Teebeutel - Kap. I – Der Marktplatz von Phintias

  • Im Schatten des Dornhammers erstrecken sich riesige Sümpfe, dunkel, trostlos, zuweilen tödlich und doch herrscht reges Leben inmitten dieser unwirtlichen Gegend. Hier, im Fürstentum Phintias, einem Gebiet der Tieflinge, erblickt man zwischen toten Bäumen und Morast eigenartige Stelzen, welche über dem Boden ein Plateu bilden, schützend, einigermaßen trocken und mit einem einfachen Holzwall umrundet, wobei außerhalb des Walles nocheinmal ein rund zwei Meter breiter Weg zirkulär um den Markt verlief, auf dem patroulliert und vereinzelt auch die Seilbrücken bewacht wurden. Ein unscheinbarer, aber breiter und auf ähnliche Weise angelegter Pfad aus Holzlatten führt durch den Sumpf, direkt ins Herz des Marktes, der, gemessen an seiner Größe, eher an eine zufällige Ansammlung von Händlern erinnert. Jeweils sechs Wächter stehen and den insgesamt vier Auffahrten zum Plateu, beäugen alle Ankömmlinge misstrauisch, aber zurückhaltend. Einige kleinere Holzhütten dienen als provisorische Lager, Stände stehen verteilt umher, Käufer tummeln sich von Händler zu Händler und ab und an sieht man Karren, die den Martk verlassen, beladen mit allerlei verschiedenen Dingen, jedoch verdeckt, um neugierige Blicke fernzuhalten. Von der Hauptplattform führen viele Seilbrücken zu kleineren Plattformen, auf denen private Hütten stehen, bewohnt von Händlern, den Wachen und teilweise als Schlafplatz für Zahlungswillige, die keine andere Möglichkeit haben.
    Zu kaufen gibt es alles, was der Sumpf bietet, also hauptsächlich Zutaten für Alchemisten, aber auch einiges, weniges Drachenfleisch, oder andere 'Köstlichkeiten', die sich in dieser Gegend tummeln.

  • Auf einem breiten mit fackeln beleuchteten Holzsteg in mitten der Sümpfe stand Selan. Um ihn herum strömten unmnegen an Tieflingen vorbei, die heiterster Stimmung waren. Viele redeten mit einander, scherzten, lachten und erfreuten sich ihres Lebens. Einige ältere Tieflinge jedoch konnten es nicht lassen und beschimpften einen kleinen Tiefling der einen überdimensionalen Schlangenspies in der Hand hielt und sich rennend durch die Leute drängelte.


    Aber auch so ging es heute auf den Holzstegen Phintias, die um die großen Gramnovenbäume gebaut wurden, etwas hektisch zu. So weit das Auge reichte waren Leute unterwerwegs. Auf den wirren Holzstegen, die wie ein Labyrinth für einen nicht einheimischen wirken mussten, genau so wie in luftigen Höhen auf Hängebrücken und waghalsigen Holz konstruktionen.


    Hier und da waren in der Ferne Laute von Straßenmusikern zu hören, die sich etwas Geld verdienen wollten. An einigen stellen blieben die Leute stehen. Manche Minuten lang und lauschten den ab und an schon beinahe bezaubernden Tönen der Musiker. Anderer Orts schritten die Leute lieber schneller an den Musikern vorbei und kamen nicht einmal auf die Idee ihnen etwas Geld zu geben.


    Selan hingegen bemerkte von diesem Treiben nichts. Stand er doch mit geschlossenen Augen einfach nur da. Der liebliche Duft von modernden Holz und schwühler Luft drang in seine Nase und verriet ihm, dass er endlich wieder da war, in seinem zu Hause, seinem Phintias, seiner Heimat.


    Langsam öffnete er seine Augen und erblickte das muntere treiben, was sich um ihn herum abspielte und wie von selbst schritten seine Füße vorran. Einer nach dem anderen, als wollten sie ihn in seine alte Heimat tragen. Lange war er nicht mehr hier gewesen, beinahe drei Jahre und kaum etwas hatte sich verändert. Es ist immer noch das Phintias, was er als kleiner Junge verlassen hat kam ihn in den Sinn. Es scheint als würde die Zeit an manchen Orten still stehen dachte sich Selan, als er gemütlichen Schrittes gemächlich Richtung Markt lief.


    Von fernen sah er schon die Stände, verteilt auf einer großen Sternförmigen Plattform. Von jeder Sternspitze zweige sich ein Weg ab, die in dem leicht diesigen Sümpfen Phintias verschwanden. Überall konnten diese Wege hingehen. Zu Herbergen, Gasthäusern, Geschäften oder den Wohnungen der hier lebenden Leute. Aber Selan zog es gerade nur an einen Platz in Phintias und dies war der Markt, wollte er hier doch vieles erwerben, was es sonst nirgendwo gibt, außer hier.


    Eher er sich versehen konnte war Selan in mitten der Händler. Leicht abwesend war er heute mit seinen Gedanken, so hatte er doch kaum mit bekommen wie er hier her kam. Inmitten eines wild zusammen gewürfelter Haufen an kleinen Ständen, stand er auf einmal und blickte sich um. Für Phintias Markt war heute sehr viel los dachte sich Selan, war doch sonst nicht einmal die Hälfte aller Leute hier. Auch die Wachen die überall herum standen vielen ihm auf und machten einen merkwürdigen und bedrohlichen Eindruck. Ist dies doch für den Markt Phintias sehr unüblich. Würde er doch aber bald seine Fragen beantwortet bekommen. Denn viele Händler hier kannte er persönlich und sind wahre Plaudertaschen, die keinem Gespräch aus dem Weg gehen.


    Just in diesem Moment rannte ein kleiner Tiefling Junge mit einem Stück Schlangenfleisch in der Hand gegen Selan und viel sofort zu Boden. Erschreckt sah der Junge ihn an, der kaum älter als sieben Jahre gewesen sein dürfte.


    "Alles in Ordnung mit dir kleiner? Hast du dir weh getahn?", behutsam reichte Selan ihm seine rechte Hand, um den Jungen beim Aufstehen zu helfen.


    "Ähhhh, nein Sir, entschuldigen Sie bitte", sagte er eilig und war wenige Augenblicke später schon wieder bei seinen Freunden, die wenige Meter enternt auf ihn warteten und noch im gleichen Augenblick hinter einem Fischstand verschwanden.


    Aber war dies nicht der Stand den er suchte, Selan suchte einen besonderen Stand und versuchte sich ein Überblick des Marktes zu verschaffen, denn leider stand ein Geschäft nie an der selben Stelle zwei mal. Hier gilt die Regel, wer zu erst kommt, hat den besten Platz.


    Von Fisch über Gewürze und feinsten Stoffen war in den Ständen alles zu sehn. Dabei spielte es für keinen hier eine Rolle wie schäbig manche Stände aus sahen. Manche Stände fein gearbeitet standen neben halb verrotteten zum Laden umgebauten Pferdekarren und nur wenige Meter weiter war auch schon ein einfaches Zelt zu sehen, was als Handelsplatz diente. Den Leuten war es egal, ging es ihnen doch nur um den Handel und die Ware zum besten Preis zu verkaufen oder zu erstehen. So lange die Ware in Ordnung war, war hier jeder ein guter Handelspartner.


    Auf einmal erblickte Selan den Stand den er suchte. Nur kurz hinter dem Fischstand, hinter dem der Junge Tiefling verschand konnte man das Geschäft sehen, dass Selan suchte, hatte er doch die mit am Abstand größte Werbetafel auf dem Markt. Selan musste sich schon etwas über sich wundern, dass er diese bisher gar nicht bemerkt hatte.
    Schnellen schrittes ging der Tiefling in Richtung des Landens, frohen herzens endlich seinen alten Freund Tarac Losino wieder zu sehen. Dieser war aber gerade anderweitig beschäftigt. Hatte sich doch sein Sohn beim Spielen mit seinen Freunden an einer der zahlreichen Fackeln, mit dem alles am Holzsteg entlang beleuchtet ist, verbrannt.


    "Na du doppelzüngiges Puschelohr, heut schon was verkauft oder geht das geschäft sumpfen?", sprach Selan mit leicht ernster Stimme und musste sich da etwas das Lachen verkneifen.


    "Verschwinde du besoffener Wicht, ich hab zu tun!", schallte es ihm sofort bösartig zurück.


    "Ja das seh ich, albert doch dein Sohn auf den Holzstegen herum mit seinem Schlangenspies. Solltest vielleicht etwas besser auf ihn aufpassen, nicht das ich ihn dir noch mal eines Tages wieder beleben muss.", scherzte der Tiefling Nekromant.


    Schnell drehte sich Tarac Losino mit großen Augen um, während sein Sohn schon schnell das weite suchte.


    "Bist du es wirklich Selan Todaric oder..."


    "Ähmmm ja, aber sag mal hab ich gerade deinen Sohn sehr erschreckt? War gar nicht so gemeint.", schaunfte Selan besorgt.


    "Ach um den mach dir keine Sorgen, der ist hart im nehmen! Aber brat mir einer nen Dämon, du bist es wirklich!", über glücklich stürmte der kleine aufgeregte Tieflinghändler um seinen hölzernen Stand herum und umarmte seinen Freund aufs herzlichste.


    "Schön das du wieder da bist! Bist du gerade erst angekommen? Wie lange bleibst du hier? Was macht das Geschäft? Du bist doch noch im Geschäft oder was machst du nun? Bist du Arbeitslos? Was machen die Toten, immer noch so lebendig wie früher?", lachte der kleine Kerl, "Oh entschuldige, ich bin so aufgeregt, wir haben uns so lange nicht gesehen. Wart mal, ich mach uns gleich mal was feines auf und das geht zur Feier des Tages aufs Haus!", schnell eilte der hellbraune Tiefling mit seinen Puschelohren in seinen Laden, wühlte etwas und wenige Augenblicke später standen zwei Tonkrüge und eine Kanne auf der Ablage des Standes.


    "Probier mal, 692iger Jahrgang, eine Wucht sag ich dir. Die Farbe, erstklassig, feinstes Sonnengelb, so wie es sein soll, keine Trübung, gar nichts und erst der Geschmack, Selan, ich sag dir ein Traum. Erst lieblich blas auf der Zunge und der Nachgeschmack im Rachen Zuckersüß, er gleitet wahrlich den Rachen herab, wohl der beste Goroth Landtee seit Jahren! Hach was erzähl ich, probier ihn selbst und sag mir was du von ihm hällst."


    Gerade wollte Selan freudig zu seiner Tasse greifen, als er unsanft von einer Wache bei Seite gestoßen wurde. War es wohl keine Absicht, da sie weiter ging, trotzdem sehr unhöflich wie Selan zu bedenken gab, was die Wache aber kein bisschen interessierte oder unter ihrer Eisenmaska gar nicht gehört hatte.


    "Sehr unfreundliche Wachen habt ihr hier bekomme. Das war vor drei Jahren noch nicht, was ist hier los, dass hier auf einmal derart viele Wachen sind?", fragte Selan seinen alten Freund beherzt, der mit geknicktem Blick zeigend seine rechte Hand hob, "tja mein Freund schau mal auf das Schild da drüben oder siehs dir am besten selber an, es geht in ein paar Minuten wieder los."


    Größer wurden die Augen von Selan, konnte er doch nicht fassen, was auf dem Schild geschrieben stand.

    Nur ein Tag mit Tee, ist ein lebenswerter Tag. (von Selan Todaric)


    Wenn sie mit dir streiten wollen, biete Tee an. Wenn das nicht hilft, schlag sie tot! (von Selan Todaric)


    Kleine Legende:
    "Text" -> Gesprochener Text /\ >Text< -> Gedachter Text

  • Die Exekutionsgruppe bahnte sich ihren Weg durch die aufgebrachte Menge. Die Tieflinge johlten, schlugen vor Begeisterung mit den Flügeln und schüttelten die Fäuste in Richtung des Eisenkäfigs, den die beiden Gehilfen des Henkers auf einem Karren vorran zogen. Die Räder polterten über die nassen Holzbohlen, in den Kurven rutschte das Gefährt und der hohe Eisenkäfig wankte bedrohlich hin und her.


    Die Frau darin, die trotz der morgentlichen Kühle nichts weiter am Leibe trug als ein Leichenhemd, klammerte sich an den Gitterstäben fest. Diesmal traf es keinen Einheimischen, sondern einen der Gäste – die Haut der Frau war schwarz wie Kohle, ihr Haar und ihre markanten Augenbrauen hingwegen leuchteten schlohweiß. Ihre Augen waren angstvoll aufgerissen, während der Käfig hin und her schaukelte.


    Der Henker, ein kleiner, aber kräftiger Bursche mit langem weißem Haar und bleicher Haut, schritt schweigend vorneweg, das Richtbeil mit Lederriemen am Rücken befestigt. Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung. Er würdigte die johlende Menge keines Blickes.


    Die Exekutionsgruppe wurde von gepanzerten Wachen eskortiert, welche die jubelnden Tieflinge auf Abstand hielten, welche anlässlich des heutigen Ereignisses zum Teil schon arg betrunken waren. Die Wächer drängten sie mit den Stielen ihrer Dreizacke ab und notfalls schlugen sie damit auch beherzt zu.


    Die schwer bewachte Exekutionsgruppe überquerte die große sternförmige Holzplattform, auf welcher zahlreiche Verkaufsbuden gedrängt standen. Die Leute an den Ständen machten große Augen, ihre Kundschaft zeigte mit dem Finger auf den Käfig oder den Scharfrichter. Viele ließen die Waren, welche sie eben noch prüfend in den Händen gewogen hatten, einfach fallen und hasteten der herumgrölenden Menge hinterher.


    Der Karren bog schlingernd in einen Abzweig des Marktplatzes ein. Am Ende des geschwungenen Holzweges erhob sich eine mächtige Gramnove. Es war der größte und prächtigste Baum weit und breit, ihr Astwerk würde sicher weit in den Himmel ragen, hätte man es nich mitten in der Hälfte der Krone abgesägt und eine Holzplattform darauf gebaut. Von den Ästen darunter hingen zahlreiche ausgefranste Stricke hinab.


    Der Karren mit der Deliquentin wurde polternd den spiralförmigen Aufstieg hinaufgezerrt, der um den Stamm herum verlief und durch ein Loch auf die Plattform führte. Der Zugang wurde gleich nach dem Heraufzerren des Karrens mit einer Klappe verschlossen und von den Wächtern versperrt. Einige von ihnen blieben unten und bewachten den Aufgang, die übrigen sicherten die Ränder der Plattform.


    Der Scharfrichter ließ seinen Blick über das jubelde Volk schweifen. Hier in Phintias verlief normaler Weise jeder Tag gleich. Das diesige, schwüle Wetter änderte sich nur geringfügig, die Waren an den Ständen waren immer die selben und neue Gesichter sah man so gut wie nie. Höchtens ab und zu mal auf dem Markt. Das war es dann schon, was das Sumpfleben zu bieten hatte. Das Fürstentum war im Grunde genommen nichts weiter als ein riesiges, modriges Kaff, einzelne Hütten oder kleine Dörfchen, weit verstreut in den weiten des Dornsumpfes. Jede Abwechslung wurde mit Freuden begrüßt, selbst wenn es eine Hinrichtung war.


    Holt sie da raus“, sagte er zu seinen zwei Gehilfen, ohne sich zu ihnen umzuwenden. Er konnte hören, wie das Eisen klapperte, dann die heiseren Schreie der Frau und ein schleifendes Geräusch. Barsche Worte seiner Mitarbeiter. Die wenigsten Deliquenten hatten die Kraft, selbst zum Richtklotz zu gehen, einer dicken Gramnovenscheibe, die schartig und mit dunklem Blut verfärbt war. So auch nicht die Albin, welche unsanft zu ihrem Henker gezerrt wurde. Der stand da, ohne sich zu rühren.


    Urako“, hörte er sie seinen Namen rufen. „Urako!“ Ihre Stimme klang schrill. Er wandte sich zu der Mondalbin um. Heute fiel ihm seine ihm sonst so gleichgültige Arbeit schwer. Die gestrige Nacht saß ihm noch wohlig kribbelnd in den Gliedern. Er hatte die Albin, wie jeden seiner Deliquenten, am Abend vor der Hinrichtung besucht, um sich ihre Statur zu besehen. Dies war wichtig für die Einschätzung der Stricklänge oder der Kraft, mit der er sein Beil schwingen musste. Vor allem die Beschaffenheit des Nackens war dabei von Interesse.


    Wie die meisten weiblichen Deliquenten und manchmal sogar männliche, hatte sie versucht, seine Gnade zu erlangen, indem sie ihn verführte. Andere versprachen ihm Reichtümer, die sie angeblich irgendwo versteckten. Das kannte er alles. Was in dieser Nacht geschehen war, war ihm nur Recht gewesen. Warum sollte er sich auch sträuben? Er hatte die gemeinsame Nacht genossen, doch die ersehnte Gnade würde er ihr nicht gewähren können. Er war nur der Vollstrecker.


    Er wandte sich ab von ihren flehenden gelben Augen und drehte sich wieder zu der ausgelassenen Menge um. „Ich verlese nun das Urteil“, rief er mit fester Stimme und zog ein beschriebenes Blatt Schilfpapier aus einem Umschlag, der ihm von seinem Gehilfen gereicht wurde. Applaus brach aus. „Die Verurteilte“, versuchte er den Lärm zu übertönen, „Frau Syra Nabora, Gast in unserem Lande, wurde vom Hohen Gericht zu Phintias für schuldig befunden, den einheimischen Gastwirt Teron Zavuke hinterrücks mit einem Tonkrug bewusstlos geschlagen und dann erdrosselt zu haben, da sie ihre Zeche nicht zahlen konnte und er ihr daraufhin mit dem Einschalten der Sicherheitskräfte gedroht hatte. Sämtliche Gnadengesuche wurden von unserem Fürsten abgeleht, ebenso Frau Naboras Antrag, in ihr Heimatland überführt und dort gerichtet zu werden. Das Urteil für den Mord lautet Todesstrafe, welches ich als amtierender Scharfrichter nun Vollstrecken werde.


    Er ließ eine Pause, um seine Worte auf das Publikum wirken zu lassen. Die Tieflinge johlten und winkten, die Leute feierten die Hinrichtung wie ein Volksfest. Es waren so viele Zuschauer gekommen, dass man die Holzplanken unter ihren Füßen nicht mehr sah. Überall nur gräuliche Gesichter, spitze Ohren, Hörner und fledermausähnliche Schwingen. Sogar auf den Baumkronen und den weitausladenden Stelzenwurzeln der umstehenden Gramnoven hockten Tieflinge oder flatterten herum. Über der Plattform kreisten jene, die keinen Sitz- oder Stehplatz mehr abbekommen hatten und dem Schauspiel nun aus der Luft zusehen wollten. Die Sicherheitsleute wirkten angespannt angesichts dieser aufgebrachten Menge.

    Urako versuchte, Gelassenheit auszustrahlen.
    Möchtest du noch ein paar letzte Worte sagen?“, fragte er an die Deliquentin gewandt. Deren schönes Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze der Wut und des Abscheus. Dann spuckte sie ihm mitten ins Gesicht.
    Er hat mich vergewaltigt!“, rief sie, so laut sie konnte. „Er hat mir angedroht, es lang und qualvoll zu machen, wenn ich ihm nicht zu Willen bin!


    Der Scharfrichter ließ fassungslos die Hand mit dem beschriebenen Schilfpapier sinken. Die Sicherheitsleute auf der Plattform mussten sich das Lachen verkneifen, doch dieser leise Spott war nicht das Schlimmste. Der Mob unterhalb der Gramnove schüttelte die Fäuste und buhte gegen dem Henker. Besonders die anwesenden Frauen beschimpften ihn übel. Urako spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Eine so erzürnte Menge konnte sich rasch gegen den Henker selbst wenden, das hatte ihm sein Lehrmeister immer eindringlich gepredigt. Er musste die Stimmung schnellstmöglich wieder zu seinen Gunsten kippen, sonst wurde es gefährlich!


    Eigentlich hatte ich für dich eine ehrenvolle Hinrichtung durch das Beil vorgesehen“, sprach er gedehnt, aber leise. Er zog sein Henkersbeil vom Rücken und fuhr mit dem Daumen über die blitzende Klinge. „So als kleines Dankeschön für deine Zärtlichkeit. Damit trotz des Verbrechens deine Ehre gewahrt wird. Aber aufgrund deines Verhaltens, liebe Deliquentin, ändere ich die Art der Exekution in Tod durch Erhängen.


    Er wandte sich wieder an das Publikum.
    Der Tod erfolgt durch den Strang!“, rief er für alle hörbar. Mit diesen Worten verwahrte er das Richtbeil wieder in den Lederschlingen auf seinem Rücken und nahm eine vorbereitete Galgenschlinge zur Hand, die an einer langen Seilrolle hing. Für einen Moment hielt er inne und ließ das Seil nachdenklich durch seine behandschuhten Hände gleiten.


    Er musste die Länge exakt so wählen, dass bei dem Sturz von der Plattform das Genick der Deliquentin brach. War es zu lang, riss ihr Kopf ab. War es zu kurz, erfolgte ein minutenlanger Todeskampf, der für das Publikum sehr unschön anzuschauen war und sich in Wut über die Stümperhaftigkeit des Scharfrichters entladen konnte. Er schätzte noch einmal das Gewicht der Deliquentin ab und hantierte mit der Seilrolle. Die Albin war sehr zierlich. Die meisten seiner Opfer waren Männer und weitaus schwerer. Für so leichte Deliquenten fehlte ihm die Erfahrung.


    Auf gut Glück schnitt er eine Seillänge ab, die ungefähr passen könnte und legte ihr die Schlinge um den Hals. Er nickte seinen beiden Gehilfen zu, welche die Frau zur Kante der Plattform führten. Einer hielt die Albin weiterhin fest, der andere flog mit dem freien Seilende zu den abgesägten dicken Ästen unter der Plattform, an welchen er es festknotete, ehe er wieder neben der Deliquentin landete. Der Scharfrichter stellte sich genau hinter sie.


    Das Urteil wird nun vollzogen“, verkündete er lauthals und mit einem Gefühl der Genugtuung. Leise zischte er: „Stirb so unehrenhaft, wie du es verdienst, Hure!“ Dann stieß er sie fest in die Wirbelsäule. Mit einem Schrei, der jäh abbrach, stürzte die Albin die Plattform hinab. Die Menge jubelte und klatschte Applaus, doch nur für einen kurzen Moment. Dann kamen die Buhrufe und Schmähungen gegen den Scharfrichter. Der presste die Lippen zusammen. Er hatte es geahnt! Der Strick war zu kurz gewesen und jetzt krampfte sie da unten rum!


    Zornige Stimmen erhoben sich gegen ihn.
    Ich hab gehört, dass er sie Hure genannt hat!“, rief eine Frau aus der ersten Reihe. „Er hat den Strick absichtlich zu kurz gewählt!
    Der Henker ist frauenfeindlich!“, brüllte es aus einer anderen Ecke.
    Bei der letzten Frau hat er auch schon so stümperhaft gehenkt!
    So ein Schwein!


    Langsam, aber sicher wurde ihm mulmig. Den nächsten weiblichen Deliquenten würde er enthaupten, egal, wie sehr die Frau ihn provozierte! Das war dumm von ihm gewesen, unbeherrscht. Schweiß lief seine Stirn hinab und er wischte ihn mit dem Unterarm fort. Die Wächter packten ihre Dreizacke fester und gingen in Gefechtshaltung.


    Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan!“, sagte Urako so deutlich und selbstbewusst wie es ihm in der gegenwärtigen Situation möglich war. Er bemühte sich um einen gemessenen und würdevollen Gang, als er, von seinen Gehilfen und den Wächtern eskoriert, auf der Plattform ein wenig nach hinten trat, um aus der Sicht des Mobs zu gelangen.


    Am liebsten würde er die Flügel ausbreiten und verschwinden, aber das war nicht möglich. Er musste den Tod der Deliquentin abwarten. Nervös schaute er auf die Sanduhr, die einer der Gehilfen umgedreht hatte. Zwei Minuten. Er würde dieses Mal nicht zusehen, wie sein Opfer starb und den Tod dann überprüfen, wenn es so aussah, als wäre sie verschieden. Diesmal würde er aus Sicherheitsgründen einfach zwei Minuten warten, dann war sie ganz sicher tot und er musste nichts mehr überprüfen. Das sparte Zeit, die er in Sichtkontakt mit dem grölenden Publikum treten musste. Dann nichts wie rasch die Leiche abschneiden und nach Hause fliegen!


    Nervös starrte Urako auf die Sanduhr. Die Rufe unter der Plattform wurden immer lauter.

  • Grünes Laub raste an ihm vorbei. Äste schlugen ihm ins Gesicht und gegen die Beine. Kor jedoch machte das nichts aus. Er war auf dem Weg zum Waldrand und rannte den Weg in Wolfsgestalt in einem Bruchteil der Zeit, die er normal gebraucht hätte, doch war ihm das egal, da seine Wolfsgefährtin ihn begleitete. Erst an der Grenze des Waldes verabschiedete er sich zärtlich von ihr. Sie war seine einzige Bezugsperson und er genoss jede Minute mit ihr.
    Nun war es Zeit die Gestalt zu wechseln und so beschwor er die Form des Riesenadlers herrauf.


    Er hatte sich vorgenommen die Natur in anderen Landesteilen zu studieren und so sein Wissen über die Schöpfung zu erweitern. So hatte er sich vorgenommen seine Empathie zu nutzen um während des Fluges die Empfindungen der Natur zu erspühren.


    Er flog gen Osten und spührte die Winde an seinen Flügeln zerren, doch hatte er zu viel Erfahrung um sich davon behindern zu lassen. Er genoss die behruigenden, wohligen Gefühle die die gesunde Natur unter ihm ausstrahlte und freute sich, wie viel leben doch in der Wüste herrschte, die er im Anschluss auf die weiten Steppen seiner Heimat erreichte. Wenn er sich darauf konzentrierte merkte er, dass es dort unten vor verstecktem Leben nur so strotzte, welches den meisten woh lgarnicht bewusst war.


    Die hitze gab ihm auftrieb, doch musste er immer wieder an höhe verlieren um den Kontakt zu den empfindungen der Natur nicht zu verlieren. Schnell kam er vorran und so in seine Gedanken versunken wie er war merkte er garnicht wie er das Ende eben jener erreichte. Nur die tatsache, dass er eine Stadt überflog deren Gefühlgewirr Kor aus seinen Gedanken riss. Es war eine rießige Stadt und Kor wollte sie schnellstmöglich hinter sich lassen. Einen Tag und eine Nacht war er geflogen und die Morgendämmerung hatte noch nicht eingesetzt als sich sein Wunsch erfüllte und er nun endlich weit genug weg von der Stadt war.


    Die Temperaturen wurden langsam wieder milder, doch blieben sie recht warm. Es war wieder mehr Grün zu sehen und ein riesiger Berg erhob sich vor ihm, auf den er schon einige Zeit unbewusst zusteuerte. Am Fuß des Berges würde er Rast machen hatte Kor beschlossen und so machte er sich dorthin auf. Er hatte noch einen weiten Weg vor sich.


    Als er in die nähe des Berges kam fand er ein dristes, nebeliges Sumpf vor und die negativen Emotionen die ihm entgegenschlugen waren gewalig. Die Natur hier war nicht krank. Nein das war es nicht. Sie war Lebensfeindlich. Natürlich war die Natur selbst nicht feindlich, doch was hier wuchs, musste einiges aushalten und was hier leben wollte, durfte nicht anspruchsvoll sein. Erschaudernd Landete er auf einem Ast eines riesigen, alten Baumes, der so alt war das seine Gefühle Kor noch die Geschichte dieses Ortes erzählen konnte, bevor hier überhaupt irgendestwas Anderes war. Es war der wohl älteste Baum in diesem Sumpf und Kor war fasziniert von den Gefühlen des Baumes, die von Weißheit und Alter zeugten.


    Der Zufall wollte es, dass ganz in der Nähe dieses Baumes ein Dorf lag. Eventuell war es auch eine Stadt. Kor wäre es einerlei, doch nachdem er seine Faszination für den Baum überwunden hatte, merkte er welcher Hass und Welche Wut ihm von dort entgegenschlugen. Kor verärgerte es, dass dieses Gefühlsgewirr ihn so von der Natur hier ablenkte, weshalb er sich dorthin aufmachte. Er würde die Leute schon irgendwie beruhigen können.


    Als er sich dem Dorf näherte sah er was die Leute so aufbrachte. Der vermalledeite Henker hatte seinen Job nicht richtig gemacht und war nicht Willens seinen Stolz beseite zu drängen um seinen Fehler zu berichtigen. Außerdem Stank er nach Angst. Angst vor der Masse die immer mehr in Rage geriet. Dann fühlte er die Panik der verurteilten und er konnte sich vorstellen wie sehr sie sich gegen den Strick wehren wollte, wo ihr doch die Luft ausging. Kor landete auf der hölzernen Plattform und sand eine Woge des Zorns an die Zuschauer, die vereinzelt vor schreck über diese fremde Empfindung erstickt aufschrien. Wärend er sich in seine normale Gestalt wandelte lies er wieder vom Volk ab und lies sowohl die Wächter, die schon auf ihn zustürmen wollten, als auch der Verurteilten beruhigende Gefühle. "Halt!", schrie die Wache. "Im Namen des Fürsten von Phintias", doch Kor zog zierliche Frau mit einer Hand am Seil wieder hoch auf die Plattform und zog mit der anderen, um die Arme von ihrem leid zu erlösen den Dolch. Sie konnte ihrem Schicksal nicht entrinnen. Dafür war er weder Stark genug, noch hatte er überhaupt den Wunsch sie zu befreien. Ohne Grund würde sie ja wohl hier nicht hängen. Deshalb stach Kor ihr nun mit einem ein schnell und geziehlt, zwischen den Rippen hindurch, ins Herz und säuberte den Dolch beim herausziehen an ihrem Oberteil.


    Wie einen nassen Sack legte er sie nun auf den Boden und richtete seine Aufmerksamkeit wieder voll den Wachen zu, die wie Alle in Totenstille dastanden und die Situation nicht wirklich zu verstehen schienen. Jeder hatte wohl vermutet, dass er Sie retten wollte und war jetzt um so perplexer über ihren schnellen Tod. Das jedoch war Kor egal. Die Leute würden nun wieder ruhiger werden und er konnte sich seiner Natur widmen. Also nahm er wieder die Gestalt des Riesenadlers an und flog zurück zum alten Baum in der nähe der Siedlung.

  • Einen solchen Arbeitstag hatte der Scharfrichter von Phintias noch nie erlebt. Erst war ein fremder Magier wie aus dem Nichts aufgetaucht, um ihm die Arbeit abzunehmen, dann hatte er sich einfach in einen Vogel verwandelt und war davongeflogen, als ob nichts gewesen wäre. War das denn zu fassen?


    Und als ob das nicht schon unerhört genug wäre, stand plötzlich ein unbefugter Mann auf dem Richtplatz, welcher von der selben Rasse war wie die Deliquentin. Seiner Kleidung nach zu Urteilen wohl ein Magier. Wie war er hier hinauf gelangt? Nach Abschluss des ganzen Prozederes würde Urako ein ernstes Wörtchen mit den Wachen reden!


    Der fremde Alb baute sich vor dem Scharfrichter auf, verfiel in eine regelrechte Hasstirade und stellte dann auch noch rotzfrech Forderungen. Hatte es so etwas schon gegeben? Nach einem kurzen Moment der Verblüffung warf Urako den Kopf in den Nacken und lachte schallend.


    Narr!“, rief er. „Glaubst du, wir haben hier zur Wache nur unsere Krieger, aber keine Magier? Phintias ist berühmt dafür, dass seine Bewohner ein Händchen für das Erlernen von Magie haben. Und natürlich setzen wir sie auch im Kampfe ein, mit Freuden sogar. Dein Gehirn hast du offenbar in deiner schwächlichen Heimat vergessen! Lass mich dir eins sagen, um dich zu erinnern, wo dein Platz ist: Ich bin dir keinerlei Rechenschaft schuldig.
    Er wies mit der Hand auf die Tote, ohne den Blick von dem Alb zu lassen.
    Du kannst noch so schimpfen wie ein Rohrspatz, meinetwegen noch stundenlang und mir dabei drohen. Das interessiert mich nicht.


    Er grinste und legte den Kopf schräg. Langsam zog er sein Richtbeil vom Rücken, mit der anderen Hand machte er eine unauffällige Bewegung. Sofort sprangen aus dem Hintergrund zwei der Wächter hervor, deren Hellebarden mit verschnörkelten Zeichen verziert waren. Sie hielten sie in kampfbereiter Position vor den Körper, als sie auf den Fremden zupreschten. Der Holzboden bebte unter ihren Füßen. Doch anstatt mit ihren Waffen auf den Eindringling loszugehen, schwangen sie diese mit schlängelnden Bewegungen durch die Luft. Der Luftdruck schien sich zu erhöhen, die Umstehenden bekamen drückende Kopfschmerzen und die Luft fühlte sich aufgeladen an wie kurz vor einem Gewitter. Die Zuschauer wurden von fliegenden Wachen evakuiert. Schreiend entfernten sich die Tieflinge. Zurück blieben die Wächter, der Henker und der Alb.


    Und die Kampfmagier. Die Zeichen auf ihren Hellebarden begannen blau zu glühen, ebenso wie ihre Augen. Sie waren ein gut eingespieltes Team, keiner stand dem anderen im Wege herum, all ihre Aktionen fügten sich perfekt ineinander. Zwischen ihnen stand Urako mit gezogenem Beil und lächelte selbstgefällig.


    Ich sag dir was, Schwarzhaut: Du vergeudest deine Energie umsonst für die Schlampe da. Sie ist tot und damit basta. Das kannst du nicht mehr rückgängig machen. Ob das Recht oder Unrecht war, kann ich nicht entscheiden und es ist mir auch scheißegal. Ich bin der Vollstrecker - nicht mehr, nicht weniger. Weder habe ich die Gesetze erlassen, noch das Todesurteil gefällt.


    Urako schlug das Beil kraftvoll in das Holz zu seinen Füßen. Die Plattform erzitterte.
    Du bist ein kleiner Schreihals“, höhnte er, „und am liebsten würde ich meinen Wächtern befehlen, dich zu zerquetschen wie ein lästiges Insekt! Zu dumm, dass ich Ärger kriege, wenn ich unnötige Grausamkeit walten lasse. Sei dankbar für diese Sitte, denn ich gebe dir hiermit noch eine letzte Möglichkeit, ungeschoren aus der Sache heraus zu kommen. Verzieh dich, verlasse Phintias und lass dich hier nicht wieder blicken!


    Er riss das Beil wieder aus dem Holzboden und steckte es mit einer beiläufigen Bewegung zurück auf seinen Rücken. Dann schlenderte er betont gelangweilt zur Leiche der Deliquentin, ohne den Alb weiter zu beachten. Er trat die Tote kräftig mit dem Fuß, so dass sie von der Plattform rollte und mit einem dumpfen Geräusch in einem Holzboot landete, mit welchem die Leichen nach den Hinrichtungen abtransportiert wurden. Die Kampfmagier verharrten in Gefechtsbereitschaft. Ihre Augen glommen wie blaue Kohlen.

  • "Das ist nicht dein ernst, was geht denn in Phintias vor sich, wie kann so etwas sein, seit wann..."


    Mit ungläubigen Augen stand Selan fassungslos da, keine Miene regte sich in seinem bleich gewordenen Gesicht. Nur auf das Schild starrend stand er da, was ihn in großen weiß- roten Buchstaben auf hölzernem Untergrund mitteilte, dass heute um 12 Uhr Mittags eine Hinrichtung zelebriert wird.


    "Tja was soll ich sagen Selan, dass gibt es hier alle paar Wochen seit ca. drei Jahren. Nur wenige Tage nach dem du das letzte mal hier warst, ist der alte Fürst an Altersschwäche gestorben. Wenn du mich fragst, lags aber eher am Konsum gewisser Pilze, denen er sehr zu getahn war. Aber nun ja, was danach kam ist nicht schwer zu erraten, wir bekamen einen neuen Fürsten. Ein ziemlich harter und rauher Geselle wenn du mich fragst. Sein Ruf schwankt bei den Tieflingen. Von den einen wird er geliebt, von den anderen gehasst. Er hat Steuern erhoben, angefangen überall Wachen auf zu stellen, die Todesstrafe in die Öffentlichkeit zu bringen und noch so einiges anderes. Wenn du ein paar Tage hier bist wirst du es merken, es ist nicht mehr ganz das Phintias, was du kanntest. Mir und meiner Frau gefällt es hier auch nicht mehr so recht, aber wo wollen wir hin. Wir sind Halbdämonen, keiner will uns irgendwo lange haben.", traurig in seinen Tonbecher blickend nahm Tarac einen beherzten Schluck.


    "Siehst du, da fängt es an, die Leute sammeln sich, gleich wirst du das Schauspiel sehen, was hier insziniert wird. Wenn du mich fragst, es war besser als die Verurteilung noch auf der Gefängnisgramnove war, weit ab von hier. Es ist einfach wiederlich eine Hinrichtung öffentlich zu machen!"


    "Du müsstest mich eigentlich kennen Tarac, ich bin allgemein gegen so etwas. Was bringt es jemanden hin zu richten? Sollte man ihm nicht lieber seine Fehler auf zeigen, anstatt ihn ebenfalls zu töten. Lernt die verurteilte Person etwas aus dem Fehler, wenn sie stirbt?", gab Selan mit bedenklichen Worten und ernster Stimme zu bedenken.


    "Zudem, wenn so viele den neuen Fürsten nicht mögen, warum ist er immer noch an der Macht? Sollten sich die Tieflinge nicht zusammen schließen und rebellieren? Was ist mit den Leuten hier passiert? Mein Vater erzählte mir noch, das in seiner Generation sich ein Fürst nicht lange gehalten hat, wenn er schlecht war.", gab Selan bestützt zu bedenken.


    "Schlecht hin schlecht her, es liegt immer im Auge des betrachters. Wie gesagt, die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn. Was will man da machen? Heut zu Tage denkt jeder an sich. Irgendwie ist dem Zusammenhalt der Tieflinge etwas zu gestoßen. Ich weiß es leider auch nicht. Wart mal es geht los..."


    Ein schwerer Wagen war zu hören, räder gepolter auf den durchnässten Holzbolen der Stege. Emsig drängten die Leute nach vorne, jeder wollte den besten Platz haben.


    "Komm mit aufs Dach meines Ladens, da können wir besser sehen.", sprach Tarac, als er schon beinahe auf seinem Dach war. Mit Leichtigkeit folgte Selan seinem Freund aufs Dach und Recht hatte er. Konnte man doch von hier über den ganzen Platz sehen.


    Weit musste man nicht schauen, schon konnte man das Henkergespann erblicken.


    "Der kleine Kerl da mit den langen weißen Haaren ganz vorn ist der neue Henker. Er arbeitet jetzt seit knapp drei Jahren. Wenn du mich fragst, ein ziemlich angeberischer und hochnässiger Zeitgenosse. Hat schon ein paar mal bei Hinrichtungen Mist gebaut und auch so soll er eher ein, sagen wir mal nicht gerade netter Herr sein."


    Schwer hatte es der klein Henkerstrupp durch die Menge zu kommen. Zur Hilfe waren schwer gepanzerte Wachen an der Seite des Henkers. Doch selbst sie hatten ihre liebe Not durch die Massen an Tieflingen zu strömen.


    "Bevor du fagst, dass ist jedes mal hier das selbe. Alle jubeln und grölen bei der Hinrichtung, als würde ein neuer Herrscher gekrönt. Die haben eindeutig nicht mehr alle Teetassen im Schrank.", sprach Tarac, als der Karren einen spiralförmigen Aufstieg hinauf gezerrt wurde und zum stehen kam.


    Keine Minute später zerrten zwei Wachen auf Befehl des Henkers eine Albenfrau aus ihrem Eisernen Gefängnis und brachten sie zum starr da stehenden Henker.


    "Wegen was wurde sie angeklagt Tarac,?"


    "Wart nur, es wird gleich vorgelesen!", meinte Tarac und zeigte mit der rechten Hand Richtung Schafott.


    „Frau Syra Nabora, Gast in unserem Lande, wurde vom Hohen Gericht zu Phintias für schuldig befunden, den einheimischen Gastwirt Teron Zavuke hinterrücks mit einem Tonkrug bewusstlos geschlagen und dann erdrosselt zu haben, da sie ihre Zeche nicht zahlen konnte und er ihr daraufhin mit dem Einschalten der Sicherheitskräfte gedroht hatte. Sämtliche Gnadengesuche wurden von unserem Fürsten abgeleht, ebenso Frau Naboras Antrag, in ihr Heimatland überführt und dort gerichtet zu werden. Das Urteil für den Mord lautet Todesstrafe, welches ich als amtierender Scharfrichter nun Vollstrecken werde.“


    "Ich begreife es nicht. Muss man für Mord jemanden ermorden? Macht das denn irgend einen Sinn? Bringt so etwas den toten ins Leben zurück bringen. Ahhh..."


    Selan beumte sich auf, breitet seine schwarzen Flügel aus und brüllte in die Menge.


    "Hört mir zu Tieflinge von Phintias, dies ist ein Unrecht und ist nicht zu dulden, hört sofort auf damit!"


    "Gib ruhe da oben!", war die erste Antwort die er zu hören bekam.


    "Genau, halt die klappe du Spinner, was soll das.", schallte es aus einer anderen Ecke.


    "Tieflinge, das ist der falsche Weg! Der Tod der Frau bringt gar nichts, was lernt sie so aus ihrem Fehler?"


    "Sag das dem Gastwirt, der wollte auch noch Leben."


    "Das war mein Lieblingsgastwirt, wo soll ich nun trinken gehn du Spinner?", schallte es aus unmittelbarer Nähe!


    "Bist doch selber ein Spinner, das war der einzige Gastwirt hier.", schallte es von einer Frauenstimme herüber.


    "Dann ist das ja noch schlimmer als gedacht. HÄNGT SIE!"


    "Genau hängt sie", war ein breiter Schrei aus der Masse.


    "Können wir das denn nicht alle noch einmal bei einem guten Tässchen Kamilletee bereden?"


    Schon kamen die ersten Fische, Tonkrüge und Drachenfleischstücke auf Selan geflogen. Fast allem konnte er schnell ausweichen, nur ein Fisch traf ihn mittem ins Gesicht.


    Mit einem Flunderförmigen roten Abdruck im Gesicht redete Selan bedingungslos weiter.


    "Kamilletee ist hier eindeutig fehl am Platz. Meines erachtens braucht ihr alle sehr viel Johanniskrauttee um eure Nerven und euer hitziges Gemüt wieder zu beruhigen. Dann gehen wir erst einmal alle schlafen. Morgen früh reden wir dann noch einmal über alles. Die Rechnung geht natürlich auf mich, seit ihr einverstanden?"


    Am vordersten Teil des Tieflingaufmarsches war keiner, der Selans rede bemerkte, jedoch im hinteren Teil wurden die Proteste gegen ihn immer lauter. Mehr und mehr Tontassen, Gemüse und Fleischwaren erreichten den protestierenden.


    Just in diesem Moment war ein mark durchdringender Schrei zu hören und die verurteilte hing am Strang. Der noch gerade anhaltende Blutdurst der Tieflinge verstummte und wich purem Hass. Ein murren war zu hören und auch schon die ersten Schreie gegen den Tieflinghenker. Hatte er doch einen Fehler bei der Seillänge gemacht. Durchbrach der Hals der Albin nicht, sondern quälte sie und raubte ihr Sekunde für Sekunde mehr die Luft zum Athmen.


    "Jetzt reichts mir aber!", mit einem beherzten Sprung nach oben breitete Selan seine Flügel aus und versuchte Aufwind zu erwischen, was dem guten Flieger auch ohne Probleme gelang. So schnell es geht flog Selan Richtung Schafott, wollte er doch die Albin befreien und ihr leid beenden.


    Hingegen kam ihm jemand zu vor und war eher bei der Albin. Ein großer Adler setzt sich auf einmal auf den Ast über sie und verwandelte sich in einen Poraha.


    >Gerettet, es gibt also doch noch anständige Adler, ähh Poraha, naja wie auch immer. Jedoch mache ich mir langsam Sorgen um mein Volk. So ein Blutdurst...<, dachte sich Selan, als der unbekannte blitz schnell die verurteilte nach oben zog. Jedoch nicht um sie zu retten, sondern stach er ihr ein schnell gezücktes Messer in die Rippen.


    Selan war komplett per plex und landete auf einem Baum nur unweit der Galgengramnove entfernt.


    "Was soll das? Warum hat er das getahn, war das nötig? Sie könnte noch Leben sein und nun ist sie wahrscheinlich nur noch Handelsware für einen Nekromanten, elender Schuft!", gab Selan mit starrer Miene und bösartig blickenden Augen von sich als er die unbekannten davon fliegen sah. Just in diesem Augenblick betrat plötzlich eine schwarz gekleidete Person mit gauer Haut und weißen Haaren die Hänkersplattform und begann ein Gespräch mit dem verduzten Henker. Aufmerkam belauschte Selan das Gespräch der beiden, schien doch der Neuankömmling die erste Ehrenhafte Person bei diesem mehr als sinnlosen Gewaltakt zu sein. Seinen Worten zu urteilen schien er ebenfalls wie die Frau ein Mondalb zu sein. Doch enderte sich das Bild Selans von
    dem Neuankömmling binnen weniger Augenblicke. Merkte er doch, dass etwas mit ihm nicht stimmte, wusste er doch aber noch nicht sofort, was sein Misstrauen erregte.


    >Vielleicht hat sie etwas Glück und ist noch am Leben.<, dachte sich Selan, als der Henker mit der Hand ein Zeichen gab und zwei weitere Personen auf dem Podest erschienen. Schnell erkannte Selan die zwei Personen an ihren engen schwarzen anzügen mit blauem Schnörkelmuster.


    >Kampfmagier, also jetzt gehts hier gleich richtig rund und knapp wird meine Zeit zum eingreifen.<, Selan lies sich in die Tiefe stürzen, breitete seine Flügel aus und stürzte herab Richtung Podest. Kam er aber doch nicht rechtzeitig an, denn der Henker gab der Verurteilten im Gespräch mit dem Mann in Schwarz einen Tritt, so das sie Richtung Sumpf stürzte.


    Selan legte seine Flügel eng an seinen Körper um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten und noch schneller in die Tiefe stürzen zu können. Mit atemberaubender Geschwindigkeit schoss er am Podest vorbei und wollte gerade die Hand der Frau ergreifen, als sie mit einem lauten knall in einem Holzboot landete. Nur knapp über der Sumpfoberfläche flog Selan entlang, machte einen engen Bogen, um zu gleich auf dem Holzboot zu landen. Nach einer kurzen Pulskontrolle am Handgelenk musste Selan feststellen, dass er zu spät gekommen war.

    Nur ein Tag mit Tee, ist ein lebenswerter Tag. (von Selan Todaric)


    Wenn sie mit dir streiten wollen, biete Tee an. Wenn das nicht hilft, schlag sie tot! (von Selan Todaric)


    Kleine Legende:
    "Text" -> Gesprochener Text /\ >Text< -> Gedachter Text

  • Es war ruhiger geworden. Vereinzelt spührte Kor noch aufgebrachte gemüter, doch waren es wenige genug um sie zu ignorieren zu können.


    Kor war fasziniert von der Natur hier und was eigendlich ein notgedrungener Zwischenstop war, wurde für ihn allmählich zur fesselndsten Entdeckung die er sich vorstellen konnte. Er lauschte den Gefühlen des alten Baumes. Die ließen ihn die Natur hier mit ganz anderen Augen betrachten. Was anfangs so bedrohlich und er erkannte auch hier die natürlichen merkmale des Gebens un Nehmens wieder. Alles ergab wieder einen Sinn und Kor faszination stieg mit jeder neuen Entdeckung die er machte.


    Auch das Aussehen des alten Baumes erzählte seine Geschichte.
    Er war groß. Er überragte selbst den größen aller anderen Bäume um einige Meter.
    Sein Stamm war dick und stabil und auch wenn die eine oder andere Kerbe die Rinde zierte war sie überall in Takt.
    Hart und unnachgiebig war sie, doch auch grau und vom alter geprägt.
    Die Wurzeln des Baumes gingenweitflächig in das Moor und durch den fehlenden Grund hätte man, wäre der Boden fest unter den Wurzeln hindurchlaufen können ohne sich ein einziges mal bücken zu müssen.
    Jede seiner Wurzeln hatte dabei die dicke des Rumpes eines ausgewachsenen Porohas und Kor wünschte sich dort eine Hütte einrichten zu können.


    Kor verwandelte in seine normale Gestalt zurück und beschwor die Geister der Natur herrauf. Er wollte von ihnen persönlich hören wie es um die Natur hier stand und wie sie sich mit der Siedlung in der Nachtbarschaft vertrug. So saß er dort und vollführte sein Ritual und die Naturgeister des Moores erschienen vor ihm. Ehrerweisend verbeugte sich Kor vor ihnen und kommunizierte mit ihnen wie er es immer tat. Mittels seiner Gefühle.

  • Zum Glück war Ibns Kopf gesenkt, sodass niemand sein Lächeln sehen konnte. Beiläufig musterte er die Tote nocheinmal genauer. Er konnte es wirklich nicht abschätzen, von wo die Dame herkam. Weder an ihrer Kleidung, noch an ihrem Aussehen, war es genau auszumachen. Kurz überlegte er, ignorierte das überhebliche Gekläffe des kleinen Tieflings. Caligo. Das war zumindest die näheste Stadt der Mondalben und soviel er wusste, waren die Bewohner weitestgehend Kargongläubige. Rasch zwang er sich, seine Haltung wieder einzunehmen und presste die Lippen zu einem Strich. Mit einem Ohr nahm er nun die Worte des Henkers auf. Der redete belangloses, beleidigte seine Heimat, drohte ihm natürlich und gab sich unbekümmert. Er verhielt sich, wie es für komplexbeladene, zu kurz geratene Hässlichkeiten eben üblich war.
    Während der Shalar in seinem Kopf noch einen kleinen Plan zurecht legte, tauchten plötzlich Magier der Tieflinge auf, vertrieben die Zuschauermenge und gesellten sich zu ihren Kollegen. Die Wörter Mut und Ehre wurden hier wohl eher in der Version Feigheit und Hinterhältigkeit geführt. Kargon tat gut daran, diese Kreaturen zu verabscheuen.
    "Zu gerne würde ich diese hässlichen Fratzen dir zu Ehren opfern, Kargon, mein Gebieter."
    Doch dieser Gedanke musste vorerst in seinem Kopf bleiben und auch sonst schwieg Ibn eisern. Diese glühenden Ungeheuer ignorierte er und selbst als Urako die Leiche der Albin von der Plattform trat, blieb er ruhig, betrachtete etwas belustigt das kleine Wesen, das sich Henker schimpfte. Aus den Augenwinkeln heraus sah der Nekromant plötzlich einen Schatten an ihnen vorbeifliegen. Interessiert schritt er zum Rand und sah einen weiteren, geflügelten Dämon, der soeben den Puls der toten Albin kontrollierte. "Huch, sollte es unter diesen Witzfiguren etwa auch welche mit Verstand geben?"
    Mit betrübtem Blick machte Ibn einige Schritte zurück und stellte sich neben Urako, als wären sie alte Freunde. Der Mondalb überragte den Tiefling um knappe 15 Zentimeter, nicht viel, aber doch nett anzuschauen.
    "Weißt du, ich denke, du hast dein Gehirn heute zuhause gelassen." Ibns Tonfall war freundlich, als rede er mit einem kleinen Kind, dem es etwas zu erklären galt, das weit über seinen Horizont hinaus ging. "Ich weiß nicht, was du mit deinen Magiern willst, aber das hier..." Er deutete auf sein Gewand. "..., mein lieber Freund mit den kurzen Beinen, ist eine Priesterrobe. Sollte ich dir vorhin gedroht haben, tut mir das Leid, den es war Zeitverschwendung. Vergib mir. Eine Schande, dass mir nicht aufgefallen ist, dass du offensichtlich keine höhere Position bekleidest, geschweige denn mehr als ein Kind mit Beil bist, das die Drecksarbeit erledigen darf. Und auch noch kurz geraten, wenn ich mir deine Artgenossen hier so anschaue. Das ist ein prächtiges Exemplar!" Entzückt ging Ibn an Urako vorbei, der Stab klopfte rhythmisch gegen das Holz unter seinen Füßen und deutete auf eine der Wachen. "Groß gewachsen, kräftig, wahrscheinlich ein starker Krieger. Der Inbegriff eines Tieflings. Stell dich nicht neben ihn, kleiner Henker, das würde etwas ungünstig für dich aussehen." Ein glasklares, glockenhelles, aber keineswegs böse wirkendes Lachen Ibns schallte über die Plattform. Die beiden Kampfmagier warfen sich Blicke zu.
    "Ach ja, jemandes Heimat als schwächlich zu bezeichnen, wenn man gleichzeitig damit droht, dass die eigenen Wächter den Gast zerquetschen werden, wirkt unglaubwürdig, findest du nicht? Aber egal, vielmehr solltest du, solltet ihr alle euch eine Frage stellen. Nämlich, was ist das?" Sanft tippte er gegen das Symbol Kargons auf der Brustseite seiner Robe. "Das, meine Freunde der Unterwelt, ist das Zeichen meines Gottes, Kargon. Nun begibt es sich, dass die Dame, die der kleine Henker dort drüben gerade äußerst schlampig gerichtet hat, offenbar aus Caligo stammt. Eine unserer Städte, unweit von hier. Und es begibt sich weiters, dass die dort lebenden Mondalben einen gewissen Hang zum Fanatismus haben, wenn es um ihren Gott geht, bei dem es sich zufällig auch um den meinigen handelt. Erschwerend kommt hinzu, dass Kargon die Tieflinge nicht sehr...mag." "Weil ihr nur eine Ausgeburt an Schattenteufelscheiße seid.", fügte er in Gedanken hinzu. "Einer der Punkte, die ich nicht gänzlich akzeptiern möchte, so sehr ich Kargon auch verehre. Ich habe euer Volk als zurückhaltend, aber dennoch gastfreundlich erlebt. Reserviert, aber respektvoll. Bis auf eine kleine Ausnahme. Es widerstrebt mir, euch das zu sagen, aber fanatische Mondalben, die auf Rache aus sind, können unangenehme Zeitgenossen werden, egal wie zerbrechlich sie wirken. Und genau so etwas möchte ich mit allen Kräften verhindern. Mein Volk ist weitestgehend friedlich und einen solchen Konflikt können wir alle nicht gebrauchen." Sich selbst bestätigend, nickte Ibn einige Male, schritt, gefolgt von wachsamen Blicken, auf eine der Wachen zu und stellte sich neben sie. Die Hand hatte der Krieger an seinem Schwert. "Meine Worte vorhin waren wohl etwas unbedacht. Geboren aus einem zutiefst emotionalen Moment heraus. Es steht mir natürlich nicht zu, euer Rechtssystem in Frage zu stellen, ferner bin ich sicher, dass die soeben gerichtete einen fairen Prozess erhielt, Anwesenheit der Mondalben hin oder her. Nur die Ausführung ist wohl etwas verbesserungswürdig. Sollte es ein gewisse Regelung für die Leichname Hingerichteter geben, werde ich mich dieser natürlich beugen, sosehr es mein Herz auch mit Trauer erfüllt." Verständnisvoll nickte Ibn Urako zu und horchte in sich hinein. Nein, da war nichts. Keine Trauer. Vielmehr Kälte. Die Tieflinge um ihn herum waren teilweise etwas perplex und unsicher, inwiefern sie den Worten des Mondalben Glauben schenken konnten.
    "Trotzdem habe ich noch eine Bitte, werte Tieflinge. Gewährt mir eine Audienz beim Herrn von Phintias, sodass ich zumindest ein Schriftstück oder etwas in der Art habe, um die Angehörigen der Toten vollends aufzuklären und unbedachtes Handeln ihrerseits zu verhindern."
    Ibn deutete eine Verbeugung an und stützte sich mit beiden Händen auf seinen Stab, ein mildes Lächeln auf den Lippen.

  • Nach wenigen Sekunden bemerkte Selan, dass bei der Albin kein Puls mehr zu fühlen war.


    "Zu spät, ich war nicht schnell genug."


    Leicht verärgert sah Selan zum Podest hinauf. Immer noch standen diese zwei gar merkwürdigen Figuren da und versuchten immer wieder den anderen davon zu überzeugen, wer nun der stärkere war. Beeindruckt war Selan kurz von dem Herrn in schwarz. Hatte er doch kein bisschen Skrupel weiter aggressive Töne verlauten zu lassen, obwohl der andere bereits Kampfmagier zur Hilfe gerufen hatte. Ironisch wurde er sogar ihm gegenüber, ob derSchwarzkutte wohl bewusst ist, in was für einer Gefahr sie sich gerade begibt?


    "Die Frau könnte noch leben und einen anständigen Prozess bekommen, aber nun ist sie tot! Jedoch nicht durch die Pfuscherei des Henkers. Sie ist kaum blau angelaufen, also nicht erstickt. Das muss eindeutig der Messerstich dieses Poraha gewesen sein, er hat sie auf dem gewissen. Und nichts desto trotz streiten sich die beiden immer noch. Dabei ist doch der Streitpunkt tot, toter geht es ja schon gar nicht mehr! Warum also dann der Streit?"


    Selan breitete seine großen schwarzen Fledermausflügel aus und mit einem beherzten Sprung gewann er schnell an Höhe. Nur wenige Sekunden später landete er sacht am Rande des Podests. Links und rechts einige Meter entfernt, standen die beiden Streitparteien.


    "Nun, also ihr beiden, ich habe keine Ahnung wer ihr seit, aber langsam wird es lächerlich. Ihr habt ja schon sämtliche Leute hier verjagt. Ihr macht ihnen Angst mit eurere Streiterei. Beide seit ihr Narren, euch wegen so etwas fast um zu bringen. Ihr seit wie zwei Goblins im Sandkasten, die sich gegenseitig beweißen wollen, wer die größte Klexelburg gebaut hat! Normalerweise hätte die Albin eine anständige Verhandlung verdient gehabt und nicht so ein Schauspiel, dass ist widerwärtig.", sprach Selan bestürzt und schaute dabei sehr erzürnt den Henker an.


    Freundlich und offen ging der Tiefling ein paar Schritte nach vorn und hielt seine Hände versöhnlich vor seinen Körper. "Aber nun ist sie tot, daran ist nichts mehr zu machen. Wollen wir uns alle nicht wieder vertragen? Kommt schon ihr beiden, umarmt euch einfach ganz lieb. Als dank lade ich euch auf ein großes kräftiges Getränk ein! Wollen wir nicht lieber Frieden schließen? Kommt schon ihr zwei, reicht euch die Arme. Zudem braucht ihr die Leiche noch? Seht ihr, ich bin Nekromant und von daher habe ich da durch aus Verwendung?!"


    >Hoffentlich lenken die beiden ein. Da ist ja der eine Sturer als der andere. Wäre ziemlich unpassend hier auf dem schönen Markt einen Kampf an zu zetteln.<, dachte sich Selan, als er kurz Richtung Osten schaute. Einen großen Schatten hatte er kurz gesehen, der sich hinter den Bäumen verstecke. Jedoch war er sich doch dann nicht ganz sicher, hatte er es sich vielleicht nur eingebildet?

    Nur ein Tag mit Tee, ist ein lebenswerter Tag. (von Selan Todaric)


    Wenn sie mit dir streiten wollen, biete Tee an. Wenn das nicht hilft, schlag sie tot! (von Selan Todaric)


    Kleine Legende:
    "Text" -> Gesprochener Text /\ >Text< -> Gedachter Text

  • Urako stand da wie zu Gramnovenholz erstarrt.
    Der arrogante Alb, der das würdevolle Ende der schiefgelaufenen Exekution vereitelt hatte, verfiel in eine regelrechte Hasstirade, in welcher er Urakos Kleinwüchsigkeit und seinen niederen gesellschaftlichen Stand ansprach. Zwei Dinge, die ihm ziemlich zu schaffen machten.


    Der Henker presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und seine zu Fäusten geballten Hände zitterten vor Wut. Mordgedanken kamen in ihm auf, er wollte dem Alben die Haut vom Gesicht ziehen und ihm dann Sumpfegel in die offenen Wunden legen, damit er langsam bei lebendigem Leibe von innen zerfressen wurde. Als der Alb dann auch noch anfing, mit seinem lächerlichen Gott Kargon zu drohen, hinter dem er sich offensichtlich verstecken musste, platzte Urako endgültig der Kragen.


    Ein zweites Mal riss er sein Beil vom Rücken, um es dem Alben in die Stirn zu schleudern. Ordentliche Hinrichtung hin oder her, aber das ging zu weit! Er holte kraftvoll aus, doch mitten im Schwung nahm er eine schnelle Bewegung aus seinen Augenwinkeln war. Aprubt unterbrach er den tödlichen Wurf. Die Wucht des schweren Beiles, das er eigentlich hatte loslassen wollen, riss ihn ein paar Schritte vorwärts. Stolpernd kämpfte Urako um sein Gleichgewicht, ehe er zum stehen kam.


    Ein Teil der Wachen wandte sich mit erhobenen Waffen der Gestalt zu, die da soeben auf der Plattform erschienen war, die übrigen Wachen behielten weiterhin den Alben im Auge. Grimmig musterte der Scharfrichter den Neuankömmling – es war ein hoch gewachsener Tieflingsmann – über einen Kopf größer als er selbst! - der schwarze Kleidung mit braunen Verzierungen trug. Auf seinem Rücken prangten prächtige schwarze Schwingen.


    Urako blickte unwillkürlich auf seine eigenen fleischfarbenen, narbigen Flügel. Fleischfarben! So dass man jeden Pickel und jede Hautunreinheit sah, genau wie auf dem Rest seines Körpers! War er nicht schon genug mit seiner Kleinwüchsigkeit gestraft? Musste er auch noch obendrein diese unvorteilhafte und kränkliche Hautfarbe haben? Urako konnte regelrecht spüren, wie die Wachen respektvoll zu dem Fremden hinaufschauten – auf ihn selbst schauten sie notgedrungen immer herab. Urakos Fäuste schlossen sich fester um den Griff seines Beils. An diesem verfluchten Tage ging doch alles schief! Womit hatte er das verdient? Wenigstens waren die Leute alle evakuiert worden, so dass niemand diesen mittlerweile dritten Zwischenfall in der heutigen Exekution mitbekam.


    Urako spannte jeden einzelnen Muskel an, als der stattliche Fremde sich vor ihm aufbaute. Die Wachen hoben die Waffen. Doch anstatt den Henker anzugreifen, wie er es erwartet hatte, hob der Neuankömmling beschwichtigend die Hände. Eine Geste, die Urako in seinem ganzen Leben noch nie ausgeführt hatte.



    "Nun, also ihr beiden, ich habe keine Ahnung wer ihr seid“, sprach er ohne Angst zu zeigen, „aber langsam wird es lächerlich. Ihr habt ja schon sämtliche Leute hier verjagt. Ihr macht ihnen Angst mit eurere Streiterei. Beide seit ihr Narren, euch wegen so etwas fast um zu bringen. Ihr seit wie zwei Goblins im Sandkasten, die sich gegenseitig beweißen wollen, wer die größte Klexelburg gebaut hat! Normalerweise hätte die Albin eine anständige Verhandlung verdient gehabt und nicht so ein Schauspiel, dass ist widerwärtig.


    Dem Henker blieb vor Verblüffung der Mund offen stehen. Sollte das ein schlechter Scherz sein? Lauerte irgendwo einer, der ihn nicht leiden konnte, um sich ins Fäustchen zu lachen, wenn er auf diesen albernen Trick hereinfiel? Suchend blickte Urako sich um, konnte aber abgesehen von dem Alben und dem Tiefling nichts Verdächtiges entdecken.


    Hör mal, Grüner“, knurrte er und wippte mit der Axt, „schreib mir nicht vor, wie ich meine Arbeit zu verrichten habe. Die Deliquentin brach sich beim Sturz in das Seil darum nicht das Genick, weil ich es so wollte. Das war Absicht! Verschärfung des Strafmaßes nennt man das. Und wenn der da“, er wies mit dem Beil in Richtung des Alben, „meine Hinrichtung stört, dann stopfe ich ihm das Maul, ganz gleich, ob es dir passt – übrigens genauso wie deins, wenn du dich nicht gleich von meiner Richtgramnove verpisst!


    Urako richtete das Beil wie einen überdimensionierten Zeigefinger in die Ferne, um seine Worte zu unterstreichen. Der neu hinzu gekommene Tiefling mit der makellosen olivgrünen Haut tat daraufhin etwas, das Urako nicht für möglich gehalten hatte, ja, etwas geradezu Unerhörtes.


    Er lud ihn auf eine Trinkrunde ein!


    Urakos Verwirrung steigerte sich ins Unermessliche, sein gesamtes Weltbild stand Kopf. Nicht nur, dass der gesamte Tag heute wie verhext verlief, nein, jetzt lud ihn auch noch jemand, mit dem er sich eigentlich nur zu gern kloppen würde, in die Kneipe ein!


    Hinter dem Rücken des Henkers zischte einer der Kampfmagier, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Urako drehte sich um und konnte gerade noch sehen, wie der leidige Alb davon spazierte, als ob nichts gewesen wäre.
    Sollen wir ihn gehen lassen?“, fragte der Magier.
    Natürlich nicht!“, rief Urako aufgebracht. „Jagt ihn, fangt ihn, pfählt, rädert und vierteilt ihn! Am besten gleich in dieser Reihenfolge! Worauf wartet ihr noch? Hinterher!
    Die Kampfmagier sahen sich kurz an, nickten und stürmten dem Flüchtigen hinterher.


    Urako grinste triumphierend und wandte sich wieder dem Neuankömmling zu. Das Richtbeil hatte er lässig auf die Schulter gelegt.
    Du hast zwar komische Ansichten von Recht und Gerechtigkeit, Froschgesicht, aber wenn du mich auf ein starkes Getränk einlädst, da sag ich doch nicht nein! Vielleicht kannst du mir ja nebenbei verraten, was das für zwei seltsame Gestalten waren, die mir in meine fachgerechte Exekution reingepfuscht haben. Aber es sollte wirklich ein sehr starkes Gebräu sein, denn ich habe einen äußerst beschissenen Tag hinter mir.

  • Die Naturgeister waren milde gestimmt. Die Umstände die die Natur vorfand änderten sich zwar, mal zum Guten und mal auch nicht, doch hielten sich die Bewohner der Siedlung meist in ihrem Terretorium auf, welches die Natur, vergebend und gutmütig wie sie es meistens war, ihnen überlassen hatte. Ja sogar der Pflanzenwuchs drängte nur noch wenig in das Siedlungsgebiet.


    Auch wenn Kor manchmal immer noch nicht verstand warum die Völker Städte und Siedlungen bauen mussten, so musste er sich eingestehen, dass er früher nicht anders gewesen war. Sein Leben hatte sich verändert. Auch sein Art hatte sich verändert, doch war er glücklich mit der Änderung.


    Erst jetzt merkte Kor, dass sich die Wogen in der Siedlung scheinbar ganz geglättet hatten. Nur vereinzelt konnte er noch negative Gefühle aufschnappen und die kamen zumeist von dem kleinen Henker, der, in seiner Ehre gekränkt, vor Wut schäumte, sich jedoch langsam wieder beruhigte.


    In der Gestalt des Wolfes betrat er mit seiner Gefährtin,die er zuvor gerufen hatte, die Siedlung, die nun ruhig da lag und begutachtete wie es den Wesen hier erging. Die ängstlichen Blicke ignorierte er. Was kümmerte es ihn? Er war nunmal lieber in Tiergestalt unterwegs. Sein Gürtel hing an seiner Hüfte und der Dolch warf Regenbogenfarben auf den Boden, die durch das sich in der facettierten Klinge brechende Licht entstanden. Hoch erhobenen Hauptes liefen Kor durch die Straßen ohne aufgehalten oder behelligt zu werden. Wer wollte schon zwei Reitwölfe behelligen, die groß und stark genug waren um selbst den schwersten Poraha zu tragen. Seine Gefährtin war sehr unruhig, durch die vielen ungewohnten Zweibeiner, das spührte Kor, doch sand er ihr beruhigende Gefühle und sie vertraute ihm. Längst hatte sie sich an seine Gefühle gewohnt und es gab niemanden der Kor näher stand als diese Wölfin.


    Zwei Kinder hatten die beiden Wölfe nicht bemerkt und rannten spielend und lachend durch die Straßen. Als sie den beiden Wölfen jedoch genau vor die Füße liefen blieben sie wie angewurzelt stehen. Angst spiegelte sich in ihren Augen, als die wölfin sich ihnen näherte und den Kopf nach ihnen ausstreckte. Interessiert beschnupperte sie die kleinen, die vor Angst wimmerten und die Hose des einen färbte sich langsam dunkel, als dieser vor Angst in die Hose machte. Vom Geruch des Urins angewiedert zog sie die Nase kraus und wand ihren Kopf ab. Die beiden Kinder ignorierend ging sie über sie hinweg als währen sie nicht existent und Kor folgte ihr belustigt.


    Kor jedoch interessierte hauptsächlich die gesundheitliche Verfassung der Leute, denn auch wenn er kein all zu großese Interessa an ihnen hegte so hatte er jedoch nie an den Auffassungen seines Meisters gezweifelt für den Jedes leben kostbar war und wenn möglich erhalten wurde. Über die Möglichkeit der Erhaltung urteilte Kor jedoch selbst.
    In den meisten Bereichen der Stadt roch die Bevölkerung gesund, doch stank es in einigen förmlich nach Krankheit und Verderben. Dort legte er Beutel von seinem Gürtel ab in denen die, seiner Meinung nach, richtige Salbe enthalten war und ging weiter.

  • Verblüfft und etwas überrascht sah Selan der auf einmal verschwindenden schwarz angezogenen Person hinter her.


    "Mhhh, eigenartig. Warum verschwindet er auf einmal? Habe ich ihn etwa verschreckt? Hoffe ihm geht es gut! Oder freut er sich so sehr mit mir einen trinken zu gehen, dass er schon vor raus rennt? Das wäre ja echt schön, vielleicht ist er ein genau so großer Genießer wie ich?", schwärmte Selan noch etwas. Wurde aber in seiner Hoffnung bald gebremst, als er sah, wie der Fremde in Richtung Stadtrand verschwand, verflogt von einigen Kampfmagiern.


    "Tja mein Freund Henker, wie geht es dir so?", sprach er freundlichst und lächelte dabei, "ein Getränk hatte ich dir ja versprochen. Dann floge mir einmal! Ich kenne da einen Laden sage ich dir, oh Himmel! Das Gebräu wird deinem Hals schmeicheln, ein Genuss pur, einfach nur ein Rausch für die Sinne sag ich dir! Aber verrate ich dir mal lieber nicht zu viel, ich will dir den Geschmack nicht zu sehr verraten, lass dich überraschen.", schwärmte der Tiefling dem Herrn des Beiles vor, während er die Flügel ausbreitete und vom Gramnovenprodest in Richtung des Marktplatzes Flog.


    "Sag mal, wie heißt du eigentlich? Zudem, was sollte die ganze Aktion hier, muss das sein? Kann man das nicht vielleicht auch einmal nett klären?"


    Mit einem letzten Schlag seiner schwarzen Fledermaus Flügel landete der grüne Tiefling auf dem Holzboden des Marktes. Langsam kamen die davon gerannten Markt Besucher zurück und schauten was passiert ist. Viel getuschelt und gemunkelt wurde sofort unter den Tieflingen. Hatte doch eigentlich keiner etwas gesehen, wollte doch aber jeder die neueste Neuigkeit verbreiten, so übertrieb man schnell etwas, was schnell zu wildem Geschrei ausartete.
    Böse blicke flogen schnell über den Marktplatz und aus der Höhe der Hängebrücken hinüber zum Henker und verfolgten ihn.


    "Siehst du Henkerchen, hättest du nicht gehänkert, dann würden die Leute jetzt nicht böse auf dich sein. Das ist es, was ich vorhin schon sagte und keinen hier in den Kopf will. Muss man umbedingt jeden Köpfen, was lernt die Person den von einer Henkung?", mahnte Selan, als er den Mark entlang schlenderte und mit erhobenen Zeigefinger den Henker ermahnte.


    "Klappe halten grüner, sonst zieh ich dir gleich noch ne Flunder über!"


    Selan hingegen beachtete den verbalen Angriff des bös daher blickenden Tieflings nicht. Erregte doch etwas anderes seine Aufmerksamkeit. Überall verstreut am Rande des Marktes in der Nähe der Hütten, lagen kleine brauen Beutel herum. Schnell hob er einen der merkwürdigen Beutel zwischen Daumen und Zeigefinger nach oben, hielt ihn etwas vor seine Nase und roch an ihm.


    "Mhhh, riecht aber komisch. Sag mal Henker, lasst ihr neuerdings nicht nur die Hinrichtungen auf dem Marktplatz durch führen, sondern hinterlasst auch noch euren Haushaltsmüll mitten auf der Straße? Also hinein sehen tuhe ich da sicher nicht noch. Ich möchte gar nicht wissen, was darin so stinkt.", murmelte Selan angewidert mit gerümpfter Nase.


    "Hilf mir mal und sammel den Dreck hier mit auf.", sprach Selan und hielt dem Henker einen Stoffbeutel hin, den er aus seinem Mantel gezogen hatte.


    "Wenn das ein kleines Tieflingskind in die Finger bekommt, ist ja wiederlich. Man Tieflinge wollt ihr noch tiefer sinken? Wenn das so weiter geht, kandidiere ich für den nächsten Fürstenposten, hier ist einiges ins Arge geraten. Selan muss hier wohl mal Hand anlegen!", sagte er vor sich hin als zwei weitere Ekel Beutel in seinen Müllsack wanderten. Einige Minuten lang rannte Selan quer durch den Markt, vorbei an genervten Bürgern und schimpfenden älteren Tieflingen. Stolperte er doch etliche male bald über die maroden Holzbretter aus dem der Markt bestand, auch ein kleines Kind, dass gerade einen Sumpfsaft trank, wurde beinahe umgerannt. Doch war seine gute Tat schnell beendet und Freude strahlend kam der Tiefling zum Henker zurück.


    "Los komm Faulpelz, jetzt gehen wir mal einen Bechern!"


    Einige Stände weiter standen beide vor einem Laden mit einem großen Schild mit gar Eindrucksvollen Worten. Lesen konnte man sie nicht, hatte doch der Ladenbesitzer eine sogar für einen Tiefling grauenvolle Krallenschrift.


    "Hey Puschelohr, wir sind wieder da und schau mal wen ich mit gebracht habe. Zwei mal deinen besten, den du auf lager hast!", sagte Selan lachend, während er Urako dabei auf dessen rechte Schulter klopfte.


    Mit leicht ängstlichen und verwirrt blickenden Augen zauberte Tarac schnell zwei Tonkrüge auf den Tisch, dazu eine voll gefüllte Karaffe. Flink füllte Tarac das leckere Tröpfchen ohne zu kleckern in die bereit gestellten Krüge. Kaum konnte Selan es noch erwarten und griff sogleich zu seinem Krug.


    "So mein Freund, auf dein Wohl und nun erzähl mal was, alter Schweigerling!"

    Nur ein Tag mit Tee, ist ein lebenswerter Tag. (von Selan Todaric)


    Wenn sie mit dir streiten wollen, biete Tee an. Wenn das nicht hilft, schlag sie tot! (von Selan Todaric)


    Kleine Legende:
    "Text" -> Gesprochener Text /\ >Text< -> Gedachter Text

  • Du, hoffst, dass es dem Typen mit der Schilfhalmfigur gut geht? Hah! Wenn dem so sein sollte, dann wird sich das gleich ändern. Meinen Jungs ist bisher noch niemand entkommen.
    Urako folgte dem Fremden durch das Dorf, zurück zum Marktplatz. Zwei große Hunde spazierten frei herum und schnüffelten alles an.


    Hier ist Leinenpflicht“, brüllte er und sah sich nach dem Halter um, konnte ihn jedoch nirgends entdecken. „Wie ich diese Viecher hasse“, knurrte er, „stinken, scheißen alles voll und belästigen die Leute. Ganz zu schweigen von dem Dreck, den sie machen und den Krankheiteiten, die sie übertragen.


    Der Aufruhr im Dorf hatte sich weitestgehend wieder gelegt. Die Leute waren nach Hause gegangen oder besuchten den Markt. Dennoch war die Hinrichtung natürlich das Gesprächsthema Nummer eins. Wo Urako vorbei ging, erntete er finstere blicke und hörte gemeines Getuschel, gerade leise genug, dass er es nicht verstand. Er spitze die Ohren, um vielleicht doch ein paar Worte aufzuschnappen, damit er einen Grund hatte, sich mit jemandem zu kloppen. Irgendwie musste er den Frust des heutgen Tages loswerden. Doch niemand tat ihm den Gefallen.
    Dafür quatschte ihn der Fremde unablässig in unangemessen fröhlichem Tonfall zu. Urako ging seine gute Laune auf die Nerven, aber er fühlte sich genötigt zu antworten. Schließlich sollte der Mann ihn auf ein, zwei oder drei Getränke einladen.


    Wie es mir geht, fragst du? Willst du mich verarschen?“ Urako lachte gequält.
    Nun ja – ich habe eine zornige Bevölkerung im Genick, von welcher mich sowieso schon kaum einer leiden konnte. Was glaubst du, wie das jetzt erst ist? Und nun kann ich nicht einmal mehr in die Kneipe gehen, mich an einen Einzeltisch setzen und dort mein Elend ertränken. Und da fragst du allen Ernstes, wie es mir geht?


    Er rempelte einen Tiefling, der ihm entgegen kam, mit der Schulter an, aber dieser ging leider nicht auf seine Provokation ein und ging weiter, als wäre nichts geschehen. Der Fremde fuhr derweile unbeschwert fort, ihn zuzutexten und über die Schlechtigkeit der Todesstrafe aufzuklären. Urako spuckte verächtlich aus.
    Ich sag dir das gleiche, wie auch dem Albenmagier: Ich bin bloß der Vollstrecker. Ich habe das Urteil nicht gefällt und auch nicht die entsprechenden Gesetze erlassen. Aber alle hacken auf mir rum! Der Richter hingegen genießt sogar noch hohes Ansehen, vom Fürsten und den Ratsmitgliedern ganz zu schweigen. Dabei sind sie es doch, die dafür verantwortlich sind. Aber so ist das immer – der Henker ist der Sündenbock. Ich muss den Kopf herhalten für alles, obwohl ich gar nichts dafür kann. Die eigentlichen Schuldigen, die bleiben unbeachtet und genießen auch noch gesellschaftliches Ansehen.


    Er ballte seine Fäuste.
    Darüber hinaus finde ich die Todesstrafe gut“, sagte er leise, „hast du eine Ahnung, was es kostet, einen für mehrere Jahre einzusperren? Phintias ist arm, wir können uns das nicht leisten. Also geht alles ganz fix: Anklage, Folter, Geständnis, Urteilssprechung, Exekution. So einfach ist das. Schnell und preiswert.


    Während er sprach hatte sein Begleiter angefangen, kleine Säckchen aufzulesen, die überall herum lagen.
    Was bei allen Sumpfdrachen ist das?“, murmelte Urako. Er hob eines der Säckchen auf, sah hinein und schleuderte es schreiend von sich. „Fass das nicht an!“, rief er. „Das ist ist irgendein Zauber, der die Bewohner der Häuser, vor denen die Säckchen liegen, schaden soll! Das bringt bestimmt Unheil, macht krank oder impotent! Vielleicht sogar alles zusammen!
    Doch der Fremde, der das alles für herumliegenden Müll hielt, fuhr fort, alles einzusammeln und in einen großen Sack zu stecken. Urako hielt vorsichtshalber Abstand.


    Der Fremde führte ihn zu dem Stand von Tarac, einem Tiefling mit Puschelohren, den Urako nur zu gut kannte. Er und der Fremde begrüßten sich überschwänglich wie zwei alte Kumpels. Der Henker beobachtete es argwöhnisch.
    Hallo, mein Freund“, grüßte Urako schließlich mit honigsüßer Stimme. Wenn ich mich recht entsinne, schulde ich dir noch einen Unterkieferbruch als kleines Dankeschön für eine aufgeplatzte Augenbraue.


    Du hast gar keine Augenbrauen, Henker“, erwiderte Tarac unbeeindruckt. „Außerdem bin ich geschäftlich hier. Kaufe etwas oder verschwinde, sobald du ausgetrunken hast.“ Er goss zwei Krüge voll eines dampfenden Gebräus – offensichtlich Glühwein - und schob Urako und dem Fremden jeweils einen hin. Sie stießen an.


    "So mein Freund, auf dein Wohl und nun erzähl mal was, alter Schweigerling!", sprach der Fremde überschwänglich. „Auf mein Wohl. Ich heiße übrigens nicht der Henker, auch wenn mich leider fast alle nur auf meine Arbeit reduzieren, sondern habe - man mag es nicht glauben - sogar einen Namen. Du kannst Urako zu mir sagen“, erwiderte er und nahm einen großen Schluck. Kaum hatte er das Getränk im Mund, stiegen ihm die Tränen in die Augen, er hustete, die Hälfte lief ihm aus dem Mund und die andere landete reflexartig in seinem Magen. Er würgte, hielt sich die Hand an den Hals und rülpste mehrmals hintereinande, als würde er sich gleich übergeben.
    Was ist das für eine Plärre?“, röchelte er. „Willst du mich vergiften?


    Im nächsten Moment kam ein Kind angerannt, offensichtlich der Sohn von Puschelohr und zupfte an der Kleidung seines Vaters. "Da sind zwei Wölfe!", sagte er immer wieder, doch Tarac lachte nur.

  • Kor war zufrieden mit sich. Die Leute hier würden genesen. Nun wo seine Pflicht in dieser Siedlung getan war konnte er sich wieder ruhigen Gewissens der Natur widmen. Also machte er kehrt und begab sich auf den Weg zurück in die Sümpfe, als er jemanden rufen hörte.


    "Fass das nicht an! Das ist ist irgendein Zauber, der die Bewohner der Häuser, vor denen die Säckchen liegen, schaden soll! Das bringt bestimmt Unheil, macht krank oder impotent! Vielleicht sogar alles zusammen!", meinte die Stimme. Und Kor, der schon schlimmes beführchtete, hetzte um die Häuserecke, nur um zu sehen, dass jemand alle seine Arzneien entwendet hatte. Wutentbrand folgte er dem Geruch und fand die Säckchen jedoch nicht.


    Außer sich vor Wut versuchte er den Schuldigen aufzuspühren, doch der Geruch der Medizin überdeckte den ohnehin schon schwachen Geruch der Person die er suchte. Knurrend schritt Kor durch die Straßen, seine Gefährtin im Schlepptau und wer ihm begegnete suchte, einer bösen Vorahnung folgend, das Weite, denn in seiner Wut schnappte Kor nach jedem der ihm zu nahe kam, ohne jedoch jemanden zu erwischen.


    "Da sind zwei Wölfe!", hörte Kor gedämpft aus einiger Entfernung. Ein kleines Kind zupfte an der Kleidung seines Vaters. Dort stand auch der Henker und eine weitere Person, die Kor bis jetzt noch nicht gesehen hatte, doch roch sie nach seiner Medizin. Kor brannte vor Wut und er sand dieses Gefühl zur kleinen Gruppe auf die er knurrend zuging. Der Wind pfiff scharf, als reagiere die Natur auf seine Wut und stimme in seine Wut ein. Das Kind begann zu weinen und klammerte sich kniend an das Bein des Vaters, der, gepackt von der plötzlichen fremden Wut die er nun empfand, fast einen halben Krug der Flüssigkeit verschüttete, die er seinen Gästen servierte. Sie landete direkt auf dem Tisch und lief von dort in Richtung der Hose des einen der seine Medizin weggeworfen hatte.

  • "Na na na ihr beiden, nicht streiten! Seit lieb zu einander, in Ordnung? Nun gebt euch die Hand und vertragt euch wieder, vergeben und vergessen!", ermahnte Selan mit eindringlichen Worten und erhobenen rechten Zeigefinger, als der Henker gerade zum Glas griff und einen großen Schluck nahm. Schnell war der halbe Becher, den der Henker gierig getrunken hatte auch schon wieder aus ihm heraus gekommen und landete auf dem Holzboden. Etwas ungehalten reagierte Urako mit bösen Worten auf dieses gar köstlich mundende Getränk, dachte Selan.


    „Pläre? Vergiften? Mein liebster Henker, dass ist Elbisch Grün! Einen der besten grünen Tees, die man in ganz Lordranion bekommen kann. Manche Tieflinge würden gar ihre ganze Schrumpfkopfsammlung verkaufen, nur um diesen Tee einmal riechen zu können. Halte also deine Zunge im Zaum und genieße einfach das vollendete Aroma, dieses so edlen Tropfens.", erwiederte Selan und nahm die Tasse am Henkel in Zeigefinger und Daumen. Mit geschlossenen Augen trank er einen kleinen Schluck und verharrte einen Moment in dieser Position.


    Gerade in diesem Moment kam eine kleine Gruppe Kinder am Stand vorbei und schaute Urako kurz an. Wie im Chor begannen sie plötzlich zu singen und mit dem Finger auf Urako zu zeigen.


    "Henkerlein du altes Schwein, machst dir in dir Hosen rein!", sangen sie und rannten danach eben so schnell lachend wieder weiter, wie sie her gekommen waren.


    Mit einem hauchen aus dem Mund schaute Selan zu Urako herüber und erklärte ihm noch einmal Eindringlich, "Ein echter Teekenner genießt den Augenblick musst du verstehen. Wenn der Tee die Zunge und den Gaumen umschmeichelt, zudem den Rachen herunter fließt. Ich sage dir dieses Gefühl musst du erleben. Nimm doch noch einmal einen Schluck, schließe die Augen und versinke beinahe im Land der Träume wenn du ihn trinkst. Ich garantiere dir, dass ist ein Erlebnis für die Sinne. Öffne dich dem Tee Urako, öffne dich!"


    Eindringlich waren die Worte Selans, beinahe ein Teegebet an den Teegott, der des öfteren auch einfach nur Teewirt genannt wird.


    "Du musst noch viel lernen Henker, dann wirst du das auch alles zu schätzen wissen und nicht ausspucken. Ich gebe dir den Tip, reise in die Ferne und probiere Teesorten aus. Überall musst du sie kosten, nur so wirst du ein wahrer Teemeister Henker! Aber nun einmal zu etwas anderem, weil wir gerade bei Henker sind. Wie ich aus deinen Worten hörte, magst du deinen Beruf nicht sonderlich oder irre ich mich da? Wenn ja würde ich das schon merkwürdig finden, die meißten Kenker haben doch ein sehr merkwürdiges Verknügen an ihrem Beruf, nicht wahr? Weiß gerade nicht wie ich dich einschätzen soll, bist du eher ein einfaches Rad der Justiz oder doch der klein gaunrige Halsabschneider?", gab Seland grinsend von sich.


    "Verstehst du? Halsabschneider und du bist Henker als Beruf!"


    Lachend beugte sich Selan mit dem Oberkörper nach vorn, klopfte mit der rechten Hand auf Urakos Schulter und mit der linken hielt er sich sein Gesicht.


    "Schuldige, der musste sein. Ach im übrigen, entschuldige, bin manchmal eine Quasselstrippe und habe ganz vergessen mich vor zu stellen. Ich bin übrigends Selan Todaric, freut mich sehr deine Bekanntschaft zu machen Henkerlein", sagte er und reichte Urako mit einem sehr freundlichen Lächeln die rechte Hand. Gerade wollte Selan weiter reden, als der Sohn Taracs winzelnd in sein Geschäft gerannt kam und schrie: "Da sind zwei Wölfe!" Sofort war sein Vater in heller Aufregung und verschüttete etwas von dem Tee der Kanne, die noch auf seinem Markttisch stand.


    "Tarac, was tuhst du da nur, der Tee!", entsetzen stand auf Selans Gesicht. Ergoss sich doch der Tee auf den Fußboden und durch diesen hindurch mitten in die Sümpfe Phintias. Trauer machte sich in Selan bereit und eine Träne rann ihm bei diesem Anblick über das Gesicht. Einige Augenblicke dauerte es bis Selan wieder zu sich kam. Saß doch der Schock des vergossenen edlen Tees zu tief. Erst wenige Augenblicke später bemerkte er, dass der Sohn immer noch wie panisch über irgend welche Wölfe redete. Langsam ging der zwei Meter und neunzehn Zentimeter große Selan zu dem kleinen Jungen hinter den Tresen und legte seine Hand auf dessen Kopf.


    "He Kleiner, keine Angst. Du hast bestimmt nur geträumt. In dieser Gegend gibt es keine Wölfe, die Leben viel weiter weg und kommen auch nicht hier her. Wölfte haben viel zu viel Angst vor uns, als das sie sich hier blicken lassen."


    Mit Angst verzerrtem Gesicht stand der kleine Junge da, hob die rechte Hand und zeigte zu einer Stelle hinter Selan, so sich dieser darauf hin um drehte. So Standen in einem Abstand von weniger als fünt Meter zwei große Tiere vor dem Stand.


    Vollkommen perplex und überglücklich sah er die beiden an und klatschte dabei in die Hände.
    "Also nein, das gibts ja nicht, mei sind die niedlich!"


    Schnell drehte er sich wieder zu Taracs Sohn um. "Nun mal ernsthaft kleiner, das sind keine Wölfe, das sind nur große Hunde. Das kommt schon mal vor, dass die so groß werden. Eindeutig überfuttert, dass ist alles! Ich hatte früher mal genau so einen. Nun ja... fast, hatte nur Puschelohren wie dein Vater, helleres Fell, Ringelrute und ein wenig kleiner. Aber ansonsten sah er fast genau so aus!", erzählte der Tiefling mit Stolz geschwellter Brust.


    Schnellen schrittes ging Selan aus dem Stand heraus zu der nur wenige Meter entfernten Gramnove und fing dabei vor Freude leise an zu singen und zu summen. "Henkerlein du mhhh mhhh mhhhh, machst dir in die Hosen rein. Mhhh Mhhhhh Mmmmhhhhh, machst dir Hoden rein."


    An der Gramnove angekommen brach er zwei niedrig hängende morsche Äste ab und schaute noch einmal zu dem kleinen Jungen herüber.


    "Vor den Zwei Wau-Waus brauchst du gar keine Angst haben, selbst wenn sie ihre Zähne zeigen sollten. Die Lächeln doch nur und können das nicht anders.", schnell war Selan wieder am Stand und erklärte, "Kurzer, die wollen alle nur das selbe – spielen. Wirf ihn einen Stock hin und schon sind sie deine besten Freunde und wollen nur noch mit dir spielen. Ich zeig dir das mal."


    Mit den zwie Stöcken in der linken und rechten Hand ging Selan unter den immer mehr werdenden Blicken der Marktbesucher einige Schritte nach vorn und witmete sich nun ganz den Hunden.


    "Na komm Pfiffi Pfiffi. *Pfeif* Na komm her! *Pfeif* Nicht so faul ihr beiden, kommt her ihr paar lieben. Ja seit ihr niedlich? Ja seit ihr das?", versuchte Selan die beiden an zu locken.


    "So, der Onkel Selan spielt mit euch jetzt Stöckchen Werfen, in Ordnung? Ich werfe die Stöcke und wer mir als erstes den Stock zurück bringt, bekommt von mir ein ganz leckeres Würstchen, habt ihr das verstanden? Achso, meine damit nicht Urako, dachte da an ein richtiges Würstchen vom Metzger.", versuchte Selan den Hunden zu erklären, während er kurz zu Urako grinsend herüber schaute.


    Schon einen Augenblick später schnellten beide Stücke, die von Selan gewurfen wurden, hinüber zu den beiden großen Hunden. Gerade als die Stöcke flogen, sah er die beiden Hunde noch einmal sehr intensiv an. Hatter er doch schon die gesamte Zeit, seit sie da waren ein eigenartiges Gefühl. Aus irgendeinem Grund bauten sich in seinem innersten, nur ganz schwach fremdartige Gefühle auf. Konnte er doch die Gefühle nicht zu ordnen, waren sie doch zu schwach, aber sicher schien er sich zu sein, dass es nicht seine waren. Selan gab dies sehr zu denken und wurde den Gedanken nicht los, dass diese fremdartigen Gefühle die er leicht spührte und eindeutig nicht seine waren, etwas mit den beiden Hunden zu tun hatten.

    Nur ein Tag mit Tee, ist ein lebenswerter Tag. (von Selan Todaric)


    Wenn sie mit dir streiten wollen, biete Tee an. Wenn das nicht hilft, schlag sie tot! (von Selan Todaric)


    Kleine Legende:
    "Text" -> Gesprochener Text /\ >Text< -> Gedachter Text

  • Tee“, wiederholte Urako ausdruckslos. „Du sprichst von einem starken Getränk und lädst mich auf einen ordinären Blättersud ein? Na ja, was habe ich erwartet - der Tag hat beschissen angefangen, warum sollte er gut enden?
    Resigniert hielt der Henker seinen Krug zu Tarac hin. „Einmal nachschenken. Wenn ich meinen Frust schon nicht ertränken kann, so will ich mir wenigstens die Hände wärmen. Die sind ganz kalt geworden von all dem Stress. Und ja, ich hasse meine Arbeit... wobei, die Arbeit selber ist eigentlich ganz angenehm, aber das ganze Drumherum belastet mich ziemlich. Als Henker ist man der Sündenbock für alles. Dabei habe ich mir weder die Folterinstrumente noch die Todesstrafe überlegt - und für die Gesetzeslage kann ich auch nichts. Ich erledige bloß die Drecksarbeit, für welche die eigentlichen Verantwortlichen sich zu fein sind. Als Dankeschön behandelt die Bevölkerung mich wie den letzten Dreck und ich muss sogar in der Kneipe an einem Einzeltisch sitzen.


    Urako atmete tief durch, um wieder ruhig zu werden. Sich über all das aufzuregen hatte doch keinen Sinn, es gab ihm ohnehin heute niemand einen Vorwand, sich mit ihm zu kloppen, wozu also Energie verschwenden. Außerdem musste er einen kühlen Kopf erlangen, um darüber nachzudenken, wie er seinen jetzt noch miserablen Ruf wieder hinbiegen könnte. Die nächste Hinrichtung musste extra spektakulär ausfallen, so viel stand fest, vielleicht könnte er den Rat davon überzeugen, das vor einer Verurteilung stattfindende grausame Verhör öffentlich zu machen. Der Gedanke an brutale Gewalttaten beruhigte ihn zunehmend. Gab es etwas Schöneres, als Leute, die es verdient hatten, der Gerechtigkeit zu übergeben? Hart, aber gerecht, so war das Gesetz und es war gut. Gesegnet sei der neue Fürst! Er seufzte zufrieden. Tarac machte sich daran, einen neuen Tee für Urako aufzubrühen.


    In dem Moment rannte eine Bande Lausbuben an ihnen vorbei und sang:
    Henkerlein, du altes Schwein, machst dir in die Hosen rein!
    Der leere Krug zersplitterte in Urakos Hand. Ein tiefes Grollen entrang sich seiner Kehle. War eigentlich öffentliche Züchtigung unerzogener Drecksblagen gestattet? Wahrscheinlich nicht. Hatte er sich gerade noch über die gegenwärtige harte Justiz gefreut?


    Ihr widerlichen Kinderlein, ich schlage euch den Schädel ein!“, äffte Urako den Singsang der Kinder nach, die lachend in die Luft flatterten und davon flogen. Der Henker kochte vor Wut. Der Fremde hielt ihm derweile selig lächelnd einen Vortrag über die beruhigende Wirkung des Kräutersuds. Urako spürte, wie sein Kopf rot wurde. Im gleichen Moment verschüttete Tarac auch noch den Tee, den er für ihn aufgebrüht hatte. Das war der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Eine Wut überkam ihn, wie er sie lange nicht gespürt hatte.
    Der, der sich als Selan vorgestellt hatte, summte die Melodie des Spottliedes leise vor sich hin. Dann sang er es falsch nach: "Henkerlein du mhhh mhhh mhhhhmhhh, machst dir Hoden rein.


    Urakos geballte Fäuste zitterten. Er hatte den unbändigen Drang irgendetwas oder irgendjemanden zu zerstören. Am besten Selan. „Was gehen dich meine Eier an?“, fauchte er. Diese Frechheit war endgültig zu viel! Das war eindeutig ein Angriff auf seine Männlichkeit! Er würde diesem Grünspan zeigen, wo das Henkersbeil hängt! Er holte mit der Faust aus, um dem Fremden das Nasenbein in Stücke zu sprengen, hielt aber plötzlich mitten im Schlag inne, als wäre er zu Stein erstarrt.


    Unvermittelt tauchten in seinem Blickfeld die beiden freilaufenden großen Hunde wieder auf. Sie starrten die beiden Tieflinge an und knurrten. Dieses Verhalten war ungewöhnlich, zumal die Tieflinge die Tiere nicht provoziert hatten. Außerdem hatte Urako das Gefühl, als würde dieser extreme Zorn, der ihn gepackt hatte, nicht nur von ihm selber kommen, sondern irgendwie... von außen.


    Eines stand fest, dies waren keine gewöhnlichen Hunde. Sie benahmen sich zu unnormal und schienen eine seltsame Aura zu verströmen. War das... Telepathie? Kam der Zorn etwa von ihnen? Wenn ja, was wollten sie von ihnen? Sicherheitshalber nahm Urako sein Beil zur Hand, ging in in die Knie und spreizte die Flügel, um sich mit einem großen Sprung in die Lüfte erheben zu können.


    Selan hingegen geriet beim Anblick der Hunde völlig aus dem Häuschen, schwärmte von ihnen, begann sie in Babysprache anzureden und warf ein Stöckchen. Der Typ musste ein entlaufener Irrer sein! So unverwüstlich gute Laune konnte kein normaler Tiefling haben! Irre oder nicht, jetzt würde er vielleicht seine Hilfe benötigen.
    Vorsicht, Magie“, zischte Urako und stieß ihn mit dem Ellebogen an, „halt dich bereit!

  • Kor war wütend. Er war stocksauer, doch sein Gegenüber schien garnicht zu verstehen was hier eigendlich los war.
    Kor lies seine Schultern sacken, doch sein vor Wut gestreubtes Nackenfall beruhigte sich noch nicht. Dieser arme Kerl verstand scheinbar noch nicht einmal mit wen er da verärgert hatte, geschweigedenn wie er ihn verärgert hatte.
    Zwei mal tief durchatmend nahm er seine normale Form an und hielt seinem Gegenüber die offene Hand hin während er mit der Anderen auf die Medizinbeutel wies. Seine Gefährtin knurrte immer noch, doch Kor sand ihr beschwichtigende Gefühle.


    Er versuchte sich angestrengt zu erinnern wie man normal sprach. So lange hatter das nicht mehr getan und er wusste nicht einmal warum er sich die Mühe machte doch irgendwie tat ihm dieses Wesen leid.


    "Gib....Beutel!", sagte er und verstärkte seine Aussage mit einem drängenden Gefühl, dass er seinem Gegenüber sand.

  • "Siehst du mein Kleiner, die Hunde sind ganz lieb. Gleich kannst du erleben was geschieht, wenn sich jemand mit Hunden gut auskennt, so wie ich, das in die Hand nimmt. Schau nur hin, gleich rennen sie den Stöcken hinterher und kommen wedelnd wieder. Komm nur her, du darfst sie gern streicheln und auf ihnen reiten, wenn sie ihre Stöckchen geholt haben.", sprach Selan in seiner immer ruhigen Art zu Taracs Sohn.


    "Ach ja Urako", sprach er während die Stöcke gerade über die beiden Hunde flogen, "zufrieden bist du ja nicht bei deiner Arbeit wie du ja schon selbst eingesehen hast. Auch wenn der Beruf dir spaß macht, wenn er dich belastet muss ich dir mitteilen, ist er eindeutig der falsche für dich. Wenn du weiter arbeitest wirst du nicht Glücklich, sondern er Beruf wird dich zerstören, schau dich nur an, was ist mit dir in 20 Jahren? Willst du dann immer noch einen Beruf ausüben, der dir nicht bekommt? Am Ende landest du noch bei einen verrückten Goblin Zauberer, der dir bei deinen Depressionen weiter helfen soll und dir zu einem übertriebenen Preis Wundermittelchen andreht. Ist dies die Zukunft die du dir wünscht? Urako, es gibt so viele andere schöne Berufe die zu dir passen würden.", erzählte Selan mit eindringlichen Worten und beruhigend ernster Mine.


    "Wäre Gärtner nicht was für dich? So dermaßen beruhigend, dass würde deinen unruhigen Charakter immens beruhigen und dein Leben um gut 10 Jahre verlängern. Oder was ist mit Tee- Bauer? Stell es dir nur einmal vor." schwärmte Selan ausgelassen während er dabei selber etwas anfing zu träumen, "du lebst an einen wundervoll sonnigen Berghang in eine großen geräumigen Häuschen. Kilometer weit keine Seele die dein Gemüt trüben könnte. Ruhe so weit der Geist schweifen kann. Und dazu die Luft voll schwebender Aromen der Teepflanzen. Urako mein Freund! Ich glaube das muss ein Beruf für dich sein, nutze die Chance und ich helfe dir bei allem!", himmelte Selan Urako an, während ihm fast eine Träne über das Gesicht lief und er aus Freude und Entschlossenheit die Faust vor seinem Gesicht ballte.


    Gerade fertig mit seiner Ansprache drehte Selan sich um, "hätten die Hunde nicht schon längst zurück sein müssen?"


    Doch standen die beiden Hunde noch genau so da wie vor Selans Ansprache. Ein kurzes knuffen in den Rippen bemerkte er plötzlich. Urako war dies, war er doch hervor geschnellt und brüllte etwas von Magie. Gerade wollte Selan ihn noch überzeugen, das hier keine Magie am Werk seih, wurde er eines bessern belehrt. Verwandelte sich doch vor seinen verwunderten Augen einer der Hunde plötzlich in einen Poraha. Selan war fassungslos und sprachlos zugleich. Ungläubig blickte er die Gestalt an, hatte er doch so etwas vorher noch nie in seinem Leben gesehen.


    Selan stand einfach da, perplex, was gerade geschehen war. Gerade wollte Selen etwas sagen, als der Fremde langsam seinen Arm hob und mit dem Finger auf ihn zeigte. Zuerst dachte der Tiefling noch er meinte ihn, doch bemerkte Selan recht schnell, dass er auf den Müllbeutel zeigte, den Selan immer noch bei sich trug.


    Der Fremde bewegte gar merkwürdig seinen Mund, als würde er etwas heraus würgen wollen. Doch kamen nur undeutliche Laute heraus, die sich schnell in verständliche Sprache verwandelten.


    "Gib....Beutel!", sprach der Fremde, als hätte er Probleme beim Sprechen oder dies nie gelernt.


    Selan wusste nicht recht wie er sich verhalten sollte. Doch wollte der Fremde unmissverständlich den Beutel haben.


    "Meinst du den Müllsack hier? Aber darin ist nur stinkendes Zeug was hier herum lag und ich dann noch weg bringen wollte. Aber wenn du willst, kannst du ihn haben, was auch immer du damit vor hast."


    Mit einem kurzen Schwung schmiss Selan den Beutel kurz vor die Füße des Fremden.


    "Mhhh, ach im übrigen, wer oder was bist du eigentlich und wie kannst du dich verwandeln, mal ehrlich, wie geht das? Ich bin ja nun viel herum gekommen, kenne unheimlich viele Rassen und Leute. Bin ein Freund des geschriebenen Wortes, aber von so einer Zauberei wie bei dir habe ich noch nie etwas gelesen oder gehört. Verrätst du mir, wie das geht?", gab Selan mit herzlichsten Worten von sich, während darin unmissverständlich Begeisterung mitschwang.

    Nur ein Tag mit Tee, ist ein lebenswerter Tag. (von Selan Todaric)


    Wenn sie mit dir streiten wollen, biete Tee an. Wenn das nicht hilft, schlag sie tot! (von Selan Todaric)


    Kleine Legende:
    "Text" -> Gesprochener Text /\ >Text< -> Gedachter Text

  • Gärtner? Teebauer? Du hast wohl nicht mehr alle Schilfhalme in der Hütte! Ein echter Mann beschäftigt sich nicht mit solchem Weiberkram. Auch wenn mein Job scheiße ist – also nicht der Job, aber wie die Leute auf einen Henker reagieren und so – aber solche Weichflötenarbeit mit Blümchen ist auch nicht besser. Dann halten sie mich am Ende nicht nur für den Sündenbock, sondern auch noch für schwul! Da fällt mir ein, was arbeitest du eigentlich so, hm? Lass mich raten: Du bist ein Töpfer und fertigst diese winzigen Teetässchen, die kein normaler Tiefling benutzen kann, weil sie so winzig sind, dass sie schon vom Angucken zerbrechen. Stimmts?


    Urako hatte das letzte Wort gerade ausgesprochen, da geschah etwas höchst Ungewöhnliches: Einer der Hunde verformte sich, als würde er aus Tonmasse bestehen und jemand würde ihn kräftig durchwalken, seine Hinterbeine langziehen, den Schweif eindrücken und die Schnauze mit der flachen Hand ins Gesicht pressen. Und plötzlich stand da kein Hund mehr, sondern ein ausgewachsener Poraha. Wenn Urako nicht bereits das Höchstmaß an Blässe aufweisen würde, er würde nun erbleichen. Stattdessen stand er da mit offenem Mund und glotzte.


    Der Poraha wies auf den Müllsack, den Selan vorhin befüllt hatte und sagte etwas undeutlich, aber verständlich, dass er ihn haben wolle. Der geschwätzige Tiefling warf ihm den gewünschten Gegenstand kurzerhand vor die Füße. Auch er schien überrascht zu sein, doch erlangte seine Fassung relativ schnell wieder und fragte, wie der Poraha das gemacht hätte.


    Das würde mich auch mal interessieren“, murmelte Urako. „He, Tarac, gib mir noch `nen Tee. Geht auf Selans Rechnung. Irgendwas beruhigendes, bitte. Mit Schuss. Ach was, mix mir gleich `nen Doppelten.


    Ohne hinzusehen nahm er einen großen Krug frischen Baldriantee entgegen, der ein wenig nach Schilfrohrschnapps roch.


    Ich hab`s gewusst“, sprach er leise vor sich hin, „da ist Magie im Spiel. Zum Glück hab ich die komischen Sachen nicht angefasst, die er überall im Dorf breitgeschmissen hat.


    Dann sagte er lauter:


    Was bist du überhaupt für einer – und warum verhext du unser schönes Dorf? Dir ist schon klar, dass so was hier nicht ungestraft bleibt?