Wie die Rose zu den Geistern fand

  • Einen letzten Blick schenkte Dimicus der Stadt Drakenstein, als er durch das sumpfige Land Almaniens schritt. Die Stadt war seit der Überflutung ein Hort des Chaos geworden. Nahrungsknappheit und der Zusammenbruch der Infrastruktur hatten seinen Tribut gefordert. Die Bewohner der Stadt hatten begonnen zu plündern. Jeder tötete den Anderen für ein Stück Brot. Eine große Stadt , die innerhalb weniger Zeit ein Schatten seiner selbst wurde. Auch Dimicus hatte sich grausamer Methoden bedienen müssen, um sich selbst über Wasser zu halten. Doch die gesamte Zeit war ihm bewusst geworden, dass die Stadt nicht mehr seine Heimat sein würde. Nichts darin hatte mehr Bestand gehabt. Nun auch verwüstete der Krieg die letzten Überreste seiner Heimat.


    Während seine Augen den Rauschschwaden über der Stadt folgten, musste er an vieles zurückdenken. Sein Genie, seine Kunst. Sie alles war nichts mehr wert. Genau so wie seine Person. Er hatte alles verloren. Der letzte Rest entschwand mit dem Rauch, der aus dem Inneren der Stadtmauern trat. Zumindest hatte er aus der Stadt fliehen können Shazeem und die Anderen wollten bleiben, um das Chaos auszunutzen. Ihm aber verholfen sie zur Flucht. Er hatte seinen Anteil in der Geschichte Drakensteins gehabt. Doch jede Spur verbrannte in den Feuern des Chaos. Rakshor freute sich sicherlich.


    Dimicus blickte in die trübe Suppe, in der er mit seinen Stiefeln stand. Sein Gesicht spiegelte sich auf der Oberfläche wieder. Die Augen untermalt von schwarzen Rändern, die Wangen eingefallen und der Gesichtsausdruck geprägt von langem Leid. Es war alles weg. Er hatte es nicht verhindern können. Sein einziger Weg führte hinaus aus Almanien, mit nicht mehr als seiner Ausrüstung und dem Teil seines Reichtums, den er hatte tragen können. Es war nicht viel, doch es war in seinen Augen genug. Schließlich schaute er wieder auf und blickte in die Richtung, in der sich bewegen wollte. Die Strecke würde lang und kraftraubend werden. Das war ihm bewusst, doch hatte er keine andere Wahl mehr.


    Hauptsache war es, dass er aus Almanien floh, bevor der Krieg ihn abermals einholte und sein Leben einforderte. Shazeem hatte ihm geraten, dem Flusslauf des Draken zu folgen. Der sicherste Weg, um in das nächste Land zu kommen. Die Bergwychtl herrschten dort über ein unabhängiges Land. Dimicus wollte, so hoffte er zumindest, dort Unterschlupf finden und seine weitere Vorgehensweise erkunden. Doch so frei wie er jetzt war, ohne Wurzel und Anker, wusste er noch lang nicht, wo er hingehören würde.


    So begann Dimicus' weite Reise durch das Land, seine einzige Orientierung war der Draken, oder besser das, was von ihm übrig war. Zu seinem Pech war es Winter und es wurde eine pure Qual, unbeschadet durch die Ländereien zu wandern. Kälte, Erschöpfung und auch Hunger forderten schnell ihren Tribut. Er fand selten eine Gelegenheit sich auszuruhen, geschweige denn Nahrung oder sauberes Wasser.


    Mit Glück fand er Hügel und zerstörte Gehöfte, die nicht mit Wasser bedeckt waren. Nur an diesen Orten konnte er rasten, doch nie konnte er richtig schlafen. Stets war er auf der Hut, bereitete sich akribisch darauf vor, im Notfall zu fliehen oder zu verstecken. Sein körperlicher Zustand wurde zunehmend fragiler. Die Schritte wurden beschwerlicher, die Bewegungen langsamer und jeden Tag schmerzte der Körper mehr.


    Zur Krönung beutelte ihn schon bald eine Krankheit, die seinem Körper zusätzlich belastete. Eine Erkältung, vielleicht auch ein Infekt. Er wusste es nicht ganz genau. Letztendlich war er kein Medicus, der sein Gebrechen bestimmen und behandeln konnte. Das Einzige was ihn antrieb, war der Wille zu überleben. Ein Instinkt. Nicht sein Verstand, nicht der Wunsch nach einem längeren Leben. Was war dieses Leben schon wert, wenn ihm alles genommen worden war?


    Diese Art der Veränderung, sie machte Dimicus vollkommen fertig. In einem Moment konnte er noch in der Stadt Drakenstein überleben, lernte lieben und lachen. Doch das alles war weg. Einfach so. Verschwunden und ausgelöscht. Nun blieb ihm nicht mehr als Kummer und seine Existenz. Er hasste dieses Gefühl. Zuvor war er auch klargekommen, ohne diese Dinge! Doch jetzt war alles anders.


    Mit letzter Kraft erreichte Dimicus schließlich eine Stadt Almaniens, welche nicht überflutet war! Sogar im Gegenteil. Sie schien auch unter Nahrungsnot zu leiden, doch ihre Verbindung zu den Ländereien der Bergwychtl ermöglichten das Schlimmste zu verhindern. So zumindest erfuhr es Dimicus von einem hiesigen Wirt, der ihn sehr mitleidig angeschaut hatte. Es war kein Wunder. So betrachtete er sein Spiegelbild und fand ein fahles Gesicht vor. Seine Augen hatten jeden Glanz verloren. Schmutz, Kratzer und Schorf zierten sein Gesicht. Seine Rüstung war gerissen, die Kleidung darunter schmutzig und kaputt.


    Seine Krankheit hatte sich zunehmend verschlimmert. Zumindest bot ihm sein Geld Essen und Getränk, doch laut der Auskunft des Wirtes musste er bald weiter. Einen fähigen Medicus gab es in der Stadt nicht, so verwies der Wirt auf Syriel im Gebiet der Bergwychtl. Dort sollte es einen Arzt geben und wenn Dimicus dort hin wollte, könne er sich einer der Handelskarawanen anschließen, um die Reise sicherer zu überstehen. Wenn auch nur gegen Bezahlung. Geld spielte jedoch keine Rolle für Dimicus.


    Das Wichtigste war, weiter zu kommen und dieses lästige Gefühl der Krankheit loszuwerden. Seine Gefühlswelt war erkaltet und selbst der Drang seiner Kunst lang abgeflacht. Nicht einen Moment hatte er mehr an sich gedacht. Für ihn waren seine größten Tage gezählt und er wartete nur noch auf den Tod. Allerdings wollte ein kleiner Funken in ihm sagen, dass alles besser ist, als an einer Krankheit zu sterben. Ein lebensrettender Gedanke, wie er später erfahren sollte.


    Denn kaum in Syriel angekommen, wandte er sich an an den hiesigen Medicus. Der schüttelte nur mit dem Kopf und schlug die Hand voller Entsetzen gegen die Stirn. „Wieso habt Ihr nicht besser auf Euch geachtet?“, bekam er zu hören. „Das ist eine ausgewachsene Grippe! Es ist ein Wunder, dass ihr überhaupt laufen könnt, geschweige denn lebt!“ Ohne Dimicus auch nur eine Chance zu lassen, sich gegen die Behandlung zu wehren, verarztete ihn der Medicus von Kopf bis Fuß. Behandlung mit Magie, Kräuter und Trank, gefolgt von strikten Anweisungen. Das zu horrenden Kosten! Durch die Behandlung verlor Dimicus den größten Teil seines Vermögens, doch war ihm keine andere Wahl geblieben.


    Mit dem letzten Rest seines Geldsäckels wandte sich Dimicus schließlich in die Taverne der Stadt. Wankend und stark geschwächt öffnete er deren Tür, worauf ihm der wohlige Geruch von Essen und Wein entgegenschlug. Bei der Untersuchung des Arztes hatte er festgestellt, wie abgemagert er mittlerweile geworden war. Seine Rippe hatte man einzeln zählen können, die Muskeln waren schwach geworden. Wie der Arzt es gesagt hatte, es war ein Wunder, dass Dimicus noch am Leben war. Doch er nannte es kein Leben. Mehr ein Schatten seines früheren Selbst.


    Dieser Schatten schlich auf einen der Tische des Gasthauses zu, nahm Platz und wartete geduldig auf die Bedienung. Blicke zogen sich auf ihn, doch Dimicus war es egal. Ein Tuscheln ging durch den Raum, seine Ohren vernahmen flüsternde Worte. Er schloss seine Augen und versuchte es auszublenden. Es war zu viel, sie alle sollten verschwinden! Sie hatten keine Ahnung mit wem sie es zu tun hatten! Dimicus legte seine Hände auf seine Ohren und versuchte sie alle aus seinem Kopf fernzuhalten. Doch dann tippte ihn jemand an. Erschrocken fuhr er hoch.


    Vor ihm stand die Schankmaid. Ein sorgenvolles und doch zugleich unsicheres Lächeln befand sich auf ihren Lippen. „Was darf ich Euch bringen?“, fragte sie, zupfte dabei ihre Schürze zurecht.


    Mit müden Augen betrachtete Dimicus die Frau vor sich, seine Züge regten sich für einen Moment nicht. Die Bedienung begann unruhig auf den Füßen umher zu wippen. „Ein Braten. Und eine Flasche Rotwein. Eine ganze Flasche“, erklärte Dimicus, suchte einige Münzen aus seinem Geldbeutel und gab sie ihr. Nickend nahm sie die Bestellung auf und verschwand schnell in Richtung Küche. Mittlerweile war im Raum Stille eingekehrt. Die Menschen betrachteten Dimicus unter vorgehaltener Hand. Niemand traute sich etwas zu sagen. Immer wenn Dimicus einen von ihnen in die Augen schauen wollte, blickten sie sofort weg. Feiges Pack.


    So wartete Dimicus, bis schließlich sein Essen und der Rotwein kam. Dazu ein entsprechendes Weinglas. Allerdings machte sich Dimicus nichts aus Tischmanieren. Grob schaufelte er mit Messer und Gabel das Essen in seinen Mund. Dabei entkorkte er die Flasche und soff den Wein, statt ihn zu genießen. Natürlich dauerte es so nicht lang, dass der sonst vernünftige und kalkulierende Dimicus ein Opfer der Trunkenheit wurde.


    Das war nun das Schicksal des einstigen Rosendämonen. Einst ein glorreicher Künstler, prägend für Generationen und der Schrecken eines Landes. Nun nicht mehr als ein saufender Tavernengast, der sich köstlichen Wein einfach in den Rachen goss, als wäre es ein billiger Fusel aus einer Schwarzbrennerei. Dabei galt jeder Gedanke seiner verlorenen Vergangenheit – und fehlenden Zukunft.

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  • Haley, Birta und Marita



    Almanien versank im Chaos des Krieges. Nun nicht ganz Almanien, ein Großherzogtum blieb verschont von den Kriegswirren. Aber dieses hatte sich auch aus dem Krieg, wie üblich, herausgehalten. Weshalb die Golbins samt den restlichen Großherzogtümern beschlossen hatten, in den Krieg der Zwerge mit dem Chaos einzugreifen, entzog sich Haleys Kenntnis.


    Meist agierte ihre Gruppe auf fremden Boden und sehr oft war es der Boden Almaniens oder noch der von Evalon. Einzige Ausnahme ihres Aktionsradius war Shohiro. Niemand jagte dort, wo er lebte.


    Haley, eine naridische Almanin, war gemeinsam mit Birta und Marita unterwegs um Informationen zu sammeln. Bei Birta handelte es sich um eine naridische Goblin und Marita war eine Tieflingsfrau vor deren langen Fingern so gut wie nichts sicher war.


    Manche Informationen waren Gold wert, andere wiederum dienten dem Vorankommen der Gruppe. In den Wirren des Krieges tauchten so manche Geschäftsmöglichkeiten auf, von denen man vorher nicht geglaubt hatte, dass sie je zustande kommen würden.


    Folglich galt es die Lage zu sondieren und die Augen und Ohren offen zu halten. Überall sah man auf den Straßen wie auch in den Gasthäusern mehr oder minder verzweifelte Gesichter. Die einen von Leid und Hunger geplagt, die anderen vom erlebten Grauen.


    Die drei Frauen waren nach einer langen und ereignisreichen Erkundungstour gerade wieder auf dem Heimweg, als sie es sich in einer Taverne gemütlich machten. Sie befanden sich in Syriel, es war noch ein gutes Stück ehe sie wieder heimatlichen Boden betreten würden.


    Haley stutzte, als sie an einem anderen Tisch ein Gesicht bemerkte. Es war eingefallen, aber es entsprach ansonsten der Beschreibung, die ihr Dave - ihr Mittelsmann und Sprecher der Geister vom Rosendämon übermittelt hatte. Soweit Haley sich erinnern konnte, hatte Dave ihn bereits einmal verwarnt, was das Jagen im Revier der Geister anbelangte.


    Der Mann sah allerdings nicht mehr danach aus, als hatte er vor irgendwem Schwierigkeiten zu bereiten. Haley wusste, dass die Geister bereit waren, fähige Leute zu rekrutieren und das was sie vom Rosendämon gehört hatte, sagte ihr, dass er ein fähiger Mann war, was ihr blutiges Handwerk anbelangte.


    Die Naridierin gab ihren beiden Begleiterinnen ein Zeichen. Die Frauen standen auf und machten es sich am Tisch des Rosendämons gemütlich. Haley musterte den Mann der sich binnen Minuten betrunken hatte von oben bis unten. Birta hopste auf den Stuhl neben den Dämon und schlackerte vergnügt mit den Ohren, während Marita aufmerksam die Gäste im Auge behielt.


    "Du bist Künstler nicht wahr? Ich glaube ich erkenne Dich wieder. Ein Freund von mir hatte bereits einmal mit Dir Kontakt aufgenommen, als Du Dich verlaufen hast. Du warst versehentlich in unserem Garten. Aber nun scheint die Zeit der Rosen vorbei zu sein, mein Freund.


    Ich weiß, dass unser gemeinsamer Freund gute Arbeit erkennt und schätzt. Ebenso seine Vorgesetzte. Bevor Du Dich weiter sinnlos betrinkst, sollten wir von Dir retten, was von Dir übrig geblieben ist. Unser gemeinsamer Freund würde es uns verübeln, würden wir einen Bruder im Geiste in diesem Zustand in diesem Loch zurücklassen.


    Folge uns Gärtner auf den Feldern des Todes - folge uns Rosendämon. Wir werden bis zum Einbruch der Nacht warten. Dann wird unser Freund wie üblich Kontakt zu uns aufnehmen. Und sobald er davon erfährt, dass Du unseres Schutzes bedarfst, den Schutz der Familie - wird er Hilfe entsenden.


    Komm mit uns", flüsterte Haley aufmunternd.

  • Natürlich fiel es selbst Dimicus in seiner Trunkenheit auf, dass ein ungleiches Trio die Taverne betrat. Sein Blick wollte sich nicht richtig auf sie fokussieren. So blieben ihm Details und eine genauere Einschätzung vollständig verwehrt. Doch was brauchte er diese Dinge auch? "Scheiß drauf", lallte er leise vor sich her, ehe er den letzten Rest seiner Weinflasche trank. "Noch eine!", brüllte er durch den Schankraum und legte ein paar Münzen ungezählt auf den Tisch ab.


    Im nächsten Moment kam auch schon die Bedienung vorbei. Dimicus schaute gar nicht zu ihr hinauf. Das Einnzige was er sah, war der untere Teil einer weiteren Flasche voll Wein. Irgendwelche Worte säuselten um seine Ohren, irgendwas mit "genug" oder "ungesund". Was sollte es schon. Ohne auf die Frau zu achten, riss er an der dritten Flasche des Abends und nahm sie der Kellnerin somit ungelenk aus der Hand. Dann gab es da nur noch das Kratzen von Metall über den Tisch, dann war sie auch wieder verschwunden. Genau wie das Geld.


    Das war Dimicus vollkommen egal. Der Rosendämon, großer Name in Almanien. Gefürchteter Künstler. Zähmer der Löwin. Schrecken des Landes. Kunst des Todes. Alles pure Scheiße! Nichts wert! Was waren das schon? Titel. Mehr nicht. Nur verlauste Titel! Auf diese musste er gleich erst einmal Trinken, da flutschte auch schon der Korken aus der Flasche und der erste Schwall des süßen Gesöffs verschwand in seinem Rachen.


    Plötzlich spürte er etwas. Windzüge um ihn herum. Gerüche die durch seine dicke Nase stießen. Eine Vibration neben ihm. Der Tisch wackelte. Dimicus blickte auf, worin sich gleich die gesamte Welt in jede Richtung zu drehen und verzerren begann. Um ihn herum drei Gestalten. Die Frauen. Nur mit Mühe unterdrückte er seinem Brechreiz, um nicht vor ihnen auf den Tisch zu kotzen. Eine von ihnen faselte irgendwas, Worte die Dimicus kaum mehr in seinem Verstand verarbeiten konnte.


    Seine wankende Hand ging an seinen Gürtel, versuchte mehrere Male vergeblich nach dem Griff einer seiner Dolche zu greifen. Irgendwann bekam er kaltes Leder zu fassen. Er zog daran. Doch seine Kraft reichte nicht aus, um den Dolch festzuhalten. Klimpernd fiel er zu Boden, schmerzhaft hallte dieses Geräusch durch seinen dröhnenenden Kopf. Gegen die Schmerzen konnte nur ein weiterer, tiefer Schluck aus der Flasche helfen! Den nahm er auch sogleich. Mittlerwiele schmeckte er nichts mehr.


    "Ich komm klar", lallte er vor sich hin, sein Körper wankte bedrohlich von einer Seite zur Anderen. "Einfach ... einfach gehen. Brauch' keine Hilfe. Ist eh alles weg." Ein weiterer Zug aus der Flasche folgte, die mittlerweile fast leer war. "Brauche neu. Holt ihr mir?", fragte er in die Runde, ohne auch nur einen Moment zu hinterfragen, was um ihn herum geschah.

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  • Haley, Birta und Marita


    Birta zog die Ohren nach hinten und musterte ihre beiden Kolleginnen. Sie war nicht ganz davon überzeugt, ob dies wirklich der Mann war, von dem Haley gesprochen hatte.


    "Meinst Du wirklich er würde sich so gehen lassen?", fragte Birta zweifelnd.


    "Möglich ist alles. wir sollten ihn einfach mitnehmen und der Gruppe übergeben. Entweder handelt es sich um genau jenen, den Haley meint oder eben nicht. Sollte es sich nicht um den Dämon handeln, dann kann er die Kosten für seine Behandlung bei unserem Heiler abarbeiten und sich dann erneut auf den Weg machen. Wohin auch immer", schlug Marita vor.


    "Das ist die einfachste und beste Möglichkeit. Und selbst wenn er es sein sollte, ich weiß nicht, müssen die Drei entscheiden ob sie ihn aufnehmen möchten. Es kann sein, dass er gar nicht mehr in der Lage ist, seinem Job nachzugehen. Aber das lässt sich nur innerhalb der Familie klären. Wenn er es nicht ist, wie Du so schön sagst, dann kann er seine Schuld abarbeiten. Den Rest klären die Drei", stimmte Haley zu.


    Marita, die kräftigste von den Dreien, packte den Mann unter den Armen und wuchtete ihn hoch. Haley ergriff auf der anderen Seite den Arm des Mannes und gemeinsam machten sie sich nun zu viert auf den Weg.


    Die Zeche hatte der Rosendämon umgehend bezahlt, sie hatten noch nichts bestellt, folglich konnte ihnen auch niemand etwas nachsagen. Birta schüttelte den Kopf. Das schöne Geld, verschwendet für guten Wein. Viel zu teuren Wein, wenn man nicht gewillt war diesen zu genießen. Als Goblin schmerzte sie jeder Taler der unnötig ausgegeben wurde.


    Die drei Frauen suchten sich mit Dimicus ein Versteck etwas außerhalb der Stadt und warteten dort auf den Einbruch der Dunkelheit. Den Dämon wurde von ihnen ins Gras abgelegt. So viel wie der Mann auf einmal in kürzester Zeit gesoffen hatte, sollte er seinen Rausch ausschlafen. Und falls er brechen musste, stand genug Botanik zur Verfügung die er damit beglücken konnte.


    Endlich zog die Nacht herauf und der Tag verabschiedete sich. Die drei Frauen hatten ein kleines Feuer entfacht und sich daran zu wärmen und es sich etwas in der Wildnis gemütlich zu machen. Dennoch hielt stets eine von ihnen Wache.


    Als das restliche Tageslicht komplett verschwunden war, spürte Haley eine fremde Präsenz in ihrem Kopf. Sie musste sich noch erst daran gewöhnen, dass Dave sie nun auch im Wachzustand kontaktierte. Es war ungewohnt ein zweites Bewusstsein neben dem eigenen im Kopf wahrzunehmen.


    `Grüße Haley, wie ist die Lage?´, eröffnete Dave das Gespräch.
    `Es herrscht Chaos, der Krieg zwischen den Zwergen und dem Chaos hat sich auf drei Großherzogtümer Almaniens ausgeweitet, Ausnahme Souvagne. Diese stehen den Zwergen im Krieg bei. Ebenso hat Evalon gemeinsam in den Krieg mit den Almanen eingegriffen. Der Vergeltungsschlag des Chaos hat eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Viele Leute sind auf der Flucht und es mangelt an einigen Ecken an dem Notwendigstens.


    Wir waren bereits auf dem Rückweg. Wir befinden uns zur Zeit außerhalb von Syriel. In Syriel selbst, in einer Taverne haben wir einen stark abgemagerten Mann entdeckt, der schwer nach dem Rosendämon aussieht. Schau Dir meine Erinnerungen an´, antwortete Haley dem Magier.


    Einen Augenblick später spürte Haley genau das, sie fühlte wie Dave ihre Gedanken durchforstete, als wären es seine eigenen, ehe seine mentalen Fühler wieder behutsam aus ihren Erinnerungen zurückzog.


    `Er könnte es durchaus sein, da stimme ich Dir zu. Um sicher zu gehen müsste ich allerdings seine eigenen Gedanken auslesen. Ich hatte bereits einmal zu ihm Kontakt aufgenommen. Allerdings in seinem jetzigen Zustand, wäre es eine Zumutung mich durch seinen Verstand wühlen zu müssen.


    Bringt ihn mit. Sollten wir uns geirrt haben, werde ich ihm die Erinnerung nehmen und wir setzen den Mann einfach in der Stadt aus. Er wird keine Erinnerung an uns besitzen. Sollte es tatsächlich der Rosendämon sein, dann schauen wir inwieweit der Mann noch einsatzfähig ist, oder was seine Einsatzfähigkeit stört. Danach entscheiden wir im Tribunal was mit ihm zu geschehen hat.


    Gute Arbeit Ihr Drei. Bleibt wo Ihr seid, ich schicke Euch Kariakin. Er wird Euch in einigen Stunden erreichen. Wir sehen uns, sobald Ihr wieder Zuhause seid. Passt auf Euch auf´, antwortete Dave und die Verbindung brach ab.


    Ganz so wie es der Magier versprochen hatte, landete zig Stunden später ein gewaltiger schwarzer Greif in der Nähe der Frauen. Er beäugte jede genau von ihnen und warf dann einen Blick auf das Häufchen Elend, das im Gras seinen Rausch ausschlief.


    Mit einiger Mühe und gemeinsamer Anstrengung gelang es Haley, Birta und Marita den Rosendämon auf den Rücken von Kariakin zu wuchten. Die drei machten es sich selbst gemütlich und klemmten ihren Gast in ihrer Mitte ein, so das er während des Fluges nicht zu Tode stürzen konnte.


    Kaum dass alle richtig saßen, breitete der gewaltige Greif erneut seine Schwingen aus und startete wieder durch. Als Kariakin sich mit seiner Fracht in den Himmel schraubte begrüßten ihn die ersten Sonnenstrahlen des aufgehenden Morgens.

  • Irgendwelche schändlichen Taten und Worte mussten die Frauen um Dimicus herum planen! Unschwer konnten sie einfach nur dasitzen und über Tratsch plaudern. Nicht in seiner Nähe. Das kam gar nicht infrage. Nein, die mussten ihn gerade verhöhnen, sich gar über ihn lustig machen! Vermutlich hackten sie noch darauf herum, wie er sich fühlte, was er fühlte. Zwar verstand er kein einziges Wort. In seinen Ohren war nur ein Rauschen zu vernehmen. Nur dumpf drangen die weiblichen Stimmen zu ihm durch. Irgendwelche Wortfetzen nahm er wahr.


    „Dämon … Behandlung … Heiler“, hörte er einzeln durch den Nebel seiner Trunkenheit. War einer von ihnen etwa von einem Dämonen besessen? Brauchten sie einen fähigen Heiler oder gar Exorzisten? Na gut, so gesehen waren alle Frauen irgendwie besessen, aber ob da ein Exorzist noch helfen könnte? Geschweige denn ein Heiler? Im nächsten Moment dachte Dimicus daran, dass womöglich er gemeint sein könnte. Doch er war doch gar nicht besessen! Diese Weibsbilder mussten doch sicherlich etwas Bösartiges im Schilde führen!


    So unauffällig wie es nur ging, versuchte Dimicus seinen Dolch vom Boden aufzuheben. Er musste sich verteidigen! Doch zu mehr als einem harmlosen Herumfuchteln unter dem Tisch und ein wenig Brabbeln langte es nicht. Schon im nächsten Moment war er verwundert. Was wollte er noch gleich? Und wer waren die drei Frauen vor ihm? Wieso hatte er den Dolch in der Hand? Besser steckte er ihn weg, was nach einigen Versuchen gelang. Nicht dass ihm dieses wertvolle Teil noch verloren ging.


    Kaum hatte er die geschafft, spürte er plötzlich Körper neben sich, die ihn anhoben. „Hey, wasch soll dasch?“, lallte er vor sich her, war aber nicht mehr imstande sich nur ein bisschen zu wehren. Allein schon als sie ihn auf die Füße hievten, drehte sich seine Welt in alle Himmelsrichtungen. Hui, war das lustig! Und ihm wurde schlecht! Doch war er groß und tapfer! Beinahe stolz grinste er vor sich her, dass er seinem Brechreiz unterdrückte und sich somit vor den Frauen blamierte. Ob er bei ihnen eine Chance hatte? Alle Drei vielleicht? Doch dann wurde alles um ihn herum schon schwarz und seine Erinnerungen verblassten...


    Eine Dimicus nicht bekannte Zeit später...


    Ein entsetzlicher Schmerz durchfuhr den Körper Dimicus', als er die ersten Regungen seines Körper wahrnahm. Etwas stimmte gewaltig nicht. Er konnte nicht richtig atmen, etwas Weiches drückte ihm die Nase und den Mund ab. Dann schreckte Dimicus plötzlich nach oben, holte tief Luft! Großer Fehler. „Ah, scheiße!“, fluchte er laut. Ein extremer Schmerz bohrte sich durch seinen Schädel. Seine Augen, welche er weit aufgerissen hatte, nahmen nur verschwommen die Bilder des Raumes um ihn wahr.


    Dimicus legte sich schnell wieder hin und presste das Gesicht in das Kissen unter ihm. Ihm war es egal, wo er war oder wer anwesend war. Dieser verdammte Schmerz sollte fortgehen! Sein Schädel brummte fürchterlich. Was hatte er getrieben? Die Taverne. Dann der Wein. Die Frauen! Ja, aber? Okay, nun obsiegte seine Neugierde und sein Überlebensinstinkt doch. Entgegen des Schmerzes erhob sich Dimicus und blickte sich im Raum um. Seine Augen brauchten einen Moment, um sich an den Umständen zu gewöhnen. Immer wieder hämmerte ihm sein Kopf diese Qual ein. Vermutlich nur um ihn an den dümmlichen Fehler zu erinnern, den er sich erlaubt hatte. Doch das hatte keinerlei Vorrang. Im Gegenteil.


    Mit größter Mühe erhob sich Dimicus aus seiner Schlafstätte, die offensichtlich ein sauberes Bett war. Doch der Raum war ihm vollkommen unbekannt. In ihm stand nur das Nötigste an Möbeln. Das Bett, Nachttisch. In einer Ecke noch ein Stuhl. Der Raum war vielleicht ein paar Schritt breit und lang. Es kam ihm eher wie eine etwas gemütlichere Gefängniszelle vor.


    In dem Moment als sich Dimicus aufsetzte und seine Füße auf den Boden setzte, bemerkte er sofort ein wichtiges Detail. Er war nackt. Nun gut, vielleicht trug er noch die Unterhose. Ansonsten war seine Kleidung, die Rüstung und auch alles was er am Leib getragen hatte weg. Es war auch nichts davon im Raum zu sehen. Großartig. Vorsichtig tapste Dimicus mit den Füßen auf dem Holzboden unter sich, der sich furchtbar kalt anfühlte. Und dann war doch noch das währende Gefühl des Schwindels, welche nicht von ihm ablassen wollte. Allerdings nützte es nichts, wenn er einfach im Raum versauerte.


    Hingegen jeder Widrigkeit stand Dimicus auf und hielt sich sogleich am Nachttisch fest. Andernfalls wäre er jetzt rücklings nach hinten gekippt. Eine unsichtbare Kraft zog ihn nach hinten. Sein Gleichgewichtssinn hatte wohl einen gehörigen Schaden weggesteckt. Jetzt hieß es dagegen anzukämpfen. Das war jedoch schwerer, als es von außen sicherlich den Anschein hatte.


    Mühevoll kämpfte sich Dimicus bis zur Tür, nur um beim herunterdrücken der Klinke festzustellen, dass abgeschlossen war. Was hatte er eigentlich erwartet? Dumm genug, um so viel zu trinken und sich obendrein von irgendwelchen Frauen mitnehmen zu lassen. Wer wusste schon, wer die waren? Mit einem Seufzen quälte er sich zurück zum Bett und nahm darauf Platz. Ihm blieb wohl nichts Anderes, als zu warten.

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  • Aino gesellte sich zu Dave in die Schreibstube.


    "Du hast nach mir rufen lassen? Ist etwas mit unserem Gast? Hast Du herausfinden können, ob es sich bei ihm tatsächlich um den Rosendämon handelt Davy?", fragte Aino freundlich und setzte sich Dave gegenüber.


    Der Naridier streute Sand über das Kassenbuch, wartete einen Augenblick und schlug das Buch sanft zu.


    "Ja es handelt sich um den Rosendämon. Seine Gedanken habe ich einst kurz berührt, als ich ihm eine Botschaft zukommen ließ. Als ich diesmal versuchte, seine Gedanken auszulesen, gestaltete es sich selbstverständlich viel schwieriger.


    Ich fand nichts was ich als Gedanken oder Träume bezeichnen würde. Vielmehr waren es nichts außer ein paar zusammenhangloser Gedankenfetzen, die fast außerhalb meiner Wahrnehmungsschwelle lagen. Kurzum nichts verwertbares, aber das ist auch nicht verwunderlich, in dem Zustand wie unser Gast hier ankam", schmunzelte Dave.


    "Ist er wach?", hakte Aino nach.
    "Unser Gast schlug vor wenigen Augenblicken die Augen auf. Langsam und verwirrt setzte er sich auf und versuchte wohl erst einmal zurück in die Wirklichkeit zu finden. Natürlich kam niemand dazu, um ihm seine Situation zu erklären. Er tappte zur Tür und stellte fest das diese verschlossen war. Üblich für eine Zelle, gleichgültig wie sie eingerichtet ist.


    Wir haben zuerst einmal die Standard-Vorgehensweise gewählt, den Gefangenen eine Weile schmoren zu lassen, um auf diese Weise Angst oder Unbehagen zu schüren.


    Das wird ihn zugänglicher machen, falls er überhaupt nüchtern genug ist, um zugänglich zu sein. Sobald er tatsächlich angenüchtert ist, werden wir ihn befragen. Komplett ausgenüchtert wird ihm nur schlecht sein", erklärte Dave.


    "Ich würde vorschlagen wir schauen einmal nach ihm und stellen ihm einige Fragen. Dann wird sich entscheiden, was er tatsächlich ist. Eventueller Bruder oder nur Zaungast", antwortete Aino.


    Dimicus saß gerade auf dem Bett, als die Tür zu seinem "Zimmer" aufgeschlossen wurde. Als erstes betrat ein großer weißer Ork den Raum, neben ihn postierte sich ein Rakshaner. Die beiden flankierten zwei weitere Gestalten, die nach ihnen den Raum betraten.


    Eine schlanke, kahlköpfige Frau, die ihren Körper mit schwarz-weißen Zeichnungen verziert hatte und einen in schwarzer Robe gekleideten Magier.


    "Wir haben also den Rosendämon zu Gast. Hast Du eine Ahnung wo Du sein könntest, oder wer wir sind?", fragte Aino Dimicus, während ihn die drei Männer argwöhnisch im Auge behielten.

  • Den Kopf auf die Hände abgestützt, ruhte Dimicus seine Augen aus und versuchte mit größter Mühe den Schmerz seines Katers zu ertragen. So mussten sich die Säufer Drakensteins fühlen, wenn sie am Morgen nach einer durchzechten Nacht aufwachten. Das war ein fürchterliches Gefühl, als ob sein Kopf bald explodieren würde. Zum Glück hatte er Ruhe und Stille, ihm war es gerade egal wo er war oder was um ihn herum passierte.


    Doch natürlich musste genau in dem Moment die Tür geöffnet werden, in dem Dimicus den Schmerz zu besänftigen glaubte. Schon allein das Knarzen der Tür trieb einen Pfahl in die Gehirnwindungen Dimicus', welcher ihn mürrisch aufseufzen ließ. Dieser verdammte Wein.


    Mühselig erhob Dimicus seinen Blick und schaute auf die Personen, welche in diesem Moment in den Raum getreten waren. Mehrere Male musste er blinzeln, so glaubte er sich gerade doch noch in einem trunkenen Zustand. Die Gestalten vor ihm konnten unmöglich echt sein. Leider wurde der Beweis ihrer Realität erbracht, als die Frau unter ihnen die Stimme erhob und damit den Kater Futter gab. „Ach, verdammt“, murmelte Dimicus auf und rieb sich die Schläfen.


    Dann herrschte Stille im Raum. Vier Augenpaare ruhten auf ihm, er spürte sie, wie sie ihn betrachteten und vermutlich sogar an seinem Leid labten. Den Moment ausnutzten, zu viert einen halbnackten und unbewaffneten Mann niederzustarren. Doch was sollten sie schon tun? Zu verlieren hatte er eh nichts mehr. Wenn sie ihn getötet hätten, so hätten sie ihm einen größeren Gefallen getan, als wirklich Schaden angerichtet.


    Sein Verstand begann einen Augenblick später zu arbeiten, um überhaupt über die ihm gestellte Frage nachdenken zu können. Die gesamte Zeit herrschte Stille. Dunkel erinnerte sich Dimicus an einen Traum den er hatte. Eine Botschaft. In ihr war der Mann vorgekommen, welcher die schwarze Robe trug. Eine Drohung oder Rekrutierung. Einige Zeit darauf hatte Dimicus Nachforschungen darüber anstellen wollen, allerdings ohne Erfolg. Die Gruppe wollte schon damals nicht gefunden werden – und hatte dafür gesorgt, dass es so blieb.


    Deshalb konnte Dimicus nur eine ehrliche Antwort auf diese Frage geben. „Leider muss ich mir eingestehen, dass ich keinerlei Ahnung habe wer Ihr seid oder wo ich bin. Doch Euren Mann dort habe ich bereits einmal gesehen. Sprach mir gegenüber eine Drohung aus, in meinen Träumen. Offensichtlich Geistmagie, soviel konnten mir meine Recherchen verraten.“


    Sollte Dimicus Angst haben? Sich eingeschüchtert fühlen? Nein. Warum auch? Sein Genie war schon lang verblasst und nur die dahinschwindenden Menschen Drakensteins konnten sich an seine großartigen Taten erinnern. Doch selbst das ging in den Wirren des Krieges unter. Seine Arbeit aus den Köpfen der Menschen getilgt. Jegliche Anerkennung zerrissen durch Hunger, Leid und das Schlachtfest der Bewaffneten.


    „Aber offensichtlich wollt ihr mich nicht tot sehen, noch habt ihr mich bis jetzt in eine Folterkammer gesteckt. Also offensichtlich wünscht ihr etwas von mir. So sprecht, ich denke Ihr werdet nicht den gesamten Tag Zeit haben.“ Dimicus machte keinen Hehl daraus, wie entspannt er war. Wenn man von den ekelhaften Schmerzen in seinem Schädel absah, welche sich immer wieder durch sein gesamtes Rückgrat winden wollte.

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  • Die Gruppe wartete einen Moment ab, bis sich Dimicus etwas gefangen hatte. Dass es ihm den Umständen entsprechend schlecht ging, sah man ihm eindeutig an. Zu verlieren hatte ihr Gast nichts mehr, bis auf sein Leben. Aber um dies als einen Verlust zu verbuchen, musste ihm sein eigenes Leben etwas wert sein.


    Scheinbar hatte der Rosendämon nicht nur all sein Hab und Gut, sondern auch seinen Lebenswillen verloren.


    Dass er sie nicht erkannte, war nicht von Bedeutung, es war mehr eine rhetorische Frage gewesen. Aber selbst wenn Dimicus korrekt kombiniert hätte, so wäre ihm nur bewusst gewesen, dass es sich um jene Gruppe von Auftragsmördern handeln musste, die ihn einst gewarnt hatten, nicht in ihrem Revier zu wildern.


    Dave nickte knapp auf Dimicus Bemerkung hin, ein kaum merkliches Schmunzeln umspielte seine Lippen.


    "Korrekt, vor einiger Zeit habe ich Dich gewarnt, nicht weiter in unserem Revier zu wildern. Du hast mich wieder erkannt. Nun wir haben Dich bergen lassen, damit Dein Talent nicht verschwendet wird. Ein Tod im Schlammpfuhl ist Deiner kaum würdig.


    Dein Tod ist bis dato nicht unsere Absicht, sondern Deine Rekrutierung in unsere Gilde. Aber vor jede Kür hat man die Pflicht zu absolvieren. Ich weiß wer Du bist, da ich Deine Gedankenmuster überprüft habe. Aber ob Du in unsere Gruppe passt, dass möchte ich schon an Deinem wachen Geist überprüfen. Um unser Zeitfenster für diesen Plausch musst Du Dir keine Gedanken machen.


    Also Rosendämon, hast Du schon einmal darüber nachgedacht, innerhalb einer Familie zu arbeiten? Eine Gruppe hat immense Vorteile. Eins vorneweg, solltest Du ablehnen, wirst Du Dich an diese Begegnung nicht erinnern.


    Wie Du schon selbst richtig erkannt hast, wünschen wir nicht Deinen Tod. Aber nur die Vorsichtigen überleben dieses Geschäft lange genug, um davon zu profitieren. Das heißt, solltest Du gehen, wirst Du alles vergessen. Es wird keine Erinnerung an uns zurück bleiben. Ich werde Deine Gedanken bereinigen. Sterben wirst Du nicht. Wie lautet Deine Antwort?", hakte Dave nach.

  • Mit müden Augen blickte Dimicus seinen Gefängniswärtern entgegen. Die Worte Davards hallten durch die Hirnwindungen Dimicus' und neben den Schmerz versuchte dieser, sich dessen Sinngehalt bewusst zu werden. Es war nichts, was nicht schwer zu verstehen war, doch die Nachhaltigkeit dieser Entscheidung musste bedacht werden.


    Vorsichtig erhob sich Dimicus vom Bett. Noch etwas wacklig aber nicht zögernd ging er auf die Gestalten vor sich zu. Sie hatten sich aufgebaut. Ein Wall aus Fleisch der weder ein Entkommen noch eine Wehrhaftigkeit zuließ. Doch die Absichten des Walls waren friedlich, gar einend. Keine aggressive Natur war in ihr verborgen, doch Dimicus sah, wie gewaltig die Macht dieser Mauer sein konnte. Und jeder einzelne Stein war in der Lage einen Prozess in Bewegung zu setzen, der dem Glanz in den Augen eines Anderen das Ende setzen konnte.


    Diese Einstellung gefiel Dimicus. Diese Erscheinung die sie wählten. Doch eines störte ihn. Etwas, was seinem Auge für die Kunst völlig unzufrieden stimmte. "Euch fehlt es an Vorstellungskraft. Euer Akt der Machtoffenbarung mir gegenüber ist so roh, primitiv. Wie soll ich damit nur arbeiten?", fragte Dimicus, besah sich dabei seine Gegenüber genaustens. Er hatte in seine Stimme Spott gelegt, wenn auch herausfordernder Natur. Kräftemäßig konnte er sich keinesfalls messen, doch im Geiste sollten sie erhaben sein, wenn sie ihm ein solches Angebot unterbreiteten.


    "Ich liebe es, eine Vorstellung zu geben. Begeisterung und Angst zu wecken. Doch die Massen verabscheue ich. All' ihre Augen auf mich gerichtet, gierig nach mir greifend und doch nicht fähig zu begreifen." Dimicus begann vor der Truppe langsam auf und ab zu laufen. Seine Beine und die Kopfschmerzen ließen keine flüssigen Bewegungen zu, doch mit aller Macht versuchte er, Eleganz in seine Gliedmaßen zu bringen.


    "Ihr, ein Bund von Auftragsmördern und Lebensnehmern, ihr begreift das Töten als Profession, als eine Sache die erledigt werden muss. Doch es ist mehr. Es ist Kunst in seiner höchsten Form, deren Vollendung nur die denkbar besten Fingerspitzen benötigt." Dimicus hielt inne, stellte sich vor dem Mann mit der Robe und der kahlgeschorenen Frau auf.


    "Meine Kunst ist nicht zu prüfen, nicht zu begreifen. Nicht für jemanden wie Euch. Doch ich werde sie mit Euch teilen. Doch nur unter bestimmten Voraussetzungen, die ich von Euch verlange.“


    Dimicus hob seine Hand, ballte sie zu einer Faust, um sogleich den Zeigefinger aufzurichten. „Nummer Eins, ich brauche ein Atelier, in dem ich mich abschotten und meine Ruhe haben kann. Ob es zugleich mein Zuhause ist, ist nicht von Bedeutung.“


    Der Daumen stellte sich von Dimicus' Faust ab. „Zweitens. Meine Kunst kann nicht geprüft werden. Sie ist ein Geschöpf welches nicht unter Beobachtung gestellt oder in Gefangenschaft genommen werden kann. Ihr müsst mir vertrauen, wenn Ihr mich in die Familie aufnehmen wollt.“


    „Drittens.“ Der Mittelfinger Dimicus' erhob sich. „Aufträge erledige ich nach eigenem Ermessen. Das beinhaltet, ob ich sie annehme, wie ich sie ausführe und wie lange ich mir dafür Zeit nehme.“


    „Diese bescheidenen Anforderungen habe ich, um mit Euch zu arbeiten. Werdet Ihr sie mir geben oder nicht?“


    Im selben Moment wusste Dimicus, dass er hoch pokerte und seine Anforderungen sehr hoch für eine Gilde waren. Doch sie mussten sich erkenntlich erweisen, schließlich sollte sein Genie noch immer unabhängig bleiben. Und letzten Ende blieb immer eins in seinem Kopf: Was hatte er zu verlieren?

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  • Dave behielt jede Bewegung von Dimicus im Auge, ebenso seine Begleiter.


    "Kunst und Profession sollten Hand in Hand gehen. Das man Mord zu einer Kunstform erheben kann, ist jedem hier bewusst. Allein schon die Tatsache einen Auftrag so auszuführen, dass man allen Vorgaben gerecht wird, ist ebenfalls Kunst. Die Kunst aus den gegebenen Vorgaben, genau das zu schaffen, was sich ein anderer wünscht. Freie Künstler neigen oft zu Maßlosigkeit und zu selbstvergessenen Handlungen. Und wo diese enden, weiß jeder von uns.


    Jeder einzelne von uns sieht sein Werk mit eigenen Augen und hat seine ureigene Handschrift, die nur ein direkter Kollege zu lesen weiß. Es ist eine Frage der Passion und des persönlichen Geschmacks, der allerdings in der Familie um der Familie Willen in Grenzen gehalten werden muss.


    Wobei wir bei Deinen Forderungen wären.


    Punkt eins - Dein Atelier. Sobald Du ein Familienmitglied bist, wirst Du ein Quartier zugewiesen bekommen. Ob Du es Atelier nennen möchtest, bleibt Dir überlassen.


    Punkt zwei - abgelehnt. Deine Kunst wird von mir nicht bewertet, allerdings Deine Person. Die Auslesung ist keine Wahloption, sondern Pflicht. Lehnst Du das Auslesen ab, muss ich Dich nicht mehr auslesen, da ich weiß, dass Du feindliche Gedanken vor uns verbirgst.


    Alle anderen Kleinigkeiten die so mancher Geist aus Scham verbergen möchte, interessieren mich nicht, dass kann ich Dir versichern. Und ich habe vermutlich schon weitaus schlimmere Gedankenwelten betreten als Deine.


    Punkt drei - abgelehnt. Wir sind eine Gilde, kein Wohltätigkeitsverein. Jeder hat seinen Beitrag zum Leben und Überleben der Familie zu leisten. Folglich auch damit einhergehende Aufträge. Zudem wärst Du ein Neuling, ein Welpe. Du würdest einem Leitwolf unterstellt. Das Du töten kannst, steht außer Frage. Das kann in meiner Familie aber bereits jedes dreijährige Kind, sollte man ihm ein Messer in die Hand drücken.


    Ob Du entsprechend den Vorgaben töten kannst, dass steht hier auf dem Prüfstand. Ebenso Deine Zuverlässigkeit, was Deine Fähigkeiten angelangt. Kurzum in der Familie fängst Du ganz klein an, wieder jeder Neuling. Du wirst die Aufträge erledigen die man Dir zuteilt und Du wirst sie den Vorgaben entsprechend erledigen. In der ersten Zeit wirst Du sowieso nicht allein arbeiten.


    Punkt vier - Blut. Eine weitere Pflicht in unserer Familie. Solltest Du in die Familie aufgenommen werden, wird Dir ein Familienmitglied Blut abnehmen. Dies dient der Absicherung beider Seiten. Das heißt, solltest Du uns jemals verraten, werden wir Dich darüber finden. Gleichgültig wo Du Dich aufhältst. Solltest Du allerdings als Bruder in Not geraten, finden wir Dich über Dein Blut selbstverständlich genauso. Wir stehen für unsere Leute ein.


    Wie sieht Deine Antwort aus?", hakte Dave nach.

  • "Narren!", stieß Dimicus erzürnt aus und blickte mit festem Blick der bunten Truppe vor ihm entgegen. Verstanden sie denn nicht, was es bedeutete? Begriffen sie überhaupt nicht, worum es ging? Sie beleidigten ihn auf dem höchsten Maße, das man bei ihm erreichen konnte. Durch seinen Bauch fuhr ein tiefer Groll, der durch seine Adern zu strömen schien. Dimicus' ballte seine Hände zu Fäusten und er spannte jeden Muskel in seinem Körper an. Wäre er ein sagenumwobener Krieger, dann hätte er sich mit ihnen angelegt - aber so? Daher musste er tief durchatmen, keinesfalls durfte er ihnen eine unüberlegte Handlung entgegen werfen. Er brauchte einen Plan. Doch nicht jetzt. Nicht hier.


    Für einen Moment schloss Dimicus seine Augen, leerte seinen Kopf und ließ seine Gedanken zerschmelzen, genau wie die Gefühle die in ihm Wellen schlugen. "Ihr habt keinerlei Ahnung, was Kunst ist. Vorgaben zu erfüllen und keine eigene Note zu setzen - was wollt Ihr das ich darstelle? Einen Köter, der von Euch an der Leine geführt wird? Nein, das bin ich nicht. Im Gegenteil. Meine Kunst geht über jede Vorgabe hinaus. Übersteigt jeden Geist und jeden Wert, der Euch geläufig sein wird."


    Mehrere Male schüttelte Dimicus mit seinem Kopf, versuchte sich aber darauf wieder zu entspannen. Mit einem Knurren in seiner Kehle setzte er fort: "Kontrolle und Sklaventum verlangt Ihr. Nicht mehr und nicht weniger. Ihr denkt freies Handeln sei eine Krankheit, die begrenzt werden muss, egal wie erfolgreich es ist. Oder schön. Oder einzigartig. Freiheit hat seinen Preis - dennoch liegt ihr falsch. Ich weiß wie es ist, zu prüfen und zu kontrollieren. Daraus resultiert aber wiederum Freiheit des Kontrollierenden."


    Plötzlich verzog Dimicus seine Lippen zu einem höflichen Lächeln, welches einem adligen Banketts würdig war. "Doch verstehe ich Eure Vorsicht und die Regeln unter denen Ihr lebt. Doch sagt mir - wart Ihr es nicht, der mich rekrutieren wollte? Mein Genie in Beschlag nehmen und als Teil Eurer ... Familie betrachten wollte? Oder liege ich da falsch? Ich habe Nichts zu verlieren - Ihr schon. Daher biete ich Euch einen Kompromiss an."


    Dimicus trat einige Schritte zurück und breitete die Arme aus, schaute dabei seine Gegenüber fest an. Seine Miene verzog sich kein Stück. "Mein Blut und eine Prüfung könnte Ihr haben. Allerdings nicht meine Freiheit in den Dingen, wie ich sie erledige." Ohne zu zögern nahm Dimicus einen langen Fingernagel seiner rechten Hand und kratzte sich tief ins Fleisch des linken Armes, so dass kurz darauf die ersten Blutstropfen zu Boden fielen. Dabei verzog er nicht einen Muskel. "Akzeptiert wie ich arbeite und was ich tue. Dann haben wir eine Übereinkunft."

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  • Dave wechselte kurz mit Aino einen Blick, ehe sich beide wieder auf den Rosendämon konzentrierten.


    "Wir erörtern hier nicht die alte Frage - wer wacht über die Wächter?
    Und weder versklaven wir jemanden, noch denken wir das freies Handeln eine Krankheit sei. Was wir denken, entzieht sich Deiner Kenntnis. Der einzige Geistmagier hier im Raum bin ich Rosendämon.


    Wir irren uns nicht, sondern Du gehst von einem völlig falschen Standpunkt aus.
    Zur Klarstellung.


    Bei uns hier handelt es sich nicht um einen Künstlerverein aus Serienmördern. Weder verkaufen wir Kunstwerke aus Leichenteilen, noch veranstalten wir Ausstellungen, oder richten wir Vernissagen aus.


    Wir bieten eine Dienstleistung an. Eine Dienstleistung, die wohl die zweitälteste der Welt ist und im verborgenen ausgeführt werden muss. Eine Dienstleistung beinhaltet, dass ein Auftraggeber einen Auftrag erteilt und wir diesen Auftrag umsetzen. Dafür werden wir entlohnt. Gibt es bestimmte Vorgaben, so sind diese zu erfüllen. Sind keine Vorgaben vermerkt, hat man freie Hand. Wichtig ist nur eines - das Ziel hat zu sterben.


    Das ist der Unterschied zwischen einem Assassinen und einem Serienmörder.


    Selbstredend hast Du Recht, wir möchten Dich rekrutieren. Wir müssen es aber nicht. Kleiner, aber feiner Unterschied. Was wir bieten ist klar. Eine Familie, ein sicheres Heim, Beistand, Schutz, Geld und noch einige andere Annehmlichkeiten.


    Zu verlieren haben wir so wenig wie Du Rosendämon.
    Du hast von uns ein Angebot erhalten, eine Offerte.


    Handlungsfreiheit in dem Maße wie Du sie Dir wünscht, ist kein Kompromiss. Denn in diesem Fall würde ich gegen meine Familie entscheiden. Wie sollte Deine Freiheit denn aussehen hm?


    Du nimmst nur jene Aufträge an, die Du möchtest und führst sie nur so aus wie es Dir gefällt.
    Gut nehmen wir einmal an ich ginge darauf ein.


    Was bedeutet das für meine Familie?
    Während andere den ganzen Monat arbeiten und dabei ihre Leben riskieren, damit wir hier alle ein Dach über dem Kopf haben und gutes Essen auf dem Tisch, wirst Du den ganzen Tag im Bett liegen. Vermutlich da für Dich noch kein Auftrag dabei war, der Dir gefällt.


    Während dieser Zeit, während Du also auf einen Auftrag wartest, der Dir genehm ist, arbeiten andere. Von deren Geld Du leben wirst.


    So läuft dass nicht in einer Familie. Du bist kein Kind, dass von anderen ausgehalten und ernährt werden muss. Jeder hat hier seinen Anteil zu leisten. Sollte es schon an diesem Grundsatz scheitern, der übrigens in jeder Gilde gilt, kann es keine Übereinkunft geben", erklärte Dave.


    "In jeder Gruppe, sei sie noch so klein, hat man sich an bestimmte Regeln zu halten. Falls man dies nicht kann, oder nicht möchte muss man Einzelkämpfer bleiben. Mit all den Vor- und Nachteilen, die es mit sich bringt, völlig allein darzustehen.


    Wir werden Dich nicht zwingen, Dich uns anzuschließen. Und wir werden Dich bei einer Ablehnung auch nicht töten. Von dieser Vorgehensweise sind wir abgewichen. Allerdings wirst Du mental bereinigt und außerhalb unseres Zugriffsbereiches entlassen. Soviel gestehen wir Dir zu. Damit hat die Einladung weder für Dich noch für uns negative Konsequenzen, sollten wir nicht zueinander finden", fügte Aino an.

  • „So viele Zeilen und Worte, dennoch versteht kein Einziges meinen Sinn oder meine Kunst“, erwiderte Dimicus entschieden der Gruppe. Abwechselnd blickte er zwischen dem Magier und der Frau hin und her. Entweder wollten sie nicht verstehen – oder konnten es nicht. Diese Frage konnte sich Dimicus aber dennoch nicht beantworten. Viele ihrer gesagten Dinge ergab für ihn keinerlei Sinn. Das Rinnsal aus Blut an seinem Arm erstarb nicht. Sein Blut verteilte sich tröpfchenweise auf dem Boden, was Dimicus vollkommen ignorierte.


    Schließlich kehrte er den Gestalten den Rücken zu, schaute auf das Bett und überlegte. Dabei hob er seinen Arm und betrachtete das kleine Bächlein an Blut, welches sich an seinem Arm hinab schlängelte. „Was denkt Ihr von mir? Dass ich mich wie ein Kleinkind verhalten würde, welches nach seinen Eltern schreit? Welches noch seinem trotzigen Verstand folgt und nicht weiß, was es zu leisten hat? Ich denke, Ihr habt mich missverstanden. Meine Intention liegt nicht darin, Aufträge zu verweigern, weil sie mir nicht gefallen. Keineswegs. Das Einzige was ich möchte ist, dass ich die Aufträge auf meine Art und mit meiner Note erledige. Ansonsten nehme ich jeden Auftrag an, den ihr mir geben werdet. Daran soll es nicht scheitern. Wer wäre ich, wenn ich die Möglichkeit für ein weiteres Meisterwerk ausschlagen würde?“


    Dann trat Stille ein. Dimicus Gedanken wurden schlagartig fokussiert, sein Blick haftete auf dem Blut an seinem Arm. Dann ging alles schnell. Sein rechter Zeigefinger tränkte sich in das Blut, nahm es auf und begann zu malen. Strich für Strich entstand ein Gemälde auf seinem Arm, dessen Größe klein, doch die Bedeutung groß war. Seine Augen huschten hin und her. Seine Muskeln arbeiteten schnell und präzise. Es verging vielleicht eine Minute. Dann war er fertig. Und begann wieder zu atmen.


    Auf seinem Arm prangte eine wunderschöne Rose, gemalt mit seinem eigenen Blut. Wunderschön, plastisch. Sie hob sich hervor und zeichnete sich zu der Blume ab, die er so sehr begehrte. Ihre Dornen in seiner Haut verankert, ohne Schmerz und Gefühl, so hielt sie an seinem Arm fest. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Es war wunderschön. Wenn sein Blut doch nur in mehr Farben käme, so wäre sie noch schöner geworden.


    Dimicus drehte sich zu seinen Gefängniswärtern um und lächelte sie an. Darauf setzte er sich auf das Bett und legte den Kopf schief, als er abermals die Rose betrachtete. „Meine Kunst ist so wundervoll. Ausdrucksstark. Meine Kunst muss über eine Profession hinaus bestehen. Sie besteht jenseits jeder Erklärung. Meine Kunst wirft viele Fragen auf, doch gibt sie nie eine einzige Antwort.“


    Plötzlich verblasste das Lächeln aus Dimicus und er ließ seinen Blick zu den Gestalten vor sich nach oben schnellen. „Auf dem Grund muss sie über Regeln hinweg stehen bleiben. Gebt mir die Möglichkeit sie in die Welt hinauszutragen. Nicht ich töte - sondern meine Kunst.“

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  • Die vier Anwesenden behielten Dimicus bei seinem Lauf im Auge, so wie sie es die ganze Zeit über getan hatten. Was sie dachten sah man ihren Gesichtern nicht an. Das des Orks war misstrauisch oder grimmig, das des Rakshaners war wachsam.


    Das Gesicht der Frau war kaum zu lesen, da ihre Miene ausdruckslos blieb und die Farbe ihr Übriges dazu beitrug um die Mimik zu verbergen. Ebenso konnte man nicht im Gesicht des Magiers lesen, da seine Miene absolute Neutralität ausstrahlte.


    Der Blick der Frau heftete sich an das Rinnsal Blut, ehe sie dem Rosendämon ins Gesicht schaute. Sie schienen aneinander vorbei zu reden. Was immer der Mann vorher gemeint hatte, es stand scheinbar doch keine Verweigerungshaltung dahinter, wie Dave und sie alle vermutet hatten.


    „Nun die Worte lassen auf eine andere Einstellung schließen als Deine ersten. Wir denken nichts weiter von Dir, wir haben im Moment nur Deine Worte an denen wir Dich messen können. Und bis eben klang es ehr so, als wärst Du nicht bereit jeden Auftrag zu übernehmen.


    Sollte es Dir nur um das Wie der Ausführung gehen, anstatt um die Ausführung selbst, darüber lässt sich reden und damit steht einer Aufnahme Deiner Person auch nichts im Weg. Aufträge die eine Vorgabe haben, wirst Du als Welpe noch nicht zugeteilt bekommen.


    Es freut mich zu hören, dass Du Aufträge nicht verweigern würdest. Natürlich bieten sie Dir die Möglichkeit Deiner Kunst nachzugehen. Es gibt dabei allerdings etwas zu beachten. Erstens die Familie geht stets vor und darf nicht gefährdet werden. Und natürlich, dass das Ziel fallen muss. Besteht allerdings die Gefahr, dass Du auffliegst, erwischt wirst oder dass man Dich dingfest machen könnte – dann hast Du den Auftrag abzubrechen. Aber das muss ich Dir sicher nicht erläutern.


    Eigensicherung ist Familiensicherung. Das Ziel kann man zu einem späteren Zeitpunkt erneut ins Visier nehmen und entsprechend besuchen. Aus diesem Grund ist auch die Fluchtwegsicherung das A und O. Aufgelauert ist schnell, der Streich geführt ebenso, aber den Ort des Geschehens ungesehen und unbeschadet zu verlassen ist das Wichtigste an einem Auftrag. Ein toter Bruder nützt niemandem etwas. Und einer mit loser Zunge aus Angst um seinen Hals noch weniger.


    Aber was ich hörte lässt darauf schließen, dass Du weder da eine noch das andere bist. Unser Magier wird sich mit Dir verbinden. Passt Du zur Gruppe, bist Du herzlich bei uns aufgenommen“, sagte Aino.


    Dave nickte knapp und zustimmend, während Aino das Zimmer verließ. Zurück blieben der Rakshaner, der Ork und selbstverständlich der Magier.


    Dave nahm ebenfalls auf dem Bett Platz und musterte den Rosendämon.


    „Denk einfach an nichts und bleib ganz locker, dann verspürst Du auch keine Schmerzen während des Auslesens. Bereit?“, hakte Dave nach.

  • Wortlos ließ Dimicus die Belehrung der kahlköpfigen Frau über sich ergehen und nickte schlichtweg stumm als Antwort auf ihre Worte. Für einen Moment hatte er eine Antwort auf der Zunge, einen Monolog um ihre Betonung des Offensichtlichen in Frage zu stellen. Doch für ihn hatte diese Diskussion bereits zu lang gewährt und erst recht war sie für beide Seiten wohl recht anstrengend gewesen. Umso erleichterter war Dimicus schließlich, als die Frau ging und nur noch die Männer im Raum blieben.


    Eindeutig bevorzugte er die Stille als sein engster Partner. Diese Menschen redeten zu viel und handelten zu wenig. Die Kopfschmerzen setzten ihn immer mehr zu und er brauchte dringend Ruhe. Es war also Zeit, das gesamte Prozedere hinter sich zu bringen und sich ausruhen zu können.


    Seine Augen fixierten im nächsten Moment den Magier, der sich zu ihm auf das Bett setzte. An nichts denken und sich locker machen. Was dachte er? Dimicus war noch in diesem Augenblick ein Gefangener. Allerdings war er es nicht anders gewohnt und kam der Forderung nach. Stärkere Kopfschmerzen konnte er wirklich nicht gebrauchen. Besser ließ er den Magier seine Magie wirken, die wohl zur Gattung der Geistmagie gehörte. Dimicus hatte bereits darüber gelesen. Gesehen hatte er es jedoch noch nie.


    Es käme dem Zustand einer Trance nahe, jedoch ohne Hypnose und ein gesprochenes Wort. Was es genau machte und wie es wirkte – das sollte Dimicus jetzt am eigenen Leib erfahren. Tief atmete er durch und schloss die Augen, der Körper neben ihm deutlich zu spüren. Dann begann es. Ein unangenehmes Gefühl begann sich durch seinen Schläfen in das Innere seines Kopfes zu bohren. Dann wurde es bizarr.


    Seine Gedanken in seinem Kopf hallten wieder, versuchten sich zu wehren, doch Dimicus zähmte sie. Umso mehr die Stille seiner Gedanken einkehrte, desto deutlicher wurde die Präsenz in seinem Kopf. Etwas begann in seinem Kopf umherzuschleichen. Das musste der Magier sein. Augenblicklich verschloss Dimicus die Türen zu seinem innersten Kern und seiner Persönlichkeit. Mit höchster Willenskraft blockierte er sie, doch der Rest sollte frei bleiben. Sollte er suchen.

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  • Dave musterte den Rosendämon. Der Mann sprach das eine und handelte dann völlig entgegen gesetzt. Dave zweifelte daran, dass der Rosendämon für sie die richtige Wahl war, er sollte es in der Politik versuchen. Dort war es nicht nur erwünscht, sondern Gang und Gäbe das eine zu behaupten, das andere zu meinen und zu guter Letzt auch noch völlig anders zu handeln.


    Dave hatte keine Lust auf einen mentalen Kampf in dem er einen halbbesoffenen Verstand niederringen musste. Er hatte in seinem Leben schon weitaus schrecklichere Dinge gesehen und erlebt, als das was die meisten hinter ihrer Tür der Scham verborgen halten wollten.


    Das meiste war lächerlich und klein gegen das Grauen, dass er kannte. Allerdings nicht alles, es gab auch Personen die man besser nicht auslas, den sie waren das Grauen selbst. Bei dem Gedanken daran, schossen so einige Gesichter durch Daves Erinnerung. Und eines davon war gelb.


    Sollte er den Verstand niederringen? Dave dachte einen Moment darüber nach. In solchen Momenten fühlte er sich wie ein Priester wider Willen. Rang er solche Personen nieder, wurde ihm dieses Wissen per Widerwillen vor die Füße gekotzt.


    Ich habe mal meine Schwester bestohlen.
    Ich war meiner Frau untreu.
    Ich habe einen Freund hilflos zurück gelassen.


    Von Selbstverleugnung, Untreue, Puffbesuchen, sexuelle Neigungen, Diebstählen, unerlaubten Handlungen und und und... alles fand sich hinter den Türen der Scham.


    Und das seltsam traurig wie belustigende war, es ging diesen Personen die etwas verbargen immer nur um sich selbst. Was sie falsch gemacht hatten, durfte niemand sehen, damit ihr Bild nicht ins Wanken geriet. Selten nur in einigen Ausnahmefällen, verbarg eine Person ein Wissen so vehement dass eine andere Person schützte.


    Dave beschloss, dass er nicht in der Stimmung war einen halbbesoffenen Verstand niederzukämpfen, nur um dessen Abgründe zu erfahren. Er zog seine Gedanken in sich selbst zurück und verharrte kurz einen Moment.


    "Verschweigen ist Lügen. Du verschweigst und blockierst Erinnerungen. Auf Spielchen wie auf einen Mentalkampf habe ich heute keine Lust. Nur um dann am Ende zu erfahren, dass Du mal Deine Schwester in eine Dornenhecke geschubst hast oder jemanden die Süßigkeit gestohlen hast. Die Zeit kann ich sinnvoller nutzen.


    Ich kehre morgen zurück, sobald Du ausgenüchtert bist. Solltest Du dann bereit sein, Deinen eigenen Worten entsprechende Taten folgen zu lassen sehen wir weiter. Falls nicht, es kann auch gerne einer meiner beiden Berater den Zungenlockerer geben.


    Ach und nur nebenbei erwähnt, ich habe schon Dinge jenseits von Gut und Böse gesehen, von denen Du keine Ahnung haben wirst. Also entweder lässt Du Dich auslesen oder nicht... Wir werden sehen", antwortete Dave.


    Der Magier stand auf, strich seine Robe glatt und wandte sich zum Gehen. Neben dem Ork und dem Rakshaner blieb er noch einen Moment stehen.


    "Sein besoffener Verstand bekommt heute nur Wasser. Falls er morgen nicht kooperiert gehört er Dir", erklärte Dave dem Ork mit müder Stimme, ehe er den Raum verließ.

  • Dieser Geistmagier schaffte es mit jedem einzelnen Wort, Dimicus weiter zu erzürnen. Nicht nur, dass die Situation an sich schon schlimm genug für ihn wäre, nein, er musste sich noch Dinge unterstellen lassen. Handlungen die er nicht einmal getan oder wirklich bewusst ausgeführt hat. Missmutig blickte er dem Magier hinterher, als er sich erhob und seine Rede beendete. Vermutlich drohte er ihm nebenbei noch Folter an. Zungenlockerer, dass Dimicus nicht zu lachen begann.


    „Wie wäre es mit Nachfragen, werter Herr Magier?“, rief Dimicus zur Tür hinaus, so dass er sich sicher sein konnte, dass der Robenträger es hören musste. „Egal was Ihr gesucht habt, ich habe Euch nicht bewusst den Zugang darauf verwehrt. Ich beobachtete Euch, wie Ihr durch meine Gedanken gingt und die Tür betreten wolltet, zu der nicht einmal ich einen Zugang besitze. Denkt Ihr wirklich, ich verstecke irgendwelche Kinkerlitzchen wie ein inzestuösen Geschlechtsverkehr oder banale Verbrechen?“


    Die Männer vor der Tür schienen nicht wegzugehen, also bewirkte Dimicus wohl etwas mit seinen Worten. „Weder bin ich betrunken noch verweigere ich Euch meinen Kopf. Doch wie soll ich Euch Zugang zu einer Tür gewähren, deren Schlüssel nicht einmal ich besitze. Habt Ihr darüber bereits nachgedacht, bevor Ihr Eure Worte formuliert habt?“ Natürlich wusste Dimicus, dass er mit diesen Worten arg provozieren oder gar eine gewalttätige Reaktion hervorrufen könnte. Das Risiko um diese Beleidigungen zu quittieren war es ihm wert.


    Selten wurde Dimicus so provoziert und erzürnt, wie es die vergangene halbe Stunde der Fall war. Zu der Verteidigung dieser Männer und Frau musste man allerdings sagen, dass sie noch nichts seiner wundervollen Kunst hatten sehen können. Natürlich konnten sie sein Genie noch nicht zu schätzen lernen. Ihnen würde er es noch beweisen. Dieses Versprechen konnte er ihnen geben. Dann wenn er seine Ausrüstung zurück hatte, konnte seine eigentliche Vorstellung beginnen.


    Im nächsten Moment atmete Dimicus tief durch. Es brachte nichts, sich weiter darüber aufzuregen. Letzten Endes konnte er nur auf eine Reaktion der Gildenmeister abwarten und auf einen Funken Vernunft in diesen kulturfreien Köpfen hoffen. Das Drama würde sich wohl noch über den gesamten Tag ziehen, so hatte Dimicus das Gefühl. Hoffentlich war dem nicht so, schließlich hatte auch er noch Dinge zu erledigen.

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  • Dave kehrte um und musterte den Rosendämon. Er blieb wie fast immer ruhig.


    „Ob Du Deine Familie mehr liebst, als dieser gut tut, oder ob Du mit Deiner eigenen Schwester verheiratet bist ist für mich ein Kinkerlitzchen – völlig bedeutungslos. Sollte sich also so etwas nicht hinter der Tür verbergen, kann es sich ja nur um etwas Schwerwiegendes handeln. Korrekt?


    Wie schwerwiegend ist die Frage.
    So schwerwiegend dass Du nicht für die Gruppe tragbar bist?


    Wir hatten bereits ein Mitglied hier, mit vielen verschlossenen Türen. Er war geisteskrank. Genial auf seine Art, dennoch geisteskrank und somit eine Gefahr für die Familie.


    Nachfragen? Auf schlichte verbale Fragen, erfolgen schlichte verbale Lügen.


    Hinter verschlossenen Türen, für die man scheinbar selbst nicht mal den Schlüssel besitzt, verbirgt sich ab und an ein Abgrund. Wieso sollte ich diese Tür für Dich öffnen? Um für Dich hinein zu stürzen? Vergiss die letzte Anmerkung, zu kryptisch und nicht auf Dich bezogen.


    Der Schlüssel ist irgendwo vorhanden, Du hast dieses Wissen irgendwann von dem Rest Deiner Gedanken abgekoppelt, um Dich nicht bewusst erinnern zu müssen. Du hast entweder Deine Persönlichkeit zersplittert oder sogar gespalten.


    Wer weiß wozu?
    Um etwas ertragen zu können… um etwas überleben zu können… um fliehen zu können… irgendwo dort liegt die Antwort. Aber keiner hier möchte sie mitten im einem Gefecht herausfinden, wo es vielleicht um Leben und Tod geht und Du urplötzlich aus einer uralten Erinnerung heraus handlungsunfähig wirst, weil Du schlagartig nicht mehr auf dem Schlachtfeld stehst, sondern Zuhause im Bad, oder im Schlafzimmer, oder im Behandlungsraum und Du Dinge siehst, die man Dir vor Jahren oder Jahrzehnten angetan hat…


    Niemand benötigt das.


    Falls Du tatsächlich keinen Schlüssel zu dieser Tür hast, wie Du behauptest, werde ich einen anderen sicheren Weg hineinfinden. Ein Kollege wird Dir ein Wahrheitsserum verabreichen, eine Droge die sämtliche geistigen Barrieren niederreißt und sämtliche Erinnerungen in Deinen Geist flutet.


    Dann wirst Du Dich erinnern. Vielleicht sehen wir beide dann wirklich nur Kinkerlitzchen, oder wir blicken in den Abgrund. Wer weiß?


    Verdrängen ist eine Gnade die man sich nur selbst schenken kann Dämon.
    Also wer außer Du selbst sollte etwas in Deinem Kopf versteckt haben?


    Das kann niemand, nur Du. Die Frage ist nur ob Du es bewusst, oder unbewusst getan hast. Das ist die ausschlaggebende Frage.


    Ach und nebenbei, Du warst besoffen und Du bist am ausnüchtern, daher auch Dein Schädel wie ein Rathaus. Wäre ich grausam würde ich etwas zu Deiner geistigen Erbauung singen… und zwar in den schrägsten Tönen“, schmunzelte Dave.

  • Allein schon bei den zahlreichen Worten die der Magier von sich gab, musste Dimicus sich eingestehen nicht mehr zuhören zu wollen. Schon die Drohung, dass der Geistmagier singen würde, um Dimicus Kopfschmerzen nur noch schlimmer zu machen, war eine pure Androhung von Gewalt. Dimicus würde töten, damit diese heftigen Kopfschmerzen nachließen. Daher ließ er die Worte einfach über sich ergehen und provozierte erst gar nicht den Gesang des Magiers.


    „Bringen wir es einfach hinter uns, auch wenn ich es für keine gute Idee halte“, antwortete Dimicus trocken und nickte dem Magier hinzu. Im nächsten Moment wurde ihnen auch schon das entsprechende Elixier gebracht, in einer auffällig grünen Flasche mit kryptischer Aufschrift. Etwas argwöhnisch betrachtete Dimicus dieses alchemistische Gemisch, machte sich aber keine weiteren Gedanken und stürzte das Gesöff hinunter.


    Was dann folgte, war für Dimicus nur ein Beobachten der Situation.


    Als die bittere Flüssigkeit seinen Hals hinabrann, wurde ihm sofort schwindelig. Sein Körpergefühl wurde stumpf. Kaum noch spürte er das Bett unter sich, geschweige denn wie sich die Luft um seinen Körper anfühlte. Der Atem Dimicus' wurde immer ruhiger, sein Herzschlag niedriger, jeder dieser Dinge für ihn gut hörbar. Dann schlossen sich seine Augen und im nächsten Moment fand er sich im Gang wieder, den der Geistmagier zuvor schon erkundet hatte.


    Doch jene Tür die zuvor verschlossen war, war nun ein Stück weit offen und Dimicus stand mit dem Geistmagier direkt davor. „Ich weiß es ist Teil Eurer Prüfung, doch ich warte Euch wahrlich davon ab, dort hinein zu gehen. Selbst ich weiß nicht, was dort verborgen liegt. Es kommt nur dann heraus, wenn ich einen Auftrag erledigt habe. Kurz darauf entsteht immer ein Meisterwerk.“


    Ein Musikstück aus Violinen und eines Chorgesangs schlängelte sich aus dem Türspalt hervor, umschmeichelte die Ohren Dimicus', doch jagte ihm sogleich eine Gänsehaut über den Rücken. Mit einem Kopfschütteln trat er beiseite und öffnete die Tür zur Gänze für den Magier. Er musste wissen, was er tat.


    Denn als er eintrat, wurde er von anfänglicher Schwärze empfangen. Kein einziges Licht brannte und der Raum schien in eine unendliche Leere überzugehen. Wie aus dem Nichts ertönte ein Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen.. Der Magier schritt weiter und nach einigen Meter weiter weg von der Tür entflammte eine riesige Flamme hoch über seinem Kopf. Sie tauchte die Halle in ein rötliches Licht.


    Um ihn herum tauchten Bilder auf, rot wie Blut und mit grotesken Motiven. Keine Wände trugen sie, sondern Rosenranken, die aus dem Boden hervorzukriechen schienen. Ruhende Körper unterschiedlicher Menschen waren auf ihnen abgebildet. Doch eines hatten sie alle gemeinsam: Aus ihren Körpern sprossen unzählige Rosen und rankten sich um sie. Das Summen wurde lauter, der Atem wiegte ruhig im roten Licht des Raumes.


    „Das ist kein Ort für Euch, Fremder“, hallte es in einem tiefen Grollen durch den gesamten Raum. Der rote Lichtschein fiel auf ein Podest vor dem Magier, keine zehn Meter entfernt. Auf ihm stand neben einer Staffelei eine Gestalt. So groß und breit wie Dimicus, doch ihr Gewand war ein gänzlich Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen..


    Der Maskierte tat einige Schritte, wobei jeder durch den gesamten Raum hallte. Seine Hände griffen unter den Umhang und zogen zwei Dolche hervor, von deren Blut noch immer das Blut anderer Opfer tropfte. „Doch wo ihr schon einmal hier seid“, begann der Mann zu sprechen. „So kann ich Euch über Euren Tod hinaus heben.“


    Die Ranken um Dave begann sich zu winden und schlängelten sich langsam zu ihm. Plötzlich hielt der Mann aber inne, die Ranken stoppten. „Doch sagt mir, wie seid Ihr hierhergekommen? Meine Werke, sie entstehen nur nach dem letzten Akt des Lebens – dem Tod. Ihr wurdet nicht getötet und doch steht Ihr vor mir. Ihr scheint Schönheit zu suchen. Es ist eine Ehre, Euch hier begrüßen zu dürfen. Meine Aufgabe ist die der Perfektion. Der letzte Zusammenhalt, den ich mir erdenken kann. Auf den Tode folgt die Komposition, mit der ich auch den letzten Akt zu etwas Wertvollem mache. Stellt Euch vor, wie viele tote Körper abgeschlachtet dort draußen herumliegen und nie ihrer wahren Schönheit erfahren. Zumindest zeigen meine Werke die eines wahren Künstlers.“


    Der Rosendämon schritt auf den Magier weiter zu und blieb schließlich einige Schritt entfernt von ihm stehen. „Ihr solltet gehen – um Eurer Seelenwillen. Viele sind hier verewigt und jeder von ihnen ist der Stille verfallen. Ihr seid kein Teil von Ihnen und müsst es auch nicht werden. Geht einfach. Durchsucht alles was Ihr braucht, doch nehmt diesem Geist nicht den Schutz, den er braucht. Durch mich. Ich verspreche Euch, nicht gegen Euch zu agieren, doch dafür müsst ihr jetzt gehen. Ihr dürft hier nicht länger verweilen.“

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  • Dave bündelte seine Gedanken und schaute sich um. Nachdem der Rosendämon das Wahrheitsserum getrunken hatte, war der Einlass in seine verschlossene Gedankenwelt kein Problem mehr. Sein Bewusstsein erschien neben Dave und klärte ihn darüber auf, dass es keine gute Idee sei, hinter die Tür zu blicken.


    Jene Tür, die vorher für den Dämon scheinbar nicht zu öffnen war, stand nun einen spaltbreit offen. Dave passierte die Tür und trat in absolute Dunkelheit. Er wusste dass er nicht allein war, denn in dieser Finsternis hörte er ein Atmen.


    Dies war kein realer Ort, dies war keine reale Zeit. Es war ein Ausschnitt aus einer Seele. Ein Abschnitt, ein Bruchstück, ein beiseitegeschobener und gut verborgener Abgrund dem der Besitzer seinen eigenen Ansprich verliehen hatte.


    Er schritt weiter, groteske Bilder gehalten von Rosenranken schmückten diesen Ort. Dave fühlte sich an Jozos Verstand erinnert. Dunkel, düster mit einem Herrscher auf einem Thron aus Leichen. Nur waren diese Toten durch Blumen verschönert, während Jozos Leichen durch makabere Schnitte verunstaltet waren.


    Aber der gedankliche Hintergrund, unabhängig der seelischen Deko, war der gleiche. Dieser Verstand war krank. Entweder seit Geburt an, wie der gelbe Goblin oder etwas hatte ihn aus der Bahn geworfen.


    Eine unbekannte Person stand neben eine Staffelei, aber es war optisch nicht die Person, die als Rosendämon zu Gast in ihrem Haus war. Es war ein fremder Geist, der in diesem Abschnitt der Seele wohnte oder sich eingenistet hatte.


    Dave musterte die Gestalt ohne seine eigenen Gedanken preiszugeben. Er war hier um etwas über den Rosendämon zu lernen, diesen auszulesen.


    Dave wusste als Magier und aus eigener, leidlicher Erfahrung, dass der der Körper wirklich nur eine Behausung war, für den Geist, der in ihm lebte. Und als Magier war es ihm möglich, seinen Geist bewusst vom Körper zu trennen. Aber diese Fähigkeit hatte er einst noch unter ganz anderen Umständen genutzt. Dann wenn seinem Körper unendliche Qualen zugefügt wurden und er ihn als abgelegte Hülle einfach für diese Zeit zurück ließ.


    Seine Feinde hatten ihn einst dazu gebracht sich aus Angst und Schmerz selbst in Stücke zu zerschmetternd.
    Erst Varmikan hatte ihn wieder zusammen gesetzt. Er hatte ihm gezeigt, dass auch etwas Repariertes Zuneigung verdiente. Vielleicht gerade jene Dinge, die man selbst repariert hatte.


    Er stand hier in alten Erinnerungen des Rosendämons, Erinnerungen von jener Sorte, die sich verdrängen, verbannen, aber niemals löschen ließen. Dies hier war der verdrängte Bereich des Rosendämons.


    Das Prinzip Verdrängung funktionierte bei ihm selbst nicht mehr. Wohin sollte er in seinem Kopf noch was verdrängen? Überall in seinem Schädel war der widerlichste Mist verdrängt und hin gestopft worden von ihm. Er wollte, konnte und durfte es nicht sehen, wenn er geistig auf der Höhe bleiben wollte. Es gab keine Lücke, wohin er noch etwas hätte stopfen konnte.


    Aber die Person, die vor ihm stand, war keine einfache verdrängte Erinnerung. Es war auch kein kleiner Seelensplitter, in dem der Rosendämon seine tiefsten Wünsche verborgen gehalten hatte.


    Es war eine gespaltene Person, ein eigenes Bewusstsein, ein eigener Geist, der diesem Körper innewohnte. Dave wusste, wenn etwas eine ganze Persönlichkeit dazu brachte, in ihre Einzelteile zu zerfallen, dann musste dieses Vorkommnis unvorstellbar grauenvoll gewesen sein.


    Dave hatte zwar oft mit seinem Geist seinen Körper verlassen und das aus gutem Grund, aber gleichgültig wie nah er an den Abgrund gebracht wurde, er hatte es immer geschafft seine seelischen Einzelteile irgendwie zusammenzuhalten. Er erinnerte sich an seinen Anker... seine Hände die in struppiges Fell griffen. Das Wesen dass ihm Halt bot in seiner persönlichen Hölle war groß, grau, mit einer nassen, schwarzen Nase. Vermutlich nur dank ihm, war er nicht zerfallen, hatten es die anderen nicht geschafft ihn in seine Einzelteile zu zerlegen.


    Dave beobachtete das Schauspiel der Ranken und das Gebärden der Gestalt. Für einen kurzen Moment sah man Mitleid in den Augen des Magiers.


    "Nein ich suche keine Schönheit, nicht in diesem Sinn. Ich suchte und fand die Wahrheit über diese Seele Wächter. Nicht mehr, nicht weniger. Deine Anwesenheit ist Erklärung genug, ich verstehe. Du bist zu seinem Schutz hier, nicht um von Dir aus anderen zu schaden. Ich raube diesem Geist nicht seinen Schutz, das würde ich mir nicht anmaßen. Ich soll zu meinem eigenen Schutz gehen? Gut, ich gehe", antwortete Dave und nickte der Gestalt knapp, aber freundlich zu.


    Der Naridier verharrte noch einige Sekunden an Ort und Stelle, dann war er für den Rosendämon verschwunden, da er die Verbindung zu dessen Geist gekappt hatte.


    Dave benötigte einen Moment um sich wieder in der Physis zurecht zu finden. Er musterte Dimicus mit nicht zu deutendem Gesichtsausdruck, ehe er ihm ein kurzes, aufmunterndes Schmunzeln schenkte.


    "Schlaf Dich aus", sagte Dave leise.


    Er gab dem Rakshaner und dem Ork ein Zeichen, daraufhin verließen die drei Männer den Raum und ließen Dimicus mit sich und seinen Gedanken allein zurück.