Verhandlungen zwischen Arashi und Rabennorkara

  • Verhandlungen zwischen Arashi und Rabennorkara


    Die Arashirebellen kamen auf die Idee, die Rabennorkara um Hilfe zu bitten, um eine von den Frostalben besetzte Stadt zurückzuerobern. Bislang hatten Rabennorkara und Arashi wegen der räumlichen Distanz nichts weiter miteinander zu tun, weder im Guten noch im Schlechten. Es muss sich zeigen, ob sich während der Verhandlung trotz der Entfernung Gemeinsamkeiten finden lassen.

    1


    Terry:
    Der Panzerkreuzer näherte sich mit gehisster weißer Flagge dem Hafen. Alle Mann standen mit freien Händen an Bord. Unter der weißen Flagge wehte das Banner des Möwenclans und darunter das des Rabenstammes. Man hatte das Kriegsschiff bereits empfangen, die Kapitäne hatten miteinander gesprochen und eskortiert von einem Konvoi durften sie nun den Hafen ansteuern. Die mehrere Fässer von Rum, von denen ein guter Teil der Bestechung diente, überzeugte davon, dass sie Händler waren und sich nur zum Schutz vor der naridischen Flotte derart bewaffnen mussten. So kam es, dass Thierival, genannt Terry, Sohn des Halmod, das erste Mal seit Wochen wieder Land unter den Füßen verspürte. Immer wieder ein ergreifendes Gefühl. Es war eisig hier im Norden und er hatte sich dick eingepackt. Eigentlich wollte er nur noch ins nächste Gasthaus, sich dort volllaufen lassen, vollfressen und eine Dame aufs Zimmer bestellen, aber es gab wichtigeres. Er steuerte den Treffpunkt an, den Gemischtwarenladen, den man seinem Vater beschrieben hatte. Terry ging allein. Ihm war nicht danach, sich von irgendwem von der Seite zuquatschen zu lassen. Man sah ihm deutlich an, dass er eine scheiß Zeit hinter sich hatte. Er betrat den kleinen Laden und blickte sich nach dem Besitzer um. »Shakuro?«, grölte er. »Oder so irgendwie?«


    Shakuro Aisako:
    Der Neuankömmling stürmte derart laut durch die Türe, dass Shakuro nicht einmal die kleinen Glöckchen hören konnte, die normalerweise neue Gäste ankündigten. Er blickte von der Kupferwaage hoch, mit deren Hilfe er gerade Reis abmaß und umfüllte und erblickte einen Hünen von einem Mann. Sie waren schnell... Ein freundliches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und mit ausgebreiteten Armen schritt er um den Tresen herum, die barsche Begrüßung übergehend. »Der bin ich. Shakuro Aisako. Sei gegrüßt.« Er blieb ein Stück vor dem großen Norkara stehen, denn er wusste nicht genau, welche Gepflogenheiten bei den fremden Menschen als höflich galten. »Und dein Name ist?«


    Terry:
    »Thierval Sohn des Halmod vom Möwenclan vom Rabenstamm. Schön lang, was? Aber Terry reicht.« Er streckte die Pranke aus, angelte das Händchen seines Gegenübers, packte es und schüttelte es. »Angenehm. Gibts was zu trinken, während wir sprechen? Ich könnte `nen Grog gebrauchen, ihr habt es arschkalt hier oben. Ach ja, ich hab ein Gastgeschenk.« Er drückte dem für ihn kleinen Mann ein Fäßchen mit Rum


    Shakuro Aisako:
    »Erfreut, Terry«, entgegnete Shakuro und versuchte den festen Händedruck möglichst zu erwidern. Er hatte eine bestimmte Befürchtung, was sich in dem Faß befand, doch er sprach sie nicht aus, sondern deutete eine kleine Verbeugung an. »Vielen Dank, das ist sehr freundlich. Sehr gerne können wir etwas trinken. Wir müssen auch nicht hier sprechen. Ich habe oben einen netten Empfangsraum. Dort können wir uns setzen.« Er wies mit der Hand in Richtung Treppe und ging los. »Ich habe über zwanzig Sorten Tee im Haus«, sagte Shakuro stolz über die Schulter, »vielleicht ist da etwas dabei, was diesem Grog nahe kommt. Kannst du es mir beschreiben?«


    Terry:
    »Tee?«, fragte Terry verstört. Er folgte dem Mann nach oben. Doch dann fiel ihm etwas ein, was die Verstörung vertrieb und sein Gesicht erhellte. »Ja, klar, Tee! Ein Jagertee wäre super! Das ist so was ähnliches wie Grog. In den heißen Tee kommt ein großzügiger Schuss davon rein.« Er zeigte auf das Fäßchen. Zucker und Gewürze müssen eigentlich auch noch rein, aber nur Alk tuts auch.« Er blickte sich um. »Hübsch! Aber wo sind die Stühle?«


    Shakuro Aisako:
    »Mhm«, machte Shakuro, ohne genau zu wissen, was der Norkara meinte. »Dann werden wird das Fass doch zu Ehren unseres heutigen Gesprächs gleich öffnen.« Im Stillen flehte er, Segira möge sein Haus nicht dafür verfluchen, dass es von Rauschmitteln besudelt wurde. Es war nötig, denn Terry wirkte nicht so, als sei er zu Kompromissen bereit, was die Getränkewahl betraf und Shakuro wollte keinesfalls eine schlechte Grundstimmung für ihr Gespräch. Ebenso wenig wollte er zugeben, dass es keinen Tropfen »Alk« innerhalb dieser Wände gab. ... und keine Stühle. »Wir sitzen einfach auf dem Teppich«, sagte er vorsichtig. »An diesem Tisch.« Er wies auf das runde Holztischchen. Schnell überlegte er, ob er irgendetwas anbieten konnte. »Ich könnte eine Truhe holen. Zum Sitzen.«


    Terry:
    »Ach, nö, das ist urig«, fand Terry und machte es sich bequem. »Ganz schön flach. Aber ihr scheint auch ziemliche Hänflinge zu sein.« Er blinzelte freundlich. Ihm wurde langsam wieder warm und mit der Aussicht auf was zu trinken ging es ihm auch gleich wieder besser. »Dann lass mal hören, wo dein Schuh drückt! Mein Vater ist leider ... verhindert.«


    Shakuro Aisako:
    Er konnte nicht anders, als zu grinsen. Bei den Überlegungen für den heutigen Tag hatte Shakuro mit vielem gerechnet, doch nicht mit einem Kerl, der aussah, als könne er mit bloßen Händen Bäume ausreißen und gleichzeitig eine kumpelhafte Zwanglosigkeit an den Tag legte, wie er sie selten erlebt hatte. <Im Vergleich zu dir ist wohl jeder ein Hänfling>, dachte er, während er zwei Tassen vorbereitete und heißes Wasser einfüllte, das immer vorbereitet im Kessel dampfte. »Nun,« setzte er an und klopfte vorsichtig den Korken aus dem Fass, »du hast es vielleicht bei deinem Weg hierher gesehen: dies ist keine freie Stadt. Viel zu lange schon ist sie in der Hand unserer Besatzer. Kein Arashi ist sicher in My’shus Straßen« Mit einer großen Pipette, die er normalerweise zum Proportionieren im Laden verwendete, entnahm er etwas von der beißenden Flüssigkeit und tropfte sie in Terrys Tee. Prüfend schaute er nach hinten und gab dann eilig eine weitere Portion hinein. »Es ist an der Zeit, dass wir uns My’shu zurück holen, bevor es ganz verschluckt wird und mit ihm nach und nach ganz Arashima.« Er reichte Terry das dampfende Getränk, das einfach furchtbar roch. »Doch wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Und deshalb möchten wir um eure Hilfe bitten.«


    Terry:
    Fassungslos beobachtete Terry, wie der Arashi mit einer PIPETTE ein paar Tröpfchen Rum in den Tee gab. Er griff nach der Filigranen Tasse und probierte. Er schmeckte kaum etwas anderes als Tee, dieser aber schmeckte immerhin gar nicht schlecht. »Ziemlich viele Spitzohren«, fand Terry. »Frag nicht, was der Typ, der unser Schiff empfangen hat, hartnäckig war, ehe wir anlanden durften. Fast unsern ganzen Vorrat durften wir an Bestechung dalassen. Aber dafür kann ich nun unbehelligt durch die Stadt spazieren. Unter solchen Umständen wäre ich auch stinkig, wenn ich das jeden Tag ertragen müsste. Ihr wollt also die Saftsäcke los werden, ja? Gibt`s schon konkrete Pläne? Wie können die Möwen euch helfen - und was springt für uns raus?«


    Shakuro Aisako:
    »Viel zu viele!«, pflichtete Shakuro eilig bei. »Sie haben hier nichts verloren, dies ist nicht ihre Heimat. Viele, viele Jahre haben wir friedlich neben einander gelebt, doch dann...«, er bremste sich. Das tat nun nichts zur Sache. »Schon länger stiften wir Unruhe unter den Besatzern, versuchen sie aufzuscheuchen. Ich werde meinen besten Mann bald auf deren Oberhaupt ansetzen und in der Nacht, in der er zuschlägt, soll der Angriff erfolgen. Ihr würdet den Hafen einnehmen, damit keine feindlichen Schiffe mit Frostalben oder Wolfsnorkara zur Verstärkung anrücken können.« Bewusst sprach Shakuro das nordische Pendant der Rabennorkara direkt an, um Terry weiter auf seine Seite zu ziehen. »Wenn ihr den Hafen habt, haltet ihr ihn und schickt ein paar Männer in die Stadt zum Kampf, wenn es die Situation erlaubt. Als Gegenleistung wird die Bucht um Okoyano euer Herrschaftsgebiet sein mit den Häfen My’shus und Okoyanos als freie Anlegestellen für eure Schiffe. Noch Tee?«


    Terry:
    »Also ein Herrschaftsgebiet brauchen wir hier oben nicht unbedingt«, fand Terry. »Das muss man ja auch verwalten und dann wirds beim nächsten Scheiß gleich wieder wegerobert. Es ist zu weit weg von unserem Hoheitsgebiet, als dass wir es mit unseren paar Mann so am Arsch der Welt sichern könnten.« Er hielt seine winzige Tasse hoch, damit der Arashi nachschenken konnte, denn so ein winziger Schluck war bestenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein. »Kipp mal mehr Rum dazu, so halbe-halbe.« Er leckte sich die Unterlippe. »Aber dass wir das Hoheitsgebiet nicht brauchen, heißt nicht, dass wir nicht trotzdem weiter verhandeln können. Die Wolfsnorkara sind elende Drecksäcke. Drum haben wir die im Norden gelassen, wo sie verschimmeln können. Sag mal, habt ihr Arashi Schiffe?«


    Shakuro Aisako:
    Langsam nickte er, dann nahm er die Tasse entgegen und stand auf. »Ich verstehe die Bedenken. Zumindest werdet ihr hier eine sichere Anlaufstelle finden, wenn ihr im Norden unterwegs seid.« Wie gewünscht, hob er das Fässchen an und goss mehr des üblen Zeugs in den guten Tee, wobei ein ganzer Schwall daneben ging. Shakuros Augen weiteten sich. Wie sollte er den Gestank nur wieder aus dem Teppich kriegen? »Ja, wir haben recht ordentliche Schiffe, die der nordischen See trotzen, zumindest in Küstennähe. Jedoch werden sie fast ausschließlich zum Fischen verwendet. Kriegserfahrung haben wir nicht. Wieso fragst du?« Mit gerümpfter Nase brachte er das neue Getränke zum Tisch.


    Terry:
    »Na jaaaaaa ich dachte ihr könntet als Gegenleistung unsere Flotte verstärken.« Er grübelte. »Hm, hab `ne bessere Idee. Habt ihr irgendwas an Waren, Handwerkskram oder so, was ihr uns liefern könnt? Waffen, Rüstungen?«


    Shakuro Aisako:
    »Mit Sicherheit könnten wir euch Schiffe bauen«, griff Shakuro das Thema auf, »doch ich weiß nicht, ob sie euren Vorstellungen entsprechen. Das hier vielleicht schon eher.« Eigentlich hatte er sich für den Abschluss des Gesprächs aufheben wollen, doch da Terry direkt danach fragte, fischte er schon jetzt einen länglichen Holzkasten aus einem schmalen Wandregal hervor. Vorsichtig löste er die Schnallen und klappte es auf. Das Licht der Kerzen spiegelte sich vielschichtig in der makellosen Oberfläche des Zweihänders. Die Hohlkehle war kunstvoll herausgearbeitet und in der Nähe des Hefts hatte Shakuro die Silhouette einer Möwe eingravieren lassen. »Dies ist ein besonderes Exemplar, speziell angefertigt. Doch auch darüber hinaus können wir euch verschiedene Schwerter und Messer anbieten, Helme und Lederrüstungen.« Er drehte den Holzkasten, sodass Terry die Waffe besser betrachten oder in die Hand nehmen konnte.


    Terry:
    Terrys Augen blitzten vor primitiver Gier. Er griff die Waffe und hob sie aus dem Kasten. Er ging ein paar Schritte zur Seite und wog sie prüfend in den Händen. Sie war nicht zu schwer und nicht zu leicht, perfekt ausbalanciert. Völlig anders als die Schwerter, die er kannte. »Kann ich mal irgendwas damit zerhacken?«


    Shakuro Aisako:
    Freudig beobachtete Shakuro den Norkara beim Inspizieren des Schwertes und sprang dann behände auf die Füße, um ein paar Stücke grobes Feuerholz und einen Schemel zu holen. »Etwas Besseres habe ich gerade nicht. Doch für den Versuch wird es reichen. Seine wahre Pracht entfaltet es erst im Angesicht eines Feindes.«


    Terry:
    Terry maß kurz die Umgebung, damit er nicht versehentlich jemanden verletzte, stellte den Schemel samt Scheitholz auf das Tischlein, damit es größer war, und begann, mit flinken Schwüngen das Holz in Scheibchen zu spalten. »Das ist ja HAMMER!«, rief er begeistert, während die Holzscheiben nach allen Seiten flogen. »Wie durch Butter!« Er arbeitete sich binnen Sekunden bis zum Schemel durch, dann holte er aus wie bei einem Axthieb und spaltete Schemel und Tisch entzwei. Die Hälften fielen auseinander und das Schwert grub sich bis in die Dielen. Terry zerrte es wieder hinaus und prüfte die Schneide. Sie war noch genau so scharf wie vorher und zeigte keine einzige Scharte. »Wie viele?«, fragte er atemlos.


    Shakuro Aisako:
    Stück für Stück verkleinerte sich Shakuros Lächeln, bis er vollkommen entsetzt auf das zerstörte Inventar und den beschädigten Boden starrte. Er hatte diesen Tisch geliebt... zudem hatte er noch niemals jemanden so ein Schwert schwingen sehen und war sich sicher, dass sich etliche Arashi-Meister gerade in ihren Gräbern herum gedreht hatten. Eigentlich war es eine elegante Waffe... doch er musste zugeben, dass es recht effektiv und zielgerichtet war, wie Terry damit umgegangen war. Er schluckte seinen Ärger über den Schaden hinunter und hob einer der dünnen Holzscheiben auf. »Fünfzig Schwerter.«


    Terry:
    »Dafür, dass wir den Hafen gegen die Spitzohren halten?« Terry machte keinen Hehl aus seiner Freude. Solche Schwerter waren ein Vermögen wert und würden über jahrzehnte ihren Zweck erfüllen, was zählten da schon ein paar ersetzbare Kerle! Er brauchte ja nicht seine allerbesten Leute zu verheizen. »Wir sind im Geschäft! Wann? Wo? Wie?«


    Shakuro Aisako:
    »Und uns mit ein paar Leuten im Kampf in der Stadt zur Seite steht«, fügte Shakuro an und überlegte, ob er zu viel angeboten hatte. Nein. Es war in Ordnung. Er hatte die Menge der möglichen Handelsgüter vorab mit seinen Leuten besprochen, falls die Diskussion sich in diese Richtung bewegen würde. Sie hatten noch genug funktionierende Schmieden und was war ein bisschen Stahl schon gegen die Freiheit? Umso besser, wenn das Angebot auch den Rabennorkara zusagte, immerhin war er wirklich um ein gutes Verhältnis bemüht. Handeln und Feilschen, nur um noch mehr für sich selbst herauszuholen, war den Arashi fremd.
    »Wir werden nachts zuschlagen. Zeitgleich. Ihr von der See und wir von Land. Wie schnell könnt ihr hier sein? 14 Tage? Drei Wochen?«


    Terry:
    »Kommt auf den Wind an«, antwortete Terry. Er betrachtete Shakuro nicht, sondern nur das unwahrscheinlich wertvolle Schwert in seinen Händen. »Drei Wochen sind realistisch.«


    Shakuro Aisako:
    »Gut.« Shakuro begann nebenbei die Holzstücke einzusammeln - eine alte Angewohnheit. »Es ist wichtig, dass wir zeitgleich angreifen. Wir werden in 20 Tagen ein Schiff ein Stück hinausschicken, als Fischerboot getarnt, das euch in Empfang nimmt und uns dann an Land Bescheid gibt. Es wird dies als Flagge tragen.« Er zog ein Stück Stoff hervor, dass das Symbol der Fischer und Jäger trug und hielt es Terry hin, der davon jedoch erst einmal nichts mitbekam. »Terry vom Möwenclan, ich bin stolz ein Teil dieser Abmachung zu sein.«, Er streckte seine Hand aus, doch noch immer wurde ihm keine Aufmerksam zuteil. »Das äh, das Schwert kannst du natürlich gleich behalten.« Er bezweifelte, dass er den Norkara wieder davon hätte trennen können.


    Terry:
    Begeistert hörte Terry damit auf, mit dem Schwert herumzuspielen, grabschte erneut das Händchen Shakuros und schüttelte es durch. »Die Freude ist ganz meinerseits! Junge, nach diesem Kampf werd ich dir mal zeigen, wie man säuft!« Er betrachtete die Flagge. »Alles klar! Mann, das wird ein hübsches Gefecht! Ich werd den Skua bisschen aufpeppen bis dahin!«


    Shakuro Aisako:
    »Na da fürchte ich mich beinahe mehr davor, als vor der Schlacht«, sagte Shakuro. Noch wollte er Terry nicht eröffnen, dass er nicht trank, dass kaum ein Arashi trank... und andererseits, wenn sie dies wirklich beide überleben würden, wäre es diesen kleinen Verstoß vielleicht sogar wert.