Der neue Leibdiener des Prince [Chat-rpg]

  • Der neue Leibdiener des Prince


    Ciel bittet seinen neuen Leibdiener um ein persönliches Gespräch. Es geht diesmal nicht um organistatorische Belange, sondern um Ferrau selbst. Dessen viele blaue Flecken machen dem Prince Sorgen. Doch auch andere Sachen bereiten Ciel Kopfschmerzen. Ferrau erhält die Erlaubnis, vollkommen offen zu sprechen und offenbart Dinge, die Handlungsbedarf erkennen lassen. Das persönliche Gespräch führt jedoch auch dazu, dass der Herr und sein neuer Diener einander besser kennen lernen, damit es hoffentlich bald ein Miteinander wird und nicht nur ein Nebeneinander.


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    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel war bettfertig und es war der Uhrzeit nach an der Zeit, sich schlafen zu legen. Stattdessen trieb ihn Rastlosigkeit. Viel war geschehen in letzter Zeit. Zu viel auf einmal, wenn man sein Nervenkostüm fragte. Anstatt sich in das Bett zu legen, schlenderte er eine Weile barfuß im Zimmer umher, trat ans Fenster, sah hinaus, zog es wieder zu und setzte seine langsame Wanderung fort. Nebenan hörte er, wie Ferrau sich selbst bettfertig machte. Sein Diener war sicher müde, auch für ihn war es eine anstrengende Zeit gewesen. Dennoch entschied sich Ciel dafür, dass Ferrau ihm noch ein wenig Gesellschaft leisten sollte, anstatt zu schlafen. Ciel trat an die Tür der Kammer und öffnete sie sachte. Laut genug, als dass Ferrau ihn hörte, aber er wollte ihn auch nicht erschrecken, indem er plötzlich hineinplatzte. »Ferrau?«


    Ferrau
    Der neue Leibdiener von Prince Ciel zog sich gerade sein schlichtes, kurzes Leinenhemd über den Kopf, das er immer im Bett trug als er die Stimme seines Herrn hörte. Er kämpfte einen Moment mit dem Hemd und widmete sich dann Ciel. »Ja Herr?«, fragte er nervös.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel betrachtete erschrocken Ferraus Gestalt. Der sichtbare Teil der Haut war von Blutergüssen unterschiedlicher Größe verunziert. Der Prince kannte seinen neuen Diener bislang nur in langer Kleidung und fragte sich, wie alt die Flecken wohl sein mochten. »Leiste mir noch ein wenig Gesellschaft. Ich möchte mich mit dir unterhalten.«


    Ferrau
    Der Leibdiener folgt dem Blick von Ciel, schaute an sich herunter und versuchte ein entschuldigendes Lächeln. »Ja gerne, wie Ihr wünscht. Möchtet Ihr dass ich Euch etwas zu trinken oder zu essen hole?«, fragte Ferrau freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nein, danke, es sei denn, du möchtest selbst etwas, dann hole dir, was du benötigst.« Er ging vor und setzte sich auf sein Sofa, wo er auf seinen Diener wartete. Als er herzu kam, wies Ciel mit der Hand auf das andere Sofaende, damit Ferrau sich dort hin setzte und nicht auf einen Stuhl.


    Ferrau
    Er nahm sich seinen Teebecher mit und folgte Ciel. Dort angekommen setzte er sich mit dankbarem Nicken auf den zugewiesenen Platz. »Worüber möchtet Ihr denn reden? Ich hoffe Ihr seid zufrieden. Ich habe mich die ganze Zeit wirklich bemüht und bin sehr froh hier zu sein, wenn ich das sagen darf«, erklärte Ferrau und nahm einen Schluck Tee.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich bin sehr zufrieden mit dir, Ferrau. Dass du dir Mühe gegeben hast, habe ich bemerkt und auch ich bin froh, dich zu haben. Ich möchte mich mit dir über dich unterhalten. Wir kennen uns nun schon lange, seit du meinem Bruder dienst, und doch kennen wir uns von der Sache her eigentlich überhaupt nicht. Das soll sich ändern, ich möchte gern wissen, mit wem ich mein Leben teile. Den Diener habe ich kennen und schätzen gelernt, nun möchte ich den Menschen kennenlernen.« Ciel verkniff es sich, ihn zu Anfang gleich auf die Flecken anzusprechen. Sie sahen nicht nach einem Unfall aus und er wollte Ferrau nicht damit überrumpeln. »Wer warst du, bevor du der Diener meines Bruders wurdest?«


    Ferrau
    Er war etwas überrumpelt von der Frage. Ein solches Interesse war er nicht gewöhnt, aber er freute sich sehr über das Lob. Ferrau dachte angestrengt nach, aber was besonders Interessantes hatte er leider nicht aus seinem Leben zu erzählen. Er hoffte er langweilte Ciel damit nicht. »Vielen Dank für das Lob Herr. Nun mein Leben war nicht besonders, spektakulär und ich habe auch keine besonderen Annekdoten die ich zum Besten geben kann. Ich war vorher in der Küche tätig. Als kleiner Junge arbeitete ich in der Küche als Küchenjunge, später arbeitete ich gemeinsam mit meinen Eltern als normales Küchenpersonal. Unsere Familie arbeitet schon lange am Hof. Und da ich meinen Job bis dahin gut erledigt hatte, stieg in in den Service auf. Viele aus der Küche haben so den Aufstieg geschafft Herr. Dass freut einen nicht nur selbst, sondern auch die Eltern. Da ich stets höflich und zuvorkommend war, ging ich vom Service zur Dienerschaft über. Und irgendwann war ich Eurem Bruder zugeteilt. Als normaler Diener, versteht mich nicht falsch. Er beorderte mich dann in den Stand seines Leibdieners. Aber leider kamen wir überhaupt nicht miteinander aus. Ich weiß nicht woran es gelegen hat. Es fing eigentlich gut mit uns an«, erklärte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hörte sehr aufmerksam zu. Auch, wenn Ferrau behauptete, sein Leben sei nicht spektakulär verlaufen, waren dies Informationen, die Ciel halfen, seinen neuen Leibdiener zu ergründen und zu verstehen. »Hat er dich selbst zu seinem Leibdiener ernannt? Gab es ein Ereignis, das dazu führte, dass ihr beide euch nicht mehr gut verstandet, obwohl es doch gut anzufangen schien?«


    Ferrau
    Ferrau zuckte mit den Schultern. »Das habe ich mich auch oft gefragt. Nun ich hatte nichts Besonderes geleistet in dem Sinne, bitte versteht mich nicht falsch. Ich möchte meine Leistung nicht hervortun, dass ich genau deshalb zum Leibdiener ernannt wurde. Nein, ich servierte seinen Abendtee und Euer Bruder entschied spontan einfach so. Es hat also keinen besonderen Anlass gegeben, der uns verband. Aber das hatte ihn auch nicht gestört oder mich. Ich habe mich geehrt gefühlt. Aber Euer Bruder ist manchmal ... ehm ja ... er ist ... schwer zu verstehen. Als Leibdiener ist es meine Pflicht seine Wünsche zu kennen. Aber leider äußert er sie nicht immer genau. Und bitte, ich möchte nicht über Euren Bruder lästern, aber er ist manchmal jähzornig«, flüsterte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel betrachtete Ferrau für seine Verhältnisse sanft, was bedeutete, dass ein wenig von der neutralen Maske wich, die er sonst für jeden trug, außer für jenen jähzornigen Dreaux und wenige andere enge Verwandte, wenn sie sich ausnahmsweise Zeit für ein wenig Menschlichkeit nahmen abseits ihrer vielen Pflichten. Wirklich als ihn selbst kannte ihn jedoch niemand anderer als Nathan, der nun ausgerechnet Dreaux diente. Bei dem Gedanken wurde Ciel traurig und gleich darauf wütend auf sich, weil er während eines Gesprächs mit Ferrau an Nathan dachte und sich davon durcheinander bringen ließ. Er verbannte seinen früheren Diener aus seinem Kopf und widmete sich ganz Ferrau. »Du darfst offen sprechen, ich bitte dich darum. Dass mein Bruder nicht immer einfach ist, weiß jeder und ich selbst bin es auch nicht. Was wir hier besprechen, wird diesen Raum nicht verlassen. Was ist geschehen, Ferrau?«


    Ferrau
    Er nahm einen großen Schluck Tee und schaute dann Ciel ernst an. »Wenn Euer Bruder wütend ist, ließ er es an mir aus. Oder wenn ich in seinen Augen etwas falsch gemacht habe. Ich verstehe, dass er oder ihr manchmal sehr viel Stress habt. Dass Ihr das nicht einfach ablegen könnt. Ich meine schaut, ich habe den ganzen Tag viel zu arbeiten. Aber es ist nie so, dass ich alles hinwerfen mag, weil ich nicht weiter weiß. Es ist viel Arbeit, ja. Sehr viel. Aber ich weiß was ich tun muss. Ich weiß dass wenn der Wäscheberg eingeräumt ist, mein Tagewerk getan ist. Von meinen Entscheidungen hängt nichts ab. Wo ich Eure Socken hinlege, interessiert niemanden. Ich muss sie am anderen Morgen für Euch bereitlegen und finden. Aber manche Eurer Entscheidungen lasten schwer. Das verstehe ich. Manche Dinge möchte ich nie entscheiden müssen. Ihr auch nicht. Und wenn Euer Bruder etwas nicht entscheiden mag, dann wird es jemand spüren, dass er nicht wollte. Das er sich gezwungen sieht. Aber ich zwang ihn zu nichts. Und als er anfing mich zu treten, dann habe ich mir immer mehr Zeit mit den Botengängen gelassen und den Besorgungen. Was es schlimmer machte. Denn nun unterstellte er mir, absichtlich zu bummeln. Es war keine Unterstellung, er hatte Recht. Aber ich bummelte nie aus Faulheit, sondern aus Angst vor ihm. Ich verstand doch, dass er selbst Angst hatte. Euer Bruder fürchtete den Tag wo er auf dem Thron sitzen musste und jede noch so kleine Entscheidung von neuem Geschirr am Hof bis zum Leben eines Mannes in seiner Hand lag. Leute werden versuchen ihn zu manipulieren, Leute versuchen jetzt schon ihn für sich zu gewinnen. Euch bestimmt ebenso. Er wird heiraten, wer taktisch passend oder förderlich ist. Vielleicht wird er eine Zweitfrau haben, die er mag. Vielleicht. Auch davor fürchtet er sich. Das verstehe ich alles und ich höre auch zu. Aber warum erzählt er es mir, wenn er über all das seine Wut an mir auslässt? Wenn ich was zu sagen hätte, was ich nicht habe, dann hätte ich gesagt, wenn Dir was nicht passt - sag einfach mal Nein. Aber das steht mir nicht zu. Und ihm auch nicht. Aber ich finde deshalb muss man mich nicht treten. Gut ich habe auch Fehler gemacht, aber man kann mit mir reden. Ich weiß, dass ich kein Anrecht darauf habe, nicht geschlagen zu werden. Als mein Herr hat er das Recht der Züchtigung, aber ich habe vorher nichts verbrochen. Manchmal war er genau da Gegenteil. Ich weiß nicht, was mit ihm ist. Ich glaube, er wollte mir das gar nicht gesagt haben und war böse auf mich. Oder auf sich, weil er es erzählt hat. Aber ich schwöre, bis auf Euch habe ich niemandem was gesagt«, antwortete Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel musste das Gesagte auf sich wirken lassen. »Danke für dein Vertrauen. Es wird, wie gesagt, unter uns bleiben.« Er setzte sich etwas gemütlicher auf das Sofa und betrachtete die gemalten Efeuranken an seiner Zimmerdecke. Er verstand ansatzweise, was in Dreaux vorgegangen sein musste. Auch er selbst war großem Druck ausgesetzt, doch es war ein Bruchteil dessen, womit der Kronprinz umzugehen hatte. Ciel schlug nicht, er schrie dafür oder war beleidigt. Er machte seinem Bruder keine Vorwürfe. Vielleicht schämte Dreaux sich sogar dafür, was er getan hatte, doch das spielte keine Rolle. Ferrau war sein Leibdiener gewesen und Dreaux konnte mit ihm tun und lassen, was er wollte. Nun war Ferrau seiner und er war für sein Wohl verantwortlich. Ciel setzte sich wieder auf. »Ich möchte alles sehen. Bitte zeige mir die übrigen Blutergüsse.«


    Ferrau
    Ferrau nickte stumm und stellte vorsichtig seinen Teebecher ab. Dann zog er sein Hemd und seine Hose aus, so dass er nackt vor seinem Herrn stand. Er drehte sich einmal ganz langsam um sich selbst, so das Ciel in angucken konnte. Ciel sah die meisten Flecken an den Oberarmen und Beinen. Dreux musste ihn also geboxt, oder meist getreten haben. Einige Flecken waren alt und fast verschwunden, einige waren frisch. »Darf ich mich wieder anziehen?«, fragte Ferrau leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja«, sagte Ciel. Das waren verdammt viele Flecken und einige davon waren sehr groß. Er wartete, bis Ferrau sich wieder angekleidet hatte und neben ihm saß. »Wie ist es geschehen? Und wie oft? Ich möchte das wissen. Morgen wirst du das Benito zeigen. Wo die Blutergüsse herkommen, wird er sich als Heiler denken können, aber er hat nicht zu fragen. Er soll sie nur behandeln.«


    Ferrau
    »Er hat micht meist vors Schienbein oder vor den Oberschenkel oder die Hüfte getreten, wenn ich was falsch gemacht habe oder wenn ich zu langsam war. Ich kann Euch nicht sagen wie oft. Manchmal haben wir uns wochenlang gut verstanden und dann kam wieder ein Tag, da kam er mit sehr schlechter Laune Heim und ich wusste, das alles falsch sein würde. Ihr habt Khawa nie gezüchtigt nicht wahr? Oder Nathan? Fabien wurde auch nie gezüchtigt. Manche andere Leibdiener schon, aber wenn ein Herr sonst sehr erbost ist ohrfeigt er einen oder schlägt einem auf die Hände. Ich habe versucht, es ihm recht zu machen. Manchmal hat er auch versucht, es recht zu machen, wisst Ihr? Dann hat er machmal extra was übersehen, wo er sonst wütend geworden wäre. Ich habe nicht gewusst, ob ich ihn fragen darf. Ich hätte gerne mal mit ihm gesprochen. Aber wisst Ihr, wenn ich ihn um eine Aussprache bitte und er empfindet das als ungebührlich, was passiert dann? Lässt er mich von Domi auspeitschen und in die Wäscherei werfen?«, fragte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel betrachtete Ferraus Gesicht. Es schien eine der wenigen Stellen zu sein, wo Ferrau nicht hin geschlagen worden war. »Die Flecken sind nur dort, wo Kleidung darüber liegt. Ich vermute, er hat dich nur dann gezüchtigt, wenn es niemand sah? Bis auf das eine Mal, als auch ich anwesend war, habe ich davon nicht gewusst. Aber da waren mein Bruder und ich ... nicht ganz nüchtern. Ich dachte, es sei ein Ausrutscher gewesen. Nein, ich habe nie einen meiner Diener geschlagen. Aber ich möchte mich nicht als jemanden mit weißer Weste hinstellen, ich kann auf andere Weise strafen. Ich hoffe nur, dass Dreaux mir Nathan nicht so zurichtet wie dich. Ich werde doch mit ihm über seine Launen reden müssen. Aber ich werde nicht unser Gespräch erwähnen, ich werde ihn aufgrund des Trittes in Ehveros darauf ansprechen. Aber um deine Frage zu beantworten: Nein, ich werde dich nicht schlagen.« Er sah Ferrau fest an, als er dies versprach. »Was mich wundert - Dreaux sprach davon, dass Vater dich ihm zugewiesen hätte, gegen seinen Willen. Du erzählst mir, er selbst hätte dich ausgewählt.«


    Ferrau
    »Ja aber es ist wahr. Ich wurde ihm als Diener zugewiesen, nicht als Leibdiener. Also wie soll ich Euch das erklären. Ihr habt doch sicher auch Diener die sich um das Tägliche kümmern, nicht wahr? Das machen Eure Leibdiener nicht. Die kümmern sich nur um Euch selbst. Um Euer Wohlbefinden. Nur wenn Ihr sie besonders schickt, kaufen sie ein oder erledigen sowas. Sagen wir ihr möchtet unten aus der Küche ein Brot, da läuft nicht Nathan für Euch, es wird gebracht, Nathan nimmt es entgegen und gibt es Euch. Es sei denn er muss es selbst tun. Vielleicht lag es daran, dass Euer Bruder mit mir als Wahl unzufrieden wahr und er es als Wink verstand von Eurem Vater? Sprich als Wink, sich endlich einen Leibdiener zu nehmen? So wie wenn Treffen mit Familien oder jungen Damen vereinbart werden, um etwas Konversation zu halten. Natürlich wird da geredet, aber es wird auch getestet, ob die beiden zusammen passen. Diese Treffen war er genauso leid wie die Suche nach einem Leibdiener. Vermutlich dachte er, ich wäre ihm so aufs Auge gedrückt worden und er sagte sich, dann nehme ich den halt, dann gibt Vater Ruhe. Das kann ich nur vermuten. Wobei er hätte doch merken können, dass ich ihm nichts Böses möchte. Manche Tage hatten wir sogar richtig viel Spaß und gelacht. So hätte es doch immer sein können, wisst Ihr? Dass wir zusammenhalten. Ob er mich vorher nun wollte oder nicht, an manchen Tagen hat es doch geklappt und ich war gut genug. Ich weiß nicht, was er für einen Leibdiener sucht. Am besten einen, der Gedankenlesen kann und Beine aus Granit hat«, murrte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »So könnte es natürlich gewesen sein. Nun, das Problem hatte ich nicht, da ich eher dazu neige, zu viele Leibdiener zu haben als zu wenige. Was sich auch als gut erwiesen hat, denn erst verschwand mir Khawa und nun auch noch Nathan. Ich werde wieder einen zweiten Leibdiener dazuholen, damit du auch Pausen einlegen oder dich erholen kannst, wenn du krank bist. Und falls mir einer von euch wieder abhanden kommt, stehe ich nicht plötzlich ohne Leibdiener da. Das sind keine Aufgaben, die man irgendeinem beliebigen anderen Diener anvertraut. Aber erst einmal werden wir beide uns aneinander gewöhnen, ehe ich nach dem zweiten Diener Ausschau halte. Du wirst mir dabei helfen, ihn auszusuchen, damit ihr miteinander auskommt.« Ciels Unruhe hatte sich noch verstärkt. »Meinst du, dass Dreaux Nathan schlagen wird?«, fragte er und nun konnte man deutlich die Sorge in seiner Stimme hören.


    Ferrau
    Ferrau dachte lange über die Frage nach und schaute Ciel dann in die Augen, obwohl dies unziemlich war. Er tat dies aber, da er wusste was Nathan ihm bedeutete. Vorsichtig legte er einige Finger auf die Hand seines Herrn. »Ich weiß es nicht. Das tut mir leid. Sie schienen sich auf Anhieb zu mögen. Nathan sah nicht aus wie ein Notnagel«, flüsterte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel war nicht böse darüber, dass Ferrau es wagte, ihm in die Augen zu sehen. Gerade bei so einem persönlichen Gespräch war er froh darüber, dass Ferrau nicht mit der Wand sprach oder mit Ciels Nase. »Ich würde es Nathan anmerken, wenn so etwas geschehen würde«, sagte er, um sich selbst zu beruhigen. »Doch, das würde ich. Was er anders macht als du, kann ich auf Anhieb gar nicht sagen, abgesehen davon, dass er ein überdurchschnittlich ängstlicher Mensch ist. Hast du dich als Notnagel gefühlt? Was frage ich, natürlich hast du das. Für mich bist du das nicht, ich habe dich entgegen aller Empfehlungen meines Bruders aus freien Stücken ausgesucht.«


    Ferrau
    Ferrau nickte. »Ich war eben da. Ich habe mich geehrt gefühlt, wisst Ihr? Aber es gab keinen Grund hierfür. Normalerweise wird man doch der Leibdiener, weil jemand sagt, ihm vertraue ich. Oder bei ihm fühle ich mich wohl, ich möchte gerne, dass er mein Liebdiener wird. Oder Ihr hättet nur Gutes über mich gehört. Das Ihr Euch denkt, oh er ist fleißig, das kann was werden. Aber im Grunde war es so - ich kam rein: »Du bist ab heute mein Leibdiener.« So, das wars. Darf ich fragen, woran Ihr Eure Leibdiener aussucht? Fleiß, Loyalität, Sympathie oder alles oder etwas anders?«, fragte Ferrau. »Wenn Ihr möchtet, das ich bei der Wahl helfe, werde ich das sehr gerne machen. Aber ich muss wissen, was Euch wichtig ist, Herr. Nun ich denke Nathan ist sehr klug. Das kann es auch sein. Ich bin in der Küche bei meinen Eltern aufgewachsen. Ein Diener der in der Bibliothek aufwuchs, hat da sicher mehr zu bieten. Wobei er die Bücher einsortiert und nicht alle liest«, sagte Ferrau und verkniff sich ein Grinsen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel musste schmunzeln. »Du hältst Nathan für klug? Andere halten ihn für, ich zitiere: Ein kleines Dummchen. Ich habe ihn mir ausgesucht, als wir beide noch Kinder waren. Er ist genau so alt wie ich, wir waren zwölf. Vielleicht hast du schon von der Geschichte gehört, wie er meinem Vater vorsang und es vermasselte. Mein Vater war erzürnt. Die Duponts wurden dank Nathans Gesangesdarbietung entadelt und verbannt. Er stand da mitten im Thronsaal, allein, und weinte. Um ihn herum all die Erwachsenen mit ihren förmlichen Mienen. Ich nahm in bei der Hand und nahm ihn mit. Er tat mir leid und ich freute mich, dass er genau so alt war wie ich. Ich wollte ihn unbedingt behalten und später als Leibdiener haben, also wurde er entsprechend ausgebildet. Ja, es war eine Mischung aus Sympathie und Mitleid. An seine Eignung verschwendete ich damals keinen Gedanken. Bei Khawa war es wohl ähnlich. Er lag da, im Schlamm, ein besiegter Feind, dem Tode geweiht. Er hatte alles verloren, seine Männer waren gefallen und er war der Letzte und flehte um das bisschen Leben, das ihm geblieben war. Drum nahm ich ihn mit und nachdem ich ihn eine Weile beobachtet hatte, war es für mich eine schöne Beschäftigung, aus dem einstigen Wilden einen guten Leibdiener zu machen. Und das wurde er. Bei dir ...« Er schmunzelte. »Ich glaube, es war wieder die selbe Mischung. Dreaux trat dich und von da an wollte ich dich haben.«


    Ferrau
    Ferrau kratzte sich kurz am Kopf. »Ich lag noch nie auf dem Schlachtfeld, ich wurde hier am Hof geboren. All unsere Vorfahren dienten in der Küche. Ich hätte darum bitten können zurückzugehen, aber was hätte ich sagen sollen? Und hätte er es erlaubt? Vielleicht suchte er einen Prügelknaben statt einem Leibdiener. Aber Prügelknaben sind in Souvagne verboten, Dank Eures Vaters. Ja die Geschichte von Nathans Gesang habe ich gehört. Er war ein Geschenk. Ein schlagartig unwillkommenes Geschenk. Stellt Euch vor, ich schenke Euch einen Hund und ihr findet das Tier erbärmlich. Ihr wollt es nicht. Wie man über Euch denkt, wird man spekulieren. Wie der Hund fühlt, interessiert keinen. Das sind wir, Herr. Auch wir definieren uns über unser Körbchen, auch wenn Ihr entscheidet wo es steht oder ob Ihr es uns wegnehmt. Nur soll es doch beides sein, Herr und Hund, sowie Herr und Diener. Wer keinen wünscht, soll sich keinen anschaffen. Ihr hattet mir erlaubt, offen zu sprechen. Manchmal hatte ich gewünscht, Euren Bruder einmal zurückzuschlagen, ein einziges Mal. Aber ich habe es nie getan. Er war trotzdem mein Herr und ich hatte Angst ihn zu verletzten. Und ich hatte Angst um meine Eltern und auch um mich. Was geschehen wäre, wäre ja klar. Ich wäre auf dem Block gelandet. Aber wisst Ihr, auch eine Maus beißt irgendwann zu, wenn man sie in die Ecke drängt. Ich habe aber nicht gebissen, ich habe mich versteckt. Hier in den Gängen oder habe Arbeiten gemacht, die nicht nötig waren. Ich wünschte, das wäre nicht nötig gewesen. Ich bin froh, dass Ihr niemanden schlagt. Nun vielleicht kommen wir ja gut miteinander aus, wo Ihr sonst schon hart im Nehmen seid. Wobei Euer Bruder Khawa sehr mag. Er sagte immer, man fühlt ob es der richtige Diener ist und bei mir fühlt er nichts«, antwortete Ferrau ehrlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich wünsche nicht, dass du dich mit einem Hund vergleichst!«, antwortete Ciel barsch. »Du bist keiner. Du bist auch nicht mein ... Anhängsel!« Er merkte, dass er wütend wurde, dabei wollte er das nicht werden. Keinesfalls wollte er Ferrau nun ebenfalls in die Ecke drängen, wo dieser sich ihm geöffnet hatte. Er griff kurz nach Ferraus Hand und drückte sie, damit Ferrau merkte, dass er nicht auf ihn als Person böse war. »Ich möchte nicht, dass du dich als so wenig wahrnimmst«, sagte er leiser. »Nathan und ich, wir waren eine Symbiose. Ich gab den Ton an und doch brauchte ich ihn so sehr wie er mich. Eine solche Symbiose kann man nicht auseinanderreißen, ohne dass es extrem schmerzhaft für beide ist. Ich sehe das spirituell. Einen guten Leibdiener spürt man, da bin ich sicher. Da gebe ich meinem Bruder recht. Dreaux hat nicht nach dem Gefühl entschieden, sondern nach irgendetwas anderem. Du und Dreaux, ihr wart nicht eins. Ihr wart zwei. Ein guter Leibdiener ist ... wie sage ich das am Besten, ohne dass es seltsam klingt!«


    Ferrau
    »Er ist ein Stück von Euch selbst, der Schatten seines Herrn. So sagt es Fabien. Ich Danke Euch für die freundlichen Worte. Ich werde solche Vergleiche nicht wieder anführen, das verspreche ich Euch. Nun, ich denke man merkt es wie bei jeder Beziehung, wisst Ihr? Das kennt Ihr doch sicher auch. Manche Leute mag man grundlos sofort, manche kann man grundlos nicht leiden. Man kann sie nicht riechen. Euer Bruder muss warten, bis er jemanden riechen kann oder sich wohl fühlt. Ich habe wirklich versucht, dass er sich bei mir wohl fühlt. Fühlt Ihr Euch wohl und sicher?«, fragte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich wurde anders erzogen als meine Brüder. Sehr viel geistiger. Du bist nun ein Teil von mir und ich von dir und darum werde ich dir ein Geheimnis verraten, über das du jedem gegenüber Stillschweigen wahren musst. Selbst von meiner Familie wissen es nur meine Eltern und Dreaux, seit er Duc ist. Und meine ehemaligen Leibdiener. Ich bin magisch veranlagt und habe eine entsprechende Ausbildung genossen. Ich werde dir bei Gelegenheit erklären, was es damit auf sich hat. Damit hängen die vielen Narben an mir zusammen, über die du dich sicher schon gewundert hast. Es sind rituelle Narben. Für den Augenblick genügt es zu wissen, dass bei der Ausbildung sehr viel Wert auf einen starken Geist gelegt wird, dem sich der Körper unterzuordnen hat.« Er betrachtete Ferrau noch immer nachdenklich. Er war nicht sicher, wie viel er ihm sagen konnte oder sollte. Es war wirklich dringend an der Zeit, dass sie beide mehr voneinander erfuhren. »Wenn dir etwas sehr hoffnungslos erscheint - zu wem betest du?«, fragte Ciel unvermittelt. Und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Ja, ich fühle mich sehr wohl in deiner Gegenwart.«


    Ferrau
    »Ich bete zu Ainuwar, wie es mich meine Mutter gelernt hat. Er ist der höchste Gott. Sozusagen der Vater der Götter. Müsst Ihr Euch dies selbst antun im Gebet? Herr ich verstehe nichts von Magie, sie ist etwas das die Himmelsaugen benutzen und einige andere Magier. Aber mit Magie verbinde ich die Himmelsaugen. Ainuwar schenkte ihnen die Gabe, damit sie über uns wachen. So erklärte es mir meine Mutter. Sie sehen durch die Augen der Vögel und erfahren alles. Vielleicht ist das auch Unsinn, aber so wurde es mir erklärt. Darf ich eine Narbe anfassen? Es freut mich dass Ihr Euch gut bei mir fühlt. Was immer Ihr anbetet, ich werde schweigen. Selbst wenn es der Abgrund ist«, schwor Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schmunzelte. Ferrau wäre nie von selbst darauf gekommen, genau so wenig wie jeder andere. Er rutschte etwas näher an seinen Diener heran und zog den Ärmel zurück, damit Ferrau die Narben betrachten und anfassen konnte. »Nur zu, schau es dir genau an, das ist mir lieber, als wenn du es verstohlen tust und dich vielleicht ekelst. Mein Gott trägt menschliche Gestalt. Es war Nathan, zu dem ich betete.«


    Ferrau
    Ferrau hielt mitten in der Bewegung inne. »Oh ich verstehe. Ich ... ich schweige, seid Euch dessen sicher. Manchmal kommt es dazu und es muss schwer sein so zu leben. Aber vielleicht ist es auch die schönste Art so zu leben. Ihr könnt offiziell nicht dazu stehen, da er ein Leibeigener ist, Herr. Aber ich denke bei Gefühlen spielt der Stand keine Rolle. Ihr liebt wen Ihr liebt. Und es geht mich nichts an, was Euch beide entzweite. Nur solltet Ihr dann Euren Bruder für Euren ehemaligen Geliebten um Mäßigung bitten. Vielleicht verstehen sie sich aber auch sehr gut. Das habt Ihr schön gesagt Herr, dass ist seine sehr große Liebeserklärung jemanden zu einem Gott zu erheben und anzubeten. Mein Vater betet meine Mutter auch an. Sie sind glücklich miteinander und arbeiten auch Hand in Hand, aber auf einer Augenhöhe, da ist eine Ehe möglich«, sagte Ferrau leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Er ist nicht mein Geliebter gewesen«, sagte Ciel. »Ich halte mich fern von fleischlichen Begierden, um meinen Geist nicht zu schwächen. Ich glaube daran, dass man ihn mir gesandt hat, dass er ein übernatürliches Wesen in einer fleischlichen Hülle ist. An Nathan ist nichts, aber auch gar nichts Bösartiges. Er ist absolut rein gewesen. Kein Mensch kann so gut sein. Vielleicht war es Ainuwar, der ihn sandte, vielleicht ist er sein Bote, vielleicht stieg er von allein auf Asamura hinab. Aber er war für mich bestimmt. Ich weiß es. Es war so viel mehr als eine plumpe Körperlichkeit. Wie sieht es mit dir aus? Liebst oder begehrst du jemanden?«


    Ferrau
    »Oh das meint Ihr, verzeiht. Nun manche tragen doch den göttlichen Funken in sich und sind von reiner Unschuld erfüllt. Sie wissen es selbst nicht oder können es sich nicht erklären. Meist haben sie eine Aufgabe oder eine Person. Das sagt man so. Ob an solchen Legenden etwas dran ist, weiß ich nicht Herr. Ich habe niemanden. Früher als ich jung war mal die eine oder andere Schwärmerei, aber es ist nichts draus geworden. Und nun habe ich meine Aufgabe als Diener, jetzt sogar als Leibdiener. Für die Suche bleibt da wenig Zeit. Das ist keine Kritik, es ist einfach so. Entweder findet man in unmittelbarer Nähe jemanden, oder per Zufall. Dennoch ist die Arbeit schlauchend aber sie kann auch erfüllend sein. Man geht abends zu Bett und schläft gut. Man hat sein Soll erfüllt und der nächste Tag kann kommen. Ich muss dazu sagen, ich suche auch niemanden. Ich erledige einfach meine Aufgabe. So hielt ich es immer. Es passiert was passieren soll, Herr. Wenn Ihr dem Glück hinterher jagt, ist das wie mit allem Wild das gejagt wird. Es flieht. Drum versuche ich einfach abzuwarten, bis mein Stückchen mir zufällt«, antwortete Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel wurde nun sichtlich unruhig. Er zog seinen Arm weg und schob den Ärmel wieder darüber. Einen Moment schaffte er es noch, so zu tun, als wäre er lediglich etwas nervös, doch dann gewann etwas in ihm die Oberhand. Er drehte sich zu Ferrau um. »Wenn du jemanden findest, dann musst du gehen. Ich will, dass du ehrlich bist. Ich will kein zweites Mal hintergangen werden.« Er wurde nun richtig wütend. »Muss denn jeder hier von Begierde getrieben sein? Warum könnt ihr nicht glücklich sein ohne all das? Ich gebe euch alles, was ihr wollt, ihr lebt wie die Made im Speck, euch geht es besser als allen Dienern, die ich kenne! Ich erfülle euch jeden nur möglichen Wunsch! Warum reicht es trotzdem nicht? Warum, Ferrau? Muss ich meine Gemächer zu einem Bordell umbauen lassen, damit du glücklich bist? Soll ich selber mich zu einer Hure machen, damit man mich nicht behandelt wie ein paar abgetragener Schuhe?«


    Ferrau
    Der Leibdiener schüttelte langsam den Kopf. »Ihr sprecht von Sex. Ich spreche von der anderen fehlenden Hälfte, Herr. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Wer nur Sex sucht, holt ihn sich unabhängig von seinem Stand. Wenn Ihr die Worte gestattet. Zwei Personen können ohne Sex hervorragend glücklich sein. Zwei Personen können ohne Zuneigung nur mit Sex niemals glücklich sein. Zudem würde ich Euch davon nicht erzählen, sondern sollte ich jemals eine Person finden für die ich so empfinde, würde ich Euch um Erlaubnis fragen. Wenn wir einander so gut verstehen, wieso sollte ich Euch das verschweigen? Andere Frage, wenn ich in 20 Jahren niemanden gefunden habe, wieso glaubt Ihr, geschieht dies ausgerechnet jetzt? Das ist nicht logisch, Herr. Und ich werde Euch niemals hintergehen oder bestehlen oder betrügen. Glaub mir, auch Domestiken haben eine Ehre. Wir haben alles, wir müssen nicht rauben. Das ist schändlich und so etwas hat noch niemals wer aus unsere Familie getan. Nicht mal in die Töpfe der Herren gegriffen. So etwas gehört sich nicht. Man kann mir viel nachsagen, aber so etwas nicht. Ich bin nicht der schnellste Diener und gewiss nicht der Schlauste, aber ich bin ehrlich«, sagte Ferrau mit etwas Trotz in der Stimme.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciels Anspannung wich ein wenig von ihm. Er atmete langsam aus, um sich noch weiter zu beruhigen. »Du brauchst mich nicht um Erlaubnis fragen - du wirst von mir niemals eine Erlaubnis erhalten. Du gehörst mir, mit allem Drum und Dran und mit allem, wer und was du bist. Es wird dir bei mir so gut gehen, wie es einem Leibdiener nur gehen kann, dafür gebe ich dir mein Wort. Im Gegenzug erwarte ich absolute Loyalität, auch emotional wie körperlich. Wenn es dir so wichtig ist, dass du ohne Partnerschaft nicht meinst leben zu können, teile mir das mit. Dann werde ich dich aus meinem Dienst entlassen und dann magst du tun, was du für richtig hältst. Aber so lange du mein Leibdiener bist, wird das nicht geschehen.«


    Ferrau
    Ferrau war etwas verwirrt und das sah man ihm auch an. »Aber ich möchte doch bleiben. Ich verstehe es nicht, Herr. Ich hatte nie eine Partnerschaft, ich habe nie eine gesucht, ich habe nie eine per Zufall gefunden und bis jetzt bin ich in Eurem Dienst glücklich. Wenn das Eure Bedingungen sind, werde ich mich fügen. Ich muss dafür nichts ändern. Es bleibt wie es ist. Ich diene Euch, so gut ich kann. Und vielleicht verstehen wir uns dann eines Tages ebenso gut, wie Ihr Euch mit Euren anderen Dienern verstanden habt. Nathan lasse ich außen vor, da er für Euch eine andere Bedeutung hat«, sagte Ferrau freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Bitte schenk mir einen Tee ein«, bat Ciel. Er musste sich dringend beruhigen. »Dass das Thema mir so nahe geht, ist nicht deine Schuld. Man hat Nathan befleckt. Es ist, als hätte man in einem Tempel vor dem Altar auf den Boden gespuckt. Man hat ihn entweiht. Und man hat mich nicht gefragt. Er hat mich nicht gefragt. Er wusste, was er mir bedeutet, er war alles für mich. Nicht im Sinne körperlicher Begierde. Kurz vor ihm ging Khawa ... ich habe Angst, Ferrau. Dass du der Nächste bist, der mich im Stich lässt.«


    Ferrau
    Er reichte seinem Herrn seinen Teebecher. »Nehmt einfach einen Schluck. Ihr müsst dies nicht betonen. Liebe heißt nicht begehren, Herr. Eure Mutter liebt Euch auch, begehrt Euch aber nicht. Man kann sehr wohl jemanden lieben, ohne je Sex zu wollen. So lieben wir nicht viele Personen, aber einige Ausgewählte schon. Solange Ihr mich behaltet, werde ich Euch nicht verlassen. Aber wer hat denn gewagt, Nathan zu beflecken? Es ist Hibiskustee Herr, der wird Euch schmecken«, sagte Ferrau aufmunternd.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nahm den Becher und trank einen Schluck. »Danke. Es war Fabien.«


    Ferrau
    Der Leibdiener starrte Ciel erschüttert an. »Das hätte ich ihm niemals zugetraut. Bellamy ja, aber Fabien? Na kann den Leuten nur vor den Kopf gucken«, antwortete Ferrau und rieb sich seinen Hals.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Bellamy?« Jetzt war Ciel verwirrt ob des Vergleichs. »Oh, das meinst du. Nein, es war im gegenseitigen Einvernehmen, das ist ja das Schlimme!«


    Ferrau
    »Nun Bellamy wirkt sehr wie soll ich es sagen, respekteinflößend und herrisch. Aber Fabien ist kein gewalttätiger Mensch. Ich dachte, weil Ihr besudelt gesagt habt, dass es nicht freiwillig ablief. Herr, sind die beiden ein Paar? Ich möchte Euch nicht quälen, aber das fragt man sich dann doch. Ich werde an Eurer Seite bleiben, sorgt Euch nicht«, erklärte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich weiß es nicht, ob sie ein Paar sind, Ferrau ... ich habe nicht danach gefragt. Ich will es gar nicht wissen. Ich habe mich nur seither gefragt, was Fabien hat, dass ich nicht habe. Zwölf Jahre - hingeschmissen für was?«


    Ferrau
    »Wenn sie ein Paar sind, Herr, dann für vollkommene Nähe. Seelisch, geistig und körperlich. Wenn sie kein Paar sind, dann nun ja, es tut mir sehr leid, für 5 Minuten Befriedigung? Vielleicht solltet Ihr fragen. Wisst Ihr, es schmerzt jemanden so zu verlieren, der einem wie ein bester Freund ja sogar ein Bruder war. Aber wofür Ihr ihn verloren habt, ist doch nicht ganz unwichtig. Für nur etwas Spaß nebenbei, dann sage ich Euch - lasst ihn laufen. Er war es nicht wert. Für wahre Liebe - lasst ihn ebenfalls laufen und gönnt es ihm. Ich weiß, Ihr empfindet nicht so. Aber er empfindet dann nicht wie Ihr. Das einzige was Ihr tun könnt, ist in dem Fall es hinzunehmen und ihm zu gönnen. Sonst schadet Ihr nur Euch selbst, es wird Euch zerfressen. Ihr vermisst ihn, Ihr wollt ihn zurück, Ihr wollt ihn nicht teilen, all das wird dann immer wieder hochkommen und Euch wehtun. War es nur für Sex, dann seid Ihr zu Recht dermaßen enttäuscht. Aber glaubt Ihr, Nathan wäre so? Glaubt Ihr, er hätte Euch betrogen, um Euch zu verletzten? Ich glaube nicht, dass er Euch bewusst verletzt hat, Herr. Und Fabien würde Euch auch nicht verletzen. Wobei er mit Euch nichts zu tun hat. Ihr könnt nur getrennter Wege gehen oder vielleicht miteinander reden. Aber ich weiß keinen weiteres Rat, nur eine Bitte. Wenn Ihr Euch versöhnt, schickt mich nicht fort oder zurück«, bat Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich werde dich nicht wieder fortschicken«, stellte Ciel klar. »Es hatte einen Grund, dass wir uns begegnet sind und dass Dreaux dich vor meinen Augen trat. Die Götter würfeln nicht. Es war mehr als Schicksal, es war Bestimmung. Denn es geschah unmittelbar bevor Nathan sich mit Fabien traf. Es hat so sollen sein. Eine Ära ist zu Ende, eine neue beginnt. Nathan ist fort, Khawa ist fort. Dreaux ist Duc. Der Krieg ist vorbei. Alles ändert sich schlagartig. Und während dies geschah, trafen wir uns. Glaubst du daran, dass dies nur Zufall ist? Drum ist es nur folgerichtig, dass ich ihn ziehen lasse. Es ist eine Prüfung des Schmerzes. Und ich werde sie bestehen.«


    Ferrau
    »Nein Herr, wie könnt Ihr das fragen? So wie einige zu Herren geboren sind, so sind andere zu Domestiken geboren. Dies ist ebenso gewollt. Ein Herr ohne einen Diener, ein Diener ohne einen Herrn - beides darf nicht sein. Nur die Richtigen müssen sich finden. Ich glaube Ihr habt Recht, dass dies einen Grund hatte. Vorhersehung, Schicksal, nennt es wie Ihr es möchtet, Herr. Wird Euer Vater zurückkehren? Ich hoffe sehr. Falls er zurückkehrt, wird er auf den Thron zurückkehren? Was meint Ihr?«, wagte Ferrau zu fragen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Vater ist manchmal schwierig einzuschätzen.« Ciel merkte, dass er die ganze Zeit die Tasse von Ferrau umklammert hielt, trank noch einen Schluck und stellte sie ihm wieder hin. »Vater ernannte Dreaux zum Duc, was bedeutete, er wähnte sich selbst in Lebensgefahr. Ich hoffe sehr, dass er heil zurückkehrt. Es wäre zwar sehr unüblich, wenn Dreaux dann Duc bliebe. Aber Vater trifft manchmal auch unübliche Entscheidungen, wenn er sie für richtig hält.« Er war immer noch nicht ganz wieder ruhig. Aber er war nicht mehr wütend. Ferrau hatte es geschafft, mit behutsamen Worten seinen Zorn verfliegen zu lassen. Das bestätigte Ciels Auffassung, dass er der Richtige für ihn war.


    Ferrau
    »Euer Vater wird zurückkehren. Im Grunde ist er auch unser aller Vater, auch wenn dies nun Euer Bruder sein soll und ist. Dies ist keine Respektlosigkeit. Aber Euer Vater ist nicht nur Euer Vater, er ist für die meisten immer noch der Duc, unser Großherzog, unser Anführer und er weiß zu kämpfen. Aber was viel wichtiger ist, Euer Vater hat Grips. Nur leider hat Euer Vater auch sehr viel Milde. Er hätte lieber einige Soldaten mehr mitnehmen sollen. Wobei Euer Bruder, also Duc Dreux, Euren Vater gewissen herausholen würde, sollte ihm Gefahr drohen. Manchmal muss man wohl unübliche Entscheidungen treffen, oder? Ich denke er entschied so für Euch und Euren Bruder da er Euch liebt. Gleichgültig dem Stand, alle guten Eltern tun dies. Redet doch mit Eurem Vater, sobald er zurück ist. Vertraut Euch ihm an. Oder sprecht einfach zur Beruhigung mit ihm. Das habe ich früher getan, mit meinen Eltern meine Probleme besprochen. Gut sie waren nicht so weitreichend, aber es hat mir trotzdem geholfen. Ich würde Euch auch begleiten wenn Ihr das wünscht. Ich habe Duc Maximilien selten sehr nah erlebt. Euch früher ebensowenig, das ist schon was Besonderes und nun diene ich Euch. Würdet Ihr mit Eurem Bruder reden, dass wir nicht im bösen Blut auseinander gegangen sind? Das wäre mir wichtig«, bat Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Was möchtest du denn, das ich mit Dreaux für dich bespreche?«, fragte Ciel. »Und wegen der anderen Sache ... ich glaube nicht, dass es Sinn macht mit jemandem darüber zu reden. Es versteht niemand, sie würden mich am Ende noch für verrückt erklären. Die Einzigen, die es vielleicht verstünden, sind die Brüder vom Orden des Lebens. Doch die geht es nichts an. Es genügt mir, wenn ich mit dir darüber gesprochen habe. Du musst Bescheid wissen und über alles im Bilde sein. Wir müssen offen miteinander reden können. Wenn nicht wir, wer dann? Mit wem sonst sollte ich offen sprechen? Es ist, wie du sagst, die meisten Menschen hegen Hintergedanken. Ich kann mich mit keiner Frau des Hochadels unterhalten, ohne dass jeder eine mögliche Hochzeit im Hinterkopf hat.«


    Ferrau
    »Ihr könnt als Sohn zu Eurem Vater sprechen, privat. Das dachte ich. Wenn Euch etwas schmerzt, soll er es als »Papa« wissen. Er ist neben dem Amt auch ein Mensch. Schaut Herr, er blieb für Euch dort. Wie Ihr sagtet, er ernannte Dreux zum Duc. Was heißt das übersetzt? Geht, lebt, ich halte sie auf. Diesem Mann könnt Ihr privat alles sagen, es gibt keinen größeren Liebesbeweis als sich für sein Kind zu opfern, Herr. Und mir dürft Ihr gerne alles anvertrauen. Es bleibt unter uns, ich schwöre es bei meiner Ehre. Und ich freue mich sehr darüber, dass Ihr Euch mir anvertraut habt. Ich möchte darum bitten, dass Ihr Euren Bruder bittet nicht mehr böse auf mich zu sein. Das er versucht es neutral zu sehen. Versteht mich nicht falsch, er ist der Duc und wer möchte schon den wütenden Duc gegen sich stehen haben? Nun gut, vielleicht sieht er es nun auch anders. Nachdem genau das geschah, was er all die Zeit sich wünschte - mit Eurem lebenden Vater an seiner Seite als Ratgeber, wohlgemerkt und zeitgleich am meisten fürchtete. Nur eines fürchtete er mehr, den Thron allein besteigen zum müssen und Euer Vater wäre ... fort. Vielleicht hat es sich, wie sagt man, relativiert. Wer bin ich schon für Euren Bruder oder für Souvagne? Aber trotzdem möchte ich keinen Streit so stehen lassen. Sagt ihm bitte von mir, dass ich mich gerne mit ihm aussöhnen möchte«, antwortete Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich werde es ihm ausrichten. Ich wollte ja ohnehin mit ihm sprechen, damit Nathan nicht das Gleiche wiederfährt. Ich bin wütend auf ihn, aber nicht so wütend, dass ich ihm wünsche, dass man ihm so etwas antut, wie es dir wiederfuhr. So etwas wird dir gegenüber nie wieder geschehen. Und vielleicht ist eine Aussöhnung ja tatsächlich möglich, jetzt, wo ein wenig Distanz zwischen euch ist. Ob ich mit meinem Vater sprechen werde, darüber muss ich noch nachdenken. Wie er mir wehtat, als er mir Khawa wegnahm, hat er nicht verstanden, obwohl ich es ihm erklärte, stattdessen glaubte er, ich hätte mich über ihn lustig gemacht. Er ist ein guter Vater, war ein guter Duc, aber manche Dinge sieht er völlig anders als ich.«


    Ferrau
    Ferrau nickte verstehend. »Ich weiß, manchmal ist dies so. Aber selbst wenn er nicht versteht Herr, er ist einer der wenigen Vertrauten von Euch. Und vielleicht begreift er die Tragweite von Khawa genau dann, wenn Ihr ihm Nathan erklärt so wie mir. Ich habe es vorher auch falsch verstanden und nun dennoch begriffen. Ihr wart auf einer völlig anderen Ebene der Brüderlichkeit verbunden, Ihr wart für einander auserkoren. Nicht als Geliebte, nicht als Paar - als Brüder, als Weggefährten. Das wird Euer Vater verstehen. Ich möchte Euch nur diesen Rat geben, Geschwister und Eltern sind das was bleibt, sie sind doch letztendlich alles, was wir haben. Wenn wir großes Glück haben, gesellen sich Freunde als Vertraute hinzu. Sagt dies Eurem Vater. Vertraut mir. Ich Danke Euch für Eure Offenheit, Eure Freundlichkeit und auch für Euren Schutz Herr. Wenn Ihr mögt, können wir öfter miteinander sprechen. Oder ich kann Euch über Neuigkeiten informieren. Mögt Ihr Gesellschaftsspiele? Dann könnten wir Abends etwas spielen, Karten falls Ihr mögt. Euer Bruder mochte das. Falls nicht, auch gut, dann reden wir sobald Ihr Bedarf habt. Ich wünsche Euch jedenfalls dass wir gut zusammenfinden werden. Und dass Ihr die Traurigkeit loswerdet«, sagte Ferrau freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich werde in Ruhe darüber nachdenken, ob und wenn ja, wann ich mich ihm öffne. Und ob dazu überhaupt eine Notwendigkeit besteht oder ob es nicht alles nur komplizierter machen würde. Vielleicht lasse ich ihn einfach in seinem Glauben. Du möchtest nun ins Bett, nicht wahr? Es war ein langer Tag und ich habe dir dein Bisschen Schlaf vorenthalten. Lege morgen eine Mittagsstunde ein. Vormittags wirst du zu Benito gehen wegen der Blutergüsse. Dass wir zueinander finden werden, dessen bin ich sicher. Ich glaube nicht an Zufälle. Ich glaube an den göttlichen Plan. Und wir sind ein Teil davon. Ich mag Spiele, die den Geist schulen. Vielleicht kannst du mir einige Neue beibringen. Ich danke dir für das Gespräch und den halben Tee. Schlaf nun, Ferrau.«


    Ferrau
    Der Leibdiener stand auf und verbeugte sich. »So werde ich es halten Herr, ich werde Euch Offizierskat beibringen, das macht Spaß und Ihr müsst logisch und taktisch denken. Tragt nicht zuviel allein mit Euch herum. Notfalls tragen wir es zu zweit. Ich werde Euch unterrichten was der Quaksalber, ich meine Heiler, sagte. Schlaft gut, Herr und grämt Euch nicht mehr. Wir finden eine Lösung«, versicherte Ferrau, verbeugte sich erneut und ging zurück in seine Kammer.

    Ciel Felicien de Souvagne
    »Schlaf auch gut, Ferrau«, sagte Ciel, der sich über die freundlichen Worte zum Abschluss freute, wenngleich sie nicht vermochten, ihn gänzlich zu beruhigen. Er trank Ferraus Tee aus, den dieser hatte stehen lassen, und legte sich in sein Bett, um auch ein wenig zu schlafen, wenn es ihm gelingen sollte.

  • Kraft durch Blut
    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ferrau?«


    Ferrau
    »Ja Herr?«


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Lass die Arbeit liegen und setz dich einen Augenblick zu mir. Warst du bei Benito, wie ich es dir gestern Abend aufgetragen habee?«


    Ferrau
    »Ja natürlich, ich war heute morgen direkt bei dem Heiler Herr«, bestätigte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Was hat er zu deinen Wunden gesagt?«


    Ferrau
    »Er hat gesagt ich habe Blutergüsse, Prellungen und eine Rippe angeknackst. Aber die ist wieder gut«, erklärte Ferrau beschämt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Eine Rippe angeknackst!« Ciel stellte die Teetasse, die er sich genommen hatte, wieder ab. »Du meinst, sie war gebrochen? Wie ist das geschehen, auch durch einen Tritt?«


    Ferrau
    Der Leibdiener guckte Ciel mit großen Augen an und nickte knapp. »Euer Bruder ist nicht gerade winzig und er ist gelenkig und stärker als er aussieht. Vielleicht hatte er einfach zu hoch getroffen als er mir in den Arsch oder vor die Hüfte treten wollte«, flüsterte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wie alt ist der Bruch?«


    Ferrau
    »Noch keinen Monat Herr. Aber es ist nichts durchgebrochen. Das sagte der Heiler«, erklärte Ferrau. Und Ciel sah ihm an, wie peinlich ihm das Geständnis war.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Und dann arbeitest du voll? Und reitest zu Pferd von Ehveros nach Souvagne? Ferrau, so was musst du mir sagen! Was hat Benito zur Behandlung deiner Wunden gesagt?«


    Ferrau
    »Er hat mir eine Salbe für die Prellungen aufgeschrieben und ich soll mich schonen sagt er und nicht schwer tragen. Nun ich dachte, es geht schon wieder weg. Ich wollte nicht jammern oder mir erneut Faulheit unterstellen lassen. Euer Bruder war in der Kutsche etwas wirr. Dass wisst Ihr ja? Er krabbelte in den Rumpf der Kutsche. Also ich dachte, jetzt hat es ihn ganz dahingerafft im Kopf. Da habe ich mich lieber verdrückt. Wer weiß was er in so einem Zustand wieder macht? Als Ihr nach oben kamt, hat er ja wieder nach mir getreten. Aber zum Glück war Khawa da«, antwortete Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Künftig wirst du mich über deinen Gesundheitszustand informieren. Und sei es ein Schnupfen oder ein Schnitt im Finger, ich wünsche im Bilde zu sein. Bevor du mutmaßt, was ich davon halte, rede mit mir, das versuchte ich dir gestern bereits zu erklären. Wir beide müssen offen und absolut ehrlich miteinander umgehen. Du willst, dass es mir gut geht bei dir. Und ich will, dass es dir gut geht bei mir. Sag mir künftig Bescheid, Ferrau. Wie lange sollst du dich schonen?« Ciel versuchte, nicht allzu offensichtlich in Richtung von Ferraus Rumpf zu starren, wo er die gebrochene Rippe vermutete.


    Ferrau
    »Er sagte zwei Wochen und dann muss ich nochmal hin. Ich hatte nicht gedacht, dass ich bei Euch bleiben dürfte Herr. Ich dachte ich war nur kurz ausgeliehen und wollte Euch nicht volljammern. Dort«, sagte Ferrau und deutete auf die Rippe da ihn Ciel anschaute. »Ihr könnt drüber fühlen, es ist nicht so schlimm. Es ist fast wieder gut. Ich werde Euch über alles informieren nun wo ich bleiben darf«, versprach Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel zog Ferraus Hemd nach oben und betrachtete die Stelle. Tatsächlich war dort eine Schwellung zu sehen, die er gestern übersehen hatte, als sein Blick sich auf die offensichtlichen Blutergüsse fokussiert hatte. Er legte vorsichtig die Hand darauf und fühlte. Er schloss einen Moment die Augen.


    Ferrau
    Die Stelle fühlte sich warm und entzündet an, aber es war kein richtiger Bruch, sondern die Rippe war nur angebrochen. Es war kein scharfer reißender, sondern ein dumpfer Schmerz. Ein Schmerz der sich bei jeder falschen Bewegung wieder in Erinnung brachte


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Zieh das Hemd aus und lege dich auf das Sofa. Warte einen Moment, ich hole noch ein Handtuch zum drunter legen.« Ciel holte eigenhändig ein großes dunkles Badehandtuch, welches er auf seinem Sofa ausbreitete.


    Ferrau
    Ferrau tat was ihm sein Herr befohlen hatte und wartete geduldig ab. Er wusste nicht was er tun sollte, aber Ciel würde ihm schon genaue Anweisung geben. Oder musste er es wissen? Ferrau schaute seinen Herrn an. »Was soll ich tun Herr?«, fragte er etwas verunsichert.

    Ciel Felicien de Souvagne
    »Bleib ganz ruhig liegen und versuche, dich zu entspannen. Du brauchst keine Angst zu haben, auch wenn es vermutlich gewöhnungsbedürftig für dich ist. Dir wird nichts geschehen. Bleib einfach nur liegen und sträube dich nicht.« Er nahm einen Schlüssel, den er um den Hals trug und öffnete eine Schublade, zu der niemand außer ihm Zugriff hatte.


    Ferrau
    »In Ordnung, ich bleibe einfach hier liegen und entspanne mich«, versuchte sich Ferrau an einem Lächeln und beobachtete seinen Herrn was er da tat.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hob ein kleines Kästchen aus der Schublade und stellte es auf den Tisch. »Nicht erschrecken.« Er öffnete es und holte ein kleines, skalpellartiges Messer hervor. Er nahm es so in die Hand, dass seine Finger die Klinge umschlossen und ging zurück zu Ferrau. Mit der anderen Hand nahm er sich ein Sofakissen und kniete sich darauf vor seinem Diener nieder. »Vertraust du mir?«


    Ferrau
    »Ihr wollt mich operieren? Oder was wollt Ihr tun? Ja ich vertraue Euch. Doch ganz gewiss sogar«, bestätigte Ferrau, auch wenn sein Herz bis zum Hals schlug


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ruhig nun. Ich muss mich konzentrieren. Wenn du mir vertraust, wirst du still liegen bleiben, egal, was nun geschieht. Du wirst keine Schmerzen haben.« Ciel umschloss das Messer nun mit beiden Händen, als er seine Finger zum Gebet verschränkte und Hände wie Stirn sachte auf Ferraus Brust legte. Er übte nur sehr wenig Druck auf ihn aus, aber er spürte den beschleunigten Herzschlag. Ciel versank in Meditiation. Das Schlagen von Ferraus Herz war wie eine kaum hörbare Ritualtrommel, während Ciel sich auf seinen Blutfluss einstimmte. Bald schlug sein eigenes Herz den selben Takt.


    Ferrau
    Ferrau versuchte sich so gut es ging zu beruhigen. Er sagte sich innerlich immer wieder, dass sein Herr ihm helfen wollte und er ihm vertrauen musste. Das er selbst Vertrauen erwartete und Vertrauen schenken musste. Und er vertraute Ciel auch, nur füchtete er sich vor dem Messer. Aber wenn Ciel ihm schaden wollte, hatte dieser ganz andere Möglichkeiten, als dieses Messer. Ferrau beruhigte sich langsam und blieb so gut er konnte unbeweglich liegen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Als Ferraus Herzschlag sich beruhigte, beruhigte sich auch der von Ciel. Sie waren innerlich verbunden. Ihr Blut floss in der selben Geschwindigkeit durch ihre Adern und ihre Herzen schlugen vollkommen gleich. Als Ciel spürte, dass Ferrau so weit war, es zuzulassen, hob er den Kopf wieder und strich sich mit einer eleganten wie geübten Geste beide Ärmel zurück. Seine Augen fanden sofort die Stelle an seinem Unterarm, die als nächstes an der Reihe war. Der Schnitt erfolgte schnell, sauber und tief genug, als dass das Blut gut heraustropfte. Die Schlagader war beschädigt, doch nicht durchtrennt, so wie es sein sollte. Dunkelrote Tropfen zersprangen auf Ferraus Brustkorb. Ciel gab nicht wenig von seinem Blut, denn es sollte gut wirken. Er legte das Ritualmesser hinter sich auf dem Tisch ab und legte seine Hand auf Ferraus blutige Seite. Erneut ließ er die Stirn auf dessen Brust sinken und konzentrierte sich auf ihren Herzschlag. Ferrau spürte, wie die Schmerzen nachließen, auch wenn sie nicht ganz verebbten. Das entzündete Pochen wich einem gleichmäßigen, erträglichen Schmerz und heilsame Kühle breitete sich auf der geschundenen Stelle aus. Die Hitze wich zusammen mit der Schwellung.


    Ferrau
    Er blieb so still liegen wie er konnte. Als sein Herr sich selbst verletzte, wollte er sich fast reflexartig die Hand auf den Mund schlagen um nicht erschrocken aufzukeuchen. Aber er hatte einen Befehl erhalten, also blieb er weiterhin gehorsam liegen. Ciel wusste was er dort tat, Ferrau wusste es nicht und er durfte seinen Herrn nicht stören. Ciels Gesicht war vor Anstrengung verzerrt und Ferrau schloss die Augen um ihn einfach wirken zu lassen und ihn nicht noch durch seine Blicke abzulenken. Der Leibdiener spürte, wie das Blut auf in tropfte und dann spürte er, wie der Schmerz in seiner Seite nachließ. Wie dieser Schmerz scheinbar aus seinem Körper gezogen wurde und es nur noch etwas unangenehm war. Er musste den Drang unterdrücken, seine Seite neugierig abzutasten.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hob den Kopf wieder, doch ließ die Augen geschlossen. Er war noch immer in Meditation und spürte Ferraus Blutfluss mit den Händen. Seine Finger strichen mit der Hand des blutenden Armes über seinen Körper und zeichneten rote Schlieren. Wenn er einen Bluterguss spürte, legte er die Hand darauf und ließ den Zauber wirken. So behandelte er Ferraus gesamten Körper, überall, wo es nötig war. Die kleinen Blutergüsse verschwanden vollständig, die großen wurden zu gewöhnlichen blauen Flecken. Ciel öffnete die Augen wieder. Er spürte, dass er nicht mehr bewirken konnte. Dafür war er nicht fortgeschritten genug in seiner Ausbildung. Er hob den Kopf, nahm die Hände von Ferrau. Der Mann war völlig blutverschmiert, überall waren die dunkelroten Handabdrücke des Prince zu sehen. Ciel betrachtete die Stelle mit der verletzten Rippe. Sie sah wirklich schon besser aus. »Das sollte dir etwas Linderung verschafft haben. Mehr kann ich leider noch nicht für dich tun. Ich muss meine Studien zeitnah vertiefen, damit ich auch solche Verletzungen heilen kann. Wenn dir schlecht ist, bleib noch ein wenig liegen. Das Blut ist nicht jedermanns Sache.«


    Ferrau
    Der Leibdiener öffnete wieder die Augen und schaute an sich herab. Er musterte Ciel mit einem nicht zu deutenden Blick. »Ihr habt für mich geblutet? Im wahrsten Sinne des Wortes? Ich... ich danke Euch Herr«, sagte er leise und ergriffen. »Muss es drauf bleiben?«, fragte Ferrau und befühlte nun doch seinen Körper. »Was genau habt Ihr da getan? Ich verstehe es nicht, aber Ihr habt mir die Schmerzen genommen, dafür Danke ich Euch sehr Herr«, sagte Ferrau und konnte es immer noch nicht fassen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du kannst es noch etwas nachwirken lassen oder abwaschen. Der größte Teil des Zaubers ist bereits erfolgt. Ich erzählte dir, dass ich magisch veranlagt bin. Mein Metier ist die Blutnekromantie, auch Bluthexerei genannt. Es ist eine Magieform, die sich dem Schutz der Lebenden verschrieben hat und der magische Katalysator dafür ist das Blut des Praktizierenden. Die kleinen Wunden sind nun geheilt, die großen gelindert. Ich bin nur Adept. Doch wir werden meinen Mentor besuchen und er wird dich vollständig heilen.«


    Ferrau
    »Ja davon habt Ihr erzählt, aber gesehen habe ich so etwas noch nie. Und ich war auch noch nie der Patient. Sagt man bei Eucch auch Patienten Herr? Wo immer Ihr hingeht, ich werde Euch folgen. Ich beherrsche keine Magie, aber ich könnte Euch beim Lernen helfen. Euch abfragen und so etwas. Falls Ihr so lernen müsst«, bot Ferrau an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Man sagt Patient, wenn es sich um einen Lebenden handelt und Klient, wenn es um einen Untoten geht. Letzterer wird gegenteilig behandelt. Dies ist eine Codesprache, mit der wir uns verdeckt Informationen geben. Solche Formulierungen fallen dem Laien gar nicht auf. Es gibt noch andere, die wirst du mit der Zeit kennenlernen, wenn du an meiner Seite bleibst. Du kannst mich gern abfragen, Ferrau. Das Angebot nehme ich dankend an. Noch lieber wäre es mir, wenn du mir auch ab und zu deinen Blutkreislauf zum Üben zur Verfügung stellen würdest.« Er nahm Ferraus Hand und legte sie auf sein Herz. »Fühle. Fällt dir etwas auf?«


    Ferrau
    Er fühlte genau hin und konzentrierte sich. Da er nicht wusste, was sein Herr meinte, antwortete er einfach drauf los. »Ich spüre Euren Herzschlag Herr«, sagte Ferrau wahrheitsgemäß. »Sollte ich etwas anderes erfühlen? Etwas besonders nachempfinden?«, hakte er nach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Unsere Herzen schlagen genau im selben Takt«, erklärte Ciel.


    Ferrau
    »Oh, das klingt sehr schön Herr, so wie Ihr das sagt«, freute sich Ferrau und legte die andere Hand auf sein Herz um nachzufühlen. »Ihr habt Recht, aber natürlich habt Ihr das, Ihr wusstet es schon vor mir. Ihr seid ein Heiler der Blut benutzt, so könnte man es doch erklären«, grübelte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »So ähnlich könnte man es ausdrücken. Meine Mission ist der Schutz des Lebens und der Schutz vor dem grassierenden Untod. Das Schloss ist geschützt. Kein Vampir, kein Ghul wird es je betreten können. Dafür sorge ich. Das ist eine meiner Aufgaben bei Hofe.«


    Ferrau
    »Ja aber gibt es denn überhaupt Untote in Souvagne Herr? Oder sorgt Ihr dafür dass es keine gibt? Ich habe zum Glück noch nie einen Untoten sehen müssen. Habt Ihr schon Untote beseitigt?«, fragte Ferrau neugierig:


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich selbst bin dafür nicht weit genug in der Ausbildung fortgeschritten. In den letzten Jahren habe ich sie etwas schleifen lassen zugunsten weltlicher Pflichten, insbesondere die Abwehr der Gefahr aus dem Norden. Es gibt auch in Souvagne Untote, denn es gibt hier auch Nekromanten. Nicht mehr lange allerdings. Mein Vater hat ein entsprechendes Gesetz erlassen. Noch sind wir zu wenige, um Souvagne flächendeckend zu schützen. Doch bald nicht mehr, Ferrau.«


    Ferrau
    »Nun ich werde Euch beistehen so gut ich kann. Gleichgültig ob ich Euch Lehrmaterial herbeischaffen soll, oder mit Euch üben soll, Ihr könnt auf mich zählen. Nun ich dachte Ihr hättet vielleicht schon mal so einen Leichnam gesehen. Also ich gebe zu, ich würde mich glaube ich fürchten«, grinste Ferrau und kratzte sich den Nacken


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja, sie werden uns regelmäßig vorgeführt und dann von den Meisterschülern demontiert. Zusehen konnte ich dabei schon und glaube mir, es ist ein sehr wohltuender Anblick.« Er betrachtete Ferrau schmunzelnd. »Mein Brunder hatte kürzlich Gäste. Einen davon ließ er ein, die anderen warteten vor dem Schloss. Und sie taten gut daran. Ich spürte zwei Vampire. Sie kamen nicht durch die Barriere meiner Bannzeichen. Hätten sie es jedoch versucht, hätte ich die Garde gerufen und meinen Mentor kontaktiert. Sie hatten so gesehen noch einmal Glück, dass wir nur sehr begrenzte Kapazitäten haben. Doch sie werden beobachtet. Ich will nicht, dass die Vampire hier wüten. So lange sie ihr mitgebrachtes Blut verzehren oder sich von Spenden durch ihre Begleiter ernähren, werden wir nicht eingreifen.«


    Ferrau
    »Ihr scherzt doch nur oder Herr? Nein Ihr seht nicht aus, als würdet Ihr scherzen um mich zu ängstigen. Das ist gut das sie beobachtet werden. Solange sie noch um Spenden bitten, kann man damit ja leben. Aber die Geschichten die ich kenne, die wohl jeder kennt, ist dass Vampire einen aussaugen bis zum Schluß. Und dann wird man ebenfalls ein Vampir. Ihr müsst besser Eurem Meister bescheid sagen, nicht dass Ihr in Gefahr geratet«, warnte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich gebe dir Recht. Wir werden meinen Meister über ein Himmelsauge kontaktieren und bei der Gelegenheit auch unseren Besuch anmelden. Du wirst bald wieder ganz gesund sein, Ferrau und bis dahin wirst du dich ausruhen. Nur eine Vertretung müssen wir noch finden.« Ciel runzelte wenig erfreut ein bisschen die Stirn.


    Ferrau
    »Ich benötige keine Vertretung Herr, ich soll nur nicht schwer tragen. Statt einmal laufe ich dann zweimal. Das geht schon. Macht Euch keine Mühe und mir keine Angst. Nur etwas Geduld, dann benötigt Ihr niemand anderes. Ich bin zuverlässig wie immer, nur ein klein wenig langsamer ja?«, bat Ferrau


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du wirst dich schonen, mit einer gebrochenen Rippe arbeitet man nicht! Wovor hast du denn Angst?«


    Ferrau
    »Nun wenn Ihr eine Vertretung habt, gewöhnt Ihr Euch an diese und was wird aus mir? Ich kann arbeiten Herr, ich habe doch die ganze Zeit gearbeitet«, flehte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Mein lieber Ferrau«, sagte Ciel sanft. »Aufgrund meiner magischen Ausbildung weiß ich genug über den menschlichen Körper, um zu wissen, dass eine gebrochene Rippe oft genug zu einer Lungenentzündung führt. Eine Lungenentzündung ist mehr als unangenehm, sie ist gefährlich und oft genug tödlich. Mein Bruder hätte dich umbringen können mit seinem Zorn. Du bist meiner, Ferrau, ich werde dich freiwillig nicht her geben. Ich freue mich aber, dass du dich in meinem Dienst wohlzufühlen scheinst. Gehen wir einen Kompromiss ein. Du wirst ein weiteres Mal zu Benito gehen und er soll schauen, wie es deiner Rippe nach meiner Behandlung geht. Empfiehlt er noch immer, dass du dich schonen sollst, dann wirst du dem nachkommen. Andernfalls sei dir gestattet, dich morgens und abends um mich zu kümmern und tagsüber erholst du dich.«


    Ferrau
    »Ja Herr ich fühle mich wohl und das sollt Ihr ruhig wissen. Schon wieder zu Benito, er schaut immer so seltsam. Aber ich werde direkt morgen früh wieder zu ihm gehen. Ich hoffe er sagt es ist alles in Ordnung. Es fühlt sich in Ordnung an Herr. Mich umbringen? Zum Glück habt Ihr meine Rippe geheilt«, stöhte Ferrau


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Lass Benito schauen, er ist trotz allem ein guter Heiler. Ich freue mich, dass es dir besser geht.« Er betrachtete Ferraus Gesicht. Der Gedanke, dass Dreaux den Mann derart trat und schlug, machte ihn wütend und traurig gleichermaßen. »Geh bitte gleich, ich möchte nicht, dass du dich überlastest, weil du dich vielleicht für zu gesund hältst. Ich werde derweil meinen Bruder um ein persönliches Gespräch bitten.«


    Ferrau
    Der Leibdiener zog sich schnell an und machte dass er dem Befehl nachkam. Benito war ein guter Heiler, daran bestand kein Zweifel. Auch wenn er einen immer derart anblickte als wäre man ein besagter Untoter. »Bis später Herr«, verabschiedete sich Ferrau und war schon unterwegs.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel reinigte sein Ritualmesser, verwahrte es wieder sorgsam und räumte das Sofa auf. Er verband seine Wunde mit einer Mullbinde und zog den Ärmel darüber. Anschließend trank er noch eine große Tasse Hibiscustee von Ferrau, ehe er sich zum Thronsaal begab.


    >> Dreigestirn

  • Die übermittelte Erkenntnis -- Chat-RPG



    Ciel Felicien de Souvagne
    Nachdem die drei Brüder im privaten Rahmen gefeiert hatten, war Ciel emotional sehr aufgewühlt. Dennoch blieb er bei seinem Vorhaben, sich von Maurice die Seele seines ehemaligen Leibdieners zeigen zu lassen. Da es sich um etwas sehr Persönliches und vermutlich intensiv wirkendes handelte, ließ er Maurice zu sich in die Gemächer bestellen. Er wartete unruhig auf dem Sofa.


    Maurice de la Cantillion
    Es dauerte nicht lange, dann klopfte es an die Prinzlichen Gemächer und Maurice trat nach der Aufforderung ein. Er verneigte sich vor Ciel und musterte ihn kurz. "Ihr habt nach mir schicken lassen Herr. Zu Eurer Verfügung", erklärte er freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Ja. Verschließen Sie die Tür, mein Leibdiener muss sich schonen. Setzen Sie sich anschließend da auf den Stuhl. Ferrau, du kannst in deiner Kammer bei geschlossener Tür etwas Freizeit machen, aber ich möchte, dass du da bleibst." Ciel trank einen Schluck Hibiscustee.


    Maurice de la Cantillion
    Maurice schloss hinter sich die Tür und setzte sich wie von Prince Ciel gewünscht hin, während Ferrau sich mit dankbarem Nicken in seine Kammer verzog. "Nun ich bin bereit Herr, wie steht es mit Euch?", fragte Maurice freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel stellte die Tasse ab. Der Stuhl war so platziert, dass sie im rechten Winkel voneinander saßen. Ciel wollte weder, dass Maurice frontal auf ihn sah, noch wollte er neben ihm sitzen, denn das war engen Vertrauten wie seinen Brüdern oder Ferrau vorbehalten. "Ich habe das noch nie in der Form gemacht. Worauf muss ich mich gefasst machen? Soll ich etwas beachten?"


    Maurice de la Cantillion
    Maurice wartete einen Moment bis Ciel seine Fragen gestellt hatte und nickte kurz knapp. "Ihr müsst soweit nichts beachten, außer dass Ihr Euch nicht sträubt. Je leichter ist es für uns beide. Ich werde Euch nur etwas zeigen, Euch an etwas von mir teilhaben lassen. Ich werde weder Eure Gedanken lesen noch Eure Gefühle erkunden. Dies steht mir nicht zu, dies habt Ihr nicht verlangt und dies gebietet der Ehrenkodex. Ihr müsst also keine Angst haben, mir etwas preiszugeben, was Ihr nicht wünscht Hoheit. Bleibt einfach locker, so gesehen. Ich werde mit Euch vorher mental sprechen, damit Ihr seht Euch geschieht nichts. Es ist eine Art Konversation, wie wir sie gerade jetzt führen, nur hört ihr meine Gedanken in Eurem Kopf. Bereit?", fragte der Magier freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel war trotz Maurices Erklärung mulmig zumute. Er beschloss, sich auf das Sofa zu legen, das Gesicht vom Geistmagier abgekehrt, falls ihm die Kontrolle entgleiten sollte, was er nicht hoffte, was aber vermutlich im Rahmen des Möglichen war. Er legte sich also hin und machte es sich bequem. "Sie können beginnen, Maurice."


    Maurice de la Cantillion
    Maurice schloss die Augen, suchte für den Bruchteil einer Sekunde die geistige Präsenz von Ciel und verband sich mit diesem mental. Vorsichtig stupste er den Prinze an um sie vorab bemerkbar zu machen, ehe er ihm wohlwollende Gefühle seinerseits schickte. `Eure Hohheit, was möchtet Ihr zuerst sehen?´, fragte Maurice freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    `Ich möchte die fragwürdige Begegnung von Nathan mit Fabien sehen. Wie es dazu überhaupt kam und was dabei in seinem dummen Kopf vorging.`


    Maurice de la Cantillion
    `Natürlich, wie Ihr wünscht Herr. Ich werde Euch die Begnung zeigen, Ihr werdet Sie wie durch seine Augen wahrnehmen. Ihr werdet spüren was er dabei fühlte. Aus dieser Perspektive nehmen wir es ebenso wahr. Hier sind die Erinnerungen´, erklärte Maurice. Er selbst öffnete seinen Geist und übermittelte Ciel all jene Erinnerungen, die er aus Nathan herausgelesen hatte. Die Taten, die Gefühle, alles was der Mann in dieser Situation erlebt wie auch empfunden hatte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel sah die Vergangenheit durch Nathans Augen. Er sah Fabien, doch er sah ihn immer nur für Bruchteile von Sekunden, weil Nathan sofort wieder in eine andere Richtung schaute. Er fühlte Angst vor diesem Mann, obwohl er ihn nicht unsympathisch fand. Das Gefühl überlagerte alles andere.


    Je mehr Fabien mit ihm sprach und umso näher sie sich räumlich standen, umso schneller schlug Nathans Herz. Nun kam auch noch die Prinzessin Ricarda hinzu. Am liebsten würde er weglaufen, doch er konnte nicht. Der höfische Verhaltenskodex band ihn an diesen Ort und an dieses Gespräch, doch Fabien beschützte ihn. Erleichterung, als die Prinzessin wieder ging. Fabien wandte sich ihn zu, sagte ihn, wie sehr er sich blamiert hatte. Er packte sein Kinn und betrachtete sein Gesicht. Er war nahe. »Du hast jetzt noch rote Ohren und Wangen. Und Du solltest Dich nachrasieren. Ich sage immer, halte es wie eine Katze - hast Du nichts zu tun ... mach Dich schön«, grinste Fabien, kraulte Nathan kurz das Kinn und ließ ihn wieder los.


    Er schämte sich, doch da war noch mehr. Ciel spürte ein inneres Stolpern. In die Angst mischte sich ein Gefühl des Bedauerns, weil die Berührung schon zu Ende war. Und ein Gefühl von Sicherheit auf Fabiens klare Worte und seine Anweisung hin. Nathan war jemand, dem es gut tat, herumkommandiert zu werden. Er musste keine Angst haben, etwas Falsches zu tun, wenn ihm jemand deutliche Befehle gab. Für Ciel war das Gefühl sehr ungewohnt, doch es machte ihn neugierig. Er ließ sich darauf ein. Es war schließlich nicht er selbst, dem das gefiel. Er gab Maurice noch etwas mehr Raum in seinem Geist, bis er ganz vergaß, dass er soeben auf einem Sofa lag und vollständig zu Nathan wurde.


    Ihm gefiel Fabien nun besser. Er war weniger bedrohlich, seit er ihn angefasst und ihm gesagt hatte, was er tun soll. Fabien meinte es gut, er wollte nicht, dass er sich blamierte. Sie unterhielten sich nun entspannter. Auch über das Verhältnis von Fabien zu Maximilien.


    »Rauch eine«, forderte Fabien ihn auf und als er dem nicht nachkam, weil er nie rauchte, steckte er ihm die Rauchstange in den Mund. Auch das gefiel Nathan. Das Gespräch wurde noch persönlicher. Sie sprachen über Sexualität. Nathan konnte dazu fast nichts sagen. Es gab wenig, was er dahingehend empfand, doch er wollte gern andere Nähe. Er hätte gern gehabt, dass Fabien ihn noch einmal kraulte. Fabien machte ihm ein eindeutiges Angebot - Nathan zögerte. Er hatte Angst, aber er wollte nicht, dass Fabien wieder ging oder böse auf ihn wurde. Und er war neugierig. Ängstlich, aber neugierig. Fabien offenbarte, dass er Maximilien liebte.


    Einen Moment schreckte Ciel auf, blinzelte, schloss dann aber wieder die Augen. Das war etwas Gutes. Umso besser kümmerte er sich um Vater. Er ließ sich wieder fallen und gab sich in Maurices Hände. Und in die von Fabien, die er plötzlich auf seinem Körper spürte. Sie strichen über ihn und schienen überall zu sein. Fabien küsste ihn und es fühlte sich gut an. Ciel schreckte erneut auf, diesmal so, dass er sich aufsetzte und das Gesicht rieb. Er griff rasch nach der Teetasse.


    Maurice de la Cantillion
    Maurice öffnete ebenfalls die Augen und reichte Ciel seine Tasse herüber. Da sie noch miteinander verbunden waren, stellte er die Frage mental. `Ist mit Euch alles in Ordnung? Ich könnte nachsehen - aber ich möchte es von Euch hören und nicht nachsehen müssen. Das Geständnis hatte es teilweise in sich... aber es ist nichts schlechtes daran Herr. Gefühle sollte man achten, das ist meine Meinung - Ihr müsst sie natürlich nicht teilen. Möchtet Ihr alles sehen?´, fragte Maurice.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel trank langsam einige Schlucke, um wieder abzukühlen. `Das ist in Ordnung. Es ist gut, wenn Vater seinem Leibdiener so viel bedeutet. Das ist nicht, was mich so anstrengt.` Er sprach nicht aus, dass es Nathans Erregung war, die nun natürlich auch er empfand. Er überlegte kurz. `Nein, ich will nicht sehen, was sie da trieben.` Er biss auf den Rand der Tasse. Seine Zähne gaben ein klackendes Geräusch ab. Er stellte die Tasse wieder hin. Sein Inneres war noch immer auf die Gefühlslage von Nathan eingestimmt und das wollte sehr wohl, dass es noch weiterging. Doch er schaffte es, dem nicht nachzugeben. Er beruhigte sich langsam und war stolz auf sich. `Zeigen sie mir das Danach.


    Maurice de la Cantillion
    Maurice nickte zustimmend. `Ich übermittelte Euch das Gewünschte, auch ihre Treffen danach?´, hakte Maurice nach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    `Ja, aber bitte mit Pausen. Das ist sehr intensiv. Wie können Sie dabei so ruhig sitzen bleiben?`


    Maurice de la Cantillion
    `Natürlich mit Pausen Herr, Euer Verstand ist es nicht gewöhnt. Nun ich mache es schon seit einigen Jahren. Am Anfang hat man auch als Geistmagier manchmal das Problem auseinander zu halten, ob es die eigenen Erinnerungen sind, oder gelesene oder jene die man vielleicht sogar von jemanden absichtlich mit gutem Willen geschenkt bekam. Drum verstehe ich Eure Bitte. Also hier die Erinnerung direkt nach ihrem Zusammentreffen in diesem Alkoven´, erklärte Maurice mental und übermittelte Ciel beruhigende Gedanken, bevor er ihm den nächsten Batzen an Erinnerungen von Nathan offenbarte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel legte sich wieder hin und schloss die Augen. Und plötzlich lag er auf dem nackten Fabien, der unter ihm wegdöste. Ihre Körper waren noch vereinigt. Während Fabien einschlief, war er selbst putzmunter. Er nahm den Mann unter sich mit allen Sinnen wahr.


    Als dieser einschlief, war die Gefahr, die von ihm scheinbar ausging wie von jeder Person, plötzlich vorüber. Nathan strich über seine Brust, roch an ihm und leckte kurz vorsichtig über seine Haut. Es hatte ihm gefallen und er würde gern noch mehr haben. Viel mehr. Mehr von Fabien. Er schlief nicht eine einzige Sekunde, um jeden Augenblick zu genießen, den sie noch hatten und mit jedem Herzschlag, den er hörte, schien ihre gemeinsame Zeit weiter zu verstreichen. Die Angst war wieder da. Angst vor Bestrafung, aber vor allem Angst, das könne einmalig bleiben und Fabien würde ihn hinterher nicht mehr mögen. Er musste sich anziehen, er konnte die Unruhe nicht mehr ertragen. Er machte leise und legte sich danach seitlich in Fabiens Arm, in der festen Überzeugung, das letzte Mal dort zu liegen.


    Maurice de la Cantillion
    Maurice unterbrach hier und gab Ciel erneut einen Moment Zeit sich an das Gesehene, Erlebte, wie auch Gefühlte zu gewöhnen. Die Gefühle von Nathan war nicht einfach gestrickter Natur gewesen, sondern wie Maurice versucht hatte zu erklären. Sie waren rein, liebevoll, unschuldig und dennoch gemischt und stets verwoben mit einer permanten Angst und Einsamkeit. Er wartete ab und schaute Ciel abwartend an. `Möchtet Ihr weiteres sehen?´, hakte er freundlich nach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ärgerte sich über die tiefe Sehnsucht, die Nathan für Fabien empfand. Wieso für Fabien? Die Frage konnte er sich ganz einfach beantworten. »Ja, zeigen Sie mir, was Nathan wirklich fühlt. In Reinform, ohne diese lästige Triebigkeit.«


    Maurice de la Cantillion
    Maurice übermittelte Ciel die reinen Gefühle, wie auch die Unterhaltung, die Nathan und Fabien einst genau darüber geführt hatten, hinter einer Taverne bei einer Rauchstange. Die Informationen enthielten brisantes Material, aber der Prince würde genauso schweigen, wie das Himmelsauge. Maurice hatte einen Schwur geleistet und Ciel würde vermutlich aus allen Wolken fallen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Er war in Nathans Geist. Er war Nathan, er nahm dessen Sicht an und ergründete seine Gedanken. Sie standen sich erneut nahe und Fabien gab mit seinem Mund Rauch in Nathans Lunge. Das Gefühl von Fabiens Lippen war noch besser, als beim ersten Kuss. Es war nicht nur sein Mund, der die Berührung spürte, sondern sie setzte sich durch seinen ganzen Körper fort bis in seine Seele. Er war sehr unsicher, was das bedeutete, doch Ciel wusste es. Es war nicht so, dass ihm dieses Gefühl fremd war. Nathan liebte Fabien. Ciel spürte, wie ihm die Augen feucht wurden. Er war wütend, traurig, verletzt und neidisch, dass dieses Gefühl nicht ihm galt. Fabien liebte seinen Herrn, warum tat Nathan nicht das Selbe? Die beiden unterhielten sich und Fabien offenbarte, was zwischen dem Duc und ihm stattgefunden hatte. Ciel dachte, ihn traf der Schlag.
    »Aufhören«, rief er und setzte sich sofort auf.


    Maurice de la Cantillion
    Maurice beendete die Verbindung so sanft wie möglich um Ciel nicht zu schaden. Er schaute den Prince einen Moment lang an und räusperte sich. "Herr die Informationen, nun sind brisant. Fabien und Nathan scheinen sich sehr zu vertrauen und wir wissen nicht, was Fabien empfindet, dies ist rein die Sicht von Nathan. Das möchte ich höflich anmerken. Der Mann kann nichts für das Geständnis eines anderen, bitte bedenkt dies", erklärte Maurice leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Wenn Sie diese Information bezüglich meines Vaters irgendwem, egal wem, absichtlich oder versehentlich weitervermitteln, sind Sie ihren Kopf los!", brüllte Ciel außer sich. "Ich will, dass sie diese Information sofort aus ihrem Hirn tilgen lassen!"


    Maurice de la Cantillion
    "Herr dass kann ich nicht. Zudem leistete ich einen Amtseid, einen Treueschwur der Krone gegenüber. Niemand wird jemals davon erfahren. Ihr selbst seid die Krone, Ihr seid ein Teil dessen, wir unterstehen nur Euch. Also Eurem Vater und seinen Söhnen. Keine andere Person ist uns weisungsbefugt, niemand wird davon erfahren ich bitte Euch", erklärte Maurice nervös.


    Ciel Felicien de Souvagne
    In diesem Moment konnte Ciel sehr gut nachvollziehen, warum Dreaux seinen Leibeigenen derart geschlagen hatte. Am liebsten würde er Maurice sofort auf den Block schicken, um das Risiko zu beseitigen, dass noch irgendwer davon erfuhr, was sein Vater Fabien gewährt hatte. Feindselig betrachtete er den Geistmagier, schweigend und böse. Er dachte nach. Gab es noch mehr, was er wissen wollte? Er wusste, wie es dazu gekommen war, dass Nathan sich von Fabien hatte beschmutzen lassen. Er wusste, was Nathan dabei empfunden hatte, weitaus mehr als nur banale Lust. Und er wusste, dass Nathan den Mann liebte. "Gibt es noch etwas, dass Sie mir sagen oder in diesem Zusammenhang zeigen möchten? Etwas, von dem Sie glauben, dass ich es wissen sollte?"


    Maurice de la Cantillion
    Maurice schüttelte in Zeitlupe den Kopf. `Töte nicht den Boten...´, dachte er nur panisch. Er konnte doch nichts dafür, was der Duc Fabien erlaubt hatte oder vielleicht sogar genossen hatte. Und das Fabien so eine Brisanz Nathan anvertraut hatte, dafür konnte er auch nichts. Aber er saß nun hier einen Millimeter vom Richtschwert entfernt und nicht Fabien der der eigentliche Akteur gewesen war in beiden Fällen. Und nicht mal den Mann traf eine Schuld. Er hatte sich nichts gegen den Willen eines anderen angeeignet, er hatte es beide male geschenkt bekommen. Maurice wusste nicht, wie er sich nun verhalten sollte. Also schwieg er einfach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel sah die Angst in Maurices Augen, auch wenn dieser Haltung wahrte. Ciel wollte sich beruhigen, aber es gelang ihm nicht. "Ferrau", rief er.


    Maurice de la Cantillion
    Ferrau kam aus seiner Kammer geeilt und verbeugte sich. "Ihr habt mich gerufen Herr?", sagte er ergeben.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Ja! Ich bin wütend! Beruhige mich!"


    Maurice de la Cantillion
    Ferrau massierte Ciel gekonnt die Schläfen, dass war das erste was ihm auf den Schreck einfiel, dabei funkelte er Maurice ebenfalls sehr böse an. Was immer dieses Himmelsauge von sich gegeben hatte, zerstörte hoffentlich nicht die gute Beziehung zu seinem Herrn.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Tatsächlich hatte die Schläfenmassage eine positive Wirkung. Ciel war in beide Richtungen launisch, er konnte sehr schnell wütend werden, doch sich ebenso schnell beruhigen, wenn die Bedingungen dafür stimmten. Letztlich wäre es völlig egal gewesen, was Ferrau getan hätte, es war seine Anwesenheit und seine Bemühungen, die Ciel beruhigten. "Danke, das genügt. Maurice, ich danke Ihnen führ Ihre gute Arbeit. Sie können gehen, ich muss nachdenken. Ferrau, hole noch einen Hibiscustee und setz dich noch einen Augenblick zu mir."


    Maurice de la Cantillion
    Maurice verbeugte sich so, als wäre er vom Sofa gestürzt und machte das er schleunigst aus dem Quartier kam, ehe der Prince seine Meinung doch noch änderte und er seine Nachtruhe in einer Holzkiste fand, anstatt in seinem eigenen Bett. Noch bevor Ferrau antworten konnte war der Magier bereits verschwunden. Ferrau kratzte sich kurz am Kopf, ging den gewünschten Tee aufsetzen und setzte sich dann zu seinem Herrn. Vorsichtig drückte er ihm den Becher in die Hand und wartete ab.

  • Spiele des Lebens -- Chat-RPG


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel trank die Tasse zur Hälfte aus und gab sie Ferrau zurück. »Ich weiß nun alles über Nathan, was ich wissen muss. Und einige andere Dinge, die ich besser nicht gewusst hätte. Aber eine Information möchte ich doch noch erfahren. Ich möchte sie aus deinem Munde hören, nicht über Maurice.«


    Ferrau
    Ferrau musterte seinen Herrn und schaute ihn mit großen Augen an. »Herr ich weiß doch nichts über diesen Magier. Was immer er Euch angetan hat«, erklärte Ferrau und schluckte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel betrachtete Ferrau mitleidig. »Du siehst aufgewühlt aus. Es geht um dich. Ich möchte von dir etwas über deine Person erfahren. Maurice hat mir nichts angetan, aber das war keine leichte Kost. Vielleicht verstehst du irgendwann einmal, warum.«


    Ferrau
    Ferrau nickte. »Was möchtet Ihr denn wissen? Ihr könnt mich alles fragen, ich habe keine Geheimnisse vor Euch«, antwortete Ferrau ehrlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du sagtest, du hattest früher einmal für jemanden geschwärmt. Ich möchte wissen, wer das war. Du brauchst keine Angst zu haben, meine momentane Gemütslage richtet sich nicht gegen dich.«


    Ferrau
    »Ja das stimmt Herr, es war Musette Gaillou eine Gehilfin der Köche. Aber sie würdigte mich keines Blickes. Darf ich fragen warum Ihr dies gerne wissen möchtet? An sie denke ich schon lange nicht mehr«, erklärte Ferrau freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel betrachtete Ferrau eine Weile, ohne etwas zu sagen. »Ich wollte nur herausfinden, ob du der Damenwelt zugeneigt bist, das ist alles«, erklärte er schließlich.


    Ferrau
    Ferrau wagte ein Grinsen. »Spielt keine Rolle Herr, die mir nicht. Sie mögen mich nicht, aber damit kann ich auch Leben. Keine Frau, keine Heulerei und kein Ärger. Nicht jeder findet wen oder muss es nicht wahr? Mein Leben ist es dem Hof und nun Euch zu dienen. Das beansprucht all meine Zeit und es macht mich glücklich«, antwortete Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Was glaubst du, warum es mich interessiert, das zu wissen?«, fragte Ciel und betrachtete Ferrau aufmerksam.


    Ferrau
    »Weil Ihr Angst habt, dass ich Euch weglaufe. Das habt Ihr mir bereits einmal erklärt und weil Euch diese Gefühle nicht Recht sind Herr. Da sagte ich Euch schon, dass Ihr Euch nicht zu sorgen braucht, da mich es ebenso wenig noch interessiert. Ich mache meine Arbeit, freue mich wenn sie gut läuft und es Euch gut geht und wir auskommen. Wir haben ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen, eine gute Arbeit und wir verstehen uns Herr. Muss es immer mehr geben? Zählt nicht auf, was Euch fehlt, denn es fehlt immer was. Freut Euch daran was Ihr habt. So halte ich es. Man muss auch einmal Zufriedenheit finden, wisst Ihr. Oder was sucht Ihr denn? Dann kann ich Euch beim Suchen helfen, aber Ihr habt doch gewiss alles«, erklärte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich fragte noch aus einem anderen Grund, aber alles zu seiner Zeit. Was ich suche? Etwas, das weder du noch sonstwer mir geben kann. Etwas, das ich verloren habe. Meine Kindheit, mit all ihrer Unbedarftheit und Verspieltheit. Aber so ist nun einmal der Lauf der Dinge. Man wird erwachsen, man lernt jeden Tag dazu und verlernt im Tausch stattdessen die wichtigsten Dinge. Kurzum: Man wird alt.«


    Ferrau
    Ferrau dachte einen Moment nach. »Aber dass müsst Ihr doch gar nicht. Ihr könnt Euch doch einen Teil der Kindheit konservieren Herr. Sucht Euch ein Hobby, dass rein Eurer Freude dient. So etwas benötigt Ihr, etwas für Euer Herz und Euer Gefühl. Sonst verliert Ihr Euch selbst, wie viele Adlige es tun in ihrem Amt«, sagte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das geht nicht, Ferrau. Nicht mehr. Wie hast du deine Kindheit verbracht?«


    Ferrau
    »Ich möchte Euch nicht widersprechen, aber haltet einfach die Augen offen. Vielleicht findet Ihr doch etwas. Manche sammeln etwas, andere lesen gerne. Was immer Ihr zu tun wünscht, ich unterstütze Euch. Herr ich habe gearbeitet. Von klein auf habe ich mitgearbeitet, sobald ich dazu in der Lage war. Ich habe kleine Botengänge gemacht und das war mein Alltag. Dennoch hatte ich etwas Spielzeug, wenn auch nicht viel Zeit zu spielen. Aber etwas vor dem Schlafengehen«, antwortete Ferrau und schaute ob Ciel noch genug Tee in der Tasse hatte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schob ihm die fast leere Tasse hinüber. »Bei mir war es ganz ähnlich, obwohl ich das Glück eines liebenden Vaters hatte. Dennoch war ich in erster Linie Prince und erst in zweiter Kind. Bei meinen Brüdern, insbesondere dem Kronprinzen, war es noch strenger. Es blieb wenig Zeit zum spielen, wenngleich es sie gab, womit ich mehr Privilegien hatte als viele andere Kinder des Adels. Aber dann - bekam ich Nathan. Und mit ihm holte ich alles nach, was mir fehlte, meist Abends, wenn ich schlafen sollte. Sobald wir Schlafkleidung trugen, war für uns Freizeit und dann durfte, oder besser gesagt musste er mit mir spielen. Es ist nicht so, dass ich ihm eine Wahl ließ. Ich verprügelte ihn anfangs mit Kissen und wir sprangen auf dem Bett herum. Es kam meist irgendwer, der ihn wegholte und darum spielten wir später leiser. Mit solchen kleinen Figuren.« Er zeigte auf ein Regal, wo geschnitzte und bemalte Ritter standen.


    Ferrau
    Ferrau grinste Ciel an. »Ich verstehe Herr. Aber das würde nun auch niemand sehen und falls doch, plant Ihr eine Taktik oder? Und nun vermisst Ihr dies?«, fragte Ferrau, nahm die Tasse an sich und kam mit einer gefüllten Teetasse zurück.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ferrau, du solltest die Tasse nicht auffüllen, sondern austrinken«, tadelte Ciel. »Du hast den Auftrag, dich zu schonen. Ich kann mir selbst Tee auffüllen, dafür muss ich nicht meinen kranken Leibdiener scheuchen. Nein, das Spielen mit den Figuren oder generell, wenn wir uns leise verhielten, wurde entweder nicht bemerkt oder mein Erzieher hat so getan, als würde er es nicht bemerken. Nur das Toben war ihm wohl zu viel, die Bettleiste ist dabei mehrmals zu Bruch gegangen und ich hätte Nathan einmal fast mit einem Kissen erstickt. Er hat immer mitgemacht, aber sich nie gewehrt. Als Kind habe ich ihn heimlich in meinem Bett schlafen lassen. Ich wollte nicht allein sein. Wir dachten uns nichts dabei. Er war mein Freund. Aber ab einem gewissen Alter wird so was ... komisch. So wie viele andere Dinge. Man hört auf, sich mit Kissen zu balgen. Die kleinen Chevaliers, die alle einen eigenen Namen trugen und eine eigene Geschichte, wurden zu bloßen Dekorationsgegenständen. Und Nathan wurde mein Diener.«


    Ferrau
    »Ihr vermisst diese Zeit dennoch nicht wahr? Nun wie ich sagte Herr, niemand sieht Euch hier und Euch erinnern dürft Ihr. Oder auch einmal unsinnig herumspielen. Das Leben ist ernst genug. Zudem gibt es doch auch Spiele, die Ihr als Erwachsener spielen könnt. Gesellschaftsspiele, Kartenspiele und vieles mehr, was ebenfalls lustig sein kann. Falls Ihr so etwas nicht zu banal findet«, schlug Ferrau vor. »Ich hatte Eure Geste falsch verstanden, ich dachte Ihr wünscht erneut Tee. Entschuldigt bitte«, bat Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es war die beste Zeit meines Lebens, die Zeit von zwölf bis sechzehn. Ja, ich vermisse sie. Man bemerkt, wie sie einem Stück für Stück wegbröckelt. Und nun ist das letzte Stück verloren gegangen. Wie soll ich sagen - Nathan ist endgültig erwachsen geworden. Er hat sein Versprechen gebrochen und ich meines. Auch so etwas gehört zum Leben.« Ciel zog die Füße hoch und saß nun im Schneidersitz auf dem Sofa. Missmutig betrachtete er die Tasse. »Ferrau, du hast es schwer. Weil Nathan Maßstäbe gesetzt hat, die niemand erreichen kann, aber genau das verlange ich. Dass du die Lücke ersetzt, die er hinterlassen hat.«


    Ferrau
    »Ich werde mein Bestes geben Herr, nur falls Ihr nicht zufrieden seid bitte sagt es mir. Ihr müsst... keine anderen Mittel ergreifen, ich werde mein Verhalten ändern oder mich anders bemühen. Wir kennen uns auch noch nicht so lange, dass ich Euch gut einschätzen kann. Das kommt erst mit der Zeit. Aber ich versuche es Euch so angenehm wie möglich zu machen. Und je länger ich Euch diene, je mehr gemeinsame Erlebnisse haben auch wir Herr«, versuchte Ferrau sich zu erklären.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das war keine versteckte Kritik, Ferrau. Du bist ein guter Leibdiener und ich bin froh darüber, dass du nun an meiner Seite bist. Du brauchst mich nicht zu fürchten. Ich kann sehr wütend werden. Doch warum sollte ich das auf dich sein? Du gibst dein Bestes, mein Leben so angenehm zu machen, wie du es vermagst. Und du wirst mich nicht hintergehen, es gibt also keinen Anlass. Und ja, ich würde mich freuen, wenn wir abends zusammen etwas spielen. Du wolltest mir Offiziersskat beibringen.«


    Ferrau
    Ferrau grinste von einem Ohr zum anderen über das Lob. »Das mache ich Herr, aber ich werde Euch nicht gewinnen lassen, weil Ihr dann keinen Spaß haben werdet. Wobei Ihr sicher ein guter Taktiker seid und mich trotzdem schlagen könnt. Aber dass ist ja der Reiz des ganzen, wer besser überlegt. Ich kann Euch einiges beibringen, aber eines nach dem anderen. Möchtet Ihr Euch offenbaren bezüglich des Gespräches des Magiers oder lieber nicht? Ich bin ein Teil von Euch, folglich verschwiegen Herr. Ihr sagtet nur, dass dieses Himmelsauge Euch nicht gekränkt hat. Aber er sah, mit Verlaub, aus als würde er sich gleich in die Hose scheißen«, erklärte Ferrau und hatte Mühe ernst zu bleiben.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich verbiete dir, mich absichtlich gewinnen zu lassen«, entgegnete Ciel und lächelte wölfisch. »Ich möchte, dass wir Abends zusammen spielen, nachdem du uns beide bettfertig gemacht hast. Sonst hast du danach noch Arbeit und kannst dich nicht entspannen. Und ich kann mich nicht entspannen, wenn ich oder du noch die Alltagskleidung tragen. Es ist Teil unserer Freizeit. Bezüglich der Informationen, die Maurice mir gab ... eine bezog sich darauf, dass Nathan und Fabien miteinander geschlafen haben und Nathan Fabien offenbar liebt. Die andere behalte ich für mich, zu deinem eigenen Schutz. Falls sie doch irgendwann publik wird, kann dies nicht durch dich geschehen sein. Nicht, dass ich an dir zweifle, doch so ist sicher, dass du es nicht warst und kein böses Blut wird zwischen uns stehen.«


    Ferrau
    »Oh da seid unbesorgt Herr, was Ihr mir sagen wollt oder ich wissen soll, entscheidet Ihr. Ist es für Euch erträglich, dass die beiden so für einander empfinden? So machen wir es. Das ist auch ein schöner Ausklang vom Arbeitstag, ich freue mich darauf. Wollen wir heute damit anfangen?«, fragte Ferrau gut gelaunt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es ist nicht für mich erträglich, Ferrau. Überhaupt nicht, kein bisschen. Wäre Nathan gestorben, wäre der Schmerz vermutlich geringer, weil ich mich dann nicht so hintergangen und verraten fühlen würde. Es tut unwahrscheinlich weh, viel mehr, als es sollte. Ich neige manchmal zu übertriebenem Drama und ich kann mich schwerlich allein beruhigen.« Er schmunzelte Ferrau ein wenig an. »Ja, das würde mich freuen. Lass uns heute beginnen. Ich werde dir nicht jeden Abend blockieren, auch du brauchst deine Ruhe, aber ich brauche manchmal das Gegenteil.«


    Ferrau
    »Oh das tut Ihr nicht Herr, ich lege mich sonst nur hin und lese. Oder spiele gegen mich selbst, was nicht gerade eine Herausforderung ist, ich gewinne dann schließlich immer. Falls Ihr mal keine Lust habt und nur reden wollt, oder einfach selbst Eure Ruhe wünscht, sagt es mir einfach. Drama oder nicht, es hat Euch verletzt und das wird einen Grund haben. Nicht immer verstehen wir, was mit uns los ist. Mir geht es oft so. Wisst Ihr, ich habe mich zum Beispiel früher gefragt, wenn man höflich fragt, reicht es nicht wenn jemand dann wenn er einen nicht möchte, nicht auch höflich nein sagt? Damit ist es doch vom Tisch. Meist wird man dann noch beleidigt. Wozu? Mir kam es jedenfalls so vor. Vielleicht sieht man als junger Mensch auch Dinge zu streng, wie man einiges im Alter später auch zu streng oder zu eng sieht. Wer weiß das schon? Ich habe gelernt mir selbst zu genügen und versucht meinen Herrn zu entsprechen. Euer Bruder ist mit Nathan jedenfalls glücklich wie es mir scheint. Vielleicht ist Euch dies ein wenig Trost«, bot Ferrau an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nein, das ist mir kein Trost. Es macht mich nur noch eifersüchtiger. Aber man hat schließlich auch noch ein Gehirn. Ich werde damit klarkommen, es wird nur ein wenig dauern. Man gewöhnt sich letztlich an alles. Wurdest du oft beleidigt? Von wem? Von mir wirst du keine Beleidigungen hören. Ich werde dir sagen, was ich wünsche oder nicht. Ich werde sicher auch mal schreien. Dann bleib bitte ruhig und vor allem, weiche mir nicht aus, sondern bleib da und komm mir entgegen. Dann beruhige ich mich schneller. Wenn du anfängst, mich zu meiden, werde ich nur noch wütender. Du brauchst mich nicht zu fürchten. Es gibt keinen Grund, fortzulaufen.«


    Ferrau
    Ferrau zuckte die Achseln. »Von vielen Leuten Herr, die meisten verpacken Kritik immer in eine Beleidigung. Vielleicht weil ich dann lieber schweige. Aber ich kann ja schlecht jemanden zurück anschreien oder beleidigen. Das ist nicht unsere Aufgabe und es gehört sich nicht. In der Küche ist der Ton generell rauer. Nein ich werde bei Euch bleiben, versprochen. So lange Ihr nur schreit ist alles gut. Ihr vermisst ihn eben sehr, ich hoffe Euer Bruder wird das zu schätzen wissen, was Ihr für ihn aufgegeben habt. Wie war Euer Treffen mit Euren Brüdern? Möchtet Ihr erzählen? Vielleicht heitert Euch dies auf«, sagte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Dich wird niemand mehr beleidigen, Ferrau. Wenn dies einer wagt, dann erwarte ich, dass du mir seinen Namen und die Art der Beleidigung nennt. Wer dich beleidigt, beleidigt mich. Du schuldest diesen Leuten keine Loyalität, es ist dein gutes Recht, sie ans Messer zu liefern. Es wird sich rasch rumsprechen, dass niemand so mit dir umzugehen hat. Es gab auch Leute, die der Meinung waren, Nathan wegen seines sanften Wesens herumschubsen zu können. Das taten sie ein einziges Mal und dann nie wieder. Das Treffen mit meinen Brüdern war sehr ... erfreulich. Maurice kann auch anderes, als Hiobsbotschaften verbreiten.« Er setzte sich aufrecht hin. »Souvagne wird wachsen. Die Hohe Mark wird Teil davon. Den bisherigen Teil wird Gregoire führen und den anderen - ich. Vater hat mich als seinen Sohn anerkannt. Ich trage fortan keinen Bastardfaden im Wappen mehr.«


    Ferrau
    Ferrau lächelte erfreut. »Das sind mehr als gute Nachrichten Herr, dass sind vortreffliche Nachrichten. Welchen Titel werdet Ihr dann führen? Duc und Dreux Grand-Duc oder welchen Titel tragt Ihr? Nun dann seid Ihr mit allen Rechten und Pflichten nun der Sohn von Duc Maximilien Rivenet de Souvagne Herr. Ihr seid erbberechtigt, was damit schon bewiesen ist. Ihr habt eine eigene Scholle. Dann wird die Souvagne ein großes Land sein, ein großes Land in dem seine Bürger sicher leben. Die Almanen der ehemals Hohen Mark können sich glücklich schätzen. Nun Maurice wusstet Ihr einzunorden, folglich sicher auch die Bediensteten aus der Küche. Sollte es erneut vorkommen, werde ich Euch davon berichten«, antwortete Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Maurice hat letztlich nur seine Arbeit gemacht und nichts verbrochen, aber er weiß Dinge, die er nicht wissen sollte. Zwischen Duc und Marquis wird es einen neuen Titel geben, den des Furisto. Offen bleibt, ob Dreaux Duc bleibt, wenn Vater zurückkehrt oder ob dieser sein Amt wieder antritt. Wir beide werden jedenfalls umziehen. Dreaux und Gregoire werden hierbleiben, ebenso Nathan und vermutlich Khawa und Jules. Uns erwartet eine neue Heimat. Ich versuche, Olivie mitzunehmen. Ich habe Dreaux gesagt, dass ich sie heiraten möchte.«


    Ferrau
    Ferrau schaute seinen Herrn an und wusste nicht, ob er diesen drücken durfte. »Ihr wollt heiraten? Warum sagt Ihr dies erst jetzt? Das müssen wir doch vorbereiten! Herr, denkt an die Einladungen, Eure Gewandung, die Speisen, ach was weiß ich noch alles! Ich habe so viel zu planen und Euch so viel zu fragen«, freute sich Ferrau ein Bein aus.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel lächelte etwas, weil Ferrau sich so freute. »Noch ist es nicht amtlich. Wenn mein Vater wieder Duc wird, könnte er Einwände haben. Ich habe noch eine Frage an dich. Hast du bereits mit einer Frau geschlafen?«


    Ferrau
    Ferrau schüttelte kaum merklich den Kopf, das Thema war ihm mehr als peinlich. »Mit keiner Person ich tue es... allein«, flüsterte Ferrau und versuchte schnell das Thema zu wechseln. »Euer Vater wird Euch die Ehe nicht verbieten Herr. Er wird erfreut sein, dass Ihr eine Frau wählt«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Ciel und betrachtete Ferrau aufmerksam.


    Ferrau
    »Nun Herr das Thema ist mir sehr peinlich. Was soll ich dazu groß sagen, außer dass es ist wie es ist und ich nicht gerne darüber rede. Für mache ist es einfach so etwas zu tun, für mich ist es das nicht. Also lasse ich es, ich muss ja keine Korbhandlung eröffnen oder?«, fragte Ferrau betreten.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du brauchst mit mir nicht darüber zu reden, ich wollte nur wissen, was ich fragte. Die Information genügt mir. Hat es einen Grund, warum es dir schwer fällt, darüber zu reden? Ich selbst hasse das Thema. Aber du bist mein Leibdiener und ich möchte über dich im Bilde sein. Auch was diese Dinge anbelangt.«


    Ferrau
    Ferrau nickte einmal knapp. »Einmal habe ich es versucht und...«, er räusperte sich, »... also ich habe... hab... versagt und dass war dann der Tratsch der Woche unter den Weibern in der Küche... seit dem... bin ich kurriert«, flüsterte Ferrau noch leiser.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Glaubst du, ich würde mich darüber lustig machen? Du hast mir versichert, ich könne dich alles fragen und nun stammelst du herum. Es ist dir peinlich, hat dich verletzt. Du bist sicher nicht der Einzige, dem je so etwas geschehen ist. Du wirst auch von mir Dinge erleben, die mir peinlich sind oder mich verletzen, das bedingt deine Rolle als mein Leibdiener. Wer war die Person?" Ciel bohrte absichtlich nach, weil Ferrau versuchte, sich zu drücken.


    Ferrau
    Ferrau schaute zur Tür und schaute dann Ciel entschuldigend an. "Ich weiß Herr, aber ich fühlte mich so als hätte sie mich nackt in die Küche gestellt und auf mein... Ding gezeigt und alle haben drüber gelacht. Nun im Grunde hat sie das ja auch. Ich sagte Euch bereits den Namen. Damit war die Schwärmerei dahin. Nun über sowas redet wohl niemand gerne. Man sagt zwar einem ist nichts körperliches fremd Herr, aber wenn Ihr Euch übergeben müsst, ist das für mich nicht peinlich oder falls Ihr mal Brechdurchfall habt. Das war hingegen sehr peinlich. Es ist eine Sache zwischen zwei Personen und sie hat es gebrochen, sie hat mich bloßgestellt. Was hatte sie davon? Spaß? Ich weiß es nicht, es war mir auch gleichgültig, ich war froh dass die irgendwann ein anderes Thema drauf hatten. Aber die Küche ist ja eh ein Hort des Flurfunks. Heute morgen grüßt Ihr nicht, so weiß jeder innerhalb von 5 Minuten was mit Euch los war. Aber glaubt nicht, dass davon nur ein Wort wahr ist. Manchmal leider doch, wie mein... Schlappschwanz", erklärte Ferrau durch zusammengebissenen Zähnen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Musette Gaillou. Es wird kein zweites Mal geschehen", sagte Ciel. "Danke für das Gespräch. Es war ein anstrengender und in vielerlei Hinsicht auch belastender Tag, doch er enthielt auch viel Gutes. Bitte mach uns beide nun bettfertig und danach wünsche ich mit dir Karten zu spielen. Ich möchte sehen, ob du darin wirklich so gut bist, wie du es behauptest." Er blinzelte Ferrau aufmunternd zu.


    Ferrau
    "Ja gerne Herr, dass wird Euch gefallen, glaubt mir. Glaubt mir, ein zweites Mal wird sie nicht die Chance dazu haben, ich halte mich von der Frau fern, wie von Giftefeu", erklärte Ferrau und bereitete den Zuber für ein Bad vor. Er legte das Rasierzeug bereit und zog schon das Messer ab, damit er Ciel gleich in Ruhe rasieren konnte. Er fühlte kurz nach der Wassertemperatur, ehe er einige Badesätze hinzugab und das Wasser umrührte. Er stellte Haarwaschmittel bereit und schaute kurz zurück ins Wohnzimmer. "Wenn Ihr kommen möchtet Herr?", bat Ferrau freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel stand auf und ging zu Ferrau. "Dich von der Dame fernzuhalten wird nicht nötig sein", sagte er freundlich.


    Ferrau
    "Was meint Ihr genau Herr?", fragte Ferrau und reichte Ciel die Hand, dass er in den Zuber steigen konnte, ohne Angst haben zu müssen auszurutschen oder sich seine edelsten Teile auf dem Rand zu prellen. "Ich halte Euch nur zu", sagte er aufmunternd.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Sollte ich vorher nicht noch entkleidet werden?", erwiderte Ciel schmunzelnd. "Ich sagte doch, niemand wird es künftig wagen, so über dich zu sprechen. Sie hat dich bloßgestellt und das wird nicht ungesühnt bleiben, gleichgültig, wie lange es her sein sollte."


    Ferrau
    Ferrau lief knallrot an wie eine Fleischtomate. "Verzeihung", fiepte er kläglich und entkleidete seinen Herrn rasch.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ließ sich in den Zuber helfen und machte es sich darin bequem. Die Wassertemperatur war genau richtig.


    Ferrau
    "Möchtet Ihr, dass ich den Badeschwamm auf Euren Kopf ausdrücke? Manche mögen es so die Haare nass gemacht zu bekommen, andere hassen es Herr", erklärte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Bitte mach meine Haare mit den Händen nass", antwortete Ciel. "Der Schwamm stört mich nicht, aber mit den Händen ist es angenehmer."


    Ferrau
    "Wie Ihr wünscht, soll ich Euch auch mit den Händen einseifen und waschen?", fragte Ferrau während er vorsichtig die Haare von Ciel nass machte ohne ihn zu ziepen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Das wäre mir angenehm. Oh und beim Haarewaschen schätze ich eine Kopfmassage. Es ist entspannend und soll gut für das Haarwachstum sein."


    Ferrau
    "So ist es auch Herr, Ihr werdet nicht enttäuscht sein", erklärte Ferrau und fing an Ciel vorsichtig einzuseifen und ihn dann abzuwaschen. Danach widmete er sich Ciels Haaren. Schäumte diese gut ein und massierte ihm dabei den Kopf, damit das Shampoo auch gut einwirkte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel entspannte sich und ließ Ferrau seine Arbeit machen. Bei der Kopfmassage schloss er die Augen. Ferrau war ein angenehmer Mensch und Ciels aufgebrachtes Gemüt kam langsam zur Ruhe. "Hm, Kerzenlicht wäre das nächste mal gut", sinnierte er.


    Ferrau
    "Daran werde ich denken Herr und Euch im Bad mit passender Beleuchtung empfangen. So wie Ihr es mögt", erklärte Ferrau und spülte die Haare von Ciel vorsichtig aus. "Steigt aus dem Wasser", bat Ferrau und hielt ein Handtuch bereit.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel stützte sich an Ferrau ab, stieg aus dem Zuber und stellte sich hin, damit er ihn abtrocknen konnte.


    Ferrau
    Ferrau umarmte Ciel mit dem vorgewärmten Handtuch und rubbelte ihn dann trocken. er band es um seinen Hals zu und holte ihm die Nachtwäsche. Erneute rubbelte er ihn trocken, befreite ihn vom Handtuch und kleidete Ciel für die Nacht ein. Danach gab er etwas Haaröl in dessen Haare, kämmte diese durch und band sie zusammen. "So bitteschön", sagte er freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Danke. Ich warte hier auf dich." Ciel kuschelte sich auf dem Sofa in die Tagesdecke ein und nahm ein Buch zur Hand, damit Ferrau sich in Ruhe selbst bettfertig machen konnte.


    Ferrau
    Ferrau räumte im Bad schnell auf, verzog sich dann in seine Kammer und machte sich selbst bettfertig, ehe er sich wieder zu Ciel gesellte. Er hatte ein Set Karten dabei und hockte sich damit auf den Boden. Er machte eine einladende Geste.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel legte das Buch beiseite und setzte sich, noch immer in die Decke eingewickelt, zu Ferrau auf den Boden.


    Ferrau
    "Offiziersskat, auch Zweimann-Skat genannt, ist ein Zweimann-Kartenspiel Herr, das an die Regeln des Skat-Spiels angelehnt ist. Gespielt wird mit einem Blatt mit 32 Karten und man spielt mit teils offenen und teils verdeckten Karten. Wie beim Skat werden zur Ermittlung des Gewinners Stiche ausgeführt und gezählt.


    Das Spiel wird mit zwei Spielern gespielt, die jeweils zwei verdeckte und darüber zwei offene Kartenreihen zu jeweils vier Karten vor sich ausliegen haben.


    Jeder Spieler spielt entsprechend mit 16 Karten und über 16 Stiche. Je nach Ansage wird das Spiel mit einer Trumpffarbe, ohne Trumpffarbe oder vollständig ohne Trümpfe gespielt. Ein Nullspiel, wie dies beim Skat vorhanden ist, ist je nach Regelvariante ebenfalls möglich. Der Geber mischt die Karten, der Mitspieler muss abheben. Nach der Festlegung der Trumpffarbe erhält auch der Geber vier offene Karten auf seine Karten.


    Er kann kontra“ ansagen, wenn er davon ausgeht, dass sein Mitspieler das Spiel nicht gewinnen wird. Die restlichen 16 Karten werden als je vier weitere verdeckte und offene Karten vor die Spieler gelegt. Hat der Geber nach Erhalt seiner ersten 4 offenen Karten kontra angesagt, kann der Mitspieler, nachdem er 4 weitere offene Karten erhalten hat, als Antwort „re“ ansagen und damit signalisieren, dass er das Spiel trotz Widerspruch gewinnen wird.


    Der Spieler, der den Trumpf festgelegt hat, beginnt das Spiel mit dem Ausspielen einer seiner offenen Karten. Trumpf Farbe müssen von dem Gegenspieler bedient werden. Wer nicht bedienen kann, also „skat“ oder „blank“ ist, kann eine Karte abwerfen. Eine beliebige Karte abgeben oder im Falle einer ausgespielten Farbe trumpfen.


    Mit einem Trumpf einstechen und die Karte gewinnen. Hier gelten die von Skat bekannten Regeln für Farbspiele, Grand und Ramsch. Nach jedem Stich werden die vorher verdeckt liegenden Karten offengelegt. Derjenige, der den Stich gewonnen hat, spielt die nächste Karte aus. Das Spiel endet, wenn all 16 Stiche gemacht wurden, danach werten beide Spieler die von ihnen gewonnenen Karten. Das Spiel gewinnt der Spieler, der insgesamt die meisten Punkte gemacht hat. Es ist also ganz einfach Herr", erklärte Ferrau und legte die Karten passend hin.


    Ferrau räumte die Karten ein, nachdem er gemeinsam mit seinem Herrn eine Partie Offiziersskat, was man auch Bauernskat nannte, gespielt hatte. Er freute sich sehr darüber, dass sich sein Herrn für ihn Zeit genommen hatte und Abends gerne Zeit mit ihm verbringen wollte. Allein täglich in seiner Kammer zu hocken, wäre keine gute Aussicht gewesen. Aber immerhin noch besser, als es vorher gewesen war. Vielleicht mochte sein Herr auch andere Spiele, aber die würde er ihm später beibringen. Die einfachsten Spiele waren eh die interessantesten. Potz 1000 wollte er seinem Herrn als nächstes beibringen. Ein Würfelspiel wo man nah an die 1000 herankommen musste und das eine ideale Rechenübung war. So hatte er das Rechnen gelernt. "Ich hoffe Ihr hattet etwas Freude am Spiel", sagte Ferrau fröhlich.



    Ciel Felicien de Souvagne
    "Ja, es war unterhaltsam!" Am Ende hatte Ciel natürlich verloren. Er hatte es heute zum ersten Mal gespielt. Dennoch hatte es ihm viel Freude gemacht und noch mehr, dass sie dabei in Schlafsachen auf dem Boden gesessen hatten. Zwar trug Ferrau nicht das peinliche wie entzückende rosa Nachthemd von Nathan, doch er war eine angenehme und auch humorvolle Gesellschaft. Dass er noch etwas zurückhaltend war, war normal, das war auch Ciel noch. Es würde dauern, bis sie sich endgültig aneinander gewöhnt hatten, doch sie waren auf einem guten Weg. "Morgen wünsche ich Revanche!", grinste er, gähnte und machte beim Strecken einen Buckel.


    Ferrau
    "Oh morgen werden wir Potz 1000 spielen und das ist ein Würfelspiel Herr. Es geht darum, dass man dadurch die 1000 erreicht. So habe ich das Rechnen gelernt. Da werdet Ihr mich sicher schlagen, da ich damit manchmal immer noch übe. Ich leihe Euch zur Not sogar meinen Glückswürfel", grinste Ferrau und musterte Ciel. "Ist mit Euch alles in Ordnung? Habt Ihr Rückenschmerzen oder seid Ihr einfach nur müde? Wenn Ihr es wünscht, bringe ich Euch jetzt zu Bett", sagte Ferrau freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Ich bin nun schön müde, Ferrau. Das Spiel war eine gute Methode, den ganzen Stress des Tages aus dem Kopf zu spülen. Ich möchte nun schlafen." Ciel hatte ziemlich kleine und schmale Augen bekommen, aber er sah ausgesprochen zufrieden aus. "Rechnen ist gut", sagte er und quälte sich auf die Beine, damit Ferrau nicht auf die Idee kam, ihn mit seiner gebrochenen Rippe hochzuziehen.


    Ferrau
    Ferrau führte Ciel zum Bett, schlug die Decke beiseite und wartete bis sich sein Herr ins Bett gelegt hatte. Dann deckte er ihn warm bis zum Hals zu und legte die weitere Oberdecke darüber und strich sie glatt. Er verschwand kurz aus dem Raum und stellte Ciel eine Tasse mit kalten Tee ans Bett falls dieser über Nacht Durst bekommen sollte. Dann löschte er das Licht. "Schlaft schön Herr, ich wecke Euch morgen früh um 6 Uhr, wenn Ihr mir nichts anderes auftragt. Ich wünsche Euch eine gute Nacht", flüsterte Ferrau und ging leise in seine Kammer.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Schlaf auch schön, Ferrau", antwortete Ciel mit schon geschlossenen Augen und lauschte noch, bis in Ferraus Kammer Ruhe eingekehrt war, ehe er einschlief.


    Ferrau
    Ferrau kroch ebenfalls ins Bett und war froh, dass der Tag für ihn so ausging. Er löschte das große Licht und ließ nur das kleine Nachtlicht auf seinem Tischchen leuchten, falls er nachts rausmusste um seinen Herrn zu dienen.

  • Die Schwertmeisterin & die Bestrafung der Musette Gaillou
    Ciel Felicien de Souvagne
    Am nächsten Tag ließ Ciel nach Bellamy schicken. Es war die erste Amtshandlung, die er an diesem Tage vollbrachte. Es würde nicht viel Zeit in Anspruch nehmen, war aber von Bedeutung. Er war gespannt, ob der Mann diesmal wieder Zicken machen würde, oder ob die Rüge von Dreaux Wirkung zeigte.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy fand sich einige Minuten später umgehend bei Ciel ein. Er klopfte und betrat das Quartier des Prince. Dort verbeugte er sich und nickte zum Gruße. »Hier bin ich«, sagte er freundlich und deutete auf eine gerüstete junge Frau die neben ihm stand. »Dies ist Arienne de Riquier, ab sofort die Leibgardistin für Eure werte Frau Mutter - wie versprochen«, verkündtete Bellamy. »Eure Hoheit, es ist mir eine Ehre«, sagte Arienne und verneigte sich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel war etwas überrascht. Damit hatte er nicht gerechnet. Er betrachtete die Frau mit bohrendem Blick. In der Hand dieser Schwertmeisterin sollte die Sicherheit seiner Mutter fortan gewährleisten. Auf den ersten Blick machte sie einen guten Eindruck. Ciel nickte knapp. » Arienne, ich möchte mich später noch mit Ihnen unterhalten. Zunächst muss ich den Palaisin jedoch allein sprechen.«


    Arienne
    »Sehr wohl Hoheit, bis später«, verabschiedete sich die junge Frau. Sie verbeugte sich und verließ umgehend den Raum.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy schaute ihr kurz nach, ehe er sich wieder auf Ciel konzentrierte. »Nun wie gesagt, hier bin ich Hoheit«, sagte der Palasin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Zunächst möchte ich Ihnen für die nun doch zeitnah erfolgte Zuteilung der Wache für meine Mutter danken. Ich werde der Dame dann noch ein wenig auf den Zahn fühlen, immerhin geht es hier um die Sicherheit von Madame de Thibodeau und nicht um irgendwen. Aber darum habe ich Sie natürlich nicht rufen lassen. Sondern wegen einer anderen Sache. Man sagt Ihnen einen äußerst finsteren und grimmigen Ruf nach.«


    Bellamy Bourgeois
    »Das mag sein, ich muss Entscheidungen umsetzen die nicht immer auf Gegenliebe stoßen Prince. Denken Sie an den Wildpinkler, den musste ich auch mit Zeichensprache überzeugen, Reden bringt einen nicht immer weiter, eine gepanzerte Faust schon«, antwortete Belly.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Richtig. Wegen genau dieses Rufs habe ich Sie zu mir bestellen lassen. Es geht um einen Denkzettel für eine Person, die etwas getan hat, was nicht unbedingt von juristischer Relevanz ist, also kein Fall für Dominique. Dennoch kann ihr Verhalten nicht ungesühnt bleiben. Würden Sie das für mich übernehmen?«


    Bellamy Bourgeois
    »Natürlich, dafür bin ich da. Mit wem soll ich nonverbal sprechen Prince?«, grinste Belly.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es geht um eine Musette Gaillou, eine Küchenkraft. Sie hat eine Person beleidigt und öffentlich bloßgestellt, die mir am Herzen liegt. Ich möchte, dass sie die Dame auf eine Weise behandeln, bei der ein jeder versteht, worauf sich der Denkzettel bezieht, ohne dass der Name ihres Opfers ausgesprochen werden muss. Man soll die nonverbale Botschaft auf Anhieb verstehen. Musette unterstellte der mir am Herzen liegenden Person öffentlich mangelnde Standfestigkeit, was zu wochenlangem öffentlichen Hohn geführt hatte. Das darf sich nicht wiederholen. In welchem Zustand Madame Gaillou verbleibt, ist von keiner Relevanz, ich lasse Ihnen freie Hand. Glauben Sie, das bekommen Sie hin?«


    Bellamy Bourgeois
    »Sicher verlassen sie sich auf mich, sie wird nie wieder irgendwem eine weiche Nudel unterstellen, das schwöre ich Ihnen«, grinste Bell sein Raubtiergrinsen. »Es könnte aber sein, dass sie einige Zeit nicht arbeiten kann. Ich hoffe das geht für Sie in Ordnung«, antwortete er freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel grinste kaum merklich zurück. »Das geht es, Bellamy. Sorgen Sie aber dafür, dass die gesamte Küchenbelegschaft auf die eine oder andere Weise Bescheid weiß. Es darf kein Verschweigen des Denkzettels möglich sein, denn dieser Denkzettel gilt für alle.«


    Bellamy Bourgeois
    »Sie wird es nicht verschweigen können, dafür werde ich sorgen, ich werde es ihr auf die Stirn schreiben was sie ist und für jene die nicht lesen können, kommt ein Zeichen dazu... wenn sie verstehen was ich meine«, kicherte Belly.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nein, ich verstehe nicht und offiziell weiß ich auch gar nichts davon. Gehen Sie einfach, gönnen Sie sich ein Stündchen Spaß oder zwei, von mir aus den gesamten Tag. Wenn ich Ihnen vertraue, dann in der Hinsicht, dass Sie sich eine angemessene Behandlung für die Dame einfallen lassen werden. Ich werde mich überraschen lassen.«


    Bellamy Bourgeois
    »Sie werden zufrieden sein, ich verspreche es ihnen. Sie wird nie wieder so weit Ihr Schandmaul aufreißen, jedenfalls nicht für solche Sprüche. Ich kümmere mich sofort darum. Möchten Sie Arienne noch einmal sprechen? Dann schicke ich sie nach mir rein und gehe mich jetzt um die Hilfe bedürftige Küchenkraft kümmern«, bot Bellamy an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte mit einem freundlichen Gesichtsausdruck. »Lassen Sie sich so viel Zeit, wie Sie benötigen. Schicken Sie mir Arienne.«


    Bellamy Bourgeois
    »Sehr wohl«, antwortete der Palasin und verließ das Quartier von Prince Ciel. Beim Rausgehen schickte er Arienne zurück zu seiner Hoheit mit einem knappen Kopfnicken, da er sich umgehend auf den Weg machte.


    Arienne
    Die Chevalier betrat erneut den Raum von Ciel und verneigte sich tief. »Herr«, sagte sie nur knapp.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Setzen Sie sich einen Augenblick zu mir.« Er wies auf den Stuhl schräg gegenüber des Sofas, auf dem er selber saß. Eigentlich fanden solche Treffen in der Amtsstube statt, aber der Auftrag an Bellamy war privater Natur gewesen und Ciel wollte das trennen. Da aber Arienne nun schon einmal hier war, wollte er nicht extra den Raum wechseln. »Möchten Sie Tee oder Kaffee?«


    Arienne
    »Einen Kaffee hätte ich gerne, vielen Dank«, sagte Arienne.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ferrau hatte sich in seine Kammer zurückziehen sollen. Er sollte nicht hören, was Ciel vorhatte. Musettes Bestrafung sollte eine hübsche Überraschung für ihn werden. Ciel klingelte nach ihm. »Bitte bring meinem Gast einen Kaffee«, bat er freundlich.


    Ferrau
    Der Leibdiener des Prince holte sofort aus der Küche eine Kanne Kaffee und eilte damit zurück zu seinen Herrn um zuest Ciel und dann Arienne einen Becher einzuschenken. Milch und Zucker stellte er bereit, ehe er sich zurückzog.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Nachdem sie beide ihren Kaffee erhalten hatte, begann Ciel das Gespräch. »Ich nehme an, Bellamy hat sie bereits instruiert. Ich suche eine Person, welche sich persönlich um die Sicherheit meiner Mutter Madame de Thibodeau kümmert. Gleichzeitig ist von Bedeutung, dass Sie gut mit ihr harmonieren, denn sie ist von empfindsamem Wesen. Sie müssen also in der Lage sein, den Spagat zwischen hervorragenden Eigenschaften als Kämpferin und Gesellschafterin zu bewerkstelligen. Wie sind Ihre Referenzen?«


    Arienne
    »Herr ich denke das werde ich schaffen, glauben Sie mir, was ich schon alles schaffen musste um mich in dem Rudel von Leibgardisten über Wasser zu halten. Ihre Mutter wird eine angenehme Gesellschaft sein und zu zweit arbeitet es sich leichter. Man hat nur eine Person auf die man sich ganz und gar einlassen kann. Ich denke wir werden gut zusammenpassen. Nun ich habe mich vom kleinsten Posten bis zur Leibgarde hochgearbeitet, gearbeitet Herr ehe seltsame Gedanken aufkommen. Nehmen Sie mir dies nicht übel. Ich habe hart für diese Stelle gearbeitet«, erklärte sie freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel lächelte kaum merklich. »Es liegt mir fern, Ihnen anderslautende Unterstellungen zu unterbreiten. Dennoch möchte ich mich von Ihren Fähigkeiten mit eigenen Augen überzeugen. Dies würde ich bei jedem wollen, nicht, dass Sie nun mir Vorbehalte unterstellen. Demonstrieren sie mir eine Kostprobe Ihrer Fähigkeiten, suchen Sie sich Ort und Gegner selbst aus.«


    Arienne
    Sie überlegte einen Moment. »Heute nach Bellamys erledigter Aufgabe unten im Hof gegen den Schwertmeister des Ducs«, schlug sie vor und schmunzelte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich werde meinen Tagesplan entsprechend einrichten. Melden Sie sich einfach, wann es Ihnen passt und entweder habe ich gerade Zeit oder Sie müssen sich noch einen Augenblick gedulden, bis ich die momentane Arbeit erledigt habe. Nun erzählen Sie mir etwas über sich. Wie würden Sie sich selbst beschreiben und warum glauben Sie, sind Sie die geeignete Beschützerin meiner Mutter?« Ciel trank einen Schluck Kaffee und schaute Sie hinter der Tasse hervor an. Er ließ ihr Gesicht nicht eine Sekunde aus den Augen.


    Arienne
    »Herr ich bin eine Fille de Bouclier, also eine weibliche Chevalier. Aus diesem Grund wählte mich Bellamy dafür aus, Ihre Mutter zu beschützen. Ich bin 35 Jahre alt oder jung, wie man es nennen möchte und ich stamme aus Riquier dies liegt in der Nähe von Neufville. Ich fand die Aufgabe die Gemahlin des Ducs beschützen zu dürfen als äußerste Ehre, zumal ich gerne für eine Frau arbeiten würde. Nun es mag albern klingen, aber auch wir Frauen sollten zusammenhalten. Welche Erledigungen Ihre Mutter auch zu erfüllen hat, oder welche Aufgaben, ich werde Ihr treu zur Seite stehen. Ich sehe dies als Fortschritt meiner Karriere, weg von der Truppe der Garde hin zu einer persönlichen Leibgardistin, einer Leibwächterin«, erklärte sie höflich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel stellte die Tasse wieder hin. Seine Mine war nicht zu deuten. Er war hochkonzentriert und analysierte jeden noch so winzigen Muskel in Ariennes Gesicht, jedes winzige Zucken, jedes Blinzeln, jede Änderung der Durchblutung oder der Atmung. »Sie haben über Ihren beruflichen Werdegang gesprochen. Mich interessiert jedoch auch die menschliche Seite, denn andernfalls könnte ich jeden beliebigen Gardisten nach Vorführung seiner Kampfesfertigkeiten für den Posten einteilen lassen. Oder leben Sie ausschließlich für Ihre Arbeit? Auch so etwas gibt es ja. Erzählen Sie mir etwas mehr über sich selbst, Arienne.«


    Arienne
    »Sehr gerne. Nun ich trat in die Fußstapfen meines Vater. Leider war ihm nicht das Glück eines Sohnes beschieden und so habe ich mich der Sache angenommen. Zuerst mehr aus Trotz versteht Ihr? Auch ein Mädchen kann das Schwert führen. Mein Vater sah dies zuerst mit einem Augenzwinkern und ich wie gesagt wohl aus Trotz. Aber je älter ich wurde, je mehr Spaß hatte ich an dem Training und meinem Vater erging es ebenso. Als ich zur Leibgarde an den Hof wechselte war er erfüllt voller Stolz. Eine private Seite habe ich auch und die ist vermutlich weniger spektakulär als Sie vermuten. Ich reite gerne aus und nehme dabei meinen Hund mit. Man könnte mir durch meinen Beruf unterstellen ein »Mannweib« zu sein, aber trotz allem steckt in dieser Rüstung eine Frau mit einem weiblichen Herzen, die es genauso liebt auf einem Fest ein luftiges Sommerkleid zu tragen, wie in einer erbitterten Schlacht ihre Rüstung. Ich lese sehr gerne lyrische Dinge, mag Poesie und Gedichte und in meiner Freizeit, so denn ich denn welche habe schwinge ich nicht nur das Schwert, sondern auch den Pinsel. Ich zeichne Auqarellbilder, allen voran Landschaftsbilder unserer schönen Heimat. Einige hängen sogar bei mir im Quartier. Ich trinke gerne mal ein Bier mit den Kameraden und lache gerne, ebenso bin ich auch für einen guten Wein und gemeinsames Schweigen zu haben. Mehr fällt mir im Moment nicht ein, was ich Ihnen erzählen könnte«, gestand Arienne.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte etwas. »Haben Sie Pläne zur Familiengründung?«


    Arienne
    »Nein Herr. Schaut ich bin Soldatin, wenn Ihr so wollt. Entweder ist man Soldat und dient seinem Land und folglich seinem Herrn, oder man ist Zivilist und gründet eine Familie. Beides geht nicht. Man kann nicht auf zwei Hochzeiten tanzen. Wenn Sie die herzzerreißenden aber auch dummen Szenen mancher Völker sehen wo sich Männer wie Frauen schluchzend von ihrem Nachwuchs verabschieden frage ich mich, ob diese Personen den Kopf nur für die Frisur tragen. Jeder Soldat weiß, dass er in der Schlacht fallen kann. Jedes Gefecht kann das Letzte sein. Jeder Auftrag ist vielleicht einer ohne Wiederkehr. Und dann setze ich bewusst Kinder in die Welt um sie als Waisen zurückzulassen? Gibt es nicht schon genug Kriegswaisen unter den Zivilisten, als das man dies noch provozieren müsste? Zudem solche Soldaten sind nicht tauglich Herr. Auf dem Schlachtfeld sind die Gedanken beim Kind, daheim beim Kind sind die Gedanken bei den Kameraden. Manche Berufen verlangen eine klare Entscheidung Herr. Ich habe meine Entscheidung getroffen - ich bin Soldatin, ich bin die letzte Bastion zwischen Euch und dem dreckigen Fremdlingen da draußen, ich bin ein Schwert. Ich bin keine Mutter Herr, dafür sind andere da«, erklärte Arienne vehement und stolz.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciels Mundwinkel zogen sich zu einem kleinen, aber wohlwollenden Lächeln auseinander. »Dann ist es nun an der Zeit, dass ich Ihnen Minette de Thibodeau vorstelle.« Er klingelte nach Ferrau. »Bitte schicke jemanden, der meine Mutter holt.« Dann wandte er sich wieder seinem Gast zu. »In der Zwischenzeit können Sie mir sagen, ob es Ihnen etwas ausmachen würde, an einen weit entfernten Ort umzuziehen. Sicher kann man Sie einfach versetzen. Doch ich möchte jemanden an der Seite meiner Mutter wissen, der mit dem ganzen Herzen dabei ist.«


    Ferrau
    »Sofort Herr ich eile«, erklärte der Leibdiener und eilte los um die Mutter seines Herrn abzuholen. Er eilte über Flure und Gänge und blieb vor dem Quartier von Minette de Thibodeau stehen. Die Lieblingsfrau von Maximilien Rivenet de Souvagne wie er wusste. Er durfte jetzt ja nichts falsch machen. Er klopfte leise und höflich und wartete dann sehr nervös ab.


    Thekla
    Die Tür öffnete sich und anstelle von Minettes lieblichem Gesicht schob sich das harte Antlitz Theklas heraus, mit großer Nase und kräftigem Kinn und mausbraunem, zu einem strengen Dutt hochgebundenem Haar. »Ja?«


    Ferrau
    Er verneigte sich höflich. »Madame, Minette de Thibodeau wird gebeten Ihren Sohn zu besuchen. Er möchte seine Mutter schnellstmöglich sehen. Könnt Ihr dies bitte ausrichten?«, fragte er höflich.


    Thekla
    »Moment«, erwiderte Thekla und schloss die Tür vor Ferraus Nase. Stimmen ertönten hinter der Tür und einige Augenblicke später öffnete die Tür sich erneut. Thekla hielt sie auf, so dass Madame de Thibodeau hinaustreten konnte. Während Thekla ein dunkles, braun-graues und schlichtes Kleid trug, war das von Minette kunterbunt geblümt. In ihrem hochgebundenen, blonden Haar steckten farblich passende Seidenblumen und das nicht zu wenig. Sie nickte Ferrau freundlich zu.


    Ferrau
    Ferrau verneigte sich tief vor der Zweitfrau des Duc und gab dann den Weg vor. »Mir nach Madame«, bat er untertänigst.


    Minette de Thibodeau
    Minette folgte Ferrau gut gelaunt. Sie freute sich, dass ihr Sohn sich Zeit für seine Mutter nahm und fragte sich, um was es wohl gehen würde.


    Ferrau
    Ferrau geleitete Minette zum Quartier und öffnete die Tür. Er machte eine einladende Geste und trat dann zur Seite um die Mutter seines Herrn samt Zofe passieren zu lassen. »Bitteschön Madame«, sagte er höflich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel erhob sich, um seine Mutter zu begrüßen. Er legte seine Hände an ihre Schultern und küsste sie auf die Wange. Arienne sollte sehen, wie viel ihm seine Mutter bedeutete. »Madame Minette de Thibodeau«, stellte er sie der Schwertmeisterin vor. »Mutter, ich möchte Euch Eure neue Leibwächterin vorstellen, sofern sie Euren Vorstellungen entspricht. Arienne de Riquier hat einen vorbildlichen Werdegang, stammt aus gutem Hause und ich konnte mich soeben von ihrem gesellschaftsfähigen Umgangston überzeugen, was ja nicht selbstverständlich für eine Gardistin ist. Die Vorführung ihrer Kampfkünste steht noch aus, wir warten dafür die Rückkehr des Palaisins ab. Ich möchte, dass Sie beide sich in der Zwischenzeit miteinander bekannt machen.« Minette betrachtete Arienne mit sichtlichem Entzücken. Vor Freude waren ihre Wangen gerötet.


    Arienne
    Sie verneigte sich höflich vor Minette de Thibodeau. »Herrin ich bin außerordentlich erfreut Eure Bekanntschaft zu machen. Es ist mir eine Ehre, man hat schon viel von Euch gehört. Nur Gutes möchte ich anmerken«, freute sich Arienne.


    Minette de Thibodeau
    »Und mir ist es eine Freude, dass kein zweiter Bellamy meine Leibwache übernehmen soll. Mein Sohn hat wieder einmal bewiesen, wie gut er seine Mutter kennt.« Ciel blickte etwas gequält. Er hätte sehr wohl am liebsten einen zweiten Bellamy zum Schutze seiner Mutter abbeordert. »Der Palaisin hat seine Empfehlung für die Schwertmeisterin ausgesprochen«, informierte er ehrlich. »Möchten Sie beide spazieren gehen? Ich erwarte die persönliche Meldung Bellamys in einer wichtigen Sache, bei der Damenbesuch unangebracht wäre.« Minette erhob sich und beobachtete die Schwertmeisterin. Sie wollte sehen, wie sie stehend aussah.


    Arienne
    »Sehr gerne, wohin möchtet Ihr gehen Madame? Ich begleite Euch«, erklärte Arienne und stand ebenfalls auf.


    Minette de Thibodeau
    »In den Hof, ich möchte nach dem Vogelhaus sehen. Es wurde eigens auf meinen Wunsch hin gebaut, samt Vogeltränke und überdachter Sitzecke. Ciel ist ein aufmerksamer Sohn. Dies war sein letztes Geburtstagsgeschenk.« Ihr entging nicht, dass sein Gesicht noch eine Spur gequälter wurde. Es war ihm peinlich, wenn sie von ihm schwärmte, aber er war nun einmal nicht nur der Prince, sondern vor allem ihr Sohn. Thekla öffnete den beiden die Tür und Minette schritt mit wehendem Blütenkleid hindurch. Sogar ihr Parfum roch nach Sommerblumen, obwohl der junge Frühling noch wenig von sich zeigte.


    Arienne
    Die Schwertmeisterin folgte der Zweitfrau des Duc. »Eure Parfüm duftet außergewöhnlich. Eine Sommernote in diesen kalten Wintertagen, wie ein erschupperbarer Lichtstrahl wisst Ihr? Es muss ein Vermögen gekostet haben. Es unterstreicht wunderbar Euer Kleid Madame«, sagte sie gut gelaunt.


    Minette de Thibodeau
    Minette lächelte freundlich. Im Gegensatz zu ihrem Sohn haftete ihr nichts Kaltes oder Distanziertes an. »Es hat nichts gekostet, Thekla hat es gefertigt. Sie hat ein Händchen für schöne Dinge. Ich freue mich über Ihre Gesellschaft, Arienne. Ich fühle mich gleich viel sicherer. Und dass meine Sicherheit nicht in den Händen eines Grobklotzes liegt, der mich tagein, tagaus begleitet, ist mir umso lieber. Man kann in Gegenwart der männlichen Gardisten nicht vernünftig reden, sie schauen immer unangenehm und haben kein Verständnis für die schönen Dinge des Lebens. Natürlich müssen sie ihre Arbeit machen, es sind trotz allem tüchtige Menschen, aber wenn ich die Wahl habe, dann bevorzuge ich doch eindeutig eine Gardistin.«


    Arienne
    »Nun ich denke Männer haben ehr einen anderen Blick auf die Welt, wir sehen auch die kleinen Dinge. Vielleicht sehen sie diese auch, geben es aber nur nicht zu. Das würde zu ihnen passen. Oh das ist natürlich etwas anderes, dann ist dieses Pafüm sogar ein Unikat«, freute sich Arienne.


    Bellamy Bourgeois
    Kaum das Minette und Arienne das Quartier des Prince verlassen hatte, klopfte es erneut. Ferrau öffnete und stand fast Nase an Nase mit Bellamy, der den Leibdiener wie einen Vorhang zur Seite schob und eintrat. Gut gelaunt schmunzelte er Ciel an. »Auftrag ausgeführt«, grinste er.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel war erleichtert, dass nach der immer etwas anstrengenden Gegenwart seiner Mutter nun wieder jemand Normales in seinem Quartier stand. Er musste sich verkneifen, erleichtert auszuatmen. Er liebte seine Mutter abgöttisch, aber in ihrer Gegenwart kam er aus dem Fremdschämen nicht mehr heraus. »Schließen Sie die Tür und setzen Sie sich. Berichten Sie in allen Details, wie sie der Dame geholfen haben. Ferrau, setz dich bitte zu uns, nur für den Fall, dass jemand neuen Kaffee eingeschenkt zu haben wünscht.«


    Ferrau
    Ferrau schloß die Tür und setzte sich neben Ciel.


    Bellamy Bourgeois
    »Nun dass erkläre ich wohl etwas umschreibend. Ich habe der besagten Dame gezeigt, dass man nicht alle Nudeln weich kochen kann. Sondern dass manche auch dann noch hart bleiben, wenn dass Wasser kocht. Und um zu verhindern, dass die gute Dame nocheinmal auf die Idee kommt, andere als Schlappschwanz zu bezeichnen, dachte ich sorge ich dafür, dass sich niemand mehr für das Miststück interessiert - drum habe ich ihre Fresse für einige Sekunden fritiert - kurz ins Öl getunkt. Über Schlappschwänze wird sie sich nie wieder sorgen, sie wird weder einen harten noch einen weichen zur Gesicht bekommen. Glaubt mir, da vergeht es jetzt jedem der sie anguckt. Vorher hat sie ihre Strafe bekommen. Küchenunfälle sind ja mit die schlimmsten, habt Ihr dies gewusst?«, fragte Bellamy.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel war ausgesprochen zufrieden. Er empfand keinerlei Mitleid für die Frau, diese hatte schließlich auch keines gehabt, als sie Ferrau in einer so sensiblen Sache öffentlich derart bloßstellte. Ohne Ferrau direkt anzusehen, versuchte er aus dem Rande seines Blickfeldes dessen Reaktion zu erkennen, bevor er selbst etwas sagte.


    Ferrau
    Der Leibdiener war weiß wie ein Laken, verkniff sich aber trotzdem die ganze Zeit ein blödes Grinsen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Tragisch«, sagte Ciel. »Zum Glück waren Sie zur Stelle. Danke, Bellamy, Ihre Tüchtigkeit kann man nur loben. Ich hoffe, Sie haben noch einen angenehmen Arbeitstag.«


    Bellamy Bourgeois
    Ja ich konnte sie gerade noch »retten«. Immer gerne zu Diensten, ich war so frei der Katze auch noch die Nägel zu schneiden. Nicht dass sich wer an ihr verletzt, der Heiler oder so. Oh und ich glaube sie hat irgendwelche geistigen Störungen, man sollte auf ihre Äußerungen nichts geben was ihr so passiert sein könnte... Ich verabschiede mich Eure Hohheit, es war mir eine Freude«, grinste Bellamy und verließ nach einer Verbeugungs Ciels Räumlichkeiten.

  • Zukunftspläne
    Ciel Felicien de Souvagne
    Erst jetzt drehte Ciel sich zu Ferrau um. »Damit solltest du in Zukunft gefeit sein gegen entsprechende Unterstellungen. Nicht, dass derartiges eine Rolle spielen würde, so lange du dich in meinem Dienst befindest. Aber es gibt schließlich auch andere Themen, um jemanden vor aller Augen und Ohren lächerlich zu machen. Ich hoffe, das ist in deinem Interesse.«


    Ferrau
    Ferrau musterte Ciel mit großen Augen. »Hat er sie getötet?«, flüsterte er kaum hörbar.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nur frittiert. Vielleicht stirbt sie daran, vielleicht auch nicht, ich werde keinen Tropfen Blut an ihre Heilung vergeuden.«


    Ferrau Du Trieux
    »Das wird niemand Herr, sie war eine äußerst gemeine und niederträchtige Person. Das womit sie am meisten prahlte ist nun dahin. Vielleicht wird sie leben und lernen was es heißt so behandelt zu werden. Ich weiß nicht was ich sagen soll, dass Ihr das für mich getan habt. Danke«, sagte Ferrau glücklich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich gab dir mein Wort, dass niemand dich mehr ungestraft schlecht behandeln wird. Sie werden sehr bald lernen, was das nach sich zieht. Es soll dir gut gehen. Es wird dir gut gehen. Aber fortan hörst du mir genau zu und rennst nicht durch die Flure, wenn ich dir auftrug, jemanden zu schicken, der das für dich tut.« Er blinzelte ihm zu.


    Ferrau Du Trieux
    »Ja Herr ich wollte nur alles richtig machen, da war ich schon losgelaufen wisst Ihr?«, entschuldigte sich Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich weiß, doch Ferrau. Du möchtest es immer perfekt machen und dann steckst du mich in Kleidern in den Zuber oder rennst mit einer gebrochenen Rippe einmal um ganz Souvagne. Entspann dich. Lass dir die Zeit, die nötig ist. Es genügt, wenn einer von uns beiden Hektik verbreitet.«


    Ferrau Du Trieux
    »Ja Herr aber das war keine Absicht und ich hätte Eure Kleider auch wieder getrocknet, wäre es zum Äußersten gekommen. Ich werde keine Hektik mehr verbreiten und ich danke Euch von ganzem Herzen«, freute sich Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel streckte sich und es knisterte in seinem Rücken. »Der Tag ist noch nicht zu Ende und ich bin völlig erledigt. Die Begegnung mit meiner Mutter ist jedes Mal anstrengender als ein buchdicker Papierberg.«


    Ferrau Du Trieux
    »Herr Eure Mutter ist eine sehr liebevolle und warmherzige Person, daran besteht kein Zweifel. Ihr müsst Euch entspannen. Soll ich Euch massieren?«, fragte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das ist sie, aber wie soll man in ihrer Gegenwart entspannt bleiben? Ich bin froh, dass Arienne nun bei ihr ist, sonst passiert noch irgendwann etwas. Sie hat die Augen bei den winzigsten Problemchen, wie dem Sparen an teurem Parfum oder den Vögeln im Garten, aber vergisst dabei, auf das Wesentliche zu achten. Arienne wird sie vielleicht auf den Boden der Tatsachen zurückholen, wobei ich mir einen muffligeren und unansehnlicheren Gardisten gewünscht hätte. Eine kurze Massage wäre gut.«


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau hockte sich hinter Ciel und begann ihn zu massieren um die Verspannungen zu lösen. »Wieso denn dass Herr? So ein Gardist hätte Eure Mutter nicht lange beschützt, denn sie wäre sicher unglücklich mit ihm. Und bedenkt auf einer Feier könnt ihr diese Schwertmeisterin in ein Kleid stecken und niemand wird ahnen dass sie eine Leibwächterin ist«, erklärte Ferrau freundlich und massierte Ciel zwischen den Schulterblättern.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Weil ich mir wünschte, dass er ihr den Ernst des Lebens nahebringt! Sie wuchs wohlbehütet auf, mit keinen anderen Sorgen als eben solchen. Auch jetzt als Beifrau des Ducs mangelt es ihr an nichts, sie hat keine Pflichten, aber unwahrscheinlich viel Freizeit - Zeit für unsinnige Gedanken. Diese Gardistin machte einen passablen Eindruck, doch sie ging sofort auf diese unsäglichen Frauenthemen meiner Mutter ein! Aber ich werde mit meinem Urteil noch abwarten, bis ich sie habe kämpfen gesehen.«


    Ferrau Du Trieux
    »Eure Mutter kann sich sehr froh schätzen, kein Leid und keine Not kennengelernt zu haben. Aber dafür steht der Duc doch ein. Er hält seine schützende Hand über uns. Und ist es nicht ein Segen, dass Eure Mutter dies nie kennenlernen musste? Sie ist eine Frau Herr, Frauen befassen sich doch mit so etwas nicht«, antwortete Ferrau und massierte Ciel die Schultern.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Sie macht sich lächerlich«, klagte Ciel. »Ich habe das Gefühl, jeder müsse sie sofort auslachen, sobald sie den Mund aufmacht. Ferrau, ich bin jung, aber ich war an der Front. Nicht in letzter Reihe, sondern mittendrin. Ich hatte einen Beschützer in Form von Massimo de la Cantillion bei mir, dennoch habe ich den Krieg erlebt mit all seinen Gräueln. Und ich bin nicht der Einzige hier. Und meine Mutter spricht in solcher Gegenwart von ihrem Vogelhaus!«


    Ferrau Du Trieux
    »Richtig Herr und auch der Palasin weiß, dass Ihr auf dem Schlachtfeld gestanden habt, neben dem Comte de la Cantillion und anderen tapferen Recken, damit sich die Frauen Zuhause nicht mit den Gräul, sondern den Vogelhäusern beschäftigen können. Stellt Euch vor, das Grauen wäre bis zu uns allen gekommen. Eure Mutter hätte gesehen wie andere gute, liebe Leute erschlagen und geschändet wurden von den schrecklichen Fremdlingen«, flüsterte Ferrau. »Nicht auszudenken oder? Würdet Ihr dies wollen? Glaubt Ihr die anderen Frauen beschäftigen sich mit anderen Dingen? Ich glaube sie beschäftigen sich nur mit schönen Dingen«, dachte Ferrau laut nach und massierte Ciel den Kopf.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schloss die Augen, um die Kopfmassage besser genießen zu können. »Ich wünschte mir einfach, meine Mutter wäre ... gebildeter. Die Duchesse ist gebildet, eine kluge Frau, mit der man sich in der Öffentlichkeit blicken lassen kann. Die Mutter von Dreaux und Gregoire. Nicht umsonst ist sie die Duchesse und meine Mutter nur Beifrau. Ich beneide meine Brüder. Ich hoffe, Olivie oder wen auch immer ich dereinst heiraten muss, hat mehr Verstand.«


    Ferrau Du Trieux
    »Olivie ist gebildet da sie die Tochter des Duc ist Herr. Ihr werdet sie heiraten? Ist dies sicher? Das würde mich sehr freuen, für Euch und auch für mich, was ich dann alles organisieren könnte und dürfte. Fühlt Ihr Euch zu Olivie hingezogen?«, fragte Ferrau und massierte fester damit Ciel es mehr genießen konnte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nein«, sagte Ciel. »Meine Überlegungen sind taktischer Natur. Meine Brüder und ich vermuteten, Vater möchte sie an den Zwergen vergeben, an König Dunkelerz. Das kann ich nicht zulassen, Ferrau. Nicht meine kleine Schwester. Zudem werden wir beide, du und ich, umziehen, in die Hohe Mark. Alle anderen bleiben hier zurück. Vater, so er denn heimkehrt, Dreaux, Gregoire, Khawa, Jules ... Nathan. Ich möchte Olivie bei mir behalten, Ferrau. Ich möchte nicht auch sie verlieren. Und sie ist doch ein schönes und umgängliches Mädchen.«


    Ferrau Du Trieux
    »An den Zwerg? Das kann ich mir nicht vorstellen, aber wenn Ihr es sagt, werdet Ihr Recht behalten. In die Hohe Mark Herr? Vielleicht solltet Ihr warten bis Euer Vater zurückkommt. Nicht mit der Hochzeit mit dem Umzug. Sonst bittet ein Himmelsauge. Ich hoffe dass er bald zurück ist oder Dreux Euch alles weitere mitteilt. Wann wollt Ihr denn umziehen? Und sollt Ihr umziehen? Dass müsst Ihr klären. Ja Olivie ist nicht nur schön, sie ist auch freundlich und umgänglich. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was sie bei den Zwergen sollte. Das ist nicht Recht Herr. Wie steht es mit Euren Brüdern? Haben diese auch Heiratswünsche? Diese wären nun leichter zu erfüllen, da Euer Vater nicht anwesend ist. Wobei ich glaube nach allem was dort geschah, wird Euer Vater froh sein Euch in die Arme zu schließen. Gleichgültig wen und ob Ihr heiratet«, sagte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich warte auf die Rückkehr von Vater, aber ich bereite dennoch schon alles für den Umzug vor, damit es dann schnell gehen kann. Ich muss mir selbst ein Bild über die Lage vor Ort machen, man kann kein Land aus der Distanz wieder aufbauen. Die Meldeketten sind zu lang, alles würde unnötig kompliziert. Die Hohe Mark, Neu-Souvagne, ist meine Scholle, Ferrau und auf diese gehöre ich. Ich nehme diese Aufgabe, die Vater mir anvertraut hat, sehr ernst - dieses Geschenk. Es ist eine große Ehre und Zeichen seiner Liebe und seines Vertrauens in mich. Was meine Brüder betrifft ... nun, wir besprachen dies unter sechs Augen, keiner unser Leibdiener war anwesend. Darum weiß ich nicht, ob sie wünschen, dass ich ihre Vorstellungen weitertrage. Warum fragst du?«


    Ferrau Du Trieux
    »Einfach aus Freude heraus Herr, vielleicht könnte ich dann mit den anderen Dienern gemeinsam etwas planen. Sorgt Euch nicht, ich freue mich nur für Euch. Ja dies ist eine wahrlich große Ehre. Es ist ein beispielloses Zeichen seiner Liebe zu Euch Herr. Ihr habt Recht, darüber habe ich gar nicht nachgedacht. Ihr müsst alles kontrollieren. Und jeder wohnt auf seiner Scholle nicht wahr? Das ist doch so. Nun mit sowas habe ich sonst nichts zu tun, verzeiht meine Unwissenheit. Aber bereits alles vorzubereiten ist von Euch eine sehr gute Idee. Ich werde alle Eure Besitztümer auflisten«, sagte Ferrau und massierte Ciel den Nacken.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Sollte es offizielle Pläne von Seiten meiner Brüder geben, wirst du davon vermutlich eher erfahren als ich«, erwiderte Ciel schmunzelnd. »Meine Mutter wird auch hier bleiben, bei ihrem Mann ... wir werden dort nahezu auf uns allein gestellt sein, was Vertraute anbelangt. Es wird ein hartes Stück arbeit, sich einen neuen Kern zuverlässiger Leute aufzubauen. Aber wir haben ja uns. Das macht es etwas leichter. Wirst du jemanden vermissen? Deine Familie?«


    Ferrau Du Trieux
    »Ich habe nur meine Eltern Herr und oft sehe ich sie nicht. Ansonsten habe ich so gesehen nur Grußkontakte wie man sagt, Hallo und Tschüss und was man so kurz erzählt. Nun dann ist es ein kompletter Neuanfang, dass kann sehr viel Gutes bedeuten, es ist alles ohne Vorbelastung, findet Ihr nicht? Werdet Ihr auch Adel mitnehmen?«, fragte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich bin im Allgemeinen kein Freund von Neuanfängen. Vielleicht hast du das schon gemerkt. Ich behalte lieber, was mir wichtig ist. Doch ein ganzes Land aufzubauen, neu durchzuorganisieren - war schon immer ein Wunsch von mir. Ich dachte damals an Rakshanistan, es zu befrieden und eine Wirtschaft aufzubauen. Nun ist es ein Teil Almaniens geworden. Darauf freue ich mich. Das wird richtig gut werden. Aber ein paar vertraute Gesichter an wichtigen Positionen wären nicht schlecht. Die Schollen werden völlig neu zugewiesen, der altsouvagnische Adel bleibt hier.«


    Ferrau Du Trieux
    »Dann wird der Duc Euch neuen Adel zuweisen Herr, dass muss er tun und dass wird er auch. Euer Bruder wird sich seine Gedanken darum machen und Euch nicht ohne Adel in die Hohe Mark schicken. Und nicht ohne Schutz«, versicherte Ferrau und ordnete die Haare von Ciel wieder.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Vielleicht wird ja der eine oder andere dabei sein, den man kennt. Wenigstens ein Himmelsauge wird er mir wohl abtreten, damit wir unkompliziert und ohne Zeitverlust wichtige Nachrichten austauschen können. Möchtest du deine Eltern mitnehmen?«


    Ferrau Du Trieux
    »Das wäre sehr schön Herr, dass würde mich sehr freuen«, freute sich Ferrau und goss ihnen beiden Kaffee ein. Natürlich reichte er Ciel zuerst seinen Becher. »Hier bitteschön«, sagte er gut gelaunt und drückte Ciel den Becher in die Hand.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Dann werden sie mitkommen. Sonst gibt es niemanden, den du gern dabei haben möchtest?« Er nahm die Tasse entgegen und trank einen Schluck. »Danke.«


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau schüttelte den Kopf, »nein niemanden Herr. Wie gesagt, nur meine Eltern dass wäre sehr schön. Alles weitere werden wir in Neu Souvagne finden und Ihr werdet Olivie mitnehmen«, grinste Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja, das hoffe ich.« Ciel runzelte besorgt die Stirn. »Apropos ... war das Ereignis mit Madame Gaillou ein einmaliges Problem?«


    Ferrau Du Trieux
    »Darauf könnt Ihr Gift nehmen, meint Ihr ich zeige ihr mehrfach wie... unfähig ich ihr gegenüber war? Diese Gewitterziege hatte mich verhöhnt und verspottet und da war nichts mehr zu machen und dann verspottete sie mich noch vor anderen. Verzeiht meine Wortwahl, aber so ist es doch. Wenn ich Euch verspotten würde weil Ihr etwas nicht sofort hinbekommt, werdet Ihr nicht besser. Nicht dass ich Euch je verspotten würde Herr. Das war nur ein Bespiel und manche Leute sind was langsamer, so ist das nunmal. Aber ich habe es nur einmal mit ihr erleben müssen. Das reicht, glaubt mir«, sagte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hörte ruhig zu. »Das meinte ich nicht. Du gabst mir ja bereits zu verstehen, dass dieses Ereignis dich kuriert hätte. Meine Frage bezog sich darauf, ob dein Körper dir auch ansonsten manchmal dahingehend den Dienst verweigert - oder ob es den Umständen geschuldet war. Du wirst dieser Frage nicht ausweichen, sondern sie mir ehrlich beantworten.«


    Ferrau Du Trieux
    »Ja ich antworte Euch, nein dass tat er nicht. Sie hat dafür gesorgt, mit ihren Worten. Damit hat sie alles zerstört. Allein funktioniert alles ganz prima Herr. Das klingt jetzt pervers«, grinste Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nein, es klingt es nicht pervers. Es ist eine faktische Information, die mich zufriedenstellt. Wäre die Antwort gegenteilig ausgefallen, hätte ich dich erneut zu Benito geschickt und einige Dinge umplanen müssen. Aber auch das wäre kein Beinbruch gewesen.«


    Ferrau Du Trieux
    »Glaubt mir bitte, es ist alles gut. Nur dieses Raziermessermaul von dieser Frau könnte selbst Vulkane abkühlen. Man muss niemanden beschämen, wenn man nicht möchte, oder nicht mehr mag. Sogar wenn jemand nicht mehr mag und man hat angefangen, dann darf man das sagen. Aber man soll nicht gehässig werden. Das ist ein heikles Thema. Und ich finde niemand hat das Recht so mit anderen umzugehen. Ich muss nicht zu Benito, er kann da nichts machen, außer vielleicht einen Mund zunähen«, schmunzelte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das freut mich zu hören.« Ciel lächelte ein wenig. »Du hast Recht, niemand darf so mit dir umgehen. Sie hat ihre Strafe bekommen. Wie geht es deinen Eltern? Wie alt sind sie jetzt?«


    Ferrau Du Trieux
    »Meine Eltern sind schon etwas älter Herr. Meine Mutter Claudette ist 56 Jahre alt und mein Vater Lothair ist 61 Jahre alt. Beide sind selbst wie ich hier am Hof geboren und hier aufgewachsen. Das ist schon eine lange Tradition bei uns. Wir Du Trieux sind schon lange Teil der Hofküche wisst Ihr? Schon einige Generationen«, sagte Ferrau stolz.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte anerkennend. »Und sie sind beide gesund und munter?«


    Ferrau Du Trieux
    »Ja Herr und ehrliche wie auch fließige Leute. Es hat nie Beschwerden gegeben, Ihr könnt Euch gerne erkundigen. Ihr werdet keinen Ärger mit ihnen haben, dass verspreche ich Euch. Ihr solltet Euch auch nach einem guten Koch für Euch umsehen Herr, wir wissen nicht, was es in der Hohen Mark zu essen gab. Welche Speisen dort bevorzugt wurden. Ihr müsst diesen Menschen all dies beibringen«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Oh ja, ein guter Koch wäre wichtig ... kennst du jemanden aus der Küche, der geeignet wäre?«


    Ferrau Du Trieux
    »Nein Herr, dafür bin ich schon zu lange raus, aber ich werde mich für Euch bei meinen Eltern erkundigen, die wissen bestimmt wen. Da macht Euch mal keine Sorgen, zur Not bekoche ich Euch«, lachte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du hast noch eine Weile Schonzeit«, erwiderte Ciel streng. »Schlimm genug, dass du vorhin durch das Schloss gerannt bist. Was macht deine Rippe?«


    Ferrau Du Trieux
    »Sie fühlt sich schon richtig gut an«, log Ferrau tapfer und grinste zur Unterstützung.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Hattest du sie noch einmal Benito gezeigt, nachdem ich dich behandelt hatte? Du hast mir nichts dahingehendes berichtet.«


    Ferrau Du Trieux
    »Herr bitte, schickt mich nicht wieder zu Benito, der untersucht einen von Kopf bis Fuß und ist erst froh, wenn er was entdeckt hat. Dieser Mann ist süchtig danach Krankheiten zu finden. Und er schaut einen immer an, dass einem ganz komisch wird«, fehlte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das war an jenem Tage kein Vorschlag gewesen! Du wirst den Besuch heute nachholen und Benito deine Rippe vorstellen. Ich bin recht sicher, dass es mir nicht gelungen ist, den Bruch zu verschließen, sondern nur die Entzündung herauszunehmen. Du bist schließlich nicht der erste Verletzte, den ich behandle. Deine Gesundheit ist kein Spaß, Ferrau! Ich erwarte, dass du dich gut um deinen Körper kümmerst und damit meine ich nicht nur die Körperpflege!«


    Ferrau Du Trieux
    »Ja Herr, ich kümmere mich, damit ich mich um Euch kümmern kann. Ich war ein bisschen durcheinander wisst Ihr? Ich hole es nachher sofort nach, wenn Ihr Euren Mittagsschlaf macht«, versprach Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du bist ziemlich oft durcheinander, wie mir scheint. Was ist los mit dir?« Ciel betrachtete ihn besorgt.


    Ferrau Du Trieux
    »Es ist nur die Angst, sorgt Euch nicht. Etwas wissen und es tief im Herzen begreifen ist zweierlei. Ich weiß, dass Ihr mich nicht wegwerft. Trotzdem muss es erst ankommen. Und manchmal handele ich dann total schnell, nur damit Ihr zufrieden seid. Ihr habt aber noch gar nichts gesagt. Es wird sich bald legen Herr. Es ist so wie in der Fremde nicht schlafen können die ersten Nächte. Dann liegt man wach und wundert sich. Und irgendwann ist es Euer Bett und normal. So ist es hier auch. Ihr seid mein Herr und dies ist mein Platz und ich muss es noch begreifen. Das wird schon bald so sein, ich bin halt etwas langsam. Ich benötige einige Tage für sowas. Anderen macht das gar nichts aus. Ich bin ein Gewohnheitsmensch, ich mag Dinge wie sie sind. Aber ich freue mich auf die Veränderung mit Euch, da wir dort alles so aufbauen wie Ihr es wünscht. Und dann bleibt es so«, freute sich Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel drückte ihm sanft die Schulter. »Wir beide müssen noch ankommen. So etwas braucht seine Zeit. Wir machen uns in Neu-Souvagne ein schönes Leben, uns und den Menschen da. Ich bin neugierig und freue mich darauf, denn ich war noch nie dort. Ich reise gern. Zumindest dann, wenn ich vertraute Menschen um mich habe, auf die ich mich verlassen kann. Das wird mit am meisten fehlen. Aber auch das schaffen wir.«


    Ferrau Du Trieux
    »Natürlich Herr, wir schaffen es. Reisen wir mit Eurer Kutsche? Euer Bruder hatte sich in Eurer Kutsche, ich mag es kaum aussprechen, in den Boden verzogen. Ich dachte jetzt geht es los, da bin ich lieber weggelaufen. Verzeiht, aber auf solche Ideen kann nur Euer Bruder kommen«, grinste Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja, mit dieser Kutsche reisen wir. Du bist also wirklich weggelaufen in Ehveros! Und ich habe dich noch in Schutz genommen und behauptet, du seist bestimmt schon das Zimmer vorbereiten. Dreaux wäre die ganze Nacht dort drin geblieben! Aber wer will es dir verübeln. Ich bin übrigens deinem Wunsch nachgekommen und habe mit ihm gesprochen. Es ist, wie ich vermutete - er schämt sich zutiefst für das, was er dir antat.«


    Ferrau Du Trieux
    »Nun Herr ich dachte wenn ich ihn da rausschäle, wird er mich windelweich schlagen. Wozu er da überhaupt hineinkroch und dann wimmerte, weiß ich nicht. Das weiß er sicher selbst nicht. Nun ich schäme mich auch, dass ich fortgelaufen bin aus Angst. Darf ich mit ihm reden?«, fragte Ferrau hoffnungsvoll.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Sicher. Wünschst du, dass ich ihn herbestelle?«


    Ferrau Du Trieux
    »Herr? Den Duc herbestellen? Dann lässt er mich auspeitschen, da er nicht mein Diener ist. Ich, also nein, wir können doch nicht«, keuchte Ferrau


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel musste die Kaffeetasse abstellen, weil er lachen musste. »Verzeihung, auch ich habe noch nicht alles realisiert ... nein, wir gehen natürlich zu ihm. Möchtest du jetzt gleich mit ihm sprechen?«


    Ferrau Du Trieux
    »Dann könnte ich nach dem Auspeitschen direkt zu Benito gehen, was meint Ihr? Hätte er mehr zu gucken. Ja lasst uns zu Eurem Bruder gehen Herr«, freute sich Ferrau und grinste ebenfalls.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nach dem Auspeitschen wärst du nicht zu Benito, sondern zu mir gekommen - und erst danach zu Benito gegangen. Offene Wunden sind mein Spezialgebiet als Blutnekromant, nur mit geschlossenen Wunden ist es schwieriger und Krankheiten vermag ich überhaupt nicht zu kurieren. Komm, gehen wir.« Er stand auf und sie begaben sich zum Thronsaal, wo sie bei den Gardisten um eine Audienz bei Dreaux baten.

  • Die Versöhnung von Dreaux und Ferrau


    Ferrau Du Trieux
    Der Gardist verbeugte sich vor Ciel, verschwand kurz im Thronsaal und kam kurzerhand zurück. »Hoheit Euer Bruder erwartet Euch in seine Amtsstube«, erklärte der Gardist respektvoll. »Bitte geht direkt durch«, erklärte der Mann und hielt ihm die Tür auf.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ging wie aufgefordert zu Dreaux und verneigte sich vor ihm. »Majestät, mein Leibdiener bittet um ein Gespräch mit Euch.«


    Dreaux Gifford de Souvagne
    Dreux saß in seinem großen Sessel und aß gerade ein Brot. Er machte eine einladende Geste auf die freien Stühle, schluckte den großen Bissen herunter und lächelte freundlich. »Dafür stirbst Du...«, säuselte er kaum hörbar, während Ferrau nicht nur blass sondern fast durchsichtig wurde.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel setzte sich und bedeutete Ferrau ebenfalls, sich dazuzusetzen, auch wenn Dreaux sie beide dazu aufgefordert hatte. Er setzte sich jedoch selbst so, dass Ferrau jenen Stuhl bekam, der weiter von dem Brot schmausenden Duc entfernt war, damit er sich sicherer fühlte. Er blinzelte Ferrau zu, zum Zeichen, dass Dreaux mit großer Wahrscheinlichkeit lediglich seinen grauenhaften Humor bemühte.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau warf einen dankbaren Seitenblick auf Ciel, während Dreux sein Brot weglegte. »Der Spruch galt meinem Bruder, da er weiß was ich angerichtet habe. Aber Du hast keinen Grund mehr mich zu fürchten Ferrau. Was ich getan habe, hätte ich nicht tun dürfen. Es gibt keine Entschuldigung für mein ungerechtes und unfaires Verhalten Dir gegenüber. Ich muss in meinem Amt niemandem Rechenschaft ablegen. Aber das Amt hat Dich nicht geschlagen, sondern ich. Also sollte ich mich auch nicht dahinter verstecken. Auch wenn der Grund warum ich es tat, nichts besser macht - ich habe meinen Unmut, meine Angst, einfach alles an Dir ausgelassen. Warum? Weil ich es konnte. Du hast nichts damit zu tun gehabt. Es hätte jeden treffen können. Es hat Dich getroffen, weil ich in meiner grenzenlosen Wut und Hilflosigkeit einfach Dich als Ventil dafür benutzt habe. Das sollte niemals geschehen, es hätte nie geschehen dürfen und ich bereue es zutiefst. Ich entschuldige mich in aller Form bei Dir und zwar als Dreux und nicht als Duc oder sonstwer. Es tut mir leid Ferrau, Frieden. Ich werde es wieder gut machen. Versprochen«, erklärte Dreux leise und reichte Ferrau die Hand. Ferrau nahm mit zittrigen Fingern die Hand von Dreux entgegen und schüttelte sie. »Ich habe das verstanden Herr. Ich weiß wie Ihr gefühlt habt, Ihr hättet einfach mit mir reden können. Aber vielleicht konntet Ihr nicht reden. Ich Danke Euch für die Entschuldigung und ich möchte auch Frieden mit Euch«, antwortete Ferrau leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel war erleichtert, dass die beiden so verblieben. Freunde würden sie vermutlich niemals werden, doch das war auch nicht erforderlich. Es genügte vollauf, wenn sie nicht in Hass aufeinander lebten, denn das könnte für Ferrau ein böses Ende nehmen.


    Dreaux Gifford de Souvagne
    Dreux musterte seinen Bruder und schmunzelte ihn an. »Ich habe das gerade nur als blöden Scherz gesagt, da Du mir damit die Armbrust auf die Brust gesetzt hast. Auf der anderen Seite hattest Du völlig Recht. Irgendwann muss man einmal eine Entscheidung treffen, oder die Entschuldigung aussprechen. Sich davor zu drücken wäre mehr als feige. Zum Zuschlagen war ich auch nicht zu feige und wie ich sagte, ich habe mich dafür geschämt. Was Du nicht wissen kannst, ich aber meinen Brüdern offenbarte war Ferrau, dass ich weiß, dass Du wegen mir geweint hast. Du hast drüben in Deiner Kammer gelegen und wegen mir und meiner Art geweint und ich lag nur ein Zimmer weiter und heulte wegen meinem Scheiß. Wir hätten uns zusammentun sollen, anstatt dass ich Dich nicht nur von mir gestoßen habe, sondern noch geschlagen habe. Ich hätte es zulassen müssen, Du hast alles getan. An Dir lag es nicht und Du wirst meinem Bruder ein guter Diener sein. Und ich... nunja ich werde Nathan ein guter Herr sein. Man erwartet von mir zu Recht, dass ich mich wenigstens in meiner Wut beherrschen kann nicht wahr? Ich kam mir schäbig vor und das war ich auch zu Dir. Verzeih. Das möchte ich noch anmerken«, gestand Dreux den beiden zu.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schwieg, die Konversation war vor allem von Dreaux für Ferrau bestimmt. Aber er war da und sicher war das für Ferrau angenehmer, als seinem einstigen Peiniger allein gegenüberzutreten. Es waren mehr als nur ein paar Ohrfeigen oder Kopfnüsse gewesen und Ciel fragte sich, ob Dreaux Ferrau nicht wirklich irgendwan zu Tode geprügelt hätte, wäre nichts dazwischen gekommen. Das, was dazwischen gekommen war, war Nathan - er hatte, ohne es zu wissen und zu beabsichtigen, Ferrau das Leben gerettet. Ciel blinzelte. Er musste sich zusammennehmen. Ferrau war in Sicherheit, das war nun das Wichtigste. Und er würde nicht mehr allein in seiner Kammer liegen und weinen.


    Dreaux Gifford de Souvagne
    Dreux stand auf, ging einmal um den Schreibtisch herum und nahm seinen Bruder in den Arm. »Du musst nicht weinen oder traurig sein. Er wird es bei mir gut haben, er stand mir bei. Ich hatte es mir ganz anders vorgestellt dort zu sitzen, ich habe mich davor gefürchtet. So als würde ich zu Domi geschickt werden. Als würde mit dem Umlegen des Mantels, dass Fallbeil fallen und ich wäre nicht mehr. Übrig bliebe... was auch immer der Mantel von mir übrig ließ. Schau so, bewege Dich, denke so, spreche so, Wir... ich... ist tot. Wir... das Volk, das Kollektiv? Meine Gedanken irgendwo verschwunden unter tausenden Traditionen und Zwängen von denen wie man korrekt sitzt, nickt, grüßt, huldigt, beipflichtet oder auch nur eingekleidet wird. Letztendlich war es die Angst sich selbst zu verlieren. Verrückt zu werden. Weißt Du,wenn man sich bewusst einteilt in die Privatperson und die Amtsperson, hat das schon etwas sehr Beängstigendes. Ich habe mich immer gefragt, ob sich die Amtsperson in einem verselbständigen kann, so wie die Verrückten die mehrere Seelen in sich tragen. Und dann sagte Vater einst, dass man mit Umlegen des Mantel die Amtsperson wird - im übertragenen Sinne. Dann habe ich mir schon eingebildet, ob der Mantel schuld ist, oder man selbst? Das er irgendwas in sich wohnen hat, eine Magie, die von Person zu Person wie ein Parasit weitergegeben wird in der Seele. Aber als ich dort saß, war ich immer noch ich. Nur mit tausenden Verhaltensregeln, aber ich war ich. Und ich war es auch, dank Nathan einen Schritt hinter mir, der mich diesen ganzen Sumpf vergessen ließ«, erklärte Dreux.
    Dreux strich seinem Bruder über den Kopf. »Den Sumpf meiner Angst, nicht das Amt. Die Angst war eigentlich das was mir wieder Angst machte. Und als ich da saß, war sie verschwunden und seine Anwesenheit gab mir Stärke. Er hat einfach Angst und schämt sich nicht. Ich hatte sie und habe sie hinter allem versteckt. Aggression, Arroganz, Widerborstigkeit - anstatt einmal zu sagen, Vater das alles macht mir Angst. Die ganze Verantwortung, bitte ändere die Tradition und lerne mich an. So wie ich es mir selbst für meinen Sohn wünsche. Gib mir die Krone mit warmen, lebenden Händen und gib sie mir in kleinen Etappen. Lass und eine zeitlang im Übergang gemeinsam regieren. Hätte ich das nicht einfach sagen können? Jetzt sage ich es doch auch. Und wenn Vater zurückkommt, werde ich es ihm ebenfalls sagen. Dazu muss man nur einmal zu seiner Schwäche stehen. Mehr nicht. Das Lehrgeld dafür musste Ferrau bezahlen Ciel und das werde ich nicht hinnehmen. Ich danke Dir für Nathan und für Deinen Beistand und dafür, dass wir uns als Freunde gefunden haben. Für alles Ciel«, sagte Dreux und drückte ihn fest an sich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja. So ist Nathan. Genau das ist er«, sagte Ciel unglücklich und umarmte seinen Bruder. »Vielleicht wäre dass Du wirklich zerdrückt worden unter diesem Mantel und vielleicht lebt darin wirklich etwas. Es ist ... Nathan ist eine Art göttlicher Glücksbringer. Er macht alles gut, was vorher schlecht war. Und er ist ein Indikator. Du erkennst an ihm Menschen, in denen Böses schlummert. Nathan ist völlig wehrlos und gutgläubig. Und er zieht böse Menschen an, lädt sie regelrecht dazu ein, ihn fertig zu machen. Jene, die genau das tun - hüte dich vor ihnen. Traue ihnen nicht. Nathan wurde uns geschickt, damit er uns Gutes tut, er ist eine Art Schutzgeist für uns, für Souvagne. Er ist kein Mensch, Dreaux. Er trägt nur ein Menschengewandt. Wer ihn schlägt, schlägt den Boten Ainuwars. Spuckt auf ihn. Gottlose Menschen.«


    Dreaux Gifford de Souvagne
    »Ich weiß es nicht Ciel, Vater trug den Mantel und ist er dann anders? Er wirkt immer irgendwie stark. Wobei er sicher auch Selbstzweifel hat. Ich werde gut auf Nathan acht geben, ich schwöre es Dir. Was ist der Mensch ohne Glauben oder ohne Verstand? Das fragte Vater mal, er wäre nichts. Daher werde ich Deine Worte beherzigen und mich auf seine Weisung verlassen. Hast Du mit Maurice allein gesprochen?«, fragte Dreux und hielt beiden den Teller mit Broten hin falls sie sich bedienen wollten. Ferrau nahm sich eines der Höflichkeit halber und aß es langsam.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja, hatte ich. Es war ... schwere Kost für mich. Aber auch interessant. Ich habe die Welt eine zeitlang durch Nathans Augen gesehen, mit seinem Herzen gefühlt, seine Sorgen gespürt. Ich muss gestehen, dass ich nicht alles ertragen konnte. Ich musste abbrechen.«


    Dreaux Gifford de Souvagne
    Dreux nickte. »Er hat ein anderes Empfinden als Du, aber er wollte Dir nie wehtun, ich hoffe das hast Du gelesen. Und es lag nie Betrugsabsicht in seiner Handlung. Wir beide haben darüber geredet. Schon komisch nicht wahr? Du versöhnst mich mit Ferrau und ich Dich hoffentlich mit Nathan. Ist es so wie ich denke? Liebt er? Er selbst ist nur verwirrt, er versteht es nicht. Ich vermutete dass er liebt. Zumindest verliebt ist. Würdest Du mir das bitte sagen? Damit ich entsprechend reagieren kann?«, bat Dreux.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja, tut er, er liebt. Aber er weiß es nicht, kann dem keinen Namen geben. Er ist nie aufgeklärt worden, Dreaux. Das alles verwirrt und überfordert ihn. Ich glaube nicht, dass diese Art der Liebe gut für ihn ist. Er ist kein fleischliches Wesen, nicht im Innersten! Ich habe Angst, dass ihn diese aufsteigende Triebigkeit verdirbt, verroht, abstumpft. Fabien ist anders als er, Nathan verrent sich da in etwas, seine Gefühle werden nicht auf diese Weise erwidert. Fabien ist nicht auf ihn allein fixiert, er fährt zweigleisig. Nathan ist für ihn nicht das, was er für Nathan ist. Nathan ist nur zweite Geige, vielleicht weniger. Ich denke, Fabien nutzt ihn aus. Auf jeden Fall aber verdirbt er ihn auf diese Weise.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux dachte über Ciels Worte gründlich nach. »Nun so wie Nathan über sie beide sprach, klang er zwar durchaus verwirrt und wusste seine Gefühle nicht einzuordnen, aber er klang mir auch sehr liebevoll und Fabien zugetan. Er klang mir nicht so, als wäre er völlig abgedriftet und hätte nun nur noch Sex im Kopf. Gut, auf der anderen Seite würde er mir dies eventuell nicht erzählen. Die Lösung wäre, wir würden Fabien dazu hören - oder auslesen lassen. Dazu müsste er aber gemeinsam mit Vater wohlbehalten zurückkommen. Es sei denn, ein Geistmagier liest ihn aus, während er schläft. Sowas können Himmelsaugen, so kommen sie auch an einige Informationen und so suchen sie auch Straftäter. Legt sich einer dieser Schufte hier schlafen, suchen sie ihn im Nexus und schauen sich an, was seine Erinnerungen als letztes zeigen. Und so findet man Personen. Heftig oder? Und so könnte man auch sehen, was Fabien so denkt. Falls es Dich persönlich interessiert. Mich mittlerweile schon«, gestand Dreux.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es interessiert mich schon, natürlich. Auf der anderen Seite ist es einfach auch verletzend und ich frage mich, ob es nicht besser wäre, es einfach dabei bewenden zu lassen und einen Schlussstrich zu ziehen. Von der Sache her geht mich das alles nichts mehr an. Nathan hat seine Wahl getroffen und er hat die passende Antwort erhalten. Wir sind quitt. Aber wenn es dich interessiert ... nun, dann würde ich natürlich nicht unwissend bleiben wollen. Die Uhrzeit passt doch, Maurice könnte mal nachschauen.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux nickte zustimmend. »Dann rufen wir den guten Maurice doch her«, grinste Dreux. Er läutete kurz nach einem Diener. Als der Mann erschien trug er ihm auf, umgehend Maurice de la Cantillion in die Amtsstube zu schicken. Der Diener verbeugte sich respektvoll und eilte von dannen und kam sogleich mit Maurice de la Cantillion im Schlepptau zurück.


    Maurice
    »Ihr habt nach mir schicken lassen Eure Majestät?«, sagte der Comte höflich und verneigte sich vor seinem Duc wie es sich gehörte.


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Dies ist korrekt. Wir benötigen Eure Fähigkeiten Comte. Wir wünschen, dass Ihr den schlafenden Geist von Fabien Lacomb, dem Leibdiener unseres Vaters, auslest. Wir wünschen zu erfahren, wie er über Nathan, unseren Leibdiener, denkt«, erklärte Dreux freundlich.


    Maurice
    Der Comte warf Ciel einen kurzen Blick zu und verneigte sich erneut. »Wie Ihr wünscht Eure Majestät. Wir werden Euch die gewünschte Information beschaffen«, erklärte Maurice und hockte sich im Schneidersitz auf den Boden. Als er richtig saß, ließ er sich in den Nexus fallen und suchte den Geist von Fabien. Da er diesen noch nie ausgelesen hatte und dem Mann auch noch nie eine Botschaft übermitteln musste, suchte er schlichtweg den Geist den er kannte und zwar den von Maximilien. Denn eines wusste Maurice, Fabien war stets nur einige Schritte von seinem Herrn entfernt - im Idealfall. Heute war so ein Tag und Maurice fand die Seele von Fabien in direkter Nähe zu der von Maximilien Rivenet de Souvagne. Er tastete sich vorsichtig an.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux schmunzelte seinen Bruder an und wartete ab, mit welchen Informationen Maurice gleich aufwarten konnte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciels Gesicht blieb hart und ausdruckslos, um seine Anspannung zu verbergen. Dass diese gegeben war, konnten die Anwesenden sich denken, doch insbesondere vor Maurice wollte er sich keine Blöße geben.


    Maurice
    Der Geistmagier stellte fest, dass Fabien immer noch wach war. Die Verhandlungen waren wohl noch im Gange, oder sie waren gerade dabei sich zu Bett zu begeben, denn Maurice spürte die unendliche Müdigkeit des Mannes. Müde traft es nicht richtig, er war erschöpft. Fabien wollte nur noch auf das Quartier, seinen Herrn bettfertig machen und sich dann selbst schlafen legen. Der Zustand kam Maurice zu Gute, so musste er sich nicht durch einen argwöhnischen, hellwachen Geist kämpfen, der sich urplötzlich über jeden noch so kleinen Fremdgedanken wunderte. Er wollte und durfte keine Gewalt anwenden, denn sein Gastgeber sollte seine Anwesenheit nicht erfahren. Maurice stahl sich durch die Gedanken von Fabien und las was er lesen wollte. Die Hauptgedanken die den Geist von Lacomb überschatteten waren Müdigkeit, Erschöpfung und Hunger. Aber die tieferen Gefühle die er in dem Zustand nicht mehr bewusst an sich heranließ, waren Sorge um da Wohlergehen seines geliebten Herrn, ebenso Sorge darüber ob Nathan sicher nach Hause gekommen war. Dort hakte Maurice ein. Er folgte er Spur tiefer in den Geist hinein. Freude, Sehnen, Vermissen, das Gesicht von Nathan, Nathans Stimme, dessen Geruch, dessen Gefühl unter den Fingerspitzen und an noch ganz anderen Körperteilen. Nathans Naivität. Angst um dessen Wohlergehen. Sehnen - danach zwei Männer besitzen zu dürfen, die beide niemals seine werden würden. Tatsache oder Angst? Vermutung... Freude über jeden Moment mit einem der beiden.... Liebe... er liebte sie beide... jeden für das was er war. Nur was er in dieser Konstellation war, dass wusste Fabien selbst nicht. Maurice trennte sich vorsichtig von dem Mann und fand zurück in die Wirklichkeit.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux wartete gespannt ab, bis sich Maurice wieder gesammelt hatte. »Und was könnt Ihr uns berichten? Was habt Ihr gesehen?«, verlangte der Duc zu wissen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel spannte sich kaum merklich noch etwas mehr an.


    Maurice
    »Der Leibdiener Eures Vaters war noch wach, scheinbar sind die Verhandlungen noch nicht beendet. Oder sie werden gerade beendet. Der Mann ist extrem müde, was in dem Fall ein Vorteil war. Er liebt Nathan, er vermisst ihn seelisch wie körperlich und er ist um ihn besorgt. Er fragt sich, ob er sicher nach Hause gekommen ist. Er wünscht sich ein Wiedersehen mit ihm, zweifelt aber daran, dass es ein Wiedersehen in der Form geben wird, wie er es sich wünscht. Ferner hegt er ähnliche Gefühle einer anderen Person gegenüber. Er wünscht sich insgeheim, dass beide Personen die seinen werden könnten. Aber er geht davon aus, dass es bei keinen von beiden der Fall sein wird. Zumal er nicht weiß, wie und wo er selbst dort bei der Konstellation steht. Das ist alles Eure Majestät«, erklärte Maurice.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Warum glaubt er, dass er Nathan nicht in der Form wiedersehen wird?«, hakte Ciel nach.


    Maurice
    »Es ist ein unbestimmtes Gefühl Herr, es ist weder eine Tatsache noch ein Wissen, es ist ein Gefühl. Eine Vermutung«, antwortete der Comte.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux musterte Ciel und strich sich nachdenklich übers Kinn. »Nun wenigstens begegnet er Nathan mit aufrechten Gefühlen«, erklärte der Duc.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das bietet mir keinen Trost. Vielleicht bin ich ja generell nicht in der Lage, anderen etwas zu gönnen. Ich weiß nicht, warum alle das so locker sehen. Ich kann dem Ganzen nichts Positives abgewinnen, egal, wie ich es drehe und wende.« Dass die andere Person, die Fabien begehrte, sein Vater war, konnte er sich inzwischen denken. »Ich empfinde Fabien als einen Nestbeschmutzer. Und der Gedanke, wie er so mit Nathan umgeht, ist abstoßend. Er hat ihn nicht verstanden.« Er schüttelte kurz den Kopf. »Es ist wie es ist.«


    Maurice
    »Verstanden in welcher Art Herr? Dann könnte ich dies nachlesen«, bot der Comte an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Er versteht nicht, dass Nathan ein geistiges Wesen ist und kein körperliches, auch wenn er momentan eine fleischliche Hülle trägt. Ich bat Ainuwar als Kind um einen Gefährten und forderte gar, Ainuwar solle seine Existenz damit beweisen - und er sandte mir ihn. Trotz meiner Anmaßung, trotz meiner kindlichen Arroganz. Ich wusste sofort, dass Nathan die Antwort war, als ich ihn sah. Es lehrte mich Demut vor dem Obersten der Götter und ich forderte nie wieder. Nathan war genau so alt wie ich und alles passte perfekt, zeitlich, charakterlich, einfach alles. Für Fabien ist er ein Mensch unter vielen und ganz offensichtlich austauschbar. Für mich ist er das, was er ist - ein Bote Ainuwars.«


    Maurice
    »Nun Herr, Fabien ist der Leibeigene Eures Vaters und Nathan der unseres Duc. Solltet Ihr Euch dagegen aussprechen, werden sich die beiden auf diese Weise nie wieder sehen. Die Entscheidung liegt bei Ihnen, ich kann Ihnen nur sagen, was der Leibdiener Ihres Vaters denkt«, erklärte Maurice und schaute Ciel einen Moment lang an. Der Blick sagte, wir beide wissen wer der zweite Mann ist, aber ich schweige. Maurice hätte es Ciel ansonsten mental übermittelt, aber davon nahm er lieber Abstand. Er wusste nicht, ob Ciel eine unaufgeforderte Kontaktaufnahme falsch verstehen würde.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux schaute seinen Bruder an. »Möchtest Du noch etwas wissen oder können wir den Comte zurück in seinen Dienst entlassen?«, fragte er seinen Bruder leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Er mag zurück an die Arbeit gehen. Ich muss nachdenken. Sollte mir noch eine Frage einfallen, werde ich mich bemerkbar machen. Es tut mir leid, dass ich nun nicht sagen kann: Danke, alles ist wieder gut. Aber das ist es nun einmal nicht. Das liegt aber an keinem der hier Anwesenden. Trotz allem spreche ich Dank für den interessanten Einblick aus, Maurice.« Er erwiderte den Blick des Comte.


    Maurice
    »Stets zu Diensten«, erklärte der Comte und verneigte sich zuerst vor seinem Duc, dann vor den anderen ehe er den Raum verließ.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux wartete bis Maurice die Amtsstube verlassen hatte, ehe er seinen Bruder beruhigend einen Arm um die Schulter legte. »Möchtest Du, dass ich es unterbinde? Dann unterbinde ich es. Ich weiß, wie Nathan dazu steht, aber ich verstehe auch Deine Seite. Also möchtest Du, dass ich die beiden auseinander halte?«


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nein, Dreaux. Ich kann ihn nicht gewaltsam halten, so sehr ich mir das wünschen würde. Ich sagte dir ja schon, dass momentan vieles im Umbruch befindlich ist. Souvagne wächst, der Krieg ist vorbei. Du bist Duc. Khawa verlässt mich und Ferrau verlässt dich. Und Nathan wechselt in deinen Besitz über. Es muss so sein. Ich wünschte nur, meine Zuneigung wäre nicht verkauft worden für Fleischlichkeit. Und frage mich, wenn ... angenommen ich hätte ihm geboten, was Fabien ihm gibt ... ob es dann anders gekommen wäre.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Nun ich weiß nicht, ob er ihm nur Fleischlichkeit bot Ciel. Vielleicht war es auch der Übergang dazu, einfach die körperliche Nähe. Ich weiß nicht ob Du so etwas vermisst, Du hast ein völlig anderes Empfinden. Aber ob mich einer wäscht, oder mich einmal in den Arm nimmt, ist ein völlig anderes Gefühl. Und genau jenes Gefühl fehlt mir manchmal. Nicht bezogen auf Sex, sondern jemanden den ich mag nahe zu sein. Dass kannst Du sein, Vater, Greg oder auch jemand anderes. Aber das Gefühl haben wir nicht oft und vielleicht fehlte genau diese Art der Zuwendung Nathan. Ich weiß es nicht, ich spreche nur von meinem Empfinden. Aber vielleicht war dass der ausschlaggebende Punkt. Er bekam Nähe und diese Nähe wurde extrem nah. Anders kann ich es Dir nicht erklären, diese Möglichkeiten gibt es«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Damit könntest du sogar recht haben. Nathan ist ein Kuschler. Er hat, als wir Kinder waren, oft in meinem Bett geschlafen, aber irgendwann habe ich ihn dort nur noch in Ausnahmefällen geduldet. Alexandre hat davon abgeraten, damit ich mich besser auf meinen Geist konzentrieren kann. Ich kam der Empfehlung nach.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Jeder benötigt Nähe Ciel, also fast jeder. Ohne Nähe können die meisten nicht existieren. Die einen benötigen eine hohe Dosis wie Greg, die anderen kaum etwas wie Du, manche liegen dazwischen so wie ich. Und wenn Nathan viel davon benötigt, wird er es sehr vermisst haben und folglich mit jeder Faser seines Körper genossen haben. Die einfachste Umarmung wird dann zu einer Oase des Glücks, da er es vermisst hat. Nähe bedeute Vertrauen, Geborgenheit. Normale Berührungen ersetzen dass nicht«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel betrachtete seinen Bruder traurig und nachdenklich. »Darin könnte der Knackpunkt liegen. Ich fühlte mich irgendwann von ihm bedrängt. Es hat mir durchaus gefallen, wenn er in meinem Bett lag, aber er hing an mir wie ein Klammeräffchen. Und als wir älter wurden, kamen natürlich auch andere Gedanken auf, die aus so einer Nähe erwachsen. Ich habe zu jener Zeit mit Alexandre gesprochen und ihn um Rat gebeten. Wir haben Pro und Contra abgewägt und ich entschied mich, eine klare Grenze zu ziehen. Ich wollte eine Magiekunst erlernen, die eine starke Kontrolle des Geistes vorraussetzt. Und ich wollte das unbedingt. Also musste Nathan in seine Kammer ziehen.« Er blinzelte müde. »Wie sagt Vater immer? Eine Entscheidung für etwas ist immer auch eine Entscheidung gegen etwas.« Er blickte zu Ferrau. »Wie viel Nähe brauchst du? Generell gesprochen. Und wie holst du sie dir?«


    Ferrau
    »Herr ich decke mein Nähebedürfnis durch gemeinsame Aktivität, wie Essen oder ein Kartenspiel. Solche Nähe wo man sich drückt, benötige ich meist nur nach einem Streit oder wenn etwas Schlimmes vorgefallen ist. Ansonsten benötige ich dies nicht, wenn ich mich wohl fühle. Beim Wohlfühlen empfindet man doch schon Nähe. Man fühlt sich zu wem dazugehörig. Mir geht es so«, erklärte Ferrau freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Und das genügt dir?«, bohrte Ciel nach. »Ich möchte nicht, dass du mir nach dem Mund sprichst. Ich gebe dich nicht weg, Ferrau. Aber ich möchte keine unliebsamen Überraschungen mehr erleben. Nathan hat nie den Mund aufgemacht und nun ist das passiert.«


    Ferrau
    »Herr jeder möchte doch einfach nur ein wenig glücklich sein. Ich bin es, wenn ich mich wohl fühle und meine Arbeit erledigen kann. Am Besten soll sich nichts ändern. Wir waren uns nahe Herr, erinnert Euch. Ich habe Euch Bauernskat beigebracht, wir haben gemeinsam privat geplaudert, wir haben gescherzt und gelacht. Das ist für mich Nähe. Ich habe danach in meiner Kammer gut geschlafen, denn ich war glücklich. Was kann man mehr erwarten? Jeder hat etwas anderes, was er benötigt um glücklich zu werden. Da widerspreche ich niemandem. Manche benötigen große Dinge dafür, manch andere sind mit den kleinen Dingen zufrieden und glücklich. Abends in meiner Stube sitzen, es schön warm haben und vielleicht noch etwas lesen bevor ich einschlafe, dass macht mich glücklich, wenn der Tag gut gelaufen ist. Dann bin ich mit mir selbst im Reinen. Andere haben nicht mal das, sie haben keine eigene Kammer, nicht mal ein eigenes Bett und müssen sich das mit anderen Teilen. Der eine schläft dort früh, der andere spät. Ich kann eine Tür hinter mir zumachen, habe meine eigenen Sachen und das ist doch viel wert. Ich habe es sauber und warm, ich bin satt, ich habe mit niemandem Streit. Ich möchte einfach nur in Ruhe und Frieden Arbeiten und leben. Das klingt vielleicht für Euch banal, aber genau diese banalen Dinge bekommt man manchmal am schwersten. Mit Ruhe meine ich, ich erledige meine Arbeit in Frieden, beende sie in Frieden, habe dann meine Zeit für mich und keiner stört den Ablauf oder meine Ruhe. Damit meine ich nicht, dass es keine Geräusche geben darf. Dann ist der Tag für mich rund und wir können Abends bei Lust und Laune gerne noch eine Runde Karten oder Würfel spielen oder uns einfach unterhalten. Das ist mein Leben und meine Vorstellung von Glück«, erklärte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Mir gefällt deine Sichtweise. Ja, sie ist gut, minimalistisch, aber dabei alles andere als dumm. Du bist ein bescheidener und freundlicher Mensch, Ferrau. Ein wenig drückst du dich aber kraft deiner Intelligenz und Wortgewandheit vor der direkten Antwort. Also werde ich anders fragen: Stört dich körperliche Nähe? Du wirst gemerkt haben, dass ich gern sehr persönliche Fragen stelle. Dies ist kein Voyeurismus, sondern folgt einem wohldurchdachten Plan. Ich habe meine Gründe, dies wissen zu wollen und es wird nicht die letzte persönliche Frage sein, die ich dir stelle.«


    Ferrau
    Er dachte einen Moment lang nach. »Es kommt auf den Kontakt der Nähe an. Eine Umarmung würde ich erwidern, ein Händeschütteln ebenso, aber dem Rest jage ich nicht hinterher. Dass wisst Ihr. Für mich ist das nicht bedeutungslos, aber so weit weg wie der Mond. Es ist außerhalb meiner Reichweite, es ist nicht mein Weg. Ich suche weder einen Mann, noch eine Frau, noch suche ich eine Partnerin oder einen Partner. Ich suche nichts und niemanden, dass was ich benötige habe ich schon Herr. Und für das andere, was ich manchmal benötige, habe ich mich selbst. Körperliche Nähe ist meist mit Scham verbunden, wenn sie nicht der des Dienens dient«, antwortete Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte. »Ich verstehe.« Er streckte sich und wandte sich wieder seinem Bruder zu. »Alexandre wirst du vermutlich beizeiten kennenlernen, jetzt, wo dir als Duc meine Profession bekannt ist.« Er nahm sich nun endlich auch eines der Brote und biss herzhaft hinein.


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Wirst Du ihn mir vorstellen? Tja Nähe, ist schon wirklich ein Thema für sich. Ich hatte gedacht, dass ich eventuell Ricarda heiraten muss. Innerlich habe ich mich schon auf den Kampf vorbereitet, die Frau nicht heiraten zu müssen. Als ich sie sah, dachte ich - nun optisch macht sie doch einiges her. Aber nun weiß ich, dass wir nicht heiraten werden. Schon seltsam wie manches läuft. Gleichgültig, da ich Duc bin muss ich mir nun langsam Gedanken um eine Frau machen und den Fortbestand unserer Linie. Ich werde die Adelshäuser durchgehen und schauen, wer eine passende Tochter hätte. Ich hoffe, es gibt einige an Auswahl, damit ich sie kennenlernen kann zwecks etwas Zuneigung. Aber das habe ich Dir ja bereits schon erzählt«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es scheint bei uns beiden ein kompliziertes Thema zu sein, Dreaux. Manchmal kommen einem die wildesten Gedanken. Bei mir sind sie allesamt ... taktischer Natur. Vater liebt zumindest eine seiner Frauen, bei den anderen weiß ich es nicht, doch meine Mutter liebt er wohl sehr, so wie ich das mitbekomme. Du überlegst, dir eine Zweitfrau zuzulegen, die du lieben kannst. Bei mir ist da eine gedankliche Wand. Solche Gedanken hatte ich zuletzt als Kind. Wie ich sagte - irgendwann wurden wir erwachsen. Rational, kalt. Vielleicht habe ich es in mancher Hinsicht auch ein wenig übertrieben, ich habe mir selbst das Korsett bis zur Wirbelsäule zugezogen. Gaston würde mich vermutlich nicht mehr wiedererkennen. Aber es diente einem höheren Sinn. Und irgendwann zeigt sich, wozu es gut war.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Oder wie falsch wir alle gelegen haben, aber das weiß man erst zum Schluss nicht wahr? Vorher kann man es nicht wissen. Man kann nur sein Bestes geben und hoffen das es genug war. Ja vielleicht. Vater sagte einst, es gibt zwei wichtige Tage in Deinem Leben. Der erste ist der Tag Deiner Geburt. Der zweite ist der Tag, an dem Du erfährst warum - sprich welches Schicksal für Dich bestimmt war. Nun die Suche nach unserem Schicksal hat sich erübrigt, da wir es mit der Geburt erhalten. Meistens jedenfalls sagt Vater, denn er selbst war nicht für den Thron vorgesehen. Nicht was die Reihenfolge anging, aber vom Schicksal scheinbar schon. Man weiß also nie, wie sich das Blatt noch wendet, drum kann man nur für sich entscheiden. Du hast die Magie, Du hast Deine Begabung, ich habe meine Lehren und den Thron. Zusammen muss das einen höheren Sinn ergeben, sonst wäre es nicht so«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Bist du traurig, dass es nicht Ricarda geworden ist?«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Nein, es ging nicht um Ricarda, sondern um die Chance jemand unverfänglich kennenzulernen. Einerseits möchte ich zu keiner Hochzeit gezwungen werden, andererseits ist auch mir durchaus bewusst, dass ich heiraten muss. Ich muss heiraten und Kinder zeugen. Und ich möchte auch heiraten und Kinder haben. Schön wäre nur, wenn es nicht einfach eine Heirat wäre die sein muss, sondern mit einer Frau die man gerne hat oder liebt. Hätte sie das werden können? Wer weiß? Möglich. Aber soweit kam es ja gar nicht, wir lernten uns nicht kennen und genau das hat sicher auch einen Grund. Wie sagt Greg immer? Wer weiß wofür es gut war. Ja wer weiß? Wer weiß ob ich überhaupt mit ihr klar gekommen wäre? Vielleicht nicht, vielleicht gerade weil sie so unabhängig denkt extrem gut. Das sie auch meine Freundin wäre, anstatt nur meine Frau? Alles wenn und abers die doch belanglos sind, da es nie stattfinden wird. Darüber muss ich mir keine Gedanken mehr machen Ciel. Ich werde eine Frau aus unserem Land heiraten, vielleicht passt es. Möglicherweise eine aus dem neuen Adel? Eine Marquis, eine Comtesse? Schauen wir mal, das wäre auch alles frisches Blut und zudem hätte ich es selbst dazu ernannt. Aber Ricarda, nein. Weder sie noch ihr Vater hat Interesse gezeigt. Es ging mir um die Freiwilligkeit dahinter. Hätte ich sie gewollt - ja. Hätte man mich zu ihr gezwungen - nein. Wobei ich dann wohl ehr versucht hätte, sie kennenzulernen, damit das nein ein erträgliches Ja wird. So ehrlich bin ich«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Der Zwang dahinter ist wirklich ausgesprochen unangenehm. Vater ist dahingehend nun wirklich geduldig und ich bin der Letzte, bei dem es wichtig wäre, und dennoch habe ich das Gefühl, dass er nur darauf lauert mich mit einer passenden Braut verpaaren zu können wie einen Zuchthengst. Der Gedanke ist widerlich, auch wenn ich natürlich den Grund und auch die Notwendigkeit dahinter sehe. Vielleicht findest du eine Frau, bei der du dich rundum geborgen fühlst, das wünsche ich dir. Greg scheint das Ganze recht locker zu sehen.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Bei Vater selbst war es nicht anders. Der Grund ist klar, unsere Familie darf nicht durch Kinderlosigkeit aussterben. Greg? Nunja er scheint da irgendwie die Ruhe weg zu haben oder er geht nach ganz anderen Kritierien als wir beide«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wie kann er dabei nur so ruhig bleiben«, stöhnte Ciel. »Oder er ist derart erhaben über seine körperlichen Gefühle, derart vergeistigt, wie ich es eigentlich anstrebe zu sein.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Nein er hat die Erfolgschance von 100 Prozent wie man so schön sagt. Ob er eine Frau oder einen Mann findet, ist ihm gleich. So scheint es jedenfalls zu sein. Und er hat es ja auch letztens offen zugegeben. Also ihm ist das weder peinlich, noch macht er sich Gedanken darum. Scheinbar liebt er einfach, wen er liebt. Also die Person, unabhängig vom Geschlecht. Und er geht auch nur danach, als ob bei ihm nicht die Uhr tickt. Irgendwann bekommt er wen serviert. Vermute ich jedenfalls, wieso sollten nur wie wen serviert bekommen?«


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Oder er hat schon längst jemanden, nur dass wir nichts davon wissen«, grübelte Ciel.


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Na dass wäre ja was. Weißt Du etwas, dass ich nicht weiß?«


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nichts weiß ich, es war ein Gedanke. Das ist doch nicht normal, dass er so dermaßen entspannt dabei bleibt, während wir kurz davor stehen, in Panik auszubrechen, weil wir nicht wissen, wann man uns wen andreht!«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Ja er ist irgendwie immer tiefenentspannt. Wer weiß, welchen Raumreiniger die in der Bibliothek nehmen«, lachte Dreux.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel entspannte sich langsam wieder etwas, als sie herumalberten. Der Schmerz war im Hintergrund, doch er war erträglich. »Wir sollten nach der Rezeptur fragen. Und dann einen erneuten Ausflug mit der Kutsche machen.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Nun vermutlich weiß er nicht einmal mehr wie Frischluft riecht, er atmet sie ja nur gefiltert durch seine Bücher. Aber vorher habe ich noch eine Audienz abzuleisten. Sprich das Sippenoberhaupt unserer Neuzugänge was Adel anbelangt. Aimeric de la Cantillion erbat die Hochzeit zwischen Olivie und seinem Verwandten Linhard von Hohenfelde. Da Du Olivie heiraten möchtest, sagen wir ihm ab. Natürlich nur die Hochzeit. Die Einbürgerung und Nobilitierung habe ich bereits zugesagt und dabei bleibt es auch. Wir benötigen fähigen Adel und den haben wir mit dieser Familie gewonnen, sie werden die Schollen käuflich erwerben, und wir werden damit sehr viele Magier gewinnen. Wir werden schon einen anderen Weg finden Linhard etwas mehr an Souvagne zu binden. Aimeric schlug selbst vor, dass seine Schwester Linhard ehelichen soll. Ich teilte dem Comte mit, dass wir gemeinsam über die mögliche Ehe entscheiden, drum sollten wir diesen Punkt gemeinsam absagen. Den Rest sicherte ich zu und der Rest ist auch unabhängig von der Ehe«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das werden dann meine Leute sein. Ich bin sehr auf sie gespannt. Danke, dass du mir Olivie überlässt. Es wird ihr bei mir gutgehen und ich muss nicht ganz allein umziehen. Womit ich bei meiner nächsten Frage wäre. Wen darf ich mitnehmen? Ich möchte nicht ganz von Null anfangen, was den Kreis der Vertrauten anbelangt. Ferrau ist natürlich dabei, aber ich hätte auch gern den guten alten Gaston dabei, sofern der sich nicht bei diesem Vorschlag vom höchsten Turme stürzt. Auch Alexandre und den Orden würde ich gerne nach Neu-Souvagne transferieren, damit ich vollumfängliche Kontrolle darüber habe. Bist du damit einverstanden - und würdest du mir sonst jemand Bestimmten mit auf den Weg geben wollen?«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Du kannst mitnehmen wen Du möchtest, nur keine Personen die Vater in Amt und Würde setzte, wie zum Beispiel Bellamy oder Jules. Dazu würde ich mit ihm Rücksprache halten wollen. Ansonsten baue Dir dort Deine Scholle auf und Dein Reich wie Du es Dir wünscht. Du könntest auch rumhorchen wer passt oder Dich gerne begleiten mag. Ferner schau Dir die neuen an, sprich mit dem Sippenoberhaupt. Sie haben Magier, vorrangig Geistmagier und Nekromanten. Vielleicht wirst Du gleich mit ihnen warm und sie unterstehen Dir auch beruflich? Oder Du baust dort den Orden weiter aus und auf? Zudem solltest Du ein Himmelsauge mitnehmen für den Kontakt zwischen uns«, schlug Dreux vor.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja, ein Himmelsauge brauche ich unbedingt. Jules war mein Berater, aber auch das persönliche Himmelsauge meines Vaters, ihn wird er vermutlich nicht herausrücken. Aber ich kann ihn ja mal fragen. Bellamy kannst du gern behalten, wobei ich seit unserem Dreiergespräch ausgesprochen zufrieden mit seinem Betragen bin. Natürlich kann und werde ich mir alles neu aufbauen - aber einen Kern Vertrauter aus der alten Heimat hätte ich schon gern.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Das verstehe ich nur zu gut. Deshalb war mein Rat, lerne Deine neuen Marquis persönlich kennen. Vielleicht werden sie schon mehr als nur Deine Untergebenen, sondern auch vertraute. Laut Aimeric ist das Sippenoberhaupt sehr jung, unser Alter oder sogar noch jünger? Und er wird auch Untergebene aus der alten Heimat haben. Ihr beide zieht um, tauscht Euch aus. Und suche Dir eine gute Truppe vom Hof zusammen, die Du mitnehmen möchtest. Nur keine Vertrauten von Vater. Ich möchte ihn ja nicht vergrätzen, wenn er zurückkommt. Es kann sein dass ich auf dem Thron bleibe, es kann sein dass ich weichen muss, oder dass er sich einfach dazu setzt - was ich mir sehr wünsche«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wenn du weichst, wirst du hier bleiben, mit Vater, Greg und allen anderen. Es ist schon gut so, dass Olivie meine Frau wird. Es ist schon Wahnsinn, ich habe genau das, was ich immer wollte - ein eigenes Land, um ein neues Souvagne daraus zu machen. Ich dachte immer, wenn dies mal geschehen sollte, dann würde es ein Stück von Rakshanistan sein, doch nun wächst Almanien weiter zusammen. Dass ich die Blutnekromanten mitnehme, damit bist du einverstanden? Der Orden ist sehr klein, ich würde ihn nicht zerreißen wollen. Ich freue mich auf die Marquis. Hoffentlich sprechen sie Asameisch, sonst müssen sie es lernen. So sehr ich das Rakshanische liebe, aber es wird nicht die neue Landessprache.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Ja Du darfst den Orden mitnehmen Ciel, alles andere wäre unsinnig. Sollte er jemals groß genug sein, gründe mehrere Ordenshäuser. Das habe ich gar nicht gefragt, ein guter Einwand. Ansonsten wird Aimeric für sie übersetzen fürs erste. Und sie werden es lernen müssen. Nun mehr konnte Vater Dir nicht geben und ich gebe Dir gerne Olivie, damit Du nicht alleine bist oder sie an den Zwerg fällt. Du kannst nachher mit mir und Greg Deinem neuen Untertan auf den Zahn fühlen. Wen möchtest Du sonst noch mitnehmen? Deine Mutter geht nicht«, schmunzelte Dreux.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Dich, Greg, Vater, samt allen Anhängen«, schmunzelte Ciel. »Goldfels ist die Hauptstadt und je nach Zustand wird sie es bleiben oder auch nicht, das muss ich mir vor Ort ansehen. Aber selbst wenn es eine neue Hauptstadt geben sollte, werde ich sie so auswählen, dass der Weg nach Beaufort überschaubar bleibt. Ich würde mir eine Liste erstellen an Leuten, die ich gern an meiner Seite wissen würde, gerade beim Hochadel werde ich sie nicht einfach mitnehmen können. Im Falle von Alexandre ist das jedoch ein Muss.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Im Falle des Hochadels kannst Du nur das Familienoberhaupt fragen Ciel. Ich könnte es zwar anordnen, aber dass würde nur böses Blut provozieren. Und sind wir ehrlich, uns gefällt es selbst nicht, wenn jemand über unseren Kopf so etwas entscheidet. Du gründest dort Dein eigenes Nest, Greg wird es hier gründen. Und über Euch beide wache ich oder Vater. Schreibe Deine Liste und schreibe auch auf, was für Leute Du noch benötigst, damit Du sie Dir eventuell vor Ort organisieren kannst. Oder man Dir dabei hilft vom Neuadel«.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux liess seinen Bruder Greg von einem Diener Bescheid geben, so dass sich dieser innerhalb einiger Minuten später bei ihnen einfand. Gemeinsam machten sie es sich gemütlich. »Nun ich würde sagen, Ferrau Du darfst uns verlassen und zeitgleich darfst Du die neuen Adligen in unsere Amtsstube bitten. Wir sind bereit sie zu empfangen«, erklärte Dreux.


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    Ferrau Du Trieux
    Ferrau eilte seinem Herrn hinterher. »Ich werde Euch alle herrichten Herr. Warum ladet Ihr Olivie nicht in Euer Quartier ein? Hier fühlt Ihr Euch sicher und wohl. Hier seid Ihr Ihr selbst und das wird sie spüren. Und ich fühle mich auch wohl und werde mir keine Patzer erlauben. Frauen mögen Schmuck und Parfüm, gutes Essen und lieblichen Wein. So etwas werde ich für Eure Verlobte besorgen. Und Blumen, wir benötigen Blumen!«, freute sich Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel eilte fast im Laufschritt, als sei er auf der Flucht. Kaum waren sie in Ciels Zimmer angelangt, befahl Ciel: »Stell dich da hin!« Er zeigte dabei auf eine Stelle auf dem Fußboden. Kaum stand Ferrau an Ort und Stelle, umarmte Ciel ihn fest. »Bei Ainuwar«, stöhnte er gestresst. Ferrau konnte spüren, wie Ciels Herz raste.


    Ferrau Du Trieux
    »Herr was ist mit Euch?«, fragte Ferrau besorgt und hielt Ciel ganz fest, damit er nicht zu Boden fiel. »Sprecht doch, geht es Euch gut?«


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nein, geht es nicht! Bitte sei einen Moment still.« Ciel hielt sich an Ferrau fest, spürte nach dessen Blutfluss und versank in Meditation. Ferraus Herz schlug auch schnell, aber sehr viel langsamer als seines und es fühlte sich an wie ein erfrischender kühler Bach. Ciel konzentrierte sich darauf, bis ihre Herzen wieder im selben Takt schlugen. »Besser«, sagte Ciel und gab Ferrau wieder frei. »Bitte mach mir ein SEHR kaltes Bad.«


    Ferrau Du Trieux
    Der Leibdiener hielt Ciel noch einen winzigen Moment an den Schultern fest, ehe er sich langsam löste, da er sicher war sein Herr würde nicht zusammenbrechen. Aufmunternd lächelte er ihn an. »Sofort Herr«, versicherte er und machte sich daran den Zuber direkt mit frischem Wasser zu füllen. Sie hatten es gut, er musste nicht weit schleppen, denn innerhalb des Hofes gab es Pumpen. Und da Ciel ein kaltes Bad wünschte, musste Ferrau das Wasser nicht aufheizen. Er pumpte es in den Zuber hinein und fühlte. Für ihn war es zu kalt, aber ein Herr war bestimmt zufrieden. Ferrau ging zurück zu Ciel und machte eine einladende Geste. »Wenn Ihr mir bitte folgen wollt Herr? Das Wasser ist so kalt wie Ihr gewünscht habt, direkt aus den Tiefen hochgepumpt. Falls es Euch doch zu kalt werden sollte, sagt mir kurz bescheid. Kommt bitte her, ich entkleide Euch«, sagte Ferrau fürsorglich und fing an Ciel auszuziehen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ließ sich auskleiden und dann in das eisige Wasser helfen. Er war kalte Bäder gewöhnt, sie gehörten zu den Standardübungen seines Ordens, um den Willen zu stärken, Schmerzen zu ertragen und waren die standardmäßige Erste-Hilfe-Maßnahme gegen unerwünschte Lustzustände, wobei Ciel von letzteren meilenweit entfernt war. »Es ist genau richtig.« Er ließ sich gleich beim ersten Anlauf vollständig ins Wasser gleiten und genoss die beißende Kälte, die sich um seine heißen Glieder schloss.


    Ferrau Du Trieux
    »Herr ist es Euch auch nicht zu kalt?«, fragte Ferrau fürsorglich und bereitete alles vor um Ciel die Haare zu waschen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es soll kalt sein, das ist eine gute Methode, ein aufgebrachtes Gemüt schnell und zuverlässig zu beruhigen«, erklärte Ciel. »Ich bade oft und gern kalt, aber nicht immer so eisig wie jetzt. Heute ist das allerdings wirklich nötig. Mit so einer Frage konnte ja niemand rechnen!«


    Ferrau Du Trieux
    »Herr es waren so viele aufregende, wie erschütternde Fragen, welche meint Ihr genau? Die Eurer Hochzeit? Die war besonders bewegend, für Euch selbstverständlich, aber auch für mich. Ihr werdet einen wunderschönen Bräutigam abgeben, dafür sorge ich«, grinste Ferrau und machte Ciels Haare mit den Händen nass.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja, als mein Bruder mich nach einer Doppelhochzeit fragte! Natürlich meinte er die Frage wohlmeinend, aber sich an Ort und Stelle verbindlich in so einer Sache entscheiden zu müssen, war schon aufwühlend. Ich wollte ihn aber auch nicht in Gegenwart unseres Gastes bloßstellen, indem ich um Bedenkzeit bitte. Eigentlich hatte ich mich ja schon entschieden, mehr oder weniger. Inwieweit kannst du mich beraten, Ferrau? Über was bist du alles im Bilde? Ich muss gestehen, dass ich mich selbst erfolgreich davor gedrückt habe, mich mit der Thematik zu befassen.«


    Ferrau Du Trieux
    »Alles Herr, ich weiß alles. Und falls ich doch etwas nicht weiß, dann werde ich mich erkundigen. Habt Ihr nie mit dem Gedanken gespielt? Ich meine ich nicht, aber eine Hochzeit auszustatten schon. Das geht gedanklich auch sehr schön, da man dann nicht der - entschuldigt - Betroffene ist. Jener der die Hochzeit plant, ausstaffiert und und und wisst Ihr Herr, der hat das Ganze wundervolle zu tun. Und am Ende, wenn das Brautpaar in den Festsaal schreitet und zufrieden und glücklich schaut und alles wie am Schnürchen läuft, ist seine Arbeit getan. Für Euch beginnt dann erst der Abend. Aber dann wenn Ihr denkt alles ging wie leicht von der Hand, nirgendwo musstet Ihr fragen, habt Euch geärgert, nein im Gegenteil der Tag war rundum schön - dann habe ich alles richtig gemacht. Von der Tischdeko bis zu den Gastgeschenken, der passenden Übergabe der Brautgeschenke, alles ist nur dafür da um jemand anderes glücklich zu machen. Und der seid Ihr«, freute sich Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du redest immer so schön, Ferrau ... du hast so eine blumige Art, die Dinge auszudrücken. Ich hatte als Kind einige naive Hochzeitspläne, von denen natürlich keiner auch nur ansatzweise Sinn gemacht hatte. Als ich alt genug wurde, als dass mir das bewusst wurde, entwickelte ich einen ziemlichen Widerwillen gegen das ganze Thema. Ich schob es weit von mir. Lange Zeit wollte ich mich in einen Tempel zurückziehen, doch die Pflichten haben es unmöglich gemacht. Ich konnte weder mein Land, noch meine Familie hier draußen im Stich lassen. Ich bin froh, dass du über diese ganzen Dinge Bescheid weißt. Dann kannst du mir sicher auch sagen, wie ich Olivie die Verlobung heute überbringen soll?« Ciel genoss die Kopfmassage, die Ferrau ihm mit dem Haarewaschen zukommen ließ.


    Ferrau Du Trieux
    »Normalerweise müsst Ihr beim Vater der Braut um die Hand Eurer Angebeteten anhalten. Aber in dem Fall habt Ihr bereits die Zustimmung des ältesten Bruders, da der Vater nicht anwesend ist. Was keiner besser weiß als Ihr, da es auch Euer Vater ist. Nun werdet Ihr heute Abend davon Olivie in Kenntnis setzen. Ihr werdet sie zu einem schönen Essen einladen und ihr davon berichten, dass Ihr um ihre Hand angehalten habt und sie heiraten werdet. Denkt daran, Ihr seid nicht bei den Wilden in Naridien, Ihr werdet es Eurer Verlobten verkünden. Euer Bruder musste nur seinen Verlobten selbst fragen da dieser ein Mann ist, unschwer zu verkennen und dann auch noch das Sippenoberhaupt. Also Euer Bruder hat schon Nerven, dass muss man ihm lassen. Ihr hingegen werdet viel feinfühliger vorgehen Herr. Ein schönes Abendessen, gute Musik, dazu gedämpftes Licht, Blumen auf dem Tisch und entsprechend eingedeckt. Ihr werdet Eurer Verlobten ein Geschenk überreichen, als Zeichen wie erst es Euch damit ist. Mitgift und so weiter muss alles nicht ausgehandelt werden, Ihr müsst gar nichts verhandeln, da es in der Familie bleibt. Das ist überaus praktisch. Und Ihr kennt Eure Verlobte bereits. Viele lernen sie erst auf der Verlobungsfeier selbst persönlich kennen. Ich an Eurer Stelle würde versuchen direkt Zuneigung und mehr aufzubauen. Euer Bruder hat Recht was Freundschaft angeht. Herr ich weiß Ihr seid sehr eigen was Körperlichkeit angeht. Umso wichtiger ist für Euch Freundschaft und Nähe, vertraut mir«, erklärte Ferrau und schäumte Ciels Haare ein


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hörte seinem Leibdiener sehr aufmerksam zu. »Gute Musik«, sinnierte er. »Nathan kann ich das nicht machen lassen, ich muss einen anderen Barden darum bitten. Es wird hoffentlich noch wer anders hier bei Hofe irgendein Musikinstrument beherrschen. An was für ein Geschenk hast du gedacht, Ferrau? Was schenkt man seiner Braut zur Verlobung? Ich habe wirklich überhaupt keine Ahnung.«


    Ferrau Du Trieux
    »Wenn Ihr es nach alter Tradition machen möchtet, dann erhält Eure Braut Handschuhe und einen Mantel. Hinzu kommt noch ein Schwert als Zeichen der Gewalt. Dazu gehört der Verlobungsumtrunk samt dem Verlobungskuss. Als Verlober geht Ihr die Verpflichtung ein, Eure Verlobte auch tatsächlich zu heiraten. Nun dass muss ich Euch nicht sagen. Andere hingegen finden dies nicht schicklich. Ihr könnt Eurer Verlobten auch einen Verlobungsring schenken oder etwas, dass zeigt, wie sehr ihr sie wertschätzt. Sagen wir Olivie liebt Vögel, dann schenkt Ihr Eurer Verlobten einen dieser Ziervögel. So etwas erfreut Frauen doch gewiss mehr als ein Mantel oder ein Schwert. Was soll die Dame mit dem Ding?«, lachte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wie soll ich auf die Schnelle herausfinden, was sie mag und die Geschenke organisieren«, stöhnte Ciel gequält. »Ich werde ihr etwas Symbolisches schenken und die richtigen Geschenke, hm, nachreichen. Ist das peinlich. Wenigstens der Rest muss stimmig sein. Du organisierst das alles für mich, ja?«


    Ferrau Du Trieux
    »Ich Herr, ich werde es auf die Schnelle besorgen. Herausfinden müssen wir es gemeinsam und zwar ganz einfach. Wir horchen Ihre Zofe aus. Herr Ihr seid zu nervös, Ihr seid doch sonst die Logik selbst. Wenn jemand etwas über Euch wissen wollen würde, wen würde er fragen? Mich! Und ich sage keinen Ton.... doch keine gute Idee«, grübelte Ferrau


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es würde funktionieren, wenn du ihr deutlich machst, dass es um ein Geschenk geht und nicht um ein bloßes Entlocken von Informationen. Wann und wie muss ich Olivie küssen?«


    Ferrau Du Trieux
    »Nun eigentlich wenn Ihr die Verlobung bekannt gebt, aber die ist ja schon jedem bekannt. Ich würde es wie folgt halten. Ihr esst gerade bei Kerzenschein und guter Musik, dann überreicht Ihr Eurer Verlobten die Geschenke und erläutert, dass Ihr sie zur Frau nehmen werdet. Und dann Herr küsst Ihr sie. Auf den Mund«, antwortete Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel rieb sich gestresst das Gesicht. »Mir graut es vor dem ganzen Gespräch. Vor dem Warten auf den günstigsten Augenblick. Arme Olivie. Sie wird ahnen, dass irgendetwas im Busche ist, sie kennt mich. Ich sollte es gleich zu Anfang sagen. Wie muss ich sie auf den Mund küssen? Es gibt tausend Varianten! Und was mache ich in der Zeit mit meinen Händen? Ferrau, ich brauche eine genaue Anleitung! ich sagte doch, dass ich meinem Erzieher keine Gelegenheit ließ, mir dergleichen zu vermlitteln. Er versuchte es einmal, danach sprach er das Thema nie wieder an. Nun, fünfzehn Jahre später, bekomme ich die Strafe.«


    Ferrau Du Trieux
    »Herr ich habe auch noch nie eine Frau zur Verlobung geküsst. Aber Eure Brüder, mit Verlaub, sind weniger scheu. Ich vermute Dreux und Greg haben Erfahrung was das gekonnte Küssen anbelangt. Soll ich einen herbitten zur Erläuterung? Ich weiß nur theoretisch wie man wohin küsst. Aber wie man gut küsst, davon habe ich keine Ahnung«, antwortete Ferrau ehrlich und knetet Ciel fester den Kopf.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das ist nicht gut, du sagtest doch, dass du alles weißt! Ferrau, ich habe die Frage nicht umsonst gestellt! Was weißt du noch alles nicht?«


    Ferrau Du Trieux Heute, 19:26
    »Ich sagte dass ich alles über die Feier weiß, küssen müsst Ihr Eure Verlobte doch selbst Herr. Macht Euch keine Sorgen, ich bekomme das heraus. Schade das Fabien in Ehveros ist, der weiß sowas und ihn hätte... ich besser nicht gefragt. Wichtig ist zuerst Mundhygiene. Das kann nie falsch sein, wenn Ihr angenehm riecht«, schlug Ferrau vor.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel drehte den Kopf etwas nach oben und schenkte Ferrau die Andeutung eines schiefen Grinsens. »War das eine Anspielung? Wenn ich aus dem Mund rieche, ist es deine Schuld. Gut, also keine Zwiebeln essen und dich noch einmal meine Zähne putzen lassen. Ich wollte dich eigentlich gerade zur Hochzeitsnacht ausfragen.«


    Ferrau Du Trieux
    »Das war eine Anspielung darauf Herr, dass Ihr mich nicht bewusst sabotiert und Euch gleich mit. Wenn Ihr alten, sauren, eingelegten Fisch esst, mit Knoblauchöl und dazu Zwiebelscheiben, dann kann auch ich nichts mehr retten bei dem Aufstoßen dass ihr bekommen werdet. Ich müsste Euch die Zähne bis zum Magen putzen und ich glaube Olivie würdet Ihr damit auch enttäuschen. Denn sich so zu drücken würde auch sie bemerken. Ihr könntet diesen Fisch ja jeden Tag essen, wieso heute? Also ich wollte damit nur andeuten, tut nichts unüberlegtes. Es geht um ihre Gefühle und um Eure. Haltet Euch bitte daran. Von mir aus trink viel Pfefferminztee. Die Hochzeitsnacht ist die Nacht der Nächte in der ihr die Ehe vollzieht. Gatte kommt von Begattung Herr und genau das versucht Ihr dort. Seid froh dass Ihr nicht Dreux seid und es bezeugt werden soll oder muss. Aber Ihr werdet die Ehe vollziehen müssen. Das heißt in der Hochzeitsnacht werdet Ihr den Beischlaf vollziehen müssen. Sonst gilt die Ehe nicht als geschlossen. Normalerweise ist es auch Brauch ins Schlafzimmer geführt zu werden. Aber die Leute lassen Euch dann allein mit Eurer Braut.«


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Bewahre«, stöhnte Ciel. »Muss ich das wirklich eigenhändig tun? Führt da kein Weg dran vorbei? Ich werde keinen Fisch essen, sei unbesorgt. Olivie soll sich wohl fühlen, ich möchte das auch und auch du sollst nicht mehr Arbeit haben, als du ohnehin schon haben wirst. Wo es möglich ist, wirst du die Arbeiten delegieren, du bist schließlich krank.«


    Ferrau Du Trieux
    »Nein Herr Ihr musst dies tun, Ihr müsst die Ehe vollziehen. Ich werde für meine Arbeiten die Hausdiener einspannen, aber darüber macht Euch jetzt bitte keine Sorgen. Was sorgt Euch genau? Ihr müsst es ja nicht ausgiebig tun. Sondern einmal und wenn Ihr keine Freude dabei empfindet, haltet es doch kurz«, schlug Ferrau vor.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich wollte es überhaupt nicht tun«, klagte Ciel. »Was glaubst du, warum ich dich gefragt habe, ob du der Damenwelt zugeneigt bist? Du solltest mir helfen! Und nun kannst du mir nicht mal theoretischen Beistand geben, weil du keine Ahnung von dem ganzen Thema hast. Etwas weiter hinter den Ohren.« Ciel bewegte den Kopf, so dass Ferrau besser an die gewünschte Stelle herankam.


    Ferrau Du Trieux
    »Nein leider nur theoretisch Herr, aber Ihr liebt Eure Brüder und die würden Euch sicher helfen für die eine Nacht. Die Zofe von Olivie werde ich so etwas nicht fragen. Damit würde ich Eure Verlobte beleidigen, dass sie sich schon wem hingegeben hat. Das wäre sehr tragisch. Ihr habt also genauso wenig Erfahrung wie ich. Einerseits auch beruhigden oder?«, fragte Ferrau und massierte Ciel den Kopf und auch den Bereich hinter seinen Ohren ausgiebig.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nein, das ist kein Bisschen beruhigend! Du hast zwei Wochen, um dich über die ganze Theorie zu informieren, also nutze sie. Sorge aber dafür, dass man aufgrund der Fragerei nicht auf mich schließt. Wen du dafür aushorchst oder ob du Bücher wälzt, ist mir gleich, aber ich wünsche keine praktischen Vorübungen deinerseits. Am Ende fängst du dir etwas ein und steckst meine Schwester an.«

    Ferrau Du Trieux
    »Ich was?!?«, keuchte Ferrau und hätte Ciel fast beinahe untergetaucht.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel konnte gerade noch die Beine gegen den Wannenrand stemmen, so dass sein Kopf nicht unter Wasser gedrückt wurde. »Was ist an der Anweisung nicht zu verstehen?«, fragte er.


    Ferrau Du Trieux
    »He...Herr habt Ihr gesagt ich... ich sooolll... nein das habt Ihr nicht oder? Also ich werde mich erkunden, jawohl zu Eurem besten Wissen und Gewissen. Ihr habt sehr schöne Haare wisst Ihr?«, erzählte Ferrau und wusch vorsichtig die Haare von Ciel aus.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Bedank dich bei Nathan, der musste mir stundenlang beim Unterhalten den Kopf massieren, so wie du jetzt. Scheinbar tut das dem Haarwachstum wirklich gut. Und ja, ich habe gesagt, ausdrücklich und unmissverständlich, dass du mir bei der Hochzeitsnacht helfen sollst. Zwei Wochen Vorbereitungszeit müssten doch mehr als genug sein zur Vorbereitung.«


    Ferrau Du Trieux
    »Aber Ihr habt gesagt ich solle Eure Frau nicht infizieren. Wie soll ich sie infizieren? Ihr meint doch wohl nicht, dass ich sie... berühren soll? Zwei Wochen sind mehr als genug, ich werde alles notieren Herr. Ich weiß nicht, ob es tatsächlich das Haarwachstum anregt, aber es macht Freude, dass Ihr es genießt«, erklärte Ferrau



    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nun, irgendwer wird sie berühren müssen, oder? Ich habe dich nicht umsonst nackt sehen wollen und mehrfach zu Benito geschickt. Es ging mir bei der Betrachtung vor allem um deine Verletzungen, aber auch um den Gesamteindruck und Benito versicherte mir, dass du dich von den Prellungen abgesehen bester Gesundheit erfreust. Du bist im besten Alter, kerngesund, obendrein eine Freude für das Auge, wenn man auf derlei Wert legt. Nicht zuletzt hast du eine angenehme Persönlichkeit.«


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau kratzte sich ausgiebig den Nacken. »Herr ich weiß nicht ob ich Angst bekommen soll, oder erfreut sein darf, dass Ihr mir dies erlaubt. Oder gestattet an Eurer Stelle. Natürlich weiß ich warum, da Ihr dies nicht über Euch bringt, aber dennoch gebt Ihr mir etwas damit. Ich weiß nicht was ich sagen soll und wie ich empfinden soll. Nun ich werde es für Euch tun, gewiss, aber Ihr bin noch etwas verwirrt. Wollt Ihr es nie ausprobieren?«, fragte Ferrau offen und strich Ciel die nassen Haare aus dem Gesicht.

    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich spüre nicht das Verlangen nach körperlicher Vereinigung, Ferrau. Ich musste es kurz spüren, als Maurice mich mit Nathans Geist verband. Es ist ... nein, ich will es nicht. Ich küsse gern, wenn es keine Küsse sind, die auf Beischlaf abzielen. Woraus sich ergibt, dass ich niemanden küssen kann, da jeder außer mir automatisch in diese Richtung zu denken scheint. Ich genieße es, wenn du mir die Haare wäschst oder wenn man mir den Rücken streichelt. Das ist wunderschön, aber ich will niemanden ... so anfassen. Du musst mir helfen, Ferrau. Khawa ist fort, der sollte es eigentlich übernehmen. Bedank dich bei ihm. Vielleicht hast du Glück und er ist vor Ablauf der Zeit zurück.«


    Ferrau Du Trieux
    »Herr wenn Khawa Olivie schwängert, fällt das auf. Der Mann ist braun wie ein Dunghaufen, das würde sofort bemerkt werden und man würde Eurer Frau vielleicht Untreue unterstellen. Gut, niemand würde es sich öffentlich wagen sie bloßzustellen, aufgrund Eurer Stellung aber es muss jemand von Eurem Volke sein. Ich verstehe was Ihr meint, Ihr sucht eine Zuneigung ohne das es weitergeht bis zum Beischlaf. Ihr sucht reine Zuneigung ohne Sex. Ich werde mich weder bei Khawa bedanken, noch Eurer Schwester dem Mann überlassen. Das könnt Ihr nicht in Erwägung ziehen Herr. Bedenkt auch Euren Stand. Jeder würde denken, man hätte Euch Hörner aufgesetzt und zwar braune! Nun dann werde ich mich auch nicht erkundigen müssen für Euch sondern für mich«, antwortete Ferrau und wusch Ciel den Rücken. Er war nun wesentlich nervöser als vorher, wo er nur die Vorbereitungen für Ciel treffen musste.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Khawa hat mir versichert, dass er sie nicht schwängern würde. Er sagte wörtlich: ›Macht Euch mal keinen Kopf, ich verstehe mein Handwerk. Wenn sie nicht schwanger werden soll, dann wird sie das auch nicht.‹ Du musst keine Angst haben, ich werde zumindest das erste Mal dabei sein. Ich möchte mich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass alles gut läuft. Olivie liegt mir sehr am Herzen und du auch.«


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau starrte seinem Herrn mit Untertassengroßen Augen ins Gesicht. »Ihr wollt dabei sein und dann soll ich können? Herr Ihr macht meine Aufgabe immer schwieriger«, flüsterte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel drehte den Kopf und sah ihn an. »Wieso stört dich meine Anwesenheit?«


    Ferrau Du Trieux
    »Sie stört mich nicht, aber ich fühle mich dann wie bei einer Prüfung versteht Ihr? Aber ich werde mich bemühe und vorher mit Euch üben, damit ich mich nicht so nervös fühle. Ihr hättet es schleißlich auch erduldet. Wir schaffen das schon Herr, wir werden das hinbekommen. Mal eine Frage - eine ganz einfache Lösung. Was ist, wenn Ihr offen mit Olivie über Eure Bedenken redet? Sagt nicht, was Ihr sonst tun würdet. Aber Ihr könntest sagen, dass Ihr es eigentlich nicht möchtet, aber für sie tun würdet. Wenn sie sagt, sie möchte auch nicht, ist doch alles gut!«, schlug Ferrau vor und wusch Ciel gut gelaunt mit dem Schwamm.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Inwieweit willst du mit mir üben? Und dass ich mit Olivie schlafen muss, damit die Ehe als besiegelt gilt, hast du doch vorher selbst gesagt. Jetzt auf einmal schlägst du das Gegenteil vor. Ferrau, du sollst mich beruhigen und mir Sicherheit bieten und mich nicht noch nervöser machen!«, tadelte Ciel.


    Ferrau Du Trieux
    »Weil ich mir überlegt habe, ob Ihr die Vereinbarung mit Ihr nicht treffen könnt. Euer Bruder würde doch nichts gegen eine Vereinbarung haben, auf privater Art? Sprich wenn Ihr allein zu sein wünscht? Aber gut, damit es erst gar nicht zu Fragereien kommt, ich werde einfach Eure Stelle einnehmen und alles wird gut werden Herr. Seid unbesorgt, ich werde alles geben«, sage Ferrau und schrubbte Ciel den Rücken.

    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nun, ich wusste nicht, dass du derlei Widerwillen hegst«, grübelte Ciel. »Ausgerechnet ich hätte wissen müssen, dass es besser wäre, auch diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Ich ging davon aus dass du ... wie die anderen bist. Und die Gelegenheit freudestrahlend nutzen wölltest. Etwas sanfter bitte und leg den Schwamm weg. Ich mag keine Schwämme, außer wenn ich auf der Toilette war.«


    Ferrau Du Trieux
    »Verzeihung Herr«, antwortete Ferrau und legte den Schwamm beiseite um Ciel von Hand zu waschen. »Nicht mögen ist das falsche Wort. Ich bin nicht freudestrahlend, sondern ich habe einfach Angst erneut zu versagen. Ich möchte es sehr gerne für Euch tun, aber ich hoffe ich kann es auch tun. Ich werde einfach nicht an damals denken. Es ist für Euch und sie. Und sie scheint eine sehr liebe Person zu sein. Jedenfalls behandelt sie auch die Diener immer höflich und anständig, dass ist sehr nobel von ihr. Ich bin einfach nur aufgeregt Herr. Denkt nicht, dass ich Euch hängen lassen werde. Und wegen dem Schwamm, Herr dies ist nicht der Toilettenschwamm ich bitte Euch. Meint Ihr etwa, ich würde Euch mit dem Schwamm abwaschen mit dem ich Euer Rektum reinige?«, fragte Ferrau entsetzt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Beim Abgrund, Ferrau, was glaubst du, für wie unfähig ich dich halte?«, keuchte Ciel nicht minder entsetzt. »Ich wollte damit nur ausdrücken, dass ich das Gefühl eines Schwammes nicht mag, die Konsistenz fühlt sich ekelhaft an, ich dir aber nicht zumuten will, mich nach dem Toilettengang mit den Fingern zu waschen! Ferrau, meine Güte!« Ciel legte die Füße auf den Wannenrand und ließ sich kurz mit dem Kopf unter Wasser rutschen. Offenbar war sein Leibdiener tatsächlich extrem nervös, sonst würde er nicht solchen Unfug von sich geben. Ciel tauchte wieder auf. »Ich möchte, dass du mir offen und ehrlich anfwortest: Möchtest du den Beischlaf mit meiner Schwester vollziehen? Dich erwarten keinerlei Sanktionen, sollte die Antwort negativ ausfallen. Aber ich schätze dich und vertraue dir, darum habe ich dabei als erstes an dich gedacht. Solltest du nicht wollen, werde ich schon jemanden finden, der mir an deiner Stelle dabei hilft, sei unbesorgt. Ich habe nur zu engstirnig gedacht.«


    Ferrau Du Trieux
    »Ja Herr ich möchte es tun, aber ich bin sehr nervös und habe Angst zu versagen. Ich bin doch immer offen und ehrlich zu Euch. Wegen dem Schwamm bitte verzeiht mir. Ich kann Euch auch mit Tüchern reinigen. Ja vermutlich weil Ihr wisst was ein Schwamm ist. Ein Schwamm ist das Skelett von einem Tier, darum mögt Ihr es nicht«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja, Tücher wären besser. Oder ein Lappen. Und für das normale Waschen die Hände. Wie kann ich dir die Nervosität nehmen, Ferrau? Aber sag nicht, indem ich in dieser Nacht den Raum verlasse. Das werde ich nicht tun. Es geht um Olivie und dich. Ich will wissen, was ihr da treibt.«


    Ferrau Du Trieux
    »Nein das ist auch nicht nötig, da Ihr mich nicht fertig machen würdet. Vielleicht werde ich etwas Baldrian einnehmen gegen die Angst. Und vielleicht beruhigt mich Eure Anwesenheit sogar. Ich habe nie darüber nachgedacht, jemals wieder in so einer Situation zu sein, versteht Ihr? Für mich war das Thema abgehakt, jedenfalls der Teil der mit einer Frau zu tun hat. Für mich gab es nur noch mich und meinen Beruf. Das war für mich nicht schlimm, ich habe nichts und niemandem hinterher getrautert. Für mich war auch nicht schlimm, dass man mich nicht wollte. Das wie, das war nur schlimm aber das habt Ihr begradigt und mir damit einen sehr großen Gefallen erwiesen. Manche Dinge, dass kennt Ihr sicher auch, brennen sich förmlich ins Gedächtnis ein. Wisst Ihr Herr, manche reden so einen Unfug, dass Rache nicht recht wäre. Dass man sie nicht ausüben dürfe. Das stimmt nicht. Ich wusste noch genau jedes Wort, jede Silbe die sie zu mir sprach und das obwohl es so viele Jahre her ist. Warum weiß ich das alles noch? Wozu erinnere ich mich, wenn Rache unbedeutend wäre? Ich habe keine Rache gesucht, da ich dazu nicht fähig bin. Aber Ihr habt mir meine Rache geschenkt und dafür danke ich Euch. Allein dafür stehe ich Euch schon bei.«


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du hattest das Thema abgehakt und nun wühle ich es erneut wieder auf mit meiner Bitte ... es ist nur eine Bitte, Ferrau, kein Befehl. Ich möchte dich nicht ... benutzen. Ich dachte, es freut dich. Was Rache anbelangt, ist es kein Geheimnis, dass ich ein sehr nachtragender Mensch bin. Wie lange war das mit Musette her? Es spielt keine Rolle. Sie hätte ihre Strafe auch nach fünfzig Jahren erhalten, hätte ich erst dann davon erfahren, was sie dir antat.«


    Ferrau Du Trieux
    »Dafür Danke ich Euch sehr Herr, Ihr wisst was mir dies bedeutet. Eure Verlobte ist nicht Musette Herr. Olivie de Souvagne ist niemals wie diese Hexe, dass kann ich Euch versichern. Jetzt muss ich es nur noch meiner Angst vermitteln. Aber ich denke, die Angst wird verfliegen, sobald wir gemeinsam den Raum teilen. Gleichgültig was Euch je erwarten wird Herr, ich werde immer an Eurer Seite stehen. Und dabei spielt es auch keine Rolle, wie viel Angst ich haben werde. Wisst Ihr Herr, Angst ist das eine. Mut bedeutet auch nicht, keine Angst zu haben. Das sagte mal einer der Chevalier. Mut bedeutet, dass man trotz seiner Angst handlungsfähig bleibt. Und das muss auch ich schaffen. Ich darf mich von meiner Angst nicht lähmen lassen. Zumal weder Olivie noch Ihr etwas dafür könnt. Nicht einmal ich kann etwas dafür. Möchtet Ihr aus der Wanne steigen Herr?«, fragte Ferrau und legte ein flauschiges Handtuch bereit.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel klapperten inzwischen die Zähne vor lauter Kälte und seine Lippen waren blau. Er hatte es nicht weiter beachtet. Er war es gewohnt, die Schreie seines Körper zu ignorieren. Er erhob sich und stützte sich auf Ferraus Schulter ab, als er aus der Wanne stieg. »Du brauchst was mich anbelangt keine Angst zu haben, Ferrau. Es würde mir völlig reichen, wenn du ein wenig lieb zu Olivie bist, wenn es nicht klappen sollte. Einfach, dass sie sich nicht missachtet und verschmäht fühlt. Darum geht es mir. Es muss sie verletzen, wenn ich sie erst heirate und dann niemand ihr Zärtlichkeit schenkt. Ich will nicht, dass sie denkt, sie sei unattraktiv oder abstoßend. Sie soll sehen, dass ich mir Gedanken um sie gemacht habe.«


    Ferrau Du Trieux
    »Ihr möchtet, dass ich mich um sie kümmere, auch weiterhin? In Ordnung Herr, dann werde ich dies tun, wenn sie es möchte. Eure Verlobte ist nicht abstoßend, sie ist eine hübsche Frau«, sagte Ferrau freundlich und schlug Ciel ins Handtuch ein. Dabei trocknete er ihn behutsam ab und schlang es vorne zu. Ferrau holte Ciels Nachtwäsche und erst da befreite er Ciel von dem Handtuch, so dass dieser direkt in seine warme Kleidung mit Ferraus Hilfe schlüpfen konnte. »Herr so ist es besser, Ihr dürft nicht zu lange so kalt baden«, sagte Ferrau und trocknete Ciels Haare ab.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nun, ich vermute, sie wird sich nach Zärtlichkeit sehnen. Das tue ich auch, aber ich will nicht, dass sie in Intimität mündet. Meine Zärtlichkeit ist für jemanden, der anders ist als ich, reine Frustration, das habe ich begriffen. Ich möchte niemanden mehr verletzen. Wenn sie meine Braut wird, habe ich die Verantwortung dafür, dass es ihr in allen Belangen gut geht und ich will nicht, dass sie sich irgendeinen Liebhaber sucht, von dem ich nichts weiß. Die kalten Bäder sind Pflichtveranstaltung, Ferrau. Sie erinnern mich daran, dass dies nur Fleisch ist und klären den Verstand.« Ciel wurde angenehm schläfrig, als Ferrau ihn ihm seine angewärmte Nachtwäsche überzog. Fragend runzelte er die Stirn. »Soll ich wirklich in Nachtwäsche Olivie den Antrag machen?«


    Ferrau Du Trieux
    »Herr es ist noch nicht spät. Ihr könnt noch etwas schlafen und Kraft sammeln. Oder soll ich Euch gleich für das Essen einkleiden?«, hakte Ferrau nach


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Kleide mich bitte gleich ein, sonst werde ich gemütlich und möchte schlafen oder Karten spielen und habe danach keine Lust mehr, irgendetwas derart stressiges zu tun. Ich muss meine Kapazitäten rationieren und kann die wenige Erholungszeit nicht aufteilen und staffeln, dann ist sie weniger effektiv. Wirst du bei mir bleiben, wenn ich um ihre Hand anhalte?«


    Ferrau Du Trieux
    »Wenn ich darf, sehr gerne Herr. Das würde mich freuen«, antwortete Ferrau glücklich. Er holte die besten Kleidungsstücke von Ciel herbei und kleidete seinen Herrn langsam aber so schick er konnte ein. Danach frisierte er ihm die Haare und trug Parfüm auf. Zufrieden mit seinem Werk schaute Ferrau seinen Herrn an. »So seht Ihr sehr schön aus«, versicherte er Ciel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Bitte putze meine Zähne noch und dann solltest du das Geschenk organisieren und alles in die Wege leiten, das Essen bestellen und so weiter. Bitte delegiere so viele Aufgaben davon wie möglich. Ich werde noch ein wenig Papierarbeit erledigen, bis du wieder da bist.«


    Ferrau Du Trieux
    »Ja selbstverständlich Herr. Ich werde dazu nur schnell in die Küche verschwinden müssen. Seid unbesorgt«, sagte Ferrau. Er putzte seinem Herrn die Zähne und puderte ihn noch etwas ab, ehe er sich auf den Weg in die Küche machte. Dort bestellte er ein reichhaltiges, mehrgängiges Verlobungsmenü. Dies sollte alles schön arangiert werden, der Tisch sollte entsprechend den Feierlichkeiten eingedeckt werden und alles sollte mit Stimmungsvollen Kerzenschein untermalt werden. Danach machte sich Ferrau gleich auf um die Zofe von Olivie unter einem Vorwand abzufangen und auszufragen. Ciel Schwester mochte wie die meisten Frauen schöne Kleider, Schmuck, sie liebte gute Bücher und sie den Rosengarten. Das waren Informationen mit denen er arbeiten konnte. Folglich ging er noch einmal zurück und ordnete an, dass der Blumenschmuck aus Rosen zu bestehen habe. Rose farbene Rosen, so wie sie Olivie liebte. Dann machte er sich auf zum Juwelier und schaute was er passendes an Schmuck zur Verlobung finden konnte. Es durfte nicht zu mächtig, aber auch nicht zu mickrig sein.


    Ciel Felicien de Souvagne
    In der Zwischenzeit saß Ciel an seinem Schreibtisch und beantwortete Korrespondenzen. Er wollte die Wartezeit sinnvoll nutzen.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau schaute sich um und dann entdeckte er das passende Geschenk, eine goldene Brosche die Olivie auch als Haarnadel tragen konnte. Falls Ihr dieses Geschenk nicht gefiel, dann wüsste Ferrau auch nicht. Es war edel, wunderschön, goldfarben und es würde gut zu ihrer Haarfarbe passen.


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    Ferrau Du Trieux
    Ferrau suchte noch eine passende Schmuckdose für die wertvolle Rose aus und machte sich dann auf dem Heimweg. Auch die Schmuckdose war mit Rosenornamenten verziert, so dass alles eine einheitliche Optik bot. Allerdings ließ er die Dose noch offen, damit sein Herr vorher das Geschenk bewundern konnte. Ferrau klopfte und trat ein. »Herr schaut was ich Schönes für Eure Verlobte erstanden habe«, verkündete er stolz.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel beendete seinen Satz und legte die Feder und den angefangenen Brief beiseite. Gespannt nahm er die Schmuckdose in die Hand und betrachtete den Inhalt. »Schmuck in Rosenform, zwei Dinge, die sie schätzt in einem. Es ist wunderschön.« Ciel betrachtete das Schmuckstück begeisert. »Das wird ihr sicher gefallen. Ferrau, du musst dich auch noch passend umziehen, wenn du dabei sein möchtest. Unsere Kleidung muss zueinander passen. In welchem Raum wird alles vorbereitet?«


    Ferrau Du Trieux
    »Herr Ihr habt Recht. In einem separaten Speisesaal. Es wird alles mit Rose farbenen Rosen geschmückt werden und es wird gedämpftes Kerzenlicht geben. Die Musik habe ich nicht vergessen, aber mir ist niemand eingefallen. Ich hoffe Ihr seid nicht böse drum. Ihr werdet Euch sicher angeregt mit Olivie unterhalten. Sie ist ja ein ganz heller Kopf wie man so sagt und sie treibt sich auch öfters in der Bibliothek herum. Falls Ihr etwas besprechen möchtet, sie liebt den Rosengarten. Schneidet dies an, deshalb das Geschenk«, sagte Ferrau und machte sich daran, sich schnell umziehen zu gehen. Er stellte fest, dass er eindeutig mehr Gaderobe benötigte als bei Dreux.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Aber Musik ist wichtig, du sagtest, sie gehört dazu!« Er rang mit sich. »Nein, Nathan will ich nicht dabei haben. Dann muss es ohne Musik gehen.« Angespannt wartete er darauf, dass Ferrau sich umgezogen hatte.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau zog sich um, kämmte sich ordentlich seine Haare und nahm einen Tropfen Parfüm. »Ein Musikant aus einer Taverne habe ich zuerst gedacht. Aber besser ist Stille als schlechte Musik Herr. Wir können wenn Ihr soweit seid«, bot Ferrau höflich an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel betrachtete Ferrau von Kopf bis Fuß. »Schick siehst du aus, so wirst du ihr gefallen. Ich würde schlechter Musik den Vorzug geben, da kann man notfalls gemeinsam drüber lachen, als wenn peinliche Stille eintritt. Zudem hat Musik eine beruhigende Wirkung. Es tut mir leid, aber ich habe es mir überlegt. Wir brauchen unbedingt einen Musikanten. Du wirst allerdings so schön gekleidet nicht in eine stinkende Taverne gehen, schicke irgendwen. So lange muss es noch warten.«


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau eilte wieder nach draußen und griff sich den erstbesten Hausdiener. »Hör zu, für die Verlobung von Prince Ciel de Souvagne benötige ich umgehend einen Musikanten. Klappere die Tavernen ab und besorge jemanden. Falls der Mann nicht singen kann, suche jemanden der mit der Fidel umzugehen weiß. Hurtig!«, befahl der Leibdiener. Der Diener eilte von dannen und kam ungefähr 40 Min später wieder im Schlepptau mit einem älteren Herrn der seine Geige fest in der Hand hielt. »Wunderbar, hab Dank«, freute sich Ferrau und führte den Musikanten direkt in das Speisezimmer und instruierte ihn. »Sobald mein Herr gemeinsam mit mir das Zimmer betritt spielt wartet ihr ab. Sobald die gnädige Frau den Raum betritt spielt ihn los. Spielt etwas leichtes, freundliches, etwas das die freundliche Stimmung untermalt, damit kein Schweigen aufkommt. Es handelt sich um eine Verlobung!«, erläuterte Ferrau ernst. »Gewiss wir spielen auch immer für die Gäste, wenn diese essen unsere Nudel«, sagte der Mann freundlich und zwirbelte seinen immensen Schnurrbart. »Sehr schön«, sagte Ferrau und schob ihn in den Speisesaal. Danach eilte er zurück zu seinem Herrn und machte eine einladende Geste. »Der Musikant ist zugegen Herr. Folgt mir bitte«, bat Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Einen letzten Moment, Ferrau«, bat Ciel. »Bleib stehen, wo du gerade bist.« Er rückte samt Stuhl an Ferrau heran und legte seine Hand auf dessen Herz. Er spürte den Herzschlag seines Dieners, der genau so aufgeregt war, wie er selbst. Beruhigen würde ihn die Maßnahme nicht, dennoch wollte er es so und brachte sein eigenes Herz in den selben Takt. »Nun können wir gehen.« Er erhob sich und folgte Ferrau in den Speisesaal. Er wusste nicht einmal, ob seine künftige Braut schon anwesend war oder ob man sie noch zu ihm geleiten würde. Egal. Er würde das Beste aus der Situation machen. Sie beide kannten sich von Kindheit an und mochten sich sehr. Er konnte von der Sache her nichts falsch machen und wenn doch, dann würde er es eben überspielen.
    Ferrau Du Trieux
    Der Musikant nickte den eintretenden Herren höflich zu und nahm seine Geige schon bereit zur Hand. Olivie war noch nicht anwesend, dies hatte Ferrau so arrangiert. »Eure Verlobte wird einige Minuten nach Euch erscheinen Herr. Eine Dame hasst es zu warten, drum dachte ich, zeigt Ihr Eurer zukünftigen Frau, dass sie es wert ist - dass Ihr auf sie wartet«, erklärte Ferrau den Umstand und zog den Stuhl zurecht, damit sich Ciel setzen konnte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja, wo du Recht hast ... muss ich aufstehen, wenn sie kommt? Natürlich muss ich dann aufstehen! Hältst du ihr die Tür auf? Wie empfange ich sie? Bei Ainuwar!« Ciel stöhnte. Sein sinst so blasses Gesicht war gerötet und nur Ferraus Schminkkunst war es zu verdanken, dass er nicht aussah wie eine glänzende Tomate. »Es wird schon gut gehen.«


    Ferrau Du Trieux
    »Herr beruhigt Euch bitte. Sobald sie ankommt werde ich die Tür öffnen. Ihr steht auf und begrüßt sie mit ener Verbeugung und einem Handkuss. Ihr zieht Eurer Verlobten den Stuhl zurecht und rückt ihn an den Tisch heran und ich lasse nach dem ersten Gang schicken. Sobald Olivie eintritt wird der Musikant losspielen«, antwortete Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »In Ordnung.« Ciel versuchte, sich zu konzentrieren. Sonst hatte er damit keine Probleme, doch heute war er sehr unsicher. Der Umstand, dass es sich um seine Schwester handelte und nicht um irgendwen, schien das Ganze auf einmal nicht zu vereinfachen, sondern zu erschweren. Er legte die Hände auf den Tisch und achtete auf den eigenen Herzschlag, der dem von Ferrau entsprach. So wartete er darauf, draußen Schritte zu hören.


    Die Verlobung von Ciel und Olivie >>

  • Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel klopfte an die Tür zu Verrills Gemach. Er klopfte eigenhändig, denn er war ohne seinen Leibdiener hergekommen und das aus gutem Grunde. Nervös kämmte er sich mit den Fingern seine Haare zurecht, während er auf die Antwort wartete.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Gaston öffnete wenige Minuten später die Tür und musterte Ciel freundlich. »Guten Tag Eure Hoheit, tretet bitte ein. Laut meinem Herrn, seid Ihr jederzeit willkommen«, sagte der alte Leibdiener respektvoll und gab den Weg frei. Gregoire saß gemeinsam mit Lin auf dem Sofa und sie spielten Karten. Als Ciel eintrat schauten beide gut gelaunt auf. »Was treibt Dich her Ciel? Setz Dich dazu, Gaston eine Tasse Kaffee für meinen Bruder und etwas Gebäck«, bat Verrill.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Danke, Gaston«, sagte Ciel freundlich. Er mochte den neuen Leibdiener von Verrill. Er trat ein und wollte sich schon freuen, da sah er, wie viele Leute hier noch mit rumsaßen. Linhard und Brandur. Na wunderbar. Ciel ließ sich nichts anmerken, begrüßte alle und setzte sich dazu, weit weg von Verrill. Etwas zerknirscht nahm er sich einen der berühmten rosa Kekse, von denen er nun wusste, dass Verrill sie eigenhändig buk. »Oh, mich treibt nichts Spezielles. Nur dies und das, der Wunsch nach Gesellschaft.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Gaston servierte eine große Kanne Kaffee, damit sich jeder nach Belieben nachschenken konnte und stellte eine Etagerie an Keksen auf den Tisch, gefüllt mit einer reichlichen Auswahl an Keksen und Kekssorten. Linhard nahm sich einen der neuen Kekse und musterte Ciel. Sein Gesicht blieb ernst, aber man sah an seinen Augen, dass er sich ein Lachen verkniff. »Paps hast Du Lust eine Runde spazieren zu gehen? Ich habe Dir noch gar nicht Aquillia gezeigt. Sie ist der Hammer. Ich habe ihr schon einiges beigebracht, Hallo und Merde kann sie rufen«, grinste Lin und aß den Keks in winzigen Bissen. »Habe ich schon erwähnt dass ich Nichtraucher bin?«, fragte er gut gelaunt.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verrill strich Linhard dankbar über den Rücken und räumte die Karten zusammen. »Du hast ehrlich verloren, da Du kapitulierst. Folglich weißt Du wer heute Dienst hat«, lachte Greg hinter vorgehaltener Hand. »Merde, das wichtigste Wort... aber sie sollte es nicht auf irgendeinem Staatsbesuch rufen, dass könnte für Verwirrung sorgen. Bring ihr lieber was anständiges bei. Falls Ihr nach Beaufort reitet, denk an meine Bestellung und hol sie bitte ab« ,bat Verrill und küsste Lin. »Nichtraucher seit 24 Stunden Schatz«, grinste er.


    Brandur von Hohenfelde
    »Erstaunlich«, murmelte Brandur. »Wie hast du das geschafft? Hat Benito dir eines seiner Mittelchen aufgeschwatzt oder gelang es dir durch pure Willenskraft?« Demonstrativ blieb er noch sitzen und trank erst einmal seinen Kaffee zu Ende. Er war lange genug körperlos gewesen und froh, endlich wieder einen Geschmackssinn zu besitzen.


    Linhard von Hohenfelde
    »Nein ich habe es einfach ohne Hilfsmittel versucht. Verrill hat mich drum gebeten, wegen dem Gestank, weil ich danach stinken würde, weil es die Zähne kaputt macht und weil es schlecht für die Zeugungsfähigkeit wäre. Letzteres war ausschlaggebend und ich wollte nicht stinken wie ein toter Iltis. Aber irgendwie ist das nicht so einfach wie ich dachte. So fühlen sich Leute die eine Diät machen vermute ich Paps. Die Kekse sind gut oder? Ich dachte ich lenke mich einfach ab. Und je länger ich durchhalte, je mehr Tage Erfolg hätte ich zu verlieren. Das heißt, je härter halte ich durch. Wobei ich rauche ja schon eine Weile. Wann hattest Du damals angefangen zu rauchen?«, hakte Lin nach und aß noch einen Keks.


    Brandur von Hohenfelde
    »Ich habe bereits als Kind geraucht. Es hat meinen Vater nicht interessiert. Aber ich wurde dann aufgrund meines ersten Ablebens in einen kalten Entzug geworfen. Es dauerte lange, bis ich danach durch Kasimir Pfeifenkraut organisiert bekam. Fortan habe ich nicht mehr so viel geraucht wie zuvor, nur noch einen Bruchteil, vor allem aus Sorge, da mir natürlich die gesundheitlichen Folgen bekannt sind und ich in der Nachtburg keinen Medicus besaß. Und mein Rücken bereitete mir schon genug Probleme, da brauchte ich nicht auch noch Raucherhusten oder Schlimmeres. Ja, die Kekse sind hervorragend. Iss nur, Junge, iss so viele du magst.«


    Ciel Felicien de Souvagne
    Mit höflich-gestressten Gesichtsausdruck geduldete sich Ciel und nahm sich ebenfalls einen Keks.


    Linhard von Hohenfelde
    »Ich habe auch mit 13 Jahren rum angefangen richtig zu rauchen, also permanent. Angefangen habe ich so mit 11 Jahren. Aber da habe ich nicht täglich gequarzt. Ja die sind von Greg, die sind super. Du darfst das wissen. Ciel was ist los, Du wirkst so angespannt? Sollen wir Euch beide allein lassen?«, fragte Lin mit einem Zwinkern.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich liegt nicht in meiner Absicht, irgendjemanden zu verjagen«, log Ciel und spielte mit einer Glasrose, die er mitgebracht hatte.


    Linhard von Hohenfelde
    »Du konntest schon mal besser heucheln Ciel, Du bist zu sehr durch den Wind. Aber hier musst Du keine Maske tragen. Paps und ich lassen Dich mit Greg alleine. Wir sind heute Abend wieder da. Also bis später«, sagte Lin und drückte kurz Ciels Schulter, dann beugte er sich zu Verrill und küsste ihn lange und fest. »Bis später Schatz«, grinste er breit, steckte einige Kekse ein und schnappte sich seinen Mantel. »Komm Paps, wir machen einen Ausflug«, erklärte Lin.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Ja bis später und kommt nicht zu spät zurück. Wir Essen gemeinsam zu Abend, vergesst das nicht«, bat Greg freundlich. Er wartete ab bis die beiden verschwunden waren, ehe er Ciel fragend musterte. »Was ist los Ciel, ist irgendwas passiert?«, fragte Greg leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich habe absichtlich durchklingen lassen, dass ich das Gegenteil meine, damit ihr verschwindet«, erwiderte Ciel, aber er lächelte dabei, damit Linhard sah, dass es nicht gegen ihn gerichtet war. Er wartete, bis die beiden den Raum verlassen hatten. Dann legte er die Rose vor Gregoire auf den Tisch. »Die hat mir Ferrau überreicht. Erst sagte er, ich solle sie Olivie schenken und dann rief er - nachdem ich schon fast seine Kammer damit verlassen hatte - mir noch hinterher, dass ich sie auch behalten könne. Was sagst du dazu?«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Gregoire nahm die Glasrose vorsichtig zur Hand und betrachtete sie sich eingehend. »Was ich dazu sagen?«, schmunzelte er. »Nun dass sich Dein Wunsch wohl schneller erfüllt, als Du gedacht hättest. Ferrau ist nicht nur Dein Leibdiener, er ist sogar Dein Leibeigener. Ein Leibdiener kann ja auch eine freie Person von Stand sein. Aber Ferrau ist, wie schon gesagt Dein Leibeigener. Die meisten Leibeigenen arbeiten für Kost, Logis, sprich Du finanzierst alles was sie ihr Leben lang benötigen. Böse gesprochen wie einem Haustier, aber Du weißt was ich meine. Du bezahlst alles, sie bekommen, wenn Du großzügig bist ein Taschengeld zugedacht. Arme Herren können das nicht gewähren, dort arbeiten die Leibeigenen für drei Teller Grütze, Kleidung und einen Schlafplatz. Diese Rose ist nicht einfach aus Glas Ciel. Sie ist aus Kristall. Sie ist nicht gegossen, sie ist nicht geblasen sie ist geschliffenes Glas. Glas ist teuer Ciel. Das billigste Pressglas oder gegossene Glas ist schon für die meisten Leibdiener gewaltig teuer. Und er hat Dir etwas sehr teures gekauft. Das heißt Du bist ihm sehr viel wert. Du damit Du die Rose behältst oder durch sie glücklich wirst. Was mich zu einer weiteren Frage bringt, woher hatte Ferrau das Geld oder hat er sie gestohlen? Oder hat er sie von seinem Dienstbotenbudget bezahlt? Dafür sollte er eigentlich andere Dinge kaufen. Aber die Rose zeigt reine Zuneigung, er verehrt Dich Ciel. Du bist für ihn sehr wertvoll, Du bedeutest ihm sehr viel«, sagte Gregoire und legte die Rose behutsam zurück auf den Tisch. »Ein außergewöhnliches Geschenk und wunderschön«, sagte Verrill freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nahm die Rose noch vorsichtiger als zuvor wieder in die Hände, fast andächtig. »Für sich selbst hat er nur ein paar Hausschuhe und eine Tagesdecke gekauft. Und ein Tablett für sein Essgeschirr. Du hast recht, er sollte sein Taschengeld nicht für mich ausgeben. Er hätte mir auch einfach sagen können, dass er neue Schuhe benötigt oder eine Kuscheldecke. So was braucht er doch nicht kaufen, er hätte sich von dem Geld seine Freizeit versüßen können, indem er irgendwo etwas Essen geht oder dergleichen.« Ein Ausdruck von Besorgnis huschte über Ciels Gesicht. »Nun habe ich noch mehr Sorgen, es ihm zu sagen und das alles zu zerstören.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Oder die Rose sagt Dir genau dass, was Du gerne hören würdest. Nur er darf es Dir nicht sagen. Er kann Dir nicht ungefragt sagen, dass er Dich liebt falls dem so ist. Würdest Du das als Belästigung empfinden, wäre er entweder zurück in der Dienstbotenküche oder würde sogar des Hofes verwiesen. Möglich wäre sogar, dass er abgegeben wird, sprich verschenkt oder übereignet wird. Darum wird er dazu schweigen. Er sagt es Dir ohne Worte. Das vermute ich. Ob er Dich als Partner liebt, kann ich Dir nicht sagen. Aber ich kann Dir versichern, dass Du ihm unheimlich viel bedeutest. Vergleiche das mal mit Fabs und Paps, dann weißt Du wo der Hase langläuft«, schmunzelte Verrill und strich Ciel durch die Haare. »Ciel Du musst mehr auf Deine Gesundheit achten, dass möchte ich Dir sagen. Hast Du Dich in letzter Zeit einmal genau betrachtet? Du bist ausgezehrt und Dein Haar ist schütter. Geh mit Dir selbst etwas besser um«, bat Verrill.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Paps und Fabs?«, wiederholte Ciel. »Der Mann heißt Fabien und ist ein denkbar unpassender Vergleich. Du weißt, dass ich den Kerl nicht sonderlich gut leiden kann. Er ist kein Vergleich zu dem guten Ferrau.« Ciel drehte die Rose unschlüssig in den Fingern. »Ich werde es nie herausfinden, was er meint, wenn ich nicht selbst nachforsche. Dabei sollte er doch wissen, dass ich ihn niemals ... oh.« Ihm fiel wieder ein, was er mit Nathan angestellt hatte. »Gut, wenn man genau darüber nachdenkt, kann man seine Bedenken verstehen, sollte er überhaupt auch nur ansatzweise in die Richtung denken. Ich brauche keine Haare, Greg. Wozu gibt es Perücken? Ich habe die Zutaten für sein Lieblingsessen in der Küche bestellen lassen. Ob sie Seeigel vorrätig haben, da war ich mir nicht sicher. Was schlägst du vor, sie soll ich vorgehen?«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Ich weiß Ciel, aber Fabien hat Dir Nathan nicht weggenommen, Du hast ihn weggegeben. Die beiden haben etwas geteilt, was sie vermisst haben. Das kann man ihnen natürlich dienstlich vorwerfen, aber menschlich, kann man das nicht. Mir ist bekannt wie Du Nathan gesehen hast, aber nicht Nathan hat sich auf das Podest gestellt Ciel. Du hast ihn da hinauf gehoben und herabgestoßen. Das gleiche hast Du einmal mit mir gemacht. Du hast mir gesagt wie vollkommen ich bin und als Du wütend warst, hast Du mir das Gegenteil ins Gesicht geschleudert. Ich klage Dich damit nicht an, ich möchte Dir etwas aufzeigen. Ich weiß, dass Du das nicht aus Böswilligkeit getan hast, sondern weil Du verletzt warst und Dich in die Ecke gedrängt gefühlt hast. Und genau das wird es bei Nathan auch gewesen sein Ciel. Du fühlst Dich von Fabien bestohlen und hintergangen, er hat Dir etwas genommen, etwas besudelt was Dir gehörte. Ja Nathan gehörte Dir Ciel. Aber auch Nathan hat eine Seele und Gefühle. Hast Du Nathan als den geliebt der er war oder als die Person die er hätte sein können? Sprich die Figur, die Du ihn im gesehen hast? Hast Du jemals Nathan gefragt wie er sich selbst sieht? Hast Du ihn Dir je neutral angesehen? Ich glaube nicht Ciel. Mach nicht den gleichen Fehler erneut bei Ferrau. Nathan war Dein kleiner Bruder, er hat Dir vertraut und sich in Deine führenden Hände gegeben, aber er war nicht Dein Mann Ciel. Er war nie Dein Partner, Du hast ihn zu einem Heiligen zwangshochstilisiert und zwar so hoch, dass selbst Nathan nicht mehr an sein eigenes Idealbild heranreichte. Er hat in seinem eigenen Schatten gestanden Ciel. Ferrau mag Dich auf völlig andere Weise. Wenn Du diesmal wieder nur siehst, was Du sehen möchtest, könnte Dir etwas sehr Schönes entgehen. Zumindest solltest Du für Klarheit zwischen Euch sorgen, für Euch beide. Damit Ihr wisst woran Ihr seid. Das haben wir beide doch auch oder? Also gib Ferrau seine Chance sprechen zu dürfen, offen, ehrlich und frei von der Seele weg. Sieh die Rose als Schlüssel dazu«, antwortete Verrill und drückte Ciels Hand.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel öffnete den Mund, um Gregoire zu unterbrechen, als er über ihn und Nathan sprach, aber dann schloss er ihn wieder und hörte ihm bis zu Ende zu. Er lehnte sich auf dem Sofa zurück, fuhr sich durch sein spärliches, strohiges Haar und bemerkte, dass etliche davon zwischen seinen Fingern hängen blieben. Er legte sie auf eine Serviellte, damit sie nicht in Gregoires Wohnung herumflogen und Gaston sie bequem entsorgen konnte. »Nein, ich habe Nathan nie gefragt. Warum auch? Er hatte sich nie beschwert. Dieser Wechsel kam so plötzlich ... sie hätten beide mit mir reden müssen. Ich bin doch kein böser Mensch, Greg. Ich würde keinem von beidem etwas ...« In einem Anflug von Qual krümmte er sich zusammen. »Doch, genau das habe ich getan. Nein, du hast vollkommen Recht. Das darf kein zweites Mal geschehen. Für Nathan ist es sicher besser, nun bei Dreaux zu dienen. Ich werde Ferrau um ein offenes Gespräch bitten, während wir seinen Seeigel essen, den er sich gewünscht hatte. Vielleicht ... sollten wir die Idee mit dem Parfum verwerfen.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verrill setzte sich neben Ciel und legte ihm einen Arm um die Schulter. »Du bist kein böser Mensch Ciel, Du bist Ferraus Herr! Du warst Nathans Herr! Du bist wenn man es ganz genau betrachtet, hinter Vater, Dreux und mir der viertmächtigste Mann im Staat. Dein Wort ist Gesetz. Deine Befehle sind Gesetz. Deine Wünsche sind Gesetz. Wenn Du es drauf anlegst, kannst Du eine Person zum Tode verurteilen, Du kannst eine Familie verbannen, Du kannst eine Säuberung, Bereinigung, eine Negierung - sprich eine Auf-Null-Setzung befehlen, wenn Du Dich bedroht fühlst. Du kannst Leute inhaftieren lassen, Du kannst Leute verhören lassen, Du kannst sie im Kerker verrotten lassen. All diese Möglichkeiten hast Du. Die haben wir. Letztendlich können Dir nur zwei Personen Einhalt gebieten, Papa und Dreux. Mein Wort stände gegen Deines, wir beides sind keine Kronprinzen. Das einzige was Dich von einer Willkür abhält oder vom Machtmissbrauch ist unsere Erziehung, unser Charakter, unser Pflichtbewusstsein und unsere Liebe zu den unseren wie Vater es nennt. Und nun stell Dir vor, Du bist kein Royal, Du bist kein Adliger, Du bist nicht einmal Niederadel oder Bürgerlicher, Du bist Leibeigener. Viele mögen es, dass sie fest in der Hand eines Herrn sind der sich um alles kümmert. Aber die Hand die füttert hat auch gewaltige Macht. Und Du hast macht über einen gesamten Staat und dessen Staatsapparat. Und nun soll Dir ein Leibeigener, der im Grunde in Deinem Weltbild nicht einmal vorkommt, Dir ins Gesicht sagen was er sich wünscht, wovor er Angst hat und er soll offen mit Dir reden? Kannst Du Dir nicht ansatzweise vorstellen, welche Konsequenzen er fürchtet? Du und Ferrau, Ihr lebt beide in Souvagne, aber in einer völlig anderen Welt. Ferrau kann nichts bestimmen, Du könntest einen Krieg erklären. Du könntest mit einem Befehl Tempel niederreißen lassen oder eine neue Religion ausrufen. Und Dir soll ein Nathan nebenbei sagen, wovor er Angst hat? Ich mache es an seiner statt - genau davor. Vor der Macht die Du als Person darstellst. Schau Dir Paps oder Dreux auf dem Thron an und schau sie Dir privat an. Dann verstehst auch Du was ich meine. Denn selbst wir sind vor den beiden klein. Was erwartest Du denn dann bitte von Nathan oder Ferrau? Ein falsches Wort kann ihr Tod bedeuten. Das dies nicht so kommen wird, davon gehen sie aus. Aber glauben, ist nicht wissen. Seeigel hat die Küche immer parat, da Paps sie gerne isst, mach Dir deshalb keine Gedanken Ciel. Wenn also so eine Frage wie ein Gespenst im Raum steht, musst Du die Frage stellen, Nathan, Ferrau und Co werden antworten. Aber von sich aus werden sie so etwas nicht von sich geben. Die Idee mit dem Parfüm legen wir ad acta Ciel, Du hast Deine Rose. Bringe ihm etwas ähnliches mit und rede mit ihm. Ich habe Deinen Ferrau falsch eingeschätzt, aber an dem Tag dachte ich auch nur mit dem Schwanz, weder mit dem Herz, Hirn, noch mit einem Teil der weiblichen Seite - ich dachte rein daran Lin zu imponieren und ich wollte ihn... das ist die ganze Wahrheit«, erklärte Verrill.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich weiß, dass du damit dachtest. Ich habe oft genug Männer erlebt, die das tun und darum will ich das eben nicht, sondern wäge alles, so gut ich kann, mit dem Verstand ab, auch die Sache mit Ferrau. Drum rede und rede ich hier, anstatt es einfach zu tun ... mit dir darüber zu sprechen hilft mir beim Nachdenken. Dabei hat Bellamy mich vor kurzem noch als einen Mann der Tat bezeichnet, aber da ging es nicht um so etwas emotionales. Da ging es darum, dass ich ihn als Schwertmeister wollte. Ich bin in Rüstung zu ihm in den Kerker marschiert und habe mich mit ihm gemessen. Der Mann ist eine Urgewalt, aber er hat auch Verstand. Das glaubt man manchmal gar nicht bei seinem groben Mundwerk und seinem rohen Gehabe, aber doch, er ist intelligent. Am Ende habe ich mit ihm sogar über meine Ehe gesprochen. Mit ihm! Bellamy!« Er lachte etwas und schüttelte den Kopf. »Deine Erläuterung öffnet mir so eben ein klein wenig die Augen. Manchmal denkt man, aber dreht sich dabei im Kreise. So habe ich das nie gesehen, da ich selbst ja weiß, wie ich entscheiden würde. Es schmerzt mich, dass meine Leibdiener in dem Sinne trotz allem so viel Respekt haben müssen, dass es an Angst grenzt oder vielleicht auch Angst ist. Vielleicht nutze ich dies manchmal sogar aus, wenn ich darüber nachdenke. Wenn ich mich allein fühle, dann liege ich mit Ferrau auf dem Sofa. Ich frage ihn nicht, er muss sich da eben hinlegen und mich bei sich ertragen. Natürlich würde er nie wagen, etwas anderes zu sagen. Wobei ... ich glaube doch. Er kann ziemlich bockig sein.« Ciel dachte an das Erlebnis im Schrank zurück, wo Ferrau sogar seine Hand weggeschoben hatte. »Wie kann ich mir sicher sein, dass er ehrlich ist? Und was soll ich ihm schenken? Greg, du musst mir helfen! Ich kann mir nicht gut Geschenke überlegen, manchmal ärgern diese den Beschenkten sogar, anstatt ihn zu erfreuen!«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Du nutzt es nicht aus, für Dich ist diese Macht dermaßen eine Selbstverständlichkeit, dass Du sie nicht mehr wahrnimmst. Das Problem haben wir alle einmal und zum Glück sind wir nicht allein. Mir hilft es ebenso mit Dir zu reden Ciel. Nun es war nicht einfach nur mit dem Schwanz denken. Das tue ich sonst so gut wie nie, sondern ich habe mich durchaus im Griff. Es kam erschwerend hinzu, dass ich über beide Ohren verknallt war und ihn von mir als Kerl überzeugen wollte. Ich wollte ihn und ich wollte ihn jetzt, direkt, ich wollte dass er ganz meiner wird. Ich wollte mit ihm ins Bett und er sollte sehen dass ich kein Weichei bin. Und ich wollte nicht, dass er mich länger zappeln lässt. Darum war ich auf 180, es war eine sagen wir mal prikäre Mischung. Und gerade dabei hätte ich einfach mal einen Schritt zurück machen sollen, durchatmen sollen und Lin einfach sagen sollen was ich fühle und mir wünsche. Dann hätte Ferrau auch nicht nie Schürhaken abbekommen, aber wie Du schon richtig sagst, manchmal hat man in solchen Moment Scheuklappen auf. Und nimmt einem die keiner ab, kann es mit unserer Macht fatale Folgen haben. Normalerweise wäre ich für so eine Art Körperverletzung als Gleichgestellter von Ferrau zu Zwangsarbeit und Schmerzensgeld verurteilt worden. Was geschah mit mir? Nichts, ich habe mich vor Vater zu verantworten. Die Strafe wird sicher noch folgen, aber ich muss ganz gewiss nicht auf dem Acker ackern und davon Ferraus Schmerzengeld zahlen. Und genau dass sollte mich nicht zuschlagen lassen, sondern zweimal überlegen lassen, warum ich dieses Privileg genieße. Jetzt sehe ich die Sache klar, jetzt ist Lin mein Mann, wir sind ein Paar und ich habe was ich mir so sehr wünschte. Aber war es deshalb Recht, aus Frust Ferrau eins überzubraten in dieser Art? Nein, es war widerlich. Und genau so hast Du mit Nathan gehandelt, Du hast getan was Du tun konntest, ohne nachzudenken weshalb Du überhaupt diese Macht hast. Sie ist angeboren, wie unsere Finger. Die hinterfragen wir auch nicht. Wir nutzen die Finger, wir nutzen unsere Macht. Nur ab und an, sollte man alles hinterfragen, das warum und da wieso, und weshalb mache Dinge sind wie sie sind - und wenn Du Glück hast, weiß jemand die Antwort oder Du findest sie in einem Buch. Sie haben keine Todesangst vor Dir, sondern Respekt. Todesangst wohl erst, würdest Du den Befehl Block aussprechen, aber Respekt hat der kleinste bis der höchste Mann vor Dir - also der Hochadel Ciel, denn Du bist royal - hoheitlich. Vergiss das nie, ich habe es einmal vergessen und dass passiert mir nie wieder«, antwortete Verrill und drückte Ciel an sich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel umarmte Greg zurück und kuschelte sich an ihn. »Es war ein Fehler, Nathan auf diese Weise von mir zu stoßen. Wenn, dann hätte es anders ablaufen müssen, vernünftiger. Ich war ganz und gar nicht vernünftig und vielleicht habe sogar ich in diesem Moment mit jenem unsäglichen Körperteil gedacht, was so viel Leid zu bringen vermag. Dass Fabien ihn hatte ... und ich nicht ... das war ein Gefühl, wie eine Lanze genau durchs Herz. Ich habe mich vor ihm geekelt, ich war wütend, aber ich war auch eifersüchtig ohne Ende. Bei Ferrau möchte ich diese vielen Fehler, die ich gemacht habe, nicht wiederholen. Ich mag den schleichenden, schwindelnden, in Fettnäpfchen tappenden, bockigen und unsagbar lieben Kerl so, das kannst du dir kaum vorstellen. Aber wer sagt einem, dass man überhaupt einen Fehler macht? Dazu braucht es dich oder Dreaux oder Papa. Ein anderer würde es kaum wagen. Weißt du, was ich Ferrau schenken könnte?«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Darum ist eine Familie so wichtig und wertvoll Ciel. Denn wie Du schon richtig sagst, wenn wir uns nicht die Wahrheit sagen können, wer dann? Und aus dem Grund sollte ein Duc auch nicht nur einen Sohn haben. Vater hat vernünftig entschieden, dass wir Dreux als Furisto zur Seite stehen sollen. Denn auch ein Duc benötigt einmal einen Rat. Und dass Dreux gemeinsam mit Vater regiert bis zur Amtsübergabe, finde ich auch eine sehr schöne Lösung. Die Lösung mit warmen Händen, klingt ehr nach der Lösung eines wärmenden Herzens oder? Beides klingt so gut, wie die Lösung auch ist. Ein Miteinander und kein nacheinander. Was Du ihm schenken könntest, hängt davon ab, was er liebt oder gerne mag. Soweit ich das bei Euch mitbekommen habe liebt er doch Gesellschaftspiele. Schenke ihm doch eines und zwar ein besonderes. Vielleicht handgeschnitzt aus Holz, oder eines aus Glas, ganz was Dir so einfällt. Das würde ihm sicher gefallen und ihr könntet es auch noch jeden Abend gemeinsam benutzen. Ja bei Nathan bist Du so ausgeflippt aus Eifersucht, wie ich bei Ferrau. Du hattest Nathan scheinbar an Fabien verloren und ich hatte Angst dass mir jemand Lin im letzten Moment vor der Nase wegschnappt. Verknallt, geil und unter Druck ist keine gute Kombination. In diesem Fall sollte man keine Entscheidung treffen, aber wir beide haben eine Entscheidung getroffen und das werden wir nicht noch einmal tun. Ferrau scheint auch bescheiden zu sein, was seine Sachen angeht, vielleicht kaufst Du ihm auch etwas ganz persönliches. Einen neuen Mantel aus weicher Wolle nur für ihn. Oder neue Schuhe, die für ihn angefertigt wurden. Eine zusätzliche warme Decke oder einige Kissen, eine neue Einrichtung für seinen kleinen Raum, etwas wo er sich gut aufgehoben und gewertschätzt fühlt«, schlug Gregoire vor und streichelte Ciel beruhigend den Rücken.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ein wärmendes Herz ... was für ein schönes Bild. Ich habe nie ein Gesetz so sehr geschätzt wie dieses. Und das für dich wird auch bald fertig ausgearbeitet sein.« Er küsste Gregoire auf den Mund. »Du hast mir gute Anhaltspunkte gegeben, den Rest muss ich allein schaffen. Danke, Verrill. Du hast mir sehr geholfen.« Ciel nahm die Rose in beide Hände und legte schützend die Finger darum, ehe er aufstand. »Ich werde die Vorbereitungen treffen lassen und Ferrau heute zum Abendbrot mit seinem Lieblingsgericht überraschen. Und dir schicke ich deinen Mann und deinen Schwiegervater zurück. Dass ausgerechnet Brandur einmal mehr Haare hat als ich, ist schon irgendwo demütigend, aber er scheint Linhard gut zu tun. Falls wir uns heute nicht mehr sehen, treffe ich dich morgen wieder und sage dir Bescheid. Bitte drück mir die Daumen, dass alles gut läuft und Ferrau es mir nicht übel nimmt.« Er streichelte die Rose mit dem Daumen, dann ließ er sich von Gaston nach draußen geleiten.

  • Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hatte Ferrau unter einem Vorwand aus seinen Gemächern fortgeschickt und von anderen Dienern alles für das Abendessen vorbereiten lassen. Alexandre übernachtete im Krankenflügel und Zerbino war bei ihm, so dass sie ganz für sich sein würden. Der arme Nathan hatte den Auftrag, dafür zu sorgen, dass Ferrau nicht zu zeitig wieder heimkehrte. So fing er ihn auf dem Gang ab und verwickelte ihn in ein Gespräch zu dem stärker werdenden Haarausfall seines Herrn und gab ihm Tipps bezüglich dessen Spezialdiät, bis er sah, dass die Diener, die für das Abendessen zuständig waren, wieder in die andere Richtung gingen. Ciel wartete derweil nervös in seinen Gemächern, dass Ferrau noch einmal nach ihm schauen kam, bevor er selbst zum Abendbrot in die Küche verschwand.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau fragte sich warum Nathan immer die ganze Zeit auf Ciel Haaren herumritt. Seine Haare waren völlig in Ordnung, er hatte sie ordentlich gekämmt. Haarausfall hatte jeder einmal. Das war Stress bedingt oder geschah auch wenn man sich sehr ärgerte. Oder auch wenn man sich sorgte und Angst hatte. Das kannte Ferrau selbst. Nathan machte dabei viel zu viel Brühe. Ciel war gesund und putzmunter, er sah ihn schließlich jeden Tag. Ferrau war sich sicher, dass Nathan sich nur nicht trennen konnte. Sollte er sich doch um die ellenlangen Haare von Dreux kümmern. Da konnte er stundenlang dran herumkämmen, bis ihm die Arme lahm wurden. Nicht jeder musste so langes Haar haben. Ciel trug seine Haare kurz und praktisch. Und manche Glatze war auch Veranlagung. Da konnte man sich sonst was für Kräuter auf die Rübe schmieren, es half alles nichts. Nathan war schlichtweg eifersüchtig. Genau dass war es, schoss es Ferrau durch den Kopf. Langsam machte er sich auf den Heimweg und dachte über die Tipps und Tricks nach. Vielleicht waren dass wirklich Tricks und wenn er sie anwandte, wurde er gefeuert. Er wusste nicht, ob er Nathan glauben konnte. Leise betrat er die Gemächer und schloss die Tür lautlos hinter sich. »Herr ich bin wieder da«, verkündete er freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Als Ferrau die Tür öffnete, wehte ihm der Duft von Schmetterlingsnudeln mit Seeigeln entgegen. Auf dem Sofa saß Ciel, das Essen war auf dem Couchtisch angerichtet worden. Es war nicht etwa nur ein Teller, wie sonst, wenn Ciel zu Abendbrot aß, sondern zwei. Außerdem hatte Ciel einen Schlafanzug an, den er sich inzwischen selbst angezogen hatte. Er wollte, dass Ferrau sah, dass jetzt Feierabend war und es an der Zeit war, das Dienstliche hinter sich zu lassen. Darum hatte er das Essen auch nicht auf dem Esstisch, sondern auf dem Couchtisch anrichten lassen. »Schön, dass du doch noch kommst, ich dachte schon, du wärst wieder irgendwohin verschwunden. Zieh dich um und setz dich zu mir.«


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau lief bei dem Duft der frischgebratenen Seeigel und den Nudeln dass Wasser im Mund zusammen. Ciel saß auf dem Sofa und hatte sich bereits selbst bettfertig gemacht. Es war für zwei gedeckt und er lud ihn dazu ein. Ferrau wusste nicht was er sagen sollte, er freute sich riesig. Er strahlte Ciel glücklich an und machte schleunigst, dass er aus den Alltagsklamotten kam. Er zog sich aus, wusch sich per Katzenwäsche am Waschtisch und zog sein Schlafhemd samt Hose an. Er beeilte sich, denn er wollte nicht, dass ihr Essen kalt wurde. So zurecht gemacht setzte er sich zu Ciel und musterte ihn genau. »Vielen lieben Dank Herr. Womit habe ich das köstliche Mahl verdient? Seeigel, ich liebe Seeigel«, freute sich Ferrau wie ein Kind.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das Essen stand noch aus, ich hatte es dir versprochen an dem Tag, als du mein Leibdiener wurdest, erinnerst du dich? Irgendwer hatte mir zugesteckt, was dein Lieblingsessen ist, ich glaube, es war sogar Dreaux. Ich hoffe, es schmeckt dir.« Dazu gab es einen Cidre, der zwar geschmacklich nicht ganz passte, aber Ciel hatte ihn ausgewählt, damit sie was Anständiges zu Trinken hatten, ohne gleich betrunken zu werden. Die Flasche hatte einer der Diener schon entkorkt und Ciel goss erst Ferrau ein, danach sich. In der Mitte des Tisches lag die Rose aus Kristall.


    Ferrau Du Trieux
    »Ja Herr gebratene Seeigel auf Nudeln sind mein Leibgericht. Euer Vater mag sie auch gerne, so gab es sie auch manchmal in der Küche. Nicht sehr oft, aber ich habe mich jedes Mal sehr darüber gefreut. Dass stimmt, dass hattet Ihr mir zugesagt. Ich freue mich, dass Ihr daran gedacht habt und sogar die Seeigel in Erfahrung gebracht habt. Dass ist sehr aufmerksam von Euch. Aber warum liegt die Rose dort? Ist mit ihr etwas nicht in Ordnung?«, fragte Ferrau und nahm einen Löffel voll von Nudeln und angelte einen Seeigel obendrauf.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Die Rose ist wunderschön. Sie gefällt mir so gut, dass ich sie behalten werde.« Ciel kaute auf der Innenseite seiner Wange und beobachtete Ferrau beim Essen. Es schien ihm zu schmecken. Ciel hingegen stocherte mit der Gabel auf seinem Teller herum. Er hatte keinen Appetit und aß nur etwas, um mit Ferrau gemeinsam das versprochene Abendessen zu sich zu nehmen. Er pickte jede Nudeln und jedes Seeigelstück einzeln und schubste sie mehr hin und her, als zu Essen. »Wo du schon mal hier bist, möchte ich dir sagen, dass du mir bitte die Rechnung für deinen letzten Einkauf persönlicher Habseligkeiten zukommen lässt. Du brauchst dein Geld nicht für Schuhe und Decken und dergleichen auszugeben, sag mir doch bitte künftig einfach, was du benötigst. Des weiteren wünsche ich zu erfahren, wo du eigentlich in den letzten Tagen geschlafen hast? Auf dem Sofa lag Alexandre und in deinem Bett Zerbino. Aber wo schliefst du?«


    Ferrau Du Trieux
    »Im Dienstbotentrakt Herr, dort habe ich geschlafen. Der Marquis hat doch das Sofa und seine Erholung benötigt. Und mir macht das nichts aus. Ich war doch stets pünktlich zurück nicht wahr? Ich habe mich sehr bemüht, dass Ihr nichts mitbekommt und es Euch an nichts mangelt. Dass Ihr die Rose behalten wollt, freut mich. Ich habe sie sehr sorgfältig ausgesucht. Sie ist ein Kunstwerk, als ich sie sah musste ich sie kaufen und mitbringen. Ich habe nicht viel gekauft Herr, aber wenn Ihr die Rechnung möchtet, dann gebe ich sie Euch. Mir war manchmal nachts etwas kalt, darum habe ich mir die Decke gekauft. Mögt Ihr die Seeigel denn nicht? Oder seid Ihr traurig?«, fragte Ferrau besorgt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel legte sein Besteck ab und putzte sich Finger und Mund mit einer Serviette ab, die er anschließend sehr umständlich zusammenfaltete. Er hatte keine Ahnung, wie er das Gespräch in die gewünschte Richtung lenken sollte, ohne wie der letzte Trampel mit der Tür ins Haus zu fallen. Er holte die Liste, die er dazu angefertigt hatte, hervor, um zu spicken, aber irgendwie war das alles nichts. Er steckte sie zurück in die Tasche seines Morgenmantels, der extra zu diesem Zwecke da über einer Stuhllehne hing. Ciel legte die Fingerspitzen aneinander und zog ein sehr besorgtes Gesicht. Besser, er begann plump, als überhaupt nicht. »Ich habe mich gefragt, warum du so viel Geld für ein derart wertvolles Geschenk für meine Braut ausgibst. Natürlich wolltest du mir einen Gefallen erweisen, aber diese Rose ist ein kleines Vermögen wert. Du hättest sie mir auch einfach empfehlen können und dann hätte ich sie gekauft oder zumindest bezahlt.«


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau legte ebenfalls sein Besteck beiseite und schaute Ciel unverwandt in die Augen. »Weil Ihr mir dies wert seid und ich hatte Angst, dass sie dann weg ist. Sie war so schön und sie hat so gut gepasst, ich musste sie für Euch mitnehmen. Das sie Euch so gut gefällt, dass Ihr sie selbst behaltet, freut mich sehr. Sie soll Euch zeigen, dass ich stets an Euch denke und auch keine Mühen scheue. Und sie ist einfach wunderschön. Wenn ich Euch etwas schenke, kann ich Euch das doch nicht selbst kaufen lassen«, grinste Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Dann war sie also von Anfang an für mich gedacht?«, vergewisserte sich Ciel. »Das ist ein Grund mehr, sie in Ehren zu halten. Sie wird einen besonderen Platz bekommen. Noch etwas.« Ciel stand auf und ging kurz etwas holen. Als er wiederkam, hatte er eine riesige, geradezu gigantische Kuscheldecke auf den Armen. Er stopfte sie hinter Ferrau und drapierte sie über dessen Schultern. »Kandorische Bergziege. Die Tiere wurden dazu nicht geschoren, sondern das Fell wurde ausgekämmt, so dass nur die weiche Unterwolle verwendet wurde.« Ciel setzte sich schnell wieder auf seinen Platz, wo er in sehr steifer Körperhaltung sitzen blieb und Ferrau anstarrte.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau blinzelte und rieb sich über die Augen, ehe er sich die kuschelweiche Decke um die Schultern schlang. »Ja die Rose war für Euch, entweder macht sie Euch selbst glücklich. Oder sie macht Euch glücklich, wenn Ihr sie an Olivie verschenkt. Dass Ihr sie behaltet gefällt mir«. Ferrau schlang die Decke um sich wie einen Poncho und aß weiter. »Die Decke ist so weich, solche weichen Decken kenne ich gar nicht. Warum habt Ihr sie mir geschenkt? Aus dem gleichen Grund, warum ich Euch die Rose gab Herr?«, fragte Ferrau und goss sich und Ciel noch etwas Cidre nach.

    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja...ein. Mein Grund weicht von deinem ab. Die Decke ist ein sehr plumper Versuch, ein Gespräch zu einem bestimmten Thema einzuleiten, so wie dieses Essen. Ich habe mir Notizen angefertigt und mich beraten lassen. In der Bibliothek nachgeschlagen und gebetet. Kein Plan, den ich mir zurechtlegte, scheint perfekt genug für das, was ich dir sagen möchte. Drum teile ich dir hiermit in aller Plumpheit mit, dass ich dich liebe. Gleichzeitig möchte ich dich darüber in Kenntnis setzen, dass du darauf nichts antworten musst. Du kannst es einfach als Information im Raum stehen lassen. Aber ich wollte es dir gern gesagt haben.«


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau stand auf und setzte sich direkt neben Ciel, anstatt ihm weiter gegenüber zu sitzen. »Ich habe Euch belogen Herr, weil ich dachte Ihr gebt mich sonst weg. Ich habe Euch im Schrank nicht selbstlos geholfen, ich wollte Euch aber anders helfen. Nicht so wie Ihr mich angefasst habt. Und dann habt Ihr es doch zugelassen und gelitten wie ein Hund. Ich liebe Euch auch«, flüsterte Ferrau und tippte die Rose an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel sah Ferrau in die Augen. Dann legte er ihm den Arm um die Schultern und zog ihn an sich heran, so dass Ferraus Kopf auf seiner Schulter zum Liegen kam. Er küsste ihn auf die Stirn. »Es hatte mir gefallen. Und ich habe oft daran gedacht. Öfter, als mir recht war. Wie lange liebst du mich schon? Und reden wir von der selben Art Liebe? Ich liebe dich, wie ich einen Geliebten lieben würde. Habe ich dich falsch angefasst im Schrank? Das tut mir leid, ich hatte bis dahin noch nie die Hand zwischen irgendjemandes Beinen.«


    Ferrau Du Trieux
    »Ja wir reden von der gleichen Liebe. Ihr wart... frech, dreist und ich hatte Angst. Eigentlich wollte ich niemanden mehr lieben, weil ich nicht so viel Glück habe wisst Ihr? Ich habe Euch ja von meinem Versuch erzählt, wo Ihr mich gerächt habt. Wofür ich Euch dankbar bin, dort wusste ich auf einmal dass es anders ist. Und ich dachte Ihr wisst es, so wie ich mich doch für Euch bemüht habe. Ich wollte dass Ihr Euch wohlfühlt und dass Eure Frau stolz auf Euch ist. Ich habe es für Euch getan, weil ich weiß, dass Ihr für sowas kein Händchen habt. Aber das macht nichts, ich habe es für Euch getan und gehofft, dass Ihr es genießt und vielleicht manchmal dran denkt, dass ich es geplant habe. Extra für Euch«, gestand Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich wusste es nicht ... ich hielt dich einfach für einen besonders fleißigen und liebenswerten Leibdiener. Du hast stets alles mit so viel Mühe, ja, mit so viel Liebe vorbereitet ... Es lag nicht in meiner Absicht, dir Angst zu machen, Ferrau. Ich hatte Schmerzen und war wütend auf mich selbst. Und ich habe mich vor ähnlichen Dingen gefürchtet. Während du dich vor seelischer Liebe gefürchtet hast, fürchtete ich die körperliche. Und während du Angst hattest, dass ich dich weggeben könnte, hatte ich Angst, alles kaputt zu machen, wenn ich dir sage, wie ich empfinde. Ich hoffe, das habe ich nicht.« Ciel krallte Ferrau vorsichtshalber fest.


    Ferrau Du Trieux
    »Ihr habt mich vor Eurem Bruder beschützt und Ihr habt mich gerächt. Da habe ich Euch mit anderen Augen gesehen. Das im Schrank war seltsam, verrückt ein bisschen und trotzdem schön. Auch wenn wir erwischt worden sind Herr. Ich hatte nicht vor wegzulaufen, ich bin hier glücklich, dass habe ich Euch schon gesagt. Und ich hatte nicht vor Euch wehzutun, ich wollte dass Ihr Euch erleichtert im Schrank«, sagte Ferrau und nahm Ciel in den Arm.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Dass es wehtat, war nicht deine Schuld. Es tut mir immer weh. Aber nicht weh genug, um nicht zu hoffen, dass du es mir noch mal anbietest. Aber ich habe wohl nicht genug rumgejammert«, schmunzelte Ciel und erwiderte Ferraus Umarmung fest. Er angelte mit einem Arm die Decke und legte sie um sie beide, ehe er ihn wieder fest umarmte. Dann wurde Ciel plötzlich unsicher. »Aber was machen wir jetzt? Wir wissen es nun beide ... aber was nun?«


    Ferrau Du Trieux
    »Ist mit Euch alles in Ordnung, oder warum habt Ihr dabei immer Schmerzen? Ihr müsstet Euch vielleicht einmal untersuchen lassen. Vielleicht ist mit der Mütze von Euch etwas nicht in Ordnung. Davon habe ich schon gehört. Was wir nun machen? Nicht mehr um den heißen Brei herumreden und schenken Herr. Wenn Ihr wollt und ich ebenso, dann könnten wir... zusammen sein«, flüsterte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Mit mir ist alles in Ordnung, es liegt einfach an meiner Enthaltsamkeit. Ich bin gesund.« Ciel umarmte Ferrau so fest, dass diesem einen Moment die Luft wegblieb. Er drückte ihn an sich, als wolle er ihn absorbieren. »Will ich, Ferrau. Will ich.« Er ließ wieder locker und legte die Hand auf Ferraus Wange mit dem Dreitagebart und betrachtete sein Gesicht so genau wie noch nie zuvor. Ferrau sah so drollig aus mit seinen strubbeligen Haaren und den Pausbacken, die er sich inzwischen angefressen hatte.


    Ferrau Du Trieux
    »Ich kann gerne nachschauen, Ihr müsst da keine Angst oder Scham haben. Aber ich habe auch nichts gesehen, es war nur eine Vermutung. Vielleicht solltet Ihr die Enthaltsamkeit nicht immer so genau nehmen Herr. Ihr schaut mich so seltsam an, Dank Euch bin ich rund und gesund. Oder wieder gesund. Ich möchte auch«, sagte Ferrau glücklich und lehnte sich zufrieden an Ciel an. Er streichelte ihm durch die Haare und war nun anderer Meinung. Nathan hatte doch Recht. Und nicht Nathan war eifersüchtig gewesen sondern er. Er wollte nochmal mit Nathan reden und sich die Tipps aufschreiben. Schließlich ging es um Ciel und Nathan hatte ihm nie etwas Böses getan. Er musst lernen auch ein wenig zu vertrauen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich schaue dich so an, weil ich dich sehr mag und dein Gesicht hübsch finde. Du bist nicht rund, du bist genau richtig und davor warst du viel zu dürr, vermutlich wegen dem ganzen Stress.« Ciel genoss die Krauleinheit sehr. Er unterbrach sie trotzdem kurz, um aufzustehen und Ferrau die Hand zu reichen. Er half ihm auf und nahm ihn händchenhaltend mit zu seinem Bett, dort hielt er seine Bettdecke auf, damit Ferrau darunter kriechen konnte. Er holte noch die neue Kuscheldecke und die Rose. Die Rose fand ihren Platz auf dem Nachttisch und die Decke legte er über die normale Decke. Sie würden es wunderbar kuschlig warm haben. Liebevoll betrachtete Ciel Ferrau, der auf seinem Kopfkissen lag, ehe er sich dazu gesellte. »Du darfst mich weiterkraulen«, sagte er grinsend. Gleichzeitig legte er seine Hand in Ferraus voluminöse Haarpracht und begann ihn liebevoll zu streicheln.