Die Altlasten der Agenten der Autarkie

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    Ciel Felicien de Souvagne
    »Vater?«, fragte Ciel, nachdem die Tür verschlossen wurde und sie unter sich waren.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien deutete Ciel an, sich hinzusetzen. »Setz Dich Ciel, ich benötige Deinen Rat. Die Bitte des Chevalier de Mancini ist ein Pulverfass. Dir ist die Geschichte der Agenten der Autarkie bekannt? Sie planten einen Staatsstreich, ihre Macht reichte ihnen nicht aus, dabei hatten sie bereits dermaßen weitreichende Befugnisse, wie niemals ein Bund zuvor. Und genau das, ließ sie vermutlich einem Höhenkoller unterliegen. Letztendlich wurde der Staatsstreich, sprich der Verrat in Spee von den Himmelsaugen aufgedeckt, niedergeschlagen und die Agenten bis auf den letzten Mann vernichtet. Auf Verrat gibt es nur eine Antwort - Tod. Aber wir, sprich der damalige Duc, wie auch die Himmelsaugen sind nicht ohne Gnade. Die meisten Agenten hatten Familien. Vor ihrer vollständigen Vernichtung baten die Redelsführer um die Verschonung ihrer Kinder. Die Himmelsaugen kamen dem Wunsch nach. Die Agenten wurden ausgelöscht bis auf den letzten Mann Ciel. Ihren Kindern jedoch raubte man die Erinnerung, damit diese ein freies, neues, unbeschwertes Leben führen können. Dennoch stehen diese Kinder unter Beobachtung. Nicht alle unsere Entscheidungen sind bewusste Entscheidungen Ciel. Vieles ist uralt, man spricht auch von vererbbaren Erinnerungen. Und auch der Körper hat eine eigene Form der Erinnerung. Siehe dass ich Dich fast unbewusst auf die Stirn küsse, um Dir zu zeigen dass ich Dich liebe. Das tue ich bewusst, aber ich tue es auch völlig automatisch, da mein Körper es so möchte. Sohn zeigen, das man ihn gerne hat. Hier haben wir nun eine problematische Konstellation - Boldiszar Boucher ist der Sohn von Berzan Bovier, einem der Redelsführer der Agenten der Autarkie. Ebenso ist Bellamy einer seiner Söhne. Boldizar und Bellamy sind Brüder Ciel. Silvano de Mancini ist in Wahrheit der Sohn von Agent Mercer Desnoyer, dem anderen Redelsführer. Berzan und Mercer damals und heute Boldizar und Silvano? Du verstehst nun warum ich Silvano de Mancini Boldizar nicht einfach aushändigen kann? Wissen sie wer und was sie sind? Oder mehr noch, planen sie etwas im Hintergrund? Oder ist dies sein sehr verdächtiger Zufall? Was steckt dahinter?«, grübelte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Von den Agenten wusste ich bisher nichts, nein. Ich nehme an, dass es eine vollständige Säuberung gab und ihre Existenz bewusst vergessen werden sollte. Dieser ... Zufall ist in der Tat verdächtig. War die Löschung des Gedächtnisses nicht vollständig? Es ist bekannt, dass manche Erinnerungen, besonders wenn sie traumatischer Natur sind, mitunter wiederkehren. Keine Gedächtnislöschung ist wirklich perfekt. Dass Boldiszàr und Bellamy Brüder sind, überrascht mich nicht. Sie sehen sich so ähnlich und verstehen sich sehr gut. Fast hat man Mitleid, dass sie nichts davon wissen, aber es ist besser so. Was machen wir nun bezüglich Chevalier de Mancini?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Genau dass ist die Frage Ciel! Die Agenten der Autarkie waren ausschließlich dem Duc Rechenschaft schuldig. Damit standen sie über jeder sonstigen Exekutive innerhalb des Landes.
    Zu einem Agenten der Autarkie wurden nur die fähigsten Kämpfer erhoben. Zudem gab es keine tatsächliche Ausbildung zu einem Agenten, denn die Agenten wurden aufgrund ihrer Befähigung oder besonderen Leistung im Büttel- oder Militärdienst auserwählt. Die Agenten waren Elitesoldaten, die zur Wahrung von Frieden und Stabilität innerhalb Souvagnes mit allen Rechten und Freiheiten ausgestattet waren. Sie arbeiteten allein oder in Gruppen von zwei bis drei Personen. Ihr einziges Ziel war es, den Frieden und die Freiheit Souvagnes mit allen Mitteln zu schützen. Einige von ihnen waren engagierte Kämpfer, andere versuchten Konflikte mit Diplomatie zu lösen. Wiederum andere waren gnadenlose Schlächter, die zur Problemlösung jedes störende Individuum skrupellos beseitigten. Der Einsatz eines Agent war bei Streitigkeiten zwischen Hochadligen wesentlich einfacher, als eine eventuell notwendige Militäraktion. Jedoch wies ihr Einsatz stets auf ein ernstes Problem hin. Da sie außerhalb des Rechtssystems standen und weder den Lehnsherren, noch dem Militär unterstellt waren, waren sie von den meisten rechtlichen Konsequenzen komplett ausgeschlossen. Diese Straffreiheit war besonders den Adligen ein Dorn im Auge. Vor allem da die Agenten zum Schutz der Krone wie auch zum Schutze Souvagnes auf jeder Scholle läutern, sprich töten durften, ohne dem Adelsstand anzugehören. Einst waren die Agenten eine angesehene Organisation, welche von vielen Bürger zeitgleich verehrt wie auch gefürchtet wurde. Als Duc Alain Etienne de Souvagne die Rechte der Agenten der Autarkie beschneiden und anpassen wollte, planten diese einen Staatsstreich. Verhindert wurde dieser durch die Himmelsaugen am 01.11.168. An diesem folgenschweren Tag wurden alle Agenten der Autarkie entweder von den Himmelsaugen persönlich gerichtet, oder landeten am gleichen Tag noch auf dem Richtblock. Keinem Agenten war es möglich, sich dem Zugriff der Geistmagier des Ordens der Himmelsaugen zu entziehen. Die beiden Köpfe des Verrates waren Agent Berzan Bovier und Agent Mercer Desnoyer. Sie kämpften Seite an Seite, fast wäre ich geneigt zu sagen wie es sich für Souvagner gehört, nur leider kämpften sie für den Verrat. Du weißt wie effektiv Boldi und Bellamy sind und wie knallhart. Ebenso hart ist Silvano auf hoher See. Sie sind die Söhne ihrer Väter, nur auf den guten Pfad gelenkt, geläutert durch Unwissenheit wenn Du so möchtest. Aber besteht diese Unwissenheit noch? Oder schwelt unterschwellig schon Verrat durch? Das Bellamy, Boldiszar und Silvano unter der Oberfläche Schlächter und Sadisten sind, ist mir bekannt. Jeder Mann in so einer Position muss dazu in der Lage sein, knallhart zu handeln und so eine Handlung selbst durchzuführen. Ein Schwert im Guten zu führen, aber als tödliche Waffe. Sind Boldiszar und Silvano noch unsere Waffen? Und wie kamen die beiden zusammen? Ich könnte den Chevalier sogar bestrafen lassen. Er hat sich nicht mit meinem Eigentum einzulassen«, warf Max ein.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Haben die beiden sich überhaupt schon miteinander eingelassen? Er sagte nur, dass sie einander zugetan sind. Wenn man vom bestmöglichen Fall ausgeht, sind die beiden sich einfach nur sympathisch aufgrund ihrer ähnlichen Art, die Dinge zu sehen und de Mancini wünscht darum, Boldiszàr zu erwerben. Im ungünstigsten Fall wissen die beiden, wer sie sind und, schlimmer, wer ihre Väter waren und was mit ihnen geschah. Was wiegt in dem Fall schwerer, ein Verdacht oder die Unschuldsvermutung?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien umarmte seinen Sohn und schüttelte leicht den Kopf. »Ciel Du bist ein ausgezeichneter Stratege, ein kluger Kopf, aber für menschliche Regungen bist Du leider blind. Pass auf, Du musst lernen genauer zuzuhören. Der Kapitän hat sich selbst verraten. Er sagte folgendes. ...Ich habe der Welt keine geheimen Botschaften in Sachen Getändel mitzuteilen. Das kleine, leise und heimliche Spiel der Koketterie ist nicht das meine. Es mag Personen meines Berufes und Standes geben, die in jedem Hafen eine andere Gespielin oder einen Gespielen ihr Eigen nennen, ich gehöre nicht dazu. In Herzensangelegenheiten bin ich ein Mann der offenen Worte.Deshalb hat ein Mouche auf meinem Gesicht nichts verloren. Ich bin ein glücklich vergebener und treuer Mann. Ich trage die gleichen Eigenschaften im Herzen wie die Choucas, die Dohle. Ich liebe die Geselligkeit, das Zusammengehörigkeitsgefühl mit Schiff und Mannschaft, aber eine Partnerschaft ist für mich eine monogame Angelegenheit. Am besten ewigwährend wie die See. Es gibt von meiner Seite aus also keinen Mitteilungsbedarf, nicht einmal ein ablehnender Mouche. Treue trägt man im Herzen, sonst nirgendwo Marquis.... ERGO er ist vergeben und hat einen festen Partner. Nun stelle Dir einmal vor Deine Vermutung stimmt. Zwischen ihm und seinem Mann würde der Abgrund losbrechen, wenn er sich einen Leibeigenen wie Boldiszar zulegt. Da würde jeder die Alarmglocken läuten hören. Er sagte er ist ihm zugetan, dass heißt Zuneigung. Sie sind verliebt oder lieben sich. Das ist der springende Punkt. Das heißt dann um auf Deine Frage zurückzukommen, es reicht aus, wenn einer von beiden weiß wer sie sind und einen Verrat plant, denn der andere wird mitziehen. Noch wiegt nichts Ciel. Ich muss in anderen Bahnen denken. Sollten sie einen Putsch oder einen Anschlag planen, werde ich sie hinrichten lassen. Wenn ich zwei Leute hinrichten muss um meine Familie zu schützen, werden sie sterben. Aber es könnte auch alles ein total verrückter Zufall sein. Manche Dinge sind so verrückt, das kann nur Zufall sein. Aber Spekulation nützt uns allen nichts, deshalb sollten sie überprüft und ausgelesen werden. Wir haben dahingehend etwas Luft, da Boldiszar gemeinsam mit unserem neuen Palaisin und Jules abgereist ist. Heißt wäre er der planende Kopf, hat er gleich seine Wächter und gegebenenfalls seine Henker im Schlepptau. Am einfachsten sieht man was Sache ist, wären die beiden beieinander, aber darin liegt auch die größte Gefahr. Wie würdest Du vorgehen? Ich vermute ehr Boldiszar als den führenden Part in ihrer Beziehung. Siehe Bellamy, er ist ebenso wie sein Bruder ein Macher. Im liegt es im Blut zu planen und zu organisieren und er steht seinen Leuten bei«, erklärte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Vielleicht sind sie nur befreundet, das wäre mein Gedanke gewesen. Boldiszàr ist niemand, den ich mir als einen Partner vorstellen könnte oder als liebenswert ... den Chevalier schon eher. Aber er und Boldiszàr? Das passt doch überhaupt nicht. Vielleicht ist der Grund nur vorgeschoben. Linhard und ich werden bald abreisen in Richtung Gewitterfeste. Dort treffen wir uns mit Massimo, Jules und Unitè B unter der Führung von Boldiszàr. Soll ich irgendetwas tun, ihn von Jules auslesen lassen oder ihn vorerst beobachten? Und wie wirst du Chevalier de Mancini antworten? Er sollte vielleicht keinen Verdacht schöpfen - oder aber, im Gegenteil, wir ködern ihn und sprechen eine verschlüsselte Warnung aus. So könnten wir herausfinden, ob er oder sie beide Bescheid wissen, was ihre Väter betrifft. Ich kenne de Mancini nicht, aber wenn er eine Flotte führt, könnte auch er der treibende Part sein.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Er ist einer unserer Kriegsschiff Kapitäne und könnte auch eine Armada leiten, dass steht außer Frage. Aber soweit ich gehört habe ist er ein zweischneidiges Schwert. Privat ein Pantoffelheld, dienstlich ein Schlächter. Wobei er natürlich einen möglichen Verrat als Dienst sehen könnte und nichts als Freizeitbeschäftigung. Ciel... stille Wasser sind tief um einmal bei dem Kapitän zu bleiben. Meinst Du nur weil Boldi das Aussehen eines schroffen Felsens hat, kann sich darunter keine Glut befinden? Er wirkt nach außen hin unnahbar, kalt, eisern, aber das ist sein Beruf. Ich bin privat auch nicht der Duc, der auf dem Thron sitzt und überweltlich fürs weltliche entscheiden muss. Ebenso ergeht es Boldiszar. Er ist knallhart, weil er es sein muss. Seine Feinde sind hart, also ist er härter wie sein Bruder. Und gerade solche Personen können mit einer Inbrunst und Intensität lieben, die an Selbstaufgabe grenzt. Lass Dich da nicht täuschen. So einen Fall hatten wir noch nie, ich bin das erste Mal unschlüssig, weil von jeder möglichen Entscheidung gleich wieder hundert weitere Möglichkeiten abzweigen. Vorwarnen würde ich ihn nicht. Falls er nichts weiß, schnüffelt er vielleicht aufgrund der seltsamen Warnung herum. Ich werde einfach nicht auf Boldi verzichten können. Er kann ihn eventuell später erwerben. Ich überlege mir dies. Er versichert mit das Boldi wie immer arbeitet? Schön. Ich möchte das von Boldi selbst hören«, gab Max zurück.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Zugegeben, ich hatte mit Boldiszàr privat noch nichts zu tun. Mit Bellamy, also seinem Bruder, schon. Er ist als Freund zuverlässig und bisweilen überraschend einfühlsam - aber was Partnerschaften angeht, hat er eine sehr eindeutige Meinung. Eine, die dazu führt, dass jeder Interessent die Beine in die Hand nehmen würde, wüsste er davon. Der Chevalier de Mancini macht einen völlig anderen Eindruck. Umso mehr finde ich, dass du mit deinem Verdacht recht hast. Er und Boldiszàr passen eigentlich nicht zusammen, es riecht eher nach einem Vorwand. Gut, ich werde mich auf das Beobachten beschränken. Aber wohl ist mir nicht dabei ... er hat Unitè B unter seinem Kommando, die schon oft genug negativ aufgefallen ist. Und Robere Moreau, einer von ihnen, ist mit dem Schwerverbrecher Archibald von Dornburg durchgebrannt! Samt meinem Nathan!« Ciel wurde immer lauter und nervöser.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien drückte Ciel beruhigend. »Dein Einwand ist absolut berechtigt, wer sagt uns denn nicht, dass die Unite B genau das Abbild von Boldi ist? Wir vermuten Archibald als Kopf. Aber stell Dir vor, Boldi war so clever sich den Kaptiän zu angeln, sich Archibald unter den Nagel zu reißen und Robere ist vor Ort sein Handlanger. Er hat von diesem Ältesten gehört, er hat die besten Kontakte. Folglich wird er ihn ebenso in sein Team aufnehmen. Stell Dir dann seine Truppe vor, mit den Menschenfressern, mit diesem Ur-Lich, mit dem Kapitän und seiner Unite und vielleicht seinem Bruder, dass ist eine Bedrohung!«, warnte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel wurde schlecht. Er musste sich sammeln. »Papa, nimm es mir nicht übel ... aber ich werde die Zusammenkunft im Thronsaal verlassen, sobald wir beide hier alles besprochen haben. Ich setze mich nicht wieder dazu. Noch heute reise ich Unitè B mit Linhard hinterher. Boldiszàr wird, noch bevor er die Beißer erreicht, einen Unfall erleiden.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Nein das wird er nicht Ciel, das war nur eine von vielen Möglichkeiten. Denn es gibt auch jene, dass Archibald sich über andere an die Leute heranwanzt. Über Nathan an den Hof. Über Robere an Boldi und seine Truppe. Über Boldi später an dem Kapitän. Und wer lenkt Archibald? Der Älteste. Du siehst, man kann es blitzschnell umdrehen. Das sind die tausend Möglichkeiten die mich meine. Wenn Boldi ein guter treuer Mann ist, steht er unter meinem Schutz wie ich sonst unter seinem Ciel. Wir wissen nicht, wer hier die Natter im Nest ist, dass ist gerade unser Problem. Und gibt es überhaupt eine Natter im Nest? Falls nicht, haben wir die Feinde nur außerhalb und sie vom Nest abzuwehren. Diesen Ältesten, Archibald und seine Menschenfresserbrut. Und wer könnte das besser, als die Leibgarde und unsere Streiter? Das ist meine Zwickmühle. Du musst Boldi beobachten und schauen auf wessen Seite er steht. Steht er auf unserer? Ich hoffe es, denn er reiste mit dem Palaisin und Jules. Aber hoffen ist nicht wissen und damals hoffte auch ein anderer Duc mit den Agenten der Autarkie ein machtvolles Instrument in Händen zu halten, dass den Frieden sichert. Letztendlich ist es sogar möglich, dass der Älteste und Archibald die Feinde sind und Boldi und Silvano sind einfach nur zwei Personen die sich per purem Zufall kennen und lieben lernten und sich so lieben wie Du Ferrau. Das wäre die schönste aller Möglichkeiten. Der Älteste wird sterben, er hat Dich angegriffen und schwerst verwundet. Er muss sterben, etwas anderes akzeptiere ich nicht. Aber Robere, Nathan, Boldi, Bellamy oder Silvano stehen auf einem anderen Blatt«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel dachte nach. Ihm gefiel nicht, wie sein Vater die Dinge sah. Er hatte Angst um ihn. Fieberhaft suchte er nach einer Möglichkeit, ihre beiden Vorstellungen, wie nun zu verfahren sei, unter einen Hut zu bekommen. »Papa, ich habe noch eine andere Idee«, sagte er schließlich. »Wir konfrontieren die beiden mit ihrer Herkunft. Silvano und Boldiszàr. Wir sagen ihnen: ›Wir wissen, wer eure Väter waren und was sie getan haben. Und ihr wisst, warum ihr als Waisen aufwachsen musstet.‹ Dann wissen sie, dass wir Bescheid wissen und doppelt so genau hinsehen. Sie werden sich gut überlegen, ob sie etwas planen, wenn sie wissen, wir sind gewarnt.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Das ist richtig, ein guter Gedanke. Was ist, wenn sie selbst ihre Herkunft nicht kennen? Würdest Du sie ihnen offenbaren als ultimativer Treuetest uns gegenüber?«, fragte Max offen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel dachte nach. »Offen gestanden - ja. Schon aus purer Neugier heraus. Und wir umgehen damit das Problem, dass wir nicht wissen, von welchem Standpunkt sie ausgehen. Sind sie unwissend oder sinnen sie auf Rache für ihre Väter? Gut wäre, sie würden akzeptieren, dass ihre Väter Hochverräter waren und ihre Strafe verdienten - und dass ihre Existenz ein Zeichen unserer Gnade ist und der Dankbarkeit für die Dienste der Agenten, bevor die Gier sie übermannte.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Du möchtest sie an ihrer persönlichen Ehre und Dankbarkeit packen. Das gefällt mir, sie sollen ihren eigenen Mann stehen. Tun sie dass, müssen wir ihnen aber auch im Umkehrschluss ihre Partnerschaft gönnen. Sollte dem so sein, dass sie Treue und Loyalität wahren, wird Silvano Boldi nicht kaufen müssen. Sollten sie sich als Feinde herausstellen, ebensowenig aber aus einem anderen Grund. Du bist ein kluger Kopf. Raffinesse mit der Wahrheit als Waffe touche´Ciel«, schmunzelte Max anerkennend.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte dankbar. Er freute sich sehr über das Lob. Dann stand er auf. »Ich werde sogleich damit beginnen, wenn du erlaubst. Mit Bellamy.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Natürlich erlaube ich es. Wie handhaben wir es mit den beiden? Gemeinsame Aufklärung?«, hakte Max nach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich werde Bellamy, je nachdem, wie er reagiert, mitnehmen - ich vermute, er wird es Boldiszàr nicht lange verheimlichen können. Aber Silvano und Bellamy sind vor Ort. Ich Belly und du Silvano? Ich würde es Bellamy gern persönlich mitteilen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Nun Du wirst es Bellamy mitteilen und ihr gemeinsam Boldi. Wäre es nicht angebracht wenn Ihr drei es dann Silvano erzählt? Sozusagen weitertragt unter Deiner Aufsicht? So hört er es bestenfalls von zwei Personen die sein Schicksal teilen und hoffentlich wohlgesonnen sind«, schlug Max vor.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte. »Mein Gedanke war, dass man so etwas Persönliches am Besten unter vier Augen bespricht. Eine emotionale Reaktion vor so vielen Zeugen? Aber wenn das dien Wunsch ist, dann werde ich es auf diesem Wege handhaben.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Rede keinen Unsinn Ciel, wir beide diskutieren, ich habe keinen Befehl erteilt. Wir sind immer noch privat Vater und Sohn die sich beraten. Du musst sowas genauso lernen wie ich es damals musste. Und umzudenken oder in anderen Bahnen zu denken, gedanklich nie starr zu verharren, lerne ich heute immer noch. Es ist ein ewiger Prozess, mein Bruder beherrschte ihn so. Ich verlasse mich gerne auf starre, feste, Sicherheit versprechende Dinge - ich sage nur Mauer. Gut, dann informierst Du Bellamy, er Boldi und Boldi Silvano? Wer überwacht die Gespräche? Die Himmelsaugen würde ich sagen, Jules und Parcival«, schlug Max vor.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Jules und Parcival«, bestätigte Ciel. »Ich werde Bellamy informieren. Er Boldiszàr, das wird sich ohnehin nicht vermeiden lassen und dieser kann es dem Chevalier de Mancini mitteilen. Darf ich gehen? Ich würde Bellamy sehr gern nun die Überraschung bereiten um zu sehen, wie er reagiert.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ja natürlich darfst Du dass, danke für die Beratung. Sprich mit Bellamy, ich weiß wie neugierig Du auf solche Reaktionen bist. Es sei Dir gegönnt, rede mit ihm. Sobald Boldiszar zurück ist, soll er mit ihm sprechen. Oder vor Ort, wenn Du mit Lin und Bellamy nachreist«, sagte Max und küsste Ciel auf die Stirn.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel erwiderte den Kuss auf die Stirn bei seinem Vater. »Ich danke dir auch für dein Vertrauen. Hab dich lieb, Papa. Bitte informiere Parcival, auf Bellamy zu achten, wenn ich mit ihm spreche.« Ciel verließ die Amtsstube und begab sich zu seinem Palaisin.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien stellte sich vor Arlette und musterte den Vogel. Als sie ihm die volle Aufmerksamkeit schenkte, erläuerte er dem Verstand hinter dem des Vogels, dass dieser seinen Sohn Ciel zu behüten hatte. Die Antwort kam prompt mit einem Vogel untypischen Kopfnicken.

  • Ciel Felicien de Souvagne
    »Bellamy, auf ein Wort in meine Gemächer«, sagte Ciel freundlich.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy folgte seinem Herrn in dessen Gemächer. Was los war, wusste er nicht genau, aber er vermutete es ging um den Einsatz, den sein Herr mit Linhard geleistet hatte. »Hier bin ich«, sagte er freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Setzen Sie sich bitte«, sagte Ciel und setzte sich auch. Er betrachtete genau Bellamys Gesicht. Momentan konnte man nicht wirklich etwas darin lesen, nicht einmal Ciel, der gut darin war, Leute einzuschätzen, so lange es nicht um Beziehungsdinge ging. »Was würden Sie sagen, wenn ich Ihre Treue auf eine Probe stellen würde?«, begann er, wohlwissend, dass diese Worte einen provokanten Unterton mitklingen ließen, auch wenn er noch so freundlich dreinschaute. Sie klangen nach Zweifel und genau den enthielten sie schließlich auch. »Gäbe es eine Prüfung, welche Ihre Treue erschüttern könnte?«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy musterte Ciel ernst. »Herr was immer irgendwer Euch erzählt haben mag, ich habe Euch mein Wort gegeben und es gehalten. Ich weiß, dass Ihr mich gerettet habt und Ainuwar weiß, wo ich heute ohne Euch wäre. Stellt mich auf die Probe, wenn Ihr das für nötig haltet, aber ich habe Euch nicht hintergangen«, erklärte Bellamy mit felsenfester Überzeugung.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Keine Sorge. Ich weiß Ihre Dienste im Gegenteil sehr zu schätzen. Darum möchte ich Ihnen ein Geschenk machen. Es ist jedoch eines, das Geschenk und Bürde zugleich sein wird. Aber ich finde, Sie haben es sich verdient. Es ist ein Zeichen meines Vertrauens. Jedoch wird es für Sie auch eine Prüfung sein und ihren Willen womöglich sehr strapazieren. Möchten Sie es dennoch haben? Es betrifft Ihre Herkunft.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy versuchte nun seinerseits in Ciels Gesicht zu lesen, aber er las dort nichts als Offenheit. Warum sollte ihn dieser Mann retten um ihn dann zu vernichten? Ein Wort genügte und er wäre einen Kopf kürzer. Zudem standen sie sich auch auf andere Art näher, hatten sich einander anvertraut. Das Gespräch nahm eine ganz andere Wendung, als Bellamy befürchtet hatte. Er lehnte sich etwas zurück und nickte dann langsam. »Ja ich möchte das Geschenk haben, ich möchte meine Wurzeln kennen, es ist wie ein blinder Fleck in meiner Erinnerung. Wer gab mich ab und warum? Diese Frage stellt man sich zwangsläufig als Kind und wenn man ehrlich ist, als Erwachsener auch noch oft genug. Lag es möglicherweise an einem selbst? War man zu laut? Zu unbequem? War die Mutter zu arm, der Vater zu betrunken? Oder starben sie sogar, durch einen Unfall? Habe ich andere Verwandte? Aber das kann nicht sein, dann wäre ich bei ihnen gelandet. Oder doch nicht? Wollten diese mich auch nicht? Oder gibt es einfach keine und ich hatte nur eine Mutter, die froh war, wenn das Essen für sie alleine reichte. Eine heimlich geschwängerte Magd, die froh war den Bastard loszuwerden, wenn es mit einem anderen gezeugt war und der Lehnsherr nichts davon wusste. Fragen die noch mehr Fragen aufwerfen und niemals eine Antwort liefern. Ja ich möchte wissen wer ich bin«, sagte Bellamy ungewöhnlich sanft und leise.

  • Ciel Felicien de Souvagne
    Bellamy hatte sehr offene Worte gewählt. Ein Krieger sprach Ciels Erfahrung nach nur selten von seinen Gefühlen. Entsprechende Fragen wurden abgewürgt oder mit allgemein gültigen Sätzen abgespeist. Wie geht es dir - gut. Auch wenn das Gegenteil der Fall war. Die meisten Krieger trugen zwei Rüstungen, eine um ihren Körper und eine zweite, unsichtbare, um ihre Seele. Diesen Panzer legten sie nur selten ab, manche im gemeinsamen Suff, um alles auf einmal herauszulassen, und manche nie. Am liebsten war es den meisten von ihnen, wenn ihr Gegenüber annahm, sie hätten schlichtweg keine Gefühle. Ciel, der seine Jugend unter Kriegern verbracht hatte und von Massimo dem Läuterer an der Front ausgebildet worden war, einem der härtesten und fähigsten Streiter Souvagnes überhaupt, wusste umso mehr zu schätzen, dass Bellamy ihm so weit vertraute, sich zu offenbaren. Gleichzeitig machte es ihm Angst, diesen Mann an seine Vergangenheit zu verlieren. Aber auch Ciel konnte Krieger sein, sonst hätte Massimo in seinem Auftrag versagt. Ciel hatte dieses Spiel begonnen und er würde es zu Ende bringen.
    »Mit dem blinden Fleck liegen Sie gar nicht so falsch, Bellamy, denn Ihr Gedächtnis wurde von einem Geistmagier gelöscht. Es enthielt die Erinnerung an ein Verbrechen, von dem gewollt war, dass es für immer vergessen bleiben würde. Doch für dieses Verbrechen konnten weder Sie noch Ihr Bruder etwas und darum weilen Sie beide als einzige Mitglieder Ihrer Familie noch unter den Lebenden. Ich habe beschlossen, das Geheimnis ihrer Vergangenheit zu lüften, auf die Gefahr hin, Sie als meinen Schwertmeister zu verlieren.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy überlegte fieberhaft, wieso Ciel ihn verlieren sollte. Gut einerseits konnte er fallen. Oder Ciel befürchtete selbst zu fallen. Aber dann hätte er nicht von einem Geschenk gesprochen und hätte sich gewiss nicht so freimütig mit ihm allein zurückgezogen. Bellamy war einst Palaisin, er wusste um die Macht hinter den Kullissen. Viele Beschützer und Behüter wussten nichts voneinander, aber sie waren da. Die Leibgarde, die Leibwächter, die Himmelsaugen, dass waren alles offizielle Ämter, die sich dem Schutz der Krone verschrieben hatten. Aber ebenso gab es jene die bewusst im verborgenen agierten, völlig versteckt, sonst wäre es ihnen nicht möglich ihre Aufgabe zu gewährleisten. Und der Duc war nicht dumm. Wenn es drei Geheime Bunde gab, würden sich genau die drei wie im Dreieck selbst im Auge behalten, oder es existierte wieder ein vierter. Oben an der Macht war es einsam und auch wenn das Volk einen liebte und die Adligen einen folgten, es reichte ein Verrückter der meinte Gott spräche zu ihm und er müsse den Duc töten. Selbst für diesen Wenn-Fall musste ein Herrscher gerüstet sein, gleich wie gut er sich mit seinen Untertanen verstand. Die offizielle letzte Instanz war das Schwert des Duc, der Palaisin. Die letzte inoffizielle Instanz kannte Bellamy nicht, aber er wusste dass es sie gab - weil es sie geben musste. Umso verwirrter ließ ihn Ciels Aussage zurück. Vielleicht war er all die Jahre gar nicht der Palaisin gewesen, vielleicht war er... ein Feind? Aber das ergab keinen Sinn, denn er erinnerte sich an seine Kindheit - jedenfalls ab einem bestimmten Alter, an seine Jugend, an seine Zeit als junger Mann. Aber Magie war zu vielem fähig, zu Einflüsterungen jenseits jeder Vorstellungskraft. Sie konnte Männer zu Bestie formen und Bestien zu Bettvorlegern. Er wusste nicht was er sagen sollte. Was war er? Oder wer war er? Und welchen Preis hatte das Wissen? Verbannung? Belly überlegte fieberhaft wie er antworten sollte. »Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich weiß nicht ob ich wissen möchte, ob ich ein völlig anderer bin. Das alles was ich kenne oder woran ich mich erinnere eine Lüge ist, eine geistmagische Illusion. Falls dem so ist... nein Danke«, antwortete er rau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Eine Illusion? Nein. Nur Unwissenheit. Zu Ihrem Schutze und zum Schutze der Krone. Ich habe Rücksprache mit meinem Vater gehalten. Da ich der Meinung bin, dass ich Ihnen so weit vertrauen können sollte, dass Sie auch mit diesem Wissen bleiben, wer Sie sind. Ob Sie dann aber noch in meinem Dienst stehen wollen, steht auf einem anderen Blatt.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy nickte in Zeitlupe, verstand aber überhaupt nichts mehr, da sich alle Informationen, Gedanken und Vermutungen in seinem Kopf zu einem Knäul verhedderten, das er kaum entwirren konnte. Auf der anderen Seite würde die Aufklärung alles entwirren. Soweit, dass sogar der blinde Fleck verschwinden würde. Keine Illusion hatte Prince Ciel gesagt. Zum Schutze von der Krone und ihm selbst? Das ergab doch keinen Sinn, warum sollte man ihn schützen müssen, wie die Krone? Neugier und die Angst vor dem Unbekannten wechselten sich ab und Bellamy wusste nicht, wem von beiden er den Vorzug gab. Er war kein Feigling, aber er stand gerade an einer Weggabelung und musste sich entscheiden ob er Bellamy blieb oder eine Person wurde die er gar nicht kannte. Vielleicht war ihm diese Person lieb und teuer... vielleicht hasste er sie auch abgrundtief... wobei er musste sie nicht annehmen, er konnte auch bewusst Bellamy wählen, sein ich, zu dem er selbst gefunden und sich aus eigener Kraft geschmiedet hatte. »Ich bin bereit zuzuhören«, sagte er fast heiser, da es ihn alle Kraft kostete.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel setzte sich bequemer hin.
    »Die Geschichte von Berzan Bovier ist, wie so viele souvagnische Geschichten, eine traurige«, begann der Prince. »Und seine Geschichte ist die Geschichte Ihres Vaters. Leider ist es auch die Geschichte eines Verräters. Berzan Bovier war ein führender Kopf der Agenten der Autarkie, eine Elitetruppe mit weitrechenden Befugnissen. Warum die Agenten sich gegen die Krone wandten, kann man heute nur mutmaßen. Manche sagen, es war Gier, andere sagen, es war Größenwahn, wieder andere gehen von gekränktem Stolz aus, da eine Gesetzesänderung ihre allzu groß bemessenen Freiheiten beschneiden sollte. Fakt ist, dass sie einen Staatsstreich planten. Wären die Agenten mit ihrem Putschversuch erfolgreich gewesen, so wäre es heute nicht mein Vater, der auf dem Thron von Souvagne säße - sondern ein Nachfahre der Agenten. Vielleicht sogar einer der beiden Söhne Berzan Boviers. Es kam jedoch so, dass Berzan Bovier im Jahr 168 nach der Asche zusammen mit seiner gesamten Einheit fiel. Die Himmelsaugen waren es, welche den Staatsstreich mit Magie und Schwert vereitelten. Die Familien der Agenten wurden während der folgenden Säuberung ausgelöscht. Nur die minderjährigen Kinder verschonte man, ein letzter Akt der Gnade. Denn die Agenten der Autarkie waren nicht immer die Feinde der Krone gewesen.« In Ermangelung eines anwesenden Dieners goss Ciel seinem Schwertmeister ein Glas Wasser ein. »Benötigen Sie eine Pause, Bellamy?«


    Bellamy Bourgeois
    »Ihr meint ich bin einer von ihnen? Ihr meint... weil mein Vater ein Verräter war, wäre ich ebenfalls ein Verräter? Ich habe niemals jemanden Anlass zu der Vermutung gegeben. Und Verrat liegt mir nicht im Blu... nun doch es liegt mir im Blut... Ich verstehe Euren Vater nicht, wieso wählte er mich als seinen Palaisin, wenn er weiß wer ich bin? Ich verstehe es nicht, suchte er den Nervenkitzel? Oder suchte er sogar einen Grund zu vollenden, was die Himmelsaugen nicht taten? Oder zeigte er Gnade auf seine Art, wobei... im Jahre 168 war Euer Vater gar nicht Duc! Euer Vater bestieg den Thron 170 mit 17 Jahre, was erzählt Ihr da! Was ist das für ein Spiel?«, regte sich Bellamy auf.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es war ja auch mein Großvater, Alain Etienne de Souvagne, unter dem dies alles geschah. Warum mein Vater Sie als Palaisin auswählte, kann ich Ihnen sagen - aufgrund Ihrer Fähigkeiten. Ob er damals überhaupt schon wusste, wessen Nachfahre Sie sind, steht auf einem anderen Blatt. Das fragen Sie ihn am besten selbst, denn ich kann Ihnen diese Frage nicht beantworten. Ich habe selbst erst heute davon erfahren. Und ich war der Meinung, man sollte es Ihnen nicht länger verheimlichen, sondern Ihnen sagen, wer Ihr Vater war und wer Ihr Bruder ist. In meiner eigenen Familie stehen wir alle uns sehr nahe und die Vorstellung, niemanden von ihnen zu haben, tut weh. Für Sie ist es kein Gedankenspiel, sondern Wirklichkeit. Wenn Ihnen das alles zu viel wird, können wir das Gespräch aber auch abbrechen. Von meiner Seite aus wird sich zwischen uns nichts ändern aufgrund der Information über Ihre Abstammung. Sie sind mein Palaisin und das bleiben Sie, wenn Sie es wünschen.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy stützte seinen Kopf auf der Hand ab und seinen Arm auf seinem Knie. Aus dieser Position heraus, mit einem runden Rücken wie eine abwährende Katze musterte er Ciel aus seinen stechend blauen Augen. »Könnte ich einen Schnaps oder einen Kaffee bekommen? Oder besser noch beides in einem bitte?«, fragte er nach einigen Minuten die er wortlos hatte verstreichen lassen. »Ich versuche es mal zu entwirren für uns beide. Ihr seid nicht Euer Großvater, ich bin nicht mein Vater. Auch wenn man viel von seinen Vorfahren erbt, erbt man doch nicht die Seele oder? Man gehört zur Familie und dennoch steht jeder für sich selbst mit seinen Taten und seiner Einstellung. Ich habe Euch nie dafür verurteilt, was mir auf dem Marktplatz geschah. Ich war wütend auf Euren Vater, dass gebe ich zu - aber wenn ich ehrlich bin, war ich letztendlich doch nur wütend auf mich, dass ich so dumm war so einen Scheiß zuzulassen. Für was? Was dabei heraus kam habe ich ja gesehen. Euer Vater hat nur das getan, was ich hätte tun sollen, er beschützte jemanden, der sich nicht selbst beschützen konnte. War das für mich angenehm? Nein. Es war beschissen, es war der Abgrund und es war die Pest an Gesichtsverlust. Und wie fühlte Nathan? Vielleicht fühlte er das gleiche, oder er fühlte noch schlimmer. Und selbst wenn er gar nichts fühlte, ich habe meine Aufgabe vernachlässigt. Das war nicht die Schuld Eures Vaters, sondern meine. Ihm dann anzukreiden mich abzustrafen ist lächerlich... aber es ist bequem und es ist einfach und es tut gut sich mal den Frust von der Seele zu kotzen indem man über wen schimpft, den man eigentlich mag. Und dem man bis dato bedingungslos vertraute. Und wäre ich an der Stelle des Opfers gewesen, nun ich denke ich hätte mir auch gewünscht, dass mein Peiniger bestraft wird. Aber jeder sieht nun einmal zuerst sich. Aber was rede ich, ich möchte nicht ablenken, ich bin nur etwas durch den Wind. Der Bogen schließt sich dort, wo Ihr mir grundlos beigestanden habt. Ihr wart auch nicht Euer Vater. Ihr habt die Bestrafung durchbrochen. Ihr habt mir in der Strafe noch Gnade gezeigt durch das Schmerzmittel und das Ihr mich danach aufgenommen habt. Ihr habt mir Eure Dunkelheit gezeigt - Ihr habt mir gezeigt, dass Ihr auch einen Kern davon in Euch tragt. Vor allem in der Küche.... und ich habe gerne für Euch abgespült Ciel. Ich wollte Euch nicht anfahren und ich möchte Euch auch nicht verlassen. Denn weder Ihr noch ich können doch etwas für diesen Umstand. Auch Euer Vater kann nichts dafür, wenn es sein Vater war. Gibt es Aufzeichnungen über die Agenten? Nun vergesst es. Es gibt nur eine Antwort auf Verrat, so sagt es jeder Duc, so sagt es das Gesetz - Block. Verzeiht mir, ich schäme mich für die Taten meines Vaters und dennoch würde ich den Mann gerne einmal kennenlernen. Sprich verstehen wer er war oder einige Informationen über ihn erhalten. Einfach um zu wissen, wo meine Wurzeln sind. Das der alte Duc und die Himmelsaugen die Kinder verschont haben, zeigt Gnade. Ich möchte wissen, was mit den Ehefrauen und Männern geschah Herr«, bat Bellamy.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hätte Bellamy sagen können, wo er Kaffee und Schnaps fand, aber er stand auf und mixte ihm selber etwas zurecht mit dem Kaffee, den Ferrau heute morgen zubereitet hatte. Er gab auch noch einen dicken Löffel Sahne obendrauf. Er wusste nicht, ob Bellamy Sahne mochte, aber er hatte das Bedürfnis, ihm welche zu geben. Sie war süß und süß tat gut.
    »Ich sehe es ebenso wie Sie, Bellamy. Jeder ist nur er selbst. Und Sie waren es nicht, der Nathan quälte, Sie machten nur den Fehler, wegzusehen. Sie haben dafür bezahlt und für mich ist die Sache damit auch erledigt. Wenn es eine Bereinigung gab, dann gibt es keine Aufzeichnungen mehr. Eventuell vielleicht in den Geburtsregistern der Tempel ... aber wahrscheinlich wurde auch daran gedacht. Es gibt nur noch die Erinnerungen von denen, die daran beteiligt waren und es überlebten - die Ältesten der Himmelsaugen. Womöglich könnte Parcival Ihnen von Ihrem Vater erzählen. Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass niemand aus Ihrer Familie mehr lebt, der damals volljährig war.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy nahm den Kaffee mit beiden Händen entgegen und hielt ihn einen Moment fest um sich daran zu wärmen. Er wusste die Geste von Ciel sehr zu schätzen, besonders den Klecks Leckerchen obendrauf. Er blinzelte mehrfach um nicht vor seinem Chef einige Tränen zu vergießen und ärgerte sich zeitgleich über die Schwäche. Er hatte weder seinen Vater noch seine Mutter gekannt und trotzdem ging im die Information nahe. Vielleicht war das der Lauf der Welt. »Mein Vater hat mich als Waisen zurückgelassen und meine Mutter war durch die Entscheidung meines Vaters gefallen. Vielleicht gibt es wirklich einen Gott, denn ich kann einer Partnerschaft nichts abgewinnen. Hätte ich diesen Fehler begangen, wäre ich allein gestorben. Wobei, auch hier scheint es eine höhere Macht zu geben, denn im Gegensatz zu meinem Vater bedeutet mir Kameradschaft und Treue genau wie Loyalität alles. Vielleicht ist gar nicht die Frage ob ich nach meinem Vater komme, vielleicht komme ich nach meiner Mutter. Sie war ebenso ein Opfer von ihm und seiner Entscheidung wie ich...«, flüsterte Bellamy. »Warum erzählt Ihr mir das Ciel?«, fragte Bell und trank langsam den Kaffee. »Danke für den Kaffee und die Sahne«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Warum ich Ihnen das erzähle? Damit Sie sich nicht länger mit Fragen plagen. Sie waren als Kind nicht zu laut oder zu unbequem, Bellamy. Vermutlich wurden Sie von Ihren Eltern geliebt. Verrat an der Krone war es, was Ihre Familie zerstörte. Und es gibt einen zweiten Grund. Vielleicht haben Sie ihn absichtlich überhört oder einfach in der Aufregung verdrängt. Ich sagte, dass die Kinder verschont wurden. Weiterhin sagte ich, dass Berzan Bovier zwei Söhne hatte. Weinen Sie ruhig, Bellamy. Ich hatte in letzter Zeit auch viel Grund zum Weinen.« Er legte ihm ein frisches, zusammengelegtes Stofftaschentuch hin.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy wäre bei dem was Ciel nachschob fast der Kaffeebecher aus der Hand gefallen. Aber dank seiner Reflexe passierte nichts, weiter außer dass der Teppich einen großen Fleck Kaffee kassierte. »Verdammte Drecksschei... ich werde das nachher wieder in Ordnung bringen«, lächelte er gezwungen, ehe er wieder ernst wurde. »Ihr meint ich habe einen Bruder... ich verstehe... was hat er getan und wer ist es? Wenn ich ihn töten soll, muss ich wissen wer er ist. Aber es wäre mir einfach gefallen nicht zu wissen das er mit mir verwandt ist Herr. Das macht die Sache nicht leichter, glaubt mir das... vielleicht ist es auch besser Ihr sagt mir nicht welche Verfehlung er beging. Oder war es... Verrat?«, fragte Bellamy und stürzte den heißen Kaffee herunter. Danach liefen ihm allerdings nun doch die Tränen die Wangen herab, aber der Grund war ein anderer.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ignorierte den beschmutzten Teppich, der spielte nun gerade wirklich keine Rolle. Teppiche waren ersetzlich, Menschen nicht. »Sie müssen mich für einen Sadisten halten. Wenn es darum ginge, Ihren Bruder zu töten, würde ich nicht wissentlich Sie beauftragen, das kann ich Ihnen versichern. Das wäre ein sehr bösartiger Humor, der absolut nicht der meine ist, oder ein effizienter Weg, jemanden bewusst innerlich zu zerstören. Warum sollte ich mir das für Sie wünschen? Sie sind mein Palaisin. Abgesehen davon besteht keinerlei Anlass, sich dahingehende Gedanken zu machen. Ihr Bruder hat sich keiner Verfehlung schuldig gemacht, außer der selben wie Sie - dass er gern wegsieht.«


    Bellamy Bourgeois
    »Wie heißt ein Sprichwort, es braucht ein Monster um ein Monster zu jagen. Und wer könnte vielleicht besser einen Mann jagen, als der eigene Bruder? Dass Ihr nicht so denkt ehrt Euch und zeigt, dass ich wohl in falschen Bahnen denke. Ich sehe Euch nicht nur als Herrn, sondern als Retter und Freund. Dass sollt Ihr wissen. Dann sagt mir, wo mein Bruder wegsah und verratet mir ob ich ihn kenne.Falls nicht, sagt mir trotzdem bitte seinen Namen«, bat Bellamy inständig.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel blinzelte etwas, da er gerührt war. Das Blinzeln stand bei ihm für alle möglichen Emotionen, es ersetzte auch ein Lachen, wo Lachen nicht angemessen war, oder wie jetzt, den Drang, Bellamy einfach in den Arm zu nehmen. Ciel war niemand, der es leicht ertragen konnte, wenn seine Schutzbefohlenen litten. »Ihr Bruder sah in der selben Sache weg wie Sie. Aber darum geht es heute nicht, all das wurde längst geklärt. Vielleicht muntert es Sie auf, wenn ich Ihnen sage, dass Sie beide sich kennen. Ihr Bruder arbeitet sogar ebenfalls hier im Palast. Ihr ähnliches Aussehen fiel ihnen vielleicht schon auf, doch sie mögen es für eine Laune der Natur gehalten haben. Ich spanne Sie nicht länger auf die Folter, Bellamy. Ihr Bruder ist Boldiszàr Boucher von Unitè B.«


    Bellamy Bourgeois
    »Boldi ist mein Bruder? Heilige Scheiße bei Ainuwars Eiern wieso hat er nie was gesa... er weiß es nicht oder? Er weiß es genauso wenig wie ich. Was hat er getan? Ich meine Ihr verratet mir das doch nicht grundlos Ciel, was ist mit ihm los? Er war bis dato nie mein Bruder, aber er war mein Kamerad und das bedeutete mir alles, wie jeder meiner Leute. Ihr versteht den Begriff. Steckt er in der Scheiße?«, fragte Bellamy besorgt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Sie kaufen mir nicht ab, dass ich Ihnen das nur aus Nettigkeit heraus offenbare?« Nun schmunzelte Ciel etwas. »Er hat nichts getan, außer, dass er aus einem mir unbekannten Grunde mit einem weiteren Agentensohn anbändelte. Das gab meinem Vater Anlass zur Sorge. Ob Boldiszàr davon weiß, weiß ich allerdings nicht. Vielleicht ist es nur ein Zufall - vielleicht aber auch nicht. Aber es war in jedem Fall der Anlass dafür, Ihnen Ihre Herkunft mitzuteilen.«


    Bellamy Bourgeois
    »Nun ich meine warum solltet Ihr... auf der anderen Seite, warum solltet Ihr nicht? Ihr hättet mich nicht retten müssen. Ihr hättet mich nicht aufklären müssen. Wir reden aber über Boldiszar ja? Seid Ihr sicher, dass Ihr Boldi meint? Wer ist der andere Agentensohn? Oh... bei den Klöten von Ainuwar... es ist Robere! Ich habe es immer gewusst. Der Skorpion, es ist Robere, die beiden standen sich aber schon immer nahe Herr. Seid Ihr sicher, dass Ihr dort nicht Freundschaft und Partnerschaft verwechselt? Und wenn Ihr Recht habt, haben die beiden aber ganz schön lange benötigt. Wobei Robere... hm«, grübelte Belly.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nicht Robere«, keifte Ciel. »Robere ist nicht einmal mehr im Palast, er ist desertiert, frisst Menschenfleisch und Boldiszàr hat sein Fernbleiben vom Dienst nicht einmal gemeldet! Die Person seines Interesses ist Chevalier Silvano de Mancini, womit er Geschmack beweist, den Kapitän eines Kriegsschiffes, der ebenfalls gerade hier im Palast weilt - und der so wie Sie und Boldiszàr der Sohn eines Agenten der Autarkie ist. Er bat darum, Boldiszàr erwerben zu dürfen.«


    Bellamy Bourgeois
    »Bitte wen? Ich kenne die Riege der Marine nicht, ich hätte ihnen zwar Befehle erteilen können im Notfall, aber ich hatte nie mit ihnen persönlich zu tun. Robere ist dessertiert und Boldi hat zugesehen? Seid Ihr sicher, dass Robere so etwas tut? Erzählt mir von meinem Bruder, erzählt mir von seinem Partner und erzählt mir von Robere. Bitte Herr«, bat Bellamy.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel beruhigte sich wieder und goss Bellamy Kaffee nach. Wie zuvor gab er einen ordentlichen Schuss Schnaps hinein und einen großen Löffel voll Sahne. »Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob er wirklich desertiert ist in dem Sinne, aber dass er seit längerer Zeit unerlaubt vom Dienst fortbleibt und sich mit Schwerverbrechern abgibt, ist ein unbestreitbarer Fakt. Allzu tief reicht mein Wissen über die beiden nicht. Mir ist bekannt, dass sie aus dem selben Waisenhaus stammen und einander als Brüder nennen. Ebenso ist mir bekannt, dass eindeutig Robere der Nutznießer dieser fragwürdigen Freundschaft ist, während Boldiszàr sein Fehlverhalten deckt. Ob Boldiszàr und de Mancini wirklich Partner sind, kann ich nicht beantworten. Es gibt einige Anzeichen, die dafür sprechen, aber vielleicht mögen sie einander auch auf andere Weise. Was möchten Sie noch wissen? Die besten Antworten würden Sie erhalten, wenn Sie Boldiszàr selbst befragen. Nur leider ist er schon abgereist.«


    Bellamy Bourgeois
    »Herr was ist, wenn Ihr Robere völlig falsch einschätzt? Folgendes, Robere mag hart sein, er mag unleidlich sein, er mag ein Kotzbrocken sein, aber er steht immer für seine Leute ein. Und mit immer, meine ich immer. Vielleicht hat er sich den Menschenfressern gar nicht angeschlossen. Vielleicht doch. Aber wer sagt Euch denn, dass er dies tat um Euch oder uns allen zu schaden? Denkt einmal bitte an die Büttel. Es gibt auch Büttel, die sich in Kartelle einschleusen um diese auffliegen zu lassen. Robere ist sich für nichts zu schade und erledigt jede Arbeit. Vielleicht sah er es als seine einzige Möglichkeit, sogar als seine Pflicht dieses Kartell auszuhorchen oder auf diese Weise sogar zu sprengen. Wenn Ihr darüber nichts wisst, dann könnt Ihr seine Beweggründe doch auch nicht gleich verdammen. Möglicherweise zahlt er einen sehr hohen Preis für uns, wissen wir das? Boldiszar reiste ab und ich schenkte ihm noch meinen Panzerbrecher... damit ihm nichts geschieht. Ich wollte einen Freund geschützt wissen und ich schützte meinen Bruder mit meiner besten und sichersten Waffe. Nennt es Vorhersehung, aber ich hoffe, falls es zu einem Kampf kommt, dass der Zachel ihn beschützt. Wisst Ihr wohin er abgereist ist? Und darf ich ihm folgen?«


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wir werden ihm gemeinsam folgen. Linhard und ich reisen noch heute ab und Sie als mein Palaisin werden mich begleiten. Wir treffen uns mit Unitè B und den anderen bei der Gewitterfeste der Duponts. Wir wissen, dass die Menschenfresser dorthin unterwegs sind und werden ihnen einen schönen Empfang bereiten. Vielleicht irre ich mich, was Robere anbelangt. Ich bete zu Ainuwar, dass dem so ist. Aber das werden wir herausfinden. Dass Sie Ihrem Bruder den Panzerbrecher überreichten, macht die Geste noch bedeutsamer. Interessant wäre zu erfahren, ob Boldiszàr die ganze Zeit Bescheid wusste oder ob er genau so unwissend war wie Sie. Und welche Rolle de Mancini in dem Ganzen spielt.«


    Bellamy Bourgeois
    »Ich kann mir Boldi nicht vergeben vorstellen, er ist ein Arbeitstier wie ich. Sein Dienst, seine Einheit, die Garde bedeutet ihm alles. Wie ist der Mann, den er sich aussuchte, falls es tatsächlich sein Partner ist? Ich werde Euch beschützten, Ihr könnt Euch wie immer auf mich verlassen. Ihr seid zwar nach außen hin ein feiner Pinkel, aber unter all der Maske seid Ihr aus Stahl. Ich weiß wem Ihr Euch gestellt habt, wenn der Flurfunk stimmt, habt Ihr einem Gott die Stirn geboten. Einem vergessenen, gewaltigen Gott«, sagte Bellamy.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Und darum braucht Ferrau nun früh doppelt so lange, um mich alltagstauglich zu schminken und zu kleiden. Ein Gott war es nicht, nur ein alter, besonders widerwärtiger Lich. Der Flurfunk kann aber auch gar nichts für sich behalten. Ich stimme Ihnen zu, Boldiszàr wirkt absolut nicht wie ein Beziehungsmensch. Das Gefrotzel, dass er mit Robere zusammen wäre, habe ich nie für voll genommen. Und ich nehme auch nicht für voll, dass er nun mit de Mancini eine Verbindung eingegangen haben soll, ganz abgesehen davon, dass Boldiszàr der Leibeigene meines Vaters ist und de Mancini sich damit strafbar machen würde. De Mancini kann ich Ihnen beschreiben. Wenn Sie meinen, ich sei ein feiner Pinkel, dann multiplizieren Sie das mit einer sehr hohen Zahl und dann haben sie den Chevalier vor sich. Allerdings ist er vermutlich alles andere als der Geck, der er zu sein scheint, denn keiner unserer Flottenkapitäne bekommt seinen Posten zum Spaß.«


    Bellamy Bourgeois
    »Ehm ja, jetzt kann ich mir vorstellen wie er aussieht, aber danach wird Boldi niemals gehen. Ob er nun eine Tonnenschwere Perücke trägt, die jeden Rakshanischen Turban das fürchten lehrt, ist völlig gleichgültig Herr. Die Optik ist oft nur Tarnung. Ich meine wie ist dieser Mann als Person? War Boldis Wahl eine gute, wenn er ihn wählte? Sprich war es eine gefährliche Wahl, falls Boldi... Ihr wisst schon, vielleicht anders dachte als ich? Mein Bruder ist kein Stümper, er wird nicht umsonst in die Schlacht gezogen sein und dort wo er eingesetzt wird, wächst kein Gras mehr. Er führt die beste, härteste Truppe und - er führt sie an! Also wen hat er sich da an die Seite genommen? Wohl kaum eine laufende Puderquaste«, grinste Belly und musterte Ciel. »Das seid Ihr doch auch nicht, Ihr seid ein Krieger im Hofrock und nicht umgekehrt ein Hofrock in der Rüstung«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Bei der bildhaften Beschreibung von Bellamy musste Ciel schmunzeln. »Wie ich soeben hörte, haben Sie Humor. Danke für das Kompliment. Ich kann über de Mancini leider nichts weiter berichten. Ich habe ihn heut selbst das erste Mal gesehen. Aber wenn Boldiszàr wirklich Übles im Schilde führen sollte ... dann hätte er sich meiner Einschätzung nach kaum eine geeignetere Person auswählen können. Mein Vater meint, der Chevalier wäre durchaus in der Lage, nicht nur ein Schiff, sondern eine ganze Armada zu führen und man darf der Einschätzung meines Vaters da durchaus vertrauen.«


    Bellamy Bourgeois
    »Zu Lande, zu Wasser und zur Luft - wer ist der Truppführer der den Himmel befehligt? Das wäre die Frage, sollten die beiden etwas in der Art planen. Aber ich will einfach nicht akzeptieren, dass Boldi so denkt. Er war aufgeregt, er kam zu mir um sich zu verabschieden, er hatte es eilig. Ich schenkte ihm meine Waffe. Wozu das alles, wenn er einen Verrat begehen würde? Dann hätte er alles daran gesetzt Euch zu schwächen und nicht Euch den Rücken freizuhalten. Nein Boldi ist unschuldig, er muss es sein. Wann reisen wir ab? Ex-Dupont ist Chouinard Herr die alte Feste steht nicht mehr. Was wollen unsere Feinde dort? Humor müssen wir uns immer bewahren, aber er darf durchaus schwarz sein«, schmunzelte Bellamy zurück.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Zur Luft? Ich kann es Ihnen nicht einmal sagen ... vermutlich die Himmelsaugen, also Parcival. Die alte Dupontfestung wurde geschleift, doch der Keller ist scheinbar noch intakt. Zumindest war das die Information, die Nathan den Beißern zukommen ließ, als diese sich wegen einem erneuten Unterschlupf berieten. Ja, Sie haben richtig gehört, Nathan ist auch mit von der Partie. Ich bin geneigt, an Boldiszàrs Unschuld zu glauben ... aber nicht an die von Robere. Doch ich bin durchaus bereit, mich vom Gegenteil überzeugen zu lassen. Wir reisen noch heute ab - sobald wir mit dieser Unterredung fertig sind und Ferrau mich umgekleidet hat.«



    Bellamy Bourgeois
    »Herr wieso glaubt Ihr Robere hätte Euch verraten, wenn Nathan die Feinde durch unser Land führt, wie ein Fremdenführer? Verzeiht, wenn ich das sage, aber was ist mit dem Mann los? Er scheint den Ärger anzuziehen wie ein Magnet und ist seltsamerweise immer dort zu finden, wo der Ärger am dicksten ist. Wer spaziert freiwillig mit Menschenfressern durch die Gegend? Könntet Ihr dort ein Auge zutun? Da stimmt doch was nicht. Wollt Ihr Euch rüsten? Ich kann Euch rüsten, Ihr habt mir Kaffee gemacht«, schlug Belly vor.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Einmal mehr blinzelte Ciel. Diesmal, weil er von dem Vorschlag überrascht war. Nach kurzem Nachdenken nickte er. »Dann pellen Sie mich bitte aus diesem Kostüm und ziehen mir meine richtigen Kleider an. Meine Rüstung, absolut korrekt. Die Leichte, ich bin geschwächt. Was ich bei Nathans Erziehung falsch gemacht habe, weiß ich nicht. Aus dem wilden Tarrik Khawa Steppensturm habe ich versehentlich einen souvagnischen Chevalier gemacht und aus dem einstmals liebenswerten Barden Nathan einen Handlanger der Menschenfresser ...« Ciel stand auf, damit sie keine unnötige Zeit verloren.


    Bellamy Bourgeois
    »Das glaube ich kaum Herr«, sagte Bellamy und stellte den Kaffeebecher beiseite. Sofort machte er sich daran Ciel auszuziehen und führte ihn ins Schlafzimmer. Wenn jemand einen gekonnt und schnell rüsten konnte, dann war dies Bellamy. Jeder Handgriff saß, denn er hatte den Großteil seines Lebens nichts anderes getan, als sich mit Rüstungen und Waffen zu beschäftigen. Er beschaute sich sein Werk, überprüfte den Sitz der Rüstung und nickte zufrieden. »Ihr seid abreise bereit Herr aber vorher noch etwas«, sagte Bellamy. Er musterte Ciel ernst, dann drückte er ihn felsenfest an sich. »Danke«, sagte er schlicht, ehe er seinen Herrn wieder freigab.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel erwiderte die Umarmung. »Schon gut, Bellamy. Ich bin froh, dass Sie mir erhalten bleiben. Das Rüsten ging fix«, freute sich Ciel. Der arme Ferrau hatte sich das letzte Mal ziemlich abgemüht, ihn zu rüsten. Er hatte dabei keinen Fehler gemacht, aber bei Bellamy merkte man einfach, dass dies seine Bestimmung war. »Bitte rüsten Sie auch noch meinen Ferrau, er muss mitkommen. Aber so leicht wie möglich, vielleicht mit einer Lederrüstung und ohne Helm, damit kommt er nicht zurecht. Er ist noch im Thronsaal«, bat Ciel. »Und sagen Sie bei der Gelegenheit meinem Schwager Linhard, ebenso auch Parcival, Ansgar und dem unsäglichen Brandur, dass wir uns draußen bei den Hühnern treffen. Nehme ich Remy mit?«, überlegte Ciel. »Nein, ich glaube, ihn würde es mehr ärgern, wenn er zurückbleiben muss.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy starrte Ciel an und grinste dümmlich. »Ich soll ihren Verwandten sagen wir treffen uns bei den Hühnern? Also im Frauenflügel? Herr das ist vielleicht nicht die beste Idee jetzt... ganz wie Ihr wünscht. Kein Helm für Ferrau, nachher erstickt er uns!«, stöhnte Bell.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Bei den Drachenhühnern«, rief Ciel händeringend.


    Bellamy Bourgeois
    »Drachenhühner! Richtig! Drachen ... Herr, dass war doch nur ein Scherz«, grinste Bellamy verlegen und eilte sofort los, um Ferrau zu rüsten.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ging derweil nach draußen und wartete an besagtem Ort. Er tat etwas, dass er nur selten tat - er rauchte. Er würde es nie zugeben, aber er hatte Angst, dem Lich erneut die Stirn zu bieten. Aber es musste sein. Diese Bedrohung konnte nicht unbehelligt durch Souvagne wandeln. Und er als Bluthexer hatte sich freiwillig dazu verpflichtet, in vorderster magischer Front gegen die Untoten zu kämpfen. Nervös ging er auf und ab.


    Bellamy Bourgeois
    Als Ciel auf und ab lief, fiel ein großer Schatten auf ihn und etwas pickte ihm sanft auf den Kopf. Aquilla musterte ihn und die Krallen an ihren Flügeln klackerten.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Erschrocken wich Ciel ein paar Schritte zurück. Dieses Huhn hatte seine Kutsche demoliert und ihn fast zu Tode gepickt. Verstohlen hielt er nach Linhard Ausschau, in der Hoffnung, dass das Tier nicht unbeaufsichtigt frei herumlief. »Schwager?«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy beeilte sich Ferrau abzuholen und diesen zu rüsten. Den Leibdiener in eine Rüstung zu quetschen war wesentlich schwerer als Ciel. Erstens schien er etwas zugelegt zu haben und zweitens hielt der Kerl nicht still. Als es endlich geschafft war, schleifte Bellamy Ferrau hinter sich her und bat Linhard und Brandur sich bei den Ställen einzufinden, dann machte er sich selbst auf den Weg.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur erschien pünktlich, würdevoll und bestens gekleidet. Er nickte Ciel zu. Zu dessen Verärgerung hatte er Alexandre bei sich untergehakt, der nicht erfreut dreinblickte, das gemütliche Gespräch im Thronsaal verlassen zu müssen, aber immerhin froh zu sein schien, dass Linhard ihn nicht wieder trug. »Hoheit«, grüßten sie beide.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy erschien wenig später mit Ferrau. Der Leibdiener sah alles andere als glücklich aus, aber als er Ciel erblickte hellte sich seine Miene schlagartig auf. Nun konnte er sich allerdings denken, weshalb sie sich versammelt hatten. Er sah, wer seinen Schatz und Herrn begleitete und das ließ keinen anderen Rückschluß zu, als dass sie erneut in die Schlacht zogen. Ferrau eilte auf Ciel zu und umarmte ihn felsenfest. »Geht es zur Endschlacht?«, fragte er nervös.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel drückte ihn fest und gab ihm einen Kuss. »Du siehst durch den Wind aus. Hast du dich erschreckt? Ja, wir reisen ab, um den Lich zu stellen. Ich wollte damit noch warten, doch die Dinge haben sich geändert.«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard verabschiedete sich von Verrill und kraulte ihm kurz den Bauch,allerdings so, dass es keiner sehen konnte. »Wir werden die Sache heute beenden«, flüsterte er Greg zu und küsste ihn. Er drückte Verrill kurz, dann machte er sich umgehend auf den Weg zu den Ställen. »Hallo«, grüßte er freundlich in die Runde und knuffte Ciel zur Begrüßung. Seinen Paps umarmte er liebevoll, ehe er Aquilla einfing und sattelte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Dein Huhn hat mich auf den Kopf gepickt«, beschwerte sich Ciel, als Linhard das Tier sattelte. »Wo bleibt Parcival? Kommt er nicht mit?«


    Linhard von Hohenfelde
    Lin streichelte Aquilla liebevoll, so dass sie die Federn aufplusterte. »Sie meint das lieb. Sie ist eine Schönheit nicht wahr? Nicht wahr Du bist hübsch!«, grinste Lin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Sie ist ein Huhn«, stellte Ciel leidenschaftslos fest. »Ein Reittier, wie ein Pferd. Ein Transportmittel, wie Remys Kutsche. Und meine, die von irgendwem zerstört wurde.«


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau versuchte das Drachenhuhn zur Seite zu schieben, damit es nicht wieder auf die Idee kam, seinen Schatz zu pieken. Danach gesellte er sich wieder zu Ciel und klammerte sich an ihm fest. »Ja oder wie ein Huhn, dass in die Suppe kommt, wenn es frech wird«, fügte Ferrau mutig an, klammerte sich aber fester und streichelte Ciels Hintern.


    Parcival
    Das alte Himmelsauge fand sich mit seinem Drachenhahn ebenfalls bei den Ställen ein und musterte Bellamy kopfschüttelnd. Sein Blick fiel auf Ciel und er nickte dem Princen freundlich zu. »Ich wäre bereit für den Aufbruch. Ich hoffe diesmal erledigen wir diese Kreatur«, sagte er vehement.


    Linhard von Hohenfelde
    Lin klopfte Aquilla auf den Hals und schwang sich auf sein Huhn. »Sie ist mehr, sie hat mir mein Leben gerettet, als ich von dem Vampir gebissen wurde. Und sie piekt nur auf Freundlichkeit. Paps hock Dich mit auf Aquilla, Ciel?«, fragte Linhard.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Aquila kommt in die Suppe, wenn ich nach der Schlacht keine neue Kutsche bekomme, die nicht mindestens so komfortabel ist wie die alte«, bestimmte Ciel und legte den Arm um Ferrau. Dabei musterte er ihn und freute sich über die Speckröllchen, die sich hier und da ihren Weg aus der Rüstung bahnten. Seine Betrachtung wurde von Parcivals Ankunft unterbrochen. »Sehr richtig! Wir erledigen diesen Lich, der sich als Gott ausgibt. Wo ist Ihr Huhn, Parcival?« Er blickte zu Linhard hinauf und schüttelte leicht den Kopf. »Die Sitzordnung für die Reise ist diesmal etwas anders, da wir bestimmte Dinge unterwegs besprechen müssen. Ich reise mit Parcival und Bellamy. Ferrau begleitet uns. Die anderen reisen mit Linhard. Auf dem Rückweg würde ich mir jedoch das Plätzchen hinter dir gern reservieren.« Er blinzelte seinem Schwager freundlich zu.


    Linhard von Hohenfelde
    »Das ist direkt unter ihm, er sitzt doch drauf!«, lachte sich Linhard schlapp. »Du bekommst Deine Kutsche, Aquilla kommt niemals in die Suppe. Alles klar, dann starten wir jetzt durch«, sagte Lin gut gelaunt.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy schwang sich hinter Parcival auf den großen Drachenhahn und reichte Ciel die Hand, damit dieser problemlos aufsteigen konnte. »Beeilt Euch, wer weiß was mit unseren Leuten geschieht, wenn sie die Menschenfresser stellen«, mahnte Bell.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel starrte kurz auf den Stummel seiner Rauchstange. Er schüttelte den Kopf. Er sollte sich das Rauchen ganz schnell wieder abgewöhnen. Er warf den Stummel zu Boden und trat ihn aus, ehe er ihn wieder auflas und vorbildlich in einen Mülleimer warf. Er ergriff Bellamys Hand und ließ sich von ihm auf das Huhn ziehen, ehe er Ferrau hinaufzerrte. »Schnall dich gut an«, ermahnte Ciel seinen Diener.


    Ferrau Du Trieux
    Die Augen von Ferrau quollen aus den Höhlen, als er hörte dass sie Menschenfresser jagten. Die letzte Jagd war schon schlimm genug gewesen, aber nun das? »Ciel was hießt dass?«, fragte er nervös und klammerte sich an ihm fest und machte sich so schwer wie möglich.


    Ferrau Du Trieux
    Parcival gab seinem Drachenhahn die Sporen und das große Tier, schoss mit seinen Reitern in den Himmel davon. »Richtung Chourinard wurde mir gesagt«, sagte das Himmelsauge und flog in die besagte Richtung.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Absolut richtig, Parcival. Chouinard, die Ruine der Gewitterfeste der Duponts! Derrau, das heißt, dass wir ihnen die Zähne ziehen werden, jedem Einzelnen. In Souvagne werden keine Menschen gegessen! Die Menschenfresser sind die Gruppe, die den Lich unterstützen. Auch er ist ein Menschenfresser und ich vermute, sie teilen sich ihre Opfer: Der Lich frisst die Seelen und seine Anhänger den Rest.« Er hoffte, dass der Gurt noch um Ferraus Hüfte passte. »Bist du angeschnallt, Schatz?«, fragte er besorgt.


    Linhard von Hohenfelde
    Aquilla folgte mit Linhard und Brandur den anderen. Knapp über ihre Köpfe schoss dass kleinere Drachenhuhn über sie hinweg und gab die Führung. Parcival musterte kurz grimmig Linhard, der bei der Flugeinlage seinen Spaß zu haben schien.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Schwager«, keifte Ciel ihm hinterher, aber dann musste er lachen.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau hatte die Gurte einfach um seinen Bauch zusammengeknotet. Irgendwie würden sie schon halten, das wusste er. »Ja es ist alles in Ordnung«, sagte Ferrau und wäre beinahe vom Drachenhahn gestürzt als Auqilla über sie hinweg fegte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel bemerkte das Gefummel hinter sich, griff nach hinten und machte einen ordentlichen Knoten, der sich nicht von allein lösen würde. »So ist es besser. Parcival, sagen Sie, waren Sie damals eigentlich beim Fall der Agenten der Autarkie dabei?«


    Parcival
    Das alte Himmelsauge nickte. »Ja das war ich Herr, eine schreckliche Angelegenheit. Es wurde eine Bereinigung fällig, wir setzten alles auf Stand Null. Die Agenten bedrohten die innere Sicherheit massiv«, sagte der alte Mann ernst.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Kannten sie Berzan Bovier?«, wollte Ciel wissen. »Wenn ja, dann berichten Sie mir bitte von dem Mann.«


    Parcival
    `Ihr wisst wer in Eurer Begleitung ist, weiß er Bescheid?´, fragte Parcival mental zur Rücksicherung.


    Ciel Felicien de Souvagne
    ›Er weiß Bescheid. Er bat mich um Informationen zu seinem Vater und seinem Bruder, aber weder das Eine noch das Andere konnte ich ihm geben. Von beiden weiß ich wenig mehr als den Namen und den Beruf. Vielleicht können Sie Bellamy helfen.‹


    Parcival
    Das alte Himmelsauge nickte. »Bevor man versteht, was der Verrat der Agenten der Autarkie bedeutet, muss man wissen, wer und was die Agenten waren. Ich fange von vorne an. Die Agenten der Autarkie waren ausschließlich dem Duc Rechenschaft schuldig. Damit standen sie über jeder sonstigen Exekutive innerhalb des Landes. Zu einem Agenten der Autarkie wurden nur die fähigsten Kämpfer erhoben. Zudem gab es keine tatsächliche Ausbildung zu einem Agenten, denn die Agenten wurden aufgrund ihrer Befähigung oder besonderen Leistung im Büttel- oder Militärdienst auserwählt. Die Agenten waren Elitesoldaten, die zur Wahrung von Frieden und Stabilität innerhalb Souvagnes mit allen Rechten und Freiheiten ausgestattet waren. Sie arbeiteten allein oder in Gruppen von zwei bis drei Personen. Ihr einziges Ziel war es, den Frieden und die Freiheit Souvagnes mit allen Mitteln zu schützen. Einige von ihnen waren engagierte Kämpfer, andere versuchten Konflikte mit Diplomatie zu lösen. Wiederum andere waren gnadenlose Schlächter, die zur Problemlösung jedes störende Individuum skrupellos beseitigten. Der Einsatz eines Agent war bei Streitigkeiten zwischen Hochadligen wesentlich einfacher, als eine eventuell notwendige Militäraktion. Jedoch wies ihr Einsatz stets auf ein ernstes Problem hin. Da sie außerhalb des Rechtssystems standen und weder den Lehnsherren, noch dem Militär unterstellt waren, waren sie von den meisten rechtlichen Konsequenzen komplett ausgeschlossen. Diese Straffreiheit war besonders den Adligen ein Dorn im Auge. Vor allem da die Agenten zum Schutz der Krone wie auch zum Schutze Souvagnes auf jeder Scholle läutern, sprich töten durften, ohne dem Adelsstand anzugehören. Einst waren die Agenten eine angesehene Organisation, welche von vielen Bürger zeitgleich verehrt wie auch gefürchtet wurde. Als Duc Alain Etienne de Souvagne die Rechte der Agenten der Autarkie beschneiden und anpassen wollte, planten diese einen Staatsstreich. Verhindert wurde dieser durch die Himmelsaugen am 01.11.168. An diesem folgenschweren Tag wurden alle Agenten der Autarkie entweder von den Himmelsaugen persönlich gerichtet, oder landeten am gleichen Tag noch auf dem Richtblock. Keinem Agenten war es möglich, sich dem Zugriff der Geistmagier des Ordens der Himmelsaugen zu entziehen. Die Redelsführer des Aufstandes der Agenten waren Mercer Desnoyer und Berzan Bovier. So wie sie gemeinsam kämpften, so sind sie auch gemeinsam gefallen. Mercer war der Kommandant und Freund von Bovier, man könnte sagen sie waren wie Brüder. Sie kämpften bis zum Schluss, also bestand nur eine Möglichkeit - da Mercer leider ein zu schlauer Kopf war. Wir benutzten ihn als Waffe gegen seine eigenen Leute. Er hat Verrat an der Krone verübt, wer würde ihm da nicht zutrauen auch seine Kameraden zu verraten? Er wurde von einem Himmelsauge mental übernommen und er tötete zig seiner Kollegen, als er sich gegen sie wandte. Für seinen Verrat ging er als Doppelverräter in den Tod. Er sühnte damit dass, was er angerichtet hatte. Die schmutzige Waffe wurde am Ende eine saubere durch unsere Nutzung. Seine Kameraden kannten keine Gnade, sie zerfetzten ihn regelrecht. Bovier hat versucht seinen Freund zu retten, aber für ihn kam jede Rettung zu spät, ebenso für alle anderen. Nicht erst dort, sondern schon da, wo sie den Verrat umsetzten. Sie hatten weitreichende Befugnisse, aber es reichte ihnen nicht aus. Ihre Möglichkeiten wurden für sie zum Selbstläufer. Jeder Mann und jede Frau die dort diente - ja es dienten auch Frauen - waren knallharte Kämpfer. Bovier versuchte gen Ende zu kapitulieren und aufzugeben. Aber wieviel ist das Wort eines Verräters noch wert? Und wann schlägt er wieder um? Dennoch wollten wir ihm glauben und erwiesen ihm einen letzten Akt der Gnade, wir schenkten ihren Kindern das Leben. Sie wurden mental bereinigt und auf die Heime verteilt. Und so endete ein Orden, der glorreich und mit den besten Vorsätzen anfing. Einst waren es Männer und Frauen voller Ehre und Stolz. Aber je weiter sie gingen, je mächtiger sie wurden, je mehr Schranken fielen um so größer wurde ihre Gier und je größer wurden auch ihre Ausuferungen. Der Duc sah nur eine Möglichkeit - Machtbeschneidung. Die Agenten sahen dies als persönliche Kriegserklärung und erklären nun ihrerseits den Duc für das Problem. Wohlwissend, dass dem nicht so war. Sie hatten ihre Grenzen missbraucht. Sie töteten nicht mehr im Namen der Krone, sie schlachteten, wenn ihnen danach war. Nun nicht alle, aber ein Großteil sehr wohl. Die wenigsten Agenten waren zum Ende noch friedlich. Aber auch die friedlichen hatten sich dem Widerstand angeschlossen. Ein Staatsstreich, Hochverrat duldet kein Duc und Etienne hat dies ebenfalls mit aller Härte unterbunden, er befahl ihre völlige Vernichtung und wir vernichteten die Feinde unserer Majestät und unseres Landes. Und dennoch schenkten wir ihren Kindern Gnade, denn die Kinder waren unschuldig. In Euch lebt das Erbe von Berzan weiter Bellamy«, sagte Parcival. »In einem anderen Mann lebt das Erbe von Mercer weiter. Und man sieht, die Fähigkeiten, die Euch Eure Väter vererbten zum Guten angewandt, sind ein Segen. Leider haben Eure Väter dies aus den Augen verloren. Sie verloren sind im Hass, in der Gier und vor allem in der Rachsucht. Mercer war am Ende nichts weiter als ein rachezerfressener, hasserfüllter Schlächter, der jeden seiner Feinde tot sehen wollte. Berzan hingegen versuchte noch im letzten Moment zu verhandeln, seine eigenen Leute zu schützen und nicht alle samt in den glorreichen Untergang mitzureißen wie es Mercer getan hätte. Er konnte seine Kameraden nicht schützen, dass musste Berzan verstehen, denn sie alle waren Verräter. Unentschuldbar. Aber mit seiner letzten guten Tat, rettete er alle Kinder der Agenten - sogar den Sohn Mercers. Er starb dennoch als aufrichtiger Mann, so möchte man meinen«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel kuschelte sich von hinten an Bellamy an. Er legte seinen Kopf auf dem breiten Rücken ab. Für ihn selbst war es interessant zu hören, was Parcival berichtete, für Bellamy würde es harte Kost sein. Er merkte nicht viel von Bellamy durch ihre zwei Rüstungen und er wusste auch nicht, ob Bellamy das leiden mochte, aber wenn nicht, würde er schon irgendwie zeigen, dass er mehr Abstand brauchte. Im Gegenzug würde er jedoch nie einräumen, wenn er nach solch einer Botschaft Beistand benötigte. »Chevalier Silvano de Mancini ist der Sohn von Mercer Desnoyer«, ergänzte Ciel.


    Parcival
    »Ja das ist korrekt und er steht unter Überwachung, wie jedes Kind der Agenten. Zu unserem wie zu ihrem Schutz. Zwei seiner ständigen Begleiter sind seine Wächter unsere Augen Herr«, ergänzte Parcival um Ciel die mögliche Sorge zu nehmen.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy drückte sich gegen Ciel und umfasste mit seiner in einem Panzerhandschuh steckenden Hand die seines Freundes. »Danke für die offenen Worte Parcival und Danke Ciel, dass ich sie hören durfte. Ich denke wir alle sind einfach froh, eine Kindheit hinter uns gelassen zu haben, die keine war. Und auch wenn unser Vater ein Verräter war, hat er uns nicht verraten. Ich kann nicht beurteilen, was ihn oder seine Leute dazu bewogen hat so zu handeln, oder so zu entscheiden. Vielleicht fing es harmlos an... mit einem Wegschauen. Und irgendwann gab es kein Hinschauen mehr, sondern man gab sich dem Kampf völlig hin. Aber das ist nur eine Vermutung, denn auch in der Gruppe die scheinbar ein Feind ist, wie es die Agenten waren findet der Ausgestoßene Halt. Ein Agent der kein Verräter sein wollte hatte keine Chance. Entweder gehört er dazu oder nicht. So kann ich es mir nur vorstellen. Wer verrät seinen Kameraden? Er hat vielleicht versucht anders zu handeln, ich weiß es nicht. Vielleicht rede ich mir auch nur etwas schön. Aber eine gute Tat hat er vollbracht, er rettete die Kinder. Zu welchem Preis? Tja, dass steht auf einem anderen Blatt. Aber ohne diese Rettung hätte es gar keine mögliche Zukunft für uns gegeben«, sagte Bellamy und drückte Ciels Hand dankbar.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel erwiderte den Händedruck. »Ich denke, da haben Sie recht, Belly. So, wie Parcival ihn beschrieb, war Berzan auf seine Weise ein ehrbarer Mann. Wissen Sie etwas Persönliches von ihm zu berichten? Etwas, dass man als Sohn gern von seinem Vater im Gedächtnis behalten würde. Und wie sah er aus?«


    Parcival
    »An das was ich mich besonders erinnere sind seine nachtschwarzen Haare und seine himmelblauen Augen. Ein großer Kontrast, aber das gab ihm ein sehr markantes Aussehen. Er war ein kräftiger, bulliger Typ, er war ein Mann von enormer Kraft, seine Söhne haben genau diese Merkmale von ihm geerbt und ich denke dass ist nicht zu Eurem Nachteil. Ein Mann mit der Statur eines Kriegers, eines Kämpfers, eines Ritters wenn Ihr so möchtet. Und so handelte und agierte er auch. Einen Rest Ehre war ihm geblieben, hatte er niemals verloren. Und er kämpfte bis zum Schluss für seine Leute, mit Wort und Schwert, oder besser gesagt der Armbrust. Das ist etwas das mir in Erinnerung blieb und das ich achte. Auch wenn er für die falschen Ziele einstand. Das tragt Ihr in Euch und ebenso sein anderer Sohn, er vielleicht sogar noch mehr als Ihr, auch wenn Ihr dies sicher nicht gerne hört«, schmunzelte Paricval.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel freute sich, dass Parcival gute Worte über Berzan gefunden hatte. Er hoffte, dass dies dazu beitrug, dass Bellamy nicht in Hass an das Geschehen dachte, wenn er sah, dass man seinen Vater trotz aller Verfehlungen in gewisser Weise noch ehrte, anstatt auf sein Andenken zu spucken. »Ich bin sicher, Berzan wäre stolz auf seine Söhne«, sprach Ciel und er meinte es so, wie er es sagte. »Er hat am Schluss bereut, aber er konnte nicht mehr umkehren. Ab einem bestimmten Punkt ist das nicht mehr möglich. Seine Söhne gingen in ihrem Leben den Weg, den er sich wohl insgeheim auch für sich selbst gewünscht hätte und ganz sicher für seine Kinder. Möchten Sie es Boldiszàr selbst sagen, wenn wir ihm begegnen, Belly, oder soll ich das für Sie tun?«


    Parcival
    »Richtig Herr, der Punkt ohne Wiederkehr. Der Punkt ohne Wiederkehr von Berzan, wurde der mögliche Wende- und Rettungspunkt für seine Söhne und alle anderen Agentenkinder. Wobei wir überlegt haben, ob der Sohn Mercers überleben darf. Mercer war die Giftschlange, er war der Kommandant. Treu seinen Leuten gegenüber, aber vergiftete Gedanken bezogen auf den Rest der Welt. Hätten sie gewonnen, hätte es so einige von uns nach seinem Urteil nicht mehr gegeben. In dem Fall hätten wir nur auf Berzan hoffen können. Aber wir entschieden uns dafür das Opfer und den letzten Versuch zu ehren von Berzan und so überlebten alle. Wir standen zu unserem Wort«, sagte das Himmelsauge.


    Bellamy Bourgeois
    »Es würde mich freuen, wenn wir das gemeinsam tun könnten Ciel. Ich möchte es meinem Bruder persönlich sagen, ich möchte ihm sagen wer ich bin und wie ich für ihn empfinde. Ohne dass es jetzt lächerlich oder falsch klingt. Ich möchte ihm sagen, dass er nicht allein ist, dass wir nicht alleine sind, sondern das wir uns haben und schon immer hatten. Nur wenn mir die Stimme versagt oder ich was ins Auge bekomme, wäre schön wenn Du da wärst«, sagte Bellamy ohne zu merken, dass er den Prince geduzt hatte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel guckte brüskiert. Das tat er immer, wenn jemand eine Grenze überschritt. Da er so jung und obendrein dünn und blass war, nahm ihn nicht jeder Untertan so ernst, wie er sich das wünschte. Doch dann entspannte er sich. Bellamy und er hatten im sportlichen Wettkampf die Klingen gekreuzt und sein Schwertmeister war sicher der Letzte, der ihn verkannte. »Ich werde da sein, Belly«, antwortete Ciel. »Und es ist in Ordnung, wenn du mich duzt, wenn wir unter uns sind. Nur bitte nicht in der Öffentlichkeit. Man nimmt mich auch so schon kaum für voll. Ich denke, dass Boldiszàr deine Worte genau so verstehen wird, wie sie gemeint sind. Und Mercers Sohn sollte erfahren, dass die Himmelsaugen ihm besondere Gnade erwiesen haben, wenn er den ersten Schock verdaut hat.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy schaute Ciel über die Schulter an. »Das war keine Beleidigung ich war gedanklich, bei Euch als Kamerad. Ich werde natürlich die Form wahren in der Öffentlichkeit und dafür sorgen, dass man Euch den Respekt erweist, der Euch gebührt. Nur dort, seid bitte als Kumpel anwesend. Seid einfach da. Ich kenne den Mann nicht Herr, entweder müsst Ihr ihn aufklären oder Boldi. Ich denke nicht, dass mir das zusteht. Meinen Bruder hingegen möchte ich persönlich aufklären, er ist mein Bruder, was kann man einem Schöneres sagen, der allein ist? Mir konnte man nichts besseres sagen. Ihr habt erlebt wie wir denken, wie ich dachte. In so eine Richtung hätte ich doch nie gedacht. Leider«, sagte Bell.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »»Es ist schon in Ordnung, Belly. Nehmen Sie mir mein gelegentliches Gezicke nicht krumm, ich habe viel durchgemacht, unter anderem die Leichen zweier von den Menschenfressern angefressenen Babys geborgen. Meine Nerven liegen blank und dann neige ich dazu, launisch zu werden. Ich werde froh sein, wenn der ganze Ärger vorbei ist. Welche Richtung meinen Sie, in die Sie nie gedacht hätten? Sie haben Recht, Boldiszàr sollte es dem Chevalier de Mancini selbst übermitteln, wenn die beiden sich wirklich so nahestehen, wie behauptet wird.«


    Bellamy Bourgeois
    »Ich weiß das Herr, ich wollte Euch damit nur sagen, egal wo und wie, ich bin für Euch da. Mit dem Ihr, Sie oder Du, wie Ihr es wünscht oder erlaubt. Nur dort benötige ich keinen Herrn, ich benötige einen Freund. Denn versteht mich bitte nicht falsch, meinem einzigen Garde Kumpel muss ich sagen dass er mein Bruder ist. Er kann mir also nicht beistehen und wen habe ich sonst noch? Euch. Das ist Euer Part mir das Händchen zu halten, ja ich gebe es zu ich benötige es, weil ich mich tierisch freue und zeitgleich soviel Angst habe keinen Ton herauszubekommen. Wie sagt man so etwas gewaltiges ohne dass einem die Stimme versagt, man lächerlich klingt oder piepsig wie ein Mädchen? Darf man ihn drücken, boxen oder knuffen? Oder ist das zu locker und wirkt deplaziert? Darf ich ihn umarmen und weinen? Oder wirke ich dann wie eine Memme? Was ist richtig? Was falsch, ich weiß es nicht und ich hoffe ich weiß es sobald ich ihm dabei ins Gesicht sehe. Damit ich weiß was ich tun darf. Ich möchte ihm einfach sagen wir gehören zusammen und ich bin immer für Dich da. Das soll er hören und sehen und spüren wenn er es zulässt. Wer das überlebt hat, was Ihr überlebt habt, Eure Kämpfe kämpfte und sich Eure Gedanken machen musste, soll mir beweisen dass er nicht launisch wäre. Wir klären dass Herr, wir lassen nicht zu dass diese Kreatur einen von uns bedroht, oder Euch schadet. Sie wird niemandem mehr schaden«, sagte Bellamy.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel drückte Bellamy. »Wir reden ja gerade privat. Sag du zu mir, bis es ans Eingemachte geht. Boldiszàr wird genau so wenig wissen, was er darf und ebenso keine Stimme haben. Aber er ist unkompliziert und du bist einfühlsamer, als du zugeben magst. Ihr werdet in diesem Augenblick wissen, was zu tun ist. Du solltest abends nicht so oft allein vor dem Palast sitzen und rauchen. Gesell dich zu den Kameraden, die Feierabend machen. Boldiszàr und Robere lassen den Abend oft draußen gemeinsam ausklingen und plaudern noch ein wenig oder gehen mit den Kameraden in die Stadt. Du kommst doch mit beiden gut aus. Oder ansonsten werden andere Gardisten deine Wellenlänge sein. Du bist aber auch bei mir willkommen, wenn meine Zeit und Ferrau es erlauben. Ein wenig Freizeit brauche sogar ich und die verbringe ich gern mit Leuten, die ich mag.«


    Bellamy Bourgeois
    »Danke, ich werde Dich gerne nach Feierabend besuchen und falls Du keine Zeit oder Lust hast, klincke ich mich an die anderen. Aber nach dem Verlust meines Postens musste ich einfach für mich sein und nachdenken. Vielleicht habe ich es damit übertrieben. Ich hoffe er sieht es genauso und freut sich«, grübelte Bell.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Oh, ich bin sicher, dass er das wird. Warum sollte er auch nicht? Er war genau so sein Leben lang allein, von seinem Ersatzbruder abgesehen. Siehst du, da hast du die Antwort. Er hat sich sogar einen Ersatzbruder gesucht. Er wird aus allen Wolken fallen, wenn ihm das Original seine Identität offenbart, aber im guten Sinne. Und ihr beide solltet überlegen, ob ihr eine Änderung des Nachnamens beantragt ... Bellamy Bovier und Boldiszàr Bovier.«
    Souvagne zog unter ihnen hinweg und Linhard hatte seine Flugeinlagen eingestellt. Der restliche Flug verlief ruhig und sie sammelten ihre Kräfte und ihre Konzentration für den bevorstehenden Kampf.

  • Ciel Felicien de Souvagne
    Die Burgruine lag im dichten Nebel, der vom Moor heraufstieg. Es war ein warmer Abend und der weiße Dunstschleier verdeckte die Sicht auf das Tal, welches die Gewitterfeste umgab. Der felsige Berg in der Mitte war auf traurige Weise gekrönt von den übrig gebliebenen Wandstücken. Ein Eingang ins Gewölbe war unter dem Unkraut und den wild wachseneden Bäumen aus der Luft nicht zu erkennen. »Da unten sind sie«, rief Ciel. Durch den Nebel schob sich eine Reihe schwarz gerüsteter Gestalten auf schwarzen Pferden samt einiger Begleiter. Khawa schon vor längerer Zeit vorgegangen und hatten zu Fuß den Weg durch das Moor erkundet und in der Ruine ein Feuer vorbereitet, das nun den Reitern ebenso den Weg wies wie den Neuankömmlingen aus der Luft. »Gehen wir runter«, befahl Ciel. Die Cockatrices landeten etwas abseits, ebenso wie der Pferde außerhalb der Ruine grasen durften. Die Reiter aller Tiere hingegen trafen sich beim Feuer und es gab ein lautstarkes Begrüßungszeremon.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy sprang wie alle anderen ebenfalls von dem großen Drachenhahn. Die Burgruine war etwas Beklemmendes. Hier hatte eine Familie gelebt, geliebt und gelacht und übrig blieben davon nur eine alte Ruine, alte Steine die von vergangenen Zeiten sprechen konnten. Sein Gang kam der Ruine gleich, er hatte Boldiszar davon zu berichten, welche Steine sie beide in ihrer Familienruine waren. Aber im Gegensatz zu ihm, schien Boldi einen Stein wieder aufgehoben und auf einen anderen gestellt zu haben. Oder sogar mehr als einen, denn durch seine Freundschaft, Partnerschaft oder was auch immer er mit dem fremden Chevalier eingegangen war, war ein Stein ins Rollen gekommen, der eine uralte verschüttete Wahrheit wieder ans Tageslicht befördert hatte. Vielleicht würde dies eines Tages auch mit den Duponts geschehen, denn dass sie genau hier an dieser Ruine standen, war doch sicher kein Zufall. So wie der Name Dupont für Unglück stand, so hoffte Bellamy heute, würden ihm die Ahnen all jener die hier grundlos starben, den Rücken stärken und ihm beistehen. Ihr Leben waren vergangen und im Nebel der Zeit davongeweht, vielleicht aber auch schauten sie aus der seltsamen Nebelbank zu und wunderten sich, warum ihre tote Burg heute mehr Leben als in den letzten Jahren enthielt. Möglicherweise fragte sie sich sogar, was hier unten los war oder wussten es bereits. Bellamy schaute zu dem Nebel auf, aber was immer er hoffte dort zu finden, er sah es nicht. Wozu auch? Alles was er benötigte trug er im Hirn und im Herzen. Langsam ging er auf Boldiszar zu und schaute seinen alten Kameraden lange an. "Lange nicht gesehen und doch wiedererkannt Boldi. Auf eine Zigarette? Ich muss mit Dir dringend sprechen", bat Bellamy.


    Boldiszàr
    Boldiszàr, der sich gerade mit Etienne besprochen hatte, übergab dem rothaarigen Gardisten das Kommando und begleitete Bellamy. Sie stapften durch das feuchte Gras, bis sie in ausreichender Entfernung zu den anderen waren. »Was gibt`s?«, fragte Boldiszàr auf die ihm eigene pragmatische Art und Weise.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy schaute Boldiszar ernst an und wusste schlagartig nicht wie er anfangen sollte. Nun wenn man jemanden auf eine Zigarette einlud, war es am besten ihm auch eine anzubieten. Bellamy grinste schräg und hielt Boldi eine Rauchstange hin. "Wir haben zu reden, privat, es ist wichtig und ich tue mich echt schwer damit. Hör mir zu in Ordnung? Bitte", bat Bell.


    Boldiszàr
    »Noch sind die Beißer nicht da, wir haben also Zeit für einen Plausch.« Boldiszàr fragte sich, worum es Bellamy gehen mochte. »Wegen Vano?«, riet er. Er nahm die Rauchstange entgegen, klemmte sie zwischen seine Lippen und wartete, das Bellamy sie entzündete.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy zündete Boldiszars Rachstange an und dann die eigene, gleichzeitig erleichterte ihm Boldi den Einstieg, wofür Belly ihm dankbar war. "Unter anderem auch, denn genau dass führte zu der Offenbarung eines alten Geheimnisses. Erzähl mir von ihm. Seid Ihr Freunde oder seid Ihr mehr? Du wirst gleich verstehen, warum ich Dich das frage. Und Du wirst begreifen, dass mich das weit mehr angeht, als Du jetzt gerade glaubst. Aber aus einem guten Grund, aus einem schönen Grund Boldi. Ich weiß nur noch nicht Recht wie ich anfangen soll. Es sind sehr viele und tiefe Infos auf einmal. Und Du sollst nicht ohne das Wissen in die Schlacht ziehen. Drum hock Dich und erzähl mir von dem Mann, von dem scheinbar jeder die Maske kennt, aber nicht den Kerl dahinter. Freund oder Geliebter Boldi? Was ist er? Wer ist er?", fragte Belly und knuffte Boldi vor die Schulter. Es fühlte sich ganz anders an mit dem Wissen, über das er jetzt verfügte.


    Boldiszàr
    Boldiszàr grunzte, als Bellamy ihn mit der Faust knuffte. Nachdem er sich daran gewöhnt hatte, dass der kein Palaisin mehr war, fand er, dass sich die Kameradschaft zwischen ihnen zu einer Freundschaft entwickelt hatte. Sie hatten sich schon immer gut verstanden, aber seit das offizielle Ranggefälle weg war, konnten sie ungezwungener miteinander umgehen. So setzte er sich, wie Bellamy gemeint hatte, auf einen Mauerrest, der nun eine Bank bildete. »Du weißt, dass Silvano Ärger bekommt, wenn ich jetzt was Falsches sage. Drum muss ich dich bitten, zu schweigen. Du hast oft für mich geschwiegen und für meine Männer. Du hast dafür hart bezahlt. Wenn du es trotzdem noch einmal tun würdest, werde ich dir sagen, was du zu hören wünschst.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy setzte sich direkt neben Boldi und nickte grinsend. "Ich schweige für Dich, aber glaube mir, was Du im Gegenzug von mir erfährst, ist nichts gegen das was Du mit Silvano getan haben könntest. Ein paar verstohlene Küsse in einem Seitenflur ist wirklich niedlich dagegen, was ich Dir offenbaren muss und werde. Ich möchte nur einen guten Einstieg finden, einen wo Du siehst, was mir wichtig ist, wer. Es geht um Dich. Aber auch um Silvano. Also ich schwöre Dir ich schweige. Allerdings wirst Du nicht schweigen und dass was ich Dir gleich erkläre Silvano erläutern müssen. Falls ich stocke, mal nicht weiterweiß oder so, denk nicht ich habe sie nicht mehr alle. Das fällt mir schwer. Drum probiere ich es etwas über die Flanke", grinste Bell und nahm einen tiefen Zug aus der Rauchstange. "Erzähl mir alles über Euch, ich schweige wofür Du oder er Ärger bekommen könnte. Ich möchte es aus einem guten Grund wissen".


    Boldiszàr
    Boldiszàr nahm einen tiefen Zug von seiner Rauchstange und pustete den Rauch langsam wieder aus. »Vano und ich sind zusammen. Nicht nur ein bisschen, sondern so richtig, mit Treuegelöbnis und Zukunftsplänen und allem Drum und Dran. Er hat mich damit ziemlich überfahren, aber dann fand ich`s geil. Inzwischen find ich es weitaus mehr, er ist nicht nur ein heißer Feger, sondern hat einen wirklich anständigen Charakter. Ich hätte nicht gedacht, dass ich solche Worte mal in den Mund nehmen würde, aber ich liebe den Typen. Hab mich voll in den verschossen. Er hat eine romantische Ader und wir waren nachts unterm Sternenhimmel im Meer baden. Meine Zeit bei der Leibgarde neigt sich dem Ende, Belly. Ich werde nicht jünger und nun weiß ich, wie es danach weitergehen wird. Das war eine Sache, die ich lange vor mir hergeschoben hatte und Vano hat mir die Lösung präsentiert. Sobald alles in Sack und Tüten ist, übergebe ich Unitè B in die Hände von Etienne und fang auf seinem Kriegsschiff an.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy hörte Boldi zu und rauchte dabei genüsslich seine Rauchstange. Einerseits konnte er kaum glauben, was er da hörte. Boldi, verliebt? Verschossen? Zukunftpläne? Und das mit einer männlichen Modepuppe vom Hof? Auf der anderen Seite hatte Ciel zu Recht gesagt, Kapitän der Kriegsmarine wurde man sicher nicht weil man bei hohem Seegang noch zielsicher Lidschatten auftragen konnte. Und so anständig wie Boldi von ihm redete, musste es ein guter Kerl sein. Selbst wenn er die befürchtete Modepuppe wäre, dafür Boldi aber genau das Gefühl schenkte, einfach nur gut zu ihm war und ihn ebenso liebte, was wäre daran falsch? Nichts, überhaupt nichts, denn wann hatten sie diesen Umstand je? Es war ein Privileg geliebt zu werden und Bellamy freute sich dermaßen für seinen Bruder, dass er dafür keine Worte fand. Er grinste ihn blöde an und legte ihm einen Arm um die Schulter. Er fühlte das Glück mit, aber er fühlte auch einen Stich, dass er so etwas nicht empfinden konnte. Oder es zumindest glaubte. Aber das hatte hier nichts verloren. Es ging um die Beziehung von seinem Bruder. Das er keine haben würde, war sein Bier. Er hatte hier seinem Bruder den Hintern, die Zukunft und die Beziehung zu retten. Bellamy räusperte sich. "Also habe ich einen Schwager ja?", fragte er gerührt und lehnte seine Stirn gegen die von Boldi.


    Boldiszàr
    »Wenn man so will«, schmunzelte Boldiszàr. Er freute sich, dass Bellamy ihn als Wahlbruder betrachtete. Er hatte nichts dagegen. Vielleicht war Bellamy sogar ein bisschen wehmütig, weil sein Kamerad die Leibgarde verließ und auf ein Schiff zog. Wann und ob sie sich wiedersehen würden, stand danach in den Sternen. »Wir sollten einen trinken gehen, bevor ich abreise«, meinte Boldiszàr.


    Bellamy Bourgeois
    "Ich meine das nicht im Übertragenen Sinne Boldi, Du bist mein Bruder. Unser Vater war Berzan Bovier. Berzan Bovier war ein Agent der Autarkie. Sein bester Freund und Kommandant war ein Agent namens Mercer Desnoyer. Mercer Desnoyer und Berzan Bovier begingen mit den Agenten der Autarkie Hochverrat und wurden dafür vernichtet Boldi. Du bist der leibliche Sohn eines der Rädelsführer und zwar von Bovier. Dein Mann Silvano de Mancini ist der leibliche Sohn von Mercer Desnoyer. Ihr beiden, wir drei haben den gleichen Hintergrund. Aus dem Grund erst, wurde mir die Wahrheit offenbart. Du und Silvano, mit Euch beiden haben sich zwei Söhne zusammengetan, deren Väter die Köpfe einer Verschwörung waren. Ich erklärte Dir gleich wer die Agenten waren und was passierte, so wie man es mir erläuterte Boldi. Aber vorher möchte ich wissen, dass Du mir immer sehr nahe gestanden hast, dass ich mehr als bei jedem anderen ein Auge zudrückte und nicht wusste warum, nun weiß ich es Bruder", sagte Belly und drückte Boldi fest an sich.


    Boldiszàr
    Boldiszàr konnte als hauptberuflicher Kämpfer Informationen sehr schnell verarbeiten und darauf reagieren. Doch jetzt war es, als ob sein Gehirn kurz aussetzte. Einen Moment lang wusste er nicht, ob er das alles richtig verstanden oder nur geträumt hatte. Als Bellamy ihn felsenfest umarmte, wusste er, dass er sich weder verhört noch eingebildet hatte. Einen langen Moment hing er schweigend in Bellamys Umarmung, ehe er ihn vorsichtig zurück umarmte. Dann wich er zurück, wobei er ihn an den Schultern festhielt und ihm ins Gesicht starrte. Es war ein analytisches Starren, weil er nach Ähnlichkeiten suchte. Sie waren nicht zu verleugnen. Nicht nur, was das tiefschwarze Haar und die hellblauen Augen betraf, sondern auch ihre kräftige Kiefermuskulatur und die dichten Brauen ähnelten sich. Genau genommen war das Einzige, was sie optisch deutlich unterschied, die Nase. »Bei der Verteilung der Nasen hast du eindeutig als erstes Hier gerufen, so das für mich nur eine Kartoffel übrig geblieben ist, die obendrein nach oben zeigt. Das ist das Privileg der Erstgeborenen. Dann bist du ja mein großer Bruder! Ich ... bin von den Socken«, stammelte Boldiszàr. »Mann, Belly, das ist ja ... das ist ja fabelhaft! Wir zwei sind Brüder! Ist das geil?« Sein bis gerade eben vor Schreck noch starres Gesicht lockerte sich auf und er feixte. Das Feixen wurde zu einem Lachen.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy grinste Boldi genauso breit an und musste blöde lachen. "Unser Vater sah wohl ebenso aus. Schwarze Haare, blaue Augen und unsere Statur. Hör mir nun genau zu Boldi, denn Du musst Deinem Mann die Geschichte erzählen. Er hat es etwas ungünstiger getroffen als wir. Bevor man versteht, was der Verrat der Agenten der Autarkie bedeutet, muss man wissen, wer und was die Agenten waren. Ich fange von vorne an. Die Agenten der Autarkie waren ausschließlich dem Duc Rechenschaft schuldig. Damit standen sie über jeder sonstigen Exekutive innerhalb des Landes. Zu einem Agenten der Autarkie wurden nur die fähigsten Kämpfer erhoben. Zudem gab es keine tatsächliche Ausbildung zu einem Agenten, denn die Agenten wurden aufgrund ihrer Befähigung oder besonderen Leistung im Büttel- oder Militärdienst auserwählt. Die Agenten waren Elitesoldaten, die zur Wahrung von Frieden und Stabilität innerhalb Souvagnes mit allen Rechten und Freiheiten ausgestattet waren. Sie arbeiteten allein oder in Gruppen von zwei bis drei Personen. Ihr einziges Ziel war es, den Frieden und die Freiheit Souvagnes mit allen Mitteln zu schützen. Einige von ihnen waren engagierte Kämpfer, andere versuchten Konflikte mit Diplomatie zu lösen. Wiederum andere waren gnadenlose Schlächter, die zur Problemlösung jedes störende Individuum skrupellos beseitigten. Der Einsatz eines Agent war bei Streitigkeiten zwischen Hochadligen wesentlich einfacher, als eine eventuell notwendige Militäraktion. Jedoch wies ihr Einsatz stets auf ein ernstes Problem hin. Da sie außerhalb des Rechtssystems standen und weder den Lehnsherren, noch dem Militär unterstellt waren, waren sie von den meisten rechtlichen Konsequenzen komplett ausgeschlossen. Diese Straffreiheit war besonders den Adligen ein Dorn im Auge. Vor allem da die Agenten zum Schutz der Krone wie auch zum Schutze Souvagnes auf jeder Scholle läutern, sprich töten durften, ohne dem Adelsstand anzugehören. Einst waren die Agenten eine angesehene Organisation, welche von vielen Bürger zeitgleich verehrt wie auch gefürchtet wurde. Als Duc Alain Etienne de Souvagne die Rechte der Agenten der Autarkie beschneiden und anpassen wollte, planten diese einen Staatsstreich. Verhindert wurde dieser durch die Himmelsaugen am 01.11.168. An diesem folgenschweren Tag wurden alle Agenten der Autarkie entweder von den Himmelsaugen persönlich gerichtet, oder landeten am gleichen Tag noch auf dem Richtblock. Keinem Agenten war es möglich, sich dem Zugriff der Geistmagier des Ordens der Himmelsaugen zu entziehen.


    Bellamy Bourgeois
    Die Rädelsführer des Aufstandes der Agenten waren Mercer Desnoyer und Berzan Bovier. So wie sie gemeinsam kämpften, so sind sie auch gemeinsam gefallen. Mercer war der Kommandant und Freund von Bovier, man könnte sagen sie waren wie Brüder. Sie kämpften bis zum Schluss, also bestand nur eine Möglichkeit - da Mercer leider ein zu schlauer Kopf war. Wir benutzten ihn als Waffe gegen seine eigenen Leute. Er hat Verrat an der Krone verübt, wer würde ihm da nicht zutrauen auch seine Kameraden zu verraten? Er wurde von einem Himmelsauge mental übernommen und er tötete zig seiner Kollegen, als er sich gegen sie wandte. Für seinen Verrat ging er als Doppelverräter in den Tod. Er sühnte damit dass, was er angerichtet hatte. Die schmutzige Waffe wurde am Ende eine saubere durch unsere Nutzung. Seine Kameraden kannten keine Gnade, sie zerfetzten ihn regelrecht. Bovier hat versucht seinen Freund zu retten, aber für ihn kam jede Rettung zu spät, ebenso für alle anderen. Nicht erst dort, sondern schon da, wo sie den Verrat umsetzten. Sie hatten weitreichende Befugnisse, aber es reichte ihnen nicht aus. Ihre Möglichkeiten wurden für sie zum Selbstläufer. Jeder Mann und jede Frau die dort diente - ja es dienten auch Frauen - waren knallharte Kämpfer. Bovier versuchte gen Ende zu kapitulieren und aufzugeben. Aber wieviel ist das Wort eines Verräters noch wert? Und wann schlägt er wieder um? Dennoch wollten wir ihm glauben und erwiesen ihm einen letzten Akt der Gnade, wir schenkten ihren Kindern das Leben. Sie wurden mental bereinigt und auf die Heime verteilt.


    Bellamy Bourgeois
    Und so endete ein Orden, der glorreich und mit den besten Vorsätzen anfing. Einst waren es Männer und Frauen voller Ehre und Stolz. Aber je weiter sie gingen, je mächtiger sie wurden, je mehr Schranken fielen um so größer wurde ihre Gier und je größer wurden auch ihre Ausuferungen. Der Duc sah nur eine Möglichkeit - Machtbeschneidung. Die Agenten sahen dies als persönliche Kriegserklärung und erklären nun ihrerseits den Duc für das Problem. Wohlwissend, dass dem nicht so war. Sie hatten ihre Grenzen missbraucht. Sie töteten nicht mehr im Namen der Krone, sie schlachteten, wenn ihnen danach war. Nun nicht alle, aber ein Großteil sehr wohl. Die wenigsten Agenten waren zum Ende noch friedlich. Aber auch die friedlichen hatten sich dem Widerstand angeschlossen. Ein Staatsstreich, Hochverrat duldet kein Duc und Etienne hat dies ebenfalls mit aller Härte unterbunden, er befahl ihre völlige Vernichtung und wir vernichteten die Feinde unserer Majestät und unseres Landes. Und dennoch schenkten wir ihren Kindern Gnade, denn die Kinder waren unschuldig. In Euch lebt das Erbe von Berzan weiter Bellamy..... dass war es, was Parcival mir über unseren Vater und den Vater von Silvano erzählte. Aber es geht noch weiter.


    Bellamy Bourgeois
    In einem anderen Mann lebt das Erbe von Mercer weiter. Und man sieht, die Fähigkeiten, die Euch Eure Väter vererbten zum Guten angewandt, sind ein Segen. Leider haben Eure Väter dies aus den Augen verloren. Sie verloren sind im Hass, in der Gier und vor allem in der Rachsucht. Mercer war am Ende nichts weiter als ein rachezerfressener, hasserfüllter Schlächter, der jeden seiner Feinde tot sehen wollte. Berzan hingegen versuchte noch im letzten Moment zu verhandeln, seine eigenen Leute zu schützen und nicht alle samt in den glorreichen Untergang mitzureißen wie es Mercer getan hätte. Er konnte seine Kameraden nicht schützen, dass musste Berzan verstehen, denn sie alle waren Verräter. Unentschuldbar. Aber mit seiner letzten guten Tat, rettete er alle Kinder der Agenten - sogar den Sohn Mercers. Er starb dennoch als aufrichtiger Mann, so möchte man meinen. Damit endete die Erklärung von Parcival.


    Bellamy Bourgeois
    Du und Silvano bedeutet für die Krone und die Himmelsaugen die Auferstehung von Bovier und Desnoyer. Und deshalb wurden wir informiert, damit wir beweisen können, dass wir für uns selbst stehen und nicht die Spiegelbilder unserer Väter sind Boldi", sagte Bellamy und strich seinem Bruder über die struppigen Haare.


    Boldiszàr
    Boldiszàr fiel es schwer, wieder etwas Abstand zwischen sie zu bringen, damit sie vernünftig reden konnten. Die Kameraden oben auf der Burg guckten schon neugierig, was sie hier trieben. Zufällig mussten sie genau so laufen, dass sie Bellamy und Boldiszàr auf der Mauer sahen. Sie drehten nicht den Kopf in ihre Richtung, aber natürlich guckten sie trotzdem. Die Informationen, die sein Bruder ihm gab, waren heftig. »Scheiße gelaufen«, murrte er und warf einen Blick in Richtung Parcival und Jules. »Lass mich raten. Sie wollen uns auslesen, nicht wahr? Berzan Bovier ... Vater. Total seltsam, auf einmal seinen Namen zu kennen. Und Mercer, der Schlächter. Deswegen scheißt der Duc sich jetzt also ein?« Boldiszàr runzelte besorgt die Stirn. »Wieso haben die uns das nicht schon vorher gesagt, wenn sie wussten, dass wir Brüder sind? Das ist unfair, oder? Hätten wir das eher gewusst, hätten wir viel mehr Zeit miteinander verbracht.«


    Bellamy Bourgeois
    "Vermutlich hatten sie Angst, dass die Überlebenden Kinder einander suchen. Und natürlich hätten wir mehr Zeit miteinander verbracht. Was ist mit Robere? Ist er einer von uns? Lass das bloß keinen hören, nachher meinen die wirklich noch wir planen den Weltuntergang. Hast Du Dich anders im Bezug zu mir gefühlt als zu anderen, so wie ich? Ich fühlte mich bei Dir irgendwie immer... anders halt. Ich habe immer angenommen, es beruht auf unserer gemeinsamen Vergangenheit. Man es beruht sogar darauf! Nur hielt ich unsere gemeinsame Vergangenheit für das Gleichnis wir beide sind Heimkinder! Das wir tatsächlich eine gemeinsame Vergangenheit haben, dass habe ich nicht gewusst. Aber irgendwie warst Du mir vertraut und ich dachte eben, weil Du mich verstehst, weil Du das Gleiche durchgemacht hast. Was ist mit Robere? Ist er ein Agentenkind? Was meinst Du? Und was ist mit Silvano? Hast Du zu ihm einen guten Draht? Kannst Du ihm das sagen? Oder hast Du Bedenken, dass er abweisend reagiert? Tja wie sagt man sowas auch? Hallo Liebling, wusstest Du dass ausgerechnet unsere beiden Väter Hochverräter waren? Stell Dir dass mal vor! Unsere Familien arbeiteten schon immer zusammen. Und wie war Dein Tag? Viele Krabben gefangen? Oder was sagt man da?", grübelte Bell.


    Boldiszàr
    »Doch«, sagte Boldiszàr und nickte. Da ihm die Rauchstange heruntergefallen war, drehte er sich eine neue und brauchte dafür doppelt so lange wie sonst. »Doch, ich hab auch was gespürt. Aber ich hab das beiseitegeschoben, weil ich dachte, na ja, ich dachte, mein Hirn will sich in dich verknallen. Das konnte ich nicht gebrauchen und wusste ja, wie du tickst, drum bin ich etwas auf Abstand geblieben. Dabei war das Bruderliebe ... wir haben das unterbewusst gespürt! Hätte ich das gewusst! Man darf nicht trennen, was zusammengehört. Wir hätten so eine geile Zeit verbringen können. Stattdessen erfahre ich, was los ist, kurz bevor ich abreise. Ich könnt grad...! Ich hab ein total komisches Gemisch aus Freude und Wut in mir! Belly...!« Er umarmte ihn noch einmal fest. »Wieso haben Sie unsere Mutter getötet und die anderen? Vielleicht hatten wir noch Tanten und Onkel und Cousins und Cousinen! Was soll jetzt mit uns passieren? Ich bin grad bisschen durch den Wind. Was mit Robby ist, weiß ich nicht. Wir haben uns immer vorgestellt, dass wir wirklich Brüder sind, weil wir beide schwarzes Haar haben und uns sehr nahestehen. Wir sind miteinander umgegangen, als wären wir es wirklich. Aber das war nur Fantasterei. Stattdessen hatte ich meinen leiblichen Bruder die ganze Zeit vor der Nase! Über Robbys Eltern weiß ich nichts. Aber ich vermute, dass er einen Sohn hat, der bei Silvano auf dem Schiff dient. Zu Silvano habe ich einen sehr guten Draht und ja, ich werde es ihm einfach so sagen. Wozu um den heißen Brei herum reden?«


    Bellamy Bourgeois
    "Weil ich vermute, dass er deshalb Ärger am Hof hatte, ich weiß leider nichts genaues. Robby ist und bleibt Dein Wahlbruder Boldi, schmälere das nicht. Er war alles was Du hattest und Du warst alles für ihn. Warum sie alle getötet haben, kann ich Dir nicht sagen. Vermutlich um wie es Parcival sagte auf Stand Null zu setzten. Jeder der direkt und indirekt mit dem Verrat zu tun hatte ist tot. Ja ich fühle das gleiche wie Du. Freude dass wir uns nun haben, Verwirrung wegen den Informationen zu unserem Vater, Trauer um die verlorene Zeit. Wozu hat man uns denn getrennt? Das hätte man uns doch lassen können. Angst um die Zukunft, vor allem Angst um Dich, Angst um Silvano - um einen für mich Unbekannten! Angst Dich zu verlieren, dass Du nicht wieder zurückkommst. Dabei bin ich als erster gegangen da ich geflogen bin. Wer hat mich vom Richtplatz geholt und mir die weitere Schande erspart? Du Boldi. Und wem habe ich scheinbar einfach so meine effektivste Waffe geschenkt, für den Wenn-Fall? Dir Boldi. Ja sie werden uns auslesen, aber allen voran Dich und Silvano. Ihr habt nie etwas anderes besprochen, als Eure Zukunft ja? Ihr habt nie irgendein eine sagen wir mal Gemeinheit geplant die man übel auffassen könnte? Du kennst doch solche Abendspinnereien - was würde ich tun wenn ich Duc wäre? Nun das solltet Ihr nicht durchgesponnen haben, wobei das ja nur ein Witz wäre. Was würde ich tun, wäre ich ein Greif, wäre da wohl ein besserer Scherz. Also falls Du sowas gedacht hast, sag es mir", flüsterte Bell.


    Boldiszàr
    »Wir haben ... wir haben im Prinzip die Familie geschützt, die unsere Familie ausgelöscht hat. Wir haben sie mit unserem Leben beschützt! Ob das eine Art von Humor war? Dass sie uns die ganze Zeit beobachteten und auslachten? Gar nichts haben Vano und ich geplant, als unsere gemeinsame Zukunft - auf dem Meer und nicht im Palast! Wer will bitteschön freiwillig Duc sein? Ich nicht! Und Vater sicher auch nicht, er hätte diesem Mercer den Vortritt gelassen. Mercer ist derjenige, von dem die größte Gefahr ausging und darum haben sie nun Vano auf dem Kieker. Das ist nicht fair, Belly«, regte Boldiszàr sich auf. »Sie haben uns nur verschont, um unsere Väter noch Jahrzehnte später zu demütigen! Ich werde wieder zurückkommen, sofern sie uns nicht umbringen, weil wir nun wissen, wer wir sind. Eigentlich will ein Teil von mir jetzt überhaupt nicht mehr abreisen. Aber ich muss dir ganz ehrlich sagen: Ich weiß nicht, ob ich unter diesen Voraussetzungen dem Duc noch dienen will. Ich fühle mich verarscht.«


    Bellamy Bourgeois
    "Das verstehe ich, aber ich verstehe auch warum sie damals so handelten. Weil unsere Väter auf ihren Dienst spuckten, wie ich einmal und was kam dabei heraus? Und vergiss eines nicht, unsere Väter waren das. Der von uns, der von Silvano und der von Maximilien. Ich bin mal so frech und nenne ihn so. Weder kann Max was dafür, noch Du, noch ich noch Silvano! Wenn dann war es eine Sache zwischen Ettienne, Mercer und Berzan! Das ist es was mich ärgert. Sie alle drei haben uns allen den Scheiß vor die Füße gekotzt. Echt wie sollen wir damit umgehen? Keine Ahnung oder Silvano? Wird er nicht wissen, oder Maximilien? Entweder folgen wir unseren Vätern, was dumm wäre oder wir nutzen die Chance die wir dank unseres Vaters haben Boldi, wir ziehen einen Strich unter die Sache und beweisen allen, dass wir es besser können. Und damit meine ich nicht Max oder die aus unserer Generation, sondern diesem verteufelten alten Himmelsauge. Denn glaubst Du allen ernstes die Idee kam von Max Vater? Seit dem Tag sind die Himmelsaugen DASS war die Agenten waren. Und seltsamerweise starb Ettienne und sein erster Sohn. Der der mit allem nichts zu tun hatte, der der keine Thronvorbereitung hatte überlebte - Max. Und er kennt nur das was ihm die Himmelsaugen sagten. Soweit ich weiß, war sein einziger Vertrauter ein uralter Leibdiener und die Himmelsaugen. Ein 17 Jähriger der den Thron sein eigen nennt, für das Land sprechen muss und niemanden hat. Überleg doch mal Boldi, er war im Grunde wie wir - er verlor alles. Ein bisschen viel Zufall oder? WER wacht über die Wächter? Ja wer eigentlich? Wer liest die Himmelsaugen aus? Oder meinten gar nicht die Agenten der Duc ist das Problem, sondern meinten die Agenten die Himmelsaugen sind das Problem? Also kamen die Agenten weg und dann der Duc... ein Schelm der böses dabei denkt...", flüsterte Bellamy.


    Boldiszàr
    »Versteh mich nicht falsch, ich hege keine Rachegedanken oder will zu Ende bringen, was unser Vater plante. Gar nicht. Ich bin nur gerade so aufgebracht. Ich freue mich so, dass wir endlich wissen, wer wir sind, aber das Wissen ist auch ziemlich schwere Kost.« Er rieb sich über das Gesicht und lehnte sich an Bellamy an. »Du bist echt mein großer Bruder ... dafür hast du mich erstaunlich wenig geärgert. Ich werde nun immer, wenn ich Ärger habe, zu dir kommen, mich ausheulen und dann musst du den Übeltäter verprügeln. Du könntest mit Archibald von Dornburg anfangen, der Sau, die uns unseren kleinen Adoptivbruder Robby entführt hat. Das mit den Himmelsaugen ... so habe ich es noch nie gesehen. Ich sag dir, wer über sie wacht: Niemand! Weil niemand sie auslesen kann! Sie sind ein Kollektiv, ein Schwarm. Ein Geistmagier von außerhalb würde nicht durchkommen. Und wenn einer von innen gegen sie ist, bemerken sie es sofort und er erleidet einen tragischen Unfall. Wie Alain Etienne.«


    Bellamy Bourgeois
    "Nicht wahr? Sie sind ein Kollektiv, ein Schwarm, ein Superorganismus und das Hirn heißt Parcival. Und sie sind vehement dafür, dass sich jeder Geistmagier ihnen anschließt. Wieviele freie Geistmagier kennst Du? Mir ist nur Marquis Davard bekannt, aber er wuchs hier nicht auf und seine Lehrlinge. Wie lange glaubst Du sind sie noch frei? Selbst jene die unter den Adligen geboren werden, gehen in den Orden. Wer in Souvagne Geistmagier ist, wird Himmelsauge. Er wird Teil des Kollektivs. Was wäre denn wenn sagen wir mal ein Sohn des Duc die Gabe hätte? Ich glaube er wäre schlagartig Alleinerbe und natürlich Himmelsauge. Bevorzugt zuerst Himmelsauge und dann Duc. Du hast Recht, der mächtigste Magier kann nicht gegen den gesamten Orden bestehen und es werden nicht weniger sondern mehr. Das ist ihre Macht. Einer sieht was, alle wissen es. Hier siehtst Du einen Straftäter, am anderen Ende des Landes, wobei überall im Land weiß es jedes Himmelsauge. Jeder sucht Dich, jeder Vogel kann ein feindliches Auge sein. Sie werden Dich finden, es reicht dass Dich wer sieht oder Deine Gedanken aufschnappt. Also wovor fürchten sie sich eigentlich? Es gibt nur eines was Mächtige fürchten die Wahrheit Boldi. Mal den Duc beim Lügen erwischt? Also Maxi? Er ließ uns ja sogar das sagen. Vielleicht zum Test, vielleicht aus anderen Gründen, aber er handelt doch so, dass man sagen kann er ist edlemütig und ehrlich. Parcival auch? Was weißt Du über ihn oder ich? Wir sollten einmal mit Maximilien reden. Ich dachte auch zuerst, warum tat er es uns an? War das für ihn lustig? Aber weißt Du nach langer Überlegung denke ich war es dass ganz sicher nicht, denn guckt wie geht er mit seinen Leuten um? Wonach sehnt sich der Mann, wie hat er gelebt? Er war wie wir. Und mal ganz dunkel weitergedacht, vielleicht möchte ja jemand, dass wir Rachegedanken hegen gegen Maxi... der nie eine Entscheidung in der Sache traf, sondern es serviert bekam, wie wir. Denn Maxi hat seinen eigenen Kopf, den hatte er immer. Vielleicht bereut jemand die Wahl des Schicksal, wer auf dem Thron sitzt und hätte lieber Pom dort oben gehabt, den der für viele Ideen offen war. Komm Max mal mit einer Idee, ich war sein Pala. Er denkt darüber nach und denkt und denkt. Und zur Sicherheit fragt er Experten. Denkt über sein Gedachtes nach und ist er sich nicht sicher lautet die Antwort nein. Er startet keinen Versuch. Das kann schon nerven, wenn man was möchte und selbst gar nicht Duc ist, sondern nur der Oberguru von einem Geflügelclub", wisperte Bell.


    Boldiszàr
    »Warte mal ... Prince Ciel hängt viel mit Magiern rum. Mit diesem Alexandre, von dem keiner Weiß, was überhaupt seine wirkliche Aufgabe ist, aber auch mit anderen. Und er spricht in den höchsten Tönen von seinem Onkel Pomy! Wessen Idee war es, uns dieses Wissen zu servieren?«


    Bellamy Bourgeois
    "Ich glaube die des Duc oder von Ciel, wieso? Ohhhhhh verstehe... Du meinst Ciel ist es ebenso aufgefallen, das Parcival ein bisschen zuviel Macht hat und er möchte korrigieren? Ja so kenne ich meinen Ciel, er ist ein schlauer Fuchs und er möchte in den Hühnerstall...", grinste Belly.


    Boldiszàr
    »Ja, denk doch mal nach«, flüsterte Boldiszàr. »Es ist kein Zufall, dass er ausgerechnet dich zu seinem Schwertmeister gemacht hat. Einen Agentensohn! Und dass er Unitè B bevorzugt, die Einheit eines anderen Angentensohns. Er hat uns schalten und walten lassen. Ansonsten hat er uns scharf gehalten. An der Leine fängt der Hund keinen Hasen, sagt man doch. Erst als es Nathan ans Leder ging, hat er mal was gesagt. Hast du die Sache mit Remy mitgekriegt? Remy ist auch ein Himmelsauge und hat Ciels Frau geknallt. Das wird der ausschlaggebende Punkt gewesen sein, wo er entschied, zu handeln.«


    Bellamy Bourgeois
    "Remy "die Plaudertasche" de Muer? Man ich sollte sein Gesicht in die Butterpfanne drücken. Er hat die Frau von Ciel gevögelt? Wobei Boldi, bei Ainuwars Eiern... denk nach! Remy hat sich Olivie auf den Riemen gezogen und ein ganzer Orden erlebt hautnah in Gedanken mit wie er seinen Liebesdorn in der Spalte der Prinzessin versenkt. Er war sicher der Hengst des Monats! Und das schreit nach Rache. Aber das könnte er uns ehrlich sagen".


    Boldiszàr
    »Ich denke, Ciel wird schon lange die Himmelsaugen beobachten. Er weiß, dass sein Vater manchmal zögerlich ist mit Entscheidungen und sich dann von denen reinquatschen lässt. Den eigenen Vater als Marionette zu erleben, muss ihn ärgern. Sein Vater lässt sich von Parcival beraten, von Jules und von Massimo - alles drei Geistmagier. Und Remy, das Himmelsauge, das munter die Tochter seines Sohnes poppte - verheiratet er prompt mit ihr. Von wem lässt Ciel sich beraten? Ganz klar - von dir. Das spricht doch eine eindeutige Sprache.«


    Bellamy Bourgeois
    "Und Massimos Bruder ist Maurice. Der Bruder des Palaisin ist ein Himmelsauge. Ergo der neue Pala kann jederzeit mental sofort die Himmelsaugen kontaktieren. Er selbst oder über seinen Bruder. Ich glaube gar nicht, dass Max sich reinquatschen lässt, es ist viel schlimmer - er stellt es gar nicht mehr in Frage. Die Himmelsaugen waren immer für ihn da, sie sind die Rettung wenn was geschieht. Er ist damit aufgewachsen, dass sie die Nation, sein Land, sein Leben gerettet haben. Und sie sind immer für ihn da... war das auch so, als Leon noch lebte? Hatten sie da die gleiche Macht und die gleiche Stellung? Als dieser uralte Leibdiener seinen jungen Schützling an der Hand hielt und ihm den Rücken stärkte? Ich glaube nicht. Erst als Leon starb, war der Weg frei, dass sie die alleinigen Berater wurden. Weiß Fabien soviel wie Leon wusste? Ist Fabien vielleicht heimlich ein Himmelsauge dass alles beobachtet? Sie wissen doch sicher alles von Max, natürlich nur zum Schutz! Ist doch klar! So schleicht Fabien da herum, sieht alles, hört alles, überträgt alles direkt durch seine Augen in den Kopf von Penner Parciv... der Vogel... nicht Fabien... der Vogel!", keuchte Belly.


    Boldiszàr
    »Welcher Vogel denn?«, fragte Boldiszàr aufgebracht.


    Bellamy Bourgeois
    "Maximilien hat einen Adler, Arlette und sie ist immer da wo er ist. Und sie guckt verdammt schlau. Man kann sie hinterher schicken, man kann ihr Aufgaben geben und der Federball schnallt das alles. Denk doch mal nach, dass ist kein echter reiner Vogel. Das ist ein Team! Ein Team wie Jules und Gufo! Arlette und wer? Max schleppt seine Hunde nicht mal überall mit hin, aber Arlette ist sogar im Thronsaal, oder hockt im Büro. Sie ist überall!"


    Boldiszàr
    "Dann gehört sie einem Himmelsauge! Aber welchem? Und weiß Max das überhaupt? Was machen wir jetzt? Warnen wir ihn oder klären wir das mit Prince Ciel? Oder warten wir einfach ab? Sorgen über Sorgen", stöhnte Boldiszàr gestresst.


    Bellamy Bourgeois
    "Oh nein, wir spielen das Spiel erstmal mit und Du redest mit Silvano. Und berichte ihm von unserem Verdacht. Wenn er nur annähernd so tickt wie sein Vater, wird er den Sumpf strategisch aufdröseln können. Und warum wurde sein Vater als Waffe missbraucht? Warum durfte ausgerechnet er nicht überleben? Warum wurde er seinen Leuten zum Fraß vorgeworfen? Und warum sollte Vano sterben als Kind? WARUM? Was wusste er? Was hatte Papa ihm erzählt und wofür reichte dann die Löschung nicht? Wir erinnern uns schließlich auch nicht! Wir bekamen es erzählt. Wir benötigen einen Magier, der die Blockade oder was da immer in unseren Köpfen ist aufheben kann. Oder einen Heiler? Können Heiler so etwas? Oder besser noch! Wir benötigen einen Geistmagier, der uns ausliest, einen neutralen! Einen der jede Schranke knackt und dann haben wir ihn, wer immer dahinter steckt! Rede mit Deinem Mann und Boldi, falls es Fakt ist was wir befürchten, dann waren unsere Väter keine Verräter sondern Märtyrer. Sie starben weil sie zuviel wussten und mundtot gemacht werden mussten. Vielleicht verrennen wir uns auch in etwas. Aber eines ist Fakt - Parcival hat eindeutig zuviel Macht. Die Macht sollte allein beim Duc liegen. Der Duc sollte Oberhaupt des Ordens sein. Nicht wahr?", wisperte Bell.


    Boldiszàr
    »Absolut richtig.« Boldiszàr hatte ziemliche Kopfschmerzen. »Dann wurden unsere Väter nicht hingerichtet ... sondern ermordet. Und Vano ist in Gefahr, den behalten sie besonders im Auge. Ich will nicht, dass sie alles über ihn und mich wissen, vermutlich konnten wir nicht mal zusammen rummachen, ohne dass der gesamte Orden zugeschaut hat. Hat man eigentlich überhaupt irgendwo Privatsphäre? Wir drei sicherlich nicht als Agentensöhne. Wahrscheinlich ist auch in meiner eigenen Einheit irgendwer ein Himmelsauge. Ich werde Vano warnen. Irgendwo, wo keiner Zugriff hat. Die Himmelsaugen benötigen Blickkontakt, um Gedanken auslesen zu können. Wir müssen künftig auf jeden Fall Blickkontakt zu Parcival, Jules und ihren Vögeln vermeiden.«


    Bellamy Bourgeois
    "Augenkontakt? Sie starren einem dazu in die Augen? Hat Silvano einen Magier an Bord? Frag ihn danach! Auf alle Fälle, was ist mit Jules? Er ist auch einer von ihnen, wobei er eigentlich Dein Kumpel ist. Aber was er sieht, sehen auch die anderen. Was geschieht wenn er sich sagen wir mal aus diesem Konsenz löst?", fragte Bellamy und rieb sich die Schläfen vor Kopfschmerzen.


    Boldiszàr
    »Ja, Jules hat mir bisschen was erklärt, als wir nach Robby gesucht haben. Er hat es mit Geistmagie versucht und dabei aus dem Nähkästchen geplaudert. Jules scheint mir ein anständiger Kerl zu sein und ich glaube nicht, dass er uns was Böses will. Er hat auch stets für Robby gesprochen. Aber momentan hängt er in ihrem Schwarm drin. Das heißt, wenn wir ihn einweihen, dann weiß kurz darauf jeder von ihnen Bescheid. Aber hundertprozentig kann ich es dir nicht sagen. Frag das doch Ciel, der sich so viel mit Magiern abgibt, die keine Himmelsaugen sind. Er wird es wissen.«


    Bellamy Bourgeois
    "Ja ich habe Angst Ciel dann in Gefahr zu bringen, ich muss vorsichtig rumhorchen. Ganz vorsichtig wie mit geklemmten Eiern Mann Scheiße", stöhnte Belly.


    Boldiszàr
    "Wir sollten, wie du schon sagtest, am besten erstmal die Füße stillhalten. Zuerst beseitigen wir diesen Lich und retten Robby. Anschließend informiere ich Silvano. Und dann?"


    Bellamy Bourgeois
    "Du solltest ihn vorher informieren, denn wer weiß was Parcival nun denkt, wo die Katze aus dem Sack ist. Stell Dir vor er fällt über Bord und das Himmelsauge stand verstehentlich hinter ihm. Du bist doch nicht dabei! Der Lich ist doch gar nicht hier, ich glaube der ist nur eine Erfindung von Parcival. Oder Parcival ist der Lich, wer weiß das schon", murmelte Bellamy. "Wo war Silvano zum Schluss? Und wo habt Ihr Euch getroffen? Ich meine wo wohnt Dein Mann zur Zeit? Weiß sein Adoptivvater wer er ursprünglich war? Vermutlich nicht oder?", fragte Belly. "Noch etwas, kommt Dir die ganze Sache mit Robere auch nicht komisch vor? Sein Sohn auf Vanos Schiff. Robere ständig irgendwie ein Hochverräter. Und wenn man hinter all das schaut, was hat er gemacht? Nichts! Dafür hatte immer Nathan seine Finger im Spiel. Überall wo der Abgrund seinen Schlund aufreißt springt Nathan heraus! Die Duponts! Tot! Nathans Gesang! Robere die Kimme aufgestemmt! Nathans Beschuldigung und meinen Arsch haben auch gleich aufgebohrt. Und angeblich führt Nathan diese Gruppe hierher. Zu den Duponts, weil noch drei Steine stehen. Das kann nicht so stehen bleiben. Wer beim Abgrund ist Nathan? Sein Vater dient nur Dreux. Wer weiß, pass auf die kommenden Tage verliert der die Haare oder den ganzen Kopf".


    Boldiszàr
    »Vergiss nicht, dass zuvor Robbys Arm von Edoardo ausgekugelt wurde wegen Nathans Lügen. Nathan ist eine absolute Pest! So wie Robby das schilderte, war das zwischen ihnen einvernehmlich. Nathan hat sich ihm sogar aufgedrängt und ist ihm andauernd hinterhergelaufen. Was mit dem Kerl nicht stimmt, weiß ich nicht, aber der hat sie nicht mehr alle. Wenn er in diesem Spiel eine Rolle spielt, dann steht er nicht auf der Seite der Agentensöhne. So wie Parcival unser größter Gegner ist. Silvano ist momentan im Palast, wenn er nicht schon abgereist ist. Sein Schiff liegt hier in Cantillion vor Anker. Bis zur Küste ist es von hier aus gar nicht so weit.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy schaute sich verstohlen um. Er konnte niemanden sehen, vermutlich hatten sie es Ciel zu verdanken, dass sie einige ruhige Minuten für sich hatten. "Wollen wir Deinem Mann einen Besuch abstatten? Ich meine falls er noch nicht zurück auf dem Schiff ist, ist er unterwegs dorthin. Entweder läufst Du ihm oder er Dir in die Arme. Nathan hat Robere absichtlich den Arm auskugeln lassen? Das ist doch die Höhe. Da stimmt was gewaltig nicht mit ihm. Aber Nathan muss warten, jetzt müssen wir Dich und Deinen Mann retten. Also sag was Boldi, ich bin dabei. Wir schleichen uns weg und wieder her. Erkennst Du sein Schiff?", fragte Belly leise.


    Boldiszàr
    »Die Choucas würde ich wiedererkennen, ja. Gut, abgemacht. Gehen wir zu Fuß oder nehmen wir die Pferde? Mann, ich mach mir gerade ziemliche Sorgen. Danke, dass du mir das alles gesagt hast, Großer.« Er strich ihm einmal mit gespreizten Fingern vom Nacken hinauf durchs Haar.


    Bellamy Bourgeois
    "Die Pferde fallen auf, wir rennen, wenn es nicht sehr weit ist. Dauerlauf. Erkennt Dich an Bord wer wieder? Der Sohn von Robere wird uns hoffentlich rein lassen. Komm Kleiner", flüsterte Bellamy und bei dem Wort Kleiner fühlte sich sein Herz unheimlich schwer und leicht zugleich an. Das war sein kleiner Bruder und verdammt nochmal, er würde dafür sorgen dass Boldi seinen Kerl behielt und wenn das Rakshor persönlich wäre. Was ging das andere überhaupt an? Diesen alten Tattergreis Parcival oder die anderen Spanner? Nichts! Boldi war durch die Scheiße seiner Kindheit geschwommen, hatte eine Verletzung überlebt, die kaum jemand überlebte! Und die er niemals erlitten hätte, wenn er nicht ins Heim gestopft worden wäre von den Himmelsaugen. Nein, so nicht, dachte sich Bellamy. Nicht erneut würden sie seinen kleinen Bruder bestehlen. Erst Mutter und Vater, dann seinen Bruder und nun auch noch den Mann? Wenn es das letzte war, war er sicherte, dann war es Boldis Leben und seine Liebe. Dann lebte er in der Erinnerung von seinem Bruder fort und er war ein letztes Mal ein Pala - für Boldi. Der wohl beste Job den man auf ganz Asamura haben konnte -großer Bruder. Belly boxte Boldi und schlich vor, führte ihn hinaus auf die offene Straße ohne dass man ihr Verschwinden bemerkte.


    Boldiszàr
    Boldiszàr folgte Bellamy durch das Moor. Zu Fuß war es wegen des ungewöhnlich langen und trockenen Sommers gut begehbar, nur für die Pferde hatten sie eine Weile nach einem ausreichend stabilen Weg suchen müssen. »Du kannst mich ruhig Kleiner nennen, auch wenn wir beide nicht gerade Riesen sind. Es fühlt sich richtig an.« Zur Küste waren es nur wenige Kilometer und die zwei gut trainierten Krieger waren bald da. Auch die Stadt mit dem Hafen war bald gefunden - und das Schiff war nicht zu übersehen. Boldiszàr krähte am Steg herum, bis jemand das Beiboot herunterließ und zu ihnen gerudert kam. Als das Beiboot sich näherte, stieß Boldiszàr Bellamy an. »Das ist er. Sacha, den ich für Robbys Sohn halte. Schau ihn dir an!« Sacha ruderte derweil bis an den Steg heran und machte das Boot fest. Er stand auf. »Steigt ein«, forderte er sie auf und bot ihnen Hilfe beim einsteigen an.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy schlich Boldi hinterher und musterte seinen Bruder mit anderen Augen. Ja selbst die Statur war ihnen auf den Leib geschrieben. Er hätte sich gerne mal gemeinsam mit Boldi neben seinen Vater gestellt. Sie mit den nachtschwarzen Haaren und den himmelblauen Augen. Als sie an dem Schiff ankamen staunte Belly nicht schlecht, wie riesig so ein Schiff war. Man hörte Schiff, aber er hatte noch nie vor einem gestanden. Wie auch oder wozu auch? Und dann kam ein junger Robere sie abholen. Boldi hätte nichts sagen müssen, er hätte genauso baff geschaut ohne Kommentar. "Das ist Robby in jung", flüsterte Bellamy. "Danke", sagte er zu dem jungen Mann und kletterte an Bord. Er knuffte Boldi zum Zeichen, dass er es genauso wie der Kleine sah.


    Sacha Bonnet
    Sacha ruderte die beiden Gäste an die Choucas heran. Steil ragte die jetzt am Abend dunkel wirkende Bordwand neben ihnen hinauf, hoch und massig wie ein überhängender Felsen. Das Beiboot wurde mit den drei Insassen hinaufgezogen, das Holz und die dicken Taue knarrten. Oben angelangt half er den beiden Passagieren über die Reling auf Deck. »Willkommen an Bord«, begrüßte er sie. »Einmal Boldiszàr und wen darf ich noch ankündigen?«


    Bellamy Bourgeois
    "Vielen Dank, seinen Bruder Bellamy", sagte Bell und schüttelte dem jungen Mann gut gelaunt die Hand. Staunend schaute er sich auf dem Schiff um, auch wenn er kaum etwas sah. Einige Laternen erhellten das Schiff, aber nur so eben die Konturen.


    Sacha Bonnet
    »Kommt mit, Bellamy und Boldiszàr«, sagte Sacha freundlich und brachte sie in die Kombüse. »Besuch vom Capitaine«, informierte er den Smut, damit dieser nicht anfing rumzugeizen. »Macht es euch gemütlich.« Er machte eine einladende Geste.


    Bellamy Bourgeois
    Smut: Der Schiffskoch guckte auf die Uhr und schaute was er gerade gutes zubereitet hatte. Er war gerade dabei den Mittelwächter vorzubereiten, eine warme Mahlzeit bestehend aus Kaffee und belegte Brötchen um Mitternacht um die Wächter bei Laune zu halten. Und er hoffte dass ihr Kapitän bald wieder an Bord sein würde. Er stellte Boldi und Belly einen großen Teller hin, dazu gab es reichlich Kaffee, aber vor der Sorte der die Farbe von Teer hatte und genauso stark duftete.


    Sacha Bonnet
    "Wenn ihr was braucht, entweder den Smut fragen oder mich, ich bin draußen." Sacha verschwand wieder aus der Kombüse, um seiner Arbeit nachzugehen.


    Boldiszàr
    Boldiszàr freute sich über den extrem starken Kaffee, auch wenn der kaum trinkbar war und über die Mahlzeit. "Verhungern muss man nicht, wenn man der Anhang vom Kapitän ist", freute er sich. "Sind alle nett zu mir, man muss nur Vano erwähnen. Merk dir den Trick."


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy machte sich sofort über den Kaffee her und schlüfte das schwarze Gebräu mit einer wohligen Imbrunst, als draußen eine Person dermaßen laut brüllte, dass er auf seinem Stuhl zusammenzuckte als hätte ihm jemand eine Peitsche übers Kreuz gezogen. "Käptn zurück auf Schiff!", bellte einer in einer Lautstärke dass Belly Boldi anstarrte.


    Boldiszàr
    Bestens gelaunt schlürfte Boldiszàr seinen Kaffee herunter, stand auf und nickte Bellamy zu. "Komm, ich stell dich ihm vor." Er ging nach draußen, voller Vorfreude, seinen Mann wiederzusehen.


    Bellamy Bourgeois
    Leicht verunsichert mit seiner Kaffeetasse in der Hand folgte Bellamy seinen Bruder. Er hoffte der Mann würde an Bord nicht ebenso herumschreien, sonst hätten sie während des Kampfes einen Gehörsturz und würden nicht einen Befehl verstehen. Vermutlich waren sie danach taub wie Türknaufe.


    Silvano de Mancini
    Nachdem Sacha Silvano wieder an Bord gebracht hat, entspannte sich Mancini etwas. Landratten waren die Pest. Wenn er jedesmal Jahre für eine Entscheidung benötigen würde, wären sie schon längst gekentert und das zu Recht! Er schaute nach dem ersten Offizier und erteilte ihm knapp den Befehl die Glocke zur baldigen Abfahrt zu Leuten. Damit wusste die Mannschaft auf Landgang dass die Choucas nicht mehr lange im Hafen liegen würde. Müde lief Mancini Richtung Kajüte und blieb wie angewurzelt stehen als er Boldi entdeckte. "Ach nä...", grinste er über beide Ohren.


    Boldiszàr
    »Hast du mich vermisst?«, schnurrte Boldiszàr trat auf seinen Schatz zu, packte ihn und küsste ihn innig. Speichel lief an seinem Kinn hinab. »Ich für meinen Teil hab kaum an etwas anderes gedacht. Ich muss dir jemanden vorstellen, meinen Bruder Bellamy! Meinen großen Bruder«, stellte er heraus, weil es ihn derart freute, fortan einen solchen sein Eigen nennen zu können. »Silvano, das ist Bellamy oder Belly. Belly, das ist Chevalier Silvano de Mancini, mein Partner, mein Mann.«


    Silvano de Mancini
    Vano erwiderte die Umarmung von seinem Schatz und drückte ihn fest an sich. Er genoss den Kuss und wischte Boldi den Mund sauber. Er schmuste seinen Kopf an den von Boldi und musterte ihn müde. "Vermisst ist kein Ausdruck, aber ich habe es irgendwie geschafft den Duc zu vergrätzen mit meiner Frage. Frag mich nicht warum, ich weiß es nicht Boldi. Das erzähle ich Dir später. Dein Bruder? Ich dachte Du wärst allein... hattest Du das nicht gesagt?", fragte Vano verwirrt und legte Boldi einen Arm um die Hüfte, so wie er es gerne tat. "Willkommen", grüßte Vano Bellamy freundlich.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy schüttelte Vano gut gelaunt die Hand, die gar nicht so zart war, wie er vermutet hatte. Bell versuchte ihm nicht auf die Narbe im Gesicht zu starren, aber das war leichter gedacht als getan. Vermutlich war Vano das gewöhnt. "Nun wir wissen es auch erst seit heute Silvano. Rede mit Deinem Mann, bitte. Es ist wichtig und ich meine sehr wichtig. Vertrau uns", bat Belly und nahm einen großen Schluck Kaffee. Er knuffte beide. "Ich bin nicht unfreundlich, aber ich gehe zurück in die ehm... Küche? Und esse weiter, kurzum Ihr seid ungestört Ihr zwei. Bis später hoffe ich", grinste Bell.


    Boldiszàr
    »Bis später, Belly. Lass es dir schmecken. Robby würde jetzt vor lauter Freude noch sagen: Scheiße. In diesem Sinne, bis nachher. Wenn dir langweilig wird, plauder ein wenig mit Sacha.« Er legte den Arm um die Schultern von Silvano und grinste extrem breit, so dass seine Mundwinkel fast symmetrisch aussahen. Er zog ihn fest an sich heran und küsste ihn noch einmal, bevor er mit ihm in Richtung Kajüte zusteuerte. »Belly hat Recht, es ist sehr wichtig. Leg dich einfach gemütlich hin und hör mir zu, du siehst fertig aus.«


    Silvano de Mancini
    "Eben bis später. Aber der Blaue Peter ist gehisst. Ach ja für Euch Landr..gänger die Signalflagge zeigt an, dass das Schiff binnen 24 Stunden den Hafen verlassen wird, wir reisen ab. Ich hab die Schnauze voll, weshalb erkläre ich nach einem Schnaps. Allerdings nur Boldi", sagte Vano und zog Boldi hinter sich her in die Kajüte. Dort ließ er ihn los und küsste ihn so fest, dass er ihn damit gegen die Tür drückte. Boldi spürte der länge nach Silvanos ganzen Körper, ehe dieser sich mit einem Lächeln von ihm löste und sich daran machte sich auszuziehen. "Was ist denn los? Du zuerst Schatz. Und ich habe etwas für Dich, dass ich Dir geben werde", gähnte Mancini.


    Boldiszàr
    Boldiszàr wurde sichtlich nervös, als sein Mann begann, sich zu entkleiden. Dass der ihn an die Wand gedrückt hatte und so innig küsste, weckte die Erinnerung an die leidenschaftlichen Stunden, die sie miteinander verbracht hatten. »Gab es großen Ärger? Ich hab dir auch eine ... nun ja, durchwachsene Botschaft zu überbringen. Ein Teil davon wird dich vielleicht freuen, der andere wird dir viel Stoff zum Nachdenken bescheren.« Er wartete, bis Silvano sich ausgezogen hatte. »Setz oder leg dich bitte hin, Schnucki.«


    Silvano de Mancini
    "Gleich. Nun dann ich zuerst, es geht schnell und schmerzhaft. Der Duc war grundlos wütend auf mich. Er sagte nicht nein, er sagte er müsse es sich überlegen und teilt mir die Entscheidung mit, sobald er sie getrofffen hat", sagte Vano. Er goss Wasser in die Waschtischschale und wusch sich sauber, wusch sich die Haare und schminkte sich ab. So musterte er Boldi einen Moment, ehe er sich abtrocknete und die Hängematte ausrollte. Er band sich seine nassen Haare zusammen und kroch in die Hängematte. "Gut, besser, Zuhause. Erzähl, ich höre Dir zu. Nur zur Info, ich werde mir eine Lösung für uns überlegen oder einfach nochmal fragen. Wie kommst Du an Deinen Bruder Boldi? Komm her, lass Dich knuddeln".


    Boldiszàr
    Boldiszàr folgte Silvano und legte sich zu ihm in ihre herrlich breite Zwei-Mann-Hängematte. Er streichelte ihn, während er sprach. »Die Laune des Ducs hängt mit dem zusammen, was ich dir sagen muss. Ich habe heute nicht nur erfahren, dass Bellamy mein Bruder ist, sondern auch, wer unser Vater war - Berzan Bovier. Umgebracht, da er mit seiner Einheit einen Staatsstreich plante. Der Name seiner Einheit: Die Agenten der Autarkie. Der Name der Mörder: Die Himmelsaugen. Es geht aber noch weiter. Unser Vater war mit dem Anführer der Agenten befreundet. Und jetzt kommt`s. Der Anführer der Agenten war dein Vater und sein Name lautet Mercer Desnoyer.«


    Silvano de Mancini
    Silvano rollte sich auf die Seite, um sich nicht den Hals verrenken zu müssen und schaute Boldi total verwirrt an. "Mein Vater hieß Mercer Desnoyer? Woher weißt Du das? Dann waren unsere Väter Freunde? Freunde... und wir beide sind Partner... denen geht der Arsch auf Grundeis...", sagte Vano leise und rutschte so nah wie möglich zu Boldi auf. "Glaubst Du immer noch an einen Zufall?", fragte Mancini und schmiegte sich an Boldi.


    Boldiszàr
    »Unsere Väter waren nicht nur Freunde, sie starben Seite an Seite. Unser Treffen und alles andere, das kann kein Zufall sein! Genau so wenig, wie dass Robbys Sohn auf deinem Schiff ist. Ich bin mir sicher, dass er sein Sohn ist und Belly glaubt das auch. Es ist Bestimmung, dass wir uns trafen und es ist doch nicht normal, dass wir uns von Anfang an derart liebten. Wir haben uns vielleicht als Kinder schon gekannt, bevor sie unsere Väter umbrachten, uns alle auseinanderrissen und jeden in ein anderes Heim sperrte. Ich weiß das alles von Bellamy und der hat es von dem alten Himmelsauge Parcival erfahren. Der Kerl war dabei. Sie beobachten uns schon unser gesamtes Leben lang und wir fanden trotz Gedächtnislöschung alle drei zueinander. Ihnen schlottern die Knie, das kannst du wetten.«


    Silvano de Mancini
    "...beobachten uns schon unser gesamtes Leben lang...", echote Mancini. Er schüttelte sich kurz und war mit einem Satz aus der Hängematte. Nackt, ungeschminkt und ohne Augenklappe wie er war, schnappte er sich seinen Dolch und verließ die Kajütte. "Bin gleich zurück...", hörte Boldi ihn sagen und davon tapsen.


    Boldiszàr
    Boldiszàr sprang auf die Füße und war keinen Wimpernschlag später hinter ihm. Was auch immer er vorhatte - er würde bei ihm sein.


    Silvano de Mancini
    Silvano ging schnurstracks und lautlos in die Kajüte des Bordmagiers, ohne zu zögern schnitt er ihm die Kehle von einem Ohr zum anderen auf und presste dabei dessen Gesicht in die Hängematte. Er sagte kein einziges Wort, gab keinen Ton von sich und wartete bis der Mann aufgehört hatte zu zappeln. Danach wickelte er ihn wie eine Spinne in seine Hängematte ein, schnitt die Seile ab und schnürte sie damit zu. Er drehte sich zu Boldi um, immer noch wortlos und küsste ihn mit Zunge. Danach zog er ihn hinter sich her, teilte kurz dem ersten Offizier auf Wachgang mit, dass die Kajüte vom Magier gesperrt war. Der Mann nickte knapp und für einen winzigen Moment sah Boldi dessen Mundwinkel versteckt zucken, ehe er seinen Wachgang fortsetzte. Vano zog Boldi weiter und sie gingen zurück in die Kajüte. Mancini warf seinen Dolch in die Waschschale und kroch zurück in seine Hängematte. "Also sie beobachten hier nichts mehr. Erzähl weiter Schatz", bat er liebevoll. "Und guck in die erste Schublade meiner Kleiderkommode. Nimm die Uhr heraus, sie ist für Dich", sagte Vano.


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    Boldiszàr
    Boldiszàr folgte ihm zurück in die Kajüte. Er war nicht im Plaudermodus. Silvano hatte getötet, obendrein nackt, und Boldiszàr war erregt bis unter die Schädeldecke. In der Hängematte rückte er so dicht auf, wie es nur ging, packte Silvanos Hüfte und seinen Schritt an ihn. Er grunzte leise und sammelte sich eine Minute. Dann erst stand er auf und holte das Kästchen aus der Schublade. Er trug es mit in die Hängematte und legte ein Bein über Silvano, während er es öffnete und eine Taschenuhr zu Tage förderte. Boldiszàr hob sie an der Kette hoch und betrachtete sie. »Danke ... Vano. Man sieht ... das Uhrwerk. Entschuldige, ich ... ja, das hast du angerichtet.« Er rang nach Atem und riss sich zusammen. »Wir werden heute nicht viel schlafen oder ich schlaf auf dem Fußboden, damit du deine Ruhe hast. Sie sieht solide gearbeitet aus, mit diesem Eisenhenkel, an dem die Kette ist. Woher hast du sie?«


    Silvano de Mancini
    "Warum sollte ich schlafen, wenn Du Dich dermaßen freust mich zu sehen? Du schläfst nicht auf dem Boden, sondern liegst auf mir. Ich habe sie von Davet geschenkt bekommen, sie sollte mir Glück bringen, das besondere an ihr ist ihr rundes Glas, sie ist wasserfest gearbeitet. Er hat sie mir geschenkt, damit ich bald mein eigenes Schiff bekäme, damit ich sie zur Navigation benutze. In ein besseres Leben, ich habe mein Schiff und mein besseres Leben, sprich Dich. Jetzt wird sie Dir Glück bringen, aber ich schenke sie Dir nicht, ich leihe sie Dir, so wie sie mir Davet lieh, bis sie Glück gebracht hat. Denn man verschenkt keine Uhren, man verleiht sie. Ich leihe sie Dir auf Lebenszeit. Oder länger, wie Du magst Schatz. Mit Ihr wirst Du navigieren lernen", sagte Mancini und strich Boldi das Bein entlang hoch. "Weißt Du warum unsere Väter diese Meuterei planten? Und gegen wen meuterten sie? Gegen die Himmelsaugen oder gegen den Duc selbst? Ich habe den Zusammenhang nicht so ganz verstanden. Nimm es mir nicht übel, aber zu erfahren dass unsere Väter Maaten waren und wir Macker sind - meine Kameraden waren und wir Partner sind, war wir ein Hammerschlag vor den Schädel. Also wer aggierte da wirklich gegen wen? Ich muss Dir unseren Slang beibringen, dass ist besser glaube ich. Boldi häng da nicht so rum ja?", lachte Mancini leise.


    Boldiszàr
    »Ich hatte noch nie eine Uhr ... danke für die Leihgabe. Sie ist wirklich schön. Ich pass drauf auf und freu mich drauf, sie auszuprobieren. Also pass auf, wegen unseren Vätern ... Belly und ich haben da eine Vermutung. Die offizielle Version lautet: Die Agenten der Autarkie wollten den Duc stürzen. Wegen einer Gesetzesänderung, die ihre Rechte einschränken sollte. Ist das glaubwürdig? Nur mit viel Fantasie. Wir vermuten, dass es um etwas ganz anderes ging: Der Angriff galt in Wahrheit den Himmelsaugen. Sie sind die Macht im Hintergrund, sie sind immer da. Sie wissen alles. Duc Alain Etienne starb nur zwei Jahre nach dem Tod der Agenten, samt seinem Thronerben - an die Macht kam der erst 17 Jahre alte Max. Beraten von, ja, klingelt`s - den Himmelsaugen. Und auch heute hast du einen von dieser Pest an Bord gehabt. Ich wette, ich hab einen von denen in meiner Einheit! Doch sie bewachen uns nicht, weil sie eine Meuterei gegenüber dem Duc fürchten - sondern weil wir unterbewusst noch wissen, wer sie waren und was sie verbrachen! Unsere Väter waren keine Verräter, sondern sie starben den Märtyrertod.«


    Silvano de Mancini
    Vano kraulte Boldi während er über das Gehörte nachdachte. "Die Agenten hatten Sonderbefugnisse wie die Himmelsaugen? Gut, wer lässt sich schon gerne in die Suppe spucken. Vermutlich war es ein Machtkampf Agenten versus Himmelsaugen. Wer ist der mächtigere Bund im Land und dabei zogen unsere Väter den kürzeren. Aber wenn man mit seinem Schmutzfinger auf andere deutet zeigt einer gen Himmel und drei auf einen selbst zurück, so sagt man. Der Duc starb zwei Jahre nach der Beseitigung der Agenten. Zwei Jahre zuvor war Maximilien Rivenet de Souvagne noch 15 Jahre alt, also nicht volljährig. Ein Jahr später war er das, aber das wäre sehr auffällig. Also ließ man ihn 17 Jahre alt werden, alt genug um den Thron zu besteigen und volljährig. Kein nächster Verwandter als Mitregent der in seinem Namen mit entscheidet. Denn das wäre ja nicht die Mama gewesen, sondern ein männlicher Verwandter, ein Onkel oder dergleichen, der solange mitentscheidet. Wie praktisch einen völlig isolierten Jungen auf dem Thron zu haben, der niemals Thronerbe war. Entweder ist das ein grandioser Zufall, oder ein toter Fisch der zum Himmel stinkt. Zur Zeit als die Agenten starben war unser Duc 15 Jahre alt, Duc Ettienne de Souvagne war an der Macht. Und er lebte danach nur noch zwei Jahre. In Ordnung. Was geschah während dieser zwei Jahre noch, in der Duc Maximilien de Souvagne Zeit hatte volljährig zu werden. Wie alt war sein Bruder? Wieviele Jahre waren die beiden auseinander? Und was tat der Bruder, dass man ihn auch loswerden wollen würde als Himmelsauge? Das ist jetzt die Frage. Nach den offiziellen Angaben kamen sie bei einem Unfall ums Leben. Der war welcher Art?", fragte Mancini und kroch auf Boldi.


    Boldiszàr
    Boldiszàr legte seine Hände um Silvanos Flanken. »Ein Kutschenunfall, wenn ich mich recht entsinne ... was ansonsten geschah, weiß ich nicht. Prince Ciel und Prince Linhard sind nur wenige Kilometer von hier bei einer Burgruine. Dort hab ich eigentlich gerade Einsatz ... vielleicht wissen die mehr.«


    Silvano de Mancini
    Die Finger von Vano fuhren durch Boldis schwarze Haare und massierten ihm den Schädel und zwar so, dass er es zwischen den Beinen spürte. Mancini dachte lange Zeit nach, er hatte Prince Ciel de Souvagne nur kurz gesehen, aber er machte einen aufrichtigen Eindruck. Der Mann war kein Sesselfurzer oder Hofbeamter, er war ein Feldherr, er kannte sich in der Kriegsführung und in strategischen Fragen an Land aus, wie er sich zu Wasser. Aber konnte er ihm vertrauen? Die Frage war eigentlich unsinnig, denn er sollte ihm vertrauen. Einem Teil der Krone, dem Sohn des Duc. Nicht nur als Kapitän der Marine, nicht nur als Wächter der Küste oder als Chevalier, sondern auch als ganz normaler Zivilist. Und wenn es stimmte, was sie befürchteten, dann konnte sogar Prince Ciel in Gefahr sein, falls sich ein gewisses Himmelsauge auf den Schlips getreten fühlte. Oder es war falscher Alarm, was Silvano hoffte. Nicht für sich, sondern für Prince Ciel. Für ihn war der Alarm mehr als real, nur konnte er nichts für seine Abstammung. "Falls mein Vater davon erfährt, wird er mich enterben... ich kann die Enterbung schon förmlich riechen... Wie siehst Du die Sache? Was würde er tun, wüsste er wer ich bin? Darum nehmen sich viele keine Kinder aus dem Heim, wer weiß was unter der Oberfälche brodelt, oder wer sie wirklich sind, was sie erlebt haben. Ebenso ist es mit Heimtieren, nicht wahr? Was sagst Du dazu?", fragte Mancini hilfesuchend.


    Boldiszàr
    »Ich kenne deinen Vater nicht und kenne mich auch so nicht gut mit Vätern aus. Warum sollte er davon erfahren, wenn er bisher nichts davon wusste? Von wem denn? Vielleicht weiß er es sogar und ist einer von den Wächtern, die man uns auf den Hals hetzte. Vielleicht hat dein Vater dich aber auch einfach adoptiert, weil er dich mochte. Belly und ich haben beschlossen, die Sache ganz langsam angehen zu lassen. Wichtig: Schau keinem Himmelsauge in die Augen und auch keinem Vogel. Sonst haben sie Zugriff auf deine Gedanken. So lange kein Blickkontakt besteht, können sie nur belauschen, was wir sprechen. Wir vermuten, dass Prince Ciel ebenso die Himmelsaugen ein Dorn im Auge sind. Während sein Vater den Himmelsaugen hörig ist, lässt er sich von Bellamy beraten. Auch hat er Bellamy, nachdem dieser seine Stelle als Palaisin verlor, aufgenommen. Und meine Einheit ist jene, die er bevorzugt in seinem Flügel haben will, obwohl wir schon einiges ausgefressen haben. Alles Zufälle? Bei einem Strategen wie Ciel? Er war es auch, der Bellamy seine Identität mitteilte. Ich denke, er sammelt vielleicht eine Truppe.«


    Silvano de Mancini
    "Wie soll ich jemanden in die Augen schauen? Ich kann jemanden nur anschauen Boldi. Nein ich denke nicht dass es mein Vater weiß, er ist sehr konservativ aber ein guter Vater gewesen. Streng, sehr streng, aber stets gerecht und er hat niemals die Hand gegen mich erhoben. Er hat mich nie geschlagen, nicht mal geohrfeigt. Er hat auch nie geschrieen, er hat erklärt. Er mag einige Eigenschaften haben, die ich nicht gut heiße, aber im Großen und Ganzen war er ein guter Vater. Er sagte immer er wüsste wofür er es täte. Oh und da müssen wir nichts hinein denken, denn er erklärte auch was er meinte - er müsse aus mir einen Adligen formen und zwar so, dass ich tatsächlich zu einem werde. Damit ich das werden kann, was ich mir wünsche. Also vielleicht denke ich da falsch über ihn, weil ich immer eine Distanz zu ihm wahrte. So als letzten Selbstschutz, falls er es sich anders überlegt, verstehst Du? ...Schwachsinn, sicher verstehst Du es, wenn nicht Du, wer dann? Du verstehst mich... hast es direkt von Anfang an... belassen wir es dabei, dass er mich als Eliot zu sich nahm und einen Silvano aus mir machte. Ich mag den Namen... gut, reden wir mit Ciel. Vielleicht ist er wirklich dabei eine Truppe zu sammeln, dann sollten wir ihm beistehen. Möchtest Du das?", fragte Mancini liebevoll.


    Boldiszàr
    »Vielleicht weiß dein Vater es trotzdem ... er muss deswegen ja kein schlechter Vater gewesen sein. Vielleicht wollte er dich schützen, abkapseln von dem, der du vorher warst. Bevor dein leiblicher Vater fiel, zusammen mit meinem. Ein Geistmagier kann dich sicher auch mit einem Auge auslesen. Wenn man jemandem beistehen sollte, dann Ciel. Sein Vater ist ein guter und gerechter Mann, aber er ist von Himmelsaugen umringt. Sogar sein neuer Palaisin ist ein Geistmagier! Wir würden dem Duc helfen, indem wir ihn aus diesem Spinnennetz herausholen. Und Ciel ist die ersten Schritte schon gegangen. Wir würden das Werk unserer Väter, den Duc vor den Himmelsaugen zu schützen, beenden. Wenn du und Belly das wollt, dann bin auch ich dabei. Ansonsten verkrümel ich mich mit dir auf die Choucas und geh nie wieder an Land.«


    Silvano de Mancini
    Bei dem letzten Satz lachte Vano schallend auf. "Gefährliche Versuchung Boldi. Nun wenn unsere Väter ehrlich waren, führen wir ihr Werk zuende. Wenn unser Väter Verräter waren, waschen wir ihre Namen rein. So oder so, haben wir nichts zu verlieren... eigentlich. Verloren haben wir bereits alles, wobei wir uns ein neues Leben aufgebaut haben, mit dem was uns zur Verfügung stand... tja... Der neue Palaisin ist aber kein Himmelsauge, dass muss doch einen Grund haben. Den sollten wir herausbekommen. Du meinst wir sollen den Fisch aus dem Netz schneiden? Allein schon, dass sie uns beobachten stört mich. Ich habe nichts verbrochen außer das ich geboren wurde und werde ständig beobachtet, wieso? Weil sie Verrat vermuten? Gab ich je Veranlassung dazu, dass man mir das unterstellt? Hat mich jemand verpfiffen als ich die Krokos angriff oder was? Ich werde sie wieder angreifen, bis ich sie alle ausgelöscht habe. Wenn man das als Verrat wertet, sollte man sich vielleicht überlegen, ob man als Kroko gewertet werden möchte. Ich kann mir auch eine Augenklappe aus Parcivals Arschhaut nähen lassen", murrte Vano.


    Boldiszàr
    Boldiszàr küsste Silvano. Er packte und knetete ihn durch. »Es ist schwer, jetzt aufzuhören ... aber ich muss zurück zu meiner Unitè. Wir warten auf einen Lich und Robby ist in dessen Gefolgschaft. Ich muss meinen kleinen Adoptivbruder retten. Dieser letzte Einsatz muss noch unter Duc Max an Land erfolgen, dann steig ich zu dir an Bord und stehe fortan unter deinem Kommando. Dann bringen wir entweder die Himmelsaugen dazu, sich aus dem Dunstkreis des Ducs zurückzuziehen oder heizen diesen Reptos ein.« Mühsam zwang er sich, aufzustehen. Er war noch immer maßlos erregt. »Zieh dir was an. Du brauchst dich nicht zu schminken, die Augenklappe reicht, um die Wunde zu schützen. Da sind nur meine Männer und eine Handvoll Begleiter.«


    Silvano de Mancini
    Silvano kletterte ebenfalls aus der Hängematte und zog sich wieder an. "Manche Wesen gehören nicht in Gefangenschaft, sie ersticken elendig in Netzen - Belugas, Orcas, oder Narwale - Wale generell. Damit unser Duc nicht erstickt, werden wir das Netz zerschneiden, ich bin dabei. Dafür erbitte ich eine Anerkennung - Dich. Gehen wir Schatz", sagte Mancini liebevoll.

  • Ciel Felicien de Souvagne
    Verärgert stapfte Ciel durch die Ruine, die Hände hinter dem Rücken verschränkt.


    Etienne
    »Sie werden nur mal kurz im Gebüsch verschwunden sein«, versuchte Etienne ihn zu beruhigen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel blieb stehen. »Aber müssen sie genau jetzt ihre Gefühle füreinander entdecken?«, regte er sich auf. »Sind Sie sicher? Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen!« Insbesondere nicht, weil Boldiszàr ja - angeblich - auch mit dem guten Chevalier de Mancini zusammen war.


    Etienne
    »Ja, Herr«, bestätigte Etienne. »Sie waren sehr gut zueinander da unten auf der Mauer. Haben gekuschelt.«


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Trotzdem haben sie deswegen nicht ihren Dienst zu vernachlässigen!«, echauffierte der Prince sich weiter. »Was, wenn die Beißer genau jetzt hier eintreffen würden? Wenn sie von da unten durch das Moor schleichen würden, um uns hinterrücks zu überfallen, was...« Er hielt inne. Von da unten näherten sich wirklich drei Gestalten.


    Etienne
    Etienne bemerkte sie ebenso. »BESUCH«, bellte er und sofort kam Bewegung in die Gardisten.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel fragte sich, ob ›Besuch‹ ein Kommando war, mit dem jeder eindeutig etwas anzufangen wusste, aber scheinbar war dem so. Er selbst zog seinen Säbel.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy hielt Boldi und Silvano kurz fest. »Also zur Begrüßung rufen ist sicher keine gute Idee, da wir sonst die Beißer ebenfalls warnen würden. Auf der anderen Seite wissen wir gar nicht ob die Gruppe nicht schon hier ist, oder ob sie überhaupt hierher unterwegs sich. Das personifizierte Chaos namens Nathan kann ja seine Meinung geändert haben«, sagte Bellamy zu seinen Begleitern und winkte Richtung Ciel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Sie provozieren«, kreischte Ciel. »Etienne, einen Warnschuss!«


    Etienne
    Etienne ballerte eine Salve mit der Repetierarmbrust vor den drei Gestalten quer durch den Sumpf. Sie wurden von oben bis unten mit stinkendem Schlamm bespritzt.


    Boldiszàr
    »Geht`s noch«, brüllte Boldiszàr zur Burgruine hinauf.


    Silvano de Mancini
    »Bist Du blind Du schwachsinniger Idiot? Wer wird wohl winken, der Feind? Das sind Deine Kollegen Bellamy und Boldiszar, mach die Augen! Guckt Euch das an, den Göttern sei Dank dass wir nur Alltagskleidung tragen, man. Wer stellt solche Stümper ein?«, brüllte Vano stinksauer zu der Gruppe hoch, während sich Bellamy die Ohren rieb. Er hatte es gewusst!


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy wischte sich in Zeitlupe den Schlamm aus den Augen und hoffte dass das Hämmern in seinem Schädel bald nachlassen würde. »Wer hat da geschossen? WER?«, verlangte er zu wissen und brüllte fast so laut wie Silvano, allerdings nur, da er seine eigene Stimme kaum noch hörte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel zog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. »Chevalier de Mancini, bis gerade eben hielt ich hohe Stücke auf Sie!«, rief er kaum leiser herunter. »ICH habe Etienne den Befehl gegeben, zu schießen! Was schleichen Sie drei da unten durch den Sumpf? Kommen Sie rauf!«


    Silvano de Mancini
    Silvano blieb wie angewurzelt stehen, so dass Bellamy ihm fast ins Kreuz gelaufen wäre. Mit einer Seitwärtsdrehung wich er aus und glitt im hochgespritzen Schlamm aus und der Länge nach mit rudernden Armen hinein. Mancini musterte Bellamy wie ein treuer Hund mit schräg gelegtem Kopf. Nur der Blick sprach andere Bände. Er zerrte Bell wieder auf die Füße und versuchte zu erkennen, wer ihn da gerade zur Sau gemacht hatte. Die Stimme erkannte er nicht, aber irgendwer Höheres schien es zu sein. »Wers das?«, flüsterte er Boldi zu, »ich erkenne ihn nicht und die Stimme sagt mir nichts. Wer ist das?«


    Boldiszàr
    Boldiszàr half Bellamy gemeinsam mit Silvano wieder auf die Füße und fegte ihm den Schlamm von der Rüstung. »Prince Ciel de Souvagne ... der kleine Prince«, erklärte er.


    Bellamy Bourgeois
    »Herr verzeiht uns, aber wir haben von hier unten aus eine sehr schlechte Sicht und eigentlich wollte ich nicht brüllen um den Feind nicht auf uns aufmerksam zu machen! Wir wollten Euch nicht ängstigen oder in Panik versetzen!«, rief Belly und war dankbar über Boldis Hilfe.


    Silvano de Mancini
    »Verzeiht Herr ich habe Euch nicht erkannt, ich wollte Euch nicht beleidigen«, rief Mancini und ging gemeinsam mit Bellamy und Boldiszar nach oben. Er hoffte der Abriss würde nicht zu schlimm ausfallen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das wäre uns allen erspart geblieben, wenn Sie sich nicht zur Befriedigung Ihrer niederen Gelüste von unserem Lager davongestohlen hätten! Und jetzt kommen Sie alle drei herauf.«


    Silvano de Mancini
    »Wir haben nicht... nun wir kommen«, antwortete Vano umgänglich, da es kaum schicklich war quer übers Moor zu schreien was sie nicht getan hatten zu seinem Bedauern.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel erwartete sie mit finsterem Blick. »Wo kommen SIE überhaupt her, Chevalier?«


    Bellamy Bourgeois
    »Herr ich bin doch auch dabei, die beiden waren hochanständig und hatten sogar die Händen über der Bettdecke, also bildlich gesprochen. Es gab einiges zu klären, bitte seid nicht wütend. Ihr selbst habt mir doch dazu geraten alles zu klären!«, rief Belly.


    Silvano de Mancini
    »Herr ich wurde von Boldiszar abgeholt und dieser bat mich ihn zu begleiten, da es um eine wichtige Sache geht. Viel Zeit habe ich nicht, da wir den blauen Peter draußen hängen haben, also sollten wir uns sputen«, sagte Silvano freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel rieb sich die Ohren, da ihm nun auch noch Bellamy genau ins Gesicht gebrüllt hatte. »Wir alle sollten unsere Lautstärke mäßigen«, schlug er diplomatisch vor. »Dass Chevalier de Mancini hochanständig mit Boldiszàr umging, glaube ich gern. Ich habe nie daran geglaubt, dass sie einander auf diese Weise zugetan sind. Belly, es ist vollkommen in Ordnung, wenn Sie mit Boldiszàr ein Paar bilden.« Er wandte sich de Mancini zu. »Um welche Sache geht es?«


    Bellamy Bourgeois
    »Ja damit habt Ihr Recht, reden wir leiser und bitte allein«, sagte Bellamy und zog Ciel mit sich. Die anderen beiden folgten ihm. »Herr, Ihr habt doch selbst erlebt, dass er mein Bruder ist! Ich würde doch nie meinen Bruder bum... ehm zu nahe treten. Wir standen uns immer sehr nahe, aber nicht so. Es ist eine andere Nähe die wir nun ergründen konnten mit der Hintergrundinfo welcher Herkunft wir sind. Chevalier de Mancini und mein Bruder hingegen lieben sich tatsächlich, aber seid Ihnen deshalb nicht böse. Wir haben überlegt und sind zu einem Schluss gekommen. Aber wir haben auch Fragen, die ganze Sache der Agenten betreffend, würdet Ihr sie uns beantworten und uns zuhören?«, bat Belly.


    Silvano de Mancini
    »Richtig mäßigen wir unseren Ton, Bellamy hat Recht Herr. Boldi und ich sind uns zugetan, auf voller Linie. Aus diesem Grunde hatte ich vor, ihn von Eurem Vater zu erwerben, so dass er nach seiner Zeit bei der Garde bei mir arbeiten kann. Die Hintergründe für die Ablehnung Eures Vaters sehen nun anders aus. Wir haben uns Gedanken zu der gesamten Konstellation gemacht und einige Ungereimtheiten entdeckt. Möglicherweise könnt Ihr sie klären, oder Ihr seht es genauso wie wir«, sagte Silvano.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel guckte Bellamy schief an. »Was wäre so ungewöhnlich daran, seine Geschwister zu lieben? Bekanntlich war ich mit meiner Schwester liiert. Aber ich nehme es Ihnen nicht übel. Natürlich höre ich Ihnen zu, das tue ich doch immer.« Er wandte seine Aufmerksamkeit de Mancini zu - der ungeschminkt war! Neugierig schaute sich Ciel die lange Narbe auf dessen Wange an, die eine interessante Struktur aufwies und sich unter der Augenklappe vielversprechend weitete. Zu gern würde Ciel einmal nachschauen, wie es darunter aussah. »Fragen Sie, Silvano«, sagte er freundlich.


    Silvano de Mancini
    Silvano blickte etwas verunsichert zurück und bereute, dass er sich nicht geschminkt oder zumindest eine Maske aufgesetzt hatte. Nun Ciel war sein Herr, also durfte er starren, trotzdem machte es ihn nervös. Vano versuchte sich einzureden, dass ihn jemand aus der Mannschaft anschaute, so ging es. »Herr die Agenten starben alle, keiner blieb übrig. Die Himmelsaugen erwiesen ihren Kindern Gnade, aus diesem Grund leben wir noch. Aber wir wurden stets beobachtet. Weshalb? Sippenhaft ist nicht mehr möglich, da unsere Väter tot sind Herr. Mein Vater kann mich nicht indoktriniert haben, denn er zog mich nicht auf. Und mit Verlaub, Bellamy, Boldi oder ich gaben Euch sicher nie Grund zur Sorge, sonst hätten wir unsere Ämter nicht inne. Grund zur Sorge haben allerdings wir, bezogen auf Euren Vater und Euch. Schaut die Himmelsaugen vernichteten die Agenten vollständig, es ist niemand mehr da, der davon berichten könnte, mit Ausnahme einer Person - Parcival. Waren nicht mehr Himmelsaugen daran beteiligt? Wo sind sie geblieben? Zum Zeitpunkt des Todes aller Agenten, war Euer Vater 15 Jahre alt. Unmündig. Zwei Jahre später - ein Jahr nach Erreichen seiner Volljährigkeit stirbt sein Vater Duc Ettienne samt seinem ersten Sohn dem Thronerben Pomery. Zufall? Zufall dass nun ein junger Mann auf dem Thron sitzt, der nicht in gleicher Weise darauf vorbereitet wurde, wie sein älterer Bruder? Schaut, wir waren allein und isoliert. Aber Euer Vater war das ebenso. Das was den Agentenkindern geschah, geschah auch ihm. Er verlor jeden Rückhalt. Er stand nun vor der Aufgabe ein ganzes Land zu leiten und er war selbst im Grunde nicht mehr als ein Kind. Wir alle waren einst 17 Jahre alt, wir alle wissen wie »erwachsen« man dort wirklich ist. Er benötigte Berater und wer bot sich dort besser an, als jene, die bereits einmal das Land vor dem Verrat gerettet haben? Die damit seine Familie schützen, seinen Vater, seinen Bruder, ihn selbst? Er verließ sich auf die Himmelsaugen. Sie waren vielleicht so etwas wie entfernte Ersatzverwandte für ihn. Es gab niemals einen Grund sie anzuzweifeln. Ich zweifele nicht alle Himmelsaugen an, wie ich auch nicht alle Agenten angezweifelt hätte. Aber es scheint jemanden gestört zu haben, dass es einen weiteren Orden mit fast gleicher Macht gab, sprich mit gleichen Machtbefugnissen wie die Himmelsaugen. Was wenn die Agenten gar keinen Verrat am Duc planten, sondern selbst von einem Verrat innerhalb der Himmelsaugen wussten? Bekommt dann diese knallharte Vorgehensweise nicht einen ganz anderen Geschmack? Meine nächste Frage Herr, was weiß der Leibdiener des Duc? Sein jetztiger Leibdiener? Ich denke viel, aber nicht alles. Von meinem Vater weiß ich, dass der Duc seinerzeit als junger Mann einen Leibdiener bei sich hatte, der uralt war. Sehr alt, stets bewaffnet und auch mit Waffen umzugehen wusste. Dieser »Leibdiener« war permanent an der Seite Eures Vaters. Und wollte jemand mit dem Duc sprechen, schirmte er diesen ab oder erlaubte es, wenn die Person genehm war. Dieser Mann wusste alles. Wer war dieser Mann wirklich Herr? Leibdiener sind selten bewaffnet, vermute ich. Ich selbst besitze keinen deshalb die Vermutung. Wenn ich über alles nachdenke bleib ein sehr unschöner Verdacht übrig - der einzige Überlebende ist Parcival. Er ist das Oberhaupt der Himmelsaugen. Das Oberhaupt eines Ordens, dass wie ein Scharm denkt, wie ein Superorganismus handelt. Und jeder Geistmagier wird diesem Organismus eingepflegt. Warum ist der neue Palaisin trotz Magie kein Himmelsauge Herr? Und wieso wird Euer Vater permanent überwacht? Boldi berichtete, dass sie mit Vögeln arbeiten. Das ist Fakt, ich habe es gesehen. Was macht der Adler bei Euch in privater Runde? Ist das Tier tatsächlich das Tier Eures Vaters? Oder ist es eine Zecke, ein Spion, sind es die Augen von einer anderen Person? Möglicherweise eines gewissen Parcival? Schaut - waren unsere Väter wirklich Verräter, möchten wir ihre und unsere Namen reinwaschen. Waren sie aber einem Verrat auf der Spur, starben sie um Euch zu schützen. Die Waffe Eures Feindes war ein indoktrinierter Orden. Und jeden Mitwisser hat dieser Mann beseitigt. Wenn dies alles nicht den Tatsachen entspricht, scheint ein Gott einen sehr grausamen Geschmack von Zynismus zu haben. Wir erbitten Eure Sichtweise Herr«, erklärte Silvano leise und freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hörte sich alles an. Dann schwieg er eine geraume Weile. Die Minuten verstrichen. Dann erhob er leise das Wort. »Sie müssen mir sehr vertrauen, wenn Sie mich in diesen Verdacht einweihen. Ihre Ausführungen erscheinen schlüssig. Sie drei haben sich viele Gedanken gemacht. Ich entnehme Ihren Worten Sorge. Ein trauriger Fakt ist, dass ich meinen Onkel und meinen Großvater nie kennenlernen durfte und die Umstände ihres Ablebens mir stets nur sehr vage beschrieben wurden. Weiterhin ist Fakt, dass Sie drei beaufsichtigt wurden und unter einem Generalverdacht stehen. Ebenso wie alle anderen Agentensöhne. Ich persönlich hätte das anders gehandhabt. Welchen Verrat genau vermuten Sie? Glauben Sie, die Himmelsaugen würden meinen Vater stürzen wollen? Oder dass sie ihn marionettengleich fremdsteuern?«


    Silvano de Mancini
    »Nicht die Himmelsaugen Herr, Parcival. Schaut, jene Himmelsaugen die damals dabei waren, sind fort vermutlich tot. Die heutigen Himmelsaugen folgen Parcival wie einer Bienenkönigin. Boldi erklärte es mir etwas, aber weder er noch ich verstehen etwas von Magie. Sie sind alle verbunden, was der eine sieht, hört oder wie auch immer wahrnimmt, wissen alle Himmelsaugen. Sie sind irgendwie geistig in einem großen Raum zusammen und jeder hört, fühlt, sieht, riecht mit. Wer etwas alleine tun möchte, muss den Raum verlassen - bewusst. Nun fragt sich aber jedes andere Auge, wo geht den Vano hin? Wenn ich ein Himmelsauge wäre. Der Zusammenhalt, die Gruppe, der Schutz, das Gemeinschaftsgefühl wird auf einmal verkehrt zur Kontrolle. Parivcal betritt den Raum, er darf kommen und gehen wie er mag, als Oberster wird er nicht in Frage gestellt. Als Berater des Duc nie. Nun erzählt man ihm, dass Vano heute für eine Stunde weg war. Was dann? Wie oft er selbst weg war, wird nicht kontrolliert, dass wäre ja Anmaßung. Wieso eigentlich? Wenn man doch alles teilt? Ich denke und seid mir da nicht böse, dass es nicht die Himmelsaugen gibt. Die gibt es nicht. Es gab auch nicht die Agenten, es gibt nicht die Krone, es gibt nicht die Marine. Aber es gibt Maximilien Rivenet de Souvagne, es gibt Ciel Felicien de Souvagne, es gibt Silvano und so weiter. Was ich Euch damit sagen möchte ist, jede Organisation besteht durch ihre einzelnen Mitglieder und die sind stets ein Durchschnitt durch die Gesellschaft. Nicht die Himmelsaugen begingen einen Fehler, sondern Parcival! Nicht die Agenten begingen Verrat - sondern wer bitteschön? Namen und Verurteilung der Schuldigen, kein Generalverdacht. Wenn Ihr einen Fehler begeht, wart Ihr dies Herr, aber doch nicht Eure ganze Familie. In tragischen Einzelfällen, mag es solche Familien geben. Sie wussten alles, sie ließen es zu, so trifft sie kollektiv die Schuld. Aber das gilt nur in Ausnahmefällen. Jede Person die in einer Organisation ist, trägt zu deren Erscheinungsbild bei. Begnet Ihr mir, habt Ihr ein anderes Bild von der Marine als wenn Ihr Kapitän Rene Lothair de Brisay begnet. Drum mache ich meine Urteile an einer Person fest, nie an einer Gruppe. Ich lasse nicht die ganze Mannschaft Kiel holen, wenn ein Matrose Scheiße gebaut hat. Euer Vater ebensowenig - nun bis auf diese eine Ausnahme, die wohl so ein Einzelfall des Gruppenirrsinns war. Ich glaube um es auf den Punkt zu bringen, dass Parcival die Konkurrenz auslöschte und es legalisierte indem er sie diskreditierte. Dann beseitige er die Zeugen in den eigenen Reihen. Danach die Zeugen in Euren Reihen - Euren Großvater und Onkel. Dann versuchte er über Euren Vater an mehr Macht zu kommen. Er war jung, aber so weit wie er kommen wollte kam er nicht, denn es gab eine letzte Mauer - einen Schutzwall und die persönliche Mauer von Duc Maximilien hieß LEON. Daran ist Parcival gescheitert. Was kann nun passieren, damit Leon fällt? Es gab nichts. Dieser Mann beging nie einen Verrat, nie eine Straftat, er tat nie etwas unrechtes. Seltsam oder? Ein Mann mit Paricvals Möglichkeiten hätte Leon doch einfach dazu manipulieren können seinen Schützling Max bei einer Verfehlung zu ohrfeigen, er wäre sofort seinen Posten losgeworden und wer wäre alleiniger Berater von Maximilien gewesen? Der gute alte stets zuverlässige Parcival. Aber Leon ging nicht. Leon blieb unbeweglich, unnachgiebig und stets schützend wie jede Burgmauer sein sollte. Ein Paradebeispiel einer menschlichen Mauer. Vater sagte, er sah sogar verwittert aus und meinte dies als Kompliment. Was war dieser Mann? Wer war dieser Mann? Ein Magier? Und nun kochte die alte Angst wieder auf, als Parcival sah, dass sich sein gemachtes Nest, mit dem er sich nun abgefunden hatte, in Schieflage gerät. Nun zweite Geige statt Machtzenit - aber immerhin sehr nahe an der Sonne. Und nun tun sich zwei aus längst vergangener Zeit zusammen, die einst seinen Thron zum wackeln brachten. Nicht die Väter, die sind tot - aber die Söhne. Weshalb so eine Angst vor zwei Personen wie uns? Wer sind wir schon, mal ehrlich gefragt? Wer bin ich, dass mich ein Orden wie die Himmelsaugen fürchten müsste? Ein niemand. Aber mich fürchten auch nicht die Himmelsaugen, sondern Parcival - er fürchtet meine Erinnerungen... richtig? Das wäre meine nächste Frage, wie komme ich daran?«, flüsterte Vano.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Sie sprechen sehr überlegt, Silvano, Sie differenzieren. Meine Frage war, zugegeben, bewusst provokant gestellt. Was Leon betrifft, kann ich mir vorstellen, dass er vielleicht Messing trug. Messing ist in der Lage, Magie abzuschirmen. In welchem Ausmaß, das weiß ich nicht, aber dies wäre eine Richtung, in die man denken könnte. Manche Leibdiener verstehen sich übrigens hervorragend auf Kampfkunst, das kommt ganz darauf an, wen man als Leibdiener erwählt. Prince Linhard hat sich beispielsweise einen Chevalier de Dupont geangelt. Einen Dupont!« Ciel schmunzelte, als ihm auffiel, dass sie auf der alten Dupontfeste standen. »Zum Glück ist er nicht dabei, um uns mit seinem Gejammer die Mission zu erschweren. Wie man an Parcivals Erinnerung kommt, das ist ganz einfach - man fragt ihn oder liest ihn aus. Er ist gut, aber nicht allmächtig und gegen eine Überzahl von Meistermagiern ist auch er machtlos. Und letztlich steht uns noch die gute alte Folter zur Verfügung. Suchen Sie sich etwas aus.«


    Silvano de Mancini
    »Danke Herr. Ihr missversteht mich, wie kommen wir an die alten Erinnerungen von Boldi, Belly und mir? Wenn es nichts zu erinnern gab, warum wurde es gelöscht? An die Erinnerungen von Parcival zu kommen wäre die Fundgrube schlechthin Herr. Aber er hat die Macht eines ganzen magischen Ordens auf seiner Seite. Und sollten wir ihn angreifen wäre er gewarnt. Hat er Vertraute? Das was er tun kann, können wir doch auch versuchen. Der Palaisin ist Geistmagier aber kein Himmelsauge. Er könnte Parcival versuchen auszulesen. Aber ich denke, wenn er das versucht taucht er in dem Gemeinschaftsraum auf und alle fragen sich was er im Himmelsaugenaufenthaltsraum möchte. Also so stelle ich mir das vor, wie es funktioniert. Er müsste sich einschleichen über wen und ich weiß auch über wen - seinen Bruder Maurice«, grinste Vano.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »An Ihre alte Erinnerung ... vielleicht über einen Geistmagier. Wir haben einen dabei! Jules! Aber möchten Sie das wirklich? Es wird Sie womöglich sehr aufwühlen.«


    Silvano de Mancini
    »Nicht Jules,Herr! Er ist ein Himmelsauge, damit informieren wir Parcival. Wir haben bis jetzt keine andere Wahl. Sicher möchte ich das, aber nicht jetzt und nicht unvorbereitet und ganz sicher nicht von einem Untertanen Parcivals. Ich möchte es von einem freien Mann, nicht von einem Knecht. Und ich benötige danach Zeit, die Informationen zu verdauen, wenn es welche gibt. Dass kann ich nicht hier, also an Land. Das geht nicht. Meine Welt ist das Meer, ich bin sozusagen wie eine Robbe - ich ruhe hier nur gerade aus und verdaue das Futter. Ich lebe hier nicht, ich kann es nicht und möchte es nicht. Drum muss ich das anders planen, es mag für Euch verrückt klingen, aber Eure Welt engt mich ein, obwohl mein Schiff viel enger und begrenzter ist als ein ganzes Land. Aber sie ist ein Teil von mir und wir leben grenzenlos auf See. Dort möchte ich sein, wenn es geschieht und nicht wie ein Tier im Käfig. Es geht auch nicht darum, was mir genommen wurde, damit musste ich mich schon lange abfinden. Es geht darum an Informationen zu kommen, die Parcival versteckt halten will. Sprich Tatgründe oder Aufklärungsmaterial, möglicherweise auch über den Tod Eures Großvaters und Onkels. Wer weiß wann dies geplant wurde?«


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Jules könnte sich abschirmen gegen Parcival, wenn ich ihm dies befehle. Notfalls auch dauerhaft, sofern Parcival sich nicht gewaltsam Zutritt verschaffen würde. Oder wie wäre es mit meinem lieben Schwager Remy? Dieser Mann ist Himmelsauge, aber Teil der Krone - was bedeutet, kein anderes Himmelsauge darf ihn mehr auslesen. Ansonsten hat die Familie Hohenfelde viele gute Geistmagier und mit Davard trifft man auf jeden Fall eine gute Wahl.«


    Silvano de Mancini
    »Die Entscheidung liegt bei Euch wer fähig ist. Wie ich hörte seid Ihr des öfteren mit Magiern zusammen. Ich habe keine Ahnung davon, wem ich mich anvertrauen kann und soll. Aber es muss jemand sein, der nicht ausgelesen werden darf. Vertraut Ihr diesem Remy?«, fragte Vano.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel gestattete sich ein kurzes, böses Lachen. Dieser Mann hatte hinter Ciels Rücken dessen Ehefrau vernascht. »Remy als Privatmensch vertrauen - nein. Er ist hochverschuldet gewesen vor der Hochzeit mit Olivie, ein Lügner und Angeber und nennt noch eine endlose Liste weiterer Verfehlungen sein eigen. Aber als Himmelsauge war er stets zuverlässig, so ehrlich muss man sein.«


    Silvano de Mancini
    Vano guckte als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Ja Herr, was wenn er dann die ganzen Tatsachen verdreht? Nachher war mein Vater laut diesem Remy ein Monster, weil er drei Fliegen totschlug und daraus wurden dann schlagartig drei Himmelsaugen. Seemannsgarn, Ihr versteht schon. Habt Ihr keinen ehrlichen Magier? Oder könnt Ihr ihn zwingen ehrlich zu sein?«, fragte Vano.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja, Jules ist ehrlich, wenn es schnell gehen soll. Ansonsten auch Davard von Hohenfelde. Massimo ist ebenso zuverlässig, aber er neigt zur Ungeduld und in diesem sensiblen Thema würde ich einen anderen Magier vorschlagen.«


    Silvano de Mancini
    Silvano schaute Bellamy und Boldi hilfesuchend an. »Sagt was, wen würdet Ihr nehmen? Ich kenne diese Personen alle nicht«, gestand Vano ehrlich.


    Boldiszàr
    »Jules«, sagte Boldiszàr überzeugt. »Der Mann hat Ehre und Verstand.«


    Silvano de Mancini
    »Dann Jules, so wie es Boldi vorschlägt«, stimmte Vano dankbar zu.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »JULES«, rief Ciel durch die Nacht.


    Jules de Mireault
    Jules deutete Khawa an zu warten wo er war und hoffte dass dieser nicht mit irgendwelchen Dingen nach dem Palaisin in seiner Abwesenheit warf. Die beiden schenkten sich schließlich nichts. Er eilte zu seinem Herrn und verbeugte sich. »Wie kann ich behilflich sein Herr?«, fragte Jules.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel zeigte auf de Mancini. »Ihr Chevalierskollege benötigt die Rekonstruktion eines hoffentlich reversibel amnesierten Gedächtnises. Können Sie das?«


    Silvano de Mancini
    »Und bevor Sie beginnen, trennen Sie sich bitte von Ihrem Orden. Diese Informationen unterstehen der höchsten Geheimhaltung, sie sind somit auch nicht für Ihren Oberstens bestimmt, sondern ausschließlich für die Krone, da wir in deren Namen ermitteln. Sollten Sie nichts finden, habe ich keine Ahnung wie sie an meine Informationen kommen«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte langsam und sah Jules fest in die Augen. Er griff ihm an die Schulter und drückte etwas zu. »Allerhöchste Geheimhaltungsstufe. Können Sie gegebenenfalls brisantes Wissen dauerhaft von Ihrem Orden abschirmen, Jules?«


    Jules de Mireault
    Jules nickte zur Bestätigung und trennte sich von seinen Kollegen. »Ich habe verstanden, was ich lese bleibt bei mir. Darauf könnt Ihr Euch verlassen. Hoheit, macht Euch keine Sorgen um meinen Kollegen, ich werde zur Not seinen Verstand wieder herstellen. Möglich ist aber auch, dass es mit einer anderen Information überdeckt wurde. Ihr müsst keine Sorge haben Chevalier, sollte ich nichts lesen, dann ist dies erstmal so. Aber ich werde einfach andere Gedankengänge abgehen, nachverfolgen und schauen, ob ich so hinter die Blockade komme. Oder was Euch überhaupt blockiert. Oft ist es ein grauenvolles traumatisches Erlebnis. In dem Falle stehe ich Euch bei. Ihr müsst Euch jedoch kooperativ verhalten. Das heißt, wehrt Euch nicht gegen das Auslesen und versucht Euch zu entspannen. Am besten heißt mich willkommen und wir gehen gemeinsam die Erinnerungen ab, dass ist leichter für uns beide. Ihr werdet mich als fremde Präsenz in Eurem Bewusstsein spüren. Aber Ihr werdet spüren, dass ich dort bin um Euch zu helfen. Was Ihr denkt, erfahre ich und umgekehrt. Also auch wenn Ihr zufällig denkt, jetzt benötige ich einen Kaffee. Drum versucht Eure Gedanken auf das Ziel gerichtet zu halten, sonst haben wir einen langen Weg vor uns. Also wann immer Ihr bereit seid. Setzen wir uns«, bat Jules.


    Boldiszàr
    Boldiszàr setzte sich hinter Silvano und rutschte so nah wie möglich an ihn heran. »Du kannst dich an mich anlehnen, Vano. Ich bin da, falls es schwer wird.«


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel legte sich etwas unter und setzte sich neben Jules. Er legte ihm die Hand auf die Schulter. »Bitte lassen Sie es mich gleich mitlesen. Das erspart ihnen, die Dinge zu wiederholen, sollten diese sich tatsächlich als traumatisch entpuppen. Von meiner Seite aus kann es losgehen. Sind Sie bereit, Silvano?«

    Silvano de Mancini
    Silvano schlang sich die Arme von Boldi um den Bauch und lehnte sich fest an ihn an. Er atmete einmal durch und konzentrierte sich dann auf seine Kindheit. »Ja Herr, ich bin bereit«, bestätigte Silvano mit mulmigem Gefühl in der Magengrube. Seine Finger umklammerten halt- und schutzsuchend die von Boldi. Er war froh, dass er ihm den Rücken stärkte. Er konzentrierte sich auf das Gefühl, das was er mit Boldi verband - pure Liebe und das was sie verband. Er musste sich erinnern, für sie alle, für ihre Väter und für sich selbst. Das war er ihnen schuldig. »Beginnen wir«, bat er.

  • Jules verband sich mental mit Silvano.
    Der Chevalier leistete keinen Widerstand, im Gegenteil, er hieß Jules in seinen Gedanken willkommen.


    Die meisten seelischen Umarmungen fühlten sich wie flüssiges Licht an, mal mehr oder minder schwach. Die Gedankenflut des Kapitäns bestand scheinbar aus seinem Element - Wasser. Und nicht irgendein Wasser, sondern dem Meer.


    Das Himmelsauge fühlte sich wie einer dieser berühmten Felsenspringer. Sein Seelensturz fühlte sich an wie ein Sturz in die Brandung. Anstatt sich Schicht für Schicht vorzuarbeiten, rauschten sie hinab in die Tiefe, die Luft, das Licht, eine bloße Erinnerung...


    Langsam stiegen sie wieder auf. Ihre Blicke den Luftblasen folgenden, die wie durch Geisterhand den Weg nach oben fanden...


    Ein lachendes Gesicht, mit strahlend weißen Zähnen und braunen Haaren...
    Geborgenheit... Schmerz... Verlust... Angst...


    Schwarze Schuppen, Unheilverkündend und blutbesudelt....
    Nicht genug... Gier... Hass... Wut...


    Schwarze Haare, blaue Augen... blau wie die See...
    Nestwärme... Liebe... Schutz...



    ~~~~



    Delancy Desnoyer

    Ein kleiner, vielleicht gerade einmal vierjähriger Junge spielte unten am Strand. Dick eingepackt in wetterfeste Sachen bastelt er an einem kleinen hölzernen Segelschiff mit weißen Segeln. Ein klirrendkalter Wintertag, der jedes Wort und den Atem von den Lippen reißt. Delancy machten die Elemente nichts aus. Der Wind gehört zur See und die See gehört zu seinem Leben. Im Frühling spült sie die leuchtenden Lichter an den Strand, im Sommer schenkt sie einem Nahrung in Hülle und Fülle, Badespaß und Krabbenfang. Im Herbst wird sie rau, tost und donnert ans Land und erinnerte alle mit ihrem eisigen Atem an ihre Macht. Im Winter hält sie es so wie alle anderen, sie schläft im Hafen unter dickem Eise und kommt zur Ruhe. Sie wartet auf den Frühling. Ein immerwährender Kreislauf von Werden und Vergehen. Die See ist für Delancy dass was für andere ein Kalender ist. Sie ist eine Weltenuhr, für all jene die bereit sind ihre oft raue Sprache zu verstehen.

    Der kleine Junge versteht und liebt sie, liebt die leichten Sommerbriesen ebenso wie die tosenden Herbststürme. Die Sonne scheint trotz des eisigen Wintertages auf ihn herab und lässt seine blonden Haare wie Goldfäden im Sturm tanzen.
    Seine Mutter winkt dem kleinen Jungen gut gelaunt von ihrer Kate aus zu. Er winkt zurück, ruft etwas und lacht glücklich. Die Worte wie das Lachen werden vom Sturm davongetragen. Seine Mutter wird sie niemals hören und dennoch strahlt ihr Gesicht genauso wie das Haar ihres Kindes.

    Mit einem liebenden Lächeln, dass einem nur eine Mutter schenken kann, wandte sie sich ab und begann Wäsche aufzuhängen.
    Wie Segel bauschten sich die Laken im Wind. Korb, Leine, Klammern und ein neues Segel flatterte im salzigen Wind.

    Als sich die Mutter erneut mit einem Laken in den Händen aufrichtet, stockt sie. Etwas silbern glänzendes ragt aus dem Rücken seiner Mutter!
    Sie stürzt zur Seite weg, zieht sich so das Schwert selbst aus ihrem Brustkorb und gibt den Blick auf einen Mann preis.

    Delancy sah wie das Blut von der Klinge des Mannes tropfte.

    Seine Mutter lag niedergestreckt mit aufgebrochenen Brustkorb im Gras. Ihr Körper zitterte spastisch, ihre Augen suchen seine. Für den Bruchteil einer Sekunde schaut sie ihn an. Ihre blass-blauen Lippen formen nur ein einziges Wort, ein Wort dass der Sturm ihr ebenso von den Lippen riss – LAUF.

    Der Mann folgte dem Blick seiner Mutter. Einen Moment herrschte Ruhe, sogar der Sturm schien sich gelegt zu haben.
    Die See hielt den Atem an.

    Dann kam Bewegung in den Mann, seine Hand deutete verdammend auf den kleinen Jungen. Ein großer Raubvogel schoss wie aus dem Nichts vom Himmel herab, hielt genau auf den kleinen blonden Jungen zu. Messerscharfe Krallen griffen von oben nach dem Jungen. Eine Windböe von der See aus kommen, nahm dem gefiederten Angreifer das Tempo aus den Schwingen. Die kleinen Hände des Jungen rissen schützend das Spielzeugschiff nach oben. Ein gellender Vogelschrei zerriss die Luft und mischte sich mit dem ohrenbetäubenden Brüllen des Mannes.

    Der Vogel war von den zwei Masten des Spielzeugschiffes durchbohrt und aufgespießt worden.

    Mit einem Satz sprang der Mann über die sterbende Frau und jagte auf den Jungen mit gezücktem Schwert zu. Sein Gesicht eine wutverzerrte Fratze, seine Augen glühende Kohlen. Die Klinge raste über den Kopf des Jungen hinweg, der kleine Körper warf sich zur Seite, schlug einen Haken und rannte die Böschung hoch, während der Vogel von der Brandung davongespült wurde und in den eisigen Fluten des Herbstmeeres versank.

    Delancy stürzte zu seiner Mutter, riss ihr den Dolch aus dem Gürtel und warf sich schützend über sie. Als das Schwert ausholte um ihn zu erschlagen, spritze dem Jungen das Blut seiner Mutter heiß ins Gesicht. Der Dolch in seinen winzigen, zitternden Händen würden die Klinge niemals aufhalten. Unbarmherzig zischte die Klinge herab. Kurz vor seiner Kehle wurde sie von einem anderen Schwert abgefangen und fortgeschlagen.


    "Seid Ihr von Sinnen? Was treibt Ihr hier? Das ist ein kleiner Junge und dies ist meine Scholle! Wachen!", bellte ein Mann herrisch und außer sich vor rechtschaffener Wut.
    "Das ist kein Kind, sondern die mörderische Brut eines Hochverräters Mancini! Ihr behindert die Krone", donnerte der Mann der die Mutter des Jungen getötet hatte und sein seltsamer Schnauzer sträubte sich wie der eines wütenden Walrosses.
    „Chevalier de Mancini für Euch elender Lump! Ihr steht auf meinem Land! Ihr habt eine der meinen niedergestreckt und wollt Euch an einem unschuldigen Kind vergreifen? Ihr seid nicht die Krone, Ihr seid erbärmlich!“, donnerte der Chevalier und spie vor dem anderen aus und wich keinen Zollbreit.

    Eine Gruppe angeführt von einem anderen, wesentlich älteren Mann trat hinzu. Flüsternd sprach der Alte auf den Chevalier ein und überreichte ihm einen Befehl. Der Wind trug seine Worte davon, aber nicht hinaus aufs Meer, sondern an Delancys Ohr.


    "Es hat einen Vorfall gegeben Chevalier de Mancini, die Umstände sind für Euch nicht von Interesse und unterliegen der absoluten Geheimhaltung. Der Junge wird uns begleiten. Er ist eine Gefahr, aber wir gewähren ihm Gnade. Er wird bereinigt werden, aber er wird leben, Ihr habt mein Wort!“, flüsterte der Mann. Die Stimme ließ den kleinen Jungen, der nicht einmal bei tosenden Herbststürmen fror, frösteln.
    „Bereinigt? Was redet Ihr da? Der Junge bleibt wo er…“, setzte der Chevalier an und schwieg, als der Mann ihn starr musterte.

    „Wenn Ihr den Jungen schützen wollt Chevalier de Mancini, dann nach der Bereinigung. Er begleitet uns und bekommt die versprochene Chance. Der Junge geht in Euer Heim, wenn Ihr Interesse an der Made habt. Gebt den Jungen frei…", befahl der Mann.
    „…den Jungen freigeben…“, sagte de Mancini und senkte sein Schwert.

    Delancy sprang auf, zeitgleich wurde dem Kind brutal ein Schwertknauf vor die Schläfe gehämmert. Gefällt stürzte er neben seine sterbende Mutter.
    Die eisigen Finger seiner Mutter strichen mit letzter Kraft über die Wange des blonden Jungen.
    Dann riss ihn der Sturm der Dunkelheit davon.



    ~~~~



    Eliot Lyon


    Man sagte mir, meine Eltern hätten mich abgegeben. Aber mir fehlte jede Erinnerung an sie. Ihr Grund - Angst, Abscheu, sucht es Euch aus. Ich lebe im Kinderheim. Vorher habe ich frei gelebt, bei meinen Eltern. Wie sie aussahen oder wer sie waren, weiß ich nicht. Ich weiß fast gar nichts mehr.


    Die See - Wasser und Strand, daran erinnere ich mich noch.
    Es ist alles woran ich mich erinnere.
    Wie sie klingt, wie sie schmeckt und riecht.
    Niemand hat mich gefragt ob ich all das wollte, es ist einfach so gekommen.
    Was? Auch das weiß ich nicht.


    Sie nennen mit Eliot Lyon, das ist mein Name.
    Er schmeckt falsch.


    Eines Tages befand ich mich mit zwei Aufpassern hier. Woher ich kam? Ich weiß es nicht.
    Ich weiß gar nichts.


    Sie sagten, hier wäre nun mein Zuhause. Dann gingen sie fort. Sie drehten sich nicht um und sie kamen auch nie wieder zurück.


    In der ersten Zeit habe ich jeden Abend vor der Tür gewartet. Ich weigerte mich, diese seltsame Kleidung zu tragen und behielt stur meine Kleidung an. Es waren doch bestimmt die Sachen, die mir meine Ma gegeben hatten. Irgendwann waren sie nur noch Lumpen, aber aus einem Grund den ich bis heute nicht nachvollziehen kann, haben sie mir die Sachen so lange wie möglich gelassen.


    Wie jeden Abend, nach dem man mich abgeschoben hatte, wartete ich vor der Tür.


    Irgendwann kam Kab vorbei. Er hat sich einfach neben mich gehockt und mich gefragt was ich da mache oder auf wen ich warte. Was ich für Kleidung trug, wollte er wissen. Ich habe ihm erzählt, dass ich auf meine Eltern warte.


    Sobald sie sich erinnerten, kämen sie zu mir zurück.


    Die Kleidung wäre ganz normale Kleidung, sie war nur "kaputt".
    Wer will schon mit einem braunen Wollhemd von seinen Eltern abgeholt werden?
    Keiner.


    Aber das versuchte ich gar nicht erst zu erklären. Irgendwie waren die alten Lumpen eine Verbindung zu meinen Eltern. Das bildete ich mir ein. Auf die Erklärung, dass ich vor der Tür auf meine Eltern warte, hat Kabir mich gestupst und mir geantwortet – sie kommen nicht zurück.


    Niemand kam je zurück, noch nie wurde jemand wieder abgeholt.
    Wir sind Kinder ohne Erinnerung und ohne Namen.



    ~~~~



    Silvano Giovanni de Mancini


    Kabir irrte sich, denn als ich fünf Jahre alt war, erschien ein Mann und nahm mich mit. Brachte mich in sein Heim, in eine Burg und gab mir einen Namen - Silvano Giovanni de Mancini. Das bin ich, das werde ich sein.


    Er deutete auf eine Tür und schob mich dann in ein Zimmer.


    "Was soll ich hier tun?", fragte ich leise.
    "Dich einrichten? Wäre jetzt mein Vorschlag", antwortete er freundlich.


    Ich nickte knapp, legte meinen Beutel auf mein Bett und drehte mich wieder zu ihm um.
    "Eingerichtet", lächelte ich zurück.


    "Na dann, viel Spaß Kurzer. Schau Dich in der Burg um, ich bin unten. Heute Abend gehen wir zum Hafen, zu den Schiffen, wenn Du magst", sagte er freundlich, knuffte mich und ließ mich einfach stehen.


    Mein Quartier war winzig. Es bestand aus einem Bett, einer Waschschüssel, einem Tisch, einem Waschbecken, einem Nachttopf und so einigem anderen Zeug. Neugierig schaute ich mich in meinem ersten eigenen Zimmer um. Es gehörte mir allein und ich war stolz darauf.


    Sehnsüchtig starrte ich die Waschschüssel an. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal sauber gewesen war. Überhaupt konnte ich mich kaum an das Gefühl von Wasser auf der Haut erinnern. Von salzigem Wasser ganz zu schweigen...


    Langsam zog ich mich aus und warf meine Sachen einfach auf den Boden. Gerade als ich mich abwaschen wollte, fiel mir etwas über dem Waschbecken auf.


    Perplex blieb ich davor stehen und starrte mein Spiegelbild an - nicht begreifend, dass ich die Person war, die der Spiegel zeigte.


    Der Bursche der mir entgegen starrte war fremd. Dürre war er, kahlköpfig, mit blasser grau-weißer Haut unter der sich die Adern deutlich abzeichneten. Seine Augen waren eingesunken und dunkel, genau wie die Ringe darunter. Irgendwie dämmerte mir, dass etwas nicht stimmte da seine und meine Bewegungen synchron verliefen.


    Daran, dass ich wie am Spieß geschrien habe, erinnere ich mich nicht mehr. Ich weiß nur noch, dass mein Vater in mein Quartier gestürmt kam.


    "Ruhig! Ganz ruhig! Du bist in Sicherheit", sprach er beruhigend auf mich ein.
    "Wer ist der Kerl?", brüllte ich meinen Vater panisch an und deutete auf den Spiegel.


    "Du", flüsterte Mancini ganz leise.
    "Das bin... ich? Ich?!?", stammelte ich.


    "Ja das bist Du, das ist ein Spiegel, schau ich bin neben Dir. Vergleiche es doch Silvano", sagte er, drückte mich an sich und hielt mich fest. Ich erwiderte die Umarmung und versuchte zu begreifen, wie viel Zeit vergangen war.


    "Magst Du Dich mal in Ruhe angucken? Komm versuch es mal", sagte Mancini und reichte mir seine Hand.


    Vorsichtig nahm ich seine Hand und gemeinsam stellten wir uns vor den Spiegel.
    Er drückte seine Wange gegen meine und gemeinsam starrten wir hinein - Vater und Sohn.



    ~~~~

  • Silvano de Mancini
    Jules hatte ihn hinter den blinden Fleck hinter das Vergessen geführt. Wie? Das wusste Vano nicht und mittlerweile hasste er den Satz abgrundtief. Er hatte gesehen wo alles begann, er hatte sich als Kind am Meer gesehen, seine Mutter, ihren Mörder - Parcival. Er hatte seinen Adoptivvater gesehen wie dieser ihm das Leben rettete, wie hatte er nur für eine Sekunde daran glauben können dieser Mann würde ihn enterben? Weil glauben nicht wissen war. Nun wusste er es besser. Ein Nichts zu sein mit nichts als Erinnerung ließ einen farbloser zurück als jedes Gespenst und so hatte er auch im Spiegel ausgesehen. Aber den Umstand konnte man ändern, rot war eine Signalfarbe und damit wieder er sich streichen und zwar mit Parcivals Blut! Für seine Mutter, für seinen Vater, für Kabir und alle anderen namen- und erinnerungslosen Kinder wie Belly, Boldi, Kab und ihn. Silvano zuckte nach hinten und schnappte dabei nach Luft als wäre er tatsächlich am Ertrinken. Ruckartig hatte er sich damit aus der Verbindung von Jules gerissen. Schwindel und Übelkeit überfielen ihn, aber er schob sie beiseite, nichts was er nicht schon hundertmal auf See getan hatte bei zu hohem Wellengang. Aber dieser Wellengang erforderte ein Opfer. Er benötigte einen Moment um sich zu ortientieren, dann schnappte er sich seinen Haken und stand auf. Keine Sekunde später saß er wieder, denn Boldi hielt ihn immer noch fest umschlungen. Total irritiert musterte Vano seinen Freund und versuchte sich freizukämpfen.


    Boldiszàr
    Boldiszàr hielt ihn mit beiden Armen fest umschlungen. Er hatte viel Kraft, doch Silvano kämpfte mit der Macht der Verzweiflung. »Ruhig, Vano«, stieß er hervor und könnte sich selbst dafür ohrfeigen, dass es wie ein Befehl klang. »Ruhig, ich bin da«, versuchte er es noch einmal, in der Hoffnung, dass der Klang seiner Stimme irgendetwas bewirkte und er nun nicht selbst den Haken zu spüren kann. »Vano, ich bin`s, Boldi. Dein Mann. Du bist hier an Land, in der Ruine Dupont. Du bist hier in Sicherheit, wir sind alle für dich da.« Er hoffte, dass Silvano so die Orientierung wiederfand und es ihn irgendwie zurückholte aus dem, was er gerade durchmachte.


    Silvano de Mancini
    Was ihm nicht mit Kraft gelang, versuchte er mit der Gewandtheit eines Aals, aber das Vorhaben war genauso zum Scheitern verurteilt. Boldi ließ ihn nicht los und eigentlich wollte er auch gar nicht losgelassen werden. Von einer Sekunde zur anderen gab Vano seine Gegenwehr auf und drückte sich fest an Boldi. "Er hat... meine Mutter getötet... Parcival... ", keuchte Vano tonlos und verdreht sich so, dass er sich an Boldi anlehnen konnte. "Er hat mich vor ihm beschützt... und abgeholt... verstehst Du, ich frag Dich immer ob Du verstehst... Du verstehst es. Muss ich mir abgewöhnen... lass mich los", bat Silvano und machte sich klein in Boldis Armen.


    Boldiszàr
    »Ich lass dich gar nicht los, du bleibst jetzt hier und beruhigst dich. Du hast deine Eltern gesehen? Deine leiblichen Eltern? Und was ist mit Parcival? Es ist fünfunddreißig Jahre her, sie alle sind längst tot. Meine Eltern auch. Aber wir leben und wir sind jetzt hier, alle zusammen.«


    Silvano de Mancini
    Vano schaute Boldi an, blinzelte und nickte langsam. Er wollte sich gerade über die Kehle reiben, als er erschrocken feststellte, dass er noch den in der Hand hielt. Er legte die Waffe beiseite und ließ sie los. Vano umarmte Boldis Arme und hielt sich an ihm fest. "Ich bin total durcheinander. Ich habe gesehen wie er meine Mutter getötet hat. Meinen Vater habe ich nicht gesehen Boldi. Aber meinen Adoptivvater, Mancini. Er hat verhindert dass er mich erschlug wie einen Hund. Sein schäbiger Vogel, er sollte mich am Strand zerreißen und ich habe ihn aufgespießt. Versehentlich. Ich habe mich gesehen, wie ich aussah als ich aus dem Heim kam, ich sah... grauenvoll aus. Fast verhungert, keine Haare, blass grau und einfach nur erbärmlich. Mancini hat mit mir in den Spiegel geschaut... Ich muss mit ihm reden. Ich weiß nicht warum ich das vergessen habe, ausgerechnet DAS! Er war gut zu mir. Aber ich jammere Dir hier einen vor und Dir erging es keinen Deut besser. Ich habe nichts gesehen was uns hilft, ich habe nur gesehen dass ich dreimal wer anderes wurde. Wir sind zusammen ja, wir bleiben zusammen versprichs. Kabir, merk Dir den Namen - Kabir... er war einer von uns", antwortete Silvano und musterte Ciel. "Tut mir leid dass ich abgebrochen habe, verzeiht", bat er inständig.


    Boldiszàr
    »Ich verspreche es dir. Wir bleiben zusammen und ich liebe dich. Parcival war also leibhaftig dabei ... und er wollte dich erschlagen. Nachdem er deine Mutter umgebracht hatte. Kabir ist gut zu merken, vielleicht lässt er sich finden. Dein Adoptivvater hält vielleicht noch heute seine schützende Hand über dich. Vielleicht verhindert nur das, dass Parcival es beendet. Was sagst DU dazu eigentlich, Jules?« Boldiszàr betrachtete das Himmelsauge, während er Silvano fest hielt und streichelte.


    Jules de Mireault
    Jules setzte sich wieder aufrecht hin und schaute von Ciel zu Boldi und dann zu Silvano. "Es tut mir unendlich leid, was sie mit Euch gemacht haben. Beziehungsweise was Parcival in wessen Namen auch immer getan hat, im Namen des Duc oder des Ordens handelte er sicher nicht. Mental kann man nicht lügen. Und selbst wenn, kein Vierjähriger denkt sich so einen Angriff aus. Ich vermute das Chevalier de Mancini von dem anderen Himmelsauge beeinflusst wurde, damit er Dich heraus gibt. Ich bin so frei und sage einfach Du, da wir Deine Gedanken und Gefühle teilten. Ich sah keine Veranlassung dazu, Deine Mutter zu töten. Sie war eine einfache Frau und sie war eine gute Mutter. Eine liebende Mutter und ihr letzter Gedanke galt Dir. Wer die Personen am Anfang waren, die Du liebst kann ich nur spekulieren und ist Deine Privatsache, aber Boldi hat es Dir gestanden, so darfst Du das auch. Hinweise wieso es Euch erwischt hat, haben wir keine gefunden. Aber trotzdem ist das eine Bestätigung das etwas nicht stimmte. Und ich finde auch, dass Du mit Deinem Vater sprechen solltest. Wenn Du etwas Zeit hast, besuche ihn gemeinsam mit Boldi und Belly. Falls ihr ihn mitnehmen mögt. Nachdem wir den Lich zur Strecke gebracht haben und vielleicht etwas Dunkel in eine sehr dunkel Vergangenheit. Was sagt Ihr Herr?", sagte Jules zu Ciel, der ebenso alles direkt miterlebt hatte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Der Prince war noch bleicher als sonst und zitterte etwas. Er hatte de Mancinis Angst hautnah gespürt. Er selbst war jemand, der sehr an seinen Eltern hing, ja, klettete und er hatte nun gespürt, wie man sich fühlte, wenn sie einem entrissen wurden. »Was ich sage?«, wiederholte Ciel leise. »Ich sage etwas, dass ich nur sehr ungern sage. Sehr ungern! Aber wir werden ausnahmsweise die Dienste ... eines Nekromanten in Anspruch nehmen. Wir werden die Toten befragen. Und ich werde Waisen fortan mit anderen Augen sehen. Bei diesen grässlichen Waisenhäusern muss etwas geschehen, ich werde überprüfen lassen, ob die Zustände noch immer so grauenhaft sind und wenn ja, muss daran sofort gearbeitet werden!«


    Bellamy Bourgeois
    "Das habt Ihr sehr gut gesagt Herr und ich freue mich über Eure Worte. Waisenhäuser und Armenhäuser bitte. Denkt immer daran Kinder und Alte ohne Familie sie haben niemanden und sind niemandem etwas wert, wenn der Lehnsherr sich nicht kümmert. Ihr wollt einen Nekromanten befragen? Wen? Bitte nicht diesen Lich Herr, vor dieser Kreatur kann ich Euch nicht beschützen, niemand kann das. Wen habt Ihr im Sinn? Und Danke für Euer Mitgefühl, es ist selten. Als Kind ist man den meisten lästig. Ich hätte einen Vorschlag zu unterbreiten. Wieso sind Kinderheime sprich die Waisenhäuser in der Hand der jeweiligen Lehnsherren, warum nicht in der Hand der Krone? Wären dort fest angestellte Bedienstete, hätten die Kinder ein gutes Auskommen und die Mitarbeiter auch. Und sie könnten Schulbildung bekommen, etwas lernen. Es wäre eine Chance, nicht ein Aufbewahren", schlug Bellamy vor. Dass Parcival die Mutter von Vano erschlagen hatte, ging Bellamy nicht in den Kopf. Aber das musste es auch nicht. Sie würden herausfinden was geschehen war und ob er nun Palaisin war oder nicht, niemand ging so mit seinem Schwager um. Auf der anderen Seite fragte er sich gerade, was man mit Boldi und ihm angestellt hatte. Besser was Parcival angestellt hatte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wieso ist Ansgar nicht dabei?«, rief Ciel wütend und stand auf. »Jetzt muss ich Brandur fragen. LINHARD! Warum hast du nicht einmal mitgedacht? Kannst du Ansgar herholen?« Er wandte sich wieder Bellamy zu. Er atmete langsam durch, um seine aufsteigende Hysterie herunter zu kämpfen. »Ihren Vorschlag werde ich mit meinem Vater besprechen. Mein Bruder Gregoire hat momentan eine Schonzeit. Vielleicht hat er Freude daran, sich der Kinderheime anzunehmen, er mag Kinder. Die Armenhäuser wären auch so eine Baustelle ... aber all das muss in Ruhe geplant werden. Ich werde Sie einbeziehen mit Ihren Erfahrungen, Bellamy. Was ist nun mit ihnen? Möchten Sie und ihr Partner auch erfahren, was geschah?«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard gesellte sich zu Ciel und musterte ihn betrübt. "Aber Paps ist wirklich ein hervorragender Nekromant, wenn er nicht gerade erste Hilfe leistet und Transplantationen vornimmt. Ich hole Ansgar her Ciel, mach Dir keine Sorgen. Du musst Dich abregen Schwager, wir sind ein Team", sagte Lin und drückte ihn liebevoll. "Ansgar wohnt doch hier um die Ecke, wir sind auf seiner Scholle, alles ist gut", sagte Lin und küsste Ciel auf die Stirn. "Bin sofort wieder da", grinste er und machte sich auf den Weg.


    Bellamy Bourgeois
    "Ich danke Euch und ich denke auch das Euer Bruder Freude an der Tätigkeit hätte. Mit Verlaub, so wäre er auch etwas seelisch ausgelastet, denkt an Euren lieben Ferrau. Gregoire könnte dort sein Wissen anwenden, sehr nutzbringend sogar. Also ich würde es schon gerne wissen und Du Boldi? Geht das auch im Duett?", fragte Bellamy nervös.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel drückte Linhard zurück und gab ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange. "Nimm es mir nicht krumm, ich bin nur gerade aufgebracht. Bitte beeil dich, wir wissen nicht, wann die Beißer hier eintreffen." Er wandte seine Aufmerksamkeit Bellamy zu. "Doch, das geht. Wenn Sie noch Kraft haben, Jules, bitte walten Sie Ihres Amtes."


    Jules de Mireault
    "Eine Mitreise ja, aber wir können nicht zeitgleich eine Reise in zwei Richtungen antreten. Also einer nach dem anderen, und einer ist stets als Gast dabei", erläuterte Jules und verkniff sich ein Schmunzeln, wie Lin mit Ciel umging. Die beiden waren sich näher als sie zugaben.


    Boldiszàr
    "Ich möchte es auch erfahren. Darf ich zuerst, Belly? Wenn es zu heftig ist, kann ich dich warnen. Bitte halt mich fest."


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy setzte sich so hinter Boldi, wie dieser hinter Silvano saß. Irgendwie hatte dies etwas total Schönes und beruhigendes, wäre der Anlass nicht so ein trauriger. Er beschloss mit seinem Bruder und seinem Schwager mehr Zeit zu verbringen und ihnen nach Feierabend öfter auf den Keks zu gehen, so lange beide anwesend waren. Ansonsten ging er zukünftig Ciel auf den Keks, dass hatte er ihm versprochen. "Ich halte Dich und bin für Dich da. Falls es zu schlimm wird, brich ab Boldi", sagte Bell.


    Boldiszàr
    Boldiszàr lehnte sich nach hinten, bis er ganz an seinem großen Bruder lehnte. Er ließ das Gefühl auf sich wirken und sog es in sich auf. Gleichzeitig ruhten seine Hände um Silvano. »Großer«, sagte er zufrieden und rieb seine struppigen Haare an Bellamys Wange. »Ich bin so weit, Jules.« Er blickte dem Himmelsauge in die Augen.


    Jules de Mireault
    Jules schaute Boldiszar tief in die Augen und schlagartig fühlte Boldi, dass er nicht mehr allein in seinen Gedanken war. Eine andere Präsenz war zugegen. Aber sie war ihm rein wohlgesonnen, er spürte, dass sie es gut mit ihm meinte, ihn führen wollte und an seiner Heilung mitwirken wollte. Dazu musste er sich erinnern. Jules reichte ihm mental die Hand, so dass sie ihre Gedanken völlig verweben konnten um hinab in das Gedankengeflecht zu steigen, dass Boldi von seiner Erinnerung abhielt.


    Boldiszàr
    Boldiszàr entspannte sich, so gut er konnte. Er war niemand, dem es leicht fiel, Leute nah an sich heranzulassen. Er gab sein Bestes, sich zu öffnen. Das fühlte sich falsch an, insbesondere weil es nicht Silvano war. Aber er wollte erfahren, was passiert war. "Bereit", murmelte er.


    Jules de Mireault
    `Keine Angst ich bin bei Dir um Dir zu helfen. Dein Mann hat sich ebenso entspannt. Möchtest Du wie er Dich einfach komplett in die Tiefe fallen lassen? Oder möchtest Du Stück für Stück in die Tiefe vordringen? Ich rate zu einzelnen Schritten, ein freier Fall ist nicht dass, was einem selbst gut tut. Aber Dein Mann ist eh anders, hart wenn es sein muss, aber einer seiner ersten Gedanken galt Dir. Das weißt Du jetzt heimlich ohne dass er es Dir sagte. Er liebt Dich. Also Boldi, wohin zuerst?´, übermittelte Jules und ließ sich langsam in die Tiefen von Boldiszars Erinnerungen treiben. Noch waren sie in den bekannten Regionen. Hier kannte Boldi sich aus, wusste wann er welche Erinnerung tatsächlich erlebt hatte. Die letzten Erinnerung waren besonders frisch und intensiv, mit dem Wissen das er zurückgeliebt wurde umso mehr.


    Boldiszàr
    Die momentanen Erinnerungen waren ein Feld voller Sorgen, vor allem was Robere und Patrice betraf, aber darauf tauchte, wie ein bunter Farbtupfer, die schöne Zeit mit Silvano auf. 'Äh .... bitte Stückchenweise. Und nicht die geheimen Sachen anschauen. Kann man die irgendwie umgehen?'


    Jules de Mireault
    `Aber sicher, Du erinnerst Dich einfach nicht daran, oder falls doch ziehen wir einfach vorrüber Boldi. Nebenbei ich habe ebenfalls solche Erinnerungen mit Khawa. Sie sind mein Halt, wenn es mir schlecht geht. Schäme Dich nicht dafür, sie sind Dein Seelenpolster. Ich schaue mir nicht an, was Du nicht möchtest. Ziehen wir weiter komm mein Freund´, übermittelte Jules und zog mit Boldi tiefer hinab. Nun war er wieder im Kinderheim. Mit Robere. Lag im Bett und seine Wunde wollte nicht heilen.


    Boldiszàr
    Boldiszàrs Körper spannte sich an und er begann heftig zu atmen. Sein Herz raste und er schüttelte wie wild den Kopf. Reflexartig fuhr er mit der Faust über seine Wange, als wolle er die Narbe abstreifen. Mental jedoch lag Boldiszàr mit Fieber im Bett und wachte gerade auf, als Robere seine Lippen auf seine legte und zerkautes Fleisch in seinen Mund füllte. Vor dem Eiter, der von Boldiszàrs Mundwinkel lief und darüber eine Kruste bildete, schien er sich nicht zu ekeln. Gierig schluckte Boldiszàr den Brei herunter. Es war die erste Mahlzeit seit ungezählten Tagen. Wortlos hob Robere die tote Katze an den Mund, um weiteres Fleisch herauszureißen. Er mühte sich und verlor dabei im Laufe der Malzeit fast alle noch verbliebenen Milchzähne. Jules spürte die extreme Dankbarkeit, die Boldiszàr empfand und die bis heute unvermindert anhielt. Gleichzeitig stellte Jules fest, dass Boldiszàr Massimo belogen hatte - er würde Robere nicht töten, sondern dafür sorgen, dass er entkam.


    Jules de Mireault
    Jules musterte die Szene stumm. Was immer Robere verbrochen hatte, oder warum er so tickte wie er tickte - hier lag der Anfang. Man konnte es mit dem Tod beenden, aber wie einst einmal ein weiser Mann sagte, man kann nichts töten, dass nie gelebt hat. Wobei Mann? Junge - Backfisch - Stirnküsser. Nein, er wusste was Robere dort für Boldi getan hatte. Er hatte getötet, damit Boldi leben konnte. Er hatte selbst kein Fleisch auf den Rippen und gab bereitwillig die Nahrung fort, schenkte sie seinem Bruder, damit dieser überlebte. Niemand der nicht ihre Not verspürt hatte, würde diesese Geschenk begreifen. Selbst er, der es mitempfand, konnte nur an der Tiefe der Liebe und Verzweiflung kratzen. Er verstand was Boldi für Robere empfand und warum er ihn verschonen wollte. Und Jules würde ihm dabei helfen. Und er verstand, was Boldi und Vano einander bedeuteten. Das winzige Gedicht, dass Boldi aufmuntern sollte, hatte mehr als ins Schwarze getroffen. Robere würde leben, das spürte Boldiszar. Langsam zogen sie weiter, in die Zeit davor, bevor er die Narbe erhalten hatte. Er war ein kleiner Junge, vielleicht fünf oder sechs Jahre und stand in diesem Heim, das alles gewesen war nur nie ein Zuhause.


    Boldiszàr
    Boldiszàrs Körper wurde wieder schlaff. In seinen Gedanken war er der Junge, der auf dem Bretterboden eines wildfremden Ortes stand. Wo war er? Wer war er? Und am wichtigsten - wo waren seine Eltern? Etwas in ihm wusste, dass er Eltern haben musste, eine Mutter und einen Vater! Hilflos drehte er sich und blickte sich um, überall nur dunkles, nicht lackiertes Holz und Steine. Ein Priester, riesengroß, starrte unter einer schwarzen Kapuze auf ihn herab. »Komm, Boldiszàr. Ich zeige dir dein Bett.« Boldiszàr hatte Angst vor dem viel zu riesigen fremden Mann, von dem er das Gesicht kaum erkennen konnte und fing schrecklich an zu weinen. Auch dem erwachsenen Boldiszàr liefen Tränen.


    Silvano de Mancini
    Silvano wischte Boldiszar die Tränen von den Wangen und schlang ihm einen Arm um den Hals, während Bellamy seinen kleinen Bruder fester an sich drückte. Seine große Hand strich ihm die stets struppig wirkenden Haare glatt und hielten ihn von hinten, währens sich Mancini von vorne an ihn drückte. So war Boldi eingeklemmt zwischen zwei Leuten die ihn liebten.


    Boldiszàr
    Boldiszàr wurde ein Stück wieder zurückgeholt, schlug kurz die Augen auf und stellte fest, dass alles in Ordnung war. Er beruhigte sich auf ein erträgliches Maß. Noch war nichts weiter geschehen, als dass er sich an die Dinge erinnerte, die er versuchte, zu vergessen. Er machte die Augen wieder zu. 'Weiter, Jules', bat er.


    Silvano de Mancini
    Jules nahm Boldi erneut bei der Hand und sie tauchten tiefer ein. Es wurde dunkler, finsterer, es war ein seltsamer Ort und er sah die eigene Hand vor Augen nicht mehr. Er wusste nicht was los war, oder ob etwas mit seinen Augen nicht stimmte. Dann wurde ihm die Dunkelheit vom Kopf gerissen und eine gepanzerte Hand schlug dem kleinen Jungen ins Gesicht. "Verräterische Made, hast wohl gedacht Du kannst Dich verstecken? Wir bekommen Euch alle", bellte ihn ein Kerl an, dessen Schnauzer sich vor ihm sträubte. Der Mann schaute ihm in die Augen und Boldis kleiner Kopf explodierte vor Schmerzen.


    Boldiszàr
    Der kleine Junge Boldiszàr riss reflexartig die Händchen hoch. Wie klein und weich diese Händchen waren und wie unbezwingbar die Hand in dem Panzerhandschuh! Wie er auch schrie und zappelte, weder kamen seine Eltern noch hörte der Mann auf.


    Silvano de Mancini
    Hinter all dem, hinter den grauen starrenden Augen, die im Grunde wie kalte, tote Kieselsteine wirken, lag die Unendlichkeit und Boldi wurde von der Schwärze verschlungen. Mit ihm seine Erinnerungen an all das, was vor der Zeit auf diesem Folterstuhl geschah. `Schaffst Du es weiter?´, fragte Jules vorsichtig und hielt ihn mental fest.


    Boldiszàr
    Boldsiszàr brauchte einen Moment. 'Ja', antwortete er mit brüchiger mentaler Stimme. 'Ich muss das wissen ... ich muss es einfach.'


    Silvano de Mancini
    Weiter führte ihn Jules hinab, vorbei an den Schmerzen, dem Gräul tiefer hinab als Boldi jemals allein steigen konnte. Licht, Luft, Freude und der Duft von frischem Sonntagsbraten erfüllte die Luft. Glücklich schmatzend saß er am Tisch, ihm gegenüber ein Bellamy der wesentlich jünger als er ihn in Erinnerung hatte. Boldi war vier Jahre alt, sein Bruder Bellamy war acht. Ihre Mutter stellte gerade eine hölzerne Schale auf den Tisch, die gefüllt war mit frischen Erbsen und Möhren, der Saft des Gemüses war mit Mehlschwitze angedickt, so wie es die Jungs gerne aßen. Neben dem Fleisch schaufelte ihre Mutter ihnen mit liebevollem Lächeln Kartoffeln auf den Teller und legte jedem ein knuspriges Stück Brot dazu. Es klopfte an der Tür. Sie strich ihren beiden Jungs liebevoll über die Haare, strich die Schürze glatt und ging zur Tür. Sie räusperte sich und öffnete. Mit einem ratschenden Geräusch durchdrang das Schwert den Brustkorb seiner Mutter. Hilflos versuchte die Frau sich zu befreien, die ihnen gerade noch liebevoll über den Kopf gestrichen hatte. Ihr Angreifer half nach und trat sie brachial in den Unterleib, so das sie von der Waffe gezogen wurde. Noch während seine Mutter stürzte war Bellamy auf den Beinen und griff den Fremden mit dem Brotmesser an. Ein knallharter Schlag ins Gesicht ließ den Achtjährigen wie eine Stoffpuppe zusammenklappen und bewusstlos auf dem Boden aufschlagen. Wie ein Kaninchen hob der Feind seinen Bruder hoch, musterte den Jungen und schmiss ihn durch die offene Tür nach draußen. Boldi schleuderte seinen Teller in die Richtung des Feindes und gab Fersengeld. Mit einem schmerzhaften Klong donnerte dem Angreifer der Metallteller vor die Stirn, während Boldi nach oben flüchtete. Wohin sollte er sonst? Der Feind stand unten. Er verkroch sich in der Kleiderkiste seiner Mutter. Hörte den Mann fluchen und suchen, schimpfen und grollen. Dann war es plötzlich totenstill. Boldi hielt den Atem an in der gleichen Sekunde wurde die Truhe aufgerissen und ein Hagel aus brutalen Faustschlägen ging auf den kleinen Jungen nieder, die ihn in die Schwärze prügelten.


    Boldiszàr
    Boldiszàr wand sich in Bellamys Umarmung, die zu einer Umklammerung wurde, um ihn festzuhalten. Angstschweiß lief von seinen Haaren und seinen Hals hinab. Aber diesmal konnte er nicht zurück, er versank zu tief in dieser Erinnerung. "Mama", kreischte Boldiszàr, ohne aufzuwachen, "Belly!!!"


    Silvano de Mancini
    Jules umklammerte Boldiszar mental und tauchte mit ihm gemeinsam aus der Erinnerung wieder auf. Er machte an besonders schönen Erinnerungen halt, damit sich Boldi daran festhalten und erfreuen konnte. Mit zugeschnürter Kehle stellte er fest, dass Boldi nicht gerade über viele solcher Anker verfügte. Jules hoffte dass sein Mann dazu in der Lage war sie ihm zu schenken. Ein Kapitän sollte über Anker verfügen, zumindest über Rettungsbojen. Jules zog Boldi immer weiter hoch, bis zu den letzten Erinnerungen wo ihm Bellamy offenbart hatte, wer sie wirklich waren und dass sie beide Brüder waren. Das ihre Liebe einen tieferen Grund als reine Freundschaft hatte. Und dass er genau in jener Zeit seine erste Liebe kennengelernt hatte. Dort verharrte Jules mit Boldis Seele, ließ sie zur Ruhe kommen, bevor er mit ihr wieder ins Bewusstsein auftauchte. Boldi spürte schlagartig die Pranken von Bellamy um sich herum wie Schraubzwingen und einen drahtigen Arm um seinen Hals, der seinem Mann gehörte. "Alles in Ordnung?", fragte Jules und hielt Boldi ebenfalls fest.


    Boldiszàr
    Boldiszàr stand vollkommen neben sich. Er setzte sich auf und blickte sich verwirrt um. Nach und nach setzten die Erinnerungsstücken sich zusammen wie ein Puzzle. Er küsste Silvano mit einem feuchten Kuss. Dann drehte er sich um. »Be-Belly«, stammelte er. Alle Erinnerungen waren wieder da. Er betrachtete seinen Bruder mit neuen Augen. Er erinnerte sich an alles, wie sie gemeinsam gespielt hatten, auch, wie sie sich stritten und gegenseitig ärgerten. Obwohl Bellamy sich oft genug über »den Kleinen« aufgeregt hatte, wenn er diesen irgendwo mit hinnehmen musste oder gezwungen war, auf ihn aufzupassen, so hatten sie einander dennoch lieb. Boldiszàr eiferte seinem großen Bruder in allem nach, natürlich bevorzugt bei den Untaten und als sie älter geworden waren, wurde er sein Komplize. Nachts war Boldiszàr heimlich zu seinem Bruder ins Bett gekrochen und sie hatten getobt, anstatt zu schlafen. Alles war wieder da. »Belly«, wiederholte Boldiszàr und umarmte ihn felsenfest. So schlimm die Erinnerung auch gewesen war - sie hatte ihm seinen Bruder vollends zurückgegeben.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy umarmte Boldiszar und hielt ihn fest an sich gedrückt. "Ich bin doch hier, wir beide sind hier. Du bist bei uns sicher, so sicher wie Du nur sein kannst. Versuch Dich zu beruhigen Kleiner, atme langsam ein und aus, halt Dich fest oder kuschel Dich an", sagte Bellamy sanft und legt seinen Kopf auf den von Boldi ab. Mit einem Arm zog er Vano mit heran, so das er beide drückte und beschützte. "Hab Dich lieb Boldi", flüsterte er ihm ins Ohr.


    Boldiszàr
    "Hab dich auch lieb, Belly ... wir haben uns damals schon Belly und Boldi genannt. Unsere Eltern hatten die Namen extra so ausgesucht, dass sie zusammen passen." Boldiszàr war niemand, der viel kuschelte. Eigentlich hatte er in seinem gesamten Leben, seit der Zeit des Waisenhauses, nie gekuschelt. Er hielt eher Abstand. Aber Belly und er waren sich nun seelisch so nah, wie man sich nur nah sein konnte, zumindest von Boldiszàrs Seite aus. Er kuschelte sich fest an seinen großen Bruder, wie damals, wenn er zu ihm unter die Bettdecke gekrabbelt war. "Du musst es auch machen", sagte er. "Du brauchst diese Erinnerung. Sie tut weh wie Sau. Aber es ist schön, sich wieder an unsere gemeinsame Zeit zu erinnern, unsere vier gemeinsamen Jahre." Er griff nach hinten und zog Silvanos Arme um sich. Irgendwo oben auf einem Mauerrest schüttelte Etienne verständnislos den Kopf.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy küsste Boldi auf den Kopf. "Kleiner ich habe alles gesehen, ich war bei Dir. Ich war zwar nicht so zu sehen wie Du, aber ich war wie ein Zuschauer dabei. So wie Ciel, er hat ebenfalls alles gesehen, damit Du es nicht noch einmal erzählen und durchleiden musst. Er war dabei so wie ich. Und ich könnte gerade schreien vor Wut, aber auf der anderen Seite, wo wir beide am Tisch saßen, wo unsere Mama uns Erbsen und Möhren brachte, erinnerst Du Dich? So dick wie Pamps, jetzt weiß ich woher ich das so gerne esse. Irgendwas ist immer noch da. Ich hab Dich beschützen wollen und hab es nicht geschafft Boldi", flüsterte Bell.


    Boldiszàr
    "Du warst so mutig ... schon damals warst du ein kleiner Palaisin. Ich hab dich angehimmelt, ich wollte immer sein wie du, sogar bei den Dingen, für die du Schimpfe bekommen hast. Und jetzt schau dir an ... ich bin fast geworden wie du. Du warst Palaisin, ich Coutilier. Sogar als Erwachsener habe ich dir noch nachgeeifert. Und Mama ... wie lieb sie aussah. Man müsste zeichnen können, dann könnte man sie aus dem Gedächtnis nachmalen. Aber Papa ... wir haben Papa nicht gesehen, Jules!"


    Jules de Mireault
    Jules schaute alle drei ernst an. "Weil Eure Väter zu dem Zeitpunkt bereits tot waren Boldi. Wir sind die Zeit angereist um zu schauen, was mit Euch geschah. Als sie Eure Mütter holten und auch jeden anderen erwachsenen Verwandten, wie Tanten und so weiter, waren Eure Väter schon längst tot. Oder glaubst Du, dass hätten sie zugelassen? Kein Vater hätte das", erklärte Jules ehrlich.


    Boldiszàr
    "Dann bitte tauche noch einmal mit uns zurück ... zu einer Zeit, als sie noch lebten. Unsere Väter hatten sich gekannt, Berzan und Mercer. Vielleicht haben Vano und wir uns gekannt, von einem Familientreff. Würdest du uns drei noch einmal in unsere Vergangenhei führen?"


    Jules de Mireault
    Jules schaute Boldiszar ernst an und nickte knapp. "Ja dass mache ich. Bellamy, Vano und Ciel reisen mit. Wir beide kehren zurück. Entspanne Dich Boldi", bat Jules und starrte seinem Kumpel erneut in die Augen. Diesmal kannte Boldiszar den Weg, er führte in Tiefen hinab die sie nun wesentlich schneller hinter sich ließen, da sie dort nicht verharren wollten. Weiter zurück, viel weiter, noch weiter als er je gereist war oder es ihm bewusst möglich war. "BOLDI Booo...lllldiii guck doch Schnell!", gurrte jemand. Als er mental die Augen aufschlug klatschte ihm eine Qualle ins Gesicht. Zwei Männer bekamen sich nicht mehr ein vor lachen, während Bellamy die Verfolgung von einem kleinen blonden Jungen aufnahm, während Boldi sich mit spitzen Fingern die Qualle vom Gesicht schälte.


    Boldiszàr
    Boldiszàr heulte, als er feststellte, dass seine Haut zu brennen begann. Es war eine Feuerqualle gewesen, sie war harmlos, aber weh tat es trotzdem, wenn man ihre Nesseln berührte. Irgendjemand erbarmte sich und wusch sein Gesicht ab, das sich anfühlte, als wäre er kopfüber in einen Ameisenhaufen gesprungen. Es war eine große Männerhand. Boldiszàr hörte auf zu heulen, als er umkümmert wurde - offenbar war er eine ziemliche Heulsuse gewesen, die gern um Hilfe plärrte - und versuchte, den Kopf nach oben zu drehen, um zu sehen, wer ihn gerettet hatte.


    Jules de Mireault
    Ein Mann mit schwarzen Haaren und stahlblauen Augen grinste ihn schräg an und wusch ihm vorsichtig mit einem Lappen das Gesicht sauber. "So schlimm war das doch gar nicht", sagte er liebevoll und strich Boldi die Haare aus dem Gesicht. "Hier nimm einen Schluck, das heilt jeden Quallenbrand!", sagte ein Mann hinter seinem Vater Berzan. Onkel Mercer reichte ihm einen Krug und Boldi nahm einen kräftigen Schluck. "Was gibst Du dem Jungen da?", fragte eine blonde Frau kopfschüttelnd und lachte. "Limonade!", rief Boldi bevor sein Onkel antworten konnte. Auch ihren Namen kannte Boldi, Tante Genevre, die Frau von Onkel Mercer. Die Mama von Del, mit ganzen Namen Delancy, sein bester Kumpel und hinterhältiger Quallenwerfer. Seine eigene Mama gesellte sich dazu und die Frauen beobachteten belustigt wie Berzan Boldi verarztete, während dieser Apfellimonade schlüpfte. Mariette so hieß ihre Mama. Sein Bruder hatte Del eingefangen und schliff den Übeltäter zu Boldi. Die Entschuldigung war ein breites Grinsen und Boldi reichte Del seinen Limonadenhumpen. "Ich trinke Bier! Wie alle Männer", verkündete er und nickte auffordernd, was die Gruppe loswiehern ließ.


    Boldiszàr
    Nur wenige Augenblicke später war der Streich vergessen. Kinder waren in diesem Alter nicht nachtragend, Streit und Versöhnung wechselten manchmal im Minutentankt, doch dann mussten die drei schon einen schlechten Tag haben. Wenn es hieß, dass sie die Desnoyers besuchen gingen, war das Grund zur Freude. Da Boldi und Del gleich alt waren, spielten sie wunderbar zusammen. Nachdem sie die Limo ausgetrunken hatten, bauten sie eine Sandburg, bis Bellamy mit einem selbstgebauten Katapult anrückte. Er bombardierte sie mit Kartoffeln, was dazu führte, dass Boldiszàr wieder heulte und so eine weitere Limonade abstaubte. Es steckten drei Strohhalme darin und alle drei Kinder schlürften gierig. Als es Abend wurde, wurden die zwei kleinen Müde und kuschelten sich auf dem Schoß ihrer Eltern ein, die noch beisammensaßen und redeten. Boldiszàr erinnerte sich daran, wie sein Papa ihn in eine Decke gewickelt zurück zur Kutsche trug. Als sie sich hineinsetzten, zeigte Bellamy ihm, dass er den Desnoyers die Strohhalme geklaut hatte, um die es in den nächsten Tagen einen regelrechten Kult unter ihnen gab. Vom gleichmäßigen Rumpeln der Kutschenräder und dem Trappeln des Ochsen schlief Boldiszàr ein. Gleichzeitig wachte er auf. Er grinste glücklich mit dem Mundwinkel, der das noch konnte.


    Silvano de Mancini
    Vano küsste Boldi liebevoll auf den Mund als sie wieder zu sich kamen. "Ich darf nicht heulen, sonst sehe ich nicht mehr so gut. Hat sich angefühlt, als würden wir uns uns schon immer kennen", sagte er liebevoll. "Die Qualle tut mir leid", lachte Vano leise und küsste Boldi erneut.


    Boldiszàr
    "Und wir schulden dir drei Strohhalme", lachte Boldiszàr. "Das erklärt, warum es bei uns mit dem Kennenlernen so schnell ging ... wir brauchten uns nicht kennenlernen. Wir kannten uns schon!" Er küsste ihn innig.


    Silvano de Mancini
    "So gesehen ja", freute sich Vano und schmiegte sich an. "Lasst uns Parcival umlegen ja?", sagte er gut gelaunt.


    Boldiszàr
    Boldiszàr guckte etwas verunsichert in Richtung von Prince Ciel und Jules, die noch daneben saßen.


    Bellamy Bourgeois
    "Er macht nur Spaß!", grinste Bellamy ein so falsches Grinsen, dass selbst Jules darüber lachen musste. "Aber verdient hätte er es, wir sollten ihm vorher die Haut abziehen und dann kannst Du ihn mit Feuerquallen einreiben", murrte er wütend. "Wir müssen herausfinden was da wirklich lief. Wo ist Linhard?", fragte Bellamy.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel guckte ausdruckslos. "Er holt uns einen Nekromanten her. Ansgar de Chouinard. Er wird uns helfen, Licht ins Dunkel zu bringen."


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy musterte Ciel und knuffte ihn. "Danke", sagte er freundlich, dass war zwar nur ein schlichtes Wort, aber Ciel würde verstehen, was Bellamy alles damit meinte. Für das was er empfand, gab es kein Wort.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel blinzelte Bellamy zu, indem er kaum merklich beide Augen schmaler machte. Bellamy kannte Ciel inzwischen gut genug, dass er damit Gefühle symbolisierte, die er nicht zeigen durfte. Er konnte hier nicht mit Pauken und Trompeten einen spontanen Vernichtungsfeldzug gegen Parcival und im schlimmsten Fall die Himmelsaugen beginnen. Er würde nachdenken und alles genau überprüfen, bevor er handelte, aber er würde etwas tun, das war gewiss.


    Silvano de Mancini
    "Wir werden die Sache klug angehen, wir werden den Mann Scheibchen für Scheibchen demontieren und aus seiner Schale schälen. Damit jeder sieht, wer und was er tatsächlich ist. Erst dann können wir ihn angreifen. Denn erst dann sieht jeder, dass er ein Feind aller Souvagner ist einschließlich der Himmelsaugen. Im Moment würden ihn die anderen aus Loyalität beschützen. Wie jeder aus der Garde Boldi, oder meine Mannschaft mich. Wir werden ihm seine ganz eigene Erleuchtung bringen", flüsterte Vano.


    Boldiszàr
    »Er wird trotz allem nicht allein stehen. Dafür ist er zu klug, zu alt und zu erfahren. Er ist selber ein uralter grimmiger Kauz geworden, wie die Uhus der Himmelsaugen. Den muss man ebenso klug und grimmig fertigmachen. Das Kluge übernehmen Ciel und seine Magierfreunde und wir kümmern uns ums Grobe!« Boldiszàr grinste breit. Ihm wurde angenehm warm, als er sich vorstellte, wie Silvano Parcival zerfetzte. »Ich werd mir das aus der zweiten Reihe anschauen, sobald wir ihn so weit haben. Du weiß warum, Vano. Und ich kann dir nebenbei den Rücken decken. Anschließend holen wir zu dritt die Zeit nach, die man uns nahm. Wir werden die alten Erinnerungen hervorkramen, aber nicht nur die Schlimmen, sondern vor allem die Guten, wie die Besuche bei den Desnoyers und werden darüber philosophieren, wieso der ehemalige Palaisin, der eigentlich aufpassen soll, als Kind so gern almanische Burgen zerschoss.« Er knuffte mit der Faust die Faust seines Bruders. Und Silvano bekam einen weiteren Sabberkuss, diesmal mit Zunge.

  • Jeder Magier, aber auch alle anderen Anwesenden spürten dass sich schlagartig etwas im Machtgefüge verändert hatte. Gedämpft, nicht in ihrer vollen Macht greifbar näherte sich eine Wesenheit.


    Alt, mächtig, misstrauisch und kampfbereit.


    Dieses Macht magische Wettergrollen im Nexus, dass sogar die Nichtmagier in der Physis spürten war eine Warnung. Eine winzige Kostprobe dessen, zu was dieses Wesen imstande war, sollte man die Dreistigkeit besitzen es anzugreifen. Sie durften die Nase für einen Moment in die Briese halten und einen Hauch von seiner dunklen Erhabenheit erschnuppern. Wer die Warnung in den Wind schlug, würde im Unwetter seiner finsteren Macht untergehen.


    Unwillkürlich richteten sich die winzigen Härchen an den Armen und Beinen auf, ein Schauer rann den Umstehenden den Rücken herunter. Dann fühlten sie es. In der Erde unter ihren Füßen, regte sich das erste unheilige untote Leben. Die Wesenheit die sich näherte streckte ihre magischen Fühler aus und hatte die uralten Gebeine der Duponts entdeckt.


    Die Gruppe rückte näher zusammen, ohne dass Ciel auch nur einen Befehl hätte erteilen müssen, standen alle mit blankgezogenem Stahl um ihn herum, bereit den Princen zu verteidigten.


    Ein Mann erschien oben auf der Felskuppe. Alt, untersetzt, in einer dunklen, violetten Robe gehüllt. Er stützte sich auf einen Stab, der zu leben schien. Die Tentakeln die von seiner Spitze ausgingen peitschten durch die Luft. Die mit messerscharfen krallenbewehrte Hand des Mannes schloss sich fester um den Stab, mit stechendblauen Augen starrte er zu ihnen herab.


    Hinter ihm stand ein junges Mädchen in einer schwarzen Robe gehüllt.


    Die Augen der Gruppe wanderten zu Ciel, während man in der Luft die Spannung geradezu spüren konnte.
    Der uralte Magier hingegen schien die Gruppe nach einem bekannten Gesicht abzusuchen.


    „Wer seid Ihr? Was sucht Ihr hier?“, verlangte er zu wissen, während er seine freie Hand mit gespreizten Fingern gen Boden ausstreckte.

  • Chirag de Dupont
    Chirag betrachtete den Magier, der sich über ihnen auf dem Felsen aufgebaut hatte. »Ich `abe es gewusst, dass wir scheitern würden. Jetzt werden wir alle sterben.« Besorgt stellte er das Beben des Erdbodens fest. »Das sind meine Altvorderen, nehme ich an ... ermordet von den eigenen Lieben und deren Dienstpersonal. Eine sehr unschöne Weise, um aus dem Leben zu treten, wenn ich das anmerken darf.« Chirag hatte Linhard als Vertrauter und Mitglied seines persönlichen Stabes begleitet. Unter anderem auch, weil er Archibald gut kannte und lange Jahre mit ihm zusammen gedient hatte. Doch wie es aussah, würde nun der Lich dem Vampir die Arbeit abnehmen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich bin Prince Ciel Felicien de Souvagne, Sohn des Ducs! Und ich darf Sie daran erinnern, dass Nekromantie seit dem 1. des fünften Mondes diesen Jahres einem landesweiten Verbot unterliegt«, rief Ciel und stellte sich dem Lich entgegen. Die Leibgardisten schützten ihn mit gezogenen Repetierarmbrüsten. »Also denken Sie gut nach, was Sie nun tun. Ich bin Ihnen über unser Sinnen und Trachten keine Rechenschaft schuldig. Sie aber mir! Ich verlange, Ihren Namen zu erfahren!«


    Osmund von Wigberg
    »Ahhh seit dem 01.05.... hochinteressant. Wigberg... VON Wigberg, Osmund. Und nun geh Deiner Wege Kind des Duc, ehe Du zwischen die Fronten gerätst. Wir erwarten einen mächtigen Feind, da können wir Kindergeschrei nicht gebrauchen«, sagte Osmund fast väterlich freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel musterte ihn feindselig. »Oh ... ich erinnere mich an Sie. Wir hatten im Palast bereits das Vergnügen. Sie sind einer der Verwandten Linhards. Und ein Lich! Sie hatten die Weisung, das Land zu verlassen. Unter Androhung der Todesstrafe. Offensichtlich sind Sie dem nicht nachgekommen. Bellamy, bitte walten Sie Ihres Amtes.«


    Osmund von Wigberg
    »Du drohst mir? Ich kenne Dich nicht, aber sei es drum!«, antwortete Osmund leichthin und griff auf seine Gabe zu. Um sie herum bohrten sich die ersten knöchernen und verfaulten Hände aus dem Boden.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy bezog neben Ciel Stellung, nickte knapp und schritt dann dem Lich entgegen, indem er die Leichenteile abhakte. Grimmig behielt er den alten Mann ins Auge gefasst, der scheinbar blendende Laune hatte. Er lächelte freundlich und schlagartig fühlte sich Bellamy als müsste er durch zähen Sirup waten. Er kämpfte sich weiter und fragte sich was das für eine grauenvolle Magie war, denn aus dem Sirup wurde Teer und aus Teer wurde gefühlt ein Sumpf. Das Schwert in seiner Hand wurde unglaublich schwer...


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Parcival«, kreischte Ciel und schlug die Hände vor seinen Füßen mit dem Säbel ab. »Blockieren Sie dem Mann das Hirn! Brandur! Wirken Sie dieser Leichenschändung entgegen, so gut Sie können!«


    Osmund von Wigberg
    »Ich würde einen Zahn zulegen, wenn Du hier lebend ankommen möchtest«, lachte Osmund.


    Boldiszàr
    »Das wird so nichts!«, brüllte Boldiszàr. »Sichert mich.« Er rannte zu seinem Bruder, warf ihn sich über die Schultern und schleppte ihn zurück zur Truppe.


    Osmund von Wigberg
    Parcival: versuchte Bellamy vor dem Zugriff des Lich abzuschirmen, aber der alte Magier bediente sich eines der schrecklichsten Zauber. Zeitgleich versuchte er Bellamy etwas Essenz zu übertragen, aber damit würde er nur sich und letztendlich seinen Orden leerpumpen. Also versuchte Parcival mit der Macht des Ordens im Geiste, die mentale Mauer von dem Feind zu durchbrechen.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur versuchte, die Leichen, die sich ausgruben, aufzuhalten. Einem Lich war er nicht gewachsen, aber er konnte ihn stören und ablenken. »Was soll das, Osmund?«, zischte er. »Hatten wir diese Zeiten nicht hinter uns gelassen?«


    Silvano de Mancini
    Silvano sicherte Boldiszar und begleitete ihn zu Bellamy. Boldi schnappte sich seinen Bruder, wuchtete ihn über die Schulter und kehrte mit ihm zur Truppe zurück. Belly sah total fertig aus und so verschrumpelt, als wäre er drei Wochen auf hoher See getrieben. Vano sprach kein Wort, sondern starrte den Lich nur an, ehe sein Blick auf Parcival fiel.


    Osmund von Wigberg
    Osmund stellte seinen Angriff ein und nutzte seine Magie um sich zu schützen. »Brandur?!? Bei Ainuwar, wie siehst Du denn aus? So... gesund?!? Was machst Du bei Dunwolfs Schergen? Komm hierher!«, befahl Osmund seinem Verwandten.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy kämpfte um jeden Atemzug. Scheinbar schien ihn niemand zu beachten nur Boldi und Vano. »...ieso... ilft... mia kei...na?«, keuchte er völlig außer Atem und streckte hilfesuchend nach Boldiszar die Hand aus.


    Boldiszàr
    Boldiszàr schleppte seinen Bruder hinter eine Mauer und winkte Gaspard ran, einen der älteren und erfahreneren Gardisten. Er und Bellamy kannten sich. »Pardi, du bleibst bei ihm. JULES!«, brüllte er quer über die Ruine. »Hierher! Rasch!« Er hielt Boldiszàrs Hand fest. Das durfte doch nicht wahr sein, hatte er seinen Bruder gefunden, um ihn sogleich wieder zu verlieren? »Großer, durchhalten! Ich muss nach vorn, ich mach den Scheißkerl kalt!« Nervös blickte er sich nach dem Himmelsauge um. »JULES, ZUM HENKER!«


    Brandur von Hohenfelde
    »Dunwolfs Schergen? Wir sind hier, um den Fluch der Hohenfelde zu stellen«, erboste sich Brandur und rückte seinen Dreispitz zurecht. »Und was machst du, wenn man fragen darf?«


    Jules de Mireault
    Jules eilte an die Seite von Bellamy, Boldi und Silvano. Er musste schwer mit sich kämpfen, als er Bellamy so auszehrt dort auf dem Boden liegen sah. Sogar Gufo sträubte erschrocken das Gefieder. »Verdammt, er hat ihn angezapft, er hat ihm Lebenszeit gestohlen. Wir benötigen eine Spende, jemand muss ihm Lebensessenz spenden, sonst stirbt er. Er ist gerade wie ein hundertjähriger Mann! Scheiße, verdammte MERDE!«, keuchte Jules. »Ich kann es nicht, wir sind Kampfmagier, Parcival muss ihm helfen. Wo ist dieser... man wie hieß der Kerl? Dave! Dave genau, wo ist Dave? Er hat das drauf, er kann ihn retten!«, warf Jules ein, glücklich eine Lösung gefunden zu haben.


    Boldiszàr
    »Nimm meine Lebenszeit«, flehte Boldiszàr. »Davard ist nicht hier und Parcival muss den Lich aufhalten!«


    Osmund von Wigberg
    »Ich suche gemeinsam mit Marci nach Anwolf um ihn von Dunwin zu befreien. Ich meine von Dunwolf! Die Kleine hat mich um Hilfe gebeten und etwas hier gehorcht und da gebohrt und schon wusste ich wohin... nun ich bin ein Wigberg nicht wahr? Wo ist Anwolf?«, fragte Osmund umgänglich und die Bedrohung in der Luft löste sich schlagartig auf.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy starrte seinen Bruder an, dann schloss er die Augen. »Ich... ver...biete es«, keuchte er und nahm Boldis Hand. Boldiszar spürte wie schwach und unregelmäßig nur noch Bellamys Puls ging. Sein Leben neigte sich dem Ende zu. Er lächelte Boldi tapfer an. »Hei...rate... ih..n«, hustete Bellamy.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Parcival, helfen sie meinem Palaisin«, flehte Ciel, als er spürte, dass die Bedrohung gewichen war. Offenbar ging es nun ans Verhandeln. »Beeilen Sie sich!«


    Boldiszàr
    »Und ich verbiete, dass du stirbst«, befahl Boldiszàr und hielt Bellamys eiskalte Hand umklammert. »Reiß dich zusammen! Wir haben so viel nachzuholen, tu mir das nicht an, Großer!« Tränen stiegen in Boldiszàrs Augen.


    Ansgar von Hohenfelde
    Linhard und Ansgar landeten mit Aquilla. Ansgar starrte auf den am Boden liegenden Mann, der aussah wie eine lebende Trockenpflaume. Er musterte Osmund und schüttelte kaum merklich den Kopf und beugte sich zu Bellamy herab. Ansgar hielt dessen Seele fest, so wie er es intuitiv einst bei Dave und bei Brandur getan hatte. »Linhard starr nicht so rum, hol Dave oder einen der Heiler. Wer ist hier ein Geistmagier 4. Grades? WER? Der Mann stirbt, also wer immer, bewegt Deinen Arsch her!«, donnerte Ansgar.


    Parcival
    »Es ist zu spät, ich kann nichts mehr für ihn tun Herr, es tut mir leid«, sagte Parcival traurig.


    Brandur von Hohenfelde
    »Ansgar, den Göttern sei dank. Schau dir das an, Osmund hat uns angegriffen! Osmund! Was hörst du auf den Rat eines kleinen Mädchens, alter Mann, und greifst die Krone an, die Hand, die dich füttert! Der Fluch lastet auf der gesamten Sippe, nicht nur über den Hohenfeldes. Die Wigbergs und Ebenbergs liegen genauso darunter, denn der Lich besteht aus drei Komponenten - einer aus jeder Familie. Dunwolf ist nur der Hohenfelde und war der führende Kopf, aber er war nicht allein.«


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel richtete seinen Säbel auf Parcivals Brust. »Helfen Sie ihm«, wiederholte er eisig.


    Jules de Mireault
    Jules starrte wie vom Donner gerührt sein Ordensoberhaupt an. »Ich versuche es«, knurrte er und hockte sich neben Bellamy. Niemals zuvor hatte er versucht eine solche Macht an sich zu reizen und diese weiterzugeben. Er wusste theoretisch wie es geht, aber Theorie... Jules spürte nach dem eigenen Zugriff wie ihm sein eigenes Leben zwischen den Fingern zerrann, hektisch gab er es an Bellamy weiter und musste dann den Versuch abbrechen. Tränen der Wut stiegen ihm in die Augen. »Ich pack das nicht!«, knurrte er.


    Alexandre de la Grange
    Schweigend trat Alexandre aus dem Hintergrund, wo er sich verborgen gehalten hatte. In einem solchen Kampf hatte er nichts an vorderster Front verloren. Er schob Gaspard unwirsch beiseite und kniete sich neben Bellamy. Er legte ihm die Hand auf das Herz und Bellamy spürte, wie sein Herz wieder regelmäßig schlug. »Ich halte Sie hier, Bellamy. Linhard, holen Sie Davard, rasch.«


    Parcival
    Das alte Himmelsauge musterte Ciel und nickte ganz bedächtigt. »Ich versuche es Herr, aber Ihr müsst mir nicht drohen«, sagte Parcival ruhig und beugte sich zu Bellamy herab. Was immer er gerade dachte war nicht in seinem Gesicht zu erkennen oder gar abzulesen. Er verband sich mit Bellamy aber zeitgleich tat dies auch Jules um zu schauen, was Paricval dort trieb. Er stellte eine Verbindung her und spendete Bellamy tatsächlich einige Essenz, so dass er nach einigen Minuten wieder besser, frischer und lebendiger aussah. Seine Wangen waren nicht mehr so eingefallen und sein Gesicht nicht mehr so blass. Auch das Atmen ging wieder leichter. »Mehr geht nicht Herr, ich kann nicht andere oder gar mich für den Leichtsinn dieses Mannes gefährden«, sagte Parcival höflich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Und Sie«, wandte sich Ciel feindselig an Osmund. »Verschwinden aus unserem Land. Jetzt. Es ist Ihre letzte Gelegenheit und ich gewähre Sie Ihnen nur aufgrund unseres Verwandschaftsverhältnisses. Betrachten Sie es als einen Gefallen für Linhard


    Osmund von Wigberg
    Osmund blickte auf die Gruppe herab. »Ich weiß die anderen beiden sind tot, ich habe nach ihnen gespürt. Nun da habe ich mich geirrt, sehr bedauerlich. Ich hatte nicht vor die Krone anzugreifen, ich hielt Euch für Dunwins Mitstreiter. Herje DUNWOLF! Brandur richte dem Prinzen aus, dass es mir leid tut und es nicht in meiner Absicht lag ihm zu schaden. Ich hatte vor Dun-WOLF zu töten um Anwolf zu retten. Für Marcella. Immerhin hat sie mir als einzige wohlgemerkt davon berichtet, dass Anwolf geraubt wurde und man sich seiner bemächtigt hatte!«, hielt Osmund verstört dagegen.


    Brandur von Hohenfelde
    »Der Prince hat gerade mit dir gesprochen«, entgegnete Brandur und gab sich keine Mühe, seine Schadenfreude zu verbergen.


    Osmund von Wigberg
    »Ja ich weiß, aber er ist kein Magier und ich fühle mich gerade recht verwirrt, dass muss ich zugegeben. Was hat es mit diesem Verbot auf sich? Meint er das ernst? Ich habe für die Krone gehandelt. Da will man mal helfen und dann das!«, murrte Ossi.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ob ich Magier bin oder nicht tut nichts zur Sache«, kreischte Ciel. »Gardisten, zeigen Sie diesem Lich den Weg in den Nexus, wenn er nicht in zehn Sekunden hier verschwunden ist! Eins, zwei, drei ...«


    Silvano de Mancini
    Silvano schlich sich seitlich aus der Gruppe und so langsam und unsichtbar wie möglich auf Osmund zu. Lautlos zückte er den Haken.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel machte nicht den Fehler, in die Richtung von Silvano zu schauen. Er hielt seinen Blick weiter auf Osmund gerichtet. »Vier, fünf, sechs...«


    Jules de Mireault
    Jules rempelte Boldi an. »Halt Deinen Kerl auf!«, zischte er leise und richtete sich auf. »Du beleidigst unseren Herrn, Du beleidigst die Krone, Du missachtest einen direkten Befehl von seiner Majestät. Geht oder Du hast nicht mal mehr die Chance auf den Block. Was Du gewollt hast interessiert hier niemanden!!«, knurrte Jules und wappnete sich für den Angriff.


    Parcival
    »Letzte Warnung, Du hast den Princen gehört, weiche oder stirb durch die Macht des Ordens!«, bellte das Ordensoberhaupt der Himmelsaugen.


    Boldiszàr
    »Soll er ihn kaltmachen«, entgegnete Boldiszàr. »Soll der Prince ihn doch aufhalten. Den stört`s nicht, siehst du? Ich bleib bei Belly.«


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Sieben ... acht ...«


    Osmund von Wigberg
    »Ich gehe und beuge mich dem Befehl, freiwillig. Es ist ja nicht so, als dass ich von Eurer Gnade abhängig wäre... ich könnte Euch alle frühstücken, aber mittlerweile habe ich Euch satt. Ich gehe, ich habe mich entschuldigt und gehe«, sagte Osmund und tat genau das, er wandte sich ab und stolzierte davon.


    Ansgar von Hohenfelde
    Ansgar ließ Bellamy vorsichtig los, da er nun keinen magischen Anker mehr benötigte. Er schaute Osmund hinterher und warf dann einen Blick auf Ciel. »Wir haben nichts mit seiner Kurzsichtigkeit und Sturheit zu tun Herr. Euer Palaisin lebt«, sagte Ansgar ergeben und schaute Linhard an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Zufrieden beobachtete Ciel, wie Osmund sich umdrehte. Er ignorierte Ansgar. Ciel gab den Gardisten das Zeichen, zu feuern. Ein vielstimmiges Klacken ertönte. Die Salven von neun Repetierarmbrüsten rasten auf den Rücken des Nekromanten zu.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard drückte die Schulter von Ciel, Brandur und Ansgar ehe er sich neben Ciel stellte. »Nein aber Ihr seht was dabei rauskommt, wenn man immer noch die alten Wege im Kopf hat. Erst töten dann fragen, ist sehr uneffektiv, wenn man etwas wissen möchte. Und wie bei den Göttern hat er das gemacht. Was hat er mit ihm gemacht? Wir sollten zukünftig Dave mitnehmen. Ehrlich? Mir gefällt es besser wie er Leute rettet, als wie Dunwolf oder Osmund Leute aussaugen. Du hast die Leichen nicht gesehen Ans, wobei vielleicht doch«, sagte Lin.


    Osmund von Wigberg
    Osmund beschwor um sich eine physische Barriere, so dass ihm weder Waffen noch Geschosse etwas anhaben konnten. »Schau an... ein Hohenfelde im Kleid eines Souvagne... meine Hochachtung Prince...«, antwortete der alte Nekromant und setzte seinen Weg fort.

  • Ciel Felicien de Souvagne
    Wütend starrte Ciel dem Manne hinterher. Er steckte den Säbel in die Scheide und wandte sich seinerseits zum Gehen. »Brandur, behalten Sie die Toten hier im Auge. Etienne, Sie übernehmen das Kommando über die Leibgarde. Parcival, sie haben das Kommando über die Magier.« Er ging zu Bellamy und kniete bei ihm nieder, auch wenn da kaum noch Platz war. Boldiszàr tat etwas, das noch nie jemand bei ihm gesehen hatte, von Robere abgesehen - er weinte. »Wir bekommen Bellamy wieder hin, ich war kürzlich in einem ähnlichen Zustand. Er muss hier fort.« Er strich Bellamy, der unsagbar alt und regelrecht verfault aussah, durch das Haar. »Wir bringen Sie zu Benito.« Er winkte Gaspard und einen anderen kräftig aussehenden Gardisten herbei, damit sie Bellamy auf den Greif tragen konnten.


    Jules de Mireault
    Jules knuffte Boldi und gesellte sich zu Ciel. »Rück er tatsächlich ab, oder geht der Kerl einfach zurück nach Irminabourg? Wie viele von solchen Personen gibt es Herr? Ich meine unsere Macht ist groß, aber ich habe den Göttern sei Dank noch nie diese Macht in Anwendung gesehen. Von einer Minute auf die andere ist unser Kamerad vor unseren Augen gealtert und in sich zusammengefallen. Herr wir müssen uns was überlegen, damit Euch so etwas nicht geschehen kann. Und wie mächtig ist dieser Dunwolf zu dem Burschen da?«, fragte Jules besorgt um Ciel Sicherheit.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Sehr mächtig ... noch mächtiger«, sagte Ciel tonlos. »Ich weiß es nicht, Jules. Ich hatte bereits mit meinem Vater gesprochen, aber ihn interessiert das Problem nicht. Wie es aussieht, stehe ich wieder allein da.« Betrübt beobachtete er, wie die Gardisten Bellamy zum Greif trugen. Boldiszàr ging neben ihm her.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy schaute seinen Herrn dankbar an, auch wenn er ihn nur noch schemenhaft erkennen konnte und suchte die Hand von Boldi. »Es geht schon, sag pack ich das?«, fragte Bellamy der sich unsäglich schwach fühlte. »Versprich mir... versprich mir dass Ihr es packt... Du weißt schon... versprichs... sags...«, flehte Belly.


    Jules de Mireault
    Jules fielen fast die Augen aus dem Kopf. »Dass kann doch nicht sein! Und das dort alles, so eine magische Verletzung nur wegen einem Missverständnis? Gut ich habe gespürt was der andere angerichtet hätte, hätte er mich gepackt statt weggeschleudert. Wartet Herr ich kläre dass sofort!«, sagte Jules vehement und rief mental nach Remy. `Remy hörst Du mich? Eine Eilmeldung für den Duc! Bellamy wurde von einem Lich angegriffen und muss sofort magisch behandelt werden, wir benötigen die Hilfe von Benito und Dan, am besten auch Dave! Und bitte frag den Duc nach dem Vorgehen bezüglich der Lichs! Prince Ciel hat keine klare Order, wie er vorgehen soll. Ich glaube kaum, dass bei so einer Gefahr kein Interesse des Duc besteht. Es könnte um die Nationale Sicherheit gehen! Bitte erstattet umgehend - SOFORT Meldung Remy, hier brennt es!´, teilte Jules mit.


    Boldiszàr
    Als Bellamy auf den Greif geschnallt war, spürte er, wie Boldiszàr seine Hand festhielt. »Du packst das. Du hast gesehen, wie Ciel nach der letzten Lichattacke aussah und er kann auch schon wieder keifen. Ich verspreche es. Wir bringen ihn um«, flüsterte er. »Das Schwein wollte dich sterben lassen.« Er küsste die herabhängende Hand. »Soll ich dich begleiten oder dir einen anderen Gardisten mitgeben?«


    Bellamy Bourgeois
    »Jules passt auf mich auf und Du auf Deinen... Deinen Quallenwerfer... ich hätte Dich zum Altar geführt... versuchs immer noch... falls nicht... falls... ich bin mit Paps bei Dir... Boldi... Wird schon... muss... wie immer...«, presste Bellamy aus seiner geschundenen Kehle hervor.


    Remy de Remuer
    ›Was?!`, keuchte Remy mental. `Moment, ich wiederhole. Ich hab nicht richtig zugehört, ich war grad in einer anderen Übertragung ... den Duc kontaktieren, Lichangriff, magische Behandlung für Bellamy erforderlich, Vorgehen wegen Lichs erfragen! Nationale Sicherheit in Gefahr! Bei Ainuwar, was für Zeiten`, ächzte Remy. Jules hörte noch, wie Remy rief: »Schwiegerpapa, Max! Bellamy, dein SOHN, LICH, schnell!« Seine Stimme überschlug sich vor lauter Panik. »Der LICH ist wieder da!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien musterte Remy und hielt ihn fest. »Ruhig!«, befahl er besonnen. »Richte Ciel aus, er hat absolute Befehlsgewalt und Handlungsbefugnis was die Lichsache betrifft. Ich vertraue meinem Sohn, gleich welche Entscheidung er trifft, es ist ebenso meine. Jedes Staatsorgan und jeder einzelne Landsmann hat ihm bei der Erfüllung seiner Aufgabe beizustehen. Ausrichten Remy!«, sagte Max.


    Boldiszàr
    Boldiszàr drückte Bellamys Hand fest gegen sein Gesicht. »Du wirst leben«, sprach er und es war gleichzeitig ein Gebet. »Du wirst leben, Bellamy!« Ihre Hände lösten sich, als das Tier sich in Bewegung setzte. Boldiszàr sah ihm nach, wie es sich mit Jules und seinem Bruder in die Luft erhob und immer kleiner wurde. Er wischte sich die Tränen weg und konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit.


    Remy de Remuer
    ›Ciel‹, rief Remy, kein bisschen beruhigter. ›Ich weiß, du hasst mich! Ich hasse dich auch! Aber wir müssen jetzt zusammenhalten! Also hör mir zu. Dein Vater überträgt dir absolute Befehlsgewalt. Ich wiederhole: Ich vertraue meinem Sohn, gleich welche Entscheidung er trifft, es ist ebenso meine. Jedes Staatsorgan und jeder einzelne Landsmann hat ihm bei der Erfüllung seiner Aufgabe beizustehen. Verstanden, Ciel? Mach den Scheißlich platt!‹


    Silvano de Mancini
    Silvano kehrte zur Gruppe zurück und musterte Boldi. Liebevoll legte er ihm einen Arm um die Schulter und küsste ihn auf die narbige Wange. Ihm war gleich was die Leute dachten, Hauptsache er konnte seinen Mann trösten. »Es tut mir leid. Wäre Francois hier gewesen, hätte er vielleicht helfen können, er ist ein guter Heiler, hat mich auch wieder zusammengeflickt. Ich hole ihn her und lasse ihn Bell untersuchen, sprich wir reisen ihm nach. Wir bekommen das wieder hin. Der Lich sitzt da oben auf einem Felsen und wartet... worauf keine Ahnung, aber er scheint geknickt zu sein. Er möchte mit Ciel reden. Ich bin gleich wieder da«, sagte Vano und ging zu Ciel hinüber. »Herr, der Lich wird abrücken, aber momentan sitzt er da oben noch auf einem Felsen. Er möchte mit Euch reden, friedlich merkte er an«, teilte Silvano mit.


    Ciel Felicien de Souvagne
    ›Verstanden, Remy. Absolute Befehlsgewalt wird freudig in Empfang genommen und zur Gänze benutzt, um Souvagne vor der nekromantischen Bedrohung zu schützen! Sag meinem Vater ... sag ihm ... egal. Denkt an Bellamy, er wird bald eintreffen, ich erwarte, dass er überlebt und dulde kein Versagen!‹ Ciel wandte seine Aufmerksamkeit Silvano zu. »Der LICH tut WAS?!« Wütend blickte er nach oben, wo er die Gestalt sitzen sah. Er ballte eine Faust und schloss die Augen. Dann stieg er zu Osmund hinauf. »Mein Vater ist informiert, wenn Sie mich nun in eine Rosine verwandeln, werden Sie es bereuen. Ganz Souvagne wird wissen, wessen Schuld dies war.«


    Osmund von Wigberg
    Osmund zeigte Ciel kurz die offenen Handflächen, was bei seiner Krallenlänge ehr an die Klauen eines Greifvogels denken ließ. Aber die Bedeutung war keine Drohnung, sondern genau das Gegenteil, ein Zeichen friedlich zu bleiben. »Ich mag kein Dörrobst, setzt Euch. Ihr wisst wie sehr ich Euch schaden kann und ich weiß, dass Ihr mir schaden könnt... und gegebenenfalls sogar hinterhältig, feige, dreckig und niederträchtigt agiert... Ihr gehört zur Familie durch Linhard und deshalb möchte ich mich mit Euch aussprechen. Zuerst ich wollte Euch nicht schaden, ich hielt Euch für den Feind. Zweitens, berichtet mir bitte von dem Verbot, drittens... möchtet Ihr dass ich das Leben zurückgebe? Eine Offerte die unsereins einem Familiemitglied zubilligt«, sagte Osmund freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel atmete tief durch und blieb stehen. Ihm fiel es schwer, in Anbetracht dessen, was gerade geschehen war, ruhig zu bleiben. Besonders, wenn man seine mehr als angeschlagene Gesundheit berücksichtigte. »Ja«, sagte er so neutral, wie er konnte. »Geben Sie meinem Palaisin sein Leben zurück. Anschließend können wir sprechen.«


    Osmund von Wigberg
    Osmund gab die gestohlene Lebensenergie über den Nexus wieder frei, so dass Bellamy auf dem Rücken des Greifen zusehends wieder gesundete und augenscheinlich wieder der alte Belly war. Auch wenn er von dem Angriff immer noch stark geschwächt war. Jules starrte Bellamy an und übermittelte Ciel die Botschaft, allerdings nicht in Worten, da diese ihm im Halse stecken blieben, sondern schlicht und ergreifend, dass was er sah. Es war etwas verschwommen, da er sich die Tränen wegblinzeln musste. »Geschehen, wie versprochen«, sagte Osmund freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schloss die Augen. »Nie wieder, Osmund«, sagte er und bat Jules, während dieser in seinem Geist war, die Botschaft umgehend an Ansgar weiterzuleiten, damit er Boldiszàr und Silvano informieren konnte. »Was möchten Sie besprechen?«


    Osmund von Wigberg
    »Das was ich Euch eben fragte, dann gehen wir getrennter Wege, friedfertig, Ihr wie ich. Was hat es mit dem Verbot auf sich? Wir sind Verwandte, Linhard unser Sippenoberhaupt schätzt Euch. Nun ich gebe zu, ich konnte mich nicht an Euch erinnern, geschweige denn wie Ihr ausseht, was mein Fehler war. Man sollte seine Familie kennen. Aber ich war hier um das zu tun, wozu scheinbar keiner im Stande ist, Dunwolf zu töten um Anwolf zu retten. Ich hatte nicht vor Euch anzugreifen, wozu sollte ich Ciel? Verratet mir wo Anwolf ist«, bat Osmund.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Die Nekromantie unterliegt einer landesweiten Ächtung, einem vollständigen Verbot. Nekromanten haben umzuschulen, wobei sie finanzielle Unterstützung erhalten oder ihre Arbeit vollständig einzustellen. Lichs und Ghule haben das Land mit sofortiger Wirkung zu verlassen, ohne Ausnahme. Nekrotische Wesenheiten, wie Geister und Zombies, sind ebenfalls sofort zu entlassen. Anwolf ist in Sicherheit, Dunwolf weilt nicht länger in seinem Fleisch.«


    Ansgar von Hohenfelde
    Ansgar erhielt ebenso die Nachricht des Himmelsauges, erleichtert atmete er auf. So fertig wie er war wohl noch niemand mit der Nekromantie gewesen. Ans packte Boldi bei den Schultern und schaute ihn ernst an. »Dein Bruder ist über dem Berg, er hat es geschafft. Osmund hat ihm seine Energie zurückgegeben. Er ist wieder der Alte, bis auf die seelische Verletzung. Er ist wieder gesund, oder fast. Er muss sich nur von dem Schock des Lebensraubes erholen. Hörst Du Boldiszar? Es tut mir leid was ihm wiederfahren ist, ein Grund mehr für mich, die Nekromantie an den Nagel zu hängen. Ich glaube ich werde meinem Bruder folgen, was die Wege der Magie angeht. Retten scheint doch befriedigender zu sein als vernichten. Das habe ich ebenso schmerzlich gelernt. Hätte ich Daves Fähigkeiten, statt meine... nun ich hätte Deinem Bruder helfen können. Zukünftig, werde ich es. Boldi Dein Bruder lebt, er ist in Sicherheit«, sagte Ansgar glücklich.


    Boldiszàr
    Boldiszàr drehte sich herum und umarmte Ansgar wortlos. Er drückte ihn lange und fest. Er kannte den Mann nicht, aber er war derjenige, der ihm gesagt hatte, dass sein Bruder leben würde - gesund. Dann trat er von ihm zurück und nickte knapp. »Verstanden.«


    Osmund von Wigberg
    Osmund strich sich übers Kinn und dachte einen Moment lang nach. »Nun ich bin weder in der Lage noch Willens umzuschulen. Ich habe vor langer Zeit einen Weg ohne Wiederkehr eingeschlagen. Der Nekromantie entsagen, heißt für mich sterben. Und ich wählte die Nekromantie um genau das zu verhindern. Es ist ein einsamer Weg, denn man ernährt sich ab einem gewissen Punkt ständig, permanent von der Umgebung, von seinen Mitmenschen, gut wie schlecht, verwandt oder fremd. Darum leben wir allein. Einige ertragen die Isoaltion nicht, sie wählten den falschen Weg, aber fürchten die Abwahl. Für mich hingegen war es der richtige Weg, ich war schon immer ein Eigenbrödler, ein Eremit... Ich sage Euch dies um Euch mitzuteilen, dass ich Euer Gesetz respektierte, da ich Euch respektiere. Ihr wart bereit alles zu tun um mich aufzuhalten, dass erkenne ich an. Folglich auch Eure Order. Ich werde Euer Land verlassen und nach Naridien zurückkehren. Damit denke ich können wir beide leben oder? Wie steht es mit Besuch? Dürfte ich meine Verwandten hier besuchen, oder haben diese mich zu besuchen?«, fragte Osmund.


    Ansgar von Hohenfelde
    Ansgar umarmte Boldiszar ebenso und hielt ihn fest. Nachdem was er gesehen hatte, benötigte der Mann einen körperlichen Halt. Die erlösende Nachricht musste erst einmal in Ruhe sein Herz erreichen. »Schön, eine bessere Nachricht konnte Jules nicht übermitteln. Geh zu Deinem Freund, er guckt die ganze Zeit schon etwas giftig«, grinste Ansgar und gab Boldi frei.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Sie dürfen das Land nicht mehr betreten, da Sie, wie Sie richtig sagen, die Energie der Lebenden aufnehmen. Das ist nicht vereinbar mit dem Schutzauftrag der Krone für die Bevölkerung. Ihre Familie darf Sie in Naridien besuchen kommen. Ich freue mich, dass Sie einsichtig sind.«


    Boldiszàr
    Damit Silvano gar nicht erst auf falsche Gedanken kam, trat Boldiszàr entschlossen auf ihn zu, packte ihn an den Eiern und zerrte ihn an sich heran. Er umarmte ihn und küsste ihn so tief mit der Zunge, dass Silvano einen Moment keine Luft bekam. »Belly ist wieder gesund«, erklärte Boldiszàr anschließend mit klatschnassem Mund. »Der Lich hat sein Leben zurückfließen lassen!«


    Osmund von Wigberg
    »Ich bin nur alt nicht blöde«, schmunzelte Osmund. »Wir beide haben unseren Standpunkt klar gemacht und hatten sogar den gleichen. Der Angriff beruhte auf einem Missverständnis. Sagt mir wo sich Anwolf befindet. Danach reise ich ab und werde Euch von meiner Heimat aus kontaktieren. Als Beweis meiner Aufrichtigkeit. Ihr seid Euch bewusst wem Ihr Euch stellt?«, fragte Osmund und die Frage klang ehrlich besorgt.


    Silvano de Mancini
    Silvano grunzte erschrocken auf, als Boldi ihm genau in die Juwelen griff und ihn daran zu sich zerrte, keine Sekunde später wurde er so geküsst, dass ihm tatsächlich die Luft wegblieb. Er schlang Boldi die Arme um den Hals, presste sich an ihn und küsste ihn voller inniger Leidenschaft mit. Dass was er zu erzählen hatte, krönte das Ganze. »Perfekt«, hauchte er ihm ins Ohr und wischte Boldi den Mund sauber.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich sagte doch, dass Anwolf in Sicherheit ist«, wiederholte Ciel. »Wir haben Dun-Haru-Mar bereits Auge in Auge gegenübergestanden und ihn gezwungen, zwei seiner Persönlichkeiten zu absorbieren. Es ist nurmehr bloß noch Dunwolf und den kriegen wir auch noch klein. Wir müssen!«


    Osmund von Wigberg
    »Ja dass müsst Ihr wahrhaftig, denn von den Dreien war er der mächtigste Magier. Sagt Marcella wo sich Anwolf befindet, sie ist seine Freundin und hatte große Sorge um ihn. Deal für meine Familie - ich stehe Euch gegen ihn bei, sprich gegen Dunwolf«, bot Osmund an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel winkte ab. »Nein, es muss ohne Sie gehen. Sie werden uns weiter schwächen, allein durch Ihre Anwesenheit. Dennoch danke ich Ihnen für das Angebot. Ich werde weder Marcella noch Ihnen mitteilen, wo Anwolf sich befindet. Sie muss einfach akzeptieren, dass er auf dem Wege der Besserung ist. Er wird sich von sich aus zeitnah bei seiner Familie melden.«


    Osmund von Wigberg
    »Dem kann ich nicht widersprechen, aber ich hätte Euch auch anders unterstützt. Allerdings verstehe ich Eure Vorbehalte. Ich wünsche Euch viel Glück, denn glaubt mir Ihr werdet es benötigen. Dass was Dunwolf einigen meiner Sippe antat ist unverzeihlich. Ich mag kein unbeschriebenes Blatt sein, ebensowenig wie Ihr, aber dass war jenseits aller Vorstellungskraft. Glaubt es oder lasst es, mein Segen mit Euch, alles Gute für Euch«, sagte der alte Nekromant. Er stand auf, klopfte sich die Robe sauber, nickte Ciel noch einmal zu und machte sich auf den Weg.

  • Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel sah dem alten Nekromant und seiner Begleiterin nach. Er war erleichtert, dass er sich endlich entfernte. Auf den Schreck musste er sich erst einmal setzen. »Schwager«, rief er.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard gesellte sich sofort zu Ciel und hockte sich neben ihn. »Alles in Ordnung?«, fragte er fürsorglich und drückte ihn an sich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Gib mir zwei Minuten«, jammerte Ciel, nun gar nicht mehr zickig und drückte sich an Linhard. »Wir sind schon an Osmund gescheitert ... wie sollen wir nur Dunwolf besiegen! Es ist Irrsinn, ich werde uns alle in den Tod führen.«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard kraulte Ciel den Nacken und grübelte über die scheinbar nicht zu bewältigende Aufgabe nach. »Nicht mit Magie Bruder... sondern wie ein Hohenfelde... mit List! Wir müssen das Spiel spielen«, grinste Lin diabolisch. »Ein letztes Mal, ein letzter Akt. Er hat es erfunden und es wird ihn beerdigen«, sagte Lin gut gelaunt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du meinst, wir gaukeln ihm eine Kapitulation vor? Oder ein Bündnis?« Ciel dachte scharf nach, während er sich kraulen ließ. »Und dann? Er kann einfach einen neuen Körper besetzen, wenn wir ihn töten ... wobei, Brandur wollte ihn in eine Flasche sperren. Das ist vollkommen lächerlich! Dieses Urmonster in ein ordinäres Geschirr füllen zu wollen! Das war einer seiner unlustigen Nekromantenwitze oder er tickt nicht mehr richtig.«


    Linhard von Hohenfelde
    »Na na na, nicht so über den Papa reden. Was wir ihm vorgaukeln und wie, müssen wir uns noch überlegen. Aber so ein Messingfläschchen wie ein Flachmann dürfte doch für so einen Urlich auch kein schöner Wohnort sein oder? Er muss diesen Körper verlassen und wir sperren ihn ein. Wie wir ihn dann entsorgen, können wir uns immer noch überlegen, Hauptsache wir haben den Geist erstmal in der Falsche Ciel. Was meinst Du?«, sagte Lin und massierte Ciel etwas fester, damit er sich nicht verspannte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Lin, wir haben ein weiteres Problem«, jammerte Ciel weiter. Ganz leise sagte er: »Wir können Parcival nicht vertrauen. Darum werden wir ... Dunwolf vermutlich keinem Seelenbrand aussetzen können.«


    Linhard von Hohenfelde
    »Parcival ist ein Geistmagier. Welchen Rang haben die normalen Himmelsaugen? Sie sind doch Kampfmagier. Welchen Rang hat Parcival? Ansonsten macht das einer von uns. Dave, Veyd, Wolfgang, Paps vielleicht? Sie sind mächtig und fähig. Was hat Parcival getan? Ich stehe Dir bei, Du weißt wir haben uns oft in den Köpfen gehabt, aber wir sind eins geworden im Tal, als wahre Freunde und Schwager. Und nach all dem werden wir allein eine Woche im Tal Urlaub machen. Und Du musst überleben, falls es eine sie wird wird sie Cieleste heißen. Du möchtest den Wurm doch kennenlernen«, flüsterte Lin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Eine Woche Urlaub ... ich weiß gar nicht mehr, wie Urlaub geschrieben wird! Das wäre fabelhaft ... nur wir zwei. Ganz allein. Ich möchte die kleine Cielestine nicht nur kennenlernen, ich möchte sie im Arm halten. Ich hatte noch nie ein Baby im Arm. Lin, ich war so unsagbar traurig, dass es nicht von mir war, aber es hat uns allen viel Ärger erspart. Meine Frau ist inzwischen vermutlich von Nathan dem Triebigen oder von Remy dem nicht minder Triebigen schwanger. Aber ich habe meinen Ferrau. Schade, dass er nicht schwanger werden kann, das bedaure ich wirklich. Parcival steht im Verdacht des Hochverrats. Noch ist nichts bewiesen, drum behalte es auf jeden Fall für dich. Ich vermute, er hat meinen Onkel und meinen Großvater auf dem Gewissen. Neben zahllosen anderen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die er im Namen der Krone verübte. Du hast keine Begriffe, wie sehr ich mich dafür schäme ... ich möchte das wieder geradebiegen. Parcival hat den fünften Magiergrad inne, er ist ein Erzmagier. Die Himmelsaugen erreichen sonst nur Grad 3, da sie Kampfmagier sind.«


    Linhard von Hohenfelde
    »Doch ich weiß wie Du Dich fühlst, denk mal daran wie Dunwolf mit Nachnamen heißt - von Hohenfelde. Und was er alles tat, zu was er andere missbrauchte. Seine hochgezüchteten Geschöpfe, seine eigenen Verwandten, was er sie alles tun ließ, wozu er sie anstiftete, wie weit er sie brachte. Massenschändungen im eigenen Haus, Mord, Totschlag, Verstümmelung, Hass, Intrigen und für was? Ein ewiges Theaterstück für einen Stubenhocker! Ich schweige - ein altes Sprichwort von uns Ciel. Ein Hohenfelde lernt bereits dann zu schweigen, wenn die anderen gerade erst das Sprechen lernen. Ich kann sogar den ganzen Tag reden, ohne dabei etwas zu sagen. Das verwechseln viele. Ich weiß wie Intrige funktioniert. Und je älter ein Hohenfelde ist, je mehr Ahnung hat er davon. Wenn Parcival meint, er ist clever, wird er sehr bald lernen, wozu wir in der Lage sind. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass sich unsere Wege kreuzten, denn damit machen wir ihm einen Strich durch die Rechnung. Du wirst das Würmchen in den Armen halten und Du darfst es jederzeit halten, beschmusen, was auch immer. Du wirst ein guter Onkel sein. Ich habe Angst um Verrill und um Dich Ciel. Wir müssen aufeinander Acht geben, hörst Du?«


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wir geben aufeinander Acht, Lin, Schwager, Freund ... wir werden nicht zulassen, dass unseren Familien noch weitere von unsere Liebsten entrissen werden. Nur wie ... wie! Ich wuchs in einer Familie auf, in der man stets aufrichtig und liebevoll miteinander umging. Nun ist es an der Zeit, auch als Souvagne zu lernen, einen anderen Pfad zu beschreiten, um die Familie zu schützen. Lehre mich die Kunst deiner Familie ... lehre mich den Dunklen Pfad, Lin.«


    Linhard von Hohenfelde
    Lin legte Ciel einen Arm um die Schulter und zog ihn zu sich. »Man muss beide Pfade beschreiten können. Man muss im Hellen wandeln, aber wenn es Zeit ist alles zu verteidigen, wenn alles auf dem Spiel steht, dann ist die Wahl der Waffen die wichtigste Wahl. Du musst die tödlichste Waffe auspacken, denn Du weißt nicht ob dies Deine einzige Chance ist, die Du haben wirst. Und die tödlichste Waffe ist Dein Verstand. Das Leben, der Alltag ist voller Dinge die harmlos wirken, aber in den richtigen Händen Mordwerkzeuge werden. Du musst Deine Augen schulen. Einmal gelernt, wirst Du sie immer sehen, die Möglichkeiten, immer und allgegenwärtig vorhanden, nur nutzt Du sie nicht. Und gleich wie mächtig wer ist, er hat immer eine Schwachstelle. Teste jeden systematisch auf Schwachstellen. Suche danach, wie ein menschlicher Panzerbrecher. Ich würde sagen die größten Schwachstellen von Dunwolf ist seine Arroganz, er hält sich für einen Gott. Die zweite ist seine Gier und die dritte seine Sucht nach Belustigung. Daraus müssen wir was für ihn zaubern«, erklärte Lin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hörte aufmerksam zu. »Schwachstellen ... er mag charakterliche Schwächen haben, aber er hat keine Körperlichen! Ohne Parcival sind wir aufgeschmissen ... ich würde dem Mann so gern vertrauen, vielleicht würde er uns sogar wirklich helfen. Aber ich will mich nicht darauf verlassen. Wie kriegen wir den Mistkerl nur in eine Flasche? Reicht die Macht eines Hexenmeisters dazu aus?«


    Linhard von Hohenfelde
    »Er hat körperliche Schwachstellen, denk doch mal nach. Du sagst es selbst... körperliche Schachstellen. Die Schwachstelle ist, er hat keine, fast. Die Schwachstelle ist er hat keinen Körper. Was passiert wenn wir ihn lange genug vor uns hertreiben, ohne dass er sich wo einnisten kann? Oder was passiert, wenn sein neuer Körper zur Flasche wird? Wenn wir ihm ein Messinghalsband umlegen und ihn in ein Loch werfen? Na er kann nicht mehr raus und dann ist er dort gefangen«, grinste Lin.


    Ciel Felicien de Souvagne • Gestern, 22:23
    »Seinen Körper blockieren, das ist die Idee«, rief Ciel und kniff Linhard vor Aufregung in die Flanke. »Wir können auch seinen jetzigen Körper mit Messing blockieren! Isst er etwas? Wenn ja, man kann sein Essen mit Messing anreichern! Wir Bluthexer folgen auch einer speziellen Diät, um unser Blut magisch anzureichern - warum sollte nicht das Gegenteil der Fall sein können?«


    Linhard von Hohenfelde
    »Du meinst ihn völlig lahmlegen? Na bitte, Du denkst wie ein Hohenfelde. Ihn innerlich und äußerlich kalt stellen. Dann wäre er in seinem schönen neuen Tempel gefangen. Und dann was? Er ist nichts weiter als eine normale Person ohne seine Magie«, grinste Lin breit.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Arbogast muss das für uns tun! Wir brauchen sofort einen alchemistischen Messingtrank. Alexandre kann das für uns organisieren oder anrühren! Und unser Spitzel Arbogast muss Dunwolf irgendwie überzeugen, das zu sich zu nehmen oder ihm heimlich ins Essen geben. Das würde uns schon viel Arbeit abnehmen.«


    Linhard von Hohenfelde
    »Wenn er wirklich einer von uns ist und das ist Dunwolf garantiert, hat er wieder jeder von uns eine Schwäche... Süßkram. Frag nicht warum, aber wir stehen drauf. Vielleicht hat es einen Grund, vielleicht auch einfach der Zucker den man blitzartig im Kampf umsetzen kann. Aber so einer schönen Schokolade oder einem lecker Küchlein wird er nur mit Mühe widerstehen können. Und normal müssen wir das nicht, sprich genug Bewegung, passt so ein Leckerli mal. Ich würde das Zeug überall reinkippen, was süß ist, sogar in den Morgenkaffee«, kicherte Lin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Dann machen wir das, er wird noch einige Tage bis hierher brauchen, nehme ich an. Massimo berichtete, er wurde zuletzt in Goldwasser gesehen. Dort rasten die Beißer wohl, zumindest das, was noch von ihnen übrig ist und nicht aufgefressen wurde. Ein Vogel muss ihm die Substanz bringen!«


    Linhard von Hohenfelde
    »Gute Idee! Aber es muss ein unauffälliges Tier sein. Nicht so ein großer Raubvogel. So ein Spatz oder so etwas. Ein Tierchen, dass oft vorbei kommen kann. So kann immer wieder Nachschub geliefert werden und Arbo muss nicht zuviel von dem Stoff mit sich herumtragen. Sonst fliegt er vielleicht auf Ciel«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ein Spatz kann nichts tragen und zu häufiger Vogelbesuch fällt sicher auch auf. Arbogast roch nach einem Alkoholiker, er wird einfach einen damit befüllten Flachmann bekommen. Da schöpft niemand verdacht.«


    Linhard von Hohenfelde
    »Na hoffentlich säuft er das Goldwasser dann nicht selbst«, grinste Lin. »Gut Spaß beiseite, da hast Du Recht. Also eine Taube? Die können was tragen. Wenn versehentlich ein Adler in der Nähe landet, ist das schon ein Hingucker. Tauben gibt es überall«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Kann eine Taube einen Flachmann tragen? Es müsste eine große Taube sein, eine Ringeltaube. Warum sitzen wir hier noch rum? Jules ist nicht hier, ich werde Parcival beauftragen!« Ciel winkte einen Gardisten heran und schickte ihn los, um das Himmelsauge zu holen.


    Linhard von Hohenfelde
    Lin grübelte nach und schmunzelte Ciel an. »Souvagner sind das Volk, die Vögel in sämtlichen Formen, Farben und Größen lieben. Wenn einer so eine Taube hat, dann Ihr Ciel. Nebenbei, ich möchte gerne mehr als nur Drachenhühner züchten. Ich habe in die Bücher geschaut. Es gibt noch weitere Großvögel und auch Laufvögel. Als Ersatz oder Zusatz für das Pferd. Meinst Du so eine Zucht hat Erfolg? Ich stelle mir das so als Trio vor, was ich züchte. Aushängeschild meine Drachenhühner. Das erste aus eigenem Schlupf gehört Dir«, sagte Lin stolz.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel massierte sich die Nasenwurzel. »Wir besprechen gerade die Taktik, um einen Ur-Lich zu beseitigen. Wir werden vermutlich alle sterben, wenn Chirags Prophezeiung korrekt ist. Und du denkst an - HÜHNER. Lin, züchte, was du willst! Es ist deine Zucht, die Planung obliegt dir. Über ein eigenes Drachenhuhn würde ich mich freuen, aber erst einmal müssen wir überleben!«


    Linhard von Hohenfelde
    Lin lachte und massierte Ciel den Kopf und den Nacken. »Nein mache ich nicht, denn wenn man das Danach plant, kann mit dem Plan nichts schief gehen, verstehst Du? Das bringt Glück. Du wirst überleben, weil Du ja Dein Huhn reiten wirst. Weil Du unser Baby kuscheln wirst, weil Du sie füttern wirst, weil Du Ferrau lieben wirst, Du kannst gar nicht gehen. Was davon hat denn Dunwolf? Nichts, also siegen wir«, sagte Lin felsenfest überzeugt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wir siegen«, wiederholte Ciel fest, dann schnurrte er und rollte sich bei Linhard ein. »Ich brauch eine Pause.«


    Linhard von Hohenfelde
    »Gönne sie Dir hier, soll ich Dich massieren?«, bot Lin an, ihm selbst hatte es von Ciel auch sehr gut getan.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja, bitte, Schwager.« Ciel machte es sich noch bequemer und schloss die Augen.


    Linhard von Hohenfelde
    Lin hockte sich hinter Ciel und drückte dessen Kopf sanft auf die Brust. Er strich ihm vom Nacken zwischen die Schulterblätter und tiefer und wieder zurück, damit er sich an die Massage und Berührung gewöhnte. Sanft fing er an Ciel zu massieren, um es so entspannend wie möglich zu machen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schlang die Arme um die Knie und hielt ganz still. Linhard hatte wunderbar starke Hände, die selbst duch die Panzerplatte hindurch kamen, die seine chronisch verspannte Muskulatur bildete. Eine kleine Oase der Menschlichkeit inmitten des Kampfes. »Es tut gut«, sagte er leise.


    Linhard von Hohenfelde
    »Ich habe die Zeit im Tal auch genossen, jetzt bist Du dran. Entspann Dich. Du benötigst dass, Du brauchst einen klaren Kopf Ciel. Wir haben uns geschworen, Magie und Schwert gegen Dunwolf. Du hattest ihn schon auf den Knien, Du hattest ihn soweit seine Jahrhunderte alten Freunde fressen zu müssen, jetzt musst Du ihn nur noch in den Abgrund stoßen«, flüsterte Lin ihm liebevoll zu.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Freunde? Die waren nichts als sein Proviant. So wie der arme Patrice Proviant war. Hast du das mitbekommen? Einer der Gardisten ist Robere hinterhergeritten und wurde prompt von den Beißern verzehrt. Und Nathan ist dort! Ich vergehe vor Sorge. Ich hoffe, wir können Dunwolf vernichten oder zumindest unschädlich machen, ohne dass es zu weiteren Opfern kommt.« Er lehnte sich Linhards Händen entgegen und genoss die Berührung.


    Linhard von Hohenfelde
    »Nun dann sage ich Weggefährten bis er sie verspeisen musste. Du hast ihn dazu gezwungen, dass wird ihm nicht gefallen haben. Sie waren eine Einheit die vieles abgedeckt hat, nun hat er nur noch seine eigenen Fähigkeiten. Mächtige zwar, aber trotzdem nur eine Sparte«, flüsterte Lin und knetete fester, damit Ciel sich fallenlassen konnte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ließ sich fallen. Er ließ sich massieren, bis er so entspannt war, dass er schlafen konnte. Sie brauchten ihre Kräfte. Zuvor informierte er noch Parcival über den Auftrag mit der Ringeltaube. Dann breitete er seinen Mantel aus, rief seinen Leibdiener und rollte sich zusammen mit Ferrau ein, so dass sie sich gegenseitig wärmen konnten.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau kam herbei geeilt und schmiegte sich fest an seinen Schatz. Mit eingemummelt nahm er ihn fest in die Arme und drückte ihn an sich. Kaum eingewickelt schlief Ciel auch schon ein. Ferrau hielt ihn, wie ein riesiges Baby und streichelte ihn sanft im Schlaf. Wenn er auch nicht viel zum Sieg beitragen konnte, aber etwas schon.

  • Marcella

    war Osmund gefolgt. Ihr Weg war weit. Endlich kamen sie an eine alte Ruine an. Eine Gruppe war schon da und lauerte. Auf einmal spürte sie eine Macht, die schlimmer war als die Kälte von dem Geist auf Daves Hochzeit. Diese Macht war riesig und sie fürchtete sich. Bis sie bemerkte, dass Osmund diese Macht ausstrahlte. Die anderen waren eine kleine Armee und lungerten an der Ruine herum. Osmund fürchtete sich nicht. Dass musste der auch nicht, bei seine Macht. Marcella blieb zurück und hielt Abstand. Osmund sprach mit der Gruppe aber die wurden gleich frech.
    Er wollte wissen wer die sind, aber keiner wollte antworten. Sie waren hergekommen um Anwolf zu retten. Ein kleiner Mann ungefähr ihr Alter meckerte Osmund an. Er schwatzte los dass er der Prinz wäre. Marcella staunte nicht schlecht. Er war jung und hatte kein Haar mehr auf dem Kopf. Und er sah runtergekommen aus im Gesicht. Das war ein Prinz. Was war mit dem los, dass der so aussah. Ihre Gedanken wirbelten in ihrem Kopf herum. Der Prinz befahl einen seiner Wächter Osmund anzugreifen. Marci wollte Osmund eine Warnung zurufen, aber den kratzte das nicht.
    Marcella war so nervös, dass ihre Handflächen schwitzten, als der widerliche Krieger näher rückte um Osmund zu erschlagen. Der Krieger wurde immer langsamer. Marci dachte erst, sie guckt nicht richtig. Aber der Mann alterte und zwar ganz schnell. Jeden Schritt den der Krieger näher kam wurde er älter. Bald war der so alt, dass er sich nicht auf den Beinen halten konnte. Osmund lächelte. Ein anderer Krieger kam angelaufen und nahm den ersten verschumpelten schnell mit. Marcella starrte mit offenen Mund Osmund an. Was für eine Macht. Das er keine Angst haben musste war klar.
    Der Prinz ohne Haare regte sich schrecklich auf und bedrohte Osmund mit dem Rauswurf aus dem Land. Dann sollte der mal kommen. Osmund blieb ruhig. Dann mischte sich Brandur ein und schwatzte los. Marci hatte gewusst, dass sie dem nicht vertrauen durfte. Seltsam jung war der wieder, da stimmte doch was nicht. Und Linhard war auch da. Das gefiel ihr nicht. Was hatten die mit Anwolf gemacht? Osmund hatte weiter geschwatzt und Marci hatte verpasst worum es ging. Auf einmal marschierte Osmund davon und sie blieb zurück.
    Der Prinz gab den Befehl auf Osmund zu scheissen. Und die Armbrüste schossen los. Marcella warf sich schnell zu Boden. Sie weinte vor Angst und biss in ihre Hand. Damit sie kein Geräusch machte. Der Prinz war verrückt wie Brandur und Linhard. Warum wollte er sie ermorden? Den interessierte gar nicht, ob sie getroffen werden konnte. Sie schaute hinter den Felsen auf. Osmund war nicht getroffen worden. Er hatte sie nicht beschützt, er war einfach weggegangen. Marci schaute ihm verletzt hinterher. Er hockte sich auf einen Felsen, als ein Adliger angeschlichen kam. Marci duckte sich hinter einen Felsen. Sie konnte nicht hören, was sie redeten. Aber sie sah die Waffe in der Hand von den Adligen. Ein Enterhaken. Sein Gesicht war entstellt und er war grauenvoll geschminkt wie ein Geist mit blutigen Lippen. Marcella hatte Angst vor ihm. Osmund nicht. Der konnte den Adligen aufsaugen zur Verteidigung. Marcella wimmerte vor Angst. Sie wollte das der Adlige verschwand mit dem schrecklichen Haken. Und Osmund konnte er gleich mitnehmen. Er hatte auf sie gespuckt.
    Marcella wischte ihre schwitzigen Hände an der Robe ab. Wäre sie mal besser allein losgezogen um Wolfi zu retten. Jetzt war es zu spät. Der Adlige verschwand endlich. Dafür kam der haarlose Prinz und redete mit Osmund. Der Prinz war noch schrecklicher als der Adlige. Sein Gesicht war zeitgleich jung und alt. Sein Kopf sah aus wie die gerupften Gänse von Zuhause. Mit dem stimmte doch was nicht. Sie redeten und Osmund wollte wissen, wo Anwolf war. Sein erster guter Einfall. Aber der Prinz rückte keine Info raus. Auch nicht für sie, obwohl sie Wolfis Freundin war.
    Marcella versteckte sich wieder hinter den Felsen. Sie wollte sich abtasten, ob sie von eine Armbrust getroffen war. Sie hatte soviel Angst, dass sie gar nichts mehr spürte. Der Prinz sagte nicht wo Wolfi war, er wollte es keinem verraten. Marci wusste warum. Brandur hatte Wolfi aufgesaugt und jetzt war er wieder jung. Sollten Osmund und der Prinz schwatzen, sie wollte nur noch hier weg. Die ganzen verrückten und schreckichen Leute machten ihr Angst. Sie wollte zurück in die Schreibstube von Dave. Sie kroch durch die Gebüsche davon. Als sie weit genug weg war, rannte sie los und kämpfte nicht zu weinen.

  • Aufdeckung der Altlasten



    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Während man Bellamy zurück zum großherzoglichen Palast gebracht hatte um ihm dort medizinisch und magisch bestmöglich versorgen zu können, brach der Duc gemeinsam mit Davard von Hohenfelde und Kariakin zu seinem Sohn auf. Der gewaltige Greif benötigte nicht lange, bis er die alte Ruine der Familie Dupont erreicht hatte. Das große Geschöpf landete etwas abseits, um niemanden zu verletzen. Dave und Maximilien gingen Ciel entgegen. Als der Duc mit seinem Begleiter zu ihnen trat, verneigten sich die Streiter vor Ort. Max nickte knapp, als Zeichen dass sich seine Untertanen erheben durften. "Wir haben von den besonderen Umständen vor Ort gehört, was genau ist geschehen Ciel?", fragte Max. Entgegen seiner sonstigen Art, war er nicht in Hofkleidung oder gar im Ornat gekleidet, sondern Ciels Vater war gerüstet. So hatte er ihn bis jetzt noch nicht gesehen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel verneigte sich vor seinem Vater. Der junge Prince trug während dieses Einsatzes weder Perücke noch Schminke, so dass man das Ausmaß der Zerstörung sah, was der Lich angerichtet hatte. Dennoch wirkte er entschlossen. »Vater. Wir wurden von Osmund von Wigberg angegriffen, einem jener beiden Lichs, die Souvagne verlassen sollten, es aber nicht getan haben. Wir haben uns erneut als erschreckend machtlos erwiesen. Linhard und ich überlegen gerade, wie wir einem Ur-Lich wie Dunwolf beikommen sollen, wenn wir nicht einmal einen gewöhnlichen Lich etwas entgegenzusetzen haben. Aber es geht noch weiter. Vater, bitte gehen wir ein Stück beiseite.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Berichte uns was geschehen ist, wir haben für unser Problem eine Lösung. Sprechen wir privat Sohn", sagte Maximilien freundlich und nahm seinen Sohn allein mit sich zur Seite. "Erzähl mir von Deinen Bedenken, berichte was geschah Ciel. Ich habe Dir ebenfalls etwas zu berichten, wir gleichen unsere Informationen ab. Und erinnere mich daran, dass ich Euch Jungs über alles informiere, sobald wir gemeinsam Zuhause sind, mit alles meine ich alles. Du wirst gleich verstehen warum. Nebenbei Du siehst geschunden aus Ciel, allein dafür wird der Lich schon bezahlen. Niemand greift meine Kinder an", sagte Max und man sah ihm an, dass er jedes Wort, jede Silbe genauso meinte. Max strich Ciel behutsam mit der gepanzerten Hand über den Kopf, so dass die Geste trotz des Handschuhs liebevoll war.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel wirkte für einen Augenblick unter dem klobigen Handschuh wie ein Jugendlicher, ein Junge, der sich einfach nur freute, dass sein Papa zu ihm gekommen war, als er ihn dringend benötigte. Er guckte ihn liebevoll an. »Danke, dass du da bist ... aber es ist sicherer, wenn du nach unserem Gespräch wieder abreist. Du siehst, wozu das Monster fähig ist und es hat gefährliche Unterstützer. Die Beißer haben sich als noch skrupelloser erwiesen, als wir dachten, sie haben einen der Gardisten aufgefressen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Wer soll gefressen worden sein Ciel? Nun dann ich zuerst. Höre zu, Dir sind Magier bekannt, Dir sind all jene bekannt, die nicht über die Gabe verfügen. Das sind die ganz normalen Souvagner wie ich. Und es gibt auch das Gegenteil der Gabe, sprich es gibt Menschen, Personen, auf die Magie keinen Einfluss nehmen kann. Sie perlt an ihnen wirkungslos ab. Kein Geistmagier kann diese Person beeinflussen, aufspüren, manipulieren. Aber auch kein Heilmagier kann diese Personen heilen oder Du könntest keinen von ihnen retten. Kein Nekromant kann sie abzapfen, der Volksmund der sie kennt, wenn er sie kennt nennt sie einfach Stumpfe. Wir nennen ihn den Orden des stählernen Lotus - wer wacht über die Wächter? Sprich wer wacht über die Himmelsaugen? Der stählerne Lotus, soweit es ihm möglich ist. Denn sie unterlaufen deren Blick, kein Himmelsauge kann sie erblicken. Sie agieren allein, stets unter fremder Identität. Sie sind überall, wenige aber da. Jeder am Hofe könnte einer sein. Eine Gruppe Lotusse ist hierher unterwegs. Sie werden den Lich von den Sterblichen separieren und ihn per Messing in seinem Körper einsperren. Dann werden ihm die Himmelsaugen seine Seele verbrennen. Kurzum, dass was er fressender Weise mit anderen tat, werden die Himmelsaugen im Kampfverband des kompletten Ordens mit diesem Ur-Lich tun, wir äschern ihn seelisch ein - er bekommt seinen ganz privaten Scheiterhaufen. So wehrlos sind wir nicht Ciel. Und all solche Dinge, Orden die sich untereinander nicht bekannt sind und so weiter, Dinge der absoluten Geheimhaltung weiß nur der Duc und sein Nachfolger. All das wusste ich bei Amtsübernahme nicht und musste es langwierig lernen durch die verschlüsselten Infos und Geheimnisträger. Aus diesem Grund werde ich Euch alle informieren. Euch soll es nicht wie mir gehen. Nicht nur das Monster hat Fähigkeiten mein Kleiner", flüsterte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Papa, du darfst mir solche Geheimnisse nicht verraten«, flehte Ciel. »Denn ich bin keineswegs immun gegen magische Beeinflussung! Der Orden des Stählernen Lotus wird uns hoffentlich eine große Hilfe sein. Wen die Beißer gefressen haben, habe ich vergessen, ich kenne nicht die Namen aller Leibgardisten. Der Lich wird also von uns in die Zange genommen - denn er wird bereits systematisch mit Messing vergiftet! Wir haben unserem Kontaktmann einen alchemistischen Messingtrank zukommen lassen, den er der physischen Nahrung von Dunwolf beimischen soll, damit sein Körper sich damit anreichert. Was die Himmelsaugen anbelangt, wollte ich noch mit dir sprechen. Folgendes. Jules hat Silvano de Mancinis, Bellamys und Boldiszàrs gelöschte Erinnerung rekonstruiert. Ich weiß, dass ich mich damit weit aus dem Fenster gelehnt habe, da die Löschung damals dem Befehl der Krone entsprang. Aber du hast mir absolute Befehlsgewalt eingeräumt und dies war einer der ersten Schritte, die ich einleitete. Warum tat ich dies? Zum einen, um ihnen einen Gefallen zu erweisen. Zum anderen, weil sich ein Verdacht bestätigte ... Papa, Parcival ist womöglich nicht vertrauenswürdig. Wir können uns in dem entscheidenden Moment vielleicht nicht auf ihn verlassen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien legte Ciel einen Arm um die Schulter und zog ihn noch ein Stück weiter mit sich. "Ich vertraue Deinem Urteil völlig, sonst hätte ich Dir nicht eine solche Machtbefugnis eingeräumt. Ich muss zugeben, ich weiß nicht einmal ob das die Order von meinem Vater war, sprich die Erinnerung der Kinder zu löschen. Soweit ich weiß, existieren keine Aufzeichnungen darüber wie mit den Kinder zu verfahren war oder verfahren wurde. Ich kann mich auch irren, aber ich werde in den Archiven nachsehen, oder Verrill fragen. Er müsste wissen, ob es einen konkreten Befehl oder Erlass diesbezüglich gegeben hat. Oder, und hier wird die Sache heikel, ob Parcival dort einen Alleingang durchgeführt hat. Auf der anderen Seite, weshalb sollte er dies tun? Was hat er davon, dass er den Kindern der Agenten schadete? Gut möglicherweise Hass auf die Väter, aber nur in extremen Ausnahmefällen wird Sippenhaft angeordnet. Was hast Du herausgefunden bezüglich der drei Agentenkinder? Wir hatten uns dahingehend schon abgesprochen. Du warst für die Offenbarung und es scheint sich nicht nur bewahrheitet zu haben, sondern Du hast noch wesentlich tiefer gegraben ohne es zu wissen. Also worauf bist Du gestoßen? Sollte Parcival nicht vertrauenswürdig sein, wird er ersetzt. Benenne mir eine Person Deines Vertrauens Ciel", bat Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Von den Himmelsaugen genießt Jules mein uneingeschränktes Vertrauen. Aber er steht in seinen Fähigkeiten weit hinter Parcival zurück. Ich weiß nicht, ob es klug wäre, ausgerechnet jetzt offen an Parcival zu zweifeln. Wir sollten vielleicht abwarten, bis der Kampf vorüber ist, uns aber nicht zu sehr auf ihn stützen. Jules war, wie gesagt, derjenige, der die Erinnerungen rekonstruierte. Ich war in dieser Zeit mit ihnen verbunden, so dass ich alles sah, was sie sahen. Unter anderem sah ich den jungen Parcival, der mit erschreckendem Hass gegen die Kinder vorging. Er schlug und misshandelte sie bis zur Bewusstlosigkeit. Silvano de Mancni versuchte er gar zu erschlagen! Das ganze Vorgehen war, selbst wenn staatlich angeordnet, höchst unprofessionell. Die Mütter wurden vor den Augen ihrer Kinder regelrecht abgeschlachtet, anstatt sie sauber zu exekutieren.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max dachte angestrengt darüber nach und musterte seinen Sohn ernst. "Gnade sieht anders aus Ciel, das klingt nach einem persönlichen Rachefeldzug. Ich hatte selbst an Bellamy und Boldiszar für einen Moment gezweifelt. Vor allem als sich Boldiszar mit Chevalier de Mancini zusammentat. Aber die Konfrontation die Du gewünscht hast, hat die Wahrheit an die Oberfläche gespült. Und es war nicht einfach eine Wahrheit, sondern eine Aufklärung eines Missstandes. Selbst wenn Parcival dort in seinem Hass auf die Väter über die Stränge schlug bei den Müttern und Kindern, ist dies ein unverzeihlicher Fauxpas. Wie alt waren die Kinder zu diesem Zeitpunkt? Er war ein erwachsener Mann und ging wehrlose Kinder körperlich an! Es heißt sie sollten gesichert, gereinigt und in Heime verbracht werden. Weshalb sollte man sie foltern? Neutral gesehen und so war meine Sicht bis zum Zusammenschluss von Boldiszar und Mancini, sind Kinder unschuldig. Und deshalb begnadigte man sie. Nach dem Zusammenschluss von Boliszar und Mancini habe ich mich gefragt, was die beiden wissen, weshalb sie sich zusammen getan haben. Wir beide haben überlegt, Du kamst zur Entscheidung Konfrontation mit dem tatsächlichen Wissen und so handhabten wir es. Mittlerweile glaube ich nicht mehr daran, dass sich Boldiszar und Mancini zusammengeschlossen haben um uns zu schaden Ciel. Es scheint fast so, als hätte Ainuwar die beiden wieder zusammengeführt, damit sie ein Unrecht aufdecken und sich wiederfinden. Es ist doch mehr als seltsam oder? Das ein Gardist und ein Chevalier sich finden. Und ohne ihren Hintergrund zu kennen, waren Boldi und Belly stets absolut zuverlässig, vertrauenswürdig und verlässlich. Nebenbei Mancini war dies stets in seinem Beruf ebenso. Falls sich die beiden tatsächlich nahestehen ist ihnen meine Zustimmung gewiss. Allein schon dafür, was Parcival unrechtmäßig getan hat Ciel. Wie siehst Du die Sache? Ich würde auch sagen, lassen wir doch Parcival den Lich bekämpfen und dann nun... wechseln wir ihn aus, beziehungsweise ein Lotus wird ihm die reinigende Wirkung dieser wundervollen Blume demonstrieren", flüsterte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich scheue mich, ohne Näheres zu wissen, Parcivals Untergang zu planen. Trotz allem hat er der Krone über Jahrzehnte treu gedient, er hat mein Leben gerettet und - wenn auch sichtlich widerwillig - das von Bellamy. Bevor wir ihn zur Schlachtbank führen, möchte ich gern vorbehaltlos mit ihm sprechen. Und mit noch jemandem möchte ich sprechen ... Papa, ich spreche dies nur ungern aus, aber ich werde die Dienste eines Nekromanten in Anspruch nehmen. Und deinen alten Leibdiener Leon befragen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max zog fragend eine Augenbraue hoch. "Mit Leon? Langsam wieso mit Leon? Und ich dachte Du hättest herausgefunden, dass Parcival nicht vertrauenswürdig sei. Also ganz langsam ehe wir beide aneinander vorbei reden Ciel. Was weißt Du über Parcival, was nicht? Wenn nicht feststeht, dass er uns verraten hat, sondern "nur" als junger Mann total ausgerastet ist, wird die Strafe anders aussehen, als wenn er ein Verräter ist. Was ich gerade vermutete. Also bitte ganz mein Kleiner, Du verwirrst mich öfter. Wir können leider herrlich aneinander vorbeireden, aber diesmal dürfen wir das nicht. Du nicht, ich nicht. Und nun was möchtest Du Leon fragen? Ich würde alles dafür geben ihn noch einmal zu sehen, auf der anderen Seite schnürt sich mir das Herz zusammen, wenn ich daran denke ihn wiederzusehen..."


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich hatte eigentlich nicht geplant, dass du dabei sein wirst ... da ich weiß, wie wichtig er dir war und ich die alte Wunde nicht erneut aufreißen wollte. Wie es das Wesen der Nekromantie verlangt und unsere Gesetze, kann er nicht bleiben. Er würde ein zweites Mal für dich sterben. Nekromantie ist keine Bluthexerei. Sie heilt nicht, sie belebt nicht, sie erschafft nur den Traum vom Leben, der in Wahrheit nur ein weiteres Gewand des Todes trägt. Das würde ich dir gern ersparen, aber wenn du dabei sein möchtest, werde ich dich nicht aufhalten. Leon war zu dieser Zeit an deiner Seite und leider ist niemand mehr am Leben, der von damals Zeugnis ablegen könnte - sie alle sind tot, mit Ausnahme von Parcival.« Ciel überlegte. Er wollte nicht die Agentensöhne, die gerade erst ihr Vertrauen vor Maximilien wieder erlangt hatten, vorschieben, falls ihre Vermutung falsch war. »Ich hege einen finsteren Verdacht«, sprach Ciel mit gesenkter Stimme. »Dein Vater und dein Bruder starben nicht aufgrund eines Unfalls ... sondern wurden ermordet. Leon soll berichten, was er von damals weiß.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Warum glaubst Du, dass ich ihn nicht wiedersehen möchte? Es liegt eher am Können. Aber wenn Du ihn beschwören musst zur Aufklärung, dann ist er da und wer wäre ich, ihn nicht zu begrüßen. Selbst wenn ich ihm nur etwas sage, was er eh weiß, ich ihm aber gerne sagen möchte. So sage ich es nur seiner Grabstätte, er selbst wird es nicht hören, auch wenn ich mir das gerne einbilde. Ermordet... hm... wen hast Du im Verdacht? Leon hat mich stets beschützt, abgeschirmt, behütet als ich noch ein Jugendlicher auf dem Thron war. Beschwöre ihn, er wird Dir sagen, was er weiß. Ich möchte dabei sein Ciel und irgendwie freut es mich, dass er meinen Sohn sehen darf".


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nun ja, ich hatte Parcival im Verdacht. Aber ich möchte nicht vorschnell urteilen. Vielleicht hatte der Mann nachvollziehbare Gründe für sein irrationales Handeln, die unprofessionell wären, aber nicht in einer Verschwörung münden müssen. Ansgar soll Leon für uns rufen. Er wollte der Nekromantie entsagen, aber dies wäre sein vorletzter Auftrag. Der Letzte wäre, als Linse für den Seelenbrand zu fungieren. Ich bin sehr gespannt auf Leon. Du hast so gut von ihm erzählt ... Leon soll auch Ferrau sehen, nicht nur mich, damit er weiß, auch heute noch gibt es sehr gute Leibdiener. Wenn du einverstanden bist, würde ich gern zeitnah anfangen. Wir wissen nicht, wann die Beißer eintreffen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Deine Denkweise gefällt mir, Du trennst klar Beruf von Privat und fügst es trotzdem zusammen auf Deine Dir eigene Art. Hut ab dafür Ciel, Ferrau scheint mehr als nur ein Leibdiener und Geliebter zu sein und was immer ihr beiden so getan habt, ich denke auch Linhard hatte daran seinen Anteil. Du bist gewachsen mein Kleiner und zwar ein ganz gewaltiges Stück. Ich bin stolz auf Dich und wie... Die Zeit drängt, rufen wir ihn am besten sofort", stimmte Max zu und küsste seinen Sohn auf die Stirn.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel bekam rosige Wangen. »Danke, Papa ... Ferrau ist so etwas wie meine mobile Sonne für dunkle Tage. Ich wärme mich gern an seiner Freundlichkeit und Fürsorge. Schau ihn dir an, er trägt eine Rüstung, weil er mich unbedingt begleiten wollte. Inzwischen bin ich froh, dass er seinen Willen durchgedrückt hat. Er kann sehr stur sein, wenn er etwas will - oder nicht will. Macht ihn das zu mehr als meinem Leibdiener und Geliebten? Oder ist es nicht genau das, was beide ausmachen sollte? Linhard ist mir ein guter Freund geworden. Er ist unsagbar mutig und engagiert, man darf ihn jedoch nicht wütend machen. Schwierig wird es, wenn wir beide wütend sind, dann nehmen wir uns nichts. Diesen Zustand vermeiden wir jedoch, indem wir miteinander reden. Linhard kann sehr einfühlsam sein. Wir beid werden gemeinsam Urlaub machen, sobald wir den Lich besiegt haben.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Bedanke Dich nicht, ich habe mich zu bedanken, für Deine Mühe, Aufklärung und Deinen Einsatz. Das Lob ist mehr als verdient. Das macht keinen Leibdiener oder Geliebten aus, sondern einen wahren Freund Ciel und das ist Ferrau. Nun das habe ich gesehen, die Kutsche war Schrott. Ihr habt Euch da nichts geschenkt. Der Urlaub sei Dir gegönnt, Euch beiden. Wo soll es hingehen?", fragte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »In das Haus von Wolfram von Wigberg in Naridien, ein kleines Holzhaus in einem verborgenen Tal. Wir waren schon dort auf einen kleinen Abstecher und haben uns dort erholt und es uns vor dem Kamin gemütlich gemacht. Abgesehen von den Leichen in der Vorratskammer war es ein wundervoller Ort. Aber an die Leichen muss man sich wohl gewöhnen, wenn man mit dieser Familie zu tun hat. Ein wahrer Freund ... ja, das ist Ferrau. Er bekommt ein Geschenk, wenn wir wieder daheim sind.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Gewöhnt Euch nicht daran, sondern verbrennt sie. Je nachdem wie lange sie bereits dort liegen, besteht Seuchengefahr Ciel. Was möchtest Du ihm schenken?", fragte Max neugierig.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Oh, nur eine kleine Aufmerksamkeit, um ihm zu zeigen, was er mir bedeutet. Ich denke, darüber freut er sich, Fabien brachte mich auf den Gedanken, der alte Stinker. Um die Leichen muss Linhard sich kümmern, das sind naridische Leichen. Ferrau!«, rief Ciel.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau kam herbeigeeilt, verneigte sich beim Abbremsen tief vor dem Duc und eilte dann an Ciels Seite. "Ihr habt mich gerufen Herr?", sagte Ferrau außer Atem, was Maximilien schmunzeln ließ.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja, mein Lieber. Bitte hole Ansgar her und leiste uns anschließend Gesellschaft. Ich möchte dich jemandem vorstellen.« Ciel küsste ihn.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau küsste Ciel liebevoll und demonstrativ zurück, damit Max es auch genau sah und eilte dann schnellsten von dannen, so dass sie sich mit einem Schmatzgeräusch voneinander lösten. Max presste die Lippen aufeinander um nicht zu lachen und musste sich dadurch die Lachtränen aus den Augen wischen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Siehst du, von wegen faul«, schmunzelte Ciel.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau kam einige Minuten später zurück und hatte Ansgar im Schlepptau. "Majestät und Herr, hier ist Ansgar", sagte Ferrau erfreut.


    Ansgar von Hohenfelde
    Ansgar verneigte sich vor Maximilien und Ciel. "Hoheiten, wie kann ich Euch helfen?", fragte Ansgar freundlich. Ferrau hatte ihm nicht verraten worum es ging.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel gab Ferrau einen kurzen Wink, dass dieser sich zu ihm stellte und nicht irgendwo in der Gegend rumgeisterte. »Ansgar, eine Bitte ... ich weiß, du möchtest der Nekromantie entsagen und ich heiße das sehr gut. Wir werden dich mit allem unterstützen, was du benötigst. Aber ich bitte dich um eine letzte Beschwörung. Bitte rufe Leon, den alten Leibdiener meines Vaters zurück in unsere Welt.«


    Ansgar von Hohenfelde
    Ansgar hörte Ciel aufmerksam zu und nickte zustimmend. "Das Angebot nehme ich gerne an Herr, es wäre mir eine Freude und Ehre, ich Danke Euch. Ein wahrer Neuanfang. Ich beschwöre den Leibdiener von Euch, Eure Majestät. Habt Ihr etwas Persönliches von Leon?", bat Ansgar.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel blickte fragend seinen Vater an.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien zog sich eine Kette vom Hals und reichte sie Ansgar. "Hier, sie darf nicht beschädigt werden, geht vorsichtig mit der Kette um, sie bedeutet mir sehr viel", sagte Max und ließ die Kette mit etwas Widerwillen in Ansgars Hand fallen. Ansgar schloss die Hand darum und schmunzelte.


    Ansgar von Hohenfelde
    "Der Kette wird nichts geschehen", sagte Ansgar und setzte sich im Schneidersitz auf dem Boden. Ansgar ließ sich in Trance fallen und griff auf die Verbindung von der Kette und Leon zu. Allein schon die Wärme der Liebe die von der Kette ausging rührte den Nekromanten. Es dauerte eine Weile und sie sahen wie sehr sich Ansgar konzentrieren musste, als sich eine winzige schneeweiße Lichtkugel bildete, die langsam aber sicherer größer wurde. Mit dem Wachsen des Lichtes wurde es matter, gelber, goldener und dann stand er vor ihnen - der Geiste von Léon Labrie, ehemaliger Leibdiener des Duc.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Neugierig betrachtete Ciel den Geist. Er war ganz anders als die finsteren Geister, die er bisher hatte kennenlernen müssen, wie Brandur oder Kunwolf. Fast war er selbst wie eine Sonne, ganz so, wie Ciel seinen Ferrau genannt hatte. »Guten Morgen, Lèon«, grüßte Ciel. »Bitte verzeih die Störung deiner Totenruhe. Neben mir steht mein Vater Maximilien Rivinet de Souvagne und ich bin sein Sohn Ciel Felicien. Dort sitzt dein beschwörender Nekromant Ansgàr de Chouinard und dies hier ist Ferrau, mein Leibdiener. Wir möchten dich etwas fragen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Leon: Das uralte Gesicht teilte sich zu einem liebevollen Lächeln, ehe der Geist von Ciel zu Maximilien blickte. Beide schaute sich eine ganze Zeit wortlos an, während Ciels Vater die Tränen über die Wangen liefen. "Es gibt keinen Grund zu weinen Riv, Dein Junge? Er war so klein als ich ihn das Letzte mal sah", sagte Leon freundlich und schwebte näher. Max ging ebenso ein Stück auf ihn zu und Ciel spürte wie von dem Geist eine seltsame Wärme ausging, die mit nichts vergleichbar war, was die Witterung hervorrufen konnte. Er fühlte sich sicher, geborgen, geliebt und beschützt, er konnte nicht sagen weshalb, aber von diesem Geist ging nichts aus, was nur annähernd etwas mit Grabeskälte zu tun hatte. Maximilien wischte sich mit dem Handballen die Augen trocken. "Nicht reiben, dass habe ich Dir schon hundert mal gesagt, oder möchtest Du morgen früh aussehen wie ein Frosch?", lachte der Geist, was auch Max losprusten ließ. "Ich liebe Dich und ich vermisse Dich", antwortete Max schlicht und ehrlich. "Ich liebe Dich auch Riv. Allerdings vermisse ich Dich nicht... Du gehörst noch eine lange Zeit an die Seite Deine Kinder... nur vielleicht nicht so sehr lange noch auf den Thron... gib ihn rechtzeitig ab und lebe", sagte Leon und wandte sich an Ciel. Das Licht des Geistes fiel nun direkt auf ihn und es war so, als hätte ihn der uralte Geist umarmt. "Was möchtest Du mich denn fragen?"


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel streckte die Finger aus und fasste in das Licht hinein. Warm und freundlich. Er ließ die Hand wieder sinken. »Der Fall der Agenten der Autarkie und der angebliche Unfalltod von Opa Alain und Onkel Pomy fallen zeitlich nahezu zusammen. Wir haben Ungereimtheiten festgestellt, Rachsucht und Unehrlichkeit. Wir wissen nicht, ob es nur das ist - oder ob sich dahinter eine Verschwörung verbergen könnte. Bitte berichte uns, was du über all das weißt.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Leon: Leons Licht verfinsterte sich, wurde matter, schwächer, man spürte das er sich grämte. "Was ich weiß und was ich vermutete, geht Hand in Hand. An jenem schicksalshaften Tag starben der Duc und sein erster Sohn, indem die Kutsche von der Straße abkam und von der Brücke über 12 Meter in die Tiefe stürzte. Die Kutsche war dermaßen zerschmettert, dass man keine genauen Nachforschungen mehr anstellen konnte, wie sich der Unfall zugetragen hat. Dennoch bat ich darum, dass man die Wrackteile sicherte. Dem kam man zuerst auch nach. Also habe ich mir gemeinsam mit Cloridan Simon dem damaligen Palaisin die Überreste der Kutsche angeschaut. Die Federungen, diese Seile waren zerstört. Cloridan vermutete, dass sie angeschnitten worden wären. Aber um seinen Verdacht zu bestätigten, wollte er weitere Ermittlungen tätigen. Denn dies hätte bedeutet, dass dies kein Unfall war, sondern ein Anschlag auf die Krone. Unfälle dieser Art kamen schon vor, vor allem wenn man sehr schnell fuhr. Jeder der eine Kutsche sein Eigen nennt weiß dies junger Prince. Aber genau dort? Genau auf der Brücke? Cloridan bat die Himmelsaugen um Aufklärung, genauer gesagt bat er Parcival. Es kam nie zu einer Aufklärung und damit es keine unliebsamen Gerücht gäbe, wurden die Kutschteile vernichtet. Nicht dass man dem neuen jungen Duc noch unterstellen würde, er hätte sich so auf den Thron gehoben. An Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Einen Befehl des Palaisins stellt man nicht in Frage. Cloridan war leider wie vom Erdboden verschwunden. Man fand ihn einige Zeit später tot in einem Zuber in einem der Badehäuser. Mit gebrochenen Augen und einer blauen Zunge die aus seinem Hals hing wie eine riesige Schnecke, gestorben an einer Überdosis "Blaues Glück". Ab dato war mir bewusst, dass dies entweder ein sehr schrecklicher Zufall war, oder dass hier jemand seine Finger im Spiel hatte. Ab dem Tag bewachte ich Riv, also Deinen Vater noch umsichtiger. Ich war bei ihm Tag und Nacht, rund um die Uhr und musste ich ihn verlassen, gab ich ihn in die Obhut der Leibgarde. Niemand und ich meine Niemand! durfte sich ihm nähern. Und während ich eines Tages wieder in Sorge etwas erledigte und mich beeilte, viel mir etwas ein... wo war die Duchesse gewesen als ihr Ehemann starb? Wieso saß sie nicht in der Kutsche?", fragte der Geist und musterte Maximilien so ernst, wie man den alten Mann nur selten gesehen hatte zu Lebzeiten. "Ich habe Dir nicht umsonst gesagt, halte Dich von Deiner Mutter fern Riv, sie beeinflusst Dich schlecht. Aber als Lebender konnte ich nicht gegen die Krone sprechen... als Geist ist es bedeutungslos... Deine Mutter, die Duchesse ist für den Tod Deines Vaters sowie Deines Bruder verantwortlich. Sie hatte einen heimlichen Geliebten, mit dem sie sich gerne die Macht der Krone geteilt hätte - herrschen wollte sie über Dich, indem sie Dich anleitet und führt. Herrschen durch Einflüsterung. Du warst jung aber nicht zu jung. Duchesses Francoise Esme de Souvagnes Geliebter ist Parcival Riv. Dies erfuhr ich durch lange Nachforschung, ihre Zofe war nicht so stillschweigend, wie sie dachte und die Geheimgänge haben Augen und Ohren, wenn man die Wege kennt. Du Riv bist Duc, also schirmte ich Dich vor jeder Zuflüsterung ab und lehrte Dich rechtmäßig in die Fußstapfen Deines Vaters zu treten. Deine Mutter ist angeheiratet, sie ist eine de Chevrette und keine de Souvagne. Sie hat kein Anrecht auf Regierung oder den Thron, das obliegt alleine Dir mein Kleiner. Und Parcival hat auf nichts ein Anrecht, auf gar nichts. Wie ich heraus fand, beauftragte der alte Palaisin vor seinem Ableben und dem Ableben Deines Vater und Bruders die Agenten der Autarkie mit der Aufklärung einiger Ungereimtheiten und sie starben... Zufall? Zufälle? Aber das Bild fügte sich nur erst sehr spät zu einem Puzzle zusammen und vieles ist nur Hörensagen, aufgeschnappte Zuflüsterungen,denn die Duchesse war und ist immer noch eine sehr mächtige Frau Riv. Unterschätze Deine Mutter nicht", warnte Leon.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Oma liebt ... Parcival?«, ächzte Ciel und war gleichzeitig schockiert, angewidert und wütend, stellvertretend für seinen Großvater. Er fragte sich, was dieser Mann an sich hatte, dass sein Opa nicht hatte. »Aber warum?«, rief er fassungslos. Dann besann er sich. »Welche Ungereimtheiten hatten die Agenten aufklären sollen?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Wenn es etwas erklärt, dann das der Duc und die Duchesse nie eine Liebesheirat war, es ist eine Verpflichtung, Prince Ciel. Eine Art Vertrag mit den restlichem Adel, erst die zweite Ehefrau ist die des Herzens. Das habe ich nicht herausfinden können, aber ich vermutete, einen zeitigeren Anschlag auf den Duc. Wie sonst wäre der Palaisin auf einen Anschlag gekommen? Sie wollte ihren Mann loswerden und da gab es nur eine Möglichkeit, einen Unfall. Denn gab es nur einen einzigen Zeugen, hätte nur ein Agent offen gesprochen was er da ermittelt dann wäre die Duchesse wegen Hochverrat auf dem Block gelandet. Ihr Kopf wäre gerollt. Aber es gab keine Agenten mehr, keine Ehefrauen die vielleicht was von ihren Männern Zuhause erfahren haben, es gab ihre Kinder nicht mehr und dann gab es auch den Duc nicht mehr, samt Pomery... dass passt zu gut zusammen nicht wahr? Und deshalb war ich der Schatten meines Mündels, ich hütete Deinen Vater mehr als ich ein Kind gehütet hätte, mehr noch als einen Säugling, denn er war und ist mein Ein- und alles und er war die einzige Hoffnung unseres Landes. Ihr tragt die Hoffnung fort... Parcival ist vermutlich der Spielball einer machtlüsternen Frau... oder gleichermaßen beteiligt. Aber ein jeder Mann weiß, wie schnell der Verstand abschaltet, wenn die Lenden anfangen zu denken", mahnte Leon.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Und darum gilt es, durch Meditation und notfalls radikale Schritte den Verstand vom Fleische zu entkoppeln«, rief Ciel und sein alter Fantatismus flammte in diesem Augenblick wieder auf. »Wer hatte die Agenten mit der Ermittlung beauftragt - oder waren sie in eigener Sache darauf gekommen? Papa, was sagst du dazu! Wenn das alles wahr ist, müssen wir uns für Großmutter etwas einfallen lassen!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Leon: "Es reicht vorher nachzudenken, bevor Euch Eure Liebste um einen Gefallen bittet, weil Ihr sie doch liebt... niemand bittet Euch um Mord, oder um ein Verbrechen aus Liebe Prince Ciel. Der Palaisin beauftragte die Agenten der Autarkie, beziehungsweise er informierte Kommandant Desnoyer, ein schlauer Kopf, er sollte Licht in die Dunkelheit bringen und fiel ihr angeblich selbst anheim. Wer es glaubt... Dein Vater kennt die Strafe auf Hochverrat junger Prince", sagte Leon bekümmert.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien hörte sich dies alles mit steinerner Miene an, ehe er Ciel fest in die Augen schaute. "Die Strafe für Hochverrat ist der Block. Angeheiratete der Familie de Souvagne werden durch den Duc höchstselbst gerichtet, als Zeichen, dass keine weltliche Person in Souvagne über den de Souvagnes steht. Das heißt Duc Maximilien Rivenet de Souvagne wird seiner Mutter der Duchesse den Kopf für den Mord an seinem Vater und Bruder öffentlich abschlagen", erklärte Max tonlos.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Vielleicht planten sie es ja doch aus Liebe? Weil Großvater etwas gegen die Liebschaft einzuwenden hatte? Womöglich hat er ein Kuckuckskind befürchtet und damit hätte er recht. Parcival ist ein intelligenter Mann, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er, nur weil er Fleischeslust hegte, zu einer willenlosen Marionette wurde. Papa, Leon, irgendein Puzzleteil fehlt hier. Irgendetwas haben wir übersehen!« Ciel dachte scharf nach. »Papa ... vielleicht sollte ich doch bereits vor dem Kampf mit Parcival sprechen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ich weiß gerade nicht was ich sagen soll Ciel. Auch wenn ich nie ein Verhältnis zu meiner Mutter hatte. Sie ist die Frau die mich gebar und das war es auch schon. Gekümmert, aufgezogen hat mich meine Amme. Sie war meine Mama, die Duchesse war meine Mutter. Liebe bekam ich von meinem Vater, meinem Bruder, meiner Amme, Leon... aber meine Mutter kam der Pflicht nach, für die sie meinen Vater heiratete, sie schenkte ihm Thronfolger. Ich hoffe Dreux macht es besser, er hat schon einiges besser und inovativer gemacht. Thronübergabe durch warme Hände, Erstehe aus Liebe... Änderungen des Herzens...Seine, Eure Ideen gefallen mir. Soweit habe ich mich nie aus dem Fenster gelehnt, warum eigentlich nicht?", flüsterte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Papa«, kreischte Ciel plötzlich auf und sah ihn leichenblass an. »Was ist, wenn Parcival in Wahrheit dein Vater ist? Mein Opa?« Er setzte sich auf den Hintern. »Wir müssen mit ihm reden! Du hast all diese Änderungen nicht durchgeführt weil ... weil du Angst hattest. Aber meine Brüder und ich wuchsen ohne Furcht auf. Wir werden alles geradebiegen, was noch geradegebogen werden muss.« Nervös blickte Ciel in Richtung der Gruppe und versuchte, Parcival auszumachen.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien nahm Ciel in die Arme, zog ihn ganz fest an sich und küsste ihn auf den Kopf. "Parcival war ein dunkelhaariger Typ als jüngerer Mann. Die de Souvagnes sind blond, blass, blauäugig, fast so blass wie Alben. Wäre ich sein Sohn, hätte ich vermutlich sein dunkles, braunes Haar. Aber Pom ist Alain aus dem Gesicht geschnitten und ich ihm ebenso. Weißt Du noch wie Dein Opa aussah? Ich meine vom Gemälde her? Oder Pom? Nun aber das heißt nichts, vielleicht dachte Parcival ich wäre sein Kind und deshalb lebe ich noch", antwortete Max und legte seinen Kopf auf dem von Ciel ab.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Auch Dunkelhaarige können blonde Kinder haben«, erklärte Ciel, nicht bereit, sich so leicht abspeisen zu lassen. »Wenn dies stimmt - dann ist das Geschlecht de Souvagne gemeinsam mit Pomeroy ausgestorben!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max musterte seinen Sohn tadelnd. "Denk nach bevor Du so etwas aussprichst! Demnach wärst Du, Greg und Dreux kein de Souvagne und wir hätten kein Anrecht auf den Thron. Ich weiß wem ich ähnlich sehe und in wessen Gesicht ich mich sehe. Wenn Du mit ihm reden möchtest nur zu, das wird nichts an meiner Entscheidung ändern", mauerte Max.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Leon: "Riv Dein Sohn möchte nur überlegen, es gibt keinen Grund für Deine Sturheit. Vielleicht bestätigt sich auch Dein Einwand, ich weiß auch wem Du ähnlich siehst Riv. Parcival ist es nicht, aber anhören was er zu sagen hat, solltest Du Dir schon. Allein um ihn festzunageln Maxi", sagte Leon beschwichtigend.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Richtig«, kreischte Ciel außer sich. »Das versuche ich dir ja die ganze Zeit zu sagen! Wenn wir von Parcival abstammen - dann dürfen wir uns überlegen, ob wir alles Hinschmeißen und den Neufvilles das Feld überlassen oder ob wir die ganze Sache unter den Teppich kehren - eine Reinigung durchführen, so wie damals. Ferrau, bitte Parcival zur Seite. Papa, ich muss das mit Parcival allein besprechen. Bitte lass mich das tun. Sonst fühlt er sich von uns allen in die Ecke gedrängt und mauert sofort.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ich überlasse garantiert niemandem einfach kampflos das Feld! Weder diesem dahergelaufenen Naridischen Billig-Lich noch dem Schnauzertragenden Stricher meiner Mutter! Dass das klar ist!", fauchte Maximilien, während Ferrau anfing zu zittern.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Leon: "Maximilien! Mäßige Deinen Ton, schrei doch noch lauter! Was ist denn los mit Dir? Dein Sohn hat Recht, aber offiziell bist Du der Sohn von Alain, gleich was Parcival wann mit wem tat. Aber die Sache solltet Ihr wenigstens für Euch klären", ermahnte Leon ihn.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max guckte etwas zerknirscht, aber entgegen der üblichen Reaktion, kam keine schneidende Antwort, sondern er presste nur die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. "Ja stimmt schon", murrte er nach einer Zeit leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Oh, Ferrau«, sagte Ciel ruhiger, legte seinen Arm um ihn und gab ihm einen Kuss. »Bleib hier. Ich gehe selbst. Papa, Leon, ich werde das jetzt ein für alle Mal klären. Hoffentlich in Frieden.« Allein stapfte Ciel los, vorbei an den Gardisten, die auf den Mauerresten stehend mit ihren Repetierarmbrüsten Wache schoben. Ciel sah dünn und winzig aus zwischen ihnen. Er trat an Parcival heran. »Auf ein Wort unter vier Augen«, sagte er so freundlich, wie er es trotz seines aufgebrachten Gemütes vermochte.


    Parcival:
    "Sicher Prince, gehen wir. Was ist los?", fragte er freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel führte ihn außer Hörweite. »Hier können wir reden. Ich habe eine Frage an Sie.« Er strich ihm mit den Fingerspitzen durchs Haar, einfach um zu schauen, wie er darauf reagieren würde. Er kannte Parcival zwar, aber ausschließlich dienstlich. Über den Mensch hinter dem Himmelsauge wusste er bislang so gut wie nichts.


    Parcival:
    "Wie ungestört möchtet Ihr es denn?", fragte Parcival bei der Berührung argwöhnisch.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel lächelte etwas und ließ seine Hand wieder sinken. Er betrachtete Parcivals Gesicht und versuchte sich vorzustellen, dass er mit diesem Manne in direkter Linie verwandt war. »Parcival ... bist du mein Opa?«, fragte er.


    Parcival:
    Das Himmelsauge wurde zuerst kreidebleich, dann feuerrot, dann fast so etwas wie violett, ehe wieder weiß wurde. Er starrte Ciel grimmig an, so dass es aussah, als berührten seine buschigen Augenbrauen seinen Schnauzer. "Wie kommt Ihr denn auf so etwas? Ist Euch nicht gut Prince? Hat der Verlust Eures Palaisins Euch so zugesetzt?", fragte Parcival.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciels Gesichtsausdruck veränderte sich ebenfalls, er wurde sehr ernst, fast eisig, als Parcival ihn derart bösartig anblickte. »Schauen Sie mich nicht auf diese Weise an«, befahl er. »Ich stelle hier die Fragen! Sind Sie mein Großvater, ja oder nein? Ich habe mich mit ihnen unter vier Augen getroffen, damit Sie sehen, dass ich Ihnen nichts Böses will. Sie haben mein Leben gerettet und, wenn auch sichtlich ungern, das von Bellamy. Ich bin nicht undankbar und ich möchte gern wissen, von wem ich abstamme.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Parcival: Der Gesichtsausdruck änderte sich und das Himmelsauge schaute ihn forschend an, ehe er langsam den Kopf schüttelte. "Nein leider seid Ihr das nicht, aber Ihr wisst von mir und Eurer Großmutter, sonst hättet Ihr nicht gefragt, nicht wahr? Wer weiß noch davon?", fragte Parcival umgänglich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nur ich«, log Ciel. »Zwar ist verboten, die großherzogliche Familie auszulesen, aber als Erzmagier wird ihnen dennoch anhand der Ströme des Nexus nicht entgangen sein, dass ich über die Gabe verfüge. So gelangte ich per Zufall, als ich nach etwas anderem forschte, an die Information, dass Sie und meine Großmutter ein Paar waren.«


    Parcival:
    "Und Ihr hättet Euch gewünscht, ich wäre Euer Großvater?", fragte Parcival erstaunt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Von den ganzen familienpolitischen Verquickungen abgesehen ... hätte ich mich gefreut, ja. Ich mochte Sie immer gut leiden und mir wurde ja der Mann, den ich immer für meinen leiblichen Großvater hielt, genommen. Es hätte etwas Tröstliches gehabt, zu wissen, dass dies ein, nun ja, ein Irrtum war. Und dass er in Wahrheit noch lebt.«


    Parcival:
    Das Himmelsauge tat etwas, womit Ciel sicher nicht gerechnet hatte, er umarmte den jungen Prince für einen Moment und liebevoll, ehe er ihn wieder freigab. "Ich werde mich daran erinnern", sagte er freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel guckte erstaunt. Er ließ zu, dass der ältere Mann ihn umarmte und umarmte ihn sogar ein wenig zurück. Er wurde unruhig und trat von einem Fuß auf den anderen. Das war sonst nicht seine Art, er wurde zwar gern mal laut, aber neigte nicht zu motorischen Stressäußerungen. »Bitte sagen Sie mir ehrlich, was damals geschah«, sagte er mit gesenkter Stimme. »Es gibt Hinweise, dass mein Großvater und mein Onkel keines natürlichen Todes starben.«


    Parcival:
    "Euer Großvater und Euer Onkel wurden ermordet, das war geschehen, Auftraggeber des Mordes war die Duchesse, da diese nicht länger an der Seite des kaltherzigen und lieblosen Alain leben konnte und wollte. Es gab für ihn nur einen Grund mit ihr den Beischlaf zu vollziehen und zwar, wenn er Kinder zeugen wollte. Und so wie sich das anhört, vollzog er ihn auch. Und so plante sie das, was niemals geplant werden darf, sie plante eine Scheidung. Auf ihre Art. Leider wurde ihr erster Plan aufgedeckt durch die Agenten der Autarkie. Ich deckte den Plan für Fran wieder, verscharrte ihn scheinbar in den Analen der Geschichte und mit ihnen die Agenten. Aber zweite Anlauf ihrer Befreiung von diesem Eisklotz in Menschengestalt gelang und er machte den Abflug über die Brücke und starb. Sein Sohn Pomery sollte nicht sterben, weshalb er ausgerechnet an dem Tag mit in der Kutsche saß, weiß ich nicht. Aber Fran wollte nach Alains Tod das Jahr der Trauer abwarten, ihr Sohn würde den Thron besteigen und sie könnte sich endlich frei und in Liebe binden. Anstatt Bernard bestieg eben nun Maximilien den Thron und das Jahr des Abwartens dauert immer noch an... So saß Pomeroy doch wohl nicht grundlos in der Kutsche wie ich vermutete...", erklärte Parcival.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel wurde in sich gekehrt und ruhig. »Und Sie ... in welchem Verhältnis stehen Sie heute zur damaligen Duchesse?«


    Parcival:
    Er musterte Ciel und für einen Moment sah er ziemlich verzweifelt aus, Parcival zuckte die Achseln. "Ich warte... seit 33 Jahren", antwortete er schlicht.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Worauf warten Sie?«, bohrte Ciel nach.


    Parcival:
    "Darauf dass sie das Trauerjahr beendet und freu für wahre Liebe ist", antwortete Parcival ehrlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Glauben Sie noch daran, dass dies eintreten wird?«



    Parcival:
    "Glauben - nein. Hoffen - ja. Mehr kann ich nicht tun. Außer den Staub aus alten Zeiten wegwischen den Ihr aufgewirbelt habt", sagte er ergeben.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Wegwischen? Inwiefern?", fragte Ciel misstrauisch.


    Parcival:
    "Ihr wisst was geschieht, wenn dies herauskommt. Sie werden sie töten. Das werde ich nicht zulassen, oder würdet Ihr Ferrau sterben lassen? Sorgt dafür dass die Agentenkinder schweigen und sich nicht zu genau erinnern, es ist besser für uns alle", warnte Parcival.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Sie drohen meinem Palaisin und meinem Coutilier, nicht zuletzt auch dem Adligen Chevalier de Mancini? Und wenn sie von 'uns' sprechen ... auch mir?«


    Parcival:
    `Ich drohe niemandem, ich beschütze meine Frau´, übermittelte Parcival Ciel und der Prince spürte wie sich sein Schädel in Säure verwandelte. `Hast Du das verstanden?´


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel bekam Angst, aber er schrie nicht. Er presste zitternd die Lippen aufeinander und versuchte, die Qual zu ertragen. Dies war nur ein Vorgeschmack dessen, wozu Parcival fähig war. Ciel gab weder mit den Lippen noch mental eine Antwort.


    Parcival:
    Das alte Himmelsauge strich nun seinerseits Ciel über den Kopf. `Gut. Ich will Euch nicht schaden, ich ehre Euch. Aber ich liebe meine Frau, wie Ihr Euren Ferrau. Bedenkt dies. Ich drohe auch Bellamy, Boldiszar und Mancini nicht, aber würde ich jemandem drohen... dann letzterem da er Beltane tötete. Aber das ist eine andere Geschichte. Was bleibt mir noch außer zu schützen, hoffen und zu warten? Aufgeben mit dem Wissen, dass alles ein Lüge war?´, fragte Parcival und Ciel spürte seine Verzweiflung. Er gab den Prince mental wieder frei.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel musste nach dieser Attacke sehr um seine Beherrschung kämpfen. Gerade eben noch hatte Parcival angedeutet, dass er sich freute, weil Ciel ihn gern als Großvater gehabt hätte und nun quälte er ihn, machte ihm Angst und drohte denen, die ihm wichtig waren! "Wie soll es Ihrer Meinung nach weitergehen?", fragte Ciel. "Mein Großvater und mein Onkel wurde ermordet, genau wie die Agenten und ihre Familien. Ein nie da gewesener Massenmord! Sie haben die Kinder gequält. Soll ich dazu schweigen? Das kann nicht ihr Ernst sein! Und wer um alles in der Welt ist Beltane?"


    Parcival:
    "Warum denn nicht? Habe ich schließlich auch. Oder wird einer davon wieder lebendig, wenn Ihr mich verratet und Eure Großmutter? Sie war das Opfer, sie musste einen kaltherzigen Mann heiraten und mit diesem leben. Hat da einer nach gefragt? Fragt doch mal die Mutter Eurer Brüder, wie schön das Leben als erste Frau ist. Ich dachte Ihr wärt anders Prince Ciel, mit dem Herzen eines Kriegers. Beltane war mein erster Adler, ich habe ihn von Hand aufgezogen und dieser durchgeknallte Rotzige von Mancini hat ihn einfach abgestochen. Mit einem Holzschiff. Aufgespießt und ersäuft, ein so wundervolles, stolzes und gutmütiges Tier wie Beltane gibt es kein zweites", erklärte Parcival und musste sich schneuzen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Vielleicht, um zu verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt? Dass sie diese drei Agentensöhne - und das werden ja nicht die Einzigen sein, es sind nur die, die ich wissentlich kenne - umbringen, um ihr Geheimnis zu wahren? Ich hielt Sie für einen intelligenten Mann, Parcival. Aber nach 33 Jahren noch zu hoffen, dass meine Großmutter sich Ihrer erbarmt, ist kein Zeichen sonderlicher Intelligenz. Natürlich war sie in einer ungünstigen Situation, aber das gibt ihr nicht das Recht, das Leben anderer zu zerstören. Parcival, ich bin gerade traurig. Sehr traurig über all das. Machen Sie einen realistischen Vorschlag.«


    Parcival:
    `Das mit dem Lich war einfach zuviel für Euch und Euer Herz hat versagt, es tut mir so leid Ciel, ich habe Euch immer gemocht. Aber so wie Ihr über Fran sprecht, seid Ihr nichts weiter als eine weitere Gefahr für meine Frau. Warum Ihr das Leben so übel mitspielt und nicht nur Steine, sondern Tonnen von Geröll in den Weg wirft, weiß ich nicht. Ihr mögt mich für dumm und verblendet halten, vielleicht bin ich das sogar. Aber Liebe ist niemals logisch Ciel. Lebt wohl´, übermittelte Parcival und griff Ciel mental an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es wissen schon alle«, kreischte Ciel und griff sich an den Kopf. »Sie können nicht alle umbringen! Sie machen es nur noch schlimmer! Aufhören!« Vor Schmerzen ging Ciel in die Knie. Ihm wurde binnen Sekunden hundeelend. Im selben Moment griff sich im Hintergrund Alexandre an die Brust, der spürte, dass etwas ganz und gar nicht mit Ciels Blutdruck stimmte.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Ciel sah wie ein Licht auf ihn zuhielt, aber es war nicht das Licht am Ende des Tunnels, sondern es war Leon. Parcival stockte für einen Moment als er die Lichtgestalt sah und fasste sich nun keuchend seinerseits an den Schädel, als Maximilien gemeinsam mit Dave die Anhöhe erklimmte auf der sich die beiden zurückgezogen hatten. Ciel spürte wie der mentale Zugriff um seine Gedanke langsam aber sicher gelockert und dann aufgebrochen wurde. Einen Moment später war der Angriff schlagartig verschwunden ein eine Flüssigkeit klatschte ihm ins Gesicht. Maximilien beugte sich zu Parcival herab und wischte sein Schwert an dessem Umhang sauber. Max steckte sein Schwert zurück in die Scheide. Dann half er seinem Sohn wieder auf die Füßen. "Alles gut Kleiner?", fragte er besorgt und nahm Ciel in den Arm.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nein«, rief Ciel. »Gar nichts ist gut!« Er merkte, dass er sich emotional völlig in die Vorstellung verrannt hatte, dass Parcival sein Großvater war. Obwohl er wusste, dass er sich geirrt hatte, war er verzweifelt. Er hatte das kauzige alte Himmelsauge mit dem Walrossbart gemocht. Ciel wand sich aus der Umarmung. »Ich hatte ihn fast so weit, wieder Vernunft anzunehmen«, klagte er. "Und du hast ihn umgebracht!" Er sank auf alle viere und tastete an Parcival herum, auf der Suche nach Leben.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max packte Ciel im Nacken wie ein Kaninchen und zerrte ihn zurück auf die Beine. "Er wollte Dich töten! TÖTEN hörst Du? Was glaubst Du hast Du ihm bedeutet, wenn er Dich töten kann? NICHTS! Mir bedeutest Du alles!", schnauzte Max und umarmte Ciel fest, fast brutal, was durch die Rüstung noch verstärkt wurde. "Mich interessiert nicht wie weit Du den Verräter fast hattest! Du bist mein Kind, ich dulde nicht, dass Dich wer bedroht, angreift, verletzt, beschimpft, da ist es mir scheißegal wie weit Du wen hattest!", bellte Max Ciel an und es klang ziemlich bedrohlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Lass mich«, wehrte er sich. »Ich ... ich muss ... Papa, wir können nicht nur an uns denken! Wir hätten ihn im Kampf gegen den Lich gebraucht! Danach hätten wir ihm immer noch den Prozess machen ... vielleicht auf eine einsame Insel ...« Er musste weinen, verkniff es sich aber, so gut es ging.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Nein ich lasse Dich gar nichts! Ich denke im Moment überhaupt nicht an mich, mein Amt oder sonst was, ich denke an mein Kind und das bist Du. Ich brauche keinen Verräter, weder früher, noch heute, noch später und wenn ich diesem Lich persönlich die Eier in den Hals treten muss, dann tue ich das. Ich paktiere nicht mit Verrätern! Niemals, zu keiner Zeit. Für den Preis seiner Alten hätte er sich dem Lich angeschlossen, ich schwöre es Dir! Darüber mal nachgedacht? Ja? Nein? Gleichgültig, er ist tot und ich würde ihn wieder töten, so oft bis er liegen bleibt, kapiert?", knurrte Max stinksauer und küsste Ciel. Max klang zwar wirklich außer sich und extrem bedrohlich, aber Ciel spürte wem die Wut galt - Parcival und nicht ihm. Ihm galt was völlig anderes - Liebe.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Aber er war gar kein Verräter«, verteidigte Ciel ihn noch immer. »Deine Mutter war es, sie hat ihn zu all dem gezwungen, sie hat ihn benutzt, weil sie sich ungeliebt fühlte. Und den Mann, der sie aus ganzem Herzen liebte - Parcival - ihn hat sie abserviert. Er war doch nur ein Werkzeug. Bitte lass mich wenigstens Abschied nehmen!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Er war ein verblendeter Idiot, ein Narr und ein Verräter. Wer hat denn wohl die anderen getötet? Sie hat ihn benutzt? Aha und er hat sich benutzen lassen! Dazu gehören zwei Ciel und nein Du wirst Dich nicht von Deinem vermeintlichen Mörder verabschieden, soweit kommt es noch! Soll sich mein Vater auch noch von ihm verabschieden? Ansgar könnte ihn ja beschwören! Was ist los mit Dir?", fragte Max und schüttelte Ciel durch das ihm die Zähne klapperten.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Wenn Ciel eine Perücke gehabt hätte, wäre sie ihm nun vom Kopf geflogen. »Ich dachte, er ist mein Opa und er war kurzzeitig so lieb«, jammerte Ciel, als Max damit aufgehört hatte. »Ich bin Bluthexer, Papa, ich will nicht mordend und rächend durch Souvagne laufen, ich will, dass alles wieder zusammenwächst, was zusammengehört. Ich hätte ihm gern geholfen. Aber alle anderen scheinen nur kaputtmachen zu wollen! Es ist so viel einfacher, ein Leben auszulöschen, als es zu bewahren, nicht wahr?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Völlig falsch! Manchmal musst Du ein Leben auslöschen um hunderte oder tausende andere Leben zu retten. Und dieser Mann hat gemeinsam mit Deiner Großmutter Deinen Großvater, Deinen Onkel, einen gesamten Orden, deren unschuldige Ehefrauen, Verwandte und Kinder auf dem Gewissen. Wofür? Wenn er nur ein Werkzeug war, hätte er das Werkzeug der Gerechtigkeit sein müssen und nicht dass seiner Gelüste! Oder wer könnte Dich dazu überreden, solche Verbrechen zu begehen? Keiner! Weil Du ein Gewissen und eine Seele hast, er hat seine vor Jahrzehnten verkauft! Bluthexer werden auch Leben nehmen müssen um unschuldiges Leben zu retten. Wolltest Du abwarten bis er Dir Bellamy nimmt? Wolltest Du zusehen wie er Bellamy Boldi nimmt, oder Boldi Mancini? Hättest Du abgewartet ob er Ferrau tötet, falls dieser doch etwas weiß? Wir beide wollen das Gleiche Ciel... ", sagte Max und atmete durch. "Wir haben immer das Gleiche gewollt. Frieden für unser Land und Volk und für unsere Lieben. Ja ich wünsche mir auch das zusammenwächst was zusammen gehört. Aber dazu muss man manchmal krankes Fleisch herausschneiden. Und wenn diese Wucherung mein Kind bedroht, dann ist jede Diskussion vorbei. Auch mit Dir, für Dich. Sei wütend, sei mir böse, verachte mich, bespucke mich - es ist mir gleich. Ich würde und werde Dich jederzeit wieder retten, Basta", beharrte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Bluthexer sind nicht da, um zu töten ... wenn das hier vorbei ist, werde ich endlich die Robe tragen und dem Schwert abschwören, wie ich es hätte schon lange tun sollen. Ich habe alles nur noch schlimmer gemacht. Vermutlich hat er Großmutter mit seinem letzten Atemzug mental gewarnt. Er hat sie sehr geliebt. Wenn wir nach Hause kommen, dürfen wir uns auf eine Überraschung gefasst machen. Ich spucke nicht auf dich, aber ja, ich bin wütend! Sehr wütend! Ich möchte zu Bellamy.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien ließ Ciel los und schaute ihn ernst an. "Bellamy ist Zuhause am Hof, Du kannst den Greif nehmen", sagte Max und machte einen Schritt zurück. "Kann oder hat er meine Mutter gewarnt Dave?", hakte der Duc nach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Aber ich dachte, du hättest ihn wieder mit hierher gebracht ... ich weiß nicht, ob er sie gewarnt hat. Ich vermute es. Davard soll den unsäglichen Remy kontaktieren, damit der sich nützlich macht und meine Brüder warnt." Ciel rieb sich ein Auge.


    Davard von Hohenfelde
    "Wenn Eure Mutter kein Magier ist Eure Majestät, dann vermutlich nicht. Er war mindestens meine Machtstufe, per Telepathie hätte er sie warnen können, aber nicht im Kampf. Er war damit beschäftigt Euren Sohn zu töten und später mich abzuwehren, die Anstrengung einen Nichtmagier zu kontaktieren, bekommt man unter so einer Situation nicht hin, sonst hätte er auch Euch abwehren können", antwortete Dave und wandte sich dann an Ciel. "Nein Herr er liegt sehr geschwächt noch in der Heilstube. Ich spendete ihm Lebensessenz und Benito und Dan gaben ihr Bestes. Aber soweit geht es ihm wieder gut. Es macht auch viel der Schock aus".


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Warnt trotzdem Remy und Jules. Ich möchte dass sie sich der Sache annehmen und meine Mu... die alte Duchesse verhaften. Teilt dies den beiden mit", sagte Max und wandte sich an Ciel. "Nun?"


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ließ den Kopf hängen. Dass Bellamy in dieser für ihn ohnehin schon schweren Situation nicht mehr hier war, machte ihn fertig. Er hob seinen Kopf wieder, mit glasigen Augen. »Ich werde Parcival bestatten lassen und dann werden wir weiterhin warten, dass die Beißer mit ihrer magischen Fracht eintreffen.«


    Davard von Hohenfelde
    `REMY? Ich weiß nicht ob wir schon das Vergnügen hatten, aber ich soll Dich von seiner Majestät dem Duc aus kontaktieren. Es hat einen Zwischenfall gegeben. Beschütze alle der Krone. Und jetzt der wichtige Teil - VERHAFTE die alte DUCHESSE. Die Mutter von Maximilien Rivenet de Souvagne. Es geht um alles, der Duc, die ganze Familie verlässt sich auf Dich Remy! Informiere Jules, handele sofort!´, übermittelte Dave. "Ich habe Remy informiert".


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Danke Davard", sagte Maximilien. Er griff seinen Sohn unter das Kinn und schaute ihm in die Augen. "Geh zu ihm, wenn er Dir dermaßen wichtig ist, ich kümmere mich selbst um die Angelegenheit", erklärte Max tonlos.


    Remy de Remuer
    Davard wurde einen Moment lang von einer Flut unanständiger Beobachtungen umhüllt, ehe Remy bei der Sache war und die Frequenz drosselte, so dass sie ungestört miteinander sprechen konnten. ›Verstanden! Maurice ist auch hier. Wir werden sofort alle Himmelsaugen kontaktieren und alles veranlassen.‹ Remy schwenkte sofort herüber zu Maurice und begann mit seiner Aufgabe.


    Davard von Hohenfelde
    `Nein, Du wirst dies allein mit Jules erledigen. Das Oberhaupt der Himmelsaugen ist tot. Erledige es allein, und warte die kommenden Befehle ab. Kein Kontakt zu den Himmelsaugen!´, befahl Dave. "Euer Schwiegersohn handelt entsprechend, wollte aber die Himmelsaugen kontaktieren, ich habe dies untersagt.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien nickte zustimmend. "Remy soll sich persönlich an mich wenden, wir werden einen Nachfolger für die Himmelsaugen benennen. Ich denke sie haben mitbekommen was geschehen ist. Wenn nicht übermittele Ciels Gedanken in ihre Gruppe. Sie sollen sehen was sich zugetragen hat. Wer und was Parcival war. Oder hast Du einen anderen Vorschlag Ciel?", fragte Max.


    Remy de Remuer
    ›Was sagst du da?‹, rief Remy schockiert. ›lass mich raten, er ist in Ungnade gefallen, weil ich ihn mir als meinen Leibdiener erbat!‹, sagte er bitter. ›verstanden, kein Kontakt zu den Himmelsaugen.‹ Man hörte seinen Gedanken das Entsetzen an. Er klinkte sich aus und leitete alles Notwendige in die Wege.


    Davard von Hohenfelde
    `Eh nein, ehr nicht. Sondern für Zweifach Mord an der Krone und zigfach Mord an einem Orden und Kindesmissbrauch und Schändung und und und und und Prince Ciel wollte er töten. Aber dass er Dein Leibdiener werden wollte, das war kein Grund ihn zu töten´, antwortete Dave und musste über Remys Selbstbewusstsein mental lachen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Jetzt bist du auch noch wütend, weil ich Bellamy mag«, beschwerte sich Ciel. »Du kannst nicht hierbleiben, du hast keine Gabe und dies ist ein magischer Gegner. Außerdem bist du der Duc. Lass uns bitte aufhören zu streiten. Die Beißer rücken näher und uns bleibt nicht mehr viel Zeit, wir sollten unsere Kräfte einteilen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien packte Ciel im Nacken und zog ihn zu sich heran. "Ich bin nicht böse oder wütend auf Dich, ich bin wütend auf Parcival und auf mich selbst. Das Du soweit in Gefahr geraten konntest. Nicht mehr oder weniger Ciel. Ich möchte auch nicht mit Dir streiten, es schmerzt mich nur, dass Du gut von diesem Kerl redest, der Dich töten wollte. Für was denn? Einfach so? Wo hätte er denn aufgehört oder bei wem? Es hätte nie aufgehört Ciel, er war wie ein Serienmörder, sein Grund war meine Mutter. Was soll ich Dir denn sonst sagen, außer warum ich Dich beschützt habe? Also Kräfteinteilung. Gut, ich höre", sagte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Was möchtest du hören? Ich mochte ihn und dachte, er wäre mein Opa ...«, sagte Ciel traurig. »Ich bin sicher, ich hätte ihn wieder hinbekommen. Ich werde mich noch ein wenig mit Linhard beraten und dann schlafen. Du musst zurück nach Hause!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Hinbekommen? Hättest Du auch seine Opfer wieder hinbekommen? Werde nicht zum Doppelmoralisten Ciel, nur weil Du ihn für fünf Sekunden lieb gehabt hast. Wäre das Deinen Tod wert, oder der wahrlich geliebter Menschen?", fragte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich mochte ihn schon vorher. Es ist eben nicht jeder kaltherzig. Er hätte niemanden mehr getötet, da hätte ich schon aufgepasst, er hätte wenigstens seine Schuld wieder gut machen können im Kampf gegen den Lich, dann wäre er sauber gestorben.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Wer ist denn kaltherzig? Ich? Meinst Du tatsächlich das hätte er? Möglicherweise. Oder er hätte sich mit dem Feind verbündet und als Preis die Duchesse verlangt. Ich kann es Dir nicht sagen. Das einzige was ich Dir sagen kann ist, dass mir Parcival in dem Moment gleichgültig wurde, als er Dich bedrohte. Aber jeder trifft seine eigene Wahl Ciel", sagte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nun ist es ohnehin zu spät. Er ist tot. Wie so viele andere. Dass Osmund Bellamy fast umgebracht hätte, scheint dich nicht zu bewegen. Er spaziert nach wie vor durch Souvagne, genau wie Maghilia von Hohenfelde und Dunwolf. Saugt Souvagner aus. Vielleicht solltest du ihm auch deine Lotuse hinterherschicken. Sie sollten Messingwaffen verwenden, er kann eine physische Barriere erzeugen.« Ciel setzte sich zu Parcival und starrte ihn an.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Was soll Dein Vorwurf? Passende Befehle ergingen an den Palaisin Massimo de la Cantillion. Wer sagt, dass mich das nicht bewegt das Bellamy verletzt wurde? Du? Weil ich nicht Zuhause heulend im Bett liege, sondern herkam und Dir das Leben rettete? Ich weiß nicht was Dich daran stört oder wirklich stört Ciel. Da er Dir so wichtig ist, belebe ihn wieder oder gönne ihm doch ein Staatsbegräbnis. Wie wäre es damit? Mir scheint es so, als wäre es Dir lieber gewesen, er wäre Dein Großvater gewesen und mein Vater. Irgendwelche Probleme mit Selbsthass, oder Verachtung des Throns? Oder was soll Deine Art?", fragte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich habe ihn einfach gemocht! Muss das eine Begründung haben? Gut, ich versuche es: Er hat Jahre, Jahrzehnte treu für uns gearbeitet und mir das Leben gerettet. Er hat mir im Kampf gegen Dunwolf selbstlos beigestanden. Er war immer da, wenn man ihn brauchte. Er war mein Kamerad. Reicht dir das? Ja, er hat Fehler begangen, unverzeihliche Fehler, aber in ihm steckte auch viel Gutes. Wie kann es dich nur so kalt lassen, dass du ihn getötet hast nach all den Jahren!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Das wirst Du nie verstehen, denn Du wirst nie Kinder haben. Folglich wirst Du niemals erfahren, was abgrundtiefe selbstlose Liebe ist. So selbstlos dass man für die Person sterben würde. So selbstlos, dass man sie dann noch liebt, wenn sie einen nicht mehr liebt, es nie getan hat, oder damit aufhörte. Möglicherweise hast Du eine Ahnung davon, aber sobald Du nur annähernd in diese Richtung denkst, bekommst Du eine Ahnung von etwas so Ungeheuerlichem, dass Du vor Angst die Augen verschließt, da es Dich verschlingen würde. Das Du Dir lieber Ersatz suchst, anstatt so etwas zuzulassen. Das Du mit Freude Dein Leben für eine so undankbare Person geben würdest wie Dich und dass es Dich nicht mal stören würde, dass ist es warum es mich dermaßen kalt lässt... ich bin Vater... dafür sind Väter da. Sie schützen ihre Lieben, sie beschützen ihre Kinder, gleichgültig des Preises. Schade dass Du so etwas fragen musst, ich ging davon aus dass Du es wenigstens fühlen kannst... aber ich habe mein Leben lang schon vieles gedacht, gehofft, vermutet, was letztendlich doch nie eintraf. Wem Du Deinen Vorzug gibst ist klar, so seltsam das für mich auch sein mag. Ich akzeptiere Deine Wahl. Aktzeptiere Du auch meine", erklärte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciels Pupillen huschten unruhig hin und her. Das waren harte Worte. Sein Vater hatte sie schon einmal in den Mund genommen. »Ich stehe hier, todkrank, meiner Haare und meiner Würde beraubt. Ich stehe hier, um es ein weiteres Mal mit einem übermächtigen Gegner aufzunehmen, der mich bei unserer ersten Begegnung fast umbrachte. Was glaubst du, für wen ich all das tue und warum? Ich kann kein Vater werden, das muss ich akzeptieren und du auch. Aber dass Ferrau für dich nur ein Ersatz ist, sind harte Worte. Er gibt mir mehr, als mir Olivie je geben könnte. Nur Kinder kann er mir keine schenken.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Das hat nichts mit Ferrau zu tun, sondern damit auch einmal die Leistungen und die Zuneigung anderer zu Dir anzuerkennen. Warum Du hier stehst ist mir klar. Warum ich hier stehe, weißt Du nicht. Oder? Und darum geht es mir. Das Ferrau Dir keine Kinder schenken kann ist klar, aber aufziehen kann er welche", hielt Max dagegen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Soll ich Kinder adoptieren? Oder soll ich, wie du und deine Mutter, eine Ehe eingehen nur um ihrer selbst willen? Was schwebt dir vor? Ich weiß, dass du mich lieb hast und ich habe dich auch lieb. Trotzdem darf ich trauern und ich trauere um Parcival.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Das hast Du doch schon mit Olivie. Ich meinte es generell, aber speziell oder lösungsorientiert könntest Du ein Kind mit einer Frau zeugen und es Ferrau aufziehen lassen, wenn Du ein Kind großziehen möchtest. Ich habe nicht behauptet, dass mir meine erste Ehe Spaß machen würde, aber ich habe ja nicht nur diese. Vermutlich sollten wir beide akzeptieren, dass Zuneigung für Verständnis nicht immer ausreicht. Ich kann nicht verstehen, warum Du um diesen Mann trauerst der Dich töten wollte. Du hältst mir vor, nicht um Bellamy besorgt zu sein. Um seinen Folterknecht trauerst Du. Logik? Ich sehe keine. Aber vielleicht hat das auch gar nichts mit Logik zu tun. Alex kannst Du Parcival wiederbeleben?", fragte Max.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre kam herbei, damit er nicht quer über die Ruine brüllen musste. Besorgt musterte er seinen Schüler, dann dessen Vater. Beide sahen aufgebracht aus. Alexandres Blick wanderte zu Parcival, der in seinem Blute lag. Alexandre spürte, ob er noch Anzeichen von Leben in ihm fand.
    (Was spürt er?)


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    (Parcival ist tot, geköpft)


    Alexandre de la Grange
    »Er ist offensichtlich frei von Restleben. Dies wäre also keine Heilung, sondern eine Wiedererweckung. Meine Letzte ist nicht allzu lange her und ich bin noch immer geschwächt. Also nein, ich kann Parcival gegenwärtig nicht wiedererwecken. Ich kann jedoch den Vorschlag unterbreiten, ihn einzufrieren und es in einem Jahr noch einmal zu versuchen, dann sollte jedoch das Ausbluten des Leichnams zeitnah gestoppt werden, sonst wird es unnötig kompliziert.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Eine sehr gute Idee, lasst Paricval in den Eiskeller der von Hohenfeldes schaffen. Wir dürfen doch Euren Keller benutzen oder?", fragte Max Dave mit Unschuldsblick.


    Davard von Hohenfelde
    "Natürlich, sogar unsere Salamis", lächelte Dave freundlich und Max blinzelte irritiert.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel guckte wütend wegen dem Witz, den er nicht verstand, aber zweifelsfrei als Witz identifizierte und machte sich daran, den Halsstumpf an beiden Teilstücken abzubinden, einmal beim Rumpf und einmal beim Kopf. Danach war ihm schlecht. »Dann bringen Sie ihn mit ihrem Greif in den Eiskeller«, verlangte Ciel. »Wenn er zufällig verschwinden, verschwinden auch andere Dinge.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Nichts wird verschwinden Ciel und jetzt hör endlich auf. Ich werde Bellamy damit beauftragen, dass er sich um Parcival kümmert. Ich richte ihm aus, dass falls Parcival verschwindet, etwas von ihm verschwindet, ja? Oder was soll das? Ist er Dir echt all den Ärger wert? Oder den Stress zwischen uns? Oder sogar mehr als wir?", fragte Max.


    Leon:
    "Ich denke Ihr beiden redet aneinander vorbei und Du bist stur wie üblich. Er vermisst den Parcival den er als Kameraden kannte. Den Verräter nicht. Und wie er zu Dir steht, nun dass muss er Dir selbst sagen, oder Du solltest es wissen Riv. Genauso sollte es Ciel wissen", sagte der Geist.


    Davard von Hohenfelde
    "Das mit der Salami war ein Witz, aber bezüglich einer Person die uns misshandelte. Sie liegen ebenfalls im Keller. Einer hat eine Salami im Hintern oder andere im Hals", erklärte Dave entschuldigend.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Als auch noch Bellamy mit hineingezogen wurde, starrte Ciel seinen Papa in ohnmächtiger Wut an, traute sich aber nicht mehr, etwas zu sagen. Tränen kullerten seine Wangen hinab. Er war froh, als Leon ihm half. Er riss sich zusammen. »Ich hab dir vorhin gesagt, dass ich dich lieb habe. Bist du eifersüchtig auf Parcival, weil ich ihn gern als meinen Opa gehabt hätte?« Als Dave den Salamiwitz aufklärte, schloss er kurz die Augen und zählte rückwärts von zehn auf null.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ja vielleicht bin ich eifersüchtig, aber ich würde es ehr als enttäuscht bezeichnen. Wieso hättest Du ihn gerne als Großvater gehabt? Du hast Alain nicht einmal gekannt Ciel. Weder ihn noch meinen Bruder, um einen anderen zu bevorzugen. Du musst keine Angst haben, Bellamy war nur ein Vergleich. Ich lasse ihn sicher nicht von Benito heilen, um ihm dann zu schaden oder? Leon hat Recht, wir reden aneinander vorbei und haben zu unterschiedliche Ansichten.Wer ist Dein Vertreter im Amt? Ich denke es ist für Dich besser, wenn Du Dich Zuhause auskurrierst und jemand anderes hier die Führung übernimmt. So kannst Du dem Feind nicht gegenübertreten. Verzeih mir, dass ich Parcival tötete, es lag nicht in meiner Absicht Dir Kummer zu bereiten. Was meine Absicht war und was Du davon hältst ist klar. Gut ich weiß, ich weiß, dass ist stänkern oder sarkastisch, aber ich hätte ihn am liebsten gevierteilt, das gebe ich zu", sagte Max grimmig.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich habe keine Vertretung. Ich bin unersetzlich und das meine ich nicht arrogant, ich bin es einfach. Wenn ich diesen Lich nicht aufhalte, dann niemand. Ich bin der letzte Ringwall zwischen ihm und seiner dauerhaften Einnistung in Souvagne. Wen willst du ihm sonst entgegenstellen? Linhard? Er ist gut, aber kennt sich zu wenig mit der Materie aus und noch weniger im Führen einer Streitmacht.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Und was ist wenn dieser Lich vielleicht nochmal nützlich wird, Dich umarmt und ein lieber Opi ist?", fragte Max bissig.


    Leon:
    "MAXIMILIEN!", donnerte der Geist, so dass Max Leon ziemlich baff anguckte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ließ resigniert die Schultern hängen. »Darf ich jetzt bitte gehen, ich muss mich ausruhen, ich muss mich morgen konzentrieren, vielleicht auch schon in ein paar Stunden oder nur in einer, sie können jederzeit eintreffen. Ich hätte ihn gern als Großvater gehabt, weil er nicht dauernd gebockt hat«, stänkerte Ciel zurück. »Er war immer lieb. Ich mochte ihn sehr.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max wischte sich mit dem Handschuh übers Gesicht und schaute Ciel an. "Frieden. Kein Grund mich so Dir gegenüber zu verhalten. Trauere um wen Du möchtest, mir schreibt dies auch keiner vor. Ja das verstehe ich, aber leider bin ich Dein Vater und daran kannst Du nichts ändern und daran wird sich auch nichts ändern Ciel. Ob ich vor Ort bin oder nicht, ob ich lebe oder nicht - ich bin Dein Vater und Alain war Dein Großvater. Du kannst Parcival ja als guten Freund in Erinnerung behalten, oder wie man so eine Person auch nennen mag. Vielleicht hat Bellamy ja einen passenden Namen für ihn. Ich werde Dir den Palaisin an die Seite stellen, damit Ihr Euch gemeinsam der Sache stellt", erklärte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel guckte seinen Vater völlig hilflos an. »Wieso sagst du das«, fragte er leise. »Meinst du, ich wünschte, du wärst tot? Du wärst auch mein Vater geblieben, wäre Parcival mein Opa. Er wäre dann einfach dein Vater gewesen. Bellamy ist noch krank, aber Boldiszàr hat mir Silvano de Mancini herbeigebracht. Er wird Bellamy zu vertreten wissen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Na falls Du Dir das wünscht, frag doch Oma. Aber warte nicht zu lange, das Wort Morgengrauen - wird für sie wörtlich enden - Morgen Grauen. Ich weiß nicht was Du denkst, ist mir zu abstrakt. Parcival ist nicht mein Vater und wäre es auch nie gewesen. Und meine Mutter ist nicht mal mehr das, sie können sich drüben auf der anderen Seite treffen", erklärte Max müde.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Leon: "Riv verkneif Dir bitte den Sarkasmus. Macht es Euch Spaß Euch gegenseitig zu verletzen? Wer wen am wenigsten benötigt? Du weißt wie es allein ist. Und Ihr Prince Ciel wisst es zum Glück nicht. Ihr wisst scheinbar beide nicht, was Ihr aneinander habt", mahnte Leon.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Aber ich hab doch schon zwei Mal gesagt, dass ich ihn liebhabe«, wandte Ciel verzweifelt ein. »Ich opfere meine eigene Sicherheit und Gesundheit für Souvagne, damit er sieht, dass auch sein ... sein Bastardsohn seinen Titel als Prince und Furisto zu recht trägt. Ich habe ihm den Nordwall gebaut. Und er glaubt mir nicht, dass ich das alles für ihn tue, damit er stolz auf mich ist!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Leon: "Doch das glaubt er, er ist gerade nur stur, bockig, beleidigt und versteht alles so wie es ihm gerade in den Kram passt. Und sobald er allein Zuhause ist, bereut er jedes seiner bissigen Worte. Das habt Ihr gemeinsam, eigentlich versteht Ihr Euch sehr gut in Eurem Streit, Ihr streitet sogar gleich. Also entweder lasst Ihr es und nutzt Eure Gemeinsamkeiten gemeinsam, oder Ihr unterlasst es Euch anzugreifen. Er hat Dein Leben gerettet, weil er Dich liebt Ciel. Und er steht hier um Deines zu schützen Max. So einfach ist das. Das Ihr Euch liebt ist wunderbar. Belasst es doch bitte bei der Info. Wem sonst wer wichtig ist, geht den anderen eigentlich nichts an. Man kann auch mit Leuten befreundet sein, deren Freunde man nicht mag. Es geht ja um diese eine Person oder nicht? Und manchmal geht es auch um die Erinnerung an diese eine Person. Paricval war nicht nur ein Monster, er hatte Fehler aber auch gute Seiten. Sonst wäre er nicht so lange im Amt geblieben. Das hat Ciel ausgedrückt und diese gute Seite vermisst er. Nun vertragt Euch wieder, oder wie lange wollt Ihr streiten und umeinander heulen, wo das gar nicht nötig ist?", fragte der Geist.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel guckte den Geist an und wünschte, er könnte ihn behalten. Nur hatte er selbst die Nekromantie verboten. Es würde ihn unglaubwürdig machen, ihn als Heuchler dastehen lassen. »Ich meinte es genau so, wie Leon sagt. Was machen wir jetzt?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Uns wieder vertragen komm her, tut mir leid", gab Max klein bei und hielt die Arme auf.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel machte einige rasche Schritte nach vorn und umarmte seinen Papa fest.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien nahm Ciel fest in die Arme und küsste ihn auf den Kopf. "Unterlassen wir die Zickereinen zukünftig, wir beide sind zu gut darin hm?", flüsterte Max ihm ins Ohr.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte. »Wir dürfen nicht streiten ... vor allem nicht auf dem Schlachtfeld. Wirst du bleiben?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Wenn Du möchtest, bleibe ich, ich stehe Dir bei. Es geht schließlich um unser Land und Du hast Recht, wir sollten zusammenhalten und uns nicht angiften. Wir streiten nicht mehr, versprochen", sagte Max liebevoll.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Aber dann sind Dreaux und Verrill allein, wenn der Abgrund losbricht wegen deiner Mutter. Verrill ...« Ciel schaute sehr besorgt.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Verrill kann sich eigentlich gut zur Wehr setzen, aber im Moment glaube ich wäre es nicht so gut. Die beiden Duponts bewachen Deinen Bruder, sie scheinen fähig zu sein. Wir werden die Hinrichtung gemeinsam durchführen", sagte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich?«, sprach Ciel fassungslos. Er hatte noch nie jemanden hingerichtet. Unglücklich betrachtete er Parcivals enthaupteten Leichnam. Er nickte tapfer.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ja. Du wirst das Reichsschwert zum Richtblock tragen und mir reichen, sobald ich das Urteil verkündet habe. Zuschlagen muss ich", erklärte Max und drückte seine Stirn gegen die von Ciel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »In Ordnung, das ist vermutlich eine große Ehre, aber ich habe auch ziemlichen Respekt davor. Darf ich mich jetzt noch ein bisschen ausruhen gehen? Leon kann ja noch eine Weile bleiben, wenn du möchtest.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Eine sehr traurige Ehre, auf die ich gerne verzichtet hätte Ciel. Ja ruhe Dich aus und wir sind wieder gut miteinander. Ich werde noch etwas mit Leon reden und er wird so lange bleiben, bis Du ihn wegschickst", sagte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel drückte seinen Papa besonders lieb und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann ging er ein paar Meter und blieb stehen. Bellamy war nicht da. Er brauchte nun aber jemanden wie ihn. Hilflos guckte er sich nach einem Ersatz um. Er drehte sich noch einmal nach seinem Vater um. »Du kennst Bellamy sehr lange. Wer von den Anwesenden ist ihm vom Wesen her am ähnlichsten? Außer Boldiszàr.« Den wollte er jetzt nicht von Silvano trennen.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Niemand Ciel, Bellamy ist eine ganz besondere und bestimmte Person für sich. Am ehesten von der Seele her würde ich sagen wäre das wohl der neue Palaisin Massimo. Er ist auch in einigen Dingen mehr als gnadenlos, aber er kann auch gnädig sein, widererwartend und unerwartend. Jules kommt ihm auch nahe, aber Massimo und Jules sind in einem Bereich zugänglicher. Partnerschaften. Das ist Bellamy nicht, deshalb hat er seine ureigene Sicht auf die Dinge. Er schaut aus der Entfernung. Ich kann ihn Dir herschicken,wenn Du möchtest", bot Max an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wenn sein Zustand es erlaubt, ja, bitte. Aber nur dann. Massimo ist, glaube ich, mit seinen eigenen Problemen beschäftigt.« Ciel wirkte inzwischen wieder sehr gefasst, aber er war es nicht.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ich schicke ihn Dir her, so schnell wie möglich", versprach Maximilien und drückte seinen Sohn zum Abschied. Gemeinsam mit Dave machte er sich wieder auf dem Weg zum Greifen und sie waren innerhalb einiger Minuten verschwunden. Ciel musste sich nicht lange gedulden, den Cantillion lag nicht allzuweit entfernt von Beaufort. Erneut landete der große Greif, aber diesmal kletterte Bellamy von seinem Rücken.


    Bellamy Bourgeois
    Argwöhnisch schaute er sich um, bis er Ciel entdeckte und langsam auf ihn zuging. "Herr Ihr habt nach mir schicken lassen", sagte er matt aber freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel betrachtete Bellamy kritisch und analysierte seinen gesundheitlichen Zustand. »Bitte kommen Sie mit«, verlangte Ciel steif. »Sie haben nicht viel zu tun.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy folgte Ciel auf dem Fuße. "Was ist los?", fragte er und legte Ciel kurz eine Hand auf die Schulter.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel zeigte ihm sein Schlaflager, dass aus einem plattgelegenen Mantel und einer Decke bestand. Eigentlich waren sie viel zu spärlich ausgerüstet, aber das war jetzt egal. »Legen sie sich dazu. Dann sage ich es Ihnen.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy legte sich hin und war froh wieder liegen zu dürfen. Er war noch schwach, aber als er hörte, dass Ciel seine Hilfe benötigte, war er sofort gekommen. "Ihr benötigt einen Freund", sagte Bellamy leise und rutsche ein Stück.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel kuschelte sich fest an ihn an und nickte. »Ich habe eine gute Nachricht für Sie. Parcival ist tot.« Dann brach Ciel hemmungslos in Tränen aus und der ganze Stress, die Angst und die Trauer bahnten sich ihren Weg nach draußen.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy drückte Ciels Kopf an seine Halsbeuge und ließ ihn weinen. "Daran ist nichts gut, wir konnten ihn nichts fragen, es... es ist grauenvoll. Er wird uns nichts mehr beantworten, kein wieso, kein warum. Und wenn er nur gesagt hätte, weil ich Euch hasse, aber wir hätten ein Warum. So haben wir nichts. Nur was in unserer Erinnerung war, aber alles was wir sonst hätten erfahren können war in seinem Kopf. Wir wollten ihn doch zum reden bringen, wie ist das passiert?", stockte Bell.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Doch, er hat alles erzählt, aber er wollte nicht umkehren ... er tat es, weil er meine Großmutter liebte. Sie benutzte ihn als Marionette und einen Augenblick lang dachte ... dachte ich, dass er mein Großvater wäre. In dem Moment war er so lieb und strich mir durchs Haar und dann griff er mich mit seiner Geistmagie an. Er sagte mir noch, dass es ihm leidtut und ich spürte seine Verzweiflung ... dann hat Vater ihn enthauptet. Die Agenten der Autarkie, sie hatten die Affäre aufgedeckt. Sie starben unrechtmäßig und zu Unrecht wurden sie all die Zeit geschmäht. Und dennoch ... er war auch ein guter Mann, wäre er nur nicht so verblendet ... ich hatte ihn fast so weit!«


    Bellamy Bourgeois
    "Habt Ihr eine Verletzung davon getragen? Ich hoffe es geht Euch gut. Tja vielleicht war er hin und her gerissen, zwischen Eurer Großmutter und Euch. Sie hat sich einen mächtigen Verbündeten gesucht um zu bekommen was sie wollte. Aber was wollte sie überhaupt? Und nun da er tot ist, wird was aus Ihr? Ich meinte er wird uns nichts persönliches mehr sagen können. Nicht warum er Boldiszar so schlug oder Mancini tot sehen wollte. Nichts. Ich habe Mancini ins Gewissen geredet, ich hoffe er hört auf mich. Und ich hätte Paricval ins Gewissen geredet, in der Hoffnung, dass er all das verrät, was er über uns weiß. Alles wird nicht mehr in unserer Erinnerung sein. Warum habt Ihr Euch gedacht er wäre Euer Großvater? Nun vielleicht wäre er das sogar gerne gewesen. Wer weiß?", gab Bellamy zu bedenken.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich dachte es, weil ich gern einen hätte. Und weil er trotz allem so lieb war. Er sagte, dass es ihm leidtut, dass es nicht so ist.« Ciel schnäuzte sich geräuschvoll. »Ich wollte ihn nicht töten. Ich wollte ihn auf eine einsame Insel verbannen oder dergleichen. Aber Papa wollte mich beschützen. Meine Großmutter hingegen, seine Geliebte, wird sterben. Sie inszenierte den Unfall, Parcival deckte das Verbrechen nur. Und da hätte es doch möglich sein können, dass er in Wahrheit der Vater von Maximilien war - und nicht Alain. Bitte bleiben Sie heut nacht hier. Morgen schicke ich sie wieder zurück.« Ciel schmiegte sich an ihn. Bellamy war der Einzige, bei dem er das Gefühl hatte, dass er sich einen Nervenzusammenbruch erlauben konnte, ohne sein Gesicht und seine Glaubwürdigkeit als Anführer zu verlieren. Ferrau konnte er das nicht zumuten - Ferrau sollte sich sicher und geborgen bei ihm fühlen, ebenso Linhard. Keiner von ihnen sollte je an ihm zweifeln.


    Bellamy Bourgeois
    "Du, wenn wir so zusammen sind, sind wir Freunde und beim Du. Ich denke er hat es auch freundlich gemeint. Manchmal muss man Leute angreifen, die man anders kannte. Und das dachte er sicher auch. Seit wann ist Eure Großmutter denn mit ihm zusammen gewesen? Möglich wäre es theoretisch ja. Nun in meinen Augen hätte er schon sterben sollen für seinen Frevel, aber nachdem er einiges an Wiedergutmachung leistete. Hätte er es, keine Ahnung ob ich dann noch seinen Tod verlangt hätte. Aber Euer Vater handelte nicht als Duc, er handelte als Euer Vater. Er tötete ihn aus Liebe zu Euch. Er hatte Angst um Euch Ciel. Ich hätte vermutlich das gleiche getan aus Angst um Euch", gestand Bellamy und streichelte ihm beruhigend den Rücken.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Weil sie mein Palaisin sind, das ist ihr Beruf. Mein Fehler war, dass ich ihm völlig allein unter die Augen getreten bin, da ich gern wollte, dass wir ruhig miteinander reden. Fehlanzeige. Ja, er könnte mein Großvater sein, vom Alter her und egal was alle sagen, wie sehr sie ihn hassen, er war auch Magistral der Himmelsaugen und als solcher ein guter und fähiger Mann. Natürlich hatte Maximilien es gut gemeint, als er ihm den Kopf von den Schultern schlug ... es ist mein Papa, er meint es fast immer gut. Nur vorhin hat er ganz schön ausgeteilt, und warum, weil er eifersüchtig war, da ich Parcival gern als Großvater gehabt hätte.« Ciel beruhigte sich langsam wieder, als Bellamy zu ihm sprach, ihn streichelte und einfach da war. Ciel meckerte zwar vor sich hin, wurde aber immer leiser und langsamer dabei. Immer öfter fielen Ciel die Augen zu. »Er hätte den Tod verdient, zweifelsohne ... aber ich habe vorhin, mal wieder, nicht mit dem Hirn gedacht, sondern mit dem Herzen. Das sollte ich mir abgewöhnen. Ich sollte ein weiteres gefühlskaltes Arschloch auf dieser Welt werden, dann mache ich keine Fehler mehr.« Nach diesem dramatischen Schlusssatz wartete Bellamy auf die Fortsetzung, doch es kam keine mehr. Stattdessen kam ein leises Schnarchen.


    Bellamy Bourgeois
    "Unsinn, Fehler habt Ihr nicht gemacht und Euer Vater auch nicht. Es ist nicht verboten zu lieben", flüsterte Bellamy dem schlafenden Ciel ins Ohr und deckte ihn richtig schön zu. "Und Du wirst kein Arschloch, Du warst nie eins, wirst nie eins. Das ist mein Job", schmunzelte er.

  • Ciel Felicien de Souvagne
    Nach dem Tod Parcivals waren Maximilien und ein Teil der Truppe, die zur Magischen Mobilmachung abgeordert ware, für kurze Zeit zurück in den Palast geflogen. Es gab einige wichtige Dinge zu klären, insbesondere was die Rolle der Mutter des Ducs anbelangte, die unter dem Verdacht des zweifachen Mordes an ihrer eigenen Familie stand. Doch zunächst lief alles seinen gewohnten Gang und es gab ein Abendessen mit zahlreichen Gästen. Als der Augenblick günstig war, trat Ciel an seinen Vater heran. Ciel war wegen seiner Augenringe dick geschminkt und sah fast aus wie der für seine Schminkeskapaden bekannte Chevalier de Mancini. »Darf ich dich um ein Gespräch bitten?«, fragte Ciel seinen Vater höflich.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien nickte knapp und deutete an, ihm zu folgen. »Entschuldigt uns einen Moment, es dauert diesmal gewiss wirklich nur einen... Moment«, sagte Maximilien freundlich. Er legte das Besteck ab, drückte kurz zärtlich Minettes Hand, sie wusste warum und stand auf. Der Duc verließ das Esszimmer und ging direkt in sein Privatbüro. Sein Sohn würde ihm folgen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel folgte seinem Vater tatsächlich und wartete ab, ob dieser ihm das Wort erteilen würde.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien setzte sich in einen der Sessel und deutete Ciel an, es ihm gleich zu tun. »So, hier sind wir, worum geht es Ciel?«, fragte Max ohne Umschweife und musterte seinen Sohn.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel wurde wieder traurig wegen der rüden Begrüßung. Sein Vater war sehr stolz und vermutlich immer noch beleidigt. Ciel guckte einen Moment auf den Boden, dann riss er sich zusammen. »Wie du dir sicher denken kannst, habe ich nach deiner Abreise, bevor ich selbst dir folgte, Parcival bestattet. Beziehungsweise habe ich das tun wollen. Jetzt werde bitte nicht gleich zornig, sondern hör mich bis zum Ende an. Parcivals Körper war verändert. Er war weich wie ein Sack! Als ob alle Knochen zu Pudding geworden wären.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ich komme um vor Trauer, und was soll mir das jetzt sagen? Dass ich schuld daran wäre, wie dass er keinen Sport getrieben hat?«, fragte Maximilien, ehe er sich an Leons Worte erinnerte und sich über das Gesicht strich. »Das habe ich nicht so gemeint, also rede bitte und erzähle mir, was Du mir erzählen möchtest. Ich höre Dir zu Ciel«, sagte Max freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das war es schon«, erklärte Ciel gekränkt. »Dann werde ich den Körper nun einfach bestatten lassen.« Ciel erhob sich.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien schüttelte den Kopf. »Scheinbar können wir nicht normal miteinander reden. Ich werde ihn verbrennen lassen, wer weiß was er hat oder hatte«, sagte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel zuckte resigniert mit den Schultern. »Wird meine Anwesenheit bei der Gesellschaft noch benötigt?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Möchtest Du überhaupt noch Gesellschaft der de Souvagnes?«, hakte Max nach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Was möchtest du mit dieser Frage ausdrücken?«, fragte Ciel, nun tief verletzt. »Bereust du, dass du mich als deinen vollwertigen Sohn angenommen hast? Ich kann mir auch wieder den Bastardfaden in das Wappen einfügen lassen. Ich wollte dir nur eine Sorge mitteilen, aber sie braucht nicht deine Sorge zu sein. Es tut mir leid, dass ich deine Zeit vergeudet habe.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ich bereue gar nichts und ehrlich gesagt verstehe ich im Moment auch gar nichts. Was ist eigentlich Dein Problem? Ich habe keines mit Dir und ich hatte keines mit Dir. Seit dem Moment wo Du geglaubst hast, er wäre Dein Großvater benimmst Du Dich völlig irrational. Mir erscheint es so, als wäre genau das Dein Wunsch gewesen. Aber hast Du Dir mal über die Konsequenz Deines Wunsches Gedanken gemacht und was er bedeuten würde? Und wie Du mich mit diesem Wunsch behandelst? Ich verlange wahrlich keinen Dank von Dir, aber wie den letzten Dreck lasse ich mich sicher nicht von meinen eigenen Kindern behandeln. Ich habe Dein Leben gerettet, nicht Dir geschadet. Und dafür muss ich mir anhören, dass er ein ach so härer Mann war? Hältst Du mich für blöde, beschränkt oder beides? Sicher weiß ich was Parcival all die Jahre über getan hat. Weißt Du auch weshalb? Er mag uns all die Zeit beschützt haben, aber wofür? Oder was war sein wirklicher Handlungsgrund? Interessiert Dich das überhaupt, oder suchst Du nur eine Ausrede, einen Grund für Deinen scheinbar gerechten Zorn? Da kannst Du lange suchen, den gibt es nicht! Falls doch, müsste man schon sehr verquer denken. Die Formel ist einfach - ein Kind wird mit dem Tode bedroht, der Vater schreitet ein und verhindert es. Ergo, Dein Urteil? Den Vater hinrichten? Oder was soll die ganze Aufführung hier von Dir? Aus welchem Grund gehst Du mich die ganze Zeit an? Was passt Dir eigentlich an Deinem Leben nicht? Was immer es ist, dafür musst Du mir nicht die Schuld in die Schuhe schieben, es sei denn Du kreidest mir Deine Zeugung oder Deine Geburt an! Meine habe ich mir übrigens auch nicht ausgesucht und für Dich sicher die beste Botschaft des Tages, des Jahres oder Deines Lebens - ich überlege ob der morgige Tag samt meiner Handlung dort meine letzte Amtshandlung ist. Aber keine Sorge und keine Umstände, ist dem so, verlasse ICH danach den Hof und WIR müssen uns nie wiedersehen. Ich denke dass ist doch dass, was Du möchtest oder? Mit meinem Ableben werde ich Dir sicher nicht dienen, soviel sei Dir gesagt. Ab dato kannst Du Deinen Hass auf Dreux pflegen!«, antwortete Maximilien hart. Man sah ihm an, dass er es nicht auf diese Art Härte meinte, aber er war es einfach müde.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Hinter Ciels dicker Schicht von Schminke war seine standesgemäß ohnehin schon geringe Mimik nicht zu erkennen. »Warum bist du eigentlich so wütend auf mich?«, fragte Ciel leise. »Doch, ich habe mir über die Konsequenzen Gedanken gemacht, wenn wir wirklich von Parcival abstammen würden. Hinterher, nachdem ich mich gefreut hatte, meinen leiblichen Großvater zu sehen, und zwar nicht als zerschmetterte Leiche oder kaltes Abbild auf einem Sarkophag, sondern lebend. Das hätte vieles verkompliziert und vieles zerstört. Aber wäre es Fakt gewesen, hätte ich neben all der Probleme einen Großvater gehabt und man kann sich nun fragen, wie viele Widrigkeiten das Leben eines Familienmitglieds aufwiegen kann. Meine Gefühle waren übertrieben. Aber Alexandre hat mich gelehrt, dass Gefühle niemals schlimm sind - schlimm sind nur die Handlungen, die manchmal daraus erwachsen. Und habe ich falsch gehandelt? Wenn ja, dann sag mir bitte, an welcher Stelle. Als ich trauerte? Ich hasse Dreaux nicht. Wir haben uns früher nicht gemocht, doch auch wir wurden irgendwann erwachsen. Wenn du es wissen möchtest, er ist mein Lieblingsbruder. Und er kann nicht für deine momentane Stimmung. Willst du ihn wirklich deswegen ins kalte Wasser werfen? Wir beide haben uns, warum auch immer, überworfen - nicht er und du, Vater.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Warum ich wütend auf Dich bin? Wie oft noch? Aber gut, zum mitschreiben, weil Du mir Deine Rettung als etwas... kriminelles oder so etwas in der Art unterstellt hast. Weil Du um einen Verräter trauerst, aber nicht um seine Opfer. Mein Bruder? Scheißegal. Mein Vater? Scheißegal. Die Agenten, deren Frauen, deren Kinder? Scheißegal. Die Himmelsaugen die zuviel wussten? Scheißegal. Wofür? Für eine Frau - bestenfalls. Schlimmstenfalls für ein bisschen Rumfickerei! Und da trauerst Du um den armen Parcival? Ehrlich? Schon eine Nummer oder? Gut, nehmen wir an, er wäre Dein Großvater und wir alle wären weniger als Dreck, kurzum nichts. Wie hättest Du dann leben wollen? Wenn man mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde, kann man gerne behaupten auf alles zu verzichten. Aber würden sie das wirklich wollen? Der Palast, die Diener, die gesamte höfische Leben, die Lebensart und die Lebensweise, der Reichtum, die existenzielle Sorglosigkeit - all das was wir genießen dürfen, wäre fort. Nichts davon würde bleiben, denn die Geburtslinie des Mannes ist ausschlaggebend und Parcival war nicht einmal von Stand oder Adel. Würde Dein Wunschtraum in Erfüllung gehen würdest Du als freier, mittelloser Mann aufwachen. Es wäre von Vorteil, dann auf die Freiheit zu verzichten und sich einen guten Lehnsherren zu suchen, denn einen Beruf der einen ernährt haben wir nicht gelernt. Wir könnten uns höchstens als Buchhalter, Büttel oder Söldner verdingen, resultierend aus dem was ein Adliger nebenbei lernt. Also Dreux, Greg und Du Ihr könntet dass, wie ich vorhin bereits Fabien erläuterte. Mein Leben wäre komplett sinnlos und damit beendet. Nicht dass es Dich stören würde, ich weiß. Aber zwei Leute gibt es schon, denen was an mir liegt. Und ich selbst finde die Vorstellung auch nicht gerade prickelnd, für nichts existiert zu haben. Du maßt Dir an über andere zu urteilen. Kennst Du mein Leben? Du gehst nur von Deiner Warte aus, was ich habe, wer ich bin, nichts weißt Du. Du und Deine angeblich ach so vielen Pflichten! So mache ich Urlaub, was für Dich Stress ist! Und dass seit 33 Jahren! Also erzähle mir nicht, was Recht oder Unrecht ist, was wie menschlich wäre! Wer kennt Menschlichkeit oder Gefühl für mich? Keiner! Ich habe zu funktionieren, damit Leute wie Du behaupten können auf was sie alles verzichten würden, wenn sie nur dürften! Komischerweise war Dein Klosterwunsch aber ganz schnell ad acta gelegt, als Du ohne Leibdiener und ohne Sonderstatus ins Kloster solltest. Ein Schelm der Böses dabei denkt. Soll ich Dir verraten lange der Duc lebte und wie lange Maximilien? Der Duc schon eine kleine Ewigkeit, Maximilien lebte insgesamt... hm lass mich nicht lügen... mit den Tagen in Ehveros... puh da hat er doch garantiert 5 Tage auf dem Buckel! Ich habe mich nicht mit Dir überworfen Ciel, Du hast auf alles gespuckt was andere für Dich leisten, vor allem was ich für Dich leiste. Als Duc geschenkt. Als Vater verdammt schmerzhaft. Aber ich verstehe Dein Problem, dass teilst Du sogar mit vielen anderen Monarchen »kleiner Sonnenkönig« Deine Welt dreht sich nur um Dich«, antwortete Maximilien stinksauer.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das stimmt nicht«, verteidigte Ciel sich. »Aber nehmen wir einmal an, es würde stimmen. Was würde es ändern? Nichts weiter, als dass dir meine Ansichten nicht gefallen. Ich erfülle meine Pflichten und du auch. Ist das ein Grund, so zornig zu sein? Du bist nur so wütend auf mich und willst sogar dein Amt hinwerfen - weil ich um den Falschen trauerte! Weil du eifersüchtig auf Parcival bist, nur weil ich ihn mochte! Ich verrate dir ein Geheimnis: Ich mag auch Ferrau, Bellamy, Jules, Linhard, Dreaux, Greg, Alexandre und meine Mutter. Lande ich dafür jetzt auf dem Block? Dich habe ich aber genau so gern, du bist mein Vater und ich bin gerade sehr traurig, dass du so verletzende Dinge sagst und so schlimm von mir denkst. Mir sogar unterstellst, ich wäre froh über deinen Tod!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ja vielleicht bin ich eifersüchtig und? Wie kann man um den eigenen Mörder trauern? Gut wie ist klar, indem ein anderer den Mord verhindert und man dann noch den Kopf auf den Schultern hat um zu trauern. Du magst jeden Ciel, außer Dich und mich, dass ist Fakt. Aber die Dinge die Du an Dir nicht leiden kannst, habe ich nicht verursacht. Weder Dein verkorkstes Sexualleben, noch Deine Minderwertigkeitskomplexe und das meine ich jetzt nicht als Angriff unter die Gürtellinie. Im Gegenteil ich habe versucht Dir zu helfen. Versucht Dich vor der Verstümmelung zu bewahren und da warst Du genauso auf Krawall aus und gegen mich, wie Du nun den Bastardfaden wieder tragen möchtest, obwohl ich Dich anerkannte und sogar für Dich und Greg ein Amt schuf. Alles nicht genug, alles Scheiße, solange es von mir kommt. Wer hätte es Dir übereignen sollen, damit es für Dich überhaupt einen Wert hat?«, fragte Max.
    Ciel Felicien de Souvagne
    »Jetzt unterstellst du mir auch noch Undankbarkeit«, sagte Ciel verzweifelt. »Ein riesen Berg Anschuldigungen, von denen ich keine einzige Widerlegen kann! Weil es alles Anschuldigungen sind, die meine Gefühlswelt betreffen. Du unterstellst mir Undankbarkeit, dass ich deinen Tod wünsche, dass ich Dreaux hasse und, und, und. Was, lieber Vater, soll ich dazu noch sagen? Und ob mein Sexualleben verkorkst ist, darfst du Ferrau fragen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Bevor Du ihn hattest, war es das und Du wolltest Dich verstümmeln. Mit tausend guten Gründen dafür. Was ist jetzt mit dem Wunsch? Richtig es betrifft Deine Gefühlswelt. Komisch wenn man meine angreift ist das legitim. Du unterstellst mir auch Eifersucht und? Ich muss da gleich wieder rein gehen und erneut funktionieren Ciel, Du kannst wie üblich die Mücke machen. Also was willst Du eigentlich von mir? Spuck es aus«, gab Max zurück.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Was sollte ich denn auch tun, um dein Gefühlsleben wieder in Ordnung zu bringen?«, fragte Ciel. »Gut, ich entschuldige mich. Es tut mir leid, dass ich meinen Kameraden Parcival mochte, da ich bis zu den letzten Stunden seines Lebens nichts von seinen Verbrechen wusste. Es tut mir leid, dass ich um ihn trauerte. Und es tut mir leid, dass ich dich derart enttäuscht habe. Ich wollte dir nur mitteilen, dass seine Leiche wie ein leerer Sack war. Mehr nicht. Aber wenn er verbrannt wird, braucht das auch niemanden mehr zu stören.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Du meinst Polemik oder Sarkasmus macht es wieder gut? Oh ich weiß was es wieder gut macht, Du wirst morgen früh Großmutter köpfen. Sicher ganz nach Deinem Geschmack«, sagte Max freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du siehst mich gern am Boden«, sagte Ciel wütend. »Gut, ich mache es. Ich werde Oma enthaupten. Bist du danach wieder gut mit mir?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Nein Du verstehst gar nichts, ich sehe niemanden gerne am Boden, weder Dich, noch sonstwen aber auch nicht mich. Das war nur eine leere widerwärtige Provokation, sonst nichts. Ich werde es selbstverständlich selbst tun. Ob ich möchte oder nicht, der Duc hat den Hochverrat eines Familienmitgliedes zu sühnen und der bin nun mal ich. Also was war mit Parcival dass seine Knochen weich sind?«, fragte Max tonlos.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das weiß ich nicht, dafür müsste Benito nachsehen. Bitte verrate mir, was geschehen muss, damit du mich wieder liebst?«, fragte Ciel.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Andersherum Ciel, ich glaube dass ich Dich liebe ist das Problem. Würde ich Dich nicht lieben, hätte ich Dich nicht vor Parcival gerettet und Du hättest Deinen Willen. Dann soll Benito nachsehen, was mit dem Kerl war, vielleicht war er gar kein Mensch, sondern ein Ghul? Oder so etwas... keine Ahnung, eine unangenehme Vorstellung...«, grübelte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du hast mir trotzdem immer noch nicht verraten, was ich tun muss, damit wir nicht länger streiten«, erinnerte Ciel. »Ich weiß einfach gerade überhaupt nicht, was ich machen soll, außer, wieder an meine Arbeit zu gehen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Da sind wir schon zwei, zudem liegen gerade meine Nerven blank wegen Leon«, gestand Max ein und zuckte die Schultern.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Möchtest du, dass ich Ansgar oder Brandur zu dir bitten lasse?«, fragte Ciel.


    Maximilien Rivenet de Souvagne • So 2. Sep 2018, 22:49
    »Hm wieso?«, fragte Max und nahm sich von der Anrichte ein Glas Wasser. »Möchtest Du auch?«


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich enthalte mich einer Aussage. Was ich in meiner Rolle als Bluthexer dazu sagen würde, ist in den Gesetzbüchern nachzulesen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Aha, Danke für diese sinnlose Information Ciel. Soviel zum Thema nicht mehr streiten. Ich denke wir sollten vielleicht einfach auf solche Informationen untereinander verzichten die uns provozieren, kurzum private. Leon geht Dich nichts an - verstehe. Mich geht Dein Parcival-Problem nichts an - auch kapiert. Also wie verbleiben wir wegen Parcival? Deshalb sind wir hier. Am besten wird er obduziert«, sagte Max und stellte das Glas beiseite.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich habe seinen Leichnam nach Beaufort überführen lassen. Er liegt iim Haus der Heilung und kann jederzeit untersucht werden.« Ciel betrachtete ein Wandbild in einem dicken vergoldeten Rahmen, den er nicht leiden konnte. Das Bild mochte er auch nicht. Ebenso wenig wie die Tapete. Er merkte, dass es gerade wenig gab, was ihm gefiel. Dieser Raum, in dem er sich auf einmal eingesperrt fühlte, gehörte nicht mehr dazu.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Gut dann wird er obduziert und wir wissen später mehr, oder auch nicht. Vielleicht war er einfach Wachs in den Händen der Duchesse und hat den Agregatzustand behalten und wurde Pudding, was weiß ich«, sagte Maximilien. »Das war es oder?«


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hörte auf, das verabscheute Wandbild zu betrachten und sein Blick schwenkte zurück zu seinem Vater. »Warum sagst du so was?«, fragte er leise. »Liebst du mich denn wirklich gar nicht mehr - weil ich ein falsches Gefühl gehabt habe?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Natürlich liebe ich Dich, daran hat sich nichts geändert. Das ist der Grund meiner Schmerzen, dass war der Grund warum ich Dich gerettet habe. Aber was nicht geht, geht nicht. Nun nichts ist schlimmer als zu sehen, wenn zwei sich mögen oder gar lieben und es einfach nicht passt. Ich rede da von jeder Form von Liebe, gleich ob Familie oder Partnerschaft. Bei uns scheint das der Fall zu sein. Wir sind uns zu ähnlich, wir können nicht miteinander auskommen. Noch eine Erkenntnis des Tages. Davon habe ich langsam genug«, warf Max ein.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Warum eigentlich?«, fragte Ciel traurig. »Warum funktioniert es nicht mit uns? Vor einigen Monaten habe ich, als es mir nicht gut ging, noch bei dir im Bett geschlafen. Und nun reden wir, als würden wir fortan getrennte Wege gehen.« Dann stockte Ciel. Selbst unter seiner maskenartigen Schminke war sein Entsetzen zu sehen. »Das Haus«, flüsterte er und fasste sich an seine Brust. »Ich ... ich trage das Haus in mir, oder?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ich weiß es nicht, wüsste ich es, wäre es nicht so weit gekommen. Vielleicht sind wir beide zu verletzt, vielleicht hat Leon Recht und wir sollten einfach aufhören zu streiten und uns nicht gegenüber stehen wie Feinde, sondern nebeneinander stehen wie Freunde. In Wut oder mit einer Verletzung sagt man viele Dinge, auch ungerechte Dinge. Aber selbst wenn wir wie Freunde handeln, kann ich nicht nur Dein Freund sein. Letztendlich bin ich Dein Papa und muss Dir auch Dinge sagen, die Dir nicht angenehm sind. Damit meine ich nicht unseren Streit, sondern Dinge die für Dich wichtig sind, die Du aber nicht hören möchtest. Das Haus? Ich denke nicht, dass es hier ist. Etwas anderes. Das Haus ist Kälte und Bösartigkeit. Leon war Wärme und Licht. Das was dieses Haus erfüllt ist oft Sachlichkeit, Tradition und Pflichtbewusstsein ohne auf irgendein Gefühl zu achten. Wobei ich dachte, ich hätte es besser gemacht. Fehlanzeige«, sagte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Dann habe ich keine Erklärung mehr«, antwortete Ciel resigniert und lehnte sich in seinen Stuhl. »Niemand von uns beiden weiß also, was wir tun müssen, um uns zu vertragen. Können wir wenigstens vernünftig miteinander umgehen? So wie du mit Nathalie?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »So wie Alain und Fran, so wie Nathalie und ich... ja können wir. Die Erklärung ist ganz einfach, keiner von uns beiden ist bereit über seinen Stolz hinwegzusehen oder über seine Sturheit. Darum funktioniert es nicht, denke ich. Und deshalb sind wir alle stets mehr oder minder vernünftig, bis einer die Vernunft nicht mehr erträgt. Ich werde mit Mayhew reden müssen, meine Mutter ist seine Schwester. Ergo er ist mein Onkel, Dein Großonkel«, sagte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja, sprich mit ihm. Und wenn ich dir einen Rat geben darf ... sprich auch mit deiner Mutter, bevor du ihr den Kopf herunterschlägst. Oder lass sie von einem Geistmagier auslesen, damit restlos die Schuldfrage geklärt wurde und Parcival uns keinen passenden Bären aufgebunden hat, um sich an ihr zu rächen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ich habe seit 33 Jahren nicht mit meiner Mutter gesprochen, außer den obligatorischen Gruß. Daran wird sich nichts ändern. Wieso sollte Parcival gelogen haben? Um ihr zu schaden? Reicht es nicht aus, dass sie ein Verhältnis hatten?«, fragte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Um sich zu rächen für 33 Jahre sinnloses Warten«, antwortete Ciel. »Du kannst niemanden hinrichten, ohne ihm auch nur die Gelegenheit zu geben, sich zu erklären! Das ist nicht die Art von Gerechtigkeit, die du mich gelehrt hast. Oder ... fürchtest du dich?«, fragte er. »Soll ich sie für dich verhören?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ja natürlich fürchte ich mich vor der Frau, umsonst wird mich Leon nicht vor ihr gewarnt und beschützt haben. Du hast Recht, wenn ich Mayhew die Möglichkeit einräume, sich zu den Anschuldigungen zu äußern, dann muss ich meiner Mutter die gleiche Möglichkeit einräumen. Gleich was ich für sie empfinde. Ich möchte sie nicht einmal tot sehen, ich möchte sie nicht einmal töten, aber das ist nicht von Belang. Ich werde sie verhören lassen. Mit Mayhew werde ich persönlich reden, ich möchte wissen wie er zu der Sache steht, was er wusste. Ob er ein Opfer der Umstände ist wie ich selbst, oder Beteiligter war. Ich hoffe, wünsche und vermute erstes, aber ich weiß es leider nicht. Aus dem Grund wird Jules seine Aussage überprüfen. Wer weiß wer hier wen ausspielt und wer neben uns noch seine verletzten Eitelkeiten pflegt, sie wird die Chance haben sich zu äußern«, stimmte Max zu.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wirst du sie persönlich verhören? Und noch eine Frage. Hast du einen Seelsorger?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Was soll die Frage denn? Sehe ich aus als hätte ich den Besuch in einem Sanatorium nötig? Ich werde sie verhören lassen, wie ich bereits sagte. Ich rede nicht mit der Frau«, gab Max zurück.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Und von wem? Ja, du siehst aus, als hättest du einen Seelsorger nötig. Was hat das bitte mit einem Sanatorium zu tun? Sind alle, die zu einem Ainuwarpriester gehen und sich ihm anvertrauen, etwa Geisteskrank?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Nein aber unser Gespräch ist so angenehm, dass ich vermutet habe Du meinst genau das. Sprich wir sind Krawall gebürstet, also denke ich in Angriffs-Verteidiungs-Bahnen, genau wie Du. Ich habe Deine Mutter und Fabien mit denen ich persönliche Dinge besprechen kann oder bei denen ich, ich selbst sein kann und darf. Ihnen kann ich mich anvertrauen, ich habe keinen Priester dieser Art«, antwortete Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Momentan habe ich nicht den Eindruck, dass sie dir ausreichen. Betest du? Ich kann mich nicht erinnern, wann ich dich das letzte Mal im Tempel gesehen habe oder wenigstens in der Kapelle. Du solltest Zwiesprache mit Ainuwar suchen. Ich finde zudem, du solltest wenigstens mit Benito einmal sprechen, vielleicht kann er dir die Sorgen ob deines missratenen Sprösslings erleichtern.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Das mir die beiden ausreichen habe ich auch nie behauptet Ciel, aber ich habe nur die beiden. Ich war lange nicht mehr im Tempel, dass ist wohl wahr. Und ich denke Benito kann uns beiden da genausowenig helfen wie wir uns. Wir möchten zueinander finden und zeitgleich möchten wir es nicht. So funktioniert das nicht, also was sollen wir tun? Ich könnte Dich einfach in den Arm nehmen sagen vergessen wir den Streit und haben wir uns wieder gerne. Das wir uns einfach aussöhnen und uns so verhalten, wie wo wir uns letztens beigestanden haben. Aber daran hast Du kein Interesse und ich habe kein Interesse jemandem nachzurennen, den es sogar stört, wenn man ihm das Leben rettet. Also machen wir es so, wie Du es vorgeschlagen hast. Wir lassen es und wie Du schon zu Anfang an sagtest, jeder geht friedlich seiner Wege ohne dass es unnötig zu Streit kommen muss. Ich werde es so handhaben wie mit Nat oder mit meiner Mutter. Nun meine Mutter ist ein schlechtes Beispiel - aber sagen wir wie meine Mutter bevor ich ihr dies vorhalten muss. So sollte es für uns beide erträglich sein, auch wenn es so klingt als wollte ich Dich damit verletzten. Das möchte ich nicht. Ich möchte uns einfach neue Verletzungen und Kränkungen ersparen. Es führt für uns beide doch zu nichts, wenn wir uns bewusst weh tun«, sagte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel betrachtete seinen Vater. In seinem Blick lagen Verunsicherung, Angst und natürlich auch der chronisch gekränkte Stolz, der nicht nur einem de Souvagnes zu eigen zu sein schien. »Du unterstellst mir schon wieder etwas«, sagte Ciel traurig. »Dauernd Unterstellungen und keiner von uns beiden fragt den anderen, wie es ihm wirklich geht. Das, was wir glauben, nehmen wir für die Realität. Ist dies das Vorgehen einer Familie, die sich die Vernunft auf die Flagge geschrieben hat? Du unterstellst mir, ich wöllte dich tot sehen, würde Dreaux hassen, wäre undankbar, würde auf dich spucken und nun auch noch, dass ich kein Interesse daran habe, dass du mich in den Arm nimmst. Ich weiß nicht, wie ich all diese Anschuldigungen entkräften soll. Ich habe es versucht, dir zu erklären. Du glaubst mir nicht, egal, was ich sage. Also bleibt mir nur erneut, meinen Wert unter Beweis zu stellen. Erneut meinen Säbel zu nehmen und mich einem übermächtigen Feind zu stellen, damit du siehst, wie sehr ich dich und unser Land liebe. Lebewohl, Vater. Ich werde dem Haus Souvagne keine Schande bereiten und wenn du möchtest, dann vergib mir meine Unzulänglichkeiten wenigstens mit dem Tod, denn wenn ich sterben sollte, dann sterbe ich für dich.« Er verneigte sich.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Du sollst überhaupt nicht sterben, wofür hätte ich Dich sonst gerettet? Nun vielleicht sollten wir beide die Beschuldigungen aufgeben und zu den Fakten zurückkehren, dies wäre mein Vorschlag«, bot Max an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Fakt ist, du bist mein Vater und ich liebe dich. Fakt ist auch, Parcival war mein Kamerad und Freund. Fakt ist auch, dass er nach dem aktuellen Kenntnisstand ebenso ein Serienmörder war. Fakt ist, du hast mir das Leben gerettet, als er meines bedrohte, indem du ihm den Kopf abschlugst. Fakt ist weiterhin, dass ich in diesem Moment keine Dankbarkeit empfinden konnte, sondern unter Schock stand. Fakt ist auch, dass ich trotz Parcivals mutmaßlichen Verbrechen traurig war über seinen Tod. Das sind meine Fakten. Wie lauten deine?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Du bist mein Kind und ich liebe Dich, der Rest ist mir gleich«, sagte Max leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel guckte ihn an und wieder wechselten sich in seinem Blick Angst und Unsicherheit ab. Er sah einen Moment wieder das hässliche Wandbild an, dann ging er zu seinem Vater und umarmte ihn. Er erwartete, dass es eine Falle war. Dass sein Vater ihn von sich stieß, ihm unterstellte, ein elender Heuchler zu sein, er solle doch Parcivals kalte Leiche umarmen und dass er ihn dann des Raumes verwies. Trotzdem hielt er ihn fest. Wenn es so war, dann wollte er nicht das Feld räumen, um das wahre Schlachtfeld erneut aufzusuchen, ohne es ein letztes Mal versucht zu haben.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien nahm Ciel fest in die Arme und drückte ihn an sich. Er küsste ihn auf den Kopf und legte seinen auf dem von Ciel ab und schloss die Augen, damit er nicht ein zweites Mal am Tag weinen musste. »Wir sollten auf Leon hören Kleiner und auf unsere Herzen anstatt auf unseren Stolz oder unsere Sturheit. Wäre die souvagnische Mauer so hoch wie meine Sturheit, wäre sie unüberwindbar...«, flüsterte Max Ciel ins Ohr.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel war froh, dass sein Vater ihn nicht von sich stieß, sondern ihn willkommen hieß. Er umarmte ihn fester. »Wir sind beide stur und stolz ... die Hohenfeldes tragen das Schwarze Herrenhaus im Herzen und wir eine hundert Meter hohe Zwingermauer. Aber wir dürfen die Schleusentore darin nicht dauerhaft verschlossen halten. Sonst wird es dunkel, kalt und vor allem sehr einsam.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ja man sollte die Tore und die Türen nicht vergessen. Wir sind ein Volk voller Mauern, um jedes Haus, um die Häuser eine Burg samt Mauer, um die Burgen und Mauern Zwingeranlagen und um all das Souvagne samt Mauer. Und wir tragen sie im Hirn und Herzen, stets bereit alles zu verteidigen und uns abzuschoten, dabei sollten wir aber nicht vergessen was und wen wir verteidigen und noch wichtiger - warum. Wir verschließen und bewahren was wir lieben. Eigentlich eine leidenschaftliche und ehrenvolle Aufgabe die nicht in Kälte enden darf. Aber das ist großherzoglich gedacht, zwischen uns sollte es keine Mauer geben. Die Hohenfeldes kamen sicher nicht her um ein schwarzes Haus, gegen einen weißen Zwinger einzutauschen. Einsam ist es ganz oben immer Ciel, deshalb sollten wir einander beistehen und uns nicht angehen«, stimmte Max zu.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wahre Worte, Vater ... die weiße Mauer. Man sollte sich diese Metapher merken und sich daran erinnern. Wie verbleiben wir nun? Ich hatte dir angeboten, Ansgar oder Brandur zu dir zu schicken.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Wie wir verbleiben? Nun als erstes werden wir zukünftig nicht mehr vom Schlechten sondern vom Guten ausgehen und uns nicht mehr angehen. Füreinander statt gegeneinander kämpfen sagte einst Linhard, dass sollten wir uns ebenfalls auf die Fahne schreiben. Was sollten die beiden für mich schon tun? Und wir sollten aufhören einander weh zu tun, wo wir genau das Gegenteil vom anderen wollen. Wir sollten sagen was wir uns wünschen, anstatt Anschuldigen auszusprechen«, antwortete Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich wollte dir nicht wieder wehtun«, sagte Ciel rasch. Er ließ seinen Vater los und setzte sich wieder hin. »Ich hatte meine Frage ernstgemeint. Aber ich habe die Antwort verstanden. Nein, wir sollten uns keine Anschuldigungen mehr an den Kopf werfen, vor allem nicht solche verletzenden. Füreinander statt gegeneinander hört sich gut an, aber ich war niemals gegen dich. Das war eine Einbildung, in die du dich verrannt hattest. Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich dich lieb habe. Wünschst du, dass ich morgen dabei bin? Du hast immer noch nicht offenbart, wer Oma verhören soll.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Nun damit hast Du wohl Recht, im verrennen und daran festhalten bin ich einsame Spitze, frag Leon«, schmunzelte Max, ehe er wieder ernst wurde. »Tut mir leid Kleiner, auf Deine Frage - ja wir sind wieder gut miteinander und nun ich hätte vielleicht den ersten Schritt machen sollen, aber das fällt mir so schwer wie Dir. Gemeinsam geht auch das leichter. Du hast es mir gesagt, aber ich war zu verletzt es zu glauben. Es hat mich gewaltig verletzt, wobei Du das vermutlich weder wusstest, noch wolltest... Ich glaube Dir, dass Du nicht gegen mich warst, die Einbildungen eines verschrobenen oder besser gesagt einsamen Mannes Ciel. Dir ergeht es oft nicht anders. Ja ich möchte dass Du dabei bist. Ich weiß nicht wer sie verhören soll, Massimo oder Bellamy? Ein Himmelsauge, einer von uns? Einer von uns oder ich wäre wohl fairer«, antwortet Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel lächelte. Es wurde kurz zu einem Grinsen, als ob er einen Witz im Kopf hatte, dann schüttelte er rasch seinen Kopf und guckte wieder Ernst. »Gilbert Jardine« schlug er vor. »Dieser Büttel hat sogar Alexandre dazu gebracht, aus dem Nähkästchen zu plaudern und das will einiges bedeuten. Nein, ich wollte dich nicht verletzen und habe nicht verstanden, warum du plötzlich so wütend warst, bloß weil ich um den Falschen trauerte. Ich möchte dir einen Tipp gegen die Einsamkeit geben. Such dir einen guten Freund. Damit meine ich nicht Fabien, sondern jemanden, mit dem dich kein solches Verhältnis verbindet. Vielleicht einen Kameraden aus alten Zeiten? Oder einen der Marquises und Comtes?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ciel mal unter uns beiden, in aller Freundschaft und Liebe und Güte - es ging nie darum dass Du um Parcival trauerst. Sogar mir tat er im Inneren leid, der alte Parcival, der Parc, den ich mochte und zu schätzen wusste. Aber den Mann habe ich auch nicht niedergestreckt, sondern den Angreifer meines Kindes. Es hat mich verletzt um wen Du in meinen Augen nicht getrauert hast, wer Dir meiner Ansicht nach gleichgültig war. Das hat mich verletzt und ich fühlte mich damit zurückgesetzt, missachtet. Nichts fühlt sich schlimmer an, als ungewollt zu sein und das von jemanden zu hören, der einem alles bedeutet. Das bedeutet Ihr mir nun einmal. Ich denke wir beide haben mal wieder aneinander vorbeigeredet und ich kann nur wiederholen was Leon sagte. Er hat Recht, miteinander statt gegeneinander. Nun dann verhöre sie gemeinsam mit Gilbert, ein Familienmitglied muss anwesend sein. Ich habe keine Kameraden Ciel, ich treffe meine Entscheidungen allein. Rede einmal mit Dreux darüber, wie es ist das Amt auszufüllen und das Ornat zu tragen. Ich möchte mich nicht beklagen, es wäre eine Klage auf sehr hohem Niveau. Aber wir reden auch jetzt vom Gefühl und das ist manchmal sehr einsam. Ich habe Berater, ich habe keine Freunde, Kumpel, Kameraden, sowas habe ich leider nicht. In Ehveros kamen dem wohl Domi, Bell, Nathan, Fabs und Edo am nächsten, als wir einmal gemeinsam privat unterwegs waren. Das war irgendwie eine völlig andere Welt, aber mir hat sie gefallen. Sprich der Ausflug in das andere Leben«, schmunzelte Max bei der Erinnerung.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du brauchst einen Freund, Vater«, beharrte Ciel. »Ich habe meinen in Bellamy gefunden. Offiziell ist er mein Schwertmeister, aber er hat inzwischen herausgefunden, dass das vor allem ein Vorwand war, weil ich ihn gut leiden kann und wir manchmal den selben Humor haben. Vielleicht wird auch Alexandre mir irgendwann verzeihen, das wäre ein großer Wunsch. Was ist mit dem unhöflichen Nekromanten? Es geht mir zwar schwer von den Lippen, aber du scheinst dich mit Brandur gut verstanden zu haben. Immerhin hat er dich ja auch überredet, Alexandre für ihn zu opfern, dabei wirst du nicht ohne Grund zugestimmt haben.« Ciel schaute Maximilien ernst an. »Ich habe um Opa und um Onkel Pomy getrauert. Besonders um Onkel Pomy. Ich vermisse ihn sehr, auch wenn ich ein kleiner Junge war, als er starb.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ein guter und selbstloser Tipp, Danke. Ich werde mit Brandur reden und mit Domi. Und nebenbei ist mir eingefallen, dass ich doch einen Freund habe, Deine Mutter. Sie ist wesentlich mehr als nur meine Frau,auch wenn ich zu meiner Schande gestehen muss, dass ich vorhin sogar an ihr gezweifelt habe. Ich habe an allem gezweifelt. Nun meine dollen fünf Minuten die sich den halben Tag hingezogen haben, wie Leon früher immer sagte. Ich habe ihn einfach weggeschickt, weil ich so wütend auf ihn war. Vielleicht sollte Brandur sie mal beschwören, Alain und Pom«, schmunzelte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Opa und Onkel Pomy?« Ciels Augen flackerten kurz. Dann nickte er. Er drückte die Hand seines Vaters. »Mama ist eine sehr zärtliche Frau. Mir ist das zu viel, aber wenn es dir gut tut, dann sollte sie öfter bei dir übernachten. Sie mag sogar Fabien, er braucht sich also nicht, wie bei Ferrau und mir, in der Küche verschanzen, wenn sie da ist. Domi als Freund? Nun, warum nicht, er ist eine ehrliche Haut und wenn er trunken ist, ist er amüsant zu beobachten. Einen weiteren Freund hast du vergessen. Mich. Wenn du es möchtest«, ergänzte Ciel zaghaft.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Na klar möchte ich, dass weißt Du doch, auch wenn ich mich oft was blöde anstelle. Domi ist absolut gerade und ehrlich. Ja Deine Ma ist die Beste und Fabs ist auch ein Lieber. Ich weiß warum Du ihm böse bist, aber er meinte das alles andere als böse Ciel. Versöhnt Euch, bitte«, bat Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte. »Nathan hat ihn so hintergangen, wie er mich hinterging. Es war eine schmerzhafte Lehrstunde, denn Nathan schafft es irgendwie, einen süchtig nach ihm zu machen. Er gibt einem das Gefühl, dass man grenzenlos geliebt wird. Wenn er fort ist, ist es, als würde das halbe Herz mit ihm gegangen sein. Alles wirkt leer, still. Aber ich war Fabien nicht nur wegen Nathan böse oder wegen seiner Anmaßung dir gegenüber. Er hat auch meinem Ferrau das Leben schwer gemacht, als er bei mir seine Schuld abarbeiten sollte und mich absichtlich gekränkt. Drum werde ich nicht zu ihm gehen, aber er kann zu mir kommen. Sag ihm, er darf sich bei mir entschuldigen und wenn er es aufrichtig meint, will ich ihm vergeben und wieder gut mit ihm sein.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Das hat er damals versucht, aber er hatte Heimweh und Du warst auch ziemlich wütend, was zwischen ihm und mir gewesen ist in Ehveros, richtig? Dazu möchte ich Dir sagen Ciel, er hat sich nichts genommen was ihm nicht zustand. Ich habe es ihm geschenkt. In dem Moment hat es sich richtig angefühlt und er war gut zu mir. Ich werde ihm sagen, dass er sich bei Dir entschuldigen soll. Tja Nathan, ich hoffe er ist nur ein Mitläufer, auch so eine Sache. Ich möchte ihm nichts, aber der kleine Kerl macht mehr Ärger und sorgt für mehr Wirbel als man ihm zutraut. Er hat Euch beide auflaufen lassen und Dich hat es ziemlich hart getroffen. Fabien aber auch, glaube mir das. Er wird sich bei Dir entschuldigen und mich freut, dass Du es zulässt. Beim nächsten Bier außer der Reihe bist Du dabei«, grinste Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wegen dem Bier muss ich noch einmal mit Alexandre verhandeln«, schmunzelte Ciel. »Aber ich werde gern dabei sein. Es geht mich ja auch nichts an, was ihr miteinander anstellt und ich kann nicht einmal erklären, warum mich das so wütend macht. Ich habe ja auch mein Glück mit Ferrau gefunden. Ich werde mich bemühen, Fabien künftig wieder neutraler zu sehen. Was Nathan betrifft, müssen wir abwarten. Die Himmelsaugen berichten, dass die Beißer Goldwasser verlassen haben. Sie sind auf dem Weg nach Norden und werden die Gewitterfeste bald erreichen. Ich bete, dass Nathan Vernunft annimmt und dies nur ein Missverständnis war, seiner Einfalt geschuldet.« Ciel bewegte sich zur Tür und hielt sie seinem Vater auf.
    »Danke für das Gespräch. Ich werde nach dem Abendmahl Parcivals Obduktion und Einäscherung veranlassen und dann zeitig ins Bett gehen. Morgen kümmere ich mich um das Verhör. Mach dir keine Sorgen. Es wird sich alles wieder einrenken. Und denk bitte an meinen Hinweis, deine zarte Freundschaft mit Brandur zu pflegen. Bis dahin wird sich meine Mutter sicher gern um dich kümmern. Sie hat dich sehr vermisst.«
    Ciel schmunzelte, als Minette ihnen entgegenkam und erst ihrem Sohn und dann ihrem Mann einen liebevollen Kuss aufzwang. Sie hakte sich bei Maximilien unter und führte ihn strahlend und stolz zum Esstisch, wo sie sich so setzte, dass ihr Mann von den anderen Frauen abgeschirmt wurde. Ciel hingegen setzte sich neben Linhard.
    »Schwager«, grüßte er ihn mit ihrer traditionellen Grußformel und als alle vollzählig waren, fingen sie gemeinsam an zu speisen.

  • Dantoine & Benito
    Benito hatte sich gemeinsam mit seinem Bruder Dantoine im Leichenraum eingefunden. Hier lag er nun, Parcival, einstiges Oberhaupt des Ordens der Himmelsaugen. Die beiden Heiler musterten den Mann. Der Kopf war ihm sauber von den Schultern geschlagen worden. Sie sahen nicht das Leid oder die Qual, die Kämpfe, den Verrat und die Liebe die zu all dem geführt hatte. Sie waren Mediziner und als diese Standen sie vor der Leiche, nicht als Privatpersonen, folglich sahen die beiden Brassac Brüder nur einen sauber ausgeführten Hieb, der schon an medizinische Ausführung grenzte. »Prince Ciel erläuterte, dass der Leichnahm ungewöhnlich weich gewesen wäre«, warf Ben ein und zückte das Skalpell um den üblichen Y-Schnitt zu legen. Dan schaute kurz zu seinem Bruder auf, ehe sein Blick zurück zu Parcivals leblosem Körper wanderte. »Das kann einige Ursachen haben, schneide, damit wir dem auf den Grund gehen können«, bat Dan. Also schnitt Benito Parcival auf um der Frage auf den Grund zu gehen, was ihn dermaßen weich hatte werden lassen, außer das Köpfen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel stand daneben und sah das Gegenteil der beiden Heiler. Er war müde und krank und todunglücklich über alles, was geschehen war. Der arme Parcival war nach 33 Jahren Leid nicht nur enthauptet worden, sondern irgendwie schien sogar noch sein Leichnam Böses anzulocken. Er riss sich zusammen, trat näher und beugte sich über den Schnitt. »Da ist kein Brustkorb«, stellte er fest.


    Dantoine & Benito
    Benito und Dantoine beugten sich in einer unheimlichen synchronen Bewegung zeitgleich weit vor. »Kein Brustkorb«, wiederholte Ben stutzend. »Er kann kaum unter Knochenschwund gelitten haben in diesem Ausmaß, weil da nichts ist... ich glaube kaum dass dies noch etwas mit Physionomie zu tun hat, wir sollten ihn magisch untersuchen«, sagte Dan und zog sein Bruder ein Stück von dem Leichnam weg.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel war wütend. »Er scheint überhaupt keine Knochen mehr zu haben, er ist wie ein nasser Sack! Schaut euch seinen völlig verformten Kopf an, zum Hals ist Hirnmasse ausgetreten. Und hier«, er klappte den Körper auseinander, »das sieht aus wie Fraßspuren einer Made. Aber welche Made sollte nur die Knochen verzehrt haben?«


    Dantoine & Benito
    »Mir ist nur ein Tier bekannt das Knochen frisst und das ist ein Geier«, warf Benito ein. »Nein es gibt auch Knochenwürmer, aber wo und wie soll er sich mit so einem seltenen Parasiten infiziert haben? Das er weich wurde ist klar, bei Eintritt des Todes erschlaffen alles Muskeln vollumfänglich Herr, aber dass, das ist etwas ganz anderes«, sagte Dan und musterte nachdenklich den Toten.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Untersucht den Verlauf der mutmaßlichen Fraßsspuren und anschließend nehmt die magische Analyse vor. Was könnt ihr alles mit einer solchen Analyse erkennen?«


    Dantoine & Benito
    »Fast alles Herr, jedenfalls all jene Krankheiten und Ungereimtheiten auf die wir ausgebildet worden sind«, erklärte Benito und schnitt den Leichnam komplett auf, während Dantoine ihn magisch abtatstete. [Was erfährt er hierbei?]


    Ciel Felicien de Souvagne
    Sie steckten die Köpfe über dem Toten zusammen, da beide genau sehen wollten, wie die Gänge verliefen. Sie waren wie ein Baum verzweigt, wobei die feinsten Verästelungen sich bis dort erstreckten, wo früher die Knochen waren und dir größten in den Körperöffnungen mündeten. Die obere Hälfte führte zum Hals hinaus und die unterste zum Darm. Während Benito und Ciel sich das Übel betrachteten, fand Dantoine neben typischen Altersleiden wie einer beginnenden Zuckerkrankheit und entzündlichem Gelenkverschleiß die unverkennbaren Spuren von Magie.


    Dantoine & Benito
    »BRANDUR!!!«, donnerte Dantoine, so dass sein Bruder wie von der Tarantel gestochen von dem Leichnam wegsprang. »Meine Güte, bist Du von allen guten Geistern verlassen!«, keuchte Ben und fasste sich an die Brust, in der sein Herz hämmerte, wie ein Arashi-Gong bei einem Tempellauf. »Die Knochen wurden magisch entfernt und wer macht sowas? Wer reiste mit einem Knochendrachen? Brandur der Nekromant!«, beharrte Dantoine. Ben zog die Augen zu schmale Schlitze zusammen und tastete selbst magisch den Leichnam ab. »Und er war Zuckerkrank und hatte Arthrose, die jetzt keine Rolle mehr spielt ohne Knochen...«, stöhnte Benito.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Brandur?«, echote Ciel. Sein Gesicht war zuerst entsetzt und verfinsterte sich dann. »Ich werde meinen Vater davon in Kenntnis setzen, dass dieser Mann wiederholt das Verbot zur Anwendung von Nekromantie missachtet hat! Verwahrt den Leichnam gekühlt, damit der Duc sich, wenn er will, ein eigenes Bild machen kann. Die Liste von Brandurs Liste der üblen Taten verlängert sich hiermit um die Punkte Leichenschändung, Störung der Totenruhe und Missachtung des Verbots zur Anwendung von Nekromantie.«


    Dantoine & Benito
    Benito neigte als Zeichen des Respekts das Haupt. »Wie Ihr wünscht Herr«, sagte Ben freundlich. Dantoine wusch sich die Hände und desinfizierte sie. »Ich kehre zu Eurem Bruder zurück, soll ich ihm etwas ausrichten?«, fragte Dan freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja. Uns allen geht es gut, mit Ausnahme von Parcival, und er soll sich keine Sorgen machen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir den Lich so weit erschöpft haben, dass wir leichtes Spiel mit ihm haben, ohne uns gefährden zu müssen.« Ciel druckste nach dieser Aussage etwas herum. »Sag ihm, ich freue mich darauf, ihn gesund und munter wieder zu sehen. Und dass ich ihn manchmal vermisse.« Ciel straffte sich. »Aber trage nicht zu viel Pathos auf, er soll sich beruhigen und nicht sorgen.«


    Dantoine & Benito
    Dan nickte knapp. »Er sorgt sich immer um Euch Herr um Euch und alle anderen aus der Familie. Ja bei genug Anreicherung ist der Lich bald Gefangener in seinem Körper. Es sollten Nachforschungen wegen der Knochen angestellt werden. Gleichgültig des Verbrechens Majestät, mit dem Tod ist es gesühnt. Man sollte dem Mann wenigstens die Würde lassen«, sagte Dan.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das werde ich, Dantoine, keine Sorge«, sagte Ciel freundlich. »Ich danke euch beiden für eure Dienste. Ihr hättet euch Urlaub verdient nach all dem Ärger, der in absehbarer Zeit auch nicht weniger wird, aber wir können momentan leider nicht auf euch verzichten.« Ciel verließ die Heilstube und war nun noch schlechter gelaunt als vorher.


    Dantoine & Benito
    Dantoine machte sich direkt wieder auf dem Weg zu seinen besonderen Patienten, den er rund um die Uhr bewachte und beistand als Leibarzt, während Ben Parcival zurück in die Kühlung legen ließ. Seine Laune war tiefer als die Temperaturen in dem Raum.

  • Boldiszàr
    Es war ein schöner Morgen. Die Wärme, die sich mit der aufgehenden Sonne ausbreitete, ließ den Tau verdunsten, der sich im Gras und auf den Rüstungen abgesetzt hatte. Die meisten Gardisten fanden es recht entspannend, den Tage in der Ruine zu vergammeln und auf die Beißer zu warten. Sie nahmen es als eine Art Urlaub war. Ein paar Jammerlappen und Nörgler gab es freilich immer, aber im Großen und Ganzen war die Stimmung gut. Roque, der die Umgebung ausgekundschaftet hatte, kehrte gerade zurück, sprach mit Boldiszàr und der ließ sofort alles stehen und liegen, um seinen Bruder aufzusuchen. Er stellte ihm einen Becher mit Kaffe und einen vollen Teller Kekse hin. Auch ein Apfel lag dabei. Er rüttelte ihn sanft an der Schulter. »Morgen. Frühstück. Es gibt Neuigkeiten.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy rieb sich die Augen und war sofort wach, dass hatte ihm nicht nur sein Amt als Palaisin gelehert, sondern auch seine Herkunft aus dem Kinderheim. Wer nicht bei jeder Kleinigkeit sofort erwachte, wachte wohlmöglich nie wieder auf. Wo es nichts zu beißen gab, wurde um jede Brotkrume gekämpft und jede noch so gut versteckte Schwäche ausgelotet um einen Vorteil daraus zu schlagen. Belly musterte seinen Bruder. Ihm gefiel allein der Gedanke schon Boldi so nennen zu dürfen... Bruder. Allein deshalb wusste er schon das Frühstück mehr zu schätzen, als jeder Gardist um sie herum. Für all jene Männer war ein Teller voller Kekse oder ein Apfel etwas selbstverständliches, für sie beide war es das nicht. Und Nahrung zu teilen, hatte einen Stellenwert, den hier keiner ermessen konnte. Es war ein Zeichen reinster Zuneigung, Freundschaft, vielleicht sogar Liebe. Bellamy ließ sich zuerst den Apfel zu dem Kaffee schmecken und schlang das Obst herunter als gäbe es keinen Morgen, ehe er den Gruß seines kleinen Bruder Boldi erwiderte. »Morgen Kurzer, was gibts denn Schönes?«, fragte Bell.


    Boldiszàr
    »Lass es dir schmecken, ist vielleicht die letzte entspannte Mahlzeit für längere Zeit. Die Beißer sind da. Roque hat Nathan entdeckt, der völlig ohne Deckung durch den Wald zu ihrem Versteck spazierte. Es war ihm ein leichtes, ihm zu folgen. Drei Kilometer von hier campieren sie in einer Jagdhütte. Sie scheinen noch nicht bemerkt zu haben, dass wir hier auf sie warten. Jerome behält sie aus der Distanz im Auge. Sollten sie aufbrechen, wissen wir das. Die Frage ist, wie wir sie empfangen.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy aß in Zeitlupe die Kekse und seine hellblauen Augen bohrten sich in Boldis. »Wir könnten sie blutig empfangen und alle niedermähen, aber ich weiß, dass Du das nicht möchtest. Und ich weiß wieviel Dir an Robere liegt. Die Order lautete alle gefangen zu nehmen, bis auf den Lich und Archibald von Dornburg. Die beiden sind hinzurichten. Das wird die Aufgabe von Massimo sein. Sprich er wird sich um Dornburg kümmern, die Magier um den verfluchten Lich. Noch so eines dieser magischen Scheusale. Denk nur dran, was dieser scheinbar so kauzige Opa mit mir angestellt hat. Und das was da auf uns zuhält, ist kein verschrobener Tattergreis, sondern ein gnadenloser Mörder. Was wird die Kreatur mit uns machen? Boldi ich sage sowas selten, aber mir macht ausschließlich der Lich Sorgen, alles andere kann man mit einem guten Schwert beseitigen. Aber diese Magier sind dermaßen außen vor, so ab vom weltlichen, ich weiß nicht ob es etwas gibt, dass ihnen tatsächlich beikommen kann. Ich meine, ich hätte nie gedacht mal so zu reden. Ich klinge wie Butter in der Sonne. Scheint die Sonne auf die Kniften geht die Butter stiften... nun ich nicht, aber ich würde gerne, nach meinem Erlebnis, das gebe ich zu. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn Du spürst... also wenn Du spürst dass Dein eigener Körper um Dich herum verrottet, zerfällt und Du kannst überhaupt nichts dagegen tun! Selbst Schreien würde Dich nicht retten, Deine Seele schreit, weil ihr irgendwas entrissen wird. So als würde ich in Dein Fleisch greifen und ein Stück herausreißen, nur ist dieses Gefühl permanent. Ich... ich bin kein Feigling Boldi, ich bin auch nicht zimperlich, Du weißt dass ich garantiert nicht zimperlich oder zart beseitet bin, aber als er mich am Wickel hatte und mir das antat... ich hatte Todesangst vor diesem Mann. Er hätte mich getötet, einfach so. Weder hat er mich gehasst, noch gemocht, ich war da, ich wäre weg gewesen. Für ihn sind Personen bedeutungslos. Als er zugriff, spürte ich einen Moment ihn, also sein Ansinnen? Kann man das so sagen? Er hatte keins. Man würde doch meinen bei so einem Angriff muss man glühende Wut spüren beim Feind, Hass, Wut, Verachtung, Zorn! Nichts. Von all dem gab es in seinen Gedanken nichts. Es war ihm gleich, er hätte auch eine Weinschorle mit einem Strohhalm saufen können, ich glaube das hätte mehr Gefühl in diesem alten Knacker ausgelöst. Und DAS Boldi, dass war das Unheimliche, er empfindet für Menschen nichts, sie sind Futter... sie sind da um ihm am Leben zu erhalten. Begreift das überhaupt hier einer außer Ciel? Wie kann man so eine Person in seiner Familie dulden? Man sollte ihn nachts erschlagen und würfeln um sicher zu gehen, der bleibt liegen. Nun lange Rede nicht wahr, wir werden sie niederkämpfen und verhaften. Und wir werden Dornburg töten und die Magier haben diesen Lich aufzuhalten. Bei Ainuwar, ich bin kein frommer Mann und ich bete nie, aber diesmal hoffe ich dass uns alle Götter beistehen. Wer auch immer zuhört. So müssen wir sie empfangen Boldi«, sagte Belly und drückte seinem Bruder einen Keks in den Mund. »Du hast mir den Arsch gerettet Kleiner, ohne Dich wäre ich tot...«, flüsterte Bellamy.


    Boldiszàr
    Boldiszàr kaute den Keks herunter und drückte Bellamys Schulter. Sein Großer war noch immer angeschlagen, er redete sich alles von der Seele, was sonst nicht unbedingt seine Art war. Aber er nahm es als ein gutes Zeichen. Es zeigte, dass Bellamy wieder genügend Kraft hatte, um sie zum ausschweifenden Sprechen einzusetzen. »Das hättest du für mich genau so getan und du hättest nicht einmal mein Bruder sein müssen, damit ich dich dort weghole. Kein Kamerad bleibt liegen oder in den Händen des Feindes, wir holen jeden zurück. Und auch Robby müssen wir davon überzeugen, dass er den Unfug aufgibt. Ich habe keine Ahnung, warum er sich den Beißern angeschlossen hat, ich weiß es einfach nicht. Hat er zu dir etwas gesagt? Bevor hier alles eskaliert, möchte ich mit ihm reden und es auf diese Weise versuchen. Das Problem ist - sie sind dann gewarnt. Dann wissen sie, dass wir da sind und werden nicht mehr in unsere Falle gehen. Wegen der Magier musst du dir keine Gedanken machen, unsereins kann rein gar nichts gegen sie ausrichten. Dafür sind die Himmelsaugen zuständig und die anderen Magier hier. Ich bin froh, dass du wieder so weit fit bist, auch wenn man es dir noch ansieht. Es hätte weitaus schlimmer ausgehen können. Iss noch was.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy aß noch einen Keks und dachte nach. »Wir könnten ihn wegfangen, sprich Robere von der Gruppe separieren. Oder falls das nicht möglich sein sollte, dann könnten wir beide ihn nach der Verhaftung verhören und ihn genau all die Dinge fragen. Was mit ihm los ist, dass er sich den Beißern anschloss. Freiwillig? Gezwungen? Möglicherweise sogar erpresst? Robere war nie ein unbeschriebenes Blatt, aber das war ich auch nicht. Man hat uns nicht grundlos den Arsch aufgestemmt. Wer war Schuld? Natter-Nathan und mit Nathan zieht er jetzt fröhlich durch die Lande? Wer soll das glauben, wen wollen die verarschen? Da steckt was ganz anderes hinter Boldi, etwas dass wir noch gar nicht wissen. Etwas das sogar Nathan unwichtig macht, glaub es mir. Nun zu was wichtigem, hat Dich Dein Spezies etwas gefragt, wie ich ihm aufgetragen habe?«, fragte Bellamy grinsend und aß noch einen Keks, den nächsten stopfte er Boldi wieder in den Mund. »Ich muss das vor der Schlacht wissen. Damit mich das beruhigt. Also? Hat Vano mit Dir gesprochen?«, fragte Belly ernst.


    Boldiszàr
    Boldiszàrs gestresster Gesichtsausdruck entspannte sich etwas. Er lächelte schief, beugte sich herunter und drückte seinen Bruder. »Hat er. Wir werden heiraten. Und du wirst unser Trauzeuge sein. Ich frage dich gar nicht erst, wenn du ohnehin dahintersteckst, musst du mit den Konsequenzen leben. Musstest du harte Überzeugungsarbeit leisten?«


    Bellamy Bourgeois
    »Nein, ich hatte vor es zu umschreiben und fing wohl etwas unglücklich an. So auf großer Bruder, da meinte er ich soll mich aus Eurer Beziehung raushalten, die ginge mich nichts an. Es reicht, wenn ich weiß das Du ihn und er Dich glücklich macht. Oder so in der Art. Und dann hat er mir die Kekse weggefressen, vermutlich um mich zu quälen. Stehst Du auf ihn? So richtig? Ich meine Du wirst mir ja hoffentlich antworten. Wie sicher bist Du Dir Boldi? Schau wenn es nach mir geht, wünsche ich Dir das Beste. Egal mit wem und wenn es Vano sein soll - bitteschön, dann sei er Deiner. Wir haben soviel Scheiße durch, soviel Härte, dass manche von uns gar nicht mehr aus ihrer Haut können. Bei manchen von uns wie bei Robere und mir ist der Panzer festgewachsen, wir können ihn nicht mehr ablegen. Er ist ein Teil von uns geworden. Aber Du hast die Chance auf etwas, dass nicht mal die Normalos alle erleben dürfen. Nennen wir die Leute mit Eltern und einem Zuhause mal so. Die Reise in die Vergangenheit war schön, aber sie hat mir auch wehgetan. Sie hat mir gezeigt was wir verloren haben. Und ich habe es immer noch verloren Boldi. Ich habe es dank Jules gesehen und dank Dir. Aber mein Kopf ist leer. Ich erinnere mich nicht, ich kann nicht dahin zurück wo wir mit Euch waren. Aber wie gerne würde ich mich erinnern, mit Dir und Mama und Paps am Tisch zu sitzen, oder im Garten zu stehen bei Paps Kumpel und aufs Meer zu schauen. Gegrillten Fisch zu essen und Dich von Quallenresten zu befreien. Manche Dinge sind unbewusst da, wie dass ich Dich mochte. Wobei ich dachte das rührt der Herkunft her, oder das ich mich an manches dunkel erinnere und frage, was ist das? Wie letztens mit den Keksen, irgendwer hat mir schonmal alle Kekse weggefressen. Wer? Wo? Wieso? Keine Ahnung, ich weiß nur, dass es mal so war. Das sind Dinge die mich tieftraurig machen und auch erschüttern. Weil es doch meine Erinnerungen waren. Für andere ist das unwichtiges Zeug, aber mich machen sie aus. Ich würde mich gerne an das Lächeln von Mama erinnern, oder daran wie es in der Küche roch. Oder an die Stimme von Paps. Wer gab denen das Recht, das zu löschen? Wer? Was hätte ich damit Böses anfangen können? Und das sie nicht bösartig waren steht fest. Bekommen wir es zurück? Fragen über Fragen Boldi. Aber auch wenn wir gar nichts zurückbekommen, Du hast die Chance Dir selbst solche Erinnerungen aufzubauen. Ein Zuhause, wo Dich Dein Kerl mit einem liebevollen Lächeln empfängt, ein Küche die nach Deinem Lieblingsessen duftet, oder eine Kuscheldecke die Dir um die Schultern gelegt wird. Tausende Kleinigkeiten, die einem das Gefühl geben gewollt und geliebt zu sein Boldi. All die kleinen Geheimnisse des Lebens, die man nur spüren kann, wenn man ohne Panzer unterwegs ist. Und Du kannst ihn noch ausziehen, Du hast es nicht verlernt und Du bist nicht mit ihm verwachsen. Dein Freund scheint es auch nicht verlernt zu haben. Ich glaube sogar er hat auf seine eigene seltsame Art dafür gesorgt, dass er privat völlig Panzerlos bleibt. Er trägt keine Rüstung, er trägt Maske. Schminke die vermutlich mehr abhält, als jede Stahlrüstung. Unsere Körper kann man durchbohren, aber an seine Seele kommt vermutlich nur jemand heran, den Dein Freund heranlassen will. Meine Seele liegt für jedermann offen dar, aber ihr fehlt ein Stück. Zumindest eines und ich kann nirgendwohin um es ergänzen zu lassen. Deshalb wollte ich für Dich dass er zu Dir steht. Das er es fest macht. Ihr habt so glücklich ausgesehen ohne etwas tun zu müssen Boldi. Du stehst neben ihn und jeder sieht, der Kerl gehört Dir. Du stehst zu ihm, Du bewachst ihn und er sieht es ganz genauso. Darum hatte ich gedacht, bevor es zur Schlacht kommt, zu einer Schlacht wo alles auf dem Spiel steht, möchte ich meinen kleinen Bruder in sicheren Händen wissen. In meinen Worten ich wollte Dir ein Zuhause schenken. Mit den Worten Deines Freundes, einen sicheren Hafen. Und vielleicht wenn alles gut geht, bekomme ich zwar nicht mein eigenes Zuhause, aber ich darf in Eurem Heim ab und an mal meine alte Seele wärmen. Drum fragte ich, drum freue ich mich. Aber wehe Du quatscht hiervon nur ein Wort weiter«, grinste Bellamy schief.


    Boldiszàr
    Boldiszàr hörte seinem Bruder zu und hörte auf, Kekse zu essen. »Ich verstehe dich, leider, und ich wünschte, keiner von uns müsste so was verstehen können. Dass ich auf Vano stehe, ist falsch formuliert. Es trifft nicht, was ich empfinde. Das ist richtig echte, tiefe Liebe, Belly. Es ging bei uns alles ratzfatz, von null auf hundert. Es gab keine große Romantik bevor es zur Sache ging, aber es hat sich sofort richtig angefühlt. Wie wenn einer von einem langen Einsatz zurück nach Hause kommt und man sich zur Begrüßung liebt. Das trifft es gut. Nach Hause kommen. Die Romantik kam danach und wie romantisch er ist. Wir haben im Meer unterm Sternenhimmel gebadet, nur wir zwei über uns gesprochen und uns in den Wellen geliebt. Er ist es, Belly. Er ist der Richtige. Ich wollte nie heiraten, ich wollte nicht mal eine Partnerschaft und auch auf Sex hatte ich keinen Bock nach diesem einen völlig missglückten Versuch, von dem du garantiert auch gehört hast. Aber kaum war Vano da, hab ich mich von jetzt auf gleich völlig umentschieden. So als ob ich mich unterbewusst gegen alle anderen gesperrt und nur auf ihn gewartet hätte. Und Belly, ich weiß, wie du bist. Aber vielleicht wartest du eben so wie ich gewartet habe, ohne es zu wissen. Wer wäre ich, solche Dinge weiterzutratschen. Du solltest mich gut genug kennen, um zu wissen, dass ich über alles schweige. Du bist jederzeit bei uns willkommen. Du bist Teil der Familie.« Er strich ihm durchs Haar. »Das mit dem festgewachsenen Panzer ist ein schöner Vergleich. Vielleicht verstehst du Robby sogar besser als ich ... sag mal, würdest du vielleicht mit ihm reden? Er mag dich, auch wenn er es nicht zeigt und hat dir als Palasin stets bedingungslos vertraut.«


    Bellamy Bourgeois
    »Liebe ist ein so kleines und doch so gewaltiges Wort. Weißt Du Boldi, Du hast Silvano gar nicht kennengelernt, Du hast ihn tatsächlich wiedergetroffen. Und ich denke Dein Unterbewusstsein hat es gewusst. Deines und seines. Ihr habt Euch gesehen und Euch wiedererkannt ohne es zu bemerkten, ohne es zu begreifen. Vielleicht hast Du wirklich all die Jahre auf ihn gewartet, auf Deinen besten Freund, mit dem Du am Strand rumgetobt bist, Burgen gebaut hast, von dem Du Quallen ins Gesicht bekommen hast und vermutlich Kekse auf andere Art. Und wer weiß, was geschehen wäre, hätte man uns nicht auseinander gerissen? Ihr wärt zusammen aufgewachsen, eine Sandkastenliebe wie man es nennt. Ihr kennt mehr von Euch, als Euch bewusst ist. Du weißt vermutlich Dinge über ihn, die Du nicht abrufen kannst. Wo Du spürst, das mag er. Weil Du es aus Deiner Kindheit weißt und er weiß es ebenso. Das will ich zurück! Für Dich, damit Du wenigstens eine Basis hast, ein Grundstock, eine kleine Erinnerung. Wenn sie mir nichts zurückgeben, dass sollen sie es Dir geben. Und danach Vano. Und dann komme ich. Ich habe doch gesehen wie ihr als Freunde wart. Geht Ihr so auch miteinander als Partner um? Seit Ihr Freunde? Seit Ihr Vertraute? Sich in den Wellen lieben, würde mir das ein Fremder erzählen, würde ich fragen ob es noch geht. Und Zuhause würde ich mich fragen, wieso es mit mir nicht geht. Warum nie jemals jemand auf so eine Idee bei mir käme. Selbst dass mich eine Person küsst, ist so unwahrscheinlich wie das der Mond uns auf den Kopf stürzt. Wobei ich das mit dem Mond ehr vermuten würde. Und würde es eine Person tun Boldi, würde ich sie töten. Ich würde sie kaputt machen. Ich würde sie zu Tode ficken, zusammenschlagen und misshandeln. Das bin ich. Wen ich attraktiv finde, den nehme ich mir und ich nehme sie so, dass sie niemals wieder für irgendwen attraktiv ist. Wenn sie das überlebt. Ich habe Partnerschaften versucht als junger Mann. Ich kann mit keiner Frau eine Partnerschaft eingehen, ich werde handgreiflich, immer. Obwohl ich es nicht will, es passiert. Ich ticke völlig aus. Also habe ich mir gedacht, ein Mann. Die Partnerschaft mit einem Mann ist was völlig anderes. Ich verstehe mich mit ihm, ich fühle mich gut, aufgehoben und sogar sicher. Und ab dem Punkt kann ich mit ihm keinen Sex mehr haben. Den Sex bedeutet ihn in den Boden zu stampfen. Also was soll ich tun, außer allein bleiben? Frauen und Sex, oder freundschaftliche Partnerschaft mit einem Mann? Gleich wen ich wähle Boldi, ich tue der Person weh, ich verletzte sie oder schlimmeres. Einige haben es verdient, einige haben sogar dienstlich so gelitten, damit es eine Strafe war. Aber letztendlich hat das nicht nur einen faden, sondern widerlichen Beigeschmack so die Kontrolle zu verlieren um sich über andere zu stellen. Vielleicht wäre es möglich mit jemanden auf Augenhöhe, aber so jemanden gibt es nicht Boldi. Wenn ich warte, dann auf jemanden den es noch gar nicht gibt, oder nicht hier, oder nicht mehr. Ich weiß es nicht Kleiner. Aber um mich geht es nicht, es ging um Dich und Deinen Mann und ich danke Dir von ganzem Herzen, dass ich bei Euch willkommen bin. Nun Du kennst mich, ein bisschen Schwein bleibe ich immer«, lachte Bellamy. »Wie weit geht Deine Art mich in Deiner Nähe zu dulden? Wie offen ist Dein Freund? Verpass mir keine für die dreiste Frage, sag einfach nein, falls er sowas nicht mag. Du verstehst schon, mal ein Blick auf etwas werfen, dass man nicht hat um sich an anderen erfreuen zu dürfen«, grinste Bellamy ehe er ernst wurde. »Ich werde offen mit Robere reden. Vielleicht kann ich ihn tatsächlich überzeugen zu uns zurückzukehren. Oder aus ihm herauskitzeln, was ihn überhaupt in diese ausweglose Situation getrieben hat. Noch ist er kein Vampir, dass hätten die Magier gespürt, vermute ich. Wir müssen versuchen ihn da weg zu holen. Möglicherweise hat er einfach nur das gesucht, was uns tief im Inneren allen fehlt - ein Zuhause«, sagte Bell.


    Boldiszàr
    Boldiszàrs Lächeln blieb. »Gegenfrage, warum sollte es mich bitte stören, wenn du zusiehst? Meinst du, ich hab in der Leibgarde irgendwelche Privatsphäre oder hatte sie früher im Waisenhaus? Ich hatte nie welche und ich brauchte sie nie. Wozu auch, jeder weiß, wie es aussieht, wenn jemand fickt, warum sollte man das verstecken? Man bringt sich und andere um den Spaß. Ich für meinen Teil sehe unwahrscheinlich gern zu und würde bedauern, wenn sich plötzlich alle dafür irgendwohin zurückziehen würden. Ich habe mit Vano noch nicht darüber gesprochen, aber überleg doch mal, wie viel Privatsphäre man auf einem Schiff hat. Er wohnte nicht immer in einer Kapitänskajüte, von daher bin ich mir recht sicher, dass er nichts dagegen hat. Ansonsten halte dich an Unitè B, wenn du zuschauen willst, da ist keiner prüde. Keiner mehr, seit Patti nicht mehr ist. Was du zu deiner Beziehung sagst, könnte fast eins zu eins aus dem Mund von Robere stammen, wobei ich bei dem vermute, dass das andere Ursachen hat. Du schlägst die Frauen kaputt, damit niemand anderes das haben kann, was dir verwehrt ist. Aber mal ehrlich - hast du jemals ausprobiert, ob dich jemand küssen wöllte? Dein Körper ist von Entstellungen verschont, du siehst gut aus. Eine Frau solltest du nicht haben, wenn du sie derart zerstörst, das kostet dich irgendwann noch Kopf und Kragen. Aber wenn du für beides offen bist, könnte ich mir vorstellen, dass zu dir ein Kerl passen würde, der dir das nicht durchgehen lässt, der dir Paroli bietet. Oder im Gegenteil einer, der eine Art an sich hat, dass sie dich nicht provoziert, auch nicht, wenn es ans Eingemachte geht. Was ist es, was dich zum Ausrasten bringt? Robby rastet auch aus. Er spricht kaum über sich, aber man kann viel aus seinem Verhalten lesen. Wenn es einer schafft, ihn zu knacken, dann du. Bitte, bring ihn zurück! Ich glaube, er hat einen Sohn, von dem er nichts weiß. Er könnte die Familie haben, die er nie hatte, so wenig wie wir und noch mehr. Er verbaut sich alles mit diesem Beißer-Scheiß!«


    Bellamy Bourgeois
    »Boldi ich war noch nie auf einem Schiff, ich weiß nicht wieviel Privatsphäre man dort hat. Aber wenn man keine hat, hat jeder von uns so gewählt, wie er immer lebte. Du bei der Garde, ich bei der Garde und als Palaisin, er als Kapitän oder was immer er vorher war. Ich denke wo andere den Rückzug benötigen, benötigen wir die Gruppe. Von daher, wenn er so ist wie wir beiden, wird es ihn kaum stören, wenn er in einer Meute sind, wo einige schnarchen, andere vögeln, wieder andere sich einen heben oder knutschen, oder zocken. Er wird im Pulk leben und denken. Wie sieht er aus? Darf ich das wissen?«, fragte Bellamy um sich eine Vorstellung zu machen. Er dachte lange über Boldis Worte nach. So gründlich wie er nie über sich nachdachte. »Ich weiß es nicht, ich weiß nicht was mich bei Frauen so überreagieren lässt. Aber ich denke ich wüsste es, würde ich mich erinnern. Bis vor kurzem habe ich immer gedacht, es war der Hass auf Frauen, da man mir sagte, meine Mutter hätte mich im Heim abgegeben. Ich habe gewartet, wie wohl jeder von uns. Und dann irgendwann gesagt, Scheiß auf sie, sie hat kein Interesse. Sie hat nie auf uns geschissen Boldi, Parcival hat sie ermordet! Und dann ließ er mir sowas einreden. Und wenn ich eine Frau unter mir habe, kommt in mir so eine Wut hoch... Ich denke es wäre wenn wohl eine Frau die wie ein Mann reagiert, taff ist, hart ist, frech ist, damit kann ich umgehen. Arienne zum Beispiel hat nie was zu befürchten gehabt. Sie ist ein Kerl mit Titten«, lachte Bellamy. »Aber sie ist nicht mein Typ. Ein Mann muss schon einiges auffahren um mich zu provozieren. Aber er müsste es hinbekommen mich rumzukriegen. Ich meine hey, es gibt scharfe Kerle, keine Frage, aber ich möchte den Burschen dann behalten. Eigentlich möchte ich einfach einen Partner der mein Kumpel ist mit gemeinsamen Spaß. Da das nicht geht, lass ich es. Oder versuch es zu ergründen«, sagte Bell. »Einen Sohn? Robere hat einen Sohn? Wo ist er und wie alt ist er? Ich meine, dass müssen wir ihm sagen. Das ändert doch alles. Vielleicht gibt es gar nicht viel zu überzeugen, wenn er ihn sieht«, freute sich Bell.


    Boldiszàr
    »Wie sieht wer aus? Du kannst alles von mir wissen, Belly. Ich habe keine Geheimnisse vor dir. Ob es wirklich Robbys Sohn ist, weiß ich nicht, aber er sieht ihm verdammt ähnlich und es haut vom Alter her hin. Er sieht aus wie Robby in jung, nur mit hellbraunen Haaren und Augen. Um die zwanzig muss er sein, Sacha Bonnet, ein Matrose auf Silvanos Schiff! Und stammt aus einem Waisenhaus. Alles Zufälle? Ich wollte Robby fragen, ob das sein könnte, aber Vano meint auch, dass die Ähnlichkeit extrem ist. Gesicht, Statur ... er kennt ja Robby aus meinen Gedanken. Klar müssen wir ihm das sagen! Darum habe ich dich ja geweckt! Noch wissen sie von nichts. Vielleicht hast du Recht und es wäre das Beste, ihn abzufangen und dann mit ihm zu reden. Aber Roque meinte, er ist nicht allein, die Gruppe hängt sehr eng zusammen. Sie scheinen alle zu schlafen in dieser Jagdhütte, aber vielleicht kommt er irgendwann zum Pissen raus? Patti wurde ja auch beim Pissen gemeuchelt. Würdest du es versuchen? Dann bring ich dich hin und halte mich im Hintergrund und halte dir den Rücken frei. Beschreib mir doch mal deinen Traummann, Aussehen und Charakter. Rede frei Schnauze, völlig egal, wie realistisch oder unrealistisch.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy aß mit grimmigem Grinsen die Kekse. »Es ist hell, wir warten bis er sich in die Büsche verzieht und dann fangen wir ihn weg. Ich bekomme ihn schnell ohnmächtig, alter Trick bei... ja und so können wir ihn dann zu seinem Sohn schleifen, zwecks Abgleich. Das kann doch alles kein Zufall sein. Ja ich wollte wissen wie Sacha aussieht und ich möchte wissen wie Dein Mann aussieht. Mein Mann wie er aussehen muss um mir zu gefallen? Groß ungefähr so groß wie ich, ruhig was größer, trainiert und dunkel. Dunkle Haare, gebräunt, also dunkele Haut von der Arbeit draußen, schön braun oder fast olive wie manche werden oder richtig dunkel würde mir gefallen. Also richtig geil gefallen würde mir ein Rakshaner, aber erzähl das bloß keinem. Vom Charakter her, sollte er ausgeglichen sein. Also kein Choleriker, damit würden wir uns nur im Streit hochschaukeln. Ein selbstsicherer Kerl, der weiß was er kann und was nicht. So können wir uns die Aufgaben teilen. Er kann ruhig ein Quasselkopf sein oder gerne diskutieren. Sowas ist manchmal ganz witzig. Er sollte aber auch zuhören können und man sollte ihm auch Dinge anvertrauen können. Und was wichtig ist, man muss mit ihm schweigen können. Das sind die besten Boldi, jemand der kein Wort verlangt, Dir ein Bier hinhält oder eine Rauchstange, den Arm um die Schulter legt und einfach für Dich da ist. Und ich mag es wenn einer einen schrägen Humor hat. Gut wäre es wenn er Waffen liebt so wie ich und sich damit auskennt. Jemand der seinen Körper kennt und ihn einsetzen kann. Und er soll Kamerad sein, wenn es einem mies geht muss er für einen da sein und ich bin es umgekehrt auch. Er soll nicht zartbeseitet sein und auch mal einen Knuff oder ein derbes Wort aushalten, weil ich so bin. Kann er auch liefern, wir sind nicht aus Zucker. Und er darf nicht eitel sein, nicht übermaß, auf sein Äußeres achten gut und schön, aber wenn er in den Schlamm stürzen sollte, darf für ihn nicht die Welt zusammen brechen, sondern er müsste sich darüber kaputt lachen wegen der kostenlosen Fangopackung, so wie wir. So ein Typ schokobraun mit schwarzen Haaren, dass wäre meins«, flüstere Belly.


    Boldiszàr
    »Gut, komm, ich bring dich hin, wir sprechen unterwegs weiter.« Er half Bellamy auf die Füße. »Sag Bescheid, wenn du eine Pause brauchst. Ich geb eben noch Etienne Bescheid.« Nachdem das erledigt war, führte er Bellamy durch den sumpfigen Wald. Mit den herabhängenden Schlingpflanzen und den vielen abgestorbenen Bäumen erwies das Lehen seinen alten Bewohnern Ehre. Wahrscheinlich war hier früher alles fruchtbar und Grün gewesen, bis die Duponts ihre ersten Toten in dieser Erde bestattet hatten. »Lass die Beschreibung von deinem Traummann bloß nicht Jules hören. Das passt eins zu eins auf Khawa. Der Kerl ist zwar besetzt, aber vielleicht kennt er wen. Der hat doch überall seine Bekanntschaften, der redet mit jedem, als sei er sein bester Kumpel. Er wird auch mit dir sprechen, wenn du es drauf ankommen lässt. Wie mein Mann aussieht, weißt du doch, du hast ihn schon gesehen. Bist du so durcheinander davon, wie der Nekro mit dir umgesprungen ist?«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy blieb stehen und lachte lautlos in seine Armbeuge um sie nicht zu verraten. »Boldi bei dem Aussehen von Deinem Kerl kann ich leider auf nichts schließen. Also wie ist er bestückt, ist Zugucken eine Freude? Ist er stramm und drahtig oder er weich und anschmiegsam? Ja Khawa ist eine geile Sau, optisch total lecker, nur müsste er mehr trainierten, er ist leicht wabbelig um die Hüften, aber so schwarzes Hüftgold hat was, los weiter gehts. Ach Jules stört sich bestimmt nicht daran, da er von nichts weiß, aber eine Vorführung von den beiden würde ich gerne mal genießen«, grinste Belly und schlich weiter. »Ist das Sumpf oder Salzwiese? Man hoffentlich bleiben die Toten in der Erde wo der Horroropa weg ist«, gruselte sich Bell und hielt die Augen auf.


    Boldiszàr
    Boldi stutzte, als Bellamy anfing zu lachen. Aus irgendeinem Grund erwartete er, dass er ausgelacht wurde. Als ihm der Grund offenbart wurde, entspannte er sich und grinste schief. »Ich hab`s Vano schon gesagt und dir sag ich es auch: Ich brauch klare Worte. Fakten, Infos, keine Andeutungen. Wenn du wissen willst, wie Vano nackt aussieht, dann frag mich das und nicht so Wischiwaschi. Er ist schlank und trainiert, weißhäutig mit ein bisschen blondem Flaum. Total hübsch, wie ein Küken. An seiner Flanke hat er ein Tattoo von seinem Schiff und einem Kompass, das richtig gut aussieht. Im Schritt hat er rosa Haut und er ist angenehm bestückt, nicht zu viel, dass man erzittern oder sich selber scheiße fühlen muss, sondern genau richtig. Ich würd sagen, schau es dir doch einfach mal an. Mein Angebot steht.« Er feixte ganz leise und senkte langsam die Stimme. »Khawa und Jules geben dir sicher eine Vorführung, Khawa hängt andauernd hinten auf Jules drauf. Du musst bloß die Augen aufhalten. Dass der Mann noch normal laufen kann, ist ein Wunder, der muss ein Arschloch aus Stahl haben.« Er verstummte, blieb stehen und lauschte, während er aufmerksam in alle Richtungen spähte. Dann zeigte er in eine Richtung und schlich nun fortan sehr, sehr langsam. Zwischendurch erstarrte er immer wieder vollständig und lauschte. Er bedeutete Bellamy, in eine bestimmte Richtung zu blicken und dort stand die hölzerne Jägerhütte.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy hockte sich dicht neben seinen Bruder und fixierte die Hütte wie einen Feind. »Ich rede sonst Klartext Boldi. Aber hier geht es um Deinen Mann, ich will Dich nicht verletzen oder kränken. Wir haben uns gerade erst als Brüder gefunden, dass soll so bleiben. Klingt gut, ich nehme das Angebot gerne an, vermutlich öfter als Du denkst. Keiner will gepfählt werden, aber man möchte auch was in der Hand haben. Ich schau mir die Tätowierung dann an, am besten gibst Du es ihm dabei. Und keine Angst um Dein »Küken«, er gehört Dir. Ich pass auf Euch auf und ich meine was ich sage, auf Euch beide Bold. Dir macht keiner was kaputt Kleiner, sonst mache ich ihn kaputt und zwar vollständig. Ich werde die Augen offen halten, wenn sich Khawa und Jules verziehen, werde ich ihnen mal nachstellen. Oder mehrmals wenn die Vorführung gut ist. Ein Arschloch aus Stahl? Das ist eine geile Beschreibung. So nun suchen wir unseren Robby, dem wir seinen Arsch retten müssen«, flüsterte Bellamy Boldi zu.


    Boldiszàr
    Da niemand zu sehen war, konnten sie weiterhin leise miteinander sprechen. Boldiszàr hatte auch schon Jerome entdeckt, der sich von einem Baum aus bemerkbar gemacht hatte, wo er es sich bequem gemacht hatte und Bucheckern aß. »Fühlt sich schön an, einen zu haben, der auf einen aufpasst. Ich bin nicht eifersüchtig, Belly. Wenn Vano an dir Interesse hätte, würde ich ihn dir zum Spielen überlassen und mich noch bei dir bedanken, dass du mir vor Augen geführt hast, dass mein Mann untreu ist. Ich brauch keinen, der mir in den Rücken schießt. Aber das macht er nicht. Vano ist anders als die meisten. Er ist eine treue Seele. Also noch ein Grund weniger, eifersüchtig zu sein.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy grinste kopfschüttelnd. »Dann würde ich ihn anfassen, aber anders Boldi. Ich würde ihn zu Dir zurück nach Hause prügeln, damit er weiß wo er hingehört und wie er sich zu verhalten hat, wenn mein Bruder mit ihm zusammen ist. Aber reden wir nicht so von ihm, denn den Eindruck macht er wirklich nicht. Wo er mich am Krankenbett bewacht hat, hat er zwar frech aber so gut von Dir gesprochen, dass ich wollte dass ihr es fest macht. Das andere sind Hirnblähungen, was wäre wenn. Es gibt kein was wäre wenn denn so einen Mann würde ich nicht bitten oder fast nötigen Dich zu heiraten, damit Du es gut und ein Zuhause hast. Mein Eindruck von ihm ist, bei ihm bist Du angekommen und sicher. Du bist wieder Zuhause Boldi. Ja er ist anders, genau wie Du. Ihr seid ein Arsch und ein Kopf, ein Ei, ein Duo und so gehört sich das. So wünsche ich mir das für Dich. Er hat etwas verdattert reagiert, aber nicht weil er nicht wollte, sondern weil Du schon sein Mann bist. Sagt alles oder? Ich denke so waren Mama und Papa auch, in der kurzen Erinnerung sah sie einfach glücklich aus und das gleiche sah ich in Euren Augen. Glück. Haltet das fest Boldi und ich halte Euch, so gut ich kann. Und jetzt konzentrier Dich sobald Robby kommt. Dann muss es schnell gehen. Nebenbei... schön dass es Euch gibt«, flüsterte Belly und knuffte Boldi. Der alte Palaisin nickte Richtung Hütte und duckte sich tiefer.


    Boldiszàr
    Boldiszàr knuffte Bellamy ebenfalls. »Das geb ich zurück. Vano hat mir ein dauerhaftes Gästezimmer in der Bude seiner Eltern versprochen. Wenn die Eltern einverstanden sind, gebe ich dir einen Schlüssel. Mein Zimmer ist dein Zimmer, du musst nicht fragen, nicht anklopfen, du bist immer willkommen.« In der Jagdhütte regte es sich.