Kesselgulasch - (k)eine Reise für den feinen Gaumen

  • Lysa war schon lange vor ihrer Mutter auf den Beinen und konnte es gar nicht abwarten, bis Rósa endlich bereit war, den Schankraum aufzusuchen.
    Sie hatte sich dafür entschlossen, das Angebot der beiden Männer anzuhören und dann spontan zu entscheiden. Vor Allem wollte sie noch einmal die Gelegenheit haben, die beiden genauer unter die Lupe zu nehmen. Nachdem sie sich von den letzten Gefährten verabschiedet hatten, waren sie alleine unterwegs gewesen, was die Reise beschwerlicher und gefährlicher gestaltet hatte. Trotzdem konnte es riskant sein, sich zwei Fremden anzuschliessen. Sie nahm sich vor, die beiden genau dabei zu beobachten, wie sie auch mit ihrer Tochter umgingen. Damit erhielt sie bereits einen ersten Hinweis auf das Wesen der Kerle.


    Sowohl Mutter als auch Tochter trugen aus Hirschfell geschneiderte Hosen, was ihnen von manchen Besuchern seltsame Blicke eintrug. Vor Allem bei den Almanen war es üblich, dass Frauen elegante Kleider trugen. Sie trugen beide ein Wollhemd, und darüber eine Weste, die von Rósa war aus demselben Hirschleder wie die Hose, Lysas war aus weicherem Hasenfell gefertigt, das Rósa sich auf ihrer Reise für das Kind erjagt hatte.
    Die Norkara steuerte zielstrebig auf Seweryn zu. Er hatte nicht zu viel versprochen, er sass bereits wieder (oder noch immer?) am selben Tisch.
    „Guten Morgen“, Rósa hielt sich nicht mit langem Geplänkel auf, „steht dein Angebot von gestern Abend noch oder war es bloss eine Idee des Alkohols, die du bereits bereust?“
    Lysa hielt unterdessen nach dem Goblin und seiner kleinen Begleiterin Ausschau, er war jedoch noch nicht in Sichtweite.
    „Mit einem Kind zu reisen, ist nicht immer einfach. Wir müssen öfters einen Halt einlegen, sie wird schneller müde, obwohl sie bereits eine gute Ausdauer hat. Ich erwarte von einem Begleiter, dass er sich unserer Geschwindigkeit anpasst.“
    Im selben Moment rief Lysa laut durch den Raum: „Hier sind wir!“


    Sie hüpfte von ihrem Stuhl und auf den Goblin zu, der gerade die Treppe heruntergeschritten kam. Lysa führte ihn zum Tisch. Sie interessierte sich wenig für das Gespräch, sondern nur für die kleine Ratte.
    „Guten Tag“, begrüsste Rósa nun auch den Grünen.
    „Lysa habt ihr beide ja bereits kennengelernt. Mein Name ist Rósa vom Wolfsclan. Nun, ich will keine Zeit verschwenden. Ich habe bereits erwähnt, dass ihr euch unserer Geschwindigkeit anpassen müsstet. Wir haben zwei Ponys, die wir mit Habseligkeiten bepacken können und auch Lysa wird reiten, so kommen wir besser voran. Ausserdem erwarte ich, dass ihr euch entsprechend verhalten könnt, wenn ein Kind in der Nähe ist. Lysa hat ein dickes Fell, doch trotzdem muss sie nicht alles sehen oder hören, was Männer unter sich zu besprechen haben.“
    Sie klang bestimmt und liess keinen Zweifel daran, dass sie dafür sorgen würde, dass ihrer Tochter nichts passierte.


    Sie zögerte und beobachtete die Reaktionen der beiden.
    Schliesslich fuhr sie fort: „Viel Geld haben wir nicht. Ich kann jedoch jagen und ganz hilflos bin ich auch nicht. Ich bin nicht darüber im Bilde, was euer Lohn normalerweise beträgt.“
    Sie hielt inne und lächelte als sie sah, wie Lysa die Ratte mit einer Brotkrume zu locken versuchte.
    „Lysa scheint ja bereits eine Freundschaft geschlossen zu haben! Vielleicht ein Omen?“

  • Seweryn saß schon einige Zeit an dem Tisch vom Vortag. Er hatte ein kleines Frühstück hinter sich, war wieder in Gedanken und spielte nebenbei mit einer Münze herum. Er bemerkte die Norkara, die auf ihn zusteuerte und sah zu ihr herüber. Auf die Frage hin, ob das Angebot noch stehen würde nickte Seweryn knapp. "Guten Morgen. Ja, sonst wäre ich schon weg.", er zwinkerte. "Mir ist klar, dass wir da in gewisser Weise eingeschränkt sind. Aber hey..." er zuckte mit den Schultern. "Ihr gebt das Tempo vor.". Er machte eine kurze Pause und lehnte sich zu der Norkara herüber. "Noch eine wichtige Sache. Wenn ich mich Euch anschließe, dann gibt es allerdings auch von meiner Seite ein paar Regeln zu beachten. Ich werde keine Kinder angreifen oder verletzen...wobei ich nicht glaube, dass ihr derartiges von mir verlangen würdet. Weiterhin werde ich kein Wappen einer Fraktion tragen. Dafür werde ich Euch mit allen Mitteln verteidigen und für Euch kämpfen. Ich werde, falls ihr es wünscht, euch nicht kennen wenn mich jemand nach euch fragt. Da Vorbereitungen nicht nötig sind verlange ich keine Anzahlung. Wir reisen in der Gruppe, daher haben wir alle Vorteile davon. Stimmt ihr meinen genannten Bedingungen zu?". Er stand während des Redens auf, schnallte den Schwertgurt enger und warf sich den Mantel über. Als er mit seinem kurzen Monolog endete warf er sich den Schild mit dem Tragegurt um. Dann sah er die Norkara abwartend an und grüßte zwischendurch auch die kleine Lysa, die an ihm vorbeihuschte.

  • Der Goblin folgte gut gelaunt Lysa und blieb dann vor ihrer Mutter stehen.
    Jeelen schaute zu der Norkara auf und hörte ihr aufmerksam zu.


    "Ein gutes Omen? Möglich, das würde mir gefallen", antwortete Jeelen freundlich und reichte Lysa seine Ratte, damit sie Pulga leichter füttern und mit ihr spielen konnte.


    "Schön Dich kennenzulernen Rosa vom Wolfsclan. Ich bin Jeelen.
    Ich kann meinem Vorredner nur zustimmen.


    Wenn ich Euch als Scout führe, dann passe ich meine Geschwindigkeit an das schwächste Mitglied in der Truppe an. Jede Truppe ist nur so stark, wie ihr schwächstes Mitglied. Darüber musst Du Dir keine Sorgen machen.


    Was Deine Kleine angeht, sei unbesorgt. Falls es bei einer Rast etwas zu besprechen gibt, was sie nicht hören soll, so kann das warten bis sie schläft. Ich denke da spreche ich in unserer beider Namen", erklärte Jeelen und nickte dem Almanen freundlich zu.


    "Die Taler sind kein Problem. Eine Bezahlung muss nicht in Form von Talern erfolgen. Wir schließen einfach ein Tauschgeschäft ab. Kurzum wir tauschen eine Dienstleistung gegen eine andere. Dazu verhandeln wir und halten das Ergebnis in einem Vertrag fest. Einem mündlichen Kontrakt in unserem Fall.


    Ein Kontrakt ist ein Übereinkommen von mindestens zwei Personen oder Parteien von denen jede eine Willenserklärung abgibt. Für beide Vertragspartner entstehen Verbindlichkeiten. Die Schriftform ist nicht zwingend erforderlich. Ein Vertrag kann auch mündlich, mit Zeugen oder Handschlag zustande kommen.


    Im Vertrag verspricht jede Partei der anderen, etwas Bestimmtes zu tun oder zu unterlassen, also eine gewünschte Leistung zu erbringen. Wenn eine Partei den Vertrag bricht, ist der andere sofort von seiner Verpflichtung des Vertrages entbunden!


    Geschäftsverträge gelten bei Goblins nahezu als heilige Versprechen und es käme ihnen niemals in den Sinn, sie zu brechen. Dass sollte jeder bedenken, der mit einem Goblin einen Kontrakt eingeht.


    Ich schwöre Dir, dass ich mich bis jetzt stets an jeden geschlossenen Kontrakt gehalten habe.
    Und ich schließe meine Kontrakte fast ausschließlich mündlich und besiegele sie mit Handschlag.


    Bevor jemand beschließt den Vertrag einfach zu brechen, sollte er mit seinem Vertragspartner die Aussprache suchen. Es findet sich fast immer eine Lösung. Natürlich sollten Kontrakte grundsätzlich eingehalten werden, aber es kann zu unerwarteten Änderungen kommen, man kann unverschuldet in Not geraten oder ähnliches. Sprechenden Personen wird geholfen in Form von einer Vertrags-Aussetzung für eine gewisse Dauer – ergo eine Stundung, eine Nachverhandlung, oder eine Bitte um anderweitige Absprache.


    Also zu meinem Angebot.


    Ich biete Dir an, Dich und Deine Tochter zu begleiten, ich werde Euch führen. Meine Loyalität und Verschwiegenheit ist Euch gewiss.


    Ich werde für Euch den bestmöglichen und sichersten Weg suchen. Nicht sicher in Form dass Euch überhaupt nichts passiert, sondern ich werde nach besten Wissen und Gewissen entscheiden, ob ihr diesen Weg schaffen könnt. Natürlich werde ich dabei nach Feinden Ausschau halten und diese so gut es geht aus der Entfernung bekämpfen.


    Rein vorsorglich weise ich darauf hin, sollte es zu einem Nahkampf kommen, werde ich Euch zwar unterstützen, aber ich werde versuchen den Nahkampfbereich wieder zu verlassen.


    Nicht um Euch zu hintergehen oder Euch Eurem Schicksal zu überlassen, sondern einfach weil es nicht meine Art zu kämpfen ist. Auf Distanz kann ich mit Recht behaupten ein tödlicher Gegner zu sein. Für den längeren Nahkampf bin ich nicht geschaffen. Allein schon weil die meisten Rassen wie Menschen oder ähnliche eine viel längere Armreichweite haben als ich.

    Solltest Du oder Deine Tochter kleinere Verletzungen wie auch immer erleiden, werde ich mich darum kümmern. Aufgrund meiner Tätigkeit kann ich kleinere Verletzungen behandeln. Erwarte allerdings keine Wunder, es ist eine Erstversorgung. Aber die kann auch schon hilfreich sein.


    Wenn Du etwas wissen möchtest, da Du hier völlig neu in der Gegend bist, beantworte ich Dir gerne auch alle Fragen die Du hast. Jedenfalls so gut ich kann. Alles weiß ich leider auch nicht.


    Was ich gerne als Gegenleistung hätte.


    Du übernimmst nach jeder Wanderung, egal wann wir uns zur Ruhe begeben, die erste Wache. Egal wie müde Du bist, egal wie weit die Wanderung gewesen ist, die erste Wache ist Dein Job. Ausgeruht wacht es sich für mich leichter, es kundschaftet sich leichter und man zielt wesentlich genauer. Ich erwarte bei Deiner Wache nur, dass Du die Augen und Ohren schön offen hältst und uns beim ersten Anzeichen von Gefahr sofort warnst. Wenn Du die Gruppe mit verteidigst, freut mich das – ist aber kein Muss. Du bist immerhin Mutter, Du hast andere Pflichten.


    Schön wäre es, wenn Du bei Rast etwas kochen könntest aus dem was wir besorgen oder bei uns haben. Ich kann leider überhaupt nicht kochen.


    Du hast von Ponys gesprochen. Das Lysa reiten soll, ist klar. Dein Part in der Gruppe sollte der Provianttransport sein. Etwas tragen wir natürlich weiterhin bei uns, aber wir sind mobiler, wenn wir nicht selbst alles schleppen müssen, sondern die Last von Deinem Pony getragen wird.


    Was sagst Du dazu? Verbesserungsvorschläge, Gegenangebote oder ähnliches? Ansonsten besiegeln wir es mit Handschlag“, sagte Jeelen freundlich zu Rosa.

  • Rósa lauschte den Ausführungen der beiden Männer. Belustigt stellte sie fest, dass der Almane im Vergleich zum Goblin geradezu wortkarg wirkte. Trotzdem wartete sie die Rede der beiden ab, und dachte über die Forderungen nach.
    Es ärgerte sie, dass die Männer offenbar das Gefühl hatten, sie sei ein hilfsbedürftiges Weibchen, welches nur zum Kochen brauchbar war.
    Natürlich war sie in der Lage zu kochen, welche Norkara hatte dies schon nicht gelernt?


    Rósa war es sich gewohnt, dass die Frauen ihres Volkes sich ebenfalls zu verteidigen wussten. Nicht umsonst trug sie Speer und Dolch mit sich herum. Bei ihrem Stamm hatte man sich die Arbeiten geteilt. Wenn die Männer eine erfolgreiche Jagd hinter sich hatten, half das ganze Dorf mit, die Felle, das Fleisch und die Knochen weiter zu verwerten.
    Und auch Rósa selbst war eine passable Jägerin. Nicht umsonst hatte sie ihre Tochter durch die Eiswüsten Thogrims geführt.


    Die Sitten auf Asamura waren jedoch andere.
    Rósa erklärte sich also mit den Forderungen der beiden Männer einverstanden.
    „Das mit der Wache sollte kein Problem darstellen. Als wir alleine unterwegs waren, gab es Nächte, wo ich keine Stunde ruhig schlafen konnte.“
    Tatsächlich erinnerte sie sich jedoch nicht gerne an diese Phase zurück. Es war anstrengend gewesen und sehr gefährlich. Oftmals war sie übermüdet gewesen und das Paar hätte ein leichtes Ziel abgegeben. Doch nachdem sich die Wege von Artok, Frosch und ihnen getrennt hatten, war ihnen eine Zeit lang nichts Anderes übriggeblieben.


    Obwohl die Norkara froh war, dass die Begleitung sie nicht allzu teuer kommen sollte, blieb sie misstrauisch. Vielleicht hatten die Kerle noch andere Hintergedanken?
    Auf jeden Fall dürfte sie sich nicht vorbehaltlos von dem Goblin führen lassen. Vielleicht sollte sein Vertragsgerede sie auch einfach um den Finger wickeln, um sie später in die Irre zu führen.
    Dass die beiden sich nicht kannten, war wohl gar nicht so schlecht. So konnten sie gegenseitig ein Auge aufeinander haben.


    „Gut, ich bin damit einverstanden gemeinsam zu reisen. Und ich werde euch an meinen Kochkünsten teilhaben lassen“, ein etwas erzwungenes Lächeln umspielte ihre Lippen.
    „Und auch die beiden Ponys können wir gerne mit den Habseligkeiten beladen. Sie sind ausdauernd und zäh. Aber wisset, dass ich keine von euren almanischen Frauen bin, die sich von den Männern herumdiktieren lässt.“


    Lysa horchte auf, während sie Pulga streichelte.
    „Ich kann auch laufen Mamma“, meinte sie im Brustton der Überzeugung.
    „Natürlich mein Schatz, ich weiss, dass du das kannst. Doch wir wollen schnell vorankommen, und solltest du müde werden, kannst du jeder Zeit auf deinem Fredo reiten.“
    Lysa nickte zufrieden. Sie freute sich bereits darauf, mehr von dieser ihr fremden Welt zu entdecken. Wo es zu Hause weisse Schneelandschaften hatte, waren jetzt grüne Wiesen, kristallklare Seen und hohe Berge in der Ferne zu erkennen. Gerne wäre sie noch etwas länger in der Taverne geblieben, um die lustigen Gestalten zu beobachten, die hier ein und aus gingen. Doch wenn Jeelen und Seweryn sie begleiteten, würde es bestimmt auch nicht langweilig werden.


    „Wir sollten noch über unser Ziel sprechen“, meinte Rósa. Obwohl sie wusste, dass Lysas Magiefähigkeit so oder so bald von allen erkannt werden würde, da ihre Tochter das Spiel damit liebte, wollte sie es nicht direkt herausposaunen. Und auch ihre eigene Fähigkeit hielt sie vorerst verdeckt. Womöglich würden die zwei abspringen, Rósa konnte ja nicht ahnen, wie sie zu Gestaltwandlern standen.


    Nachdem auch der Weg besprochen war, wurde entschieden in der nächsten Stadt den Proviant aufzufüllen, um dann die Reise antreten zu können. Der Vertrag wurde mit Handschlag besiegelt und Rósa bestellte bei Shocai für alle ein Getränk nach Wahl, um darauf anzustossen.
    Insgeheim freute sie sich über die Reisegruppe. Denn sie war eine gesellige Frau, die gerne lachte, tanzte und feierte.
    Da der Tag noch lang war, schlug die Norkara vor, noch heute aufzubrechen in die nahe gelegene Stadt.
    "Treffen wir uns in einer Stunde vor den Ställen?", fragte Rósa. Viel zu packen gab es für die beiden Frauen nicht.

  • <Das war ja einfach.>, dachte Seweryn etwas verwundert. Es war schon länger her, dass alle seine Bedingungen akzeptiert wurden...und das ohne Rückfragen oder dergleichen! Er nahm es recht dankend hin. <Da kommt bestimmt noch was.>, überlegte er und lauschte dann dem Vertragsmonolog des Goblins. Seweryn ertappte sich dabei, wie er Jeelen etwas erstaunt mit hochgezogener Augenbraue skeptisch ansah als dieser redete."Was die Versorgung angeht, da kann ich auch aushelfen.", sagte Seweryn schließlich als es genau darum ging. Mit der Spitze seines Stiefels tippte er ein paar mal an seinen Reiserucksack und das dumpfe Geräusch des kleinen Feldkochtopfes erklang. "Ein bisschen was kann ich auch dazu beitragen."


    "Meine Ausrüstung werde ich selbst tragen, den Rucksack würde ich einem Eurer Ponys überlassen.", er nickte Rosa dankend zu, griff nach dem Trageriemen des Rucksacks und stellte ihn aufrecht hin. "Oh...und...Ich bin mir sicher, dass wir euch nicht herumkommandieren werden, schließlich wird das eure Aufgabe sein.", meinte Seweryn und grinste, dem Goblin einen kurzen, schelmischen Blick zuwerfend. Seweryn schien gute Laune zu haben, er war gespannt was ihn wohl erwartete. Sein Blick fiel auf Lysa <Könnte mit einem angenehmen Spaziergang beginnen. Mal sehen, wie lange es dauert bis die Kurze auf dem Pony sitzt.>


    Der Weg wurde besprochen, das erste Ziel gesteckt und der Vertrag mit Handschlag besiegelt."Jeelen, ich habe einen Vorschlag. Vielleicht habt ihr als Kundschafter bereits so etwas vorbereitet, aber ich denke es könnte für die Gruppe interessant sein falls dem nicht so ist. Wir sollten auf dem Weg ein paar Zeichen oder Signale ausmachen. Falls Gefahr besteht und der Rest möglichst unauffällig gewarnt werden soll und dergleichen. Bisher kann ich mein Rufhorn hier nutzen. Ich werde mir dazu vielleicht auch noch Gedanken machen, falls ihr mögt." Er schaute den Goblin an und wartete seine Antwort ab.



    "In einer Stunde? Das klingt gut.". Seweryn leerte seinen Becher. "Na dann.", der Blick wanderte durch die Runde. "Wir sehen uns gleich, ich habe noch das ein oder andere zu erledigen.". Er stellte den leeren Becher ab und nickte Shocai schon mal zum Abschied zu. Seweryn klopfte dem Goblin einmal kumpelhaft auf die Schulter, nickte Rosa zu und wuschelte im Vorbeigehen einmal durch Lysas Haare. Mit lässigen Schritten stapfte er zu seinem Rucksack und kontrollierte noch einmal zur Sicherheit, dass er auch nichts vergessen hatte. Währenddessen klimperten die Platten in seiner Brigantine leise vor sich hin. Er griff sich kurz an die Brust. Es fehlte nichts, er war fast bereit.


    Einige Zeit später machte sich Seweryn auf den Weg zu den Ställen. Er hatte die Zeit gut genutzt. Die Ausrüstung war ein zweites mal geprüft, ein kleiner Snack eingepackt und die "sanitären Anlagen" aufgesucht worden. Allerdings ging Seweryn zielstrebig an den Ställen vorbei und setzte sich auf einen herumliegenden Haufen Brennholz. Zum Glück war noch keiner der anderen da. Er atmete tief durch, stellte seinen Schild rechts neben sich und schaute in den Himmel. Das Wetter war schön, zwar etwas bewölkt, aber er rechnete nicht mit Regen. Gedankenverloren kramte er das Medallion unter seiner Brigantine hervor und klappte es auf. Das Kohleportrait seiner kleinen Schwester schaute ihn an. "Ich glaube wir hätten beide nicht gedacht, dass es mich mal in diese Richtung verschlägt, oder?", brummte er vor sich hin. <Wie es ihr wohl geht?>. Es war jedes Mal das gleiche. Vor fast jedem angenommenen Auftrag krochen diese Gedanken in ihm hoch. <Wenn ich hierbei draufgehe wird sie es wahrscheinlich nie erfahren.> Er schob diesen düsteren Gedanken, wie sonst auch, beiseite und schüttelte den Kopf. <Mh. Ist vielleicht sogar besser so.>. Es klickte leise, als er das Medallion wieder verschloss, dann schob er es wieder unter seine Kleidung. <Falls du an mich denkst, wünscht uns Glück.>, dachte er und zog den Mantel enger um seine Schultern. Seweryn zog klirrend sein Schwert und prüfte es auf Scharten. Natürlich waren da keine, er hatte es sich bereits mehrfach angesehen. Während seine Blicke etwas ziellos über den Boden huschten, schabte rau der kleine Schleifstein über die Schneide.

  • Jeelen hörte Rosa aufmerksam zu. Sie hatte seine Forderungen akzeptiert und der Goblin war froh zu hören, dass sie kochen konnte. Erstaunt stellte er fest, dass sogar der Almane kochen konnte. Das freute Jeelen. Anerkennend nickte er dem Almanen zu.


    Auch die Nutzung der Ponys wurde geklärt. Die kleine Lysa warf direkt ein, ebenfalls laufen zu können, was der Goblin nicht bezweifelte. Die Kleine war auf eine ganz besondere Art gewitzt und genial. Zudem mochte Pulga das Mädchen und seine Ratte hatte sich noch nie in dem Charakter einer Person getäuscht.


    Seweryn machte den Vorschlag, sich innerhalb der Gruppe Zeichen und Signale auszudenken, um die restlichen Gruppenmitglieder zu warnen, wenn Gefahr drohen sollte. Der Vorschlag war gut und berechtigt.


    "Keine Sorge, wenn ich früher in der Gruppe verdeckt arbeiten musste, haben wir uns ebenfalls mit Handzeichen verständigt. Dazu benutzt man immer nur eine Hand, damit man die andere auf der Waffe lassen kann. Ich werde Euch nachher die Handzeichen erläutern. Vielleicht möchtet Ihr das eine oder andere ja abändern. Wir sprechen drüber", sagte der Goblin. Ihm gefiel wie der Almane direkt zu Anfang an mitdachte.


    Kurz darauf wurden die Ziele abgesprochen und man wollte sich in einer Stunde vor den Ställen treffen. Seweryn verabschiedete sich mit einem freundlichen Schulterdruck und auch der Goblin machte sich auf den Weg.


    Er kramte seine Habseligkeiten zusammen und überprüfte zur Sicherheit seine komplette Ausrüstung.


    Da er nach alle dem immer noch etwas Zeit hatte, machte er es sich in der Nähe der Ställe gemütlich, zückte seinen Lieblingsdolch und rasierte sich damit wieder den Schädel kahl. Das war sein Ritual um sich auf die Jagd vorzubereiten.


    Jeelen blickte wehmütig auf die Taverne zurück. Er hatte eine äußerst angenehme Zeit dort verbracht. Er würde sich jederzeit gerne an Flix erinnern.


    Während der Rasur dachte er an andere alte, längst vergangene Tage zurück.
    Und wie so oft daran, dass er nun war wo er war und was er war.


    Zwar hatte er sich geschworen, dass ihn der Job nicht verändern würde. Damals als junger Mann. Heute wusste er es besser. Man veränderte sich ob man wollte oder nicht. Mit jedem Auftrag, mit jeder Seele die man auf Reisen schickt verändert man sich.


    Man fühlt sich in der Masse wohl, aber nicht mehr aufgrund der Leute, sondern des Umstands dass man in ihr unsichtbar wurde. Die meisten Kontakte die man knüpfte, blieben oberflächlich. Ausnahmen bilden eventuell Kollegen. Es kam selten vor, aber es kam vor. Vielleicht war ja der Almane so eine Ausnahme, dachte Jeelen hoffnungsvoll.


    Manche wünschten sich möglicherweise dass Leben von ihm oder Seweryn. Ein Leben, wo Recht und Ordnung keine Rolle mehr spielen. Sie hielten es für ein grenzenloses Abenteuer. Aber ihr Leben war kein Abenteuer. Es war vieles, eines war es garantiert - einsam.


    Der normale Bürger flüchtet sich in die Geschichten der Erzähler, oder wenn er des Lesens mächtig ist, sogar in Bücher.


    Er flüchte sich in seine Träumereien von bürgerlichen Banalitäten.
    Ein liebevoller Willkommensgruss von der eigenen Ehefrau wenn man von der Arbeit nach Hause kam. Für ihn gab es dass nicht, er hatte nicht einmal eine Frau, geschweige denn ein Zuhause. Nichts was ihn an einen Ort band oder mit dem man ihn erpressen konnte. Er war ein Rucksacktourist auf dieser Welt.


    Er empfand bei diesen Gedanken kein Leid oder Selbstmitleid.
    Der Weg den er eingeschlagen hatte, war sein selbst gewähltes Schicksal.


    Einmal hatte er es sogar versucht. Vermutlich war er zu dieser Zeit, seiner einzigen Auszeit, der glücklichste Durchschnittskerl auf dieser Welt gewesen. Sie war süss, sie war niedlich und sie war die anständigste Frau die er kannte. Redlich, fleissig und ehrlich war sie, mit Ohren so spitz wie Klingen.


    Wieder musterte er kurz die Taverne und schmunzelte.


    Die Leute hätten ihn zur damaligen Zeit nicht wiedererkannt. seine schlichte Kleidung war die eines Händlers. Seine widerspenstigen schwarzen Haare waren lang und er trug sie meist zu einem Zopf nach hinten gebunden. Und er trug keine Waffe. Mit Ausnahme seines Dolches. Ein Allzweckwerkzeug, kein Tötungsinstrument.


    Das war er damals...
    nein...
    Im Grunde war er das nicht. Er trug damals nur ein schlecht sitzendes Goblinkostüm, das mit seinem wahren Ich überhaupt nichts mehr zu tun hatte.


    Dann kam der Tag, an dem er die Jagdlust wieder verspürte. Er vermisste es. Vermisste den Kitzel der Beute aufzulauern und sie zur Strecke zu bringen.
    Und so stahl er sich mitten in der Nacht aus ihrem gemeinsamen Bett.
    Er rüstete sich. Und mit jeder angelegten Waffe wurde er ein Stück mehr zu dem Jäger, der er einst war. Zum Schluss rassierte er sich mit einem seiner Dolche den Schädel kahl und schnitt sich damit seinen Zopf ab.


    Geburt! Oder besser gesagt Wiedergeburt.


    Mit dem Abschneiden seines Zopfes schnitt er die Verbindung zu seinem bürgerlichen Leben ab und wurde als Jäger der Nacht wieder geboren.


    <Dass bin ich. Wem wollte ich etwas vormachen?>, überlegte Jeelen.


    Er strich sich einige Male über die Glatze, verstaute seinen Dolch und machte es sich gemütlich. Gut gelaunt wartete er auf die anderen der Gruppe. Das war eindeutig sein Leben.

  • Die beiden Norkara hatten schnell gepackt, war es doch nicht das erste Mal. Während Lysa ihr Pony liebevoll mit altem Brot fütterte, das sie Shocai abgelaust hatte, schnürte Rósa Taschen mit Proviant und Wechselkleidung und sogar einen kleinen Kochkessel auf ihr eigenes Pferdchen. Auch auf Fredos Rücken würden noch Taschen der Mitreisenden Platz finden hinter Lysa.
    Die Tiere hatten ein Stockmass von etwa 1,50m, waren aber zuverlässig und kräftig. Auf einer solchen Reise kam es nicht auf Schnelligkeit an, sondern auf Ausdauer und Trittsicherheit, und dafür waren die weissen Ponys wie geschaffen.
    Nur die Farbe der beiden zog auf hier aufmerksame Augen an. In der Schneewüste von Thogrim waren sie perfekt getarnt mit dem weissen, flauschigen Fell. In der grünbräunlichen Landschaft von Asamura jedoch fielen sie sofort auf. Trotzdem wollte Rósa nicht auf die beiden verzichten.


    Endlich waren sie zum Aufbruch bereit, Lysa führte ihren Fredo stolz am ledernen Zaum aus dem Stall hinaus und hielt auch sogleich nach den Begleitern Ausschau. Sie entdeckte zuerst Jeelen der ganz in der Nähe auf sie wartete. Sogleich wollte sie auf den Goblin zulaufen, der sie nur um wenige Zentimeter überragte, doch das Pony zupfte bereits zufrieden an den Grashalmen, so dass ein Ruck durch den Zaum ging und Lysa zurückgerissen wurde.
    Erst als Rósa dem Frechdachs einen Klaps auf den Hintern gab, zottelte er brav dem Kind hinterher und kam erst vor Jeelen zum Stehen.
    „Hallo“, begrüsste das Mädchen freudestrahlend den Grünen, „das ist Fredo, mein Pony. Magst du ihn einmal streicheln?“
    Auch Rósa war herangetreten und grüsste freundlich, bevor sie begann, die Habseligkeiten des Goblins auf die Kleinpferde zu verteilen.
    „Dort drüben ist Seweryn“, bemerkte da die Norkara, als sie den Almanen auf einem Haufen Brennholz erkannte. Auch ihm stellte Lysa freudig ihr Pony vor, während Rósa seine Taschen verstaute.


    Kurz darauf waren sie zum Aufbruch bereit. Auffordernd blickte die Norkara die beiden Männer an. Richtung Westen oder Nordosten?
    So oder so müssten sie den Azursee umgehen, der sich nördlich ihres Standortes befand.
    Während man im Westen die Spitzen der Roten Berge ausmachen konnte, welche zum Zwergenreich gehörten, barg auch die Wüste Sundhi im Osten ihre Geheimnisse. Da Jeelen sich als Scout vorgestellt hatte, wandte sie sich an ihn: „Welchen Weg schlägst du vor? Ich möchte meine Tochter keinen Gefahren aussetzen, die wir womöglich umgehen könnten.“


    Endlich hatten sie sich auf den Weg begeben. Zuerst wollten sie einen kurzen Abstecher nach La Grange machen, um die Vorräte aufzufüllen, denn es würde eine lange Reise werden. Da Rósa kochen sollte, wollte sie zudem noch einige Gewürze einkaufen, sie befürchtete, dass die Kerle ihr sonst davonlaufen würden, noch bevor es richtig begonnen hatte.
    Lysa schritt gut gelaunt neben Seweryn her und erzählte ihm Geschichten, die sie bereits mit Fredo erlebt hatte. Sie erklärte ihm, was das Pony am liebsten frass, nämlich süsse Karotten, und dass es diese bei ihnen zu Hause nicht gegeben hatte.
    „Mein Papa hat mir Fredo geschenkt zum Geburtstag. Manchmal vermisse ich meinen Papa. Und manchmal kann ich mich fast nicht mehr an ihn erinnern. Aber ich habe ja noch meine Mamma. Sie passt auf mich auf. Und wenn ich gross genug bin, kann ich meinen Papa vielleicht einmal besuchen!“, sie lächelte Seweryn an.
    „Hast du auch eine Familie? Und wo lebt die?“


    Rósa ging neben Jeelen und unterhielt sich mit ihm über die Gegend.
    „Wo bist du denn bereits herumgekommen?“, fragte sie ihn. Sie war begierig darauf, mehr über Asamura zu erfahren und auch über ihre Begleitung.
    „Was sind das für Aufträge, die du annimmst?“, fragte sie ihn deshalb direkt heraus.
    „Es freut mich, dass meine Tochter scheinbar bereits einen Narren an euch gefressen hat. Sie ist ziemlich offenherzig. Ich möchte nicht, dass sie enttäuscht wird. Obwohl Enttäuschungen natürlich zum Leben dazugehören. Deshalb lasse ich sie auch ihre Erfahrungen machen. Trotzdem habe ich immer ein Auge auf sie. Hast du auch Kinder? Oder jüngere Geschwister?“


    La Grange war nicht weit von der Taverne entfernt, und so sahen sie bald die Dächer aufleuchten im Schein der Sonne.

  • Einige Momente später war es dann soweit. Seweryn hörte schon leise die Stimmen der anderen, sammelte sich und seinen Kram und ging zu ihnen herüber. Dort angekommen stellte Lysa ihm freudig ihr Pony vor, während sein Rucksack verladen wurde. "Mh, na du?", Seweryn kraulte das Tier kurz und ein Mundwinkel wanderte für einen Moment nach oben.
    Dann begegnete Seweryn dem auffordernen Blick der Norkara und zog den Schild auf seinem Rücken zurecht. Er war soweit, es konnte losgehen. Jeelen wurde nach dem Weg gefragt, doch Seweryn drehte sich schon in Richtung Westen und ging einen Schritt voran. <Dann wollen wir mal.>


    Sie waren bereits einige Zeit unterwegs, doch bis La Grange würde es wohl noch etwas dauern. Das Reisetempo war äußerst angenehm wie Seweryn fand. Rósa und Jeelen gingen voran, er etwas weiter dahinter, Lysa neben sich. <Die Kurze hat wirklich viel zu erzählen, hört ja schon fast gar nicht mehr auf.>. Seweryn hörte halb amüsiert, halb interessiert den Ausführungen Lysas zu und stellte ihr immer mal wieder eine Rückfrage. Schließlich fragte sie ihn nach seiner Familie. "Ich denke, dass dein Fredo ein gutes Tier ist." er holte einen Apfel hervor und zog seinen Dolch. "Er wird dir bestimmt weiterhin ein guter Gefährte sein.". Ein Stück Apfel landete in seinem Mund. "Und natürlich passen wir auch auf ihn auf!", fügte er hinzu und nickte bei dem "wir" in Richtung Jeelen. "Und ja, klein Lysa, ich habe auch eine Familie. Sie lebt in der Gegend um Drakenstein, das ist eine ganz große Stadt. Sie machen das gleiche wie ich, helfen den Leuten und arbeiten für sie." Er hielt ihr ein Stück Apfel hin. "Ich habe noch eine kleine Schwester. Naja, "klein" ist nicht ganz richtig, mittlerweile ist sie ja auch schon etwas älter. Sagen wir ich habe eine große kleine Schwester.. Er grinste Lysa an. Sie schien sogar leicht amüsiert, schaute Seweryn aber weiterhin mit großen Augen an. "Meine Eltern haben uns als Kind immer gesagt, dass man zusammenhalten und füreinander da sein muss. Ich habe oft auf meine Schwester aufgepasst.". Langsam aber sicher driftete sein Blick in die Ferne ab. "Das ist jetzt schon einige Zeit her. Lysa, behalte deine Erinnerungen stets gut bei dir. Sie sind enorm wertvoll." Seweryn fing sich wieder. "Du wirst deinen Vater bestimmt einmal wiedersehen, so wie ich meine Familie. Aber erst einmal haben wir ein Abenteuer zu bestreiten, oder?". Die leichte Wehmut war aus Seweryns Stimme verschwunden und er reichte Lysa ein weiteres Stück Apfel. "Aber sag mal, warum begleitet dein Papa uns eigentlich nicht auf dieser Reise? Passt er auf euer Zuhause auf?" Für diese Fragen hätte er sich gern auf die Zunge gebissen, direkt nachdem er sie ausgesprochen hatte. <Hoffentlich trete ich da jetzt nichts los.>. Sein Blick sprang zwischen Rósa und Lysa einen kurzen Augenblick hin und her. <Nein...bestimmt nicht.> So wie er Lysa einschätzte muss sie einfach eine harte Nuss sein, nicht so wie manche Weicheier aus seiner Kindheit.

  • Jeelen wartete auf die Gruppe. Lysa hatte ihn als erste entdeckt und wollte gerade auf ihn zukommen, als sie von ihrem Pony ausgebremst wurde. Ihre Mutter, Rosa, half sofort mit einem Klaps auf den Pferdehintern ab und Lysa konnte ihm ihr Pony vorstellen.
    Auf die Frage ob er Fredo auch einmal streicheln wollte, grinste der Goblin das kleine Mädchen an.


    "Natürlich. Hübsches Tier, aber ganz schön groß", antwortete er ihn und kraulte Fredo.


    Die Gruppe brach auf. Rosa fragte ihn nach dem Weg, aber der Almane hatte instinktiv schon die richtige Richtung eingeschlagen. Im Westen lag das Zwergen-Reich. Im Osten lag die Wüste Sundhi.


    "Wir ziehen Richtung Westen um den Azursee zu umgehen. Seweryn hat schon die richtige Richtung eingeschlagen. Im Westen liegt das Zwergen-Reich Rosa. Richtung Osten liegt die Sundhi, das ist eine Wüste. Die Wüste verzeiht keine Fehler, sie selbst wäre unser schlimmster Gegner. Für die Wüste muss man gewappnet sein. Drum gehen wir Richtung Zwergen-Reich. Einen Feind kann man zur Not immer bekämpfen und hat eine Chance auf Sieg.


    Widrige Lebensumstände, wie man sie in einer Wüste vorfinden kann, können Dein Todesurteil sein. Wenn Du versagst, bist Du tot. Ein Risiko dass wir nicht eingehen müssen. Und so lachhaft es sich anhören mag, es sind schon mehr Leute in einer Wüste ersoffen, als woanders. Die Leute gehen gerne die "Pfade" entlang. Nicht wissend, dass es sich dabei um Wadi handelt. Wadi sind ausgewaschene Flussbetten. Regnet es in der Wüste und Du befindest Dich in einem Wadi, wird der vermeintliche Pfad zu einer Rutschbahn für die Wassermassen und allem was er mit sich reißt. Ein Entkommen ist so gut wie ausgeschlossen.
    In der Wüste ist es Tagsüber brennend heiß und in der Nacht erbittert kalt. Es ist eine Welt für sich und voller Extreme. Ich würde nur in größter Not durch eine Wüste führen. Da wir keine Not haben, gehen wir durchs Zwergen-Reich", erläuterte Jeelen Rosa seine Entscheidung.


    "Frag mich doch besser wo ich noch nicht gewesen bin Rosa. Ich war fast überall auf Ghena und auf Asamura. Fast sage ich, weil man immer noch Orte entdecken kann. Allerdings habe ich nie den Kontinent Asamura verlassen. Sprich auf Skallion oder Thogrimm oder so, da war ich noch nie.
    Wie steht es mit Dir?", fragte der Goblin freundlich zurück.


    Als Rosa ihn nach seinem Beruf fragte, grübelte der Goblin einen Moment. Er entschied sich, dass es besser war seinen Beruf etwas zu umschreiben. Er wusste nicht wie zart besaitet Rosa war, oder was sie von seinem Berufsstand generell hielt. Die meisten fürchteten Assassinen, selbst dann noch, wenn man sie angeheuert hatte. Natürlich war die Furcht nicht grundlos. Die Gefährlichkeit eines Assassine zu leugnen, wäre Unsinn. Aber es verhielt sich mit ihnen ähnlich wie mit einem tödlichen Wachhund. Dieser tötete auch in Ausübung seines Amtes - allerdings nicht seinen Besitzer. Oder er als Assassine nicht seinen Auftraggeber. Es sei denn, dieser würde ihn verraten und hintergehen. Aber war sein Auftraggeber ehrlich, war er dies auch. Er führte den Auftrag gewissenhaft aus und bei Not verteidigte er seinen Auftraggeber, falls es einen Gegenauftrag gab.


    Aber das waren alles Dinge, die Rosa vermutlich nicht interessierten. Oder möglicherweise abschrecken würden. Der Goblin konnte die Frau noch nicht so gut einschätzen, um zu wissen wie weit sie vorurteilsfrei seinen Beruf beurteilen würde. Das würde die Zeit ihm zeigen. Bis jetzt wusste er nur, dass sie eine sehr gute Mutter war.


    "Ich bin Reiseführer", antwortete Jeelen Rosa gut gelaunt.
    "Egal wohin jemand reisen möchte, ich führe ihn als Scout dahin. Oder, wenn jemand eine andere Person überraschen möchte und ihr eine Reise bucht, dann führe ich "den Beschenkten" dahin, wohin er gebracht werden soll", antwortete der Goblin.


    <Gut umschrieben. Die kleine Maus sollte so etwas auch nicht hören>, dachte sich Jeelen.


    "Das ist nur Recht, dass Du als Mutter das Beste für Dein Kind wünscht. Von mir geht weder Gefahr noch Enttäuschung für Dein Mädchen aus Rosa. Ich gebe Dir mein Wort darauf", antwortete der Goblin und er meinte jedes Wort absolut ehrlich. Ob die Frau ihm glaubte und seinem Wort einen Wert beimaß, wusste er nicht. Aber sein Wort glich einem Schwur, und ein Schwur war ein Vertrag. Ein heiliges Versprechen.


    "Ich habe weder eigene Kinder, noch eine Frau, noch habe ich jüngere Geschwister. Ich war das jüngste Kind von dreien. Ursprünglich stamme ich aus der Bergbaustadt Ramok, ich war Bergarbeiter", teilte er ihr freundlich mit.


    Sein vergangenes Leben war so belanglos und dermaßen langweilig, dass es besser als jede Lüge als Tarnung diente. Ein Bergarbeiter aus Ramok, würde man bei einer Ermittlung genauso aufspüren wie ein Sandkorn am Strand, oder ein Blatt im Wald - gar nicht.


    "Ach ehe ich es vergesse, Seweryn hat mich doch darum gebeten, dass ich Euch die Handzeichen erläuterte.. Ausgedacht habe ich mir keine, aber gelernt habe ich einige vor langer Zeit. Einst habe ich in einer Gruppe gearbeitet. Wenn man verdeckt vorgeht kommt es darauf an vom Gegner nicht zu früh entdeckt zu werden. Man spricht auch vom verdeckten Vorgehen. Dabei versucht man so wenig Lärm wie möglich zu machen. Um sich mit seiner Gruppe weiterhin verständigen zu können greift man dann auf das Mittel der taktischen Handzeichen zurück.
    Ich erkläre Euch einfach die Handzeichen. Wenn Euch eines nicht passt, oder unlogisch erscheint, dann denken wir uns einfach für diese Information ein neues Zeichen aus. Hört gut zu", bat der Goblin die Gruppe.

    "Achtung!
    Das Zeichen Achtung bedeutet, man darf sich nicht mehr bewegen.
    Dazu wird eine Faust geballt und mit dieser nach oben gezeigt.
    Alle Gruppenmitglieder müssen sofort stehen bleiben und die Gegend sichern, oder auf weitere Befehle warten.

    Aufbrechen!
    Dieses Zeichen bedeutet NICHT wir gehen los.
    Dieses Zeichen gilt dem Aufbrecher, dem Türeintreter.
    Es bedeutet, dass eine Tür oder ein versperrter Durchgang aufgebrochen werden soll.
    Es wird auf die entsprechende Tür oder den Zugang gezeigt.

    Eine Linie bilden!
    Das Zeichen bedeutet, dass sich alle nachfolgenden Gruppenmitglieder in einer Reihe, nebeneinander, aufstellen und so auch weitergehen sollen.
    Dazu wird ein Arm seitlich ausgestreckt.

    Deckung!
    Jedes Gruppenmitglied muss sofort in Deckung gehen und die Umgebung sichern.
    Es wird eine Hand oder Faust auf den Kopf gelegt.

    Du!
    Damit ist das Gruppenmitglied gemeint, auf das gezeigt wird.

    Ich!
    Man zeigt auf sich selbst und bestätigt somit, dass man selber gemeint oder angesprochen ist.

    Gegner!
    Ein Gegner, ein Feind wurde gesichtet, zum Beispiel direkt voraus.
    Dazu drückt man die flache Hand gegen das Handgelenk der anderen Hand.

    Geisel!
    Eine Geisel wurde gesichtet, sie befindet sich in der Gewalt von Feinden.
    Man legt dazu eine Hand an seinen Hals.

    Hören!
    Man signalisiert damit zum einen – Ich höre!
    Zum anderen auch – Aufpassen, auf verdächtige Geräusche achten.
    Dazu hält man sich die flache Hand an ein Ohr.

    Hund!
    Bei diesem Zeichen signalisiert man seiner Gruppe, dass man einen Hund entdeckt hat.
    Dazu wird ein Arm nach unten gehalten und die Finger der Hand nach oben gestreckt.

    Kurzwaffe!
    Mit diesem Zeichen kann man der Gruppe mitteilen, dass entweder die mit Kurzwaffe vorgehen sollen, oder dass ein Gegner mit einer Kurzwaffe bewaffnet ist.
    Man zeigt mit Daumen und Zeigefinger „die Zwei“ die restlichen Finger sind zum Handballen eingeklappt.

    Langwaffe!
    Das gleiche Zeichen, die gleiche Bedeutung nur für eine Langwaffe.
    Die gleiche Darstellung wie bei einer Kurzwaffe, nur dass man dabei den Arm erhebt.

    Distanzwaffe, Scharfschütze!
    Mit dieser Geste warnt man seine Gruppe vor einem entdeckten Scharfschützen wie Armbrustschützen oder ähnlichen Gegner, oder dass man fordert die Unterstützung des eigenen Scharfschützen an.
    Dazu wird die Hand zu einem „O“ geformt und vor ein Auge gehalten.

    Sehen – Schauen!
    Mit diesem Zeichen signalisiert man, dass man entweder selber das Gebiet untersucht, oder dass ein anderes Gruppenmitglied das Gebiet nach Feinden absuchen soll.
    Dazu wird einfach die flache Hand über die Augen gehalten.

    Stop!
    Halten, Stoppen, nicht weitergehen!
    Jedes Gruppenmitglied muss an seiner jetzigen Position verharren und auf weitere Anweisungen warten.
    Dazu wird die flache Hand gezeigt.

    Verstanden!
    Das Zeichen hat zwei Bedeutungen.
    Zum einen – ich habe verstanden.
    Zum anderen – es ist alles in Ordnung.
    Dazu wird der Zeigefinger und der Daumen zu einem „O“ geformt und die anderen Finger dabei gespreizt.


    Sammeln!
    Das Zeichen bedeutet, alle aus der Gruppe sollen sich bei dem Einfinden, der das Zeichen gibt.
    Dazu streckt man den Arm nach oben, mit gehobenem Zeigefinger und vollführt mit dem Finger eine Kreisbewegung. So als würde man sich melden.

    Jetzt die dazugehörigen Zahlen als Handzeichen.

    Eins
    Erhobener Zeigefinger
    Zwei
    Erhobener Zeige- und Mittelfinger
    Drei
    Erhobener Daumen, Zeige- und Mittelfinger
    Vier
    Erhobener Zeige-, Mittel-, Ring- und kleiner Finger
    Fünf
    Volle Hand, alle Finger sichtbar gespreizt
    Sechs
    Erhobener Zeige-, Mittel- und Ringfinger.
    Daumen und kleiner Finger eingeklappt zum Handballen. Beide berühren sich dort
    Sieben
    Erhoben sind Zeige-, Mittel- und kleiner Finger. Daumen und Ringfinger berühren sich im Handballen
    Acht
    Erhoben sind Zeige-, Ring- und kleiner Finger. Daumen und Mittelfinger berühren sich im Handballen
    Neun
    Erhoben sind Mittel-, Ring- und kleiner Finger. Daumen und Zeigefinger berühren sich im Handballen
    Zehn
    Alle Finger berühren zu einer O geformt den Daumen. Wie ein „O“.

    Das sind alle Handzeichen die wir genutzt haben. Ich hoffe ich habe das gut und verständlich erklärt", sagte Jeelen freundlich, während er die Gegend im Auge behielt.

  • „Warst du schon in einer grossen Stadt?“, Lysa staunte, denn sie selbst wuchs in einem Dorf auf, umgeben von der Skallischen See und einer Schneewüste. Nur Artok hatte ihr bereits von ihrer frostalbischen Heimat erzählt und von der Hauptstadt Xash’ir, wo auch der König lebte. Er war es auch, der ihrer Mutter von der Akademie berichtet hatte, wo unter anderem Elementarmagie gelehrt wurde.
    Sie hörte ihm interessiert zu, als er von seiner grossen kleinen Schwester erzählte.
    „Ich hätte auch gerne einen grossen Bruder“, meinte sie leise, „der hätte mich vor den anderen Kindern beschützt und auf mich aufgepasst. Und er hätte Papa auf der Jagd geholfen und der Familie Ruhm und Ehre eingebracht!“
    Einen Moment dachte das Mädchen über seine Frage nach und ihre Stirn krauste sich, dann antwortete sie ernsthaft: „Mein Papa mag mich nicht mehr so gerne, weil ich für das Dorf ein schwarzes Schaf bin. Ich habe gehört, wie er mit Mamma gestritten hat deswegen und sie sind ganz laut geworden. Wir sind dann gegangen, ohne dass ich mich von ihm verabschieden konnte. Wenn ich gross bin, werde ich ihm aber zeigen, was ich in der Schule gelernt habe, und dann wird er auch auf mich stolz sein können!“


    Sie steigerte sich in ihre Worte hinein und blieb schliesslich stehen.
    „Soll ich dir zeigen, was ich schon alles kann?“
    Bevor der Almane antworten konnte, konzentrierte sie sich auf ihre Umgebung und entzog aus der Luft und dem Boden etwas von der Feuchtigkeit, um sie für ihre Magie zu nutzen. Es war nicht genug für einen grösseren Zauber, dafür hätte sie Schnee oder Wasser benötigt, doch um ein Paar bunte Seifenblasen zu formen, reichte es aus. Sie hingen einen Moment schwerelos über ihrer Hand, dann entliess sie die Kugeln, und sie schwebten über ihre beiden Köpfe hinweg in den Himmel.
    Lysa lachte, als sich das staunende Gesicht von Seweryn darin spiegelte.



    Rósa unterhielt sich unterdessen mit Jeelen. Er schien seine Worte ernst zu meinen, und sie nahm sie nickend zur Kenntnis. Auch schien er sich in der Gegend auszukennen, was die Norkara beruhigte. Alleine wäre es schwierig geworden, den richtigen Weg zu finden. Sie hätten sich überall danach erkundigen müssen und hätten vermutlich Umwege in Kauf genommen.
    „Meine Tochter und ich kommen von Thogrim her. Dort ist die Landschaft weit karger und die meiste Zeit des Jahres schneebedeckt. Was nicht heisst, dass es nicht schön wäre. Abends glüht der Himmel manchmal in den unterschiedlichsten Farben und spiegelt sich in den Wellen des Meeres. Und es gibt dort Wölfe, Eisbären, Karibus und natürlich Wale. Wir haben oft auch Robben gejagt. Es ist ein ständiger Kampf ums Überleben, doch dadurch halten wir auch zusammen… meist jedenfalls…“, antwortete Rósa auf seine Frage.
    „Die Menschen dort sind hart im Nehmen, doch trotzdem lieben wir das gemeinsame Festlichkeiten.“


    Ein sehnsüchtiger Klang lag in ihrer Stimme. Sie vermisste die lockere Stimmung, die bei den Feiern geherrscht hatte. Hier auf Asamura fühlte sie sich noch allzu sehr als Fremde. Und sie durfte es sich auch nicht leisten, dem Alkohol zu verfallen, zu gross wären die Gefahren. Trotzdem geschah es hin und wieder, dass sie einen Becher zu viel trank, wofür sie sich im Nachhinein schalt.
    „Von Asamura haben wir noch nicht viel gesehen. Es gab ein Unwetter, als wir auf See waren, weswegen wir vom Kurs abgekommen sind und weiter südlich als geplant an Land geschwemmt wurden und dem Gebirge entlang hierher gewandert sind.“
    Rósa lauschte seinen Ausführungen zu seiner Vergangenheit. Nur kurz grübelte sie über seine seltsame Wortwahl des „Beschenkten“ nach, schob den Gedanken jedoch beiseite, als er beteuerte, keine Gefahr darzustellen.
    Das wird sich noch herausstellen, dachte sich die Norkara.


    Schliesslich trommelte er die Gruppe zusammen und erklärte ihnen die Handzeichen. Lysa starrte ihn nur verwirrt an, nach dem dritten Zeichen hatte sie bereits den Überblick und das Interesse verloren. Rósa hingegen versuchte sich die Symbole zu merken.
    „Nun gut, ich denke die wichtigsten werde ich mir einprägen können“, sie lächelte leicht gequält. Sie hatte schon viel über den Fleiss der Goblins gehört, und dieser schien es mit seinen Ausführungen ganz korrekt nehmen zu wollen. Immerhin nahm er seine Aufgabe ernst, was Rósa in ihrem positiven Denken bestärkte. Trotzdem zwinkerte sie Seweryn amüsiert zu: „Ich hoffe nicht, dass er uns jetzt jeden Abend die Zeichen abfragt.“

  • "Ja, war ich. Sogar in mehreren, große wie kleine. Da ist eigentlich immer viel los, vor allem wenn Markttag ist und die Händler aus der Gegend ihre bunten Stände aufbauen. Ich glaube das könnte dir auch gefallen, es gibt dort viel zu sehen." Seweryn gab Lysa ein weiteres Stückchen von dem Apfel, aß dann selbst den letzten Happen und schleuderte das übriggebliebene Kerngehäuse im hohen Bogen in ein nahes Gebüsch. "Du wirst bestimmt auch bald so etwas sehen erleben.".


    Lysa erzählte leise, dass sie sich einen Bruder wünschte und von den Problemen in der Vergangenheit. <Sie hatte nicht so viel Glück. Anscheinend war es damals alles nicht so leicht für sie und ihre Familie.>, dachte Seweryn und ein mitfühlender Ausdruck schwappte über sein Gesicht. Kinder konnten manchmal recht grausam sein, das wusste er. <Vielleicht tut ihnen diese Reise ganz gut.>
    Stumm hörte Seweryn zu, wie sie von dem Streit der Eltern erzählte. Er hatte es gehasst wenn es in der Familie soweit kam, was zum Glück recht selten war. Langsam wurde die Kleine etwas aufbrausender, steigerte sich in ihre Worte hinein und verschwand plötzlich aus Seweryns Blickfeld während er beruhigend die Hand hob. Sie war stehengeblieben. Seweryn schaute Lysa über die Schulter an als sie ihn fragte, ob sie ihm denn zeigen solle was sie kann. Seweryn runzelte die Stirn, schaute kurz zu dem Rest der Gruppe, der gemächlich weiter voranschritt. Er drehte sich zu Lysa um, die konzentriert dastand und die eine Hand halb ausgestreckt hatte. Seifenblasen hingen scheinbar schwerelos darüber. "Was zum...?" murmelte Seweryn und seine Augen wurden größer. Plötzlich schwebten die Blasen fort. Seweryn stand regungslos, fast wie angewurzelt, auf dem Weg und schaute den bunten Seifenblasen nach. "Hast du da gerade...?". Er schloss seinen Mund während er abwechselnd auf Lysa und die Seifenblasen zeigte und schüttelte dann den Kopf. Verwundert schaute er zu Lysa, die lachend neben ihm auftauchte. <Wahrscheinlich deshalb "schwarzes Schaf".>. Langsam sammelte er sich. "Ich habe sowas zum ersten Mal gesehen.", gab er langsam und leise zu. <Deswegen hat Rósa auch gesagt, sie sei ein besonderes Kind.>, wurde ihm klar, als er sich an das Gespräch in der Taverne erinnerte. "Kann man sowas, naja, lernen oder konntest du das schon immer? Und wie hast du das gemerkt?". Seweryn nickte in Richtung der anderen und er und Lysa schlossen wieder etwas weiter zu ihnen auf. Wie aus Reflex suchte er die Umgebung kurz mit einem Rundumblick kaum merklich ab. <Ich hoffe, dass ihre Fähigkeiten uns nicht noch vor Probleme stellen.>, schoss es ihm in den Kopf. <Und wenn sie schon sowas kann, was kann dann erst...> Er dachte diesen Gedanken vorerst lieber nicht zuende. Die ganze Sache war ihm plötzlich nicht mehr so ganz geheuer, aber er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. <Immerhin hat sie wieder gelacht.>, erinnerte er sich und langsam aber sicher wurde er seine Irritation über das gerade erlebte wieder los. "Zeig das aber besser nicht jedem während wir unterwegs sind.", sagte er leise zu Lysa herübergebeugt. Er überlegte kurz, anschließend griff er nach seinem Medallion. "Jetzt muss ich dir zum Ausgleich ja auch etwas zeigen, was nicht jeder weiss.", sagte er und öffnete es. "Hier, das ist meine Schwester.", erklärte er und hielt Lysa das Medallion mit der Kohlezeichnung hin. Er hatte das Medallion tatsächlich für sich behalten und nur hervorgeholt wenn er allein war. "Sie heisst übrigens Finja.", fügte er hinzu.


    Jeelen sammelte die Gruppe etwas später und begann mit der Erklärung der Handzeichen. Einige kannte Seweryn bereits, andere erschlossen sich ihm und er machte für ihn neue hastig nach. <Puh, das kann ja was werden.>, dachte er und nickte dem Goblin am Ende der Erklärung anerkennend zu. "Gute Arbeit.", meinte er schließlich. "Warte ab, Rósa, ich erkläre euch morgen die Signale von dem Rufhorn." gab er grinsend zurück, versteckte den leicht ernsten Unterton jedoch nicht. "Wir sollten einfach auf alles vorbereitet sein. Aber das kriegen wir doch wohl hin." Seweryn schaute einmal optimistisch durch die Runde. "Mal eine andere Sache: Wie lange werden wir wohl noch brauchen bis wir in La Grange ankommen? Plant ihr Pausen oder Übernachtungen in Gasthäusern ein? Mir ist es, was die Übernachtung angeht, gleich. Ich kann auch gut draußen übernachten." . Dann fiel ihm noch etwas ein. "Hat von euch eigentlich jemand Kenntnis über die Behandlung von Wunden, Verletzungen oder Krankheiten? Das ein oder andere kann ich beisteuern, aber ein Medicus bin ich auch nicht. Vielleicht sollten wir bei der Aufstockung unserer Vorräte auch die ein oder andere Arznei besorgen." Manchmal, jetzt zum Beispiel, kam sich Seweryn etwas übervorsichtig vor. <Naja, besser haben als brauchen.>, sagte er sich und wischte eine Strähne aus seinem Gesicht.

  • Jeelen hörte Rosa aufmerksam zu. So sehnsuchtsvoll sie von ihrer alten Heimat sprach, musste es ein ganz besonderer Ort sein. Für die einfache Bevölkerung waren die Lebensumstände immer hart, dass wusste Jeelen aus eigener Erfahrung. Aber wenn die harte Witterung noch ihr Übriges dazu beitrug, wurden aus harten Lebensumständen, extreme Lebensumstände. Auf die Witterung hatte niemand Einfluss. Außer die Götter.


    „So wie Du Deine Heimat beschreibst Rosa, klingt es nach einem wunderschönen, aber auch sehr extremen Ort. Es klingt für mich nach einer Wüste. Schön auf ihre ganze eigene Art und Weise, aber auch tödlich für all jene, die sich nicht in ihr zurecht finden. Eine Wüste aus Schnee! Das klingt für Dich jetzt vielleicht verrückt, aber das würde ich gerne mal sehen.


    Ich sammele schöne Erinnerungen. Vor allem von besonderen Orten oder besonderen Erlebnissen. Man kann einem so einiges im Leben wegnehmen, aber Deine Erinnerungen nimmt Dir niemand. Sie sind der eigentliche Schatz in Deinem Leben. Und das aus dem Mund eines Goblins“, grinste Jeelen.


    „Nunja, aber wer nur arbeitet und nicht an sich selbst und seinem Leben arbeitet, der wird nie etwas Besonderes erleben oder entdecken. Im Grunde existiert die Person dann nur. Leben heißt erleben. Der Meinung bin ich jedenfalls. Ich wollte nicht den Rest meines Lebens im Bergwerk schuften, wo es so viel auf der Welt zu entdecken gibt“, erklärte der Goblin freundlich.


    „Eine kurze Abhandlung über Asamura für Dich Rosa. Fangen wir im Südwesten an. Ein ertragreiches Bergland namens Ghena. Dort findest Du die Goblinstädte, Wälder, Ruinenstädte, ein warmes Meer mit vielen Inseln. Evalon wird das Bergland voller dichter Wälder genannt. Im Gegensatz zu Deiner Heimat ist es dort feucht-warm. Im Winter gibt es sehr selten Schnee dort. Dafür regnet es. Die Goblins nutzen den Wald als Rohstofflieferant, zum Beispiel zum Hausbau, als Energiequelle zum Beheizen von Schmiedeöfen, oder sie nutzen das Holz als Grundmaterial von Konstrukte. In den Goblinstädten wird Dir auffallen, dass alles eine Nummer schneller geht.


    Das Herzland Asamuras zeichnet sich durch ein gemäßigtes Klima aus. Das Herzland ist ein Schmelztiegel alter und neuer Völker. Alles trifft dort aufeinander. Im Herzland gibt es Steppen, wie auch Wälder. Dort wohnen die freien Völker Asamuras. An der südlichen Küste hat sich die Handelsallianz häuslich eingerichtet.


    Bei dem Südosten Asamuras handelt es sich um eine Wüstenregion. Endlose Weiten aus Sand, Stein, Geröll und Felsen die erbarmungslos von der Sonne bestrahlt werden“, erzählte Jeelen Rosa etwas über Asamura.


    Der Goblin bemerkte den leicht gequälten Ausdruck von der Noraka und schmunzelte sie an, während Seweryn die Zeichen direkt zum besseren Verständnis als Handzeichen wiederholte und ihn für seine gute Arbeit lobte. Das Lob von Seweryn freute Jeelen.


    „Dankeschön“, antwortete er dem Almanen daraufhin gut gelaunt.


    „Das war nur die Theorie der Handzeichen, keine Angst. In der Praxis lernen sich die Zeichen von ganz allein. Und wie gesagt, wenn Euch ein Zeichen unlogisch erscheint, oder Ihr Euch schlecht merken könnt, nur raus damit. Sie sollen im Notfall einfach zu benutzen sein und keine Wissenschaft darstellen. Und wenn jemand einen Vorschlag für ein neues wichtiges Zeichen hast, nur her damit. Dafür sind mir die Signale von Rufhorn unbekannt. Morgen gucke ich dann so“, grinste der Goblin.


    Auf die Frage wie weit es noch bis La Grange ist, konnte Jeelen nur mit den Schultern zucken.


    „Wie lange unser Weg bis La Grange noch dauert, kann ich leider nicht beantworten. Weder exakt, nicht einmal geschätzt. Wir sind sehr unterschiedliche Personen. Ich kann nicht abschätzen wie oft wir Rast machen müssen und wie schnell wir insgesamt vorankommen werden. Und unabhängig von uns, weiß ich nicht was uns begegnet. Dein Grundgedanke der Sicherheit gefällt mir Seweryn. Sicherheit sollte immer vor Schnelligkeit gehen.


    Ich schlage vor, dass wir unterwegs rasten und auch dass wir Übernachtungen einlegen. Ein Gewaltmarsch bis La Grunge ohne Pause oder Übernachtung davon haben wir nichts. Nichts treibt uns, deshalb sollten wir uns nicht auch nicht grundlos verausgaben. Das können wir Lysa nicht zumuten.


    Um unsere Geldbeutel zu schonen sollten wir draußen übernachten. Es sei denn auf dem Weg liegt ein günstiges Rasthaus, wo wir uns in der Gruppenunterkunft einmieten können. Die Option sollten wir dann ausnutzen. Sicher, trocken und wir sind als Gruppe dennoch schützend zusammen. Ansonsten suchen wir uns draußen ein sicheres und trockenes Plätzchen.


    Wegen Deiner Frage ob jemand Wunden versorgen kann, ja ich kann es. Wenn sich jemand von Euch verletzt hat oder im Kampf verletzt wurde, kann ich eine Erstversorgung leisten. Ich bin leider auch kein Medicus aber um es erstmal bis zu einem Heiler zu schaffen, reicht die Erstversorgung meist aus.


    Krankheiten kann ich nicht heilen. Da kann nur mein geringes Wissen anbieten, was Hausmittelchen anbelangt. Was weiß ich, falls sich einer von Euch erkältet. Dann hoffe ich nur dass goblinische Hausmittel auch Menschen helfen“, grinste Jeelen.

  • Empört blickte Lysa dem Kerngehäuse hinterher, das zwischen den Sträuchern verschwand.
    „Du musst das nicht wegwerfen. Fredo hätte gerne das letzte Stück gegessen!“
    Das Kind hatte gelernt, nicht verschwenderisch zu sein. Doch auch wenn die Reste der Frucht wieder zu Erde würden, hätte sie trotzdem lieber ihrem Pony eine Freude bereitet.
    Das Mädchen zupfte an dem Strick des Pferdchens, das die Chance genutzt hatte, und auf den saftigen Gräsern kaute, während Lysa ihre Seifenblasen erschuf.
    Schliesslich zottelte er jedoch mit einem Maul voller Löwenzahnblättern artig hinter der Kleinen her, die zu Seweryn aufschloss.
    Bereitwillig beantwortete sie seine Fragen, während ihre Augen noch immer leuchteten vor Begeisterung.
    „Hmmm… Mamma sagt, dass ich schon ganz ganz klein eine Wasserratte war.“
    Ihre Stirn krauste sich genau wie bei Rósa, wenn sie nachdachte.
    „Ich weiss nicht, ob das jeder lernen kann. Aber bei uns im Clan war keiner so wie ich. Ich glaub, darum hat mein Papa mich nicht gern. Er wollte, dass ich damit aufhöre. Ich habe es probiert. Aber man kann doch auch nur für kurze Zeit die Luft anhalten!“, etwas wie Verzweiflung lag in ihrer Stimme.
    „Und wie hast du das gemerkt?“, lenkte sie die nächste Frage weiter.
    „Vielleicht kannst du es ja auch!“, sprudelte Lysa plötzlich enthusiastisch los, „es ist ganz einfach. Am besten schliesst du die Augen. Und dann musst du es spüren. Die Magie fühlt sich wie ein feiner Nebel an, und wenn er dicht genug ist, kannst du danach fassen und ihn formen.“
    Einen Moment war sie still, dann: „Aber hier ist nicht genug Wasser. Ich werd’s dir zeigen, wenn wir an einem Fluss sind.“
    Sie war vollkommen glücklich darüber, dass endlich einmal jemand Interesse für ihre Spielereien übrighatte. Ihre Mamma sagte ihr zwar immer, dass sie etwas Besonderes sei, trotzdem hiess sie ihre Tochter, ihre Zaubereien zu verheimlichen.
    „Zeig das aber besser nicht jedem, während wir unterwegs sind.“
    Lysa wirkte geknickt und gleichzeitig verwirrt.
    „Mamma hat gesagt, auf Asamura sind noch mehr Menschen so wie ich und Artok. Und dass ich hier kein schwarzes Schaf bin und ich an der Schule lernen darf. Hat sie gelogen? Werden die Menschen mich hier auch nicht mögen?“, die veilchenblauen Augen des Kindes drohten sich mit Tränen zu füllen.
    „Jetzt muss ich dir zum Ausgleich ja auch etwas zeigen, was nicht jeder weiss“, warf da Seweryn schnell ein und regte damit die Neugierde des Mädchens an. Schnell wischte sie sich die Augen trocken und blickte neugierig auf das Medaillon, das der Almane ihr zeigte. Es bildete eine hübsche junge Frau ab, mit wallendem Haar und keckem Blick.
    „Sie ist sehr hübsch“, flüsterte Lysa beinahe ehrfurchtsvoll.
    „Hast du das Bild gezeichnet? Und wo ist sie jetzt?“
    Schliesslich holten sie die anderen ein, welche eine kurze Rast eingelegt hatten, um auf die Nachzügler zu warten.


    Rósa nickte. Ja, ihre Heimat war schön und gefährlich zugleich. Sie vermisste den Schnee mehr als ihre Tochter es tat, da die Wandlerin die Kälte der Hitze vorzog.
    Lysa hingegen hatte Sehnsucht nach der Weite des Meeres und nach ihrem Papa, den sie trotz allem liebte.
    „Erinnerungen verblassen“, antwortete Rósa, „oder sie verändern sich, bis man nur noch einem Traumbild nachhängt, das nichts mehr mit der einstigen Realität gemein hat.“
    Manchmal fragte Rósa sich, ob der starke Ahnenkult, indem sie aufgewachsen war, nicht auch auf dieser Lüge aufbaute. Schliesslich waren ihre Vorfahren ebenfalls Menschen, welche Fehler begehen konnten und trotzdem wurden sie von einigen ihres Volkes wie Heilige verehrt. Rósa ehrte und gedachte der Toten wie es sich für eine Norkara gehörte, doch huldigte sie allein Segira. Und vielleicht Noldil, den sie in der kurzen Zeit auf Asamura als äusserst sympathische Gottheit befunden hatte.
    "Welcher Gottheit bist du zugetan?", setzte sie das vorsichtige Verhör ihres Begleiters fort.
    Wie ein Schwamm sog die Frau alle Informationen über den Kontinent auf, die Jeelen ihr anbot. Der Südosten war ihr jetzt schon unsympathisch. Auch die anderen Regionen schienen nicht viel mit ihrer alten Heimat gemein zu haben. Ein warmes Meer?
    Rósa schüttelte verwundert das Haupt. Welche Wasserwesen wohl dort lebten?
    Gedanklich verabschiedete sie sich bereits davon, jemals wieder einen Walfisch oder Robben zu sehen.
    "Gibt es Lebewesen, die auf Asamura geächtet werden?", stellte sie endlich die Frage, welche ihr schon lange auf der Zunge lag. Vielleicht hatte Artok ja gelogen, als sie behauptete, hier würden Magier nicht wie Aussätzige behandelt und in manchen Kulturen wären sie gar angesehen.
    Schliesslich blickte sie sich suchend nach den Nachzüglern um. Sie sah gerade noch, wie Seweryn etwas wegsteckte, bevor er und Lysa sich zu ihnen wandten und aufschlossen.


    „Ich hoffe ja, dass diese Praxis nicht allzu oft benötigt wird“, antwortete Rósa mit einem resignierten Seufzer, musste aber mitlachen, als Seweryn ihnen für den morgigen Tag mit den Signalen des Rufhorns drohte.
    Rósa gefiel es, dass die beiden Männer sich um die Sicherheit ihrer Tochter sorgten. Trotzdem wollte sie deswegen nicht zu viel Zeit verlieren.
    „Lysa wird reiten, dann müssen wir weniger rasten und die Chance ist grösser, dass wir Morgenabend oder zumindest Übermorgen in La Grange eintreffen, um unsere Vorräte aufzustocken“, ein strenger Blick traf das Kind, welches die Widerworte vorübergehend verschluckte.
    „Draussen zu übernachten sind wir uns gewohnt. Die um einiges wärmeren Nächte als auf Thogrim werden uns einen angenehmeren Schlaf bescheren.“
    Das Einzige, was Rósa wieder einmal Sorgen bereitete, war ihre Gestaltwandlung. Wenn sie länger zusammen unterwegs wären, müsste sie irgendwann dem Drang nachgeben, und sich wandeln. Sie rang noch mit sich selbst, ob und wann sie den Begleitern davon erzählten sollte. Momentan war es jedoch noch kein Thema. Es gab unterschiedliche Gründe, welche sie davon abhielten.
    An Seweryns prüfenden Blicken, die er scheinbar zwischen Lysa und ihr hin und herschwenkte, vermutete sie jedoch, dass er etwas ahnte. Hatte die Kleine geplaudert? Oder war Rósa selbst einfach zu misstrauisch und bildete sich das nur ein?
    „Krankheiten heilen kann ich auch nicht. Einfache Wunden versorgen hingegen schon. Mit deinen goblinischen Hausmittelchen und unserem sporadischen Wissen sind wir doch schon gut betucht“, lächelte Rósa in die Runde.
    Dann stärkte sich die Truppe mit einigen Schlucken Wasser, bevor Rósa ihre protestierende Tochter auf Fredo setzte. Erst ein tadelnder Blick ihrer Mutter brachte sie zur Ruhe und die nächste Stunde lang verbrachte das Mädchen in trotziger Stille, nachdem sie vorher jedoch noch Jeelen grosszügig angeboten hatte, seine Ratte für ihn zu halten, um ihn um eine Last zu erleichtern.
    „Mamma, kann Jeelen nicht auch reiten? Seine Beine sind doch auch nicht länger als meine!“, durchbrach irgendwann die helle Kinderstimme die Gespräche der Erwachsenen.

  • Seweryn war etwas überrascht ob der plötzlichen Empörung Lysas. "Oh, ja, du hast recht.", meinte er und schaute in Richtung Gebüsch. "Nächstes mal soll er es bekommen, versprochen.". Sie schien zufrieden.


    „Vielleicht kannst du es ja auch!“ Seweryn schaute das kleine Mädchen verwundert an, welches direkt erklärte was er zu tun habe. <Wenn Erklärungen schon mit "Es ist ganz einfach" anfangen...>, dachte Seweryn leicht amüsiert. Sie redete von Nebel und nicht genug Wasser. Seweryn versuchte sich die ganze Sache vorzustellen, gab aber recht schnell auf. "Wir werden da bestimmt noch Zeit für haben.", entgegnete er zuversichtlich, woraufhin Lysa zustimmend nickte. "Und dann gucken wir mal, ob ich das auch schaffe.".


    Dann brachte Seweryn die Kleine aus Versehen an den Rand der Tränen. <Oh nein, oh nein, oh nein, verdammt, bitte nicht!!>, dachte er hastig. "Nein, sie hat nicht gelogen.", sagte er beruhigend und legte mit einem "Wir sollten nur vorsichtig auf unserer Reise sein, das ist alles. Mach immer mit dem, was du gut kannst, weiter und lass dich nicht unterkriegen." nach. Gerade so konnte er die Situation durch das Medallion retten. <Puuh...das war knapp.>, dachte er mehr als erleichtert als Lysa mit dem Bild beschäftigt war. <Das wäre jetzt bestimmt böse ins Auge gegangen.>, dachte er und sein Blick flog kurz zum Rest der Gruppe.
    „Sie ist sehr hübsch“. Seweryn lächelte. "Das würde sie bestimmt freuen zu hören. Ich bin mir sicher, dass ihr euch gut verstehen würdet.", meinte er und wartete, bis Lysa mit dem Ansehen des Bildes fertig war. "Aber nein, gezeichnet habe ich das nicht. Ganz unter uns...", er fuhr flüsternd fort "Ich kann überhaupt nicht gut zeichnen." und zwinkerte. Dann wieder in normaler Lautstärke:"Sie hat mir das Medallion mit dem Bild geschenkt.", langsam wanderte es wieder unter seine Brigantine. "Wir waren in der Nähe der Stadt Drakenstein, dort hat sie das wohl von sich machen lassen.". Nachdenklich kratzte er sich am Kinn. "Es war sozusagen ein Abschiedsgeschenk. Wo sie jetzt ist frage ich mich auch manchmal. Wir haben uns schon länger nicht mehr gesehen, wahrscheinlich reist sie noch mit der Familie und den anderen Söldnern umher.". Er lies den letzten Satz so stehen und schwieg nachdenklich bis die beiden zu der Gruppe aufgeschlossen hatten.


    Die Wundversorgung war rasch geklärt, Verletzungen müsste wohl niemand erliegen. Den Gedanken das Mädchen reiten zu lassen konnte Seweryn durchaus nachvollziehen, auch wenn er direkt merkte, dass es ihr selbst nicht passte. Seine Vermutungen wurden bestätigt, als Rósa die Kleine auf das Pony setzte und diese protestierte. Es genügte ein Blick der Mutter und sie schwieg. Seweryn war sich sicher, dass Lysa wohl kaum mit Widerworten bei Rósa durchkam.


    Sie zogen weiter und Seweryn trottete neben Jeelen und Rósa her, den Daumen seiner linken Hand in den Gürtel gesteckt. Ein leichter Gegenwind blähte seinen Mantel etwas auf und er wischte sich erneut eine Strähne aus dem Gesicht. "Wie lange ist der geplante Aufenthalt in La Grange? Ich nehme an, wir machen das abhängig von der Tageszeit zu der wir dort ankommen?", er schaute die beiden abwechselnd an. "Ich meine, wenn wir sowieso spät dort ankommen könnten wir auch direkt dort übernachten.". Dies erschien ihm durchaus sinnvoll. Seweryn hatte zwar noch ein paar weitere Fragen an Rósa, behielt diese jedoch lieber vorerst für sich. Es würde wahrscheinlich einen eher seltsamen Eindruck machen wenn er nach dem Gespräch mit Lysa und der Sache mit den Seifenblasen genau dies in irgendeiner Art und Weise ansprechen würde. <Hoffentlich verplappert sich die Kurze nicht und bekommt dann Ärger deswegen.>. Seweryn schätzte, dass man nur ungern Ärger mit Rósa hat. <Aber bestimmt hat Rósa das gar nicht mitbekommen.>, redete er sich gut zu.


    Die Zeit verging und Seweryn ließ sich immer mal wieder etwas zurückfallen um die Nachhut zu bilden. Hier und da hob er einen trockenen Ast auf, den man zum Feuermachen gut gebrauchen könnte. "Hey, Jeelen.", rief er irgendwann und stapfte schnellen Schrittes in Richtung Goblin. "Guck mal, richtig so?". Er begann ein paar Handzeichen zu formen. Ich. Sehen. Zwei. Gegner. Langwaffe. Eins. Gegner. Schütze. Er wartete ab bis der Goblin ihm sagte, ob es stimmte.

  • Der Goblin dachte über Rosas Worte nach.
    „Das sich Erinnerungen verändern, damit kannst Du sogar Recht haben. Wenn Du einen Sonnenuntergang genossen hast und er in Deiner Erinnerung noch schöner wird, als er in der Realität war, ist das nicht weiter schlimm. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.


    Aber wenn ich logisch darüber nachdenke, kommt Deine Aussage hin. Jedenfalls ist es bei Personen. Erinnere ich mich an einige bestimmte Personen, weiß ich wie sie aussehen, aber exakt wie auf einem Gemälde ist es nicht. Eher verschwommen, etwas ungenau. Dafür würde ich jederzeit ihre Stimmen wiedererkennen.


    Andere Personen, besonders jene die man sehr mochte oder für die man geschwärmt hat werden in der Erinnerung schöner als sie real waren. Siehst Du sie nach Jahren wieder, holt Dich die Realität ein. Oder es ist gar nicht die Erinnerung die die Person verändert hat, sondern die Zeit. Sie geht an keinem spurlos vorüber“, grübelte Jeelen, ehe er Rosa wieder angrinste.


    „Nun ich bete Dal und Ainuwar an. Dal die Listige, Göttin des Handels und des Geldes. Aus dem einfachen Grund, weil sie die Freiheit und einen guten Handel zu schätzen weiß. Ainuwar – das Unergründliche, Gott der Zeit, des Geistes und des Todes. Zeit ist kostbar, genau wie das Leben an sich“, schmunzelte Jeelen freundlich.


    „Es werden sehr viele Lebewesen von anderen Lebewesen auf Asamura geächtet Rosa. Das hängt von ihrer jeweiligen Zugehörigkeit ab, also zu welcher Fraktion sie gehören. Außenstehende können das nicht wissen.


    Zuerst wäre da die Fraktion des Kaisho Abkommens.
    Ihr gehören die Goblins, die Almanen und die Gargolyes an.


    Dann gibt es die Fraktion der Ordnung.
    Ihr gehören die Lichtalben, die Harpyien und Greife, die Zwerge und die Tamjid an.


    Dem gegenüber steht die Fraktion des Chaos.
    Ihr gehören die Orks, Tieflinge, Ghule und Rakshaner an.


    Die Fraktion der Freien Völker setzt sich aus den Waldalben, Centrauren, Farisin, Bergwychtl, Gestaltwandler, Düsterlinge und Feen zusammen.


    Die Schatten Fraktion setzt sich auf Vampiren und Wiedergängern zusammen.


    Und in der Fraktion der Kalten Fluten sind die Frostalben, Noraka, Arashi und Shezem vertreten.


    Zu guter Letzt, die Fraktion der Handelsallianz. In der Handelsallianz sind soweit ich weiß alle Völker vertreten. Um sie von den anderen Völkern zu unterscheiden, nennt man sie Naridische Goblins, Naridische Almanen, Naridische Arashi, Naridische Lichtalben, Naridische Noraka und so weiter. Aus dem einfachen Grund, weil Gebiet der Handelsallianz Naridien heißt. Die Handelsallianz ist wohl mit Abstand die liberalste aller Fraktionen. Sie ist bekannt für ihre große Toleranz und Völkervielfalt. So finden angeblich auch ausgestoßene Völker und Personen dort ihren Platz, wie Tieflinge oder sogar Untote. Dal ist der Handelsfraktion sehr zugetan.


    Es stehen sich so zum Beispiel die Handelsallianz und das Kaisho Abkommen gegenüber.
    Die Handelsallianz steht für ein friedliches Zusammenleben aller Völker und begrüßt den kulturellen Austausch.
    Das Kaisho Abkommen sieht genau das als einen Kulturverfall an, denn die kulturellen Eigenarten der Völker gehen in ihren Augen in der Handelsallianz verloren.


    Dass die Fraktion der Ordnung der Fraktion des Chaos gegenüber steht, kann man vom Namen her schon ableiten.
    Die Fraktion des Chaos hat das Ziel, die Weltordnung zu zerstören. Sie kämpfen für eine Welt ohne Grenzen und ohne Gesetze, ein Leben in absoluter Freiheit – kurzum Anarchie.
    Die Fraktion der Ordnung sieht sich selbst als Bewahrer der alten Ordnung, die in Asamura existiert hatte, bevor die Rakshaner im ersten Chaossturm die meisten alten Hochkulturen vernichtete.
    Sie sind sie äußerst idealistisch und furchtlos.


    Die Fraktion der Freien Völker ist eine Sammelbezeichnung für alle Völker, die unpolitisch sind und sich keiner Fraktion angeschlossen haben oder zugehörig fühlen. Zu den freien Völkern können sich aber auch einzelne Personen aus den anderen Völkern zählen. Zum Beispiel all jene die sich aus persönlichen Gründen ihrer Geburtsfraktion nicht mehr zugehörig fühlen.


    Die Fraktion der Schatten steht vermutlich allem Lebenden argwöhnisch bis feindlich gegenüber.
    Und die Lebenden natürlich der Fraktion der Schatten.
    Vampire sehen Lebende als Nahrung. Die Lebenden möchten keine Nahrung für diese Wesen werden.
    Nekromanten erschaffen Untote. Der Untote will weder halb leben noch Sklave sein. Der Nekromant sucht einen willfährigen, leicht zu lenkenden, billigen Diener.
    Ghule fressen Leichen, die meisten Völker mögen es nicht wenn ihre Verstorbenen gefressen werden.


    Nun mein Lehrmeister sagte mir einst, es gibt weder gut noch schlecht. Jede Person hat ihre Beweggründe. Es gibt nur Interessenkonflikte. Der eine möchte fressen, der andere halt nicht gefressen werden. Wer von beiden der Clevere ist, wird am Ende das Rennen machen“, erklärte der Goblin Rosa freundlich.


    Als Lysa ihm anbot, Pulga für ihn zu halten damit er seine „schwere“ Ratte nicht den ganzen Weg schleppen musste, stimmte Jeelen mit einem Zwinkern gut gelaunt zu.
    „Eine sehr gute Idee. Pulga ist noch nie auf einem Pferd geritten“, grinste er und reichte Lysa seine Ratte.


    Als er dann den Vorschlag von der Kleinen hörte, ebenfalls auf einem Pony zu reiten, starrte Jeelen sie mit großen Augen an und schüttelte in Zeitlupe den Kopf.


    „Ich?!? Reiten?!? Nein. Ich kann nicht reiten. Nie versucht, werde ich auch nicht. Reiten ist nichts für Goblins. Goblins können gar nicht reiten! Niemals ist ein Goblin auf einem Pferd geritten! Ich bin ja kein Hasenfuß… aber Reiten? Nein“, gab Jeelen etwas panisch zurück und rückte vorsichtshalber ein klein wenig von Rosa ab, falls diese vorhatte ihn auf gleiche Weise aufs Pferd zu helfen wie zuvor Lysa.


    Als Seweryn dann mit praktischen Übungen der Handzeichen begann und ihn nach der richtigen Ausführung fragte, war ihm Jeelen sehr dankbar, dass er sich mit der Reitgeschichte nicht mehr befassen musste. Aber nicht nur deshalb, sondern auch weil Seweryn die Zeichen beherrschte. Sie würden keine Schwierigkeiten unterwegs bekommen. Jedenfalls nicht was die nonverbale Kommunikation anging. Jeelen verkniff sich ein Schmunzeln, was Rosa wohl als erstes übermitteln würde an Handzeichen.


    „Ja Du hast es erfasst. Gut so. Wenn wir über Nacht in La Grange ankommen, folgen wir Deinem Vorschlag Seweryn und übernachten dort. Wir verbinden das Nützliche mit dem Praktischen“, antwortete der Goblin gut gelaunt.

  • Während Lysa auf ihrem Pony die Ratte kraulte und gleichzeitig darüber sinnierte, was Söldner seien, unterhielten sich die Erwachsenen über den Aufenthalt in La Grange.
    „Ich denke, eine Übernachtung in La Grange liegt drin und falls wir noch eine zweite benötigen, werden wir auch diese in Kauf nehmen. Danach möchte ich die Reise aber fortsetzen, die Stadt soll nur ein kurzer Zwischenstopp sein.“


    Die Antwort von Jeelen hatte die Norkara darin bestärkt, zu den Frostalben oder den Shezem zu reisen, da diese zu ihrer Fraktion gehörten. Ihr Dorf war weit abgelegen, weshalb einige der anderen Fraktionen ihr fremd waren und auch von den Völkern, die der Goblin ihr aufzählte, war sie den wenigsten bisher begegnet.
    „Dieser Kontinent muss auf jeden Fall offener sein gegenüber anderen Lebensformen, wenn sich so viele Wesen und Kulturen darauf vermischen und Einheiten zu bilden vermögen. Unsere Gruppe ist wohl ein gutes Beispiel dafür, dass Fraktionen ihre Vorteile haben. Naridien scheint ein sehr liberales Land zu sein, womöglich sollten meine Tochter und ich uns dort ansiedeln, wenn sie ihre Ausbildung abgeschlossen hat.“


    Rósa grinste den Goblin an, als sie die Worte von Lysa vernahm.
    „Ich kann dir gern behilflich sein. Das Hochkommen ist das Schwierigste, runter gelangt man immer auf die ein oder andere Weise!“
    Lysa betrachtete Jeelen mit erstaunten Augen: „Fredo ist das liebste Pferd, das es gibt! Und er ist richtig flauschig, man kriegt nie kalt, wenn die Hände in sein Fell steckt. Pulga scheint das Reiten auch zu gefallen!“
    Tatsächlich hatte die Ratte sich irgendwo zwischen den Gepäckstücken und Lysa hinbequemt und putzte gerade ihr Fell.


    Seweryn mit seinen praktischen Übungen lenkte die anderen von den Reitkünsten ab.
    Rósa versuchte seine Zeichen zu erfassen. Zwei Gegner mit Langwaffe und Schütze? Oder doch drei Gegner?
    „Drei Bösewichte“, posaunte da Lysa heraus und ihre Augen funkelten vor Eifer und Vergnügen.
    „Das ist wie ein Rätsel! Ich mag Rätselraten.“
    Nun, immerhin könnte Rósa nun Nachhilfe bei ihrer Tochter einfordern, und müsste sich diese Blösse nicht bei den beiden Männern geben. Gleichzeitig war sie stolz auf das Mädchen, welches nicht auf den Kopf gefallen war und vor Neugier und Wissensdrang nur so strotzte.


    Irgendwann hielt es Lysa nicht mehr aus, denn es machte sie ganz kirre, wenn sie etwas nicht verstand und sich darüber hinter sann.
    „Mamma, was ist ein Söldner?“, platzte sie schliesslich heraus.
    Rósa blickte einen kurzen Moment streng zu Seweryn hinüber, dann antwortete sie: „Das sind Menschen, die Geld dafür nehmen, dass sie andere beschützen, oder etwas für sie erledigen.“
    „Dann beschützen die Söldner Seweryns Familie“, mutmasste Lysa und schien mit der Antwort zufrieden zu sein. Rósa nahm sich vor, noch einige Worte mit dem Almanen zu wechseln.


    Inzwischen waren Wolken am Himmel aufgezogen und das Wetter schien umzuschlagen. Ein zugiger Wind wehte ihnen ins Gesicht und die Bäume am Wegesrand schwankten dabei unruhig hin und her.
    „Wir sollten uns irgendwo ein Lager suchen?“, fragend blickte Rósa ihre Begleiter an.
    „Pulga und ich haben Hunger“, ertönte da zustimmend die helle Kinderstimme aus dem Hintergrund.

  • Seweryn freute sich, dass die Handzeichen stimmte. Er meinte allerdings in dem Gesicht des Goblins etwas zu erkennen. War es ein Hauch von Unruhe? Oder gar eine Art von leichter Panik? Genau konnte er es nicht sagen, daher fragte er mehr beiläufig "Jeelen, was war los? Irgendwas passiert?". Die Gruppe schien amüsiert. Seweryn dachte sich seinen Teil als der Goblin hastig den Kopf schüttelte und die Norkara weiterhin grinsend da stand.


    Lysa fragte einige Zeit später ihre Mutter was denn wohl Söldner seien. Seweryn spürte Rósas Blick und das ohne sie anzusehen. <Mh...bitte nicht Kurze.> Er schloss die Augen und atmete leise aus. <Nichts anmerken lassen Seweryn.>, sagte er zu sich selbst und tat so, als hätter er nichts von dem Gespräch mitbekommen. Die Kleine vermutete, dass Söldner seine Familie beschützten. <Sogesehen ist das sogar gar nicht mal soooo falsch.>, dachte er sich und war zuversichtlich, dass diese Angelegenheit nicht mehr zum Thema werden würde...zumindest nicht Seitens Lysa.


    Das Wetter schien schlechter zu werden. Wolken zogen auf und der Wind wurde stärker. <Na ganz toll.> Seweryn zog seinen Reisemantel enger und schob sich den Schal über den Mund. <So früh habe ich noch nicht mit einem Wetterumschwung gerechnet>, musste er sich selbst eingestehen. Der Wind zog an seiner Kaputze als er einen skeptischen Blick nach oben warf. "Ein Lagerplatz wäre wirklich gut.", stimmte Seweryn zu. "Falls es regnet sollten wir ein wenig Schutz abseits der Wege unter den Bäumen suchen. Hoffen wir mal, dass es nicht gewittert.".
    Seweryn blieb stehen und sah seine Begleiter an. "Wie wollen wir weiter vorgehen? Schwärmen wir aus und suchen nach einem Lagerplatz?". Die Frage ging eher an Jeelen. "Wobei.", Seweryn kratzte sich am Kinn. "Wir sollten uns vielleicht nicht unbedingt trennen, oder? Ansonsten hätte ich vorgeschlagen, dass du, Jeel, mal in diese Richtung vorausgehst und Ausschau hälst.". Seweryn deutete mit seiner Hand, die mittlerweile in einem Lederhandschuh steckte, schräg neben dem Weg entlang. "Ich würde mir dann mal die nähere Umgebung um uns herum ansehen und dabei natürlich in Rufreichweite bleiben? Andere Vorschläge?" Er schaute erneut nach oben, dann zu Lysa und wieder in die Runde. "Wir sollten uns vielleicht so oder so etwas beeilen, damit wir noch in Ruhe ein Feuer machen und etwas kochen können.". Seweryn stapfte zu seinem Rucksack, der von dem Pony getragen wurde. Mit ein paar schnellen Handgriffen hatte er die Lederschnallen gelöst und kramte in der Tasche herum. "Der Topf ist groß genug um für uns alle eine ausreichende Mahlzeit zu kochen. Ich habe unterwegs schon etwas Feuerholz gefunden, das sollte nach Möglichkeit nicht nass werden." Er kramte weiter, fand seinen Proviantbeutel und prüfte den Inhalt <Für einen kleinen Eintopf wird es bestimmt reichen, zumal die anderen ja auch noch etwas dabei haben.>. "Jagen sollte noch nicht nötig sein.", stellte Seweryn fest. <Die Frage wäre sowieso, ob man hier überhaupt noch etwas zum Jagen findet.>. Er drehte sich zu seinen Gefährten um, eine Hand an seinem Rucksack, die andere den Griff seines Schwertes umfassend. Abwartend wanderte sein Blick umher. Rósa schien weiterhin mit etwas unzufrieden zu sein, wahrscheinlich hatte er beim Gespräch mit Lysa doch zu viel erzählt oder erfahren. <Wie dem auch sei.>, dachte er selbstsicher. <Wird schon alles nicht zu dramatisch gewesen sein.>. Er zog den Schal vor seinem Mund zurecht, machte sich zum Ausrücken bereit und wartete auf neue Anweisungen.

  • "Wir schauen wie und wo wir Geld sparen können in La Grange. Keine Sorge, wir bleiben nicht länger als nötig dort Rosa. Mit Naridien macht Ihr auf alle Fälle nichts falsch. Der Handelsallianz anzugehören ist kein Fehler", sagte Jeelen freundlich.


    "Ich glaube Dir Lysa, Fredo ist bestimmt ein ganz feiner Kerl. Es liegt ja auch nicht an ihm. Er hat keine Angst vor Goblins, aber Goblins haben Angst vor dem Reiten. Drum gehe ich zu Fuß. Das ist besser so. Freut mich das Pulga genauso viel Spaß am Reiten hast wie Du", antwortete er dem kleinen Mädchen.


    Als Rosa ihm erklärte dass man genauso schnell oben wie unten sein kann auf einem Pferd, musterte er die Frau kurz mit zusammen gekniffenen Augen und schnalzte mit der Zunge.


    "Böse", grinste er die Noraka breit an, hielt trotzdem ein bisschen Abstand, nicht dass sie auf die Idee kam ihn aus Schabernack aufs Perd zu hieven.


    Auf Seweryns freundliche Frage, was mit ihm los sei, grinste der Goblin ihn entschuldigend an.


    "Ich hab Schiss vor Pferden, das ist alles", gab er ehrlich zur Antwort.


    Wind kam auf und wurde stärker, während die Wolken sich zuzogen. Jeelens Blick ging rückversichernd hoch zum Himmel. Er spürte noch keine gewittrige Luftveränderung, dieses seltsam komische Gefühl, dass ein Gewitter ankündigte.


    Die Gruppe beratschlagte über eine Rast und darüber einen geeigneten Rastplatz zu finden. Das alle in verschiedene Richtungen suchen würden, kam für Jeelen nicht in Betracht. Das würde die Gruppe schwächen, schlimmer noch, es würde jeden einzelnen angreifbar machen. Es reichte wenn eine Person die Gefahr auf sich nahm, um nach einem Rastplatz zu suchen. Die anderen würden im Schutz der Gruppe warten.


    „Ihr wartet genau hier, ich gehe alleine vor und suche uns einen geeigneten Platz", sagte Jeelen freundlich.


    Der Goblin nickte den anderen kurz zu, schob sich an ihnen vorsichtig vorbei und schlich lautlos in den Wald bis das Grün ihn verschluckt hatte.


    Es dauerte fast zehn Minuten bis Jeelen zurückgekehrt war. Endlich tauchte Jeelens Schatten wieder aus dem Wald auf. Aber er kam nicht ganz zu ihnen heran, sondern blieb auf einem Wurzelgewirr stehen und gab ihnen Zeichen.


    „Kommt“, rief er ihnen zu.


    Die Gruppe folgte erneut dem Goblin. Er übernahm die Führung. Jeelen führte sie tiefer in den Wald. Sie liefen weiter, Jeelen wollte kein unnötiges Risiko eingehen und führte die Gruppe stetig voran. Das Licht dass langsam hinter den Bäumen verschwand warf zwischen ihnen lange Schatten und hüllte den Wald in eine seltsame Stimmung aus Schatten und Licht.


    Instinktiv hielt der Goblin seine Gruppe so eng wie möglich zusammen und führte sie durch das diffuse Licht des Waldes. So liefen eine ganze Weile schweigend weiter, während der Goblin auf jedes verdächtige Geräusch achtete.

    Langsam aber stetig bahnten sie sich ihren Weg. Als die ersten Nebelschwaden langsam vom Boden aufzogen, hatten sie im Wald eine kleine, üppig grüne Lichtung erreicht. In der Mitte war ein brauner Felsen. Zwar sah es recht zugewuchert aus, aber dennoch konnte man das Umfeld wunderbar im Auge behalten.


    Der Goblin gab das Handzeichen zur Rast.


    „So Leute hier halten wir und „nächtigen“. Wir sind sehr weit gekommen, egal wie spät es ist, wir verschieben die Nachtruhe auf sofort. Macht es Euch gemütlich und postiert Euch um den Felsen. So sind wir nah bei einander und haben alles im Blick“, sagte Jeelen freundlich.


    "Noch eine kleine Anmerkung. Falls wir uns jemals verlieren, treffen wir uns genau dort wieder, wo wir uns zum letzten Mal gesehen haben", erklärte der Goblin. Er suchte sich einen gemütlichen Fleck, lies sich nieder und mummelte sich in seinen Umhang ein.

  • Kaum war Jeelen verschwunden, wandte sich Rósa zu Seweryn um: „Was hast du ihr erzählt, dass sie nach Söldnern fragt? Meinst du, dass dies ein angemessener Gesprächsstoff ist für kleine Mädchen?“
    Sie glaubte zwar nicht, dass er der Kleinen zu viel zugemutet hatte, denn Lysa war nicht gut darin, etwas für sich zu behalten, doch sie wollte ihn nicht ungeschoren davonkommen lassen. So hatte sie beschlossen, ihm die Leviten zu lesen.
    Ihre Tochter bekam davon nichts mit, denn sie hielt nach dem Goblin Ausschau, der in den Sträuchern abgetaucht war.
    „Ich habe beobachtet, dass du ihr etwas gezeigt hast. Lysa ist noch sehr jung und sie vertraut gerne jedem. Sie knüpft schnell neue Freundschaften. Doch ich möchte nicht, dass sie sich allzu sehr an euch bindet. Wir sind bloss vorübergehende Reisegefährten. Ausserdem ist „Söldner“ kein ungefährlicher Beruf und ich möchte nicht, dass mein Kind irgendwann durch euren Verlust verletzt wird!“, die Worte waren streng und direkt wie auch der Blick der Norkara.
    Auch wenn Rósa gegen Aussen hin manchmal unerbittlich wirkte, so betraf dies doch nur den Schutz und die Sorge um ihre Tochter.
    Sie wusste, dass der gemeinsame Weg lang würde, doch so lange sie den Männern noch nicht voll vertraute, wollte sie Lysa vor jeder möglichen Gefahr abschirmen.
    Insgeheim sehnte sich jedoch auch die Mutter nach Gefährten, mit denen sie Witze reissen und auf die sie sich verlassen konnte. Und wenn sie ihr Mädchen mit strahlenden Augen mit der Ratte spielen sah, dann erwärmte dies ihr Herz.


    Nach zehn Minuten entdeckte Lysa den Grünling und winkte ihm aufgeregt zu.
    Kurz darauf tauchte die Gruppe in den Schatten der Bäume ein. Das Rauschen des Windes war in den Baumkronen zu hören, doch er zerrte nun weniger an ihrer Kleidung und blies ihnen nicht mehr seinen kalten Atem ins Gesicht. Trotzdem setzte sich nun stattdessen der Nebel in ihren Gewändern fest und umhüllte sie wie ein grauer Mantel.
    Lysa war wohl die einzige, welche sich darüber freute, denn das seltsame Wetterphänomen war voller Feuchtigkeit, die überall um sie herum wabberte.
    Endlich erreichten sie eine Lichtung. Jeelen führte sie zu einem Felsen, der ihnen Schutz bot vor dem Wind und ihren Rücken freihielt. Lysa kraxelte sogleich von ihrem Fredo hinunter und bemühte sich, den Steinbrocken zu besteigen. Rósa liess sie gewähren und begann stattdessen, die Pferde abzuladen, um sie dann in der Nähe grasen zu lassen.


    Dank Seweryns Voraussicht knisterte bald ein kleines Feuerchen in ihrer Mitte. Tatsächlich reichten auch die Vorräte aus, um einen etwas eigenwilligen Eintopf zu kochen, der schliesslich auch Lysa von ihrem Wachposten herunterlockte.
    Etwas wehmütig betrachtete Rósa ihre Mahlzeit. Nur allzu gern wäre sie jagen gegangen. Natürlich war das Kesselgulasch in der Taverne nicht zu verachten gewesen, doch es gab nichts besseres, als die Fänge in das noch warme Fleisch eines Karibus oder einer Robbe zu schlagen, nachdem man die Beute erfolgreich aufgespürt und erlegt hatte.
    Lysa hingegen mampfte zufrieden ihre Portion und kuschelte sich in ihren Wintermantel, den ihre Mamma ihr für die Nacht herausgesucht hatte. Pulga war inzwischen wieder bei ihrem Herrchen. Müde ab dem anstrengenden Tag lauschte das Mädchen den Worten der Erwachsenen, während sie schliesslich langsam in den Schlaf wegdämmerte. Gleich für den Morgen nahm sie sich vor, mit Seweryn noch einmal an seiner Magie zu üben, bei dem Nebel würde es mit den Seifenblasen womöglich besser funktionieren…


    „Das ist ein guter Ort, um zu nächtigen“, lobte die Norkara den Goblin.
    „Ich werde mich für die erste Wache etwas höher hinsetzen, dann habe ich einen besseren Überblick und habe auch die Ponys im Sichtfeld. Bei Gefahr sind sie eine zuverlässige Alarmquelle. Ihr solltet auf unruhiges Verhalten ihrerseits achten, wenn einer von euch mit der Wache an der Reihe ist.“
    Eine Zeit lang sassen sie noch zusammen, sprachen über den morgigen Tag und unbedeutende Dinge. Rósa hielt sich etwas im Hintergrund und ihr Blick glitt immer wieder zu dem Kind hinüber. Sie erträumte sich eine gute Zukunft für Lysa, auch wenn sie selbst noch nicht wusste, wie genau diese aussehen sollte.
    „Woher hast du eigentlich deine Ratte? Und erfüllt sie einen Nutzen? Ich habe schon von Vögeln gehört, die zum Diebstahl erzogen wurden von ihren Besitzern.“


    Als es ein zu dunkeln begann, setzte sich die Norkara etwas erhöht auf den Felsen und begann auf die Geräusche zu lauschen. Ein Uhu erwachte aus seinem Schlaf, doch ansonsten schien der Nebel die Stimmen der Nacht zu verschlucken. Es wäre so viel praktischer, sich zu wandeln. Der Geruchssinn eines Eisbären konnte Beutetiere sogar unter dem Eis aufspüren und ausserdem würde das Fell sie vor der durchdringenden Feuchtigkeit des Nebels schützen.
    Rósa warf einen Blick zu ihren Gefährten hinunter. Es war noch zu früh dafür.
    Dann ergab sie sich vollständig in ihre Aufgabe, bis es Zeit wurde, einen der Männer für die zweite Schicht der Nacht aus den Träumen zu reissen.

  • Jeelen verschwand zwischen den Bäumen. Es dauerte nur den Bruchteil eines Augenblickes, da wurde Seweryn schon von Rósa "unter Beschuss" genommen. Seweryn wartete brav, bis die Norkara ihre doch recht strenge Ansage beendet hatte und sah sich dann noch einmal nach den anderen um. Von Jeelen war nichts zu sehen und Lysa schien auch gut genug abgelenkt. "Wir haben nur etwas über vergangene Tage geplaudert.", entgegnete Seweryn ruhig und hob beschwichtigend die Hand. Dann setzte er leise fort:"Ich habe unter anderem von meiner Familie erzählt, dabei muss ich gedanklich etwas vom Weg abgekommen sein. Lasst sie ruhig in dem Glauben, dass meine Familie beschützt wird, so falsch ist es im Prinzip ja auch nicht." Noch während Seweryn redete keimte ein ungutes Gefühl in ihm auf. <Ich hoffe ich rede mich hier gerade nicht um Kopf und Kragen.>. Worte blubberten weiter aus ihm heraus. "Und sollte ich als Verlust zu beklagen sein, dann steht ihr...und vor allem ich...wahrscheinlich vor ganz anderen Problemen." <Was rede ich denn da?!> "Ich verstehe natürlich eure Sorge, ich werde einfach Abstand halten. Aber nur so, dass es nicht zu Lasten der Sicherheit geht." Sein Blick sprang unruhig hin und her, dann hielt Seweryn kurz inne und dachte über das gerade gesagte nach. Warum kam er nur mit diesem Blick der Norara nicht zurecht? Er hatte schon die ein oder andere bedrückende Situation erlebt, aber das hier war irgendwie etwas anderes. "Gut, ihr habt mich. Bevor ich mich hier noch dümmer anstelle...sagt mir einfach was ich tun oder lassen soll." ein leichtes, aufgebendes Achselzucken begleitete seine Worte. Die Rósa wiederholte noch einmal ihre Anweisungen, Seweryn nickte nur stumm und verfluchte sich innerlich. <Was war da gerade los? Warum plapper ich so vor mich hin?!> Die anschließende Zeit verging für Seweryn quälend langsam. Unruhig ging er von hier nach da, spähte umher und hielt nach "Gefahren" ausschau. <Jeel...mach hin.>. Schließlich brannte Seweryn noch eine weitere Angelegenheit auf der Seele. Er ging zu Rósa herüber und vergewisserte sich, dass Lysa nichts mitbekam. "Rósa...", begann er leise. "Ich möchte in keinster Weise mit Euch im Streit liegen oder dergleichen. Es gibt da etwas, was ich euch noch sagen muss. Wir sind, wie ihr sagtet, Reisegefährten und unter Gefährten war ich immer ehrlich.". noch bevor Seweryn weiterreden konnte tauchte Jeelen wieder aus dem Unterholz auf. Seweryn unterbrach sich, als er Jeelen sah. Eine flinke Handbewegung zeigte Rósa an abzuwarten. "Später dann.", presste er zwischen den Zähnen hervor, lies sich dann nichts weiter anmerken und ging in Richtung des Goblins.


    Es folgte eine Waldwanderung. Mit Nebel. Während die Gruppe hinter Jeelen her trottete bemerkte Seweryn, dass er instinktiv eine Hand am Griff seines Schwertes hatte. Die Sache mit der Norkara eben, die Seifenblasen von denen er noch beichten musste und die bedrückende Atmosphäre im Wald sagten ihm alles andere als zu. Etwas Erleichterung stellte sich in ihm ein, als die Gruppe endlich eine Lichtung mit einem Felsen erreichte. Bald darauf hatten sie ihr Lager aufgeschlagen und Seweryn ein kleines Kochfeuer entzündet. Er hatte einen Eintopf improvisiert, der seinen Zweck zu sättigen gut erfüllte.
    Rósas Empfehlung bei der Wache auf die Ponys zu achten wurde von Seweryn nur mit einem Nicken bestätigt. Sie saßen noch eine Weile zusammen und hatten ihr weiteres Vorgehen entsprechend geplant, als Seweryn plötzlich aufstand. "Gleich wieder da.", sagte er knapp, zog seinen Mantel zurecht, stapfte in Richtung Waldrand und verschwand.


    Es dauerte ungefähr 45Minuten, bis Seweryn wieder beim Lager ankam. Er nickte der Gruppe wortlos zu, setzte sich dann wieder auf seinen Platz und schlang den Mantel um sich. Für den Bruchteil einer Sekunde hätten seine Gefährten zwei von Seweryns aufgeplatzten Fingerknöcheln an der linken Hand sehen können, aber vielleicht war es auch nur der Feuerschein der den Augen einen Streich spielte. Eine Zeit lang saß der Almane nur still da und starrte ins Feuer.


    "Hnnng!", Seweryn schlug die Augen auf und hielt den gezogenen Dolch in seiner rechten Hand. Um ihn herum war es finster. Er war wach und hatte sich aufgesetzt. Rósa hatte ihn geweckt, es war seine Schicht. Seweryn schüttelte kurz den Kopf um die Schatten der Nacht loszuwerden, nickte der Norkara einmal zu und steckte den Dolch wieder weg. So leise er konnte stand er auf, griff nach seinem Schwertgurt und legte ihn um. Seinen Schild hob er ebenfalls von dem weichen Boden auf und zog ihn über den rechten Arm. "Nichts vorgefallen, oder?". Die Frage beantwortete sich fast von selbset, aber er fragte lieber trotzdem nach. Als er sich auf den Weg zu seinem Posten machen wollte hielt er abrupt inne, drehte sich zu Rósa um und begann einen Satz. Er brachte allerdings keine Worte heraus sondern bewegte nur kurz die Lippen, sein Blick wurde nachdenklich und unsicher wandte er sich wieder ab. Mit leicht gesenktem Kopf stand er einen kurzen Moment da, flüsterte etwas vor sich hin und schien sich dann auf den Weg zu machen.


    Schließlich fand sich Seweryn auf Posten wieder. Er blickte sich auf der Lichtung um und versuchte sich markante Punkte einzuprägen. <Umgefallener Baum nordwestlich, dichtes Gestrüpp daneben...schmaler Trampelpfad...>. Bald hatte er sich die Umgebung gemerkt und achtete auf mögliche Veränderungen, hielt nach Tieren ausschau und war immer wieder eienn Blick auf die Ponys. Er machte sogar zwei kleine Patrouillengänge während seiner Schicht. Diese Art der Ablenkung kam ihm gerade sehr gelegen. <Immerhin ist nichts passiert.>, dachte er als seine Schicht endete und es an ihm war Jeelen zu wecken.