Jules & Khawa - Gespräch nach den Verhandlungen

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    Die Staatsgäste und die Familie samt Dienerschaft verließen den Kartenraum.


    Während der Verhandlungen hatte Khawa um seine Beherrschung gerungen und auch jetzt fiel es ihm schwer, Haltung zu wahren und einfach weiterzumachen, als wäre nichts gewesen. Als wäre er nicht soeben seinem alten Tarrik begegnet und das, was er verdrängt hatte, wieder aufgewühlt worden. Die Familie in Rakshanistan, die er zurückgelassen hatte, um sie niemals wieder zu sehen. Dass er als Anführer beim letzten Gefecht um sein Leben gewinselt hatte wie ein Hyänenbaby, während die ihm Anvertrauten den würdigen Tod eines Kriegers gestorben waren und vieles andere. All die Dinge, die er hatte vergessen wollen, um sich ganz auf sein neues Leben zu fokussieren.


    Khawa war froh, als er Jules` vertraute Stimme in seinem Kopf vernahm. Nachdem sein Herr ihn fortgeschickt hatte, wartete er im Flur auf den Chevalier. Khawas Blick war hart, doch die Härte galt nicht Jules. Sie galt ihm selbst. Ein Versuch, mit den Erinnerungen fertig zu werden.


    "Ihr habt mich gerufen, Chevalier? Wie kann ich Euch zu Diensten sein?" Khawa verneigte sich etwas. Sein Versuch, im Gesicht von Jules irgendetwas zu lesen, prallte an dessen antrainierter Ausdruckslosigkeit ab. Er hoffte inständig, dass er nun keine Schelte kassieren würde, obwohl er sie vermutlich verdient hatte, allein dafür, dass er überhaupt irgendwas empfand.

  • Jules musterte Khawa mit strengem Blick. Gufo auf seiner Schulter schien Khawa niederstarren zu wollen.


    "Nun ich wollte mit Dir sprechen, bezüglich des Besuches bei der zukünftigen Großherzogin Ricarda von Ehveros. Kurzum Deine Missgeschicke sollten Dir dort nicht passieren. Du repräsentierst Ciel de Souvagne und dieser seinen Vater. Kurzum Dein Fehlverhalten würde dem Hause de Souvagne zugerechnet werden. Für die Dauer des Aufenthaltes dort, sollten wir friedlich miteinander umgehen Khawa", erklärte der Chevalier.


    `Böhnchen, ich weiß dass Du mich sicher nicht vor Ort bei der Großherzogin von Ehvros mit Kaffee überschütten wirst. Die Frage ist, wirst Du uns dorthin überhaupt noch begleiten?


    Meine Sorge ist Tarrik Tarkan, er könnte Deine Herausgabe fordern, sogar verlangen.
    Sollte er dies tun, wird der Duc die Verhandlungen nicht an Dir scheitern lassen und Dich freigeben.


    Würde Tarkan Deine Herausgabe verlangen?
    Verlangt er Deine Herausgabe, wirst Du gehen?
    Ich meine, natürlich wirst Du gehen. Weshalb solltest Du freiwillig Sklave bleiben. Oder?


    Falls es so kommt und Du gehst, was wird aus uns?
    Würdest Du Tarkan zurück nach Rakshanistan folgen?
    Oder würdest Du in ein anderes Land gehen?


    Und die wichtigste Frage, würdest Du wollen, dass ich Dich begleite?´, hakte Jules mental nach.

  • "Ich werde mich zusammenreißen und mein Bestes geben, Herr", erklärte Khawa. "Gestattet mir den Hinweis, dass der Unfall mit dem Kaffee keineswegs absichtlich geschah, sondern der Wetterkrankheit geschuldet war. Dafür habe ich auch ein ärztliches Attest."


    `Mein Herr hat mich für einige Zeit freigestellt, da er mit seinem Bruder allein zu sprechen wünscht. Ich habe also Zeit für ein Gespräch.


    Ich hoffe doch sehr, dass ich auf der Reise dabei sein werde! Meint Ihr wirklich, dass der Duc mich abgeben würde? Habe ich so viel falsch gemacht? Habe ich es übertrieben mit meinen Neckereien? Bitte sagt mir, was ich falsch gemacht habe, was ich ändern muss!


    Ich weiß nicht, ob der Tarrik meine Herausgabe verlangen würde ... er sah enttäuscht aus. Und ich weiß nicht, ob man mich in Rakshanistan überhaupt wiederhaben wöllte. Wenn, dann sicher nicht in meiner alten Einheit, man würde mich wohl nach Nordrakshanistan versetzen, in den ewigen Schlamm und weit weg von Souvagne ... weit weg von Euch und allem, was mir hier wichtig ist. Wenn Tarkan mich wiederhaben wöllte, dann, um mich auf diese Weise zu bestrafen. Ich habe jegliches Vertrauen verspielt. Man würde mich vielleicht auch hinrichten und zu einem Ghul machen, damit ich auf allen vieren kriechen und Leichen essen muss. Nichts anderes als ein Verräter bin ich.


    Was für eine Wahl hätte ich denn, als mich einer Entscheidung des Duc zu beugen, sollte es dazu kommen? Ich will nicht gehen, aber ich müsste.


    Ich habe lange gebraucht, um mich damit abzufinden, meine alte Heimat nie wieder sehen zu können, nie wieder durch die Steppe zu reiten, in der ich geboren wurde. Einen Großteil meines Lebens habe ich nichts anderes gesehen als das endlose Meer aus Gras, auf das der Wind ein bewegtes Bild aus Wellen malt, als sei es ein wirkliches Meer. Die Steppe fehlt mir mehr als alles andere. Das gemeinsame Reiten, die Einsamkeit, sobald man sich vom Lager entfernte, nur mit dem Wind zur Gesellschaft. Die Stille.


    Die Umstellung auf das Leben hier war groß, aber sie gelang mir dank einiger wunderbarer Menschen. In Souvagne endet der Blick stets an einer Mauer, egal in welche Richtung man schaut und wenn nicht das, so bricht er an bewirtschaftetem Land. Jeder Fußbreit hier gehört irgendwem und sein Besitzer schirmt das Land mit Zäunen, Wachhunden und Veträgen gegen die anderen ab, als seien sie alle Diebe und Invasoren. Es scheint, als bräuchten alle Almanen ihre Burg, im Kleine wie im Großen. Das ganze Land momentan wird zu einer einzigen Festung ausgebaut, mit einer riesigen Mauer.


    Solche Dinge waren schwierig zu begreifen, da in Rakshanistan das Land allen gehört und man würde mich auslachen, wenn ich dort einen Zaun hinstellen und irgendwem verbieten wöllte, auf dieses Stück zu treten. Ich habe gelernt, den Palast als großes steinernes Zelt wahrzunehmen, in dem ich zu Gast bin und mich den Regeln des Gastgebers beuge. So funktioniert es. An die Vergangenheit denke ich nicht mehr. Ich will mein altes Leben nicht zurück, denn ich kann es nicht zurück haben. Selbst wenn man es mir schenkte, würde ein Teil von Souvagne mit seinen Mauern in meinem Herzen bleiben, den ich nicht mehr ablegen kann. Ich habe eine ganz eigene Festung in mir selbst errichtet, bin selbst zu einem halben Almanen geworden. Denn es gibt einen Teil Souvagnes, den ich zu lieben gelernt habe. Das ist eine Teilmenge der Menschen hier.


    Ciel de Souvagne hat mich Güte gelehrt. Er hat mich nie wie einen Gefangenen behandeln lassen, sondern von Anfang an wie einen Gast. Egal, was man ihm riet, er sah mich nicht als gefährlichen Wilden, obwohl ich genau das war, als ich hierher gebracht wurde. Nie wurde ich geschlagen und nie sah ich Ketten oder einen Kerker von innen. Ich hatte mit dem schlimmsten gerechnet nach meiner Gefangennahme und erfuhr das Gegenteil. Er war neugierig und klug, trotz seines jungen Alters, er wollte viel von mir erfahren und will es noch heute. Er sorgt sich um mich, wenn es mir nicht gut geht, schickt mich zu seinem persönlichen Arzt und gewährt mir Pausen, die kein anderer Leibdiener bekommt und erkundigt sich nach meinem Befinden. Einen besseren Herrn kann man sich als Sklave nicht wünschen.


    Der Duc hat mich Verantwortung gelehrt. Er opfert sein eigenes Leben für das seiner Untertanen. In diesem Maße habe ich das in der Steppe nicht kennengelernt. Wenn etwas oder jemand stört und die Probleme nicht zu lösen sind, kann man eine Truppe trennen und jeder geht seiner Wege, oder wechselt einfach die Einheit. Man packt sein Zelt, sattelt seine Hyäne und bricht auf. Wir haben endlos viel Platz und können uns ausweichen und vor den Problemen fliehen. Souvagne hat das nicht, man kann hier nicht fort, niemand kann das. Der Duc gibt sein Bestes, um für alle das Beste aus dieser Situation zu machen und alles unter einen Hut zu kriegen. Er blutet dafür, auch wenn man sein Blut nicht sieht.


    Und Ihr, Jules, Ihr habt mich vielleicht das Wichtigste gelehrt, ohne dass es in Eurer Absicht lag. Als ich neu war in Souvagne, habe ich versucht, zu verstehen, was hier alles vorgeht und viel die Menschen beobachtet. Bei Euch fiel mir auf, dass Ihr in Eurer Situation so sicher und zufrieden wirktet. Ihr wirktet nicht so abgekämpft und gebrochen, wie ich das als Rakshaner erwarten würde von einem Leben, dass man dem Dienst an einem anderen widmet und innerhalb von Mauern verbringt. Ihr habt Euch Eure persönliche Kauzigkeit bewahrt, seid weder gebrochen noch gebeugt, sondern dient aufrecht, selbst wenn Ihr Euch verneigt. Damit unterscheidet Ihr Euch von vielen anderen Almanen, die ich entweder als seelenlose Arbeitshüllen oder als Speichellecker empfinde. Ihr wart und Ihr seid immer Jules de Mireault. Und darum mag ich Eure Kauzigkeit so. Das seid Ihr, nur Ihr.


    Ich rede viel ... es geht mir nicht sonderlich gut. Man darf es nicht zeigen. Es gibt hier einfach keinen Platz für große Gefühle, es ist hier alles zu eng.`


    Khawa merkte, dass er pathetisch wurde und riss sich zusammen.


    `Um endlich Eure Frage zu beantworten - ich weiß nicht, was ich tun würde. Zunächst einmal mich erneut lächerlich machen und um Gnade betteln, damit ich hier bleiben kann. Wenn das nicht fruchtet, schauen, was mich in Rakshanistan erwartet und wenn es das ist, was ich vermute, würde ich wohl wieder flüchten und fortan als Vagabund leben. Wo sollte ich denn hin? Ich hätte beide Heimaten verloren und am Schlimmsten von allem, denjenigen, der mich zu lieben lehrte.`


    "Darf ich Euch einen Kaffee kochen?", fragte Khawa. Er wollte irgendetwas tun, was ihn beruhigte.


    `Ich würde nicht verlangen, dass Ihr Eure Heimat verlasst. Ich mache mir keine Illusion darüber, dass ich ersetzbar bin. Mehr als das, es gibt tausende bessere Geliebte für Euch, ich bin die schlechteste Partie, die man sich für jemanden wie Euch vorstellen kann. Sind wir überhaupt ein Paar? Ich bin ja das Eigentum meines Herrn, ein wandelnder Gegenstand. Kann man mit einem Gegenstand zusammen sein? Ich sehe Euch als meinen Mann. Nach meinem Empfinden seid ihr das, auch wenn wir nicht die Knochenkette des anderen tragen. Und Ihr? Ich würde nicht wollen, dass Ihr für mich alles hier zurücklasst, was Euch wichtig ist und wofür Ihr gelebt habt, denn ich weiß, wie weh das tut. Ich selbst hoffe aus ganzem Herzen, dass ich es kein zweites Mal erleben muss und einfach hier bei Euch bleiben kann.


    Die Verhandlungen interessieren mich nicht, es ist mir egal, ob Krieg oder Frieden herrscht und ob da draußen Menschen oder Zwerge sterben oder ob die Hohe Mark an Alkena fällt. Und wenn der ganze verdammte Planet in die Sonne stürzt, es ist mir egal. Ich würde Euch einfach nur so gern in den Arm nehmen und kann es nicht.`

  • Jules nickte zustimmend.
    "Nun wenn Du ein Attest hast, glaube ich Dir. Immerhin wird der Medicus ja nicht lügen", erwiderte der Chevalier und dachte scheinbar einen Moment nach.


    In Wahrheit musterte er aus dem Schatten seiner Kapuze heraus Khawa mit eindringlichem Blick.


    `Ich liebe Dich Khawa´, übermittelte Jules Khawa so schlicht wie ehrlich.


    Khawa spürte, dass de Mireault etwas anfügen wollte, aber es nicht tat. Er benötigte einen Moment um sich zu sammeln.


    `Es gibt weder einen Ersatz für Dich, noch musst Du verlangen dass ich Dir folge. Dein Wunsch, dass wir zusammenbleiben reicht mir aus. Die eventuellen Folgen für Dich wie für mich könnten der Tod sein. Aber Du musst nicht nach Rakshanistan zurückkehren.


    Mich in den Arm nehmen?
    Doch das geht, es kommt drauf an wie viel Schneid Du hast. Wie viel Mut hast Du?


    Die Lösung ist einfach, erfordert aber Mut. Komme Tarkan zuvor!
    Bitte den Duc um eine persönliche Unterredung Khawa. Bitte den Duc um Deine Freiheit und falls Du dies wünscht, bitte ihn weiterhin in Ciels Dienst verbleiben zu dürfen als freier Mann.


    Erläutere dem Duc, dass Tarkan Deine Herausgabe verlangen könnte, da Du ein Kriegsgefangener warst. Du bittest darum, da Du den Verhandlungen nicht im Weg stehen möchtest. Unsere Hoheit ist nicht dumm Khawa, er wird sofort einen anderen Grund dahinter vermuten. Aber auch diesen nenne ihn.


    Sag ihm, das Du für Souvagne um Deine Freiheit bittest, aber auch um Dein eigenes Leben zu retten. Erkläre ihm, was Dir angetan werden könnte, sobald man Dich zurück in die Heimat bringt. Tarkan würde zwar Deine Herausgabe verlangen, aber Zuhause würde man Dich als Verräter hinrichten, da Du versagt hast. Da Du kapituliert hast. Und Du möchtest weder ein Friedenshindernis sein, noch möchtest Du sterben.


    Erzähle ihm, was Du mir über Souvagne erzählt hast. Das wird ihn nicht nur überzeugen, es wird ihn sehr freuen.


    Gibt der Duc Deiner Bitte statt, bis Du ab dato ein freier Mann, aber im festen Dienst von Ciel.
    Frage Deinen Herrn vorher nicht, frage den Duc. Er hat stets auch ein Ohr für die kleinen Leute.


    Solltest Du ein freier Mann sein, wirst Du als Fremdländer ein Zertifikat Deiner Freiheit erhalten.
    Nun das ist nichts anderes als ein Glöckchen, dass den anderen Souvagnern sagt, dies ist kein aggressiver Wilder der hier frei rumspringt, sondern dies ist ein Souvagner fremdländischer Herkunft.


    Dieses Zertifikat hast Du vielleicht schon mal an Personen gesehen. Sie tragen es als eine Rolle bei sich, oder sie hängen es sich um, da es aus gewachstem Stoff ist. Es trägt das Siegel unseres Duc. Damit ist für jeden unmissverständlich klar, dieser Fremdländer ist Souvagner auf Anordnung seiner Majestät. Aber Du musst dieses Zertifikat wie ein Glöckchen tragen, da ansonsten ein Niederer vielleicht seinem Chevalier meldet, dass sich ein Wilder in der Gegend herum treibt. Und sollte Dich dieser Chevalier erwischen, geschieht mit Dir das, was er mit einem erwischten Wolf in einer Schafherde tun würde. Er würde Dich ohne ein Wort zu verlieren mit dem Schwert erschlagen.


    Dafür ist das Zertifikat. Es ist also keine Bloßstellung, sondern wie ein Schutzglöckchen, dass manche besonderen Wildtieren umbinden. Das Glöckchen heißt ebenso, dieses Tier ist unantastbar.


    Das Zertifikat wird sehr selten verliehen, es muss schon einen Grund dafür geben. Aber Du hast mehrere Gründe, den Frieden rund um Souvagne, Dein eigenes Überleben und die Liebe... zu Deinem neuen Heimatland und zu mir.


    Falls Du den Mut hast, frage den Duc und komm Tarkan damit zuvor.
    Den Weg musst Du allerdings alleine gehen, ich kann Dich dabei nicht begleiten. Ich hoffe Du wählst diesen Weg, denn ich möchte Dich weder an Tarkan, noch an Rakshanistan noch an den Tod verlieren Khawa´, erklärte Jules Khawa mental.


    `Zu Deinen Fragen, Du hast gar nichts falsch gemacht Khawa. Nur falls Tarkan Deine Herausgabe verlangen sollte, da Du ein Landsmann bist, ein Sklave und ein ehemaliger Kriegsgefangener, wird der Duc dem nachkommen. Dich als Ciels Diener behalten oder Frieden zwischen den Zwergen, Almanen, dem Chaos und was weiß ich noch wem. Für was glaubst Du entscheidet sich der Duc? Er wird Dich herausgeben um den Verhandlungen nicht im Wege zu stehen. Das hat weder etwas mit Dir persönlich zu tun, noch damit dass Du etwas falsch gemacht hast.


    Ja jeder Souvagner benötigt seine kleine Burg Khawa. Burg kommt von beherbergen und nichts anderes passiert hinter diesen dicken Mauern. Man verwahrt dahinter was einem lieb und teuer ist. Auch seine Lieben und seine Untertanen. Schloss hingegen sagt man kommt von verschließen. Das erklärt vielleicht auch warum hier so viele Burgen stehen und kein einziges Schloss.


    Ich kann mir nicht ansatzweise vorstellen, wie es sich anfühlt alles zu verlieren, wie Du es durchmachen musstest. Alles was man kennt, jede noch so scheinbare alltägliche Belanglosigkeit, alles was man für selbstverständlich hingenommen hat verliert man auf einen Schlag. Hinzu kommt, dass man alles verliert, was einem viel oder sehr viel bedeutet hat. Du bist in ein völlig neues Leben geschmissen worden.


    Mir erginge es bei Dir nicht anders. Nur hätte ich im Gegensatz zu Dir die freie Wahl.


    Tja Euer Leben ist auf die Weite ausgerichtet, unser Leben ist ein geschlossener enger Kreis. Wir leben in einem Bollwerk, einer gigantischen Burg um alles was uns lieb und teuer ist zu beschützen.
    Dazu gehören auch die Tugenden die Dich Ciel lehrte. Unnötige Grausamkeit gehört nicht zu unserem Leben. Entweder tötet man einen Gegner, oder man verschont ihn. Man verschont jedoch niemanden um ihn dann langsam zu Tode zu foltern. Das wäre ehrlos. Ciel ist ein guter und weiser Herr, trotz seines jungen Alters. Daran gibt es nichts zu rütteln.


    Was Du über den Duc gesagt hast, ist wahr. Er ist die Verantwortung in Person und ich denke niemand der nicht in so ein Amt hineingeboren wurde, möchte es ausführen. Solange man die Macht genießen kann und freudige Dinge zu entscheiden hat, säße sicher jeder gerne mal auf dem Thron. Aber sobald die Entscheidungen unangenehm werden und die ganze Nation auf Deine Entscheidung wartet, jeder Blick nur auf Dich gerichtet ist, ich glaube da würden die meisten schon kneifen. Und im schlimmsten Fall des Falles schaut Dein gesamtes Volk zu Dir auf und hofft dass Du in einer Hungersnot, einem Krieg oder dergleichen sofort eine Lösung parat hast um sie alle oder so viele wie möglich von ihnen zu retten. Das erhoffen sie sich von Dir, denn Du bist ihr Herr. Und der Duc selbst verlangt sich genau jene Lösungen ab. Er würde niemals leichtfertig das Leben eines Souvagners riskieren.


    Die anderen Führungspersonen mögen ihn für weich, zu umsichtig oder vielleicht sogar für feige halten, aber das ist er nicht. Er ist schlicht und ergreifend umsichtig. Macht haben und diese nicht missbrauchen ,das ist wahre Größe. Dass habe ich von ihm gelernt.


    Nun ich rede genauso viel wie Du und mir geht es genauso schlecht. Was wirst Du tun Khawa? Falls Du Dich nicht traust den Duc anzusprechen und Du nicht auf Tarkan warten möchtest, es gibt noch eine weitere Möglichkeit. Wir beide gehen sofort. Aber es wäre eine Reise ohne Wiederkehr. Was wirst Du tun?´, fragte Jules mental.


    "Ein Kaffee ist eine ausgezeichnete Idee", stimmte Jules zu.

  • Das Geständnis von Jules traf den ohnehin aufgewühlten Khawa. Warum brauchte es immer eine herannahende Katastrophe, ehe man begriff, was einem wirklich wichtig war? Warum hatte Jules das ihm nicht während des Rittes am Strand der Azursee gesagt? Khawas Augen begegneten dem Blick, der ihn unter der Kapuze heraus traf. Früher hatte er helle Augen als kalt und gefühlsleer empfunden, als ob ihn ein Fisch anglotzte. Das war lange schon anders.


    `Was ich empfinde, sagte ich bereits mehrfach und ging Euch damit vermutlich sehr auf Euren geschätzten Keks. Wie es scheint, habe ich Euch jedoch inzwischen angesteckt. Ihr habt sicher nichts dagegen, wenn ich in Anbetracht dieser Umstände meine Äußerung wiederhole: Ich liebe Euch, Jules.` Khawa lächelte zögerlich. Als Jules ihn jedoch fragte, wie viel Mut er habe, erstarb sein Lächeln. `Ich habe vor dem Feind um mein Leben gewinselt. Auf Knien.`


    Jules` Worte von einer Möglichkeit, als gebürtiger Rakshaner frei in Souvagne zu leben klangen für Khawa schier unglaublich. Er brauchte einige Momente des Nachdenkens, um das Gesagte zu verarbeiten. Er hatte bislang nicht gewusst, dass es diesen Weg überhaupt gab.`Ich werde den Duc fragen! Sobald er die Zeit findet, mich anzuhören! Danke, July! Selbst wenn er mir eine riesige Kuhglocke um den Hals hängt, werde ich sie mit Freuden tragen.


    Die Sache mit den Burgen habe ich so nie gesehen. Sie kamen mir nur als nach außen gerichtete, feindselige Bollwerke vor und weniger als etwas, das sein Inneres behütet. Dann ist meine eigene innere Burg ja auch nicht Schlechtes. Ich werde sie behalten und pflegen und darin wohnt alles, was mir lieb und teuer ist. Ihr wohnt im Donjon.`


    Khawa war zutiefst ergriffen, dass Jules davon sprach, ihn begleiten zu wollen. Zu gern wollte er es glauben, doch fürchtete er, dass der Chevalier das nur sagte, um ihm Mut zu machen, damit er für ihre Zweisamkeit kämpfte und dass Khawa das Gesagte nicht wörtlich nehmen durfte. Dennoch war es ein schöner Gedanke. Einen Moment schlosss Khawa die Augen und genoss die Vorstellung, mit Jules durch die Steppe zu reiten. Khawa würde sich anstelle einer Hyäne ein Pferd besorgen, damit auch Jules sein Pferd behalten konnte. Sie würden in einem Zelt leben, umgeben vom endlosen Steppenfrieden. Den Rakshanern würden sie ausweichen, oder sich vielleicht einer vagabundierenden Truppe anschließen, die vom Krieg nichts wissen wollte. So etwas gab es, meist waren das kleine Familienverbände, wie jener, in dem Khawa geboren war. Vielleicht würden sie diese wiederfinden und er konnte Jules seiner Familie vorstellen.


    "Entschuldigt mich bitte einen Augenblick, ich werde Euch einen Mokka bringen." Khawa eilte in seinem gewohnt zügigen Tempo in die Küche, brühte einen frischen Kaffee mit Gewürzen und einer Prise Kakao auf.


    Das Hyänenreiten musste Jules auf jeden Fall mal probieren und mit Turban würde er ausgezeichnet aussehen. Von Gufo würden die Rakshaner begeistert sein und sehen wollen, wie man damit jagt. Khawa seinerseits würde Jules die Jagd vom Rücken der Hyäne aus beibringen.


    Khawa schüttelte den Kopf, um den Gedanken loszuwerden und brachte Jules den Kaffee. Er reichte ihm die Tasse und ließ dabei einen großzügigen Schluck über die Finger des Chevaliers schwappen.


    "Au weh, wie konnte ich nur! Vermaledeite Unpässlichkeit", rief er schuldbewusst und tupfte Jules die Finger mit einem Wischtuch ab, dass er zufällig im Gürtel aus der Küche mitgenommen hatte. Er gab sich große Mühe, sie gründlich abzutupfen, von den Fingerspitzen aus bis zu den weichen Partien zwischen den Gelenken, wo sie in die Hand mündeten.


    `Auf Dauer würdet Ihr in meiner Heimat nicht glücklich werden. Es würde Euch bald schon langweilen und Ihr würdet vielleicht sogar verstehen, warum die Rakshaner Plünderfeldzüge so sehr lieben, das damit einhergehende Abenteuer in der ewigen Monotonie, die uns umgibt.


    Ja, ich frage den Duc. Noch heute bitte ich ihn um ein Gespräch.


    Ich hatte vorhin den Eindruck, dass Ihr noch etwas sagen wollt ... was war das?`

  • Jules schmunzelte Khawa an.
    "Kann ja mal passieren, nicht weiter schlimm", antwortete er freundlich und trank einen Schluck Kaffee.


    `Du gehst mir nicht auf den Keks, ich höre es sehr gerne. Mental ist lügen nicht möglich Khawa, ich habe alles was ich Dir sagte genauso gemeint wie ich es Dir übermittelte. Ja ich wollte Dir noch einiges sagen.


    Ich möchte Dir gerne sagen, was ich genau für Dich empfinde, aber dass ist nicht so leicht. Weißt Du früher bestand mein Leben größtenteils aus Pflichten, die ich sehr gerne erfüllt habe. Aber Du hast mir gezeigt, dass man alles genauso erreicht, wenn man die Dinge entspannter angeht. Vor allem bin ich in Deiner Nähe glücklich. Ohne Dich komme ich mir nicht mehr vollständig vor, ohne Dich fühle ich mich wie ein Nichts, völlig nutzlos. Ich würde für Dich Kopf und Kragen riskieren, weil ich Dich liebe.


    Und da ist noch etwas, dass ich Dir sagen möchte. Es gibt eine weitere Möglichkeit Khawa, so dass Dir nichts geschehen wird. Eine Möglichkeit, wo Du nicht auf die Antwort des Ducs angewiesen bist.


    Die Möglichkeit sieht wie folgt aus... wir beide verlassen jetzt sofort den Hoheitlichen Hof, wir passieren auf schnellstmöglichem Weg die Grenze und lassen Souvagne hinter uns. Du wärst frei, wir beide wären frei und könnten zusammenleben. Allerdings könnten wir nie wieder nach Souvagne zurückkehren, denn was ich Dir hier gerade vorschlage ist Hochverrat.


    Ich bin das persönliche Himmelsauge des Duc und ihm somit persönlich verpflichtet. Sollte man mich danach jemals auf souvagnischem Boden erwischen, werde ich als Hochverräter öffentlich hingerichtet. Falls Du auf diese Weise fliehen möchtest, bin ich an Deiner Seite. Ich stehe Dir bei, aber triff diese Entscheidung bitte nicht leichtfertig. Keine Ahnung wo wir da leben würden, aber eine Option wäre die Handelsallianz oder vielleicht Rakshanistan, weit weg von Tarkan. Das müsstest Du wissen, da Du Dich in Rakshanistan auskennst.


    Möchtest Du jetzt sofort gehen oder wirst Du den Duc um Deine Freiheit bitten Khawa? Welche Entscheidung Du auch triffst, ich gehöre zu Dir. Sogar wenn Du eine riesige Kuhglocke um den Hals trägst´, übermittelte Jules als Antwort.


    Jules trank seinen Kaffee aus, drückte Khawa die Tasse in die Hand und streichelte dabei liebevoll über dessen Finger.


    `Misst man Mut daran, ob jemand freiwillig in den Tod geht? Diese Person würde ich nicht als mutig, sondern als wahnsinnig bezeichnen Khawa. Ich habe schon viele scheinbar mutige Männer gesehen, deren Kameraden mit den grausamsten Verletzungen im Dreck lagen.


    Jene hatten nicht mal den Mut, das Leid ihrer Kameraden zu beenden. Ohne Sinn und Verstand vorstürmen und sein Leben wegwerfen, nützt weder Dir, Deinem Land noch der Sache. Du wirst einfach nur sterben. Überleben bedeutet, dass es danach immer noch einen Weg geben kann. Fällst Du in der Schlacht, gibt es nur noch einen Weg. Dein Buch schließt sich wie man so sagt.


    Du warst nicht feige, Du warst auch nicht mutig. Du hattest wie jeder gesunde Mensch einfach Angst und hast um Dein Leben gebettelt. Vorsicht ist keine Feigheit und Dummheit kein Mut. Zudem wirst Du mich doch wohl kaum beschuldigen, dass ich mir einen Feigling oder einen Irren als Mann ausgesucht habe oder? Ein Tollpatsch würde ich noch durchgehen lassen, der bist Du. Aber mittlerweile liebe ich Dich sogar dafür´, grinste Jules Khawa an.

  • Freiheit
    22.01.203 nach der Asche


    Chat-rpg


    Khawa
    Es war gar nicht so einfach, den Duc im Trubel abzupassen. Die Staatsgäste und die Dienerschaft hatten sich im Schloss zu verteilen begonnen und Khawa musste den mächtigsten Mann von Souvagne erst suchen. Endlich fand er dessen Leibdiener. »Fabien, ich muss dringend den Duc sprechen«, brachte der Rakshaner mit bebender Stimme hervor.


    Fabien
    Fabien musterte Khawa besorgt, ehe er sprach. »Es ist hoffentlich Prinz Ciel nichts geschehen? Folge mir Khawa«, bat der Leibdiener des Duc und führte den Rakshaner umgehend zum Großherzog. »Eure Hoheit, der Leibdiener Eues Sohnes Prinz Ciel de Souvagne wünscht Euch dringend persönlich zu sprechen. Gestattet Ihr ihm diese Unterredung?«, fragte Fabien höflich und respektvoll.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Der Duc musterte Khawa und nickte freundlich. »Es ist ihm gestattet«, antwortete er.


    Khawa
    Mit klopfendem Herzen trat Khawa vor den Duc und verneigte sich. Die Miene von Maximilien Rivenet de Souvagne war freundlich, dennoch fürchtete Khawa sich wie an einem ersten Tag in Souvagne, als man ihn aus seinem alten Leben gerissen hatte. Genau wie damals stand nichts geringeres als seine Freiheit auf dem Spiel. »Herr, es tut mir leid, dass ich Euch an einem Tage wie diesem behelligen muss! Es ist wegen Tarkan ... ich muss Euch etwas fragen!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Innerlich atmete der Duc auf, da es sich nicht um ein Problem mit Ciel oder etwas Schlimmeren handelte. Allerdings war Tarkan momentan auch keine zu verachtende Größe im Weltgeschehen ihrer almanischen Region. Khawa hatte bereits einmal gute Informationen zur Hand gehabt, dies konnte erneut der Fall sein. Der Duc gab seinem Leibdiener mit Fingerzeig zu verstehen, dass er wünschte ungestört zu sein. Fabien instruierte die Wachen vor der Tür und schloss diese. Danach bezog er Posten neben seinem Herrn. »Rede offen Khawa, was bedrückt Dich oder was möchtst Du uns mitteilen bezogen auf den Tarrik?«, hakte der Duc nach.


    Khawa
    Ihm fiel auf, dass er vor lauter Aufregung vergessen hatte, die Frage Fabiens zu beantworten. »Also meinem jungen Herrn geht es sehr gut, er spricht gerade mit seinem Bruder Prince Dreaux. Und ich habe in der Zwischenzeit mit Chevalier Jules de Mireault gesprochen, weil ich mir Gedanken gemacht habe. Tarkan könnte meine Herausgabe verlangen, als Zeichen Eures guten Willens, da ich Kriegsgefangener bin. Mit dem Ende der Kampfhandlungen werden Gefangene üblicherweise dahin zurückgeschickt, wo sie herkamen. Allein, ich will überhaupt nicht dorthin zurück. Ich fühle mich nicht mehr als Rakshaner.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Der Duc nickte verstehend. »Nun das mag sein Khawa, aber was Du »willst« ist in dem Fall nicht von Belang. Es mag sein, dass Du Dich nicht mehr als Rakshaner fühlst, aber die Situation ist eine prikäre. Würde Tarkan Deine Herausgabe verlangen, würden wir der Bitte entsprechend. Du bist das Eigentum unseres Sohnes. Folglich entscheiden wir auch über Dein Schicksal. Sollte nur Deine Herausgabe zwischen dem Frieden von drei autarken Ländern uns eingerechnet vier Ländern stehen, werden wir nicht das Leben von vier Völkern für einen Leibeigenen opfern. Ist Dir dies nicht bewusst?«, fragte der Duc.


    Khawa
    Khawa bekam Angst. War das ein Nein gewesen? Unsinn, wenn der Duc Nein meinen würde, würde er Nein sagen! Er war einfach noch nicht überzeugt.
    »Ja, das ist mir bewusst, Herr«, antwortete Khawa so ruhig, wie er es vermochte. »Mein Wohlergehen ist völlig bedeutungslos. Aber ich denke an das Wohl von Souvagne! Ich habe Souvagne und die almanischen Tugenden zu lieben gelernt. Darum möchte ich den Verhandlungen keinesfalls als potenzielles Streitobjekt im Wege stehen. Ich habe mich Chevalier de Mireault anvertraut, weil ich so in Sorge war und er hat mir sein wertvolles Ohr geliehen und seine wertvolle Zeit. Es geht um den größten Friedenspakt seit Jahrzehnten oder vielleicht auch Jahrhunderten.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Der Großherzog neigte minimal sein Haupt und schmunzelte Khawa an. »Das haben wir nie behauptet Khawa. Du bist der Leibeigene von Ciel, folglich hast Du einen Wert. Jeder unserer Domestiken hat einen Wert vom Höchsten bis zum Niedersten. Aber Dein persönlicher Wert übersteigt nunmal nicht den der Bevölkerung von vier Ländern. Deine Sorge um uns, sprich Souvagne ehrt Dich. Aber woraus besteht Deine Sorge Khawa? Dies erschließt sich uns nicht. Erkläre Dich, was genau meinst Du? Und was hast Du mit Jules beredet? Um Dir eventuell helfen oder Dir wenigstens Deine Sorge nehmen zu können, musst Du offen mit uns sprechen. Was Du anführst ist richtig, es geht um einen Frieden der nicht nur uns, sondern hoffentlich auch Generationen noch nach uns betrifft. Bezüglich Tarkan warst Du uns bereits einmal ein guter Ratgeber. Wir hören Dir zu«, antwortete Maximilien freundlich.


    Khawa
    Khawa wurde bewusst, dass er ja noch nicht einmal die Frage gestellt hatte, während der er hier überhaupt vor dem Duc stand. Wie sollte der Duc auf eine Frage antworten, die er nicht zu hören bekam? Hoffte Khawa, dass der Duc von sich aus das Angebot machte? Blödsinn, Maximilien Rivenet de Souvagne war der Duc! Er machte keine Angebote, man bat ihn! Aber was, wenn Khawas Frage alles noch schlimmer machen würde? Unsicher drehte Khawa sich zur Tür um, aber die konnte ihm auch nicht weiterhelfen. Da stand kein Ciel, der ihm sagen würde, was er zu tun hatte und kein Jules, der ihm beistand. Nicht einmal Fabien als Kollege war zugegen. Er musste allein hier durch und er musste endlich den Mut finden, das Problem beim Namen zu nennen, wie hässlich dieser Name auch war. Er sah wieder nach vorn.
    »Herr, in Rakshanistan gelte ich als Verräter. Ich habe um mein Leben gebettelt und mich somit gefangen nehmen lassen. Nun diene ich aus Tarkans Sicht dem Feind. Wenn man mich ausliefert, werde ich behandelt werden wie das, was ich bin. Wie man in Souvagne mit Verrätern umgeht, so tut man es auch in Rakshanistan, vielleicht noch grausamer.« Er musste es tun. Er musste ein zweites Mal tun, wofür Tarkan ihn verachtete. Erneut ging er auf die Knie und begann zu heulen.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Der Duc musterte den Mann vor ihm auf Knien für den Hauch einer Sekunde mit mitleidigem Blick. »Hochverrat wird bei uns mit dem Tode geahndet. Allerdings würden wir keinen Kriegsgefangenen als Verräter werten. Verrat bedarf einer bewussten Entscheidung. Nun gut wir verstehen Dein Problem. Solange Du unser Eigentum bist, bist Du unantastbar. Niemand hat das Recht des Prinzen Eigentum zu beschädigen oder gar zu töten. Dies wäre Hochverrat an der Krone. Allerdings wärst Du nicht mehr durch uns geschützt, solltest Du ausgehändigt werden. Dennoch können wir Dein Leben nicht über das aller Souvagner erheben Khawa, wir könnten um Milde für Deine Person ersuchen bei Herausgabe. Du bist nicht umsonst hergekommen, was genau erbittest Du von uns? Dass Du Dich mit unserem Sohn verstehst und trotz des einen oder anderen Missgeschicks ein ausgezeichneter Leibdiener bist, wissen wir. Einem Leibdiener wird zudem ein anderer Status zu Teil aufgrund seiner Tätigkeit. Fabien genießt unser vollstes Vertrauen. Würde er dies nicht genießen, so könnten wir ihn nicht in dieser unmittelbaren Nähe zu uns dulden. Ebenso wird Deine Nähe zu unserem Sohn, ohne jede Schranke sein. Du wirst seine privatesten, intimsten Gedanken, wie auch seine Vorlieben und Abneigungen kennen. Du wirst seine Körperlichkeit kennen wie auch seine körperlichen Gebrechen, so denn er einmal erkrankt ist. Und jeden Morgen ist Dein Rasiermesser näher an seiner Kehle, als jemals das Messer eines anderen Mannes sich ihm nähern dürfte ohne auf dem Block dafür zu landen. Wir verstehen Dich und Deine Angst. Wir achten Deinen Wert, Du hast uns nie enttäuscht. Wir würden Deinen Tod bedauern, dies sei Dir versichert und wir wünschen ganz gewiss Deinen Tod nicht. Aber was genau wünscht Du? Dass wir die Friedensverhandlungen dafür nicht »kippen« können muss Dir bewusst sein. Hast Du eine Lösung die Dir vorschwebt bezüglich des Tarrik oder sollen wir uns eine Lösung einfallen lassen? Die unsere wäre wie immer zuerst das Gespräch«, antwortete der Duc.


    Khawa
    Khawa schniefte und riss sich zusammen. Zu Heulen hatte noch nie irgendwem geholfen, man musste sich des Problems konstruktiv widmen. Nun gut, es hatte ihm einst das Leben gerettet, aber das hieß nicht, dass es das auch jetzt tun würde.
    »Verzeiht bitte. Es ist alles etwas aufwühlend. Mit Jules ... also Chevalier de Mireault hat mir das, was ich jetzt sagen werde, nicht empfohlen. Er hatte mir lediglich zugehört und sich seine Gedanken gemacht. Fakt, also Fakt ist, er sagte mir, es gäbe theoretisch und rein hypothetisch die Möglichkeit, dass ich Euch um meine Freiheit bitte. Darum möchte ich das Tun und die Theorie in die Praxis umsetzen. Ich bitte Euch untertänigst um meine Freiheit, Herr. Weil ebenso Fakt ist, dass, dass, dass ...«
    Er räusperte sich, um das Stottern zu unterbrechen. Derart viel Angst hatte er seit langem nicht empfunden. Er hatte keinerlei Ahnung, wie der Duc reagieren würde. Wie sollte er es formulieren, ohne dass er alles noch schlimmer machte?
    »Und, außerdem ...« Er konnte nicht. Er konnte es nicht aussprechen. Er zog seinen Schleier bis über die nassen Augen, so dass er nur noch Schwärze sah und versteckte sich hinter seiner Hand. »Tut mir leid, Herr. Ich reiße mich zusammen und gehe wieder an die Arbeit.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Der Duc musterte Khawa. »Nun Khawa wann Du Dich von einer Audizenz zurückzieht, beziehungsweise gehen darfst, dass entscheiden wir nicht Du. Es wäre unhöflich den Großherzog zu überfallen, ihm ein Problem halb zu schildern und ihn dann ohne dessen Aufforderung oder Erlaubnis zu verlassen. Wir beenden eine Audienz Khawa, nicht Du oder sonst wer in diesem Land. Aber wir wissen auch, dass Dein sonderbares Betragen Deinen aufgewühlten Gefühlen zu Grunde liegt, drum betrachten wir Deinen Vorschlag mit einem Augenzwinkern.
    Nun zu Deiner Bitte und Deinem Problem. Wir können jeder leibeigenen Person die Freiheit schenken, dies liegt in unserer Macht. Dein Problem wäre allerdings dann, dass Du nicht mehr durch die Krone geschützt wärst. Du als Ciels Eigentum stehst gleichgültig wo Du bist unter unserem Schutz. Als freier Mann hingegen müsstest Du nur einen Fuß über die souvagnische Grenze setzen und Tarkan könnte Dich ohne jede Repressalie erschlagen.
    Eine Lösung wäre, dass Du als freier Mann in ein Land ziehst, in das Tarkan Dich ohne weiteres nicht verfolgen würde. Gehen wir davon aus, dass Du nach Naridien ziehen wirst. Dieses Volk ist gerade zu beschämend liberal. Nun wie es sei, Du würdest in dem Falle einen Vorsprung vor Tarkan benötigen. Dies hieße, wir könnten Dir umgehend die Freiheit schenken und würden die Sache auf uns beruhen lassen. Sollte Tarkan nach Deiner Person fragen, würden wir diesem mitteilen, dass Du unsere Dienste auf Bitten verlassen hast.
    Bis jetzt hat Tarkan nicht um Deine Aushändigung gebeten und es gilt stets die erste Fürbitte. Sollte er sich über Dein Abhandenkommen grämen, nun dann hätte er vorher fragen müssen. Denn bis jetzt warst Du nicht Teil der Verhandlungen. Ist es dies was Dir vorschwebt?«, hakte der Duc freundlich nach.


    Khawa
    Khawa schrumpfte ein Stück und bekam ein heißes Gesicht. Er richtete seinen Schleier und stellte sich wieder vernünftig hin. »Ich bitte um Verzeihung, Herr«, sagte er zum x-ten Mal, in dem kläglichen Versuch, irgendwie gerade zu biegen, was er hier verzapfte. »Ich möchte Souvagne überhaupt nicht verlassen und auch nicht Prince Ciels Dienste. Ich möchte ja hierbleiben. Darum wäre es auch unerheblich, ob Tarrik Tarkan mich außerhalb der Grenzen tot sehen will. Das will er auch so, da bin ich mir sicher. Ob ich ein freier Mann wäre oder ein Sklave spielt dafür keine Rolle. Aber er könnte keine Herausgabe mehr verlangen. Und noch etwas möchte ich anmerken. Es ist nicht wichtig, aber vielleicht dem Gesamtbild dienlich. Vielleicht auch nicht. Also, ich, äh, also wie gesagt sprach ich mit dem ehrenwerten Chevalier ... es gibt eine Person in Souvagne, um die ich werben möchte. Aber das kann ich nicht als Sklave.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Der Duc stützte sein Kinn auf seine Hand und hörte Khawa aufmerksam zu. »Wir akzeptieren Deine Entschuldigung, wie gesagt wir messen Deinem Verhalten keine Boshaftigkeit oder Respektlosigkeit bei, sondern Nervosität. In Anbetracht dessen, was Dich erwarten könnte, ist dies durchaus verständlich.
    Nun dann fassen wir mal zusammen, Du bittest um Deine Freiheit, Du bittest darum in Ciels Dienst bleiben zu dürfen und Du bittest darum hierbleiben zu dürfen - folglich um Einbürgerung?
    Das ist korrekt Khawa. Als Leibeigener darfst Du nur um Personen werben, die ebenfalls Leibeigene Deines Herrn sind. Da Ciel nur Dich besitzt, hätte sich die Sache damit erübrigt. Oder bittest Du darum in den Dienst eines anderen Herrn zu wechseln? Nun Khawa es mag vielleicht so erscheinen, ob Gefühle keine Rolle spielen würden, aber niemandem nützt ein stets unglücklicher und unaufmerksamer Leibdiener.
    Ebenso würden wir für die Magd eines Lehen entscheiden, die auf einem anderen Lehen ihre Liebe gefunden hat. Sicher wird der eine Lehnsherr eine Summe der Auszahlung leisten müssen, aber letztendlich findet sich ein Weg, wenn man möchte.
    Und auch uns sind Gefühle dieser Art durchaus bekannt, auch wenn wir diese nicht offen zur Schau tragen. Oder nicht in dem Maße, wie wir es uns manchmal gerne wünschen würden. Wir sind keine Person, die dem persönlichen Glück eines anderem im Wege steht, sollte es uns möglich sein. Wer ist die Person um die Du werben möchtest? Kennen wir sie? Und bitte benenne uns Deine genaue Fürbitte«, antwortete der Duc.


    Khawa
    Khawa keuchte erleichtert. Der Duc hatte nicht mit Zorn reagiert und ihn wütend herausgejagt oder ihn gleich zum Scharfrichter geschickt, damit er ihm seine Verfehlungen austrieb.
    »Ich möchte untertänig darum bitten, als freier Mann und Bürger Souvagnes weiterhin als Leibdiener im Dienst von Prince Ciel Felicien de Souvagne leben zu dürfen. Die Person ist Euch bekannt, aber ich möchte sie nicht in Misskredit bringen und darum bitte ich Euch darum, dazu schweigen zu dürfen. Ich weiß ja noch nicht einmal, ob diese Person meine Gefühle erwidert, denn natürlich weiß diese noch gar nichts von den meinen.« Es fiel Khawa nicht leicht, dem Duc, der so freundlich geblieben war, so unverblümt ins Gesicht zu lügen, doch das war nichts, wo die Wahrheit angebracht wäre. Sie würde ein allzu blutiges Ende bedeuten.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Der Duc nickte zustimmend. »In Anbetracht der Lage, schenken wir - Duc Maximilien Rivenet de Souvagne, dem Leibeigenen Khawa seine Freiheit. Ferner geben wir seiner Fürbitte auf Einbürgerung statt. Er möge sich hierfür gemeinsam mit unserem Leibdiener Fabien in der Amtsstube des Hofmarschalls einfinden um unser Dekret zertifizieren zu lassen.
    Das Zertifikat ist uns nach Ausstellung des Hofmarschalls umgehend vorzulegen, zwecks Besiegelung.
    Unsere Begründung Deiner Fürbitte zu entsprechen, auch wenn unsere Person nicht gehalten ist, einer Person - gleichgültig welchen Ranges Rechenschaft ablegen zu müssen.
    Deine Freilassung Khawa dient Souvagne. Weder wirst Du als Eigentum den Friedensverhandlungen im Wege stehen, noch wirst Du den Dienst als Leibdiener bei unserem Sohn quittieren. Ferner ist es Dir als freier Mann gestattet, frei zu werben. Dir sei nur erläutert, wirbst Du um eine unfreie Person, ist diese gegebenenfalls von Dir fiskalisch auszulösen. Dies zu unserer Entscheidung.
    Kniet nieder vor Eurem Duc Souvagner Khawa Laurent Rousseau und leistet uns den Treueschwur für jetzt und immer dar«, befahl der Duc.


    Khawa
    Khawa war überwältigt. Der Duc schenkte ihm tatsächlich die Freiheit! Jetzt bloß keinen Fehler machen! Er riss sich extrem zusammen und versuchte, seine Gedanken zu ordnen, um einen vernünftigen Treueschwur zustande zu bekommen. Etwas schief kniete er sich nieder.
    »Ich, Khawa Laurent Rousseau, schwöre Euch, Duc Maximilien Rivenet de Souvagne, Treue bis zum Tod.«
    Er presste die Lippen zusammen und verkniff sich die Frage, ob das jetzt richtig war.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Der Duc nickte Khawa knapp zu. »Erheben Sie sich Monsieur Rousseau, wir nehmen Ihren Schwur an. Eilen Sie sich, bevor erneut die Verhandlungen beginnen. Unseres Wissens nach hat die Amtsstube von Hofmarschall Adrien Meunier nicht den ganzen Tag geöffnet.
    Das überreichte und besiegelte Zertifikat ist von Ihnen stets bei sich zu tragen. Vergessen Sie Ihre Aufgabe nicht, Fabien wird Ihnen zur Seite stehen. Sie dürfen sich entfernen um Ihren Amtsgeschäften umgehend nachzukommen«, entschied der Duc freundlich.


    Khawa
    »Danke«, rief Khawa freudig und zutiefst gerührt. Am liebsten hätte er dem Duc seine Stiefelsohlen geküsst. Er erhob sich und strahlte bis zu beiden Ohren. Er verneigte sich und ging in dieser Haltung rückwärts zur Tür hinaus. Von draußen konnte er es sich nicht verkneifen, freudig »Tausend Mal danke« zur Tür hinein zu rufen, als diese gerade geschlossen wurde. Khawa war derart glücklich, dass er sich Fabien krallte und diesen fest umarmte.


    Fabien
    Fabien starrte Khawa etwas baff an, klopfte ihm kurz freundschaftlich auf den Rücken und schob ihn dann auf eine Armeslänge von sich.
    »Was immer Du den Duc gefragt hast Khawa, er scheint es Dir erlaubt zu haben. Also Deine Freude ist scheinbar riesig und ansteckend, aber ich weiß leider nicht warum Du Dir so ein Bein ausfreust. Am besten gehen wir beide wieder an unseren Dienst. Freut mich dass der Duc Dir helfen konnte«, sagte Fabien freundlich und knuffte Khawa.


    Khawa
    »Ich bin ein freier Mann! Ich bin ein Bürger Souvagnes!«, rief Khawa viel zu laut und drehte sich einmal an der Stelle. »Der Duc hat mir die Freiheit geschenkt! Willst du meinen neuen Namen wissen?« Khawa wartete gar nicht auf Fabiens Antwort. »Khawa Laurent Rousseau! Das klingt so schön! Wir müssen zum Hofmarschall Adrien Meunier, er muss das Zertifizieren. Bringst du mich bitte hin?«


    Fabien
    Fabien nickte und hielt Khawa kurz fest. »Frei und eingebürgert? Nun dann meinen herzlichen Glückwunsch, ein seltenes Gut. Wir nennen uns trotzdem weiter beim Vornamen oder? Wirst Du weiter im Dienst des Prinzen bleiben? Richtig, ohne das Zertifikat kann es böse enden. Wir gehen umgehend zum Hofmarschall. Wir müssen uns beeilen, er nimmt seinen Dienst sehr genau, vor allem die Pausenzeiten«, erklärte Fabien grinsend.


    Khawa
    Khawa folgte Fabien zum Hofmarschall. »Ja, natürlich tun wir das! Oder dürften wir das nicht? Bist du etwa auch, ich meine, bist du unfrei? Ich bleibe im Dienste von Herrn Ciel, ich bleibe dir also erhalten, mach dir keine Hoffnungen.« Er knuffte Fabien gut gelaunt.


    Fabien
    »Ja ich bin unfrei, ich bin der Leibeigene des Duc. Ich gehöre seiner Majestät persönlich. Sozusagen bin ich ein Teil von ihm, wenn Du so möchtest. Nun ich habe mir keine negativen Hoffnungen gemacht, wir haben uns doch immer verstanden. Als freier Mann dem Prinzen zu dienen wird sicher eine Herausforderung werden«, grinste Fabien. Er führte sie zur Amtsstube und rüttelte an der Tür. »Zu. Vermutlich ist er zu Tisch. Wir werden ihn von dort abholen und der soll das Zertifikat sofort ausstellen komm«, erklärte Fabien und ging vor in den Speisesaal.


    Khawa
    »Warum sollte das eine Herausforderung werden? Ist es dann schlimmer, wenn ich versehentlich ein Tröpfchen Kaffee auf den einen oder anderen Chevalier verkleckere? Niemand kann verlangen, dass ich plötzlich mit übermenschlichen Fähigkeiten ausgestattet bin.« Zerknirscht betrachtete er die verschlossene Tür. Er hoffte, dass Fabien recht damit hatte, dass sie den Hofmarschall im Speisesaal finden würden.


    Fabien
    »Nein, im Gegenteil. Du bist ja eine freie Person. Was nicht heißt, dass Dein Verhalten nicht Ciel beschämen könnte. Oder Du Dir alles erlauben darfst. Aber einige Dinge mehr als früher schon. Der Typ ist langsam Khawa, aber gründlich. Wir bekommen das schon hin, keine Sorge«, sagte Fabien gut gelaunt und deutete auf einen dicken Mann der sich gerade ein Hähnchen schmecken ließ. »Dort ist er«, lachte Fabien.


    Khawa
    »Aber was meinst du dann mit Herausforderung? Darf ich den Mann beim Essen stören? Ich frag ihn einfach.« Khawa begab sich zum Hofmarschall. Er hatte so gute Laune, dass er nicht warten wollte, er wollte es unbedingt schriftlich haben, damit es wirklich amtlich war und nicht mehr so ohne Weiteres widerrufen werden konnte. »Darf ich Euch beim Essen stören? Es geht um eine wichtige Angelegenheit, die der Duc mir aufgetragen hat. Ich sollte mich sofort zu Euch begeben, um mir sein Dekret zertifizieren zu lassen, welches besagt, dass ich fortan ein freier Mann und Bürger Souvagnes bin.«


    Hofmarschall Adrien Meunier
    Der Hofmarschall guckte zuerst erbost, aber als er hörte worum es ging wechselte sofort sein Blick. »Natürlich dürft Ihr stören, wenn seine Majestät nach einem Zertifikat verlangt. Dazu müssen wir uns zur Amtsstube begeben«, erklärte Meunier. Er warf kurz einen sehnsüchtigen Blick auf das Hähnchen, dann schnappte er es sich kurzentschlossen samt Teller und marschierte vorne weg


    Fabien:
    Der Leibdiener des Duc schaute verdutzt hinterher. »Das ging schneller als erwartet, aber gut besser so als anders herum. Ihm nach Khawa«, freute sich Fabien.


    Khawa
    Das brauchte er Khawa nicht zwei Mal sagen. Der ehemalige Rakshaner machte, dass er dem Hofmarschall hinterher kam, der trotz seiner Statur erstaunlich flink zu Fuß war.


    Fabien
    »Ich glaube er folgt dem Hähnchenduft«, lachte der Leibdiener des Duc leise.


    Hofmarschall Adrien Meunier
    Hofmarschall Adrien Meunier drückte Khawa den Hähnchenteller in die Hand und schloss die Amtsstube auf. Er steckte den Schlüssel weg und nahm ihm umgehend das Hähnchen wieder ab. Sorgfältig plazierte er es auf einem anderen Schreibtisch, ehe er sich an seinen eigenen setze und alles nötige bereit legte. »Gut dann wollen wir mal«, sagte er freundlich und wischte sich seine fettigen Finger am Wams ab. »Wann wurdet Ihr eingebürgert und wie ist Eurer bürgerlicher Name?«, hakte der Hofmarschall nach.


    Khawa
    »Ich wurde soeben eingebürgert und mein Name lautet Khawa Laurent Rousseau! Klingt das nicht schön?«


    Hofmarschall Adrien Meunier
    Hofmarschall Adrien Meunier nickte zustimmend und schrieb auf das vorgegebene Zertifikat das Datum wie auch den neuen Namen. »So. Mit heutigem Datum, den 21.01.203 wurde Monsieur Khawa Laurent Rousseau eingebürgert. Bei Vorgenannten handelt es sich um einen souvagnischen Bürger, fremdländischer Herkunft. Bitteschön. Seid vorsichtig, diese Tinte muss gut trocknen, sie kann nicht ausgewaschen werden. Sie müssen dies Zertifikat von unserer Hoheit noch besiegeln lassen. Dann ist es amtlich«, erklärte Meunier.


    Khawa
    »Danke«, rief Khawa und konnte sich nur mit Mühe zusammenreißen. Begeistert betrachtete er das Zertifikat und konnte sich nicht entscheiden, ob er es so vorsichtig wie ein Porcellainservice tragen oder zusammenknautschen und an seine Brust drücken sollte. Natürlich trug er es andächtig vor sich her, damit ja nicht die Tinte verlief. »Schau nur, Fabien«, jauchzte er und machte sich auf den weg zum Duc.


    Fabien
    Fabien freute sich mit Khawa und nickte beipflichtend. »Halte es am besten an den äußeren Ecken damit es gerade bleibt. Es darf nicht verschmieren. Und puste nicht drauf rum, dann verwischt die Tinte nachher auch. Lass uns direkt zurück zum Duc gehen. Sobald das Siegel auf dem Zertifikat ist, wird es noch einmal vorsichtig gebügelt. Dass kann ich für Dich tun. Damit ist die Farbe versiegelt«, erklärte Fabien und eilte Khawa hinterher.


    Khawa
    »Ja, bitte mach das! Es würde mich freuen, wenn du das tust. Ist es dann wasserfest? Schau nur, die schöne Handschrift vom Hofmarschall! Wie schön mein Name aussieht! Kündigst du mich dem Duc an? Ich kann ja nicht einfach reinplatzen.«


    Fabien
    »Ja sicher mache ich das für Dich. Ich kündige Dich an, warte hier und falls er Dich auffordert ihm zu folgen. Dann warte bis er aufgestanden ist und drei, vier Schritte vor die her gelaufen ist. Erst dann folgst Du ihm. Ich gehe vorne weg und öffne ihm die Türen nur Bellamy hat neben mir das Anrecht als sein Palaisin. Bis gleich«, sagte Fabien und verschwand wieder im Thronsaal. Es dauerte einen Moment, dann wurde die Tür von innen geöffnet. »Du darfst eintreten«, erklärte Fabien höflich.


    Khawa
    Khawa trat mit dem Zertifikat in den Händen ein, das er noch immer so vorsichtig wie ein Heiligtum an den Ecken festhielt. Er wusste, dass er nicht so breit grinsen sollte, aber er konnte nicht anders. Zum Glück trug er seinen Gesichtsschleier, da sah es nicht ganz so unhöflich aus. »Eure Durchlaucht, ich habe das Zertifikat!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Der Duc schmunzelte Khawa an. "Wie ich sehe seit Ihr bereits zurück Rousseau, dies freut uns. Es würde uns ebenso freuen, würdet Ihr diesen seltsamen Hut abnehmen, jetzt da Ihr einer der unseren seid. Bei uns ist es üblich, sein Gesicht zu offenbaren. Ein verdecktes Gesicht, ist gleichzusetzen mit einem geschlossenen Visier, es bedeutet kämpferische Absichten. Dies zu Eurer Erläuterung. Reicht uns die Urkunde Rousseau, wir werden diese Euch umgehend besiegeln. Und vergesst bitte nicht unseren Sohn über den neuen Umstand zu informieren. Er sollte es aus Eurem Munde hören und nicht durch den Tratsch am Hofe. Folgt mir", befahl der Duc. Maximilien erhob sich von seinem Thron und suchte seine eigene Amtsstube auf. Fabien öffnete ihm die Türen und schob ihm selbstverständlich den Stuhl zu recht. Er reichte seinem Herrn das Siegel wie auch das Siegelwachs. Danach entzündete er sofort eine Kerze und hielt sie bereit. Der Duc las sich einmal das Zertifikat durch, dann hielt er das Siegelwachs über die Kerzenflamme und tropfte einige Kleckse aufs Zertifikat. Einen Moment später drückte er das Siegel hinein.


    Fabien
    Fabien nahm seinem Herrn das Wachs wie auch das Siegel wieder ab und legte es zurück in die Schattulle. Danach hob er vorsichtig das Zertifikat auf und nahm es an sich. »Herr ich bot Khawa an, das Zertifikat für ihn zu bügeln. Darf ich Euch einen Moment Euch selbst überlassen?«, fragte Fabien höflich.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Der Duc nickte zustimmend. »Nur zu, geht nur. Wir erwarten Euch in spätestens einer Stunde zurück«, erklärte der Duc freundlich. »Willkommen in unserer Mitte als einer der unseren«, hieß er Khawa als Souvagner willkommen.


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    Khawa
    Als der Duc das Siegel auf das Pergament drückte, schloss Khawa kurz die Augen. Es dauerte nur einen Wimpernschlag an, doch in diesem winzigen Moment wurde er von seinen Gefühlen nahezu überrollt. Er musste die Luft anhalten. Fabien verschwand, um seinem Versprechen nachzukommen und als der Duc ihn in der Mitte der Souvagner als einen der ihren begrüßte, nahm Khawa seinen Turban ab. Spätestens jetzt wurde das ganze Ausmaß der Gefühle, die ihn überrollten wie eine Flutwelle, offensichtlich. In Rakshanistan verhieß sein Gesicht zu zeigen, sich verwundbar zu machen. Man tat es nur im engsten Kreise. Er presste das lange schwarze Tuch an seinen Bauch. »Danke, Herr«, schluchzte er wieder einmal. »Ich werde Euch nicht enttäuschen! Ich werde mir alles erklären lassen, was ich jetzt beachten muss! Und Prince Ciel informieren! Und Chevalier de Mireault!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Der Duc schmunzelte Khawa an. »Nun wir sind sicher, dass Ihr uns nicht enttäuschen werdet. Wir wissen, dass viele Eingebürgerte sich mehr bemühen Souvagne zu repräsentieren, als so mancher Souvagner selbst. Wir sind bester Hoffnung für Euch. Mit Prinze Ciel wie auch Chevalier de Mireault habt Ihr gute Lehrmeister an Eurer Seite. Notfalls bei Möglichkeit sei es Euch zudem gestattet Fabien um Rat zu ersuchen, solange Ihr ihn nicht von seiner Arbeit abhaltet. Ihr dürft Euch verabschieden. Wir denken, Ihr seid sicher begierig darauf endlich Euer Zertifikat zu tragen. Nicht dass Fabien versehentlich zu lange bügelt und es verbrennt«, lachte der Duc leise.


    Khawa
    »Das wäre fatal, der arme Hofmarschall Adrien Meunier würde ein zweites Mal bei seiner Mittagspause unterbrochen werden. Ich danke Euch für alles, Herr! Ich kann es gar nicht oft genug sagen!« Khawa verneigte sich und verließ erneut rückwärts gehend den Raum, nur diesmal ohne Turban, so dass seine langen Filzlocken fast auf dem Boden schliffen und flitzte los, um Fabien zu suchen.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Der Duc schaute Khawa hinterher und streichelte einen seiner großen Hunde. »Ich hätte ihm einen Barbier empfehlen sollen«, flüsterte er gut gelaunt.


    Fabien
    Fabien hatte vor dem Thronsaal auf Khawa gewartet. Er stutzte einen Moment, wo er Khawa zum ersten Mal ohne seinen Turban sah. Die Flut an Haaren war erschreckend. »Du solltest Dir die Haare schneiden lassen Khawa. Oder sie irgendwie bändigen. Das sieht komisch aus. Los komm mit«, grinste Fabien.


    Khawa
    »Da muss ich erst jemanden fragen«, erwiderte Khawa schmunzelnd. »Das liegt nicht in meiner alleinigen Verfügungsgewalt.« Er folgte Fabien.


    Fabien
    »Nun dann solltest Du Ciel fragen. Oder findet er das in Ordnung so. Wobei ich glaube, er wird, mit Verlaub, Kuhaugen machen sobald er das Zertifkat sieht«, erklärte Fabien. Der Leibdiener bereitete das Bügeleisen vor und bügelte dann so vorsichtig wie möglich das Zertifikat. »Mir ist einmal ein Rock vom Duc verbrannt und ich dachte dafür werde ich ausgepeischt. Es war ein teurer Rock, aber er hat sich überhaupt nicht aufgeregt. Er sagte der Rock wäre schließlich ersetzlich und nur Stoff und ich wäre das nicht. Er ist ein guter Herr. Ich wusste was immer Du für ein Problem hast, er würde Dir helfen«, erzählte Fabien beim Bügeln.


    Khawa
    »Oh, ich glaube, Ciel würde wollen, dass ich weiterhin Turban trage, er hat mich stets dazu angehalten, mich möglichst exotisch zu präsentieren. Darum würde er sicher auch nicht wollen, dass ich meine Haare stutze. Ich werde mit ihm reden und mit einer Person, die mir sehr wichtig ist und um die ich nun endlich werben kann!« Khawa hatte vor lauter Freude dunkle Wangen. »Der Duc ist wirklich großzügig und du musst ihm sehr wichtig sein. Nicht nur als Diener, sondern als Mensch, wenn er so etwas zu dir sagt. Ich hatte große Angst, ihn um meine Freiheit zu bitten, aber am Ende war er wirklich freundlich und verständnisvoll. Warum bittest du ihn nicht auch um deine Freiheit?« Khawa beobachtete verzückt, aber auch etwas besorgt, wie Fabien die Urkunde bügelte.


    Fabien
    Fabien starrte Khawa wie vom Donner gerührt an. »Ich habe alle Freiheiten die ich als Leibdiener haben kann. Welche Freiheiten sollte mir meine eigene Freiheit denn bringen Khawa? Gleichgültig was mir geschieht, solange ich meinen Dienst gut versehe, werde ich niemals Hunger oder Krankheit leiden. Wie sieht das als freier Mann aus? Zudem, selbst wenn ich frei wäre, ich wäre immer an der Seite meines Herrn. Es würde sich nur mein Stand ändern. Ja er ist sehr großzügig und da Du einer der unseren bist, ich meine ein Leibdiener, weißt Du so gut wie ich, dass mein Herr weniger frei ist als Du oder ich. Ebenso der Prinze. Wir können abends vielleicht mal ein Bier trinken, eins zuviel und lachen. Können die beiden das? Nur allein, abgeschieden und in unserer Anwesenheit Khawa. Das ist in Ordnung, ich bin gerne für ihn da und er bedeutet mir sehr viel. Ich würde ihn niemals verlassen oder um meine Freiheit bitten. Würde er sie mir schenken würde ich sie ablehnen. So um wen möchtest Du denn werben? Ich schweige aber ich bin neugierig«, freute sich Fabien.


    Khawa
    Khawa überlegte einen Moment. Fabien war jemand, dem er vertraute. Und was sollte schon geschehen? Es war nur eine Information darüber, wer ihm wichtig war. »Ich möchte um Chevalier de Mireault werben«, sagte er und zog dabei ein verträumtes Gesicht. »Ich war auch immer zufrieden mit meinem Leben an der Seite des Prince, so wie es war. Aber ich hätte nie um den Chevalier werben können und im schlimmsten Fall hätte Tarrik Tarkan meine Herausgabe verlangt, nur, um mich in Rakshanistan für meinen Verrat zu einem Ghul zu verarbeiten. Darum habe ich mich entschieden, die Frage zu wagen.«


    Fabien
    Fabien lachte gut gelaunt. »Es hört uns keiner. Sollte Dein Werben gelingen und Du die Hand von dem Chevalier erringen, nun da werden sich aber einige in den Hintern beißen. Ab dato wärst Du ja von Adel. Chevalier Khawa Laurent de Mireault. Na ich bin gespannt was der Gute von seinem Glück sagt, Dir die besten Wünsche. Er ist ja nicht immer eine leicht umgängliche Person, sei Dir dessen bewusst. Nun Geheimnis für Geheimnis, ich durfte meinen Herrn einst beim Namen nennen, als er sehr nun niedergeschlagen war. Damit Du siehst, dass ich Dich nicht an den Pranger liefere. Wir würden dann gemeinsam dort stehen«, erklärte Fabien.


    Khawa
    »Ich hätte dir auch so vertraut«, erwiderte Khawa, der von der Geste ergriffen war. »Danke, Fabien. Ja, auch der Duc ist nur ein Mensch und sicher fehlte es ihm, als ein solcher gesehen zu werden. Er ist immer nur der Duc für alle.
    Am besten, ich werbe gar nicht um de Mireaults Hand, sondern nur um seine Gunst, damit er nicht glaubt, mir ginge es um seinen Titel. Den will ich gar nicht haben. Ich will ihn, nur ihn. Jules. Viele finden ihn schwierig. Aber ich mag das. Es ist sein Charakter, er bräuchte sich mir gegenüber nicht verstellen und könnte mich rügen, so oft er wöllte und ich würde eigens für ihn Kaffee verschütten, damit er einen weiteren Grund hat, es noch einmal zu tun.« Khawa geriet ins Schwärmen. Er fragte sich, was Jules zu seinem Erfolg sagen würde und zu seinem neuen Namen.


    Fabien
    Fabien lachte leise. »Natürlich wirbst Du um seine Hand, denn dann gehört er Dir. Ein solcher Titel hat einen immensen Vorteil. Du bist Adelig, zwar nur Niederadel, aber das nur ist da ein seltsamer Begriff. Denn ab dem Tag, wirst Du nicht nur frei bleiben, sondern Du kannst selbst Leibeigene besitzen. Und nur um seine Gunst zu werben, würde ich nicht riskieren. Entweder wird es was und heiratet, oder es wird nichts. Aber möchtest Du ein Geliebter sein. Schlimmstenfalls heiratet er jemanden neben Dir. Oder er heiratet zwei, vielleicht drei Frauen neben Dir um Kinder zu zeugen. Ab dato bist Du immer nur das Schlusslicht. Heiratet er nach Dir Personen bist Du die erste Frau im Haus sozusagen. Du hast einen anderen Stand. Wobei keine Ahnung wie man dass dann wohl regelt, aber das müsst ihr mit Euch abmachen. Eine Frau geht von der Hand ihres Vaters in die ihres Mannes ober vorher in die des ältesten Bruders, falls der Vater stirbt. Aber Mann und Mann ist gleichgestellt. Von daher hast Du wie gesagt einen besseren und anderen Stand. Als Geliebter hast Du keinen. Als Adeliger Ehemann hast Du die gleiche Macht wie Jules. Überlege Dir das gut. Ja stimmt unsere Herren sind auch nur Menschen und sie tragen sehr viele Lasten mit sich herum. Deshalb nehme ich meinem Herren alles ab, was ich ihm abnehmen kann. Ich habe es gut getroffen, da er keine launische Person ist. Er ist von stiller Natur und er ärgert sich meist still. Falls er sich überhaupt je ärgert, er ist meist umgänglich wie Du weißt. Sollte er sich wirklich ärgern, geht das meist schnell und schmerzvoll. Damit habe ich dann aber nichts mehr zu tun, sondern Dominic«, lachte Fabien. »Wo willst Du denn wohnen, falls Jules Dich erhört? Oder planst Du ihn bei Dir in die Stube einzuquartieren?«


    Khawa
    Khawa runzelte die Stirn. »Ich will doch aber seinen Stand überhaupt nicht. Ich brauche ihn nicht und die ganzen Vorteile, ich brauche nur Jules. Selbst wenn er fünf Frauen und fünfzig Kinder neben mir hätte, wäre das in Ordnung für mich, so lange er mich an seiner Seite duldet und mich vielleicht einmal am Tag freundlich anblickt. Ich will ihm nicht sein Leben verbauen, indem ich ihn binde. Vielleicht wünscht er sich ja Frauen und Kinder? Dann will ich dem nicht im Weg stehen. Wenn überhaupt, dann müsste er mich also von sich aus heiraten wollen. Ich werde ihn keinesfalls fragen. Ich werde nur darum werben, sein Geliebter sein zu dürfen.«


    Fabien
    Fabien schüttelte den Kopf. »Wenn Du um ihn wirbst, wirbst Du um seine ganze Person. Dazu gehört auch der Titel. Der muss Dich nicht abschrecken und er muss Dir nicht peinlich sein. Siehe ihn als das was er ist, ein Schutzschild. Fragen würde ich ihn auch nicht, da er höhergestellt ist. Werben ja, die Frage muss von ihm kommen. Kommt sie von ihm, nimm an. Du liebst ihn doch oder?«, fragte Fabien offen.


    Khawa
    »Ja. Ich liebe ihn. Schon sehr lange und sehr stark. Falls er mich tatsächlich irgendwann fragen sollte, wäre das wunderbar, dann werde ich ihm meine Bedenken mitteilen und mit ihm darüber reden. Und wo ich dann wohnen würde, weiß ich nicht ... ich muss ja an Prince Ciels Seite sein. Aber er wechselt mich oft mit Nathan aus, damit wir auch mal zur Ruhe kommen können. Dann könnte ich vielleicht bei Jules wohnen.«


    Fabien
    Fabien nickte zustimmend. »Oder er bei Dir in Deiner Stube. Dagegen spricht ja nichts, solange Ihr beiden den Herrn nicht stört. Du musst allerdings Ciel davon in Kenntnis setzen. Soll ich Dich begleiten? Ich kann es bezeugen«, schlug Fabien vor


    Khawa
    Khawa guckte erschrocken. »Wäre das nicht sehr anmaßend, so etwas zu fragen? Und was sollte der Chevalier davon halten, in dieser kleinen Kammer zu nächtigen, in welcher auch Nathan manchmal wohnt?«


    Fabien
    Fabien grinste Khawa an und deutete an ihm zu folgen. "Kennst Du meine Stube? Ich zeige sie Dir und danach zeige ich Dir die Stube von Jules, in der er nächtigt, sobald er meinem Herrn zur Verfügung stehen muss. Größer als Deine oder meine Stube ist sie nicht. Es ist eine Schlafstätte. Wo ihr tatsächlich später wohnt, ist Euch überlassen. Aber da er ein Himmelsauge ist, müsstet Ihr Euch sicher ein Haus kaufen. Er wird sich nicht an Privatbesitz gebunden haben, dass tun die wenigsten von ihnen. Du solltest Dich endlich entspannen Khawa, Du bist ein freier Mann", sagte Fabien aufmunternd. "So bevor ich es vergesse oder Dir zerstöre, hier Dein Zertifikat, ich freue mich für Dich", sagte der Leibdiener des Duc aufrichtig und händigte Khawa sein Zertifikat aus.


    Khawa
    »Und ich würde gern ein freier Mann bleiben«, erwiderte Khawa besorgt und nahm sein Zertifikat entgegen. Er betrachtete es. Fabien hatte es wunderbar glatt gebügelt. »Ist es jetzt wasserfest?« Tatsächlich hatte Khawa nun noch mehr Angst, irgendeinen Fehler zu begehen, als zuvor, anstatt sich zu entspannen. »Hat Chevalier de Mireault denn gar keine Bleibe, von seiner Kammer abgesehen? Wo lebt er, wenn er gerade nicht dem Duc zu Diensten sein muss?« Khawa strich liebevoll über die Kanten des Dokuments.


    Fabien
    Fabien drückte Khawa kurz. »Ergriffen hm? Das war ich damals auch, als ich in den Dienst vom Duc treten durfte«, flüstere Fabien.


    Khawa
    »Und wie«, flüsterte Khawa und drückte Fabien zurück. Es war untertrieben, eigentlich war ihm vor lauter Freude zum Heulen zumute.


    Fabien
    »Nun entweder steckst Du es ein eine Rolle, aber nach außen gerollt, dass man es lesen kann, oder Du trägst es an der Kleidung. Ich würde lieber eine Rolle wählen. Darin ist es sicherer verwahrt. Nun Du musst nicht weinen. Freudentränen sind auch Tränen Khawa. Der Duc schenkte uns eine Stunde Freizeit, wir könnten es begießen und danach Ciel informieren. Lust auf ein Glas Wein?«, fragte Fabien.


    Khawa
    »Sehr gern«, erwiderte Khawa. »Ich werde es einrollen und gut sichtbar bei mir tragen. Am besten in ein Glasröhrchen, damit es bei Regen nicht aufweicht. Ich bin nah am Wasser gebaut. In Rakshanistan braucht man Gefühle nicht zu verstecken, nicht mal als Tarrik mehr als nötig. Da ist die Hierarchie viel flacher, darum macht das nichts. Es ist nicht leicht, sich selber so stark umzuerziehen. Aber das schaffe ich auch noch!«


    Fabien
    »Es ist keine schlechte Angewohnheit, sondern eine sehr schöne wie auch ungewohnte. Und wenn es um Gefühle geht, darf man auch über diese sprechen. Gerade wenn man um jemanden wirbt. Gut bei manchen Werben geht es rein um die Machterhöhung. Da treffen sich Väter oder Brüder, handeln es aus und kurze Zeit später wird geheiratet. So ist es oft, aber kleine Leute wie wir haben es da einfacher. Sie können da ehr ihren Gefühlen freien Lauf lassen. wobei sicher auch manche arrangierte Ehe zur Liebe findet oder? Ich hoffe es jedenfalls für die Betroffenen, wie meinen Herrn. Er misst seinen Frauen großen Wert bei«, erzählte Fabien.


    Khawa
    »Und du? Hast du schon einmal um jemanden geworben?«, fragte Khawa neugierig.


    Fabien
    Fabien schüttelte den Kopf. »Schwöre bei allem was Dir heilig ist, dass Du es niemals wem erzählst. Wobei die Aussage hat es Dir sicher verraten«, antwortete Fabien ungewöhnlich leise für einen Mann seiner Art.


    Khawa
    »Ich schwöre es, Fabien«, sagte Khawa ernst und blickte ihm fest in die Augen.


    Fabien
    Fabien tippte auf die Unterschrift vom Duc. »Er«, sagte Fabien nur knapp. »Jetzt verstehst Du warum ich nicht werbe oder gehe, wir gehören auf andere Art zusammen. Aber er gehört mir nicht. Wir sind auch auf diese Art nicht verbunden, aber seine Person bedeutet mir alles. Wäre er nicht was er ist, würde ich um ihn werben. So genießt er meine Fürsorge und meinen Schutz. Er weiß es, niemand sonst außer Dir Khawa«, erklärte Fabien leise.


    Khawa
    Khawa blickte ihn freundlich an. »Möchtest du meine ehrliche Antwort hören? Ich habe mir das schon gedacht. Nicht erst seit vorhin, als du mir sagtest, ich solle Schweigen schwören. Ich habe es dir schon immer angesehen. Vielleicht, weil es mir mit Jules ähnlich ging. Er war da, ich sah ihn andauernd und doch war er unendlich weit weg, unerreichbar. Zwischen dir und dem Duc ist die Schranke noch größer. Der Duc ist ein sehr angenehmer Mensch, zumindest der Teil, den ich zu sehen bekomme. Ich kann deine Gefühle gut nachvollziehen. Woher weiß er um deine Gefühle für ihn? Hast du sie ihm gesagt? Wie reagierte er darauf?«


    Fabien
    Fabien zuckte die Schultern. "Nun zuerst habe ich ihm einfach immer gedient, wie es sich gehört. Aber irgendwann wusste ich es ist mehr. Das er mir mehr bedeutet, ich bin ständig an seiner Seite und er an meiner. Ich bin fast den ganzen Tag mit ihm zusammen. Und als ich ihn eines Abends im Zuber gewaschen habe, da habe ich es ihm gesagt. Ich habe ihm gesagt, dass er mir mehr bedeutet als mir zusteht und dass ich ihn nicht nur als meinen Herrn oder unseren Duc liebe. Und gleichgültig ob er einen Palaisin hat oder nicht, zur Not immer noch jemand zwischen ihm und einem Feind stehen würde, falls Bellamy fallen sollte. Er hat gar nichts gesagt. Er hat geschmunzelt, genickt und mich kurz gedrückt. Manchmal tut er das. Das ist schon einige Zeit her. Er ist angenehm im Umgang, ich habe ihn selten jemals schreien oder tatsächlich wütend brüllen hören. Aber es kam schon vor. Allerdings kam danach, logischer Weise, Domi ins Spiel und nicht ich. Er ist ein geduldiger, freundlicher und weiser Mann. Mir ist der Morgen mit ihm die liebste Zeit. Meist redet er kaum und ich mache ihn zurecht, aber da sind wir uns nahe", erklärte Fabien. "Ein Glasröhrchen wäre eine ideale Lösung. Du wirst Jules schon überzeugen. Nun entweder wählst Du den Weg des Magens und besorgst ihm etwas gutes zu Essen oder Du gehst den Umweg und besorgst Gufo was gutes. Denn sobald Dich Gufo mag, mag Dich Jules. Alte Weisheit", erklärte Fabien mit einem Zwinkern.


    Khawa
    »Ich hätte mich das nicht getraut«, erwiderte Khawa anerkennend. »Ich hätte zu viel Angst, das Gegenteil zu bewirken. Und ich habe meinerseits stattdessen, nun ja, ich habe den armen Chevalier öfters mal mit Mokka überschüttet, damit ich einen Grund habe, ihn zu umkümmern. Ich musste das Unheil schließlich wieder gut machen, nicht wahr? Er hat furchbar geschimpft, er ist nicht halb so geduldig wie der Duc, aber das macht nichts. Es ist mir lieber, wenn er mich rügt, als wenn er einfach an mir vorbeisieht. Das könnte ich nicht ertragen. Danke für den Tipp, ich werde Gufo ein paar Mäuse besorgen! Und danke, dass du mir das alles anvertraut hast. Ich werde es niemals preisgeben.«


    Fabien
    Fabien grinste sich einen ab. »Nun das ist auch eine Möglichkeit, aber mein Gedanke war ein anderer. Hätte ich es länger für mich behalten, dann hätte ich meinen Dienst nicht in Ruhe versehen können. Oder ihn vielleicht sogar versehentlich verletzt. Ein Mann sollte aufrecht gehen und zu seinen Gefühlen stehen, nicht wahr? Drumherum reden, lügen, heucheln, dass ist etwas für Schwächlinge und falsche Schlangen Khawa. Und das sind wir nicht, sondern wir sind die Schatten unserer Herrn. So sagt es der Duc. Also sagte ich es ihm für mich und damit um seiner selbst Willen. Damit ich ihm tags drauf auch noch rasieren kann, ohne dass meine Hand zittert ob er es in meinen Augen liest. Meine Hand hat nicht zu zittern und er sollte es nicht erraten, sondern hören. Hätte er mich fortgeschickt, dann wäre dem so. Und ich wäre so aufrecht gegangen, wie ich es ihm gesagt habe Khawa. Was gibt es zu fürchten? Das er meine Gefühle nicht auf die Art erwidert weiß ich. Falls eine Person seinen Geschmack kennt, dann ich. Und meinst Du ein Mann wie er hätte mich verurteilt dafür dass er mir etwas bedeutet? Wozu sollte er. Gut man könnte anführen, vielleicht würde er sich dann vor mir fürchten, aber auch dazu bestand nie ein Grund. Ich wollte einfach ehrlich sein und genauso ehrlich meine Aufgabe weiter erledigen. Und das war nur so möglich. Du hast Jules nicht fragen können, Du gehörst ihm nicht. Und hättest Du ihn gefragt und Jules hätte das Eigentum des Prinze beschädigt, nun dann hätte Jules ein sehr großes Problem bekommen, vermutlich hieß es Domi«, kicherte Fabien.


    Khawa
    Während Fabien lachte, wurde Khawa blass. Ihm wurde bewusst, dass es allerhöchste Zeit gewesen war, diesen Schritt zu wagen. Irgendwann wäre es rausgekommen, selbst wenn sie sich noch so vorsahen, es gab etliche Geistmagier bei Hofe.
    »Du bist mutiger als ich«, erwiderte er. »Sehr viel mutiger. Hätte nicht Jules selbst mir geraten, mich an den Duc zu wenden und um meine Freiheit zu bitten - ich hätte es noch heute nicht getan.«


    Fabien
    Fabien klopfte Khawa auf die Schulter. »Nun mehr als nein hätte er im schlimmsten Fall nicht gesagt. Und dann wäre alles beim alten geblieben. Und Du hättest weiter schweigen müssen. Denn wie gesagt, hätte er Dich erhört, hätte er Probleme bekommen. Wobei Ihr habt Euch so nie was geschenkt. Ich glaube er wird aus allen Wolken fallen oder sich bei Ciel beschweren«, gibbelte Fabien.


    Khawa
    »Oh, er hat sich schon oft über mich beschwert.« Khawa lächelte schuldbewusst. »Aber ich bin nun mal ein Tollpatsch, was soll mein Herr da machen? Ich freue mich drauf, Jules alles zu sagen und ihm meinen neuen Namen mitzuteilen. Auch wenn ich Angst habe, aber ich freue mich auch. Aber jetzt sollten wir die verbleibende Zeit noch dafür nutzen, anzustoßen. Ich lade dich ein.«


    Fabien
    »Etwas Hoftratsch, Euer alter »Freund« Comte Massimo de la Cantillion hat geheiratet. Seine Frau ist eine Comtesse, wie es sich gehört und es soll sehr schnell gegangen sein, nach den Verhandlungen zwischen seinem ältesten Bruder und Comte de Neufville. Seine Frau ist gut und gerne 20 Jahre jünger, ich denke er plant eine Familie zu gründen. Bevor Du es von wem anderen hörst und Dich ärgerst. Zu der Einladung sage ich nicht nein. Sehr gerne sogar, danach informiere Ciel und dann erst Jules«, lachte Fabien.


    Khawa
    Khawa guckte etwas abweisend. »Schön für ihn. Ich hoffe, er hat viel mit der Organisation seiner neuen Familie in seiner Heimat zu tun. Sehr viel.« Khawa rieb sich die Haare. »Gut, dass du mich daran erinnerst, fast wäre ich zuerst zum Chevalier gerannt und danach zum Prince. Ich sollte wirklich zuerst Ciel informieren, damit der mich im Notfall vor Jules` Zorn schützen kann.« Khawa zwinkerte frech. Dann nahm er Fabien mit sich und sie organisierten sich einen leckeren Wein zum Anstoßen auf seine Freiheit.

  • Nachdem er mit Fabien ein Glas ausgezeichneten Weins getrunken hatte, suchten beide Leibdiener ihre Herren auf. Ciel war jedoch immer noch in das Gespräch mit Dreaux vertieft und gab Khawa ein Zeichen, dass er seine Dienste momentan nicht benötigte, ergo, dass er sich verziehen sollte. Der Prince nahm sich nicht einmal die Zeit, Khawa wegen des fehlenden Turbans einen Moment länger als nötig anzuschauen. Es war eindeutig, Khawa hatte Freizeit. Das war Khawa nur Recht und er flitzte zu der Stelle, wo er Jules das letzte Mal verabschiedet hatte. Tatsächlich stand der Chevalier dort immer noch herum und spielte mit seinem Uhu, während die anderen Anwesenden in einem bunten Treiben die Abreise vorbereiteten.


    Khawa grinste noch immer wie ein Honigkuchenpferd, was man wegen des fehlenden Turbans nun schon von weitem sah. Er hielt Jules die ausgebreitete Urkunde vor die Nase.


    "Kein Kaffee der Gazelle mehr", erklärte er freudestrahlend. "Ich habe nun einen anständigen souvagnischen Namen. Klingt er nicht wunderschön? Der Duc hat ihn sich ausgedacht. Wisst Ihr was? ich schenke Euch meinen Turban, ich brauche ihn nicht mehr!" Er drückte Jules den Turban in die freie Hand.

  • Jules musterte Khawa einen Moment, als dieser ohne Turban auf ihn zuschritt und dabei mit der Sonne um die Wette strahlte. Als Khawa ihm sein Einbürgerungszertifikat unter die Nase hielt, wurde Jules für einen Moment blasser als er schon war. Er fühlte sich schwindlig, allerdings vor Glück. De Mireault schaute zuerst die eine Seite, dann die andere Seite des Flures entlang herunter, ehe er Khawa über beide Ohren angrinste.


    "Das ist...", setzte Jules an und räusperte sich, da seine Stimme irgendwie fiepsig und rau zugleich klang.
    "Das ist wunderbar Khawa, ich freue mich für Dich. Herzlichen Glückwunsch zur Einbürgerung Monsieur Khawa Laurent Rousseau. Der Namen hat Klang dass muss ich sagen, er hat Klang und Schneid" erklärte Jules und umarmte Khawa fest. Als er ihm im Arm hatte fügte er hinzu, "so wie Du Böhnchen."


    Der Chevalier löste die Umarmung. Allerdings war nur für Khawa zu spüren, dass Jules das mehr als widerwillig tat.


    "Jeder Eingebürgerte erhält auch einen Namen seiner neuen Heimat, aber Deiner ist wirklich schön. Dass kann ich nicht anders sagen. Ich bin wirklich gerührt", sagte Jules.


    Als Khawa ihm dann seinen Turban schenkte, da er diesen angeblich nicht mehr benötigte, nahm ihn Jules mit zitternden Händen entgegen. Er wusste was dieser Turban Khawa bedeutete. Aus dem Grund hatte er ihn einst von Gufo rauben lassen um so sein Kaffeeböhnen dazu zu zwingen, ihn aufzusuchen um sich das Diebesgut zurückzuholen. De Mireault drückte den Turban an sich und kämpfte den Drang nieder daran zu riechen oder ihn sich umzubinden.


    "Danke", sagte er schlicht mit belegter Stimme. Jules wandte sich einen Augenblick von Khawa ab und wischte sich kurz über die Augen.


    `Ich bin unendlich erleichtert, dass Du nun ein freier Mann und Souvagner bist. Hätte der Duc abgelehnt, dann wären wir gegangen. Ich hätte nicht zugelassen, dass Dich Tarkan tötet, gleichgültig wo. Wegen dem Turban... ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Ich weiß doch was er Dir bedeutet. Danke für das Geschenk, ich werde ihn in Ehren halten, so wie Dich Khawa Laurent Rousseau. Ich liebe Sie Monsieur Rousseau´, übermittelte Jules glücklich.

  • Khawa stutzte einen Moment, weil Jules ihn in der Öffentlichkeit umarmte und dachte an die neue Guillotine am Hof, die auf ihre Einweihung vorbereitet wurde. Aber er vertraute Jules. Wenn der Chevalier ihn jetzt umarmte, dann war es vermutlich nicht mehr ganz so gefährlich für sie beide wie vor der Einbürgerung. Khawa erwiderte die Umarmung ohne länger zu zögern, eine Note zu fest und ungestüm. Kaum hatte er Jules` Körperwärme gespürt, löste dieser die Umarmung wieder. Widerwillig stellte Khawa sich wieder seriös hin.


    `Dürfen wir uns jetzt umarmen?`, fragte er hoffnungsvoll.


    Als Jules anmerkte, dass ihm Khawas neuer Name gefiel, versehen mit der vetrauten Böhnchenanrede, freute der sich noch mehr als zuvor über seine Einbürgerung. Es war eine Qual für ihn, die ziemliche Armeslänge Abstand zu wahren. Er fühlte noch immer die kurze Umarmung auf seiner Haut.


    Als Jules sich wegen seines Geschenkes sogar die Tränen wegwischen musste, holte Khawa pflichtschuldig ein sauberes, gefaltetes und gebügeltes Stofftaschentuch hervor, von denen er stets mindestens eins bei sich trug, falls Ciel vor lauter Überarbeitung die Augen tränten. Vorsichtig tupfte er Jules das Gesicht und die Finger trocken, mit denen er die Tränen hatte abgewischt.


    `Freut Ihr Euch so sehr? Ich habe leider nicht viel, was ich verschenken könnte. Der Turban stammt aus Tamjidistan, er ist Beutegut eines Vorfahren aus der Zeit der großen Schlachten. Ich müsste nachrechnen, wie alt er genau ist. Er war zunächst weiß und wurde dann schwarz gefärbt. Seither hat er seinem Träger Glück gebracht und wurde durch die Generationen gereicht, vom Vater zum Sohn. Keiner seiner Träger ist im Kampf gefallen. Jetzt mag er Euch Glück bringen. Ich liebe Euch auch, July! Ich kann gar nicht sagen, wie sehr, ohne mich völlig der Lächerlichkeit preiszugeben. Scheinbar rutsche ich gern auf Knien herum.`


    Er dachte einen Moment daran, dass er das auch beim Duc ausprobiert hatte, der aber als Großherzog natürlich andauernd mit flehenden Leuten konfrontiert und entsprechend immun dagegen war. Eigentlich hätte Khawa sich diesen peinlichen Versuch von vornherein sparen können. Aber das war etwas anderes, als bei seinem Chevalier.


    `Ihr könnt Souvagne nicht verlassen, das würde euch über kurz oder lang zerstören, auch wenn ich mich sehr über Eure Worte freue. So aufopferungsvoll war selten jemand zu mir, obwohl ich viele freundliche Menschen kennengelernt habe.


    Almanen sind mit ihrer Heimat noch viel mehr verwurzelt als Rakshaner, sie brauchen sie, sonst sind sie wie ein Baum, den Mann aus dem Erdreich reißt. Ich vermisse die Steppe wie einen guten Freund, den ich jeden Tag sah und der mich auf all meinen Wegen begleitete. Ich kann aber auch hier in Almanien überleben und mich wohlfühlen. Rakshaner sind Nomaden und ziemlich flexibel, was die Wahl ihres Aufenthaltsortes anbelangt. Almanen können das nicht, sie brauchen ihre Burgen und sie brauchen sie an einem festen Ort. Ich kann es nicht ertragen, wenn Ihr unglücklich seid. Dann lieber einen wütenden Tarkan im Nacken, der mir ans Leder will. Ich glaube aber, er ist eher enttäuscht als wütend.


    Dass man mich mit Sie anspricht, daran werde ich mich noch gewöhnen müssen. Das fühlt sich komisch an. Wie eine Mauer, als ob man von einer Burg zur anderen was herüber ruft. Mit dem Du mir gegenüber, während ich Euch sage, ist es zumindest, als würde der entsprechende Herr mich in seine Burg einlassen. Ein gegenseitiges Du aber ist, als würde man gemeinsam an einem Lagerfeuer sitzen. Vielleicht sagen deswegen alle Rakshaner Du zueinander. Sie haben keine Burgen. Aber ich sage gerne Euch zu Euch. Das gefällt mir. Nur mit Sie angesprochen zu werden ist wirklich gewöhnungsbedürftig.`


    Er grinste noch immer über beide Ohren. `Ich sollte nach Herrn Ciel sehen, er weiß es noch nicht.`

  • Jules zuckte die Schultern und nickte zeitgleich, was eine ziemlich verwirrende Antwort war, aber so fühlte er sich auch im Moment. Als Khawa ihm die Augen und die Finger abtupfte, hielt er still und genoss die Fürsorge von seinem Schatz.


    `Es ist nicht der Turban selbst Khawa, es ist die Bedeutung. Du schenkst mir Dein letztes bisschen Heimat dass Du bei Dir trägst. Ein Stück Deiner Geburtsstätte, auch wenn er ursprünglich aus Tamjidistan stammte, hast Du ihn doch in Rakshanistan, Deiner ursprünglichen Heimat erhalten. Und Du besitzt nichts weiter, was aus dieser Heimat stammt. Daher weiß ich um den Wert dieses Geschenks Böhnchen´, antwortete Jules mental.


    Der Chevalier wickelte den Turban auseinander, nahm den Stoff dann mehrfach doppelt, band ihn sich als Gürtelschärpe um und schenkte Khawa ein Lächeln.


    `Selbstverständlich darf ich Dich umarmen um Dich zu beglückwünschen, nur leider nicht so wie wir es beide gerne hätten. Dies wäre zu auffällig. Du bist zwar nicht mehr das Eigentum des Prinzen Ciel de Souvagne, aber wer vom Hof weiß das Khawa? Nicht mal Ciel oder? Offiziell kennt Dich jeder noch als Ciels Eigentum. Gäbe es unliebsame Fragen, so habe ich Dich nur zu Deiner Freilassung wie auch zu Deiner neuen Staatsbürgerschaft beglückwünscht. Wobei was heißt nur, ich kann meine Freude nicht in Worte fassen. Sie ist der Grundstein für mehr. Dennoch bist Du auch als freier Mann noch Ciels Leibdiener und musst Deinen Herrn über die neue Situation informieren. Ich werde Dich begleiten Khawa.


    So lange keiner von uns beiden offiziell um den anderen wirbt, müssen wir uns auf freundschaftliche Umarmungen beschränken. So gerne ich Dich auch stundenlang im Arm halten würde, dies sparen wir uns für unsere gemeinsamen Stunden auf.


    Aber im Gegensatz zu früher wären diese Stunden nun möglich, ohne dass sie mich den Kopf kosten Böhnchen. Ich beschädige ja niemandes Eigentum, so grausam dass vielleicht als Grund klingen mag´, teilte Jules Khawa mental mit.


    `Lächerlich? An diesem Geständnis ist nichts Lächerliches Khawa, es bedeutet mir viel. Alles um genau zu sein. Nun wie sehr ich Dich liebe habe ich Dir gesagt, aber ich hätte es Dir auch jederzeit bewiesen. Ich war bereit für Dich Hochverrat zu begehen und ich war bereit für Dich den Kopf zu verlieren. Nur passend wo Du ihn mir schon verdreht hast´, gab Jules schmunzelnd zurück und setzte Gufo auf Khawas Schulter.


    Dabei beugte er sich so weit vor, dass sich ihre Gesichter fast berührten in dem Moment wo Khawas Gesicht für einen Augenblick in Jules Kapuze verschwand küsste er ihn auf den Mund. So schnell wie er ihn geküsst hatte, löste sich der Chevalier wieder von seinem Schatz. Er kräuselte kurz die Lippen, da er Khawa immer noch auf den eigenen schmeckte und streichelte Gufo. Zufällig berührte er dabei jedes Mal Khawas Halsbeuge und streichelte diesen gleich mit.


    "Danke für das Geschenk. Damit Sie nicht ganz so nackt auf dem Haupte herum rennen müssen Monsieur Rousseau, erlaube ich Ihnen einen Moment den guten Gufo zu tragen. Er wird Ihnen Glück bringen, während sie mit Ihrem Herrn sprechen", erklärte Jules offen.


    `Es kann durchaus sein, dass ich es nicht geschafft hätte, dann wäre dem ebenso gewesen Khawa. Aber ich hätte es für Dich versucht. Das ist ein guter und sehr treffender Vergleich. Wobei ich da weder Bäume noch Burgen als bildhaftes Beispiel wählen würde. Ich wähle meist Vögel.


    Du bist ein Wanderfalke, Du bist überall Zuhause und lässt Dich vom warmen Wüstenwind dorthin treiben, wohin Dich das Leben lenkt. Du findest überall Beute und Du findest Dich überall zu Recht. Ein Nomade der Lüfte, ein Krieger der Lüfte das ist der Wanderfalke. Als Vogel wärst Du wohl als dieses wunderbare Geschöpf auf die Welt gekommen.


    Ich hingegen hätte wohl wie die meisten Souvagner als Eisvogel das Licht der Welt erblickt. Eisvögel sind Standort treu. Sie wählen sich einmal einen Platz an dem sie leben möchten. Irgendeinen schönen Flusszweig, der die kleinen bunten Vögel mit dem Fisch versorgt, den sie zum Leben benötigen. Aber sie sind so Standort treu, dass sie sogar dann vor Ort bleiben, wenn ihr kleiner Fluss oder Bach zufriert. Sie sterben eher, bevor sie ihre Heimat aufgeben. Nicht alle, unter ihnen gibt es auch Einzelexemplare, die einsehen wann Standort Treue den Tod bedeutet Böhnchen. Aber ob ich in der Fremde glücklich geworden wäre, kann ich Dir nicht beantworten.


    Allerdings kann ich Dir sagen, hätte ich es um Deinetwillen versucht. Ich hätte mich auf Dich konzentriert, nicht darauf wo ich bin. Ob das funktioniert hätte, steht natürlich auf einem anderen Blatt Khawa.


    Aber darüber müssen wir uns nun keine Gedanken mehr machen. Ob Du dafür auf Knien oder auf dem Bauch vor dem Duc rumgerutscht bist, ist völlig gleichgültig. Du hattest genug Schneid um Deine Freiheit zu bitten und Du hast uns beiden damit eine Zukunft geschenkt. Wir sollten um einander werben, findest Du nicht?´, sagte Jules mental.


    Der Chevalier hakte Khawa unter.


    "Nun ich weiß Sie würden gerne weiter mit mir plaudern Monsieur Rousseau, aber dies heben wir uns für die Feier Ihrer Freiheit auf, meinen Sie nicht auch? Lassen Sie uns unverzüglich zu Ihrem Herrn gehen um ihm ebenfalls diese wunderbare Botschaft zu überbringen", erklärte Jules und nahm Khawa mit sich.


    Gemeinsam ging er mit Khawa zu Dreux und Ciel de Souvagne und räusperte sich kurz.


    "Verzeiht uns prinzliche Hoheiten, aber Khawa hat dringende Kunde für Eure Hoheit Ciel de Souvagne. Er möchte Ihre Unterredung nicht ungebührlich lange stören, aber dennoch möchte er Euch als seinen Herrn umgehend von den neuen Ereignissen in Kenntnis setzen. Bitte gewährt ihm einen Moment Euer Ohr Herr", bat Jules ergeben.

  • << Gespräch von Ciel und Dreaux


    Ciel ließ nach außen hin nicht erkennen, was in ihm vorging, aber spannte sich innerlich an, als er sehen musste, wie der Chevalier seinen Leibdiener behandelte. Jules hatte Khawa am Arm gepackt und zerrte ihn durch die Gegend und obendrein hatte er ihm seinen Turban geraubt. Offenbar hatte Khawa damals im Feldlager tatsächlich die Wahrheit gesagt, als er behauptet hatte, Jules hätte ihn bestohlen. Ciel betrachtete Khawas Arm, den Jules festhielt und wahrscheinlich heimlich verknickte und verdrehte. So hatte niemand mit seinem Sklaven umzugehen, schon gar nicht wegen irgendwelcher Lappalien! Er war gespannt auf den Grund beziehungsweise die Ausrede, die Jules diesmal aufführen würde, um sein feindseliges Verhalten zu rechtfertigen. Er roch zumindest nicht nach Kaffee.


    Ciel nickte. "Sprich", sagte er auf Jules` Bitte hin zu Khawa.


    Eigentlich hatte er ja geglaubt, dass die beiden sich endlich miteinander ausgesöhnt hätten nach den gemeinsamen Ermittlungsarbeiten. Khawa schien die ganze Situation immerhin lustig zu finden, er war zwar sichtlich nervös, aber offenbar guter Dinge.

  • Der Uhu saß schwer auf seiner Schulter und seine starken Greiffüße fühlten sich an, als würde jemand Khawa mit aller Kraft in die Schulter krallen. Er wusste, wie wichtig Gufo seinem Besitzer war, mindestens genau so wichtig wie Khawa sein Turban war. Er blickte gerührt ob der Geste an dem großen und majestätischen Tier hinauf, während Jules so tat, als würde er Gufo streicheln und dabei seinen Hals streifte. Khawa war überglücklich. Dies war der schönste Tag seines Lebens!


    `Ihr müsst mir erklären, wie man als Souvagner umeinander wirbt! Ich glaube, ich habe im Feldlager alles falsch gemacht und all eure Gesten missverstanden. Die waren ja eigentlich unfreundlich gemeint und ich fand sie nett, dabei wolltet ihr mich loswerden. Ich glaube, ich habe mich blamiert. Ich möchte um euch werben, aber ich will es nicht wieder tun wie ein Stümper. Bitte erklärt es mir, wenn ich Prince Ciel informiert habe.`


    Jules stupste ihn mental darauf, dass er seine Gedanken mitgelesen hatte und nun davon wusste, dass Khawa tatsächlich vor dem Duc auf Knien herumgerutscht war. Khawa biss sich unnötiger Weise auf die Zunge. Er vergaß immer wieder, dass der Chevalier wusste, was er dachte, so lange sie geistig miteinander verbunden waren. Als Jules ihn kurz küsste und dann rasch den Kopf wieder wegnehmen wollte, kniff Khawa ihn mit den Zähnen in die Lippe und hielt ihn noch einen Moment länger fest. Einen kurzen Augenblick, in dem er die Nähe ihrer Gesichter genoss. Er konnte es kaum erwarten, Jules zu fragen, ob er bei ihm in der Kammer nächtigen wollte. Vorsichtig ließ er die gefangene Lippe wieder los.


    Der Chevalier hakte ihn unter und brachte ihn zu den Prinzen Ciel und Dreaux, die sich gerade unterhielten und gut gelaunt zu sein schienen. Khawa wartete, bis er die Erlaubnis zu sprechen erhielt und zeigte seinem Herrn stolz das Dokument. "Seine Hoheit hat mir die Freiheit geschenkt! Ich bin nun ein Bürger Souvagnes."


    Ciel nahm ihm das Zertifikat aus der Hand und betrachtete es lange.
    Khawa trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Freute Ciel sich gar nicht?


    "Ich beglückwünsche Sie, Monsieur Rousseau", sagte der Prince schließlich und reichte ihm das Dokument zurück. "Bleiben Sie mir als Leibdiener erhalten?"
    "Selbstverständlich, Herr!" Khawa verneigte sich, ohne Anstalten zu machen, seinen Arm zu befreien.


    Der Prince wirkte zwar ein wenig beruhigt, aber nicht zufrieden. Wie alle Angehörigen des Hochadels lag es nicht in Ciels Natur, seine Gefühle offen zur Schau zu tragen, doch wenn Khawa sich nicht täuschte, wirkte er nicht halb so erfreut, wie er gehofft hatte. Unruhig krallte Khawa seine Hand in Jules´ Arm, der ihn noch immer untergehakt hielt. Ein unangenehmer Moment der Stille breitete sich aus, in dem Ciel mit sich zu ringen schien.


    "Und Sie", sprach der Prince an Jules gewandt, "warum zerren Sie den Leibdiener meiner Person in derartiger Manier durch den Korridor?"

  • `Es gibt verschiedene Formen der Werbung, jene der freien Personen ist die einfachste wie vermutlich auch die schönste. Im Hochadel übernehmen das Hochzeiter oder Werber, ganz unten im Volk hat man seinen Herrn zu bitten.


    Als freie Bürger kannst Du der Person Deines Herzen zwecks Demonstration Deiner Zuneigung ein Geschenk überreichen. Vor dem Überreichen von Geschenken machst Du mal hier und dort ein Kompliment. Das Werben muss von Dir ausgehen, sonst zählt Ciel und der Duc eins und eins zusammen und ich bekomme ein Problem. Das heißt Du wirbst um mich als Erster und ich steige darauf ein. Du weißt ja eh, dass ich das tun werde.


    Kurzum Du machst mir ein Kompliment, ich werde einige Male überrascht tun, ab dato umgänglicher zu Dir sein und Dir selbst Komplimente unterbreiten.


    Danach darf man sich etwas schenken. Meist wählt man bei einer Dame Blumen überreicht mit einem passenden Brief, man wählt eventuell Schmuck oder eine Köstlichkeit zu essen. Diese wählt man aber erst, wenn man sich noch etwas näher kommen möchte. Und genauso funktioniert das Werben zwischen uns. Nun statt Blumen würde ich Dir eine Waffe schenken, samt einem Liebesbrief. Statt Schmuck vielleicht etwas anderes, ich lasse mir etwas einfallen. Etwas dass Dich wirklich erfreut und überrascht.


    Nun und hat man lange genug gebalzt und hat jeder mitbekommen dass wir um einander werben, können wir den nächsten Schritt gehen, wir machen es fest.


    Mach Dir keine Sorge Khawa, Du hast Dich nicht lächerlich gemacht nur mich, aber ich habe Dir längst verziehen´, grinste Jules.


    Einen Augenblick später standen sie vor Ciel de Souvagne und nach seiner Bitte, schenkte ihm der junge Prinze Khawa sein Ohr. Begeisterung sah anders aus, nun man hatte dem Prinzen sein Lieblingsspielzeug weggenommen und in die Freiheit entlassen. Jules verkniff sich das breite Grinsen, dass sich in sein Gesicht stehlen wollte.


    `Tja Ciel nun ist das mein Böhnchen...´, übermittelte Jules mit Engelsmiene an Khawa während er sich respektvoll vor Ciel verneigte.


    "Gewiss Eure Hoheit, ich erläutere Euch sehr gerne weshalb ich Euren Diener mit etwas mehr Nachdruck zu Euch geleitet habe. Monsieur Laurent Rousseau war so überglücklich über seine Freilassung wie auch Einbürgerung, dass er mir davon sofort berichten musste.


    Ferner berichtete er mir, stände er nun den Friedensverhandlungen als etwaige Störung nicht mehr im Wege, da Tarkan keine Entscheidung von seiner Herausgabe abhängig machen könne.
    Diese weise Voraussicht Eures ehemaligen Sklaven hat mich sehr erstaunt.


    Aufgrund unserer alten Differenzen bezüglich seiner Herkunft, wollte Monsieur Rousseau mir umgehend seine neue Staatsbürgerschaft mitteilen. Wir kamen zu der Übereinkunft, dass wir uns im besonderen Hinblick auf die wichtige Reise zur Krönung, die Hand reichen sollten.


    Herr Euer Vater hat in seiner Weisheit entschieden Monsieur Rousseau zu einen der unseren zu machen, wie könnte ich es wagen dort zu widersprechen oder unter dieser Prämisse die gereichte Hand von Monsieur Rousseau auszuschlagen?


    Ich nahm seine Hand an und versicherte ihm ebenso, mich redlich um ein Auskommen mit ihm zu bemühen.


    Da ich Euch nicht ungebührlich auf diese frohe Kunde warten lassen wollte, zog ich es vor Euren Leibdiener zu Euch zu ziehen, obwohl mir dieser sagte, Ihr würdet Euch in einem wichtigen Gespräch befinden. Aber diese Zwischeninformation duldete meiner Ansicht nach keinen Aufschub. Es wäre Euch sicher unerträglich gewesen und hätte Euch zu tiefst gekränkt, hättet Ihr von anderer Stelle von Monsieur Rousseaus Freilassung und Einbürgerung gehört.


    Nein Ihr solltet es schnellstmöglich aus seinem eigenen Munde erfahren, ebenso dass er Euch stets als treuer Leibdiener erhalten bleiben möchte. Und auch die Kunde unserer Aussöhnung sollte nicht unerwähnt bleiben. Ich hoffe Ihr verzeiht mir meine etwas grobe Art Euch diese Kunde schnellstmöglich zu überbringen Herr", erläuterte Jules untertänig.

  • `Dann habe ich ja schon um Euch geworben, ohne es zu merken`, erwiderte Khawa gedanklich. Sein Kopf glühte. `Das heißt, ich habe es schon gemerkt, aber ich habe es so getan, dass die anderen das auch sehen. Ich habe Euch meinen Turban geschenkt. Und Ihr mir Eure Kerze! Was würde passieren, wenn Ihr zuerst mit dem Werben beginnen würdet? Was würde geschehen, wenn herauskäme, dass Ihr mir die Bitte um meine Freiheit empfohlen habt?`


    Ciel schien mit der Erklärung von Jules zufrieden zu sein, auch wenn es ihm sichtbar wenig schmeckte, dass dieser seinen Leibdiener am Arm festhielt. Verliebt betrachtete Khawa seinen Chevalier von der Seite. Er sollte also mit den Komplimenten anfangen. Gut, dann würde er das tun.


    "Das habt Ihr treffend formuliert, Chevalier", sagte er und trat Jules auf den Fuß. "Verzeihung."
    Ciels Augenbraue zuckte kurz. Gedanklich fügte Khawa hinzu: `Und wenn ich mir die Bemerkung gestatten darf, Ihr seht gerade besonders umwerfend aus, July. Wo schlafen wir heute Nacht? Ich glaube, Ciel möchte mich nicht auf der Arbeit sehen.`

  • Jules verkniff sich ein Schmunzeln.


    `Einerseits hast Du um mich geworben, aber so freundlich wie Du Dich angestellt hast, hat jeder vermutet Du hasst mich. Einschließlich ich, bis ich begriffen habe was Sache ist. Was passiert wäre, ist nicht zum Schmunzeln Böhnchen. Du warst weder ein freier Mann, noch ein Leibeigener, Du warst Sklave. Du warst Ciel persönliches Eigentum, Du warst ein Ding, ein Gegenstand, sein Haushaltsgegenstand. Hätte ich um Dich geworben, wäre das sehr wohlwollend gesehen ein ungebührliches Verhalten für einen Adeligen. So lange es nur bei einem Flirt oder einem Werben geblieben wäre, vermute ich dies jedenfalls.


    Aber hätte jemand mitbekommen dass wir uns vergnügt haben, dann hätten sie mich dafür einen Kopf kürzer machen können. Ob sie es getan hätten, kann ich Dir nicht sagen. Normalerweise reagiert der Duc seinen Landsleuten oder direkten Untergebenen gegenüber nicht extrem hart. Er gibt einem meist eine zweite Chance.


    Aber wie er entschieden hätte, wenn ich offiziell das Eigentum seines Sohnes beschädigt hätte, kann ich Dir nicht beantworten. Milde wäre dann ja noch eine öffentliche Prügelstrafe. Wie gesagt, ich kann es Dir nicht beantworten, vom Block bis zum Pranger oder einer einfachen Abmahnung hätte er alles verhängen können. Er kann alles verhängen, er ist das Gesetz. Ich habe sozusagen das Eigentum von einem Prinzen beschädigt. Ich glaube da reagiert er nicht mehr sonderlich wohlwollend.


    Du wirbst zuerst um mich, damit die anderen sich nichts zusammenreimen. Ich weiß nicht wie Ciel reagiert, falls er erfährt, dass ich Dir empfohlen habe um Deine Freiheit zu bitten. Allerdings würde ich es auf den gleichen Grund schieben, wie vorhin. Ich würde sagen, es ging mir um unser Land. Das wäre nicht mal gelogen und früher wäre auch dies der einzige Grund gewesen. Woher sollte ich wissen, dass ich mich irgendwann in Dich verlieben würde? Dass es so ist, bedeutet mir alles. Aber das müssen die anderen ja nicht wissen um uns schaden zu können oder?


    Dein ehemaliger Herr wirkte zwar immer wesentlich aufgeschlossener als alle anderen, aber wie weit seine Güte oder Weitsicht wirklich geht, wissen wir nicht. Er versteht vieles, er hat von vielen Dingen Ahnung, die sich meiner Kenntnis entziehen. Er ist klug und er ist sehr strebsam. Aber er ist auch sehr jung und von Liebesdingen hat er keine Ahnung. Er möchte sie auch gar nicht haben. So ähnlich war ich auch mal gestrickt.


    Bis mich jemand mit Kaffee verbrühte, meine Welt auf den Kopf stellte und ich feststellte, von der Perspektive sieht sie viel besser aus.


    Du kannst bei mir schlafen, wenn Du möchtest, mich würde es ziemlich freuen. Nun wo Du frei bist, könntest Du sowieso schlafen wo Du magst. Und falls wer fragt, hast Du bei mir um Unterschlupf gebeten, wo wir uns doch gerade versöhnt haben und Du niemanden kennst Böhnchen. Du benötigst auch keine Kerze, versprochen´, übermittelte Jules glücklich.


    "Vielen Dank. Nicht so schlimm, kann ja mal passieren Du Grobmotoriker", grinste der Chevalier.