S.Z.D. - Kapitel 3 - In den Flammen des Krieges - TEIL I

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    "Nein, nicht!", brüllte es aus leibes Kräften als Novec sich aus dem Schlaf aufbäumte. Stark keuchend mit weit aufgrissenen Augen starrte er vor sich hin. Schweiß lief ihm über die Stirn als er noch voll mit all seinen Gedanken bei seinem letzten Traum war. Unruhig waren die letzten Stunden Schlaf für ihn, schrecklich seine Träume. Tod, Leid und Zerstörung musste er im Traum sehen. Sein Vater auf dem Schafott, sein Bruder zerfetzt in einer Höhle liegend, er selbst als Leiche in einem düsterem stinkenden Gang irgendwo unter der Erde verwesend. Novec wischte sich mit der Hand über Stirn und Gesicht. Waren das alles nur Träume oder ein Ausblick auf die Zukunft was kommen würde? Mehrere Minuten starrte Novec einfach vor sich hin. Immer und immer wieder ging ihm der Gedanke nicht aus dem Kopf, dass er Novut zurück lassen musste und dies auch noch verletzt. Würden ihm die anderen Zwerge helfen, würde er jetzt im Gefängnis landen? Was ist mit Vater und Mutter, was meinte Novut, dass etwas im Zwergenreich nicht stimmt?


    "Nu mei Klener, sihst mer bissl blass aus um de Bartsch aus.", sprach ihm plötzlich eine führsorgliche Stimme an.


    "Vater, Mutter, Novut...", Novec begannen die Tränen zu laufen, "verdammt mir reichts, dass wird doch dem stärksten Zwerg zu viel. Ich muss wissen wie es ihnen gut, was ist mit dem Zwergenreich! Was ist mit Grobhammer damals passiert in der Schenke?"


    Plötzlich stieg Novec ein feiner lieblicher Geruch in die Nase, den er so noch nicht kannte und blickte an sich herab. Vor ihm reichte ihn ine rießige Hand eine rießige dampfende Schüssel zu essen. "Ick bin zwo weder dei Mam nuch deu Papp, noch wesch i was ei Nopfut ist, aber ne deftsche Suppe nu jede wider zu klorn Verstond gebroscht. Ulso isch erst ma Kurzer."


    Das einzige was Novec dazu noch einviel war sein überaus leerer Magen, der sofort den Befehl gab, sich das gut riechende essen ein zu verleiben. Viel zu groß war das Besteck für den kleinen Kerl, doch was will man von über drei Meter hohen Gastgebern erwarten, sicherlich kein Zwergenbesteck. Nur wenige Minuten vergingen, bis nur noch ein winziger Rest Soße in der Schüssel und ein etwas größerer Rest im Barte Novecs hing. Novec schnaufte und genoss das wohlige Gefühl der warmen Suppe in seinm Bauch. Nicht nur seinem Bauch ging es nun entscheidend besser, auch seine Gedanken, die ziellos umher jagten, begannen sich allmählich wieder zu ordnen.


    „Ich weiß nicht, wie unsere nächsten Tage werden. Ich weiß es nicht.“


    Ertönte durch den Raum und erst jetzt bemerkte der langsam wieder zur vollen Besinnung kommende Zwerg, dass ausser ihm und der älteren Frau noch mehr Personen anwesend waren.


    "Flohpelz? Ach und die Schweigsame? Ihr seit auch hier?", sprach Novec leicht verwirrt, bis ihm sein Gedächtnis langsam wieder auf die Sprünge half.


    "Ach ja wir sind aus der Höhle raus und dass hab ich den Flohpelz durch den halben Wald zu einer Hütte gezerrt. Mhhh denk mal das wird sie sein, also hatte mein Bauchgefühl doch recht, dass hier Ehrbare Leute wohnen, die uns vielleicht helfen."


    Mit Schmerz verzerrtem Gesicht und mit Mühe Not richtete sich der Zwerg in der für ihn viel zu großen Umgebung auf. Etwas schmunzeln musste er schon, dass er mit seiner größe nicht einmal auf den Tisch schauen konnte, an dem die alte Frau gerade arbeitete. Langsam mit schweren Schritt ging Novec den für seine schmerzenden Bein beinahe fast unendlich erscheinenden Weg zum Bett, auf dem Baxeda und Sinthara saßen. Gemütlich schien es aus zu sehen, seit Monaten hatte er nur auf hartem Untergrund gesessen und geschlafen, drum wollte er nun auch mit auf das gemütlich aussehende Bett. Doch unterlag sein körper der Höhe des Bettes. Mit leibes kräften versuchte er sich hoch auf das Bett zu ziehen und schaute dabei die beiden Tieflinge an.


    "Was gibts da zu grinsen? Na? Ich sehs ganz genau, ihr grinst! Was gibts da zu grinsen. Ja ich weiß der Zwerg ist zu kurz und kommt nicht auf das große Bett. HaHa ja sehr komisch, was haben wir alle gelacht, vor allem der Zwerg! So ist jetzt jeder fertig mit grinsen? Helft mir lieber. So ein faules Pack! Barrrr, einen armen Zwerg einfach an der Bettkante hängen lassen. Los helft mir endlich und dann verratet ihr beiden Turteltauben mir mal was wir jetzt machen."

    Novec Sarili Gojim - Quadratisch - Praktisch - Gut! (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Für die einen ist es Novec, für die anderen die kleinste Großklappe der Welt. (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Die Klappe groß, der Körper klein, dass kann doch nur der Novec sein. (Weisheit von Baxeda Bakane)


    Kleine Legende: "Text" - Gesprochener Text /---\ >Text< - Gedachter Text

  • Das Essen wärmte sie von innen herraus so wohlig das sie auf dem gemütlichen Bett wegnickte. Die junge Frau fiel in einen tiefen traumlosen Schlaf, zumindestens anfänglich.
    Doch dann wurde sie von diversen verwirrenden Träumen heimgesucht die sie innerlich förmlich aufwühlten. Nach außen hin machte sie aber den Anschein einer friedlich schlafende Elfe...


    Abrupt schreckte sie auf und sah sich einen Moment hecktisch um bis ihr Blick auf Baxeda fiel der neben ihr saß und munter das gute Essen vertilgte. Es wirkt wie ein Wunderheilmittel gegen ihre Alpträume und der Anblick des mit guten Appetit gesegneten Tieflings entlockte ihr gar ein Lächeln.


    Während Baxeda sich vergnügt wie eh und je mit den beiden Gastgebern unterhielt, lauschte sie nur schweigend bis sie irgendwann aus den Augenwinkeln, irgend etwas harriges vor der Bettkante herum hüpfen sah wie ein wild gewordenes Huhn.


    Ein Huhn war es aber nicht, nur ein kleiner Novec der sich verzweifelt abbemühte auf das Bett zu kommen.
    Unwillkürlich entlockte diese Szene und sein typisches Gemeckere der Tieflingsfrau ein amüsiertes Grinsen. Auch wenn ein Großteil davon Erleichterung und Freude war, das es ihren beiden Gefährten wieder gut ging.


    Kurzerhand streckte sie ihm ihre Arme entgegen und obwohl man es ihrer fast schon zierlichen elfengleichen Statur kaum zutrauen würde, besaß sie genug Kraft um den zappelnden Zwerg ohne viel Mühe auf das Bett zu hiefen.


    "Lasst mich bloß nicht nochmal allein zurück." meinte sie nebenbei und fuhr nach kurzer Pause erklärend fort.


    "Das ich euch gefunden habe lag daran, das der Kleine hier dich quer durch die Landschaft gezerrt hat."


    Bei den Worten sah sie kurz zu Baxeda ehe sie von der Hausherrin unterbrochen wurde.


    "Jetzt weiß ick och warum ihr Beide vor dem Haus im Dreck lag. Wunderten uns schon was da bei uns gelandet is. Aber sie hat uns dann aufgeklärt...


    Aber du sach mal...bist du jetzt eine Elbe oder och so ein...dings..da aus der Unterwelt wie er? Dabei deutet sie kurz zu Baxeda sah aber wie ihr Mann Sinthara an.


    "Ich...meine Mutter war eine Waldelbe..." Setzte sie als Erklärung an ehe sie rasch das Thema wechselte.
    "Können wir vieleicht noch bis morgen hier bleiben? Damit wir uns etwas erholen können....
    wir können euch natürlich im Haus helfen"


    schob sie rasch noch hinterher, wollte sie ja auf keinen Fall undankbar erscheinen, immerhin hatten die Beiden sie bei sich auf genommen.
    Dann wurde sie auch schon wieder still. Sehr gesprächig war sie ja ohnehin nie. Und das Wichtigste war nur das ihre beiden Gefährten wohlauf waren und dem war so.

  • "Ach ja wir sind aus der Höhle raus und dass hab ich den Flohpelz durch den halben Wald zu einer Hütte gezerrt. Mhhh denk mal das wird sie sein, also hatte mein Bauchgefühl doch recht, dass hier Ehrbare Leute wohnen, die uns vielleicht helfen."


    „Ah, Novec! Du warst also tatsächlich der Übeltäter. Wenn du das nächste Mal das Bedürfnis verspürst, einen Tiefling an seinen Füßen durch die Gegend zu zerren, dann achte doch bittesehr auf diese Körperteile hier“ - Baxeda spreizte ein wenig die Flügel - „und auf das Seil, was hinten aus der Hose hängt. Das gehört nämlich auch noch zu mir.“


    Sinthara nahm die Hand des vor dem Bett herumhüpfenden Zwerges und zog ihn mit einem kräftigen Schwung nach oben auf das Bett. Baxeda zog die Augenbrauen zusammen. Dass Novec nun zwischen ihm und seiner Angebeteten saß, gefiel ihm überhaupt nicht. Er stand kurz auf und drängelte sich zwischen die beiden, ehe er sich wieder gemütlich in die übergroßen Kissen lehnte.

    "Lasst mich bloß nicht nochmal allein zurück." meinte Sinthara. "Dass ich euch gefunden habe lag daran, das der Kleine hier dich quer durch die Landschaft gezerrt hat."


    Am liebsten würde er sie in seine Arme schließen und ihr ins Ohr flüstern
    Dich zurücklassen - niemals wieder!
    Er traute sich nicht. Stattdessen antwortete er „Du warst auf einmal weg. Ich hatte nach dir gesucht, aber dich nicht gefunden. Und dann kam diese Horde wild gewordener Plüschgesichter und ich musste Novec retten. Die hätten ihn sonst umgebracht. Außerdem....“, er schmunzelte und stieß sie mit dem Ellebogen an, „glaube ich, dass du im Notfall auch ganz gut ohne uns klar kommst.“

    "Jetzt weiß ick och warum ihr Beide vor dem Haus im Dreck lag
    , sinnierte die Gastgeberin, die Baxeda angenehm an seine Tante erinnerte. „Wunderten uns schon was da bei uns gelandet is. Aber sie hat uns dann aufgeklärt... Aber du sach mal...bist du jetzt eine Elbe oder och so ein...dings..da aus der Unterwelt wie er?“


    Sie zeigte kurz auf Baxeda, doch in der Geste lag nichts Unhöfliches.


    "Ich...meine Mutter war eine Waldelbe...", sprach Sinthara in der für sie so typischen zurückhaltenden Art und Weise. Dann versuchte sie vom Thema abzulenken. "Können wir vieleicht noch bis morgen hier bleiben? Damit wir uns etwas erholen können... wir können euch natürlich im Haus helfen."


    „So ä Quatsch mit Soß“, tadelte der Alte, „ihr seid unsre Gast! Da werd nich geholf. Sehtsch nur ma an – ihr brauchta Ruh. Und Ruh sollts bekomma. Ihr könnte schlafa hier für de Nacht. Is zwar kein Palast, abr s erfüllt sin Zweck.“

    „Danke, das ist sehr großzügig.“


    Baxeda deutete eine leichte Verneigung an. Dann sah er wieder zu Sinthara. Sie saß da wie eine Albenfrau. Ihre dämonischen Merkmale hatte sie versteckt. Leider, wie er befand. Obwohl er sich mehr als Mensch fühlte, mochte er das, was Sinthara so heimlich verbarg – die samtige Haut ihrer Flügel, das Blitzen ihrer Fangzähne. Es war ein Jammer, dass sie die ganz eigene Schönheit einer Tieflingsfrau außerhalb von Phintias verbergen musste.


    „Und dein Papa“, fragte er leise. Obwohl offensichtlich war, dass Sinthara nicht über das Thema sprechen wollte. Er selbst wurde auch nicht gern auf sein dämonisches Erbe angesprochen, doch mit ihr darüber zu reden, war etwas anderes... denn sie war jemand, der verstand. „Meiner stammt direkt aus der Unterwelt“, sagte er so gedämpft, so dass nur sie und Novec es hören konnten.


    Er schwieg einen Moment und schüttelte dann den Kopf. Eigentlich hasste er seinen Vater, denn seine Mutter hatte sich ihm nicht freiwillig hingegeben. Doch irgend etwas tief in ihm sehnte sich danach, ihn wenigstens einmal zu sehen. Aber das war nicht möglich. Es gab wichtigere Dinge für ihn zu erledigen – er musste für den Teil seiner Familie da sein, den er wirklich liebte. Und dieser Teil befand sich an der Oberfläche.

    „Wie ist die Situation in Barakas, habt ihr was gehört“
    , fragte er die beiden Wiesenländer.
    Der Alte schüttelte betrübt den Kopf. „Man hört weensch und das weensche was man hört issa nich gut. Man weißa nich, wie lang se de Stadt noch halta kenn.“


    Baxedas Herz krampfte sich zusammen. Ihm lief die Zeit davon. Er würde es nicht mehr rechtzeitig schaffen, genügend Geld für einen neuen Hof im Süden zusammen zu bekommen, ehe die Nordländer über die Wiesenlande herfielen.


    „Ich muss nach Barakas“, sagte er. Zu Novec und Sinthara. „Meine Familie braucht mich.“
    Es war Zeit, den Feigling hinter sich zu lassen.

  • So viel Spott für einen kleinen Zwerg war zu viel. Novec war brüskiert, war das der dank dafür, dass er die ganzen Strapazen durch den Wald dafür anfgenommen hat?


    Gerade wollte Novec wieder gehen, als sich wenigigstens Sinthara herablies und dem Zwerg auf das Bett half.
    Ein Wort des dankes empfand Novec als zu viel, er mochte es nicht, dass man sich über ihn lustig macht. Kleine Zwerge haben schließlich auch Gefühle. So war er kaum auf dem Bett, als er nur noch oberflächlich den beiden Tieflingen zu hörte. Irgend etwas erzählte Sinthara über ihre Familie, dann ebenfalls der Flohzirkus. Aber interessierte es ihn gerade wenig, was sie bereteten. Hatte doch Novec selber mehr als genug im Kopf, was ihm immer mehr beschäftigte.


    Immer wieder kreisten sich die Gedanken um Novut und um seinen Vater, um seine Ansehen und um das Wohl aller Zwerge. Was meints nur Novut, als er sagte, dass etwas im Zwergenreich nicht Stimme? Ist der Herrscher verrückt geworden, steht ein Krieg bevor? Was es auch seih, Novec würde es nicht erfahren, ohne ein weiteres mal nach Nidevalier zu gehen und dies wäre äußerst gefährlich. Novec fühlte sich immer schlechter, er sah immer öfters doppelt vor Augen, ihm war schlecht, sein Magen rumorte und seine Schulter fing wieder an zu schmerzen. Plötzlich wurde dem Zwerg schwarz vor Augen und viel vom Bett.

    Novec Sarili Gojim - Quadratisch - Praktisch - Gut! (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Für die einen ist es Novec, für die anderen die kleinste Großklappe der Welt. (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Die Klappe groß, der Körper klein, dass kann doch nur der Novec sein. (Weisheit von Baxeda Bakane)


    Kleine Legende: "Text" - Gesprochener Text /---\ >Text< - Gedachter Text

  • Es war so gemütlich hier bei ihren Gastgebern, das man dabei fast vergessen konnte wie sie hier gelandet waren. Wenn sie sich das Ganze betrachtete wirkte es fast wie eine Familie die endlich mal wieder gemeinsam am Tisch saßen. Wie als wären die Kinder nach Ewigkeiten wieder heimgekehrt. Wenn man mal davon absah das sie Alle etwas anders waren und unmöglich eine Familie sein konnten.


    Nur waren sie es nicht. Schwer verletzten waren die Gefährten entkommen und hatten wohl mehr durch Glück eine Hütte gefunden die auch noch Bewohner hatten welche äußerst gastfreundlich waren. Gegenüber Fremden und auch noch gegen...gegenüber Kreaturen wie sie und Baxeda es waren.


    Aber dieses fast heimische Gefühl und die Worte ihres Gefährten zu welchem sie kurz ihren Blick wande weckten etwas Anderes in ihr. Ein Gefühl was sie nicht zulassen wollte.


    Plötzlich wurde sie durch einen Knall aus den Gedanken gerissen und sah erschrocken zu der Ursache. Novec war vom Bett gestürzt, offenbar war er auch als Zwerg nicht ganz so robust.
    Die Alte schlug die Hände über den Kopf zusammen und eilte mit einem "Hach herje" zu dem Zwergen wohl um ihm zu helfen.


    Davon bekam sie aber nichts mehr wirklich mit. Den Trubel welchen der Zusammenbruch des Zwerges verursacht hatte nahm sie sich zu nutzen um hinaus zu verschwinden. Leise knarzte die Tür als sie diese wieder hinter sich schloß.


    Langsam wande sie ihre Schritte weg vom Haus bis zu einem Felsen der unweit des Hauses hervor ragte, vom Eingang aus aber nicht zu sehen war, und unter welchem es etwas tiefer hinab ging. Schien als wären sie auf einem Berg. Aber das interessierte die Tieflingsfrau gerade wenig.


    Geschmeidig und ohne große Anstrengungen kletterte sie auf den Felsen und trat bis zu dessen Spitze. Den Blick gen Horizont gewand schweiften ihre Gedanken ab.


    Und dein Papa... meiner stammt direkt aus der Unterwelt...


    Hallten die Worte Baxedas in ihrem Kopf. SIe wußte es nicht, aber wenn man ihr Aussehen betrachtete und nachdem was ~ er~ damals so freudig gesagt hatte, war es wohl ein Dämon oder eine Art Dämon.
    Die Tieflingsfrau hasste es, aber sie mußte sich damit abfinden, und...irgendwie war es ja auch ein Teil von ihr.
    Langsam löste sie die Schnürung ihres Umhangs, welcher leicht von einem Windstoß mitgetragen etwas zurück wehte und hinter ihr an einem Busch hängen blieb.
    Noch während sie ihre Handschuhe ebenso auszog und damit die schlanken Hände entblößte deren Spitzen mit Krallenartigen Nägeln abgeschlossen waren breitete sie ihre Flügel vollends aus.


    Ihr Blick richtete sich auf ihre Hände und sie seufzte leise. Es gehörte zu ihr und wenn man mal bedachte wie gepflegt und glatt ihre Nägel waren, passte es sogar irgendwie zu ihr. Sicher es waren Waffen und nicht jeder würde so etwas schön finden, aber hatte sie das eigentlich jemals interessiert.


    Wenn sie ehrlich war sehr. Es hatte sie tief verletzt wenn man sie als Monster bezeichnet hatte und die Leute ihr mit Abscheu, Angst oder Hass begegneten.
    Mittlerweile war es ihr fast egal geworden, aber nur fast. Hin und wieder versetzte es ihr doch einen Stich ins Herz.
    Dabei war diese schlanke fast zierliche Gestalt mit den ledrigen Flügeln und dem wehenden schwarzen Haar dort oben auf dem Felsen, gar nicht so schlecht anzusehen.


    Meine Familie braucht mich...

    Die Tieflingsfrau zuckte zusammen als diese Worte Baxedas in ihrem Kopf wiederhallten gefolgt von aufblitzten Bildern. Bildern wie sie, ein Kinde noch sich versteckte voller Angst. Bilder wie diese Orks ihre Familie kaltblütig und grausam abschlachten egal ob Mann , Frau oder Kind.


    Sie hatte ihre Familie nicht schützen können, sie hatte ihnen nicht helfen könnten. Warum hatte sie sich versteckt, warum hatte sie es nicht einfach versucht?


    Natürlich hätte sie keine CHance gehabt, sie war viel zu klein und das sie Angst gehabt hatte war auch vollkommen normal gewesen. Aber das wollte sie nicht akzeptieren.


    Sie war Schuld das sie niemanden mehr hatte, sie war Schuld das ihre Familie nun tot war.


    "NEEEEEEEEEEIN " Verzweifelt erklang dieser Schrei und hallte über den Abgrund an welchem sie stand


    Sinthara's Flügel schloßen sich wieder und sie sackte auf ihre Knie, das Gesicht in den Händen vergrabend, bahnten sich klare salzige Tränen sich einen Weg über ihre Wangen und tropften vereinzelt auf den Stein.
    Diese ganze Trauer diesen ganzen Schmerz welchen sie all die Jahre mit sich getragen hatte schien mit einem Mal aus ihr herraus zu brechen.

  • Die Alte schlug die Hände über den Kopf zusammen. "Hach herje", rief sie und eilte zu Novec, der bewusstlos vom Bett gestürzt war. Seine Eisenhaube rollte geräuschvoll über die dunklen Holzdielen. Die beiden Wiesenländer hoben den kranken Zwerg behutsam auf und trugen ihn zurück auf sein Lager. Baxeda brachte die Eisenhaube und legte sie neben das Haupt des kleinen Mannes. „Mach mir keinen Mist, Kurzer“, murmelte er und legte besorgt die Stirn in Falten. Hinter sich hörte er rasche Schritte. Als er sich umdrehte, sah er gerade noch, wie Sinthara aus dem Hause eilte, hinaus in die Nacht.


    Baxeda fühlte sich völlig überrumpelt und blickte zwischen Novec und der offenen Tür hin und her. Der Zwerg war bei dem Ehepaar in guten Händen. Die Frau tupfte ihm gerade mit einem kalten Lappen die schweißnasse Stirn, während ihr Mann ihm die Waden knetete, um seinen Kreislauf wieder in Schwung zu bringen.


    Er könnte sich also ruhigen Gewissens um Sinthara kümmern... die Frage war nur, ob sie das überhaupt wollte.


    Zögerlich trat er an die Tür und streckte den Kopf hinaus. Ein kühler Wind fuhr ihm durch das Haar, Zweige peitschten und Blätter wirbelten herum. Unschlüssig tapste er nach draußen. Unweit erspähte er einen einzelnen Felsen, auf dessen Spitze Sinthara stand und in die Ferne blickte. Plötzlich zog sie ihren Mantel aus und ließ ihn vom Wind davon wehen. Ihre schwarzen Schwingen kamen zum Vorschein. Nun entledigte sie sich ihrer Handschuhe.


    Baxeda wandte sich ab. Offenbar wollte sie für sich sein. Er würde wieder hinein gehen und sehen, ob er dem netten Ehepaar zur Hand gehen konnte. Da drang mit einem Mal ein heller Schrei in seine Ohren, pure Verzweiflung und sie fuhr ihm bis ins Herz.


    "NEEEEEEEEEEIN"


    Er fuhr erschrocken herum. Sinthara kniete auf dem Felsen, das Gesicht in die Hände vergraben und ihr ganzer Körper zuckte immer wieder zusammen, als ob sie bitterlich weinte. Baxeda wusste nicht, ob es richtig war, was er nun tat. Er wusste überhaupt nichts mehr.


    Der Wind fuhr unter seine Flügel, die sich wie von selbst ausbreiteten, ebenso wie seine Beine sich von allein abzustoßen schienen. Er flog zu der zusammengekrümmten Gestalt, landete neben ihr und hockte sich hin. Dann legte er die Arme um sie und auch die Flügel und schirmte sie ab gegen den kalten Wind, der unbarmherzig an ihr riss. Sie war winzig in seinen Armen.


    Er fand keine Worte, um sie zu trösten.


    "Tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du weinst... ich... ich dachte..."
    Nun kamen ihm selber die Tränen.
    "Du versteckst immer deine Flügel und deine Hände, traust dich kaum zu reden, damit niemand deine Zähne sieht. Dabei... ich meine, du bist wunderschön. Mit deinen Flügeln, den Nägeln und den Zähnen... wunderschön..."


    Und ich liebe dich als das, was du bist.
    Die Worte hallten wieder und wieder in seinem Kopf, doch fanden nicht den Weg von seinem Herzen zum Mund.
    Er biss sich auf die Lippen.


    In der Ferne rief eine Schleiereule.
    Die Königin der Nacht.

  • Monster...Monster...Sinthara ist ein Monster...
    Mit großen Augen ganz traurig stand sie da und sah geknickt auf die anderen Kinder die mit diesem Singsang um sie herum tanzten bis ein Erwachsener sie scheltend auseinander schickte.... Sie wollte doch nur mitspielen.


    ...........


    Mama bin ich ein Monster? Wie oft hatte das Mädchen diese Frage gestellt und auch diesmal sah sie mit fragendem Blick zu ihrer Mutter auf welche mit einem liebevollen Lächeln den Kopf schüttelte und sie in ihre Arme nahm. Nein du bist eine wunderschöne besondere Elfe mein Schatz


    ........


    NEEEIN ... Noch bevor diese Worte aus ihrem Mund kamen, presst sie eine Hand auf diesen. Zitternd starrte sie aus ihrem Versteck hinaus auf die leblosen Augen eines Elfen. Fein säuberlich und dennoch äußerst brutal war der Hieb des Orks gewesen mit welchem er einem mehr das Leben ausgehaucht hat. Nur mit Mühe hatte sie es geschafft nicht zu schreien und als sie irgendwann aus ihrem Versteck trat stand sie dort, ein kleines Mädchen,mutterseelenallein, weinend in Mitten eines zerstörten Ortes in welchem überall Leichen lagen.


    ................


    Feuer...Schmerz..und sein höhnisches Lachen....


    Die Tieflingsfrau schien Baxeda gar nicht zu bemerken in ihren Erinnerungen gefangen und den tobenden Schmerz in sich war sie wie benebelt. Sie wande sich weinend in seinen Armen, dann schlug sie wieder wie wild nach ihm ehe sie wimmernd zusammen sackte.


    Nur langsam ebbte alles ab und machte Platz dem hier und jetzt. Wie Espenlaub zitternd hing sie da in den Armen des Tieflings. Langsam hob sie den Blick zu ihm hinauf als würde sie ihn zum ersten Mal sehen.
    Wie gebannt hing der Blick an seinen Augen und der Wind fuhr ihr in diesem Moment zausend durchs Haar als wolle er es zerstören, doch sie ließ sich nicht stören.
    Hätte sie gewußt das der Wind ihr Haar so sehr zerzauste das man leicht die Ansätze ihrer Hornstummel sah dann hätte Sinthara vermutlich gehandelt. Niemand wußte das sie eigentlich Hörner hatte. Hörner die vermutlich auf ihre Art hätten schön sein können, während sie damals nicht so zerstört wurden...


    Baxeda...


    Leise, erleichtert und doch so hauchzart kam sein Name über ihre Lippen und sie schmiegte sich an ihn wie ein schutzbedürfigtes Kind. Keinen Gedanken verschwendete sie daran ob ihn das stören könnte. Er war da und das war das einzige was zählte.


    Es gab ein schönes Bild, wie der Tiefling dort auf dem Felsen hockte, Flügel und Arme schützend um die zerbrechlich wirkende Frau geschlungen welche sich an seine starke Brust schmiegte. Noch immer zittend auch wenn ihre Tränen langsam versiegten.

  • Sinthara wand sich weinend in seinen Armen. Sie hatte die Augen fest zusammen gekniffen und Tränen liefen über ihr hübsches Gesicht, das nun von der Verzweiflung völlig verzerrt war. Er lockerte die Umarmung. Warscheinlich war ihr die Berührung unangenehm. Kein Wunder, er hatte kein Oberteil an, stank nach den Anstrengungen der letzten Tage wie ein Bock und sein Fell war verfilzt und voller Tannennadeln. Kaum hatte er die Arme und Flügel gelockert, da begann die zierliche Frau mit den Fäusten auf seine Brust einzuhämmern.


    Konnte er es ihr verübeln?
    Eine Schönheit war er wahrlich nicht, nicht einmal nach den Maßstäben eines Tieflings. Zu viel hatte er sich schon heraus genommen, ihr diese verletzende Frage zu stellen, obwohl sie schon signalisiert hatte, dass sie nicht darüber reden wollte. Und nun umschlang er sie einfach mit seinem haarigen Körper und machte ihr Komplimente. Was für ein Trampel er doch war!
    Vor lauter Scham glühten ihm die Ohren.


    Er gab Sinthara frei. Keinesfalls wollte er die Situation noch verschlimmern. Doch sie schlug weiter auf ihn ein. Dafür, dass sie so schlank war, hatte sie eine erstaunliche Kraft.


    „Entschuldigung“, murmelte er. „Ich komme vom Dorf, ich bin manchmal etwas trampelig...“


    Doch sie schien ihn gar nicht zu hören. Sie schlug ihn noch ein paar Mal und dann sackte sie mit einem Male in sich zusammen, zurück in seine Arme und wimmerte. Jetzt erst begriff er, dass der Zorn gar nicht ihm gegolten hatte, es war vielmehr wohl ein Schmerz gewesen, den sie vielleicht Jahre in sich trug und der nun aus ihr heraus gebrochen war. Was hatte er da angerichtet, als er sie nach ihrem Vater fragte!


    Zitternd lag sie da in seinen Armen und langsam hob sie den Kopf Für einen Moment sahen sie sich schweigend in die Augen. Ihre Iris war rot wie das Licht der untergehenden Sonne. Zwei Sonnen in ihrem Gesicht. Ein Windstoß fuhr ihr ins Haar und offenbarte ihre Stirn. Dort hatte Baxeda kleine Hörner erwartet, doch was er sah, ließ ihm den Atem stocken. Ihre Hörner waren nurmehr kleine, verschrumpelte Krusten, die Haut darum war narbig.
    Was hatte man ihr nur angetan? Wer war zu so etwas fähig?


    „Baxeda“, sagte sie ganz leise.
    Dann schmiegte sie sich an ihn.
    Ihm fiel ein Stein vom Herzen.


    Schützend legte er erneut seine Arme um sie und auch die Flügel, um sie gegen den Wind abzuschimen.
    Sie war ganz kalt.


    „Sinthara“, erwiderte er.
    Der Name fühlte sich in seinem Mund an wie Honig.
    Mit dir in den Armen will ich einmal sterben.


    Ein Gefühl der Wärme breitete sich in ihm aus, eine Wärme, die er nie zuvor gespürt hatte.
    All der Krieg und die Not schienen in weite Ferne gerückt. Jetzt, für diesen Augenblick, war er der glücklichste Tiefling in ganz Lodranion.


    Auf ihre Stirn, zwischen ihre verstümmelten Hörner, drückte er seine Lippen.
    Es war das erste Mal, dass er jemanden küsste.
    Er hatte keine Ahnung, ob es richtig, war.
    Aber es fühlte sich richtig an.

  • Langsam kehrte wieder Ruhe in die junge Tieflingsfrau. Das zittern ebbte ab und die Tränen versiegten. Es fühlte sich gut an hier in seinen Armen an seinen warmen Leib gekuschelt. Das Gefühl von Geborgenheit kam in ihr auf.
    Als seine Lippen ihre Stirn berührten, genau an dieser Stelle wo ihr Haar sonst die Hörner, oder besser das was von ihnen übrig war verbarg, zog sie den Kopf abrupt zurück.
    Zu tief saß noch die Erinnerung und der Schmerz wie es dazu kam. Da war selbst seine so sanfte Berührung unangenehm.


    Ihr Blick hob sich dennoch erneut zu dem Gefährten und sie betrachtete ihn still. Wie lange reisten sie jetzt schon und noch nie war ihr aufgefallen wie schön er eigentlich war. Sein verfilztes Fell wirkte für den Moment flauschig weich und auch sein Geruch schien sie gar nicht zu stören. Er war völlig das Gegenteil von ihr, wenn man bedachte wie weich und zart ihre Haut war, und das sie nicht mehr Haare am Leib hatte wie eine..normale Frau auch.


    Entweder war es der Lichteinfall oder warum schien er so verlockend zu schimmern. Es war verwirrend und faszinierend zugleich.
    Langsam richtete sie sich auf, nicht mehr als nötig bis ihre Gesichter auf gleicher Höhe waren.
    Die tiefroten Augen glitten über Baxedas Anlitz ganz langsam, als wollte sie sich jedes einzelne Stück genaustens einprägen und letzendlich verharrte sie an seinen Lippen.
    Wissen die Götter was sie dann ritt aber plötzlich schien sie immer näher zu kommen, ihr Blick wanderte zwischen seinen Augen und seinen Lippen hin und her und da...


    Als er schon ihren Atem auf seiner Haut spüren konnte und ihre sanften Lippen jeden Moment die seinen berühren würden, sauste plötzlich ein Pfeil haarscharf an Beiden vorbei.
    Abrupt wurden die Tieflinge getrennt und Sintharas Blick huschte zu den nahen Bäumen. Von da aus kam der Pfeil aber sehen konnte sie nichts.


    Wer oder was hatte da auf sie geschoßen. Noch ehe sie sich versah sauste schon der nächste auf sie zu direkt auf ihre Brust.
    Hastig griff sie mit ihren Händen vor, bekam den Pfeil wirklich noch zu fassen so das nur ein kleiner Einstich verblieb. Dabei stieß sie sich reflexmäßig nach hinten ab, direkt auf den Abgrund.


    Das alles ging so schnell, das man meinen würde Sinthara würde womöglich tötlich getroffen in den Abgrund stürzen.


    Und sie stürzte wirklich ab, immer tiefer ging die wilde fahrt, bevor sie sich fasste und es schaffte die Flügel auszubreiten und sich so abzufangen.
    Langsam flog sie auf eine Einbuchtung in der Felswand zu und sank dort zu Boden.
    Fassungslos starrte sie auf den Pfeil und dann auf das Blut was aus der getroffenen Stelle floß. Die Verletzung war nicht so schlimm, aber der Schreck saß trotzdem noch in ihren Knochen.

  • Noch immer lag der kleine Zwerg in dem für ihn viel zu großen Bett. Beinahe winzig wirkte er darin, fast wie ein Kind, dass krank ist und von seinen Eltern umkümmert werden musste. Waren sie nicht da, doch die beiden alten Wiesenländer kümmerten sich um den Zwerg, als wäre es ihr eigener Sohn. Tief betrübt sahen beide, sorgen spiegelten sich in den alten faltigen gesichtern wieder, kannten sie ihn nicht, doch war es den glasigen Augen der beiden an zu merken, dass ihnen das Schicksal des Zwerges nicht egal war. Fest gekrallt mit beiden Händen und triefend nass vor schweiß windete sich der Zwerg im Bett, immer wieder fuhr der Kopf nach links, nach rechts, schreie kamen aus dem Mund des Zwerges. Minutenlange Stille wechselten sich ab mit Sekunden des unverständlichen redens. Tief im Schlaf, fing er immer wieder an zu reden, immer wieder, nur Worte, Satzbruchstücke. Die beiden alten Wiesenländer verstanden jedoch kaum ein Wort davon.


    "Was meinst du mein Liebster, wie geht es ihm?"


    Der ältere Wiesenländer strich sich nachdenklich durch das Gesicht und setzte sich langsam wieder in seinen hölzernen alten Schauckelstuhl. "Mhhh, schwer zu sagen, die Verbände seiner Wunde habe ich erst einmal gewechselt. Anscheinend wurde er da schon einmal verarztet, scheint mir eine Art Honig zu sein, aber ich denke das Mittel war zu schwach. Die Wunde sieht ziemlich ernst aus, zu allem Überfluss hat sie sich auch noch entzündet. Vorerst habe ich ihm etwas gegen die Schmerzen und das Fieber gegeben, jedoch muss er dringend zu einen Heiler oder Arzt. Die beiden sind schon über eine halbe Stunde raus, vielleicht solltest du mal nach den beiden sehen und mit ihnen reden."


    Gütig nickte die alte Frau und schritt zur Tür. Als sie sie öffnete strahlten die Sonnenstrahlen des Mittags stark in ihr Gesicht, kurz musste sie die Hand vor Augen nehmen, da es zu hell war. Gerade als die Augen sich an die helligkeit gewöhnt hatten, erschracken sie auf, groß wurden die Pupillen. Die junge Tieflingsfrau wurde so eben von einem Feil getroffen und stürzte von einer Klippe unweit vom Haus herunter. Die Alte zuckte zusammen und ein Schrei durchfuhr den Raum. Sofort rannte ihr erschrocken Mann zur Tür und nahm sie in den Arm.


    "Was ist los Frau, was schreist du so?"


    Mit Angst verzerrtem Gesicht und Tränen in den Augen schaute sie ihren Gatten an und stammelte mit zittriger Stimme, "Die junge Frau..... die Begleiterin... ein Feil.... ein Pfeil hat sie getroffen.... sie ist tot...von der Klippe gestürzt."


    "Was?" Sofort rannte der alte Mann heraus und schaute nach ob sie sich vielleicht geirrt hatte. Aber nein, unweit vom Haus entfernt schlich eine dunkel vermummte Gestalt herum und ehe er sich versah flog auch schon ein Pfeil auf ihn zu, zum Glück verfehlte er den alten Tiefling und blieb im Holz des Hauses, unweit der Eingangstür stecken. Der Schrecken saß für den alten Tief, der nun am ganzen Körper zitterte er.


    "Was ist los.... Was ist geschehen....", stammelte es plötzlich neben der alten Wiesenländerin, die erschrocken etwas zur Seite sprang.


    Neben ihr stand Novec schwer athmend, nass vor Schweiß, an die Tür gelehnt mit einem Arm, mehr tod als lebendig.

    Novec Sarili Gojim - Quadratisch - Praktisch - Gut! (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Für die einen ist es Novec, für die anderen die kleinste Großklappe der Welt. (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Die Klappe groß, der Körper klein, dass kann doch nur der Novec sein. (Weisheit von Baxeda Bakane)


    Kleine Legende: "Text" - Gesprochener Text /---\ >Text< - Gedachter Text

  • Kaum, hatten seine Lippen Sintharas Stirn berührt, zog sie abrupt den Kopf zurück. Baxeda erschrak. Hatte er etwas falsch gemacht? Sie sah ihm in die Augen, lange. Dann strich ihr Blick über seinen Körper. Doch vergebens suchte er in ihrem Gesicht nach Zeichen von Abscheu. Sie wirkte vielmehr … verträumt, als sie sein Fell betrachtete. Sinthara richtete sich auf, um ihr Gesicht auf die Höhe von seinem zu bringen. Er machte es ihr leichter, indem er etwas in die Knie ging. Sie war so klein und zerbrechlich … und er so groß und kräftig. Er hatte das Gefühl, sie beschützen zu müssen vor den Gefahren der Welt, vor dem Krieg und vor der Kälte, die sie umgab.
    Aber wollte sie das denn überhaupt?


    Er hoffte, dass sie ihm seine Nervosität nicht anmerkte, während sie ihn besah. Die Hände, mit denen er ihren Körper berührte, wurden feucht. Ihr Blick blieb an seinem Mund haften.
    Hatte er geputzte Zähne? Seit er unterwegs war hatte er sie nach jeder Mahlzeit mit ausgefransten Astenden gereinigt. Sie müssten eigentlich einen sauberen Eindruck machen. Herrje, über was machte er sich denn hier gerade Gedanken? Das war doch sonst nicht seine Art, sich über so etwas albernes wie Sauberkeit den Kopf zu zerbrechen, während er in der Wildnis unterwegs war.
    Sein ganzes Denken war völlig durcheinander.


    Und seine Gefühle erst ...!
    Unter ihren Blicken wurde ihm abwechselnd heiß und kalt. Er registrierte, dass die Spitze seines Schweifs unruhig hin und her zuckte. Er bemühte sich, sie still zu halten. Sinthara sah zwischen seinen Lippen und seinen Augen hin und her und kam mit ihrem Gesicht immer näher an seines. Die Erkenntnis durchzuckte ihn wie ein Lichtblitz und fuhr ihm heiß durch die Eingeweide.


    Bei Manir, sie wollte ihn küssen!


    Der Lichtblitz hatte eine Flamme in ihm entzündet, seine Seele brannte lichterloh. Sein ganzes Sein konzentrierte sich auf diesen Augenblick, die Welt schrumpfte zusammen auf ihn und die Frau in seinen Armen. Er sah ihre halbgeschlossenen Augen, ihre rosigen Lippen, roch ihren süßlichen Duft, spürte ihren schmalen Körper in seinen Armen. Er senkte ihr seinen Kopf entgegen. Es würde sein erster Kuss sein und es war ein Kuss der Liebe, so, wie er es sich immer gewünscht hatte. Nichts Halbes, Verlogenes, nein, ein Kuss, der sein ganzes Herzblut enthielt.
    Schon spürte er ihren warmen Atem auf seiner Haut und wollte ihre Lippen mit den seinen empfangen, da zischte plötzlich ein Pfeil haarscharf an ihren Köpfen vorbei.


    Erschrocken fuhr Baxeda herum, noch bevor er Sinthara in den Schutz des Felsens, auf de sie standen, zerren konnte, traf sie ein zweiter Pfeil mitten in die Brust.
    „Nein!“, schrie er und versuchte sie zu halten, doch seine Finger waren vor Entsetzen völlig verkrampft und die Tieflingsfrau stürzte hintenüber, die roten Augen weit aufgerissen.


    Baxeda wartete nicht, bis er mit ansehen musste, wie seine Liebste tot auf dem Waldboden aufschlug. Das, was er für immer hatte in den Tiefen seiner Seele verstecken wollen, ließ er nun zu. Es brach aus ihm hervor wie ein Schlammdrache aus dem Sumpf von Phintias. Der kurze Moment des Schreckens wurde beiseite gefegt von etwas größerem und stärkeren – dem blinden Hass eines Dämons.


    Baxeda stieß sich kraftvoll von dem Felsen ab und raste auf die Baumkronen zu, dorthin, wo die beiden Pfeile hergekommen waren. Bilder von Sinthara blitzten vor seinem inneren Auge auf, ihr schönes Gesicht, unter der tief sitzenden Kapuze nur zu erahnen, eine einsame Gestalt, während die anderen in geselliger Runde beisammen saßen.
    Sinthara, wie sie mit ausgebreiteten Schwingen den verletzten Novec schützte, der von den Zwergen gefangen genommen worden war.
    Sinthara, wie sie schwer verletzt in den Tiefen des Gefängnisses von Nidawellir lag und er sie das erste Mal zaghaft berührte, um ihre Wunden zu versorgen.
    Sinthara neben ihm auf dem viel zu großen Bett in der Wohnung der beiden Wiesenländer, die fast wie sein zu Hause aussah.


    Sinthara.


    Die letzten Tage seines Lebens waren ausgefüllt gewesen von ihrer Präsenz und er hatte sich immer mehr zu ihr hingezogen gefühlt. Jetzt hatte er sie in den Armen gehalten, für einen Augenblick die Nähe gespürt, nach der er sich so sehr sehnte, nur um sie gleich wieder verlieren zu müssen, diesmal für immer.


    Was hatte er getan, dass das Leben ihn so strafte?


    Der Hass verlieh ihm ungeahnte Kräfte, er spürte, wie die Muskeln seiner Arme und Schultern anschwollen, bereit, den Menschen zu packen, der da im Geäst hockte, ihn an sich zu reißen und ihm die Zähne in den Hals zu schlagen, wie kürzlich bei den Zwergen. Wie dumm war er gewesen, sich für seine dämonische Seite zu schämen, jetzt würde sie das Werkzeug seiner Rache sein!


    Sein Opfer war fast erreicht und schien vor Angst erstarrt zu sein, denn es bewegte sich nicht einen Fingerbreit.
    Gleich hatte er es! Baxeda legte die Schwingen an, um den dunkel gekleideten Mann im Sturzflug vom Baum zu reißen, doch plötzlich stieß er gegen eine unsichtbare Barriere und blieb in der Luft hängen, gefangen zwischen Himmel und Erde. Er zappelte, schlug hektisch mit den Armen und den Flügeln, ehe er merkte, dass dies ein großer Fehler war – er befand sich in einem Netz, wie er selbst es oft genug zum Fang von Greifvögeln verwendet hatte. Je mehr er sich gebärdete, umso mehr hatte er sich darin verfangen. Doch die Erkenntnis kam zu spät.


    Der Dunkle grinste.


    Seine bräunliche Haut ließ auf einen Tajik schließen, eigentlich jemand, der auf der selben Seite stand.
    „Ich hab den Mann“, plärrte er auf Tjalabah in den Wald hinein. Baxeda hatte die Grundlagen dieser Sprache während seines Umherreisens lernen müssen, obwohl er ihren kehligen Klang verabscheute. Er konnte sie nur bruchsückenhaft sprechen, doch er verstand nahezu alles, wenn es sich um alltägliche Dinge drehte.
    „Schnell, helft mir“, rief der Tajik, „eh die alten Säcke was merken!“
    Vier ebenfalls dunkle Männer kamen zwischen den Bäumen hervor gehuscht wie ein Rudel Wölfe.
    Nehmt euch in Acht vor den Fünf, hallte es in Baxedas Gedanken wieder. Das hatte Novec geträumt.


    Wenn die Götter ihnen schon Warnungen zukamen lassen, warum dann nicht so, dass man sie auch verstand und sich danach richten konnte? Oder verhöhnten sie ihn gar? Baxeda war außer sich und entgegen jeder Vernunft wütete er in dem Netz, bis er sich so fest darin verwickelt hatte wie eine Fliege, die von der Spinne eingewebt worden war. Er konnte sich nicht mehr rühren und brüllte vor Wut.


    „Verdammt, Darim, stopf der Fledermaus das Maul“, reif jemand von unten. Ein Kumpane kam flink den Baum herauf geklettert und gemeinsam verfrachteten sie den eingewickelten Tiefling nach unten – nicht jedoch, bevor man ihm ein ausgerissenes Grasbüschel samt Wurzeln und Erde in den Mund gestopftt hatte, damit er nicht mehr schreien konnte. Der Größte von den Fünfen wuchtete sich den Tiefling unter Ächzen auf den Rücken und buckelte ihn Schritt für Schritt tiefer in den Wald.


    „Und jetzt zu der Frau“, hörte er einen der übrigen Männer rufen. Baxeda verdrehte den Kopf, so gut es ging und konnte gerade noch sehen, wie sie in Deckung gingen, ein weiteres großes Netz zwischen sich haltend, das an den Rändern mit Steinchen beschwert war – ein Wurfnetz. Dann verdeckten die Bäume die Sicht.


    Baxedas dämonischer Zorn flaute nach und nach wieder ab und wich einer großen Angst, die sich mit Verzweiflung paarte. Wegen der Erde in seinem Mund konnte er kaum atmen, er würgte und hustete durch die Nase, was es auch nicht besser machte.


    Der Tajik warf ihn wie einen Sack Mehl quer über ein Maultier, das mit einigen anderen gut versteckt angebunden war. Die Männer hatten keinerlei Gepäck bei sich, außer das, was sie am Leibe trugen, woraus Baxeda schloss, dass sie zu einem größeren Tross gehörten, von dem sie sich vorübergehend entfernt hatten.
    Novec, dachte er, bring dich in Sicherheit! Das sind Sklavenjäger! Und wenn du es irgendwie schaffst, rette Sintharas Leichnahm, damit dieser Abschaum sie nicht ausplündert.

  • Was war nur passiert? Es kam ihr fast vor als hätte sie das alles nur geträumt. Der Zusammenbruch auf dem Felsen, die starken Arme Baxedas die sie hielten und der Blick.
    Sie hätte ihn fast geküsst. Die Erkenntnis jagde ihr die Röte in die Wangen, aber sie hatte es für richtig empfunden oder nicht?
    Und dann kam dieser Pfeil.


    Baxeda!

    Sogleich kehrte sie ins hier und jetzt zurück und stand so rasch auf das sie sich dabei fast den Kopf einstieß. Baxeda war doch noch da oben. Sie mußte wieder hoch, sie mußte ihm helfen.


    Entschloßen breitet sie ihre Flügel aus, stieß sich nach vorne ab und flog hinauf, wie ein geölter Blitz schoß sie aus dem Abgrund hinauf und das erste was sie sah war das Baxeda weg war. Und nirgends vernahm sie Kampfgeräusche. War er verletzt, hatten sie ihn etwa erwischt?
    Ihr wurde heiß und kalt zugleich und dann schob sich einer dieser Tajik in ihr Blickfeld.
    Die junge Tieflingsfrau verengte die Augen, legte die Flügel leicht an und stürzte gleich einem Raubvogel hinab auf ihre Beute, auf ihre Opfer.
    Der Blick des Tajik wande sich zu ihr hoch und sie sah wie er die Augen einen Moment lang vor Schreck weitete.


    Dann stürzte er schon zu Boden, mitgerissen von einer wütenden Tieflingsfrau, welche erbarmungslos ihre spitzen Zähne und Krallen in seinen Leib bohrte. Er schrie und brüllte etwas was sie nicht verstand.
    ABer sie wollte nicht aufgeben, nein dieser hier würde ihre dämonische Seite in vollem Ausmaß zu spüren bekommen.


    Doch plötzlich wurde es schwarz vor ihren Augen, sie ließ abrupt von ihrem Opfer ab und wande sich desortientiert ab. Der Rest dieser Gruppe hatte sie überrumpelt und mit dem großen Sack über den Kopf, vollkommen aus dem Konzept gebracht.
    Dicke Seile wanden sich straff um ihren Leib und statt sich zu wehren, erstarrte sie regelrecht.
    Das durfte nicht sein, nicht schon wieder, nicht schon wieder würde sie das alles erleben müßen.


    Es war die Angst und die Erinnerung an das was ihr schon einmal widerfahren war, welche sie absolut wehrlos machten.


    "Ein hübsches Ding und wild dazu, ein guter Fang."


    Sinthara wußte gar nicht wie ihr geschah und die Männer fackelten auch nicht lange. Unbarmherzig wurde sie mitgezerrt und zuckte zusammen als man sie auf den Rücken eines Maultiers warf. Verschnürt wie ein Päckchen war sie absolut bewegungsunfähig, so fest waren die Seile um sie gewunden. Und der Sack welcher ihr fast bis zur Hüfte ging versperrte ihr jegliche Sicht.


    Sie konnte nur erahnen das man sie über den Rücken eines Pferdes oder dergleichen geworfen hatte. Aber wo war Baxeda? Das der Tiefling nur einen Meter weiter ebenso auf dem Rücken eines Maultiers hing ahnte sie nicht.
    Sinthara vermochte keinen wirklichen klaren Gedanken zu fassen, Die Angst das ihr das selbe verfahren könnte, wie sie damals erleben mußte, schnürte ihr nicht nur die Kehle zu, sondern vernebelte gänzlich ihren Kopf.
    Die Tieflingsfrau war nun nicht nur eine Gefangene irgendwelcher ihr Unbekannten Leute, sondern auch der eigenen Angst.

  • Novec, der immer noch von seiner Pfeilverletzung in der linken Schulter schwer angeschlagen war, stand im Eingang zum Haus der Wiesenländer. Immer noch war ihm schwumrig, sein Blick war getrübt, verschwommen sah er immer wieder was ihm ihn herum passierte. Vermochte er immer noch zu glauben, dass es nur ein Traum war, holten ihn doch seine Schmerzen immer wieder von den Gedanken weg. Es war wie er es sah, vor seinen Augen wurde sein Freund Baxeda zwischen den Bäumen in einem Netz gefangen genommen. Novec sand wie angewurzelt da, waren sie doch erst gerade aus der letzten Gefangenschaft geflogen, sollte nun alles wieder von vorn beginnen?


    Noch ehe Novec seinen Gefanken zu Ende gedacht hat, war Baxeda vom Baum geschnitten worden und auf einem Maultier verladen. Novec taumelte kurz in der Tür, wieder wurde ihm schwarz vor Augen.


    >Baaahrrr, Novec reiß dich zusammen! Jetzt ist keine Zeit für schwächliche Ohnmachtsanfällt!<, Novec biss sich auf die Lippen, um einen plötzlichen starken zusätzlichen Schmerz zu erzeugen, der seinen Körper noch etwas munter hällt. Sofort rann dem Zwerg etwas Blut aus dem Mund, aber war es ihm egal, der Schmerz hatte ausgereicht um ihn noch etwas bei Besinnung zu halten. Augenblicklich war der Zwerg aus dem Türrahmen verschwunden, sein Ziel war seine Axt, wollte er doch seine neu gefundenen Freunde keinesfalls im Stich lassen.


    Novec sah mit großen Augen einen Moment lang seine Axt an, seine Hände hatten den Stiel so fest es ging umschlossen. >Papa, es ist deine Axt, deine Axt aus dem großen Krieg. So viele Heldentaten hast du mit ihr vollbracht. Bitte lass zu, dass diese Axt noch eine Heldentat erlebt, meine Freunde dürfen nicht gefangen werden.<


    Ein Schrei riss Novec aus seinen Gedanken, sofort rannte er zurück zur Tür um zu sehen was geschehen war.


    "Sinthara? Sie lebt?", nur wenige Meter vor ihm lag ein Tajik im Staub, über ihn Sinthara, die ihm ihre Zähne und Krallen in den Leib gebohrt hatte. Vermutliche eine Rettungsaktion für Baxeda, wie er vermutete, doch war sie nicht von Erfolg gekrönt. Noch ehe der Zwerg etwas tun konnte, wurde Sinthara hinterrücks von vier weiteren Tajik angegriffen und nieder gestreckt.


    >Nein, nicht sie auch noch! Jetzt wird sie auch noch verschnürt!<


    "Nicht so schnell Freunde, da hat der Zwerg auch noch ein Wörtchen mit zu reden!", brüllte er so laut es ging den Fremden entgegen, die ihm aber anscheinend nicht bemerkten. Immer näher kam der Zwerg mit der gehobener Axt auf die fünf Tajik zu gerannt.


    "Hinterrücks oder nicht, scheiss auf die Zwergenehre jetzt seiht ihr dran!", waren die letzten Worte bevor der kleine Kerl mit aller Kraft seine Axt schwung. Ein Schmerz von der Schulter aus, durch fuhr seinen ganzen Zwergenkörper und lies ihn schwarz vor Augen werden. Doch war der Schlag erfolgreich, noch ehe der Zwerg in den Staub stürz, hörte er neben seinen, noch zwei Schrei. Einen Tajik hatte er tödlich in der Flanke getroffen, eine große Wunde klaffte da, wo früher seine Leber ihre Arbeit verrichtete. Seine verdrehten Augen und sein entsetzer Gesichtsausdruck zeigten, dass er vollkommen überrascht war und sofort tod war. Der zweite Tajik hatte mehr Glück gehabt, eine großer roter Blutfleck quer über den unteren Rückenbereich zeigte, dass auch er viel abbekommen haben musste. Aber zu Novecs bedauern zu wenig, sein Feind schrie vor Schmerzen, dass es einem das Blut in den Adern gefieren lies, aber er war noch am Leben, genau so wie die anderen drei Tajik die sich nun auf ihn stürzten und mit Fäusten und Füßen auf ihn ein schlugen. Novec lag auf dem Waldboden, sein ganzer Körper schmerzte, so dass selbst dem gestanden kleinen Kerl Tränen über die Wangen liefen, dass letzte was er merkte, war eine große Träne die ihm über das Gesicht lief und in seinem dunklen von Dreck und Tannennadeln beschmutzten Bart verschwand, eher er seine Augen schloss und alles um ihn herum dunkel wurde.


    "Elender verdammter Zwerg!", sprach einer der Tajik der Novec ein letztes mal mit dem Fuß in den Bauch trat. "Warum habt ihr nicht aufgepasst? Habt ihr nicht baum Auufklären gesehen das dort noch einer war?"


    Unterwürfig senkten die zwei anderen Tajik ihr Haupt.


    "Tut und sehr Leid Talik, wir hatten nur die beiden Wiesenländer geshen, der Zwerg musste wohl noch im Haus gewesen sein.", sprach der kleinere von beiden mit unterwürfiger simme.


    "Musste wohl? Ich sollte dir den Kopf abschlagen, für deine Unzuverlässigkeit! Euer beider Verschulden hat einen Mann das Leben gekostet und einen zweiten.... Verdammt noch mal, hör auf zu brüllen!"


    Mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund blickten die beiden Tajik Talik an, rein aus einer Laune heraus, hatte er seinen Selbel in den Nacken des am Boden liegenden Tajik am Boden geschlagen. Mit Blut bespritztem Beinkleid stand Talik da. Kein Laut war mehr zu hören, nur entfernt hörte man Vögel tief im Wald ihr Lied singen.


    Verachtlich sah Talik die beiden Fassungslosen Männer an. "Ihr seid mein Eigentum, ich habe euch als Söldner gekauft, doch muss ich feststellen, dass ihr weniger Söldner, denn mehr Weichlinge seit, wegen der kleinen Wunde so zu schreien, meine Armen Ohren. Und ihr beide, was sollte ich mich euch machen? Euer erster Arbeitseinsatz, schlechtest geplant, noch schlechter ausgeführt und durch euch beide sind zwei gute Männer gestorben, die mich viel Geld gekostet haben."


    "Verzeiht bitte, wir.... wir....", stammelten beide vor sich hin, aber bekamen kein Wort heraus.


    "Eigentlich sollte ich euch gleich hier hinrichten, so etwas unzuverlässiges und unprofessionelles wie euch, kann ich in meinem Sklavenmarkt nicht gebrauchen, doch obwohl, wartet....
    Ich lasse mich für euch etwas besseres einfallen, aber später......"
    , sprach der groß gewachsene Tajik in den dunkelbraunen gewändern grinsend und steckte seinen Säbel wieder an seinen Gürtel.


    "Danke Herr, vielen Dank! Mit verlaub, was passiert mit den beiden Wiesenländern?"


    Talik war schon bereits wenige Schritte zu den Maultieren gegangen und blickte hinter sich zu den beiden Wiesenländern die am Haus standen. Beide zitterten am ganzen Körper, geschockt von den Ereignissen, der letzten Minuten, beide wussten, dass die Chancen gut standen, die nächsten Minuten vielleicht nicht zu überleben.


    "Mhhh, mir doch egal, die bringen mir auf dem Sklavenmarkt gar nichts. Ladet den Zwerg auf und dann ab. Wir haben schon genug Zeit verloren mit den dreien, die Karavana wartet auf uns!", winkte Talik ab und schritt stolzen schrittes in den Wald.


    "Wenn ich daran denke, was für eine Pleite dies war. Ein mal mit Profis arbeiten, doch kann nicht jeder so ein guter Sklavenjäger und Händler sein wich ich.", lachte er noch ehe er hinter dem nächsten Baum verschwand.

    Novec Sarili Gojim - Quadratisch - Praktisch - Gut! (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Für die einen ist es Novec, für die anderen die kleinste Großklappe der Welt. (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Die Klappe groß, der Körper klein, dass kann doch nur der Novec sein. (Weisheit von Baxeda Bakane)


    Kleine Legende: "Text" - Gesprochener Text /---\ >Text< - Gedachter Text

  • Der Tajik, der ihn von den Bäumen geschnitten hatte, wurde von den anderen Darim genannt. Er war dünn wie eine Roggenähre, fast zerbrechlich. Obwohl seine Haut die Farbe von Bronze hatte, konnte Baxeda deutlich die dunklen Schatten um seine Augen sehen. Der Mann wirkte krank, gab sich jedoch größte Mühe, sich nichts davon anmerken zu lassen. Er arbeitete fleißiger und flinker als seine Gefährten, als ob ihn etwas antriebe. Er war auf sein Maultier gestiegen und eilig seinen Kumpanen voraus geritten, dabei hatte er das Tier, auf dem Baxeda festgeschnürt war, am Zügel hinterher geführt.


    Baxeda verhielt sich ruhig, um keinen unnötigen Ärger auf sich zu ziehen. Jedoch drehte er den Kopf hin und her, um alles im Auge zu behalten. Da Darim mit ihm voraus geritten war, wusste Baxeda nicht, was inzwischen mit seinen Freunden geschah. Immer wieder sah er vor seinem geistigen Auge, wie der Pfeil in Sintharas Brust einschlug und sie mit weit aufgerissenen Augen rücklings von dem Felsen stürzte und er hatte leise geweint. Darim hatte ihn deswegen verspottet und ausgelacht, sich aber ansonsten nicht weiter um ihn gekümmert. Er schien es eilig zu haben, immer wieder trieb er sein Maultier mit der Gerte an.


    Das Tier war davon wenig beeindruckt, konzentriert suchte es mit den Hufen einen sicheren Weg auf dem unwegsamen Waldboden, bis die Abstände zwischen den Bäumen größer wurden. Statt Laub und Tannennadeln traten die Hufen des Maultieres nun auf Gras, statt dicker Stämme zogen vereinzelte Gebüsche an ihnen vorbei. Obwohl Baxeda sich elend fühlte und ihm von der höchst unbequemen Reise alles weh tat, machte sein Herz einen Freudensprung, als sie in seine Heimat kamen. Sie ließen den Limawald hinter sich und hatten die ersten Ausläufer der Wiesenlande erreicht, dem Land seiner Geburt. Hier hatte er eine glückliche Kindheit verbracht, bis er als Jugendlicher das Fliegen lernte und bald darauf seine erste Reise nach Phintias unternahm, um anderen Tieflingen zu begegnen.


    „Die Jäger kommen zurück“, rief eine Stimme und großes Gejohle wurde laut. Baxeda verrenkte sich, doch erst, als sein Maultier zum Äsen angepflockt wurde, konnte er sehen, dass sie auf einer großen Lichtung angelangt waren. Die typischen Zelte der Tajik bildeten ungeordnete Haufen, vor denen kleine Feuer brannten. Dort saßen Männer, spielten mit Knochen irgendein Spiel und lachten. Jede Zeltgruppe hatte einen leichten Wagen mit hohen Rädern, auf dem allerlei Gepäck verstaut war – und an der Wagenrückseite waren lange Ketten befestigt, die fächerförmig auseinander gingen und an jedem Ende befand sich ein unglücklich dreinblickender Gefangener.

    „Wo sind die anderen?“

    „Sind ebenfalls unterwegs hierher, sie haben auch Beute gemacht. Für unseren Trupp kannst du drei Sklaven verbuchen, damit haben wir unser Soll erfüllt.“
    „Davon überzeuge ich mich selber, die Qualität muss stimmen, nicht nur die Zahl. Los, zeig mal, was du hast.“
    Darim löste die Verschnürung an einer Seite, so dass Baxeda in Richtung seiner Füße herunter glitt und unsicher zum Stehen kam. Er war gefesselt wie ein Rollschinken.
    Der andere - ein älterer Mann mit Turban, dessen weißer Bart einen seltsamen Kontrast zu seiner dunklen Haut bildete - betrachtete ihn kritisch von Kopf bis Fuß, sah in seine Ohren und die Nase hinein und befahl Darim, ihm die Erde aus dem Mund zu holen und ihm Wasser zum Ausspülen zu reichen, damit er Baxedas Zähne begutachten konnte.


    „Wohl genährt, bis auf ein paar Kratzer in gutem Zustand. Sieht aus wie dreißig, aber weil es ein Sumpfkriecher ist, wird er wohl älter sein. Aber das müssen wir denen ja nicht auf die Nase binden. Mach ihn fertig für den Weitertransport nach Barakas, schreib auf seinen Schein, dass er ein Wegelagerer ist, fünfundzwanzig Jahre, den wir nur mit größter Mühe überwältigen konnten. Vergiss nicht, das Siegel von Phintias drunter zu setzen, Nir Mahl hat irgendwo noch eins rumliegen. In Barakas sind sie immer pinglig. Nicht, dass man uns noch des ungesetzlichen Sklavenhandels verdächtigt!“
    Der Alte lachte und Darim stimmte gekünstelt mit ein.
    „Genug der Worte. Ich habe noch weitere Sklaven zu schätzen, die nach Wielon gehen.“
    „Wenn wir unsere in Barakas abgeliefert haben, darf ich dann wieder nach Hause?“
    „Das komm darauf an, was der Rest deiner Truppe heute anschleppt. Ich zahle erst, wenn ihr euer komplettes Pensum erfüllt habt. Jetzt mach dich vom Acker, ich habe zu tun. Lass deinen Sumpfkriecher irgendwas arbeiten, damit er kräftig bleibt. Ach ja und unternimm was gegen seine Mitbringsel.“
    „Mitbringsel?“
    „Flöhe, verflucht! Ich hab keine Lust, dass er mir die komplette Mannschaft verseucht.“
    Darim trat augenblicklich ein paar Schritte fort von Baxeda. Der alte Mann ging. Er hatte heute noch viel zu erledigen.

  • Langsam setzte sich das Maultier in Bewegung und trug die Beute, die Last auf seinem Rücken ruhig und gleichmütig den Weg welchen es entlang getrieben wurde.
    Ein Sack aus dessen Ende eine zierlich wirkende Gestalt herraus ragte. Eine schlanke statur deren Hände auf dem Rücken gefesselt waren, direkt über den Flügeln, gefolgt von langen Beinen.


    Über Stock und Stein und weites Feld ging die Reise, eine Reise die für Sinthara wie eine Ewigkeit zu dauern schien. Kaum Licht drang zu ihr vor, nur das knirschen des Steins unter den Hufen des Maultiers und hin und wieder die Stimmen jener die sie gefangen nahmen.


    Als sie schon lange aufgehört hatte die Stunden und Tage zu zählen hörte sie wieder Stimmen lauter werden. Sie klangen aufgeregt. Rufe wurden laut und unweit entfernt wurden diese erwiedert.
    Und dann blieb das Maultier stehen. Das Stimmengewirr um sie herum beunruhigte sie und für den Moment versuchte sie zu erfassen was um die Gefangene herum geschah.


    Dann wurde sie unsanft von dem Rücken des Tieres gerissen und der Sack herunter gezerrt. Augenblicklich kniff sie die Augen zusammen, geblendet von dem Licht und stolperte so dem Tajik hinterher welcher sie erbarmungslos mit sich zerrte.
    Das nächste was sie sah waren zwei dunkle Füße. Langsam glitt ihr Blick aufwärts ehe sie in das Gesicht eines älteren Mannes blickte welcher sie kritisch beäugte.


    "Ah doch nicht zuviel versprochen. Ein hübsches Ding, könnte glatt eine Elfe sein wenn nicht eindeutig wäre das sie eine von diesen..."


    Er brach ab und sah zu jenem der Sinthara noch am Seil hielt.


    "Und die soll stark sein?"


    "Sie hat mit bloßen Händen einer unserer Männer regelrecht zerfleischt. "


    "Soo..."


    Der Blick des Alten wanderte wieder zurück zu der jungen Tieflingsfrau. Eine Hand umgriff ihr Kinn und er schmunzelte.


    "Du willst also gefährlich sein? Aber seis drum für dich gibt es bestimmt ein gutes Sümmchen, so ein hübsches Ding."


    Als wollte er seine Überlegenheit demonstrieren strich sein Finger über ihre Lippen. Etwas was er im nächsten Moment bereute den in SInthara flammte nochmals etwas Feuer auf und sie versuchte ihre Angst zu überwinden. Kraftvoll bohrten sich die spitzen Zähne in den Finger als sie zubiss. Gefolgt von einem Schrei.
    Im nächsten Augenblick bekam sie einen unsanften Schlag in die Magengrube und ließ keuchend los.


    "Bringt sie weg!"


    Erneut traf sie ein Schlag von dem Tajik der sie an den Fesseln hielt und sie spuckte etwas Blut.
    EIn letzter Blick fiel auf den Alten der sich wütend wirkend die blutende Hand hielt, dann verschwand er aus ihrem Blickfeld.


    Sie hatte verloren, alles war vorbei, jede Hoffnung. Baxeda war weg, warscheinlich würde sie ihn nie wieder sehen und ihr Leben für ewig als Sklave verbringen.


    Nicht mal einen Laut gab sie von sich als man sie grob zu Boden stieß und ihre Fesseln gegen eine der Ketten auswechselte, wie sie die anderen Gefangenen trugen.


    Hoffnungslos und wie ein Häufchen Elend saß sie da, Blut klebte in ihrem Mundwinkel aber schlimmer wirkte wohl eher der Blick aus ihren Augen. So leer, so verloren als hätte sie bereits alles aufgegeben.

  • Schmerz, dunkelheit, trauer berührten Novec immer wieder, als er zusammengeschnürt wie eine Decke über irgend einem Tier lag. Wie lange die Reise dauerte konnte der Zwerg nicht sagen, hatte er doch einen Sack über den Kopf, so das er nichts sah. Aber konnte er sagen, dass es nicht nur Stunden waren, Tage mussten es sein, nach der Trockenheit seiner Kehle zu urteilen.
    Auch Novecs Magen sagte, dass die Reise schon lange dauern musste, was jedoch nicht viel zu sagen hatte, da Novec fast immer Hunger hatte.


    Es musste zumindest ein weiter weg gewesen sein, ein steiniger noch dazu. Merkte doch der kleine ehemalige Zwergenhauptmann jede Erschütterung des ihn tragenden Tieres in seiner Schulter. Immer wieder verlor er das Bewusstsein unter den ständigen Schmerzen seiner Schulter. So kam es auch dazu, dass sein Verstand ihm immer wieder streiche spielte. Vor seinen Augen tauchten plötzlich fliegende Zwerge, sprechende unfreundliche Bäume, flohlose Tieflinge und noch viele andere Merkwürdigkeiten.


    Novec fand sich damit ab, wusste er doch das dies alles nur sein Verstand hervorbrachte. Hervorgerufen durch den starken Durst, den Hunger und die betäubenden Schmerzen seiner Schulter.


    Immer wieder hörte er Stimmen um ihn herum, versuchte er doch immer wieder zu lauschen und heraus zu bekommen, wer diese Leute waren, doch verstand er kein Wort, es musste eine Sprache sein die er nicht kannte. Weiterhin sollte die ganze Reise ein Rätsel für ihn sein, bis plötzlich die Stimmen aufgeregter wurden. Auch drangen plötzlich Worte an seine Ohren die er verstand. Nur Bruchstückhaft waren sie zu hören, doch verstand er zwei Worte ganz deutlich: "Lager" sowie "Gefangene"


    Kein große Kunst war es zu vermuten, um wen es dabei ging. Im selben Moment lösten sich die Stricke um ihn herum und der Zwerg viel Kopf vorran zu boden.


    "Baahrrr, Holzköpfe, passt doch auf, der Zwerg ist doch nicht aus Eisen!", knurrte er und versuchte sich hin zu setzen.


    "Schweig!", war nur zu hören. Das nächste was der Zwerg merkte, war ein harter Schlag in sein Gesicht. War er doch als Hauptmann nicht zimperlich, merkte er aber den Schlag deutlich, lies sich den Schlag aber wie es sich für einen Zwerg gehört nicht anmerken.


    "Ah doch nicht zuviel versprochen. Ein hübsches Ding, könnte glatt eine Elfe sein wenn nicht eindeutig wäre das sie eine von diesen...", sprach die gleiche Stimme weiter.


    "Bahhhrrr was? Hübsches Ding? Elfe? Aber sonst gehts gut?! Zieh mir den Sack vom Kopf, mach mich los und ich zeig dir gleich mal wie hübsch und elfich ich bin!"


    Schon bekam Novec den nächsten Schlag ins Gesicht, erst jetzt merkte er, dass es gar keine Faust war die ihn schlug, sondern eindeutig ein Holzstück gewesen sein musste, dass ihn traf.


    "Redet ihr Zwerge eigentlich immer so viel? Schweig endlich und du nimm ihm den Beutel vom Kopf."


    Plötzlich war alles um ihn herum hell. Sekunde um Sekunde gewöhnten sich die Augen besser an das Tageslicht, es musste Mittag sein nach dem Stand der Sonne. Um ihn herum konnte blinzelt dutzdende Zelte erkennen, viele verschiedene Leute mit dunkler und heller Hautfarben, manche angekettet manche nicht. Auch eine Gruppe Waldelben konnte er etwas weiter entfernt erkennen. Auch Ziegen, Ochsen, Pferde, Esel, wo war er hier nur hingeraten?


    Hatte er bis jetzt die Hintergrundgeräusche außer acht gelassen, merkte er erst jetzt, dass sich neben ihm jemand unterhielt. Ein Stimme kam von hinten, die andere war schräg vor ihn. Ein alter, sehr faltiger, leicht dunkelhäutiger Mann, in einem merkwürigen, einem Kleid ähnelden roten Umhang mit einem langen verknorrten Stab in der Hand. Novec starrte ihn wütend an, doch schien dem alten das wenig zu interessieren, dieser redete einfach weiter.


    "Du willst also gefährlich sein? Aber seis drum für dich gibt es bestimmt ein gutes Sümmchen, so ein hübsches Ding."


    Der Zwerg zweifelte an sich selbst. Früher der Hauptmann der Zwerge, mit einem sehr guten militärischen Können und nun eine Beobachtungsgabe eines Kleinkindes. Erst jetz bemerkte er Sinthara schräg vor sich sitzen. Sehr unglücklich sah sie von der Seite her aus, auch durstig, jedoch schien es ihr gut zu gehen. Novec war beruhigt, was war aber mit dem Flohpelz passiert, ob er hier auch irgendwo ist oder ob er flüchten konnte, leider konnte er ihn nicht sehen, doch hoffte der Zwerg inständig das es ihm gut ging.


    Gerade stich der alte Sinthara grinsend über die Lippen. Der Zwerg grinste, konnte er sich doch fast
    denken was passieren könnte als er Sintharas linkes Auge und ihre Gesichtszüge sah.
    Blitzschnell bis sie dem alten in den Finger.


    Nur noch ein Schrei war zu hören von dem alten und ein Schlag in den Magen.


    Als wollte er seine Überlegenheit demonstrieren strichen sein Finger über ihre Lippen. Etwas was er im nächsten Moment bereute den in SInthara flammte nochmals etwas Feuer auf und sie versuchte ihre Angst zu überwinden. Kraftvoll bohrten sich die spitzen Zähne in den Finger als sie zubiss. Gefolgt von einem Schrei.


    Im nächsten Augenblick bekam sie einen unsanften Schlag in die Magengrube und ließ keuchend los.


    "Bringt sie weg!", brüllte der alte Tajik sichtlich wütend und hielt sich den Finger vor Schmerzen.


    Wenige Schritte kam der faltige Alte näher auf Novec. "Elendes Miststück, dir werd ich schon noch Manieren bei bringen und nun zu dir Zwerg! Mhhhh....", war nur aus seinem Mund zu hören, als er den Zwerg musterte.


    "So Zwerg, eine Auffällige Rüstung hast du da, sag mir woher kommst du?"


    Mürrisch starrte der Zwerg den alten an. "Für dich immer noch Herr Zwerg du Rotes faltiges Irgendwas. Und nun verrat mir, wo bin ich und was hast du mit uns vor?"


    Der nächste Schlag des knorrigen alten Stabes trag Novec im Gesicht.


    "Der hier Fragen stellt bin ich, dein neuer Herr und Meister. Du Antwortest nur wenn ich dich etwas Frage, ansonsten schweigst du! Noch einmal, woher kommst du und woher hast du deine Auffällige Rüstung?"


    "Also wenn du schon mein Herr und Meister bist, verlang ich schon eine anständige Behandlung. Wann gibts eigentlich essen und wie siehs mit einem ordentlich starken Zwergenbier aus? Habt ihr vielleicht Schweinebraten nach Hausmacherart?"


    Die Augen des alten Tajik verschmälerten sich. Man könnte es an seinen seiner runzeligen Stirn und den schnaufen seiner Nase vernehmen, dass ihn der Zwerg nicht ernst nahm, erzürnte ihn zu tiefst. Plötzlich sah, dass aus Novecs Rüstung ein kleiner Blutstropfen kam. Der Tajik lächelte und der nächste Schlag seines Stabs traf Novecs Oberarm, der vor Schmerzen aufschrie und zur Seite kippte.


    "So so, eine schöne Verletzung haben wir da. Wirst wohl desertier sein oder? Was auch immer, du wirst schon reden, vielleicht bekomm ich ja ein schönes Sümmchen für dich, wenn nicht, nun ja..... Ich denke unsere kleinen Lieblinge wollten schon immer einmal Zwergenfleisch essen, machen wir doch einen Kampf daraus.", lächelte der alte Mann Novec zünisch an.


    "Bringt ihn weg und verarztet ihn, vielleicht ist er mehr Wert, als es auf den ersten Blick den anschein hat."

    Novec Sarili Gojim - Quadratisch - Praktisch - Gut! (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Für die einen ist es Novec, für die anderen die kleinste Großklappe der Welt. (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Die Klappe groß, der Körper klein, dass kann doch nur der Novec sein. (Weisheit von Baxeda Bakane)


    Kleine Legende: "Text" - Gesprochener Text /---\ >Text< - Gedachter Text

  • Zu Baxedas Überraschung wurden ihm die Fesseln gelöst. Erstaunt blickte er Darim an, der vielsagend in Richtung der Baumgruppen nickte, die das Lager schützend umgaben. Dabei deutete er mit dem Zeigefinger einen Schnitt durch die Kehle an. Baxeda konnte niemanden im dichten Laub erkennen, doch er hatte keinen Zweifel daran, dass um das Lager herum wirklich überall Wachen postiert waren, die jedem Flüchtigen den Garaus machten. Mit einem hastigen Nicken bezeugte er, dass er verstanden hatte.


    Brav dackelte er hinter Darim her, der ihn zu einer herumstehenden Zinkbadewanne führte. Der hagere Tajik warf ein paar Unterhosen und Socken beiseite, die darin offenbar gewaschen worden waren und nun zu Trocknen über dem Rand hingen. Wasser war allerdings keines mehr darin. Dann sprach Darim mit ein paar Leuten, die in der Nähe standen, aber wegen des Lagerlärms konnte Baxeda ihn nicht verstehen. Sein Tjalabah war zwar gut, aber so gut nun auch wieder nicht. Die Männer gingen daraufhin fort. Ihr hämisches Grinsen und die Blicke, die sie ihm im Vorbeigehen zuwarfen, gefielen ihm gar nicht. Darim bedeutete ihm mit einer Handbewegung, in die leere Wanne zu steigen. Die Hose durfte er anbehalten. Mit einem mulmigen Gefühl leistete Baxeda Folge.


    Was hatten sie vor, ging es hier wirklich nur darum, dass er sich waschen sollte? Dann hätten die Männer wohl kaum so dreckig gegrinst. Wollten sie ihn bei lebendigem Leib kochen? Ihn ertränken? Oder ihn einfach nur sinnlos quälen?


    Reiß dich zusammen. Nur ein gesunder Sklave bringt gutes Geld. Sicher wollen sie einfach nur, dass ich mich bade. Der alte Mann hat sich schließlich vorhin wegen meiner Flöhe beschwert. Ich soll baden und mehr nicht.


    Doch dass Darim Baxeda nun die Handgelenke an den Henkeln der Wanne fest zurrte, war nicht gerade vertrauenserweckend. Misstrauisch blickte Baxeda sich nach den anderen Männern um. Es sah aus, als ob sie zwischen den Bäumen etwas schaufelten. Erde? Wollten sie ihn gar ersticken? Aber sein Oberkörper ragte dafür viel zu weit aus der Wanne raus. Was hatten dieser verfluchten Wüstentrampler bloß mit ihm vor?


    Sie näherten sich ihm mit einem schweren vollen Sack. Dabei entblösten sie ihre schlechten Zähne mit den frei liegenden Zahnhälsen. Baxeda begann er zu zittern. Er wollte weg rennen und zerrte an den Fesseln, bis seine Handgelenke knackten, doch Darim hatte gute Arbeit geleistet.


    Die Tajik hatten ihn erreicht.


    Unter großem Gejohle leerten sie den Sack über Baxedas Kopf aus. Eine ganze Schubkarrenladung voll von Tannennadeln, Erde und kleinen Zweigen ergoss sich über ihn, so dass er bis zum Bauch darin verschwand. Im ersten Moment war Baxeda erleichtert, dass es nichts Schlimmeres war. Doch dann spürte er plötzlich ein leichtes Brennen auf seiner Haut. Erst nur hier und da, als ob man ihn mit Brennnesseln berührte, doch dann wuchs es an zu einem heftigen Zwiebeln und schlussendlich griff es wie ein Feuer auf seine gesamte Haut über. Der Schmerz loderte, als stünde sein Pelz in Flammen!


    Und dann sah Baxeda, dass die Erde, die man über ihn geschüttet hatte, lebte.
    Blutrote Ameisen, groß wie Wespen, krabbelten zu abertausenden auf ihm herum,
    einen Ameisenhügel hatte man über ihm ausgeschüttet!


    Baxeda brüllte und bäumte sich in der Wanne auf, er schüttelte wie wild den Kopf, so dass sein geflochtener Zopf ihm gegen die Schläfen peitschte. Die Ameisen bissen nicht nur und verspritzen ihre ätzende Säure, sie krochen ihm auch die Ohren, die Nase und den Mund hinein. Die ersten fanden den Weg in seine Hose.


    Das Martyrium mit den Feuerameisen schien ewig zu dauern, ehe man den vom Schreien völlig erschöpften und zitternden Tiefling endlich los band. Er sprang, kaum, dass er los war, aus der Wanne und rannte in den Fluss, der durch das Lager führte. Er legte sich hinein und tauchte komplett darin unter. Das eisige Wasser kühlte seine geschundene Haut und spülte die beißenden Ameisen aus seinem Pelz. Erst, als die Ameisen von seinem Kopf herunter gespült waren, setzte er sich auf und begann seine Körperbehaarung von den Tieren zu befreien. So gründlich wie jetzt hatte sich Baxeda in seinem ganzen Leben noch nicht gewaschen. Aus Angst, dass sich noch irgendwo eines der Tiere in seinem Fell verhakt haben könnte, rubbelte er wie wild seinen Pelz und fuhr immer wieder mit den gespreizten Fingern hindurch.


    Die Tajik standen daneben und lachten ihn aus, aber ließen ihn gewähren. Ein Trupp Waldalben versuchte im Hintergrund derweile, die Überreste des Ameisenhaufens möglichst vollständig in die Wanne zu schaufeln, diese zwischen die Bäume zu schleppen und und sie dann wieder dort aus zu leeren, wo die Ameisen ihren Haufen ursprünglich errichtet hatten. Dabei warfen sie Baxeda funkelnde Blicke zu, als ob er etwas dafür konnte. Dabei flüsterten sie und tuschelten. Unheimliche Spitzohren waren das!


    Baxeda ließ sich davon jedoch nicht weiter stören. Er wäre am liebsten noch stundenlang in dem kühlenden Wasser geblieben, doch irgendwann forderte Darim ihn auf, wieder heraus zu steigen. Er führte den Tiefling zu einem Planwagen und legte ihm ein eisernes Halsband um, das an der Hinterseite des Wagens befestigt war. Genau wie vor ein paar Tagen schon einmal, nur dass die Häscher diesmal keine Zwerge waren. Dann ließ Darim ihn mit den anderen Gefangenen allein. Diese wichen ängstlich vor dem Tiefling zurück. Sie schauten, als ob er sie gleich auffressen würde. Baxeda rang sich ein schmerzvolles Grinsen ab, sagte freudlos „Buh!“ und zog sich auf die andere Seite des Wagens zurück. Er würde niemanden hier unnötig mit seiner Anwesenheit belästigen.


    Darim war so aufmerksam, dem klatschnassen und durchgefrorenen Tiefling noch ein Feuer zu entzünden, an dem er sich trocknen und wärmen konnte. Es war jedoch so platziert, dass er die brennenden Scheite nicht erreichen konnte. Anschließend brachte er ihm noch eine Schüssel Getreidebrei und einen Krug Wasser. Eines musste man ihm lassen, er kümmerte sich gut um seinen Gefangenen.


    Die Dämmerung senkte sich herab. Die Schatten wurden länger und in dem hohen Gras zwischen den Bäumen begannen Grillen zu zirpen. Jetzt begann die Zeit, in der Baxeda besser sehen konnte als jeder andere hier. Die Details der Umgebung wurden übernatürlich deutlich. Bis auf fünfhundert Schritt Entfernung erkannte er jeden Grashalm einzeln und gestochen scharf. Die Menschen hingegen rissen ihre Augen instinktiv weit auf, um besser sehen zu können, doch es nützte ihnen wenig. Baxedas Augen hingegen waren tiefschwarz geworden, weil die Pupillen sich so geweitet hatten, und seine graue Iris war bloß noch ein heller Saum.


    Doch Baxeda wollte gar nicht sehen.


    Er lag da auf einem plattgelegenen Strohsack, den Darim ihm kurz zuvor gebracht hatte und vergrub das Gesicht im Fell seiner Unterarme. Nur hin und wieder öffnete er langsam die geschwollenen Augenlider, ehe er sie wieder schloss und die Welt um sich herum aussperrte. Das Brennen seiner Haut hatte nachgelassen, doch er konnte darüber kaum Erleichterung empfinden, denn nun hatte er nichts mehr, was ihn von dem Schmerz in seinem Herzen ablenkte.


    Sinthara.


    Immer wieder durchlebte er die letzten Minuten mit ihr. Spürte ihren schmalen Leib in seinen Armen, sah ihr wunderschönes Gesicht, die Hornstummeln. Spürte ihre Haut an seinen Lippen und roch ihren Duft, als er seine Nase in ihr Haar presste. Der Duft schien ihm so real, als wäre sie tatsächlich hier irgendwo im Lager. Als könnte er sie wirklich riechen. Er musste sich immer wieder daran erinnern, dass dies nur Einbildung war, dass er sie gar nicht riechen konnte, denn sie war nicht da und würde dies auch nie wieder sein. Und dann schoss der todbringende Pfeil wieder durch seine Gedanken.


    Immer, wenn seine Erinnerung an diesem Punkt angelangte zuckte er zusammen, als würde es ihn selbst durchbohren. Die Haare an seinen Unterarmen waren nass vor Tränen.


    Er fand die ganze Nacht keinen Schlaf. Als die Sonne wieder aufging, begannen sich die Menschen im Lager sich zu regen, kochten sich Frühstück, tranken Tee und versorgten ihre Tiere und die Gefangenen. Lustlos löffelte Baxeda seinen Getreidebrei. Die Gefangenen wurden einzeln nacheinander los gekettet, durften sich zwischen den Bäumen erleichtern und im Fluss waschen, ehe man sie wieder an die Kette legte. Nachdem alles erledigt war, packten die Tajik und die Waldalben ihre Habseligkeiten zusammen und verstauten alles auf den Planwagen.


    Dann begann der lange Marsch durch die Wiesenlande, dem Land von Baxedas Geburt. Nie hätte er sich erträumt, seine Heimat einmal in Ketten zu betreten. Das hüfthohe Gras, das gerade in voller Blüte stand, wurde von der Karawane nieder getrampelt, von den Rädern zermalmt und sank gebrochen in den Staub. Sein frischer Duft erinnerte Baxeda an die Zeit, in der er mit der Sense das Gras gehauen hatte, um das Heu für den Winter vorzubereiten. Wie sehr er sich nach seinem zu Hause sehnte und nach einem ganz normalen Alltag! Der Weg führte sie nach Nordwesten, in Richtung Barakas. Dahin, wo seine Familie ihren Hof hatte. Doch würde es kein Wiedersehen geben.

  • Keinen Bissen hatte sie angerührt nicht einen. Sie hatte keinen Hunger. Sinthara wollte einfach nur noch...ja was wollte sie eigentlich? Sterben? Irgendwie schien der Tod recht verlockend im Angesicht der Situation. Aber die Tajik hatten zu gut ein Auge auf ihre Gefangenen. Kein Wunder brachten diese immerhin Geld ein. Und um so besser der Zustand um so mehr würde es sein.
    So hatte Sinthara gar keine andere Wahl als man ihr am folgenden Morgen zwanghaft etwas zu trinken einflößte. Wenn sie schon nichts essen wollte so sollte sie wenigstens etwas trinken.


    Aber selbst der Hunger der sich dann spürbar breit machte nachdem sie eine scheinbar endlose Zeit durch die Wiesenland marschiert sind schien sie kalt zu lassen.
    Mit leerem Blick lief sie weiter hinter den Anderen Gefangenen.
    Nur ihr Körper protestierte und plötzlich knickte sie ein und fand sich im Dreck wieder.


    Keuchend wurde sie einer schmalen Hand gewahr welche in sich zu ihr streckte.


    "Ich helfe dir."


    Ihre Ohren zuckten als sie die ihr bekannte und so vertraute Sprache vernahm. Melodisch sanft und vermutlich fast wie Musik in den Ohren anderer Völker.
    Langsam wanderte ihr Blick nach oben und sie sah direkt in die sanften grünen Augen eins Waldalben welcher ihr mit einem sachten Lächeln die Hand entgegen hielt um ihr aufzuhelfen. Noch etwas fassungslos über die Freundlichkeit ergriff sie die Hand und ließ sich aufhelfen.


    "Danke"


    Erwiederte sie in ihrer Muttersprache und konnte sehen wie der Blick des Elben erstaunend sie musterte.


    "Ihr sprecht meine Sprache?"


    "Meine Mutter war eine Waldelbe"


    erwiederte Sinthara und warf immer wieder einen Blick zu dem Elben während sie weiter liefen. Der junge Waldelf rang offenbar etwas mit sich bis er plötzlich davon eilte.
    Seufzend wande die Tieflingsfrau ihren Blick wieder nach vorne. Was hatte sie auch erwartet. Selbst damals gab es schon Elben in ihrem Dorf welche mit dem andersartigen Mädchen nichts anzufangen wußten.


    Aber sie sollte sich täuschen. Plötzlich wurden ein paar Stimmen laut und sie blieb stehen und sah hinüber zu den Waldelben welche sich offenbar unterhielten und immer mal wieder zu ihr sahen.
    Das sie stehen blieb sollte sie aber rasch bereuen. Plötzlich verspürte sie einen heftigen Stoß und einen Schmerz.
    Hinter ihr blaffte sie irgendein Tajik an. Vermutlich das sie weiter gehen sollte. Sinthara verstand kein Wort der Sprache.


    Doch noch während sie keuchend am Boden lag brach plötzlich ein Tumult los. Ein paar Arme legten sich sanft um sie und als sie aufblickte sah sie direkt in die Augen des Elben von vorhin. Er hielt sie sanft und fast schon beschützend in den Armen und der Blick mit welchem er sie bedachte entlockte ihr kurz ein zaghaftes Lächeln. Es war ein fast schon liebevoller Blick mit welchem die Tieflingsfrau bedacht wurde.


    Die ganze Karawane kam ins Stocken während sich die Waldelben und die Tajik offenbar stritten und der Streitpunkt war Sinthara. Trotz das sie zur Hälfte dämonisch war, war sie in den Augen der Elben eine von ihnen.
    Wie es aussah hatte sie das aber nur dem jungen Elben zu verdanken welcher sie noch immer in ihren Armen hielt.


    Langsam fand sich auch der Rest der Truppe ein und die anderen Gefangenen wurden etwas auf einem Fleck gehalten von welchem sie aber dennoch gut das Geschehen beobachten konnten. Einige Blicke hafteten neugierig auf Sinthara und in so manchen schien Hoffnung aufzublitzen.
    Hier und da konnte man sogar kurz sehen das sie tuschelten. Hofften sie etwas das durch den Streit der beiden Völker ihre Gefangenschaft endete und das alles nur dank eines Tieflings der zur Hälfte waldalbischer Herkunft war.


    Sinthara selbst verfolgte den Streit unsicher. Sie wußte nicht wie er ausgehen würde und doch gab ihr die Umarmung des Elben etwas sicheres. Sie fühlte sich geborgen und das obwohl es nicht Baxeda war.


    Der Elb welchem wohl etwas an der jungen Tieflingsfrau lag betrachtete diese mit sanften Blick und strich ihr sogar kurz über das Haar.
    Sie ließ es geschehen aber ihr Blick haftete auf den beiden streitenden Partein. Wie das wohl ausgehen würde? Würden sie wirklich wegen einer Gefangenen sich so sehr zerstreiten?

  • Novec war wütend! Nein, Novec war nicht nur wütend, er kochte vor Wut! Eine Woche war mittlerweile vergangen, seit dem sie gefangen genommen wurden, eine Woche von Entbeerungen und noch mehr Entbeerungen. Dem kleinen Zwerg störte mittlerweile alles, nicht nur das er gefangen genommen war, Ketten an den Händen und an den Füßen trug, nein, auch die Getränkeauswahl war mehr als miserabel.


    "Bahhhrrrr! Wasser, Wasser, nicht schon wieder Wasser!", fluchte der Zwerg, der nur unweit von einem Lagerfeuer entfernt, angelehnt an einem großen Wagenrad saß.


    "Wenns dir nicht passt du halbe Portion, brauchen wir dir auch gar nichts geben.", brummte ihn ein missmürrisch aussehender Tajik entgegen. Sein eines Auge was er noch besaß funkelte am späten Abend wie ein Stern in der Nacht. Unheimlich blickte die Finstere gestalt ihn an, doch den Zwerg kratzte dies wenig.


    "Bahhh, laber du nur. Ein Zwerg kann Wochen ohne Wasser auskommen, nur bei Zwergenbier sieht das anders aus....", seufzte der Zwerg vor sich her, "ein Zwergenbier und zur Abwechslung mal wieder etwas vernümpftiges zu Essen. Ein kleines Zwergenbier, nur ein Humpen, ein zwei Literchen und dazu ein ordentliches Stück Fdleisch, gemacht wie von Mutti. Zwergenmägen sind nicht für so einen Fraß und Wasser ausgelegt, verstehst du? Was meinst du, ich verrat auch nichts deinem Herrn, teiln wir uns ein Bierchen?"


    Der Tajik trat mit dem Fuß gegen den Boden um Staub auf den Zwerg zu werfen. "Elender Zwerg, würden wir für dich kein großes Sümmchen bekommen, hätten wir dir schon lange zum ableben verholen. Nervbacke, ständig dein gefluche und gerede von Flucht. Was denkst du eigentlich wer du bist kleiner?"


    Novec spuckte und wischte sich den Staub aus dem Gesicht. "Ich bin Novec Sarili Gojim, Hauptmann der Zwergenarmee von Dvaras und wäre ich nicht in Ketten und hättest du nur ein wenig Mum in den Knochen, wäre hier gleich sehr schnell klar, wer hier der kleine ist!"


    "Pahhh, wohl eher ehemaliger Zwergenhauptmann."


    "Was?", entgegnete der Zwerg vollkommen überrumpelt.


    "Erschrocken? Gar nicht so einfach gewesen raus zu bekommen, wer du bist, da dein Maul ja nur zum jammern gedacht bist, aber Novec, wir wissen wer du bist und das du gesucht wirst und schon in zwei Tagesreisen geht es für dich nach Hause. Was sagst du dazu?"


    "Laber nicht zu viel Emir!", fuhr ihm ein anderer Tajik schroff an, "du wirst unseren Zwerg doch noch seine Überraschung verderben und nun komm mit. Die Waldelben und die Tieflingsfrau, du weißt schon...."


    "Nicht schon wieder, Sklavenhandel macht auch nicht mehr so viel Spaß wie früher. Früher, da hatten die Gefangenen noch Respekt und Angst vor einem und nun? Weist du was ich meine?", sprach der Einäugige Bandid.


    "Ach halt die Klappe und laber hier nicht rum!"


    "Bahhrrr, die Elben und Sinthara....", Novec schüttelte sich, "wenn Flohpelz wissen würde, wie sie nach den Elben schmachtet. Wähhhhh was für eine Schnulze, kein Anstand diese Halbdämonin, wiederlich. Ständig diese Blicke, dieses Geseusel, hach bin ich nicht eine kleine süße arme bemitleidenswerte Halbdämonin?"


    "Was du bist eine Halbdämonin, Novec ich dachte du wärst ein Zwerg?", lallte ihm ein Menschlicher Gefangener in dreckigen braunen, zerfetzten Lumpen voll.


    "Ach lass mich in Ruhe mir ist nicht danach zu reden."


    Novec blickte sich um, die Lage schien für ihn hoffnungslos zu sein. Nach den Worten der Tajik würde er in schon zwei Tagen wieder nach Dvaras gebracht werden. Was ihm dort erwarten würde, konnte er sich mehr als bildlich vorstellen. Der Blick des Zwerges senkte sich, traurig sah er in das nur wenige Meter entfernte Lagerfeuer und beobachtete die Funken, welche zum Himmel stiegen.
    Überall saßen gefangene und tranken ihr köstliches Wasser, aßen eine mehr als dünne, übelriechende Suppe oder unterhielten sich einfach.
    Ein schönes Lagerfeuer unter Freunden sah anders aus. Auch wenn hier udn da ein Lachen war, sahen doch alle betrübt aus, Angst spiegelte sich in den Gesichtern wieder, Besorgnis was wohl die nächsten Tage bringen werden. Tot oder doch nur ein Leben langes Sklavendasein?


    Egal ob Poraha, Alb, Mensch, Gnom oder wer auch immer, alle teilten sie hier das selbe Schicksal, aber hatte man eine wahl? Erst gestern wollten zwei junge Menschen fliehen, es kostete sie durch Pfeil und Bogen ihr Leben.


    Aber war es nicht die Pflicht eines jeden gefangenen zu fliehen? Novec schnaufte und hockte die Beine an seinen Körper und dachte nach. In den letzten Tagen konnte er mit einigen hier aus dem Tross reden, viele sprachen von Flucht aber einen Plan hatte keiner.


    Tagsüber war ein entkommen ein sinnloses unterfangen. Ketten an den Händen und Ketten an den Füßen, die Fußketten wieder an einer langen Kette befestigt, an der aller einem Meter ein Gefangener befestigt war. 10 – 20 Leute an einer Kette, wie will man da Gleichzeitig fliehen, noch dazu ist sie an einem Pferdefuhrwerk befestigt, eine Chance zu fliehen besteht da nicht.


    Abends ist zwar die lange Kette weg und jeder Gefangene kann sich freier bewegen, jedoch sind die Wagen im Kreis aufgestellt, in dessen inneren Lagerfeuer sind und alle Gefangenen. Außerhalb der Wagen sind ebenfalls Feuer und die Zelte der Tajik. Wachen sind überall und nur der Versuch hinter die Wagen zu kommen endet tötlich. Alles ist ziemlich gut beleuchtet und Bogenschützen gibt es an jeder Ecke.


    "Ein Ablenkungsmanöver müsste es sein, doch was für eins? Ein Streit wie die dümmlichen Poraha das beinahe jeden Abend machen? Das ist keine Ablenkung, sondern schon Alltag für die Wachen. Mhhhh...."


    "*Hix* Was laberst denn du da wieder? Erzählst du mir eine Geschichte?", lallte abermals der alte Mann.


    "Ach seih ruhig du besoffener.... Besoffen? Sag mal woher hast du den Alkohol, lass mich mal riechen.", schnell huschte Novec zu dem Alten herüber, riss ihm seine Tasse aus der Hand und roch daran.


    "He *hix* lass das, dass ist meine!", brüllte der alte und versuchte den Zwerg an zu springen.


    "Ruhe! Hier hast du ja deine Flasche wieder. Sag mal, dass ist doch Mondschein, woher hast du den?"


    "Gefunden!"


    Novec griff sich sichtlich genervt mit der Hand an den Kopf. "Ja und wo genau gefunden?"


    "Da drüben.", sprach der Alte und schwenkte dabei im ganzen Lager umher.


    "Willst du mir nicht verraten wo du ihn her hast?"


    "Nein, wieso? Dann trinkst du mir alles weg, die Trinkfreude von Zwergen ist in jeder Kindergeschichte nach zu hören!", verneinte der Alte und schüttelte demonstrativ seinen Kopf.


    "Bahhrrr.... Zwergengeschichten? Obwohl....", Novec grinste über beide Ohren, hatte er doch einen Einfall der ihn Hoffentlich weiter helfen würde, "Du magst Geschichten?"


    Genüsslich nahm der Alte einen extra langen Schluck aus seinem Becher und schmatzte dabei andächtig. "Klar doch wer nicht, meißt ist darin immer ein Kieselbrocken *hicks* Wahrheit drin zu finden."


    "Kennst du das Geheimnis der Zwerge? Auch eine schöne Geschichte!", sprach Novec hinter vorgehaltener Hand und flüsterte schon fast.


    Der alte stieg, wie Novec es erwartet hatte sofort darauf ein, kam mit dem Kopf nach vorn, seine Augen wurden zusehenst größer und neugieriger. "Nein, welches? Erzähl!"


    "Ach nein, vielleicht sollte ich dir das besser nicht erzählen...."


    "Doch doch bitte, erzähle!"


    "Nein, besser nicht. Am Ende klaust du mir dann noch mein Gol... Uppss jetzt hätte ich mich noch fast verplappert.", erzählte Novec und hielt sich schnell die Hand vor den Mund.


    "Gold! DU wolltest Gold sagen, ich habs genau gehört! Erzähl die Geschichte und du bekommst auch was zu trinken, einverstanden?", versuchte der Alte Novec zu überzeugen.


    "Na, da du mich ja auf frischer Tat erwischt hast, ach nun ja, ich lebe eh nicht mehr lange..... Also, jeder Zwerg hat einen eigenen Schatz, eine kleine Truhe die voller Gold ist, ein vermögen wert!"


    Die Augen des Alten wurden immer größer und größer, es spiegelte sich schon die Gier in den Augen, beinahe wurden seine Pupillen zu Goldmünzen, so groß schien die Gier zu sein.


    "Wo ist der Schatz wo? Wo? WO?"


    "Sag mir zuerst wo er Alkohol ist, ich habe nicht mehr lange zu Leben und mein Schatz nützt mir auch nichts mehr, wenigstens einen Schluck!", seufzte Novec vor sich her.


    Schnell legte sich der alte auf den Boden und zeigte unter den Wagen auf einen anderen Wagen, der ganz in der Nähe stand.


    "Siehst du da den Planwagen? Da drin hab ich heute Nachmittag, als ich hinter dem Wagen laufen musste, dass ein paar Wachen darin Schnaps brannten, hochprozentigen. Ich hätte es gar nicht erst gemerkt, aber sie schienen etwas zu viel probiert zu haben und die Unterhaltung der Tajik da drin war äußerst rege und laut. Da drin sind sicher 10 bis 15 Liter. Die Wachen haben auch schon ziemlich viel getrunken heute Abend, deswegen konnte ich *hix* mir auch etwas besorgen. Aber nun erzähl, wo ist dein *hix*", eiligst nahm der alte noch einen Schluck, "dein, dein? Worum ging es? Mir wird so komisch.... Zwerg, du siehst so grünlich aus, gehts dir gut... *hix* blau? Mama bist du es? Warum hast du einen Baarrrrttttt......"


    Die Worte des alten verstummten, als er zusammen brach. "Das war wohl ein Schluck zu viel Alterchen, tut mir leid für die kleine Notlüge, aber keiner hier hat Lust drauf zu gehen und vielleicht ist das unsere Chance zur Flucht!"


    Novec sah sich um. Keiner schien etwas bemerkt zu haben, alle benahmen sich ganz normal. Eiligst kroch der Zwerg unter den Wagen und vergewisserte sich noch einmal, dass ihm dabei niemand beobachtete. Umher huschte sein Kopf, aber noch immer war alles ruhig. Langsam und vorsichtig schlich sich Novec zum hinteren Teil des Wagens und stopfte sich einige große Hände Heu in die Taschen, welches zum Futter für die Pferde da war.


    >Hoffentlich geht das gut, sonst geht der Zwerg nicht in zwei Tagen hops, sondern schon heute Abend.<, der kleine Zwerg schloss die Augen und athmete noch einmal tief durch. Sein Herz schien ihm bis zum Hals zu schlagen, einige Schweißperlen liefen ihm von der Stirn. Noch einmal sah er sich gründlich um, ob ihn niemand beobachtete. Der Weg war frei!


    So schnell es ging krauchte der Zwerg die wenigen Meter bis zum anderen Wagen. Unweigerlich rasselten seine Ketten dabei. Daran das die Ketten bei so schnellen Bewegungen rasseln, hatte der Zwerg nicht gedacht, erreichte aber dennoch den sicheren Wagen.


    >Verdammte Axt, nein verdammte Ketten, die machen noch alles zu nichte!<


    "Ist da wer? Stehen bleieben!", ertönte plötzlich eine Wachenstimme nur unweit von Novec entfernt.


    >Verdammt das wars!<, ging Novec durch den Kopf, als im selben Moment ein Hund am Wagen vorbei lief, dessen Halskette ein ähnliches Geräusch machte wie Novecs fesseln.


    "Ach du warsts nur, da komm, dann bekommst du auch was?"


    Die Freude des Hundes über die Worte waren mehr als deutlich zu sehen. So zogen die Wache und der freudig wedelnde Hund weiter unter den erleichterten Augen Novecs.


    >Glück gehabt, meißter Samtpfote hat mir echt den Zwergenhals gerettet. Puhh..... Aber nun weiter.<


    Vorsichtig spähte der Zwerg durch ein Loch am Boden des Wagens hinein und vergewissere sich, dass niemand in ihm war. Glück gehabt, niemand da und das Brett mit dem großen Astloch ist sogar Morsch und angerissen. Vorsichtig zog Novec daran und unter leisem knistern, konnte er das Brett etwas herunter biegen.


    >Der alte hatte recht, hier riecht es wirklich nach Alkohol, jedoch bei der Literanzahl hat er sich deutlich verschätzt, dass ist mindestens doppelt so viel, gute 30 Liter!<


    In aller Eile stopfte Novec alles von dem trockenen Heut durch das Astloch genau neben eine Glasflasche des guten Gebräus. Einige Hände waren es, zudem zerbrach er auch einige Stücken des maroden Brettes, und stopfte sie ebenfalls in das Heu. Ein Wunder, dass das Brett noch gehalten hat, schmunzelte Novec, aber dies war nicht wichtig. Der letzte Handgriff, die Flasche mit dem Korken direkt in das Feuernest legen. Es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis das Feuer die Flasche sprengt und die anderen Flaschen ebenfals entzündet, dass dürfte ein ordentliches Ablenkungsmanöver sein, ging dem Zwerg durch den Kopf, als er ans andere Ende des Wagens Kroch. Das letzte verbleibende Heut entzündete er an einer Fackel direkt neben dem Fuhrwerk und steckte somit seinen kleinen Haufen im Wagen in brand.


    >Autsch, verdammt ist das heiß!< Unter hektischer eile pustete Novec noch einige male in das Feuer hinein und vergewisserte sich, dass es auch ja richtig brennt, noch einmal wollte er die Aktion nicht machen und konnte er auch nicht. Sollte das Feuer jetzt ausgehen, könnte er seine Spuren schlecht verwischen und man wäre vorgewarndt. Jedoch war die Sorge unbegründet, das Feuer brannte sehr gut, auch das Holz fing feuer.


    >Nun aber weg, gleich gibts ein Feuerwerk.<, ging dem Zwerg nochmals durch den Kopf und unter eiligsten umsehen schlich er sich heimlich zu seinem Ausgangspunkt zurück.

    Novec Sarili Gojim - Quadratisch - Praktisch - Gut! (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Für die einen ist es Novec, für die anderen die kleinste Großklappe der Welt. (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Die Klappe groß, der Körper klein, dass kann doch nur der Novec sein. (Weisheit von Baxeda Bakane)


    Kleine Legende: "Text" - Gesprochener Text /---\ >Text< - Gedachter Text

  • Baxeda betrachtete seine blutverschmierten Finger.
    Eine der Ziegen hatte Probleme bei der Geburt gehabt, doch er hatte es geschafft, ihr Leben und das des Zickleins zu retten. Zittrig und mit nassem Fell stand es auf staksigen Beinen, während seine Mutter ihm das letzte Blut vom Köpfchen schleckte. Alles war gut. So zufrieden, wie es in der gegenwärtigen Situation nur möglich war, erhob Baxeda sich von dem Hügel, der ihm als Sitz gedient hatte, um seine Hände waschen zu gehen.


    Er hatte als einer der wenigen das Privileg, sich tagsüber völlig frei innerhalb der Truppe bewegen zu dürfen. Die Tajik hatten rasch gemerkt, dass der Tiefling sein Handwerk verstand und es für alle Beteiligten besser war, ihm nicht ständig Kommandos zu geben.


    Er arbeitete gut und ohne zu murren. Zum einen, weil er keinen Ärger wollte, zum anderen, weil die vertrauten Tätigkeiten ihm halfen, sich von dem Schmerz in seinem Herzen abzulenken. Sogar nachts hatten seine Herren ihn schon einige Male ohne Kette schlafen lassen. Andere Gefangene hätten in seiner Lage sicher den verheißungsvollen Duft der Flucht gewittert, aber nicht so Baxeda. Er war froh, dass es ihm halbwegs gut ging und hatte wenig Interesse, diesen Zustand gegen einen Pfeil im Rücken oder eine Kette um den Hals einzutauschen.


    Einige Mitgefangene tuschelten über den fügsamen Tiefling und warfen ihm boshafte Blicke zu. Wahrscheinlich prangte das Wort Verräter für sie in Großbuchstaben mitten auf seiner grauen Stirn. Er versuchte sie zu ignorieren und sich auf seine Arbeit zu konzentrieren.


    Mit abwesendem Gesichtsausdruck durchquerte er die Zeltstadt, die jede Nacht an einem neuen Ort errichtet wurde. Es waren so viele Tajik und noch mehr Gefangene, dass er sie sich unmöglich alle einprägen konnte und immer wieder entdeckte er Gestalten, von denen er sicher war, sie bisher noch nicht gesehen zu haben. Immer neue Grüppchen hatten sich der Karawane angeschlosen.


    Zelt um Zelt, Wagen um Wagen, Maultier um Maultier zogen an ihm vorbei. Er bemerkte sie kaum. Die Hände durfte er sich nur flussabwärts waschen, damit das Nutzwasser für die Karawane sauber blieb. Ein paar Leute wuschen Kleidung, andere badeten. Irgendwo zankte jemand. Falsch, nicht jemand, eine ganze Gruppe musste es sein, immer mehr Stimmen mischten sich ein, bis das Geschrei so laut wurde, dass selbst Baxeda innehielt.


    Eine ganze Versammlung hatte sich gebildet, die Tajik stritten mit einer handvoll Waldalben offenbar um eine Frau, die …


    Moment.


    Baxeda schirmte seine Augen mit der blutigen Hand gegen die Sonne ab, die ihm genau ins Gesicht schien. Die selbsternannten Herren stritten sich um eine Frau, die fast so aussah, wie seine ermordete Liebste. Traurig schüttelte er den Kopf. Der Verlust saß sehr tief und nun spielten ihm seine Sinne einen Streich. Er wollte sich schon abwenden, doch er konnte nicht anders, als noch ein zweites Mal hin zu sehen, um sich davon zu überzeugen, dass sie es wirklich nicht war, sonst würde ihn der Gedanke, dass sie irgendwo hier bei ihm im Lager war, auf ewig verfolgen und quälen.

    Der Kreis aus lärmenden Menschen schloss sich dichter um die Waldalben, doch aufgrund seiner Körpergröße konnte Baxeda mühelos über die Köpfe hinweg schauen. Ein Meer von vergilbten Turbanen und wehenden staubigen Gewändern umringte die hochgewachsenen dürren Gestalten, die in ihren braunen und grünen Kleidern wie Schilfhalme in einer tosenden weißen Gischt wirkten. Allein die Frau stach mit ihrem langen schwarzen Mantel unter den Alben hervor, das Dunkel leuchtete regelrecht.


    Dieses Gesicht …


    Baxeda trat bis an die hinterste Reihe der lärmenden und fäusteschüttelnden Tajik heran, stellte sich auf die Zehenspitzen und reckte den Hals. Verdammt, die kleine Frau versank förmlich in der dichter rückenden Menge! Nur ihre tiefdunkle Kapuze blitzte hin und wieder auf. Baxeda änderte seine Strategie, ging ein wenig um die Traube herum und platzierte sich so, dass der Wind, der die umzingelten Alben streifte, genau in seine Nase wehte.


    Bäh. Schweiß, Schweiß und noch mehr Schweiß, feuchter Stoff, jemand hatte sich gestern mit vergorener Ziegenmilch bekleckert, kalter Tabakgeruch … ein wahres Inferno der Gerüche überrollte Baxeda, als er die Lider schloss, um sich nur auf die Wahrnehmung seiner empfindsamen Nase zu konzentrieren. Auf seine Augen war ja offenbar kein Verlass mehr. Und inmitten all dieser Undüfte wehte, kaum merklich, leicht wie ein Schmetterling, ein süßes Lüftchen, dass ihm eine Gänsehaut über die Arme schickte.
    Kein Zweifel.


    Er schlug die Augen wieder auf. Da vorne stritt man nicht um eine Frau. Sondern um seine.


    Baxeda strauchelte. Ein Sog von Gefühlen riss ihn mit sich wie ein Wildbach ein Laubblatt, hinab in einen Abgrund. Sinthara lebte. Doch sie hatte ihm kein Lebenszeichen geschickt, obwohl dies ein Leichtes gewesen wäre, denn er durchstreifte das Lager täglich mehrmals. Aber warum? Sie musste ihn doch irgendwann bemerkt haben, er war ja nicht zu übersehen!


    Aber auch für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie ihn noch nicht selbst zu Gesicht bekommen hatte in all der Zeit ihrer Gefangenschaft musste zumindest das Geläster über den Schleimscheißer, wie man ihn nannte, sie schon erreicht haben. So viele schleimscheißende Sumpfkriecher gab es hier ja schließlich nicht!


    Es musste einen Grund geben, warum sie noch nicht versucht hatte, mit ihm Kontakt aufzunehmen und der Grund offenbarte sich ihm, als er sich weiter nach vorn drängte: Der Grund stand hinter Sinthara, leibhaftig und so dicht, dass ihre Leiber sich berührten, woraufhin Baxeda vor Empörung die Luft weg blieb: ein junger Waldalb, groß und schlank wie ein Schwert, perfekt rasiert und mit wehendem braunen Haar. Er hatte ein Gesicht wie ein Steinmetz es einer Heldenstatue verpasst hätte, mit markanten Zügen und verwegen funkelnden grünen Augen.


    Baxeda wurde übel. Der Waldalb legte schützend die muskulösen Arme um seine Liebste, die keinerlei Anstalten machte, den Schmalzbubi von sich zu weisen. Warum auch? Genau genommen hätte es für sie nicht besser kommen können.


    Baxeda fühlte sich so hässlich wie nie zuvor. Hässlich und dumm. Was konnte er Sinthara schon bieten? Er war grobklotzig und unsagbar haarig bis auf die Stellen, wo er gern Haare hätte, ungeschickt wie das letzte Trampeltier und lispeln tat er auch noch. Er war ein hässlicher dummer Bauer, der Mist stapelte und nach eben diesem stank.


    Der adrette Alb hingegen war ein Händler, mit duftenden Ölen gesalbt, wahrscheinlich wohlhabend und garantiert ein kluger Kopf, konnte lesen und schreiben und bewohnte mit Sicherheit ein hübsches Haus in idyllischer Berglage, während Baxeda in einigen Monaten wahrscheinlich überhaupt kein zu Hause mehr hatte, wenn die plündernden Horden der Allianz die Wiesenlande mit dem Blut ihrer Bewohner rot gefärbt hatten und die Höfe lichterloh brannten.
    Baxeda biss sich auf die Lippe.


    Wenn du etwas liebst, so lass es frei, hatte ihm seine Mutter einmal gesagt. Eigentlich waren diese Worte auf eine Schleiereule bezogen, die Baxeda als Küken gefunden und groß gezogen hatte. Immer, wenn er den Ruf einer Schleiereule hörte, redete er sich ein, dass sie es sei, die ihn von Ferne grüßte und ein Lächeln legte sich um seine Lippen.


    Doch heute lag ein verbitterter Zug um seinen Mund. Sinthara dem Alben zu überlassen, war viel weniger schön, als damals der Anblick des großen Greifvogels, der sich in den Nachthimmel schraubte. Eigentlich war es zum Kotzen!


    Sie wird es bei ihm besser haben, redete er sich ein.
    Er wird sich besser um sie kümmern, als du es je könntest.


    "Pass gut auf sie auf, ansonsten mache ich dir Beine!", rief er dem Alben auf Tjalabah zu, der sich verwirrt umsah, woher die Stimme kam. Doch der Tiefling war schon verschwunden. Am Fluss rubbelte Baxeda sich das Blut von den Fingern. Seine Unterlippe zitterte. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, die Mundwinkel nach unten und er musste heulen. Immer wieder spritze er sich Wasser ins Gesicht und wusch es sich, damit niemand sein Geflene sah und tunkte schließlich seinen ganzen Kopf unter.


    Es dauerte ein paar Minuten, ehe er sich wieder so weit im Griff hatte, dass er mit dem üblichen abwesenden Gesichtsausdruck zur Ziegenherde zurück kehren konnte. Sein Zopf klebte ihm nass und kalt im Genick. Es fühlte sich an wie der Griff des Schicksals.


    Es ist das beste für Sinthara, sagte er sich immer wieder. Sie ist eine kluge Frau, es war gut so, dass sie sich einen Verbündeten gesucht hat. Er wird sie frei kaufen, in Sicherheit bringen und sich gut um sie kümmern.


    Aber die Worte erreichten sein Herz nicht.


    Irgendwo brannte ein Wagen, das Feuer loderte baumhoch und spie dicken schwarzen Qualm und die Tajik versuchten hektisch, die daneben stehenden Wagen in Sicherheit zu bringen und die daran angeketteten wertvollen Gefangenen zu retten. Nichts hätte Baxeda im Momet weniger interessieren können als das Schicksal dieser Lästermäuler.


    Er trieb die Herde ein Stück weiter fort und streichelte die Ziege, die ihren neugeborenen Nachwuchs zu säugen begann. Wenn du etwas liebst, so lass es frei. Nie hätte Baxeda gedacht, wie weh das tun konnte.