An Bord der Aasfresser

  • <Endlich wieder auf See.>. Blammo freute sich bereits auf die kommende Reise. Seine Leute hatten alles vorbereitet. Vorräte und Ausrüstung waren verladen worden, die Mannschaft guter Dinge. Es herrschte reges Treiben auf dem Oberdeck, da noch einige tägliche Aufgaben erledigt wurden. Gelassen lehnte sich Blammo auf die Brüstung seiner Kommandobrücke und beobachtete die Crew bei ihrer Arbeit. Schließlich gesellte sich Ildred zu ihrem Kapitän. "Da sind die neuen.", brummte sie und nickte in Richtung Kaimauer. Tatsächlich hatten sich dort ein paar Gestalten versammelt und schauten mit einer Mischung aus Respekt und Verunsicherung auf das Korsarenschiff. "Dann wollen wir den Sauhaufen mal in Empfang nehmen.", grinste Blammo und machte sich auf den Weg zur Planke. Dort angekommen winkte er die neuen Anwärter mit einer knappen Handbewegung auf das Oberdeck. "Aufstellen, Herrschaften.", befahl er knapp und musterte anschließend jeden einzelnen. "Es gibt viel zu tun, meine Damen! Ihr habt euch das selbst ausgesucht, kommt mit der Arbeit an Bord klar oder verlasst das Schiff wieder. Noch habt ihr die Gelegenheit dazu. Eins sage ich euch gleich: Hier wird kein Ärger geduldet. Die weiteren Regeln an Bord sollten euch ja bereits bekannt sein.". Blammo blieb stehen und nickte Ildred zu. "Mein erster Offizier wird euch eure Schlafplätze zuweisen und dann meldet ihr euch wieder bei mir. Wir werden für euch schon die richtigen Aufgaben finden. Das war soweit alles...oder hat noch einer von euch Maden etwas zu melden?". Abwartend blickte der Goblin düster in die Runde.

  • Während die Crew sich um Kapitän Blammo versammelte und grimmig den Neuankömmlingen entgegenblickte, nutzte ein ungebetener Gast die Zeit, um sein neues Revier unter die Lupe zu nehmen. Bereits am Vortag hatte der Xarrxe bei Einbruch der Nacht das Schiff im Flug angepeilt und nach einer kurzen Überprüfung der allgemeinen Lage seinen Weg zwischen den dicken Stäben des Fallgitters hindurch in den Bauch des Bootes gefunden.
    Die Fähigkeit unsichtbar zu werden und der Tatbestand, gerade mal die Grösse einer Katze zu haben, waren dabei genauso hilfreich wie die Gegebenheit, dass die Mannschaft sich laut johlend und grölend damit befasste, Würfelspiele zu absolvieren und Alkohol in rohen Mengen zu vertilgen. In dem vorherrschenden Durcheinander hatte sich Nepomuk also problemlos unter einem der durchhängenden Bettgestelle verstecken können, auch wenn er hörbare Mühe hatte, dem Drang zu niesen zu widerstehen – das Staubgefusel kitztelte aber auch gar furchtbar in den sensiblen Nüstern!


    Als am Morgen schliesslich die ganze Crew, welche ihn des nachts mit ihrem wohlklingenden Schnarchen in den Schlaf gewiegt hatte, an Deck getorkelt war, machte sich der grüne Xarrxe an die Entdeckung der Räumlichkeiten. Vor Allem die Küche hatte es ihm angetan, als er nun seiner Nase folgte. Glücklicherweise war sie einen Spalt breit offen und Nepomuk huschte geschwind in das kleine Paradies hinein. Ob es hier Käse zu finden gab?
    Stattdessen entdeckte er eine grosszügig gedeckte Holzplatte mit einem Kanten Brot, Wurst und sogar Essiggurken und Eiern.
    Dies musste das Frühstück eines ranghohen Tieres sein!


    Genüsslich verputzte er zuerst zwei Eier und kostete von der Essiggurke, welche ihm jedoch ganz und gar nicht mundete, weshalb er sie angeknabbert und mit angeekelt verzogener Miene zurückliess.
    Im nächsten Moment hörte er das Gepolter schwerer Schritte auf der Steiltreppe, welche vom Ober- ins Mitteldeck führte. Er musste gar nicht erst darüber nachdenken, was es wohl wert war von ihm aus der Küche gerettet zu werden, schnappte die Wurst mit seinen spitzen Zähnen und war mit einem Sprung von der Ablagefläche verschwunden. Zurück blieben allein die angeknabberte Essiggurke sowie ein unangetasteter Kanten Brot.
    Der drachenähnliche Dämon hingegen hockte bereits wieder in einer staubigen Nische unter einem der Betten und kaute in aller Seelenruhe auf dem Leckerbissen herum, während sein kugelrundes Bäuchlein zufriedene Verdauungslaute von sich gab.

    Wahre Grösse kommt von Innen!


    Wahre Prinzen töten für dich keine Drachen, sondern lieben dich, wenn du mal einer bist.


    Avatar Bild: markcrilley und Arafis

  • "Hab gehört, dass Frauen an Bord Unglück bringen.", nuschelte einer der Neulinge seinem Nebenmann zu und nickte mit seinem dunklen Filzhut in Richtung Ildred. Blammos Ohren zuckten kurz und er blieb abrupt stehen. "Was hat es gesagt?", fragte er knurrend und drehte sich um. Niemand der aufgereihten Neulinge reagierte auch nur ansatzweise. "Ich hab euch was gefragt.", sagte Blammo nun lauter. Erneut keine Reaktion. In den Augenwinkeln bemerkte Blammo, dass sich Hikono lässig an den Mast gelehnt hatte. Kurz flogen die Blicke zu seinem Steuermann, der Blammo fast unbemerkt ein knappes Handzeichen gab. Direkt wusste Blammo, was gemeint war. "Also, wenn du den Mumm hast, dann sag das noch mal.", grinste Blammo den Anwärter schräg vor ihm an. Diesem wich die Farbe aus dem Gesicht und leicht blass stammelte er "Ich...eh...also...ich habe nicht...wie...also...nein...". Blammo legte den Kopf schief und schloss einen Moment lang die Augen. "Weisst du...", begann er und fixierte nun den sichtlich nervösen Mann. "Ich kann es nicht sonderlich gut leiden, wenn jemand auf mein Schiff kommt und gegen meine Leute wettert. Stell dir vor, wo soll das enden?", fragte er glatt und legte seinen Spatzierstock auf die Schulter. "Ich habe doch gar nicht...also...das war eigentlich.". Blammo brachte den Mann mit erhobener Hand zum Schweigen. "Ich sage es euch jetzt noch einmal. Auf meinem Schiff herrschen meine Regeln. Lasst euch nichts erzählen, vor allem nicht von anderen Landratten. Ganz besonders du...". Blammo trat nun ganz nah an den blassen Mann heran. "...solltest nicht auf DEN hier hören!", rief der Goblin plötzlich und hämmerte den Knauf seines Stocks gegen den Kiefer des danebenstehenden Anwärters. Dieser krachte jaulend auf den hölzernen Schiffsboden und hielt sich das Gesicht. Ein dunkler Filzhut landete sanft daneben. Blammo trat den sich windenden Kerl und als dieser auf dem Rücken lag drückte er ihm den Stock gegen die Schulter, sodass ein Fortkommen unmöglich war. Der Goblin lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht auf den Stock und legte schließlich das Kinn auf seine Hände, die den Knauf umfassten. "Ich glaube, da möchte jemand vor Beginn der Reise wieder aussteigen, hm?", fragte der Goblin verächtlich, ließ dann von dem Kerl ab und spie aus. Zwei seiner Leute packten den Mann und schleuderten ihn im hohen Bogen über die Planke zurück auf die Kaimauer. Unsanft landete der Kerl mit einer Mischung aus Flüchen und Schreien neben einer Pfütze. Ihm folgte ein Filzhut. Blammo wandte sich wieder den aufgereihten Anwärtern zu, deren Murmeln direkt verstummte. "Also.", er holte tief Luft. "Noch irgendwer was zu sagen?".


    ~~~
    Horad der Schiffskoch schlurfte mit schweren Schritten in Richtung Küche. Er hatte genug von den verweichlichten Neulingen gesehen und musste schließlich noch die Mahlzeit an seinen Kapitän und dessen engste Vertraute austeilen. Er summte ein fröhliches Lied vor sich hin und erreichte bald die Schiffsküche. <Merkwürdig.>, dachte er und war sich sicher, dass er die Tür eigentlich geschlossen hatte. <Gut, so kann man sich irren.>, dachte der dicke Almane schulterzuckend und betrat die Kombüse. Er grinste und war stolz auf sich selbst, dass er in weiser Voraussicht bereits etwas vorbereitet hatte. Somit würden Kapitän Blammo und seine Leute pünktlich was zwischen die Kiemen kriegen. Doch was war das? Skeptisch beäugte Horad die Holzplatte, auf der er das Frühstück vorbereitet hatte. Einige Komponenten fehlten, andere waren....angefressen?! "Wasn hier los?", brummte der Koch und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. <Hat sich wohl wieder einer von der Saubande hier eingeschlichen. Muss da wohl ma dringend mitm Käptn drüber reden...Ich brauchn Schlüssel für die Kombüse...>. Jedoch konnte Horad nicht lange seinen Groll pflegen, denn er wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleib um ein neues Gedeck vorzubereiten.