Wo kein Keller ist - Die Rettung des Leibdieners
Ciel Felicien de Souvagne
„Ah, Julien, von dir haben wir gerade gesprochen. Es soll sogar ein Lied geben in deinem Namen. Schön, dass wir uns zufällig treffen.“ Ciel spähte noch einmal in die Runde, ob Francois und Ferrau gerade nicht in der Nähe waren, dann legte er einen Arm um Julien und schenkte ihm einen recht gierigen Kuss zur Begrüßung. „Wenn ihr uns entschuldigen würdet“, verabschiedete er sich schmunzelnd von Davet und seinen Freunden.
Julien:
Julien grinste breit zurück und erwiderte die innige Begrüßung nur zu gerne. "Ja den Song kenne ich, da mich meine Brüder seit gefühlten 500 Jahren damit aufziehen. Sag mal eine Frage nebenbei, dieser dicke Diener, war das nicht der Leibdiener Deiner Schwester Verrill? Jaques und James haben sich einen Spaß daraus gemacht, ihn im Weinkeller einzuschließen. Ich wollte es nur erwähnt haben. Die beiden haben manchmal einen absonderlichen Humor, nicht dass wir eins auf den Deckel dafür bekommen. Vater weiß nichts davon und ich dachte ich sage es lieber Dir anstatt der Braut oder dem Bräutigam, die beiden haben schließlich Wichtigeres zu tun als einen Leibdiener zu suchen. Aber irgendwie haben es Jaques und James immer auf die Leibdiener abgesehen. Warum frag mich nicht, ist irgendwie so ein Witz zwischen den beiden. Wobei nicht mehr lange sollte Vater das spitz bekommen oder Delmar, dann wird es für alle anderen witzig, aber nicht mehr für Jacki und James. Wohin wollen wir?", fragte Julien und verabschiedete sich mit kurzem Fingerzeig von Davet und seinen Leuten.
Ciel Felicien de Souvagne
„Den Leibdiener eingesperrt?“, keuchte Ciel fassungslos und machte im Gehen einen Schritt, der völlig außer der Reihe des Taktes tanzte. „Den Leibdiener eingesperrt!“, wiederholte er. „Wo ist meiner überhaupt? Hoffentlich bei Francois, wenn der auch irgendwo weggesperrt wurde, dann gibt es aber Ärger. Was auch immer die beiden für ein Problem mit diesen Menschen haben, Leibdiener sind ein Heiligtum, ein Quasi-Götze, für viele unseres Standes wichtiger als jeder andere Mensch in seinem Leben und oft genug der einzige wirklich Vertraute.“ Da er nicht wusste, wer hier zuständig war, sprach er einen der schwarz gerüsteten Pretorianos an und erklärte ihm den Sachverhalt. Der Mann war zwar nicht angehalten, von Prince Ciel Befehle entgegenzunehmen, aber wenn es um den Leibdiener der Braut des Duca ging, der Ducachessa, kam Bewegung in die Truppe. Der Pretorioano wechselte ein paar Worte mit seinen Kameraden und eilte dann mit einem zweiten persönlich los, um nach Gaston zu schauen. Ciel war beruhigt und tätschelte Julien, als ob dieser es gewesen wäre, der sich solche Sorgen gemacht hätte. „Wir suchen uns eine schöne lauschige Sitzecke. Ich habe einen Raum entdeckt, in dem es Wasserpfeifen gibt. Das sollten wir ausprobieren. Hoffentlich werden wir nicht wieder unterbrochen.“ Gut gelaunt bot er Julien seinen Arm an. In dem Moment fiel ihm etwas ein. "Im Wein...Keller? Wir sind in Monleone! Hier gibt es keine Keller!"
Julien:
"Normalerweise ist das wie gesagt nur ein Witz, sowas wie Seemannsgarn. Man erzählt einem der Diener eine an den Haaren herbeigezogene Geschichte und wenn er sie glaubt, geht er ihnen in die Falle und ist eingesperrt. Und sie lachen sich drüber kaputt und lassen ihn nach einigen Stunden wieder frei. Vermutlich testen sie so, wie weit sie lügen können oder überzeugen. Ich glaube Deinen Ferrau hatte Jaques auch einmal vernutzt wie die beiden immer sagen. Ich weiß es nicht genau, ich meine jedenfalls. Die zwei haben jedenfalls den gleichen blöden wie auch schrägen Humor. Musst Du nichts drum geben. Wie hier gibts keine Keller? Stimmt es ist alles Wasser unter uns... oh oh", stöhnte Julien und legte Ciel liebevoll einen Arm um die Hüfte. "Ich hoffe Gaston kann lange die Luft anhalten".
Ciel Felicien de Souvagne
"Die Luft dürfte weniger das Problem sein, eher die Temperaturen! Komm, rasch." Ciel zog Julien mit sich und stapfte zu Verrill, die von einem sehr besorgt dreinblickenden Tazio bewacht wurde. Der Duca schaute sich um, so als ob er auf jemanden wartete. "Verrill, auf ein Wort, es ist dringend", bat Ciel, ohne Julien loszulassen.
Gregoire Verrill de Souvagne
Verrill erhob sich aus dem Sessel, reichte Tazio das Glas und zog Ciel ein Stück beiseite. "Worum geht es? Ist irgendwas geschehen?", fragte sie nervös und schaute ihren Bruder ernst an.
Ciel Felicien de Souvagne
"Dein Gaston wurde in einem angeblichen Weinkeller ... eingesperrt. Du weißt, dass wir uns bereits in der untersten Etage befinden und unter uns nichts als kalte Fluten liegen. Zwei der Gardisten schauen nach ihm, aber wir sollten sehen, ob wir die Suche nicht beschleunigen können, es geht womöglich um Minuten. Du hast eine Weile hier gewohnt, hast du eine Ahnung, ob es hier Falltüren oder dergleichen gibt, die man mit einem Kellereingang verwechseln könnte?"
Gregoire Verrill de Souvagne
Verrill dachte angestrengt nach. "Ja... ja! Das ist wo man die Abfälle ins Meer entsorgt, eine Bodenklappe. Man könnte meinen dort geht es in einen Keller. Man könnte auch ein kleines Boot drunter parken, wenn man dort einsteigen wollte, also reinhopsen, Du meinst doch nicht dass er dort hineingefallen ist? Oder gar gesperrt wurde?!?", keuchte Verrill.
Ciel Felicien de Souvagne
"Ich hoffe nicht!" Ciel rieb sich das Gesicht. "Bitte zeig mir diese Luke!" Er schaute sich nach seinem Leibwächter um. "Bellamy! Deine Muskeln werden gebraucht!"
Gregoire Verrill de Souvagne
Verrill nickte Tazio kurz zu, dass sie gleich wieder da wäre, dann schritt sie voran und führte Ciel, Julien und Bellamy der sich ihnen angeschlossen hatte hinab in die Küche, dort wo man die Abfälle entsorgte. Hier gab es keine Abfälle die den Tieren im Meer schadeten, im Gegenteil so mancher Fisch freute sich über den Happen und es gab hier kein Ungeziefer. Aber Gaston wäre doch ein sehr großer und deftiger Happen. Verrill deutete auf die Falltür und Julien zog sie mit einem Ächzen auf. Darunter an einen Felsvorsprung geklammert war der blasse Gaston zu finden, dessen Lippen schon ganz blau waren. Erleichtert schaute er nach oben, wagte aber nicht eine Hand auszustrecken. Bellamy schob Julien kurzerhand beiseite, ließ die Falltüre ganz aufknallen und kletterte zu Gaston herab. Er packte den Leibdiener an der Kleidung und zerrte ihn zurück durch das Abfallloch, wo er in der Küche völlig entkräftet und unterkühlt zusammensank.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel machte sich sofort daran, seine Hände auf Gaston zu legen und seinen Blutfluss wieder anzuregen. Gaston spürte, wie seine klammen Glieder langsam warm wurden, bis er sich fühlte, als läge er vor einem warmen Kamin. Ciel kontrollierte sein Herz, das war bei so schweren Menschen manchmal ein Problem, wenn es ihnen nicht gut ging, doch bei Gaston war dahingehend alles in Ordnung. "Julien, bitte sorge dafür, dass Gaston in ein warmes Bett gebracht wird und sich ein Heiler um ihn kümmert. Verrill, Bellamy und ich begleiten dich zu deinem Mann. Und danach besuchen Bellamy und ich Jaques und James."
Julien:
Jul musterte Ciel und Bellamy und schluckte, während er Gaston stützte und sich ganz vorsichtig mit ihm nach oben begab. "Ich kümmere mich um ihn, Danke für die Rettung", sagte er leise. Gemeinsam mit dem zitternden Gaston verschwand er langsam nach oben. Verrill schaute ihm bekümmert hinterher und drückte Ciel dankbar.
Gregoire Verrill de Souvagne
"Ich hatte schon etwas ganz anderes vermutet, aber das... jetzt tut es mir leid was ich gedacht und gesagt habe. Ich werde allein zurückgehen und meinem Mann sagen, dass ich Gaston gefunden habe. Die Sache hat sich geklärt, er soll sich nicht an seinem Ehrentag ärgern oder aufregen. Dankeschön Ciel, Du hast was gut bei mir, sehr gut sogar. Und Du ebenso Bellamy", sagte Verrill und drückte beide, ehe sie zurück nach oben ging.
Bellamy Bourgeois
Bellamy freute sich über das Lob und wartete ab, bis Verrill verschwunden war. Er schaute Ciel an und strich sich über den Nacken. "James und Jaques, was haben die beiden damit zu tun? Haben die zwei Gaston hinabgeworfen? Und wer sind die beiden?", hakte Bellamy nach und lockerte seine Muskeln.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel drückte seine Schwester zurück, doch er war nicht bei der Sache. Er ließ sich zunächst von Bellamy zu den Beißern führen. „Jaques und James de Dusolier sind Kapitäne der Marine, wobei Jaques sich bereits an Ferrau vergriff und ihn fast umbrachte. Nun haben sie Gaston fast getötet, während meine Schwester ihn dringend benötigt hätte. Die Chevaliers Jaques und James de Dusolier sollen hierher kommen zum Vorsprechen. Frag dich durch, finde die zwei.“ Der Palast war groß und viele Räume ungenutz. So hatten die Beißer, wie zu erwarten, einen gemütlichen und kuschlig engen Raum für sich allein genommen. Tekuro hatte eine Wasserpfeife herangeschleppt mit mehreren Schläuchen, an denen sie qualmten und auch reichlich Essen organisiert. Anstatt es auf Teller zu portionieren, hatte er gleich ganze Schüsseln herangebracht. Ciel setzte sich neben Kazrar und ohne einen Kommentar griff er nach einem Schlauch.
Bellamy Bourgeois
Bellamy nickte knapp und machte sich sofort auf den Weg. Es dauerte ungefähr eine halbe Stunde, dann kam er in Begleitung von zwei Männern zurück, die eindeutig Geschwister waren. Beide schauten so, als könnten sie kein Wässerchen trüben. "Hoheit, Jaques und James de Dusolier, so wie Ihr befohlen habt", sagte Bellamy und blieb hinter den beiden stehen.
Jaques Philipp de Dusoulier
Jaques und auch James verneigten sich vor Ciel. "Eure Hoheit", erklärte Jaques, während James es scheinbar vorzog zu schweigen. Der Grund war klar, Jaques war sein älterer Bruder und er verließ sich darauf, dass er er die Sache klären würde. "Darf ich fragen, weshalb Ihr nach uns habt schicken lassen?", hakte Jaques freundlich nach.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel nahm einen Zug aus der Wasserpfeife, während Tekuro die Sache so zu deuten begann, wie es beabsichtigt war. Ciel stieß den Rauch wieder aus. "Bellamy, schmeiße James aus dem Fenster ins Wasser. Danach reist du sofort nach Hause, James, ich will dich hier nicht mehr sehen. Dein Verhalten ist feige und eines Soldaten unwürdig, geschweige denn eines Kapitäns."
Jaques Philipp de Dusoulier
Jaques starrte Ciel wie vom Donner gerührt an und wollte seinen Bruder gerade hinter sich schieben, als ihm einfiel, dass genau dort Bellamy stand. "Was soll das? Welches Verhalten? Er war die ganze Zeit bei mir, er hat kein unwürdiges Verhalten gezeigt. Und Du behalt Deine Finger bei Dir", sagte Jaques dem schlagartig nicht mehr nach Lachen zumute war. James allerdings auch nicht.
James de Dusolier
James stellte sich seitlich so, dass er die Beißer auf der einen und Belly auf der anderen Seite hatte. "Der Befehl war eindeutig, aber vielleicht ist Euch nicht bewusst wie kalt das Wasser zu Zeit ist? Jaques sagt die Wahrheit wir waren zusammen und ich habe mich nicht unwürdig verhalten. Oder meint Ihr das wegen dem Walross?", fragte James und kassierte sofort von Jaques einen mahnenden Blick.
Ciel Felicien de Souvagne
"2°C an der Oberfläche, 4 in der Tiefe. Belly, würdest du bitte", bat er liebenswürdig.
Bellamy Bourgeois
Jaques drehte sich genauso schnell um wie Bellamy, allerdings hatte er in dem Moment auch die Klinge des Ex-Palaisin vor der Kehle. "Dein Bruder geht baden, wenn der Prince das befiehlt", knurrte Bellamy unmissverständlich. "Ich würde Dir raten zu bleiben wo Du bist, sonst fliegst Du hinterher. Oder Du verlierst spontan einige Gliedmaßen", warnte Belly in einem Ton, dass man ihm das Gesagte abnahm. Er öffnete das Fenster packte James im Nacken wie ein übergroßes Kaninchen und beförderte den sich windenden James mit Schwung nach draußen.
Ciel Felicien de Souvagne
Mit einer Befriedigung, die Ciel sonst selten empfand beim Anblick von Leid, beobachtete er, wie James aus dem Zimmer befördert wurde und lauschte, ob es auch klatschte.
Jaques Philipp de Dusoulier
Der Blick von Jaques war mörderisch, er starrte zum Fenster, ehe sich sein Blick in den von Bellamy bohrte. "Was soll mein Bruder getan haben?", knurrte er leise und schaute dann Ciel an.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel war absolut nicht nach Diskussionen zumute an einem Tag wie diesem und erst recht nicht mit einer solchen Unperson. "Kazrar, bitte vergewissere dich, dass James gut unten angekommen ist. Und was dich betrifft, Jaques ... den Scherz bezüglich Ferrau habe ich mit sehr viel Augen zu kneifen als Patzer abgehakt. Doch du hast dies offenbar als Freifahrtsschein für weitere Untaten aufgefasst. Den Mordanschlag auf Gaston an einem Tage wie diesen werde ich dir nicht durchgehen lassen. Für deinen Bruder war es der erste Fehltritt, drum lernte er nur fliegen und mit ein bisschen Glück schafft er es, sich herauszuziehen. Bei dir war es der zweite."
Jaques Philipp de Dusoulier
"Wir wollten Gaston doch nicht ermorden, das war ein Scherz", keuchte Jaques, dem dämmerte, was sie da angestellt hatten.
Kazrar
Kazrar stand auf und lehnte sich weit aus dem Fenster um besser sehen zu können. "Er ist unversehrt, sieht so aus als flucht er beim Schwimmen. Jedenfalls macht er einen sehr unglücklichen Eindruck und einen sehr blassen. Wenn er sich anstrengt, hat er gleich die Felsen erreicht. Dann wird ihm warm Hoheit, ist noch jedem warm geworden bei einer guten Kletterpartie", grinste Kazrar als er sich zu Ciel umdrehte.
Ciel Felicien de Souvagne
"Danke, Kazrar. Meine Schwester hätte ihren Leibdiener dringend gebraucht, Jaques. Sie ist hochschwanger, du herzloser Unmensch! Abgesehen davon, dass es sich um persönliches Eigentum der Krone handelt, der du angeblich dienst. Du solltest dich schämen, dich als Souvagner zu bezeichnen! Du wirst erfahren, wie es ist, einem Stärkeren ausgeliefert zu sein. Auch andere Leute teilen deinen makabren Sinn für Humor und hier im Raum findest du gleich mehrere davon. Ich bin sicher, ihr werdet euch gut verstehen."
Jaques Philipp de Dusoulier
"Ich diene der Krone und ich bin Souvagner. Meine Familie dient der Euren seit Ewigkeiten! Eurer Schwester wollte ich nicht schaden, das war wie gesagt nur ein blöder Scherz. Was hat James mit der Sache zu tun? Soll er draußen erfrieren, weil ich Scheiße gebaut habe? Holt ihn bitte wieder rein", bat Jaques und musterte die Gruppe misstrauisch.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel konnte nicht anders, er musste lächeln. Er legte seinen Schlauch wieder beiseite, stand auf und klopfte seine Kleider sauber. Noch immer lächelnd sagte er: "Kazrar, bitte schließe das Fenster."
Kazrar
Kazrar schloss das Fenster und lächelte freundlich. "Das Fenster ist zu Hoheit. Ich glaube er nimmt wenn auch einen anderen Weg, es sei denn er ist nicht ganz klar im Kopf", sagte Kaz freundlich und blieb direkt stehen wo er war, falls er nochmal schauen sollte.
Ciel Felicien de Souvagne
Ciel nickte Kazrar freundlich zu, ging an Bellamy vorbei und strich diesem im Vorbeigehen über die Schulter. Er tätigte die Klinke. Bevor er raus ging, sprach er: "Meine Herren, ich wünsche einen guten Appetit." Damit schloss er hinter sich die Tür und machte sich auf den Weg zurück zur Feier.
Kazrar
Kazrar schaute Ciel verdutzt hinterher und musterte dann Jaques. "Du hast es gehört, Du kannst es auf die leichte Tour haben oder auf die knallharte. Deine Entscheidung", sagte Kaz trocken und tippte Tekuro an. "Sohn steh auf", sagte er liebevoll und streichelte Tekuro über den Schädel. Dabei ließ er allerdings keine Sekunde Jaques aus den Augen.