Familienbesuch -- Shohiro 202 n.d.A.

  • Familienbesuch


    Dave ritt gemeinsam mit Varmikan zu dem Familienstammsitz seines Bruders. Da der Frostalb nicht allein auf einem Pferd sitzen wollte, saß er hinter Dave auf Nachtmahr. Das uralte, nekrotische Schlachtross schritt gemächlich vor sich dahin. Varmikan hielt sich an Dave fest und lehnte sich dabei gemütlich an ihn an.


    `Ist es noch weit?´, erkundige sich Varmikan und kraulte Dave den Bauch. Seinen Kopf hatte der Alb gegen Daves Kreuz gelehnt, seine Arme um Daves Bauch geschlungen und seine Hände ineinander verschränkt.
    `Schlaf nicht ein´, lachte Dave mental.


    Nicht lange und die beiden ritten auf ein großes Grundstück. Umgeben war es auf den ersten Blick von einer gewaltigen Mauer und einem Tor. Das Tor stand zurzeit offen.


    Als sie das Tor passierten hatten, sah Varmikan, dass das Gebäude u-förmig war. Links und rechts waren Gebäudeflügel und sie ritten genau auf ein großes Anwesen zu.


    „Das ist riesig. Dort wohnt Dein Bruder?“, fragte Varmikan erstaunt und legte seinen Kopf auf Daves Schulter ab.
    „Nö. Dass ist nur der Zwischenkomplex vom Vorhof. Dahinter kommt gleich das Anwesen. Wir müssen einmal da durch. Dann siehst Du, dass die Gebäudeflügel seitlich noch ein Stück weiterreichen. Dann folgen einige Nutzgebäude und dann das Herrenhaus – das Familienanwesen, samt den dazugehörigen Stallungen“, erklärte Dave und küsste Varmikan.


    „Wozu gehören die Flügel dann?“, fragte Varmikan verwirrt.
    „Na zu dem ganzen Komplex hier. Du hast doch gefragt wo mein Bruder wohnt. Wenn Du hier übernachtest, könntest Du im Westflügel in der dritten Etage wohnen und ich genau auf der anderen Seite“, lachte Dave.
    „Was unpraktisch, vor allem zur Bett-Zeit“, grinste Varmi.
    „Ehm… ja“, stimmte Dave zu.


    „Wenn wir hier übernachten, dann sag Deinem Bruder bitte, dass wir ein Doppelzimmer haben möchten. Wir schlafen nicht getrennt“, stellte der Frostalb klar und drückte sich fester an Dave.
    „Wir bleiben zusammen“, antwortete Dave gut gelaunt.


    Der Magier ritt in die Stallungen und stellte Nachtmahr in eine der leeren Boxen, während Varmikan sich die anderen Pferde anschaute.


    „Schöne Tiere, aber Nachtmahr sticht heraus. Er ist was Besonderes“, sagte der Alb und streichelte zaghaft eines der Pferde.
    „Hier vorne stehen eigentlich nur die normalen Pferde. Weiter hinten stehen die besonderen Reittiere. Ich hatte nur keine Lust so weit zu laufen“, grinste Dave.


    „Was denn für besondere Reittiere?“, fragte Varmikan neugierig, „Hyänen?“.
    „Nein. Im Moment steht dort nur Ansgars Einhorn“, antwortete Dave.
    „Ein Einhorn?“, fragte Varmikan skeptisch.
    „Ja. Komm wir gehen ins Haus“, forderte Dave seinen Schatz auf.


    „Moment! Ist es rosa?“, fragte Varmikan und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
    „Nein, was für eine Frage“, prustete Dave.


    „Darf ich es sehen? Oder war das eine Verarschung Sternchen?“, fragte der Alb.
    „Das war keine Verarschung. Natürlich darfst Du es sehen. Mir nach“, sagte Dave und gab umgehend die Führung. Er ging einmal um die Stallungen herum und führte Varmikan auf die Rückseite. Dort stand im offenen Stall das Einhorn.


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    Varmikan starrte völlig ungläubig das Einhorn an.


    „Ei…n…Einhorn“, stammelte der Alb geschockt und schluckte.
    „Richtig. Ein Unicornis – ein Einhorn“, schmunzelte Dave.


    „Wir haben ein Reittier von edlem Wesen in unserem Besitz, das in der Schlacht gefallen ist und vom grenzenlosen Verlangen, einem würdigen Meister treu zu dienen, ins Leben zurückkehrte.


    Seine Existenz ist Beweis dafür, dass die Macht unserer Familie und unser Einfluss weit über diese Welt hinausreichen.
    Dass selbst die Mächte des Nexus unsere Verbündeten sind. Dass selbst der Tod weder unseren Sieg noch unser Fortbestehen verhindern kann.


    So lautet die Beschreibung des Einhorns. Jedes nekrotisch erschaffene Geschöpf erhält so eine Beschreibung“, sagte Dave.


    „Ich hab schon einiges gesehen und Frostalben sind nicht zimperlich, aber das? Dein Bruder hat einen sehr morbiden Geschmack“, flüsterte Varmikan.


    „Als Nekromant? Klar“, lachte Dave.
    „Er hat es aber doch nicht getötet oder? Ich meine nicht auf diese grausame Art?“, fragte Varmikan.


    „Nein. Das Einhorn wurde als Moorleiche geborgen. Wie seine lyrische Vita schon besagt, ist es in der Schlacht gefallen. Wer immer ihm dieses Horn verpasst hat, ist selbst schon längst verfault.


    Es wurde als Kuriosum angeboten und Ansgar hat es sich gekauft. Und selbstverständlich wiederbelebt, wie man unschwer erkennen kann.


    Somit ist er wohl der einzige Nekromant, der ein „Einhorn“ besitzt. Hörnchen ist sein Liebling, aber er hat auch noch so ein Skelettross. Sieht klasse aus, kneift aber beim Reiten. Optik ist nicht alles. Hörnchen ist ein erstklassiges Reittier. Er hat eine gute Seele, genau wie Nachtmahr. Ansgar hängt an ihm, da es sein Werk ist.


    Dann zeige ich Dir die Hunde die das Grundstück bewachen besser nicht. Und die Diener auch nicht. Und die Wächter, sicherheitshalber auch nicht.


    Die Hunde-Meuten sind klar aufgeteilt. Im Haus die Knautschgesichter zum Kuscheln oder auch zur Verteidigung sind lebende Hunde. Bullmastiffs um genau zu sein.


    Stirbt einer dieser Hunde, wird er wieder belebt und tritt seinen Dienst in der Meute draußen an. Dann verteidigt er das Anwesen hier“, erklärte Dave.


    „Wie viele Knuddel-Bullmastiffs hat Dein Bruder?“, fragte Varmikan.
    „Drei im Moment. Lass uns jetzt reingehen, ich hab Durst“, bat Dave.


    „Einhorn. Ich hoffe nicht, dass Deine Familie jemals sagt, wir haben einen eigenen Frostalben… man darf ihn gerne angucken“, murmelte Varmikan, was Dave losprusten ließ.


    „Da hätte ich auch noch ein Wort mitzureden, sei unbesorgt“, gluckste der Almane.
    „Du?!? Nicht ich? Hab ich Dir heute schon gesagt, dass ich Dich liebe Davy?“, fragte Varmikan.
    „Glaube noch nicht. Ich lieb Dich auch Varmi“, antwortete Dave.



    ****



    Kaum dass sie das Anwesen betreten hatten und von einem Diener in Empfang genommen wurden, wurden die beiden auch gleich in den Speisesaal geführt. Finny begrüßte Dave und Varmikan freundlich, während Ansgar seinen kleinen Bruder fragend anschaute.


    „Wer ist Dein Begleiter Dave?“, fragte Finny freundlich.
    „Finny, Ans das ist Varmikan mein Partner“, erklärte Dave.
    „Hallo“, sagte Varmikan und Fin schüttelte ihm die Hand.


    „Partner? In welcher Angelegenheit?“, fragte Ansgar, Varmikan bewusst ignorierend.
    „Mein Mann, mein Geliebter, mein Schatz, der Mann den ich heiraten möchte“, erklärte Dave.


    Ansgar ergriff Dave grob am Robenärmel und zerrte ihn mit.


    „Wir müssen reden, sofort!“, schnauzte der ältere von Hohenfelde und zerrte Dave mit ins Nebenzimmer. Erst dort ließ er seinen Bruder los und knallte die Tür demonstrativ hinter sich zu.


    „Tickst Du noch richtig? Dave es reicht! Was ist denn los mit Dir? Wenn Du so dringend jemanden brauchst, eine Info an Finny und sie besorgt Dir innerhalb einer Woche eine passende Frau! Was soll das mit dem Alben? Du stehst nicht auf Kerle!“, motzte Ansgar.


    „Doch und besonders auf ihn. Du stehst ja auf alle Frauen – und Du liebst Finny. Zudem stehe ich nicht einfach auf ihn, ich liebe ihn von ganzem Herzen“, hielt Dave dagegen.


    Wie soll das zwischen Euch ablaufen? Sich einen Kerl anzulachen. Von mir aus, das ginge ja noch. Und dann nicht irgendeinen, sondern sowas! Weißt Du überhaupt, was Du da an Deiner Seite hast? Weißt Du was das für eine Kreatur ist? Einen Frostalben, Du bist doch nicht klar im Kopf! Sowas kannst Du nicht lieben, bist Du lebensmüde?


    Was kommt morgen? Hochzeit mit einem Tiefling? Verlobung mit Nachtmahr? Als Kuscheltier ein Skorpion? Als Bett eine Schlangengrube? Was Davard? Was?“, knurrte Ansgar aufgebracht.


    „Hüte Deine Zunge Ansgar. Nenne ihn nie wieder Kreatur, sonst…“, setzte Dave an, aber Angar schnitt ihm sofort das Wort ab.


    „Sonst gar nichts Du Wicht! Ich will Deinen Scheiß nicht hören Dave! Du hörst mir zu! Als Familienoberhaupt mache ich den Zirkus nicht mit. Fin wird Dir eine Frau suchen. Von mir aus auch einen Kerl! Du trennst Dich von dem Alb sofort. Oder ich erledige das und zwar hier und jetzt!“, knurrte Ansgar und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust.


    „Verstanden Ansgar. Verzieh Dich aus meinem Leben“, schnauzte Dave zurück und ließ seinen Bruder einfach stehen.


    Der Almane stampfte aus dem Zimmer, packte Varmikan der sich gerade mit Fin unterhielt unter dem Arm und schob ihn vor sich her nach draußen, zur Rückendeckung.


    „Was ist denn jetzt los?“, fragte der Alb baff.
    „Wir müssen gehen“, erklärte Dave knapp.


    "Ja aber...", setzte Varmikan an.
    "Sofort. Frag nicht, schau nicht zurück. Lauf vor mir und bummele nicht, wenn Du überleben willst", flüsterte Dave.



    ****



    Auf dem Heimweg sprach Dave kein einziges Wort. Der Naridier und der Frostalb ritten stumm nach Hause. Varmikan musterte ihn von Zeit zu Zeit, wagte aber nicht das Schweigen zu brechen. Zuhause angekommen, stampfte Dave direkt ins Haus und verzog sich umgehend auf ihr Quartier. Varmikan hatte Mühe mit seinem Kerl Schritt zu halten.


    Dave hockte sich aufs Bett und rührte sich nicht mehr.


    Varmikan setzte sich neben Dave und legte ihm einen Arm um die Hüfte. Der Frostalb ließ sich einen Moment in den Nexus fallen um zu schauen, ob sich sein Mann dort aufhielt, aber Dave starrte scheinbar in der Physis brütend vor sich hin. Varmi kehrte zurück und drückte Dave leicht, als Zeichen dafür dass er für ihn da war.


    Eine halbe Stunde später kam Lydia ins Zimmer.


    „Dave ein Bote für Dich“, sagte sie freundlich.
    „Dank Dir“, sagte der Naridier und ging zur Tür.


    Ein Bote seines Bruders händigte ihm einen versiegelten Brief aus.
    „Für Euch persönlich“, sagte er respektvoll, mit knapper Verbeugung und verabschiedete sich sofort wieder.


    Dave nahm den Brief schweigend entgegen und ging wieder ins Haus. Er kehrte in sein Quartier zurück, hockte sich erneut aufs Bett und drehte den Brief zwischen den Fingern.


    „Das ging schnell“, sagte er tonlos.
    „Was? Ich verstehe nicht“, flüsterte Varmikan.


    „Mein Bruder ist durch Erbfolge Familienoberhaupt.
    Unverheiratet – für ihn in Ordnung. Nicht weiter schlimm.
    Liiert mit einem Mann – für ihn noch akzeptabel.
    Liiert mit einem Frostalben... für ihn ein Affront, eine Schmach.


    Zudem heißt das für ihn wohl keine Kinder, keine Söhne, keine Hochzeit… ergo Rauswurf aus der Familie.
    Dass wird die Aberkennung meines Familienstatus, samt Enterbung und Entrechtung sein. Dabei bedrohst Du weder seinen Status, noch den seiner Kinder.


    Ich weiß nicht was er gegen Dich hat Varmi. Wenn Dein Volk wirklich so schlimm ist, wie behauptet, dann frage ich mich warum wir beide super miteinander auskommen und mit meines Gleichen funktioniert das bei mir nicht.


    Verzeih mir bitte. Ich wollte Dich nicht in Gefahr bringen, ich wusste nicht, dass Ansgar so reagiert. Manchmal ist er echt nett und offen eingestellt, manchmal weiß ich nicht, wer da vor mir steht. Ich muss gucken wie viel Taler ich noch locker habe und was ich noch privat besitze und nicht in die Kategorie Familienbesitz fällt. Ab heute brauche ich den Job hier.


    Ansgars Rat an mich war immer, binde Dich an die Person, die Du liebst.
    Die Person die man liebt kann auch ein Mann sein, es kann auch ein Alb sein“, flüsterte Dave.


    „Hat er die Macht Dich aus der Familie zu verstoßen?“, fragte Varmikan verwundert.
    „Ja“, antwortete Dave knapp.


    „Du bist der Ausbilder von Wolfi. Du hast seinen Sohn hier…“, warf Varmikan ein und streichelte Dave beruhigend über den Rücken.


    `Ich weiß, aber das bringe ich nicht. Ich kann das nicht und ich will es auch nicht. Mein Streit mit Ansgar hat doch nichts mit Wolfi zu tun! Ich kann Wolfi nicht töten und ich werde Ansgar dass auch nicht androhen um ihn zu erpressen.


    Dass mache ich nicht. Klingt vielleicht zu weichherzig und selten dämlich, aber ich liebe den Kurzen. Und meinen Bruder samt seiner Familie abschlachten für den Titel und die Taler, will ich nicht.


    Nach alter Familientradition sollte ich genau dass in so einem Fall tun, ich weiß es. Quasi in der Rangfolge durch Entsorgung aufrücken. Aber Finny, Lin und Wolfi haben mit unserem Zoff nichts zu tun. Und Ansgar will ich zwar nur noch von hinten sehen, aber nicht tot. Ich liebe das Arschloch doch. Drum mache ich das nicht.


    Dann bin ich lieber das Weichei der Familie. Soll er mit dem Geld glücklich werden, wir gehen einfach getrennter Wege. Stehst Du mir bei?´, übermittelte Dave.


    Varmikan schaute Dave an, blinzelte und rieb sich die Stirn.


    `Du bist mein Mann, ich stehe Dir immer bei. Wenn Du Kohle brauchst, bekommst Du von mir welche. Das bekommen wir schon hin, mach Dir deshalb keine Sorgen. Ist nicht viel was ich habe, aber wir teilen.


    Ich meinte Ansgar kann so nicht mit Dir umgehen, wenn Du seinen Sohn ausbildest! Ihn beschützt, aufziehst und erziehst als wäre er Dein Kind! Ich meinte sag ihm das! Nicht dass Du Deine Familie auslöschen sollst… DAVE!´, antwortete Varmikan und entriss Dave den Brief.


    Der Frostalb riss den Brief auf und lass ihn durch.
    „Schatz, irgendwas setzt bei Dir im Kopf öfter mal aus. Du bist doch kein Weichei, weil Du Deine Familie nicht tötest“, sagte Varmikan nach einer Weile und drückte Dave den Brief in die Hand.


    „Lies selbst und fälle zukünftig keine vorschnellen Entscheidungen in solchen Dingen. Erste Pflicht, Ruhe bewahren. Das gilt auch für Dich Sternchen“, bat Varmi.


    Dave nahm den Brief entgegen und las ihn durch.


    **


    „Hallo Davy,


    als Du vorhin abgerauscht bist, hat Finny mir die Hölle heiß gemacht. Sie sagte es ginge mich nichts an, mit wem Du glücklich wärst – Hauptsache wäre, Du wärst endlich glücklich.


    Damit hat sie Recht – wie immer.


    Ich hab mich Dir und Deinem Mann gegenüber beschissen verhalten.
    Meine Schnauze war mal wieder schneller als der Verstand.
    Ich war nur im ersten Moment enttäuscht, keine Neffen zu bekommen.


    Aber selbst das habe ich Dir nicht vorzuschreiben oder vorzuwerfen sagt Fin. Das wäre Deine Privatsache, wie, wann und ob Du je Kinder haben möchtest. Ich soll mich da raushalten.


    Und ob Dein Kerl nun gefährlich ist oder nicht, geht mich auch nichts an. Fin sagt, wenn er gefährlich genug ist, kann Dir und ihm von der "buckligen Restverwandtschaft" aus nichts mehr passieren. Was stimmt.


    Entschuldige Kurzer.
    Es tut mir leid Davy.


    Komm mit Deinem Schatz bitte morgen auf Besuch vorbei.
    Wenn nicht für mich, dann für Finny.
    Zweiter Versuch Davy?


    Hab Dich lieb Kleiner.
    Ans


    **


    Dave faltete den Brief zusammen und grinste Varmikan an, bevor er ihn fest in die Arme nahm.


    „Kluger Bursche, ich liebe Dich“, flüsterte er ihm ins Ohr.
    "Man, was ist nur los mit Dir? Ich glaube den Besuch lassen wir besser", erwiderte Varmikan und drückte Dave fest an sich.



    ****



    Dave und Varmikan ritten gemeinsam mit Nachtmahr im Schlepptau zu einem Anwesen. Dort angekommen, nahm Dave Rulrot den Sattel und das Zaumzeug ab, küsste sein Pferd auf die Stirn und ließ es auf die riesige Koppel laufen.


    "Schick Deins hinterher", sagte Dave gut gelaunt.
    "Was machen die dann hier? Choco wird sich einsauen, Du kennst ihn nicht", grinste Varmi.


    "Die zwei machen Urlaub. Ein paar Wochen die Seelen baumeln lassen und nur Pferd sein. Rumrennen, im Dreck wälzen, Spaß haben. Braucht jeder mal. Nun mach Schatz", bat Dave.
    "Wem gehört die Weide?", fragte Varmikan und nahm seinem Pferd Sattel und Zaumzeug ab.


    "Meinem Bruder", antwortete Dave.
    "Dürfen wir das dann? Nicht dass der gleich hier aufschlägt und uns ein paar Takte sagt", warnte Varmikan.


    "Interessiert Ansgar nicht. Du bist quasi auf seinem Hinterhof. Ich kann auch in sein Haus, ohne dass er mir begegnet. Wenn wir Kontakt wollen, melden wir uns vorher. So bin ich einfach hier und nutze seine Koppel. Da muss ich nicht fragen, oder ihn vorher besuchen", erklärte Dave.


    "Also wenn er in unserem Haus rumrennen würde, würde ich schon fragen, was er bei uns will. Drum solltest Du ihm auch Bescheid sagen und Du solltest Dich mit ihm aussprechen", hielt Varmi dagegen.
    "Nein", schmunzelte Dave.


    "Deine Wahl Sternchen", gab Varmi kopfschüttelnd zurück und ließ Choco auch auf die Weide.
    "Ansgar kommt her. Na klasse...", murrte Dave.


    "Soll ich abhauen?", fragte Varmikan.
    "Nein bleib, keine Angst", flüsterte Dave.


    Einen Augenblick später erreichte sie Ansgar. Der Naridier stiegt von seinem Pferd und blieb vor Dave stehen.


    "Varmikan, Dave", grüßte er freundlich.
    "Hallo", grüßte Varmi zurück und stellte sich sicherheitshalber neben Nachtmahr.


    Dave stellte sich genau vor seinen Mann, zwischen Varmi und seinen Bruder.


    "Können wir reden?", fragte Ansgar.
    "Sicher, worum geht es?", fragte Dave Retour.


    "Um uns. Muss das so laufen? Wir sind Brüder Dave, wir sind ein Team und wir können auch weiterhin befreundet sein. Ich hab mich entschuldigt und ich meinte die Entschuldigung ernst. Dein Mann muss sich nicht hinter Dir verstecken, Du würdest auch nicht Fin angreifen.


    Ich habe keine Lust auf Eiszeit. Wenn wir uns ignorieren haben wir nichts davon oder? Ich will Dich einladen können, wenn Finny ihre Feste macht. Die Frauen machen ihren Kram, wir unseren.


    Ich möchte wie immer mit Dir quatschen können. Ich vermisse Dich und ich bin sauer auf Dich.


    Du siehst nur Fehler Dave. Gut meine kleinen Verfehlungen sind manchmal grösser. Aber siehst Du je, was ich für Dich tue oder getan habe? Du kannst alles vom Familieneigentum nutzen.


    Es gehört uns, statt nur mir. Du hast immer bekommen was Du wolltest, dass Stadthaus, jeden anderen Schuppen den Du wolltest, Verfügungsrechte, Sondergeld aus der Familienkasse, egal was, Du bekommst es von mir. Du bist mein Bruder, nicht mein dritter Sohn Dave. Du solltest an meiner Seite stehen.


    Ich geb es Dir gerne, weil Du mein kleiner Bruder bist. Da kommt keine Reaktion von Dir. Einmal ins Klo gegriffen und Du sägst mich sofort ab. Damit meine ich, Du flüchtest, gehst jeder Aussprache aus dem Weg, Du brichst sogar jeden Kontakt ab. Das machst Du immer so.


    Sag wenigstens wenn Dir was stinkt und am besten noch dazu was. Und wenn ich mich bei Dir entschuldige und Du die Entschuldigung nicht annehmen willst, antworte - von mir aus schreib zurück, leck mich am Arsch. Aber antworte! Dein Verhalten ist gewaltig unfair Davy", hielt Ansgar ihm vor.


    "Antwort erfolgt mental Ansgar", sagte Dave.


    `Punkt eins, dass stimmt. Du hast Recht. Aber nicht weil ich undankbar wäre, sondern naja nicht gemeckert ist gelobt genug. Trotzdem Scheiße von mir. Ich weiß es zu schätzen und ich bin Dir dankbar. Ich hab auch nichts gegen einen großen Bruder der mich betüddelt und beschützt.


    Aber ich hab was dagegen, wenn er das Leben von meinem Mann bedroht. Was hättest Du getan, hätte ich Dir gedroht Fin zu töten, weil sie mir nicht passt? Ich kann es Dir sagen, wir hätten uns die Schnauze eingeschlagen.


    Darum war meine Reaktion doch noch harmlos.


    Weißt Du ich wollte Dich in meiner Wut zwar nicht wiedersehen, aber ich will Dich auch nicht tot sehen. Wozu sonst unsere Mühe, die Altlasten loszuwerden und hinter uns zu lassen? Ich wünsch Dir nichts Schlechtes, aber ich lasse meinen Mann auch nicht bedrohen. Rest, wie gesagt, hast Du Recht Ans´, übermittelte Dave.


    "Dave, ich weiß mein Ausraster war Scheiße. Die Entschuldigung war ernst gemeint. Wieder Friede komm. Ich wollte immer nur Dein Bestes, ich hab Dein Leben gerettet!", sagte Ansgar.


    "Ich weiß, das nehme ich Dir heute noch übel. Nein falsch, das habe ich Dir bis vor Kurzem noch übel genommen. Dann hat Varmi mir die Sache erklärt und ich habe begriffen warum Du mich gerettet hast", hielt Dave dagegen.


    Ansgar musterte seinen Bruder perplex.


    "Bitte? Ich hab das nicht getan um Dir zu schaden, sondern weil Du mir alles bedeutet hast. Wen hatten wir denn? Wir hatten doch nur uns bei den zwei Irren. Das Du vor Schmerzen fast kaputt gegangen bist, weiß ich.


    Aber es wurde alles gut. Ich war so oft ich konnte da. Du warst meist am schlafen und wenn Du kurz wach warst, hast Du nichts mitbekommen. Aber ich war trotzdem da. Du bist doch mein kleiner Bruder, ich lieb Dich doch. Begreifst Du das nicht?", fragte Ansgar leise.


    "Wenn ich mich einmischen darf, er begreift es und er liebt Dich auch. Aber er war bockig und hat einfach einen Schuldigen gesucht. Manchmal trifft das leider genau die, die man liebt und die es gut mit einem meinen. Das ist das Seltsame", sagte Varmi.


    "Wohl wahr", stimmte Ansgar Varmikan zu.


    "Varmikan sagt die Wahrheit Ansgar. Drum hab ich Dich nur geschnitten und nicht angegriffen. Wegen der Rettung, von der Seite habe ich es bis dato nicht betrachtet. Bis vor kurzem, wie gesagt. Ich war bockig... vergiss es. Vergessen wir den Streit, abgemacht. Ja gerne Friede", antwortete Dave.


    "Bleib zum Essen und lass uns in Ruhe reden", bot Ansgar an.
    "Wir beide, Varmi und ich?", fragte Dave.


    "Ja natürlich Ihr beide. Fin wollte eh mit Deinem Mann reden. Ich leihe Euch auch ein Pferd, dann müsst Ihr nicht auf einem zurück reiten. Oder die Kutsche, wie Du magst", antwortete Ansgar.
    "Danke, aber das passt schon so", grinste Dave.
    "Bekomme ich das Einhorn geliehen?", fragte Varmi.


    "Ja bekommst Du, kein Problem. Wir können beim Essen über Eure Hochzeit reden, Fin hat schon eine Kleinigkeit geplant", grinste Ansgar.


    "Also die komplette Feier...", kicherte Dave.