Aufstieg der Blutnekromantie

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    Eine undichte Stelle im Orden der Bluthexer
    Gregoire Verrill de Souvagne
    Zerbino öffnete seinem Herrn sofort die Tür und verneigte sich lautlos vor Ciel. Greg gab weiter die Führung und ging bis in sein Wohnzimmer durch, wo Lin immer noch auf dem großen Sofa schlief. Er rüttelte ihn sanft wach. »Wach auf Linhard, mein Bruder möchte mit Dir sprechen«, sagte Greg. Lin blinzelte Greg verschlafen an und schaute sich dann orientierungslos um, ehe ihm einfiel, wo er lag. »In Ordnung wo ist er?«, gähnte Lin. »Er steht hinter mir«, grinste Greg.


    Linhard
    Linhard setzte sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen und richtete seine Kleidung, die total verkrubbelt war. Aber daran ließ sich jetzt nichts ändern. Immerhin hatte er seinen gewaltigen Schwips auf dem Sofa ausgeschlafen. »Guten Morgen, entschuldigt meine Aufmachung«, sagte er zu Ciel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel setzte sich auf einen Sessel, der in der Nähe des Sofas stand und wartete darauf, dass Linhard sich notdürftig zurecht gemacht hatte. »Ich entschuldige sie. Ich bin gekommen, um mit Ihnen über ihre magische Verwandtschaft zu sprechen.«


    Linhard
    »Was möchten Sie denn wissen?«, fragte Linhard, während Zerbino allen einen Kaffee bereitstellte. Linhard nahm den Kaffee dankbar entgegen und trank einen großen Schluck. Greg nickte seinem Diener zu und setzte sich mit seinem Kaffee in die Mitte, so dass er auch nonverbal deutlich machte, dass er zu ihnen beiden stand und sie quasi verband.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Mein Bruder hat mich darüber in Kenntnis gesetzt, dass neben Geistmagiern auch mehrere Nekromanten von nicht unbeträchtlichen magischen Fähigkeiten in Ihrer Famile vertreten sind. Ist Ihnen bekannt, dass kürzlich ein Dekret erlassen wurde, welches die Ausübung der Nekromantie innerhalb von Souvagne untersagt und die Umschulung aller Nekromanten vorsieht?«


    Linhard:
    Linhard musterte Ciel über den Rand seiner Tasse und schüttelte langsam den Kopf. »Nein dass war mir nicht bekannt. Was bedeutet das für uns? Oder besser gesagt, was bedeutet dies für die betroffenen Magier?«, hakte Lin nach. Er musterte Ciel aufmerksam.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ließ seine Tasse unangetastet. »Das bedeutet, dass die praktische Anwendung ihrer nekromantischen Fähigkeiten, egal welcher Natur, eine kriminelle Handlung ist und entsprechend geahndet wird.«


    Linhard
    Linhard nahm erneut einen Schluck Kaffee um sein breites Grinsen zu verbergen. »Gilt das für jeden Nekromanten und ausschließlich für jene ja?«, hakte er freundlich nach. »Ich mache mich nicht lustig über Euch werter Schwager im Gegenteil. Ich finde die Vorstellung geradezu... erheiternd. Das sind Neuigkeiten die mich persönlich nicht stören. Ich wurde in meiner Familie dafür missachtet, da ich kein magische Gabe besitze. Warum soll es nicht mal umgekehrt sein? Wieso sollte die vermeintliche Macht nicht Schwäche bedeuten? Zumal jeder Nekromant eigentlich mal ein Geistmagier war, bis ihn etwas korrumpierte... so sagt es mein Onkel. Aber nicht jeder Nekromant ist schlecht, dass kann ich Ihnen beschwören. Mein Vater war ein Nekromant und er war der einzige der das Leben liebte, der mich liebte und mir ein Leben ermöglichte. Ich möchte niemanden in Misskredit bringen, aber Ihr solltet auch Eure eigenen Adligen über den Umstand informieren, Ihr habt Nekromanten unter ihnen - von einem weiß ich. Ich werde persönlich mit ihm sprechen, denn ich möchte nicht, dass er denkt ich hätte ihn ans Messer geliefert. Gleichgültig was einst war, er zeugte mich und er versuchte am Ende meinem Vater das Leben zu retten. Momentan kann er Euch keinen Schaden zufügen. Erstens würde er das nicht, er kämpfte ein Leben lang mit seinen eigenen Dämonen - in Gestalt seines Vaters und zweitens ist er sehr krank. Er hat seine Macht irgendwie meinem Vater gegeben und wäre dabei fast gestorben. So hat er einst auch seinen Bruder gerettet. Dieser hatte einen Reitunfall und wäre fast gestorben. Von daher, er ist nicht so wie man vermuten könnte. Aber er liebt Ghule. Einst besaß er 149 Ghule, jetzt nicht mehr. Drum lasst mich bitte mit ihm persönlich reden. Ich habe Euch das nur offenbart um völlig ehrlich mit Euch zu sein. Gewährt mir dies bitte. Ich weiß dass er mich nie so lieben konnte, wie man seinen Sohn lieben sollte. Aber dennoch verbindet uns etwas«, bat Lin


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Mir geht es nicht darum, Ihnen oder Ihren Verwandten Angst zu machen, Monsieur von Hohenfelde und es lag mir fern, Ihnen zu drohen, falls es sich danach anhörte. Aber wir müssen ehrlich miteinander sprechen. Wir werden bald miteinander verwandt sein und Sie Teil unserer Familie. Mir ist es wichtig, Sie über die neuen rechtlichen Rahmenbedingungen der Magie zu informieren, damit niemand, der Ihnen am Herzen liegt, in Schwierigkeiten gerät. Natürlich gibt es eine Übergangsfrist, denn es gibt auch in Souvagne Nekromanten, welche sich bislang völlig legal unter uns bewegten. Bald wird dies nicht mehr so sein. Ich bin jener, der damit beauftragt wurde, Souvagne von dieser unter dem Deckmantel der Magie verpackten Leichenschändung reinzuwaschen und ich werde sehr gründlich dabei sein. Wenn Sie dies wünschen, bin ich ihnen gern behilflich bei der Organisation geeigneter Umschulungsmaßnahmen für Ihre Verwandten.«


    Linhard
    »Ihr Angebot nehme ich gerne an, zumal ich auch niemanden umschulen könnte. Ich vermute es wird leichter sein, den Schritt zu akzeptieren, wenn meine Verwandten die Information aus neutralen Munde hören. Oder besser gesagt aus dem Mund des zuständigen Gesetzes. Mir könnte man da einen gewissen Eigennutz unterstellen. Auf was müssen sie denn umschulen und wie? Ich werde Ihnnen helfen so gut ich es vermag, aber ich bin kein Magier«, sagte Linhard.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es wird nicht nötig sein, dass ich mit Ihren Verwandten persönlich spreche, was nicht heißt, dass ich es in dem Falle nicht tun würde. Ich arbeite bereits an der Verschriftlichung der Details, wo unter anderem auch die Frist genau definiert wird so wie das zu erwartende Strafmaß bei Missachtung des Gesetzes. Da die Nekromantie aus der Geistmagie erwuchs, ist es am sinnvollsten, auf eine der verwandten Disziplinen umzuschulen, also entweder Geistmagie selbst oder Bluthexerei, die auch unter Blutnekromantie bekannt ist, wobei ich diesen Begriff ablehne. Die Wahl obliegt letztlich dem Magier, von der Sache her wäre auch Elementarmagie denkbar oder Natur- oder Heilmagie, aber besonders gefördert wird in diesen Tagen die Bluthexerei.«


    Linhard
    Linhard schaute Ciel durchdringend an. »Und Ihr beherrscht diese Art der Magie, oder jemand der Euch bekannt ist?«


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Mir obliegt die Obhut über die magischen Belange unseres Landes. In Naridien würde man mich wohl den Zaubereiminister nennen. Entsprechend unterhalte ich Kontakte zu den Köpfen der magisch befähigten Bevölkerung. Warum fragen Sie?«


    Linhard
    Linhard dachte angestrengt nach, wie er sein Ansinnen neutral verpacken konnte. Allerdings war dies bald seine Familie und er wollte ein Familienmitglied retten - eigentlich nicht eines - sondern DAS Familienmitglied. »Ich benötige einen Bluthexer und jemanden zu heilen, der mir am Herzen liegt«, antwortete Lin ehrlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Die Bluthexer dienen niemand anderem als der Krone und somit Souvagne. Sie, Linhard, werden Teil der großherzoglichen Familie sein. Somit wären die Voraussetzungen erfüllt, sollte es um einen nahen Verwandten von Ihnen gehen. Um wen handelt es sich und welcher Art ist seine oder ihre Verletzung? Krankheit vermag die Bluthexerei nicht zu kurieren.«


    Linhard
    Linhard starrte Ciel in die Augen. »Lehnt es einfach ab, falls Ihr nicht helfen wollt, aber bestraft mich nicht indem Ihr mich des Landes oder aus Eurer Familie verweist. Nun falls Ihr mich als Teil der Familie seht - die betreffende Person wäre mein Adoptivvater. Seine Krankheit ist keine - er ist... tot. Und das kann ich nicht akzeptieren. Ich sollte, ich müsste, aber ich will es nicht. Ich weiß von den Bluthexern und ich weiß wozu sie in der Lage sind, drum kann ich nur darum bitten. Ihr würdet einen Mann das Leben schenken, der Zeit seines Lebens aufgrund seiner Familie nie eines besaß. Er kämpfte genau dafür, dass die Familie eine wird, dass niemand mehr in Angst leben muss vor den eigenen Verwandten. Er nahm sich meiner an und ich kämpfte an seiner Seite. Von seinem ganzen Leben von den 62 Jahren lebte er einige Monate, von meinen 18 Jahren lebte ich ebenfalls einige Monate - es war die Zeit die wir teilten. Und aus dem Grund werde ich ihn zurückholen. Ich hoffe Ihr versteht dies«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel erwiderte den Blick Linhards. »Mein lieber Schwager«, sagte er freundlich. »Ich werde Sie nicht für eine Frage bestrafen. Ich werde sie Ihnen beantworten. Ich darf Ihnen versichern, dass der Name Blutnekromantie absolut irreführend ist. Bluthexerei ist dazu in der Lage, Untote abzuwehren oder zu beseitigen und körperliche Verletzungen zu kurieren. Sie ist nicht in der Lage, Menschen vom Tod zurückzuholen. Niemand kann das, nicht einmal ein Nekromant, denn dieser kann nur ein Scheinleben schaffen. Es tut mir sehr leid, dass Ihnen mitteilen zu müssen. Aber der Tod ist ein Teil des Lebens, den wir alle akzeptieren müssen.«


    Linhard
    »Dann danke ich für die offene Antwort, samt Aufklärung. Vielleicht gibt es einen anderen Weg, der weder die eine noch die andere Nekromantie benötigt. Mir wurde dies mitgeteilt und ich hielt es für glaubwürdig. Tja vielleicht ist es so, möglicherweise ist der Tod Teil des Lebens. In unserem auf jeden Fall, was die Familientraditionen anbelangt. Ich hoffe das wird sich ändern. Man sollte das Leben mit leben sprich lebendig genießen. Es ist allzu schnell vorbei und der Tod wartet leider auf jeden. Drum sollte man nicht vorher mit ihm herumspielen, als hätte man irgendeine Macht darüber. Die einzige Macht die wir haben ist ihn zu bringen nicht wahr? Wie leicht kann man jemanden töten? Ich kenne hunderte Arten jemanden schnell, sauber, grausam, oder kaltblütig zu töten - aber ich kenne keine einzige Möglichkeit, genau das rückgängig zu machen. Zerstören geht leicht, wiederaufbauen ist eine Kunst. Und völlige Wiederherstellung ist wohl nicht möglich. Nun dann werde ich mich auf andere Art damit befassen müssen, dass mein Vater lebendig bleibt - sei es auch nur in meiner Erinnerung«, antwortete Linhard höflich. `Lüge Schwager - ich weiß was Deine Hiwis können, aber wenn nicht mit Deinem Befehl, dann durch meine Hand. Ich bekomme schon noch meinen Blutnekro´, dachte Lin betrübt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Linhard war ein Meister der Selbstbeherrschung, das erkannte Ciel, als er dessen Mimik beobachtete. Er selbst war ein Meister der Analyse. Das Spiel der Gesichtsmuskulatur und die Artikulation waren absolut kontrolliert und Linhard leistete sich nicht den kleinsten Ausrutscher. Seine Worte - absolut korrekt. Linhard hatte ihm genau die Antwort serviert, von der er glaubte, dass Ciel sie hören wollte. Das war vielleicht der einzige Fehler. Sein Schauspiel war zu perfekt. Er hätte die Illusion einflechten müssen, dass die Fassade hier und da bröckelte, dass er um Fassung ringen müsste, als er von seinem verstorbenen Vater sprach. Stattdessen präsentierte er Ciel eine vollkommene Maskerade. Ciel nickte verständnisvoll. »Ich wünsche Ihnen alles Gute. Es tut mir leid um Ihren Vater, er war, so wie Sie von ihm sprechen, ein guter Mann und ich bin sicher, er wäre stolz auf Sie. Eine Frage habe ich noch. Wo haben Sie dieses Gerücht gehört? Wer hat ihnen das wann und an welchem Ort mitgeteilt?«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen Schwager, ich habe so viele Gerüchte und vermeintliche Wunder gehört, nun es war die Jagd nachdem Einhorn - oder dem Quellcode des Lebens, Ihr versteht? Wenn man verzweifelt ist, ist man bereit jeden Strohhalm zu ergreifen, jede Mähr zu glauben und jedes Märchen für bare Münze zu nehmen... in der Hoffnung eines davon möge keine Mythe sein, sondern funktionierene Magie. Aber diese war es leider nicht. Ich danke Euch für Eure tröstenden Worte. Sollte es mir wieder einfallen, wo ich diese Mythe aufgeschnappt habe, werde ich es Euch wissen lassen. Was die Nekromantie anbelangt und deren Verbot werde ich meine Verwandten durch meinen Onkel vorbereiten lassen, er wird sie mental informieren. Entschuldigt die Mühe und Umständlichkeiten, wir waren hier um neu anzufangen und nicht um jemanden zur Last zu fallen«, sagte Linhard ergeben, während er Ciel genaustens musterte. Der Mann war nicht dumm, er war nicht nur Adel, er war nicht mal Hochadel nahm man es genau - er war Royalist. Wenn einer wusste wie man aushorchte und jede Spitzfindigkeit zu deuten wusste, dann waren es Royalisten. Lin fühlte sich ziemlich unwohl dass er überhaupt das Thema angeschnitten hatte. Er hoffte er hatte keinen Mist gebaut und mit beiden Händen voll in den Nachttopf gegriffen. Er musste mit Archibald oder Dunwin reden. Sie würden wissen was zu tun war. Und er musste mich Dave und Urako reden, er war mehr als froh um seinen Stab. Was er an Lehre hatte, fehlte ihm an Jahren und die hatten »die alten Hasen« auf dem Buckel. Allen voran Dunwin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Sie fallen niemandem zur Last«, versicherte Ciel. »Und zumindest für meinen Bruder sind Sie bereits eine Bereicherung. Für den Rest der Familie und des Landes hoffentlich auch bald.« Das Ablenkungsmanöver von Linhard war recht plump verglichen mit der vorherigen Rafinesse. Er wurde unsicher. Ciel hatte ins Schwarze getroffen. Der Mann wusste sehr genau, woher er die Information hatte. Und vermutlich ahnte er, dass Ciel als Verantwortlicher für Zauberei selbst über magisches Talent verfügte. Es war ein gegenseitiges abschätzen, vortasten, ablenken und falsche Fährten legen. Ciel machte dies Spaß, es war fast wie ein Spiel zwischen ihm und seinem Schwager. Einen Moment lang vergaß er darüber sogar, wie Ernst die Tatsache war, dass es irgendwo in seinem Orden eine undichte Stelle gegeben haben musste oder immer noch gab und genoss es einfach, als würden sie miteinander Karten spielen. Linhard wich zurück, er wollte gehen. Ciel würde ihn nicht weiter bedrängen. Momentan würde ein Weiterbohren nichts bringen und er wollte keine Feindschaft. Linhard hatte aus Liebe zu seinem Vater heraus in diese Richtung geforscht. Ciel musste nur aufpassen, dass Linhard die Nase nicht zu tief in Angelegenheiten steckte, die ihn nichts angingen. Er würde darüber nachdenken und ein andermal mit ihm darüber reden. Er erhob sich. »Danke für das aufschlussreiche Gespräch«, sagte er freundlich. »Ich wünsche euch beiden noch einen schönen Tag.« Er blinzelte Greg kurz zu und verließ den Raum.

  • Maulwurf


    Gregoire wartete ab, bis sich die Tür hinter Ciel schloss, dann setzte er sich neben Linhard und rutschte ganz nah auf. Greg legte Lin einen Arm um die Schultern und wartete ab, bis Lin ihn anschaute. Erst da ergriff er das Wort.


    "Das ist eine Frage der Loyalität", sagte Greg leise, während er Lin die Schultern kraulte.
    "Inwiefern?", hakte Linhard nach und rutschte ein Stück näher zu Greg.


    "Wir hatten einen Krieg vor der Tür stehen. Jede Gefahr und mag sie noch so klein sein, könnte das Zünglein an der Waage sein, das über Sieg oder Niederlage entscheidet. Hier geht es um Interna eines sehr wichtigen und kaum bekannten Magier-Ordens.


    Kaum jemand außerhalb Souvagnes dürfte die Bluthexer kennen. Folglich hast Du die Informationen innerhalb Souvagnes erhalten. Und das bedeutet, wir haben einen Maulwurf. Fragt Dich mein Bruder nun, woher Du die Information hast und Du kannst Dich nicht "erinnern", gilt Deine Loyalität dem Maulwurf und nicht uns.


    Ich frage Dich ein einziges Mal Lin, wem gilt Deine Loyalität? Uns, Deiner Familie, der Krone und Deinem Land oder diesem Maulwurf?", fragte Greg im ruhigen Ton. Er schaute dabei Lin in die Augen, so wie er es vorher mit seinem Bruder getan hatte.
    "Ich hätte das Thema nicht anschneiden sollen...", murrte Lin.


    "Antworte mir bitte", beharrte Greg.
    "Meine Loyalität gilt Euch und vor allem Dir. Es gibt keinen Maulwurf Greg. Ich habe die Information von meinem Vater. Osmund hat ihn als Geist beschworen und in dieser Gestalt erzählte er mir davon. Es war kein Souvagner oder einer aus dem Orden der Bluthexer, der mir von ihrem Orden erzählt hat. Ich bin nicht hier um Dir oder irgendwem zu schaden", antwortete Linhard und lehnte sich müde an Greg an.


    Greg zog Lin näher zu sich heran und machte es sich an dessen Schulter gemütlich.


    "Ich glaube Dir. Dennoch bleibt die Frage offen, woher wusste Dein Vater von ihnen?", gab Greg zu bedenken.
    "Das kann ich Dir nicht beantworten, mir sagte er es selbst erst als Geist. Er hat viel gelesen und er hat sich für alle möglichen Wissensgebiete interessiert, vielleicht ist er so an die Information gekommen", schlussfolgerte Linhard.

  • Im Tempel des Blutes
    Ciel
    Es war allerfrühester Morgen, noch Frühstückszeit, als Ciel schon wieder durch die Flure des Palastes marschierte. Es gab viel zu organisieren und die Vorbereitungen für die Hochzeit waren dabei noch das kleinste Problem. Aufgrund der Bedrohung durch die Ghule wollte Ciel sich zeitnah dem Orden der Bluthexer widmen. Dafür war es erforderlich, dass auch der frischgebackene Duc darüber informiert wurde, worum genau es dabei überhaupt ging. Er war ohne Ferrau hier, da der noch schlafen sollte - Ciel hatte durchgearbeitet und wollte sich daher später rasieren, waschen und neu einkleiden lassen. Er sah furchtbar aus, doch das war ihm momentan egal. Er ließ einen der wachhabenden Gardisten an die Tür der Gemächer des jungen Ducs klopfen.


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Nathan es hat geklopft, öffne bitte die Tür. Es könnte wichtig sein, aber falls es nur wieder ein Bittsteller ist, ich esse«, sagte Dreux.


    Nathan
    Nathan, der nach der erneuten Begegnung mit Robere schlecht geschlafen hatte und daher unkonzentriert war, fuhr erschrocken zusammen. »Verzeihung, Herr!« Er eilte zur Tür, öffnete sie und steckte den Kopf raus. Als er Ciel sah, erschrak er ein zweites Mal. »Ihr wünscht?«, fragte er vorsichtig.


    Ciel
    »Ich wünsche zu meinem Bruder gelassen zu werden«, erwiderte Ciel steif. »Da ich mit ihm sprechen möchte.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Nathan was machst Du da? Wer ist es?«, fragte Dreux verwundert.


    Nathan
    Nathan fuhr ein drittes Mal zusammen. Heute war eindeutig nicht sein Tag. »Es ist Euer Bruder, Herr. Er möchte mit Euch reden.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Nathan so lass ihn doch rein, was ist denn heute los mit Dir? Lass meinen Bruder eintreten und geh Dich etwas hinlegen. Du siehst fertig aus«.


    Ciel
    Ciel, der alles gehört hatte, da Nathan die Tür nicht geschlossen hatte, zog ein ungnädiges Gesicht, als der Leibdiener ihn endlich eintreten ließ. Ohne Nathan weiter zu beachten, setzte er sich zu Dreaux an den gedeckten Tisch. »Guten Morgen. Ich dachte, ich fange dich besser ab, bevor du an die Arbeit gehst. Ich habe ein wenig Zeitdruck. Ich möchte dich gern einer bestimmten Person vorstellen.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Nun ja im Moment ist viel zu organisieren, ich stelle gerade einige Militäreinheiten auf, die in die ehemalige Hohe Mark zur Sicherung einmarschieren werden. Und Greg ließ verlauten, dass er Dich nach Neu-Souvagne begleiten möchte. Wen möchtest Du mir denn vorstellen?«, fragte Dreux neugierig und trank seinen Kaffee aus.


    Ciel
    »Nathan kennt ihn, darum kann ich dir in seiner Gegenwart sagen, um wen es geht. Die Person ist Alexandre de la Grange, das Oberhaupt der Bluthexer. Sein Treueschwur steht noch aus und es ist wichtig, dass du ihn kennenlernst. Dann kann er dir auch erklären, was genau die Aufgaben des Ordens sind und dir Fragen beantworten. Wann hast du dafür Zeit?« Er musterte Nathan, der ein Regal putzte, anstatt sich ins Bett zu legen.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux folgte dem Blick seines Bruders und schüttelte den Kopf. »Nathan ich hoffe Du willst nicht in diesem Regal nächtigen. Leg Dich ins Bett herje!«, befahl Dreux und wandte sich wieder an Ciel. »Ich hätte umgehend Zeit, es steht keine Audienz an, da ich sie bis auf weiteres für die Woche absagen ließ. Wie gesagt, ich muss Truppenbewegungen planen und Eure Umzüge noch dazu. Also wie wäre es mit sofort?«, schlug Dreux vor.


    Ciel
    Er folgte Nathan mit dem Blick, als dieser endlich den Feudel beiseitelegte und sich in seine Kammer verzog. Er sah nicht aus, als wäre er sonderlich glücklich darüber, sich nun allein in das Bett zu legen und sich vermutlich irgendwelchen düsteren Gedanken oder Alpträumen zu stellen, aber da musste er durch. »Das ist perfekt, du bist ja auch schon angezogen und zurechtgemacht. Dann bringe ich dich sofort hin. Wir müssen dazu zur Kapelle des Ainuwar, die sich im Hofgarten befindet. Dort befindet sich ein Geheimgang.« Ciel wartete, bis Dreaux so weit war und führte ihn dann zu der kleinen runden Kapelle. Er verschloss von innen die Tür, so dass niemand mehr eintreten konnte und aktivierte einen Mechanismus, so dass sich die Statue des Ainuwar zur Seite schieben ließ. Darunter offenbarte sich eine Treppe, die in die Tiefe führte. »Soll ich vorgehen?«, fragte Ciel. »Die Beleuchtung erfolgt auf alchemistischem Wege, es ist keine Fackel nötig.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Technisches Chi-Chi wie es Papa liebt in einem Tempel? Wobei die Götter schenken uns ja den Verstand, dann soll man ihn auch nutzen. Genau, gehe vor ich folge Dir. Ich bin gespannt auf Euer Quartier oder wie man so eine Ordensverbindung nennt. Eine Gilde seid Ihr schließlich nicht, wie bezeichnet Ihr Euch genau Ciel?«, fragte Dreux wie immer neugierig.


    Ciel
    »Wir sind ein Orden, ganz ähnlich der Priesterschaft des Ainuwar«, erklärte Ciel und stieg voran. Der Gang wurde von roten, alchemistischen Lampen so beleuchtet, dass man gut die Treppenstufen erkennen konnte. »Der Orden wird unterschiedlich genannt. Da er offiziell nicht existiert und, nun ja, momentan nicht sonderlich gut durchorganisiert ist, hat er noch keinen eindeutigen Namen. Im Gespräch waren ›Wächter des Lebens‹, ›Orden des Blutes‹ und ähnliches. Das wird genau festgelegt, wenn ich mich der Neuorganisation annehme. Alexandre ist ein extrem fähiger Magier, aber administrative Aufgaben sind nicht seine Stärke. Ich werde ihm ein wenig unter die Arme greifen. Dir ist sicher bekannt, dass unser Schloss eine schön ausgebaute Kelleretage hat. Der Tempel des Blutes bildet das zweite Kellergeschoss, von dem kaum einer weiß. Es ist vom Hauptgebäude aus nicht zugänglich.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Unser Hof hat so manche Überraschung zu bieten, wie üblich. Von Geheimgängen und Kammern bis hin zu ganzen Ordensanlagen. Ich bin immer wieder fasziniert, was es alles so bei uns gibt. Direkt vor der Nase und doch verborgen. Eine gute Organisation ist genauso wichtig wie der Orden und die Fähigkeit der Mitglieder selbst. Falls er dass nicht kann, hat er die Hilfe nötig, oder benötigt einen guten Sekretär Ciel. Die Priester des Ainuwar werden anderweitig gefürchtet, seltsam oder?«, fragte Dreux


    Ciel
    »Der Orden hat nicht einmal zwanzig Mitglieder. Von daher konnte man bislang über eine schlechte Verwaltung hinwegsehen. Aber auch das wird sich ändern. Ich werde ihm jemanden zur Seite stellen, der das für ihn übernimmt und ihn langfristig erträgt. Wer fürchtet denn die Priester des Ainuwar und warum? Das ist mir wieder entgangen. Wir sind da.« Ciel öffnete die Tür mit dem selben Schlüssel, mit dem er die Kapelle von innen verschlossen hatte und sie traten ein. Das erste, was Dreaux zu sehen bekam, war ein großer, aber wie bei Kellern üblich recht flacher Empfangsraum. Ein Brunnen bildete das Zentrum. Es zeigte eine nackte menschliche Figur mit ausgebreiteten Armen und gesenktem Haupt, die bis zu den Knöcheln in Blut zu stehen schien, das aus ihren Augenlöchern und ihren Unterarmen lief. »Nur Wasser, es ist die Beleuchtung, die den Eindruck erzeugt, es handele sich um Blut.« Gegenüber der Figur war eine Staute des Ainuwar, eine Gestalt im Mantel mit leerer Kapuze. Sie hielt eine Schale vor sich. »Hier kann man Opfergaben hineinlegen. Momentan scheint niemand weiter hier zu sein, es ist noch vor Unterrichtsbeginn.« Alexandre hatte jedoch die Stimmen gehört und kam aus einem Gang. Er war in wallenden Pelz gekleidet und sah ausgesprochen mürrisch aus. Als er Ciel und Dreaux sah, wurde sein Gesicht jedoch etwas freundlicher und er verneigte sich. »Hoheiten, willkommen im Tempel des Blutes. Womit darf ich Euch zu Diensten sein?«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux hatte Ciel aufmerksam zugehört und betrachtete die scheinbar blutende Figur. Er berührte sie vorsichtig mit einem Finger um es selbst zu testen, ehe er kurz die Hände faltete als Zeichen seines Respekts. »Eine wahrlich kleine Bruderschaft. Was ist mit der Umsetzung von Vaters Befehlen? Eventuell könnte sich dadurch die Bruderschaft vergrößern. Wirkst Du nicht auch an der Akademie der Flamme des Wissens mit Ciel? Oder habe ich das falsch in Erinnerung? Mir gefällt die Statue. Sie hat etwas opferndes und erhabenes zu gleich in ihrem Aussehen. Würde, dass trifft es ehr - sie gibt was sie gibt freiwillig und dennoch mit großer Würde. So sollte man ein Geschenk übergeben«, sinnierte Dreux als sich ein Mann zu ihnen gesellte. »Wir möchten den Orden kennenlernen uns interessiert alles rund um den Orden«, antwortete der Duc.


    Ciel
    »Ich sollte dabei mitwirken, aber aufgrund der Verhandlungen bin ich bislang nicht dazu gekommen. Womöglich könnte man von dort aber geeignete Leute rekrutieren.« Er wandte sich an Alexandre. »Der Duc wünscht alles zu erfahren, den Treueschwur zu empfangen und seine Fragen beantwortet wissen. Ich werde mich derweil in die Bibliothek zurückziehen und dort auf meinen Bruder warten.« Er verabschiedete sich von Dreaux mit einer Verbeugung und ging in einen der Seitenräume, wo sich die Bücher des Ordens, Lesepulte und Arbeitstische befanden. Alexandre blieb mit Dreaux allein zurück. Es war ihm sichtlich unwohl. »Wünscht Ihr zuerst die Räumlichkeiten zu besichtigen oder darf ich Euch Eure Fragen hier beantworten? Der Brunnen ist dazu gedacht, die Novizen stets daran zu erinnern, weshalb sie hier sind.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux verabschiedete seinen Bruder und musterte dann sein Gegenüber. »Für Euch besteht kein Grund zur Nervösität. Wir schließen uns Euch an, wir denken auch, dass sich Fragen bei Eurer Erläuterung ergeben. Wie möchtet Ihr Euren Orden vorstellen? Es obliegt Euch«, sagte Dreux freundlich.


    Alexandre de la Grange
    »Nun, ich werde es Euch erklären«, sagte Alexandre und ein hochnäsiger Unterton mischte sich in seine Stimme, obgleich seine Worte nichts Anmaßendes enthielten. »In diesem Tempel bin normaler Weise ich die in der Hierarchie an der Spitze stehende Person. Selbst Prince Ciel ist hier unten nur ein Schüler unter Schülern und nicht der Prince. Er erhält keinerlei Sonderbehandlung. Demut und Opferbereitschaft gelten für einen jeden, der diese Kunst erlernen möchte. Es ist daher etwas unangenehm für mich, dass Ihr als Duc hier unten seid. Bitte folgt mir.« Er gab den Weg vor. »Im Prinzip ist der Bluttempel aufgebaut wie eine Klosterschule. Nur, dass die Schüler nicht hier wohnen. Ich bin der Einzige, der dauerhaft hier lebt. Dies ist die Bibliothek, in welcher Ciel - verzeiht, Prince Ciel meine ich- sich besonders gern aufhält. Theoretische Studien sind jedoch der kleinste Teil der Ausbildung.« Er führte ihn weiter und wartete, ob der Duc bereits Fragen hatte.


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Stört Euch nicht an meinem Titel, Ihr dient dem Land und den Menschen so wie wir es zu tun pflegen. Und wir sind nicht hier um Euch zu überprüfen oder in Frage zu stellen. Wir sind aus Interesse an Eurer Tätigkeit hier und aus Interesse an der Person dahinter. Das unser Bruder hier nur ein Schüler ist, ist völlig legitim. Wie sollte er sonst lernen was er zu lernen hat, wenn Ihr jedes mal eine Ausnahme machen würdet? Er weiß sehr wohl um seine Pflichten und das sein Titel ihn hier nicht weiterbringt. Würden wir in eine Klosterschule wechseln, wären wir nicht mehr der Duc - wir wären Dreux. Und so verhält es sich auch mit unserem Bruder. Wieso lebt Ihr alleine dauerhaft hier und kein Schüler? Bibliotheken liebt unsere Familie«, freute sich Dreux.


    Alexandre de la Grange
    »Die Novizen und Bluthexer sind offiziell anderweitig beruflich beschäftigt. Euer Bruder tut ja auch dies und das, während er seine magische Ausbildung sträflich vernachlässigt.« Alexandres Tonfall klang ausgesprochen unerfreut. »Verborgenheit ist das oberste Gebot, denn ansonsten würden wir ein sehr gefährliches Leben führen aufgrund unserer Fähigkeiten. Man würde uns entführen und unsere Leistungen erpressen, da wir sie nicht aus freien Stücken anbieten - wir bluten ausschließlich für die Krone. Hier ist der Speisesaal. Wir benötigen eine spezielle, sehr eisenhaltige Diät. Rohe Leber ist das Hauptnahrungsmittel eines Blutnekromanten. Wir bekommen diese Speisen unzubereitet direkt vom Lieferanten, sie passieren keine Küche.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Bei den Worten rohe Leber verzog Dreux das Gesicht. »Wie bekommt Ihr so etwas herunter? Wir fragen uns, müsst Ihr dies essen, da Ihr tatsächlich blutet? Was genau könnt Ihr bewirken? Uns ist bewusst, dass viele Magierichtungen enorm mächtig sind. Worin liegt Eure Macht? Man bezeichnet Euch auch als Blutnekromanten. Aber soweit uns von unserem Bruder bekannt ist, habt Ihr nichts mit Nekromanten gemein«, antwortete Dreux und überhörte die Spitze gegen Ciel. Natürlich war sein Bruder anderweitig beschäftigt - er rettete ganz Souvange. Aber dass wusste dieser Mann auch. Und falls nicht, wie sollte er es erklären?


    Alexandre de la Grange
    »Der Schlüssel liegt in der vollkommenen Kontrolle des Geistes. Wenn man begriffen hat, dass das Fleisch nur eine Hülle ist, ein Apparatus, welcher dem Verstand physische Handlungen ermöglicht, ist es unerheblich, was man dem Geschmack nach isst. Es dient letzlich nur der Aufrechterhaltung der Lebenserhaltungssysteme und sollte daher nach Nährstoffzusammensetzung ausgewählt werden. Wir Bluthexer nutzen das Blut als magischen Katalysator, womit Ainuwar uns eine enorm machtvolle Waffe in die Hand legte. Unsere Macht hat jedoch auch Grenzen. Wir sind in der Lage, Verletzungen zu kurieren und seien sie noch so schwer, aber wir vermögen keine noch so kleine Krankheit zu heilen. Wir können Vampire und Ghule fernhalten und durch bloße Geisteskraft in den Abgrund schicken, doch beherrschen keine noch so simple Gedankenmanipulation bei Lebenden. Unsere Kunst ist eine defensive Magieform, ganz im Gegensatz zu jener der Nekromanten, welche wir verabscheuen, weshalb wir auch nicht ihre Bezeichnung im Namen tragen möchten. Man nennt uns bisweilen dennoch Blutnekromanten, da wir Untote beherrschen können und ja, ich vermag Tote zum Leben zu erwecken.«
    Dreux Gifford de Souvagne
    »Tatsächliche Tote, werden wieder lebendig? Also keine lebenden Leichen, verstehen wir das richtig? Würde eine Person sterben, könntet Ihr sie zurück ins Leben holen? Zu welchem Preis? Wenn dem so ist, ist das eine gewaltige Macht. Sie kann nur mit absoluter Kontrolle einhergehen, es ist wie ein Geschenk der Götter. Auch wenn uns unser jüngerer Bruder da wohl widersprechen würde. Er würde mutmaßen, die Fähigkeit entspringt Euch. Wie verhält es sich?«, fragte Dreux


    Alexandre de la Grange
    Alexandre seufzte gequält. »Ich habe befürchtet, dass ausgerechnet jener Aspekt auf Euer Interesse stößt. Dies ist bei allen so, dabei besteht unsere Arbeit zu neunundneunzig Komma neun Prozent aus ganz anderen Dingen. Aber gut, ich werde es Euch erklären. Der fortgeschrittene Bluthexer kann Tote zu realem Leben wiedererwecken, doch der Preis, den er dafür zahlt, ist enorm. Ich selbst habe diesen Zauber bereits gewirkt und er brachte mich fast um. Er soll Notfällen dienen, wenn beispielsweise dem Duc oder dem Kronprinzen etwas zustößt. Er ist nicht dazu gedacht, Leuten, die sich nicht damit abfinden können, dass die meisten von uns Sterblich sind, ihre kindischen Wünsche zu erfüllen. Die Macht, die wir Bluthexer haben, ist eine Kombination aus von Ainuwar gegebener Befähigung und harter, sehr harter Arbeit.«
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    »Das verstehen wir nur zu gut. Wir, unser Vater - manchmal muss man Entscheidungen treffen und jede pro zieht ein contra nach sich. Ihr opfert Euch für das Höhere wohl. Wir messen mit harten Mitteln. Ihr tötet Euch fast um ein Leben zu retten. Wir lassen ein Leben nehmen um tausende andere zu schützen. Wir wissen, welche Tragweite Macht bedeuten kann. Die meisten verwechseln leider Macht mit Willkür. Willkürlich würden wir niemals töten. Aber wir kennen auch keine Gnade mit Mördern, die unschuldigen Menschen das Leben zum Abgrund machen. Uns leistet man einen Treueschwur - aber auch wir haben gechworen unser Volk und Land zu verteidigen. Und manchmal erfordert es auch solche Entscheidungen. Das Contra damit ein Pro für alle daraus wird. Wir verstehen Euch«, sagte Dreux freundlich. Er wusste welche Last eine einzelne Entscheidung bedeuten konnte.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre führte ihn weiter durch die Gänge. »Die Meinung der breiten Masse ist unerheblich. Sie kümmert nicht, sie führt dazu, dass man sich vom Wesentlichen ablenken lässt. Ich persönlich bin sehr zufrieden damit, wie Souvagne regiert wird und dass mit Mördern kurzer Prozess gemacht wird. - Hier ist ein Unterrichtsraum, da gibt es nichts Spektakuläres zu sehen. Tische gibt es keine, dafür ist die Bibliothek da, sondern wir sitzen gemeinsam auf dem Boden beim Dialog. Bei Bedarf kann der Raum mit eiskaltem Wasser bis auf kniehöhe geflutet werden zum gemeinsamen Meditieren.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Das ist absolut korrekt, aus dem Grund sitzen wir auch auf dem Thron und nicht die breite Masse. Um unseren Vater zu zitieren - manche sind zum Herrscher geboren und manche zum Domestiken. Ein jeder hat sein Schicksal zu erfüllen. Das betrifft Euch wie uns«, antwortete Dreux und schaute sich dennoch den Unterrichtsraum an. »Wieso wird der Raum mit eiskaltem Wasser geflutet? Erkrankt man nicht dabei, wenn man im eiskalten Wasser sitzt? Euch mag die Frage vielleicht sonderbar erscheinen, aber unsere Person hätte danach eine Blasenentzündung vom feinsten und im Kreuz hätten wir es auch«, gestand der Duc.


    Alexandre de la Grange
    »Das liegt durchaus im Bereich des Möglichen«, erklärte Alexandre. »Es wird nicht sehr oft auf diese Weise meditiert, aber manchmal ist das notwendig. Und im Zweifel ist es wichtiger, dass der Geist geschärft wird, denn er ist unser Schwert und unser Schild. Der Körper ist für einen Bluthexer nur ein Blutborn zum Praktizieren der Rituale und gelegentliche Krankheiten gehören dazu wie die unabdingbaren Verletzungen.« Er führte den Duc weiter durch das Gewölbe. »Wir kommen nun in den inneren Bereich. Bitte verhaltet Euch respektvoll, er bedeutet uns sehr viel.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux musterte Alexandre und blinzelte kurz. Er fragte sich was der Mann erwartete, dass er ungebührliches tun konnte? Er war wohl der Letzte der sich irgendwie daneben benahm. Schließlich tanzte er auch nicht Hula im Thronsaal. Wobei ausreichend Platz wäre da, dachte Dreux mit einem Schmunzeln, ehe er wieder ernst wurde. Der Raum bedeutete dem Mann sehr viel und dass würde er achten.
    »Selbstverständlich, für Euch und unseren Bruder werden wir jede Form wahren, seid dessen versichert«, gab Dreux zurück und folgte neugierig Alexandre in den nächsten Raum. Er wusste nicht was ihn erwartete, aber er vermutete das Heiligtum des Ordens, wobei er nicht wusste, worum es sich dabei handeln konnte. Vermutlich ein Altar.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre nestelte eine halbe Ewigkeit an der Tür herum. Er war nervös und er war sicher, dass Dreaux nicht verstehen würde, was er da sah. Es würde weitere Fragen geben, der Mann war kein Eingeweihter. Hoffentlich hielt er sein Wort. Es hatte angehende Novizen gegeben, die nachdem sie durch diese Tür getreten waren, entweder wortlos umgekehrt, höfliche Ausreden erfunden oder lauthals lachend abgelehnt hatten, die Lehre bei Alexandre aufzunehmen.
    »Wie ich bereits sagte, es gibt nur Wenige, die sich zum Bluthexer eignen. Es hat einen Grund warum wir so Wenige sind.«
    Endlich rang er sich dazu durch, die Tür, die überhaupt nicht verschlossen war, zu öffnen. Der Raum war kreisrund und der mit einem Mosaik gekachelte Boden hatte eine leichte Delle zur Mitte hin. Das Muster des Mosaiks war einer Sonne nicht unähnlich, alles drehte sich um das Zentrum. Eine weitere Statue Ainuwars mit leerer Kapuze stand der Tür gegenüber, ein Tablett in den Händen, auf dem verschiedene Bestecke lagen, die an einen Chirurgen erinnerten. Kerzenhalter an den Wänden vervollständigten das Bild. In den Regalen lagen offen und sofort zugänglich Verbandsmaterialien.
    »Hier finden die Rituale statt. Die Delle im Boden ist der Ort, wo der praktizierende Hexer sich befindet, so dass das Blut nicht davonläuft, sondern zu ihm zurückkehrt. Der Raum ist gut beheizt, denn man ist bei einem solchen Ritual nackt. In der Nische zwischen Ainuwars Füßen sitze ich und beaufsichtige das Geschehen.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux nickte einmal knapp zum Zeichen dass er verstanden hatte. Auf welche Art diese Hexer ihr Werk praktizieren war nicht eindeutig ersichtlich, aber eines war gewiss - sie bluteten dafür und das nicht zu knapp, denn sie benötigen Verbandsmaterial. Dreux spähte in den Raum hinein, blieb in der Tür stehen und musterte die Statue von Ainuwar. Der Gott der Zeit, der Gott von allem und nicht, der Allvater der Götter - jener der die Welt, die anderen Götter und einschließlich auch sie erschaffen hatte, wenn man dem Glauben denn Glauben schenkte. Auch wenn sein Bruder Greg da sicher anderer Meinung war, im Grunde waren sie doch der gleichen - denn ob man nun Ainuwar sagte, die Natur, der Kosmos, die Höheren Mächte oder was auch immer - sie alle meinten letztendlich die gewaltige unerklärliche Kraft die im Hintergrund wirkte und deren Handlungen niemand verstehen konnte. Erahnen vielleicht, begreifen niemals. Dreux senkte das Haupt, so wie er es auch in der kleinen Kapelle seines eigenen Zuhauses tat. Er schlüpfte aus den Schuhen und betrat gemessen und andächtig den Raum. Vor der Statue kniete er nieder und schaute zu dieser auf. Es war ein Altar, nur wurde er auf andere Weise genutzt. Dennoch war er hier und so konnte er ihn auch nutzen. Er faltete seine Hände zum Gebet und bete um Beistand für seinen Vater und dass dieser wohlbehalten aus Ehveros zurückkehren würde. Er betete für seine Brüder, dass ihre Ehen nicht nur von Kalkül, sondern auch von Gefühl getragen werden sollten und er betete dafür, dass die Friedensverhandlungen Erfolg haben würden. Mehr gab es für ihn nicht zu erbitten, die Bitten waren ausreichend auch für einen Gott. Mit was sich die Sterblichen befassten um seine Schöpfung zu zerstören musste ihn im Grunde anwidern. Einigen seiner Anhänger erging es ähnlich und Dreux war einer von ihnen. Dabei viel ihm ein, war er kein Stück besser gewesen, er bat um Verzeihung dafür, was er Ferrau in seiner hilflosen Wut angetan hatte und zeitgleich betete er um Stärke, dass er sich nie wieder so aufführte, dass er sich dafür selbst verabscheute. Er verharrte noch einen Moment kniend und dachte über all dass nach, was in der letzten Zeit geschehen war. Ein Tempel versprach immer Ruhe und innere Einkehr. So auch dieser. Einen Moment später schreckte er auf, da er Alexandre fast vergessen hätte. Er beendete seine Zwiesprache mit Ainuwar und drehte sich zu seinem Gastgeber um. »Verzeiht, wir hatten Euch für einen Moment vergessen«, gestand er offen.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre stand mit vor dem Bauch verschränkten Händen und leicht gesenktem Kopf da und hatte ruhig gewartet. »Nun, dafür ist dieser Ort schließlich gedacht, zur inneren Einkehr. Wenn Ihr noch Zeit benötigt - nehmt sie Euch. Ich kann Euch allein lassen.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Ich habe... Wir haben um das gebetet was uns wichtig, lieb und teuer war. Weshalb scheuen manche diesen Raum? Aufgrund seiner eigentlichen Verwendung? Für uns ist es ein Altar in einem Tempel und zwar der Tempel unseres obersten Gottes. Wir wüssten nicht, was es hier zu fürchten gibt. Was fürchten Eure Schüler?«, hakte Dreux nach und stand langsam auf.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre, streifte in aller Ruhe die Schuhe von den Füßen und trat ebenfalls ein. Er trat an das Tablett und nahm eines der geweihten Ritualmesser in die Hand. Er drehte es, um es zu betrachte, dann reichte er es Dreaux, mit dem Griff voran. »Von Magie erwarten die meisten, dass sie nur genügend Bücher wälzen und lang genug beten müssen und dann können sie sie verwenden wie sie Lustig sind. Doch wenn es daran geht, etwas dafür zu geben, stößt dieser Aspekt bei den meisten Interessenten auf Widerwillen. Sie wollen nichts geben für ihre Macht, sie wollen sie erhalten wie einen zwingenden Lohn, wenn sie lange genug lernen. Hochmut, Durchlaucht. Sie vergessen, dass sie demütig sein sollten in Anbetracht der Gabe und dass es Dankbarkeit, Selbstlosigkeit und Opferbereitschaft sind, welche einen starken Bluthexer ausmachen - nicht die Zeit, die man hinter Folianten oder unter den strengen Augen eines brabbelnden Lehrmeisters verbringt. Nein, sie wollen nichts geben. Sie wollen nur, dass man ihnen gibt.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Der Edle verlangt alles von sich selbst. Der Primitive stellt nur Forderungen an andere. Der Wahlspruch unseres Vaters. Was eine Person wünscht oder gar einfordert, sollte sie selbst bereit zu geben sein. Rechte und Pflichten - wieso steht das Recht an erster Stelle? Heißt es nicht vielmehr Pflicht und Recht? Sollte man nicht zuerst seine Pflicht erfüllt haben, bevor man überhaupt ein Anrecht auf etwas erwirkt? So sehen wir es, so wurden wir erzogen. Wir verstehen Euer Problem. Sobald es daran geht, dass den Worten Taten folgen sollen, sie die Worte nur noch Schall und Rauch. Man sollte zuerst zur Tat schreiten«, antwortete der Duc und nahm das Messer entgegen. Er wog es in der Hand und schaute es sich genau an. »Müssen wir ebenfalls ein Blutopfer darbringen?«, hakte er freundlich nach.


    Alexandre de la Grange Heute, 21:29
    Alexandre winkte ab und für einen Moment wirkte er sogar fast freundlich. »Niemand muss. Ich sperre meine Schüler schließlich nicht hier ein oder zwinge sie zur Selbstverletzung. Das Opfer muss von ihnen selbst kommen. Es ist eine Frage des Wollens. Ihr, Durchlaucht, seid kein Bluthexer. Es ist nicht erforderlich, für Ainuwar zu bluten, Ihr könnt Eure Dankbarkeit auch anders unter Beweis stellen. Zum Beispiel durch materielle Spenden an einen Tempel - nicht an unseren, wir haben alles - oder durch Taten, die dem Orden helfen, Ainuwars Willen umzusetzen. Ihr könntet auch einem Bluthexer helfen, als Zeichen der Anerkennung seiner Leistungen für das Wohl der Gemeinschaft. Solche Dinge.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux reichte ihm das Messer mit dem Heft voran zurück. »Benennt etwas, dass Ihr benötigt oder einer der Euren und Ihr sollt es bekommen. Daran wird es nicht scheitern, dass wisst Ihr hoffentlich. Unsere Familie weiß Religion und Wissenschaft zu einen. Ist es nicht Ainuwar der dem Menschen den Verstand schenkte? Somit ist es im Grunde ein Gebet, genau jenen Verstand zu seinen Ehren in Höchstform zu bringen. Es ist eine Huldigung an unseren Gott, wenn wir im Namen der Forschung neues Wissen erlangen, darin besteht kein Paradoxon. Wir sind stets bereit Euch zu helfen, wisset dies. Nur können wir uns nicht persönlich im kleineren Rahmen kundig machen. Die Kunde muss an uns herangetragen werden - ähnlich wie die Gebete an unseren Gott. Wir können leider nicht überall gleichzeitig sein. Wir haben überall Augen, Ohren, Hände wie auch Schwerter - aber auch wir benötigen die überbrachte Botschaft. Also sollte Ihr Kunde haben, sprecht offen«, antwortete Dreux freundlich.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre legte das Messer mit beiden Händen wieder sorgsam zurück. »Es gäbe da schon etwas, dass mir auf der Seele brennt ... es ist eine persönliche Angelegenheit, darum schiebe ich sie seit längerer Zeit vor mir her. Ich kümmere mich wenig um meine eigenen Belange, doch dieser Gedanke ist stets im Hintergrund und stört meine Konzentration. Es wäre daher eine große Erleichterung, wenn die Sache einen Abschluss finden könnte. Ist Euch die Menschenfresserin Derya ein Begriff, Durchlaucht?«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux nickte in Zeitlupe. »Wir wissen nur zu gut wer dies ist. Vor geraumer Zeit ereilte unseren Vater ein Elbrief des Comte Didier de la Chateaub. Er erbat die Hilfe der Himmelsaugen. In seinem Lehen kam es zu einem abscheulichen Verbrechen. Die Mehrfachmörderin Derya Letnaux sollte gerade für ihre Taten hingerichtet werden, als diese von einer unbekannten, vermummten Gestalt unter grösster Brutalität befreit wurde. Der Mann hat mehrere Büttel getötet, einige verletzt und den dortigen Henker schwer verletzt. Mehr als dass es sich um einen schlanken Mann handelte, kann nicht gesagt werden, da er wie erläutert, vermummt war. Unser Vater erließ folgendes Dekret: Diese Verurteilte, Derya Letnaux ist mit sofortiger Wirkung landesweit zur Fahndung ausgeschrieben. Das Himmelsauge welches die Verurteilte sah, wird umgehend seine Kollegen über deren Äußeres informiert haben, weißt trotzdem alle Himmelsaugen erneut an, Kenntnis über das Aussehen der Verurteilten zu erlangen. Ferner sind überall im Land Steckbriefe von der Verurteilten auszuhängen. Des weiteren beauftrage ich meinen Sohn Ciel damit, alle weiteren notwendigen Schritte einzuleiten. Uns ist bewusst, welche Belastung bereits auf seinen jungen Schultern liegt, aber ebenso wie die Befehlsgewalt, muss er das deligieren erlernen. Er soll die Ermittlungen gegen Derya Letnaux nicht persönlich leiten, er soll sie einem gewissenhaften Manne oder meinetwegen auch einem vertrauensvollen Weibsbild anheim geben und jene Person mit allen Rechten ausstatten.
    Ferner ist in Erfahrung zu bringen, welche Person sich hinter dem Maskierten verbirgt. Wir möchten alle Informationen bezüglich der Verurteilten erhalten. Sämtliche zur Verfügung stehenden Informationen, mögen sie noch so klein und unscheinbar erscheinen. Der Vermummte könnte im direkten Zusammenhang mit ihr stehen, es könnte sich allerdings auch um einen angeheuerter Profi handeln. Ein einzelner Mann der zu so etwas in der Lage ist, klingt nach einem ausgebildeten Speziallisten. Die Hinzuziehung eines Himmelsauges in der direkten Ermittlergruppe halte ich für äußerst angebracht. Was diese Person einmal geleistet hat, wird sie wieder leisten können. Wir lassen unsere Büttel nicht abschlachten. Jeder von ihnen repräsentiert uns, Souvagne - treten die Büttel in Erscheinung, tritt die Staatsmacht Souvagnes in Erscheinung! Es wird eine Belohung auf das Ergreifen der Verurteilten in Höhe von 2.000 Talern ausgesetzt. Diese werden vom Hofe persönlich übernommen. Ferner wird jeder sachdienliche Hinweis auf Ergreifung des vermummten mit 500 Talern belohnt. Die Ergreifung des Vermummten werten wir höher als das der verurteilten Unperson. Sein Ergreifen ist mit 5.000 Talern ausgeschrieben! Beide Personen verurteile ich hiermit mit sofortiger Wirkung als Staatsoberhaupt Souvagnes zum Tode durch Pfählung!«. Dies war der Befehl unseres Vaters. Uns ist diese Schwerverbrecherin, diese... Menschenfresserin durchaus bekannt. Selbstredend den Göttern sei Dank nicht persönlich. Dürfen wir erfahren, welches Interesse Ihr an so einem Geschöpf habt? Sie ist des Todes«, erklärte Dreux so ruhig wie möglich. Er wusste nicht, ob seinem Gegenüber die Gefährlichkeit dieser Frau bewusst war. »Ihr seid Euch der Gefahr die von dieser Frau ausgeht bewusst?«, hakte er sicherheitshalber nach.


    Alexandre de la Grange
    »Das bin ich sehr wohl«, sagte Alexandre. »Ebenso ist mir durch Euren Bruder bekannt, dass jene Person ihrer gerechten Strafe entkam. Dass die Suche mit erneuter Intensität aufgenommen wird, ist, worum ich bitte, wenn es sich einrichten lässt. Ich weiß, dass Souvagne momentan ganz andere Sorgen hat und ich erwähne die Bitte nur darum, weil Ihr mich fragtet, womit Ihr mir helfen könntet. Wenn es nicht in den momentanen Haushaltsplan passt, ist es auch in Ordnung für mich, ich warte seit Jahren und kann noch ein paar Jahre länger warten, wenn es sein muss.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »In unseren Haushaltsplan hat soetwas zu passen, wo kämen wir hin, wenn wir an Recht und Ordnung sparen? Nein wir werden es einrichten und die Suche in andere Hände geben um unseren Bruder zu entlasten und die Suche nach der Unperson erneut voran zu treiben. Soweit uns bekannt ist, ist der Büttel, der die Botschaft aus Chateaub überbrachte noch vor Ort. Wer wäre demzufolge besser dazu geeignet, die Suche nach dieser Schwerverbrecherin aufzunehmen? Ein Abgleich der bereits vorhandenen Informationen mit unserem Bruder und gegebenenfalls Aufstockung des Personals auf eine kleine Ermittlergruppe wäre hier hilfreich. Habt Ihr Vorschläge?«, fragte Dreux.


    Alexandre de la Grange
    »Wenn erforderlich, kann ich mit dem betreffenden Büttel sprechen oder auch Ciel. Es gibt nichts, dass ich Euch sagen kann, was nicht auch er darüber wüsste. Er ist immer sehr besorgt, was die Menschen aus seinem Umfeld angeht und fragt sehr viel. Ich habe ihm alles erzählt. Personen zur Unterstützung kann ich Euch darüber hinaus nicht empfehlen, da ich mein Leben allein dem Dienst hier im Tempel des Blutes widme und mich von dem Dasein draußen so weit wie möglich distanziere. Doch Euer Bruder kann Euch sicher weiterhelfen oder auch Bellamy persönlich, der einen guten Überblick über die Streitkräfte hat und Euch notfalls weitere Ansprechpartner in den Abteilungen benennen kann.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Habt Dank für den Rat, Ihr könnt sehr gerne mit dem Büttel sprechen. Vielleicht habt Ihr einen Hinweis für ihn oder der Mann für Euch. Hat diese Person eine Euch nahestehende Person ermordet? Sprecht bitte offen. Ich möchte verstehen, weshalb Ihr diese besondere Bitte an uns richtet. Gleichwohl habt Ihr völlig Recht damit, dass so eine Person keine Schonung verdient hat, sei es auch nur eine Minute. Nur leider haben die Kriegswirren wohl dieser Frau in die Hände gespielt«.
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    Alexandre de la Grange
    »Ich bin das letzte Opfer der Menschenfresserin und meines Wissens nach das Einzige, das einen ihrer Fressanfälle überlebte«, erwiderte Alexandre in einem gleichgültigen Tonfall, als würde er über das Wetter sprechen.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux erstarrte einen Moment zu einer Salzsäule. Eine Reaktion die alle möglichen Gefühle hinter einer würdigen Fassade verbarg. Für einen Moment sah er durch seine Blässe aus, wie aus Stein gehauen, ehe er wieder blinzelte. In so einer Tonlage über derart Erlebtes zu sprechen, bedeutete nur eines - es war für den Mann die einzige Möglichkeit selbst mit dem Ungeheuerlichen klarzukommen, ihm eine greifbare Dimension zu geben ohne den Verstand verlieren zu müssen bei bloßer Erinnerung. »Wir werden sie finden, dass schwöre ich Euch«, sagte Dreux sachte und legte Alexandre für einen Moment die Hand auf die Schulter. »Falls Ihr es wünscht, dürft Ihr sie persönlich richten«.

    Alexandre de la Grange
    »Ich habe vertrauen in die Fähigkeiten von unserem geschätzten Scharfrichter Dominique Dubois. Einen Menschen auf einen Pfahl zu ziehen - ich wüsste nicht, wie ich das bewerkstelligen soll. Er wird dies zur vollsten Zufriedenheit aller Teilhabenden durchführen, von der Delinquentin abgesehen. Doch ich würde gern bei ihrer Hinrichtung an einer Stelle sitzen, von wo aus ich einen guten Blick auf das Geschehen habe, wenn es sich einrichten lässt«, erklärte er absolut ruhig und kontrolliert. Man könnte meinen, das Öffnen der Tür zu seinem Heiligtum für einen Uneingeweihten würde ihm mehr Sorgen bereitet haben als damals die Begegnung mit der Männermörderin.


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Selbstverständlich lässt es sich einrichten. Ihr werdet an meiner Seite sitzen, in erster Reihe. Dürfen wir erfahren wie Ihr entkommen konntet? Könnt Ihr darüber sprechen oder möchtet Ihr dieses Thema lieber für Euch behalten? Wir haben kein Interesse daran Euch zu quälen. Wir sind auch nicht von ungebührlicher Neugier. Es scheint nur so unglaublich, dass Ihr einen derartigen Angriff überleben konntet. Ihr müsst großes Glück gehabt haben. Gräul im Krieg oder im Kampf sind so einigen Soldaten und Chevalier bekannt. Aber solche Personen werden wir nie verstehen können. Dies ist weit ab jeder Bösartigkeit die jede Person schon selbst in sich gefunden und niedergerungen hat. Aber dies ist unbeschreiblich, wie kann man eine andere Person... fressen wollen? Und vor allem wie? Oder weshalb? Das ist Irrsinn«.


    Alexandre de la Grange
    »Ihr seid der Duc und Bruder meines talentiertesten, wennauch nicht gerade fleißigsten Schülers. Ihr seid das Gesetz. Warum solltet Ihr also nicht davon erfahren?«, sprach Alexandre gedehnt. »Es geht doch nur um ein paar körperliche Blessuren, nichts, was einen Bluthexer aus der Bahn werfen sollte. Es war sehr teures Lehrgeld und ich habe daraus gelernt und meine gerechte Strafe erhalten. Sie lockte mit gar süßem Liebreiz, wie eine Giftspinne und ich ließ mich verführen. In ihrem Daheim schlug sie ein erotisches Spiel vor, bei welchem sie mich ans Bett binden wollte mit gespreizten Armen und Beinen. Ich war jung und naiv und ließ es zu, obwohl ich sie noch nie zuvor gesehen habe - der Ruf des Fleisches, vor dem ich meine Schüler so warne. Und als ich gefesselt war, biss sie zu. Sie biss überall hin, wo ihre Zähne hingelangen konnten, bevorzugt in weiches Fleisch. Mein Körper ist bedeckt von den Narben. Da ich als Bluthexer Schmerzen recht gut vertrage, blieb ich bei Bewusstsein und es gelang mir, die Fesseln durchzureißen und die Menschenfresserin zu überwältigen. Ich konnte mich blutend und nackt vor die Tür schleppen, wo Ainuwar sei Dank gerade eine Büttelstreife vorbeikam. So wurde ich gerettet und Derya festgenommen.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux senkte den Blick und nickte stumm. Er schwieg einen Moment um das Gehörte zu verarbeiten und malte sich gedanklich aus, was es für ein Grauen gewesen sein muss, leibhaftig und bei vollem Bewusstsein zu erleben, wie jemand anfängt einen aufzufressen. Er hatte sich nie darüber Gedanken gemacht, wie hart oder gefährlich ein Mensch zubeißen konnte. Aber wer biss schon andere Personen auf diese Art und Weise? Der Ruf des Fleisches, nun er kannte ihn auch. Wer kannte ihn nicht, bis auf einige wenige Ausnahmen. Und dort hatte er auch schon Frauen gebissen und war gebissen worden. Aber nichts grenzte an dieses Grauen. Es waren Liebesbisse, ein Akt des Vorspielt, dass die Vorfreude erhöhte. Aber wie hart musste sie zugebissen haben um jemanden dermaßen schwer zu verletzen? Dreux räusperte sich. »Habt Ihr eine Narbe die so liegt, dass Ihr sie uns problemlos zeigen könnt? Wir haben keine Vorstellung davon was menschliche Zähne so in diesem Fall anrichten können. Wir bitten Euch um einen Einblick. Wir können Euch nicht sagen, wie sehr wie Eure Tortur bedauern. Wir werden alles daran setzen, dass sie so schnell wie möglich gefasst wird«.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre musterte den Duc. »Ihr seid Eurem Bruder sehr ähnlich. Äußerlich und offenbar zumindest teilweise auch innerlich. Allerdings fragte er nicht, sondern befahl. ›Zeig es mir, Alexandre‹, sagte er. Und er bekam zu sehen, was er sehen wollte - was geschieht, wenn man sich unter die Herrschaft seines Fleisches begibt. Danach war er ein besonders vorbildlicher Schüler. Ihr sollt die gleiche Antwort erhalten, wenn Ihr dies wünscht und das Ausmaß der Verletzungen zu sehen bekommen.« Alexandre zog Schicht für Schicht seine Kleider aus. Es schien, dass er immer weiter schrumpfte, den er war ziemlich voluminös eingepackt. Am Ende trug er nur noch die Unterwäsche. Er zog das Oberteil aus und auf seinem Oberkörper zeigten sich tiefe, halbmondförmige Narben. Besonders die Brust war betroffen, aber auch die Innenseiten der Oberarme. Er legte die Hände auf die Unterhose und zog den Stoff glatt. Darunter gab es nichts mehr.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux legte in einem Reflex die Hand auf den Mund und starrte den Mann, den Überrest eines Mannes an, der völlig nackt vor ihm stand. Der Duc schämte sich nicht für sein offenbartes Mitgefühl, denn was nützen all die Gesetze wenn man kein Herz und Mitgefühl mehr empfand. Und das was er sah, was er nicht mehr sah, schnürte ihm die Kehle zu. »Ich werde den Befehl meines Vaters revidieren. Sie wird leiden, wie nie zuvor ein Mensch gelitten hat, das schwöre ich Dir, als Privatperson. Du hast mein Wort, der Tod wird eine Gnade für sie sein«, flüsterte Dreux mit erstickter Stimme.


    Alexandre de la Grange
    »Letztlich ist es doch nur Fleisch«, entgegnete Alexandre. »Vermutlich hätte ich diese Amputation ab einem gewissen Erkenntnisstand aus einem freien Stücken von einem Chirurgen durchführen lassen. Es geht mir seither viel besser. Aber dass es nicht von mir selbst ausging, sondern über meinen Willen hinweg geschah - das ist es, was mich wütend macht!« Alexandre zog sich seine vielen Schichten wieder an.


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Nur Fleisch? Nun mir sagte einst einmal jemand, wir haben keine Seelen. Wir sind Seelen, wir haben Körper. Aber dies bedeutet nicht, dass sich andere Personen darüber dermaßen hinwegsetzen dürfen. Ob Du Dir selbst irgendwann diese Verstümmelung angetan hättest, obliegt Dir allein. Sie hatte kein Recht dazu und da sie weder Dein Recht, noch das Recht anderer zum Leben anerkennt, wurde der Frau das eigene Recht zu Leben aberkannt. Sie ist ein Geschwür dass nicht weiter wuchern darf. Du magst daran einen Ausweg gefunden haben, aber bedenke nicht alle hatten dieses... nun ich mag es nicht mal mehr Glück nennen. Manche fanden vielleicht Erlösung in dem Tod, der letztendlich nach so einer Misshandlung eintrat. Aber dass Davor, dass Grauen, die Todesangst, die Schmerzen... sie hat nicht verdient zu leben. Wir werden sie fassen, zieh Dich bitte wieder an. Es schmerzt mich, Dich so zu sehen, vermutlich schmerzt es mich noch mehr, da ich selbst ein Mann bin und weiß, was Du verloren hast. Was Dir genommen wurde, auch wenn Du diese Form der Begierde ablehnst. Ich schäme mich dafür, dass dies hier geschehen konnte und sie noch nicht aufgehalten wurde. Ich weiß, dass Worte Dir keinen Trost schenken und Dein Leid nicht mildern, dennoch tut mir Dein Schicksal aufrichtig leid und ich finde in diesem Moment spreche ich einfach als Dreux zu Dir. Das gehört sich so, Du hast mir derartig vertrauliches offenbart, so sprechen wir auch vertraulich. Danke für Deine Offenheit, bitte bedecke Dich wieder«, Dreux trat einen Schritt näher und schaute sich die Narben auf der Brust an. Die Narben sahen seltsam aus. Ihm kam eine komische Frage in den Sinn. »Ist sie tatsächlich ein Mensch? Die Narben sehen aus wie von scharfen Zähnen«, flüsterte Dreux.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre ließ sich Zeit. Der Duc, der nun als Dreaux zu ihm sprach, war extrem nervös und darum verhielt Alexandre sich entgegengesetzt und bewegte sich langsamer als nötig, um wieder Ruhe hinein zu bringen. Es dauerte eine Weile, ehe er seine ganzen Roben und Mäntel wieder übergezogen und an seinem Körper sortiert hatte. »Nun, währen menschliche Zähne in der Lage, jemandem die Brustwarzen abzubeißen oder noch Schlimmeres? Wenn sie geschärft sind, auf jeden Fall. Die Täterin hatte sie zurechtgefeilt. Als sie den Mund aufriss, sah es aus wie ein klaffendes Haifischmaul. Ich finde das Zitat sehr weise, bezüglich der Seelen. Von wem stammt es? Die Verstümmelung schmerzt jene, die sie sehen, mehr, als sie mir schmerzt. Sie befreite mich weitestgehend - leider nicht vollständig, aber ich arbeite daran - von Verlangen und ich bin seither ruhiger und sehe die Welt klarer. Es freut mich dennoch, dass Ihr, dass du, Dreaux, dich dafür einsetzen wirst, diese Unperson ihrer gerechten Strafe zuzuführen.« Er lächelte.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux versuchte sich eine Frau vorzustellen, die scheinbar attraktiv genug war einen gestandenen Mann um den Finger zu wickeln, aber das Maul eines Haifisches hatte. Gut solange sie den Mund zuließ, war alles in Ordnung. Das galt vermutlich nicht nur für diese Irre, dass galt für eine ganze Reihe Frauen... allerdings auch Männer die Dreux kannte, ganz ohne Haifischzähne. Am Meer als Kind hatte er einst einen echten Hai gesehen den man aus dem Meer gezogen hatte. Das Biest war riesig gewesen und die Zähne waren gewaltige Dreiecke gewesen die messerscharf waren. Einer der Fischer hatte ihm einen der Zähne herausgeschnitten und geschenkt. Den Zahn hatte er heute noch. Aber er hatte nie gedacht, dass er einmal diesen Ausflug zum Meer und den gewaltigen Raubfisch mit einem Menschen verbinden würde. Und schon gar nicht mit einer Frau. Was konnte diese Irre dazu veranlassen, einen Menschen anzufallen? Nun sie war wahnsinnig, da gab es keine logische Erklärung. In dem Moment, wo er die Frau verstand war er auf einer Ebene mit ihr und dass wollte er auf keinen Fall. Zum Glück benötigte Alex eine geraume Zeit, ehe er seine Kleidung wieder geordnet hatte. Das gab auch Dreux ausreichend Zeit um seine Gedanken und Gefühle zu ordnen und sich zu beruhigen. Er konnte sich nichts Schlimmeres vorstellen als diese Verletzung. Für immer verstümmelt, vom Sexualleben abgeschnitten, für immer die Schmach, sich nie wieder jemanden zeigen zu können. Sich verstecken zu müssen unter Tonnen von Stoff für die Tat einer anderen. Die Frau gehörte noch eher als der Raubfisch an einen Haken, ausgestellt im Hafen, während das eigene Blut ihr am Körper herablief. Der Fisch hatte nur getan, was seine Natur war. Die Natur des Menschen war aber nicht, andere Menschen zu fressen. So gut es ging erwiderte Dreux das Lächeln seines Gegenübers. Es war kein Lächeln der Freude, es war ein Lächeln, um den Schmerz zu überspielen. »Wir besuchen den Büttel, der uns von dem Verbrechen berichtete. Folgt mir«, bat Dreux.

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  • Das Asservat
    Alexandre de la Grange
    »Wohin gehen wir?«, wollte Alexandre wissen, als er dem Duc folgte.


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Der Büttel Jardine ist noch vor Ort. Er hat seinerzeit den Bericht des Comte Chateaub überbracht, der uns mitteilte dass die Schwerverbrecherin entkommen war. Der Bericht enthielt die von uns bereits erläuterten Daten. 46 Männer hat die Menschenfresserin auf dem Gewissen. Zur Flucht verhalf ihr ein vermummter Kerl, der ebenfalls gesucht wird. Dieser Mann verletzte Büttel und den Henker vor Ort. Und er tötete einige Büttel bei ihrer Flucht. Dass kann nicht hingenommen werden. Soweit uns bekannt ist, hat auch jene Derya einige Büttel auf der Flucht verletzt. Wir vermuten dass Jardine einer von ihnen ist, denn er trägt eine gewaltige Narbe im Gesicht. Ob unsere Vermutung den Tatsachen entspricht, vermögen wir nicht zu sagen. Damals erhielt unser Vater die Nachricht und wir waren so gesehen nur Zuschauer des Ganzen. Übrigens das Zitat stammt von unserem Vater, jenes nach dem Ihr vorhin fragtet. Für uns schien es logisch, dass Ihr jenen Mann kennenlernen sollt, der die Botschaft der Flucht der Menschenfresserin überbrachte. Wir wissen nicht ob oder wie es Euch helfen könnte, aber vielleicht tut es dass. Was wir für Euch hoffen«, antwortete Dreux freundlich.


    Alexandre de la Grange
    »Gut, dass es nicht weit ist, denn normaler Weise verlasse ich den Tempel des Blutes nicht. Und schon gar nicht auf große Entfernungen und am allerwenigstens ohne entsprechende Vorbereitung und Begleitung. Soll Ciel in der Bibliothek warten oder darf ich ihn vorerst aus dem Unterricht entlassen? Er schien sich gerade in die Lehrmaterialien vertieft zu haben.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Nun dass war uns nicht bewusst, könnt Ihr uns denn problemlos folgen oder möchtet Ihr den Tempel nicht verlassen? Ciel könnte uns begleiten, wenn Ihr Euch dann sicherer fühlt«, bot Dreux an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel kam jedoch schon von allein aus der Bibliothek. »Allein nach da draußen zu gehen kannst du dem Meister nicht zumuten, Dreaux. Ich werde euch begleiten.«


    Alexandre de la Grange
    Alexandre rümpfte ein wenig die Nase. »Ich wollte mich gerade freuen, dass du dir wieder Zeit für deine Ausbildung nimmst. Aber wenn du mich unbedingt begleiten möchtest, werde ich dich nicht aufhalten. Macht Euch keine Umstände, Majestät«, sagte er dann zu Dreaux. »Ich komme schon zurecht und bin gespannt auf die Begegnung mit Jardine.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux nickte verstehend. »Begleite uns Ciel, ich habe nicht gewusst dass er nicht den Tempel verlassen mag oder kann. Mein Vorschlag war, dass wir ihm den Büttel vorstellen, der seinerzeit die Botschaft von Deryas Flucht überbrachte. Du erinnerst Dich, als Vater Dir den Auftrag gab, diese zu stellen. Der Krieg schützte sie, wir müssen die Aufgabe in fähige Hände delegieren. Die Schonzeit für die Menschenfresserin ist vorbei. Ein wichtiges Merkmal habe ich Dank Alex Bericht erhalten. Stell Dir vor, die Frau hat Zähne wie ein Hai. Ich gehe davon aus, dass einem sowas doch auffallen würde. Wenn wir beide miteinander sprechen, sehe ich ja auch Deine Zähne. Also wenn dieses Subjekt ein Brot kaufen geht und bestellt, muss es doch wem auffallen. Sie wird ja nicht nur schweigend durch die Lande ziehen. Die Information müssen wir dringend an die Himmelsaugen weitergeben. Du erinnerst Dich an die Agenten der Autarkie? Wir benötigen eine ähnliche Truppe. Eine die uns loyal gesonnen ist. Eine die einen klugen Kopf an der Spitze hat, aber auch einen zweiten Mann, der unser Mittelsmann ist - quasi eine Kontrollinstanz. Was hältst Du davon? sozusagen eine Mobile Eingreiftruppe, die in solchen Verbrechen losgeschickt wird, das Subjekt zur Strecke zu bringen. Ermittler und Vollstrecker in einem. Ähnlich der Himmelsaugen, nur eben kein Orden. Wobei diese gegebenenfalls auch mit den Himmelsaugen zusammenarbeiten könnten. Was hältst Du von der Idee? Ich meine, hätten wir die Agenten noch und es wäre nicht zum Eklat gekommen, dann wäre diese Derya bereits Geschichte und würde auf dem Marktplatz vor sich hinfaulen, wie es sich gehört«, antwortete Dreux seinem Bruder und wandte sich dann an Alex. »Der Büttel macht einen sehr ruhigen und gefassten Eindruck. Ich denke Euer Hinweis wird uns gute Dienste erweisen Alex. Das mit den Zähnen ist ein kaum zu übersehendes Merkmal«, antwortete Dreux.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel machte unauffällig eine beschwichtigende Geste mit der Hand, welche Alexandre abgewandt war, als Dreaux ansprach, dass dieser womöglich nicht in der Lage wr, den Tempel aus freien Stücken zu verlassen. Alexandres Schwächen offen als solche anzusprechen, war selten eine gute Idee. Besser war es, seine Tatsachenverdrehungen im Raum stehen zu lassen. Er musste Dreaux in einem passenden Moment darauf hinweisen. »Hört sich nicht schlecht an, die Idee mit der mobilen Eingreiftruppe. Hast du schon jemandem im Visier?«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux neigte den Kopf kaum merklich, als Zeichen dass er verstanden hatte diesbezüglich zu schweigen. »Danke, nein ich habe noch niemanden ins Auge gefasst. Von den alten Agenten lebt den Göttern sei Dank niemand mehr. Wir müssen den Spagat hinbekommen, dass diese Gruppe treu und zuverlässig ist, aber frei genug ihre Entscheidungen so zu treffen, dass sie nicht ständig Rücksprache benötigen. Ähnlich der Himmelsaugen. Das heißt, sie müssen besonders loyal sein. Sprich ich würde ihnen jetzt den Auftrag geben, Derya zu töten. Wie muss mir gleichgültig sein dürfen. Diese Gruppe, diese Agenten werden Derya selbständig suchen und töten. Das wie, wo, das wann ist alles in ihrer Hand. Sonst könnte ich gleich selbst losziehen oder? Sie müssen sich wie gesagt durch besondere Zuverlässigkeit auszeichnen und Treue zur Krone. Und ich möchte einen unabhängigen Mittelsmann in der Gruppe. Sprich der Kopf der Truppe entscheidet, wir töten Derya auf irgendeine Weise. Der Mittels- und Kontrollmann muss dem Obersten seine Zustimmung dazu geben. Sicher auch das System könnte kippen indem die beiden Schulterschluss beziehen. Aber letztendlich soll jeder von ihnen der Krone dienen. Gut wäre vielleicht, diesre Krontrollmann wäre ein Himmelsauge. Jemand der hart genug ist um solche Entscheidung ohne mit der Wimper zu zucken zu treffen, aber auch taff genug einer Gruppe entgegen zu stehen und zu sagen, so nicht. Zumal ein Himmelsauge seinen eigenen Orden im Rücken hätte, um so eine Antwort durchzusetzen. Und dann habe ich mir in Anbetracht von Vaters Abwesenheit noch überlegt, dass ich nicht nur die Erbmonarchie abschaffen werde, sondern durch Überreichung wird die Krone übergeben. Nein wichtiger ist noch, wir benötigen einen Mann im Amt, der mit unserer Stimme - der Stimme der Krone sprechen darf. Jemand, der es uns ermöglicht, unser Land nicht mehr verlassen zu müssen, für solche Verhandlungen wie sie gerade in Ehveros stattfinden. Damit wäre das Problem einen von uns festsetzen zu können aus der Welt geschafft«, erklärte Dreux.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel bekam große Augen. »Du hast dir ... sehr viel überlegt. Hast du es besonders eilig? Ich möchte dich nicht kritisieren, aber du triffst sehr viele Entscheidungen zur Umstrukturierung in sehr kurzer Zeit. Brennt dir etwas auf der Seele oder warum bist du so erpicht darauf, alles neu zu entwerfen? - Alexandre, Ihr würdet mir eine Freude machen, wenn Ihr Euch bei mir einhaken würdet.« Ohne ihn anzusehen tastete der Erzhexer nach Ciels Arm und folgte der Bitte. Er sah noch blasser aus als sonst, als sie sich der Oberfläche näherten. Ciel half ihm hinauf in die Kapelle und als sie alle drei oben standen, schob er den Geheimgang wieder zu. Er öffnete die Tür des Gebäudes und verschloss es hinter ihnen wieder mit dem Schlüssel. Auf dem Weg zum Palast blieb Alexandre die ganze Zeit bei ihm untergehakt und Ciel merkte das Zittern des Erzmagiers.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux musterte Ciel mit einem Seitenblick, allerdings ohne den Kopf zu bewegen nur seine Augen zuckten zur Seite. »Was glaubst Du wohl warum ich das tue? Was ist wenn Vater zurückkehrt und ich keine einzige vernünftige Änderung zu Stande gebracht habe, was den Ist-Stand betrifft? Ich bin in Zugzwang meinen Wert unter Beweis zu stellen. Er soll sehen, dass meine Ideen keine utopischen Gedankengebilde sind, sondern er soll sehen, dass ich mir Gedanken um uns und unser Land mache. Das mir genauso viel daran liegt, dass Souvagne mit jeder Entscheidung die ich dahin gehend treffe ein sicherer und besserer Ort für seine Einwohner wird. Es wird niemals 100% Sicherheit und Überwachung geben, aber bei einem Schnitt von 98% wäre ich schon dabei zu sagen, ich habe fast Perfektion erreicht. Wie soll man denn jede Person schützen? Das erreicht man nur durch Kontrolle und dafür benötigen wir loyale Untertanen. Nicht nur die Himmelsaugen. Wir benötigen mehrere Optionen, wir müssen uns auf alle Seiten absichern. Die Himmelsaugen sichern das Land intern, aber wir benötigen auch eine Eingreiftruppe, die wir zur Not in die Fremde schicken können. Sagen wir diese Derya lebt nun in Naridien, es ja liberal genug sowas zu dulden. Dann schicken wir unsere Agenten, die diese Schwerverbrecherin stellen und eleminieren. Ebenso könnte man mit Verrätern verfahren. Jeder soll wissen, dass uns der Schutz unserer Untertanen alles bedeutet. Es gibt keinen sicheren Ort wo sich ein Verbrecher oder ein Verräter verstecken kann. Und wenn die Agenten ihn aus dem hohen Norden abholen müssen, sie werden ihn finden. So sehe ich das. Niemand soll sagen können, das wir für einen der unseren untätig geblieben sind. Der kleinste wie der größte Souvagner untersteht unserem Schutz. Folglich muss ich so handeln. Und ich muss zeigen wie ernst es mir damit ist«, sagte Dreux vehement.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Man merkt, dass du dir viele Gedanken gemacht hast, wie genau du das verwirklichen kannst. Deine Idee gefällt mir. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Souvagne ein Ort ist, an dem Verbrecher unter unserem Schutz und Schirm leben, die ihre Gräuel außerhalb begangen haben. Das mag man tolerieren oder nicht, umgekehrt darf es jedoch keine Verbrecher geben, die von außen nach Souvagne hineingelangen, um hier ihre Untaten zu begehen oder, noch schändlicher, dass sich verbrecherische Souvagner ihrem Urteil entziehen, indem sie einfach das Land verlassen. Es ist, wie du sagst, insbesondere nach Naridien erfolgt ein solcher Austausch. Von daher unterstütze ich deinen Entwurf.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux schmunzelte. »Nun wir Souvagner halten zusammen und was ein Souvagner mit einem Naridier macht muss uns nicht scheren oder siehst Du das anders? Solange er sich hier an Recht und Ordnung hält ist diese Person in Souvagne ein unbescholtener Bürger. Natürlich könnten das andere Nationen anders sehen. Warum erwähnst Du das Ciel? Wie ist Deine Sicht dazu? Ich gehe rein von uns aus. Schadet uns jemand, verfolgen wir dies mit aller Härte. Schadet eine Person Fremden ist mir dies gleich. Ich bin der Duc von Souvagne, nicht der Duc Asamuras«, grinste Dreux.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Sicher, unsere oberste Sorge muss dem eigenen Land und den eigenen Leuten gelten. Doch sind wir ja nicht hermetisch abgeriegelt von der Außenwelt, obgleich der Wall laut Vater noch verdickt, erhöht und verstärkt werden soll - inklusive Schleusentoren. Selbst dann gibt es einen Austausch und ich bin stets dafür gewesen, die unmittelbar umliegenden Ländereien auch im Blick zu behalten, da sie eine Art Pufferzone bilden können. Und wer weiß, manchmal wächst Souvagne unverhofft, siehe die Hohe Mark, die seit kurzem Neu-Souvagne genannt wird. Daher finde ich es sinnvoll, manchmal auch vor den Grenzen zu kehren, wenn man kann und es angebracht ist.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux dachte einen Moment über Ciels Worte nach. »Nun dass funktioniert aber nur, wenn man die anderen Länder als Verbündete betrachtet und nicht als Feinde oder Konkurrenten. In dem Fall könnte man einen regen Austausch sogar in Betracht ziehen, sprich man könnte sogar Verbrechensbekämpfung länderübergreifend regeln. Aber glaubst Du das würde Vater dulden? Ich weiß es nicht Ciel, wie Du schon sagst hat er vor die Grenzen extrem zu sichern. Nun seine Meinung könnte sich nach Ehveros geändert haben. Ich müsste mit ihm Rücksprache halten. Das wir unter keiner Käseglocke leben ist Fakt. Wie sehen Sie die Sache Alex?«, fragte Dreux freundlich und führte die beiden zurück in den Palast, während er weiter zur den Quartieren der Palastwache durchging.


    Alexandre de la Grange
    »Alex?«, fragte der Erzhexer irritiert zurück. »Bislang war Euer Bruder der Einzige, der mich so nennen durfte. Aber gut, für manche Dinge gibt es auch ein zweites Mal. Von Politik habe ich keine Ahnung, von einem oberflächlichen Grundlagenwissen abgesehen und dem, was ich von Ciel so mitbekomme. Ich habe mich vor vielen Jahren davon abgekehrt, mich mit physischen Problemen zu befassen. Ich vertraue Euch, Eurem Vater, Euren Brüdern und den Männern, die Ihr beauftragt, dass Ihr Euch hervorragend um unser Land kümmert, so dass ich mich ganz entspannt zurücklehne und mich Eurer Herrschaft anvertraue, ohne weiter darüber nachdenken zu müssen.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Ich denke für den Duc de Souvagne macht Ihr sicher eine Ausnahme«, schmunzelte Dreux. »Vielen Dank für das Kompliment, das freut mich sehr. Wir vertrauen Euch ebenso, was unsere Sicherung angeht. Zwar war uns diese vorher nicht bekannt, aber sie war dennoch da. Und sollten wir je Kinder haben - was wir hoffen - dann gilt deren Schutz vor dem unseren. Wir sind fast da«, erklärte Dreux schmunzelnd und betrat den Bereich der Garde. »Das habe ich auch noch zu regeln Ciel«, stöhnte Dreux. »Ein Fest schwebte mir vor, mit allen Familien des Hochadels. Ich werde kein Geheimnis daraus machen, dass ich eine Frau suche. Das wird die Suche vielleicht vereinfachen, eventuell finde ich jemanden aus Neu-Souvagne? Greg hatte ja Glück... nun oder ich gehe eine Verbindung mit einem alten Adelshaus ein, sie sollte nur ungefähr mein Alter haben. Tausend Dinge die ich gleichzeitig im Auge behalten muss. Aber nun Schluss davon, nun geht es um Euch Alex und Euere Bitte. Diese haben wir nicht vergessen«, fügte Dreux an. Der Duc marschierte durch die Quartiere und ging bis zur Küche durch. Jedem dem sie begegneten verneigte sich wie es sich gebührte. In der Küche wurden sie vom Personal empfangen und von Gil der sich ebenso wie die anderen Anwesenden verneigte. »Hoheiten«, sagte er respektvoll knapp und verneigte sich, während sein Hund aufmerksam den Kopf schief legte. »Rührt Euch Büttel Jardine. Dies ist Marquis de la Grange, er ist eines der Opfer von Derya - der Menschenfresserin. Wir möchten Euch einander vorstellen um diese Unperson dingfest zu machen«, erklärte der Duc.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre schloss seine Finger fester um Ciels Arm, als der Duc von seiner künftigen Braut und seinem Kinderwunsch zu sprechen begann. Er hatte gewusst, warum er sich in seinem unterirdischen Tempel verschanzte wie in einer Gruft. Für Dreaux und alle anderen war dies ein normales Thema, ein alltägliches - für Alexandre war es, als würde die ganze Welt mit dem Finger auf die Narbe zwischen seinen Beinen zeigen. Der Duc stellte ihn dem Büttel vor, doch noch ehe Alexandre sich wieder sammeln konnte, hatte Ciel einen Diener herangewinkt, der dem Erzhexer einen Stuhl unter das Hinterteil schob. Freundlicherweise setzte auch der Prince sich nieder, so dass es nicht ganz so peinlich war, dass ihm die Beine versagt hatten. »Organisiert Euch einen Stuhl und setzt Euch zu uns«, befahl Ciel dem Büttel. »Ihr auch, Bruder?«


    Gilbert
    Gil stellte dem Duc einen Stuhl hin und zog sich dann selbst einen Stuhl beiseite um dem Wunsch von Ciel nachzukommen. Er musterte den Bluthexer aufmerksam, während Lex seinen Kopf auf das Bein von Alex ablegte und ihn mit großen Augen anschaute. »Wir kennen uns, jedenfalls vom Sehen. Ihr wart das letzte Opfer der Menschenfresserin, der einzige Überlebende. Es wird für Euch alles andere als eine Beruhigung sein zu erfahren, dass genau jene Person sich ihrer gerechten Strafe entzogen hat. Sie war gerade auf dem Weg zur Hinrichtung, was sage ich das Luder sollte gerade hingerichtet werden, das das Miststück befreit wurde und zwar unter größter Gewalteinwirkung«, sagte Gil.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre legte dem Hund die Hand zwischen die Ohren und streichelte ihm den Kopf. Ciel zog sanft seinen Arm von Alexandre fort, denn sitzen konnte der Erzhexer auch gut allein. Alexandre lächelte den Hund ein wenig an. »Guter Junge«, sagte er und kraulte ihn vorsichtig mit einem Finger hinter dem Ohr, während der Büttel ihm erklärte, wer er war. »Ja, ich erinnere mich an Sie, antwortete Alexandre mit fester Stimme. »Der Duc versicherte mir, dass die Jagd nach der Täterin wieder aufgenommen werden soll. Ich bin hier, um meinen Teil zu ihrer Ergreifung beizutragen, sofern es etwas gibt, womit ich Ihnen dabei helfen kann.« Er sprach sehr ernst und sachlich. »Sie können mich alles fragen, was sie wissen möchten.«


    Gilbert
    Er nickte knapp, während Lex genüsslich die Augen schloss. »Was im offiziellen Bericht steht, dürfte Ihnen bekannt sein, haben Sie irgendwelche Hinweise, die nur Sie wahrnehmen konnten? Haben Sie eine Vermutung, wer dieser Vermummte sein konnte? Alles was wir vor Ort finden konnten ist uns bekannt. Eventuell hat die Frau etwas zu Ihnen gesagt. Hatte sie so seltsam das klingt einen Partner? Hat sie so etwas erwähnt? Oder sprach Sie überhaupt nicht von sich selbst? Meinem Herrn und mir ist genauso daran gelegen, die Frau zur Strecke zu bringen«, versicherte Gil Alex.


    Alexandre de la Grange
    »Ja, ich bin mit dem Inhalt des Berichtes sehr vertraut«, erwiderte er trocken. »Von einem Partner weiß ich nichts, unsere Gesprächsinhalte waren oberflächliche Themen, die im gegenseitigen Einvernehmen den einzigen Zweck erfüllten, die Lust auf körperliche Nähe zu schüren, sich auf einen geeigneten Ort zu einigen und sich gemeinsam an diesen zu begeben. Dort ging es um persönliche Vorlieben, bei denen jedoch im Nachhinein betrachtet stark anzunehmen ist, dass ich dahingehend belogen oder zumindest nicht abschließend informiert worden bin. Eine sonderlich gute Gesprächspartnerin war sie summa summarum nicht, aber das war schließlich auch nicht Sinn und Zweck der Konversation.«


    Gilbert
    »Irgendwie musste Sie Euch in ihr Haus locken. Ich hatte nur gehofft, sie hätte irgendetwas Verfängliches gesagt, etwas, was uns auf die Spur eventueller Verbündeter führt, oder Mittäter. Aber scheinbar agierte sie völlig allein. Jedenfalls ist dies anzunehmen. Ist Ihnen vorher sonst etwas aufgefallen?«, fragte Gil.


    Alexandre de la Grange
    »Sie hatte nichts gesagt, was mir in irgendeiner Form außergewöhnlich erschienen wäre. Eigentlich verhielt sie sich recht normal, wie eine Frau sich eben üblicher Weise verhält, wenn sie Interesse an Zweisamkeit mit einem hat. Sie lächelte viel, suchte Vorwände, um mich zu berühren und testete aus, ob ich zurückweichen würde. Ich tat es nicht, ich war damals noch nicht auf dem selben Erkenntnisstand wie heute und empfänglich für solche einfachen Bedürfnisse des gewöhnlichen Mannes. Ihre geschärften Zähne waren nicht zu übersehen, doch ich fand sie eher interessant als abschreckend. Mein Geschmack unterschied sich bereits damals von dem der breiten Masse. Die Täterin war mit dem Zeichen des Chaos tätowiert und ich fragte in die Richtung, doch sie hatte keine magische Begabung und auch keine höhere Bildung vorzuweisen.«


    Gilbert
    Der Büttel nickte interessiert. »Die Frau war mit vielen Zeichen übersät. Die meisten waren auf dem Rücken, einige an den Armen. Welches war das Zeichen des Chaos? Eventuell handelt es sich um eine Anbeterin des Rakshors?«, fragte er verwundert.


    Alexandre de la Grange
    »Ah, nein. Es war nicht die Chaosspirale, wie sie heute üblich ist, sondern ein archaisches, heute wenig verbreitetes Zeichen, welches man umgangssprachlich als Chaosstern kennt. Es zeigt acht nach außen gerichtete Pfeile, die einen Kreis durchstoßen. Es existiert auch eine Variante, in welcher die Pfeile sich mittig kreuzen. Die Symbolik ist in primitiven Kulten und Sekten verbreitet und keiner bedeutenden aktuellen Strömung zuzuordnen. Sie trug das Zeichen auf dem Unterarm.«


    Gilbert
    »Also entweder bedeutet ihr selbst dieses Zeichen etwas, oder es ist eine okkulte Gruppe von der wir nicht wissen. Hoffen wir, dass Erstes der Fall ist. Ich hatte vor die Ermittlungen weiterzuführen, aber wenn sie von offizieller Seite weiter unterstützt werden, ist das natürlich umso besser. Ich denke Ihr habt ebenso ein Interesse daran wie ich diese Frau auf dem Richtblock zu sehen. Euch zeichnete sie wesentlich schlimmer als mich.«


    Alexandre de la Grange
    »Ja«, sagte Alexandre nur.


    Gilbert
    Gil nickte einmal knapp, im Grunde war es nur ein Rucken mit dem Kopf nach unten. Er hatte damals mit seinen Kollegen den Mann gefunden. Welche Verstümmelungen, Verletzungen und sonstigen Folterungen er durchlebt, überlebt hatte musste er hier nicht erneut aufzählen. Ihm waren sie nur zu gut bekannt und dem Marquis selbst wohl am besten. Er wollte keine alten Wunden aufreißen, Wunden die wohl nie verheilen konnten. Wie auch? Selbst wenn die Frau auf dem Richtblock endete, war es für sie vorbei. Sie war tot und hatte alles hinter sich. Für den Marquis endete die Folter niemals. So lange er lebte und an sich hinab sah, sah er die Gräul die diese Frau verübt hatte. Vermutlich hatte er nicht einen einzigen Spiegel im Haus. Gil selbst hätte nicht gewusst, ob er den Mut gehabt hätte mit dieser Form der Verletzung weiter zu leben. Ob er es ertragen hätte. Das Mitlied der anderen in den Augen, das Wissen bei einigen Personen, sie hatte ihn mehr als getötet, sie hatte ihn vernichtet. Alles was er einst gewesen war, mit seinen Wünschen, Träumen, Vorstellungen oder auch Zukunftsplänen all dass hatte sie ihm mit einem einzigen Biss genommen.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre bemerkte Ciels besorgten Blick von der Seite. Doch Alexandre war entschlossen, sich keine weitere Blöße zu geben. Es reichte, dass ihm die Beine kurzzeitig versagt hatten. Er streichelte den Hund. Ihn beruhigte das Tier, das ihn mit sanften braunen Augen anblinzelte. »Ein gutes Tier. Sicher kann er auch ganz anders. Ist er ausgebildet oder nur Haustier?«


    Gilbert
    Gilbert grinste das erste mal und das Grinsen erreichte auch seine Augen. Wie immer, wenn man über seinen Hund sprach, sprach man damit einen Teil seiner Seele an. »Oh er kann auch ganz anders, er ist sozusagen Büttel genau wie ich, nur vermutlich in manchen Fällen wesentlich effektiver. Jedenfalls hat es noch keinen beruhigt, wenn ich ihn anstarre oder anblinzele, er schafft es. Er ist quasi alles in einem. Ein Gesamtpaket, er ist Büttel, mein Diensthund, mein Haustier aber das wichtigste ist er ist mein bester Freund. Er trägt sozusagen die Zähne des Gesetzes im Maul und die sind recht scharf. Ich vermute er kann Menschen in die Seele gucken. Drum mag er einige scheinbar grundlos und andere verachtet er. Und andere möchte er angehen. Die Aggression ist dann stets echt, aber er lebt sie nicht aus. Seine Wut in meinen Händen, wenn Ihr so möchtet. Ich könnte ihr freien Lauf lassen oder sie in gewünschte Bahnen lenken. Aber meist weiß er ganz genau was zu tun ist, oder was er lassen sollte.«


    Alexandre de la Grange
    »Haben Sie einmal versucht, dabei jemandem den Kopf auf die Knie zu legen?« Alexandre schmunzelte ein wenig. »Vielleicht liegt darin der Schlüssel. Hunde sind vierbeinige Boten der Götter. Sie erinnern die Menschen daran, was sie einst vergaßen. Sie tragen ein Urwissen in sich, für das es keine Worte gibt und auch keine Worte braucht. Kein anderes Tier hat sich je so tief mit uns verbündet und das hat seinen Grund. Hunde zu töten sollte genau so hart geahndet werden, wie der Mord an einem Menschen. Man sollte ihren Status als Heilige Tiere auch juristisch festhalten. Das ist das Einzige, was ich mir an Gesetzesänderungen wünschen würde, wenn ich dahingehend etwas zu entscheiden hätte.«


    Gilbert
    »Vor dem Gesetz ist Lex kein Hund, er ist Büttel. Ansonsten stimme ich Ihnen zu. Wer sagt, dass man Liebe nicht kaufen kann, irrt sich. Man kann sich sehr wohl einen Hund kaufen. Nein also mit dem Kopf auflegen habe ich es noch nicht versucht, aber ich glaube das überlasse ich Lex«, lachte Gil.


    Alexandre de la Grange
    »Immerhin ein Anfang«, fand Alexandre. »In meiner Familie hält man Windhunde. Das Gelände unserer Scholle ist dafür prädistiniert, wenige Bäume, viel flaches Gehölz, im Osten läuft es zur Wüste hin aus. Als Hund für einen Büttel ungeeignet, aber als Jagdhund im offenen Gelände unschlagbar.«


    Gilbert
    »Welche Art von Windhunde? Viele Hunde sind ja dem Adel vorbehalten, wobei verzeiht - Ihr seid ja von Adel. Von daher dürfte das für Euch kein Problem darstellen. Lex ist zwar nicht annähernd so schnell wie ein Windhund, aber schneller als jeder Mensch und das reicht aus«, grinste Gil.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre überhörte den Patzer. »Es ist eine alte Rasse aus der Tamjara. Seit die Kultur der Tamjid im Niedergang begriffen ist, sind dies auch ihre Windhunde. Meiner Familie ist es gelungen, über viele Umwege und eine nicht geringe Summe an einige heranzukommen. Es sind wunderschöne Tiere mit tiefer Brust und kurzem Fell. Im Gegensatz zu den einheimischen Windhunden haben sie Stehohren. Sie sind leider etwas witterungsempfindlich, ansonsten aber robust und anspruchslos. Meine Familie verkauft sie nicht, sondern züchtet sie nur zur Erweiterung der eigenen Jagdmeute. Aber wenn es Ihnen gelingt, die Täterin erneut dingfest zu machen, soll einer von diesen edlen Hunden Ihrer sein.«


    Gilbert
    Gilbert hörte Alexandre zu und freute sich über dieses wirklich außergewöhnliche Angebot. »Das Angebot nehme ich gerne an, aber auch ohne diese wundervolle Aussicht würde ich diese Frau lieber heute als morgen tot sehen. Das schwöre ich ihnen. Dennoch sage ich natürlich nicht nein, zu diesem außergewöhnlichen Geschenk, vielen Dank«, freute sich Gil.


    Alexandre de la Grange
    »Ich bin mir sicher und es soll auch nicht den Charakter von Bestechung haben, sondern verdeutlichen, wie wichtig mir dieses Anliegen ist und meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen, so Sie denn erfolgreich sind, was ich sehr hoffe, im eigenen Interesse und dem der Allgemeinheit.«


    Gilbert
    »Es ist in unser beider persönlichem Interesse. Sie töte 46 unschuldige Männer, sie tötete Euch fast, sie tötete Freunde und Kollgen auf ihrer Flucht und sie hat mich fast ein Auge gekostet. Glaubt mir, ich empfinde nicht das geringste Bedauern, wenn dieses Weib den Kopf verliert. Ich bedauere ihre Opfer. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass Ihr mich bestechen wolltet Herr. Immerhin handelt es sich dabei um meine Arbeit«.


    Alexandre de la Grange
    »45 Männer«, korrigierte Alexandre. »Ich weile offensichtlich noch unter den Lebenden.«


    Gilbert
    »Ich wollte Euch nicht zu nahe treten, ich habe nur wiederholt, was in dem Bericht stand, vielmehr was mein Herr an den Duc schrieb. Ihr weilt eindeutig noch unter den Lebenden Marquis«, antwortete Gilbert. Er wusste nicht, ob er zum Glück sagen sollte, drum verkniff er sich jeden weiteren Kommentar. Der Mann würde es vielleicht als Beleidigung oder Hohn werten. Und im Grunde hatte ihn diese Frau getötet, man sah es ihm an, er hatte sich vor langer Zeit selbst verloren. Er hatte jeden Bezug zu sich, seinem Körper und seinem Leben verloren. Er war nicht mal mehr ein Schatten seiner selbst, denn an sonnigen Tagen hatten sogar Schatten mehr Substanz als dieser geschundene Mann. Aber all diese Überlegungen durfte Gil nicht aussprechen, denn es würde das, was noch übrig war zerbrechen. Und dafür war er nicht hier, es war nicht seine Aufgabe auf den Gräbern anderer zu tanzen, seine Aufgabe bestand darin, Gräber zu verhindern.


    Alexandre de la Grange
    »Nun, ich vermute, es wurden die Beweise gezählt«, sinnierte Alexandre. »Und nicht daran gedacht, dass jemand so etwas überleben könnte. Aber ja, ich habe überlebt. Ich möchte euch kurz etwas sehr Persönliches fragen. Bitte folgt mir einen Augenblick nach draußen.« Auf den fragenden Blick von Ciel schüttelte Alexandre den Kopf und ging allein vor.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Gilbert folgte dem Marquis ohne zu zögern und auch Lex schloss sich ihnen an. Aber seine spitzen Ohren hörten nur zu, er war wohl der Verschwiegenste der ganzen Truppe. Gil trat dicht an den Marquis de la Grange heran, damit dieser nicht zu laut sprechen musste. »Ich höre Herr? Wie kann ich Euch behilflich sein?«, fragte er flüsternd.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre ging ganz dicht an das Ohr von Gilbert heran, so dass dieser von seinem Körpergeruch umwölkt wurde. »Was ist mit den Beweisen geschehen? Werden sie irgendwo aufbewahrt?«


    Gilbert
    »Ja Herr natürlich, jene Beweise die wir sicherstellen konnten wurden nummeriert, katalogisiert und nennt man in unserem Beruf Asservate. Sie befinden sich in einer Asservatenkammer unter Verschluss. Jede Entnahme zur Untersuchung oder der gleichen muss in ein Buch eingetragen werden. Weshalb fragt Ihr?«


    Alexandre de la Grange
    »Nun, weil eines davon mir gehört, natürlich. Es ist mein Eigentum und ich möchte es ausgehändigt haben.«


    Gilbert
    »Natürlich Herr um was handelt es sich? Euer Eigentum erhaltet Ihr selbstverständlich zurück. Ich gehe davon aus, dass es ausreichend untersucht wurde. Was ist es ?«, fragte Gil.


    Alexandre de la Grange
    »Ein Körperteil. Eines von den 46, die vermutlich dazu herangezogen worden sind, die Opfer zu zählen.«


    Gilbert
    Gilbert starrte für einen Moment den Marquis an, räusperte sich und setzte an etwas zu sagen. »Ihr... ich verstehe. Möchtet Ihr es selbst abholen?«, flüsterte er heiser.


    Alexandre de la Grange
    »Ja, persönlich. In einer blickdichten Ummantelung, ich will es nicht sehen, aber ich möchte, dass jemand, dem ich vertraue, mit mir kommt und die vollständige Anwesenheit des Inhalts bezeugt.«


    Gilbert
    »Es befindet sich in einer Lake aus Alkhol oder ähnlichem, damit die Heiler es untersuchen konnten und es nicht vergeht. Alle 46 Stü... Körperteile. Es könnte darin verbleiben und wir verpacken es in einem Stück Stoff oder in einem Beutel Herr. Wie Ihr es wünscht. Wer soll Euch begleiten?«


    Alexandre de la Grange
    »In Alkohol? Gut. Belassen Sie es darin. Ich möchte, dass Prince Ciel mich begleitet.«


    Gilbert
    »Natürlich, dies wird kein Problem sein. Ja soweit mir bekannt ist, wurden sie so konserviert. Ansonsten wären sie verwest Herr und man musste sie aufheben. Wann möchtet Ihr es abholen?«


    Alexandre de la Grange
    »Anständig wäre gewesen, die rechtmäßigen Besitzer zu fragen, ob sie daran vielleicht noch Interesse haben - zum Beispiel zum Zwecke der Beisetzung. Ist es denn wirklich noch erforderlich, die Präparate aufzubewahren? Sind die Untersuchungen daran denn nicht schon abgeschlossen? Heute möchte ich die Abholung nicht vollziehen. Ich möchte mich mental darauf vorbereiten, zuvor meditieren und Zwiesprache mit Ainuwar halten.«


    Gilbert
    »Nun so wird es auch gehandhabt, allerdings werden die Asservate meist bis zur Aufklärung des Falles aufgebewahrt. Das heißt, sobald die Unperson Derya gefasst worden ist, hätte man die Angehörigen informiert und natürlich auch Euch. Dann werden die Asservate zurückgegeben, so ist es mir bekannt Herr. Ob alle Untersuchungen daran abgeschlossen sind, kann ich Ihnen nicht beantworten. Ich bin kein ermittelnder Heiler. Aber es ist davon auszugehen, dass dem so ist. Wann immer Ihr es wünscht, werde ich Euch zur Asservatenkammer unseres Herrn in Chateaube begleiten«.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre blinzelte und brachte wieder etwas mehr Raum zwischen sie. Sein Blick flimmerte. Er sah aus, als wollte er noch etwas sagen, aber dann streckte er ein Bein aus, schwenkte herum und taumelte zurück zu seinem Stuhl. Er setzte sich jedoch nicht nieder. »I-ich ... wünsche zu gehen«, sagte er zu niemand bestimmten. Ciel erhob sich und bot ihm seinen Arm an, den Alexandre sofort mit beiden Händen umklammerte. Der Marquis sah aus, als würde sein Blutdruck gerade ins Bodenlose fallen. Er war weiß wie Gips.


    Gilbert
    Gilbert schaute dem Mann hinterher, bohrte aber nicht nach. Dass Gespräch hatte ihn mehr als erwartet aus der Bahn geworfen und niemand konnte es dem Marquis verübeln.


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Setzt Euch einen Moment Alex, soll ich nach dem Heiler schicken lassen?«, fragte Dreux besorgt.


    Alexandre de la Grange
    »Nein danke, ich benötige Benitos Ratschläge nicht«, sagte Alexandre. Sein Blick ging ins Nirgendwo und er hatte Mühe, geistig anwesend zu bleiben. »Ich hatte nur zu wenig Schlaf die letzte Nacht und benötige Ruhe.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Dann wird Euch mein Bruder zurück in Euren Tempel begleiten, ich hoffe Ihr seid mir nicht böse, dass ich Euch gegen Euren Willen ans Tageslicht gezerrt habe«, antwortete Dreux.


    Alexandre de la Grange
    »Ah, nein«, sagte Alexandre. »Es war eine gute Übung. Leider habe ich sie vermasselt. Danke für Eure Hilfe und das nicht gerade angenehme, aber wichtige Gespräch.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    »Gerne, ich hoffe wir haben sie bald. Mein gegebenes Versprechen gilt Marquis, darauf könnt Ihr Euch verlassen«, sagte Dreux.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Was ist zwischen Euch und Gilbert gesprochen worden?«, fragte Ciel leise. »Es war zu viel. Und Gilbert ist ein Büttel, er ist sicher zu ruppig in seiner Wortwahl. Ihr hättet mich mitnehmen oder zuvor mit ihm sprechen lassen sollen, damit er seine Worte mit Bedacht wählt.« Obwohl es unsinnig war, spürte Ciel Wut auf den Büttel. Das hatte weniger was mit diesem als Person zu tun, als damit, dass er Alexandre gern beschützt hätte. Er verabschiedete sich bei seinem Bruder mit einem Nicken und begann, Alexandre zurück zur Treppe zu führen.


    Alexandre de la Grange
    »die Welt kann nicht immer auf mich Rücksicht nehmen. Sie dreht sich nicht um mich. Das weiß ich und darum weiche ich ihr aus, damit sie mich nicht treffen kann. Ich erzähle dir unten, was besprochen wurde. Ich benötige deine Hilfe.« Damit verschwanden sie im Inneren des zweiten Kellers.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux verabschiedete sich ebenso von seinem Bruder, wie von dem Marquis und dem Büttel. Er begab sich zurück in seine Amtsstube, da er noch einiges an neuen Ideen umzusetzen hatte. Er wollte das sein Vater stolz auf ihn war. Und dazu zählte auch, dass er nicht nur Gesetze erließ, änderte oder neue Sicherheitsvorkehrungen traf, dazu gehörte ebenso alte Verbrechen zu sühnen.


    Die Schatten Alexandres >>

    Avatar created with ePic Character Generator

  • Am nächsten Morgen begaben sich Alexandre und Ciel gemeinsam zurück in den Bluttempel. Einige Schüler und Lehrer waren schon anwesend, die Alexandre begrüßte und rasch ein paar Aufgaben verteilte und ein wenig Organisatorisches klärte, ehe er mit Ciel in die dunkelsten Tiefen des Tempels ging, die noch hinter dem Opferraum lagen. Ein drückender Gestank hing schwer in der Luft, der sich umso weiter verdichtete, je weiter sie den Gängen folgte. Ciel wurde schlecht.


    "Meister, was riecht hier so?", fragte er und presste sich ein parfumiertes Taschentuch auf Nase und Mund.


    Alexandre antwortete nicht darauf. "Du kannst hier warten, ich hole das Gewünschte her."


    Ciel setzte sich auf eine in die Wand eingelassene steinerne Bank. Er musste würgen und es war nicht einfach, zu verhindern, dass er sich übergab. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte er geglaubt, sich in der Gruft eines Nekromanten zu befinden. Es stank extrem nach Verwesung und Ausscheidungen. Als Alexandre zurückkehrte, machte dieser Anstalten, sich neben ihn zu setzen, doch Ciel stand auf.


    "Wir besprechen das besser vorn, man kann hier kaum atmen. Was ist das, was hier so beißend riecht?"


    Alexandre zog nur ein beleidigtes Gesicht und gab den Weg vor, eine Rolle von losen Papieren in der Hand. Er führte Ciel in sein unordentliches Arbeitszimmer. Isidore räumte hier regelmäßig auf, aber da ihn jedes Mal Alexandres Zorn dafür traf, wenn dieser etwas nicht fand, hielt sich Isidores Motivation in Grenzen. Entsprechend sah es hier aus. Der üble Gestank von hinten haftete noch immer in Alexandres Kleidern, als er Ciel die Zettel zeigte.


    "Ich habe mein Bestes gegeben, aber es sind vielleicht hier und da noch Anpassungen nötig. Es ist nur ein Entwurf und ich bin kein Advokat. Vielleicht ist die Sprache zu schwer verständlich oder irgendeine Zuständigkeit ist falsch benannt."


    Ciel las sich das Geschriebene durch. "Ich werde es mit meinem Bruder besprechen. Gewährt Ihr mir eine freie Stunde?"


    Der Erzhexer zog ein abweisendes Gesicht. "Ungern. Du hast dich lange genug gedrückt und es ist wichtig, dass du deine Ausbildung fortsetzt."


    "Ich hatte mich leider mit weltlichen Problemen zu befassen. Ihr wolltet mir noch verraten, was Ihr mit diesem Büttel besprochen habt, Alex. Es ging euch nicht gut nach dem Gespräch."


    "Ach ... ach ja. Das täuscht, mir ging es hervorragend. Wir besprachen nichts Besonderes, ich war nur ein wenig müde. Ich möchte ein Asservat von seinen Kollegen aus Chateaub abholen. Und ich bitte dich hiermit darum, mich zu begleiten."


    "Mich? Ungern, ich habe viel Arbeit. Unter anderem mit der Nacharbeitung meines versäumten Unterrichts."


    "Oh, bitte! Unterlasse den Sarkasmus! Es sollte sich einrichten lassen, Ciel. Es ist mir sehr wichtig." Alexandres Gesicht war voller Angst.


    Ciel lenkte sofort ein. Er wollte nicht, dass es Alexandre schlecht ging und wie ernst es ihm damit war, dass sein Schüler mitkam, war nicht zu übersehen. "Schon gut, ich habe damit nur auf deine Weigerung angespielt, mir wenigstens eine Freistunde dafür zuzugestehen, dass ich dem Duc einen wichtigen Gesetzesentwurf vorlegen kann." Ciel schmunzelte etwas. "Wie wäre es mit einem Handel? Du gibst mir frei und ich begleite dich."


    "Furchtbar witzig. Also schön. Du hast heute Hausarbeitstag! Ich gebe dir eine Aufgabe mit, die du in deinen Gemächern erledigen wirst. Ich bereite sie gleich vor. Nachdem du bei deinem Bruder warst, kannst du sie hier bei mir abholen, danach bist du für diese Woche entlassen. Müßig zu erwähnen, dass sie benotet wird."


    "Na schön", murrte Ciel. "Es war wohl utopisch, anzunehmen, ich würde einfach so davonkommen, damit ich mich um die Sicherheit des Landes kümmern kann."


    "Richtig, das war utopisch."


    Ciel nahm es hin. Er wollte mit Alexandre nicht streiten. Der war aus irgendeinem Grunde schon wieder oder noch immer verstimmt und es war sinnlos, zu solchen Zeiten mit ihm vernünftig reden zu wollen. Ciel erhob sich, verabschiedete sich und verließ den Tempel des Blutes, um sich zu Dreaux in die Amtsstube zu begeben.


    Als er um Einlass bat, bemerkte er, dass der üble Geruch auch an seiner Kleidung haftete. Er würde sich hinterher von Ferrau waschen und umziehen lassen. Er verneigte sich vor seinem Bruder.


    "Guten Morgen, Majestät. Ich habe hier einen Gesetzesentwurf, den Erlass zur Ächtung der Nekromantie. Ich möchte ihn Euch gern zur Durchsicht geben. Es ist ein Entwurf, entsprechend muss vermutlich hier und da noch gefeilt werden."


    Er reichte Dreaux die Papiere:


    Erlass zur Ächtung der Nekromantie


    Das Wohl der Gemeinschaft steht immer vor dem Interesse des Einzelnen. Um den Schutz der lebenden Bevölkerung Souvagnes weiterhin zu gewährleisten, ist eine Verschärfung der Gesetze für die magische Kunst der Totenbeschwörung (»Nekromantie«) vorgesehen.


    Mit der Wirkung vom 7.4.203 nach der Asche
    unterliegt die Nekromantie fortan einer landesweiten Ächtung.


    Es ist verboten, sie zu praktizieren, zu unterrichten oder Nekromanten in der Ausübung ihrer Kunst zu unterstützen. Mit einer Übergangsfrist bis zum 7.5.203 ist die Ächtung vollständig umzusetzen.


    ~*~


    §1 Ächtung der Kunst, nicht der Menschen


    Wer in der Vergangenheit Nekromantie praktizierte, wird dadurch in der Zukunft keine Nachteile erfahren, wenn er das Gesetz achtet.


    Um das magische Potenzial nicht zu vergeuden und das finanzielle Auskommen von Nekromantenfamilien nicht zu gefährden, wird eine Umschulung auf eine andere magische Disziplin finanziell unterstützt.


    Bei der Umschulung auf Bluthexerei sind besondere Vergünstigungen vorgesehen.


    ~*~


    §2 Verbot der Erschaffung neuer Untoter


    Es ist streng untersagt, neue Untote zu erschaffen. Dazu gehören: Vampire, Ghule, Geister und Zombies.


    Das Strafmaß bei Widersetzung richtet sich nach jenem, das für die Störung der Totenruhe, die fahrlässige Gefährdung von Mitmenschen und gegebenenfalls die Verletzung der körperlichen und seelischen Unversehrtheit vorgesehen ist.


    ~*~


    §3 Befehl zur Beseitigung von Ghulen, Geistern und Zombies


    Ghule, Geister und Zombies müssen mit sofortiger Wirkung durch ihren Erschaffer vernichtet oder in den Nexus entlassen werden.


    Ist eine Vernichtung nicht möglich oder geht mit einer nicht zumutbaren Gefahr für Leib und Leben einher, ist das örtliche Büttelbüro und gegebenenfalls der Lehnsherr zu verständigen.


    Sichtungen von Untoten und der Verdacht auf nekromantische Aktivitäten müssen ebenso gemeldet werden.


    ~*~


    §4 Vorläufige Sonderregelung für Vampire


    Da eine Ernährung von Vampiren auch ohne eine Störung der Totenruhe (Geister und Zombies) oder eine Gefährdung der souvagnischen Bevölkerung (Ghule) möglich ist, sind Vampire vorerst von dem Befehl zur Beseitigung von Untoten ausgenommen.


    Voraussetzung dafür ist das Vorweisen von genügend freiwilligen Spendern, die ihre Blutspendebereitschaft per Eid bezeugen müssen. Vampire und deren Spender haben sich dazu unaufgefordert bei ihrem Lehnsherren vorstellig zu machen.


    Die Geburtsurkunde des Vampirs wird mit einem entsprechenden Stempel zur Kennzeichnung versehen.


    Für Vampire, welche eine lebende Person anfallen, ist ein sofortiger Hinrichtungsbefehl auszustellen. Die Hinrichtung erfolgt durch den örtlichen Scharfrichter.


    Sollte der Vampir die Kooperation verweigern, ist gegebenenfalls ein Bluthexer hinzuzuziehen. Dessen Einsatz kann bei der Krone beantragt werden.


    ~*~


    §5 Ausnahmegenehmigungen für Schulungszwecke


    Die Krone kann im Einzelfall die Genehmigung erteilen, weiterhin Nekromantie praktizieren zu dürfen. Dies betrifft insbesondere den notwendigen Einsatz von nekromantischen Übungsobjekten für die Schulung von Bluthexern.


    Es besteht kein Anrecht darauf, eine solche Genehmigung erteilt zu bekommen.


    Die ergänzende Einschätzung für die Erteilung der Genehmigung durch einen Bluthexer ist empfehlenswert.

  • Dreux nahm den Erlass seines Bruder entgegen und las ihn sich aufmerksam durch. Es gab nichts zu beanstanden, im Gegenteil, der Erlass war mit äußerster Sorgfalt ausgearbeitet worden.


    "Der Erlass findet unsere Zustimmung und tritt mit sofortiger Wirkung in Kraft. Wir werden über die üblichen Wege die Bevölkerung umgehend davon in Kenntnis setzen, dass heißt über Aushänge, Ausrufer und natürlich auch über Abschriften des Erlasses an zuständige Akademien, Schulen und Privatlehrer.


    Wir Danken Euch für Eure Mühe, Bruder. Man sieht welche Gedanken Ihr Euch um die korrekte Umsetzung des Nekromantenproblems gemacht habt. Wir denken eine Abschrift werden wir unsern baldigen Verwandten in Neu-Souvagne zukommen lassen.


    Wie von uns bereits erwähnt, der Erlass kann eins zu eins so übernommen werden. Wir danken Euch", sagte Dreux freundlich.

  • Alexandre arbeitete im Labor des unterirdischen Tempels. Es klopfte an der Tür. Er machte sich nicht die Mühe, sich umzudrehen, sondern blieb mit dem Rücken zu seinem Gast an der Arbeitsplatte stehen. Er wusste, wer es war und was er wollte. Die Arbeitsfläche war vollgeramscht mit kleinen Flaschen, Kolben, Dosen, getrockneten Kräutern, Waagen, dazugehörigen Gewichten und Messbechern. Das Regal, welches eigentlich zur Aufbewahrung dieser Dinge gedacht war, quoll über von losen Papieren, Schreibfedern und Linealen. Ein Zirkel hing gefährlich von der Ecke herunter. Alexandre gab der Reihe nach Tropfen einer alchemistischen Flüssigkeit in mit Blut gefüllte Reagenzgläser. Sie steckten in einem Probenhalter, für den er auf der Arbeitsfläche etwas Platz freigeschaufelt hatte. Die Proben brodelten kurz auf und beruhigten sich wieder. Alexandre nahm ein Reagenzglas heraus und schwenkte es vor einer Kerze. Er starrte konzentriert auf das Blut, das vor dem Licht zu leuchten schien.


    »Kategorie A, zweite Versuchsreihe, Probe 1. Nach dem Zentrifugieren der Suspension keine Verklumpung durch Zugabe von einem Milligramm Trockenserum«, murmelte er und machte sich eine entsprechende Notiz. »Kompatibilität mit den Kategorien B und C ebenso anzunehmen, Nachweis noch ausstehend. Angenommene Relevanz des Eisengehalts nach wie vor zweifelhaft. Die Ursache ...«
    »Meister.«
    »Die Ursache für die Inkompatibilität mit D aus der ersten Versuchsreihe scheint eher im nicht mehr nachweisbaren mikroskopischen Bereich zu liegen. Bei der Kontrollgruppe ...«
    »Meister, ich wünsche Gebrauch von der mir zustehenden Sprechstunde zu machen.«
    Noch immer drehte Alexandre sich nicht um. »Ach. Wünschst du das. Ich hatte nicht mehr damit gerechnet, wo du die letzten Sprechstunden doch durchweg hast ausfallen lassen. Du hast sicher Verständnis dafür, dass ich in dieser Zeit Besseres zu tun habe, als in der Schreibstube herumzusitzen und auf dich zu warten. Wie du siehst, führe ich gerade eine Versuchreihe durch. Lass dir von Isidore einen Termin geben.«
    »Einen Termin? Ich habe jede Woche um die Zeit Sprechstunde bei Euch, wie sie jedem Eurer Schüler zusteht!«
    »Sprechstunde, bei der du mich jedes Mal hast sitzen lassen, weil du keine Zeit hattest. Nun habe ich keine Zeit. Geh.«
    »Der Erlass zur Ächtung der Nekromantie wurde ohne Änderungswünsche durchgewunken. Der Duc hat die Ausführlichkeit und gute Durchdachtheit gelobt.«
    »Natürlich war es gut durchdacht. Es stammt ja auch aus meiner Feder.«
    »Freut Ihr Euch gar nicht über ein Lob aus dem Munde des Duc? Ihr wirkt etwas verstimmt.«
    »Oh, das täuscht.«
    Ciel hakte ein weiteres Mal nach. »Sicher?«
    »Es ist, wie ich sagte - alles ist in bester Ordnung. Nun geh!«
    Der Prince trat näher, Alexandre hörte es an seinen Schritten. »Hängt es mit meiner geplanten Hochzeit zusammen?«
    Alexandre steckte das Reagenzglas zurück in die Halterung. »Damit, dass du zehn Jahre Energie und Herzblut, die ich in deine Ausbildung habe fließen lassen, zerstörst? Dass du auf meine Lehren spuckst und mir ins Gesicht? Damit, dass du meine schwindende Lebenszeit vergeudet hast, die dafür gedacht war, wenigstens einen einzigen Schüler auf meinen Fähigkeitsstand zu erheben, damit ich nach meinem Tod verjüngt und unversehrt wieder zu euch zurückkehren kann? Nein, nicht im Mindesten, Ciel. Das geht völlig in Ordnung.«
    »Bitte dreht Euch um, ich möchte nicht mit Eurem Rücken reden.«
    »Dann sprich mit meinem Gesäß. Ich habe hier empfindliche Proben, die mit der Luft reagieren und daher nicht warten können.« Er hielt das nächste Reagenzglas vor die Kerze und schwenkte es leicht.
    »Ich wollte es Euch eigentlich gern persönlich mitteilen, dass ich heirate. Da Ihr das letzte Mal erzürnt darüber wart, dass ein Diener Euch über meine Abreise informierte und nicht ich selbst.«
    »Nun, da kommst du mehrere Stunden zu spät. Es wurden Aushänge angefertigt und die Ausrufer haben es überall herumposaunt. Dies war das Erste, was ich heute morgen von den Schülern zu hören bekam.«
    »Seid Ihr sehr enttäuscht?«
    »Nein, ich gratuliere dir zu der weisen Entscheidung, deine magische Ausbildung hinzuschmeißen und dich ganz den weltlichen Problemen zu widmen. Ist ja nicht so, dass du der einzige Magier in der großherzoglichen Familie bist und dir daher besondere Verantwortung obliegt. Oder dass deine Ausbildung dem direkten Befehl der Krone an mich entspringt. Oder dass meine eigenen Hoffnungen für die Zukunft zerschlagen werden. Ganz abgesehen davon, dass ich mich auch kein bisschen persönlich veralbert fühle, nachdem wir einen Tag zuvor noch auf so persönlicher Ebene über das Thema gesprochen haben. Sicher ist es lustig, mit jemandem wie mir zu spielen und da will ich doch kein Spielverderber sein. Nein, ich bin vollauf zufrieden mit der Situation und wünsche dir von Herzen alles Gute.«
    »Alex, bitte lass uns ...«
    »Ich sage es kein drittes Mal«, schnauzte Alexandre.
    Er hörte, wie Ciel noch einen Augenblick mit sich rang und dann das Labor verließ. Alexandre nahm das dritte Reagenzglas zur Hand. Seine Finger zitterten.

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  • Trauzeuge oder Block
    Ciel traf sich mit seinem kleinen Bruder Gregoire und dessen Verlobten hernach zum Kaffeetrinken. Sie sprachen über ein mögliches Geschenk für Olivie und darüber, dass Ciel sich gern wieder mit Alexandre versöhnen würde, aber keine Ahnung hatte, wie.

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    Ciel Felicien de Souvagne
    Das erinnert mich daran, dass ich kein Geschenk für Olivie habe!


    Linhard
    Mein Onkel Davard hat ein Huhn von seinem Mann geschenkt bekommen. Agathe heißt sie. Das war letztes Jahr zum Frühlingsfest. Total schön die Geste. Was mag Olivie denn gerne? Dann überlegen wir zusammen? Sagt mal feiert Ihr die gleichen Feiertage wie wir damals in Naridien?


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Gute Idee überlegen wir gemeinsam. Sie liebt Blumen vor allem Rosen. Du könntest Ihr wie schon mal vorgeschlagen einen Rosengarten in Eurem neuen Zuhause schenken. Mit Pavelion und Sitzecken und Bänken. Verschiedene Sorten. Daran hätte sie bestimmt Freude


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ich kann Olivie kein Huhn schenken! Sie mag Rosen und Schmuck ... zur Verlobung schenkte ich ihr eine goldene Schmuckrose. Die Ferrau organisiert hat. An einen Rosengarten dachte ich auch schon. *grübel* Wäre Ferrau schon bei Benito gewesen, hätte er nun hier sein und mich beraten können!


    Linhard
    Nein damit wollte ich nur sagen, dass auch ganz kleine Gesten total begeistern können. Aber so ein Riesenhuhn natürlich auch. Du könntest ihr doch einen Pfau oder sowas für den Garten kaufen. Viele halten Pfaue, das sind wunderschöne Vögel.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Ich weiß nicht warum er solche Angst vor Benito hat. Seine Familie sind Heiler, allesamt. Er hat sogar einen Bruder der Heiler ist


    Ciel Felicien de Souvagne
    Hm, weiße Pfaue vielleicht .... Ich habe keine Ahnung! Aber er redet auch nicht vernünftig mit mir!


    Linhard
    einen weißen und einen bunten würde ich verschenken :) ja ich kenne seinen Bruder, dass war der Leibarzt von meinem Vater Ansgar. Wo ist er denn verletzt, vielleicht liegt es daran, dass er sich nicht ausziehen mag. Also mal ganz ernst jetzt unter uns, er könnte ja Angst haben sich auszuziehen. Vielleicht schämt sich der Mann und drückt sich deshalb.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Blödsinn, vor mir hat er sich auch ausgezogen, als ich ihm das befahl!


    Linhard
    Du bist sein Herr und somit sein Vertrauter. Ich habe mich auch vor meinem Leibdiener ausgezogen oder vor Zerbino, aber vor anderen einfach so?


    Ciel Felicien de Souvagne
    Das wäre mir neu, aber ich krieg es schon noch raus. Ich werde ihm mit einem Geistmagier drohen, wenn er sich weiter sträubt, mir die gründe zu nennen.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Das ist nicht einfach so Linhard, da geht es um eine Untersuchung und Ciel sorgt sich. Er schickt ihn zum Medicus, damit er gesund wird und nicht um ihn zu ärgern. Weshalb schämst Du Dich? Es gibt nichts wofür Du Dich schämen musst


    Linhard
    Mein Onkel kann Dir helfen Ciel. Ich weiß, ich habe nicht zu verstecken. Aber ich schäme mich auch nicht, sondern ich bin der Meinung, nicht jeder muss alles von mir wissen


    Ciel Felicien de Souvagne
    Wo wir schon mal dabei sind, ich habe ja hier zwei Experten vor mir, was männliches Gefühlsleben anbelangt. Wie stimmt man einen verstimmten Freund wieder milde?


    Linhard
    Was hast Du denn angestellt?


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ich habe mich verlobt.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    naja das was mir einfallen würde, wirst Du nicht tun. Also zeig ihm wie wichtig er Dir ist. Am besten zeigt man Nähe mit einem schönen Essen und dann unternehmt was zusammen. Nur Du und er


    Linhard
    also was Greg sagt funktioniert eigentlich immer, gleichgültig ob bei Mann oder Frau. Ist er eifersüchtig oder gekränkt? Hast Du ihm davon nichts gesagt? Manche Freunde und Verwandten erwarten dass Du es ihnen vorher sagt, am besten noch vor Deiner Verlobten. Frag nicht warum, es ist so


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Das ist schon wahr, aber hier geht es um einen speziellen Freund von Ciel. Jemand der ziemlich einsam ist und nur Ciel als Kumpel hat Linhard


    Linhard
    auf ganzer Linie verstanden - bitte ihn Dein Trauzeuge zu sein


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Gute Idee!


    Linhard
    nun dann ist er Teil davon, Teil der Hochzeit und Teil der Zeremonie und fühlt sich nicht ausgestoßen. Ich würde mich über so eine Ehre sehr freuen. Ich hoffe er ist nicht stur und lehnt aus Trotz ab. Aber normalerweise bedeutet einem so eine Geste sehr viel


    Ciel Felicien de Souvagne
    Genau genommen habe ich ihm gesagt, was ich allen gegenüber zum Ausdruck brachte - dass ich niemals heiraten werde. Da ich mich rein auf meine geistige Entwicklung konzentrieren wollte. Und er sah es für sich selbst genau so, wir fuhren die selbe Schiene. Und nun bin ich ihm scheinbar sehr an den Karren gefahren. Ich weiß nicht, ob es gut wäre, ihn zur Anwesenheit auf der Hochzeit zu zwingen, ich fürchte, das zu sehen, macht es noch schlimmer. Er ist sehr schwierig. Um es beim Namen zu nennen: Er ist derart innerlich zerrüttet, dass er ein Pflegefall ist. Er kommt allein nicht zurecht.


    Linhard
    wir sind untereinander, pack die Karten auf den Tisch. Mir kannst Du es sagen ich werde weder lachen, noch mich lustig machen oder dergleichen. Aber was das Thema Einsamkeit angeht bin ich Experte - wider Willen. Also was ist mit ihm?


    Ciel Felicien de Souvagne
    Er hat Dinge erlebt, die kein Mensch erleben sollte. Er war nach eigener Aussage schon immer etwas verschroben, doch seit diesem Ereignis verkriecht er sich in seiner Arbeit. Er lebt nur noch dafür. Er wäscht sich nicht, er isst nur das Nötigste und in seine Wohnung lässt er niemanden mehr herein. Es riecht schon etliche Meter davor wie Verwesung. Er ist wie eine Art lebender Ghul, so wie man sich einen Ghul vorstellt! Er versteckt sich nur in seiner Gruft und hat Angst vor der Welt da draußen.


    Linhard
    Er ist im Kopf abgerutscht. Er versorgt sich nur noch, weil der Überlebensinstinkt zu groß ist in ihm. Ich kenne eine Person die ähnlich gehandelt hat, nicht ich - um mich geht es hier überhaupt nicht, sondern um Deinen Kumpel. Aber einer aus meiner Familie hat auch Dinge erlebt die niemand erleben sollte. Schlimmere als andere. Und er hat sich dann auch verkrochen, in sich selbst, nicht in sein Haus oder in seinem Zimmer - sondern wenn er keine Aufgabe zu erledigen hatte, tatsächlich in sich. Er saß stundenlang unbewegt in einer Ecke und tat nichts. Er aß nur das Nötigste und selbst dann war er noch »zu fett« seiner Meinung nach. Kurzum er wollte gehen ohne es zu wissen, tat es aber nicht. Warum, soweit ich es weiß wegen einem Freund. Er blieb, da ihn dieser Freund einst rettete nach einem Unfall und es diesen besten Freund getötet hätte, hätte er sich aufgegeben. Und er blieb wegen seinem Hund. Nicht weil er es selbst wollte, sondern aus Pflichtgefühl und Verantwortung anderen gegenüber. Falls Du ihn je kennenlernst, wirst Du es verstehen. Denn er ist nicht feige, hätte er es gewollt, hätte er sich getötet. Er fürchtet sich nicht davor zu sterben. Sein Freund sagte einst, er fürchtet sich davor zu leben. Und dann lernte er seinen Mann kennen und einen weiteren Kumpel die ihn aus seinem Schneckenhaus herausgeholt haben. Gezwungen sozusagen, sein alter Kumpel tat es nicht. Er war ehr wie ein behütender Vater zu ihm. Er hatte Deine Rolle Ciel. Er hat ihn gerettet, versorgt, beschützt, bewacht - aber er hatte vergessen dass nach all dem auch der Schritt erfolgen muss, ihn zurück ins Leben zu führen. Oder erstmal dahin. Das fehlt Deinem Freund auch. Und aus eigener Erfahrung sage ich Dir, Du kannst Dir manche Dinge noch so fest vornehmen, Dir schwören morgen ändere ich etwas - aber letztendlich tust Du es nicht, wenn Dir niemand eine Chance gibt. Manches packst Du nicht allein. Die Mauern der Angst sind zu hoch. Du musst quasi jemanden finden, der pfeifend auf dieser Mauer hockt und Dir zeigt, das Ding ist nicht unüberwindbar. Gleichgültig wie Du nun bist, was Du bist - es gibt was dahinter. Und dann wird er sich berappeln. Er wird nie gesund, er wird nie unbeschwert durchs Leben tollen wie ein Kind, aber er wird leben und nicht existieren. Also zwing ihn zu seinem Glück. Bitte ihn darum Trauzeuge zu werden, wage Du Dich den ersten Schritt. Und wenn es schlimmer wird? Na und? Dann denkt er über die Situation nach. Und dann wirst Du sie gerade rücken. Aber gar nichts zu tun, ist das Schlimmste was Du tun kannst. Gar nichts in Bezug auf die Hochzeit Ciel. Ich weiß was Du für diesen Mann geleistet hast, er lebt nur noch weil es Dich gibt. Also überlege Du Dir ganz genau, wie Du mit ihm umgehen möchtest. Du bist sein Anker in dieser Welt und er fühlt sich gerade so, als hättest Du die Kette gekappt.


    Ciel Felicien de Souvagn
    Ciel hörte Linhard sehr aufmerksam zu. »Das hört sich ähnlich an. Vielleicht haben sie auch Ähnliches erleben müssen. Aber ich glaube nicht, dass mein Freund ohne mich sterben wöllte. Er ist extrem zerrüttet, aber er ist innerlich ein Kämpfer. Er arbeitet viel und hart und kümmert sich auch um andere Menschen, so lange diese zu ihm kommen. Er ist Lehrer und zwar streng, aber auch fähig. Er kümmert sich um anderen, nie um sich. Das habe ich für ihn übernommen. Er hat einen Schüler, der das Nötigste erledigt, aber der ist ziemlich überfordert damit. Ich sollte vielleicht klein anfangen ... aber wie? Es gibt nichts, das ihn außerhalb seiner Gruft - ich nenne seine Wohnung jetzt einfach mal so - reizt. Alles ist für ihn Qual. Ich glaube nicht, dass er mein Trauzeuge sein wöllte, zu viele Menschen und ich muss für meine Frau da sein und kann mich dann nicht um ihn kümmern. Es wäre für ihn wohl eher wie Hohn, da ihm selbst ein normales Beziehungsleben verwehrt ist aufgrund seiner Erlebnisse.


    Linhard
    »Wurde er missbraucht? Ich könnte meinen Verwandten fragen ob er sich um ihn kümmert auf der Hochzeit. So dass er nicht allein vor Ort wäre und er zu wem dazu gehört. Oder ich bitte jemand anderes aus meiner Verwandtschaft, einige sind dabei die man durchaus bei so etwas um Hilfe bitten kann. Genau genommen mit meinem Onkel - drei. Bei dem Rest wäre ich vorsichtig, aber bei den drei Personen schwöre ich Dir ist er in Sicherheit. Die Person von der ich rede wurde von ihrem Vater misshandelt und von dessen Freund missbraucht, sehr lange Zeit. Ich kenne kaum Details, aber was ich weiß reicht. Zumal ich einmal im Haus des Täters war und sah was er einst sehen musste. Aber ich kenne auch die andere Seite und weiß von einer anderen Person, dass der Täter nicht nur Täter ist. Es ist zum verrückt werden, so als ob jeder lieber seinen Müll woanders ablädt und Unschuldige bestraft. Und aus denen werden dann selbst solche Monster. Quasi aus Schmerz geborene Monster. Das soll Deinem Freund nicht passieren. Ich hätte mich sonst angeboten Ciel, aber ich bin auf der Hochzeit auch beschäftigt«, schmunzelte Linhard.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Er ist kein Monster«, sagte Ciel entschieden. »Zugegeben, an dem Mann ist nicht viel Gutes zu Benennen außer seine beträchtlichen beruflichen Leistungen. Sein Charakter ist mehr als anstrengend. Er ist launisch und unhöflich. Vorhin hat er mit mir gesprochen, während er mir den Hintern zugedreht hatte und mir gesagt, ich solle mich mit seinem Gesäß unterhalten. Ich könnte nicht einmal sagen, warum ich ihn überhaupt so mag. Aber er ist mir trotz alledem sehr wichtig. Er hat mich vom Kind zum Mann gemacht. Ihm gelang, woran mein Erzieher versagt hat. Was genau ihm geschehen ist, muss er selbst sagen, wobei es unwahrscheinlich ist, dass er sich öffnet. Aber vom Schweregrad her ist es wohl auf einem ähnlichen Niveau wie das, was dein Bekannter erleben musste. Man müsste die beiden vorher miteinander bekannt machen um zu sehen, ob sie miteinander auskommen. Wenn ja, wäre das eine Idee. Es würde mir viel bedeuten, meinen Freund auf der Hochzeit dabei zu haben, aber ich weiß, dass es für ihn kaum zu ertragen wäre.«


    Linhard
    Warum Du ihn magst? Weil Du hinter die Maske siehst. Das was er da zur Schau trägt ist die Leckt-mich-Am-Arsch-Einstellung für die Welt. Ich war Euch gleichgültig, Ihr seid mir gleichgültig. Aber das stimmt nicht, da er sich wie Du sagst um andere kümmert. Wäre ihm alles so zu wider, täte er das nicht. Sein schlechtes Benehmen ist sein Schild. Dahinter ist er sicher. Was denkst Du denn was passiert, wenn er den Schild fallen lässt und auf andere zugeht? Sie werden einmal höflich zu ihm sein, er macht sich Hoffnungen vielleicht mag mich doch jemand und am Ende ist es wie es immer ist - er ist allein. Weist er andere direkt ab, muss er ihre Ablehnung nicht ertragen. Also zeigt er jedem die kalte Schulter, habe ich auch so gemacht. Ich war dabei meist sogar ziemlich wütend. Jedenfalls als ich noch jung war. Später waren mir die meisten tatsächlich gleichgültig. Sie sind da - haben aber niemals was mit mir zu tun. Falls mich doch jemand »sieht« dann will er was. Spuck es aus und dann verzieh Dich. Aber heuchele kein Interesse an mir oder Freundschaft. Sag was Du willst und dann geh. Das wird seine Art zu handeln sein. Er schützt sich davor verletzt zu werden oder schlimmer noch dass man ihn erst gut behandelt und dann fallen lässt. Dann lieber erst gar nicht versuchen. Drum ich denke Du weißt wie er sein könnte, würde er sich nur trauen. Bekannt machen können wir sie beide gerne. Das ist kein Problem, mein Onkel ist hier. Die andere Person die ich meine ist Wolfram. Er ist die liebste Person die Du Dir so vorstellen kannst. Er hilft jedem, er ist wirklich selbstlos, er isst nur Grünzeug da kein Tier sterben soll und er würde das letzte Brot durchschneiden damit Du auch satt wirst. Und genau dafür hat ihn seine Familie verachtet, er hat keinen Biss - er hat keinen Geschäftssinn. Er nutzt seine Magie für Unfug. Tut er nicht, er ist Kampfmagier, aber er reibt nicht jedem unter die Nase das er Magier ist und damit Götterstatus hat. Er könnte Deinem Freund sicher auch helfen, da er eine total ruhige und ausgeglichene Art hat. Also Wolfram kann man nicht verärgern, es sei denn Du zerstörst seine Pflanzen glaube ich. Und dass Dir die Anwesenheit von Deinem Freund auf der Hochzeit etwas bedeutet - Ciel hallo? Da sind wir die falsche Adresse. Sowas musst Du ihm sagen. Weißt Du wie er sich da fühlen würde? Warum beim Abgrund sagen sich die Leute immer nur die Probleme, wenn sie reden wollen? Warum sagt man sich nicht einfach auch mal die schönen Dinge? Die können jede Menge Probleme verhindern, oder lassen sie halb so schlimm erschienen. Vertraue mir, ich weiß wovon ich spreche. Wo wohnt Dein Freund denn? Können wir ihn mal besuchen oder geht das nicht?«


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es tut mir leid für dich, dass du meinen Freund so gut verstehen kannst. Es verhält sich so, wie du sagst, denke ich. Es ist eine Art Selbstschutz. Du hast viel erlebt, Linhard. Ich hoffe, an Gregoires Seite wirst du glücklich sein. Wir de Souvagnes meinen es sehr ernst mit allem, was wir sagen. Wir sind keine Lügner, keiner von uns. Wir sind ehrlich in der Liebe wie im Zorn. Was du an meinem Bruder siehst, ist keine Maske - das ist mein Bruder. Meinen Freund können wir nicht besuchen, aber ich könnte ihn herholen, theoretisch. Willst du ihn denn kennenlernen? Ich will weder dir noch ihm eine reine Höflichkeitskonversation zumuten. Es würde mir schon viel helfen, wenn du mir als letzten Tipp noch eine Sofortmaßnahme vorschlägst, damit er nicht mehr ganz so verstimmt ist.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Danke dass hast Du lieb gesagt. Ciel hat Recht, bei uns musst Du keine Angst haben, dass wir Dich fallen lassen. Höchstens dass wir Dir mal auf den Geist gehen, weil wir klammern. Aber ich glaube das ist das winzigste Familienproblem«, schmunzelte Greg und knuffte Ciel gut gelaunt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel blinzelte seinem Bruder gut gelaunt zu. »Der souvagnische Klammeradler - schau dir nur seine Greiffüße an. Sie sind nicht zum Beute schlagen, sondern zum Festhalten dessen, was einem lieb und teuer ist.«


    Linhard
    »Ja ich habe viel erlebt und Danke für Dein Mitgefühl, aber um mich geht es wie gesagt nicht im Moment. Und die größte Scheiße ist mal zu was gut, habe ich schon oft festgestellt. Hätte ich es nicht erlebt, könnten wir Deinem Kumpel nicht helfen. Der erste Schritt um wem zu helfen ist doch ihn erstmal zu verstehen. Was den Zusammenhalt angeht, da kann ich nur sagen, dass freut mich sehr. Ich verspreche ebenso ehrlich zu sein, so ehrlich wie es mir möglich ist. Ich werde Euch nicht belügen, aber Dinge die ich nicht benennen darf - werde ich nicht benennen. Das müsst Ihr verstehen. Ich führe keine Höflichkeitsgespräche, oder nur selbst unter Zwang. Ich dachte wir reden einfach mal mit ihm über die Hochzeit und Du fragst ihm wegen dem Trauzeugen. Zu mehreren ist das manchmal leichter und er ist vielleicht nicht ganz so bissig zu Dir. Ich habe zwar noch nie einen lebenden Adler gesehen, aber Krallen haben die Viecher, dass weiß jeder«, grinste Linhard.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Er wird eher Angst haben. Aber schön. Versuchen wir es. Ferrau scheint immer noch bei Benito zu sein, wahrscheinlich ist er sogar noch auf dem Weg dahin, weil er wieder in Kaffeebohnen geht. Ich werde selbst gehen und meinen Freund holen. Bitte versucht, nicht das Gesicht zu verziehen, wenn er den Raum betritt. Er riecht wirklich nicht sehr gut.« Ciel erhob sich und ging. Kurze Zeit später kam er mit einem ganz und gar nicht glücklich aussehenden Mann zurück, der unwahrscheinlich viele Roben und Pelzmäntel trug.


    Alexandre
    Er verneigte sich in Richtung von Gregoire. »Hoheit.« Dann betrachtete er Linhard, wobei er wenig freundlich dreinblickte. »Und Sie sind...?«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Marquis de la Grange, das ist mein Zukünftiger, Marquis Linhard von Hohenfelde. Schön dass Sie kommen konnten«, sagte Greg freundlich.


    Linhard
    »Genau, es freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen. Wir haben schon einiges über Sie gehört«, antwortete Linhard.


    Alexandre
    Alexandres Augen wanderten in Zeitlupe zu Ciel. »So, so.«


    Linhard
    »Naja nicht nur Gutes dass stimmt, aber über wen gibt es nur Gutes zu berichten? Es geht um eine Bitte die Ciel Ihnen nicht alleine stellen wollte. Aus dem Grund sind Sie hier. Wir hoffen Sie erfüllen ihm seinen Wunsch«, bat Linhard.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    *musterte Linhard aus dem Augenwinkel und starrte dann Ciel an,ehe er in Zeitlupe blinzelte*


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Setz dich doch bitte«, forderte Ciel ihn auf, da Alexandre noch immer mitten im Raum herumstand. Der Marquis kam, sichtlich widerwillig, der Aufforderung nach. Ciel fuhr fort: »Es ist, wie Linhard sagte - ich habe meinen Unmut darüber geäußert, dass du vermutlich nicht zu meiner Hochzeit erscheinen wirst. »


    Alexandre
    »Ja«, antwortete Alexandre.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Hilfesuchend blickte Ciel zu Greg und Linhard herüber.


    Zerbino
    Zerbino betrat den Raum, schaute sich erstaunt um und huschte schnell in den Nebenraum umd einige Minuten später Kekse, Gebäck und Kaffee zu servieren. »Verzeiht Herr ich war kurz in Ort neue Kekse kaufen«, entschuldige er sich höflich.


    Linhard
    »Ja und darum sind Sie hier. Das ist nichts was man als bester Freund akzeptieren kann. Sie sind der beste Freund und Lehrmeister von Ciel. Er kann sich seine Hochzeit nicht ohne Sie vorstellen. Aber das sollen Sie aus seinem Mund hören. Wir haben vorhin schon gehört, wie wichtig Sie ihm sind. Auch wenn Sie vermutlich völlig anderer Meinung sind - Ihre Meinung ist falsch«, antwortete Linhard.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    *bedankte sich mit einem Nicken bei Zerbino* »Ja wie Linhard aufführt, möchte Sie mein Bruder etwas sehr Wichtiges fragen. Hören Sie ihm bitte wohlwollend zu«, bat Greg, nahm sich einen Keks und drückte ihn Linhard in die Hand bevor er sich selbst einen nahm.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Siehst du, Zerbino ist nicht tot«, schmunzelte Ciel in Gregoires Richtung.


    Alexandre
    Alexandre warf ihm einen strengen Blick zu. »Mit so etwas scherzt man nicht.«


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte. Er fühlte sich unwohl unter Alexandres Blick und der Erzhexer fühlte sich vermutlich gerade genau so unwohl. Ciel folgte Ferraus Taktik und aß einen Keks, um Zeit zum Überlegen zu gewinnen.


    Alexandre
    Alexandre sah Linhard ausdruckslos an. »Was wissen Sie schon. Sie kennen Ciel vielleicht seit ein paar Tagen. Ich habe ihn großgezogen. Natürlich bedeuten wir einander viel. Heißt das, dass ich alles verzeihen muss?«


    Linhard
    »Nein, aber als guter Vater legt man nicht alles auf die Goldwaage. Und wenn er Ihnen so viel bedeutet, dass Sie dermaßen wütend über die Hochzeit sind, warum wollen Sie ihn an dem Tag allein lassen? Weil er ihnen versprach dass es nie zu diesem Tag kommen wird? Menschen änderen sich manchmal - selten aber sie tun es. Und manchmal ändern sie sogar ihre Meinung. Deshalb sind Sie ihm aber nicht weniger wert. Im Gegenteil, an dem Tag braucht er Sie vermutlich mehr denn je, als seelischen Beistand. Wollen Sie ihm das bewusst verweigern weil Sie schmollen? Das werden Sie sich dann nicht verzeihen, denn damit könnten Sie ganz unbewusst die einzige Freundschaft begraben die Sie haben. Der einzige Freund den Sie haben, der Sie stets unterstützt hat, gleichgültig wie es Ihnen ging, wie Sie sich gegeben haben, wie Sie riechen oder was Sie taten bittet Sie um einen Gefallen und Sie tun was? Beantworten Sie uns dass bitte offen und ehrlich. Das Sie nicht grundlos wie eine Lumpenpuppe rumlaufen ist mir klar. Ich lauf auch nicht grundlos mit Glatze rum. Nur Sie haben noch die Chance der Person die Sie lieben als Vater zu zeigen, wie sehr sie es tun. Ich kann es im Umkehrschluss leider nicht mehr, mein Vater ist tot. Er wird nicht auf der Hochzeit anwesend sein. Sie können es, was spricht dagegen, außer vielleicht etwas Stolz, etwas Sturheit und vor allem Ihre Angst? Sie müssen keine Angst haben, dass versprechen wir Ihnen. Angst müssten wenn nur die Eheleute haben - aber Sie nicht. Sie werden dort nicht alleine sein. Ich verstehe wie einsam und verlassen man sich unter Menschen fühlen kann. Tatsächlich allein ist nicht weiter tragisch, man beschäftigt sich mit dem was einem wichtig ist. Aber unter Menschen denen man nichts bedeutet, von denen man sich ausgeschlossen oder sogar ausgestoßen fühlt - da bekommt das Wort Einsamkeit eine andere Dimension. Sie wird fast greifbar. Sie werden nicht alleine sein Marquis, das verspreche ich Ihnen«, sagte Linhard.


    Alexandre
    »Ihre Arroganz ist abstoßend!«, ereiferte sich Alexandre. »Wie lange sind Sie eigentlich bereits eingebürgert in Souvagne? Und was waren Sie in Naridien - Freiherr? Sie benehmen sich wie der letzte naridische Bauer!« Alexandres Hände zitterten und er erhob sich. »Auf diesem Niveau bin ich nicht gewohnt mich zu unterhalten. Schöne Freunde hast du, Ciel. Sie sind ein guter Umgang für dich.«


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel sah sehr erschrocken aus, als das Wortgefecht zwischen Linhard und Alexandre sich so schnell derart hochschaukelte. Ihm fiel nichts anderes ein, als verzweifelt nach Alexandres Mantel zu greifen und ihn daran festzuhalten. Alexandre blieb notgedrungen stehen, er konnte dem Prince nicht einfach den Mantel aus der Hand reißen. Aber dass er den Anwesenden seine Rückseite zudrehte, sprach für sich. Ciel sprach: »Ich bat Greg und Linhard um Rat, weil ich mich mit dir versöhnen wollte! Stattdessen wird alles noch schlimmer! Bitte geh nicht, Alex ... bitte setz dich wieder.«


    Linhard
    »Es tut immer weh wenn man die Wahrheit ungeschmickt hört. Was ich war oder bin, ist völlig bedeutungslos. Fakt ist was Sie sind - angeblich der Freund von Ciel. Haben Sie tatsächlich soviel Angst vor der Bitte Ihres Freundes? Haben Sie soviel Angst davor zu sehen, dass er glücklich werden könnte und Ihnen bleibt das verwehrt? Oh ja, dass kenne ich. Sie stehen gerade an einer Weggabelung Marquis. Entweder Sie bleiben bei Ihrer Einstellung und neiden es ihm voller Angst oder Sie wagen es sich, sich für ihn zu freuen. Er hat Ihnen wie gesagt immer beigestanden. Es ist CIELS Tag und nicht Ihrer! Es geht einmal um CIEL allein und nicht um Sie, Ihre Ängste, Ihre Probleme und Ihre Wünsche. Ein einziges mal wünscht er sich, dass Sie für ihn über Ihren eigenen Schatten springen. Damit er seinen besonderen Tag mit all seinen Lieben feiern kann und Überraschung - Sie sind einer davon. Mit Ihrer kratzbürstigen Art vergraulen Sie mich nicht Marquis, ich habe schon oft genug in den Spiegel geschaut - halten Sie mir ihn ruhig ein weiteres mal vor - ich sehe mich mit 16 - Danke. Und nun werden Sie sich umdrehen und Ihrem jahrelangen Freund ins Gesicht schauen, wenn Sie ihm antworten. Angst hin oder her, aber finden Sie das Verhalten gerechtfertigt? Schlagen Sie danach gerne wieder um sich, auch wenn es dafür keinen Grund gibt. Das Sie es allerdings können, sollte Ihnen zeigen wo Sie sind - unter Leuten denen Sie etwas bedeuten. Bei völlig Fremden wo Sie nicht gefühlsmäßig abgesichert sind wie bei Ciel würden Sie sich so ein Verhalten doch gar nicht wagen. Nicht wagen können Marquis. Also, schlucken Sie Ihre Wut und Verletzung herunter und hören sich an was Ciel Ihnen zu sagen hat. Ehr kommen Sie ehr hier nicht weg. Und je länger Sie schmollen, je mehr Zeit stehlen Sie sich die Sie schon glücklich sein konnte. Und ehe Sie wieder giftig werden, ich weiß wovon ich rede. Versuchen Sie es einfach mal. Na los«, forderte Linhard Alex auf.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg musterte Ciel aufmunternd und schaute danach zu Linhard rüber. Sein Verlobter brachte die Fakten auf den Tisch. Zwar deutlich, aber nicht unhöflich. Er hoffte das der Marquis darauf einging. Greg schob seine Hand in die von Linhard und drückte sie kurz. »Wie mein Verlobter sagte, Ihnen möchte niemand etwas. Wir haben vielmehr überlegt, wie wir Sie überzeugen könnten, auf der Hochzeit zu erscheinen. Es ist Ciel äußerst wichtig Marquis de la Grange. Eine Einladung vom Duc persönlich ist doch nicht von Nöten oder? Mein Bruder bittet Sie aus tiefstem Herzen«, warf Greg freundlich ein.


    Alexandre
    Alexandre wollte nicht. Er wollte einfach gehen und sich in seinem Bluttempel verstecken. Wenn es für ihn möglich war, das Draußen noch mehr zu hassen und zu fürchten, als bisher, dann war das soeben eingetreten. Im Tempel gab er den Ton an. Er war der Erzhexer, er war der Lehrer. Ciel war Schüler. Doch hier oben waren ihre Rollen vertauscht und der Prince wollte, dass er sich setzte. Also setzte Alexandre sich.
    Er würdigte Linhard keines Blickes, als er antwortete.
    »Sie wissen nichts - hören Sie - nichts. Ich weiß nicht, was Sie dazu bringt, anzunehmen, sie würden auch nur eine winzige Ecke verstehen von dem, was in mir vorgeht. Wie kommen Sie darauf, dass ich nicht wöllte, dass er glücklich ist? Dass ich diese Hochzeit nicht gutheiße, hat völlig andere Gründe, die zu begreifen Ihren Intellekt überfordern würde. Und ich bin nicht Ciels Ersatzvater. Er hat einen Vater, der alles für ihn tut, was ein Vater nur tun könnte, er braucht keinen Abklatsch. Ich habe ihn großgezogen als meinen Schüler und mein jüngeren Freund. Nun, man sollte sich mit seinen Schülern nicht anfreunden, sondern professionelle Distanz waren, aber ich bin scheinbar nicht sehr professionell.«
    Sein Blick wanderte zu Gregoire, dem er jedoch nicht in die Augen sah.
    »Wenn man mich zwingt, werde ich natürlich auf der Hochzeit erscheinen. Wie könnte ich Nein sagen bei einer so formulierten Bitte? Ciel weiß am besten, was er mir damit antut und ja, auch diesen Schmerz werde ich zu etragen wissen. Es ist eine gute Übung, sich in auch im Angesicht größter Pein in Gleichmut zu üben.«


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel merkte, dass er noch immer Alexandres Mantel umklammert hielt. Er ließ ihn von seinem Knie herunterrutschen. »Ich wollte mich mit dir versöhnen und dich nicht noch mehr erzürnen«, erklärte er hilflos. »Darum wollte ich dich bitten, mein Trauzeuge zu sein. Ja, ich weiß, dass dir das nicht gefällt. Aber mir wäre es dennoch wichtig, dass du es tust. Dass du dabei bist. Darum bitte ich dich inständig. Ich werde dich nicht dazu zwingen lassen. Wenn du Nein sagst, akzeptiere ich das. Bedeuten würde mir es viel.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Es war keine Drohung, entweder erscheinen Sie per Dekret auf der Hochzeit oder Sie wandern auf den Block und den Interlekt meines Verlobten zweifeln Sie bitte nicht noch einmal an. Ihre Höflichkeit lässt ebenfalls zu wünschen übrig, jene die Sie von anderen einfordern. Es mag nicht immer alles nach Ihren Wünschen verlaufen und Sie mögen extrem großes Leid erfahren haben, aber Sie sind nicht der Einzige. Ich denke mein Verlobter versteht Sie sicher nicht ganz, aber er weiß wovon er spricht was das Thema Einsamkeit angeht. Sie verhalten sich wie ein Rüpel der die gereichte Hand ausschlägt. Dass Sie Ciel ein Lehrer waren und mehr darüber hinaus, scheint offensichtlich. Dass Sie ein väterlicher Freund waren, ist doch selbstredend. Dass Sie nicht sein Vater waren oder diesen ersetzen mussten, konnte mein Verlobter nicht wissen. Er bezog sich auf seine Erfahrungen um Ihnen beizustehen. Haben Sie meinen Bruder um irgendetwas dermaßen bitten müssen, wie er sich hier vor Ihnen geradezu erniedrigt? Sie sind ein Marquis und dies ist immer noch ihr Herr. Sie könnten aber auch von Freund zu Freund miteinander reden. Ist dies bei Ihnen nicht möglich? Wollen Sie sich so stur geben? Glauben Sie mir, niemand zwingt Sie auf unserer Hochzeit zu erscheinen. Es geht um die Freiwilligkeit und die Bedeutung dahinter. Wenn Sie dort so erscheinen, nicht in ihrem Aufzug, sondern mit so einer Visage dann gute Nacht. Nun?«, sagte Greg streng.


    Alexandre
    »Ich werde da sein«, sagte Alexandre und verneigte sich. »Und ein Auftreten vorweisen, wie man es von mir erwartet. Ich bitte Euch um Verzeihung. Fakt ist, dass es mir nicht möglich ist, zu erklären, warum ich die Nachricht von der Hochzeit Eures Bruders nicht so freudig empfangen kann, wie andere. Es widerspricht dem Bildungsauftrag, den Euer Bruder mir damals selbst auftrug und den ich bis heute gewissenhaft zu erfüllen versuche. Deshalb hätte ich nicht unhöflich werden dürfen. Das Gelöbnis, über die Natur des Bildungsauftrages zu schweigen, ist in dem Falle ein Hindernis, das nur der Duc selbst aufheben könnte. Bitte glaubt mir, wenn ich versichere, dass ich nur das Beste für Prince Ciel wünsche. Nichts läge mir ferner, als ihm ein erfülltes Leben zu missgönnen. Ich bedaure dieses Missverständnis zutiefst.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Danke für die Einsicht Marquis de la Grange. Nehmt Euch bitte etwas zu Essen und einen Kaffee. Wir haben nicht an Euren lauteren Absichten gezweifelt, sondern an Eurem Verhalten an sich. Dass Ihr Euer Erscheinen zusagt, freut uns sehr. Zu dem besagten Auftrag kann ich nichts sagen Marquis, da ich davon keine Kenntnis habe. Dies besprecht doch bitte in Ruhe und Freundschaft mit meinem Bruder. Vielleicht ist die geplante Ehe auch völlig anders als Ihr erwarten würde? Ganz gewiss sogar, wage ich vorher zu behaupten. Reden Sie bitte offen mit ihm. Trauen Sie sich das. Sie werden vermutlich etwas erfahren, dass Sie erfreuen wird, oder wenigstens beruhigen wird. Und bitte beantworten Sie noch die Frage ob Sie der Trauzeuge meines Bruder sein wollen, dies haben Sie geschickt offen gelassen. Ich stelle ihnen auch gerne meinen Leibdiener zur Verfügung, Zerbino wird sich um Sie kümmern und Sie für den Tag zurecht machen. Was sagen Sie?«, fragte Greg freundlich. Er war froh dass Alexandre eingelenkt hatte. Man sah dem Mann den Kampf mit seinen inneren Dämonen an. Aber wenigstens einen davon schien er erschlagen zu haben, zumindest schwer verletzt.


    Linhard
    »Ich entschuldige mich ebenfalls für meine sehr direkte Art und Weise. Ich wollte Sie nicht beleidigen oder kränken Marquis, ich wollte Ihnenn nur deutlich machen worum es uns geht. Das Ihnen Ciel soviel bedeutet, freut mich zu hören. Wir haben es gewusst, aber es zu hören ist immer schön. Wie ich vorhin vorschlug, könnte ich Ihnen gerne einen meiner Verwandten an die Seite stellen, damit Sie die Hochzeit über nicht allein sind. Ihre Probleme sind mir nicht bekannt, nur dass sie sehr groß sind. Meine Verwandten würden sich nicht über Sie lustig machen, da beide die in Frage kämen, ähnlich große Päckchen tragen wie Sie. Sehr schwere Päckchen. Sie könnten sich also verstanden fühlen und gut aufgehoben auf der Hochzeit. Möchten Sie?«, bot Linhard an.


    Alexandre
    »Das Angebot ist sehr ehrenvoll und selbstverständlich nehme ich es an. Es bedeutet mir viel, dass es Prince Ciel so wichtig ist. Ich werde Eurer Empfehlung folgen und mit Ciel sprechen. Was Euren Leibdiener anbelangt ...« Er haderte sehr mit sich selbst. Das war eine große Ehre für ihn. Andererseits wollte er nicht, dass ihn jemand nackt sah.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel mischte sich ein. »Danke für das Angebot, Greg, aber für diese Aufgabe haben wir bereits Ferrau vorgesehen, der Alexandre schon kennt.«


    Alexandre
    Man sah Alexandre die Erleichterung an. Als Linhard sich entschuldigte, nickte er. »Nun, Sie haben mich beleidigt und gekränkt und ich Sie vermutlich auch. Von daher sind wir wohl quitt. Ich weiß das Angebot zu würdigen, aber dafür wöllte ich die Verwandten zuvor gern kennenlernen, wenn das möglich ist, und ansonsten auf ... irgendwen anderes zurückgreifen. Irgendwer wird sich schon finden lassen. Vermutlich ist auch zumindest ein Teil meiner eigenen Verwandtschaft vor Ort.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Ja gut, dann wenn Sie Ferrau schon kennen, dann ist dies natürlich auch angenehmer für Sie, das verstehe ich«, antwortete Gregoire und er verstand es wirklich. Einen Leibdiener vertraute man seinen Leib an und es war für den Marquis eindeutig mit Scham behaftet. Da er Ferrau scheinbar schon vertraute, sollte er auch von diesem zurecht gemacht werden.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Entscheidend war vor allem, dass Ferrau wusste, wie man mit dem Marquis umzugehen hatte, wenn es um die Körperpflege ging, damit dieser sich nicht bloßgestellt fühlte, doch das sprach Ciel nicht aus. Er war froh, dass Alexandre eingelenkt hatte, wenn auch nicht ganz freiwillig.


    Linhard
    »Quitt ist ein guter Anfang Marquis. Sie können gerne meine Verwandten kennenlernen, wobei einige noch nachkommen werden. Mein Onkel können Sie jederzeit kennenlernen er ist vor Ort, Davard von Hohenfelde. Meinen anderen Verwandten Wolfram von Wigberg kann ich gerne schnellstmöglich nachholen lassen. Mit beiden würden Sie sich gut verstehen. Vielleicht können Sie sich dort sogar öffnen was Ihr Problem angeht, da wie gesagt beide selbst große Probleme hatten. Wolfram hat seine immer noch, Davard trägt die Narben seiner Vergangenheit. Aber für solche Gespräche ist die Hochzeit nicht bestimmt, Sie sollen nur wissen, dass Sie sich dort in ähnlicher Gesellschaft befinden. Ich weiß nicht was mit Ihnen geschah, aber ich sage Ihnen was mit diesen Männern geschah. Einer wurde misshandelt und missbraucht, der andere seelisch misshandelt und er war als Kind sehr oft krank. Folglich blieb er allein und kinderlos, was nicht zu seiner Beliebtheit in der eigenen Familie beitrug. Es wird keine Nachkommen von ihm geben und das ist doch allgemein das höchste Dogma. Selbst wenn man niemals eine Frau findet, sollte man einen Stammhalter zeugen. Also gleichgültig was Ihnen Ihre Familie antat, wir kennen solche Probleme. Überlegen Sie es sich einfach, es ist ein freundlich gemeintes Angebot und vielleicht haben Sie ja sogar dann einen oder zwei Freunde mehr?«, schlug Linhard vor.


    Alexandre
    Alexandre nickte und sah nun nicht mehr ganz so abweisend aus, als er Linhard betrachtete. »Ich freue mich darauf, sie kennenzulernen. Am besten nachts oder sehr zeitig in der früh, wenn noch nicht so viel los ist. In meinen eigenen vier Wänden kann ich sie nicht empfangen.«


    Linhard
    »Ihr könntet Sie im Hof besuchen oder in der Taverne. Ganz wie Ihr mögt. Die beiden stehen früh auf, daran wird es nicht scheitern. Ich werde ein Treffen vereinbaren und Sie können sich dann in Ruhe unterhalten. Ich werde meinen Onkel bitten Wolfram nachzuholen. Vielleicht können Sie dann gemeinsam zur Hochzeit erscheinen. Dass ist ja immer schöner, als wenn man allein wo aufschlägt«, antwortete Linhard.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Das klingt sehr gut und freut mich für Sie Marquis, ich drücke Ihnen die Daumen, dass Sie mit mehr nach Hause gehen als mit einem vollen Magen nach der Hochzeit. Ich hoffe unser Vater ist bis dahin auch wieder im Land. Ich mache mir Sorgen um ihn«, sagte Greg leise.


    Alexandre
    »Danke, das ist sehr freundlich, Linhard«, erwiderte Alexandre. »Ciel wird mich darüber informieren, er weiß, wo ich wohne.« Er wandte sich an Gregoire. »Euer Vater wird wohlbehalten heimkehren. Das kann ich mit Fug und Recht versprechen.«


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte. »Das wird er.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Das muss er. Jemand sollte ihm mitteilen dass wir heiraten. Irgendein Himmelsauge«, schlug Greg vor.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Remy?«, grinste Ciel schadenfroh.


    Ferrau
    Ferrau kam zurück von Benito und setzte sich neben seinen Herrn. Dabei zog er ein trauriges Gesicht.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Remy die Plaudertasche der Schlüpfrige. Ja warum nicht? Dann hat Vater etwas Unterhaltung und ist schnell wieder Zuhause«, lachte Gregoire.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ferrau!«, rief Ciel bestürzt. »Müssen wir vor die Tür gehen oder kannst du mir sagen, wie es dir geht?«


    Ferrau
    »Es geht mir gut Herr... gut«, antwortete der Leibdiener und lächelte tapfer.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Und warum ziehst du so ein Gesicht? Was ist los mit dir? Sollen wir unter vier Augen reden gehen?«


    Linhard
    »Gut sieht aber anders aus«, flüsterte Linhard und rutschte näher zu Greg auf.


    Ferrau
    »Benito hasst mich. Er redet immer so seltsam und guckt mich dabei komisch an. Und selbst wenn ich gesund bin fühle ich mich danach hundeeldend. Ich bin gesund«, stöhnte Ferrau.


    Linhard
    »Hier iss einen Keks«, grinste Linhard und reichte Ferrau den Teller.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wie geht es deiner Rippe?«, bohrte Ciel unerbittlich nach.


    Ferrau
    Ferrau nahm mit dankbarem Nicken den Keks. »Sie ist gut verheilt Herr. Aber Benito hat mich angesehen, als wäre die Rippe gut und der Rest mürbe. Ich bin doch gesund, was will der Mann immer von mir?«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Vielleicht ... ich werde sicherheitshalber noch einmal selbst mit ihm sprechen. Das ist mir nicht geheuer.«


    Ferrau
    »Mir ist er auch nie geheuer, aber Herr ich bin gesund, auch wenn er dabei so seltsam schaute«.


    Linhard
    »Dann ist er auch gesund, sein Bruder Dantoine hat bei uns immer Witze gerissen, während er einen behandelt hat. Ob man darauf Lust hatte, oder ob man dafür einen Kopf hatte, hat ihn nicht interessiert. Heiler-Humor oder so«, warf Linhard ein und aß einen Keks


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Trotz allem ist er ein hervorragender Heiler! Warum fürchtest du ihn so, Ferrau? Nur, weil er manchmal ein wenig bedrückt schaut?«


    Ferrau
    »Bedrückt? Er schaut als wollte er einen Notschlachten! Heiler sind mir unheimlich, ich war da Herr fragt ihn ruhig«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nein, ich glaube dir. Deine Familie hat viele Heiler hervorgebracht, wurde mir gesagt. Warum hast du dich also so zimperlich?«


    Ferrau
    »Meine Familie arbeitet doch in der Küche Herr!«, stöhnte Ferrau


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel blickte zu Greg herüber. »Hattest du nicht gesagt, er hätte Heiler in der Familie?«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Dachte ich, so wurde es doch gesagt! Auspeitschen sollte man ihn lassen den verlogenen Hund!«


    Linhard
    *Linhard schaute weg und biss sich in seinen Jackenärmel um nicht lauthals loszuprusten vor Lachen. Die beiden Brüder waren schon eine Show für sich, knorcke und adelig schräg wie es nur Hochadlige sein konnten.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel bekam große Augen. »Erst willst du meinen Freund auf den Block schicken und nun meinen Leibdiener an den Pranger zum Auspeitschen! Ferrau, wo arbeitet deine Familie nun - und woher kommen diese Gerüchte?«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    *schaute total verdutzt* Das wollte ich doch gar nicht, der Marquis sollte nur eine persönliche Einladung bekommen.


    Ferrau
    *musterte Greg ängstlich* »Meine Eltern arbeiten in der Küche, ich habe Euch immer die Wahrheit gesagt, ich weiß nicht woher die Gerüchte stammen, ich habe sowas nicht erzählt«, flehte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Greg, wer hat dir diesen Floh ins Ohr gesetzt? Ferrau war es nicht!«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Ich überlege, irgendwo habe ich es aufgeschnappt. Könnte auch sein, dass ich da was verwechselt habe... ich bin mir nicht so sicher Ciel. Es fällt mir bestimmt wieder ein«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel stöhnte gequält und suchte nach einem schön fettigen Keks. »Wir sind alle überlastet. Wir benötigen Ruhe für heute. Ich möchte mich langsam verabschieden. Danke für euren Rat und eure Hilfe, ihr beiden. Ferrau, du kommst mit mir in unsere Gemächer. Und du auch, Alex. Du wirst dich heute nicht vergraben und der Unterricht kann heute auch mal ein Selbststudium sein.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Damit hast Du wohl Recht, verzeih Ferrau ich dachte Du wolltest mich belügen oder in Misskredit bringen. Es war trotz aller Anstrengung schön mit Euch zu plaudern. Danke fürs Kommen Ciel und Danke für die Zusage Marqius. Ich wünsche Euch noch einen angenehmen Tag, hoffentlichen sehen wir uns bald wieder«, freute sich Greg und legte einen Arm um Linhard.


    Linhard
    »Fand ich ebenso. Wir sehen uns Schwager in Spee und für Sie Marquis kümmere ich mich um den besagten Besuch. Ebenso einen schönen Tag noch«, fügte Linhard an.


    Alexandre
    Alexandre verneigte sich. »Die Freude war ganz meinerseits, zumindest nachdem wir aufgehört haben, uns gegenseitig unschöne Dinge an den Kopf zu werfen. Ich freue mich auf den Besuch und danke für Eure Mühe bei der Vermittlung zwischen Prince Ciel und mir.« Damit verließen Ciel und Alexandre den Raum.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg zog Linhard an sich, legte seinen Kopf auf seiner Schulter ab und grinste ihn an. »Ich weiß es wieder - Du warst das. Du hast gesagt, Benitos Bruder ist Heiler. Er hat Heiler in der Familie und ich habe den mit Ferrau verwechselt. Schön peinlich«, lachte Greg leise.


    Linhard
    »Du bist eine Marke echt«, lachte Linhard.

  • Aussprache
    Alexandre saß wider Willen gewaschen, gekämmt und frisch rasiert auf Ciels Sofa. Sein Haar war noch feucht und ordentlich nach vorn gekämmt. So nass wirkte es nicht blond, sondern dunkel. Alexandre hatte sich bis zum Kinn in eine bunt gemusterte Tagesdecke eingewickelt. Darunter trug er einen Schlafanzug, weil Ciel ihm seine verlotterte Kleidung weggenommen hatte, während er arglos gebadet hatte.
    »Was ist eigentlich mit dem anderen Satz Kleidung?«, erkundigte sich Alexandre, während Ferrau ihm einen Tee hinstellte.
    »Noch im Trockenraum, Herr«, antwortete der Diener. »Einige von den Stoffen sind sehr dick und sind daher noch etwas klamm. Das Trocknen wird noch bis morgen dauern.«
    »Mit den Roben, die mir heute entwendet wurden, bin ich nun abgesehen von Unterwäsche und Socken vollständig kleiderlos.« Bei diesem Tadel wandte Alexandre den Blick von dem Diener ab und ließ ihn zu Ciel hinüberschweifen, wo er hängen blieb.
    Der Prince war nicht gezwungen, sich gegenüber dem Marquis zu rechtfertigen, aber er tat es trotzdem.
    »Das ist wohl deiner Angewohnheit geschuldet, zehn Roben und Mäntel übereinander zu tragen. Würde ich das tun, wäre mein Kleiderschrank auch nach zwei mal Sachenwechsel leer. Warum tust du das überhaupt, Alex? Die Leute sagen, du siehst aus wie eine Lumpenpuppe.«
    »Nicht die Leute sagen das, sondern Linhard von Hohenfelde brachte dies zum Ausdruck. Seine Ansicht ist vollkommen unerheblich. Der Aufwand, der bei Hofe und generell beim Adel um die korrekte Kleiderwahl betrieben wird, ist eine Vergeudung zeitlicher, finanzieller und geistiger Kapazitäten ohnegleichen. Am besten wäre es, wenn jeder Mensch ungeachtet seines Standes an jedem Tage das Selbe tragen würde. Man müsste sich keine Gedanken mehr machen, was heute wohl angemessen wäre und was die anderen wohl denken mögen und könnte sofort an die Arbeit gehen. So handhabe ich es.«
    »Das erklärt aber immer noch nicht, warum du so dermaßen viele Roben übereinander trägst! Frierst du? Meistens wirkst du eher, als würdest du darunter schwitzen.«
    »Es wirkt nicht nur so, sondern ist eine Tatsache und die ständigen Anspielungen auf meinen Körpergeruch fallen mir auf die Nerven. Als ob Souvagne keine anderen Probleme hätte! Wieso machst du dir darüber überhaupt Gedanken? Es spielt keine Rolle, was ich an Kleidung trage, ob ich das letzte Mal vor ein paar Stunden oder ein paar Monaten rasiert wurde oder ob ich nach Mensch oder nach Parfum rieche. Nichts davon ist in irgendeiner Weise von Belang! In den Minuten, die wir momentan schon über meine Kleiderwahl und meinen Geruch sprechen, hätten wir auch den Umzug des Bluttempels nach Neu-Souvagne bereden können oder den Ablauf deiner Hochzeit.«
    Ciel nickte.
    »Gut. Reden wir über meine Hochzeit. Ferrau, du kannst ruhig gehen. Nimm dir eine Stunde frei.«
    Der Diener bedankte sich und verließ den Raum.
    Ciel kam zu Alexandre und setzte sich auf das andere Ende des Sofas. Im Gegensatz zu dem Erzhexer war er noch in seiner Alltagskleidung. Alexandre zog die Decke noch weiter nach oben. Sein Tee stand unangetastet auf dem Tisch. Eine Weile schwiegen sie, dann ergriff Ciel das Wort.
    »Ich kann die Gründe erahnen, warum du so enttäuscht bist und teilweise hast du sie im Bluttempel ja schon benannt. Ahnen ist aber nicht wissen. Ich möchte gern von dir Wort für Wort hören, weshalb dich meine Verlobung so verstimmt.«
    Alexandre sah ihn noch immer nicht an.
    »Wenn du es noch einmal in aller Ausführlichkeit wissen willst, bitte. Mich würde es ja langweilen, zwei Mal das Selbe zu hören. Aber schön. Lass mich etwas weiter ausholen. Wie dir bekannt ist, habe ich dich ein Jahrzehnt lang als meinen bevorzugt behandelten Schüler ausgebildet. Warum du bevorzugt wurdest, liegt auf der Hand - du bist der Prince. Zwar legtest du stets Wert darauf, ein Schüler unter Schülern zu sein, sobald du den Bluttempel betrittst, doch außerhalb bist du, was du bist. Daran lässt sich nicht rütteln. Du bist der Sohn unseres Herrschers und seiner Lieblingsfrau, der einzige Spross der Familie, der zur Magie fähig ist. Das kann man nicht völlig außer Acht lassen. Ganz nebenbei haben wir beide uns im Laufe der Zeit auch angefreundet. Ich habe mir endlos viele Stunden über deine Ausbildung den Kopf zerbrochen, mein Konzept individuell für dich maßgeschneidert. Mir sehr viel Zeit genommen, um mit dir über die physischen, emotionalen und kognitiven Voraussetzungen zu sprechen. Besonders dafür.«
    »Mit dir zu philosophieren machte mir Spaß«, warf Ciel ein. »Und würde es immer noch machen, wenn du nicht so oft schmollen würdest.«
    »Dass du daran Freude hast, habe ich gemerkt und philosophische Diskurse sind auch nicht die schlechteste Möglichkeit, um alles, was man weiß, in seiner Gänze zu begreifen und zu verinnerlichen. Darüber hinaus hast du mich auch oft genug zu alltäglichen Problemen befragt. Du warst gerade aus dem Krieg zurückgekehrt und sehr verwirrt. Ich stand dir immer mit Rat und Tat zur Seite. Auf der Schwelle zum Mannesalter warst du wie ein treibendes Blatt im Wind.«
    »Ja, ich war damals dankbar, dass wir uns kennenlernten. Deine Lehren wurden mein Halt. Ich weiß nicht, wer ich heute wäre ohne dich. Zweifelsohne ein anderer Mensch. Aber wohl kein Besserer. Ich hab dich damals sehr bewundert. Trotz allem, was man dir angetan hat und was du noch heute durchmachs, gehst du unbeirrt deinen Weg. So was kann eigentlich niemand ertragen und du erträgst es dennoch irgendwie.«
    »Was, entmannt worden zu sein? Traust du dich nicht, es beim Namen zu nennen? Doch, das kann man ertragen, wie du siehst. Und ich bin ja auch nicht der Einzige, dem das widerfuhr. Man denke an die Tempelsänger, die bereits im Kindesalter um ihre Männlichkeit betrogen wurden, damit ihre Stimmen den Göttern zur Ehre gereichen. Gefragt wurden sie nie. Warum auch, es ging nicht um die Götter, sondern um Geld. Die Eltern werden teuer bezahlt, wenn sie solche Jungs in den Tempel geben. Es geht doch am Ende immer nur um weltliche Dinge, oft unter dem Deckmantel der Religion versteckt, was für die Zeitlosen ein Hohn ohnegleichen sein muss. Ainuwar muss sich für seine Schöpfung schämen. Du hast keine Vorstellung, wie sehr mich diese ganze Weltlichkeit abstößt. Es ist der Geist, der uns zu Menschen macht, nicht der Körper. Es ist der Wille, der uns die Macht gibt, körperliche Versehrtheit zu überstehen und solch grandiose Zauber zu wirken - und sogar den Tod zu überwinden. Die Götter gaben uns einen Körper, damit der Geist ein Werkzeug hat. Nicht, damit wir ihn für Vergnügungen missbrauchen. Das ist, was ich versuche, meinen Schülern beizubringen. Abstand zu nehmen von der Physis. Dich hielt ich für den talentiertesten meiner Schüler. Denjenigen, der im tiefsten Herzen wirklich verstand, worauf es ankommt. Ciel, du hattest mein Nachfolger werden sollen! Du hast immer davon gesprochen, dich von der Welt zurückzuziehen, zu mir in den Tempel, und dich ganz der Bluthexerei hinzugeben. Ich wartete auf den Tag, da es endlich so weit sein würde. Da ich dich bei mir begrüßen dürfte. Jahr um Jahr. Er kam nie. Die Kammer, die ich eigens für dich vorbereiten ließ, sie steht noch heute leer.«
    »Und stattdessen präsentierte ich dir meine Verlobung.«
    »Richtig«, antwortete Alexandre. »Ich verstehe die Botschaft. Du hast dich von mir als deinem Lehrer verabschiedet, auch wenn du es so nicht ausgesprochen hast. Dein Weg wird nicht in den Tempel des Blutes führen, sondern hinaus, zurück in die Physis. An die Seite von Frau und Kind. Dein kluger Kopf wird künftig gefüllt sein mit ganz anderen Dingen als meinen Lehren.«
    Ciel betrachtete seinen Freund. Alexandre sah verbittert aus, wie er da bis zum Hals eingewickelt da saß wie eine überdimensionale Fledermaus, die ihre Flügel um sich geschlungen hatte. »Alex, ich möchte dir etwas verraten. Ich möchte auch nach der Hochzeit keusch leben. Ferrau wird sich in Liebesdingen um meine Frau kümmern. Er wird gut zu ihr sein. Und er wird den Stammhalter mit meinem Samen zeugen.«
    Alexandre drehte den Kopf ein Stück in seine Richtung. Sein Gesicht spiegelte höchstes Erstaunen.
    »Und ich möchte dich bitten«, fuhr Ciel fort, »mich für die Hexerprüfung einzutragen und mir bei der Vorbereitung zu helfen. Es wird Zeit, dass ich den dritten Grad erreiche. Ich habe nicht vor, meine Ausbildung hinzuschmeißen. Ich habe vor, sie mit neuer Energie voranzubringen. Ich habe eine Pause gebraucht, da Vater die Verteidigung des Landes in meine Hände gelegt hatte. Die Sicherheit Souvagnes lag in meiner Verantwortung. Es blieb einfach keine Zeit für das Studium der Magie. Doch weder dich noch deine Lehren habe ich je vergessen. Wie könnte ich das?«
    »Das ist ... bemerkenswert«, sprach Alexandre langsam und betrachtete Ciels Gesicht millimeterweise. Dann nickte er. »Gut. Ich werde einen Termin für dich festmachen und einen genauen Zeitplan für die Vorbereitungen mit dir ausarbeiten.« Seine Hand schob sich zwischen den Decken hervor und führte die Teetasse an die Lippen.

  • Eine Frage der Wiederbelebung -- Chat-RPG - 18.04.2018



    Ciel Felicien de Souvagne
    Die beiden ältesten Söhne von Maximilien, Dreaux und Ciel, saßen gemütlich beisammen und unterhielten sich über die bevorstehende Hochzeit. Nach einer Weile kündigt ein Diener den Besuch von ihrem jüngeren Bruder Gregoire an. Kurz darauf sitzen sie alle drei beisammen in der Amtsstube.


    Dreux:
    "Schau mal wer sich zu uns verirrt hat", grinste Dreux Ciel gut gelaunt an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Der Kleine", ergänzte Ciel nicht minder gut gestimmt.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Hallo Ihr beiden. Und schon aufgeregt Ciel?", fragte Greg gut gelaunt und setzte sich dazu. "Wie stets mit Dir und Olivie? Alles gut?", hakte Greg kichernd nach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Zwischen uns ist alles bestens. Aber irgendwer hatte ihr empfohlen, gleich bei mir einzuziehen." Ciel kratzte mit einem Finger über die Armlehne seines Stuhls.


    Dreux:
    "Sowas aber auch, ein gewagter Vorschlag oder Greg?", schmunzelte Dreux.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Na kommt, sind wir ehrlich der Gute Ciel ist manchmal etwas langsam. Da dachte ich, ich helfe ihm ein klein wenig in den Sattel und informiere Olivie was sich Ciel so insgeheim wünscht. War doch nicht schlecht oder?", grinste Greg breit.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "In den Sattel helfen? Gut, dass du das Stichwort nennst." Er drehte sich zu Dreaux. "Wie hast du dir die Art der Bezeugung des Hochzeitsaktes vorgestellt?"


    Dreux:
    "Auf dem üblichen Wege. Ein Heiler geleitet Euch in Euer Schlafzimmer und am Morgen verkündet er den Vollzug. Ich hatte nichts anderes geplant, bleib ganz ruhig und entspannt", grinste Dreux.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Ja darauf freut sich Lin auch schon. Vorher Fleischbeschau und danach auch", murrte Greg leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Niemand, der dabei hockt und zuschaut?"


    Dreux:
    "Nein. Mit jemanden unter einer Decke stecken kommt zwar daher, aber etwas Privatsphäre gehört doch wohl dazu. Die Vorabuntersuchung ist nicht dazu gedacht um wen bloßzustellen, sondern um die Gesundheit zu sichern und die Gebärfähigkeit. Ihr sollt gesund bleiben und Eure Partner sollen es sein. Ihr werdet von dem Heiler in Euer Zimmer geführt. Dann viel Vergnügen und am Morgen darauf sagst Du Ciel oder Du Greg dem Heiler bescheid, er schaut nach und meldet dass die Ehe vollzogen wurde. Zwar sagt die alte Tradition, dass jemand dabei sein sollte, aber wer kann denn wenn einer zuschaut? Also ich könnte da gar nichts. Drum macht Euch da keine Gedanken, allerdings ist die Untersuchung Pflicht. Was im Grunde auch müßig ist - wenn es nicht um die Gebärfähigkeit geht. Denn wenn Ihr beiden Euch vorher rumtreibt, könnt Ihr Euch auch woanders eine Seuche zuziehen als ausgerechnet von der oder dem Zukünftigen", erklärte Dreux.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Ich treibe mich nirgends rum", erklärte Ciel. "Olivie hoffentlich auch nicht. Wir hatten eigentlich Entsprechendes vereinbart. Schön, dass niemand mit im Zimmer hockt, das wäre wirklich unangenehm. Für Olivie würde ich mir eine Heilerin wünschen anstelle eines Heilers. Ich denke, das kommt ihr mehr entgegen."


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Ich habe mich auch nie herumgetrieben, aber ich Bekanntschaften. Ihr versteht was ich meine. Das würde mir auch besser gefallen, wieso sollte ein Mann an ihr herumfummeln? Mal eine andere Frage, könnte der Heiler nicht nachschauen, wenn der Partner danach noch schläft? Gut wenn man befummelt wird, wird man wach, aber ich meine ein Blick müsste doch wohl ausreichend sein. Wenn niemand außer Ciel und Oli im Raum ist oder LIn und ich, wer sollte es getan haben?", warf Greg ein.



    Dreux:
    "Das war allgemein gesprochen, ich ging nicht davon aus das Ihr rumhurt oder der gleichen. Die Untersuchung findet statt Greg, davor und danach. Danach reicht vielleicht ein Blick, aber das entscheidet der Heiler. Aber für Olivie halte ich auch eine Heilerin für angemessen. Ich werde es veranlassen", stimmte Dreux gut gelaunt zu.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Danke", sagte Ciel sichtlich erleichtert. Der Gedanke, dass Benito oder ein anderer Mann ohne triftige Not an den intimsten Stellen seiner Braut herumfingerte, behagte ihm überhaupt nicht. Eine Heilerin dies tun zu lassen, war immerhin erträglich, auch wenn er die Untersuchung nach wie vor demütigend fand. Doch darum ging es nicht, wie Dreaux richtig gesagt hatte und es musste sein.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Wir haben seid gestern Besuch und zwar von Linhards Paps. Er wurde von einem Nekromanten seiner Familie beschworen und er ist ein sehr netter älterer Herr. Er hat sich die Zeit bei mir in meiner Bibliothek versüßt und Linhard hat sich gewaltig darüber gefreut. Gibt es keinen Weg ihn zurück ins Leben zu holen? Das was Linhard sagte entsprich doch den Tatsachen oder nicht? Im Gegenzug könnte er dafür bei uns an der Akademie arbeiten, er verfügt über enormes magisches Wissen und ich denke, sollten wir Brandur helfen, würde sicher auch der eine oder andere Magier ebenfalls in der Akademie arbeiten. Also was sagt Ihr dazu? Besteht die Chance?"


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciels Freude verflog. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und blickte nach oben. "Ich hatte mich dazu doch schon geäußert, Gregoire. Warum hältst du so hartnäckig daran fest? Was sollte am Leben dieses Mannes so viel wichtiger sein als das von tausenden anderen, die jedes Jahr allein in Souvagne von uns gehen?"


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Weil ich gesehen habe, weshalb er starb und wer dafür verantwortlich war. Und diese Person, war wiederrum nur ein Opfer ihres Vaters. Lin sagte es zwar, aber da begriff ich die volle Tragweite, man würde ihm sein Leben schenken. Er hat nie gelebt bevor er starb. Jedenfalls laut Lin nur 6 Monate, so wie er selbst. Vielleicht etwas länger, denn ab und an wird es auch einen lichten Moment in all dem Grauen gegeben haben. Aber wir können froh sein, so eine Form von Grauen nicht zu kennen. Zudem ist er keines natürlichen Todes gestorben. Diesen müsste man akzeptieren. Aber müssen wir jeden Mord hinnehmen? Gut unser Land ist sicher, sehr sicher. Und Mörder werden hingerichtet, so gehört es sich. Keine Wiederholungstäter. Aber die Opfer, wenn sie schon geschehen, sollten wir diese dann nicht zurück holen? Oder es versuchen? Darüber sollten wir zumindest einmal nachdenken. Und ich wünsche es mir für meinen Mann, dass er seinen Vater zurückbekommt. Wobei es nicht nur sein Vater wäre, sonder sein Vater und dessen drei Brüder. Vorrangig wäre aber Brandur. Ihr könntet doch selbst einmal mit ihm sprechen, er ist hier und wird auch als Geist auf der Hochzeit anwesend sein. Die Nekromantie verbietet es erst am 07.05. vollumfänglich".


    Dreux:
    Dreux musterte Ciel. "Was sagst Du zu dieser Sache?", hakte er nach. Er selbst hatte Alex persönlich kennengelernt und wusste um die Macht der Blutnekromantie. Zwar hatte er noch nie so eine Zeremonie gesehen, aber das diese Form der Magie nicht umsonst ihren Namen trug, war eindeutig. Es hatte einen gewaltigen Preis jemanden zurück ins Leben zu holen. Schlimmstenfalls musste dann eine andere Person für den Versuch sterben.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Es sind die selben Wünsche wie immer - reine Eigensucht. Der persönliche Wunsch, einen schmerzlichen Verlust auszugleichen. Das ist nicht das, wofür die Bluthexerei entwickelt wurde. Wofür sie bluten. Die Bluthexer unterstehen der Krone. All ihr handeln richtet sich danach, was gut für den Duc und dessen unmittelbare Familie ist, denn sie sind Souvagne. Brandur, und sei er ein noch so guter Mensch gewesen, ist nicht Souvagne." Er betrachtete Gregoire und kaute auf der Innenseite seiner Unterlippe. Dann blickte er wieder zu Dreaux. "Mehr kann ich ihm unter den gegeneben Umständen nicht erklären. Um es so zu veranschaulichen, dass er begreift, bräuchte ich deine Erlaubnis. Und du bräuchtest Gregoires Schwur, zu schweigen. Er müsste auf etwas schwören, das ihm mehr als heilig ist, damit der Schwur nie gebrochen wird. Auf das Leben seiner ungeborenen Kinder."


    Dreux:
    Dreux nickte zustimmend. "Wenn Du es wissen möchtest Greg, dann schwöre so wie es Ciel verlangt. Er hat Recht, ebenso wie die Himmelsaugen der Krone unterstehen, so unterstehen die Blutnekromanten ebenfalls direkt uns", pflichtete Dreux seinem Bruder bei.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Ich verstehe was Ihr mir damit sagen wollt. Dennoch habe ich dann eine Verständnisfrage. Er ist der Vater meines Mannes. Nach der Eheschließung ist er mein Schwiegervater. Natürlich ist er dadurch kein de Souvagne und Linhard ist ein angeheirateter de Souvagne - aber dennoch gehört er doch zur Familie oder nicht? Für die Erläuterung eines Neins schwöre ich auf gar nichts übertreibt es beide mal nicht".


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Dann wirst du von mir nichts erfahren", sagte Ciel. "Der Einzige, der das Anrecht darauf hat, zu wissen, was ich weiß, ist der Duc uns sonst niemand. Dass ich dich nicht ausschließen möchte von dem Wissen, obwohl es gute Gründe hat, dass dies unter Verschluss gehalten wird, ist nur ein Vorschlag von mir, den ich zähneknirschend unterbreite, da ich dich nicht ausgegrenzt wissen möchte. Letztlich sind wir drei Brüder und sollten zusammenhalten. Aber ich komme auch sehr gut damit klar, wenn du unwissend bleibst. Es reicht, wenn ich mit dem Duc sprechen kann. Brandur ist für Souvagne nicht von Belang, auch nicht, wenn er dein Schwiegervater ist. Er hat keinen Einfluss auf die Geschicke dieses Landes."


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Damit hast Du Recht und Unrecht zu gleich Ciel. Denn solange es meinem Mann gut geht und er dadurch seiner Aufgabe als Marquis gut nachkommt, dient dies sehr wohl unserem Land. Aber er wird seiner Aufgabe selbstverständlich auch so gerecht. Das Entscheidungen treffen kann, die getroffen werden müssen habe ich gesehen und dass er sich nach besten Wissen und Gewissen bemühen wird, daran zweifele ich keine Sekunde. Ansonsten hätte er weder die Mühe noch den finanziellen Aufwand betrieben. Aber das ist nicht entscheidungsrelevant nehme ich an. Wie gesagt, wenn es bei dem Nein bleibt kann ich daran nichts ändern und werde es akzeptieren. Aber für die Erläuterung des Neins werde ich nicht auf das Leben meiner Kinder schwören. Denn das Nein bleibt bestehen, ändert nichts an den Tatsachen - ich wüsste eben nur weshalb. Aber das weiß ich auch so".


    Dreux
    Dreux tippte Ciel an. "Sollen wir einmal kurz Rücksprache halten?", bat er.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte. "Ja, das können wir gern."


    Dreux:
    Dreux deutete Gregoire an, draußen zu warten. Greg musterte einen Moment die beiden, nickte knapp und begab sich dann nach draußen. Er wartete aber nicht vor der Tür, sondern ging ein Stück weiter den Flur runter, so dass er vor dem Fenster eine Rauchstange rauchen konnte.
    "Was genau befürchtest Du?", fragte Dreux seinen Bruder Ciel offen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Nun, genau das, was schon eingetroffen ist! Das ein jeder meint, das Leben irgendeines entfernten Verwandten oder eines Freudes sei es wert, dass ein Bluthexer dafür sein Leben riskiert! Du kennst Alexandres erbarmungswürdigen Zustand. Er ist noch immer dabei, sich von den Strapazen seiner letzte Wiedererweckung zu erholen. Die Bluthexerei ist nicht käuflich, sie ist nicht egoistisch und die Bluthexer sind nicht die magischen Huren von Leuten, die nicht akzeptieren können, dass der Tod zum Leben dazu gehört und sei er manchmal noch so grausam und sinnlos erscheinend."


    Dreux:
    "Das verstehe ich. Wie Vater immer sagt, alles hat seinen Grund. Allerdings gibt es auch einen Grund weshalb die Blutnekromantie existiert. Allerdings kann man nicht erwarten, dass ein lebender Mann sein vorhandenes Leben für einen Toten riskiert. Dass Greg seinem Verlobten helfen möchte, verstehe ich. Und das Brandur als Nekromant ganz sicher eine Bereicherung wäre ebenso. Aber das wäre jeder andere ihrer Magier auch. Wieso möchten diese es nicht an der Akademie versuchen? Vielleicht solltest Du bis zu einem endgültigen Nein abwarten und vorher mit Alex reden. Ich denke nicht, dass Greg ihn oder Dich wie eine Hure ausnutzen möchte. Allerdings möchte ich auch nicht, dass Greg dermaßen vehement rein nur noch auf Linhard reagiert. Linhard wird ein Teil unserer Familie und darüber kann er sehr stolz und froh sein. Vor allem in Anbetracht dessen, wie grausam seine Familie wohl einst war. Jene die hier sind, sind es aus guten Grund. Das ist uns auch klar. Keiner zahlt zig Millionen für eine Laune. Es ist ihnen ernst, allen die hier sind ist der Neuanfang ernst und das sie hier leben und sich mit dem Land verwurzeln wollen. Sonst hätten sie ihr Geld in die Azursee kippen können. Wir müssen auch schauen ob sich Greg verrennt. Sprich kommt das von ihm aus, da er Lin unbedingt beweisen will was er als Ehemann drauf hat, oder lässt er sich manipulieren oder wird er überhaupt manipuliert? Vielleicht ist es auch eine Mischung aus allem. Lin fragt, Greg knickt ein da er schließlich mehr von ihm möchte. Wir wissen es nicht, aber nur um Lin zu beeindrucken, werde ich nicht Alex Leben gefährden. Auch das muss klar sein".


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel blickte Dreaux sehr ernst an. "Mein lieber Bruder. Nicht ich fälle die Entscheidung darüber, wer wann von uns wiederbelebt wird. Du bist derjenige, der den Schlüssel zur Wiedererweckung in den Händen hält und der entscheidet, wer leben soll und wer tot bleibt. Bedenke aber - für ein unbedacht ausgesprochenes Ja, kann es sein, dass ein fähiger Bluthexer stirbt, der dir dann nicht mehr zur Verfügung steht. Zumindest aber ist er für wenigstens ein Jahr magisch außer Gefecht. Wir sind nur sehr wenige und noch weniger von uns beherrschen die höchste Kunst. Darum wähle weise und so, dass du die Wahl nicht noch bereust. Ich kann dich nur beraten und meinen Unmut äußern. Doch wenn du eine Wiedererweckung befielst, dann wird sie stattfinden. Was mich stutzig macht, ist, warum Gregoire nicht schwören will. Heißt das im Umkehrschluss, er würde alles weitertragen? An eine Familie von ... von ..." Ciel verkniff sich das Schimpfwort.



    Dreux:
    "Stimmt, so verrückt das klingt ich vergesse manchmal dass ich die oberste Macht im Staate bin. Wenn Alex Brandur wiedererweckt, aber Dir, mir, Vater oder Greg etwas zustößt, dann wäre er ein Jahr lang nicht in der Lage uns zu retten, ist das richtig? Ciel ein guter Berater berät, damit ich als Duc eine Entscheidung treffen kann. Ich muss nicht alles wissen, auch Vater weiß sicher nicht alles, er weiß wen er fragen kann und ich frage Dich. Du bist hier der Fachmann. Ist das so korrekt ausgedrückt? Nicht nur das Alex selbst sterben könnte, würde er es überleben und die Wiederbelebung gelingen, dann wären wir folglich ein Jahr ohne Schutz vor Verlust?"


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Das ist korrekt. Nach Ablauf des Jahres wäre eine erneute Wiedererweckung möglich. Ich selbst habe bereits meine Prüfung für den nächsten Rang beantragt. Ich bin momentan noch Adept, ein Schüler. Rang zwei. Ich hätte es nicht so lange schleifen lassen dürfen. Ich bereue es zutiefst. Der Tag müsste 48 Stunden haben!"



    Dreux:
    "Warum er nicht schwören möchte, möchte ich auch gerne wissen. Angst? Eigentlich sollte er vor uns keine Angst haben, wir drei sind ein Trio. So war es immer und so soll es auch bleiben. Es gibt Dinge die können wir nicht an Außenstehende weitertragen und auch nicht an die Frau oder den Ehemann. Sobald Du diesen Rang inne hast, könntest Du mich oder wen anderes wiederbeleben Ciel?"


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Ich bin dann kein Schüler mehr, sondern Hexer. Aber ich habe keinen Meistergrad inne. Ich wäre in der Lage, die Seele eines Sterbenden gewaltsam in dessen Körper zu halten, beispielsweise, wenn du durch einen Unfall oder einen Anschlag tödlich verwundet wärst. In dieser Zeit könnten die Umstehenden einen Heilmagier organisieren, der zu dir kommt und deine tödlichen Wunden heilt, so dass dur nicht stirbst. Aber ich kann den Tod selbst nicht kurieren. Dazu benötige ich den Meisterrang. Diesen strebe ich schnellstmöglich an, doch wird es dauern. Nun bin ich auch noch verlobt ..." Er rieb sich gestresst das Gesicht.


    Dreux:
    "Ganz ruhig, es war nur eine Frage um es zu verstehen. Was rätst Du mir? Alex anzuhören oder es abzulehnen? Einerseits möchte ich keinen von uns gefährden, das geht nicht. Andererseits möchte ich auch nicht Greg vor den Kopf stoßen. Die Sache scheint ihm extrem wichtig zu sein. Wie würdest Du entscheiden?"


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Alex wird tun, was du von ihm verlangst. Er wird dir, wenn du dich beraten lassen möchtest, die selben Bedenken äußern wie ich. Für eine Entscheidung sollten wir uns folgendes Fragen: Was würde eine Wiedererweckung Souvagne nützen? Was meinst du, Dreaux - was nützt ein lebender Brandur Souvagne? Und ist es das Wert, das Leben eines aufrichtigen Souvagners zu riskieren?"


    Dreux:
    "Das frage ich mich nicht. Ich frage mich, ist es das wert genau jenes Leben zu riskieren, dass selbst genauso viel Grausames erdulden musste, wie vermutlich Brandur oder einige aus Linhards Familie. Im schlimmsten Fall bedeutet es auf den Punkt gebracht - tauscht die Toten. Alex wäre tot, für einen Mann der ähnliches erlitt wie er. Ginge es darum, dass irgendwer stirbt, ein Schwerverbrecher hätte ich zugestimmt. Aber ich kann nicht einfach so über Alex Leben bestimmen, dass bisschen das er noch hat. Ich wüsste gerne, was genau einst geschah, etwas kann man sich denken, da Lin seinen Onkel besonders bedachte. Und etwas wurde uns auch erläutert. Aber ist es gerecht zwei Opfer gegeneinander aufzuwerten? Ist Brandur mehr wert als Alex? Sind sie sich nicht gleich, nur Alex hatte Glück? Wenn man es überhaupt so bezeichnen darf? Das Brandur Souvagne nutzen würde, glaube ich. Das was ich von Aimeric weiß ist, dass die Familie Linhards sehr fähige Nekromanten hat. Ihre Familie selbst hat fähige Geistmagier - sie werden das schon beurteilen können. Aber es geht hier um Menschenleben an sich - hätte ich die Gewissheit, dass Alex nicht in Gefahr ist, könnte ich es leichter entscheiden. Aber so lange ich keine Entscheidung fällen kann, bleibt es vorerst bei nein. Bis ich endgültig entscheiden kann. Dennoch werde ich einmal generell mit Alex reden, auch bezüglich Deiner Ausbildung".


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Die Entscheidung liegt letztlich bei dir. Für mich wäre der Gedanke, dass Alexandre stirbt, unerträglich, aber ich weiß auch, dass er nicht sehr alt werden wird. Er ernährt sich ungesund, fast nur von roher Leber und getrockneten Aprikosen, kümmert sich nicht darum, fit zu bleiben und wenn er krank ist, wartet er einfach, dass es vorübergeht, anstatt einen heißen Tee zu trinken oder sich zu schonen oder einen Heiler aufzusuchen. Doch meine Gefühle sind hier nicht von Belang. Es geht um das Wohl von Souvagne. Und für jeden Einzelnen aus unserer Familie würde ich Alexandre sich opfern lassen. Ich wünschte nur, ich wäre vorher in der Lage, ihn zurückzuholen ... wenn möglich gesund. Von daher ist es durchaus legitim, nach dem Nutzen der zu erweckenden Person für das Land und unsere Familie zu fragen. Soll ich Alex holen oder möchtest du an einem anderen Tage mit ihm sprechen?"


    Dreux:
    "Die vorrangige Frage ist, ist es das wert? Wie ich sagte, ich opfere Alex nicht leichtfertig, aber noch weniger Euch. Das heißt, verliere ich ihn, verliere ich im schlimmsten Fall einen von Euch, da ich ihn nicht mehr an meiner Seite habe als Rückversicherung. Etwas anderes wäre es, sobald Du ebenfalls über diese Macht gebietest. Du bist jung, stark und unverletzt. Er ist ein gebrochener Mann, der sich selbst opfern würde. Für wen ist da die Frage, würde man dieses ultimative Opfer verlangen? Darf man den egoistischen Wünschen eines Einzelnen nachgeben? Ja - wenn ich dieser jemand bin. Denn ich bin in dem Fall Souvagne und ich lasse jemanden wieder zurückholen, der im Notfall mich ersetzen würde. Sprich so dass unsere Linie erhalten bleibt. Habe ich mehr Möglichkeiten durch Dich und Dein Können, kann ich ganz anders entscheiden. Aber vorrangig habe ich unsere Blutlinie und unser Land zu sichern. Dazu gehört Euch zu behüten. Ich werde morgen in Ruhe mit Alex reden. Generell und speziell wegen diesem Fall. Und ich möchte gerne wissen, welche Voraussetzungen ein neuer Blutnekromant benötigt. Ich möchte hören, was Linhard dazu sagt wenn ich ihm anbiete, dass einer seiner Leute umschulen kann. Vielleicht hätte jemand doch daran Interesse?"


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Oberstes Gebot ist nach wie vor Geheimhaltung. Du kannst nicht mit dieser Kunst hausieren gehen. Wer über diese Macht gebietet, ist Freiwild. Als Blutnekromant ist man magisch und meistens auch physisch völlig wehrlos. Unsere Kunst ist rein defensiv und wir schwächen unsere Körper durch sie. Darum bedürfen wir des Schutzes der Krone und darum leben wir in diesen Katakomben. Es müssen absolut vertrauenswürdige Leute sein. Ich weiß nicht, wie das Wissen nach außen sicken konnte, doch du merkst die Auswirkungen. Es ist ein Rattenschwanz. Die Vorraussetzungen sind vor allem, dass der infragekommende Probant männlich, jung und gesund ist - und extreme Leidensbereitschaft für ein höheres Wohl aufweist. Natürlich muss er auch magisch bewandert sein. Von den Nekromanten, welche wir in Souvagne haben, kommen nur die allerwenigsten für eine Umschulung infrage. Meist stimmen entweder die physischen oder die psychischen Voraussetzungen nicht."


    Dreux:
    "Geheimhaltung ist bei mir selbstverständlich. Aber weiter zeigt auch die Frage, dass Ihr speziellen Schutzes bedürft. Wir sollten einige der Himmelsaugen für Euren Schutz abstellen. Sie sind ebenso der Verschwiegenheit und uns verpflichtet. Und sie müssen nicht wissen warum sie Euch zu schützen haben, sondern nur dass sie Euch zu schützen haben. Jung, männlich, magisch begabt - wäre Linhards Bruder. Vielleicht solltest Du den jungen Mann einmal neutral kennenlernen. Die Hochzeitsvorbereitungen könnten wir als Vorwand vorschieben. Laut meiner Information, er wurde ja eingebürgert und nobilitiert ist er 16 Jahre alt und schon bewandert in Geistmagie. Sagst Du Greg bescheid und kümmerst Dich um ein Treffen mit Alex? Ich finde Euer Orden muss etwas mehr ausgebaut werden und vor allem muss er wesentlich besser geschützt werden. Wie die Information durchsickern konnte, entzieht sich meiner Kenntnis".


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Was soll ich Greg sagen? Den Bruder von Linhard anzuvisieren ist eine gute Idee. Ich werde mal mit ihm reden. Alex kann jederzeit zu einem Treffen mit dir erscheinen. Er gibt selten Frontalunterricht, sondern verteilt lieber Aufgaben und kontrolliert dann deren theoretische und praktische Umsetzung. Er kann seine Schüler durchaus allein lassen. Die Himmelsaugen werden uns auslesen können. Sie werden wissen, was wir tun. Andererseits sind sie äußert zuverlässig. Es ist ein Balanceakt."


    Dreux:
    "Sie beschützen uns mit ihrem Leben und informieren uns, wenn sie mir eine Botschaft übermitteln, könnten sie mich auch auslesen Ciel oder nicht? Aber Du hast Recht, Vorsicht ist immer geboten. Vielleicht sollten wir besonders vertrauenswürdige Himmelsaugen auswählen. Sage Greg, dass es vorerst bei nein bleibt. Ich werde morgen mit Alex reden, er soll sich bitte dabei entspannen, niemand wird ihm was zu Leide tun. Im Gegenteil, er kann entspannt mit mir Kaffee trinken und dann von seiner Arbeit und seiner Leidenschaft berichten. Darüber redet er hoffentlich gerne. Ich hoffe Du kannst den jungen Hohenfelde anwerben, das wäre ein tatsächlicher Gewinn für uns und Souvagne, der Rest wäre auch ideal und schön, aber dass wäre für Euch und uns ein Treffer".


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Ich werde es ihm sagen. Greg hat ihm das letzte Mal mit dem Block gedroht, angeblich im Scherz aber Alexandre fand das nicht witzig. Er ist sensibel. Er gibt sich arrogant und besserwisserisch, aber es reicht ein verbindlicher Befehl und er gehorcht. Drohungen sind nicht notwendig. Ich bin sicher, er redet sehr gern mit dir über die Kunst, zu deren Entwicklung er so viel beigetragen hat. Er ist ausgesprochen stolz darauf und wenn du dich mit ihm gutstellen willst, bauchmiezel ihn ein wenig mit seinem Grips." Ciel blinzelte freundlich. Ciel erhob sich. "Danke für das Gespräch. Und dafür, dass niemand bei der Hochzeitsnacht zuschaut. Ich werde Greg Bescheid geben."


    Dreux:
    "Ganz ruhig Ciel, der letzte der diesem Mann droht bin ich - ich habe ihn nackt gesehen, womit soll man ihm noch drohen? Das wäre wie einen kleinen wehrlosen Regenwurm zertreten, gleichgültig wie er sich gibt. Vielleicht war Greg einfach wütend, aber er sah auch nicht was ich sah oder Du weißt. Nein ich werde ihm ganz sicher nicht drohen und befehlen werde ich ihm auch nichts. Ich werde ihn einfach um eine vollumfängliche Information bitten. So als wäre ich ein Schüler, den er unterrichtet. Er soll mir alles von Anfang bis Ende erläutern. Ich bin neugierig auf das was er geschaffen hat. Ich muss ihn nicht baumiezeln ich möchte das wirklich wissen. Er wird mit Kaffee und Leckerchen gemiezelt", lachte Dreux. "Danke ebenso, bis später".


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schmunzelte. "Du hast eindeutig eine bessere Menschenkenntnis als unser kleiner Bruder. Der hat es sich mit Alex ziemlich verdorben." Er drückte Dreaux, dann ließ er ihn allein, um Greg darüber informieren, dass er Linhard eine schlechte Botschaft überbringen musste.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg musterte Ciel der ihm entgegenkam. So wie es aussah benötigte er keine magischen Fähigkeiten um zu erfahren, das die Antwort bei nein blieb. "Es bleibt bei einem Nein richtig?", hakte er nach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel neigte ein wenig den Kopf, was einem Nicken entsprach. "Vorerst. Dreaux wünscht noch darüber nachzudenken."


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Nun dann werde ich es so ausrichten. Normalerweise wäre es ja eine endgültige Entscheidung gewesen, so besteht ja immer noch eine Resthoffnung. Auch wenn ich sagen muss, dass ich Eure Geheimhaltung unter Euch beiden nicht sonderlich gut finde. Aber vermutlich ist das eine Sache zwischen dem Duc und seinem Magier, vermute ich".


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel trat an Gregoire heran und umarmte ihn. "Hör auf. Rede nicht so. Wüsstest du, was ich dir anbot zu wissen, würdest du verstehen. Du warst es, der ablehnte, zu schwören." Er gab ihn wieder frei.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Das stimmt auch wieder. Ich weiß nicht was ich denken soll, ich bin durcheinander", gestand Greg ein.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Warum?", fragte Ciel besorgt. "Was ist los mit dir?"


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Ich weiß es nicht, ich muss selbst darüber nachdenken, aber ich fühlte mich von Euch ausgeschlossen. Natürlich ändert sich alles, sobald man seine eigentliche Aufgabe übernimmt, aber dass mich vor den Kopf stößt hätte ich nicht gedacht. Vielleicht bin ich auch einfach zu dünnhäutig im Moment. Lassen wir es gut sein und konzentrieren wir uns auf die Hochzeit", bot Greg an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel sah ihn ernst an. "Du schließt dich selber aus. Auch, indem du nun schweigst. Bitte sag mir, was mit dir los ist."


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Ich weiß nicht wie ich Euch vertrauen soll, wenn Ihr mir etwas verschweigt. Und wieso soll ich auf meine Kinder schwören? Ich werde garantiert nicht gegen Dreux als Duc sprechen, aber ich schwöre nicht beim Leben meiner Kinder für irgendetwas, dass hätte Euch klar sein sollen. Warum verlangt Ihr so etwas?"


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Weil es um eine Sache geht, deren Geheimhaltung von höchster Priorität ist. Dass du nicht schwören willst, zeigt mir, dass du dir über die Schwere der Bedeutung nicht im Klaren bist. Du hättest es ihm weiter erzählt. Du fragtest ihn, wem seine Treue gilt. Nun, vielleicht wäre es an der Zeit, dich das zu fragen."


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg nickte ganz langsam und knapp. "Das stimmt, ich habe mich nicht selbst hinterfragt. Ich wollte Euch nicht angreifen. Entschuldigt", bat er leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel legte ihm die Hand an die Wange und drückte seine Stirn an die von Greg. "Schlaf eine Nacht drüber. Denk in Ruhe über alles nach. Lass uns nicht im Streit auseinander gehen. Es ging nicht gegen dich und das wird es auch nie. Es geht pro Souvagne. Das ist alles."


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "In Ordnung, ich werde eine Nacht darüber schlafen. Ich glaube Dir Ciel und ich denke nicht das Dreux mir schaden möchte. Wollte er, hätte er der Hochzeit gar nicht erst zugestimmt. Wir streiten uns nicht", antwortete Greg und küsste seinen Bruder auf die Stirn. "Wir sehen uns morgen", sagte Gregoire. Er zündete sich noch eine Rauchstange an, nickte Ciel knapp zu und machte sich auf den Heimweg.

  • Die letzten Novizen hatten den Tempel des Blutes verlassen. Alexandre war gerade dabei, die Kapelle von innen zu verriegeln, als ein grün leuchtender Geist durch die verriegelete Tür geschwebt kam. Der Geist trug Dreispitz und Mantel, einen Gehstock und blieb in einigem Abstand vor Alexandre stehen. Ohne den Erzmagier anzusehen, musterte er die Kapelle.
    »Guten Abend. Souvagnische Sitten sind bisweilen durchaus interessant. In Naridien wäre niemand auf die Idee gekommen, sich des Nachts in einer Kapelle einzusperren, in welcher nichts als eine Statue des Ainuwar zu finden ist. Gedenken Sie, auf dem Fußboden zu übernachten?«
    Der Geist hatte einen starken naridischen Akzent, sprach aber fehlerfrei Asameisch. Alexandre war kurz erschrocken, als der Geist so plötzlich vor ihm aufgetaucht war, doch ansonsten fürchtete er diese Art der Erscheinung nicht. Er blieb stehen und wich nicht zurück.
    »Bitte verlassen Sie diese Kapelle. Es hat seinen Grund, warum ich sie abschließe, nämlich jenen, dass Außenstehende nicht um diese Uhrzeit hineingelangen sollen.«
    »Vergeben Sie einem alten Mann, das war mir unbekannt. Sie sollten ein Schild aufhängen.«
    »Nun wissen Sie es. Bitte gehen Sie.«
    Der Geist betrachtete die zahlreichen schweren Roben, die von Alexandre herabhingen. »Sie sind der erste Uneingeweihte, der nicht wahlweise kreischt oder in Ohnmacht fällt bei meinem Erscheinen ... Herr Kollege. Darf ich daraus schließen, dass sie den Umgang mit Geistern gewohnt sind?«
    »Ich denke nicht, dass 'Kollege' die richtige Bezeichnung ist.«
    »Nicht? Sie sehen mir aus wie ein Magier.«
    »Das macht uns nicht zu Kollegen.« Unnötigerweise schloss Alexandre erneut die Tür auf und hielt sie auf, um seine Aufforderung zu unterstreichen. »Wenn Sie nun die Güte hätten zu gehen!«
    »Nein, die habe ich nicht. Ich bin tot, ungebunden und begierig zu erfahren, wie es an diesem wundervollen Ort so aussieht.«
    Alexandres bleiches Gesicht bekam einen zarten roten Schimmer, als er wütend wurde. »Dazu haben Sie kein Recht!«
    »Ich bin tot. Irdische Gesetze scheren mich nicht länger. Hindern Sie mich doch.« Der Geist schwebte in Richtung der nach vorn geschobenen Statue, hinter der der Geheimgang offen lag. Alexandre ballte unter seinem langen Robenärmel eine Faust. Der Geist betrachtete das steinerne Abbild Ainuwars. »Welche Kunst üben Sie aus? Nekromantie vermutlich nicht, auch wenn dies meine erste Vermutung war - sonst hätten Sie mich bereits gewaltsam der Kapelle verwiesen. Eine andere Form der Geistmagie? Elementarmagie? ... Blutnekromantie?«
    Alexandres Gesicht verriet nichts außer seiner ohnehin schon vorhandenen Wut. Genau wie alle Mitglieder des Hochadels konnte er die meisten seiner Gefühle gut verbergen, sofern sie nicht an seinem Trauma rührten. »Das geht Sie nichts an und nun verschwinden Sie.«
    »Bedauerlich. Ich hätte mich über einen Plausch auf akademischem Niveau gefreut.« Der Geist betrachtete weiterhin die Statue, ohne den offenen Geheimgang zu bemerken. »Wollen Sie die Nacht wirklich hier auf dem Boden verbringen?«
    »Nein, ich möchte eine Andacht halten, und zwar ungestört. Da ich der Kaplan dieser Kapelle bin, obliegen mir die Gebete im Namen der Krone.«
    »Ganz ohne Zubehör?«
    »Es sieht so aus.«
    Der Geist schwebte endlich wieder fort von der verrückten Statue und sah Alexandre erneut an. »Gut. Auch ich bin ein Anhänger Ainuwars. Ich werde Ihnen dabei ein wenig Gesellschaft leisten, um die religiösen Sitten von Souvagne zu studieren.«
    »Nein, das werden Sie nicht!«
    Der Geist schmunzelte, als Alexandre ihn anschrie und neigte den Kopf etwas zur Seite. »Ein Nekromant, der Geister kontrollieren könnte, wäre nun nützlich oder? Haben Sie keinen Hofnekromanten in Beaufort?«
    »Nun, bislang gab es daran keinen Bedarf. Und ab dem 7. des fünften Mondes wird generell kein Bedarf mehr bestehen, wenn die Nekromantie vollumfänglich einer landesweiten Ächtung unterliegt. Aufdringliche Geister gehören fortan der Vergangenheit an.«
    »Was, wenn jemand sich daran nicht hält? Wenn Untote das großherzogliche Schloss unsicher machen?«
    Alexandres Blick verfinsterte sich. »Lassen Sie das unsere Sorge sein.«
    »Gegen Vampire und Ghule mag es ja die eine oder andere Technik geben ... doch wie sieht es mit Geistern aus? Geister können mehr als nur spuken. Sie können spionieren und generell sehr unangenehm werden. Ich könnte die Großherzogin im Badezimmer besuchen. Oder den Großherzog während einer Unterredung mit seinen Beratern. ICH werde das natürlich nicht tun, das verbietet mir meine gute Erziehung. Aber der eine oder andere Geist mag dies anders sehen. Ich entspreche nun Ihrem Wunsch und lasse Sie ungestört Ihre Andacht verrichten. Vielleicht überlegen Sie es sich, ob ihnen an fachlicher Konversation gelegen ist. Sie finden mich in der Bibliothek. Einen schönen Abend wünsche ich Ihnen, Herr Kaplan.«
    Damit flog der Geist würdevoll zur Tür hinaus. Alexandre schloss rasch die Tür, verriegelte sie und flüchtete hinab in den Tempel. Dort riss er mehrere Bücher aus dem Regal und suchte darin verbissen nach einer Möglichkeit, blutleere Geister zu bannen. Irgendeine Nische, irgendeine Lücke, irgendeine Schwachstelle, die den Einsatz eines Nekromanten überflüssig machen würde!

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  • Gregoire Verrill de Souvagne
    Gregoire hatte sich mit Linhard zum Meer verzogen. Dort hatte er seinem Verlobten alles erzählt. Im Grunde konnte man sagen, er hatte ihm seinen ganzen Unmut vor die Füße gekotzt. Danach fühlte er sich besser, aber als sie zurück zum Hof reisten, fühlte Greg wieder die kalte Wut in sich aufsteigen. Er betrachtete den Hof samt Palast vom Rücken Aquilas aus der Vogelperspektive. Dies war nun Dreux Machtzentrum, solange bis ihr Vater zurückkehrte. Und vielleicht sogar darüber hinaus, was Greg nicht hoffte. Aber sein Verlobter hatte Recht, er konnte es sich nicht leisten, sich mit seinen Brüdern zu verstreiten. Denn schlimmstenfalls konnte Dreux ihm sogar die Hochzeit verbieten und diese abblasen. Das einzige was er tun konnte, war die Rückkehr seines Vaters abzuwarten und zu hoffen, dass die beiden nicht zuviel Oberwasser in Ehveros erhalten hatten. Er strich Linhard einmal kurz über den Rücken und bedauerte dass der Flug schon endete. Aquila setzte zur Landung an. Das große Drachenhuhn landete mitten in den Rosenrabatten. So ein Pech aber auch... Greg schnallte sich ab und sprang vom Huhn. Er wartete auf Linhard. Gemeinsam führten sie das Huhn zurück in den Stall, ehe sie sich ins Quartier aufmachten um Brandur die schlechte Neuigkeit zu überbringen.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Wir sind wieder zurück Brandur«, sagte Greg freundlich als sie wieder das Quartier betraten. »Ich musste kurz den Kopf frei bekommen«.


    Brandur von Hohenfelde
    »Doch nicht der erste Ehekrach?«, fragte Brandur besorgt. Es wäre ein Jammer, wenn die gerade in Aussicht stehende Machtposition von Linhard so jäh wieder in ungreifbare Ferne rücken würde - abgesehen davon, dass sein Junge wirklich glücklich mit seinem Verlobten zu sein schien.


    Linhard von Hohenfelde
    »Wir hatten keinen Krach Paps, Greg mit seinen beiden Brüdern, aber das soll er Dir selbst erzählen«, antwortete Linhard. Er machte es sich auf dem Sofa gemütlich, zündete sich eine Rauchstange an und gab sie an Greg weiter um sich dann eine eigene anzuzünden.


    Brandur von Hohenfelde
    Auch Brandur ließ sich, geisterhaft wie er war, auf einem gepolsterten Stuhl in der Sitzecke nieder und lauschte, halb besorgt, halb ausgesprochen interessiert. »Was drückt dir auf der Seele, Schwiegersohn?«, fragte er Verständnisvoll.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Genauso ist es. Setz Dich bitte zu uns. Ich habe Dir eine schlechte Neuigkeit mitzuteilen, die Antwort lautet weiterhin nein. Weder Dreux noch Ciel sind bereit Dich wiederbeleben zu lassen. Kein Argument konnte sie überzeugen. Sie haben mir verdeutlicht, dass es zum Wohle Souvagnes sein müsste. Das Du nicht eines natürlichen Todes gestorben bist, dass Du mein Schwiegervater bist, dass Du eine Bereicherung für die Akademie wärst - alles unbedeutend. Sie haben mir klar und deutlich gesagt, dass dies rein egoistische Wünsche wären, da jemand nicht mit dem Verlust klar kommt. Warum sie nicht gleich gesagt haben, dass Linhard weich in der Birne ist - verstehe ich nicht. Entschuldige Lin, aber das haben sie damit ja angedeutet. Und übersetzt heißt dies ja auch, nur wer Souvagne dient, wertvoll ist, wird gerettet. Ich selbst zähle nicht dazu. Weder bin ich Duc, noch bin ich Magier... noch bin ich relevant. Der zweitgeborene bekleidet normalerweise ein besonderes Amt oder im Falle des Todes des ersten Sohnes, besteigt er den Thron. Die Sorge muss Dreux ja nicht haben, er wird vermutlich der erste Duc sein, der über 1.000 Jahre herrscht, er hat ja seine Magierrotte am Arsch. Kaum verreckt sitzt er wieder neu auferstanden auf dem Thron. Vermute ich jedenfalls. Dann Du kannst es Dir nicht vorstellen, der Lächerlichkeit kaum zu überbieten, verlangten die zwei Lackaffen von mir dass ich auf das Leben meiner Kinder schwören soll, wenn sie mir erklären warum sie nein sagen! Entschuldigt meine brüske Wortwahl, aber ist das nicht Hohn? Ein purer Schlag ins Gesicht? Ich soll auf das Leben meiner Kinder schwören! Sollen sie mir doch auf das Leben ihrer Kinder schwören mir nicht schaden zu wollen! Was soll denn bitte sowas? Ich habe Lin alles erzählt was ich sonst noch so dachte - hier werde ich das nicht wiederholen, man sagt manche Wände haben Ohren. Und manche Dinge bleiben nicht geheim, wenn Federvieh in der Nähe ist. Aquila kann uns nicht belauscht haben, ich vermute sie ist sauber. Zudem saßen wir weit entfernt und die Meeresbrandung hat ihr übriges getan. Ich weiß nur eines, dass was sich da zusammenbraut ist ein gewaltiges Unwetter und ich habe zwar ein tolles Haus, leider nur keinen Blitzableiter. Du verstehst was ich Dir sagen möchte? Lin hat gesagt, falls das Unwetter weiter anhält, weiß er wo man Blitzableiter erwerben kann«.


    Brandur von Hohenfelde
    »Linhard, bitte biete deinem Verlobten etwas Gebäck an. Du siehst doch, dass er jetzt welches braucht. Nund zu Euch, Gregoire. Bitte erläutert mir zunächst die Sache mit dem Federvieh. Was genau meint Ihr damit, dass Dinge bei ihrem Nahsein nicht geheim blieben? Dass Ihr auf das Leben Eurer Kinder schwören solltet, bedeutet ganz einfach, dass es um eine sehr wichtige Sache ging. Der dritte Bruder ist Magier, sagtet Ihr. Welche Form von Magie beherrscht er? Das sollte man vielleicht wissen.« Zu den ›Blitzableitern‹ wagte er nicht, etwas zu sagen, weder im Guten noch im Schlechten, da er sich damit momentan zu weit aus dem Fenster lehnen würde. Sollte Gregoire darunter das selbe verstehen wie die Hohenfeldes, musste er von sich aus deutlicher werden. Genau so gut könnte das aber auch eine Falle sein, um die Loyalität der neuen Untergebenen zu prüfen. Sie mussten auf der Hut sein. Die Familie des Ducs war alles andere als dumm.


    Linhard von Hohenfelde
    »Entschuldige, stimmt Paps. Hier nimm Verrill«, sagte Lin und reichte ihm die Schale voller Kekse.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Himmelsaugen, ich rede von den Himmelsaugen. Linhard wird sie kennenlernen, ein Orden von Geist-Kampfmagiern die mit Vögeln arbeiten. Meist Raubvögeln, Falken, Eulen, Adlern. Sie überwachen Souvagne, den Hof, sie beschützen die Krone. Sie waren es, die den Verrat des Ordens der Autarkie aufdecken und alle bis auf den letzten Mann niederstreckten. Also würde ich als Fremdländer in der Nähe eines Falken Unsinn über den Duc erzählen, weiß es sein Himmelsauge sofort. Ihr werdet sie wie gesagt kennenlernen, denn auf jeder Scholle ist ein Himmelsauge stationiert. Sie sind Nennadel, dass heißt sie können, dürfen und werden Recht sprechen wenn dies erforderlich ist. Auch auf Deiner Scholle, mit oder ohne Deinem Einverständnis, ihre Loyalität gilt ausschließlich dem Königshaus - uns. Wir alle genießen ihren Schutz, aber ihre Treue und die Befehlsgewalt über sie liegt allein beim Duc. Ich kann ein Himmelsauge um Beistand bitten, sie werden es nicht ablehnen. Du kannst dies als Marquis ebenso. Allerdings könnte er auch dankend ablehnen, jede Order vom Duc geht vor. Der Rest ist eine Aktion des guten Willens des Auges. Also gleichgültig wer Du bist, solange Du nicht der Großherzoglichen Familie angehörst, solltest Du Respekt vor den Himmelsaugen haben. Viele Adlige haben selbst welche in den Familien, dies ist eine große Ehre. Maurice de la Cantillion - einer Eurer Verwandten nicht wahr? Er ist nicht nur Geistmagier, er ist ein Himmelsauge. Würde ein Verbrecher draußen auf der Straße jemanden ausrauben, wird mit der Verfolgung oft auch ein Himmelsauge beauftragt. Der Vogel verfolgt den Verbrecher und sagt seinem Magier wo er hinflieht. So ist unsere Aufklärung meist ziemlich hoch. Zudem meldet ein Auge es dem anderen auf magischem Weg. Das heißt binnen einer Stunde ist das Land mobil gemacht gegen Dich als Verbrecher. Wo Du auch hingehen wirst, sieht dich ein Vogel bete das es keiner von den Himmelsaugen ist - denn sonst winkt der Block. Werden sie eingeschaltet ist meist das Ende vom Lied, der Block. Es gab in der Geschichte nur drei oder vier Straftäter die den Himmelsaugen entkommen sind. Das war weil sie hervorragende Ortskenntnisse hatten, oder extremes Glück. Einer wurde nicht gefasst weil er von den Klippen stürzte. Der letzte Kerl der es schaffte war ein vermummter Krimineller der die Massenmörderin Derya Letnaux vor dem Schaffott befreite und dabei zig Büttel und fast einen Henker umbrachte. Er hat ihnen auch eine lange Nase gedreht, aber soweit ich weiß wurde er dabei trotzdem angeschossen. Lange her, aber die Leute gehen dann in die Analen der Himmelsaugengeschichte ein. Und so lange die Person vermeintlich lebt, steht sie auf deren Abschussliste. Sollte man also diese drei Verbrecher jemals finden, werden sie nicht einfach auf dem Block enden, sondern am Pfahl. Wenn Ihr wisst was das heißt, sie werden öffentlich lebendig aufgespießt - gepfählt als Demonstration, dass das Gesetz niemals schläft und nichts durchgehen lässt. Drum sollte man nicht unbedacht in Nähe von Federvieh sprechen. Auch ein blöder Witz kann dann schnell der letzte sein«.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur horchte interessiert auf. »Derya Letnaux ... gibt es ein Kopfgeld? Oder einen sonstigen Lohn? Ich frage nur aus Interesse, als Geist benötige ich ja keinen Schlaf und habe viel Zeit für Gedankenspielereien. Ihr habt die Frage, welche magische Disziplin Euer Bruder ausübt, vermutlich absichtlich überhört, also will ich nicht weiter nachbohren. Welchen Ruf haben die Himmelsaugen? Sind sie bei der Bevölkerung gefürchtet oder werden sie als Wächter der Ordnung verehrt?«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Nein ich habe es nicht überhört Brandur, ich weiß es nicht. Keine Ahnung welche Magie Ciel ausübt. Mächtig kann er jedenfalls nicht sein, dass klingt jetzt ziemlich bösartig, aber ich meine das nicht auf widerwärtige Art, sondern rein logisch. Er ist ständig mit allem beschäftigt. Er hatte die Verteidigung des Landes gemeinsam mit Dreux organisiert, ich hatte dabei nichts zu tun. Hätte mir zu denken geben sollen. Jedenfalls ist er auch mit der Aufgabe betraut gewesen diese Derya zu jagen. 2.000 Taler verdienst Du, wenn Du sie fängst - 5.000 Taler wenn Du ihren Befeier auslieferst. Also wenn Du Hinweise hast, die zur Ergreifung von einem der beiden führen. Ich würde mich von der Frau fernhalten, sie hat Männer gefressen. 46 Stück angeblich, hat sie ans Bett gebunden, sie durchgenudelt, ihnen danach die Schwänze abgebissen und während sie ausbluteten hat sie sie ausgeweidet und aufgefressen. So stand es im Büttelbericht, die Nachricht des Comte war etwas zahmer, vermutlich für seichte empfindliche Gemüter. Verständlich oder? Die 2.000 Taler wären also sehr schwer verdientest Geld, es sei denn man ist eine Frau. Da muss man ja nicht fürchten gefressen zu werden. Die Himmelsaugen haben beides als Ruf. Sprich sie sind Respektspersonen, die Leute sind froh wenn sie sich einer Sache annehmen, aber zeitgleich fürchtet man sie auch. So ist es auch mit den Bütteln. Jeder ist froh wenn sie anrücken, dennoch gibt es dabei immer ein leichtes Unbehagen, keiner möchte versehentlich in ihre Fänge geraten. Aber das ist eben so, das kennt jeder Adlige. Ihr werdet selbst eine Staffel von Bütteln aufstellen auf Euren Schollen. Ich würde dazu vorschlagen, dass Ihr Eure Büttel mit Hellebarden ausstattet. Die sicherste Waffe. Langwaffe, dem Büttel kann nichts geschehen und ist ein Krimineller hoch zu Roß wird er runtergezogen. Die Investition lohnt sich wirklich. Mir würde auch ein einheitliches Bild der Büttel gefallen, damit sie gleich von der Bevölkerung erkannt werden. Das schafft doch zusätzlich ein Sicherheitsgefühl, wenn man sie auf den ersten Blick erkennt«.


    Brandur von Hohenfelde
    »Ihr, sagt Ihr? Nun, ich für meinen Teil werde keine Scholle haben, da ich am 7.5. das Antlitz Asamuras erneut verlassen werde und dies vermutlich dann für immer. Wenn der Duc mein konsequentes Ableben befielt, müssen wir uns dem beugen, nicht wahr? Vielleicht bin ich darum auch ein wenig wissbegieriger als sonst, ich möchte meinen Sohn und meinem künftigen Schwiegersohn bis dahin ein guter Berater sein können. So habe ich eine weitere Frage, die auf den ersten Eindruck hin indiskret klingen könnte - habt Ihr den besagten Bruder einmal leicht bekleidet oder nackt gesehen?« Brandur musste sich ein Schmunzeln verkneifen, als Gregoire über Derya sprach. Er freute sich, dass Linhard es hörte, was für eine Abscheulichkeit sie war. Und nach dieser bildhaften Beschreibung ihrer Taten würde er es sich hoffentlich überlegen, ob er weiterhin Zweisamkeit mit ihr wünschte.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard musterte seinen Paps und schaute kurz auf seinen Keks, den er dann lieber beiseite legte. Er wusste wer der Befreier war, dass konnte er sich an einem Finger abzählen und er hatte schon die Narbe auf Archibalds Schulter gesehen. Lin kannte sich mit Narben aus, wie jeder Schwertmeister, dass war eindeutig ein Armbrustbolzen gewesen. Langsam schüttelte Lin den Kopf hinter Greg, dass Brandur über Arch und Derya schweigen möge.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Weder hat er mich, noch habe ich ihn nackt gesehen. Weshalb?«, fragte Greg grinsend.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur blinzelte auf Linhards Kopfschütteln einmal etwas langsamer als sonst. Es war eine lautlose Zustimmung. Er würde schweigen - vorerst. Er unterhielt sich dabei weiter mit Gregoire, als sei nichts gewesen. »Ihr grinst so amüsiert?« Brandur musste ein wenig zurückschmunzeln. »Die Frage bezieht sich darauf, ob Ritualnarben an seinem Körper erkennbar sind.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Achso, ich dachte die Frage zielt auf was anderes ab. Nein er geht wie ich immer hochgeschlossen, keine Ahnung ob er Narben hat, aber das kann ich herausfinden. Wie sehen Ritualnarben aus? Linhard hatte die Idee dass Du gemeinsam mit einem nekrotischen Verwandten vor die Grenze Souvagnes ziehst im Ernstfall. So dass Du wenigstens als Geist erhalten bleibst. Aber sollte Vater zur Hochzeit zurück sein, werde ich mit ihm darüber sprechen. Noch ist ja nicht alles verloren, höchsten 98 Prozent«.


    Brandur von Hohenfelde
    »Nun, Ihr wurdet von Euren Brüdern ausgeschlossen. Es spräche aus moralischer Sicht nichts dagegen, sich ein Stück der Wahrheit selbst zu holen, finde ich. Warum wissen die beiden etwas, das Ihr nicht wissen dürft? Seid ihr nicht der Zweite in der Thronfolge - VOR dem Magier? Es ist natürlich nur die subjektive Meinung eines alten Mannes, der obendrein tot ist.« Er blickte traurig zu Linhard. »Was sollte ich allein in Naridien? Mein Platz ist an der Seite meiner Familie, schon immer gewesen. Ich lebte wahrlich lange genug im Exil. Genug ist genug. Ich werde bei Linhard leben, oder überhaupt nicht.«


    Linhard von Hohenfelde
    Lin nickte zustimmend. »Du kennst meine Antwort drauf, auch wenn Du es verbietest«, gab Lin zurück und aß nun doch den Keks, der ihm überhaupt nicht mehr schmeckte.


    Brandur von Hohenfelde
    »Ja, ich verbiete es«, polterte Brandur. »Nach wie vor!« Und mit einem dünnen Substanzfaden, den er an Linhard andockte, kommunizierte er: ›Dann lass dir gefälligst etwas einfallen, aber SO geht Linhard von Hohenfelde nicht von dieser Welt! Ich bin nicht gestorben, damit du mir folgst, sondern damit du lebst!‹


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Er ist niemand in der Thronfolge, er ist der Bastard der Zweitfrau. Aber die Zweitfrau ist die Lieblingsfrau unsere Vaters. Und der Wahrheit geschuldet ist sie sogar eine herzlichere und liebevollere Person als meine Mutter. Unsere Mutter ist etwas unnahbar, so könnte man es sagen. Liebevoll aber immer etwas distanziert, selbst zu ihrem Mann. Gut es war keine Liebesheirat, dennoch respektieren sie sich. Und sie respektiert uns. Ich achte meine Mutter, aber ich würde nicht sagen dass ich sie so liebe, was andere unter Mutterliebe verstehen. Dafür hatte ich meine Amme, aber ich denke das ist Euch ebenso bekannt. Min hingegen ist zwar nicht gerade hochintelligent, aber sie hat das Herz am richtigen Fleck, sie ist ein Mama-Typ. Liebevoll, besorgt, mütterlich - eine Mutter, Mama und Amme in einem. Ich mag sie sehr und Vater liebt sie abgöttisch. Und ich vermute genau deshalb hat Ciel den Status eines anerkannten Sohnes erhalten. Das sei ihm auch gegönnt, nur hat er mir deshalb meinen Platz nicht streitig zu machen. Ich werde seinen Leibdiener mal gehörig aushorchen. Der gute Ferrau nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau - er schuldet mir noch was. Sonst lernt mich der Bursche kennen«.


    Linhard von Hohenfelde
    »Das sage ich nicht um Dich zu ärgern, sondern weil ich Dich vermisse. Ich versuch es«, murrte Lin.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg ging rüber zum Sofa und schaute auf Linhard runter. »Dein Vater hat Recht, sag sowas nicht. Solange Du nicht allzugroßen Schaden anrichtest, werde ich Dich retten lassen. Aber wenn Du die Grenze überschreitest, wird es kein zurück mehr geben. Nicht für Dich, nicht für ihn. Du wolltest es mit mir versuchen Lin, also versuch es auch. Zudem tut sowas weh zu hören. Ich versuche Dir die ganze Zeit zu zeigen wie schön das Leben sein kann. Gut vergiss mal den heutigen Tag, der war auch für mich bescheiden. Aber dennoch ist das Leben schön. Unabhängig von durchgeknallten Brüdern und ihren Machtspielchen. Am Meer sitzen war schön, im Cafe lecker essen und trinken war doch schön, der Ausritt zu Pferd war schön und der Ausflug mit dem Huhn doch auch. Und noch einige andere Dinge, die Brandur sicher nicht hören möchte. Du hast Leute die Dich vermissen würden und wenn es nur einer ist, ist doch was oder? Einen gibt es mich«.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur nickte freundlich. »Zwei. Ja, das alles ist mir bekannt, wie den meisten unseres Standes. Ebenso ist verständlich, warum der Duc seine Zweitfrau mehr liebt als die Erste, mir ging es genau so und die Zweite war nicht einmal meine Frau, sondern nur Geliebte. Mehrere Frauen zu heiraten, ist in Naridien nicht gestattet. Und mir war keine freie Wahl vergönnt, so wie Eurem Vater vermutlich ebenso nicht bei der Wahl seiner Hauptfrau. Dennoch sollte man als Vater darauf achten, keines seiner Kinder ins Abseits zu drängen. Es führt zu so viel Elend ... Linhard, bitte gib Gregoire noch einen Keks. Und iss deinen auf. Versucht es ruhig über den Leibdiener herauszufinden. Aber kann man seinem Wort trauen, sollte er verneinen? Angenommen, der Magier hätte Ritualnarben - dann wüsste sein Leibdiener sicher um deren Bedeutung und um das ganze Geheimhaltungsgewese. Ritualnarben erkennt man an ihrer Gleichmäßigkeit, an ihrer Geplantheit. Sie sind oft parallel angeordnet und bilden so ein charakteristisches Muster. Bei einem Blutnekromanten wären sie sicher an Stellen mit besonders dünner und zarter Haut zu finden, über nahe der Oberfläche verlaufenden Blutgefäßen.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Es lag nicht an unserem Vater, im Gegenteil er war zu uns immer liebevoll und sehr gerecht. Er gab sogar mir und Ciel einen eigenen Titel samt dazugehöriger Scholle und zwar unterstehen wir damit direkt dem Duc. Solange es Vater ist, ist dies im Moment kein Problem. Sobald es Dreux ist, bleibt oder wieder sein wird - keine Ahnung. Ferrau ist nicht für seine Ehrlichkeit bekannt. Mich hat er auch belogen. Erst behauptete er, er wäre Heiler und seine Familie und dann hat er nur in der Wäscherei gearbeitet. Ich wollte das verlogene Schwein auspeitschen lassen. Belügt einen seiner Herrn nach Strich und Faden. Jeden Tag hat er neue Fähigkeiten der Lump«.


    Linhard von Hohenfelde
    Lin reichte breit grinsend Greg und Brandur einen Keks. Den von Brandur aß er dann mit verlegenem Schulterzucken doch selbst. »Verrill... hör mal kurz zu, Ferrau hat nie gesagt er wäre Heiler. Er war auch nicht in der Wäscherei tätig, sondern in der Küche. So hat er es mir erzählt uns allen«, lachte Lin.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg nahm den Keks entgegen und aß ihn auf. »Na bitte, sogar Dir erzählt er was ganz anderes als mir diese Hundsfott! Morgen war sein Vater Himmelsauge, warte nur ab. Aber das Bürschchen greife ich mir«.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur lächelte Linhard freundlich an. »Ich kann leider keinen Keks mehr annehmen, doch du weißt, was mir die Geste bedeutet. Bitte achte darauf, dass dein Gregoire nicht das Maß an Ausgrenzung erleiden muss, wie du es musstest, das tut meinem alten Herzen ja schon vom Zuhören weh. Wie wäre es, wenn Ihr diesen Ferrau gleich fragen geht, Hoheit? Oder ihn herholen lasst? Eine solche Frage sollte doch fix beantwortet sein.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Stimmt, solange ich noch was zu sagen habe«, murrte Greg und stampfte vor die Tür. Er schnappte sich einen der Gardisten die vor seinem Flügel Wache hielten. »Holt mir umgehend Ferrau hierher. Es ist von höchster Dringlichkeit, wie ist gleichgültig nur schafft diesen Mann heran!«, befahl er. Der Gardist salutierte und eilte davon.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg ging zurück in sein Quartier und hockte sich zu Lin aufs Sofa. »Gleich müsste er hier sein, dass heißt, wenn Ferrau unterwegs tätig ist. Sonst haben wir gleich meinen Bruder hier... Der ganze Mist wäre nicht geschehen, wäre mein Vater hier«, stöhnte Greg.


    Linhard von Hohenfelde
    Lin setzte sich auf und legte Greg einen Arm um die Schulter. »Das wird schon, es wird sich aufklären oder Du wirst Dein Amt, Dein Rang und Deinen Posten verteidigen. Wie dass werde ich Dir sagen, vertraue mir. Jedenfalls musst Du keine Angst haben, dass sie Dich ausboten können. Natürlich könnte Dreux Dir sogar Deinen Titel entziehen, aber warum sollte er das? Sie behaupten doch, es geht ihnen nicht darum Dir zu schaden. Das würde ja genau das Gegenteil beweisen«.


    Brandur von Hohenfelde
    »Das werden wir ja gleich sehen«, erwiderte Brandur und war sehr gespannt, wer nun zu ihnen kommen würde, der Diener oder der Magier, den er zu gern einmal kennenlernen würde. Aber das würde er sicher ohnehin früher oder später.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Die Gruppe wartete eine halbe Stunde, dann kam der Gardist zurück und hatte einen äußerst verängstigten Ferrau im Sicherungsgriff bei sich. Der Mann klopfte an und Zerbino ließ ihn samt seinem Gefangenen eintreten.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Danke, haltet bitte vor der Tür Wache und falls jemand um eine Audienz bittet - wir sind beschäftigt«, befahl Greg. »Jawohl Herr«, bestätigte der Gardist und bezog vor der Tür Stellung.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg lächelte freundlich, aber als sich die Tür schloss, war das Lächeln von seinem Gesicht gewichen. Mehr noch, es sah so aus als hätte es nie existiert und nur eine einzige Antwort trennte Ferrau davon ob er diese Räume lebend verließ oder im Leichensack. »Ferrau... Du wirst uns einige Fragen beantworten«, befahl Greg.


    Ferrau
    Ferrau wischte sich über die Augen und versuchte seine zitternden Knie unter Kontrolle zu bekommen. »Ja Herr...Herrr«, antwortete er und blickte verstohlen zur Tür in der Hoffnung, dass Ciel ihn retten würde.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg nahm sich den Kaminhaken und tippte damit Ferrau unters Kinn. »Schau Du weißt was man mit Lügnern macht und Du hast Dir leider zur Angewohnheit werden lassen, mich als Dein Hauptopfer zu erwählen. Lustig... amüsant... wir werden es sehen. Ich möchte Dir nicht schaden, aber wenn Du mich zwingst, werde ich das tun, was man mit Lügnern allgemeinhin macht und ich werde es persönlich tun, ich werde Dich brandmarken Ferrau. Also wirst Du meine Frage wahrheitsgemäß beantworten?«, fragte Greg und schob den Haken in die Glut des Kamins.


    Linhard von Hohenfelde
    Lin setzte sich aufrecht hin und knabberte Kekse, Greg hatte mehr Eier als er ihm zugetraut hätte. Er stopfte sich die Tagesdecke auf den Schoß, denn ob er wollte oder nicht, die Aktion machte ihn gerade gewaltig geil.


    Ferrau
    Ferrau fing dermaßen an zu zittern, als stände er in einem Sturm. Seine cremefarbene Hose wurde vorne nass, beschämt schaute er zu Boden, da er sich vor Angst eingenässt hatte. Er wusste nicht warum ihn Dreux und Greg dermaßen hassten, dass sie ihn immer schlagen wollten und nun hatte er auch noch den Teppich ruiniert. Er nickte stumm und versuchte einen Ton herauszubringen. Er hatte doch nicht gelogen. Alles was er gesagt hatte, war das seine Eltern in der Küche arbeiteten. Was konnte er für das Siebartige Gedächtnis dieses Bohnenstangendämons?


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg musterte Brandur kurz, ehe er Ferrau anschaute. »Dein Herr, beschreibe ihn nackt. Haargenau. Hat er Narben? Falls ja, wo. Wie sehen diese Narben aus? Weißt Du welche Form von Magie er praktiziert? Falls ja, beschreibe sie. Falls nicht, welche Art von Büchern liest er? Sag mir alles was Du darüber weißt. Und Du warst mit Ehveros. Was ist dort geschehen, was haben Dreux und Ciel dort vor Ort besprochen?«.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur ließ sich nicht anmerken, was er empfand - Respekt. Und eine zufriedene Genugtuung darüber, das Linhard genau den richtigen Ehepartner gewählt hatte. Was hätte er mit der Schwester gewollt? Dieser Mann war eine Bestie, wenn er wollte und obendrein scheinbar von Linhard leicht zu beeinflussen - er war ein Kampfhund an der Kette.


    Ferrau
    Ferrau bekam es mit der Angst zu tun. Mehr noch als zuvor. Was wollte der Prince von seinem Herrn? Was hatte sein Herr denn verbrochen? Irgendwas stimmte ganz und gar nicht. Er durfte nichts sagen, sonst würde Gregoire bestimmt auch Ciel etwas zu Leide tun. »Mein Herr ist dünn und 175 cm hoch, er ist nicht sehr schwer sondern zierlich so wie Ihr. Er ist etwas trainiert und hat vom Schwertkampf Narben. Vielleicht auch von einem Degen. Das weiß ich nicht. Er ist blass und hat kurze Haare und er ist ordentlich rasiert. Er ist nicht minder oder übergroß ausgestattet und er ist gesund. Ich habe von Magie keine Ahnung und er hat mir nichts von Magie erklärt. Er ist fleißig und arbeitet sehr viel. Und er ist sehr klug und vor allem gütig. Er liest viele Bücher, aber ich habe nicht nachgeschaut welche. Die einzigen die ich mir gemerkt habe waren über den Krieg. In Ehveros hat sich der werte Duc Dreux unter der Kutsche versteckt. Sie beide haben Drogen genommen und Duc Dreux hat sie nicht vertragen. Er wurde ganz wirr und hat sich in der Kutsche versteckt. Aus Sicherheitsgründen ließ ich ihn zurück. Das ist alles was ich weiß«.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Wie er ausgestattet ist, war meine größte Sorge! Wirklich! Gütig? Nun da bist Du bei mir an der falschen Adresse Du verlogener Hund. Du weißt welche Bücher er liest, Du bist sein Leibdiener, Du räumst sie weg. Folglich wirst Du zumindest den Buchrücken gelesen haben, den der pendatische Ciel wird sie doch auf Anhieb wiederfinden wollen, nicht war mein minderbemittelter Freund Ferrau?«, knurrte Greg. »Und was ist das für ein Schwachsinn, dass sich Dreux in der Kutsche versteckte? Was sind das für Märchen?«.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard biss in die Tagesdecke um nicht loszuprusten. Der Leibdiener hatte vielleicht Nerven, weshalb sollte sich der Duc in der Kutsche verstecken? Wäre dem so, wäre er sicher erst gar nicht angereist. Und Ehveros war nicht der Abgrund, da musste man sich nicht wie Espenlaub zitternd in der Kutsche verstecken.


    Ferrau
    Ferrau schüttelte langsam den Kopf. »Er hatte Drogen genommen und war nicht er selbst Herr«, flehte Ferrau kläglich.



    Brandur von Hohenfelde
    Brandur prägte sich das Aussehen des Magiers ein. Wenn er ihn sah, wollte er ihn erkennen und nicht mit einem anderen Adligen verwechseln. Er wusste nicht, ob seine Kenntnisse der souvagnischen Kultur ausreichen würde, um einen Prince als solchen zu identifizieren, wenn er ihn sah. Auch merkte er sich, dass der Duc und der Prince Drogen genommen hatten. Vielleicht war die Information irgendwann nützlich. Ihm gefiel das Schauspiel, was sich ihm Bot. Er hoffte nichts Schlimmes für den Diener, doch war es für ihn interessant, zu sehen, was sein Schwiegersohn konnte, wenn er sich in die Enge gedrängt sah.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Aha, gut das ist nachvollziehbar«, stimmte Gregoire zu. Einen Augenblick später hatte er den Schürhaken in der Hand, dass man sich fragte wie er dahin gekommen war. Er führte den Haken wie ein Stilett und stach Ferrau die glühende Spitze genau in die Schulter, dass es einen Augenblick später nach verbranntem Fleisch roch. Ein Kreischen zerriss die Luft und Ferrau brach wimmernd auf dem Boden zusammen.


    Linhard von Hohenfelde
    Lin musterte nicht länger Ferrau, er war für Linhard schlagartig uninteressant. Vielmehr interessierte ihn wie Greg den Schürhaken hielt, er wusste mit einem Stillett und garantiert auch mit einem Degen tödlich umzugehen. Er hatte den Diener genau dort getroffen wo er wollte und er war schnell. Das gefiel ihm, er würde Greg einladen mit ihm die Waffen zu kreuzen.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Versuchen wir es doch mal mit der Wahrheit«, flüsterte Greg und streichelte Ferrau mit dem glühenden Schürhaken den Nacken so dass dieser vor Schmerzen zitterte und kreischte.

    Ciel Felicien de Souvagne
    Draußen hörte man Schritte herangepoltert kommen, ein paar kurze, sehr wüste Worte zu den Gardisten und dann wurde die Tür aufgerissen. Ciel stürzte herein, verschaffte sich rasch einen Überblick. Sein Blick huschtehuschte exakt ein Mal über allen Anwesenden inklusive des Geistes hinweg. Ohne in der Bewegung innezuhalten, packte er Gregs Handgelenk jener Hand, die den Schürhaken hielt. »Las los«, befahl er und versuchte, ihm das Handegelenk so zu verdrehen, dass die Finger sich öffneten. Mit der anderen hand packte er Gregoires Kragen.


    Ferrau
    Wimmernd wich Ferrau zurück und klammerte sich an Ciels Bein. »Herr helft mir«, flehte er.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Was soll das? Lass mich sofort los. Wenn Du Deinen Diener nicht unter Kontrolle hast, ich habe es«, zischte Greg und versuchte seine Hand zu befreien. Leider war Ciel nicht nur genauso groß, sondern ungefähr von gleicher Statur, er konnte genauso gut mich sich selbst ringen.


    Linhard von Hohenfelde
    Lin wäre am liebsten aufgestanden und hätte Ciel am Schlafittchen gepackt, aber er durfte weder gegen Ciel noch sonst einen der Großherzoglichen Familie körperlich vorgehen, dass wäre Hochverrat. Zudem wollte er Ciel nicht persönlich schaden, er war nicht hierher gezogen, damit es dermaßen ausartete und er am Ende noch in der Fremde auf dem Block landete. Wann er ging, wollte er gerne selbst bestimmen. Er stand langsam auf und zeigte die offenen Handflächen. »Greg lass den Haken los, komm schon. Ihr verletzt Euch beide selbst noch«, bat Lin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Lass mich los Ferrau«, fauchte Ciel, ohne den Blick von Gregoire abzuwenden, als er merkte, dass dieser nicht so einfach klein bei geben würde. »Ich brauche Bewegungsfreiheit! Greg, hör auf! Du machst gerade einen riesengroßen Fehler!« Er drehte weiter an dem Handgelenk. Beide waren annähernd gleich stark und bei dem Versuch, die Oberhand zu wahren, zitterten ihre Arme leicht vor Anspannung. »Greg, bitte!«, versuchte Ciel ihn irgendwie zu erreichen. Er spürte, dass Gregoire ihm kräftemäßig auf lange Sicht um ein kleines Stück überlegen sein würde - der Preis für Ciels Blutarmut. Er würde schneller erschöpfen. Sie mussten das schnell beenden.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Lauf, Ferrau«, ächzte Ciel. »Zu Benito!«


    Linhard von Hohenfelde
    Das es dermaßen ausartete hatte Linhard nicht gewollt. Er hatte Gregoire mit seiner Bitte in die Scheiße geritten und nun musste er seinen Verlobten dort auch wieder herausziehen. Im Moment war Linhard froh, dass der Vater von ihm wer weiß wo war, denn dafür hätte es bestimmt mehr als eine harte Ansage gegeben. So lustig es eben auch noch gewesen war, Lin war sich bewusst was hier abgelaufen war, sie hatten sich hochgeschaukelt und genau das durfte nicht passieren. Er hatte Greg fast auf den Dunklen Pfad geschubst. Lin legte Greg eine Hand auf die Schulter. »Hör auf Deinen Bruder bitte«, flüsterte er.


    Ferrau
    Ferrau schaute Ciel mit großen Augen an, dann rannte er davon und fühlte sich so schäbig wie nie zuvor in seinem Leben.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur blieb ganz ruhig sitzen. Als Geist konnte er ohnehin nichts weiter tun. Er beobachtete einfach gespannt, was geschehen war und freute sich darüber, den Magier der Familie zu sehen. Er beobachtete die beiden Prinzen ganz genau.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »In Ordnung«, sagte Greg mit unterdrückter Wut. Er ließ sich von Ciel den Haken abnehmen und gab die Gegenwehr gegen seinen Bruder auf. Er versuchte beiseite zu schieben, was er sonst für Ciel empfand, denn irgendwie wusste er gerade gar nicht mehr wie er fühlen sollte. Am liebsten hätte er sich versöhnt und zeitgleich Ciel einen Scheitel mit dem Haken gezogen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ging mit dem Haken in der Hand ein paar Schritte rückwärts. Er ging, bis er außerhalb der Tür war. Dann schlug er den Haken wortlos dem Gardisten vor den Hals, der ihn verusucht hatte, vor der Tür aufzuhalten und auch jetzt keinerlei Versuch unternommen hatte, einzugreifen und die Sache irgendwie zu beruhigen. Der Gardist ging sofort würgend zu Boden. Ciel hatte ihm mit der stumpfen Seite gegen den Kehlkopf geschlagen und das selbe machte er nun mit dem zweiten Gardist. Die beiden würden später ihre Rechnung bekommen. Er blickte den Gang entlang, ob er Ferrau noch sah.


    Ferrau
    Ferrau hockte wimmernd hinter einem Vorhang und schaute seinen Herrn panisch an.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Bist Du von allen guten Geister verlassen?«, blaffte Greg seinen Bruder an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciels Wangenmuskulatur war extrem angespannt. »Kannst du nicht ein einziges Mal hören«, zischte er Ferrau an. Er fasste ihm unter die gesunde Achsel und zog ihn auf die Füße. Er legte sich den Arm seines Dieners über die Schultern und bedachte Gregoire mit einem wütenden Blick. »Das wollte ich DICH gerade fragen!«, blaffte Ciel und es klang wie Hundebellen. Es war der Tonfall, den er sich als Befehlshaber an der Front angewöhnt hatte. Und genau so fühlte er sich gerade wieder - einer Front von Feinden gegenüber. »Was sollte das? Wolltest du Ferrau gerade umbringen?!«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg wich einen Schritt zurück und prallte mit dem Rücken dabei gegen Lin, der ihn sofort an seine Seite zog. »Schrei mich nicht an, Du vergisst wohl wer ich bin. Umbringen? Ich wollte nur die Wahrheit aus ihm herauskitzeln. Er lügt wie gedruckt und Du lässt es ihm durchgehen. Interessant was Du so in Ehveros getrieben hast »Bruder« - ich habe keinen Zwist zu Euch gesucht, den habt Ihr begonnen. Und da kam Ferrau mit seinen Lügen zwischen die Fronten. Bedauerlich, aber nun weiß er für die Zukunft, dass er besser nie wieder lügt«, knurrte Greg obwohl ihm im Moment ehr nach Heulen zu Mute war. Er war es nicht gwöhnt seinen Platz verteidigen zu müssen. Seit seiner Geburt stand dieser üblicherweise fest und wurde nicht angezweifelt, aber nun bellte ihn Ciel auch noch an. Mit welchem Recht? Am liebsten hätte er sich in seine Bibliothek verkrochen, aber damit war ihm nicht geholfen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Da Gregoire etwas zurückwich, senkte Ciel die Stimme, doch sie klang nicht minder zornig als zuvor. »Getrieben? Was soll ich denn deiner Meinung nach getrieben haben? Lass Ferrau aus dem Spiel! Wenn du ein Problem hast, dann sag es mir ins Gesicht und benutz nicht die Diener als Boxsack, die sich nicht wehren dürfen! Schon gar nicht meine! Ferrau weiß, wo sein Platz ist - an meiner Seite! Dafür bedarf es keines Schürhakens! Du bist ein elender Feigling, dich an ihm zu vergreifen!« Ciel versuchte, abzuschätzen, wie stark Ferrau blutete, ob er ihn sofort wegbringen musste oder ob es noch für dieses Wortgefecht Zeit hatte. Warum war der widerspenstige Kerl nicht von selbst zu Benito gegangen? Vielleicht hatte er es nicht mehr gekonnt. Ciel hielt Ferrau ganz fest, damit er nicht umstürzte, selbst wenn ihm die Beine versagen sollten.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Die Feiglinge seid doch Ihr. Du und Dreux Ihr seid Euch immer so schön einig nicht wahr? Die Forderung nach dem Schwur, die habe ich Euch wirklich übel genommen. Aber den Rest - geschenkt. Ihr werdet Euer Ding machen und ich mache meines. Und wenn Vater zurückkommt, lassen wir die Sache klären, ob das so seine Richtigkeit hat, wie Ihr mit mir umgeht. Der Jammerlappen hat nichts, er wurde zweimal gepiekt«, knurrte Greg.


    Linhard von Hohenfelde
    Lin vermied es seinen Verlobten zu korrigieren, dass er ihn nur einmal mit dem Haken gestochen hatte, aber dafür danach Ferrau mit den Haken gestreichelt hatte. Sein Brandzeichen hatte er also bekommen. Ciels Wut war nur zu verständlich, aber Lin verstand ebenso Greg. Wer wenn nicht er würde verstehen, wie man sich fühlt, wenn man von der eigenen Familie wie ein Aussätziger behandelt wurde? Er legte Greg demonstrativ einen Arm um die Hüfte. »Ich bat um die Frage nach der Wiederbelebung meines Vater und nicht Gregoire. Es gibt also keinen Grund ihm etwas vorzuenthalten oder wie ein Familienmitglied zweiter Klasse zu behandeln. Soweit ich gehört habe, hat er auch seine Aufgabe hier als Duc in Vertretung einwandfrei erledigt. Für Misstrauen zwischen Euch drei dürfte es keinen Grund geben«, warf Lin ein.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Deine Worte tun weh, Greg. Hatten wir nicht immer zu dritt stehen wollen? Du hast Vaters Abschiedsworte nicht gehört ... er dachte, dass er Ehveros nicht mehr lebend verlassen wird. Und dies war sein letzter Wunsch an uns, dass wir zu dritt Seite an Seite stehen. Willst du wirklich alles kaputt machen? Wofür eigentlich? Was willst du überhaupt? Du hast meinen Leibdiener nicht zu misshandeln! Du hast ihm nichts zu sagen, nichts zu befehlen und überhaupt nichts mit ihm zu tun, er gehört mir, ausschließlich mir! Ferrau?« Ciel war in Sorge. Ferrau schien überhaupt nicht mehr zu reagieren. Wurde er bewusstlos? Nur widerwillig widmete Ciel seine Aufmerksamkeit Linhard, der sich selbst als Quell des Übels identifizierte. »Hast du ihn auch hierfür angestiftet?«, fragte er streng. »Doch, es gibt einen Grund ihm etwas vorzuenthalten! Einen sehr Guten! Aber den wollte er nicht hören.«


    Ferrau
    Ferrau blinzelte nur in Zeitlupe.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Das hat er nicht, was denkst Du von ihm? Hat Olivie Dich angestiftet mich abzuschieben?«, fragte Gregoire giftig, aber man sah ihm an dass er die Worte bereute die er gerade ausgesprochen hatte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Olivie? Wie kommst du jetzt schon wieder auf sie?! Olivie hat damit nichts zu tun! Ich wollte dich sogar heiraten, um dich nicht zu verlieren! - Verdammt!« Ciel hatte bemert, dass Ferrau kaum noch reagierte. Er versuchte, ob Ferrau mit ihm gehen konnte. Der Streit mit seinem Bruder war plötzlich zu Nebensächlichkeit geworden. »Ferrau! Kannst du gehen? Hörst du mich?«, fragte er und klang nun verzweifelt.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard überlegte genau, was er nun sagen sollte. Er konnte es so stehen lassen, aber damit würde er genau das schaffen, was er selbst hinter sich lassen wollte. Oder er konnte vesuchen die Situation zu retten. Im Grunde war es sogar seine Pflicht. Gregoire hatte sich mit seiner eigenen Familie für ihn angelegt. Würde er sie nun tatsächlich auseinnander bringen, was für ein Dienst war das? Ein Liebesdienst garantiert nicht, schwärzer konnte der Weg nicht werden. Und darüber zu lachen wenn einer misshandelt wurde, war genauso schlimm, wie wegzuschauen. Es war gewaltig leicht, dem schwarzen Weg nachzugeben, er war verlockend und ein Teil davon sang stets in seinem Blute mit, ob er es nun wollte oder nicht. Der Teil war da. Aber er hatte einen Kopf auf den Schultern und diesen konnte er durchaus dazu benutzen, sich bewusst gegen diesen Weg zu entscheiden. Er war hierher gezogen um den Abgrund loszuwerden und ihn nicht über die Welt zu verstreuen. »Vermutlich ja, ohne es bewusst zu wollen. Ich habe Greg darum gebeten, da ich meinen Paps wieder haben wollte. Ich habe ihm mehr als einmal deutlich gemacht, wie sehr ich ihn vermisse. Ich habe ihn von unserer Vergangenheit erzählt und er sah einen Teil von mir in Euch. Einen Teil den es bei Euch nicht gibt, den er nur aus Erzählungen kennt. Du hast Recht, er hat weder Deinen Leibdiener anzufassen, noch ihm zu schaden. Es ist ausgeufert. Er wollte Euch nichts Böses Ciel, er wollte mir etwas Gutes tun. Aber leider, wie so oft, entsteht genau daraus das Schlimmste. Olivie hat gar nichts damit zu tun. Dein Diener ist in Ordnung so weit man das sagen kann. Es sind ausgebrannte Brandwunden, zwei an der Zahl. Er ist nur schockiert. Halte ihm von unserem Riechsalz unter die Nase. Es tut mir aufrichtig leid dass es soweit gekommen ist. Das habe ich garantiert nicht gewollt und Greg sitzt wegen mir zwischen den Stühlen. Er liebt Euch, aber er liebt auch mich und wollte mir meinen Herzenswunsch erfüllen. Also ja, ein Großteil der Schuld liegt bei mir«, antwortete Linhard ehrlich.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg setzte gerade zu einer Verteidigung an, als er hörte was Linhard sagte. Gregoire klappte den Mund wieder zu, drückte sich die flache Hand kurz auf die Augen, ehe er sich über das Gesicht strich. Für den Bruchteil einer Sekunde fragte er sich, mit welchem Körperteil er vorhin gedacht hatte, Hirn, Herz, Hose? Das Eingeständnis ließ ihn schlagartig von seiner Wut nüchtern werden, betreten schaute er zu Lin auf und dann seinen älteren Bruder an. »Ich weiß dass Du das wolltest und ich habe Dir und Oli sogar ein Haus gekauft«, sagte er leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ferrau braucht kein Riechsalz«, schnauzte Ciel. Er ließ seinen Diener etwas los und schaute, ob er stehen konnte oder ob er ihn zu Boden sinken lassen musste. »Er wollte nichts Böses ... wenn das nicht Böse ist, was ist es dann?« Er blickte seinem Bruder in die Augen. »Sag es mir! Was ist das hier für dich? Dreaux hat ihn fast totgeschlagen und nun willst du erledigen, was er nicht schaffte?« Die Botschaft mit dem Haus ignorierte er. Das war nun völlig unwichtig und tat nichts zur Sache. »Ferrau«, versuchte er es noch einmal und rubbelte ihm einmal kräftig durch die Haare, anstatt ihm gegen die Wange zu klopfen, wie es sonst üblich war. Ferrau sollte nicht an Schläge erinnert werden.


    Ferrau
    Ferrau klammerte sich an Ciel fest und musterte seinen Herrn. »Ja?«, fragte er leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Kannst du gehen?«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Ich wollte... », stockte Gregoire, »ich wollte... also... mit ihm eins sein«. Greg räusperte sich und schaute seinem Bruder in die Augen. »Das habe ich nicht gewusst, wie so vieles andere nicht. Wie verbleiben wir?«.


    Ferrau
    Ferrau nickte. »Ich kann gehen und stehen Herr, ich habe nicht gelogen, sagt ihm das. Ich habe ihn doch nie angelogen! Ich komme aus der Küche, meine Eltern, alle arbeiteten in der Küche! Was ist denn nur los mit allen! Ich lüge nicht!«, weinte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel legte Ferrau kurz die Hand an die Wange. »Beruhig dich. Wir gehen gleich in unsere Gemächer. Vergiss Benito, ich schau mir das erst einmal selbst an. Vielleicht musst du nicht zu ihm.« Er wandte sich noch einmal Gregoire zu. »Wie wir verbleiben, nachdem du meinen Leibdiener fast abgestochen hast? Mach einen Vorschlag.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Ich weiß es nicht. Wirst Du Dreux davon erzählen? Oder können wir uns darauf einigen, dass Du es ihm wenn vielleicht erst nach der Hochzeit erzählst? Ich habe ihn nicht abstechen wollen, ich wollte ihn nicht töten, ich wollte ihm ... eine Lektion verpassen, weil er ständig lügt. Das macht mich rasend. Wieso kann nicht einer mal offen und ehrlich zu mir sein? Gleichgültig, ich gewöhne mich noch dran. Also können wir uns darauf einigen? Waffenstillstand bis nach der Hochzeit bitte?«, bat Gregoire. Er musste zugeben, dass er die Reaktion von Dreux mehr fürchtete als die von seinem Vater. Und das Ciel ihm nicht gerade mehr wohlgesonnen war, nach dem was er gerade getan hatte war auch klar. Eigentlich fand er Ferraus Reaktion überzogen, aber stellte er sich das ganze Schauspiel seitenverkehrt vor, dass Ciel mit Zerbino so umgesprungen wäre, rutschte ihm das Herz in die Hose. Nun vielleicht sollte er wie Vater sagte, wirklich öfter alles von mehreren Seiten betrachten, Bücher boten nicht die ultimative Wahrheit. »Es tut mir leid, ich bin übers Ziel hinausgeschossen. Hättest Du das mit Zerbino angestellt, wäre ich genauso wütend. Das sage ich nicht bezogen auf die Hochzeit oder auf irgendetwas, sondern weil mir gerade einfiel, was Vater einst zu mir sagte«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ach ja? Was sagte er denn zu dir? Dafür, dass du meinen Leibdiener misshandelst soll ich dir also auch noch entgegenkommen - und eine Wiedergutmachung hast du nicht im Sinne.« Er betrachtete Gregoire wie einen Fremden. War das wirklich noch sein kleiner Bruder?


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Er sagte dass man vor einem Urteil oder eine Entscheidung sämtliche Seiten betrachten soll, zumindest sollte man sie spiegeln, sich also in die Person hineinversetzen - am aller wichtigsten ins Opfer. Und wäre Zerbino anstatt Ferrau Dein oder mein Opfer gewesen, hätte ich auch jede Ausrede zur Seite gewischt vor Wut und Enttäuschung. Nein Du sollst gar nichts, ich habe Dich nur darum gebeten. Du kannst es natürlich auch lassen. Eine Wiedergutmachung? Ich hätte angeboten seinen Heiler zu bezahlen, aber dieser gehört eh zum Hofe«, erklärte Gregoire.


    Linhard von Hohenfelde
    »Spendiere ihm einen Tag Urlaub mit Erholung, wir bezahlen das«, bot Linhard an um Greg beizustehen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel betrachtete Gregoire ausdruckslos. Zwischen ihnen schien eine eiskalte, unsichtbare Mauer zu stehen. Linhard beachtete er nicht. Dieser Mann war ein Fremder und obendrein hatte er zugegeben, dass er es war, der Schuld daran trug, dass Gregoire sich so veränderte. Ciel wurde Angst, bei dem Gedanken daran, wohin das führen könnte. Er war vollkommen fassungslos. Wortlos drehte er sich um und lotste den verletzten Ferrau langsam in Richtung seines Wohnflügels.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg starrte Ciel hinterher, ehe er sich an Linhard wandte. »Du solltest damit rechnen, dass Dreux die Hochzeit spätestens heute Abend abgeblasen hat. Was er sich für eine Disziplinarmaßnahme für mich ausdenkt, weiß ich nicht. Du wirst zu jeder Frage schweigen. Was Du Dir wünsch Linhard, ist die eine Sache. Was ich daraus gemacht habe die andere. Ich hätte es auch bei dem Nein bewenden lassen können. Und das die zwei Dich persönlich nicht sonderlich schätzen, war wohl seit Alex der Fall. Schweige und verhalte Dich zukünftig absolut gehorsam dem Duc gegenüber. Erscheine nur am Hof, wenn Du gerufen wirst - Du kennst das Sprichwort. Gehe nicht zu Deinem Fürsten, wenn Du nicht gerufen wirst. Sie werden Dir einen Teil der Schuld anrechnen, auch wenn es meine Wahl war, wie ich handelte. Dies betrifft aber nicht die anderen Marquis. Es betrifft Dich als Person. Du hast Dich allerdings nicht unehrenhaft und adelsunwürdig verhalten, sondern ich. Also wird Dir niemand den Titel entziehen, ansonsten werde ich dagegen sprechen. Ich habe Dir ein Herrenhaus direkt in Deinem Ort gekauft. Zieh umgehend dahin, verlasse sofort den Hof und warte ab bis sich der Rauch verzogen hat. Es tut mir leid. Nun wie Vater immer sagte, allein mit dem Herzen denken ist nicht immer die klügste Wahl, denn auch dieses kann einen zu Dummheiten verleiten. Nimm Deine Leute und geh. Wir sehen uns. Wenn nichts Gravierendes folgt, werde ich Dir nach Vaters Rückkehr folgen. Falls etwas sein sollte, lasse ich Dir eine Botschaft zukommen. Nimm auf alle Fälle Aquila mit. Du weißt nicht inwieweit Du sie noch brauchen wirst. Ich möchte nicht dass Dein Versuch eines Neuanfangs vergeblich war Lin und ich möchte nicht, dass Du das Geld für Deine Scholle in den Sand gesetzt hast, weil ich mich nicht unter Kontrolle hatte. Melde Dich, wenn Du gut angekommen bist«, sagte Greg und drückte Linhard kurz. »Geh«, befahl er.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard nickte knapp. »Wie Du wünscht, mir tut es ebenfalls leid. Dein Vater hat Recht, Herzensangelegenheiten verfolgt man meist mit unerbittlicher Härte und das ist dann keine Angelegenheit des Herzens mehr. Ich warte auf Dich, wir müssen nicht verheiratet sein um Partner zu sein Greg. Gleichgültig was sie sagen. Keine Ahnung aber ist nichts Neues für mich, entweder meine Familie oder mein Mundwerk oder beides. Ich komme damit klar, dass man mich lieber von hinten sieht. Kümmere Dich nicht drum, sieh zu dass es hier nicht zu schlimm wird. Ich wollte Dir nicht in die Quere kommen, ich hatte nur gehofft meinen Vater zurückzubekommen, ich wollte keinen Verlobten verlieren. Wir sehen uns, falls nicht hier, nun dann woanders - die Welt ist groß hm? Pass auf Dich auf, es tut sonst keiner«, sagte Lin und küsste Greg zum Abschied, ehe er ging.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Als Ciel mit Ferrau in seinem Badezimmer angelangt war, setzte er Ferrau auf einen Hocker und zog er ihm eigenhändig das Oberteil aus, um die Wunden zu begutachten. Erst jetzt bemerkte er, dass auch Ferraus Hose schmutzig geworden war. Das machte ihn noch wütender auf Gregoire. Am liebsten würde er den herzlosen Kerl zum Abgrund jagen! Er entkleidete Ferrau komplett und warf alle Sachen in eine Ecke. Besorgt betrachtete Ciel die Wunden. Ciel sah den Stich der Spitze des Schürhakens. Einige Zentimeter hatte sich das glühende Metall in die Schulter von Ferrau gegraben, aber es war zum Glück nicht tief. Der Strich in seinem Nacken war oberflächlich, die pure Hitze des Metalls hatte Ferrau die Haut versenkt. Darunter war zum Glück kein Gewebe verletzt.


    Ferrau
    Ferrau schaute dankbar zu seinem Herrn auf. »Ich habe nichts verraten, aber ich habe auch nicht gelogen«, flüsterte er. »Nie gelogen«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es kann Gregoire völlig egal sein, ob du ihm gegenüber lügst oder nicht - du bist ihm nicht zum Gehorsam verpflichtet. Er hat dir gegenüber keinerlei Weisungsbefugnis. Du kannst ihm ins Gesicht lügen, wie du Lust hast. Ich könnte es dir ja befohlen haben.« Ciel betrachtete genau die Wunden. »Was hast du nicht gesagt? Was wollte er wissen?«



    Ferrau
    Ferrau nickte dankbar. »Er wollte alles über Euren Körper wissen, ob Ihr Narben habt, welche Magie Ihr beherrscht, ich habe nichts gesagt. Ich habe Euch nur so beschrieben wie Ihr als Mensch wirklich ausseht. Und ich habe gesagt, dass Ihr Narben von Schwertern oder Degen habt. Aber sonst nichts. Und das Ihr Bücher über den Krieg lest, den Rest wüsste ich nicht. Ich wollte mich nicht mit ihm streiten, ich möchte doch nur meine Arbeit machen«, flüsterte Ferrau verzweifelt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel wickelte Ferrau in ein dunkles Handtuch und führte ihn so zum Sofa. Er ließ ihn kurz stehen, zog das Sofa aus, nahm Ferrau das Handtuch ab und breitete es aus. »Leg dich darauf, du kennst die Prozedur.« Er achtete darauf, dass Ferrau dem auch wirklich nachkam, ehe er sein Ritualmesser holte. Eigentlich sollte er nicht so oft hintereinander Blutopfer darbringen, aber sicher war sicher. Die Schulterwunde war nahe an den großen Venen und Arterien unter dem Schlüsselbein, es konnte gefährlich weden, wenn sie sich entzündete.


    Ferrau
    Ferrau gehorchte und legte sich gehorsam hin. »Ich hätte besser aufpassen müssen, dass mich niemand einfängt«, weinte er.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Pscht. Ruhe jetzt, ich muss mich konzentrieren. Du hast nichts falsch gemacht. Der Einzige, der etwas falsch gemacht hat, war Gregoire.« Ciel nahm ein Kissen und kniete sich vor Ferrau an das Sofa. Er betete das übliche Gebet und versank in Meditation, zwang sein Herz und seinen Geist zu absoluter Ruhe. Er spürte nach Ferraus Herzschlag. Ferrau spürte, wie sein jagender Puls sich beruhigte. Es fühlte sich gut an, als ihre Herzen wieder im selben Takt schlugen. In diesem Moment machte Ciel einen kurzen, tiefen Schnitt in seinem Unterarm. Das Blut schoss heraus. Er hatte in der Aufregung recht tief geschnitten, aber er erkannte, dass der Schnitt ungefährlich war. Er träufelte sein Blut auf Ferraus Wunden und legte dann seine Hände darauf. Wärme breitete sich aus und Ferraus Wunden schlossen sich vollständig.


    Ferrau
    Ferrau fühlte sich gut und sicher, warm und geborgen. Sein Herr hatte sich erneut verletzen müssen, weil ihn andere verletzten. Er war vermutlich der kümmerlichste Leibdiener aller Zeiten. Bewusst kämpfte er dagegen an, erneut zu weinen. Das geziemte sich auch nicht, ständig zu weinen und dem Herrn die letzten Nerven zu kosten .


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel war etwas schwindlig. Die Blutmenge entsprach nur einer kleinen Kaffeetasse, doch dass er recht oft in letzter Zeit sein Blut geopfert hatte, fühlte er nun deutlich. »Geh dich waschen und dann komm wieder her.«


    Ferrau
    Ferrau gehorchte, wusch sich am Waschtisch sauber und kehrte dann gehorsam zu Ciel zurück. »vielen Dank für Eure Hilfe Herr, Ihr seid immer für mich da. Was werdet Ihr nun tun? Was soll ich tun, wenn ich Eurem Bruder begegne?«, fragte er leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Als Ferrau wieder da war, lag Ciel müde auf dem ausgezogenen Sofa. Das Handtuch hatte er weggeworfen. Er klopfte vor sich auf das Polster. »Du wirst ihm nicht begegnen, du bleibst erstmal hier drin und jemand anderes erledigt die Aufgaben draußen, bis ich noch einmal mit ihm gesprochen habe und alles geklärt ist.«


    Ferrau
    »Das ist gut, ich habe versucht vernünftig zu reden Herr«, erklärte Ferrau und legte sich hin.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Einen Moment später klopfte es an der Tür. »Mach auf ich weiß das Du da bist: Ich werde mich nicht streiten, ich möchte was klarstellen«, sagte Greg.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schnaufte unwillig. Ihm fiel auf, dass Ferrau sich nicht angezogen hatte sondern nur dem Befehl nachgekommen war, sich zu waschen. Ciel stand auf, legte das Handtuch über seinen Leibdiener und ging selber zur Tür. Er überlegte einen Moment, ob es sicher war, die Tür zu öffnen, aber auch bei ihm standen vor der Tür stets zwei Gardisten. Also öffnete er und betrachtete ausdruckslos Gregoires Gesicht.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg nickte knapp zum Gruß. »Linhard hat den Hof verlassen, ich denke das ist in Eurem Sinne. Ich werde es ebenso halten und unsere Verwandten in Neufville besuchen bis zu Vaters Rückkehr. Was Linhard sagte ist seine Sicht der Dinge, nicht meine. Er kann sich wünschen was er möchte, nachkommen muss ich nichts. Aber seine Gesellschaft bedeutet mir viel. Du blutest Ciel«, sagte Greg und deutete auf die Wunde. »Ich weiß nicht wie wir unser Verhältnis noch retten können, ich vermute gar nicht. Allerdings sollten darunter nicht unsere Untergebenen leiden und schon gar nicht das Ansehen der Krone. Falls Dreux mich aufgrund meines Verhaltens also des Amtes entheben möchte, akzeptiere ich die Strafe. Sie ist gerechtfertigt. Ich werde meine Hochzeit auf unbestimmte Zeit verschieben lassen. Ich hoffe das ist ausreichen Wiedergutmachung für Dich.«


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schüttelte den Kopf und lutschte kurz an seiner Wunde, damit er nicht alles volltropfte. »Das ist keine Wiedergutmachung, das ist Blödsinn. Du machst alles noch mehr kaputt! Ich hatte mich auf die Doppelhochzeit gefreut ... wenn du nicht mehr heiraten willst, verschiebe ich meine Hochzeit ebenfalls, bis du wieder klar im Kopf bist. Es ist nicht mein Wunsch, dass du gehst oder deines Amtes enthoben wirst. Ich will keine ... Rache. Für wen oder was hältst du mich? Ich dachte, dass du vielleicht eine ehrliche Wiedergutmachung für Ferrau hättest und nicht nur das bezahlen seiner Arztrechnung. Der Kommentar ist schon ein ziemlicher Schlag in die Nieren gewesen. Versöhnung ... das hätte ich mir gewünscht.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Versöhnung hätte ich mir auch gewünscht. Ich weiß keine Wiedergutmachung für Ferrau, ich kenne ihn nicht. Zerbino würde ich zur Wiedergutmachung etwas schenken. Was heißt wieder klar im Kopf? Euch ging es doch darum... geschenkt, ich wollte nicht streiten. Ich möchte die Hochzeit nicht platzen lassen, ich möchte sehr wohl heiraten Ciel. Aber dass wird Dreux wohl nicht mehr erlauben. Falls doch, wunderbar heirate ich. Falls nicht, werde ich mit Vater über die Angelegenheit reden. Du warst gekränkt, mich hat auch einiges gekränkt. Vielleicht war es von Euch auch nicht gerade feinfühlig mich wie einen Dienstboten rauszuschicken, während Ihr Eurer Geheimnisse frönt. Behaltet sie, ich möchte mich darüber nicht mehr ärgern. Nur könnt Ihr sie dann besprechen, wenn ich eh nicht dabei bin. Denn ich sitzte ja lange genug in der Bibliothek, also habt Ihr ausreichend Zeit dafür. Das ich mich ebenso gefreut hatte, sah man meiner Meinung nach daran, was ich Olivie oder Dir gekauft habe. Es steckte Mühe dahinter und ich hatte mir Gedanken gemacht. Also gut, warten wir die Entscheidung von Dreux ab, was er dazu sagt«, schlug Greg vor.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Noch habe ich ihm nichts gesagt. Und wie du Ferrau eine Freude hättest machen können, kann man auch erfragen! Ich habe gerade das Gefühl, dass du gar nicht verstehen willst. Du willst nicht verstehen, warum wir dich hinausbaten. Du willst nicht verstehen, dass ich nicht gekränkt bin, sondern um das Leben meines Leibdieners gefürchtet habe, nachdem ich die zwei vorherigen kürzlich erst verlor! Das Haus hat damit überhaupt nichts zu tun. Ich freue mich, dass du dir solche Gedanken gemacht hast, aber mein Leibdiener ist mir wirklich wichtiger. Vielleicht ist Zerbino dir weniger wert als ein Haus.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Nun dann werde ich das übernehmen, wo ich schon unterwegs bin. Das stimmt, ich hätte Dich fragen können, aber Du hast einen Vorschlag von mir erwartet oder? So war es doch. Ich möchte sehr wohl verstehen und dass Du um Ferraus Leben gefürchtet hast glaube ich Dir. Natürlich bedeutet er Dir alles, wie jedem von uns sein Leibdiener. Wen haben wir sonst? Das Haus gehört dennoch Dir, Du kannst es veräußern und Deinem Leibdiener damit eine Freude machen. Die Summe die Dir damit zur Verfügung steht wird ausreichend sein, das kann ich Dir versichern. Nein Zerbino ist mir nicht weniger wert als Haus, aber vielleicht sollt ein Leibdiener nicht den Wert der eigenen Familie übersteigen. Ich werde Dreux bitten, Dich über seine Entscheidung zu informieren. Ein bereits überreichtes Geschenk, kann man weder zurückverlangen noch weiterverschenken, aber wie gesagt - sollte es Dir nicht liegen, reiche es an Ferrau weiter, ich bin nicht böse«, sagte Greg. »Ich weiß nicht was ich noch sagen soll, oder wie ich mich verhalten soll. Du hast zwar allen Grund mich auflaufen zu lassen und ich habe das meiste verbockt, aber ganz unschuldigt an der Sache bist du mit Dreux auch nicht. Und ehe Du fragst, ich reite nicht auf dem Nein rum. Darum geht es gar nicht, es geht um das wie. Darum ging es mir, also wie ich mich dabei gefühlt hatte. Ich habe weder gewusst noch gehört was Vater zum Abschied zu Euch sagte, aber die Aufteilung und Ernennung wird nicht grundlos erfolgt sein. Man kann die Aufteilung aber auch verschieden oder abändern. Ich weiß es nicht, soll sich Dreux darum Gedanken machen. Was mich auch ärgerte war, dass meine Arbeit mit keinem Wort erwähnt wurde, aber das nur am Rande, wo wir schon alles erwähnen. Ich habe Dich im Flur belogen, ich hatte es vorher nie, ich hatte es auch nicht vor - aber dort bereute ich da erstemal in meinem Leben ehrlich zu Dir gewesen zu sein und Dir davon erzählt zu haben, wie ich mich fühle. Ich habe mich schlichtweg von Euch ausgeschlossen und verarscht gefühlt. Und damit kehre ich dazu zurück, ehrlich zu Dir und Dreux zu sein«, erlärte Greg.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hörte sich alles ruhig an. Dass er von Gregoire belogen worden war, traf ihn tief, auch wenn er versprach, fortan wieder ehrlich zu sein. »Ja, ich hätte mir gewünscht, dass du zeigst, dass es dir aufrichtig leid tut ... so machte es mehr den Eindruck, als würdest du nur irgendwas vorschlagen, damit ich die Klappe halte. Ich verstehe nicht, wie du darauf kommst, dass ich Ferrau über die Familie stellen würde. Du ziehst in letzter Zeit haarsträubende Schlussfolgerungen. Was ist bloß los mit dir, Greg? Ich KANN dir nicht sagen, was du zu hören wünschst, ich habe einen Eid geleistet! Darum musstest du gehen. Und darum hättest auch du einen Eid leisten müssen. Du wolltest nicht, was mir zeigt, dass du es weitererzählen wolltest. Sei es drum. Ich werde das Haus nicht verkaufen. Es ist ein Geschenk von dir. Du mutest mir eine Herzlosigkeit zu, damit und dass du glaubst, ich würde auf Rache sinnen, die mich sprachlos macht. Greg, du bist mein kleiner Bruder! Ich will keinen Streit mit dir. Aber ich bin, so wie du, auch Prince und wir haben Verantwortung. Es tut mir leid, wie es gelaufen ist. Ich wollte dich nicht verletzen.« Müde lehnte Ciel sich an den Türrahmen.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg musterte Ciel und dachte über dessen Worte nach. Ihm lag genauso wenig an Rache. Eigentlich wollte er sich versöhnen. »Ich hatte Angst ihn zu verlieren, vielleicht daran mal gedacht? Dein kleiner Bruder, klingt gut - wie früher. Nein, der Vorschlag war nicht um Dir den Mund zu verbieten. Wie ich darauf komme das Dir Ferrau dermaßen wichtig ist? Du hast es doch eben gesagt! Oder ich habe es falsch verstanden, dass kann auch der Fall sein. Gut in der Deutlichkeit mit dem Eid habt Ihr mir beide das nicht gesagt. Ich möchte mich nicht streiten, ich hatte nie vor mit Euch zu streiten oder eine Fehde zu beginnen. Eigentlich haben wir stets zueinander gestanden und uns nicht gegenüber. Es tut mir ebenfalls leid, ich wollte weder Dich noch Dreux verletzten oder Deinem Diener dermaßen schaden. Ich wollte einfach alles versucht haben um Lin zu helfen, aber was ich tat hat er nicht verlangt. Dass sollst Du wissen. Es freut mich, dass Du das Haus behältst. Und was machen wir jetzt? Sehen wir das als Versöhnung oder als Abwarten an?«, hakte Greg verunsichert nach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Eine Fehde?«, fragte Ciel erschrocken. »Greg, das war nur ein Streit. Nur ein Streit.« Er trat nach vorn und umarmte ihn fest, wobei er ihn versehentlich am Rücken mit Blut besudelte. Er lutschte rasch noch ein weiteres Mal an der Wunde, dann legte er den Kopf an den von Greg, während er ihn umarmt hielt. »Du hast Verlustangst, wie wir alle. Versöhnung, Greg. Bitte geh nicht weg aus Beaufort.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg umarmte seinen großen Bruder ebenfalls. »Ich möchte gar nicht gehen, ich möchte mich doch genauso versöhnen und Dich nicht verlieren. Ich habe mich nur nicht getraut, ich dachte Du stößt mich weg oder Schlimmeres. Versöhnung abgemacht, verzeih mir bitte«, flüsterte er leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich verzeihe dir. Verzeihst du mir auch? Dich wegstoßen ... Du hast Ideen.« Ciel küsste Gregoire auf die Wange.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Ja wir haben alle überregagiert. Vielleicht musste es einfach mal zwischen uns knallen, damit wir sehen dass wir uns letztendlich doch aufeinander verlassen können, selbst wenn Vater nicht da ist«, antwortete Greg und küsste Ciel auf die Stirn. Er packte seinen blutenden Arm und schaute sich den Schnitt und die Narben an. »Sie vermuten es, ich werde schweigen. Und er wird dazu schweigen - ich schwöre es bei meinem Leben«, antwortete Gregoire liebevoll.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich habe geahnt, dass sie es vermuten ... sie haben sehr hartnäckig gebohrt und immer wieder in die selbe Kerbe geschlagen. Mit ›er‹ meinst du Linhard, nehme ich an. Ich bete, dass er weiß, wie wichtig sein Schweigen ist - für uns wie für ihn. Wir sind eure Lebensversicherung, Greg. Aber unsere Macht hat sehr enge Grenzen. Wir bezahlen dafür mit unserem Blut und, wenn es hart auf hart kommt, auch mit dem eigenen Leben. Ich will mein Leben nicht verlieren, weil mich irgendwer erpresst, sondern aus freien Stücken für meine Familie geben, wenn der Tag gekommen ist. Auch für dich.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Darf ich ihm das genau so sagen? Dann wird er es verstehen, er war bereit sein Leben für jemand anderes zu geben. Wenn ich ihm das sagen darf, wird er verstehen und schweigen. Ich verstehe es doch nun auch. Dafür der ganze Streit, nur damit wir zur Not abgesichert sind? Ich hatte vermutet, das es genau das Gegenteil wäre. Dreux ja, ich nicht. Darum der Schwur. Das ich genau falsch lag schmerzt mich. Ich habe Euch ziemlichen Unfug unterstellt, dass hätte ich besser wissen müssen. Ich war... ziemlich angezickt auf Euch beide und da denke ich manchmal nicht sonderlich logisch. Ich bin wirklich nicht der Kopf von uns dreien, ich war ehr ein wütendes, kopfloses Huhn. Niemand wird Dich erpressen, ich passe auf Dich auf und er auch, wenn Du ihn nur lässt. Er ist kein Schlechter, er ist nur verletzt - gebt ihm eine Chance«, bat Gregoire.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du bist der zweite in der Thronfolge und eine Wiedererweckung kann auch schief gehen. Im ungünstigsten Fall stirbt ein Bluthexer dafür, dass der Duc tot bleibt. Dann musst du seinen Platz einnehmen können. Wie viel du Linhard verrätst, kann ich dir nicht vorschreiben ... du hast dich ja geschickt um den Schwur drumherumgemogelt, indem du mich abgepasst hast, während ich Ferraus Verletzungen behandelte. Es sollten so wenige wissen wie möglich und die Strafe dafür, wenn das Wissen außerhalb der Familie gelangt, sind drakonisch. Derjenige wird nie wieder irgendwas ausplaudern können und seine Mitwisser ebenfalls nicht. Wenn du Linhard die Wahrheit sagst, gefährdest du gleichzeitig sein Leben. Überlege es dir gut. Linhard braucht von meiner Seite aus den Palast nicht verlassen, ich habe nichts gegen ihn. Es ist nur so, dass du dich so anders verhältst, seit er da ist. Du liebst ihn sehr, oder?«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Ich... ja ich liebe den Kerl abgöttisch und ich zähle die Stunden bis ich ihn... ehm... näher kommen darf. Ich bin so, ich liebe jemanden ganz oder gar nicht. Wir sind eine Familie der positiven Extreme, Klammeraffen wie Du es scon mal richtig genannt hast. Ich habe auf mein Leben geschworen und ich werde Wort halten. Ich werde es ihm sagen und ihm deutlich machen was es bedeutet. Er muss für uns beide schweigen, für uns alle. Zudem gilt sein Wort uns gegenüber ebenso. Er schwor dem Duc die Treue. Er selbst erinnerte mich daran. Ich benehme mich wie der letzte Rüpel, wenn ich denke irgendjemand will ihn mir wegnehmen. Das hat niemand gesagt, aber ständig vermute ich es und bekomme Panik. Ist das normal?«, fragte Greg und knuffte seinen Bruder. »Ich bin froh dass wir uns versöhnt haben, ganz ehrlich und dass wir wieder wie immer miteinander reden. Was Du lieber meidest, kann ich kaum noch abwarten. Dann wäre er richtig meiner, verstehst Du?«


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Normal ist es auf jeden Fall für uns drei, wir sind alle so. Nur dass du alles scheinbar auf eine einzige Person fokussierst, während ich eine ganze Meute um mich herum brauche. Ich bin da mehr wie ein Hütehund und versuche, sie alle irgendwie beisammen zu halten. Darum schätze ich Leute, die nicht von allein weglaufen. Leute, die sonst keiner haben will.« Er hatte dies ganz leise gesagt, damit Ferrau sich nicht noch mehr verletzt fühlte. »Ich verstehe deine Gefühle sehr gut.«


    Gregoire Verrill de Souvagne Heute, 01:50
    »Was ist an ihm denn da anders? Da ticken wir beide scheinbar gleich, er ist verkorkst, auf gewisse Weise kaputt, verdreht und dennoch im Herzen unsagbar lieb und niedlich. Er kann vermutlich der Abgrund in Person sein, aber er kann auch anders und zu mir ist er anders. Seit dem er sich mir einmal offenbarte. Und Du kannst mir ihm rumblödeln, was ziemlich viel Spaß macht. Es tut mir doppelt leid, dass ich Dir Ferrau fast genommen hätte. Das wäre so, als hättest Du nicht Zerbino sondern Linhard angegriffen und niedergestochen. Dein Ferrau muss keine Angst vor mir haben, ich war der Lügner, ich habe bestimmt wieder nur die Hälfte verstanden und mir den Rest zusammengereimt. Du bist ein guter Hütehund, Du hast mich den Göttern sei Dank zurück zur Herde getrieben. Lass uns gemeinsam Essen gehen, Du und Oli, ich und Lin bitte«, bat Greg.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Ferrau schaute zur Tür und war froh, dass sich sein Herr wieder mit seinem Bruder versöhnt hatte. Mehr noch, er schien den kleinen Derwisch irgendwie beruhigt zu haben. Ferrau zog die Decke hoch und wartete ab.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das machen wir so, Brüderchen.« Er drückte ihn noch einmal ganz fest. »Wir reden wegen einem Zeitpunkt, der für uns alle passt und dann essen wir was Leckeres. Jetzt sieh zu, dass du deinen Verlobten aufhältst, bevor er wirklich die Stadt verlässt.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg nickte zustimmend, drückte Ciel ebenfalls fest und gab dann ganz unroyal Fersengeld um seinen Verlobten einzuholen


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel kehrte zurück zu Ferrau. Er war unsagbar erschöpft von dem Stress und dem Blutverlust. Er schleppte sein Bettzeug aus seinem Bett herüber zum Sofa. Er zog die Decke über Ferrau. Das Kissen stopfte er unter Ferraus Kopf, indem er diesen kurz anhob. Dann legte er sich zu ihm unter die Decke. Er legte Ferrau den Arm um den Oberkörper, bettete seinen Kopf an dessen Hals und schloss die Augen. Es dauerte nicht lange, da schnarchte er leise.


    Ferrau
    Ferrau nahm seinen Herrn in beide Arme und hielt ihn dankbar, stolz und sehr glücklich fest.

  • Gregoire Verrill de Souvagne
    Gregoire hatte sich daran gemacht, Linhard samt seinem Gefolge davon abzuhalten den Hof zu verlassen. Er hatte sich mit seinem Bruder ausgesöhnt und genau das musste er jetzt seinem Verlobten und Schwiegervater in Spee erzählen. »Gut dass ich Euch noch erwischt habe. Bleibt, es hat sich wieder eingerenkt. Lasst uns zurück ins Quartier gehen und über alles reden. Bitte«, bat Greg außer Puste.


    Brandur von Hohenfelde
    Amüsiert änderte Brandur die Richtung, in die er schwebte. »Wie es scheint, führt Ihr ein turbulentes Familienleben. Einige Elemente des Streits kamen mir bekannt vor, nur die Versöhnung muss in unserer Familie traditionell warten, bis mindestens einer der Beteiligten verstorben ist.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Wollen wir hoffen, dass wir das nicht einführen - oder dass ich es dann nicht bin, der zur Versöhnung stirbt. Das wäre schade um mich«, lachte Greg, was auch Linhard losprusten ließ.


    Brandur von Hohenfelde
    »Auch der Humor kommt mir bekannt vor. Wie es scheint, hat Linhard einen in gewisser Weise Seelenverwandten gewählt und das meine ich selbstredend positiv. Ich war beeindruckt, wie Ihr den aufsässigen Diener gemaßregelt habt. Euer Bruder sah das offenbar anders.«


    Linhard von Hohenfelde
    »Dabei hatte ich gerade das Huhn satteln wollen, aber es freut mich dass Ihr Euch wieder versöhnt habt. Das meine ich ehrlich, zerstörte Familien gibt es genug. Aus Gemeinsamkeit erwächst eigentlich Macht und Stärke, wir versuchen es gerade - frag Paps. Ja wir verstanden uns von Anfang an ziemlich gut, wobei es von Greg ausging Paps, nicht von mir. Ich sagte doch ich mag seinen Humor - bissig«, grinste Lin.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Aber nur der Humor, nicht ich, nicht wahr?«, gab Greg mit einem Zwinkern zurück.


    Linhard von Hohenfelde
    »Ja das wäre auch grausam, lassen wir das. Gehen wir zurück oder gehen wir woanders hin ohne Ohren?«, hakte Lin nach und schaute Brandur an.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Wie schnell kannst Du schweben Brandur? So schnell wie ein Huhn fliegt oder ein Pferd rennt? Dann reiten wir in den Ort, nach Beaufort oder zum Meer, wie Ihr wollt«, gab Greg zurück.


    Brandur von Hohenfelde
    »Ich denke, das bekommen wir hin. Alternativ könnte Osmund mich in einen Gegenstand bannen, den Linhard bei sich führt, doch dann kann ich mich nicht mehr in Geistform manifestieren, bis er mich wieder herauslässt.«


    Linhard von Hohenfelde
    »ARGH! DASSSSSSS ist die Lösung!«, kreischte Lin, dass Greg erschocken zusammenzuckte wie ein geschlagener Hund.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Meine Güte! Lass uns an Deiner Weisheit haben, aber bitte in einem Ton wo ich nicht zusammenfahre vor Panik«, erklärte Greg verwirrt.


    Brandur von Hohenfelde
    »Die Lösung für was?«, wollte auch Brandur wissen.


    Linhard von Hohenfelde
    »Opa! Opa ist die Lösung Paps! Du musst wie Opa werden! Ich muss Osmund fragen, wir benötigen einen Spender«, stöhnte Lin.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Dein Vater soll Dein Opa werden und das ist die Lösung... Lin ich möchte Dir nichts, aber selbst bei der besten Inzucht, bekommt er das nicht hin...«, gibbelte Greg.


    Linhard von Hohenfelde
    »Witzig, nein er weiß was aus Opa wurde. Paps denk an Opa und wo er nun wohnt! Wo wohnt er? Erinnere Dich!«, flehte Lin.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur guckte etwas verdattert, doch dann brachte er erst ein Schmunzeln zu stande, das zu einem breiten Lächeln wurde. »Keine schlechte Idee ... doch du weißt, welche Konsequenzen dies für Osmund haben könnte? Aber vielleicht finden wir auch selbst eine Lösung. Dass ich darauf nicht gekommen bin ... du bist ein kluger Junge! Ich bin stolz auf dich!«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Vermutlich Naridien? Wobei nein er ist tot - Du hast gesagt Dein Opa Dunwin ist tot. Was ist das für ein Rätsel sprich offen ich bekomme noch Knoten in den Hirnstreben Lin bitte!«, warf Greg ein.


    Linhard von Hohenfelde
    »Ja weiß ich, Scheiß auf Osmund?«, grinste Linhard breit.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Ja scheißen wir auf Osmund - warum nicht. Gut was haben wir davon?«, grübelte Greg.


    Brandur von Hohenfelde
    »Er ist kein Hohenfelde«, überlegte Brandur. »Von daher wäre es wohl tragisch, aber zu verschmerzen. Auf ihn wären ab dem Tag der Ächtung ohnehin einige Probleme zugekommen. Du weißt, wie er sich am Leben erhält. Ich vermute, er hätte daher nicht hier wohnen bleiben können.«


    Linhard von Hohenfelde
    »Nur Spaß, Osmund ist ein netter Kerl, aber was sollte das für Osmund schon heißen, er ist gewaltig mächtig. Und er ist uralt, also er ist ja kein Baby wo ich sagen müsste. Gut wie hält er sich am Leben? Das weiß ich nicht Paps, ich kenne mich mit Nekromatie nicht wirklich aus und Ansgar hat mir nichts erklärt«, warf Lin ein.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Mir erklärt ja hier auch keiner was...«, hakte Greg ein.


    Linhard von Hohenfelde
    »Gleich Schatz, gleich - warte kurz«, bat Lin.


    Brandur von Hohenfelde
    »Nun, ich bin nicht sicher, ob ich dies hier aussprechen sollte. Ist dieser Raum ohne Ohren?«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Gehen wir in den Garten kommt, Gärten haben keine Wände folglich niemals Ohren«, antwortete Greg mit einem Zwinkern. »Danke für das Schatz - Schatz«, sagte er gut gelaunt zu Lin.


    Brandur von Hohenfelde
    »Was ist mit den Vögeln?«, fragte Brandur.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Dort sind keine, wir gehen in den Wintergarten kommt - Glas, darunter Pflanzen und man sieht wer anwesend ist. Ansonsten müssen wir uns außerhalb bewegen wie Ihr möchtet. Aber zuerst wollte ich Euch doch von der Versöhnung erzählen ja?«, bat Greg.


    Brandur von Hohenfelde
    »Darüber zu hören würde mich brennend interessieren, verrät es doch viel über Euch und Eure Familie und darüber, wie man miteinander umzugehen pflegt. Es kann nicht schaden, zu wissen, wie man sich verhalten sollte, um Streitigkeiten zu beenden, denn darin war ich leider nie sehr gut.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Ich war darin auch nicht sehr gut Brandur, denn normalerweise streiten wir nicht. Das klingt arrogant, aber ich meine es als reine Tatsache. Wir waren immer drei Brüder und gleichzeitig drei Freunde. Und genau wie Freunde hielten wir felsenfest zusammen, waren manchmal dennoch zeitgleich Konkurrenten. Aber wurde einer von uns bedroht, wie auch immer - dann standen wir felsenfest zusammen. Und als nun in meinen Augen Dreux und Ciel gegen mich zusammenstanden, wusste ich nicht warum sie mir das antaten und wie ich mich verhalten soll. Aber es war ein Missverständnis und wir beide redeten eine Zeit lang um den heißen Brei herum. Ciel war es der den Mumm hatte es auszusprechen. Er sagte er wünscht eine Versöhnung und hat mich umarmt. Ich hätte es selbst gerne als Erster gewagt, aber ich war zu verletzt und ich habe die beiden einfach nicht mehr einschätzen können. Das eine zu wünschen, das gleiche zu fürchten ist schon ein sehr seltsamer Gefühlsmix. Als er den ersten Schritt gemacht hat, ist eine Last von mir abgefallen. Er hat mir das Nein erläutert. Ich werde Euch das Nein erläutern - unter der Prämisse das Ihr schweigen müsst! Ihr müsst schweigen, rigoros. Ihr müsst dieses Geheimnis bewahren, denn es geht um Euer Leben. Du bist schon tot Brandur, aber falls Lin sich verplappert - ist er es auch. Also bitte, wenn ich es Euch anvertraue schweigt um Euer selbst willen. Oder sagt ehrlich, dass Ihr nicht schweigen könnt, dann schweige ich - für Euch, für Lin... aus Liebe«, erklärte Greg leise.


    Brandur von Hohenfelde
    »Nun, ist das Wissen denn für unsere Ohren bestimmt? Geht es nach dem Gespräch in Ordnung, dass wir davon erfahren? Ich möchte mich nicht zwischen Euch und Eure Brüder stellen, sollte es einen guten Grund haben, dass ich davon bislang nicht erfuhr. Ich bin Euer Schwiegervater, aber ich versuche, kein Drachen zu sein, wie man es Schwiegereltern bisweilen nachsagt.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Es geht um die Familie de Souvagne, die Krone, deren Sicherheit, die de Souvagne Hausgesetze - davon ein Teil der Verschlusssachen, die eigentlich dem Duc obliegen. Ebenso gibt es welche die nur den Erst- oder Zweitgeborenen betreffen. Mein Bruder sagte es mir, ich schwor bei meinem Leben. Wenn ich Euch das Nein erläutere, darf dieses Wissen die Familie nicht verlassen, da es unsere Familie gefährdet. Linhard wird ein de Souvagne sein. Angeheiratet ja - aber dennoch ein Mitglied der großherzoglichen Familie. Wenn er das Wissen leichtfertig weiterträgt, dann wird er sterben aufgrund Hochverrats, Verrat an der Krone. Schaut, ich habe gewaltig über die Stränge geschlagen um Euch zu helfen. Wieso? Weshalb? Weil ich ihn nicht verlieren möchte, weil ich ihn liebe, weil ich bis über beide Ohren in ihn verliebt bin. Aber ich bin trotzdem nicht auf den Kopf gefallen. Jedenfalls nicht ganz. Als mein Bruder mich an meine Verantwortung erinnerte, sah ich es ein. Ich verstand worum es geht. Manchmal geht es nicht um einen selbst, oder um den Liebsten, sondern um die kommende Generation danach und um die Sicherheit der gesamten Familie, um ihr Fortbestehen, um das Fortbestehen des Landes - denn wir sind Souvagne. Und deshalb, so lustig wir gerade dabei gealbert haben, dieses Thema ist wortwörtlich - TODERNST. Deshalb nocheinmal meine Frage, wem gebührt Deine Loyalität? Du hast mich am Meer selbst daran erinnert, ich habe mich gestern dank Ciel selbst noch einmal bewusst daran erinnert - falls es hart auf hart kommt, falls kein Notfallplan mehr greift, dann werde ich den Thron für Dreux besteigen MÜSSEN. Und das wird mir auch nicht verwehrt. Ich habe engstirnig und kindisch reagiert. Ich habe meinen Gelüsten freien Lauf gelassen, Vater wäre enttäuscht gewesen. Aber Vater musste auch schneller erwachsen werden als wir und gut, ich war 5 Minuten erneut ein Backfisch, da ich meinen Mann verteidigen wollte und mich - allerdings leider vor einer Gefahr die gar nicht bestand. Wie dem auch sei, wenn ich Euch in dieses Geheimnis einweihe, dann müsst Ihr schweigen. Versteht Ihr die Wichtigkeit?«, hakte Greg absolut ernst nach. Man sah ihm an, dass er gerade als de Souvagne mit ihnen redete und nicht als Greg. Er wollte sie informieren, aber er würde sie notfalls durch Schweigen auch vor sich selbst beschützen.


    Brandur von Hohenfelde
    »Du fürchtest, Linhard zu verlieren - weil er mir folgen könnte, sollte ich tot bleiben. Und mir ab dem fünften Mond dieses Jahres nicht einmal mehr die Existenz als Geist möglich sein wird. Aber Linhard WIRD mir nicht folgen. Noch nicht und nicht auf diese Weise! Ich kann nicht sterben, für mich sind Todesdrohungen irrelevant. Das sind sie jedoch ganz und gar nicht für meinen Sohn! Und daher, ja, ich werde schweigen. Und ich werde nicht auf den Erhalt dieser Information hin drängen. Freilich werde ich zuhören, wenn Ihr befindet, dass ich dies wissen sollte als der Vater Eures Verlobten.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Die Drohnung stammt nicht von mir Brandur, sie gilt für jeden, ich vermute sogar für Familienmitglieder die es nach außen tragen. Ja ich wünsche dass Ihr es hört und schweigt! Zum gegenseitigen Verständnis und Vertrauen. Dafür werdet Ihr mir ebenfalls etwas gleichwertiges anvertrauen und ich schweige darüber bei meinem Leben Brandur. Das ist nur fair. Ich selbst sprach die Konsequenz auch nicht als Drohung aus, sondern als Warnung, da ich Deinen Sohne ebenso nicht verlieren möchte. Wie sehr habe ich ja schon leidvoll bewiesen«, flüsterte Greg.


    Brandur von Hohenfelde
    »Das ist versändlich. Ich bin einverstanden. Linhard entscheidet, welche Art gleichwertiger Information Ihr zu hören bekommt. Mir würde ja auf Anhieb eine einfallen.«


    Linhard von Hohenfelde
    »Dann nehmen wir die Info die Dir einfällt Paps. Ich schwöre es Dir, dass ich schweigen werde. Paps kann unseren alten Familienwahlspruch bestätigten, einen von vielen - weshalb Du auch nicht alles über uns weißt Greg. Wir Hohenfelde lernen bereits zu Schweigen, wo andere erst das Sprechen erlernen. Wenn ich Dir mein Wort gebe zu Schweigen - dann Schweige ich. Ich habe mich Dir in einer persönlichen Sache anvertraut, aber ich habe keine Familieninterna ausgeplaudert. Einen Umstand habe ich angerissen, da diese Interna sich nun überschneiden. Sprich meine Familieninterna würden Deinen helfen- kurzum unsere leidvollen Erfahrungen sollten Alex beistehen oder helfen. Da habe ich etwas angedeutet, ausgesprochen oder komplett erzählt habe ich es nicht. Und das werde ich auch nicht. Und sogar selbst, wenn ich es wollte - ich könnte es sogar nicht, da mir selbst nicht alle Informationen vorliegen. Ich vermute in Deiner Familie ist es ähnlich, da Du gerade sagtest dies weiß nur der Duc, das nur ein anderer. Jeder von uns weiß, was er wissen soll. Und kommt es zu dem Tag, wo wir alle Infos benötigen, haben wir das Familienoberhaupt der Wigbergs. Er weiß vielleicht selbst nicht alles, kann die Infos aber binnen kürzester Zeit zusammentragen. Lange Rede, kurzer Sinn - sprich, wir hören zu und wir schweigen«, antwortete Linhard.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur neigte ein wenig das Haupt mit dem Dreispitz, um seine Zustimmung zu bekunden. Er war sehr gespannt darauf, was Gregoire ihnen offenbaren würde. Von einem Alex hatte er bislang nichts gehört, doch auch das würde sich früher oder später ändern, sollte der Mann von Bedeutung sein.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Ich erkläre es genau in den Worten meines Bruders, so wie ich es gestern erfahren habe. Ich bat ihn darum, es Euch sagen zu dürfen. Seine Worte waren - ...ich habe geahnt, dass sie es vermuten ... sie haben sehr hartnäckig gebohrt und immer wieder in die selbe Kerbe geschlagen. Ich bete, dass er weiß, wie wichtig sein Schweigen ist - für uns wie für ihn. Wir sind eure Lebensversicherung, Greg. Aber unsere Macht hat sehr enge Grenzen. Wir bezahlen dafür mit unserem Blut und, wenn es hart auf hart kommt, auch mit dem eigenen Leben. Ich will mein Leben nicht verlieren, weil mich irgendwer erpresst, sondern aus freien Stücken für meine Familie geben, wenn der Tag gekommen ist. Auch für Dich. Du bist der zweite in der Thronfolge und eine Wiedererweckung kann auch schief gehen. Im ungünstigsten Fall stirbt ein Bluthexer dafür, dass der Duc tot bleibt. Dann musst Du seinen Platz einnehmen können. Wie viel Du Linhard verrätst, kann ich Dir nicht vorschreiben ... Du hast Dich ja geschickt um den Schwur drumherumgemogelt, indem Du mich abgepasst hast, während ich Ferraus Verletzungen behandelte. Es sollten so wenige wissen wie möglich und die Strafe dafür, wenn das Wissen außerhalb der Familie gelangt, sind drakonisch. Derjenige wird nie wieder irgendwas ausplaudern können und seine Mitwisser ebenfalls nicht. Wenn Du Linhard die Wahrheit sagst, gefährdest Du gleichzeitig sein Leben. Überlege es Dir gut. Linhard braucht von meiner Seite aus den Palast nicht verlassen, ich habe nichts gegen ihn. Es ist nur so, dass Du Dich so anders verhältst, seit er da ist. Du liebst ihn sehr, oder?« ... das waren die Worte meines Bruder. Meine Antwort auf die letzte Frage ist kein Geheimnis - Ich... ja ich liebe den Kerl abgöttisch und ich zähle die Stunden bis ich ihn... ehm... näher kommen darf. Ich bin so, ich liebe jemanden ganz oder gar nicht. Wir sind eine Familie der positiven Extreme, Klammeraffen wie Du es scon mal richtig genannt hast. Ich habe auf mein Leben geschworen und ich werde Wort halten. Ich werde es ihm sagen und ihm deutlich machen was es bedeutet. Er muss für uns beide schweigen, für uns alle. Zudem gilt sein Wort uns gegenüber ebenso. Er schwor dem Duc die Treue. Er selbst erinnerte mich daran. Ich benehme mich wie der letzte Rüpel, wenn ich denke irgendjemand will ihn mir wegnehmen. Das hat niemand gesagt, aber ständig vermute ich es und bekomme Panik. Ist das normal?«, fragte Greg und knuffte seinen Bruder. »Ich bin froh dass wir uns versöhnt haben, ganz ehrlich und dass wir wieder wie immer miteinander reden. Was Du lieber meidest, kann ich kaum noch abwarten. Dann wäre er richtig meiner, verstehst Du?... Das darfst Du genauso wissen, denn ich erwarte Vertrauen, weil ich Dir vertraue Linhard. Ich erwarte also Vertrauen bezüglich Familieninterna, aber auch im Bett«, sagte Gregoire ernst.


    Brandur von Hohenfelde
    »Also befehligt Euer Bruder nicht nur die Blutnekromanten - sondern er ist selbst ein Blutnekromant?«, hakte Brandur nach.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Richtig, aber nicht von solcher Macht wie einige andere«, pflichtete Gregoire bei. »Schaut mal, Ihr habt gewaltiges magisches Potential in der Familie, wir verbinden uns durch eine Ehe, wir haben uns bereits verbunden durch den Treueschwur an den Duc, durch Eure Einbürgerung, die Nobilitierung - durch den Erwerb der Schollen. Wieso nicht auch über den Weg der Magie? Auch wenn Ihr dieses Geschenk nicht erhaltet, wie wäre es, wenn trotzdem einige fähige Magier von Euch an der Akademie unterrichten? Oder sogar einer von Euch genau jene Magieform erlernt? Was dazu nötig ist, weiß ich nicht. Ich habe von Magie keine Ahnung, aber damit würdet Ihr Euch gewaltig in Souvagne einbringen. Und Euer Wissen würde niemals verloren gehen, mehr noch es würde zu etwas Gutem beitragen. Ihr schützt und unterstützt damit dass Land, dass Ihr gewählt habt. Das Ihr hoffentlich liebt«, erklärte Gregoire.


    Brandur von Hohenfelde
    »Ich würde gern Unterricht geben«, antwortete Brandur. »Aber das setzt voraus, dass ich einen Körper habe, sonst könnte ich höchstens Theorie unterrichten und auch dies nur noch bis zum Inkrafttreten des Verbotes. Ich liebe die Magie, besonders natürlich meine eigene magische Disziplin. Diese hohe Kunst durch Unterricht oder durch die magische Verbindung unserer Familien weiterzugeben wäre in meinem Interesse. Wir haben noch andere, sehr fähige Magier in der Familie. Davard könnte ich mir gut als Dozent vorstellen, oder auch den Wahnsinnigen Wolfram, der den Namen nur darum trägt, weil er als Einziger in unserer Familie frei von Wahnsinn zu sein scheint.«


    Linhard von Hohenfelde
    »Wir können einige der Magier fragen, ob sie bereit sind eine Stelle als Lehrer anzunehmen. Paps würde gerne, mein Onkel Dave unterrichtet meinen Bruder und eine eigene Schülerin. Er könnte sicher auch an der Akademie arbeiten. Mein Erzeuger könnte auch in der Akademie arbeiten, wobei er im Moment froh ist, dass er einfach nur lebt. Maghilia könnte ebenfalls bei Euch in der Akademie arbeiten, aber die Schüler müssten starke Nerven haben. Und wie Paps schon sagt, hätte er einen Körper und sein Bruder ebenfalls hättet Ihr zwei weitere mächtige Nekros. Was benötigt man um ein Blutnekro zu werden? Du lebst und liebst Magie Paps ohne den Makel andere ohne magische Gabe auszugrenzen. Wolfram? Ja gut, er würde vermutlich einen sehr eigenwilligen Unterricht geben, aber vielleicht macht genau das Spaß«, sagte Lin gut gelaunt.


    Brandur von Hohenfelde
    »Das könnten sie«, sprach Brandur. »Ich könnte auch, aber nun ja. Werde wohl verhindert sein.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Wir werden sehen. Vielleicht ist es ja auch möglich eine Ausnahmegenehmigung der Nekromantie zu erwirken, so dass Du als Geist bleiben darfst«,schlug Greg vor. »Nun zu Deinem Geheimnis, was möchtest Du mir anvertrauen Brandur?«


    Brandur von Hohenfelde
    »Nun, ich bin mir sicher, dass Linhard es nicht gutheißen wird, welches Familiengeheimnis ich im Gegenzug für diese mehr als nur vertrauliche Information offenbaren werde«, sprach Brandur langsam. »Darum vorab meine Bitte an dich, mein Sohn - vertrau mir, so wie du mir immer vetraut hast, dass ich nichts als das Beste für dich und unsere Familie wünsche. Gregoire hat uns einen riesengroßen Gefallen erwiesen, das hätte er nicht tun müssen. Nun werden wir das Selbe tun. Verstehst du das, mein Junge?« Brandur sah Linhard ernst und auch besorgt an.


    Linhard von Hohenfelde
    Lin nickte ganz langsam in Zeitlupe, da er seinem Vater vertraute. Was er Gregoire allerdings offenbaren wollte, konnte sich Linhard nicht im Geringsten vorstellen.


    Brandur von Hohenfelde
    Über Brandurs Gesicht huschte für einen kurzen Moment der Schleier von Angst - Angst, sein eigener Sohn könnte ihn hernach nicht mehr lieben. Doch dieses Risiko musste er eingehen, um genau diesen Sohn zu schützen. »Derya Letnaux, die Mörderin. Der Name ihres Vaters lautet Archibald von Dornburg. Er gehört zum engsten Freundeskreis unserer Familie. Er schützt und unterrichtet Linhard als sein Schwertmeister, sein Palaisin, wenn Ihr so wollt. Er ist womöglich der vermummte Mann, der von der Krone selbst gesucht wird. Das Potenzial hätte er und auch Grund genug. Falls er es dennoch nicht gewesen sein sollte, ist es wahrscheinlich, dass er zumindest den Aufenthaltsort seiner Tochter kennt oder den Kontakt zu ihr herstellen kann.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Gregoire wie auch Linhard starrten Brandur an. Gregoire starrte total fassungslos und Linhard schaute mehr baff als perplex. »Wie gefährlich ist dieser Mann?«, flüsterte Gregoire. »Das ein Palaisin keine Person ist, die andere mit Samthandschuhen anfasst ist mir bewusst, aber wie gefährlich ist dieser Mann? Und wer von Eurem Gefolge ist es? Und hat er eine ähnliche... Neigung wie seine Tochter? Das man sein Kind rettet - falls er es war - gleichgültig wie wahnsinnig dieses ist, verstehe ich. Aber ich muss wissen, ob von ihm eine Gefahr für alle ausgeht. Seid Ihr mit dieser Frau verbandelt? Falls ja, sollten wir dafür sorgen, dass sie ebenfalls wegkommt, aber so dass niemand davon erfährt. Dann beauftrage ich eine Säuberungsaktion im Namen der Krone. Falls sie nicht mit Euch verbandelt ist, streicht die 2.000 Taler ein«, flüsterte Gregoire.


    Linhard von Hohenfelde
    »Sie wäre meine Wahl gewesen für mein erstes Kind...«, flüsterte Linhard zurück.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg starrte Linhard an und zwar so, wie man es von dem Duc höchstpersönlich nicht besser erwartet hätte. »Nein!«, war Verrills einziger Kommentar dazu.


    Linhard von Hohenfelde
    »Greg, sie ist ja nicht nur so... vermute ich... Sie«, setzte Linhard an und schaute Brandur hilfesuchend an.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Nein Linhard, NEIN! Möchtest Du Nummer 47 werden? NEIN!«, beharrte Greg vehement.


    Brandur von Hohenfelde
    »Dieser Mann ist sehr gefährlich. Ja, er hat auch eine andere Seite, doch meiner Meinung nach macht dies das Dunkel in ihm nicht geringer, sondern lässt es nur noch finsterer erscheinen. Worum ich bitte und warum ich dieses Geheimnis auswählte: Lasst Archibald an Linhards Seite als Pfand für unser gemeinsames Geheimnis bezüglich der Blutnekromanten. Damit hättet Ihr ein gutes Druckmittel für uns und wir ein gutes Druckmittel für Archibald, damit er sich daran erinnert, seine neue Diät in Souvagne auch wie versprochen einzuhalten. Er beging in Naridien die schrecklichsten Verbrechen, ganz ähnlich denen seiner Tochter. Kürzlich wurde er zu einem Vampir, daher hat sein Hunger sich verlagert. Seit er in Souvagne ist, beschränkt er sich auf das Trinken von Spender- und Instantblut. Er gab uns sein Wort, dass dies so bleiben soll. Gebt ihm eine Chance. Doch seine Brut möchte ich auf dem Schafott sehen, noch bevor sie erfährt, dass Papa ihr ein ganz besonderes Leckerchen in Gestalt meines Sohnes ausgesucht hat.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Wie bekommen wir das aus ihm heraus? Wir können schlecht Linhard als Köder nehmen. Wird er den Aufenthalt seiner Tochter verraten? Kann man ihn aufs Glatteis führen, so dass er es versehentlich verrät? Eine wichtige Frage, ist er an Euch gebunden? Ist er an Linhard gebunden durch einen Schwur? Fühlt er sich gebunden? Ich muss wissen, ob dieser Mann ein treuer Gefolgsmann von Linhard ist, oder ob er alleine loszieht und unschuldige Leute abschlachten würde. Ähnliche Verbrechen wie seine Tochter? Erzähle mir bitte welche. Was tat er? Ein Vampir trinkt Blut, dabei tötet er doch auch die Personen oder? Soweit ich weiß, saugen sie Leute aus. Manchmal sterben sie, manchmal werden es auch Vampire. Sollte er ein treuer Gefolgsmann sein, sollte er nur Spenden und Kunstblut trinken Vertrauen gegen Vertrauen. Behaltet ihn, ich schweige. Was er in Naridien tat, ist uninteressant. Er ist hier so lange ein unbescholtener Bürger, bis er sich hier etwas zu Schulden kommen ließ. Sollte er Linhard schützen wie ein Palaisin ist seine Gefährlichkeit in guten Händen. Aber genau das möchte ich wissen. Danke für das Vertrauen. Ich habe nichts gegen einen brutalen Leibwächter, der sich aber an Regeln hält. Aber ich habe etwas gegen eine Männerfressende Leihmutter«, gab Greg zurück.


    Brandur von Hohenfelde
    »Ihr wart dabei, als Alastair zu uns sprach. Archibald, den er Erchan nannte, ist, wie alle aus unserer Linie, mit einem scharfen Verstand gesegnet, der durch das persönliche Dunkel getrübt wird. Auch das ist uns allen zu eigen. Er ist loyal, doch aufgrund seines Wahnsinns nie zu hundert Prozent zuverlässig. Selbst Dunwin, den er als Bruder betrachtete, war er nur darum treu ergeben, weil Dunwin ihm körperlich Paroli bieten konnte. Linhard kann das noch nicht. Ohne Zweifel ist Archibald ein extrem fähiger Schwertmeister. Auch erkenne ich an, dass er sich in letzter Zeit tatsächlich zu mühen scheint, die gute Seite in sich mehr herauszukehren und das Dunkel zu unterdrücken. So lange er bei klarem Verstand ist, kann Linhard sich keinen effektiveren Schwertmeister wünschen. Er schwor Linhard die Treue und genau so meinte er es auch, da bin ich sicher. Doch genau bei der genannten Einschränkung liegt das Problem - ich bin noch im Zweifel, ob er in der Lage sein wird, sein Versprechen bezüglich seiner Ernährung halten zu können. Ja, ein Vampir kann von Spenderblut leben. Mein ehemaliger Leibdiener Kasimir tat dies. Einem Vampir genügt ein Liter pro Woche an frischem, lebenden Blut. Auch hatte ich begonnen, ein Instantblut für Vampire zu entwickeln, damit sie nicht darauf angewiesen sind. Leider wurde meine Forschung durch mein Ableben unterbrochen. Wie wir die Information von ihm erhalten, wo seine Tochter ist, ohne Linhard als Köder zu verwenden, kann ich Euch nicht beantworten - es wäre Linhards Aufgabe, genau das herauszufinden. Sie stehen sich nahe, ich hingegen kenne ihn kaum. In Naridien missbrauchte und fraß er lebende Kinder.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Gregoire musste bei der Information schlucken und sich kurz an Linhard festhalten. »Er missbraucht und frisst Kinder und er lebt noch? Bei Ainuwar... gut, langsam, durchatmen, nachdenken...«, sagte Greg mehr zu sich selbst, als zu Lin oder Brandur. »Er bemüht sich, hier hat er noch niemanden gebissen. Beißt er auch nur Kinder? Falls er sich wirklich bemüht, ist und durch dieses Blut ohne diesen Wahnsinn leben kann, müssen wir an diesem Blut weiter forschen lassen. Jetzt mal diesen Mann außen vor. Jeder Vampir könnte als normale, anerkannte Person leben. Nicht als Gefahr sondern als Person die eine unheilbare Krankheit hat, aber ihre Ernährung wäre sicher gestellt. Dies wäre doch ein Grund, für eine Ausnahmegenehmigung zu sorgen. Also es kann doch auch jemand wider Willen Vampir werden. Ich vermute dass ist sogar in den meisten Fällen der Fall. Und diese Menschen müssten dann nicht zu mordenden Kriminellen werden sie könnten in Frieden leben mit ihren Mitmenschen. Findet Ihr nicht?«, hakte Gregoire nach. »Klug und gerissen ist er also, wie jedes Raubtier. Wieviele Kinder hat er? Und sind die alle so wie er? Ich möchte ihn kennenlernen, aber bitte nicht allein. Ich möchte wissen, um wen es sich handelt. Würde es etwas ändern, wenn Ihr ihm von Eurer Verwandtschaft erzählt? Würde er Euch oder seine Brüder über sein Kind stellen?«, fragte Greg.


    Linhard von Hohenfelde
    »Das Kunstblut war dafür gedacht, dass die Vampire als normale Leute leben können. So hat es mir Kasimir erklärt und er lebt gut davon. Er hat noch nie wen gebissen, bis auf Archibald und er hat es sich gewünscht. Also Kasimir hat noch nie wen angefallen oder überfallen um ihm zu schaden«, warf Lin ein.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur nickte. Ganz stimmte das nicht, was Linhard sagte, doch man musste ja nicht alle Informationen auf einmal preisgeben. Alles zu seiner Zeit und momentan entwickelten sich die Dinge in eine Richtung, die Brandur gefiel. »Archibald hat noch einen Sohn, einen gewissen Arbogast, der sich momentan nicht in Souvagne befindet. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass Archibald uns einen Bonus gibt, nur weil wir blutsverwandt sind - er zögerte ja auch nicht, seine Mutter abzuschlachten und alle sonstigen Mitglieder der Familie von Dornburg. Er quälte damals nur Kinder, um seinen Hunger zu befriedigen, doch er tötete, wie gesagt, auch ohne zu zögern Erwachsene.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg schaute verwirrter als zuvor. »Mal eine Frage, wen oder was tötet er nicht? Einen Sohn? Gut der Mann ist nicht hier, dass ist eine gute Nachricht. Ich hatte gehofft, da er Euch mag, dass es ihm dann etwas bedeuten würde. Gibt es jemanden, der ihm etwas bedeutet?«, fragte Gregoire.


    Linhard von Hohenfelde
    »Nun falls er sich gezwungen sieht, tötet er wohl jeden, egal wie alt, wie groß oder klein, er ist da sehr rigoros. Mein Opa hatte ihm etwas bedeutet, sie waren beste Freunde«, sagte Lin und schaute Brandur an.


    Brandur von Hohenfelde
    »Jesper van Verling«, sagte Brandur scharf und warf Linhard einen stechenden Blick zu. Er konnte keinen Substanzfaden bilden, den Gregoire nicht sehen würde, dafür standen sie zu weit auseinander. »Jesper lebt und ist eine Art Lebensgefährte von ihm.«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard musste bei der Beschreibung loswiehern vor Lachen und benötigte einige Momente um sich wieder einzubekommen.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg musterte seinen Verlobten, zog fragend eine Augenbraue hoch und musterte dann Brandur. »Wo ist da der Witz? Lebt er nicht mehr lange oder wie?«, gibbelte Greg.


    Linhard von Hohenfelde
    »Doch doch, die Beschreibung von Paps war nur so lustig. Eine Art LEBENSgefährte der lebt. Wäre es sonst ein TOTENgefährte wäre er tot?«, hakte Lin nach und musste wieder losgackern.


    Brandur von Hohenfelde
    »Ich bezog mich darauf, dass Gregoire vermutlich nach einer LEBENDEN Person fragte, die ihm etwas bedeutet. Wie wir alle wissen, ist dein Opa, mein lieber Bruder Duwnin, tot.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Dann wäre er wohl einfach nur eine Leiche. Und die hätte er wohl nicht aufgehoben, jedenfalls nicht lang vermute ich. Kann man ihn mal kennenlernen? Oder geht das nicht?«, fragte Greg.


    Linhard von Hohenfelde
    »Das stimmt«, sagte Lin und machte ein bekümmertes Gesicht, wie es verlangt wurde.


    Brandur von Hohenfelde
    »Das geht sicher. Aber warum möchtet Ihr ihn kennenlernen? Jesper ist für meine Begriffe ein sehr angenehmer und anständiger Mann, viel zu gut für diesen Widerling. Leider zu weichherzig, um ihm ein Ende zu bereiten, obwohl er es könnte.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Nun ja das war mir klar, erstens hast Du mir davon erzählt Lin und zweitens würde Brandur ihn nicht wiederbeleben wollen, würde er leben«, gab Greg zu bedenken. »Kann ich die anderen Magier mal kennenlernen und ihnen das Angebot der Akademie unterbreiten? Vielleicht mit meinem Bruder Ciel zusammen?«, fragte Greg neugierig.


    Brandur von Hohenfelde
    »Ja, natürlich«, sprach Brandur freundlich.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Nein ich möchte diesen Erchan kennenlernen um erstens zu wissen wer das ist und zweiten um mir ein Bild von ihm zu machen. Dabei möchte ich aber Ciel mitnehmen und ich möchte wie gesagt gerne die anderen Magier kennenlernen und ihnen dieses Angebot unterbreiten. Ich hoffe Ciel stimmt dem zu und Deine Verwandten auch. Das wäre sehr schön«, sagte Greg gut gelaunt.

    Brandur von Hohenfelde
    »Das lässt sich arrangieren.« Brandur lächelte breit.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Gut, dann hole ich meinen Bruder ab in Ordnung? Und Du alberne Nudel reiß Dich bitte zusammen«, bat Greg seinen Verlobten schmunzelnd.


    Linhard von Hohenfelde
    »Natürlich, dass war nur wegen dem Wortspiel, dass hat nichts mit der Sache an sich zu tun gehabt. Kasimir bedeutet Archibald viel! Sehr viel! Fällt mir gerade ein«, erklärte Lin leise.


    Brandur von Hohenfelde
    »Wir warten«, erwiderte Brandur. »Kasimir?«, wunderte er sich und schüttelte gleich darauf missbilligend den Kopf. »So ein Blödsinn fällt auch nur Archibald ein«, grummelte er leise.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Gut bis gleich«, sagte Gregoire und machte sich umgehend auf den Weg zu seinem Bruder Ciel.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard wartete ab bis Greg außer Hörweite war, ehe er sich an seinen Paps wandte. »Möchtest Du mir was sagen Paps?«, hakte Linhard nach und musterte ihn aus dem Augenwinkel.


    Brandur von Hohenfelde
    »Meinst du bezogen auf Osmund? Nun, er ist nicht auf natürlichem Wege so alt geworden. Er ist ein Lich, so wie Maghilia. Sie zapfen die Engergie von Lebenden ab, ganz ähnlich wie Vampire, nur auf einer anderen Ebene. Sie sind Energievampire. Eine sehr schmutzige Art der Nekromantie. Was geschieht, wenn man ihnen die Kunst verbietet, kannst du dir denken.«


    Linhard von Hohenfelde
    »Aha, Danke für die Info. Dass habe ich wirklich nicht gewusst und klingt irgendwie... heftig. Aber ich meinte jetzt gerade ehr wegen Derya und Deiner Offenbarung Paps... Ich denke, dass hast Du schon verstanden, Du bist ein Hohenfelde und ein sehr alter und weiser dazu... nun?«, hakte Lin nach und musterte ihn.


    Brandur von Hohenfelde
    »Ja, ich habe verstanden und du hast sicher verstanden, warum ich absichtlich nicht darauf einging. Du erwartest sicher eine Entschuldigung. Mein lieber Junge, du bist sauer auf mich und auch dies verstehe ich. Wisse - ich will nicht erleben, dass sie dir antut, was sie den anderen antat. Dass sie Männer derart behandelt, hat Archibald mir verschwiegen! Sie missbraucht sie und frisst sie auf. Was er mit Kindern tat, tut sie mit ihren Bettgefährten. Was glaubst du, wie gut Archibald sich während seines Hungers im Griff hat? Was glaubst du, wie gut SIE sich im Griff hat, wenn du nackt unter ihr liegst? Linhard, das ist es nicht wert! Und zweitens - wenn sie stirbt durch die Gerechtigkeit Souvagnes, dann endet Alastairs liebste Linie bei Archibald in einer Sackgasse. Nur nach Arbogast müsste man dann noch suchen.«


    Linhard von Hohenfelde
    »Ich dachte die Antwort wäre kürzer - ich hätte einfach ein KEKS erwartet. Aber so genau erklärt zu bekommen dass Du Dich sorgst und mich liebst hat was, Danke. Ich bin nicht sauer, ich war einen Moment baff, aber ich weiß warum Du es getan hast. Aus dem gleichen Grund warum Greg es verbot. Ich soll nicht nur 47 werden. Keine Ahnung wie sehr Archibald sich im Griff hat beim Essen, ich habe ihn noch nie etwas essen sehen. Was er aß finde ich schlimmer als wie Paps. Ich liebe Dich auch. Alastair hat gewusst was er da tat oder war er vor Liebe einfach blind?«, fragte Lin leise.


    Brandur von Hohenfelde
    »Ich bin mir sicher, dass er sehr genau wusste, was er tat. Blind vor Liebe zu sein - diesen Fehler hat bisher kein einziger von Hohenfelde begangen. Keks, mein Linhard ... riesengroßer Keks. Nimm es deinem alten Herrn nicht krumm. Wir finden eine andere Braut für dich, eine Bessere.«


    Linhard von Hohenfelde
    »Ich hoffe es, nun behalten hätte ich sie nicht als Frau, ich denke das ist unmöglich. Man kann Archibald ja auch nicht als Babysitter einsetzen. Mit so einer Frau kann niemand zusammen sein. Wir schauen uns um. Ich meinte mit der Opa Lösung, dass Du einen neuen Körper benötigst. Und den könntest Du dann doch wie Mag oder Ossi am Leben erhalten«, schlug Lin vor.


    Brandur von Hohenfelde
    »Ich glaube nicht, das ich das könnte - ich befürchte, ich würde mit dem Besetzen eines Körpers meine magische Gabe verlieren. Es sei denn, diese Person ist ebenfalls geistmagisch begabt. Vieles spricht dafür, dass die Gabe eine körperliche Besonderheit ist und keine geistige - andernfalls könnte ich ja auch als Geist Nekromantie wirken, nicht wahr? Wenn, dann müsste ich also jemanden besetzen, der eine der drei geistmagischen Disziplinen beherrscht - Geistmagie, Nekromantie, Blutnekromantie. Um Dunwins Geist fest mit dem Körper von Aimeric zu verbinden, habe ich mein eigenes Leben verloren. Ich weiß nicht, ob dies auch geschehen würde, wäre ich unverletzt gewesen. Dieser Bereich der Nekromantie ist bislang nahezu unerforscht. Aber sollte es gelingen und ich einen neuen Körper haben - dann brauche ich kein Lich zu werden. Es genügt, wenn ich den Wirtskörper ganz normal ernähre.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Je nachdem wie alt er ist, vielleicht doch. Die Frage ist, wie bekommen wir Dich in den Körper hinein? Das müsste ein Nekromant erledigen oder? Nun vielleicht ist es eine Mischung? Das Du es als Seele kannst, aber Lebensenergie benötigst? Was benutzt ihr denn wenn Ihr Magie nutzt? Was benutzt Ihr dazu? Worauf greift Ihr zu? Ich kann das nicht erklären. Also wenn ich kämpfe greife ich zum Schwert oder zum Degen. Was greifst Du? Woraus besteht das Etwas?«, fragte Lin.


    Brandur von Hohenfelde
    »Das ›Etwas‹ hat viele Namen. Essenz des Seins sagen viele dazu ...«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Während Lin und Brandur sich draußen weiter unterhielten, begab sich Gregoire zurück zum Quartier seines Bruders

  • Gregoire Verrill de Souvagne
    Während Lin und Brandur sich draußen weiter unterhielten, begab sich Gregoire zurück zum Quartier seines Bruders.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schlief, fest an Ferrau geschmiegt. Es dauerte eine ganze Weile, ehe er das Rufen bemerkte und davon munter wurde. Er öffnete die Augen und sah entsetzlich blass und zerknittert aus, das Haar stand ihm zu Berge. Er quälte sich schwerfällig hoch, zog die Bettdecke über Ferrau und tapste steifbeinig zur Tür. Er taumelte zwischendurch, bekam die Klinke zu fassen und stützte sich mit der anderen Hand am Rahmen. Er zog die Tür auf. »Hm?«, murmelte er.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Gregoire musterte Ciel und strich ihm die Haare aus dem Gesicht. »Ich habe einen guten Vorschlag und ich möchte dass Du ihn Dir anhörst und die passenden Leute gemeinsam mit mir kennenlernst. Bist Du dazu in der Lage?«, fragte Greg freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ist es wichtig?«, fragte Ciel zurück.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Ja das wäre es, für Deine Akademie Ciel. Ich mache es kurz und erkläre Dir den Vorschlag, das Treffen können wir immer noch vereinbaren. Linhards Familie hat einige mächtige Magier, darunter Meister und ich dachte genau jene Meister könntest Du in der Akademie einstellen. Wir wären verbunden durch den Schwur an den Duc, durch die Scholle, durch unsere Ehe und auch durch die Akademie. Und wie es scheint, haben sie alle Freude daran zu unterrichten. Das wäre eine sehr gute Möglichkeit das sie ihre Fähigkeiten für Gutes einsetzen und wir haben was davon. Zudem hatte Brandur an Kunstblut gearbeitet, wovon Vampire leben können ohne Lebenden zu schaden. Ich bin der Meinung wir sollten daran weiter forschen lassen, damit sie keine Gefahr mehr darstellen. Was sagst Du dazu?«


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Kunstblut?«, fragte Ciel skeptisch. »Wenn diese Behauptung von ihm stimmt, dann wäre es interessant, sich mit ihm näher darüber zu unterhalten, bevor seine Erscheinung sich wieder verflüchtigt. Und mit Alexandre müsste ich das auch besprechen, er findet das sicher ebenso spannend. Wenn wir Lehrkräfte für die Akademie gewinnen könnten, obendrein mit uns verwandt, wäre das durchaus gut.« Er blickte nach hinten zu Ferrau. »Wie geht es dir?«


    Ferrau
    Ferrau musterte Greg mit nicht zu deutendem Blick. »Gut Herr, mir geht es sehr gut. Ich werde nicht mit ihm mitgehen«, weigerte sich Ferrau.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Das musst Du auch nicht, es sei denn mein Bruder möchte Dich mitnehmen. Ich werde nie wieder Hand an Dich legen Ferrau«, antwortete Greg.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel lächelte seinen Bruder an. »Du hast ihn gehört. Mein Diener will mich nicht zu dir begleiten. Und in diesem Zustand möchte ich nicht ohne Hilfe aus der Stube gehen. Wir werden das Treffen verschieben müssen, so interessant ich das Thema auch finde.«


    Ferrau
    »Ich habe auch nicht gelogen. Da könnt Ihr ruhig meinen Herrn fragen. Ich lüge nicht und ich habe nichts falsch gemacht. Ich habe Euch nichts getan, warum Ihr dermaßen gemein und grausam wart, weiß ich nicht. Ihr solltet Euch schämen. Das möchte ich sagen, jawohl, schämen. Ihr habt auch meinen Herrn damit verletzt - Euren Bruder«, sagte Ferrau.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg musterte Ferrau und nickte knapp. »Was wohl stimmt, womit wird das Handtuch gewaschen sag mal?«, fragte Verrill mit einem Schmunzeln.


    Ferrau
    »Ich war nicht unhöflich, ich war nur ehrlich«, murrte Ferrau und deckte sich komplett zu.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Womit Du sogar Recht hast«, pflichtete Greg leise bei.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte ernst. »Wie wäre es mit morgen oder in ein paar Tagen? Ich merke das letzte Blutopfer ziemlich. Ich habe etwas zu tief geschnitten wegen dem ganzen Stress und mehr Blut verloren, als beabsichtigt.«


    Ferrau
    Ferrau zog das Handtuch weg. »Das war nur wegen Euch erforderlich!«, merkte er an und deckte sich wieder zu.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Ehm ja, wohl wahr. Wann immer Du möchtest ich muss ja auch Lin noch drum bitten, genau jene Magier zusammenzutrommeln. Als da wären eine Maghilia, Osmund - den kenne ich bereits der ist ganz nett, Dave und Wolfram der wohl ein klein wenig gaga sein soll«, grinste Greg.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Hm, soll ich Alexandre mitnehmen oder besser nicht?«, überlegte Ciel, mehr an sich selbst gewandt. »Nein, er hatte genügend Ärger mit der Außenwelt in letzter Zeit. Das wird zu viel für ihn.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Also ich an Deiner Stelle würde ihn mitnehmen, es geht doch um Fachgespräche. Er wäre unter Kollegen, dass freut ihn sicher und die beiden die ihn auf der Hochzeit begleiten sollten sind auch dabei«, schlug Greg vor.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Aber das sind zu viele Menschen auf einmal für ihn. Wenn er dabei ist, sollten es für ihn nicht mehr fremde als vertraute Personen sein, mit denen er reden muss. Und dir traut er nicht mehr über den Weg seit deinem Block-Witz. Besser wäre, zunächst mit einem Vertreter der Magier dieser Sippe zu sprechen und dann schaue ich sie mir einzeln an - oder ich lasse Alex lieber daheim.« Ciel sah sehr besorgt aus.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Dann sprich mit Osmund oder diesem Wolfram. Osmund ist absolut umgänglich, das ist so ein dicker, alter Opi von der Optik her. Bis auf die Nägel, aber die spielen ja keine Rolle. Er ist wirklich freundlich. So hätte Alex eine Vertrauensperson. Naja mich hat er wohl nun gefressen wie Schmierseife, tut mir leid Ciel«, entschuldigte sich Gregoire.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich würde als Gesprächspartner für Alexandre am ehesten Wolfram oder diesen Davard bevorzugen, nach dem, was Linhard über diese beiden Personen sagte. Er empfahl die beiden explizit zu diesem Zweck und Alexandre sollte sie ohnehin vor der Hochzeit kennenlernen. Wenn sie auch noch Magier sind, umso besser.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Gut, dann richte ich es Linhard so aus. Mit ihnen kann er genauso über das Thema sprechen. Ich hoffe dann ist er etwas umgänglicher und fühlt sich nicht ganz so... einsam«, antwortete Greg und knuffte seinen Bruder. »Benötigst Du etwas außer Schlaf und ein deftiges Essen?«


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Hm, weniger komplizierte Brüder?«, antwortete er und grinste, was sehr zerknautscht aussah.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Abgemacht, was mich betrifft«, grinste Greg verlegen. »Ich habe es ihm gesagt, er schweigt Ciel«.


    »Hoffen wir es. Und hoffentlich bin ich nicht der Erste, auf den sie losgehen, jetzt, wo sie es wissen.« Er blickte über seine Schulter. »Ich glaube, ich verschlafe den Rest des Tages einfach.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Das werden sie nicht, von Brandur stammt das Kunstblut. Schlaf Dich aus und danach gehen wir gemeinsam essen mit unseren Lieben. Danach lernt Alex Dave und Wolfram kennen gemeinsam mit Dir. Falls ich nicht dabei sein soll, sage es ruhig. Ich verstehe es«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nun, da ich Ferrau mitzunehmen gedenke und Alexandre ... beide gedenke ich bei mir zu haben während des Gesprächs und mit beiden hast du es dir zielsicher derart verscherzt, dass sie sich bei deinem Erscheinen in die Hosen machen. Besser ist es, du bist vorerst nicht dabei. Aber das macht von der Sache her nichts. Es geht ja um meine Akademie. Ich werde mit den Magiern allein darüber sprechen. Mach dir mit Linhard zu dieser Zeit einen schönen Tag. Und sei mir nicht wieder böse.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Nein ich habe es doch selbst angeboten, wir hätten vorher miteinander reden sollen. Wir haben wegen Olivie geredet, ich hätte meinen Mund bezüglich Lin selbst mal aufmachen müssen und wie es mir mit ihm geht«, antwortete Greg ehrlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Was habt ihr wegen Olivie geredet?«, wollte Ciel wissen.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Nein Ciel wir beide, wir haben doch wegen Oli geredet, warum Du sie liebst und wie und warum Du sie heiraten möchtest. Das hätte ich auch tun sollen, sprich über meine Gefühle reden. Statt dessen hatte ich sie und sie haben mich ganz verrückt gemacht«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Jetzt haben wir darüber gesprochen. Und du weißt nun auch, was mir meine Leute bedeuten ... du, Dreaux, Papa, Olivie, Nathan, Alex, Khawa ... und Ferrau. Stell sie dir als eine Gruppe von Linhards vor, bevor du sie das nächste Mal ärgerst.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Ich stelle mir lieber vor er steht dabei und alle sind gleich, dann passt es besser«, sagte Greg und drückte Ciel an sich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel drückte seinen Bruder zurück. Er hatte eiskalte Hände. »Ich hab dich lieb, Kleiner ... hab nicht immer so viel Angst. Für jedes Problem gibt es eine Lösung und wenn es keine gibt, finden wir eine Neue. Ich brauch ein wenig Ruhe. Spreng in der Zwischenzeit nicht wieder halb den Palast.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Ich würde ja sagen Du kennst mich doch, aber das ist keine Beruhigung oder?«, antwortete Greg mit schiefen Grinsen. »Hast Recht Großer, zukünftig komm ich zu Euch angekrochen, dafür sind große Brüder ja da«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Richtig«, sagte Ciel und grinste zurück.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Na dann werde ich Euch mal überraschen indem ich nichts anstelle. Außer vielleicht etwas lesen oder so«, schlug er vor.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das wäre ein Anfang«, antwortete Ciel und blinzelte ihm freundlich zu. »Oder schick die beiden unfähigen Gardisten wahlweise zu Benito oder Domi, falls du es noch nicht getan hast und die immer noch vor deiner Tür rumliegen.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Ich war noch nicht wieder zurück, ich hatte Linhard abgefangen und mit ihm gesprochen Ciel. Das war mir wichtiger als die Gardisten. Nun muss ich ihn zurückbringen. Was muss man im Umgang mit Vampiren beachten, außer nicht gebissen zu werden?«


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Im Umgang mit Vampiren? Nimm einen Blutnekro mit! Willst du dich mit einem treffen? Warte, ich habe etwas für dich. Meine Adeptenarbeit, der praktische Teil - einer davon.« Er tapste in den Raum, wühlte in einer Schublade und brachte Gregoire eine Halskette. »Mach sie um und frage nicht, wozu sie da ist. Trage sie einfach.« Er legte sie Gregoire um den Hals.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg nahm die Halskette entgegen und legte sie sich um. »Dankeschön, ja ich möchte mich mit einem treffen und sie wegen dem Kunstblut befragen. Aber ein mulmiges Gefühl hatte ich doch. Ich werde Dir ganz genau davon Berichten. Danke Großer«, freute sich Verrill.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Halte mich auf dem Laufenden! Jetzt schmeiß ich dich raus. Bis später.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Bin schon weg«, antwortete Greg und machte sich wieder auf den Weg.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schloss die Tür. Er kroch zurück zu Ferrau unter die Decke, umklammerte dessen Oberkörper und kuschelte sich wieder bei ihm ein, um weiterzuschlafen. »Du wirst heute nicht arbeiten«, murmelte Ciel, »sondern hier liegen und dich erholen.«


    Ferrau
    »Ja Herr, wir beide. Euer Bruder ist wirklich komisch, wie ein tollwütiges Baby«, schmunzelte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich brauche mich nicht zu erholen, mir geht es blendend. Ich passe hier nur auf dich auf«, sagte Ciel schmunzelnd.

  • Nathan
    Etwas unsicher wartete Nathan auf dem Korridor. Er hatte die Zeit abgepasst, zu der Zerbino sich meistens in die Gesindeküche begab, um dort sein Mittagessen einzunehmen. Nathan wartete und hoffte, dass der Leibdiener von Prince Gregoire sich ein paar Minuten Zeit für ihn nehmen würde.


    Zerbino
    Der Leibdiener von Prince Gregoire ging wie immer pünktlich zu Mittagstisch, da er genauso pünktlich zurück bei seinem Herrn sein wollte. Wie jeden Tag war er um 12:00 Uhr in der Gesindeküche. Man konnte nach ihm die Uhr stellen, sofern man eine hatte.


    Nathan
    Doch bevor er die Küche betreten konnte, piepste ihn jemand von der Seite an. »Ha-hallo Zerbino, hast du einen, einen Augenblick Zeit?«


    Zerbino
    Zerbino blieb stehen und musterte Nathan. »Ja natürlich, was ist passiert?«, fragte Zerbino und hatte schon die schlimmsten Vorstellungen davon was Nathen Duc Dreux versehentlich angetan haben konnte. So wie er dort stand, hatte er ihm vermutlich einen grauenvollen Kurzhaarschnitt verpasst.


    Nathan
    »Das, das weiß ich eben nicht.« Nathan schaute sich um, ob ihnen jemand zuhörte. Die Geräusche aus der Küche waren sehr laut, so dass man sie nicht verstehen dürfte, wenn sie gedämpft sprachen. Nathan ging ein paar Schritte zurück, so dass sie nicht mehr direkt vor dem Eingang standen, sondern ein wenig in einer Ecke. »Also es ist, ich mache mir Sorgen. Und zwar stimmt irgendwas nicht mit Prince Ciel oder Ferrau. Das sage ich nicht, weil ich wieder aufdringlich sein will, ich habe inzwischen verstanden, dass mein Ex-Herr nicht mit mir zu reden wünscht. Aber ich kenne ihn sehr lange und seit kurzem ist er anders. Ferrau weicht nicht mehr von seiner Seite. Alle Arbeiten, wo er sonst rumläuft, machen andere Diener. Fabs sagt, er hat eine Vermutung, die er aber für sich behält, aber ich hab keine. Hast du eine?«


    Zerbino
    Zerbino schüttelte in Zeitlupe den Kopf. »Ich weiß sogar direkt worum es geht, aber dies geht nur meinen Herrn und seinen Bruder etwas an. Nur soviel, mein Herr ist manchmal zu gewissen Zeiten nicht er selbst. Und Ferrau nun... Ferrau hätte ihn nicht verärgern dürfen. Ich vermute Ferraus Herr hat jetzt ein besonderes Auge auf ihn. Den Göttern sei dank ist mein Herr zu mir immer lammfromm«, lächelte Zerbino.


    Nathan
    Nathan bekam große Augen. »Du meinst, er hat ihn geschlagen? Was hatte Ferrau den gemacht? Ich hab jetzt Angst vor deinem Herrn ... bitte sag mir, was ich nicht machen darf, damit er mich in Ruhe lässt! Wird Ferrau jetzt nie wieder allein rumlaufen können?«


    Zerbino
    Zerbino zog eine Augenbraue hoch. »Ganz einfach Du darfst nicht lügen. Und falls sich mein Herr etwas falsch gemerkt haben sollte und Dir unterstellt, entschuldige Dich. Es wird der Moment kommen, wo Du ihm sagen kannst, dass er sich versehentlich etwas falsch merkte. Wenn Du ihn aber in aller Öffentlichkeit korrigierst... korrigiert er Dich. Du musst ihn nicht fürchten, Du hast ihm schließlich nicht zu dienen und Ferrau hat es übertrieben. Mit seiner Rumschleicherei macht er Land und Leute verrückt und er hätte vielleicht mal bei einer Variante bleiben sollen, wer oder was seine Vorfahren nun waren. Scheinbar gab es da jeden Tag eine andere Version und das hat meinem Herrn nicht geschmeckt. Was vorab gelaufen ist, weiß ich nicht. Jedenfalls war der Verlobte meines Herrn anwesend als Ferraus Märchenstunde begann und da mein Herr sehr vernarrt in seinen Verlobten ist, hat es ihn doppelt wütend gemacht, dass ihm von Ferrau dann schamlos ins Gesicht gelogen wurde. Auf der anderen Seite muss man der Wahrheit geschuldet sagen, hätte mein Herr nicht Hand an ihn legen dürfen. Er hätte es seinem Bruder melden müssen,damit Ferrau bestraft oder gezüchtigt wird. Aber wie ich bereits sagte, war mein Herr leider nicht Herr seiner Sinne in diesem Moment. Ferrau hätte einfach seinen Mann stehen sollen, ihm aufrecht in die Augen blicken sollen und sagen sollen - Herr es tut mir leid, aber ich spreche die Wahrheit. Nein er stammelte herum, erleichterte sich sogar auf den Teppich meines Herrn und es war ein Graus«, erklärte Zerbino.


    Nathan
    »Aber, aber, aber dann muss er große Angst gehabt haben«, stammelte Nathan verunsichert. »Das hat er bestimmt nicht mit Absicht gemacht oder weil er respektlos sein sollte! Danke auf jeden Fall für den Hinweis. Ich werde es mir merken, ich möchte nicht geschlagen werden. Ciel würde Ferrau nichts antun, selbst wenn man ihm meldet, was der alles falsch macht. Das macht er nicht, das tut er nicht.« Nathan hatte große Angst und dachte daran, was Dreaux ihm offenbart hatte. »Ich weiß nicht, was ihr immer mit euren Herrn macht, dass die so wütend werden. Irgendwas macht ihr falsch. Ihr müsst euch besser um sie kümmern. Ciel hat nie jemanden geschlagen und Dreaux macht das auch nicht mehr, seit ich für ihn da bin. Ich weiß nicht, was ihr anders macht, aber irgendwas davon macht ihr nicht richtig. Eure Herren dürfen sich nicht so ärgern, das kann sie krank machen!«


    Zerbino
    Zerbino starrte Nathan an. »Ich mache gar nichts falsch Rotznase! Ist Dir vielleicht nicht mal aufgefallen, dass es ständig nur Ferrau ist der gezüchtigt wird? Wieso sollte es an meinem Herrn liegen? Das ist ganz schön frech und vorlaut von Dir«, beschwerte sich Zerbino.


    Nathan
    Nathan nahm sich ein Taschentuch und putzte gründlich seine Nase ab. Er hatte nicht das Gefühl, dass sie sonderlich schmutzig gewesen wäre, aber sicher war sicher. Er würde dann auch noch mal im Spiegel nachschauen. »Aber wenn Ferrau so ein schlechter Diener ist, dann braucht Ciel einen neuen.«


    Zerbino
    Zerbino schaute Nathan entgeistert an und machte dann eine wegwerfende Handbewegung. »Wieso? Ferrau ist kein schlechter Leibdiener. Er sollte nur aufhören zu lügen, zu stammeln und zu schleichen. Das macht die Leute verrückt. Und er sollte die anderen Herren ebenso mit Respekt behandeln. Mein Herr hat ihn nicht geschlagen, dass möchte ich anmerken. Er sprach nur sehr erbost mit ihm. Es gab keinen Grund sich auf dem Teppich zu erleichtern«, erklärte Zerbino gekränkt. Einen Dämon würde er tun und Nathan die äußerst unangenehme Wahrheit über den Ausraster seines Herrn verraten. Es hatte keine Absicht in Prince Gregoires Verhalten gegeben, es sei denn man wertete Rolligkeit als Absicht.


    Nathan
    Nathan betrachtete Zerbino nachdenklich. Dann böse, sofern man die kaum sichtbare Andeutung zusammengezogener Brauen als böse bezeichnen wollte. »Ferrau kann ich nicht so gut einschätzen, da er kaum mit mir redet. Aber meinst du, ich kenne Ciel nicht? Irgendwas stimmt nicht, sonst würde er Ferrau nicht so eng bei sich haben. Ciel meint es immer gut. Er macht so was nicht, wenn er nicht sicher wäre, dass er es muss. Und er ist sehr klug, er irrt sich nie. Du willst es mir bloß nicht sagen, was los ist, obwohl du es genau weißt. Fabs hat gesagt, ich soll mit dir reden, aber du willst ja gar nicht mit mir reden.« Enttäuschung mischte sich in Nathans Empfinden.


    Zerbino
    Zerbino schaute Nathan an und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Du dienst dem Duc, wenn er es erfährt bekommt mein Herr gewaltigen Ärger. Schweigst Du, dann sage ich es Dir«, flüsterte Zerbino.


    Nathan
    »Oh je, es ist etwas Schlimmes«, jammerte Nathan. »Ich tratsche eigentlich keine wichtigen Dinge rum. Das mache ich nicht. Und wenn du auch schweigst, dann ist es sicher nichts, was der Duc erfahren muss, sondern nur uns was angeht, oder? Bitte sage es mir, damit ich mich nicht mehr Sorgen muss, was mit Ciel los ist.«


    Zerbino
    Zerbino nickte. »Mit Ciel ist nichts, er hat Ferrau die Haut gerettet. Mein Herr wollte mit Ferrau sprechen, aber dieser antwortete nicht zu dessen Zufriedenheit. Da nach er sich den Schürhaken aus dem Ofen und züchtigte ihn damit. Kurz davor nässte sich Ferrau ein. Als mein Herr vor unkontrollierter Wut Ferrau züchtigte kam dessen Herr und stellte den meinen. Kurzum er hielt ihn fest. Der Verlobte meines Herrn sagte zu Prince Gregoire er solle aufhören und Prince Ciel den Schürhaken geben. Was dieser auch tat, nach reichlich Gerangel. Nathan... so erwachsen unsere Herrn manchmal auch sind und beizeiten auch sein mögen, ab und an sind sich doch nichts weiter als übergroße Kindsköpfe. Jungs die dank ihrer Ausbildung und Erziehung recht gefährlich werden können. Später werden sie ihre Fähigkeiten zum Schutze ihrer Untertanen einsetzen, aber momentan haben sie ab und an noch interne Machtkämpfe im Kopf, die jeder junge Mann im Kopf hat, wenn es zwischen den Beinen nach einer Nummer juckt. Sie müssen sich noch ihre Hörner abstoßen. Ciel ist der Einzige von ihnen, der sie sich tatsächlich abgestoßen hat. Er war im Krieg, er sah Schlachten, er sah Gefallene, er sah das - was unser alter Duc Maximilien sah und wovor er das ganze Land und vor allem seine Kinder abschirmen will. Aber manchmal muss sich ein Jugendlicher eine blutige Nase holen um zu wissen, wann er sie in andere Angelegenheiten stecken darf und wann nicht. Sie müssen lernen wo ihre Grenzen sind, sie müssen lernen wozu sie ihre Macht und Kräft einsetzen dürfen. Theorie ist äußerst wichtig, aber die Praxis ist wesentlich wichtiger. Ein Buch ist wundervoll, mein Herr liebt Bücher. Aber kein Buch der Welt gibt den Gestank von Blut, Fäkalien, verfaulenden Gedärmen und die Schreie der Sterbenden wieder die einem im Krieg erwarten. Und kein Buch der Welt gibt wieder wie die See donnert, das Meer riecht und sich Wind auf der Haut anfühlt. Deshalb sind die beiden anderen Herrn und besonders der meine oft sehr unausgeglichen. Er weiß mit seinen Energien manchmal nicht wohin und nun kam noch hinzu, dass er seinen Verlobten beeindrucken und verteidigen wollte. Es war ein Trauerspiel. Keine Viertelstunde später, als Prince Ciel gegangen war, da fiel es Prince Greg wie Schuppen aus den Augen, was er da getan hatte. Nun gut, dass es so war. Wer von uns kennt es nicht? Jeder Mann kennt es, wenn einen die Wut packt - oder fast jeder. Er wusste was er angerichtet hatte, er ging seinem Bruder nach. Was dort geschah weiß ich nicht, aber sie haben sich wohl versöhnt. Was Greg wirklich gut tun würde, eine Aufgabe wo er mal in Schwitzen kommt und sich schmutzig macht und zwar draußen. Das braucht er, aber das sieht er nicht ein. Glaub mir, ich schwöre Dir, er hätte sogar Spaß daran. Letztens war er mit seinem Verlobten am Meer und erzählte Stunden später noch davon. Was soll ich ihm da sagen? Hört Euch selbst zu Herr, Ihr kennt die Antwort? So ist es doch. Das steckt dahinter Nathan. Nicht das Ferrau Ärger macht, er hat nur leider so eine linkische Art, die dann den Ärger anzieht wie ein Magnet«.


    Nathan
    Als Zerbino das erzählte, kullerten Nathan ein paar Tränen aus den Augen. Er wischte sie sich mit Handrücken ab. Er musste ein paar mal schlucken, denn wenn er jetzt gleich gesprochen hätte, wäre unverständliches Kauderwelsch herausgekommen. »Und da-da-darum und da-darum hat, hat, hat...« Er schniefte und räusperte sich und versuchte, sich zusammenzureißen. »... darum hat Ciel immer gesagt, dass, dass, dass er keine, keine, keine also dass er sich ganz vergeistigen will und ich, ich, ich hab, hab, hab ...« Er ließ Zerbino einen Moment stehen, ging in die Küche, ohne mit irgendjemandem zu sprechen und holte sich ein Glas Wasser, das er in kleinen Schlucken trank. »Also wenn Ciel das Gefühl hat, dass er sich wegen irgendwas nicht mehr beherrschen kann, dann badet er immer eiskalt. Ihm hat das gut geholfen«, erklärte er nun ruhiger, obwohl er exrteme Angst hatte. »Vielleicht ist das was für deinen Herrn? Ich glaube, ich verstehe ihn jetzt, warum er mir verbot, warum er ... ich glaube, er will nicht, dass ich auch so werde. Und darum hat er mich nun abgegeben. Der arme Ferrau, was machen wir jetzt? Einfach so tun, als ist nichts?«


    Zerbino
    Zerbino zuckte einmal kurz die Schultern. »Die Bestrafung eines Prince liegt entweder in der Hand eines anderen Princen oder in der Hand des Duc. Was sie lernen müssen ist ihre Wut in geordnete Bahnen zu lenken, oder niederzukämpfen bevor sie entsteht. Und was ein jeder von ihnen lernen muss, dass was Fabiens Herr früh absolut unfreiwillig lernen musste, ist Demut. Es gibt sogar für solche Menschen Mächte die sich nicht ihrer Macht beugen. Maximilien musste mit 17 Jahren erwachsen werden, so etwas hätte er sich nicht leisten können. Er hatte schlagartig von heute auf Morgen ein Land zu regieren. Und beide Personen die ihm hätten beistehen können waren tot. Das er deshalb seine Söhne behütet wie Augäpfel ist doch selbstverständlich. Aber und nun rede ich rein privat und frei für alle - ein Vater muss auch einmal streng sein. Wobei ich glaube, wüsste er davon, wäre er tatsächlich sehr streng zu ihnen. Er achtet die Dienstboten, er achtet die Henker, er weiß was sie leisten, wofür sie stehen. Solch eine Person zu strafen, unangebracht zu strafen, heißt er niemals gut. Prince Gregoire - mein Herr könnte sich vermutlich einiges anhören oder müsste sogar einen Zwangsdienst antreten. Der ihm vielleicht sogar gut zu Gesicht stünde. Nicht das ich ihn bestraft sehen möchte, er ist ein lieber und anhänglicher Herr zu mir, aber er benötigt eventuell genau jene Reife um der Mann zu werden, der er ab und an von alleine ist. Ein Mann mit Geduld und Weitsicht. Er ist sehr klug und absolut belesen, aber seine Unausgeglichenheit manchmal verwandelt ihn in wen, der er selbst nicht sein möchte und der Katzenjammer folgt darauf. Es tut ihm von Herzen leid. Was Du Dir damit selbst versagen willst ist Unsinn Nathan. Erwachsen wird jeder, von einem Jungen wirst auch Du zum Manne und ein jeder Mann hat Bedürfnisse. Du versuchst die Zeit aufzuhalten, Du bist nicht Ainuwar. Der Mensch ist ein Gruppengeschöpf wie mein Herr so schön sagte. Wir haben einen Rudelanführer und dieser muss nunmal die unteren Ränge in den Hintern beißen, damit sie sich benehmen. Die Jungen lernen von den Alten. Drum müssen die Alten auch mal eine Grenze ziehen. Wenn Dich ein 6 Jähriger mit dem Stock haut ist der vielleicht noch frech und witzig dieser kleine Giftpilz. Das wirkt vielleicht sogar noch niedlich. Kinder halt. Wenn dieses Kind so groß ist wie Du und schnell wie eine Viper und Dir eines mit einem Stock, Stift oder Lineal verpasst, dann ist das kein Spaß mehr. Für ihn schon - es war doch immer witzig. Warum ist das jetzt verboten? Weil ihm vorher niemand Grenzen gesetzt hat. Es hätte verboten sein müssen. Das meine ich. Ich denke, sobald Maximilien zurückkehrt wird Ciel mit seinem Vater reden und Greg wird ihm Rede und Antwort stehen müssen. Hoffen wir das dies nach der Hochzeit geschieht, sonst sieht mein Herr rot und wir alle schwarz«.


    Nathan
    »Du siehst das aber sehr locker ... was, wenn der Prince dich das nächste Mal mit dem Schürhaken schlägt? Mit dem Schürhaken! Der arme Ferrau! Er hätte, er hätte ... ich, ich wünschte, ich wünschte ...« Nathan musste sich schon wieder die Tränen wegwischen. »Ciel hatte Recht damit, dass Menschen böse sind. Ich wollte das immer nicht glauben. Ich muss mich bei Ciel für alles entschuldigen gehen. Ich wollte nie erwachsen werden und er auch nicht. Und von einem Tag auf den anderen sagte er, dass wir jetzt erwachsen sind. Er wollte es nie und ich habe das nicht verstanden, obwohl er es mir hundert Mal erklärte. Irgenwann sagte er mir, ich wäre zu dumm und sollte einfach nur gehorchen, was ich ja auch tat. Jetzt aber verstehe ich alles. Findest du das gar nicht schlimm, was passiert ist?«


    Zerbino
    Zerbino schaute Nathan an. »Würde ich es nicht schlimm finden, meinst Du ich hätte mir dann solche Gedanken gemacht, was meinem Herrn mal gut tun würde? Natürlich ist schlimm und es hätte weitaus schlimmer ausgehen können. Er hätte Ferrau mit diesem verdammten Schürhaken den Schädel einschlagen können. Darum muss er was gegen seine Unausgeglichenheit tun. Ich hoffe das sein Verlobter dieses DAS ist. Menschen sind nicht nur böse Nathan, ebensowenig sind sie nur gut und Ciel wird genauso kein Heiliger auf dem Schlachtfeld gewesen sein. Aber im Gegensatz zu Gregoire am besagten Tag, weiß Ciel wo seine Aggression hingehört - aufs Schlachtfeld. Als Gregoire für seine Brüder den Thron hütete, wusste er auch was zu tun ist und vermutlich ruhiger und sicherer als Duc Dreux. Das ist der Preis des Mittleren - der Erste bekommt den Thron, der Letzte ist das Nesthäkchen. Und jener in der Mitte? Er benötigt eine gute Aufgabe und falls er keine überreicht bekommt, muss er sich selbst eine suchen. Er kann nicht erwarten, dass ihm das Leben alles so serviert wie ein guter Leibdiener. Es ist vielleicht nicht das was er erwartet, es ist vielleicht nicht das was er verdient - aber es ist das was er bekommt. Das nennt man Leben! Und er ist kein schlechter Mensch, ich diene ihm schon sehr lange. Oder ist jeder Mensch der in die Pubertät gerät schlecht? Nein es sind quasi Leute auf deren Köpfen stehen könnte vorsicht Umbauarbeiten. Und Jungs sind später dran, dass weiß jeder. Sie verhalten sich zudem anders als Mädels. Aber jene Aggression die man heute ablehnt, wird an anderer Stelle wieder von ihnen gefordert. Von daher, darf er sie auch nicht verlieren, er sollte sich wieder seinem Training widmen. Müde vom Training kommt man nicht auf solche Ideen. Oder er sollte... nun sagen wir es mal, den Akt vollziehen notfalls allein und sich seinen Verlobten denken, damit er nicht so biestig reagiert. Du kennst ihn doch sonst, er ist ein lieber, herzlicher und guter Mensch. Nur er hat eben seine 5 Minuten manchmal. Oder meinst Du seine Brüder würden ihn so nennen, wenn er immer wie ein Berserker herumlaufen würden?«


    Nathan
    »Wie nennen sie ihn denn? Auf dem Schlachtfeld war Ciel nicht aggressiv. Ich war nicht dabei, aber danach, danach kam er ja wieder ins Zelt und da war er völlig durcheinander. Er hat tausend Fragen gestellt und ich war leider nicht in der Lage, sie ihm zu beantworten, weil ich nicht so sehr klug bin. Und er hat Khawa angeschleppt. Ich glaube nicht, dass er da blindlings mit dem Schwert um sich geschlagen oder so was blind befohlen hat. Wenn Ciel wütend ist, macht er andere Dinge. Er kann auch sehr wütend werden, ja. Aber er schlägt dann niemanden. Er tut einem anders weh. Er wollte nach dem Krieg in einen Tempel ziehen, er wollte nichts mehr mit der Welt zu tun haben. Aber dann ist er doch wieder in den Krieg gegangen und hat den Wall gebaut und die nördliche Grenze verteidigt. Das tut ihm nicht gut, vielleicht sollten sie tauschen und Gregoire das machen, wenn er gern Leute schlägt? Das meine ich nicht böse, vielleicht wäre er ein guter Feldherr. Dann könnte Ciel nämlich in den Tempel ziehen, so, wie er es wünscht. Du kannst ihm aber, bis er gelernt hat, sich zu beherrschen, wirklich ein kaltes Bad anbieten. Das tut Ciel immer sehr gut.«


    Zerbino
    »Nun vielleicht solange bis er die Hochzeitsnacht verbringen darf, dass wäre dann schon eine Möglichkeit. Ich denke auch Dein Herr war dort nicht Handzahm. Sie nennen Ciel den Kopf der Drei und meinen Herrn das Herz. Das ist er sonst auch, er schlägt auch nicht gerne Leute. Eigentlich hockt er am liebsten vor seinen Büchern, aber genau das Gegenteil scheint er seinem Verlobten beweisen zu wollen. Der Hafer hat ihn gestochen, wie man umgangssprachlich sagt. In den Tempel ziehen? Das sollte seine Zukünftige mal nicht hören. Was wäre das für ein Leben für sie? Geheiratet und dennoch auf ewig Jungfrau? Er ist einer der Prinzen. Vielleicht sollte der Duc mit all dem warten und hoffen, dass ihm seine Dritte Frau einen tatsächlichen Sohn schenkt. Sie alle drei scheinen ihre Marotten zu haben«.


    Nathan
    »Wenn Gregoire das Herz ist und Ciel der Kopf, was ist dann Dreaux? Also ich weiß nicht, was Ciel sich dabei gedacht hat, aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass seine Braut nach der Hochzeitsnacht keine Jungfrau mehr wäre. Er ist so nicht. Ich verstehe auch überhaupt nicht, warum er nun doch um ihre Hand angehalten hat, obwohl er eigentlich ja gar nicht heiraten wollte. Na ja, mich wollte er mal heiraten, aber das zählt nicht, da waren wir Kinder. Wieso glaubst du, dass die Hochzeitnacht es ändern wird? Vielleicht macht sie es noch schlimmer! Und warum sollte Dreaux kein guter Duc sein? Er gibt sich extrem viel Mühe und macht sich viele Gedanken, zu viele, finde ich sogar. Er ist sehr gestresst und schläft kaum.«


    Zerbino
    »Dreux ist das was beide verbindet, der Körper würde ich sagen, dort sitzt der Sonar Plexus. Nein dass meinte ich nicht. Dreux ist ein guter Duc, er ist nur immer so angespannt dabei. Gut Du hast es mir gerade erklärt, er muss etwas lockerer werden. Er ist so verbissen, das hat er doch gar nicht nötig. Er macht seine Aufgabe gut. Aber Greg hat diese Aufgabe ebenfalls gut gemeistert. Nun das kann auch sein, je mehr man bekommt, je mehr möchte man. Aber dann liegt es an seinem Verlobten einzuschreiten. Ich weiß es nicht, aber ich dachte er wollte in den Tempel gehen um dort keusch zu leben. Ach Nathan, wen wir schon als Kinder alles heiraten wollten«, lachte Zerbino.


    Nathan
    »Wen wolltest du denn heiraten?«, fragte Nathan neugierig. »Ja, er wollte da seine Ruhe haben und keusch sein dürfen, ohne dass irgendwer daran Anstoß nimmt. Er wollte aber auch seine Ruhe haben vor der Welt. Er wollte sich, glaube ich, da verstecken. Ich werde Dreaux eine Nackenmassage anbieten«, überlegte er. »Vielleicht hilft ihm das, sich zu entspannen. Ich glaube dir, dass Gregoire ein guter Herrscher war. Aber trotzdem darf er niemanden einfach so dermaßen schlagen!«


    Zerbino
    »Unsere Nachbarin, meine Mutter, die Köchin unten in der Küche damals, meine Güte irgendwie jede Frau die ich mochte. Letztendlich habe ich keine geheiratet. So ist der Lauf der Dinge Nathan. Ich weiß, vielleicht sollte ich dies auch einmal versuchen, oder ihm etwas zur Beruhigung geben. Dein Herr mag Dich sehr, dass ist wichtig. Und meiner mag mich ebenso. vielleicht versuchen wir es mal im Duo?«


    Nathan
    »Und wie sollen wir das machen?«, fragte er unsicher. »Du meinst, jeder versucht es auf seine Weise?«


    Zerbino
    »Wir sprechen uns ab und teilen unsere Ideen und versuchen es so mit unseren Herrn. Sprich wir denken uns gemeinsam etwas aus. Was meinst Du dazu?«, fragte Zerbino


    Nathan
    »Also ich finde die Idee gut. So machen wir das. Ich finde das auch wichtig. Ein was musst du noch wissen. Wenn Gregoire Ferrau verletzt, verletzt er damit auch Ciel. Ciel sogar noch mehr als Ferrau. Es geht ihm danach wirklich sehr schlecht und damit meine ich wirklich sehr! Er wird davon krank! So krank, dass ihm auch ein Heiler nicht helfen kann. Darum mache ich mir solche Sorgen, wenn Gregoire so wütend wird. Ich will nicht, dass Ferrau was passiert, aber noch weniger will ich, dass Ciel krank wird. Drum hab ich dir vorhin vorgeworfen, dass du dich nicht so gut um Gregoire kümmerst. Aber wir machen das nun besser, ja?«


    Zerbino
    »Ja versprochen, wir machen es gemeinsam besser. Das verstehe ich, man sorgt sich oft mehr um seine Lieben als um sich selbst. Fabien wird auch krank, falls Max krank ist und ungekehrt. Oder wenn Gregoire krank war, habe ich mich auch so gesorgt, dass ich nicht essen konnte. Sie sind unsere Familie, machen wir uns nichts vor und wir die ihre Blutsverwandtschaft hin oder her. Und nachdem was Du erzählst hätte Greg Ciel gleich selbst schlagen können«.


    Nathan
    »Ja«, flüsterte Nathan und bei der Vorstellung wurde ihm Angst und Bange. »Ferrau war stark verletzt, oder? Ich sehe es. Ciel ist noch viel blasser als sonst.«


    Zerbino
    »Nein ich vermute nicht, es war wohl mehr der Schock. Greg hat ihn mit der Spitze gestochen und ihm dann das Eisen in den Nacken gehalten, um ihn zu brandmarken wie eine Kuh. Wie wenn man Lügner öffentlich brandmarkt, die sehr schlimm gelogen haben, so das jemand umkam oder so. Und Ferrau hat gekreischt. Nun ich glaube das hätte mein Herr auch, hätte er den Haken am anderen Ende anfassen müssen. Ciel beschützt seinen Leibdiener Nathan«.


    Nathan
    Nathan zitterten die Finger bei der Beschreibung. So wie er Ciel kannte, würde der auch bei kleineren Verletzungen seines Leibdieners sein eigenes Blut geben, um diese zu kurieren. Das hatte er sogar getan, wenn Nathan sich beim Rasieren geschnitten oder sich den Finger umgeknickt hatte. »Ich hoffe, Khawa ist bald wieder da. Ciel braucht selber Schutz. Ich konnte ihn nicht beschützen und Ferrau auch nicht. Es ist nicht richtig, dass er so leiden muss nur wegen uns. Es sollte wenn schon dann andersrum sein. Danke jedenfalls. Das war es, was ich mit dir bereden wollte.«


    Zerbino
    »Ich werde mir ein Herz nehmen und mit meinem Herrn darüber in einer stillen Stunde reden. Meist ist er dann recht zugänglich und oft sogar ein Häufchen Elend. Vielleicht sollten wir einmal Ferrau besuchen und ihm etwas zur Genesung kaufen? Und wir sollten ihm einen besseren Ruf bescheren. Er ist vielleicht gar nicht so linkisch, sondern hat einfach nur Angst«.


    Nathan
    »Ja, der Arme tut mir leid. Vielleicht freut er sich, wenn wir uns um ihn kümmern und ihm was schenken. Aber das setzt voraus, dass Ciel uns mit ihm reden lässt. Momentan versteckt er ihn ja vor allen und ich hab gesehen, dass er jetzt vier Wachen vor seiner Tür hat anstatt zwei.«


    Zerbino
    »Ich könnte Prince Ciel darum bitten und ihm mitteilen, dass wir Ferrau helfen wollen. Generell und auch dabei seinen Ruf zu verbessern. Ich selbst habe ja zum Gegenteil beigetragen, wenn ich einfach wiederhole was andere sagten. Sprich er wäre faul, verlogen und linkisch. Bei diesem Vorfall lag es nicht an Ferrau«.


    Nathan
    »Dann hast du mich ja auch angeschwindelt«, sagte Nathan verzweifelt. »Vorhin hast du gesagt, Ferrau wäre selber Schuld. Was stimmt denn nun? Es wäre gut, wenn du Ciel bitten würdest, da er immer noch schmollt mit mir. Sonst würde ich ihn ja selber fragen. Aber er mag nicht.«


    Zerbino
    »Ich habe für meinen Herrn gelogen Nathan, da ich nicht wollte, dass er Ärger bekommt oder wie ein Monster dasteht. Das ist er nicht. Es stimmt dass Ferrau unschuldig ist und mein Herr vor Wut die Nerven verlor. Das ist die Wahrheit. Und es ist die Wahrheit dass er, nachdem er sich beruhigt hatte, seine Tat bereute und sich mit seinem Bruder versöhnte. Ich werde zu ihm gehen.«


    Nathan
    »Alle schwindeln dauernd«, beklagte sich Nathan. »Man weiß gar nicht, wem man überhaupt noch glauben kann. Das nächste Mal schwindelst du wieder, weil du deinen Herrn schützen willst. Ich hab noch nie geschwindelt. Ciel schwindelt auch nicht.« Nathan merkte erneut, wie sehr er ihn vermisste. Er durfte nicht wieder anfangen rumzujammern. Schon gar nicht vor dem zwielichtigen Zerbino. Er wurde traurig bei dem Gedanken, dass Zerbino nun mit Ciel reden konnte, während er selbst niemanden mehr hatte. Zerbino würde wohl eher nicht zu seinem Freund werden. »Dann lasse ich dich mal deine Mittagspause machen. Ich will dich nicht länger stören.«


    Zerbino
    »Wie Du meinst, ich sage Dir was er sagte. Ich hole mir nur schnell etwas aus der Küche, dann bin ich wieder im Dienst, falls Du mich noch einmal suchen solltest. Ich hätte auch schweigen können Nathan... und hätte es auch sollen«, antwortete Zerbino, nickte ihm zu und verschwand in der Küche.


    Nathan
    »Der letzte Satz war gemein!«, rief Nathan ihm hinterher. Dann kehrte er von seiner eigenen Mittagspause zurück, ohne etwas gegessen zu haben und machte sich wieder an die Arbeit.

  • »Revelatio und Flagellatio. Ich bin gekommen, um zu gestehen und hernach zu sühnen, Meister.« Ciel stand mit gesenktem Haupt vor dem Schreibtisch im Arbeitszimmer des Erzhexers Alexandre de la Grange. Ciel trug seine schlichte, dunkelgraue Adeptenrobe und war barfuß. »Ich bitte darum, mich unter Eurer Aufsicht kasteien zu dürfen.«
    Alexandre lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah ihn sehr ernst an. Wenn ein Schüler mit dieser Bitte an ihn herantrat, war etwas Schwerwiegendes vorgefallen. Der Meister ließ das Traktat eines Novizen, das er gerade gelesen hatte, liegen und erhob sich. Er war einen halben Kopf größer als der Prince und warf einen Schatten auf ihn.
    »Wie du es wünschst, Ciel. Wir gehen in den Opferraum. Ich werde dein Geständnis entgegennehmen und darüber wachen, dass du korrekt sühnst.«


    Inhalt der Beichte: Im Kleiderschrank (ü18) >>


    Eine halbe Stunde später kniete Ciel mit nacktem Oberkörper in der Mitte des Opferraumes. Er hatte die Robe von seinen Schultern gezogen, so dass sie umgeschlagen von seiner Hüfte hing wie ein langer Rock. In der Mitte wurde sie vom Gürtel gehalten. Die Roben waren so geschnitten, dass das Befreien des Oberkörpers zu Opferzwecken mit einem einzigen Handgriff möglich war. Der Stoff war nach dieser halben Stunde nicht mehr grau, er war rot und nass, so wie Ciels Rücken. Vor ihm ragte im Schneidersitz Statue Ainuwars bis zum Deckengewölbe, eine mehrere Meter hohe, geschlechtsneutrale Kapuzengestalt. Im Schoße Ainuwars saß, wie ein fleischgewordenes Abbild des Gottes, Alexandre. Ebenso geschlechtslos, das Gesicht im Schatten seiner Kapuze verborgen. Er trug nicht länger seine lumpenartigen Überwürfe, sondern die dunkelrote Robe des Erzmagiers, um die rituelle Kasteiung zu leiten. Seine Ausstrahlung war nun anders. Er war das Oberhaupt seines Ordens. Er war der mächtigste Blutnekromant, der je auf Asamura gewandelt war. Er war Ciels Meister. Der Prince fühlte extremen Respekt vor diesem Mann. Er kniete in tiefer Demut vor ihm auf dem blanken Stein. Die blutige Geißel, mit der er die Selbstflagellation unter Alexandres Blicken durchgeführt hatte, lag vor seinen Knien. Der Boden war im Umkreis mehrerer Meter rot gesprenkelt.
    »Ich habe dein Geständnis und deine Kasteiung zur Kenntnis genommen«, sprach Alexandre laut und deutlich. Seine Stimme hallte in dem Gewölbe. »Du hast mir deine gestrige Verfehlung im Detail dargelegt und körperlich gesühnt. Von der Aufrichtigkeit deiner Reue bin ich nun überzeugt. Die Kasteiung erfüllt ihren Zweck jedoch erst vollständig mit dem Begreifen, mit dem Lernen aus seinen Fehlern. Widmen wir uns der Fehleranalyse. Was hast du während des Ereignisses falsch gemacht?«
    Ciel leckte sich über die trockenen Lippen. Der Blutverlust machte ihn durstig und ihm war schwindlig. Es war nicht Sinn und Zweck der Kasteiung, sich dabei gut zu fühlen. Seine Stimme war heiser, als er sprach.
    »Ich habe zugelassen, dass mein Handeln von meinen Gefühlen beeinflusst wird. Ich habe dem Sehnen meines Fleisches nachgegeben. Und infolgedessen mein Gelübde der Keuschheit gebrochen. Ich habe zugelassen, dass mich eine andere Person unsittlich berührt.«
    Alexandres Gesicht blieb ernst. »Worin lagen die Ursachen für diesen unwürdigen Kontrollverlust?«
    »Meister, ich hatte starke Schmerzen. Und ich war zu jenem Zeitpunkt eingesperrt, ich hatte somit keine Möglichkeit, die üblichen Techniken anzuwenden, die Ihr mir beigebracht habt, um abzukühlen.«
    »Du gibst den äußeren Einflüssen also die Schuld. Das ist keine Fehleranalyse, sondern eine Rechtfertigung. Ich erwarte mehr Rückgrat. Fünf weitere Hiebe für den Versuch, die Schuld woanders zu suchen.«
    Erneut nahm Ciel die kurze, vielschwänzige Geißel zur Hand. Er zog sie sich abwechselnd von oben und von unten um den Rücken. Vor Schmerzen war ihm schlecht, aber er gab keinen Ton von sich. Nach dem Vollzug der Strafe legte er die Geißel wieder vor sich ab. Sein Blut war bis zu dem erhöht sitzenden Meister gespritzt.
    Alexandre wiederholte seine Frage. »Was hast du falsch gemacht, dass es zu diesem unwürdigen Kontrollverlust kommen konnte?«
    Ciel überlegte sich seine nächsten Worte genau. »Ich habe mich freiwillig in eine ausweglose Situation begeben. Ich habe zugelassen, dass Gregoire mich dort einsperrt. Das war der Fehler. So konnte ich mich der Situation nicht entziehen und war in ihr gefangen.«
    »Wie kam es zu dieser fahrlässigen Fehlentscheidung?«
    »Es lag an meiner Unsicherheit. Ich habe Angst vor der Hochzeitsnacht. Ich weiß noch immer nicht, wie und was genau ich in diesem Augenblick tun soll, auch wenn mir die Theorie bekannt ist. Darum nahm ich das Angebot an, bei Gregoire von diesem Schrank aus zuzuschauen. Ich wollte von ihm lernen.«
    »Ich fasse das Gesagte mit dem Unausgesprochenen zusammen: Es war eine Mischung aus durchaus löblichem Lernwillen und profaner Triebhaftigkeit. Letzteres hast du nicht ausgesprochen, aber ich nehme an, dass es mit reinspielte. Ist dem so?«
    »Ja, Meister.«
    »Zwei weitere Hiebe für das Verschweigen.«
    Ciel gehorchte.
    Alexandre fuhr ungerührt fort.
    »Wie kannst du solch schwierige Situationen in Zukunft kontrollierbar halten?«
    »Ich hatte zuvor mit Gregoire geschmust und war dadurch nicht zu hundert Prozent Herr meines Verstandes. Ich sollte nur mit Personen schmusen, die meinen Wunsch nach Keuschheit akzeptieren und mich darin unterstützen, anstatt gezielt entgegenzuwirken. Es war rückblickend völlig idiotisch, sich freiwillig von ihm dort einschließen zu lassen. Ich hätte darum bitten sollen, offen zuschauen zu dürfen, so dass ich notfalls gehen kann.«
    Alexandre sah mit steinerner Miene auf ihn herab, ohne etwas zu sagen. Ciel schmatzte mit seinem ausgetrockneten Mund. Seine Zunge fühlte sich an wie mit Stoff überzogen. Als hätte er ein trockenes Stück Stoff im Mund. Er war sehr durstig.
    »Ich habe eine Frage, Meister. Sollte ich meiner Lust vielleicht gelegentlich kontrolliert Raum geben, bevor sie unkontrollierbar wird?«
    Alexandres Gesicht blieb ausdruckslos.
    »Das ist der einfache Weg. Der Weg eines schwachen Geistes. Der Weg, den ich jenen Novizen empfehle, bei denen ich nur geringes Potenzial sehe. Jene, aus denen ohnehin nie ein Hexenmeister werden wird, geschweige denn mehr. Aber ja, es ist eine Möglichkeit. Dieser Weg steht dir freilich offen. Zu beachten ist dabei, dass du die Entscheidung, wann und wie oft es geschehen soll, aus dem Kopf heraus triffst und nicht darum nachgibst, weil dein Körper gerade danach verlangt. Dein Wille muss immer Herr deines Handelns sein. Sonst wirst du zum Sklaven deines Körpers. Aber ehrlich gesagt hatte ich größere Hoffnungen in dich gesetzt, Ciel.«
    Ciel wagte nicht, aufzusehen und blickte auf die Geißel zu Alexandres Füßen.
    »Ihr habt keine Ahnung, wie sehr ich mich dafür schäme, was passiert ist. Und vor allem dafür, wie es abgelaufen ist. Verzeiht Ihr mir?«
    Alexandres Stimme verriet keine Emotionen, als er antwortete.
    »Ich werde dich wie gehabt unterrichten und du sollst in deiner Ausbildung keine Nachteile erfahren. Du bist ein Adept in der Mitte seiner Ausbildung, Fehler sind im Rahmen eines Lernprozesses unvermeidlich. Es ist kein Meister vom Himmel gefallen, sagt ein altbekanntes Sprichwort. Dein Mentor, Marquis Alexandre de la Grange, verzeiht dir. Dein Freund, Alex, verzeiht dir diesen Fehltritt nicht.«
    Ciel hob nun doch entgeistert den Blick. »Bitte habt die Güte, mir dies zu erklären. Habe ich Euch verletzt?«
    »Du kannst dir die Antwort selbst herleiten, das traue ich deinem Verstand durchaus zu. Spar dir also die Frage. Deine entblößenden Frage-Antwort-Spielchen zu meinem Innenleben werde ich nicht länger mitspielen. Ich weiß inzwischen, dass du es genießt, wenn Menschen einen Seelenstrip vor dir vollziehen. Wenn sie dir ihr nacktes Selbst zeigen, wie ein Hund, der sich vertrauensvoll auf den Rücken dreht und seinem Herrn die Kehle anbietet. Von der Sache her ist dieses Empfinden nicht einmal verkehrt. Wo andere nackte Körper sehen wollen, erregen dich nackte, bloßliegende Seelen. Das war es, was du wirklich wolltest, als du mich zu dir riefst. Meine Seele. Als wir in deinem Zimmer auf dem Sofa lagen. Das Küssen und Streicheln waren nur Lockmittel, um mich zu ködern, damit ich mich dir öffne. Ich wollte Zuneigung. Was du wolltest, war meine Verletzlichkeit.«
    »Das stimmt nur teilweise«, verteidigte sich Ciel kleinlaut. »Erstens habt Ihr angefangen mit dem Küssen. Ich bin nur darauf eingestiegen. Und zweitens hat es mir tatsächlich gefallen. Ich küsse Euch gern. Es war nicht, um Euch anzulocken. Nicht ausschließlich. Ich wollte Eure Nähe wirklich - die körperliche und die seelische Nähe. Mit dieser Unterstellung tut Ihr mir Unrecht.«
    »Deine Tat wäre in Ordnung gewesen, wenn du mich damit nicht behandelt hättest wie Wegwerfware. Meine Nähe hast du durch eine dahergelaufene Bekanntschaft ersetzt. Es ist demütigend, so ersetzlich zu sein. Nachdem ich dir meine wunde Seele zeigte, meine Sehnsucht offenbarte, mein Verlangen - kurzum: Mein Herz - wusstest du, was du tun musstest, um mich mit einem einzigen Stich zu verwunden. Und du hast nicht gezögert, zuzustechen, ob nun in der Absicht, mich zu verletzen, oder ob du diesen Umstand einfach in Kauf genommen hast. Wie dem auch sei, ich kann dazu nur sagen: Bravo, gut beobachtet, Ciel. Du hast dein Spielzeug gut analyisiert und dessen Schwächen meisterhaft gegen es verwendet.«
    »Sagt nicht 'Spielzeug' zu Euch«, sagte Ciel leise. »Ihr spricht damit in der neutralen Form von Euch.«
    »Nun, das bin ich doch, nicht wahr? Ein Neutrum. Ein komisches Zwischending. Geschlechtslos. Defekt.«
    »Das stimmt nicht«, protestierte Ciel. »Das ist nicht, wie ich dich sehe! Du bist für mich eindeutig ein Mann.«
    »Deine Lügen sind erbärmlich«, zischte Alexandre. »Wäre es so, hättest du dir wohl keinen eindeutig männlichen Ersatz gesucht, nicht wahr? Von der Sache her könnte man deine Gabe, Menschen bis auf die Seele auszuziehen und dann ihr Inneres genüsslich zu sezieren, bewundern. Als Prince, Furisto und Feldherr ist dies sicher eine nützliche Gabe. Auf dem Schlachtfeld scheinst du sie dann wohl auch gelernt zu haben. Ich habe es nicht einmal gemerkt, dass ich ein weiteres Objekt deiner Sammlung bin.«
    »Das ...« Ciel kaute auf seiner Zunge. »Das stimmt auch nur zur Hälfte. Lasst es mich wenigstens versuchen, es richtigzustellen, bitte brecht das Gespräch jetzt nicht ab.« Ciel hob entwaffnend die Hände. »Ich gebe zu, dass ich Eure Persönlichkeitsstruktur interessant finde. Ja, ihr seid faszinierend für mich. Ich sage Euch das ehrlich und rede mich nicht heraus, das müsst Ihr mir zugutehalten. Ihr habt etwas erlebt, was Euch heute einzigartig macht. Es gibt tausende Menschen, die sich kaum voneinander unterscheiden. Eine langweilige graue Masse, einer wie der andere, austauschbar und leicht zu führen. Aber es gibt nur einen wie Euch - nur einen Alexandre de la Grange. Nur einen Alex.«
    »Du sprichst die Beleidigung aus, als sei sie ein Kompliment«, giftete Alexandre von oben herab. »Nur einen wie mich - eine bessere Formulierung für Missgeburt. Es ist mein Makel, der mich interessant für dich macht, das Fehlen! Nicht, was ich vollbracht habe, nicht, wer ich ansonsten wäre! Der Alex, den du gerade in den höchsten Tönen lobst - genau der interessiert dich eben nicht.«
    Ciel wählte seine Worte mit Bedacht.
    »Der Alex interessiert mich sehr wohl. Darf ich ihn nicht zeitgleich als normalen Menschen mögen und als jemanden mit einem interessanten Innenleben? Die Frage, die bei letzterer Betrachtung von Interesse ist, ist auch nicht so gefühlskalt, wie Ihr vielleicht meint. Sie lautet: Wärt Ihr vielleicht sogar genau so, ohne das Fehlen? Oder wärt Ihr am Ende ein schlechterer Mensch geworden, wenn es Euch nicht widerfahren wäre? Und macht Euch dieser sogenannte Makel nicht am Ende - zu einem vollkommen Wesen? Ainuwar ist geschlechtslos, sagt man. Darum ist seine Schöpfung so vollkommen. Er kann sich rein auf seinen Geist konzentrieren. Ihr seid keine Missgeburt, Alex. Ihr seid die nächsthöhere Stufe des Menschen. Und das ist es, was mich an Euch so fasziniert. Eure Vollkommenheit. Bitte habt ein wenig Nachsicht mit einem Schüler, der Euch bewundert.«
    Alexandre war sprachlos. Lange Zeit saß er einfach nur da, im Gesicht die Blutspritzer von Ciel.
    »Nun ja ... ich denke, wir verstehen einander nun etwas besser«, sagte der Meister schließlich langsam.
    Ciel fiel ein Stein vom Herzen. Einen missgestimmten Alexandre weichzuklopfen war jedes Mal ein Kraftakt. »Bleibe wir Freunde, Alex?«, wisperte Ciel.
    Der Meister erhob sich und schritt zum Regal. Wenn er nicht seine Lumpen trug, strahlte er mit seiner hochgewachsenen Gestalt und hier in seiner vertrauten Umgebung Würde aus. Er war eins mit seinem Gemäuer, wie ein Hummer mit seinem Panzer. Hier unten ging und sprach völlig anders, als wenn man ihn hinauf ins Licht zerrte, in eine Welt, die sein Feind war.
    Er goss hochprozentigen Alkohol in eine Schale und legte einen Lappen hinein. Er trat an Ciel heran und widmete sich dessen malträtierten Rücken. Seine Art, die Frage zu beantworten. Er konnte scheinbar einfach nichts Nettes sagen. Als der alkoholgetränkte Lappen über die Peitschenstriemen fuhr, konnte Ciel ein Wimmern nicht unterdrücken. Als sein Rücken saubergewischt und desinfiziert war, war Ciels Gesicht nass von Rotz und Tränen.
    »Lass die Wunden noch einige Minuten trocknen, dann kannst du deine Kleidung anlegen und hinaufgehen.«
    Ohne ein weiteres Wort verließ Alexandre den Opferraum.

  • Ciel Felicien de Souvagne
    Am nächsten Tag war Ciel lange weg. Er hatte Ferrau und Zerbino verboten, seinen Flügel zu verlassen. Innerhalb des Flügels jedoch durften sie sich frei bewegen. Einige Gardisten aus Unitè B hatte er damit beauftragt, darauf zu achten, dass die beiden Leibdiener blieben, wo sie sein sollten. Es war nur zu ihrem Besten, nach dem, was in der letzten Zeit vorgefallen war. Ciel traute seinem Bruder nicht mehr über den Weg und ließ seine Leibdiener ungern allein, doch er hatte etwas mit Alexandre zu klären. Erst nach mehreren Stunden öffnete sich langsam die Tür seines Gemachs und er trat ein, sehr weiß im Gesicht und durstig. »Wasser mit Salz, Ferrau«, sagte er mit kratziger Stimme.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau eilte sofort herbei und schüttete seinem Herrn ein Glas Wasser mit etwas Salz ein. Er drückte es ihm n die Hand und musterte ihn hochbesorgt. »Möchtet Ihr vielleicht ein Glas Brühe zur Stärkung? Das würde Euch gewiss besser munden Herr«, schlug er vor.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel trank das Glas in einem Zug leer. »Mehr. Nur Wasser und Salz, danke. Danach hilf mir, neue Sachen anzuziehen, ich habe ein Gespräch mit den Magiern aus Linhards Familie vereinbart und diese Sachen sind schmutzig geworden.«


    Ferrau Du Trieux
    »Ja Herr sofort«, antwortete Ferrau dienstbeflissen und eilte sofort davon um neues Wasser zu holen, dass er mit Salz anreicherte. »Wozu trinkt Ihr dies Herr? Macht Ihr eine dieser Fastenkuren? Dafür benötigt Ihr auch Gemüsesäfte, nicht nur Wasser. Hier bitte«, sagte Ferrau und reichte Ciel ein neues Glas, während er ihn noch besorgter musterte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel trank auch dieses Glas in einem Zug leer. »Nein, ich habe nur viel Flüssigkeit verloren und muss sie entsprechend wieder aufnehmen. Ich faste nicht und meine Dauerdiät kennst du ja.« Er stellte sich so hin dass Ferrau ihn umkleiden konnte. Er biss die Zähne zusammen, da seine Sachen teilweise festklebten.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau schaute sich die Sachen genau an, versuchte sie so behutsam wie möglich zu lösen, aber durch die Verkrustungen war dies nicht möglich. Langsam schüttelte er den Kopf. »Herr so bekommen wir Eure Kleidung nicht herunter. Folgt mir bitte ins Bad und setzt Euch so wie Ihr seid in den Zuber. Ich werde Euch samt Kleider waschen. Diesmal bewusst. Sobald Ihr etwas aufgeweicht seid, werde ich vorsichtig Eure Kleider entfernen und Ihr werdet nicht so große Schmerzen haben. Kommt bitte mit«, sagte Ferrau und gab den Weg vor. Er ging umgehend zum Zuber und begang etwas Wasser hineinzupumpen, damit sich Ciel nicht die den leeren Zuber setzen musste. »Kommt Herr«, bat er freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel folgte ihm. Es würde nun wieder schmerzhaft werden, doch das geschah ihm ganz Recht. Er setzte sich samt sachen in den Zuber, allerdings nicht langsam, sondern rasch und tauchte sich sofort vollständig unter, ehe er wieder auftauchte. Das Wasser verfärbte sich rosa.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau schloss hinter ihnen die Tür und wusch Ciel so behutsam wie möglich über die Kleidung mit dem Schwamm. Er schäumte den Schwamm ein und drückte ihn vorsichtig auf der Kleidung aus, so dass sich das geronnene Blut löste und mit dem Wasser auflöste. »Es wird ein klein wenig dauern Herrn, aber Euch so die Kleidung abzuziehen hieße Euch erneut zu verwunden. Wie bei allen Göttern konnte das nur geschehen? Wer hat Euch so zugerichtet?«, fragte Ferrau besorgt. Er wollte seinem Herrn gerade beruhigend eine Hand auf die Schulter legen, zog sie dann aber doch wieder zurück aus Angst ihn zu verletzten. Er hatte schließlich noch gar nicht gesehen, wie weit die Verletzungen reichten. »Geht es Euch gut? Ich meine fühlt Ihr Euch gut? Kann ich etwas kälteres Wasser einlaufen lassen? Das wäre besser für Euren Kreislauf. Es ist nur weniger angenehm beim Entfernen der Kleidung. Aber Ihr werdet dafür danach nichtso sehr leiden«, sagte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Mach nur«, sagte Ciel. »Ich war es selbst mit einer eigens dafür angefertigten Geißel. Keine Sorge, ich war dabei unter Überwachung, es konnte nichts geschehen. Ich habe meine wohlverdiente Strafe erhalten für alles, was ich gestern getan habe. Nichtsdestoweniger wirst du eine Entschädigung erhalten, einen Ausgleich.«


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau wusch Ciel so vorsichtig und behutsam wie nur möglich, aber ganz ließ es sich nicht vermeiden, dass die Entkleidung an einigen Stellen doch schmerzhafter war, als es Ferrau beabsichtigte. Er zog Ciel dennoch langsam aus, um die Wunden nicht neu aufzureißen. Der Rücken seines Herrn sah grauenhaft aus. Warum er sich dermaßen bestraft hatte, nur da er sich Erleichterung verschafft hatte, verstand Ferrau nicht. War es ihm dermaßen zuwider? Dann durfte er sich so etwas nicht anschauen, wenn das die grausame Konsequenz dessen war. »Herr warum habt Ihr dies nur getan?«, flüsterte Ferrau betroffen. Er stellte Ciel hin und spülte seinen Körper mit kaltem, klaren Wasser ab und ihn vom restlichen Blut zu reinigen und seinen Kreislauf anzuregen. Er half ihm danach aus dem Zuber und tupfte ihn mit einem weichen Handtuch trocken. Nun begann der schwierige Teil. Er musste luftige Kleidung heraussuchen, die sich nicht oder kaum auf der Haut niederlegte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Warum? Weil ich mein Fleisch habe über mich herrschen lassen. Weil ich mich verhalten habe wie ein Tier. Weil ich ... dich benutzt habe. Ich habe meine Macht über dich zum eigenen Vorteil ausgenutzt. Dieses Verhalten ist einem Prince de Souvagne unwürdig gewesen und ebenso einem Mitglied meines Ordens. Wer sollte mich in meine Schranken weisen, wenn nicht ich selbst? Der Duc? Der hat Wichtigeres zu tun. Nein, mir selbst obliegt die Verantwortung für mein Verhalten, ebenso die Verantwortung dafür, es zu ändern.« Ciel ertrug das Umkleiden fast ohne zu zucken, auch wenn es hier und da erneut zu bluten begann, doch er verkrampfte sich ziemlich.


    Ferrau Du Trieux
    »Das sind sehr weise Worte Herr, Euren Brüdern ständen sie besser zu Gesicht als Euch. Ihr seid zwar öfter sehr jähzornig, aber Ihr habt mich noch nie angegriffen. Ihr habt Selbsteinsicht, dass ist gut. Ja Ihr habt Recht, wer sollte Euch zügeln, wenn nicht Ihr selbst? Aber gilt das nicht für alle Menschen Herr? Wenn wir uns alle nicht etwas zügeln und unser Benehmen hinterfragen, dann wären wir alle nur Tiere. Oder wir wären eine Gesellschaft voller Egoisten. So eine Gesellschaft kann nicht bestehen. Wir alle haben doch unseren Platz und müssen ihn ausfüllen. Aber dass muss man uns auch tun lassen. Ich wünschte Ihr hättet Euch nicht geschlagen. Ihr hättet mit mir sprechen können. Was nützt es Euch denn, Euch so zu verletzten? Anstatt das ein Unrecht geschah, sind nun zwei geschehen und besser wird es Euch dadurch doch nicht gehen. Ich sorge mich um Euch Herr«, gestand Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das hast du richtig erkannt, Ferrau. Und je größer die Verantwortung, umso wichtiger ist es, das eigene Handeln zu reflektieren. Aber dafür bin ich der Kopf unserer Triade, ich bewahre für uns alle drei einen klaren Verstand, zumindest gebe ich mein Bestes. Die anderen beiden kümmern sich um die Dinge, in denen sie am besten sind. Ich hätte gern mit dir gesprochen, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass du es schätzt, wenn ich dich dauernd zu so persönlichen Themen befrage. Was ich bedaure, da du allgegenwärtig bist und somit mein wichtigster Gesprächspartner. Oder gibt es etwas, das du mir sagen möchtest? Du kannst offen sprechen. Das kannst du stets, wenn niemand anwesend ist, falls ich dir das noch nicht gesagt habe.«


    Ferrau Du Trieux
    »Ja Herr das gibt es. Es tut mir leid, dass Ihr denkt, Ihr könnt nicht immer mit mir sprechen. Dazu möchte ich gerne noch etwas sagen. Das im Schrank Herr, das war eine Ausnahmesituation. Ich habe Euch enttäuscht, aber wie hätte ich Euch nicht enttäuschen können? Bitte denkt einmal in Ruhe darüber nach ohne mir zu zürnen. Ich habe Euch die Wahrheit gesagt, dass ich nicht viel Erfahrung habe. Aber Ihr wolltet von mir einen Erfahrungsbericht. Wie denn Herr, wie? Hätte ich ihn Euch geben können, dann hättet Ihr Euch den Liebesakt nicht anschauen müssen. Wir haben ihn uns angeschaut. Und ja Herr, ich habe das Zuschauen genossen. Nein Herr, ich begehre Euren Bruder als Person nicht. Er ist mir zu sprunghaft. Er kann herzensgut sein, aber er kann sich auch schnell in Rage reden und dass ist nicht gut. Was mich erregt hat, waren zwei Körper die derart heiß und zärtlich mit sich umgingen, dass mein eigener Körper darauf reagierte. Es ist doch keine Schande, sich eben solch eine Nähe zu wünschen, oder darauf positiv zu reagieren. Aber das heißt nicht, dass ich Euren Bruder oder seinen Verlobten persönlich begehre. Jeder hätte dort liegen können, und jeder hätte dies bei dem gleichen Akt ausgelöst. Es heißt auch nicht, dass ich mir eine Liebesbeziehung wünsche, oder mir einen Partner suche. Es hat einfach etwas in dem Moment in mir angesprochen, etwas Urtümliches und mein Körper hat ganz von alleine darauf reagiert. Als wären meine Augen und mein Schwanz allein verbunden, der Rest war nicht mehr da. Und dann sollte ich Euch erklären was ich da sah. Wie? Ich hätte nichts dazu sagen können, außer dass es mich unheimlich erregte. Und ob sich Euer Bruder korrekt verhielt, ich weiß es nicht Herr. Aber nach meinem Dafürhalten sah es ganz so aus. Er hat sich wohl gefühlt und sein Verlobter hat sich wohlgefühlt. Wo Ihr fragtet ob er ihm wehgetan hat, also Linhard Eurem Bruder - ich vermute ja. So wie er geschaut hat, hat er ihm wehgetan. Aber es war eine Provokation, es gehörte zum Spiel sonst wäre es beendet worden. Davon gehe ich aus. Euer Bruder kann sich sehr gut wehren, dass habe ich am eigenen Leib erfahren. Er mag schlank und manchmal scheu sein, aber zimperlich ist er nicht Herr. Und wenn Ihr nun dermaßen Schwierigkeiten habt, das Gesehene zu verarbeiten, was soll ich denn nun denken? Ich sorge mich um Euch, ich möchte dass es Euch gut geht. Ihr sollt keine Angst vor dem Ersten Mal mit Eurer Frau haben. Ich kann Euch keinen Rat geben, aber ich würde sagen, hört auf Euer Herz. Dafür kann ich Euch anderes unterstützen. Ich mache das Drumherum so schön, dass selbst wenn nichts weiter geschehen sollte, als dass Ihr im Bett liegt - Ihr Euch dennoch denkt, alles wurde mit Liebe herrgerichtet, hier schlafen wir gern. Ist das nicht auch etwas wert?«, fragte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hörte ihm zu, ohne ihn zu unterbrechen und ließ die Worte einige Zeit auf sich wirken. Erst dann antwortete er betont ruhig. »Offenbar harmonieren wir doch recht gut. Ich habe es nicht ausgesprochen, aber ja, ich hatte Sorge, dass du nun eine Beziehung oder zumindest Affäre mit einem der beiden wünschst oder mit jemand anderem. Auch darum war ich etwas ungehalten. Ich habe dir gleich zu Anfang gesagt, dass ich dich nicht teilen werde. Jetzt noch weniger als zuvor. Schläge hättest du nicht zu erwarten oder Schlimmeres, sondern das Selbe wie Nathan. Ich würde dich aus meinem Dienst entlassen. Besser wäre es in so einem Fall, du würdest mir Bescheid geben, anstatt dass ich es hintenrum erfahre. Ich danke dir für deine detailierte Erklärung. Ich denke, ich verstehe nun dein Empfinden, auch wenn ich es nicht nachfühlen kann. Es war tatsächlich Gregoire, der mich erregte und anschließend du. Das hätte niemand anders sein können, der exakt das selbe tut, dann hätte es nicht diesen Effekt gehabt. Ja, ich habe Schwierigkeiten, das Gesehene und Erlebte einzuordnen. Ich bin froh, dass ich mit Alexandre sprechen konnte, ich sehe die Dinge nun wieder klar. Ich danke dir dafür, dass du dich so umsichtig um das Drumherum der Hochzeitsnacht kümmern wirst. Ich fühle mich bei dir in guten Händen.« Ciel bekam einen rosigen Schimmer auf den Wangen. »Unglückliche Formulierung. Ich finde, du kümmerst dich gut um alles.«


    Ferrau Du Trieux
    »Das habt Ihr sehr schön gesagt Herr. Nein, ich wünsche garantiert keine Beziehung zu Eurem Bruder, selbst wenn ich seiner würdig und seines Standes wäre. Ich möchte höchstens eine gute Dienstboten und Herr Beziehung zu ihm, da er Euer Bruder ist und da er ein Prince ist. Aber eine andere Form von Beziehung würde nicht in Betracht kommen, selbst wenn ich es dürfte und er wollte. Und selbst wenn ich ihm das mit dem Schürhaken verzeihen würde. Er ist eine durchaus attraktive Person, er ist klug und gebildet, aber zu einer Beziehung würde Liebe gehören - ich liebe ihn nicht. Es war wie eine herrliche Theateraufführung mit einem sehr selten gezeigten Thema. Und diese Aufführung hat mich mitgerissen. Bei anderen Aufführungen weinen die Leute, weil es genau jenen Punkt anspricht. Ihr hingegen, Ihr liebt Euren Bruder. Ihr habt mit Eurem Meister gesprochen. Aber vergesst nicht, auch mit Eurem Bruder zu sprechen. Eure Liebe zu ihm, ist immer ein Magnet zu ihm. Sagt ihm, dass Ihr ihn liebt. Aber sagt ihm auch, dass Ihr ihm nicht auf diese Weise gehört, dass Ihr Olivie gehört oder Eurem Glauben und Eurer Magie. Ihr dürft gerne mit ihm über solche Themen reden, dafür hat man Vertraute Herr. Aber Ihr dürft Euch nicht mehr dazu verleiten lassen, eine seiner Vorstellungen zu besuchen. Auch wenn er es gut meinte und Euch helfen wollte. Er hat für alles Bücher Herr, darüber gibt es sicher ebensolche. Glaubt Ihr nicht auch? Ich werde Euch nicht verlassen, dass mache ich nicht. Dann müsste Ihr mich wegschleifen lassen. Ich freue mich, dass Euch meine Dekorationen gefallen haben. Seht Ihr, da könnt Ihr mich fragen, davon habe ich Ahnung. Bei mir seit ihr in guten Händen, so oder so«, grinste Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel war nicht danach zumute, zurückzulächeln. »Ich werde kein weiteres Mal bei ihm zuschauen und nicht zulassen, dass er ein weiteres Mal in mein Bett steigt, um mit mir zu schmusen. Ich war zu ihm gegangen, um ihn für die Sache mit Zerbino zur Rechenschaft zu ziehen. Was geschieht? Wir kuscheln und küssen und ich lasse mich von ihm zu so einer hirnrissigen Aktion verleiten! Womit habe ich gedacht? Sicher nicht mit dem Gehirn. Das darf kein zweites Mal geschehen. Und das wird es nicht. Ich habe etwas beschlossen. Ich werde zwei Mal den Akt vollziehen. Einmal während der Hochzeitsnacht mit Olivie und danach noch einmal mit einem Mann, um zu wissen, wie es sich anfühlt. Danach werde ich nie wieder etwas derartiges empfinden und dich nicht mehr mit meiner aufgestauten Lust belästigen.«


    Ferrau Du Trieux
    »Herr dann solltet Ihr gut überlegen. Ihr wählt Olivie als Frau, dann wählt Euren Bruder als Mann. Damit bleibt es in der Familie. Man sagt dies oft aus Spaß, aber Ihr habt dann genau mit den beiden Personen Eure Lust befriedigt, die Ihr liebt und begehrt. Das Ihr Euch nach Nähe gesehent habt, ist nicht schlecht. Das er in Eurem Bett lag auch nicht. Dies kann einfach ein Vertrauensverhältnis sein, wie viele gemeinsam im Gras liegen und lachen. Nur der Schrank Herr, der hätte nicht sein müssen. Manche gucken bewusst zu und nicht versteckt. Und wie gesagt, wenn Ihr es je rein nach Lehrmethode einmal doch genau wissen wollt, soll Euch Euer Bruder ein Buch darüber aushändigen. Ansonsten empfehle ich Euch für Euer Gefühl liebt einmal Eure Frau und einmal den Mann - der fast der Eure geworden wäre. Beide scheinen ebenfalls für Euch etwas zu empfinden. Aber macht dies nicht mit einem fremden Mann oder einer fremden Frau. Ich glaube, Ihr würdet Euch dann noch mehr kasteien und verabscheuen«, warf Ferrau ein.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Danke für deinen Rat, aber Nein. Es wird nicht Gregoire sein. Er hat eine zu große Macht über mich. Ich weiß nicht, wie er das macht, aber es gelingt ihm, mich zu beeinflussen. Er wickelt mich um den Finger. Ich werde ihm nicht die Gelegenheit geben, das ein zweites Mal zu tun. Eine fremde Person wird es auch nicht sein. Sondern jemand, der mir sehr nahesteht. Findest du was Passendes im schrank?« Ciel stand noch immer nackt mitten im Raum.


    Ferrau Du Trieux
    »Im Schrank? Ich gehe nicht zurück in diesen Schrank, oder meint Ihr etwa ... mich?«, fragte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel beobachtete sein Gesicht. »Was würdest du sagen, wenn ich Ja antworten würde? Ich meinte, ob du passende Kleider für mich im Schrank findest, da ich offensichtlich noch immer unbekleidet bin und dann ein Gespräch habe, bei dem ich gern im angezogenen Zustand erscheinen würde, wenn es dir nichts ausmacht.«


    Ferrau Du Trieux
    »Ich würde darüber dann gerne nachdenken, aber ich würde es niemals in diesem Schrank tun. Da könnt Ihr sicher sein. Natürlich werde ich Euch anziehen. Aber mir gefällt Euer Rücken nicht. Und ich möchte nicht, dass andere Kleidung wieder einnässt und Euch erneut verletzt. Ich überlege die ganze Zeit Herr wie ich Euch helfen kann, ich lasse Euch nicht absichtlich warten. Eine Bandage vielleicht? Aus dem Verbandskasten. Ich werde es versuchen. Oder möchtet Ihr ein Leibchen aus Leinen tragen? Das würde Euch gut tun und Eurer Haut. Unter Eurer Kleidung. Moment«, sagte Ferrau. Er holte den Verbandskasten, verband Ciels wunden und zog ihm darüber behutsam das Leibchen. Danach kleidete er seinen Herrn ganz vorsichtig an und fasst ganz leicht mit der flachen Hand auf dessen Rücken. »Geht es so? Falls nicht, dürft Ihr Euch beim Sitzen nicht anlehnen«, erklärte Ferrau besorgt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Dann denke bitte über die Antwort nach. Ich habe diese Frage nicht gestellt. Ich hatte jemand anderen im Sinne. Aber wenn du sie selbst schon einmal heraushörst, dann möchte ich gern die Antwort erfahren.« Er ließ sich verbinden und das Leibchen überziehen. »Körperlicher Schmerz schreckt mich nicht, Ferrau. Mach dir darüber keine Gedanken. Es ist gut so, wie es ist.«


    Ferrau Du Trieux
    »Nein Herr das ist es nicht, denn was wenn Eure Wunden sich entzünden? Das darf nicht geschehen. Darf ich erfahren wer? Ich bin neugierig wen Ihr wählen würdet. Ich werde Eure Wunden im Auge behalten und falls nötig desinfizieren. Aber dies schmerzt sehr. Wer wäre Eure Wahl?«, fragte Ferrau und kämmte Ciel zurecht.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das ist leicht zu erraten. Versuche, es herauszufinden. Entzündete Wunden schrecken mich ebenfalls nicht, Ferrau. Es ist nur Fleisch.«


    Ferrau Du Trieux
    »Das ist gar nicht leicht, Zerbino? Der alte Drosselbart? Nein das ist nicht nur Fleisch, denn das seid Ihr. Es ist Euer Körper und dafür bin ich zuständig und da werde ich mal meine Ungeduld mit Euch zeigen, wenn Ihr so stur seid. Ihr sagt, ich darf nicht starköpfig sein. Da habt Ihr Recht. Warum wollt Ihr meine Arbeit dann nicht mir überlassen? Ich sage nein, zu entzündeten Wunden. Ihr bedeutet mir sehr viel Herr und zu Euch gehört auch Euer Körper. Leib Diener von Leib - Körper. Das ist mein Bereich. Da kann ich nicht zusehen, wie Ihr krank werdet«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Doch, das ist leicht. Zerbino? Das ist ein ulkiger Gedanke. Aber gar nicht so abwegig, er ist alt und erfahren, obendrein ein Unsympath und man muss nicht fürchten, sich versehentlich in ihn zu verlieben. Leider gehen bei mir körperliches Begehren und seelisches Begehren untrennbar Hand in Hand. Darum kommt Zerbino nicht in Frage. Nein, ich würde Dreaux fragen, ob er mir Nathan für diese eine Nacht ausborgt.« Ciel ließ sich fertig ankleiden und die Haare zurechtmachen. »Du hast Recht, ich werde dir einfach die Sorge um meinen Körper überlassen, so muss ich mich nicht darum kümmern und kann mich auf meinen Geist konzentrieren.«


    Ferrau Du Trieux
    »Nathan? Mein lieber Herr - Nathan hat Euch mehr im Griff als es Euer Bruder Greg jemals hätte. Ihr trauert ihm also immer noch nach«, sagte Ferrau mit unterdrückter Wut und kämmte Ciel etwas fester als beabsichtigt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nathan? Mich im Griff? Du schätzt ihn falsch ein. Nathan liegt nichts daran, irgendjemanden um den Finger zu wickeln. Er ist einfach nur da und ist lieb. Ja, ich vermisse ihn sehr und das werde ich wohl auch für den Rest meines Lebens.« Er merkte, dass Ferrau ihn ziemlich harsch kämmte. »Stört dich dieser Umstand?«


    Ferrau Du Trieux
    »Ja das stört mich gewaltig, denn gleichgültig was ich tun werde, es wird nie gut genug sein. Ich werde immer hinter Nathan stehen. Ich werde in seinem Schatten wandeln. Wie die Frau im Schatten der Mutter des Mannes. Oder die neue Frau im Schatten der alten Geliebten. Ein unerreichbares Ideal. Nur weil er Euch nicht um den Finger wickeln will, heißt das nicht, dass ich Euch nicht selbst drum wickelt. Ihr vermisst ihn, Ihr trauert ihm nach, Ihr fühlt Euch noch hingezogen und verbunden. Dann hättet Ihr ihn nicht verschenken dürfen, sondern ihm verzeihen sollen. Aber das ist meine persönliche Meinung Herr. Ihr trauert ihm mehr nach, als Ihr vermutlich je Eurer Frau nachtrauern werdet. Ihr habt ihn abgegeben. Ihr habt ihn von Euch gestoßen. Das wart Ihr. Und Ihr fühlt Euch immer noch dermaßen zu ihm hingezogen, dass Ihr sogar das in Erwägung zieht. Nur zu - aber damit schmiedet Ihr die Kette noch fester und enger um Euer Bein. Dann wählt lieber eine männliche Dirne. Es geht Euch schließlich rein um die Erfahrung. So wie Ihr einmal Euer Gelübde vergessen habt, könnt Ihr dann auch einmal Eure Prinzipien der Liebe vergessen. Zudem weiß diese Person was sie tut, Nathan wohl kaum«, sagte Ferrau und frisierte Ciel zuende. »Ihr seht gut aus, Ihr könnt los«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel sah Ferrau lange an. »Du vergleichst Äpfel mit Birnen. Ihr seid zwei Personen und ich kann euch durchaus voneinander unterscheiden. Du machst deine Arbeit sehr gut und gestern auch weit über das Maß hinaus, was ein Leibdiener eigentlich leisten muss. Ich bin sehr zufrieden mit dir, als Leibdiener und auch als Gesellschafter. Und ich möchte gern, dass wir Freunde werden. Ich hoffe, ich habe gestern nichts kaputt gemacht. Von Nathan wünschte ich mir ... sehr viel mehr. Er war vor Olivie die erste Person, die ich wirklich heiraten wollte und damit meine ich wirklich. Aber selbst wenn man es trotz aller Standesunterschiede verwirklicht hätte, wäre er dann nicht mehr mein Leibdiener gewesen. Hätte sogar einen eigenen Leibdiener bekommen. Aus zweien wären vier geworden. Das wollte ich nicht. Du hast mir hingegen deutlich gesagt und gezeigt, dass du nicht auf die Weise an mir interessiert bist, hast meine Hand weggeschoben. Ich akzeptiere das und ich sagte dir eine Wiedergutmachung dafür zu, dass ich eine Grenze überschritt. Auch darum ist ein direkter Vergleich von dir und Nathan Unfug.« Er funkelte ihn etwas an. »Ich will keine Dirne. Das sagte ich doch bereits ausdrücklich. Und Nein, wir können nicht los - wir werden abgeholt.«


    Ferrau Du Trieux
    »Standesunterschiede? Heiratet Olivie, sie ist Eures Standes. Schon habt Ihr Eure Schuldigkeit getan und könnt nun eine Herzensangelegenheit heiraten. Folglich könntet Ihr Nathan ehelichen. Natürlich wäre er nicht mehr Euer Diener. Aber Ihr könntet mit der Tradition des getrennten Wohnens brechen. Wolltet Ihr dies nicht auch mit Olivie? So könnte er bei Euch leben. Er ist ein Mann, Ihr könntet Euch einen Leibdiener teilen. Nun gut es war nur ein Vorschlag und ich wollte nur kundtun dass ich eifersüchtig bin. Dann warten wir auf unsere Abholung«, sagte Ferrau freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel betrachtete ihn milde, als er seine Eifersucht gestand. »Deine Eifersucht freut mich«, sagte er. »Nein, ich werde Nathan nicht heiraten. Dreaux braucht ihn und Nathan ist für mich nicht mehr vertrauenswürdig seit der Sache mit Fabien, die hinter meinem Rücken lief. Und nein, ich wollte nicht mit Olivie zusammenwohnen! Wir wollten es ersteinmal versuchen, dass sie bei mir übernachtet, aber dauernd kommt etwas dazwischen.« Es klopfte.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau nickte und eilte dann zur Tür. Er öffnete sie und schaute hinaus. »Ja bitte?«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Noch bevor er sah, wer da stand, roch er es. Alexandre stand vor der Tür. In dem Moment, als Ferrau öffnete, verabschiedete sich sein Schüler, der ihn herbegleitet hatte. Ciel erhob sich. »Wir können gehen. Wo treffen wir uns mit den Magiern?«


    »In einem der kleineren Speisesäle«, antwortete Alexandre.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau eilte schnell zurück, holte ein Taschentuch und parfümierte es für unterwegs. Dann begleitete er seinen Herrn und dessen Meister.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Die drei Gäste saßen schon am Tisch. Ciel wartete darauf, dass sie sich bei ihrem Erscheinen erhoben, damit man sich vernünftig begrüßen konnte.


    Davard von Hohenfelde
    Entsprechend des Ranges Ihres Gastgebers erhoben sich die drei Anwesenden und verbeugten sich. Prince Ciel war nicht nur ein Sohn des Duc oder des vorherigen Ducs, er war auch ihr Lehnsherr als Furisto und somit ihr direkter Herr und Vorgesetzter. Und als Mitglied der Krone, hatten sie eh jede Form des Respekts ihm gegenüber zu wahren. »Wir grüßen Euch Hoheit«, sprach Dave für sie alle.


    Ciel Felicien de Souvagne Heute, 22:27
    »Ich grüße Euch ebenfalls«, gab Ciel höflich zurück und nahm Platz. Er wartete, bis sich alle gesetzt haben. »Ich bin Prince Ciel Felicien de Souvagne, Furisto von Neu-Souvagne. Das ist Marquis Alexandre de la Grange, der führende Vertreter unser höfischen Magier. Und das ist Ferrau Du Trieux, mein Leibdiener.«


    Davard von Hohenfelde
    Die Gäste nickten einem nach dem anderen den Vorgestellten zu. »Dies ist mein Neffe Marquis Anwolf von Hohenfelde, mein Cousin zweiten Grades Marquis Wolfram von Wigberg und ich bin Marquis Davard von Hohenfelde - einer jener neuen Marquis der Ihnen persönlich untersteht. Ferner bin ich der Ausbilder meines Neffen. Wir freuen uns über Eure Einladung Hoheit. Soweit uns bekannt ist, handelt es sich um eine Angelegenheit der Magie - um welche genau wurde uns nicht gesagt. Wir alle drei hier sind Geistmagier«, erläuterte Dave freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wir werden offen miteinander sprechen, wenn Sie mit der Bedingung einverstanden sind, dass Ihr Gedächtnis nach Abschluss des Gesprächs gegebenenfalls von Ihnen allen oder von einzelnen Personen durch einen alchemistischen Trank gelöscht wird. Sie dürfen das auch ablehnen. Es würde das Gespräch allerdings etwas umständlicher machen, da es um sehr sensible Themen geht.«


    Davard von Hohenfelde
    »Eine Versicherung von Treu und Glauben unsererseits, bezogen auf unseren hiesigen Titel würde Ihnen dazu nicht ausreichen?«, hakte Dave höflich nach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Da ich selbst per Eid an die absolute Geheimhaltung bestimmter Inhalte gebunden bin - Nein. Ich verstehe, dass Ihnen das unangenehm ist. Beginnen wir einfach zunächst mit unverfänglichen Themen und sollte sich das Gespräch in eine entsprechende Richtung bewegen, wird Alexandre gegebenenfalls einen oder mehrere von Ihnen mit sich in einen Nebenraum bitten. Sollte diese Person ihn begleiten, erklärt sie sich damit zu dieser Bedingung einverstanden. Sollte sie ihm nicht folgen wollen, ist das in Ordnung und wir belassen es bei dem, was wir hier am Tisch gemeinsam besprochen haben. Kommt Ihnen das mehr entgegen?«


    Davard von Hohenfelde
    »Es war nur eine Frage des Verständnisses Hoheit. Ich bin mit den Bedingungen der Informationsentfernung einverstanden. Meine frühere Arbeit verlangte ganz ähnliche Praktiken. Folglich werde weder ich noch einer meiner beiden Begleiter Euch unnötig Mühe bereiten oder in Erläuterungsnot bringen, wo Ihr offen wesentlich effektiver sprechen könnt. Seht Ihr eine Notwendigkeit das Gesagte zu löschen, ist das Gesagte dermaßen brisant, dass es der Löschung bedarf. Dies ist mir Information genug. Vor nicht allzulanger Zeit hatte ich ein sehr ausführliches Gespräch mit seiner Majestät - Eurem Bruder. Ihr wisst welches Amt ich nun zusätzlich bekleide. Auch ich werde in meiner Funktion sicher auf diese Möglichkeit zurückgreifen müssen. Von daher müht Euch nicht, sondern sprecht so offen, wie Ihr es für nötig erachtet. Wir sind mit dem Trunk einverstanden. Das Ihr uns nicht schaden wollt, ist gewiss. Ihr hättet ganz andere Möglichkeiten, als drei Magier zu einem Gespräch zu bitten und Euch selbst in Gefahr zu bringen. Wir schworen alle Treue und Loyalität gegen Schutz und Schirm. Wir sind hier und zwar absolut loyal. Was Ihr schützen müsst um uns alle zu schützen wird diese Handlung rechtfertigen. Wir vertrauen Eurem Urteil, wie Ihr dem unseren vertrauen werdet, sollte es erforderlich sein Hoheit«, sagte Dave freundlich.


    Wolfram von Wigberg
    »Wir unterstellen Euch keine bösen oder leichtsinnigen Absichten Majestät. Wir sind hier und wir sind zu einem offenen Gespräch bereit. Von daher, sprecht. Bei einer Umschreibung vermuten beide Seiten oft das, was sie selbst gerne verstehen würden. Wir sollten also ohne Schnörkel reden«, sagte Wolfram ebenso freundlich wie respektvoll.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel fand, dass die beiden älteren Marquis sich gut zu benehmen wussten und sie machten einen angenehmen Eindruck. »Gut, es freut mich, dass wir uns auf das unkomplizierte Verfahren einigen konnten. Sie sind alle drei Geistmagier. Das kommt meinem Ansinnen entgegen und war einer der Gründe, warum ich Sie zu diesem Gespräch einlud. Auch möchte ich mir gern ein persönliches Bild von meinen neuen Marquis machen. Sicher ist Ihnen schon zu Ohren gekommen, dass in Bälde die Nekromantie aus Souvagne verbannt sein wird. Souvagne wird einen neuen magischen Weg einschlagen, weg von den alten Praktiken hin zu zeitgemäßeren Formen der Magie. Namentlich: Bluthexerei. Vor sich haben Sie zwei Bluthexer sitzen. Mein Wunsch ist es zum einen, eine magische Akademie ins Leben zu rufen, derer es noch Lehrkräfte bedarf. Vielleicht hat jemand von Ihnen oder aus Ihrer Familie Interesse daran? Zum anderen ist mir sehr daran gelegen, den sehr überschaubaren Orden der Bluthexer zu erweitern.«


    Wolfram von Wigberg
    »Interesse daran als Lehrkraft zu arbeiten hätten wir vermutlich beide, also Dave - Davard und ich. Allerdings bekleide ich nur den 3. Rang der Geistmagie, wie jeder Kampfmagier. Wäre dies damit möglich oder nicht Hoheit? Kurzum ich habe keinen Meister, da ich Magie und Waffe führe. Allerdings setzte ich beides im Kampf nur ein, wenn kein vernünftiges Wort mehr zur hilft. Persönlich strebe ich friedliche Wege und Lösungen an. Dennoch schadet es nicht, sich selbst oder auch andere Personen zur Not verteidigen zu können. Meine Frage ist, könnte ich also bei Ihnen ein Lehramt bekleiden oder nicht?«, fragte Wolfram interessiert.


    Davard von Hohenfelde
    »Ich stimme, ich wäre ebenfalls daran interessiert. Zur Zeit bilde ich drei Schüler aus, ich vergaß meine Mutter. Anwolf, Melisande - meine Mutter und Marcella. Dies sind meine drei Schüler. Meine Mutter war leider aus gesundheitlichen Gründen erst sehr spät in der Lage sich dem Studium der Magie zu widmen«, erläuterte Dave.


    Anwolf von Hohenfelde
    Anwolf musterte kurz Dave und dann Wolfram, ehe er sich selbst an den Prince wandte. »Mich würde interessieren warum die Nekromantie verbannt wird. Und ich möchte gerne erfahren, was Blutmagie ist. Was kann man damit bewirken? Handelt es sich dabei um magischen Vampirismus Hoheit?«, fragte Wolfi neugierig.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Auch Kampfmagier werden gesucht«, erklärte Ciel. »Ihre Einstellung ist löblich und kommt souvagnischen Idealen entgegen. Wir sind keine offensive Nation, aber in der Defensive unerbittlich. Wie verbinden Sie Ihre Kampffertigkeiten und Ihre Magie, Wolfram? Sie, Darard, welchen Rang haben Sie inne und haben Sie als reiner Magier ein Spezialgebiet?« Er freute sich, dass Anwolf nun von sich aus das Wort ergriff. Er war der Jüngste, er war derjenige, für den sich Alexandre am meisten interessierte. Für Ciel hingegen waren alle drei Magier von Bedeutung, da ihm nicht nur die Obhut über die Bluthexer oblag, sondern über alle dem Staate dienenden Magier. »Erkläre du es ihm, Alexandre.«


    Alexandre de la Grange
    »Nekromantie ist eine selbstsüchtige und offensive Form der Magie. Sie hat nichts mit dem Ideal zu tun, welches wir für den souvagnischen Magier anstreben. Sie ist obendrein moralisch verwerflich, stört sie doch die Totenruhe. Nicht zuletzt aber ist sie eine ernstzunehmende Gefahr für die Lebenden, sollte es zur willentlichen oder versehentlichen Erschaffung von Ghulen kommen. Die Bluthexerei ist das Gegenteil dieser Magieform. Sie dient der Abwehr der Untoten anstatt ihrer Erschaffung. Der Katalysator zur Aktivierung der magischen Energie ist das Blut des praktizierenden Magiers. Es hat sich als besonders Wirksam im Kamfp gegen die Untoten erwiesen. Es ist eine selbstlose Magieform, von welcher der Magier wenig mehr hat als Schmerzen und doch ist es die edelste Art der Magie, die wir kennen.«


    Wolfram von Wigberg
    »Das ist eigentlich ganz einfach, ich versuche den Gegner mittels Magie zu manipulieren, sprich ich versuche den Kampf zu beenden, bevor er begann. Sollte er sich nicht zur Friedfertigkeit bewegen lassen, sollte er sich nicht zur Aufgabe überzeugen lassen, dann würde ich ihn versuchen mental außer Gefecht zu setzen. Reicht dies als Mindestmaß nicht aus, würde ich ihn magisch tatsächlich angreifen und zur Not als letztes Mittel per Waffengewalt, also mit dem Schwert. Ich wähle gerne Beispiele aus der Natur, da ich diese liebe. Die friedlichsten und größten Pflanzenfresser sind meist die wehrhaftesten Wesen, aber auch am wenigsten aggressiv. Ähnlich könnte man einen Kampfmagier definieren. Er weiß was er kann, er muss niemandem grundlos schaden«, antwortete Wolfram freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hörte aufmerksam zu und wartete, bis sie alle drei gesprochen hatten. Alexandre verhielt sich zurückhaltend, schien sich jedoch nicht unwohler zu fühlen als üblich. Er wirkte sogar für seine Verhältnisse aufgeschlossen. Niemand hatte ihn schief angeschaut und Anwolf hatte ihm sogar gleich zu Anfang eine Frage zur Magietheorie gestellt, womit man bei Alexandre meistens gut fuhr.


    Davard von Hohenfelde
    »Ich habe den Meistertitel inne und ich habe mich voll und ganz auf die Geistmagie spezialisiert. Nun wenn man diese zusätzlich spezifizieren würde, dann könnte man sagen, habe ich mich auf das magische Fährtenlesen spezialisiert. Es ist keine Magieform an sich innerhalb der Sparte Geistmagie. Es ist vielmehr ein Zusammenspiel sämtlicher Möglichkeiten und Fähigkeiten die sich mir bieten um eine Person innerhalb kürzester Zeit im Nexus und somit auch in der Physis aufzuspüren. Ferner ist der zweite Zweig meiner Spezialisierung Informationsbeschaffung. Ich lese andere Personen aus um an Informationen zu kommen die für uns von essentieller Bedeutung waren. In meiner neuen Position werde ich beide Fähigkeiten ebenso anwenden, selbstverständlich für andere Zwecke. Die Tätigkeit bleibt jedoch die gleiche. Ob ein Auftraggeber eine Person gefunden haben möchte, oder ob wir einen Schwerverbrecher finden müssen - ich werde alles daran setzen, dass ich die Person finde. Und meist schaffe ich dies auch«, schmunzelte Dave. »Bezogen auf die Nekromantie habe ich noch eine Frage für Anwolfs Vater - meinem Bruder. Er ist Nekromant des vierten Ranges - also Meister. Zur Zeit ist er sehr krank, ob er je wieder Magie wirken wird ist ungewiss. Er sieht das Übel in der Magie selbst. Für mich ist Magie ein Werkzeug, wie ebenso ein Teil meiner Seele und meine Leidenschaft. Seine war es ebenso. Vielleicht, falls Ihr möchtet Hoheit, könntet Ihr ihm ebenso ein Lehramt anbieten. Diese Aussicht könnte zu seiner Heilung und zu seiner seelischen Gesundung beitragen. Ich spreche offen. Sein Leben war genau wie das meine bis vor einiger Zeit nicht dass, was Ihr Euch vorstellen könntet oder wolltet. Sein Leben glich bis zu einem gewissen Alter eine Folter - ab einem gewissen Alter reiner Obdacht dieser Folter zu entgehen. Er hat auf seine Art versucht, das Beste für sich und seine Kinder zu erreichen. Er ist gescheiert, ebenso wie ich. Aber wir beide haben unseren ureigenen Weg gefunden. Und sein Weg führte ihn als Ersten nach Souvagne, dank unserer Verwandten hier. Die Magie wurde bei uns stets als heilig empfunden und als Lösung für alles. Andere wieder verdammen sie als Pestilenz für alles. Sie ist alles und nichts davon, sie ist genau das, was der Magier der sie beherrscht aus ihr macht. Und Ansgar hat nicht verdient, dass er einen Teil von sich selbst aufgibt, er hat schon genug von sich verloren«, erklärte Dave leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich wünsche Ihnen, dass Sie hier ein Leben finden, welches dieser Bezeichnung würdig ist. Sie selbst können dazu beitragen, Souvagne zu einem Ort zu machen, wo dergleichen möglichst selten vorkommt. Man kann aus Menschen leider keine Heiligen machen, aber man kann dazu beitragen, dass sie ausreichend Anreiz haben, sich an die Gesetzeslage zu halten. Trauen Sie sich zu, ein Lehramt parallel zu Ihrer sonstigen Tätigkeit aufzunehmen? Schaffen Sie das von Ihren Kapazitäten her? Wo befindet sich Ihr Bruder derzeit? Wir haben fähige Heiler vor Ort. Bringen Sie ihn her.«


    Anwolf von Hohenfelde
    »Das stimmt. Mein Vater mag ist vielleicht nicht der beste Mensch gewesen oder der beste Vater, wenn man einige andere fragt. Aber immerhin war er ein Vater. Er hat uns beschützt, er hat mich beschützt und er wäre für mich freiwillig gestorben nur um mir beizustehen. Was soll ein Vater denn mehr für seine Kinder tun? Ich würde Euch den Brief lesen lassen, den er mir einst gab, aber ich habe ihn nicht dabei. Ich schließe mich meinem Onkel an. Es würde meinen Vater sicher gefallen unterrichten zu dürfen. Er war früher sehr cholerisch, dass ist er aber aufgrund seiner Krankheit nicht mehr. Er könnte sicherlich von Nekromantie auf Geistmagie umschulen oder? Ich meine das würde ihm sogar gefallen. Die Nekromantie war das Steckenpferd unserer Familie. Rein Geistmagier zu bleiben war schon so, als verzichtete man auf etwas erhabenes. Wenn etwas schuld war, dann die Anbetung dieser Magie. Sie hat alles durchdrungen, die Gedanken, die Geister, die Seelen, das Haus - alles. Und einst sogar fast mich, als ich nicht weiter wusste und diesen Weg einschlagen wollte. Aber genau als ich dies tun wollte, keine Ahnung weshalb - kehrte ich nach Hause zu meinem Onkel zurück. Drum es würde meinem Vater sicher gefallen und mir würde es viel bedeuten, wenn er wieder richtig gesund werden würde. Es ist mein Paps, ich liebe ihn. Das ist kein Geheimnis«, erklärte Anwolf. »Nun das Nekromantie egoistisch ist, ist nicht abzustreiten. Denn es gibt kaum etwas, was man damit für andere tun kann. Es sei denn jemand freut sich über einen Ghul oder ein Skelett. Aber das ist ehr selten der Fall und man muss das Geschöpf ja auch irgendwie am Leben erhalten. Und wer es nicht weiß - dazu benötigt man Leichen. Nicht nur der Ghul wird aus einer Leiche hergestellt - er frisst Leichen. Unmengen Tote benötigt man, wenn man eine Horde Ghule hält. Dessen ist sich jeder Nekromant bewusst. Das heißt, selbst wenn er nur ein Ghul schafft, benötigt er weiterhin Tote - die er zur Not selbst herstellt um seine Schöpfung durchzubringen. Ich bin kein Nekromant, ich werde keiner. Aber Ihr habt mir nicht verraten, was man mit dem Blut tun kann. Untote töten? Meintet Ihr das?«, hakte Wolfi neugierig nach.


    Davard von Hohenfelde
    »Ja das traue ich mir durchaus zu. Allerdings zu einigen Bedingungen. Erstens - würde ich nicht permanent unterrichten, sondern für bestimmte Dinge einspringen, oder Vorlesungen halten. Oder noch einfacher, falls ich dauerhaft unterrichten soll, schaffen wir eine Außenstelle in meinem Bereich. Unser Haus ist groß, eine Klasse ließe sich einrichten. Diese sollte allerdings nicht zu groß und gut durchgemischt sein. So dass sich Schüler auch untereinander unterstützen können. Ältere wie auch jüngere dürfen sich dabei nicht ausgeschlossen fühlen. Das werde ich hier nicht nur versuchen, glauben Sie mir das. Meine Scholle wird »Bestienfreier Boden«. Sie werden die Bedeutung nicht verstehen, aber für mich bedeutet dies alles. Meine Tochter wird auf einer Scholle und in einem Land geboren, wo ihr niemand etwas anhaben wird. Und falls dies doch trotz aller Schutzmaßnahmen passieren sollte, falls doch so ein Untier ein Kind holt, dann wird es dermaßen hingerichtet, dass jedes andere Scheusal zweimal überlegt ob es seine Zähne in ein Opfer schlägt oder sich lieber zusammenreißt und auswandert«, erklärte Dave freundlich.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre warf Ciel eine kurzen Blick zu, dieser nickte zum Zeichen, dass er ruhig sprechen konnte. »Mit dem Blut hält der Bluthexer Untote fern oder er vernichtet sie vollständig. Dies gilt für alle Arten von Untoten, welche über Blut verfügen. Desweiteren ist der Bluthexer auch in der Lage, Wunden zu kurieren. Krankheiten nicht - aber Wunden, auch schwere, so lange sie frisch sind.« Er musterte den Jungen. »Als Bluthexer hat man bereits nach wenigen Jahren intensiver Übung mehr Macht inne, als manch andrer Magier erst nach Jahrzehnten. Eine Macht, die man in den Dienst des Gemeinwohls steckt anstatt in den eigenen Nutzen. Mit keiner anderen Magieform kann man dem Land und den Menschen, die man liebt, mehr dienen als mit Bluthexerei.«


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ihre Bedingungen hören sich durchdacht und realistisch an. Ich bin damit einverstanden. Wenn Sie wünschen, können Sie noch eine Nacht darüber schlafen und dann anfangen, ein Konzept auszuarbeiten. Oh, bitte denken Sie daran, sich entsprechende Notizen anzufertigen, damit Sie morgen noch wissen, was Sie wollten, auch wenn Ihr Gedächnis bereinigt wurde.«


    Anwolf von Hohenfelde
    »Das heißt, wenn sich einer meiner Familie oder ein Untertan verletzt könnte ich ihn heilen, so als ob ich über grüne Magie gebiete? Untote fernhalten oder vernichten? Also Vampire? Das hätten wir vorher benötigt. Wir hatten mal einen im Haus wie eine bösartige Maus die sich einquartiert hat. Er fiel die Bewohner an und saugte sie nachts aus. Niemand traute sich mehr zu schlafen«, stöhnte Anwolf bei der Erinnerung.


    Alexandre de la Grange
    »Das ist richtig«, sagte Alexandre und nickte bedeutungsschwer. »All dies würde dir bereits nach wenigen Jahren möglich sein, einfachere, aber bereits sehr wirksame Zauber sogar schon nach wenigen Wochen.«


    Davard von Hohenfelde
    »Damit haben Sie Recht. Ich Danke Ihnen für Ihre Zusage Hoheit«, erklärte Dave, zückte sein Notizbuch und schrieb fein säuberlich auf, was er sich vorgenommen hatte und welches zusätzliche Amt er bekleiden wollte. Davor schrieb er Gedächtnislöschung vorgenommen - deshalb Notiz. Er reichte Ciel das Buch, damit dieser sehen konnte, dass er nichts ungebührliches geschrieben hatte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel überflog kurz die Notizen und nickte. »Danke, Sie werden vielleicht noch mehr aufzuschreiben wünschen für Ihre beiden Verwandten. Es genügt, wenn Sie mir die Aufzeichnungen am Ende insgesamt zeigen. Bitte lassen Sie alle Informationen zur Blutnekromantie außen vor. Sie ist das sensible Thema, von dem ich sprach.«


    Anwolf von Hohenfelde
    »Glauben Sie mir, hätten Sie erlebt, was wir erlebt haben, Sie hätten nicht eine Nacht warten wollen. Hätten wir von dieser Magie gewusst, hätten wir sofort einen eingestellt. Rinelda eine gute Frau, in der Mitte durchgeschlagen und blutleer getrunken. Tsounai ein stets fröhlicher und herzlicher Mann, Rakshaner - am anderen Morgen weiß wie ein Laken - völlig blutleer. Fast schlimmer als die Opfer waren die ständige Angst, wo sich das Biest versteckt haben könnte. So eine Fledermaus kann überall lauern. Wir haben das Haus auf den Kopf gestellt, Brandur hat uns Ratschläge gegeben. Aber er konnte uns nicht mehr retten, er starb vorher«, sinnierte Wolfi.


    Davard von Hohenfelde
    Dave nickte zustimmend. »Ich werde die Magie mit keiner Silbe erwähnen Majestät«, bestätigte Dave.

    Brandur von Hohenfelde
    In diesem Moment tauchte der grüne, mit Dreispitz versehene Geist durch eine Wand auf. »Guten Abend. Oh, Verzeihung, Ihr sprecht im privaten Kreise. Ich dachte, jemand hätte meinen Namen genannt.« Brandur verneigte sich vor Ciel und dem Magier, der neben ihm saß. »Hoheit, Herr Kapellan.« Er lächelte Alexandre an, der sich von Kopf bis Fuß versteifte.


    Wolfram von Wigberg
    Wolfram schmunzelte Brandur an. »Brandur, ich hätte nicht gedacht Dich noch mal wieder zu sehen. Und dann noch in dieser herrlich erfrischenden Farbe. Hast Du Dir meine Abschiedsworte zu Herzen genommen und bist Blattgrün geworden?«, lachte Wolfram gut gelaunt.


    Anwolf von Hohenfelde
    »Das ist besagter Brandur der versuchte uns vor dem Vampir zu retten. Aber er konnte uns auch nicht helfen. Er ist mächtig, aber der Vampir war mächtiger und verschlagener. Einst als Mensch war er es der meinen Vater und meinen Onkel misshandelte, missbrauchte, anfiel und anfraß. Was weiß ich noch alles. Aber niemand hielt ihn je auf. Vielleicht sollte ich das übernehmen... das wäre doch was«, grinste Wolfi.


    Brandur von Hohenfelde
    »Zehn Tage habe ich noch, um zu spuken. Danach muss ich diese Sphäre verlassen. Bis dahin genieße ich meine Zeit und schaue ich mir alles in Ruhe an, vom Dach bis zu den beiden Kelleretagen. Es ist wirklich ein schönes Anwesen.«


    Davard von Hohenfelde
    »Nur zu leg das Schwein um, meinen Segen hast Du«, freute sich Dave.


    Wolfram von Wigberg
    »Was möchtest Du denn im Keller? Genieße die freie Natur, den Rosengarten, die Kräutergärten, zurück in Deine Gruft kommst Du noch früh genug Brandur«, antwortete Wolfram.


    Ciel Felicien de Souvagne Heute, 23:52
    »Bis zu den beiden Kelleretagen?«, rief Alexandre. »Wer ist verantwortlich für diesen Geist! Er soll ihn sofort bannen!«


    Brandur von Hohenfelde
    »Alchemistische Gedächtnislöscher helfen bei Geistern leider nicht, ebenso wenig wie Blutnekromantie, nicht war, Erzhexer Alexandre de la Grange? Wie gut wäre es doch, nun einen eigenen, vertrauenswürdigen Hofnekromanten zu haben.« Brandurs Gesicht war ausgesprochen freundlich.


    Wolfram von Wigberg
    »Das weiß ich nicht, vermutlich unser Nekromant Osmund, Osmund von Wigberg«, antwortete Wolfram.


    Davard von Hohenfelde
    »Ein guter Tipp und was befindet sich dort im Keller?«, hakte Dave neugierig nach.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur lächelte Davard an. »Ich bin sicher, es liegt im Interesse dieser freundlichen Herren, dass diese Information unter Verschluss bleibt.« Brandur blickte unverändert freundlich drein. »Ich bin natürlich ein Mann beziehungsweise Geist von Ehre. Ich werde nichts dergleichen hinaus in die Welt tragen. Doch man denke nur daran, was geschehen könnte, wäre dem nicht so.«


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Setzen Sie sich dazu«, befahl Ciel dem Geist. »Ferrau, rücke ihm einen Stuhl zurecht.« Er war im Moment machtlos gegen das Gespenst und das ärgerte ihn. Vor allem ärgerte ihn, dass dieser Geist ihm sehr effektiv eine Sicherheitslücke im Palast offenbarte.


    Davard von Hohenfelde
    »Nun da wir ohne dieses Wissen diese Räume verlassen, kann es uns vorher ruhig gesagt werden«, warf Dave ein.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau starrte den Geist an und holte ihm einen Stuhl. »Ich weiß wer ihn beschworen hat, das ist der Geist von Linhard von Hohenfelde! Der Verlobte Eures Bruder ist ein Nekromant!«, bezichtige Ferrau Linhard.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es muss nicht alles offenbart werden«, bestimmte Ciel an Davard gewandt. Er würde Alexandres sicheren Rückzugsort mit keiner Silbe erwähnen. »Wir waren bei der Bluthexereistehengeblieben. Darf ich davon ausgehen, dass Sie, Anwolf, Interesse an dieser Art der Magie hegen?« Perplex sah er Ferrau an, dann Davard. »Stimmt es, dass Linhard über die Gabe verfügt und Nekromantie praktiziert?«


    Anwolf von Hohenfelde
    »Linhard ist alles, nur kein Magier oder gar ein Nekromant. Linhard ist ein Purie und genau das war scheinbar immer das Problem zwischen ihm und unserem Vater. Aber es sollte nie eines zwischen uns sein. Also mein Bruder hat Brandur ganz sicher nicht beschworen. Brandur hat ihn aufgenommen nach einer Fehde und Linhard wurde sein Sohn - so wie ich der von Ansgar blieb. Letztendlich kämpften beide bis zum Tode um ihre Söhne zu schützen. Sie kämpften für alles und nichts - denn beide wollten doch das gleiche. Für die Erkenntnis starb Brandur, und meiner Vater ist auch mehr tot als lebendig. Aber mein Bruder ist lebendig, bleibt das auch und hat keinerlei Geister beschworen! Er kann es nicht!«, widersprach Wolfi vehement.


    Brandur von Hohenfelde
    Der Geist nahm würdevoll auf dem Stuhl Platz. »Sehr zuvorkommend. Mein Beschwörer ist Osmund von Wigberg. Mein Sohn verfügt nicht über magische Fertigkeiten und er benötigt auch keine. Er hat andere Gaben.«


    Anwolf von Hohenfelde
    »NEIN!«, sagten Anwolf, Wolfram und Dave wie aus einem Mund.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel zwinkerte, als ihm der Chor entgegenschlug. Seine Haare wehten etwas von dem entstandenen Luftzug. »Danke. Das wollte ich wissen.«


    Ferrau Du Trieux Heute, 00:05
    »Nein, Linhard verfügt über keine Gabe - jedenfalls keiner magischen. Er ist ein hochtallentierter Schwertkämpfer, alles andere wäre untertrieben. Er setzt sich für seine Sippe ein, er ist unser Sippenoberhaupt. Aber er ist kein Magier, dass versichere ich Euch«, sagte Dave respektvoll.


    Anwolf von Hohenfelde
    »Ja habe ich. Aber ich möchte noch einige Dinge erklärt haben, wobei das vermutlich schon in die Ausbildung fällt. Ich möchte wissen inwieweit sich das mit der Nekromantie beißt. Es ist doch nicht einfach nur eine Gegenbewegung, oder es ist doch nicht nur eine Form der Vampirjägerei oder?«, fragte Wolfi.


    Ciel Felicien de Souvagne Heute, 00:11
    Alexandre, sichtlich nervös ob der Anwesenheit des Geistes, der inzwischen scheinbar jeden noch so geheimen Winkel des Tempels kannte, zwang sich, seine Aufmerksamkeit dem potenziellen Schüler zu widmen. »Präzisiert Eure Frage.« Auf Ciels Blick fügte er an: »Bitte.«


    Anwolf von Hohenfelde
    »Gerne. Was genau ist Blutmagie? Beschreibt sie mal bitte mit einigen Eckdaten. Ein Beispiel - Geistmagie ist die Magie die sich ausschließlich auf den Geist lebender Personen und dessen Formung und Manipulation beschränkt. Erläutert mir, wie man das Blut dafür einsetzt. Nutzt man es ähnlich einer mentalen Schwingung oder seinen mentalen Gedankenfäden? Zupft man daran, ruft man seine darin verborgene Macht an, wie man auch seine mentale Energie das Atman anruft und nutzt? Wie weit erschöpft es einen? Geistmagie erschöpft einen mental. Natürlich, aber noch mehr als jede andere Form der Magie, da sie dem Geiste entspringt, in den Geist eindringt und diesen Geist versucht fremdzuformen. Folglich sollte man davor und danach sehr viel Nervennahrung zu sich nehmen. Nervennahrung in Form reiner Energie für das Gehirn, also Zucker. Wie verhält es sich bei dieser Form der Magie? Dann möchte ich wissen, welche besonderen Zauber gewirkt werden können. Ein besonderer Beispielzauber der mich bei der Geistmagie fasziniert ist reine Telepathie - sowohl mit Puries und mit Magiern. Dann möchte ich wissen, ob man mit dieser Form der Magie auch anderes Blut erspürt, wie ich einen anderen Geist erspüre. Und zu guter Letzt möchte ich eine generelle Frage gerne beantwortet haben, welcher Magie wird sie zugeordnet? Geistmagie? Elementarmagie? Worum handelt es sich genau? Stellt mir die Magie einmal bitte so vor als wäre es eine Person und ich muss sie kennenlernen«, bat Wolfi.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre legte auf dem Tisch die Fingerspitzen aufeinander. »Die Antwort auf diese Fragen füllt ganze Regale und wäre damit immer noch nicht abschließend gegeben. Ich werde mich um eine Kurzfassung bemühen, auch wenn ich kein Freud dessen bin, da eine Zusammenfassung stets mit Ungenauigkeit und Verzerrung einhergeht. Bluthexerei ist eine Form der Geistmagie. Während die reine Geistmagie die Lebenden manipuliert und die Nekromantie die Toten, manipuliert Bluthexerei die Untoten. Sie greift auf die Lebensessenz selbst zu - das Blut. Als Katalysator und Waffe. Untote, die über Blut verfügen, können durch eine einzige Opferung demontiert werden, heißt, die Verankerung zwischen Seele und untotem Leib wird zerstört. Des weiteren ist die effektive Bannung von Untoten mittels Bannsymbolen bereits für Novizen möglich. Drittens ist ein Bluthexer in der Lage, auch schwere Wunden zu verschließen. Nicht ganz so effektiv wie Heilmagier, dafür sind diese nun einmal Hochspezialisten, doch mehr als ausreichend genug. Viertens - die Gerüchte sind wahr. Bluthexerei ist in der Lage, Verstorbene zu wahrem Leben wiederzuerwecken.« Er beobachtete Anwolfs Reaktionen auf diese Aufzählung. Bevor er ihm den Preis nennen würde, wollte er sichergehen, dass er den Köder geschluckt hatte, auch wenn dies keine Garantie für seine Zustimmung sein würde.


    Anwolf von Hohenfelde
    »Das heißt, wenn jemand stirbt, tatsächlich stirbt... und richtig tot gewesen ist, könnte ich ihn zurückholen? Nur anstatt das die Person ein Untoter wird, wie wenn es mein Vater früher getan hätte, wäre die Person dann wieder lebendig und knüpft da an wo sie aufhörte? Das hat einen Preis oder? Ist die Person noch sie selbst? Oder ist sie verzerrt in etwas anderes? Ein Halbling zwischen Nexus und Physis? Das es Geistmagie ist freut mich zu hören«, schmunzelte Anwolf.


    Alexandre de la Grange
    »Er oder sie ist hernach wieder eine ganz normale, voll lebensfähige Person«, widersprach Alexandre. »Bluthexerei ist in der Lage, den Tod zu kurieren. Und gewisse Praktiken erlauben sogar eine Wiedererweckung im verjüngten Zustand. Theoretisch könnte man durch diese Kunst wahre Unsterblichkeit erlangen.«


    Anwolf von Hohenfelde
    Anwolf schaute verdutzt. »Man kann sich selbst wiederbeleben? Wie? Benötigt man dazu einen Anker, ein Bindeglied in die Physis? Können sich Nekromanten wiedererwecken?«, fragte Anwolf.


    Wolfram von Wigberg
    »Nein wiedererwecken in dem Sinne nicht, aber sich dauerhaft am Leben erhalten durch Lebensraub. Quasi pervertieren sie die Form des Lebensentzugs den man anderen zuleiten sollte - entschuldige Brandur, aber das ist doch so«, antwortete Wolfram.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre glotzte ihn an. »Natürlich erweckt der Bluthexer nicht sich selbst. Wie soll das funktionieren? Seit wann haben Tote oder Untote derartige Kräfte, hm? Und sagte ich nicht, dass es sich um eine vollkommen selbstlose Art der Magie handelt? Man stellt sie voll und ganz in den Dienst der Krone. Wir sind die Lebensversicherung des Duc de Souvagne - und jener Menschen, deren Wiedererweckung er anordnet.«


    Davard von Hohenfelde
    »Ja das ist so, aber ich denke auch jeder Purie würde unsere Form der Gedankenmanipulation als pervertierte Gedankenverdrehung sehen. Von daher sehe ich nicht die Gefahr bei einem Lich, sondern ehr bei einer Armee von Ghule. Jene die ihre Schuldigkeit getan haben, da sind, keinen Sinn mehr ergeben, aber Herrchen sich nicht trennen mag. Denn je mehr man hat, je mehr Statussymbol sind sie auch«, gab Dave zu bedenken.


    Anwolf von Hohenfelde
    »Achso, ich dachte da schließt einen ein, deshalb war ich so erstaunt. Ich könnte mit der Fähigkeit jeden wieder zum Leben erwecken? Aber ich darf nur jene Personen erwecken die der Duc befiehlt? Ja gut, verständlich, wer möchte einen gerade geköpften Schwerverbrecher wieder auferstehen lassen. Keiner, dass ist klar. Das ist eine gewaltige Macht«, sagte Wolfi nachdenklich.


    Alexandre de la Grange
    »Es hat einen Grund, warum wir nur auf den Befehl des Ducs jemanden wiedererwecken. Die Wiedererweckung setzt den Bluthexer für ungefähr ein Jahr lang magisch und körperlich weitestgehend außer Gefecht. Das bedeutet, die Gabe muss rationiert werden. Auch darum wäre es wünschenswert, gäbe es mehr von uns.«


    Anwolf von Hohenfelde
    »Ihr seid so etwas wie die Leibwächter des Duc, wenn die wahren Leibwächter längst versagt haben. Ist es nicht so?«, fragte Wolfi.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre nickte. »So könnte man es nennen.«


    Anwolf von Hohenfelde
    »Darf ich es einmal sehen, oder gibt es eine Möglichkeit es sich einmal anzuschauen? Nicht eine Wiedererweckung, sondern die Lehre?«, fragte Wolfi.


    Alexandre de la Grange
    »Probeunterricht?«, frage Alexandre zweifelnd. »Nein. Das Risiko, dass Informationen in dieser Zeit nach außen sickern, ist zu groß. Du kannst mich jetzt fragen, was du wissen möchtest.«


    Anwolf von Hohenfelde
    »Ihr habt mich falsch verstanden. Ich möchte nichts fragen, ich möchte einmal bei einem Unterricht als stiller Beobachter zuschauen. Aber das ginge dann auch nicht oder?«, fragte er hoffnungsvoll.


    Alexandre de la Grange
    »Nein, das ginge nicht. Was genau interessiert dich? Frag mich, was du wissen möchtest.« Ciel gab Alexandre unter dem Tisch einen leichten Stupser mit dem Fuß. »Fragen Sie mich bitte alles, was Sie in Erfahrung zu bringen wünschen für Ihre Entscheidung«, korrigierte Alexandre sich. Er hatte nicht gemerkt, dass er mit Anwolf schon wie mit einem seiner Novizen sprach.


    Anwolf von Hohenfelde
    »Das kann ich nicht sagen, es ist das Gefühl dass aufkommt, ob ich mich dort aufgehoben fühle. Ob ich fühle, das ist meine Form der Magie. Oder es kann sie werden, ich möchte diese Form der Magie praktizieren, ich identifiziere mich damit. Wenn ich jetzt gehe, löschen Sie mein Gedächtnis und ich bin wieder bei Null. Wie wäre es, wenn ich nicht gehe, Sie begleite, an Ihrer Seite bleibe und so ja auch nichts verraten kann? Ich bin ja bei Ihnen. Dann zeigen Sie mir alles, einen Unterricht, Ihre Art zu unterrichten und zu lehren. Alles was Sie den Tag so tun und ich komme mit und störe nicht. Ich belästige Sie auch nicht. Ist es was für mich, machen wir einen Lehrvertrag fertig. Falls nicht, trinke ich den Trank«, schlug Wolfi vor.


    Alexandre de la Grange
    »Wie der Unterricht abläuft ist sehr leicht vor Ort zu demonstrieren. Aber ich fürchte, so aus dem Kontext gerissen wird es die Entscheidung womöglich zu Unrecht in Richtung einer Ablehnung drücken. Wohl im Sinne von heimelig werden Sie sich nicht fühlen. Ich kann ihnen keine Geborgenheit bieten. Was ich biete, ist nichts - es muss von innen kommen. Sie müssen es wollen, der Krone völlig ohne Gegenleistung zu dienen, sonst kann man Sie nicht zu einem Bluthexer machen. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich zeige ihnen, was der Preis für die Macht über Leben und Tod bedeutet. Womöglich können Sie dann vor Ort entscheiden, ob Sie bereit sind, ihn zu bezahlen oder ob Sie mental zu schwach dafür sind. Bluthexerei ist eine Kunst der Starken. Körperliche und mentale Schwäche führen unweigerlich zur Aussonderung. Ihre Stärke können wir vor Ort prüfen.« Alexandre musterte Anwolf gespannt.


    Anwolf von Hohenfelde
    »Das ist eine faire Lösung für uns beide. Prüfen Sie mich«, stimmte Anwolf zu. Der junge von Hohenfelde griff auf seine Gabe zu und sammelte seine magische Macht um der Prüfung gewachsen zu sein. Er konzentrierte sich vollkommen auf seinen Lehrer und dessen Geist um, falls nötig eine Verbindung herstellen zu können.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre erhob sich. Im Vertrauen auf die baldige Gedächnislöschung der Anwesenden empfand er keine Angst. Im Gegenteil - er genoss die gebannte Aufmerksamkeit. Sie waren wissbegierig, sie waren für den Moment fast so etwas wie seine Novizen. Alexandre trug noch immer die dunkelrote Robe, die er für Ciels Kasteiung getragen hatte, den er war hier in seiner Funktion als Erzhexer der Blutnekromantie. Und der Erzhexer fürchtete sich nicht. Er ließ die Robe von seinen Schultern gleiten, so dass sie an seiner Hüfte umgeschlagen zum Hängen kam und er mit nacktem Oberkörper vor ihnen stand. »Sie sehen einen Erzhexer des Blutes, den fünften Magiergrad. Zwei erfolgreiche Wiedererweckungen und endlos viele Demontagen, Abwehrzauber, Untotenbänne und Heilzauber.« Alexandre lächelte und präsentierte stolz die extremen Narben auf seinem Leib. Er drehte sich einmal um seine Achse. Vorn waren die furchtbaren Bisskrater von Derya zu sehen, die ihm die Brustwarzen abgebissen hatte, doch das wusste niemand der Anwesenden. Dort, wo keine Bisse waren, lagen dicke, in gleichmäßigen Mustern angeordnete Schnittnarben, die aus Alexandres Sicht etwas Ästhetisches an sich hatten. Die Arme sahen aus, als lägen lauter helle Armbänder darum, doch auch dies waren Narben. Der Rücken war übersät von verheilten Peitschenhieben. »Das ist der Preis«, erklärte Alexandre und fühlte sich ausgesprochen gut dabei.


    Davard von Hohenfelde
    Dave stand auf und ging auf Alex zu. Er musterte seinen Körper akribisch. »Darf ich Euch berühren?«, fragte er leise.


    Alexandre de la Grange
    »Nur zu«, sagte Alexandre. Als Erzhexer war er ungeheuer stolz auf seine Narben, bewiesen sie doch, was zu ertragen er imstande war. Hier war er nicht Alex, den die Vergangenheit jagte. Hier war er der Meister, der über Leben und Tod herrschte. Er breitete ein wenig die Arme aus.


    Anwolf von Hohenfelde
    Anwolf gesellte sich zu ihm und stellte sich ganz dicht neben Dave. Er hatte mit einer ganz anderen Prüfung gerechnet, mit einer der mentalen Stärke. So dass dieser Meister seine Fähigkeiten abschätzen konnte. Ungefragt wollte er den Mann auch nicht berühren, so etwas gehörte sich nicht. Er erkannte die Wunden woher sie waren. Schnittwunden, jeder Hohenfelde erkannte eine Schnittwunde, sie alle trugen Dolche und jeder von ihnen hatte schon eine Familienfeier erlebt, ergo mindestens einmal im Leben ein Messer gesehen oder sogar zu spüren bekommen.


    Davard von Hohenfelde
    Dave strich nicht über die Messernarben, sondern über die an der Brust. Er löste die Gürtel seiner eigenen Robe und zog sie sich über die rechte Schulter. Er drehte Alex die Bissnarbe zu. »Nur eine Frage - woher hast Du das?«, fragte Dave tonlos und tastete erneut die Narbe ab um das Echo darin zu lesen. Er wollte und würde nicht Alex Geist auslesen. Nicht einmal mit Erlaubnis, denn vermutlich barg dieser Geist ein ganz ähnliches Wissen wie seiner. Dave schaute sich kurz nach dem Trunk um. »Wo ist der Trunk um das Gedächtnis zu löschen?«, fragte er Ciel freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel wies auf ein Tablett, welches auf dem Nachbartisch stand. Der Trank befand sich in einer Weinkaraffe, sah aus wie Wein und auch die Trinkgläser waren Weinkelche. »Ich habe es durch die Bediensteten bereits alles vorbereiten lassen.«


    Wolfram von Wigberg
    Wolfram stand auf, schob Dave und Anwolf behutsam beiseite und schaute Alex genau in die Augen. »Ich verstehe«, sagte er schlicht und umarmte Alex. »Ihr seid Brüder im Geiste«, flüsterte er beiden zu und stupste sie mental an. »Er hat sie Euch aus einem anderen Grund gezeigt«, erklärte Wolfram und ließ Alex sachte wieder los um ihm die Robe über die Schultern zu ziehen. »Die Schnitte sind Dein Werk, das andere ist das Werk ... etwas unvorstellbarem. Wir verstehen«, erklärte Wolfram.


    Davard von Hohenfelde
    »Ich werde auch davon trinken, sollte Anwolf zusagen, wenn das in Ordnung geht«, bat Dave.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre ließ die Berührungen zu. »Ein Liebesspiel«, antwortete er. Dann entdeckte er das Spiegelbild seiner Narben auf der Schulter. Stand Nummer 47 vor ihm? Ein ... Seelenverwandter? Alexandre musterte ihn irritiert. Er spürte plötzlich das selbe, was vermutlich einigen durch den Kopf ging, die von seinem Schicksal erfuhren - er wollte wissen, ob Dave auch die andere Narbe mit ihm teilte. Er wiegte leicht den Kopf, ohne es fragen zu können. Warum wollte er es überhaupt wissen? Es spielte keine Rolle. Und doch ließ es ihn nicht los. Es war die Suche nach jemandem, der verstand. Wolfram umarmte ihn ungefragt. Alexandre war völlig perplex. Er hatte mit anderen Reaktionen gerechnet. Betretenem wegschauen, Ekel, Mitleid oder auch Faszination. Aber nicht damit. »Welchen Grund?«, wollte Alexandre wissen, während Wolfram ihn wieder anzog. Er verstand überhaupt nichts mehr.


    Wolfram von Wigberg
    »Du bist stolz auf Deine daraus resultierende Stärke. Du hast die Bisse kassiert, Du hast sie überlebt und Du hast diese Magieform gewählt um Dein Überleben zu feiern. Er wählte den Weg der Geistmagie um anderen Dreck zu stellen und zu töten. Das ist sein Grund zu töten, er tötet jene die so etwas anderen antun. Oder auch auf andere Weise andere zeichnen. Du hast den Weg gewählt all jene sogar den Klauen des Todes zu entreißen. Für den Preis Dich fast selbst zu verlieren. Er gab sich fast auf und lebte nur für jene die ihn noch vermisst hätten und für die Jagd. Du lebst für die Wiedererweckung. Ihr seid selbstloser als ihr es zugeben mögt, Ihr betrachtet die Narben als Ehrenmale. Gebissen heißt geschändet, auf immer gezeichnet als Eigentum und Spielzeug von ihm. Ich weiß nicht wie Anwolf die Sache sieht, ich bin der Auffassung er sollte so nicht dienen. Das passt nicht zu seiner Seele. Es passt auch nicht zu Daves Seele, da er Frieden und Geborgenheit bei seinem Mann fand. Aber es passt zu mir. Ich habe auch einen Partner, aber im Gegensatz zu Dave oder jedem anderen hier, bin ich nur ein Gefährte - ein Begleiter, den man anfassen darf, der nichts zurückgeben kann - fast nichts. Ich würde es lernen wollen«, sagte Wolfram freundschaftlich.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre fühlte sich ob der Worte geschmeichelt. Er fand, dass Wolfram eine Einleitung für das Werk schreiben sollte, an dem er gerade arbeitete, ein schönes Vorwort. Nur an einer Stelle stutzte er. »Es war kein Er, es war eine Sie. Derya Littneaux. Sie fügte mir diese Narben zu. Wenn Sie das wünschen, werde ich Sie gern unterrichten.« Er betrachtete Wolfram aufmerksam. Als dieser auf sein Liebesleben zu sprechen kam, nickte Alexandre kam merklich. »Ich verstehe.« Und sein Blick sagte Wolfram, dass dies keine Floskel war, sondern er wirklich verstand.


    Davard von Hohenfelde
    »Und wissen Sie auch wer Derya ist? Die Tochter des Peinigers der mich... auffrass. Wie das Schaf so das Lamm, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm«, antwortete Dave leise.


    Alexandre de la Grange
    »Die Wege Ainuwars sind nicht immer leicht zu verstehen, doch sie führen stets zum Ziel. In dem Falle indem sich unsere Wege kreuzen. Nehmen wir es als ein gutes Zeichen.«


    Wolfram von Wigberg
    Wolfram nickte dankbar auf Alex Worte. »Ich werde Euch meinen Mann vorstellen, ebenfalls ein Kampfmagier. Geistmagier ersten Grades, aber dafür sehr gut mit dem Schwert. Über die Magie verlieren wir kein Wort. Nur sollt Ihr sehen, dass trotz allem das einem fehlen kann, dennoch Zuneigung möglich ist. Aber dies bedarf schon einer sehr besonderen Person. Und das ist er. Damit möchte ich Euch zeigen, dass immer Hoffnung besteht. Gleichgültig wie finster die Dunkelheit auch sein mag in der man gerade wandelt - sie wird nicht ewig andauern. Dies trug ich im Herzen und wartete. Jener Mann, vertrieb die Dunkelheit«, erklärte Wolfram und deutete auf Brandur. »Mein Mann vertrieb meine persönliche Finsternis. Das wünsche ich Euch auch. Und ich wünsche von Euch diese Form der Magie zu erlernen. Ich strebe nicht an die größte Macht zu erreichen und mit rühmen zu können Leben zu schaffen. Ich strebe das an, was ich immer anstrebe - anderen beistehen die es in meinen Augen verdient haben. Sei es nun mit etwas zu Essen, Unterschlupf, einem guten Wort, meinem Beistand oder Magie«, sagte Wolfram.



    »Das sind seine Wege fürwahr, Ihr wisst das sie noch lebt? Sie lebt weit weg von hier in Naridien. Ich sage Euch dies, damit Ihr ohne Angst leben könnt. Damit Ihr wisst, wieviel Land zwischen Euch und Ihr ist. Vielleicht lässt Euch dies ein bisschen besser schlafen. Habt Ihr einen Hund? Falls nicht, schafft Euch einen an. Es gibt nichts besseres für die Seele, glaubt mir. Vergleichbares fürs Herz schon, meinen Mann und meine Beste Freunde. Aber mein Hund war es, der mich als erster hier hielt. Das gestehe ich. Mehr kann auch ich nicht sagen, ohne wiederum anderen zu schaden. Wobei ich vielleicht doch eines Tages spreche oder Euch einen Brief schreiben werde Marquis«, sagte Dave.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre war hocherfreut. »Das sind die besten Voraussetzungen«, sagte er freundlich. Ciel zog auf seinem Stuhl ein leicht ungläubiges Gesicht. Wie freundlich Alexandre doch sein konnte, wenn er es ausnahmsweise einmal wollte! Alexandre schien von Wolfram regelrecht hin und weg zu sein. »Wie alt sind Sie?«, wollte er wissen. Er wandte sich wieder an Davard. »Ich schätze Hunde, aber ich habe weder die Zeit noch die Möglichkeit, mich um einen zu kümmern. Meine Familie hält Windhunde. Derya ist in Naridien? Dann haben Sie bald Ihre erste Aufgabe, vermute ich. Die Krone erließ einen erneuten Befehl, sie festnehmen zu lassen, inklusive Belohnung, sollten ihnen Taler etwas bedeuten. Ich kann für Sie den Kontakt zu einem Büttel herstellen, der sich mit dem Fall befasst hat. Wenn Sie mir einen Brief schreiben möchten, denken Sie daran, sich Notizen zu machen.«



    »Ich bin 47 Jahre alt und mein Mann ist 9 Jahre jünger als ich. Ich hoffe das ist nicht zu alt zum Umschulen, aber wie Dave vorhin bereits sagte, lernt sogar seine Mutter jetzt bei ihm. Also ich bin lernwillig wie man so schön sagt«, grinste Wolfram. Er freute sich das erste Mal in seinem Leben eine Person gefunden zu haben, die ihn verstand und nicht umgekehrt. Meist brachte er für alles und jeden Verständnis auf, aber ihn verstand niemand wirklich komplett. Bei Alex war dies anders.


    Alexandre de la Grange
    »Das ist nicht zu halt«, sagte Alexandre zuversichtlich. »Sie sind gut in Form, also ist es genau das richtige Alter.«


    »Dann haben wir eine Vereinbarung oder?«, fragte Wolfram gut gelaunt.


    Alexandre de la Grange
    »Haben wir«, sagte Alexandre. »Mit dem Schwur vor dem Duc wird es verbindlich. Diesen sollten Sie so schnell wie möglich absolvieren. Vorher kann ich Sie mit Ihrem Wissen nicht unbeaufsichtigt irgendwo hin gehen lassen. Danach erfolgt eine genaue Einweisung durch mich.«


    »Könntet Ihr bei Eurem Bruder einen Termin vereinbaren? Ich bleibe derweil bei Alex, damit es zu keinen Missverständnissen kommt«, bat Wolfram Ciel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ergriff wieder das Wort. »Ich denke, wegen Brandur sollten wir noch einmal mit dem Duc sprechen, Alexandre«, sagte er. »Ferrau, bitte bring seinen Beschwörer Osmund von Wigberg her, er soll vor der Tür warten.« Ciel spürte Angst, bei dem Gedanken, was eine positive Entscheidung bedeuten konnte. Doch der Geist war momentan in einer ausgesprochen guten Verhandlungsposition und machte von der Sache her keinen schlechten Eindruck. Sie sollten zumindest darüber sprechen, das konnte so nicht im Raum stehen bleiben. Er war ein Mitwisser und momentan damit ausgesprochen gefährlich.


    Davard von Hohenfelde
    »Ich benötige keine Büttel. Ich weiß wer sie ist, wo sie ist, ich weiß alles über sie. Aber ich benötige sie lebend - 4 - 5 Jahre sollte diese Frau noch leben. Eigentlich müsste das Miststück, verzeihen Sie meine Wortwahl, genau noch 16 Jahre leben. Dann ist meine Tochter für das andere Monstrum nicht mehr interessant. Aber von 0 - 16 Jahren fällt sie in sein Beuteschema wie jedes andere Kind. Und so lange Derya lebt, habe ich eine Möglichkeit ihm Einhalt zu gebieten. Er liebt sie, er schützt sie, er vergöttert sie. Aber er hält sich stets von ihr fern. Außer sie treffen sich weil sie es müssen«, erklärte Dave.


    Ferrau Du Trieaux
    Ferrau nickte so, als hätte ihm jemand den Kopf abgeschlagen und er wäre nach vorne gefallen. Dann eilte er mit klopfendem Herzen los. Ausgerechnet er musste den Nekromanten holen. Er fühlte wie seine Knie schon jetzt anfingen zu wabbeln.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Sie wissen wo Sie ist, diese Person, die Alexandre und mindestens 45 anderen Männern dies angetan hat - und wollen uns das Wissen vorenhalten?«, fragte Ciel und seine Stimme klang gereizt. »Darüber sollten Sie mit meinem Bruder noch einmal reden. Sie sind nun Souvagner. Marquis. Es geht hier um die Sicherheit Ihrer Untertanen, sollte diese Person zurückkehren!«


    Ferrau
    Es dauerte eine Weile, dann kam Ferrau zurück. »Herr der Nekromant wartet vor der Tür«, teilte er schwitzend mit.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Danke, Ferrau. Bitte lauf und vereinbare bei meinem Bruder einen zeitnahen Termin für Wolfram von Wigberg.«


    Davard von Hohenfelde
    »Es geht nicht gegen Euch, mein Land oder gar die Krone. Ich habe keine andere Möglichkeit ihm beizukommen außer Erpressung. Er ist sehr mächtig. Versprecht Ihr mir, gleichgültig was geschieht mir beizustehen und meine ungeborene Tochter zu schützen? Nur darum geht es mir, dass mein Kind aufwächst ohne Angst, jedes Kind auf meiner Scholle und in Eurem Land. Helft mir und ich helfe Euch. Ich verrate Euch wo sie ist«, sagte Dave ehrlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wir reden darüber noch einmal in Ruhe. Monsieur von Hohenfelde, es ist meine Aufgabe, für Ihre Sicherheit zu Sorgen und die eines jeden anderen Souvagners! So wie dies auch Ihre Aufgabe ist. Darum muss diese Person gefasst werden und darum werde ich alles dafür tun, dass Ihrer Tochter nichts gechieht. Aber als Marquis können Sie selbst auch gut dazu beitragen.« Er drehte sich zur Tür. »Anwolf, bitte holen Sie Monsieur von Wigberg hinein.«


    Anwolf von Hohenfelde
    Anwolf ging nach draußen und zog Osmund in den Raum. »Dein Typ wird verlangt«, sagte er freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich muss Sie in Ermangelung eines eigenen Nekromanten bitten, diesen Geist in ein beliebiges, leicht zu transportierendes Gefäß zu bannen und ihn mir auszuhändigen. Er weiß Dinge, die er nicht wissen sollte. Die Alternative wäre, ihn auf der Stelle zu vernichten. Hätten Sie bitte die Güte?« Er wandte sich an Brandur. »Ich werde bei meinem Bruder ein gutes Wort für Sie einlegen. Aber ich kann nichts versprechen.«


    Davard von Hohenfelde
    Dave schrieb etwas in sein Notizbuch. Derya Littneaux, Alter: 37 Jahre,Geb. am: 166 n.d.A.
    Größe: 167 cm, Gewicht: 55 kg,Haarfarbe: dunkelbraun, Augenfarbe: blau, Statur: schlank und drahtig, wohnhaft in Naridien, Ort: Obenza, Hafenviertel, Hütte genau am Meer gegenüber dem alten Alfons, mit Blick auf die große Eisenbrücke. Nachts unterwegs, schläft Tagsüber. Kontaktpersonen - Ring der Menschenfresser. Dave schob Ciel den Zettel rüber. »Danke«, sagte er schlicht.


    Osmund von Wigberg
    »Wie Ihr wünscht, ich tue das für Deinen Kurzen Brandur. Nimm es mir nicht übel«, antwortete Osmund. Er zückte eine Phiole, leerte diese auf einen Zug und bannte dann Brandurs Geist darin. »Seid vorsichtig mit ihm, er bedeutet unserem Sippenoberhaupt alles«, sagte Osmund.

    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel betrachtete den Zettel mit einer Mischung aus Freude und abgrundtiefem Hass. »Ich danke ebenso«, murmelte er, während er las, um sich sofort alles einzuprägen. Er blickte wieder hinüber zu Alexandre, der sich noch immer mit Wolfram unterhielt und so gut gelaunt wirkte wie selten. Er steckte den Zettel ein, er würde Alexandre nicht damit konfrontieren. Dann nahm er von Osmund den Flaschengeist entgegen. »Das werde ich. Ich danke Euch. Bitte informiert Linhard, damit er seinen Vater nicht vermisst.«


    Osmund von Wigberg
    »Das werde ich«, sagte Osmund. »Ich werde ihn begleiten«, bot Anwolf an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Bitte das Trinken nicht vergessen.« Ciel wies auf das Tablett. »Ein volles Glas.«


    Davard von Hohenfelde
    »Sollen wir sie holen?«, hakte Dave nach. »Mir reicht Euer Wort als Befehl und ich hole sie her. Sagt mir nach dem Trunk, dass Ihr meine Tochter schützt, ich muss es hören, versteht es bitte. Ich danke Euch aus tiefstem Herzen für Euren Schutz. Erteilt mir den Befehl das Miststück zu holen. Ich liefere Sie Euch - lebendig, wenn Ihr das wünscht«, sagte Dave freundlich. Er nahm sich einen Becher des Weins und trank ihn ohne zu zögern aus. Anwolf nahm sich ebenfalls einen Becher, schnupperte kurz dran und leerte ihn auf Ex.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel gesellte sich zu Davard und Anwolf, die nun etwas verwirrt dreinschauten, wie ein Schlafwandler, der in einer fremden Umgebung erwacht. »Davard und Anwolf von Hohenfelde, ich bin Prince Ciel Felicien de Souvagne. Wir hatten gerade ein vertrauliches Gespräch. Ihr Gedächtnis wurde hernach durch einen alchemistischen Trank gelöscht.« Ciel sah Davard Ernst an. »Wir hatten vereinbart, dass ich Sie daran erinnere, Derya Littneaux hierher zu bringen. Ob lebend oder tot ist mir völlig gleich. Ich werde Ihre Tochter beschützen.«


    Davard von Hohenfelde
    Dave verbeugte sich vor Ciel. »Wie Ihr wünscht, wir liefern sie Euch«, sagte er ergeben und glücklich.


    Anwolf von Hohenfelde
    Anwolf kratzte sich am Kopf und musterte Ciel erstaunt. »Hoheit«, grüßte er ihn, da er nicht wusste ob er ihn nun schon gegrüßt hatte. Aber doppelt hielt besser. Osmund musterte die Gruppe und wandte sich dann an Ciel. »Ich werde Linhard über Brandurs Verbleib unterrichten, ich kümmere mich darum. Darf ich mich verabschieden?«, fragte er freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Sie dürfen gehen, danke. Anwolf wollte Sie begleiten. Das hat er natürlich ebenfalls vergessen.« Ciel nahm sich Davard noch einmal kurz vor, nachdem die beiden fort waren. Er trat dicht an ihn heran. »Der Mann da drüben in der Robe ist Alexandre de la Grange. Sie hatten sich gut miteinander verstanden.« Er tippte sich an die Schulter, als sei er Davards Spiegelbild, und berührte die Stelle, wo Davards Narbe lag. Dann ging er wieder einen Schritt zurück.


    Davard von Hohenfelde
    Anwolf und Osmund verließen den Raum und machten sich auf den Weg zu Linhard. Dave schaute ihnen kurz nach, als Ciel ihn zur Seite zog und ihm offenbarte, wer der Mann dort hinten war und was sie verband. »Ich verstehe, dass wird auch so bleiben. Er wird sich über die Gefangene freuen«, schmunzelte Dave.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Da bin ich sicher. Notfalls bringen Sie die Frau in Einzelteilen hier her. Es schert mich nicht, ob sie dabei noch lebt oder nicht. Wichtig ist nur, dass sie niemanden mehr verletzen kann und dass dem Volk gezeigt wird, dass man für es da ist und kein Verbrechen ungesühnt bleibt.«


    Davard von Hohenfelde
    »Das sehe ich genauso. Meine Scholle soll frei sein von solchen Bestien. Das mag utopisch sein, aber alles fängt mit einem Traum an. Und das ist meiner. Sie werden den Bausatz bekommen, dass schwöre ich Ihnen«, sagte Dave leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wenn Ihnen das gelingt - dann gebe ich ihnen mein Wort, dass Ihr Onkel nicht länger als Geist wandeln wird. Wir haben hier einige sehr fähige Nekromanten. Man wird ihn kaum von einem Lebenden unterscheiden können.« Ciel blinzelte freundlich.


    Davard von Hohenfelde
    »Das ist ein Wort Hoheit. Aber sagen Sie dies Ihrem Schwager, es wird ihn freuen und ihn sehr umgänglich und zugänglich machen. Ich für meinen Teil, erledige diese Frau auch so. Sie boten mir etwas an, das kaum je einer tat - Schutz. Ich benötige keinen mehr, mein Kind schon. Sie soll es besser haben als ich. Das wünscht sich jeder geistig gesunde Vater. Betrachten Sie mich schon als unterwegs«, grinste Dave.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich wünsche Ihnen und uns allen viel Erfolg auf Ihrer Mission. Ich werde es Linhard ausrichten. ich muss Sie nun bitten, zu gehen. Wir haben noch einige Dinge mit Wolfram zu besprechen.«


    Davard von Hohenfelde
    »Vielen Dank und Ihnen ebenso alles Gute. Wir hören voneinander«, sagte Dave und verließ den Raum um sich auf den Weg nach Naridien zu machen. Er hatte einiges zu klären, Puschel einzupacken und ein Monster zu köpfen. Wobei er würde sie dingfest machen, Puschel war der Henker und er war sehr gut.

  • Ciel Felicien de Souvagne
    Nach dem Gespräch mit den Magiern der Sippe Hohenfelde suchte Ciel noch einmal seinen Bruder auf. Das ganze hatte zwei Gründe. Den einen trug er in einer Glasflasche in seiner Kleidung verborgen bei sich. Den anderen als kompliziertes Gedankenkonstrukt in seinem Kopf, das es möglichst prägnant und wenig verletzend Gregoire offenbaren würde. Er klopfte an. Ferrau hatte er nicht bei sich, denn diese Sache wollte er mit seinem Bruder allein besprechen.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg saß gerade auf seinem Sofa und tat das, was er den Tag sonst über immer tat, er las ein Buch und aß Kekse. Als es klopfte verzog er kurz das Gesicht, verfluchte innerlich den fehlenden Zerbino und stand auf. Er klopfte sich die Krümel von der Hose und öffnete die Tür. Als er Ciel erblickte grinste er über beide Ohren und umarmte seinen Bruder. »Ciel, schön Dich zu sehen. Du musst mir beistehen«, flötete er gut gelaunt und zog seinen Bruder in sein Quartier. »Ich benötige einen neuen vertrauenswürdigen Leibdiener«, erklärte er und deutete aufs Sofa wie auf die Kekse.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Also ich werde nicht die Schuld daran tragen, dass ein weiterer Mann in seinen Untergang geschickt wird. Such dir mal schön selbst einen aus. Bitte einen, der es auch verdient.« Ciel drückte seinen Bruder zurück, etwas kürzer und härter als sie es sich die letzten Male angewöhnt hatten, und setzte sich zu ihm aufs Sofa. »Wir müssen reden.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg musterte ihn kurz erstaunt, setzte sich aber dann zu Ciel dazu und stellte die Keksschale zwischen sie beide. »Nur zu ich, worüber möchtest Du reden? Was für ein Problem hast Du? Nun ich meinte das mit dem Diener aber tatsächlich ernst. Aber Du zuerst, Du bist immerhin zu mir gekommen. Also worum geht es?«, fragte Greg liebevoll und aß einen Keks.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es geht um uns beide. Wir haben uns einen zärtlichen Umgang miteinander gegönnt. Ich habe das genossen, aber ich bin noch einmal in mich gegangen. Die Sache mit dem Schrank, da hätte so nicht geschehen sollen, es war ein Fehler. Es war ein großer Schritt zu weit, vielleicht auch zwei. Jeder von uns ist mit jemandem verlobt. Wir sollten nicht auf diese Weise miteinander umgehen, wie es in den letzten Tagen geschehen ist. Es hat mir gefallen und ich mag dich sehr und ich bleibe bei meiner früheren Aussage, dass ich um deine Hand angehalten hätte, wäre es nicht anders gekommen. Dennoch war es nicht richtig.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Ich verstehe, aber was heißt das genau? Das wir uns jetzt voneinander völlig fernhalten? Das mit dem Schrank war vielleicht eine Spur zu pikant, aber wie hätte ich es Dir sonst beibringen sollen? Sind wir ehrlich, Du hättest den Vorschlag auch ablehnen können. Du ist darauf eingegangen und ich habe ihn unterbreitet. Die Schuld daran tragen wir dann beide. Aber ich habe es nicht getan um Dir zu schaden oder Dich bloßzustellen. Wie kannst Du sowas von mir denken? Du bedeutest mir sehr viel und es würde mir ehrlich gesagt wehtun, wenn wir von nun an getrennte Leute sind. Ich weiß nicht was in letzter Zeit los ist, aber wir standen schon zweimal davor, absolut getrennter Wege zu gehen. Einmal wir drei - Du und Dreux auf der einen Seite ich auf der anderen. Und nun wir beide. Ich weiß nicht wo Dein Problem wirklich liegt oder das von Euch beiden. Ich verstehe warum Ihr beiden Euch auch besser versteht, Ihr seid Euch näher, Ihr habt ähnliche Interessen, Gedanken und Ihr handelt auch ähnlich. Aber dennoch hatten wir uns gut verstanden, als wir gemeinsam über die Aufnahme der neuen Marquis verhandelt haben. Eigentlich haben wir uns immer gut verstanden, auch wenn wir nicht aufeinander geklebt haben. Möglicherweise ist auch das die Lösung, wir verstehen uns nur mit einem gewissen Abstand. Meine Nähe scheint manche zu verwirren scheint mir. Und wie ich sagte, ich hätte den Antrag angenommen. Du hättest ihn aber nicht grundlos gestellt. Von daher, ich möchte weder Dir noch Dreux etwas. Falls Ihr eine klare Grenze wünscht, ziehen wir sie. Aber sie sollte dennoch so gehalten sein, dass wir beide gemeinsam arbeiten können als Furisto und auch so, dass ich mit Dreux arbeiten kann. Falls Ihr das nicht für möglich haltet, solltet Ihr mir das endlich einmal offen sagen. Es ist ja nicht so, dass ich mich darum geschlagen hätte. Es wurde überreicht, aber nicht um Euch damit zu ärgern, sondern damit niemand von uns benachteiligt wird«, antwortete Greg.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ganz langsam, Greg. Lassen wir die Regierungsgeschäfte bitte außen vor, du solltest wissen, dass man mit mir immer vernünftig reden kann, was diese Dinge angeht. Auch im größten Streit wirst du mit mir organisatorische Dinge normal und sachlich besprechen können. Getrennte Wege habe ich nicht vorgeschlagen und schon gar keine ... absolut getrennten Wege! Wir sollten nur eine Grenze ziehen zwischen brüderlichem Umgang und dem intimen Umgang, wie wir sie mit unseren Eheleuten pflegen werden. Und mit Dreaux hat das nichts zu tun. Es geht nur um uns beide. Und zwar als Privatpersonen. Die Frage ist - wo ziehen wir diese Grenzen? Darüber müssen wir reden.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Gut, dass beruhigt mich zu hören. Ich hatte nicht vor einen von Euch zu verlieren, aber es stände auch nicht in meiner Macht es zu verhindern. Das ist Amtsgeschäfte nicht betroffen sind, ist angenehm zu hören. Von Freude kann keine Rede sein, sollten wir uns dermaßen verstreiten, dass wir nur noch so kommunizieren und zwar dienstlich. Also als Privatperson... wir waren uns sehr nahe, aber wir waren nicht intim. Wir waren etwas daszwischen würde ich sagen. Ich hatte gehofft, dass wir uns wie gute Freunde auch in Neu-Souvagne beistehen - Brüder und Freunde schließt sich nicht aus. Deine Frau bleibt Deine Frau, wie mein Mann mein Mann bleibt Ciel. Benenne Du mir Deine Wunschgrenze, ich sage Dir was ich davon halte. Freundlich selbstverständlich. Aber ich sage Dir auch, dass mich das Gespräch gerade ziemlich verunsichert und ich Angst habe«, gestand Greg.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wovor hast du Angst? Vor dem selben, wie ich - dass wir uns verlieren? Das werden wir nicht, Greg. Das werde ich nicht zulassen. Wir haben nicht miteinander intim gehandelt, aber du hast dich mir intim gezeigt, indem du mich hast zuschauen lassen. Und ich habe den Fehler gemacht, das Angebot anzunehmen. Woraufhin ich intim für dich zu empfinden begann. Sehr ... intim. Ich habe deswegen mein Gelübde gebrochen. Ich habe mich zu wenig im Griff bei dir. Ich weiß nicht, wo wir die Grenze ziehen sollten. Weil mein Herz sich nach körperlicher Nähe zu dir sehnt. Mein Verstand sagt, dass nicht mehr als eine Umarmung drin sein sollte oder vielleicht Seite an Seite liegen. Vielleicht ist das aber auch schon zu viel.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Nun da wir beide uns nicht verlieren wollen und davor Angst haben, sollten wir genau das Verhindern als es planen findest Du nicht? Überlege ganz genau was Du an mir attraktiv findest. Überlege und sprich es aus, dann helfe ich Dir zu verstehen«, sagte Greg und nahm Ciels Hand. Er strich mit dessen Hand über sein eigenes Gesicht. »Schau mir so genau an wie nur mögich und sag mir was Du siehst... sag es mir...«, bat Greg flüsternd.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Dass immer alle denken, es wäre das Aussehen«, sagte Ciel, legte seine Hand an Gregoires Wange und streichelte sie mit dem Daumen. »Ich habe euch hundert Mal schon erklärt, dass ich anders bin. Man könnte sagen, es läge an deinem schönen Gesicht, an deinen geschmeidigen Bewegungen. Aber das ist es nicht, auch wenn ich diese Schönheit durchaus sehe. Sie ist nicht das, was mich so anzieht. Es ist, glaube ich, deine Art. Du bist wie ein Sonnentau, der süßen Nektar verspricht und dann bleibt man kleben und wird verdaut. Je näher ich dir bin, umso intensiver spüre ich es. Vielleicht ist es auch das Haarwasser, was Zerbino für dich benutzt hat, vielleicht ist ein pflanzliches Aphrodisiakum drin. Es gibt viele Pflanzen, die diese Wirkung haben.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Es ist viel einfacher als das, und gleichzeitig so kompliziert dass Du ein Stück selbst drauf kommen sollst. Fange ich anders an. Zuerst danke für das Kompliment dass Du mich attraktiv findet. Beschreibe mich. Was für eine Person sitzt vor Dir. Dann wirst Du es ehr verstehen. Ich verdaue Dich nicht Ciel, garantiert nicht«, sagte Greg sanft und drückte seine Hand.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Doch, du verdaust mich. Vielleicht nicht mit Absicht. Aber ich spüre, wie mir die Kontrolle entgleitet, wenn wir uns nahe sind. Gut, ich werde versuchen, dich zu beschreiben. Ich sehe vor mir einen jungen Menschen. Gepflegt und in seiner Art sehr wandelbar. Von einer süßen Lockfalle kannst du eiskalt werden, ohne Übergang. Und wieder zurück. Du wirkst zerbrechlich wie Porzellan und wenn es zu springen droht, gehst du auf Abwehr. Ja, eine Porzellanpuppe. Ich möchte dich gern beschützen und behüten, auch wenn du gut auf dich selbst aufpassen kannst. Dein Aussehen und deine zeitweise Unsicherheit lassen anderes vermuten, sie sprechen den Beschützer in mir an. Den inneren Hütehund, von dem wir einst sprachen. Als ich über unsere mögliche Hochzeitsnacht nachdachte, stellte ich mir die Rollenverteilung entsprechend vor. Ich möchte gern stark für dich sein und für dich sorgen. Dir die Sicherheit bieten, die dir fehlt. Das ist, was ich in dir sehe.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Das berührt mich tief was Du sagst, denn ich kann nur bis zu einem gewissen Grad auf mich selbst aufpassen da ich stets genau abwägen muss, wem ich tatsächlich zu 100 Prozent vertrauen kann. Ich möchte Dir 100 prozentig vertrauen. Du hättest jene Wahl getroffen, die ich auch getroffen hätte und ich habe nichts dagegen von Dir behütet zu werden. Oder auch korrigiert zu werden. Meine Unsicherheit ist Angst. Ich werde niemals so stark sein wie Du, Dreux oder gar Lin. Und gleichgültig was ich tue, mir wird immer etwas fehlen und dennoch verfüge ich über mehr. Du siehst absolut klar Ciel, aber begreifst nicht was Du siehst. Du siehst einen jungen Menschen... richtig. Die Wortwahl gefällt mir... Du siehst also keinen jungen Mann...?«, fragte Greg mit einem liebevollen Schmunzeln.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nein. Einen Menschen. Das ist, was ich stets zuerst sehe, bei allen und dann erst überprüfe, ob eine Zuordnung angebracht ist. Das ist nicht immer einfach und auch nicht jedes Mal sinnvoll. Ich kenne genügend Menschen, welche die geläufigen Definitionen sprengen. Bei dir würde ich keine Zuordnung treffen wollen und warum sollte ich das auch. Du bist du, völlig egal, was du zwischen den Beinen hast. Ich nenne dich meinen Bruder, weil du selbst dich so nennst. Und würdest du ab morgen Kleider tragen und darauf bestehen, dass ich Schwester zu dir sage, dann wäre das so. Nathan hatte mal so eine Phase, wo er so was ausprobiert hat. Ehrlich gesagt fand ich es sogar ganz interessant.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Du kannst beides zu mir sagen, wenn Du möchtest. Beides trifft zu - ich bin so gesehen ein vollkommener Mensch«, lachte Greg leise. »Und dennoch wissen es nur wenige. Du nun eingeschlossen. Vater, Benito, Zerbino und Linhard. Und nun Du. Verstehst Du nun warum ich so unsäglich auf Zerbinos lose Zunge reagierte?«, fragte Greg leise. »Es ist das was Dich anspricht, dass was Du nicht bewusst wahrgenommen aber unterschwellig gefühlt hast - die andere Seite von mir, die Frau«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel legte etwas den Kopf zur Seite und betrachtete Gregoires Gesicht intensiver als je zuvor. Es war so androgyn, wie ein Gesicht nur sein konnte. Er versuchte, ihn sich mit anderer Frisur und einem Kleid vorzustellen. Die zarte Statur, sie wirkte nun in einem anderen Licht auf ihn. »Du bist zweigeschlechtlich? Dann bist du wahrlich vollkommen. Die Götter lieben dich. Und ich liebe dich auch.« Ciel küsste Gregoire und er küsste ihn nun nicht mehr, wie er seinen Bruder küssen würde, sondern wie er Olivie geküsst hatte. Sanfter und langsamer. Dabei sog er mit der Nase den süßen Duft ein, der Gregoire umwehte und der kein Haarwasser war. Als er ihre Lippen wieder löste, zog er Gregoire in seinen Arm und drückte ihn großflächig an sich. »Wie soll ich dich nennen? Hast du auch einen Frauennamen? Was ist dir lieber?«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Greg erwiderte den Kuss ebenso leidenschaftlich wie sanft. Er drückte sich in Ciels Arm und genoss die Umarmung die seiner kompletten Seele galt, nicht nur einem Bruchstück davon. »Ja, dass bin ich. Neutral aussehend, ehr männlich neutral, keine Busen, keine ausgeprägte Hüfte, wie sagte Lin? Wie eine Viper? Aber trotzdem komplett männlich und komplett weiblich. Nichts davon ist missgestaltet. Möchtest Du »mich« sehen? Verrill wenn Du mich komplett meinst. Verrill ist neutral. Vater hat drei Söhne und zwei Töchter und Du hättest beide heiraten wollen«, flüsterte Verrill Ciel liebevoll ins Ohr. »Dein Schutz nehme ich gerne an Hirtenhund. Es ist ein sehr großes Kompliment von zwei Personen so geachtet und geliebt zu werden. Deine Reaktion darauf freut mich sehr, sie ist ungewöhnlich wie von ihm. Seltsam, ich scheine von ziemlich guten Seelen umgeben zu sein. Dass muss so sein, schließlich genoss ich immer Vaters und Euren Schutz. Also möchtest Du mich sehen?«, fragte Verrill und schmiegte sich an Ciel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wenn ich darf ... sehr gern. Du wirst fortan Verrill für mich sein, bis du mir einen anderen Wunsch nennst. So ungewöhnlich ist meine Reaktion doch wohl nicht, oder hast du Ablehnung erfahren? Ainuwar selbst ist weder männlich noch weiblich noch zwittrig noch anderes. Das hat seinen Grund. Er gibt keinem Geschlecht den Vorzug. Wir alle sind, was wir sind und alles hat seine Richtigkeit. Nur Dummköpfe glauben daran, dass es nur schwarz und weiß gibt. Unsere Welt ist bunt und zwischen Tag und Nacht liegt in den herrlichsten Farben die Dämmerung. Ich werde dein Vertrauen nicht enttäuschen, Verrill. Und ich werde dich schützen mit allem, was mir zur Verfügung steht.«
    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Nein aber Vater sagte, Menschen töten meist das, was sie nicht verstehen oder fürchten. Und nur wenige sind weitsichtig genug, einen zweiten Blick auf etwas zu werfen. Vater erklärte mir als Kind, dass sich die Natur niemals irrt, sie ist alles. Ainuwar selbst ist die Natur, nur der Mensch muss Dingen einen Namen geben und sie in eine Schublade stecken können. Und dies nur damit er etwas begreift. die Welt sagt es gibt Männer und Frauen. Die Natur sagt etwas anderes. Du kannst die Existenz von Wesen wie mir leugnen, aber dennoch sind wir da. Du könntest dann auch die Existenz des Meeres leugnen, es war schon immer da und wird noch nach uns sein. Von Angebinn bis zum Ende der Zeit. Vater sagte, die Menschen suchen stehts den fehlenden Teil. Der Mann die Frau, die Frau denn Mann und manche suchen sich einen gleichen Part - jeder sucht sich das fehlende Seelenstück. Ich habe keinen Zwang zu suchen, denn Ainuwar erschuf mich vollkommen - als geschlossener Kreis. Ich sehe beide Seiten, ich agiere als beide Seiten. Manche finden es anziehend, manche finden mein Verhalten manchmal abschreckend. Ich verstehe Dinge die andere nicht verstehen und verstehe manches nicht, was ihr versteht. Und aus diesem Grund schweige ich. Andere könnten Angst empfinden, oder Neid, vielleicht auch Abscheu oder Ekel. Aber ich bin so real wie Du und genauso ein Mensch wie Du - denn das bin ich - ein Mensch. Vater sagt, es sind nur zwei Dinge für ihn wichtig, ich bin gesund, ich bin sein Kind - der Rest ist wie er ist und er liebt mich genau so wie ich bin. Und er sagte es hätte einen Grund warum Ainwuar so wählte. Ich sollte für Dreux und Dich ein Blick auf das Ganze werfen, irgendwann - nun vielleicht ist jetzt irgendwann. Aber Du darfst zuerst einen Blick auf mich werfen. Ich nehme Dein Geschenk des Schutzes an, dafür schenke ich Dir meine Weitsicht«, erklärte Verrill und zog sich komplett aus. »Schau mich an, dass bin ich«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel betrachtete Verrill vom Gesicht angefangen. Er ließ sich Zeit, seinen Blick ruhen zu lassen, ehe er ihn langsam Stückweit senkte. Er betrachtete Verrills Schultern, die entweder die eines zierlichen Mannes oder einer kräftigen Frau sein könnten, oder eben die dieses vollkommenen Wesens. Er schaute sich die schlanken, aber drahtigen Arme an, nahm eine Hand und strich über die Finger, legte ihre Handflächen aneinander und Verglich ihre Hände. Verrills waren schlanker und etwas kleiner, aber nicht so zierlich wie die von Olivie. Ciel besah sich die flache Brust. »Darf ich deine Brust anfassen?«, fragte er leise.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Ja darfst Du, ich besitze keinen weiblichen Busen. Nur zu, fass mich an und lerne mich neu kennen, wenn Du so möchtest«, lud Verrill Ciel ein.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel strich über die weiche, haarlose Haut und über die rosigen Brustwarzen. Sie waren vielleicht etwas größer als die bei einem Mann. Ciel berührte ihn nur erkundend, nicht liebkosend, doch er war dabei sanft. Er spürte die Brustmuskeln, jetzt weich und entspannt, darunter die Rippen. Er löste seine Hände wieder und besah sich Verrills Bauch und die schmalen Hüften. Dann kniete er langsam vor ihm nieder, um sich seine Geschlechtsorgane zu betrachten. Auf den ersten Blick sah Verrill zwischen den Beinen aus wie ein Mann, der eher kleine Hoden hatte. »Darf ich den weiblichen Teil sehen?«, fragte Ciel. Dieser Teil war vermutlich unter dem Penis verborgen.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verrill ließ sich widerstandslos von Ciel erkunden. Er hatte ihn dazu eingeladen, aber auch so hätte er sich nicht gesträubt, da Ciel unsagbar liebevoll und respektvoll mit ihm umging. Es lag kein Begehren in der Berührung, sondern behutsame Neugier die Verrill keine Angst machte, sondern ihm gut tat. Es schmeichelte ihm, wie vorsichtig Ciel war. Er war nicht nur körperlich zerbrechlich, sondern dieses Geheimnis zu offenbaren, bedeutete seine seelische Zerbrechlichkeit in Ciels Hände zu legen. Prozelan war ein guter Vergleich von seinem Bruder. Er hätte es zerschlagen können. Aber Ciel packte es vorsichtig in Watte wie zu einer weiten Reise, damit nichts beschädigt wurde. Verrill legte ihm eine Hand auf den Kopf und strich Ciel über die Haare. »Ja das darfst Du Ciel«, sagte er schlicht. Das was er tatsächlich sagen wollte, dieses unaussprechliche Danke, dies lag in der liebevollen Berührung.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hatte erwartet, dass Verrill selbst den Penis zur Seite nehmen würde, doch er machte keine Anstalten. Also strich Ciel ihn beiseite. Er spürte eine leichte Feuchte, da er dabei über die Öffnung gefahren war, die sich ihm nun zeigte. Ciel besah sich, wie perfekt alles ineinander überging. Wer hierin keine göttliche Absicht sah, sondern eine Missgestaltung, war blind. Dies war das größtmögliche Maß an Vollkommenheit. Die Schamlippen waren zu Hoden verdickt und anstelle der Klitoris befand sich der Penis. Dazwischen lag, sicher eingebettet, die Öffnung. Ciel begab sich wieder auf Kopfhöhe. Er konnte nicht anders, als Verrill noch einmal zu küssen. »Du siehst wunderschön aus. Danke, dass ich dich betrachten durfte und dass du mir meine verborgene Schwester gezeigt hast, Verill. Weißt du, ob du ein Kind bekommen kannst?«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verrill erwiderte den Kuss und umarmte Ciel um den Hals. »Ich kann, aber das würde mich in Lebensgefahr bringen, ich bin ziemlich schmal gebaut und es müsste schließlich auch hinaus kommen können. Vermutlich, sollte ich jemals ein Kind austragen, müsste es geholt werden. Aber um Deine Frage zu beantworten, ja ich kann Kinder zeugen und empfangen. Benito hat es uns gesagt, er hat mich eingehend untersucht. Sogar per Magie und er kam stets zu diesem Ergebnis. Also bei manchen Spielchen muss ich deshalb schon aufpassen, damit nicht passiert was nicht passieren soll«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Geholt werden? Du meinst, durch die Bauchdecke? Das kann dich töten! Benito ist sehr gut, aber ich weiß nicht, ob er so gut ist. Bitte passt auf dich auf. Ich muss dich noch etwas fragen. Wir haben immer als Er von dir gesprochen. Möchtest du das im privaten Umfeld beibehalten? In der Öffentlichkeit vermutlich ja, dort trittst du ja als Mann auf. Aber wie möchtest du es hören, wenn wir unter uns sind und nur Menschen anwesend sind, die davon wissen, wer du wirklich bist und wir untereinander von dir sprechen? Er, sie, oder es? Wobei ich nicht weiß, ob du Letzteres als abwertend empfinden würdest.« Er musste an Alexandre denken.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Ich bin immer ein Er - Er - der Mensch oder auch Er - der Zwitter wenn Du es so bezeichnen möchtest. Er ist für mich keine Geschlechtsbezeichnung, sondern es bezeichnet mich. Ansonten bin ich einfach ich. Die eine Seite erlaubt es mir zu kämpfen. Die andere Seite, so seltsam das klingt, schenkt mir manchmal absolute Gnadenlosigkeit. Vielleicht weil sie nur mit Schnelligkeit und eben jener Gnadenlosigkeit die fehlende Kraft wett machen kann. Aber wir leben ja nicht nur ausschließlich für die Wehrhaftigkeit oder den Kampf. Sondern vor allem für die Zuneigung und Liebe. Ich liebe Personen auf sehr tiefe Art und Weise und von jenen von denen ich mich beschützt fühle, fühle ich mich besonders angezogen. Für mich hat Geborgenheit eine doppelte Bedeutung. Drum verstehe ich mich mit Dir oder mit Lin. Verstehst Du es nun was uns verband ohne dass Du es wusstest?«, fragte Verrill. »Ja so meinte er es. Man würde es aus meinem Körper schneiden und mich dann heilen müssen. Falls ich es überstehe. Ich möchte Dich etwas wegen Zerbino fragen, aber bitte verstehe das nicht falsch. Wirst Du mir sein Schweigen versichern? Verstehst Du nun, warum Lin ihn so zum Schweigen bringen wollte? Er hatte Angst um mich. Also wirst Du ihn - wie auch immer, davon abhalten zu sprechen?«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja, ich verstehe nun. Ich vermute, es ist nicht einmal nur die weibliche Seite, nicht einmal vorrangig. Es ist die Tatsache, dass du beides verbindest. Du bist ein göttliches Wesen, Verrill, so wie Nathan, nur auf andere Weise. Du bist die Vollkommenheit. Er ist die Unschuld und die Reinheit. Ainuwar hat Euch nicht umsonst zu mir gesandt. Wir werden, ich muss ... vieles. Zuerst werde ich Nathan meine Vergebung aussprechen. Wir sollten nicht getrennt sein, nicht auf diese Weise. Räumlich - vielleicht. Aber nicht seelisch. Er muss wieder seine Wirksamkeit entfalten können. So wie du deine Wirksamkeit als Vermittler wahrnimmst zwischen Dreaux, Olivie und mir. Ich werde ... alles zu seiner Zeit. Nacheinander. Ich bin dagegen, dass du dich versteckst. Warum? Wozu? Es gibt andere wie dich. Sie sollen kein Leben im Verborgenen führen oder Angst um ihr Leben haben müssen. Wir werden es offiziell machen, wer und was du bist und euch den Status zuerkennen, der euch zusteht - Boten Ainuwars. Seine Diplomaten, gesandt, die Kluft zwischen den Geschlechtern zu überwinden. Wer euch beleidigt, ist der Gotteslästerung schuldig. Wer Euch etwas antut, wird künftig nicht nur für Körperverletzung bestraft, sondern auch für die Schändung von Sakramenten. Die Strafen werden doppelt und dreifach so brachial ausfallen und das zu Recht.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Von dieser Seite aus habe ich es nie gesehen, dass ich es öffentlich sagen sollte. Einerseits ist der Gedanke schön, befreiend und gleichzeitig gewaltig beängstigend. Tja würde man uns als Phanteon sehen, dann ist Nathan tatsächlich die Unschuld und ich bin die Vollkommenheit. Ich habe nie ein anderes Wesen wie mich getroffen, dass hätte ich schon gerne. Ich weiß dass es sie gibt, Benito sagte es. Aber er sagte Wesen die tatsächlich so sind wie ich, also in dieser Ausprägung wären extrem selten. Darum halten die meisten sie für Mythen. In einigen alten Kulturen hat man sie verehrt, in anderen hat man sie erschlagen aus Angst. Ähnlich wie einem Albino. Sie haben auch etwas erhabenes an sich und zeitgleich fürchtet sich jeder vor ihnen. Früher als Kind hatte ich mir vorgenommen im Tempel des Ainuwar zu dienen, in der Hoffnung er sagt mir warum ich so wurde wie ich bin. Vater sagte, dass ich bin - das ist schon die Antwort. Das hat mich beruhigt. Du sagst was ähnliches und das freut mich. Nun wie ich Dir sagte, Du solltest Nathan vergeben. Vergib ihm dafür dass er liebt und zwar in absoluter Unschuld und so ehrlich wie nur er es kann. Und wir werden gemeinsam dafür sorgen, dass Souvagne das Land bleibt was wir lieben und zeitgleich noch mehr das wird, was wir uns wünschen. Das ist kein Paradoxon - würde Paps jetzt sagen«, grinste Verrill und zog sich wieder an. »Vielleicht sollten wir uns nur einen Namen für das überlegen was ich bin. Denn die Bezeichnung klingt widerwärtig«, überlegte Verrill.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hatte sich ganz fest bei Verrill eingeschmiegt. Verrill konnte spüren, dass er weinte. Es war keine Trauer, sondern tiefste Ergriffenheit. Es war die größte Offenbarung Ainuwars für ihn, seit er Nathan und Alexandre getroffen hatte. »Der dritte Schleier ist gefallen«, sagte Ciel erstickt und lächelte, während er weinte. »Es wird weh tun. Aber nun sehe ich endlich den Weg. Ich habe so lange gebetet und geblutet. Ich werde noch viel mehr bluten. Ich weiß nun, wofür. Danke. Danke, dass du bist! Ja, wir brauchen einen Namen, der deiner würdig ist. Doch nicht jetzt. Lassen wir ihn in Ruhe erwachsen. Du hast keine Vorstellung, wie ich mich gerade fühle. Endlich sehe ich klar, endlich verstehe ich. Du hättest dich viel eher schon offenbaren sollen! Niemand wird euch mehr erschlagen. Niemand wird es mehr wagen und niemand wird es mehr wollen. Dafür sorge ich, ob du dich nun selbst als einer von euch zu erkennen geben wirst oder nicht.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verrill drückte Ciel an sich und hielt ihn. Er hielt ihn wie eine behütende Mutter, eine liebende Schwester und ein verteidigender Bruder. »Was ist der dritte Schleier Ciel?«, fragte er innig und küsste Ciel auf den Kopf. »Es gibt Legenden - uralt, von Portalen ebenso alt und vergessen - die nur zeitgleich von einem Mann und einer Frau geöffnet werden können. In absoluter Harmonie und Symbiose - so zeitgleich das es keinem sterblichen Paar jemals gelungen sein soll, jenes Portal zu öffnen. Beim Lesen der Legende musste ich schmunzeln - ich hätte es allein tun können, ich hätte es geöffnet. Nur was dahinter liegt, dass stand dort leider nicht. Aber darum ging es mir auch nicht, ich hätte es vielleicht auch nicht getan, würde ich es jemals finden. Allein dass ich es gekonnt hätte, wenn ich gewollt hätte - hat mich mit großer Freude erfüllt. Verrate mir die Bedeutung des dritten Schleiers und die Bedeutung Ainuwars für Dich Ciel«, flüsterte Verrill.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel erwiderte die Umarmung und er konnte eine Weile nicht antworten, weil er in Trance geraten war. Es dauerte bestimmt eine halbe Stunde, ehe der Rausch so weit abgeklungen war, dass er wieder Worte formulieren konnte. Dieser Rausch war unbeschreiblich. Tiefe Wärme und Verbundenheit erfüllten Ciel und das Gefühl, eins mit Asamura, Ainuwar und dem Abgrund zu sein, der nun keinerlei Schrecken mehr in sich barg. »Ja, solche Portale gibt es. Man sagt, sie sind oft getarnt als Burgen. Manchmal bewacht durch Hüter. Ich werde Alexandre darauf ansprechen. Er weiß sicher Rat!« Ciel setzte sich auf und sein Gesicht glühte wie von Fieber, seine Augen waren glasig. »Die Schleier liegen auf dem Weg zur Wahrheit. Ich weiß nicht, wie viele es sind. Doch man sagt, am Ende steht die Göttlichkeit. Bisher hat erst ein Mensch es geschafft, alle Schleier zu lüften und dieser Mensch ist Rakshor, der sich den Weg gewaltsam und durch Lug und Betrug erstritt. Er wird gefürchtet, doch ich würde mich zu gern einmal mit ihm unterhalten und sehen, wie göttlich er wirklich ist. Und ob man nicht von ihm lernen kann. Was Ainuwar für mich ist? Ainuwar ist alles und nichts. Er ist das Leben, er ist der Tod - er ist das Sein. Alles ist Ainuwar - sogar wir. Ainuwar kann sich in Gestalt manifestieren, sagt man, damit wir ihn verstehen - doch er ist nicht darauf angewiesen. Er ist der Ursprung und das Ende. Und unsere Aufgabe ist es, in unserem Leben möglichst viele Schleier zu lüften, um ihn möglichst nahe zu kommen. Ich weiß nun, wie ich den vierten Lüfte! Aber wie gehabt - alles zu seiner Zeit. Es ist zu früh. Als erstes werde ich mich mit Nathan versöhnen. Und danach sehr viele Menschen vor den Kopf stoßen gehen.«
    Gregoire Verrill de Souvagne Heute, 01:04
    »Das stimmt so steht es geschrieben, er kann die Form einer Person annehmen, meist in dunkler Robe gehüllt. Vielleicht solltest Du einmal zu Rakshor beten. Ein Gebet ist nicht anders als ein einseitiges Gespräch. Vielleicht antwortet er Dir doch. Falls Du Hilfe benötigst, ich bin für Dich ja, jederzeit. Und im Leute vor dem Kopf stoßen, habe ich gute Erfahrungen gemacht. Ich hoffe mein Geständnis hat Dich nicht zu sehr aus der Bahn geworfen. Ich wünsche Dir und Nathan alles Gute Ciel. Er hat stets nur Dein Bestes gewollt. Und in seiner Liebe lag kein Betrug zu Dir. Es war vermutlich einfach die Sehnsucht nach Leben, mit all seiner Geborgenheit und Liebe die dazugehört. Sieh es einmal von der Seite. Er hätte Dir niemals wissentlich geschadet. So ist Nathan nicht. Er hat einen hochanständigen Charakter. Dass musst Du ihm zugestehen, denn so ist es. Charakter Ciel hat man, oder man hat ihn nicht. Wissen kann man sich aneignen, aber Charakter leider nicht. Darum freut es mich, dass Du Dich mit Nathan versöhnst. Und einen solchen Nathan suche ich auch für mich. Kurzum eine Vertrauensperson. Vielleicht sollte ich mal eine Zofe testen«, lachte Greg leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich werde mit Alexandre über alles sprechen. Man kann ihn fragen, was man will, er weiß alles. Er ist der klügste Mensch, den ich kenne. Aus der Bahn geworfen? Du hast dafür gesorgt, dass ich SEHE, Verrill!« Ciel küsste ihn auf die Stirn. »Danke, Schwesterchen. Danke für alles. Du hast heil gemacht, was fast zerbrochen wäre. Probiere ruhig eine Zofe aus, wenn du dich damit gut fühlst, aber dann solltest du nicht zögern, die Wahrheit zu offenbaren. Als Mann macht man sich mit einer Zofe ziemlich lächerlich.« Er stand auf und taumelte kurz.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verrill packte Ciel am Arm und hielt ihn fest. »Ich könnte behaupten es wäre die Zofe meines Mannes. Ein kleiner Scherz. Soll ich Dich nach Hause begleiten? Es freut mich dass ich Dir den Weg zeigen konnte. Ich hätte wie gesagt nicht ertragen Dich zu verlieren. Keinen von Euch. Komm ich bringe Dich Heim. Nun ein alter gediegener Leibdiener wäre auch nicht schlecht. Ich hake Dich unter. Oder möchtest Du zu Benito?«, fragte Verrill besorgt und führte Ciel aus seinem Quartier.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel musste einen Moment überlegen, wohin er überhaupt wollte. Dieser Umstand gab ihm zu denken. »Ich sollte erstmal nach Hause, nach Ferrau und dem Unsympathen sehen.« In Wahrheit würde er sich erstmal hinlegen. »Du verlierst mich nicht, Verrill. Souvagnischer Klammeradler - schon vergessen?« Er knuffte ihn und das Knuffen war diesmal brüderlich.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    »Das freut mich zu hören und Du weißt auch warum ich Dir ein Nest geschenkt habe. Für Dich und Olvie, keine Panik. Der Unsympath, erkläre ihm dass er schweigen muss. Klammeradler sind die Besten, dann komm, ab nach Hause mit Dir«, antwortete Greg und knuffte Ciel zurück. »Das Abendessen zwischen uns steht noch aus. Ich bin gespannt was Olivie zu berichten hat«, grinste Greg.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel lächelte und sein Lächeln war etwas schmerzlich. »Das werden wir sehen.« Er küsste Verrill zum Abschied. Ihm fiel auf, dass er eigentlich gekommen war, um eine klare Grenze zu ziehen - stattdessen waren sie inniger verbunden als je zuvor. Und es fühlte sich richtig und gut an. Ciel ging allein den Flur entlang zu seinem Flügel. Aller paar Schritte taumelte er, ehe er um eine Ecke bog und aus Verrills Blickfeld verschwand.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verrill schaute seinem Bruder hinterher. Er würde sich nachher erkundigen, dass er auch gut und sicher angekommen war. Er war froh dass er sich ihm anvertraut hatte - völlig anvertraut, sein Geheimnis wie sich selbst.

  • Ciel Felicien de Souvagne
    Beschwingt riss Ciel die Tür auf und betrat sein Wohnzimmer. »Wo ist Zerbino?«, verlangte er zu wissen und knallte die Tür etwas zu schwungvoll zu.


    Ferrau
    »Herr er ist in meiner Kammer und schläft. Er war sehr geschafft und sagte er würde die Welt nicht mehr verstehen«, erklärte Ferrau und musterte Ciel. »Ihr seht gut aus Herr, erholt«, fügte er an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich fühle mich auch gut! Zwischen Verrill und mir ist alles geklärt. Nun muss ich noch einige andere Dinge klarstellen und dann meinem Schwager beichten, dass ich seinen Vater in eine Flasche habe sperren lassen. Ferrau, du wartest hier draußen, ich muss zuerst was mit Zerbino besprechen.« Er klopfte so laut an der Kammer, in der die beiden Diener wohnten, dass Zerbino aufwachen würde und trat ein, ohne auf die Aufforderung zu warten. Hinter sich schloss er die Tür.


    Ferrau
    Ferrau nickte gehorsam und machte sich in der Wohnung seines Herrn an seine tägliche Arbeit.


    Zerbino
    Zerbino schreckte hoch, stand auf und verbeugte sich vor seinem neuen Herrn. »Verzeiht, ich habe nicht mit Euch gerechnet. Wie kann ich Euch helfen?«, fragte er höflich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel betrachtete seinen neuen Leibdiener. Zerbino sah grauenhaft aus, zerknittert und fertig mit der Welt. Etliche Jahre treuer Dienst waren ihm mit einem Rauswurf gedankt worden, den er nur knapp überlebt hatte. »Heute ist der Tag, nach dem ich dich fragte - der Tag, an dem du plantest, ganz normal deinen Dienst zu verrichten. Wie fühlst du dich?«


    Zerbino
    »Grauenhaft - um es mit einem Wort zu beschreiben Herr. Dies liegt aber nicht an Euch, sondern daran, weil mir niemand sagt was geschehen ist. Ich weiß nicht, weshalb mein Herr mich verbannt hat, warum er mich herausgeworfen hat. Er hätte mir seinen Unmut ruhig sagen können. Versteht mich nicht falsch, er muss es nicht. Aber wie soll man einen Fehler nicht wiederholen, wenn einem niemand etwas sagt?«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das dachte ich mir schon. Ich will es dir erklären. Mein Bruder hat erfahren, dass du mit Nathan über ihn gesprochen hast. Mein Bruder fürchtete, du würdest womöglich auch andere Dinge breittragen, von denen er nicht will, dass sie publik werden. Kurzum - er wollte dafür sorgen, dass du nie wieder plaudern kannst. Du hast unwahrscheinliches Glück gehabt, dass auch ich im selben Moment auf die Idee gekommen war, dich bestrafen zu lassen, um meinem Bruder zu zeigen, wie man sich fühlt, wenn der eigene Leibdiener von anderen zweckentfremdet und misshandelt wird. Der gute Bellamy hatte nun das Problem, dass er von zwei Prinzen zwei unterschiedliche Befehle zu deiner Person erhalten hat - so erfuhr ich, was für dich angedacht war und ließ dich zu deiner eigenen Sicherheit hier festsetzen. Ich ging zu meinem Bruder, um mit ihm über die Sache zu sprechen und konnte ihn mit Hängen und Würgen davon überzeugen, dich mir zu schenken, anstatt dich verschwinden zu lassen. Er stellte jedoch eine Bedingung - ich muss gewährleisten, dass du über jene Dinge schweigst, um deren Geheimhaltung er sich so dringend sorgt.«


    Zerbino
    Zerbino nickte kreidebleich. »Herr ich habe Nathan nie etwas von Vertraulichkeit verraten. Ich schwöre es Euch und Eurem Bruder. Ich habe geschworen über etwas Stillschweigen zu bewahren und diesen Schwur habe ich 17 Jahre Herr Siebzehn lange Jahre nicht eine Sekunde lang gebrochen. Wie kann er so etwas nur von mir denken? Es ist wahr, ich habe mit Nathan gesprochen Herr. Aber dieses Thema war dort nicht Gesprächsthema. Die Züchtigung Eures Leibdieners war Gesprächsthema, sonst nichts«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich glaube dir«, sagte Ciel. »Und selbst falls du diese Informationen an Nathan weitergegeben haben solltest, wäre sie dort sicher. Nathan ist keine Plaudertasche, er versteckt sich und redet am liebsten mit überhaupt niemandem als seinem Herrn und ein oder zwei anderen Personen. Und er ist sehr diskret. Ich gehe aber davon aus, dass du die Wahrheit sagst. Dennoch möchte mein Bruder dich nicht mehr als Leibdiener haben, sei es nun gerechtfertigt oder nicht. Das Ende vom Lied ist, ich habe dich an der Backe, obwohl wir beide uns nicht mögen und eigentlich Ferrau mein Leibdiener ist, was dich theoretisch mehr oder minder überflüssig macht. Was gedenkst du aus dieser Situation zu machen? Hast du mit Ferrau schon dazu sprechen können?«


    Zerbino
    »Warum könnt Ihr mich nicht ausstehen Herr? Könntet Ihr nicht noch einmal mit Eurem Bruder sprechen, so dass er mir noch eine Chance gibt und mir sagt, was los war? Nimmt er nur wieder an, dass jemand - in dem Fall ich, etwas erzählt hat? Wer hat ihm diesen Unfug denn erzählt? Er könnte Nathan fragen, was ich gesagt habe, er kann meine Unschuld bezeugen! Nun falls Ihr mich ebenfalls nicht haben möchtet Herr, dann werde ich in die Hausdienerschar wechseln. Dort diene ich Euch und Eurer Familie, nur niemandem persönlich. Dies wäre auch möglich«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja, das nimmt er an. Er hat bereits mit Nathan gesprochen, in meinem Beisein. Nathan bestätigte, was du auch sagst, dass keine brisanten Informationen ausgetauscht wurden und du eigentlich überhaupt nicht reden wolltest. Darüber hinaus weigerte er sich, noch etwas dazu zu sagen. Ich kann dich nicht ausstehen, weil ich dir sehr übelnehme, dass du tatenlos zugeschaut hast, wie mit Ferrau umgegangen wurde. Dass dies ein großes Unrecht war, sollte dir bewusst gewesen sein. Mein Bruder hat kein Recht, Ferrau zu züchtigen oder auch nur zu berühren. Daran hättest du ihn erinnern können, selbst wenn du nicht wagst, körperlich einzuschreiten! Dies auf die Treue zu deinem Herrn zu schieben, ist eine schwache Leistung. Denn eben jener Herr hat deswegen seither gewaltigen Stress mit mir auszustehen. Vermutlich war also vielmehr Feigneit der Grund. Nein, ich gebe dich nicht ab, du gehörst nun mir. Ich habe dein Leben gerettet und nun liegt es in meiner Hand, das ist nur fair, oder? Ich möchte wissen, wie du dich damit zu arrangieren gedenkst.«


    Zerbino
    »Ich verstehe Herr. Nun dann werde ich für Euch all jene Aufgaben erledigen, die sonst die Dienerschaft erledigt. Kurzum die Arbeiten, ohne persönlichen Kontakt. Ich werde Eure Sachen in die Wäscherei bringen, sie auslüften. Änderungsarbeiten in Auftrag geben, Botengänge erledigen, Schriftstücke erledigen - die Ferrau mir übergeben kann, Eure Wohnung sauber halten. Ich bin Euer Leibdiener ohne Euren Leib zu berühren«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ferrau gab mir zu verstehen, dass er nicht schätzt, wenn andere Diener sich in seine Arbeit einmischen. Er steht dir vor und darf dir Aufgaben übertragen. Du wirst ihn jedoch in vollem Umfang vertreten, wenn er krank ist. So wenig kann ich dich nun auch wieder nicht leiden und mein Bruder versicherte mir, dass du behutsam und umsichtig bist. Wäre das eine Lösung, mit der du Leben könntest? Im Prinzip wärt du eher ein Anhängsel als ein richtiger Leibdiener, der mit seinem Herrn eine enge Symbiose eingeht. Wie würdest du dich mit einer solchen Umgewöhnung fühlen? Beantworte diese Frage ehrlich und ausführlich.«


    Zerbino
    »Herr das kann ich noch nicht sagen, da ich noch nie in so einer Situation war, aber ich kann es abschätzen. Ich schätze mich glücklich und bin froh, dass Ihr mein Leben gerettet habt. Ob Ihr mich leiden könnt, scheint Euch gleich zu sein. Ihr seid gerecht zu mir. Folglich werde ich Euch dienen so gut ich kann. Und möglicherweise ändert Ihr irgendwann doch noch Eure Meinung über mich, auch wenn ich mich an dem Tag feige verhalten habe. Es mag feige sein zuzuschauen, aber niemand stellt sich einem wütenden Mann mit einem glühenden Schürhaken entgegen. Niemand - außer Ihr. Ich werde meine Arbeit gut verrichten und ich werde mich so gut es geht einfügen. Ich werde weder Euch noch Ferrau zur Last fallen. Immerhin habt Ihr mich aufgenommen, wo mich sonst der Block erwartet hätte. Zuerst fühle ich also Dankbarkeit Euch und Eurer Gnade gegenüber. Ich werde dennoch meinen alten Herrn und die Arbeit dort vermissen. Siebzehn Jahre kann ich nicht von heute auf Morgen vergessen. Aber ich kann mich umstellen und manchmal, muss man dies. Man kann sich nicht immer alles im Leben aussuchen Herr. Aber man kann versuchen das Beste daraus zu machen und das werde ich. Das verspreche ich Euch«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte und blickte etwas freundlicher drein. »Ich möchte dir ein Angebot machen. Ein guter Freund von mir braucht Hilfe von jemandem wie dir. Indem du ihm hilfst, würdest du deine Mitschuld an der Misshandlung von Ferrau sühnen. Die Arbeit wäre hart, aber von meiner Seite aus wäre deine Schuld damit vollumfänglich beglichen. Wäre das etwas, an dem du prinzipiell Interesse hast?«


    Zerbino
    »Das klingt nach einer guten Möglichkeit mich zu beweisen. Was soll ich denn für den Mann tun?«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Der Mann ist Marquis Alexandre de la Grange. Man sieht ihn nur selten im Palast, doch jeder kennt ihn. Ich bin mir sicher, dass auch du weißt, von wem ich spreche. Dass er die Hilfe eines guten Leibdieners bräuchte, ist offensichtlich, auch wenn er selbst es bestreitet. Er ist verwahrlost und charakterlich schwierig. Würdest du dir zutrauen, dich um ihn zu kümmern, wenn dein Dienst hier es erlaubt?«


    Zerbino
    »Ich antworte offen, schwieriger als Euer Bruder kann er nicht sein, vermute ich. Er ist eine gute und liebe Person, aber manchmal etwas eigen. Ich werde mich gut um den Marquis kümmern, ich versichere es Euch«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Der Marquis liegt mir sehr am Herzen. Wenn er einen Leibdiener hätte, dem er und ich vertrauen kann, würde mir das viel bedeuten. Es hat einen Grund, warum ich ausgerechnet dich darum bitte. Alexandre hat eine Besonderheit des Urogenitaltraktes. Du bist dergleichen gewohnt, du hast keine Berührungsängste deswegen. Und ich vertraue deiner Versicherung, dass du über Verrill bis zum heutigen Tag geschwiegen hast und dies auch bei Alexandre tun würdest. Der Marquis hat sonst keine Diener, keinen einzigen. Das wäre für dich eine Möglichkeit, einen Herrn zu haben, für den du allein verantwortlich bist und der sich auf niemand anderen als dich verlässt. Du wärst weitaus mehr als nur das Anhängsel von mir und Ferrau - du wärst für Alexandre die wichtigste Person.«


    Zerbino
    »Ich werde mich sehr gut um den Marquis kümmern, auf den Rest kann ich Ihnen nicht antworten Herr, ich schweige auch nachdem ich meinen Herrn verloren habe. Mein Schwur ist bindend. Wenn Euch Euer Bruder etwas zu sagen hat, dann sagt er es Euch. Ich habe keine Berührungsängste was den Marquis angeht. Er wird bei mir in guten und sicheren Händen sein. Was immer sein Schicksal war, ich werde darüber kein Wort verlieren«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es ist nicht nötig, mit mir über Verrill zu sprechen, wenn ich etwas wissen möchte, frage ich die betreffende Person selbst. So wie ich dich gerade ausquetsche. Daran wirst du dich gewöhnen müssen, ich werde künftig noch weitere Fragen an dich stellen. Du wirst in meinem Besitz verbleiben und nicht in den des Marquis übergehen, dies zu deiner Information. Für den weiteren Tagesverlauf bestehen nun zwei Möglichkeiten und beide sind mir Recht. Zum einen habe ich noch etwas mit meinem Schwager zu besprechen. Wenn du dich noch etwas ausruhen möchtest, begebe ich mich ersteinmal zu diesem. Ich könnte aber auch ersteinmal Alexandre herholen, damit ihr beide euch kennenlernt und gehe danach zu Linhard. Das hängt von deiner Verfassung ab, ich möchte dich nicht völlig übermüdet mit jemandem konfrontieren, für den du volle Konzentration benötigst. Wie ist es dir lieber?«


    Zerbino
    »Wenn ich dürfte Herr, würde ich gerne noch eine Stunde schlafen und mich dann auf den Marquis vorbereiten. Dürfte ich Euch vorher über ihn ausfragen?«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du kannst mich gern zu ihm befragen - oder aber unvoreingenommen auf ihn zugehen und ihn für sich selbst sprechen lassen. Überleg dir das in Ruhe. Leg dich noch ein Weilchen hin, du hast für heute keine Verpflichtungen. Ruh dich einfach aus. Ferrau wird heut Nacht auf dem Sofa schlafen, also mach dir keine Sorgen, wo du bleiben sollst, wenn er sich ausruhen möchte.«


    Zerbino
    »Vielen Dank Herr«, sagte Zerbino und verneigte sich vor Ciel.


    Ferrau


    Ciel ließ Zerbino wieder allein und schloss behutsam die Tür. »So, die Aufgabenteilung zwischen euch wurde besprochen, Ferrau.«


    Ferrau
    Ferrau eilte zurück zu seinem Herrn. »Habe ich etwas neues zu beachten?«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja. Du hast nun einen Kollegen an Zerbino. Er bleibt als Leibdiener in meinem Besitz und ihr teilt euch in die Aufgaben rein.«


    Ferrau
    Ferrau nickte zustimmend. »Aber ich bin Euer erster Leibdiener oder?«, hakte er nach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel musterte ihn. »Keine Widerworte?«


    Ferrau
    Ferrau schüttelte den Kopf.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Hatten wir nicht vereinbart, dass wir offen miteinander sprechen, wenn wir unter uns sind?«


    Ferrau
    Ferrau nickte zustimmend. »Das hatten wir Herr, was möchtet Ihr mir anvertrauen?«, grinste Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »So einiges, aber nicht jetzt. Ich dachte, ich kann dir eine Freude machen, indem ich dir mitteile, dass Zerbino zwar als Leibdiener in meinem Besitz bleibt, dir jedoch nicht ins Handwerk pfuschen wird. Du bist allein für meinen Leib zuständig, er übernimmt dies nur dann, wenn du krank bist. Er konzentriert sich auf andere Arbeiten und du bist ihm gegenüber befugt, Arbeitsanweisungen zu erteilen. Du bist mein erster Diener und er hat sich dir zu fügen. Des weiteren wirst du auf meinem Sofa schlafen und er in deinem Bett.«


    Ferrau
    »Ja Herr und wo erwartet Ihr denn da Widerworte? Es ist doch alles gut. Für uns drei ist alles gut Herr, für Euch, mich und für den alten Zerbino«, freute sich Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nun ich dachte, wenn ich dir zuerst allgemein mitteile, dass ihr euch in die Arbeit reinteilen werdet, würdest du protetieren. Aber offenbar betrifft deine Eifersucht nur Nathan«, überlegte Ciel.


    Ferrau
    »So ist es. Ihr könnt Zerbino nicht ausstehen und das sagt mir alles, wir bleiben ein Team, ein Duo gleichgültig was er hier arbeitet. Er wird sich nicht zwischen uns drängen Herr«, stimmte Ferrau Ciel zu.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Dann habe ich soeben wieder etwas über dich gelernt. Gut. Zu deiner Information, Zerbino wird sich außer um mich auch um meinen Freund Alexandre kümmern. Das teile ich dir mit, damit du dich nicht wunderst. Ich habe nun noch ein Gespräch mit meinem Schwager. Ich werde allein gehen. Zerbino schläft, lass ihm seine Ruhe und such dir hier draußen etwas zu tun.«


    Ferrau
    »Ihr wisst doch wie ich zu Euch stehe Herr, ich habe es Euch doch bereits verraten. Ich werde mich wieder meiner Arbeit widmen. Ich werde Zerbino in Ruhe schlafen lassen«, sagte Ferrau freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du verrätst alles und nichts, Ferrau. Du hattest mir gesagt, dass du mich mögen würdest. Mich mag auch ein Botenjunge, dessen Namen ich nicht einmal kenne, dem ich aber ein Trinkgeld zustecke. Wie dem auch sei. Ich freue mich, dass du mit der Vereinbarung gut leben kannst.«


    Ferrau
    Ferrau grinste Ciel an. »Der mag Euch sicher nicht so sehr wie ich. Da könnt Ihr sicher sein. Ja das kann ich und ich freue mich, dass Ihr so über uns beide nachgedacht habt Herr«, freute sich Ferrau aufrichtig.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel erwiderte das Grinsen mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln. Dann ging er.