NachtSchattenGewächs - Reise ins Ungewisse - Teil II

  • Die Fortsetzung der Reise von Cheona, Nepomuk und Dozzy
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    Der Geruch nach Seewasser und eingesalzenem Fisch juckte Nepomuk in den Nüstern. Um ihn herum ragten Fässer um Fässer in die Höhe, welche bis oben randvoll gefüllt waren mit Heringen. Hunger plagte den Kleindämonen, doch er konnte es nicht wagen, aus seinem Versteck hervorzukommen. In unregelmässigen Abständen kamen Wachen vorbei, welche streng darauf achteten, dass die Schiffsvorräte nicht von dreisten Matrosen angebrochen oder gar geplündert wurden.
    Er hatte einmal beobachtet, wie ein Mann so unvorsichtig war, und sich beim Diebstahl von gedörrten Früchten hatte erwischen lassen. Seine schmerzerfüllten Schreie und das schadenfreudige Gelächter seiner Schiffskameraden, waren bis unter Deck zu hören gewesen, als ihn der Kapitän vor versammelter Mannschaft als Warnung für seine Missetat auspeitschen liess.
    Da hatte Nepomuk sich darauf beschränkt Ratten zu fangen, welche sich im Gegensatz zu den anderen an Bord, meist unbemerkt an den Vorräten gütlich taten.
    Leider waren die Viecher schlau und hatten bald begriffen, wo das Versteck des Kleindämons sich befand und hielten sich ausserhalb seiner Reichweite auf. Manchmal schien es ihm sogar, als würden sie ihn verhöhnen und huschten zwischen den Beinen der fluchenden Wachen hindurch.
    Bald würde er sein Versteck verlassen müssen, um etwas Essbares zu finden.
    Ausserdem starrte er vor Schmutz und es juckte ihn überall unangenehm am Körper.


    Wie es wohl Cheona erging? Ob sie auch hungerte?
    Nepomuk dachte an die Sonnenalbin zurück. Er hatte sie gern gewonnen und machte sich unglaubliche Sorgen um seine Begleiterin. Wenn sie es denn noch war, denn sie hatten sich auf dem Schiff aus den Augen verloren. Der Kleindämon wusste nicht, ob sie überhaupt noch an Bord war, ob man sie womöglich entdeckt und eingesperrt oder gar Schlimmeres mit ihr gemacht hatte. Er wusste, auf Handelsschiffen war man mit ungewollten Passagieren nicht zimperlich. Und genau das waren sie: schwarze Passagiere, wenn auch grösstenteils unfreiwillig…


    Nachdem sich der Grünling nach einigen Tagen wieder von ihnen getrennt hatte, um seiner eigenen Wege zu gehen, wenn auch nicht ganz aus freien Stücken, sondern mit zornigen Blicken, die wie Blitze an Nepomuk gerichtet waren und bösen Verwünschungen, welche auf die Zerstörung seiner Flugmaschine zurückführten, hatten sich Cheona und der Xarrxe alleine weiter durchgeschlagen. Der drachenähnliche Dämon war froh, den Goblin wieder los zu sein. Zum einen war bei ihm wirklich nichts zu holen gewesen, denn ausser der zerstörten Flugapparatur, für welche Nepomuk sowieso keine Verwendung fand, schien der kleine Mann nicht viel zu besitzen. Zum anderen gab er dauernd dem Xarrxe die Schuld an seinem Absturz und machte ihn somit in den Augen seiner hoch geschätzten und bewundernswerten Begleiterin Cheona schlecht und verantwortlich für die Tragödie, welche er Nepomuks Ansicht nach ganz alleine zu verantworten hatte.


    So piesackte der Kleindämon den anderen wo er nur konnte, gab sich jedoch redlich Mühe, dass Cheona davon nichts mitbekam und man ihn nicht der fiesen Taten beschuldigen konnte. Und obwohl der Goblin ganz genau zu wissen schien, dass der Xarrxe der Übeltäter war, der ihm Äste ins Gesicht peitschen liess oder ihm das Abendessen mit Steinchen spickte, so konnte er ihm doch nichts nachweisen und musste sich mit grimmigen Blicken und Wutausbrüchen begnügen.
    Als sie es schliesslich so weit geschafft hatten und den Wald hinter sich liessen, schieden sie voneinander. Dozzy hatte genug von dem frechen Getier. Stattdessen verabschiedete er sich äusserst formvollendet und freundschaftlich von der Sonnenalbin, welche ihm auf dem Baum das Leben gerettet hatte. Cheona schien etwas betrübt zu sein, dem kleinen Gesellen auf Wiedersehen zu sagen, was Nepomuk gleich noch mehr ärgerte. Doch nun war er ihn endlich los.


    Die beiden zogen nun alleine weiter.
    Da sie beide keinen richtigen Beruf ausübten und ausserdem auch nicht vorhatten, länger an einem Ort zu verweilen, wichen sie darauf aus, in Siedlungen und kleineren Dörfern zu stehlen. Mit der Zeit entwickelten sie sich zu einem eingespielten Paar. Sie nahmen immer bloss kleine Dinge, wie Brot, Äpfel und manchmal etwas Fleisch. Nur Nepomuk konnte nicht widerstehen, hin und wieder etwas Glitzerndes mitgehen zu lassen, auch wenn es sich schlussendlich nur als ein hübsch aussehender, aber ansonsten wertloser Stein herausstellen mochte.
    So verging einige Zeit und die beiden reisten immer weiter, ohne genau darauf zu achten, wohin es sie verschlagen mochte. Zwischendurch schlossen sie sich einer Gruppe Gaukler an, die das Potential des ungleichen Paares schnell erkannt hatten. Wenn sie die Leute mit ihren Tricks unterhielten, bewegten Nepomuk und Cheona sich unauffällig zwischen den Zuschauern hindurch und machten diese um einige Münzen leichter.


    Es war eine lustige Truppe, doch leider gibt es immer auch jemanden, der einem den Erfolg vergönnt. Einer der jüngeren Mitglieder der Gauklergruppe, welcher dieselbe Aufgabe ausübte wie die beiden Neuzugänge, vergönnte ihnen den Ruhm, welchen sie bald innehatten. Er platze vor Eifersucht und entwickelte bald den Plan, die beiden loszuwerden. Er stachelte einige seiner Kameraden auf und eines nachts, während alle schliefen, attackierten sie die ahnungslosen Gefährten. Cheona und Nepomuk wehrten sich mit allen Kräften, doch der Übermacht der Bande sahen sie sich nicht gewachsen und mussten sich schliesslich aus dem Staub machen. Sie kamen mit einem blauen Auge davon und vor allem Nepomuk ärgerte sich sehr über seine Unfähigkeit, seine Begleiterin nicht richtig beschützt zu haben. Die nächsten Tage grummelte er still vor sich hin und misstraute jedem, dem sie über den Weg liefen.
    Trotzdem hatten die Ereignisse die beiden zusammengeschweisst.


    Einige Wochen später erreichten sie das Meer.
    Nepomuk hatte noch nie eine Küste gesehen, geschweige denn so viel Wasser in einem Krater, wie er sich ausdrückte. Er sog den Geruch tief in die Nüstern und musste niesen.
    Auch Cheona schien von der Schönheit der blaugrünen Wellen beeindruckt zu sein und so sassen die beiden Gefährten eine Zeit lang einfach nur da und beobachteten das Schauspiel.


    Mit ihren scharfen Augen erkannte die Sonnenalbin jedoch Schiffe, welche sich ihren Weg suchten. Sie schienen alle auf einen Punkt zuzusteuern, der sich noch ausserhalb ihres Sichtfeldes zu befinden schien. Neugierig geworden machten sich die beiden auf den Weg. Um schliesslich in einer riesigen Hafenstadt zu landen.
    Weder Cheona noch Nepomuk waren sich solche Ansammlungen von Menschen und Gebäuden gewohnt und anfangs wirkten sie ziemlich verloren.
    Doch bald hatten sie auch begriffen, dass es unter so viel Gewimmel weit weniger auffiel, wenn man zwischendurch unauffällig etwas mitgehen liess. Zwar gab es auch hier Stadtwachen, welche ihre Runden machten, doch mit etwas Geschick konnte man ihnen in dem Getümmel ausweichen.
    So durchlebten die Gefährten eine relativ angenehme Zeit. Zum Schlafen hatten sie etwas ausserhalb der Stadt ein Plätzchen gefunden. Obwohl sie in der Stadt untertauchen konnten, schätzen sie doch beide die Abgeschiedenheit und Ruhe am Abend und in der Nacht.


    Eines abends jedoch, es war schon bald Zeit, sich zurückzuziehen, entdeckte Nepomuk etwas, das er unbedingt haben wollte. Im Nachhinein wusste er nicht einmal mehr genau, was es eigentlich war. Er wusste nur, dass es dieselbe betörende Farbe wie Cheonas Augen hatte und er es ihr schenken wollte. Er bedeutet ihr, in einiger Entfernung zu warten, und schlich sich zu dem Stand vor.
    Der Händler war scheinbar mit einem Kunden beschäftigt, und achtete nicht auf seine Umgebung.


    Nepomuk hatte nur Augen für das rubinrote Leuchten. Aus diesem Grund bemerkte er nicht die bemalten Tontöpfe, und mit einem Zucken seines stacheligen Schwanzes wurde prompt einer zur Seite gewischt und zerbrach mit einem lauten Scheppern. Es waren nur noch wenige Menschen unterwegs, denn es war ein kalter Tag gewesen. Der Händler drehte sich wütend zu dem Geräusch um und dachte offensichtlich, ein Fussgänger hätte versehentlich den Topf umgeworfen. Als er den grünen Drachen erlickte, schrie er erschrocken auf: „Bei den Göttern! Ein Dämon, eine Ausgeburt des Bösen!“ Offensichtlich hatte er noch nie einen Xarrxe gesehen. Plötzlich waren alle Blicke auf Nepomuk gerichtet. Dieser nutzte den Moment, sprang auf den Tisch und schnappte sich den rubinroten Stein.
    Zornig grapschten die Hände des Verkäufers nach ihm, doch der Xarrxe entwischte ihm. Inzwischen hatte sich ein Auflauf gebildet. „Ein Dämon Kargons! Ein Getier der Untiefen! Ein Seemonster, welches unsere Töchter frisst!“, die Worte verteilten sich in Windeseile und bereits kamen die Stadtwachen angerannt. Nepomuk wurde sich plötzlich seiner Lage bewusst und rannte los, huschte zwischen den Beinen hindurch. In diesem Teil der Stadt kannte er sich jedoch schlecht aus. In seiner Verzweiflung sprang er auf eine Kiste und breitete seine Flügel aus, um in die Lüfte zu entfliehen. Gerade als er meinte, den salzigen Wind zu spüren, ging ein schmerzhafter Ruck durch seinen kleinen Körper. Wie wild flatterte er mit den Flügeln und versuchte sich zu befreien, doch eine kräftige Hand hatte ihn an seinem Schwanz zu fassen gekriegt. "Hab ich dich, Drix!"


    Gerade als er dachte, jetzt sei er verloren, liessen die Finger los. Nepomuk wurde nach vorne geschleudert, konnte die Wucht nicht mehr auffangen und prallte gegen eine Wand. Ihm schwirrte der Kopf und er sah Sterne. Gleich darauf hörte er jedoch Cheona rufen: „Beweg dich, lauf!“
    Nepomuk begriff, dass sie sich eingemischt und ihn somit befreit hatte. Leider hatte sie sich damit den Ärger der anderen Leute zugezogen und der Mann, den sie irgendwie umgestossen hatte, rappelte sich bereits wieder auf.
    „Fangt die Diebe! Sie machen gemeinsame Sache! Ich setze eine Belohnung aus!“, schrie da der Händler, und plötzlich setzten sich alle Schaulustigen gleichzeitig in Bewegung.
    Der Fluchtweg war versperrt.
    Da rannte Cheona plötzlich los. Nepomuk fühlte sich zwar noch etwas benommen und er würde eine riesige Beule behalten, doch jetzt gab es wichtigeres. Er huschte der Albin hinterher und sie flohen in die einzige Richtung, welche noch offenblieb – zu den Schiffen.


    So kam es schliesslich, dass die beiden Diebe auf einem der Handelsschiffe gelandet waren.
    Leider hatte Nepomuk seine Gefährtin aus den Augen verloren, so geschmeidig hatte sie sich bewegt in der Dunkelheit, die inzwischen angebrochen war. So blieb dem Xarrxe nichts anderes übrig als darauf zu hoffen, dass sie das Boot nicht wieder verlassen hatte.
    Er suchte sich einen geschützten Platz in der Höhe und wollte mit einem Blick auf den Steg darauf achten, wann seine Begleiterin das Schiff verlassen würde.
    Fürs erste war er hier am sichersten, bis sich der ganze Trubel wieder gelegt hatte.
    Der Gedanke davon zu fliegen kam ihm erst gar nicht. Zum einen fühlte er sich dazu nicht in der Lage mit seinem schummrigen Kopf, zum anderen wollte er Cheona auf keinen Fall verlassen.
    Auf seinem Wachposten verging die Zeit nur langsam, und so kam es, dass dem völlig übermüdeten Kleindämon schliesslich die Augen zu fielen.


    Geweckt wurde er von rauen Stimmen. Als er sich vorsichtig umschaute, bemerkte er erst, wie hoch oben er sich befand. Er war auf einem der kleineren Schiffsmasten gelandet, von wo er wirklich einen guten Blick hatte und auch nicht so leicht gesehen wurde.
    Doch leider musste er plötzlich mit Entsetzen feststellen, wo er sich genau befand.
    Nämlich mitten im blauen Ozean.
    Überall um ihn herum bloss Wasser!


    Angst packte ihn. Er hatte verschlafen. Wie viel Zeit war wohl vergangen? Und wo war seine Gefährtin? Auf dem Schiff unten wimmelte es von Leuten. Zu seinem Erstaunen bemerkte er, dass es nicht nur Menschen sondern auch Goblins und sogar einige Trolle waren, die das Schiff manövrierten. Doch von seiner Sonnenalbin keine Spur.
    Nepomuk zitterte am ganzen Körper. Er war auf sich alleine gestellt. Und er hatte keine Ahnung, wo das Boot mit seiner Ladung hinwollte.


    Eine Nacht darauf hatte Nepomuk das Schiff durchforstet so gut es ihm möglich war. Er hatte dabei herausgefunden, dass es ein Handelsschiff war, das nach Asamura fuhr. Er vermutete, dass dies ebenfalls eine grosse Hafenstadt sein müsse.
    Er hatte auch die Vorräte entdeckt und als er seine Begleiterin nicht auffinden konnte hatte er sich entschlossen, im Schiffsbauch zu verharren, neben eingesalzenen Heringen und in Gesellschaft von Schiffsratten. Immer wieder hoffte er, von einem Gespräch der Matrosen etwas über den Verbleib einer wunderschönen Albin zu hören, doch entweder war sie nicht mehr an Bord, man hatte sie nicht gefunden oder es wurde nicht mit dem niederen Volk über einen solchen Fang gesprochen.
    Nepomuk konnte nur hoffen, dass sie wohl auf war.

    Wahre Grösse kommt von Innen!


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  • Tief , laut und gleichmäßig durchzog das Schnarchen den Raum. Der Schläfer sägte als wolle er einen ganzen Baum fällen. in einer Hand hielt er noch einen angebissenen Hähnchenschenkel, und die andere lag gut beringt auf seinem wohlgenährten Leib.
    So wohlgenährt das er seinen heimlichen Gast, in dem Versteck darunter fast zerquetschte. Angewidert rümpfte sie die Nase als der Schläfer ein lauhes Lüftchen ließ und kroch langsam , leise unter der Koje hervor.
    Wiedermal kam ihr ihre schlanke Gestalt zu Gute.


    Endlich dem stickigen Platz entkommen streckte sie sich und ging dann recht zielstrebig auf den Tisch inmitten des Raumes zu. Voll beladen mit einigen köstlichen Speisen, wußte sie ihren Hunger zu stillen.
    Es hatte schon seine Vorteile wenn man in der Kajüte des Käptns war.
    Hier suchte man zuletzt nach blinden Passagieren, kam an besten an gute Dinge, und nicht zu vergessen, das Essen.


    Dabei war es eigentlich gar keine Absicht gewesen, hier zu landen, nur war das Leben als Diebe eben nie planmäßig. Das hatte auch ihr kleiner Katzendrache kennen lernen müßen.
    Wo er jetzt nur war?
    Ihr Blick wanderte zur Tür während sie zwei Hähnchenkeulen einwickelte und in ihrer Tasche verstaute. Bald sollten sie ankommen. Zumindestens hatte sie den Käptn etwas von 2 Tagen erzählen hören. Und bis dahin sollte sie ihren kleinen Gefährten vieleicht gefunden haben. Wenn er überhaupt noch auf dem Schiff war.


    Auf Deck war er jedenfalls nicht, dessen war sie sich sicher, also blieb nur der Schiffsbauch. Oder er war schon lange wieder weg. Im Gegensatz zu ihr hatte er Flügel.
    Nochmal eine Weintraube in den Mund geschoben und eine Rebe in die Tasche, schlich sie zur Tür, öffnete sie leise und lugte durch einen Spalt hinaus.
    An Deck war alles still.
    Aus ihrer Beobachtung wußte sie das jetzt einer am Steuerrad war, einer oben im Mastkorb und...
    Sie zog den Kopf ein, als jemand vorbei lief. ...Eine Wache die an Deck ihre Runden lief.


    Hinunter kommen, sollte kein Problem sein, aber dennoch war die Idee, ein Schiff zu durchsuchen während man selber gar nicht auf diesem sein sollte, sehr riskant.
    War Nepomuk dieses Risiko eigentlich Wert? Wer weiß, vieleicht war er gar nicht mehr auf dem Schiff und sie brachte sich unnötig in Gefahr.


    "Ach verflucht bei allen Göttern. Wenn ihr nur einmal meine Gebete erhört dann schützt mich. Ich will nur meinen kleinen Gefährten finden und hier weg."


    Ob ihre Wort ernst waren, inbrünstig oder mehr zu ihrer eigenen Beruhigung und Mutzuspruch dienten, wußte die junge Sonnenalbe selbst nicht mal so recht.
    Aber irgendwie war das auch egal.
    Nochmal wurde ein prüfender Blick aus dem Türspalt geworfen, dann huschte ein Schatten hinaus und ließ den schnarchenden Schläfer allein zurück.
    DIe Treppe hinab war schnell gefunden und Wege gab es hier unten ohnehin nicht viele.
    Leise und auf bloßen Füßen schlich sie halb vorbei und halb unter der schlafenden Crew entlang bis plötzlich eine Hand sich ihr in den Weg stelllte.
    Erschrocken erstarrte sie regelrecht doch zum Glück schlief der Besitzer jener Hand weiter tief und fest.


    Und so schlich sie weiter, bis sie in den Vorratsraum kam. Wenn er noch auf dem Schiff war, sollte er hier sein, außer man hätte ihn erwischt und weggesperrt. Aber der Käptn hatte nie etwas derartiges erwähnt.
    Nur einen der sich mal heimlich in der Vorratskammer bedient hatte, aber das war einer der Crew gewesen.


    Plötzlich hörte sie ein Fieben und irgendwas huschte um ihre nackten Füße und verschwand nach draußen. Irritiert angelte Cheona nach einer Kerze und zündete sie vorsichtig ein. im fahlen Schein angelte sie nach ihrem Dolch.
    Allein war sie eindeutig nicht, keine Ratte würde freiwillig die Vorräte verlagern.
    Auf alles vorbereitet schlich sie tiefer hinein, den Dolch griffbereit in der Hand....

  • Nepomuk hatte sich entschieden, er wollte von dem Schiff runter. Obwohl er vor ewigen Zeiten in Vulkankratern tauchen musste für seinen dämonischen Meister, war es etwas ganz anderes, in so einer Nussschale zu sitzen und dem Schaukeln der Wellen hilflos ausgesetzt zu sein. Ausserdem knurrte sein Bauch und er befürchtete bereits, dass der wachhabende Matrose irgendwann etwas spitzkriegen würde.
    Es gab noch einen Grund, warum der Kleindämon wegwollte – er hatte nämlich den fernen Geruch von Erde vernommen und er hatte gehört, wie einer der Wachmänner irgendwann auf seinem Durchgang wütend geschimpft hatte, weil er beim nächsten Landgang zum Putz- und Wachdienst eingeteilt worden war. Aus dem aufgebrachten Gebrummel entnahm Nepomuk, dass er ein Würfelspiel gegen einen höheren Matrosen gewonnen, und dieser sich auf diese Weise bei ihm gerächt hatte.


    Einzig der Gedanke an Cheona quälte den Dämon Tag und Nacht. Doch inzwischen liess seine Hoffnung nach, dass sie noch auf dem Schiff war. Dann hätte er doch bestimmt etwas darüber herausgefunden.
    Stattdessen heckte er nun seinen Plan aus… dieser sah vor, dass er zuerst die Vorräte ein wenig plünderte, bevor er sich den Weg ans Deck suchen und dann in den Himmel verschwinden würde. Er freute sich bereits darauf, seine Flügel wieder richtig ausbreiten zu können.


    Plötzlich meinte Nepomuk ein Geräusch zu vernehmen. Er lauschte, konnte jedoch nicht erkennen. Vermutlich wieder so eine Mistratte.
    Da die Wache ihre Runde durch den Vorratsraum bereits unternommen hatte, wagte sich der Dämon schliesslich aus seinem Versteck hervor. Ohne wählerisch zu sein, kletterte er zu einem der Fässer. Als er sich jedoch drumrum tastete, stand er vor dem nächsten Hindernis – die Fische waren gut eingeschlossen. Zuerst versuchte er den Deckel wegzuschieben, schliesslich nagte er mit den Zähnen und kratzte mit den Krallen über das Holz. Doch nichts half. In diesem Moment sahen seine Augen eine Ratte über den Boden huschen. „Na warte, dich krieg ich! Wenns keinen Hering gibt, gibt’s halt Ratte zum Essen!“ Einen Augenblick duckte er sich, pirschte sich an die Ratte heran.

    Im selben Moment, wie er losschoss, hatte auch das Getier die Gefahr erkannt und sauste davon. Das Vieh war schnell und schon bald hatte sie mehrere Meter zwischen sich und den Verfolger gebracht. Da hörte Nepomuk ein Geräusch, die Ratte fiepte auf und verschwand.
    Der Kleindämon versuchte zu bremsen, als er plötzlich eine Kerze aufflammen sah, - doch zu spät.
    Mit einem erschreckten Aufjaulen prallte er mit voller Wucht in eine paar Beine. Sein gezackter Schwanz verhedderte sich im Stoff der Kleidung und der Wächter, wie Nepomuk zumindest vermutete, stiess einen ungewöhnlich hohen Laut aus, geriet ins Wanken. Panisch versuchte sich der Dämon zu befreien und hoffte, dass sie nicht die Fässer umwerfen würden. Sie hatten so schon genug Lärm gemacht, und mit einer ganzen Mannschaft würde er es wohl kaum aufnehmen können. Trotzdem versuchte er sich mit Zähnen und Klauen zu wehren und meinte sogar in dem Gewirr einen Treffer gelandet zu haben und Blut zu schmecken.
    Nepomuks Augen konnten in der Dunkelheit beinahe glasklar sehen, doch das ungewohnt helle Licht der Kerze liess ihn nahezu erblinden und so konnte er nicht erkennen, dass er gerade direkt seiner geliebten Cheona in die Beine gelaufen war!

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  • Wie war es wohl in der Zwischenzeit Dozzy ergangen? Lebte er noch oder war er mittlerweile schon zur Gänze von Ratten aufgefressen worden?
    Die gute Nachricht lautete, dass der kleine Grünling noch lebte und gesund war. Doch steckte Dozzy seit der verhängnisvollen Begegnung mit dem Xarrxe im finanziellen Ruin. Durch den Überfall der Barbaren, schon viele Monate zuvor, hatte Dozzy ohnehin schon sein gesamtes Geld verloren. Durch den Verkauf des Flugapparats wollte Dozzy sich Proviant kaufen und die Überfahrt zurück nach Elas bezahlen. Da der kleine Xarrxe aber die Maschine zerstört hatte, war seine einzige Möglichkeit zurück nach Hause zu kommen, auch gestorben.


    Da sich Dozzy in der Umgebung der Waldberge nicht auskannte, ging er mit dem Xarrxe und der Sonnenalbin mit. Dozzy sprach oft von finanzieller Entschädigung und versuchte dem Xarrxe und der Sonnenalbin darzustellen, dass er kein Geld mehr besäße. Die Sonnenalbin war zwar so nett dem Goblin ein paar Münzen zu geben, damit er in den nächsten Tagen nicht verhungern würde. Von Nepomuk hörte Dozzy aber keine Entschuldigung. Mehr noch: Dieser kleine Bastard machte sich lustig und ärgerte ihn so oft es ging. Die ständigen Zankereien mit Nepomuk belasteten Dozzy aufgrund seiner finanziellen Situation sehr. Da man mit Nepomuk ohnehin nicht vernünftig diskutieren konnte, gab es irgendwann auf und versuchte ihn dann weitesgehend zu ignorieren.


    Als sie nach zwei Tagen endlich das Ende des Waldes erreichten, trennten sich ihre Wege. Dozzy, sichtlich erleichtert, ging in Richtung Galipagos Festung, wo er sich nach einen Job umsehen musste. Dort angekommen fand er nach zwei Tagen auch eine einfache Anstellung bei einem Werkzeugschmied. Ihm musste er als Gehilfe zur Seite stehen. Eine Schmach, die für Dozzy unerträglich war, da der Goblin für weitaus anspruchsvollere Aufgaben qualifiziert war. Monatelang lebte er von seinem kargen Lohn und legte immer ein klein wenig Geld zur Seite, bis er genug Geld angesammelt hatte, um sich die Schiffüberfahrt von Galipagos nach Elas leisten zu können. Nach fast einem halben Jahr brach er im Frühling des neuen Jahres mit dem Schiff von Galipagos aus. Hier musste Dozzy zusätzlich als Schiffsjunge aushelfen. Doch mit dem Ziel vor Augen war das dem Goblin mittlerweile schon sehr gleichgültig, weswegen er jede Aufgabe erledigte, die ihm auferlegt wurde.


    Nach einer 2 monatelangen Fahrt endlich erreichte er im Frühsommer Elas. Fast 4 Jahre war es her gewesen, dass Dozzy von zu Hause aufgebrochen war. Und jetzt bot sich ihm ein vertrauter Anblick.
    In Elas übernachtete er eine Nacht bei seiner Mutter. Dozzys Vater war inzwischen schon seit einem Jahr verstorben. Am nächsten Morgen dann machte sich Dozzy auf dem Weg zur Schule für Technologie gab seinen Bericht ab und erlangte den Meistertitel.


    Meister Dozzy hielt es aber keine 2 Wochen in Elas aus. Er hatte sich einfach zu sehr verändert: Er war ein anderer Goblin geworden und alles fühlte sich unwirklich an. Dies war der Grund, warum Dozzy beschloss einen Neuanfang zu wagen. In Elas hielt ihn nichts mehr und im Königreich Evalon, auf dem fernen Kontinent, hoffte Dozzy eine neue Heimat finden zu können.
    Mit einem Kredit von Rabozz Goldbaum machte er sich auf die lange und beschwerliche Reise nach Evalon. Nach einiger Zeit erreichten sie die Stadt Daijan, ein wichtiger Knotenpunkt der Handelsallianz im Westen von Asamura. Dort ließ sich Dozzy nieder und errichtete seine eigene Werkstatt.

  • Plötzlich prallte etwas gegen ihre Beine, was war den auch bitte so klein? Hatten die etwa einen Wachhund, oder eine Katze.
    Aber was auch immer es war, es brachte sie zum wanken und bei dem Versuch nach dem Angreifer zu stechen landete ihr DOlch in einem Der Fässer.
    Murrend zog sie heftig daran bis sich ein paar Spitze Zähne in ihren Arm gruben.


    Knurren ließ sie erst den Dolch los und vor Schreck gleich noch die Kerze, jene kullerte noch über den Boden ehe sie erlosch. Kurz davor konnte sie ihren Angreifer noch erkennen. Er war klein, grün und ihr sehr vertraut.


    "Verdammt Muk! Das ist mein Arm in den du da beißt. Was bei den Göttern tust du hier unten?!

    Wenigstens hatte ihr Aufeinander treffen etwas Gutes. Sie waren wieder zusammen und Konnten einander helfen um die Vorräte zu plündern und überlegen wie sie unbemerkt...oder wenigstens schnell von Bord kamen, sobald das Schiff angelegt hatte, oder kurz davor. Schwimmen konnte sie ja und er konnte zur Not fliegen. konnte er doch oder?

  • Nepomuk prallte überrascht zurück, als er ihre klare Stimme vernahm. Dass sie ihn rügte, spielte keine Rolle, denn er hatte sie wiedergefunden!
    Glückselig wollte er sich sogleich entzückt davon überzeugen, dass sie auch gesund und munter war, als er sich unwillkürlich an den klebrig süssen Geschmack des Blutes in seiner Schnauze erinnerte. Oh Schreck! „Ich dachte… du wärst einer dieser miesen Matrosen!“, versuchte er sich panisch zu rechtfertigen. Doch du schmeckst viel besser, liess er lieber unausgesprochen.


    Langsam gewöhnten sich seine Augen wieder an die Dunkelheit, nachdem die Kerzenflamme auf dem feuchten Boden erloschen war.
    Zu seinem Erstaunen wirkte Cheona nicht so abgemagert und ausgehungert, wie er sich das immer in seinen Albträumen ausgemalt hatte. Im Gegensatz zu ihm schien sie keinen Hunger gelitten zu haben.
    Er leckte sich mit der schlangenähnlichen Zunge die letzten Blutstropfen von den Lefzen und mit einem unliebsamen Knurren machte sich sein leerer Bauch bemerkbar.


    „Tut mir Leid“, brummte der Kleindämon. Er hoffte inständig, dass Cheona ihm seine Dummheit verzeihen würde, denn er war bereits wieder ganz angetan von ihren roten Augen, welche in der Dunkelheit zu leuchten schienen.
    „Hier gibt’s Fisch… hast du Hunger?“, wagte er einen Versuch, sich mit ihr zu versöhnen. Ganz geschäftig kletterte er eines der Fässer hoch und versuchte mit neuem Elan, den Deckel wegzubekommen.
    Irgendwie klappte es schliesslich wirklich und mit einem dumpfen Geräusch rutschte der Holzdeckel zu Boden.
    Der Geruch nach eingelegtem Hering betäubte Nepomuk einen kurzen Augenblick lang und genüsslich zog er den fischigen Duft in seine Nüstern ein.
    Dann, bevor ihn jemand davon abhalten konnte, tauchte er bereits kopfvoran in das Fass hinein und grub sich kauend und laut schmatzend durch die Fische hindurch. Sein Bauch fühlte sich so leer an, dass er einen Moment lang sogar Cheona vergass.
    Erst einmal musste er neue Kraft tanken! Darüber, wie sie von dem Schiff wegkommen sollten, machte sich Nepomuk keine Sorgen… man musste eins nach dem anderen nehmen, so wie es gerade kommen sollte!


    Zur selben Zeit an einem anderen Ort.
    Morck grunzte zufrieden auf, als er in einiger Entfernung das grosse Segel entdeckte. Heute war sein Glückstag. Er stand hoch oben auf dem Schiffsmast der „schwarzen Furunkel“ und spähte in die Ferne. Ihm war die undankbare Aufgabe zuteil geworden, nach Beute Ausschau zu halten. Eigentlich hasste er diesen Job, denn man war dazu verdammt, den lieben langen Tag alleine in luftiger Höhe zu verbringen. Der prallen Sonne schutzlos ausgeliefert.
    Doch heute schien es sich gelohnt zu haben. Mit einem zufriedenen Grinsen, bei dem er ein paar schwarze Zahnstummel entblösste, beugte er sich über den Korb hinaus. „Schiff in Siicht!“
    Sofort begann sich unter ihm das Deck zu regen und seine Kameraden strömten wie die Ameisen hervor.
    Kurz darauf brauste die kleine, jedoch dafür leichte und wendige „schwarze Furunkel“ bereits dem grösseren und behäbigeren Handelsschiff hinterher. An Bord eine Meute säbelschwingender Piraten, bestehend aus Orks und Trollen, welche vor lauter Vorfreude über den bevorstehenden Fang laut brüllte und sabberte.


    Cheona und Nepomuk bekamen indessen nicht mit, wie sich kurz vor der Küste Asamuras ein Sturm in Form des Piratenschiffs anbahnte, der dem Handelsschiff schnell zum Verhängnis werden könnte.

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  • Kopfschüttelnd riss sie ein Stück Stofffetzen von ihrem Hemd und wickelt es um die Bisswunde.
    Dann erst sah sie zu ihm, wie er da kopfüber in dem Fass hing, aus welchem es stark nach Fisch roch.


    "Willst du nicht etwas besseres zu essen?"


    Sie holte die eingewickelten Hähnchenschenkel aus der Tasche und wedelte damit hinter Nepomuk herum. Die Schenkeln waren saftig und definitv nicht von mageren Hühnchen gewesen.


    "In etwa zwei Tagen sollten wir wieder Land sehen, also sollten wir unser verschwinden planen."


    Gerade wollte sie ansetzen und ihm von dem vielen Essen in der Kajüte des Käptn erzählen, und ihrem Gedanken dort nochmal hinzu gehen, damit ihr kleiner Freund mal richtig satt wird, doch dann ertönte lautstark eine Glocke von Deck und nebenan geriet Leben in den Schlafraum der Crew.


    Cheona zuckte zusammen bei dem plötzlichen Lärm und packte Nepomuk an seinem Schwanz um ihn mit sich in den hinteren Teil der Vorratskammer zu ziehen.
    Was war dort oben bloß los, warum plötzlich dieser Lärm?

  • Gerade wollte Nepomuk in das saftige Hähnchen reinbeissen, das ihm Cheona so grosszügig anbot und damit seine Liebe zu ihr ins schier Unermessliche steigerte, als auch schon der Lärm losbrach, sie sich in einer fliessenden Bewegung umwandte und aufmerksam lauschte.
    Somit bissen seine Fangzähne ins Leere und enttäuscht folgte sein Blick der Keule.


    Bevor Nepomuk einen weiteren Gedanken fassen konnte, packte seine Begleiterin ihn auch schon am Schwanz und zerrte ihn auf diese unsanfte und sehr entwürdigende Art und Weise in den hinteren Teil der Vorratskammer zurück.
    Völlig überrumpelt begann Nepomuk zu fauchen und knurren, unterdrückte jedoch den aufkommenden Drang, nach ihrer Hand zu schnappen. Stattdessen zeterte und zappelte er, um sich irgendwie aus dieser unangenehmen Lage zu befreien.
    „Lass uns sofort los! Du kannst doch nicht so mit einem Drachen umgehen! Lass das!“, wand er sich.


    Vermutlich wäre er noch energischer geworden, doch das Waffenklirren und die Schreie liessen seine Bewegungen erlahmen. Der Lärm nahm ihn nun ebenso gefangen und er spitzte sein scharfes Gehör.
    „Die scheinen zu kämpfen“, gab er den völlig überflüssigen Kommentar ab und blickte Cheona fragend an. „Was nun?


    Plötzlich hörte er ein Poltern vom Eingang her.
    Im nächsten Augenblick knallte die Tür auf und ein schwerer Körper knallte am Fuss der Treppe auf den Boden und blieb regungslos liegen. Von einer Kopfwunde floss dickflüssig Blut auf die Holzplanken. Muk kannte den Kerl, es war einer der Wachmänner.
    In der Dunkelheit verborgen schmiegte sich Nepomuk eng an Cheonas warmen Körper. Er konnte ihren Herzschlag spüren und dachte, dass man sein eigenes Pochen bestimmt bis aufs Deck hören konnte.
    Dann waren Schritte auf der Treppe zu hören, und der Kleindämon hielt den Atem an, als sich ein riesiger Schatten in der Türöffnung aufbaute, in der Hand blitze der blanke Stahl eines gekrümmten Säbels auf. Würde er sie im Verborgenen entdecken? Würde er sie töten oder vielleicht gar Schlimmeres mit ihnen anstellen? Aber vielleicht hatten sie auch Glück…

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  • Cheona hielt wortwörtlich den Atem an als dieser Schatten in der Tür stand und der Säbel im fahlen Licht schimmerte. Lautlos glitten ihre Finger an ihren Dolch. Mit der Anderen hielt sie eher unbewußt den Kleindämon fest. Ja was nun? Was sollten sie tun, selbst wenn der Kerl sie nicht entdeckte. Aber wenigstens hatten sie dann noch eine Chance zu entkommen. Ob sie dem im Kampf gewachsen wäre, dessen war sich Cheona nicht ganz sicher, zu wenig konnte sie von ihrem Gegner entkennen.
    Doch der Schatten, der eigentlich ein einäugiger Ork war wande sich schon wieder ab, offenbar hatte er sie nicht bemerkt.
    Cheona wirkte erleichtert.
    Eine Ratte quietschte zu ihren Füßen und huschte Fluchtartig von ihrem Versteck weg zwischen den Beinen des Orks hindurch und schon war sie weg. Doch der Ork war leider nicht dumm genug, und auch nicht taub oder blind genug.
    Er hatte die Ratte bemerkt, und wie Cheona schon zuvor rechnete er eins und eins zusammen und drehte sich wieder um.


    "Komm raus du feige Ratte, ich machs auch ganz schnell. "


    Lachte er mit rauher Stimme.


    "Schnell sollst du haben."


    Wohlwissend das sie keine andere Wahl hatte, erhob sich die Albin mit diesen Worten, flink aus dem Versteck und nutzen den armen Nepomuk als Wurfgeschoß, mit den Klauen vorran in das Gesicht des überraschten Orks. Er hatte mit allem gerechnete, aber nicht mit sowas. Knurrend ließ er den Säbel fallen um sich den Kleindämon vom Gesicht zu zerren.
    Während er so für den Moment beschäftigt war huscht Cheona flink hervor, nutze die ziellose und unbeholfenen Schritte des deutlich Stärken aus um geschmeidig wie eine Schlange dazwischen zu drängen und schon fand der Dolch sein erste Ziel, die Kniekehle des Piraten,
    Brüllend knickte er ein und versucht die Albe zu erwischen, doch stattdessen bekam er nur ein paar weitere Stiche ab, ehe er endlich den Kleindämon los wurde und dann auch Cheona zu fassen bekam. Wüten zerrte er sie vor sich, seine große Hand umfasste grob ihren Hals.


    "Spitzohr, elendes."


    Der Ork war überrascht aber gleichzeitig noch wütendener als er feststellen mußte das eine kleine Albin und ihr "Schoßhündchen" ihn überrumpelt hatten. Aber nun würde er...
    Was auch immer er tun wollte, dazu kam er nicht mehr. Mit den Worten. "Gute Nacht Einauge" stach Cheona keuchend ihren Dolch in die Kehle des Orks.
    Als dessen Hand erschlaffte sackte sie auf den Boden und schnappte erstmal nach Luft.
    Über ihnen tobte noch immer der Kampf.

  • Wieder zu Luft gekommen schaltete die junge Albe schnell. Noch so ein Gegner wäre womöglich zuviel, und wer wußte schon ob der Rest dieses Piratenpacks nicht genauso waren. ALso blieb nur eine vernünftige intelligente Lösung. Sie mußten flüchten.
    Mit knappen Worten versuchte sie es Nepomuk klar zu machen und griff sich dann einen Seesack, in welchen sie neben ihren Sachen, noch wahllos etwas von dem Essen hinein stopfte. obendrauf noch Wasserschläuche und schon hing sie sich den Sack über die Schulter.
    Nun war Vorsicht angesagt, doch das Glück schienen ihnen holt. In dem Tumult auf Deck, bemerkte niemand die Albin und ihren dämonischen Freund, welche an einem Seil von dem Schiff hinüber auf das Piratenschiff klettern. Wobei Cheona die war welche kletterte, Nepomuk konnte hinterher flattern.


    An Bord des PIratenschiffes war alles still, vermutlich waren nur zwei Leute zum bewachen zurück geblieben. Das brachte Cheona auf eine neue Idee. Zuerst ließ sie ein Beiboot hinab, warf ihren Seesack hinein und ließ das Boot erstmal warten während sie zurück unter Deck schlich.
    Und...dem Kleindämon gingen die Augen über als er sah wo Cheonas geschickten Finger ihnen einen ZUgang geschafft hatten. Schatztruhen, Goldmünzen, wertvoller Kleinod lag überall umher.
    ALs geübte Diebin wußte sie einfach wo wertvolles liegt, oder wenigstens liegen könnte. Aber bevor der kleine Muk dessen Augen, bei dem Glitzern ebenso anfingen zu funkeln, vergaß in welcher Gefahr sie steckten, griff sich die Albin einige Goldmünzen und Schmuck, griff sich den Kleindämon und befördert ihn und sich auf das Beiboot.
    Rasch war das Seil gekappt und die Beiden der Gunst der See ausgeliefert.
    Zum Rudern waren beide nicht geeignet. Nepomuk war viel zu klein und Cheona hatte auf Dauer nicht die Kraft dazu. So kam es das sie großteils dem Meer ausgeliefert waren, und vermutlich länger auf See umhertrieben als jemand der auch nur annähernd Ahnung davon hatte.
    Doch endlich...als ihr Wasservorrat bereits zur Neige gegangen war und auch die NAhrung knapper gewurden war, stieß ihr Boot endlich auf Grund. Erschöpft taumelte die Albino aus dem Boot, vergaß dabei ganz, ihre empfindliche schneeweiße Haut, vor der Sonne zu schützen, und fiel erstmal erschöpft in den Sand.
    Endlich wieder Land. Wo sie waren? Wen interessierte das schon. Hauptsache Land....

  • Wie im Traum zogen Gedankenfetzen und Bilder an Nepomuks innerem Auge vorbei. Die Ereignisse schienen sich überschlagen zu haben und kaum hatten sie ein Abenteuer hinter sich, wurden sie bereits ins nächste hineingeschleudert.
    Der Kleindämon kuschelte sich eng an den Körper der Sonnenalbin und seine grünen Schuppen färbten sich leicht rosa, als er sich der Wärme bewusst wurde, welche sie im Schlaf ausstrahlte. Gleichzeitig kitzelte ihn jedoch das Heu an den Nüstern und egal, wie er sich einzukugeln versuchte, im Gegensatz zu seiner Begleiterin vermochte er einfach keinen Schlaf zu finden. Ausserdem holperte der blöde Ochsenkarren auch noch unbequem und bei jeder unebenen Stelle der sehr bedürftigen Strasse hob der kleine Körper einige Zentimeter ab.
    Um sich abzulenken, liess sich der Kleindämon noch einmal die Erlebnisse der letzten Tage, oder waren es bereits Wochen, durch den Kopf gehen.



    Immer wieder dachte er dabei mit Stolz an seine Gefährtin. Sie hatte sie beide gerettet mit ihrem Mut und ihrer Intelligenz – nicht nur einmal, als sie den grobschlächtigen Piraten überwältigt hatte, sondern auch, als sie geschickt einen Weg gefunden hatte, das Schiff zu verlassen und mit einem Beiboot an Land zu fliehen. Nicht zu Reden von all den Gefahren und Problemen, welchen sie auf ihrer Reise bis anhin begegnet waren, und aus denen sie immer einen Ausweg gefunden hatte.


    Eher ungern dachte Nepomuk dabei an seine eigene Rolle.
    Er konnte zwar Cheona verzeihen, dass sie ihn wie ein Wurfgeschoss durch die Luft geschleudert hatte, um den Piraten abzulenken, doch trotzdem nagte eine gewisse Unzufriedenheit an ihm.
    Mit allen Kräften hatte er sich gegen den Kerl zu wehren gewusst und sowohl seine Krallen als auch seine Zähne zum Einsatz gebracht. Doch das war auch schon das Ende seiner Heldentaten gewesen. Den Rest hatte die tapfere Frau alleine zustande gebracht und Nepomuk war gleichzeitig schockiert und fasziniert, dass eine so zierliche Person zu solch gnadenlosen Taten fähig war.


    Auch bei der Flucht vom Schiff hatte er sich eher als Anhängsel gefühlt. Er war Cheona hinterhergewuselt, froh, endlich aus dem dunklen Bauch des Schiffes rauszukommen. Geblendet vom Licht hatte er einen Augenblick lang verharrt, so dass die Albin bereits einen Abstand zwischen sie gebracht hatte, als sie geschickt über ein Tau auf das Piratenschiff übersetzte. So hatte sie zu Nepomuks Glück seine Schande nicht mitbekommen, als er versucht hatte, auf das Schiff zu gelangen. Durch das lange Eingesperrt Sein verweigerten seine Flügel nämlich im ersten Moment ihren Dienst. Als er sich also guten Mutes in die Lüfte erheben wollte, spürte er, wie sich seine Flügel schmerzhaft verkrampften und es schien ihm, als würde eine schwere Last ihn nach unten ziehen. Anstatt also elegant wie ein Adler auf der anderen Seite aufsetzen zu können, kämpfte er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht und grösster Anstrengung auf die andere Seite und landete mit einem unsanften Plumps auf den hölzernen Dielen. Ein Wimmern entrang sich seiner Kehle und gleich schalt er sich einen Narren: „Untersteh dich zu flennen, Nepo! Diese Peinlichkeit wollen wir uns um Himmels Willen ersparen!“ Er hatte sich also zusammengerissen und war Cheona nachgehuscht, welche hinter einer Luke verschwand.


    Auch hier war er aus dem Staunen fast nicht herausgekommen und im Nachhinein schalt er sich einen Deppen. Er war vermutlich so überwältigt von all den Piratenschätzen gewesen, dass er noch vergessen hätte, dass sie sich auf der Flucht befanden. Doch Cheonas klarem Verstand war es zu verdanken gewesen, dass sie sich sich unbeschadet mit dem Beiboot aus dem Staub machen konnten. Trotzdem bedauerte der Kleindämon nicht immer, nicht wenigstens einige der schönen Glitzersteine behalten zu können.


    Als sie schliesslich auf dem Meer dahintrieben, und den Gezeiten hilflos ausgeliefert waren, fühlte sich Nepomuk wieder mehr als Ballast denn als Bereicherung. Die Wasservorräte waren auch so schon knapp genug und durch seine kleine Grösse war er nicht einmal im Stande, das Boot fortzubewegen. Nur einmal gelang es ihm, einen unachtsamen Fisch zu fangen, als er auf der Jagd um das Boot herumtauchte. Obwohl seine Gefährtin ihn dafür lobte, wurde die Stimmung auf der winzigen Fläche immer trübseliger.


    Und dann war es plötzlich vorbei. Nepomuk erinnerte sich nur schwach, wie sie am Land gestrandet waren. Beide waren sie schwach gewesen, erschöpft von den Strapazen, die sie erlebt hatten. Während Cheona direkt am Strand in einen Dämmerschlaf, oder war es eine Ohnmacht, gefallen war, kämpfte sich Nepomuk noch etwas weiter, in den Schatten einer seltsamen Pflanze, welche einem riesenhaften Farn glich. Dann umfing auch ihn erholsame Dunkelheit.


    Er war von Stimmen geweckt worden, welche in einem seltsamen Kauderwelsch aufeinander einzureden schienen. Noch etwas beduselt, hob Nepomuk den Kopf. Wo war er hier? Doch die viel wichtigere Frage, wo war Cheona?
    Als er den Sand unter seinen Füssen spürte, erinnerte er sich an die Geschehnisse.
    Sofort sprang er auf die kurzen Beine, taumelte einige Schritte und landete wieder im weichen Sand. Er hatte wenig getrunken und sein Körper rebellierte. Verschwommen erkannte er in einiger Entfernung zwei Gestalten, welche sich über ein Häufchen am Boden beugten. Gleich schalt er sich ab seiner Dummheit, Cheona alleine gelassen zu haben.
    Er war jedoch viel zu schwach einzugreifen, als die beiden Fremden seine Freundin hochhoben und einen Pfad einschlugen, den der Kleindämon bis anhin nicht wahrgenommen hatte.
    Fluchend und schimpfend tapste Nepomuk den dreien hinterher…


    Im Nachhinein stellte es sich als ein Segen heraus, dass die beiden Männer Jorin und Turam die Albin gefunden hatten. Sie stellten sich als Fischer und Sammler heraus, welche in der Nähe mit ihren Familien wohnten. Da sie relativ abgeschieden lebten, hatte sie noch nie eine Albin gesehen, geschweige denn eine Sonnenalbin, wie es denn Cheona war. Deshalb hatten sie sich zuerst gestritten und waren sich nicht einig gewesen, ob die Albin womöglich eine der Sirenen war, über die man sich Geschichten erzählte, und ob sie vielleicht eine Gefahr darstellen mochte.
    Schliesslich hatten sie sich jedoch dem völlig geschwächten Geschöpf angenommen und ihre Frauen waren ihnen behilflich gewesen, die junge Frau wieder aufzupäppeln. Nepomuk hatte sich im Verborgenen gehalten, denn er konnte die Sprache der hier lebenden Menschen nicht verstehen. Stattdessen hatte er schnell herausgefunden, wo die Bewohner ihre Vorräte aufbewahrten und hatte sich mit einer Wildkatze angefreundet, welche ihn wohl gerne adoptiert hätte.


    Stattdessen brachen sie nach einiger Zeit wieder auf. Cheona hatte manche Worte der Bewohner lernen können und konnte dem staunenden Nepomuk erzählen, dass sie auf Asamura gestrandet seien. Für den Dämon war das alles zu viel für seinen kleinen Kopf und er entschied schliesslich, dass es ihm egal wäre, wo er sei, Hauptsache, er könne mit der Sonnenalbin gemeinsam weiterreisen.


    So erkundeten sie denn gemeinsam die neue Welt, wie die Albin sie manchmal nannte. Beide kamen aus dem Staunen oft nicht heraus, wenn sie neue Pflanzenarten und Tieren sahen, welchen sie noch nie in ihrem Leben begegnet waren.
    Mit der Zeit veränderte sich die Landschaft und sie kamen immer wieder an Dörfern vorbei. Die Siedlungen wurden immer häufiger und manchmal beobachteten sie aus einiger Entfernung Menschen, Goblins und auch Trolle oder Tieflinge, die ihrer Wege gingen.
    Viele von ihnen schienen dasselbe Ziel anzustreben, welches sich nur wenige Tagesreisen entfernt befinden musste.
    Es war auffallend, dass viele mit Karren reisten, die mit Lasten beladen waren, Handelswaren so schätzte Cheona.


    Die lange Reise ermüdete die beiden Gefährten. Nachdem sie einen mit Heu und Stroh beladenen Ochsenkarren über längere Zeit beobachtet und verfolgt hatten und sich einig waren, dass von dem älteren Mann wohl kaum eine Gefahr ausging, auch wenn er sie denn entdecken würde, schlichen sie sich eines Nachts auf den Karren und versteckten sich zwischen den Strohballen und Heuhaufen. Von nun an war die Reise ein Genuss und dank seiner Unsichtbarkeitsfähigkeit und der kleinen Grösse konnte Nepomuk sich zwischendurch wegschleichen, um ihnen Nahrung zu besorgen. Endlich fühlte der Kleindämon sich wieder zu etwas Nütze und seine Laune besserte sich merklich.



    Nepomuk wurde plötzlich unruhig. Er meinte, dass das Treiben um sie herum lauter zu werden schien, mehr Schritte und Stimmen schienen an sein feines Gehör zu dringen und auch das Gerumpel der Strasse wurde weniger. Ohne Cheona wecken zu wollen, suchte er sich den Weg am Stroh vorbei und spähte nach draussen. Erschrocken schnappte er nach Luft. Durch das Heu waren sie von Geräuschen abgeschirmt worden und die Müdigkeit hatte ihr Übriges getan. So hatten sie gar nicht bemerkt, dass das Fuhrwerk auf eine bessere Strasse abgebogen war, welche direkt auf ein grosses Stadttor zuhielt.


    Auf der Strasse herrschte ein Gewimmel, und wie ein Wühlwurm bahnte sich der Zug aus unterschiedlichsten Gestalten mit allen möglichen Handelswaren den Weg nach Daijan, wo bald ein grosses Marktfest stattfinden sollte.

    Wahre Grösse kommt von Innen!


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  • Zum großen Marktfest hatte Meisteringenieur Dozzy vom Oberbürgermeister der Stadt einen verantwortungsvollen Auftrag bekommen. Zur Eröffnung des neuen Rathausplatzes wurde die neue Rathausturmuhr eingeweiht. Schon seit einigen Wochen war Dozzy im Planungs- und Fertigungsprozess beschäftigt. Wobei er die Schmiede, Füge- und Montagearbeiten nicht komplett selbst tätigte, sondern sich von Tagelöhnern und niedrig bezahlten Schlössern Hilfe bei der Errichtung des Uhrwerks suchte.


    Ingenieurtechnisch war es nicht leicht, denn der begrenzte Raum im Rathausturm bot nicht viel Spielraum zur Montage der vollmechanischen Räderuhr. Die Uhr wurde über ein Seil mit Gewichten behängt. Durch das Absinken der Gewichte aufgrund der Schwerkraft, wickelte sich das Seil wieder zusammen, woraufhin ein Kolben in Bewegung gesetzt wurde, der wiederum das Räderwerk und die Uhrzeiger antrieb. Insbesondere die Verzahnungen im Räderwerk benötigten einiges Ingenieurgeschnick. Im Moment war die Ingenieurstruppe um Dozzy mit der Montage der Uhrzeiger beschäftigt, die über ein Schraubstock in der Mitte befestigt wurden.


    "Wir vernieten es direkt vor Ort. Ein direktes Fügen wird nicht halten. Dafür sind die auftretenden Kräfte zu stark", hatte der Goblinmeister der Gruppe befohlen.


    Gegenwärtig beobachtete Dozzy die Baustelle von der Straße aus. Geschlafen hatte er schon seit 2 Tagen nicht und an seine letzt vernünftige Mahlzeit konnte sich Dozzy nicht mehr erinnern. Das Stadtfest fand nämlich heute Abend statt und die Abschlussarbeiten waren noch im vollen Gange. Der Ehrgeiz eines Goblins war nicht aufzuhalten.
    Viel zu spät hatte der Bürgermeister ihm nämlich den Auftrag erteilt, sodass Dozzy in Zeitdruck gekommen war.


    "Stützt die Gangregulierung ab, sonst bricht noch der Sekundenzeiger über! Seid ihr bescheuert?!," schrie der Goblin von unten.
    "Ich gehe rüber zum Gemüsestand. Ich brauche was zu Essen! Fasst nichts an, ihr elenden Nichtsnutze...," befahl er. "Legt eine kurze Pause ein, ich bin gleich wieder da.".


    "Alles muss man hier selbst machen..," murmelte der kleine Grünling aufgebracht. Er erreichte zunächst den Gemüsestand völlig aufgebracht und drängelte sich vor. "Heh, da," maulte Dozzy in gewohnter Frechheit. "Nen Kilo Weißkohl. Dazu was Haferbrei!"


    Die Menge raunte. "Was erlaubt er sich...", "Hinten anstellen...", "Gehts noch...?", ertönten einzelne Stimmen.


    In der Menge standen zudem auch zwei Gestalten, die Dozzy bereits schon mal kennengelernt hatte. Der Erfinder aber war so fokussiert, dass er die Sonnenalbin und ihren Begleiter zunächst nicht bemerkte. Erst als er sich mit dem bezahlten Gemüse wieder aus der Menge drängelte, stoß er mit ihnen zusammen.
    Nach kurzer Orientierungslosigkeit hob Dozzy seine heruntergefallenen Sachen auf und sah dann die beiden vertrauten Gesichter.


    Der Ingenieur war gewohnt schnell zu denken und so reagierte er sofort: "DU!!!!", schrie er aufgebracht. "DIEB! WO IST MEIN GELD?", er zeigte auf den kleinen Xarrxe und steigerte sich wieder vollkommen in die Sache hinein. "ENTSCHÄDIGUNG NENNE ICH ES. WO IST ES KARGONS UNGEZÜCHT? BIST WOHL ZU DÄMLICH WAS?" Dozzy ließ seine mechanischen Armprothesen ausfahren und hopste wild herum. Das Gemüse warf er auf den Boden, wo der Kohl in zwei Stücke zerbrach. Aber das war dem Goblin erstmal egal. Hier ging es um was Wichtigeres. Hier ging es um eine alte Rechnung.
    "Lauf nicht weg. Dir werde ich es zeigen!", brüllte er.

  • Die letzten Tage waren mehr an ihr vorbei getrieben, sie hatte zwar in gewohnt aufmerksamer Art agiert aber mehr als das sie auf einer offenbar fremden Insel waren, hatte sie sich nicht gemerkt. Alles Andere würde sich schon fügen, irgendwie.
    Und so kam es das sie irgendwann inmitten einer Stadt standen, und dann auch noch auf dem Marktplatz.
    Wie üblich war auch an diesem viel los. Man rief seine Ware aus, bot sie feil, verhandelte, schaute sich um kaufte , oder kaufte eben nicht.
    Eigentlich die beste Zeit für Diebe. in dem Gewusel und Gedränge viel es kaum auf wenn man irgendwas aus Taschen Beuteln oder von Gürteln verschwand. Dieser hier machte dabei keinen Unterschied.


    Mit geschickten Fingern erleichterte die Sonnenalbin, den einen oder Anderen um Münzen und Schmuck. Alles was sich leicht verbergen ließ. Und Nepomuk hatte sich, wie auch schon damals als guter Komplize angestellt.
    Nun aber war sie hungrig und ihrem kleinen Freund schien es ebenso zu gehen, also sah sie sich um, wo es den etwas schmackhaftes zu holen gäbe.
    Doch dazu sollte es gar nicht erst kommen. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie eine kleine grünliche Gestalt sich näherte und beinah mit ihnen zusammen stieß. Schon darauf gefasst es hier mit einem Kollegen aus der Diebesbranche zu tun zu haben, fiel ihr erst auf, das sie ihn kannte als der Goblin bereits los schimpfte und tobte und den Xarrxe zur Schnecke machte.


    Seufzend verdrehte sie die Augen und sah den Goblin einen Moment lang genervt an ehe sie sich entschieden zwischen die Streithähne schob, bevor es noch so ausartete wie damals im Wald.
    Nicht das sie vorhatte Nepomuk in Schutz zu nehmen, als ob das was gegen einen aufgebrachten Goblin bringen würde. Nein hier mußten Fakten auf den Tisch.


    "Ruhe!"


    Herschte sie Dozzy in ungewohnt scharfen Tonfall an ehe sie weniger scharf aber mit Nachdruck der keine WIderrede dulden würde, weiter sprach.


    "Bevor du Anspruch auf irgendwelche Entschädigung erhebst, begleiche erstmal deine Schuld."


    "Du schuldest mir dein Leben. Falls du es vergessen hast, ich habe deinen kleinen grünen Hintern gerettet, sonst würdest du jetzt die Blumen von unten ansehen.""



    Einige der Leute hatten dem kaum zu überhörendem Theater neugierig zugehört sich dann aber wieder ihren Tagegeschäften zugewand. Was interessierte schon ein Streit von irgendwelchen Leuten.
    Vor allem wenn es dabei um unverschämte Goblins ging.


    Nur Cheona zog den dunklen Umhang enger, die vielen Blicke waren ihr unangenehm, um so froher war sie als man sich wieder seinen eigenen Dingen zuwand.

  • Nepomuk fühlte sich wohl in dem ganzen Getümmel. Hier beachtete ihn niemand; konnte man den vorbeihuschenden Schatten doch für eine scheue Katze halten.


    Der kleine Xarrxe war beeindruckt von der Stadt und den Gestalten. Alle schienen beschäftigt und einem wichtigen Geschehen entgegenzufiebern. Einkäufe mussten noch erledigt, Hauseingänge gefegt werden und für ein gemütliches Pläuschchen mit einem Bekannten blieb nicht mehr viel Zeit übrig.
    Einmal meinte Nepomuk eine bekannte und ziemlich aufgebrachte Stimme über die Geräusche des Marktes hinweg zu vernehmen, doch er schob den unangenehmen Gedanken gleich wieder beiseite.
    Ausserdem knurrte sein Bauch.


    Vor lauter Überraschung bemerkte er so zuerst gar nicht, mit wem sie da zusammengestossen waren, bis der Grünling plötzlich wie ein Wilder sein Kampfgeheul ausstiess.
    "DU!!!!", schrie er aufgebracht."DIEB! WO IST MEIN GELD?", er zeigte auf den kleinen Xarrxe und steigerte sich wieder vollkommen in die Sache hinein. "ENTSCHÄDIGUNG NENNE ICH ES. WO IST ES KARGONS UNGEZÜCHT? BIST WOHL ZU DÄMLICH WAS?" Dozzy ließ seine mechanischen Armprothesen ausfahren und hopste wild herum.

    Vor Schreck starrte der Xarrxe Dozzy einen Moment lang ungläubig an. „Der? Hier?!“, also hatte sein feines Gehör ihn doch nicht getäuscht. Im ersten Augenblick wollte er den Goblin hämisch angrinsen, als dessen Gemüse munter über den Boden davonhopste und unter den Stiefeln der Bürger zerstampft wurde.
    Doch sogleich verging ihm seine Schadenfreude, als sich des Grünlings Arme urplötzlich verlängerten und er wie ein Berserker zu wüten begann.


    Obwohl Nepomuk nicht als Feigling dastehen wollte, verunsicherte ihn diese seltsame Technik, denn solchen Gerätschaften war er noch nie zuvor begegnet. Der Goblin wurde ihm noch suspekter als er es eh schon war. Nachdem das Fliegen in einer Bruchlandung geendet hatte, musste er wohl nun wie ein Frosch oder ein Affe in der Gegend herumhüpfen, um seine Grösse und Unfähigkeit wettzumachen.


    Als der Goblin jedoch plötzlich mit wildem Gesichtsausdruck auf ihn zugestürmt kam, wich der Xarrxe zurück und prallte an Cheonas Beine.
    Sie hatte die Situation schnell erfasst und bemühte sich um Ruhe, denn der plötzliche Aufruhr und die Aufmerksamkeit der braven Bürger konnten den Dieben sehr ungemütlich werden.
    "Bevor du Anspruch auf irgendwelche Entschädigung erhebst, begleiche erstmal deine Schuld."
    "Du schuldest mir dein Leben. Falls du es vergessen hast, ich habe deinen kleinen grünen Hintern gerettet, sonst würdest du jetzt die Blumen von unten ansehen.""


    Als Nepomuk begriff, dass Cheona ihn nicht rügen würde, sondern den Zwergling schmipfte, erfasste ihn eine neue Welle des Mutes:
    „Da hast du’s, Grünling! Nicht Ich schulde Dir etwas, nein, Du bist derjenige, der seine Schulden abzubezahlen hat!“, er verdrängte dabei die Tatsache, dass er an Dozzys Absturz nicht ganz unbeteiligt gewesen war und sogar die Absicht gehabt hatte, den kopfüberhängenden Goblin auszurauben, anstatt ihn zu retten. Trotzdem war er der Meinung, zur rechten Zeit zur Hilfe geeilt zu sein, nämlich als Cheona darauf bestanden hatte, dem Goblin zu helfen.


    Der Xarrxe hatte sich zu voller Grösse aufgebauscht wie ein drohender Kater und seine Augen funkelten selbstzufrieden. „Was willst Du überhaupt hier? Und wie bist du hierhergekommen? Geflogen wirst du wohl kaum sein… Sei’s drum. Hauptsache du verschwindest alsbald von hier, damit wir wieder unsere Ruhe haben!“

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  • Dozzy war in seinem paranoiden Wahn gefangen und stellte sich allmögliche Szenarien vor, die passieren könnten. Anstatt drüber zu reden und sich vom Gegenteil überzeugen zu lassen, lief in seinem Verstand ein Prozess ab, wodurch er sämtliche äußere Reize verzerrt wahrnahm und sich daher vollkommen in die Sache hineinsteigerte. Er hörte den Worten der Albin und des Kleindämons nicht mehr wirklich zu, und war nur noch auf seine Gedanken konzentriert.
    Das war keine gewollte Reaktion, sondern eine unterbewusste Reaktion, die sich bei Dozzy stets einstellte, wenn er sich in Gefahr befand.


    Dozzys Verstand überschätzte und überinterpretierte nämlich die zufällige Begegnung mit den Beiden.
    Sein Verstand sagte ihm, dass dies als Teil eines "gemeinen großen Planes" sei. Schon vor langem von den Beiden bis in kleinste Detail sorgsam ausgeklügelt. Vielleicht hatte gar Tazgosh Gremlogg, der elende Stümper, seine Finger im Spiel?!


    Oder...NEIN!
    Dozzy fasste sich an den Kopf und fing an laut zu lachen.
    Es war so offensichtlich! Wie hatte ich das nur nicht erkennen können!


    Wie immer reagierte Dozzy schnell und hatte eine Lösung parat.
    In seiner Jacke hatte er zwei mechanische Apparaturen dabei, zwei Prototypen von Springfallen, die Dozzy momentan baute und etwa so groß, wie eine menschliche Faust waren.
    Dozzy machte im Geiste ein paar einfache Winkelberechnungen und warf die beiden Springfallen auf den Boden. Als sie auf dem Boden ankamen, hörte man nur das mechanische Klicken einer Feder, die sich spannte und nach zwei Sekunden soviel Spannungsenergie besaß, dass die Falle nach oben sprang.
    Die eine Falle ging voll daneben, die andere aber traf das Bein des kleinen Xarrxe. Als die Falle auf dem Bein des Xarrxe landete, verkeilte sie sich in dessen Haut und verursachte unmittelbar einen sehr unangenehmen Schmerz.


    Dozzy war sein Geld und sein Anspruch auf Schadenseratz mittlerweile egal. Er hatte nur noch den Gedanken so schnell wie möglich von den Beiden zu fliehen. Denn nur auf diese Art und Weise konnte er dem Plan des Dunklen entwischen.
    "Diesmal nicht!", lachte Dozzy und lief mit diesen Worten davon.

  • "Ruhe"


    Schimpfte die junge Albin auch ihren kleinen Gefährten. Nepomuk fühlte sich offenbar durch ihren Schutz bestärkt und plapperte frech und vorlaut dazwischen. Das er damit den Goblin auch noch provozieren könnte vergaß er offenbar. Oder er verließ sich darauf, das sie ihm half.


    Seufzend sah sie wieder zu Dozzy, doch der schien ihr nicht mal wirklich zugehört zu haben. Was ging nur im Kopf dieses Goblins vor. Warum war er so...verwirrt?...normal war das jedenfalls nicht. Er benahm sich ja wi ein Irrer. Oder war er vieleicht auf den Kopf gefallen bei seinem Absturz?
    Kurz musterte sie ihn besorgt, doch plötzlich griff er in seine jacke und warf etwas nach ihnen.


    Noch ehe sie sehen konnte was es war, fand sie Nepomuk in einer dieser wieder und er schien schmerzen zu haben. Das ging nun wirklich zu weit.
    Ihre Hand glitt schon zu einem Dolch, doch sie ließ die Hand wieder los und verengte die Augen als sie dem fliehenden Goblin nach sah.


    "Wir sehen uns wieder..."


    Sprach sie leise in einem Ton der nichts Gutes verhieß. Aber sie wollte kein Aufsehen verursachen und ließ ihn laufen.
    Ihre roten Augen funkelten erbost während sie sich zu Nepomuk hinunter beugte um ihn aus seiner Falle zu befreien. Dozzy war offenbar wirklich irre gewurden, verrückt, wahnsinnig.
    Vorsichtig befreite sie den kleinen Drachen von seinem schmerzhaften Gefängnis.


    "Vergiss ihn...vorerst. Wir treffen ihn bestimmt nochmal, aber jetzt sollten wir etwas zu essen suchen."


    "Geht es mit deinem Bein?"


    Ihr wütenden Blick wisch kurz einem besorgten mit dem sie ihren kleinen Freund musterte.

  • Nepomuk verspürte den Schmerz und kreischte auf, so dass eine Dampfwolke aus seinen Nüstern stob. „Auuu“, jaulte der Xarrxe und schnappte nach dem Ding, das sich an seinem Körper verkeilt hatte. Doch es war kein Lebewesen, das sich in ihn verbissen hatte, sondern ein Teufelswerk des Grünlings, der nun wie ein Verrückter mit einem gemeinen Grinsen davonrannte. Bald verschwand er in dem Gewühl.


    Zum Glück war Cheona geisesanwesend genug und befreite Nepomuk aus der schmerzhaften Umklammerung. Wütend fauchte er das Metalldings an und zum Dank sprang er Cheona in die Arme und leckte ihr mit der rauen Zunge übers Gesicht. Dann zappelte er sich jedoch bereits wieder frei und begann in Dämonensprache über den Wicht zu schimpfen und fluchen.
    „Wir müssen ihn aufhalten Muk!“, begann er voller Aufregung mit sich selber zu reden. „Dieser kleine Wicht kann doch nicht glauben, ungeschoren davonzukommen!“, wütend stampfte er mit seinen kleinen Stampferchen auf.
    „Ich kann ihn riechen“, meinte Nepomuk zu Cheona, während er schnüffelnd mit der Nase über den Boden fuhr wie ein Spürhund. Er hinkte dabei ein wenig, denn die Stelle am Bein schmerzte noch immer sehr, was seinen Zorn nicht gerade zu lindern vermochte.


    Da die Leute sich bereits nach ihnen umschauten, gab Cheona schliesslich nach, und folgte dem Xarrxe, der sich einen Weg durch die Leute bahnte. Hauptsache, sie konnten der Aufmerksamkeit entkommen. Und so folgten die beiden unaufhaltsam der Spur des Goblins. Nepomuk im Drang, dem Fiesling seine Untaten heimzahlen zu können, Cheona wohl eher in der Hoffnung, die Stadt und das Getümmel bald hinter sich zu haben.

    Wahre Grösse kommt von Innen!


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