haus und ihrem Garten fernhalten. So war es auch.


    Als der Sommer ins Land zog und Milindi ihre geliebten Begonien gießen wollte, schlug ihr schon auf dem Weg zum Regenfass ein widerwärtiger Geruch entgegen. Mit zittrigen Finger und klopfendem Herzen hob die Goblinfrau den Deckel des Regenfasses an. Das Fass war randvoll gestopft mit Kadavern jeglicher Art. Vom kleinen Singvogel bis hin zu dem vermissten Nachbarshund schien "irgendwer" alles in dieses Regenfass gestopft zu haben.


    Erschüttert sprach Milindi am Abend mit ihrem Mann, als dieser von seiner Arbeit heimkehrte. Arun wusste sich keinen Rat. Weder er noch seine Frau hatten Jozo dabei erwischt, wie er das Regenfass mit Kadavern füllte. Und wenn er draußen im Garten spielte, hatte man auch nichts verdächtiges gehört. So beschlossen sie Jozo eine Zeit lang genauestens zu beobachten.


    Milindi und Arun beschlossen ihrem Sohn mehr Aufmerksamkeit zu schenken und ihn damit von seinen wohlmöglichen Trotzhandlungen abzubringen. Vielleicht fehlte dem kleinen Knirps nur etwas mehr Liebe und Aufmerksamkeit. Wobei jeder Außenstehende gesagt hätte, dass sie ihren Sohn schon mit Liebe überhäuften.


    Jozo schien darüber erfreut zu sein, dass sein Vater etwas weniger arbeitete und sich Abends mit ihm beschäftigte. Genauso war seine Mutter jederzeit für ihn da. Jo beobachtete gerne Leute und er beobachtete seine Leute. Tagsüber saß er oft im Garten und spielte "Leute gucken". Dabei schien der die anderen regelrecht zu studieren.


    Innerhalb seiner Familie merkte er sich, wann er wie reagieren musste, damit er von seiner Mutter bekam was er wollte. Am glücklichsten war sie, wenn er so etwas sagte wie "Mama ich hab Dich lieb" - oder "Du bist die Beste".


    Er hatte schnell raus, wie er sich dabei zu geben hatte um zu bekommen, wonach es ihm trachtete. Nur spitze Gegenstände blieben immer noch Tabu.


    Bekam der kleine Jo nicht was er wollte, beschuldigte er seine Mutter oder seinen Vater ihn nicht mehr zu lieben oder er wurde aggressiv und gewalttätig ihnen gegenüber.


    Sein Vater Arun, Verkäufer vom in einem Warenladen von Beruf, wurde sogar daraufhin einmal auf der Arbeit zu seinem Chef gerufen. Dieser fragte ihn, woher er die zerkratzten Arme habe. Im Verkauf als Verkäufer war so etwas geschäftsschädigend. Arun log genau wie seine Frau.


    Niemals hätte er seinen kleinen Sohn an den Pranger gestellt. Er log seinen Chef an, er habe seiner Frau eine kleine Katze geschenkt, die noch etwas wild beim Spielen war. Dass sein Sohn ihn mit Zähnen und Klauen angegriffen hatte, hätte Arun niemals zugegeben.


    Arun befürchtete man würde ihnen ihren kleinen Sonnenschein wegnehmen, weil sie das Kind nicht korrekt behandelten oder falsch erzogen.


    Einige Zeit zog ins Land und Arun und Milindi hatten gelernt mit den Launen ihres Sohnes zu leben. Sie hatten einen ganzen Katalog an Ausreden parat, wenn sie Verletzungen an Armen und Beinen hatten oder wenn Jozo auf der Straße wie am Spieß brüllte, nur um zu sehen, wie seine Eltern damit umgingen. Jozo schien Spaß an solchen Scherzen zu haben.


    Dann eines Abends als Arun nach Hause kam, hatte Milindi den Tisch schön gedeckt und es gab zur Feier des Tages einen Braten. Als sie sich alle gemeinsamen zum Abendessen hingesetzt hatten, nahm Milindi die Hände ihres Mannes in die eigenen und verkündete stolz, dass sie ein Kind erwartete. Arun war außer sich vor Freude.


    Jozo grinste über beide Ohren.
    Denn das wurde von ihm in so einer Situation schließlich erwartet.


    Seine Schwester Kari wurde an einem schönen Frühlingstag geboren. Milindi wollte ihr Baby Zuhause zur Welt bringen und so geschah es auch. Arun war total aufgeregt und aus dem Häuschen, während Jozo so ruhig neben der Hebamme stand, als wäre er der behandelnde Arzt.


    Der Frau war der kleine, gelbe Junge mit den stechenden Augen suspekt. Mehrfach schickte sie ihn aus dem Zimmer, aber kaum hatte sie sich umgedreht, war der kleine Wicht schon wieder da!


    Irgendwann wurde es der Frau zu bunt, sie schnappte sich den Bengel an den Ohren und beförderte ihn aus dem Zimmer.


    Schmerzen! Sie wagte es ihm Schmerzen zuzufügen! Jozo gab keinen Laut von sich, er fletschte nur in stummer Wut die Zähne. Sie war stärker als er und sie fürchtete ihn nicht! Wieso? Sein Vater Arun ließ diese fremde Frau einfach gewähren.


    Wütend zog sich Jo in eine Ecke des Wohnzimmers zurück und beobachtete diese fremde Frau lieber aus der Ferne. Sein Vater verschwand ebenfalls in dem Schlafzimmer, die Tür wurde geschlossen und Jozo konnte eine ganze Weile lang nur die Schreie seine Mutter hören.


    Wie lange Milindi schrie, wusste Jozo nicht, spielte für ihn aber auch keine Rolle. Er machte es sich in seiner Ecke gemütlich und versuchte ihre Schreie zu zählen. Nach einer Zeit die ihm wie eine Ewigkeit vorkam erklang ein anderer Schrei. Der Schrei eines Babys.


    ****


    Kari - Jozos kleine Schwester war für ihn kaum interessant. Manchmal hockte er an ihrem kleinen Bettchen und musterte sie. Er stupste sie mit einem Finger an und wartete ihre Reaktion ab. Kari gluckste manchmal vergnügt, oder versuchte seinen Finger zu greifen. Dabei zeigte sie keine Angst vor ihm. Meist reichten ihm einige Minuten in ihrer Nähe aus und sie langweilte ihn dermaßen, dass er sie einige Tage nicht wieder aufsuchte.


    ****


    Kari wurde älter und Milindi und Arun kümmerten sich genauso liebevoll um das kleine Mädchen wie um Jozo. Die Kleine freute sich über Geschenke, malte gerne und wenn es ihr möglich war, folgte sie ihrem großen Bruder auf Schritt und Tritt. Das was Jozo seinen Eltern nicht zurückgab, schien Kari doppelt zurückzugeben.


    Jozo war von seinem kleinen grünen Anhängsel oft überhaupt nicht begeistert. Er ärgerte und schikanierte Kari oft, wenn er sie los werden wollte. Dann rannte das kleine Mädchen weinend zu ihrer Mutter und erzählte dass "Jojo" wie sie ihn nannte - sie geärgert hatte.


    Auf der anderen Seite nutzte Jozo Kari oft als Gehilfin für seine Streiche und Spielchen. Er heckte einen Plan aus um seine Eltern zu "überraschen" und ließ Kari die Durchführung übernehmen. Auch nutzte er seine kleine Schwester als Dienstbote.


    Kari folgte gerne Jozos Anweisungen, denn sie liebte ihren Bruder und dachte das wäre seine komische Art zu spielen.


    ****


    Als Kari ein kleines bisschen größer wurde und die ersten Freundinnen in der Nachbarschaft fand, kam eines Tages eine andere Mutter zu Milindi nach Hause. Die Nachbarin teilte Milindi mit, dass sie entdeckt hatte, dass Kari viele blaue Flecken habe und auch eine frische Platzwunde auf dem Kopf.
    Auf die Frage hin, wer ihr das angetan habe, wer sie geschlagen habe - hätte sie nur gesagt "der Böse" hätte sie die Treppe hinunter gestoßen.


    Milindi erklärte der Nachbarin dass sie mit ihrer Tochter zum Tempel gehen würde um sie von einem Heiler behandeln zu lassen. Die Nachbarin gab sich mit der Erklärung zufrieden und wünschte Kari gute Besserung.


    Kaum hatte die Nachbarin das Haus verlassen, rief Milindi Jozo zu sich. Sie fragte ihren Sohn, was er zu Karis Verletzungen zu sagen habe. Jozo schaute seine Mutter nur mit großen Augen an und sagte kein Wort. Milindi erklärte Jozo, dass Kari von der Treppe geschubst worden wäre und sie sich dabei verletzt, ja sogar den Kopf aufgeschlagen habe.


    "Warum warst Du nicht da Mama, als Kari dass passiert ist?", fragte Jo mit Engelsmiene.
    Seine Mutter schaute ihn bestürzt wie beschämt an.


    "Wo warst Du Jo? Wo bist Du gewesen als Kari gestürzt ist?", ließ sich seine Mutter diesmal nicht beirren.
    "Das weiß ich nicht Mama. Weiß ja nicht wann sie gestürzt ist, oder von welcher Treppe. Hab nichts gehört. Kann Dir nicht sagen wo ich war. Schlimm?", fragte er.


    Seine Mutter schüttelte ganz langsam den Kopf.


    "Kann ja auch sein, dass sie drüben bei der Nachbarin gestützt ist. Vielleicht waren die das", mutmaßte der Junge.


    Am selben Abend noch sprach Milindi mit ihrem Mann. Sie wusste dass Jozo log. Sie wusste, dass er es gewesen war der Kari die Treppe heruntergestoßen hatte, aber Kari schwieg weil sie ihren Bruder liebte. Und Jozo schwieg... aus seinen Gründen. Der Böse, so nannte Kari nämlich ihren Bruder wenn er wieder grundlos ausrastete. Es gab den Lieben und den Bösen Jojo in Karis Gedanken. Folglich hatte Kari ihren Bruder verraten, ohne es ausgesprochen zu haben.


    "Wir müssen mit ihm zum Tempel Milindi. So geht das nicht weiter. Es darf nicht erst ein Unglück geschehen. Vielleicht fehlt ihm nichts Schlimmes, aber so kann es nicht weitergehen", flüsterte Arun seiner Frau zu. Wie seltsam es war, seiner Frau in seinem Schlafzimmer im eigenen Haus etwas zuzuflüstern, weil er den Zorn seines eigenen, kleinen Sohnes fürchtete!


    Die Yamanlars gingen einen Tag später gemeinsam zum Tempel des Ainuwar. Arun und Milindi sprachen zuerst alleine mit einer jungen Heilerin.


    Die junge, noch unerfahrene Frau erzählte den Eltern, dass Konfrontationen unter Geschwistern normal seinen und die Kinder solche Auseinandersetzungen unter sich ausmachen müssten. Dennoch bat sie Arun und Milindi Jozo zu ihr zu schicken. Sie wollte mit dem kleinen Kerl einmal reden.


    Katla die Heilerin sprach darauf allein mit Jozo und fragte den Jungen, weshalb er seine Schwester von der Treppe gestoßen habe. Sie wüsste dass er es gewesen war, denn sie sei immerhin eine Schwester hier im Tempel. Hier sprach man mit Ainuwar, dem Gott.


    Jozo staunte nicht schlecht. Da die Frau scheinbar wusste, was er getan hatte konnte er die Tat auch zugeben.


    "Hab sie zum Spaß geschubst. War nicht schlimm, sie ist nur mit der Rübe aufgeschlagen. Kein Heulen, kein Kreischen, kein Wimmern - keine Verletzung", lächelte Jozo freundlich.


    Katla schaute den Jungen an und erkannte dass ihm jedes Unrechtsbewusstsein fehlte. Sie hielt kurz Rücksprache mit den Eltern und mit einem der älteren Heiler. Der ältere Heiler sprach daraufhin eine ganze Zeit lang allein mit Jozo.


    Als er zurück zu den Yamanlars kam teilte er ihnen mit, dass Jozo Hilfe brauchen würde. Er dürfte auf keinen Fall allein mit Kari bleiben. Am besten wäre es sogar, wenn er hier in ihrer Einrichtung bleiben würde, damit sie sich um ihn kümmern konnten.


    "Was genau Ihrem Sohn fehlt, kann ich Ihnen leider noch nicht sagen. Aber sie können ihn nicht mehr mit ihrer kleinen Tochter allein lassen", sagte der ältere Goblin und deute dabei auf die alten wie auch frischen Wunden auf den Armen von Arun und Milindi.


    "Und Sie benötigen ebenfalls etwas Abstand von ihrem Sohn. Lassen Sie ihn hier. Wir kümmern uns um ihn. Wie gewalttätig reagiert er?", hakte der alte Mann nach.


    Arun und Milindi versuchten erneut ihren "Sonnenschein" in Schutz zu nehmen, aber Slar der alte Heiler war nicht dumm. Nach einem längeren Gespräch offenbarten sich die beiden endlich und es brach regelrecht ein Damm als sie zu erzählen anfingen.


    Sie erzählten wie sich Jozo verhielt, wie er austickte wenn er seinen Willen nicht bekam. Dass er sie manchmal grundlos angriff, dass er scheinbar manchmal Anfälle bekam und dann statt Blut Eis in seinen Adern hatte, so kalt und gefühllos reagierte der Junge.


    Das sie nirgendwo in ihrem Haus spitze Gegenstände, Messer, Gabeln oder ähnliches liegen lassen konnte, ohne dass Jo versuchte sich die Dinge anzueignen. Gelang es ihm ein Messer an sich zu bringen, war es äußerst schwierig ihm die Klinge wieder abzunehmen.


    Der Junge händigte sie weder auf Wunsch, Befehl noch auf Strafandrohungen hin aus. Ihm ein Messer zu entwinden war schier unmöglich, da er sofort zustach. Ihm schien gleich zu sein, wohin er traf, Hauptsache er behielt das Messer. Also mussten sie warten bis er schlief um ihm das Messer wieder abnehmen zu können. Sie erzählten dem alten Heiler, das Jozo nachts manchmal in ihrem Schlafzimmer stand und sie kalt musterte, bevor er wieder wortlos verschwand.


    Dass er sich gelegentlich lautlos an sie anschlich, ohne dann ein Wort zu sagen. Er war plötzlich da starrte sie an und verschwand einfach wieder.
    Sie erzählten von dem toten Kaninchen. Sie erzählten von dem zweiten Kaninchen, dass er vor ihren Augen zerlegt und halb aufgefressen hatte aus purer Freude an seinem Handeln. Jozos Ausrede war banal gewesen, er hatte Hunger.


    Sie erzählten, dass sie in Angst vor ihrem eigenen Sohn lebten, den sie trotzdem über alles liebten. Was stimmte nur mit dem Jungen nicht?


    Der Heiler hörte ihnen lange und geduldig zu.


    "So leid es mir tut, aber Ihr Sohn scheint an einer Malgorionischen Krankheit zu leiden. Es gibt nur eine Möglichkeit, Jozo muss im Tempel bleiben und zwar in unserer geschlossenen Abteilung für geistige Krankheiten. Wir müssen herausfinden was dem Kind fehlt. Solange wir das nicht herausgefunden haben, ist Ihr Sohn für Sie und für Ihre Tochter eine permanente Gefahr.


    Er ist im Grunde für jeden eine Gefahr, der in seine Nähe kommt. Hier im Tempel wird man sich gut um ihn kümmern, dass versichere ich Ihnen. Hier kann er auch niemanden verletzten. Die Heiler auf dieser Station sind den Umgang mit gefährlichen Patienten gewöhnt. Lassen Sie Jozo hier, wenigstens für eine Weile. Denken Sie an sich und Ihr Mädchen", sagte der alte Heiler freundlich.


    Jozos Eltern erklärten sich widerwillig damit einverstanden. Karis Wohl ging in dem Fall vor, auch wenn sie Angst hatten ihren Sohn zu verlieren. Und Jozo sollte schließlich im Tempel bleiben, damit ihm hier geholfen wurde. Und wenn sie ganz ehrlich waren, eine Atempause von seiner ständigen, bedrohlichen Präsenz konnten sie ebenfalls gebrauchen.


    Slar der alte Heiler versicherte ihnen, dass sie im Tempel gut für Jozo sorgen würden. Nur müsste sich einer seiner beiden Eltern bereit erklären, ihn hinter die Tür dieser Abteilung zu locken. Andernfalls musste der Junge von einem Bruder gesichert und ruhig gestellt werden und dies wollten sie beide sicher nicht mit erleben. Slar klärte die beiden aber auch gleich darüber auf, dass Jozo dies diesem Elternteil einige Zeit als Verrat übel nehmen werde. Der Junge wusste schließlich nicht, dass ihm im Tempel geholfen werden sollte.


    Da Arun wusste, dass es Milindi nicht übers Herz bringen würde, Jozo ihren Sonnenschein in eine Falle zu locken, erklärte sich der Vater damit einverstanden, Jozo in die Abteilung zu bringen ohne dass es zu unnötiger Gewalt kommen würde.


    Slar ließ seine Kollegen benachrichtigen und informierte dann Arun wo genau die Abteilung war und wie sie nun vorzugehen hätten. Sie warteten noch einen Moment ab, dann ging Arun zu seinem Sohn und sagte Jozo, dass sie beide noch ein bisschen rumstöbern würden, solange Kari und Milindi noch mit dem Heiler sprechen würden.


    Jozos Stimmung hellte sich bei dem Vorschlag auf. Immerhin waren sie in einem Tempel, bei den Heilern. Hier gab es viele interessante Entdeckungen zu machen und möglicherweise etwas abzustauben.


    An der bestimmten Tür angekommen, versuchte Arun sich nichts anmerken zu lassen. Er wusste Jozo konnte in ihm lesen wie in einem offenen Buch. Aber hier im Tempel war sein Sohn viel zu abgelenkt, um seinem Vater überhaupt groß Beachtung zu schenken. Das spielte Arun glücklicherweise in die Hände. Arun strich Jozo einmal über den Kopf.


    "Das mit Mama und Kari scheint noch länger zu dauern. Wenn Du Dich umgucken magst, geh nur. Aber Du darfst Mama nachher nichts davon sagen. Da drüben sind die Chirurgen. Das wäre sicher was für Dich, aber Jo - nichts anfassen, nichts einstecken. Komm wir beide gucken uns das mal an. Na geh schon, ich weiß dass Du Spaß dran hast", sagte Arun liebevoll und deutete auf die offene Tür.


    "Echt jetzt? Dein ernst Paps? Alles klar. Ich schweige", grinste Jozo von einem Ohr zum anderen und drückte sich kurz an seinen Vater.


    Arun spürte einen tiefen Stich in seinem Herzen. War es richtig was er tat? Gerade eben hatte Jozo doch gezeigt, dass er eigentlich ein ganz normaler Junge war. Und wie er sich freute. Musste er vielleicht nur liebevoller zu ihm sein, oder strenger? Nein schalt sich Arun, Jozo musste wenigstens ein Wochenende hier bleiben, damit sie feststellen konnten, was ihm fehlte.


    Der Junge ging vor, dicht gefolgt von seinem Vater. Aber kaum dass er die Türschwelle hinter sich gelassen hatte, wurde die Tür hinter ihm geschossen und verriegelt. Jozo drehte sich wie von der Tarantel gestochen um und starrte den großen Heiler an, der die Tür versperrte. Von der anderen offenen Seite kamen zwei große Pfleger auf ihn zu.


    Jozo starrte seinen Vater durch die Türscheibe für Sekunden hasserfüllt an, ehe er sich in die Bestie verwandelte die Arun und Milindi all die Jahre so gefürchtet hatten.


    "Du verräterisches Schwein! Du bist TOT!", geiferte Jozo so wutentbrannt, dass sich seine Stimme überschlug und er seiberte wie ein tollwütiges Tier.


    "Wenn ich Dich in die Finger bekomme, schneide ich Deine Fratze in Scheiben. Hörst Du mich! Ob Du mich hörst?", kreischte er und versuchte den beiden Pflegern auszuweichen.


    Sein Vater stand aufgelöst auf der anderen Seite der Tür und musterte das Geschehen durch die Scheibe. Jozo war flink, aber für diese Heiler nicht flink genug. Es packte ihn ein Pfleger und riss ihn grob nach unten, so dass der Junge auf dem harten Boden landete.


    Gerade als der Mann ihn fixieren wollte, rastete Jozo komplett aus und zwar dermaßen, dass der gelbe Goblin bis heute selbst nicht weiß, wie lange sein Aussetzer dauerte oder was in welcher Reihenfolge wirklich passierte.


    Seine Erinnerung an diese Zeit sind Bruchstücke. Manche sind verschwommen und mache sind dunkel, andere sind aus unmöglichen Winkeln betrachtet. Viele sind surreal. Dann gibt es dort noch sein Hassbild. Das Bild von dem Kerl in der Robe und wie eine Injektionsspritze aus seinem Oberschenkel ragt.


    Und es gibt eine letzte winzige Erinnerung, völlig überbelichtet. Mit letzter Kraft stürmte er wie eine männliche Furie auf den Kerl los. Jozo wollte dem Kerl das Grinsen direkt aus dem Gesicht schlagen, ihm notfalls die Zähne in die Fratze graben oder in den Hals, nur damit dieser widerliche Bastard aufhörte zu grinsen.


    Das war woran er sich erinnerte, bevor er das Bewusstsein verlor, war wie ihn schlagartig die Kraft verließ und er kaum noch Kontrolle über seinen Körper hatte. Jo stürzte rücklings zu Boden.


    Mit letzter Kraft legte er seinen Kopf in den Nacken und starrte seinem Vater flehend in die Augen.
    "Papa... hi..lf... mir...", keuchte Jozo bettelnd und versuchte eine Hand nach ihm auszustrecken.


    Langsam, fast in Zeitlupe und mit Tränen in den Augen schüttelte sein Vater auf der anderen Seite der Scheibe den Kopf.
    "Es ist zu Deinem Besten Jo", versuchte sein Vater ihn zu beruhigen.


    Jozos Gesicht nahm einen mörderischen Ausdruck an.
    "Verrrr...ecke Du... Du... Aas", zischte der Junge diabolisch, bevor er das Bewusstsein verlor.


    ****


    Er öffnete die Augen und starrte wild, aggressiv aber orientierungslos umher, scheinbar auf der Suche nach einem imaginären Feind. Er war in einer Zelle. Er lag festgeschnallt und bewegungsunfähig auf dem Rücken und starrte an die Decke.


    Das einzige was immer in Bewegung war, war sein Geist. Rastlos, stets beschäftig und im Moment den körperlichen Bewegungsmangel ausgleichend.


    Selten begegnete er einer Person positiv und wie sich für ihn heraus stellte zu Recht. Sein freundlicher Blick war nichts weiter als Heuchelei. Sein Lächeln verbarg reines taktisches Kalkül. Sein Verstand drehte sich bei Personen nur darum wann und wie er diese am effektivsten benutzen konnte.


    Aber wie effektiv war er, fragte sich Jozo mit sarkastischem, inneren Lachen. Er hatte sich von Arun hereinlegen lassen. Und nun lag er hier, auf einer Pritsche, unbeweglich wie eine Salzsäule!


    Wellen von Schüttelfrost peinigten seinen Körper. Kalt war ihm. Früher hätten ihn seine Eltern gewärmt, ihm eine weitere Decke gebracht und fest damit zugedeckt. Aber das lag für ihm mittlerweile so weit zurück, dass er sich fragte ob es je Realität gewesen war oder nur ein Traum. Er vermisste sie, wie eine gute Daunendecke. Ob man in Leute hineinkriechen konnte wie in Bettzeug?


    Mit dem Nebel der sich langsam aus seinem Kopf verzog, kehrte zeitgleich Jozos Körpergefühl zurück.


    In der Hochsicherheitszelle lebte er einige Monate, bis sich seine Heiler sicher waren, dass er keine Gegenwehr mehr leistete. Jozo kannte sie nur vom sehen her. Er merkte sich ihre Namen nicht. Wozu auch? Hätte er die Möglichkeit gehabt, hätte er alle abgestochen.


    Oft kam eine ältere Frau, ebenfalls eine Heiler, zu Besuch. Sie redete auf Jozo ein.


    Hass war angeblich laut der Heiler Phase 1.
    Dann kam Phase 2 – Verzweiflung.
    Der Verzweiflung folgte Phase 3, Akzeptanz.


    Ab der Akzeptanz würden sie miteinander arbeiten können. Sie würden ihm helfen, ihn wenn möglich heilen. Dazu musste er mit ihnen kooperieren. Einige wenige Patienten würden dann auch Phase 4 erreichen – die Wiedereingliederung in ihre Familie und die Gesellschaft. So verliefen fast alle Malgorionischen Krankheiten. Wobei es nicht jeder Patient bis zur 4. Phase schaffte, erklärte ihm die Heilerin.


    Er gab sich einige Zeit zugänglich. Heuchelte Besserung und wurde bald schon belohnt, indem er sich ein Wunschessen aussuchen durfte. Jozo wünschte sich Fleisch. Nicht des Fleisches wegen, sondern weil er davon ausging, dass er dazu ein Messer bekam um es essen zu können.


    Jozos Pfleger waren allerdings nicht so dumm wie er dachte. Der gelbe Goblin bekam sein Fleisch, allerdings vorgeschnitten und mit einem Löffel als Besteck. Vorgeschnittenes Fleisch! Jozo rastete aus. Aus Wut und Enttäuschung versuchte er der Schwester mit dem Löffelstiel die Augen auszustechen. Als ob nur scharfe Gegenstände Waffen waren.


    Keinen Augenblick später kamen die Pfleger herein. Sie rangen den gelben Goblin nieder, sicherten ihn und brachten Jozo in einen anderen Bereich. Den Bereich kannte er vorher nicht. Jo kam in ein Zimmer wo zig Heiler um ein Bett standen, das mit einer beschichteten Matte ausgelegt war. Wozu wusste der Junge nicht. Ansonsten sah es aus wie ein ganz normales Bett. Die Pfleger packten Jozo hinein und er wurde vollfixiert.


    Einer der Heiler stopfte ihm etwas zwischen die Zähne. Einer der Pfleger stellte sich neben den gelben Goblin und erklärte ihm, dass Anordnungen von Erwachsenen und seinen Eltern umgehend auszuführen seien, egal ob er sie verstand oder nicht.


    Und auf Angriffe auf Pfleger, Schwestern oder Heiler stand Strafe. Er hatte immerhin versucht die Schwester zu blenden. Jozo versuchte den Pfleger zu treten, aber das gelang ihm nicht, da er fixiert war.


    Jozo bekam zwei Spritzen verabreicht. Zuerst geschah nichts. Aber dann setzte die Wirkung der Substanzen mit einem Schlag ein und zwar einem Blitzschlag gleich. Krämpfe jagten durch seinen Körper und hätte Jo nicht fixiert im Bett gelegen, wäre er wie gefällt zu Boden gestürzt.


    Die Augen nach hinten verdreht und Schaum sabbernd, kreischte Jozo durch zusammengebissene Zähne vor unerträglichen Schmerzen. Augenblicke später hatte sich der Anfall gelegt.


    Jozo schnaufte wie ein Stier vor Entkräftung und bekam Panik. Er wusste nur, dass die Behandlung dermaßen geschmerzt hatte, dass er dachte er würde elendig krepieren und dann war da nichts mehr. Irgendwann kam hinter dem Schmerz Erlösung.


    Er wusste nicht wie lange er weggetreten war, aber als er aufgewachte, lag er immer noch in diesem Bett. Der Gelbe spürte, dass er sich vor Schmerz vollgepisst hatte. Sein ganzer Körper schmerzte und er fühlte sich als hätte er gewaltigen Muskelkater. Ein Pfleger nahm ihm den Mundschutz aus den Mund und fragte Jozo ob er die Lektion begriffen hätte.


    Jozo nickte zitternd und bettelte die Heiler an ihn nicht erneut zu bestrafen. Nach dieser Bestrafung gab Jozo seine Gegenwehr auf. Er wollte keine Schmerzen mehr ertragen und er hatte seinen Peinigern nichts entgegenzusetzen. Seine Lage war aussichtslos und er fügte sich.


    Der Überlebenswillen zwang Jozo zu dieser Taktik. Er heuchelte Freundlichkeit und Interesse an ihrem Gebabbel. Und es zeigte Wirkung. Gab er sich einsichtig, hörte er zu und gehorchte, gab es nicht nur keine Bestrafungen mehr, sondern auch größere Rationen an Essen.


    Er griff seine Pfleger und Heiler nicht mehr an. Jozo hatte sich ihre Namen gemerkt und sie als seine tägliche Bezugspersonen akzeptiert. Dies sah auch seine Rückführerin. So nannte sich Heilerin Varleas, später würde er begreifen was es damit auf sich hatte.


    Als sie Jozo eines Morgens wieder wie üblich das Frühstück brachte und ihn freundlich grüßte, grüßte Jozo sie zurück und blieb vorne an der Tür stehen anstatt zurückzuweichen. Varleas strich ihm einmal vorsichtig über den Kopf und drückte ihm seine Ration in die Hand.


    "Hier nimm, noch etwas Süßes für Dich", flüsterte Varleas und steckte ihm heimlich etwas Süßes zu.
    "Was Süßes? Danke", grinste er sie freudestrahlend an und ließ es sich schmecken.


    Dieses Ritual behielten sie bei. Varleas freute sich, dass der Gelbe aufgetaut war und langsam aber sicher Fortschritte machte. Jozo freute sich, dass sie so dumm war ihm seine Maskerade abzukaufen und ihm dafür sogar noch Süßigkeiten mitbrachte.


    Aus dem Wochenende dass Jozo im Tempel verbringen sollte, wurde mehr als ein Jahr.


    ****


    Jozo war 7 Jahre alt, als ihn Heilerin Varleas zurück nach Hause zu seinen Eltern brachte, ihn zurückführte. Jo war nicht dumm, er hatte gelernt. Arun, Milindi und Kari empfingen Jozo freudestrahlend an der Tür, aber auch mit bangen Herzen. Jo ging zu seiner Mutter und umarmte sie fest und liebevoll.


    "Es tut mir leid Mama. Alles was ich Euch angetan habe, tut mir katastrophal leid. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Verzeiht mir bitte. Ich will bei Euch bleiben, schickt mich nie wieder weg", sagte Jozo und drückte sich schutzsuchend an seine Mutter.


    Milindi drückte ihren Sohn felsenfest an sich, so als wollte sie ihn nie wieder loslassen. Wie lange hatte sie ihn nicht gesehen und zu seinem eigenem Wohl auch nicht sehen dürfen?
    "Keine Angst Sonnenschein, Du kommst nicht wieder weg, nie wieder. Jetzt wo Du gesund bist, können wir endlich ganz normal miteinander leben. Und Jo dass heißt es tut mir schrecklich leid, nicht katastrophal leid - Du Marke. Ich hab Dein Kauderwelsch vermisst Schätzelein", lachte Milindi überglücklich und küsste ihren Sohn auf die Stirn.
    "Ja oder so", grinste er über beide Ohren.


    Arun wusste nicht wie er reagieren sollte, aber dann entschied er sich genau wie Kari dafür, Jozo einfach mit zu umarmen. Sie gingen gemeinsam ins Haus und Jo folgte seinen Eltern in die Küche, wo ein großer Kuchen zur Feier seiner Heimkehr auf dem Küchentisch stand. Jo blieb neben dem Messerblock stehen und zog eines der Messer heraus. Arun und Milindi schauten sich an und sagten kein Wort. Der ältere Goblin räusperte sich und schaute seinen Sohn ernst an.


    "Jozo, leg das Messer weg. Sei vernünftig", bat er im ruhigen Ton. Jedenfalls versuchte er ruhig zu klingen. Jozo musterte ihn mit schräg gelegtem Kopf.
    "Oh... ich dachte für den Kuchen. Entschuldige Paps", antwortete Jozo mit betretenem Gesichtsausdruck und steckte das Messer sofort zurück in den Messerblock. Ganz so, wie man es von ihm erwartete.


    Arun und Milindi musterten ihren Sohn mit stolzem Blick, während Kari ihn drückte.
    "Du bist gesund Jojo nicht wahr? Richtig gesund geworden?", freute sich seine Schwester.
    "Ja Kari, dass bin ich. Ich hab Dich vermisst", gab Jozo zurück und küsste sie auf die Wange.


    Oh ja, Jozo hatte sehr viel gelernt und zwar sein wahres Gesicht hinter einer freundlichen Fassade und harmlosen Getue zu verbergen. Aber er hatte auch begriffen, dass seine Familie ebenso Teil seiner Tarnung und Täuschung sein konnte. So eine Macht warf man nicht leichtfertig weg. Noch nicht. Er strubbelte seiner Schwester gut gelaunt durch die Haare.


    ****


    Ein Jahr lebte Jozo als völlig neuer Goblin bei seiner Familie. Er verhielt sich, wie man es von einem Goblin seines Alters erwartete. Er war freundlich und liebevoll im Umgang mit seinen Eltern und er war seiner Schwester ein guter großer Bruder.


    Aber Jozo wäre nicht Jozo, hätte er nicht längst einen anderen Plan im Kopf gehabt.


    Genau zum Jahrestag wo Jo in den Tempel eingeliefert wurde, wurden aus dem Haus der Yamanlars Flammen gemeldet. Goblins eilten zu dem Haus um die Flammen zu löschen. Sie kamen gerade noch rechtzeitig um die Familie zu retten.


    Arun, Milindi und Kari waren ans Bett gefesselt, geknebelt und ihnen waren die Fußsehnen durchgeschnitten worden, als das Haus angesteckt wurde. Von dem Sohn der Familie fehlte jede Spur.


    Die Büttel der Goblins stellten fest, dass die drei Familienangehörigen absichtlich gefesselt wurden, damit sie den Flammen nicht entkommen konnten. Sie sollten elendig verbrennen. Zum Glück wurde das Feuer von den Nachbarn rechtzeitig entdeckt, so dass die Familie gerettet werden konnte.


    Als die Familie endlich vernommen werden konnte, berichteten sie das Jozo sie umbringen wollte. Sie erzählten den Bütteln, was es mit Jozo tatsächlich auf sich hatte und dass sie ihren Sohn in eine Heileinrichtung geschickt hatten. Sie hielten ihn ein ganzes Jahr für gesund, er hatte sich endlich völlig normal verhalten bis zu jenem Tag, als er damals in den Tempel eingeliefert werden musste.


    Die bewaffneten Sicherheitsleute fahndeten sofort nach dem gefährlichen jungen Mann um ihn wegen versuchten Mordes anzuklagen. Ob er auf dem Block endete, oder für immer in einer Heilanstalt würde ein Richter entscheiden.


    Aber Jozo war nicht dumm. Er rannte davon, bis er vor Erschöpfung fast zusammenbrach. Die Nachbarn hatten viel zu schnell das Feuer bemerkt und Hilfe gerufen. Sein Plan, seine Eltern für ihren Frevel wahrhaftig schmoren zu lassen, ging nach hinten los. Jo ärgerte sich maßlos sie nicht einfach aufgeschlitzt zu haben. Aber ihre Tat verlangte nach einer höheren Rache und so reifte in ihm dieser Plan. Der nun so kläglich gescheitert war.


    Jo wusste, dass seine Eltern alles daran setzen würden, ihn wieder einzufangen um ihn in dieses Höllenloch von einem Tempel einsperren zu lassen. Und für das was er getan hatte, würde er den Rest seines Lebens da schmoren. Einen schnellen, gnädigen Tod konnte er von seinen Eltern nicht erwarten. Sie würden niemals zulassen dass er einfach auf dem Block endete.


    Und der gelbe Goblin wollte weder das eine noch das andere. Weder wollte er zurück in den Tempel noch wollte er sterben.


    Wochenlang irrte Jo auf der Flucht umher. Versteckte sich tagsüber und bewegte sich nur nach Einbruch der Dunkelheit fort. Wohin er eigentlich lief, war ihm unbekannt, Hauptsache so weit weg wie möglich von seinem Elternhaus. Dies war sein Plan, alles weitere würde sich ergeben.


    Falls ihn unterwegs versehentlich eine Person zu Gesicht bekam, suchte er schnell das Weite. Er war einfach zu auffällig gefärbt mit seiner gelb-grünen Hautfarbe. Sein Zeitgefühl hatte er bald verloren. Wie viele Tage oder Wochen er unterwegs gewesen war, wusste er nicht mehr. Er ernährte sich von dem was er fand, stehlen oder rauben konnte.


    Jozo zog weiter und stellte auf seiner Flucht fest, je später in der Nacht er unterwegs war und je schlimmer die Gegend wurde, je weniger Probleme hatte er mit den Leuten.


    Irgendwann gelangte Jozo in eine seltsame Gegend. Von seinem Geld war nicht viel übrig. Jozo suchte sich ein Versteck für den Tag, schluckte einiges von dem Zeug dass er sich zur Beruhigung auf dem Schwarzmarkt gekauft hatte und rollte sich dort zusammen.


    Kaum dass er halbwegs eingeschlafen war, tippte ihn ein alter Kerl mit dem Fuß an. Jozo fand nur schwer zurück ins Bewusstsein. Entgegen seiner Vermutung griff ihn der Alte aber nicht an, sondern redete auf ihn ein. Es dauerte einige Zeit bis Jozo begriff was der Mann von ihm wollte. Er hatte in der Nähe eines Lieferwagens mit Gespann geschlafen. Warum auch immer, der Mensch bot ihm an, sich im Wagen für die Nacht einzunisten, wenn er auf die Waren aufpassen würde. Jozo ging auf den Vorschlag ein.


    Der Mann erzählte ihm am darauf folgenden Morgen, dass ihn seine Reise nach Shohiro verschlagen würde und bot Jozo an, wenn er ihm helfend zur Hand gehen würde, würde er einen kleinen Lohn erhalten. Zudem würde er dort sicher Arbeit finden und nicht auf der Straße leben müssen. Denn auf dem Gebiet der Handelsallianz wären alle Rassen willkommen. Und so kam der gelbe Goblin nach Shohiro.


    ****


    Die Geister saßen unten im Gemeinschaftsraum und hatten es sich gemütlich gemacht.


    „Dave Dein Spitzel ist angekommen“, informierte Pavo ihn.
    „Lass sie rein“, sagte Dave gut gelaunt.
    „Ich bin dagegen!“, protestierte Gasmi lachend.
    „Ach sei leise“, gab Dave grinsend zurück und knuffte Gas.
    "Selbst wenn Du dagegen bist Gas, ich hab Haley schon rein gelassen", grinste der alte Goblin.


    „Hallo Jungs und Mädels“, grüßte Haley als sie den Raum betrat.
    „Hallo Haley“, grüßten sie im Chor zurück und mussten loslachen.


    „Ihr seid wirklich ein Haufen alberner Hühner“, lachte sie und gesellte sich zu Dave, „Hallo Großer“.
    „Hallo Kleine. Was gibt es zu berichten? Erzähl“, forderte Dave sie auf.


    „Seddik wir sind die einzigen, die hier solo sind – kann doch wohl nicht sein“, beschwerte sich Gas gespielt.
    „Soll mir das jetzt irgendwas sagen, oder ist das eine versteckte Aufforderung?“, prustete Sed.
    „Ich komm Dir gleich da rüber!“, motzte Gasmi.
    „Na dann…“, lachte Seddik sich schlapp.
    „Nun ja wohl besser nicht…“, prustete Gas.


    „Hört zu. Meine Nachforschungen zu Eurem Jäger haben folgendes ergeben. Ihr habt Recht. Es treibt sich ein Mörder in Eurem Bezirk rum. Die Leute in unserer Ecke sagen nichts, dass wisst Ihr.


    Aber dieses Miststück schnüffelt überall rum und scheint eine permanente Gefahr zu sein. Die Leute haben Angst nachts auf die Straße zu gehen. Bis jetzt hat noch keiner den Mörder richtig zu Gesicht bekommen, der von ihm berichten könnte. Er scheint auf alle Fälle klein zu sein und schmächtig. Es könnte also ein Goblin sein, oder ein Zwerg. Mehr kann man über den Mörder selbst nicht in Erfahrung bringen, nur über seine Methode.


    Ihm scheint es gleichgültig zu sein, ob er einen Mann oder eine Frau holt. Er jagt sie, er stellt sie und er spielt mit ihnen. Die Opfer haben sehr viele Schnitte von einem extrem scharfen Messer. Sie sterben vermutlich am Blutverlust. Und jetzt dass was ihn ausmacht, er nimmt etwas mit. Meist fehlen den Opfern die Gesichter. Er trennt ihnen fein säuberlich die Gesichter ab. Man nennt ihn unter der Hand den Nachtjäger. Das ist alles was ich über den Jäger herausgefunden habe", teilte Haley ihnen mit.


    „Danke“, sagte Dave.
    "Ein Trophäensammler? Egal wer oder was er ist, wir können keinen Serienmörder in unserer Ecke dulden. Ihr wisst was das bedeutet. Sobald die Büttel anfangen ihn zu suchen, kann es sein, dass wir auffliegen. Er zieht unangenehme Aufmerksamkeit auf uns. Wir müssen ihn stoppen", erklärte Aino entschieden.


    „Dürre und klein? Ein Goblin“, erklärte Dave.
    „Ja das würde auf die Beschreibung passen. Aber die Tat klingt extrem sadistisch“, warf Seddik ein.
    "Dann latsch mal in Pavos Labor", lachte Lydia.
    "Danke", grinste Pavo.


    „Sind die Infos denn überhaupt sicher? Also inwieweit weißt Du, ob die Angaben den Tatsachen entsprechen?", hakte Aino bei Haley nach.
    "So sicher wie die Infos von den Leuten auf der Straße sind. Aber zwölf Leichen in einem Monat lügen nicht Aino", sagte die Frau.
    "Das stimmt, die zwölf Leichen sind Fakt", pflichtete Pavo ihr bei.


    "Gut dann gibt es nur eins zu tun, wir locken den Nachtjäger in eine Falle und nieten ihn um. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Haley könnte uns informieren, wenn jemand verdächtiges in der Taverne sitzt. Du gehst hin, fängst ihn ab. Verwickelst den Kerl in ein Gespräch und wir kommen dazu. Gegen uns alle hat der Bursche keine Chance. Dann haben wir ihn am Arsch. Der Gute ist schon so gut wie bei Ainuwar, er weiß es nur noch nicht“, sagte Seddik.


    „Das geht einfacher und ohne Gefahr von Mannverlust. Bis dato wo Haley uns informiert, stimme ich dem Plan zu. Aber alles was ich brauche ist, einen guten Platz und ein freies Schussfeld. Ich verpass ihm einen Armbrustbolzen ins Hirn“, schlug Lydia vor.


    „Klingt gut, also die Idee ist auch wesentlich sicherer. Wer weiß, wie der Kerl drauf ist. Ich stimme für den Vorschlag von Lydia. Lasst ihn uns abknallen. Wir nehmen ihn von zwei Seiten aus aufs Korn und die Sache ist hundertprozentig erledigt“, sagte Dave ruhig wie immer.


    „VETO LEUTE!!! MOMENT! Was ist das für ein Vorschlag Sed? Denkt alle mal 5 Minuten nach! Wir wollen den Kerl umbringen… für was? Zwölf Leichen? Gut Gesicht verloren bekommt wohl eine neue Bedeutung, aber wenn wir zusammenzählen wen wir schon umgelegt haben, komme ich da auf mehr als zwölf Kadaver!


    Aber das spielt jetzt überhaupt keine Rolle. Worum es mir geht ist, wir wollen ihn wegmachen? WIR? Hallo muss ich daran erinnern wofür wir stehen und wer jeder von uns ist und vorher war? Ich verstehe Ainos Grund, natürlich, aber er muss nicht sterben! In meinen Augen hat der Nachtjäger genau wie jeder hier von uns eine Chance verdient.


    So ein schmächtiger Kerl kennt bestimmt nichts Gutes, kennt nur Überlebenskampf und Daseinsberechtigung gekoppelt an Effektivität. Ich bin dafür dass wir versuchen ihm eine Chance zu geben. Klappt das nicht, können wir immer noch Plan A aus der Tasche holen. In dem Fall, da es mein Veto war, werde ich es dann erledigen und zwar auf meine Weise. Heißt kann er kein Bruder werden, werde ich ihn persönlich töten“, sagte Gasmi.


    „Du hast Recht. Der Nachtjäger hat eine Chance verdient“, pflichtete Aino bei.
    "Gut gesprochen Bruder", stimmte Dave zu.
    "Nun dann geht es wohl auf Jäger-Jagd", grinste Pavo.


    ****


    Es hatte sie einiges an Arbeit gekostet, aber Mörder fanden andere Mörder. Egal wie gut sie sich versteckten. Gasmi folgte dem Nachtjäger unauffällig in eine Taverne. Dann schien der Jäger jemanden in der Menge entdeckt zu haben. Für einen Sekundenbruchteil befürchtete Gas, er hätte ihn entdeckt.


    Raubtiere sind besonders vorsichtig und haben so etwas wie einen siebten Sinn was Gefahren angeht, rief er sich ins Gedächtnis.
    Aber seine Sorge war unbegründet. Der Nachtjäger ging auf eine Frau zu. Der Jäger flüsterte der Frau etwas ins Ohr und überreichte ihr etwas. Die Frau erwiderte ungerührt den Blick und verschwand dann in Richtung Toiletten. Der Jäger sah sich noch einmal um, dann folgte er der Frau.


    Gasmi ging ohne zu zögern hinter dem Jäger her. Er befand sich in einem kurzen Gang. Auf der linken Seite befanden sich die Toiletten, auf der rechten Seite machte der Gang eine Biegung und man hört die Geräusche aus einer Küche.


    Möglicherweise waren die beiden auf die Toiletten für ein bisschen Spaß verschwunden, aber Gas bezweifelte es. Gasmi lauschte und witterte nach dem Kerl. Aber von dem Jäger fehlte jede Spur. Hatte er ihn so schnell verloren? Neben der Speisekammer entdeckte er eine Tür die ebenfalls geöffnet war. Gasmi raste auf die Tür zu, und wäre fast in einen der Köche geknallt, so dass Gas erschrocken zurückzuckte. Schon war er durch die geöffnete Tür verschwunden.


    Gasmi konnte Lärm und Stimmen hören. Hinter einem Müllcontainer konnte der Düsterling zwei Personen ausmachen. Als Gas erkannte um wen es sich handelte, war er erleichtert. Immerhin war es sein Vorschlag gewesen den Jäger zu stellen, hätte er ausgerechnet den Auftrag vermasselt, hätte er sich mehr als nur geärgert. Langsam und lautlos schlich Gas näher.


    „… mein Zeug dabei?“, fragte der Jäger.
    „Hier, das letzte Mal. Vor Bezahlung wird es kein weiteres Päckchen mehr auf Pump geben“, sagte die Frau.


    „Wer ist das?“, fragte die Frau.
    Der gelbe Goblin drehte sich ruckartig um.
    „Verdammt!“, knurrte der Jäger.


    Die Frau wollte gerade etwas erwidern, als ihr mit voller Wucht der Dolchknauf des Jäger so hart vor die Stirn knallte, dass ihr Schädel wie eine Eierschale zerbrach. Der Nachtjäger grabschte sich sofort sein Päckchen und steckte es ein. Keine Sekunde später setzte der vermummte Kerl zum Angriff auf Gasmi an. Mit einem Satz war er bei ihm und trat blitzartig zu.


    Doch bevor den Düsterling der Tritt des Nachtjägers überhaupt erreichte, trat er zweimal auf ihn ein. Der erste Tritt traf seine Hand und entwaffnete den Kerl. Der zweite erwischte ihn am linken Knie und ließ den Burschen zu Boden stürzen. Der Kerl versuchte sofort wieder auf die Beine zu kommen, aber in dem Moment wurde er von seinem Gegner dermaßen hart mit dem Greifschwanz um den Hals gepackt, dass ihm die Luft wegblieb.


    Er fühlte wie sich der Greifschwanz einer Würgeschlange gleich um seinen Hals schlang und zudrückte. Einen winzigen Augenblick später spürte er einen grauenvollen Schmerz der ihn komplett lähmte, als Gas wie eine Schraubzwinge zupackte und ihm den Kopf soweit verdrehte, dass er den Schmerz kaum aushielt. Der Jäger versuchte sich zu entwinden, aber seine Muskeln gehorchten ihm nicht mehr.


    "Lass mich los", japste der Nachtjäger.
    „Du möchtest reden?“, fragte Gas, während er den Kerl immer noch mit dem Greifschwanz festhielt.


    Jozos Herz schlug schmerzhaft gegen seinen Brustkorb. So knallhart wie der Feind ihn festhielt, konnte er ihn umbringen, indem er einfach mit aller Kraft zudrückte.


    „Lass mich los oder ich bring Dich um“, zischte Jo mühsam. Er wollte ihm drohen, dabei hörte sich seine Stimme an wie nach einem stundenlangen Dauerlauf.
    „Dummkopf, ich bin hier um Dich zu retten“, antwortete der Düsterling freundlich.


    Jozo fühlte, wie der Düsterling an seinem Nackenpflaster herumfummelte.
    „Pfoten weg“, kreischte er.


    „Ist mir klar, dass Du ohne den Dreck ziemliche Probleme haben wirst. Aber es muss sein, ich muss Dich sicher verpacken für Deine Reise. Zähne zusammenbeißen“, antwortete Gasmi.
    „Nein, warte bitte! Ich hab es nicht so gemeint!“, bettelte Jo, schlagartig die Strategie wechselnd.


    „Ich meine es auch nicht so wie es jetzt rüberkommt. Ich will Dir nicht wehtun, glaub es mir – aber das was jetzt folgt muss ich tun“, antwortete Gas und riss ihm mit einem Ruck das Pflaster von der Haut.


    Jozo schrie. Er schrie so laut dass er es nicht nur hörte, sondern in jeder Faser seines Körpers spürte. Schlagartig setzte der Entzug ein, und sein Körper brüllte auf vor Verlangen nach dem drogengetränkten Pflaster.


    Er fühlte sich, als hätte ihm der Kerl einen Pflasterstein auf den Hinterkopf gedroschen. Der gelbe Goblin sah Sterne und dann sah er nichts mehr.


    ****


    Langsam kam Jozo wieder zu sich. Die ersten zwanzig Minuten verbrachte Jo damit, die Zähne zusammenzubeißen, während eine Hitzewelle nach der anderen durch seinen Körper jagte. Es war, als würde er bei lebendigem Leib mit Säure übergossen. Sein Blick war dermaßen verschwommen, dass er kaum etwas erkennen konnte.


    Allerdings reichte aus, was der gelbe Goblin sah. Eine dunkle Gestalt beugte sich über ihn, zog ihn sanft ein Stück nach hinten und der Goblin hörte das Klicken eines Schlosses. Kaltes Metall schloss sich um seinen Knöchel.


    Siechend langsam nahm Jozos Verstand wahr, dass es sich um eine Fußfessel handelte. Trotzdem genoss er die Kühle, die seine Fessel spendete. Erneut verlor der gelbe Goblin das Bewusstsein.


    Als Jo wieder die Augen öffnete, saß ihm ein Düsterling im Schneidersitz gegenüber. Jozo sprang auf, hechtete mit zwei-drei großen Sätzen auf ihn zu und wurde dann von der Kette zu Boden gerissen, die ihn fesselte. Der Goblin streckte sich so lang aus wie er konnte und versuchte den Düsterling mit den Händen zu erreichen.


    „Bittteee“, flehte er und wand sich auf dem Boden.


    Gas starrte ihn für Sekunden an und war froh über die Kette. Der Düsterling legte Jozo beruhigend eine seiner Krallenhände auf den Kopf.
    „Ganz ruhig“, flüsterte Gas dem Goblin zu.


    Jozo wischte sich über den Mund, aber selbst diese kleine Bewegung verursachte ihm höllische Schmerzen und ließ den Goblin qualvoll zusammenzucken. Er sabberte unkontrolliert, und seine Sinneseindrücke veränderten sich permanent. Mal konnte er kaum etwas wahrnehmen, dann waren seine Sinne wieder extrem verschärft. Voller Panik versuchte er den Düsterling im Blick zu behalten um sich wenigstens an dieses Bild zu klammern.


    „Bitttte, bittte. Ich brauche ein Pflaster oder was anderes. Irgendwas...“, flehte Jozo Gasmi an.
    Jozos Mund war so trocken, dass er kaum schlucken konnte und seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.


    „Schon gut, ich weiß. Hier nimm“, sagte Gasmi freundlich und hielt ihm ein Pflaster hin. Gierig griff Jozo danach und entriss dem Düsterling das Pflaster. Er klebte es genau an die Stelle, wo zuvor das Pflaster klebte dass Gasmi ihm abgerissen hatte.


    Jozo fiel zur Seite und rollte sich zusammen wie ein überdimensionaler, gelber Embryo. Er fing an unkontrolliert zu zittern, während Gasmi ihn packte und fixierte.


    "Ruhig, ganz ruhig! Meine Fresse - beruhige Dich, atme ganz langsam. Na los", befahl Gasmi. Zeitgleich packte Gas Jozos Kiefer und hielt ihm felsenfest den Mund zu, damit er sich nicht auf die Zunge biss.


    Jozo gehorchte und das Pflaster zeigte endlich seine Wirkung. Der gelbe Goblin beruhigte und entspannte sich. Die Süße des chemischen Rausches durchströmte seine Adern. Seine Sinne stumpften ab nur um sich danach wie frisch ausgeschlafen aufzuhellen. Gas hockte sich erleichtert vor den Goblin hin. Langsam rappelte sich Jozo auf und legte seinen Kopf auf Gasmis Beine ab. Mit geschlossenen Augen hockte Jozo so vor dem Düsterling.


    Jetzt da Jozos Sucht befriedigt war, umgab ihn in Gefühl von Wärme und Behaglichkeit. Dieses Gefühl verschaffte er sich sonst selbst durch Drogen, und nun hatte der Düsterling es ihm geschenkt. Der Kerl war zwar gefährlich, aber auch nützlich. Vielleicht konnte er noch mehr von dem dunklen Kerlchen abstauben.


    Der Düsterling bewegte sich nicht, sondern ließ den Goblin gewähren. Gasmi saß im Schneidersitz, Jozo hatte sein Kopf auf dem Schoß des Düsterlings abgelegt. Vorsichtig und beruhigend strich Gas Jozo über den Schädel. So hockten sie einige Stunden beisammen und keiner der beiden sprach ein Wort.


    Als Jozo sich komplett wieder gefangen hatte, schob er Gasmi sanft von sich und stand auf. Gasmi stand im gleichen Moment auf. Er stellte dem Goblin etwas zu Essen und zu Trinken hin, schaute noch einmal nach ihm und verabschiedete sich mit den Worten „bis heute Abend Gelber“.


    ****


    So hatte sich Jozo seine letzte Jagd nicht vorgestellt. Er hatte nur neue Stimmungsaufheller schnorren wollen. Ab dato ging alles schief. Ein Düsterling hatte ihn ausgeknipst und irgendwohin gebracht. Gut der Düsterling hatte ihm zuerst sein Pflaster gestohlen und später eines ausgehändigt. Was sollte man von so einem seltsamen Verhalten halten?


    Der schräge Düsterling hatte ihn gestellt und gegen ihn hatte er keine Chance gehabt. Jozo wusste noch aus harter Erinnerung, dass er dem Düsterling bestenfalls im Kampf ebenbürtig war, sollte er jemals wieder in Hochform sein. Falls nicht... Jozo rieb sich seinen geschundenen Hals und dachte an den Greifschwanz von dem Düsterling. Fiese, aber eindeutig effektive Waffe!


    Egal wie gut seine Reflexe von Natur aus waren, egal über welches Geschick er verfügte und egal welche Ausdauer und Kraft ihm sein Drogenpflaster schenkte, der Düsterling kämpfte mit der Präzision eines ausgebildeten Kämpfers.


    Jozo konnte es nicht leugnen, aber er respektierte ihn. Jo wusste nicht, warum der Düsterling ihn eingefangen hatte, befürchtete aber das Schlimmste. Vielleicht brachte ihn dieser kleine Bastard zu seinen Eltern zurück und strich Taler dafür ein? Der Bursche konnte durchaus ein Kopfgeldjäger sein.


    Jozo dachte über den Düsterling nach. Der Kerl hatte ihn im Zweikampf innerhalb von einigen Sekunden regelrecht demontiert. Er trat nach dem Kerl und schlug mit aller Wucht zu die er hatte, aber der Düsterling hatte ihn abgefangen und festgehalten, als handelte es sich bei ihm nicht um einen Killer, sondern um ein kleines Kätzchen!


    Der Düsterling hatte ihn gewürgt, geknebelt, gesichert und verschleppt.
    Ganz toll.


    Nun saß Jozo bereits einige Tage im Gefängnis des Düsterlings und war zusätzlich mit einer Kette in dem Raum gesichert. Jozo wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Für diese Form von Gegner fehlte ihm jede Erfahrung. Wie er andere Goblins oder Menschen um den Finger wickeln konnte wusste er aus jahrelanger Erfahrung. Welches Verhalten sie erwarteten, was ihnen gefiel, was abgelehnt wurde...


    Aber wie verhielten sich Düsterlinge? Außer dass sie Passanten strangulierten? Der dunkle Kerl grüßte ihn stets beim Betreten seiner Zelle, brachte ihm seine Verpflegung und blieb während Jozo aß bei ihm. Der Düsterling hatte ihn knallhart eingefangen - ohne jede Gnade. Behandelte ihn jetzt gut, was Jozo verunsicherte.


    Gerade wieder in seine brütenden Gedanken versunken stand der Düsterling vor ihm.


    „Hallo Gelber. Hier nimm“, sagte er freundlich und hielt ihm ein Tablett mit seiner Verpflegung hin. Jozo nahm es entgegen und starrte dabei wie jedes Mal auf die Krallenhände des Düsterlings. Jo setzte sich wieder hin und begann gierig zu essen, während der Düsterling abwartend ihm gegenüber Platz nahm.


    Als Jozo drei Brote runter geschlungen hatte und das vierte zur Hand nahm, schaute Jo dem Düsterling ins Gesicht. Der Bursche erwiderte seinen Blick, sagte aber keinen Ton.
    „Ich heiße Jozo. Kannst mich Jo nennen“, sagte er freundlich.
    `Zeig Dich zugänglich und Dein Gegenüber ist es auch. Vielleicht funzt das auch bei Düsterlingen´, dachte der gelbe Goblin.


    „Freut mich. Ich heiße Gasmi“, antwortete der Düsterling ebenso freundlich.
    „Hallo Gasmi“, grinste Jo.
    „Hallo Jo“, grinste Gas zurück.
    „Darf ich Dich was fragen?“, hakte der Goblin nach und aß sein letztes Brot.
    „Nur zu. Frag was immer Du fragen willst“, antwortete Gasmi ruhig.


    „Was willst Du von mir? Geld, mich ausliefern, mich umlegen? Was?“, fragte Jozo direkt.
    „Nichts von alldem. Du musst keine Angst haben. Wir halten Dich gefangen zu unserem und Deinem eigenen Schutz. Du bist eine Gefahr für uns. Deine Jagdspiele könnten uns die Büttel auf den Hals hetzen. Wir lassen uns für Deine Taten von den Bütteln nicht umnieten.


    Auf der anderen Seite wollen wir auch nicht, dass Dich die Büttel fangen. Du sollst weder gefasst noch gehangen werden Jo. Magst Du noch was essen?“, fragte Gas nach.
    „Wer sagt Dir dass ich Angst hab?“, hakte Jo schmunzelnd nach.


    Gas musterte ihn mit schräg gelegtem Kopf und grinste den Goblin an.


    „Darf ich mal eine Deiner Hände berühren? Klingt vielleicht komisch, dürfte ich?“, fragte Jozo. Der Goblin wollte wissen, wie sich diese Krallen anfühlten. Kleine Minimesser an jedem Finger mussten was Wundervolles sein. Wenn er sich vorstellte selbst solche Krallen zu haben, er würde damit seine Beute schlagen oder ihr noch viel Schlimmeres antun.


    Gas reichte Jozo eine Hand und hielt sie so auf, als wolle er ihm beim Aufstehen helfen. Jozo zögerte einen Moment, ehe seine gelbe Hand in die dunkle Krallenhand von Gasmi legte.


    Als der Düsterling blitzartig seine Krallenhand um die von Jozo schloss, zuckte der Goblin zusammen. Gas prustete los vor Lachen und Jozo konnte nicht anders, als selbst über seine Reaktion loszugackern. Gas hatte schließlich nichts weiter getan als seine Hand zu ergreifen.


    Es war seltsam, Jo war hier gefangen, saß einem Düsterling gegenüber den er nicht kannte und hatte nun das erste Mal seit Ewigkeiten wieder gelacht.


    „Danke Gasmi“, sagte er freundlich.
    „War kein besonders großer Akt“, antwortete Gas dem Goblin und ließ dessen Hand los, „wir sehen uns heute Abend“.


    „Warte…“, rief Jo, als er aufstand. „Ich muss Dich um etwas bitten. Du hast doch sicher auch meine Sachen geborgen. Ich hab ein kleines Kästchen dabei, es ist ungefährlich aber darin sind "Sachen" die ich benötige. Würdest Du es mir geben? Bitte“, bat der Goblin ihn.


    „Deine Pflaster. Jo Du musst von dem Zeug runterkommen. Wie viele trägst Du? Wir werden die Dosierung runterfahren und ich hoffe Du brauchst es irgendwann nicht mehr“, sagte der Düsterling im ruhigen Ton.


    Jozos Miene änderte sich von einer Sekunde auf die andere schlagartig. Er ging drohend einen Schritt auf Gasmi zu und wollte zu einer schneidenden Antwort ansetzen, aber Gasmi sah ihn einfach nur an. Kein Zurückweichen, keine Angst, - gar nichts!


    Missmutig ließ sich Jozo zu Boden plumpsen, schlang die Arme um seinen Körper und wiegte sich hin und her. Der idiotische Düsterling meinte es scheinbar aus einem unerklärlichen Grund gut mit ihm, aber ohne seine Drogen konnte er nicht existieren.


    "Hör bitte auf damit Jo", sagte Gasmi ruhig und hielt den Goblin kurzerhand am Schädel fest.
    „Ich trage immer zwei. Eines im Nacken, eines zwischen den Schulterblättern“, erläuterte der Goblin.


    Gasmi ergriff ihn vorsichtig und schaute in dessen Nacken.
    „Ich schlage vor, ich bringe Dir eineinhalb neue Pflaster. Einverstanden?“, fragte er und hob das Tablett auf. Jozo blinzelte erstaunt, nickte dann aber zustimmend.
    „Du lässt mich irgendwann wieder frei?“, fragte der Gelbe hoffnungsvoll.


    „Scheinbar willst Du jetzt die Grundsatzdiskussion. Von mir aus. Wir wollen Dir helfen. Wir wissen von Deinem Problem. Das wird aber hier zu unserem Problem, wenn Du in unserer Ecke Deinem Hobby nachgehst. Du bist ein Killer, ein Serienkiller. Und hier kommt unsere Gruppe ins Spiel.


    Wir sind Auftragsmörder und aus dem Grund kannst Du nicht in unserem Revier wildern.
    Dass das klar ist. Du brauchst mir auch keine Gründe nennen, warum es möglich wäre. Vergiss es, da gibt es keine Diskussion drüber.


    Wir wollen Dich aber auch nicht einfach töten. Du kannst einer von uns werden. Du kannst weiter jagen, mit dem Schutz einer Gruppe im Hintergrund. Aber gejagt wird natürlich nicht mehr Trieb gesteuert, sondern mit Verstand. Du bekommst von Aino oder Dave einen Auftrag überreicht. Du jagst, Du hast Spaß und Du wirst auch noch dafür göttlich bezahlt. Was willst Du mehr? Du hast hier freie Kost und Logis, da wir unseren Verdienst in einen Topf werfen. Davon werden alle anfallenden Kosten bezahlt. Rest bekommen wir zu gleichen Anteilen ausgezahlt. Was besseres kann Dir nicht passieren Jozo.


    Wir stehen dafür ein denen zu helfen, die sich selber nicht helfen können. Vor allem Leuten in unserer Situation. Denn sei ehrlich, irgendwann erwischen einen die Büttel. Und wo landen Personen wie wir, ohne Rückendeckung? Abhängig ist jeder Mörder von etwas, jeder auf seine ganz spezielle Weise. Du Jo genauso wie ich. Wir beide haben Gründe, warum wir töten.


    Aino sagt immer, wir sind die eigentlichen Büttel, die die Straßen sauber halten. Und damit hat sie Recht. Wir gehören halt nur nicht dem legalen System an. Vielleicht überlegst Du auch einmal, warum Du bist was Du bist.


    Und wenn Du Dir helfen lassen willst, stehen wir Dir bei. Wegen Deinem Drogenproblem meine ich jetzt Jo. Denk einfach eine Runde darüber nach. Hier kannst Du es, niemand wird Dir etwas tun, keine Sorge“, sagte Gas friedfertig.


    Das die Wahl werde ein Bruder oder stirb lautete, verschwieg der Düsterling. Er wollte dem Goblin die Illusion der freien Entscheidung lassen.


    „Warum versorgst nur Du mich, wenn Ihr eine Gruppe seid?“, fragte Jozo.
    „Ich versorge Dich, weil ich mich dazu bereit erklärt habe mich um Dich zu kümmern. Ich mache es freiwillig“, antwortete Gasmi.


    „Wer aus der Gruppe ist dafür mir zu helfen und wer dagegen?“, hakte Jo nach.
    „Wie bereits gesagt, jeder von uns war einmal in Deiner Situation“, sagte Gas.
    „Das beantwortete nicht meine Frage“, hakte Jo nach.
    „Doch. Jeder aus dem Team ist dafür Dir zu helfen und steht dafür ein, denn so wurde abgestimmt“, antwortete Gasmi.


    „Gasmi?“, sagte Jo nach einer Weile, "Du hast gelogen Du Sack - trotzdem Danke".
    „Gerne“, antwortete Gas grinsend und drückte den Goblin kurz. Er musste es einfach tun, denn irgendwie kam ihm der Bursche verloren vor. Zudem mochte er den gelben Kerl.


    „Ich habe mich entschieden. Ich werde bei Euch bleiben und mein Bestes versuchen. Und ich finde darum ist jetzt ein guter Zeitpunkt mit dem Aufhören anzufangen. Du bleibst an meiner Seite?“, fragte Jo nach.


    „Sicher, gerne sogar. Nun dann willkommen in der Familie der Geister Bruder“, grinste Gasmi breit.



    ****



    Das Erwachsenwerden


    Aino die Anführerin der Geister bestimmte Gasmi zum Leitwolf/Ausbilder von Jozo. Gas würde Jozo alles beibringen was er wissen musste um sich in die Gruppe einzufügen und seinen Job später allein erledigen zu können, ganz ohne Hilfe, Anleitung und am besten ohne erwischt zu werden.


    Leitwolf/Ausbilder und Welpe/Schüler müssen sich während der Zeit der Ausbildung aufeinander verlassen können. Sie bilden eine Einheit.


    Der Düsterling übernahm die Aufgabe gerne, es freute ihn sein Wissen an einen Welpen weitergeben zu dürfen. Zudem hatte er damals für Jozo gesprochen, für sein Leben und seine Aufnahme bei den Geistern plädiert.


    Er hatte den gelben Goblin eingefangen, er hatte ihn in der Zeit der Gefangenschaft versorgt, er hatte ihn "gruppentauglich" und von den Drogenpflastern los bekommen. Also stand es Gasmi auch zu, den Goblin unter seine Fittiche zu nehmen und auszubilden.


    Gasmi mochte den schrägen Kerl und Gas ging davon aus, dass es dem gelben Goblin ähnlich ging, denn er war der einzige mit dem Jozo nie groß aneinander geriet. Jedenfalls reichte meist ein Gespräch und Jozo bekam sich wieder ein. Bei anderen konnte sich der Gelbe schon mal hochschaukeln in seiner Wut.


    ****


    Gasmi lag mit Jo gemeinsam in seinem Quartier und musterte den gelben Goblin neben sich. Fast zwei Jahre hatten sie als Leitwolf und Welpe so gut jede Stunde miteinander verbracht.


    "Morgen ist Deine Prüfung Jo", sagte der Düsterling überwältigt.
    "Jap", stimmte Jozo zu.
    "Ich bin stolz auf Dich", grinste Gasmi aufgeregt.
    "Noch hab ich nicht bestanden, aber wird schon. Mach Dir kein Kopf", gähnte Jozo.


    Gasmi kratzte sich kurz am Kopf. Manchmal verstand er Jozos Reaktionen nicht, aber dass spielte keine Rolle. Solange er so ruhig blieb wie jetzt, würde er die Prüfung garantiert bestehen.


    "Nenne mir trotzdem nochmal die fünf Pfeiler der Jagd", bat Gasmi und wälzte sich auf die Seite um Jozo besser im Blick zu haben. Jozo tat es ihm gleich und legte sich auf die Seite, so dass er Gasmi ins Gesicht schaute.


    "Pfeiler 1 - Körperliche Fitness.
    Kein Jäger kann jagen, ohne das richtige Maß an Fitness. Ohne Kondition ist ein Jäger kein Jäger. Dazu zählen auch körperliche Stärke und Beweglichkeit. Die Berufung zur Jagd verlangt die Ausbildung in Kampfkunst und stetiges Training. Man lernt nie aus.


    Pfeiler 2 - Studium der Anatomie.
    Kenne als Jäger Deine Beute. Das Wissen darüber bei welcher Rasse wo die lebenswichtigen Vitalfunktionen zu ruinieren sind, ist von entscheidender Bedeutung um effektiv zu töten.


    Pfeiler 3 - Vorbereitung durch Beobachtung.
    Finde die kleinsten und unwichtigsten täglichen Rituale Deiner Beute heraus. Wann macht sie was wo, wie lange macht sie es und warum? Kennst Du ihren Tagesablauf so gut wie Deinen, töte sie.


    Pfeiler 4 - Risiken eingehen.
    Manchmal muss der Jäger gejagt werden. Um ein effektiver Jäger zu bleiben, ist es am besten von Zeit zu Zeit selbst gejagt zu werden. Scheue Dich nicht davor. Nur so hebst Du Dich von der Masse der Minderwertigen ab.


    Pfeiler 5 - Blut.
    Die Flüssigkeit die alles am Leben hält und mit der alles endet wenn sie ausläuft. Wir fordern für unsere Auftraggeber Tribut durch Blut", rezitierte Jozo die fünf Pfeiler.


    `Pfeiler 6 - Unberechenbarkeit und Paranoia.
    Folge keinem Muster! Töte für die Gruppe geplant! Töte für den Spaß spontan. Wenn es Dich überkommt, hab Spaß. Wer sind die anderen, als dass sie über Dich richten? Um die beiden Arten der Jagd genießen zu können, pflege stets Deine Paranoia.
    Sie schützt Dich und hält Dich am Leben. Pflege sie genauso wie die Unordnung, kultiviere Deine Unberechenbarkeit, lehne jede Form von Routine und bequeme Angewohnheiten ab. Denn dadurch haben es Deine Jäger viel schwerer Dich überhaupt aufzuspüren und einzuschätzen. So wirst Du ein Leben lang ein freier Jäger sein. Auf dass Du ein Leben lang knöcheltief durch das Blut und die Eingeweide Deiner Feinde schlenderst Jozo´, fügte Jozo gedanklich amüsiert an.


    "Alles richtig Jo. Nur eins, es heißt nicht wo die Vitalfunktionen zu ruinieren sind, sondern wo sie zu zerstören sind. Ruinieren", lachte Gasmi leise.
    "Kaputt ist kaputt Gas", grinste Jozo.


    "Auch wahr, aber so sagt man das nicht auch wenn es lustig klingt. Du hast jeden Tag hart, unerbittlich stundenlang trainiert. Du bist ein erstklassiger Schüler. Dass muss ich Dir lassen. Hast Du noch irgendwelche Fragen? Wie fühlst Du Dich?", hakte Gasmi nach und deckte Jozo mit seiner Decke mit zu.


    `Natürlich habe ich täglich trainiert. Jeden beschissenen Morgen mindestens drei Stunden und jeden verdammten Abend drei Stunden. Immer wenn Du noch oder schon wieder in den Federn gelegen hast. Sechs Stunden täglich nur für Dich Schnuckelchen, damit ich Dich irgendwann locker in die Tasche stecke Gas. Und wenn der Tag kommt wo sich unsere Wege trennen, werde ich Dein Gesicht aufheben. Dass hast Du Dir ehrlich verdient´, dachte Jozo glücklich und kraulte Gas zärtlich hinter den Ohren.


    "Alles gut Gas, keine Fragen. Der Auftrag ist klar. Person auflauern, umlegen, unerkannt entkommen. Wie ich mich fühle? Bisschen müde", lächelte Jozo den Düsterling an.
    "Mach mich morgen stolz Jozo. Töte so dass man davon noch Wochen sprechen wird. Statuiere ein Exempel. Machst Du das für mich?", flüsterte Gasmi dem Goblin ins Ohr.


    Jozo musterte Gasmi verdutzt und lachte dann schallend los, was auch Gasmi losprusten ließ.
    "Ich bring Dir was Schönes mit - versprochen", grinste Jo über beide Ohren.


    ****


    Es war mitten in der Nacht als Jozo zurück ins "Geisterhaus" schlich und leise hinter sich die Tür schloss.


    Im gleichen Augenblick zuckten Jozos Ohren alarmiert nach hinten, er hörte ein Geräusch hinter sich, riss blitzartig Hände hoch und blockte Gasmis Schlag. Gasmis Bewegung stand seiner in nichts nach. Kein Wunder - der Düsterling hatte ihn ausgebildet.


    Gas täuschte an und schlug dann brutal zu. Jozo wich beiden Schlägen blitzartig aus, nur um nun seinerseits Gasmis Fuß mit voller Wucht ins Gesicht zu bekommen. Jozo brach in die Knie von der Wucht des Tritts. Der Greifschwanz des Düsterlings packte ihn an der Kehle und riss ihn wieder auf die Beine, die zweite Hand krachte in sein Gesicht, so dass ihm die Lippen aufplatzten. Um ihn herum drehte sich alles und er brach erneut in die Knie. Verzweifelt versuchte er wieder aufzustehen.


    „Gibst Du auf?“, grinste Gasmi Jozo an.
    "Ein Scheiß tue ich", keuchte Jo und leckte sich das Blut von den Lippen.


    Der gelbe Goblin versuchte mit Tritten Gas loszuwerden. Doch dieser glich die Bewegung aus und verdrehte Jozo den Hals, so dass dieser vor Schmerzen erneut auf keuchte. Jozo warf sich mit Wucht zur Seite. Scheinbar alles auf eine Karte setzend - Freiheit oder Strangulation. Beide, der Düsterling und der Goblin, flogen durch den Schwung auf den Boden während Jozo sich wieder aufsetzte und sich den Hals rieb.


    Mit einem Satz waren beide zeitgleich wieder auf den Beinen. Jozo attackierte zuerst und sprang Gasmi an. Aber der Düsterling schnellte in Jozos Sprung hinein, drehte sich aus der Beinschere heraus und fing Jo im Sprung ab.


    Er packte seinen Kumpel und knallte ihn dermaßen hart auf den Boden dass ihm die Luft aus der Lunge geschlagen wurde. In gleichen Moment setzte Gasmi mit einem brutalen Kinnhaken nach, um Jozo mit dem Schädel auf den Boden zu schlagen. Der Faustschlag von Gasmi riss den Schädel von Jozo brutal nach hinten.


    Irgendwie hielt sich Jo kurz noch schwankend und taumelnd auf den Beinen. Gasmi wollte nachsetzen, aber in dem Moment schoss ein Fuß von Jozo hoch und krachte Gasmi vor den Schädel. Beide klatschen erneut zeitgleich zu Boden.


    Und schon kämpfte sich Jozo wieder auf die Beine. Gasmi hatte sich einige Sekunden später wieder aufgerappelt. Mit einem Krachen schlug Gasmi seinerseits nun seine Linke in Jozos Seite und umschlang ihn mit den Krallen.


    Jozo versuchte sich zu entwinden und schlitze sich bei dem Versuch nur selbst die Hüfte an den Krallen des Düsterlings auf. Er gab alles was er hatte und schlug mit brutalem Abwärtshieb nach Gasmi. Dieser konnte sich mit einer Halbdrehung gerade noch retten.


    Im selben Moment setzte Jozo nach und sprang mit einem gewaltigen Satz nach vorne. Er packte Gasmi am Schlafittchen und donnerte den Düsterling mit aller Wucht die sein Körper aufbringen konnte gegen die Wand. Gasmi wurde dadurch die Luft aus der Lunge gepresst.


    Jo legte die Ohren an. Stumm musterte er Gasmi, als sich dessen Greifschwanz durch seine Beine schlängelte und ihn von hinten um Hals packte. Sollte der Goblin jetzt stürzen, würde ihm Gasmi sofort die Luft abdrücken.


    Um sich selbst zu befreien, musste er Gasmi zwangsweise loslassen. Der gelbe Goblin verpasste Gas einen Ellenbogenhieb und krallte seine Nägel in den Greifschwanz von Gas. Dann zog so fest er konnte.


    Gasmi verpasste Jozo seinerseits einen gewaltigen Tritt und ließ sofort dessen Hals los. Der gelbe Goblin flog durch den Schwung ein ganzes Stück nach hinten und war somit schneller freigekommen als ihm lieb war.


    Die Überraschung lag auf der Seite des Düsterlings. Jo konnte sich nicht abfangen und verlor das Gleichgewicht. Im Sturz warf er sich zur Seite, falls Gasmi nachtreten sollte. Als er auf dem Boden aufschlug rollte ab und sprang wieder auf die Beine. Sofort ging er zum Gegenangriff über und deckte den Düsterling mit harten Tritten und Handkantenschlägen ein.


    Tritt, Schlag, Kick und Fauststoß. Jozo und Gasmi bewegten sich in einer perfekten Harmonie, die einem grauenvollen Tanz ähnelte. Sie griffen sich an und parierten mit unglaublicher Geschwindigkeit.
    Die Sekunden wurden zu Minuten und keiner der beiden konnte einen Treffer landen. Und keiner von beiden war gewillt aufzugeben.


    Jozo machte plötzlich einige Schritte zurück und zeigte Gasmi die offenen Handflächen.


    "Patt Gas? Nimmst Du an?", fragte Jo erschöpft.
    "Patt ist akzeptiert, Du bist Zuhause angekommen, hast Dich von mir nicht überrumpeln lassen - Prüfung bestanden Gelber", grinste Gas Jozo extrem breit an und reichte ihm einen matt-schwarzen Dolch. Jozo nahm ihn gut gelaunt entgegen und verstaute die Waffe in seinem Gürtel.
    "Danke mein Leitwolf", grinste Jo verschmitzt.
    "Bruder", korrigierte Gas freudestrahlend.


    Der gelbe Goblin zuckte vergnügt mit den Ohren und kramte dann in seiner Hosentasche. Einen Moment später hielt er Gasmi ein kleines Paket hin, dass in einem weißen sauberen Tuch eingeschlagen war.


    "Für Dich "Meister". Dein Wunsch war mir Befehl. Sie werden noch wochenlang davon sprechen. Du kannst Dich gerne erkenntlich zeigen, dass würde mich freuen. Aber nun - guten Hunger", grinste Jozo diabolisch.


    ****


    Gegenwärtige Situation


    Mit zehn Jahren war Jozo fertig ausgebildet und wurde als Bruder in die Gemeinschaft der Geister aufgenommen. Fünfzehn Jahre lebte und arbeitete Jozo für die Geister. Bildete selbst einen Welpen aus und schaffte es nebenbei für sich selbst auf Jagd zu gehen und sich ein magisches Artefakt anzueignen.


    Vor zwei Jahren, als der gelbe Goblin 25 Jahre alt wurde, nahm er ein zwielichtiges Angebot an. Für ihn nichts weiter als ein Geschäft, aber dies sollte sein Leben schlagartig ändern, denn er verlor es dabei fast. Er verriet seine Kameradin Lydia an eine feindliche Assassinen-Gruppe. Aber anstatt das es Lydia erwischte, wurde sie befreit und Jozo kassierte einen Armbrustbolzen in den Schädel.


    Wie durch eine Fügung des Schicksals kam Jozo knapp mit dem Leben davon, weil ihn ein Kamerad aus der anderen Gruppe rettete. Seit dieser Zeit ist Jozo Hafari abhängig.



    ****

  • Jozo Zeitstrang



    174 n.d.A.
    Jozo´s Geburt - 09.03.174 n.d.A. / an einem Noldis (Donnerstag)


    179/180 n.d.A.
    Jozo´s Einlieferung in den Tempel, zwecks Behandlung seiner Geisteskrankheit


    181 n.d.A.
    Jozo´s Rückkehr nach Hause – nach dem Tempelaufenthalt zur Behandlung
    7 Jahre alt – Jozo
    5 Jahre alt – Gasmi


    182 n.d.A.
    Jozo 1 Jahr Zuhause bei seinen Eltern.
    Tag der damaligen Einweisung in den Tempel, Flucht von seinen Eltern
    8 Jahre alt – Jozo
    6 Jahre alt – Gasmi


    * - 184 n.d.A. - Opfer = 12 wahllose Opfer in Shohiro, vor der Rekurtierung zur Zunft der Geister


    184-186 n.d.A.
    Rekrutierung und Ausbildung durch Gasmi zu einem der Geister
    Zwei Jahre Ausbildung
    10 Jahre alt – Jozo nach der Ausbildung
    8 Jahre alt – Gasmi


    192 n.d.A.
    Jozo eignet sich das Peitschenartefakt an und wird dessen Träger
    Verrat an Jesh und ihrer Bande den Silberschlangen
    Freundschaft und Partnerschaft mit Vicarri beginnt
    16 Jahre alt – Jozo
    14 Jahre alt – Gasmi


    * - 192 n.d.A. - Opfer = Jesh, Anführerin der Silberschlangen


    199 n.d.A.
    Jozo arbeitet seit 15 Jahre für die Geister
    Jozo verrät Lydia an eine befeindete Zunft/Verkauft die Zwergin
    Jozo wird für seinen Verrat von Jeelen niedergeschossen (Kopfschuss)
    Jozo überlebt schwer verletzt
    25 Jahre alt – Jozo
    23 Jahre alt – Gasmi


    * - 199 n.d.A. - Opfer = Der Kutscher, Jon Toivo


    200 n.d.A.
    Wiedersehen von Jozo und Gasmi in Obenza/Gasmi hielt Jozo für gefallen
    26 Jahre alt – Jozo
    24 Jahre alt – Gasmi


    * - 200 n.d.A. - Opfer = Unbekannter schwarzer Panther/Kopfgeldjäger
    * - 200 n.d.A. - Opfer = Carlissi - Schmugglerboss aus Obenza


    201 n.d.A.
    Jozo lebt mit Vicarri zusammen in Obenza
    Zwei Jahre sind seit dem Verrat an den Geistern vergangen.
    Die Geister halten Jozo weiterhin für gefallen


    * - 201 n.d.A. - Opfer = Kari Yamanlar, Jozos Schwester
    * - 201 n.d.A. - Opfer = Der Söldner
    * - 201 n.d.A. - Opfer = Der Büttel, Dimzel Rothain


    202 n.d.A.
    Begegnung mit Banekin/Jozos Sohn
    Umzug nach Kalthorst mit Vicarri zu Banekin und Samila in die Taverne "Zum alten Alfons"


    * - 202 n.d.A. - Die Bakani-Gang, Opfer =
    ° Bakani (Gang-Leader)
    ° Alfani
    ° Mozoko
    ° Normia
    ° Rebecca


    * - 202 n.d.A. - Opfer = Arun Yamanlar, Jozos Vater
    * - 202 n.d.A. - Opfer = Meqdarhan, Söldner, Truppführer
    * - 202 n.d.A. - Opfer = Büttel, Opfergabe von Morasa für Jozo - Opfergabe: 20.06.202 n.d.A.
    * - 202 n.d.A. - Opfer = Korniel Pinetiel, Kleinkrimineller-Boss



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    Undatierte Opfer:


    Haru Shafki, Goblin, männlich, Bote, 34 Jahre, ertränkt


    Tuva Mioari, Mensch, weiblich, Verkäuferin, 22 Jahre, Kehle aufgeschlitzt


    Katinka Weilori, Mensch, weiblich, Seniorin, 86 Jahre, ausgeweidet


    Jezek Cantorius, Tiefling, männlich, 4 Jahre, in die Regentonne gestopft



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