Buch 1 Hohenfelde -- Kaptitel 02 - Doppelhochzeit -- 15.09.202

  • Am 01.09.202 wurde im Namen und mit Vollmacht durch Freifrau Fingard von Hohenfelde für die bevorstehende Vermählung zwischen
    Dave und Varmikan
    wie auch
    Urako und Gasmi


    für den 15.09.2017 aufgeboten!


    ****


    Dieser Aushang sollte die Geister auf die bevorstehende Doppelhochzeit ihrer Zunftgeschwister aufmerksam machen.


    Zeitgleich wurde die bevorstehende Vermählung am Rathaus ausgehangen um allen kundzutun, dass die Hochzeit eines Freiherren in Form einer Doppelhochzeit stattfinden würde.


    **


    Aushang 1:


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    Aushang 2:


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    Hochzeit

    Die Hochzeitsgäste hatten sich bereits eingefunden. Und wie es üblich war, parkten die Kutschen der Gäste um den Ort des Geschehens herum. Früher war dies Brauch und Zweck in einem gewesen, um die Festgemeinde zusätzlich zu schützen.


    Heute war es meist nur noch Brauch, vor allem in einem Land wie Naridien wurde ein Bollwerk der an die Flüchtlings-Wagentracks aus der Vergangenheit erinnerte nicht mehr gebraucht.


    Die Kutschen die auf dem Anwesen standen, waren zahlreich und jeder geladene Gast sah somit, dass der Großteils des naridischen Adels anwesend war. Rang und Namen spiegelte sich durch die Kutschen und der aufwendiger Gestaltung wieder.

    Fackeln waren überall aufgestellt worden und die Türen zum Tempel wie zur Festhalle des Hauses standen offen.

    Das Öffnen von Fenstern und Türen war ein Brauch, um das Glück während des Festes hereinzulassen. Licht in Form von Fackeln, Feuerschalen und ähnlichem dienten ebenfalls nach altem Brauch, dazu um dem Glück den Weg ins Haus des Ehepaares zu leuchten. Diese Bräuche wurden auch beim Küchenfest gepflegt.

    Der Ballsaal war in weiß-grün dekoriert, ebenso der Tisch der Brautpaare. Das Buffet war riesig und reich beladen, in den Schatten gestellt wurde es nur noch von der gewaltigen Anzahl an zur Verfügung stehenden, alkoholischen Getränken.

    Für die Zeremonie war ein Podest ähnlich einem Pavillon innerhalb des Tempels errichtet worden. Auch dieser war in weiß-grün geschmückt, mit Pflanzen und Blüten ausstaffiert und mit Organzastoffen verkleidet, so dass er fast etwas Sphärisches hatte.

    Grün hatte für einige Almanen eine besondere Bedeutung. Man trug etwas Grün zu besonderen, festlichen Anlässen. Hier bei der bevorstehenden Hochzeit symbolisierte es das neue, aufkommende Leben dass mit einer Ehe einher gehen sollte.

    Dann endlich war es soweit.
    Die Gäste schritten in den Tempel.

    Das Licht wurde zusätzlich gedimmt, und zwei große Feuerschalen erhellten das Podest. Die Flammen schlugen immer höher und waren nach einiger Zeit nur noch die einzige Lichtquelle in dem gewaltigen, dunklen Raum.

    Ein Zischen erklang und urplötzlich leuchteten auch die Flammen in den Feuerschalen matt grün, so dass die Decke und die Wände des Tempels in den Farben einer Aurora, eines Nordlichts erstrahlten.

    Die Flammen tanzten und loderten, während es den Gästen dabei so vorkam als befänden sie sich unter Wasser durch diese optische Täuschung oder unter einem wogenden Blätterdach.

    Dahinter steckte nichts weiter als der Trick, dass dem Flammennährstoff Kupfervidrihol beigemischt wurde um dieses Farbschauspiel zu erzeugen.


    Zeitgleich war das Umfärben der Beleuchtung Auftakt zur eigentlichen Zeremonie.

    Ein alter Priester in gold-violetter Robe deren Borde mit grünem Samt abgesetzt war, trat feierlich auf das Podest hinaus, schritt in dessen Mitte und breitete die Arme aus. In einer Hand hielt er einen seltsamen, scheinbar hölzernen Stab, aus dessen oberer Verdickung Tentakel ragten und sich wie die Arme eines Oktopus schlängelnd bewegten.

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    Schlagartig war es leise im Raum, während Dave gemeinsam mit Urako vor das Podest trat, in gebührenden Abstand stehen blieb, niederkniete und den Blick gesenkt hielt.


    Dave trug eine schlichte, schwarze Robe, die seinen schlanken Körper unterstrich. Die Haare trug er dem Brauch entsprechend heute offen als Zeichen dass er unverheiratet war.

    „Gepriesen sei Ainuwar, Dun-Haru-Mar!“, grüßte der Priester mit voller, tönender Stimme in die Runde und hielt den Stab empor. Die Tentakel darin unterstrichen seine Worte und machten eine allumfassende, grüßende Geste.

    „Gepriesen sei Ainuwar, Dun-Haru-Mar!“, raunten die anwesende Familie der Hohenfelde, Wigberg und Eibenberg und gingen auf die Knie.

    „Wir haben uns heute hier eingefunden, um eines der schönsten und wichtigsten Rituale zu begehen, die dem Menschen offenbart wurde – dem Ritual der Ewigkeit, dem Ritual der Liebe.

    Unsere Familienmitglieder Davard und sein Wahlbruder Urako haben beschlossen, den Bund der Ehe unter der schützenden Hand unserer Glaubensgemeinschaft und Familiensippe einzugehen.

    Davard und Urako, wen habt Ihr auserkoren auf ewig an Eurer Seite zu wandeln meine Kinder? Wem wurde bei Dir diese Ehre zuteil Davard von Hohenfelde?“,
    fragte der Priester und blickte auf Dave hinab.

    „Ich wählte Varmikan Eisseher und er wählte mich ehrenwerter Priester“, antwortete Dave ehrfurchtsvoll.

    „Dann möge er an Deine Seite treten, so dass Ihr für jetzt und immerdar gemeinsam durch das Leben wandelt“, sprach der Priester.

    Aus einer Seitentür schritt nun Varmikan hinein, in eine schlichte, weiße und dennoch edle Robe gehüllt. Als er neben Dave stehen blieb, stand dieser auf und hakte ihn unter.

    Der Priester lächelte beiden zu und wandte sich dann an Urako.

    „Wem wurde bei Dir diese Ehre zuteil Urako von Lyridime zu Phintias?“, fragte der Priester und blickte auf Urako hinab.

    „Ich wählte Gasmi und er wählte mich, ehrenwerter Priester“, antwortete Urako genauso ehrfurchtsvoll wie vorab Dave.

    „Dann möge er an Deine Seite treten, so dass Ihr für jetzt und immerdar gemeinsam durch das Leben wandelt“, sprach der Priester mit Wohlwollen.

    Aus einer Seitentür auf der anderen Seite des Raumes schritt nun seinerseits Gasmi hinein, in einem schlichten und dennoch Lendenschurz aus Leinen, in sanften grünen Farbtönen gehalten. Auch er blieb neben seinem Gefährten stehen. Urako stand auf und hakte Gasmi unter, wie er es zuvor bei Dave gesehen hatte.

    Der Priester schaute auf beide Paare hinab und stellte den Segensstab beiseite. Wie durch Zauberhand blieb er einfach stehen, als hätte die Schwerkraft keine Bedeutung für ihn.

    „Meine Kinder, mit dem Bund den Ihr hier eingeht, geht Ihr einen neuen Lebensabschnitt ein. Denkt daran, wie stark Euch Eurer Partner macht, denn seht“, sagte der Mann und hob einen einzelnen Zweig und zerbrach ihn.

    „Einer allein kann mit geringster Kraft gebrochen werden, und so wandelte Ihr durchs Leben. Aber nun“, sagte der Mann und hob ein Bündel und versuchte es zu brechen, was natürlich misslang… „nun habt Ihr zu einer Stärke gefunden die man Partnerschaft und Ehe nennt.


    Dieses Bündel Zweige symbolisiert Euch, aber auch Eure zukünftige Familie. Die ersten beiden Zweige habt Ihr nun zusammengefügt, umgeht sie mit weiteren – es sind Eure Kinder. Denn wie steht es geschrieben?

    Macht ist immer lieblos, aber Liebe niemals machtlos.

    Und so frage ich Dich Davard von Hohenfelde, willst Du diesen Mann zu Deinem Dir Anvertrauten machen für alle Ewigkeit?“,
    fragte der Priester.

    „Ja ich will“, antwortete Dave glücklich.

    „Und so frage ich Dich Varmikan Eisseher, willst Du diesen Mann zu Deinem Dir Anvertrauten machen für alle Ewigkeit?“, fragte er auch Varmikan.

    „Ja ich will“, antwortete Varmikan ergriffen.

    „Dann erkläre ich Euch hiermit zu Mann und Mann, die Bruderschaft bezeuge dies. Gepriesen sei Ainuwar - Dun-Haru-Mar! Tauscht bitte die Ringe“, segnete der Priester beide und hielt den Stab über ihre Köpfe, der beide zeitgleich mit sanfter Berührung segnete.

    Für Sekunden zogen sie die dünnen Ärmchen ins Innere zurück um dann mit zwei Ringen aufzutauchen und diese dem Brautpaar zu reichen. Dave nahm zuerst vorsichtig den Ring und steckte ihn Varmikan an und schmunzelte dabei.

    Varmikan starrte kurz seinen Ring an, als er erkannte woraus er gefertigt war. Er war aus Dunkelstein gefertigt! Er stubste Dave mental liebevoll an, nahm respektvoll den zweiten Ring aus dem Tentakel des Stabes und schob ihn Dave behutsam auf den Finger.

    "Ihr dürft Euch nun küssen", erklärte der Priester.

    „Gepriesen sei Ainuwar - Dun-Haru-Mar“, riefen die anwesenden Familienmitglieder, während sich Dave und Varmikan küssten.

    Eheringe von Dave und Varmikan:
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    ****

  • Es war ein wunderschönes Ambiente. Urako liebte den Pavillon und das Lichterspiel mit den grünen Flammen. Er musste daran denken, sich zu erkundigen, wer sich diese Gestaltung ausgedacht und sie organisiert hatte, dieser Person musste er seinen Dank aussprechen. Der Priester war gut gewählt, er hielt eine ergreifende Rede und Urako merkte, dass er heute sehr nah am Wasser gebaut war. Sein sonstiges kerniges Auftreten fehlte, er verhielt sich vor lauter Aufregung sehr angespannt und zurückhaltend und hatte bereits vor Beginn der Zeremonie so gut wie überhaupt nicht gesprochen. Gasmi und er hatten sich einige Stunden nicht gesehen, keiner wusste, wie der andere heute gekleidet sein würde.


    Urako hatte sich entsprechend der Tradition seiner alten Heimat eher archaisch, aber dafür umso aufwändiger gekleidet. Sein Lendenschurz bestand aus dem langen, weißen Fell einer Bergziege und passte zu seinem langen, weißen Haar, dass er wie Dave heute offen trug und der flauschigen Quaste am Ende seines Schwanzes, die ihm den Spitznamen Puschel eingebracht hatte. Er hatte sein Haar mit einem alchimistischen Trank gewaschen, die es heute besonders weiß leuchten ließen und sich mit dem selben Trank seine verbliebenen Zähne geputzt, bis sie perlweiß leuchteten, um das beste aus seinem demolierten Äußeren herauszuholen. Sein nackter Oberkörper und die Flügel waren mit magischen Mustern aus leuchtend roter Farbe bemalt, welche seine Narben überdeckten, böse Geister abwehren sollten und ihn und seinen künftigen Mann vor eventuellen Verwünschungen ihrer Ehe durch misgünstige Mitbürger schützen würden. Um den Hals trug er eine Kette aus Raubvogelklauen, dazu passend auch eine enge Krallenkette um jeden Oberarm, von der lange weiße Federn herabhingen. Seine Füße waren traditionell nackt, die Klauen an Händen und Füßen sorgfältig manikürt.


    Als er Gasmi auf sich zukommen sah, spürte er, wie seine Augen heiß wurden. Gasmi sah umwerfend aus in seinem grünen Lendenschurz, der seine Augenfarbe unterstrich und seine grünen Augen regelrecht leuchten ließ. Urako war ergriffen. Er hatte immer geglaubt, mit irgendeiner Frau, die er bis zur Hochzeit noch nicht gesehen haben würde, von seinem Vater zwangsverheiratet zu werden und er hätte seinem Vater zugetraut, aus reiner Niedertracht ihm gegenüber eine besonders scheußliche und garstige Gattin für ihn auszusuchen. Stattdessen durfte er heute die Person heiraten, die er aus tiefstem Herzen heiraten wollte. Dies war seine Entscheidung. Es war keine politische Heirat und sie war kein bisschen standesgemäß und Urako war rundum glücklich damit. Gasmi war der Mann, den er liebte und mit dem er bis zu seinem Tode zusammen sein wollte. Aus zwei Leben würde eines werden, ihre Wege würden Seite an Seite verlaufen und sie würden sie bis zum Ende gemeinsam gehen.


    Dave und Varmi gaben sich als erste das Ja-Wort. Auch diese beiden sahen noch wunderbarer aus als sonst und als ihr Bund besiegelt wurden, wirkten sie rundum glücklich. Urako freute sich für sie, doch seine Gedanken und Gefühle galten heute niemand anderem als Gasmi. Weder Dave und Varmi, noch die Gäste interessierten ihn sonderlich. Gasmi war das Zentrum all seiner Sinne.


    "Ja, ich will!", antwortete Urako fest, als der Priester die entscheidende Frage stellte. Vor lauter Aufregung zitterten seine Finger ein wenig, aber man würde es, wenn überhaupt, nur sehen, wenn man ganz nah bei ihm stand. Niemand außer Gasmi würde es bemerken. Urako konnte seinen Blick nicht von seinem Mann wenden und sein Blick war voller Liebe. Von seiner sonstigen Arroganz und Grobheit war nichts zu spüren, denn beides war an diesem Tage vollkommen fort und einem Gefühl tiefer Glückseligkeit, Ehrfurcht und Liebe gewichen.

  • Als Gasmi endlich das Tempelinnere betreten durfte, war der kleine Düsterling mehr als aufgeregt. Wie er sich einen Tempel von innen vorgestellt hatte, konnte Gasmi gar nicht beschreiben.


    Irgendwie eine Mischung aus bunter, wilder Dekoration mit einer Statue drin die den Gott abbildete. Denn die Menschen und anderen Völker sagten doch schließlich, dass dieser Gott in dem Tempel wohnte.


    Da er nach Gasmis Überlegung garantiert selbst nicht persönlich anwesend war, hatte man sicher eine Statue von ihm hingestellt umso zu tun, als ob er doch da wäre. Sowas machten Menschen häufig.


    Aber Gasmi hätte Unrecht. Der Tempel war nicht schreiend bunt, sondern er war matt, dunkel, urig und gediegen, ja fast düster und bedrohlich auf der einen Seite aber auch erhaben und still auf der anderen. Hervor stachen die drei gewaltigen Fenster, die in Buntglas gehalten waren.


    Sie zeigten die Symbole Ainuwars und mussten ein Vermögen gekostet haben. Vor den Fenstern befand sich der gewaltige, steinerne Altar und davor war das Podest ihrer Hochzeit aufgebaut worden.


    Das Symbol Ainuwars war zeitgleich das Symbol ihrer Gilde – die Sanduhr. Mahnung an die Ewigkeit und der Vergänglichkeit zugleich. Für sich selbst beschloss Gasmi, würde dieses Zeichen die Ewigkeit ihrer Ehe symbolisieren.


    Die Beleuchtung in dem Tempel war für seine Düsterlingsaugen sehr angenehm. Es war dunkel, nur ein mattes Grün aus den Feuerschalen erhellte den Raum. Gas fühlte sich unheimlich wohl in dem Tempel.


    Als er an Urakos Seite schritt schaute er staunend um. Er schenkte Puschel ein breites Lächeln, so dass man ebenfalls seine Zähne aufblitzen sah. Gas kämpfte gegen den Drang an nervös mit dem Schwanz zu peitschen.


    Dave und Varmikan standen auf der anderen Seite und passten besonders gut durch den Kontrast zueinander – schwarz und weiß. Varmikan schien regelrecht in der Dunkelheit des Tempels zu leuchten, so weiß war seine Haut.


    Aber das war für Gasmi im Moment alles unwichtig. Wichtig war Puschel. Sein Haar leuchtete mit der Haut von Varmikan um die Wette und nach Gasmis Geschmack hatte Puschel eindeutig gewonnen.


    Er trug die Haare offen und Gas viel auf, wie lang sie eigentlich wirklich waren.


    Meist trug sein Mann die Haare irgendwie zusammengebunden und verknoten. Gas hatte von so etwas keine Ahnung, Düsterlinge mussten sich nicht mit Haaren herumplagen. Aber die von Puschel waren nicht nur schön, sondern wie waren auch außergewöhnlich weich.


    Puschel hatte sich sehr schön herausgeputzt, sogar seine Zähne glänzten. Gas musste das Verlangen niederkämpfen, Puschel in den Mund zu schauen. Sowas würde sicher bei den anderen komisch ankommen, vermutete der Düsterling. Wobei Puschel seine Zähne extra für ihn so schön aufgehellt hatte.


    Als sie Arm in Arm vor dem Priester standen, hatte Gasmi einen dicken Kloß im Hals. Für eine Sekunde war so aufgeregt, dass ihm schwindlig wurde, als der Priester die besondere Frage stellte.


    Urako sagte ohne jedes Zögern ja und Gasmis Herz machte vor Freude einen kleinen Sprung. Urakos Hände zitterten, aber ihm selbst erging es nicht anders. Gas streichelte liebevoll die Finger von Urako und wartete auf seine Frage. Er hatte nicht vor seinen Mann länger als nötig warten zu lassen.

  • Priester


    „Und so frage ich Dich Gasmi, willst Du diesen Mann zu Deinem Dir Anvertrauten machen für alle Ewigkeit?“, fragte er auch Gasmi.


    „Ja! ja ich will“, antwortete Gasmi freudestrahlend.

    „Dann erkläre ich Euch hiermit zu Mann und Mann, die Bruderschaft bezeuge dies. Gepriesen sei Ainuwar - Dun-Haru-Mar!“, segnete der Priester beiden ebenfalls und hielt den Stab über ihre Köpfe, der beide zeitgleich mit sanfter Kontakt segnete.

    Gasmi küsste Urako so schnell und spontan, dass die Besucher samt Priester auflachten.

    „Dein Gefährte scheint es eilig zu haben. Tauscht bitte die Ringe“, sagte der Mann anerkennend.


    Erneut verschwanden die kleinen Fangarme um dann die Ringe hervorzuholen, die man dem Priester vorher für das jeweilige Brautpaar ausgehändigt hatte.

    Gasmi grinste noch breiter, während Urako den Ring vorsichtig vom Stab nahm und seinem Mann in die Hand legte mit breitem Grinsen. Gasmi grinste zurück und steckte Urako den Ring an. Urako tat es seinem Schatz gleich und steckte Gas ebenfalls den Ring an den Finger.

    "Ihr dürft Euch nun küssen", erklärte der Priester.

    „Gepriesen sei Ainuwar - Dun-Haru-Mar“, riefen die anwesenden Familienmitglieder, während sich Urako und Gasmi küssten.


    ****


    Der Priester wartete einen Moment ab, ehe er sich an beide Paare wandte.

    „Beide – sowohl Varmikan Eisseher und auch Gasmi werden nicht nur ihren alten Namen, sondern auch ihren alten Status ablegen.

    Ferner heiße ich Euch in unserer Mitte willkommen, Varmikan, Urako und Gasmi. Seid geweiht und wisset – man ist im Geiste Person, sonst nirgendwo“,
    weihte er die beiden gesondert.

    Während er erneut kurz den Stab über ihre Köpfe hielt, zeichnete dieser eine unsichtbare Rune auf die Stirn der beiden neuen Familienmitglieder.

    Damit schloss der Priester die Zeremonie und entließ damit die Brautpaare in einen neuen Lebensabschnitt.

    ****

    Fin ließ es sich als Gastgeberin der Feier nicht nehmen, beide Brautpaare zuerst zu beglückwünschen und herzlich zu umarmen.

    "Ich freue mich für Euch. Langes Leben und ewiges Glück", sagte Fingard und umarmte zuerst Dave, danach Varmikan, Puschel und Gasmi.


    "Tja was sagt man dann so schön? Die Feier ist eröffnet!“, lachte Fingard.


    ****

  • Urako bekam sogar zwei Küsse, einen spontanen an der falschen Stelle, den er trotz des falschen Augenblickes liebevoll erwiderte und dann noch den richtigen, nachdem sie ihre Ringe getauscht hatten. Das Ja-Wort von Gasmi war eines der schönsten Dinge, die Urako je gehört hatte.


    Die Ringe hatte zunächst Urako aussuchen sollen, doch Gasmi kannte sie schon. Da Urako hatte sicher gehen wollen, dass Gasmi sich mit dem Ring wohlfühlte, hatte er ihm eine Vorauswahl gezeigt und beide die selben Ringe als Favoriten gewählt:


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    Urako ließ all seine Liebe und alle positiven Gedanken, zu denen er fähig war in diesen Kuss fließen und genoss das Gefühl, das Gasmi ihm mit seinen Lippen zurückgab. Anschließend weihte der Priester sie als Teil der Familie.


    Es war so weit. Urako war ein verheirateter Mann und Gasmi sein Ehemann. Urako hielt die ganze Zeit die Hand seines Gatten fest und mochte sie überhaupt nicht mehr loslassen, auch nicht, als Fingard als erstes ihnen gratulierte und sie umarmte.


    "Danke für alles, Fin", sagte Urako gepresst. Ihm ging alles sehr nahe und wahrscheinlich machte er heute einen ziemlich weichen Eindruck als Ehemann von Gasmi.

  • Gasmi hielt Urakos Hand fest umklammert. Mit der freien Hand malte er die Muster der Ringe nach und blinzelte die Tränen weg. Der kleine Düsterling freute sich maßlos, dass Puschel ihn geheiratet hatte und keine Sekunde zu zögern schien.


    Gas hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass er überhaupt jemals wieder einen Partner finden würde nach der Katastrophe mit seinem Ex. Aber an diesen kleinen Bastard wollte er heute nicht denken. Er hatte ihn weit hinter sich gelassen und er hatte jede Macht und Bedeutung für ihn verloren. Er hatte immer nur gefordert und nie etwas gegeben.


    Puschel war kein einfacher Partner, aber aus einem anderen Grund. Er hatte so viel zu geben und machte sich ständig Sorgen. Manchmal machte er sich so übertrieben Sorgen, dass Gasmi ihn beruhigend würgen musste, damit Puschel sich wieder einbekam und nicht herum tobte. Aber das war verzeihlich, dass störte Gasmi nicht im Geringsten.


    Lieber klopfte er seinen Mann einmal mehr auf die Finger, als das er sich gar nicht für ihn interessierte. Gasmi streichelte durch Puschels weiße Haare, die er extra für ihn so schön zurecht gemacht hatte. Er tupfte sich kurz damit die Augen trocken, dass es nicht auffiel dass sich ein paar Tränen daraus hervor gestohlen hatten.


    „Von mir auch, Danke für die schöne Zeremonie und Feier“, sagte Gasmi und hoffte dass seine Stimme nicht zu piepsig klang vor Aufregung.

  • Dave und Varmikan gesellten sich zu Urako und Gasmi. Varmikan schaute sich neugierig die Ringe der beiden an. Der Frostalb kramte ein Haarband aus seiner Robentasche hervor, strich Daves Haare zu einem losen Zopf zusammen und band sie zusammen.


    Dave schmunzelte Varmikan gut gelaunt an.


    „Das ist Brauch, sagte Dein Bruder“, grinste Varmikan.
    „Damit hat er Recht. Man trägt die Haare offen zum Zeichen noch ledig zu sein auf der Feier und der Partner bindet sie nach der Trauung zusammen. Danach hat man sie stets als Zopf zu tragen in der Öffentlichkeit. Nur Du hast das Recht sie offen zu sehen, nach alter Sitte. Von daher – Euer Hochgeboren Freiherr Varmikan von Hohenfelde-Eisseher. Der Name hat was, vor allem weil ich nun genauso heiße“, lachte Dave leise.


    „Du heißt auch Varmikan? Das könnte zu Probleme führen“, grinste Varmi.
    „Blödmann“, grinste Dave und boxte Varmikan vor die Schulter.


    "Von uns auch vielen Dank für die schöne Feier", sagte Varmikan gerührt zu Fin.
    "Danke für alles Finny", schmunzelte Dave und drückte seine Schwägerin.


    "Gern geschehen, dass wisst Ihr doch. Vergesst das Feiern nicht", sagte Fin fröhlich und gesellte sich zu ihrem Mann Ansgar.


    „Was bedeutet Dun-Haru-Mar eigentlich?“, hakte Varmi nach, während Dave ebenfalls die Ringe von Urako und Gasmi bewunderte.
    "Dun-Haru-Mar ist der interne, zeremonielle Gruß unserer Sippe. Dun-Haru-Mar ist kein Wort, es ist eine Abkürzung und steht für Dunwolf, Harubold und Marthis. Mit vollem Namen Dunwolf von Hohenfelde, Harubold von Wigberg und Marthis von Eibenberg - jene drei Männer die das Dreierbündnis unserer Familien ins Leben riefen. Vor langer Zeit… vor sehr langer Zeit Varmi", erläuterte Dave und küsste seinen Schatz liebevoll.

  • Tarkan drängelte sich nicht in den Vordergrund. Allerdings war es schwer, als Vollblutrakshaner mit entsprechender Gewandung inmitten einer naridischen Adelsfamilie nicht aufzufallen. Er hatte sich extra informiert, welche Kleidungswahl angemessen sei, um einen Fauxpas zu vermeiden. So trug er eine Gewandung, die jegliche Haut abgesehen von seinen Händen und seiner Augenpartie verdeckte, keine freien Arme oder gar freie Brust, wie es in Rakshanistan aufgrund der anderen Witterung üblich war. Heute war er vermutlich der sauberste Rakshaner mit der am gründlichsten gereinigten Kleidung auf ganz Asamura, er wirkte zwar archaisch, aber nicht barbarisch. Sogar die Geierfedern und das Zebrafell waren frisch verarbeitet und er trug saubere, weiche Kamellederstiefel. Auf die Maske aus einem Hyänenschädel hatte er verzichtet, da sie seine Kriegskrone war, ebenso auf eine allzugroße Leibgarde, die sich dann wie die plündernden Horden aus dem Osten auf das Buffett stürzen und dem Brautpaar alles wegfressen würde. Bei ihm waren nur Aksoy und Crize. Er vertraute ihnen vollkommen.


    "Auch von meiner Seite aus die besten Wünsche für die beiden Brautpaare. Möge Rakshor über euch wachen und die Flamme des Chaos in eurem Herzen nie erlöschen. Wenn ihr dann etwas Zeit findet, würde ich euch gern ein Präsent überreichen. Ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht böse, dass eine Begleitung mitgebracht habe, Crize und Aksoy sind meine persönliche Leibgarde in klein und Crize war nicht davon abzubringen, einen Ghul und seinen Mann mitzubringen, da er der Meinung war, dass dieser und Varmikan sich unbedingt kennenlernen sollten."

  • Crize hatte die buntesten und wild gemustertsten Sachen angezogen, die er hatte finden können. Er umarmte nacheinander alle vier Ehemänner und überhäufte sie mit einem schier endlosen Schwall aus guten Wünschen und Bezeugungen, wie wunderschön sie alle gekleidet waren.


    "Alles, alles Gute für euch vier, ich bin ja so froh für euch, auch wenn wir uns überhaupt nicht kennen! Ihr seht alle so wunderschön aus, jeder anders und einzigartig, und wenn ihr zusammen steht, seht ihr sogar noch schöner aus! Eine Hochzeit ist immer was Besonderes, aber dann gleich eine Doppelhochzeit von vier so wundervollen Leuten! Ich werde überhaupt nichts essen, ihr werdet gar nicht merken, dass ich da bin, aber ich wollte unbedingt dabei sein, Tarkan hat so viel von Davy - ich darf doch Davy sagen? - erzählt!"


    Er hatte für jeden Ehemann ein anderes handgefertigtes rakshanisches Instrument:


    - Dave: Eine Schepperpauke
    - Varmikan: Eine Knarrfiedel
    - Gasmi: Eine Dudelpfeife
    - Urako: Eine Klapperrassel


    Er befahl seinem Ghul Flecki, vor ihnen Männchen und Bittebitte zu machen.


    Als Crize mit seinem Ghul fertig war, kam sein Begleiter an die Reihe, ein griesgrämig dreinblickender Frostalb namens Durukin mit streng nach hinten gebundenem Undercut und zu vielen Dunkelsteinpiercings in den Ohren, der ihnen steif und im zackigen Kommandoton gratulierte und für jeden Ehemann exakt einen Satz übrig hatte:


    "Glückwunsch."


    Er steckte ihnen jeweils ein Säckchen mit hundert Handelstalern zu. Crize warf ihm einen unglücklichen Seitenblick zu, da er das Geldgeschenk als ausgesprochen peinlich empfand und sich fremdschämte.


    Durukin sagte, als er das Geld überreichte: "Ihr könnt euch euer Geschenk selbst aussuchen." Auf diese pragmatische Erklärung war er offenbar auch noch stolz. Zur Feier des Tages rang er sich ein dünnes Lächeln ab.

  • Dave umarmte Tarkan zur Begrüßung. Bei ihm war dies mehr als angebracht, denn niemand anderes sonst, hatte ihm vorab einfach so selbstlos geholfen wie dieser Mann. Dave rief Ansgar und seine Mutter herbei und stellte ihnen Tarkan persönlich vor.


    "Danke für Deine Glückwünsche Tarkan und für Dein persönliches Erscheinen. Darf ich Dir meine Mutter vorstellen? Tarkan, das ist Melisande von Hohenfelde - deren Leben Du jederzeit und ohne jeden Hintergedanken gerettet hättest. Und das ist mein älterer Bruder Ansgar, das Familienoberhaupt unserer Familie. Nun uns Dreien hast Du selbstlos zur Seite gestanden und wann immer Du uns je brauchst, wir sind da.


    Du kannst selbstverständlich mitbringen wen Du möchtest, Deine Begleiter sind unsere Gäste. Gegen Bedrohungen von außen sind wir sehr gut geschützt... Gut siehst Du aus, dass muss ich Dir lassen. Ich hoffe doch dass der Gott des Choas schützend seine Hand über uns hält. Auch wenn einige eine andere Religion bevorzugen. Der Segen von zwei Göttern kann nicht schaden. Ich freue mich schon auf Dein Geschenk", sagte Dave grinsend.


    Melisande reichte Tarkan die Hand.


    "Schön Euch kennen zu lernen. Habt Ihr Lust mich zum Buffet zu begleiten?", fragte sie freundlich. Melisande war neuierig auf Tarkan und sie war froh den Mann persönlich kennenlernen zu dürfen, der sie aufgenommen hätte.


    Kaum hatte Dave mit Tarkan gesprochen, kam ein äußerst bunt gekleideter Kerl auf die Gruppe zu. Ansgar musterte ihn mit grimmigen Blick, der sich schlagartig in Freude verwandelte als er den Ghul erblickte.


    Varmikan schaute Dave über den schlagartigen Stimmungswechsel an, aber der machte nur eine minimale, wegwerfende Geste und verkniff sich ein noch breiteres Grinsen.


    Dave und Varmikan hörten sich gut gelaunt und entspannt Crizes Glückwünsche an, nur für Ansgars Geschmack schienen die Glücksbekundungen eindeutig zu lange zu dauern. Dave wusste warum. An den Glückwünschen lag es nicht, es ging vermutlich um den Ghul. Bevor sein Bruder losplappern konnte, antwortete deshalb Dave zuerst Crize.


    "Vielen lieben Dank für die Glückwünsche, die schönen Geschenke und natürlich für Deinen Besuch. Du bist mit Tarkan einem sehr engen Freund der Familie angereist. Er traut Dir, drum vertrauen wir Dir. Es ist unhöflich das Essen eines Gastgebers auszuschlagen.


    Wir hatten Vorkoster - alle leben noch. Greif nur zu. Selbstverständlich darfst Du Davy sagen. Wir beide kennen uns zudem. Du warst bei uns schon einmal zu Gast. Und hattest Mauli mitgebracht, den Ghul.


    Lass es Dir hier gut gehen Crize. Wir werden Deine Geschenke in Ehren halten, Varmi wird sie aufstellen und dekorieren. Er kann so etwas, ich leider nicht", sagte Dave gut gelaunt und drückte Crize ebenfalls.


    Seltsamerweise kam er von Anfang an mit den Rakshanern besser klar, als mit jedem anderen Almanen. Er mochte sie einfach.


    Den fremden Frostalben musterte Dave kurz. Sehr kurz um ja nicht versehentlich mit Varmikan anzuecken, obwohl er gerne dessen Ohren genauer angeschaut hätte. Er verfluchte innerlich seine Neugier.


    Auf das knappe nicht unfreundliche Glückwunsch, nickte er knapp zur Antwort.
    "Danke", sagte Dave höflich und nahm das Geld entgegen.


    "Wir werden uns was Schönes für uns neues Haus aussuchen. Wie heißt Du Bruder? Du bist fernab der Heimat", sagte Varmikan. Er nahm das Geld entgegen und händigte seinen Beutel Dave aus.


    Varmikan war ziemlich aufgeregt einen anderen Frostalben ausgerechnet auf seiner Hochzeit zu treffen. Irgendwie war er total gerührt und zeitgleich spürte er einen tiefen Stich im Herzen.


    Seine Eltern hätte er ebenfalls gerne um sich gehabt, aber Varmi beschloss wenigstens Iphi von seiner Hochzeit zu erzählen. Wenn auch nur später in einer stillen Minute in einem Gebet.


    "Viel wichtiger als der Name von dem Frostalb ist doch wohl der Name des Ghuls", erklärte Ansgar. Er hakte Crize einfach kurzerhand unter und schliff ihn zum Buffet.


    "Bediene Dich Kollege. Dave hat Recht. Fastenzeit ist auf einer Hochzeit höchst unhöflich. Erstklassige Arbeit Dein Ghul. Du bist also der Schöpfer des besagten Mauli. Dein Ghul wäre fast gestorben, sein Besitzer hatte keine Ahnung von der Pflege und Haltung von Ghulen. Er hatte versucht den Armen mit Hühnerfrikassee zu füttern.... unglaublich. Ich war so frei ihm etwas Menschenfleisch zu spenden.


    Erzähl, wo und an was arbeitest Du? Wie viele Ghule nennst Du Dein Eigen? Ich habe zur Zeit genau 149 - ich hatte einst genau 150 aber meine Frau bestand darauf dass es zu viele Ghule seien. Drum habe ich einen abgeschafft. Ich liebe sie halt... meine Frau und meine Ghule", grinste Ansgar.

  • Massimo

    wartete einen Moment, dann schritt er nach vorne zu seinen Verwandten Dave. Ihr erstes Aufeinandertreffen nach vielen Jahren hatte schlecht angefangen aber gut geendet. Er hatte ihn sogar zu seine Hochzeit eingeladen, was Massimo sehr gefreut hatte. Da auf der Einladung so nichts weiter stand, hatte er seine beiden Mitstreiter Komavan und Nal mitgebracht. Kein Almane liess seinen Gargole zurück und Nal war eine gute Begleiterin.

    „Davard ich möchte dir auch ganz herzlich zu deine Hochzeit gratulieren. Und deinen Mann selbstverständlich genauso. Ebenso deine beiden Bekannte die geheiratet haben. Bei unseren ersten Gespräch in der Taverne hattest du gesagt, ich sollte den Schutz verschenken. Aber etwas Schutz und Glück kann jeder gebrauchen, du genauso. Drum schenke ich dir dies hier. Samt Sockel und Steine musst du ihn aufbauen und diese Kette tragen. Mein Beitrag dazu, dass du deinen Weg findest Dave. Ich wünsche dir alles gute und liebe für deinen neuen Lebensweg.“

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  • Tarkan freute sich über die herzliche Begrüßung durch Dave, erwiderte die gemachten Komplimente, begrüßte auch Ansgar und folgte dann Melisande zum Buffet, um zu schauen, was für Kaffee man in Naridien trank und welche Speisen es hier gab. Auch war er interessiert zu erfahren, was für ein Mensch Melisande war, die bei ihm um ein Haar Dauergast geworden wäre und wollte ein wenig mit ihr plaudern.


    Anschließend sprach Dave Crize an. Er erklärte ihm, dass sie sich schonmal gesehen hatten und Crize schlug sich an die Stirn. "Ach, stimmt ja, das war mit dem Waldalben, der meinen Kaffee vergiften wollte und mir meinen wunderbaren Mauli abgeluchst hat! Davy! Ich hab dich gar nicht wiedererkannt mit den offenen Haaren und dieser megaschicken Robe! Hach, wenn meine holde Gattin doch dich geheiratet hätte und nicht diesen Muffel hier, wir könnten uns so schön unterhalten! Ich würde dir alles beibringen, wozu Duru keine Lust hat!"


    Doch als Dave erklärte, Varmi würde die Instrumente aufstellen, war Crize nicht einverstanden.


    "Die sind nicht nur Deko", erklärte er, "das sind echte Instrumente, auf denen kann man musizieren, dazu sind sie da! Sie sind nicht schwer zu erlernen, mit Ausnahme der Knarrfiedel - es ist nicht einfach, sie zum Knarren zu bringen. Wenn man sie falsch spielt, klingt sie eher wie eine jammernde Katze, wie eine almanische Geige." Ein Schauer des Grauens lief seinen Rücken herunter. Doch dann war seine Laune wieder bestens und er wollte der Aufforderung folgen, sich das Buffet einmal von Nahem zu betrachten, als plötzlich Ansgar auf ihn zugstürmt kam, ihn unterhakte, und wegschleifte und über seine Ghule ausfragte.


    Crize grinste hinter seinem Schleier bis zu beiden Ohren.


    "Mauli ist mein schönster und artigster Ghul! Ich habe ihn immer aus der Hand gefüttert, das ist ein Geheimtipp! Wenn ein Ghul wirklich deiner werden soll, dann schmeiß es ihm nicht vor die Füße, sondern schneide es in kleine Häppchen und lass sie ihn aus deiner Hand essen. Flecki, komm her, Fleckifleckifleck! Mach Männchen! Zeig meinem Freund, wie schön du geworden bist, seit du tot bist!"


    Der Ghul richtete sich unbeholfen auf seine Hinterbeine. Er machte eine tapsige Bewegung mit seinen Händen, als sei er ein männchenmachender Hund. Crize zerfloss fast vor lauter Entzücken und steckte ihm ein Häppchen Trockenfleisch aus seiner Hosentasche in den Mund.


    "Es handelte sich um einen ghulgewordenen Arashi, sehr selten in unseren Breiten! Er hatte die Beulenpest, an der er auch gestorben ist, darum hat er diese lustigen Punkte überall. Es ist mir mit viiiiiel Geduld gelungen, diese Flecken zu konservieren, ohne dass man sich daran anstecken kann! Es war natürlich riskant, aber das Resultat ist doch überzeugend, oder?


    Mauli mit Hühnerfleisch zu füttern, das ist ja Ghulquälerei! Ich dachte, der Mann versteht was von Ghulen, weil er sich gleich mit Mauli angefreundet hatte und Mauli ihn so mochte. Das nächste Mal verschenke ich meinen Ghul nur mit ausführlicher Pflegeanleitung. Gut, dass du ihn gerettet hast!


    Momentan nenne ich 2573 Ghule plus/minus 500 mein Eigen. An der Front fällt viel Material an, aber nur wenigen widme ich so viel Arbeit, da ich ja vor allem beruflich nekromantiere. 149 Ghule in ziviler Umgebung, das nenne ich eine Leistung! Weißt du was? Ich schenke dir Flecki! Dann sind es wieder 150! Er kann Schwertkampf und Nahkampf und macht dabei wunderbar lustige Geräusche, die wie Hiiiiiii-Ja!!! klingen, er kann auf dich aufpassen.


    Schade, dass deine Frau sie nicht mag, meine mag sie auch nicht, ich darf sie nie mit ins Bett nehmen, dabei sind sie so wunderbar kühl und liebenswert. Ich kann das nicht verstehen."


    "Sie stinken", rief der Frostalb herüber, der sich zu Varmikan gesellt hatte, als dieser signalisierte, dass er sich mit ihm unterhalten wollte. Dann wandte er sich jedoch wieder seinem Volksgenossen zu. "Durukin Gletscherblut", stellte er sich vor. "Kapitän zur See außer Dienst, Kommandand des Eisbären. Was trägst du für unser Volk bei oder hast beigetragen?" Er stellte die Frage nicht aus Provoktion, sondern um Kaste und Beruf Varmikans herauszufinden.

  • Das Massimo erschien und ihm zu seiner Hochzeit gratulierte, freute Dave. Eigentlich hatte er nicht damit gerechnet, dass der Comte seine Einladung annehmen würde, aber dies deutete Dave als gutes Zeichen. Er wusste was zwischen Massimo und seinem Vater gestanden hatte. Dunwin hatte Massimos Schwester ermordet, zeitgleich seinen Schwager und seine Neffen... denn Massimos Schwager war Dunwins Bruder.


    Massimo schien es im Gegensatz zu manch anderen die Personen nach ihren eigenen Taten zu beurteilen. Jedenfalls verurteilte er ihn nicht dafür, dass er Dunwins Sohn war, der Sohn eines Mörders.


    Nun zwar hatte er bis auf seinen Großvater und Vater keine weiteren Familienangehörigen auf dem Gewissen, aber unschuldig war er selbst auch nicht. Auf der anderen Seite, war es genau dass, was er von klein auf gelernt hatte. Was sollte er also besser beherrschen als Buchführung, Intrigen und Mord?


    Dave wischte den Gedanken beiseite und umarmte Massimo genauso wie er es bei seinen anderen gern gesehenen Gästen getan hatte. Sie waren nicht in Feindschaft auseinander gegangen, sondern ihre Wege hatten sich in einer Art seltsamen Waffenstillstand getrennt und Massimo hatte ihm vorab seine Hilfe angeboten. Auch wenn er die Hilfe nicht mehr benötigte, dennoch schien Massimo ihn als Familienmitglied zu sehen - als Teil seiner Familie der de la Cantillions.


    Trotz des seltsamen Auftakts ihres Wiedersehens und Massimos für ihn wunderliche Einstellung hatte er den Mann für genau diese Einstellung gemocht. Er meinte sein Hilfsangebot aufrichtig und Dave hätte ihn nicht eingeladen, hätte er ihn nicht auf seiner Hochzeit sehen wollen. Massimo war zwar ein schräger Vogel, aber Dave mochte ihn.


    Der Magier musterte das Geschenk des Comte. Entweder hatte dieser tatsächlich einen Sinn für Humor und schenkte ihm eine Gargoyle-Statue... oder diese Statue war gar keine, sondern es war ein Gargoyle.


    Sobald die Sonne untergegangen war, würde sich zeigen ob es eine Statue oder ein Gargoyle war. Allerdings sprach der Sockel wie auch das andere Gestein dafür, dass es sich tatsächlich um einen Gargoyle handelte. Zudem überreichte ihm Massimo eine Kette. Sockel, Gestein und Kette mussten folglich aus dem Heimatgestein dieses Wesens sein.


    Das war mehr als ein einfaches Dankeschön für eine Einladung. Massimo hatte scheinbar wirklich vor ihn vor etwas zu beschützen. Vermutlich vor seinen "abscheulichen Nekromanten-Verwandten".


    Dave musterte die Statue und strich vorsichtig darüber.


    "Falls es das ist, was ich vermute, so weiß ich welche Bedeutung dieses Geschenk hat Massimo. Ich werde ihn bei mir in meinem neuen Haus im Schlafzimmer aufstellen lassen. Er kann dann nachts über mich wachen.


    Ich bin nicht ER dass weißt Du, aber ich bin auch nicht dass, was Du erwartest. Aber eines bin ich garantiert ab heute, Dir wohlgesonnen und Dein Verbündeter, solange Deine Bündnispartner meinen nicht im Wege stehen. Falls doch oder trotz allem... uns beide betrifft dies nicht. Zwischen uns wird es keine Fehde geben. Das möchte ich Dir mit auf den Weg geben. Und nun genug der ernsten Worte, sieh zu dass Du es Dir gut gehen lässt. Gleich gibt es Kuchen", schmunzelte Dave und knuffte Massimo.


    Dave hatte vor sich gerade wieder Crize zuzuwenden und ihm zu erläutern, dass er die Instrumente dann tatsächlich einmal ausprobieren würde, als sein Bruder diesen kurzernhand für sich entführte.


    Dave machte eine wegwerfende Handbewegung. Für diesen Abend hatten sich da zwei gefunden, dachte er grinsend. Und er gönnte Crize und Ansgar den Spaß von ganzem Herzen.


    In dem Moment stand Eloise vor ihm.


    "Herzlichen Glückwunsch mein Lieber", flüsterte sie.
    "Danke. Ich möchte mit Dir vertraulich reden und Dich um etwas sehr persönliches bitten", gab Dave leise zurück.


    "Dein Bruder hat mich bereits über Deine Bitte informiert. Scheinbar gefällt ihm die Idee dermaßen gut, dass er vor Dir frage Davard...", schmunzelte Eloise.
    "Nun meine Liebe, glaube mir, mir gefällt die Idee auch... sehr sogar", grinste Dave, ehe er ernst wurde.


    "Wie lautet denn Deine Antwort, da Du die Frage bereits kennst? Würdest Du uns den Gefallen erweisen? Wir würden uns zu dritt treffen. Sollte das erste Kind nach ihm kommen, triffst Du Dich danach allein mit mir. Sollte das erste Kind nach mir kommen, würdest Du Dich danach alleine mit Varmikan treffen. Das zweite Treffen wäre also im Duett statt im Trio, da je ein Kind von einem von uns sein soll. Allerdings wäre der andere zugegen. Du würdest mir nicht nur einen gewaltigen und großartigen Gefallen erweisen, ich würde in Deiner Schuld stehen", erklärte Dave leise.
    "Meine Antwort ist mein Geschenk an Dich Dave, sie lautet JA.
    Dies vorweg, die Einzelheiten besprechen wir die kommenden Tage. Geleitest Du mich zum Buffett?",
    fragte Eloise.


    "Danke, Du hast keine Ahnung was mir das bedeutet. Ich habe dann eine eigene Familie. Bis vor kurzem dachte ich noch, ich hätte mir selbst die Hochzeit versaut. Selbstverständlich begleite ich Dich zum Buffett", flüsterte Dave.
    "Das wäre wohl schlichtweg unmöglich, wie Ansgar mir mitteilte. Er sagte den Frostalben könne man nicht vertreiben. Wir sind Meister der Fettnäpfchen Dave. Dein Mann wird das wissen. Lust auf etwas Tratsch?", kicherte Eloise.


    "Immer doch", gab Dave gut gelaunt zurück.
    "Ist Dir schon zu Ohren gekommen, dass Freifrau von Wermesburg sich mit ihrem Rittmeister davon gemacht hat? Sie hat den alten Kunigorius einfach sitzen lassen. Wenn Du mich fragst, kann einem der Mann leid tun", lachte Eloise hinter vorgehaltener Hand.


    Dave blieb mit ihr vor den Getränken stehen, reichte Eloise zuerst eines und nahm sich dann selbst ein Getränk. Die beiden stiessen an und liessen es sich schmecken.


    "Nein, davon hörte ich nicht. Vielleicht sollten wir Kuni nicht bedauern, sondern beglückwünschen. Seine Frau war ein Vampir", flüsterte Dave.
    "Nein! Bei Ainuwar! Berdine war ein Vampir? Sie sah ja schon immer etwas kränklich aus", grübelte Eloise und rieb sich ihren Hals.


    "Nein nicht so ein Vampir", lachte Dave, "eine Zecke, eine Blutsaugerin, eine die auf anderer Leute Kosten lebt".
    "Eine Bürgerliche die hoch geheiratet hat. Dann saß sie auf dem hohen Ross und ist mit dem Rittmeister durchgebrannt. Was eine Schmach für den alten Kuni", lachte Eloise leise.


    "Solange sie nicht mit dem Ross durchgebrannt ist...", kicherte Dave, was Eloise ebenfalls losprusten liess.
    "Ihr mögt bekanntlich auch Pferde Davard", schmunzelte Eloise mit einem Zwinkern.


    "Oh fangt nicht so an! Ja, aber ich habe keinen Rittmeister... bis auf meinen Ehemann", grinste Dave.
    "Richtig, hieß er nicht Varmikan? Ich glaube Dir muss man auch nicht weglaufen", lächelte Eloise zurück.


    "So heißt er immer noch. Das sahen zwei Frauen vor Euch anders. Laut deren Definition bin ich ein Langweiler. Ich rede sonst nicht viel. Ich habe Dich schon vor einem Vierteljahrhundert gewarnt, aber Du bist immer noch da", schmunzelte Dave.
    "Laut der Definition meiner Verehrer bin ich ein Plappermaul. Du redest, sobald Dir danach ist Davard und sonst hörst Du zu, was sehr angenehm ist", sagte Eloise freundlich und hakte sich wieder bei ihm ein.


    "Wir ergänzen uns. Du bist kein Plappermaul, Du bist mitteilsam. Der eine spricht gerne, der andere nicht. Es kommt zudem auf die Person an. Mit Dir rede ich ohne Probleme und sehr gerne", erklärte Dave.
    "Er macht Dich glücklich, Dein Varmikan", flüsterte sie beglückt.


    "Ja das macht er", grinste Dave.
    "Das sehe ich. Deine Freude solltest Du öfter zeigen", sagte Eloise.


    "Dazu hätte ich ihn vorher finden müssen", schmunzelte Dave.
    "Um zu finden, hättest Du vorher suchen müssen. Oder Dich wenigstens finden lassen, aber Du hast es vorgezogen Dich zu verstecken. Für manche ist das gefährlichste Tier der Welt keine reißende Bestie mein Lieber, sondern der Schmetterling im Bauch. Besucht mich doch einmal. Ich würde Euch auch gerne besuchen, ich würde Deinen Gatten gerne besser kennenlernen. Du verstehst schon weshalb", schlug Eloise vor.


    "Natürlich verstehe ich das. Wir besuchen Dich. Du besuchst uns direkt im Anschluss an das Fest, ich nehme Dich mit zu uns", bot Dave an.
    "Abgemacht Davard", grinste Eloise.

  • Melisande ging in Begleitung von Tarkan zum Buffett und suchte sich kleine Leckereien aus, von denen sie hoffte, dass sie schmecken würden. Sie hatte vor sich noch etwas Platz im Magen für ein Stück Hochzeitstorte zu reservieren. Immerhin gab es zwei Paare und so gab es auch zwei Torten.


    Melisande musterte Tarkan eingehend, aber nicht unhöflich, sondern einfach neugierig. Sie war zwar schon eine ältere Frau, aber viel gesehen hatte sie in ihrem Leben nicht.


    Eigentlich hatte sie gar nichts gesehen, nicht mal die vier Wände ihres Quartiers, denn meist hatte sie nur abwesend in den Kamin gestarrt, während ihr Geist auf Reisen war.


    Aber mit der körperlichen Wahrnehmung war die seelische nicht zu vergleichen. Alles war neu und nicht vertraut. Ab und an fürchtete sich Melisande vor dieser Wahrnehmung, dabei war dies die Welt in die sie hinein geboren worden war. Sie zu fürchten war eigentlich unsinnig, aber ihr Ehemann und dessen Vater wie ihr eigener Vater hatten ihr von klein auf beigebracht, dass sie das Diesseits zu fürchten hatte.


    Frei war sie nur im Nexus. Und dort lebte sie auch zum größten Teil ihres Lebens, denn eine magische Schulung war sie weder ihren Eltern als Mädchen wert, noch später ihrem Schwiegervater. Dafür wofür man sie benötigte, brauchte sie keine Schulung. Sie hatte Kinder zu gebären - am besten Söhne. Ansonsten hatte sie sich still zu verhalten. Man wollte weder etwas von ihr hören noch von ihr sehen.


    Die wenigen Male wo sie wach und und Dunwins Nähe war, hatte sie ihn meist gefürchtet. Er war eine sehr bösartige und grausame Person. Allerdings konnte er auch seltsam mitfühlend sein. Meist in Situationen, wo man es gar nicht vermutete. Natürlich konnte sie diese Gegebenheiten an einer Hand abzählen und sie wusste auch, dass Dunwin sie nicht geliebt hatte. Er war zu dieser Ehe gezwungen worden. Ihn hatte man genauso wenig gefragt wie sie.


    Aber er war in der Position seine Wut und seinen Frust an ihr auszulassen. Sie hatte ihm nichts entgegen zu setzen. Im Gegenteil sie war im schutzlos ausgeliefert, denn ihr Schwiegervater interessierte sich nicht für sie und ihre Probleme.


    Ihre Seele war weit gewandert, oft soweit dass sie ihren Körper völlig vergessen hatte. Während sie die warmen Wüstensande im Nexus bewunderte, schändete Zuhause ihr Mann ihren Leib.


    Kehrte sie nach Stunden oder sogar Tagen in ihren Körper zurück, dann hatte sie Schmerzen und sie wusste, er hatte sie wieder geschlagen oder ihr schlimmeres angetan. Welchen Grund sollte sie dann haben zu bleiben? Und so wehrte sie sich immer weniger, sobald der Nexus sie rief, der Sog so stark wurde, dass sie wie ein Blatt im Wind davon getrieben wurde als Seele.


    Und dieser Mann, Tarkan, kam aus dem Land dass sie so liebte. Dort wo sogar Frauen geachtet wurden. Dort wo die Sonne vom Himmel brandte und Meer voller Sand den Horizont erfüllte anstatt das einer wogenden See.


    Dort wo der Gott des Chaos reagieren sollte, aber mehr Herzlichkeit zu Hause war, als in jedem geordneten Haus eines anderen Gottes.


    "Erzählt mir bitte alles über Euch und Eure Heimat", bat Melisande aufgeregt.

  • Ansgar schüttelte belustigt den Kopf.


    "Vielen Dank für das Geschenk. Er wird einen Ehrenplatz erhalten Crize. Erstklassige Arbeit, seine Flecken hast Du gut hervorgehoben.


    Nein, da hast Du etwas falsch verstanden. Meine Frau hat nichts gegen Ghule an sich oder generell. Sie ist sogar häufig dabei und schaut bei ihrer Erschaffung zu. Manchmal ebenso, sobald ich für die Kleinen die Reste verwerte als Futter. Sie stört scheinbar nur die imense Anzahl.


    Wobei 2573 Ghule plus/minus 500 die Du Dein Eigen nennst, dahin käme ich nie mit meinen Ghulen. Gut, sollte ich alle auf meine einzelnen Anwesen verteilen, könnte es trotzdem etwas eng werden.


    Hätte meine Frau grundsätzlich etwas gegen Nekromantie und Ghule oder Untote jeglicher Art, dann wären wir entweder nie zusammengekommen oder nicht so lange glücklich verheiratet.


    Nun ehrlichen Herzens weiß ich natürlich auch, dass ich es manchmal übertreibe. Nicht jeder kann Verständnis dafür haben, wieviel Freude die Erschaffung eines Untoten mit sich bringt. Die Macht die wir ausüben totem Fleisch Leben einzuhauchen und die Seele zurück in ihren Körper zu zwingen.


    Wir sind Gesegnete, dass wir über diese Macht gebieten. Auserwählte, denn sonst würde jeder über diese Fähigkeit verfügen. Und so eine Fähigkeit muss trainiert, geschult und wach gehalten werden. Selbstredend könnte man ständig die Ghule entsorgen und neue schaffen.


    Aber dies ist für mich indiskutabel und absurd. Dies wäre vergleichbar damit, dass ein Künstler ständig seine Bilder verbrennt und vernichtet, da er vor hat neue zu malen. Welcher Künstler verbrennt oder vernichtet seine Werke?


    Ich jedenfalls nicht. Und des einen Leinwand ist nunmal ein bespannter Rahmen, unsere Leinwand sind Fleisch und Knochen. Aber über 2.000 Ghule dass klingt zu schön um wahr zu sein.


    Nutzt Du generell nur Leichenteile von der Front oder tötest Du für Deine Kunst auch selbst? Wie steht es mit Golems? Ich liebe Golems, es sind wundervolle, effektive Geschöpfe. Nicht zu viel und nicht zu wenig Verstand. Reine Werkzeuge, die nicht korrumpierbar sind. Heutzutage ist dies wichtiger denn je.


    Ich besitze zwei Golems. Timi und Berta. Möchtest Du sie bewundern? Ich lade Dich gerne in mein Labor ein", erklärte Ansgar freundlich.

  • Varmikan bewunderte die schönen Instrumente die Crize ihnen geschenkt hatte. Was immer der Mann auch erzählte, er würde sie garantiert nicht benutzen. Dafür waren sie viel zu schade. Varmikan beschloss sie in einer Vitrine auszustellen, wie alle kleineren Hochzeitgeschenke die dort hinein passen würden. Als ganz besonderes Andenken, an diesen schönen Tag.


    Varmi befürchtete, sobald man die Instrumente benutzte, wären sie abgegriffen, würden beschädigt oder gingen ganz kaputt. Das wollte er auf einen Fall riskieren.


    Einen Moment später erschien Massimo, der fremde Kriegsmagier, den sie damals in der Taverne getroffen hatten. Er überreichte Dave als Hochzeitsgeschenk eine monumentale Statue, die wie ein Gargoyle aussah. Varmikan fand das gar nicht so witzig. Dave hingegen war gerührt und freute sich.


    Und zu allem Überfluss hatte Dave doch tatsächlich vor diesen Riesen-Eumel einer Statue in ihr Schlafzimmer zu stellen. Dave hatte tatsächlich keine Ahnung was Deko anging. Im Wohnzimmer konnte man die Statue möglicherweise passend zu Geltung bringen, aber doch nicht im Schlafzimmer!


    Zudem befürchtete Varmikan, dass er sich jedesmal beim Aufwachen vor ihr erschrecken würde. Und was machte dass für einen Eindruck, bei jedem Aufwachen vor der Dekoration zusammen zu zucken? Nicht gerade einen sehr guten als Ehemann.


    Nun vielleicht half es auch, Dave die Statue dort erst einmal abstellen zu lassen. Sobald er merkte, wie viel Platz sie wegnahm, würde er schon selbst auf die Idee kommen, sie wo anders aufzustellen.


    Varmikan hatte keine Lust seinem Schatz wegen einem Geschenk Vorhaltungen zu machen. Notfalls würde er in Ruhe mit ihm sprechen. Dave hatte schließlich noch nie dekoriert, woher sollte er auch davon Ahnung haben. Varmi beschloss ihm das im neuen Haus bei zu bringen. Immerhin hatte er sogar für Dave Buchhaltung gelernt, nur um ihn freiwillig unterstützen zu können. Zudem machte das bestimmt doppelt soviel Spaß mit seinem Schatz alles schön zu gestalten. Und falls nicht, dann würde er mit Puschel das ganze Haus dekorieren. Urako hatte wenigstens Ahnung davon.


    Gerade als Varmi seinen frisch angetrauten Ehemann in den Arm nehmen wollte, kam eine fremde Frau auf Dave zu und sprach sehr vertraulich mit ihm. Gemeinsam gingen die beiden zum Buffett und unterhielten sich leise und angeregt. Varmikan musterte sie, taxierte sie von oben bis unten. Er musste sich nicht mit Dave verbinden um zu erfahren wer sie war. Das Gehör von Frostalben war ausgezeichnet.


    Das war also Eloise...


    Dave hatte Recht, sie wären eine Familie sobald sie beide ein Kind gezeugt hätten. Aber noch nicht ganz. Dazu zählte auch, diese unliebsame Konkurrenz zu beseitigen. Sie war im Moment wertvoll und nützlich. Aber sie war auch die größte Bedrohung für Varmikans Ehe.


    Jeden Mann konnte er problemlos ausstechen, es gab nichts was er nicht genauso gut, wenn nicht sogar besser konnte. Er war ein guter Partner und Ehemann. Varmikan gab sie die größte Mühe, seiner Aufgabe und seinem Schatz gerecht zu werden. Aber gegen eine Frau konnte er nicht ausrichten, gegen sie konnte er nicht ankommen - denn sie war einfach das was er nicht war. Die andere Seite der Medaille. Also tat er dass, was jeder Frostalb tun würde - er sicherte sich die Liebe und Loyalität seines Partners durch einen gut geplanten Mord.


    Varmis Blick suchte kurz den von Puschel. Wie beiläufig nickte der Frostalb kaum merklich in Richtung Eloise und Dave. Er blinzelte Urako kurz zu, ehe er sich umdrehte und sich seinem Frostalbenbruder widmete.


    Mit einem Plan im Kopf und im Herzen, konnte er die Anwesenheit des anderen Frostalben genießen.


    "Grüße Durukin Gletscherblut. Kapitän zur See außer Dienst, Kommandand des Eisbären? Was für ein Schiff war der Eisbär denn? Mein Onkel ist einige Zeit auch mal zur See gefahren. Allerdings nicht als Matrose, sondern er hat einen hochrangigen Magier als Leibwächter beschützt.


    Varmikan Eisseher, einst Magierkaste, nun im Exil lebend. Mein Vater, mein Onkel und meine Mutter gehören ihr immer noch an. Ich habe seinerzeit studiert und hatte vor ein Lehramt zu bekleiden in der Akademie in Xash’ir. Dort hat auch mein erster Partner gearbeitet, sprich unterrichtet. Es ist schön jemanden meiner Art zu treffen. Es freut mich Deine Bekanntschaft zu machen", freute sich Varmikan.


    "Du bist mit den Rakshanern angereist, dass heißt Du lebst bei ihnen oder? Wie ich hörte leben einige unseres Volkes bei ihnen. Aber da muss es noch unerträglicher von der Hitze her sein, als hier", sagte Varmi freundlich.

  • Maghilia

    betrat den Festsaal. Die alte Nekromantin schaute sich um. Sie schlurft zu Wolfi. Maghilia setzte sich zu ihren Ururgrossneffen und streichelte ihm liebevoll die Schulter.

    „Wolfi schön dass ich dich hier sehe. Immer wenn ich dich sehe ist deine Macht gewachsen. Deine Farben werden machtvoll werden wie meine. Ein guter und lieber Junge bist du. Nicht so wie dein missgebildeter Bruder. Lebt die Kröte immer noch? Ansgar irrt sich ihn zu verschonen. Warum er diesen Bastard durchfüttert begreift ich nicht. Es liegt sicher an deine Mutter. Sie hat ein weiches Herz. Genau wie du Wolfi. Dass musst du dir abgewöhnen. Eine alte Weisheit sagt, Mitleid wird Leid über die Familie bringen. Wolfi hüte dich vor jenen die Schwäche in sich tragen, aber keine Gabe. Ansgar und Dave sind zum Glück mit der Gabe gesegnet. Aber das hätte genauso anders ausgehen können durch Dunwins dünnes Blut. Einmal hier und einmal dort eingeheiratet aus Liebe und nicht die Gabe beachtet, schon wird das Blut dünn wie Suppe. Nicht umsonst wird unsere Gabe in jede Generation vererbt. Das haben wir Hohenfelde unserer Tradition zu verdanken. Ich hoffe du machst nicht so einen Unfug später wie dein Vater oder Dave. Meine Güte was hat sich Dave nur gedacht diesen Frostalben heiraten zu wollen? Ist er verrückt geworden? Er kann sich den Kerl doch als Diener halten, aber heiraten? Da hätte er sich gleich den Sack abschneiden können.
    Dein Vater sollte etwas Haltung zeigen. Frostalben sterben schnell, wenn die Temperatur steigt. Habt ihr eine Sauna Wolfi? Ein Bad? Sei ein guter Junge und schliesse den verfluchten Alben dort unten ein, wenn die Wasserdämpfe kochen. Dave wird dir später danken. Ansgar wird es garantiert. Ich kann vor Kummer kaum schlafen, weil ich mich so sehr um Dave sorge. Er wird nie Kinder haben nur dank dieses blassen blöden Blutsaugers von einem Frostalben. Ich hätte ihn beim ersten Besuch totschlagen sollen.
    Wolfi sei ehrlich zu deine Tante Maghilia. Hat mich das Alter weich werden lassen? Manchmal fühle ich mich alt und kraftlos. Vielleicht muss ich mir öfter Lebensessenz gönnen. Nicht dass ich auf der Hochzeit nicht tanzen kann. Das wäre eine Schande. Vielleicht tanze ich mit Varmikan und steche ihn ab. Ich bin alt und verwirrt. Hoffentlich kann ich mir das bis zum Tanz noch merken, nicht dass ich ihn verschone weil ich das wieder vergesse. Im Keller wollte ich den Alben ins Glas stopfen. Und was war? Ich habs vergessen. Sag das bloss nicht deinen Onkel Dave. Ich befürchte der liebt den Alben.
    Ansgar hat ihn zu diesen Unsinn angestiftet, ich weiss es. Er musste eine Frau heiraten, die keine Gabe besitzt. Sei froh dass das Blut noch so mächtig in unsere Familie ist Wolfi. Und such dir eine gute Frau, mit einer mächtigen Gabe. Noch so einen Ansgar und Dave in der Familie können wir nicht gebrauchen. Jetzt macht das nichts aus, aber deine Kinder musst du genau beobachten. Ich glaube dass deine Mama eine gute Frau ist. Aber dein Papa hat dir keinen Gefallen getan sie zu wählen.
    Ansgar ist der erste der mit so einen Unsinn anfing. Er kümmert sich um dich und er schenkt dir Nähe. Das ist schön für dich, aber nur jetzt. Später wirst du nicht wissen wie du dich verhalten musst, wenn dir die Wärme fehlt. Dann wirst du abstürzen und vielleicht nicht wieder hochkommen Wolfi. Ansgar muss dich aufs Leben vorbereiten. Und wenn er das nicht kann muss das Dave hier tun. Er bildet dich aber nur in Buchführung aus. Wolfi in der Not kannst du dafür sogar jemand einstellen. Aber die richtige Einstellung zum Leben, dafür kannst du niemand bezahlen.
    Ich sag es dir ins Gesicht, Ansgar gefährdet dein Leben. Er verweichlicht dich und dabei lässt er noch deinen Todfeind leben und behandelt den Bastard schlecht. Will er der Kröte noch eine Einladung zu deiner Hinrichtung schreiben, damit der Bastard den Termin nicht verpasst? Ansgar kann dich verhätscheln, wenn er dass will. Aber dann muss er die Eier haben die Gefahr auszumerzen. Denn daraus wird es hinauslaufen Wolfi. So ist es immer bei den männlichen von Hohenfelde. Wir Frauen sind zweitrangig denn wir erben nichts an Macht. Damit meine ich Befehlsmacht über Land.
    Aber du Wolfi, du wirst einmal die Macht und das Vermögen von deinen Vater erben. Wenn du bis dahin überlebst und nicht dein Bruder sich den Posten unter den Nagel reisst. Wie das bei uns funktioniert ist klar. Denk an deine Vorfahren. Wieviele Brüder hatte jeder von ihnen. Und es überlebte immer nur einer. Genauso war es mit meinen Bruder. Meinst du er war allein und er hatte keine Brüder? Sie töten sich gegenseitig und ihre Frauen und Kinder. So halten es die von Hohenfelde seit dem Anfang unserer Familienzeit. Ihre Schwestern schaden sie nicht. Sonst wäre ich schon tot. Aber kein von Hohenfelde tötet eine geborene von Hohenfelde. Das ist genauso Tradition. Die anderen Frauen sind nur angeheiratete und nicht von unseren Blut.
    Wolfi, wenn du keine Eier in der Hose hast dich dem gabenlosen Bastard zu stellen, dann kannst du das deine Tante sagen. Ich hab schon vielen Männer vor dir geholfen. Wir denken uns was schönes aus und schon bist du Einzelkind. Das geht schnell, ich darf es nur nicht wieder vergessen. Wenn du die Kröte loswerden willst, erinnere mich daran.
    Meinst du ich soll Dave helfen? Er ist so ein guter und begabter Junge. Dieser Alb macht mich ganz wütend. Weisst du wie frech der zu mir beim ersten Besuch war? Er hat versucht mich zu befummeln, dieser Lustmolch. Vielleicht vermisst er seine Heimat und flüchtet von der Hochzeit. Kommt ja vor sowas. Könnte bei ihm genauso gut passieren.“

    Tante Maghilia goss sich einen Kaffee ein, wobei sie die Hälfte über den Tisch verschüttete. Als sie den Zucker in ihre Tasse schaufelte, landete davon ebenfalls mehr auf dem Tisch als in der Tasse von der alten Frau.

    „Hör nicht auf das Geschwätz einer alten Frau Wolfi, du hast sicher schon eigene Ideen für deine Zukunft. Was möchtest du werden? Bist du immer noch Geistmagier oder lockt dich doch die Nekromantie? Hast du schon eine Freundin? Wenn ja hat sie die Gabe? Achte darauf, du willst kein Kind dass so ein Idiot wird wie dein Bruder. Dieser Nichtsnutz.“

    Maghilia lehnte sich lächelnd zurück und setzte ihre schwarze Katze auf ihren Schoss. Sie trank einen Schluck von ihren Kaffee.

    „Wolfi hast du von meinen Kaffee getrunken? Da ist fast nichts mehr drin in dieser verfluchten Tasse!. Dass kannst du bei deinen Eltern machen, aber bei mir fragst du gefälligst. Das kommt von deiner weichen Erziehung. Einmal schenk ich dir, weil ich dich so mag du Schlingel.“

    Zerknirscht füllte Maghilia ihre Kaffeetasse nach. Dabei übergoss sie wie eben mehr den Tisch als das was in die Tasse lief. Zufrieden setzte sie die Tasse an und trank geräuschvoll.

    „So. Na bitte. Jetzt erzähl, ich will alle Neuigkeiten hören.“

  • Tarkan schmunzelte. "Alles von meiner Heimat? Das könnte ein sehr langer Monolog werden. Ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht übel, wenn ich derweile zum Zwecke des gemeinsamen Speisens meinen Schleier lüfte. Diese Hochzeitstorten sehen unwiderstehlich aus und Torten gibt es in Rakshanistan leider nicht."


    Tarkan zog den Schleier unters Kinn und offenbarte das bräunliche, freundliche Gesicht eines älteren Mannes, der ein arbeitsames Leben geführt hatte. Tarkan lächelte, doch ohne dabei seine Zähne zu zeigen, denn die waren vom vielen Kaffeegenuss nicht nur gelb, sondern braun wie Holz, allerdings hatten umgekehrt Zahnkrankheiten bei ihm keine Chance, so dass sein Gebiss trotz seines mit Mitte 50 für einen Rakshaner bereits sehr fortgeschrittenen Alters vollständig war. Im Allgemeinen wurden Rakshaner nicht so alt, die meisten starben früh im Kampf oder an Krankheiten, für die es in Naridien einen Heiler gegeben hätte.


    Tarkan bediente sich an beiden Torten, da er sich nicht entscheiden konnte, und aß im Stehen davon. Amüsiert betrachtete er die bereitliegenden Gabeln. Er hatte nie zuvor mit einer solchen gegessen und benutzte sie nun anstelle eines Löffels, um die interessante Erfahrung nachzuholen.


    "Rakshanistan ist inzwischen leider dreigeteilt. Du weißt sicher, dass bis zum Jahre 54 vor der Asche Rakshanistan einen Großteil Asamuras einnahm, bis Rakshor betrogen und versiegelt wurde. Seine weltlichen Stellvertreter waren uneins und verbrachten mehr Zeit damit, sich gegeneinander auszuspielen, als im Sinne Rakshanistans zu handeln. Sie hatten das Konzept Rakshanistan nicht verstanden. So war es für den Feind von außen ein Leichtes, uns zu zerschlagen. Es blieb nicht viel. Die Reste liegen verstreut.


    Südrakshanistan ist das, was man am ehesten mit uns verbindet, ein Wüstenland, heiß, mit nur wenig Wasser und man lebt dort noch sehr traditionell. Vom Krieg spürt man wenig, von einigen aufrührerischen Tamjid abgesehen. Im Allgemeinen jedoch lebt man dort in Frieden.


    Zentralrakshanistan, nun, das ist die Steppe in Zentralasamura. Der Unterschied zwischen Sommer und Winter ist dort extrem. Die Sommer erinnern an die Wüste, das Gras verdorrt zu einem gelben Meer. Im Winter sieht es aus wie eine Wüste aus Schnee und die Tage sind sehr, sehr kalt. Nur im Frühling und Herbst ist das Wetter wirklich angenehm. Wir leben dort vor allem in befestigten Zeltstädten, etwas, was man in Südrakshanistan kaum kennt. Den Hyänen aber gefällt es, sie finden viel Wild zum Jagen. Ich hoffe, dass der Krieg gegen die Zwerge bald vorüber ist und wir eine Verschnaufpause erhalten.


    Und dann gibt es noch Nordrakshanistan. Wenn man an Nordrakshanistan denkt, denkt man zuerst an Schlamm und endlosen Regen sowie an regelmäßige Überfälle durch die Lichtalben. Die Bedingungen sind dort sehr unerfreulich und wir versuchen, keine Familien nach dort zu versetzen und dort stationierte Familien gegen unverheiratete Söhne aus Zentralrakshanistan auszutauschen."


    Ihm fiel auf, dass er vor allem aus kriegerischer Sicht berichtete, was die Macht der Gewohnheit war. Für Melisande war das vermutlich weniger interessant, also schwenkte er herum zum Alltag, während er begeistert die Sahnetorten aß.


    "Bei uns sieht das Konzept einer Familie etwas anders aus, als man es in Naridien kennt. In der Regel ist man mit mindestens zwei Leuten verheiratet, eine Zweierehe wird nur als Anfang betrachtet. Das Zentrum der Ehe macht die Frau aus, sie entscheidet, wen sie heiraten möchte und wer später hinzukommt. In der Regel ist sie bestrebt, möglichst viele Männer zu heiraten, eine Tradition, die noch aus den Anfängen unserer Kultur herührt. Du musst wissen, dass die ersten Rakshaner fast ausschließlich Männer waren und umso wichtiger war es, die wenigen Frauen zu schützen und zu umsorgen. Mehrere Männer in einer Ehe zu haben, war also naheliegend. Heute sieht man das nicht mehr ganz so streng und es gibt auch andere Formen der Ehe, so wie beispielsweise auch die heutigen beiden wunderbaren Brautpaare sich ehelichen, aber die mit einer Frau und mehreren Männern ist immer noch die am weitesten verbreitete. Womit nicht jeder glücklich ist."


    Missgestimmt dachte er an den Zweitmann seiner Frau, diesen unsäglichen, schleimenden Schönling, den er nicht ausstehen konnte und der der Grund dafür war, warum er fast sein gesamtes Leben mit arbeiten verbrachte, anstatt nach Hause zu gehen oder seine Freizeit mit seiner Familie zu verbringen.


    "Generell ist wohl der größte Unterschied unserer Kulturen zum einen in der bevorzugt nomadischen Lebensweise unter einem Zeltdach zu finden, gegenüber einer Lebensweise in festen Städten sowie in der Wahrnehmung der Welt und des Lebens. Andere Völker leben aus unserer Sicht zu sehr nach einem Plan und legen sich darum selbst in Fesseln. Das Leben sollte man nicht mehr als nötig planen, es verkommt zu einem einzigen Ablauf. Und gefangen in einem steinernen Kerker zu leben, immer an der selben Stelle, das wäre etwas für die wenigsten Rakshaner. Insgesamt nehmen wir uns selbst als sehr viel herzlicher wahr, andere Völker wirken auf uns oft sehr kühl und reserviert,von den Orks abgesehen. Aber das alles ist Ansichtssache und nichts, worüber man sich streiten sollte. Über einen unherzlichen Empfang hier kann ich jedoch keineswegs klagen, ich fühle mich hier sehr willkommen und wohl. Möchtest du noch etwas Spezielles wissen?", fragte er freundlich.