Stürmische See
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Kapitäns-Kajüte auf der Choucas - Hafen Cantillion
Silvano de Mancini
Als Boldi eintrat begrüßte ihn Silvano mit einem breiten Lächeln und wie üblich schräg gelegtem Kopf. Im Gegensatz zu sonst, trug der Chevalier die Haare heute offen, so dass sie ihm über die Schultern fielen. Allerdings waren sie weiß gepudert, soviel Maske musste wohl doch für die Haare sein. Den gewaltigen Tisch, den Boldi gestern wie ein Spielzeug durch die Kajüte geschleudert hatte, stand wieder an Ort und stelle und das Choas, dass sie gemeinsam angerichtet hatten, war beseitigt worden. Der Blick mit dem Vano Boldi bedachte sprach Bände, allerdings nur gute. "Schön Dich wiederzusehen. Mach es Dir gemütlich", sagte Vano freundlich und deutete Boldi an, sich ihm am Schreibtisch gegenüber zu setzen. "Möchtest Du etwas Essen?", bot Vano gut gelaunt an und kraulte seinen schwarzen Pudel.
Boldiszàr
Bevor er sich auf den zugewiesenen Platz setzte, packte er Silvanos Unterkiefer, ohne Rücksicht auf die dicke weiße Schicht von Schminke zu nehmen und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. Es gab nicht gerade viele, die Lust verspürten, Boldiszàr auf den Mund zu küssen, aber bei Silvano hatte er gestern das Gefühl gehabt, dass er das Spiel ihrer Lippen genau so genossen hatte wie er Boldiszàr. Erst nach einer langen und genüsslichen Begrüßung ließ der Gardist sich schwer in seinen Stuhl fallen. »Das Essen nehme ich gern an. Die offenen Haare stehen dir, lass die Perücke weg, die ist zu warm. Dein natürliches Haar sieht besser aus und erspart dir einen qualmenden Schädel.« Er blinzelte langsam. »Ich bin noch mal in mich gegangen. Ich war gestern vielleicht etwas überschwänglich. Ich merke, dass ich es schon wieder bin und Euch auch noch duze. Hm, eigentlich wollte ich mich entschuldigen.«
Silvano de Mancini
"Danke für das Kompliment Boldi. Deine überschwängliche Art hat mir gefallen und ich habe mich gerne gefügt. Wofür möchtest Du Dich entschuldigen? Für die Stoffschicht zwischen uns? Geschenkt, ich wäre allein nicht einmal bis dahin gekommen. Wir waren beim Du und wir bleiben beim Du. Und ich gebe freimütig zu, dass ich mich gewaltig freue Dich wiederzusehen. Unser Treffen war besonders, oder vielmehr Du bist es. Du hast Mut Boldi, ich habe mich so manchem Gegner gestellt und mich getraut ihm ins Gesicht zu sehen. Aber mir selbst, sehe ich selten ins Gesicht, nicht einmal dann wenn ich mich schminke. Jedenfalls nicht für die Grundierung, danach erst schaue ich mich an. Oder wenn ich wirklich einen ausgeglichenen guten Tag hatte. So einen fantastischen Tag wie gestern hatte ich seit Ewigkeiten nicht mehr. Solche Zeiten liegen weit vor meinem Unfall zurück, von daher entschuldige Dich nicht für so ein Geschenk. Gestern Abend habe ich mich sehenden Auges vor dem Spiegel rasiert und nicht nach Gefühl. Du weißt was das bedeutet. Möchtest Du über Nacht, sagen wir mal an Bord bleiben?", bot Silvano an und läutete nach einem der Seeleute.
Boldiszàr
»An Bord bleiben? Es wäre mir eine Ehre. Ich habe mir, hm, vorsorglich zwei Tage Urlaub genommen. Etienne übernimmt die Unitè B in dieser Zeit. Ich wollte eigentlich keinen freien Tag nehmen, bis Robby wieder wohlbehalten zu Hause ist, aber, hm, es kam etwas dazwischen.« Er grinste sein einseitiges Grinsen. »Das Vergnügen war ganz meinerseits. Es ist selten, dass ich mich dabei so frei gefühlt habe. Ich trage zwar keine Schminke, aber eine Maske, die unsichtbar ist. Sie heißt Ignoranz und sie gilt der gesamten verdammten Welt, von meiner kleinen Insel bei der Leibgarde abgesehen. Gestern hast du sie mir abgenommen. Als ich dir deine Maske nehmen durfte, fiel auch die meine. Wir beide waren einfach nur wir und nicht die Verlierer dieses ganzen verlogenen Spiels von gutem Aussehen. Ich weiß, dass es Tage gibt, wo man so was nicht hören will, aber ich werde nicht ewig hier sein, drum sag ich es dir, bevor ich wieder abreisen muss: Du siehst richtig scharf aus. Nenn mich verdreht, aber ich glaube, du hast vorher ganz schön langweilig ausgesehen. Ich hätte dich gesehen, hübsch gefunden, vielleicht noch mal auf deinen Arsch geschaut und dich dann wieder vergessen. Den gestrigen Abend vergesse ich bestimmt nicht und den Vano, den ich kennenlernen durfte, behalte ich für immer im Herzen.«
Silvano de Mancini
Mancini zog seine Augenbraue hoch und dabei kräuselte sich sein Nasenrücken, da er ein Grinsen unterdrückte. "Ich hatte schon befürchtet heute machst Du den Rückzieher. Zwei Tage, 48 Stunden, wir liegen im Hafen, wir haben soweit nichts zu tun, also eine lange Zeit... eine gewaltig lange Zeit. Ich werde mir ebenso zwei Tage frei nehmen und die Geschäfte an den ersten Offizier abgeben. Wir können hier bleiben in unserem kleinen Nest oder wir können was unternehmen. Ich richte mich nach Dir. Wir haben uns gegenseitig demaskiert, weil es niemand anderes konnte Boldi. Das verlogene Spiel vom guten Aussehen ist eine Maskerade um die wahren Gedanken zu verstecken. Jedenfalls ist das meine Vermutung. Was wirst Du nach den zwei Tagen tun? Ich bereite etwas sehr wichtiges vor, bezogen auf unsere Patrouille", erklärte Vano und schwieg urplötzlich. "Was langweilige ich Dich mit Geschäften, dafür bist Du nicht hergekommen nicht wahr? Und ich habe sicher nicht nachts wachgelegen und gehofft Du kommst wieder, damit ich Dir von unserer Arbeit erzählen kann. Was ich Dir sagen wollte ist, ich hoffe es war kein einmaliges Erlebnis. Gut das mit dem Tisch schon. Ich muss zugeben mir ging der Arsch auf Grundeis, zeitgleich fand ich es scharf. Und Du bleibst ebenfalls in meinem Herzen und meinem Hirn. Aber gestern warst Du auch noch woanders, da hätte ich Dich gerne wieder. Ich verstehe was Du bezüglich der Schminke meinst, es gibt dazu einen Spruch bezogen auf Parfüm, aber er ist genauso unsinnig wie die Tarnung mit der Maske, weil es auf all das im Endeffekt gar nicht ankommt. Bleib... bitte", bat Silvano inständig. Es klopfte kurz und nach einem "Herrein" von Silvano wurde Boldi eine Portion Essen hingestellt. Es war ein Eintopf, der mehr Fleisch als Gemüse enthielt und er duftete köstlich. Mit knappen Nicken verließ der Seemann wieder die Kajüte und Vano musterte Boldi abwartend.
Boldiszàr
»Dann waren wir zwei, die nachts wachgelegen haben«, erwiderte er und griff nach dem Löffel. Er begann sofort in Windeseile zu schaufeln. Bolsizàr konnte sich im Allgemeinen gut benehmen, aber nicht, wenn es ums Essen ging. Weder machte er eine Pause noch wartete er mit dem ersten Bissen, bis er fertig erzählt hatte. Stattdessen verschlang er erst den riesen Teller, was vielleicht zwei Minuten dauerte, und leckte auch noch den Teller ab. Dabei beschränkte er sich nicht nur auf die Oberseite, sondern reinigte auch den Rand und die Unterseite mit seiner Zunge, genau wie den Löffel samt Stiel. Als er einen kleinen Klecks auf dem Tisch entdeckte, musste er sich zusammenreißen, diesen nicht einfach aufzulecken, sondern nur mit dem Finger aufzuwischen und diesen dann abzulutschen. »War sehr gut. Ich würde mich auch freuen, wenn, hm, wir uns später wiedersehen. Ich weiß, du bist viel unterwegs, aber vielleicht kannst du deinen Urlaub so planen, dass du mich in Beaufort besuchst? Wenn ich Urlaub habe, könnte ich dich ebenso in dem Hafen besuchen, in dem du an Land gegangen bist. Wobei, das wird wohl eine Weile dauern, wenn du meinst, du bereitest eine Patrouille vor. Mich hat das gestern nicht gerade kalt gelassen. Ich muss dauernd an dich denken. Drum ja, ich bleib sehr gerne. Lass uns die zwei Tage einfach miteinander genießen. Wir müssen nicht irgendwo hingehen, sondern können es uns einfach gemütlich machen. Ich komme aber gern mit, wenn du das Schiff mal verlassen willst, was ich auch verstehen könnte. Aber ich brauch nicht unbedingt fremde Menschen um mich herum. Was mich interessieren würde, ist die Choucas und seine Besatzung. Ich kenn mich mit der Marine null aus.«
Silvano de Mancini
Silvano hörte Boldi zuerst zu, dann sah er ihm beim Essen zu und grinste dann doch breit über beide Ohren. Allerdings nicht über die Geschwindigkeit, sondern über das Zungenspiel am Löffel. Die Essgeschwindigkeit kam ihm bekannt vor. Er hatte Jahre benötigt, um gesittet und anständig zu essen, anstatt alles in sich hineinzustopfen was ging und am besten noch etwas auf Reserve in der Kleidung zu bunkern. Er überlegte ober er Boldi offen nach dessen Herkunft fragen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Man sprach niemanden darauf an, warum er wie ein verhungertes Tier seine Mahlzeit herabschlang. Entweder man erkannte es, oder man beleidigte sein Gegenüber. Und das Letzte was Mancini vorhatte war Boldi zu beleidigen oder gar zu vergraulen. Zudem war er so in den Genuss der Leck-Einlage gekommen, auch wenn sie leider nur dem Löffel und nicht ihm galt. "Meine Tätigkeit ist mit Deiner vergleichbar Boldi. Du schiebst Wache am Hof, ich fahre Wache auf der Azursee. Zwischendurch gibt es eine Pause samt Landgang für die Mannschaft. Wir müssen schließlich auch Nahrung und so weiter wieder auffüllen, denn auf See verbrauchen wir die Verbrauchsgüter genauso wie ein Haushalt am Land. Du planst so weit? Nun ich muss sagen dass gefällt mir und am liebsten würde ich gerade blöde grinsen wie ein Honigkuchenpferd. Welchen Hafen wir anlaufen entscheide ich, also können wir unseren Urlaub und Landgang aufeinander abstimmen. Ich möchte das Schiff nie verlassen, ich tue es weil ich es muss. Ansonsten ist die Choucas meine kleine Welt. Nun so klein ist sie nicht, ich stelle sie Dir sehr gerne vor", sagte Silvano, stand auf und machte eine einladende Handgeste Richtung Kajütentür. "Folge mir ich führe Dich herum. Sobald wir die Kajüte verlassen, schaust Du auf das wichtigste vom Schiff - das Steuerrad", erklärte Silvano und blieb kurz vor der Tür noch einmal stehen. Er drehte sich nicht zu Boldi um, sondern blieb der Tür zugewandt, so dass Boldizar auf seinen Rücken schaute. "Mich hat das gestern ebenfalls nicht kalt gelassen. Ich empfinde etwas für Dich", sagte er sanft und öffnete danach die Tür, ohne Boldis Antwort abzuwarten. Als sie nach draußen traten, grüßte die anwesenden der Mannschaft umgehend ihren Kapitän. Boldi sah, dass es nicht rein dem Rang geschuldet war, die Männer hatten Respekt. Sie waren ein eingeschworenes Team. Vano stellte sich ans Steuerrad und nickte aufmunternd. "Nur zu, nimm es mal in die Hand. Aber nicht aus Spaß dran herumdrehen", grinste er, so dass seine Wangen von tiefen Grübchen gezeichnet waren.
Boldiszàr
Boldiszàr hatte Silvanos Schminke mit der Hand verschmiert, als er seinen Kiefer gepackt hatte, aber das viele Puder hatte verhindert, dass dies allzu deutlich ausfiel. Allerdings schmeckte Boldiszàr Silvanos lila Lippenstift und fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund, falls da noch Reste klebten. Die Mannschaft legte dem Kapitän gegenüber ein tadelloses Benehmen an den Tag. Das gefiel ihm. Auch er hielt respektvollen Abstand und wischte sich in einem unbeobachteten Moment den weißen Kleister von den Fingern, damit niemand schlussfolgerte, dass Vano von ihm gepackt worden war. Als der ihn aufforderte, das Steuerrad zu halten, wurde Boldiszàr seinerseits von enormem Respekt für das riesige Schiff erfüllt, das über ein so kleines Rad gelenkt wurde. Er griff fest zu, ohne das Rad zu drehen. »Erfolgt die Steuerung nur hierüber? Oder helfen die Segel oder die Ruder mit? Hat die Choucas überhaupt Ruder?« Boldiszàr hatte keinen blassen Schimmer. Er musste sich Mühe geben, Silvano nicht die ganze Zeit anzusehen. Die Lachgrübchen in seinen Wangen hatten ihm gefallen, die würde er gern wieder aufblitzen sehen. Er wusste aber auch, dass beim Militär, ob im Palast oder auf See, selten gelächelt wurde. Wenn überhaupt, dann wurde meist gegrinst.
Silvano de Mancini
Vano stellte sich dicht neben Boldi, griff ins Steuerrad und ließ drehte es mit Schwung, so dass es einmal eine 360 Grad-Wende beschrieb. Die Choucas rührte sich keinen Millimeter. "Reingefallen", grinste Vano, "Damit willkommen. Ein Ruder kann nur dann eine Steuerung herbeiführen, wenn es durch Fortbewegung des Schiffes von Wasser umströmt wird. Die Steuerwirkung ist umso extremer, je mehr das Ruder quer zur Fahrtrichtung angestellt wird, je größer seine wirksame Fläche ist und je schneller sich das Schiff innerhalb des Wassers bewegt. Also ohne Fahrt, keine Lenkung. Und ohne gesetzte Segel, egal wie hoch, keine Fahrt. Sie wird über das Steuerrad verbunden mit dem Ruder und über das setzten der Segel gesteuert, je nach Ausrichtung und auch nach Setzung der Segel und nach Knoten unserer Fahrt. Willkommen an Bord Boldi. Sage bitte sie... die Choucas, nicht das Schiff, Du möchtest doch keine Dame kränken? Wir haben keine Ruder an Bord. Jedenfalls nicht für die Choucas, nur für die Beiboote. Andere nennen sie Rettungsboote, aber ich verwende den Begriff nicht um, wie gesagt - die Dame die meine Welt ist, nicht zu beleidigen. Das bringt Unglück Boldi. Es ist Landgang, sozusagen große Pause, also bleib locker. Ich schlage vor Du schaust Dich einfach um und ich folge Dir. Du darfst überall herumstromern, außer in der Kombüse. Da habe ich nichts zu sagen und niemand mit Verstand legt sich mit dem Smut an. Auf geht´s", antwortete Vano freundlich. Er warf Boldi einen Seitenblick zu und blinzelte aufmunternd.
Boldiszàr
Boldiszàr verstand exakt gar nichts, als Silvano ihm die Steuerung erklärte. Dafür hatte er einen kleinen Schock erlitten, als dieser das Steuerrad herumgewirbelt hatte. Er würde lernen müssen, dem Kapitän auf diesem Schiff zu vertrauen, so wie er an Land dem Palaisin vertraute und seine Männer ihm. »Locker? Ich bin locker. Ich bin nur gut gelaunt. Falls man es nicht merkt.« Er blinzelte zurück und begab sich auf einen Rundgang, um sich alles anzusehen und von Silvano erklären zu lassen. Er stellte auch allerhand Fragen, bemühte sich aber, keine allzu dummen zu stellen. Er war ziemlich ungebildet und das Einzige, worüber er wirklich Bescheid wusste, war seine eigene Arbeit. Ihm gefiel, mit welcher Hingabe Silvano von der Choucas sprach. »Wir haben jemanden bei Hof, mit dem würdest du dich wahrscheinlich gut verstehen. Der liebt Fahrzeuge und spricht gern von seiner Kutsche. Wenn er die Choucas sieht, fällt er auf die Knie und ihm geht einer ab. Die Bewaffnung würde ich gern ansehen, erklärst du die mir?« Zielsicher steuerte Boldiszàr auf einen der großen Bordskorpione zu und blieb davor stehen. Remy gefielen Kutschen, Silvano liebte sein Schiff - und Boldiszàr liebte Dinge, die andere Dinge nachhaltig zerstören konnten.
Silvano de Mancini
Silvano ließ Boldi überall herumstöbern und stromern und beantwortete ihm jede Fragen, als wäre er ein Flottenforz, also ein Schiffsjunge. Die Marine war nicht Boldis Welt, woher sollte er also von all den Dingen eine Ahnung haben? Er selbst würde vermutlich in der Garde genauso alles erklärt bekommen müssen. Aber dass sich Boldi dafür interessiert und fragte, dass freute Silvano sehr. Und so beantwortete er auch die Fragen von seinem Gast und wie er hoffte Freund. "Du hast gerade etwas anders ausgesehen als locker, aber ich glaube Dir selbstverständlich. Eine Kutsche? Was denn für eine? Du kannst Deinen Kumpel gerne einmal mitbringen, aber nicht die nächsten zwei Tage, da habe ich keine Zeit und Du sicher auch nicht. Die Bewaffnung die wir an Bord haben sind Skorpione. Also Geschütze, keine Kerbtiere. Insgesamt ist unsere Bewaffnung wie folgt - 14 Skorpione, 4 nach vorne gerichtete und 10 auf dem Schiff verteilte Skorpione. Also je 5 Backbord und 5 Steuerbord. Das heißt bei einer Breitseite würden wir je 5 davon abfeuern. Eine Breitseite ist das gemeinsames Abfeuern aller Skorpione auf einer Seite der Choucas. Und dann führen wir noch eine Bordharpune mit uns, sowie einzelne um uns bei Bedarf auf hoher See mit Fleisch oder Fisch versorgen zu können. Allerdings kann man so eine Harpune auch als Waffe benutzen. Sehr effektiv. Was einen Wal tötet oder einen Riesenhai, dass bläst auch einen Feind ins Jenseits. Die Skorpione musst Du Dir einfach wie überdimensionale Armbrüste vorstellen. Sie werden geladen, gespannt und abgefeuert. Ah und Brandfässer haben wir an Bord. Dort ist der Name Programm, man schleudert sie auf gegnerische Schiffe und steckt sie damit in Brand. Mit etwas Modifikation kannst Du sie auch einfach in die See kippen, sie schwimmen oben auf und fährt ein fremdes Schiff drüber gehen sie hoch. Sozusagen wie Seebomben, Mienen, Sprengfallen. Wehrlos sind wir nicht, dass wäre auch fatal auf Wache. Wir könnten allerdings auch mehr Skorpione ausrüsten, dass geht dann allerdings zum Nachteil auf Wendigkeit und so weiter. Wir würden an Gewicht zulegen oder müssten woanders Gewicht einsparen. Bis jetzt hat die Choucas eine Bewaffnungserhöhung nicht benötigt Boldi. Und ich bin froh, dass wir auf Wacht waren, als die anderen Schiffe geraubt wurden. Es ist eine ungeheuere Schmach, wenn Du als Kapitän Deine Lady verlierst. Ein Gesichtsverlust ohne Narben", sagte Vano. "Nocheinmal wird dies jedenfalls nicht geschehen, wir waren zu gutgläubig was die Fremdländer angeht. Wie siehst Du die Sache?", fragte Mancini neugierig.
Boldiszàr
»Ich habe Zeit, aber nur für dich. Mein Kumpel ist der Remy nicht. Das ist einer von den Prinzen, der Mann von Prinzessin Olivie. Aber er ist sehr mitteilungsbedürftig, drum kriegt man da allerhand mit. Er fährt eine Audeaux und wird nie was anderes fahren, vermutlich lässt er sich in dem Ding später auch beerdigen.« Als Silvano ihm die Bewaffnung erläuterte und was man damit alles tun konnte, bekam Boldiszàr selbst eine Harpune in der Hose. Er wusste aus eigener Erfahrung, was ein Gefecht bedeutete, aber das änderte nichts daran, dass ihn die Vorstellung erregte, zu sehen, wie die Choucas ein feindliches Schiff samt Mannschaft wegpustete. Besonders die Skorpione und die riesige Bordharpune gefielen ihm. »Der Schiffsraub, das ging gar nicht. Almanen bestehlen Almanen! So was hat es in der Geschichte Asamuras bisher nicht gegeben und es wurde zu recht gesühn. Es war nicht die Schuld der Kapitäne, auf so eine Niedertracht kommt doch keiner. Wir haben unseren Bündnispartnern vertraut und das war ein Fehler, der kein zweites Mal geschehen wird. Die anderen drei Unitès behalte ich auch im Auge und vertraue nur meinen eigenen Männern. Zum Glück blieb die Choucas in deiner Hand. Sie ist ein geniales Schiff. Kein Wunder, dass du sie liebst.« Ihm fiel ein junger Mann auf, der sich gerade von seinen Kameraden zum Landgang verabschieden wollte. Boldiszàr betrachtete ihn sehr genau und schwankte zwischen Unglauben und Amusement. »Der Kerl da sieht aus wie einer meiner Männer«, meinte er.
Silvano de Mancini
"Die Bewaffnung der Choucas scheint Dir zu gefallen, wie ich an Deiner sehe. Die gefällt mir übrigens sehr. Ein Gefecht ist aber nicht nur die Leistung der Bewaffnung, sondern der Tanz auf den Wellen Boldi. Du musst es hinbekommen Deinen Gegner schwerstmöglich zu schaden und selbst kaum welchen abzubekommen. Das heißt, am besten verpasst Du ihm eine Breitseite und bietest selbst so wenig wie möglich Angriffsfläche. Das bedeutet Hochkonzentration für die Leute an der Bewaffnung, aber mehr noch für den Ruderer und für die Leute in der Takelage - also in der in Masten und dem Tauwerk und so weiter. Das klingt etwas fremd und verwirrend, aber irgendwann hast Du es von ganz alleine drauf. Alles hat hier seinen eigenen Namen. Die Choucas ist seit ihrem Stapellauf, ihrer Übernahme in die souvagnische Marine und ihre Indienststellung in meiner Hand, dies alles geschah im Jahr 193 n.d.A., 10 Jahre mittlerweile. Eine lange Zeit um mit ihr zu verschmelzen", antwortete Vano. "Ich sehe es ebenso wie Du, behalte Deine Feinde im Auge, aber mehr noch Deine Freunde. Denn was Deine Feinde vorhaben, ist klar. Natürlich kann kein Kapitän etwas für die Übernahme, schon niemand aus der zivilen Schifffahrt, dennoch ist der Schmerz über den Verlust enorm. Für jeden Kapitän der sein Schiff liebt, lebt sie auch. Sie trägt einen, sie führt einen und manchmal reißt sie dort noch das Ruder herum, wo Du dachtest dass war es nun für Dich. Im übertragenen Sinne natürlich nur Boldi. Wen meinst Du?", fragte Vano und drehte sich komplett um, da ihm das räumliche Sehen fehlte. "Das ist Sacha. Sacha Bonnet, 20 Jahre jung, guter Mann. Was ist mit ihm?", hakte Silvano nach und knuffte Boldi.
Boldiszàr
»Meine Bewaffnung kannst du dir dann in der Kajüte noch mal in Ruhe anschauen«, antwortete er und grinste sein schiefes Grinsen. »Du scheinst ja keine Hemmungen haben, dazu zu stehen, wenn dir nach jemandem ist. Da bist du mutiger als viele andere. Ich zeig es demjenigen gern, aber normalerweise nicht, wenn wer zuschaut. Ich hätte Bock, zu erleben, wie die Choucas auf Feinfahrt geht. Halte mich nicht für naiv, ich kenne den Tod. Aber ich gehöre zu denen, die den Kampf kennen und ihn trotzdem lieben. Dich zu sehen, wie du die Männer über Deck scheuchst und alles um euch herum geht tosend in Flammen auf, während ihr irgendwelche Feinde fertigmacht, das vor Augen werde ich die nächsten Nächte einschlafen. Möge dir die Choucas noch für weitere Jahrzehnte erhalten bleiben und irgendwann, wenn sie eine alte Lady ist, in Frieden heimkehren und ihren Lebensabend in heimischen Gewässern verbringen können, fernab vom Krieg.« Boldiszàr merkte, dass er den Drang hatte, Silvano schon wieder zu umarmen. Er musste sich auf etwas anderes konzentrieren als auf seine Fantasien. Fast hätte er den jungen Mann vergessen. »Dieser Sacha sieht aus wie einer von meinen Leuten, aber deftig. Zwanzig Jahre ... da wäre er 16 gewesen. Haut das hin?« Er versuchte, sich daran zu erinnern, ob er selbst mit 16 schon soweit gewesen wäre, ein Kind zu zeugen. Aufgrund des kargen Essens hatte er lange für seine Entwicklung gebraucht. Allerdings hatte er den Großteil dieser Zeit verdrängt und erinnerte sich kaum. »Wo kommt der her?«
Silvano de Mancini
"Bis zu einem gewissen Grad habe ich ehrlich gesagt keine Hemmungen, dafür sind sie ab dem Punkt gewaltig und für mich kaum zu überwinden. Du hast gestern den Schritt gemacht und uns über den Brecher gelotst Boldi. Du bist zurückgekommen und Du hast mir gesagt was Du für mich empfindest, dass verschiebt alles. Dir also so etwas zu sagen, wird nicht in einer Katastrophe enden für mich. Also kann ich Dir das doch gestehen. Du hast mich gesehen, dass können nur sehr wenige von sich behaupten, jedenfalls seitdem ich die Narbe trage und Dir geht es doch genauso. Wir beide kennen den Kampf, wir kennen die Schlacht und wir kennen den Tod. Es wurde uns ins Gesicht geschnitten, für jeden sichtbar. Darf ich wissen wer das war oder ist dies für Dich zu... intim?", fragte Silvano vorsichtig. "Falls wir auf einen Einsatz müssen, kannst Du uns mit Erlaubnis Deines Herrn gerne begleiten. Dann siehst Du uns in der Schlacht. Haut was hin Boldi? Ob einer mit 16 Jahre ein Kind zeugen kann? Oh ja, dass haut sehr wohl hin, die meisten Frauen heiraten mit 16 und man ist volljährig mit 16, manche werden auf Grund der Familie schon mit 14 für volljährig erklärt. Also dass passt, daran besteht kein Zweifel. Soll ich ihn herrufen?", fragte Mancini.
Boldiszàr
Boldiszàr bekam rote Ohren. »Danke und nein, du wirst mit mir keine Katastrophe erleben. Ich habe keine dunklen Geheimnisse und lasse niemanden von meinen Leuten hängen. Da gehörst du nun dazu oder ich zu dir. Ich meinte, du spazierst hier über dein Schiff und redest ohne Scham davon, wie wir zueinander stehen. Das wäre in der Leibgarde undenkbar. Aber es fühlt sich schön an. Eine weitere Maske weniger. Du kannst mich alles fragen. Nicht jeder darf das, du schon. Ich bekam diese Narbe als Kind von einem anderen Kind verpasst, das mir ein Holzmesser in den Mund rammte und dann zur Seite wegriss. Drum sieht die Narbe so hässlich aus, es war kein glatter Schnitt. Du willst mich mit auf einen Einsatz nehmen? Obwohl wir uns erst seit gestern kennen? Das ehrt mich, aber ... bist du sicher? Ich gehe dir dann jeden Tag auf den Sack.« Er betrachtete den jungen Mann, der noch immer mit seinen Kameraden plauderte und sich offenbar nicht lösen konnte. »Ich glaub, ich konnte das mit 16 noch nicht. Aber ich war auch ein Mickerling. Mit 16 sah ich aus wie andere mit 13. Ich würd mir den Burschen gern mal von nahem ansehen und ein paar Worte wechseln. Aber vielleicht erst morgen ich bin etwas unkonzentriert. Ist der morgen wieder an Bord oder verschwindet der jetzt für ein paar Tage?«
Silvano de Mancini
Silvano hakte Boldi kurz unter und zog ihn unter etwas Anstrengung näher, da der Gardist eine völlig andere Gewichtklasse war. "Du bist ziemlich offen was Deine Gefühle angeht oder Du hast Panik dass es ein Strohfeuer gewesen sein könnte. Einige schöne Tage und es ist vorbei. Wann hattest Du das letzte Mal Sex mit jemandem? Wann warst Du zuletzt mit einer anderen Person in der Koje, die Dich wollte Boldi? Der es nicht um Geld ging, falls Du bezahlbare Dienste in Anspruch nimmst. Wann fand Dich zuletzt eine andere Person körperlich so attraktiv? Oder sogar körperlich und geistig? Wann war das? Bei mir ist es genau 10 Jahre her, dass ich mit einer anderen Person Sex hatte. Und ich nehme keine Dienste in Anspruch, da man mich - also Vano - dabei sehen könnte. Ich war genauso offen was ich empfinde wie Du. Und mir geht der Arsch auf Grundeis, wenn ich daran denke, dass wir nur diese zwei verdammten Tage haben und danach ist es genauso wie vorher. Denn es wird nie wieder wie vorher sein, verstehst Du das? Also von mir aus nerv mich die ganze Fahrt über, erzähl mir von Deiner Sockensammlung oder von stumpfen Buttermessern die Du hortest... nur bleib. Gib uns die Chance, die uns kein anderer gibt. Wir haben uns nicht grundlos getroffen Boldi", flüsterte Mancini ihm heiser ins Ohr und trat dann einen Schritt zurück. "Sacha antreten!", rief er dem jungen Seemann zu und Boldi zuckte zusammen, bei der Lautstärke mit der Vano seinen Befehl rief.
Boldiszàr
Boldiszàr war überrumpelt von all dem, was Silvano so freimütig von sich gab. Sie standen sich sehr nahe, als sie miteinander sprachen. »Wann ich das letzte Mal Sex hatte, kann ich dir nicht genau sagen, ungefähr zehn Jahre werden es wohl auch gewesen sein. Es war nichts von Bedeutung und obendrein waren wir beide betrunken. Ich war so dumm und hatte mir mehr gewünscht, aber das war ein einmaliger Fehler. Ich hab damit das geballte Gespött der Leibgarde auf mich gezogen, weil ich ihm das einige Zeit später sagte. Er erzählte es überall herum und alle lachten. Das war nicht nur peinlich, es tat auch weh. Man kann so ein Gerücht nicht aufhalten und es wurde natürlich ausgeschmückt, richtig schön breitgewalzt und sogar mein Vorgesetzter kam ins Spiel, da der andere einer von meinen Männern war. Ich dachte halt, wenn man sich wirklich liebt, dann ist das kein Hindernis, aber denkste. Es hat Monate gedauert, ehe es sich wieder beruhigte und fast hätte ich meine Arbeit verloren. Zum Glück stand und stehe ich sehr gut mit dem damaligen Palaisin. Das war das erste und das einzige Mal Sex, das ich jemals hatte, wenn man die körperliche Vereinigung damit meint. Bisschen rumschmusen gab es zwar manchmal, aber mir ging es dann ähnlich wie dir - ich habe abgebrochen. Es war einfach nicht tief genug, als das es mir das Risiko wert war. Jedenfalls wird in meiner Einheit ab damals nicht mehr untereinander rumgevögelt. Bezahlte Dienste sind nichts für mich. Ich komm mit der Schauspielerei nicht klar, die man da geboten bekommt, ich brauche Aufrichtigkeit. Das gefällt mir so an dir. Auch wenn du einen kleinen Schubs gebraucht hast, den braucht man eben manchmal. Ich werde mal mit dem Palaisin reden, ob ich dich begleiten kann. In zwei Tagen wieder zurückzukehren und einfach weitermachen, als wäre nicht gewesen ... das ist kein schöner Gedanke. Ich vermiss dich jetzt schon.« Er strich ihm unauffällig über den Arm, bis er von Silvanos Gebrüll zusammenzuckte und den Arm schnell wieder wegzog.
Sacha:
Sacha gesellte sich zu den beiden Männern und verneigte sich vor seinem Kapitän. Den anderen kannte er nicht. »Ja, Herr?«
Silvano de Mancini
"Sekunde Matrose, es geht gleich weiter. Unser Gast möchte mit Dir sprechen Sacha. Warte", antwortete Silvano und nahm Boldi noch einmal ein Stück beiseite. "Er hat Dich bloßgestellt, weil Du etwas empfunden hast. Man hätte sich über ihn und nicht über Dich das Maul zerreißen sollen. Wir haben viele Gemeinsamkeiten und sehen vieles gleich Boldi. Du wünscht Dir Nähe und ich wünsche es mir auch. Gestern haben wir uns aneinander geklammert wie Ertrinkende. Und irgendwie sind wir das auch. Wir suchen beide das Gleiche, wir wollen beide das Gleiche, wir sind uns zugetan, finden uns scharf und mögen uns. Lass es uns versuchen. In der Zeit wo wir uns nicht sehen können, können wir über die Himmelsaugen Kontakt halten, oder auch über Flugpost per Bote, sprich Vogel. Wir verabschieden uns, wir begrüßen uns und die Zeit die wir gemeinsam haben, verbringen wir gemeinsam. Und wenn Du uns begleiten darfst, bist Du dabei auf Fahrt. Wie klingt das für Dich? Für mich klingt es gut. Ich komme mir gerade vor wie eine heiße Katze die um Deine Beine verschnurrt, aber ich stehe hier neben Dir und vermisse Dich... total verrückt. Lass mich nicht betteln Boldi", raunte Vano leise und machte eine einladende Handgeste Richtung Sacha. "Sprich mit ihm, vielleicht klärt es sich dann. Oder Du hast was zu klären", sagte Vano.
Boldiszàr
Silvanos Worte waren wohltuend, aber nun war es an Boldiszàr, Angst zu bekommen. Sie beide sehnten sich nach jemandem, mit dem sie ihr Leben teilen konnten, nicht nur die Oberfläche, sondern die Tiefe. Aber falls es mit ihnen wirklich schief laufen sollte, dann würde sich das Gerede auf die Choucas beschränken und mit ihr zusammen zum Horizont davonsegeln. Es würde nicht auf sein Leben im Palast übergreifen. Sofern es ein Risiko gab, dann war es das wert. Sie beide hatten bereits ihr Gesicht verloren. Und Silvano war der erste Mensch seit langem, bei dem Boldiszàr das Bedürfnis einer Partnerschaft verspürte. »Du brauchst nicht zu betteln, ich will es auch. Versuchen wir es ... nur eine bitte. Keine Spielchen, wenn wir uns wegen unterschiedlichem Dienst mal lange nicht sehen. Ich bin zu alt, um dafür noch Nerven zu haben. Ich bin dir treu und ich brauche auch von dir Treue. Ich weiß, das ist altmodisch. Aber so bin ich. Dafür bekommst du alles zurück, was ich dir geben kann. Mich, mit Haut und Haar.« Er konnte sich nicht länger zurückhalten. Er umarmte Silvano und küsste ihn vor versammelter Mannschaft auf dem Schiff. Er wollte Silvano nicht wieder gehen lassen und noch weniger wollte er dies in der Gewissheit tun, dass Silvano sich anderweitig vergnügte, kaum dass jeder von ihnen wieder seiner Wege ging. Er wollte ihn ganz und gar. Und jeder hier sollte sehen, dass Silvano und er nun einander gehörten.
Silvano de Mancini
Silvano erwiderte den Kuss genauso leidenschaftlich wie er geküsst wurde und hielt sich an Bolidzar fest, da dieser ihn fast niederdrückte. Als es ihm gelang sich etwas zu befreien, lächelte er ihn an. Es war ein offenes und liebesvolles Lächeln. "Dass ist mein voller Ernst. Ich hatte noch nie etwas für Spiele übrig Boldi. Den Rest klären wir nachher in der Kajüte", antwortete Vano und legte ihm einen Arm um die Hüfte.