Erinnerungen eines Greifen

  • Nördlich von Hymaya


    Sind bereits einige Zeit unterwegs. Meine kleine Schwester, wie ich sie gerne nenne, ist sich die Strapazen nicht gewohnt und so trage ich sie auf meinem Rücken. Bis jetzt ist die Reise ruhig verlaufen. Die Winde waren günstig. Bald werde auch ich jedoch rasten müssen. Habe im Norden einen Fluss gesichtet, werde mich an diese Richtung halten…


    …haben uns erfrischt. Der Fluss liegt in Mitten von sanften Hügeln. Ich bemerke, dass meine Begleiterin unruhig ist. Auch ich fühle mich nicht sehr wohl ohne die gewohnten Berge um mich herum. Werden versuchen zu schlafen…


    …ein Geräusch. Leises Rascheln. Sie schläft neben mir, tief und fest. Habe ich mich getäuscht?...


    ...ein dunkler Schatten! Ich fixiere ihn mit meinem Blick. Bin bereit, uns zu verteidigen. Ich spüre, dass wir beobachtet werden. Zwischen den Bäumen schleicht er herum, gelbe Augen scheinen zu leuchten…


    Im selben Moment werden die Wolken von einem Windhauch zur Seite geschoben und ich kann die Gestalt deutlich erkennen: Ein Mann, riesig so scheint er mir. Und wild. Seine Haare sind zerzaust und seine Körperbehaarung ähnelt mehr einem Fell. Seine Haltung ist die eines Raubtiers. Sein Blick gleitet zu der Harpyie neben mir… Interesse funkelt in seinen Augen auf und ich kann seine Lust auf die Jagd erahnen…


    Mit einem Satz springe ich auf. Ein wütendes Kreischen dringt aus meiner Kehle hervor und mein Löwenfell sträubt sich drohend. Ich werde niemanden zu nah an meine Kleine heranlassen. Ich bemerke gar nicht, dass sie erschrocken aufgesprungen ist. Mein Blick ist nur auf die Gestalt gerichtet – die sich plötzlich vor meinen Augen zu verzerren beginnt…


    Kurz darauf knurrt mich ein Wolf an, drohend, doch ich kann auch seine Verunsicherung verspüren. Er ist alleine. Wir zu zweit…


    Ich mache einen Schritt auf ihn zu, breite meine Flügel etwas aus, um grösser und gefährlicher zu wirken… es funktioniert.


    … mit einigen Sprüngen verschwindet das Schattenwesen im Wald. Ein Dämon?...


    Wir bleiben zurück. Werden beim ersten Tageslicht weiterziehen, die Gegend scheint nicht für Himmelsbewohner geeignet zu sein. Zu viele Bäume und Hügel… Zu viele Verstecke für Räuber, zu wenig sichere Horste… Ich schmiege mich an meine kleine Schwester… bin froh, nicht alleine zu sein.