Missverständnisse

  • Nathan
    Es war abends und Nathan war allein. Fabien hatte heute nicht frei bekommen. Betrübt ging Nathan aus dem Palast, um ein wenig im Park zu spazieren. Ohne es zu merken, führten seine Schritte ihn in eine bestimmte Richtung. Das wurde ihm erst bewusst, als er vor der leeren Bank bei den Rosen stand, die mit ihrem Duft die Nacht versüßten. Er setzte sich hin und wusste nicht, was er allein tun sollte. Er holte Chevalier Lilian heraus, der heute dran war, mitgenommen zu werden und ließ ihn über die Armlehne der Bank gehen.


    Anwolf
    Einen Moment später trat ein Jugendlicher ebenfalls an die Bank heran. Er schaute auf den betrübten Nathan herab und setzte sich einfach neben ihn. Dabei musterte er den kleinen Holzritter, den der Leibdiener über die Lehne der Bank wandern ließ. »Guten Abend, ich habe Dich auf der Hochzeit gesehen. Du bist doch der Leibdiener des Duc. Was machst Du zu so später Stunde hier draußen? Und wozu hast Du den kleinen Ritter dabei? Falls Du reden möchtest, oder bist Du hier um allein zu sein? Ich bin Wolfi, Linhards Bruder, Du kennst mich vielleicht auch«, sagte Wolfi freundlich und stupste Nathan mental an.


    Nathan
    Nathan erschrak, als der junge Mann sich einfach neben ihn setzte und losplauderte. Nathan presste Lilian schnell schützend an sich. Als Wolfi sich als Linhards Bruder vorstellte, entspannte er sich etwas. »Ach so, ja, nein, also er hat von Euch erzählt, aber ich kenne Euch nicht, nein, Herr, Verzeihung. Ich heiße Nathan und Prince Dreaux ist mein Herr, nicht Maximilien, aber ja, er ist jetzt auch Duc, Mini-Duc. Ich bin hier, weil ich traurig bin. Ich fühle mich einsam, weil mein richtiger Freund keine Zeit hat und mein anderer Freund auf eine lange Reise gegangen ist. Jetzt habe ich niemanden. Drum bleibt nur, wenn Ihr möchtest, mich freut liebe Gesellschaft.«


    Anwolf
    »Dann bleibe ich gerne. Meine Freundin hat heute auch für mich keine Zeit. Sie hat viel gelernt, die Küche gesäubert und nun war sie müde. Was verständlich ist. Ich habe auch gelernt und viel gearbeitet, aber ich kann noch nicht schlafen. Und im Gegensatz zu meiner alten Heimat ist es nachts in Souvagne sicher. Und am Hofe eh. Drum dachte ich, ich schnappe noch etwas frische Luft, ehe ich mich selbst hinlege um den Kopf freizubekommen. Wer ist denn Dein Freund? Und mit welchem Kumpel wolltest Du Dich hier treffen? Nun das ist kein Geheimnis, dass ich Linhards kleiner Bruder bin. Das er nicht viel von mir erzählt liegt daran, dass wir uns nie sonderlich nahe standen. Seltsamerweise obwohl wir uns mögen. Mal hat er gezickt und wollte nichts mit mir zu tun haben und mal war es umgekehrt. So ist das unter Brüdern wohl. Jedenfalls bei uns, bei anderen ist es so, dass Brüder Freunde sind. Drum erwähnt er mich wohl selten oder gar nicht. Hast Du Geschwister Nathan?«, fragte Wolfi freundlich, zündete sich eine Rauchstange an und hielt Nathan die Packung hin.


    Nathan
    Nathan wurde unglücklich, als er die Rauchstangen sah, weil sie ihn an Fabien erinnerten und er schüttelte den Kopf. Von anderen als ihm wollte er sich keine Rauchstangen schenken lassen. »Danke, aber ich rauche nicht so viel. Mein Fabs ist mein Freund. Aber er muss jetzt arbeiten. Und der andere Freund ist mein Archi. Der aber nicht mehr hier ist und ich weiß nicht, wann er wiederkommt. Er hat mir Chevalier Lilian geschenkt.« Nathan öffnete vorsichtig einige Finger, so dass der Blick auf die Holzfigur freigegeben wurde. »Ich hab keine Geschwister. Aber ich habe mit den Kindern meiner Herren spielen dürfen damals.«


    Anwolf
    »Keine Geschwister ist nicht schlimm, Du hattest dafür Freunde. Archi? Den Schwertmeister meines Bruders? Mittelgroß, dürre, schwarz-graue Haare und spitze Zähne? Meinst Du ihn? Wo ist er denn hingegangen? Darf ich die kleine Figur mal sehen? Ich gehe auch ganz vorsichtig damit um. Mit dem Rauchen hast Du Recht, ich sollte mir das auch abgewöhnen. Etwas dass ich mal mit meinem Bruder gemeinsam habe, ich rauche zuviel und ich saufe zu viel Kaffee. Aber das tut jeder in unserer Familie. Uns ist wichtig stets wach zu sein, oder wachsam. Nimm es wie Du es möchtest. Ich wollte mal mein Pferd als Figürchen schnitzen lassen, das hatte ich meinem Onkel erzählt und er hat mich angeguckt, als wollte er mich dafür steinigen. Aber gut, vielleicht fand er die Idee für einen 16 Jährigen auch einfach albern. Ich fand sie gut und ich glaube ich werde es auch machen lassen. Ich habe auch was zu Essen dabei, möchtest Du was abhaben? Ich habe ein gefülltes Brot, dass kann ich durchschneiden«, bot Wolfi an.


    Nathan
    »Ich glaube, das ist der selbe Archi. Ich weiß nicht, wohin er gegangen ist, aber er hatte einen Lichtalben dabei, den er Kasimir nannte. Sie sind, also sie sind davongeflattert ... das hört sich komisch an und ich war ganz schön überrascht, aber so war das nämlich. Er ist ein sehr lieber Mann und ich bin froh, dass er mein Freund sein möchte. Er hat Chevalier Lilian selbst geschnitzt. Ich kann ihn Euch nicht geben, weil Eure Finger jetzt nach Rauchstange riechen, sonst riecht Lilian dann auch danach. Er soll aber nach Holz duften. Wenn Ihr Archi kennt, dann fragt ihn doch einfach, ob er für Euch das Pferd schnitzt, er kann das sehr gut und ist hilfsbereit. Ein, ein Stück Brot wäre sehr freundlich, dann muss ich nicht allein zu Abendbrot essen.«


    Anwolf
    Wolfi packte sein Brot aus und schnitt es mit seinem Dolch genau in der Mitte durch und reichte Nathan genau die Hälfte. Er biss ab und dachte einen Moment nach. So wie ihn Archibald damals angegrinst hatte, wäre er wahnsinnig freiwillig mit dem Kerl zu sprechen. Und selbst, wenn er ihm nichts antun würde, was würde Dave wohl dazu sagen, wenn er sein Pferd als Schnitzwerk von Archibald hinstellen würde? Dave würde die Arbeit vermutlich sofort erkennen. Und falls er es nicht erkannte, würde er den Nachklang erspüren, von wem es war, wenn er einen Nachklang kannte, dann wohl den seines Jahrzehnte langen Peinigers. Was Dave dann mit ihm machen würde, wollte sich Anwolf lieber nicht ausmalen. Vielleicht würde er aber auch ganz nach seiner Art gar nichts tun, sondern ihm einfach die Koffer vor die Tür stellen, ihn rauswerfen und ihn ab der Sekunde nie wieder »sehen«, kein Wort mehr mit ihm wechseln - er wäre ab der Sekunde vermutlich für Dave gestorben und er wäre toter als tot, denn nichts auf der Welt würde ihn für Dave wieder sichtbar machen. Sein Onkel war in manchen Dingen nicht nur geradlinig, er konnte extrem stur sein. Und das wäre ein Vergehen, bei dem die Sturheit sogar angebracht war. Wolfi wollte sich kein Kunstwerk von dem Nemesis von Dave hinstellen. Das wäre wie ein Schlag ins Gesicht. Es war schon ein starkes Stück, dass Linhard dieses Schwein in seinem Stab behielt. Er wusste schon warum Lin den Drecksack behielt. Erstens weil er ihn mochte, das hatte er wohl mit Opa gemeinsam, zudem war Archibald eine Macht im Hintergrund. Gleichgültig wie gut sich Lin im Moment mit Dave verstand, gerieten sie widererwartend doch aneinander hatte er Archibald in seiner Reihe, womit er Dave direkt auf Abstand hielt, ganz ohne Magie und ganz ohne Daves Magie fürchten zu müssen. Jedenfalls ging Wolfi davon aus. Er selbst hätte Archibald getötet, wäre er so zutraulich zu ihm wie zu Linhard. Er hätte ihn nachts einfach erstochen oder ihn vergiftet. Ja er hätte ihn vergiftet, grinste Wolfi in sich hinein. Und genau deshalb war er hier um seinen Onkel vor dem Drecksschwein zu beschützen. Er grinste Nathan gut gelaunt an. »Nein dass geht nicht, ich möchte keinen Streit mit meinem Bruder, er könnte das falsch verstehen. Aber trotzdem danke für den Tipp. Wie hast Du Archibald denn kennengelernt? Er ist eigentlich ein Schwertmeister und der Boss des Stabes von meinem Bruder, also sowas wie dessen Leibwächter. Das ist mit Käse und Schinken gefüllt und noch etwas, ich glaube Algen oder sowas, aber es schmeckt sehr gut, guten Appetit«, sagte Wolfi freundlich mit vollem Mund.


    Nathan
    »Danke, Herr«, sagte Nathan erfreut und biss kräftig vom Brot ab. »Daschmeckt«, nuschelte er mit vollem Mund und kaute herunter. »Archi hat mich angesprochen, weil er gesehen hat, dass ich so alleine war auf der Hochzeitsfeier. Er ist sehr feinfühlig, wisst Ihr. Warum sollte Euer Bruder es falsch verstehen, wenn ihr Archi um das Pferdchen bittet? Mir hat er auch mal eins geschnitzt, ein Einhorn, für Chevalier Laurence, weil dem sein Bein fehlt. Das hat er im Krieg verloren. Aber vielleicht kann ich Euch ein anderes Pferd organisieren, zum Überbrücken erstmal, damit Ihr nicht so traurig seid.«


    Anwolf
    »Vielleicht lasse ich mein Pferd auch zeichnen, davon habe ich glaube ich mehr, was meinst Du? Das Bild könnte ich mir ja schön hinhängen. Wohin ist denn Archibald verschwunden? Hat er Dir das gesagt? Ich meine ohne Grund wird er doch nicht einfach gehen. Hat er meinem Bruder Bescheid gesagt, dass er abgereist ist? Sonst weiß Linhard ja gar nicht, dass der Chef seiner Leibwächter einen Ausflug macht. Weißt Du ungefähr wann er wieder kommt? Falls mich Linhard mal fragt. Also ordentlich abmelden sollte man sich schon in seinem Job, findest Du nicht? Hey möglicherweise hatte er Schiss dass er nicht frei bekommt«, kicherte Wolfi und packte eine Flasche Bier aus. Er nahm einen Schluck und hielt sie dann Nathan hin. »Hier bitte«, sagte er freundlich.


    Nathan
    »Das hat er mir nicht gesagt, wohin er reisen musste und auch nicht, warum. Es geht mir ja auch nichts an. Ich muss Linhard noch Bescheid sagen und das Schwert überreichen, dass er für Archi hüten muss. Ich gehe schon davon aus, dass die beiden das miteinander abgesprochen haben, aber so was erfahre ich nicht, ich bin ja nicht Linhards Leibdiener, der hat nämlich gar keinen, sondern der von Dreaux, falls Ihr das vergessen habt.« Erschrocken wich Nathan vor der angesabberten Bierflasche zurück. »Nein, danke«, quietschte er. »Ich vertrage Alkohol nicht so gut.«


    Anwolf
    Wolfi nahm die Bierflasche weg und zuckte mit den Schultern. »Ich habe nicht vergessen, von wem Du der Leibdiener bist. Ich dachte nur, dass Archibald Dir das gesagt hätte, da Ihr befreundet seit. Das war doch nicht böse gemeint. Bier ist nicht gedacht um es ohne Limit zu trinken, aber zu einem zünftigen Abendessen einige Schluck sind schon erlaubt. Zur Verdauung, verstehst Du? Damit Dir nichts schwer im Magen liegt. Wieso hat denn Linhard keinen Leibdiener? Kasimir von dem Du erzählt hast, dass ist sein Leibdiener, aber der ist scheinbar auch abgereist. Du magst Archibald sehr hm? Vielleicht mag er Dich ebenso, dann wird er sich bei Dir melden. Ich würde es so halten, warum sollte ich mich nicht melden bei meinen Freunden? Ist doch gleich wo man ist, Papier und Feder findet man immer und etwas Zeit. Sei nicht allzu traurig Nathan. Dein Freund, arbeitet er heute noch lange?«, fragte Wolfi.


    Nathan
    »Aber ich werde davon betrunken«, erklärte Nathan und blickte ängstlich auf die Flasche. »Linhard, also ja, dann ist sein Leibdiener weggeflogen, so wie es aussieht. Aber dann braucht er einen Neuen, weil ohne Leibdiener sind unsere Herren schrecklich aufgeschmissen, das sagt sogar der faule Ferrau. Aber da hat er recht. Ja, ich mag Archi sehr ... wenn ich nicht schon so einen wunderbaren Fabs hätte, würde ich mich, glaub ich, in ihn verlieben. Ich hoffe, er schreibt mir. Er wollte sogar mit mir ...« Nathan räusperte sich. »Aber Fabs wollte nicht und darum will ich das auch nicht. Also mein Fabs muss heute noch lange arbeiten, weil sein Herr so viel zu erledigen hat und da muss er ihm natürlich helfen.«


    Anwolf
    Wolfi musste bei Nathans Gesicht lachen. »Betrunken, wenn wir beide uns eine Flasche Bier teilen? Du bist knorcke ehrlich, man ich vertrage auch nichts und ich trinke doch nicht die ganze Pulle leer, ich möchte nur keinen Stein im Bauch haben, wenn ich nachher schlafen gehe. Aber Du musst ja keinen Schluck nehmen. Andere trinken einen Kaffee, manche einen Schnaps. Ich trinke eben einige Schlucke Bier. Ja dass ist wohl so, oder besser gesagt, man kann sich an einen guten Leibdiener sehr schnell gewöhnen. Ich hatte früher als ich jung war auch einen. Aber dann bin ich zu meinem Onkel in die Lehre gegangen und dort habe ich mich dann selbst um alles gekümmert. Ich glaube dass sieht man meinen Haaren auch an. Die machen was die wollen, also lass ich die einfach so. Irgendwann werde ich sie mal kämmen, die nächsten Jahre. Vielleicht zu meiner Hochzeit oder ich schneide den Mist einfach ab. Weg und fertig. Hat Linhard auch getan, wobei, nee dann lasse ich es lieber. Nachher meint er noch, er wäre ein Vorbild für mich, oder ich mache ihn nach oder so. Keine Ahnung. Du scheinst bereits in ihn verliebt zu sein, also in Archibald, sonst würdest Du nicht so über ihn reden. Vielleicht liebst Du ja Deinen Fabien und Deinen Archibald? Das ist möglich. Ich liebe Marcella, dass ist meine Freundin. Sie kann zwar reden wie ein Wasserfall und die Hälfte von dem was sie sagt ist irgendwie total schräg, aber ich sage Dir, wenn es drauf ankommt ist und bleibt sie an meiner Seite und das zählt. Nicht nur dass man verliebt ist, sondern dass man sich aufeinander verlassen kann. Das ist ein ganz wichtiger Punkt weißt Du? Und bis jetzt konnte ich mich immer auf sie verlassen, wie auf meinen Paps. Den muss ich noch besuchen, er ist krank. Ich wollte mal hinreiten, ist nicht so weit weg, ich muss das mal machen, nachher denkt er noch ich denke nicht an ihn. Was nicht stimmt, ich bin froh, wenn es ihm wieder besser geht. Hast Du noch Eltern, Dein Fabs oder Archibald?«, fragte Wolfi und nahm noch einen Schluck Bier.


    Nathan
    »Darf ich mal?«, fragte Nathan und begann sogleich, Anwolfs Haare mit den Fingern zu kämmen und zu sortieren. »Man muss seine Haare täglich kämmen, wenn man sie lang trägt, das gehört zur Pflege dazu, denn sonst verfilzen sie und wenn man sie dann kämmt, muss man sie zerreißen oder sogar abschneiden! Ihr habt schönes kräftiges Haar, das müsst Ihr gut pflegen, dann ziert es Euch. Verliebt bin ich nur in meinen Fabs, aber liebhaben tu ich viele Leute. Auch Archi, wisst Ihr. Er war so freundlich ... aber auch meinen Herrn hab ich lieb und den Herrn von meinem Fabs und die anderen Prinzen und die Prinzessin. Auch Robere, aber den darf ich gar nicht liebhaben und meinen Edo, der jetzt auch weg ist. Aber liebhaben ist nichts Schlimmes, sagt Ciel immer. Mein Fabs hat eine Mama, aber keinen Papa. Und ich hab nur einen Papa, aber keine Mama. Archi hat weder Mama noch Papa, aber sie waren sehr böse zu ihm, darum ist er nicht traurig.«


    Anwolf
    Anwolf hielt still und ließ Nathan schalten und walten wie er mit den Haaren wollte. »Mein Leibdiener hat sie früher auch immer schön hinbekommen. Ich kämme sie gar nicht. Ich wasche sie und lasse sie trocken, und wenn sie mich stören schneide ich was ab, drum ist es so eine Fusselmähne. Und wenn ich sie was ordentlicher trage, binde ich sie einfach zusammen. Mögen sprich liebhaben darf man doch auch viele, seine Freunde, Kumpel, Verwandte - da spricht nichts gegen. Damit hat Ciel Recht. Eigentlich wollte ich auch gemeinsam mit meinem Bruder meinen Paps besuchen, damit sie sich mal aussprechen können. Wir hatten uns letztens alle getroffen und er hatte die gleiche Idee. Gemeinsam mit unserem Vater und vielleicht unserer Mutter reden. Mein Paps hört im Moment sicher ehr zu, als wenn er sonst gleich auf 180 ist. Im Moment ist er geschmeidig und zahm, sonst ist er eine gewaltige Kratzbürste, aber ich liebe ihn sehr und ich vermisse ihn verdammt. Meine Eltern haben sich getrennt. Tut mir leid, dass Du keine Ma mehr hast und Dein Freund keinen Vater. Nun vielleicht sind Archibalds Eltern schon tot, der ist ja auch alt, ich meine so 70«, sagte Wolfi und trank noch einen Schluck Bier.


    Nathan
    »Eure Haare könnten viel schöner sein, so darf man sie nicht verlottern lassen, Ihr braucht dringend einen Leibdiener, Herr«, erklärte Nathan schockiert. »Ich hoffe, dass Eure Eltern sich wieder vertragen werden und Ihr mit Eurem Bruder. Linhard ist sehr freundlich, auch wenn er nicht so sehr schön angezogen ist, aber das ist nicht seine Schuld, sondern die des nicht vorhandenen Leibdieners. Und Ihr seid auch sehr freundlich. Ihr solltet Euch nicht streiten, man hat viel mehr Freude, wenn alle sich liebhaben. Ich weiß gar nicht, wie alt mein Archi ist ... aber er hat jedenfalls einen tüchtigen Leibdiener, er ist sehr gut in Form und immer bestens gepflegt.«


    Anwolf
    »Stimmt, wenn man zusammenhält fühlt man sich wohler, das ist wirklich so. Meine Eltern können sich nur noch aussöhnen, aber nicht mehr zusammenkommen. Mein Vater hat eine neue Frau und die erwartet von ihm ein Kind. Und meine Mutter, nun sie hat nicht zu meinem Vater gehalten als es darauf ankam. Ich meine mein Paps übertreibt oft mit seiner Wut. Er verzeiht viel, was man so nicht glaubt, wenn er seine dollen fünf Minuten hat und rumbrüllt wie ein Irrer. Aber er ist trotzdem im Herzen ein lieber Kerl, weißt Du? Er verzeiht fast jeden Mist, nur eines nicht - Untreue. Bist Du nicht loyal, oder hältst Du nicht zu ihm, dann hält er auch nicht mehr zu Dir. Und meine Ma hat wohl nicht zu ihm gehalten, als es für ihn drauf ankam. Wir beide haben immer zusammengehalten. Darum hat er mich sogar einmal allein zurückgelassen, damit die anderen mir nichts antun, sollten sie uns zusammen aufgreifen. Manchmal ist die Welt ganz schön verrückt, sehr verrückt. Ja das mit den Haaren mag sein, aber ich habe oft keine Lust mich um die zu kümmern, drum trage ich meist auch einen drei Tage Bart, da fällt es nicht so auf, wenn ich mal keine Lust hatte mich zu rasieren. Du bist sehr ordentlich rasiert, aber Du kannst das vermutlich auch sehr gut. Du bist immerhin ein Leibdiener«, schmunzelte Wolfi und leerte die Bierflasche.


    Nathan
    »Ferrau trägt auch einen Dreitagebart«, sagte Nathan und das war ein schwerer Tadel. Immerhin bewies das doch nur, dass Ferrau den Bart aus dem selben Grund so trug wie Anwolf - er hatte keine Lust, sich mehr als nötig zu pflegen und diese Art von Bart war ein perfektes Alibi. »Loyal muss man sein, da hat dein Vater Recht. Das ist sehr wichtig! Ich wurde hart bestraft, als ich nicht loyal war und das zu Recht. Aber Euer Vater könnte auch zwei Frauen haben, das darf man, das ist erlaubt. Jetzt habt Ihr ja doch die ganze Flasche ausgetrunken. Warum habt Ihr eigentlich wegen Archibald gefragt? Seid Ihr ein Freund von ihm?«


    Anwolf
    »Mein Vater ist von meiner Mutter nicht geschieden, sie leben nur getrennt. Ich habe Dich gefragt weshalb Du alleine bist und Du hast mir von Fabien und Archibald erzählt, da ich ihn etwas kenne, war ich einfach neugierig. Das bin ich generell. Ja ich habe die ganze Flasche ausgetrunken, aber das ist nicht schlimm. Sie war ja nicht mehr voll. Vielleicht könnten sie sich dann ja doch versöhnen... wer weiß? Paps ist hierher gereist, weil seine neue Flamme Annabelle ebenfalls Souvagnerin ist. Darum. Tja vielleicht ist Ferrau auch so bequem wie ich, könnte doch durchaus sein. Was machst Du denn heute Abend noch? Oder wolltest Du hier warten, bis Dein Freund Feierabend macht?«, fragte Wolfi und warf die Flasche ins Gebüsch.


    Nathan
    Nathan stieß einen leisen Schrei aus, rannte der Flasche hinterher und hob sie auf. Er stellte sie neben die Bank auf den Boden, ehe er sich wieder setzte. »Man darf keine Abfälle ins Gebüsch werfen und schon gar nicht im Palastgarten, Herr«, erklärte er erschrocken. »Ich nehme die Flasche dann mit und entsorge sie. Würde es Euch gefallen, wenn Euer Vater sich wieder mit Eurer Mutter versöhnen würde? Ich warte hier nur, bis die Zeit vergeht und versuche, nicht ganz so traurig zu sein. Ich bin nicht gern allein.«


    Anwolf
    »Ah gut dass Du mir das sagst, in Naridien macht das jeder so. Also ich habe es dort so gemacht. Ich bin auch nicht gerne alleine Nathan. Ehrlich? Ja, ich wünsche mir das die beiden wieder zusammenkommen, aber es ist ihre Entscheidung. Als Kind kann ich mir das zwar wünschen, aber sie sind ja nicht nur Eltern, sondern die beiden waren auch ein Paar. Und ob sie als Paar noch zusammenleben können und wollen... tja, dass weiß ich nicht. Zumal Paps seine Neue sehr mag und er freut sich auf das Kleine. Gut, darauf freue ich mich auch. Ich bin gespannt ob ich einen Bruder oder eine Schwester bekomme«, grinste Wolfi und warf das Papier von seinem Brot ins Gebüsch.


    Nathan
    »Herr!«, quiekte Nathan verzweifelt und holte auch das zerknüllte Papier hervor. »Wenn das die Gardisten sehen, die müssen hier dafür sorgen, dass sich alle benehmen!« Ängstlich blickte er sich um. Etwas entfernt schlenderten zwei Gardisten vorbei, aber sie schienen das nicht bemerkt zu haben. »Schlagt Eurem Papa doch einfach vor, beide Frauen zu behalten. Was soll den sonst aus der anderen werden?«


    Anwolf
    Anwolfs Blick verfinsterte sich und man spürte wie die Luft plötzlich wie statisch geladen war, so als würde gleich ein winziges Gewitter losbrechen. »Meine Mutter gondelt mit fremden Männer wie die letzte Hu... wie eine Unehrenhafte durch die Welt. Sie... ich... sie verhält sich grauenvoll«, stöhnte Anwolf.



    Nathan
    »Oh«, piepste Nathan und fühlte sich gleich selber schlecht. »Ich, also, Verzeihung«, sagte er leise. »Mir stand es nicht zu, so was zu sagen.«


    Anwolf
    »Ach was, Du kannst ja nichts dafür wie sich meine Mutter aufführt. Angeblich ist sie am Hafen von Obenza gesehen worden. Mit ganz zwielichtigen Gestalten. Also noch zwielichtigeren als irgendwelchen entfernten Verwandten. Entfernte Verwandte....«, lachte sich Wolfi schlapp, »ich meine weiter entfernte Verwandte, also Verwandte um zig Ecken oder sowas. Du weißt was ich meine. Meine Mutter hat wohl versucht Ihre Jugend nachzuholen. Aber was brachte ihr dass denn? Nichts. Sie hätte nur einmal mit meinem Vater reden müssen, bevor der abgereist ist. Aber nein. Sie war zu stur, er ist zu stur, alle schalten auf stur und zücken dann die Dolche! Super!«


    Nathan
    »Die Dolche?«, fragte Nathan entsetzt. »Vielleicht hatte Eure Mama ja einen guten Grund? Vielleicht fühlte sie sich allein?«, wisperte er kaum hörbar.


    Anwolf
    Wolfi schnaubte, hustete, räusperte sich und zog fragend eine Augenbraue hoch. »Allein? Sie war niemals alleine, denn meine Eltern waren nicht nur ein Paar, sie waren beste Feunde Nathan. Sie haben alles zusammen gemacht, sie waren permanent zusammen. Für Paps war meine Mutter alles, Frau, Freundin, Geliebte, Schutzbedürftige, beste Freundin, Kumpel... alles. Vielleicht war es ihr zu nah, keine Ahnung. Aber dass hätte sie ihm sagen können, anstatt ihm eine mitzugeben auf die Art. Und ob er sich wirklich vertragen hat, weiß ich nicht. Vielleicht hält er nur die Füße still, da er krank ist. Mein Vater kann sehr rachsüchtig sein. Er und Brandur sind sich so an die Wolle gegangen, dass beide fast hops gingen. Brandur hat dann den Arsch zu gemacht und Paps fast. Total schlimm«, murrte Wolfi.


    Nathan
    »Aber Brandur lebt wieder«, sagte Nathan erfreut. »Er ist sogar wieder jung! Linhard freut sich sehr darüber. Das mit Euren Eltern tut mir leid, aber sie sollten trotzdem noch mal miteinander reden, um alles vernünftig zu einem Ende zu bringen, finde ich, auch, wenn sie sich nicht mehr liebhaben.«


    Anwolf
    »Ja das war immer das Problem in unserer Familie, keiner redet miteinander, sie reden bestenfalls übereinander, wenn sie Bündnisse und Seilschaften schließen. Nur um sich dann doch in den Rücken zu fallen. Jedenfalls war dies lange Zeit so, aber das weißt Du sicher von guten Linhard. Ja Linhard wird sich sehr darüber freuen, dass Brandur wieder lebt, er liebt ihn schließlich. Seinen echten Vater hingegen nicht, der ist für ihn an allem Schuld. Vielleicht sogar daran, dass er lebt. Was nicht abzustreiten wären, nicht wahr? Aber so schlecht, wie alle Ansgar hinstellen ist er nicht. Er mag seine Fehler haben, aber er hat niemals Linhard etwas angetan. Und ich glaube meinem Vater dass er ihn liebte. Nur kann man zwei Personen niemals gleich lieben. Und nur weil man jemanden liebt, heißt dass nicht, dass man einen Draht zu ihm haben muss. Mein Paps und ich sind eben halt auch... Freunde. Ja so würde ich es nennen. Wir beide lieben und beherrschen Magie. Und interessieren uns für die gleichen Dinge. Vielleicht hätte er sich auch für Linhards Dinge interessieren sollen, dass sollte man schon als Vater. Aber letztendlich saß ich dann immer zwischen den Stühlen. Lin ließ seine Wut ja an mir aus, da Paps mich mochte. Ausgesucht habe ich mir das nicht, aber ausgenutzt schon«, grinste Wolfi.


    Nathan
    »Jetzt müsst ihr beide euch jedenfalls nicht mehr zanken, wen Ansgar mehr lieb hat, denn Linhard hat ja jetzt einen eigenen Paps und der liebt nur ihn. Dann hat jeder seinen eigenen Vater. Also ich finde ja schon, dass, wenn man jemanden liebt, man, ähm, auch einen Draht zu demjenigen hat. Doch, so ist das. Sonst ist es keine richtige Liebe, sondern höchstens ein Mögen.«


    Anwolf
    »Da ist was Wahres dran Nathan, von der Seite aus habe ich es nie gesehen. Möglicherweise auch deshalb nicht, da ich nie der Benachteiligte war. Wer weiß ich wie empfunden hätte an Linhards Stelle, wenn unser Vater magielos wäre und Magiern lieber aus dem Weg ginge? Dann wäre ich vermutlich auch ziemlich geknickt oder einsam gewesen. Aber ich habe ihm oft genug die Hand gereicht und so versucht die beiden irgendwie zueinander zu führen. Geklappt hat es nicht. Naja wer hört schon gerne auf seinen kleinen Bruder? Keiner und sonst hatten wir auch keine Schnittpunkte. Er mag Waffen, Pferde und Nutten und ich Magie und Pferde. Das ist wohl das einzige was uns verbindet, Pferde und der Nachname. Aber das ist auch gleich, er hat Brandur ich habe Ansgar und letztendlich müssen die beiden das auch für sich selbst entscheiden, ob sie sich versöhnen möchten. Scheinbar wollten sie es in Brandurs letzten Atemzügen, ich war nicht dabei. Also ich spreche jetzt von Ansgar und Linhard. Sollen wir in eine Kneipe gehen?«, schlug Anwolf vor und zog seinen Umhang fester um sich.


    Nathan
    »Das tut mir sehr leid, dass Ihr überhaupt nicht zueinanderfinden könnt ... aber kann man sich nicht auch ohne Gemeinsamkeiten vertragen? Schaut mal, mein Fabs und ich sind auch ziemlich verschieden. Ich mag Spielsachen und liebe Menschen und schöne Musik. Fabs mag schöne Menschen und Menschen schönzumachen. Und komisches Essen, Bauernessen schmeckt ihm. Ich glaub, sonst mag er nichts. Aber wir lieben uns trotzdem sehr. Das geht, Herr Wolfi, das geht wirklich, wenn man nur will und sich auf das Gute in dem Menschen konzentriert und nicht auf die schlechten Dinge. Ihr denkt gerade nur an alles, was Euch trennt und was Euren Bruder nicht liebenswert macht. Aber er hat doch sicher auch gute Seiten. Denkt mal nach«, ermunterte ihn Nathan.


    Anwolf
    »Ja die hat er, wenn er nicht wütend war, war er fair und anständig zu mir. Er hat mich beschützt, mir das Reiten beigebracht, oder wie man mit einem Dolch kämpft. Und letztens, als wir uns trennten, nachdem wir von einem Familientreffen heimritten, da warnte er mich vor einer Person. Möglich dass ihm mehr an mir liegt, als ich weiß oder zugebe. Ich möchte ihn auch nicht tot sehen und ich sollte vielleicht aufhören darüber nachzudenken was früher war. Das machen eigentlich alte Leute. Wir sind hier, um das Früher zu vergessen. Aber das ist oft leichter gesagt als getan und scheinbar bin ich als der jüngste der älteste im Kopf jedenfalls. Gute Seiten hat jeder Nathan, sogar die schlechtesten, das letzte gute Viertel in einem oder so ähnlich. So nannte es Paps immer. Zumindest das sollte ich meinem Bruder zugestehen. Wenn wir miteinander auskamen und rumgeblödelt haben, fühlte ich mich bei ihm wohl. Vielleicht habe ich mich einfach für Paps mit verraten gefühlt. Ich weiß gar nicht was ich gefühlt habe, außer Hass auf alle Beteiligten«, sinnierte Wolfi und zündete sich eine neue Rauchstange an. »Du bist ein feiner Kerl, Du denkst nicht in solchen grausamen Bahnen. Und wir wollten es bewusst ablegen, nur schaffe ich es irgendwie nicht. Ich schaffe es gerade so, an Maghilia freundlich vorbei zu gehen. Dabei hatte ich oft überlegt, sie um Unterweisung in Magie zu bitten. Aber das wäre der falsche Weg... denke ich«, antwortete Wolfi freundlich.


    Nathan
    »Wollt Ihr Linhard mit Eurer Magie etwas antun?«, fragte Nathan erschrocken. »Bitte macht das nicht, er wird doch beschützt, magisch und von der Leibgarde und außerdem ist Prince Gregoire so glücklich mit ihm! Warum vertragt Ihr Euch denn nicht einfach, wenn Ihr keinen Streit mehr wollt? Ich verstehe das nicht, Herr Wolfi ... bitte zankt Euch nicht mehr. Soll ich mal nachsehen, ob Linhard noch wach ist? Wollen wir gemeinsam zu ihm gehen?«


    Anwolf
    »Ich möchte ihm nichts antun Nathan, ich wollte nur lernen mich im Notfall zu verteidigen. Weil das bei uns in der Familie innerhalb von Sekunden der Fall sein kann. Oder konnte. Und das jetzt alle so miteinander umgehen ist doch mehr als suspekt. Legt man so ein Verhalten von heute auf Morgen ab? Oder ist das ein gewaltig, perfider ausgefuchster Plan von Brandur und Linhard um uns dazu bringen ihnen zu vertrauen? Man lässt die Schutzwälle sinken und ist erledigt. Denn man wird damit geködert was man sich am meisten wünscht, eine intakte Familie. Das macht mir Kopfschmerzen und das bereitet mir schlaflose Nächte. Andere die genug Macht haben können abwarten. Ist der Frieden echt, freuen sie sich. Ist es eine Täuschung, nutzen sie ihre Magie zu ihrem Schutz. Wer wäre so dämlich und würde Maghilia oder Osmund angreifen? Er stirbt, daran gibt es nichts zu rütteln. Die Person ist tot, bevor sie es selbst weiß. Ihre Entscheidung einen der beiden anzugreifen ist ein selbst gefälltes Todesurteil. Lass Dich von den Alten nicht täuschen, sie sind nur so alt, weil sie überaus mächtig sind. Aber was bin ich? Man ich bin nichts besseres als eine mentale Buschtrommel die Nachrichten versendet ohne dabei zu plappern. Völlig sinnlos eigentlich. Ich hätte Nekromantie lernen sollen. Dann könnte ich mich wenigstens verteidigen. Ich kann höchstens wem Panik machen. Soweit nicht tödlich, es sei denn er springt von einer 30 Meter Klippe. Aber sonst? Läuft er vielleicht weg und ich muss ihn ein anderes mal bekämpfen. Aber weißt Du was? Ich mag nicht mehr kämpfen, grübeln, Angst haben oder mich sorgen. Manchmal wünschte ich, ich wäre allein in Naridien geblieben. Dann Nathan, dann hätte ich Frieden, denn die ganze bucklige Verwandtschaft ist ja hier! Warum sollte ich zu Linhard gehen? Sein Mann habe ich kennengelernt Gregor oder so. Scheint ein netter Kerl zu sein, hübsche Augenfarbe hat er«, schmunzelte Wolfi.


    Nathan
    »Na, um mit ihm zu reden«, jammerte Nathan. »Ich hatte gedacht, Ihr wollt Euch mit ihm versöhnen. Sonst müsst Ihr wohl wirklich zurück nach Naridien gehen, denn hier darf man sich nicht bekämpfen oder sogar totmachen. Und Nekromantie ist verboten! Geistmagie ist eine sehr edle Magie, die Himmelsaugen sind alles Geistmagier, die könnt Ihr fragen, die sagen genau das Gleiche.«


    Anwolf
    »Die Himmelsaugen sind Geistmagier?«, fragte Anwolf baff. »Ich dachte die sind Naturmagier oder so, wegen den Tieren. Ich bin Geistmagier, ich könnte ein Himmelsauge werden oder? Nathan Du missverstehst mich. Ich will niemanden umbringen, ich will nicht umgebracht werden! Ich bin 16 Jahre und ich würde gerne 17 Jahre werden und 18, 19, 20 und wie weit es noch laufen wird. Keine Ahnung, bis 80 wäre nett. Welche Magie beherrscht Gregor?«, fragte Wolfi und dachte über die Himmelsaugen nach und darüber sich einen Wellensittich anzuschaffen zum üben.


    Nathan
    »Ihr könntet auch ein Himmelsauge werden, also theoretisch, ja. Remy ist ein junges Himmelsauge, mit dem könntet Ihr Euch anfreunden, Linhard findet den auch sehr nett und die Prinzessin ebenfalls. Oder den alten, kauzigen Jules de Mireault, aber der ist wirklich sehr kauzig. Oder den noch viel älteren Maurice, den mag ich aber nicht so sehr, da er mein erstes Mal aus meinem Kopf herausgeholt und sich durchgelesen hat. Einfach so, ohne zu fragen und ohne Rücksicht zu nehmen. Auch wenn es ein Befehl war, er hätte höflicher sein können. Jedenfalls kann ich Euch einen Kontakt vermitteln, wenn Ihr das wünscht.«


    Anwolf
    »Nein einen unhöflichen und kauzigen Lehrer möchte ich nicht. Ich müsste vorher meinen Onkel fragen, ob ich das lernen dürfte. Aber es wäre doch bestimmt interessant oder? Vielleicht haben sie ja mal sowas wie Werbewochen, wo man sich dort mal erkundigen kann. Magie ist was persönliches ja, aber geheim muss sie nicht sein. Aber jeder sieht das natürlich anders. Das ist eines der Gebote, die man nicht verletzten darf. Sprich ein Gebot, an das man sich selbst bindet, wenn Du keinen Angriff beabsichtigst, hast Du vorher zu fragen ob Du in den Geist eines anderen eindringen darfst. Ich kann einfach so in Deinen Geist eindringen um mit Dir zu reden, oder um Dich auszulesen, so nennt man das was Maurice getan hat. Selbst wenn es ein Befehl war muss er Dir dabei ja nicht bewusst weh tun und er kann Dich vorwarnen. Pass auf so. Nathan ich greife auf Deinen Geist zu«, sagte Wolfi freundlich. `Huhu Nathan, es tut nicht weh, wenn man umsichtig ist, wie Du nun merkst´, übermittelte Wolfi.


    Nathan
    Nathan quiekte auf, zuckte zurück und schlug sich mit den Fäusten gegen den Kopf. »Nicht«, kreischte er. »Hilfe! Hilfe!« Chevalier Lilian fiel zu Boden. Die Schritte von Gardisten kamen aus der Ferne durch die Dunkelheit in ihre Richtung gerannt.


    Anwolf
    Wolfi sprang auf und streichelte Nathan. »Meine Güte beruhige Dich, es ist alles gut«, versuchte Anwolf Nathan zu beruhigen. Er hob die kleine Figur auf und legte sie auf die Parkbank. »Nathan schau mich an, ich habe Dir doch nicht wehgetan«, stöhnte Anwolf. Er war wirklich nicht gut darin andere zu beruhigen.


    Robere
    »Pfoten weg von ihm«, knurrte Robere und blickte den jungen Mann drohend an. Das war so typisch. Er war den ersten Tag wieder im Dienst und ausgerechnet Nathan musste während seiner Schicht in Not geraten. Wahrscheinlich hatte er sich an den Jungspund rangeschmissen und nun quiekte er rum, weil der ihm zu weit ging. Er dachte daran, was Archibald ihm angedroht hatte. Wenn Nathan etwas zustieß, wäre auch er dran.


    Anwolf
    Anwolf hob ganz langsam die Hände und schaute den Gardisten an. »Ich habe mich nur mit ihm unterhalten und da fing er an zu quiecken. Ich bin Anwolf von Hohenfelde, der Bruder von Linhard von Hohenfelde - also der Schwager von Prince Gregoire. Und ich habe dem Leibdiener von Dreux ganz sicher nichts getan! Man ich habe mit dem Kerl mein Brot geteilt, ihm Bier und Rauchstangen angeboten und nun so ein Aufriss, weil er Angst bekam als ich ihm zeigen wollte, wie man mental mit ihm redet. Aber bitte, gehen wir zu meinem Bruder«, sagte Wolfi und hätte sich am liebsten selbst in den Arsch gebissen, dass er Linhard als Ausrede benutzte. So wollte er sich fernhalten und jetzt ausgerechnet jetzt war es Lin der ihn aus der Scheiße holte, obwohl er gar nicht da war. Naja vielleicht sollte er das als Zeichen werten, dass sein großer Bruder tatsächlich sein großer Bruder war. Am liebsten hätte er Nathan fürs Quieken einen Tritt verpasst. Aber er war nur ein dämlicher Purie der sich vor einem Magier erschrocken hatte. Anwolf runzelte die Stirn und fragte sich, was wirklich daran war, an der Unterteilung, scheinbar doch eine Menge. Verwirrt musterte er Robere.


    Robere
    »Anwolf von Hohenfelde? Der Sohn von wem?«, wollte Robere wissen. Dann musterte er Nathan, der keuchend auf allen Vieren herumkroch und irgendetwas im Dreck suchte, fand, in seine Tasche steckte und sich wacklig wieder hinstellte. »Ja, das plötzliche Gejammer kennt man von dem Kleinen«, bestätigte Robere. »Man ist freundlich und zum Dank wird man von ihm in die größte Scheiße geritten. Vorsicht, Herr von Hohenfelde, sag ich nur.« Folgt uns, wir bringen Euch zu Eurem Bruder.«


    Anwolf
    »Geht vor zum Princen ich folge Euch«, sagte Wolfi zerknirscht zu den Gardisten. Das war ja super gelaufen. Zuerst lief alles gut, endlich konnte er mal mit wem reden, das Ende vom Lied, selbst hier war alles beim alten. Jeder hatte einen Dachschaden, scheinbar war er einfach überall fehl am Platz. »Danke für den schönen Abend Nathan, dass müssen wir zukünftig unbedingt vermeiden«, fauchte Wolfi und stampfte den Gardisten stinksauer hinterher.


    Robere
    »Wer war noch gleich Euer Vater?«, hakte Robere im Gehen nach. »Seine Hoheit hatte von ihm erzählt, aber mir ist sein Name entfallen.«


    Anwolf
    »Mein Vater ist Chevalier Ansgar Durand de Chouinard, ehemals vor der Einbürgerung Freiherr von Hohenfelde. Nun oft wird seine Hoheit nicht von seinem leiblichen Vater gesprochen haben, falls Ihr seinen Adoptivvater meint, dass ist Marquis Brandur von Hohenfelde, gebürtig Freiherr von Hohenfelde, ich weiß nicht von wem mein Bruder gesprochen hat, drum benenne ich Euch beide. Ich kann Euch wirklich nicht sagen, warum er auf einmal so losgequiekt hat. Er erzählte mir, dass ein Magier ihm wehgetan hatte und ich wollte ihm nur beweisen, dass mentaler Kontakt nicht schmerzt. Aber scheinbar ist er da was überempfindlich oder ängstlich, wenn sich jemand in seine Gedanken schiebt. Schmerzen hatte er jedenfalls keine, höchstens einen Schrecken bekommen, dass versichere ich Euch. Vielleicht könntet Ihr mich vor meinem Bruder nicht ganz so blöde dastehen lassen? Das wäre nett«, bat Wolfi.


    Robere
    Robere prägte sich den Namen genau ein. Chevalier Ansgar Durand de Chouinard war der Name des Mörder seines Vaters. Damit ließ sich arbeiten. Das reichte vorerst an Information, Robere machte nicht den Fehler, nun noch weiter nachzubohren, wo Ansgar wohnte. Stattdessen nickte er freundlich. »Von Eurem leiblichen Vater sprach er. Ich werde Euren Bruder darüber informieren, dass der Kleine wie so oft wegen nichts herumgequiekt hat, sonst landet ihr am Ende auf dem Richtplatz wie seine vorherigen Opfer.«
    Nathan wimmerte leise, aber traute sich nicht, sich zu wehren, weil Etienne ihn hasserfüllt anstarrte. Robere und sein Kamerad brachten die beiden zu Linhards und Gregoires Gemächern. Robere klopfte kräftig.


    Gaston
    Es dauerte eine Weile, aber dann öffnete ihnen ein Gaston in Nachthemd, mit Schlafmütze, in Puschen und einer Nachtkerze in der Hand verschlafen die Türe. »Guten Abend die Herren, womit kann ich Ihnen zur so später Stunde behilflich sein?«, hakte er höflich nach und blinzelte um wach zu werden.


    Robere
    »Linhard von Hohenfelde wünscht seinen Bruder zu sprechen«, erklärte Robere im Kommandoton.


    Gaston
    »Davon hat mir der gute Herr gar nichts gesagt, aber wenn Ihr dies sagt, einen Moment bitte«, bat Gaston und schloss lautlos die Tür. Es dauerte eine Weile, dann öffnete er sie wieder. »Der werte Herr hat seinen Bruder nicht bestellt, er möge trotzdem bitte eintreten. Also bitte tetet ein«, bat Gaston und gab den Weg frei. Er zündete die Kerzen überall wieder an und bließ dass Nachtlicht aus.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard hockte zerknittert auf dem Sofa und musterte seinen Bruder und die Gardisten. »Wolfi, was gibt es zu so später Stunde? Was ist los? Ist was passiert?«, fragte Lin besorgt.


    Robere
    »Ich muss vorher auf Wunsch Eures Bruder etwas klarstellen, damit es nicht zu Missverständnissen kommt«, mischte Robere sich ein. »Was auch immer der Kleine da gleich behauptet, Euer Bruder hat zwei Zeugen, dass er den Leibdiener nicht unsittlich berührt hat!«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard schaute Wolfi schlagartig mit Kuhaugen an. »In Ordnung... also was immer Du getan hast Wolfi, scheint Nathan wohl völlig falsch verstanden zu haben, wie es mir scheint. Was war denn los?«, fragte Lin verdattert.


    Anwolf
    »Los? Ich sage Dir was los war! Diese Plage von einem undankbaren Leibdiener, fraß die Hälfte meines Brotes und wir haben uns total nett unterhalten. Dann erzählte er mir ich soll mich mit Dir versöhnen und so eine Scheiße und dann dass ich ein Himmelsauge werden könnte. Und dass ja auch dieser Maurice, wer immer der Saftarsch ist, eines wäre. Der hätte ihm im Hirn herumgepuhlt und da hatte er Schmerzen. Dass nicht jeder Magier so ist, habe ich behauptet. Jaja ich weiß was Du von Magiern hälst, wie Opa, aber sparen wir uns das JA?!? Ich habe also diesem widerlichen verlogenen Leibdiener nur beweisen wollen, dass wir auch Menschen sind und grüßte ihn.... tatataaaaaaaaaa MENTAL!!!! Ich war also mit keinem Körperteil in diesem Leibdiener, dass das klar ist. Sondern »nur« lieber Linhard mit meinen Gedanken! Und da fing er an wie ein Schwein zu quieken, dabei habe ich ihm überhaupt nicht wehgetan, er hat sich bestenfalls erschrocken. Also lande ich nun dafür auf dem Block?«, fauchte Wolfi.


    Nathan
    »Ich will zu meinem Herrn«, jammerte Nathan unter Tränen. Er versuchte, in einem Bogen um die Leibgardisten herumzugehen, um zu flüchten, während er angstvolle Blicke über seine Schulter nach hinten warf.


    Linhard von Hohenfelde
    »Langsam, bleib hier, Dir passiert nichts Nathan. Und Du komm ein bisschen runter Wolfi. Ich denke tatsächlich, dass Du Nathan nur erschrocken hast. Aber nicht jeder kommt auf sowas klar und nicht jeder ist es wie unsere Familie gewöhnt, ständig nur mental zu reden. Du magst zwar Zuhause so mit Dave reden oder mit Marcella und für Euch ist das normal, aber für Puries ist es das nicht. Und wer das erste Mal eine fremde Präsenz im Kopf spürt, die dann auch noch redet, bekommt nunmal leicht Panik. Hast Du Nathan um Erlaubnis gefragt? Falls nicht, musst Du Dich nicht wundern, dass er Panik bekommt. Zweitens rede in einem anderen Ton über den Leibdiener des Duc und rede in einem anderen Ton mit mir Anwolf. Du bist scheinbar hier, damit ich Dich aus Deiner Misere rette, also solltest Du auch dementsprechend mit mir reden und mich nicht ankeifen. Ich kann nichts für Dein Fehlverhalten, vielleicht solltest Du Deine Gedankenfäden oder Streben oder wie Ihr dies nennt, einfach mal bei Dir belassen. Nicht jeder steht darauf, dass man einfach seine Gedanken liest. Maurice der Saftarsch ist der Bruder von Massimo, also ein entfernter Verwandter von Dir und ein Comte - es wäre schön, wenn Du Deinem Stand entsprechend agieren, reagieren und kommunizieren würdest. Auf dem Block landest Du dafür nicht, aber ich könnte Dir eine andere Strafe aufbrummen. Worauf ich verzichte, da ich Dich kenne und weiß, dass Du es nicht böse gemeint hast. Das Thema dass wir uns versöhnen wollen, kann ja so schlecht nicht sein. Nathan weiß nicht, dass wir verstritten sind, also wirst Du ihm davon erzählt haben. Und da Nathan einer der friedlichsten Personen ist, die ich kenne, war das wohl ein gut gemeinter Rat und kein Angriff. Wir hatten doch auch vor uns auszusöhnen und mit Vater zu sprechen. Was ist los mit Dir, sage mal? Zudem möchte ich von Dir hören, was passiert ist Nathan. Erzähle es mir bitte«, bat Linhard die beiden.


    Nathan
    »I...ich...ich...« Zitternd blickte Nathan zwischen Robere und Anwolf hin und her. Wenn er jetzt was Falsches sagte, würde Wolfi das selbe Schicksal widerfahren wie dem Leibgardisten und seinem ehemaligen Palaisin. Er gab sich große Mühe, sich zusammenzureißen und nahm Chevalier Lilian in die Hand, damit er ihn beschützte. Der kleine Kerl war voller Erde und er putzte ihn leise vor sich hinweinend sauber. »Ich hab es nur gut gemeint, ich wollte nicht ... ich wollte auch Robere nicht ... ich wollte niemandem etwas Böses. Ich hab mich nur erschrocken gehabt, weil, weil, weil Maurice damals auch in meinem Kopf ... und dann wurde ich verschenkt! Bitte lasst mich zu meinem Herrn gehen!«


    Linhard von Hohenfelde
    »Dir passiert nichts Nathan, Du wirst nicht bestraft und auch nicht verschenkt. Dreux weiß nicht was passiert ist und Du hast nichts falsches getan. Setz Dich erst einmal hin und beruhige Dich. Oder geh rüber ins Schlafzimmer und rede kurz mit Greg, er ist liegen geblieben und liest noch. Gesell Dich so lange zu ihm«, sagte Linhard und musterte seinen Bruder.


    Nathan
    Dankbar flüchtete Nathan ins Schlafzimmer und kroch zu Gregoire unter die Bettdecke, wo er sich erst einmal ausweinte.


    Anwolf
    Wolfi schaute kurz die Gardisten und dann Nathan an. »Es tut mir leid, dass ich mich im Ton vergriffen habe, aber ich wollte ihm wirklich nicht wehtun. Wir haben nur geredet. Gut, ich habe ihn nicht um Erlaubnis gefragt ob ich in seine Gedanken eindringen darf und er hatte mir gesagt, dass er der Leibdiener des Duc ist. Vermutlich haben wir beide falsch reagiert. Ich habe nur mit ihm reden wollen, mehr nicht. Mit mir ist gar nichts los, ich fühle mich nur zu unrecht für etwas beschuldigt. Ich habe ihn nicht angegriffen und es tut mir leid, dass Du nun dafür herhalten musst, aber ich kann ja sonst kaum meine Identität beweisen. Jedenfalls nicht sofort, mit Dir ging das schon. Falls Du mir eine Strafe aufbrummen möchtest, dann bitte. Dann ist es so«, antwortete Wolfi.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Gregoire nahm Nathan in den Arm und legte sein Buch auf den Knien ab, so dass er weiterlesen konnte. »Was war denn da draußen los? Und warum weinst Du? Du musst nicht weinen hm? Bleib einfach hier, Linhard klärt dass«, sagte Verrill freundlich und drückte Nathan.


    Nathan
    Nathan schmiegte sich dankbar an Gregoire an. »Ich hatte mich erschrocken, weil Anwolf plötzlich in meinem Kopf drin war mit seiner Geistmagie. Das hat mich daran erinnert, als ich verschenkt wurde«, erklärte er unter Schluchzen. »Ich dachte, er findet da wieder irgendeinen Grund, warum man mir wehtun kann und nun sind plötzlich alle böse auf mich und Robere ist auf Anwolfs Seite!« Schutzsuchend kroch er etwas tiefer unter die Decke, wo er darauf wartete, dass es vorbei war und er wieder zu seinem Herrn oder seinem Fabs konnte.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht vor Dich bestrafen zu lassen Wolfi, was soll das? Es ist nichts los? Nun wer es glaubt, aber nur sprechenden Menschen kann geholfen werden und wenn Du nicht mit mir darüber sprechen möchtest, lassen wir es. Mehr als anbieten kann ich es nicht, hinterher laufen werde ich Dir ganz sicher nicht. Ich war und bin immer bereit Dir zu helfen, aber da daran von Deiner Seite aus kein Interesse besteht, darfst Du jetzt gehen Anwolf«, sagte Linhard schlicht.


    Anwolf von Hohenfelde
    Anwolf musterte seinen Bruder, nickte knapp und verbeugte sich. »Habt Dank Hoheit, ich danke für die Entlassung, gehabt Euch wohl«, antwortete Wolfi und schob sich an den Gardisten vorbei. Müde rieb er sich über das Gesicht, als er sich auf den Rückweg machte.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard musterte die beiden Gardisten. »Damit wäre dies geklärt, ich danke für die Aufklärung und gute Nacht«, sagte Lin zu den beiden. »Gaston wir möchten uns erneut zu Bett begeben, schließt bitte hinter den Gardisten die Tür«, wies Linhard den Leibdiener an und kehrte ins Schlafzimmer zurück.


    Gaston
    Gaston nickte freundlich und deutete höflich an, dass die beiden bitte die Gemächer verlassen sollten. »Werte Herren, wie mein Herr bereits sagte, Danken wir Euch für Eure Dienste. Ich darf Sie nun bitten zu gehen, es ist sehr spät«, bat Gaston freundlich.


    Robere
    »Die sollten mit dem pinken Kerl vorsichtig sein«, murmelte Robere mit einem Blick in Richtung der Schlafzimmertür. Dann verließ er mit Etienne das Gemach und sie nahmen ihre Runde wieder auf.


    Gaston
    Gaston kratzte sich nachdenklich am Kopf und schielte Richtung Schlafzimmer. Er wusste nicht was der Gardist meinte, aber irgendwie machte ihm das Gesagte etwas Angst. Er schloss die Tür, löschte die Lichter und zündete das eigene Nachtlicht wieder an. So ging er zurück in seine Kammer und ließ die Tür einen Spaltbreit auf. Vorsorglich legte er den Wäscheklopfer bereit, falls doch etwas geschehen sollte und er seinen Herrn beschützen musste. Er zog sich die Mütze etwas aus den Augen und lauschte was sich drüben im Schlafzimmer abspielte.


    Anwolf
    Linhard gesellte sich wieder zu Verrill ins Bett und staunte über Nathan, der sich einfach dazu gelegt hatte. Lin legte sich ebenfalls dazu, so dass Nathan in der Mitte lag. »Wolfi war mal wieder stinksauer, dabei habe ich ihm diesmal keinen Grund geliefert. Ich muss mal die Tage mit ihm reden. Keine Ahnung was er hat, aber irgendwas nimmt er sich wieder zu Herzen. Letztens auf der Hochzeitsfeier haben wir noch ganz nett miteinander geredet. Vermutlich weil Du dabei warst und Marcella. Mit mir alleine kommt er nicht klar. Oder er hat was anderes, ich weiß es nicht. Liest Du noch lange?«, fragte Lin und kraulte Verrill. »Vielleicht erwartet er einfach, dass Du den ersten Schritt machst als sein großer Bruder. Er ist Dir nach Souvagne gefolgt, er wie alle anderen. Aber Du hast keinen Deiner Verwandten zu Deiner Hochzeit eingeladen Lin. Nicht mal ihn. Was soll er da denken? Er folgte Deinem Aufruf, er ist hier, er wartet. Worauf, dass kann ich Dir nicht sagen, aber nur vermuten. Auf der Hochzeit war er höflich, weil er zu mir und Marcella höflich war, richtig. Und seine Glückwünsche waren aufrichtig. Ich vermute er fühlt sich vor den Kopf gestoßen und weiß nicht woran er ist. Er wohnt doch bei seinem Onkel und dort wird er sich zugehörig fühlen. Aber Du hast die Familie als Obehaupt hierher geführt. Also verhalte Dich auch wie ein Oberhaupt. Das mindeste wäre doch ihm zu sagen, dass Du froh bist, dass er hier ist. Dass Du ihn gerne hast, dass er Dein kleiner Bruder ist. Dass Du den Zwist beendet hast und es so bleiben wird. Er wartet auf eine Antwort, obwohl er die Frage nicht gestellt hat. Du hast doch ebenso Jahre lang auf die Antwort von Deinem Vater gewartet, er war das Oberhaupt und sagte nichts. Er ließ Dich am ausgestreckten Arm verhungern. Das gleiche machst Du gerade. Ich lese mein Kapitel noch zuende. Das wäre übrigens so, als würde unser Vater nicht mit uns sprechen. Das geht so nicht. Das Familienoberhaupt erteilt nicht nur Kommandos, es hält die Familie zusammen, schlichtet Streit und versöhnt. Es tritt keine Streits los Lin. Dein Bruder war hier, er hätte auch zu seinem Onkel oder sonst wem gehen können, oder zu einem der Stabler, die hätten auch sagen können - ja das ist der Anwolf der Bruder von Linhard, oder zum Hofmarschall, er weiß das schließlich auch. Also sei nicht so. Dein Bruder ist noch jung und er ist gerade in einer Phase wo er nicht weiß wo ihm der Kopf steht. Er hat seinen Halt verloren und er sucht neuen. Da kannst Du ihm nicht an den Kopf knallen, man kann nur dem helfen, der sich helfen lassen will. Schon mal was von Stolz gehört? Manche fragen niemals nach Hilfe. Die lässt Du dann zum Beispiel verhungern? Also, Du redest nicht irgendwann sondern morgen mit ihm. So geht das nicht, dass ist doch Scheiße, mal Klartext gesprochen. Ihr könntet es gut haben, Ihr beide gemeinsam. Dass siehst Du ja an uns. Klar zanken wir uns auch manchmal, aber irgendwann muss auch mal gut sein. Blut ist dicker als Wasser Linhard, merk Dir das und er gehört zur Familie. Wenn Du das nicht hinbekommst, werde ich es tun«, erklärte Verrill und las weiter. »Du hast Recht, Brandur würde Dir zustimmen«, flüsterte Lin Verrill ins Ohr. »Vermutlich würde er das... ja«, schmunzelte Verrill und schob Linhard weg. »Was ist mit Dir Nathan, möchtest Du hier bleiben? Oder soll ich Dich zurück zu Dreux bringen?«, fragte Greg.


    Nathan
    Nathan hatte sich noch immer an Gregoire angekuschelt. Dass Linhard auf der anderen Seite lag, gefiel ihm eigentlich, weil er sich so zwischen zwei lieben Menschen liegend geborgen fühlen konnte, aber ihm gefiel nicht, über was für schlimme Themen sie über seinen Kopf hinweg redeten. Er begann sich vor dieser Familie zu fürchten. Und Linhard war einer von ihnen. »Vielen, vielen Dank für das Angebot, Hoheit, aber mein Herr braucht mich«, erklärte Nathan.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verrill musterte Nathan und spürte wie er zitterte. »Du musst Dich nicht fürchten, ich verstehe Deine Bedenken Nathan, aber die gleiche Angst die Du jetzt hast, hatte Linhard. Seine Familie war früher eine sehr grausame Familie. Brandur und er litten selbst darunter. Sie beide haben gekämpft, damit sie in Frieden leben können. Miteinander. Und sie sind hierher gezogen um es hier besser zu machen. Das so etwas nicht immer glatt und reibungslos läuft ist klar. Aber dafür gibt es ja uns, die zur Not vermitteln können. Und wenn ich das nicht hinbekomme, dass mein Vater garantiert. Anwolf habe ich im Guten kennengelernt. Er ist keine Ahnung wie alt? 15 oder 16 Jahre, er ist ein Jugendlicher in der Pubertät, der sich die Hörner abstößt, ab und an aggressiv wird oder seinen moralischen bekommt. Das er ein Magier ist, macht es vielleicht ein wenig komplizierter, aber deshalb ist er kein Aussätziger hm? Im Gegenteil, er ist doch ein Geistmagier. Was hat er da von den Himmelsaugen gefaucht? Er könnte tatsächlich eines werden, aber dass kann man ihm ja einmal in Ruhe sagen. Oder vielleicht könnte das auch Ciel, von Magier zu Magier. Jedenfalls ist er aller Wahrscheinlichkeit nach verletzt und verwirrt. Wenn er sich doch vorher mit Dir nett unterhalten hat. So wie Lin und er sich gerade gefetzt haben, klang das so wie wenn ich mich mit Ciel fetze. Man packt alles auf den Tisch, egal wie unlogisch, Hauptsache man gewinnt«, grinste Verrill und boxte Lin.


    Nathan
    »Er sagte, ich hätte sein Brot weggefressen - ich war schon lange satt, er hatte es angeboten und ich habe es angenommen, weil ich vorher schon seine Rauchstangen und sein Bier abgelehnt hatte. Ich wollte ihm nichts wegfressen! Da fällt mir was ein! Moment, Herren!« Nathan wühlte sich aus der Bettdecke, eilte los und kurz darauf musste der arme Gaston ihn schon wieder reinlassen. Nathan hatte Archibalds Schwert dabei. Er trug es zu Linhard ans Bett und überreichte es ihm ungeschickt. »Mein Archi ist auf eine Reise gegangen«, sagte er betrübt. »Und er hat Euren Kasimir mitgenommen. Und ihr sollt hierauf aufpassen, bis er wieder da ist.«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard nahm das Schwert entgegen, als er sah dass es das Jian war, musste er schlucken. Er wusste wieviel Archibald diese Klinge bedeutete. Und er wusste ebenso, was diese Klinge schon vollbrracht hatte. Er zog vorsichtig das Schwert blank und musterte die eingravierten Runen, die im Moment farblos erschienen, da sie nicht aktiv waren. Er hatte sie schon aufflammen sehen, aber er wusste nicht was sie bedeuteten oder welche Macht ihnen inne wohnte. »Danke ich werde gut auf das Schwert aufpassen, es hat einen sehr hohen Wert für Archibald. Und es zeigt mir, das er mir vertraut, dabei vertraut er kaum jemandem. Ich werde es hüten. Nun da werde ich mir wirklich einen neuen Leibdiener suchen müssen, wenn er Kasimir mit auf die Reise genommen hat. Hat er gesagt wo er hingegangen ist? Arch sollte sich abgewöhnen, ständig alles in Eigenregie zu übernehmen. Dunwin fand das vielleicht witzig oder in Ordnung, aber mir gefällt es nicht, dass er weg ist. Lass das bloß nicht Brandur hören. Er mag ihn nicht und er hat bis zu einem gewissen Grad sogar Recht damit. Archibald ist ein gefährlicher Mann, aber er hat auch eine andere Seite. Eine gute, witzige und fürsorgliche Seite. Das glaubt mir und Opa bloß niemand«, flüsterte Linhard. »Könnte daran liegen, dass Ihr gerne seht, was Ihr sehen wollt Schatz«, grinte Greg. »Ja das kann schon sein, aber Nathan kennt ihn auch anders, stimmt Nathan?«, sagte Lin.


    Nathan
    »Er sagte, ich hätte sein Brot weggefressen - ich war schon lange satt, er hatte es angeboten und ich habe es angenommen, weil ich vorher schon seine Rauchstangen und sein Bier abgelehnt hatte. Ich wollte ihm nichts wegfressen! Da fällt mir was ein! Moment, Herren!« Nathan wühlte sich aus der Bettdecke, eilte los und kurz darauf musste der arme Gaston ihn schon wieder reinlassen. Nathan hatte Archibalds Schwert dabei. Er trug es zu Linhard ans Bett und überreichte es ihm ungeschickt. »Mein Archi ist auf eine Reise gegangen«, sagte er betrübt. »Und er hat Euren Kasimir mitgenommen. Und ihr sollt hierauf aufpassen, bis er wieder da ist.«


    Nathan
    »Als Schwertmeister muss er gefährlich sein«, erklärte Nathan. »Archibald ist aber eigentlich ein sehr lieber Mann, ich mag ihn sehr. Er hat mir Chevalier Lilian geschnitzt, unter anderem.« Er zeigte das Figürchen, an dem immer noch Erde klebte. »Oh und ich weiß nicht, wo er hingeflogen ist, Verzeihung, Herr.«


    Linhard von Hohenfelde
    »Das hat er Dir geschnitzt? Nun dann mag er Dich wirklich sehr. Ich vertraue Dir ein Geheimnis an Nathan, aber Du musst es für Dich behalten, damit Du ihn etwas besser verstehst. Verrill kennt es auch. Wir haben einst meinen Uropa beschworen, dass klingt vielleicht. Naja jedenfalls hat Alastair, so hieß er, uns verraten, dass Archibald nicht nur der Freund von meinem Opa Dunwin war und nicht nur der Wahlbruder, sondern dass er tatsächlich der Bruder von Dunwin ist. Der Halbbruder um genau zu sein. Dunwin, Brandur und Kunwolf sind Alastairs Söhne von Mechthilt - eine geborene von Wigberg. Und Archibald ist der Sohn von Alastair mit Rigmor von Dornburg. Das war die Geliebte von Alastair. Also ist er wie Brandur und Kunwolf einer meiner Großonkel, da Dunwin mein Opa ist. Er ist der Onkel von meinem Vater. Stell Dir das mal vor. Drum weiß ich um seine Gefährlichkeit, aber irgendwie kann ich ihn nicht wegschicken. Ich möchte einfach alle unter einem Hut bekommen. Das wird nicht gehen ohne Sicherheitsabstand, aber ich versuche es irgendwie. Ich weiß nur nicht wie«, grübelte Linhard und betrachtete die kleine Schnitzfigur. »Sowas kann er sehr gut, sein altes Haus war voll davon«, sagte Lin und reichte sie Nathan zurück. »Du solltest auf Deinen Vater hören, nicht alles ist vereinbar. In dem Fall sollte es Archibald wollen und sich helfen lassen. Ich wäre da vorsichtig, Ihr beide bitte«, bat Verrill.


    Nathan
    Nathan schwirrte der Kopf von den ganzen Verwandtschaftsverhältnissen. So was konnte sich doch niemand merken! Zum Glück hatte er nur einen Papa, den er sich merken musste. »Man muss mit Archibald einfach freundlich reden, er ist sehr verständnisvoll«, versicherte Nathan. »Danke, dass Ihr mich vor Anwolf und Robere beschützt habt. Ich glaube, Robere und Anwolf verstehen sich gut, oder sie mögen mich einfach beide nicht und das verbindet sie. Robere hat ganz freundlich mit Anwolf geplaudert, mit mir wollte er fast überhaupt nicht reden, damals, als ich ihn noch liebhatte. Na ja, eigentlich hab ich ihn immer noch lieb. Ich muss jetzt zu meinem Herrn gehen. Ich wünsche Euch beiden noch eine angenehme Nachtruhe, liebe Hoheiten.« Nathan stand auf, deckte die beiden ordentlich zu und ging dann zu seinem Herrn. Dort guckte er nach, ob Dreaux schon schlief.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux saß im Bett und schaute auf als Nathan herein kam. »Da bist Du ja endlich, ich hatte mir schon Sorgen gemacht. Du siehst aus, als hättest Du geweint. Ich hoffe es ist nichts Schlimmes passiert Nathan? Geh Dich frisch und bettfertig machen und dann leg Dich zu mir. Na los, mach hin. Wenn es etwas Schlimmes war, erzähle es mir beim Fertigmachen, ich höre Dir zu«, sagte Dreux freundlich und rutschte schon mal ein Stück zur Seite.


    Nathan
    »Ich hab auch geweint, weil ich mich erschrocken hatte«, erklärte Nathan und zog sich aus, wusch sich und plauderte vom Nebenraum aus weiter. »Weil ein Geistmagier in meinem Kopf drin war. Das letzte Mal, als das passierte, wurde ich danach verschenkt! Weil er was gelesen hatte, was meinem Herrn nicht gefiel. Aber ich will nicht verschenkt werden.« Er zog sein rosa Nachthemd über, nahm seinen Minifabs und tapste barfuß zu Dreaux, wo er zu ihm unter die Decke kroch und sich der Länge nach an ihn anschmiegte. »Und Robere war auch dabei. Er war ganz lieb, aber man hat gemerkt, dass er immer noch böse auf mich ist. Das macht mich traurig, ich wollte das alles doch gar nicht. Und Archi und Edo sind auch weg und mein Fabs muss arbeiten. Aber jetzt ist alles wieder gut. Jetzt bin ich bei Euch.« Er drückte den Minifabs an seine Flanke und schloss glücklich die Augen.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux umarmte Nathan, drückte ihn fest an sich und legte seinen Kopf auf den von Nathan ab. »Morgen früh erzählst Du mir alles in Ruhe und ich kläre die Sache für Dich. Das hört sich ehr danach an, als ob etwas schief ging Nathan. Und das Robere sich anständig verhielt ist doch ein gutes Zeichen. Er muss Dich nicht mögen, aber er muss Dich respektieren. Notfalls sorge ich dafür. Aber jetzt schlaf erstmal, erhole Dich und morgen früh sieht die Welt schon anders aus, wir frühstücken schön zusammen und dann reden wir in Ruhe mit dem Magier. Ich verschenke Dich nicht Nathan, ich bin sehr froh dass ich Dich habe. Gleichgültig was wer liest, Du bleibst bei mir, das steht fest. Jetzt schlaf schön und träum was Süßes, am besten von Deinen Fabs. Morgen früh gibt es dann Lachsbrötchen, Du magst ja Fisch so gerne. Jetzt schläfst Du und hast keine Angst mehr, denn ich bin hier. Schlaf gut mein Bester«, sagte Dreux und mummelte Nathan mit sich ein.