Wein, Weib und Gesang - Willkommen im Krähenhorst

  • Blammo ließ seinen Blick schweifen, von der Empore aus hatte er einen guten Überblick über das Geschehen. Die Spelunke war wieder gut gefüllt und es gab reichlich zu tun. Sehr erfreulich, wie Blammo fand, denn so entstand ein schöner Nebenverdienst. Mit den engsten Vertrauten um sich herum fühlte sich Blammo immer noch am wohlsten, auf die alten Haudegen konnte man sich immer verlassen. Ildred hatte bereits drei leere Krüge vor sich stehen und leerte gerade den vierten. Skop der Handwerker und der Schiffskoch Horad diskutierten wild über einen möglichen Ausbau der Schiffsküche, sehr zum Amusement von Fleez dem Schiffsarzt. Eine Zeit lang lauschte Blammo den Ausführungen von Skop, fand persönlich sogar die ein oder andere gar nicht mal schlecht. Horad hingegen schien weniger begeistert und brachte dies auch hier und da zum Ausdruck. Blammo grinste schief und schnippte der Krähe auf seinem Dreispitz einen Korn zu.
    Mit dumpfen Schritten schlurfte der Wirt heran. Lässig trug er ein Tablett, auf dem mehrere randgefüllte Pinnchen standen, durch die Menge. Zwei Seeleute hatten derweil eine Meinungsverschiedenheit, sodass es zu Handgreiflichkeiten kam. Einer der Kontrahenten bekam einen Kinnhaken und taumelte leicht benommen in Richtung Wirt. Dieser bemerkte den Seemann aus dem Augenwinkel und "setzte" ihn mit einem Rückhandhieb der freien Hand wieder zurück auf seinen Platz. Einige Gäste gröhlten, wandten sich aber nach einem funkelnden Blick des Wirtes wieder ihren Angelegenheiten zu. Blammo hatte den kleinen Tumult mitbekommen, nachdem Ildred ihn unter dem Tisch mit dem Knie angestoßen hatte. Ihm war aber bereits im Vorfeld klar, dass niemand eingreifen musste. Der Wirt war selbst ein tüchtiger Seemann gewesen und schien einen Rundumblick zu haben. Es dauerte nicht lang, da hatten Blammo und seine Leute auch schon je ein Pinnchen vor sich stehen. "Geht aufs Haus.", brummte der Wirt und zog wieder von dannen. "Isn neuer Tropfn Käptn.", grunzte Horad und deutete stolz auf das Getränk. "Hab ich mitm Wirt zusammn gemischt.". Ildred lachte. "Das kann ja nur gut werden!", entgegnete sie und griff ebenfalls nach dem Glas. Während Skop noch etwas skeptisch den Inhalt seines Pinnchens beäugte und daran schnupperte, hatte Blammo bereits das Glas erhoben. "Na dann wollen wir doch mal sehen, was ihr gezaubert habt.".
    Niemand hatte bisher auch nur ansatzweise die Dreistigkeit gehabt und versucht Blammo die Kehle aufzuschlitzen...aber der Goblin war sich sicher, dass sich das genau so anfühlen musste. Der Schnaps brannte und schlängelte sich anschließend wie eine Schlange aus Feuer in Richtung Magen. Seinen Kumpanen ging es ähnlich. Blammo hustete knapp, verzog das Gesicht und sagte dann mit heiser klingender Stimme "Gute Arbeit. Lecker.". Er schob das Pinnchen von sich weg. Sein neues Lieblingsgetränk war es definitiv nicht.
    "Hikono, sei doch so gut und bring mir das Logbuch. Ich muss da noch den letzten Eintrag beenden.", wies Blammo seinen Steuermann über die Schulter hinweg an. Er wusste, dass Hikono nichts trank und wie ein Schatten an ihm klebte...gerade dann, wenn Neuankömmlinge sich in die Spelunke verirrten.
    Kurze Zeit später lag auch schon ein dicker Wälzer vor Blammo und dieser fuhr mit dem Finger die letzten Einträge ab. Murmelnd fügte der Goblin weitere Sätze hinzu und machte sogar einen Vermerk im Bezug auf das neue Getränk.
    So plätscherte die Zeit vor sich hin und schließlich hatte Blammo seine Arbeit beendet. Während sich seine Leute um ihn herum amüsierten, schien ihr Kapitän etwas abwesend dazusitzen. Sie wussten jedoch, dass er genau mitbekam was um ihn herum passierte. Erst als sich die Tür der Spelunke öffnete kam von Blammo ein leichtes Zucken als Reaktion. <Na sieh mal einer an, was haben wir denn da?>

  • Junkfrau Rinelda Gismara von Horvath, kurz und knapp Rin genannt schaute sich kurz sichernd um, ehe sie die Spelunke betrat.


    Die Almanin war eigentlich von adliger Herkunft, aber mit ihrer Herkunft wollte sie genauso wenig zu tun haben, wie meist mit dem Land.


    Zu schlecht waren ihre Erfahrungen die sie ihr Leben lang gemacht hatte. Nicht persönlich, nein das nicht.


    Aber wer ein bisschen Herz hatte, konnte kaum in Völlerei leben, während neben ihm die Sklaven genau dass mit Schweiß und Blut erarbeiteten, was andere hemmlungslos verprassten, oder schlimmer noch, sich über die Herkunft der Güter nicht einmal Gedanken machten.


    Rin war dafür, den eigenen Lebensunterhalt mit eigener Hände Arbeit zu verdienen.


    Und wenn etwas mehr dabei abfiel, dann hatte sie immer noch die eine oder andere Münze für jene übrig, denen es nicht so gut erging wie ihr selbst.


    Rin konnte dem Land, den Ländereien und vor allem der Sklaverei nichts abgewinnen. Nur auf dem Meer, umtost von See und Sturm fühlte sie sich wirklich frei.


    Die gesellschaftlichen Zwänge ihres Standes konnten mehr einschnüren, als das grausamste Korsett, wie sie in jungen Jahren lernen musste.


    Zudem war sie eine Frau von Stand. Da hatte man den Mund zu halten, den zugedachten Ehemann huldvoll anzuhimmeln und bestenfalls genug Söhne zu gebären, dass die Erblinie gesichert war.


    Eine eigene Meinung war ebenso unerwünscht, wie eigene Arbeit. Ein Hobby hingegen war erlaubt und erwünscht, so lange es der Gesellschaftsschicht entsprach. Aber Rin hatte weder Interesse an Teepartys, noch an Mode geschweige denn am Klatsch.


    Sie interessierte sich für ihre Mitmenschen und auch für ihre Mitgeschöpfe. Für sie war Mitleid kein Fremdwort und so hatte sie in jungen Jahren bereits ihrem alten Leben den Rücken gekehrt. Nun stand sie erneut vor einer Spelunke.


    Wie so oft in ihrem Leben zuvor, ergriff sie eine Vorfreude dessen, was sie wohl erwarten würde.


    Sie hoffte auf einem Schiff anheuern zu können, um das Dasein als Landläufer beenden zu dürfen. Was anderen ein ungutes Gefühl im Magen bescherte, nämlich die schwankenden Planken eines Schiffes auf See, verhieß für Rin pure Freiheit.


    Die Almanin schritt selbstsicher in die Spelunke hinein. Sie orderte sich ein Bier, dass ihr auch bald gebracht wurde und schaute sich neugierig um.


    Ihr Blick fiel auf einen Goblin, der aussah, als hätte er mehr als nur ein bisschen was zu sagen. Rin prostete dem grünen Kerl zu und begab sich zu ihm.


    „Ihr seht aus, als hättet Ihr ein Schiff. Oder zumindest auf einem Schiff etwas zu sagen. Ich suche Arbeit. Habt Ihr etwas im Angebot? Mein Name ist Rin“, stellte sich die Almanin freundlich vor.

  • An Blammos Tisch kehrte Stille ein als sich eine Almanin näherte. Sie fragte nach Arbeit, stellte sich vor. Blammo lies dies einen Moment lang auf sich wirken, lehnte sich dann zurück und verschränkte die Arme. "Es wird dich vermutlich erstaunen meine Liebe, aber tatsächlich habe ich beides. Ein Schiff und darauf etwas zu sagen.". "Er ist unser Kapitän.", platzte es aus Ildred hervor, doch sie verstummte als Blammo mit den Fingern seiner linken Hand schnippte. Dabei löste er seinen Blick nicht von Rin. "Jedenfalls, Rin, wir könnten tatsächlich noch die ein oder andere helfende Hand auf der Aasfresser gebrauchen. Arbeit gibt es da genug, aber warum sollte ich gerade dich mitnehmen? Sag bloß, du kannst besser kochen als unser Schiffskoch hier?". Blammo deutete halbherzig auf den dicken Almanen mit der verschmierten Schürze. Dieser schien leicht empört, doch das legte sich wieder als die umstehenden Crewmitglieder lachten. Dann musterte er die Frau. "Du scheinst nicht gerade eine zarte Blume zu sein, kannst du kämpfen oder hast du Erfahrungen mit der Seefahrt?". Der Kapitän nahm einen Schluck aus seinem Becher während er Rins Antwort abwartete.


    "Was mich noch interessieren würde...was verschlägt dich gerade zu uns? Du weisst, wie wir unseren Unterhalt verdienen, oder?". Auch die Augen von Blammos wichtigsten Crewmitgliedern hafteten nun auf der Almanin. Wieder gab Blammo Rin Zeit zu antworten.


    "Fakt ist, dass das hier kein heiterer Ausflug wird. Da draußen gibt es genügend Gelegenheiten um bei den Fischen im nassen Grab zu enden. Das Leben auf See ist hart und nicht viele sind dem gewachsen. Du kannst das Schiff aber gern jederzeit verlassen, wenn dir danach ist.". Dann lehnte sich der Goblin nach vorne und seine Augen wurden etwas größer. "Jederzeit.". Ein schrilles krächzen einer Krähe verlieh der Aussage Nachdruck. Ein fieses, fast unheimliches Grinsen umspielte kurz die Lippen des Goblins.

  • Rin hörte dem Goblin aufmerksam zu und nickte kurz auf den Einwurf von Ildred.


    "Warum ihr mich nehmen solltet? Weil ich mich mit dem Degen zu behaupten weiß. Richtig, ich weiß mich zu behaupten und ich habe Erfahrung mit der Seefahrt. Eigentlich bin ich nur noch dann auf Land anzutreffen, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Oder wenn ich kein Schiff zum anheuern finde.


    Nun wie Ihr Euer Geld verdient ist ein offenes Geheimnis und hier wohl nicht mal ein offenes, geschweige denn ein Geheimnis. Mir ist es einerlei. Ich kenne Adlige die nach außen hin wie unbescholtene Bürger wirken, aber wesentlich mehr mit einem Piraten gemein haben als Ihr.


    In meinen Augen ist es ehrlicher jemandem sehenden Auges seinen Beutel abzuschneiden, als ihn durch Wucherzinsen oder die hundertste Steuer langsam aber sicher ausbluten zu lassen. Ein Raub muss nicht immer unehrenhaft sein, der Gegner hat seine Chance. Ist er besser, dann sei es so.


    Aber ein Raub, der nicht sofort als solcher zu erkennen ist, ganz einfach weil man seine Machtstellung ausnutzt, ist nicht nur kriminell, sondern auch verwerflich. Jedenfalls ist es keine Herausforderung nach unten zu treten und sich gütlich an anderer Leute Geld zu halten, wenn man deren Leben quasi in Händen hält.
    Auf einem Schiff als Pirat hält jeder sein Leben selbst in der Hand, solange er seine Waffe gut führt und sich zu verteidigen weiß.


    Nun aber ich denke Ihr seid nicht hier um mit mir über die Grundsätze des ehrbaren Räubers zu diskutieren. Jeder hat seine persönlichen Gründe, warum er manche Leute um ihr Geld erleichtern möchte, genauso wie es zahlreiche Gründe gibt, wofür man seine Taler später ausgibt.

    Mir persönlich ist die See wichtig. Sie gibt mir ein Gefühl von Freiheit. Wenn mein Grab irgendwann nass werden sollte, nun dann werde ich dort niedergebettet, wo ich mich zu Lebzeiten am wohlsten gefühlt habe.


    Aber vorher werde ich noch einige andere mit auf den Meeresgrund reißen. An einem lustigen Ausflug bin ich nicht interessiert. Wäre ich das, hätte ich mein Leben Zuhause weiter verplempern können in nichtssagender, belustigender Gesellschaft.


    Also wenn ihr eine gute Klinge braucht, solltet Ihr mich anheuern. Ihr könnt mein Können natürlich auch gerne auf die Probe stellen. Ihr sollt ja nicht behaupten können, Rin hätte Euch schamlos belogen", grinste die Almanin.

  • Blammo zog eine Augenbraue nach oben. Rin hatte viel gesagt, mit so einer Antwort hatte er eigentlich nicht gerechnet. "Eine gute Klinge.", wiederholte er und nickte. "So wie ich das sehe wirst du noch genug Zeit bekommen um deinen Wert für uns zu beweisen. Richtig, oder?". Die Frage war an die Krähe gerichtet, die kurz mit den Flügeln schlug. "Sag ich doch.", bestätigte Blammo und schnippte dem Tier einen Korn zu. Dann wandte Blammo seinen Blick wieder der Almanin zu. "Wir werden das kurz besprechen. Nimm ruhig beim Rest der Crew da hinten Platz, du wirst dann von uns hören.". Rin folgte seiner Anweisung und begab sich zurück in Richtung Tresen. Die Crewmitglieder um Blammo steckten kurz die Köpfe zusammen, anschließend schienen sie sich sogar irgendwelche Handzeichen zu geben. Hikono verschwand daraufhin im Nebenraum.


    Die Zeit verging und es schien so, als hätten Blammo und seine Leute Rin vergessen. Dem war allerdings nicht so. Hikono kehrte zurück und drückte Ildred etwas in die Hand. Die Norkara stapfte daraufhin in Rins Richtung. Zwei Trunkenbolde torkelten ihr in den Weg, Ildred stieß sie grob zur Seite. Dann kam sie bei Rin an und schob ihr ein zusammengefaltetes Stück Pergament zu. Der Mannschaftsbrief. "Wir legen übermorgen bei Tagesanbruch ab. Sei pünktlich, sonst bleibst du zurück.", wies Ildred die Almanin mit fester Stimme an. Sie kam ihrer Aufgabe als erster Offizier schon lange und effizient nach. "Alles weitere zu seiner Zeit.". Sie wandte sich daraufhin zum gehen, blieb dann aber doch noch einmal stehen. "Neulinge stehen immer unter einer gewissen Beobachtung, das ist glaube ich auch nur natürlich. Ich verspreche dir eins: Solltest du Mist bauen, so werden wir dich zur Rechenschaft ziehen.". Ohne auf eine Antwort zu warten gab Ildred Rin einen kameradschaftlichen Hieb auf die Schulter. "Aber bis es soweit ist, willkommen bei den Krähenkorsaren.". So zog Ildred wieder von dannen. Blammo nickte Rin aus der Ferne knapp zu. Er war gespannt, wie sich die Almanin auf See machen würde.

  • "Tja als Frau braucht man mehr als eine scharfe Zunge, eine scharfe gute Klinge gehört dazu", antwortete Rin grinsend dem Goblin.


    Als der Goblin davon sprach, dass sie noch ausreichend Gelegenheit haben würde, sich zu beweisen nickte die Almanin. Zeitgleich schien der Golbin auch seine Krähe zu befragen. Was es damit auf sich hatte, wusste Rin nicht.


    Vielleicht war sie sein Haustier und zugleich sein Glücksbringer. Sie hoffte dass die Reaktion der Krähe mit den Flügeln zu schlagen ein gutes Omen war.


    Rin hatte bei den anderen Platz genommen und die Blammo beratschlagte sich mit seinen Leuten. Sie ließen sie warten, aber Rin war keine ungeduldige Frau. Die meiste Zeit auf See bestand daraus zu warten. Auf gutes Wetter, auf eine Brise, auf Beute, auf was auch immer. Wer keine Geduld hatte, der durfte nicht zur See fahren.


    Zudem war dies sicher nur ein Test. Was sollte man von einem aufgescheuchten Huhn auch halten, dass es nicht schaffte eine Minute still zu sitzen und der Order des Kapitäns nachzukommen?


    Ins Krähnennest, den Ausguck konnte man so jemanden garantiert den Tag über nicht setzen. Dabei saß Rin dort oben sehr gerne. Fern ab von allem, hatte man so einen grandiosen Ausblick auf die Unendlichkeit des Meeres. Wenn einem das Wetter keinen Strich durch die Rechnung machte.


    Es dauerte eine Weile, dann kam die Noraka, die vorhin schon etwas zum Gespräch dazu beigetragen hatte zu ihr. Sie überreichte ihr den Mannschaftsbrief mit der Mitteilung, dass sie übermorgen ablegen würden.


    Und wäre sie nicht pünktlich, dann würde man ohne sie ablegen. Dass war selbstverständlich. Warum sollte ein ganzes Schiff, samt seiner Mannschaft auf eine unzuverlässige Person warten? Sie war neu, niemand kannte sie, zu niemand hatte sie eine Verbindung. Es gab also keinen Grund auf sie zu warten. Noch nicht, dachte Rin.


    Vielleicht würde sich dies ja bald ändern, wenn sie ihren Wert bewiesen hatte.


    Die Noraka ermahnte sie, hieß sich aber auch zeitgleich mit einem kameradschaftlichen Hieb willkommen.


    Hart aber herzlich, so konnte man sie wohl vortrefflich beschreiben.
    Rin nickte dankbar und prostete der Mannschaft mit ihrem Bier zu.