Wirbelwind trifft Leseratte - Forschungsreise mal anders

  • Zwei Tage waren vergangen seit Finja und Nicolai von der Taverne "Zum Schluckspecht" aus aufgebrochen waren. Sie nutzten die Zeit und lernten sich etwas besser kennen. Finja hatte Nicolai ein Bild von ihrem Bruder gezeigt. "Seweryn" stand dort in krakeliger Schrift in einer Ecke geschrieben. Nicolai fiel auf, dass Finja dieses Bild nicht bei den anderen aufbewahrte, sondern in einer kleinen Tasche unter ihrer Lederrüstung trug. An den Faltkanten war das Pergament bereits leicht porös und hier und da eingerissen. Das Bild schien etwas Besonderes für sie zu sein.


    Finja hätte bereits zu diesem Zeitpunkt ihrer Reise im Freien übernachtet, doch sie kamen unterwegs in der Scheune eines kleinen Bauerngehöfts unter, was Nicolai durchaus besser zu gefallen schien. Von der Bauernfamilie hatten sie sogar ein kleines Frühstück mit auf den Weg bekommen!
    Es war fast Mittag und Finja knabberte an den Resten des frisch gebackenen Brötchens, welches sie von der Bäuerin geschenkt bekommen hatte. Schon bald würden die beiden das Dorf "Felsensenke" erreichen. "Einige nennen das Dorf auch "Rattenkuhle". Es ist auf kaum einer Karte verzeichnet und wie ich hörte gefällt auch genau das den Einwohnern sehr.", erklärte Finja dem Raktauren. "Der Spitzname kommt daher, weil bei einem Rudel Ratten auch alles drunter und drüber geht.". Grinsend schaute sie zu Nicolai hinüber. "Mach dir nicht ins Hemd, es klingt tatsächlich schlimmer als es ist. Halt dich einfach an mich, dann wird dir nichts passieren.". Finja zwinkerte ihm zu. "Die Leute dort sind wirklich friedlich, solange man ihnen nichts tut.". Ihr Gang hatte mittlerweile etwas leicht federndes und der Speer, den sie locker geschultert hatte, wippte bei jedem Schritt sanft auf und ab. "Wir werden ja eine alte Bekannte von mir besuchen, sie nennt sich "Luna". Ist ein Spitzname. Sie hat in ihrem Warenlager so ziemlich alles, was wir brauchen oder kann es ohne großen Aufwand besorgen. Natürlich bekommen wir einen Freundschaftspreis.". Finja freute sich schon auf das Wiedersehen mit Luna. Nicht selten hatte sie sich bei ihr für ihre Aufträge mit diversen Ausrüstungsgegenständen eingedeckt. Luna war einfach immer die beste Ansprechpartnerin für sowas, fand Finja. "Oh und wenn wir dort sind sollten wir auf jeden Fall ein Glas "Krautwasser" zusammen trinken! Das ist eine Art Tee, doch er wird fast eiskalt getrunken. Sehr erfrischend und gleichzeitig würzig, das MUSST du einfach probieren! Das gibt es nur da!". Finja hielt kurz inne. "Keine Sorge, da ist kein Alkohol drin...ehm...trinkst du eigentlich?". Sie war, wie Nicolai mittlerweile wusste, "dem ein oder anderen Getränk" nicht abgeneigt.
    "Ein weiterer Vorteil: Von der Rattenkuhle aus gibt es eine alte und fast vergessene, befestigte Händlerstraße, die uns näher zu deinem...nein...unserem Treffpunkt bringen wird. Da werden wir angenehmer reisen als auf diesen dreckigen Waldwegen hier. Unterwegs gibt es auch gute Übernachtungsmöglichkeiten.".
    Finja hatte das Brötchen aufgegessen, fummelte den Trinkschlauch von ihrem Gürtel ab und nahm einen tiefen Schluck. Dann schaute sie den Raktauren ernst an. "Nicolai...verzeih mir bitte wenn ich dich falsch einschätze, aber falls du nicht mitkommen möchtest, dann geh ich allein dahin und wir treffen uns einfach später hinter der Rattenkuhle wieder. Manchmal bin ich vielleicht etwas zu...übereifrig?". Sie machte eine kurze Pause. "Aber...ich würde mich freuen, wenn du mich begleiten würdest, verstehst du?". Finja ging ein paar Schritte schweigend neben Nicolai her. "Solche Idioten wie vor dem Gasthaus gibt es da auf jeden Fall nicht. Jeder ist dort willkommen, die Leute wollen nur ihren Geschäften nachgehen. Und wer weiss? Vielleicht findest du da ja auch etwas, was dir gefällt oder was dir nützlich sein kann?". Finja hoffte so an Nicolais Neugier und Forschergeist zu appelieren. "Vertrau mir einfach.". Sie lächelte.

  • „Welch charmanter Name für ein Dorf“, meinte Nicolai mit einem verhaltenen Lächeln.
    Er schritt beschwingt neben Finja her, gut gelaunt darüber, nicht mehr alleine unterwegs zu sein. Im Grunde hatte er die Gesellschaft vermisst und nun durfte er gar noch in Begleitung einer hübschen jungen Frau reisen.
    Sie hatte einen zügigen Schritt, doch dank seiner vierbeinigen Statur konnte er sich gut ihrem Tempo anpassen.
    Einen Tag zuvor hatte Finja ihm ein Bild von ihrem Bruder gezeigt. Die Ähnlichkeit war verblüffend gewesen, selbst auf einer Zeichnung. Dieselben dunklen Haare umrahmten ein Gesicht mit einer etwas schiefen Nase, aus welchem einen dieselben klaren Augen zu mustern schienen wie auch bei seiner Schwester.
    Nicolai hatte bemerkt, wie sich ein Leuchten in ihrer Miene zeigte bei seinem Anblick und wie sorgfältig sie das Pergament wieder unter ihrer Weste verstaute. Er musste ihr fiel bedeuten.
    Er selbst hatte leider keine Geschwister oder zumindest wusste er nichts davon. Einen Moment beneidete er ihren Bruder darum, so bedingungslos geliebt zu werden.


    „Ich wewerde bestimmt niemandem etwas tun“, versicherte Nicolai überzeugt. Er konnte ja nicht einmal einer Maus ein Haar krümmen, doch das wollte er der taffen Lady nicht unter die Nase reiben.
    „Was brauchen wir denn noch alles?“, fragte der Raktaure vorsichtig nach. Er schätzte den Eifer von Finja, wusste aber nicht, was sie noch alles einzukaufen gedachte. An seiner Grosszügigkeit sollte es auf jeden Fall nicht scheitern.
    „Krautwasser, das klingt gugut und gesund. Und zu besonderen Anlälässen genehmige ich mir natürlich auch ein Glägläschen Alkohol“, meinte Nicolai. Sie klang so begeistert, dass er sich vornahm, das Getränk für gut zu befinden, egal was sie ihm da auftischen würde.
    Ihr Elan war wirklich erfrischend und er begann sich tatsächlich für das Dorf zu interessieren und auch der besagte Handelsweg klang ganz nach seinem Geschmack. Keine Räuberbanden und keine sumpfigen Löcher, in welche man versehentlich treten konnte.
    „Ich bin sesehr froh, dass Du Dich hier auskennst. Die Übernachtung in der Scheune letzte Nacht wawar besser als erwartet. Wir müssen noch früh gegenug unter freiem Himmel nächtigen“, ein etwas wehmütiger Ton stahl sich bei den letzten Worten in seine Stimme.


    „Nanatürlich werde ich Dich begleiten in das Dorf“, bezeugte Nicolai augenblicklich.
    „Ich bin aus hahartem Holz geschnitzt, wie man so schön sasagt. Meine Eltern waren immerhin Raktauren, vermutlich im Didienste von Rakshor.“
    „Und Dein Eifer stört mich keineswegs. Manchmal“, er zögerte kurz und suchte nach den richtigen Worten, „bräuchte ich vevermutlich eine Prise mehr davon.“
    Er lächelte sie an.
    „Und mit einer so taffen Begleitung wie Dir wird sich kein Rohling in meimeine Nähe wagen“, dieses Mal funkelte sogar einen Moment der Schalk in seinen Augen, bevor er seine Brille wieder ordentlich zurechtrückte und freundlich lächelte.
    „Ich werde mimich im Hintergrund halten, und Dir das Reden überlassen!“


    Als sie das Dorf erreichten, blickte sich Nicolai interessiert um. Vielleicht hatte sie Recht, und er benötigte tatsächlich noch etwas für die weitere Reise?
    Etwas war ihm tatsächlich in den Sinn gekommen, nachdem sie den Rohlingen begegnet waren, und Finja ihm von ihren Schwertkünsten erzählt hatte. Auch ihre Waffen hatte er inzwischen zu Gesicht bekommen und hatte schwer geschluckt bei dem Gedanken, dass die zierliche Person damit einem Räuber vielleicht die Hand oder auch mehr abhakten konnte.
    „Nun ich.. hähätte vielleicht wiwirklich etwas, das ich nonoch gebrauchen kökönnte“, er verhaspelte sich beim Sprechen dauernd, da es ihm irgendwie unangenehm war, sie danach zu fragen. Und es eigentlich auch überhaupt nicht seinem Metier entsprach.
    „Ich dedenke, dass ich ebenfafalls eine Waffe bräuchte für diese gegefährliche Expe..Expedition! Im Nonotfall muss ich doch auch zuzur Verteidigung beitragen“, jetzt war es heraus und er blickte sie beinahe ängstlich an. Hoffentlich lachte sie ihn nicht aus. Er scharrte nervös mit dem Vorderhuf ein Loch in den Boden, während er abwartete, was sie ihm für einen Vorschlag unterbreiten mochte.
    Er sah sich bereits mit Pfeil und Bogen, einem riesigen Schwert oder einem Speer durch die Gegend rennen und Jagd auf Bären und Rabauken machen.

  • "Was wir alles brauchen? Ich habe das ein oder andere bereits dabei...keine Sorge, ich werde dir nicht zu sehr auf der Tasche liegen.", Finja zwinkerte Nicolai zu. Sie war positiv überrascht, als Nicolai dem Krautwasser zustimmte. "Du wirst es nicht bereuen!".


    Als Nicolai auch noch zusagte, sie zu begleiten steigerte dies noch ihre Laune. "Kein Problem, falls du etwas brauchst, sag es einfach Luna."


    So kamen die beiden in dem Dorf an. Das Dorf selbst bestand aus vielen großen und kleinen Hütten, die ohne wirkliche Struktur in der Gegend aufgebaut waren. Es herrschte geschäftliches Treiben, Händler boten ihre Waren an und an den Straßenecken gab es kleine Kochfeuer, an denen Mahlzeiten zu fairen Preisen erworben werden konnten. Viele Reisende strömten über die Kreuzung und das Stimmengewirr wurde immer lauter. "Wir müssen da drüben hin.", meinte Finja schließlich und zeigte auf ein Gehöft, welches aus einem kleinen Steinhaus und einer Scheune bestand. Sie war zwar etwas erstaunt, dass Nicolai unbewaffnet war...aber irgendwie wunderte sie dies auch nicht wirklich. "Wenn wir bei Luna eingekauft haben, dann holen wir uns da vorne das Krautwasser.", Finja deutete auf einen kleinen Wagen, der abgespannt in einer Gasse stand. Ein dürrer Kerl mit Mönchskranz und Hakennase bediente Laufkundschaft aus dem Karren heraus.


    Wenige Augenblicke später betraten die beiden das Steingebäude. Im Inneren war es recht düster und es duftete nach Räucherkerzen. Überall standen Regale und Schränke mit den verschiedensten Waren, Teppiche lagen herum und gaben die Wege durch diese schon fast labyrinthartige Inneneinrichtung vor. "Komme gleich!", ertönte plötzlich eine Frauenstimme von weiter hinten. Wenige Momente später erschien eine Frau hinter einem der Regale. "Ich muss noch kurz das hier wegbringen und dann...", die Frau sah zu den beiden Kunden hinüber. "Das kann doch nicht wahr sein?!", fragte sie etwas ungläubig und kam auf sie zu. Die Frau war größer und muskulöser als Finja und ihre kurzen, dunklen Haare standen leicht in alle Richtungen ab. Mehrere geflochtene Zöpfe flossen aus dem struppigen Haar heraus und gingen ihr bis über den Rücken. Luna trug eine maßgeschneiderte Leinentunika, hatte außerdem viele Ringe und Ketten. Unter der Tunika schauten mehrere Tattoos hervor und eine lange Narbe zog sich über ihre rechte Wange. "Finja, die Wespe.", stellte sie fest und setzte einen abschätzenden Gesichtsausdruck auf. "Dachte wirklich, ich würd dich nach der Sache in Stahlbach nicht noch mal sehen.". Finja verdrehte mit hochgezogenem Mundwinkel die Augen und zuckte nur mit den Schultern. "Und doch stehe ich jetzt hier.", stellte sie fest. "Was soll ich sagen? Die anderen waren einfach nicht schnell genug.". Ein paar Sekunden vergingen, da kam Luna auf Finja zu und begrüßte sie mit einer überaus festen Umarmung. "Uff...". "Und jetzt bist du zu deiner guten Luna gekommen, weil du wieder etwas ausheckst, hm? Machen wirs wie immer, du weisst, ich kann alles besorgen und so.". Dann fiel ihr Blick auf Nicolai. "Wer ist dein gutaussehender Begleiter?". Ohne auf eine Antwort zu warten stand sie auch schon vor Nicolai. "Hallo. Ich bin Luna. Finjas Freunde sind auch meine Freunde musst du wissen. Ich rüste die gute hier immer mal wieder aus, denke mal du könntest bestimmt auch irgendwas brauchen? Seht euch einfach um.". Finja musste grinsen, als Luna Nicolai etwas zu überfallen schien.


    "Wir gehen auf eine Expedition.", erklärte sie Luna. "Ich brauche ein paar Dinge, nichts großartiges. Ich denke mal, ich werde das hier alles finden.". Sie verschwand für einen Moment im dem Wirrwarr aus Regalen, kam dann aber noch einmal zurück. "Luna, mein Gefährte hier benötigt auf jeden Fall eine Waffe. Ich bin mir sicher, dass du da was passendes da hast.". Wieder verschwand sie. "Eine Waffe, hm?", Luna drehte sich wieder zu Nicolai. "Irgendwelche Vorlieben? Natürlich kannst du alles ausprobieren, aber bitte...wenn, dann draußen. Die Waffen sind da vorne, dritter Gang links, hinteres Regal. Bei Fragen, ruf mich einfach. Ach, weisst du was? Ich komme einfach kurz mit, Finja weiß sowieso wo alles steht.". Dann ging Luna in Richtung Waffenregal.

  • Neugierig blickte Nicolai sich in dem Geschäft um. Die Regale waren bis oben hin gefüllt mit allen möglichen Sachen, einige konnte der Raktaure nicht einmal benennen. Doch trotzdem hatte alles seine Ordnung und wirkte aufgeräumt.
    In einer Ecke erkannte er Rucksäcke in allen Formen und Grössen. Falls Finjas Einkäufe zu grossflächig ausfielen, würde er nachher noch einmal genauer diese Reisetaschen in Betracht ziehen.
    Etwas Positives hatte sein Körperbau nämlich trotz allem. Wenn er musste, konnte er um einiges mehr mit sich herumtragen als ein gewöhnlicher Mensch. Bloss fühlte er sich bisher nie dazu bemüssigt und sein kleiner Lederrucksack reichte für seine Utensilien völlig aus.
    Sein Blick wanderte weiter über Stricke, Mäuse- und Bärenfallen, Schuhwerk und sogar einen kleinen Kompass, der sehr an goblinisches Handwerk anmutete.
    Er wollte gerade interessiert darauf zugehen, während die beiden Frauen sich noch ausgiebig begrüssten, doch da hatte ihn Luna bereits entdeckt und baute sich vor ihm auf.


    Obwohl auch sie zu ihm aufblicken musste wie die meisten Menschen, schien sie ihre Grösse mit dem gleichen Feuereifer wettzumachen, der auch Finja innewohnte.
    Etwas verblüfft über den Redeschwall brachte Nicolai zuerst kein Wort heraus.
    Zum Glück kam ihm seine Begleiterin zu Hilfe und klärte ihre Freundin über die Expedition auf und darüber, dass der Raktaure eine Waffe benötigte. Ergeben trottete er hinter ihr her, als sie ihn zum Waffenregal führte.
    Hatte sie ihn da gerade nach seinen Vorlieben gefragt?
    „Nun also, am liliebsten mag ich Bücher. Vor Allem Theodor Antigon und Pater Bellorion schreiben fantastische Literatur. Doch gelegentlich fertige ich auch gegerne Zeichnungen zu meinen Notizen. Natürlich bei Weitem ninicht so wundervolle Werke wie Finja. Und wenn ich nicht gegerade auf Expe...Expedition bin, besuche ich auch gegerne das Theater, wobei mir Tragödien sehr zusagen!“
    Als ihn Luna jedoch nur befremdlich anblickte, erkannte er, dass er wohl nicht die richtige Antwort gegeben hatte.
    Sie fasste sich jedoch schnell wieder und grinste ihn an.
    „In nem Theater war ich leider noch nie, in diesem Rattenpfuhl gibt es sowas nich“, trotz ihrer Wortwahl konnte man sehen, dass Luna dieses „Rattenloch“ gegen kein Theater der Welt eintauschen wollte.
    „Nun aber zu eurer Expedition! Finja meinte, du benötigst ne Waffe?“
    Nicolai nickte eifrig, als sein Blick jedoch auf das Waffenregal fiel, erbleichte er etwas.
    „Ein Mann von deiner Grösse und Statur kann gut zwei leichte Schwerter tragen. Oder stehst du eher auf schwere Zweihänder? Obwohl nein, ich habe gehört, dass Raktauren vor Allem mit Speeren oder auch Langbogen kämpfen. Bist du ein Nah- oder Fernkämpfer?“
    Ihr Kunde starrte sie hilflos an.
    Die Vorstellung, von seinem Gegner weit weg stehen zu können und sich trotzdem zu verteidigen, gefiel ihm jedoch eindeutig besser.
    „Ein Fernkämpfer?“, meinte er dann etwas hilflos und sein Blick suchte plötzlich nach Finja.
    „Ah interessant. Dann hast du also bereits Erfahrung mit Bögen gesammelt. Ich habe hier vor Allem Kurzbögen, weil die bessert fot gehen. Aber warte, ich bin gleich wieder da. Im Lager hinten habe ich noch einen grösseren rumstehen.“
    Im nächsten Moment war sie davongewuselt und liess Nicolai völlig überfordert zurück.


    „Finja…?“, fragte er vorsichtig und blickte um die Ecke, wo er sie vermutete.
    „Kannst Du mir hier bitte einmal hehelfen?“
    Es war eindeutig, dass der arme Kerl keine Ahnung hatte, weder von Lang-, noch Kurzbögen und auch nicht von Schwertern und Speeren.
    Da kam bereits Luna wieder herbeigeilt. Sie hatte einen riesigen Bogen in der Hand, der sie selbst noch überragte, wenn sie ihn auf den Boden stellte.
    „Hier, nimm ihn einmal in die Hand. Er ist aus leichtem und trotzdem sehr stabilem Holz gefertigt. Sehr handlich!“, sie drückte dem staunenden Centauren die Waffe in die Hand. Tatsächlich hatte der Bogen eine angenehme Grösse für ihn, doch wie man ihn benutzte, das wusste Nicolai bloss aus Büchern.
    „Vielleicht bin ich dodoch eher Nahkämpfer“, murmelte er.
    Schliesslich bekam er auch noch ein Schwert in die Hand gedrückt, das er jedoch beinahe fallengelassen hätte, weil er von dem Gewicht so überrascht wurde und einen Speer, der ihm etwas besser behagte.
    Trotzdem fürchtete er sich bloss schon vor der Vorstellung, damit auf einen Gegner einzustechen.


    Inzwischen war sein Gesicht leichenblass geworden, seine Hände verschwitzt und im Minutentakt schob er das klapprige Brillengestell auf seiner Nase zurecht.
    Unruhig peitschte sein Schweif herum und fegte dabei versehentlich den Becher Wasser vom Tisch, den ihm Luna zuvor hingestellt hatte, als sie seine Aufregung bemerkte.
    „Oh, ververzeihung! Ich brabrauche frische Luluft!“, stammelte Nicolai plötzlich, machte rechtsumkehrt und floh aus dem Geschäft hinaus. Draussen schnappte er erleichtert nach Luft und schämte sich gleichzeitig für sein Verhalten. Nun hielten ihn die beiden Frauen bestimmt für ein unbedarftes Weichei. Ohne Waffe würde er dieses Dorf nicht verlassen, so nahm er sich vor. Was hatte er sich da bloss eingebrockt!

  • <Immer wieder schön hier.>, dachte Finja und schlenderte durch die Gassen aus Regalen. <Was muss ich noch mitnehmen?>. Sie überlegte einen Moment und ging ihr Inventar im Kopf einmal durch. Anschließend begann sie mit dem Einkauf, meinte dann aber plötzlich in der Ferne ihren Namen gehört zu haben. "Öhm...ja?", fragte sie leise und ging in die entsprechende Richtung. Dann schien etwas runterzufallen und jemand polterte schon fast aus der Hütte.


    Schließlich traf Finja Luna in der Nähe der Waffenregale. Von Nicolai war nichts zu sehen. Fragend schaute Finja ihre Bekannte an. "Ist einfach rausgestürmt? Was war da denn auf einmal los?", fragte Luna etwas irritiert und Finja zuckte nur gelassen mit den Schultern. "Er ist...naja...sagen wir, er ist kein wirklich geübter Kämpfer und...neu auf dem Gebiet.". <Das kann ja noch heiter werden.>. Luna schaute sie skeptisch an. "Ich weeeeiss, was du sagen willst.", stellte Finja fest, verdrehte die Augen und stemmte die Arme in die Hüfte. "Finja, was ist das nur wieder für eine Mission? Finja, mit was für einer Gesellschaft bist du denn wieder unterwegs? Finja, wie soll das nur gutgehen?". Das kenne ich alles schon von dir. Außerdem, hey, es wäre doch langweilig sonst.". Dann mussten beide kurz lachen und Luna knuffte Finja kumpelhaft gegen die Schulter. "Ein Frischling war schon länger nicht mehr hier.", dann fiel ihr Blick auf die Sachen, die Finja sich bereits zusammengesucht hatte. Aus einer Decke hatte Finja ein kleines Bündel improvisiert, darin mehrere Kohlestifte, Pergamentbögen verschiedener Größe, einen Satz Wechselkleidung, sowie eine Tonschüssel und ein Essmesser. "Soll ich das schon mal nach hinten bringen?". Finja nickte und übergab das Bündel Luna. "Ich rede mal mit ihm.", meinte Finja schließlich und ging in Richtung Ausgang. "Er ist halt etwas...anders als meine bisherigen Reisegefährten, das stimmt schon. Aber sieh es doch auch mal als eine Herausforderung für dich als Verkäuferin.". Sie grinste schelmisch und verließ dann ebenfalls die Hütte.


    Draußen fand sie einen unruhigen und etwa blass um die Nase wirkenden Nicolai. Langsam ging Finja zu ihm herüber. "Während den Verhandlungen abhauen ist nicht besonders nett.", sagte sie und musste dann aber grinsen. "Spaß beiseite, sag, was war los? Und bevor du anfängst zu reden...alles ist gut, niemand hier ist irgendwie beleidigt oder so.". Nicolai hatte wohl noch nie eine Waffe besessen, geschweige denn eine benutzt.
    "Ich glaube, dass ein Bogen zu dir passen könnte.", dachte Finja laut, sah zu Nicolai auf und nickte dann. "Es wird natürlich dauern, bis du damit vernünftig umgehen kannst, aber ich denke, das können wir üben. Schießen lernt man sowieso schneller als das richtige Kämpfen mit einem Schwert.". Dann ging sie ein paar Schritte um Nicolai herum und stellte sich neben ihn. "Ich glaube, dir wird ein Bogen gut stehen. Wie sieht's aus, wollen wir wieder reingehen? Keine Sorge, ich gucke mir das Teil dann auch mal an.". Sie setzte sich in Bewegung, blieb dann aber noch einmal stehen. "Falls du noch ein paar Minuten brauchst, auch in Ordnung."

  • Beinahe so, als wäre er ein verschrecktes Reh, das im nächsten Moment die Flucht ergreifen könnte, kam Finja behutsam auf ihn zu.
    „Während den Verhandlungen abhauen ist nicht besonders nett“, meinte sie als erstes und verstärkte sogleich sein schlechtes Gewissen.
    Auch ihr Grinsen konnte dies nicht mehr wettmachen, hatte er doch tatsächlich gegen ein Gebot der Höflichkeit und des Anstandes verstossen!
    Bevor er jedoch eine Entschuldigung stottern konnte, folgte bereits die Frage, was denn los sei und die beruhigenden Worte, dass ihm sein missliches Verhalten keiner übelgenommen hätte.
    „Nun ich ich“, er wusste gar nicht, wie er seine Lage erklären sollte.
    Luna war durchaus sehr hilfsbereit, setzte jedoch bereits Voraus, dass er Kenntnisse im Umgang mit Waffen besass. Dabei hatte er doch noch nie eine Waffe besessen, abgesehen von seinem Essbesteck.
    Doch Finja schien auch so zu begreifen, dass er ihre Hilfe und Empfehlungen benötigte.
    „Ich glaube, dass ein Bogen zu dir passen könnte.“
    Nicolais Blick folgte ihr gebannt, als sie um ihn herumging und schliesslich anfügte: „Ich glaube, dir wird ein Bogen gutstehen.“
    Trotz seiner Skepsis spürte er, wie ihn ihre Worte aufbauten und sogar mit ein wenig Stolz erfüllten. Offensichtlich glaubte die junge Frau, dass er im Stande war einen Pfeil zielsicher abzuschiessen – sofern seine Brille nicht verlorenging.
    Nicolai nickte wissend, als sie meinte, dass dies mit Übung verbunden war. Es war ja noch nie ein Meister vom Himmel gefallen.


    Als sie schliesslich gemeinsam die Hütte wieder betraten, war seine Blässe etwas gewichen.
    „Entschuldigt meimein Verhalten!“, sagte er galant zu Luna, „Eure Schönheit hat mir direkt die Luft geraubt.“
    Er lächelte sie an und brachte sogar ein lustiges Zwinkern zustande.
    „Nun, die Wahrheit ist, ich hahabe noch nie eine Waffe benutzt. Deshalb wäre ich um Empfehlungen dankbar! Finja bot sich glücklicherweise bereits an, mir den Umgang beizuzubringen!“
    „Also, die Damen, ich ergebe mich in eure Hände… worauf kommt es dedenn nun genau an bei der Wahl?“


    Schlussendlich war auch der Raktaure damit einverstanden, sich auf einen Bogen festzulegen. Luna präsentierte ihm die unterschiedlichsten Grössen, einige waren auch leicht anders geformt, und dann gab es noch eine schier unendliche Auswahl an Pfeilen, wobei diese Nicolai alle gleich erschienen.
    „Ich empfehle Dir noch einen Dolch für Notfälle. Und falls dir die Pfeile ausgehen, kannst du dir selbst behelfsmässig welche nachschnitzen“, schlug ihm Luna vor.
    So ging es, nachdem sie sich auf einen Bogen festgelegt hatten, der eine stattliche Grösse hatte, aber trotzdem noch handlich genug war um ihn auch auf den Rücken zu schnüren, weiter mit einem Köcher voller Pfeilen und schliesslich hin zu den Dolchen.
    Einige waren klein wie Messer, andere wiesen Unterarmlänge auf. Manche hatten wunderschön mit Schnitzereien verzierte Griffe, während andere wiederum möglichst schlicht gehalten waren. Auch hier liess sich Nicolai dankbar von den beiden Frauen beraten.
    Für ihn war es leicht verstörend, wieviel diese beiden Ladys davon verstanden. Dies waren eindeutig nicht die Frauchen, welche sich den ganzen Tag mit Stickereien beschäftigten. Gleichzeitig bewunderte er Finja und Luna, welche sich so unkompliziert miteinander unterhielten. Die beiden waren hier eindeutig in ihrem Element, was von ihm ganz und gar nicht zu behaupten war.


    Endlich hatten sie sich geeinigt. Der Centaure fühlte sich, als hätte er den Tag im Studium verbracht, so sehr rauchte sein Kopf ab all den neuen Begriffen und Erklärungen.
    „Benötige ich nonoch etwas?“, wagte er schliesslich kaum nachzufragen. Er wirkte ziemlich erschöpft. Trotzdem hielt er den Bogen auch irgendwie zufrieden in seiner Hand. Zu seiner eigenen Überraschung fühlte er sich richtig männlich mit diesem Ding.
    Wie ein richtiger Krieger!
    Zumindest, solange er seine Kampfkünste keinem Gegner beweisen musste…

  • Endlich hatten sie sich geeinigt. Nicolai schien durchaus erschöpft, Finja rempelte ihn freundschaftlich an, nickte ihm dann lächelnd zu.


    "Also ich habe bereits das hier zusammengesammelt.", sagte Finja und zeigte auf das Bündel auf der Ladentheke. "Ansonsten...ich weiss nicht, was haben wir noch dabei? Wir werden bestimmt ein größeres Lager aufschlagen, oder?", sie dachte an die anderen Expeditionsteilnehmer, die ihr angekündigt worden sind. "Die Frage ist, ob wir irgendwas in Richtung...weiss nicht...Zelt oder so brauchen? Wie läuft das bei den Centauren, wie leben die? Meinst du wir kommen da unter?".
    Schließlich gesellten sich noch ein paar weitere Einkäufe dazu, den Rest könnten sie sicherlich noch rechtzeitig unterwegs besorgen.
    "Das wärs dann?", fragte Luna und die beiden nickten. "Dann wollen wir doch mal sehen...", murmelte sie und ging in Gedanken die Preise für die Einkäufe durch. "Natürlich bekommt ihr einen Freundschaftspreis!", fügte sie hinzu und die Bezahlung wurde vorgenommen. Tatsächlich kamen sie weitaus günstiger weg als gedacht. "Danke dir!", sagte Finja fröhlich zu Luna und Nicolai und nahm das Bündel an sich. Es passte sogar noch in ihren großen Rucksack. "War mir wie immer eine Freude und Ehre.", antwortete Luna mit einem zufriedenen Blick auf die Münzen. "Und dir wünsche ich viel Erfolg.", sagte sie mit Blick zu Nicolai. "Ich denke du bist bei Finja in guten Händen. Kannst auf jeden Fall noch was von ihr lernen, Großer.", fügte sie grinsend hinzu. Als Finja und Nicolai schon fast draußen waren rief Luna noch "Hey, Finja, bring mir dieses mal was mit! Keine Ahnung...was Schönes oder so!". Finja grinste und gab ein "Sicher, du sollst ein Andenken bekommen!" über die Schulter zurück.


    Als die beiden draußen waren steuerte Finja den Wagen mit dem Krautwasser an. "Wirklich...ein großes Dankeschön noch mal an dich.", sagte sie zu Nicolai und schwebte schon fast optimistisch neben dem Raktauren her. "Ich würde vorschlagen, wir üben das mit dem Bogen während unserer nächsten Rast. Am besten jeden Abend, wenn es die Zeit erlaubt. Keine Sorge, du wirst das schon hinkriegen.". Finja merkte durchaus, dass Nicolai zwar stolz, aber auch etwas skeptisch war.


    Sie kamen bei dem Wagen an. Der dürre Kerl, der die Laufkundschaft bedient hatte, war nicht zu sehen. Finja musste sich auf die Zehenspitzen stellen und schon fast etwas an dem "Tresen" hochziehen um überhaupt drübergucken zu können. "Hey, Meister! Kundschaft!", rief sie und klopfte so gut sie konnte auf die Theke. Ein Vorhang wurde zur Seite geschoben und der Mann mit Hakennase und Mönchskranz trat hervor. "'s darfsn sein?", fragte er mit kratziger Stimme und schaute die beiden Kunden an. "Was wohl? Zwei mal bitte!", antwortete Finja bestimmend, mittlerweile an der Theke hängend. Der Mann nickte, holte zwei abgenutzte Krüge hervor und ging damit zu einem der großen Fässer, die weiter hinten in einem Regal lagen. Das Krautwasser plätscherte in die Krüge und schließlich hatten Finja und Nicolai ihre Getränke. "Geht auf mich!", meinte Finja, patschte mit dem Handrücken an Nicolais Brust und ließ den Tresen los. Mit einem Satz landete sie sicher auf dem staubigen Boden, kramte etwas Geld aus ihrer Güteltasche und bezahlte.
    Dann stand sie abwartend vor Nicolai. "Ich würde sagen...auf uns und unsere Reise, hm?", sie hob den Becher zum Anstoßen.


    "Lass uns mal etwas da rüber gehen.", meinte Finja schließlich und sie stellten sich ein Stück abseits des Wagens, damit weitere Kunden bedient werden konnten. Finja lehnte sich mit dem Rücken an eine Hauswand und stellte einen Fuß dagegen. "Mh!", meinte sie während des Trinkens und sah Nicolai an. "Wir müssen gleich die Straße da weiter hoch.", mit einer knappen Handbewegung zeigte sie in die entsprechende Richtung. "Ich würde aber vorschlagen, dass wir uns nicht irgendwem hier anschließen, oder? Manchmal tun sich hier "Reisegruppen" zusammen, keine Ahnung wieso.". Sie schwieg einen Moment. "Ich meine hey, wir brauchen keinen von denen und wollen ja schließlich voran kommen. Oder siehst du das anders? Wenn ja, sags ruhig.". Sie nahm einen weiteren Schluck. "Aaah. Ich finde es so erfrischend. Wie schmeckt es dir eigentlich?".

  • Nicolai war erleichtert, dass Finja ihm eine Frage stellte, die er tatsächlich beantworten konnte.
    „Jaja, es wird ein grösseres Lager werden. Da die wiwilden Centauren ein Nomadenvolk sind, haben wir auch Planwagen dabei, welche die Vorräte transportieren. Zum Schlafen gibt es ein grosses Gemeinschaftszelt und für die wiwichtigen Postenträger wie Heiler, Koch und Forschungsleiter einige separierte kleinere Zezelte.
    Aber vielleicht wäre es nicht schlecht für Didich eine Unterkunft zu besorgen? Schliesslich weiss ich nicht, wie gross der Frauenanteil bei dieser Expedition ist und es wüwürde sich nicht ziemen, wenn Du unter lauter Männern schlafen müsstest!“

    Tatsächlich war er sehr besorgt um ihr Wohlergehen, schliesslich nahm sie bloss wegen seiner Anheuerung an der Expedition teil.


    Da er sich nun den Bogen mit Köcher auf den Rücken schnallen wollte, erwarb er bei Luna ein Paar Satteltaschen, die er sich ganz einfach über den Pferderücken legen konnte und welche seitlich anlagen. Ein breites Band verlief über seinen Rücken und hielt die Taschen zusammen, gleichzeitig verteilte es den Druck der Last regelmässig. Zusätzlich verlief ein Lederband bei seiner Unterbrust durch, und hielt die Taschen auch bei einem holprigen Gang an Ort und Stelle, wie es auch ein Sattelgurt tun würde.
    Nicolai betrachtete sich eingehend im Spiegel. Seine grüne Decke bedeckte ordentlich seinen Rücken, und auch der Bogen samt Köcher sass perfekt. Zufrieden bezahlte er alle ihre Einkäufe bei der jungen Frau und gab ihr ein grosszügiges Trinkgeld für ihre Mühen.
    Zu Lunas Freude hatte er tatsächlich den Kompass erworben, zudem ein neues Notizbuch, das er als Tagebuch zu gebrauchen gedachte.
    Eine Landkarte gab es leider keine, dafür entdeckte er zwei kleine Büchlein. Eines zu den unterschiedlichsten Pflanzen und ihrem Gebrauch. Das andere handelte von gefährlichen Schlangen und Spinnen, die man meiden sollte.
    Da er nun öfters Draussen zu rasten hatte, kaufte er schlussendlich noch einen dicken Mantel, den er jedoch zu seiner Wechselkleidung in den Taschen verstaute, wie auch den Dolch, den er in nächster Zeit noch nicht zu gebrauchen hoffte.


    Es freute ihn schliesslich zu sehen, wie ausgelassen Finja wirkte, nachdem sie das Geschäft verlassen hatten. Offensichtlich hatte sie wohl in dieser Hinsicht etwas gemein mit den Frauen aus den Städten – Einkäufe versüssten der Damenwelt erkennbar die Laune und zauberten ein Lächeln auf ihre Gesichter.
    Er nickte zustimmend, als sie vorschlug, bei der nächsten Rast sogleich an seinen Schiesskünsten zu arbeiten. Zu seiner eigenen Überraschung freute er sich darauf, den Bogen auszuprobieren, auch wenn er ahnte, dass Finja zwar eine sehr gute, aber auch unnachgiebige Lehrerin abgeben würde.
    Zumindest machte sie ihm Mut, was bereits ein guter Anfang war!


    Während Nicolai bequem an die Theke hinreichte, hatte die kleiner gewachsene Frau etwas mehr Mühe. Er musste grinsen, als sie sich unelegant an dem Tresen hochzog und unwirsch die Getränke bestellte.
    Beim ersten Schluck verzog sich sein Gesicht noch unwillkürlich von dem ungewohnten Geschmack, beim zweiten fand er das Krautwasser doch eigentlich ganz passabel und beim dritten war er bereits ein begeisterter Lieberhaben des „Gesöffs“.
    Er strahlte Finja an, als sie mit ihm auf die Reise anstossen wollte und bestellte darauf hin direkt noch zwei Becher bei dem hakennasigen Mönch.


    Wie ein Schaf folgte er ihr hinterher, als sie sich etwas abseits hinstellten.
    „Wäre es in einer Gruppe nicht sisicherer?“, erkundigte sich Nicolai eher besorgt, als abwehrend. So oder so würde er sich auf ihre Empfehlung verlassen; der Besuch bei Luna hatte ihn darin bestärkt, dass sie eindeutig den besseren Scout abgab, als er.
    „Andererseits scheint es mir auch wichtig voranzuzukommen, da wir sowieso schon im Verzug sind. Natürlich nicht wegen dir, sondern wewegen meiner eigenen Unkenntnisse.“


    Als sie ihn nach dem Krautwasser fragte, hellte sich seine Miene sogleich auf.
    „Oh, es ist fafantastisch. Meinst du der Mönch wird mir sein Rezept für einige Münzen verkaufen? Damit könnte man auch in deder Stadt Gewinn erzielen.“
    Dann kam ihm plötzlich ein neuer Gedanke, als er aus der Ferne die Leute beobachtete, welche mit Pferden oder Ochsenwagen unterwegs waren.
    „Sosollen wir Dir ein Reittier besorgen? Wie bereits gesagt sind die wilden Centauren in ständiger Bewegung, sie leleben nach den Jahreszeiten und schliessen sich den Herdenwanderungen an. Wenn wir dort längere Zeit verbringen, wäre es womöglich von Vovorteil“, nachdenklich schaute er die energiegeladene Frau an. Es musste ja nicht gerade ein Vollblutpferd sein, so dass er selbst noch hinterherhumpeln musste, doch ein Kleinpferd, etwa in seiner eigenen Grösse, würde es auch tun.
    Bevor sie antworten konnte, schlenderte er bereits zum Mönch hinüber, um mit ihm über den Preis des Geheimrezepts zu verhandeln, die beiden Trinkflaschen mit dem Krautwasser auffüllen zu lassen und nach einem guten Verkäufer für Reittiere zu fragen.

  • <Na also, geht doch.>, dachte Finja zufrieden, nachdem die beiden angestoßen hatten.


    "Ach, mach dir keine Sorgen. Du meintest, wir müssen nach Norden und da scheint mir das der beste und auch sicherste Weg hier zu sein. Was die anderen Leute hier angeht...", sie überlegte einen Moment. "Vielleicht finden wir ja jemanden, der zufällig den gleichen Weg hat.". Sie wirkte nicht wirklich überzeugt davon jemanden mitzunehmen. "Warten wirs einfach mal ab, kann ja sonst auch sein, dass wir unterwegs noch auf andere Reisende treffen.". In Gedanken überschlug sie den ungefähren Weg zum Treffpunkt. "Je nachdem, wie gut wir voran kommen sollten wir unsere Zeiten der Rast anpassen. Oh wir müssen dann ja auch das Bogenschießen üben...aber das kriegen wir hin.".
    Nicolai sprach von dem Verzug, den er durch seine Unkenntnisse zu verschulden hatte. "Putz dich nicht selbst so runter.", meinte Finja aufbauend, jedoch mit einer Spur Ernsthaftigkeit und leicht verständnislosem Blick. "Nicht jeder kann von sich behaupten auf so eine Reise zu gehen, geschweige denn sie bis zum Ende durchgezogen zu haben. Dein Meister war auch nicht von Anfang an ein Meister. Jeder fängt schließlich mal klein an.". Sie nahm einen tiefen Schluck, musste danach einmal leicht aufstoßen. "Verzeihung.".


    "Ich weiss nicht, ob er das Rezept verkauft. Könnte mir vorstellen, dass man nicht überall an die Zutaten rankommt...aber weisst du was? Versuch es doch einfach, warum nicht? Mehr als "Nein" sagen kann er nicht. Und sollte man die Sachen nicht bekommen, so kannst du es immer noch in deinen Expeditionsbericht mit aufnehmen.". Finja war davon überzeugt, dass Nicolai noch einige Eindrücke seiner Reise niederschreiben würde.


    "Ein...Reittier?", fragte Finja unsicher. Nicolai ließ sie stehen und schlenderte wieder zurück zu dem Stand. "Ich auf einem Pferd...", brummelte sie vor sich hin und sah sich schon auf einem viel zu großen Tier hängen. Auf der anderen Seite durfte sie bei dem Heerlager damals auch ab und an reiten und das hatte ihr schon Spaß gemacht. Irgendwie hatte sie plötzlich ein schlechtes Gewissen, so ein Pferd war sicherlich nicht gerade günstig und schließlich hatten sie gerade auch noch ein kleines Zelt für sie gekauft. Auf der anderen Seite machte es durchaus Sinn zu reiten. So wie Nicolai erklärt hatte sind die Centauren immer in Bewegung und laufen kam dann natürlich nicht in Frage...


    Kurze Zeit später kam Nicolai zurück und sie machten sich auf zu einem Verkäufer für Reittiere. "Und?", fragte Finja schließlich, "Hast du es bekommen? Das Rezept meine ich?". Irgendwie hatte sie auch Interesse daran und wollte wissen, was genau da eigentlich drin war. Sie schaute den Raktauren gespannt an.


    Sie kamen bei dem Händler und seinem "Stand" an. Es handelte sich um eine hölzerne Scheune mit Strohdach, dahinter eine Koppel. Der Händler sah die beiden potentiellen Kunden schon von weitem und kam ihnen ein Stück entgegen. "Oooh, Nicolai, sieh mal!", platzte es plötzlich aus Finja heraus und sie lief schnellen Schrittes zu dem hölzernen Zaun, der die Koppel umspannte. Mit einem Satz stand sie auch schon auf einer der Querstreben und hielt sich an dem nahestehenden Zaunpfahl fest. Mit großen Augen schaute sie die Pferde an, die dort umherliefen. Das eine Tier schien sogar die richtige Größe zu haben! <Ohhh...dieses Grau...und diese schwarze Mähne!>. Sie drehte den Kopf in Nicolais Richtung und sah, wie dieser bereits bei dem Händler angekommen war. Mit einem leisen "Hepp." sprang sie wieder von dem Zaun herunter und eilte zurück zu dem Raktauren und dem Händler. "Verzeiht...Guten Tag erst einmal.", begrüßte Finja den Händler etwas verlegen und wischte die Strähnen aus ihrem Gesicht. "Das sind wirklich schöne Tiere.", nuschelte sie. <Dass mir sowas immer wieder passiert.>, dachte Finja und musste dann aber wieder grinsen. Sie hatte zwar schon einiges erlebt, gekämpft und auch die ein oder andere Verletzung überstanden, aber bei Tieren kam immer mal wieder das kleine Mädchen in ihr durch. <Hoffentlich zieht der uns jetzt nicht wegen mir über den Tisch.>, dachte sie plötzlich und versuchte den Händler einzuschätzen. So oder so, sie würde sicherlich gut bei dem Verkaufsgespräch zuhören.

  • „Nun ja, das mamag sein. Doch habe ich so das Gefühl, dass Forscher normalerweise tauglicher sind füfür eine solche Reise. Und weit bebesser vorbereitet.“
    Trotzdem war er erstaunt, dass sie sich für ihn einsetzte, wo sie doch vor Kurzem noch so skeptisch auf sein Vorhaben reagiert hatte in der Taverne.
    Nicolai nickte ihr zu und machte sich eine gedankliche Notiz, später noch einen Tagebucheintrag zu verfassen. Schliesslich musste er auch die Einkäufe ordentlich festhalten, um später seinem Meister die Unkosten vorlegen zu können.
    Nicolai hatte sich zu dem Mönch gesellt und man konnte die beiden wild diskutieren und herumfuchteln sehen. Zwischendurch blitzten einige Münzen auf, und schlussendlich kam Nicolai mit einem zufriedenen Grinsen auf Finja zugeschritten.
    „Etwas weiter die Strasse rurunter gibt es einen guten Pferdehändler. Und ja, ich hahabe ihm einen Teil des Rezepts abgekauft. Der Geizkragen wollte es nicht vollständig heherausgeben. Der Rerest wird sich aber ergeben“, meinte er zuversichtlich und schritt dann guten Mutes voran, während Finja hinterherwuselte.


    Bald erkannte Nicolai den eifrigen Verkäufer, der bereits auf sie zugeschritten kam.
    „Der mamacht doch einen guten Eindruck“, wollte er Finja zuflüster,n doch sie war nicht mehr an seiner Seite. Irritiert hielt der Raktaure inne und blickte sich suchend um.
    Er fand sie bei der Pferdekoppel, wo sie mit leuchtenden Augen die Tiere anstrahlte.
    Nicolai schmunzelte als er sah, wie sie auf die Querstreben geklettert war, und die Pferde bewunderte.
    Doch auch der Händler hatte dies bereits bemerkt, und er rieb sich die Hände als er mit einem erfolgversprechenden Lächeln auf sie zuschritt.


    „Guten Tag! Wie ich sehe, haben Sie Interesse an einem meiner Tiere?“
    "Verzeiht...Guten Tag erst einmal“, nuschelte da auch Finja und stand plötzlich wieder neben ihrem Begleiter.
    „Ja, seid gegrüsst. Wir sisind tatsächlich auf der Suche nach einem Reitpferd für die jujunge Lady hier“, antwortete Nicolai freundlich.
    „Ahja, haben Sie bereits eine Vorstellung? Die junge Frau hat eine ideale Figur zum Reiten, sie wird sich gut auf einem Pferd machen“, prophezeite der Mann, wobei sein schiefes Grinsen durchaus zweideutig gewertet werden konnte. Nicolai entging dies jedoch, da er zu sehr auf sein Vorhaben konzentriert war.
    „Wir susuchen ein Tier, das nicht zu wild ist, jedoch möglichst ausdauernd und trittsicher“, meinte er dann und trat an den Rand der Koppel, um die Pferde zu begutachten.


    „Wie wäre es mit dem guten Damascus? Ein ruhiger Geselle, sogar kindertauglich“, gurrte der Händler und deutete auf ein dunkelbraunes Pferd.
    Nicolai zog die Augenbrauen in die Höhe: „Der sieht ja aus, als wäre er schoschon über die 20 Jahre alt! Schauen Sie nunur seinen durchgebogenen Rücken an. Ausserdem scheint er den linken Vorderhuf nicht richtig zu belasten. Bitte hahalten Sie mich nicht zum Narren!“
    Von diesem Moment an war der Händler fromm wie ein Lamm, da er offensichtlich einen Kunden gefunden hatte, der sich mit Pferden auskannte. Bei näherer Betrachtung auch gar keine Überraschung, wenn man bedachte, dass er selbst zur Hälfe einen Pferdekörper besass. Doch der Händler hatte sich durch sein gepflegtes Äusseres, das klapprige Brillengestell und das Stottern täuschen lassen.


    „Nun, ich kann Ihnen auch Eduardo empfehlen, ein gutmütiger Wallach, der mit 14 Jahren bereits gut eingeritten ist. Er ist nicht schreckhaft und ein geselliger Kerl“, dieses Mal deutete er auf einen Fuchs, der Nicolai schon besser passte. Das Pferd war jedoch eher ein Pony, doch der Raktaure wusste, dass es darauf schlussendlich nicht ankam, sondern auf die Ausdauer und Trittsicherheit des Tieres.
    Sein Blick fiel auf Finja, welche neben ihm am Zaun stand und gebannt die Pferde anstarrte. Nein, das war nicht korrekt, ein bestimmtes Tier hatte sie ins Auge gefasst.
    Auch der Händler bemerkte ihr Interesse, hob jedoch abwehrend die Hände.
    „Sie wollten doch kein wildes Tier! Arcadia ist mit ihren 10 Jahren noch etwas aufmüpfig. Keine Frage, sie ist ein tolles Pferd und würde vermutlich sogar ihren Vorstellungen entsprechen, doch sie kann sehr temperamentvoll sein, wenn nicht sogar zickig… Sie beisst gerne, ein richtiges Weibsstück!“
    Nachdenklich betrachtete Nicolai die graue Stute, welche tatsächlich die ideale Grösse hatte und etwa dieselbe Widerristhöhe, 1,50 Meter, wie er selbst.
    Sie schien die Blicke zu bemerken und ihr Haupt schoss aufmerksam in die Höhe.
    Finja hatte sich wieder über den Zaun gelehnt und begann das Pferd mit einem Schnalzen zu locken. Der Verkäufer starrte verdattert und misstrauisch zugleich die Stute an, welche plötzlich beinahe hochmütig auf sie zugeschritten kam.
    Nun, ihr Gangbild gefiel dem Raktauren, die Hufe schienen in Ordnung zu sein und sie wirkte gesund. Er musste grinsen, als das Tier und Finja sich tatsächlich gegenseitig „beschnupperten“ und das Mädel ihr ein Büschel Klee unter die Nüstern hielt.
    „Ich glaube, hier haben sich zwei gefunden. Wieviel wollen Sie für die Stute, samt Zaumzeug und Sattel haben?“


    Anfangs versuchte der Händler noch einen hohen Preis herauszuschlagen, doch als es darum ging das Pferd einzufangen, konnte man deutlich erkennen wie Arcadia tickte, wenn ihr jemand nicht sympathisch war oder der Wunsch desjenigen nicht ihrem eigenen Willen entsprach.
    Sie bockte herum und schnappte nach dem Helfer, welcher sie nur mit Müh und Not aus der Koppel herauszerrte.
    Ein kritischer Blick Nicolais genügte um den Verkäufer schnell sein Angebot revidieren zu lassen, denn schlussendlich war er doch froh, das „zickige Weibsbild“ loszuwerden.
    „Ich hoffe Mal, das wird uns nicht nonoch in Schwierigkeiten bringen“, meinte der Raktaure schliesslich doch leicht skeptisch, konnte jedoch nicht anders als zu lächeln, nachdem Finja ihre neue Begleiterin fröhlich und liebevoll zugleich begrüsste.




    Expedition zu den ursprünglichen Centauren im Jahre 201 n.d.A.
    Wortführer und Besitzer des Tagebuchs: Raktaure Nicolai Bindersmüh


    Beinhaltet Tagebucheinträge, Notizen und Ergebnisse zur Forschungsreise.


    Tag 1, Dorf Felsensenke, auch Rattenkuhle genannt
    Frühlingshaftes Wetter, sonnig


    Habe mich vor einigen Tagen mit Finja zusammengeschlossen. Junge Almanin, beherrscht Kampffertigkeiten und Zeichenkünste.
    Mit meiner neuen Reisebegleitung habe ich Besorgungen für unsere Reise erledigt. Mit ihren Fachkenntnissen ist sie eine grosse Unterstützung für mich.
    Ihre Aufgabe wird es sein, die Eindrücke der Expedition in Bildern festzuhalten.
    Haben dementsprechend Zeichenutensilien besorgt.
    Des Weiteren: ein Zelt, Wechselkleidung, je eine Tonschüssel, Besteck, einen Bogen, einen Köcher mit Pfeilen, einen Dolch, einen Kompass, ein Notizbuch, zwei Ratgeber zur Flora und Fauna, einen warmen Reisemantel, ein Kleinpferd (10-jährig, grau, Stockmass 1,50m), Sattel- und Zaumzeug


    Vermerk:
    Rezept Krautwasser
    Zutaten – frisches Bromblatt, Ingwer fein gerieben, Saft und Schale von Zitronen, Pfefferklee, getrocknete Brennnessel- und Schwarzblätter, Honig und Wasser
    Zubereitung – Wasser aufkochen, Zutaten beimischen und einen Tag lang einziehen lassen.


    Mengenangaben hat der Mönch auch gegen einen Aufpreis nicht rausrücken wollen!
    Nach Belieben kann ein Schuss Kräuter- oder Obstschnaps beigegeben werden.

  • Ein Grinsen umspielte Finjas Lippen, als sie Nicolai und den Mönch bei ihren Verhandlungen beobachtete. <Oh man.>, sie schüttelte amüsiert den Kopf.


    Finja bemerkte das schiefe Grinsen des Händlers. Sie hob herausfordernd den Kopf, sagte jedoch nichts weiter. Schließlich wollte sie sich nicht während eines Verkaufgesprächs aufregen, das kam nie sonderlich gut an wie sie wusste. Trotzdem brodelte es für einen kurzen Moment in ihr auf.
    Der Händler preiste verschiedene Tiere an und Finja war froh, dass Nicolai so viel Fachwissen hatte.


    Da war Damascus, doch Nicolais Blick entgingen die Details nicht. Finja verschränkte nach Nicolais Zweifeln die Arme und legte den Kopf schief. <Nein, über den Tisch werden wir wohl definitiv nicht gezogen.>
    Dann ging es um einen Eduardo, doch Finjas Blicke wichen ab, wieder zurück auf das Pferd, welches sie schon vorher gesehen hatte. Entgegen ihrem Vorsatz genau bei den Verhandlungen aufzupassen beschäftigte sie sich lieber mit Arcadia. Sie schaffte es tatsächlich, das Tier zu sich zu locken und hielt diesem einen kleinen Büschel Klee hin, den sie bei dem Zaun gefunden hatte. Das Pferd stubste die Almanin sanft mit dem Kopf an. "Na du?", kicherte Finja leise vor sich hin und streichelte Arcadia. Dann hörte Finja, wie Nicolai nach dem Preis für Tier, Zaumzeug und Sattel fragte. Schlagartig schoss ihr Blick abwechselnd von dem Raktauren zu dem Händler.
    Als es darum ging das Tier einzufangen stand Finja aufgeregt neben Nicolai. Sie stellte sich sogar ab und an auf ihre Zehenspitzen um genau mitzubekommen, was dort vorging. Sie schien ein wenig mitzufiebern und hätte am liebsten eingegriffen, als das Pferd sich gegen Helfer behaupten wollte. "Hauptsache, die tun ihr nicht weh, dann ist hier was los.", brummelte Finja kaum hörbar in sich hinein.
    Endlich wurde ihr das Pferd übergeben. Finja wuschelte durch die Mähne des Tieres, lächelte glücklich und mit großen Augen.


    Nicolai half Finja beim Satteln von Arcadia und schließlich hatte das Mädel sich auf das Pferd geschwungen. Schlagartig schoss das Tier los, preschte über eine alte Steinbrücke und machte einen großen Bogen über eine Wiese. In langsamen Schritt kehrte Arcadia mitsamt etwas blasser Finja zu der Steinbrücke zurück und blieb dort abwartend stehen. "Alles unter Kontrolle!", meinte Finja und winkte Nicolai zu. "Mach sowas doch nicht mit mir!", hauchte sie dem Pferd zu. So machte sich die kleine Reisegruppe schließlich auf den Weg gen Norden.


    Die Zeit verging und Finja saß mehr als stolz im Sattel. Jetzt konnte sie sich mit Nicolai sogar fast auf Augenhöhe unterhalten! Allerdings sprach sie die ersten Minuten ihrer Weiterreise nicht...doch bald platzte es aus ihr heraus. "Du...mir hat noch nie jemand etwas von so großem Wert gekauft. Ich meine...ein Pferd! Manche Leute sind froh, dass sie einen Esel oder ein anderes Packtier haben...und du schüttelst einfach so ein Pferd aus dem Ärmel und dann sogar noch so ein wunderbares Tier!". Finjas große, grüne Augen glitzerten im Licht der langsam untergehenden Sonne. "Ich...keine Ahnung. Du hast jetzt so viel Geld für mich ausgegeben, ich weiss gar nicht, wie ich das mit den Zeichnungen wieder wett machen soll. Da werde ich doppelte, ach, was sag ich, dreifache Mühe reinstecken! Mindestens!". Sie machte eine kurze Pause. "Ich habe dir ja in der Taverne noch gesagt, dass meine Aufträge normalerweise anders ablaufen. Aber...das hier...das läuft auf jeden Fall noch mal GANZ anders ab. Andere Auftraggeber hätten mich einfach laufen lassen.". Sie wirkte für einen Moment nachdenklich, schien dann einen dunklen Gedanken abzuschütteln. "Hey!", meinte sie schließlich und drehte sich zu Nicolai. "Was meinst du? Mache ich mich wirklich gut auf einem Pferd?".



    Schließlich rasteten die beiden bei einem "Gasthaus". Gasthaus war sogar noch übertrieben. Eigentlich handelte es sich um einen abgelegenen Streckenposten von Botenreitern. Dieser bestand aus einem Wachhaus, einem Stall und einer Feuerstelle. Ein kleiner Bach plätscherte in der Nähe vor sich hin. Ein alter Knecht hatte ihnen einen Schlafplatz überlassen, da momentan an dieser Station nichts los war. Er hatte sogar noch ein paar Bissen Auflauf übrig, die er Finja und Nicolai überließ.
    Arcadia kam im Stall unter und war bereits versorgt, als sich die beiden Reisenden an der Feuerstelle niederließen. Finja hatte sich an einen Baumstamm gelehnt und beobachtete die Sterne. Nicolai kritzelte irgendwas in ein Buch. "Was machst du da eigentlich?", unterbrach Finja schließlich die Stille, die vorher nur von dem Knistern des Feuers untermalt wurde. Eigentlich hätte sie direkt wissen müssen, dass Nicolai seinen Bericht schrieb. "Stört es dich wenn ich...?". Sie tippte mit der Spitze ihres Stiefels an die Laute, die sie mit zur Feuerstelle gebracht hatte.


    Kurze Zeit später hockten sie schweigend am Feuer, Nicolai schrieb und Finja spielte. Sogar der alte Knecht gesellte sich noch einmal dazu und lauschte zufrieden den Melodien.

  • Da Nicolai als Kind bei einer Müllersfamilie aufgewachsen war, welche auch Pferde besass um die Karren zu ziehen, war er mit den Tieren vertraut.
    Geduldig zeigte er Finja, wie sie zuerst die Schabracke und dann den Sattel auflegen sollte, und wie es am einfachsten ging, den Bauchgurt festzuzurren. Schnell stellte sich dabei heraus, dass dies Arcadia ganz und gar nicht passte und sie mürrisch nach ihm schnappte.
    „Am Bebesten zuerst nur ganz leicht anziehen, wie du siehst, bläht sie ihren Bauch auf. Wenn sie einige Schritte gegagangen ist, kannst du nochmals nachziehen und wenn du oben sitzt, kannst du je nachdem noch ein Loloch höher zurren, damit du nicht bei den schnelleren Gängen nicht plötzlich zwischen ihren Beinen unten hähängst“, riet er ihr mit einem Zwinkern.
    Als es darum ging, ihr den Zaum anzulegen, wollte sie ihr Maul zu keinem Preis öffnen und hob den Kopf so hoch, dass Finja kaum hingelangte.
    „Ein wenig Übung, dann wird das auch klaklappen!“, meinte der Raktaure zuversichtlich.
    Er zeigte dem Mädel, wie sie ihre Finger hinten ins Pferdemaul schieben, damit sich dieses öffnete und sie die Trense einschieben konnte.
    „Und immer gut loben, aber das mumuss ich dir ja nicht sagen“, lachte er, als er sah, wie Finja die Stute betüdelte.
    Als sie dann oben sass, waren die beiden schneller davongeprescht als er bis drei zählen konnte.
    „Die sind glaub über alle Beberge“, sagte er zum Pferdehändler, welcher bereits erschrocken die Hände verworfen hatte. Vermutlich glaubte er, Nicolai werde ihm Vorwürfe machen wegen des Tieres, doch der Raktaure war sich sicher, dass Arcadia genau die Herausforderung war, die das junge Mädel brauchte. Und tatsächlich kehrten die beiden kurz darauf in völliger Harmonie und unbeschadet von ihrem Jungfernritt zurück, wobei die Stute zufrieden schnaubte, während Finja etwas bleich im Gesicht schien.
    Nun konnte die Reise also beginnen.


    „Naja, eine Kutsche kann ich Didir leider nicht anbieten. Dann soll es wenigstens ein Pferd sein“, versuchte er abzuwiegeln, errötete aber trotzdem freudig.
    „Mein Meister ist sehr wohlhabend. Bereits seine Familie handelt mit Kunstwaren und hahat sich ein Geschäft aufgebaut. Und mein Herr hat sich auf wertvolle Bücher veverlegt, die er an- und verkauft. Das Buchbinden ist sozusagen noch ein kleiner Nebenverdienst für ihn, dodort bildet er auch Lehrlinge aus“, erklärte Nicolai ihr den Wohlstand.
    „Ach, deine Zeichnungen werden meine Notizen um Vieles aufwerten, da bibin ich mir sicher. Wenn es Dich beruhigt, werde ich streng kontrolliere, ob deine Bilder meinen Anforderungen entsprechen“, lächelte er sie im Spasse an.
    „Ausserdem wirst Du mich ja als Gegenleistung mit didiesem Ding auf meinem Rücken vertraut machen“, er blickte zu ihr hinüber und beglückwünschte sich dafür, ihr ein Reittier gekauft zu haben. Es war deutlich angenehmer, auf Augenhöhe zu kommunizieren. Für ihn war es furchtbar, wenn er dauernd auf die Menschen heruntersehen musste, entsprach dies doch ganz und gar nicht seinem Wesen.
    Während er überlegte, wie ihre Aufträge sonst ablaufen könnten, gingen sie in Eintracht nebeneinander her, wobei ihm belustigt auffiel, dass sich Arcadia immer wieder vordrängte, als wolle sie die Führung übernehmen.
    "Hey!", meinte sie schließlich und drehte sich zu Nicolai. "Was meinst du? Mache ich mich wirklich gut auf einem Pferd?"
    Einen Moment betrachtete er sie prüfend. Tatsächlich schien ihr Körper unter einer ständigen und trotzdem natürlichen Spannung zu stehen. Das musste wohl mit ihrem Training zusammenhängen, und damit, wie sie aufgewachsen war. Nun, es kam ihr auf jeden Fall zu Gute.
    Er wollte sie jedoch etwas necken und meinte deshalb kritisch: „Ganz passabel. Die Schultern noch etwas mehr zurück, aber kein Hohlkreuz junge Dame! Brust raus, Fersen runter. Blick nicht aufs Pferd, sondern dorthin, wo Du reiten möchtest!“
    Dann breitete sich jedoch ein breites Grinsen auf seinem Gesicht aus und er rückte seine Brille zurecht.
    „Du machst das prima, Finja. Vor Allem scheint Arcadia Dich zu mögen. Ich habe so das Gefühl, sonst wäre sie schon über alle Berge!“


    Nicolai war erstaunt über die Gastfreundlichkeit des Knechtes und dankend nahmen sie seine Gaben entgegen.
    Dann liessen sie sich an der Feuerstelle nieder. Während der Raktaure die Taschen und den Bogen ablegte und seinen wärmenden Mantel um die Schultern zog, betrachtete Finja das Himmelszelt.
    Schliesslich zog er das Notizbuch hervor und kritzelte seinen ersten Beitrag hinein.
    Er genoss die Ruhe um sich herum, nur die Stätte war nicht so weich, wie er es sich von zu Hause gewohnt war. Nun, daran müsste er sich nun wohl gewöhnen.
    Unuhig rutschte er hin und her, bis er endlich meinte, eine bequeme Position gefunden zu haben, nur um eine Minute später wieder das unselige Pieksen eines neuen Steinchens an seinem Körper zu spüren.
    „Was für ein Tag. Ich denke, wir waren sehr erfolgreich und sind nun gugut vorbereitet. Meinst Du nicht auch, junge Lady?“
    Er begrüsste es sehr, als sie schliesslich zu spielen begann auf ihrer Laute und unterbrach dafür sogar das Verfassen seines Tagebucheintrages.
    „Ich dedenke, das können wir gerne jeden Abend so handhaben. Das gefällt mir vermutlich sogar noch besser, als regelmässige Schiessübungen“, meinte er, als sie eine kurze Pause einlegte.
    „Mit denen können wir dann ja Morgenabend beginnen“, seine Betrübtheit angesichts des Aufschubs hielt sich dabei sichtlich in Grenzen.


    „Woher kennst Du alle diese Lieder? Und wer hat Dir das Spielen beigebracht? Dein Bruder?“
    Dann lauschte er wieder aufmerksam, bis er auf einmal die Ohren spitzte.
    „Gibt es hier Wölfe?“, fragte er plötzlich beklommen, denn er meinte ein Heulen vernommen zu haben.
    „Ich hoffe Mal, die mögen unser Feuer nicht und hatten schon ihr Abendessen. Vielleicht wollen Sie auch einfach dein Lautenspiel mitbegleiten!“, versuchte er zu scherzen, doch die Nervosität war ihm sofort anzusehen.
    Wie sollte das denn noch werden, wenn sie fern jeglicher Zivilisation wären?
    „Sollte immer einer von uns Wache halten?“
    Doch auch, als Nicolai endlich schlafen sollte, war dies nicht so einfach, wie erwartet. Bei jedem Geräusch schreckte er hoch und sogar in seinen Träumen hörte er noch das Heulen und Knurren der Wildtiere.
    Als er am Morgen Finja begrüsste, hatte er deutliche Augenringe und wirkte ziemlich zerknautscht. Selbst seine ansonsten nicht zu beanstandende Freundlichkeit hielt sich in Grenzen und er brummelte auf Fragen hin nur kurze Antworten. Erst als die Sonne ihn langsam aufwärmte, erwärmte sich auch sein Gemüt wieder.

  • Finja hatte gerade mal die Hälfte der Fachbegriffe verstanden, die Nicolai bei seinen Erklärungen benutzte. Doch sie schien zu verstehen, was am Ende wo und wie sitzen musste und darauf kam es an. <Ich werde ihn bestimmt noch das ein oder andere Mal fragen müssen...>, dachte Finja mit einer Mischung aus Erleichterung und Verlegenheit, während sie erneut ihr Pferd streichelte.


    "Eine Kutsche?", fragte Finja leicht irritiert. Sie war bisher nie in einer Kutsche gereist und hoffte, dass Nicolai ihr nicht auch das noch irgendwann "ermöglichte". Er erzählte von seinem Meister und seinen überaus guten finanziellen Mitteln und Finja versuchte sich ein Bild von dem Herren zu machen. "Gut, machen wirs so!", sagte Finja selbstsicher und die Abmachung mit den Zeichnungen und dem Training wurde noch einmal bestätigt.


    "Ganz passabel?!" brummelte Finja leise und bemühte sich dann, den Anweisungen Nicolais Folge zu leisten. Am Anfang war es noch etwas wackelig und sie musste sich selbst immer wieder dazu ermahnen die Schultern zurückzudrücken, aber nach und nach bekam sie den Dreh raus. Das Lob, welches sie von Nicolai erhielt, bestätigte Finja mit einem stolzen Lächeln.


    „Was für ein Tag. Ich denke, wir waren sehr erfolgreich und sind nun gugut vorbereitet. Meinst Du nicht auch, junge Lady?“ Finja nickte, den Blick weiter gen Himmel gerichtet. Jetzt sah die Sache schon etwas anders aus und Finja war optimistischer, was die Zukunft der Expedition anging.
    "Du, um die Übungen kommst du nicht herum, das kann ich dir versprechen.", grinste sie Nicolai an, während sie eine Saite nachstimmte. "Aber du hast recht, jetzt ist es zu dunkel für die Grundlagen."


    "Oh die Lieder habe ich nach und nach gelernt, während ich mit meiner Familie und dem Heerlager auf Reisen war. Eine Zeit lang hat uns ein Barde begleitet und ich wollte danach unbedingt auch ein Instrument spielen können. Leider war nicht genug Geld dafür da, so musste ich mir das selbst zusammensparen.". Finja legte die Laute auf ihren Schoß. "Seweryn hat immer gesungen. Das Spielen hat mir einer der Kämpfer aus dem Heerlager beigebracht...der alte "Einauge".". Es war deutlich sichtbar, wie sich hinter ihren Augen diverse Erinnerungen abspielten. "Der hatte ein Auge beim Kämpfen verloren, sich dann aber als Bogenschütze versucht. Er meinte, dass er jetzt besser zielen könne.", murmelte Finja, schaute dann wieder zu ihrer Laute. "Ich habe mir dieses gute Stück kaufen können, nachdem ich mich in die Dienste des Feldkoches gestellt habe. Er hat wenig gezahlt, aber es war wenigstens etwas. Seweryn hat mir einen Großteil des Geldes irgendwann heimlich zugesteckt, da bin ich mir sicher.". Diesen Gedanken ließ Finja so stehen und überlegte, welches Lied sie als nächstes spielen könnte.


    "Wölfe...kann schon sein.", überlegte sie kurz und sah sich um. "Das mit der Wache ist eine gute Idee. Wir werden auf unserer weiteren Reise bestimmt immer mal wieder Nachtwachen aufstellen müssen.". Finja streckte die Arme aus, drehte die Hände und ihr linkes Handgelenk knackte leise. "Dann können wir ja anstatt Bogenschießen heute mal Nachtwache üben!", meinte sie und nickte Nicolai optimistisch zu.


    Die Zeit verging und die erste Wachschicht stand bevor. Nicolai sollte sie übernehmen. "Wenn was ist, dann weck mich einfach.", sagte Finja müde und rollte sich wie eine Katze unter ihrem Umhang zusammen. Neben ihr lag der Speer, die Umrisse ihrer Klinge waren deutlich unter dem Umhang zu erkennen. Es dauerte nicht lange, da war die kleine Almanin auch schon eingeschlafen...


    Während der eigenen Wachschicht passte Finja eher halbherzig auf. Was sollte auch schon passieren, hier bei dem Streckenposten? Schließlich entschied sie sich die Beine etwas zu vertreten und stand leise auf. Zwischen all den Geräuschen der Nacht meinte Finja jedoch plötzlich noch etwas anderes zu hören. <Was...war das?>. Langsam wanderte ihre Hand zum Griff ihres Schwertes. Wie erstarrt stand Finja so da, konzentrierte sich auf die Geräusche um sie herum. Dann passierte einen Moment lang gar nichts. <Mh. Hab' mich wohl geirrt.>. Skeptisch sah sich Finja noch einmal um, ging dann aber doch zurück zum Nachtlager. Kurzzeitig fühlte sie sich beobachtet.


    Am nächsten Morgen war Finja früh wach. <Möchte gar nicht wissen, wie ich wieder aussehe...>, dachte sie genervt und wischte sich durch das Gesicht. Nicolai begrüßte sie. "Wooah. Nicolai. Du siehst echt nicht gut aus.", blubberte es aus ihr heraus. "Hast du so schlecht geschlafen?". Die knappe Antwort des sonst so freundlichen Raktauren sagte alles. Immerhin wurde seine Laune besser, als die Sonne weiter gen Himmel stieg.
    "Der Treffpunkt, naja, was ist das für einer? Eine Taverne? Eine Brücke? Eine Kreuzung?", fragte Finja schließlich. Je weiter die Reise voran ging, desto aufgeregter wurde sie. <Wie wohl die anderen Expeditionsteilnehmer so sind?>. Finjas Blick flog über ihre Schulter. Da war es wieder, das Gefühl beobachtet zu werden.

  • "Wooah. Nicolai. Du siehst echt nicht gut aus.", blubberte es aus Finja heraus, als er sich müde aufrappelte.
    „Danke füfür das Kompliment“, brummte der Raktaure mit hochgezogener Augenbraue und begann umständlich die Brillengläser an seiner Decke sauber zu wischen.
    Dabei rutschte sie ihm jedoch aus den Händen und landete mitten im Dreck. So war er dazu gezwungen, mit den Vorderbeinen in die Knie zu gehen und wie eine blinde Maus danach zu tasten. Seine Begleiterin um Hilfe zu bitten, wäre ihm in seiner momentanen Gefühlslage nicht in den Sinn gekommen.
    Er war froh, als sie endlich wieder unterwegs waren, obwohl Arcadia ihm heute noch biestiger erschien als am Vortag. Sie drängte sich ständig vor ihn und schnappte nach dem Raktauren, wenn er ihr seitlich zu nahekam.
    Ausserdem hatte sie einen zackigen Schritt drauf und er ahnte bereits, dass er am Folgetag mit Muskelkater zu kämpfen hätte.


    Erst als die Sonne den Himmel verschönerte, taute er wieder auf und so wagte sich schliesslich auch Finja wieder, das Wort an ihn zu richten.
    „Der Treffpunkt, naja, was ist das für einer? Eine Taverne? Eine Brücke? Eine Kreuzung?"
    „Nunun, es ist eine kleine Stadt. Wir werden unsere Reise nämlich zu Schiff fortsetzen. Auf diese Weise müssen wir ninicht das zwergische Gebirge durchqueren, was uns einiges an Weg und vielleicht auch Komplilikationen erspart.“
    Nicolai wirkte dabei aufgeregt und seine Augen leuchteten vor Zuversicht.
    „Warst du schon auf See, Finja? Ich zu meinem Teil freue mimich unglaublich auf dieses Erlebnis. Nur hoffe ich natürlich, dass wir ninicht auf Grund laufen oder in einen Sturm hineingeraten. Doch ich habe mich erkundigt, und die See soll an der Stestelle keine besonders gefährlichen Passagen aufweisen.“
    Der Raktaure war inzwischen wieder ganz er selbst und die übliche Sorge war kurz aus seiner Stimme herauszuhören.
    „Aber um noch einmal auf deine Frage zurückzuzukommen. Wir werden am Anlegesteg auf die anderen Mitglieder treffen. Zu unserer Truppe gehören etwa fünf Wachleute, ein Heiler, ein Kokoch sowie ein Forscherteam. Mein Meister hat nur die Besten ausgewählt. Doch leider weiss ich selbst nicht, woher die Beteiligten stammen. Ich bin sesehr gespannt auf das Zusammentreffen!“


    Eine Weile gingen sie einträglich nebeneinander her, bis Nicolai der Bauch zu knurren begann. Am Morgen hatte er brummlig auf ein Frühstück verzichtet. Da es ihm peinlich war, nahm er das Gespräch wieder auf.
    „Kannst Du eigentlich jajagen? Also nicht, dass ich das von dir erwarten würde, schliesslich muss eine Lady dies nicht können. Ich kakann es ja auch nicht. Aber Du scheinst immer eine Überraschung bereit zu halten. Wie dem auch sei, die wiwilden Centauren ernähren sich ausschliesslich von pflanzlicher Nahrung. Wir Raktauren haben uns inzwischen an eine vevegetarische Ernährung gewöhnt, doch Fleisch beschert uns bloss Verdauungsprobleme.
    Weisst Du, ich kann es mir gagar nicht vorstellen, ein unschuldiges Kakaninchen zu erschiessen, geschweige denn einen Menschen. Wir üben das zuerst schon an einer Zielschscheibe oder?“
    , fragte er leicht nervös.

  • Zuerst bekam Finja gar nicht mit, wie Nicolai auf dem Boden nach seiner Brille suchte. Sie packte ihre Sachen zusammen und warf einen flüchtigen Blick zu ihrem Begleiter. Als sie ihn dort so knien sah wollte sie sich erheben und dem Raktauren zur Hilfe kommen, entschied sich dann aber dagegen. <Ist ihm bestimmt wieder unangenehm.>, dachte Finja und packte still weiter, so tuend als hätte sie nichts bemerkt.


    Finja hatte ein paar Probleme Arcadia unter Kontrolle zu bringen. Aus irgendeinem Grund schien das Pferd mit Nicolai nicht sooo gut klarzukommen. <Ich frag' ihn bald mal, was man da machen kann. Vielleicht mach' ich ja auch was falsch?>.


    "M..mit dem Schiff?", murmelte Finja leise und versuchte ihre Unsicherheit zu verstecken. Sie hatte schon mal kleine Boote gesehen, einmal sogar ein etwas größeres Handelsschiff...aber selbst auf einem gereist war sie noch nie. "Ist das erste Mal, dass ich auf See bin.", gab sie etwas verlegen zu und verzog skeptisch das Gesicht. "Aber gut, wenn wir dadurch schneller voran kommen. Vielleicht ist das für mich dann ja auch so ein Erlebnis.". Sie redete sich selbst Mut zu. "Wird schon werden.". <Hoffentlich.>


    <Scheint ja doch eine größere Gruppe zu werden, als ich dachte.>, überlegte Finja, als Nicolai von dem Zusammentreffen berichtete. "Ja, ich bin auch gespannt, was das für 'ne Truppe ist. Aber eins kann ich dir jetzt schon versprechen. Du brauchst dir keine Sorgen um mich machen. Also, wenn mir einer von denen quer kommt meine ich. Dann erziehe ich mir den schon.", grinsend nickte sich Nicolai zu und trotz ihrer scherzenden Stimmlage schwang eine Spur Ernsthaftigkeit mit. "Lassen wir uns einfach mal überraschen."

    Eine Zeit lang schwiegen die beiden Reisenden und trotteten gemächlich den Weg entlang. Die Sonne erhellte den Tag, ab und zu schloss Finja die Augen und genoss einfach die angenehme Wärme in ihrem Gesicht. Nicolai brach bald dieses Schweigen. "Jagen? Naja, sagen wir es mal so: Ich komme in der Wildnis zurecht. Ich würde mich jetzt nicht als ausgezeichnete Jägerin bezeichnen...aber es reicht.". Nicolai erklärte die Ernährung der Raktauren. "Nur pflanzliche Nahrung.", wiederholte Finja und überlegte einen Moment. Dann schüttelte sie knapp den Kopf. "Also für mich ist das glaube ich nichts. Aber hey, falls unser Koch einen Braten zubereitet, kann ich dann deine Portion haben?", fragte sie und lachte. "Keine Sorge, natürlich wirst du zuerst auf ein Übungsziel schießen.", fügte sie schließlich zu Nicolais Erleichterung hinzu.


    Der Tag ging ins Land und das Duo kam an einer kleinen Lichtung vorbei. "Hey, guck mal da!", rief Finja plötzlich und lenkte Arcadia in Richtung eines knorrigen Baumes. Dort angekommen stieg Finja ab und band das Pferd an. Das Tier bockte kurz, doch beruhigte sich rasch als sich Finja mit erhobenem Zeigefinger aufbaute. Sie winkte Nicolai zu sich. "Siehst du den großen, umgestürzten Baum da vorne?", fragte sie Nicolai mit großen Augen und zeigte in Richtung Waldrand. Dort hatte anscheinend ein Sturm den Baum entwurzelt. "Komm, wir ziehen deine Schießübung vor! Man kann sich nicht immer aussuchen, wann man den Bogen zieht.", meinte Finja, zwinkerte Nicolai zu und spurtete in Richtung Baum. Sie begutachtete die "Zielscheibe" und eilte dann zurück zu dem raktauren. "Komm schon, los. Bogen in die Hand. Legen wir los!". Sie schien ebenfalls etwas aufgeregt. "Versuch mal folgendes. Nimm den Bogen in die rechte Hand und leg dann den Pfeil auf. Am besten du...Sekunde mal.". Finja unterbrach sich und nahm den Bogen selbst in die Hand. Er war natürlich zu groß für die kleine Almanin, doch sie versuchte trotzdem mit dieser Waffe zurechtzukommen. "Wenn du den Bogen so hälst, dann musst du den Pfeil so auflegen.", erklärte sie und spannte etwas unbeholfen einen Pfeil. Anschließend ließ sie den Bogen sinken und gab Nicolai beides zurück. "Du greifst die Sehne und den Pfeil so wie ich es gemacht habe, mit zwei oder drei Fingern und ziehst dann aus der Schulter heraus bis neben das Kinn.". Ohne den Bogen machte Finja die Bewegung vor. "Pass auf deine Brille auf.", merkte sie an. "Dann lässt du die Sehne einfach los - und zwar immer die Sehne, niemals den Bogen.". Nicolai versuchte den Anweisungen nachzukommen und Finja nahm sich die Zeit um den Raktauren richtig zu positionieren. "So. Und jetzt konzentrier dich. Am besten du...sieh nicht mich an, fixiere dein Ziel!". Sie winkte mit einer Hand in Richtung Baum. "Aufrecht stehen, atme ruhig, lass dir Zeit.". Aufgeregt und abwartend zugleich stand sie da, streng und doch euphorisch. Noch bevor Nicolai reagieren konnte stand sie wieder neben ihm. "Warte mal einen Moment!". Sie stapfte davon und kramte ein Tuch aus ihrem Reiserucksack hervor. "Hier, wickel dir das mal so um die Hand, mit der du die Sehne hälst.", schlug sie vor, griff Nicolais Hand und knotete das Tuch darum. "Das sollte für den Anfang helfen.". Sie stemmte anschließend die Arme in die Hüfte, atmete tief durch und nickte dem Raktauren zu. "Jetzt noch mal ganz in Ruhe. Pfeil auflegen, gut so. Jetzt...aaaaaus der Schulter ziehen. Aus der Schulter! Ziel fixieren....atme ruhig....geeeeenau so...UND SCHUSS!"

  • „Nun ja, ich bibin selbst noch nie mit dem Schiff gefahren. Doch so eine Reise über See stelle ich mir schon spannend vor. Unser Kakapitän wird bestimmt ein erfahrener Mann sein!“, versuchte er ihr Mut zuzusprechen.
    Dabei kam ihm unvermittelt in den Sinn, dass er der erste wäre, der wie ein Stein untergehen würde, sollte das Schiff tatsächlich kentern. Centauren konnten von Natur aus nicht schwimmen, das liess ihre körperliche Statur nicht zu. Gleich wurde ihm etwas mulmiger zu Mute, doch er versuchte es vor der jungen Frau mutig zu verbergen.


    Nicolai gefiel ihr unbeschwertes Denken. Offensichtlich schien sie sich langsam für die Expedition zu erwärmen und machte sich weit weniger Sorgen als er selbst.
    Er nickte ihr grosszügig zu.
    „Ich gebe Dir gegerne den Braten ab. Auch wenn ich sagen muss, dass ich den Geschmack eines fein gewürzten Rebhuhns auch ninicht verschmähen würde. Nur leider“, er tätschelte mit einer bedauernden Miene seinen Bauch, „würde das bloss in Bauchkrämpfen enden. Hoffen wiwir also, dass der Koch etwas von seinem Fache versteht, und wenigstens Du in diesen Genuss kommst.“


    Als Finja abrupt innehielt, ahnte der Raktaure bereits Böses. Besorgt blickte er sich um, konnte aber keine nahende Gefahr erkennen. Doch das musste noch lange nichts bedeuten.
    Hatte sie etwas gesehen, was er noch nicht einmal erahnen konnte?
    Als sie auf den umgestürzten Baum wies, kratzte sich Nicolai nachdenklich an der Nase.
    Im nächsten Moment scharrte er schon unruhig am Boden rum, als sie ihn in ihren Plan einweihte.
    „Nun ja, alalso… ich bibin doch seelisch noch gagar nicht darauf vorbebereitet und…“, doch weiter kam er nicht, denn seine Begleiterin war bereits von ihrem Reittier abgestiegen und spurtete davon.
    Nicolai trabte ihr mit grossem Unwillen nach.
    „Hast Du sowas dedenn schon einmal gemamacht?“


    Bereitwillig händigte er ihr den Bogen aus, nachdem ihre sprachlichen Anweisungen nur auf mässiges Verständnis bei dem Raktauren stiessen.
    Er unterdrückte ein Grinsen, als er sah, wie der Bogen sie überragte. Obwohl er das Ding vielleicht richtig halten konnte auf Grund seiner Statur, musste das noch nicht heissen, dass er damit auch besser zu Rande käme, als die taffe, junge Frau.
    Selbst ihr Körper war gespannt wie eine Bogensehne und Nicolai konnte nicht anders, als sie bewundernd anzustarren. Sie war wirklich hübsch. Und liebenswert und klug noch dazu.
    Ausserdem eindeutig praktischer veranlagt, als er selbst – was aber auch keine grosse Schwierigkeit darstellte.
    Völlig in seinen Überlegungen gefangen, verpasste er ihre Erklärung und hielt darauf den Pfeil so seltsam schief, dass Finja sich bereits um sein Brillengestell sorgte.


    "Dann lässt du die Sehne einfach los - und zwar immer die Sehne, niemals den Bogen."
    Meinte sie das wirklich ernst? Sie machte sich über ihn lustig! Er musste sich wirklich dämlich anstellen.
    Nun völlig aus dem Konzept gebracht und verunsichert stolperte der Raktaure beinahe über seine eigenen Beine, als sie ihn zu positionieren versuchte.
    Hilflos blieb sein Blick an ihr hängen. Wie lange ihre Geduld noch andauern würde?
    "So. Und jetzt konzentrier dich. Am besten du...sieh nicht mich an, fixiere dein Ziel!"
    Erschrocken zuckte er zusammen, und wandte seine Augen von ihr ab. Das Ziel. Was sollte er noch einmal abschiessen? Ahja, genau. Den Baum da hinten.
    Angestrengt starrte er auf sein Ziel, das immerhin eine passable Angriffsfläche bot.


    "Aufrecht stehen, atme ruhig, lass dir Zeit."
    Aufrecht stand er tatsächlich, genaugenommen sah er aus, als hätte er einen Besen verschluckt. Wie festgewurzelt bewegte er sich keinen Millimeter mehr, um Finjas vorgegebene Stellung nicht wieder zu verwischen.
    Ruhig atmen?
    Das hingegen stellte sich schon weitaus schwieriger dar!
    Sein Puls schien zu rasen und am liebsten hätte er einmal mehr die Flucht ergriffen.
    Himmel, er war doch mit Pferden verwandt, und das waren eindeutig keine Raub- sondern Fluchttiere!


    Dann stand sie auch schon wieder neben ihm und band ihm ein Tuch um die Hand.
    "Das sollte für den Anfang helfen."
    „Hehelfen? Wobei?“
    Anstatt einer Erklärung folgten jedoch noch einmal die Anweisungen.
    „Ich kann den nicht mehr lalange hahalten!“, meinte Nicolai verzweifelt und spürte, wie sein Arm langsam aber sicher zu erlahmen begann. Auch seine Schultern schien im Gleichtakt mit seinem Puls zu pochen.
    "Jetzt noch mal ganz in Ruhe. Pfeil auflegen, gut so. Jetzt...aaaaaus der Schulter ziehen. Aus der Schulter! Ziel fixieren....atme ruhig....geeeeenau so...UND SCHUSS!"
    Bei ihrem plötzlich lauten Ruf, zuckte Nicolai verschreckt zusammen und machte einen linkischen Satz zur Seite. Gleichzeitig liess er den Pfeil los, welcher als gefährliches Flugobjekt davonzischte und spürte dabei wie die Bogensehne nachvibrierte.
    Instinktiv schloss Nicolai die Augen. Als das Geschoss am völlig falschen Ort einschlug, stand der Raktaure noch immer wie zu einer Salzsäule erstarrt da.
    „Hahabe ich etwas gegetroffen?“, kam es schliesslich mit unsicherer Stimme aus seiner Richtung, bevor er vorsichtig zu Finja hinüberblinzelte.
    Sein Arm zitterte vor Anstrenung und Nervosität gleichermassen.
    „Ich glaube, das mümüssen wir noch einige Male üben. Wie lalange hast Du denn gebraucht, um Deine Fertigkeiten zu erlernen?“

  • Der Zuspruch schien Finja zu beruhigen. Als Nicolai ihr dann noch seine Portion braten versprach erhellte sich ihr Gesicht zusehends. "Echt nett von dir, danke.". Trotzdem hatte Finja noch ein eher mulmiges Gefühl im Bauch, was die Seefahrt anging.


    "Getroffen?", fragte Finja und sah abwechselnd zum Waldrand und dann zu Nicolai herüber. "Ja, du hast tatsächlich irgendwas getroffen. Zwar nicht das eigentliche Ziel, aber der Pfeil ist irgendwo da hinten eingeschlagen.". Sie deutete in die ungefähre Richtung. "Komm, lass uns nachsehen!".
    Auf dem Weg zum Waldrand beantwortete sie auch schließlich Nicolais Frage. "Das hat lange gedauert. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass man immer wieder was lernen kann. Irgendwer wird immer besser sein als man selbst.". Dann musste Finja grinsen. "Also keine Sorge, selbst mir kann man noch was beibrigen.", lachte sie und versuchte Nicolai dadurch etwas optimistischer zu stimmen. Sie sammelten den Pfeil wieder ein, der in dem Stamm einer Weide gelandet war. "Treffer ist Treffer, was?". Finja reichte Nicolai den Pfeil und sie machten sich wieder auf den Rückweg zu Arcadia. Während Nicolai vorging blieb Finja plötzlich abrupt stehen. Sie sah sich um. <Da war doch was?>. Einen Moment lang stand sie angespannt und reglos einfach nur so da. Nicolai sah sich nach der Almanin um. "Ich dachte, da wäre...ach...schon gut, da ist nichts. Gehen wir.". Sie gingen zurück zu Arcadia und Finja verengte noch einmal die Augen in Richtung Waldrand. "Lass uns erst mal weiterziehen.", murmelte sie leise und band das Pferd wieder los.


    Zurück auf der Straße schaute Finja zu Nicolai, der nicht so ganz zufrieden mit seiner ersten Schießübung zu sein schien. "Als ich den Umgang mit dem Schwert oder dem Speer gelernt habe, da war ich alles andere als erfolgreich. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viele blaue Flecken und Beulen ich von diesen verdammten hölzernen Übungswaffen hatte. Von meiner ersten Schießübung möchte ich gar nicht erst reden. Es hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis ich überhaupt mal irgendwas getroffen habe.". Sie schaute nach vorne. "Glaub mal, wir kriegen das schon hin. Müssen uns dann sowieso mal überlegen, wie wir das auf dem Schiff machen. Das Üben meine ich.". Aber auch da würde es bestimmt eine Lösung für geben. "Das nächste Mal können wir uns auch vorher noch aufwärmen.", schlug Finja vor und kraulte Arcadia hinter dem Ohr.
    "Du sag mal, warum zickt die gute hier eigentlich manchmal so rum? Meinst du sie sieht in dir sowas wie eine Konkurrenz oder so? Ich habe da nicht wirklich eine Ahnung."

  • Mit Stolz betrachtete Nicolai den Pfeil, welcher mitten in der Rinde einer Weide steckte. Dass er sein eigentliches Ziel dabei um mehrere Meter verfehlt hatte, liess er ausser Acht.
    Er war derselben Meinung wie Finja, dass Lernen ein Leben lang andauerte. Er hatte also noch viel Zeit, seine Schiesskünste zu perfektionieren.
    Auf dem Rückweg hielt die junge Frau plötzlich inne und der Raktaure blickte sich verwundert zu ihr um.
    „Finja? Wawas ist los?“, fragte er besorgt, als er bemerkte, wie sie den Waldrand absuchte.
    Auch seine Augen richteten sich auf die Bäume, doch er konnte nichts erkennen. Lauerte dort eine Gefahr? Wurden sie verfolgt von Räubern? Oder war es ein Raubtier?


    Obwohl sie ihn mit ihren Worten beruhigen wollte, konnte Nicolai die plötzliche Unruhe nicht mehr einfach so abschütteln.
    Wie bei anderen Herdentieren schwappte Finjas Anspannung auf ihn über und auch als sie bereits wieder unterwegs waren, wäre er am liebsten bei jeder unverhofften Bewegung eines Vogels losgestürmt.
    Erst als Finja von ihren ersten eigenen Kampfübungen erzählte, liess er sich ablenken.
    „Blaue Fleflecken und Beulen?“, Nicolai schauderte bei dem Gedanken und war froh, sich schlussendlich für einen Bogen und nicht für ein Schwert entschieden zu haben.
    „Das hat dadann bestimmt keinen Spass gemacht! Kökönnen da wo Du her kommst alle Frauen mit Wawaffen umgehen? Und wer kümmert sich dadann um die Kinder?“


    Nicolai blickte hoffnungsvoll in die Ferne.
    „Ich dedenke auf dem Schiff müssen wir dann halt wohl oder übel eine Pause einlegen mit dem Schiessen. Wiwir wollen ja nicht versehentlich das Segel durchlölöchern oder jemanden töten!“, obwohl er dies nur gesagt hatte, um sich von den Übungen und peinlichen Momenten vor der ganzen Expedition zu drücken, war seine Aussage gar nicht so unwahrscheinlich.
    „Vielleicht bekommst du dann ja bereits die Gelegenheit, erste Zeichnungen anzufefertigen“, er grinste sie an, wohlwissend, dass er sie bloss vom anderen Thema abzulenken gedachte.


    Auf die Frage, was mit Arcadia los sei, zuckte er nur mit den Schultern.
    „Sie scheint einen starken Charakter zu hahaben und sich gewohnt zu sein, dass die andren aus der Herde ihr hinterherdackeln. Du kannst sie zwischendurch Mal einige Schritte rückwärtsgegehen lassen. Und wenn sie das nächste Mal nanach mir schnappt, werd ich ihr Mal eins austeilen, also nicht erschrecken“, riet er ihr, ahnte aber gleichzeitig, dass er und Arcadia wohl nicht beste Freunde werden würden.


    Die nächsten Tage kamen sie gut voran, wobei Nicolai dies auf seinen Kompass schob, wo er alle Stunde einmal die Richtung kontrollierte und Finja dies bloss mit einem skeptischen Nicken hinnahm.
    Tatsächlich führte Finjas Weg die beiden Gefährten jedoch sicher ihrem Ziel entgegen.
    Nicolais Schiessübungen verliefen hingegen weniger erfreulich. Das erste schien ein wahrlicher Glückstreffer gewesen zu sein, denn weitere Schüsse landeten meist irgendwo in der Erde.
    So war der Raktaure dankbar, als endlich die kleine Hafenstadt in Sichtweite kam.
    Und natürlich hoffte er auch auf eine trockene Schlafgelegenheit, denn in einer Nacht hatte zu allem Übel auch noch leicht geregnet.


    Fasziniert blickte er durch sein Brillengestell hindurch in die Ferne.
    „Da ist die See!“, begeistert blieb er stehen, so dass Arcadia beinahe in ihn hineinprallte und dies mit einem giftigen Schnappen kommentierte. Ihr Verhalten ihm gegenüber liess noch immer zu wünschen übrig.
    Noch in den Anblick vertieft, hörte Nicolai plötzlich eine helle Stimme empört rufen.
    „Hallo, ihr da! Entschuldigt Mal bitte! Das Betreten dieses Grundstücks ist verboten! Seht ihr nicht das Schild und den Zaun da!“
    Verwirrt blickte der Raktaure sich um, doch nichts dergleichen war zu sehen, zudem sie auch nicht vom Weg abgekommen waren.
    Die Stimme gehörte einer sehr jungen Albin. Als Nicolai sich zu ihr umwandte bemerkte er, dass sie noch kleiner war als Finja und zudem einen blassgrünen Hautton hatte. Eine Waldalbe, so vermutete er. Ihre braunen Haare fielen ihr bis zu den Hüften herab und um ihr Haupt rankte sich eine Blütenranke.
    „Guten Tag Mylady“, grüsste er sie höflich, doch sie schien ihn gar nicht richtig wahrzunehmen.
    „Schwester! Bist du auch fern von zu Hause? Ich habe lange keine mehr von meinem Volk gesehen!“, voller Euphorie war sie aufgesprungen von ihrem Stein und steuerte zielstrebig auf Finja zu.
    Sie schien dabei leicht zu wanken, was Nicolai sorgenvoll beäugte.


    Während Rhodesia, wie sie sich bei der jungen Reiterin vorstellte, seiner Gefährtin nun zu einer Tasse Tee einlud, bemerkte der Raktaure einen Korb in der Wiese stehen, wo kurz zuvor die Albin noch im Gras herumgewuselt war.
    Die Albin schien verwirrt zu sein, weswegen sie sie besser nicht hier zurückliessen. Deswegen wollte er ihre Habseligkeiten mitnehmen.
    Als er kurz darauf damit zu Finja zurückkehrte, blickte er sie vielsagend an.
    „Ich glaube, unsere Rhodesia hier ist nicht gaganz sie selbst. Offensichtlich kennt sie sich ninicht sehr gut mit den Pflanzen aus“, er deutete in den Korb hinein, wo eine Menge unterschiedlicher Pilze und Kräuter sich tummelten.
    „Meiner Meinung nach sind nicht alle davon gaganz ungefährlich. Wir sollten sie in die Stadt geleiten."
    An die Albin gewandt meinte er galant: „Mylady, wir würden gerne eine Tatasse Tee mit euch trinken. Ich kenne da ein gutes Gasthaus, eine kurze Wegstrecke von hier entfernt!“
    Rhodesia starrte ihn einen Moment verdattert an, dann zeigte sie mit ihrem Finger auf ihn und begann wie verrückt loszugackern.
    "Hast du das gehört, Schwester? Eine Tatasse will er trinken! eine Tatasse!", ihre dunkelgrünen Augen funkelten belustigt, während Nicolai eindeutig pikiert wirkte.

  • "Oh...nichts. Gar nichts.", meinte Finja rasch auf Nicolais Frage. Nicolai schaute sie skeptisch an. Finja schaffte es nicht wirklich ihre Unsicherheit zu verbergen. <Ah. War bestimmt nur Einbildung. Reiss dich mal zusammen, Mädel.>, sprach sie sich selbst Mut zu. "Ich dachte ich hätte da...keine Ahnung...Irgendwas gesehen. War wahrscheinlich nur ein aufgeschrecktes Tier oder so.".


    Auf den nächsten Metern der Reise konnten Finjas Worte Nicolai kaum beruhigen, doch die Anspannung legte sich, als sie über Training sprachen.
    "Blaue Flecken und Beulen.", bestätigte Finja und nickte. "Naja, es soll ja auch keinen Spaß machen. Weißt du...mir ist es lieber beim Training einen drüber zu kriegen. Dann lernt man draus und wenn es hart auf hart kommt macht man diesen Fehler nicht noch mal. Kann dich sonst den Kopf kosten.", sagte sie trocken und zuckte mit den Schultern. Auf die Frage hin wer sich um die Kinder kümmerte musste Finja schmunzeln. "Es hat sich gezeigt, dass es vorteilhaft ist wenn sich jeder im Heerlager zumindest zur Wehr setzen kann. Pöbeliges Bauernvolk oder dreckige Banditen sind dann bei weitem nicht mehr so bedrohlich. Außerdem unterschätzen die die Frauen oft, was sich dann als böser Fehler rausstellt.". Finja schaute Nicolai verwegen mit hochgezogener Augenbraue an, sie war wohl der beste Beweis für ihre Aussage. "Um die Kinder kümmern sich eben die Eltern, wobei die Söhne mehr Zeit mit ihrem Vater verbringen, Töchter mit den Müttern. Die Eltern geben ihr Handwerk an die Kinder weiter, aber das Kämpferische hat bei uns irgendwann jeder zumindest grundlegend gelernt.".


    "Stimmt. Gibt bestimmt Ärger wenn wir da die Pfeile fliegen lassen. Aber du kannst ja trotzdem üben, wie man den Bogen richtig spannt. Weisst schon, gut für die Arme.". Grinsend knuffte Finja Nicolai auf den Oberarm, musste dann allerdings Arcadia wieder etwas von dem Raktauren weglenken. "Klar, ich denke ich werde sowieso das ein oder andere einfach so zeichnen. Falls dir etwas besonders ins Auge springt sag einfach bescheid.". <Dein Training vergesse ich trotzdem nicht, mein Lieber.>


    Auf der weiteren Reise versuchte Finja die Tipps von Nicolai Arcadia betreffend umzusetzen. Dabei war sie aber bei weitem nicht so erfolgreich, wie sie sich das vorgestellt hatte. Auch die weiteren Trainingseinlagen waren ähnlich. Die kleine Almanin hatte sogar einmal Mühe ihre Wut über die Gesamtsituation zu unterdrücken. <Das kann doch alles nicht so schwer sein!!>. Sie zweifelte sogar an sich selbst, konnte sich aber gerade noch so zusammenreißen. Immerhin gab es zwischen den beiden Reisenden keinen Streit.


    Endlich kam die kleine Hafenstadt in Sichtweite. Finja war erleichtert. Vielleicht blieb noch genug Zeit, sodass sie einfach mal einen Moment lang für sich sein konnte.
    "Da ist die See!", rief Nicolai und starrte in die Ferne. Finja bemerkte, wie gebannt er von dem Meer war, welches ihr ein mulmiges Gefühl in der Magengegend verschaffte. Viel Zeit zum Träumen blieb nicht, denn plötzlich ertönte eine helle Stimme in der Nähe. Auch Finja schaute sich irritiert um und schließlich fiel ihr Blick auf eine kleine, junge Albin. Finja hatte sie zuerst nur für ein Kind gehalten. "Was für ein Grundst...", Finja konnte ihre Frage nicht zuende stellen, wurde als Schwester bezeichnet und schon steuerte das kleine Wesen auf die Almanin zu. Finja schaute zu Nicolai hinüber, der von der Albin nicht wirklich beachtet wurde. "Was...was passiert hier?!".


    "Ehm...Rhodesia...", begann Finja unsicher und legte den Kopf leicht schief. "Wieso "Schwester"? Ich weiss nicht, aber vielleicht verwechselst du mich?". Einen kurzen Moment schien Rhodesia abwesend und starrte nur vor sich hin. Finja beugte sich von dem Pferd aus etwas in ihre Richtung. "Geht es dir gut? Ich meine hast du irgendwas? Sag doch was?!".
    Dann kehrte zum Glück Nicolai mit dem Korb zurück. "Nicht ganz sie selbst?", fragte Finja und musterte Rhodesia. "Was meinst du mit nicht alle sind ungefährlich? Ist sie irgendwie vergiftet oder hat sie nur falsche Kräuter genascht?". Finja erinnerte sich. Manche Söldner hatten Kräuter in langen Pfeifen geraucht. Als Kind mochte sie die verschiedenen Düfte, aber oftmals holte ihre Mutter sie von den Qualmwolken weg. <Hatte wohl einen guten Grund.>. "Gut, nehmen wir sie mit.", schmunzelte Finja und schaute wieder zu der Albin, die mittlerweile wieder zu plappern begonnen hatte. "Ist doch guuut.", meinte sie beruhigend und hob die Hand. "Du kannst mir unterwegs in die Stadt noch mal in Ruhe erklären wo du herkommst.". Finja machte sich keine wirklichen Hoffnungen, dass da etwas Sinnvolles bei rumkam, aber sie hoffte Rhodesia dadurch zumindest abzulenken.
    Nicolai lud Rhodesia zu einer Tasse Tee ein, was diese komplett aus dem Konzept zu bringen schien. Dann lachte sie los, während sie auf Nicolai zeigte und diesen nachäffte. Er wirkte pikiert, schien aber nichts weiter zu unternehmen. Selbst als Finja ihn abwartend ansah passierte nichts. Finja seufzte, verdrehte die Augen und stieg flink vom Pferd. "Ja, ich habe es gehört. Tatasse. Wirklich witzig.", antwortete Finja trocken und schritt auf Rhodesia zu. <Mal gucken, ob das hinhaut...>, spekulierte Finja und blieb vor der (selbst für ihre Verhältnisse) kleinen Albin stehen. "Hör mal, Schwester.", begann Finja zuckersüß mit einem Lächeln und ging etwas in die Hocke. "Du darfst nicht so frech zu Nicolai sein. Du weisst doch, das ist nicht besonders nett." sachte schüttelte sie mit großen Augen den Kopf um ihre Aussage zu unterstreichen. Rhodesia hatte aufgehört zu gackern und versuchte mit unruhigen Blicken Finja zu fixieren. "Weisst du, meine liebe Schwester, wir haben uns alle schon Sorgen gemacht. Du warst nämlich schon recht lange weg, nicht wahr?", fragte Finja und nickte. Langsam schloss sich Rhodesia dem Nicken an. "Und wir haben uns gedacht, wir holen dich einfach ab. Ist doch nett von uns, oder?". "Wirklich sehr nett, Schwester.", bestätigte Rhodesia. "Und es ist niemand besser geeignet um dich wieder in die Stadt zu bringen als eine große Schwester und dein guter Freund Nicolai, oder?". "Richtig. Schwester, gut, dass du da bist. Hallo Nicolas. Schön dich zu sehen.", sie winkte Nicolai halbherzig zu. Finja wusste, dass er bestimmt etwas dazu sagen wollen würde und hob einfach nur den Finger in seine Richtung. Er schien verstanden zu haben. Währenddessen schaute Finja Rhodesia weiter an. "Gut, Schwester, dann lass uns mal losziehen.".


    Die Stadt war zwar nicht mehr weit entfernt, aber mit der taumelnden Albin schien sich der Weg zu verdreifachen. Doch gemeinsam schafften es Nicolai und Finja Rhodesia heile bis an den Stadtrand zu bringen. Mittlerweile war Finja wirklich genervt. Am Anfang war es zwar noch recht witzig mit der plappernden Albin gewesen...aber jetzt...
    Nicolai konnte sehen, dass Finja die Kiefer aufeinanderpresste. Sie hatte sogar die Zügel so fest gepackt, dass ihre Fingerknöchel hell hervorschienen.
    "In welcher Richtung liegt das verdammte Gasthaus?", zischte Finja gestresst und schaute dann erschöpft zu Nicolai hinüber. "Hoffentlich ists nicht mehr weit.", brummelte sie und hielt Rhodesia erneut davon ab, sich auf den Boden zu setzen. Die Diskussion, dass Rhodesia doch weitergehen müsse, wollte Finja nicht noch einmal führen. Stumm stapfte Finja neben Nicolai her, bis sie schließlich das von ihm angekündigte Gasthaus erreicht hatten.

  • Als sie endlich zur Gaststätte gelangten, war Finja anzusehen, dass sie mit den Nerven am Ende war. Hingegen zeigte Nicolai eine erstaunliche Geduld mit der jungen Waldalbin, nachdem diese von seiner Gefährtin zurechtgewiesen wurde. Seither hatte sie ihn nicht mehr ausgelacht, auch wenn ihre Mundwinkel gelegentlich in die Höhe schossen, wenn er seine Worte stammelte.
    Rhodesia hatte auf Finjas Fragen wie ein Quellbach losgesprudelt und in wildem Durcheinander alles Mögliche ausgeplaudert.
    Angeblich war sie mit einer Gruppe in der Stadt, konnte sich aber nicht erinnern, was sie hergeführt hatte. Dann erzählte sie von Pilzsuppen und Kräutersuden, zu denen sie eigene Rezepte verfasst hatte und bewunderte dann wieder Arcadia, welche sich zu der Albin hingezogen zu fühlen schien.
    Sie behauptete, dass sie mit dem Pferd kommunizieren könne, was Finja mit einem Stirnrunzeln kommentierte, Nicolai jedoch tatsächlich für möglich befand.
    Er hatte bereits davon gelesen, dass Waldalben der Natur sehr nahestanden. Doch ob sie bloss fantasierte oder die Wahrheit sprach, konnte er nur vermuten.


    Finja verabschiedete sich, kaum dass sie einen Stallplatz für Arcadia erhalten hatten. Nicolai blickte ihr einen Moment lang sehnsüchtig hinterher. Auch er wäre lieber zum Hafen gelaufen, um die See zu bewundern, anstatt die jugendliche Albin zu hüten. Doch er hatte sich entschieden sie nicht zurückzulassen, also musste er sich nun auch um sie sorgen.
    So betrat das seltsame Paar schliesslich die Taverne und wurde auch gleich von allen Seiten neugierig beäugt.
    „Rhodesia?“, rief plötzlich eine krächzige Stimme ihren Namen. Auch Nicolai fuhr zu der Person herum und entdeckte einen hellgrau gewandeten älteren Herrn. Ein Priester? Was hatte denn der mit der Waldalbin zu tun?
    „Guguten Tag, Pater. Kennt Ihr die junge Lady hier?“, fragte Nicolai höflich.
    Der Alte betrachtete den Raktauren interessiert, dann nickte er zustimmen.
    „Ja. Rhodesia ist meine Reisegefährtin. Wir sind zusammen unterwegs mit einer Expeditionsgruppe. Wir haben die Albin bereits gesucht. Die anderen werden froh sein zu wissen, dass es ihr gut geht. Es hätte unsere Abreise weiter verzögert, wenn wir eine neue Botanikerin hätten rekrutieren müssen!“
    „Thalon? Bist Du das?“, wandte sie sich plötzlich an den Priester und umarmte ihn stürmisch, als er zögerlich nickte. Der ältere Mann schob sie vorsichtig wieder von sich weg.
    „Wir konnten ihr die Suchtmittel leider nicht austreiben. Akorr, unser Anführer, wollte sie erst gar nicht mitnehmen. Aber wir brauchen sie. Und wer seid Ihr, junger Mann? Entschuldigt meine Unhöflichkeit. Kann ich Euch zu einem Krug Bier einladen?“
    Irritiert starrte der Raktaure den Priester an, bis dieser ihm zuzwinkerte.
    „Ich denke, Clawis wird es mir nicht übelnehmen, wenn ich mir zwischendurch eine kleine Sünde gönne.“
    Thalon fasste die kleine Albin bei der Hand und zog sie auf einen Schemel an der Bar, wo er ihr ein Glas Wasser offerierte.
    Nicolai lehnte höflich das Bier ab, und bestellte stattdessen einen Grüntee.
    „Also, erzählt mir, was einen Raktauren in diese Gegend führt?“


    Es begann bereits einzudunkeln, so gut unterhielten sich die beiden Männer miteinander.
    Thalon stellte sich als ein humorvoller Almane heraus, der Clawis als Priester diente. Schnell hatten die beiden herausgefunden, dass sie derselben Expedition angehörten und der Pater die Aufgabe des Alchemisten innehatte. Ausserdem sollte er die Centauren in seiner Religion unterweisen, falls denn Bedarf bestand. Und natürlich reiste es sich auch sicherer, wenn man einen göttlichen Fürsprecher an seiner Seite hatte.
    Der Priester wusste ausserdem, dass Rhodesia zumindest der Theorie nach ein ausgeprägtes Wissen zur Flora und Fauna beisteuern sollte.


    „Die anderen werden sich schon fragen, ob ich auch verschollen bin“, meinte Thalon plötzlich besorgt, als eine Sprechpause zwischen den beiden einsetzte und nur noch das leise Schnarchen von der Albin zu hören war, die ihren Kopf in ihren Armen auf dem Tresen verborgen hatte.
    „Der Goblin und die Fee sind nette Gefährten. Sie sind für das Handwerk und die Heilkunde zuständig. Doch Akorr und seine Männer sind von anderem Schlag. Und auch der Koch ist etwas eigen, doch du sollst Dir dann selbst ein Bild machen können.“
    Sanft versuchte Thalon die Albin wach zu rütteln, welche daraufhin unwillige Laute von sich gab und mit den Händen nach dem alten Männlein schlug.
    Nicolai seufzte und auch der Priester verdrehte unauffällig die Augen.
    „Ich bin Dir und deiner Freundin wirklich dankbar, dass ihr Rhodesia in die Stadt gebracht hat. Clawis behüte, was ihr da Draussen alles hätte zustossen können!“
    Der Raktaure nickte höflich, war sich aber bei aller Freundlichkeit nicht mehr ganz so sicher, ob dies wirklich eine gute Entscheidung gewesen sei…