Aus dem Wald in den Großstadt-Dschungel

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    Die Reise von Morasa, Varmikan und Dave hatte einige Zeit in Anspruch genommen, aber endlich waren sie wieder in Shohiro. Der Abend dämmerte und die Nacht zog auf.


    Ein bunter Mischmasch an Völkern und Mischlingen bevölkerte immer noch die Straßen.


    Wie der Frostalb wusste, nahm der Strom der Passanten auch zu dieser Zeit in Shohiro nicht ab. Die Stadt pulsierte vor Leben, sie schlief niemals, es wechselte nur die Schicht, der Schwärmer. Tag- und Nachtfalter, mit den Tieren konnte man die Bewohner Shohiros wohl am Besten vergleichen.


    Die meisten Passanten warfen ihnen kurz einen Blick zu. Aber sie schenkten weder Dave noch Morasa besondere Beachtung, sondern Varmikan war Ziel des zweiten Blicks.


    Ein Frostalb sah man auch nicht alle Tage im Trubel Shohiros. Zudem war Varmikan so blass, dass er in der Dunkelheit zu leuchten schien. Seine Blässe gab ihm den Anschein von etwas, dass man gegen seinen Willen aus der Dunkelheit gezerrt hatte. Die aufziehende Nacht schien ihn mit diesem Umstand allerdings wieder zu versöhnen.


    An dem Waldalben störte sich niemand. Ob freier Mann oder Eigentum von Varmikan, den Leuten war es gleich. Den Menschen in Shohiro war fast alles gleich, mit einigen Ausnahmen, dem persönlichen Wohlbefinden und natürlich auch Geld.


    Dave und Varmikan freuten sich wieder zurück Zuhause zu sein. Sie ritten durch breite Straßen, vorbei an Verkaufsständen, dann durch schmale Gassen im Geleitschutz der beiden großen Hunde.


    Morasa saß hinter Varmikan auf Choco, dem schweren Ross des Frostalben. Sie ritten weiter, bis man einen nahen Bach hörte. Allerdings ritten sie nicht weiter darauf zu, sondern hielten vor der Mauer eines alten Fachwerkhauses.


    Dave stieg kurz ab, öffnete das Tor und ließ den Tross bestehend aus Varmikan, Morasa und den beiden Hunden passieren. Dann folgte er selbst mit Rulrot und verschloss das Tor wieder sorgfältig.


    Das Haus machte schon von außen einen gemütlichen und einladenden Eindruck. Das spitz-zulaufende Dach, die Bleiglasfenster, die dicken dunklen Balken die sich kontrastreich von hellen Putz der Fassade abhoben. Eingefasst von einer hohen Mauer, bot es zudem Sicherheit vor unerwartetem Besuch, wie vor Gefahren jeder Art. Irgendwie hatte das Haus die Optik eines kleinen Bollwerks.


    Dave und Varmikan ritten ein Stück weiter, stellten die Pferde im Stall ab und machten sich dann gemeinsam mit Morasa auf den Weg ins Haus.


    Der Naridier schloss die Tür auf und ließ Varmikan und Morasa den Vortritt.


    "Willkommen im Haus der Geister", sagte Dave freundlich.
    "Setzen wir uns ins Wohnzimmer, folg mir einfach. Dort können wir uns gerne unterhalten", bot Varmikan Morasa an.


    "Ich trommele die anderen zusammen um Dich vorzustellen Morasa", grinste Dave und verschwand im Haus.

  • Der Frostalb führte Morasa in ihr Wohnzimmer und deutete ihm freundlich an, sich zu setzten. Varmikan kramte eine Dose Kekse aus dem Wohnzimmerschrank und stellte sie auf den Tisch.


    "Bedien Dich Morasa", sagte Varmi und nahm sich direkt auch einen Keks.


    "Da Dave gerade unterwegs ist die Zunft zusammen zu treiben, fange ich schon mal mit den Formalitäten an. Die Leitung der Geister hat Aino inne. Sie ist der Boss der Geister. Eine Menschenfrau, eine Almanin. Gemeinsam mit Dave, den Du schon kennengelernt hast, und Pavo - einem alten Goblin führt sie die Geister an. Die drei werden das Tribunal genannt.


    Aino ist wie gesagt der Boss. Dave ist ihre rechte Hand und Pavo ist ihr Berater.


    Folgende Zunftgeschwister gehören den Geistern an.
    Urako, das ist ein Tiefling, mein bester Kumpel und von Gasmi der Mann.
    Gasmi gehört ebenfalls unserer Zunft an, ist ein Düsterling und ein sehr guter Kämpfer.
    Jeelen, ein Goblin und ebenfalls ein sehr guter Kämpfer. Er kann auch Spurenlesen.
    Dann haben wir da noch Lydia, eine Zwergin und Waffenschmiedin.
    Seddik einen großen weißen Ork, der Mann fürs Grobe und Daves Wächter, wenn mein Mann in Trance ist während seiner Tätigkeit.


    Und zu guter Letzt Anwolf, genannt Wolfi. Daves Neffe und Azubi. Lass Dich von dem Kerl nicht verarschen. Er zockt Leute gerne zum Spaß ab, oder drückt ihnen mal eben Aufgaben aufs Auge, die sie gar nicht erledigen müssen. Wolfi hat einen sehr schrägen Sinn für Humor.


    Dann sind hier noch zwei Centauren, aber ich weiß gar nicht ob sie zu uns gehören oder nicht. Das hat mir bis jetzt noch keiner verraten. Weißt Du, so langsam kommt mir da der Verdacht, dass geht allen so wie mir und die zwei schnorren sich hier durch, ohne dass jemand mal nachfragt. Aber wen schert´s?


    Du hattest in der Gaststätte gefragt, ob das Daves Hunde sind. Ja das sind sie. Der graue Riese heißt Fedor und der braune heißt Brownie. Wie der Schokokuchen", grinste Varmikan.


    "Ich weiß nicht wie Du zu Tieren stehst als Jäger. Siehst Du sie generell nur als Beute, oder auch als Mitgeschöpf? Ich habe Tiere hauptsächlich nur als Nahrung gesehen. Bis Dave mir Choco geschenkt hat, das ist mein Pferd. Ich kümmere mich jeden Tag mehrfach um ihn und das macht echt Spaß, kann ich Dir sagen.


    Ach und ehe ich es vergesse, draußen im Hof lebt auch noch ein Huhn. Es heißt Agathe und gehört ebenfalls Dave. Ich habe es ihm geschenkt, da er sich ein Huhn gewünscht hat. Also wenn Dir Deine Gesundheit und Dein Leben lieb ist, achtest Du auch das Leben von Agathe! Du erkennst sie sofort, sie ist schwarz und hat einen weißen Hintern", erklärte Varmikan und aß noch einen Keks.


    "Was den Ork im Schluckspecht anging, den kannten wir nicht. Der Bursche gehörte nicht zu uns. Dave wollte Informationen über Jozo ziehen, aus dem Grund hat er ein Gespräch mit den Orks angefangen. Mit dem dürren Burschen konnte man ganz nett reden und so einiges über Orks in Erfahrung bringen. Wer weiß wozu dass einmal nützlich ist?


    Wie steht es mit Dir?
    Hast Du einen Partner oder eine Partnerin?
    Hast Du irgendwelchen Anhang von dem wir wissen sollten?
    Irgendwelche Hobbys, mit Ausnahme der Jagd?
    Das Du tauglich bist und zu den Geistern passt, hat mein Mann bestätigt.


    Aber wer bist Du?
    Ich würde gerne was aus Deinem Mund hören. Nur zu",
    forderte Varmikan Morasa auf.

  • Morasa

    reiste mit Varmikan und Dave ab. Mo verabschiedete sich nicht von den zwei Frauen. Von so etwas würden sich seine zwei Begleiter nicht beeindrucken lassen, er würde sich lächerlich machen und Schwäche zeigen. Varmikan nahm ihn mit auf seinen Pferd. Es war riesig und schwer wie ein Schlachtross. Morasa war sonst zu Fuss unterwegs. Auf dem Pferd zu reiten war angenehm.
    Die Stadt in der sie ankamen, war gross und überlaufen. So viele Leute auf einem Haufen war Mo nicht gewöhnt. Ein buntes Durcheinander von Stimmen, Völkern und Farben die seine Nerven überanstrengten. Dabei war es schon fast Nacht. Er war froh, dass Varmikan vor ihm sass. Manche Leute schauten ihnen hinterher, aber ihr Blick meinte nicht ihn, sondern den Frostalb. Morasa überprüfte diese Blicke schnell, ob eine Gefahr darin lag, sonst hätte er mit einen Pfeil geantwortet. Die Reise endete vor einem riesigen, steinernen Haus. Die Mauer drumherum sah massiv aus. Dave liess sie durch das Tor hinein und als sie die Pferde abgestellt hatten, gingen sie gemeinsam ins Haus. Morasa folgte Dave und Varmikan wortlos. Hier war seine neue Gilde und sein Zuhause. Morasa wollte gerne mit Dave sprechen, aber der Magier verabschiedete sich um die Gilde zu holen.
    Varmikan bat ihn ins Wohnzimmer, also ging der Waldalb hinter dem Frostalb hinterher. Sie setzten sich und Varmikan stellte Kekse für sie hin. Er ass gleich los, was Morasa leicht lächeln liess. Der Frostalb schien eine Menge Hunger zu haben. Vorhin im Schluckspecht hatte er auch gegessen, als wollte er einen neuen Rekord aufstellen. Morasa nahm sich einen Keks und ass ihn. Er war lecker, drum nahm er sich gleich eine Handvoll von Keksen und ass sie langsam auf.
    Varmikan schwatzte mit guter Laune los und erzählte ihm, wer alles zu der Gilde gehörte. Eine Almanin mit dem Name Aino war der Boss, Dave war ihre rechte Hand und ein Goblin mit dem Name Pavo war der Berater. Die drei bildeten die Führung und nannten sich das Tribunal. Dann zählte Varmikan die anderen Mitglieder auf. Morasa versuchte sich gut zu merken, wer alles Mitglied der Gilde war. Seinen eigenen Posten hatte Varmikan nicht genannt. Morasa war gespannt auf die anderen Mitglieder. Sogar ein Familienmitglied von Dave arbeitete in der Gilde. Sein Neffe Anwolf und man sollte ihm besser nicht trauen, riet ihm Varmikan. Morasa beschloss, sich den Kameraden selber anzugucken, bevor er ein Urteil über den Menschen fällte. Das sich zwei Centauren heimlich bei der Gilde eingenistet hatte, fand Morasa lustig. Centauren waren nicht klein, wie konnte man die Pferdemenschen übersehen? Er grinste heiter und ass noch einen Keks.

    „Frag die Pferdemenschen doch einfach. Wenn sie nicht zu uns gehören kann man aus ihrem Fleisch guten Sauerbraten machen“.
    Morasa grinste und bliess sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

    „Jäger achten Wild, die meisten glauben dass natürlich nicht, weil wir manches Wild töten. Jäger sind nicht nur Alben, dazu zählen genauso die Raubtiere. Denen wirft man nicht vor, Wild zu jagen. Warum mir? Ich nehme mir nur meinen Anteil. Manches Wild ist besonders, es zu jagen ist eine Ehre und so lässt man ihn auch Ehre zu Teil werden. Man tötet es nicht sofort, sondern zeigt sich ihm. Damit es weiss, wer es geholt hat. Wer besser war in diesem Spiel. Die beste Jagd ist die einen anderen Jäger zu jagen. Je gefährlicher das Wild, je grösser der Erfolg und je wertvoller die Beute. Wenn mir so ein Wild entkommt, weil es auf der Jagd besser war als ich, jage ich es nicht erneut. Manches Wild dreht die Jagd um und der Jäger wird zum Gejagten. Dann muss ich besser sein, als mein Jäger. Es ist einfach, Fressen oder gefressen werden.
    Dein Pferd ist ein schönes Tier, genauso die Hunde von Deinen Menschen. Sie erinnern mich an Wölfe, dass gefällt mir gut. Wozu hat sich Dave ein Huhn gewünscht? Nein ich habe kein Anhang. Kein Partner, keine Partnerin, kein Anhang, kein Haustier und kein Hobby. Jedenfalls keine Hobbys wie die Menschen es verstehen. Ein Jäger ohne Jagd gibt es nicht Varmikan. Es geht nicht um das Töten, es geht um alles. Die Beute finden, sie aufspüren, sich so weit heranschleichen dass du sie erschiessen kannst. Oder so weit, dass du das Wild berühren kannst. Dann tötest du es, wenn du sein Fleisch, sein Fell oder seine Knochen brauchst. Wenn nicht, berührst du es nur. Das zu schaffen ist vielleicht mein Hobby. Wettrennen mache ich gerne. Wer ich bin? Frag deinen Mann. Ich zeige dir was, du hast mich in dein Haus eingeladen und vorher an deinen Tisch. Erschreck dich nicht“.

    Morasa setzte sich neben Varmikan auf einen Stuhl. Er wollte, dass der Frostalb genau sehen konnte, was er machte und sich nicht bedroht fühlte. Der Waldalb rief seine zweite Gestalt auf. Morasa schrumpfte, Fell wuchs über seinen Körper und auf einmal sass dort ein Baummarder wo vorher noch der Waldalb gesessen hatte. Mit dunkle Augen schaute er Varmikan an. Morasa sprang auf den Tisch, schnappte sich einen Keks und ass ihn schmatzend auf. Dann sprang er zurück auf den Stuhl und verwandelte sich wieder in den Waldalb den Varmikan aus der Spelunkte kannte.

    „Das bin ich“.

  • Varmikan hörte Morasa aufmerksam zu.


    „Tja für den einen ist die Jagd einfach ein Beruf. Für andere, wie für Dich, ist sie eine Lebenseinstellung. Ein Lichtalb würde Dir vermutlich vorhalten, dass Du ein Mörder bist und unschuldige Tiere jagst, wo Du Dich doch auch von Grünzeug ernähren kannst.


    Ein Frostalb hält Dir sowas nicht vor. Bei uns wächst nichts Grünes in der Art und Menge, dass wir uns davon ernähren könnten. Jeder der ein bisschen Grips zwischen seinen spitzen Ohren hat, weiß dass man auf die Jagd gehen muss um zu überleben.


    Gut bei uns macht das nicht jeder Alb persönlich. Dafür gibt es Versorger. Ihre Aufgabe ist es Nahrung heranzuschaffen.


    Jeder hat seine sie ihm zugedachte Aufgabe. Geführt und geleitet wird unser Volk vom Regent. Unsere Gesellschaft ist in Kasten eingeteilt. Die höchste Kaste ist die der Magier, der ich einst angehörte.


    Naja keinem verschütteten Schnaps hinterher heulen. Die zweite Kaste unter den Magiern sind die Handwerker. Darunter folgen die Krieger und zum Schluss, wie könnte es anders sein, dass Fußvolk.


    Magie – in Form von Geistmagie und Nekromantie, wie auch die Jagd haben einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft.


    Das mit der Jagd kann ich persönlich nicht nachempfinden, ich habe nie etwas jagen müssen. Also keine Nahrung, meine ich damit. Andere Personen schon, aber das unter meinem alten Volk unter altem Banner, wenn Du so möchtest.


    Das andere was unser Volk ausmacht ist großer Zusammenhalt und dass wir uns eigentlich wortlos verstehen.


    Kurzum normalerweise redet ein Frostalb nicht viel.
    Korrekterweise könntest Du jetzt aufführen, dass ich vermutlich nach meinem Mundwerk kein Frostalb wäre.


    Aber das ist den Umständen geschuldet und nicht mir persönlich Morasa.


    Fakten bedürfen keiner Worte, heißt es bei uns.
    Nur hier ist nichts Fakt, weil jeder grundsätzlich von seinen eigenen Gedanken ausgeht und nicht von seiner Wahrnehmung, oder der des Kollegen.


    Gut hier leben die meisten auch irgendwie autark für sich anstatt als feste Gruppe, die einen festen Zusammenhalt benötigt. Allein um zu überleben benötigen wir das Zusammengehörigkeitsgefühl.


    Wenn ich bei uns Zuhause in eine Richtung schaue, heißt das für alle die mich als Magier begleiten, da gibt es was zu sehen, schaut hin.


    Hier sind solche Gesten bedeutungslos.


    Du musst den Personen sagen, schaut mal nach rechts!
    Sonst schaut niemand dahin.
    Es sei denn aus reiner Neugier, rein zufällig.


    Wenn wir Zuhause etwas reparieren würden, sagen wir, wir beide zimmern etwas zusammen, und ich halte die Hand auf nachdem ich einen Nagel aufs Holz gesetzt habe, würdest Du mir als Artgenosse wortlos den Hammer reichen.


    Hier musst Du das Deinem Hiwi sagen, sonst wartest Du bis Du schwarz bist!


    Es sei denn, Du hast jemanden an Deiner Seite der Dich genauso versteht, oder ähnlich denkt.


    Mein Mann denkt ganz ähnlich. Zudem ist er Magier und wir können uns nonverbal über Gedanken unterhalten. Dass ist schon was ganz anderes als jemandem haargenau erklären zu müssen, was Du erwartest oder nun gerade möchtest.


    Genauso ist es mit Gefühlen. Die hat man und die hat man seinem Partner schließlich gesagt. Man zeigt sie täglich durch seine Fürsorge.
    Wenn Dave sagt, ich liebe Dich, erschrecke ich mich jedes Mal für einige Sekunden.


    Da denke ich dann für einen Augenblick noch im alten Schema. Warum sagt er mir das jetzt? Was hat er angestellt, dass er DAS erwähnen muss, was wir beide doch wissen?


    Er sagt es nicht, weil er etwas angestellt hat, er sagt es nicht um mich zu beschwichtigen oder sich herauszureden, er sagt es mir als Liebesbeweis.
    Als Demonstration seiner Liebe.


    Für mich ist das jedes Mal kurz ein Schock.
    Für ihn ist es ein Schock, wenn er es sagt und ich es nicht erwidere.


    Also sage ich ihm was ich fühle, damit er sich wohlfühlt. Immerhin ist er mein Mann und meine Aufgabe.


    Auch wenn er es wissen muss, da wir oft mental verbunden sind oder ich es ihn mental spüren lasse, was ich für ihn empfinde. Er muss es hören. Dann soll er es hören.


    Ebenso steht hinter der Wortkargheit der Frostalben kein Sprach-Unwille, sondern Logik. Das begreifen die meisten Völker nur nicht.


    Hier kann ich sprechen bis mir die Zunge aus dem Hals hängt.
    Zuhause kann ich das nicht.


    Der Grund ist einfach, jede körperliche Aktivität kostet Energie.
    Energie ist Nahrung.
    Und Nahrung ist bei uns Mangelware.


    Es ist also eine logische Anpassung an unseren Lebensraum, so wenig Körperenergie wie möglich zu verschwenden und Nahrung so effektiv wie möglich zu nutzen.


    Dazu gehört jede Aktivität, eben auch das Sprechen.


    Das gilt auch für die meist feindliche Einstellung der Frostalben Fremden gegenüber. Ehrlich gesagt, gibt es sehr viele Traditionalisten, die einfach andere Völker als minderwertig ansehen.


    Und der Logik geschuldet, sind das einige Völker auch. Schau Dir nur die Orks oder die Arashi an.


    Andere Frostalben sehen es rein pragmatisch, anderen Völkern feindlich gesinnt zu sein. Es hat weder mit Hass, noch Verachtung zu tun, oder damit sich für wertvoller zu erachten.


    Es hat einfach damit zu tun, dass es Fremde sind.


    Ein Fremder hat nichts für die Frostalbische Gesellschaft geleistet.
    Warum sollte ihm also ein Frostalb entgegenkommen?


    Mir hat mein Volk ermöglicht Magier zu werden. Während ich studiert habe, haben andere für mich gearbeitet. Sie haben mich mit Nahrung versorgt und allem was ich benötige. Und ich? Ich hatte mich nur auf mein Studium zu konzentrieren.


    Folglich hat mein Volk auf etwas verzichtet, mich in meinem Studium durchgefüttert, damit ich später meinen Anteil an meinem Volk leisten kann.


    Sobald ich ausgelernt war, hatte ich meinen Anteil zu leisten. Ab dato war ich an der Reihe, meine Arbeit zu leisten, damit ein anderer Frostalb seine Bestimmung in unserer Gesellschaft erlernen kann.


    Irgendwann, wenn dieser Alb ausgelernt ist, wird auch er seine Aufgabe erfüllen und andere ernähren oder ihnen das Lernen ermöglichen. So wird es von Generation zu Generation gehalten.


    Wenn plötzlich ein Fremder erscheint und von uns eine Leistung erbittet, wird er abgewiesen oder sogar getötet.


    Nicht weil wir ihn hassen, oder weil wir uns für besser erachten als ihn.
    Nein. Seine pure Existenz gefährdet mindestens einen von uns.


    Er würde unsere Nahrung essen.
    Er würde unser Wasser trinken.
    Er verlangt eine Leistung wofür andere Frostalben verzichteten.


    Worauf verzichtete der Fremde für unser Volk?
    Auf Nichts, also wird er sterben.


    Das ist der einfache, logische und pragmatische Grund.
    So hat es mir damals mein erster Mann erklärt. Er hatte große Weitsicht in solchen Dingen. Um solche Dinge machen sich aber auch nur Magier Gedanken.


    Für das einfache Volk ist es ausreichend, wenn sie wissen, dass Fremde sofort zu vernichten sind. Denn tief im Innersten spürt man jene Gefahr von ihnen ausgehen - wo nur einer satt werden kann, darf es nur einen geben.


    Ähnlich verhält es sich mit den Kasten oder der Bestimmung.
    Wieso glauben andere Völker wir behandeln niedere Kasten schlecht? Das tun wir nicht. Jede Kaste hat ihren Wert! Ich weiß einen Handwerker zu schätzen, ich kann seine Leistung nicht erbringen. Ebenso kann er meine Leistung nicht erbringen.


    Jeder hat seinen angestammten Platz. Dies betrifft auch Frauen.
    Bei uns wechselt niemand die Kaste um etwas Besseres zu werden. Niemand arbeitet sich in eine Kaste hoch. Man ist was man ist.


    Ich bin geboren ein Magier zu sein, sonst hätte ich die Gabe nicht.
    Eine Frau ist geboren um später Kinder zu bekommen, sonst wäre sie keine Frau.


    Ihr Platz ist an der Seite ihres Mannes, damit er sie leitet und führt.
    Natürlich darf sie trotzdem einen Beruf ausüben. Das kommt der gesamten Familie zu Gute.


    So einen Unsinn wie bei den Menschen, wo die Frauen die gleichen Rechte haben wollen wie Männer, aber die damit unangenehmen verbundenen Aufgaben nicht übernehmen wollen, das gibt es nicht bei uns.


    Was Du bist, bist Du durch Geburt.


    Aus diesem Grund werden Frauen auch keine Krieger. Das ist nicht ihre Aufgabe, sie sind Frauen. Sie können sich dazu ausbilden lassen um im schlimmsten Notfall sich und die Kinder zu verteidigen, aber in die Schlacht werden sie nicht ziehen. Im Kampf haben sie nichts verloren.


    Sie können weder so hart noch so logisch, kalt und rational entscheiden wie Männer. Vermutlich hätten sie sogar Mitleid. Männer sehen über sowas hinweg, Frauen fangen in dem Moment an zu diskutieren. Darum gibt es keine Frauen unter den Kriegern. Unter bestimmten Orden sowieso nicht.


    Was die Rakshaner da treiben ist für mich völlig unverständlich und zeitgleich selbst erklärend.


    Wir sind das Chaos.
    Ja logisch, Ihr lasst Euch ja von Euren Frauen führen.
    Lasst mal einen Mann an die Führung – ab dato seid ihr die Fraktion der Zucht und Ordnung.


    Manche Frostalben leben unter Rakshanern. Keine Ahnung wieso. Ich hörte dass Rakshanerinnen Männer von uns attraktiv finden. Ich finde es eine grauenvolle Vorstellung im glühend heißen Sand zu leben und einer Frau gehorchen zu müssen. So muss der Abgrund aussehen.


    Andere Völker wiederum halten es für seltsam, wenn zwei Männer als Paar zu einander finden. Daran ist nichts seltsam. Begehren ist Begehren, wo die Liebe eben hinfällt.


    Ein Mann wird Dein Mann in drei Schritten.


    Um ihn kämpfen.
    Gegen ihn kämpfen.
    Für ihn kämpfen.


    Um ihn kämpfen – indem Du um ihn wirbst.
    Gegen ihn kämpfen – damit er sich Dir fügt und Dir folgt.
    Für ihn kämpfen – damit er glücklich ist und sich wohl fühlt.


    Nach der Feststellung verliebt zu sein, wird es erst schwierig. Das hat aber nichts mit den anderen Frostalben zu tun, oder was diese eventuell zu Deiner Beziehung zu sagen hätten. Die Schwierigkeit besteht darin den Kerl, den Du umwerben willst von Dir zu überzeugen.


    Hast Du ihn überzeugt, wird es nicht leichter.
    Eine Frau zu führen ist große Verantwortung, machen wir uns nichts vor.


    Einen Mann zu führen, ist knallharte Arbeit. Zuerst musst Du ihm zeigen, dass Du ihn umwirbst und wie wichtig er Dir ist. Hat er Dich bemerkt und weiß, was Du willst, dann folgt der wirklich harte Part.


    Du musst ihm zeigen, dass Du die Führung wert bist. Bei Akt zwei der Balz haben sich schon einige die ein Liebespaar werden wollten die Schädel eingeschlagen, weil keiner der beiden Kerle nachgeben wollte. Beide kämpften um die Führung in der Beziehung.


    Hast Du Dir die Führung erkämpft, ist das kein Luxusleben wo Du von vorne bis hinten bedient wirst.


    Es ist Deine Aufgabe, Deine Pflicht, Dein Stress, Deine Planung, Deine Bewachung, Deine Führung, Dein Verständnis, Dein Argwohn. Letztendlich Dein Bestehen oder Dein Versagen – es liegt in Deiner Hand.


    Klingt nicht nach Spaß, drum heißt es auch Pflicht.
    Lebenspflicht.


    Eine Frau lernt von klein auf was ihre Pflichten in einer Beziehung sind.


    Einen Mann zu führen ist 10 mal schwieriger und kostet Dich 100 mal mehr Nerven, als eine Frau Dich je kosten könnte.
    Sag das bitte nicht Dave.


    Aber ein guter Kerl an Deiner Seite ist nicht einfach nur unheimlich geil, weil Männer wesentlich attraktiver sind als Frauen. Es ist Prestige!


    Wenn sich Dir ein guter Mann beugt und von Dir führen lässt, was musst Du dann für ein Kerl sein? Wenn es ein attraktiver, etwas älterer Magier ist, ist er nicht einfach Dein Mann. Er ist Dein Statusobjekt!


    Dein Mann beugt sich Dir nicht aufgrund seiner Erziehung, er beugt sich freiwillig. Die Form von freiwilliger Unterwerfung hat einen ganz anderen Stellenwert.
    Sie bedeutet absolute Liebe und absolutes Vertrauen in Dich und Deine Fähigkeiten.


    So etwas wollte ich von Dir und Deinem Volk wissen“, erklärte Varmikan gut gelaunt.


    Der Frostalb grinste den Waldalben an.


    „Die Gestalt wechseln zu können hat echt Vorteile, Du könntest jeden heimlich belauschen oder in Gebäude eindringen. Hey Du könntest unsere Kunden durch die Katzenklappe besuchen und auf die gleiche Weise wieder verschwinden. Verwandele Dich noch mal, ich möchte Dich gerne mal als Marder streicheln.


    Wozu Dave ein Huhn haben wollte? Frag Dave.
    Ehrlich gesagt, ich habe keinen blassen Schimmer!


    Hat mich auch nicht sonderlich interessiert. Er wollte es haben, er bekommt es von mir geschenkt. Er hatte erklärt, dass man ein Huhn für das Frühlingsfest braucht, weil Hühner das Leben anzeigen oder sowas.


    Ich hab das leider irgendwie nicht so ganz begriffen, was er mir da erklärt hat. Ich hab allerdings auch nicht nochmal nachgefragt, sondern ich hab mir nur die Eckdaten gemerkt. Mein Mann will ein Huhn – er bekommt ein Huhn“, lachte Varmikan.


    „Du sagtest Du hättest keinen Partner und keine Partnerin, aha.
    Ich bin neugierig.
    Was soll es denn sein?
    Was bevorzugst Du?
    Männer, Frauen oder kommt beides in Betracht?


    Hier in Shohiro kannst Du nach Deinem Gusto leben, auch was Partnerschaften anbelangt. Sogar die Völker sind gleichgültig. Wenn Du Dich also in einen Tiefling vergucken solltest, sage ich Dir gleich, der ist an Gasmi vergeben“, gibbelte Varmi.


    „Mal eine Frage, bei uns haben einige erzählt, dass Ihr Waldalben sozusagen die Ur-Alben aller Alben seid. Stimmt das?“, fragte Varmikan.


    Der Frostalb machte es sich gemütlich, ließ sich im Stuhl heruntersinken und nahm sich noch einige Kekse die er sich in den Mund stopfte.


    "Bereite Dich gedanklich schon mal drauf vor, zur Ader gelassen zu werden. Pavo ist nicht zimperlich", grinste Varmikan breit.

  • Morasa

    "Bist du neugierig oder interessiert? Ich soll mich verwandeln, weil du mich streicheln willst? Das soll ich bestimmt nicht Dave sagen“.


    Morasa grinste kühn über die Frage des Frostalben und langte bei den Keksen noch einmal zu.

    „Wir sind nicht die affigen Vorfahren von allen anderen Alben, du stellst nette Fragen. Wir haben gemeinsame Vorfahren Varmikan. Unsere gemeinsamen Vorfahren teilten sich in drei Gruppen auf. In die Waldalben, die Frostalben und in die Lichtalben. Jedes von den drei Albenvölker wählte seinen Lebensweg. Ihr und die Lichtalben habt den grünen Weg der Natur verlassen, die Waldalben wandern noch heute auf dem grünen Weg. Mehr kann ich Dir nicht zu unseren Vorfahren sagen. Das ergibt Sinn, was du erklärt hast. Wenn man darüber nachdenkt, dass man für jede Bewegung vorher Nahrung braucht und man mit Nahrung sparsam sein muss, muss man auch mit den Bewegungen sparsam sein. Dass andere euer Verhalten schief auffassen ist normal. Sie verstehen es nicht, darum ist das so. Der bösartige Bär im Wald der direkt angreift, ist in Wahrheit eine Bärenmutter die die Höhle mit ihren Jungen beschützt. Die Katze die du berührt hast und sich vor Ekel danach sofort putzt, liebt dich in Wahrheit und verteilt deinen Geruch auf ihren Fell damit sie nach dir riecht. Die falsche Schlange die im Gras liegt und heimlich tötet, ist ein Jäger auf der Lauer der Hunger hat. Sie kann nicht anders jagen. Verrückte Hühner rennen auf der Flucht alle kopflos durcheinander weg, in Wahrheit rennt jedes Huhn in eine andere Richtung davon, so kann der Jäger nicht alle Hühner verfolgen und töten. Nichts ist wie es scheint Varmikan. Ich kann dir viele Beispiele erzählen, die Natur gibt dir für solche Beispiele immer die Antwort. Hinter den Behauptungen steckt eine ganz andere Wahrheit, wenn du sie kennst. So ist das auch mit den Frostalben. Weder der Bär noch der Frostalb ist böse. Das sind von Menschen geformte Begriffe um ihre Welt zu begreifen. Menschen müssen alles bezeichnen und mit Namen versehen, du besitzt einen.
    Waldalben haben einen grossen Familienzusammenhalt. Da leben wir fast so wie ihr. Die meisten leben in Grossfamilien zusammen und teilen untereinander die Arbeit auf. Eine Grossfamilie umfasst mehrere Generationen von Waldalben, es ist angenehm so zu leben, wenn man zu der Familie gehört und ein Teil von ihr ist. Die meisten Waldalben sehen zuerst das gute in Fremden. Ich sehe das anders. Fremde haben uns fast ausgerottet, ich kann nicht verstehen, warum meine Leute dann immer noch so friedlich mit ihnen umgehen. Ich verlange nicht, dass sie wie Frostalben jeden Fremden sofort erlegen. Aber ein gutes Misstrauen sollten sie haben. Wenn ein Fremder das Vertrauen von den Waldalben nicht verdient hat, soll er es nicht bekommen. Wozu soll man Vertrauen als Vorschuss verschenken? Wir haben nichts zu verschenken, wir haben immer für uns gelebt. Mehr wollten die Waldalben nicht. Sie wollen für sich in Ruhe und Frieden leben. Aber das hat man ihnen nicht erlaubt. An vielen Orten wurde uns Volk gejagt und getötet. Wie kann man dann ohne Vorsicht Vertrauen verschenken? Ich sage ein Pfeil zuviel ist besser als ein Pfeil zu wenig. Ich sage hätten wir wie dein Volk gehandelt Varmikan, dann hätten die Rakshaner uns nicht abgeschlachtet. Die Rakshaner wären in unsere Wälder gestorben, nicht unsere Leute. Meine Meinung war meiner Familie zu hart. Waldalben sind friedlich, offen und warmherzig. Dagegen habe ich nichts, dass bin ich auch. Aber erst dann, wenn ich eine Person kennengelernt habe und meine, die Person hat das verdient. Wie mein Volk handelt, ist sehr gefährlich. Sie unterstellen niemand feindliche Absichten. Und was ist passiert? Die Rakshaner haben mein Volk fast ausgerottet. Die Frostalben von denen du erzählt hast, werden da nicht freiwillig leben. Keiner lebt freiwillig bei den Rakshanern. Die leben in einer endlosen Wüste. Wenn du da lebst ist das dein Gefängnis. Es gibt da bestimmt kein Baum, kein Wild nichts lebendiges was dich umgibt und dich vor ihren Blicken beschützt, wenn du fliehen willst. Es werden Gefangene sein, also Sklaven.
    Siehst du im Wald einen Turban jag sofort einen Pfeil hinein. Tod den Turbanen. Der Pfeil muss zwei Finger breit über den Ansatz von dem Wickelstoff, sonst hat er ihn nur in der Mütze und der Wüstenmensch überlebt den Schuss. Glaub mir, diese Rakshaner tragen Stoffbahnen auf ihren Köpfen, das ist kaum zu glauben.
    Bei unserem Volk ist die Naturmagie weit verbreitet und auch die Gestaltwandler. Gestaltwandler beherrschen keine Magie. Durch eine Katzenklappe in ein Haus hineinschlüpfen und wieder hinaus kann ich machen. Dass ist kein Problem für mich. Ich kann auch sehr gut klettern. Wenn jemand ein Fenster offen lässt, kann ich mich da durch zwängen.
    Zusammenhalt wird bei uns durch gemeinsame Feiern gezeigt. Wir haben viele Feste. Das Fest der Freude, das Frühlingsfest, das Fest der Liebe und das Fest des Herbstes. Welche Feste feiert dein Volk Varmikan? Bei mir Zuhause würde man dir freundlich begegnen, baust du Mist und verlierst das Vertrauen der Waldalben, bekommst du es sehr schwer zurück. Bei mir ist es so, du musst dir mein Vertrauen verdienen, dann bekommst du es von mir. Du hast mich an deinen Tisch eingeladen und in dein Haus, du hast mich in deine Familie eingeladen. Dass ist ein Zeichen von Vertrauen und du hast von sogar von deinem Volk erzählt. Darum schenke ich dir mein Vertrauen. Ich habe dir meine zweite Gestalt gezeigt, jetzt will ich von dir wissen, welche Aufgabe oder welchen Rang du hier in der Gilde hast Varmikan. Und sag mir bitte, wie viel Blut dieser Pavo von mir abzapfen will. Weil du es bist“.

    Morasa rief noch einmal seine zweite Gestalt auf und blieb auf dem Stuhl als Baummarder hocken. Seine Nase zuckte in Varmikan seine Richtung.

  • Der Frostalb musterte den Baummarder ganz genau, ehe er ihn streichelte und kraulte.


    Du fasst Dich flauschig an Morasa. Nur würde ich mich an Deiner Stelle nicht in einen Marder verwandeln, wenn Fedor und Brownie in der Nähe sind. Das sind Jagdhunde, keine Ahnung ob sie auch Marder jagen, drum sei besser vorsichtig.


    Keine Frage Du siehst gut aus, aber ich bin nur neugierig, denn ich bin verheiratet und zwar mit Dave.


    Mit mein Mann, meinte ich nicht, dass er mein Eigentum ist, sondern mein Ehemann.


    Dann ist die Lebensweise der Wald- und Frostalben gar nicht so unterschiedlich, was die Einstellung von Familie und Zusammenhalt angeht.


    Was die Einstellung Fremden gegenüber angeht, könnte die Einstellung allerdings nicht unterschiedlicher sein.

    Oh, ehe ich es vergesse, Du hast nach meiner Aufgabe hier gefragt.


    Ich arbeite mit meinem Mann zusammen. Mein Mann ist hier der „Magier vom Dienst“, die rechte Hand vom Boss und der Kassenwart.


    Normalerweise arbeitet er tagsüber in der Schreibstube und kümmert sich um die Annahme und Verteilung der Aufträge, regelt die Finanzen und fragt zudem Informanten wie auch Neuzugänge mental aus.


    Er führt Verhöre auf magischer Ebene. In der Schreibstube arbeite ich mit ihm zusammen, gemeinsam mit seinem Neffen Wolfi.


    Wenn Dave nicht da ist, kümmern sich Wolfi und ich um die Auftragsverteilung und die Finanzen der Gilde. Und wenn wir im Haus unterwegs sind, kümmern wir uns im Namen von Dave um die Dinge, die ihm sonst entgehen würden.


    Die Antwort hätte ich Dir sonst beinahe wieder unterschlagen.

    Also falls Dave mal nicht Zuhause ist und Du eine dringende, finanzielle Sache geklärt haben musst, fragst Du am besten mich.


    Genauso ist es mit der Auftragsverteilung. Ist Dave nicht da, bin ich sein Vertreter.


    Kleinere Nebenaufträge, die jetzt keinen endlosen Rattenschwanz nach sich ziehen, findest Du am schwarzen Brett.


    Soweit ich weiß, sind das Aufgaben die man neben seinem Auftrag erledigen kann um sich ein paar Taler dazu zu verdienen. Einen Auftrag habe ich noch nicht am schwarzen Brett gelesen, aber ich glaube so Kleinaufträge kommen auch selten rein.

    Wenn Du einen Auftrag von Dave erhältst, wird Dich wer zu ihm zitieren und er überreicht Dir dann alles in einem Pamphlet, in dem alle wichtigen Eckdaten Deiner Zielperson drin stehen.


    Manchmal ist auch eine Zeichnung dabei, von einem Steckbrief oder etwas ähnlichem.


    Wolfi hat mal unseren Gasmi veräppelt, indem er dem armen Kerl einen Auftrag mit vermeintlichen 10 Zielpersonen gab.


    Der arme Gas wusste aber nicht, dass diese Zielpersonen nur auf Wolfis persönlicher Hassliste standen. Wolfi ist wirklich ein zuckersüßes Kind.

    Es gab also für die Erledigung von dem Job nicht mal einen müden Taler.


    Und pass auf, jetzt kommt der Knaller!
    Gasmi hat natürlich irgendwann Dave gefragt, als er wieder hier im Dienst war und hat ihm den „Auftrag“ gezeigt.


    Weißt Du was im Auftrag gestanden hat?
    Nichts!

    Es waren zehn Schlangenlinien – mit Schlangen-Grinse-Gesichtern!


    Seit dem heißt Wolfi bei Gasmi nur noch Windel-Willi. Wolfi hat den armen Gasmi total verarscht, nur weil der nicht Lesen und Schreiben kann.


    Und ganz nebenbei haben 10 Leute ins Gras gebissen. Sie wurden von unserem besten Assassinen gemeuchelt, für was? Kein Mensch hier aus der Gilde weiß, weshalb Windel-Willi sie holen ließ.


    Vielleicht hat ihn einer davon versehentlich beim Bäcker geschubst, oder ist ihm beim Metzger auf dem Fuß getreten. Keiner weiß es. Vielleicht hat Wolfi auch einfach deren Nase nicht gepasst. Drum, sei vorsichtig mit dem Killer-Knirps.


    Der macht das meiner Meinung nach nicht mal absichtlich mit bösartigem Gedanken, der findet dass lustig.

    Warte mal, der sagt immer irgend so einen Spruch…

    Genau!
    ICH LIEBE DIESEN JOB!!!

    Das ist Wolfis Leitspruch. Oder frag mal die Centrauren draußen, was der denen abknöpfen wollte, für eine Behandlung. Die wären bis in die zehnte Generation verschuldet gewesen.


    Wolfi rechnet Dir alles schön, also da musst Du aufpassen wie ein Luchs. Wenn Du Dir nicht sicher bist, frag Dave. Mich darfst Du da nicht fragen, mich hat der Knirps auch schon abgezockt. Ich wollte nur einen winzig kleinen Liebestrunk, frag nicht wofür, und er zieht mir 10 Taler aus der Tasche und verkauft mir Abführmittel!


    Hätte es mich und Puschel nicht getroffen, hätte ich die Sache nach noch komisch gefunden, aber so war das überhaupt nicht witzig. Und das Schlimme war, er wusste dass ich ihn bei Dave nicht anscheißen konnte. Ich hab meinen Mann nicht bescheißen wollen oder so, ehrlich nicht. Es war für ein Verhör gedacht Mo.


    Aber meinst Du dass hätte mir Dave geglaubt?
    Und die ganze Geschichte hätte doch gestunken. Klar nach Scheiße, aber im Ernst, sie hätte doch drei Meilen gegen den Wind gestunken.

    Was hätte ich auch sagen sollen?

    Dave stell Dir vor, als ich einen Liebestrunk für ein geheimes Verhör brauchte, da wurde ich von Wolfi betrogen, ich bekam Abführmittel und mein Opfer hatte Dünnpfiff statt Plauderlaune?


    Statt Infos in meiner Hand, hatte unser Opfer Scheiße in der Buxe? Wir konnten froh sein, dass wir überhaupt noch was anderes aus dem rausbekommen haben!

    Dave hätte doch vor Lachen unter dem Tisch gelegen, weil ich so bescheuert war, Wolfi zu glauben.


    Ich hätte mich doch vor meinem Mann bis auf die Knochen blamiert!


    Das heißt, wenn Dave mir die Geschichte überhaupt abgekauft hätte. Als Magier hätte ich mich normalerweise mit ihm verbunden und ihm die Wahrheit gesagt. Aber die Wahrheit kann ich ihm in dem Fall nicht sagen, weil das Opfer jemand war, den er vermutlich nicht verhört haben wollte.


    Mein Mann ist manchmal etwas eigen. Drum hätte ich ihm nur mein Wort geben können. Und hätte er mir geglaubt? So oder so hätte es Ärger gegeben. Entweder weil ich ein Fremdgänger bin oder strunz-dämlich und ich vermute, weder das eine noch das andere möchte Dave zum Ehemann.

    Drum genieß Wolfi mit Vorsicht, er sieht lieb und völlig harmlos aus. Aber das ist er nicht.

    Genauso wenig Pavo unser Heiler. Ein ehemaliger Priester des Ainuwar und hier unser Heiler. Das ist der Goblin der Dir gleich Blut abnehmen wird.


    Wie viel, kann ich nicht genau sagen. Eine Spritze voll, dann kommt es in eine Phiole und wird weggeschlossen. Du siehst es nie wieder.


    In so eine Spritze gehen schätzungsweise so 100 bis 200 Milliliter rein, nach meiner Vermutung.


    Ich habe mich danach schlecht gefühlt, drum iss am besten noch einige Kekse. Irgendwie komme ich mir komisch vor so mit Dir zu reden, wo Du ein Marder bist. Verwandele Dich zurück Mo“, lachte Varmikan und kraulte den Mo-Marder weiter.

  • Morasa

    verwandelte sich wieder zurück in den Waldalb.

    "Wenn Wolfi ein Kind ist und Blödsinn anstellt, dann muss er von der Familie erzogen werden. Der Neffe von Dave sagst du. Warum hast du ihn nicht selber bestraft? Er gehört zu deiner Familie Varmikan. Ihr könnt ihm nicht alles durchgehen lassen, dann ändert er sich nicht.
    Lesen und schreiben kann ich auch nicht. Kann Dave mir die Aufträge nicht sagen? Was soll ich mit einen Brief? Das Bild ist nützlich, aber mit den Rest kann ich nichts anfangen. Falls dein Mann mir einen Brief gibt, liest du mir den vor? Deine Warnung werde ich im Kopf behalten.
    Das klingt nach einer Menge Blut die Pavo mir abnehmen wird. Ich kann nicht lesen, aber ich weiss das ein kleiner Becher 200 ml enthält. Soviel darf er mir nicht abnehmen.
    Das du sehr neugierig bist, ist mir aufgefallen. Und sehr zutraulich bist du, so wie du mich gekrault hast. Dave ist deiner, wenn er dein Ehemann ist. Dann ist dein Mann dienstlich dein Boss. Er behandelt dich nicht so, er achtet dich. Er ist nett, du hast dir einen guten Mann ausgesucht. Er hätte dich nicht ausgelacht, du wurdest betrogen genau wie Gasmi. Wenn ihr alle ständig schweigt, passiert nichts. Dann bleibt alles beim alten und Wolfi spielt euch weitere seine Streiche. Das müsst ihr selber wissen. Von mir bekommt er dann was hinter die Ohren".

  • Dave kehrte gemeinsam mit den Geistern zurück. Er schritt neben einer Frau her, ließ ihr aber bewusst den Vortritt in den Raum. Es war eine große, schlanke, glatzköpfige Frau und sie musterte Morasa.


    „Willkommen bei den Geistern Morasa. Ich bin Aino – Anführerin der Geister, also dieser Gilde.


    Gemeinsam führe ich die Geister mit Dave und Pavo. Dave hast Du schon kennengelernt, er ist meine rechte Hand und Pavo ist mein Berater.


    Wir hatten schon lange keinen freiwilligen Neuzugang mehr.


    Die meisten hat es hierher verschlagen, auf die eine oder andere Art und Weise, aber eine Bewerbung hatten wir wie gesagt schon lange nicht mehr. Was die Sache umso erfreulicher macht.


    Zudem hatten wir bis vor einiger Zeit noch nie einen Alben in unseren Reihen und nun haben wir gleich zwei von Euch im Team.


    Dennoch hoffe ich und ich gehe davon aus, dass Du Dich mit all Deinen Zunftgeschwistern gut stellen wirst. Bei uns gibt es keine Splittergruppen nach Tätigkeiten oder Völkern. Weder bleiben die Magier unter sich, noch die Alben oder Dämonen. Wir alle sind Geister, dies solltest Du Dir von Anfang an merken und danach sollst Du hier auch leben. Dave sagte mir, dass Du als Jäger und Kopfgeldjäger gearbeitet hast.


    Zudem wärst Du in Kalthorst Jozo begegnet und hättest die Begegnung nicht einfach nur überlebt, sondern dem gelben Goblin Paroli geboten. Das ist etwas, dass nicht jeder von sich behaupten kann. Für die meisten endet eine Begegnungen mit Jozo tödlich.


    Einst war Jo ein Zunftbruder dieser Gilde.


    Unser Gasmi war sein Lehrmeister und sein Partner. Aber Jozo hat uns alle verraten, einschließlich seines Partners. Von daher ist es sicher verständlich, dass wir auf Jozo nicht gut zu sprechen sind und uns freuen, dass jemand den Gelben im wahrsten Sinne des Wortes in den Arsch getreten hat. Das der Kerl noch lebt, ist uns erst seit kurzem bekannt. Er wollte eine Zunftschwester verkaufen um an Geld für Drogen zu kommen. Dabei wurde er von Jeelen erschossen. Jedenfalls gingen wir davon aus, dass der Kopfschuss Jozo getötet hat.


    Wie uns unser Heiler Pavo berichtete, ist es wohl tatsächlich möglich, so eine Verletzung zu überleben. Frag nicht warum, Jozo hat sie ebenfalls überlebt.


    Jozo ist nicht einfach ein Assassine der seinem blutigen Handwerk nachgeht und dies als Beruf versteht. Der Goblin leidet unter einer Malgorischen Krankheit. Kurzum der Gelbe ist verrückt.


    Als wir ihn hier von der Straße holen mussten, damit der Kerl keine unliebsame Aufmerksamkeit auf uns zieht, hatte er in einer Woche 12 Leute ermordet.


    Leider hielten wir Jozo für händelbar über seine Sucht. Letztendlich hat sich aber gezeigt, dass dieser Kerl weder Freund noch Feind kennt, sondern in seiner Welt gibt es nur nützliche Werkzeuge und Opfer.


    Der Rest den er nicht beachtet, nennt er Statisten. Solltest Du ihm erneut begegnen, schätze Dich glücklich, wenn Du ein Statist für ihn bist. Seine Opfer wie auch seine Werkzeug jagt er. Die einen um sie sich komplett anzueignen und auch teilweise zu fressen, die anderen um sie als persönliche Sklaven zu halten.


    Auch wenn Bruder Gasmi es abstreiten wird, Jozo hatte Macht über ihn. Jo ist manipulativ und er kann sich so verhalten, dass Du glaubst er mag Dich. Er kann Dich fühlen lassen, Du wärst sein bester Freund.


    Aber all das ist nur Fassade hinter der ein gähnender Abgrund lauert. Solltest Du auf ihn reinfallen, wird Dich der Abgrund verschlingen. Wir sind mit ein paar Kratzern davon gekommen. Die meisten Blessuren trug Lydia davon, da sie sein ausgewähltes Opfer war.


    Wenn wir die Jagd auf Jozo eröffnen, dann hoffe ich stehst Du an unserer Seite. Keiner unserer Brüder und Schwestern wird alleine losziehen und den Goblin jagen. Wir jagen in ihn wenn in Vierer-Teams, gemischt aus Fern- und Nahkämpfern. Aber dies geht für den Anfangplausch zu sehr ins Detail.


    Fürs erste teile ich Dich Jeelen zu.
    Er ist ein Nahkämpfer, unser Scout und Fährtenleser. Ihr werdet Euch gut ergänzen.


    Er ist Dein persönlicher Ansprechpartner. Einen Leitwolf benötigst Du nicht, Du wirst also nicht sein Welpe. Dennoch bist Du neu in der Stadt und neu in der Gilde. Jeelen wird Dich beobachten, mit Dir gemeinsam arbeiten und Dir stets zur Seite stehen bei Deinen ersten Aufträgen.


    Im zweiten Keller kannst Du Dir ein Quartier aussuchen und Dir entsprechend herrichten, ganz nach Deinen Wünschen. Hier oben sind alle Quartiere belegt und sie stehen den „alten Hasen“ zu. Es sei denn natürlich, Du möchtest mit einer Person später aus welchen Gründen auch immer zusammenziehen.


    Ich erzähle Dir dies alles offen und ehrlich, denn Du hast um die Aufnahme in unsere Gilde gebeten Morasa.


    Pavo wird Dir jetzt Blut abnehmen.
    Dein Blut besiegelt Deinen Eintritt in unsere Familie",
    sagte Aino gewichtig.


    "So ist es. Du musst keine Angst haben", sagte der alte Goblin freundlich.


    Der alte Heiler packte eine große Spritze aus. Er band den Arm von Morasa ab, klopfte nach einer Ader und schon wurde dem Waldalben Blut abgenommen. Nachdem Pavo sein Werk vollendet hatte, löste er das Band um Morasas Arm, verstaute die Spritze in der Tasche und nickte knapp Dave und Aino zu. Dann verließ der Goblin den Raum.


    Jeelen musterte Morasa und grinste ihn kurz gut gelaunt an.


    "Von mir ebenfalls willkommen in der Familie. Du hast unseren Boss gehört. Wann immer Du Deinen ersten Auftrag erhältst, ziehen wir gemeinsam los. Du kannst mich natürlich auch alles andere rund um unsere Zunft fragen. Am besten setzten wir uns heute Abend auf ein Bier zusammen, oder Du setzt Dich einfach zu uns hier ins Wohnzimmer. Hier treffen sich Abends all die, die noch nicht schlafen können oder wollen um sich zu unterhalten", erklärte der Goblin freundlich.


    Wolfi stellte sich neben Dave, lehnte sich gegen seinen Onkel und musterte den Waldalben. Seddik tat es Anwolf gleich, nur lehnte sich der große Ork gegen Daves andere Seite.


    "Noch ein Spitzohr. Ich hoffe Du weißt Dich besser zu benehmen als der Frostalb. Ich behalte Dich im Auge Freundchen", sagte Seddik mit seiner tiefen, brummenden Stimme.
    "Der Frostalb heißt Varmikan und er benimmt sich", warf Dave ein.


    "Willkommen Morasa. Kommt nur drauf an, wie er sich benimmt Davy, ob gut oder schlecht", lachte Lydia, was die anderen ebenfalls loslachen ließ.


    "Du gehörst jetzt zum Rudel!", rief Gasmi, grabschte Urako am Arm und schüttelte ihn leicht durch.

  • Urako beäugte argwöhnisch die Runde. Jeder hieß den Neuling sofort aufs Herzlichste willkommen, sogar Varmikan! Gasmi verkündete gar, er wäre nun Rudelmitglied! Waren die alle bescheuert? War ihre Zuneigung denn so billig zu haben? Was hatte der Alb, was Urako nicht hatte, dass sie ihn alle so vergötterten und wahrscheinlich am liebsten gleich umarmen wollten oder schlimmeres? War er selber auch so herzlich begrüßt worden? Nein! Mitnichten!


    Unwirsch schüttelte Urako den treulosen Düsterling ab, der vor lauter Aufregung seinen Arm schüttelte. Er trat vor Morasa und betrachtete ihn unverschämt langsam von Kopf bis Fuß, wobei er nicht versäumte, den Blick auf Hüfthöhe etwas länger weilen zu lassen. Immerhin war der Typ pragmatisch gekleidet und kein eitler Gockel wie Dave, sondern trug waldtaugliche Kleidung. Auch präsentierte er seinen Körper nicht schlampig, so dass er auf Urakos Potenzieller-Konkurrent-Liste einen halben Millimeter nach unten rutschte. Aber mehr auch nicht.


    Dass Gasmi so begeistert von dem Typen war und Varmi ebenso, machte Morasa in Urakos Augen kreuzgefährlich. Wenn er nicht aufpasste, würde er selbst in kürzester Zeit einsam in einer Ecke versauern, während die neuen besten Freunde miteinander tranken und scherzten und Gasmi dem Kerl schöne Augen machte. Und Urako wäre wieder das, was er den Rest seines Lebens gewesen war, ein ungeliebter Außenseiter, gerade mal gut genug, um seinen Job als Scharfrichter auszuführen. Einsam mit seiner Flasche in irgendeiner finsteren Ecke, während nebenan das Leben tobte und er das Lachen durch die steinernen Wände vernahm.


    Urako beschloss, sofort die Fronten zu klären, ehe der Waldalb sich als Keil zwischen sie alle drängen konnte.


    "Hör zu, Baumknutscher", begann er seinen ersten Dialog mit Morasa mit einer Beleidigung, "Wenn Varmi dich auch nur einmal eine Sekunde zu lange anschaut, verarbeite ich dein Gesicht zu einer Fleischpastete. Wenn Gasmi dich eine Sekunde zu lange anschaut, verarbeite ich nicht nur dein Gesicht, sondern deinen ganzen erbärmlichen Rest zu einer Fleischpastete." Dass Morasa in beiden Fällen keine Schuld tragen würde, sondern jene, die ihn anschauten, war Urako egal. Sollte der Alb halt dafür sorgen, sich selber unbeliebt bei den wichtigsten beiden Männern in Urakos Leben zu machen und sich vor allem stets bis zum Hals zugeschnürt kleiden!


    Urakos Herz schlug so heftig, dass es sich anfühlte, als würde jemand rhytmisch die Faust gegen seine Brust schlagen und er ballte die Fäuste. Ein Gefühl schmerzhafter Leere breitete sich in seinem Brustraum aus, wie ein Vakuum und ein trüber Schleier legte sich über seine Wahrnehmung. Das Einzige, was er noch klar und deutlich sah, war die drohende Gefahr vor seinen Augen in Gestalt des Waldalben.

  • Varmikan musterte Urako erstaunt und stupste den Tiefling mental an. Es freute Varmi, dass Urako ihn so sehr mochte, dass er einen anderen dafür sogar bedrohte. Bei dem Blick in den Schritt von Morasa, musste sich Varmikan ein Grinsen verkneifen.


    `Wahre Freundschaft, Urako muss Frostalbenblut haben´, dachte Varmikan gut gelaunt.


    "Wo wir gerade so gemütlich beieinander sind, muss ich Dich dringend was fragen Urako. Möchtest Du mein Trauzeuge werden, wenn Dave und ich heiraten? Bitte sag ja", sagte Varmikan.


    Der Frostalb schlenderte zu Dave und quetschte sich bewusst zwischen seinen Mann und Seddik.


    "Hier steht der Frostalb, nicht der Ork", stellte Varmikan klar, während Dave ihm einen Arm um die Hüfte legte.


    "Was sagst Du Puschel? Machst Du mir die Freude?", hakte Varmi nach.

  • Gasmi starrte Puschel hinterher, als sich dieser von ihm löste. Verwirrt kratzte er sich mit seinem Greifschwanz am Kopf. Dass er den Waldalb direkt zusammenfaltete, passte zu seinem düsteren Gesichtsausdruck.


    Der Alb hatte noch nichts Falsches getan, aber Puschel war bereits wütend auf ihn, wobei Seddik auch nicht viel glücklicher schaute. Das Seddik Alben nicht sonderlich mochte, dass wusste Gasmi.


    Gasmi überlegte fieberhaft, was der Alb oder er falsch gemacht haben könnten, dass Puschel jetzt so reagierte.


    Sicherheitshalber ging Gasmi seinem Schatz hinterher und hakte sich wieder bei ihm ein. Schließlich wollte er keinen Ärger mit Urako. Puschel steckte sein Revier ab. Der Düsterling musterte Varmikan, nach seiner Bitte und grinste erfreut.

  • Morasa


    begrüsste die eintretene Gilde. Aino stellte sich selber und ihre Gruppe vor. Sie erzählte davon, dass der gelbe Goblin einst Mitglied der Geister gewesen war. Und sie erzählte dass sie ihn jagen wollten. So ganz gefiel das Morasa nicht. Er hatte ihn in Kalthorst entdeckt und er wollte ihn selber jagen. Je mehr Personen auf die Jagd gingen, je vorsichtiger wurde das Wild. Darüber konnter er immer noch nachdenken.
    Morasa biss die Zähne zusammen als der alte Goblin ihm das Blut abnahm. Sofort machte er sich damit aus dem Staub.
    Aino sagte ihm, dass er sich sein Quartier im zweiten Keller aussuchen durfte. Warum das Haus zwei Keller hatte, fand Mo verwunderlich. Mo beschloss, wenn die Begrüssung zu Ende war, sich sein Quartier auszusuchen und einzurichten. Er wollte Varmikan fragen, ob es hier Möbel gab, die er nehmen durfte, oder ob er sich welche kaufen musste. Dann musste er mit der Einrichtung warten, bis er genug Taler zusammengekratzt hatte.
    Aino teilte ihm Jeelen als Partner zu. Der Goblin begrüsste ihn freundlich und Mo grüsste freundlich zurück.
    Auch Die meisten der Gilde hiessen ihn freundlich willkommen, nur ein Ork pflaumte ihn als Spitzohr an und motzte, er würde ihn im Auge behalten. Varmikan beleidigte er gleich mit. Dabei lehnte er sich an Dave an und tat so, als wäre er wichtig.


    `Ich dich auch du Fettsack´, dachte Morasa.


    Kaum hatte der Waldalb das gedacht, baute sich ein Tiefling vor ihm auf und schimpfte ihn einen Baumknutscher. Er pflaumte los, dass Varmikan und Gasmi ihn nicht angucken durften, sonst würde er ihn zu Fleischpastete verarbeiten. Dabei starrte er ihn von oben bis unten an. Sein Blick blieb wie der von Jozo in Kalthorst an seinem Schritt hängen. Mo bliess sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.


    "Das wäre schade um dich Tiefling, Varmikan mag dich scheinbar".

  • Urako war zu sauer auf Varmikan, um ihm zu antworten. Und nicht nur auf den.


    Wütend schubste Urako Gasmi zur Seite. Der Blödman stellte sich wieder dumm und tat, als wäre alles in Ordnung und er wüsste nicht, was los war. So wie immer, die übliche Masche, um das eigene Fehlverhalten zu übertünchen! Nichts war in Ordnung! Gar nichts! Und Gasmi wusste das genau! Varmikan ebenso!


    Und dann kam die Krönung. Der unsägliche Alb sagte, dass es schade um Urako wäre.


    "Er will mich umbringen", rief Urako triumphierend und richtete anklagend den Finger auf Morasa. "Mit dem holt ihr uns die Natter ins Haus! wer war so dämlich, diesen Typen überhaupt anzuschleppen? Und warum wurde nicht nach meiner Meinung gefragt? Hat hier eigentlich überhaupt noch jemand außer mir und Sed ein Gehirn?!"

  • Morasa


    beobachtete jede Bewegung von dem Tiefling. So wütend wie er war, war er unberechenbar. Seddik und Urako hiessen die beiden, die gleich das Maul soweit aufrissen. Mo wollte einen Bogen um sie machen und sich von ihnen fernhalten. Aber drohen liess er sich nicht.


    "Das ist deine Entscheidung Tiefling. Mir bist du egal, du bist nur Varmikan und diesem Gasmi was wert. Wenn du kämpfen willst, kämpfen wir. Greif an und stirb".


    Mo blickte kühl zurück.




    "

  • Urako platzte der Kragen, weil keiner von den anderen das Maul aufmachte und ihm beistand. Es fühlte sich für ihn an, als würde er soeben ersetzt werden und mit einem Arschtritt vor die Tür gesetzt.


    Er beschimpfte Morasa mit einem Schwall von Schimpfwörtern weit unterhalb der Gürtellinie und angeblichen Tätigkeiten, die unter anderem Morasas nächsten Verwandten, Tiere und Unmengen von Fäkalien zum Inhalt hatten. Auch Gasmi und Varmikan fanden ihren Platz darin und wurden unter anderem als Verräter, meineidige Verbrecher, Kameradenschweine und Dergleichen tituliert. Die Tirade dauerte geschlagene fünf Minuten und Urako schaffte es, sich nicht ein einziges Mal dabei zu wiederholen. Am Ende hatte er sich derart in Rage geredet, dass seine Hände in Flammen standen, was nicht gerade oft geschah.


    Ohne Überleitung erzeugte er einen Feuerspatz und schleuderte ihn in Richtung von Morasas Gesicht als wäre es eine Handvoll Dreck. Sollte es doch zu einem Duell kommen! Wenn er dabei abkratzte, würden diese Arschlöcher schon sehen, was sie davon hatten, ihm nicht zu helfen!

  • Morasa


    nahm sich von Tisch noch einen Keks und ass ihn auf, während der Tieflling vor ihm in einem Schwall Beleidigungen schwatzte. Er hörte gar nicht mehr auf zu schwatzen. Mo nahm sich direkt mehrere Kekse. Die Beleidigungen wurden immer mehr und der Tiefling beleidigte Varmikan und Gasmi mit. Als Urako eine Flamme nach ihm warf, wich Morasa aus, schleuderte die Kekse nach Urakos Gesicht und zog seine Waffe.


    "Ich warne dich".

  • Dave musterte Urako und Morasa mit stechendem Blick.


    "Geht es Euch beiden gut? Gasmi sieh zu, dass Du unverzüglich Deinen Welpen unter Kontrolle bekommst, oder ich lasse ihn einnorden! Vergreife Dich nicht noch einmal dermaßen im Ton meinem Mann gegenüber Urako!


    Zudem lass Deine Zauber wo sie sind!
    Und Du Morasa, Du nimmst die Waffe runter.
    Sofort!


    Keiner von Euch beiden wird einen Bruder angreifen, damit dass ausdrücklich klar ist. Gleichgültig wer von Euch beiden dagegen verstößt, der muss auch die damit verbundenen Konsequenzen tragen.


    Jeelen zeige unserem Neuzugang die unteren Quartiere. Gasmi Du verschwindest mit Deinem Welpen in die andere Richtung", befahl Dave.


    Der Naridier wandte sich an seinen Mann.


    "Dein Trauzeuge erscheint mir momentan eine etwas fragwürdige Wahl. Jedenfalls in seinem derzeitigen aufgebrachten Zustand. Er wäre bei dem öffentlichen Teil unserer rechtlichen Trauung dabei - wenn Ansgar seine Zustimmung als Familienoberhaupt dafür gibt. Einen derartigen Fauxpas vor meiner Familie und unseren Gästen möchte ich nicht erleben. Kläre das Varmikan", forderte Dave.


    "Ich weiß es nicht Sternchen, ich rede später mit ihm", antwortete Varmi.
    "Mach das", antwortete Dave.


    Der Naridier musterte Urako und Morasa auffordernd.

  • Morasa


    steckte seine Waffe weg. Dave hatte ihn dazu aufgefordert, also befolgte er als Kamerad den Befehl. Das der Tiefling als Auszubildender so rumschnauzte, warf ein schlechtes Licht auf Gasmi und ihre ganze Gilde.


    "Die Natter bist du, einen neuen Kameraden grundlos anzugreifen wie der fette Ork. Eine Schande für deine Gilde und Brüder. Ein Feigling, der das Maul aufreisst, wo seine Gilde zwei Fuss hinter ihm steht. Die Schnauze ist nur so gross, solange du deine Leute hörst, wir sehen uns noch allein. Dann werde ich sehen wo dein Blick hängen bleibt Tiefling. An meinen Schritt nicht, dass ist ein Versprechen".


    Der Waldalb ging zu Jeelen.


    "Können wir zu meinem Quartier gehen? Nicht dass ich mich vergesse. Weisst du ob da schon Möbel drin stehen, oder ob ich mir welche kaufen muss?".

  • Urakos Ungerechtigkeitssensoren registrierten sofort, dass er drei feindselige Sätze an den Kopf geworfen bekam und Morasa nur einen. Was das hieß, war klar. Er war für Dave weniger wert als dieser dahergelaufene Neuling. Zudem drohte Dave damit, ihn zu einem blutigen Haufen zusammenschlagen zu lassen, während Mo nur eine freundliche, fast schon väterliche Ermahnung erhielt. Fehlte nur noch, dass Dave ihm wohlwollend die Hand auf die Schulter legte und Urako dabei die Rückseite zukehrte.


    "Du kannst dir deine Moralpredigt in deinen hässlichen flachen Arsch schieben", brüllte Urako den Magier an, der ihn um einen Kopf überragte und in weitaus besserer körperlicher Verfassung war als er. "Der Typ wollte mich umbringen und kriegt dafür noch eine Streicheleinheit! Ich will mich verteidigen und du willst mich dafür zusammenschlagen? Geht`s dir eigentlich noch gut?!" Urako war derart in Rage, dass er tobte ohne Punkt und Komma. "Und du bist im Tribunal, dass ich nicht lache, du bist nur ein lächerlicher Kasper! Ohne deine Magie wärst du nichts! Du kannst nichts, bist nichts! Du hast nichts außer Magie und Geld! Du bist zu dämlich, eine Gemeinschaft zu führen und für die Sicherheit ihrer Miglieder zu sorgen! Wahrscheinlich hast du dich nach oben gefickt oder eingekauft! Anders kann`s ja gar nicht gewesen sein! Ein Witz bist du! Ein lächerlicher, erbärmlicher Witz!" Er spuckte Dave vor die Füße.


    Sein Gesichtsausdruck sah völlig anders aus als zuvor, seine Mimik hatte sich verändert. Es wirkte, als hätte eine andere Persönlichkeit von Urakos Körper Besitz ergriffen, nichts an ihm war noch in irgendeiner Weise wiederzuerkennen. Nicht seine Körpersprache, nicht seine Stimmlage. Er sprach um mehrere Töne tiefer als zuvor, ohne dass er seine Stimme verstellte. Seine Mimik spiegelte eiskalte Wut. Es war, als stünde sein böser Zwilling hier, eine gänzlich andere Person, die lediglich zufällig genauso aussah wie Urako. Wer noch nicht begriffen hatte, dass mit Urako ernsthaft etwas nicht stimmte, der begriff es spätestens jetzt.


    Dann bekam der Rest der Anwesenden ihr Fett weg. Für Urako war die Sache klar. Verbrannte Erde. Er würde alle Brücken einreißen, die in den letzten Monaten so mühsam errichtet worden waren. Alle, restlos. Er war bereit, jetzt alles zu zerstören, was ihm wichtig war.


    "Und ihr Idioten steht hier nur rum wie die Ölgötzen! Wie Fische seht ihr aus, so scheiße glotzt ihr aus der Wäsche! Der Arsch da drüben hätte mich in Scheibchen schneiden können und ihr hättet noch zugesehen! Ihm am besten noch Beifall geklatscht! Ja, dann leckt ihm doch seinen verdreckten Waldalbenarsch, wenn ihr ihn so sehr mögt! Ich KÜNDIGE! Mich seht ihr nie wieder!"


    Urako stürmte aus dem Raum. Aber nicht, um den Konflikt zu beenden, sondern um sein Werk zu beginnen. Als erstes demolierte er Gasmis und sein Zimmer. Er warf alles, was Gasmi gehörte, aus dem Fenster draußen vor das Haus, inklusive der Möbel. Mühelos wuchtete er in seiner Wut das Bett und die Schränke portioniert hinaus. Alles, was sie beide miteinander verband, zerstörte er, inklusive der Geschenke, die sie sich gegenseitig gemacht hatten. Das Zimmer sah innerhalb weniger Minuten so aus, als wäre eine ganze Söldnerhorde hindurchgetobt. Urako war mit der Geschwindigkeit eines Tornados hindurchgefegt. Nichts stand mehr da, wo es hingehörte und sogar die Gardinen, Teile des Fußbodenbelags und der Wandverkleidung waren abgerissen. Woher Urako diese Kraft nahm, wusste niemand, auch er selbst nicht. In seinem Zorn hatte er schon Gegner zu Brei gehauen, die ihm körperlich eigentlich weit überlgen waren.


    Nach vollbrachtem Werk stürmte Urako zu Pavo. Als er vor den alten Mann trat, war er kreideweiß, kalter Schweiß lief seinen Körper hinab und er zitterte am ganzen Leib. Seine Hände waren blutig, da er ohne Rücksicht auf Verluste randaliert hatte. Er stand einfach nur mitten im Raum und starrte Pavo an.

  • Von dem Lärm aufgeschreckt, kam der Zebrazentaure in die Stube.
    "Alles in Ordnung?", fragte Enzo, als er die verbissenen und verstörten Gesichter sah. "Kann ich irgendwie helfen?" Das Geschrei, das Gerumpel im Obergeschoss und die fliegenden Möbel waren ihm doch etwas suspekt.