Majestätische Pyjama-Party

  • Majestätische Pyjama-Party


    Der Duc de Souvagne saß vor sich hin brütend im Zuber und dachte angestrengt nach. Er hatte die Beine angezogen und die Arme darum geschlungen.


    "Fabien fülle heißes Wasser nach", befahl er seinem Leibdiener. Fabien steckte vorsorglich eine Hand ins Badewasser und zog sie schnell wieder heraus.

    "Herr falls Ihr gekocht werden möchtet wie ein Krebs, stiftet bitte wen anderes dazu an, ich möchte nicht auf dem Block landen da ich Euch bei lebendigem Leib gekocht habe", antwortete Fabien freundlich.


    "Du kannst ja anführen, ich hätte selbst drum gebeten", schmunzelte der Duc ihn über die Schulter an.


    Fabien fasste die Haare des Duc zusammen und zog dessen Kopf behutsam in den Nacken, so dass dieser ihn anschauen musste.


    "Möchtest Du Dich mir anvertrauen? Möchtest Du offen sprechen Max?", flüsterte der Leibdiener und schaute seinem Herrn in die Augen.
    "Eine gewagte Aussage Fabien", schmunzelte der Duc.


    "Nun ich dachte Ihr würdet gerne privat sprechen Herr, verzeiht mir meine Ungebührlichkeit", entschuldigte sich der Leibdiener.
    "Richtig gedacht Fabien, entschuldige Dich nicht für Deine Sorge und für Dein Angebot. Mein Scherz war ungebührlich, da er Dich geängstigt hat. Nun worüber ich mir den Kopf zerbreche ist ein Mix aus Familien- und Staatssorgen.


    Oder besser erläutert, ein Mix aus Vater- und Duc-Sorgen. Allerdings finde ich keine zufriedenstellende Lösung und meine Gedanken drehen sich im Kreis. Vielleicht sollte ich die Gedanken einige Zeit beiseiteschieben und mit etwas Abstand erneut darüber nachdenken, so habe ich immer eine gute Lösung gefunden", erklärte Maximilien, während Fabien ihn mit dem Badeschwamm den Rücken wusch.


    "Worüber denkst Du denn genau nach? Manchmal hilft es schon, etwas laut auszusprechen. Ab und an hilft es auch, wenn man gemeinsam überlegt. Vielleicht kann ich Dir helfen", bot Fabien an.
    "Zuerst haben wir ganz allgemein darüber nachgedacht, weshalb Felipe Ricarda den Thron durch Abdikaktion...", setzte Maximilien an und stockte.


    "Ich verstehe schon", antwortete Fabien freundlich und wusch dem Duc die Haare.
    "Nochmal das Ganze von vorne, ich wollte nicht zur Förmlichkeit zurückkehren. Ich war mit den Gedanken bereits wieder im Dienst Fabien. Ich habe mich gefragt weshalb Felipe seiner Tochter Ricarda den Thron überlässt", antwortete Maximilien.


    "Nun ich glaube das liegt daran, dass Felipe schon alt ist und seiner Tochter den Thron nicht durch Tod vererben möchte. So kann er ihr noch in der ersten Zeit beraten zur Seite stehen. Mit dem Tod würde man sie ins kalte Wasser schmeißen was die Amtsgeschäfte angeht. Niemand würde ihr beistehen. Und so kann er seine Tochter in dem Amt anlernen. Ein guter Gedanken, findest Du nicht?", fragte Fabien und spülte dem Duc die Haare aus.
    "Das könnte durchaus seine Begründung sein, gut nachgedacht Fabien. Nun bei dieser Frage stellte sich mir gleich die zweite, ist es nicht unverantwortlich eine so junge Frau auf den Thron zu setzen?


    Vor allem eine Frau? Ich spreche den Frauen nicht ihre Befähigungen ab, sie sind das Rückgrat unserer Gesellschaft, aber wir sind der Kopf. Was hättest Du lieber genutzt um eine Entscheidung zu fällen?", hakte der Duc nach und genoss die Kopfmassage die ihm Fabien spendierte.


    "Nun ich entscheide meist aus dem Bauch heraus, danach was sich meiner Meinung nach für Dich richtig anfühlt, damit Du Dich wohl fühlst. Vielleicht mag eine Frau auf dem Thron seltsam erscheinen, aber drauf gesetzt hat sie ein Mann, ein Großherzog mit sehr langer Regierungserfahrung. So oder so hast Du dort kein Grund Dich zu sorgen. Regiert sie erfolgreich, hast Du eine gute und verlässliche Bündnispartnerin. Nur falls sie versagt, dann würde es vielleicht eine neue Krise geben. Möchtest Du sie mit Dreux verbinden?", fragte Fabien und massierte Max die Schultern.


    "Ich hatte noch nie Freude daran andere scheitern und fallen zu sehen Fabien. Solche Gehässigkeiten sind nichts weiter als Krieg auf einer anderen Ebene. Merke Dir das gut mein Bester. Und was wäre ich für ein Nachbar, sollte ich im Falle eines eventuellen Versagens einfach die Augen verschließen. Würde sie in Schwierigkeiten geraten, würde ich ihr zur Not beistehen, von Großherzoglichem Haus zu Großherzoglichem Haus.


    Jemanden mit kaum Regierungserfahrung bewusst scheitern zu lassen wäre nicht nur taktlos, es wäre fatal für ihr Großherzogliches Haus wie für ihr gesamtes Land. Sie ist jung, allerdings war ich selbst noch jünger als ich den Thron bestieg. Mir macht nur eher Sorge, ob eine Frau eine Führungsposition jemals selbständig bekleiden kann. Eine unselbständige Großherzogin könnte schnell zur Beute von Marionettenspielern werden, so wie es ihr werter Papa einst selbst gewesen war. Davor soll Ricarda bewahrt werden. Sie wird es in ihrer Rolle als Frau schwer genug haben", antwortete der Duc.


    "So etwas hätte ich Dir niemals unterstellt. Das Gute hat etwas mehr Glaubwürdigkeit in der Welt erhalten, einfach weil es Dich gibt Maximilien. Du vertrittst und verteidigst das Gute in Deiner Person. Du bevorzugst zwar oft den Verstand, aber Deine Entscheidungen sind nie ohne einen Anteil Herz. Darum diene und folge ich Dir aus tiefstem Herzen.


    Selbst für Außenstehende scheinbar harte Entscheidungen, wie die Hinrichtung eines Verbrechers hat einen Anteil Herz. Die Liebe zu den ehrlichen und unschuldigen Bürgern, die Du mit so einem Urteil beschützt.


    Maximilien Du sorgst Dich um Ricarda, wegen Ricarda - ich muss gestehen so etwas habe ich auch noch nicht bei einer Person erlebt", gab Fabien zurück.


    Er stand auf, holte ein Handtuch und hielt es ausgebreitet in den Armen. Max stieg aus dem Zuber, Fabien umschlang ihn mit dem Handtuch und rubbelte ihn trocken, dabei grinste er den Duc über beide Ohren an. Maximilien ging zurück in sein Schlafzimmer und setzte sich aufs Bett. Fabien kam seiner Aufgabe nach räumte alles weg und widmete sich danach sofort wieder seinem Herrn. Er trocknete ihn noch einmal gründlich ab, zog ihm die Nachwäsche an und kraulte ihm danach noch einige Zeit den Schädel, so wie es Max mochte.


    "Darf ich Dich etwas fragen?", fragte Fabien und kämmte vorsichtig die nassen Haare des Duc, ohne ihn zu ziepen.
    "Frag nur", gähnte Maximilien müde, hinter vorgehaltener Hand.


    "Sind Dir Komplimente peinlich? Du antwortest nie auf eines", erklärte der Leibdiener und band die Haare des Duc locker für die Nacht zusammen.
    "Nein sind sie nicht Fabien, ich nehme sie an und freue mich darüber. Aber eine Antwort darauf wäre wie ein Eigenlob, oder schenkst Du Dir selbst Blumen?", lachte der Duc leise.


    "Wie ich sagte Maximilien, Du hast stets weitsichtige Gedanken. Sogar bei solchen Dingen", schmunzelte Fabien gut gelaunt.
    "Ein weiterer Gedanke wäre, sollten zwei meiner Kinder in ein anderes Königreich einheiraten, würde dies Souvagne bis zu einem gewissen Grad öffnen. Allerdings würde es auch ein Bündnis festigen. Möchte ich die Festigung zu einem derartigen Preis?


    Heiratet Olivie König Dunkelerz wären wir durch meine Tochter mit den Zwergen verbunden. Sie ist eine Ehefrau, keine Regentin. Ich würde dies als freundschaftlichen Verbund betrachten. Einer freundschaftlichen Länderbeziehung würde nichts entgegenstehen, Zwerge sind ebenso Traditionalisten. Sie denken in ihren eigenen Bahnen und dennoch ähnlich wie wir.


    Heiratet Dreux allerdings Ricarda, heiratet er eine gleichberechtigte Regentin.
    Es würden damit nicht nur Dreux und Ricarda heiraten, sondern Souvagne und Ehveros.


    Jedenfalls spätestens nach meinem Amtsrücktritt.


    Auf den ersten Blick eine scheinbar gute, Frieden sichernde Entscheidung. Schaut man allerdings tiefer, gibt es dort ein Problem. Ein riesiges almanisches Land ehemals drei Großherzogtümer würden von zwei Kindern regiert. Ein bessere Einladung für Aggressoren kann es nicht geben.


    Wie lange würde die Hohe Mark noch die Füße still halten, bevor sie von innen heraus versuchen, sich ganz Almanien einzuverleiben? Dies sorgt mich. Vielleicht etwas zu weit gedacht, aber die Möglichkeit bestünde.


    Jedenfalls dann, wenn Dreux auf meinem Thron säße oder ihn erben würde.
    Aber noch sitze ich auf dem Thron und dies wird auch noch eine ganze Weile so bleiben Fabien.


    Ferner habe ich drei Söhne, ich muss den Thron nicht zwangsläufig Dreux überlassen, sollte er sich als unfähig herausstellen. Ich selbst war der Zweitgeborene und musste den Thron besteigen. Was zeigt, dass nicht unbedingt nur die Nummer eins dafür geeignet ist, nicht wahr? Ebenso könnte Greg oder Ciel den Thron besteigen", schmunzelte der Duc.


    "Korrekt, wobei ich Deinen letzteren Sohn bevorzugen würde, er kommt vom Fleiß her sehr nach Dir. Ciel ist fleißig, aufmerksam und wie seine Mutter sehr milde gestimmt. Er ist durch und durch ein guter Sohn.


    Vielleicht muss es auch nicht immer ein Sohn sein, oder?
    Schau Dir Ricarda in Ruhe an. Wenn Felipe der alte Fuchs sie auf den Thron setzt, dann wird sie kein Kind sein Maximilien. Stimmen die Gerüchte, dann hatte er Roderich in der Hand, so ein Mann erzieht seine Tochter anders glaube mir das.


    Danke dass Du Dich mir anvertraut hast, es hat mich sehr gefreut so offen mit Dir sprechen zu dürfen. Leider muss ich Dich so langsam ins Bett schicken, Du musst morgen wieder früh aufstehen. Möchtest Du noch einen Tee oder hast Du noch einen anderen Wunsch?", fragte Fabien fürsorglich.


    Maximilien machte es sich im Bett gemütlich und musterte Fabien.


    "Du bist trotz allem immer im Dienst Fabien... genau wie ich.
    Mein Wunsch wäre noch etwas unverfänglich zu plaudern, erzähle mir irgendetwas am besten den neusten Hoftratsch. Dabei kann ich entspannen und abschalten. Pack Dein Schlafzeug neben mein Bett", antwortete der Duc.
    "Ich soll neben Euch schlafen?", fragte Fabien total baff.


    "Nein nicht neben mir im Bett, sondern neben meinem Bett. Stell es Dir wie eine Hoheitliche Pyjama-Party vor. Mir gefällt unsere Unterhaltung im Moment zu gut, als dass ich schon schlafen möchte. Es tut mir gut so offen mit Dir zu reden, dass weißt Du doch", grinste der Duc verschmitzt.
    "Ich hole meine Sachen, aber in einer Stunde wird geschlafen, sonst bekomme ich Dich morgen früh nicht aus dem Bett", hielt Fabien dagegen, was Max kopfschüttelnd losprusten ließ.