Das Verhör der alten Duchesse

  • Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel begab sich nach unten zum Verhörraum des Palastes. Er trug strenge, schlichte Kleidung, denn es war keineswegs ein feierlicher Anlass. Ferrau hatte in dieser Zeit frei und durfte, wenn er wollte, sich dem Müßiggang hingeben, den er früher so geschätzt hatte. Ciel war extrem angespannt, den heute verhörte er nicht irgendwen, sondern seine eigene Großmutter. Er trat ein und schaute sich im Verhörraum um.


    Gilbert Jardine
    Gilbert Jardine befand sich im Raum, ebenso eine alte Frau die in äußerst teurer Robe gekleidet war, allerdings auf dem Verhörstuhl saß. Gilbert grüßte Ciel mit freundlichem Nicken und einer leichten Verbeugung. »Eure Majestät, Eure Großmutter ist bereits anwesend«, sagte Gil unnötigerweise.


    Antoine
    Am wenigsten angespannt wirkte Antoine. Er wirkte sogar regelrecht gut gelaunt und der Eindruck entsprach der Tatsache. Er freute sich über die spannende Abwechslung und darüber, dass er dabei sein durfte. Sein Aussehen hatte sich verändert. Er war nicht mehr der heruntergekommene Obdachlose, sondern trug ordentliche Kleidung, die ihn als Büttelgehilfe erkennen ließ. Er wartete, bis der Prince sich gesetzt hatte und reichte ihm die Akte, die er mit der Hilfe von Gilbert für diesen Fall vorbereitet hatte.


    Gilbert Jardine
    »Herr ich wusste nicht, ob Ihr die Anwesenheit eines Himmelsauges wünscht, oder die eines anderen Geistmagiers. Es sind einige am Hofe. Aber ich dachte vorab starten wir das Verhör so und könnten zum Schluss den Wahrheitsgehalt prüfen lassen. Wie seht Ihr dies?«, fragte Gil höflich und respektvoll.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Doch, Gilbert, ich wünsche sofort die Anwesenheit eines Himmelsauges. Das ist eine so ernste Sache, da möchte ich keine Zweifel im Raum stehen lassen. Da Jules und Parcival jeder auf seine Weise verhindert sind, schicken Sie bitte nach Maurice. Mein Schwager wird einige Zeit ohne ihn auskommen.« Ciel blickte die Papiere durch, bis Maurice eintreffen würde.


    Gilbert Jardine
    Gil nickte. »Ich werde sofort nach ihm schicken«, sagte Gil und bat eine der Wachen vor der Tür, nach Maurice zu schicken. Der Mann eilte von dannen und kam einige Minuten später mit Maurice zurück. Das Himmelsauge grüßte freundlich und beide gingen zurück in den Verhörraum.


    Maurice de la Cantillion
    Maurice verneigte sich tief vor Prince Ciel, da er wusste wie schwierig der Prince ihm gegenüber sein konnte. »Herr ich bin bereit Euch beizustehen«, sagte Maurice respektvoll.

    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel erwiderte den Gruß, indem er den Kopf hob und den Blick erwiderte. Sein Blick war ernst, aber heute nicht feindselig. Als alle sich sortiert hatten, wandte er seine Aufmerksamkeit seiner Großmutter zu. »Hoheit, seid Ihr darüber im Bilde, weshalb man Euch hierher gebeten hat?«


    Duchesse Francoise Esme de Souvagne
    Die alte Duchesse, deren Titel eigentlich nur noch ehrenhalber ausgesprochen wurde, musterte ihren Enkel ernst. Ihr Mann war nicht mehr Duc, folglich war sie keine Duchesse mehr. Dies war nun eine andere Frau durch ihren jüngsten Sohn Maximilien. Und nun stand ihr Enkel vor ihr um ihr zu verkünden, weshalb Parcival gestorben war. Denn davon hatte sie schon gehört. Ernst, würdevoll aber auch misstraurisch musterte sie Ciel. Er sah seinem Vater sehr ähnlich. Aber mit ihrem Sohn hatte sie seit Ewigkeiten keinen Kontakt mehr gehabt. Gute drei Jahrzehnte hatte Francoise nicht mehr mit Maximilien gesprochen. Und der junge Mann der vor ihr stand, sah ihm nicht nur einfach ähnlich, auch seine Gestik und Mimik ähnelte ihrem Max. »Setzt mich darüber in Bilde«, bat sie umgänglich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Beginnen wir am besten stückweise. Vor seinem Tod hatte ich ein Gespräch mit Parcival. Unter anderem gab er an, Euer Liebhaber gewesen zu sein. Entspricht dies den Tatsachen?«


    Maurice de la Cantillion
    »Was interessieren Euch die Liebschaften einer alten Frau? Ich bin Witwe, hätte ich meinen Sohn um Erlaubnis bitten sollen junger Prince?«, fragte Francoise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Die Fragen stelle ich«, stellte Ciel klar. »Bitte beantwortet die Frage.«


    Duchesse
    Der Blick der alten Duchesse verfinsterte sich. »Ja«, sagte sie knapp und kalt. Während Maurice zustimmend nickte, dass sie die Wahrheit gesprochen hatte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel machte sich eine Notiz. »Ferner gab Parcival an, dass Ihr unglücklich wart in Eurer Ehe und ihn daher damit beauftragt habt, Euren Mann und dessen Söhne zu ermorden und den Mord wie einen Unfall aussehen zu lassen.« Ciel blickte sie sehr aufmerksam an. »Duc Alain de Etienne und der Kronprince, mein Onkel Pomeroy, hätten in Eurem Auftrag den Tod gefunden. Was möchtet Ihr dazu sagen?«


    Duchesse
    »Ich habe nicht den Tod meines Kindes in Auftrag gegeben, den meines Mannes sehrwohl«, antwortete sie bar jeder Emotion und musterte Ciel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel versetzte es einen Stich, sie so reden zu hören, aber er durfte sich nichts anmerken lassen. Dabei half ihm, dass die Tode schon lange zurücklagen und er weder Alain noch Pomeroy je kennengelernt hatte. »Warum?«, wollte Ciel wissen. »Es wird wohl kaum aus Liebe zu Parcival geschehen sein.«


    Duchesse
    »Ihr habt Euch bereits eine Meinung über mich gebildet. Was schert es Euch, was ich empfinde? Es hat niemals irgendwen geschert, warum Euch? Weder meinen Vater, noch meinen Bruder, noch meinen Mann oder meine Söhne. Falls es Euch tatsächlich interessiert, fangt Ihr zu spät damit an. Mein Tod wird längst beschlossene Sache sein, weil ihr nur das seht, was Ihr sehen wollt und sehen könnt. Ihr habt keine Vorstellung davon was es bedeutet als Frau geboren zu sein von Stand. Jeder Mann und sei er noch so gering hat eine Wahl. Jede geringe Frau, kann aus Liebe heiraten. Wisst Ihr weshalb Frauen von Stand heiraten Prince? Sie werden verheiratet um Bündnisse zu schließen, um Bündnisse zu festigen und um ihren Männern Söhne zu gebären. Möglichst viele in möglichst kurzer Zeit. Habt Ihr einmal darüber nachgedacht, wie es sich anfühlt, von jedem nur als Tauschgegenstand gewertet zu werden? Zwar wertvoll und auch machtvoll, aber dennoch nur ein Gegenstand. Eine Frau hat niemals persönlich etwas zu sagen oder die Möglichkeit über ihr eigenes Leben zu bestimmen. Ist Euch das bewusst als Mann? Ist Euch bewusst, dass die Frau immer abhängig ist von Vater oder später ihrem Ehemann? Hat sie keinen Vater mehr und keinen Mann, dann ist der nächste männliche Verwandte zuständig, Brüder, Onkel. Sie selbst wird niemals rechtsfähig sein, sie selbst bleibt seit ihrer Geburt das Anhängsel eines Mannes. Und nun verratet mir, wo soll eine Frau dort ihr Glück finden? Oh natürlich mein lieber Junge gibt es auch die Frauen von Stand die sich gerne mit Gesellschaftern umgeben. Die liebe und gute Adlige als Freunde haben. Natürlich gibt es darunter auch solche, die bereit sind für ein Spiel mit dem Feuer und es wagen das Feuer einer verheirateten Frau anzufachen oder den Brand zu löschen. Aber sollte der Ehemann davon erfahren, wenn man die erste Ehefrau ist, hat dies ganz andere Konsequenzen, da es sich um die Erblinie handelt. Also was ist diese Frau als eine Sklavin ihres Standes? Ihre Aufgabe ist der Fortbesand der Linie. Aber meint Ihr nicht auch, dass sie dennoch ein Mensch ist? Mit Wünschen, Sehnsüchten und sogar Gefühlen? Also was wisst Ihr von der Liebe um diese mir abzusprechen? Was junger Mann?«


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hörte sich alles an. »Es ist richtig, dass ich diese Zwänge nicht in ihrer Gänze nachempfinden kann. Dennoch weiß ich, was es bedeutet, Gefühle zu haben und diese nicht ausleben zu können. Dafür, wie unsere Gesellschaft und unser Rechtssystem funktioniert, können wir beide nichts, aber wir alle müssen uns ihm beugen, denn sonst herrschen hier bald rakshanische Zustände. Ich habe mir mein Urteil noch nicht gebildet, nein. Sonst würdet Ihr hier nicht sitzen, sondern bereits einen Kopf kürzer sein. Habt Ihr Parcival denn geliebt? Wenn ja, warum ließet Ihr ihn 33 Jahre warten? Und nicht zuletzt - habt Ihr mit Eurem Mann darüber gesprochen, ob Ihr einen Liebhaber haben dürft? Vielleicht hätte er es ja gar nicht verneint.«


    Duchesse
    Die Duchesse musterte Ciel etwas milder. »Hätte ich Paricval nicht geliebt, wäre Alain noch am Leben. Alain war kein Mann mit dem Mann große Worte wechseln konnte, besaß man nicht sein Herz. Und ich besaß es nicht. Ich besaß nur den Rang der ersten Ehefrau. Seine Zuneigung oder gar Liebe gebührte anderen. Alain liebte seine Beifrauen Danielle Lereau Descoteaux und Madelene Larocque gleichermaßen. Für mich war in seinem Herzen kein Platz. Aber sehr wohl in seinem Bett. Er hat mich mit Anstand behandelt, dass ist vielleicht mehr als manche Frau sagen kann. Aber es war ein Geschäft. Titel und Reichtum, gegen Söhne. Und nicht mal mir galt das Geschäft, sondern zum Vorteil meiner Familie. Ich schenkte ihm zwei Söhne, Bernard und Maximilien. Ab dato verband uns nichts mehr außer der Name. Er war stets höflich aber distanziert. Wann sahen wir uns? Wann sprachen wir uns? Er lebte sein Leben mit zwei Frauen und völliger Zufriedenheit. Und ich lebte das meine, allein, wartend, hoffend, auf etwas das nie geschehen würde. Eine Frau denkt manchmal genauso dumm und hoffnungsvoll wie die Männer junger Prinz. Eine zeitlang hatte ich gehofft, dass sich unsere Situation bessern würde, vor allem nach dem ersten Sohn. Aber es gab keine Zeit wo er mich liebte. Mich respektierte - ja, die gab es. Aber es gab keine Zeit in der wir uns Siezten oder Duzten, wir waren beim Ihr - sogar im Bett. Es lag keine Zärtlichkeit darin in seinen Armen zu liegen und ich denke für ihn wird es auch nicht angenehm gewesen sein. Aber er hatte neben mir eine andere Welt - seine Welt Ciel. Ich hatte nichts. Ich hatte teure Kleider, Schmuck, ein Leben am Hof, ich war ein Vogel im goldenen Käfig, aber ich war allein. Und dann lernte ich eines Tages Parcival kennen«, sagte die Duchesse.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es war in so vielen Jahrzehnten nicht ein einziges Mal möglich, mit Eurem Mann zu sprechen?«, hakte Ciel nach. »Ihr liebtet also Parcival. Was war es, dass Euch an ihm gefiel? Parcival wusste nichts von Euren Gefühlen, er starb in der Überzeugung, für Euch bedeutungslos gewesen zu sein und nur ein Werkzeug. Und offen gestanden wirkt Ihr sehr gefasst dafür, dass Eure große Liebe auf diese blutige Weise ein Ende genommen hat.«


    Duchesse
    »Unsere Familie liebt Sprichworte nicht wahr? ...Das Du geweint hast ist wahrschein, doch starke Frauen weinen heimlich... Muss ich meine Gefühle vor Dir oder sonstwem breit tragen? Jahrelang musste ich sie verschweigen, damit wir ein Paar sein konnten. Wäre es aufgeflogen, wäre er hingerichtet worden. Gleich was man ihm befahl, gleich wie schwer er verletzt wurde, ich hatte die Maske der Distanz zu tragen. Etwas zu viel Interesse und es wäre aufgeflogen. Ja es mag alles für Dich nicht echt wirken, aber Du kannst nicht in mein Herz blicken. Und nach all den Jahren, wo man vorgeben muss ein Eisberg zu sein, wird man langsam auch einer. Er ist tot, ich weiß. Aber wir waren schon lange tot, alle beide. Gelebt haben wir nur in den Moment, wo wir für uns waren, ungestört und frei. Und danach war jeder wieder in seiner Welt und in seinem Amt gefangen. Er als Oberster der Himmelsaugen, ich als die Duchesse, später Mutter des Duc. Eine Gegenfrage, wenn es mein Sohn Maximilien schafft, seit 33 Jahren nicht mit mir zu reden, wie glaubst Du war sein Vater? Und ich sage Dir Alain war so stur, dass Dir Dein eigener Vater wie ein verrückter Freigeist vorkommen würde. Er war streng, er war genau, er war geradezu pedantisch, dass war Alain. Obwohl er auch eine andere sehr liebenswürdige Seite hatte. Er war charmant, geistreich, extrem gut gebildet, er konnte sogar recht witzig sein und hatte Esprit. Aber ich hatte nichts davon Ciel. Unsere Beziehung bestand aus dem Gruß bevor wir das Bett teilten. Wir kamen unserer Pflicht nach. Warum ich Parcival nach all den Jahren nie als Partner nahm, ist eine gute Frage. Vermutlich Angst«, gestand die Duchesse.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel warf einen rückversichernden Blick zu Maurice. Der Großteil der Erklärungen hörten sich glaubwürdig an, aber ein Detail nicht. »Ihr habt Euch davor gefürchtet, Parcival zum Liebhaber zu nehmen - aber nicht davor, Euren Mann und die Agenten der Autarkie ermorden zu lassen? Wie weit ging Eure Liebschaft überhaupt, wenn Ihr von solchen Gefühlen sprecht, aber nicht einmal Parcival von diesen wusste?«


    Maurice de la Cantillion
    Maurice nickte knapp, dass Ciel Recht hatte. Die Duchesse sprach die Wahrheit, aber sie verriet nicht alles.


    Duchesse
    »Wie meint Ihr das? Ich habe... so schändlich das sich für Euch anhören mag, als junge Frau den Unfall meines Mannes geplant. Und dabei kam mein Sohn Bernard mit ums Leben. Sei versichert, meine Söhne habe ich stets geachtet und geliebt, auch wenn ich sie nie so geliebt habe, wie eine Mutter die ihr Kind selbst großzieht. Ich habe sie entbunden, gehalten und man nahm sie mir aus den Armen. Nur eine Mutter weiß, was das heißt. Manche sind froh ihre Kinder in die Obhut anderer zu geben. Ich wäre froh gewesen sie aufziehen zu dürfen. Es hätte meine Einsamkeit gelindert und ich hätte doch dabei eine Amme zur Unterstützung haben können. Davon wollte mein Mann nichts wissen. Und irgendwann als mich die Einsamkeit fast aufgefressen hatte und das obwohl Parcival an meiner Seite war, beschloss ich, dass Alain einen Unfall erleiden musste. Das Bernard mit in der Kutsche saß, brach mir das Herz. Das habe ich nicht gewollt. Aber Parcival sagte, wir müssen schweigen, denn sonst landen wir auf dem Block. Ich habe nicht den Tod der Agenten angeordnet. Parcival sagte sie hätten uns in der Hand, sie müssten weg und er wüsste schon wie. Ich verstand nicht wieso, bis sie alle hingerichtet wurden durch die Himmelsaugen. Da verstand ich. Sie wussten von uns, oder einige von ihnen. Und sie wussten was ich getan hatte. Er hatte mich beschützt mein Parcival und dennoch nahm er anderen Frauen die Männer. Und nahm Kindern die Eltern. Er tat dies um mich zu beschützen. Aber beschützte er mich, oder sein Verhältnis zu mir? Und ich beschwerte mich über Alains Kälte... aber so etwas hätte Alain niemals getan. Er mag nicht mein Ehemann gewesen sein vom Herzen her, er mag auch nicht mein Freund oder Gesellschafter gewesen sein, aber trotz allem war er ein anständiger Mann. Und in dem Moment als ich begriff was dort geschehen war, kam ich mir sehr dumm und naiv vor. Der eine Mann benutzte mich um Kinder zu zeugen, der andere... als was? Und da fing ich an, ihn zu benutzten. An einer Leine kann man von beiden Seiten aus ziehen«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel war betrübt. Er spielte ein wenig mit der Schreibfeder, ohne etwas aufzuschreiben. Lange schwieg er. »Trotz allem verstehe ich nicht, warum Ihr nicht wenigstens versucht habt, Euren Mann um eine Liebschaft zu bitten. Ihr seid eine intelligente Frau und wart kaltherzig genug, einen Mord zu planen. Warum nicht ein letzter Versuch, es auf unblutigem Wege zu lösen? Was verschweigt Ihr mir, Großmutter?«


    Duchesse
    »Nichts. Oh... Moment, doch. Dir ist nicht die Strafe bekannt für Ehebruch oder? Schau, gebäre ich dem Duc einen Sohn, ist er Kronprince. So war es, so kam es als Bernard starb und Maximilien den Thron bestieg. Alle meine Kinder mit Alain waren Kronprincen. Hätte ich offiziell um eine Liebschaft gebeten, hätte Alain das als Affront sehen können. Er hätte zustimmen können mit der Auflage dass nichts passieren darf. Er hätte schlicht ablehnen können. Er hätte mich für die Frage auf den Block schicken können. Denn wäre dann das Kind wirklich von ihm oder von meinem Liebhaber? Er muss ganz sicher sein, dass es seine Kinder sind und nicht jene eines Nebenbuhlers. Folglich hätte er es mir vermutlich nicht erlaubt. Ob er tatsächlich abgelehnt hätte, weiß ich natürlich nicht. Aber dies ist der Hintergrund warum ich ihn nie fragte. Es ist nicht so, dass kein normales Gespräch zwischen uns möglich war. So wie wir jetzt reden, konnte ich auch mit ihm reden. Nur über andere Themen. Aber das wagte ich nicht anzusprechen. Vielleicht war dies ein großer Fehler von mir. Aber ich hatte Angst und ich war allein. Schau einmal hinaus, tausende Menschen umgeben uns, wie ein Ameisenhaufen arbeiten sie fleißig, der Hof funktioniert wie ein Uhrwerk. Und dennoch bist Du allein nicht wahr? Und ich war ebenso allein, noch einsamer. Ich saß eigentlich immer nur in meinem Zimmer und wartete. Doch worauf, dass sagte mir niemand«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Dennoch droht Euch nun der Block, auch unter Berücksichtigung aller mildernden Umstände. Ihr habt den Mord an Duc Alain Etienne de Souvagne in Auftrag gegeben und den des Kronprice mitverschuldet. Parcival hat für seine Taten bereits bezahlt. Nun seid Ihr an der Reihe.« Er betrachtete seine Großmutter mit einem Blick, der müde wirkte, aber tiefe Trauer bedeutete. »Wenn all das Leid, das der Agentenfamilien, dass von Parcival und das Eure, einen Sinn gehabt hat, dann jenen, dass die Zukunft anders aussehen wird. Wir haben daraus gelernt. Meine Schwester hat ihren Ehemann selbst wählen dürfen unter all den Männern da draußen. Wie ihre Großmutter entschied sie sich für einen Chevalier der Himmelsaugen und ich hoffe, sie ist mit ihm glücklich. Gibt es noch etwas, das Ihr sagen möchtet?«


    Duchesse
    »Ich habe nicht gewollt dass es so kommt, vielleicht hätte ich einfach in den Tempel oder ins Kloster gehen sollen. Aber auch so eine Entscheidung steht einem als Frau alleine nicht zu. Letztendlich führt keine Macht dazu, dass man manchmal die Macht des Todes wählt. Vielleicht solltet Ihr dies bedenken und den Frauen etwas mehr zugestehen. Dass Deine Schwester frei wählen durfte freut mich. Ich möchte Dir sagen, dass ich meine Söhne geliebt habe und ihnen nichts böses wollte. Gleich was andere dachten. Ich weiß, dass Leon mich für eine Gefahr hielt und Maximilien von mir abschirmte. Und ich habe den Agenten nicht schaden wollen, dies lag in Parcivals Hand und er führte es auch aus. Mein Verbrechen bestand darin es nicht zu verhindern. Vielleicht bin ich nichts weiter als eine verbitterte alte Frau, aber sag meinem Sohn, dass ich ihm nie etwas Böses wollte. Und dass mir der Tod seines Bruders leid tut. Ebenso wie der Tod von den unschuldigen Frauen. Letztendlich weiß ich nicht ob meine Liebe danach zu Parcival erlosch. Vielleicht wollte ich mir einfach mein Versagen nicht eingestehen. Ich hätte meinen Mann nicht um ein Verhältnis bitten sollen, sondern um das Recht mich in ein Kloster zurückzuziehen«, sagte die Duchesse.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte langsam. »Möchtet Ihr es Eurem Sohn selbst sagen?«


    Duchesse
    »Nein, er ist immerhin der Mann und das Familienoberhaupt dieser Familie. Er möchte seit 33 Jahren nicht mit mir sprechen. Was sollte sich heute geändert haben?«, fragte sie ruhig.


    Maurice de la Cantillion
    Maurice tippte Ciel freundlich an und flüsterte ihm ins Ohr. »Sie lügt«, wisperte er.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte kurz, als Maurice ihm ins Ohr flüsterte und blickte seine Großmutter dann an. »Will er seit 33 Jahren nicht mit Euch sprechen - oder Ihr nicht mit ihm? Ich werde das Gefühl nicht los, dass ein wichtiges Detail noch fehlt, dass Ihr mit in Euer Grab nehmen möchtet. Seht, ich spreche hier zu Euch, weil ich verstehen möchte, was geschehen ist - damit sich eine solche Katastrophe nicht noch einmal wiederholt. Wir sind die Krone, wir haben die Möglichkeit, die Dinge zu verändern und vieles, was sich als nicht optimal erwiesen hat, wurde auch bereits geändert. Ihr könnt dazu beitragen, dass es denen, die nach Euch kommen, besser geht, als es Euch ergangen ist. Das geht nur, indem ihr diese Eure letzte Chance nutzt, bevor Ihr von dieser Welt scheidet.«


    Duchesse
    »Ich denke er wusste es die ganze Zeit und er hat geschwiegen. Er wollte nicht mit mir sprechen, stets lag eine Anklage in seinem Blick. Aber er sprach es nie aus, er sagte kein Wort. Er hat mir nie vorgeworfen seinen Vater und Bruder getötet zu haben, aber er wusste es. Er hat es genauso hingenommen wie ich. Vielleicht kam es ihm sogar ganz Recht?«.


    Maurice de la Cantillion
    Maurice blinzelte irrtiert ehe er sich an Ciel wandte. Er schrieb kurz etwas auf einen Zettel. `Sie glaubt wirklich, dass Max von dem Mordanschlag wusste und schwieg. Sie ist der Meinung, er hätte ihr dankbar zu sein, dass sie ihn dadurch auf den Thron brachte. Wenn auch versehentlich. Das glaubt die Frau´ - stand auf dem Zettel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Das Entsetzen ob dieser Anschuldigung war nun deutlich in Ciels Gesicht zu lesen. Hilfesuchend starrte er Maurice an, nachdem dieser ihm den Zettel überreicht hatte und dann Gilbert. »Möchten Sie noch etwas anfügen, Gilbert?«, fragte er und klemmte den Zettel von Maurice in seine Kladde.


    Maurice de la Cantillion
    Maurice schrieb erneut etwas auf einen Zettel. »Euer Vater ist nicht so ein Mann, Euer Vater hatte keine Anschuldigung im Blick, sondern Trauer! Diese Frau lügt. Lasst sie mich auslesen!«, bat Maurice.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel klemmte auch diesen Zettel zu den Unterlagen und ließ sich von Antoine ein Glas Wasser reichen. Er trank einen Schluck und verschränkte dann die Finger. »Genehmigung zum Auslesen erteilt.«


    Gilbert Jardine
    Gilbert bezog neben Ciel Stellung. »Nun ich würde gerne wissen, weshalb sich Euer Sohn dann nicht mit Euch verbündete, wenn er Euch doch seine jetzige Stellung verdankt. Wäre das nicht das mindeste, dass er Euch in einen besonderen Stand erhoben hätte? Nein das hat er nicht. Vielmehr hat ihn sogar sein alter Leibdiener vor Euch abgeschirmt. Wie wir wissen tagtäglich, stündlich, rund um die Uhr wurde Euer Sohn bewacht. Er war der letzte männliche Souvagne, der letzte seiner Art der die Familie fortführen konnte. Wenn von Euch keine Gefahr ausging, warum sollte Euch dann sogar so jemand harmloses wie der alte Leon gefürchtet haben? Hätte dieser Mann Euch nicht vielmehr den Kontakt erlaubt, damit sein Schützling die Trauer übersteht und Ihr Euch gegenseitig Halt geben könnt? Verzeiht Hoheit die Ihr keine mehr seid, aber Eure Erläuterungen hinken ganz gewaltig«, sagte Gil.


    Duchesse
    Die Duchesse musterte Ciel und Gil kalt. »Ja das hätte er tun sollen, aber hat er es getan?«, fragte die Duchesse. Die alte Frau stand blitzartig auf, griff sich in ihren gewaltigen Haarballen und in der gleichen Sekunde zuckte ihre Hand nach vorne.


    Maurice de la Cantillion
    Es sah aus als wollte sie Ciel von sich stoßen oder vor die Brust schlagen, aber Maurice wusste es besser, denn zeitgleich warf sich das ehemalige Himmelsauge schützend vor seinen Herrn. Er zuckte wie von einem Schlag getroffen zusammen und riss die alte Frau mit zu Boden. Als er ächzend auf die Seite rollte, sah Ciel dass eine 20 cm lange, stiletartige Nadel aus seiner Brust ragte.


    Duchesse
    Mühsam kämpfte sich die alte Frau wieder auf die Beine. »Das dachtest Du Dir so?«, fragte sie erbost.


    Antoine
    Antoine wusste nicht, ob sie noch mehr solche Haarnadeln in ihrer Frisur trug und ob diese womöglich vergiftet waren. Die Möbel waren alle am Boden festgeschraubt, nichts davon taugte als Waffe. Er selbst trug als Gehilfe eines Büttels auch keine. Normalerweise sah er Gilbert nur bei der Arbeit zu, kochte Kaffee und verteilte Post. Er war kein Büttel, nicht mal ein halber, er war nur ein Praktikant. Aber er wusste, wie man sich prügelte. Er tat das, was man auf der Straße in solchen Situationen meist als erste Sofortmaßnahme tat - er schlug mit der Faust nach dem Gesicht der Frau.


    Gilbert Jardine
    Gilbert zerrte Ciel von dem Kampf weg und eilte Toni dann sofort zur Hilfe. Er riss die alte Frau herum und fesselte ihre Hände auf dem Rücken, ehe er sie recht unsanft auf den Stuhl donnerte und dort fixierte. Sie musterte die Männer mit glühenden hasserfüllten Augen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel wehrte sich gegen Gilbert wie ein zappelnder Fisch und brüllte nach den Gardisten vor der Tür. Aber Gilbert wäre kein Büttel, wenn er nicht einen biestigen jungen Prince bändigen und aus einer Gefahrenzone bugsieren könnte. Als seine Großmutter festgezurrt war, was nur wenige Sekunden dauerte, stürzte Ciel zu Maurice und prüfte, ob er noch lebte.


    Duchesse
    »Was habt Ihr erwartet? Er war 17! 17 war der dusslige Bengel und bestieg den Thron! Was war mit mir? Mit der Mutter, die dieses undankbare Miststück geboren hatte? Genauso dumm und undankbar wie Parcival diese nutzlose Sackratte! Ich schenkte ihm meine Gunst und er war zu dämlich alle drei zu beseitigen. Dieser verblendete Ordensidiot! Und dann die Schonung der Agentengören! Sogar die Weiber wollte er schonen. Drei Leute können nur dann ein Geheimnis bewahren wenn zwei davon tot sind! Aber nein, Parcival ließ sie leben, wie oft habe ich ihm gesagt, was ich erwarte, was ich mir wünsche, was ich verlange. Und dann dieser unsägliche seltsame Diener, der stets bei der kleinen Schwuchtel schlief. Oder was machte der alte Tattergreis dort? Zuerst war er der Diener meines Mannes, dann von Max? Er hätte mit in der Kutsche sitzen sollen! Genau wie alle anderen! Dann würde es Dich nicht geben! Aber selbst da hat Parcival versagt! Er meint er war nur ein Werkzeug? Oh nein das war er nicht! Werkzeuge sind nützlich!«, lachte die Duchesse gehässig.


    Maurice de la Cantillion
    Als Ciel prüfte ob er noch lebte, ergriff Maurice die Hand von Ciel. Er wollte etwas sagen, aber schwarzes Blut rann aus seinen Mundwinkeln. »...ilf... mi..r«, konnte er gerade noch hervorpressen, ehe er ohnmächtig wurde.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Schwarz?«, kreischte Ciel. Er riss sich sämtliche Oberteile vom Leib, damit ihn die Ärmel nicht störten und behielt nur sein Korsett an. Man sah die schlimmen Narben an seinen Armen und die kaum verheilten Spuren der letzten Selbstgeißelung. Unbekleidet sah er keineswegs so aus, wie man sich einen Prince gemeinhin vorstellte und ganz besonders nicht den dünnen, blassen Ciel. Er wirkte regelrecht zerfleischt.
    »Gilbert, rufen Sie Benito!«
    Er nahm sein Ritualmesser, das so scharf war wie ein Skalpell, und trennte mit einem Schnitt Maurices Kleidung auf, so dass die Wunde, in der das Stilett steckte, bloßlag. Dann schnitt er sich die Pulsadern auf. Seine linke Hand war von den vielen Schnitten inzwischen stark beeinträchtigt, er spürte sie kaum noch und die Motorik war wenig gegeben. Meist konnte er das ganz gut kaschieren, indem er einfach die rechte Hand benutzte oder passende Befehle erteilte. Der eine Schnitt mehr würde es auch nicht schlimmer machen. Er ließ das Blut auf Maurices Wunde tropfen und zog langsam das Stilett heraus.


    Gilbert Jardine
    Gilbert packte Toni und zerrte ihn zu sich. »Bewach den Prince und Maurice gut. Schick die Alte ins Land der Träume, ich bin sofort wieder da mit Hilfe!«, sagte Gil und rannte so schnell er konnte los. So schnell wie man ihn vermutlich noch nie laufen sah. Er rannte bis ihm die Lunge schmerzte und rannte dennoch weiter bis in die Heistube. Die Tür trat er kurzerhand ein, packte Benito am Kragen und zerrte ihn hinter sich her. »Keine Zeit für Erklärungen!«, keuchte er und rannte den gleichen Weg wieder zurück. Binnen kürzester Zeit stand Gilbert wieder schnaufend im Verhörraum, neben ihm ein nach Luft japsender Benito. »Hallooo... Herr«, keuchte Ben und gesellte sich sofort zu Ciel, auch wenn er etwas blass um die Nase war.


    Benito
    Ben hielt Ciels Hand fest, so das die Nadel blieb wo sie war. »Noch nicht Herr. Ihr zieht wenn ich es Euch sage, die Nadel hat sein Herz durchbohrt«, sagte der Heilmagier und legte vorsichtig eine Hand um die grausame Waffe. Ben konzentrierte sich und ließ seine Magie in Maurice fließen. »Zieht, beeilt Euch«, bat der Heiler und gab alle magische Kraft die er aufbringen konnte in Maurice Körper und das Herz dass nach der Entfernung der Nadel ein Loch hatte zu heilen und die Vergiftung aus ihm zu vertreiben.


    Antoine
    Antoine stand völlig neben der Spur, da dies sein erster Einsatz war, wo jemand so schwer verletzt wurde. Da er Angst hatte, die alte Frau umzubringen, wenn er ihr den Schädel irgendwie falsch einschlug, würgte er sie mit zitternden Händen, bis ihr Kopf niedersank.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hörte sofort auf zu ziehen, bis Benito ihm das Signal gab. Ihm wurde übel, als Benito sagte, dass Maurices Herz durchbohrt worden war. Er konzentrierte sich und hielt Maurices Seele gewaltsam in dessen Körper. Das konnte er nicht ewig aufrechterhalten, aber er hoffte, es würde reichen, bis Benito und er die Wunde behandelt hatten. Er war Bluthexer, doch seine Macht war alles andere als unbegrenzt, da er schon fast in die Kategorie Kampfmagier fiel. Er verbrachte viel Zeit im Feld, sehr viel mehr, als ihm lieb war und darunter litt seine magische Ausbildung. »Was soll ich machen?«, keifte er außer sich. »Schafft er es?!«


    Benito
    Das Gesicht des Heilmagiers war hochkonzentriert und seine Augen leicht zusammengekniffen. »Natürlich schafft er es! Wir lassen ihn einfach nicht sterben, soweit kommt es noch!«, knurrte Ben und die Kampfansage galt nicht Ciel, sondern der Nadel die in Maurice steckte. Langsam und gleichmäßig zog Benito sie nun heraus, während die andere Hand auf Maurice Brustkorb ruhte und die heilende Magie in seinen Körper schleuste. Blass war er und irgendwie sah das Himmelsauge kleiner aus, obwohl er das gar nicht war. Schwarz geädert war sein Brustkorb. Benito legte die Nadel beiseite und Ciel sah, dass dieses Mordinstrument doppelt so lang gewesen war. Voller Blut und schwarzen Öl, war sie jetzt immer noch eine tödliche Waffe. Benito presste nun beide Hände auf Maurice Brustkorb und die Verfärbung verschwand langsam aber sicher. Es dauerte gut und gerne eine halbe Stunde, die der Heiler mit dem Gift kämpfen musste, aber dann war es geschafft. Das Loch im Herzen war geschlossen und die Vergiftung besiegt. Schweißnass hockte Ben neben dem Prince und wischte sich die Stirn ab. »Meine Güte, in letzter Zeit ist hier aber auch was los. Er hat es gepackt Herr, er ist über dem Berg, aber er braucht absolute Ruhe. Es war knapp, aber ich gebe keinen meiner Patienten auf«, sagte Ben und blieb erstmal hocken um wieder Kraft zu schöpfen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel war nicht minder erschöpft. Er hatte viel Blut verloren, ihm lief kalter Schweiß, er hatte Durst und zitterte. Er streckte die Hand aus und ließ sich von Antoine das Wasser geben, dass er in einem Zug leertrank. »Ich fürchte langsam, ich ziehe das Unglück an, wie die Duponts. Was war das für Gift und warum sind seine Adern schwarz gewesen?« Er tätschelte die Wange ihres Patienten, damit dieser wieder zu sich kam.


    Benito
    Ben legte Ciel eine Hand auf den Kopf und schlagartig fühlte sich der junge Prince etwas kräftiger und gesünder. »Die Adern selbst wurden nicht schwarz, sondern das Blut darin veränderte, verfärbte sich Hoheit. Da das Herz vergiftet wurde. Die Art des Giftes ist mir unbekannt, es ist sehr aggressiv und hartnäckig. Wir müssen die Nadel aufheben und untersuchen um ein Gegenmittel zu erforschen. Ihr zieht das Unglück nicht an Herr, Ihr bekämpft es. Darum kommt Euch dies so vor«, sagte Benito und verpackte die gefährliche Nadel sicher.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel stützte sich an Benito auf und erhob sich. »Antoine, bringen Sie Maurice in sein Bett. Da er körperlich so weit wieder hergestellt ist, wird es am besten sein, wenn er sich zu Hause wieder auskuriert. Gilbert, Sie verbringen meine Großmutter in ein Verlies. Unterwegs dürfen Sie sich überlegen, warum die Frau nicht durchsucht und auf dem Stuhl fixiert war, während ich mit ihr sprach! Benito, bringen Sie mich zu meinem Vater. Gehen Sie dabei einen Weg, der kaum begangen wird, da ich ihnen unterwegs etwas sagen möchte.«


    Gilbert Jardine
    Gilbert schaute beschämt zu Boden. »Weil Sie Eure Großmutter und eine alte Frau war, ich wollte Euch nicht beschämen und habe Euch gefährdet Herr«, entschuldigte sich Gil extrem betreten.


    Benito
    Benito hakte Ciel unter und führte ihn auf den Putz- und Wartungswegen langsam Richtung Gemächer des Duc. »Hier ist selten jemand unterwegs. Die Gänge sind für eilige Erledigungen und schnelle Wartungen, Reparaturen. Was möchtet Ihr besprechen?«, fragte der Heiler.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das war dumm von ihnen und fahrlässig!«, schrie Ciel Gilbert noch hinterher, während Benito ihn wegführte. »Unitè B wäre das sicher nicht passiert, vielleicht sollten Sie dort für eine Weile in die Lehre gehen! Sorgen Sie dafür, dass so etwas nicht noch einmal vorkommt!«


    Gilbert Jardine
    Gilbert trollte sich gemeinsam mit Toni und der Gefangenen wie ein geprügelter Hund. Er musterte seinen Schüler und sagte eine ganze Zeit lang keinen Ton. Erst als sie außer Hörweite waren, wandte er sich an Toni. »Wie kann ich das wieder gut machen? Ich habe wirklich gedacht, nein ich habe gar nicht richtig nachgedacht. Stell Dir nur vor, wegen mir wäre dem Prince etwas passiert. Ich könnte mich so in den Arsch beißen«, flüsterte Gil aufgelöst.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciels Kopf fuhr herum und er starrte nun Benito an. »Zunächst einmal haben Sie hervorragende Arbeit geleistet, wie Sie das immer tun. Sie wissen, dass Sie für die Krone nahezu unentbehrlich sind. Doch machen Sie nicht den Fehler, zu glauben, Sie seien es absolut. Es wird ohne Parcival weitergehen und es wird auch ohne Sie weitergehen, sollte mir noch ein einziges Mal zu Ohren bekommen, dass Sie Ihre lüsternen Greisenfinger in meine Schwester Verrill schieben!«


    Benito
    Ben wurde so blass wie seine Robe und starrte Ciel nervös an. »Ihr missversteht da etwas, ich bin Ihr Arzt«, versuchte sich Benito herauszureden, in der Hoffnung nicht einen Kopf kürzer gemacht zu werden. Das sein Bruder Verrill ebenso untersuchte, erwähnte er nicht. Immerhin war Dan wirklich rein der Arzt von Greg, seitdem Linhard ihn dazu bestimmt hatte. »Eure Schwester ist eine völlig andere Person als ein normaler Mensch und wie glaubt Ihr Herr untersucht man Frauen dort?«, fragte er vorsichtig.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel platzte der Kragen. Er stieß Benito rücklings gegen eine Wand, die neu verputzt werden sollte, so dass der marode Putz auf die Halbglatze des Heilers hinab rieselte. »Glauben Sie, Verrill sei zu dumm, ärztliche Sorgfalt von Grabscherei zu unterscheiden?!«


    Benito
    Ben legte ganz vorsichtig die Hände auf Ciels Schultern und drückte ihn behutsam ein Stück weg. »Nein das ist sie nicht, sie ist alles andere als dumm. Sie ist... perfekt«, flüsterte Benito. »Ich wollte ihr nicht wehtun, ich wollte... ich weiß nicht genau was ich wollte. Ich wollte alles notieren, sie vermessen, sie unsterblich werden lassen indem ich alles von ihr aufschrieb. Sie ist wunderschön, ich wollte ihr nicht schaden. Ich schwöre es Euch«, antwortete Ben.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schlug Benitos Hände weg, packte ihn am Kragen und schleuderte ihn ein zweites Mal gegen die Wand, diesmal so heftig, dass Benito sich den Hinterkopf einschlug. »Dann helfe ich ihnen auf die Sprünge! Wie wäre es mit einem Geistmagier, der überprüft, wie weit ihre Neugier wirklich reichte? Es interessiert niemanden, was sie wollten, Ihre Aufgabe war das Wohlergehen Verrills sicherzustellen. Stattdessen haben sie ihr eine derartige Angst gemacht, dass Sie sich nun vor allen Heilern fürchtet! Sie sind dieser Aufgabe enthoben, fortan wird ausschließlich Dantoine sich um Verrill kümmern. Sie werden Ihr nicht mehr nahekommen.« Er ließ Benito wieder los und starrte ihn wütend an.


    Benito
    Ben musterte Ciel und man sah ihm eindeutig an, dass er Angst vor dem Prince hatte. »Ich halte mich von ihr fern, ich werde meinem Bruder die Unterlagen geben. Zur Sicherheit wegen ihrem Kind. Ich wollte Ihr Wohlergehen sicherstellen, aber ich habe mich hinreißen lassen. Es... es tut mir leid. Ihr könnt meine Neugier überprüfen lassen Herr. Ich hatte nie vor ihr etwas anzutun, nie«, schwor Ben und machte sich auf die nächste Tracht gefasst.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Sie haben Sie wie ein Objekt betrachtet und würden Sie vermutlich am liebsten aufschneiden, nachdem Sie Ihre Vorzüge auch körperlich getestet hätten, vielleicht Ihre Tiefe mit dem körpereigenen Messstab ermitteln, alles im Sinne der Wissenschaft, versteht sich! Ihr Angebot, sich auslesen zu lassen, werde ich in Anspruch nehmen, sobald ich die Zeit finde. Vielleicht werde ich auch Verrill bitten, mich die Erinnerung einmal nachfühlen zu lassen. Dann kenne ich beide Seiten aus erster Hand. Sie haben Glück, dass ich mich momentan mit einem Lich herumzuschlagen habe. Kein weiterer Fehltritt bis dahin mehr, Benito«, sagte Ciel streng. »Und jetzt bringen Sie mich zu meinem Vater.«


    Benito
    Benito nickte. »Aber Ihr versteht das Ausmaß nicht. Ich meine das Ausmaß ihrer Besonderheit, dass kann nicht einfach brach liegen, ich wollte es für die Nachwelt festhalten und mit ihrem Namen, wäre auch meiner unsterblich geworden. Gemeinsam, ich war ihr Heiler versteht Ihr? Ihre Seite? Nun, also dürfte ich Ihre Seite ebenso erfahren? Und dürfte ich mich wenigstens entschuldigen, dass ich zu weit gegangen bin in meiner... Gier?«, bat er leise und führte Ciel zu seinem Vater.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Entschuldigen? Sicher dürfen Sie das, ob Verrill dies annimmt, obliegt jedoch ihr. Allerdings werden Sie nicht zu Ihr gehen, wenn Sie beide allein sind, es wird einer von Verrills Brüdern oder ihr Mann dabei sein. Ebenso wie es Verrill selbst obliegt, ob sie möchte, dass Sie oder irgendjemand sonst ihre Besonderheit wissenschaftlich erfasst. Haben Sie Verrill jemals gefragt, ob sie das wünsch? Ich denke nicht. Und Lüsternheit trägt wohl kaum zu einer objektiven Betrachtung bei.«


    Benito
    »Ihr habt Recht Herr und ich möchte mich nicht mit Euch streiten. Ich hätte Verrill oder ihren Vater um Erlaubnis fragen müssen. Den Rest könnt Ihr aus meinen Gedanken lesen lassen. Sie soll selbst entscheiden ob sie meine Entschuldigung annehmen möchte, es tut mir leid dass sie durch meine Dummheit Angst hat. Ich halte mich an Eure Befehle«, sagte Benito und blieb vor dem Gemach des Duc stehen. »Die Gemächer Eures Vaters Herr«, sagte Ben.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel musterte Benito etwas weniger streng. Er wusste selbst zu gut um Verrills Anziehungskraft und abgesehen von diesem Fehltritt war Benito immer ein zuverlässiger Heiler gewesen, den Ciel gut leiden konnte. »Ich würde es bedauern, wenn sie gehen müssten«, sagte er ehrlich. »Gehen Sie in Ihre Gemächer und nehmen sich für den Rest des Tages frei.« Dann wandte er sich ab und gab den Gardisten ein Zeichen, für ihn zu klopfen.


    Benito
    »Danke Herr, ich würde es ebenso bedauern. Ihr werdet es nach dem Auslesen vielleicht etwas verstehen. Ich werde mich um Maurice kümmern, gehabt Euch wohl«, sagte Benito und machte sich auf den Weg zurück zur Heilstube.


    Davard von Hohenfelde
    Gardist: Der Gardist klopfte für Ciel an der Tür. Es dauerte einen Moment dann wurde von Fabien geöffnet. Der Leibdiener musterte Ciel kurz, ehe er zur Seite trat. »Tetet bitte ein Herr«, bat Fabien respektvoll.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel trug noch immer bloß sein Korsett als Oberteil und sein Handgelenk blutete, obwohl er es zu hielt. Seine ganze Hand war rot, weil er den störrischen Benito hatte maßregeln müssen. »Bitte kurz verbinden«, sprach Ciel, trat ein und setzte sich zu seinem Vater, wo er wartete, dass Fabien die Verletzung versorgte. Er hoffte, der Leibdiener war wenigstens dazu fähig. Ciel sah im Gesicht noch schlimmer aus als sonst. »Oma hat ein wenig Ärger gemacht. Aber ich glaube, ich kenne nun die Wahrheit.«


    Fabien Lacomb
    Fabien holte sofort Verbandszeug und machte sich sogar ziemlich fachmännisch daran Ciels Wunde zu verbinden. Als er damit fertig war, packte er alles ordentlich ein, zog Ciel sein Korsett aus, reinigte mit feuchten Tüchern dessen Oberkörper und zog ihm ein geborgtes Hemd von Maximilien über, danach räumte er alles weg und ging Kaffee kochen.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max küsste Ciel auf die Stirn. »Du siehst schlimm aus, war Bellamy nicht bei Dir? Berichte mein Kleiner, gleich gibt es Kaffee. Entspann Dich, berichte in Ruhe und dann schauen wir weiter. Danke für Deine Mühe, ich kann mit der Frau nicht reden Ciel«, erklärte Max sanft.

  • Ciel Felicien de Souvagne
    »Warum eigentlich nicht?«, wollte Ciel wissen, bevor er seinem Vater den bisherigen Stand mitzuteilen gedachte. »Warum kannst du mit deiner eigenen Mutter nicht sprechen? Sag bloß, du hast von dem gewusst, was sie getan hat?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien setzte sich gemütlich hin und nahm den Kaffeebecher entgegen, den Fabien ihm reichte. Max nahm in aller Ruhe einen Schluck und schaute Ciel ruhig an. »Glaubst Du das wirklich? Ciel ich habe noch NIE mit meiner Mutter gesprochen. Das Verhältnis zwischen meiner Mutter und mir, kann ich Dir ganz leicht erläutern. Sie empfing mich, sie trug mich aus, sie gebar mich. Die Nabelschnur wurde durchtrennt und ich wurde als Baby der Amme Bernadette Rusque nach der ersten Untersuchung ausgehändigt. Sie zog mich auf, so ist das bei jedem Prince der Erstfrau Ciel. Meine Mutter schrieb mir zu jedem Geburtstag einen Brief - Lieber Maximilien, wir wünschen Euch alles gute zum neuen Lebensjahr. Nicht einmal der Text hat sich verändert. Bernadette hingegen war meine Mama Ciel. Sie hat mich geliebt, aufgezogen, gestillt, all dass was eine Mama macht. Sie hat mir die aufgeschlagenen Knien versorgt, oder mir den Kopf gewaschen, wenn ich es beim Fechttraining übertrieben habe. Ammen Ciel sind wahre Mütter. Sie sind Mamas, die meisten von ihnen lieben ihre Zöglinge mehr, als es die leibliche Mutter von Stand je tun könnte. Es ist ein verrtraktes System. Gleichgültig dessen, wieso sollte ich je einen Grund verspürt haben mit der Frau zu reden, die mich komplett einer Amme überließ? Weißt Du, sie hätte sich ja nicht persönlich um mich kümmern müssen. Keine Person von Stand wickelt ein Baby, sind wir ehrlich. Aber einfach mal ein lieber Gruß, ein liebes Wort. Geht das nicht? Das ging bei mir mit Euch doch auch. Sie wollte nicht Ciel. Und als sie anfing zu »wollen«, da wollte Leon nicht, denn ihr Interesse nach 17 Jahren, nach dem Tod von meinem Vater und meinem Bruder war ihm gelinde gesagt sehr suspekt. Und ich stimme ihm da heute noch zu. Also um auf Deine Frage zurückzukommen, nein ich habe nichts davon gewusst. Hätte ich damals davon gewusst als junger Mann hätte ich sie umgehend hinrichten lassen«, sagte Max liebevoll und deutete Ciel an, sich zu setzen und seinen Kaffee zu trinken.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel kam der Aufforderung nach, ditschte einen Keks in den Kaffee und lutschte die weiche Ecke ab, ehe er das harte Stück verzehrte. »Zusammenfassend hat sie den Mordanschlag auf ihren Mann gestanden. Zunächst behauptete sie, dass Onkel Pomys Tod ein Versehen gewesen wäre, aber am Ende meinte sie, dass ihr alle drei hättet sterben sollen. Opa Alain, Onkel Pomy und du, Papa. Sie hat Parcival nicht einmal geliebt und gemeint, er sei nicht einmal ein Werkzeug gewesen, denn Werkzeuge seien nützlich. Als Grund für ihren Hass gab sie an, dass sie gegen ihren Wunsch verheiratet worden sei und keine Möglichkeit gehabt hätte, der unerträglichen Einsamkeit zu entfliehen. Sie hätte nicht einmal gewagt, ihren Mann um die Genehmigung einer Liebschaft zu bitten, da sie bereits mit der Frage ihr Leben riskiert hätte.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max nahm einen weiteren Schluck Kaffee und verschränkte seine Finger um den Becher. »Irgendwie überrascht mich das nicht. Für mich war sie stets unnahbar und ein eiskaltes Miststück, wenn ich das so sagen darf. Weißt Du Ciel, ich denke jeder von uns hat in seiner Position Probleme oder Ängste. Der kleinste Bauer ebenso wie ich. Nur hängen unterschiedlich viele Personen oder gar Leben davon ab. Sie war also einsam. Und das rechtfertig Mord? Sogar einen Mord an der Krone? Lächerlich mein Kleiner. Schau, stell Dir einmal vor Du bist in ihrer Situation und sehr sehr einsam. Dein Mann liebt Dich nicht, Du hast keinen Liebhaber und Du fühlst Dich allein. Gut, nehmen wir das hin. Du bist die Duchesse dieses Landes. Wieso hast Du keine Zofe? Aha... Du hast ja eine. Und Du fühlst Dich immer noch einsam? Vielleicht ist sie nicht die richtige Zofe für Dich. Suche Dir eine neue oder gleich mehrere zur Gesellschaft. Gesellschaft ist ein gutes Stichwort. Du stehst in der Öffentlichkeit. Das kann einen ängstigen, sie kommen Dir sehr nahe. Oder Du sagst Dir, dass sind meine Leute. Sie kommen mir nahe und ich heiße sie willkommen. Du könntest jemanden kennenlernen. Du könntest gemeinnützig tätig werden. Du hast einen Namen, Du hast Macht, Du hast Einfluss, Du hast Geld und Du hast den Duc als Ehemann. Du kannst aus dem Fenster schauen und siehst einen kompletten Hofstaat. Deinen Hofstaat. Und Du bist immer noch allein? Wieso gehst Du nicht raus und redest mit einem von ihnen? Sie beißen nicht, es sind Deine Untertanen. Ein Hallo oder ein freundlicher Plausch freut Deine Untertanen und auch Dich. Natürlich lass Dein Gespräch nicht zu einem Verhör verkommen, sondern frag dort wo Du Dich wirklich interessierst. Das merken sich die Leute und Du Dir doch auch. Und schon beim nächsten Mal verneigen sie sich nicht einfach vor Dir, sondern Du bekommst vielleicht sogar ein Lächeln geschenkt. Das zwar gar nicht in den Gruß gehört, aber Dich trotzdem freut. Denn trotz aller Macht und so weiter, bist Du trotzdem nicht der Duc. Du bist kein Geheimnisträger. Und selbst der Duc darf Freunde haben Ciel. Ich könnte Freunde haben, nur war ich vermutlich einfach zu lange damit beschäftigt alles abzuwägen. Die Schildkröte, Du verstehst schon. Mein Vater hatte einige Freunde. Von Wissenschaftlern über Sänger und andere Künstler, mit denen er sich traf oder per Brief austauschte. Ebenso andere Adlige. Nun sag mir mein Kleiner, wieso möchtest Du Dich nicht um ein Projekt für Hilfsbedürftige kümmern, wo jeder sagt, man die Duchesse ist eine Gute und Du bist gar nicht mehr einsam da Du zu einem Ehrenamt gehörst. Wieso planst Du lieber einen Mord? Du siehst, so weh Einsamkeit auch tun kann, ausweglos ist sie nicht. Und sie ist noch lange kein Grund andere zu töten«, sagte Max freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich stimme dir zu. Es fehlt ein Puzzelteil in all ihren Ausführungen. Aber wo? An manchen Stellen widersprach Sie sich. Und der arme Parcival, der muss zumindest teilweise rehabilitiert werden. Parcival hätte ihr Werkzeug sein sollen, war aber nach ihrer Aussage zu zimperlich. Er wäre verantwortlich dafür gewesen, dass die Kinder der Agenten überlebt hätten. Er hätte auch die Frauen schonen wollen. Doch die Agenten wurden ja erst ermordet, nachdem sie dem Mord an Alain und Pomy auf die Schliche gekommen sind! Das hätte eigentlich alles nicht passieren sollen. Wozu brauchte sie Parcival also wirklich, wenn es eigentlich nur um einen Mord ging? Wozu das Ordensoberhaupt der Himmelsaugen, wenn auch ein gewöhnlicher Kammerdiener die Bremsen der Kutsche hätte sabotieren können?« Ciel seufzte gestresst. »Am Ende fühlte sie sich von meiner Fragerei in die Ecke gedrängt und ging mit einer vergifteten Haarnadel auf mich los. Maurice warf sich dazwischen und kassierte den Stich ins Herz. Benito und ich konnten ihn retten, aber es war knapp. Ich habe Oma erst einmal ins Verlies sperren lassen nach dieser Aktion, um mit dir zu sprechen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Denk doch einfach mal scharf nach Ciel. Parcival als liebestrunkenen Trottel in der Hand und damit zeitgleich die schlagkräftigste Macht in unserem Land, die Himmelsaugen. Krieger und Magier indirekt unter ihrem Befehl. Jene die sich ihnen entgegenstellen konnten - die Agenten - tot. Alle. Was kann man mit so einer Macht erreichen, wenn man sich so einen Mann warm hält? Ich vermute sie wollte den Thron besteigen. Dafür all das morden und all das Leid. Eine verbitterte, verhärmte alte Frau und das bereits in jungen Jahren. Zerfressen voller Selbstsucht und Hass. Wie sagte Vater einst? Ich kann mit ihr nicht reden, ihr Lieblingswort ICH. Morgen wird sie es sein die den Kopf und das Leben verliert. Ja Parcival mag teilweise unschuldig sein Ciel, dass glaube ich mittlerweile auch. Aber auch er hatte einen Kopf und auch er hatte ein Herz. Nun gut, es sind schon einige Kriege für oder wegen einer Frau angezettelt worden. Und genau deshalb sollte keine von ihnen auf dem Thron sitzen. Du siehst was dabei herauskommt - tödliche Willkür. Nun wir beide schieben auch ab und an unseren Bock vor uns her in unseren dollen fünf Minuten, aber deshalb lösen wir keinen Massenmord oder einen Krieg aus. Sie hat es getan wie sich nun zeigt. Das Parcival sich so benutzen ließ ist beschämend und zeitgleich tut er mir leid. Allerdings kann ich ihm nicht verzeihen, dass er versucht hat, Dich zu töten. Das ist unverzeihlich. Und auch allein für den Angriff auf Dich mit der Nadel verdient sie den Tod. Wie geht es Dir? Wie geht es Maurice jetzt? Ihm gebührt unser Dank«, fragte Max ehrlich besorgt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Mir geht es gut«, behauptete Ciel. »Maurice war nach der Heilung bewusstlos, aber die Wunde verschlossen worden und das Gift aus seinem Organismus entfernt. Ich habe ihn nicht in die Häuser der Heilung, sondern in Remys Quartier bringen lassen. Ich denke, da genest er besser. Die vier, also Remy, Maurice, Olivie und Jeanne, scheinen sich gut zu verstehen, auch wenn ich nicht wissen will, was sie den ganzen Tag treiben. Jedes Mal, wenn man etwas von ihnen mitbekommt, geht es wahlweise um Beischlaf, Essen oder Pferde. Remy ist das Paradebeispiel der Dekadenz. Dass Parcival ein liebeskranker Trottel gewesen sein soll, kann ich einfach nicht glauben! Nicht, nachdem sie ihn 33 Jahre hat warten lassen, es war ja nicht so, dass sie sich gemeinsam etwas aufgebaut hatten! Aber gut, nehmen wir an, es war so. Reicht persönliche Machtgier der ehemaligen Duchesse aus, um so etwas anzuzetteln? Was hätte sie von ihrer Macht gehabt? Was wollte sie damit? Einfach nur auf dem Thron sitzen?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Wir wissen nicht womit sie ihn geködert hat. Vielleicht die Macht mit ihm zu teilen? Nun der Thron bedeutet ja nicht einfach eine neue, luxeriöse Sitzgelegenheit. Sondern er symbolisiert die Macht dahinter. Was sie hätte tun können? Den kompletten Adel absetzen und mit Himmelsaugen besetzen. Sie hätte einen Krieg erklären können, sie hätte einen kompletten Umsturz befehlen können, weg vom Feudalsystem - hin zum Absolutismus. Ich bin die Königin, der Rest ist Dreck. Sie hätte alles befehlen können, sobald sie die Macht inne gehabt hätte. Ciel was gibt es, dass ich nicht befehlen könnte, wenn ich wollte? Das was mich daran hindert ein Despot zu sein ist, dass ich mein Volk und mein Land liebe. Das sie etwas wert sind. Und auch meine Erziehung, mein Wissen und so weiter. Ich weiß darum, was man dem Volk antun würde, ich weiß was es bedeutet, wenn jemand dazu verdammt wäre, so einer Tyrannin zu dienen. Schau Dir doch Länder an, in denen Despoten geherrscht haben. Nach einiger Zeit ist das Land ein Trümmerhaufen, die Menschen sind gebrochene Seelen oder sie begehren auf und das zu Recht. Treue und Loyalität gegen Schutz und Schirm. Man sagt es so leicht, aber was bedeutet es? Es ist ein Schwur Ciel. Ein Schwur beider Seiten. Dein Volk ist Dir treu und loyal. Dafür beschützt Du es und beschirmst also behütest es - der Schwur lautet tatsächlich.... Schutz, Förderung, Hingabe, Loyalität und Verpflichtung das Leben aller Souvagner zu schützen, zu beschirmen und die Lebensqualität aller Souvagner zu sichern, wie wenn möglich zu verbessern. So lautet der Spruch. Jetzt stell Dir vor Du wärst eine machtgeile Frau, die sich ihre Wünsche mit einem Fingerschnippen erfüllen kann, gleichgültig der Kosten, gleichgültig der Konsequenzen. Deine Helfershelfer werden ebenso wie Du wie die Made im Speck leben. Und all jene anderen, die für Euch ackern und sterben, überleben so gerade. Vermutlich allem ausgesetzt, wovor Du Dich und Deine Freunde dann beschützt. Hunger, Kälte, Wind und Wetter, Krankheit, Seuche, Krieg... es ist doch gleich. Sie sterben und es werden auch neue geboren, aber Du und Deine Freunde, Ihr macht Party... das sind Despoten Ciel. Schau nur ein Land weiter. Übertreiben wir es mal mit der Beschreibung, wir sind privat mein Kleiner. Ein großer, fetter, bärtiger ungepflegter Mann mit extrem miserablem Selbstbewusstsein beschloss der Parcival für Felipe zu sein. Weil er sich selbst für ein kleines Würstchen hielt, beschloss er sich und sein Ego mal so richtig aufzupolieren. Wie bekommt man das als Taugenichts hin? Richtig, Orden müssen her, aber nicht zu knapp. Und da hat sich der gute Roderlich direkt angesprochen gefühlt, als Felipe ihm die einmalige Chance bot, für ihn und seine Interessen zu sterben. Natürlich hat Felipe ihm das als Ehvosser Teppich-Händler anders verkauft. Ruhm, Ehre warten auf Dich auf dem Schlachtfeld Roddy mein Freunde. Stell Dir nur vor, Du als strahlender Retter der Zwerge, Held der Einheit, gloreicher Streiter der Almanen, angeritten auf einem stolzen wie starken Kriegsbären! Oh was wird man Dir huldigen, sie werden in hundert Jahren noch Deinen Namen singen... natürlich, weil er auf dem Friedhof liegt. Was hat Großherzog Roderich der Weiche nun für sein Volk erreicht gehabt, dank seines Dranges sich zu profilieren? Sein Volk starb für ein Volk mit dem ihn nicht einmal ein Bündnis verband. Ebenso kein Friedensvertrag. Was hatten die Zwerge je für die Almanen der Hohen Mark getan? Nichts. Warum sollten sie für die Zwerge sterben? Warum hat Roderich nicht für sein Volk entschieden? Er war einst Großherzog der Hohen Mark und nicht von ganz Asamura, er war nicht der Retter der Welt Ciel. Aber er wollte sich genau als das aufspielen. Und da hat Felipe eingehakt. Er wusste den Mann zu benutzen. Ebenso wusste das scheinbar die Duchesse mit Parcival«, erklärte Max liebevoll.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Momentan sind das aber alles Spekulationen«, warf Ciel ein. »Sie selbst hat ihre Motivation nicht verraten. Wollte sie wirklich einfach das perfekte Leben führen, das sie nie hatte - auf dem Rücken von Souvagne? Oder reicht das Übel, das sie plante, tiefer? Ich will es verstehen, Papa, damit wir es mit Stumpf und Stiel herausziehen können. War wirklich nur Parcival involviert? Er wird unter den Himmelsaugen Freunde gehabt haben und wer weiß, wer noch alles für Oma als Werkzeug herhalten sollte. Mit Parcival allein lässt sich kein Land regieren, das weiß sie so gut wie jeder von uns. Zumal die rechtmäßige Erbfolge dann die Neufvilles auf den Plan gerufen hätte. Großmutter war vielleicht kaltherzig und grausam - aber sie war nicht dumm.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Das ist wohl wahr, ich kann Dir nur zustimmen. Vermutlich hatte sie in der oberen Riege mehr als nur einen Freund. Also bei den Himmelsaugen. Was hast Du in der Erinnerung der Agentensöhne gesehen? Allein mit Parcival kann man kein Land regieren, aber mit dem Orden? Nun wenn man es geschickt anstellt, bekommt man sehr schnell jeden Widerstand mundtot, da sie tot sind. Siehe die Agenten. Allerdings denken so halt Despoten. Was sie wirklich gewollt hat, kann nur sie uns sagen. Wir können sie auslesen lassen. Vielleicht wollte sie auch einfach nur wie Du es sagt mit Stumpf und Stiel uns ausrotten, für ihren Groll und ihr vermeintliches Leid. Was glaubst Du, wenn Du spekulieren solltest, was ihr Plan war Ciel?«, fragte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Sie hat einen Hass auf Männer«, meinte Ciel. »Man kann es ihr nicht einmal verübeln, nur, dass so etwas keine solch schwarzen Blüten treiben darf. Müsste ich raten, würde ich sagen, dass sie eine völlig neue Regierungsform einführen würde, bei welcher sie eine Art grausame Mutterrolle übernimmt. Eine Duchesse, welche die Geschicke des Landes bestimmt und bei welcher die Männer nur den Platz von Werkzeugen einnehmen. Vielleicht hätte sie sich sogar eine Frau genommen, anstelle eines Mannes. Die Frage ist, ob sie nur die Rolle der Krone dafür umkrempeln wöllte - oder gleich den kompletten Adel. Wäre sie so egoistisch, wie sie momentan erscheint, würde sie das Schicksal anderer Frauen nicht scheren. Wenn sie auch nur einen Hauch von Eignung für die Rolle als Staatsoberhaupt in sich trüge, so würde sie die Position aller Frauen verbessern wollen. Und was vermutest du? Möchtest du dabei sein, wenn wir sie auslesen?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Damit würde sie ja sogar widererwartend positiv für einen Teil des Volkes denken. Sprich sie wäre grausam um ihr Volk, oder die Frauen davon zu beschützen. Oder zu befreien, wenn man es aus ihrer wahnsinnigen Perspektive sieht. Nun Außenstehende könnten mich auch für grausam gehalten haben. Als die Flüchtlinge auf unser Land zuflohen, habe ich die Grenzen schließen lassen. Ich hätte sie aufnehmen können. Die Frage wäre wozu? Jeder Flüchtling den ich hineingelassen hätte, hätte die Chancen meiner Landsleute zu überleben geschwächt. Sie haben nicht nur Bedürfnisse wie Hunger und Nahrung. Sie sind teilweise krank oder verletzt. Heiler werden gebunden, Krankheiten werden eingeschleppt, Nahrung wird knapp, Trinkwasser wird knapp - wofür? Dafür das mich wildfremde Menschen mit denen ich überhaupt nichts zu tun habe, für einen gnädigen Herrscher halten? Es ist mir völlig gleich, wie andere Menschen oder Personen mich sehen. Ob sie mich gütig oder grausam schimpfen. Einzig und allein mein Volk bedeutet mir etwas. Denn so soll es sein, mein Augnmerk und Schutz gilt nur ihnen. Und aus diesem Grund traf ich die einzige richtige Entscheidung, gleichgültig wie grausam sie für die unbekannten Fremden war - Grenzen zu und vollständige, gnadenlose Verteidigung im Kriegszustand. Keiner meiner Leute fällt, wenn ich dies verhindern kann. Kein Souvagner wird verhungern, weil ich sein letztes Brot mit einem Fremden teile. Wer bin ich ihn für einen Fremden in den Tod zu schicken? Was würde ich mir anmaßen meine Landsleute dermaßen zu verraten? Nein, wenn ich auch nur den Hauch einer Gefahr für einen Landzer sehe, handele ich dementsprechend. Ja ich weiß, auch die Verteidigung birgt Gefahren für unsere Mannen, aber sie haben dieses aufopferungsvolle Amt gewählt. Nicht wahr? Dennoch schmerzt mich auch ihr Verlust. Und wenn wir zu meiner Mutter zurückkehren, vielleicht hat sie so gedacht und wollte die Frauen vor den Männern beschützen. In ihrem Wahn hat dieser Irrsinn schon Logik. Allerdings sind die Männer es, die seit jeher die Frauen beschützen und ihre Geschicke lenken. Das hat sie wohl nicht begriffen. Ich werde dabei sein bei der Auslesung«, sagte Max schlicht und schaute in seinen Kaffee. »Ich werde mich ihr wohl nicht auf ewig entziehen können, auch wenn ich das gerne würde«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte. »Der Duc dient dem Volk von Souvagne, wenn man so will. Herrschen heißt in meinen Augen lenken und Entscheidungen fällen - zum Wohle von möglichst vielen des eigenen Volkes. Es heißt nicht be-herrschen im Sinne von Herumkommandieren, um die egoistischen Interessen von Einzelpersonen durchzusetzen. Du verstehst manchmal nicht, warum ich mich so gegen das Zurschaustellen von Luxus sträube, aber es vermittelt dem Gemeinen ein völlig falsches Bild. Es ist aus der Tradition erwachsen und ich verstehe die Hintergründe, aber ich möchte testen, ob es nicht auch anders geht. Bisweilen bekomme ich die Folgen zu spüren, nicht jeder nimmt mich als Prince für voll. Im Feld jedoch hatte ich mit den Soldaten nie Probleme. Der Hohn kommt aus anderen Ecken. Vielleicht dachte Großmutter in ähnlichen Bahnen, wollte Traditionen abschaffen oder abwandeln, um Souvagne zu optimieren. Vielleicht ist sie aber auch einfach eine egoistische alte Frau. Fragen wir sie selbst, widmen wir uns Großmutter.« Ciel erhob sich. »Fabien, kann ich so rausgehen? Sonst zieh mir bitte fix etwas anderes über oder lass nach Ferrau schicken, damit er mir meine Kleider bringt.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Das hast Du sehr schön gesagt Ciel, dazu ein Zitat von Leon. Herrschen ist Unsinn, aber regieren ist Weisheit. Man herrscht also, weil man nicht regieren kann. Herrschen von andere Be-herrschen. Du regierst sie, dass ist die wahre Weisheit. Du hast es selbst erkannt. Nein ich verstehe es nicht, aber ich bin offen und neugierig genug, es zu hinterfragen und mir erklären zu lassen Ciel. Solange Du es so ruhig und sachlich vorträgst wie jetzt und mir nicht die Gefühlsrepetierarmbrust auf die Brust setzt. Schau so wie wir jetzt miteinander reden, würde dies niemand für einen Streit halten. Aber wir streiten, wir streiten ergo kämpfen für die gleiche Sache. Tauschen unsere Meinungen aus, ergänzen uns, suchen eine Lösung. Meist sachlich, mal mit etwas Witz, alles legitim, solange man den anderen dabei nicht angeht. Dabei sollten wir es belassen, oder besser gesagt, wir sollten es als neue Tradition zwischen uns beiden einführen. Ich rede sehr gerne so mit Dir. Ebenso genoss ich unser Gespräch über den Adler und die Schildkröte. Wir haben unterschiedliche Sichtweisen Ciel, dass es eine Schande ist sie im Streit gegeneinander zu verschwenden, anstatt uns mit der Sicht des anderen zu bereichern. Du kannst von mir genauso viel lernen wie ich von Dir. Und im besten Fall finden wir dadurch die goldene Mitte. Setz Dich noch einen Moment, die Frau hat 50 Jahre gewartet, sie kann noch fünf weitere Minuten warten. Ich möchte dass Du Deinen Zwist mit Fabien hier klärst, er möchte Dir etwas sagen. Rede bitte mit ihm. Fabien wird Dir Kleidung von mir geben, mach Dir keine Gedanken«, sagte Max und Fabien nickte zustimmend.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ließ sich wieder in den gepolsterten Stuhl fallen. »Das ist mir auch recht. In dieser Sache sind wir einer Meinung, es ist völliger Unsinn, mit seinen Energien und Gefühlen derart verschwenderisch umzugehen, wie wir das beim letzten Streit getan haben. Es hat niemandem etwas gebracht und unseren Kämpfern im ungünstigsten Falle Angst gemacht, weil sie fürchten, wir würden uns in persönlichen Konflikten aufhalten, anstatt den Krieg im Auge zu behalten, der um uns tobt. Und damit haben sie recht. Drum ist es für den Notfall gut, eine zuverlässige Vertretung bei sich zu haben und die habe ich in Massimo. Während wir gestritten haben, hat er sich um alle gekümmert.« Ciel bediente sich bei dem Wasser und trank ein großes Glas. »Besser wäre aber, es gar nicht erst eskalieren zu lassen. Wir sollten, wenn wir so aufgewühlt sind, uns in Zukunft vielleicht erst einmal voreinander zurückziehen, bis die Gemüter abgekühlt sind.« Er betrachtete den Diener seines Vaters, der ganz schön faltig aussah in letzter Zeit. »Was möchtest du mir sagen, Fabien?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Oder wir sollten einfach offen sagen, was uns tatsächlich gerade gegen den Strich geht und zwar ruhig. Anstatt Dich rund zu machen, hätte ich Dir auch sagen können, Dein Verhalten verletzt mich gerade Ciel. Denk bitte drüber nach, warum ich Parcival gerichtet habe. Gleich was immer Du für ihn empfindest, es kratzt nicht einmal annähernd daran wie sehr ich Dich liebe. Stattdessen haben wir uns verbal die Zähne eingeschlagen nur um uns mit voller Brutalität vorzuführen, wie sehr wir uns mögen, aber Recht behalten wollen. Und als mir Leon genau das sagte, habe ich sogar ihn vor den Kopf gestoßen, es war nicht mein Tag. Es stand zuviel persönliches im Raum, zuviel Gefühl, denn ich stand da nicht in Amt und würden, sondern ich stand da als Dein Papa. Das hast Du einfach nicht gesehen Ciel. Aber die Erkenntnis Dir in den Schädel prügeln zu wollen, ist genauso nutzlos, wie mir Deine Zuneigung zu Parcival in den Kopf hämmern zu wollen. Ich weiß welchen Teil Du an ihm gemocht hast. Aber in dem Moment wollte ich davon einfach nichts hören. Und nein, wir sollten in so einem Moment gar nichts eskalieren lassen, sondern uns bewusst ins Gedächtnis rufen, warum wir da stehen und wie wir füreinander empfinden. Ich wollte Dich weder schlagen noch anschreien, dass habe ich nie gewollt. Ich bin doch froh das ich Euch habe Kleiner. Und gleich wie alt Ihr werdet, Ihr bleibt immer meine Kinder«, grinste Max.


    Fabien Lacomb
    Fabien nickte. »Ich wollte mich für mein Verhalten Euch gegenüber entschuldigen. Ich weiß der Grund ist bedeutungslos und Ihr hattet eine Vereinbarung mit Eurem Vater. Aber ich hatte Heimweh und ich fühlte mich Euch ausgeliefert. Das ist dennoch kein Grund so unflätig mit Euch zu reden, denn Ihr seid der Sohn von Maximilien. Ihr seid ein Prince de Souvagne und ich habe Euch mit Respekt zu behandeln und Euch zu dienen. Ich entschuldige mich in aller Form bei Euch«, sagte Fabien respektvoll.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel blinzelte freundlich. »Wir waren beide nicht gerade freundlich zueinander. So wenig, wie du dich wie ein guter Diener benommen hast, so wenig war ich ein guter Herr, sondern habe dich ziemlich schikaniert. Dass ich Ferrau da mit eingespannt habe, hat dich gedemütigt und es stand dadurch zwei gegen einen. Das war nicht fair. Ich nehme deine Entschuldigung an und hoffe, wir können künftig vernünftig miteinander umgehen. Wie geht es dir jetzt und was soll mit dem Zimmer von dir und Nathan geschehen? Und dich möchte ich dann auch noch etwas fragen, Papa.«


    Fabien Lacomb
    Fabien kratzte sich etwas verlegen am Kopf. »Danke für die freundlichen Worte Herr, machen wir einen Strich drunter und setzen heute einen Neuanfang, dass ist für beide Seiten fair und keiner muss dem anderen böse sein. Das wäre mein Vorschlag. Tja das ist eine gute Frage - Nathan. Ich vermisse ihn und ich hatte gehofft, dass wir uns ein kleines Leben aufgebaut haben. Man braucht eigentlich gar nicht viel um glücklich zu sein. Aber er wird nicht zurückkommen Herr, daran glaube ich nicht mehr. Seine Sachen würde ich gerne einpacken und verwahren. Falls er doch eines Tages irgendwann zurückkehrt, dann kann er sie abholen. Trotz allem gehören sie ihm. Und... so soll es bleiben. Er hat sich damals mit diesem Vampir zusammengetan, Ihr erinnert Euch noch? Als wir darüber sprachen? Ich vermute dies war der Wendepunkt in seinem Leben. Letztendlich gehöre ich zu Eurem Vater, so war es und so wird es immer bleiben. Ihr wisst wie ich über ihn denke. Das ist kein Geheimnis für Euch. Nathan... nunja, ich denke er hat uns beiden das Messer der Unschuld ins Herz gerammt und es mehrfach umgedreht bevor er ging. Jedenfalls fühlt es sich so an. Ich lege Euch einige Sachen von Eurem Vater raus Herr«, sagte Fabien freundlich und verließ das Zimmer. Nicht nur wegen der Kleidung, sondern weil Ciel sicher allein mit Max reden wollte.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Was möchtest Du mich fragen Ciel? Es freut mich, dass Ihr Euch vertragen habt. Tja Nathan, klein, unschuldig und dennoch hinterlässt er solche Trümmer«, sagte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wie ein so sanftmütiges Wesen wie Nathan es schaffen kann, derart viel Schmerz zu sähen, wäre das Thema einer Magisterarbeit. Der Funke der Göttlichkeit in ihm brennt sehr hell. Es ist dieses Licht, nach dem wir uns sehnen und an dem wir uns wärmen wollen. Und wenn er auf einmal verschwindet, dann wiegt die Dunkelheit, die er hinterlässt, wie der Abgrund selbst. Nathan macht süchtig, daran lässt sich nichts rütteln. Ich vermisse ihn noch immer und so wie Fabien habe auch ich unsere kleine geheime Ecke hinter dem Wandteppich unangetastet gelassen. Das ist der Teil in mir, der ihn nicht loslassen kann. Was glaubst du, würde geschehen, wenn Nathan plötzlich einfällt, dass der Vampir doch nicht so das Wahre ist und er lieber im Palast leben würde? Wenn du glaubst, Archibald sei ein Monster, warte nur darauf, was er danach ist. Er würde die Armee der Schatten entfesseln, nur um das kleine Unschuldslämmchen zurückzuholen. Und was glaubst du, wie wir reagieren, sollte Archibald, wie geplant, fallen und Nathan stünde dann ohne Herrn da? Würde einer von uns die Härte in sich finden, ihn der verdienten Strafe zuzuführen?« Ciel lehnte sich im Stuhl zurück und tupfte seine Augen mit einem Taschentuch trocken. »Wie auch immer. Das ist nicht, worüber ich mit dir sprechen wollte. Vielmehr geht es um dich und Fabien. Wie tief reicht eure Verbundenheit wirklich? Seid ihr ein Paar?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien hörte Ciel aufmerksam zu und fragte sich das Gleiche. Würden sie Nathan verurteilen? Und war er überhaupt zu verurteilen, nur weil er seinem Herzen gefolgt war? Während er über die Worte nachdachte und seinen Kaffee trank, fragte ihn Ciel ob er und Fabien ein Paar waren. Max hielt inne und stellte den Becher beiseite. Er schaute seinem Sohn direkt in die Augen, ohne zu antworten. »Das kann ich Dir nicht beantworten. Nach normalen Maßstäben Ciel lautet die Antwort nein wir sind kein Paar. Auf der anderen Seite was ist der normale Maßstab? Unsere Verbundenehit ist extrem tief. Wir sind den ganzen Tag zusammen, fast rund um die Uhr. Ich vertraue Fabien und Du weißt, ich vertraue ihm schon bei der Rasur mein Leben an. Er ist nicht einfach ein sehr geflissentlicher Liebdiener für mich. Er ist auch ein Freund. Wenn ich alleine und einsam bin, oder Angst habe, schläft er mit in meinem Bett. Ja auch ich fürchte mich vor manchen Dingen oder Situationen Ciel und dann möchte ich hier auch nicht allein sein. Max ist auch nur ein Mensch. Ist es so dass jemand uns sehen könnte wie in Ehveros, wahrt er die Form und schläft am Fußende oder im Sessel neben dem Bett. Sind wir unter uns, ist das ehr so eine Pyjamaparty. Er schläft direkt neben mir, wie früher Leon. Meist bleibt er wach, bis ich eingeschlafen bin und das liebe ich. Ich vertraue ihm fast alles an. Fast da es Dinge gibt, die ich nicht erwähnen darf der Sicherheit wegen. Wobei ich denke, auch die könnte ich ihm anvertrauen. Was Gefühle angeht, da vertraue ich ihm alles an. Momentan würde er sich gerne mir anvertrauen, sich einmal ausweinen und neben mir im Bett liegen. Aber er versagt es sich selbst, da wir genug um die Ohren haben. Aber ich sehe es an seinem Blick. Und ich denke er wünscht sich dabei noch etwas ganz anderes. Thema Sex Ciel. Ich denke auch darum geht es Dir. Ich hatte mit Fabien Sex Ciel. Wir sind beide erwachsen, höre bitte einfach zu. Das erste Mal hatte ich mit ihm Sex in Ehveros. Wir waren als Gruppe nach den Verhandlungen unterwegs und zogen durch die Stadt und kehrten in einer Taverne ein. Domi, Bellamy, Edo, Nathan, Fabs und ich. Wir haben getrunken, gelästert und gelacht und wir haben gut gegessen. Am Ende hatten wir so einen in der Krone, dass wir dort übernachtet haben. Selten habe ich mich so gut, so glücklich und frei gefühlt. An dem Abend war ich einfach mal ich - der Max. Ich habe etwas zu viel getrunken, denn ich hatte einen Schädel wie ein Rathaus. Wir schliefen also auf Strohmatratzen im Gemeinschaftsraum und selbst das hat mir gefallen. Der Morgen danach. Ich bin aufgewacht und spürte dass jemand so dicht hinter mir lag, dass ich seine Morgenlatte spürte. Eine Hand war bei mir in der Hose. Nicht so wie Du denkst, sondern so eingehakt im Hosenbund. Zuerst hatte ich Panik, aber rief mich zur Ruhe. Fühle, denke nach, kein Panik, sonst kannst Du nicht handeln. Als ich das tat wusste ich schlagartig wer das war - Fabien. Die Hand erkannte ich sofort. Er fing an ein bisschen rumzuschmusen und ich ließ ihn gewähren. Es fühlte sich gut an, verstehst Du? Es fühlte sich richtig an. Er war einfach lieb zu mir. Also habe ich mir die Hose runtergezogen und ihn eingeladen. Ich hatte es vorher noch nie mit einem Mann versucht. Es war anders als ich es mir vorgestellt hatte, ganz anders, aber nach den anfänglichen Schwierigkeiten war es wirklich gut. Er behandelte mich gut und ich genoss es. Das zweite mal war ebenfalls in Ehveros. In unserem Quartier, als wir gemeinsam im Bett lagen. Das war es. Ich weiß nicht was ich Dir noch sagen soll, außer vielleicht wie ich für ihn empfinde? Ich könnte nicht ohne ihn leben«, erklärte Max liebevoll.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel kratzte, während sein Vater diese persönlichen Dinge erzählte, mit dem Zeigefinger auf der Armlehne seines Stuhls herum und guckte grimmiger, als er wollte. Er hörte sich alles bis zu Ende an. »Weiß Mama davon?«, fragte Ciel.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Nein dass weiß sie nicht Ciel. Ich hatte vor es ihr zu sagen, aber ich habe mich nicht getraut, aus Angst sie nimmt mir das übel«, gestand Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciels Blick verwandelte sich in Anklage. Er rang sichtlich mit sich. Dann presste er die Lippen aufeinander und sagte gar nichts dazu. »Lass uns zu Großmutter gehen«, empfahl er.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Nein, keine Heimlichkeiten mehr zwischen uns sprich es aus Ciel. Gleich was Du von mir hältst, von mir aus halt mir eine Standpauke, aber sei ehrlich. Na komm«, bat Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel machte die Augen schmal. »Ich werde es ihr sagen«, erklärte er. »Sie ist meine Mutter und ich dulde nicht, dass du so respektlos mir ihr umgehst. Du hast Angst. Was glaubst du, wie sie sich fühlt, wenn du so hinter ihrem Rücken agierst? Was würdest du fühlen und vor allem, was würdest du tun, würdest du davon erfahren, dass sie sich heimlich mit einem Diener vergnügt?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Vermutlich wäre ich stinksauer und geil«, grinste Max, ehe er wieder ernst wurde. »Nun zuerst wäre ich wirklich stinksauer. Aber irgendwie auch im Gefühl es ihr beweisen zu müssen und es käme drauf an wer es wäre. Jemanden den ich persönlich nicht mag, das wäre schlecht. Den ich nicht kenne, wäre am besten. Ich meine es nicht respektlos, denn ich liebe Deine Mutter über alles. Und genau deshalb habe ich Angst. Aber dann hätte ich vorher überlegen müssen, nicht wahr? Habe ich aber nicht. Ich werde es ihr sagen«, sagte Max freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Und was, wenn sie verlangt, dass Fabien weg muss?«, bohrte Ciel.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max lehnte sich im Sessel zurück und schmunzelte. »Das wäre ganz schön unfair, wo sie mich doch liebt und möchte dass es mir gut geht, dann darf sie sowas nicht verlangen«, schmollte Max gespielt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Angenommen, sie wäre genau so eifersüchtig wie andere Familienmitglieder und würde darauf bestehen?«, wollte Ciel wissen.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Das wäre ein starkes Stück, aber sie weiß dass ich das nicht ertrage wenn sie weint oder ich Fabien verliere«, hielt Max dagegen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ließ nicht locker. »Was, wenn ICH darauf bestehe?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Das würdest Du niemals Deinem alten Vater antun, da Du ihn ja verstehst. Du selbst hast ja mit Ferrau Dein Glück gefunden, wie könntest Du da so missgünstig sein? Zudem hast Du Dich doch gerade erst mit Fabien vertragen. Nein, sowas würdest Du nie verlangen und ich nie von Dir«, grinste Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich finde es unfair, dass du es Mama beichtest und einfach weitermachst, egal, ob es ihr weh tut oder mir«, erklärte Ciel. »Sicher bin ich mit Ferrau glücklich. Aber ich habe keine Frau, hinter deren Rücken ich das bin. Ich habe nur ihn.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Oh lala Ciel, Du hattest Olivie und hast da genauso geschwindelt. Deine Mutter ist mir nicht gleichgültig und würde sie es stören, würde ich es nicht wieder tun. Wobei ich es gar nicht wieder getan habe nach Ehveros. Sprich ich mache nicht einfach weiter mein Kleiner, ich mache doch gar nichts. Es war zweimal in Ehveros. Und wie oft hattest Du schon Sex mit Ferrau? Erzähl«, bat Max schmunzelnd.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wieso willst du das wissen? Ich war so ehrlich zu mir und meiner Frau, Olivie wieder freizugeben, als ich erkannte, dass das mit uns nichts wird. Sie ist mit Remy glücklich, der sie überhaupt nicht verdient hat. Du willst einfach alle haben, Mama und die andern beiden und Fabien und was weiß ich wen noch alles.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ja Ciel und ich darf das sogar. Du ebenso, wenn Du wollen würdest. Aber Du hast Recht, sie sollten voneinander wissen. Alles andere ist unfair. Wärst Du mit Olivie und Ferrau glücklich, wäre das genauso legitim und Dir zu wünschen«, sagte Max liebevoll.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Am besten du heiratest noch dieses Chevrettemädchen dazu, damit Mama sich noch mieser fühlt«, schmollte Ciel. »Natürlich darfst du das. Aber bei solchem Verhalten wundert es nicht, wie Großmutter wurde!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Nun mal die Flappserei beiseite, was aus Pflichtehen entsteht, habe ich gesehen. Was wäre die Ehe anderes mit Francesca? Ich hatte tatsächlich überlegt, sie zu heiraten um Mayhew und den anderen zu zeigen, dass wir ihm nicht böse sind. Aber wie gesagt, wäre dies ebenso eine Pflichtehe, eine Zweckeehe. Was der jungen Frau und mir unfair gegenüber wäre. Und wieso sollte ich wem etwas beweisen müssen? Er soll seinen Treueschwur bestätigen, erneuern und damit soll es gut sein. Und Ciel, ich verletzte Deine Mutter garantiert nicht absichtlich oder bewusst. Nichts läge mir ferner. Als ich mich selbst allein wähnte, war sie für mich da. Sie hielt mich im Arm als ich geheult habe. Nicht Du, nicht Dreux, nicht Greg, nicht Fabien oder eine meiner beiden anderen Frauen. Sie hielt mich. Wieso denkst Du so schlecht von mir?«, fragte Max leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Weil du dich selbst belügst«, antwortete Ciel. »Natürlich verletzt du sie mit Absicht. Sonst würdest du es ihr ja nicht verschweigen, oder? Und ich liebe meine Mutter und kein liebender Sohn sieht gern, wenn der Vater so mit seiner Mutter umspringt. Vielleicht kannst du das nicht nachempfinden, da du nie solch ein Verhältnis zu deiner Mutter hattest. Aber ich verstehe Großmutter immer besser und bedaure, dass sie mit mir als Mann nicht so redet, wie ich es mir wünschen würde. Sie sieht in mir einen der Feinde, die ihr das Leben verbauten. Aber Geistmagie wird zu Tage bringen, was ihre Zunge verschweigt. Kommst du nun mit oder soll ich allein gehen?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Du kannst nicht mit mir reden ohne kränkend zu werden oder? Die Duchesse war nicht meine Mutter, aber ich hatte sehr wohl eine andere. Was möchtest Du denn von ihr erfahren? Vielleicht solltest Du ihr sagen, was Du mir einst sagtest - dass lockert sicher ihre Zunge und von Feind wirst Du schlagartig zum Freund Ciel. Aber ich versprach mich nicht zu streiten und daran halte ich mich auch. Du kannst alleine gehen, ich drücke mich wie üblich«, antwortete Max und schnappte sich seinen Kaffeebecher. »Manches lässt man wirklich besser ungesagt - darin bin ich sogar mit meiner Mutter einmal einer Meinung«, fügte er an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel umklammerte ebenfalls seinen Kaffeebecher. »Es tut mir leid, dass ich wieder provoziert habe. Aber es macht mich wütend, wenn du so mit Mama umspringst. Und dass du keinen Anlass siehst, mit ihr anders umzugehen, als man mit deiner Mutter umging. Es ist dein gutes Recht, Mama zu verletzen. Und du nimmst es in Anspruch.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Aha. Und was sollte ich Deiner Meinung nach tun?«, hakte Max nach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ihr zum Beispiel eine symbolische Entschuldigung zukommen lassen«, meinte Ciel. »Und du hättest sie wenigstens pro forma fragen können, finde ich.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Das ist wohl wahr, aber ich hatte es nicht geplant. Das heißt, ich habe es selbst vorher nicht gewusst. Also konnte ich sie nicht fragen. Gut ich hätte ablehnen können. Und wie soll die Entschuldigung aussehen? Ich hätte es ihr gestanden, nun nicht sofort, irgendwann. Das gebe ich zu«, gestand Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel glaubte nicht, dass sein Vater es wirklich irgendwann aus freien Stücken gebeichtet hätte, aber würde er das aussprechen, wäre es eine weitere Anschuldigung. Die wollte er sich sparen, jetzt, wo sein Vater scheinbar zugänglich wurde. »Eine Entschuldigung darfst du dir überlegen, da ich grauenvoll in so etwas bin. Meine Versuche, jemandem eine Freude zu machen, enden stets in Kränkung oder völligem Unverständnis. Außerdem muss es von Herzen kommen, und zwar von deinem Herzen, nicht von meinem.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ich fürchte Ihre Reaktion, trotz aller Macht. Aber ich denke das ist so wenn man jemanden liebt, dann muss man auch damit leben. Nun ich werde sie einfach selbst fragen. Und nebenbei, ich wollte mit Deiner Mutter darüber sprechen, ob ich überhaupt eine weitere Ehe eingehen soll. Das nur am Rande. Du meist Deine Großmutter hätte wegen dem Umstand der Ehen so gehandelt?«, fragte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das war, was sie als Grund angab. Und ich bin langsam geneigt, ihr zu glauben, ja. Es muss schlimm sein, sich derart ausgeliefert und machtlos zu fühlen. Dass du Mama gefragt hättest wegen diesem Mädchen, finde ich gut. Aber das gibt dir keinen Freifahrtsschein«, beharrte Ciel. »Wenn Greg und Dreaux egal ist, wie du mit ihrer Mutter umgehst, ist das ihre Sache, aber meine Mama hat nur mich.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ja das ist der Unterschied Ciel. Deine Mama hat Dich und Du sie. Aber Nathalie interessiert sich so wenig für Dreux und Greg, wie es meine Mutter für uns tat. Nun wenn sie es nur als Geschäft sehen, was es auch ist, ist das verständlich. Trotzdem schmerzt es einen als Kind. Das gebe ich zu. Mich hat es geschmerzt und auch Deine Brüder schmerzt es. Ich stelle mir auch keinen Freifahrtschein aus Ciel. Aber wie man so schön sagt, während man das Leben plant - passiert es. Und so ist es mir mit Fabien passiert. Ich hätte nicht gedacht, dass er mich mal anfassen würde«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du bist der Duc und stellst dich gerade als völlig wehrlos hin, wenn ein lüsterner Diener grabscht. Ich fände es gut, wenn du wenigstens das Rückgrat hättest, zuzugeben, dass du es wolltest. Es gehören zwei dazu. Ich gehe jetzt zu Oma.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Das habe ich nie behauptet. Ich habe nicht gesagt ich bin wehrlos und ich habe gestanden, dass ich ihn eingeladen habe. Aber es gibt Dinge die kann man nicht planen. Das sollte Dir genauso bewusst sein. Dein Lebensplan sah auch anders aus und dann kam Ferrau. Und nein, damit möchte ich Dir nichts, im Gegenteil, ich bin ihm sehr dankbar dafür, dass er Dich glücklich macht. Nun dann viel Spaß bei Oma«, sagte Max und mummelte sich in seine Tagesdecke.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du hättest ein Nein planen können, doch, das hättest du gekonnt - wenn du es nur gewollt hättest«, sagte Ciel beleidigt. »Wir sind nicht Spielbälle des Schicksals, wir sind schließlich keine Rakshaner, die in den Tag hineinleben. Wir haben einen Kopf zum Denken. Bis vor wenigen Minuten wolltest du mich noch zu deiner Mutter begleiten und jetzt versteckst du dich da in der Kuscheldecke«, klagte Ciel.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Das stimmt und wo war Dein Nein für Verrill Ciel? Es ist leicht mit dem Finger auf andere zu zeigen. Aber Du bist weder besser noch schlechter als ich, Du bist einfach anders. Ganz ohne jede Wertung. Bis vor einigen Minuten wollte ich das auch noch, ja. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher. Eine Packung reicht, da muss ich mir nicht noch meine Mutter geben. Es reicht aus, dass ich sie morgen töten muss. Gleich was ich von ihr halte, sie ist trotzdem die Frau die mich geboren hat. Auch wenn sie mich lieber tot sähe. Und das zu hören ist auch keine leichte Kost. Gleich was sie von mir hält oder ich von ihr, dass zu hören tut weh«, gestand Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Dann gehe ich eben allein, wie immer«, seufzte Ciel. Er stand auf, um zu gehen, blieb aber vor der Tür noch einmal stehen. Er drehte sich um und druckste herum. »Wir haben schon wieder gestritten«, stellte er fest.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ein ewiger Kreislauf, es ändert sich nichts. Gleich was wir im Inneren für einander empfinden mögen, wir hassen uns doch. So unterschiedlich sind wir nicht zu den Hohenfeldes. Wir schweigen uns nur darüber aus. Genau wie sie wünschen wir uns eine liebende Familie und wünschen zeitgleich jedem Mitglied den Tod. Wir sehen uns nach Nähe und verletzten die anderen mit Worte. Nun morgen ist es eine Person weniger, die auf mein Ableben lauert. Seltsam, so wie man zu Anfang denkt, so denkt man auch gen Ende. Es liegt schon eine Weisheit darin, dass man angeblich zu allem zurückkehrt, also zum Ursprung. Vielleicht sollten wir es wirklich dabei bewenden lassen und uns meiden. Die besten Vorsätze scheinen nicht zu fruchten. Sprich nur mit ihr, es ist leider die letzte Gelegenheit und ich meine das leider ehrlich«, sagte Max traurig.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du tust es schon wieder«, stellte Ciel fest. »Mir verletzende Dinge unterstellen. Ich wollte mich gerade wieder vertragen, ich weiß nur keinen Anfang.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max musterte Ciel und zuckte die Schultern. »Darin sind wir beide Meister oder Versager, wie man es nimmt. Eben Vater und Sohn. Also was willst Du von ihr wissen?«, fragte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Den wahren Grund für all die Morde.« Ciel guckte seinen Vater traurig an. »Für den Tod von Opa, Onkel Pomy, die Agenten der Autarkie und ihrer Familien, der Gardisten, die beteiligt waren und den der gefallenen Himmelsaugen. Den Grund, für den letztendlich auch Parcival sterben musste und morgen sie.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Die Frage der Fragen, ich vermute die Antwort ist Hass. Lass mir ausrichten, was sie sagte, sprich was bei der Auslesung herausgekommen ist. Ich weiß es sollte mich persönlich nicht interessieren, aber es interessiert mich doch«, gestand Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ließ die Schultern hängen und den Kopf gegen den Türrahmen sinken. Er schloss kurz die Augen. »Werde ich.« Er schob sich von dem Türrahmen ab, öffnete die Tür eigenhändig und schloss sie hinter sich wieder. Er ging ein paar Meter, dann blieb er stehen und wusste nicht, an wen er sich nun wenden sollte. Jules war nicht da. Maurice war schwerverletzt. Parcival war tot. Er könnte ein wildfremdes Himmelsauge fragen, aber er wollte nicht. Er wischte sich die Augen ab. Dann ging er völlig allein ins Verlies hinab und schaute, wer Dienst hatte.

  • Gilbert Jardine
    Gilbert verneigte sich zum Gruß vor Ciel. »Herr, Eure Großmutter ist sicher verwahrt, diesmal habe ich keine Fehler gemacht. Sie nun ist nicht sehr zugänglich, was man verstehen kann. Möchtet Ihr zu ihr?«, fragte Gil respektvoll.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel freute sich, dass Gilbert vor Ort war, war aber zu erschöpft, als dass man ihm irgendwelche Freude ansehen würde. »Unitè B ist leider nicht vor Ort. Aber auch Sie sind in der Kunst des Verhörs geschult, Gilbert«, stellte Ciel fest. »Verhören Sie meine Großmutter auf eine Weise, dass sie ausspricht, was sie zu sagen hat, als würde ein Himmelsauge ihren Geist auspressen wie eine Zitrone. Kein Geheimnis soll in ihrem Geist bleiben, alles soll offenbart werden. Es ist mir gleich, in welchem Zustand diese Frau dabei zurückbleibt. Morgen ist sie ohnehin tot. Ich will wissen, warum! Die große Frage, wofür so viele Menschen sterben mussten!«


    Gilbert Jardine
    Gilbert nickte zustimmend. »Soll ich nicht einfach einen Geistmagier herholen? Ich meine, dann kann sie nicht lügen. Damit wären wir auf der sicheren Seite. Manche Personen können trotz schlimmster Schmerzen lügen und das Eure Großmutter sogar im negativen eine außergewöhnliche Frau ist, hat sie bewiesen. Möglich wäre auch, dass sie ihrem Sohn, Eurem Vater die Wahrheit an den Kopf knallen würde. Folgt er Euch?«, fragte Gil freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel gab ein kurzes, freudloses Lachen von sich. »Schön. Lassen Sie mir irgendeinen Geistmagier bringen. Keinen Pfuscher, ich will jemanden, der wirklich gut ist. Sobald er da ist, werden SIE Ihre Verhörkunst beweisen. Der Geistmagier wird lediglich den Wahrheitsgehalt überprüfen.«


    Gilbert Jardine
    »Ich wollte Euch nicht kränken«, sagte Gil. Er verneigte sich tief, als die Tür erneut auf ging. »Eure Majestät«, sagte er ehrerbietig.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Gilbert, wo ist sie?«, fragte Maximilien, während sich Fabien etwas unbehaglich umschaute.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel fuhr herum und starrte seinen Vater an. Man sah ihm an, dass er sich sehr unwohl fühlte.


    Gilbert Jardine
    »Ich führe Euch zu Eurer Frau Mutter. Sie ist in einer kleinen Zelle, bitte haltet Abstand aus Sicherheitsgründen Eure Hoheit«, bat Gil. Er führte Maximilien, Ciel und Fabien in den Raum, in dem die kleine Zelle eingelassen war. So konnte man Personen auch verhören, indem sie eingekerkert war. »Ich wollte sie verhören und wir hatten vor einen Geistmagier zu uns zu holen, zwecks Unterstützung«, sagte Gil höflich.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien musterte Ciel. »Wir haben Eure Information vernommen Gilbert. Fabien wir benötigen die Dienste von Marquis von Hohenfelde, schicke nach ihm. Was ist Dir Ciel?«, fragte Max.


    Fabien Lacomb
    »Sofort Herr«, sagte Fabien und eilte sofort davon.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel blickte sich nervös um. »Nichts«, log er.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Nun wenn Ihr so fortfahren wollt, verfahren wir so fort. Was habt Ihr geplant? Wolltet Ihr sie per Folter verhören? Wir wissen dass der Marquis dazu in der Lage ist, einer Person die Gedanken gewaltsam zu entreißen. Wir zogen in Erwägung genau dies zu tun und dann unserer werten Frau Mama ein Geschenk zu hinterlassen. Auf das sie in der Nacht von heute auf morgen früh entschlafen möge. Ainuwar soll auch ihrer Seele gnädig sein«, erklärte der Duc.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel gab ein kurzes Keuchen von sich und schüttelte den Kopf. Man konnte nicht erkennen, ob es ein Lachen sein oder was es sonst bedeuten sollte. »Wir sind uns zu ähnlich, Papa. Viel zu ähnlich. Ich war der Meinung, dass deine Muter dir die Aufgabe für Morgen abnehmen sollte.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Uns deucht unsere Personen teilten tatsächlich den gleichen Gedankengang, erquickend. Dann wollen wir doch den Marquis darum bitten unsere werte Frau Mama von ihren weltlichen Leiden zu erlösen, nachdem genau jener das von uns benötigte Wissen geboren hat. Stimmt Ihr dort mit uns überein?«, hakte Max nach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nicht der Marquis, Majestät. Das sollte sie selbst tun«, fand Ciel.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Wohlan, dies ist nur Recht. Immerhin hat dieser Mann bereits genug Unbill dieser abträglichen Art erdulden müssen. Warum sollte sie es nicht selbst tun? Warum sollte er für ihre Fehler leiden? Eine Person mehr die Opfer ihrer Intrige wäre. Fragt Eure Frage Prince Ciel, sobald der Marquis zugegen ist. Unsereins hofft, damit ist Eure Neugier befriedigt«, gab der Duc zurück.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Sehr wohl, Majestät«, antwortete Ciel.


    Duchesse
    Die alte Duchesse musterte die beiden Männer. »Anstatt über eine Person zu reden, kann man auch mit ihr reden. Aber dass ist nicht die Stärke dieser Familie. Und wieso sollte ich mich selbst entleiben? Ich kann doch wohl das bisschen Anstand verlangen, dass mein Sohn mich höchstpersönlich richtet, oder stellvertretend sein Sohn. Schön dass Ihr beiden Euch auch so gut versteht wie ich mich einst mit Alain. Bevor ich sterbe, habe ich einen letzten Vorschlag zur Güte. Ein Vorschlag der Eure Zustimmung findet wird. Schafft eine weitere Anspracheform. Du, Sie, Ihr... viel zu nah. Mindestens noch zwei oder drei mögliche Formen der Ansprache solltet Ihr in Erwägung ziehen um zu verdeutlichen wieviel Euch trennt und wie sehr Ihr Euch verabscheut. Man kann nie genug verbale Distanz zwischen sich bringen, nicht wahr Maximilien? Es sei denn man schweigt«, sagte die Duchesse und funkelte beide an.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Die Bissigkeiten einer toten Verräterin tangieren uns nicht. Ihr werdet gestehen ob Ihr dies nun beabsichtigt oder nicht. Und solltet Ihr nicht gewillt sein, Euch selbst zu entleiben dann wird Euch magisch unter die Arme gegriffen. Ihr seid doch bewandert in den Fähigkeiten der Himmelsaugen. Seid versichert dieser Mann übertrifft die meisten Himmelsaugen. Es wird Euch also gleich eine Freude sein, in den Abgrund zu fahren und uns ebenso. Aber bitte sprecht nicht so abfällig von Eurem Enkel. Euch und ihn verbindet soviel, vor allem der Wunsch nach unserem Tod. Deshalb wäre es ihm eine außerordentliche Freude, würdet Ihr ihm die Wahrheit Eurer Handlungen offenbaren. Und vielleicht, falls es Euch nichts ausmacht, schildert ihr ihm als Amuse-Gueule Eure genaue geplante Vorgehensweise. Wäre dies nicht recht und billig als liebende Großmutter? Nur zu«, sagte Maximilien.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel war tief getroffen. Nicht nur, dass Maximilien ihm diesen Vorwurf unter vier Augen gemacht hatte, nun sprach er auch noch vor Fabien, vor Gilbert und vor seiner Großmutter davon. Ciel würde seinem Vater nicht vor diesen Leuten wiedersprechen. »Wo bleibt der Magier?«, fragte er und starrte in Richtung der Tür.

    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »So ungeduldig auf jene Information? Uns deucht Ihr hättet etwas länger darauf warten können. Aber unsereins lag desöfteren in letzter Zeit falsch. Vor allem was das Zwischenmenschliche angeht, aber wollen wir dies nicht vor einer Verräterin breittreten. Vielleicht erhaltet Ihr ja einige Tipps... für die Zukunft. Ihr wisst ja Zeiten und Möglichkeiten ändern sich Prince Ciel. Nur solltet Ihr den Unmut uns betreffend nicht an Eurem Bruder auslassen. Wir hoffen dort auf Eure Um- und Weitsicht. Aber wir werden uns nicht allein darauf verlassen, da Ihr beabsichtigt habt mit einer Verräterin zu sprechen um Details zu erfahren. Unsereins selbstredend ebenso, allerdings um weiteres Unheil zu verhindern. Wie steht es mit Euch? Es würde uns und Eurer Mutter das Herz brechen, müssten wir Euch hier binnen der nächsten Tage besuchen«, sagte Maximilien tonlos, aber sein Augen sprachen andere Bände. Er war wütend, gewaltig wütend.


    Davard von Hohenfelde
    Dave betrat gemeinsam mit Fabien den Verhörraum und verneigte sich vor dem Duc und danach vor seinem Sohn. »Majestät Ihr habt nach mir schicken lassen«, sagte er freundlich. »Was kann ich für Euch tun?«, fragte Dave und schaute zuerst Max dann Ciel an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ihr seid der Meinung, ich wollte ... mir bei meiner Großmutter Inspiration holen?«, fragte Ciel.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Grämt Euch nicht Prince Ciel, die Liebe Eurer werten Frau Ma´ma schützt Euren Hals. Auch wir sind nicht frei von Gefühl oder Gnade. Aber uns ist sehr wohl aufgefallen, was Ihr uns wünscht und welches ungesunde hege Interesse Ihr an Eurer Großmutter und deren Interessen hegt. Ihr müsst uns dies nicht erst beweisen. Um Euer Selbst Willen und um das Seelenheil Eurer werten Frau Mutter, solltet Ihr es auch nicht beweisen. Denn auch uns ist das eigene Leben wert und teuer. Und seid versichert, es ist geschützt... aber nun genießt weshalb Ihr hierher gekommen seid. Denn die Gedanken sind frei werter Prince. In Gedanken dürft Ihr jederzeit jede Person töten. Nur geht es an die konkrete Planung, endet die Freiheit der Gedanken und Eure körperliche ebenso. Wir haben verstanden was Ihr vorhin bezweckt habt. Die gereichte Hand wurde ausgeschlagen. Nun es stimmt, wir sind uns zu ähnlich. Ihr wie auch wir halten stur an unseren Zielen fest. Vielleicht ist dies auch einfach nur ein Interessenkonflikt für Euch? Ihr würdet gerne Dreux oder Euch selbst auf dem Thron sehen und uns in der Gruft. Wir hingegen erfreuen uns mit Freude noch bester Gesundheit und haben vor, dass dies auch noch einige Zeit so bleiben möge. Folglich plant gut und weise Eure Taten und Gedanken. Wir werden sehen, wessen Wünsche am Ende in Erfüllung gegangen sind. Und um unsere eigenen Interessen zu wahren, muss ich Euch untersagen unseren Palastflügel aufsuchen zu dürfen. Die weiteren Sicherheitsdetails und wie wir zukünftig einander aus dem Wege gehen unser lieber Sohn klären wir gleich nach dem Verhör. Auch wenn Ihr nichts außer Hass und Verachtung für uns empfindet, lieben wir Euch zuwider jeder Logik immer noch und trachten Euch nicht nach dem Leben. Seid dessen versichert. Und nun bitte, waltet Eures Amtes Prince Ciel«, sagte Maximilien liebevoll, während Fabien die Kinnlade herabfiel. Gil schaute so, als stände er unter Drogen, nur Dave behielt ein absolut ausdrucksloses Gesicht. Er sah er danach aus als wollte er sagen - willkommen Zuhause.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wenn Ihr gestattet, würde ich zuvor noch einmal das Badezimmer aufsuchen«, sagte Ciel, verneigte sich tief und ging rückwärts aus dem Raum. Er wartete, bis die Tür von den Gardisten verschlossen worden war, dann rannte er, was seine Beine hergaben. Die Wände flogen an ihm vorbei und er rannte so schnell er konnte in Richtung seines Quartiers. »Ferrau«, brüllte er.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau riss die Tür auf und spähte heraus. »Ciel, was ist denn los?«, fragte er und fing seinen Schatz aus dem Lauf ab und zog ihn in das Quartier.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wir müssen sofort hier weg«, keuchte er, packte Ferrau an der Hand und ohne irgendetwas an Gepäck mitzunehmen, stürzte er mit ihm nach draußen zu den Ställen. »Sattelt mir Parcivals Hahn!«, brüllte er die Stallburschen an. So schnell sie konnten, kamen sie der Aufforderung nach. »Du zuerst!«, befahl er Ferrau. »Rasch!«


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau kletterte mit etwas mulmigem Gefühl auf den Hahn und schaute Ciel verunsichert an. »Was ist denn passiert?«, fragte er und hielt Ciel die Hand hin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel kletterte hinauf und schnallte Ferrau an, der es natürlich wieder vergessen hatte. Dann setzte er sich vor ihn und schnallte sich ebenfalls hektisch fest, ehe er das Tierstarten ließ. Er war froh, dass er bei Linhard gesehen hatte, wie man einen Cockatrice lenkte. Das große, weißgefiederte Tier schwang sich mit lautem Krähen in die Lüfte. Der ganze Hof wusste nun Bescheid, dass es gestartet war. Erst, als sie Beaufort nicht mehr unter sich sehen konnten, nahm sich Ciel den Atem, um Ferrau zu erklären, was geschehen war. »Vater meint, ich will ihn umbringen und hat mir eine sehr eindeutige Drohung ausgesprochen.«


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau quollen fast die Augen aus dem Kopf. »Was ist denn nun schon wieder geschehen? Ich dachte Ihr hättet Euch ausgesöhnt? Warum streitet Ihr Euch immer dermaßen? Ich verstehe dass nicht, ich habe mich mit meinen Eltern immer verstanden und ich hatte gehofft Du Dich auch. Er ist der Duc, warum sollte er Dich ermorden wollen? Das ist doch verrückt. Was ist denn hier nur los?«, fragte Ferrau ängstlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Er wil mich ermorden, weil er paranoid ist«, brüllte Ciel sich die Verzweiflung heraus. »Du hast es doch in der Gewitterfeste erlebt, wo er mich vor meinen Männern lächerlich gemacht und wie einen kleinen Jungen behandelt hat! Er war schon damals der Meinung, dass ich mit Parcival unter einer Decke stecke. Nun glaubt er, ich wollte mir von meiner zum Tode verurteilten Großmutter Tipps holen, wie ich es wie einen Unfall aussehen lassen kann und worauf ich sonst noch zu achten habe. Ich werde ihm keinen Anlass zur Sorge mehr geben. Ferrau, wir ziehen um.«


    Ferrau Du Trieux
    »Bist Du sicher, dass Du nicht noch einmal mit ihm reden möchtest? Wohin möchtest Du umziehen? Dein Vater ist der Duc von Souvagne. Wenn Ihr nicht aufhört Euch so anzugehen, dann ist es vorbei. Wollt Ihr beide das? Ich meine ich zweifele Dich nicht an und nicht den Duc. Aber Ihr tut Euch immer weh. Warum nur?«, fragte Ferrau verzweifelt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Nach Wolfsfels. Ich werde schauen, wie weit die Baumaßnahmen der Magierakademie vorangekommen sind und den Bau des Südwalls beaufsichtigen. Die Jagd nach dem Lich lege ich in Massimos Hände. Er ist ein fähiger Mann und hat machtvolle magische Verbündete. Unitè B werde ich nach Wolfsfels versetzen. Diese Männer sind mir treu ergeben. Und Bellamy wird wieder eine Aufgabe erhalten, die seinen Fähigkeiten würdig ist. Wir müssen ihn abholen, bevor Vater mir seine Lakaien auf den Hals hetzt.« Ciel trieb den Cockatrice in einem Gewaltflug in Richtung Norden, in Richtung der Choucas.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau klammerte sich an dem großen Tier fest. »Bist Du sicher? Wolfsfels ist doch auch das Gebiet Deines Vaters. Was ist, wenn er Dich verhaften lässt? Wenn Du ihn damit noch wütender machst Ciel? Was dann? Und was möchtest Du Bellamy für eine Aufgabe geben?«, fragte Ferrau während er sich noch fester klammerte. Mit einem Drachenhuhn war es von Beaufort nicht weit bis nach Cantillion. Ciel sah nach einer Viertelstunde bereits den Hafen, Massimo samt Leute, aber das Schiff fehlte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wolfsfels liegt in der ehemaligen Hohen Mark und das ist mein Furisto-Lehen. Ich hoffe, es genügt ihm, dass ich mich dorthin zurückziehe und er mich nicht ganz aus Souvagne heraushaben will. Aber auch damit würden wir zurechtkommen, Ferrau. Ich kann es, an der Front war das Leben alles andere als ein Zuckerschlecken und du würdest es lernen. Verdammt, wo ist das Schiff?!« Ciel ließ den Hahn höher steigen und weitläufig kreisen.


    Ferrau Du Trieux
    »Ja ich kann es auch, ganz bestimmt sogar«, sagte Ferrau und verkniff sich zu weinen. Er deutete auf eine entfernte Stelle auf dem Meer. »Da hinten steht es, warum steht es im Meer und nicht im Hafen? Sind die abgetrieben ohne das zu merken? Das geht doch nicht oder? Schau mal, da hinten!«, sagte Ferrau.


    Davard von Hohenfelde
    `Eure Hoheit, eine Nachricht von Eurem Vater. Ich soll Euch folgendes ausrichten: Ein sehr erwachsenes Verhalten, Deine Flucht. Ob dies ein Schuldanerkenntnis ist, oder eine Ablehnung weiß ich nicht. Vielleicht übertreiben wir beide es gerade wieder. Die Wahl liegt bei Dir, kehre zurück oder verlasse Souvagne. Die Wahl ist endgültig. Das soll ich Euch ausrichten´, übermittelte Dave.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Als Ciel diese Botschaft hörte, sackte er in sich zusammen. Ein Schluchzen schüttelte ihn. Dann verwandelte es sich in Wut. »Was hat der alte Knärzlich für ein Problem mit mir?«, brüllte er. »Ich riskiere mein Leben, während meine Brüder und Schwester sich die Ärsche plattsitzen und er selber auch! Ich frage mich gerade, wer hier wessen Tod wünscht!« Wütend blickte er in Richtung Beaufort, dann musste er wieder weinen, ehe sich sein Gesicht erneut verfinsterte. Ohne Davard zu antworten, beschleunigte er den Flug seines Drachenhahns, um das Schiff einzuholen.


    Davard von Hohenfelde
    `Ich weiß es nicht Herr, aber ich fühle was Ihr fühlt und Ihr liebt den »alten Knärzlich«. Was er für ein Problem hat ist, er glaubt Ihr trachtet ihm nach dem Leben. Warum auch immer. Wobei er das sicher nicht glaubt, sondern gerade etwas neben sich ist. Wenn ich dies so sagen darf. Nicht jeder verkraftet es seine Verwandten töten zu müssen. Und mit Verlaub, ich würde meine Mutter auch nicht töten können. Nun sie war allerdings auch keine Person wie die Mutter Eures Vaters. Soll ich ihm etwas für Euch ausrichten Herr? Vielleicht Zeit erbitten? Eine Aussprache? In Euren Gedanken ist weder Hass noch ein Mordplan, dass kann ich Eurem Vater ausrichten´, übermittelte Dave, während das Schiff unter ihnen auftauchte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ach, deswegen hat er Euch mir auf den Hals gehetzt. Um zu sehen, was ich nun vorhabe. Ob ich eine Armee versammle, um den Thron gewaltsam an mich zu reißen oder doch eher einen kleinen Unfall bevorzuge. Sie haben ja nun gesehen, dass ich nichts dergleichen plane und bloß noch weg will. Wenn ihm mein Exil in Wolfsfels nicht weit genug weg ist, dann verlasse ich eben unser Land.« Ciel wurde von einer Welle inneren Schmerzes überrollt, die schwer zu ertragen war. Ihm liefen die Tränen das Gesicht hinab. »Und nun verlassen Sie meinen Verstand und kommen Sie nie wieder hier her.«


    Davard von Hohenfelde
    `Was soll der Unfug? Ihr seid genauso stur wie Euer Vater. Ich werde weder dies noch etwas anderes negatives über Euch sagen. Dazu besteht kein Grund und mein Neffe sieht Euch als Freund. Euer Vater ist genauso beleidigt wie Ihr und er forderte nur die Übersendung der Botschaft. Keine Überprüfung oder der gleichen. Das ergibt sich automatisch bei so einem Kontakt. Euer Leid schmerzt mich, aber es ist unnötig. Etwas weniger Sturheit, etwas weniger Stolz und ein bisschen mehr Mumm dazu, das zu sagen was man wirklich fühlt Herr und es klappt. Vertraut einem alten Feigling wie mir, der selbst nie den Mund aufbekam. In diesem Sinne, lebt wohl´, antwortete Dave und trennte ihre Verbindung.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel wischte sich sein Gesicht sauber und hielt weiter auf das Kriegsschiff zu, bis er langsam in Schussreichweite kam. Er beobachtete, was die Mannschaft nun tat, ob man ihn erkannte. Es gab nicht gerade viele Leute, die einen Cockatrice flogen.


    Jaques Philipp de Dusoulier
    »ALARM!!! Flugvieh nähert sich von Süden, direkt aufs Schiff zuhaltend! Skorpion feuerbereit!«, donnerte der erste Offizier und das Schiff drehte langsam zu einer Breitseite bei.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ließ den Cockatrice so steigen, dass er über das Schiff kam. Er hoffte, dass die Skorpione nicht senkrecht nach oben feuern konnten, aber wenn dies der Fall war, dann würde der Cockatrice im Sturz den Hauptmast samt Segel zerstören. Ciel beschimpfte den Mann, der da an den Skorpionen herumbrüllte, aber der verstand ihn vermutlich wegen der Lautstärke der Flügel genau so wenig wie Ciel ihn.


    Anacleto Pagnotto
    Anacleto schnappte sich sein Fernglas um sich das Tier, dass direkt auf sie zuhielt genauer anzuschauen und um gegebenenfalls die Schützen einzuweisen. »NICHT FEUERN, dass ist einer der Princen!«, bellte Anacleto.


    Jaques Philipp de Dusoulier
    »Skorpione sichern und auf weitere Befehle warten!«, bellte Jaques und schappte sich sein eigenes Fernrohr. Er musterte Ciel und prägte sich sein Gesicht ein. »Die Scheiße ist am dampfen Ana, der ist sicher hier um uns kielzuholen für die Menschenfresser«, zischte Jaques seinem Kameraden zu.


    Boldiszàr
    Boldiszàr kam bei dem Geschrei sofort an Deck gestürzt. Er traute seinen Augen kaum. »Das ist das Huhn vom ollen Parcival«, stellte er fest. Er nahm Anacleto das Fernglas weg und schaute selbst durch. »Prince Ciel ist das!«, informierte er. »Das war`s dann wohl«, bestätigte er die Einschätzung des Offiziers.


    Anacleto
    »Nein ist er nicht, schau ihm ins Gesicht, der ist fertig, da ist irgendwas anderes im Busch...«, erklärte der zweite Offizier leise.


    Jaques Philipp de Dusoulier
    »Kapitän auf Deck!«, donnerte Jaques hinter Boldi und nickte Vano zum Gruß zu, ebenso grüßte die anwesende Mannschaft.


    Silvano de Mancini
    Silvano starrte nach oben und schirmte seinen Blick mit der Hand ab. »Status?«, hakte er nach. »Flugvieh von Süden kommen, laut zweitem Offizier ein Prince an Bord. Scheinbar angeschlagen«, erstattete Jaques Bericht. »LANDET!«, rief Vano nach oben.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Als Ciel bemerkte, dass man ihn erkannt hatte, ließ er den Drachenhahn in der Mitte des Decks landen, damit das Schiff nicht in Schieflage geriet. Dennoch spürte man, als das große Tier aufsetzte. Ciel schnallte sich ab, half Ferrau ebenfalls beim Abschnallen und ließ sich hinabrutschen. Er blickte sich suchend unter den Anwesenden um. Sein Blick verharrte kurz auf Boldiszàr, aber dann suchte er weiter. »Ist mein Schwertmeister an Bord?«, erkundigte er sich.


    Silvano de Mancini
    Silvano ging auf das große Tier zu und blieb vor dem Princen stehen. »Nun willkommen an Bord Prince Ciel, so schnell sieht man sich wieder. Auch wenn Eure Anreise etwas gewöhnungsbedürtig ist«, sagte Vano und reichte dem Prinzen ein seidenes Taschentuch. »Schickt Euren Vogel bitte auf die Kampanje, da stört er niemanden. Euer Schwertmeister ist an Bord, er befindet sich in meiner Kajüte«, erklärte Vano freundlich.


    Jaques Philipp de Dusoulier
    »Herr die Kampanje auch Kampanjedeck bezeichnete den Aufbau auf dem hinteren Schiffsoberdeck, also das erhöhte Oberdeck über der Kapitänskajüte. Der freie Platz am Schiffsende, das erhöhte Podest«, erläuterte Jaques hilfreich. Woher sollte der Prince sonst wissen, wohin der Riesenvogel sollte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Danke für die Erklärung.« Ciel nahm das Taschentuch entgegen und reichte es Ferrau, damit dieser ihm das Gesicht putzte, da er es offenbar allein nicht vernünftig hinbekam. Er brachte den Hahn an die gewünschte Stelle und ließ ihn ablegen. Danach kehrte er zum Kapitän zurück. »Ja, ich hatte es eilig. Den Lich haben Sie an Land zurückgelassen?«, vergewisserte sich und stellte nebenbei die Anwesenheit von Archibald an Bord fest. Ihn rührte diese Erkenntnis erstaunlich wenig.


    Silvano de Mancini
    »Folgt mir zu Eurem Schwertmeister Herr. Bitte mir nach«, sagte Silvano zuvorkommend und gab den Weg vor. »Der Lich ist nicht an Bord Herr, seid unbesorgt«, warf Vano ein und führte Ciel und Ferrau in seine Kajüte. Bellamy lag quer über dem gewaltigen Kartentisch und schnarchte vor sich hin. In einer Hand hielt er eine Rumflasche, in der anderen seinen Schwanz.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel freute sich, Bellamy zu sehen. Er freute sich so, dass er schon wieder anfing zu weinen und sich das Taschentuch ins Gesicht drückte. »Den Vampir im Unterdeck sollten sie via Aderlass füttern, bevor er sich selbst bedient«, empfahl Ciel mit erstickter Stimme. »Lassen Sie uns bitte allein.«


    Silvano de Mancini
    »Was immer mit Euch ist Herr, Ihr seid hier in Sicherheit. Wir sind in der Kombüse. Folgt uns später«, sagte Vano und drückte ihm kurz die Schulter, ehe er Ciel und Ferrau mit dem schlafenden Bellamy allein ließ. Er schob seine Hand in die von Boldi und zog ihn mit sich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nahm die Flasche aus Bellamys Hand, überprüfte, ob sie verschlossen war und stellte sie auf den Boden. Dann holte er ein zusammengelegtes Bündel Tuch und schob es ihm unter den Kopf. Dann kletterte er selbst auf den Kartentisch und legte sich der Länge nach neben Bellamy. Den freigewordenen Arm zog er über sich und klopfte dann hinter sich auf den Tisch, damit Ferrau sich auf der anderen Seite dazu legte. Ciel kuschelte sein Gesicht bei Bellamy ein.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau schob etwas und legte sich auf die andere Seite von Bellamy. Der Mann war groß und ein Brecher, Ferrau fühlte sich klein neben ihm, aber er hatte keine Angst vor Bellamy. Er hatte ihn aus der Kutsche gerettet, sie hatten schon einiges erlebt. Ferrau blinzelte zu Ciel herüber und deutete auf die andere Hand.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ferrau verstand natürlich mal wieder alles falsch. Anstatt sich hinter Ciel zu legen, damit er schön geborgen zwischen den beiden lag, hatte er sich neben Bellamy gekuschelt. Nun, dann freute sich Bellamy vielleicht, wenn er munter wurde, oder bekam einen Schreikrampf. Ciel folgte Ferraus ausgestrecktem Finger und entdeckte, was Bellamy da gerade im Schlaf trieb. Ciel strich mit einem Finger das Stück des Schaftes entlang, das nicht von den Fingern umklammert wurde, ehe er Ferrau küsste, seine Hände unter Bellamys Oberkörper schob und seine Augen schloss. Ihm rannen die Tränen die Wange hinab, aber er fühlte sich ein wenig besser.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy wachte auf, als ihm jemand über den Schwanz strich und er Nässe an seinem Hals spürte. Er öffnete die Augen und zuckte zusammen. »Ciel, wie, warte, wo?«, sagte Bell und schaute sich kurz orientierend um. Als er merkte dass er seinen Schwanz in der Hand hatte, packte er ihn in die Hose und lächelte entschuldigend. Er strich Ciel über den Kopf. »Warum weinst Du?«, flüsterte er.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Mein Vater hat mich aus Souvagne verbannt«, sagte er müde. »Begleiten Sie mich?«


    Bellamy Bourgeois
    »Ich begleite Dich überall hin, sogar in den Abgrund. Sag Du wenn Du weinst. Wieso hat er das getan? Er liebt Dich, was war denn los? Na komm her«, sagte Belly und nahm ihn fest in beide Arme. »Ich passe auf Dich auf, dass weißt Du doch. Ehm sei nicht böse, aber ich bin hier, da ich meinen Bruder zu seinem Mann begleitet habe«, erklärte er freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich bin nicht böse, ich bin einfach nur traurig!« Ciel wurde von mehreren Schluchzern durchgeschüttelt. »Er war der Meinung, ich wolle ihn ermorden und drohte mir seinerseits mit dem Tode. Er sagte sehr deutlich, dass wir uns räumlich trennen sollten, er würde die Sicherheitsmaßnahmen verstärken, ich darf nicht mehr in seinen Flügel und so weiter. Die Botschaft war klar. Als ich mit dem Cockatrice flog, sandte er mir durch Geistmagie die Information nach, dass ich entweder umkehren - also mich meinem Urteil stellen - oder Souvagne für immer verlassen soll. Ich habe mich für das Exil entschieden. Ich bin froh, dass Sie bei mir bleiben. Ferrau ist auch da, wir sind also zu dritt.«


    Bellamy Bourgeois
    »Beruhige Dich etwas und lass uns in Ruhe reden, wenn es Dir besser geht. Ihr streitet Euch oft, obwohl Ihr Euch nahesteht. Wenn das Schiff außerhalb der Souvagnischen Gewässer ist, bist Du nicht mehr in Souvagne. Boldi und Vano sind anständige Typen, die tun Dir nichts. Und Dein Vater war bestimmt genau geplättet wie Du. Ich vermute das hast Du schon hundertmal gehört, aber Ihr solltet froh sein Euch zu haben. Ich hatte nichts dergleichen, kein Bruder, kein Vater, nichts«, sagte Bell.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich auch nicht mehr. Ich hoffe nur, dass er seine Wut nicht an meiner Mutter auslässt. Ich habe viel Blut verloren ... erinnere Silvano daran, den Vampir zu füttern, damit ich guten Gewissens schlafen kann ... ich bin am Ende, Belly, am Ende. Passt du auf mich auf?«


    Bellamy Bourgeois
    »Ja das tue ich, versprochen und geschworen. Schlaf in Ruhe, ich bin da und halte Wache. Nein ich denke nicht, dass er es an Deiner Mutter auslässt, er liebt die Frau. Daran werde ich Vano erinnern, er soll den Vampir füttern. Sonst sage ich es Boldi. Schlaf in meinen Armen, na los«, sagte Bell und drückte Ciel liebevoll an sich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ließ sich widerstandslos an Bellamy herandrücken. Er hatte ein Loch in der Seele überlebt, all seine Haare verloren und unwahrscheinlich viel Blut, um seine verletzten Gefährten zu heilen. Vor seinen Augen war ein jahrelanger Kampfgefährte enthauptet worden, ein anderer binnen Sekunden bei lebendigem Leibe fast verfault. Ciel hatte weder Zeit gehabt, sich zu erholen noch um zu trauern. Und wofür das alles? Wofür? Dafür, dass der Duc ihn aus dem Land verbannte, für das er so hart gekämpft hatte. Ciel gab seinen Kampfeswillen auf, der ihn all die Wochen aufrecht gehalten hatte, seit er mit Linhard ausgezogen war, um den Lich zu jagen. Sein innerer Widerstand brach zusammen wie ein Kartenhaus und er gab sich ganz in Bellamys Obhut hin. Wenn Bellamy gewollt hätte, hätte er dem in Ungnade gefallenen Prince nun mit einem kurzen Handgriff das Genick brechen können, ohne dass Ciel auch nur den Versuch unternommen hätte, sich zu wehren. Er schmiegte sich an den Schwertmeister und schlief ein.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy hielt ihn fest und sicher. Er bedauerte, dass manche einfach nicht sahen was sie besaßen, aber vielleicht machte die Menge an Besitz auch irgendwie blind. Er wusste es nicht, er kam nie in den Genuss soviel zu besitzen um den Überblick zu verlieren. Aber das war unerheblich. Er stand zu seinem Wort. Sie hatten Souvagne für immer den Rücken gekehrt. Von nun an waren sie vogelfrei. Der Lich, die Gefahr, die Kämpfe, all das war nicht mehr ihre Welt. Andere mussten sich darum kümmern. Bellamy bedauerte, dass der Prince sich dermaßen mit seinem Vater überworfen hatte. Er hätte seinen eigenen gerne ein einziges Mal gesprochen, auch wenn sie sich gestritten hätten. Aber wenigstens war es ihm vergönnt gewesen ihn einmal zu sehen. Wie weit der Duc gehen würde, wusste er nicht. Ciel hatte hoffentlich nichts verbrochen, dass man ihn auch außer Landes verfolgen würde. Aber Bellamy schnürte sich trotzdem das Herz zu. Souvagne war seine Heimat gewesen, trotz allem. Alles was er kannte. Nun brachen sie im wahrsten Sinne des Wortes zu ganz neuen Ufern auf. Sie würden das Land Ihrer Heimat niemals wiedersehen. Er wusste nicht ob Boldiszar ihn begleiten würde oder ob er nach Hause zurückkehrte. Das stand noch offen.

  • An Bord


    Silvano de Mancini
    Prince Ciel war gemeinsam mit seinem Kammerdiener per Riesenvogel zur Choucas gereist und nun hockte das große Drachenhuhn brav auf der noch größeren Dohle. Der Prince sah alles andere als gut aus, er war fertig und scheinbar mit den Nerven am Ende. Wieso, weshalb, warum? Alles Dinge die Vano nicht wusste, aber erfragen konnte. Zuerst hatte Ciel darum gebeten, zu seinem Schwertmeister geführt zu werden. Der Mann schien einen natürlich Spürsinn für Peinlichkeiten und Fettnäpfchen zu haben, denn als sie die Kajüte betraten, in der Bellamy warten sollte, lag dieser dort grätenbreit mit einer Pulle Schnaps in der Hand. In der anderen hielt er seinen Schwanz wie ein Zepter. Vano hatte nichts dazu gesagt, sondern war der Bitte gefolgt Ciel mit Bellamy allein zu lassen. Er hatte sich Boldi geschnappt und war mit ihm abgezogen. Nun saßen sie wieder in der Kombüse und er ließ sich den zweiten Teller Suppe schmecken. Er hatte zu überlegen. Das der Prince aufgrund der Rettung der Menschenfresser angereist war, war unwahrscheinlich. Danach sah der Mann nicht aus. Er war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, seine Probleme waren größer, da interessierten ihn die Menschenfresser nicht. Allein schon der Tipp, wie der Vampir zu füttern war, verdeutlichte das mehr als alles andere. Vano aß wie immer im Zeitlupentempo, wenn er dabei nachdachte. Er musterte kurz seinen Mann und schenkte ihm ein kurzes Schmunzeln. Die Beißer hatten sich zurückgezogen und waren sicher schon längst in den Matten. Conni und Fran waren noch nicht zurück. Jaques hätte schon längst ihre Sichtung melden müssen. Wenn er dem Princen schon Zuflucht auf der Chocas gewährte, konnte dieser sich mit seinem großen Vogel auch nützlich machen und Conni und Fran zurück an Bord bringen. Genau das würde er dem jungen Mann auftragen und dann hatten sie zu besprechen, wie sie weiter vorgehen wollten. Wenn es nach Vano ging, konnte er solange bleiben wie er wollte. Solange er die Hierarchie beachtete und sich nützlich machte. "Bin gleich wieder da Schatz", sagte Vano und küsste Boldi liebevoll. Er schob ihm den Rest seiner Suppe hin, damit er diese aufaß. Vano mochte keine Verschwendung von Lebensmitteln. Er verließ die Kombüse und ging zurück in seine Kajüte. Sanft rüttelte er den Prince wach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel regte sich und pellte sich ganz langsam aus Bellamys Umarmung, damit sein Schwertmeister weiterschlafen konnte. Mit einem prüfenden Blick versicherte er sich, dass Ferrau wohlauf war. Aus irgendeinem Grund hatte er ständig Angst, dass Ferrau im Schlaf aufhören könnte zu atmen und kontrollierte mehrmals in der Nacht nach, ob er noch lebte. Als das der Fall war, ließ er sich vom Tisch gleiten und blickte Silvano aufmerksam an.


    Silvano de Mancini
    Silvano zog Ciel sanft mit sich nach draußen, so das Bellamy und der Leibdiener weiterschlafen konnten. "Ihr seid hier an Bord meines Schiffes willkommen Prince Ciel und ich denke ich gehe Recht in der Annahme dass Ihr in friedlicher Absicht gekommen seid. Vielmehr seht Ihr so aus, als benötigt Ihr eine Zuflucht. Ihr habt sie auf der Choucas. Ich benötige einen Abholservice für zwei meiner Männer die noch an Land sind. Francois und Costatino, beide waren in meinem Auftrag unterwegs. Wir könnten an einem Strand anlanden um die beiden abzufangen, aber das ist nicht nötig. Ihr könnten sie mit Eurem Riesenvogel bequem abholen. Seid so gut und übernehmt das, damit ist Euch meine dauerhafte uneingeschränkte Gastfreundschaft gewiss. Eine Hand wäscht die andere Prince und es handelt sich um zwei sehr gute Männer. Zuverlässig, treu, loyal, dass werdet Ihr noch feststellen und vielleicht sogar einmal benötigen. Sie kamen aus Beaufort und müssten sich da wir abgereist sind am Strand von Cantillion befinden oder in dortiger Nähe. Erledigt Ihr den Auftrag für mich?", fragte Vano freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Danke für Ihre Gastfreundschaft. Das Angebot der Zuflucht nehme ich gern an, ich kann jedoch noch keinen Zeitraum nennen, innerhalb dessen ich wieder abreisen werde. Ich lag bereits wach, als Sie versucht haben, mich zu wecken. Es tut niemandem gut, schlaflos herumzuliegen und finstere Gedanken zu wälzen. Ich werde daher Ihrem Wunsch gern entsprechen. Haben Sie den Vampir gefüttert?«


    Silvano de Mancini
    "Die Länge Ihres Aufenthalts spielt für mich keine Rolle, 1 Tag, 1 Woche, 1 Jahr, 1 Jahrzehnt, ab 1 Jahrhundert redet mit meinem Nachfolger. Nein ich habe den Vampir nicht gefüttert, noch nicht. Ich habe schlichtweg keinen Mann an Bord den ich für diese Kreatur opfern könnte oder wollte. Ihr könnt mit mir die finsteren Gedanken teilen. Nach Eurer Rückkehr sollten wir beide eh in der Kombüse miteinander reden, was Euren Aufenthalt hier anbelangt. Aber keine Angst, dass wird ein positives Gespräch. Ich erwähne dies lieber vorab, da Ihr nicht so ausseht, als könntet Ihr noch eine schlechte Botschaft vertragen. Reist bitte umgehend ab um meine Leute sicher nach Hause zu bringen, alles andere folgt bei Eurer Rückkehr. Gespräch, Rum, Essen. Danke für die Hilfe", sagte Vano.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es braucht niemand geopfert zu werden, ein Aderlass genügt, den der Schiffsmedicus durchführen kann. Bei einem gesunden Mann nicht mehr als fünfhundert Milliliter pro Person und Monat, eher weniger. Sonst wird der Vampir sich über kurz oder lang selbst bedienen. Die Alternative wäre, dem Spitzzahn auf anderem Wege Einhalt zu gebieten. Euer Schiff, eure Entscheidung. Denkt darüber nach, so lange ich unterwegs bin.« Ciel stapfte zu dem Hahn. Er fand, dass das Tier traurig wirkte. Vermutlich vermisste es seinen alten Herrn. Ciel strich ihm über den Kamm, ehe er sich auf seinen Rücken schwang. Der Hahn erhob sich und stieß sich mit hartem Flügelschlag vom Schiff ab. Ein Ruck ging durch den Rumpf und der Wind der Flügel bauschte die Segel. Bald wurde die Choucas hinter ihnen kleiner und das dünne, helle Band, welches den Strand bildete, wuchs. »Du brauchst einen Namen, mein Großer«, fand Ciel. »Gib mir ein wenig Zeit zum Überlegen, und dann sollst du einen erhalten.« Der Strand war in Sicht. Ciel hielt Ausschau nach zwei Gestalten, die nach Seemännern aussahen und so wirkten, als ob sie auf jemanden warteten.


    Francois Grimard
    Am Strand standen zwei sehr unterschiedliche Personen. Ein hochgewachsener Mann im schwarzen langen Mantel mit Dreispitz und Brille, neben ihm stand ein etwas kleinerer Mann der scheinbar einen Pyjama trug und ansonsten aussah als hatte er vor gerade auf einen der höfischen Bälle zu gehen. Sogar das Haar war passend frisiert, beide starrten hinaus auf das Meer und musterten nun etwas verunsichert das große sich nähernde Tier. Langsam wichen sie zurück aber nur um dem Wesen Platz zu machen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Der Cockatrice wirbelte bei der Landung einiges an Sand auf. »Francois und Costantino?«, fragte Ciel vom Hahn hinab und musterte die beiden Gestalten. Er vermutete, dass der Mann im Schlafanzug betrunken war, doch auf den ersten Blick schien er zumindest nicht herum zu taumeln.


    Francois Grimard
    "Richtig, wer seid Ihr?", fragte der Medicus und schirmte sein Gesicht gegen den aufwirbelnden Sand ab. "Hat Euch Vano geschickt?", hakte er nach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Prince Ciel Felicien de Souvagne. Euer Kapitän bat mich, euch vom Strand abzuholen.« Er ließ seinen Hahn ablegen. »Bitte steigen Sie auf und schnallen Sie sich an. Ist Ihr Begleiter betrunken? Dann sollte er in der Mitte sitzen.«


    Costantino Marchesi
    "Mon Ange ich Danke Euch für die Rettung, aber wieso glaubt Ihr ich wäre betrunken? Mon Cher ich versichere Euch ich bin völlig nüchtern, nüchterner als ich um diese Zeit sein sollte", antwortete Costantino und stieg auf den großen Vogel. Er schnallte sich an und half dann Fran auf das Tier, der sich ebenfalls sicherte. "Dies ist unser Schiffs-Medicus Francois Grimard und meine Wenigkeit ist Costantino Marchesi 8. Offizier der Choucas, zu Euren Dienst", lächelte der 8. Offizier.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel überprüfte, ob beide richtig angeschnallt waren, dann ließ er den Hahn starten. »Es ist nicht gerade üblich, sich derart gewandet in der Öffentlichkeit zu zeigen. Darum war ich für einen Moment irritiert. Welchen Grund hat Ihr Aufzug?«, fragte er, während er den Cockatrice zurück zum Schiff fliegen ließ.


    Costantino Marchesi
    "Mon Mignon meint Ihr mich? Nun ist es eines Edelmannes nicht würdig sich zu schminken?", fragte Conni irritiert, während Fran hinter ihm leise seine tiefe brummende Lache lachte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja, Sie, Constantin! Aber ich meine Irritation betrifft vielmehr ihre Untergewandung. Warum tragen Sie einen Schlafanzug?«


    Costantino Marchesi
    "Ah das meint Ihr Mon Chou. Ja dies hat praktische Erwäggründe. Seht wenn man sich zur Ruhe bettet trägt sich doch so ein Schlafgewandt äußerst angenehm. Und es sieht auch angenehm aus. Da habe ich mir gedacht, warum sollte ich diesen wundervollen Umstand ausschließlich auf die Nacht beschränken? Sind wir nicht frei in Wille und Geist zu erkennen wo es wir unnötig eingeengt werden? Mich engte der Hosenbund ein Mon Cher und so kam ich mit mir selbst zur Übereinkunft nicht länger die Einengung meiner Eingeweide hinzunehmen und fortan nur noch Schlafgewandung zu tragen. Sie lässt sich wunderbar leicht wechseln, ist formschön und bequem. Und sollte sich ein Beischlaf ergeben ist man sehr leicht unbekleidet", erklärte Conni höflich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hob die Brauen. »Mon courge, eine eigenwillige Angewohnheit, aber sie zeugt auch von Kreativität. Da wären wir.« Er ließ den Hahn diesmal gleich auf der richtigen Stelle landen, wo das Tier sich folgsam ablegte und seine Passagiere absteigen ließ.


    Costantino Marchesi
    "Merci", sagte Conni und stieg von dem gewaltigen Vogel und wartete auf den Doc.


    Francois Grimard
    "Danke für die schnelle Überführung, macht Euch nichts draus, Conni ist etwas... gewöhnungsbedürftig... aber er hat ein Herz aus Gold und den Verstand... nun lassen wir dass", lachte der Doc leise und folgte seinem Kameraden. "Gesellen wir uns zum Käptn", bat der Medicus.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Oh, da machen Sie sich mal keine Sorgen, Francois«, sagte Ciel umgänglich. »Constantino hat mir einen sehr finsteren Tag versüßt. Ich schätze Menschen mit Charakter und mag er noch so eigenwillig anmuten.« Er folgte dem Manne zu Silvano.


    Francois Grimard
    Als Francois die Gruppe zu Vano führte, sah man dem Kapitän eindeutig an, wie froh er über die Rückkehr seiner beiden Leute war. Er musterte beide mit leicht schräg gelegtem Kopf, wie er es immer tat, wenn er jemanden im Blick behalten wollte. Aber hier war dies reine Freundlichkeit. "Käptn wir haben die Aufgabe erfolgreich erledigt und Dank des Princen sind wir zurück. Weshalb stehen wir auf See?", fragte Fran.


    Costantino Marchesi
    "Aye Käptn Mon Dieu Du kannst Dir nicht vorstellen wie geschockt wir waren, als wir eine Truppe am Hafen erblickten, aber nicht die Choucas. Wir hatten schon Sorge, kurzum stellten wir fest, dass das gewaltige Merde ist. Der Auftrag ist aber zur vollen Zufriedenheit über die Bühne gegangen, dazu später mehr. Danke für den Abholservice Mon Cher. Ist alles in Ordnung? Wir stehen auf See und Du bist nicht geschminkt, ist etwas am Hofe geschehen?", fragte Conni besorgt.


    Silvano de Mancini
    "Willkommen zurück an Bord, gut, sehr gut. Die Lagebesprechung erfolgt später. Am Hof hat es soweit keinen Ärger gegeben, außer das meine Bitte abgelehnt wurde, im Hafen hat es Ärger gegeben mit einem übergeschnappten Palaisin, der mir brühwarm mental mitteilen ließ, dass die Choucas zu versenken sei, da er an Bord einen verfolgten Lich vermutete. Also habe ich umgehend den Hafen verlassen. Der Mann stand vermutlich zu lange in Rüstung in praller Sonne. Keine Ahnung. Jedenfalls blieb mir nichts anderes übrig um meine Lady zu retten. Wir blieben in Reichweite und hätten Euch per Anlandung geholt übers Dingi, aber da wir einen Riesenvogel an Bord haben samt Prince Ciel, war dieser so freundlich für Euch das Flugdingi zu geben. Maat Tekuro die Auffischung, vermutlich Bugraum", befahl Vano freundlich und wandte sich Ciel zu, während der Doc und Conni sich auf den Weg machten. "Dankeschön nochmals für die Abholung. Vorher war kein Aderlass möglich, unser Med befand sich nicht an Bord. Ich denke die beiden haben sich Euch vorgestellt? Folgt mir in die Kombüse", bat Vano und gab den Weg vor. Dort angekommen setzte er sich an seinen üblichen Platz, küsste Boldi zur Begrüßung und deutete Ciel an, sich ihm gegenüber zu setzen. Der Smutje brachte eine neue Flasche Rum, drei frische Humpen und eine neue Schüssel Suppe samt dazugehöriger Schalen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel setzte sich und freute sich darüber, dass es etwas zu Essen und zu trinken gab. Auch freute er sich, dass Boldiszàr anwesend war, auch wenn er diesem momentan nicht so ganz über den Weg traute. Aber er war der Coutilier von Ciels Lieblingseinheit Unitè B, mit der Ciel tagtäglich zu tun hatte, da diese Gardisten in der Regel für die Bewachung seines Flügel zuständig waren und sie kannten einander seit vielen Jahren. »Mir sind die Begriffe nicht geläufig. Was ist mit Dingi gemeint und mit Auffischung?«, erkundigte er sich bei Silvano.


    Boldiszàr
    Boldiszàr küsste seinen Mann innig zurück. Seine Aufmerksamkeit für Silvano ging jäh flöten, als dieser Essen auftischen ließ. Fortan saß Boldiszàr sehr angespannt am Tisch und starrte seine Suppe an, den Löffel in der Hand und auf das Signal wartend, dass er losessen konnte.


    Silvano de Mancini
    Vano schmunzelte Ciel freundlich an und goss ihm großzügig einen Schluck Rum ein, dann bekam Boldi seinen Anteil, zum Schluss füllte er seinen eigenen Humpen. "Das Beiboot ist das Dingi und eine Auffischung ist etwas dass man aus dem Wasser geangelt hat, weil man es verloren hat. Quasi rausgefischt, aufgefischt wenn es noch oben auf dem Wasser schwamm. Willkommen an Bord", sagte Vano und prostete Ciel zu, ehe er einen Schluck trank. "Iss Schatz ehe es kalt wird, warte doch nicht jedesmal auf mich. Ich brauche immer ein bisschen länger, also hau rein", flüsterte Vano seinem Mann liebevoll zu und strich ihm über den Nacken. Er schöpfte sich selbst etwas Suppe auf den Teller und deutete Ciel an sich zu bedienen, wie er mochte. "Zuerst Prince Ciel, an Bord der Choucas seid Ihr von nun an Ciel. Ihr untersteht meinem Schutz, aber auch meinem Kommando. Dass Du deshalb keinen Schaden nimmst, sondern dass das ein Vorteil für Dich ist, kannst Du jeden an Bord fragen. Niemand wird Dich ohne meine Zustimmung von Bord holen. Jedenfalls bekommt Dich niemand kampflos. Trink Du bist einer von uns. Und erzähl mir, weshalb Du notgewässert hast auf meinem Schiff, also notgelandet wohl ehr. Was ist geschehen?", fragte Vano offen.


    Boldiszàr
    Boldiszàr fing auf Silvanos Aufforderung nicht zu essen an, sondern zu fressen. Ciel hatte sich noch nich teinmal fertig eingeschöpft, da war Boldiszàrs erster Teller schon leer und er wartete angespannt darauf, sich nachschenken zu können. Er betrachtete die Kelle, mit der Ciel sich in aller Ruhe die besten Stückchen heraus angelte, als würde er diese Ciel am liebsten aus der Hand reißen. Endlich war Ciel fertig und Boldiszàr schenkte sich viel nach. Er war vermutlich die einzige Person, die es schaffte, so einzuschenken, dass die Suppe in der Mitte des Tellers einen Berg aus den festen Stücken bildete und die Flüssigkeit nur wie eine Sauce anmutete. Dann fraß er weiter und erst, nachdem auch dieser Teller fast zur Hälfte leer gegessen war, hatte er sich so weit beruhigt, dass er in normalem Tempo weiter essen konnte. Sein Herzschlag verlangsamte sich und die Gier wich Zufriedenheit. »Lecker«, fand er und trank einen Schluck Rum.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Gut, ich bin also Ciel«, bestätigte eben jener, während er Boldiszàr etwas erstaunt beim Essen zusah. »Und wie darf ich Sie fortan ansprechen? Ich bin leider hier, da ich einen heftigen Streit mit meinem Vater hatte. Er stellte mich vor die Wahl, sofort nach Hause zurückzukehren oder aus Souvagne verbannt zu werden. Offensichtlich habe ich mich gegen die Heimkehr entschieden. Noch ist es nicht offiziell, aber da ich seiner Aufforderung nicht nachkam, ist anzunehmen, dass Sie sich bald strafbar damit machen, mich zu befördern.«


    Silvano de Mancini
    "Ich bin Vano oder Käptn. Die Bordgewalt auf den Schiffen obliegt den Kapitänen. Nun solange Du nicht offiziell ein Krimineller bist, habe ich nichts verbrochen. Und da ich auf See bin, kann ich davon nichts wissen. Das darf man auch bedenken. Zudem bist Du nicht mehr in Souvagne, oder gleich nicht mehr. 12 Meilen, dass sind genau 22,22 Kilometer aufs Meer hinaus gehört die See noch noch zu dem angrenzenden Land. Man nennt die Hoheitsgewässer oder Territorialgewässer. Alles hinter den 12 Meilen von der Küste aufs Meer hinaus ist ab hier also nicht mehr Souvagne. Wir fahren schließlich aus folgendem Grund Patrouille, wobei wir auch im freien Gewässer nach dem Rechten schauen, sprich Rakshanerbewegungen, Zwergebewegungen etc. alles was auf eine Gefahr hindeuten könnte. Das Küstenmeer zählt zum Staatsgebiet des Küstenstaates. Der Küstenstaat besitzt souveräne Hoheitsrechte im Küstenmeer, das heißt, hier gilt das nationale Recht des jeweiligen Küstenstaates, insbesondere auf dem Gebiet der Gefahrenabwehr - des Umweltrechts und der Strafverfolgung. Dies setzten wir für Souvagne um. Diese können gegenüber Schiffen aller Flaggen – mit Ausnahme von Kriegsschiffen – geltend gemacht und durchgesetzt werden. Nur zu Deiner Erläuterung. Worum ging es bei dem Streit? Wie gesagt, Du hast mein Wort ich liefere Dich nicht aus", sagte Vano und nahm einen Schluck Rum. Er gab dem Smutje ein Zeichen, dieser brachte Brot und starken Kaffee für alle.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es ging um meine Großmutter, die, wie du ja weißt, eine Affäre mit Parcival hatte und für den Tod der Agentenfamilien verantwortlich war. Sie harrt derzeit ihrer Hinrichtung. Ich habe sie verhört und anschließend mit meinem Vater ein persönliches Gespräch geführt, was auch sehr angenehm begann, aber in gegenseitigen Schmähungen endete. Meinen Vater belastet sehr, dass er morgen - also heute - seine eigene Mutter hinzurichten hat. Diese Aufgabe wollte ich ihm abnehmen und dafür sorgen, dass sie aus freien Stücken aus dieser Welt scheidet. Jedoch folgte mir mein Vater ins Verlies und als er mich dort erwischte, nahm er an, ich wollte mir Inspiration holen, um ihn zu beseitigen. Er unterstellte mir, ich würde seinen Tod wünschen und nun die ersten Schritte zur Planung in die Wege leiten.«


    Silvano de Mancini
    "Und wie kommt er auf diesen Schwachsinn?", fragte Vano und schob Boldi seine Suppenschale vor die Nase und nahm sich ein Stück Brot, dass er langsam und genüsslich aß. "Ich meine wir haben doch gesehen, was los war. Nun jedenfalls was uns betraf. Wieso solltest Du Deinen Vater töten wollen? Und mal ganz ehrlich, da wartest Du bist Du herausfindest, dass Deine Großmutter so etwas bereits durchgezogen hat? Wenn Du Deinen Vater tot sehen wolltest, bist Du wie Deine Brüder einer der wenigen die das ohne Probleme durchziehen könnten. Bis dato hattest Du zu ihm Zugang. Du kannst ihm nahekommen wie sein Leibdiener. Du wirst nicht überprüft, ebenso wenig wie Deine Brüder. Alle anderen die in seiner Nähe sind oder in seine Nähe wollen, werden überprüft, körperlich, geistig und sicher auch ausgelesen. Spürt irgendwo so ein wachsames Himmelsauge einen feindlichen oder aggressiven Gedanken wird man sicher schon an den Eiern aus dem Palast geschleift. Also Du gehst Papa besuchen und erwürgst ihn. Tot wäre er, gut Du vermutlich danach auch, je nachdem. Aber Du könntest so etwas tun. Und hättest Du so etwas tun wollten, wartest Du auf was? Auf irgendeine Offenbarung durch Oma? Dafür ziehst Du für ihn in den Krieg? Dafür kümmerst Du Dich um Dein Lehen und die Mauer? Ich meine sicher, das ist zweiseitig. Würde er Dich nicht lieben, wärst Du nicht anerkannt wordne, hättest Du gar kein Lehen und er würde Dir gar nicht dermaßen vertrauen dass Du die Mauer bauen dürftest, in seinem Namen in die Schlacht ziehst und und und. Also weder scheinst Du ihm was zu wollen, noch er Dir. Was war also gestern mit Euch beiden los? Ich vermute dass, was ich auch vorher vermutete. Dein Vater ist uns gar nicht so unähnlich. Wir verloren durch Parcival und die alte Duchesse unsere Eltern und landeten im Heim. Allein, verlassen, ohne Erinnerung. Dein Vater hat das Gleiche durch Ciel. Nur war er nicht im Heim. Mit dem Tod seines Vaters und Bruders verlor er wie wir alles. Er behielt allerdings seine Erinnerung, denn er musste sie nicht verlieren. Er wusste von nichts. Er war ab dato allein. Denn ich denke seine Bezugspersonen waren sein Vater und sein Bruder und wie im Adel üblich seine Amme. Er hat ein Land unter sich, aber er steht allein an der Spitze. Und er hatte nur diesen Diener, der leuchtend als Geist anwesend war. Eine Person der er noch vertrauen konnte. Und dann sieht er Dich bei der Feindin stehen, die all die Personen denen er vertraute und liebte tötete. Ich weiß nicht was ich gedacht hätte. Aber ich denke ich hätte erstmal gefragt, was Du dort verloren hast. Ich hätte auch Parcival gerne getötet, aber ich hätte ihn vorher gerne gefragt, wieso. Und ich hätte gerne gewusst, warum er mich so hasst. Und ich hätte gerne gewusst, wer der alte Kerl neben ihm war, der Mancini dazu aufforderte mich herauszurücken. Der hatte doch mehr zu sagen als Parcival. Wer war das? Lebt der noch? Das muss man wissen, aber Parcival ist tot, also werden wir es nicht erfahren. Es sei denn von Deiner Oma. Parcival war nicht allein, das steht fest", sagte Vano und rutschte ganz nah zu Boldi auf um sich anlehnen zu können.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Den alten Mann hatte ich nicht gesehen in eurer Erinnerung, ich war auf Parcival fokussiert. Nein, er kann nicht allein gewesen sein, ebenso wie meine Großmutter, es muss weitere Helfer geben. Wir könnten Parcivals Geist beschwören lassen ... aber ich habe keine Kraft mehr, Silvano. Der Lich hat mich fast aufgezehrt, du siehst, wie ich aussehe. Parcival wurde vor meinen Augen enthauptet, einem unserer Himmelsaugen ein Stilett ins Herz gejagt und die Beißer interessieren mich nicht mehr. Sollen sie entkommen, ihr Unwesen treiben und Leute auffressen. Ich habe den Fluch nach Souvagne gebracht, uns drohen ganz andere Probleme. Es liegt an mir, ich trage das Übel nach wie vor im Herzen, wurde magisch vergiftet und es greift nach meinem Vater. Er versteht nicht, warum ich Distanz zwischen uns bringen wollte. Er scheint überhaupt nichts mehr zu verstehen. Und langsam frage ich mich, ob es nur noch einen Weg gibt, diesen Kreis zu durchbrechen.«


    Silvano de Mancini
    "Du meinst Dich zu töten? Das ist nie eine Lösung, denn dann ist nur eines erreicht, Du bist tot. Ändert sich dann was? Zieht der Lich vor Gram um? Hören die Menschenfresser das Fressen auf? Werden die damaligen Verschwörer sich voller Schuld zurückziehen? Nein wenn man tot ist, ist man einfach nur tot. Solange man lebt, egal wie kann man handeln, kann man kämpfen, kann man etwas bewirken. Sich selbst zu töten, heißt den Feinden die Arbeit abnehmen Ciel. Es gibt nur einen gerechtfertigten Tod und der ist seiner Liebe auf die andere Seite zu folgen. Und sogar dass kann einem verwehrt sein. Mir war es zum Glück verwehrt, sonst hätte ich niemals Boldi wiedergefunden. Mein Mann wurde ermordet, meine Aufgabe war seinen Mörder zu stellen und zu töten. Ohne diese Aufgabe hätte ich keinen Grund gehabt zu bleiben. Gut bis auf meinen Hund, den er mir damals zur Verlobung im Jahr 188 schenkte. Fou Fou kann aber auch durch wen anderes versorgt werden zur Not. Aber seinen Mörder konnte nur ich jagen und ich habe ihn gejagt. Und dabei kam es dazu, dass ich erneut Blutrache schwören musste nun ist nicht 1 Mörder und 1000 Köpfe offen, sondern genau 49.000 Köpfe muss ich noch holen. Naja wie heißt es so schön? Irgendwas ist immer.Schwamm drüber, dass erledige ich wie ich jede Aufgabe zu Ende bringe. Aber da sie noch im Raum stand, gibt es mich noch. Drum sage ich immer, meine härtester Kampf war um mein Leben zu kämpfen, als ich sterben wollte. Ich wollte, glaub es mir, als mir das halbe Gesicht fehlte. Ich hatte Schmerzen von denen Du nicht die geringste Ahnung hast und das ist gut so. Aber ich blieb, ich hatte meinem Mann was geschworen. Und ich glaube ich verdanke es Davet, dass ich heute bin wer ich bin. Vor allem verdanke ich ihm, dass ich Boldi zurück habe. Egal wie, er war ein Meilenstein. Andere würden sagen, vielleicht nur eine Zwischenstation zu Boldi, mag sein, aber das schmälert nicht mein Andenken oder meine Liebe zu ihm. Er steht für sich, genau wie Boldi. Drum es gibt nur einen Weg all das zu durchbrechen. Der Weg ist etwas länger. Aber Du bist jung, Du hast Zeit. Der Weg der vor Dir liegt hat mehrere Häfen die Du anlaufen musst. Erster Hafen - töte den Lich. Zweiter Hafen - töte die versteckten Feinde. Dritter Hafen - fisch Deinen Vater aus dem Hafenbecken er ging Baden da er durch seine Mutter nichts mehr sieht. Vierter Hafen - verhöre Oma und töte sie. Reihenfolge ist egal. Danach wirst Du gesund werden, glaub es mir. Nichts macht Dich so gesund und glücklich wie das Wissen wie hart und taff Du sein kannst und das Wissen was Du geleistet hast", sagte Vano freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich WEIß, was ich kann«, schrie Ciel und schlug auf den Tisch. Boldiszàr aß ungerührt weiter, er kannte Ciel gut genug um zu wissen, dass der Prince gern mal laut wurde, ohne dass man deswegen fürchten musste, dass Köpfe rollten. »Aber was ich auch tue, es ist nie genug! Ich habe den Nordwall gebaut und einen Feldzug gegen die Rakshaner angeführt, da war ich 15! Ich jage seit Wochen diesen Lich und stehe seit jeher immer selbst in vorderster Reihe! Ich war nie jemand, der andere die Arbeit machen ließ, da ich zu denen gehöre, die der Meinung sind, dass es am besten wird, wenn man die Dinge selbst anpackt. Nun muss ich mir von meinem Vater anhören, dass ich ihn ermorden will und für immer das Land zu verlassen habe, wenn ich nicht sofort umkehre. Was auch immer mit Vater los ist, ich kann es nicht ändern. Er hat mich anerkannt als seinen Sohn, nur um mich zurück in den Staub zu treten. Ich achte das Leid, welches du durchleben musstest, Vano und ich bedaure, dass wir uns damals nicht kannten, denn ich hätte dir helfen können. Es gibt so vieles, was ich kann, aber das eine kann ich nicht - meinem Vater ein guter Sohn sein.« Ciel goss sich Wasser ein und trank ein Glas. »Wenigstens ein guter Prince sollte ich dennoch sein und die Dinge zu Ende bringen. Da gebe ich dir recht. Ich bin nur wahnsinnig müde.« Er schloss die Augen. »Mit meiner Großmutter müsste ich beginnen, wenn sie überhaupt noch lebt. Denn ihre Uhr tickt. Und da scheitert es schon. Ich kann nicht mehr in den Palast zurück.«


    Silvano de Mancini
    "Oh bitte", grinste Vano, "Ein Schreiwettbewerb würdest Du gegen mich verlieren, da frag meinen Mann Boldi. Weißt Du was ich letztens festgestellt habe Ciel? Ich hatte das gleiche Problem wie Du. Ich habe alles getan um meinem Adoptivvater ein guter Sohn zu sein. Ich benahm mich adliger als jeder Adlige, ich habe nie nur den geringsten Anlass gegeben daran zu zweifeln, dass es richtig war mich zu adoptieren. Ich war der perfekte Sohn, doch es hat nie ausgereicht. Niemals. Genauso wie bei Dir. Anerkannt und doch außen vor. Aber weißt Du was mein Problem war und auch Dein Problem ist? Wir beide sind die einzigen die glauben dass wir nicht ausreichen. Hat Dein Vater das je zu Dir gesagt oder der meine zu mir? Nein, nie. Bei mir bin ich mir sicher und bei Dir fast auch. Wir sind es, die ständig an uns selbst zweifeln und insgeheim bei jeder noch so kleinen Kritik denken, weil wir angenommen deshalb sagt Vater nun dies oder das. Ist dem wirklich so? Weißt Du, bei Davet oder Boldi kann ich sein wer ich wirklich bin, auch wenn diese Person bis dato namenlos war. Seitdem Du uns die Rückführung ermöglicht hast, weiß ich zwei sehr wichtige Dinge. Erstens wie diese Person die ich wirklich bin heißt - Delancy. Und zweitens, dass mein Adoptivvater nur eines wollte, was ich bin - glücklich. Ciel das gilt auch für Dich. Kein Mann stellt sich den Himmelsaugen entgegen und adoptiert ein gebranntes Kind, wenn er es dressieren wollte. Kein Mann köpft ein Himmelsauge und ist außer sich bar jeder Maske, wenn er seinen Sohn nicht lieben würde. Und noch eine Erkenntnis, die ich durch die Rückführung erlangte. Um ein guter Sohn zu sein, sollte man auch einmal seinem Vater widersprechen, vor allem wenn er Unrecht hat. Denn das macht wahre Liebe aus. Was nützt es, wenn ich Boldi aus Liebe zustimme und ihn in seinen Untergang segeln lasse? Das hat nichts mit Liebe zu tun, sondern mit Feigheit. Und ich war feige, ich hatte Angst irgendwie anzuecken als Sohn, weil ich dachte, dann tritt mich mein Vater zurück in den Staub vorher ich kam. Das dachte ich seit dem ich fünf Jahre alt war. Und Du denkst ganz genauso. Also überleg nochmal von vorne und antworte mir, aber bitte leise. Du verschwendest Deine Kraft, die Du dringender benötigst. Bei Deinen Kämpfen stehe ich Dir zur Seite, mein Wort drauf", sagte Vano.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel atmete durch. »Du hast Recht, schreien bringt nichts. Ich weiß nur langsam nicht mehr, wohin mit all dem, was in mir tobt. Dass unsere beiden Väter uns lieben steht außer Frage. Aber schützt Liebe vor Bosheit? Wohl kaum. Ich selbst mache da keine Ausnahme, auch ich habe vor einige Zeit den damals wichtigsten Menschen in meinem Leben grausam behandelt. Verstehe mich nicht falsch, ich nehme mich nicht davon aus, Fehler zu machen. Aber uns beide unterscheidet etwas Grundlegendes. Dein Vater hat dir nie gesagt, du seist nie genug - meiner ist der festen Überzeugung, ich wünsche seinen Tod. Ich muss fairerweise dazu sagen, dass mir einmal genau diese Äußerung herausgerutscht ist, als ich sehr zornig war. Das hat er sich sehr zu Herzen genommen und keine Entschuldigung der Welt kann diese Worte zurücknehmen. Doch dass er sie wirklich für bare Münze nimmt, so weit gehend, mich nicht mehr in seinen Flügel zu lassen und sich mit der Leibgarde von mir abzuschirmen ... Silvano, ich wurde des Landes verwiesen. Verrate mir bitte, wie ich diesem Manne noch ein weiteres Mal widersprechen sollte, ohne fürchten zu müssen, dass sofort mein Kopf rollt?«


    Silvano de Mancini
    "Verwechsele Bosheit nicht mit Dummheit oder Gemeinheit. Bosheit hat eine ganz andere Dimension Ciel. Und solange das Opfer Deiner Gemeinheit noch lebt, hast Du immer noch die Chance umzukehren. Geh niemals im Streit auseinander mit jenen die Du liebst und gehe niemals mit Ärger im Bauch ins Bett. Den Fehler den Du begehst machen viele. Du fragst Dich bei jedem Wort oder bei allem was man missverstehen könnte, warum Dich Dein Vater, Freund oder wer auch immer angreift. Die Frage hingegen stelle ich mir nicht. Bezogen auf meine Partner oder Freunde gehe ich immer davon aus, dass alles was sie sagen oder tun gut ist. Also dass sie es gut mit mir meinen. Natürlich war auch ich auch schon enttäuscht, wenn ich etwas hörte was mich verletzte. Aber dann habe ich mich selbst zur Ruhe gerufen. Gut Davet hat DAS gesagt, wieso? Wieso sagt er mir das? Um mir zu schaden sicher nicht, sondern entweder um mir aufzuzeigen wo mein Fehler war, damit ich etwas lerne oder mich zu warnen. Oder weil er es im Moment selbst nicht besser wusste. Ihn anschreien? Ihm böse sein? Schmollen? Was soll das, damit gefährde ich schlimmstenfalls die Beziehung, wenn ich mich meinem Mann gegenüber so dumm verhalte. Also frage ich, was das sollte. Dann weiß ich es. Eine Beziehung bietet keinen Platz für Spekulationen, es ist ein Ort der absoluten Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit. Gut manchmal zeitverzögert, aus Angst oder weil man nicht sofort die richtigen Worte findet. Aber Du kannst einige aus der alten Mannschaft fragen, oder auch Boldi. Ich streite mich niemals für Kleinscheiß, weil ich mir einrede mein Partner wollte mir gerade eine mitgeben. Warum sollte er das wollen? Und will er das, soll er es klar und deutlich sagen. Geh doch einfach mal von Guten statt vom Schlechten aus. Du wirst sehen, dass passt ganz genauso gut auf die Situation und meist ist es die Wahrheit. Gut Dir ist das herausgerutscht, dann entschuldige Dich dafür. Sag ihm Paps dass was ich sagte war unter aller Sau und hat Dich verletzt. Aber wenn Du mir genau das jetzt unterstellst, verletzt das mich. Du weißt ich war damals so neben mir wie Du heute. Beruhige Dich bitte und hör mir zu. Und dann sag ihm was Du ihm sagen möchtest. Wie Du mit ihm reden sollst? Du redest mit Deinem Papa und nicht mit dem Duc. Sicher man kann Worte nicht zurückholen. Aber ganz ehrlich Ciel, wer hat in richtiger Rage noch nie Scheiße gelabert? Du genau wie ich. Und Dein Vater ist nicht nur Duc sondern Privatperson. Der gute Max wird sich auch schon mal in der Wortwahl vergriffen haben. Falls nicht, ist es genau dass was ihn irgendwann zum platzen bringt. Frust angestaut von Jahrzehnten den er nicht mal herausschreien kann. Wenn gar nichts geht, hilft genau dass. Stell Dich hin und brüll Dir die Seele aus dem Leib bis Du vor Erschöpfung zusammenklappst. Dann ist gut, dann ist es raus. Denn nicht immer kannst Du genau das tun, was Du tun musst um den Frust zu besiegen. Das mit dem Flügel ist genauso eine Überreaktion wie Deine Morddrohung. Hättet Ihr Euch weitergestritten hättet Ihr Euch den Krieg erklärt, das schaukelt sich immer weiter hoch, weil von Euch beiden keiner mehr den Ausgang findet. Der ist aber leicht zu finden. Du oder er - Ihr beide könnt mittendrin abbrechen. Ciel warte mal, was reden wir hier eigentlich. Du willst mich nicht töten, ich will Dich nicht verbannen. Lass uns mal einen Schlussstrich unter diese Scheiße ziehen verdammt. Hören wir auf mit dem Dreck. Es tut mir weh dass Du sowas gesagt hast. Antworte da jetzt drauf. Und schon habt Ihr den Dreh bekommen. Aber jeder von Euch setzt noch einen drauf, und noch einen. Am Ende folgt was? Das ist wie mit Blutfeden, Leute sterben, weil Klein-Oma die Bratpfanne nicht zurückgab und keiner mit dem anderen redet. Manche wissen schon gar nicht mehr, warum sie seit Generationen eine Fehde laufen haben, mögen sich sogar aber schlagen sich die Schädel ein, war doch ein so und so. Was beim Abgrund soll das? Vorschlag, wenn Du mit ihm reden möchtest und Angst hast, rede mit ihm hier. Angebot, hier ist er nicht in Souvagne, hier ist er auf offener See und vielleicht beruhigt ihn das auch. Manche macht die Weite verrückt, andere wie mich beruhigt sie. Kein Fixpunkt nur Weite. Klärt den Geist. Was sagst Du?", bot Vano an. "Das Du uns beigestanden hättest, hätte es Dich dort schon gegeben, glaube ich Dir. Du hast wenn Du ehrlich bist, trotz aller Familie das gleiche durch wie Belly, Boldi, Rob, ich oder auch Dein Vater Ciel. Denk mal drüber nach", sagte Vano freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schüttelte den Kopf. »Nein, Silvano. Ich habe keinerlei Grund, mich zu beschweren. Ich hatte alles, was ich benötige, um glücklich zu sein. Vergleiche mich nicht mit dem, was du durchmachen musstest. Ich lebte bis gestern wie die Made im Speck. Aber mich aus dem Land zu verbannen, das war einen Schritt zu weit gegangen. Andererseits ... noch hat er es vielleicht nicht getan. Vielleicht war er genau so übereilig in seiner Äußerung wie ich. Gut. Ich lasse es darauf ankommen. Ich unternehme einen letzten Versuch, das zu kitten. Aber nicht hier auf dem Schiff. Denn dies wird meine Insel sein, sollte er seine Drohung wahr machen. Solltest du nicht damit einverstanden sein, hast du nun genügend Zeit, die Segel zu setzen. Und fütter den Vampir oder schmeiß ihn über Bord!« Ciel tupfte seinen Mund ab und erhob sich. »Falls ich nicht zurückkehren sollte, sage ich jetzt schon einmal danke für die Gastfreundschaft und für den Rat. Ich werde allein fliegen. Ferrau und Bellamy bleiben hier. Gib gut auf die beiden Acht, besonders auf Ferrau.« Ciel ging zu seinem Cockatrice, kletterte hinauf und schnallte sich fest.


    Silvano de Mancini
    Vano folgte ihm nach draußen. "Nun Mancini ließ mich nicht verhungern. Von daher ist es kein Vergleich wem es schlechter oder besser ging. Maaten stehen sich bei Ciel. Ich passe auf Deinen Mann auf und wir warten hier auf Dich. Boldi und ich, wir wissen das Du zurückkehrst. Du hast Recht, wie gesagt, dass war genauso eine Äußerung wie Deine. Und das Ende vom Lied ist Du liegst weinend im Bett und er auch. So ist das, wenn man nicht rechtzeitig den Absprung schafft. Am besten ist, man lässt diesen Scheiß. Wenn Ihr es gekittet bekommt, versuch es mal auf meine Art, jedenfalls die wie ich mit meinem Mann umgehe. Sobald Du zurück bist, sollte ich meinen Vater besuchen, gleiches Ziel. Ich möchte ihm sagen, dass ich verstanden habe und die Distanz die ich hochzog fallenlassen. Ich habe ihn zwar nicht des Landes verwiesen, aber ich habe ihn auf Abstand gehalten. Und das hat er nicht verdient, wie ich nun weiß. Das war auch nur meiner Angst und Unwissenheit geschuldet. Aber noch kann ich es ihm sagen, genau wie Du. Warte nicht zulange. Viel Glück Maat und sichere Reise", sagte Vano und streichelte den großen Drachenhahn.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ferrau ist mein Leibdiener, nicht mein Mann«, korrigierte Ciel. »Was seinen persönlichen Wert nicht schmälert, sondern eher noch erhöht. Falls ich nicht zurückkehre, vererbe ich ihn dir und du magst mit ihm besprechen, was fortan für ihn das Beste ist. Er ist ein sensibler Mann, geht entsprechend mit ihm um.« Wäre Ciel nicht zu der Überzeugung gelangt, dass Silvano genau das tun würde, hätte er diese Entscheidung nicht getroffen. »Danke für alles.« Ciel ließ den Cockatrice starten und flog zurück nach Beaufort. Dort ließ er das Tier mit Futter und Wasser versorgen, aber nicht ausschirren. Ciel behielt die Gardisten im Auge und wartete, ob man ihn angreifen würde, während er zum Flügel seines Vaters stapfte.

  • Versöhnung Vater und Sohn



    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Die Palastwachen reagierten wie immer, es schien noch keinen Befehl gegeben zu haben, gleich in welche Richtung.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel blieb vor dem Flügel seines Vaters stehen, ohne diesen zu betreten und informierte einen Dienstboten, seinen Vater darüber in Kenntnis zu setzen, dass er um ein Gespräch bäte.


    Fabien Lacomb
    Der Dienstbote verneigte sich geflissentlich und eilte davon. Einige Minuten später kam er mit Fabien zurück. "Seid gegrüßt Herr, Ihr seht schlecht aus. Sicher könnt Ihr mit Eurem Vater sprechen, es wäre schön wenn es diesmal etwas ruhiger ginge für Euch beide. Folgt mir bitte", sagte Fabien höflich und führte Ciel in die Gemächer seines Vaters.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das liegt wohl nicht nur an mir«, murrte Ciel. »Aber ja, ich würde mir das auch wünschen.« Er folgte Fabien und hielt Ausschau nach seinem Vater.


    Fabien Lacomb
    "Das weiß ich Herr, Euer beider Nerven lagen blank. Ich kann einiges Herr und ich weiß Euren Vater auch oft zu beruhigen oder aufzumuntern, aber das war schwere Kost. Ich konnte ihn leider nicht irgendwie beruhigen. Nun ich meine er ist der Duc, aber manchmal lässt er sich trotzdem von mir oder anderen beruhigen. Ich denke es ist der Verrat seiner Mutter. Nicht nur, wie sie zueinander stehen. Kälte untereinander ist traurig wisst Ihr, aber das was diese Frau tat war ungeheuerlich. Und zu hören, dass sie ihm das gleiche Schicksal wünschte, hat ihn sehr verletzt. Er war sehr aufgebracht, er ist im Schlafzimmer und liest. Ich kündige Euch an, wartet bitte kurz", sagte Fabien. Er verschwand im Schlafzimmer und es dauerte einige Minuten, ehe Fabien wieder erschien und dann etwas scheu lächelte. "Er empfängt Euch Herr", sagte Fabien freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Gut, dass du es versucht hast. Allein das wird ihm gut getan haben, selbst wenn es nicht geholfen hat.« Ciel blieb einen Moment vor der Tür stehen, in dem er sich nicht traute, einzutreten. Es fühlte sich an wie der Gang zum Schafott. Dann atmete er durch und machte einen großen Schritt.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien saß in seinem Bett mit angezogenen Beinen und hatte sein Buch auf dem Schoß liegen. Er schaute auf und Ciel sah förmlich, was in seinen Gedanken vor sich ging. Meckern? Aufstehen und ihn einfach umarmen? Letztendlich blieb Max sitzen und schaute wieder in sein Buch.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel setzte sich zu Maximilien, nahm ihm das Buch aus der Hand, schlug es ohne Lesezeichen zu und legte es hinter sich, so dass sein Vater nicht herankam.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max musterte Ciel und sagte einige Minuten nichts. "Warum bist Du hier?", fragte er nach einer Weile leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Um dir zu sagen, dass ich deinen Tod nie wirklich gewünscht habe. Das war eine dumme Äußerung im Zorn, die nie hätte gesagt werden dürfen. Dennoch ist es geschehen. Worte sind wie Pfeile, einmal ausgesprochen, kann man sie nie wieder zurücknehmen und es mag sein, dass man mitten ins Herz trifft. Ich kann die Zeit leider nicht zurückdrehen, ich kann mich nur wiederholt entschuldigen. Es tut mir leid, dass ich das gesagt habe.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Wir beide haben viel gesagt, was besser ungesagt geblieben wäre, vor allem da wir es nicht so gemeint haben. Ich nehme Deine Entschuldigung an und entschuldige mich für mein unwirsche Art ebenso", sagte Max und nahm Ciel fest in die Arme.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Bin ich nicht verbannt?«, fragte Ciel sicherheitshalber nach.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Irgendwo Fahnen auf Halbmast gesehen, da Du tot bist?", schmunzelte Max und rutschte ein Stück, dass Ciel sich mit ins Bett legen konnte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nahm das Angebot an und krabbelte hinein, wo er sich an seinen Vater kuschelte. »Es hätte eine Falle sein können«, antwortete er. »So hätte ich das gemacht - und dann die Fahnen auf Halbmast gesetzt.« Er blinzelte. »Parcival war nicht allein, Papa. Mir ist wieder eingefallen, dass ein weiterer Mann neben ihm stand während der Rückführung.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Ciel bekam einen ziemlichen groben Klaps vor den Hinterkopf. "Hörst Du jetzt auf? Hat es nicht gereicht? Ich stelle Dir keine Falle, oder Du mir. Lass es jetzt gut sein, leg Dich hin und lass uns endlich wieder gut zueinander sein", sagte Max streng ehe er Ciel in den Arm nahm und sich mit ihm zudeckte. "Wer war der Mann? Beschreib ihn mir bitte", bat Max und drückte Ciel einen Kuss auf die Stirn.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das war nur ein Scherz«, murrte Ciel kleinlaut und kuschelte sich bei seinem Papa ein. »Ich weiß nicht mehr, wie er aussah.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max musste bei der Info lachen, dass es nur ein Scherz war. "Ja gut, unterlass solche Scherze, die tun weh auf die eine oder andere Art. Gut in wessen Erinnerung kam der Kerl denn vor? Der muss sich einfach nochmal erinnern, ich hoffe er weiß es noch", sagte Max. "Weißt Du noch was der Kerl getan hat?"


    Ciel Felicien de Souvagne
    »In der Erinnerung von Silvano. Ich weiß nichts Näheres mehr. Ich glaube, LinhardsHumor färbt auf mich ab.« Er grinste verlegen und plötzlich vermisste er Linhard schrecklich.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ach deshalb hat Linhards Vater damals schlagartig, fluchtartig das Land verlassen mit einem Loch im Herzen. So wird echt ein Schuh draus", grinste Max. "Silvano der Boldikäufer?", fragte Max schmunzelnd.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Oh, mit Ansgars Loch im Herzen hatte Linhard nichts zu tun, das war Brandurs Werk, der hier gemütlich und auf Alexandres Kosten verjüngt einherspaziert - der nebenbei auch Ansgars Wunde verschlossen hat. Ja, Silvano war der Chevalier, der dir Boldiszàr abkaufen wollte. Ich glaube, er liebäugelt auch mit Bellamy, aber den rücke ich nicht heraus, und wenn er sich auf den Kopf stellt.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Bellamy? Nun da soll er lieber die Finger von lassen, sonst sind sie mehrfach gebrochen und dass auch nur wenn Belly ihn sehr lieb hat. Wobei ist oder war Belly nicht der Bruder von Boldi? Ja ich weiß, dass war ein genauso schlechter Witz zurück Ciel. Wieso, ist Dir Bellamy so an Herz gewachsen? Nun warum nicht, fähig ist er", stimmte Max zu.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Bellamy ist nicht nur sehr fähig, er ist mir auch ein wichtiger Berater und ein guter Freund geworden«, sprach Ciel ernst. »Dürfte ich in diesen Dimensionen sprechen, würde ich sagen: Er ist mein bester Freund. Ja, er ist der Bruder von Boldiszàr und ich habe den Eindruck, Silvano würde ihn für eben diesen gern abkaufen. Um Boldiszàr eine Freude zu machen. Aber das kommt nicht in Frage, ein Mindestmaß an Egoismus muss auch einem Bluthexer gestattet sein.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Würdest Du ihm nach allem was Du weißt Boldi übereigenen? Er kann Bellamy nicht kaufen, Bellamy ist ein freier Mann oder hatte er seine Freiheit verloren? Ich weiß das gar nicht mehr. Im Moment habe ich nur Watte im Kopf", antwortete Max entschuldigend.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Was? Ich dachte Bellamy gehört nun mir«, rief Ciel entsetzt. »Dass du ihn mir geschenkt hast!« Ciel wurde kreideweiß. »Ich muss einen Vertrag aufsetzen, der ihm verbietet, eigener Wege zu gehen, ungeachtet seines Status«, beschloss er. »Und den muss er unterzeichnen!« Ciel brütete finster in Maximiliens Armbeuge vor sich hin. »Silvano Boldiszàr übereignen? Von der Sache her ... jein. Was ist mit Unitè B?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ich habe ihn Dir übereignet? Ja dann hat er seine Freiheit verloren, stimmt er war ja wieder nur Garde. Hast Recht. Die Unite B wird dann ein anderer führen und Boldi wird entweder das Eigentum von Silvano de Mancini bleiben oder dieser wird ihn freilassen", antwortete Max und kraulte Ciel den Kopf.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Also hat Bellamy seine Freiheit wieder verloren?«, fragte Ciel erleichtert. »Du gehst zu freimütig damit um, Leuten ihre Leibeigenschaft zu nehmen. Ich wäre damit sehr viel geiziger. Unitè B ohne Boldi und ohne Robby, kaum vorstellbar ... es wird schwer, würdigen Ersatz zu finden, der, nun ja, genügend Biss hat. Und du willst Boldiszàr verschenken, das ist beschlossene Sache?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Nein das ist noch nicht beschlossen, wir reden doch gerade darüber. Du kannst den Nachersatz bestimmen, wenn Du möchtest. Es ist Deine liebste Einheit und es gibt viele gute Männer mit viel Biss. Such sie doch mit Bellamy aus. Aber mich schmerzt der Umstand was den Agenten angetan wurde und die beiden sind wohl wirklich Liebende. Ich meine das bedeutet nicht, dass ich Boldi abtreten muss. Aber vielleicht macht es ein klein wenig wieder gut. Was meinst Du?", fragte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel murmelte leise vor sich hin. »Jaaa ... schon irgendwie ....«, sagte er unroyal. »Und man kann nicht abstreiten, dass sie sich wirklich gern haben. Boldiszàr ist zudem leider ohnehin bald zu alt für die Leibgarde. Jaaa ... du hast recht. Man hat ihnen die Familien genommen, man sollte ihnen gestatten, eine eigene zu gründen.« Ciel seufzte. »Was ist mit Robby, also Robere? Er ist jünger.« Ciel verschwieg, dass er wusste, wo er und die anderen Beißer sich aufhielten.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Robere ist kein Agentensohn und die Leibeigenschaft ist keine Strafe Ciel. Ich wollte Boldi nicht belohnen indem ich die Leibeigenschaft aufhebe, sondern indem ich ihm ermögliche mit seinem Partner zusammen zu sein. Robere wird bleiben wer und was er ist. Wieso auch nicht? Gilbert könnte Dir ebenso helfen passende Bewerber auszusuchen. Ja das kommt dazu, Boldi ist nicht mehr der Jüngste, jedenfalls ist er bald zu alt für die Garde, dass muss man ebenso ehrlich gestehen. Deshalb würde ich ihm für all das was er die Jahre über leistete und wie er ins Heim kam, welche Umstände ursächlich waren, gerne einen guten Neustart mit seinem Mann gönnen", sagte Max. "Hast Du denn Wunschkandidaten die Du gerne in der Unite hättest?"


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich meinte nicht, dass Robere die Freiheit geschenkt bekommen sollte. Ich wollte nur wissen, ob er in der Leibgarde bleiben darf, denn ungeachtet aller Verfehlungen würde ich ihn gern dort behalten. Mir macht die Struktur der Unitè B Kopfzerbrechen, seit er fort ist und Boldiszàr auch wegzubrechen scheint. Es werden noch Weitere aus Altersgründen ausscheiden. An Wunschkandidaten habe ich momentan niemanden persönlich, aber es sollten Männer sein, die in diese Einheit passen und ihr Profil unterstreichen. Keine, die überkorrekt sind, sondern wissen, wann man das Gesetz auch mal großzügig auslegen darf. Ich wünsche mir, dass Unitè B die Schärfe behält, auf die sie in den letzten Jahren selektiert wurde. Eine Einheit aus Bellamys und Roberes, in deren Anwesenheit man unbesorgt schlafen kann.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "So sind alle Einheiten Ciel, nur die einen zeigen es offen, die anderen verdecken es. Aber ich verstehe was Du meinst. Dann sollten wir eine Ausschreibung in die Lehen fertigen oder so die Augen offen halten. Die Einheit muss ihre Stärke behalten. Vielleicht kennt Boldi Leute die er selbst empfehlen würde Ciel. Das wäre wohl die beste und einfachste Lösung, er würde niemanden empfehlen, der nicht in die Einheit passt", schlug Max vor.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Sicher, aber diese Einheit hat eben ihren besonderen Ruf und den hat sie nicht ohne Grund. Es ist "meine" Einheit, auch wenn sie natürlich alle Mitglieder unserer Familie schützen, aber du verstehst schon. Ich habe eine besondere Beziehung zu ihnen, da sie mich zur Front und zu weiteren wichtigen Aufgaben begleiteten. Es besteht einfach ein ganz anderes Vertrauensverhältnis." Er starrte aufgekratzt an die Decke. "Lebt Großmutter noch oder ist sie bereits entschlafen?"


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Die überlebt uns alle", murmelte Max und schüttelte dann den Kopf. "Sie lebt noch, die Betonung liegt auf noch. Ich verstehe Dich nur zu gut, es sind Deine Bellamys, alle samt wie ich einst Bellamy und nun Massimo vertraue oder meiner persönlichen Leibgarde. Dann werden wir passende Männer suchen. Wieso fragst Du wegen Großmutter? Und was meintest Du vor all dem Streit mit dem Luxus? Du hast gesagt es ist aus der Tradition heraus erwachsen, dass stimmt. Welchen anderen Weg würdest Du beschreiten?", fragte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich fände es gut, wenn wir nicht alle gleich gediegen auftreten in der Familie, sondern dem Volk unterschiedliche Möglichkeiten böten, sich durch uns angesprochen zu fühlen. Momentan stehst du für Gerechtigkeit, Dreaux für Tatkraft, Gregoire für Weisheit und ich mime den Feldherren. Aber wer steht für die geistigen Tugenden? Ich bin gern unter Soldaten, Papa. Aber es zieht mich, seit ich denken kann, in Richtung der Tempel. Wer von uns ehrt Ainuwar? Die Religion läuft eher so nebenbei und Ainuwars Segen ist für uns selbstverständlich geworden. Ich würde, wenn ich frei wählen könnte, gern ohne all den weltlichen Plunder auftreten, da ich mich zum einen nicht mit all dem Pomp identifizieren kann und zum anderen würde auch das Volk sehen, dass da jemand ist, der sie versteht. Der ihnen nicht fremd vorkommt wie von einer anderen Welt. Ist das halbwegs gut erklärt?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ja das ist es. Aber das Fremde nicht von dieser Welt hat genau mit dem Thema Gerechtigkeit zu tun. Man sitzt auf dem Thron als ein Wesen wie von einer fremden Welt, da man ohne Ansehen der Person und ohne weltliche Interessen dahinter zu entscheiden hat. Frei von Zwängen reine Gerechtigkeit üben soll. Daher die Schminke, daher das Ornat samt Schuhe und Handschuhe, Du bist nichts Weltliches mehr, Du berührst nichts Weltliches. Das ist nicht um anderen zu zeigen wieviel Geld wir haben, sondern es zeigt ich entscheide absolut rein. Ob Du alt oder jung, schön oder hässlich, adlig oder leibeigen vor mir stehst, all das ist vor mir als Duc gleich. Ich werte Dich als Person und spreche so das Urteil. Das sagt die gesamte "Tracht" aus. Die weit irdischeren Ansprechpartner als letztendlich der Duc sind die ersten Lehnsherren die Chevalier Ciel. Aber ich verstehe was Du meinst. Aber nicht alles hat die Bedeutung, die man zuerst vermutet. Die Religion beziehungsweise die Verehrung Ainuwars ist Staatsreligion bei uns. Wenn Du mehr die Religion in Dein Leben stellen möchtest, kannst Du das tun. Aber bitte diesmal in normalen Bahnen, sonst steht uns der nächste Streit bevor und ich möchte nicht mehr streiten", sagte Max ehrlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Es waren nur Gedanken, Papa, und die Robe hast du mir ja bereits genehmigt, wofür ich dir sehr dankbar bin. Ich fürchte nur, dass ich in diesem Leben nicht mehr die Gelegenheit bekomme, sie überhaupt auch nur schneidern zu lassen. Ich trage fast nur noch Rüstung und es sieht nicht aus, als ob es sich in absehbarer Zeit ändert. Aber ich denke, in der Theorie wäre das zumindest ein angemessener Kompromiss zwischen der Tradition, die ja ihren berechtigten Nutzen hat und meinem Bedürfnis nach Optimierung. Im Feld trage ich ja auch keine Prunkrüstung und Schminke nebst Perücke. Vielleicht würde man das von mir erwarten, ich weiß es offen gestanden nicht. Aber da ich den Säbel in vorderster Reihe führe, halte ich Pragmatismus für angebracht. Was ist mit dir, Papa? Hast du nie den Wunsch, etwas zu optimieren?"


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Doch ich habe so manche Wünsche gehabt als junger Mann, aber ich habe mir gesagt es ist besser Altbewährtes zu sichern und zu stärken, als einiges über den Haufen zu werfen. Manches war auch gut so. Denn wie eben an dem Beispiel erläutert, ergibt sich die wahre Bedeutung nicht immer sofort. Man muss einen Blick hinter die Kulissen werfen. Bei einigen Dingen sagte ich mir dann, gut dass Du die Finger davon gelassen hast, genau so ist es richtig. Bei anderen Dingen hätte ich handeln sollen, anstatt es einfach in Stein gemeißelt zu lassen. Nein niemand muss im Feld Schminke oder Prunkrüstung tragen. Sich zu schminken, oder dermaßen zu schminken hat sich beim Adel am Hofe eingebürgert oder besser gesagt eingeadelt um dem Duc ähnlicher zu sein. Um zu zeigen, wenn wir hier sind, halten wir es genauso wie er. Wir sind eins mit ihm, einer Meinung und so weiter. Das war der Grundtenor. Manche machen es auch einfach, weil sie Spaß dran haben, an dem Schminken an sich, daran sich besonders gepflegt zu fühlen, ihren Reichtum zur Schau zu stellen, oder sich hinter einer Maske zu verbergen. Letzteres kann wieder viele Gründe haben. Das ewige Amt ist ein dienstlicher Grund der Duc oder sagen wir der Hofmarschall, versteckst Du Dich hinter einer Maske hat es einen persönlichen Grund. Ich selbst wäre froh ich müsste keine Maske tragen. Und ebenso hatte ich als junger Mann etwas ähnliches vor wie Du. Es gibt offizielle Audienzen, aber ich dachte es könnte auch kleine Audienzen geben, wo man dem Duc ebenso begegnet, aber als Maximilien und normaler Amtsperson. Nicht jenem Wesen auf dem Thron im vollen Ornat. Jemand mit dem man ganz anders zu reden wagt, als mit der weißen Lichtgestalt, die Tonnen von Gold trägt. Jedenfalls fühlt es sich so an. Sozusagen der kleine Dienstweg den Beschäftigte des Hofes auch in Anspruch nehmen zuweil. Solche Dinge, viele kleine Dinge, einige große. Früher hatte ich die Ideen sogar mal aufgeschrieben, aber irgendwann habe ich es gelassen, da ich sie nie umsetze", sagte Max mit etwas Wehmut in der Stimme.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel lächelte. "Siehst du, das ist es, was mir so gefällt, wenn ich mit den Soldaten im Feld bin. Natürlich haben sie Respekt, aber sie reden da draußen völlig anders mit einem als hierin Beaufort. Es sterben Kameraden oder werden sterben, wenn Fehler gemacht werden und manchmal sterben sie auch, wenn man eigentlich alles richtig gemacht hat. Das schweißt zusammen. Wir lagen alle bereits im selben Dreck. Ob das hier möglich wäre, ein Gespräch auf Augenhöhe zu führen, um zu fühlen, wie tief wir doch alle gemeinsam miteinander verbunden sind? Es wäre ein interessantes Experiment. Dreaux und ich hatten es im Kleinen gewagt, indem wir uns in Ehveros davongestohlen und unters Volk gemischt haben. Vermutlich war ähnliches das, was dir bei unserem Urlaub dort so gefallen hat - einfach mal Max sein."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ja ich denke damit hast Du Recht, einfach man selbst sein auch im Amt. Das kannst Du auch, wenn Du durch Volk ziehst, sie säumen die Straße, oder manche stellen sich auch mal in den Weg weil sie dann was erbitten wollen, oder Dich mal berühren wollen. Das ist normal, aber hier am Hofe betreten sie eine andere Welt, dass stimmt schon. Vielleicht wagen es auch zu wenige, statt das es nur abgrenzt, schreckt es auch ab. Dabei ist es ein Palast, sprich extra offen in der Gestaltung gehalten. Eine nonverbale Botschaft an unser Volk ihr seid willkommen, wie zu den Festen. Es ist keine Trutzburg die wehrhaft nach außen blickt und alle fernhält. Es umgibt den Palast auch keine Mauer, sondern ein Zaun, man kann hineinsehen auf das Gelände. Gleicher Grund. Aber ja es ist schon was anderes, ob hier jemand vor mir kniet während ich auf dem Thron sitze, oder ob jemand einem das Baby entgegenhält dass man es einmal anfasst, wenn man auf dem Pferd sitzt. Das hat etwas Besonderes. Drum war das damals so mein Gedanke. Dreux wird vielleicht einige Änderungen durchführen in seiner Amtszeit, dass hat er ja bereits", schmunzelte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Aber es reicht nicht«, fand Ciel. »Wie die Sache mit den Pflichthochzeiten für die Frau, man sollte da zumindest eine Regulierung finden. Ich habe viel nachgedacht über die Worte deiner Mutter und auch über die von Olivie, die sie mir an den Kopf warf. Großmutter mag eine bösartige Frau gewesen sein, aber sie hat in manchen Dingen recht. Und das ist nur ein Beispiel. Du überlegst ja auch, keine weitere Pflichtehe mehr einzugehen. Auf jeden Fall sollten wir das Verhör bis zum Ende führen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Keine Pflichtehe bedeutet Du würdest Dich darauf verlassen eine Frau zu finden. Findest Du keine stirbt Deine Erblinie einfach aus. Das geht nicht auf uns bezogen, oder hast Du eine andere Lösung für das Problem? Was warf Dir Olivie an den Kopf? Deine Großmutter habe ich von Davard auslesen lassen. Ich war nicht dabei. Er war mit Gilbert allein. Kurzum ich erteilte ihm den Befehl sie auszulesen und über das Gelesene einen Bericht zu verfassen. Ich hatte die Schnauze voll um es sagen wie es ist", gestand Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel zuckte mit den Schultern. »Es kann doch nicht so schwer sein, in unserer Position eine freiwillige Kandidatin zu finden, seien wir doch ehrlich. Macht zieht nun einmal an. Ob es immer die Richtigen sind, sei dahingestellt, aber die Wahrscheinlichkeit ist auch nicht geringer, als wenn man irgendeine aufs Auge gedrückt bekommt, weil die Familienpolitik es gerade erforderlich macht.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Nun ich sage es mal so, Du kannst nie genug Söhne haben. Von mir aus habe 5 Frauen und 10 Geliebte und 25 Söhne, dass passt. Nur keine Frau zu finden und keinen einzigen Sohn zu zeugen, dass wäre fatal. Nun damit hast Du auch Recht, nicht umsonst hat mir Mayhew seine Tochter offeriert als Ehefrau. Man bekommt sie vorgestellt und serviert, man muss nicht zwangsläufig selbst suchen, würde man nicht wollen. Aber es gibt ja die berühmten Wenn-Fälle. Siehe Deinen armen Bruder Dreux. Ist er hässlich oder dumm? Nein. Er findet keine Frau, er findet keinen Leibdiener, der arme würde nicht mal eine Pflanze abbekommen, wenn sie ihm keiner mitbringt. Das sage ich lapidar, aber mir tut das weh ihn so zu sehen. Und als ich es gut meinte, griff ich voll in die Merde. Das Gegenteil von gut ist wirklich gut gemeint. Ich dachte, verschreib ihm einen Leibdiener, dass muss doch hinhauen. Von wegen".


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Aber hat Dreaux denn je ernsthaft gesucht? Ich glaube, er ist da auch ein wenig faul. Er hofft einfach und wartet und wartet. So kann das nichts werden, es sei denn, er hat wirklich großes Glück oder Ainuwar führt seine Wege ohne Dreaux` Zutun mit seiner besseren Hälfte zusammen. Man könnte doch beispielsweise Bälle veranstalten, wo man sich kennenlernt und dann eine geeignete Braut findet."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ganz ehrlich unter uns beiden? Er gibt manchmal den Brutalo, aber er ist total schüchtern. Mich hat ja schon gewundert, dass er bei Alex Schwester mal den Mund aufbekam. Meist versteckt er genau das hinter einer pampigen Antwort oder Gehabe. Und dann guckt er sich suchend um und wundert sich wenn nichts klappt. Dann doch einfach mal den Mund halten und sich zur Not ansprechen lassen. Und dann etwas zugänglich reagieren. Aber bei ihr war er ja wirklich freundlich, auch wenn ich weiß wieviel Angst er hatte. Ich kenne ihn schließlich. Das gleiche Spiel war mit Ferrau, das war meine Schuld, ich hätte Dreux Ferrau nicht aufs Auge drücken sollen und ich hätte ihn dort wieder abziehen müssen. Allerdings glaube ich, die Zeit auf dem Thron wo ich in Ehveros war hat Dreux einen gewaltigen Schritt nach vorne gebracht. Siehe seine Art, seine Gesetze. Euch alle, Dich ebenso wie Greg auch. Nun warten wir ab, was aus ihm und seiner neuen Bekannten wird, ansonsten geben wir einfach mal einen Ball".


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Die Schwester von Alex nimmt ihm viel Arbeit ab, wenn er wirklich so schüchtern ist, wie du sagst, denn schüchtern ist sie genau so wenig wie ihr Bruder. Nur gepflegter und an ihre Hutmoden muss man sich gewöhnen. Aber sie ist eine unterhaltsame Gesprächspartnerin, nicht dumm, manchmal zu Lästereien neigend, aber wenn man sie braucht, ist sie für einen da. Nicht zuletzt kümmert sie sich rührend um Alex, wenn sie vor Ort ist. Ich denke, das könnte passen."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ich hoffe das passt, das würde mich für ihn freuen. Das er sich eine Frau wünscht, die er liebt ist doch verständlich. Das habe ich ebenso. Und im Amt ist er nicht schüchtern, vielleicht etwas unsicher, aber das war ich auch. Möglich dass er wirklich eine Frau braucht, die Zuhause die Hosen anhat und ihn bei der Hand nimmt. Macht Deine Mutter auch manchmal, allerdings auf andere Art. Aber ohne sie als Gegenpart, könnte ich auch manche Entscheidung nicht treffen. Oder sie danach nicht so gut verdauen. Möchtest Du Großmutter noch einmal selbst sprechen?", fragte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Ist sie nach dem Auslesen zugänglicher oder immer noch bösartig? Auf weitere Beschimpfungen kann ich getrost verzichten", meinte Ciel. "Gil, so sehr ich ihn schätze, ist da auch einfach zu zimperlich! Darum wollte ich, dass er sie verhört, damit er lernt, auch mal ernst zu machen. Er ist viel zu freundlich für einen Büttel. Ich schlug ein Praktikum für ihn bei Unitè B vor."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Da stimme ich mit Dir überein, er ist ehr der Ermittler anstatt der Folterer. Wäre Dave kein Marquis, hätte ich vorgeschlagen ihn die Unite B führen zu lassen. Aber er ist dafür selbst schon zu alt und führt die Fantome in unserem Namen. Zudem ist er als freier Magier äußerst wichtig wie auch nützlich. Man kann ihm vielleicht manchmal einen sehr schrägen Humor nachsagen, aber zimperlich ist er nicht. Ich denke Deine Großmutter ist zugänglicher ja", bestätigte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "In der Unitè möchte ich keine Magier haben, sondern reine Kämpfer. Vielleicht bin ich in der Hinsicht altmodisch. Linhard würde sich vermutlich gut dort machen, aber der ist beruflich leider anderweitig gebunden", schmunzelte Ciel. "Ich hatte auch an Antoine gedacht, der hatte keine Hemmungen, einer alten Frau ins Gesicht zu schlagen, aber ich fürchte, das würde Boldiszàr mir sehr krumm nehmen und er würde wohl auch keinen Fuß bei dieser Einheit in die Tür kriegen. Auch fehlt ihm die entsprechende Ausbildung, momentan kann er nur Papiere reichen und einem auf die Nase hauen. Dann lass es uns noch einmal mit Großmutter versuchen."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Die Einheit würde Toni zerfleischen Ciel, dass kannst Du nicht machen. Für sie ist er ein Feind von Boldi, somit ihr Feind. Ich meinte rein als Vergleich, Dave ist nicht zimperlich, ebensowenig Linhard. Linhard könnte Dir auch bei der Wahl helfen. Möchtest Du sie jetzt noch aufsuchen?", fragte Max. "Ich weiß ich drücke mich wieder", gestand er.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Ja, möchte ich", bestätigte Ciel und setzte sich auf. "Ich werde mich gern von Linhard beraten lassen, ebenso von Bellamy und Boldiszàr. Ich hoffe, wir finden würdigen Ersatz für jene, die gehen", seufzte Ciel. "Und ich hoffe immer noch, dass das mit Robere ein gutes Ende nimmt und er der Unitè B noch eine Weile erhalten bleibt und er mir bei der Auswahl der Neuen hilft und sie vor allem einarbeitet. Etienne ist ein guter Kerl und auch umgänglich. Aber ob er die Einheit ohne Qualitätseinbußen neu aufbauen könnte, wenn sie derart zerstückelt ist? Na, wir werden sehen." Ciel reichte seinem Vater das Buch zurück. "Die Seite musst du leider neu suchen."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Falls Robere bleiben kann, wird er vielleicht einige neue Leute mitbringen. Warten wir ab un Etienne wird der Einheit seinen Stempel aufdrücken, dass wird er und dass muss er auch Ciel. Seite 233", schmunzelte Max und strich Ciel liebevoll über den Kopf. "Stellen wir uns der Vergangenheit gemeinsam, so wie es sein sollte als Vater und Sohn. So wie es uns Leon gesagt hat und diesmal wollen wir auf ihn hören. Und ich würde ihn gerne wiedersehen, ein einziges Mal. Ich habe mich bei ihm zu entschuldigen", sagte Max und küsste Ciel auf die Stirn.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schloss glücklich die Augen bei der Liebkosung. »Gemeinsam«, wiederholte er und schlug das Buch auf der richtigen Seite auf, um ein Lesezeichen hineinzustecken, ehe er es auf dem Nachttisch platzierte und seinem Vater die Tür aufhielt. "Du kannst Leon jederzeit wiedersehen. Alles, was du tun musst, ist den unsäglichen Nekromanten mit dem Dreispitz darum zu bitten."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Du meinst Brandur meinen Fast-Freund, wie mir mein Sohn Ciel empfahl? Gute Idee. Danke für das Lesezeichen. Gemeinsam Kleiner, komm", sagte Max und ließ sich Ciel einhenkeln.

  • Verhör von Oma


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel war nervös, als er mit seinem Vater erneut in den Gefängnistrakt des Palastes hinabstieg. Aber seine Nervosität war optimistischer Natur, da er diesmal Seite an Seite mit seinem Vater hinabschritt. "Ist Marquis von Hohenfelde ebenso zugegen?", erkundigte er sich.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Nein Ciel, er hat das Verhör durchgeführt und ist danach abgezogen um den Bericht zu schreiben. Er ist nicht mehr vor Ort. Wir können ihn aber jederzeit dazu rufen lassen. Wobei ich vermute, dass die Androhung ihn zu rufen, schon ausreicht", grinste Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte. "Ich hoffe, sie sagt diesmal die Wahrheit. Ich möchte sie ungern ein drittes Mal besuchen. Mir geht es wie dir - ich habe von ihr die Nase voll."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Nun ich kann die Aussage von Vater verstehen, dass jedes Gespräch mit ihr an seinen Nerven zerrte. Mir geht es genauso, gut vielleicht auch weil ich seit jeher versuchte genau das zu vermeiden. Trotzdem macht sie mich irgendwie mürbe und müde", sagte Max und betrat den Kerker, wo die Wachen umgehend salutierten. Er neigte leicht den Kopf und führte seinen Sohn in eine der hintersten Ecken, so die alte Duchesse in einem "Ein-Mann-Käfig" eingesperrt war und zwei Wachen daneben postiert waren. Die Wachen grüßten mit Salut und nahmen Haltung an, während Max mit seinem Sohn vor dem Käfig stehen blieb.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Duchesse: Die alte Duchesse musterte sie mit verquollenen Augen und lehnte ihren Kopf wieder gegen die Gitterstäbe.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Ist sie diesmal durchsucht und fixiert?", erkundigte Ciel sich ungeachtet des desolaten Zustandes seiner Großmutter. Das konnte täuschen.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Gardist: "Sie ist durchsucht, gesichert und hirnpüriert Herr", sagte der Gardist höflich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Kann sie überhaupt noch reden?", wollte Ciel wissen. "Sonst muss der Marquis sofort hier aufkreuzen und seinen Bericht mündlich vollenden."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Gardist: "Ja Herr leider kann sie noch reden, oder möchtet Ihr dass wir sie knebeln? Wenn sie sich nicht gerade brütend ausschweigt, klagt sie uns ihr Leid", antwortete der Gardist ehrlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel winkte ab. "Danke, aber sie wird noch früh genug schweigen und dann für immer. Großmutter! Wir sind gekommen, um das Verhör zu Ende zu bringen!", rief er eine Spur zu enthusiastisch.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max Augenbraue zuckte nach oben, während er seinen Sohn musterte. Irgendwie schien seine Großmutter ihn ständig in seltsame Verzückung zu versetzen. So langsam aber sicher freundete sich Maximilien mit dem Gedanken an, seiner Mutter den Kopf abzuschlagen. Was er vorher so vehement abgelehnt hatte, bekam auch einmal eine wünschenswerte Note.



    Duchesse:
    "Von mir aus, frage Deine Fragen. Der Magier weiß eh schon alles", sagte sie matt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Warum?", verlangte Ciel zu wissen. "Warum das alles? Was wolltest du wirklich erreichen mit all den Morden?"


    Duchesse:
    Die alte Frau setzte sich etwas auf, so dass sie Max und Ciel besser sehen konnte. Sie schaute ihren Sohn lange an, der ruhig, scheinbar gelassen ihren Blick erwiderte. Aber das sagte nur sein Gesicht, seine Augen sprachen andere Bände. Er verachtete und verabscheute sie. Hätte Max auf ein widerliches, groteskes Insekt geblickt, wäre sein Blick vermutlich milder gewesen. "Nun... alles in allem hatte es eigentlich nur einen Grund, den Männer nicht verstehen können. Ich wollte frei sein. Du kannst all das auch Deinen Schoßmagier fragen, der mir flüssige Flammen in den Kopf schüttete, es gibt für mich keinen Grund mehr zu lügen. Morgen bin ich tot und damit wohl auch frei. Anders als erwartet, anders als erhofft und gewünscht, aber frei", sagte sie leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Frei, indem du alle ermordest? Und danach? Du bist eine intelligente Frau. Du musst dir doch überlegt haben, was du mit der Freiheit anzufangen gedenkst."


    Duchesse:
    "Andere freilassen natürlich! Es gibt genug die nicht frei leben, aber scheinbar frei sind. Du verstehst es nicht, Du bist keine Frau. Es ist schon ein Unterschied ob man ein Mann oder ein Ding ist, dass nur zur Zierde neben einem herläuft und Söhne zu gebären hat. Jede Magd hatte mehr Freiheiten als ich. Und was wäre schon anders gewesen, wäre ich an Parcivals Seite einher geschritten? Er war auch nur ein Mann! Er wollte das gleiche wie alle anderen. Ich hätte nur meinen Besitzer gewechselt. Und wozu das alles? So waren sie tot, ich war wenigstens etwas frei, auch wenn die Zwänge immer noch groß genug waren. Jemanden zu wählen den ich mag oder liebe stand nie zur Debatte. Und was mit Frustration begann, wurde Wut. Und Wut wurde eines Tages zu Hass. Ja vielleicht hätte ich mit meinem Mann reden sollen. Aber er war ein Mann, er hätte es nicht verstanden. Er kennt kein Leben wo adlige Mädchen von klein auf darauf gedrillt werden ihren Männern zu gefallen. Wie sie theoretisch lernen, was sie als Frauen in der ersten Nacht zu leisten haben. Es gibt im Grunde kein Du. Du bist als Frau das Anhängsel Deines Mannes die Frau von Alain - habe ich keinen Namen?", knurrte sie.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciels Enthusiasmus versickerte in Trauer. "Darüber habe ich mit Vater bereits gesprochen. Du hast Recht, das ist kein würdiger Zustand für unsere Mütter, Schwestern und Töchter. Gleichwohl kann man ein System nicht optimieren, indem man es vollends zerstört. Oder was war dein Ziel? Eine Gesellschaft ganz ohne Männer? Wenn du die Wahl gehabt hättest - wen hättest du geehelicht?"


    Duchesse:
    Die Duchesse musterte ihn interessiert aber auch melancholisch. "Ich weiß es nicht, denn ich hatte nie eine Wahl. Es gab niemanden den ich vom Herzen her gewählt hätte. Mein Herz hat nie jemanden kennengelernt. Aber eines muss man mir doch lassen. Ich als scheinbar so dumme Frau, tötete den Duc, löschte einen ganzen Orden Spezialisten mit den gefährlichsten Krieger aus und hielt mir einen Mann als Handlanger und wie erreichte ich das? Etwas Augenklimpern und Arschgewackel. Wer von uns ist schwach?", lachte sie leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Man könnte auch fragen, wer von uns mehr Herz hat", entgegnete Ciel barsch. "Ich für meinen Teil hätte Parcival gern noch einige Jahre als Kamerad behalten, ganz zu schweigen von Onkel Pomy!", rief er wütend. "Du hast dir keine Gedanken gemacht. Du schlägst alles kaputt, aber hast keine Ahnung, wie du es wieder aufbauen sollst, damit es dir gefällt. Du hättest einen Trümmerhaufen regiert und wärst auch noch stolz darauf gewesen. Was wäre, wenn du eine Tochter geboren hättest? Hätte auch sie in der Kutsche gesessen?"


    Duchesse:
    "Ja natürlich hätte sie in einer Kutsche gesessen, eine Kutsche die aus Souvagne herausführt. Was hätte ich ihr geben sollen? Was hätte ich ihr beibringen sollen? Wie man kokett guckt? Wie man so tut, als ob einen dröge, langweilige Gespräche interessieren? Wie man Freundlichkeit heuchelt? Oder wie man sich gedanklich beschäftigt ohne zu sehr abzurutschen, während offizieller Anlässe? Wo es das beste Parfüm gibt und die schönsten Seiden? Das Mathematik nur zum Errechnen der furchtbaren Tage geeignet ist für eine Frau? Wie man einen Mann bei Laune hält, der keine Launen hat oder davon zuviele? Wie man seine Einsamkeit überspielt und über einen Mann nur positiv redet, der für einen nichts als Ignoranz und Verachtung übrig hat? Was Ciel?", fragte sie erbost.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Und warum ... hast du nicht deine Zeit darauf verwandt, deine Söhne zu lehren, ihre Frauen anständig zu behandeln?", fragte Ciel weiter. Ihn zermürbte das Gespräch, es machte ihn traurig. Die Motive seiner Großmutter waren für ihn nachvollziehbar. Sie hatte nur die falschen Mittel gewählt. Andererseits ... hatte sie je eine Wahl gehabt?


    Duchesse:
    "Weil sie nie meine Söhne waren Ciel, sondern seine. Sie gehörten Alain und ich hatte mich aus der Erziehung herauszuhalten. Und ob Du es glaubst oder nicht Maximilien, genauso ist es gewesen! Nicht ich habe mich abgewandt! Vielleicht waren meine Mittel falsch, vielleicht war auch mein Gedanke falsch. Aber zu fühlen kann niemals falsch sein. Denn wäre das alles richtig, warum fühlt es sich falsch an? Noch heute? Verrate mir das. Das die Frauen und Kinder starben, war meine Schuld. Es war mein Hass, meine Wut, ich habe es ihm befohlen und er führte es aus. Dieser willfähige Idiot, nicht besser als alle anderen Männer. Er sah nur ein Loch, dass er erobern und füllen wollte. Dafür ging er über Leichen. Und in meiner Wut war ich nicht besser als Ihr, Ihr beiden hier! Die es jetzt wagen mich zu verurteilen, aber selbst Teil des Systems sind. Ihr schimpft die Sklaverei Tradition! Jeder Leibeigene, jeder Diener ist freier als Eure Frauen und Töchter. Und ja in meinem Hass zerschlug ich mehr, als ich wollte. Ich habe so einiges bereut, aber so manches genieße ich heute noch. Ab und an hätte ich vielleicht doch auf Quennel hören sollen, aber als mir dies bewusst wurde starb er und er starb durch meine Hand. Auch er wusste zuviel. Sie alle wussten zuviel und ich wusste am Ende gar nichts mehr, nicht mal mehr wofür ich tötete und wer ich war, außer eine Hülle die treue Hüllen trug und ein Puppengesicht mit Falten hatte".


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Olivie hat, wie ich bereits sagte, ihren Mann frei wählen dürfen. Er ist nur ein Chevalier, ein Angeber und Pleitegeier, aber sie liebt ihn und so durfte sie ihn erwählen. Ich hoffe, er wächst noch an seiner Aufgabe. Was mich darauf bringt, ihm einen Lehrer an die Seite zu stellen, woher soll er es besser wissen. Eine Tochter werde ich nie haben, ebenso wenig wie einen Sohn. Vielleicht beruhigt es dich. Wer war Quennel?"


    Duchesse:
    "Wieso sollte mich das beruhigen? Es wäre nur Recht Du hättest eine Tochter und siehst wie sie als kleines Kind voller Freude Dinge entdeckt, aufblüht, heranreift und dann händigst Du sie einem alten Tattergreis aus, oder einem Adligen der nur ihr Gesicht sieht und sie so oft besteigt, bis sie endlich schwanger ist. Der sich weder für ihren Namen, noch für ihre Interessen, geschweige denn für ihre Seele interessiert. Und aus Deiner bunten Blume, wir ein tristes graues Gestrüpp. Und vielleicht wagt sie sich sogar, es Dir zu sagen. Wie unglücklich sie ist, wie sehr sie leidet. Und dann darfst Du ihr erklären wofür das alles gut ist. Für die Familie, für den Zusammenhalt, für die Tradition, für den Fortbestand der Linie - dafür habe ich Dich geopfert. Also gehe zurück, sei brav, tue Deine Pflicht und lass ihn gewähren... das ist Dein Schicksal. Warum sollte ich Dir das denn nicht gönnen Ciel? Quennel war ein Wegbegleiter, ähnlich wie Parcival nur etwas schlauer, darum früher tot", grinste sie verschlagen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Wenn du glaubst, dass ich meine Tochter an einen Mann abtreten würde, den sie verabscheut, muss ich dich enttäuschen. Das würde ich nicht. Sie dürfte auch nicht völlig frei wählen, einen Bauern als Erstmann würde ich ihr nicht durchgehen lassen. Aber sie hätte durchaus ein Wörtchen mitzureden. Erzähl mir, welche Rolle Quennel spielte. Hattest du außer ihm und Parcival weitere Handlanger?"


    Duchesse:
    "Das glaube ich Dir nicht Du verlogene Natter. Nein die beiden waren mein Sprachrohr, es hat schon genug Mühe gekostet die beiden Deppen bei Laune zu halten. Oder meinst Du mich hat dass alles nichts gekostet? Dass die beiden für ein paar brühwarmer Worte losgezogen sind? Da hat schon mehr zugehört. Aber wenn jemand etwas von Dir will, ist das Zusammentreffen wesentlich angenehmer als wenn er etwas zu fordern hat. Parcival und Quennel waren meine Boten, meine Vollstrecker. Wie das oblag ihnen, Hauptsache sie haben erreicht, was ich erreichen wollte. Und das haben sie. Nun fast, Parcival hatte seine Fehler, er war zu weich. Und nun dieses dumme Geseier mit den Söhnen. Ich habe ihm gesagt er soll sie beseitigen, aber er war scheinbar schon alt, senil und weichherzig um seinen damaligen Fehler einzusehen und sie zu holen. Stattdessen hat er tatenlos zugesehen wie aus ihnen gefährliche Männer wurden. Männer die ihn eines Tages holen würden. Aber dazu ist es nicht gekommen, denn er hat sich selbst geholt, durch seine Unfähigkeit. Jeder bekommt was er verdient, auch Du kleiner Bastard", lachte die Duchesse leise. "Oh ich weiß wie jeder andere aus wessen Lenden Du stammst und ich weiß wie sehr Deine Brüder Dich verabscheuen. Deine Mutter wird geliebt nicht wahr? Ja Max Minette ist Dein ein und alles. Dein Liebchen, Dein ganzes Augenmerk richtet sich auf sie und ihre kleine wertlose Brut. Aber auch Du hast eine Duchesse im Haus. Auch sie ist allein... nun was uns das wohl sagt?".


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Bedauerlicherweise muss ich dich darüber informieren, dass meine Geschwister und ich uns hervorragend verstehen. Dass du mir nicht glaubst, wie ich mit meinen Kindern verfahren wäre, spielt keine Rolle, denn es wird dazu nicht kommen. In welcher Beziehung stehst du zu Nathalie? War Quennel ein Himmelsauge?"


    Duchesse:
    "In keiner Beziehung, ja das war er, er war ein Himmelsauge wie kein zweites. Fast zu schade um ihn. Fast. Er war einer der wenigen anständigen Männer, würde ich heute sagen. Ohne Groll und Hass in Gedanken, war er stets anständig und klug. Nicht klug genug um meinen Hass zu durchschauen, aber auf seine Art klug. Deine Brüder heucheln, wie wir alle heucheln. Sie wissen doch, dass Du kein de Souvagne bist. Sie lassen sich mit Dir ein und lachen hinter Deinem Rücken über Dich. Der kleine Bastard, der krankhaft versucht in unsere Fußstapfen zu treten. Der die Scheiße wegputzen muss, die andere hinterlassen. Du stehst im Dreck, Dir fliegen die Bolzen um die Ohren. Dreux auch? Greg auch? Ich wüsste nicht, waren sie da je freiwillig an Deiner Seite oder nur zum Mittagstee? Wie kann man nur so blind sein".


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel musste schlucken. Das war schwere Kost. "Wie lautete der vollständige Name von Quennel?", fragte er so sachlich wie möglich weiter. Einer seiner Finger zitterte, so dass er die Hände hinter dem Rücken verschränkte.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien ergriff die Hand von Ciel und drückte sie ganz fest. "Oh ja, dass waren sie. Gregoire saß auf dem Thron während meiner Abwesenheit, bis Dreux ihn ablöste. Und Dreux war ebenfalls an der Front, bis er sich mit Ciel an der Nordfront, dem Nordwall vereinigte. Und wenn Du schon Dein Gift verspritzen musst MUTTER, Dreux und Greg trinken Kaffee statt Tee. Wie kann man nur so desinformiert sein. Die einzige Heuchlerin in der Familie bist Du. Nathalie mag mich nicht lieben oder ich sie nicht, dass stimmt. Und unsere Ehe ist genauso arrangiert wie die Deine war, auch korrekt. Aber dennoch verbindet uns Freundschaft. Und das was Du nicht zu sagen wagtest, könnte sie mir sagen. Nun vielleicht auch nicht, bei der von Dir erwähnen Erziehung. Ich werde sie fragen, ob sie glücklich ist. Und falls nicht, wie man dies so ändern könnte, dass sie es ist. Dazu muss sie aber weder zur hassenden Furie oder rasenden Mörderin werden. Dazu muss sie nur bereit sein mit mir zu sprechen. Und dafür muss sie sich nicht aufführen wie die letzte... Dirne. Das sie sich nicht um ihre Kinder kümmere, ist nicht dem Umstand geschuldet dass sie eine Frau ist. Keine Adlige kümmert sich um ihre Kinder. Jedenfalls nicht allein. Es hätte Dir sicher keiner verboten mich bei meiner Amme zu besuchen, oder wenigstens einmal den Text Deiner Grußkarten abzuändern. Vermutlich hast Du davon noch weitere 1000 in der Bude rumfliegen, für den Fall der Fälle wo Du nur den Name austauschen musst. Quennel Perreault war kein Himmelsauge, er war ein Agent der Autarkie!", zischte Maximilien.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Dann waren die Agenten der Autarkie ... doppelt verraten worden. Mindestens." Ciel erwiderte den Händedruck seines Vaters. "Sie belügt uns also noch immer. Davard sollte herkommen."


    Duchesse:
    Die Duchesse setzte sich auf und musterte ihren Sohn ernst. "Er sagte er wäre ein Himmelsauge, er hat behauptet er wäre einer von Parcivals Freunden! Diese Natter", zischte die Duchesse, während Max mit seinen Fingern die Handfläche von seinem Sohn grabbelte. Er sollte das Spiel mitspielen.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max Gesichtsausdruck blieb eisig. "Die betrogene Betrügerin, unwissenderweise schlief sie mit einem der Feinde und hielt ihn für einen Freund. Eine uralte Regel hast Du gebrochen Ma´ma, beobachte stets Deine Freunde. Was Deine Feinde tun, weißt Du. Du warst eine miserable Beobachterin. Und wer sagt Dir denn nicht, dass Deine kleinen Gefälligkeiten genau jene waren, die die Söhne retteten? Soweit ich weiß, war es doch Quennel, der die Kinder reinigte als vermeintliches Himmelsauge und der sie in die Heime schaffen ließ. Dein Quennel der sie töten sollte. Da stimmt dann doch was nicht", sagte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel war völlig aus dem Konzept. Sein Vater wollte entweder den Spieß umkehren, um sich zu rächen und sie sich in Hilflosigkeit winden zu sehen, oder um letzte Informationen aus ihr herauszukitzeln. Nur wusste Ciel nun nicht, was er sagen sollte. Er war kein Lügner, seine Waffe war die Wahrheit. Aber war es eine Lüge - oder stimmte es tatsächlich? Ciel begnügte sich damit, seine Großmutter sehr ernst anzusehen.


    Duchesse:
    "Das hätte er nie gewagt!", knurrte sie erbost.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Er hat, sonst hätte Dein Parcival kaum als letzter Mann versagen können. Schon ein dummes Gefühl, wenn für ein bisschen Augengeklimper und Arschgewackel auf die Worte eines Mannes hereinfällt und er damit wievielen Kindern das Leben rettete? Männlichen Kindern, die Du tot sehen wolltest? Wir werden das Unrecht sühnen und im Namen der Quennel Stiftung die Söhne entschädigen, die Töchter selbstverständlich nicht. Sie werden ja beizeiten verheiratet", antwortet Max kalt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hätte gern gewusst, ob all das stimmte, aber das konnte er jetzt nicht fragen. "Irgendwelche letzten Worte?", fragte er die Frau, die seine Großmutter war.


    Duchesse:
    "Ich wünschte ich hätte sauberer gearbeitet und diesen alten Faltenhund Leon zuerst beseitigt. Ich wünsche Euch, dass Euch Eure Frauen nachts die Kehlen durchbeißen", spie sie aus.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. "Zum Glück habe ich einen Mann an meiner Seite", sprach er voller Genugtuung.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Richtig, er hat einen Mann keine Frau und er wird wissen warum. Und meine Frauen haben zwar Biss, aber nicht solchen wie Du es Dir wünscht. Leon wusste Dich als Einziger von Anfang an richtig einzuschätzen, nur ist es ihm nicht gelungen Vater und Pom vor Dir zu beschützen. Leider. Ich weiß nicht, wie man dermaßen von Hass zerfressen sein kann. Unsere Schuld besteht nur darin männlich zu sein. Weder hat Dir Ciel noch ich je ein Leid angetan. Aber für Deinen Zustand gibt es im Volksmund ein Wort - untervögelt. Wir gehen Ciel", sagte Max, er wandte sich ab, nickte den Gardisten knapp zu und ging langsam nach draußen damit Ciel ihm folgen konnte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel marschierte hinter seinem Vater her. Draußen umarmte er ihn ersteinmal fest, ehe er sich wieder seriös hinstellte. "Traurig", fand er. "Bitte sprich mit Nathalie. War Quennel wirklich ein Agent?"


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Woher soll ich wissen wer Quennel war?", grinste Max und küsste Ciel auf die Stirn. "Ja ich werde mit Nathalie reden, dass auf alle Fälle und so ehrlich wie ich es da drinnen gesagt habe. Sie kann mir alles sagen. Gleich was sie sich wünscht. Komm lass uns nach oben gehen und wir ruhen uns aus. Wir haben einiges zu besprechen, komm", bat Max und gab den Weg vor.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel folgte seinem Vater. "Aber Davard muss es wissen, er hat sie ausgequetscht."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ja er wird es wissen, aber er kann auch nur wissen, was meine Mutter wusste Ciel. Und ich dachte, lass sie zum Abgrund fahren mit Zweifel und Angst, mit Ärger darüber selbst verarscht worden zu sein. Sie hat genug Leute manipuliert. Etwas von der eigenen Medizin schadet nicht. Nur nunja in einigen Dingen hat sie wohl Recht, was das Gefühl angeht, jemanden ausgeliefert zu sein als Frau. Das glaube ich ihr und kann ich bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen. Denn jeder Mann hat das Recht seine Frau zu verstoßen, oder sie in ein Kloster zu sperren, oder sie zu züchtigen. Sie sind stets seine Anvertrauten, vom rechtlichen Stand her wie ewige Kinder. Aber man sah an ihr auch warum. Vater war einfach nicht streng genug zu ihr", sagte Max und legte Ciel einen Arm um die Schulter.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Den Umkehrschluss finde ich riskant und nicht gerechtfertigt", meinte Ciel und sah weg. "Ich erinnere daran, wie du selbst mit meiner Mutter umgehst. Willst du sie nun auch noch schlagen?"


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max schaute Ciel nicht verstehend an. "Nein wieso sollte ich sie schlagen? Ich meine, dass war das letzte Mal, dass ich sie sah. Ich verstehe gerade nicht, was Du meinst. Erklär mir das bitte", bat Max seinen Sohn.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Du bist der Meinung, dass wir unsere Frauen, die wir doch vorgeben zu lieben, nicht achtungsvoller behandeln, sondern weiter einengen sollten", erklärte Ciel.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Naja ich meinte eigentlich meine Mutter und meinen Vater. Sprich das Alain hätte sich nicht so auf der Nase herumtanzen lassen sollen. Wobei das hat er ja nicht, er hat sie komplett gemieden... wie ich Nata meist... Du hast Recht, wir müssen das Pferd neu aufzäumen und ich versprach mit ihr zu reden. Daran werde ich mich auch halten", sagte Max liebevoll.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Und wegen der Zwangshochzeit ... ich verstehe, dass es manchmal aus Gründen der Familienpolitik und der Erbfolge nötig ist. Aber man sollte doch einführen, seine Tochter zumindest anzuhören und ihr mehrere Männer zur Auswahl zu stellen, welche sie vorher persönlich kennenlernt. Ich zumindest würde nicht wollen, dass meine Tochter ein Leben führen muss, wie Großmutter. So bösartig die Frau war, sie hatte in manchen Dingen nicht Unrecht."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Das stimmt, sie hatte in einigen Dingen wirklich Recht. Ebenso wie Dreux, der die Thronübergabe mit warmen Händen als Gesetz erließ, anstatt mit kalten. Hätte sie den Vorschlag so unterbreitet, wäre er vielleicht sogar umgesetzt worden Ciel. Ganz ohne Tote nicht wahr? Wenigstens ein Wort", sagte Max, während er mit ihm zurück in seine Gemächer schritt. "Dann handhaben wir es so, wir ändern es. Sie haben bis zu einem gewissen Grad Mitbestimmungsrecht", erklärte Max, während Fabien beide in Empfang nahm, entkleidete und ihnen ihre Schlafkleidung wieder anzog.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Oh, danke Fabien, aber ..." Ciel wehrte sich. "Ich muss wieder fort. Ferrau ..."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Bleib, wir haben uns gerade erst versöhnt und ich möchte mit Dir noch einiges besprechen. Auch einfach so ein bisschen plaudern. Wo immer Ferrau ist, Du wirst ihn in Sicherheit zurückgelassen haben", sagte Max freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Schon ... aber er wird mich vermissen und sich Sorgen machen. Und soooo sicher ist es da nicht." Ciel war ernsthaft besorgt.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Nun betteln dass Du bleibst werde ich nicht Ciel. Du kannst ihn abholen und wieder herkommen oder abreisen, wie Du magst", sagte Max nüchtern.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel dachte an den Vampir und die Menschenfresser. Er nagte auf seiner Lippe und legte sich angekleidet dazu. "Ich werde noch eine Stunde bleiben oder zwei. Dann muss ich wirklich abreisen. Wenn ihm was passiert, werde ich mir das nie verzeihen und das zu Recht."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Dann hole ihn ab oder lass ihn warnen vor was auch immer. Wieso ist er nicht sicher?", fragte Max und rutschte ein Stück.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Weil ich mich an einem Ort verstecken wollte, an dem du mich nicht vermutest. Und das war natürlich ein absolut unsicherer und gefährlicher wie unbequemer Ort. Ich werde ihn holen. Ich bin in einer Stunde wieder da." Ciel eilte los, kletterte auf seinen Cockatrice und landete wenig später auf dem Schiff. Er stieg gar nicht erst ab sondern rief vom Rücken des Tieres aus nach seinem Leibdiener. "FERRAU!"


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau wurde von den Rufen wach und schaute sich erst einmal um. Mit dem Umschauen kam die Erinnerung zurück. Langsam ließ er sich von dem großen Tisch gleiten und deckte Bellamy wieder richtig zu. Wer immer ihnen eine Decke übergeworfen hatte, hatte es gut gemeint. Leise verließ Ferrau die Kajüte und spähte nach draußen. Da saß Ciel auf dem Cockatrice und er schlich ihm vorsichtig entgegen. "Hallo", grinste er hoch.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Steig auf", befahl Ciel. "Und schnall dich ordentlich an."


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau gehorchte, krabbelte auf das Drachenhuhn und schnallte sich sicher an. Zeitgleich klammerte er sich an Ciel fest und drückte sich an ihn. "Jemand hat uns zugedeckt", flüsterte er ihm ins Ohr.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ließ den Cockatrice starten. Als sie außer Sicht waren, drehte er sich um und küsste Ferrau liebevoll. "Hab dich vermisst, Schatz. Silvano wird das gewesen sein. Wir sind doch nicht verbannt worden, Vater hatte nur einen ziemlichen Hals, aber wir haben uns versöhnt." Der Cockatrice landete geraume Zeit später im Hof des Palastes und Ciel half Ferrau beim Absteigen.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau hielt Ciel an den Ohren fest und küsste ihn lange und leidenschaftlich mit, ehe er ihn behutsam losließ. "Ja das kann sein, er mochte Dich. Und Bellamy hat die ganze Zeit geschnarcht wie ein Sägewerk. Warum der da auf dem Tisch geschlafen hat, verstehe ich nicht. Egal. Das freut mich, ich hatte Angst um Dich Schatz, solche Angst", sagte Ferrau und klammerte sich an Ciel fest, während dieser abstieg, nur mit Ferrau wie ein Maikäfer auf dem Rücken.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel erfreute sich bester Laune über so viel Wiedersehensfreude und buckelte seinen Leibdiener Huckepack durch den Palast. "Belly schnarcht immer, wenn er gesoffen hat. So habe ich einen ganz guten Überblick darüber, wie viel er trinkt. Vielleicht fand er die Hängematten unbequem." Ferrau war ganz schön schwer geworden. Er müsste ihn mal wiegen, um zu schauen, wie gut es ihm bei ihm ging. Ciel schleppte ihn bis zu den Gemächern seines Vaters und ließ so anklopfen.


    Fabien Lacomb
    Fabien öffnete die Tür und machte eine einladende Geste. "Ihr schlaf bei Eurem Vater Herr und Ferrau kann bei uns auf der Couch schlafen, wenn er möchte", bot Fabien freundlich an und deutete auf die bereitgelegte Kleidung. Nun da Ferrau anwesend war, war es seine Aufgabe seinen Herrn umzukleiden.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ließ Ferrau von sich herunterrutschen und küsste ihn. "Du darfst", sagte er gut gelaunt.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau zog Ciel um und zog ihm die Schlafkleidung an. Er strich sie besonders ordentlich glatt und das rein zufällig an besonderen Stellen sehr gründlich. "So bist Du bettfein, ich freue mich, dass Du Dich mit Deinem Vater wieder vertragen hast. Wobei es da auch schön war. Es war wie Urlaub. Nur waren die Leute so laut", wisperte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel liebkoste Ferraus Ohr mit den Fingern. "Danke, Ferrau. Wir werden sie wiedersehen und vielleicht haben wir dann wirklich Urlaub. Da fällt mir ein ... dein Geschenk. Ich werde es dir vor unserer Abreise überreichen. Nicht erst bei unserer Wiederkehr."


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau nickte neugierig und machte sich die Couch zu Recht. "Fabien war freundlich", flüsterte er gut gelaunt und legte sich die Kissen gemütlich zu Recht. "Schlaf schön bei Deinem Papa. Wir müssen sie wiedersehen, wegen Bellamy und so", sagte Ferrau. Er zog die Schuhe aus und legte sich auf die Couch.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel deckte ihn zu. "Wir holen ihn ab, keine Sorge. Vielleicht können wir auch noch ein paar Tage vor Ort bleiben." Er küsste ihn und kroch zu seinem Vater ins Bett, wo es schon schön warm war unter der Decke.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max rutschte erneut und machte seinem Sohn Platz, so dass sich dieser neben ihn legen konnte. "Willkommen zurück, schön dass Du wieder da bist. Leg Dich zu mir. Wenn Du magst, reden wir noch ein bisschen, ansonsten morgen früh", sagte Max und löschte dass Licht, so dass der Raum nur noch von dem knisternden Feuer des kleinen Zimmerkamins erhellt wurde. "Es hat ein gutes Ende genommen. Ich hatte befürchtet, dass wir trotz aller Zuneigung als Feinde auseinander gehen. Das hätte mich geschmerzt und es hat mich getroffen", sagte Max leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Mich auch, Papa ... dennoch glaube ich, sollte ich in absehbarer Zeit ersteinmal fernab vom Palast meinen Aufgaben nachkommen. Ich vermute, dass es meine Anwesenheit ist, die dich so wütend macht, der Fluch, den ich aus Naridien in unsere schöne Heimat brachte."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Dass das Unsinn ist, solltest Du wissen. Was mich wütend macht ist der Verrat meiner Mutter und sonst nichts. Jedenfalls momentan. Vorher war es Parcival der Dein Leben bedrohte. Alles andere ist Regierungsgeschäft und kann erledigt werden. Dieser Lich ist im Grunde auch nichts weiter als eine Gefährdung der Sicherheitslage und ist in den Griff zu bekommen wie eine ausgebrochene Seuche Ciel. Er ist nichts weiter als eine magische Krankheit mit eingebautem Höhenkoller. Er ist weder allmächtig, noch ein Gott. Er ist einfach ein grenzenlos arroganter sehr mächtiger Bazillus den wir ausräuchern müssen. Du hast ihn nicht nach Souvagne geholt Ciel. Du hast ihn in seinen halbtoten Nekro-Hintern getreten, hast ihn demontiert und dabei nicht nur körperlich, sondern vor allem auch in seiner Eitelkeit und Ehre verletzt. Und deshalb ist er Dir blind vor Rachegelüsten gefolgt. Weil Du ihn getroffen hast, an seinen empfindlichsten Stellen. Deshalb ist er hier. Nicht wegen eines Fehlers Deinerseits, Du hast keinen Fehler gemacht. Er bestand aus drei Teilen und eines gibt es noch. Zwar das mächtigste, aber auch dass werden wir vernichten. Wie war klar, durch die Himmelsaugen und Ansgar. Es muss bald geschehen, damit er sich nicht erholt von seiner momentanen Schwäche. Du solltest mit Lin den Angriff leiten, denn Ihr beide habt ihn aufgescheucht und fast ausgeräuchert. Erledigt ihn ganz, meine volle Unterstützung habt Ihr. Aber rede Dir nicht so etwas ein, was nicht stimmt. Er folgte Dir im Grunde aus Angst. Er will Dich und Lin vernichtet sehen, bevor Ihr ihn komplett wegfegt", sagte Max und nahm Ciel in den Arm. "So ist das und nicht anders", fügte er liebevoll an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Ich vermisse Lin ... ich muss ihn mitnehmen. Auch Marcello hätte ich gern dabei. Ich habe das Gefühl, dass meine Anwesenheit Unglück bringt, seit der Lich mir die Seele ausgeschlürft hat. Denk an Parcival und Maurice, diese schrecklichen Schicksale in so kurzer Zeit und nun ist Oma an der Reihe. Magisch manifestiertes Unglück, wie bei den Duponts ..." Ciel machte sich kleiner. "Hättest du ein Problem damit, wenn ich dennoch ersteinmal etwas Urlaub mache fernab vom Palast? Nur zur Sicherheit. Denk an Verrill..."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Dagegen habe ich nichts, Du kannst Urlaub machen solange Du möchtest und wo Du möchtest. Aber bitte weil Du den Urlaub wünscht und nicht, weil Du Dir etwas einredest. Sieh es doch mal von der anderen Seite. Den Lich aus dem Haus vertrieben und über 300 Jahre Unrecht ausgeräuchert, Omas Verrat aufgedeckt, Parcivals Mitschuld aufgedeckt, die Agenten rehabilitiert, den Kindern der Agenten geholfen. Was ist daran ein Unglück, außer das es weh tut und wir ganz schön ackern müssen? Sind wir doch froh dass es so kam. Preislos gibt es sowas nicht und morgen früh werde ich auch keinen Freundentanz aufführen. Aber diese Frau hier lebend und eine Gefahr für Euch? Niemals", sagte Max vehement. "Nimm Lin und Marcello mit, erhole Dich und denke nichts von Dir, worüber sich dieser Lich freuen würde. Du hattest ihn an den Eiern", flüstert Max Ciel ins Ohr.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Es wird kein Urlaub im Sinne von auf der faulen Haut liegen ... eher ein Urlaub vom Alltag, der momentan sehr wenig erbaulich ist. Ich wollte nach Wolfsfels reisen und mich dort um den Ausbau der Akademie und den Wall kümmern. Und vielleicht ein paar Wochen auf einem Schiff verbringen, so lange das Wetter noch mitspielt und die Herbststürme noch fern sind."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Mache das, wobei sich auch Greg für Dich um die Akademie kümmern kann, damit Du Dich auf dem Schiff entspannen kannst. Das macht er sicher gerne. An sowas hat er Spaß und Du kannst Dir Deinen Urlaub gönnen. Nur zu und ich bin ja auch noch da, ich kann ebenso ein Auge darauf haben", sagte Max liebevoll.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Das ist eine gute Idee", freute sich Ciel. "Da kommt Verrill auf andere Gedanken und nimmt es nicht so schwer, wenn ich Linhard mitnehme. Ich muss ihn dabei haben, das geht nicht anders. Wir haben uns zwar ausgesöhnt, aber wir müssen unsere junge Freundschaft vertiefen." Ciel wurde etwas verlegen und räusperte sich leise. "Würdest du Verrill das bitte auftragen? Sofern sein Zustand das erlaubt."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ja das werde ich, zudem glaube mir, die Ablenkung wird ihrem Zustand gut tun. Und die beiden Duponts werden gut auf sie aufpassen, darüber müsst Ihr Euch nicht sorgen. Nur sollte Linhard sich ordentlich von ihr verabschieden. Du weißt wie sie zueinander stehen, dass würde sie sonst extrem verletzen. Er muss sich persönlich verabschieden und Du bitte auch. In solchen Dingen ist sie empfindlich. Und nun schlaf mein Kleiner, gute Nacht bis morgen früh. Wie sagte Leon zu mir immer damals? Träume süß von sauren Gurken", schmunzelte Max und mummelte sich ein.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Du auch, Papa", sagte Ciel zufrieden und kuschelte sich ein. "Das machen wir so." Das erste Mal seit vielen Tagen weinte er sich nicht in den Schlaf, sondern lächelte, als er ins Land der Träume entglitt.

  • Urlaubsplanungen


    Ciel Felicien de Souvagne
    Schwager! :D


    Linhard von Hohenfelde
    Schwager! Lange nicht gesehen! Wie geht es Dir :D


    Ciel Felicien de Souvagne
    Oma war garstig und Papa anstrengend. Aber Ferrau war süß.


    Linhard von Hohenfelde
    "Das ist seine Mama :/ das tut besonders weh Ciel. Bei mir waren es beide. Keiner interessierte sich, man fühlt sich wie der letzte Arsch. Dafür war Ferrau gut zu Dir. Was hast Du nun vor?"


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Der Lich", seufzte Ciel. "Und danach Urlaub auf dem Meer. Bei dem du mich begleiten wirst."


    Linhard von Hohenfelde
    "Ich bin dabei, ich muss nur Verrill gut und sicher Zuhause wissen. Mit welchem Boot? Und wo geht es hin? Hast Du jetzt den Hahn von Parci? Dann könnten wir öfter Ausflüge machen", freute sich Lin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Ja, er hat ihn mir vererbt. Wir nehmen ein Kriegsschiff, mit dessen Kapitän ich mich gut verstehe. Ferrau und Bellamy werden uns ebenso begleiten und auch Boldiszàr ist mit von der Partie. Verill wird von ihren Duponts beschützt, oder nicht?"


    Linhard von Hohenfelde
    "Natürlich wird sie dass, aber auf hohe See, wo sie sonst schon so brechen muss? Das geht nicht. Und ich könnte auch etwas Erholung gebrauchen. Der Lich wird sterben, für alles was er tat. Danach Urlaub auf dem Meer und dann im Tal. Bist Du dabei?"


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Wir könnten nach der Vernichtung des Lichs auch erst einen Abstecher ins Tal unternehmen", bemerkte Ciel eine Spur zu beiläufig.


    Linhard von Hohenfelde
    Lin rutschte näher und legte ihm einen Arm um die Schulter. "Wir können jederzeit einen Abstecher ins Tal unternehmen, sobald Du möchtest. Das Tal hat was oder?", fragte Lin grinsend.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Hm, ja, es ist da sehr wohnlich, von dem Leichenberg im Vorratsraum abgesehen", fand Ciel und lehnte sich an Linhard an.


    Linhard von Hohenfelde
    "Der Leichenberg gehört nicht zur Ausstattung", grinste Lin und lehnte sich ebenfalls an. "Mir hat es da auch gefallen, mit meinem Paps und den anderen und genauso mit Dir allein. Man ist sicher vor der Welt hier draußen. Ich weiß warum Wolfram das Tal so liebt. Wir machen es uns dort gemütlich, für eine Woche oder mehr nur wir zwei...", flötete Lin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Meinst du?", gurrte Ciel zurück. "Ich glaube, es sind die hohen Felswände, die das Tal umschließen, wie ein riesiges Nest oder, wie mein Vater sagen würde, wie eine riesige Mauer. Aber was mach ich mit Ferrau in der Zeit?", überlegte Ciel besorgt.


    Linhard von Hohenfelde
    "Vielleicht schon auf das Boot geben? Damit er sich eingewöhnt? Bei Verrill bleibt er besser nicht, sie fühlt sich gerade irgendwie etwas aufgebraucht und liebebedürftig. Eine manchmal extreme Kombination. Aber Du kennst sie, die beiden Duponts sind immer bei ihr und Dan".


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Ich sollte mit ihm reden", fand Ciel. "Es hat seinen Reiz, etwas Verbotenes zu tun ... aber mit Ferrau, das ist mir sehr Ernst. Ich denke, das würde ihn verletzen, wenn ich es ihm nicht wenigstens vorher sage."


    Linhard von Hohenfelde
    "Wie Du magst, sag es ihm", sagte Lin und kraulte Ciel den Nacken. "Vor dem Urlaub muss ich Verrill bescheid sagen und mich um sie kümmern, sonst gibts ein Donnerwetter", grinste Lin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel drehte den Kopf und schloss genüsslich die Augen. "Irgendwer muss ihn herholen."


    Linhard von Hohenfelde
    "Wo ist er denn?", fragte Lin und schmiegte seinen Kopf gegen den von Ciel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Das letzte Mal war er bei Papa und lag auf dem Sofa herum." Ciel setzte sich ruckartig auf. "Er braucht sein Geschenk bevor wir abreisen!"


    Linhard von Hohenfelde
    "Dann lass uns zu Deinem Vater gehen, er ist ja auch mein Schwiegerpapa", sagte Lin und zog Ciel mit sich. "Er schläft sich sicher aus, hoffe ich für ihn".


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ließ sich mit zu den Gemächern des Ducs ziehen, wo er den Leibgardisten, die Wache schoben, ein Zeichen gab, für ihn zu klopfen.


    Linhard von Hohenfelde
    Die Gardisten klopften und nach einem kurzen Moment öffnete ihnen Fabien. Er macht eine einladende Geste, sagte aber nichts. Warum sahen sie, weil Ferrau auf der Couch schlief. Von Max war nichts zu sehen. Fabien deutete aufs Schlafzimmer. Linhard schlich vorsichtig hin und öffnete lautlos die Tür. So verschloss er sie auch wieder. "Dein Papa schläft", flüsterte er Ciel ins Ohr.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte. "Sehr gut." Er trat ans Sofa heran und küsste Ferrau auf den Mund.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau öffnete die Augen, küsste Ciel liebevoll mit und mummelte sich dann wieder gemütlich ein.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel streichelte ihm mit der Nasenspitze durch die Bartstoppeln. "Aufwachen, Schlafmütze. Du kannst gleich weiter schlafen, aber vorher wollte ich dir dein Geschenk überreichen und etwas besprechen. Was möchtest du zuerst?"


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau setzte sich verschlafen auf, gähnte und schmiegte sich an Ciel. "Zuerst mein Geschenk und dann können wir uns hinlegen", freute er sich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ging zur Tür, schickte einen Dienstboten los und setzte sich zu Ferrau. Er kraulte ihm den Kopf, bis es erneut klopfte. "Dein Geschenk ist da", grinste er.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau schaute gebannt zur Tür und wartete ab, was nun kommen würde. Er hoffte auf etwas leckeres zu Essen. Eine Portion Nudeln mit frischen Seeigeln.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ging zur Tür, öffnete sie und dahinter stand - der Diener Jerome. Ciel grinste und machte eine einladende Geste.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau musterte Jerome misstrauisch und kroch ein Stück von der Tür weg. "Was macht er hier?", fragte Ferrau verunsichert. "Ich habe meine Arbeiten immer gut erledigt".


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Ich weiß und darum, finde ich, hast du dir auch mal eine Pause verdient. Dir hatte das Herumscheuchen von Fabien so gefallen, da dachte ich, dass du einen eigenen Diener gebrauchen könntest."


    Ferrau Du Trieux
    "Ein Leibdiener für mich, der meine Arbeiten übernimmt?", fragte Ferrau grinsend. "Hole mir eine Portion Nudeln mit Seeigel", befahl Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Ja, ein Leibdiener für dich, Schatz", meinte Ciel und küsste Ferrau. "Wenn du ihn haben möchtest."


    Ferrau Du Trieux
    "Ich behalte ihn, leg Dich zu mir", bat Ferrau glücklich und hielt Ciel die Decke auf.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Warte, ich wollte doch noch was mit dir besprechen. Und zwar wollten Linhard und ich gern einen Urlaub zu zweit unternehmen. Dazu wollte ich gern deine Meinung hören."


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau richtete sich wieder auf und seine Haare standen in alle Richtungen ab. "Wohin reisen wir denn?", fragte er glücklich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel fuhr ihm mit den Fingern durch seine Wuschelhaare. "Mit zu zweit meinte ich, dass nur Linhard und ich reisen. Wenn du einverstanden bist. Darum wollte ich dir Jerome vorher schenken."


    Ferrau Du Trieux
    "Jaaa vielleicht, wohin reist Ihr denn? Jerome muss aber gehorchen und wo wohne ich solange?", fragte Ferrau nervös.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Nach Naridien. Wir wollten es uns da in einem abgelegenen Häuslein von Lins Verwandtschaft gemütlich machen. Du wohnst am besten hier im Palast in dieser Zeit in unserer Wohnung. Ob Jerome gehorcht, weiß ich nicht, aber Fabien kann es uns sagen. Fabien, ist Jerome ein gehorsamer Diener?"


    Fabien Lacomb
    "Ja Herr das ist er, wir haben ihn damals grundlos aufs Korn genommen, da wir um unsere Plätze fürchteten. Aber er hat Eurem Vater gut und treu gedient. Alles andere wäre gelogen und Euer Vater war zufrieden", antwortete Fabien freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Siehst du", sagte Ciel freundlich und kraulte Ferrau. "Und was sagst du?"


    Ferrau Du Trieux
    "Von mir aus, aber erholt Euch schnell, ich werde warten. Und ich werde mit Jerome alles in Ordnung halten. Muss ich was erledigen, wenn Du im Urlaub bist Schatz?", fragte Ferrau und guckte dabei Jerome an, damit er auch ja mitbekam, dass er Schatz gesagt hatte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Du kannst die Füße hochlegen und dich einfach nur ausruhen. Würde es dich stören, wenn Linhard und ich ein wenig kuscheln ... falls uns danach ist?"


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau hüllte sich in die Tagesdecke und dachte gut nach. "Nein, dass stört mich nicht", murrte Ferrau und blickte finster.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel kroch auf allen vieren zu ihm ins Bett und nahm ihn in die Arme. "Ich habe dich gefragt, weil ich deine ehrliche Meinung hören möchte. Sie ist mir wichtig. Ist das deine ehrliche Meinung?"


    Ferrau Du Trieux
    "Nein, warum wollt Ihr denn kuscheln? Magst Du mich noch?", fragte Ferrau offen und nahm Ciel mit unter die Decke.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Ja", sagte Ciel und kuschelte sich zu Ferrau. "Mehr noch, ich liebe dich. Mir war nur danach, da ich Lin auch gern mag. Aber wenn es dich stört, dann lassen wir das und machen einfach einen Erholungsurlaub."


    Ferrau Du Trieux
    "Wenn Ihr nur kuschelt erlaube ich es Euch, solange Du mich noch liebst und die Wahrheit sagst. Wolltest Du nicht auf dem Schiff Urlaub machen? Gut ich erlaube es und ich darf essen was ich will in der Zeit", beharrte Ferrau.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Was fällt für dich alles unter kuscheln?", wollte Ciel wissen und streichelte Ferraus Bauch. "Iss so viel du möchtest und was du möchtest. Das kannst du doch immer. Hab ich dir je dein Essen vorgeschrieben?"


    Ferrau Du Trieux
    "Nein noch nicht, keine Ahnung alles was man so zusammenkuscheln kann. Ich habe da keine Liste Ciel", sagte Ferrau und strich ihm über den Kopf. "Deine Haare kommen bald zurück, Du hast schon Flaum", sagte er glücklich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Das wäre schön, hoffentlich nicht noch spärlicher als vorher. Noch weniger Haare als Brandur, das ist demütigend. Also kein Beischlaf, aber ein wenig schmusen ist gestattet, einverstanden", freute sich Ciel.


    Ferrau Du Trieux
    "Du meinst Sex? Küssen ist verboten, Du darfst ihn nicht küssen. Brandur hat doch Haare, lange schöne braune Wallehaare. Oder ich verwechsele den gerade mit jemanden Schatz. Ich möchte nicht dass Du rumknutscht", flüsterte Ferrau und küsste Ciel liebevoll.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Was, Beischlaf ist jetzt doch erlaubt, aber kein Küssen?", lachte Ciel und erwiderte Ferraus Kuss.


    Ferrau Du Trieux
    "Ja Du hast vorher nichts von Schlaf gesagt, nur von Kuscheln. Und ich sagte darum, dass ich keine Kuschelliste habe", lachte Ferrau, ehe er ernst wurde. "Das mit dem Küssen meine ich ernst, das zeigt wie sehr man jemanden liebt. Und wie nahe man sich ist und wie gerne".


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Versprochen", sagte Ciel und küsste Ferrau.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau drückte Ciel liebevoll an sich und küsste ihn lang und innig. "Und wenn Du zurückkommst bekomme ich meine Tätowierung vom roten Goldfisch. Damit wir zusammengehören. Kann mir die wer auf dem Schiff machen? Seeleute tätowieren sich gerne, sagt man. Oder haben einige, ich möchte den Fisch. Ich hab Dir das Bild schon gegeben Schatz, denk nach. Und denk auch im Urlaub an mich", bat Ferrau und umarmte ihn fest und liebevoll. "Viel Spaß, vergiss mich nicht".


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Wie könnte ich dich vergessen", antwortete Ciel. "Wenn ich nicht gerade an meine zahllosen Sorgen denken muss, denke ich an dich. Deinen Goldfisch bekommst du, aber ich muss dabei sein, wenn er dir gestochen wird. Wir fragen Silvano, ob er jemanden empfehlen kann der das macht." Ciel küsste ihn lange und zärtlich, dann kroch er langsam von ihm davon. "Mach Jerome nicht kaputt", sagte er schmunzelnd. "Der Mann hat genug durch."


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau nickte und lächelte freundlich. "Ich mache gar nichts, wir machen es uns gemütlich und er holt das Essen ran", lachte Ferrau und hielt Ciel so lange fest, bis der Abstand zu groß war. "Komm schnell zurück", bat er liebevoll.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Nur ein paar Tage", sagte er, blinzelte ihn freundlich an und ging rückwärts. Er war glücklich darüber, dass Ferrau sein Geschenk angenommen hatte. So hatte Ferrau etwas zu tun und zudem jemanden zur Gesellschaft. Er griff nach Linhards Hand und nahm ihn mit nach draußen, um sich auch noch von Verrill zu verabschieden.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard führte Ciel zu Greg in die Bibliothek. Wie üblich saß Verrill über einem Buch, hatte einen Haufen Kekse in Greifnähe und einen großen Becher Kaffee vor der Nase. Lin umarmte seinen Schatz zur Begrüßung. "Hier bist Du, nun wie immer zwischen all Deinen Bücher mein Bücherwürmchen. Wie gehts Dir heute? Also Ciel und ich möchten Dir was sagen,aber sei nicht böse ja?", bat Lin und küsste Greg, während Verrill zu ihm hochschmunzelte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Sehr wohl. Linhard und ich werden Urlaub machen", erklärte Ciel. "Der Kampf mit dem Lich hat uns geschwächt und wir benötigen eine Kur."


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Wo soll ich denn sonst sein? Hier fühle ich mich wohl. Heute ist was besser, ich habe das Frühstück drin behalten. Und sie macht auch keinen Ärger, sie schläft dass spüre ich. Dan holt mir gerade einen Beruhigungstee. Er ist ganz anders als sein widerlicher Bruder", erklärte Greg.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Mit dem widerlichen Bruder habe ich ein ernstes Wörtchen geredet. Er wird Dan alle Unterlagen überreichen und sich von dir fernhalten."


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Urlaub? In Ordnung, von mir aus. Nur bleibt nicht zu lange weg. Ich verstehe ja warum Ihr Urlaub braucht, aber Massimo soll diesen Lich endlich erschlagen oder die Himmelsaugen. Ich mag nicht dass er hier rumschleicht", erklärte Greg und musterte Ciel dann sehr lange ohne ein Wort zu sagen. Verrill schaute verlegen in ihr Buch und dann wieder auf. Er sah, dass sie die Tränen zurückhielt. "Danke", war alles was sie flüsterte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel umarmte sie vorsichtig, damit er nicht gegen ihren Bauch stieß, auch wenn der noch flach war. "Das hätte schon viel früher geschehen sollen, du hättest nur mal den Mund aufmachen müssen. Benito wird eine Auslesung über sich ergehen lassen und je nachdem, was dabei herauskommt, kann er sich auf was gefasst machen."


    Linhard von Hohenfelde
    "Von mir auch Danke Ciel", sagte Lin und küsste zuerst Verrill und dann seinen Schwager. "Wir wollten Urlaubauf einem Boot machen. Da kannst Du leider nicht mit, aber ich bringe Dir was Schönes mit, wie immer. Dass weißt Du. Die beiden Duponts werden Dich beschützen und Dan auch. Und zur Not sicher auch Melville... Oder eben alle anderen. Aber bitte bleib bei den Duponts und Dan. Treib Dich nicht rum, sonst habe ich Angst um Dich und hör was der Heiler sagt. Wir sind bald zurück, aber ein bisschen Urlaub wird uns allen gut tun. Du könntest auch einen Urlaub machen mit den dreien, vielleicht an der Küste? Überleg es Dir. Und Ciel hat Recht, sowas musst Du uns sagen. Du kannst doch nicht schweigen bei sowas. Der kann was erleben, dass schwöre ich Dir. Und Dir danke ich Schwager", sagte Lin gerührt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Wir sollen nicht küssen", erinnerte Ciel Linhard und grinste. "Keine Ursache und jetzt lass uns abreisen."


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Wohl wahr aber ich hatte Angst, dass er seine Wut dann an mir auslässt, mit irgendwelchen Untersuchungen und Behandlungen. Er soll weg bleiben. Bringt mir Erzählungen mit oder Bücher aus anderen Ländern, wenn Ihr hinkommt ja?", freute sich Greg und küsste beide liebevoll. "Meine Mäuse macht keinen Scheiß. Küstenurlaub in Cantillion, Küstenurlaub, nichts anderes. Versprochen Linny, ich schaue was ich Dir aus meinem Urlaub mitbringe. Passt auf Euch auf und viel Spaß. Ich grüße die anderen von Euch, auch "meine Duponts", grinste Greg und gab beide frei.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Vor einer Minute Ferrau ein Versprechen gegeben und schon zwei Mal gebrochen", erwiderte Ciel stirnrunzelnd. "Bitte küsst mich nicht auf den Mund. Pass auf euch auf, Verrill. Und nun komm, Lin. Wir haben einen Lich zu töten."