Dunkelheit -- Dave - Urako 202 n.d.A.

  • Dunkelheit



    Dave gesellte sich zu Urako in die Küche und tippte den Tiefling an.


    "Folge mir bitte", bat der Magier leise.
    "Wenn Du mich so lieb bittest", grinste Puschel und folgte Davy.


    Entgegen Puschels Vermutung führte Dave ihn nicht in die Schreibstube oder in sein Quartier, sondern er verließ das Geisterhaus durch den Nebenausgang, ging einmal über die Straße und schloss das gegenüberliegende Haus auf.


    Als sie beide es betreten hatten, schloss Dave hinter Urako ab und drückte ihm den Schlüssel in die Hand.


    "Ich muss... nein ich möchte Dir etwas sagen", fing Dave nervös an.
    Urako steckte den Schlüssel ein und setzte sich auf den Boden. Freundlich und aufmunternd schaute er zu Dave auf, da er sah wie sehr dieser gerade mit sich kämpfte.


    "Du kannst mir alles sagen Dave", ermutigte ihn Urako.
    "Ich möchte Dir die dunklen Flecken erklären. Falls Du im Gespräch merkst, dass Du so etwas nicht hören möchtest, mach Dich nicht lustig, sondern brich das Gespräch einfach ab, in Ordnung?", bat der Magier.


    "Ich weiß mehr als Du denkst Dave. Du hast Dinge in Deiner Erinnerung die extrem gut geschützt sind und die ich nicht sehen durfte. Aber Deine Gefühle konnte ich trotzdem spüren. Irgendwann wirst Du sie Varmikan zeigen. Eines Tages. Du kannst mir alles sagen Großer, möchtest Du dass ich dabei bin?", fragte Urako.


    "Nein. Denn ich werde Varmikan weder die Erinnerungen zeigen, noch mit ihm darüber reden. Ich möchte es Dir erzählen...", bat Dave.


    Urako musterte Dave mit großen Augen und war froh bereits auf dem Boden zu sitzen. Mit einem Kloß im Hals nickte der Tiefling. Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Allenfalls Gasmi brachte ihm ein derartiges Vertrauen entgegen und vielleicht noch Varmikan.


    Dave setzte sich Urako gegenüber.


    `Es gab eines was ich im Leben lernte - wer nicht hören will, muss fühlen.
    Wir waren in Obenza, und zu der Zeit waren wir mit unserem Vater erst einige Male dort gewesen. Ich fand diese bunte Stadt schon immer faszinierend. Es gibt nichts was es nicht gibt in Obenza, positiv leider wie auch negativ gesehen.


    Aber wer kann das schon mit 16 Jahren wissen? Mir gefiel die Stadt und ich hatte an dem Tag einfach Lust überall rumstromern zu gehen.


    Das Problem war leider nur, dass ich das überhaupt nicht durfte.
    Wir hatten im Haus unserer Verwandten zu bleiben und ging es raus, hatten wir in Dunwins Nähe zu bleiben. Es sei denn er ordnete etwas anderes an.


    Eigentlich ist sonst Ansgar dafür zuständig seine Ohren komplett auf Durchzug zu stellen, aber an dem Tag habe ich den Job übernommen.


    Ich wollte in die Stadt und ich wollte die untersten Distrikte sehen. Die Läden, die Seplunken und was für Drogen die dort im Angebot hatten. Man hörte so viel über Obenza und ich wollte es gerne mal ausprobieren.


    Aber mit Dunwin im Schlepptau war das nicht drin. Was wir nehmen durften bestimmte er. Selbst Arzneien teilte er uns zu, dies allerdings erst seit ich versucht hatte meine persönlichen Probleme mit einer Schmerzmittelorgie zu beseitigen. Ab dato war ich für ihn das Weichei der Familie.

    In Obenza hoffte ich etwas zu finden, was dermaßen reinballern würde, dass ich komplett alles vergessen würde. Alles was er mir bis dato angetan hatte oder antun ließ.


    Was man sich so als 16 Jähriger zusammen spinnen kann. Es gibt tatsächlich Drogen die einen alles vergessen lassen. Der Nachteil ist, man vergisst komplett alles. Man bleibt als sabberndes Wrack zurück. Ich hingegen wollte ja nur die Erinnerungen los werden, die sich einfach in mein Bewusstsein drängten...´, erklärte Dave Urako.


    Der Tiefling saß ihm gegenüber und hörte ihm aufmerksam zu.
    "Nenne mir ein Beispiel Dave, damit ich Deine Erklärung nachvollziehen kann", bat Urako leise.


    `Beispiel ich sehe eine Reitgerte oder einen Schlagstock und in dem Moment steht das Schwein mit so einem Ding wieder vor mir. Ich kann mich nicht mehr bewegen, solche Angst hab ich vor ihm. Das Schwein packt mich und... und die Folter beginnt. Er schlägt so lange auf mich ein, bis ich auf dem Boden vor ihm liege und ihn um Gnade anwinsele...´, übermittelte Dave nervös.


    "Ruhig. Und dass passiert Dir wie Spontanerinnerungen?", hakte Urako nach.


    `Früher ja. Aber dies ständig ungewollt sehen zu müssen, zerrte an meinen Nerven. Aus dem Grund habe ich meine Erinnerungen gesplittet. Das Gefühl von der Information getrennt und beides bewusst voneinander in meinen Gedanken fest verschlossen. Sozusagen versiegelt, damit ich mich nicht mehr versehentlich erinnern kann. Die Gefühle hast Du gespürt und mitbekommen. Die bewussten Erinnerungen dazu nicht.


    Das Schlimme waren nicht die Erinnerung selbst, sondern dass ich keine Kontrolle darüber hatte. Ich kann mich natürlich bewusst daran erinnern und eine dieser Erinnerungen abrufen. Aber das ist das Letzte was ich wollen würde! Ich will den Dreck vergessen!


    Aber... aber das geht nicht!
    Irgendwie... keine Ahnung!
    Ich konnte nur auf diese Weise verhindern, dass ich mich zwangserinnere. Als ob es sich immer selbst in Erinnerung bringen möchte. Als ob die Erinnerungen ein Eigenleben hätten, ein Teil von Dunwin wären der mich immer noch quält.


    Vergiss nicht was Du bist, nichts als ein Stück Dreck Dave mit dem ich und jeder andere machen kann was er will, wenn ich es erlaube. Du bist mein Eigentum. Nur Du selbst, Du hast keine Kontrolle über Dich. Du hast kein Anrecht über Dich zu entscheiden...´, knurrte Dave mental wütend.


    Dave verharrte einen Moment, strich sich über die Stirn und schnalzte mit der Zunge. Einige Minuten schwieg er völlig bewegungslos, während Urako besorgt abwartete.


    "Verbal... Wie dem auch sei, ich schlich mich aus dem Haus und ging auf Erkundungstour und zwar ohne Ansgar. Nichts was ich später mehr bereuen sollte Puschel. Du kannst Dir nicht vorstellen, was dort passierte...

    Weißt Du, manchmal glaube ich, dass Dunwins Folter irgendwas auslöste.
    Etwas dass anderen Schweinen zeigte, Davard ist etwas dass man "Fressen" kann.


    Es gibt viele, denen so etwas wie auf die Stirn geschrieben steht.
    Warum?
    Ich verstehe das nicht.


    Ich habe Leute gesehen, wo ich dachte, was haben die Personen verbrochen um dermaßen bestraft zu sein?


    Manche habe ich mental abgetastet um der Frage auf den Grund zu gehen. Aber ich habe nicht mal dieser Möglichkeit eine Antwort gefunden. Es ist doch nichts Schlimmes, Falsches oder Andersartiges an Ansgar oder mir oder?


    Du weißt was wir vom Job sind - Mörder.
    Aber das ist nichts im Vergleich zu Dunwin und seinen Spießgesellen.


    In den Fängen meines Vaters habe ich Grauen gesehen, dass Du Dir nicht vorstellen kannst. Und ich dankte Ainuwar auf Knien, wenn es mich nicht erwischt hatte.


    Aus scheinbar normalen Menschen, kann Ungeziefer werden, dass Dir schlecht wird. Sobald keine Kontrolle vorhanden ist, keine Macht der sie sich irgendwie beugen müssen oder die sie respektieren müssen, wird ein Großteil zu Monstern. Schlimmer noch wird dieser menschliche Abfall, wenn genau jener der sie kontrolliert, selbst ein Monstrum ist.


    Schau Dir doch die ganzen Menschen mit zu viel Macht an.
    Jemals einen entdeckt, der sie für zu viel Gutes missbraucht?
    Nie wäre gelogen, es gibt sie.
    Aber sie sind selten.


    Eine Person wie Dunwin, sollte über niemanden bestimmen dürfen. Er wie jeder in seinem Dunstkreis nahm sich was und wen er wollte.


    Wenn es Ainuwar gibt, warum lässt er das zu? Was haben Melisande, Ansgar oder ich Ainuwar getan? Was?", fragte Dave Urako.


    "Die Frage ist berechtigt Dave. Ob es die Götter wirklich gibt, weiß ich nicht. Vielleicht interessieren wir sie einfach einen Scheißdreck. Aber jetzt zurück zum roten Faden Davy.


    Dein Vater hat Dich geschlagen und gefoltert. Du wolltest Dir Drogen in Obenza kaufen um das alles zu vergessen. Was ist in Obenza an diesem Tag geschehen? Was geschah?", forderte der Tiefling Dave auf weiter zu erzählen.


    "Es wäre fast wieder passiert, dass eine Gruppe mich "gefressen" hätte. Wie gesagt, ich war dumm und hab mich in einer Gegend rumgetrieben wo ich niemals alleine hätte hingehen dürfen. Die Erinnerung daran, als sie versucht haben mich zu...


    Die Erinnerung ist verschwommen und ungenau.


    Klar wird die Erinnerung erst, als Ansgar über mir stand und auf mich herab starrte.
    Im Gegenlicht sah ich nur seine Silhouette. Er hatte mein Leben gerettet. Ansgar hatte mir im wahrsten Sinne des Wortes den Arsch gerettet aber ich fühlte nichts.


    Gar nichts.
    Nicht mal mehr meinen Körper.
    Ich fühlte mich tot.
    Ich war es aber nicht.
    Ansgar hockte sich über mich und hielt mir die Hand hin.


    `Komm Dave´, übermittelte er und wollte mich hochheben.
    `Töte mich´, bat ich ihn mental und er erstarrte.
    `Du musst es jetzt tun, bevor ich mich bewegen kann. Dann triffst Du genau. Es ist so vorgesehen, erledige es jetzt. Sonst versuche ich es zu verhindern und Du verkrüppelst mich nur´, bat ich ihn.


    Ansgar schüttelte nur den Kopf, sagte aber keinen Ton.


    `Doch. Du musst es tun. Es gibt Dinge, über die man sich keine Gedanken mehr machen muss, wenn man tot ist. Man kann nie mehr verletzt oder verstümmelt werden. Ich bin einverstanden, tu es´, erklärte ich ihm meine verdrehte Logik.


    Für Sekunden dachte ich es hätte angefangen zu regnen und ich hätte einen Tropfen abbekommen. Ich begriff zuerst gar nicht, was ich fühlte - was mich berührte. Aber dann wusste ich schlagartig, dass Ansgar weinte obwohl ich sein Gesicht nicht erkennen konnte.


    Ich hatte vorher noch niemals jemanden aus unserer Familie weinen sehen.


    Er zog seinen Mantel aus, hüllte mich darin ein und trug mich wortlos zu unserem Haus. Du kannst Dir nicht vorstellen wie er sich gefühlt hat. Wie konnte ich ihn darum bitten? Er hätte alles getan um mich zu beschützen.


    Das tat er immer, das tut er heute noch.
    Und ich... ich kann ihm trotzdem nicht vertrauen.
    Trotz allem erwarte ich von ihm Verrat... warum?", fragte Dave Urako.


    "Hätte er Deiner Bitte entsprochen, hätte er Dich getötet. So etwas verlangt ein Kind niemals grundlos Dave", sagte Urako sanft und streichelte ihm über die Wange.


    Dave schaute Urako mit nicht zu deutendem Blick an, ehe er die Augen schloss und die Streicheleinheiten seines zweiten Mannes genoss.


    „Weißt Du, was mich davor bewahrt hat ihn erneut zu bitten oder es selbst zu tun?", fragte Dave.


    Einen Moment lang dachte Urako, Dave würde Varmikan sagen, aber Dave sprach aus seiner Vergangenheit. Damals hatte er den Frostalben noch gar nicht gekannt. Varmikan war zu diesem Zeitpunkt nicht einmal geboren.


    Urako schüttelte sanft den Kopf.


    „Nein das weiß ich nicht. Allerdings bin ich sehr froh, dass es schon damals etwas gab, dass Dich von diesem Schritt abgehalten hat, auch wenn ich Dich zuerst für einen arroganten Schnösel hielt“, sagte Puschel innig mit einem Zwinkern.


    „Danke, das bedeutet mir was Urako. Abgehalten hat mich nicht Zuneigung, sondern Feigheit - Angst. Jeder Magier kennt den Nexus. Wir WISSEN dass es nach dem Ableben nicht endet. Wir sehen die zweite Sphäre, betreten sie, ziehen unsere Macht aus ihr, spüren sie wenn einer von uns geht…


    Der Nexus ist auch nicht das Problem, sondern die Erinnerungen. Darüber habe ich oft nachgedacht. Und wenn ich so tief über das Thema nachdachte, dann hatte ich immer ein grässliches Bild vor Augen und zwar von mir selbst.


    Ich – ein Wesen im Zentrum des Universums. Ein einsames Wesen, dass dazu verurteilt ist, auf ewig für sich allein zu existieren und sich an die körperliche Existenz und die damit verbundene Folter zu erinnern.


    An all das zu erinnern was Dunwin mir allein oder mit seinen "Freunden" angetan hat. Und dass für immer…


    Für den Rest der Ewigkeit Dunwins lachende Fratze vor meinen Augen zu sehen, während andere mich auf die eine oder andere Art vor seinen Augen fertig machen...“, versuchte Dave zu erklären und zuckte dann mit den Schultern.


    Urako ging auf Dave zu und wollte ihn in den Arm nehmen, aber Dave hielt ihn davon ab.


    "Nicht... lass mich einen Moment", bat er kaum hörbar.
    „So geht das nicht Dave, komm her. Großer, es gibt kein Entkommen vor der eigenen Erinnerung. Und Du hast befürchtet, es gibt nicht mal ein Entkommen im Nexus. Sag mir was Du Dir wirklich gewünscht hast, als Du Ansgar um das Unvorstellbare gebeten hast. Du wolltest doch gar nicht umziehen, Du wolltest nur wieder weglaufen Du Sturkopf. Ich kenne Dich gut genug. Also, was wolltest Du Davy?“, bat Urako flüsternd, schnappte sich Dave und hielt ihn einfach fest.


    Dave starrte Urako an ohne zu blinzeln und sagte kein Wort. Urako erwiderte seinen Blick, geduldig, liebevoll im Grunde wie ein Vater der auf die Antwort seines Kindes wartet.


    „Das weißt Du doch“, flüsterte Dave, befreite sich und tigerte im Zimmer herum.


    Urako wartete einfach ab. Er vermutete dass Dave unschlüssig war ob er gehen oder bleiben sollte. Normalerweise hätte der Magier bereits längst die Flucht ergriffen. Aber da Dave abgeschlossen und Urako den Schlüssel überreicht hatte, war eine Flucht nicht möglich.


    Natürlich konnte Urako Dave nicht gegen seinen Willen zwingen zu bleiben. Dave musste aus freien Stücken bleiben und reden wollen. Der Tiefling setzte sich demonstrativ hin und klopfte einladend neben sich.


    Dave schüttelte nur leicht den Kopf auf die nicht gestellte Frage, hockte sich neben Puschel auf den Boden und nahm seine Hand. Urako verschränkte seine langen Fingern mit Daves und drückte seinen Hand.


    „Ich möchte keine Angst mehr haben“, antwortete er flüsternd.


    Der Tiefling packte Dave im Nacken und drückte seinen Kopf auf seinen Schoss, so dass er ihm den Schädel kraulen konnte. Dave ließ Urako einfach gewähren und drückte sich schutzsuchend an ihn.


    "Hör mir genau zu Dave. Du weißt was Schmerz heißt, Du weißt es nur zu gut.
    Du bist auch ein Kaputter wie... ich.
    Die Folter hat Dich vor langer Zeit so zerbrochen, wie mich... mein Vater.
    Manche Väter sind das Letzte!


    Deine Foltermeister starben durch die Hand Deines Bruders und Deiner eigenen.
    Du kannst nicht ewig mit Hass im Herzen leben Dave. So wirst Du die Angst nicht los. Hass frisst Dich auf.


    Entweder benötigt man seine Rache, oder man muss vergeben. Hass richtet sich immer gegen einen selbst, vom ersten Moment an, fraß er uns innerlich auf.


    Deine Rache hast Du erhalten.
    Jetzt musst Du vergeben.


    Du tust dass für Dich, Varmikan, mich, Deine Familie und für jeden den Du liebst. Allerdings in aller erster Linie für Dich“, flüstere Urako fürsorglich.
    "Ich werde denen das nie vergeben! Niemals!", zischte Dave.


    Urako packte Dave fest unter dem Kinn und zwang ihn ihm in die Augen zu schauen.
    "Nicht denen Dave - DIR!", antwortete Urako leidenschaftlich.


    Dave starrte Urako einen Moment wie vom Donner gerührt an, ehe er erst langsam, dann vehement nickte. Er grabschte Urako und umarmte ihn, zeitgleich umschlang er dessen Seele mit seinen Seelenfäden. Urako drückte ihn an sich und hielt ihn einfach liebevoll fest.


    "Du Dummkopf musst Dir vergeben, dass Du Dich nicht wehren konntest", flüsterte ihm Urako ins Ohr.


    `Die Vorgeschichte. Ich war krank. Schmerz, ein Sturz in die Tiefe. Manchmal Dunkelheit und Träume, immer der fensterlose Raum. Manchmal stand ein Tablett mit Essen vor mir, manchmal Tabletten in einem winzigen Becher.


    Und manchmal kam mich mein Vater besuchen, verdrehte mir den Arm und riss mich aus dem Bett. Ich schlug auf dem Boden auf und er schlug auf mich ein. Ich hoffte immer, dass mich die Dunkelheit schnell wieder verschluckt.


    Es kam eine Zeit, in der Dunwin seine beiden besten Kumpels mitbrachte. Einer davon hatte eine lange Narbe im Gesicht. Seine Freunde wechselten sich ab mir weh zu tun, sie taten es auch zu zweit und sie waren sehr kreativ darin mich leiden zu lassen.


    Und Dunwin?
    Das Schwein stand nur da und lachte oder gab ihnen gute Tipps...


    Eines Tages kamen sie mich allein besuchen. Ich war von den Arzneimitteln zugedröhnt. Nach der Behandlung der zwei Bastarde, war ich immer gelähmt vor Schmerz. Ich hatte mehr Angst als je zuvor in meinem Leben.


    In dem Moment kam Ansgar rein. Er brüllte die beiden wie von Sinnen an und zerrte mich hinter sich. Danach bekamen sie von ihm mit der groben Kelle von ihrer eigenen Medizin.


    Danach schliff mich Ansgar in sein Quartier. Dort blieb ich eine Weile. Er hatte mir geholfen…, er hatte mir nichts angetan, er hatte mir tatsächlich geholfen.


    Irgendwann, es muss Jahre später gewesen sein, schneite Ansgar eines Morgens unerwartet bei mir mit blendender Laune herein.
    „Komm schnell“, sagte Ansgar, grabschte mich und zerrte mich Richtung Küche hinter sich her.


    „Sag nicht Du hast mir was gekocht“, lachte ich.
    „Nee, dafür hab ich Dich zu gerne“, prustete Ansgar.
    „Gut ehrlich bist Du“, schmunzelte ich.


    Vor dem Eisschrank blieben wir stehen und Ansgar machte mit diabolischem Grinsen eine einladende Geste. Ein Eisschrank ist ein verkleideter Holzschrank in dem man Eisblöcke schiebt um Fleisch frisch zu halten.


    „Da drin?“, fragte ich unnötigerweise.
    „Ja, mach auf“, sagte er freundlich.
    Ich öffnete langsam den Schrank und schaute direkt in zwei mir sehr bekannte Gesichter. "Papas beste Freunde" waren zu Besuch im Eisschrank...


    Narbenfresse und sein Gehilfe, schaute mich aus toten Augen an.
    Ihre abgeschlagenen Köpfe lagen in unserem Eisschrank und man konnte immer noch in ihren Gesichtern das Grauen erkennen, welches sie zum Todeszeitpunkt empfunden hatten.


    Ich hatte nie etwas Schöneres und Erhabeneres als diese Todesfratzen gesehen. Ich drückte meine Hand auf ihre kalten Fratzen und las sie aus. Las voller Genuss das Echo ihres Todeskampfes. Keine Ahnung wie oft ich sie ausgelesen habe, aber irgendwann zog mich Ansgar von ihnen weg und ich umarmte ihn so fest ich konnte.


    „Was möchtest Du mit Deinem Geschenk machen?“, fragte er mich gut gelaunt.
    „Verbrennen, ich will sie brennen sehen... ich will sehen wie ihre Haut Blasen schlägt, ehe sie wie Wachs von ihren Knochen fließt“, grinste ich meinen Bruder an und er antwortete mit einem extrem diabolischen Grinsen.


    „Klingt gut“, stimmte er mir zu.
    "Dann los", forderte ich ihn auf.


    „Wir übergeben sie dem Feuer, wie irgendwann den Rest der ganzen Bastarde einschließlich IHM“, sagte Ansgar gut gelaunt und knuffte mich.
    „Ich weiß nicht was ich sagen soll…“, warf ich gerührt ein.


    "Ach was, geschenkt. Fackeln wir nicht lange und fackeln sie ab, los jetzt", freute sich Ansgar.


    "Saubere Schnitte", bemerkte ich, als ich einen Kopf an den Haaren hochhob.
    "Die Trophäen hab ich extra sorgfältig für Dich abgeschnitten und mitgebracht. Ich habe Dir aber noch etwas anderes von ihnen mitgebracht Dave", grinste Ansgar.


    "Was?", fragte ich ihn neugierig.
    "Ihre Erinnerungen, während sie verreckten. Möchtest Du die Erinnerungen haben?", fragte Ansgar rückversichernd und ich nickte stumm.


    "Von mir für Dich", sagte er leise und starrte mir in die Augen und in dem Moment blickte ich in schwarze Augen. Zeitgleich verband er sein Bewusstsein mit meinem.


    Ich sah nicht seine Erinnerungen, sondern ich spürte was die beiden Bestien gespürt hatten, als sie gestellt wurden. Zuerst Schmerz der sich langsam in einem Maße steigerte, dass ein Mensch davon wahnsinnig werden müsste.


    Aber genau dort brach der Schmerz ab. Verhallte wie eine ferne Erinnerung. Nur um dann zurückzukehren, als sie sich bereits vor ihm sicher wähnten. Es gab kein Entkommen, keine Flucht in die Ohnmacht.


    Selbst aus dem Zustand wurden sie zurück ins Bewusstsein gerissen. Nur bei Bewusstsein verspürt man Schmerz. Und Angst. Und sie hatten Angst, Todesangst, niemals zuvor hatten sie solche Angst gehabt.


    Dann begann der Schmerz erneut, so als hätte man ihnen flüssiges Metall in die Schädel gegossen. Sie schrien lautlos, denn ihre Körper gehorchten ihnen schon lange nicht mehr.


    Es folgte die Schwärze.


    Ein Funke, eine andere Perspektive der Wahrnehmung - die Sicht ihres Häschers. Ich sah und spürte die Farben der Monster. Irritiert, hilflos, blass und so jämmerlich klein.


    Schwarze Fäden durchzogen auf einmal diese Farben. Wickelten sich darum, drangen wie Spieße in sie ein. Die Fäden verdichteten sich, durchstießen die Farben und quollen aus ihnen hervor. Eine tödliche Umarmung...


    Synchron wickelten sich gleißend helle Fäden um die Farben. So als würden die Sonne und die Nacht darum wetteifern sie zuerst zu zerstören. Und dann, wie aus einer Explosion heraus, wurden die Farben von innen heraus zerfetzt, so dass sie in tausende Teile zerbarsten.


    Ansgar hatte sie getötet, damit ich in Frieden leben konnte.
    Das war sein Geschenk an mich.


    Varmikans und Deins war Liebe. Danke dafür und fürs Zuhören´, erklärte Dave mental.

  • "Bittesehr", gab Urako die wohl dämlichste, trockenste und unpassende aller möglichen Antworten von sich, die er auf Daves persönliche Offenbarung hätte erwidern können. Er fühlte sich geehrt, dass Dave ihm so viel vertraute. Er würde dieses Vertrauen nicht enttäuschen. Nie. Nicht bei Dave. Dass der Naridier noch lebte und so gut den Alltag bewältigte, war nicht selbstverständlich.


    "Du bist stark, Dave. Stärker, als Dunwin dir hatte weismachen wollen. Und stärker, als du selbst glaubst. So etwas übersteht man nicht einfach spurlos. Aber du hast es überstanden. Und bist nicht daran zerbrochen. Dunwins Macht wird noch weniger werden im Laufe der Jahre. Er ist noch da in deinem Kopf, aber er hat keine Kontrolle mehr über dich. Würde er sehen, wie glücklich du heute bist, würde er Gift und Galle speien. Ich werde bei unserer Hochzeit auf ihn anstoßen, damit sein Geist uns zusieht und sich in Hass und Abscheu windet!"


    Der Fußboden, auf dem sie beide saßen, war hart, kalt und unbequem wie die Wahrheit, die Dave erzählt hatte. Wenn noch ein paar rostige Nägel aus den Dielen nach oben spießen würden, wäre die Allegorie perfekt.


    ... Allegorie.


    Das Wort glich einem Feuerscheit, den seine eigenen Gedanken in die neu erwachende Asche warfen, die Daves Geschichte entzündet hatte. Erinnerungen erwachten zu neuem Leben. Urako stand auf und trat vor den noch kalten Kamin, stand da mit hinter dem Rücken verschränkten Händen und starrte in die schwarzen Reste, die ihnen die Vorbesitzer hinterlassen hatten. Ja, einst hatte Urako in den fragwürdigen Genuss von guter Bildung kommen dürfen. Ja, auch literarische Stilfiguren waren Bestandteil gewesen.


    "Davy." Er sprach den Kosenamen und dann machte er eine viel zu lange Pause, die dazu führte, dass der Name in seinem Kopf wiederhallte zusammen mit den Bildern, die Daves Geschichte heraufbeschworen hatten. Dave fühlte sich inzwischen wahrscheinlich veräppelt.


    Veräppelt. Falsches Wort. So darf er nicht sprechen, es entspricht nicht seinem Stand. Er soll die Zunge auf die Tischkante legen. Urako kniff für einen Moment die Augen zusammen, ein kurzer Blitz erschien in seinem Kopf.


    "Davy", startete er einen neuen Versuch und fand es plötzlich unpassend, vor dem Kamin zu stehen, Dave den Rücken zugewandt, während der noch immer auf dem Boden saß. Aus Trotz dieser Gefühlsregung gegenüber blieb er stehen. "Ich möchte dir etwas mitteilen." Mitteilen. Nicht sagen. Er spürte förmlich die kalte Harte Hand seines Vaters im Genick und wie sich automatisiert seine Sprechweise veränderte. So als ob dessen Geist ihm hierher gefolgt war, um ihn noch immer zu kontrollieren und zu quälen. Scheu blickte Urako sich um.


    "Bitte überprüfe den Nexus. Ich glaub, hier ist jemand."
    Doch da war niemand. Sie waren zu zweit. Urakos Haaransatz war feucht geworden. Er flüchtete zurück auf den Fußboden, an die Seite von Dave, die Arme um die Beine geschlungen und Das Gesicht auf die Knie gepresst. Ein Arm legte sich um ihn und Dave zog ihn an sich.


    "Deinem Vater gehören die Eingeweide zum Arschloch rausgezogen", sagte Urako mit erstickter Stimme. "Dein Bruder war zu gnädig mit diesen zwei Schweinen, die sich an wehrlosen Kindern vergriffen haben. Er hat es zu schnell erledigt. Tage und Wochen, Monate hätte man das in die Länge ziehen können. Ein Anfängerfehler. Aber er ist ja auch Laie. Trotzdem. Ansgar hat es gut gemeint. Ihm gebührt Respekt." Urako schob Daves Arm von sich runter, nur, um ihn nun seinerseits umarmen zu können, so als ob das irgendetwas von dem, was alles geschehen war, wieder hätte gutmachen können. Als ob er Dave vor seiner Vergangenheit hätte schützen können. "Ihr hättet sie aufheben sollen für mich. Ich hätte sie gelehrt, demütigst darum zu bitten, ihre eigene Scheiße fressen zu dürfen. Sie gelehrt, um ihren Tod zu betteln. Und ich hätte Nein gesagt. Weil sie noch nicht genug Buße getan haben. Es reicht nicht, was dein Bruder ihnen angetan hat. Es ist nicht genug, sie einfach zu beseitigen. Nein, ich glaube nicht, dass Vergebung der Schlüssel ist. Rache ist es. Rache bringt Genugtuung und der Sieg über diese Dreckskerle bringt Frieden. Nichts sonst."


    Urako drückte Dave so fest an sich, dass es diesem wahrscheinlich schon unangenehm war und krallte sich an seiner Robe fest.


    "Diesen Schweinen macht es Spaß uns so zu sehen. Ich frage mich, was sie sagen, wenn sie sehen, dass sie es nicht geschafft haben, uns kaputtzumachen. Dass wir noch immer hier sind. Fühlen sie sich dann schlecht? Fühlen sie überhaupt was?"


    Er lockerte seinen Griff etwas, ließ seinen Arm an Daves Seite herunterrutschen und lehnte seinen Kopf an ihn. Eine Weile schwiegen sie und starrten in den leeren, dunklen Raum. Bald würde er nicht mehr so trist und finster aussehen. Sie würden ihn in einen Ort der Gemütlichkeit verwandeln. So wie ihre versteinerten Seelen. Sie würden gemeinsam hier heilen.


    "Ich möchte dir auch was erzählen", sagte Urako schließlich. "Das heißt, wenn du es überhaupt hören willst." Vielleicht würde Dave dann verstehen, dass Urako tatsächlich genau wusste, wie er sich damals gefühlt hatte. Das Urako diese Erinnerungsblitze kannte. Dave hatte sie mit Drogen betäuben wollen und auch Urako hatte dies mit allem möglichen versucht. Das Einzige, was bei ihm half, war, sich selbst zu verletzen oder sich das Hirn rauszuficken oder beides in Kombination.


    "Also. Wehe du lachst mich aus. Ich erzähle dir jetzt keinen Scheiß." Es gelang ihm endlich, wieder so plump zu reden, wie er es sich absichtlich angewöhnt hatte. "Mein vollständiger Name lautet Prinz Urako von Lyridime zu Phintias. Und das ist keiner meiner schlechten Scherze. Mein Vater war der Fürst von diesem Drecksloch da. Unser Fürstentum war ein Sumpfgebiet und völlig verarmt. Woher sollte irgendwelcher Wohlstand auch kommen? Es gab keine Rohstoffe, man konnte nichts anbauen, die meisten Bewohner waren Selbstversorger. Der Handel war nicht der Rede wert, ein paar alchimistische Zutaten oder exotische Lebensmittel, sonst nichts. Mein Vater hat es nicht gebacken gekriegt, daran irgendwas zu ändern, obwohl er es ernsthaft gewollt hat. Die wenigen Leute, die was konnten, sind abgewandert. Übrig blieb der Bodensatz und das hat es auch nicht besser gemacht. Mein Vater hatte viele Leute um sich herum, die ihm auch nicht helfen konnten. Und er hatte mich - das Ventil seines Zorns. Seinen Blitzableiter. Den Sündenbock. Denjenigen, der Schuld daran war, dass sich in Zukunft auch nichts ändern würde. Den Spiegel seines eigenen Versagens. Dass ich ihm wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich sehe und die gleichen Schwächen habe, hat es sicher auch nicht besser gemacht."


    Urako betrachtete seine Fußnägel. "Hab dich lieb, Davy", sagte er plötzlich zusammenhangslos. Er sagte es, damit Dave erwiderte, dass er ihn auch mochte. Urako rieb seinen Kopf zärtlich an Daves Schulter, aber vermied es, ihm ins Gesicht zu schauen, denn in diesem Moment hätte Urako einen fürchterlich jämmerlichen Anblick abgegeben, der sagte: Bitte liebe mich! In diesem Moment hätte Urako ihm das Gesicht präsentiert, dass er als Junge so oft getragen hatte und das ihm letztendlich nichts genützt hatte. Je mehr er um Liebe und Anerkennung gebettelt hatte, um so mehr war ihm genau das verwehrt worden. Nein, Liebe bekam man nicht, wenn man darum flehte. Man bekam sie, wenn man sie sich nahm und jene, die man wollte, mit allen Mitteln bei sich festnagelte. Mit Zärtlichkeit. Mit honigsüßen Liebkosungen im Übermaß. Mit Schlägen. Mit Drohungen. Mit Ketten. Mit Angst. Und so verzichtete Urako darauf, ihm sein bittendes, um Zuneigung flehendes Gesicht zu zeigen, das Gesicht des Jungen, der er einst gewesen war. Er sprach sachlich weiter, als würde er gerade ein Kochrezept erklären.


    "Ich habe wahrscheinlich den selben Scheiß lernen müssen wie du. Vielleicht ein wenig anders, weil wir unterschiedlich wo herkommen ... eh ..." Der Satz war völlig daneben. Egal. Sollte sich doch irgendwer beschweren. Oder ihm heute noch mit dem Rohrstock auf die Zunge zu hauen versuchen. "Arithmetik. Astronomie. Alchemie. Arithmetik war das Schlimmste, ich kann es einfach nicht, es geht nicht in meinen Kopf rein, wenn ich nur an Zahlen denke, bekomme ich Kopfschmerzen! Und dann ging`s ja weiter mit Trigonometrie, linearer Algebra, analytischer Geometrie! Bin ich als Fürst Ingenieur?! Sie haben mich geschlagen. Er hat befohlen, mich zu schlagen, weil er behauptet hat, dass ich es dann besser verinnerliche. Stell dir jetzt folgendes vor: Ein junger Tiefling, der es wieder mal nicht richtig gemacht hat, der nun mit nacktem Arsch vornübergebeugt auf der Bank das ganze Lehrbuch vorliest und dabei gleichmäßig vom Lehrer geschlagen wird. Wenn ich mich verhaspelt habe, dann fester. Ich konnte hinterher kaum sitzen. Und wie unsagbar demütigend so was ist, weißt du ja selber. Dann später sollte ich den Formelkram auswendig rezitieren. Mein Vater sah zu. Der Lehrer hat mich wieder nackt gemacht und geschlagen, damit ich im Kopf die Verknüpfung aktiviere. Ich hatte solchen Schiss, dass sich es natürlich trotzdem verhauen habe. Der Lehrer wurde gehängt, ich von meinem Vater mit dem Kopf auf das auf dem Tisch liegende Lehrbuch geschlagen, bis ich bewusstlos war."


    Urako betrachtete fast schon gelangweilt seine vernarbten Arme.


    "Ich konnte es nur falsch machen. Wenn ich doch mal was richtig gemacht habe, fand er trotzdem ein Haar in der Suppe. Als ich älter wurde, habe ich begonnen, absichtlich alles falsch zu machen. Bestraft wurde ich ja sowieso. Ich hab geredet wie ein Bürgerlicher. Ich habe mich auch so angezogen und mich mit ihnen abgegeben. Bei einigen von denen hat es mich sogar eine zeitlang sehr beliebt gemacht, was meinen Vater fast zur Weißglut trieb. Ach, was sage ich fast, es hat ihn zur Weißglut getrieben." Urako grinste schäbig. "Seine Rache war, mich beim Niedersten der Niederen in die Lehre zu geben, dem Scharfrichter zu Phintias. Und so wurde ich Henker und blieb es, bis man mich wegen einer verpatzten Hinrichtung davonjagte. Ich hoffe, dass Phintias und mein Vater und der ganze Dreck da zusammen mit Caltharnae im Duhnik versunken ist!"


    Sein Grinsen wurde breiter.


    "Jetzt lass uns ficken." Einen Moment genoss er Daves entgeisterten Gesichtsausdruck. "Nur Spaß." Irgendeinen Spruch hatte er gebraucht, um die Ernsthaftigkeit aus der Situation zu nehmen. Um sein eigenes Leid lächerlich zu machen und ihm die Erhabenheit zu nehmen. Es zu degradieren zu einem Witz, über den man lachen konnte, damit es ihm selbst nicht mehr fürchterlich erschien und Dave nicht in die Zwangslage geriet, irgendwas Mitfühlendes äußern zu müssen.


    "So, das war meine Biografie in Kurzform. Wird sich nicht gut machen in der Ahnentafel. Gar nicht gut. Und das ist gut so."

  • Bittsehr war die Antwort von Urako, nach Daves Geständnis. Der Magier musterte den Tiefling verstehend, er war ihm in keiner Weise böse. Sie glichen sich scheinbar noch wesentlich mehr, als Dave je vermutet hätte.


    Urako fand in so einem Moment auch keine passenden Worte, genau wie er selbst. Was sollte man auch nach so einer Offenbarung äußern? Urako musste nichts sagen, er war für ihn da und das bedeutete Dave unendlich viel.


    Puschel hatte ihm zugehört, ohne jede Verachtung, ohne jeden Hohn. Dave hatte sich diese Reaktion stillschweigend von Puschel gewünscht, wie erhofft. Tatsächlich gewusst hatte er es nicht.


    Urako erläuterte ihm, dass er stark sei, da er Dunwins Tortur überlebt hatte. Stärker als Dunwins Lügen und er erklärte ihm auch weshalb. Dave wollte Urako glauben, aber er konnte es nicht glauben.


    Der Magier wusste, dass Urako ihn nicht belog.
    Es war seine Sicht auf die Dinge.


    Seine eigene Weltsicht zeigte ihm ein ganz anderes Bild von sich, als dass was Urako sah. Er hatte überlebt, ja das hatte er. Aber er hatte nichts dafür getan, außer das Grauen erduldet.


    Dagegen angekämpft hatte er nicht. Er hatte stummen Widerstand geleistet, falls man Schweigen überhaupt als Widerstand werten konnte. Er hatte gelernt selbst dann noch zu schweigen, wo andere vor Schmerzen gebrüllt oder gefehlt hätten. Aber irgendwann auch er gefleht.


    Ähnlich wie in der Medizin, war es die Regel von Ursache und Wirkung. Solange er nicht so reagierte wie es sich Dunwin erhoffte, erhöhte dieser einfach die „Dosis“ seiner Folter.


    Und irgendwann brach jeder ein. Gleichgültig was man sich selbst oder anderen geschworen hatte. Irgendwann wollte man einfach keine Schmerzen mehr erdulden und beugte sich vor seinem Peiniger, ging auf die Knie und flehte ihn um Gnade an.


    Dave sah darin keinen einzigen Funken Stärke. Es war eine Flucht, nur lief er dabei keinen einzigen Schritt. Er hatte geschwiegen und gewartet. Nun vielleicht lag auch ein kleines bisschen Trotz in der Reaktion.


    Alles was Dunwin anstrebte, war Macht über andere und die genoss er indem er sie zum Schreien und Winseln brachte. Den Spaß an der Folter konnte Dave Dunwin nicht nehmen, verhindern konnte er sie ebenso wenig.


    Aber die Genugtuung die konnte er Dunwin wenigstens eine Zeit lang vorenthalten. Und sollte es nur eine Minute sein, die dieser Bastard auf seine Befriedigung wartete. Diese eine einzige Minute war ein minimaler Sieg.


    Für die gesamte Schlacht aber völlig unbedeutend.
    Puschel hielt Dave für stärker als er sich selbst.


    Das freute Dave zwar, aber Stärke strebte der Magier nicht in Urakos Gegenwart an. Vor Urako konnte er ohne Scham als die Person stehen, die er wirklich war - ein sich duckender und schweigender Feigling.


    Einer der nie einfach mal seinen Mut zusammengenommen hatte, aufgestanden war und zurückgeschlagen hatte. Er war nicht Ansgar, er hatte seinen Vater nie seinen Hass ins Gesicht gebrüllt.


    Nein Dave erwartete nicht, dass Puschel ihn für stark hielt. Urako durfte die unmaskierte Wahrheit sehen.


    Er hatte sich seinem Zweitmann offenbart, da er wusste dass Urako ihn für seine Schwäche nicht verachten würde. Dass er ihn verstehen würde, zumindest teilweise.


    Natürlich hatte er Recht, wer so etwas einem Kind antat, war ein Monster. Aber Aino war ebenso ein Kind gewesen, als sie gegen ihren Vater aufstand und das Schwein auf eine Weise büßen ließ, dass er mehr Tode starb als seinen eigenen.


    Und was hatte er getan?
    Nichts.


    Er suchte in Urakos Nähe keine Entschuldigung für sein Versagen, auch wenn ihn das Kompliment erfreute.


    Nein Dave suchte keine Erklärung für vermeintliche Stärke die ihm dennoch fehlte, er suchte Erlösung, Geborgenheit, Sicherheit – er suchte Nestwärme bei Urako.


    Wie Varmikan bei so einem Geständnis reagieren würde, konnte Dave nicht abschätzen. Er liebte den Frostalben über alles, aber Varmikan war geradezu besessen davon, keine Schwäche zu zeigen.


    Was würde er also dazu sagen, wenn er erfuhr was für ein Weichei, Versager und Schlappschwanz sein Kerl über Jahrzehnte gewesen war?


    Gelacht hätte Varmi vermutlich nicht, aber vielleicht hätte er ihn mit Verachtung gestraft.


    Dave hasste den Umstand, vor Varmikan in diesem Punkt den Schein wahren zu müssen. In fast allen anderen Bereichen war er seinem Mann gegenüber offen und ehrlich.


    Aber vor dieser Offenbarung fürchtete er sich. Dave fürchtete die Reaktion von Varmikan und auch die möglichen Konsequenzen.


    Die grauenvollste Konsequenz wäre, dass ihn der Frostalb für sein Versagen verließ. Was sollte er auch mit einem Ehemann, der nicht mal in der Lage war sich selbst zu verteidigen? Weder mit Wort noch mit Gewalt?


    So eine Person konnte logischerweise noch weniger andere und die eigene Familie verteidigen. Dies war die Quintessenz die Varmikan vermutlich aus dem Geständnis ziehen würde.


    Dave gestand sich stillschweigend ein, feige und egoistisch genug zu sein, Varmikan das zu verschweigen.


    Bei Urako sah die Sache völlig anders aus. Auch Uako versteckte seine Gefühle hinter einer Maske. Die Art von Maske kannte Dave nur zu gut, sein Bruder Ansgar trug die gleiche.


    Urako meinte seine wahren Gefühle hinter einer Vermummung aus Raserei verbergen zu können, nicht bedenkend, dass Zorn ebenso ein Gefühl war und er damit letztendlich doch ein Gefühl preisgab.


    Urako zeigte damit sogar weitaus mehr von sich, als er je bewusst beabsichtigt hatte. Und auch hier griff die Logik, wo Gefühle gezeigt wurden, waren Gefühle vorhanden.


    Raserei, wilder Zorn und cholerische Wut zeigten nicht nur die negativen Seiten von Urako, sondern sie zeigten seine Leidenschaft die sich hinter dessen Gefühlsausbruch verbarg.


    Urako war somit zu weit mehr Empfindungsäußerung fähig als er selbst.
    Und genau aus jenem Grund vertraute Dave Urako.


    Puschel setzte an, etwas zu erklären und nannte Dave bei seinem Spitznamen. Der Magier schaute erwartungsvoll zu ihm auf, aber der Tiefling schwieg. Er brauche einen Moment, einen gewaltig langen Moment ehe er erneut ansetzte zu sprechen.


    Dave wartete geduldig ab. Er würde so lange warten wie Urako brauchte, selbst wenn er das ganze Wochenende auf dem harten Boden sitzen sollte – ihm war es gleich. Er würde Urako genauso zuhören und beistehen, jederzeit.


    Urplötzlich veränderte sich die Wahrnehmung des Tieflings und Puschel bat ihn den Nexus zu überprüfen. Er vermutete das jemand sphärisch anwesend war. Dave wusste es besser. Er schüttelte den Kopf, aber Urako konnte die Geste nicht sehen, da er ihm den Rücken zuwandte.


    „Es ist niemand hier Urako… nur wir mit unseren Dämonen“, antwortete Dave liebevoll.


    Urako gesellte sich wieder zu ihm auf den Boden. Dave umarmte Puschel und zog in an sich. Manchmal, weitab von dem Punkt wo Worte schon ihre Bedeutung verloren hatten, sagte eine Umarmung wesentlich mehr.


    Ein warmer Körper an dem man sein Gesicht drücken konnte, an dem man sich festhalten konnte bis man sich selbst wieder spürte.


    Urako erklärte ihm, was man mit Dunwin hätte anstellen sollen und das Ansgar viel zu gnädig gewesen war. Bei der bildlichen Vorstellung, Urakos Vorschläge umzusetzen, musste Dave grinsen.


    Er hätte Dunwin gerne in Puschels Hände gegeben und diesem völlig freie Hand gelassen.


    Nun Urako hatte gelernt, wie man professionell Leute folterte, Ansgar und er waren Autodidakten um nicht ihren Vater kopieren zu müssen.


    Vater… Dunwin Vater zu nennen fühlte sich wie Unrat auf der Zunge und in Gedanken an.


    Meist nannten Ansgar und Dave ihn nicht mal beim Namen, so als würde man ihn damit versehentlich beschwören und die ganze Arbeit dieses Stück Dreck von Angesicht der Welt zu wischen, wäre umsonst gewesen.


    Während Urako erzählte und dabei vor Daves geistigem Auge die schönsten Folterungen entstanden die man Dunwin angedeihen lassen konnte, befreite sich Puschel von ihm.


    Dave wollte gerade zu einer Beschwerde ansetzen und ihn wieder in die Arme nehmen, aber Puschel wechselte nur die Position. Nun umarmte er Dave und dass so fest, dass der Magier befürchtete Puschel hätte vor ihn zu zerquetschen.


    Dave gab keinen Ton der Klage von sich, es war Liebe die hier schmerzte und Puschel ihm schenkte. Der Nardier lehnte sich an Urako, während dieser sich in seine Robe krallte.


    Auf die Frage was solche Schweinen fühlen, konnte Dave antworten, er wusste es schließlich.


    „Es macht ihnen Spaß andere leiden zu sehen. Solche Personen haben Spaß an der Zerstörung, nichts anderes streben sie an. Sie wollen Dich zerstören, mit allen Mitteln und ihnen sind alle Mittel dafür Recht. Manche handeln so aus Hass Puschel, sie hassen und foltern. Aber wesentlich schlimmer als Hass ist Gleichgültigkeit. Liebe ist die schönste Form der Zuwendung. Hass ist Zuwendung im negativen Sinn. Aber wenn Du einer Person so gleichgültig bist, dass sie es nicht interessiert ob Du lebst oder stirbst, oder welche Schmerzen Du leidest, das ist das Schlimmste.


    Ich habe ihn einmal gefragt, warum er das mit mir macht… warum er mich so hasst.
    Weißt Du was er sagte?


    Er antwortete:
    Ich hasse Dich nicht persönlich, ich hasse das was Du bist.

    Eine seltsame Aussage, denn was sollte ich anderes sein, als ich?“,
    antwortete Dave leise.


    Als Urako ihm mitteilte, dass er ihm auch etwas sagen müsste, hörte Dave ihm aufmerksam zu. Der Magier schlang seine Seelenfäden um die von Urako und hielt ihn so in einer doppelten Umarmung.


    „Natürlich möchte ich es hören Puschel, was immer Du mir sagen möchtest ich höre Dir zu und bin für Dich da. Gleichgültig was es ist, ich lache nicht über Dich“, erklärte Dave ernst.


    Zwar war ein Kosename bei einem ernsten Thema nicht angebracht, aber bei ihnen beiden war das etwas völlig anderes.


    Dave bekundete damit seine Liebe und Zuneigung zu Urako, er sollte sehen, hören und spüren, dass er bei ihm nicht zu befürchten hatte. Dass er für ihn da sein würde, gleichgültig dessen, was Urako ihm erzählen würde. Dave würde ihn genauso wenig verurteilen, wie Puschel ihn.


    "Eure Durchlaucht, es erfreut uns Eure Bekanntschaft zu machen...", flüsterte Dave liebevoll in Urakos Ohr, strich Puschel die Haare aus dem Gesicht und ließ sich Urako einkuscheln, ganz so wie er es sich gerade ersehnte.


    "Ich lache so wenig über Dich wie Du über mich, ich bin für Dich da. Was denkst Du denn von mir für einen Unsinn? Mein Fürst...Prinz Puschel von Lyridime zu Phintias", schmunzelte Dave und küsste Urako zärtlich.


    Was Urako erzählte bestürzte Dave nicht nur, es traf ihn mitten ins Herz. Er hatte Puschel seine Altlasten regelrecht vor die Füße gekotzt ohne zu hinterfragen wie es ihm dabei ging.


    Schlimmer noch, ohne nachzudenken was dies bei Puschel auslösen konnte. Natürlich war sein Erlebtes hart und er wünschte es nicht einmal seinem ärgsten Feinden, aber sein Leid war Vergangenheit – Dunwin war tot.


    Der Vater von Urako lebte noch. Welches Recht hatte Dave, Urako mit seinen Problemen in den Ohren zu liegen? Seine Sache war abgeschlossen und geklärt, sein Problem fand nur in seinem Kopf statt.


    Puschels Problem hingegen atmete, lebte, liebte, lachte und wütete weiter unter den Lebenden.


    Wer wusste nicht, ob dieser Kerl weitere Kinder gezeugt hatte nur um einen neuen Sandsack in den Ring für seinen eigenen Unmut stellen zu können?


    Nein sein eigenes Problem war zweitrangig, hier im Augenblick musste sein Augenmerk dem Problem von Urako gelten.


    Nichts anderes hatte er verdient. Die Zeit für Wut und Trauer um die eigene verlorene Kindheit konnten sie sich später gemeinsam nehmen. Erst einmal musste der Vater von Puschel entsorgt werden, erst danach konnten sie wirklich frei leben.


    Dave hörte Puschel schweigend zu, während er ihn beruhigend streichelte.


    „Wir werden auf unserer Hochzeit auf Freiherr Dunwin von Hohenfelde und Fürst von Lyridime zu Phintias anstoßen Urako.


    Ich entnehme Deiner Offenbarung dass dieses Untier noch lebt. Nun er hat sich seinen eigenen Strick geknüpft wie mein Großvater und Vater ebenso. Sie haben uns zu dem gemacht was wir sind, also sollen sie es auch bekommen.


    Wir werden ihn suchen, finden und erledigen. Du wirst mit ihm das antun, was Du mir für Dunwin angeboten hast. Lass ihn für sie beide bezahlen. Immerhin wollen wir Deinem Herrn Vater nicht seine Zinsen vorenthalten oder? Wir sind doch keine Unmenschen“, flüsterte Dave.


    Mitten in seiner Erzählung hielt Urako inne und sagte so schlicht wie liebevoll „hab Dich lieb Davy“.

    Der Magier drückte seine Stirn gegen die von Puschel.


    `Ich liebe Dich´, antwortete der Magier mental genauso schlicht, offen und ehrlich.


    Zeitgleich übermittelte er Urako dabei seine Gefühle für ihn. Der Tiefling sollte es nicht nur hören, sondern es sollte die Botschaft auch tief in seiner Seele spüren.


    Dave hätte Urako gerne einmal als das Kind gesehen, dass er war bevor sein Vater ihn umgeformt hatte. Sie waren ungefähr gleich alt, wie wäre ihre Zukunft wohl verlaufen, hätten sie sich als glückliche Kinder gekannt?


    Vermutlich völlig anders, aber so war es leider nicht. Also mussten sie beide Seite an Seite für eine gute Zukunft für sich kämpfen. Und ein gewaltiger Kampf stand noch aus.


    „Du bist durch den gleichen Abgrund marschiert wie ich Urako. Ja vermutlich hast Du dasselbe gelernt, jedenfalls die Essenz was sich aus den Lehren eines hassenden Vaters ergibt auf alle Fälle. Alles andere, jede schulische Bildung ist Beiwerk. Allerdings kann Dich diese Ausbildung auch aus dem Sumpf ziehen.


    Zahlen sind nicht Deins hm? Zahlen sind reine Logik, Fakten. Mathematik ist wie eine Mauer die Du in Deinem Verstand aufbaust Puschel. Sobald die Grundmauer steht, begreifst Du den Rest automatisch, oder er erklärt sich Dir leichter.


    Aber sollte es schon am Fundament der Mauer fehlen, kannst Du sie nicht weiter ausbauen. Irgendwann fällt jede Mauer ohne festes Fundament um. Für mich sind Zahlen Sicherheit. Sie sind... Beständigkeit. Das werden sie für Dich auch werden, ich werde es Dir beibringen.


    Und Du Puschel, Du wirst Deinen Vater beibringen, dass er mit vielem gerechnet hat, aber nicht mit diesen Brüchen…“, schmunzelte Dave um die Situation trotz aller Ernsthaftigkeit etwas aufzulockern.


    „Ja, es ist wahr – Du konntest es nur falsch machen, denn das war seine Absicht. Es gab keine richtige Lösung, es gab nur seine Willkür und seine perfide Lust Dich für seine eigenen Fehler zu bestrafen. Was immer Du auch getan hättest, es wäre niemals korrekt oder ausreichend gewesen in seinen Augen. Nie. Du kannst keinem Ideal entsprechen, dass andere von sich selbst haben. Du bist Du, daran ändern weder Schläge etwas, noch Demütigungen, noch… andere Dinge.


    Selbst wenn Du die Veranlagung hättest, noch aus Scheiße Geld machen zu können, dann wäre Deinem Vater die Summe nicht hoch genug gewesen. An Bürgerlichen ist nichts schlechtes, nicht mal an Leibeigenen. Früher wäre ich gerne einer von ihnen gewesen. Eine Person aus der gesichtslosen Masse, die meinem… die IHM völlig gleichgültig sind. Jene die er nicht einmal wahrnahm.


    Was hatte ich von meinem Stand?
    Was hattest Du davon?
    Wir hatten doch nur eines, permanente Angst.
    Und ich bin es sowas von Leid Angst zu haben.
    Du nicht auch?


    Du hast Deinem Vater wenigstens Paroli geboten, auf Deine Art Urako. Zwar hast Du Dir damit mehr Ärger eingehandelt als Du vorher schon hattest, aber Du hattest wenigstens dazu die Eier in der Hose. Das gefällt mir und diese Leistung erkenne ich hoch an. Weißt Du, ich glaube wir haben uns nicht grundlos kennengelernt“, erklärte Dave leise.


    Als Puschel ihn völlig aus dem Stehgreif zu einem Fick aufforderte, brauchte Dave einen Moment um zu schalten.


    Der Magier brachte gerade noch ein verdattertes „Öhm…“, heraus, als Urako schon grinste und die Aufforderung als Spaß abtat.


    „Spaß hm? Später gerne. Verstehe dass bitte nicht falsch, aber ich hoffe das dieses Schwein noch lebt, damit wir ihm die Rechnung für seine Handlungen präsentieren können.
    Damit wir Deinen Vater zur Strecke bringen können.


    Lass ihn uns suchen…
    Lass ihn uns töten…
    Lass den Abgrund auf ihn zurückschauen…“,
    bat Dave inständig.

  • "Was meinte Dummwin damit, er würde hassen, was du bist? Dass du sein Sohn bist? Dass du nicht der Lappen bist, als den er dich gern hätte? Mann, soll er sich deutlich ausdrücken, die Sackratte."


    Als Dave ihn plötzlich mit seinem formellen Titel ansprach und in der korrekten Art und Weise und obendrein zärtlich sein Ohrläppchen knabberte, wurde Urako knallrot. Nicht nur seine Ohren und sein Gesicht, sondern sogar sein Hals und das obere Stück seiner Brust.


    "Ehe...", versuchte er sich in einer Lache, aber es kam derart unsicher heraus, dass es eher wie ein verkrüppeltes Räuspern klang. "Sag das bloß nicht Gasmi oder Varmi. Das glaubt mir keine Sau und ich mache mich damit nur lächerlich. Deine Familie lacht sich schlapp bei der Hochzeit, wenn die mich sehen mit meiner ruinierten Kauleiste und den ganzen Narben. Ich geh ganz gut als Pöbel durch, aber nicht als das, was ich eigentlich mal hätte werden sollen." Dennoch sorgte das extreme Schamgefühl auch für einen wohligen masochistischen Beigeschmack - wofür er sich noch mehr schämte. Sein Vater würde ihm ins Gesicht spucken, wenn er diese Gedanken lesen könnte oder was Urako während irgendwelcher Spielchen mit sich hatte machen lassen. Er schmiegte sich noch enger an Dave. Er stellte sich vor, wie Dave ihn fertig machte, ihn knebelte und demütigte und ihn durchnahm, bis ihm die Sinne schwanden, während er ihn höhnend mit seinem fürstlichen Titel ansprach. Er musste sich sehr zusammenreißen, jetzt kein Rohr zu bekommen. Wie meistens reagierte sein Körper auf emotionalen Stress mit dem Wunsch nach Sex. Zu gern wäre Urako dem jetzt nachgekommen, aber er konnte nicht erwarten, dass Dave genau so fühlte. Den meisten Leuten verging bei solchen Gesprächsthemen jegliches Interesse an derlei Aktivitäten.


    Dave übermittelte ihm ein Gefühl tiefster Liebe und auch die Worte. Urako schloss die Augen und ließ es zu. Es konnte süchtig machen. Er nahm sich vor, wenn er das nächste Mal schlechte Laune hatte, Dave oder Varmi zu fragen, ob sie ihn innerlich heilen konnten mir ihrer Macht. Es fühlte sich an, als würde seine Seele von einer süßen Schicht warmen Honigs überzogen.


    Dave fuhr fort zu erzählen und Urako genoss den Klang seiner Stimme ebenso wie das leichte Vibrieren in seiner Brust, dass er wahrnahm, weil er seinen Kopf noch immer an Daves Schulter gelehnt hatte und das man nur bei Männern vernahm. Dave schlug vor, Urakos Vater zu töten. Urako schrumpfte mit einem Mal in sich zusammen. Sein Vater war für ihn eine unantastbare Autorität, allmächtiger als jede Gottheit und alles was ihm blieb war die Flucht. Gegen diesen Mann konnte er nicht ankommen! Er konnte ihm ja nichtmal in die Augen sehen!


    "Er ist unantastbar, Dave", sagte er mit gesenkter Stimme, als ob jemand sie belauschen könnte. "Ich will ihn nie wieder sehen, ich hab Schiss davor. Soll er einfach bleiben, wo auch immer er jetzt ist. Lass ihn in seiner eigenen Scheiße vermodern. Phintias wird wie gesamt Caltharnae in Asche versunken sein. Was glaubst du, was von meinem Vater noch übrig ist, selbst, wenn er noch leben sollte? Und wie willst du ihn da finden? Vielleicht ist er auch mit den anderen nach Asamura gekommen. Wer weiß? Wir finden ihn nie wieder, selbst, wenn wir das wollten. Er ist tot, Davy, selbst wenn er noch lebt."

  • Dave hielt Urako fest in seinen Armen und zuckte dabei mit den Schultern.


    "Keine Ahnung was er tatsächlich damit gemeint hat Puschel, sollte ich es je herausfinden bist Du der Erste der es erfährt und der Einzige", schmunzelte Dave.


    Dave musterte Urako als dieser nach seiner verbalen Liebkosung bis zur Hälfte knallrot anlief.


    "Du bist süß, wenn Du verlegen bist. Selbstverständlich verrate ich von unserem Gespräch niemandem etwas. Wir sprechen in völliger Verschwiegenheit miteinander, wir sind zudem mental verbunden. Du wüsstest Bescheid, sollte ich lügen.


    Du wirst allerdings weder Argwohn, Hinterlist noch sonst ein negatives Gefühl bezogen auf Dich finden. Ich habe mich Dir anvertraut, da ich Dir vertraue. Warum sollte ich meinen Vertrauten verraten Puschel? Das wäre doch völlig unsinnig. Du und Deine Informationen sind bei mir sicher, ich verspreche und schwöre es Dir", flüsterte Dave Urako liebevoll ins Ohr.


    Der Magier schmiegte sich an den Tiefling und grinste dann breit.


    "Nun der Ehrlichkeit halber geschuldet, lese ich selbstverständlich auch was Du empfindest. Dessen bist Du Dir vermutlich nicht bewusst...
    Folglich habe ich auch Dein "Angebot" gelesen...
    Oder sollte ich sagen Deinen Wunsch?
    Kurzum allein die Vorstellung daran ist schon ziemlich heiß. Ich würde Dich sehr gerne auf diese Art verwöhnen und Dich bei Deinem Titel nennen. Du würdest mir doch sicher danach auch mit dem einen oder anderen Gefallen entgegenkommen oder?",
    säuselte Dave und küsste Urako fest, liebevoll und leidenschaftlich zugleich.


    Dave nahm Urako erneut felsenfest in die Arme und schüttelte langsam den Kopf.


    "Niemand ist unantastbar und niemand ist unverwundbar. Du bist aus Angst handlungsunfähig Urako, den Zustand kenne ich nur zu gut. Schüttele die Lähmung ab und widme Dich gedanklich wieder anderen Dingen.


    Es lag nicht in meiner Absicht alte Wunden aufzureißen oder Dir wehzutun. Weder mit meinem Geständnis noch mit meinem Vorschlag. Drum vergiss meinen Vorschlag bitte.


    Was hältst Du davon über etwas zu sprechen, woran wir beide Freude haben? Wir versprechen uns ab heute einen Neuanfang, ohne Angst. Varmi sagte Du könntest genauso dekorieren wie er. Nun in dem Fall schlage ich vor, dass Ihr beiden unser Haus verschönert. Um alles andere kümmere ich mich mit Gasmi. Lass das meine Sorge sein. Wir sollten nur so schnell wie möglich unser neues Heim beziehen, ich kann es kaum erwarten.


    Ich umarme Dich jederzeit mental Puschel, aber ich könnte weitaus mehr als Dich umarmen, falls Du es jemals möchtest. Wo ich beim Thema bin. Nur mal so eine Frage nebenbei... bist Du Frühaufsteher so wie ich? Das wäre äußerst... mhm angenehm weißt Du", grinste Dave verlegen.

  • "Ah, du blöder Sack!" stöhnte Urako und vergrub das knallrote Gesicht in Daves Robe. Er hatte völlig vergessen, dass der andere seine gedanklichen Abgründe lesen konnte wie ein offenes Tagebuch, in dem fein säuberlich alles notiert war, was niemanden außer Urako selbst etwas anging. Noch peinlicher als das unfreiwillige Geständnis seiner gelegentlichen masochistischen Anwandlungen wäre es nur gewesen, wenn er gerade offen über irgendwen hergezogen wäre, nur um dann festzustellen, dass die Person die ganze Zeit zuhörte. Urako versuchte rasch, seinen Geist von den unanständigen Gedanken leerzuräumen, als ob er eine beschriebene Tafel abwischte. Aber sein Körper war da anderer Meinung, was die Prioritäten anbelangte und ärgerte ihn mit einem Anschwellen der entsprechenden Körperteile.


    "Das solltest du gar nicht wissen", knurrte er in Daves Robe hinein und traute sich noch immer nicht, sein Gesicht wieder auszugraben, so als ob das irgendwie dagegen helfen könnte, das Dave seine Gedanken und Gefühle las. Diese Hilflosigkeit, ohne dass Dave dafür einen Finger rührte, machte seine Fantasien auch nicht gerade weniger intensiv. "Verdammt", fluchte er, "du hast gewonnen! Aber halt bloß die Klappe. Du musst bei irgendwas, das dir hoch und heilig ist, schwören, das nicht weiterzutratschen. Eigentlich sollte nur Gasmi das wissen. Aber wenn du es eh schon rausgefunden hast ... warum nicht ausprobieren?"


    Endlich grub er sich wieder aus, zog die Nase hoch und wischte sie mit dem Handrücken ab, obwohl es da gar nichts hochzuziehen oder abzuwischen gab.


    "Du tust mir nicht weh, Davy. Nicht auf diese Weise. Wir könnten über die grässlichsten Dinge reden und es würde mir nichts ausmachen. Klar bin ich mal kurz ... etwas mitgenommen, wenn ich sehe, was du ertragen musstest, aber es verletzt mich nicht. Es macht mich wütend oder auch mal kurz traurig. Aber verletzen, nein. Verletzen tut es mich nicht." Er grinste Dave etwas an. "Du könntest mir den Kiefer brechen und würdest mich damit nicht verletzen. Verletzt hast du mich, als dieser scheiß Mo, dieser Grabscher, sich wie ein Spaltkeil in unsere Familie drängte und du dich auch noch darüber gefreut hast - und mir nicht vertraut hast, als ich dir versuchte, klarzumachen, wie gefährlich er ist! Aber du hast Recht, reden wir über was Schönes."


    Sie starrten beide hinaus in das noch finstere und leere Haus.


    "Das wird mal richtig schön hier. Der Fußboden und alles ist gut in Schuss, hier muss man fast nichts renovieren. Ich mag es rustikal. Und du? Varmi wird haufenweise Glitzerzeug anschleppen, das überhaupt nicht dazu passt und überall verteilen. Und ich werde es lieben, weil es der Wohnung seine Seele gibt. Von mir aus kann er alles damit vollstellen. Ich mag Zeug, was hängt, kommt wahrscheinlich von meinem Beruf, hehe. Windspiele, Klimperketten aus Knochen, Wandteppiche, Waffen an den Wänden. Das wird eine schräge Mischung. Gasmi war begeistert, wie ich einrichte, er wird damit einverstanden sein. Er klettert gern oder steckt irgendwo in engen Löchern, wir müssen ihm überall Spalten lassen, mal einen Schrank nicht an die Wand schieben sondern ein Stück entfernt stehen lassen und Decken und Kissen dahinter stopfen. Dann lässt er vielleicht die Wäschekörbe in Ruhe. Und kennst du solche Katzenkisten, die man oben irgendwo anbringt? So was braucht er auch. Ich hätte auch gern ein Hochbett für uns beide, richtig weit oben unter der Decke. Wie hättest du es gern eingerichtet? Oh und noch was."


    Er packte Dave am Hinterkopf an den Haaren und drehte dessen Kopf so, dass er ihn ansehen musste."Wenn ich das Angebot tatsächlich wieder vergessen soll, nehm ich das persönlich!" Er fixierte seinen Kopf, indem er die Faust in seinem Haar fester ballte, so dass die Haare sich spannten und küsste ihn grob. "Dann überlege ich mir, ob ich nicht besser zum Langschläfer werde."

  • Dave kraulte Urako und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.


    "Vielleicht sollte ich es nicht wissen, aber nun weiß ich es. Zudem Puschel geht es nicht darum ob einer von uns beiden gewonnen oder verloren hat. Es ist einfach eine weitere Offenbarung.


    Etwas dass Du mir zusätzlich anvertraut hast, zwar nicht freiwillig - sondern zufällig, aber das spielt für mich doch keine Rolle. Selbstverständlich schweige ich, ich schwöre es Dir bei Varmikan und Fedor. Du weißt was das bedeutet.


    Und nebenbei, ich habe schon so einiges herausgefunden... und dann ausprobiert... von dem ich früher nicht gewusst habe, dass es so etwas gibt und wie viel Spaß es macht. Ich probiere es mit Dir gerne aus, aber gib mir vorher Anweisungen, was Du gerne hättest und was absolut untersagt ist.


    Im Umkehrschluss bei meinem Wunschkonzert erkläre ich Dir, was ich mir wünsche und was Du dabei bitte absolut unterlässt", flüsterte Dave und machte es sich seinerseits an Puschels Brust gemütlich.


    Dave hörte Puschel aufmerksam zu, was dieser über Verletzungen sagte. Du könntest mir den Kiefer brechen, dass würde mich nicht verletzten... Dave musste bei dem Satz schlucken.


    Sein Vater hatte ihm einmal den Kiefer gebrochen, während eines Trainings. Dave konnte nicht sagen, was ihn mehr verletzt hatte. Die Verletzung selbst, oder die Rücksichtslosigkeit seines Vaters die Dunwin an den Tag gelegt hatte bei dem Kampf.


    Und dann sprach Urako auch noch von Morasa.


    Dave stöhnte innerlich auf. Mo war ein Part für sich, was Daves Gefühle anging. Er mochte den Waldalben mehr als er sollte. Er hatte sich auf Anhieb gut mit Mo verstanden.


    Und Morasa hatte ihm ziemlich deutliche Avancen gemacht. Direkt wie auch indirekt hatte ihm der Waldalb mehr angeboten. Einzig und allein die Tatsache, dass Dave Varmikan nicht verlieren wollte und Angst vor der Reaktion seines Verlobten hatte, sollte diese "Nummer" auffliegen hatte ihn Mo´s Angebot ablehnen lassen.


    An nichts anderem war es gescheitert, so ehrlich musste Dave zu sich selbst sein. Hätte er keine Konsequenzen zu fürchten gehabt, dann wäre er auf Morasas Angebot eingegangen und hätte mit ihm Sex gehabt.


    Aber Dave hatte befürchtet, dass Mo genau diesen Umstand ausnützen würde um ihn und Varmikan auseinander zu bringen. Der Waldalb hätte Varmikan ihr Stelldichein nur brühwarm aufs Brot schmieren müssen und die Sache wäre gelaufen.


    Dann hätte er selbst nur noch die Wahl zwischen der Einsamkeit oder Morasa gehabt.


    Und hätte er Mo gewählt, hätte er sich vermutlich dem Waldalb komplett fügen müssen. Dave mochte Mo und der Waldalb war in seinen Augen auch attraktiv, aber er war nicht Varmikan. Und mit Varmikan wollte es sich Dave auf keinen Fall verscherzen. Dafür liebte er seinen Mann viel zu sehr.


    Zwar hatte ihn in dem Fall nicht die Treue "treu" sein lassen, sondern die Verlustangst, aber das spielte keine Rolle. Denn die Verlustangst zeigte, wie viel ihm Varmikan bedeutete.


    Dave war sich im selben Moment bewusst, dass nicht nur er Urakos Gedanken mitbekommen hatte, sondern Urako genauso mitbekam was er gerade dachte. Er hatte sich nicht von Puschel mental getrennt.


    "Puschel... ich kann Dir nicht sagen was mit mir bezogen auf Mo los ist. Aber ich mochte ihn und seine Anmache hat mir sehr geschmeichelt. Ja ich gebe es zu, es hat mir gefallen von jemanden gewollt zu werden. Ich möchte mich nicht heraus reden, aber vorher hat sich keine und keiner für mich interessiert und auf einmal habe ich drei Personen die mehr von mir wollten.


    Ich habe mich verhalten wie ein Kind im Süßwarenladen, ich war gierig. Und ich gebe zu, ich wäre sogar auf Morasas Werben eingegangen hätte das keine Strafe nach sich gezogen. Allerdings war es auch Mo der die Sache beendete, bevor ich zusagen konnte. Mo ist... sagen wir mal sehr dreist. Ich bin davon ausgegangen, dass er Varmikan über seine Eroberung informiert um mich behalten zu können.


    Ob es tatsächlich so gewesen wäre, kann ich Dir nicht beantworten. Es war eine Vermutung meinerseits. Aus dem Grund habe ich von vornherein abgelehnt.


    Du bist von Varmikan abgesegnet, wir beide sind ein völlig anderes Paar. Du hast den Segen meines Mannes und Du bist "mein Zweitmann". Aber Mo wäre Betrug gewesen und wie Varmikan auf Betrug reagiert, muss ich Dir sicher nicht erklären.


    Ich hatte Angst, dass er mich verlässt. Jede andere Strafe hätte ich akzeptiert und ertragen, aber ich wüsste nicht, was ich tun sollte, würde er mich verlassen.
    Das war es mir nicht wert.


    Und nun, nachdem ich weiß wie weit Mo gehen würde halte ich eh den Sicherheitsabstand ein. Sollte er ein Einsehen haben was sein Verhalten angeht, würde ich seine Gedanken überprüfen und ich würde sogar immer noch eine Freundschaft mit ihm in Betracht ziehen. Mehr allerdings nicht. Und ja Du hattest absolut Recht, Mo ist eine extrem gefährliche Person.


    Meine Familie und mein täglicher Umgang mit den Geistern haben mich Vorsicht gelehrt und zeitgleich betriebsblind gemacht... es tut mir leid Puschel", erklärte Dave ehrlich.


    Als Urako davon sprach wie er das Haus einrichten wollte, hörte Dave gut gelaunt zu.


    "Rustikal ist gemütlich. Nun ich mag eigentlich eine gute Kombination aus schlicht und rustikal. Schlicht, schnörkellos und edel in gedeckten Erd-Tönen. Dazu etwas Uriges und Rustikales, damit es sich von den anderen Einrichtungsgegenständen abhebt. Du warst leider noch nicht in meinem Stadthaus in Alessa, sonst wüsstest Du was ich meine.


    Aber dort findet die Überreichung statt, dann siehst Du was ich meine. Falls Du Dir dafür die Zeit nehmen möchtest.


    Das stimmt, mein Klingenohr liebt Glitzerzeug und Dekokram. Er kauft auch viel Deko in Pferdeform um mir eine Freude zu machen. Was soll ich dazu sagen? Früher dachte ich, wer braucht so einen Plunder? Solange er es aber nicht damit übertreibt muss ich gestehen, sieht das wirklich gut aus. Hätte ich selbst zwar nie vermutet, ist aber Tatsache.


    Nur zu bunt sollte es nicht werden. Wir könnten ja Bronzestatuen nehmen oder Porzellan. Davon könnte ich Varmi vermutlich nicht überzeugen. Die Deko ist Euer Part Puschel, ich vertraue Euch.


    Mit den gemütlichen Versteckmöglichkeiten wird Gasmi ganz bestimmt aus unseren Wäschekörben bleiben und falls nicht, stellen wir ihm einen gesonderten Wäschekorb hin, der nur für ihn zum Herumwühlen gedacht ist.


    Wir könnten auch einen Schrank mit einer zweiten Wand für ihn bauen lassen. So hat er hinter dem Schrank wie ein kleines Fleckchen für sich, in das er sich richtig zurückziehen kann. Ein Hochbett? Na da stürz mal nicht heraus", schmunzelte Dave.


    Keine zwei Sekunden später schluckte er, als Puschel ihm in die Haare grabschte. Urako zwang Dave ihm in die Augen zu schauen, indem er ihm mit der Faust in die Haare griff und ihn fixiert. Puschel drohte ihm an, Langschläfer zu werden und die Sache persönlich zu nehmen, sollte Dave kneifen. Dave war baff, aufgewühlt, wütend und erregt zugleich.


    Wie Puschel und Varmikan manchmal mit ihm umsprangen war mehr als dreist und es machte ihn gewaltig an. Er leckte sich nervös über die Lippen.


    "Ich kneife nicht Puschel. Ich würde es sehr bedauern, solltest Du Langschläfer werden, ich brauche Dich doch morgens", flüsterte Dave.

  • Urako hatte sich Daves Ausführungen bis zu Ende angehört. Doch bereits als Dave begonnen hatte, über Mo zu reden, als wäre er ein verknallter Jugendlicher, hatte Urakos Gesicht einen anderen Ausdruck angenommen: eisig, abweisend, voller Abscheu, als würde Dave sich vor seinen Augen in eine riesige Zecke verwandeln. Und wie eine solche kam er ihm immer mehr vor, ein hässlicher Parasit, ein Blutsauger, der nur auf das nächste Opfer lauerte. Daves Erläuterungen zur Einrichtung der Wohnung kamen Urako vor wie der letzte Hohn. Als der Mensch fertig war, stand Urako auf und klopfte sich angewidert ab, als wäre Dave dreckig. Und in seinen Augen war er das auch, mehr noch, er war Dreck durch und durch.


    "So einer bist du also. Raus aus meinem Kopf, aber pronto, du schlangenzüngiges Stück Dreck! Du rufst mich hierher und offenbarst ein paar oberflächliche Kratzer, die wahrscheinlich nicht halb so schlimm sind, wie du mich hast glauben lassen, vielleicht sogar völlig frei erfunden sind, um mich in dem Glauben zu wiegen, ich könnte dir vertrauen. Um mich glauben zu lassen, wir seien uns ähnlich. Bis du mich so weit hattest, dass ich aus lauter Blödheit meinen wundesten Punkt offenbart habe, den einzigen Weg, mich zu treffen, auf den ich dich in meiner Vertrauensduselei auch noch extra schön und breit hingewiesen habe - und eine Minute später rammst du mir den schärfsten Dolch genau in diese Stelle. Keine Ahnung, was du damit erreichen wolltest - aber es ist dir gelungen. Wir sind uns nicht ähnlich, Davy. Im Gegensatz zu dir weiß ich, was Liebe ist."


    Urako griff nach einem halbleeren Glas Wasser, was irgendwer auf dem Fensterbrett stehen lassen hatte. Er setzte es an den Mund, als wolle er daraus trinken, riss aber plötzlich den Kiefer auf und biss vom Glas ab. Er schluckte die Scherben herunter, dann biss er in rascher Folge noch mehrfach ab, das fast nur noch der Boden übrig war mit einem Schluck Flüssigkeit und spülte mit dem Wasser nach. Er spürte, wie die Scherben sich wie Packeis auf einem zäh fließenden Fluss den zerstörerischen Weg seine Speiseröhre hinab bahnten. Den Rest des Glases warf er nach Daves Kopf.


    "Ich werde nicht länger zwischen dir und dem Waldalb stehen. Vergiss alles, was ich zu dir gesagt habe." Während er sprach, sprühte Blut zwischen seinen Lippen hervor und seine Zähne und sein Zahnfleisch färbten sich rot. "Frag den Albendreck, ob du mit ihm das Spielchen spielen darfst und schenk ihm auch mein Zimmer. Schenk ihm meinen Platz an deiner und Varmis und deiner Seite und vielleicht wirst du dann endlich glücklich. Ich beanspruche ihn nicht länger."


    Er drehte sich um und verließ das Haus, das nicht der Ort werden würde, den er sich gewünscht hatte, nicht der Ort, an dem seine Seele heilen konnte und verwünschte sich selber für seine bodenlose Dummheit, dass er je daran geglaubt hatte. Er blieb draußen noch einen Moment an der Stelle stehen, wo sein Sumpfgarten geplant war und betrachtete sie, ehe er ging.

  • Dave hörte sich mit versteinerter Miene an was Urako zu ihm sagte. Nun vielleicht war es Tatsache, vielleicht hatte er wahrlich keine Ahnung davon was Liebe war.


    Gelogen was sein Geständnis betraf hatte er allerdings nicht. Nur eines erneut gelernt, beziehungsweise vor Augen geführt bekommen - auch die Geister waren eine Familie. Und trachtete man danach nicht alsbald zu den entfernten Verwandten zu zählen, sollte man lieber schweigen.


    Wie der alte Familienspruch der Hohenfelde schon besagte, sie lernten bereits zu schweigen, wo andere noch das Sprechen lernten.


    Er hätte auf seinen Bruder, seinen Neffen und sich selbst hören sollen – einfach mal den Mund zu halten.


    Er war auf einen uralten Trick hereingefallen, den jeder mit Macht kannte – Beischlaf löste die Zunge. Nur hatte ihm kein Kontrahent oder Feind eine Wanze ins Bett gepflanzt um ihm zu schaden, sondern er selbst hatte sich kalt gestellt und durch seine Ehrlichkeit um etwas gebracht was ihm gewaltig viel bedeutet hatte und immer noch bedeutete.


    Dave taxierte Urako.
    Stumm musterte er dessen Selbstverletzung und seinen Abzug.


    Er hatte Urako seine Ängste und Gefühle gestanden, da er ihm völlig vertraut hatte und weil er den Mann liebte. Er sprach mit Puschel, da er befürchtet hatte, er könne Varmikan verlieren. Das Endergebnis war, Urako vertraute ihm kein Stück mehr und er hatte Urako verloren.


    Eine wahre Glanzleistung.


    Und zu allem Überfluss war er nun auch noch verpflichtet mit Varmikan zu reden, um seinem Mann mitzuteilen, dass es weder einen Umzug, noch eine Wohngemeinschaft noch eine gemeinsame Hochzeit gab.


    Der Logik folgend würde Varmikan von ihm verlangen, den Grund für Urakos Entscheidung zu offenbaren.


    Und damit stand Dave nun genau dort, wo er eigentlich nicht stehen wollte. Dave überlegte ob er die Sache wieder geradebiegen konnte, aber bevor er überhaupt darüber nachsann wie dies möglich wäre, verwarf er den Gedanken wieder. Worte waren Pfeilen gleich, einmal abgeschossen konnte man sie nicht zurückholen.


    Allerdings gab es neben dem zweiten Geständnis das Varmikan zu gelten hatte und das komplett alles beenden, ja beerdigen würde was ihm lieb und teuer war noch eine andere Lösung.


    Eine die er nur zu gut kannte und bei jedem Problem anwandte.
    Er würde ohne einen Ton zu sagen gehen.


    Dave beschloss alles hinter sich zu lassen, unter alles einen Schlussstrich zu ziehen und neu anzufangen. Er hatte Geld und Stand, für ihn war überall ein Neuanfang möglich.


    Gut Fedor würde er mitnehmen. Sollte er auch noch auf Fedor verzichten müssen, dann konnte er sich gleich im Fluss ersäufen.


    Einsamkeit war für ihn keine unbekannte Größe, aber ganz ohne jede Zuneigung konnte auch er nicht existieren. Zumal die reine gefühlsmäßige Liebe eines Hundes wohl die ehrlichste war, die es auf der Welt gab.


    Dave grübelte einen Moment lang nach. Sein Geld konnte er nutzen, dafür war Geld schließlich da. Seinen Stand konnte er nur insoweit nutzen, dass er seine Kontakte spielen ließ um seinen Weg für seine Verfolger im Nirgendwo enden zu lassen. Es würde ihn einfach nicht mehr geben.


    Für einen Augenblick dachte er darüber nach, sich bei seinem Bruder zu verkriechen. Allerdings würde auch Ansgar Antworten einfordern, die Dave ihm nicht zu geben bereit war.


    Und sobald Ansgar von der geplatzten Hochzeit erfuhr, würde der ihn vermutlich einen Kopf kürzer machen oder sofortigen Ersatz für Varmikan besorgen, damit die Hochzeit trotz allem stattfand. Was von beiden Möglichkeiten die misslichere war, wusste Dave nicht zu deuten.


    Er musste einfach nur die Haltung wahren, ins Haus gehen und so tun als ob rein gar nichts geschehen wäre, Geld einstecken und Fedor mitnehmen.


    Sollte ihn jemand darauf ansprechen, ging er in die Stadt – noch einige Besorgungen für die Hochzeit erledigen. Ab dato würden ihn die Geister, seine Familie und Varmikan nie wieder sehen.


    Falls er es clever genug anstellte, würde man ihn für verschollen halten anstatt für einen Feigling. Und hielt man ihn für einen Feigling, dann würde jeder vermuten er hätte kalte Füße vor der Hochzeit bekommen.


    Über den Umstand wäre Varmikan vermutlich einige Zeit wütend, eventuell sogar eine Phase lang traurig, aber danach hätte er sich an den Umstand gewöhnt. So außergewöhnlich war Dave in seinen Augen nicht, dass sein Klingenohr ihm Monate oder sogar Jahre nachtrauerte wie Iphidamas oder anderen Männern.


    Nur diesmal würde die Flucht vermutlich nicht so einfach verlaufen.
    Sollte ihn Varmikan widererwartend suchen, konnte er sich der Hilfe von Ansgar, Wolfi, Melisande und vermutlich auch Marcella sicher sein.


    Zudem konnte sich der Frostalb auf die Unterstützung der Geister verlassen.
    Das bedeutete für ihn, dass er eine ganze Zeit auf die Nutzung seiner Gabe verzichten musste. Sobald er nur für einen Sekundenbruchteil den Nexus betrat, würde Varmikan, Ansgar oder auch Wolfi ihn sofort aufspüren.


    Und sollten die Geister ihn suchen, dann würden Gasmi und Jeelen ihm auf den Fersen sein – keine sehr erbaulichen Aussichten.


    Dave gönnte sich einen Moment der Trauer.


    Ihm war durchaus bewusst gewesen, dass die Beziehung zu Varmikan oder Puschel nicht ewig währen würde. Allerdings hatte er gehofft, falls sie scheitern würde, dass dies erst nach der Hochzeit der Fall wäre.


    Und er hatte gehofft, dass sie in Frieden und Freundschaft auseinander gehen würden und nicht als Feinde. In seinem Wunschdenken hatte er aber seine eigene Kurzsichtigkeit nicht mit eingeplant und er hatte nicht mit einkaluliert, dass er es selbst sein würde der alles ruiniert.


    Dave dachte einen Moment an jeden der Geister, zuletzt an Pavo seinen besten Freund. Er dachte an seine Schüler Wolfi und Marci und ebenso dachte er an seine Mutter. Eigentlich hatte er mehr als nur einen Vertrag zu erfüllen, tatsächlicher Gestalt und Ehrenhalber.


    Er würde sie alle bewusst ihm Stich lassen, sollte er gehen. Die Geister wie auch seine Anvertrauten... nun so handelten Feiglinge eben.


    Dave überlegte einen Moment was schwerer wog – das Geständnis samt der dazugehörigen Konsequenzen zu ertragen oder die Flucht vor alledem.


    Was das Weglaufen anging war er wahrer Meister und Experte.
    Was das Ertragen von Problemen und Konsequenzen anging war er ein Debütant.


    Der Magier schüttelte sich kurz, strich sich über das Gesicht und straffte die Schultern.


    Er verließen ebenfalls das Haus, schloss hinter sich ab und kehrte zurück ins Geisterhaus. Zum seinem Glück war es noch früh am Morgen.


    Gemächlichen Schrittes ging er in die Schreibstube, entnahm die eigene, private Geldkassette dem Tresor und stopfte den Inhalt in seine Geldkatze. Danach verschloss er die Kassette wieder ordnungsgemäß im Tresor.


    `Nur keine Auffälligkeiten…´, dachte Dave.


    Der Naridier schaute sich kurz in der Schreibstube um, die gleichfalls wie sein Quartier sein Zuhause darstellte. Er hatte hier Ewigkeiten gesessen, gearbeitet, gelebt und sich trotz mancher widriger Umstände stets wohl gefühlt.


    Er unterdrückte den irrationalen wie gefühlsduseligen Drang über das Kassenbuch zu streichen.


    Danach machte er sich auf in sein altes Quartier und entnahm seine eigene Blutphiole dem dortigen Tresor. Als Kassenwart und Schlüsselträger hatte man einige Vorteile. Auch diesen Tresor verschloss er wieder ordnungsgemäß.


    Eigentlich musste er nun in sein eigenes Quartier um Fedor abzuholen. Er wusste dass Varmikan um diese Zeit noch im Bett lag und tief und fest schlief.
    Allerdings hatte er selbst Angst davor, einem schlafenden Varmikan unter die Augen treten zu müssen.


    Der Magier schlenderte langsam in Richtung ihres gemeinsames Quartiers und blieb auf der Treppe zum zweiten Keller stehen. Dort klemmte er die Zunge hinter die Zähne und pfiff leise nach seinem Hund, zeitgleich betete er zu allen Göttern, dass Varmikan weiterschlief.


    Sein Schatz rührte sich nicht, denn ansonsten hätte er selbst einen Anpfiff kassiert. Einen Augenblick später kamen Fedor und Brownie angetrabt und musterten ihn mit ihren treuen, braunen Augen.


    Dave packte seine beiden Hunde im Halsband und ging auf kürzestem Weg zum Stall. Dort schwang er sich direkt auf Rulrot und verließ das Geisterhaus.

  • Urako ging mit blassem Gesicht und zorniger Miene zu Pavo.


    Er hörte irgendwo leise Schritte im Geisterhaus, vermutlich Dave, der sich nun einfach zu Varmikan ins Bett legte und pennen würde, als wäre nichts gewesen, sich wahrscheinlich darüber freute, auf Urakos Herz mit Nagelschuhen herumgetanzt zu haben, was auch immer er dafür für einen Grund gehabt hatte. Wahrscheinlich war es einfach nur Bosheit. Oder Urako war ihm zu dumm und zu hässlich, es konnte halt nicht jeder ein hagerer Waldalb mit Mardergesicht sein. Kurz darauf hörte er die Krallen der Hunde. Vielleicht ging Dave auch erstmal mit seinen Tölen eine Runde spazieren. Urako würde Varmikan nicht sagen, was Dave ihm über Morasa erzählt hatte. Von der Sache her war das nicht seine Beziehung, auch wenn Dave behauptet hatte, er wäre sein Zweitmann. Urako schnaubte durch die Nase. Sollten die zwei das untereinander klären. Sein Mann war Gasmi und niemand sonst. Er würde Dave fortan einfach komplett ignorieren und sich nur noch mit Varmikan abgeben. Wenn Varmikan fragte, was los war, würde er ihm sagen, sie hätten sich gestritten und mehr nicht. Vielleicht sagte Dave ihm ja auch selber, dass er den Waldalben scharf fand und Varmi und Urako nur zu bereitwillig betrogen hätte, hätte er keinen Schiss vor den Konsequenzen gehabt. Vielleicht stand er nicht auf weißhaarige Kerle und Varmi war nur sein Notnagel. Das war ziemlich wahrscheinlich.


    Urako klopfte donnernd mit der Faust an Pavos Tür. "Eh, Pavo, ich hab mich geschnitten. Hab einen Haufen Scherben verschluckt."

  • Pavo lag gerade noch selig vor sich hin schlummernd im Bett, als jemand gegen seine Tür donnerte und er fast senkrecht im Bett stand. Der alte Goblin benötigte einen Moment um sich zu sammeln und den Schlaf abzuschütteln.


    "Ich komme ja schon", rief der Heiler und kletterte aus dem Bett.


    Pavo war nicht mehr der Jüngste, folglich brauchte er am Morgen immer etwas länger, ehe seine Knochen so wollten wie der Rest von ihm. Zudem hatte er weder einen Kaffee getrunken, noch einen Frühstückspudding verspeist.


    Warum sich die Leute immer mitten in der Nacht oder in aller Hergottsfrühe verletzen mussten, war Pavo ein Rätsel.


    Der alte Golbin öffnete etwas zerknirscht seine Quartiertür, aber sein Unmut verschwand so schnell wie er gekommen war. Fassungslos starrte er Urako an. Er schnappte den Tiefling am Arm und zerrte ihn sofort hinter sich her in die Heilstube.


    "Meine Güte, wo hast Du Dich denn geschnitten? Sag mir bitte nicht, Du hast ein Frühstücksmesser abgeleckt und Dir dabei in die Zunge geschnitten. Solche Spezialisten haben wir hier auch...", stöhnte Pavo besorgt und drückte Urako auf den Behandlungsstuhl nieder.


    "So und nun schildere mir genau, wie und womit Du Dich verletzt hast. Was war los?", fragte Pavo und musterte Puschel ernst wie auch besorgt.

  • "Ich habe ein Wasserglas gegessen", erklärte Urako. "Weil Dave ein Arschloch zu mir war." Er lehnte sich im Behandlungsstuhl zurück und riss den Rachen auf, damit Pavo hineinschauen konnte.

  • Pavo musterte Urako mit nicht zu deutendem Blick.


    "Ihr beide solltet den Unsinn wirklich lassen Euch ständig in den Haaren zu liegen. Dazu gleich mehr, aber nun zu Deinem Problem. Die Scherben müssen auf dem Weg raus, wie sie reingekommen sind. Sie dürfen nicht durch Deine Innereien wandern. Das ist zu gefährlich", erklärte Pavo und wandte sich seinen Flaschen und Tiegeln zu.


    Der alte Heiler rührte einen Trank an und schüttelte ihn kurz, dann reichte er die Flasche Urako.


    "Auf Ex Urako. Wundere Dich nicht, davon wird Dir speiübel und genau dass ist beabsichtigt. Du sollst durch Erbrechen Deinen Körper von den Scherben reinigen. Alles oberhalb bekomme ich noch zur Not geheilt, aber ich kann schlecht Deinen Darm aufschneiden um ihn vor weiteren Schnittverletzungen zu bewahren.


    Also Trink! Und erzähl mir bitte nebenbei, was Ihr beiden nun schon wieder angestellt habt, dass Ihr Euch gestritten habt. Ich dachte erst Ihr zwei hättet Euch beschnuppert und würdet Euch nun vertragen. Um Euch kann man sich nur sorgen.


    Wie lange ist Euer Streit her? Vermutlich ist Dave gerade zugedröhnt oder stockbesoffen, liege ich da richtig?", hakte Pavo nach und drückte Urako die Flasche mit Nachdruck in die Hand.


    "Trink und wage es Dich nicht, Dich zu weigern Urako! Ich rette Dich nicht ständig, damit Du selbst versuchst Dich umzubringen. Trink", befahl der alte Goblin.


    "Ihr scheint nicht zu begreifen, dass es Leute gibt die Euch lieben und Euren Verlust bedauern würde. Einer davon bin ich!", knurrte Pavo.

  • Urako trank die Flasche in einem Zug leer. "Ach ja? Es gibt auch Leute hier, die ziemlich viel Freude daran haben, mich leiden zu sehen. Dave ist ein dreckiger Sadist oder so was. Uäääääährg!"


    Er sprang vom Stuhl auf und kotzte Pavos Waschschüssel voll. Es dauerte eine Weile, ehe er fertig war. Die Flüssigkeit, die er verabreicht bekommen hatte, war zäh und glibbrig und umhüllte das Glas, so dass die Scherben auf ihrem Rückweg weniger Schaden angerichtet hatten als zuvor. Er betrachtete sich mit tränenden Augen und triefender Nase das blutige Knäuel aus Glas, Blut, Schleim und Essensresten. Und alles nur wegen diesem vermaledeiten Dave!


    Urako ließ sich keuchend wieder in den Stuhl fallen. In seiner Brust zwickte und zwackte es abscheulich.


    "Ob Dave besoffen irgendwo in der Gosse liegt, ist mir scheißegal! Vielleicht trinkt er diesmal ja eine Flasche zu viel oder er verguckt sich in den falschen Waldalb! Dann bin ich seine Falschheit los! Wie wäre es, wenn du oder irgendeiner der anderen Pfeifen hier sich mal zur Abwechslung um mich sorgt und nicht um Mister Blödmann?! Der hat es sich schließlich selber zuzuschreiben! Mag mich hier eigentlich überhaupt noch irgendwer? Ach, was frag ich eigentlich! Liegt es an seiner Kohle? An seinem guten Aussehen? Daran, dass er ein Mensch ist? Drauf geschissen, behalt`s für dich, ich hatte genug Offenbahrungen für einen Tag!"


    Er stand auf und taumelte durch den Raum auf seinem Weg zur Tür.

  • Distel wachte vom Hufgeklapper auf. Irgendwer ritt um diese Uhrzeit schon durch die Gegend. Distel musste unbedingt wissen, wer das war. Er rüttelte Enzo so lange, bis der ebenfalls munter war und ihm mit verstrubbelten Haaren folgte. Distel trippelte vorneweg und holte denjenigen ein, der um diese frühe Stunde das Geisterhaus verlassen hatte.


    "Einen wundervollen guten Morgen, Davy, so eine schöne Überraschung", rief Distel vergnügt, der keinerlei Probleme damit hatte, dass er erst vor einer Minute aus dem Schlaf gerissen worden war. Bei Enzo sah das anders aus, der muffelte bis zum ersten Kaffee schweigend vor sich hin. Er kam nur mit, weil der Herdentrieb es so von ihm verlangte. Distel hingegen war bestens gelaunt. Er beschleunigte, bis er genau neben dem Naridier war.


    "Was treibt dich denn zu so früher Stunde aus dem Haus? Hast du überhaupt schon einen Kaffee gehabt?" Er blinzelte fröhlich. "Gehst du irgendwo was frühstücken? Dürfen wir mitkommen?"

  • Pavo rollte genervt mit seinem einen Auge, Urako war in seiner Art unverbesserlich. Der alte Goblin packte den Tiefling und zerrte ihn zurück auf den Behandlungsstuhl.


    "Wir beide sind noch nicht miteinander fertig Urako! Du musst hier bleiben und gleich noch einige Gläser trinken, damit auch wirklich jeder Rest von dem Zeug aus Deinem Körper gespült wird.


    Und nun zu Deiner Anschuldigung, sicher mögen Dich hier einige Leute. Sogar fast alle, wage ich mich zu behaupten. Nur Du machst es den Leuten nicht gerade leicht Dich zu mögen. Scheinbar setzt Du alles daran um genau das zu verhindern.


    Dir mag Dave gleichgültig sein, mir ist er das nicht. Genauso wenig wie Du. Weder wirst Du ihn ersetzen, noch er Dich. Ihr seid beide meine Jungs, ich habe Euch beiden das Leben gerettet und zwar nicht dafür, dass Ihr Euch gegenseitig an die Kehle geht.


    Ich dachte Ihr hättet Euch endlich versöhnt und würdet Euch verstehen. Falls dem nicht so ist, gut. Aber dann haltet Euch doch einfach voneinander fern, anstatt Euch gegenseitig erneut fertig zu machen. Wo das endet siehst Du ja. Ihr beide landet in meiner Heilstube. Für Dich, Du landest in der Heilstube.


    Zudem nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird Urako. Leidtragende Eures Streits werden Gasmi und Varmikan sein. Gut Varmikan ist für mich ein rotes Tuch, aber trotzdem wünsche ich dem Alben nichts Schlechtes, da er Dave aus seinem Schneckenhaus bekommen hat.


    Und ich erinnere mich doch richtig, dass Gasmi Dein Partner ist und Varmikan Dein bester Freund, oder hast Du Dich mit den beiden auch gestritten um ihnen den wichtigsten Tag ihres Lebens zu versauen? Wenigstens für den einen Tag, solltest Du mit Dave Frieden halten können.


    Zudem ist es auch für mich ein besonderer Tag gewesen. Meine beiden Jungs heiraten. Ist dem noch so? Oder müssen wir umplanen?", fragte Pavo und rührte die nächste Flasche an.

  • Dave musterte den kleinen gut gelaunten Centauren und zügelte Rulrot etwas, so dass Distel nicht so schnell laufen musste. Die gute Laune von dem kleinen Kerlchen war ansteckend. Irgendwie war Distel die gute Seele des Hauses. Schon Wolfi und Gasmi hatte er geholfen, wieso sollte das nicht auch bei ihm funktionieren.


    "Frühstück klingt ziemlich gut, es klingt sogar genial. Einen Kaffee könnte ich auf alle Fälle vertragen, ich hatte noch keinen. Lasst uns zusammen frühstücken gehen, ich lade Euch ein. Sicher dürft Ihr mitkommen, ich... muss in die Stadt.


    Du fragst offen, ich antworte offen auch wenn ich damit vorhin erst gewaltig auf die Schnauze gefallen bin. Wobei Du, Enzo und Marcella wohl mittlerweile die Einzigen seid, mit denen ich noch frei reden kann.


    Mich treibt ein Streit aus dem Haus. Ich habe jemanden unbewusst gekränkt und beleidigt und die Quittung dafür erhalten. Naja sowas kommt vor. Manche Dinge lässt man am besten unerwähnt. Die Wahrheit offen auszusprechen, ist nicht immer richtig. Das sollte ich am besten wissen. Aber auch ich mache Fehler und denke nicht nur diplomatisch. Sei es drum, es ist wie es ist.


    Zur Ablenkung hatte ich vor in die Stadt zu reiten, nachzudenken und irgendetwas zu kaufen. Aber lass uns nicht weiter über den Streit reden.


    Davon müssen wir uns den Tag nicht verderben lassen. Also was möchtet Ihr frühstücken? Für mich ist zum Frühstück nur der Kaffee wichtig, bei dem Rest schließe ich mich Eurer Wahl an", antwortete Dave freundlich.


    Der Magier war froh Distel getroffen zu haben. Irgendwie beruhigte ihn die Anwesenheit von dem kleinen Centauren.


    Vermutlich war es die Mischung zwischen Humanoiden und Pferd. Wer Pferde liebte konnte Centauren schlecht hassen. Distel war im Grunde die perfekte Mischung, ein Pferd wie es nicht besser sein konnte, mit dem Herz am rechten Fleck und zudem konnte er noch sprechen.


    Dave dachte einen Moment lang darüber nach, ob er sich wirklich einfach verdrücken sollte. Rein nach dem Gefühl hatte er genau das vor.


    Aber nun wo er mit Distel und Enzo unterwegs war, wurde ihm bewusst wie unfair diese Entscheidung für andere wie für ihn selbst war.


    Er würde sich damit um alle Freunde bringen, die er hatte.
    Er würde sich um seinen Neffen bringen und er würde sich um seine Novizin bringen. Zudem um seine Ma. All jenen, denen er sein Wort gegeben hatte. Er hatte Wolfi, Marci und seine Ma bei sich aufgenommen.


    Ging er, dann brach er nicht nur sein Wort, er ließ sie zurück obwohl er ihnen etwas anderes versprochen hatte. Sein Schwur und sein Worten waren dann dass, was Urako in ihm generell sah - Dreck.


    Außerhalb der Geister hatte er keine Freunde, bis auf Eloise.


    Hatte er tatsächlich vor Distel, Enzo, Marcella und alle anderen nie wieder zu sehen, nur weil er Panik vor Varmikans Reaktion hatte und weil er durch seine eigene Dummheit Urako verloren hatte?


    Zudem wieso sollte er Varmikans Reaktion fürchten? Varmi war es doch, der Urako in ihre Beziehung eingeladen hatte. Es war nicht seine Schuld, dass er mehr für den Tiefling empfand. Es hatte sich einfach so ergeben. Und dass er sich Urako anvertraut hatte, war nur ein Resultat daraus. Sollte der Alb doch zum Abgrund fahren, falls er ihn dafür verurteilte und verließ.


    Dave rieb sich den schmerzenden Schädel. Ein Kaffee würde ihm helfen die Sache klarer zu sehen. Ein Klarer würde vermutlich noch besser helfen, klarer zu sehen. Kaffee mit Schuss hörte sich schon in Gedanken äußerst verlockend an.


    Weglaufen war eigentlich nicht die richtige Lösung, dass spürte er als er den kleinen Distel musterte. Dave hatte Angst alles zu verlieren, nun die Logik besagte allerdings, dass er tatsächlich alles verlor, sobald er sich für immer verdrückte.


    Dave knuffte Distel freundschaftlich.


    "Kaffee klingt echt super...", murmelte der Magier.

  • Marcella


    stand am Morgen früh auf um Kaffee zu kochen. Das machte sie immer für alle in der Schreibstube. Marci stand für ihren Meister so früh auf. Den ersten Kaffee trank ihr Meister Dave. Marcella bereitete alles zu und ging dann mit den Kaffee in die Schreibstube. Dave war nicht da. Marci stellte den Kaffee ab und schaute ob er ihr eine Nachricht geschrieben hatte. Es lag keine Nachricht auf dem Schreibtisch. Marcella fragte sich, ob ihr Meister verschlafen hatte. Normal verschlief er nie. Er war immer als erster wach und in der Schreibstube.
    Marcella wusste nicht, ob sie einfach in sein Zimmer gehen durfte um nachzusehen. Aber sie sorgte sich, also ging sie gucken. Marci hinunter zum Zimmer von Dave und Varmikan und schaute hinein. Der Frostalb lag im Bett und schlief. Dave war nicht da. Aber die Tür war auf. Marcella wusste nicht ob das Absicht war, damit die Hunde überall rumlaufen konnten. Zuhause hatten sie genauso die Türen für den Hund aufgelassen. Es konnte passieren, dass der Hund einen im Haus beschützen musste, dann musste er überall hinkommen. Wer einen Wachhund hatte sperrte ihn nicht aus.
    Marcella überlegte ob sie Varmikan wecken sollte. Aber das machte sie nicht. Sie ging wieder nach oben und schaute im Haus nach. Sie suchte ihren Meister überall aber er war nicht im Haus. Also war er entweder auf im Klohäuschen oder im Stall. Im Stall konnte sie nachsehen. Beim Klohäuschen konnte sie leise fragen. Marcella ging raus und schaute sich bei den Pferden um. Das braune Pferd von Dave fehlte. Und die Hunde waren auch nicht mehr im Haus. Also brauchte sie nicht zum Klohaus zu gehen. Niemand nahm zwei Hunde und ein Pferd mit auf den Topf.
    Aber trotzdem machte sie sich Sorgen. Wieso hatte Dave ihr keine Nachricht geschrieben? Da stimmte doch was nicht. Und wenn er früh raus musste, hätte er doch wenigstens sein Kaffee getrunken. Marcella kaute nervös auf ihre Fingernägel und ging zu Wolfis Zimmer. Sie klopfte leise und ging hinein. Wolfi lag noch im Bett und schlief. Marcella schaute ihn an. Wolfi war niedlich, wenn er schlief. Sie mochte ihn sehr gerne. Marci strich seine struppigen Haare hinter seine Ohren. Behutsam schüttelte sie ihn wach.


    "Wolfi wach auf, du musst dein Onkel suchen. Er ist nicht im Haus und hat keine Botschaft hinterlassen. Wolfi wach jetzt auf, komm schon."


    Marcella schüttelte Wolfi etwas fester, damit er endlich aufwachte. Sie hoffte, dass er ihr nicht böse war.

  • "Du verstehst mich nicht", wetterte Urako, während Pavo ihn wieder auf den Behandlungsstuhl bugsierte und ihm eine weitere Flasche des Kotzmittels in die Hand drückte. "Mir ist dieser Hornochse nicht gleichgültig! Wie kommst du da drauf? Ich wünschte, es wäre so, dann würde ich jetzt hier nicht so rumblutend sitzen! Der Arsch hat mich dazu gebracht, ihn verdammt noch mal zu mögen. Und er hat mich dazu gebracht, ihm zu vertrauen. Und ich war so ein Idiot, das auch noch zu tun! Ich habe ihm einen Haufen persönliche Dinge erzählt. Sehr persönliche Dinge! Und ich habe ihm den einzigen Weg verraten, mir weh zu tun - weil ich den irrsinnigen Glauben hatte, dass er dann darauf Rücksicht nimmt."


    Er trank noch nicht, er wollte Pavo erst alles erzählen. Urako blickte Pavo in das verbliebene Auge. Pavo wusste bereits um Urakos Schwachstellen. Und als Einziger hier hatte Pavo in all der Zeit sein Wissen darum nicht ins Böse verkehrt. Hinzu kam Pavos bedingungslose Fürsorge. Auch er hätte Urako einfach fortschicken können. Wenn Urako es sich eingestand, hatte seine Selbstverletzung zwei Gründe und nicht nur einen: Dave zu demonstrieren, was er angerichtet hatte, ihm bildlich zu zeigen, wie Urako sich jetzt fühlte. Das ging nur mit sehr viel Blut. Ihm zu demonstrieren, wie sehr er ihn innerlich verletzt hatte, indem er den Schmerz auf sein Äußeres übertrug, in der irrsinnigen Hoffnung, Dave würde das verstehen. Nein, würde er nicht. Doch der zweite Grund war, dass Pavo ihn nun nicht mehr abweisen konnte. Pavo war der Heiler, er musste ihn einlassen und sich um ihn kümmern, wenn er so aufkreuzte. Und die Rechnung war aufgegangen, Pavo kümmerte sich um ihn und Urako spürte, dass er sich bereits ein wenig beruhigte. Er fing den Robenärmel des Goblins, zog den Arm zu sich, schälte die Hand aus der Kleidung, umfasste sie fest und drückte sie gegen sein Gesicht.


    "Ich bin in Dave verknallt, Pavo. Er weiß das. Ich habe ihm gesagt, er könne mich nicht verletzen, außer, indem er mir sagt, wie toll er irgendwelche anderen Leute findet. Außer Varmi, versteht sich, der ist ja auch toll und außerdem sein Mann und ich bin nur Gast in ihrer Beziehung. Aber weißt du, was Dave da macht? Erklärt mir lang und breit, wie scharf er Mo findet! Er hat`s mir sogar mental gezeigt, wie sehr er auf ihn scharf ist!"


    Urako wurde totunglücklich und stinkig gleichzeitig und warf die Flasche weg, so dass sie klirrend an der Wand zersprang. Er hoffte, dass noch irgendeine Scherbe in ihm steckte und ihn innerlich aufschlitzte.


    "Die Hochzeit wird nicht abgeblasen, wozu auch. Ich heirate Gasmi und nicht diese Arschgeige. Varmi tut mir leid!"

  • Wolfi spürte wie ihm jemand durch die Haare strich und kurze Zeit später wachrüttelte. Anwolf hätte sich am liebsten noch einmal umgedreht und weitergeschlafen, aber daran war nicht zu denken, da er noch fester geschüttelt wurde. Verschlafen öffnete er die Augen und schaute verdutzt Marcella ins Gesicht.


    „Morgen Marci“, nuschelte Anwolf verschlafen.


    Wolfi benötigte einen Moment und seine Gedanken zu sortieren. Dave war also nicht mehr im Haus und er hatte niemandem eine Botschaft hinterlassen. Gut, Marci kannte Dave noch nicht gut genug, um dessen Eigenarten zu kennen. Wolfi hingegen wusste auch so was das hieß.


    „Dave wird auf irgendwen hier stinksauer sein. Sobald er grantig ist, macht mein Onkel die Biege. Ich ziehe mich an Marci und dann suchen wir ihn. Ich versuche ihn mental zu finden.


    Falls das nicht funktioniert, klappern wir einfach alle Kneipen in der Nähe ab. Dort finden wir ihn meist. Und ist er nicht in einer Kneipe oder Taverne um seinen Frust zu ersäufen, dann ist er vermutlich irgendwo hier in einem seiner Stadthäuser. Die Schlüssel stecke ich vorsorglich ein“, erklärte Anwolf freundlich.


    Der junge Magier kletterte aus dem Bett, zog sich ungeachtet von Marcella um, schließlich stand sie in seinem Quartier, unterzog sich kurz einer Katzenwäsche und band sich dann die Haare notdürftig mit einem Band zusammen.


    Anwolf hockte sich erneut aufs Bett und ließ sich in den Nexus fallen. Er spürte nach Dave, aber er fand seinen Onkel nicht.


    Nun etwas anderes hatte er auch nicht erwartet. Sobald Dave dicht machte, machte er das vollkommen. Leider nutzte er dazu noch andere Möglichkeiten um wirklich dicht zu werden.


    „Ich finde ihn nicht, also auf geht´s. Wir nehmen mein Pferd. Und eine Warnung Marci, falls wir Dave in einer Kneipe finden und er besoffen sein sollte, sprich leise und nur das Nötigste mit ihm.


    Lass ihn einfach erzählen und bitte gib ihm keine Tipps oder Ratschläge. Dann wird er aggressiv. Lass ihn sich einfach verbal auskotzen und alles von der Seele reden. Solange bleibt er friedlich und wir können ihn einfach problemlos mit nach Hause nehmen, er folgt uns dann wie ein treuer Hund“, erklärte Anwolf freundlich.


    Gemeinsam mit Marcella ging er nach draußen zu dem Stall, schnappte sich sein Pferd Tempestas und zog Marci hinter sich aufs Pferd.


    „Wir reiten seine Lieblingskneipen ab, mach Dir keine Sorgen wir finden ihn“, munterte Wolfi Marcella auf.