• Der Schrei des Adlers



    Dreux Gifford de Souvagne
    Der Archi-Duc, Dreux Gifford de Souvagne, hatte die Familie zusammenrufen lassen. Er hatte wichtiges mit ihnen zu besprechen. Seine erste, große Amtshandlung, die ihnen ganz neue Perspektiven eröffnen würde. Sie alle waren gekommen. Der Duc Maximilien Rivenet de Souvagne, sein Bruder Gregoire ebenso sein Bruder Ciel und ebenso auch sein Onkel Davet, sein Schwager Linhard wie auch Remy. Dreux wartete bis sich alle gesetzt hatten und schaute dann gewichtig in die Runde. "Hallo. Wir haben uns heute hier zusammengefunden, da es um etwas sehr wichtiges für unser Land geht. Innovation und Expansion. Unser Ziel ist Sub Souvagne! Die unterirdische Stadt, eine Scholle, ein Lehen unter der Erde. Mehr Innovation kann ein Land kaum bieten. Und wir erreichen mit dem Bau dieser Stadt sogar mehrere Dinge. Das erste ist, wir errichten Sub-Souvagne selbst. Durch den Abraum, das abgetragene Gestein erhalten wir Arbeitsmaterial für die Mauer unseres Landes. Aber eines wurde mir vor Augen geführt, als unsere Schiffe vor Farisin lagen. Als Ciel von einer Forschungsreise träumte - wir haben nur Binnensee als Gewässer. Er ist völlig von der großen See abgeschnitten. Schauen wir einmal westlich. Westlich neben Souvagne liegt Heymstätt der Bergwychtl und jede Menge brachliegendes Waldland in dem die Waldalben hausen. Weiter westlich an der Küste könnten unsere Schiffe im Dhunischen Ozean vor Anker liegen. Mein Plan zur Expansion sieht folgendes vor. Wir erobern Heymstätt und wir erobern den nördlichen Bereich der Waldalben. So dass wir auf der Vollfläche Grand Souvagne ausrufen. Unser Vorteil wir hätten einen großen Wald. Das Holz können wir zum Bau von Sub-Souvagne dringend gebrauchen. Wir hätten Zugang zum großen Meer, ein immenser Handelsvorteil. Selbstverständlich würde ich auch hier hinter den Hafenanlagen die Mauer weiter bauen. Und unsere Häfen würde ich zu Bollwerken ausbauen. Sollte Naridien auf unsere Häfen gucken, wird es auf die modernste und durchschlagkräftigste Bewaffnung schauen, die sich ein Naridier vorstellen kann. Bleiben wir bei den Häfen. Über den Goldwasser und dann über Land, auf Baumstämmen werden wir einige Kriegsschiffe zur Sicherung an unsere neue Küste befördern. Stellt Euch nur die Möglichkeiten vor, die uns dieser Abschnitt bietet. Und das was die Alben brach liegen lassen. Nun zu Hymstätt. Ein Gebirge in dem Wychtl leben. Ich habe vor dieses Gebirge Souvagne anzueignen. Dort wird eine Tempelstadt der Himmelsaugen entstehen. Stadt, Ausbildungsstätte, Volieren der großen und kleinen Vögel wie auch Drachenhühner, Prachtadler und so weiter. Idealer Ausgangspunkt um neben der Duc Varden Honore unser Land zu überwachen per Luft. In der Mitte dieser Stätte wird der Wolkentempel thronen. Ehrerbietung an Ainuwar selbst, thront dieser Tempel wie der Name schon sagt, hoch über den Wolken. Eine ideale Stätte für unsere Himmelsaugen und unseren Gott. Zu Farisin, ich verstehe die Bedenken, aber Silvano de Mancini hatte die Insel bereits halb in der Hand. Ich wäre dafür, dass wir dem Mann erlauben die Früchte seiner Arbeit zu pflücken. Es gesundet sich leichter, nach getaner Arbeit, anstatt davor. Hier mein Plan. Ich bitte um Eure Meinung", sagte Dreux freundlich.


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    Ciel Felicien de Souvagne
    »Oh, nun fall mir noch bei Farisin in den Rücken«, antwortete Ciel und schenkte Dreaux einen sehr ernsten Blick. »Ich habe mir zu lange den Kopf darüber zerbrochen und zu viele Stunden mit allen möglichen Leuten gesprochen, um mir jetzt von dir in die Suppe spucken zu lassen. Silvano ist krank und wird den Tempel besuchen, bis er vollends gesundet ist. Ganz sicher werde ich ihm vorher keine so große Macht mehr in die Hand geben! Bis dahin mag Farisin warten oder ein anderer in Vertretung die Insel in einem Feuerwerk aus Schwarzpulver und Vulkanasche aufgehen lassen.« Ciel pochte beim Sprechen energisch mit der Rückseite seiner ihm von Francois geschenkten grünen Schreibfeder auf dem Papier herum. »Was deinen anderen Plan anbelangt, so stimme ich deinen Gedanken zu den Vorzügen zu. Eines jedoch unterschätzt du sträflich - die Seemacht der Naridier. Du kannst ja unseren neuen Freund Tazio dazu mal befragen, er ärgert sich schon sein Leben lang mit Naridiern und Norkara herum. Und dass die Ledvigiani sich nicht auf Seegefechte verstehen würden, kann man ihnen wahrlich nicht vorwerfen.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux schmunzelte seinen Bruder an. "Wir haben mehr als nur einen Kapitän und mehr als nur einen Admiral Ciel. Das ist wohl wahr. Zu den anderen Punkten, Danke für die Blumen. Richtig, Seegefechte darin sind die Naridier groß. Aber wer sagt denn, dass wir sie auf See bekämpfen müssen? Stell Dir folgendes vor, Du greifst mit einem sehr guten Schlachtross einen anderen Ritter auf Schlachtross an. Das ist ein Seegefecht Naridier gegen Ledwick. Jetzt reitest Du in die Schlacht mit Deinem Ross gegen eine Trutzburg. Was dann? Wie gut stehen Deine Chancen für Deine Schiffe noch? Ich möchte dort eine befestigte Wehranlage bauen lassen. Sollten sie versuchen anzulanden, dann werden sie von unseren Bollwerken empfangen samt den dazugehörigen Geschützen. Und von unserer Flotte. Das habe ich vor. Ausbau einer befestigten Anlage. Marinefestungen Ciel, dass war mein Plan. Was Silvano betrifft, wenn er krank ist, soll er genesen. Du hast für ihn gesprochen, wir haben uns angeschlossen. Somit liegt sein weiteres Schicksal in Deiner Hand, was seinen Werdegang angeht. Sein Urteil wurde gesprochen, dass steht fest. Also streichen wir das vorerst", sagte Dreux.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich sprach nicht von Streichen, sondern von Warten, wenn es Silvano gegönnt sein soll, das Werk zu vollenden. Wobei sich die Frage stellt, als wie akut wir die Gefahr durch die Farisin bewerten. Was meinst du dazu, Davet? Können die Farisin noch warten? Zu deinen Gedanken, was die Trutzburg zur See anbelangt, werde ich mich gleich äußern, Dreaux.«


    Davet la Caille
    "Dazu habe ich eine ganz persönliche Meinung, da sie mich ausgeweidet haben. Jedenfalls einer von ihnen. Zum Sachverhalt. Unser Auftrag Forschungsarbeit, Kartenausarbeitung. Wir schrieben das Jahr 189. Genauer Logbucheintrag 12.02.189 n.d.A. wir lagen mit der Mouette vor Farisin und kateographierten die Insel. Wassertiefe, Riffe, Untiefen, Nebeninseln, alles was zu einer guten Seekarte gehört. Wir lagen am Abend des selben Tages vor Anker, Wachen waren abgestellt, die Nacht brach herein. Keiner von uns sah oder hörte die Gefahr kommen. Sie waren schlagartig auf der Mouette und griffen ohne Vorwarnung an. Zur Klarstellung, die Farisin enterten damit unser Schiff. Sie fragten nicht wer wir sind, nicht was wir wollen und keiner von ihnen teilte uns mit, abzurücken. Sie kamen um zu töten und das taten sie auch. Sehr viele gute Männer starben. Wir waren keine Stümper, wir sind ausgebildete Seesoldaten, jedenfalls der normale Matrose. Der Rest von uns erfahrene Marine-Offiziere. Zwei von uns starben als die Echsen an Bord gingen. Zu mehreren gingen sie mit Waffen, Klauen und Zähnen auf einen der Offiziere los. Ebenso auf Silvano und auch auf mich. Einige Feinde konnte ich abwehren, aber einer durchbrach meine Deckung und schlitzte mich von der Brust bis fast zur Scham auf, so dass meine Gedärme aus meinem Bauch quollen. Das war mein Ende. Jedenfalls dachte ich das. Als ich sterben auf dem Deck der Mouette lag, sah ich wie Silvano sich weiterhin gegen eine der Echsen verteidigen musste. Er war gut, aber er war nicht gut genug. Als Mensch hat man keine vergleichbare Kraft. Die Echse packte ihn von hinten um den Hals und knallte ihn mehrfach aufs Deck. Dermaßen fest, dass ich seine Knochen brechen hörte. Er ließ seine Waffe trotzdem nicht los und schaffte es, der Echse seinen Degen in die Seite zu rammen. Er schien sie extrem verwundet zu haben, denn dafür schlug sie ihn noch brachialer auf die Planken und es war vorbei. So wie er in ihren Krallen hing und das Blut aus seinem Gesicht lief, dachte ich er ist so tot wie ich. Und dann schmiss sie ihn über die Schulter hinweg in die nächtliche Azursee. Um mich herum kämpfende, schreiende und sterbende Männer und dann wurde es schwarz. Das ist es, was ich Dir berichten kann, von meiner ersten Begegnung mit den Farisin. Sie sind angriffslustig, stärker als ein Mensch, aber nicht unbezwingbar. Sie stellen keine Gefahr dar, wenn Du die Insel zu einem Sperrgebiet erklären lässt. Aber für jede Person, gleich welcher Art, Rasse oder auch welchem Volk sind sie eine unkontrollierbare, meist tödliche Bedrohung. Silvano hat sie bereits einmal dezimiert, wie ich erfahren habe. Dem Mannverlust von 49 Mannschaftsmitgliedern standen damals über 2.000 Farisin gegenüber. Also wenn jemand Erfahrung hat, ihnen beizukommen, dann Mancini. In jener Säuberungs- und Racheaktion im Jahre 193 verlor er besagte 49 Mann, sein Auge und fast sein Leben. Das Silvano krank ist, ist eine Tatsache die ich nicht leugnen kann. Aber es liegt nicht nur an den Farisin, dass muss ich dazu sagen. Er ist krankhaft einsam. Und einsam beschreibt seinen Zustand nicht im Geringsten wie er sich fühlt, wenn er sich verloren fühlt. Er gibt sich dann völllig auf. Und das muss er überwinden, denn versagt er dort vor Ort, wird er sich zu Tode hungern. In dem Falle wäre ich dafür, einem anderen Kapitän als Admiral die Leitung über den Angriff zu übertragen. Vano kann ihm beratend zur Seite stehen. Aber er muss gesund sein", erklärte Davet.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schloss kurz die Augen bei der bildhaften Beschreibung, wie Davet und Silvano zugerichtet worden waren. Er kannte den Krieg und alte Bilder kamen wieder hoch, an die er nicht mehr denken wollte. Also öffnete er die Augen wieder. »Dann sollen sie warten, finde ich. Auch unter uns Almanen gibt es widerliche Bestien, ich denke nur an Derya Littnaux. Der Schlag sollte vergolten werden, aber wenn sie uns nicht akut bedrohen, sollten wir warten, bis wir so weit sind. Das bedeutet, alles in Ruhe vorzubereiten, während Silvano gesundet und uns zunächst anderen Projekten zu widmen. Was meint ihr dazu?« Er blickte fragend in die Runde. Dann richtete er die Augen auf Dreaux. »Meinst du, die Naridier warten in aller Ruhe, bis wir mit unserer Festung so weit sind?«, fragte er ernst. »Sie schießen uns zurück in die Ära des Chaos, sobald sie sehen, dass wir dort einen Stein auf den anderen zu setzen beginnen und eine Werft ausheben. Wir brauchen Unterstützung dort unten, sonst fassen wir da keinen Fuß.«


    Davet la Caille
    "Genau dass solltest Du ihm mal in einer stillen Stunde sagen, sprich dass wir warten bis er gesund ist. Damit er seinen Job erledigen kann. Das würde ihm helfen und ihm vermutlich sehr viel bedeuten. Auch wenn er das nicht sofort sieht. Die Naridier könnten uns angreifen, müssen es aber nicht. Verbündete schaden nie. An wen hast Du gedacht? Wen fürchten die Naridier?", fragte Davet.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Fürchten? Nur die Norkara, nehme ich an. Ledwick hat ihnen inzwischen nicht mehr viel entgegenzuwerfen. Etwas anderes wären die vereinten Flotten von Ledwick, Ehveros und Souvagne«, dachte Ciel laut nach. »Die Naridier sind keine Verbündeten der Almanen. Sie lagen bis vor wenigen Monaten mit drei almanischen Großherzogtümern im Krieg!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Wie Dreux anmerkte ist das Urteil gesprochen. Das heißt meine Lieben, gleich was auf Farisin geschieht, es wird nach Silvanos Genesung geschehen, wenn es durch ihn geschehen soll. Ansonsten machen wir uns selbst nicht nur unglaubwürdig, sondern wir nehmen dem Mann auch jede Chance. Eine Chance die wir ihm selbst zu geben bereit waren. Dann wäre er besser auf dem Block geendet, als zu verhungern. Wobei verhungern wird er nicht. Du bist anerkannt Davet, er ist Dein Verlobter. Und so lange Du die Verlobung nicht löst, gehört er damit zur Familie. Er ist nur nicht angeheiratet. Das heißt, sollte er Hungern, wird er auch gegen seinen Willen behandelt. Das aber nur am Rand, denn wie mir zugetragen wurde, war er im Tempel und hat sogar gut mitgearbeitet. Er scheint es selbst zu wollen. Thema Eroberung. Zwischen Naridien und uns lag das Gebiet der Waldalben immer noch als Pufferzone. Würden die Naridier angreifen, würden wir die Schlacht gegen sie im Lande der Waldalben austragen, nicht in der Heimat. Gehört uns das Land, dann kämpfen wir im eigenen Wohnzimmer. Ein guter Einwand Ciel, ein neues Bündnis, ein zuverlässiges Bündnis muss her. Alkena ist zuverlässig und liegt auf der Seite wo es Naridien weh tun könnte. Aber Alkena ist klein. Sie müssten Nadelstiche setzen, einen Partisanenkrieg führen. Ledwick ist gebeutelt. Zuerst der ewige Krieg gegen Naridien, dann der unsägliche Krieg der Zwerge gegen die Rakshaner und dann hatte der Duca den Feind selbst im Haus, der sich den Thron angeeignet hat unter fadenscheinigen Gründen. Ich selbst habe auf den Friedensverhandlungen dazu aufgerufen, den Thronfolger zu suchen. Nun ich bin nicht Duc von Ledwick, aber einem wahren Getreuen sollte daran gelegen sein, seinen Herrn zu finden. Und ob weisungsbefugt oder nicht, einen derartigen Rat hätte kein guter Untertan ungehört verstreichen lassen. Wie mir zugetragen wurde, hat der Duca, sprich Tazio aber Frühjahrsputz gehalten und das im Herbst. Es war notwendig. Die Nestbeschmutzer wurden in die Wüste gejagt. Mein Mitleid gilt den Rakshanern, die sich nun mit den Burschen herumplagen müssen. Ich schlage vor, dass wir Ledwick ein Bündnis anbieten. Ehveros wurde schon einige Male ein Bündnis angeboten, aberes erfolgte keine Reaktion. Ich vermute die junge Dame hat kein Interesse an einer tatsächlichen Regierung, da es Regierungsarbeit heißt, kann man sich denken, das es auch Arbeit macht. Flitzebogenschießen, in Lederkleidung herumlaufen, Frauen schöne Augen machen und den armen Duponts einen Hafen schmackhaft machen, der kaum weniger zugig ist als ihre alte Ruine - also regieren geht tatsächlich anders. Also erster Vorschlag, zuerst werden wir Tazio ein Bündnis vorschlagen. Für wie zuverlässig haltet Ihr Alkena, die Zwerge oder gar Ehveros? Ich für meinen Teil würde Ehveros aus den Verhandlungen heraushalten. Mit einer Antwort ist nicht zu rechnen. Bevor ich also über den Vorschlag von Dreux entscheide, möchte ich weitere Meinungen hören. Denn irgendwann, Ihr wisst es selbst, trefft Ihr sie selbst", sagte Max freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ein Bündnis mit den Zwergen - ausgeschlossen. Kulturell und ideologisch zu weit entfernt. Wie das Bündnis mit den Zwergen endete, durften die Ledvigiani am eigenen Leib erfahren. Kaum stand der Feind vor den Toren, haben sie sich ins Erdreich verkrochen und die Deckel verschlossen. Nicht nur einfach zugemacht, sondern mit Runenmagie versiegelt! Den Blick der Ledvigiani, Ehveroser und Markler hätte ich in dem Moment gern gesehen. Ledwick als Bündnispartner halte ich für eine lohnende Alternative gegenüber Fremdvölkern. Alkena wird nicht viel beitragen können, ihr Land liegt darnieder in seinem Elend nach dem Angriff durch die Zwerge. Von ihnen Hilfe zu erfragen grenzt an Unverschämtheit. Ehveros ... sollten wir am besten einfach ignorieren.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Damit hast Du völlig Recht Ciel. Wie Vater oder auch ich bereits sagte. Die Zwerge lebten stets autarkt, unabhängig von allen anderen Völkern. Sie wollten einfach in Ruhe gelassen werden und keinen Kontakt. Das kann man akzeptieren, jeder lebt in Frieden nebeneinander. Aber der Grundgedanke alleine zu leben autark zu sein, endete just da, als die Zwerge bemerkten, dass sie der Übermacht der Rakshaner nicht standhalten konnten. Auf einmal tönte es aus Zwergenkelchen in die Welt - helft uns! Seid nicht so stur und denkt nur an Euch! Komisch, bei ihnen hat das Jahrhunderte lang gut geklappt und sie waren sogar noch stolz drauf. Im guten Glauben zog Ledwick los. Um sich zu profilieren zogen andere los. Aber wie ich Tazio bereits einmal in der Bibliothek erläuterte, wären die Rakshaner doch nicht mühseelig nach den Zwergenkrieg über die Berge geklettert, weil sie noch zuviel überschüssige Energie hatten. Sie wären einfach immer weiter gerade aus gelaufen und hätten irgendwann in Naridien gestanden. Und dabei hätten wir ihnen doch alle sehr viel Glück gewünscht. Also, weshalb waren die anderen des Kaishos wirklich vor Ort? Sie waren dort, weil sie auf das Flehen und Flennen der Zwerge hereingefallen sind, ebenso auf die Versprechungen, dass man damit Gutes tut und die Rakshaner von der Weltherrschaft abhält. Und hier muss ich dringend einhaken! Onkel Davet kann es uns allen bestätigen. Hoffe ich. Tazio sagte mir, genau dass was auch Ciel gerade sagte. Als die Gefahr am schlimmsten tobte, da knallten die Zwerge ihren eigenen Rettern die Tür vor der Nase zu! Und jene die angeblich die schlimmste Bedrohung sind, gaben ihnen Unterschlupf, Essen, Medzin. Wer war nur der Feind? Wer ist der Feind? Jene die um Rettung flehten und sie über die Klinge springen ließen? Oder der vermeintliche Feind, der statt die Tore zu schließen die Arme öffnet und sie verpflegt? Ich glaube so langsam nicht mehr an die Rakshaner-sind-alles-Schuld-Theorie", warf Greg ein. "Alkena würde ich nicht um große Gefallen bitten, vielleicht um Wissen, oder einzelne Personen die uns beistehen können mit Fachwissen. Eine Armee können sie nicht entsenden und dass sollen sie auch nicht. Ehveros würde ich auch vergessen. Die Frau wird sich selbst ins Aus spielen. Wie alt ist sie überhaupt? Zwanzig, Dreißig? Lass sie mal auf die Vierzig zugehen und noch keinen Nachkommen gezeugt haben, die Thronfolge wird dann sicher ganz schnell greifen. Wenn sich die Berater und anderen Adligen den Unsinn lange genug anschauen. Streicht man sie und geht davon aus, dass Felipe kinderlos war, dann findet sich immer noch ein nächster männlicher Verwandter um zig Ecken der den Thron besteigen wird. Notfalls hilft er mit der Kinderlosigkeit von Felipe nach. Ich sage es Euch", schmunzelte Greg. "Ah und Paps ich möchte einen Prachtadler für Tazio erbitten als Geschenk von Hof zu Hof. Er hat kein anständiges Reittier und das wäre eine sehr noble Geste von uns", bat Verrill.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ein Prachtadler wäre ein geeignetes Geschenk, um Verhandlungen mit Ledwick einzuleiten - denn dann gingen sie schneller und unkomplizierter vonstatten. Der Mann könnte bequem an- und abreisen. Was die Rakshaner betrifft, bin ich der Meinung, dass sie ein ambivalentes Volk sind. Weder darf man sie verdammen, denn sie sind im Privaten sehr herzlich, ja, warmherzig, noch darf man sich aufgrund ihrer Gastfreundschaft darüber hinwegtäuschen lassen, womit sie ihren Lebensunterhalt bestreiten und mit welcher Rücksichtslosigkeit sie dabei vorgehen. Wenn ihr Fragen zu diesem Volk habt, kann ich euch Khawa als Ansprechpartner ans Herz legen - oder den Rakshaner, den Bellamy im Schlepptau mitgebracht hat. Wobei ... vergesst den letzten Vorschlag. Apropos Bellamy. Meine Beißer benötigen einen Unterschlupf außerhalb des Palasts. Alexandre hat mich fast erwürgt, als ich ihm sagte, dass der Vampir zu mir gehört und meinem Schutz unterliegt. Ich hatte es ganz vergessen, Alexandre zu warnen und er kam im Morgenmantel durch die Gänge gestürmt, um Tekuro die Seele aus dem Leib zu reißen. Das ist gerade noch einmal gut gegangen.«


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Seine Seele? Vielleicht hätte er ihm auch was anderes ausgerissen, der Mann ist zu allem fähig. Er hat so ein Funkeln in den Augen. Ich werde Tazio einen Adler schenken, dass freut mich, dass Ihr es genauso seht. Ein bisschen Aufmunterung und wenn wir in Handel mit ihnen treten könnten, geht es dort auch wirtschaftlich wieder aufwärts", sagte Verrill und notierte sich gleich was er vorhatte.


    Dreux Gifford de Souvagne
    "Das Funkeln in anderer Leute Augen in Deiner Nähe liebe Verrill, ist der sich darin spiegelnde glühende Schürhaken. Da funkeln alle Augen. Aber die Idee mit dem Geschenk ist sehr gut. Ich bin ebenfalls dafür mit Ledwick in den Bund zu treten und Alkena kann uns wirklich mit einem Abgesandten unterstützten. Wie mit dem Kapitän der Luftschiffe. Sowas", schlug Dreux vor.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Alexandre ist ein anständiger und wundervoller Mensch", verteidigte Ciel seinen Lehrer. "Ich wünsche keine Lästereien über ihn."


    Davet la Caille
    "Was die Unterbringung Deiner Beißer angeht, da kann ich Dir weiterhelfen. Ich habe einen kleinen Hof. Wie ich erfahren habe ist mein Onkel nicht mehr. Ehe der Hof verkommt, können ihn die Beißer nutzen. Sie müssen ihn dafür nur in Stand halten. Mehr nicht. Er ist außerhalb von Beaufort nicht weit von hier. Wo wir von Reittieren sprechen, ich benötige ebenfalls drei. Pferde, Laufvögel oder Flugtier das wäre mir gleich. Um noch einmal auf Vano zurückzukommen, er läuft zu Fuß ungefähr eine Stunde und gleichgültig wie wichtig einem etwas ist, bei der Latscherei hat man schnell mal die Schnauze voll. Deshalb möchte ich ein Reittier für ihn. Er selbst möchte garantiert auch eines. Er müsste aber Boldi für Geld fragen. Und wenn wir ihm und Boldi ein Tier schenken, dann zeigt dass, das wir daran Interesse haben dass Vano gesund wird und dass es klappt. Auch wegen der Vergangenheit der Agenten. Und ehe einer fragt, natürlich ist die Bitte nicht uneigennützig. Ich liebe den Mann, drum bitte ich um drei Reittiere", bat Davet.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Drei Reittiere gegen den Hof? Einverstanden.« Ciel lächelte. »Wenn es Silvano bei der Gesundung hilft, umso besser. Ich muss Benito fragen, wie es mit seinen Fortschritten aussieht.«


    Davet la Caille
    "Danke, falls Du möchtest führe ich die Beißer hin und mache sie mit allem vertraut. Ganz ehrlich, ich benötige den Hof nicht und ich werde auch keine Gelegenheit haben ihn zu führen. Selbst wenn Ihr mich nicht so herzlich in Eurer Mitte aufgenommen hättet. Ich habe ihn nicht grundlos verlassen und habe eigentlich nur wenige, gute Erinnerung daran. Mehr schmerzliche, aber wenn er den Beißern ein Zuhause sein kann, dann sollen sie ihn haben. Ich denke dort werden sie sich wohlfühlen. Eigentlich neutral betrachtet ist es eine schöne Ecke, ich hoffe er gefällt ihnen. Silvano geht nicht mehr zu Benito, er geht stets in den Tempel und dort wird er behandelt Ciel. Er schreibt auch Bericht, so wie er es soll. Wir hatten vor zu seinen Eltern zu ziehen. Er möchte sich mit seinem Vater aussprechen, steht lange aus. Aussprache in Form von - ich mag Dich und zeige es Dir. Also nichts schlimmes. Sag mir einfach bescheid, sobald ich die Beißer zum Hof führen soll. Wieviel dort zu tun ist, kann ich Dir nicht sagen, das Haus jedenfalls erfüllt seinen Zweck. Was die Rakshaner angeht, da machen die meisten den gleichen Fehler wie bei anderen Völkern. Ihr messt diese Leute mit Eurem Maß. Das Urteil eines wahren Rakshaners über uns, wäre auch nicht schmeichelhaft, weil wir eben nicht rauben, wo sich die Möglichkeit bietet. Sie haben nur diese Möglichkeit. Jedenfalls die meisten. Das was ihnen an persönlichem Besitz fehlt, machen sie mit Herzlichkeit wett. Ein Beispiel, dann könnt Ihr Euch wieder den Alben widmen. Als sie mich gerettet haben, hatte ich nach der Rettung noch den ewigen Kalender, ein Anhänger an einer Kette und mein Messer. Sie hätten mich bestehlen können. Sie taten es nicht. In einer Welt wo es kaum etwas zu essen gibt, hätten sie mich zerhacken und an ihre Hyänen verfüttern können. Sie taten es nicht, sie fütterten mich durch. Weshalb? Ich war krank, mehr tot als lebendig und völlig nutzlos in dem Zustand. Aber Tara meine Rakshanische Schwester erklärte es mir so, wenn man jemanden findet ist man für ihn verantwortlich. Und ich wäre nicht umsonst angeschwemmt worden, ich wäre einer von ihnen. Ambar mein erster Offizier und Bruder sagt das Gleiche. Und so unkonventionell auch manche Fahrt mit ihnen sein mag, eines kommt nie auf - schlechte Laune, Neid, Hass. Selten so eine ausgeglichene Mannschaft gesehen wie meine. Auch das ist die Wahrheit über Rakshaner. Keiner von ihnen schlug jemals den Schiffsjungen. Keinen von ihnen musste ich je ermahnen. Sie tun es nicht, er gehört dazu, ist klein und zu schützen. Wieso können sie das? Sollten wir mal drüber nachdenken. Es ist nicht alles schlecht was von ihnen kommt, ganz sicher nicht", sagte Davet.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Sherkal war ausgeglichen?« Ciel zog die Augenbrauen hoch. »Dann machen Khawa und Bellamy etwas bei ihm falsch. Du solltest sie unterweisen, wie mit dem Mann umzugehen ist. Die Beißer kannst du ruhig schon in ihr neues zu Hause führen, sobald wir hier fertig sind, damit Alexandre sich wieder beruhigt. So. Wie verbleiben wir nun in Bezug auf die Wychtl? Wer lädt Tazio zu den Verhandlungen ein?«


    Davet la Caille
    "Einfach nicht alles so ernst nehmen was er erzählt. Das ist die beste Methode. Du kannst Dich ärgern, oder drüber schmunzeln. Was kostet mehr nerven? Er ist ganz witzig, so musst Du es sehen, er nervt doch nur die anderen. Ich werde die Beißer nachher direkt hinführen, ich hoffe sie haben Lust dazu", sagte Davet.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Ich werde Tazio anschreiben wegen dem Bündnis, ach was nein. Ich werde ihm persönlich unser Geschenk vorbei bringen. Lin begleitet mich und kann mich wieder nach Hause fliegen. Dann überreiche ich ihm unser Geschenk persönlich, sprehe mit ihm persönlich alles ab und schaue mir sein Land an. So kann ich berichten was er benötigt, wo er Hilfe braucht", schlug Greg vor, was Dreux und Max grinsen ließ.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel grinste nicht, er machte schmale Augen und klopfte mit seiner Schreibfeder. "Weiß Lin schon von seinem Glück?"


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verrill setzte sich neben Ciel und streichelte ihn über die Wange. "Sein nicht so biestig zu mir, Du mit Deinen drei Ehemännern hm? Na komm, Du wolltest mit Lin doch nicht nur Händchen halten. Du hast Ferrau, Fran, Alex und manchmal mich. Sei nicht eifersüchtig. Du musst Tazio kennenlernen, er ist ganz anders als Du ihn Dir vorstellst. Er ist ruhig, still, er ist... beruhigend. Aber keine Schlaftablette, verstehe mich nicht falsch. Ich glaube er ist auch ganz schön verloren, so wie es Paps einst war. Er ist ebenso allein, er trägt alles auf seinen Schultern und hat niemand den er um Rat fragen kann Ciel. Und ja ich mag ihn, er hat was. Das heißt doch nicht, dass er mich dermaßen mag. Jedenfalls, falls Lin es nicht wusste, jetzt weiß er es", sagte Greg und knuffte Ciel und dann Lin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hob die Brauen, ließ seinen Blick langsam zu Linhard wandern und wieder zurück zu Verrill. Er zuckte mit den Schultern. "Gut, bitte. Euer Bier. Vielleicht eröffnet es ja für die Zukunft interessante Möglichkeiten. Wann reist ihr ab?", erkundigte er sich.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Die Frage ist, möchtet Ihr die Wychtl beseitigen und die Waldalben? Dann wäre es logisch das Wychtlgebirge einzunehmen und von dort aus eine Luftoffensive zu starten. Wohin mit den Alben? Ins Meer? Dann müsste wir auf breiter Front von Osten nach Westen ziehen und sie dorthin vertreiben. Oder wir treiben sie nach Norden, zu ihren anderen Verwandten und schließen die Grenze direkt bei den Zwergen und ziehen dort eine Mauer hoch. Die Mauer die wir begonnen haben bleibt und wird weiter gebaut. Erweitern wir, ziehen wir dort einen weiteren Ring, sprich die Hauptmauer teilt sich. Also was ist Euer Plan? Selbstverständlich wäre ein Land dieser Größe von Nutzen, allein schon das Gebirge. Die Frage ist sollen wir uns der Pufferzone berauben? Oder sollen wir expandieren, ausbauen und uns komplett absichern. Mit Ledwick werden wir so oder so ein Bündnis eingehen. Das hat sich der Duca verdient", sagte Max.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard verpasste Verrill einen Knuff zurück. "Ich werde ihn mir anschauen, aber mehr kann ich noch gar nicht versprechen. Das stand vorher schon mal im Raum, dass er eventuell eine Frau dazu heiraten möchte, oder einen Mann. Von daher war ich vorgewarnt. Nur dass es ein Duc ist, das sagte er nicht. Kleiner Scherz. Wann wir abreisen, keine Ahnung. Aber lange werden wir nicht fort sein. Mach Dir keine Sorgen Ciel. Wir werden unseren Hausurlaub durchziehen und wir werden die Forschungsreise bekommen", versprach Lin grinsend.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Die Forschungsreise, der Urlaub«, stöhnte Ciel leidend. »Der verdammte Urlaub, den Silvano uns verdarb!« Ihm fiel etwas ein. »Costantino ist noch immer im Verlies.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Dann soll er ihn wieder gut machen und gleich mit urlauben! Mit persönlichem Priester, Entspannung, gutes Essen und was zum Urlaub dazugehört. Das ist dann für ihn wie Kur. Und wir haben auch was wir wollen. Es gibt doch nicht nur Kriegsschiffe. Verrill hat ein Forschungsschiff, damit fahren wir. Und Davet begleitet uns dann zum Schutz. Stell Dir das doch vor", freute sich Lin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Die Forschungsreise mit dem Tempelschiff im Konvoi", träumte Ciel. "Eine gute Idee. Überlassen wir Dreaux die Bergwychtl und Waldalben und machen es uns gemütlich. Was diese beiden Völker anbelangt, niemand braucht wütende Nachbarn, die obendrein weder almanisch noch menschlich sind. Von daher könnt ihr euch meine Meinung, was mit ihnen geschehen sollte, zusammenreimen. Treiben wir sie nach Naridien, schenken wir den Naridiern ein riesengroßes kostenloses Söldnerheer mit sehr kampfeswütigen Streitern."


    Davet la Caille
    "Ein ausgezeichneter Einwand Ciel und strategisch einwandfrei. Entweder müssen sie über die Klinge springen, oder sie werden im Meer ersaufen. Wir können sie nicht den Naridiern schicken. Ein Tempelschiff? Wenn das so verrückt ist, wie es klingt, klingt es nach Spaß und einer Menge Gebete. Auf hoher See und vor Gericht ist man bekanntlich in Gottes Hand Kleiner. Da schaden einige Priester nicht, möchte man meinen. Aber das Gegenteil ist der Fall, die meisten glauben Pfaffen an Bord bringen Unglück. Wie wäre es mit Mönche?", schlug Davet vor.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ich schließe mich meinem Bruder an. Wie das klingt... schön", freute sich Max. "Lass uns an Deinen Gedanken ganz teilhaben und keine falsche Scheu. Was genau würdest Du mit den Wychtl und Alben tun? Und würdest Du es tun? Antworte bitte Ciel", sagte Maximilien freundlich wie neugierig.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Priester bringen kein Unglück, wer erzählt so etwas", wetterte Ciel. "Woher kommen diese häretischen Reden? Den Klabautermann zu verehren ist lächerlich genug, aber gute Gottesmänner als unglückbringend zu bezeichnen, kommt der Häresie sehr nahe! Das Tempelschiff wird ausgestattet sein wie ein Tempel an Land, mit Mönchen, Priestern und gar einem Hohepriester! Wenn es uns sicher über das Meer geleitet und wieder den Hafen passiert, werdet ihr sehen, wie albern eure Vorstellungen sind."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ignoiere mich ruhig Ciel, Danke Du Pflaume", lachte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Entschuldige, aber ich kann es nicht hören, wie man auf See von unseren Geistlichen spricht. Jene Männer übrigens, welche soeben Silvano kurieren, Onkel Davet", sagte er spitz. "Was die überzähligen Fremdvölker anbelangt, halte ich das Meer für die humanste Lösung. Man sagt, ertrinken sei schmerzlos."


    Davet la Caille
    "Darum Kleiner heißt es auch Aberglaube und nicht Glaube. Ich kann Dir nur sagen dass es so ist, weshalb, weiß keiner mehr. Das hat sich verloren. Frauen und Pfaffen an Bord bringen Unglück. Bei einer Frau kann man sich denken warum. Stell Dir ein Schiff mit 200 Männern vor, die Monate auf See waren und in nichts anderes gestochen haben, als in die See. Oder sich selbst geholfen haben. Dann kommt eine Frau an Bord. Jeder guckt. Solange Du auf den Planken stehst, geht es noch. Oben im Mast, fatal. Kurzum eine Frau lenkt ausgehungerte Männer ab. Das ist der Grund warum sie scheinbar Unglück bringen. Scheinbar. Denn auf jedem Passagierschiff dürfen Frauen mitfahren und müssen nicht hinterher schwimmen. Soweit mir bekannt ist. Und auch auf jedem normalen Reedereischiff ist es üblich, dass manche Angeheuerten ihre Frauen mitnehmen. Der Koch hat seine Frau dabei, ist oft so. Es betrifft also eigentlich ehr Kriegsschiffe. Meine Mannschaft auf der Auqila ist durchgemischt und so entstand das Gaff-Problem nicht. Ich sehe es doch selbst völlig anders Ciel. Ich habe Frauen an Bord, Magier, einen Arashi - wobei man sagt Schlitzaugen vergiften alle. Er ist unser Koch, alle leben noch. Ich habe sogar einen Norkara an Bord und und und. Das ist eben einfach dummes Zeug bis man das Gegenteil bewiesen bekommen hat. Schau, viele auf hoher See lernen irgendwann einmal die Lebensgefahr kennen. Da kann viel passieren. Im großen Gewässer noch mehr als auf der Azursee. Und gleich wie groß und mächtig Dein Schiff ist, die See lehrt Dich eines, dass Ding ist im Orkan eine Nussschale. Und gleich was Dir passiert, Du gibst wem die Schuld. Was kann es gewesen sein wenn nicht Du? Der Pfaffe der komisch guckt, die Frau nach der sich andere die Hälse verdrehten. Man versucht damit zu erklären, was nicht zu erklären war. Das ist es. Oder glaubst Du ehrlich, wenn man einem Hai die Flosse abschneidet und sie an den Mast nagelt, Dein Schiff wird schneller? Woher denn? Wurde es umgebaut? Nein. Tun aber einige weil sie meinen, dass wirkt. Sie glauben so feste daran wie Du an Ainuwar Ciel, weil es ihnen Sicherheit gibt, Kraft und Überlebenwillen. Das ist ihnen genauso ernst wie Dir Dein Glaube. Sie machen damit Deinen nicht schlecht", erklärte Davet freundlich.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Harte und gleichzeitig weise Worte Ciel. Danke für die ehrliche Antwort. Ertrinken soll schmerzlos sein? Gut, davon habe ich nie gehört. Aber ich hörte dass Verbrennen der grausamste Tod sein soll. Was man nachvollziehen kann. Wenn Du Dir das Tempelschiff wünscht, wirst Du eines bekommen. Du kannst auch eines der Handelsschiffe bekommen, sie haben mehrere Decks und haben mehr Stauraum. Dort wäre alles gut unterzubringen", schlug Max vor.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wie wäre es, wenn sie die Schuld da suchen würden, wo sie auch liegt - bei der ungebändigten Natur? Kein noch so tiefgläubiger Priester würde auf die Idee kommen, die Schuld einem albernen Fantasiewesen in die Schuhe zu schieben. Deine Seemänner sollten sich an Ainuwar wenden, Davet«, fand Ciel. Er guckte seinen Vater an. »Das Tempelschiff wäre eine großartige Sache«, sagte er verträumt. »Also wird Dreaux sich um die Angelegenheit kümmern? Das Ertränken der Feinde schont nicht nur deren Schmerzempfinden, sondern auch das Seelenheil unserer Soldaten. Einen Feind in hunderten Schritten Entfernung ertrinken zu sehen ist etwas anderes, als ihn in Stücke zu Hauen, besonders im Falle von Zivilisten.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Du bekommst das Schiff und darfst es Dir gemeinsam mit Davets Hilfe aussuchen. Die Schiffe die der Krone gehören, also auch die Handelsschiffe, schau sie Dir an. Sag mir welches Dir gefällt und es gehört Dir persönlich. Wir lassen es dann mit Eilauftrag von den Cheverettes umbauen. Um auf die unbändige Natur einzuhaken, ich glaube genau das ist der Grund Ciel. Du gibst Dir und auch den Seemännern die Antwort. Da wo das Wissen fehlt, da wo der wahre Glaube nicht greift, ersetzt der Aberglaube das Fehlende. Manche Naturphänomäne können wir ganz leicht erklären, da wir diese Bildung genossen haben. Ein Seemann nicht Ciel. Jene können meist nicht einmal lesen oder schreiben. Und wo Du weißt, oh das ist Gewitterleuchten, weil die Luft sich abkühlt, sagen sie sich, dass ist bestimmt dieses oder jenes Wesen. Ihrer Unwissenheit geben sie eine Form um keine Angst vor dem Unbekannten zu haben. Die Angst ist die größte", erklärte Max. "Es spräche nichts gegen eine allgemein zugängliche Akademie des Wissens, die so etwas erläutert. Was sagst Du?", fragte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Danke, Papa«, freute Ciel sich. »Ich werde mich gemeinsam mit Davet umschauen. Eine allgemein zugängliche Akademie?« Er überlegte eine Weile. »Es erscheint mir eine sinnvolle Sache zu sein, auch wenn vermutlich nicht viele dieses Angebot annehmen würden. Aber jene wenigen, denen wäre sehr geholfen. Das sind vermutlich dann die Personen, die man auch in den öffentlichen Bibliotheken findet. Ich werde die Akademie der Flamme des Wissens frei zugänglich und ohne eine Studiengebühr gestalten. Sie soll das Pilotprojekt sein und gleichzeitig der Erhebung empirischer Daten dienen, wie gut das Angebot angenommen wird und was verbessert werden kann.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Eine Idee die mir gefällt. Jeder der die Schule besuchen möchte, soll dazu die Möglichkeit haben. Bildung ist keine Last, sondern bildet die Person und damit auch den Wert dieser Person. Für sich, für uns, den Lehnsherrn und unser Volk. Das müssen wir ins Auge fassen. Ich stehe zu meinem Wort, sucht Euch was Gutes und lasst es so umbauen, dass es Deinen Anforderungen genügt. Denke daran, dass Du genügend Stauraum für Deine Aufzeichnungen benötigst. Dafür ist ein Forschungsschiff da. Und sollte Dreux sein Vorhaben realisieren, bedenke ab wo Du losfährst und was Du alles aufzuzeichnen hast Ciel. Eine gewaltige Menge Kleiner", sagte Max. Ihm selbst schien die Idee zu gefallen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich werde an alles denken und mit Marcello de Chevrette reden, er ist ein ruhiger und sehr umsichtiger Mensch, er hat während der Fahrt mit der Choucas gewissenhaft alles notiert, was es zu notieren galt, auch wenn die Offiziere den armen Mann sträflich ignoriert haben. Ich werde mit einem erfahrenen Kapitän den Kurs ausarbeiten, vielleicht mit dir, Davet?«


    Davet la Caille
    "Gerne ich bin dabei. In den 14 Jahren bin ich in allen der fünf Meere gefahren und ich habe zig Seekarten. Ich werde es Dir genauso beibringen wie Boldi, von der Pieke auf. Du wirst alles lernen und Du wirst sehen wieviel Spaß es macht. Ein Schiffseigner benötigt immer einen guten Kapitän. Du bestimmst wohin die Reise geht. Der Kapitän bestimmt wie es geschieht, so dass weder Schiff noch Mannschaft in Gefahr geraten. Darüber müssen sich die beiden im klaren sein, wenn beide an Bord sind. Bei Gesprächsbedarf immer nur unter vier Augen Ciel. Eine der Grundregeln. Nie die Autorität des anderen untergraben. Nach außen hin immer als eine Einheit auftreten, dass gilt auch für Eigener und Offiziere und Käptn und Offiziere. Wir besorgen Dir eigene Instrumente für die Fahrt. Es wäre möglich, dass Du nicht nur ein paar Monate unterwegs bist, sondern vielleicht ein Jahr, zwei Jahre, ist Dir das bewusst? Du solltest also auch Deine Männer einpacken nicht nur Deine Notizbücher", schmunzelte Davet.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Ja, ich werde Tini und Ferrau einpacken, genau wie Alex. Die Beißer werden mich ebenso begleiten wie Unitè B. Benito muss ich auch mitnehmen. Linhard, wie sieht es mit dir aus?", fragte Ciel und versuchte, gleichmütig zu klingen.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard zog gespielt eine Augenbraue hoch. "Du weißt so gut wie ich, dass ich dabei bin. Wir brauchen aber ein Schiff, wo ich Aquila unterbringen kann. Sie muss uns begleiten. Sie ist lieb und nützlich. Für Landausflüge und so weiter und sie beschützt mich. Ich bin dabei Ciel", freute sich Lin und knuffte ihn gut gelaunt. "Bekomme ich eine Kabine ohne Conni? Ich meine Dank dieses Mannes habe ich mich vollgeschissen. Der hat Nerven. Wo ist der überhaupt?", fragte Lin und grinste.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Im Knast." Ciel grinste zurück und rutschte ein Stück zu Linhard hinüber. "Quennel muss auch mit, für Erkundungsflüge, da bin ich mit dir einer Meinung. Du erhältst diesmal eine Kabine, die sicher ist vor dieser und ähnlichen Gestalten."


    Linhard von Hohenfelde
    "Ach was, das war ein Witz. Der Typ war total schräg, ich muss aber sagen, ich war wirklich ausgeschlafen. Quennel kommt mit, dann fliegen wir im Duo über Dein Schiff. Ich bin gespannt was Du aussuchst. Die Choucas hat mir gefallen, aber Max hat Recht. Du brauchst etwas, wo wir richtig viel unterbringen können. Auch für Zeichnungen, ich möchte versuchen alles festzuhalten und ich möchte von jedem Ort ein spezielles Andenken mitnehmen. Das ich später Zuhause ausstellen kann für meine Lieben", freut sich Lin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »So machen wir das. Und Dreaux kann sich derweil mit dem Südwesten herumschlagen. Was ist mit Verrill? Willst du sie ein Jahr lang mit Tazio allein lassen?«


    Linhard von Hohenfelde
    Lin klappte den Mund auf und dann wieder zu. "Eigentlich möchte ich sie gar nicht allein lassen. Aber wir alle benötigen mal Erholung und wenn ich Aquila dabei habe kann ich auch mal zurück, oder nicht? Ich möchte noch so vieles sehen, ich kam noch nicht weit rum. Drum möchte ich Andenken sammeln. Und ich komme doch zurück", sagte Lin und kraulte Verrill.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel beobachtete amüsiert das Auf- und Zuklappen des Mundes von Linhard. "Gut, sammel du Andenken. Willst du sonst noch jemanden mitnehmen? Aus deiner Familie vielleicht?"


    Linhard von Hohenfelde
    "Aber natürlich, Paps Brandur muss mit. Er kann ohne mich nicht leben und ich nicht ohne ihn. Er muss alles magisch untersuchen. Er wird unser Glücksbringer sein. Meinen Bruder würde ich auch gerne mitnehmen, er könnte uns nützlich sein. Vielleicht hat er Lust?", schlug Lin vor.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Anwolf? Er war ein lieber Kerl, nehmen wir ihn mit. Und natürlich Jules und Khawa. Schließlich benötigen wir ein Himmelsauge." Gekonnt ignorierte er Remy, der seinerseits die Tischdecke interessant fand.


    Linhard von Hohenfelde
    "Ja und Remy und Gaetano, er war Tekuro eine echte Hilfe auf der Choucas. Gaetano hat überall Ausschau gehalten. Wenn mein Bruder mitkommt, muss eine Perle Marcella mit. Sie redet wie ein Wasserfall und hält jeden für einen Mörder. Aber sonst ist sie in Ordnung", lachte Lin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Remy wird hier im Palast gebraucht", behauptete Ciel und sah seinen Vater an. "Marcella ist natürlich willkommen."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max strich seinem Sohn liebevoll über den Kopf. "Richtig Ciel. Jeder hat seinen Platz, Du aber auch Remy. Natürlich wird Remy hier benötigt, er wird mein persönlicher Ansprechpartner sein, wenn Ihr etwas über Euer Himmelsauge übermitteln lasst. Mag er sein wie er will, als Himmelsauge war er stets zuverlässig und mir ein Freund in Ehveros. Ihr beide auf einem Schiff, dass geht nicht gut. Und das Schiff soll ein Geschenk an Dich sein, um Dir eine Freude zu machen. Zwei Jahre Dauerärger ist alles andere als eine Freude. Zudem haben Remy und ich noch etwas vor, was die Wohnung anbelangt. Aber das ist unwichtig", schmunzelte Max.


    Remy de Remuer
    Remy stupste Maximilien mental an und der Duc fühlte seine Dankbarkeit für die Fürsprache. "Außerdem braucht mich meine Frau", antwortete er laut und schenkte Ciel ein unwahrscheinlich breites Grinsen. "Mach dir keine Gedanken, ich halt hier den Laden am Laufen. Wenn du wiederkommst, ist alles noch genau so schön wie vorher, außer, dass wir ein paar graue Haare und Falten mehr haben!"


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Er allein nicht ich, dafür wird Fabien sorgen, dass ich Falten frei bleibe. Das ist sein Job", lachte Max. "Auch wenn Du ihn manchmal auf eine harte Probe stellst, heute war es ein sehr schönes Familiengespräch und ich fühle mich rundum wohl".


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Dann sind wir uns ja alle einig", stellte Ciel verblüfft fest und konnte es kaum glauben. Er erhob sich. "Danke für das aufschlussreiche wie interessante Gespräch. Ihr entschuldigt, Costantino wartet. Davet, bitte bring meine Beißer in ihr neues Nest. Oh und Papa, dich benötige ich dann noch einmal für ein Gespräch unter vier Augen." Er lächelte, strich im Gehen Linhard über die Schultern und verschwand.

  • Der Schrei des Adlers



    Himmelsgebirge und Wolkentempel


    So lautlos wie sich der Gigant der Lüfte in der finsteren mondlosen Nacht fortbewegte, so lautlos waren die Truppen zusammengezogen worden.


    Der Bauch des schwebenden Ungetüms war mit dünnen Stahlpatten gesichert worden um ihn vor Beschädigung zu schützen. In seinem langen Tragekorb hingegen, legte ein Großteil der Krieger ihre steinerne Hülle ab und lockerte die Schwingen. Ihre menschlichen Kameraden waren bereits auf Posten. Die Bordbewaffnung war einsatzbereit, ebenso die Handfeuerwaffen und so warteten sie auf den ersten Feindkontakt.


    Der gewaltige Zylinder schob sich seinem Ziel unaufhörlich näher.


    Die ersten Bergausläufer kamen in Sicht. Steile, schroffe Felswände taten sich vor ihnen auf. Die Himmelsaugen waren im ständigen Kontakt mit ihren Eulen, wie auch mit ihren Kameraden. Was sie sahen gaben sie an den Kapitän der Duc Varden Honore weiter.


    Der Kapitän Thomkin Tarranar instruierte daraufhin entsprechend seine Leute. In dieser Höhe würde sie niemand hören, dennoch sollte der Schlag den Überraschungsmoment nicht verfehlen. Aus diesem Grund verhielten sich alle so leise wie möglich.


    Das gigantische Luftschiff stieg höher, folgte der Linie der Felswände um das Bergmassiv zu passieren.


    "Kapitän, wir befinden uns im direkten Anflug auf Heymstätt", vermeldete eines der Himmelsaugen.
    Tarranar nickte knapp.


    "Bereit machen zum Ausklinken der Lasten! Drachenhuhnreiter und Gargoyles bereit zum Abflug. Auf mein Kommando!", befahl der feuerrote Tiefling. Äußerlich war er die Ruhe in Person, nur seine Schwanzspitze zuckte leicht hin und her.


    Der Gigant schob sich geradezu träge über Heymstätt. Kapitän Tarranar hatte nur ein einziges Wort für die Bergwychtl übrig...


    "FEUER!"


    Die letzte Nacht der Bergwychtl wurde zum helllichten Tag, als die Duc Varden Honore ihre Tod bringende Laste ausklinkte. Wie das erste Licht des Morgens erhellte sich der Himmel über Heymstätt.


    Doch es war nicht der Morgen der am Horizont über Heymstätt aufzog, sondern der Tod.


    Eine gefühlte Ewigkeit später überzog der goldige Schimmer des Sonnenaufgangs die Berggipfel. Die Besatzung der Duc Varden Honore blickte auf das herab, was einst Heymstätt gewesen war. Rauchende Ruinen, gespickt mit dampfenden Leichen.


    Das was die "Solution Finale Sale" verschont hatte, wurde von den messerscharfen Krallen und Schnäbel in den nächtlichen Himmel gerissen und zerschmetterte auf den einst heimatlichen Felsen.


    Die Duc Varden Honore drehte bei und ließ ihre Ankern fallen.


    Ein goldener Prachtadler landete in der Mitte von Heymstätt und grub seine Klauen in den steinernen Boden. Sein Reiter lüftete das Visier, bleich wie ein Geist mit ellenlangen Haaren die im Wind wehten schaute er sich um. Ein leichtes Kräuseln umspielte seine Lippen.


    "Hiermit verkünden wir die Eroberung des Himmelsgebirges - Montagne Dreux Gifford de Souvagne!
    Sitz der Tempelstadt samt des Wolkentempels! Für Souvagne!", verkündete der Reiter und rammte seine Lanze mit dem Banner Souvagnes in den schroffen Felsen.


    Die Worte des Archi-Duc gingen im tosenden Beifall seiner Streitmacht und dem markerschütternden Kampfschrei des imposanten Prachtadlers unter.

  • Expansion gen Küste


    Expansion - das Zauberwort an das Dreux die ganze Zeit dachte. Heymstätt war gefallen, das Wychtlreich war nun ein Teil Souvagnes und das erste Mal seit dem Anbeginn der Zeit verfügte sein Land über eine Küste am Dhunischen Ozean.


    Die fünf Weltmeere Asamuras standen ihnen damit offen. Eines davon, die Azursee, war ein Binnengewässer und genauso in sich geschlossen wie Souvagne selbst. Der Zugang zu den vier anderen Meeren über den Dhunischen Ozean eröffnete ihnen ganz andere Möglichkeiten. Nicht nur in der Schifffahrt, sondern auch in der Forschung und Entdeckung.


    Aber das war nicht alles, was Dreux erreichen wollte.


    Souvagne expandierte auch unterirdisch. Eines ihrer innovativsten Projekte war Sub-Souvagne. Eine unterirdische Stadt, die im Extremfall zur Rettung tausender Souvagner dienen würde und zeitgleich neuen Lebensraum schuf. Sollte alles nach Plan verlaufen, dann vielleicht sogar auf mehreren Ebenen. Sie alle waren stolz auf dieses Bauvorhaben, aber sie benötigten Holz.


    Sein goldener Prachtadler Doro trat von einem Fuß auf den anderen und spreizte kurz die mächtigen Schwingen um sich zu lockern. Die Höhe des Himmelsgebirges war ein wundervoller Ort für die Himmelsaugen und die Wolkenstadt. Dreux hatte die Sicherung des Gebirges und der Küste angeordnet.


    Der Archi-Duc schaute nach unten, dort gab es Holz soweit das Auge reichte. Dieses Land war Wildnis, sie wurde von niemandem genutzt. Waldalben trieben sich nomadisch darin herum und lebten dort genauso wie jedes andere Wild. Dreux wurde es an Souvagne angliedern und dort neue Schollen errichten. Sie würden das Holz ernten, Ackerbau und Viehzucht betreiben, Dörfer, Städte und Burgen errichten. Das Land würde unter seiner Hand aufblühen.


    Dreux streichelte das mächtige wie prachtvolle Tier auf dem er saß. Wenn der Krieg der Zwerg ein Gutes mit sich gebracht hatte, dann Vorsorge seines Vaters. Die Generalmobilmachung war noch nicht aufgehoben. Die Souvagnischen Truppen waren in Alarmbereitschaft, jederzeit bereit zuzuschlagen.


    Der Archi-Duc schaute von seiner erhöhten Position zurück auf sein Land. Die schwer befestigten Wehranlagen, waren weiter ausgebaut worden. Man sah, dass es den Souvagnern mit ihrem Schutz ernst war. Sie bauten nicht einfach eine Mauer, sie bauten eine gewaltige Festung um ihre Lieben, ihre Landsleute und ihre Heimat darin gut und sicher zu verwahren.


    Die Mauer samt Wehranlage würde nach seiner Expansion einen neuen Verlauf nehmen. Dreux hob die Hand und gab seinen Himmelsaugen das Zeichen.


    Mehrere Falken schraubten sich in luftige Höhen und überflogen das Gebiet und gingen auf Spähflug, während zeitgleich die Heer-Himmelsaugen in Souvagne den Marschbefehl ihres Archi-Duc durch ihre Kollegen vom Himmelsgebirge erhielten.


    Im Norden Souvagnes setzte sich ein Heer aus Grivois in Richtung Westen in Bewegung und sicherte mit einem Treck die Grenze zu den Zwergen hin ab. Schritt für Schritt bezogen sie Stellung und bewachten den neuen Grund und Boden Souvagnes. Ziel war die Küste hinter Syriel.


    Zeitgleich setzte sich ein Tross aus Beaufort in Bewegung, dem sich immer mehr Soldaten aus den angrenzenden Ortschaften anschlossen. Das Heer bestand aus Fußsoldaten, Berittener hoch zu Ross und auf flinken, wie auch wendigen Laufvögeln. Zur gleichen Zeit machte sich ein Heer aus L´Heureux auf den Weg und zog gen Norden, den Kameraden aus Grivois entgegen. Je breiter das Land wurde, je weiter fächerte das Heer aus.

  • Flugstaffel


    Der Waldboden erzitterte unter den Schritten tausender Füße. Majestätisch und furchteinflößend schritten die gewaltigen Laufvögel voran. Ein Hauch einer uralten Wildheit verbreitend, die so kaum noch auf der Welt zu finden war. Zweibeinige, gefiederte messerscharfe Augen, Schnäbel und Klauen die den Weg für die Nachrückenden vorbereiteten. Die Waldalben waren gut beraten, sich aus der Reichweite dieser Raubtiere zu halten.


    In zweiter Reihe folgten die Kavallerie zu Pferde. Mächtige Streitrösser, die ihren Namen alle Ehre machten. Genau wie ihre Reiter waren sie imstande, sich äußert wild ihrer Haut zu erwehren.


    Versetzt zur Vorderreihe kämmten sie gemeinsam den Wald durch, gefolgt von den Fußsoldaten schob sich die Heeres-Walze wie eine atmende, lebende Souvagnische Mauer langsam und unaufhörlich auf die Küste zu.


    Dabei trieben sie die Waldalben vor sich her.


    Aber nicht nur der Boden erzitterte, der ganze Wald war durch das Heer in Bewegung. Die Luft war erfüllt von einer nie dagewesenen Anzahl von Greifvögeln, die gefiederten Augen der Himmelsaugen.


    Die Waldalben hatten schnellstmöglich einen Widerstand organisiert und eine kleine Streitmacht von 700 Alben versuchte das Heer aufzuhalten. Pfeile kamen aus den Bäumen angeschwirrt, trafen Mann und Tier und so mancher ging zu Boden. Aber der Erfolg der Alben war nur von kurzer Dauer, denn die scharfen Augen der Raubvögel waren überall und meldeten ihren Herren sofort mental, wenn sie Alben in den Bäumen sichteten.


    Das Heer antwortete auf die Pfeile mit Salven aus den Repetierarmbrüsten und feuerte genau in jene Richtung, die die Himmelsaugen vorgaben.


    Die Himmelsaugen neben dem Archi-Duc hielten ihren Herrn stets über das Geschehen des Heeres auf dem Laufenden. Die Berichte über das Geschehen vor Ort wurden zwischen den Himmelsaugen blitzartig auf mentalem Weg ausgetauscht. Sie waren wie ein großer Organismus ein Verstand, der aus vielen kleinen Einzelkomponenten bestand. Und so handelten die Himmelsaugen auch im Kampfverband, ähnlich wie ein Bienenschwarm koordinierten sie ihre Handlungen um sich und ihre Untergebenen perfekt aufeinander abzustimmen.


    Dreux erteilte den Einsatzbefehl für die beiden Luftschiffe, sowie der Flugstaffeln bestehend aus Drachenhühnern und Prachtadlern.


    Die Flugstaffel der Flugreittiere startete entlang der Grenze und erhob sich mit ihren Reitern und ihrer außergewöhnlichen Fracht hoch in die Lüfte und folgte dem Heer um dieses zu überfliegen.


    Die beiden Luftschiffe starteten ebenfalls. Einer der langen Zylinder setzte sich von L´Heureux aus in Bewegung, der andere machte sich aus Grivois auf den Weg. Auch sie zogen wie gewaltige Rauchstangen in luftiger Höhe über das Souvagnische Heer hinweg.


    Auf der Höhe von Syriel und Lysira drehten beide Luftschiffe bei und kreuzten den Weg des Heeres. Langsam über den Wäldern schwebend klinkten sie ihre alchemistische Fracht aus. Es wirkte als wollten die beiden Zylinder einen Waldbrand mit einer Art Puder löschen.


    Das was sie löschten beziehungsweise auflösten war die Tarnung der Waldalben. Dort wo der Puder auf die Bäume traf, verloren diese schlagartig die Blätter. Die Flugstaffel bestehend aus Drachenhühnern und Prachtadlern warfen die gleiche Fracht des alchemistischen Puders ab, allerdings gezielt auf hohe, dichte Bäume. Dabei hielten sie genau auf die Küste zu.


    Die Bodentruppen erhöhten nun ihre Geschwindigkeit während der Wald Stück für Stück in gewaltigen Teilen entlaubt wurde. Den Alben wie allen anderen Waldbewohnern wurde so systematisch die Deckung geraubt.


    Wie eine Brandwunde zog sich die Entlaubung von Souvagne ausbreitend Richtung Küste. Während die ersten gewaltigen Drachenhühner und Prachtadler an der Küste landeten und diese sicherten, drehte ein Teil der Flugstaffel bei und unterstützte das Heer aus der Luft.


    Waldalben die nun von den kleinen Greifvögeln der Himmelsaugen erspäht wurden, hatten nicht nur das Bodenheer auf den Fersen, sondern der Tod kam auch von oben. Wer nicht Acht gab, wurde von gewaltigen Klauen aus den Bäume und in den Tod gerissen.

  • Grenzsicherung und -befestigung



    Der Archi-Duc war sehr zufrieden wie ihre Expansion voranschritt. Auch wenn andere Nationen Innovationen scheuten, Souvagne zählte nicht dazu. Selbstverständlich hielten auch Souvagner den alten Traditionen die Treue. Vielleicht sogar mehr noch als andere, vor allem was das Miteinander anging.


    Sie schätzen das Altbewährte, waren aber nicht scheu auch Neuerungen zuzulassen, gerade dann, wenn ihr Volk eindeutig davon profitierte. Das die Forschung in keinem Bereich reglementiert wurde, schuf die Grundlage für derartige Innovationen.


    Ohne diese Forschung wären sie nicht im Besitz von alchemistischen Entlaubungsmitteln und anderen Giften, die so manche vielleicht für unnötige oder gefährliche Spielereien hielten. Aber wie jedes Werkzeug kam es auch hierbei auf den sachgerechten Gebrauch an.


    Und Dreux wusste sehr gut, wozu man Entlaubungsmittel einsetzen konnte. Wo das Grün die einzige Deckung des Feindes war, leitete man den Spontan-Herbst ein. Zumal es tatsächlich Herbst war und sie somit nur einen Bruchteil des Entlaubungsmittels einsetzen mussten, als das im Sommer der Fall gewesen wäre.


    Der junge Archi-Duc schaute auf die Karte und nickte seinen Beratern zufrieden zu. Sie hatten ein Quartier in der ehemaligen Stadt Heymstätt bezogen, welche von den kleinen Kadavern des Brand-Schmelz-Pulvers gereinigt worden war.


    Nun hieß die Stadt Wolkenstadt und es wurden bereits erste Schritte unternommen, sie in eine Großanlage samt Tempel für die Himmelsaugen umzubauen. Das komplette Himmelsgebirge würde ein gewaltiger Stützpunkt der Himmelsaugen werden und Dreux war sehr stolz darauf.


    Das Himmelsauge Chandler Parrot stand neben seinem Herrn und erwartete neue Befehle, die er an die Kollegen ins Gesamtbewusstsein weitergeben konnte. Chandler schaute genau wie Amber seine Rohrweihe ebenfalls auf die Karte.


    "Neuste Informationen?", fragte Dreux.


    "Eure Hoheit, die Grenzsicherung und Grenzbefestigung hat erfolgreich begonnen. Zuerst wurde die Grenze zu den Zwergen gesichert. Westlich von Souvagne bis hinab zu dhunischen Ozean. Die Truppen schützen ihre Kameraden, die mit dem Fällen der Bäume und dem Hochziehen des dortigen Grenzwalls begonnen haben.


    Desweiteren hat unsere Streitmacht im Süden zeitgleich damit begonnen, das Nadelöhr zu Ehveros gesondert und besonders zu sichern. Zweck dass die Waldalben nicht in unser Nachbarland einfallen.


    In der zweiten Welle der Grenzsicherung und -befestigung haben unsere Flugstreitkräfte damit begonnen Mini-Kontingente von fünf Mann an die Küste zu fliegen und dort zur Grenzsicherung und Befestigung abzusetzen. Die Arbeiten wurden unverzüglich aufgenommen.


    Nach Beendigung der Entlaubungsflüge haben sich ebenfalls die zwei Luftschiffe an dem Küstentransport beteiligt. Die Küstenregion wird ebenfalls gerade gesichert. Auch hierzu werden die Bäume der direkten Umgebung genutzt Herr", erklärte das Himmelsauge.


    "Sehr gut. Danke für den ausführlichen Rapport. Weitere Anmerkungen eventuell?", fragte der Archi-Duc.


    "Die Küstenregion am Fuße unseres Himmelsberges wird ebenfalls gesichert Herr. Ich schlage vor, dass wir von der Azursee Schlangenvögel importieren. Man kann diese kleinen, flugunfähigen Vögel genau wie Kormorane darauf abrichten auf Fischfang zu gehen. Für den Eigenbedarf unserer Tempelanlage wäre das eine gute Investition. Zudem gehören Himmelsaugen und Vögel einfach zusammen. Das Stück Küste vor unserer Haustüre dürfen wir auch Lebensmitteltechnisch nicht brach liegen lassen", schlug Chandler vor.


    "Die vorhandenen Ressourcen derart zu nutzen gefällt uns. Setzt Eure Idee um", stimmte Dreux zu.



    ****



    Schlangenvogel:
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  • Schifffahrt


    Provisorische Lager waren im Himmelsgebirges - Montagne Dreux Gifford de Souvagne errichtet worden. Der Ausbau ging zügig und gut voran, die alte Stadt Heymstett wurde zudem völlig umgebaut, das Fundament in die neu entstehenden Gebäude intregiert.


    Das Himmelsgebirge würde schon bald den Wolkentempel beherrbergen und ein gewaltiger Stützpunkt für die Himmelsaugen werden. Dreux war stolz auf dass, was er bis jetzt erreicht hatte. Er wusste nicht, wann sein Vater plante ihm den Thron zu übergeben, aber er war Mitregent als Archi-Duc und es erfüllte ihn mit besonderem Stolz, wieviel Freiheiten ihm sein Vater bereits jetzt gewährte.


    Einerseits hatte er sich stets vor der Verantwortung wie auch der Bürde des Amtes gefürchtet. Aber nun wo er gemeinsam mit seinem Vater Seite an Seite herrschte fühlte sich Dreux Gifford de Souvagne unheimlich wohl. Stück für Stück fügte er sich in das Amt des Duc, eines Tages würde er mit Stolz und wehem Herzen die Krone von seinem Vater überreicht bekommen.


    Dreux trat auf den Balkon des kleines Wychtlhauses und schaute auf Windzerklüftete Felsen. Die klare Bergluft war angenehm frisch und kühl. Mit forschen Schritten ging er zurück an die Arbeit. Chandler Parrot erwartete seinen Herrn bereits.


    Der Archi-Duc trat an die große Karte.


    "Wir befehlen, dass eine Einheit Kriegsschiffe aus Souvagne abkommandiert werden. Über Cantillion werden die Schiff ein Stück landeinwärts über Land transportiert bis hin zum Goldwasser. Durch den Goldwasser werden sie gezogen bis zur Einmündung des Draken. Von dort aus geht es auf kürzestem Weg direkt in dortige Bucht. Also ab Einfahrt in den Draken halten sich die Schiffe westwärts, bis sie erneut ein Stück über Land transportiert werden müssen um dann endlich in den Dhunischen Ozean eingelassen werden zu können. Die Schiffe halten sich dann gen Süden um unsere neue Küste zu sichern. Gebt dies umgehend als Marschbefehl für die Kriegsschiffe weiter.


    Desweiteren benötige ich einen Kontakt zum Duca von Ledwick. Ich beabsichtige hier direkt vor Ort Kriegs- und Handelsschiffe für unsere neue Küste zu erwerben. Ferner benötige ich Kontakt zu meinem Bruder Ciel um zu wissen wie der Stand vor Ort ist. Hat er sich gemeinsam mit Onkel Davet bereits mit den Freibeutern in Verbindung gesetzt? Klärt das ab", befahl der Archi-Duc.



    ****

  • Das Himmelsauge Chandler Parrot fertigte umgehend ein Schreiben und band dies seiner Rohrweihe Amber ans Bein. Er instruierte seinen Raubvogel, der sich umgehend mit einem Schrei in die Lüfte erhob und auf den Weg machte.


    Die Rohrweihe überflog das Himmelsgebirge, nutzte die Aufwinde und ließ sich in die Höhe gleiten, dann folgte sie dem Lauf des Draken. Sie überflog sanfte Hügel und Täler und kleine Waldgebiete. Amber folgte stetig dem Fluss bis sie nach Stunden endlich die ersten Sumpfausläufer erreichte. Sie befand sich nun in Ledwick.


    Ihre Flügel trugen das stolze Tier weiter, hinab zur Küste folg die Weihe, immer weiter bis zur Stadt Monleone. Auch hier konnte sich der Raubvogel noch nicht ausruhen, denn sie hatte eine Botschaft zu überbringen.


    Die scharfen Augen des Raubvogels suchten den Palast, dort landete das stolze Geschöpf und machte mit schrillen Rufen auf sich aufmerksam.


    Ein geflissentlicher Diener kam herbei geeilt und reichte dem Geschöpf ein Kissen, auf das es hinaufklettern konnte. So nahm der Mann die Weihe sicher hoch, auf deren Brust das Wappen Souvagnes prangte.


    Er trug das Tier bis vor den Thronsaal, dort informiert er einen der diensthabenden Gardisten. Dieser ließ seinerseits den Leibdiener wie auch Wächter des Duca Vianello Leonardo informieren.


    Der Leibdiener erschien einige Minuten später, nahm das Tier auf dem Kissen an sich und brachte es ohne Umwege zu seinem Herren.


    "Eure Majestät eine persönliche Botschaft aus Souvagne für Euch wie mir scheint. Ein Raubvogel der ein Geschirr samt dem Wappen der Souvagne, wie auch eine versiegelte Botschaft am Bein trägt, ist im Hof aufgegriffen worden. Ich habe das Tier bei mir", erklärte Vianello und setzte das Tier vor dem Duca auf dem Tisch ab.


    Amber streckte dem Duca ihr Bein mit der Botschaft hin und stieß einen leisen, aufmunternden Schrei aus.


    Als der Duca die Botschaft an sich genommen und entrollt hatte, konnte er Folgendes lesen:





    Eure Majestät
    Duca Tazio Ferdinando di Ledvicco,


    unsere Hoheit, Archi-Duc Dreux Gifford de Souvagne, bittet Euch höflich um ein Treffen.
    Unserer Hoheit ist sehr daran gelegen, direkt bei Euch vor Ort Kriegs- wie auch Handelsschiffe käuflich für die neue Küste Souvagnes zu erwerben.


    Wie Eure Majestät vermutlich schon aufgefallen sein dürfte, hat Souvagne in den verwilderten Raum gen Westen expandiert. Das erste Mal in der Geschichte verfügt Souvagne damit über eine Küste am Dhunischen Ozean.


    Es wäre uns eine Ehre und besondere Freude, wenn Ihr Euch alsbald mit uns in Verbindung setzten würdet.
    Unsere Hoheit möchte schnellstmöglich mit Euch in Handels- und auch in Beratungsbeziehung treten. Hierzu nutzt gerne meine treue und zuverlässige Rohrweihe Amber.


    Über eine positive Antwort Euererseits würden wir uns sehr freuen.



    Mit ergebensten Grüßen
    Himmelsauge Chandler Parrot


    Im Auftrage seiner Hoheit
    Archi-Duc Dreux Gifford de Souvagne


  • Alsbald erhielt Dreaux die Antwort aus Ledwick. Die Rohrweihe erschien in einem hervorragenden Pflegezustand. Jemand, der sich mit edlen Greifvögeln auskannte, hatte Schnabel und Krallen versorgt, sie mit frischer Leber gefüttert und das Gefieder mit einem leichten Pflegeöl gereinigt. Sie streckte Dreaux ihr Beinchen hin, an welchem sich die Rolle mit dem Antwortschreiben befand.


    Eure Majestät
    Archi-Duc Dreaux Gifford de Souvagne


    Wir, Duca Tazio Ferdinando di Ledvicco, werden dem Vorschlag eines Treffens entsprechen. Momentan weilt Euer Bruder, seine Hoheit Prince Gregoire Verrill de Souvagne samt Ehemann Prince Linhard Xavier de Souvagne, Marquis von Hohenfelde, zu Gast in unserem Palast in Monleone.


    So Ihr die Möglichkeit habt, laden wir Euch ein, uns hier vor Ort Gesellschaft zu leisten und Euch ein paar Tage von den Strapazen zu erholen. Ihr könnt zu jedem beliebigen Zeitpunkt hier eintreffen, Ihr seid stets willkommen.


    Sollte Eure Anwesenheit vor Ort unentbehrlich sein, werden wir uns zu Euch begeben. Dank des großzügigen wie nützlichen Geschenks der souvagnischen Krone, unseres wundervollen Prachtadlers Schneeflocke, sind wir nun in den Lüften mobil und könnten Euch kurzfristig besuchen kommen. Bitte schlagt hierzu bitte eine Zeit und einen Ort vor. Sofern Ihr nicht mehr von uns hört, werden wir pünktlich erscheinen.


    Monleone, 09.12.203
    Duca Tazio Ferdinando di Ledvicco

  • Kaum das Amber die Rohrweihe zum Himmelsgebirge zurückgekehrt war und Dreux die Nachricht von Duca Tazio Ferdinando di Ledvicco gelesen hatte, machte sich der junge Archi-Duc mit seinem goldenen Prachtadler auf den Weg nach Ledwick.


    Das gewaltige Tier nahm fast den gleichen Weg wie vorher die Rohrweihe, nur überfolg Dreux nicht Ehveros, sondern blieb im Luftraum von Souvagne. Dreux folgte mit Doro dem Prachtadler dem Verlauf des Draken bis nach Udinese. Dort flog er die Grenze entlang und überquerte in Wolfsfels die Grenze nach Ledwick.


    Doro hielt direkt auf Monleone zu.


    Dreux genoss den Ritt auf seinem stolzen Tier. Er konnte seinen Schwager Linhard gut verstehen und die Liebe zu dessen Drachenhuhn nachvollziehen. Solche Geschöpfe waren nicht nur majestätisch, sie waren auch praktisch. Daran bestand kein Zweifel.


    Der Wind zersauste dem Archi-Duc während des Fluges die Haare, die Luft hoch oben war frisch und angenehm kühl. Sie klärte seine Gedanken, brachten ihn rein ins Hier und Jetzt. Dann kam nach einigen Stunden Flug Monelone in Sicht. Unter ihnen strich die Fluss- und Sumpflandschaft dahin, während der Prachtadler langsam aber sicher im Sinkflug hinabglitt.


    Dann war es soweit.


    Der goldene Prachtadler des Archi-Duc von Souvagne landete im Hof des Duca Tazio Ferdinando di Ledvicco. Die Diener schauten ehrführchtig auf das gewaltige, goldene Tier. Die Sonnenstrahlen spiegelten sich auf dessen güldenen Gefieder und strahlten mit den langen Haaren von Dreux um die Wette.


    Vogel und Reiter wirken gemeinsam wie aus einer anderen Sphäre und schienen regelrecht von innen heraus zu leuchten, durch das sich brechende Licht auf Haar und Gefieder.


    Ein Diener eilte sofort zu den Gemächern des Großherzogs von Ledwick. Vianello, der treue und zuverlässige Leibdiener des Duca öffnete, hörte sich die Botschaft an und eilte nun seinerseits zu seinem Herrn.


    "Eure Majestät, soeben ist seine Hoheit Archi-Duc Dreux Gifford de Souvagne unten im Hof mit seinem Prachtadler eingetroffen", sagte Vianello freundlich ergeben.

  • Sub-Souvagne und See-Schutz-System



    Am Morgen zerriss eine Explosion nie dagewesenen Ausmaßes die morgentliche Stille in Souvagne. Das akustische Zeichen, dass mit dem Bau von Sub-Souvagne begonnen wurde.


    Zwar hatten die Ausrufer Tage vorher genau jenen ersten Spatenstich in Form einer Sprenung angekündigt, dennoch hatte vermutlich niemand mit einer derartigen Detonation gerechnet. Viele besorgte Bürger liefen zu den Bütteln, Stadtwachen und auch zu den Himmelsaugen vor Ort, die mit Geduld erklärten, dass es sich um eine Bausprengung handelte.


    Sub-Souvagne war das Gegenstück zu den Speeren Souvagnes. Griffen die Speere nach dem Himmel, so war Sub-Souvagne das erste menschliche Städtevorhaben dass unterirdisch angesiedelt wurde. Einerseits um neuen Lebensraum zu schaffen, andererseits um die Sicherheit zu erhöhen. Geplant war der unterirdische Städtekomplex als Hochsicherheitszone der im Kriegsfall auch als Bunkeranlage dienen konnte.


    Die Steine die aus den Tiefen Souvagnes an die Oberfläche empor geholt wurden, wurden in der Souvagnischen Mauer oder in dem See-Schutz-System am Dhunischen Ozean verbaut.


    Denn heute war nicht nur der erste Spatenstich was Sub-Souvagne anging.
    Heute war ebenso der erste Spatenstich des See-Schutzsystem.


    Das See-Schutz-System war ein Bollwerk vor der Küste Souvagnes im Dhunischen Ozean. Besteht aus 5 Bastionen die über einer Mauer miteinander verbunden waren, wurde hier der erste Küstenhafen geschaffen, der komplett abgeriegelt war.


    Die Schiffe im Hafen würden gut geschützt hinter einer Mauer, die selbstverständlich zur Passage Tore aufwies, liegen. Von der neuen Küste Souvagnes aus, aus der Luft von einem Luftschiff, wie auch von einem Teil der Souvagnischen Marine wurde das Bauvorhaben streng überwacht.


    Ein Diebstahl von Schiffen, wie es zur Zeiten des Kaisho-Abkommens im Krieg der Zwerge gegen das Chaos vorgekommen war, würde es nicht erneut geben.


    Und schon bald würden neben der Marine Souvagnes auch Freibeuter mit ihren Schiffen Patrouille fahren, ausgestattet mit Prisenrecht um zusätzlich für Sicherheit und Ordnung zu sorgen.