Morasas Anwerben -- Schluckspecht Teil1

  • Morasas Anwerbung - Teil 1


    Morasa


    umrumdete zuerst die Spelunke. Ein Überblick musste her. Als er sich sicher fühlte verliess er die Deckung und betrat die Spelunke. Sein Bogen war auf seinem Rücken geschnallt, sein Dolch in seiner Schärpe. Morasa wollte Taler verdienen, nicht alles konnte er selber jagen. Seine Hoffnung war, sich einer Gruppe anzuschließen. Er hatte gehört, dass es in der Handelsallianz Gruppen gab, die sich wie Familien zusammen schliessen um sich die Arbeit zu erleichtern. Er jagte gerne alleine, aber eine Familie die seine Jagdfreude teilte zuhause zu haben, war viel wert.


    Morasas Blick wanderte durch die Kneipe. Er bestellte sich ein Bier und fragte den Wirt nach Arbeit und Gerüchte. Viele Gastwirte in Gasthäuser boten kleine Jobs an. Manchmal vermittelten sie die Jobs auch.


    Mo sah eine Waldalbin am Feuer stehen und ihren Mantel trocknen der ganz durchnässt war. Er nahm sein Bier und gesellte sich dazu. Er hob kurz eine Augenbraue bei dem Schauspiel der trocknenden Frau. Sie schien die laute Spelunke genauso zu mögen wie er. Aber der Lärm war besser als die Kälte. Sie sah durchfroren aus.


    "Ein Schnaps wärmt, möchtest du einen?", fragte Morasa die fremde Waldalbin.
    Sein Angebot war freundlich gemeint.


    Morasa bliess sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schaute sich nach Aushängen um.


    **


    Die Tür der Spelunke öffnete sich und zuerst betraten zwei äußerst große Hunde den Raum. Einer der struppigen Riesen war grau, der andere hatte braunes Fell. Wachsam musterten die beiden Riesen die für sie seltsame Umgebung, dennoch blieben sie ruhig, stoisch ruhig, genauso wie ihr Herr.


    Dave folgte seinen beiden Hunden gemeinsam mit Varmikan. Die beiden setzten sich an den Tresen, während sich die Hunde neben ihnen ablegten.


    Dave bestellte für jeden ein Gedeck, also einen Schnaps und ein Bier und schaute sich scheinbar desinteressiert in der Spelunke um.


    Am Rande bekam er noch mit, wie ein Waldalb sich nach Arbeit und gewissen Aushängen erkundigte.


    Einen Augenblick später gesellte sich der Kerl zu einer weiteren Waldalbin, die es sich an der Feuerstelle mit einem Getränk gemütlich gemacht hatte, und sich die Nässe vom Feuer aus den Knochen treiben ließ.


    `Der Waldalb suchte einen Job per Aushang. Damit sind Gesuche gemeint, Steckbriefe, Galgenvögel. Entweder ist er einer von uns, oder ein Kopfgeldjäger. Belausch ihn´, forderte Dave Varmikan mental auf.


    Der Magier hatte zwar ein gutes Gehör für einen Menschen und er achtete stets auf seine Umgebung, schließlich gehörte dies zu seinem Beruf, aber gegen die Ohren seines Partners war er taub wie ein Türknauf.


    Der Naridier kippte den Schnaps runter und nahm einen Schluck Bier. Dabei hörte er den einzelnen Gesprächsfetzen zu, die er aufschnappen konnte. Die Gästeschar war bunt gemischt, im Grunde gab es kein Volk, dass in der Taverne nicht anwesend war.


    Bis vielleicht auf Farisin, aber denen trauerte Dave eh nicht nach. Seine Erfahrung mit den Wesen war nicht die Beste. Eine Ork war zugegen, mit dem Volk hatte er entgegen der meisten anderen nur positive Erfahrungen gemacht.


    Dann gab es noch eine vermutliche Lichtalbin, was Varmikan vermutlich extrem gegen den Strich gehen würde, Menschen aller Couleur und Shezem. Es war einfach ein bunter Haufen in der Taverne anwesend. Ganz so wie die Straßen der Handelsallianz.


    Er musterte kurz seinen Partner, der neben ihm saß und die zwei Waldalben an der Feuerstelle mit Argusaugen dermaßen anstarrte, als hätte er vor sie umzubringen.
    Dave verpasste Varmikan einen Knuff mit dem Ellenbogen in die Rippen und nickte spaßeshalber in Richtung der Lichtalbin.


    `Unauffällig geht anders Klingenohr. Schau die Lichtalbin an, das wirkt nicht so auffällig. Finde raus, ob der Alb einer von uns ist, versuche herauszuhören was er sucht und achte drauf, ob die beiden zusammen gehören.


    Körpersprache und so weiter. Sind sie beim sprechen einander zugewandt?
    Wie nah stehen die beiden? Berühren die sich während der Gespräche?


    Falls ja versuchen wir beide zu werben, wenn sie passen.
    Wenn nicht und nur er der Jäger ist, dann sieh zu, dass wir ihn hierher bekommen um ihm ein bisschen auf den Zahn zu fühlen.


    Aber subtil Varmi, lade ihn von auf ein Getränk ein. Von Alb zu Alb - fernab der Heimat. Oder lass Dir selbst was einfallen. Dein Job, wirb ihn an, wenn er einer von uns ist. Leg los. Mach mich stolz´, schmunzelte Dave in seinen Bierhumpen.


    **


    Der Frostalb folgte seinem Mann unter Geleitschutz der beiden Hunde in die Taverne. Die Geräuschkulisse und die Wärme von den vielen anwesenden Personen die ihm entgegenschlug, war fast unerträglich.


    Varmikan blinzelte kurz um sich zu sammeln, als ihm Dave auch schon mental eine Botschaft übermittelte. Er verfolgte mit dem Blick den Waldalben und hörte genau hin, was dieser zu der anderen Waldalbin sagte.


    `Ein Schnaps wärmt, möchtest Du einen?
    Das hat der Waldalb seine Begleitung gefragt.
    Folglich trinkt sie wohl nichts Alkoholisches´, antworte Varmikan mental auf Daves Aufforderung.


    Das er dann selbst einen "wärmenden Schnaps" und ein Bier vor die Nase gestellt bekam, verwirrte Varmikan etwas.


    Er schob den Schnaps zu Dave herüber. Varmi wollte den Schnaps nicht trinken. Ihm war schon warm genug, zudem wusste er, dass er von dem Kurzen vermutlich sofort einen in der Krone haben würde.


    Er trank sonst so gut wie keinen Alkohol. Für berauschende Zustände, gab es angenehmere Stimmungsaufheller als Alkohol, denn davon wurde ihm meist speiübel.


    Der Alb musterte kurz das Bier und nahm ebenfalls einen Schluck davon. Einen Moment behielt er die bittere Brühe im Mund und zwang sich dann zu schlucken.


    Was Dave an dem Zeug dermaßen lecker fand, obwohl er sonst einen erstklassigen Geschmack bei Futter und Getränken hatte, entzog sich Varmikans Kenntnis.


    Er vermutete, dass hier wohl nur die Wirkung zählte und nicht der Geschmack.
    Das meiste Naschzeug schmeckte schließlich auch so lecker wie ein Knüppel auf dem Kopf.


    Jedenfalls sorgte das kalte Bier dafür, dass er sich nach einigen Moment besser und erfrischt fühlte.


    Varmikan musterte kurz sehnsüchtig die Tür und fragte sich, warum es keine Plätze draußen vor der Taverne gab, so wie er es schon bei einigen anderen Läden in Shohiro gesehen hatte.


    Kälteempfindliche Völker saßen nachts genauso draußen, nutzen aber Decken um sich vor der Kälte zu schützen. Er hatte immer gerne draußen gesessen, aber jetzt hier die ganze Zeit herum zu maulen und aufzuzählen was ihm alles nicht passte, warf nicht gerade ein gutes Bild auf ihn.


    Wenn er nicht mal für fünf Minuten eine Umgebung ertrug, die ihm zusetzte, was sollte Dave dann von ihm denken? Zuverlässigkeit und Loyalität sah anders aus.


    Dave knuffte ihn in die Rippen und deutete auf eine Lichtalbin. Varmikan musterte die blasse Frau. Für einen Moment dachte er aufgrund der Optik der Albin an seine Heimat und die dortigen, herrlichen frostigen Temperaturen.


    Der Frostalb schmunzelte kurz wehmütig und nahm noch einen Schluck Bier. Die Frau war hier genauso fremd wie er, auch wenn sie eine Todfeindin war. Varmikan stand nicht der Sinn danach sie anzugreifen. Sie hatte ihm eine nette Erinnerung geschenkt, auch wenn sie davon nichts wusste.


    Varmikan hing gerade noch seinen Gedanken nach, als Dave ihn aufforderte die beiden Waldalben oder wenigstens den Kerl anzuwerben, wenn er einer ihrer Zunft war.


    Das die beiden vor dem Feuer standen, hatte Dave entweder bewusst ignoriert, oder es war ein Test. Varmi vermutete Letzteres, denn der letzte Satz, war eine Herausforderung - die konnte Sternchen haben wenn er wollte.


    Aber dafür erwartete Varmi auch eine entsprechende Belohnung, wenn ihm die Aufgabe gelang.


    Die Körpersprache der Waldalben war Varmikan genauso unbekannt wie die der anderen Völker. Also belauschte er die beiden einfach einen Moment und schaute sie sich ganz genau an.


    Der Frostalb nahm noch einen großen Schluck aus seinem Humpen, ehe er zu dem Waldalb herüber ging.


    "Du suchst Arbeit? Da können wir helfen. Einladung", sagte Varmikan leise und deutete zum Tresen.


    **


    Shocai mochte keine Gäste, die nur Leitungswasser wollten und sich dann auch noch am Feuer wärmten und einen Sitzplatz für zahlende Kundschaft blockierten. Und der Chef mochte sie noch weniger. Shocai würde Ärger kriegen. Es gab zwar noch genügend freie Plätze in der Taverne, aber die Furcht vor der jähzornigen Mumie war groß. Darum füllte er die Feldflasche auf und sagte: "Macht fünf Handelstaler. Ihr könnt Euch so lange wärmen, wie ihr wollt."


    Nachdem er die Dame bedient und diese platzgenommen hatte, kam er seinen üblichen Pflichten als Kellner nach. Ein weiterer Waldalb betrat den Schankraum und erkundigte sich nach Gerüchten. Klugerweise, nachdem er ein Bier bestellt hatte und so plauderte Shocai drauf los, während er das Bier einfüllte.


    "Eine Expedition zum Mittelpunkt Tasmerons, die aber spurlos verschollen ist. Und eine zweite auch. Keine Ahnung, was die da unten gesucht haben. Wahrscheinlich sind alle tot, aber keiner traut sich, nach ihnen zu suchen. Die Zwergenfestung Dunkelbruch steht kurz vor dem Fall, die Truppen des Chaos sind auf dem Vormarsch. Der gute Tarkan heizt ihnen ordentlich ein, hat jetzt eine Luftstreitmacht. In Almanien rührt sich etwas, dem man noch keinen Namen geben kann. Irgendwas aber ist da im Anmarsch, das meint man zu spüren. Und nicht zuletzt ein irrer Massenmörder namens Gelber Goblin in Obenza, vor dem sich sogar die Büttel fürchten. Zerstückelt seine Opfer. Allerdings fehlt mir das Verständnis, was daran jetzt so schlimm sein soll, da im Eismeer unter den Sandjägern so was zum guten Ton gehört." Er zuckte die Schultern. "Für den Gelben Goblin gibt es jedenfalls vermutlich ein beträchtliches Kopfgeld."


    Zwei abnorm große und wegen der Nässe stinkende Hunde betraten den Schankraum, gefolgt von ihren beiden Herrchen. Die Gäste drehten sich alle gleichzeitig in Richtung der riesen Viecher um und Gemurmel brandete auf, mehrere Blicke richteten sich gleichzeitig auf Shocai, damit der etwas unternahm. Jetzt musste er auch noch einen Hundebesitzer darauf hinweisen, dass seine geheiligten Lieblinge bei dem Sauwetter draußen bleiben mussten. Wenn er Pech hatte, verkündete der mit Pauken und Trompeten, dass er nirgendwo einkehren würde, wo seine Hunde unerwünscht waren und erhobenen Hauptes herausstolzieren, um überall herumzuerzählen, dass im Schluckspecht nur Hundehasser wären. Der eine sah auch noch ziemlich wohlhabend aus, wenn er Pech hatte, verfügte dieser über nahmhaften Einfluss.


    Augen zu und durch.


    Shocai bediente sie zuerst und warf sich lässig das feuchte Geschirrtuch über die Schulter, um cool auszusehen. "Verzeihen Sie, meine Herren, aber Hunde müssen leider draußen bleiben. Ich könnte aber mit zwei Knochen zur Beschäftigung dienen." Nach diesem Satz hielt er ohne es zu merken, vor lauter Anspannung die Luft an. Lahiko feixte an der Bar und drehte sich zu ihnen um, um das folgende Schauspiel nicht zu verpassen, während er einen rot-weiß-gestreiften Cocktail schlürfte, der farblich zu seiner Haut passte. Er zirpte gut gelaunt vor sich hin, während Shocai vor Anspannung mit der Hand, die das Gerschirrtuch hielt, den Stoff zerquetschte.


    **


    Varmikan musterte den Shezem über die Schulter. Statt der Hunde wäre er gerne nach draußen gebeten worden. Frostalben sind hier unerwünscht, lassen sie ihren Kerl draußen vor der Tür warten, anstatt in der Hitze umkommen!
    Aber leider war das nicht der Fall.


    Im Gegenteil, der Shezem wusste gar nicht, in welche Gefahr er sich begab.
    Er wagte es sich die heiligen Hunde von Dave nach draußen zu bitten.


    Varmikan hoffte inständig, dass Dave jetzt kein Fass aufmachte, denn ein Angriff auf seine Hunde nahm er persönlicher, als einen Angriff auf sich selbst.


    Gut wer ihn und seine obskure Familiengeschichte nicht kannte, konnte auch nicht begreifen, welchen enormen Stellenwert seine Hunde hatten, allen voran Fedor.


    Varmikan warf einen rückversichernden Blick auf seinen Mann.


    Dave hatte mitten in der Bewegung innegehalten und musterte mit geradezu versteinerter Miene den Shezem ohne zu blinzeln. Der Frostalb atmete einmal kurz durch. Das konnte ja heiter werden!


    `Dave lass es sein! Sofort! Halt die Füße still und mach keinen Aufstand! Du wolltest dass ich den Waldalben anwerbe, wenn Du hier einen Streit vom Zaun brichst, oder eine Messerstecherei, oder dem armen Fisch das Hirn pürierst wird das nichts.


    Der kann nichts für die Geschäftsbedingungen hier, der bedient hier nur! Denk logisch nach. Ich regele dass, Du bist leise´, übermittelte Varmikan und warf Dave einen vielsagenden Blick zu, zeitgleich stupste er Dave mental an.


    "Kein Problem. Dass Hunde hier drin nicht erlaubt sind, haben wir nicht gewusst. Dass solltet Ihr draußen dran schreiben. Danke für die Knochen. Gib sie meinem Mann, er gibt sie seinen Hunden, denn die Tiere nehmen nichts von Fremden. Sie lassen sich auch von Fremden nicht anfassen", erklärte Varmikan dem Shezem freundlich.


    **


    Dave starrte Varmikan einen Moment lang an, ehe er sich dem Shezem zuwandte. Auf den Stupser von seinem Mann reagierte er nicht. Immerhin hatte Varmikan gehört, welche unverschämte, geradezu beleidigende Bitte der Shezem an sie gerichtet hatte.


    Und ein Schild hatte auch nicht draußen gestanden, das jeden Hundebesitzer warnte, seine Taler lieber wem anderes in den Arsch zu stopfen.


    Für einen Sekundenbruchteil überlegte Dave, ob er die Hunde auf den Shezem hetzen sollte. Wer so Hunde feindlich eingestellt war, hatte es eigentlich verdient von zwei anständigen Hunden zerrissen zu werden. Zudem war es immer erhebend zu sehen, zu welchen Glanzleistungen gute Hunde fähig waren.


    Aber die Aktion würde Varmi ihm gewaltig krumm nehmen. Und er würde sich selbst wohlmöglich noch eine Sperre von seinem Schatz einhandeln, nur für diesen verrückten Fischkopf. Auf seinen Mann auch nur eine Nacht zu verzichten, hatte Dave keine Lust. Und schon gar nicht für den Kellner.


    Zudem, gestand er sich ein, war dies eine überzogene Reaktion. Zumal er selbst immer sagte, erste Pflicht - Ruhe bewahren. Soweit das möglich war, hielt er sich fest an diesen Grundsatz.


    Aber wie sollte man ruhig bleiben, wenn von einem verlangt wurde, dass man seine Hunde draußen ließ, nur weil ein paar Hasenfüße, die aufrecht unter einem Bügelbrett durchgehen konnten sich vor ihnen fürchteten?


    Das war doch an Lächerlichkeit kaum noch zu überbieten. Welche Bitte kam als nächstes? Ohne Robe zu erscheinen, weil Magier beängstigend waren?


    `VERSTANDEN!´, stimmte Dave Varmikan mental grummelig zu.


    Der Magier wusste, dass sein Schatz Recht hatte, trotzdem war er zerknirscht und dass ließ er Varmikan einen Moment lang spüren.


    Gleich klein beizugeben entspannte zwar die Situation, aber nicht ihn!


    Dave musterte Fedor und Brownie als ob er sie nie wieder sehen würde, streichelte beide ausgiebig und küsste sie dann auf den Kopf. Der Magier ging zur Tür und ließ beide Hunde nach draußen.


    "Ablegen", sagte er leise zu den beiden und deutete auf einen Platz, etwas abseits neben der Tür. Fedor und Brownie machten es sich dort gemütlich und schauten mit treuem Blick zu ihrem Herrn auf.


    "Bedankt Euch bei dem Sprotten-Buckel, mir passt dass auch nicht meine Mäuse. Dauert nicht lange, ich beeile mich. Bleibt an der Wand liegen", antwortete Dave auf ihre Blicke. Er kehrte zurück in die Taverne, setzte sich wieder an den Tresen und stupste seinen Mann doch liebevoll mental an.


    "Die Knochen kannst Du behalten", sagte Dave dem Shezem tonlos.


    "Falls Du trotz Deines Verhaltens doch noch ein Trinkgeld erhalten möchtest, wiederhole was Du gesagt hast, als wir reingekommen sind. Du hast etwas über einen gelben Goblin gesagt. Wiederhole es. Erzähl mir alles, was Du über ihn weißt oder gehört hast", forderte Dave den Shezem auf.


    `Was ist mit dem gelben Goblin?´, fragte Varmikan verdutzt.


    `Jozo - genannt der gelbe Goblin, ist ein ehemaliges Zunftmitglied von uns und der Ex-Partner von Gasmi. Wir hielten ihn alle für tot, aber der Kerl lebt noch. Und glaube mir Klingenohr, dem möchtest Du nicht begegnen.


    Ein äußerst tödlicher Gegner. Wahnsinnig, tödlich, verrückt. Wie ich Dir einst sagte - Du bist kein Mörder, sprich kein Jozo.


    Jozo liebt es seine Opfer zu zerstückeln, teilweise aufzufressen und vorher zu missbrauchen. Meist zieht er ihnen die Haut ab. Er ist ein Meister mit dem Messer. Und er ist tatsächlich gelb. Sonnengelb.


    Drum nannte ihn Gasmi nur seinen Butterkeks. Wir haben erst vor kurzem erfahren, dass er noch lebt. Und wenn ich mehr herausfinden kann, umso besser. Allein schon wegen Lydias Sicherheit.


    Kümmere Du Dich um den Waldalben, ich erkläre Dir die Sache mit Jozo Zuhause´, antwortete Dave gedanklich.


    `Der Ex-Mann von Gasmi?´, hakte Varmikan mental nach.
    `Richtig´, pflichtete Dave auf gleichem Weg bei.


    Der Magier widmete seine Aufmerksamkeit dem Shezem vor ihm. Er war zwar immer noch zerknirscht über die Forderung des Fischkopfes, aber vielleicht würde eine gute Information, seine Nerven beruhigen, dachte sich Dave.


    **


    Einen Moment lang blickte der Mensch drein, als würde er Shocai auf der Stelle zu Hundefutter verarbeiten und der sah sein letztes Stündlein gekommen. Dann aber brachte er die beiden Riesenviecher doch nach draußen, ohne ein Widerwort von sich zu geben. Shocai atmete erleichtert aus und schrumpfte dabei um einen halben Kopf. Der Haischwanz, der ihm vor lauter Aufregung zusätzlich zu den Beinen gewachsen war, zog sich wieder ein. Als der zurückgekehrte Mensch nach Informationen über den Gelben fragte, runzelte Shocai die Stirn.


    "Also ich kann euch auch nicht viel mehr dazu sagen, als dass es sich um einen gelbhäutigen Goblin handelt, der Leute zerhackstückelt und vor dem sich sogar die Ordnungskräfte in die Hosen machen. Die Nachtwächter streiken wegen dem, was es auch nicht besser macht. Ich hab das von den Gästen aufgeschnappt."


    Er wies mit dem Kopf in Richtung eines Tischs, wo ein mitgenommen aussehender Orkmickerling mit seiner Begleiterin saß und dieser verzweifelt versuchte zu erklären, wohin er letzte Nacht verschwunden war. Sie widerum unterstellte ihm einen Seitensprung und dass seine Geschichte vom Gelben Goblin nichts als eine Lüge und faule Ausrede wäre.


    "Der gute Mann da ist ihm offenbar leibhaftig begegnet - und hat die Begegnung überlebt", sagte Shocai. "Den könntet ihr nach Details fragen, er weiß sicher mehr. Aber seine Frau scheint sauer auf ihn zu sein, mit der wäre ich vorsichtig. Die hat erst vor wenigen Stunden eine ausgebildete Almanensoldatin in Grund und Boden geprügelt. Mit diesem Tisch." Er klopfte mit der flachen Hand auf den massiven Eisentisch, an dem der Mensch und der Frostalb saßen. "Sie ist besoffen und schlecht gelaunt. Es ist fraglich, ob sie euch mit ihrem Liebsten reden lässt."


    **


    Dave hörte dem Shezem aufmerksam zu und musterte dann den Ork, der scheinbar die Begegnung mit Jozo überlebt hatte. Dave gesellte sich zu der Ork und ihrem mickrigen Freund.


    "Wie ich hörte hattest Du angeblich eine Begegnung mit dem gelben Goblin Ork. Du siehst nicht gerade so aus, als würdest Du ihm Paroli bieten können und so eine Begegnung überleben. Da muss ich Deiner Begleiterin schon Recht geben.
    Ist es Fakt? Bist Du dem gelben Goblin tatsächlich begegnet? Wenn ja wo? Wo genau? Was hat er getan? Und vor allem was hast Du getan, dass Du überlebt hast?", fragte Dave neugierig.


    Er musterte die brachial-brutal aussehende Orkfrau und nickte ihr knapp zu.


    "Was möchtest Du trinken? Egal was, geht auf meine Kappe.
    Ich will die Geschichte von Deinem kleinen Begleiter hören. Entweder hat der Kerl mehr Glück als Verstand, oder er einer der Besten Aufschneider denen ich je zugehört habe", sagte Dave und musterte den kleinen Ork.


    Irgendwie erschien es total paradox, dass so ein nasses Hemd die Begegnung mit Jozo überlebt haben sollte.


    Bei der Ork hätte es Dave nicht gewundert. Die Frau sah aus wie Seddik, nur kleiner und nicht so blass wie sein gewaltiger Kumpel.


    Vermutlich hätte sie Jozo einhändig totgeschlagen und dabei noch problemlos zu Mittag gegessen. Falls die beiden sich nicht das Hirn aus dem Schädel gevögelt hätten bei einer Begegnung.


    Jozo liebte es martialisch und die Frau sah dermaßen nach Kerl aus, dass Jozo von ihrem Anblick schon einer abgegangen wäre, schmunzelte Dave gedanklich.


    **


    Skugga betrachtete den Bleichling mit einem Abscheu, als würde dieser Scheiße im Gesicht kleben haben. Nicht nur, dass der Typ sich als Mensch an den Tisch zweier Orks setzte, was bereits eine Beleidigung für sich war, nein, er sprach obendrein zuerst Frosch an.


    "Hör zu, Affengesicht", schnauzte sie. "Wenn du mit Orks redest, sprichst du mit dem Anführer und fragst ihn um Erlaubnis, bevor du seine Anhängsel dumm von der Seite anmachst! Wir sind hier nicht in einer deiner widerlichen Menschenstädte, wo man Gesetze per Abstimmung beschließt - an diesem Tisch sitzen Orks, also hast du dich auch orkischem Gesetz zu beugen! Es zählt nur das Wort des Anführers! Der kleine Scheißer hat hier nichts zu melden und er wird das Maul nicht aufmachen, bevor ich es nicht erlaube!"


    Sie betrachtete den weißhäutigen Mann hasserfüllt, seine spießerhaft gepflegte Erscheinung mit dem rasierten Gesicht und den säuberlich geschnittenen Nägeln, seine alberne Robe, witterte die alchimistischen Pflegesubstanzen, mit denen Menschen sich andauernd vollschmierten. Sie wollte schon den Schemel unter Froschs Hintern hervorziehen und dem Menschen über seinen viel zu glatten Schädel ziehen, als dieser für die Informationen eine Bezahlung anbot. Skuggas Hand, die schon in Richtung Froschs Gesäß gewandert war, um das Sitzmöbel zu packen, machte einen Schwenk und verpasste ihrem Begleiter nebenbei eine Backpfeife, als wäre es ihr nur darum gegangen und wanderte danach zur Speisekarte.


    "Shociwoki", brüllte sie und der Kellner eilte herbei. Ohne eine Überleitung zu dem vorher gesagten herzustellen, gab sie ihre Bestellung auf. "Eine Käseplatte als Vorspeise und als Hauptgang eine doppelte Portion Rubinbarrakuda, dazu ein Fass Geymash und ein Krug vergorene Büffelmilch für mich. Als Nachtisch nehm ich den Ork, den ich schon das letzte Mal hatte. Er soll auf Knien mit gesenktem Kopf auf mich warten, den Arsch zur Tür gekehrt. Alles auf die Rechnung von der Bleichhaut da."


    Sie schlug die Karte wieder zu und warf sie vor sich auf den Tisch. Sie schickte dem Menschen einen streitlustigen Blick herüber. Aus reiner Provokation hatte sie die teuersten Speisen gewählt. Wenn er nicht damit einverstanden war, ihr diese fürstliche Mahlzeit samt fleischlichem Vergnügen zu spendieren, würde Frosch nicht eine einzige Silbe verlauten lassen. Skugga stand bis zu den Ohrenspitzen unter Adrenalin. Sie hatte letzte Nacht keinen Sex gehabt, weil Frosch sich sonstwo rumgetrieben hatte und der Kampf gegen die Almanin war nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen, um ihren Zorn zu stillen.


    **


    Jemand war neben Alaryah aufgetaucht. Sie schaute den Neuankömmling einen Moment lang an, dann erinnerte sie sich, dass sie ja noch antworten musste. "Oh, sehr nett, danke.", sagte sie schließlich, schüttelte dann jedoch den Kopf. "Ich bleibe lieber bei meinem Getränk hier.". Sie hob knapp ihren Becher mit dem Wasser. "Wisst ihr, ich vertrage diese Art Getränke nicht sonderlich gut. Ausserdem...", Alaryah überlegte einen Moment. "...bin ich immer in so einer Art, nunja, sagen wir, Alarmbereitschaft?". Dann verzog die zierliche Albin kurz das Gesicht. "Verzeiht, aber wir haben uns noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Alaryah. Alaryah Schattenwind. Wer seid ihr und was bringt euch an diesen..." Alaryah zuckte etwas zusammen, als irgendwo mehrere Gläser laut scheppernd zu Bruch gingen "...an diesen...Ort?".
    Schließlich drehte sich Alaryah etwas, sodass weitere Teile ihrer Kleidung trocknen konnten. Der Streifen aus blauer Schminke, der senkrecht über ihr linkes Auge verlief, hatte mittlerweile seine Form verloren. Der Regen hatte ganze Arbeit geleistet. Alaryah kramte ein kleines Tuch hervor und wischte sich die Reste der Schminke so gut es eben nur ging aus dem Gesicht. "Werdet ihr euch hier länger aufhalten?", fragte Alaryah anschließend und nahm einen weiteren Schluck aus ihrem Becher.


    **


    Dave musterte die Orkfrau und ihren Zustand. Jeder aus der Gosse gezogene Penner war reinlicher als dieses vor Dreck starrende, parasitenzerfressene Mannweib.


    "Kellner, Ihr habt die Dame in froschfotzen Grün gehört. Liefert und zwar zügig", sagte Dave freundlich.


    "Interessante Vorspeisenwahl. Und was nimmt die Madame als Hauptgang? Ihr seid doch nicht auf Diät. Euer Umfang lässt nicht darauf schließen. Bitte nur keine falsche Zurückhaltung, es geht doch auf mich.


    Wo bleiben meine Manieren, vielen Dank für die freundliche Aufklärung. Selbstverständlich habe ich verstanden. Gut, ich soll also zuerst mit dem Anführer sprechen.


    Eigentlich kein Problem, kommt er heute noch wieder um seinen Clown und seine Hure abzuholen, oder dauert das was länger? Ich bin nicht ewig in Geberlaune...", sagte Dave liebenswürdig.


    Die Bitte des Shezem hatte ihn auf Krawall gebürstet und das sein Kerl gleich als Friedensbotschafter eingeknickt war, machte die Sache für Dave nicht besser. Da kam diese Ork und ihr Gehabe gerade Recht.


    Dave schnappte sich die Karte die die Ork weggeworfen hatte und stöberte kurz darin herum.


    "Schnaps", befahl er Shocai und musterte die Ork herausfordernd.


    **


    Varmikan starrte seinen Kerl wie vom Donner gerührt an und wurde noch eine Spur bleicher als er sonst schon war. Dave hörte scheinbar nicht nur schlecht, er schien auch blind wie ein Maulwurf zu sein.


    `Meine Fresse, ich würde Dich gerne behalten Dave! Bist Du verrückt oder lebensmüde? Bei Malgorion, antworte nicht! Du bist es! Alles nur wegen den Hunden!


    Kannst Du nicht einmal gehorchen? Einmal?
    Ein einziges, verschissenes Mal?
    Mir geht es darum, dass Dir nichts passiert, Du dämlicher Hornochse!


    Aber nein, der Herr von Hohenfelde weiß ja alles besser!


    Komm Du mir mal nach Hause. Über die Nummer sprechen wir nachher nochmal unter vier Augen! Wenn ich bei Deiner Verteidigung umkomme, bist Du schuld.


    Wenn Du umkommst, dann frage ich Deinen Bruder, ob er Dich zurückholt. Koste es was es wolle. Ich zahle alles, jeden müden Pissling.
    Ich liebe Dich Sternchen... falls ich es Dir gleich nicht mehr sagen kann, weißt Du es jetzt schon mal´, übermittelte Varmikan stinksauer und stellte sich schützend hinter seinen Kerl.


    `Varmi-Mäuschen´, übermittelte Dave und warf ihm einen Kuss zu.


    `Nichts Varmi Mäuschen, Du kannst Dich nachher warm anziehen, ich schwöre es Dir Dave. Du kostet mich Nerven Sternchen´, antwortete Varmikan wütend.


    "Rede oder verzichte Ork. Deine Wahl. Entweder willst Du fressen und ficken, oder Du willst es nicht. Was ist mit dem gelben Drecksack? Hat Dein Hans-Wurst den hier nun gesehen oder nicht?", fragte Varmikan.


    **


    Der Fisch spurtete davon und brachte dem Menschen eiligst den geforderten Schnaps, kurz darauf auch die Käseplatte. Bis dahin sagte Skugga nichts. Raue Umgangsformen war sie gewohnt und die beabsichtigten Beleidigungen kratzten sie nicht die Bohne. Dafür hätten die Schwachköpfe schon andere Kaliber auffahren und beispielsweise weiter mit Frosch reden müssen, anstatt mit ihr. Oder ihr vorwerfen, sie wäre die Hure von diesem kleinen Scheißer. Die Hure vom Anführer zu sein, war schließlich nichts Negatives. Von daher betrachtete sie das Ganze eher als einen Versuch, sich orkischen Sprachgewohnheiten anzupassen und ließ es dabei bewenden.


    Endlich, der erste Gang. Sogleich unterteilte sie es in genießbar und ungenießbar. Sie rollte und schubste die Brocken Schimmelkäse mit den Fingern zu Frosch. Verschimmeltes Essen sah diesen bleichhäutigen Kackbratzen ähnlich, die es erfunden hatten. Das würde sie nicht anrühren. Skugga spießte stattdessen ein nach Nuss duftendes Stück Hartkäse auf und kaute. Nicht schlecht.


    Derweile analysierte sie die zwei Bleichlinge. Wie bei diesen minderwertigen Kreaturen üblich, war nicht klar zu erkennen, wer von denen ranghöher war. Skugga hasste diesen Zustand, da sie keine Lust hatte, versehentlich mit dem Handlanger zu sprechen. Sie analysierte daher sehr genau die Körpersprache der beiden und kam zu dem Schluss, dass der Alb wohl die Hosen anhatte. Erst, nachdem auch der doppelte Rubinbarrakuda geliefert worden war und Skugga sich daher eines Großteils ihrer Bezahlung sicher sein konnte, ließ sie sich zu einer Antwort herab.


    "Frosch, erzähl diesem Shrimp dein Märchen." Dabei nickte sie in Richtung des Weißhaarigen.


    Sie knackte derweile die Köpfe der Fische ab und schubste sie zu ihm herüber, während sie selbst sich über die Filets hermachte. Unter normalen Umständen hätte Frosch für sein unerlaubtes Fortbleiben zwei Tage gehungert, doch da es schon mal kostenloses Futter für sich und ihn gab, sah Skugga die Sache eher praktisch und gab ihm die Dinge ab, die sie selber nicht essen wollte.


    **


    "Also, das war nämlich so", begann Frosch unsicher, nachdem Skugga ihm befohlen hatte zu sprechen, während er nebenbei die geronnenen und verschimmelten Milchklumpen aß. "Wir waren im Shortys. Das ist so ein gammliges, kleines Loch von Kneipe, nicht mit dem hier zu vergleichen und man findet sie nur, wenn man weiß, wo sie zu finden ist. Die lassen da auch nicht jeden rein, weißt du?" Er sagte das im kläglichen Versuch, irgendwie elitär und besonders zu klingen. "Skugga war gerade im Hinterzimmer was einkaufen. Ich wollte derweile ein Bier trinken, aber plötzlich setzte sich dieser Kerl an meinen Tisch und hat mich geknutscht. Einfach so."


    Dabei bekam Frosch dunkle Ohren. Er wurde nicht gerade oft angebalzt. Genau genommen nie. Die Erfahrung war schrecklich geendet, aber sie hatte interessant begonnen, auch wenn er sich eigentlich nicht für Männer interessierte. Es hatte seinem mickerlichen Ego geschmeichelt.


    Skugga zischte feindselig. "Das hast du vorher nicht erzählt! Wieso hast du dich von dem knutschen lassen, hä? Von einem Goblin?! Bist du eklig oder was?"


    "Vorhin hatte ich auch noch nichts zu Essen. Ich hatte Hunger, darum hab ich es vergessen zu erwähnen", entgegnete Frosch spitz. Immerhin konnte er nichts für all das, was geschehen war. "Aber da bin ich pflichtschuldig aufgestanden, habe sein Bier umgeschubst, ihm gesagt, dass er ein blöder Zitronenkopf ist und bin rausgegangen." Er musste sich ja nicht ganz so schlecht dastehen lassen, wie er wirklich dagestanden hatte. "Er ist mir aber hinterhergekommen. Du hast halt einen guten Geschmack und solltest dir meines Marktwertes bewusst sein."
    "Konkrete Maße haben nichts mit Geschmack zu tun", entgegnete Skugga trocken.
    Frosch ließ die Ohren hängen. "Na ja. Dann hat er mir jedenfalls ein Messer an den Hals gehalten, wogegen ich nichts machen konnte und wollte ... äh ..."


    Ängstlich sah er zu seiner Begleiterin herüber und traute sich nicht mehr, zu Ende zu reden. Er fühlte sich wieder klein und wertlos. Aber plötzlich hellte sein Blick sich auf.


    "Dann kam der große Tiefling! Wir haben Seite an Seite gekämpft und der doofe Goblin hatte trotz seiner gemeinen Waffe Angst vor unserer Übermacht und ist abgehauen. Wir haben es ihm ordentlich gegeben! Der Tiefling hat mich gelobt, wie gut ich gekämpft habe und hat mir viel Geld dafür angeboten, dass ich ihn zu seinem Söldnerlager begleite. Aber ich hab gesagt: Nein, mein Platz ist unter den Stiefeln von Skugga. Da war er traurig, hat es aber akzeptiert. Weil es schon spät war, haben wir in einem Lagerhaus am Hafen geschlafen. Ach nein, vorher haben wir noch einen Kopf gefunden mit einer Liste im Mund. Der Tiefling war ziemlich erschrocken, aber ich hab ihm den Zettel da rausgeholt, damit er nicht zusammenklappt, war ja auch ein harter Kampf gewesen. Lauter Namen standen da drauf. Das hat ihn aus irgendeinem Grund wütend gemacht und er hat ihn eingesteckt. Dann sind wir zum Lagerhaus gegangen. Ich hatte die Idee, dass das sicherer ist, als sofort zum selben Ort zurückzukehren. Und darum bin ich erst so spät wieder aufgetaucht."


    **


    Morasa


    "Wie du magst Alaryah. Mein Name ist Morasa".
    "Nein ich bleibe nicht länger hier. Ich suche Arbeit. Das hier ist kein Ort für uns. Es ist
    zu laut", sagte der Alb.


    "Wenn du was warmes ohne Alkohol magst, sag es Alaryah. Die Spelunke scheint einiges auf der Karte zu haben".

    Er trank einen Schluck und dachte über die Gerüchte nach. Die Bedienung erzählte von einer verschollenen Expedition. Morasa konnte damit nichts anfangen. Er war kein Wissenschaftler. Dann erzählte der Mann von einem Serienmörder in Obenza. Man nannte ihn den gelben Goblin, die Büttel fürchteten sich vor ihn und die Nachtwächtern streikten sogar wegen ihm.
    Morasa dachte an sein Treffen mit Jozo in Kalthorst. Jozo war der Name des Gelben, wenn der nicht gelogen hatte.


    Zwei Riesenhund kamen rein, gefolgt von einem grossen Mensch und einem Frostalb. Beide hatten Roben an, dass waren zwei Magier. Morasa beobachtete den weissen Alb. Ihre Art war hübsch aber sehr gefährlich.
    Der Mensch und der Frostalb setzten sich an die Theke. Sie bestellten und tranken. Mo behielt sie im Auge.

    Der Frostalb kam zu Alaryah und ihm. Morasa wapnete sich für einen Streit. Selten sah man Frostalben, aber jeder kannte den Ruf von ihnen. Der Mann war ungewöhnlich freundlich und bot ihm Arbeit an. Morasa wollte ihm antworten, aber die Bedienung zog die Aufmerksamkeit auf sich und verlangte, dass der Frostalb und sein Begleiter ihre Hunde nach draußen bringen sollten. Die Leute die sich beschwert hatten stanken mehr als die zwei Hunde müffeln konnten. Der Waldalb schnaubte verächtlich.


    "Ungewachenes Pack, aber empfindliche Näschen".


    Es entstand eine kurze seltsame Situation und Mo dachte, der Mensch würde die Bedienung angreifen. Das geschah nicht. Er schickte die Hunde raus und erkundige sich bei der Bedienung nach dem Gelben.

    Jozo schien ein gesuchter Mann zu sein. Mo dachte kurz nach, ob er etwas dazu sagen sollte. Aber er wartete im Hintergrund.
    Der Mensch gesellte sich zu zwei Orks und fragte nach dem Goblin. Es kam zum Streit. Die Orkfrau motzte herum, der Mensch gab kontra und der Frostalb schien den Streit zu beenden. Wegen dem Gezanke hatte der Frostalb sein Jobangebot für Mo vergessen. Morasa hätte dem frechen Fisch dafür gerne einen Pfeil in den Hintern gejagt. Er wartete ab. Die Informationen über den Gelben war gute Taler wert, wenn die Orkfrau so schmausen durfte.


    **


    Dave musterte die Ork und fragte sich verdutzt, weshalb sie in Varmikans Richtung nickte und nicht in seine. Varmikan hingegen schien die Bedeutung klar zu sein.

    „Korrekt. Im Shortys wird nicht jeder reingelassen. Wozu auch? Ist eine sehr schöne Homokneipe für einsame Herzen“, grinste der Alb den kleinen Ork an.

    „Der Goblin hat Dich einfach so geknutscht?“, hakte Varmi zweifelnd nach.
    „Jozo macht noch ganz andere Dinge“, antwortete Dave leise.

    `Die Hackfresse von einer Ork war dort im Hinterzimmer was einkaufen?
    Was? Klöten? Seife sicher nicht! Ist das ein Kerl der seine Liebeskugeln verloren hat, oder eine Frau die sich welche zulegte?
    Voll das Leckerchen. Ich glaube mit Jozo wäre der dürre Ork besser gefahren als mit der Bratze´, lachte Dave mental, während sein Gesicht völlig ausdruckslos blieb.

    Varmi musste sich ein Grinsen verkneifen.


    `Du bist böse Schatz und auf Krawall gebürstet. Wobei sie ist aber auch fies zu ihm! Stellt dem kleinen Kerl Fangfragen! Bist Du eklig? Muss er wohl, sonst wäre er mit der nicht zusammen. Wer weiß wann sich dieses Subjekt das letzte Mal gewaschen hat? Aber ich glaube die Antwort würde ihren Girps übersteigen´, übermittelte Varmikan.

    `Ist immer so Klingenöhrchen. Wo es oben in der Birne an Beleuchtung mangelt, wird’s mit Brutalität wett gemacht.
    Egal, was haben wir mit den beiden Gossen-Zwergen zu tun, es geht nur um die Infos über Jozo. Und auch Penner machen manchmal wichtige Entdeckungen.

    Nebenbei, die Maße die das Leckerchen meint, sind Schwanzmaße. Jozo hat jedem als erstes in den Schritt gestarrt. Also falls der schmächtige Ork gleich wie ein Pinguin hier raus watschelt, dann weißt Du er will sich nicht auf den Lörris latschen. Der muss traumhaft bestückt sein. Kurzum Mann mit Pferdeschwanz gesucht, Frisur egal´, erklärte Dave Varmi hilfreich.

    Der Frostalb schloss für Sekunden die Augen, kaute kurz auf der Unterlippe um einen Lachanfall zu unterdrücken und hatte sich nach einigen Augenblicken wieder gefangen.


    `Danke Dave´, antwortete er seinem Kerl und stützte sich auf Daves Schulter ab.
    `Keine Ursache´, gab der Naridier zurück.

    „Wundervolles Märchen Ork. Jozo kennt keine Angst. Er kennt nur Respekt und den wird er vor Dir kaum gehabt haben. Vermutlich eher vor dem imaginären Tiefling.
    Wie bist Du dem gelben Goblin tatsächlich entkommen? Falls Du ihm überhaupt jemals begegnet bist. Die meisten würden eine Konfrontation mit ihm nicht überleben.
    Da sind schon ganz andere als Du gescheitert.

    Und wer war der Tiefling, falls es den Kerl tatsächlich gab. Beschreib ihn, wie sah er aus?
    Der Kopf den Du angeblich gefunden hast, von welchem Volk war er? Männlich? Weiblich?
    Was stand auf der Liste? Nur Namen? Oder konntest Du mehr erkennen?“, hakte Dave nach.

    `Würden wir an Jozo scheitern?´, fragte Varmi Dave.
    `Ja. Im Nahkampf würde er uns töten. Mit dem Kerl ist nicht zu spaßen. Mach bloß nicht den Fehler´, antwortete Dave.

    „Noch ist das Futter nicht beglichen Ork! Entweder erzählst Du uns die Wahrheit, oder Du zahlst aus Deiner Tasche den Fraß Deiner Freundin.


    Wir löhnen nur für lohnende Infos, nicht fürs Lügen. Eine weitere Möglichkeit wäre eine Auslesung. Lass Dich auslesen und wir bezahlen Dich in Talern.


    Lügen ist dann nicht mehr möglich, aber Du musst auch nicht sprechen. Die Infos die Du uns gibst, werden dann sozusagen gedanklich – sprich vertraulich behandelt. 100 Taler für Deine Erinnerung, was den gelben Goblin angeht. Wenn Du dazu bereit bist, gehen wir vor die Tür zu den Hunden. Du setzt Dich meinem Kerl gegenüber, erinnerst Dich – er liest Dich aus.


    Das tut nicht weh und ist auch nicht gefährlich. Verletzt wird höchstens Deine Ehre, aber Du scheinst eh keine zu haben. Bist Du dem gelben Goblin tatsächlich begegnet, bekommst Du von uns anstandslos sofort die 100 Taler und wir bezahlen wie versprochen Eure Zeche. Aber für Lügengeschichten gibt es nichts, rein gar nichts“, ergänzte Varmikan.


    **


    "Eine Homokneipe?", fragte Frosch verdattert und sein Blick wanderte zu Skugga.
    "Ein Kumpel arbeitet da", entgegnete sie schulterzuckend.
    "Und da hast du mich ... da allein gelassen, ohne mir wenigstens etwas zu sagen?" Frosch glotzte entgeistert. Das erklärte auch, warum ihn manche der Typen da so komisch angeschaut hatten.


    Skugga aß ungerührt weiter. Der zweite Rubinbarrakuda verschwand Stück für Stück in ihrem Maul, genau wie sein Vorgänger und die Käseplatte. Nach den wenigen Minuten war von dem fürstlichen Mahl kaum noch was übrig. Die zwei Bleichlinge kauften Frosch die Geschichte genauso wenig ab wie sie. Jetzt drohten sie sogar damit, das Mahl nicht zu bezahlen. Skugga popelte mit einer Gräte.


    "Ihr bezahlt mich dafür, dass ihr mit meinem Begleiter quatschen dürft, nicht ihn für die Wahrheit. Es steht bereits alles auf eurer Rechnung. Hat der Hering notiert. Wenn ihr einen Rückzieher machen wollt, klärt das mit dem Kellner. Mich braucht das nicht zu interessieren und Frosch auch nicht. Eure Sache, wenn ihr die Zeche prellt." Sie schnippte die verschmutzte Gräte durch den Raum. "Und was das Auslesen angeht: Froschs Gedanken gehen nur mich was an. Haltet euch raus da. Frosch, beantworte Shrimpgesicht seine Frage. Wer war der Tiefling?"


    Frosch zwinkerte. "Der war einer von den beiden Türstehern im Shortys. Ein riesen Vieh! So groß und so breit!" Er zeigte mit den Händen die Ausmaße an. "Mit wie so Bärenkrallen und so einem langen Schwanz! Wenn der den einpackt, sieht er aber mehr wie ein haarloser Rakshaner aus, hellbraun mit braunen Augen. Weil er keine Flügel und keine Hörner hat. Oder hatte der kleine Hörner? Ich weiß es nicht mehr. Er guckt immer bisschen mürrisch, ist aber, glaub ich, ganz nett."


    "Nett", kotzte Skugga, die bereits aufgegessen und ausgetrunken hatte und immer wieder in Richtung Treppe zum Obergeschoss blickte.


    "Aber wie hieß der?" Frosch überlegte. "Forxi, glaub ich. Ja, Forxi! Aber ihr tut ihm doch nichts, oder?" Plötzlich fürchtete er sich, weil er einfach die Beschreibung seines Retters herausgerückt hatte. Hoffentlich bekam der keinen Ärger! Vielleicht waren die zwei hier ja Freunde vom gelben Goblin!


    "Ach ja, und der Kopf", sagte er schnell. "Das war ein alter Schrumpelgoblin, also nicht weiter schlimm. Die ganzen Namen waren als Liste angelegt, aber Forxi hatte sie gleich eingesteckt und ich hab mich dann nicht getraut, zu fragen. Er hatte schlechte Laune. Das war`s! Mehr weiß ich nicht!"


    "Na also." Skugga erhob sich, kratzte sich im Schritt und stapfte in Richtung Treppe.
    Frosch sah ihr panisch nach und blickte zwischen ihr und den zwei Männern am Tisch hin und her. "Darf ich mitkommen, Skugga?", wimmerte er.
    "Glaub nicht, dass ich dir deine Lügen abkaufe. Das tun vielleicht die Bleichhäute, aber ich nicht. Ein Schlaffi wie du kann nicht kämpfen, nicht mal gegen einen Goblin. Du hast nach Tiefling gestunken, hast dir hinter meinem Rücken was dazuverdient und es nicht an mich ausgeliefert. Du bist kein Ork, sondern ein Waschlappen. Aber wen kümmert das. Wen kümmerst du?" Damit ließ sie ihn in dieser gefährlichen Situation alleine, wohlwissen, dass es übel ausgehen konnte und verschwand im Freudenhaus.


    "Aber es war doch die Wahrheit", wimmerte Frosch.


    **


    Varmikan verschränkte die Arme vor der Brust und musterte den Ork vor ihm mit stechendem Blick. Was die Ork von sich gegeben hatte interessierte ihn nicht. Die Frau war bedeutungslos, nicht nur als Person, sondern auch was Informationen anging.


    Die Infos hatte der dürre Ork.


    Einen Moment später war sie auch schon verschwunden. Wer übrig blieb, war der kleine, dürre Ork und er schien Angst vor ihnen zu haben. Angst oder Unbehagen war Varmikan gewöhnt.


    "Nun von uns hat keiner was bestellt Ork. Das hat Deine Freundin. Und wem glaubst Du, glauben die Büttel ehr? Solchen abgerissenem Lumpenpack wie Euch, oder Leuten wie uns? Du solltest Dir also noch mal überlegen, ob Du den Fraß Deiner fetten Frau verdienen willst, oder ob Du Dich weiter stur stellst. Deine Wahl.


    In einem gebe ich der Dicken aber Recht - mein Kerl wird sich doch nicht mit Dir verbinden. Ich bestehe auf seiner Gedanklichen Reinheit. Und Du bist mir da nicht ganz sauber", grinste der Frostalb eisig.


    "Und mal unter uns beiden, Du bist ja fast sowas wie ein Mann... vermute ich?!?
    Wieso lässt Du Dich von dem Weib so behandeln?


    Gehört was sie sagte?
    Du bist ein Waschlappen!
    Wen kümmert das?
    Wen kümmerst Du?


    Jetzt übersetze ich Dir dass mal, da Du scheinbar dazu nicht in der Lage bist, dafür erwarte ich ein bisschen Entgegenkommen und wir drei hier sind alle zufrieden.


    Wen kümmert, dass Du ein Waschlappen bist? Dein Freundin!
    Wen kümmerst Du? Deine Freundin!


    Ohne Dich ist dieses Weib ein Nichts! Dreck, den kein anderer Mann jemals freiwillig anfassen würde. Minderwertige Mangelware die sich Kerle im Puff kaufen muss, oder die Kerle wie Dich unterbuttert, damit ihr überhaupt wer zu Willen ist. Kleine mickrige Jammerlappen, die ihr körperlich nichts entgegenzusetzen haben. Wow was eine starke und taffe Frau. Schlägt diese knallharte Kriegerin auch Welpen?", hakte Varmikan nach.


    Dave zuckte minimal bei der letzten Frage zusammen, Varmikan drückte ihm kurz liebevoll die Schulter.


    "Wenn Du so ein Waschlappen und Taugenichts bist, was ist dann sie?
    Denk mal scharf nach. Sie hat Dich doch als Partner ausgesucht!


    Anstatt Dich wie ein Fußabtreter behandeln zu lassen, sollte sie Dir die Nudel vergolden!


    Du bist der Einzige, der den Wal freiwillig reitet und ihm die Harpune ins aufgedunsene Fleisch jagt!
    Wen oder was hätte sie denn? Niemanden. Wer will sich mit so einer Frau abgeben?


    Und jetzt erkläre mir mal, wieso sie die Regeln macht und nicht Du!


    Sie braucht Deine Gesellschaft. Sie braucht Deine Nudel. Sie braucht Dich. Du brauchst Sie nicht. Du findest jederzeit überall irgendwen, der Dich beschützen würde.


    Was kann sie Dir schon antun? Wenn sie Dir droht, ändert nichts daran was sie ist.


    Welcher Kerl würde sie aufgrund Ihres Aussehens durchfüttern? Keiner!
    Wen kann dieser Trampel um den Finger wickeln? Niemanden.
    Selbst was aufziehen? Die? – Niemals. Dazu fehlt ihr der Grips.
    Jemanden verführen? Davon hat die keine Ahnung.


    Was bleibt übrig? Muskelmasse. Das einzige was sie hat. Ohne ihre Muckies, hätte sie nicht mal Dich als Kerl im Schritt. Sie verkauft Dir ihre Erbärmlichkeit als Stärke.


    Du hast nie eine Wahl gehabt Ork, weil Du nie die Augen aufgemacht hast!
    Dreh den Spieß endlich mal um! Das ist nur eine Frau! Dann steck ein paar Schläge ein, aber steck ihr keinen mehr weg. Wer wohl länger durchhält! Ich kann Dir nur raten, werd schleunigst wach!", erklärte Varmikan dem scheinbar begriffstutzigen Ork.


    Selten hatte der Frostalb einen so verbohrten Mann gesehen. Vielleicht rüttelten seine Worte den Kerl ja wach und er fand seine Eier, samt seiner Ehre und seinem Selbstbewusstsein wieder.


    Dave blinzelte kurz und hörte seinem Mann zu. Er sagte kein Ton zu der Angelegenheit. Er kannte die Einstellung von Varmikan. Einst hatte ihm sogar Tarkan erklärt, wie die meisten Frostalben tickten, hier stand nun der lebende Beweis, was Dave schmunzeln ließ.


    "So Schluss. Jetzt zum Geschäftlichen. Ich wiederhole und hast Du was vergessen füge es an.


    Du wurdest von Jozo im Shortys überfallen und geknutscht.
    Harpuniert hat er Dich nicht.


    Du bist mit dem Goblin aneinander geraten und hast die Biege gemacht, während ein Tiefling Deinen Kampf gekämpft hat, während Du vermutlich über alle Berge warst oder Dich heldenhaft irgendwo versteckt hast.


    Irgendwie ist es Euch gelungen den Goblin zu verjagen.
    Der Goblin hat Euch, warum auch immer, leben lassen.
    Du und der Tiefling seit dann was? Geflohen? Wirklich gemeinsam zum Hafen gegangen?


    Unterwegs wurde ein Kopf gefunden.
    Der Kopf war ein Goblinschädel, alt, männlich, unwichtig.


    Die Liste war mutmaßlich eine reine Namensliste. Weder Bestätigung noch Negierung, da Du nicht drauf gesehen hast.


    Zum Tiefling. Der Tiefling war riesig, hatte keine Flügel, keine Hörner und hatte einen Schwanz. Davon gehen wir mal aus. Er hat braune Haut und sieht aus wie ein Rakshaner. Vermutlich war es sogar ein Rakshaner. Name Forxi. Klingt irgendwie bekannt, keine Ahnung. Kommt mir vor, als hätte ich den Namen schon mal gehört. Unwichtig.


    Der Tiefling war nett. Gut, dass glaube ich. Den einzigen Tiefling den ich persönlich kenne, ist auch schwer in Ordnung.


    Das waren Deine Eckdaten ja? Oder hab ich was vergessen?", fragte Varmikan Frosch.


    `Mach Du mal Varmi´, übermittelte Dave gut gelaunt.


    **


    Morasa

    „Ich nehm die 100 Taler und die angebotene Arbeit“.

    Morasa hatte die drei beobachtet und gesellte sich zu dem Frostalb. Der Mensch hatte das Gespräch begonnen, aber er gehörte dem Frostalb, dass stand fest.

    „Der Ork lügt nicht. Der gelbe Goblin heißt Jozo und ich hab ihn in Kalthorst getroffen. Er ist ein bisschen über einen Meter hoch und hat knallgelbe Haut mit grünen Mustern. Ich hätte ihn fast einen Pfeil in den Hals gejagt. Dann habe ich ihn erkannt. Ich hatte kein Auftrag für ihn und er ist ehrwürdige Wild. Drum hab ich ihn verschont. Er war ausserhalb von seinen Revier und ich warnte ihn. Er hat nicht in meinen Revier zu wildern. Die Kopfgeldjäger nennen ihn Bestie aus Obenza. Was die Bedienung sagt stimmt. Büttel fürchten ihn, Nachtwächter weiß ich nicht, aber viele Kopfgeldjäger fürchten ihn genauso. Man erzählt sich das Gerücht, er hat vier schwarze Panther getötet in Obenza. Jozo und ich haben kurz geschwatzt und mitten drin griff er mich ohne Vorwarnung an. Der Goblin ist sehr flink. Ich wich ihm aus. Wir schwatzten erneut. Der Goblin wechselte ständig das Thema. Als er mir erzählte, dass er Gemüsebrot essen wollte, kam ich nicht mehr mit. Als nächstes wollte er wissen ob ich Drogen verkaufe. Ich überhörte die Frage als Banane. Das heißt nichts anderes als die Frage ist Blödsinn. Darauf erzählte Jozo, dass er Spass jagt. Er fragte was ich jage, ausser mein Unglück, da ich ihn als Banane beleidigt hätte. Was nicht wahr war, die Frage war Banane. Er sagte mir ich würde gut riechen und das klang wie eine Drohung. Bei seinen zweiten Angriff benutzte er eine Peitsche. Es kam zu einem Unentschieden und wir trennten uns friedlich. Als ich ihn verließ, drohte er mir erneut. Als letzte Warnung jagte ich einen Pfeil neben seinen Hals in die Wand. Er hat den Pfeil aus der Wand gezogen und daran gerochen und geleckt. Sein letzter Satz war, schade dass ich Euch nicht schon früher kennengelernt habe. Ich war allein, wen er sonst noch meinte, weiß ich nicht“.

    Morasa trank einen Schluck von seinen Bier.

    „Dein Mensch kann die Information für die 100 Taler überprüfen. Nur die Erinnerung an das Treffen mit Jozo, mehr nicht. Suchst Du einen Kopfgeldjäger der Jozo erlegt?“


    **


    Frosch hörte geduldig dem Vortrag des Frostalben zu. Der Frostalb betrachtete sich offenbar als ranghöher, so wie er sich benahm, aber das war in Ordnung für Frosch. Nichts anderes war er gewohnt. Es war ja auch nichts Schlimmes daran, am untersten Ende der Rangleiter zu stehen. Schlimm wäre gewesen, plötzlich den Anführer mimen und Entscheidungen fällen zu müssen, die Bürde der Verantwortung für eine Truppe zu tragen und Schuld daran zu sein, wenn etwas schief lief. Er war nicht das erste Mal mit der seltsamen Mentalität der Bleichlinge konfrontiert und es machte ihm nichts aus, seine eigene Sicht auf die Welt einmal mehr zu rechtfertigen.


    "Also", sagte Frosch geduldig, "du hast ein grundlegendes Missverständnis im Kopf. Weißt du, was ohne Skugga los wäre? Ich wäre tot. So wie meine Mutter. Sie war mickerlich und hat trotz der Beglückung durch einen guten Krieger einen Mickerling zur Welt gebracht und dafür bezahlt." Er sagte das ohne ein Zeichen, dass es ihm sonderlich etwas ausgemacht hätte. In Wahrheit hatte er sich die Augen aus dem Kopf geweint, aber er war ein Meister darin, seine eigenen Gefühle zu verstecken und sie den Erfordernissen der Situation anzupassen. So lächelte er sein hässliches Lächeln, während er erzählte.


    "Skugga hingegen ist unter Orks eine Schönheit. Die meisten würden alles dafür geben, auch nur einmal ihre Stiefel küssen zu dürfen. Sie würde hervorragende Krieger und Kriegermütter gebären. Es ist eine komische Masche von euch anderen Völkern, zierliche und hilfsbedürftige Frauen zu mögen. Orks können über so was nur lachen. Denn das ist der Grund dafür, warum ihr uns im Kampf unterlegen seid und immer sein werdet. Skugga erscheint euch grob mir gegenüber, aber das ist sie doch gar nicht. Die hat dafür gesorgt, dass man mich nicht tötet. Sie hat mich damals gerettet und aufgepasst, dass ich in der Rotte immer ein paar Reste vom Essen abbekomme. Glaubst du, einer von den Kriegern hätte mir auch nur gestattet, seine Schüssel auszulecken oder unter seinen Schuhen nach Krümeln zu suchen, die heruntergefallen sind? Wenn sie mich nicht totgeprügelt hätten, hätten sie mich verhungern lassen. Ich bin nicht nur unnütz, sondern sogar noch schädlich, ein Schädling, weil ich den Kriegern ihr Essen wegesse. Und ich nerve sie, einfach dadurch, dass ich da bin."


    Er lächelte noch immer.


    "Erst wegen Skugga habe ich eine Daseinsberechtigung. Sie mag, was ich hier habe. Ich bin nämlich nicht überall mickerlich. Und ich bin zuverlässig, egal, wie müde ich bin, egal, wie schlecht es mir geht. Also darf ich ihr Begleiter auf Reisen sein. Es ist falsch, anzunehmen, sie würde niemand anders finden. Unter Menschen vielleicht nicht und nicht unter Alben, aber die mag sie ja auch selber gar nicht. Aber Orks hingegen hofieren sie, wo sie geht und steht. Die sind nur außerhalb von Rakshanistan nicht so oft zu finden. Aber sie müsste kein Geld für den da oben ausgeben. Oh, nein. Aber ihr gefällt, was er macht. Wenn sie Häuptling ist, will sie ihn kaufen."


    Auch jetzt blieb Froschs Gesicht freundlich, auch wenn er panische Angst davor hatte, durch diesen Hünen ersetzt zu werden. Wenn sie diesen Kerl da wirklich kaufte, dann war sein Leben von einer Minute zur anderen bedeutungslos. Es verlor von einem Moment zum anderen seinen Sinn. Aber das zu ändern lag außerhalb seiner Macht.


    "Und nein, ich finde keinen anderen Beschützer als Skugga und erst Recht nicht überall. Wie auch? Warum? Warum sollte sich jemand anders meiner annehmen? Mich wollen alle nur tot sehn. Selbst Leute, die mich gar nicht kennen wollen das. Forxi ... oder hieß er Firxi? ... war der Erste, reiner Zufall. Das war pures Glück für mich und keineswegs würde er das nochmal machen. Wahrscheinlich hatte er nur mit dem Gelben eine Rechnung offen und mir darum geholfen. Um mich ging es ihm sicher jedenfalls nicht. Wenn ich Skugga ausreiße oder mich gegen sie erhebe, ist das mein Tod. die Welt braucht niemanden wie mich."


    Er drehte sich um und zog seinen Pullover straff nach unten, so dass man seinen Nacken sah und tippte auf seine Wirbelsäule. "Sieht man das? Die Wirbel da sind verschoben. Ein Typ aus der Rotte hat mich im Vorbeigehen geschubst, einfach so, und ich bin mit der Wirbelsäule auf eine Kante gestürzt. Er hätte mir dadurch fast das Genick gebrochen. So was ist normal in einer Rotte, wenn einer schwach ist. Skugga hat mich wieder eingerenkt, so gut sie konnte und mit dem Häuptling geredet und noch am selben Tag steckte der Kerl auf einem Spieß neben unserem Zelt. Sie haut mich ab und zu, aber sie hat mich noch nie verletzt, noch nie. Mir höchstens mal ein kleines Veilchen verpasst oder dass die Nase blutet."


    Er drehte sich wieder zum Tisch und blickte verträumt. "Ich glaube, sie liebt mich. Sie darf es natürlich nicht zeigen, weil ich so mickerlich bin. Aber ich bin mir sicher. Es deutet alles darauf hin."


    Der Mensch schaute die ganze Zeit mürrisch drein, aber der Frostalb war es hier, der die Initiative in der Angelegenheit hatte, darum sprach Frosch nur mit ihm. Nach ihrem Gespräch über Froschs Situation, wiederholte der Alb noch einmal die Geschichte dessen, was am Abend beim Shortys geschehen war, aber mit einigen Änderungen, um zu betonen, wo er ihm glaubte und wo nicht.


    "Der Gelbe Goblin hat uns nicht freiwillig leben lassen, bestimmt nicht, der wollte uns tot sehen. Wir haben ihn verjagt", erklärte Frosch. "Es ging ihm schlecht nach dem Kampf und er musste fliehen. Aber für den kleinen alten Mann hat es noch gereicht. Forxi ... Firxi? ... hat auch gut gekämpft und war mir eine große Hilfe. Er ist ein Söldner und kann auch ein bisschen Magie. Und er hat dem Goblin sein Zauberpflaster geklaut, während der ihn an den Eiern gepackt hatte, hihi! Und nein, ein Rakshaner war der nicht, ich weiß, wie Rakshaner aussehen, in Rakshanistan gibt es viele davon, weißt du? Die haben manchmal kleine Hörner und sogar Klauen, weil die sich oft mit Tieflingen einlassen, aber niemals einen Schwanz. Und sie haben so dunkle Augenbrauen, wie aufgemalt, Forxi hat gar keine. Aber er sieht trotzdem ein bisschen wie einer aus, vielleicht hat er ja einen in der Familie. Und ja, danach sind wir zum Hafen gegangen, da kennt er einen Unterschlupf, wo wir übernachtet haben. Aber Skugga hat sich geirrt. Ich hab da nichts mit dem gehabt und erst Recht kein Geld gekriegt. Ich hab nach ihm gerochen, weil ich ihn gestützt habe, damit er im Laufen nicht umfällt. Der Kampf war hart und er war danach sehr erschöpft, weißt du?"


    Unerwartet setzte sich ein Waldalb dazu und bescheinigte, dass er die Wahrheit gesprochen hatte. Frosch nahm sich einen der angenagten Fischköpfe und nagte noch weiter daran herum um zu zeigen, dass er freiwillig den Platz am untersten Ende der Rangfolge in dieser Konstellation antrat und die beiden nicht beim Reden stören wollte.


    **


    Varmikan hörte dem Waldalben aufmerksam zu. Das was der Kerl erzählte, klang logisch und somit hatte auch der kleine, dürre Ork nicht gelogen.


    Was Varmikan einerseits erstaunte, aber auf der anderen Seite war die Geschichte wiederum so schräg und klang so verrückt, dass sie im Grunde nur wahr sein konnte. Wenn man sich etwas aus den Fingern saugte und log dass sich die Balken bogen, blieb man meist etwas näher am Glaubhaften. Wer nicht auffliegen wollte, konnte kein haarsträubendes Märchen zum Besten geben, dass auf Anhieb niemand glaubte.


    Es stellte sich immer wieder heraus, nichts war so unglaubwürdig wie die Wahrheit.


    „Die Informationen von Dir klingen glaubwürdig und sind ausführlich Waldalb. Nach der Überprüfung erhältst Du sofort die 100 Taler. So wie ich es dem Ork zugesagt hatte. Wenn Deine Informationen stimmen, dann sind folglich auch die von dem Fisch und dem Ork korrekt.


    Jedenfalls größtenteils, bis auf die Aufschneiderei unseres kleinen Freundes. Aber bei seiner charmanten Begleitung kann man seinen Schiss verstehen.


    Kalthorst sagt mir nichts. Wo liegt der Ort? Ist er weit entfernt von Obenza? Und warum war der gelbe Goblin in Kalthorst? Was hat er dort gewollt, wenn er als Bestie aus Obenza bekannt ist?“, hakte Varmikan nach.


    Dave schwieg weiterhin zu den gegebenen Infos. Er beschränkte sich darauf zuzuhören.


    Selbstverständlich hätte er Varmikan ebenfalls die Fragen über Kalthorst und Obenza beantworten können.


    Aber er wollte hören, was der Waldalb zu sagen hatte. Minimale Lügen in scheinbar unwichtigen Kleinigkeiten, sagten viel über eine Person und ihre gegebenen Informationen aus.


    Falls der Waldalb sich nicht auskannte, musste er dies der Ehrlichkeit halber offenbaren. Sollte er lügen, entweder um seine Unwissenheit zu überspielen oder aus einem anderen Grund, war das schon ein gewaltig dickes Minus auf seinem Konto.


    Sprach er die Wahrheit, war dies eindeutig ein Plus, dass für ihn sprechen würde. Zuverlässigkeit zeigte sich vor allem in den kleinen Dingen des Lebens und nichts was Dave mehr verabscheute als Unzuverlässigkeit und Unordnung.


    Dave musterte den Waldalb mit nichtssagendem Blick.


    `Dein Mensch? Wunderbar. Zuerst übersieht mich die Ork und hat nur Augen für Dich! Und jetzt schlägt dieser Waldalb in die gleiche Kerbe! Ich meine ich bin es ja gewöhnt ignoriert zu werden, aber seit wann bin ich unsichtbar?


    Vielleicht sollte ich eine Bank überfallen. Wobei, dass funktioniert vermutlich nicht. Wenn ich vorne am Schalter stehe, bin ich ja weiterhin unsichtbar. Der Bankangestellte würde mich vermutlich nicht mal bemerken!


    Ich müsste mich schon in den Tresorraum einschleusen können um die Truhen zu knacken.


    Ich verwette mein ganzes Hab und Gut darum, ich könnte mit den Säcken unter den Armen so aus der Bank spazieren und keiner würde mich aufhalten. Wie auch? Mich sieht ja keiner!´, grummelte Dave in Varmikans Gedanken und spürte einige Sekunden später die Belustigung von seinem Mann.


    `Dave Du bist MEIN Mensch! Jeder begreift es, nur einer nicht. Rate mal wer´, lachte Varmi mental.
    `Ich hab das schon begriffen! Ich bin Dein Mann und nicht Dein Mensch!´, hielt der Naridier dagegen.


    `Echt nicht? Dachte Du wärst beides´, gibbelte Varmikan mental.
    `Da hast Du jetzt Spaß dran. Kauf mir doch ein Halsband, samt Leine!´, murrte der Almane.


    `Nicht nötig. Du gehst super bei Fuß, genau wie Fedor und Brownie´, lachte sich Varmikan mental schlapp.
    `Arschloch´, grinste Dave.


    `Du bist süß, wenn Du sauer bist´, hielt der Frostalb dagegen und stupste Dave mental an.
    `Süß wenn ich sauer bin? Ein Paradoxon´, antwortete Dave und stupste zurück.


    `Um auf Dein Gemaule zurückzukommen Sternchen, Unsichtbarkeit ist kein Nachteil. In unserem Beruf ist es sogar Pflicht. Das wissen wir beide.


    Es gibt sogar eine These der Unsichtbarkeit. Sie stammt von einer Person, der es sehr schlecht ergangen ist, in ihrer Vergangenheit. Dennoch oder gerade deshalb hat diese These ihre Gültigkeit.


    Die These der Unsichtbarkeit besagt - wenn Dich niemand sieht, egal wie schlecht es Dir. Wenn Dich niemand sieht, egal was man Dir antut. Wenn niemand Deine Verletzungen und Wunden sieht, die man Dir zufügt – dann handele genauso.


    Strafe Deine Peiniger noch brutaler und widerwärtiger. Denn da Du für alle unsichtbar bist, wird niemand sehen was Du tust. Du hast die These schon mehrfach angewandt, ohne sie zu kennen Dave.


    Jetzt sei ein braver und gehorsamer Ehemann und lass mich meinen Job erledigen.


    Frage, soll ich den Waldalben auf Jozo ansetzen oder nicht?
    Wer sind die schwarzen Panther? Sagen die Dir was?
    Der Name Foxi, hast Du den Namen schon mal gehört? Ich meine, ich hätte den schon mal irgendwo aufgeschnappt´, übermittelte Varmikan.


    `Foxi hieß der nicht Schätzchen. Der Kerl hieß angeblich… warte mal… öhm… Scheiße, habe ich selber vergessen´, lachte Dave mental.
    `Na wunderbar, sind wir schon zu zweit´, stöhnte Varmi gedanklich.


    `Der Waldalb wird nicht auf Jo angesetzt, denn wenn ihn jemals einer aus unserer Zunft tötet, dann Lydia oder Jeelen persönlich. Wir würden ihn nur abliefern.


    Die schwarzen Panther sind eine Zunft von Kopfgeldjäger die sich darauf spezialisiert haben, Assassinen zu jagen und abzuliefern.
    Sogar tot oder lebendig. Wobei wohl lebendig wesentlich schwieriger ist, als tot.


    Stell Dir vor Jozo lebend fangen zu müssen und ihn wo abzuliefern. Kein schöner Gedanke, vor allem wenn er sich befreien sollte.


    Aber wenn Du ihn hinterrücks abknallen kannst und nur den Kadaver bei Deinem Auftraggeber auf den Tisch legen musst, wird die Sache schon sehr viel einfacher´, erklärte Dave auf demselben Weg.


    Scheinbar hatte der kleine, dürre Ork wirklich über seine Worte nachgedacht, denn er erklärte seine Gedanken.


    Varmikan hörte auch ihm aufmerksam zu. Er hatte ihn belehrt und daraufhin erst erklärte der Ork seine Sichtweise. Also stand es ihm zu, dass er ihn anhörte, sonst hätte er den kleinen Kerl nicht belehren dürfen.


    Zudem interessierte es Varmikan wirklich, was der Ork zu erzählen und er davon zu lernen hatte.


    Dave musterte nun den kleinen Ork mit nichtssagendem Blick.


    `Der dritte im Bunde der mich ignoriert. Wunderbar´, murmelte er mental.
    `Och Schatz´, lachte Varmi gedanklich.


    Der Frostalb versuchte die Erläuterungen des Orks so gut es ging mit seiner Einstellung, seinem ehemaligen Leben und seinen Erfahrungen abzugleichen. Aber sie waren einfach zu unterschiedlich, als dass sie beide je auf einen gemeinsamen Nenner kommen würden.


    Allerdings musste das auch nicht sein. Es reichte Varmikan aus, wenn er davon hörte und vielleicht so etwas mehr die Handlungen vor Orks verstand. Ihm erschlossen sich schließlich auch nicht sämtliche, irrationalen Handlungen die Dave beging. Trotzdem wusste er davon und versuchte sich einen Reim darauf zu machen.


    „Wie kannst Du nur so von Dir denken? Körperliche Stärke ist nicht alles. Die anderen hätten Dich totschlagen können, dass stimmt. Aber niemand nimmt Dich als Gefahr wahr Ork.


    Sie schenken Dir nicht mehr Beachtung, als Menschen ihren Topfpflanzen. Das heißt, Du hättest jederzeit Deine Feinde in Deiner Rotte vergiften können. Ihnen nachts die Kehle durchschneiden könnten.


    Pö a pö wäre einem nach dem anderen das Mahl nicht bekommen, ein Unfall hier, ein Unglück dort. Etwas dem einen gestohlen und dem anderen untergeschoben.


    Alles was Du brauchst ist Geduld, Fingerspitzengefühl und etwas Mumm. Die einen hättest Du verabschiedet und die anderen hätten sich gegenseitig aus dem Rennen geworfen. Aber gut, es ist Deine Wahl Dich an diese Frau zu ketten.


    Kein Mann sollte von dem Wohlwollen einer Frau abhängig sein. Meine Meinung und vermutlich die meines ganzen Volkes“, sagte Varmikan.


    Als der kleine, dürre Ork von seiner Mutter sprach, sah er etwas dass fast niemand je in den Augen eines Frostalben sah – Mitleid.


    „Deine Mutter… keine Ahnung wie ich das jetzt erklären soll. Also pass auf.
    Eine Mutter, auch Deine Mutter ist nicht einfach eine Frau. Sie ist eine Frau die Leben geschenkt hat. Zudem ist sie die Person die Dir das Leben geschenkt hat.


    Sie hat einen völlig anderen Stellenwert als eine einfache Frau die noch niemals in ihrem Leben ein Kind geboren hat. Das sind einfach nur Frauen. Aber von denen reden wir jetzt nicht.


    Eine Frau die ein Kind gebar ist Mutter, logisch. Somit hat sie einen hohen Stellenwert, sie hat ein Kind zur Welt gebracht. Bei uns ist das was Besonders.
    Wenn diese Mutter dann noch einem Sohn das Leben schenkte, ist ihr Ansehen ein völlig anderes. Sie ist eine Respektsperson!


    Und wenn sie ein Sohn mit Gabe geboren hat, dann ist sie eine äußerste Respektperson. Sie genießt gewaltiges Ansehen. Niemand würde es wagen die Mutter eines Magiers irgendwie anzugehen!


    Das ist, ich weiß kein Wort in Eurer Sprache. Es heißt bei uns – man füllt dessen Mund mit Schnee. Kurzum man legt so eine Person um, die respektlos einer solchen Mutter gegenüber ist.


    Ich verstehe auch nicht wie Deiner Mutter umkommen konnte.
    Was war denn mit ihrem Mann, sprich Deinem Vater?


    Es ist doch seine Aufgabe seine Frau zu führen, zu leiten und zu schützen. Was hat der getan oder besser gefragt nicht getan, dass sie gestorben ist?
    Das ist… puh, oh man.


    Gerade wenn die Frau Mutter geworden ist, muss man doch besonders auf sie aufpassen, auf sie Acht geben.


    Also mein Vater hat meine Mutter nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen, als sie mich bekommen hatte. Vorher auch nicht, soweit ich von meinem Onkel weiß.


    Ich kann es Dir schwören Ork, mein Vater hat sich immer um meine Mutter gekümmert. Sie musste niemals Angst haben oder sich um irgendetwas sorgen. Nie, ich schwör es.


    Mein Paps hat ihr stets gesagt was sie zu tun hat, er hat sie geleitet, beaufsichtigt, beschützt und mit allem versorgt. Und dass sogar gemeinsam mit seinem Bruder. Er lebte auch bei uns mit in der Familie.


    Also niemand hätte meine Mutter getö… ehm, angegriffen. Und wenn hätte er das garantiert nicht überlebt.


    So muss das in einer Familie sein, man muss sich aufeinander verlassen können.
    Ich bin genauso, frag Dave wenn Du mir nicht glaubst. Das ist mein Mann“, erklärte Varmikan tonlos.


    Irgendwie schnürte sich ihm die Kehle zusammen, als er an seine „Mama“ dachte und daran sie vermutlich im Leben nie wieder zu sehen.


    Widererwartend heiterte der Ork aber die Stimmung auf, als der davon sprach, dass Skugga Häuptling werden wollte. Varmikan musste bei der Erklärung losprusten vor Lachen.


    „Man ich hab nicht gewusst, dass Ihr Orks auch schon unter dieser Degeneration leidet. Das ist jetzt nicht Dein ernst, dass Skugga als Frau Häuptling werden könnte oder?


    Hey bei uns werden Frauen nicht mal Krieger und das hat einen guten Grund – es sind Frauen. Sie können es nicht.


    Also wenn Deine Skugga wirklich Häuptling wird, sagte ich Dir gleich, such Dir schon mal einen neuen Stamm. Den wird es nicht mehr lange gegeben.


    Frauen sind meist launisch und je nach Stimmungslage treffen sie ihre Entscheidungen. Und glaube mir, von so unwichtigen Dingen wie Logik, Fakten und so weiter, lassen die sich in ihren Entscheidungen nicht aufhalten.


    Drum fällen bei uns alle wichtigen Entscheidungen fürs Volk – rate mal wer?


    Genau, Männer. Magier.
    Männliche Magier!


    Ihr solltet wirklich nicht jeden neumodischen Menschenscheiß nachäffen. Tschuldige Schatz“, lachte Varmi sich kringelig und knuffte Dave.


    Varmikan brauchte einen Moment ehe er wieder ernst wurde.


    „Mag sein, dass Du viele Feinde hast, aber Dein schlimmster Feind bist Du, durch Deine Einstellung Ork.


    Wer Dich beschützen sollte? Nun Dein zuständiger Magier. Er würde Dich entsprechend Deinen Fähigkeiten zur Arbeit einteilen. Du musst ja als nasses Hemd nicht Schnee schaufeln.


    Jeder hat etwas dass er kann, auch Du. Wenn Du natürlich wirklich nichts kannst, wirst Du auch bei uns entsorgt.


    Wir füttern auch keine unnützen Fresser durch, dafür ist einfach nicht genug da. Aber um tatsächlich unnütz zu sein, muss man sich schon äußerst dämlich anstellen. Was allerdings auch vorkommt.


    Oder man ist krank, dann muss man auch sterben. Klingt einfach, logisch und nachvollziehbar, aber wenn es jemanden betrifft den Du liebst, ist das keine Entscheidung die Du treffen willst.


    Glaub mir, liebst Du, dann lügst Du.


    Du rechtfertigst seine Ausfälle, seine Fehlzeiten und versuchst es nach besten Möglichkeiten zu vertuschen. Das mag nicht für alle Frostalben gelten, aber zwischen dem Urteil über einem fremden Alb oder einem der Dir am Herzen liegt, ist ein Abgrund tiefer Unterschied“, sagte Varmi.


    Als der Ork ihm seine Verletzung zeigte, musterte der Alb sie mit neugierigem Blick.


    „Ich verstehe langsam wo bei Euch beiden der Gletscherwurm langkriecht, Ihr habt die Rollen getauscht!


    Sie ist der Kerl und Du bist die Frau. Wenn ich es unter dem Gesichtspunkt betrachte, macht sie alles richtig und Du als „Frau“ auch.


    Von daher, wenn Du so leben willst, warum nicht. Selten dass ich mal so lange mit wem quatsche. War interessant Deine Sicht zu hören Ork“, grinste Varmikan erfreut.


    Der kleine Ork schilderte im Nachgang noch, wie der Kampf mit dem gelben Goblin abgelaufen war.


    Scheinbar war der Goblin krank und nicht auf der vollen Höhe seiner Leistung. Das erklärte auch, wie es den beiden gelungen war dem Goblin zu entkommen, den scheinbar sogar Dave fürchtete.


    Und genau jener Goblin, war der Ex von Gasmi!
    Genannt der Butterkeks.
    Ein Stück Gebäck aus den Abgründen.


    „Der gelbe Goblin hatte den Tiefling an den Eiern gepackt? Argh.
    Ich habe glaube ich noch keinen echten Rakshaner gesehen. Jedenfalls wusste ich dann nicht, dass er einer ist.


    Forxi, genau Forxi so hattest Du gesagt hieß der Tiefling. Das Du nicht mit dem Tiefling Sex gehabt hast, glaube ich Dir. Sonst hättest Du nicht so geschockt reagiert, als Du davon erzählt hast, dass Dich der Goblin geknutscht hat.


    Wenn Du auf Kerle stehen würdest, hätte Dich der Knutscher wohl nicht dermaßen aus den Socken gehauen. Es sei denn der Goblin ist so grottenhässlich, dass sogar Du vor ihm zurückschreckst. Und Du bist ja einiges gewohnt.


    Und Du hättest gewusst, dass das Shorty eine Homobar ist. Beides trifft nicht zu, folglich hast Du auch den Tiefling nicht flachgelegt oder Dich flachlegen lassen“, antwortete Varmikan dem Ork.


    Varmikan wandte sich an den Shezem.


    „Räum den Tisch ab. Also den Dreck hier vom Tisch und bring für jeden von uns Braten. Also für meinen Mann, mich, den Ork und den Waldalb. Wenn Deine Freundin auch mitessen will Waldalb, soll sie sich zu uns setzen. Und bring uns dazu etwas zu trinken. Irgendwas Leckeres ohne Alkohol. Etwas das nicht bitter schmeckt“, forderte Varmi den Shezem auf.


    Er wandte sich dem Waldalb zu.


    „Nein, die Arbeit die ich Dir anbiete ist nicht die Jagd auf Jozo. Ich biete Dir eine Festanstellung bei uns an, wenn Du dafür geeignet bist. Mein Mann wird das überprüfen.


    Da Du bereit warst, die Arbeit anzunehmen, dürfte Dir auch eine Überprüfung nichts ausmachen. Sieh es als Einstellungstest“, erläuterte der Frostalb, setzte sich eng neben Dave und strich ihm kurz über den Oberschenkel.


    **


    Sie war klatschnass, als sie die Taverne betrat, die leichte Tunika, die sie sich stibitz hatte, war nicht sonderlich geeignet für dieses Wetter und schon binnen Sekunden nicht mehr als ein nasser Lappen, der an ihrem Körper klebte. Dafür war ihr Kopf aber trocken geblieben. Der dunkelgrüne Turban, ebenfalls gewickelt aus einem geklautem Tuch, hatte wesentlich besser Dienste geleistet. Sie hätte doch besser die Kleidung aus ihrem Versteck nehmen sollen, die wäre ihr jetzt auch nicht zu groß. Aber sie hatte es nunmal eilig gehabt und deshalb nur das nötigste gegriffen. Und sie hatte gar nicht vorgehabt so lange unterwegs zu sein. Aber so war das nunmal, irgendwie kam es doch immer anders und dass man sie nun noch für einen Jungen halten würde, dass konnte sie vergessen. Also war es mal wieder an der Zeit die Rolle zu wechseln. Ara’rauns Körperhaltung straffte sich und schnell verschaffte sie sich einen Überblick über das Geschehen im Schankraum. Viele verschiedene Leute waren anwesend, die zum Teil nicht unterschiedlicher sein könnten. Aber genau das mochte sie an Tavernen wie diese hier. Viele Leute bedeutenden auch viele Informationen, wenn man nur ein wenig die Ohren und Augen offen hielt.
    Zunächst lenkte sie ihre Schritte zur Theke, aber ihr eigentlich Ziel würde der Kamin sein, an dem sich auch schon eine Waldalbin wärmte.
    „Zum Gruße, machst du mir nen Kaffee?“ wandte sie sich mit freundlicher Stimme an den Fischmenschen, der hinter der Theke zu Gange war und legte ein paar Münzen auf das feuchte glatte Holz. Dann wandte sie sich auch schon zum Kamin, denn es wurde höchste Zeit, dass diese verdammten Klamotten wieder trocken wurden.
    „Das ist ein ganz schönes Mistwetter da draußen.“ murmelte sie so, dass die Waldalbin das durchaus mitbekommen konnte. Diese wirkte hier doch irgendwie sehr fehl am Platz und ein wenig konnte sie es auch verstehen, das erste was sie schließlich gemacht hatte – Ara bekam das bewusst gar nichtmal mehr mit – war zu schauen, ob wenigstens eines der Fenster offen stand und ob sie durch den gekippten Spalt passen konnte.
    Wohlig drang die wärme des Feuers durch die nasse Tunika, die sich warm und nass doch deutlich besser anfühlte, als kalt und nass. Aber bis sie auch endlich wieder trocken war würde es noch einige Zeit dauern.


    **


    Die Laune am Vierertisch wurde immer frostiger. Ob die Orks Schuld daran trugen oder das Mensch-Alben-Duo, konnte Shocai nicht sagen und es war ihm auch egal. Er flehte den Tag herbei, da er endlich ausgewachsen sein würde und ins Eismeer zurückkehren konnte. Vorher würde er alle Gäste auffressen, das schwor er sich, jeden einzelnen und den Chef gleich dazu.


    Da dieser Tag aber noch fern war, überprüfte er, ob Kehrschaufel und Besen bereitstanden, um die vermutlich bald entstehenden Scherben und Möbbeltrümmer auffegen zu können. Erst, als die Orkfrau ins Freudenhaus verschwand, entspannte sich das Ganze etwas. Der Frostalb gab eine ordentliche Bestellung auf, eine der wenigen, von deren preislichem Umfang her seine Arbeit sich seiner Meinung nach überhaupt lohnte und Shocai verschwand in der Küche. Da nicht-alkoholische Getränke gewünscht waren, die nicht bitter schmeckten, brachte er jedem von ihnen einen alkoholfreien Shezemkuss, einen grünen Cocktail mit einem lebenden Molch darin schwimmend, verziert mit Teichlinsen und einer Seerosenblüte, fruchtig-säuerlich schmeckend. Kurze Zeit später war auch der Braten fertig (dank eines Farisin in der Küche ging so etwas immer recht fix) und Shocai servierte.


    Zurück am Tresen war ihm noch immer keine Pause vergönnt. Aber wenigstens war der neu hinzugekommene junge Bursche freundlich und zahlte sogar noch vor dem Erhalt des Gewünschten. Shocai kochte wohlwollend einen extra starken Mokka mit viel Butter und Zucker und einer winzigen Prise Salz. "Lass es dir schmecken."


    **


    Varmikan ließ sich sofort sein Fleisch schmecken und schlang es mit absoluter Gier herunter. Der Braten war erstklassig.


    Dass es sogar Fleisch im Getränk gab, faszinierte ihn. Sowas hatte er noch nie erlebt, geschweige denn getrunken.


    Dafür würde er dem Shezem ein gutes Trinkgeld geben. Zwischen einigen Bissen, trank er seinen Drink und zerkaute den Molch. Einfach nur lecker.


    Dave hingegen angelte den Molch vorsichtig mit einem Finger aus dem Getränk und setzte ihn behutsam vor sich auf den Tisch. Dann stürzte er das Getränk herunter und aß in aller Ruhe etwas Fleisch. Varmikan grinste Dave an und schüttelte kaum merklich den Kopf.


    "Iss Sternchen, na los", forderte Varmi seinen Kerl glücklich auf.
    "Mach ich doch", schmunzelte Dave.
    "Den Molch! Iss den Molch", grinste Varmi.


    "Nein, den hebe ich auf", gab Dave zurück und aß weiter.
    "Den kannst Du nicht aufheben! Oh nein, Du willst ihn mitnehmen", flüsterte Varmi gespielt verzweifelt.
    "Wer weiss?", grinste Dave.


    Varmikan schaute sich kurz um, während Dave sich sein Fleisch schmecken liess.


    "Du Davy, Jozo ist kleiner als Gasmi, sonnengelb, und hat dunkle Augen richtig?", fragte Varmikan.
    "Ja korrekt. Wieso?", hakte Dave nach.


    "Er steht in der Tür...", antwortete Varmikan.


    Daves Gesichtsausdruck war von einer Sekunde auf die andere eine mörderische Maske. Der Magier drehte sich wie von der Tarantel gestochen zur Tür um, hatte zeitgleich seinen Dolch gezückt und war bereit mental zuzuschlagen.


    In der Tür stand... niemand.


    Dave blinzelte verdutzt und sein Gesicht verlor den mörderischen Ausdruck. Er starrte Varmikan an und dann auf seinen Platz vor dem Teller. Der Molch war weg.


    "Weg ist er", lachte Varmikan und küsste Dave.
    "Ich brauche einen Schnaps", stöhnte Dave.


    "Einen Schnaps und noch mal das Getränk mit Molch für mich", bestellte Varmi gut gelaunt.


    **


    Morasa

    nahm an dem Tisch von dem Frostalb Platz. Er setzte sich zu dem Ork und stellte seinen Humpen neben sich. Eine weitere Waldablin rein und ging zu Alaryah an Feuer. Sie beschwerte sich über das schlechte Wetter.
    „Heute ist hier Albentreffen. Alaryah du bist zum Essen eingeladen worden, wenn du magst“.

    „Wenn ich für dich nicht Jozo jagen soll, musst du mir schon sagen was du erwartest“, sagte Mo.
    „Kalthorst liegt in Südnaridien, südlich östlich von Alessa am Meer, gegenüber der Flussmündung. Von Sturmfels fast südlich komplett zur anderen Küste runter. Von Obenza ist Kalthorst ein ganzes Stück weit entfernt. Selbst von Obenzas Stadt Teil auf Südnaridien. Was Jozo in Kalthorst zu schaffen hat? Er ist von Obenza nach Kalthorst umgezogen, hat er gesagt. Dein Mensch darf mich testen, vor allen wenn eine Festanstellung winkt. Worin soll er sich mit mir messen? Wir sollten uns vorstellen. Ich bin Morasa, wer bist du Frostalb und wie heißt Dein menschlicher Begleiter und wie der Ork?“.

    Es dauerte gar nicht lange und die bestellten Speisen des Frostalben wurden serviert. Morasa freute sich über das üppige Fleischmahl und den Molch Umtrunk. Das Getränk genehmigte er sich sofort, danach fing er an das Fleisch zu verputzen. Er lächelte heimlich, als der Mensch den Molch aus dem Glas angelte. Menschen aßen Froschschenkel, warum aß dieser keine Molche? Wohin wollte der Menschen den Molch mitnehmen? Der Frostalb stopfte das Fleisch in sich rein, als wollte er einen Rekord knacken und forderte seinen Begleiter auf, den Molch zu essen.

    „Der Molch ist gut, schmeckt wie Frosch“.
    Morasa lächelte den Mensch an und spachtelte weiter.

    Plötzlich behauptete der Frostalb, Jozo stände in der Tavernen Tür. Der Mensch reagierte blitzschnell und hatte seine Waffe gezogen. Morasa war nicht langsamer, er sprang sofort auf und hatte seinen Bogen in der Hand. Die Pfeilspitze zeigte auf die Höhe, wo Jozos Hals gewesen wäre. Genauso durcheinander wie der Mensch schaute auch Mo aus der Wäsche. Der Frostalb hatte nur einen Scherz gemacht, um seinen Mann den Molch zu klauen. Mo verstaute seinen Bogen und setzte sich wieder hin.

    „Mach das nie wieder, du bist ihm nie begegnet“, warnte Morasa.


    **


    Varmikan musterte den weiblichen Waldalbenneuzugang in der sonderbaren Kleidung. Morasa hatte es treffend formuliert, ein Albentreffen.


    Aber scheinbar handelte es sich dabei um ein Waldalbentreffen, denn keine anderen Frost- oder Lichtalben war hier zugegen.


    Die Waldschrate der Albenwelt waren in der Überzahl. Irgendwie schien sie das Feuer magisch anzuziehen, ähnlich wie Motten vom Licht angezogen wurden. Denn sobald einer von ihnen den Laden betrat, steuerten sie direkt auf das Feuer zu. Die benannte Alaryah und Morasa hatten schon direkt dort gestanden.


    Der Frostalb hörte sich an was der Waldalb über Kalthorst zu berichten hatte. Warum Dave als Naridier geschwiegen hatte, war Varmikan logisch. Er stellte den Waldalben wortlos auf die Probe.


    `Entsprechen seine Aussagen den Tatsachen?´, fragte Varmi Dave gedanklich.
    `Ja, es ist alles in Ordnung. Er hat es nach bester Möglichkeit beschrieben´, antwortete Dave mental.


    „Nein ich habe Jozo niemals persönlich kennengelernt und ich lege auch keinen Wert drauf. Das war nur ein Scherz und ich wollte den leckeren Molch nicht verkommen lassen.


    Aber Du hast ein gutes Reaktionsvermögen, genau wie mein Mann.


    Mein Mann wird sich nicht mit Dir messen, sondern er wird Dich einem Test unterziehen. Da Du einverstanden warst, wird er zuerst die Information über Jozo überprüfen und Dich dann gedanklich testen.


    Er wird Dir weder schaden, noch Dich irgendwie verletzen. Du musst einfach nur offen sein für seine Fragen. Wenn er Dich etwas fragt, wirst Du ihm gedanklich antworten und Dich an diese Gegebenheiten erinnern. Ich sage es Dir gleich, mental ist lügen nicht möglich. Versuch es erst gar nicht.


    Kurzum, wenn Du den Job haben möchtest, musst Du die Gedankenauslesung bestehen.


    Dabei wird überprüft, ob Du für diese Arbeit tauglich bist. Du kennst das sicher von anderen Jobangeboten. Dort testet man auch die Fähigkeiten der Bewerber.


    Deine Waffentauglichkeit setzte ich einfach mal voraus. Falls doch nicht so vorhanden, wie gedacht, werden wir Dich schulen lassen von einem unserer Leute.


    Wichtiger als die Hand die die Waffe führt, ist der Verstand der die Waffe lenkt.


    Das heißt, wir müssen uns auf die mentalen Fähigkeiten unserer Mitstreiter verlassen können. Wir benötigen loyale, nervenfeste, mutige und unerschütterliche Mitstreiter. Aus diesem Grund testen wir vorher unsere Bewerber.


    Passt Du zu uns, erwartet Dich ein Team, auf dass Du Dich mit absoluter Sicherheit genauso verlassen kannst, wie jene die wir einfordern.
    Und die Bezahlung ist auch nicht zu verachten.


    Aber wie überall im Leben, steht vor der Kür die Pflicht“, erklärte Varmikan Morasa.


    „Du könntest ihn doch direkt hier befragen oder?“, fragte Varmikan seinen Mann leise.
    „Die Befragung findet draußen bei Fedor und Brownie statt“, antwortete Dave freundlich.


    `Das ist doch hier Schatz!´, grinste Varmikan.
    `Achso, ich dachte Du meintest jetzt hier direkt am Tisch. Das wäre mir zu unsicher. Du gewährst bei der Befragung meine Sicherheit. Sollte mich jemand angreifen, das Code-Wort für einen tödlichen Angriff ist Rosbadden.


    Die beiden Fellnasen reagieren zwar auch so sofort und beschützen mich mit ihrem Leben. Aber es ist durchaus auch mal möglich, dass sie einen gewollten Angriff nicht sofort erkennen.


    Ein Hund ist ein ehrliches und argloses Wesen. Drum wenn Dich oder mich jemand angreift und Du hast einen der beiden Hunde dabei, nutzt den Befehl.


    Aber sprich ihn sonst niemals offen aus. Bei Fass beißen sie einfach zu, wohin sie treffen. Kurzum sie fassen wirklich zu.


    Rosbadden ist ein Tötungsbefehl, sie attackieren sofort die Kehle der Person und versuchen sie niederzureißen. Einmal auf dem Boden ist es vorbei.


    Sie haben genauso wie die Büttelhunde gelernt auf Waffen zu reagieren. Ziehst Du als Angreifer ein Messer, wird Fedor oder Brownie Deine Messerhand durch einen Biss stoppen und Dich niederreißen, der andere zerfleischt Dir die Kehle.
    Sie arbeiten gut im Team. Muss ich Dir mal zeigen´, übermittelte Dave gut gelaunt.


    `Darf ich dann den Befehl geben?´, fragte Varmikan mit Unschuldsblick.
    `Na klar´, grinste Dave.


    `Irgendwie hab ich jetzt Lust mir mit Dir hier ein Zimmer zu nehmen, erzähl mir sowas Zuhause´, grinste Varmikan.
    `Ich erzähle es Dir Zuhause – nochmal. In allen blutigen Einzelheiten und so detailliert wie möglich…´, antwortete Dave.


    Varmikan nickte knapp und wandte sich direkt wieder an Morasa.


    „Folge uns nach draußen Morasa“, sagte Varmikan.
    Der Frostalb stand ohne Umschweife auf und ging zu dem Shezem.


    „Mach für uns die Rechnung fertig und pack Dir ein angemessenes Trinkgeld drauf. Nicht unverschämt werden, aber auch nicht mit Dir selber knausern. Wir sind vor der Tür bei unseren Hunden.


    Wir haben noch etwas mit dem Waldalben zu besprechen. Wir kommen zurück, keine Sorge. Und dann zahle ich die offene Zeche“, sagte Varmikan zu dem Shezem und verließ dann den Schluckspecht.


    „Bereit wenn Du es bist Waldalb“, sagte Dave und folgte Varmikan auf dem Fuße nach draußen.


    Vor der Tür begrüßte Dave erstmal ausgiebig seine beiden Hunde, als hätte er sie mindestens ein Jahrhundert oder länger nicht gesehen. Er kraulte sie, küsste sie auf ihre struppigen Köpfe und hockte sich dann zwischen die beiden. Varmikan stellte sich hinter seinen Mann. Gemeinsam warteten sie auf Morasa.


    "Bei uns ist das alles etwas anders", erklärte Frosch. Varmikan schien ehrlich entsetzt darüber, was mit seiner Mutter geschehen war. Warum? Es war doch nicht seine. Und auch Frosch sollte kein Bedauern empfinden. Es war das Beste für die Rotte, dass sie ausselektiert worden war, bevor sie noch weitere Frösche in die Welt gesetzt hätte und so die Rotte schwächte. Dennoch spürte er den Schmerz des Verlustes noch immer, wenn er daran dachte.


    "Unsere Mütter leben nicht bei den Männern", sagte er unverändert lächelnd. "Die Krieger schützen sie auf Distanz. Die Bruthöhlen sind gut verborgen in der Mitte von Shakorz. Dort, wo kein Fremder hinkommt. Und wenn doch, sind da noch die Söhne, die schon fast erwachsen sind und bald zu den Kriegern dürfen und auf sie aufpassen. Nur Menschen und Alben nehmen Frauen und Kinder überall mit hin, wo es gefährlich werden kann. Am komischsten sind da die Rakshaner. Die nehmen sie sogar mit ins Kriegsgebiet. Mein Vater war jedenfalls also gar nicht dabei, als sie getötet wurde. Oder doch? Ich weiß es nicht. Ich hab ja keine Ahnung, wer mein Vater überhaupt ist."


    Das Essen wurde geliefert. Frosch aß und sprach mit vollem Mund weiter, da er einen Mordshunger hatte und Angst hatte, dass Skugga zurückkommen und ihm das Essen wieder wegnehmen könnte. Vorher musste er es in Sicherheit gebracht haben. Der Frostalb schien ehrlich entrüstet, dass Skugga als Frau Ambitionen zeigte, Häuptling zu werden.


    "Nee, das ist bei uns auch nicht üblich", sagte Frosch. "Kein bisschen! Normalerweise sind die Frauen ja in den Bruthöhlen und bleiben da. Aber Skugga hat sich dort gelangweilt. Oder sie wollte nicht ohne mich sein, denn jemand wie ich wäre später niemals als Krieger zu ihr zurückgekehrt. Das dürfen nur die Besten, damit sich nicht der Abschaum vermehrt. Die meisten sehen die Frauen nie wieder. Jedenfalls hat Skugga sich aber als Mann verkleidet und ist mit mir mitgekommen, als ich fortmusste. Und irgendwie hat sich das dann alles so ergeben, dass sie bei den Kriegern blieb. Aber normal ist das nicht, nein!"


    Als der Alb ihm vorwarf, die Frau in ihrer zweifelhaften Beziehung zu sein, traf das Frosch. Das war eine Beleidigung, die saß. Aber er wusste nicht, was er machen sollte, außer, sie zu schlucken. Mit dem Alb anlegen würde er sich nicht, weder verbal noch körperlich, er war ja nicht lebensmüde. Er tat das, was er immer machte und ließ es wortlos über sich ergehen, ohne ein Zeichen, dass es ihm etwas ausmachte. Aber es machte ihm etwas aus.


    Plötzlich sagte der Frostalb, dass Jozo in der Tür stünde. Im nächsten Augenblick war an der Stelle, wo eben noch Frosch gesessen hatte, nur ein kreiselnder Schemel. Erst nach einer ganzen Weile, als nichts geschah, traute Frosch, vorsichtig aus dem Freudenhaus nach unten zu spähen, wo sich offenbahrte, dass es nur ein sauschlechter Scherz gewesen war und er kehrte mit noch immer klopfendem Herzen an den Tisch zurück, wo die zwei Alben sich unterhielten.


    Sie aßen weiter und die zwei Alben sprachen über den Gelben Goblin, der, wie Frosch nun wusste, Jozo hieß. Wenn er sich recht entsann, hatte Foxi den Namen auch hasserfüllt geflüstert, als er ihn von der Liste ablas. Frosch war nicht sehr gut darin, sich Namen zu merken, weil er es nicht gewohnt war, sein Gehirn anzustrengen oder gar zu denken. Um sich von seinen finsteren Gedanken abzulenken, lutschte er, nachdem er aufgegessen hatte, auf dem lebenden Molch herum, ließ ihn mal aus seinem Mund gucken und schlürfte ihn wieder ein.


    Morasa fragte den Frostalben nach Froschs Namen, aber der ging nicht darauf ein und Frosch würde ihr Gespräch nicht unterbrechen. Sein Name war ja auch nicht wichtig, so wie seine ganze Person. Er war froh, dass er etwas zu Essen und zu trinken bekommen hatte und man ihn nicht vom Tisch fortjagte.


    **


    Morasa

    entging nicht, dass der Frostalb seine Bitte nach den Namen umgegangen war. Er war noch kein Kamerad, anscheinend durfte er sie deshalb noch nicht wissen. Genauso erklärte der Frostalb sein Jobangebot ohne zu sagen, was es für ein Job war. Sie kannten Jozo nur Feinde oder Freunde interessieren sich so für andere. Der Waldalb beobachtete das Spiel von dem Ork mit dem Molch im Mund. Der Ork passte nicht in die Gruppe. Trotzdem hatte der Frostalb Interesse an ihn und fragte viel. Er war sogar ganz nett zu ihm. Vermutlich war der Ork die Ablenkung und er wurde schon getestet. Das war Theater und der Ork und der Frostalb führten ihn vor. Sie schwatzten wie Freunde. Morasa wusste nicht, ob er fühlte, wenn der Magier in seinen Gedanken war. Der Frostalb hatte gesagt, man würde keinen Schmerz spüren. Nach seinen Scherz lobte der Alb sein Reaktionsvermögen und das von seinen Begleiter. Der Frostalb wollte seinen Willen testen und brauchte zuverlässige Kämpfer. Mo nahm einen großen Schluck aus seinen Humpen. Der Gedanke den Mensch gleich in seinen Kopf zu haben machte ihm etwas Angst. Das Verschweigen der Namen und der Tätigkeit sagte Morasa, dass sie Jäger waren. Dass der Frostalb Kämpfer suchte die Reflexe hatten, sagte ihn noch mehr. Ganz sicher waren sie Kopfgeldjäger oder sogar Killer. Sein Blick ruhte kühl auf den Ork. Unscheinbar sah er aus, so wie der Frostalb gesagt hatte. War das eine versteckte Botschaft? Der Ork bot die Ablenkung und der Magier die Bedrohung. Beide waren sie sicher seine Leibwächter und sehr gefährlich. Ganz egal wie die aussahen.

    „Ork ich gehe nach draußen zu den beiden. Bis gleich“.

    Morasa klopfte auf den Tisch zum Abschied. So verhielten sich Kameraden. Dann ging er den Frostalb und den Menschen hinterher.


    **


    Kurz, nachdem die beiden Alben und der Mensch vor die Tür gegangen waren, stapfte Skugga die Treppe herunter. Sie blickte äußerst selbstzufrieden drein. Sie blickte auf den leeren Tisch. Shocai hatte inzwischen abgeräumt und abgewischt, so dass nichts mehr auf das kleine Festmahl hindeutete. Rasch schluckte Frosch den Molch herunter, damit sie nicht auf den Gedanken kam, er hätte heimlich etwas gegessen.


    "Wo sind die Bleichlinge?"
    "Kurz nach draußen gegangen."
    Sie wies mit dem Kopf nach hinten. "Wir hauen durchs Klofenster ab, ehe der Mensch uns doch noch seine Rechnung aufs Auge drückt."
    Damit ging sie voran.


    Frosch trottete traurig hinterher. Gern hätte er sich noch ein wenig länger unterhalten, denn es kam selten vor, dass jemand mehr als nur die nötigsten Worte mit ihm wechselte. Aber Skuggas Pläne sahen das nicht vor. Sie verschwand in der Damentoilette, er in der Tür für die Herren. Wenig später marschierten sie den Waldpfad hinter dem Tempel entlang in Richtung Meer. Skugga summte ein Kriegslied vor sich hin und Froschs Kopf war so leer wie zuvor. Er hatte jeden Gedanken ausradiert.


    **


    Dankbar hielt Ara’raun den warmen Mokka in den Händen. Zusammen mit dem Feuer sorgte er dafür, dass ihr Laune besser wurde und während sie immer wieder an dem warmen Getränk schlürfte lauschte sie in den Raum hinein. Ihr Gesicht war dabei dem Feuer zugewandt, so würde sich niemand beobachtet fühlen. An einem der Tische, sie erinnerte sich daran, das dort ein Frostalb, ein Waldalb und mindestens ein Mensch gesessen hatten, wurde anscheinend über irgendwas verhandelt, was sich durchaus interessant anhörte und vielleicht auch lohnend war dem näher nachzugehen.
    Dann wandelte sich plötzlich die Stimmung im Raum und wurde angespannt und nervös, refelxartig begab sie sich in Habachtstellung, nun wieder voll und ganz dem Geschehen in der Taverne zugewandt – bereit zu fliehen, oder auszuweichen, was auch immer da kommen mochte. Und auch der Waldelb hatte schon zu seiner Waffe gegriffen. Das fliehende grüne Etwas, nah sie allerdings nur aus dem Augenwinkel war, zu sehr war die Vogelfrau darauf fixiert den Allgemeinen Gefahrenausgangspunkt – die Tür – im Auge zu behalten. Dann entspannte sich die Lage wieder ohne das wirklich was passiert war. Ein übler Scherz des Frostelben, der alle in Angst und Schrecken versetzt hatte. Sie kniff die Augen zusammen und funkelte ihn böse an, ohne dass dieser das vermutlich mitbekommen würde.
    Es trieb hier also jemand namens Jozo sein Unwesen – und sie war wohl zu lange unterwegs gewesen. Aber darum ging es wohl gar nicht primär an diesem Tisch, der für soviel Unruhe gesorgt hatte, oder doch? Sie wurde das dumpfe Gefühl nicht los, dass sie es doch ein wenig eher hätte in die Taverne schaffen sollen, nicht nur, dass sie dann nicht so nass geworden wäre, sondern auch, dass sie den Anfang dieses durchaus interessanten Geschehens mitbekommen hätte. Nun machten sich die Herrschaften anscheinend daran wieder zu gehen.
    Kurze Zeit überlegte sie, ob es sich wohl lohnen würde ihnen zu folgen, oder ob der Aufwand ihre Kleidung irgendwo unbemerkt loszuwerden und sich zu verwandeln dafür wirklich gerechtfertigt war… andererseits war sie dann auf jeden Falls in ein warmes Federkleid gehüllt.


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    Varmikan kraulte Dave während sie draußen auf den Waldalben warteten.


    `Wusstest Du, dass Orks so leben? Ich hatte davon keine Ahnung. Es ist seltsam alles hinterfragen zu müssen. Was für mich völlig normal ist, begreift hier kaum jemand, bis auf Dich Sternchen und Urako. Ihr versteht mich. Aber erklär mir mal ehrlich, wie kann man seine Frau oder seine Kinder in einer Höhle sperren und sie sich selbst überlassen? Da wundern sich die Orks, warum man sie für Tiere hält?


    Also mal ehrlich hättest Du lieber einen Frostalb als Mann der Dir nie von der Seite weicht und Dich beschützt, was weniger Freiheit bedeutet. Oder alle Freiheit der Welt mit einem Ork der Dich aber nur mal schubst und dann auf nimmer Wiedersehen in einer Höhle verrotten lässt, jeder darf Dich mal rannehmen und um die Brut kannst Du Dich auch alleine kümmern? Das sind doch keine Kerle, das sind Drückeberger! Verantwortung ist für die ein Fremdwort! Wer braucht Freiheit, wenn er in einer Partnerschaft lebt? Sowas braucht niemand, entweder Partnerschaft, oder Freiheit´, grummelte Varmikan gedanklich.


    `Die Frage ist müßig Klingenohr, ich bin mit Dir verheiratet. Unsere Familie kennt keine Scheidung. Das sollte Dir alles sagen. Warum bist Du über das Leben der Orkfrauen so wütend Schatz?´, fragte Dave.


    `Weil ich durch die Erzählung des Orks wieder meine eigene Mutter vermisse. Passend ist mir dazu eingefallen, dass ich sie vermutlich in meinem ganzen Leben nie wiedersehen werde. Ich werde Dich ihr nie vorstellen können, Du wirst sie nie kennenlernen. Das tut weh´, gestand Varmikan mental.


    `Ich würde Dir gerne sagen, ich kümmere mich drum. Aber das liegt außerhalb meiner Möglichkeiten. Zudem das Böse braucht nie einen Grund. Dein "Scherz" eben, sagte es oft auf die Frage - Warum hast Du das getan? Jozos Antwort -weil ich es konnte. Mehr musst Du nicht über das Böse an sich wissen.


    Ich habe Dir von meiner Mutter erzählt und Dir von ihrem Zustand berichtet. Sie war immer wie bewusstlos. Rate mal, wie wir entstanden sind. Meinst Du mein Vater hätte gewartet bis sie mal wach war? Dunwin hat trotzdem...
    Meinst Du Dunwin oder meinen Großvater hätten die Probleme meiner Mutter interessiert? Sie war dazu da uns zu bekommen, mehr nicht. Ihr Job Söhne zu gebären und das Maul halten. Ihre Höhle ein Zimmer in einem Anwesen. Was machen die Orks anders? Der gleiche Dreck im anderen Gewand. Sie nennen es Stärke, wir nennen den Schwachsinn Tradition.


    Natürlich sagt man Euch unbarmherzige Härte nach. Genau wie den Rakshanern die Welt vernichten zu wollen. Komisch ist nur, dass bei denen jeder glücklich zu sein scheint! Jeder kümmert sich um den anderen, sie kümmern sich um ihre Frauen und tragen ihnen den Hintern nach. Entgegen anderen hat mir Tarkan geholfen ohne überhaupt eine Gegenleistung zu verlangen. Er ist selbstlos. Du solltest ihn kennenlernen.


    Ihr kümmert Euch zu viel des Guten um Eure Frauen oder Partner. Bei Euch gibt es tatsächlichen Zusammenhalt. Warum, wenn Ihr falsch liegt? Wenn Frostalb zu sein bedeutet seine Familie zu lieben, bis zum Tod zu verteidigen und seinem Partner nicht von der Seite zu weichen, dann ist das meine Seite. Wenn ich Dich dafür permanent am Robenzipfel habe und Dir gehorchen muss, dann sei es so.


    Und jetzt denk nicht weiter drüber nach. Schluss mit den trüben Gedanken Varmi. Glücklich ist, der vergisst, was nun mal nicht zu ändern ist´, gab Dave mental zurück.


    `Hast Recht. Andere Frage, Du wolltest den Molch doch nicht tatsächlich behalten oder? Ich musste schon für Agathe eine Hütte bauen. Einen Teich für einen Molch wollte ich nicht ausheben´, grinste Varmi.
    `Nein ich hätte ihn irgendwo ins Wasser geschmissen, keine Angst´, lachte Dave mental.


    `Meinst Du der Wald-Alben-Auflauf hat einen besonderen Grund?´, hakte Varmikan nach.
    `Weiß ich nicht, aber ich vermute eher nicht´, antwortete Dave.


    `Ich glaube die Waldalbin die als letzte reinkam hat mich wegen meinem Scherz angegiftet´, grinste Varmikan.
    `Zu Recht Klingenohr´, schmunzelte Dave.


    `Wegen Jozo, da sollten wir uns was überlegen. Wir sollten Gasmi oder Jeelen fragen, ob sie uns Kampfsport beibringen. Wenigstens etwas, das kann ja nicht schaden´, schlug Varmikan vor.
    `Gute Idee, dass machen wir´, stimmte Dave zu.


    `Ich bin gespannt was die Auslesung von Morasa ergibt. Wer er wohl wirklich ist und was ihn dazu bewogen hat sich direkt auf unser Angebot zu bewerben. Er hat genau wie der kleine, dürre Ork einen Angriff von Jozo überlebt. Und scheinbar nicht durch Glück oder die Hilfe eines Tieflings. Dass heißt was, nicht wahr?´, fragte Varmikan.


    `Ja das heißt einiges, aber er hatte genauso einen gesunden Respekt vor Jo wie ich, sonst hätte er nicht sofort zu seiner Waffe gegriffen. Und selbst wenn es ihm nur um sich selbst gegangen wäre, in dem Fall hätte er uns sogar verteidigt´, erläuterte Dave.


    Varmikan stellte sich ganz dicht hinter seinen Mann der auf dem Boden saß und umarmte ihn um den Hals.


    Als Morasa aus der Spelunke kam und auf sie zusteuerte, machte Dave eine einladende Handgeste, sich ihm gegenüber zu setzten.


    "Komm her und setz Dich zu uns", sagte Varmikan zu Morasa.


    **


    Morasa

    verließ die Taverne und ging auf den Frostalben und seinen Menschen zu. Ihre Blicken waren auf ihn geheftet. Die Augen von dem Mensch waren grau wie Steine. Die von dem Frostalb waren blau. Das gleiche blau wie die Augen der Katze von einen seiner Freunde. Ihre Augen waren nicht kalt, dass war ein gutes Zeichen. Der Mensch sass auf dem Boden, die Riesenhunde sassen neben ihn und der Frostalb stand hinter ihm. Morasa folgte der Einladung der beiden und setzte sich vorsichtig gegenüber von dem Menschen hin. Er wollte die Tiere nicht erschrecken, denn sie waren groß und kräftig und wirkten gefährlich. Sie sollten keinen Grund zu einem Angriff haben und er wollte ihnen nichts zu leide tun. Die Hunde waren schön, sie gefielen Mo gut und erinnerten ihn an Wölfe. Mo nahm seinen Bogen von seinen Rücken und legte ihn vor sich hin. Seinen Dolch legte er dazu, so sollte der Frostalb und der Mensch sehen, dass er friedlich bleiben wollte.

    „Was muss ich tun?“.

    Morasa legte seine Hände in den Schoß und wartete ab, was der Magier tun würde.


    **


    Dave musterte den Waldalben.


    „Du musst gar nichts weiter tun. Ich stelle Dir mental, also gedanklich einige Fragen. Entweder tatsächlicher Natur, oder ich beantworte meine Fragen indem ich mir die Information aus Deinem Geist ziehe. Das bedeutet ich lese in Dir wie in einem Buch, ich raube Dir die Erinnerungen nicht. Sei unbesorgt. Deine „Bewerbung“ beruht auf Freiwilligkeit und nicht auf Anwerben unsererseits.


    Demzufolge solltest Du einfach locker bleiben. Passt Du in unsere Zunft, wirst Du ein Bruder. Passt Du nicht benötigst Du von uns keine weiteren Informationen. Wissen ist Macht, nichts wissen macht in Deinem Fall dann auch nichts – für uns allerdings schon. Es ist unsere Absicherung. Los geht es“, erklärte Dave und starrte dem Waldalben in die Augen.


    Der Naridier verharrte absolut regungslos in Trance.


    Einen Moment später spürte Morasa eine fremde Präsenz in seinem Geist. Ein anderes Bewusstsein existierte in seinem Kopf neben seinem eigenen und rief vorsätzlich Erinnerungen auf und schaute sie sich an.


    Morasa war ab diesem Moment zum Zuschauen verdammt. Der Waldalb spürte, dass der Magier ihm nicht schaden wollte. Der Almane verhielt sich bewusst friedfertig, um seinen Gastgeber nicht zu schaden.


    Wie Dave dem Mann bereits erklärt hatte, war es etwas anderes, ob sie einen Kollegen einfingen und für die Gruppe zähmen mussten, oder ob sich jemand ihnen aus freiwilligen Stücken anschließen wollte.


    Dave durchstöberte die Erinnerungen des Waldalben, ebenso durchforstete er die dazugehörigen Gefühle. Meist sagten diese wesentlich mehr aus, als eine reine bildliche Erinnerung an sich.


    Er sah Wälder, er sah Wild, er spürte die Jagdlust des Mannes und die Freude wenn er eine Beute erlegt hatte. Ein Hochgefühl, einem Sieg im einem Wettlauf gleich. Es gab besondere Beute. Damit meinte der Mann gefährliche Gegner, die man nicht ohne weiteres jagen konnte. Eines dieser Exemplare war Jozo.


    Der Magier blieb direkt bei der Erinnerung an den gelben Goblin. Der Waldalb hatte ihnen die Wahrheit erzählt. Er hatte weder etwas beschönigt, noch hatte er aufgeschnitten um sich besser dazustellen als er wirklich war.


    Dave las weiter und schmunzelte gedanklich. Der Waldalb hatte sogar kleine Brötchen gebacken. Dass er Jozo in den Arsch getreten hatte, hatte Morasa gar nicht erwähnt.


    Und wie er Jozo dazu gebracht hatte, einen Patt vorzuschlagen und getrennter Wege zu gehen war hochinteressant. Gut, jeder Mann konnte nachvollziehen, dass man lieber einen Patt vorschlug, als sich die Eier abschneiden zu lassen. Eine fiese, hinterhältige aber Jozo durchaus angepasste Maßnahme, empfand Dave.


    Mit dieser Erinnerung sah der Naridier zeitgleich aus dem Blickwinkel Morasas wie die Artefaktpeitsche funktionierte.


    In Aktion hatte er die Waffe noch nie gesehen, aber er hatte von ihr gehört. Wolfi hatte davon gesprochen, er hatte mehrfach ihre Präsenz gespürt und letztendlich auch in Aktion gesehen. Morasa war dem Tod näher gewesen als ihm bewusst war. Dennoch hatte er klug und besonnen reagiert, indem er Jozo von seiner eigenen Medizin zu kosten gab. Der Gelbe hatte es selbst erstaunt erwähnt – er hatte noch nie seine eigene Peitsche um den Hals hängen.


    Die geteilten Erinnerungen samt Gefühle von Wolfi wie auch die Erinnerungen von Morasa zeichneten ein Bild des Artefaktes, dass nur einen Rückschluss zuließ – eine Person wie Jozo sollte so ein Artefakt nicht besitzen.


    Aber scheinbar war dieses Ding, genau für Träger wie ihn geschaffen worden. Denn soweit Dave es mit den wenigen Informationen die ihm zur Verfügung standen beurteilen konnten, setzte Jozo es nicht immer ein. Vermutlich „ernährte“ sich dieses Artefakt vom Leid der Opfer oder ähnlichem.


    Möglich war auch, dass es durch diese Gefühle erst angestachelt wurde. Kraft musste seine Verwendung kosten, denn so wie er Jozo kannte, würde der Goblin nicht auf so eine mächtige Waffe verzichten – jedenfalls nicht bewusst.


    Eine andere Möglichkeit die ebenfalls in Betracht kam, war das Jo dieser Waffe Zuneigung entgegenbrachte. Dass er seine zwei Messer mehr liebte, als jede lebende Person, war für die Geister kein Geheimnis gewesen und Jozo hatte nie einen Hehl daraus gemacht.


    Diese Waffe musste so etwas wie Kultstatus für Jozo haben. Vielleicht sogar eine Art heilige Reliquie sein, die er nur benutzte, wenn er es für würdig empfand. Sein Lieblingsmesser Zwicki hatte er auch nicht in jeden Wanst gerammt.


    Zwicki, wie die nachtschwarze, gebogene Klinge hieß, war dazu da Spaß zu schenken und Gesichter von Schädelknochen zu schälen. Eine Information, die Dave einst vor langer Zeit in den Gedanken des gelben Goblins selbst gelesen hatte. Das Artefakt war in seinen Erinnerungen nicht vorgekommen. Dave vermutete, Jo hatte es zu dieser Zeit noch nicht besessen.


    Der Magier ließ Morasa kurz sein Wohlwollen bezüglich der Erinnerung an Jozo spüren.


    Der Mann hatte rundum die Wahrheit gesagt.
    Dave war mit dem Waldalb sehr zufrieden.


    Nun machte er sich daran Morasa persönlich genauer unter die Lupe zu nehmen. Der Waldalb liebte die Wälder, aber er war anders als die anderen Waldalben. Die Jagd kannte für ihn keine Grenzen. Es gab nichts, was der Alb nicht jagte. Er hatte keine Hemmungen weder Tier noch andere Völker zu jagen.


    Das er eines Tages sein Heim verlassen musste, war bei so einer Einstellung klar. Waldalben waren dafür bekannt, friedliche und tolerante Personen zu sein.


    Morasa war dies nicht. Er hatte eine andere Grundeinstellung. Natürlich konnte man nicht jeden Angehörigen eines Volkes über einen Kamm scheren.


    Es gab sicher friedliebende Orks und streitlustige Waldalben – aber jeder Ausreißer in der Einstellung war auch eines, ein Ausgestoßener.


    Außenseiter hatten in ihrem eigenen Volk keinen Platz, bei ihnen hingegen gab es nicht nur Platz für solche moralischen Einstellungen, sondern auch für Morasa selbst.


    Jemand der sich nicht zu schade war, sich die Finger schmutzig zu machen.
    Mehr sogar noch, die Finger in Blut zu tauchen.


    Auch hier spürte Morasa das absolute Wohlwollen von Dave.
    Dem Magier gefiel was er spürte, las und sah.


    Dave las weiter und konnte einige Wahrnehmungen aus einer Fremdperspektive nicht klar zu ordnen. Der Blickwinkel auf die Welt, war bei manchen Erinnerungen verschoben.


    Von der Höhe her vermutete der Naridier, das der Waldalb dabei lag. Aber das war unmöglich, denn er bewegte sich von Baum zu Baum fort und dass mit einer sehr hohen Geschwindigkeit.


    Dave durchsuchte weitere ähnliche Erinnerungen, bis er auf eine Verwandlungserinnerung stieß. Vorher noch ein Mann und dann?
    Ja was?


    Dave suchte weiter, suchte nach einer bestimmten Erinnerung, einer Selbstwahrnehmung in dieser anderen Gestalt.


    Der Waldalb war ein Gestaltwandler. Seine andere Form war die eines Marders! Hochinteressant und äußerst nützlich um sich unbemerkt an ein Opfer anschleichen zu können.


    `Mit korrektem, vollem Namen heißt Du Moranor Ranihiel Sarinur - Morasa.
    Morasa Du hast den Test bestanden.


    Mein Name ist Dave und ich würde Dich gerne als Bruder in unserer Gilde willkommen heißen.
    Du vermutest fast korrekt. Du bist Jäger und Kopfgeldjäger - wir auf gewisse Weise auch.
    Um genau zu sein Assassinen.
    Meuchelmörder.


    Du hast um den Job gebeten - wir bieten wesentlich mehr. Eine neue Familie. Das bedeutet für Dich Rückhalt, Zusammenhalt, Loyalität und familiäre Bande.


    Alle Einnahmen unserer Gilde wandern in einen Topf. Von den Einnahmen werden sämtliche Ausgaben bezahlt, der Rest wird zu gleichen Anteilen an alle Familienmitglieder ausgezahlt.
    Besondere Leistungen bedeuten eine besondere Bonuszahlung für den ausführenden Assassinen.


    Varmikan, mein Mann - der Frostalb hat Dir die Wahrheit gesagt. Wenn Du bereit bist, ein Familienmitglied der Geister zu werden, dann entscheidest Du Dich jetzt. Hier. Mental. Ohne die Möglichkeit einer Lüge.


    Spüre ich Zögern oder Ablehnung, werde ich Deine Erinnerung an uns beide sofort löschen. Ich werde Dich nicht töten Alb, das wäre ungebührlich und ist nicht nötig. Du bist weder ein Auftrag, noch hasse ich Dich, noch stehst Du auf unserer schwarzen Liste. Wir gehen ab dato neutral getrennter Wege.


    Spüre ich gewollten Verrat an uns, töten wir Dich. Das ist unsere Pflicht, unserer Familie gegenüber. Das gleiche würden wir für Dich tun, als Bruder - Dich mit allen Mitteln schützen, sobald Du uns angehörst.


    Nimmst Du mein Angebot an, wirst Du uns in unser Haus folgen. Es gibt keinen Vertrag zu unterschreiben.


    Wir schließen unsere Verträge mit Blut. Du wirst durch Schwur und Blut gebunden. Einer unserer Zunftbrüder wird Dir Blut abnehmen und wir werden es sicher verwahren. Als Absicherung, aber auch zu Deinem Schutz.


    Zur Aufklärung der Rückversicherung - wenn Du stiften gehst, werde ich Dich mental suchen und finden. Mit etwas von Dir, vor allem mit Blut finde ich Dich im Nexus ruck zuck. Dann suche ich Deinen Körper hier auf Asamura und sobald ich ihn gefunden habe, war es das für Dich. Das ist die Rückversicherung.


    Zur Erläuterung des Schutzes - wenn man Dich entführt um uns zu erpressen, oder Du verloren gehst, verschollen auf einen Auftrag, dann werde ich Dich suchen und sobald ich Dich gefunden habe, werden Dich unsere Leute rausholen. Egal wie, egal um welchen Preis.


    Also Morasa, möchtest Du ein Mitglied der Geister werden? Wie lautet Deine Entscheidung´, fragte Dave mental.


    **


    Morasa

    wollte dem Menschen zustimmen, da war er schon in seinem Kopf. Der Tipp von den Menschen war locker zu bleiben. Morasa war nicht locker, er war handlungsunfähig. Er hatte Angst, etwas falsches zu tun und sich dadurch in Gefahr zu bringen. Darum tat er nichts und liess den Menschen einfach sein Handwerk erledigen. Der Magier benutzte seine Gedanken wie seine eigenen. Er erinnerte sich als wäre dies sein Geist und Morasa war in seinen eigenen Kopf nur noch ein Beobachter. Der Mensch verletzte ihn nicht. Er hatte gedacht, dass er auch einige Gedanken von dem Menschen sehen konnte, aber so war das nicht. Es war eine einseitige Sache. Der Mensch benutzte ihn wie ein Buch. Er guckte sich alles an was ihn interessierte. Manche Dinge waren Morasa peinlich, aber wie der Mensch diese Dinge beachtete, konnte er nicht sagen. Manchmal konnte Morasa die Gefühle von dem Menschen spüren. Er musste sie ihm bewusst geschickt haben. Seine Erinnerung an Jozo stellte den Menschen zufrieden. Der Magier testete ihn ausgiebig und schien alles genau wissen zu wollen. Seine Einstellung und Meinung überprüfte er in allen Bereichen. Aber sie gefielen den Menschen und anstatt ihn zu verurteilen, dass er gerne jagte und auch Alben, Menschen, Orks und andere erschossen hatte, war der Mensch darüber erfreut. Jeder wusste dass es Jäger geben musste, aber niemand wollte mit ihnen persönlich zu tun haben. Sie waren ein notwendiges Übel für die anderen.
    Dann sprach der Mensch zu ihm in seinen Gedanken. Er erklärte dass sie Jäger waren und zwar Assassinen. Mo hatte es geahnt. Er spürte sein Gesicht lächeln. Das was der Mensch versprach, gefiel Morasa. Sogar seinen Namen und den von dem Frostalben verriet ihm der Mensch. Dave und Varmikan hießen sie. Das Angebot von Dave war das, was sich Morasa gewünscht hatte. Das was er lange Zeit gesucht hatte. Eine Familie die seine Liebe zur Jagd mit ihm teilte. Der Preis für die Aufnahme in ihre Gemeinschaft war Blut. Morasa verstand warum Dave das verlangte. Dann forderte Dave von ihm, dass er in seinen Gedanken antworten sollte. Morasa wollte dass Angebot annehmen, aber wie sollte er die Aufgabe schaffen? Er war kein Magier. Den letzten Schritt vor dem Ende der Prüfung wollte er nicht versagen. Er dachte ganz fest daran, dass er das Angebot annehmen wollte und hoffte dass Dave dass lesen würde. Besser er sagte es noch zusätzlich dazu.


    "Ja ich will Dein Angebot annehmen Dave".


    **


    Nachdem sich Morasa entschieden hatte, löste Dave die mentale Verbindung zu dem Waldalben.


    "Du musstest Deine Antwort einfach nur denken. Das war keine gesonderte Aufgabe. Es ist alles in Ordnung Morasa, ich habe Dich gehört und Du hast die volle Wahrheit gesprochen. In allen Belangen Morasa.


    Es freut mich dass Du unser Angebot annimmst. Willkommen in unserer Mitte Bruder", sagte der Naridier freundlich.
    "Von mir ebenfalls willkommen in der Familie Morasa", fügte Varmikan an.


    `Morasa eignet sich bestens, was seine Talente angeht. Seine Einstellung geht nicht konform mit den Grundsätzen der Waldalben, aber dann hätten wir ihn auch nicht gebrauchen können. Er ist durch und durch Jäger und dabei hat er keinerlei Hemmschwelle wen es trifft. Er wird sich gut in unsere Gilde einfügen. Vermutlich besser, als er sich jemals unter seine Leute einfügen konnte.


    Zuhause erfolgt noch der Part mit dem Blut. Ich werde Pavo davon in Kenntnis setzen, dass wir ein neues Familienmitglied haben. Der Pakt ist besiegelt, sobald das Blut abgenommen wurde. Erinnere mich Zuhause daran, dass ich für Morasa ins Auftragsbuch schaue.


    Wir wollen unseren Neuling schließlich direkt mit einer Aufgabe betrauen. Allerdings wird er nicht wie bevorzugt allein arbeiten, sondern im Team. Erstens möchte ich das einer von uns ein Auge auf ihn hat und beurteilt, wie er sich schlägt. Zweitens möchte ich, dass er lernt, dass wir alle einer Familie angehören. Alleingänge gibt es gedanklich nicht mehr. Er soll sich umgehend einbinden, anstatt abzusondern. Dafür haben wir ihn schließlich nicht aufgenommen. Ich überlege gerade, wen ich ihm mitgeben könnte´, übermittelte Dave Varmikan.


    `Verstehe ich Sternchen, aber das würde ich jetzt noch gar nicht entscheiden. Lass ihn den Pakt schließen, lass ihn die anderen kennenlernen und dann entscheide. Vielleicht kommt er auf Anhieb mit jemanden gut aus. Dann schickst Du die beiden los. Es sei denn es ist Wolfi´, lachte Varmikan mental.


    `Keine Sorge, Wolfi bleibt an unserer Seite. Ansonsten hast Du völlig Recht, so machen wir das´, stimmte Dave zu.


    Der Naridier stand auf und nahm dabei die angebotene Hand von seinem Mann mit gut gelauntem Schmunzeln an.


    "Kommt, wir gehen wieder rein. Bevor wir uns auf den Heimweg machen, könnten wir noch einen Kaffee trinken", schlug Dave vor.
    "Machen wir", stimmte Varmikan zu.


    Sie gingen zurück in den Schluckspecht. Varmikan ging umgehend an die Theke, bestellte noch drei Kaffee und die Rechnung.


    "Wir bekommen noch drei Kaffee und die Rechnung", sagte Varmikan zu dem Shezem.


    **


    Morasa


    atmete durch. Er nahm seine Waffen vom Boden und ging Dave und Varmikan nach in die Spelunke. Mo setzte sich zu Dave an den Tisch und wartete auf Varmikan. Der Frostalb bestellte Kaffee für alle. Den Umtrunk hatte er noch nie getrunken. In seine Heimat trank man klares Wasser aus den Flüssen und Dorfbrunnen. Manchmal würzten sie das Wasser mit Früchte und Gewürze. Oder sie gossen sich einen Sud aus heissen Wasser auf aus Blätter oder getrocknete Früchte.


    "Wie schmeckt Kaffee?".
    Morasa überlegte.


    "Dave wie finden wir zusammen, wenn du deine Familie brauchst? Kannst du sie rufen? Habt ihr Treffzeiten? Wie finde ich dich oder Varmikan? Wie bekomme ich Aufträge von dir? Habt ihr heimliche Treffpunkte?".


    **