Der weiße Hengst

  • Der weiße Hengst


    Der Duc saß im Bett und schaute sich in dem fremden Zimmer um. Es war groß und nobel eingerichtet, dennoch fühlte er sich unbehaglich. Einen tatsächlichen Grund hierfür hatte er nicht, es war schlichtweg Heimweh das ihn plagte. Er hatte nie in der Fremde übernachtet. Fabien legte die Kleidung für den kommenden Tag seines Herrn heraus und musterte dabei den Großherzog.


    "Ist alles zu Eurer Zufriedenheit?", fragte Fabien fürsorglich.
    "Es ist alles fremd", gab der Duc zurück.


    "Versucht zu schlafen, Ihr wollt gewiss morgen nicht mit Augenringen der Krönung beiwohnen. Falls etwas sein sollte, ich bin nebenan. Schlaft gut", erklärte Fabien und löschte fast alles Licht. Eine Lichtquelle ließ er immer brennen, da dem Duc völlige Dunkelheit missfiel.


    "Bleib bitte hier, ich wünsche dass Du hier schläfst", antwortete Maximilien.
    "Selbstverständlich. In einem Sessel, vor Eurem Bett oder bei Euch im Bett am Fußende? Was wünscht Ihr?", fragte Fabien.


    "Bei mir im Bett Fabien. Verstehst Du was für manche an Urlaub entspannend ist, wo man in einer fremden Umgebung schlafen muss und sich nicht entspannen kann?", sagte der Duc.
    "Nein, ich war nie fort. Es ist das erste Mal und geht es nach mir, ist es auch das letzte Mal", antwortete Fabien, holte sein Bettzeug und machte es sich am Fußende quer in dem riesigen Bett gemütlich.


    Der Duc musterte Fabien zufrieden.


    "Das hast Du schön gesagt. Erzähl mir was. Irgend einen Tratsch, einen Wunsch oder einen Traum", bat Maximilien und streckte sich lang aus.


    "Ein Traum von mir ist einmal dem schneeweißen Hengst reiten zu dürfen.
    Ich würde ihm zuerst einmal Vertrauen beibringen. So dass er sich streicheln lässt. Dass er meinen Geruch akzeptiert und dass er nach mir riecht.


    Man muss ihn gut behandeln, er ist ein teureres Tier, extrem teuer. Exquisit, ein Vollblut edelster Herkunft aber von sanftem Wesen. Er ist es nicht gewöhnt ein Halfter oder eine Person zu tragen.


    Sein Wille ist ungebrochen, er denkt frei und er beugt sich niemandem. So soll er bleiben. Er ist eine wahre Schönheit, körperlich wie geistig. Ich würde ihn nicht zähmen, ich würde versuchen seine Freundschaft zu gewinnen, ihm nahe zu sein.


    Dann würde ich versuchen, ihn an das Gewicht eines Reiters zu gewöhnen.
    Sollte er es zulassen würde ich ihn frei reiten.


    Ohne Sattel, ohne Zügel, ohne Befehl oder Gewalt. Dabei geht es um zwei Dinge, Vertrauen und Glück. Jeder Muskel von ihm ist so zu spüren, jede noch so kleine Bewegung. Das ist traumhaft. Ich würde ihn nur durch mein Gewicht und den Druck meiner Schenkel lenken, ihm dabei sanft in die weiße Mähne fassen um ihm zu zeigen, dass mir der Weg bekannt ist.


    Er würde keinen Grund verspüren zu verweigern oder gar zu bocken. Er würde sich freiwillig fügen und den Ausritt genießen.


    Ob er herumtollen möchte, traben oder galoppieren, es wäre seine Wahl. Aber leider bleibt dies ein Traum, er wird nie in meinen Besitz übergehen", erzählte Fabien und stopfte sich sein Kopfkissen zu Recht.


    "Die Freundschaft von so einem Geschöpf ist nicht leicht zu gewinnen, aber Dir gehört seine Freundschaft bereits seit Jahren. Ein Ausritt? Ein gewagtes Vorhaben Fabien, allerdings auch ein großes Kompliment. Und nebenbei, für ein Ausritt muss Dir kein Pferd gehören, es muss nur wollen. Allerdings solltest Du Dir tatsächlich ein eigenes Pferd suchen", schmunzelte der Duc.