• Der Tross nach Ehveros


    Der Tross hatte den Großherzoglichen Hof verlassen und machte sich auf Richtung Ehveros. Der Wind frischte auf und vertrieb die ersten schweren Schneewolken des nahenden Winters, die sich am Himmel zusammengebraut hatten. Das Wetter schien auf ihrer Seite zu sein, vorerst.


    Ein hoher, klarer Schrei zerriss die Luft. Ein nichtmenschlicher Schrei, der Ruf eines Falken der die Hand seines Himmelsauges verließ um die Wegroute mit seinem messerscharfen Blick auszuspähen.


    Wer zurückblickte sah, dass ein Großteil der Hauptstreitmacht der Souvagnischen Armee die Gartenanlage des Hofes dazu umfunktioniert hatte, den großherzoglichen Hof, die Hauptstadt Beaufort wie auch die naheliegende Grenze zu sichern.


    Manch einen überkam ein Gefühl von Dringlichkeit, was die Friedensverhandlungen anbelangte, bei dem Anblick der schwer gerüsteten Soldaten. Aber der Tross des Großherzog hatte sich in Bewegung gesetzt und ließ den Hof samt den Soldaten wie auch ihren jetzigen Amtsinhaber hinter sich zurück.


    Die Straße glänzte feucht durch den Morgentau und die ersten Sonnenstrahlen brachte sie zum dampfen. Alcanterra schritt ruhig vor sich hin, während ihm der Duc etwas mehr Zügel gab. Direkt neben ihm ritt Fabien, sein treuer Leibdiener.


    Beaufort war keine gewaltige Stadt, zeichnete sich aber dennoch durch feinere Häuser, einige Anwesen, prunkvollen Alleen und einem gepflasterten Straßennetz aus. Weiße Häuser herrschten zwar vor, aber auch bunte in den unterschiedlichsten Kolorierungen waren anzutreffen. Die Souvagner schienen nicht nur Burgen und Festungen zu lieben, in ihrer Hauptstadt liebten sie es farbenfroh.


    Die meisten Fensterläden der einfachen Häuser waren rot, grün manche sogar sonnengelb. Zudem wurden viele Fassaden von blühenden Kletterpflanzen geschmückt, die nun im Herbst mit satten Rottönen den Straßen einen besonderen Charme verliehen.


    Kleine Geschäfte schmiegten sich in die engen Stadtgassen, Bäcker, Schuster, Herren- und Damenschneider waren dort ebenso zu finden wie Möbel- und Geschirrmacher. Metzger und Wurstmacher priesen ihre Waren an. Besonders reichhaltig war das Angebot, welches die Fischhändler und jene die weiteres Meeresgetier anboten. Das Meer bestimmte einen Großteil des Auskommens in Souvagne. Außerhalb der Stadt lagen die Geschäfte der Färber, Lederer und Schmiede.


    Um die Springbrunnen in der Stadt hatten sich die Heiler und Apotheker angesiedelt, dahinter folgten die ersten kleineren Wohnhäuser, in denen die einzelnen Zimmer der Leibeigenen lagen. Meist handelte es sich hierbei um jene, die dem Marquis de Beaufort oder dem Comte Grivois in der Stadt dienten.


    Wo lang der Tross auch zog, die umstehenden Bürger hielten sofort in ihrer Tätigkeit inne und gingen auf die Knie für ihren Großherzog.


    Die meisten schwiegen respektvoll mit gesenktem Haupte, andere riefen Begrüßungen, wiederum andere versuchten einen Blick auf ihren Duc persönlich zu erhaschen oder diesen zu berühren. Ein sinnloses Unterfangen, solange der Duc dies selbst nicht wünschte, denn seine Leibgarde blieb aufmerksam, misstrauisch und wachsam.


    Almanen waren ein traditionsbewusstes Volk, allen voran die Souvagner. So genossen die souvagnischen Adligen und allen voran der Duc höchstes Ansehen. Die Leibgarde hatte sich nicht groß bei Landsleuten zu sorgen.
    Aber überall auf der Welt gab es einzelne, versprengte wahnsinnige Seelen, die aus reiner Boshaftigkeit hochgestellten Persönlichkeiten zu schaden versuchten. Ferner galt es den Großherzog vor fremdländischen Feinden zu schützen. Es gab einige Fremdländer, die den almanischen Herrschern nach dem Leben trachteten.


    Und nichts war Kriegstreibern verhasster, als ein Herrscher der sich ausdrücklich für den Frieden aussprach.


    So hatte sich die Bevölkerung die in Ehrerbietung die Straße säumte meist nur mit einem freundlichen Schmunzeln oder einem knappen Gruß zufrieden zu geben.


    Sobald der Tross zum Stehen kommen würde, kam es durchaus vor, dass einzelne Bürger um eine Vorstellung bei dem Duc baten. Meist waren dies kleine Leute aus den umliegenden Dörfern, die sonst kaum Gelegenheit hatten, einmal mit dem Duc persönlich in Kontakt treten zu können, obwohl dieser für all seine Bürger ein offenes Ohr hatte.


    Nach einer Weile brachten sie die erste Wegbiegung aus der Stadt heraus hinter sich und die gepflasterten Straßen wichen den festgetretenen Lehmwegen. Es folgten die ersten Bauernhäuser, jene die die Außenbezirke der Stadt Beaufort markierten.


    Der Duc ließ entspannt seinen Blick über die Landschaft schweifen, während ihm Fabien ein Lächeln schenkte, dass nur minimal angespannt wirkte. Maximilien schmunzelte zurück.

  • Zusammen mit dem Tross bahnten sich auch zwei riesige Kutschen ihren Weg. Die trägen, gigantischen Gefährte wirkten in dem Tross vollkommen deplatziert. Auf der hinteren Kutsche prangte das Wappen der Familie de Thibodeau, in dieser fuhr die erste Beifrau des Ducs. Auf der vorderen prangte das Bastardwappen. Da der in dieser Kutsche befindliche Prince eben jener Beifrau entstammte und nicht der Duchesse, war es ihm nicht gestattet, das reine Wappen von de Souvagne zu tragen. Stattdessen trug er das Wappen mit einem roten Balken versehen, welcher diagonal darüber lag, als würde er das Wappen durchstreichen.


    Doch der Bastard reiste nicht allein. Bei ihm in der Kutsche war, nicht ganz offiziell, sein Halbbruder Kronprinz Dreaux. Während die meisten Mitglieder des Trosses sich die Hauptstadt ansahen, die Landschaft betrachteten oder den Schaulustigen zuwinkten, saß Ciel im Inneren seines überdimensionierten Gefährts an dem fest montierten Schreibtisch und arbeitete. Er würdigte der Schönheit der Umgebung keines Blickes, für ihn war ein Fenster nur zum Lichtspenden gut, damit er etwas auf seinen Papieren erkennen konnte. Vorn auf dem Kutschbock klimperte Nathan mit seiner Lyra und er klimperte und sang sehr laut, damit niemand hörte, wenn Ciel und Dreaux sich unterhielten. Immerhin sollte Dreaux eigentlich den Thron hüten, während der Duc nach Ehveros reiste. Stattdessen hatte Ciel ihn in seiner Kutsche mitgeschmuggelt.


    Mit seinem Leibdiener Khawa schmollte Ciel, er wollte ihn nicht sehen und hatte ihm nicht Bescheid gegeben, wann sie abreisen würden und ihm auch kein Pferd zur Verfügung gestellt. Khawa war doch nun ein freier Mann, sollte er sich selbst eines kaufen. Zufrieden damit, dem ehemaligen Rakshaner derart eins ausgewischt zu haben, wandte Ciel sich an Dreaux.


    "Ich habe hier die Import- und Exportstatistiken der letzten Monate", erklärte er und tippte auf die Unterlagen. "Ich habe sie zusammentragen lassen, um zu prüfen, ob irgendwer von dem Krieg wirtschaftlich profitiert, ganz so, wie wir es besprochen hatten. Vater glaubt noch immer dran, dass es sich um eine bloße Fehlentscheidung von Kaisho handelte, sich in einen Krieg einzumischen, der sie überhaupt nicht betraf. Ich aber traue den führenden Köpfen von Kaisho durchaus ausreichend Weitsicht zu. Nein, irgendwer muss daran verdienen und das nicht zu wenig. Unser Hauptverdächtigen in dieser Hypothese waren vorerst vor allem Kaisho und Naridien, ferner aber auch Avinar. Ich habe mir alles angesehen, nun bist du an der Reihe. Was hälst du davon?"


    Ciel schob die Unterlagen herüber zu Dreaux. Bevor sie es sich gemütlich machten und ihre Freizeit genossen, wollte Ciel, dass sie gearbeitet hatten. Andernfalls könnte er keine einzige freie Minute genießen.

  • Dreux saß äußerst zufrieden und bequem in der riesigen Kutsche seines Bruders. Wie üblich arbeitete sein Bruder, vermutlich arbeitete dieser sogar noch nachts im Schlaf und notierte sich morgens seine Eingebungen. Dreux streckte seine Beine lang aus, lehnte sich gegen das Fenster und zog die Gardine etwas zur Seite. Allerdings nur soweit, dass man ihn nicht erkennen konnte.


    Dreux staunte nicht schlecht, als er Khawa direkt hinter Chevalier Jules de Mireault auf dem Pferd sitzen sah. Er ließ die Gardine wieder sinken und schaute seinen Bruder an.


    „Du wirst es nicht glauben, Dein Leibdiener Khawa sitzt hinter seinem Nemesis de Mireault auf dem Pferd. Was so ein neuer Name und eine neue Staatsbürgerschaft so alles bewirken kann“, erklärte Dreux verwundert.


    Als sein Bruder ihm die Import- und Exportstatistiken vorlegte, schaute Dreux sehr geflissentlich darüber.


    „Nun generell muss man das Ganze von einigen Seiten beleuchten. Die erste Frage die ich mir bei so einer Aufklärung stellen würde Ciel ist, wie Du schon richtig sagst, wer verdient an der ganzen Sache? Wer profitiert davon und verdient sich eine goldene Nase? In den meisten Fällen ist Geld der Beweggrund für eine Handlung.


    Allerdings könnte auch eine Expansion, kurzum Landgewinn eine Grund gewesen sein. Wie wir nun erfahren haben, vergrößert sich Ehveros um Ledwick. Ein Krieg zerstört alte Strukturen, weicht Grenzen auf oder reißt sie sogar ein. Man muss nicht immer selbst einen Eroberungsfeldzug führen um sich Land einzuverleiben. Man muss vielleicht nur einen anzetteln.


    Felipe war schon immer ein schlauer Fuchs. Er hatte Roderich in der Hand. Im Grunde hat Felipe über Ehveros und die Hohe Mark geherrscht. Nun der Krieg hätte sich für ihn momentan nicht gelohnt. Er hat die Hohe Mark verloren, dafür allerdings Ledwick gewonnen. Ich gehe davon aus, dass Ledwick legitim in sein Herzogtum integriert wird. Kurzum, dass es bald Ledwick nicht mehr geben wird und zu einem weiteren Teil von Ehveros wird.


    Wäre die Hohe Mark noch in seiner Hand, hätte er ein gewaltiges Großherzogtum, sprich Almanien hätte sich dann in Groß-Ehveros und Souvagne aufgeteilt. Vermutlich wäre der nächste Schritt dann gewesen, die beiden Herzogtümer zu vereinen. Aus den ehemals vier Herzogtümern wäre somit ein gigantisches Herzogtum entstanden.


    So ein Herzogtum hätte natürlich immense Vorteile, allerdings auch seine eigenen Nachteile. Wobei würde man die Herrschaft in Lehen unterteilen selbst ein gigantisches Land regiert werden kann.


    Auf der anderen Seite haben wir nun die Tieflinge in der Hohen Mark.
    Sie haben die Bevölkerung als die ihre angenommen, sollten diese sich ebenfalls zur neuen Hohen Mark bekennen. Warten wir ab, was sich daraus entwickelt.


    Und wer weiß was Felipe oder Vater bezüglich Souvagne und Ehveros planen. Ich denke jeder von beiden hat dort so seine ganz eigenen Vorstellungen davon. Ein Zusammenschluss von Souvagne und Groß-Ehveros wäre ebenfalls ein gewaltiger Machtgewinn. Aber ob man Vater davon überzeugen könnte?


    Solch eine Fusion wäre normalerweise ein gewaltiger Machtgewinn für den Mann.
    Da aber in Ehveros eine Frau auf dem Thron sitzen wird, käme dann nur eine Doppelherrschaft in Frage bei einem Zusammenschluss von Souvagne und Ehveros. Ansonsten würden wir ja unser Land an Felipe verschenken.


    Also zur Rekapitulation.
    Hinter dem Krieg könnte sich jemand verbergen der daran verdient.
    Hinter dem Krieg könnte sich jemand verbergen der damit sein Land erweitert.


    Oder es könnte sich dahinter jemand verbergen, der ein ganz anders geartetes Interesse hat und den Krieg als Vorwand nutzt Ciel. Beseitigung von unliebsamen Feinden, wäre nur eine von vielen möglichen Optionen. Da kommen wirklich zig Völker in Betracht, vielleicht sogar insoweit um es einem anderen in die Schuhe zu schieben. Du weißt doch, wenn zwei sich streiten freut sich der Dritte. Aber wer ist hier der Dritte? Das wissen wir leider noch nicht.


    Allerdings tippe ich auf Punkt eins, Geld ist immer noch der mächtigste Anreiz. Woran hast Du gedacht? Finanztechnisch hast Du mehr drauf als ich, hast Du irgendwen ausfindig machen können, der daran durchweg gut verdient?“, fragte Dreux seinen Bruder.

  • Massimo

    schloss sich mit seinen Brüdern und seine Frau dem Tross vom Großherzog an. Er ritt neben Maurice in ihre Mitte Monique, damit er sie jederzeit beschützen konnte. Sein Blick fiel auf Khawa. Der Rakshaner hockte mit auf dem Pferd von Jules dem Himmelsauge des Duc. Massimo schnaubte verächtlich. Der Rakshaner nahm sich einiges heraus, aber das war die Höhe. Jules schien das heute nicht zu stören. Dabei war der sonst genauso hart gestrickt was diese widerwärtigen Fremdlinge anging wie Massimo selber. Er tippte seine Frau an und in Richtung Rakshaner. Massimo vermisste sein Gargole der dem Rakshaner Respekt beibrachte. Er selber konnte das genauso, aber Komavan machte das härter und effektiver.
    Der Comte stellte sich vor wie Komavan Khawa von Jules Pferd riss und ihn so oft über die Schulter warf und auf den Boden klatschte, bis der den gleichen Gesichtsausdruck hatte wie der geläuterte Fisch. Dann konnte der Wüstenwilde in zwei Richtungen gleichzeitig gucken. Aber Khawa war nichts gegen die falsche Schlange Tarkan die sich in ihre Reihen geschlichen hatte. Vor einiger Zeit hatte er noch mit Komavan und Nal geplant sich ins Lager von Tarkan zu schleichen und sich den Kopf von der Schlange zu holen. Eine Armee musste nicht mit der Waffe oder Magie gestoppt werden. Tarkan zu töten war keine Lösung um die Festung zu befreien. Die Wilden würden einen neuen Anführer benennen. Drum wollten sie Tarkan als Geisel nehmen. Und sie wollten sehen, wieviel den Wilden das Leben von Tarkan wert war. Er hatte vor die Wilden zu erpressen. Entweder zogen sie von der Feste der Zwerge ab und zogen sich zurück, oder Tarkan würde öffentlich vor ihren Augen geläutert und von danach von ihm enthauptet. Aber dazu war es nicht gekommen. Und jetzt ritt dieser stinkende Wüstensohn in ihre Mitte als gehörte er dazu. Von seinen zwei Frauen waren bestimmt drei Ziegen. Massimo verabscheute den Kerl. Wenn er ihn nur ansah wollte er ihn schon mit seinen Turban erdrosseln und an den nächsten Baum hängen. Aber er beherrschte sich. Der Duc hatte den widerlichen Hyänenanbeter eingeladen und Massimo musste sich dem beugen. Scheinbar wurde Tarkan für die Verhandlungen gebraucht. Danach konnten sie ihn ruhig in das finsterste Loch stecken. Massimo behielt den Turbantrottel genau im Auge.
    Was sich wohl der Zwergenkönig dachte, dass der gemeinsam mit der Schlange Tarkan reisen musste. Wobei der hatte eigentlich genauso wenig in ihrem Land verloren. Massimo traute den Zwergen genauso wenig. Zuerst kannten die Zwerge niemanden. Dann als alles verloren war erinnerten sie sich, dass es noch andere Völker gab. Aber Massimo glaubte dem Zwerg ehr als Tarkan. Und dann war da noch der Tiefling der nun Herrscher über die Hohe Mark war. Das hatte der Roderich erstklassig hinbekommen. Er hatte sein Volk für Fremdlinge verheizt und mit seinen Versagen verraten. Die Leute mussten sich nun einen Dämon aus den stinkenden Sümpfen beugen.
    Massimo traute keinen der Fremdländer. Sie alle hatten den Krieg selber verursacht und nun waren sie hier und wollten die Hilfe vom Duc. Solange Frieden herrschte lachten die anderen Herrscher über seinen Herrn. Sie dachten, dass er schwach war weil er Krieg ablehnte. Sie hielten sich für Helden, weil sie sofort zu den Waffen griffen und sich überall einmischten. Und jetzt wo ihre Länder verwüstet waren, kamen sie angekrochen. In den Krieg zogen sie jubelnd, zurück kam von ihnen keiner so. Scheinbar war Frieden doch keine Schwäche. Dass die Souvagner die Himmelsaugen, Kampfmagier, Ritter und Büttel nicht umsonst hatten daran dachte keiner. Sie alle kämpften jeden Tag dafür dass es in ihrem Land ruhig blieb. Und er selber sorgte genauso dafür wie viele andere.
    Massimo gefiel es nicht, dass der Duc ihr Land verliess. Der Duc gehörte für Massimo zu Souvagne wie die Gargole und die Salzwiesen. Er gehörte nicht in die Fremde, sondern an seinen Hof. Irgendwie hatte der Comte ein mieses Gefühl bei der Sache. Die ganze Reise nur für die Fremdlinge und ihre hausgemachten Probleme. Hätte der Duc Massimo um Rat gefragt, hätte er vorgeschlagen für die Verhandlungen einen Botschafter zu schicken. Felipe war ein Almane, aber er war verschlagen und gefährlich und Massimo traute ihm alles zu. Sie mussten auf seinem Land und an seinem Hof vorsichtig und wachsam sein. Massimo tastete kurz nach seinem Schwertgriff. Seine Befürchtungen schickte er gedanklich zu seine beiden Brüder.
    Massimo wandte sich ganz leise an Maurice und seine Frau.

    „Die Fremdländer scheinen verhandeln zu wollen. Sie haben sich bemüht, aber das alleine genügt nicht. Ich halte Felipe für gefährlicher als alle anderen zusammen. Ob der das ehrlich meint wissen wir nicht und zu allem Überfluss werden wir uns dann noch auf seinen Land befinden. Heimvorteil, Ortsvorteil, Machtvorteil. Für wen gehen wir das Risiko ein und bringen sogar unseren Herrn in Gefahr? Für Fremdländer. Dass schmeckt mir absolut nicht, dass sage ich euch. Wie viele gute Männer sollen noch sinnlos sterben für die Unfähigkeit anderer? Die Fremdländer halten uns sonst für rückständige Eigenbrötler. Aber so rückständig sind wir wohl doch nicht, weil unser Land noch steht. Auf einmal erinnern die sich, dass sie nicht alleine auf der Welt sind. Und wann erinnern die sich? Jetzt wo die die Hand aufhalten wollen für Unterstützung. Vorher hat keiner von denen gefragt, oder selber in Betracht gezogen zu verhandeln.
    Der Glaube verpflichtet doch nicht nur uns. Der Glaube verpflichtet alle Völker die Unschuldigen zu beschützen.
    Und das mit der Hohen Mark wird noch nicht vom Tisch sein. Den Kasper Roderich wird Felipe durch einen anderen Hampelmann ersetzen wollen. Der ist Brot gewöhnt und so schnell lässt der nicht los. Damit ist für uns gar nichts gewonnen, oder glaubt ihr der Tiefling wird da lange auf dem Thron hocken? Ich glaub da irgendwie nicht dran. Felipe wird allein wegen der Hohen Mark auf Krawall gebürstet sein, dabei hat er sich schon Ledwick unter den Nagel gerissen. Vielleicht behandelt der Tiefling die Leute sogar besser, als das Roderich je getan hat. Wäre ja keine Kunst. Aber was geschieht, wenn Felipe sich gegen den Tiefling wendet? Entweder stehen wir dem Tiefling bei. Dann müssen wir Partei ergreifen. Oder wir bleiben neutral. Dann reisst Felipe vielleicht noch die Hohe Mark an sich. Das kann nur verhindert werden, indem wir nicht mehr neutral bleiben. Egal wie wir das drehen oder wenden wir müssen ein Kräfteausgleich herstellen. Wir müssen ein Bündnis eingehen sonst werden die Gegner zu mächtig.“

    Massimo beugte sich zu Monique und streichelt ihren Rücken.

    „Noch sind wir in unserem Land Moni, überleg dir ob du weiter mitkommen willst, oder ob du umkehren magst. Wenn du bleibst, bleib die ganze Zeit an meine Seite. Wir lassen uns zusammen unterbringen. Wir werden nicht getrennt wohnen und du wirst in kein Frauenzimmer ziehen. Ich frier mir lieber den Arsch ab und gebe dir meinen Umhang für die Nacht, als dass die dich einsacken. Ich meine, was mir zu der Rakshanischen Schlange eingefallen ist, kann genauso anderen einfallen. Mit einem Faustpfand kann viel erreicht werden. Du kannst jemanden überzeugen zuzuhören oder Eingeständnisse einfordern. Ich habs oft selber getan, daher weiss ich das. Egal was in Ehveros passiert oder vorgegeben wird, wir trennen uns nicht. Weder zum schlafen, noch beim essen oder feiern oder sonst wo. Du bist meine Frau, du bleibst an meine Seite Moni. Ich hätte sonst keine ruhige Minute. Versprich mir das Moni.“

  • Tarkan ritt auf einem Pferd. Das war insofern bemerkenswert, dass er Pferde recht herablassend betrachtete. Sie waren dauernd krank und konnten nur bei perfektem Untergrund gehen, bei dem kleinsten Hindernis scheuten sie. Er hätte einer guten Reithyäne eindeutig den Vorzug gegeben.


    Er bemerkte, wie viel Hass ihm in den Blicken mancher Reisender entgegenschlug. Einer der Mitreisenden übertrieb es. Er starrte sowohl Khawa als auch Tarkan mit offenem Hass hinterher. Tarkan war müde und krank und fühlte sich von dem Kerl belästigt. Er hätte sich beim Duc beschweren können oder bei dessen Palaisin, doch das war nicht Tarkans Art, genau so wenig wie vor biestigem Fußvolk auszuweichen. Stattdessen ritt er genau neben den Mann, hielt mit dessen Pferd schritt und starrte zu ihm herüber.

  • Massimo


    unterhielt sich gerade mit seine Frau und hatte andere Gedanken als die Schlange Tarkan sich an ihn klemmte. Der Rakshaner starrte ihn an. Dabei hatte er nicht den Anstand sein Gesicht zu zeigen. Vielleicht war das besser so, wer wusste wie der unter dem Turban aussah. Das was er sah reichte Massimo schon. Massimo starrte kalt zurück.


    "Was soll das Geglotze Rakshaner? Was wird das, wenn es fertig ist? Hast du kein Benehmen? Ich rede privat mit meine Frau. Halt Abstand oder besser noch verzieh dich."


    Massimo sprach leise und sein Blick verfinsterte sich.

  • Tarkan dachte ja gar nicht daran, sich von irgendeinem kleinen Tunichtgut vertreiben zu lassen. Er war niemand, der im eigenen Heer sonderlich viel wert darauf legte, dass man ihn als jemand Höhergestellten behandelte, aber sich vom Fußvolk seines Gastgebers dumm anmachen ließ er auch nicht. Anstatt wegzureiten, ließ er sein Pferd ein Stück näherrücken. Er war verletzt und erschöpft, aber er war auch stinksauer. Nach einem Jahr Kampf am Stück hatte er die Schnauze einfach nur voll.


    " Wenn du mit deiner Frau sprichst, dann solltest du sie anehen und nicht fremden Männern hinterherschauen. Jemanden derart anzustarren ist ausgesprochen unhöflich. In manchen Kreisen legt man es als romantisches Interesse, in anderen als Herausforderung aus. Ich bin ein Staatsgast", knurrte er, "aus meiner geliebten Steppe in dieses Land gereist, um über Frieden zu verhandeln. Einen Frieden, auf den in den Reihen meines Volkes kaum jemand Lust hat. Besser, du hältst den Mund und siehst in eine Richtung, die angemessen ist."


    Diese Reise war für ihn purer Stress, nicht zuletzt, da er wusste, dass sein schärfster Rivale Dschan ihm am liebsten schon allein dafür den Hals umdrehen würde, dass er sich überhaupt auf den Weg gemacht hatte. Tarkan rechnete mit einer bösen Überraschung, wenn er heimkam. Er machte sich wenig Freunde damit. Und nun musste er sich auf dieser Reise auch noch von einem dahergelaufenen Wichtigtuer vollfurzen lassen.

  • Komavan befand sich derweil auf halbem Wege zwischen dem Lehen der de la Cantillions und dem Tross. Er stand als steinerne Statue an einem versteckten Platz im Wald, wo er des Sonnenunterganges harrte. Massimo hatte ihn nicht mitgenommen. Er hatte sich nicht einmal verabschiedet! Entweder, weil seinen treuen Gargoyle vergessen hatte, oder weil er vor lauter Schmetterlingen im Bauch nur noch mit seiner neuen Frau beschäftigt war. Komavan war wenig erfreut, vor allem, weil er wusste, dass Massimo ihn brauchte. Er hatte beschlossen, auf eigene Faust mitzureisen, ob der Comte ihn dabei haben wollte oder nicht. Wie Komavan seinen Freund kannte, würde der mit seiner charmanten Art eines Holzhammers bald Probleme bekommen und was wäre er für ein Wächter, nur auf Zuruf auf ihn zu achten? Noch war es Tag, doch bald würde die Dunkelheit sich auf das Land senken und Komavan erneut zum Leben erwachen.

  • Massimo


    fluchte innerlich. Dieser Hyänenküsser rückte ihm noch näher auf den Pelz. Massimo fand das überhaupt nicht witzig. Er konnte sich keinen Platz verschaffen und zu Seite ausweichen. Auf der anderen Seite neben ihn ritt seine Frau und er würde sie abdrängen. Sie ritt ein normales Pferd. Foudre würde es sonst zur Seite räumen. Er würde seine Frau nicht gefährden. Zudem sah er überhaupt nicht ein, sich vor seine Frau von so einen Wüstenaffen als Schlafsack darstellen zu lassen. Was sie dann von ihm dachte, war sowas von klar. Was hing sich der widerwärtige Wilde überhaupt in ihr Gespräch? Das war die Höhe.


    "Bis gerade hab ich noch meine Frau angesehen. Dann kamst du und gehst mir auf die Eier. Schwatz einen anderen voll. Das ist unser Land und ich kann hingucken wo ich möchte. Romantisches Interesse an dir ganz bestimmt nicht. In der Wüste gibts wohl keine Spiegel. Eine Herausforderung hättest du gespürt Rakshaner. Dafür hätte ich dir meinen Panzerhandschuh um die Ohren geschmettert. Zudem hast du dich an mich geklemmt und nicht umgekehrt.
    Korrekt du bist Staatsgast vom Duc. Stimmt völlig. Du hast von mir die Erlaubnis sofort damit anzufangen dich wie ein Gast zu verhalten und nicht wie der Herr über Souvagne. Zuerst rutscht du mal ein Stück von mir weg mit deinen Gaul oder ich helfe nach. Natürlich bist du hierher gereist für Friedensverhandlungen. Glaube ich dir, dann solltest du die Einwohner genauso friedlich behandlen und die nicht verärgern. Ich bin hier ein Ureinwohner. Und wir sind sogar eine Meinung, von uns hat kaum einer Lust auf Verhandlungen mit euch. Jeder kennt euch und jeder weiss was ihr für Leute seid. Wer keinen Anstand kennt, der hält sich genauso wenig an sein Wort. Wann ich mein Mund halte entscheide ich, dass ist meine Scholle. Ich lass mir von dir nicht den Mund verbieten. Ich soll den Mund halten und woanders hinsehen, sonst was? Sprich dich aus."


    Dieser Wilde war unglaublich wie er mit ihm umspang. Massimo hätte ihn am liebsten vom Pferd getreten. Oder sich wirklich seinen Panzerhandschuh geschnappt. Aber den hätte er dem Wilden dann mit der Faust darin ins Gesicht gegraben zur Läuterung. Die Aufforderung nach Platz hätte das Wüstenwürstchen sofort kapiert. Und das alles vor seine Frau. Massimo schäumte vor Wut. Vielleicht halfen ja paar klare Worte.


    "Blamier mich vor meine Frau dann bring ich dir Benehmen bei vor allen. Ich warne dich, lass es sein."


    Zischte Massimo Tarkan leise an. Er bliess sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und starrte den Rashaner in die Augen. Wer schuld war, wusste Massimo genau. Khawa hatte ihm als Rache diesen Turban auf den Hals gehetzt. Er hatte ihm nie verziehen, dass er ihn mit seine Räuberbande gestellt und aufgerieben hatte. Danach war er zum Schosshündchen von Ciel dressiert worden. Das sass tief in diesem Wilden. Aber das hatte er sich selbst zuzuschreiben. Hätte er keine Souvagner angegriffen und überfallen, wäre er heute noch frei und kein dessierter Zirkusaffe. Massimos Blick zuckte zu Khawa. Sobald er die Gelegenheit hatte, würde er ihm dafür danken. Dem würde er eine Abreibung verpassen die der nicht vergessen würde.
    Massimo schaute Monique an und dann Tarkan. Er konnte die Situation neben seine Frau nicht hochgehen lassen. Bei einem Kampf wurden oft Unbeteiligte mehr verletzt als die Kämpfer. Und er wollte nicht dass sie verletzt wurde. Er hatte ihr was anderes geschworen. Er hatte den Duc einmal enttäuscht als er ihn nicht rechtzeitig über den Krieg informierte. Sein Herr hatte ihm eine Chance gegeben. Er hatte sie genutzt und der Duc hatte ihm verziehen. Noch eine Chance bekam er sicher nicht. Wenn er seine Familie erneut in Schwierigkeiten brachte, fiel das auf Moni mit zurück. Und sein Bruder Melville würde das nicht so einfach schlucken. Er schaute kurz nach seinem ältesten Bruder. Er selber wollte genauso Frieden für seine Familie und sich. Wenn er das jetzt durch sein dummes Maul zerstörte, landete er vielleicht sogar auf dem Block. Massimo schnaufte durch um sich zu beruhigen.


    "Ich nehme meine Worte zurück. Ich war wütend und habe ohne nachzudenken gesprochen. Entschuldige bitte, du hast Recht. Keiner ist hier weil er den anderen so gut leiden kann. Aber du bist hier, weil du es versuchen möchtest. Als Gast hast du dich zu benehmen, dass ist klar. Aber ich habe mich dir gegenüber genauso zu benehmen, da du Gast meines Herrn bist. Verzeihung."


    Lenkte Massimo ein.

  • Tarkan bemerkte das streitlustige Funkeln in den Augen des Mannes, der offenbar nicht nur ihn, sondern auch Khawa auf dem Kieker hatte, so wie er zu dem herüberblickte dann aber lenkte der Almane wider Erwarten ein. Ob er es nun aufrichtig meinte oder nicht, es war ein Wort. Tarkan verzichtete daher auf eine Erwiderung der anfänglichen Garstigkeiten und nickte dem Mann nur knapp zu.


    "Wir haben alle die Nase vom anderen voll. Es war ein gutes Jahr mit einer schönen Schlacht, doch genug ist ist genug. Sehen wir zu, dass wir einen Frieden vereinbaren, damit wir uns so schnell nicht wieder sehen müssen."


    Er trieb sein Pferd an und ritt seines Weges.

  • Mit weiten Augen hatte ein kleiner Tiefling den kulturellen Austausch verfolgt. In völliger Empörung dachte er darüber nach, den Unverschämten von seinem hohen Ross zu werfen, doch er befand, dass ein derartiger Vorfall zu diesem Zeitpunkt ungünstig wäre. So fiel er zurück, flatterte in die Höhe, wo er sich zwischen Baumkronen mit einem Chamäleonzauber tarnte. Dann positionierte er sich über dem frechen Almanen und urinierte. Ob er den Reiter überhaupt treffen würde, wusste er nicht.

  • Tarkan sah gerade noch, wie ein goldener Schwapps von Flüssigkeit herunterregnete. Er folgte der Richtung mit den Augen, konnte aber nicht sehen, woher es kam. Vermutlich irgendein Tarnzauber. Er ärgerte sich einmal mehr, dass er über keinerlei magische Fähigkeiten verfügte. Es machte keinen Sinn, länger in die Luft zu starren, der Übeltäter konnte inzwischen ganz woanders sein. Er lenkte sein Pferd um und hoffte, dass die nächste Attacke nicht ihm gelten würrde, denn er besaß keinen Ersatzturban vor Ort.

  • Monique ritt in der Mitte zwischen ihrem Schwager Maurice und ihrem Ehemann Massimo de la Cantillion. Maurice schien nach außen hin absolut ruhig und gelassen zu sein. Vermutlich da er sich auf seinen Falken konzentrierte, der den Weg des Trosses überwachte. Er war genau wie einige andere Anwesenden hier ein Magier. Nur arbeitete er nicht allein, sondern wie der Chevalier Jules Seymour de Mireault mit einem Greifvogel zusammen. Beide waren Himmelsaugen, eine Besonderheit die es nur in Souvagne gab.


    Monique war stolz dass es in ihrer Familie Magier gab und dass ihr Schwager ein Himmelsauge war. Sie selbst war magisch völlig unbegabt, aber sie musste auch nicht über Magie gebieten. Drei Männer aus ihrer Familie waren anwesend und einer davon war ihr Ehemann. Zudem war der Duc höchstpersönlich anwesend samt seiner Leibgarde.
    Es war kaum möglich, dass ihnen etwas geschah.


    Die Staatsgäste die sie begleiteten, konnten nicht unterschiedlicher sein. Monique hatte zuvor noch nie einen Zwerg, einen Tiefling oder einen Rakshaner gesehen. Ihr Ehemann hingegen schon und so wie er starrte, hatte er keine positiven Erfahrungen mit Fremdländern gesammelt.


    Das Massimo nicht durchweg ein friedliebender Mann war, war Monique duchraus bewusst.
    Um Unrecht zu verhindern, Verbrechen zu ahnden oder Kriminelle zu richten bedurfte es eines gewissen Maßes an Brutalität und Durchsetzungswillen. Das Schwert in der Hand eines Adligen konnte das letzte Richtwerkzeug sein. Aber Massimo sah viele Dinge extrem streng. Er misstraute scheinbar grundsätzlich jedem und war bereit mit entschiedener Härte gegen fast jeden vorzugehen.


    Besonders missfielen ihm die beiden Rakshaner. Einer von ihnen saß friedlich hinter dem Chevalier auf dessen riesigem Pferd und war sich der bohrenden Blicke ihres Ehemannes gar nicht bewusst. Ein anderer Rakshaner bekam die Blicke mit. Es kam wie es kommen musste, die beiden Streithähne lieferten sich ein Wortgefecht.


    Monique musterte verzweifelt Maurice, der seinem kleinen Bruder Massimo einen vielsagenden Blick zu warf. Allerdings war Massimo in seinem Element und Monique befürchtete, dass der Rakshanische Herr nur Milimeter davon entfernt war auf der Stelle geläutert zu werden.


    Beide schenkten sich nichts. Gerade als sie höflich etwas einwerfen wollte um ihren Ehemann zu beruhigen, gab dieser erstaunlicherweise nach und entschuldigte sich sogar für sein ungebührliches Verhalten. Maurice zog ein Gesicht dass eindeutig zeigte, dass er seinen kleinen Bruder nicht anders kannte und grinste kurz. Monique schmunzelte zurück und wartete bis der Rakshaner davon geritten war. Sie wollte ihren Mann nicht brüskieren und was sie Massimo zu sagen hatte, ging diesen Fremden nichts mehr an.


    Sie legte ihrem Mann eine Hand auf den Arm und ritt nun ihrerseits näher an ihn heran.


    "Massimo bitte beruhige Dich, es gibt keinen Grund für derartige Rage Schatz. Du hast es selbst gesagt, der Rakshaner wäre nicht hier, würde er es nicht ehrlich meinen. Die Reise und die Anfeindungen hätte er sich sparen können. Er ist ein Gast des Duc, folglich hast Du ihn zu achten. Beleidigst Du seine Gäste, beleidigst Du sein Urteilsvermögen oder gar ihn persönlich. Was immer Du in der Fremde durch Rakshaner erleben musstest Massimo, hier ist dies ohne Bedeutung. Und sollten sich die beiden rakshanischen Herren daneben benehmen, hat der Duc genug Leute die sofort einschreiten werden. Fremdlinge die sich des Landes unwürdig verhalten, hat der Duc noch nie geduldet.


    Zu dem Punkt dass dieser Rakshaner Dich vor mir nicht bloßstellen soll. Mit Eurer Streiterei habt Ihr Euch beide selbst blamiert. Andere können einen nicht blamieren Massimo, dass kann man nur selbst. Ihr wart beide auf direktem Weg dahin, habt aber eingehalten und seid umgekehrt. Dass Du klein beigegeben und Dich sogar entschuldigt hast, finde ich nobel und hochanständig von Dir.


    Du musst Dich nicht vor mir beweisen, dass hast Du nicht nötig. Ich weiß wer und welchen Standes wir sind Massimo, erinnere Dich bitte selbst daran, auch wenn Du in meinem Namen zornig warst. Dieser Mann fühlte sich provoziert, aber er wollte mir nichts zu Leide tun. Er ist aus dem gleichen Grund hier wie Du.


    Und ich bleibe ebenfalls hier, ich werde nicht nach Hause zurückkehren. Ich begleite Dich zu Großherzog Felipe, wir werden gemeinsam der Krönung beiwohnen, das Fest genießen und uns zu keiner Zeit trennen lassen. Das verspreche ich Dir", sagte Moni freundlich.


    Sie zügelte ihr Pferd Florus Faure einen Moment und wechselte mit ihrem Mann den Platz, so dass Massimo in der Mitte ritt. Einen neuen Streit wollte sie somit vorbeugen. Kaum dass sich ihr Pferd wieder in Bewegung setzte, überschüttete sie jemand mit Flüssigkeit. Für eine Sekunde erstarrte Monique ehe sie roch, womit sie ein Übeltäter übergossen hatte.


    URIN!


    Hilflos schaute sie ihren Mann und ihren Schwager an, dann brach sie in Tränen aus.


    "ALARM!", bellte Maurice, zückte seine Waffe und pfiff mental sofort seinen Falken zurück. Mit einem gellenden Schrei schoss der Jagdfalke zu seinem Herrn zurück und überflog das Areal in dem der Comte den Angreifer vermutete. Die stechend scharfen Augen des Vogels suchten jeden Millimeter ab.


    "An die Geistmagier, tastet die Bäume und die nähere Umgebung nach einem versteckten Lebewesen ab. Der Delinquent ist sofort zu stellen, ich kümmere mich persönlich um dessen Bestrafung. Ich bitte die Unterbrechung zu entschuldigen Eure Majestät", erklärte Melville dem Großherzog respektvoll.


    Einen Augenblick später wandte sich Melville wütend an die Zofe von Monique. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte diese etwas in Melvilles Augen lodern zu sehen.


    "Zofe zu Deiner Herrin! Reinige sie, worauf wartest Du, Du törichtes Weib?", befahl Comte Melville de la Cantillion schneidend.


    Die Zofe sprang vom Pferd und half umgehend ihrer Herrin, während die anwesenden Geistmagier die Umgebung nach einer Seele abtasteten. Was der Comte de la Cantillion mit dem Übeltäter anstellen würde, wollte sie lieber nicht wissen. Vermutlich bekam er seinen ganz persönlichen Scheiterhaufen.

  • Der Palaisin des Duc zügelte nach dem Ruf umgehend sein Pferd. Eine Adlige des Hauses de la Cantillion war angegriffen worden, aber dieser Angriff galt vielleicht nicht der Frau, sondern dem Großherzog. Denn die Logik besagte eines, hätte jemand die Frau auf jene Weise angreifen wollen, gab es leichtere Möglichkeiten, als abzuwarten bis diese mit dem Herrscher Souvagnes im Tross loszog.


    Nein dieser ekelerregende Angriff galt dem Duc selbst und darauf gab es nur ein Strafe. Bellamy war froh, dass der Scharfrichter des Großherzogs sie begleitete.


    Der Palaisin richtete sich im Sattel auf, als er zu seinen Leuten sprach.


    "Garde zu den Waffen und Herhören! Wir werten dies als Angriff auf unsere Majestät.
    Sucht und achtet nicht auf die versteckte Person! Das ist die Aufgabe der Magier.
    Achtet auf die Umgebung! Auch etwas Unsichtbares hinterlässt Fußspuren im Schlamm, im Schnee, bewegt Äste und Blätter. Achtet auf ungewöhnliche Bewegungen ohne sichtbaren Grund. Ausschwärmen, bringt mir das Subjekt!",
    befahl Bellamy und bezog neben dem Großherzog schützend Stellung.

  • Duc Maximilien Rivenet de Souvagne zügelte ebenfalls sein Pferd, schwenkte Alcanterra herum und schaute sich argwöhnisch um. Er tauschte einen kurzen Blick mit Fabien, der von der anderen Seite ganz nah zu seinem Herrn aufschloss.


    Das fing ja gut an. Maximilien hoffte, dass dies kein eindeutiges Zeichen von Ainuwar war, was dieser von den Friedensverhandlungen hielt. Der Duc gab Fabien ein minimales Zeichen.


    "Herr?", flüsterte Fabien.
    "Wir wünschen umgehend Dominique Dubois samt Arbeitswerkzeug zu sehen. Der Scharfrichter möge sich bereit halten, vermutlich hat er gleich Kundschaft", erkärte der Duc freundlich.


    "Wie Ihr wünscht", antwortete der treue Leibdiener ergeben und ritt sofort zu Dominique um diesen von seinem Auftrag zu unterrichten. Danach begab sich Fabien schleunigst zurück an die Seite seines Herrn.


    Der Duc de Souvagne überlegte einen Moment, ehe er sich dazu entschloss, sich an den Angreifer zu wenden. Eventuell war es nur ein übler Scherz gewesen, der nicht mit dem Block geahndet werden musste. Vielleicht war schon eine mildere Sanktion ausreichend um diese verirrte Seele zurück auf den rechten Weg zu führen. Dominique verfügte über weitreichende Fähigkeiten.


    "Wer immer Du bist, wir gewähren Dir eine einmalige Chance Dein Leben zu retten und dem Block zu entgehen. Stelle Dich freiwillig, dann entgehst Du der Todesstrafe.
    Finden Dich meine Leute, erwartet Dich der Block",
    rief Maximilien in den Wald hinein.


    Der Duc ging zwar nicht davon aus, dass sich dieser Feigling stellen würde, aber er war gewillt ihm eine Chance zu geben. Pisse war noch kein Pfeil.

  • Murrend bedauerte der Imp seinen Fehlschlag. Er dachte sich, dass es nun zu spät wäre und sie als Ehefrau von so einer Person wahrscheinlich ohnehin schlimmeres gewohnt war, bei so einem Ehemann mochte sie es vielleicht sogar und gedemütigt und angepinkelt zu werden und musste bloß in der Öffentlichkeit so tun, als ob das nicht der Fall war. Wenn er genauer überlegte, hatte sie ihren Schimmel extra vorangetrieben, damit sie auch ja getroffen wird, vielleicht hatte sie die Dusche kommen sehen. Ori warf noch einen kurzen, forschenden Blick auf ihr tränendes Gesicht.


    Der Alarmschlag veranlasste ihn zur Flucht. Gleich darauf spürte er eine aufgeregte Präsenz, die sich schlagartig zurückzog, während andere Magier ihre Fühler ausstreckten. Derweil spähte er nach einem Tiefling, den er gedachte zu überreden, sich als Elternteil auszugeben, Ori wäre bloß ein Kind und es wäre alles nicht so schlimm. Da fiel ihm das Kopftuch desjenigen ein, den er im Grunde viel besser für dieses Malheur verantwortlich machen konnte. Daraufhin schwirrte er zu besagtem Rakshaner und zerrte, immer noch getarnt, an dem Turban, der einfach nicht loskommen wollte.


    "Hey! Hey, gib mal schnell her!"

  • Tarkan war in einer denkbar schlechten Verfassung für einen körperlichen Kampf. Doch er war ein Krieger, er war in der Steppe geboren und hatte sein Leben lang mit Beutezügen und dem Führen von Kampftrupps verbracht. Er war noch nicht so weit, völlig wehrlos zu sein. Er griff in die Luft und packte das sich windende Geschöpf. Es schien ziemlich klein zu sein und Flügel zu haben, irgendein kleinwüchsiger Tiefling. Er klemmte sich das Geschöpf im Schwitzkasten unter den Arm.


    "Er hat sich soeben freiwillig gestellt", knurrte Tarkan. "Was soll der Unfug? Und wer schickt dich? Lass mich raten - Dschan?"

  • Ori lachte hämisch, kratzte mit seinen Krallen den Gaul and kommunizierte für das Huftier verständlich, dass ein Bär kam, um es zu fressen, woraufhin es panisch losgallopierte. Möglicherweise hatten andere ihn überhört. Als ängstliche Herdentiere folgten gleich eine Reihe weiterer Pferde. Amüsiert schrie der Imp weiter nach lebensbedrohlicher Gefahr für die Viecher, die sie jeden Moment in Stücke reißen würde.

  • Bellamy bellte ein paar Befehle und die ausgebildeten Schlachtrösser taten genau das, wofür man sie ausgebildet hatte. Sie kamen zum Stehen. So manches von ihnen hatte bereits weitaus Schlimmeres kassiert als ein paar Kratzer von so einer seltsamen, deformierten Kreatur. Und von ein paar Rufen ließen sich die teuer-dressierten Tier nicht beeindrucken.


    Mit einen paar Sätzen seines eigenen Streitrosses war der Palaisin des Duc bei Tarkan. Der Tarrik hielt das widerspenstige Vieh hart ihm Schwitzkasten.


    Bellamy half nach. Seine in einem Panzerhandschuh befindliche Hand schloss sich wie ein Schraubstock um den dürren Hals der Kreatur und drückte mit aller Gewalt zu. So gerade noch ließ er ihr etwas Luft zum Atmen, ehe er seine zweit Faust dazu nutze um sie mit aller Wucht dem zwergenwüchsigen Angreifer ins Gesicht zu rammen, damit ihr rakshanischer Gast nicht verletzt wurde.


    Der Palaisin tat genau dass, wofür er ausgebildet und eingestellt war, er schaltete den Angreifer aus, so dass dieser nur noch wie ein schlaffer Sack im Arm des Tarik hing. Die Fesseln hatte der Palaisin dem seltsamen Wesen schnell angelegt, nicht umsonst war er das erste Schwert des Duc.


    Einer der Leibgardisten brachte einen ledernen Sack in den man das Wesen bis zum Hals hineinstopfte und den Sack fest verknotete. So wurde der kleine Delinquent dem Großherzog vorgeführt.


    "Eure Majestät, Tarrik Tarkan hat den Angreifer gestellt. Euer Urteil?", sagte der Palaiin respektvoll, während sein Schraubstockartiger Griff den Feind weiterhin festhielt.

  • Der Scharfrichter näherte sich. Er hielt etwas in der Hand, ein kleines Hilfsmittel gegen störrische Magier.


    "Palaisin, wenn Ihr gestattet ..." Er wartete nicht auf dessen Bestätigung, widmete sich dem Wesen, das bis zum Hals im Sack steckte. Hier ging es um die allgemeine Sicherheit und vor allem um die des Ducs.


    "Nur die Ruhe, das haben wir gleich", brummte er und legte dem unsichtbaren Wesen ein Halsband aus Messing um. Sofort wurde jegliche magische Kraft von dem kleinen Wüterich blockiert. Das Kerlchen wurde sichtbar und seine magischen Manipulationen an der Fauna der näheren Umgebung aufgehoben. Den Schlüssel packte er zu den anderen um seinen Hals. "So", sagte Domique freundlich, "und jetzt beruhigst du dich ersteinmal."


    Dann trat er respektvoll einige Schritte zurück.