Floh und ihr Ausflug ins Paradies

  • Floh, wie ihre Freunde sie immer nannten, da sie sogar für eine Goblinfrau sehr klein gewachsen war, bibberte vor Aufregung. Heute würde sie endlich ihre Lieblingsband hören!
    Auf dem grossen Markt hatten die Leute eifrig gemunkelt, dass Ghuls’n’Goblins in der Taverne zum Schluckspecht spielen würden. Ghuls’n’Goblins! Nur schon der Name sagte doch alles aus! Eine spritzige Mischung von gut aussehenden Goblins und… nun ja, einem nicht ganz so attraktiven Ghul. Doch das mochte man ihm verzeihen, wenn man erst hörte, welch wundervolle Klangfarben er seiner Knochenflöte entlockte.


    Verträumt hüpfte sie deshalb an diesem Abend in einem Kleidchen, das viele bunte Flicken aufwies und ihre stämmigen Goblinbeinchen zur Geltung brachte, den beleuchteten Weg entlang, der zu der weithin bekannten Gaststätte führte. Ihre pinkgefärbten Haare hatte sie mit getupften Bändern zu zwei vorwitzigen Schwänzen zusammengebunden. Ihre langen spitzen Lauscher waren mit bunten Ohrsteckern versehen. Ihre Mutter nannte sie zwar oft liebevoll Schlappohr, doch trotzdem mochte Floh ihre leicht hängenden Ohren gerne.
    Ausnahmsweise trug sie sogar ein Paar Schuhe, was sie normalerweise nicht für nötig befand, weil sie lieber die Freiheit hatte, mit den Zehen herum zu wackeln. Nichts desto trotz hatte sie sowohl die Finger- als auch die Zehennägel passen zu ihren Haaren lackiert.


    Die Nacht war bereits hereingebrochen und so herrschte ein reges Treiben vor dem Schluckspecht. Eine riesige Schlange hatte sich vor dem Eingang gebildet und alle möglichen und unmöglichen Kreaturen warteten darauf, eingelassen zu werden. Es herrschte ein reges Gedränge und bereits waren genervte Stimmen zu vernehmen.
    Floh trippelte unruhig von einem Fuss auf den anderen und versuchte einen Blick auf die Tür zu erhaschen. Einmal mehr schimpfte sie über ihre Grösse – sie erreichte gerade einmal 88cm, obwohl sie immer steif und fest behauptete 90cm gross zu sein. Leider nützten ihr diese Behauptungen im Augenblick wenig, denn obwohl auch viele Goblins anwesend waren, um die Band zu sehen, war sie eindeutig die kleinste Persönlichkeit hier.
    Als ein junger Alb sie beinahe über den Haufen rannte, funkelte sie ihn wütend an und schimpfte ihn einen Kamelfuss, was ihr jedoch keine weitere Beachtung einbrachte.
    Kurz überlegte Floh, sich durch die vielen Beine hindurchzuzwängen, doch schnell verwarf sie diesen lebensmüden Gedanken wieder. Nicht einmal einen Blick durch eines der Fenster konnte sie erhaschen, denn zu viele andere hatten sich bereits dort versammelt und kämpften darum, einen Blick ins Innere des Hauses zu erhaschen.


    Frustriert kickte das Goblinmädel nach einem Stein, welcher wie eine kleine Kanonenkugel davonspickte. „Miiiaaaauuu!“, erklang ein schmerzliches Fauchen und eine getigerte Katze huschte wie vom Blitz getroffen um die Ecke herum davon. Schuldbewusst zuckte Floh zusammen. Sie war zwar im Allgemeinen keine Tierliebhaberin, aber bei Katzen machte sie da eine Ausnahme. Der eigensinnige und unabhängige Charakter faszinierte sie, ebenso wie die berechnende Intelligenz dieser Wesen. Da sie momentan sowieso nicht näher ans Haus herankommen würde, beschloss sie, kurz nach der Katze zu sehen. Womöglich war sie verletzt. Und vielleicht gab es hinter dem Haus ja doch noch ein Fenster, wo sie in den Schankraum blicken oder wenigstens die bombastische Musik mithören konnte!


    Ohne zu zögern nahm sie ihre Beinchen in die Hände und rannte der Katze hinterher.
    Von dem Tier war weit und breit nichts zu erkennen, was vielleicht aber auch an der Dunkelheit liegen mochte. Hier war der Geräuschpegel nur noch gedämpft zu vernehmen. Leider auch die Trommel- und Flötenklänge, welche nun plötzlich eingesetzt hatten. Sie wurden von lauten Jubelrufen untergraben und Floh ballte wütend und verzweifelt zugleich ihre kleinen Fäuste.
    „Das ist doch Mäusemist!“, schimpfte sie. Wann kam es schon einmal vor, dass sie am Abend nicht arbeiten musste und gleichzeitig noch Ghuls’n’Goblins ein Konzert gaben? NIE!
    Und ausgerechnet jetzt hatte sie sich keinen Platz ergattern können.


    Plötzlich hörte sie ein Rascheln und ihr Blick wanderte erschrocken in die Höhe. Doch es war nur die Katze, welche sich auf einen Brennholzstapel geflüchtet hatte, der an der Wand der Gaststätte angelehnt war. Die orangefarbenen Augen leuchteten vorwurfsvoll und Floh murmelte eine halbherzige Entschuldigung. „Jetzt sind wir aber quitt, du hast mich auch erschreckt!“, brummte sie der Katze zu. Diese drehte sich um, und zottelte mit hoch erhobenem Schweif über den Stapel hinweg davon.


    Floh stutzte plötzlich. Ihr Blick war an einem Fenster hängen geblieben, welches sich nur etwa eineinhalb Meter über dem ordentlich gestapelten Holzhaufen befand. Ihr Herz jubelte vor Freude auf, als sie erkannte, dass der Schimmer einer Lampe hervorzüngelte und es einen Spalt breit offen stand, damit der Bewohner in den Genuss der kühlen und erfrischenden Nachtluft kommen konnte.
    Einen Moment zögerte sie. Ihre Mutter hatte ihr oft erklärt, dass ihre Kletterkünste keine Tugend seien und sie besser wichtigere Fertigkeiten präzisieren sollte. Denn Floh hatte ihren Namen nicht nur allein wegen ihrer Grösse, sondern auch, weil sie wie ein Floh alles zu erklimmen vermochte, was ihr im Weg stand oder einfach darunter hinwegkroch.
    Als jedoch die Menge im Haus erneut aufjubelte und somit den grossen Ginimo stürmisch begrüsste, war dies für das Goblinmädel Ansporn genug. Sie musste in den Schluckspecht hineingelangen- koste es, was es wolle!


    In ihrem Eifer flogen die Schuhe in hohem Bogen davon und verfehlten nur um Haaresbreite die Katze, welche sich neugierig wieder näher gewagt hatte.
    Dieses Mal hatte Floh jedoch keinen Gedanken für das Tier übrig, stattdessen konzentrierte sie sich auf ihre weiteres Vorgehen. Tatsächlich war es eine Leichtigkeit, den Brennholzstapel zu erklimmen. Ihre beweglichen Zehen nutzten jeden hervorstehenden Ast und ihre kräftigen Finger klammerten sich an das raue Holz, während sie so zwei Meter in die Höhe kletterte.
    Oben angekommen liess sie sich bäuchlings auf die Hölzer plumpsen. Sie war etwas aus der Übung und es hatte sie einiges an Anstrengung gekostet. Mit spitzen Fingern klaubte sie einige Spiessen aus ihren Handflächen, welche sich schmerzhaft hineingebohrt hatten.
    Als jedoch ihr Lieblingsbarde zu trällern begann im Takt mit den Trommeln und der Laute, schob sie ihre Müdigkeit beiseite. Wenn sie sich nicht beeilte, wäre das Konzert schon vorbei, wenn sie endlich drin war!


    Etwas kritischer betrachtete sie nun die Wand vor sich. Glücklicherweise war das Haus aus grobem Sandstein gebaut und schon länger nicht mehr richtig saniert worden. Überall ertastete sie bei der Suche Einbuchtungen, wo ihre Finger und Zehen Halt finden würden. Die ersten zwei Versuche schlugen trotzdem fehl und sie landete unsanft auf ihrem üppigen Hintern. Sie beglückwünschte sich dafür, nicht der neuesten Mode der jüngeren Goblinfrauen zu folgen und Diät zu machen, denn dann wäre die Landung um einiges unangenehmer ausgefallen. Sie würde mit ein paar blauen Flecken davonkommen, doch das ist es allemal wert!
    Auch ihre Haarschwänze lösten sich zunehmend und einige Haarsträhnen standen frech in alle Richtungen ab. Nur ihr Kleidchen war noch mehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Es hatte sich immer wieder im Holz verfangen, war an vielen Stellen eingerissen oder durchlöchert.


    Mit einem letzten Kraftakt hievte sich Floh mit einem lauten Schnaufen auf den Fenstersims. Sie hatte sich etwas überschätzt. Ihr Atem ging heftig und sie klammerte sich am Rahmen fest, als es ihr plötzlich schwindlig wurde. „Wuuooh“, kreischte sie auf, als sie trotzdem das Gleichgewicht verlor, und kopfvoran in das Zimmer hineinpurzelte. „Auu“, stöhnte sie auf. Sie hatte sich an einem harten Gegenstand den Kopf gestossen und Sternchen tanzten vor ihren Augen. In einer Stunde sähe sie vermutlich aus wie ein Einhorn.


    Offensichtlich befand sich keiner im Raum, denn niemand schien sich ab ihrer Anwesenheit zu stören. Langsam erlangte sie ihr Sehvermögen wieder zurück. Von unten Pochte der Bass der Trommel herauf und das euphorische Kreischen des Publikums war zu hören. Mindestens die Hälfte des Konzerts musste bereits um sein!
    Floh rappelte sich etwas umständlich hoch und klopfte den Staub von ihrem Flickenkleid. Dann liess sie den Blick durch den Raum schweifen und erstarrte.
    Das Flackern einer Öllampe, die wohl jemand in der Hektik vergessen hatte zu löschen, tauchte das Zimmer in ein warmes Licht, liess jedoch gespenstische Schatten an den Wänden tanzen.
    Doch dies war es nicht, was die kleine Goblinfrau in eine Starre versetzt hatte.


    Ihre Augen krallten sich in das Bild, das nur einige Meter entfernt hing. Es zeigte eine wirklich künstlerisch ausgearbeitete Zeichnung der drei Musiker – in Vollformat!
    Anscheinend war sie im Zimmer eines Fans gelandet.
    Im selben Moment erinnerte sie sich jedoch auch wieder, weshalb sie hier war. Mit wenigen Schritten hatte sie die Tür erreicht, stellte sich auf die Zehenspitzen, zog die Klinke nach unten, um die Tür schwungvoll aufzureissen und… - die Tür liess sich nicht öffnen!
    Erst wütend, dann verzweifelt zerrte Floh an der Türfalle, stemmte sich gegen das Holz und klopfte mit den Fäusten dagegen. Doch die Tür blieb verriegelt und in dem Tumult der unten vorherrschte bestand kaum die Chance, dass jemand sie hören würde.
    Niedergeschlagen liess sich Floh hinabsinken und blieb mit ausgestreckten Stummelbeinchen an die Tür gelehnt sitzen. Ihre Schultern hingen herab und ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle.
    Warum musste das ausgerechnet ihr passieren? Warum konnte sie nicht einmal im Leben wenigstens einen Funken Glück haben?
    Immer trat sie in irgendein Fettnäpfen und wurde von allen nur mitleidig belächelt oder mit einem Kopfschütteln bedacht. Was ja auch verständlich war, wenn man ihre jetzige Situation betrachtete.


    Wütend stand sie auf, und lief wie ein Tiger im Käfig herum. Sie achtete dabei nicht auf ihre Umgebung, so sehr drehten sich ihre Gedanken im Kreis. Wie gerne wäre sie doch ein Stockwerk tiefer gewesen, hätte der Musik gelauscht, wäre im Takt mitgehüpft und hätte mit seeligen Blicken die drei Bandmitglieder angeglubscht. Sie hätte es sogar in Kauf genommen, wenn ihr dabei jemand auf die Zehen getreten wäre!
    Im Flackerschein übersah sie beim Herumtigern einen herumliegenden Gegenstand, und wäre beinahe wieder auf dem Bauch gelandet. Das war für Floh das i – Tüpfelchen. Ihren ganzen Zorn legte sie in den Tritt, als sie ihren nackten Fuss voller Schwung gegen einen in der Nähe befindlichen Gegenstand donnern liess. Es gab ein lautes Knacksen, ein dumpfer Klang wie von einer Trommel tönte durch den Raum und das schmerzliche Aufquietschen von Floh war zu hören.
    Das Goblinmädel unterdrückte den Tränenfluss mit grösster Mühe und zog unüberhörbar den Rotz in ihrer Nase hoch. Ihre grosse Zehe fühlte sich dreimal grösser an als sonst. Sie liess sich auf den Hintern plumpsen und zog ihren Fuss in einer unmöglichen Verrenkung hoch, um das in Mitleidenschaft gezogene Körperteil in ihren Mund zu stecken und wie ein kleines Kind am Daumen daran zu lutschen.


    Als sie sich wieder etwas beruhigt hatte beschloss sie, den Raum genauer unter die Lupe zu nehmen. Eigentlich war es ja ganz interessant, anderer Leute Schlafstätte zu durchwühlen, und wenn er ein Fan war, hatte er vielleicht sogar ein Erinnerungsstück an die Band bei sich.
    Mit neuem Schwung humpelte Floh durch das Zimmer, zog Schubladen auf, guckte neugierig in Schränke und Truhen. Was sie entdeckte, liess sie immer erstaunter werden.


    Auf dem Schreibtisch entdeckte sie ein Tintenfass, Schreibfedern und viele Blätter lagen kreuz und quer darauf verstreut herum. Was jedoch viel spannender war…, dass es nicht irgendwelche Blätter waren… sondern handbeschriebens Pergament mit Noten und dazugehörigen Liedtexten. Die kraxelige Schrift erinnerte stark an die Künstlerklaue eines Goblins, über den Floh alles zu wissen meinte. Jeder Klatschrunde, jedem Aushang war sie gefolgt, um alles über den grossen Ginimo und seine Kumpanen zu erfahren.
    Nun musste sie Gewissheit erlangen. Ungestüm purzelte sie durch den Raum und suchte Anhaltspunkte für ihre Vermutung, nicht ohne dabei ein kleines Chaos zu hinterlassen. Und bald sah sie sich bestätigt. Sie fand unterschiedliche Tinkturen, welche versprachen die Stimme zu ölen, bis selbst das Quietschen einer verrosteten Tür wie Engelsmusik klingen würde. Zudem fand sie eine alte Holzflöte und weitere Zeichnungen und Kritzeleien von den Bandmitgliedern.
    Auf einem Stuhl lag ein Kissen, auf dessen Bezug ein Fan in rosaroten Buchstaben „in Liebe dein grösster Fan Rosie!“ gestickt hatte.
    Über den Boden war ein Stapel mit Ausschnitten von Plakaten verteilt, welche Floh versehentlich umgestossen hatte. Darauf waren die Schlagzeilen mit Neuigkeiten und Lobreden über die Künstler vermerkt, und immer wieder grinste ihr das langnasige Gesicht von dem grossen Ginimo höchstpersönlich entgegen. In einer Ecke stapelten sich Spitzhüte, wie der Barde und Pianist selbst oft auf seinem Haupte trug.


    Floh war im Paradies gelandet!
    Vergessen waren alle Unannehmlichkeiten. Das Schicksal meinte es endlich einmal gut mit ihr. Das war tausendmal besser, als unten mit hunderten anderen Fans um einen Platz zu streiten!
    Sie führte einen Freudentanz auf und humpelte wie eine Verrückte im Zimmer herum.
    Plötzlich fiel ihr auf, dass die Musik ausgesetzt hatte. Machten sie etwa eine Pause? Oder war das Konzert bereits um?!
    Erst jetzt registrierte Floh, dass ihre Lage vielleicht doch ein wenig prekär war. Was würde man von ihr halten, wenn man sie im Zimmer des grossen Ginimo entdeckte?! Man würde sie als Diebin und Spannerin abstempeln… man würde sie ins Gefängnis stecken, oder weit Schlimmeres!


    Sie musste von hier verschwinden… sie wollte zum Fenster stürmen, doch dann beschloss sie, nicht ohne ein Andenken zu gehen. Sie blickte sich im Raum um und erblickte eine Socke, welche lose über dem Bettpfosten hing. Sie griff beherzt danach und hielt sich die Stinkesocke an den Zinken. Für sie war der muffelige Geruch besser als ein Garten voller Rosen.
    Im selben Moment hörte sie, wie der Schlüssel sich im Schloss drehte. „Oh weia!“
    Als die Klinke nach unten gedrückt wurde, krabbelte Floh gerade noch unter das Bett des Goblins, ihren neuen Schatz fest umklammert. Sie meinte, dass man ihren Puls bestimmt wie die Trommeln zuvor, durch das ganze Gasthaus hören müsste.

  • „Ich bin müde. Ich gehe pennen. Erstklassige Show, Zakrok!“ rief Ginimo dem halbstarken Goblin hinterher, als er über die private Hintertreppe, sein Zimmer ansteuerte. Zwar hatte Ali wie immer einige rhythmische Fehler gemacht. Aber langsam wurde der Ghul besser. Haben die vielen Proben, doch was gebracht, dachte Ginimo sich bloß.


    Fröhlich pfeifend ging er den Korridor entlang, bis er schließlich sein Zimmer erreichte und das Schloss öffnete. Kurz meinte er eine liebliche Frauenstimme gehört zu haben, doch Ginimo schüttelte nur ungläubig den Kopf. So ein Quatsch! Jetzt hörst du schon Stimmen…muss am Bier liegen, der benebelt die Sinne…oder die laute Musik! Ja, das ist der Tinnitus Schuld!, sagte er und fummelte wild an seinen Ohren rum.
    Doch das hohe Fiepsen blieb. Nerviger Ali, muss er ausgerechnet die Becken direkt an meinem Ohr zum Scheppern bringen!, beschwerte er sich.


    Während er all dies dachte hatte sich Ginimo schon entkleidet. Sein Spitzhut beförderte er mit einem eleganten Wurf auf den Garderobenständer. Unter seinem Hut befand sich sogar schönes, und dichtes Haar. Sein Spitzhut war lediglich sein Markenzeichen, aber seine Haare brauchte er nun wirklich nicht zu verstecken. Denn diese waren auch gut gepflegt.


    Ginimo zog sich darauf bequeme Schlafklamotten an und ließ sich müde auf sein Bett fallen. So ein Auftritt konnte schon sehr anstrengend sein. Vorallem für den Bandleader war es immer eine deutlich größere Verantwortung. Für das Bierchen danach hatte Ginimo heute jedoch keinen Nerv mehr gehabt. Denn während des Konzerts war ihm ein einprägsamer Basslauf eingefallen, den er sofort aufschreiben wollte und umsetzen musste. Er frickelte einige Minuten und schmierte ein paar Noten auf das Papier.


    Dann öffnete er den Barschrank, der in Wahrheit ein Klavier war, kramte den Klavierhocker hervor und begann zu spielen. Nach nur ein 5 Tönen meckerte Ginimo bereits: „Ach, das wird besser auf e-moll mit klassischer frostalbischer Tonleiter klingen“.
    Er verfeinerte die Bassmelodie dahingehend und schuf ein düsteres Klangbild, was aber eine bestimmte Art von Groove erzeugte, die zwar düster, aber gleichzeitig zum Mitschwingen animierte. Ein Frostalbischer Dark Swing, dachte er sich.


    Als endlich der Basslauf soweit fix war, kümmerte er sich um die Akkorde in der rechten Hand.
    „Zu dicht, es sollte offener klingen. Mehr nach…“, murmelte Ginimo.
    Ihm half es ungemein seine vielen Ideen zu sortieren, wenn er mit sich selbst sprach, weswegen man Ginimo häufig in Selbstgespräche verwickelt sah. Diese waren aber meist auf einem musikalischen hohem Niveau.


    „Die Terz im 6. Durchlauf ist zu unpassend. Ein Sept-Non Akkord mit alteriender None. Ja…“, hörte man Ginimos Gedankenflut.
    Schnell kritzelte er ein paar Noten aufs Papier. Er schaffte aber nur die Hälfte, als er eine weitere Idee bekam.
    „Nein, der Refrain sollte klassischer sein. Ein Kontrast zum bisherigen Klangbild. Wie wäre die dorische Tonleiter…?“. Er spielte ein paar Töne, aber schüttelte nur den Kopf.


    Der Kontrast ist zu stark. Ich würde etwas tragischeres bevorzugen. Wie wäre es mit der Paralleltonart allerdings mit einem Rhythmus, der auf den Offbeat geht?
    Ginimo spielte die erdachte Sequenz und schien immer noch unzufrieden.


    „SCHEIßE VERDAMMT. SO EIN GUTER ANFANG. UND SO EIN KACK REFRAIN!“, maulte er enttäuscht von seinen Qualitäten.
    Er brauchte jetzt erstmal ein Bier. Genervt von sich, verließ er sein Zimmer, hinterließ es unabgeschlossen. Und holte sich ein Bier unten in der Taverne.

    "Es schwinden jedes Kummers Falten,
    solang des Liedes Zauber walten."

  • Unter dem Bett verborgen hatte sich Floh die Socke in den Mund gestopft, um vor Begeisterung nicht freudig zu piepsen. Das musste ein Traum sein!
    Etwas anderes wäre allzu unglaublich. Doch der käsige Geschmack und die Fusel in ihrem Mund belehrten sie eines Besseren. Allzu gerne hätte sie den Kopf aus ihrem Versteck hervorgereckt, doch die Angst vor einer Entdeckung liess sie Vorsicht walten. Stattdessen beobachtete sie entzückt, wie sich der grosse Ginimo sozusagen vor ihr entkleidete. Die Klamotten landeten auf einem ordentlichen Haufen am Boden.
    Floh hielt den Atem an und meinte zu erröten, als die nackten Füsse des Goblins nur wenige Zentimeter von ihr entfernt über den Boden schlurften. Unwillkürlich wackelte Floh mit ihren eigenen Zehen und ihre Augen funkelten vor Erregung. Als er sich aufs Bett plumpsen liess, knarrten die Federn und die Matratze wölbte sich ihr entgegen.
    „Was werden die anderen bloss sagen, wenn ich ihnen erzähle, dass der grosse Ginimo über mir gelegen hat?“, sie beschloss dabei auszulassen, dass eine Matratze sie von ihrem Sternchen trennte und er nicht einmal Kenntnis von ihr besass.


    Im nächsten Moment zuckte sie erschrocken zusammen, als plötzlich seine Stimme erklang. Aus der Nähe tönte sie noch viel aufregender als bei den Konzerten. Sie konnte sich direkt vorstellen, wie er mit seinen Kumpanen Scherze riss oder einer Frau romantische Liedtexte ins Ohr wisperte. Jetzt jedoch war sie nachdenklich gestimmt und Floh begriff nach dem ersten Schreck, dass er künstlerische Selbstgespräche führte.
    Zwischendurch hörte sie das kratzende Geräusch einer Feder, die eilig über das Pergament geführt wurde.


    Der Staub kitzelte Floh in der Nase und sie musste einen Nieser unterdrücken. Nur ein leises Schnauben war zu erahnen, das jedoch in den goblinischen Ausführungen unterging.
    Als sich Ginimo darauf jedoch hörbar bewegte und das Bett ächzte, meinte Floh, in Ohnmacht fallen zu müssen. Er hat mich bemerkt!, zuckte ihr der Gedanke durch den Kopf.
    Wie soll ich ihm meine Anwesenheit bloss erklären? Unter seinem Bett?? Ich kann schwer behaupten, dass ich mich verlaufen hätte!
    Doch zu ihrer Erleichterung tauchte kein krummer Goblinzinken und erbost funkelnde Augen in ihrem Gesichtsfeld auf, stattdessen bewegten sich die Füsse vom Bett weg, um sich kurz darauf bei einem Klavierschemel niederzulassen.


    Was nun folgte, versetzte Floh in andächtiges Lauschen.
    Für das Goblinmädel waren die losen Tonabfolgen schöner als jedes Liedstück, das der grosse Ginimo bereits gespielt hatte. Denn diese Musik war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und bloss ihre eigenen bescheidenen Schlappohren kamen in den Genuss, den Klängen zu lauschen, welche von aufgeschlossenem Geklimper in eine weiche, melancholische Melodie übergingen, um dann wieder härter und beschwingter vorangetrieben zu werden. Egal, was Ginimo spielte, Floh war verzaubert.
    Sie begriff nicht, was er dauernd dazwischen laberte und am liebsten hätte sie ihm zugerufen endlich das Maul zu halten und sich von der Melodie dahintreiben zu lassen, wie sie selbst es gerne getan und sich zu der Melodie bewegt hätte. So hielt sie einfach ihre goldfarbenen Augen geschlossen und wippte sanft mit dem Kopf dazu.


    Doch plötzlich wurde Floh abrupt aus ihrer Ekstase gerissen, als der Goblin wie eine Furie loswetterte. Die Enttäuschung war ihm anzuhören und Floh hatte das ungezähmte Bedürfnis, ihn zu trösten. Sie kam jedoch schnell wieder von dem Gefühl los, als sie sich vorstellte, wie sie mitten in seinem Wutanfall unter dem Bett hervorgekrochen käme. Unvorstellbar!
    Dann wurde der Stuhl weggeschoben, und im nächsten Augenblick entfernten sich die moosgrünen Füsse, welche halb unter einer langen, gestreiften Pyjamahose hervorlugten.
    Die Tür knallte zu, dann verschwanden die Schritte in Richtung der Taverne.


    „Ist er weg?“, Floh murmelte die Worte ganz unbewusst und schlug sich schnell die Socke vor den Mund. Doch es blieb still, nichts regte sich in dem Zimmer.
    Hektisch krabbelte sie unter dem Bett hervor, nachdem sie sich mit vorsichtigen Blicken davon überzeugt hatte, dass der betörende Musiker verschwunden war. Ihr Kleidchen war von einer Staubschicht bedeckt, und ihre Beine fühlten sich verkrampft an.
    Erst jetzt quietsche sie vor Freude los und hüpfte wie ein Flummi durch das Zimmer, um ihrer angestauten Aufregung Luft zu machen. Als sie sich wieder einigermassen gefasst hatte, trippelte sie zum Klavierhocker hinüber. Liebevoll strich ihre Hand über das Leder und sie konnte die Wärme fühlen, welche SEIN Körper darauf hinterlassen hat.
    Ob sie wohl einige Töne spielen konnte?
    Ihr Blick glitt misstrauisch zur Tür hinüber, welche jeden Moment aufgerissen werden konnte.


    Floh hatte noch niemals ein Klavier aus solcher Nähe gesehen, geschweige denn berührt.
    Zögerlich rutschte sie mit ihrem Po auf den Hocker, welcher etwas zu tief gelegen war, als dass sie bequem an die Tasten gelangen konnte. Etwas mutiger geworden, kniete sie sich schliesslich hin und hatte nun einen guten Überblick über das Instrument.
    Als wäre es aus Glas liess sie ihre Finger über das Holz streicheln. Damit konnte der grosse Ginimo solch wundervolle Melodien hervorbringen.
    Nachdem sie ein letztes Mal zur Tür geschaut hatte, siegte ihre Neugier.
    Nur ganz leicht berührte sie eine Taste an der unteren Hälfte der Tastatur. Ein tiefer Klang erfüllte den Raum und etwas perplex liess Floh den Finger davonschnellen. War es wirklich so einfach?


    Vergessen war, dass sich Ginimo gerade noch hier befunden hatte, vergessen, dass er irgendwann zurückkehren würde.
    Ihre Finger glitten über das Klavier und entlockten ihm unzusammenhängende Töne, welche mal weicher und mal härter im Raum verklangen. Ein seeliges Lächeln hatte sich auf Flohs Gesicht ausgebreitet. Das war ja einfach toll!


    Erst nachdem sie eine gefühlte Ewigkeit lang jenste Kombinationen von Tasten ausprobiert und dazu leiste mitgesummt hatte, erkannte sie, dass sie sich wieder von dem Instrument trennen musste. Immer grösser wurde die Gefahr, entdeckt zu werden.
    Mit einem wehmütigen Blick schnappte sie sich also ihre Socke, denn diese wollte sie auf keinen Fall zurücklassen – zu viel hatten sie in dieser kurzen Zeitspanne bereits miteinander durchlebt.


    Dann stapfte die kleine Goblinfrau zur Tür, welche glücklicherweise nicht mehr abgeschlossen war. Sie prägte sich noch einmal jedes kleinste Detail ein, sog die Bilder in sich auf, um sie schubladenweise in ihren Erinnerungen zu stapeln. Die Öllampe, welche unruhig flackerte, die Spinne, die in einer Ecke ihr Netz baute, die Pergamentblätter, welche lose herumlagen, der Spitzhut über der Stuhllehne und natürlich dieses einzigartige Instrument und die nackten Goblinmännnerfüsse,…


    Dann öffnete sie die Pforte einen Spalt breit und schlüpfte hindurch. Sie fühlte sich, als würde sie langsam aus einem Traum erwachen. Kaum war die Tür zum Paradies geschlossen, holte die Realität sie ein.
    Schnell trippelte sie den Flur entlang und erreichte die Treppe, die in die Gaststube hinunterführte.
    Als sie hinter sich plötzlich unbekannte Stimmen vernahm, nahm sie gleich zwei Stufen auf einmal, übersah dabei aber einen Tritt, der durch die viele Benützung ziemlich abgeschliffen war und rutschte aus. Stolpernd purzelte sie die Treppe hinunter. Vor Schreck kam sie nicht einmal dazu, einen Schrei auszustossen. Erst als sie am Fusse hart auf dem Bauch aufkam entrang sich ein Schluchzen ihrer Kehle. Sie rappelte sich hoch und betastete ihren Zinken. Nichts gebrochen!


    Von oben näherten sich Schritte. Floh bewegte sich leicht humpelnd und die Finger um die Socke gekrampft den Gang entlang, dann stiess sie das Tor auf, das in die Gaststube führte.
    Erleichtert tauchte sie in der Menge unter, welche noch immer die Taverne bevölkerte und inzwischen ziemlich angeheitert war. Der Geruch von Bier und Rauch umhüllte sie wie ein schweres Parfum. Sie rieb sich die Augen, denn noch immer tränten sie von dem schmerzlichen Aufprall.
    Dabei stiess sie mit jemandem hart zusammen, und ein Schwall Bier verteilte sich klebrig und nass über ihre Schultern und das inzwischen nicht mehr ganz so hübsche Flickenkleid. Wie konnte man nur so viel Glück und so viel Pech an einem einzigen Abend zugleich haben?!

  • Der Musiker betrat die Taverne mit einem erbosten Türknallen.
    "Zott, mach das Bier kalt. Es läuft mal wieder nicht", maulte Ginimo.
    Dass er im Schlafanzug in der Taverne saß, störte den Pianisten nicht. Er galt ohnehin als Exzentriker und es war nicht das erste Mal, dass er mit seinem Schlafanzug in der Taverne saß. Nein, um genau zu sein, passierte das eigentlich jeden Tag, denn Ginimo war so ein großer Perfektionist, was seine musikalischen Werke anging, dass er fast jeden Abend von sich und seinen "unkreativen Ideen" genervt war. Dabei war es unerheblich, dass ein neutraler Dritte die musikalischen Ideen von Ginimo als gut genug befunden hätte. Für Ginimo war es nicht gut genug.


    Zott kannte diese Eigenart von Ginimo bereits und eilte sofort mit einem Bier zur Stelle, was Ginimo dankend annahm. Da Zott gerade viel zu tun hatte, hatte er keine Zeit sich mit Ginimo zu unterhalten, also suchte sich der gesprächige Goblin zur Ablenkung andere Gesprächspartner.


    Kurz spitzte er seine hervorragenden Ohren und hörte, worüber sich seine Tischnachbarn unterhielten...Steuern..., ...des Königs Sold ist gestiegen.... Langweilig, stellte Ginimo fest und fixierte mit seinen Lauschern ein anderes Gespräch an.
    Tochter...7 Jahre...Grippe, hörte er etwas weiter entfernt zwei Almanenweiber, die sich über Kinderkrankheiten unterhielten. Auch darauf hatte Ginimo keine Lust.
    Der große Drachenfels...glorreich...mit dem Schwert.... Das klang schon eher interessant! Ginimo bestellte noch zwei weitere Bier und ging dann mit 3 Bierkrügen zu dem Zwergkrieger und Almanenritter, die sich über den Drachenfelsen unterhalten hatten.


    "Ich hörte die Herrschaften über den Drachenfelsen schwadronieren?," plauderte Ginimo und reichte den beiden Herren das Bier. Die beiden Gäste wirkten aufgrund des Schlafanzugs etwas verwirrt, aber ein kostenloses bier konnte niemand abschlagen. Also nahmen sie es dankend an und stellten sich vor. "Man nennt mich Ginimo," erwiderte der naridische Goblin die Begrüßung, worauf die beiden plötzlich erstaunt wirkten.


    "DER große Ginimo", fragte ihn der Almane.
    Ginimo nickte.
    "Durchaus. Fürwahr ohne Spitzhut. Und im Schlafanzug sehe ich anders aus. Aber ja ich bin es," sagte er und verneigte sich künstlerisch, wie vor einem Publikum.
    "Oh, es war eine großartige Show. Ich hab selten so getanzt!", entgegnete der Zwerg euphorisch.
    Ginimo nickte wiederum bescheiden als Antwort.
    "Dankt euch. Ja, die Show war gut. Wobei Ali mal wieder so schlecht gespielt hat, dass unser guter Lautentod mal wieder seine Laute zertrümmern musste," scherzte er, wobei die beiden Krieger in Gelächter fielen.


    Die Drei unterhielten sich darauf rund 5 Minuten über das Abenteuer der beiden Krieger am Drachenfels. Ginimo stellte viele neugierige Fragen und gab ein paar Kommentare von sich. Schließlich entschuldigte er sich kurz um neues Bier zu holen.


    "Gleich wieder da."
    Doch auf dem Rückweg stieß er mit einer Goblinfrau zusammen, die Ginimo einfach übersehen hatte.
    "Oh verdammt. Entschuldigt vielmals meine Dame," meinte er freundlich. Er stellte das Bier an der Theke ab und half der Dame auf.
    "Ich hab Euch nicht gesehen," sprach er und erhaschte beim Aufhelfen unfreiwillig einen Blick auf ihre Oberweite.
    Er lächelte sie an und wartete darauf, dass sie etwas erwiderte. Sie sah hübsch aus, zumindenst wenn man von ihren grausamen Schlappohren absah, stellte Ginimo fest.


    "Ich bin Ginimo", stellte er sich vor. "Braucht Ihr irgendwie ein Lappen, oder so?"
    "Hallo?", fragte er etwas verwirrt. "Hört Ihr mich?"

    "Es schwinden jedes Kummers Falten,
    solang des Liedes Zauber walten."

  • Im ersten Moment wollte die kleine Goblin wütend losschimpfen, doch Worte wie „Trampeltier, Dummbo oder Blindwurm“ blieben ihr im Hals stecken, als der Blick an dem vertraut gestreiften Pyjamastoff und den moosgrünen Füssen haften blieb.
    Benommen liess sie sich aufhelfen und meinte danach ein Kribbeln zu spüren, dort wo seine langen Finger sie berührten. Hatte der Sturz sie so verwirrt, dass sie nun schon Gespenster sah?
    Doch nein, die Stimme, welche sich gerade bei ihr entschuldigte, gehörte eindeutig dem grossen Ginimo.
    Was für ein Abend – und er war noch nicht vorüber!


    Unverwandt starrte sie den Goblin an, und war sich dabei nicht bewusst, dass sie ihn geradezu mit den Augen auszuziehen schien.
    Erst seine nächsten Worte rissen sie aus ihrer Lethargie und sie schnappte aufgeregt nach Luft.
    „Ich hab Euch nicht gesehen.“


    Er hat mich nicht gesehen?!
    Enttäuschung durchflutete sie in mächtigen Wellen und ihr Körper versteifte sich. Plötzlich türmten sich Erinnerungen vor ihr auf, und ein Déjà vu jagte das nächste. Als kleines Kind wäre sie einmal beinahe von einem Ork zertrampelt worden. Bei der Arbeit in der Küche hatte der Koch sie zwischen den vielen Mehl-, Erbsen und Getreidesäcken in der Vorratskammer übersehen und sie über Nacht versehentlich eingeschlossen. Beim Kinderhüten musste sie Angst haben, für einen ihrer Schützlinge gehalten zu werden, wenn sie mit den Kleinen draussen spielte. Und als sie einmal den Wunsch hatte, auf einem Pony zu reiten, hatte man sie auf ein zotteliges Hausschwein verwiesen, das ihr danach den restlichen Tag fröhlich grunzend hinterhergetrottet war, um seine Streicheleinheiten einzufordern.


    "Ich bin Ginimo", stellte sich da ihr Gegenüber vor. "Braucht Ihr irgendwie ein Lappen, oder so?"
    "Hallo?
    ", fragte er etwas verwirrt. "Hört Ihr mich?"
    Flohs Blick klarte sich auf und sie erkannte, dass er sie freundlich anlächelte. Doch so liebenswert schien ihr sein Lächeln plötzlich nicht mehr zu sein. Ihr ganzer angestauter Frust über die Ungerechtigkeit, mit welcher diese Welt der Grossen alle Kleinen behandelte, brodelte aus ihr heraus.


    „Ihr habt mich übersehen? So ist das also ja? Nur weil ihr hier in dieser Spelunke ein bekannter Musiker seid und im richtigen Moment die richtigen Töne von Euch zu geben in der Lage seid, heisst das noch lange nicht, dass Ihr Euch für was Bessres halten müsst!“
    Ihre Augen funkelten den ahnungslosen Ginimo wütend an.
    „Euer selbstgefälliges Grinsen könnt Ihr Euch sparen! Darauf falle ich nicht herein! Nur weil ich eine kleine Frau bin, heisst das noch lange nicht, dass ich mich wie ein Hühnchen herumschubsen lasse!“
    „Und natürlich höre ich Euch! Im Gegensatz zu Euch spaziere ich mit offnen Augen und Ohren durch diese Welt.“


    Inzwischen hatte sich eine kleine Menschentraube um die beiden geschart und beobachtete amüsiert, wie die kleine Dame mit den pinken Haaren und langen Schlappohren mit empörtem Stimmchen auf den Goblinmann ein schimpfte.
    Erst als sie mit der roten Socke vor seinem Gesicht herumwedelte und das Grölen der Umstehenden sie aus ihrer Tirade riss, wurde ihr auf einen Schlag bewusst, was sie da gerade machte.
    Sie beschimpfte den grossen Ginimo! Ihr Ein und Alles! Ihr Idol!


    Mit einem Mal wurde ihr heiss und kalt zu gleich und sie spürte, wie ihr Gesicht rosa anlief. Oh, was mache ich da bloss! Mir wird gleich schlecht, dachte sie voller Panik.
    „Und so toll ist deine Musik gar nicht, mir gefällt Ali Gammelghul sowieso viel besser!“, schleuderte sie dem verwirrten Goblin noch hilflos an den Kopf, bevor sie ihr triefendes Kleidchen raffte und die Flucht ergriff. Bloss raus hier, an die frische Luft - und bloss nicht umdrehen!

  • Es wäre gelogen zu behaupten, dass die Worte der wütenden Goblindame, den Musiker nicht getroffen hätten. Selbstgefällig und "was Besseres"?
    Ginimo dachte über ihre Worte nach. Ich und was Besseres? Ich bin doch nur ein Schandfleck für meine Familie! Ein Faulpelz, der sich hier lieber der Musik hingibt, als weiter sein Studium fortzusetzen. Nein! Was Besseres bin ich definitiv nicht.


    Ginimo bemerkte, wie das Mädchen hinauslief, wobei Ginimo zusammenzuckte, als sie ihm zurief, dass Ali Gammelghul ein deutlich besserer Musiker wäre. Ginimo traf das im ersten Moment sehr. Er war immer mit vollem Ehrgeiz seiner Profession nachgegangen, sowie es die Goblins mit ihrer Arbeit taten. Er hatte viel an seiner Fingerfertigkeit gearbeitet, übte jeden Tag stundenlang und komponierte, weil seine große Leidenschaft die Musik war. Von irgendeinem dahergelaufenen Mädchen sowas zu hören, stimmte ihn traurig.


    War seine Arbeit vergebens gewesen? Hatte er vielleicht kein Talent zum Musizieren? Ginimo schaute niedergeschlagen auf dem Boden. Er dachte einige Minuten nach und wirkte sehr melancholisch, bis er sich schließlich wieder gefangen hatte und mit einem Getränk nach draußen ging.


    In der Hoffnung die Goblindame wiederzufinden und sie zur Rede zur stellen, woran er in seinen musikalischen Fähigkeiten noch arbeiten muss und was besser werden muss. Nach Ginimos ganz unvoreingenommener Einschätzung war Ali Gammelghul zwar besser im Flötenspiel, aber sein Gesang, sein Rhythmusgefühl und schlichtweg sein ganzes theoretisches Wissen über Musik war mangelhaft.


    Mochte sie gar das Flötenspiel so sehr? Vielleicht sollte er Flöte lernen. Aber wieso sollte er überhaupt?


    Als er schließlich draußen angekommen war, war von der Goblindame nichts mehr zu sehen. Und so stand Ginimo dort draußen im Pyjama mit zwei Biergläsern in der Hand und fing bloß laut an zu lachen. "So eine Zicke! Natürlich hat sie Unrecht!," lachte er und ging mit den Worten wieder rein.


    Sie hatte ja noch nicht mal den Schneid zu ihren Worten zu stehen, sondern war feige, wie ein kleines Küken, was das erste Mal von zu Hause ausgebüchst war, stellte Ginimo fest.

    "Es schwinden jedes Kummers Falten,
    solang des Liedes Zauber walten."

  • Seit jenem Abend war einiges an Zeit vergangen. Einige Wochen, gar Monate trennten Floh von der Begegnung mit dem grossen Ginimo und oftmals meinte sie, dass es nur ein ziemlich fantastischer und schrecklicher Traum zugleich sein konnte. Erst wenn sie abends nach der roten Socke tastete, welche sie unter ihrem Kopfkissen versteckt hatte – natürlich ohne sie vorher zu waschen – holte die Wahrheit sie wieder ein.


    Noch immer sah sie jedes Detail seines Zimmers vor ihnen Augen, hörte seine aufgebrachte Stimme schimpfen, roch den Duft seiner Käsefüsse und spürte die Tasten seines Klaviers unter ihren unbeholfenen Fingern vibrieren.
    Gleichzeitig war sie sich ihrer Schmach bewusst. Obgleich sie den jungen Goblin beschimpft hatte, und sich dabei nicht ganz im Unrecht fühlte, war sie sich durchaus bewusst, dass sie zu weit gegangen war. Ihm sein musikalisches Talent abzusprechen, dazu war sie eindeutig nicht in der richtigen Position.
    Floh hatte sich nicht mehr in den Schluckspecht getraut und auch sonst hielt sie sich von den Auftritten der Band fern, was ihr nicht immer ganz leicht fiel. Die Musik bedeutete ihr viel.


    „Floh, was summst du da?“, piepste da eine Kinderstimme direkt neben ihr. Die Goblin schreckte auf und betrachtete das fragende Kindergesicht mit der dicken Knubbelnase und den grossen Kulleraugen nachdenklich.
    „Ach nichts, nur ein Lied, das ich einmal gehört habe“, antwortete sie. Es war eine der Melodien gewesen, die sie als ungebetener Gast in Ginimos Gemach belauscht hatte.
    „Mammi sagt, dass Singen unnütze Zeitverschwendung ist“, mischte sich da die Schwester des kleinen Goblinjungen ein und blickte Lob heischend zu Floh auf. Obwohl Floh dies innerlich verneinte, nickte sie dem Mädchen resigniert zu.


    Die beiden Geschwister waren ihre Hütekinder. Normalerweise verliess sie mit den Küken das sichere Haus nicht, doch die beiden hatten sie rumgekriegt. Bei dem Gedanken, dass sie Kekse backen wollten, konnte Floh bloss lächeln. In einigen Jahren würden sie beide dies vermutlich ebenfalls als Zeitverschwendung abtun, doch solange dies nicht der Fall war, wollte sich Floh dieses Vergnügen nicht entgehen lassen. Da es jedoch keine Kakaobohnen mehr im Vorratsschrank der Mammigoblin zu finden gab (oder nie gegeben hatte), mussten sie zusammen einkaufen gehen.


    Floh hatte Mühe, die beiden Zwirbel in ihrer Nähe zu halten. Immer wieder wollten sie ausbüxen, um die bunten Marktstände genauer unter die Lupe zu nehmen oder Leckereien zu erhaschen. Schliesslich hatte Floh sie fest an den Händen genommen und ihnen gedroht sofort umzudrehen, falls sie nicht bei ihr bleiben wollten. Es schien Wirkung zu zeigen.


    Trotzdem war es nicht einfach, sich zwischen den grossen und kleinen Gestalten hindurchzuzwängen.
    „Da sind die Süssigkeiten“, Lilli zerrte an Flohs rechter Hand, um sie auf einen Stand aufmerksam zu machen, der über und über mit bunten Bonbons in allen Formen und Farben befüllt war.
    Gleichzeitig jedoch zog plötzlich Bino in die entgegengesetzte Richtung, um auf einen düsteren Stand zuzusteuern. Mit einem kurzen Blick erkannte Floh die zwiebelartigen Spinnen mit den glühendroten Augen in den Käfigen, welche offenbar das Interesse des Goblinjungen erweckt hatte.


    „Hey, jetzt wartet doch! Wir können nicht überall gleichzeitig hingehen!“, doch die beiden Kinder hörten nicht auf Floh. Mit einem Ruck riss Bino sich plötzlich von der jungen Goblinfrau los und rannte zwischen den Beinen der Marktbesucher hindurch davon.
    „Mäusemist! Biinooo!“, versuchte Floh über den Lärm hinweg zu rufen, doch der Goblin konnte oder wollte sie nicht hören.
    „Du hast geflucht!“, mit vor Aufregung runden Augen und roten Wangen starrte klein Lilli Floh an.
    Was? Nein… hab ich nicht… da drüben… kann man Mäusemist kaufen!“, wurstelte Floh wirr, dann zog sie das Mädchen hinter ihrem Bruder her durch das Gewühl.


    Als sie bei dem Stand mit dem seltsamen Getier ankamen, war jedoch kein Bino zu sehen. Lilli betrachtete nun ihrerseits begeistert eine flauschige sandfarbene Kugel, die in einem Behälter unruhig umhertrollte.
    „Möchte die Lady vielleicht das Kuli streicheln?“, bemerkte der Verkäufer, ein dicker Zwerg, das Interesse des Mädchens.
    Bevor Lilli etwas erwidern konnte, hatte Floh ihren Bruder entdeckt. Ohne abzuwarten stürmte das Kindermädchen erleichtert samt ihrem Küken unter den entrüsteten Blicken des Händlers zum Stand auf der gegenüberliegenden Seite hin.


    „Bino! Habe ich dir nicht gesagt, dass wir zusammen bleiben müssen?! Weisst du nicht wie gefährlich das ist, in der Stadt verloren zu gehen? Deine Mammi kündet mir noch meine Stelle, wenn sie davon erfährt – dann gibt’s keine Kekse mehr und auch kein Fangenspiel in Mammi’s und Papi’s Schlafzimmer!“
    Der kleine Goblin blickte betreten zu Boden und bereits füllten sich seine grossen Kulleraugen mit Tränen. Floh war hin- und hergerissen. Am liebsten hätte sie ihn in den Arm genommen und geknuddelt, gleichzeitig wäre sie vor Sorge um den kleinen Wicht jedoch beinahe gestorben und musste streng bleiben.


    Lilli lenkte sie von ihrem Dilemma ab, als sie an Flohs (heute himmelblauen) Flickenkleidchen zupfte.
    „Guck mal. Was ist das da?“
    Erst als die junge Goblinfrau ihren Blick umwandte, erkannte sie, was Bino hierhergelockt hatte. Der Stand gehörte einem Instrumentenhändler. Auf dem Tisch lagen unterschiedlichste Flöten in allen Holzvariationen und Formen. Einige waren grösser als Floh selbst.
    Lillis Finger zeigte auf ein Arsenal an Trommeln, die mit Leder und anderen Materialien bezogen waren und zum Musizieren einluden.


    „Das, meine Kinder, sind Instrumente. Sie wurden uns einfachen Geschöpfen von der Gottheit Noldil geschenkt, damit wir Erinnerungen und Gefühle in Form von Musik in die Welt hinaustragen können“, die Antwort kam von dem älteren Verkäufer, der belustigt die staunenden Kinder beobachtete. Er war schlicht angezogen, doch um seinen Hals hing eine Unmenge an bunten Trillerpfeifen und anderem Krimskrams, das auch Floh nicht zuzuordnen vermochte und auf seinem Haupt thronte eine gelbe Mütze.


    Der Händler war so freundlich, den Kleinen das Spielen auf den Trommeln zu zeigen, während Floh sehnsüchtig die Flöten betrachtete. Eine hatte es ihr besonders angetan und sie nahm sie beinahe ehrfurchtsvoll in die Hand, um das Holz zwischen ihren Fingern zu spüren.

  • Es war eine lange Zeit her gewesen, dass Ginimo seiner alten Heimatstadt Trux einen Besuch gestattet hatte. Ehrlich gesagt, fühlte er sich dabei auch sehr unwohl und war nervös, da ihm mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Familienmitglied aus seinem Clan über den Weg laufen konnte.
    Aus dem Grund war der 1,20 m große Grünling verkleidet unter Anderem mit falschem Bart, Brille, unauffälliger Kleidung und weiteren Sachen, um nicht in der Öffentlichkeit erkannt zu werden. Natürlich hatte er auf seine übliche bunte Kleidung und seinen berühmten Hut verzichten müssen. Sehr zu seinem Leidwesen.


    Doch was war überhaupt der Grund, warum sich der Musiker auf die gefährliche Reise in seine Heimatstadt gemacht hatte? Dazu gab es eine simple Antwort: Klaviersaiten! Denn die besten Klaviersaiten mit Abstand in ganz Asamura (und Ginimo hat schon so ziemlich jeden Händler ausprobiert) gabs nun mal bei Jaroslav Korincki einen naridischen Almanen. Sein Stand war schon seit vielen Jahren immer an der selben Stelle. Er war freundlich und feilschte nicht zuviel, was Ginimo recht kam, da er es hasste zu feilschen.
    Jeden Mittag war Jaroslav für 2-3 Stunden am Markt und versuchte dort den Bürgern der Stadt oder Reisenden aus weiter Ferne seine Ware zu verkaufen. Heute schien nicht viel los zu sein. Es gab keine große Warteschlange von Kunden, nur eine Familie stand dort an, aber es nicht danach aus, dass sie etwas kaufen würden.


    Ginimo musste vorsichtig sein. Immerhin kannte Jaroslav ihn schon lange. Er war hier schon seit etlichen Jahren nicht mehr gewesen und die Gefahr erkannt zu werden, machte ihn ganz nervös. Doch für gute Klangqualität war Ginimo bereit ein Risiko einzugehen.
    Deswegen stand er zunächst etwas entfernt von der Dame mit ihren beiden Kindern und beobachtete sie. Er versuchte so unauffällig wie möglich zu sein. Doch er war kein Schauspieler und gar nicht erfahren sich zu verkleiden und unter die Leute zu mischen. Ein geübtes, oder aufmerksames Auge hätte auf jeden Fall erkannt, dass Ginimo etwas verbarg.
    Als er näher auf die Dame schaute, musste Ginimo feststellen, dass ihm irgendwie bekannt vor kam. Er konnte aber nicht recht sagen, woher er ihr Gesicht kannte.


    Wie lange dauert das denn, dachte er sich. Was ist das denn für eine Mutter, die soviel Zeit mit Quatschen vergeudet..., fragte sich der Goblin. Er wurde immer nervöser und piff eine Melodie, um sich abzulenken und gleichzeitig auch, um wie ein "zufälliger Reisender" zu wirken. Dummerweise war es eine bekannte Melodie aus dem Lied Goblication von Ghuls n Goblins, was dem Musiker aber nicht auffiel.
    Scheiße verdammt, was reden die da so lange?, fragte er sich.
    Er war zu weit entfernt, um das Gespräch zwischen Jaroslav und der Goblindame belauschen zu können, doch es nervte ihn. Konnte sie ihre Wurstfinger nicht wann anders herausholen...Je länger er hier blieb, desto wahrscheinlicher war es, dass er auffiel.


    "Heh...", hörte Ginimo plötzlich eine Stimme. "Schau mal Voliz, ist das nicht Vadik, der alte Taugenichts?". Ginimo erschrak, als er die Stimme des Garlik erkannte. Er fasste sich nervös an den Kopf.
    Scheiße, ich wurde erkannt. Jetzt nur nichts anmerken lassen, gaaaaaanz ruhig!
    "Ne, Garlik. Bist du dämlich? Der Versager würde sich niemals trauen hierher zu kommen. Er spielt seine lächerliche Musik in irgendeiner schäbigen Kneipe. Jetzt komm weiter wir haben keine Zeit!"
    "Doch, ich glaube schon das er es ist!", meinte Garlik aufgebracht und entschied sich die Sache zu klären, in dem er auf ihn zuging.


    Bist du es, Vadik?", fragte er Ginimo, als er direkt bei ihm stand.
    "Ich? Nein! Ich heiße Gonimi", antwortete er und verstellte seine Stimme.
    "Gonimi, was ist das denn für ein bescheuerter Name?", fragte ihn Garlik und wurde noch misstrauischer. "Ich könnte schwören, dass du es bist."
    "Lass es endlich. Wir müssen weiter!", schrie Vodiz aufgebracht. Wir haben keine Zeit für den Mist!"
    "Der Name wurde mir von meinen Eltern gegeben. Äh, ich bin vom Vene-Clan," log Ginimo und wurde immer nervöser.
    "Vene-Clan...aso", meinte Garlik wissend. "Das erklärt alles. Die vom Vene-Clan sind alle bescheuert.".


    Ginimo atmete tief durch, als der Verwandte weg war. Endlich war auch die Goblindame weg und so ging zum Händler Jaroslav und besorgte die Saiten, die er so dringend benötigte.
    Als Ginimo sich gerade verabschieden wollte, zwinkerte ihm Jaroslav zu und murmelte ihm leise zu: "Schönen Tag noch Vadik."
    Ginimo fing an zu schwitzen, doch Jaroslav war die Ruhe selbst. "Keine Sorge!", sagte er.


    Als Ginimo mit seinen Klaviersaiten im Gepäck von dannen zog, lief ihm wenig wenig noch zufällig die Goblindame über den Weg, die mit ihren Kindern spielte. Nachdenklich schaute er sie noch einen Augenblick an und zuckte nur die Schultern. Naja, was solls. Zurück zur Taverne!

    "Es schwinden jedes Kummers Falten,
    solang des Liedes Zauber walten."

  • Endlich schaffte es Floh, die beiden Zwerge von den Trommeln und Flöten loszulösen. Nur mit grosser Überredungskunst und dem Versprechen Erdbeerbohnen zu kaufen, konnte sie ein lautstarkes Drama verhindern. Manchmal staunte sie über die Fähigkeit der Knirpse, innerhalb von Sekunden Tränen in Strömen fliessen zu lassen. Da sie die unwillige Miene eines wartenden Kunden bemerkte war sie jedoch heil froh, schliesslich mit Bino und Lilli Hand in Hand abzuziehen.


    Gemeinsam schlängelten sie sich zwischen den Marktbesuchern hindurch, um schliesslich die versprochenen Süssigkeiten einzuheimsen.
    Obwohl der Ausflug nicht einmal eine Stunde gedauert haben konnte, fühlte sich Floh total erschöpft, als sie sich mit den beiden munter auf den Bohnen kauenden Goblins auf den Rückweg machte.
    «Hier, du musst auch eine Erdbeerbohne probieren!», raunte ihr Bino zu und hielt ihr mit einem strahlenden Lächeln eine Handvoll der Süssigkeiten entgegen. Dabei blitzen seine Zähne rosarot zwischen seinen grünen Lippen auf, was wohl den kleinen süssen Dingern geschuldet war.
    Als auch Lilli sie dazu drängte, konnte Floh nicht weiter widerstehen. Genüsslich kaute sie auf der Leckerei herum und sich an ihre eigene Kindheit zurückerinnerte, als ihre Mutter grösste Mühen gehabt hatte, sie von den Bonbons fernzuhalten.


    Gerade, als sie in eine Strasse einbogen, fiel ihr ein Goblin in die Augen. Sein Gang kam ihr seltsam bekannt vor, doch sie vermochte ihn nicht zuzuordnen. Als sie noch überlegte bemerkte sie, wie ihm im Gehen etwas aus seiner Tasche rutschte und unbemerkt auf der Strasse liegen blieb.
    Auch Lilli hatte es gesehen: «Der hat was verloren!», rief sie auch sogleich und zerrte an Flohs Hand. Etwas musste man den Kindern lassen – sie waren gut erzogen – und so war es für die beiden selbstverständlich, den Eigentümer auf seinen Verlust hinzuweisen.
    Zu dritt stolperten sie also dem Goblin hinterher. Bino klaubte den Schlüsselbund vom Boden auf, nicht ohne ihn dabei mit seinen klebrigen rosaroten Fingern vollzuschmieren.
    «Hey, Sie da!», Lilli hatte sich von Floh befreit und stürmte auf den Herren zu und zupfte mutig an seinem Rockzipfel, um ihn auf sich aufmerksam zu machen.


    Als er sich zu ihnen umwandte, erkannte Floh den Goblin vom Marktstand wieder. Seine Miene war noch immer angespannt, zeigte jedoch Erleichterung, als da bloss ein Goblinkind vor ihm stand und mit unschuldigem Blick zu ihm aufschaute.
    «Sie haben Ihren Schlüsselbund verloren!», plapperte da auch gleich Bino los, der nun zusammen mit dem Kindermädchen herangelaufen kam.
    «Gib ihn dem Herrn!», fauchte ihn da auch schon seine ältere Schwester an, worauf ihr Bruder dem Bartträger den Fund stolz entgegenreckte.
    Auch Floh hatte ihren Blick nun auf den Goblin gerichtet, der ein Paket unterm Arm hielt. Offensichtlich war sein Einkauf erfolgreich verlaufen.


    Nachdem der Herr den Schlüssel eingesteckt hatte, starrte Bino ihn eine Weile erwartungsvoll an. Als das erhoffte Ereignis jedoch nicht eintrat, zupfte er an Flohs himmelblauem Kleidchen, bis sie sich zu ihm hinunterbückte.
    «Bekommen wir denn jetzt keinen Finderlohn?», flüsterte er unschuldig und für alle hörbar. Floh konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Typisch Goblin, aus allem musste Kapital geschlagen werden.
    Sie wandte sich an den Herrn, der ihr mit seinen spitzen Ohren ziemlich attraktiv war: «Entschuldigen Sie die Kinder. Sie sind nicht oft ausserhalb des Hauses unterwegs. Vielleicht können wir ja ein Stück weit zusammengehen? Wir müssen in dieselbe Richtung.»
    Damit schubste sie die beiden Zwerge auch bereits liebevoll vor und drückte ihnen die Erdbeerbohnentüte in die Hand, so dass der Finderlohn schnell vergessen war.


    «Sind Sie auch ein Fan von Ghuls´n´Goblins? Entschuldigen Sie meine Neugierde, ich habe Sie zuvor am Marktstand eine Melodie pfeifen hören», begann sie sogleich nichtsahnend das Gespräch mit dem Goblin, neben dem sie nun herschritt. Dabei hatte sie Bino und Lilli jedoch fest im Blick, was es ihr nicht erlaubte, genauer ihren Wegbegleiter in Betracht zu nehmen.
    Ihr Gespräch wurde abrupt unterbrochen, als die beiden Kinder in Streit gerieten, wer die letzten Leckereien bekommen dürfte, und Bino dabei über einen losen Pflasterstein stolperte.
    Lautes Geplärre und ein offenes Knie waren die Folge.
    Lilli stand gleichmütig daneben und stopfte schnell die letzten Bohnen in den Mund, während Floh den kleinen Goblin tröstete.
    Entschuldigend blickte Floh zu dem Herren auf.
    «Hier trennen sich wohl unsere Wege sowieso. Das Haus der Familie ist gleich in der nächsten Nebengasse. Hat mich gefreut, mit ihnen zu plaudern! Vielleicht läuft man sich ja wieder einmal über den Weg?»


    Kurz darauf zottelte das Dreiergespann davon – Unter einem Arm hatte Floh den Korb mit den Einkäufen, an der anderen Hand führte sie Bino, dem der Rotz zur Stubsnase herunterlief. Währenddessen hüpfte Lilli gutgelaunt neben den beiden einher.

  • Der Einkauf war erfolgreich gewesen und so machte sich Ginimo angespannt, aber nicht mehr so nervös wie zuvor, auf den Weg zurück zur Taverne. Doch auf dem Weg dahin wurde er unvermittelt von einer Person aufgehalten. Er erschrak, als er eine Person schreien hörte:
    "«Hey, Sie da!»
    Ginimo schaute sich um, doch konnte er weit und breit keine Person sehen, zu der diese Stimme passen könnte. Als er einfach weitergehen wollte, vermutlich war er gar nicht gemeint gewesen, wurde er an seiner Kleidung gepackt.


    Erschrocken drehte sich Ginimo um, in der Gefahr jemand hätte ihn erkannt, oder ein Dieb wollte an seine Habseligkeiten. Doch als er sah, dass es sich um ein kleines Goblinmädchen handelte, löste sich die Anspannung und der Goblin lächelte amüsiert, sowie erleichtert.
    "Wie kann ich dir helfen?"
    Schon meldete sich ein weiterer kleiner Bursche zu Wort. Vermutlich ihr Bruder und er wies ihn darauf hin, dass Ginimo seinen Schlüsselbund verloren hatte.
    "Oh, wie aufmerksam von euch!"
    Woraufhin ihn der Bursche auch den Schlüsselbund übergab.
    "Hab Dank. Solch eine Freundlichkeit trifft man selten!," sagte er zu den Kindern, halb zu der Mutter (das zumindenst vermutete er) zugewandt.


    Der Kleine beschwerte sich darauf, dass er keinen Finderlohn bekommen hätte. Ginimo fasste sich beschämt an den Kopf.
    "Natürlich, ein Finderlohn! Lasst mich gucken, ob ich irgendwas in meinen Taschen habe."
    Doch er hatte nichts außer seinem Schlüsselbund, dem Geldbeutel und den Klaviersaiten in der Jackentasche. Die Mutter löste daraufhin den Konflikt, in dem sie den Kleinen eine Tüte voll Erdbeerbohnen übergab. Ginimo kannte diese Süßigkeit nicht, es schien aber unpassend danach zu fragen.
    "Gerne begleite ich Euch ein Stück. Ich muss zur Taverne, ich arbeite dort...ich meine als Kellner," rettete der Musiker sich noch gerade so raus.


    Ginimo lächelte charmant, als sich Floh und er unterhielten. Sie schien eine sehr nette Frau zu sein. Waren das ihre Kinder? Oder war sie bloß Erzieherin? Eine Kinderhüterin? Eine Profession, die im Goblinsektor immer wichtiger wurde.
    Die Kinder schienen auf jeden Fall gut erzogen zu sein.
    "Eure Kinder sind wahrlich lustige Lausbuben!," grinste Ginimo.


    Ginimo machte diese kleine Unterhaltung echt viel Spaß. Zwar hatte er nie sonderlich viele Probleme Frauen kennenzulernen, doch interessierten sich die Meisten nur für ihn, weil er so erfolgreich und berühmt mit seiner Musik war. Klar, ein erfolgreicher Mann war deutlich attraktiver, als der Durchschnittsgoblin von nebenan. Aber wer interessierte sich wirklich für ihn? Welcher der vielen Goblinfrauen hatte wirklich Gefallen an Ginimo? Welche der Frauen schätzte seinen Charakter? Ginimo wollte eine Frau fürs Leben. Er war ein Romantiker, hoffnungslos unter den Goblins, da es für Romantik keine Zeit gab, doch tief in sich glaubte er, dass es jemanden gab, der genauso dachte wie er. Eine Frau, die wusste das Zeit nicht das Wichtigste im Leben ist, sondern eine andere Sache deutlich wichtiger ist, und die Zeit dem untergeordnet werden sollte: Die Liebe.


    "Ja, die Melodie ist eine auf Gmoll transponierte Melodie orginal, aus einer almanischen Volksweisheit. Längst vergessen im eigenen Land. Im Mittelteil kommt es zu einer dramatischen Steigerung, wird durch vorzeitige Coda zum Kadenzwechsel gebracht. Ja, ich liebe das Stück. Es ist gut gelungen. Selten für m...", "...mi..." fast schon wollte Ginimo "mich" sagen, konnte sich aber noch gerade so retten. "meinen Cousin!"
    "Ihr müsst wissen, mein Cousin ist der Bandleader von Ghuls n Goblins. Der große Ginimo, wie er genannt wird. Wobei ich gehört habe, dass er so nicht mehr genannt werden möchte, und einfach nur noch Ginimo genannt werden möchte."


    "Vorsicht Kleiner!", rief er, als der Junge das Gleichgewicht verlor. Ginimo sah den Unfall schon kommen, bevor es passierte.
    Der kleine Junge stolperte dennoch zu Boden und ratschte sich das Knie blutig auf. Dies erforderte eine sofortige Behandlung der Wunde. Und ohnehin war die Gobinfrau jetzt am Ziel angekommen.


    Sie verabschiedete sich, und Ginimo tat es ihr gleich.
    Er schaute der Familie noch etwas länger wehmütig hinterher.
    So eine nette Familie..., dachte er sich. Schade, dass sie vergeben ist.
    Während er da so stand und zuguckte, wie die Goblinfrau mit dem weinenden Kind von dannen zog, fiel ihm erst jetzt etwas auf, was Floh zu ihm gesagt hatte: 'Das Haus der Familie ist gleich in der nächsten Nebengasse.'


    Sie hatte nicht 'unser Haus' gesagt! Das bedeutete, dass sie gar nicht die Mutter war! "Verdammt!", fluchte er und sprintete los.
    "Warten Sie, warten Sie!", rief er hinterher. Völlig aus der Puste erreichte er sie noch bevor die Drei das Haus betraten.
    "Es ist mir peinlich. Aber ich finde Euch echt sympathisch und hübsch noch dazu! Kann ich Euch morgen zum Essen ausführen, um 20 Uhr im almanischen Lokal "La Vigne"? Bitte zieht Euch was Schickes an! Ich lade Euch selbstverständlich ein," fragte er.


    Er wartete noch darauf, falls Floh darauf etwas antworten würde, und verabschiedete sich dann ein zweites Mal.

    "Es schwinden jedes Kummers Falten,
    solang des Liedes Zauber walten."

  • Floh war so aufgeregt wie schon lange nicht mehr. Blusen, Hosen und Kleider, die zuvor ordentlich nach Farben sortiert in den Regalen gestapelt waren, landeten eines nach dem anderen auf einem unordentlichen Haufen neben ihrem Schrank, nachdem sie sich dagegen entschieden hatte. Manche waren zu bunt, andere zu gepunktet, wieder andere zu kurz, oder mit zu vielen beziehungsweise zu wenigen Rüschen. Was sollte sie bloss anziehen?
    Nichts schien ihr gut genug für eine Einladung zum Essen, obwohl sie sich ansonsten nicht allzu viel daraus machte, was andere über sie dachten.


    Im nächsten Augenblick wuselte eine zweite Goblin ins Zimmer, die Floh sehr ähnelte, jedoch etwas grösser gewachsen war, keine Schlappohren besass und hellbraune, kurz geschnittene Haare aufwies. Ausserdem zierten bereits Sorgenfalten ihr Gesicht.
    „Ach Finimi Liebling, ich bin sooo stolz auf dich! Eine Einladung von einem richtigen, bodenständigen Goblin. Kein solcher Tunichtgut, der sich nicht auf die wichtigen Dinge im Leben konzentrieren kann. So wie du ihn mir beschrieben hast, muss er ein ehrgeiziger Mann sein. Und es wird auch langsam Zeit, dass du endlich einmal einen ordentlichen Kerl Heim bringst.“
    Floh verdrehte hinter dem Rücken ihrer Mutter Dorli die goldgelben Augen. Tatsächlich hatte sie der Goblin von der Begegnung berichtet, da diese ihr sofort angemerkt hatte, dass etwas im Busch war. So hatte sie ihr von dem stattlichen Mann mit der Brille und dem Bart erzählt, was für ihre Mutter auf einen Professor oder Geschäftsmann hindeutete. Die Kleidung war bescheiden ausgefallen, doch gut gepflegt. Die Aussagen, als Kellner in einer Taverne zu arbeiten und ein Cousin von dem grossen Ginimo zu sein, hatte sie ihrer Mutter wohlweislich verschwiegen, da diese wenig von Musikern und Künstlern hielt.
    „Ich habe hier noch einen Rock und eine Bluse gefunden, sie würden sich perfekt für ein Abendessen eignen“, stocherte die Frau weiter, worauf Floh hoffnungsvoll herumwirbelte.
    Dorli hielt ihr eine weisse Bluse hin, und einen orange-gelb-braun gestreiften Rock, der bis über die Knie fiel.
    „Das geht doch nicht mit den Haaren zusammen!“, entrüstete sich die jüngere Goblin enttäuscht. Im nächsten Moment lachte sie jedoch fröhlich auf.
    „Hilf mir Mutti, wir werden meine Haare einfach dem Rock anpassen!“, dieses Mal war es Dorli, welche die Augen in nur halb gespielter Verzweiflung verdrehte.



    So kam es, dass Floh einige Stunden später an der Ecke des „La Vigne“ auf ihren Begleiter wartete. Nervös zupfte sie an ihrem Rock herum und kringelte die Haare ungeduldig um ihren Finger.
    Als sie den Goblin schliesslich zügigen Schrittes daherkommen sah, winkte sie ihm freudig zu. Er blickte sie einen Moment irritiert an, was Floh ihm nicht verdenken konnte – vermutlich hatte er einen auffällig pinken Haarschopf erwartet.
    Stattdessen begrüsste ihn die Goblin nun mit einer orangen Haarpracht, die zu ihrer Kleidung passte, in einer stürmischen Umarmung wie es sich für Noldis gehörte.
    „Guten Abend. Ich glaube, wir haben uns noch nicht einmal richtig vorgestellt beim letzten spontanen Zusammentreffen. Mein Name ist Finimi, doch meine Freunde nennen mich Floh. Wart ihr schon öfters hier?“
    Beim Warten hatte sie die Leute beobachtet, welche hier ein und aus gingen. Ihr waren dabei Zweifel gekommen, am richtigen Ort zu sein und sie strich unauffällig ihren Rock glatt.


    Schliesslich liess sie sich von ihrem Begleiter ins Lokal hineinführen, wo ein aufmerksamer Almane ihnen die Mäntel abnahm. Floh versuchte ihre Begeisterung und ihr Erstaunen zu verbergen, doch immer wieder blieben ihre Blicke an den eleganten Tischdecken, den verspielten Kronleuchtern und den Gästen in edlen Gewandungen hängen, während ein schlanker Almane sie in einen Teil des Gasthauses führte, der extra für Goblins hergerichtet war.
    Dies war kein gewöhnliches Wirtshaus, wo man bunt durcheinandergewürfelt ass und trank und die Goblins oftmals zu den anderen aufzuschauen hatten. Nein, sogar der Kellner, der ihnen nun eine Speisekarte vorlegte und eine Getränkebestellung aufnahm, war ein waschechter Goblin.
    „Ich möchte Ihnen noch einmal für die Einladung danken“, plauderte Floh schliesslich verlegen los.
    „Es ist lange her, dass ich zum Essen ausgeführt wurde“, im selben Moment röteten sich ihre Pausbacken und sie studierte scheinbar sehr interessiert die Karte. Irritiert wanderte ihr Blick über die Auswahl.
    „Kugelfisch Fungu“, „Tausendjährige Eier“ und „Algensalat mit knusprigen Schweinsöhrchen“ waren als Vorspeisen aufgelistet.
    „Ähm… also Ihr kennt Euch hier ja gut aus. Welches Menü würdet Ihr mir denn empfehlen?


    Während ihr Gegenüber nun ebenfalls die Speisen musterte, beobachtete Floh ihn eingehender. Seine Ähnlichkeit zum grossen Ginimo war unübersehbar, nachdem sie nun darum wusste. Einzig die Brille, der dichte Bart, die Kleidung und das leicht hervorstehende Bäuchlein hatten sie darüber hinweggetäuscht. Ihre Mutter würde jetzt behaupten, dass es ein Zeichen für Wohlstand sei. Und offensichtlich musste Floh ihr da zustimmen, denn umsonst würde dieses Abendessen nicht sein. Etwas unbehaglich rutschte sie auf ihrem Stuhl herum.
    Vielleicht unterstützte ja der grosse Ginimo seine Familie mit einem grosszügigen Zustupf. So musste es sein, überlegte Floh.
    Sogleich war das Idol ein noch grösserer Held in ihren Augen.
    „Arbeitet Ihr vollberuflich als Kellner? Oder studiert Ihr nebenbei?“, hakte Floh schliesslich vorsichtig nach.
    Auch ihre Eltern hätten gerne gesehen, wenn Finimi ein Studium abgeschlossen hätte. Doch Architektur war ihr nicht gelegen und so war sie Malerin geworden und arbeitete nun als Kindermädchen. Was für ein Lebenslauf.
    Davon erzählte sie dem Goblin besser nichts beim ersten Treffen, auch wenn sie ihre Arbeit mit den Kindern liebte.


    Im nächsten Moment kam der goblinische Kellner wieder angewuselt. Einen Moment lang starrte er ihren Begleiter verdutzt an, seine Stirn krauste sich, er wollte etwas sagen, verschluckte seine Worte jedoch und stellte Ihnen stattdessen eine kristallene Karaffe mit süssem Alkohol hin.
    „Was darf ich Ihnen zum Essen bringen?“, fragte er schliesslich höflich und sowohl er als auch Floh blickten Ginimo erwartungsvoll an.
    Nachdem er mit der Bestellung abgezischt war, konnte sich Floh ein Kichern nicht mehr verkneifen.
    „Der hat ausgesehen, als wäre er gerade einem Gespenst begegnet! Eigentlich dachte ich, dass ich hier fehl am Platz sei, aber er war eindeutig von Euch irritiert. Ich frage mich, warum. Vielleicht ist ihm Eure Ähnlichkeit zum grossen Ginimo aufgefallen. Nachdem Ihr mir davon erzählt habt, ist es mir nun auch bewusstgeworden!“
    „Wisst Ihr, ich bin ein grosser Fan von Ghul’n’Goblins“, beteuerte sie, während sie vorsichtig an ihrem Glas nippte und ihre Augen funkelten vor Begeisterung.
    „Habt Ihr schon vielen Konzerten beigewohnt? Als Cousin habt Ihr bestimmt Zugang zu jeglichen Anlässen. Oh, wie ich Euch darum beneide!“

  • Ginimo begutachtete sein Gesicht im Spiegel.
    "Dieser alberne Bart sieht echt dämlich aus. Vielleicht sollte ich ihn abnehmen. Ich hasse Bärte!," sagte der kleine Grünling zu sich selbst, während er sich weiter anglotzte.
    Kurz nahm er sich den lästigen Haarwuchs aus seinem Gesicht entschied sich dann aber ihn wieder zu befestigen.
    Ich sehe mir selbst zu ähnlich, dachte er sich nur.


    Also musste er ihn irgendwie befestigen, denn während des Essen würde ihn sein Date wahrscheinlich genauestens beobachten und dabei würde ihr auffallen, dass der Bart bloß durch ein Band befestigt war.
    Kurz nachdem er sich mit Floh an jenem Tag verabredet hatte, war er nochmal zum Markt gelaufen und hatte sich bei einem Apotheker eine Mixtur namens "Super-Klex" geholt. Ein Klebstoff mit dem man angeblich alle möglichen Sachen an den "unmöglichsten Stellen" befestigen konnte. Er hatte sich überlegt den Bart dahingehend zu einem Schnauzbart zu stutzen, sodass er den Schnauzbart nur an drei Stellen oberhalb der Lippe befestigen musste.


    Genau das tat dann auch der Goblin. Er positionierte sich seitlich zum Waschbecken, während er zwei, drei Tropfen oberhalb seiner Oberlippe heruntertropfen ließ. Solange sie flüssig waren, befestigte er den Schnauzbart an den drei Tropfstellen. Er grinste in den Spiegel und schüttelte den Kopf:
    "Verdammt sieht das Scheiße aus."
    Dann stopfte er sich noch ein kleines Kissen unter sein Hemd und zog sich seine Brille auf. Während er sich weiter im Spiegel betrachtete machte er Scherze mit sich selbst. Er konnte sich mit dem Outfit nicht ganz ernst nehmen:


    "Na, auch allein hier? Du Schnuckelchen."
    "Heute Abend schon was vor?,"
    "Ey! 2,50 Goblinkronen für die Nacht. Haste Bock?"


    Er lachte freudig, zog eine Weste über das Hemd, und richtete den Kragen.
    Abschließend band er sich eine Krawatte, um den Hals und sah nun, wie einer dieser Kammerdiener oder vornehmen Kellner aus.
    Ganz im Sinne dessen, wie er sich bei Floh vorgestellt hatte.


    Als er den Raum gerade verlassen wollte, denn die Zeit war schon reif, schaute er betrübt auf seinen sonst so geliebten Hut, der sonst immer auf seinem Schädel platziert war.
    "Heute bleibst du leider hier," rief er ihm zu. Er schnappte sich seine Geldbörse und schaute sich dann abschließend nochmal um, ob er nicht etwas vergessen hätte. Dann schloss er die Tür ab und machte sich auf dem Weg zum Lokal. Er hatte keine Kosten gescheut und einen Kutscher für den Abend angeheuert. Dieser sollte ihn zum vereinbarten Treffpunkt bringen.


    Die Fahrt verlief ohne Probleme. Als er das Lokal erreichte, stand die Dame vor dem Lokal und wartete auf Ginimo. Erstaunt erschrak er kurz, als er ihre orangen Haare vernahm. Bin ich irre oder hat sie sich tatsächlich die Haare gefärbt?
    Doch sie ist es. Ohne Frage, auch wenn sie ganz anders aussieht.
    Da der Noldis war, umarmte sie den Goblin stürmisch. Ginimo war ein herzhafter Mensch und hatte damit keine Probleme. Er erwiderte die Umarmung und hörte der Dame zu, als sie sich vorstellte.


    Als sie mit ihrer kurzen Vorstellung endete, war Ginimo dran seine erlogene Geschichte auf den Tisch zu bringen. Er hatte sie gut einstudiert und sich Notizen in seine Jackentasche gestopft, falls sie ihn zu ein paar Details ausfragen wollte. Dann würde er sich einfach zur "Toilette" (ein Ort des Stuhlgang in diesem Lokal für den feinen Herrn) begeben und dort seine Notizen studieren.
    Alles war sorgfältig geplant, denn Ginimo war nicht gut im Lügnen. Da musste er sich schon vorher alle Lügen zu Recht legen, sonst würde seine ganze Maskerade auffallen.


    "Ich bin Jorix vom Dalkrede-Clan, " stellte er sich vor.
    "Ich speise hier gelegentlich."


    Während ihre Mäntel abgenommen wurden und ihnen der Weg zum goblinischen Teil des Gasthauses gezeigt wurde, schwiegen die Beide.
    Als sie schließlich saßen, plauderte Floh auch wieder. Scheinbar hatte sie sich in Anwesenheit der Kellner nicht getraut frei zu sprechen. Doch nun, wo sie einen Moment für sich allein hatten, traute sie sich das Wort zu erheben.
    "Ja, sicher. Mit Freuden! Eine solch hübsche Dame sollte man jeden Abend zum Essen ausführen," sprach der Goblin selbstbewusst und charmant.
    "Mir entging nicht Eure gewechselte Haarfarbe. Sie passt hervorragend zu Eurer Kleidung."


    Ginimo entschied sich für den Schweinebraten eingelegt im gorgonzolischen Schokaladeneintopf. Eine wahre Kalorienbombe. Da der Goblin heute aber nur ein Stück Brot und Käse zum Frühstück hatte, kam ihm dieser Kalorienschock gerade recht.
    "Ihr kombiniert das Menü noch Eurem Belieben. Alle Speisen sind vorzüglich. Seht...", Ginimo rückte etwas näher nahm ihre Hand von der Karte und erklärte:
    "Kategorie 2-7 sind die Hauptspeisen. 2 ist gut mit 3 kombinierbar. 4 mit 2 und auch 6 mit 2. Jedoch 5 mit 3 nicht, da hier zuviel Gewürze verwendet werden. 6 und 4 sollte man nicht komibinieren. Kategorie 8 und 9 sind ausschließlich Nachspeisen. Da ich davon ausgehe, dass wir traditionell goblinisch essen. Daher könnt ihr Kategorie 1 die Vorspeisen ausklammern," Ginimo blätterte um.


    "Ich studiere nicht. Ich arbeite mein ganzes Leben. Zum Lernen bleibt da keine Zeit. Ich lernte den Beruf des Kammerdieners, doch aktuell ist die Joblage etwas desolat, sodass ich mich mit einer einfachen Kellnertätigkeit zufrieden gebe."
    Als der Alkohol gebracht wurde und die Bestellung aufgegeben wurde, unterhielten sie sich weiter.
    "Achja Ghuls n Goblins. Ich finde sie überbewertet. Auch den großen Ginimo. Er ist doch in allem was er macht, immer noch sehr amateurhaft. Ich weiß gar nicht, was die Leute an ihm finden. Er ist nicht schlecht, doch es gibt eine Reihe von Künstlerin, die besser sind. Man schaue sich mal "die geflügelten Boten des Todes" an. Erst neulich hörte ich ihre neueste Komposition. Ach, was für eine Arie fürs Herz! Davon kann sich Ginimo eine Scheibe abschneiden," erzählte Ginimo.


    "Was haltet Ihr Ali Gammelghul und von seiner rakshanischen Flöte? Erst neulich sprach ich mit meinem Cousin darüber, dass er sie häufiger in seinen Kompositionen verwenden sollte. Denn der Klang ist einzigartig und Ali beherrscht die Flöte wie kein Zweiter. Zumindenst kenne ich niemanen, der sie besser spielen könnte," sagte er.


    "Achja und Zakrok Lautentod? Ein wahrhaft lustiger Knabe. Aber mehr ein Bühnenmensch. Seine Fingerfertigkeit ist gut, doch der Verschleiß an E-Lauten nimmt langsam neurotische Züge an..."

    "Es schwinden jedes Kummers Falten,
    solang des Liedes Zauber walten."

  • Floh war sich Komplimente nicht gewohnt, am meisten davon erhielt sie noch von ihren Ziehkindern, wenn sie sich die Zeit damit vertrieben, lustige Dinge zueinander zu sagen („Du hast hübsche Hasenohren“ und „Deine Haare sehen aus wie Erdbeerbonbons“, waren noch die niedlichsten darunter). Vor Allem ihre Frisur war ständig ein Grund sich mit ihrer Mutter zu zanken, welche sich oft darüber beklagte, dass Floh nicht dem gängigen Bild einer Goblin entsprach.
    Und ausgerechnet für ihre Haarfarbe hatte der charmante Mann ein Lob übrig!
    Und als er sogar noch bemerkte, dass sie sich an der Farbgebung des Kleides orientierte, hätte Floh ihn am liebsten auf der Stelle geheiratet.
    Stattdessen errötete sie von der Nasenspitze bis zu ihren Schlappohren und bedankte sich mit einem strahlenden Lächeln für seine Worte.
    „Und Ihr habt Euren Bart gestutzt! Ihr seht so viel jünger aus. Also nicht, dass Ihr vorher alt ausgesehen hättet… also, es betont Euer Gesicht vorteilhaft“, sprudelte sie verlegen hervor.
    „Meine Mutter Dorli würde jetzt sagen, dass es 1000 Gründe gibt, eine Frau nicht jeden Abend auszuführen. Zu der Tatsache hin, dass eine Mahlzeit zu Hause weniger kostspielig und zeitaufwendig ist, würde sie behaupten, dass die Frau das Kochen ja noch verlernen würde.“
    Doch vermutlich wäre es ihr Recht, wenn Floh jeden Abend von einem Herrn ausgeführt würde, wenn sie dadurch nur endlich unter die Haube kommen sollte. Und um ihre Kochkünste wäre es auch nicht schade, denn diese beschränkten sich hauptsächlich auf Süssgerichte aller Art.


    Finimi war froh, dass Jorix ihr mit der Speisekarte behilflich war. Dabei nahm sie seine Nähe wahr, als er aufrückte und sich gemeinsam mit ihr über die Auswahl beugte. Wann war ihr ein männlicher Goblin das letzte Mal so nah gekommen?
    Vermutlich als sie vor einem Jahr an den Windpocken erkrankt war und zu einem Priester musste, der ihr eine fiese Spritze verpasste. Schnell schob sie den Gedanken beiseite.
    Sie hatte bereits befürchtet, dass es in dem Restaurant bloss Almanische Küche gäbe, doch dem war glücklicherweise nicht so. Mit neuem Eifer studierte sie die Liste, und war beeindruckt von der Auswahl.
    Schlussendlich stand sie vor der Entscheidung zwischen "heisser Vanillesuppe samt Gemüseknödeln und mit Räucherfleisch garniert" oder "einer Fleischroulade gefüllt mit Erdbeeren und Ananas, dazu eine Minzschokosauce". Obwohl sie fürchtete, dass ihr Bauch danach platzen müsste, entschied sie sich für die vollmundigere zweite Variation.


    Interessiert hörte sie ihm zu, als er von seiner beruflichen Karriere erzählte. Sie war erstaunt darüber, dass er keine höhere Ausbildung abgeschlossen hatte und von einer einfachen Kellnertätigkeit sprach und trotzdem gelegentlich in einem solch edlen Restaurant speiste. Vielleicht war er ihr ja ähnlicher, als sie vermutet hatte und legte einfach viel Wert auf gutes Essen, so wie sie ihre Zeit damit „vergeudete“ ihre Haare zu färben oder mit den Kindern Fangen zu spielen, anstatt Rechenaufgaben zu erläutern. Der Goblin wurde ihr immer sympathischer.
    „Ach wisst Ihr, ich habe zwar ein Studium der Architektur begonnen, aber es niemals abgeschlossen. Ich habe schon immer lieber Kurven als Geraden gezeichnet. Und nachdem ich mich ebenfalls für kurze Zeit in einem Restaurant versucht hatte, habe ich schliesslich den Malerberuf erlernt. Leider ist selbst da die Kreativität eingeschränkt, wer möchte denn schon Blumen auf der Häuserfassade haben?“, sie seufzte einen Moment scheinbar bedrückt ab der Eintönigkeit ihres Volkes, was Farben und Kunst betraf.
    Aber jetzt habe ich ja die Kinder“, sofort stahl sich ein liebevolles Lächeln auf ihr Gesicht und betonte ihre runden Wangen.
    „Zwei von ihnen habt Ihr ja bereits kennen gelernt. Ich hüte und erziehe Goblinkinder, damit die Eltern Ihrer Arbeit nachgehen können. Es ist ein toller Beruf und erstaunlicherweise sehr gefragt. Ich kann mir damit gut meinen Lebensunterhalt verdienen.“
    „In welcher Taverne arbeitet Ihr denn? Dann könnte ich an einem freien Abend einmal vorbeikommen, um eine Schokolade zu trinken. Oder noch besser, ich nehme die Kinder mit, dann könnt Ihr Bino ja noch seinen versprochenen Finderlohn spendieren“, sie blickte ihn erwartungsvoll an.


    Als Jorix begann von Ghul´n´Goblins zu sprechen, hing Floh förmlich an seinen Lippen.
    „Also ich muss sagen, ich liebe ihre Musik. Wissen Sie, ich bin dem grossen Ginimo einmal begegnet, und obwohl er als Goblin wohl nicht sehr umgänglich ist, als Musiker ist er doch ein Ass! Und er soll ja alle Stücke selbst komponieren. Können Sie sich so etwas vorstellen?“
    Während sie sprach und dabei mit ihrer Gestik die Worte bestärkte, wippten ihre orangen Haare und die Schlappohren fröhlich um die Wette.
    „Leider komme ich nicht oft dazu, mir Konzerte anzuhören, weswegen ich mir immer genau überlegen muss, welche ich besuche. Von den geflügelten Boten des Todes kenne ich leider kein Stück, doch wenn Sie es mir so wärmstens empfehlen, werde ich mich nach einem Auftritt umhören.“
    Floh freute sich darüber, dass endlich einmal jemand ihre Vorliebe für musikalische Klänge mit ihr teilte, denn auch darüber schüttelten ihre Eltern bloss den Kopf.
    Währen Jorix sprach, beugte sie sich über den Tisch, um ihm besser folgen zu können und legte dabei den Blick auf ein hübsches Dekolleté frei.


    „Oh, die Flötenklänge sind wundervoll. Wie ein so kleines Instrument eine solche Wirkung erzielen kann. Als wir uns auf dem Markt begegnet sind, konnte ich der Versuchung kaum widerstehen, mir ebenfalls eine zuzulegen. Leider werde ich mir wohl niemals Unterricht leisten können oder überhaupt die Zeit dafür aufbringen. Beherrscht Ihr auch ein Instrument? Solch eine Gabe muss doch wohl in der Familie liegen. Vielleicht könntet Ihr mir ja zeigen, wie man einem Musikinstrument seine Klangfolgen entlockt!“
    Floh war immer beeindruckter von Jorix. Er schien die ganze Band bestens zu kennen und über ihre Vorlieben und Macken Bescheid zu wissen.


    Während sie seinen Ausführungen zu Zakrok Lautentod lauschte, wollte sie nach dem Glas mit Alkohol greifen, das der Kellner ihnen zuvorkommend eingeschenkt hatte, um mit dem Goblin anzustossen.
    Sie war jedoch so aufgeregt und fahrig zugleich, dass sie es verfehlte und nur unbeholfen dagegen stiess, da ihr Blick noch an dem Mann hing, der so unglaublich mitreissend reden konnte.
    „Oh nein“, stiess sie entsetzt hervor, als das Glas umkippte und sich der rote Inhalt unaufhaltsam über der Tischdenke und dem Hemd ihres Begleiters entlud.
    Floh schlug sich die Hände vor den Mund, unfähig zu reagieren vor Schreck.
    Dann sprang sie wie von der Tarantel gestochen auf, schnappte sich eine Serviette und wollte damit Jorix über Brust und Bauch wischen, wo sich der Fleck deutlich abzeichnete, dabei drohten Tränen der Wut über ihre Tollpatschigkeit ihren Blick zu verschleiern.

  • „In welcher Taverne arbeitet Ihr denn? Dann könnte ich an einem freien Abend einmal vorbeikommen, um eine Schokolade zu trinken. Oder noch besser, ich nehme die Kinder mit, dann könnt Ihr Bino ja noch seinen versprochenen Finderlohn spendieren,"
    Als Floh das fragte, wurde er etwas nervös. Erwartungsvoll schaute sie ihn an.
    Was soll ich nur sagen?
    Verdammt, je länger ich warte, desto auffälliger ist es.
    Ich muss jetzt was sagen, sofort!
    Sie guckt schon immer kritischer!

    "In welcher Taverne?", fragte er erstmal rhetorisch, um noch mehr Zeit zu schinden. "Ja, das ist die Frage!"
    "Die Frage, die sich stellt. Ich meine ich könnte es Euch sagen, doch bin ich nicht sicher, ob das Lokal für Kinder geeignet ist. Es ist durchaus gefährlich, weil ich arbeite eher abends. Man sollte ja abends nicht mit Kindern raus. " man sah es Floh aber am Gesichtsausdruck an, dass sie diese Antwort nicht zufriedenstellte. Sie wollte gerade etwas sagen, da kam ihr Ginimo schon zuvor.
    "Taverne zum Schluckspecht!," platzte er plötzlich heraus.
    Da muss ich was mit Zott klären, dachte er sich bloß.


    Er schien nervös, doch als er das Thema auf Ghuls n Goblins wechselte, schien er wieder Herr der Lage zu sein.
    "Ja auch ich beherrsche ein Instrument. Aber ich bin noch ziemlich amateuerhaft damit," sagte Ginimo. Er wählte bewusst ein Instrument aus, was er nicht so gut beherrschte. "Also ich spiele Kontrabass. Ist eher unspannend, also ihr müsst es euch nicht anhören. Bass hat ja nur begleitenden Charakter."


    Alles schien in Ordnung zu sein. Das Date verlief erstklassig und Floh kaufte ihm seine Verkleidung ab. Bis sie plötzlich ein Glas umkippte.
    Bevor er realisieren konnte, was geschehen war, sprang Floh auch schon, um ihr Missgeschick trocken zu wischen. Erst jetzt bemerkte Ginimo, dass das Kissen unter seinem Hemd, deutlich erkennbar geworden war. Er drehte sich etwas von ihr weg, doch sie kam dann von der anderen Seite, um ihm zu helfen.
    "Nein!," maulte Ginimo recht energisch.
    "Lass es! Ich gehe..."
    Floh schien ihn aber nicht in Ruhe lassen zu wollen.
    Er stand einfach auf und ging einfach weg. Dabei ließ er Floh ohne ein Wort zu erklären, einfach dort stehen.


    Irgendwie musste er seine Sachen trocken bekommen. Und das so schnell, wie möglich, ohne dass Floh abhauen würde.
    Daher eilte Ginimo erstmal auf Toilette und versuchte mit Servietten das Schlamassel zu retten. Aber es half nicht. Als er daraufhin aus der Toilette herauskam, wandte er sich an den Kellner.
    "Hört. Ich brauche Eure Hilfe! Diese Dame da vorne," er zeigte auf Floh, die unbeholfen anfing ihre Sachen zu packen. "Sie erwartet mich. Dafür brauche ich ein sauberers Hemd, denn dieses ist befleckt mit Rotwein. Könnt ihr Eures ausborgen? Ich bezahle euch den dreifachen Preis!"


    Der Kellner schien richtig verwirrt zu sein. Zumal er das Kissen deutlich sehen konnte und sich langsam sein Verdacht bestätigte, dass es tatsächlich Ginimo war, den er da bediente. "Wie Ihr wünscht, großer Ginimo!", sagte er. Ginimo fasste sich nur an den Kopf, als Floh in dem Moment auftauchte, um sich zu verabschieden.
    Ginimo hatte derweil schon sein Hemd ausgezogen, und das Kissen lag verräterisch auf den Boden. Es schreite alles nach einem falschen Spiel.
    "Ähhh, ja! Hallo...", begrüßte Ginimo sie.
    "Das war alles ein Test...ähh. Ich bin eigentlich Ginimo."

    "Es schwinden jedes Kummers Falten,
    solang des Liedes Zauber walten."

  • Es hatte doch so vielversprechend begonnen…
    Die Unterhaltung verlief super, sie hatten gemeinsame Interessen, das Mahl war erstklassig zubereitet und Floh fühlte sich pudelwohl in Jorix Gesellschaft, gewürzt mit einer klitzekleinen Portion Nervosität.


    Doch warum musste sie auch dieses blöde Glas verschütten!
    Natürlich versuchte sie den Schaden zu beheben, doch ihre Begleitung war von dem Unfall wohl so verärgert, dass er sie ungehalten abwies und Floh ohne ein weiteres Wort mit der Serviette am Tisch stehen liess.
    Die junge Goblin liess die Schultern hängen und blickte dem bekleckerten Jorix perplex und entmutigt zugleich hinterher.
    Sie konnte verstehen, dass er über ihr Missgeschickt nicht erfreut war, bestimmt kostete das Hemd ein Vermögen!
    Sie würde es ihm rückerstatten, das war das Mindeste was sie tun konnte.
    Und dann werde ich vor Scham im Boden versinken und mich nie mehr bei ihm blicken lassen!
    Ihre Mutter würde vermutlich bloss wieder die Augen verdrehen ab ihrer Tollpatschigkeit. Manchmal fragte sie sich, woher sie dieses Talent geerbt hatte.
    In Gedanken nicht ganz bei der Sache begann Floh ihre Sachen zusammenzupacken. Sie wühlte in ihrer Tasche bis sie den Geldbeutel fand. Diese Rechnung würde sie selbst begleichen müssen.
    Gleichzeitig begann sie sich jedoch bereits über Jorix zu ärgern. Bei allem Respekt gegenüber der befleckten Kleidung, doch etwas höflicher hätte er schon sein können.
    Sie hatte sich doch bei ihm entschuldigt und sich wirklich nicht mit Absicht so doof angestellt!


    Endlich hatte sie ihren Kram beisammen und ging zielstrebig dem Ausgang entgegen, als sie Jorix in der Diskussion mit dem Keller beobachtete. Er stand mit dem Rücken zu ihr und war gerade dabei, das Hemd auszuziehen. Da sie gut erzogen war, wollte sie sich trotzdem von ihm verabschieden.
    Gerade, als sie in Hörweite kam, meinte der Keller: „Wie Ihr wünscht, grosser Ginimo!“
    Hatte sie sich da etwa verhört?
    Im selben Moment sah sie das Kissen am Boden liegen. Und selbst Floh konnte eins und eins zusammenzählen.
    Verdattert starrte sie Ginimo an, der plötzlich um einiges abgenommen hatte und ihrem Idol nun abgesehen von Brille und Bart wie aus dem Gesicht geschnitten war.
    "Ähhh, ja! Hallo...", begrüßte Ginimo sie.
    "Das war alles ein Test...ähh. Ich bin eigentlich Ginimo."

    Er hatte ihr die ganze Zeit über etwas vorgemacht!
    Ihr Blick verdüsterte sich für einen kurzen Moment, als sie daran dachte, wie sehr sie seine Gegenwart genossen hatte.
    Alles bloss Schall und Rauch!
    Im nächsten Moment verpasste sie ihm eine leidenschaftliche Ohrfeige.
    „Das war für Deine Respektlosigkeit!“
    Der Kellner blickte entsetzt zwischen ihr und Ginimo hin und her, während Floh nun ihre Hände in die Hüften stemmte.
    Ihre goldgelben Augen funkelten den Grünling herausfordernd an, dann glitt ihre Aufmerksamkeit an seiner Verkleidung entlang und sie musterte sein Gesicht.
    Nun war es an ihm, sich in seiner Haut nicht mehr gar so wohl zu fühlen.
    Kurz hielt sie ihre strenge Miene noch aufrecht, dann jedoch zuckten bereits ihre Mundwinkel.
    Wie er so dastand kam er ihr gerade so vor wie Bino, wenn er etwas ausgefressen und dabei erwischt worden war.
    „Beinahe wäre ich nicht hinter Deine Scharade gekommen. Ist der Bart echt?“
    Ein belustigtes Lächeln bildete sich nun in ihrem Gesicht und der Kellner schnaufte erleichtert auf.
    Floh hatte die Devise, die Dinge so zu nehmen, wie sie auf einen zukamen und dann das Beste daraus zu machen. Trotzdem wollte sie den Goblin nicht einfach so davonkommen lassen. Immerhin hatte er sich ein Spiel daraus gemacht, sie zum Narren zu halten.
    „Also, was für ein Test soll das sein? Ist das so ein Spiel unter Musikern?“, sie blickte ihn mit hochgezogener Augenbraue skeptisch an.


    Nachdem der Kellner dem Goblin freundlicherweise doch noch ein frisches Hemd besorgt und Floh darauf bestanden hatte an der hauseigenen Bar einen süssen Punsch zu trinken, sassen die beiden etwas abseits von den anderen Gästen auf ihren Hockern.
    Es herrschte ein peinliches Schweigen zwischen ihnen und keiner schien so richtig den Anfang machen zu wollen.
    Inzwischen war der jungen Frau zusätzlich auch wieder bewusst geworden, dass dies kein gewöhnlicher Jorix sondern der grosse Ginimo höchstpersönlich war, dem sie zuvor noch eine Ohrfeige verpasst hatte. Bei dem Gedanken errötete sie sogleich, auch wenn er es ihrer Ansicht nach mehr als verdient hatte!
    Schliesslich raffte sich Floh aber doch auf.
    „Also hallo Ginimo. Freut mich Dich kennenzulernen. Mein Name ist Finimi, doch meine Freunde nennen mich Floh! Und was tust Du so beruflich?“, dabei schaute sie ihn freundlich an und wartete ab, ob er auf ihr Friedensangebot einsteigen würde.
    „Also ich hätte da so eine Idee, wie Du das vermasselte Abendessen wieder gutmachen könntest…“, meinte sie etwas später mit einem unschuldigen Augenaufschlag.
    „Ich kenne da so jemanden, der wäre wirklich glücklich darüber, Freikarten für ein Konzert von Ghuls’n’Goblins zu bekommen…“

  • "Es ist nicht leicht jemanden kennenzulernen, der sich nicht von meinem Geld oder wegen meines Ruhms zu mir hingezogen fühlt," Ginimo lächelte verlegen. Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr bereute er ein falsches Spiel mit ihr gespielt zu haben. Doch er hatte das nicht gewollt! Es hatte sich bloß so ergeben und nun schämte er sich.


    Ginimo ging kurz etwas zur Seite, um sich das frische Hemd auszuziehen. Gleichzeitig nahm er die Brille ab, aber als er den Bart entfernen wollte, wies sich dies als deutlich schwieriger als erwartet. Ein paar Augenblicke zerrte er an den Barthaaren, doch bis auf die Tatsache, dass es unerträglich schmerzte, passierte nichts. Er kehrte zu ihr zurück, wo seine Verabredung immer noch stand. Um den Bart musste er sich nachher kümmern, dachte er sich, während er kaum merklich daran zupfte.
    "Nein, der Bart ist nicht echt," antwortete er.


    Verwundert und begeistert von ihrer Leichtigkeit, wie sie mit seinem Fehler umging, lud sie ihn sogar noch auf ein Getränk ein.
    Das musste seine Traumfrau sein!
    Ginimo fühlte sich aber immer noch schuldig, aber wusste nicht, was er ihr sagen konnte.
    "Ja, Finimi. Deinen Namen habe ich mir bemerkt", erwiderte besserwisserischer, als es gemeint war.
    "Entschuldige. Ich bin Ginimo. Die ganze Jorix Geschichte habe ich mir bloß ausgedacht. Weder bin ich Kellner noch stamme ich aus dem Nyur Clan. Eigentlich stamme ich aus dem Clan der...", Ginimo wollte etwas über seine familiäre Herkunft erzählen, doch stockte dabei. Das war ein wunder Punkt. Den wollte er nicht unbedingt in die Öffentlichkeit hinaustragen.
    "Vergessen wir es!"
    Stoisch schaute er auf sein Getränk nahm hastig ein paar Schlücke und war bereit zu gehen.


    "Das vermasselte Abendessen?," fragte Ginimo.
    Er sagte nichts weiter.
    "Ich glaube das war alles keine gute Idee."
    Statt eine Unterhaltung zu führen, gab er lieber auf. Zu groß war seine Scham. Die Schmerzen der Ohrfeige erinnerten ihn zu stark an einen Fehler, den er so nicht geplant hatte. Alles hatte sich zufällig ergeben, aber wie konnte man das erklären, ohne wie ein Psycho rüberzukommen.


    "Ich habe jetzt zu tun,"
    Er gab ihr die Hand zum Abschied bezahlte seine Rechnung und ging seiner Wege.
    Schnell raus hier!

    "Es schwinden jedes Kummers Falten,
    solang des Liedes Zauber walten."

  • Genau drei Sekunden brauchte Floh um zu begreifen, dass Ginimo sie gerade wieder vor den Kopf gestossen hatte. Ungläubig hafteten die goldgelben Augen an ihrem Idol, das gerade bekundet hatte, dass das Abendessen mit ihr keine gute Idee war und sie offensichtlich ziemlich schnell loswerden wollte.
    Für einen Moment sackten die Schlappohren der Goblin noch einige Zentimeter weiter in die Tiefe und offenbarten ihre Enttäuschung.
    Seine Hand fühlte sich verschwitzt an, als er sich verabschiedete. Ausserdem wirkte er sichtlich gestresst und sein Gesicht schien um zwei Farbtöne dunkler zu sein als gewöhnlich. Dann verlangte er auch schon die Rechnung, welche er linkisch beglich.
    „Ich habe jetzt zu tun“, waren die letzten Worte und dann eilte der grosse Ginimo bereits davon.


    Floh blieb auf ihrer eigenen, nicht gerade geringen, Rechnung sitzen.
    Was für ein Desaster!
    In ihrem Kopf ratterten die Rädchen, als sie den Abend noch einmal vor ihrem inneren Auge abspulte.
    Dann hopste sie plötzlich von dem Hocker runter, kramte in ihrer Tasche nach den Münzen und kurz darauf rauschte sie aus der Tür des Gasthauses hinaus.
    Es war bereits eingedunkelt und Laternen erleuchteten die Stadt.
    Wo war er hingegangen?
    Die junge Goblin suchte die Strassen ab und erkannte in der Ferne einen Goblin, der beinahe schwebte, so schnell bewegten sich seine Füsse voran.
    Sie beeilte sich ihm zu folgen, stolperte jedoch mit ihren hübschen Schuhen über einen Stein und wäre beinahe auf die Nase gefallen.
    Ohne zu zögern wankte Floh kurz einbeinig wie ein Storch vor dem Restaurant herum, während sie die Schuhe von ihren Füssen klaubte. Sie hatte nicht einmal Zeit, befreit mit ihren Zehen zu wackeln, da düste sie auch schon Ginimo hinterher, welcher um eine Ecke gebogen war.


    Die orangen Haare und ihre grünen Schlappohren flatterten in völliger Unordnung hinter ihr her, doch es war ihr genauso egal, wie ihre verstaubten Füsse.
    „Warte Ginimo“, rief Floh als sie um die Kurve kam und den Goblin am Ende der Strasse gehen sah. Einen Moment sah es aus, als würde er zusammenzucken und seine Schritte noch beschleunigen, doch schliesslich blieb er wie angewurzelt stehen und wandte sich langsam zu Floh um.
    Sein Gesicht lag im Schatten, so dass Floh seine Miene nicht erkennen konnte, als sie völlig ausser Atem vor ihm zum Stehen kam.
    Sie schnappte nach Luft und hielt sich einen Moment die Seite, als sie ein unangenehmes Stechen darin verspürte. Mit vollem Magen einen Orientierungslauf zu unternehmen, stand eindeutig nicht zuoberst auf ihrer To-Do-Liste.


    „Tut mir Leid… ich… will Dich nicht lange aufhalten“, entschuldigte sie sich schliesslich zwischen den Atemzügen bei ihm.
    „Du musst nie mehr ein Wort mit mir sprechen, grosses Ehrenwort. Und Du darfst mich und das Abendessen aus deinem Gedächtnis tilgen. Nur… würdest Du mir vorher vielleicht doch bitte noch ein Autogramm geben? Sonst denke ich Morgen, ich hätte das alles bloss geträumt. Und eine solche Gelegenheit werde ich wohl mein Leben lang nicht mehr erhalten. Und ich will doch meinen Enkelkindern, wenn es wirklich einmal so weit kommen sollte – meine Mutter betet sogar zu Ardemia deswegen, nicht sagen müssen, dass ich die Chance nicht ergriffen hätte, als sie sich bot!“
    Inzwischen waren Flohs Wangen gerötet, ob vor Anstrengung oder weil sie peinlich berührt war, konnte nicht so einfach bestimmt werden. Sie traute sich nicht, ihre hoffnungsvollen Augen nach dem Redeschwall zu lange auf ihn zu richten und fokussierte stattdessen interessiert ihre grosse Zehe mit dem orangefarbenen Nagellack.
    Sein Schweigen verunsicherte sie, weshalb sie schliesslich die Schuhe auf den Boden fallen liess und unbeholfen ihre Tasche nach etwas durchwühlte, wohin er seine Unterschrift setzen könnte.
    Zu ihrem Entsetzen stellte sie fest, dass sie zwar ein blaues Taschentuch dabei hatte, welches sich als Autogrammkarte verwenden liesse, jedoch weder einen Kohlestift noch ein anderes Schreibutensil.

  • Ginimo beeilte sich. Unbehagen und Ungeduld trieben ihn an. Erregt von dem Gespräch mit Floh hatte er nur noch ein Ziel: Nach Hause. Die schlimme Geschichte mit seiner Familie versuchte er stets zu verdrängen und vergessen. Momente wie diese erinnerten Ginimo aber an sein Schicksal. Er war nicht stolz darauf so zu sein, wie er war. Er hatte Schande über eine Familie von Ingenieuren gebracht. Denn die Musik war seine Leidenschaft. Eine Leidenscahft für die er alles aufgegeben hatte. Seinen Namen, seinen Clan, seine Ehre.


    Und dann war noch dieses Mädel, welches ihm nicht aus dem Kopf ging. Wie er sie enttäuscht hatte! Sie hatte auf einen schönen Abend mit Jorix gehofft und nicht an einem Abend mit Ginimo. Einem clanlosen Goblin.
    Ohnehin...auf seinen Konzerten fand er immer Groupies. Leichte Mädchen, die bloß ein Abenteuer erleben wollten für eine Nacht. Es hatte sich bisher immer gezeigt, dass nach der Nacht keien Frau mehr ein Interesse an ihm hatte. Kein Goblin wollte eine ernsthafte Beziehung mit ihm eingehen.


    Der Goblin schnaubte enttäuscht.
    Als er Floh hinterlaufen sah, beschleunigte er hingegen seine Schritte. Er wollte sie nicht mehr sehen. Doch als sie noch nach seinem Namen rief, konnte er sie nicht mehr ignorieren. Ginimo war nicht unsozial. Er entschied sich plötzlich stehen zu bleiben. Traurig blickte er sie an, während sie mit ihm sprach.


    Der Goblin, obwohl innerlich aufgewühlt, war dennoch auch ein Gentleman und Romantiker. Zumindest im Normalfall. Was war bloß in ihm gefahren, dass er nicht mal die Rechnung der jungen Dame bezahlt hatte? Ginimo war streng mit sich selbst. Du Idiot! Beleidigte er sich.
    Er ließ Floh ausreden und antwortete dann so aufrichtig und demütig, wie nur möglich.


    "Mir tut es Leid," er zwang sich zu einem Lächeln, welches aber nicht sonderlich gut gelang.
    In seiner Stimme schwang eine seltsame Ruhe mit. Nicht um seinerwillen, sondern um Floh zu signalisieren, dass er den Fehler zu verantworten hatte. Mit dieser gestellten Ruhe wollte er sie daher beruhigen.
    "Ich habe den Fehler gemacht. Mein Verhalten ist unentschuldbar. Du, ich...", fing er einen Satz an. Verwirrt unterbrach er mitten im Satz. Der sonst so selbstbewusste und nach außen hin extrovertirte Charakter wirkte wie ausgetauscht. Seine Körpersprache ließ eindeutig darauf zurückschließen, dass es ihm Leid tat.


    "Ein Autogramm!," jauchte er auf einmal euphorisch auf.
    "Was für eine Ehre!"
    Was genau damit Ginimo gemeint hatte, schien in dem Moment nicht ersichtlich zu sein.
    Als Floh nach einem Stift oder etwas Ähnlichem suchte, beteiligte er sich an der Suche.
    "Natürlich...," stammelte er.
    "Verdammt!"
    Genervt warf er sein Jackett auf den Boden und suchte dort weiter. Doch er fand keinen Stift. Er lächelte: "Hast du was gefunden?", fragte er neugierig.
    "Ich hätte eine Idee. Wenn du magst...ich meine, wenn es keine Umstände für dich macht, kannst du mich noch ein bisschen begleiten zur Taverne. Dort wohne ich ja. Dann kannst du einfach unten im Schankraum warten, wenn ich dir das Autogramm runterbringe. Ich habe genug Stifte oben in meinem Quartier. Ist das ein Deal?"

    "Es schwinden jedes Kummers Falten,
    solang des Liedes Zauber walten."

  • "Ich habe den Fehler gemacht. Mein Verhalten ist unentschuldbar. Du, ich...", fing Ginimo einen Satz an. Seine Körpersprache ließ eindeutig darauf zurückschließen, dass es ihm leidtat.
    Floh musterte ihn einen Moment überrascht. Dann schlich sich ein vorsichtiges Lächeln auf ihre Lippen, das schnell breiter wurde.
    «Ich bin ja schon froh, dass ich Dich überhaupt noch einholen konnte! Für einen Moment dachte ich, Du würdest hinter der nächsten Ecke für immer verschwinden. Mit Deinem Spurt hättest Du sogar einem Hasen Konkurrenz gemacht!»
    Dann bemerkte sie jedoch seinen betroffenen Blick und plötzlich wirkte er ganz hilflos, wie er da so vor ihr stand.
    Mensch Floh, was plapperst Du denn da! Wenn Du weiter solche Sachen laberst, nimmer er gleich wieder die Hände in die Füsse!
    Etwas irritiert war die Goblin jedoch schon darüber, dass der grosse Ginimo auf einmal ganz und gar nicht mehr so gross wirkte, wie er es auf der Bühne immer tat. Stattdessen machte er den Anschein, als wäre er am liebsten auf der Stelle im Boden versunken.


    Umso erleichterter fühlte sich die junge Frau, als der Künstler richtiggehend aufblühte, kaum hatte sie ihr Anliegen vorgebracht.
    "Ein Autogramm!", jauchzte er auf einmal euphorisch auf.
    "Was für eine Ehre!"
    «Naja, als bekannter Musiker steht das für Dich bestimmt an der Tagesordnung», murmelte Floh verlegen, und freute sich aber trotzdem darüber, dass er ihre Bitte so ernst nahm und nicht als lästige Pflicht abtat.
    Umso ärgerlicher, als sich herausstellte, dass Finimi keinen Stift bei sich trug – oder war es doch das Glück, das hier seine Finger im Spiel hatte? – denn ab den nächsten Worten Ginimos hätte nun Floh am liebsten einen lauten Freudenquietscher von sich gegeben.
    Stattdessen klappte sie schnell ihren Mund zu als sie realisierte, wie sie den gutaussehenden Goblin verdattert anstarrte.
    «Ist das ein Deal?»… Bestimmt hatte sie ihn missverstanden!
    Floh drehte sich der Kopf, ab der neuen Information, die sie gerade zu verarbeiten hatte.
    Dieser Goblin war ja noch verdrehter als sie selbst!
    Zuerst lud er sie zum Essen ein, dann rannte er davon und liess sie auf einer horrenden Rechnung sitzen und nun wollte er sie mit nach Hause nehmen!
    Was für ein Kuddelmuddel… aber zugegebenermassen ein gigantisch-gewaltig-elephantös-fantastischer Kuddelmuddel!


    Ginimo hatte sie so aus der Bahn geworfen, dass sie bloss eifrig nicken konnte, so dass die Schlappohren lustig herumhüpften.
    «Die Zeit nehme ich mir gerne», strahlte sie ihn dann voller Glückseligkeit an.
    So kam es also, dass Floh barfuss, aber fröhlich neben ihrem Begleiter herging und sich zusammenreissen musste, nicht gut gelaunt falsche Melodien zu trällern, Purzelbäume zu schlagen, ihr Idol begeistert anzuglupschen oder sich anderweitig seltsam zu verhalten.
    Sie ging sogar so weit, dass sie sich das Plappern verbot – das Risiko war zu enorm, dass er seine wankelmütige Meinung noch einmal ändern könnte!
    Bis wir bei der Taverne sind, wird er gar nicht merken, dass ich da bin!
    Also verhalt Dich normal.
    Hör auf damit, Dir auf die Lippen zu beissen und denk nicht einmal dran, am Daumen zu lutschen!
    Und unterlass endlich die Selbstgespräche…


    Als sie bei der Taverne ankamen, war Floh das reinste Nervenbündel, so sehr war sie darum bemüht, einen guten Eindruck zu hinterlassen.
    Vom Innern des Gasthauses war indessen dumpfes Gegröle zu vernehmen und im nächsten Moment lautes Gepolter und Geklirre. Etwas verunsichert schaute Finimo ihren Begleiter an, zuckelte ihm dann jedoch artig hinterher, als dieser sich von den Geräuschen nicht beirren liess und ihr galant die Tür aufhielt.
    Es herrschte das reinste Chaos. Ein Ork thronte auf einem umgekippten Tisch und plusterte sich auf wie ein stolzer Kampfgockel. Als der Ork sprach, stellte Floh verwirrt fest, dass es sich dabei um ein weibliches Exemplar handeln musste.
    Einige der Gäste waren aufgestanden, um das Schauspiel zu betrachten, andere tauschten mit mürrischen beziehungsweise siegesgewissen Mienen Münzen aus, je nachdem ob sie die Wette verloren oder gewonnen hatten.
    «Also ich ähm… warte dann Mal hier», nuschelte Floh, wobei ihr jedoch anzusehen war, dass sie sich nicht sonderlich wohl fühlte in der emotional aufgeladenen Meute. Unruhig trippelte sie von einem Fuss auf den anderen, darauf bedacht, nicht versehentlich in eine der vielen Scherben zu treten.

  • Ginimo


    Ginimo war total fokussiert. Nur mit dem Gedanken hinauf schnellstmöglich einen Stift zu besorgen, kam er oben an. Die Tür öffnete er mit viel Elan. Sofort fand er einen Stift, etwas abgekaut vom vielen Nachdenken, aber immerhin...Nein! Dachte er sich. Er konnte doch nicht einen abgekauten Stift für diese wundersame und hübsche, junge Dame benutzen. Also suchte er weiter.
    Er hatte hier irgendwo versteckt einen uralten Füller, den er schon lange nciht mehr benutzt. Zuletzt bei der Arie vom verlorenen Sohn, ein dreistufiger Choral in einer schönen Moll-Tonlage. Ursprünglich gedacht für eine schöne Frauenstimme...Ginimo überlegte. Ob Floh wohl singen konnte?
    Hastig suchte er weiter nach dem Füller. Minuten waren inzwischen vergangen und die schlappohrige Floh musste sich inwzischen bestimmt denken, dass der blöde Ginimo sie veraschen wollte.
    Doch da war er endlich: Juhu! Hörte man ihn rufen, als er mit feinster Schönschrift seinen Namen auf ein Stück Papier hinterließ. Freudig rannte er die Treppe runter und strahlte sie an.
    "Ich hab einen gefunden", rief er ihr zu. Er japste nach Luft, da er sich so beeilt hatte und schaute ihr in die Augen. Ein charmantes Lächeln setzte sich auf seinen Mund.


    Floh


    Floh waren die wenigen Minuten des Wartens wie eine halbe Ewigkeit vorgekommen. Das Rumgejohle der anderen Gäste behagte ihr nicht sonderlich und sie fürchtete, dass Ginimo es sich womöglich doch noch einmal anders überlegt hatte.
    Doch dann stand er plötzlich wie aus dem Nix vor ihr und sein Lächeln liess die Goblin erröten. Er wirkte völlig aus der Puste und seine spitzen Ohren schienen vor Aufregung zu vibrieren. Mit einer charmanten Geste überreichte er ihr das Pergament. Floh starrte darauf wie auf einen lang ersehnten Schatz. Sie würde es unter ihr Kopfkissen legen und niemals wieder ohne dieses Andenken einschlafen wollen. Sie musste sich zusammenreissen, ihre Goblinnase nicht an das Papier zu drücken, um den Geruch einzuatmen.
    Erst als das Schweigen andauerte bemerkte sie, dass sie Ginimo völlig vergessen hatte.
    «Oh, vielen Dank! Ich, also… nun ja, für Dich ist das ja nichts Aussergewöhnliches», plapperte sie schliesslich etwas unbeholfen los, «aber ich liebe Eure Musik. Nur ist es nicht so einfach, an ein Konzert zu gelangen. Und naja, meine Freunde verstehen das auch nicht so ganz… Es ist schön, wenn jemand einmal nicht denkt, dass Lieder unnütze Zeitverschwundung sind! Ich weiss gar nicht, wie ich mich bei Dir bedanken kann!»
    Floh wackelte verunsichert mit ihren Zehen und starrte immer wieder beinahe ungläubig auf das Pergament mit der fein säuberlichen Handschrift.


    Ginimo


    Ginimo lächelte, als sie sich so sehr freute. Doch als sie sich dazu äußerte, dass ein Konzertbesuch für sie schwer zu besuchen war, Ginimo kannte die Verkaufszahlen (worüber er sich immer wunderte), kam ihm sofort ein fixer Gedanke: "Komm mit! Ich hab oben ein Klavier. Ich zeig dir mein neuestes Stück. Mir gefällt es bisher ganz gut", fing er an zu plappern. Er schaute abwechselnd ihr in die Augen und dann wieder nach oben. Doch er wollte sie nicht unter Druck setzen.
    "Hier oben wirds langsam ungemütlich". Eine Vase flog gefährlich nah in ihre Richtung, als kurz darauf der Shezem Shocai auftauchte und die Scherben aufsammelte.


    Floh


    Floh zuckte schuldbewusst zusammen, als er das Klavier erwähnte. Sie wusste ja bereits von dem Klavier und seinen wundervollen Klangfarben. Sehnsüchtig dachte sie daran, wie sogar ihre eigenen tollpatschigen Finger dem Instrument warme Töne entlocken konnten.
    Und er wollte ihr gar etwas vorspielen… und diesmal müsste sie sich dabei nicht unter dem Bett verstecken und mit aller Mühe versuchen, einem Niesen zu widerstehen. Nun ja, dafür würde sie vermutlich auch seinen attraktiven Goblinfüssen nicht mehr so nahe kommen… doch das wäre zu verkraften – sie hatte ja noch die Socke, und nun gar noch seine Handschrift!
    «Ich hätte gerne beides», sprudelte es aus Floh heraus, bevor sie sich davon abhalten konnte.
    «Also.. ich meine, wenn der Tavernenbesitzer es erlaubt, können wir unser Getränk ja einfach mitnehmen.»
    Die Vase bestätigte die beiden Goblins darin, dass es hier langsam gefährlich würde. So trippelte Floh schliesslich hinter Ginimo her zur Theke und kurz darauf hatte sie eine Schoggi in der Hand, die sie vorsichtig durch die Menge balancierte.


    Ginimo


    Ginimo war ein Gentleman und drauf bedacht, dass Floh nicht zufällig in eine Schlägerei hineinstolperte, so tollpatschig sie war. Vorsichtig nahm er ihre Hand und schob sie sanft zur Seite, als er seine Bestellung aufgeben wollte. Eher aus Gewohnheit hatte er sie charmant berührt, aber bemerkte sofort ihre Aufregung. Und auch ihn kribbelte es innerlich. Wieso hatte sich das nur so gut angefühlt?
    Für einen Bruchteil schaute er sie an, verwundert in seinem Blick und gleichzeitig doch dabei so verletzlich, weil in seinem Blick mitschwang, dass er sie anziehend fand. Doch er setzt schnell seine gelassene Miene wieder auf.
    "Ich nehme nen Pott Serbander Kellerkaffe, Zott", schrie er ihm brüderlich zu. Er verstand sich gut mit dem Wirt. Doch diesem war nicht gerade dem Reden zu Mute.
    "Ach warte. Bevor ich es vergesse. Bereite uns noch zwei Gläser Rachendrachen vor."
    "Hast du schon mal Pfefferlikör getrunken, Floh? Ich lade dich ein. Du musst es probieren!", sagte er euphorisch.


    Floh


    Die junge Goblin schwebte auf Wolke 7 und hatte bloss noch Augen für Ginimo. Am liebsten hätte sie gleich sofort allen von ihrem ganz persönlichen Glück erzählt, doch es war niemand da, der sich dafür interessiert hätte. Wenn ihre Mutter wüsste! Obwohl, die würde vermutlich bloss wissen wollen, wie viel der Kerl verdiente, und wann er gedachte, ihre Tochter zu ehelichen.
    Seine Berührung prickelte auf ihrer Haut, doch Floh war schon so sehr in Aufregung, dass dies nicht mehr weiter ins Gewicht fiel.
    Sie nickte bloss eifrig ab seinem Vorschlag und betrachtete dann neugierig den Likör, der die Farbe von roten Pfefferkörnern besass und in kleinen Gläschen ausgeschenkt wurde.
    Floh hatte noch nie Schnaps getrunken. Sie ging auch nicht allzu oft abends fort, denn sie musste ja ihre Schützlinge hüten.
    Fragend blickte sie Ginimo an und schnupperte an dem Getränk. Augenblicklich nahm ein starkes Kitzeln überhand und ein lautes Niesen ertönte von der kleinen Goblin, so dass ihre Ohren um die Wette zuckelten.


    Ginimo


    Ginimo beobachtete sie interessiert, wie drollig sie sich verhielt, als sie den Schnaps zu sich nahm. Er wusste nicht wieso, doch ihre Ohren, die er zuvor für hässlich gehalten hatte, schienen ihn nun immer mehr zu gefallen. Insgesamt begann er die Kleine in einem positivem Licht zu sehen. War es der Alkohol? Das Glas Rotwein? Nein, Ginimo schüttelte den Kopf.
    Er musste ehrlich zu sein: Er fand Floh sehr toll. Er lächelte freudig in der Vorstellung sie nochmal berühren zu dürfen.
    Er selbst kannte das Getränk bereits gut und trank es gerne. Er nahm einen kurzen ersten Schluck, während sich eine wohlige Wärme in ihm ausbreitete. Wie ausgetauscht schien der zuvor so unsichere Ginimo. Plötzlich war er wieder der selbstbewusste junge Mann, sowie ihn die Frauen kannten.
    "Bist du häufig hier in der Taverne", fragte er sie, während er sein Glas abstellte. Er blieb noch weiter an der Bar und unterhielt sich weiter mit ihr.


    Floh


    Verlegen schielte Floh zu Ginimo, doch er machte sich nicht über ihren Niesanfall lustig. Stattdessen hatte sich etwas in seinem Blick verändert, was die Goblin jedoch nicht so richtig einzuordnen vermochte. Für sie war es auch allzu schwer vorstellbar, dass der grosse Ginimo ein Auge auf sie geworfen haben könnte.
    Das Pergament hatte sie vorsichtig in ihrer Tasche verstaut, damit es nicht noch versehentlich vollgeschüttet wurde, es ging hier ja nicht gerade sanft zu und her.
    «Bist du häufiger hier in der Taverne?»
    Floh überlegte kurz, ob sie flunkern sollte, um einen besseren Eindruck zu hinterlassen, entschied sich dann jedoch dagegen, da sie im Grunde eine ehrliche Haut war.
    «Häufig ist übertrieben. Gelegentlich… aber meistens muss ich auf die Kleinen aufpassen. Magst Du Kinder?»
    Im nächsten Moment erschien ihr die Frage aber bereits zu intim, weswegen sie sich schnell ihrem Glas widmete und schliesslich vorsichtig daran nippte.
    Der Schnapps rann ungewohnt warm ihre Kehle hinab und Floh riss erstaunt ihre goldgelben Augen auf. Wie lecker!
    Obwohl so gar nicht süss, mochte sie die ungewohnte Schärfe. Ihre Zunge fuhr genüsslich über ihre Lippen, um den Geschmack voll auszukosten.


    Ginimo


    „Kinder sind toll. Ich habe selbst keine“, sagte er und schüttelte dann den Kopf. Natürlich hatte er keine. Was redete er für einen Stuss.
    „Also ich hab auch keine Partnerin…eigentlich bin ich sehr alleine. Das Leben als Berühmtheit. Es ist schön. Ich kann von meiner Musik leben. Aber das ist auch schon das Einzige“.
    Warum er ihr das erzählte war ihm schleierhaft. Kurz ermahnte er sich, ihr nicht zu vertrauen, doch eine innere Stimme schien ihm zu sagen, dass alles in Ordnung war, sowie es war.
    „Ich selbst halte mich für mittelklassig. Meine Musik…ach was soll ich sagen. Mir gefallen gelegentlich ein paar Dinge.“
    „Aber das neueste Lied ist echt gut. Nach langer Zeit nochmal etwas, was mir gefällt. Warte…“
    Plötzlich stellte er schnell sein Glas auf die Barthresen und meinte euphorisch:
    „Komm mit!“
    Er vermied es sie zu berühren, um sie nicht unter Druck zu setzen.
    „Deine Schoggi kannst du mitnehmen.
    Ich möchte dir gerne das Stück zeigen. Es bedeutet mir viel.“


    Floh


    Ein Kerl, der zugab, dass er Kinder mochte. Sogleich stieg Ginimo in Flohs Achtung, wenn das denn noch möglich war. Er schien ja ein richtiger Softie zu sein!
    Nichtsdesto trotz konnte Floh nicht verstehen, wie er an seinem Talent zweifeln konnte.
    «Mittelklassig?», sie starrte ihn bloss ungläubig an und schüttelte verwundert den Kopf.
    «Ich find Dich bombastisch», sprudelte es aus ihre heraus.
    «Also ähm, Deine Musik meinte ich natürlich», verbesserte sie sich rasch, als ihr der Sinn ihrer Worte bewusst wurde.
    Im nächsten Moment sprang Ginimo auch schon auf die Füsse. Floh war fasziniert von seinem Tatendrang und liess sich von seiner Euphorie mitreissen.
    «Komm mit!»
    Floh liess sich das nicht zweimal sagen, griff nach ihrer Schoggi und tapste dann Ginimo hinterher. Sie hatte Mühe Schritt zu halten, so zügig wuselte er durch die Menge. Er war sich das eindeutig gewohnt, im Gegensatz zu ihr, welche schon vor sich sah, wie ein dicker Ork ihre zarten Goblinfüsse zermantschte.
    Bevor Ginimo zwischen zwei Almanen hindurchzischen konnte, griff Floh schnell nach seiner Hand, bevor sie ihn noch aus den Augen verlöre.