Einsamkeit gesucht

  • Ein neues Zuhause


    Die Ankunft in Obenza hatte Svens Sinne und Befürchtungen in seiner Gänze überfordert. Kaum war er von den Grauen der Überfahrt befreit gewesen, musste er sich der schieren Masse an Personen stellen. An allen Ecken drängten sich die anwesenden Völker, sodass Sven den inneren Drang verspürte so schnell es ging die Stadt vorerst wieder zu verlassen, was er letztlich auch tat. Ohne auch nur ein paar Stunden in der Stadt zu verbringen, verließ er sie in Richtung Süden.


    Je weiter er von der Stadt sich entfernte, desto weniger Leuten begegnete er. Als es nur noch eine handvoll waren, welche seinem Weg kreuzten, verließ er die vorgeschriebenen Pfade und wandte sich der erst besten Waldgrenze zu, welche er erspähen konnte. Sein eigener Weg führte ihn schließlich über weite Wiesen und Hügel weit abseits von Obenza, bis er die Stadtgrenze nicht einmal mehr sehen konnte. Dennoch wollte er sich dem Unwohlsein unter Anderen stellen, auch wenn dies vermutlich noch ein weiter Weg war. Sein Vorhaben blieb dennoch bestehen, so dass er es versuchte höchstens eine Tagesreise von der Stadt entfernt zu bleiben.


    Ein paar Stunden waren bereits vergangen und die Sonne begann langsam sich dem Horizont zu nähern, als Sven eine für ihn geeignete Stelle im Wald abseits von allem gefunden hatte. Er ging gerade einen Bachlauf entlang, welche sich an einer Erdkante entlang hangelte. Gezwungener Maßen musste er dabei über einen umgestürzten Baum klettern, welcher oberhalb der Erdkante seine Wurzeln hatte. Hätte er sich nicht noch einmal zu diesem ein paar Schritte später umgedreht, so hätte er sein neues Zuhause vermutlich übersehen. Direkt hinter dem Baumstamm war ein kleinerer Höhleneingang, groß genug um in Menschengestalt halbwegs aufrecht hindurch zu passen. Direkt stoppte er bei dieser Sichtung seinen ursprünglichen Weg und ging zur Höhle. Viel konnte er anfangs nicht sehen, da es draußen immer noch zu hell war und seine Augen sich erst wieder an die absolute Dunkelheit konzentrieren mussten. Langsam tastete er sich voran, wobei seine Sinne in alle Richtungen achteten, um Gefahren frühzeitig zu erkennen. Irgendjemand oder irgendetwas muss diese Höhle gegraben haben... Natürlich sieht sie nicht aus... schoss es ihm durch den Kopf, als er nach ein paar wenigen Metern in einem etwas größeren Bereich angelangt war. Neben dem schmalen Eingangsgang konnte er hier hinten ohne Probleme aufrecht stehen und sich sogar recht frei bewegen. Es war zwar längst ein Vergleich zum Inneren irgend eines Hauses, jedoch würde es reichen.


    Sven nahm den Rucksack von den Schultern und warf ihn achtlos zur Seite, was einen ungewöhnlichen Klang verursachte. Verwundert hockte sich Sven neben seinen Rucksack und schob diesen zur Seite. Im ersten Moment konnte er nichts außer dem Dreck auf dem Boden erkennen. Behutsam strich er mit der flachen linken Hand über den Boden und offenbarte... Holz? Sven grub nun mit beiden Händen das aus, was sich dort befand. Nach einigen Minuten hatte er bereits die komplette Oberseite und ein wenig des darum liegenden Drecks freigeräumt. Vor ihm im Boden befand sich eine Holztruhe. Unverschlossen, wie Sven feststellte, noch dazu. Vorsichtig öffnete er diese, doch bis auf gähnende Leere war nichts zu entdecken. Nun begann er zu grübeln über die Entstehung der Höhle und warum es gut versteckt war. Hier hat jemand etwas versteckt... Vermutlich sich selbst direkt mit... Ein Versteck und Unterkunft zugleich... Ein Jäger? Eher nicht... Ein Söldner? Unwahrscheinlich... Auf Grund mangelnder Beweise konnte er den genauen Grund dieser Höhle nicht am ersten Abend enthüllen, doch eines wusste er nun. Es wurde zu einem bestimmten Zweck geschaffen und vielleicht auch noch genutzt. Er würde vorsichtig sein müssen...

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  • Der erste Morgen


    Die Nacht war bereits herein gebrochen, ehe Sven sich von seinen Gedanken über die Gefahren, welche die Höhle mit sich brachte, los reißen konnte. An diesem Tag würde er daher nicht mehr viel machen können und die Müdigkeit übermannte ihn sowie so schon. Viel Schlaf hatte er auf der Überfahrt nicht finden können, weswegen er zu allererst einen gesunden Schlaf brauchte. Annehmlichkeiten wie ein Bett oder vergleichbares waren dabei jedoch nicht zwingend notwendig. Er schlief seit seiner Verbannung bereits auf dem Boden, auch wenn er zu jener Zeit, in der sein Mentor noch lebte, zumindest ein Lager aus Moos und Blätter sein eigen nennen konnte. Doch alles zu seiner Zeit. Sein Rucksack als Kopfkissen würden für die erste Nacht in der neuen Heimat ausreichen. Heimat... Noch fühlte sich nichts danach an, doch Sven war optimistisch genug, was das anging. Es würde zu seiner Heimat werden. Es brauchte nur die ein oder andere Verbesserung oder besser Anpassung der Höhle.
    Sven legte sich hin, schob den Rucksack noch ein paar mal zurecht und fiel dann bei den Geräuschen des Waldes schnell in einen tiefen Schlaf.


    Der eigentliche Sonnenaufgang war bereits längst vorüber, als Svens Augen zu blinzeln begannen. Mit einem ausführlichen Gähnen, gefolgt von ausgiebigen Streckungen setzte sich Sven auf und sah sich in seiner kleinen Höhle um. Das erste was er neben den Geräuschen des Waldes bemerkte, war der Durst und Hunger, welche nach Stillung verlangten. Sven verzog leicht das Gesicht, als sein Magen sich stark zu Wort meldete. Dann wollen wir mal... sagte er sich innerlich und stand auf. Den Rucksack stellte er erst einmal tief in eine der hinteren Ecken und warf noch dazu seinen Mantel rüber. Sie sollten so wenigstens fürs Erste versteckt genug sein, sollte der unwahrscheinlich Fall eintreten, dass jemand die Höhle betrat.


    Kaum verließ er die Höhle, blendeten ihn leicht die Sonnenstrahlen, welche sich vereinzelt durch das ansonsten dichte Blätterdach ihren Weg bahnten. Sein Blick schweifte teils tief durch den Wald, soweit er jedenfalls sehen konnte. Er kannte bisher fast gar nichts von dieser neuen Umgebung bis auf den Weg von und zur Stadt. Bevor er sich jedoch auf einen ausführlichen Erkundsgang aufmachte, kniete er vor dem Bach lauf, um mit zur Schale geformten Händen ein wenig des frischen, kalten Wassers zu trinken. Anschließend nahm er noch einmal soviel Wasser, wie er mit seinen Händen halten konnte und warf es sich ins Gesicht. Erfrischt stellte er sich nun wieder auf und atmete die Waldluft tief ein.


    Bevor er nun zur Erkundung aufbrach, ging er noch einmal in die Höhle und holte sich Pfeile und Bogen, um sich im Falle der Fälle ein Tier zu jagen. Ausreichend ausgestattet, verließ er nun die Höhle und begann seinen Weg durch den Wald.

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  • Das neue Jagdgebiet


    Sven war begeistert von der Umgebung, welche er sich ursprünglich nur notdürftig gesucht hatte. Der Wald war groß, die Pflanzen- und Tierwelt reich an Arten und das Wetter angenehm. Zwar hätte er nichts dagegen, wenn es ein paar Grad kühler wäre, allerdings konnte man nicht alles haben. So arrangierte er sich mit den Temperaturen. Darüber hinaus war der Wald auch nicht eben, sondern bot durch Hügel und Steinformationen genug Abwechslung und Möglichkeiten sich ideal an Beute heran zu schleichen.


    Nach gut einer Stunde stand Sven vor einer Mannshohen Steinformation. Sonderlich breit schien sie nicht zu sein, höchstens einige Meter in beide Richtungen, doch wo bliebe der Spaß, wenn er jedes Hindernis umgehen würde. Die Pfeile schob er sich in den Gürtel, den Bogen hängte er sich um sein breites Kreuz. Vor dem Aufstieg suchte er jedoch erst einmal geeignete Stellen, um sich fest halten zu können. Nicht einfach, da der Fels vor seinen Augen fast komplett abgerundet und glatt war. Weiter oben konnte er doch einen Riss erkennen, den er nun mit seinen Händen festhielt. Nachdem er noch kurz prüfte, wie stabil die Stelle war, zog er sich mit einem Ruck empor. Als er jedoch sein rechtes Knie aufsetzte, rutschte es sofort ab und Sven flog fast wieder hinab. Der Sturz wäre zwar nicht so tief gewesen, dennoch war Sven froh darüber, dass er sich immer noch fest genug hielt. Beim zweiten Anlauf gelang ihm der Aufstieg dann schließlich, sodass er den Riss los lassen und sich hinstellen konnte.


    Er schaute zurück zu der Richtung aus der er kam, doch bis auf seinen Weg, den er sich durch das Unterholz gebahnt hatte, konnte er nicht viel erkennen. Kaum viel sein Blick wieder nach vorne, entdeckte er einzelnes Rehkitz, welches in gut 50 Metern Entfernung aus dem Dickicht wagte. Sven ging direkt in die Knie und duckte sein massigen Oberkörper hinter einem Stein, welcher oben auf dem ansonsten ebenfalls steinigem Hügel zu finden war. Den Bogen nahm er nun wieder hervor und auch einen der Pfeile, welchen er direkt in den Bogen legte. Doch er spannte den Bogen noch nicht. Die Schussbahn war noch nicht ideal genug. Sein Magen knurrte erneut, sodass er die Augen schloss. Er mochte das Gefühl nicht, vor allem wenn es bereits so stark war. Als er die Augen wieder öffnete, stand das Kitz nun mit aufmerksamen Blick an Ort und Stelle. Das Knurren hätte es unmöglich hören können... Bin noch viel zu weit entfernt! Aufmerksam beobachtete er die Umgebung. Er war sich sicher, dass etwas die Aufmerksamkeit des Kitz erregt hatte, war sich jedoch nicht sicher was genau es war. Er selbst hatte nämlich nichts bemerkt, wobei er mit seinem Magen kurzzeitig abgelenkt war. Noch bevor er etwas weiteres bemerken konnte, begann das Kitz mit seiner Flucht. Svens Instinkt riss ihn innerlich zur Verfolgung, doch Sven hielt sich mit gestreckten Arm gegen den Stein davon ab. Das Verlangen nach Jagd und Blut wurde immer stärke. Sven schloss erneut die Augen, um seinen tierischen Instinkten Herr zu werden. Nicht jetzt... flehte er förmlich sich selbst in Gedanken an. Sein Hunger war bereits zu stark und eine Verwandlung würde seinem Körper überhaupt nicht gut tun.


    Es dauerte eine Weile, bis Sven den inneren Drang überwinden konnte. Zu lange. Vom Reh war nichts mehr zu sehen. Sven nahm den Pfeil wieder aus dem Bogen und hielt ihn längs des Bogens mit der linken Hand. Etwas frustriert sprang er den Fels wieder herunter, jedoch auf der Seite, in der er das Kitz gesehen hatte. Irgendetwas schien es verscheucht zu haben und Svens Neugierde übermannte seine Vorsicht. Aufrecht, aber aufmerksam näherte er sich der Stelle, an der das Tier gestanden hatte. Kaum kam er dort an, drehte er sich langsam und sah sich jegliche Details der Umgebung an. Doch bis auf den Wald konnte er nichts erkennen. Er ging auf die Knie und untersuchte die Spuren, denen er erst einmal folgte. Etwas hat es erschrocken oder ihm Angst gemacht...

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  • Ein neuer Freund


    Sven folgte der Spur nun bereits eine ganze Weile und immer noch gab es keine Spur von dem Reh, doch langsam roch er etwas, dass nicht in den eigentlichen Waldgeruchmix passte. Es war der Geruch von frischem Blut. Kaum hatte er diesen Geruch identifizieren können, stoppte er in seiner Bewegung und lauschte. Der Wind rauschte durch die Baumkronen. Hier und dort waren Geräusche anderer, meist kleinerer, Tiere zu hören. Keines dieser Geräusche hätte dagegen etwas mit frischem Blut zu tun. Vorsichtig ging er weiter, bei jedem Schritt aufpassend, dass er nicht mehr Geräusche als nötig machte, bis er es schließlich sah, das Rehkitz oder was von ihm übrig geblieben war. Die Spur endete bei den Überresten eines jungen Rehs. Kopf und Körper völlig Blut überströmt. Vom Bauch war keine Spur mehr, außer dass die Eingeweide in einem breitem Kreis verteilt lagen. Alles was Fleisch gebracht hätte, war verschwunden. Jemand oder besser etwas war schneller... Enttäuscht ließ er die Arme sinken, drehte sich einmal im Kreis, wobei er ein markerschütternden Schrei von sich ließ, als der Bär in seinem Inneren kurz die Oberhand übernehmen konnte. Schnell hatte er sich jedoch notdürftig im Griff und kniete vor dem Leichnam nieder.


    Er untersuchte den Bereich um die Überreste auf weitere Spuren. Was auch immer das Reh getötet hatte, würde auch seine Spuren hinterlassen haben. Noch während er zu Boden sah, bemerkte er ein knackendes Geräusch hinter sich. Blitzschnell drehte er sich um, riss den Bogen nach oben und hatte auch den Pfeil eingelegt sowie die Sehne gespannt. Ein einsamer Wolf war in einigen Metern Abstand zu ihm, doch griff er nicht an. Vielmehr blieb er schlicht auf Abstand und schnupperte. Das Maul des Wolfes war über und über mit Blut, was die Erklärung für den Verbleib des Rehfleisches war. Darüber hinaus war der Wolf fast gänzlich mit schwarzem Fell überseht, nur eine Stelle auf seiner Stirn war weiß. Sven behielt den Bogen oben, da er genau wusste, wie ein Wolf reagieren könnte, schließlich trug er selbst einen in sich. Doch von dem Wolf schien keine Gefahr auszugehen, was Sven verwunderte. Spürte dieser Wolf einen Artgenossen in ihm? Vermutlich. Langsam senkte Sven den Bogen, legte Bogen und Pfeil auf den Boden und hielt die nun freie rechte Hand in Richtung des Wolfes. Es war riskant bei dieser Tierart, jedoch hatte Sven, so wie offenbar auch der Wolf, wenig Interesse den einzigen Artgenossen in der Umgebung zu erledigen. Jedenfalls ging Sven davon aus, dass auch er alleine war, sonst hätte er von seinem Rudel längst etwas mit bekommen. Langsam kam der Wolf näher, den Kopf leicht gesenkt. Als er nah vor Sven war, drückte er seinen Kopf sanft gegen Svens Handfläche. Ein Lächeln huschte über Svens Gesicht. "Bist wohl auch allein..." sprach er freundlich vor sich hin in der Gewissheit, dass der Wolf ihn so nicht verstand. Sanft streichelte er ihm über den Kopf.


    Es waren nur wenige Sekunden, in dem dieser Moment bestand. Der Wolf wandte sich von Sven ab und ging einige Schritte, ehe er sich noch einmal zu Sven umsah und dann weiter lief. Sven verstand sofort, griff sich Pfeil sowie Bogen und stand auf. Noch einmal sah er zu dem Rehkitz hinab, ehe er seinem neuen Begleiter folgte.

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  • Lebensgrundlage geschaffen


    Der Wolf führte Sven einige Minuten quer durch Dickicht und über Holzansammlungen von umgefallenen Bäumen und abgefallenen Ästen. Während der Wolf recht einfach überall hoch und runter sprang, fiel es Sven teils schwer, da er in seiner menschlichen Form einfach viel zu viel Gewicht und Größe aufbrachte. Jedoch hielt sein neuer Begleiter stets an, wenn Sven durch das Unterholz brach oder sich erst einmal einen Weg durchs Dickicht bahnen musste. An mancher Stelle blieb der Wolf stehen, streckte die Nase in die Höhe, spitzte die Ohren, lauschte und roch. Er war auf der Suche nach etwas. Sven konnte allerdings nicht genau ausmachen, was es war.


    Weitere Minuten vergingen, in denen sein Begleiter nun die Nasenspitze dicht über den Boden hatte. Wir müssen nah dran sein... Am Fuß eines Hügels blieb er stehen und sah Sven erwartungsvoll an. Mit einem Nicken bestätigte Sven, legte den Pfeil in den Bogen, welchen er die ganze Zeit in der Hand getragen hatte und näherte sich dem Hügel. Je höher er kam, desto mehr ging er in die Hocke. Er blieb er stehen, als er über den Hügel hinweg sehen konnte. Ein leichtes Grinsen bildete sich auf seinen Lippen. Er hörte, wie sein Wolf nun auch näher kam und streichelte ihm kurz über den Kopf. "Dann wollen wir mal..." Auf der anderen Seite des Hügels graste auf einer kleinen Lichtung eine ganze Gruppe von Rehen. Wieso das eine Rehkitz vorhin allein unterwegs war, war nun offensichtlich. Es hatte die Herde verloren und es nicht einmal mitbekommen. Sven spannte den Bogen und ließ seinen Blick über die anwesenden Tiere streifen. Sein Blick verharrte bei einem Hirsch, den er im ersten Moment gar nicht bemerkt hatte. Das Geweih war gut ausgebildet und recht groß. Er musste also schon etwas älter sein. Ein paar wenige Enden waren abgebrochen, so wie es schien. Also musste es noch jüngere Hirsche in diesem Rudel geben. Sven legte an. Sein Blick ging nun direkt am Pfeil entlang. Noch ein letztes Mal korrigierte er den Winkel. Die Entfernung war nicht all zu weit, deswegen nur leicht nach oben. Wind war hier durch den dichten Wald fast nicht vorhanden, also konnte er horizontal gesehen direkt auf dem Hirsch bleiben. Sein Ziel war der Hals, speziell die nahe der Mitte entlang gehende Halsschlagader. Er wusste, dass seine Pfeile mangels Metallspitze es nur schwer durch den Schädel des Tieres schaffen würden, zumindest würde es dort schwerer sein. Traf er die Halsschlagader, würde das Tier ein relativ schnelles Ende finden. Den Körper brauchte er gar nicht erst in Betracht zu ziehen, da hier nur das Herz tödlich gewesen wäre und das zu treffen war ein Blattschuss, den er nicht empfehlen konnte. Er atmete noch einmal ein, wartete bis der Hirsch sein Kopf hob und ließ mit der rechten Hand die Sehne los. Leicht bog sich der Pfeil, während er seine rotierende Bahn auf den Hals des Hirsches zu flog. Mit bloßem Auge war das allerdings nicht zu erkenne, doch Olaf hatte es ihm damals erklärt.


    Der Pfeil traf wie gewollt und ein markschütterndes Geräusch war das letzte, was der Hirsch noch von sich gab, ehe er zusammen brach. Sven versuchte gar nicht erst die anderen zu treffen, da sich die Herde sofort in alle Richtungen auf machte und davon rannte. Sven stand gemütlich auf, blickte konzentriert auf den sich noch leicht windenden Hirsch, um gar nicht erst in Versuchung zu verfallen, dem Rest hinter her zu jagen. Langsamen Schrittes und begleitet vom Wolf näherte er sich dem toten Tier. Kurz vor diesem legte er sich den Bogen wieder über, zückte das Messer aus seiner Scheide und kniete sich neben den Hirsch. Die Hand legte er sanft auf dessen oberen Hals und drückte ihn schließlich nach unten, dass er seinen Kopf nicht mehr groß winden konnte. "Sssscchhhh.." mit diesem Laut versuchte er seine Beute ein letztes Mal zu beruhigen, bevor er sein Ende vollends besiegelte. Mit einem Augen, in dem der Schmerz und das Ende geschrieben stand, blickte der Hirsch zu Sven empor. Mit einem einzigen Stich rammte er das Messer tief in den Kopf des Tieres, sodass es nun endgültig ruhig blieb und eine gewisse Leere im Blick entstand. Sven verharrte nicht lang, zog erst das Messer heraus und säuberte es leicht mithilfe vom Moos auf dem Boden, ehe er es weg steckte und schließlich mit dem Pfeil das selbige tat. Mit beiden Händen packte er den frischen Leichnam und schmiss ihn sich beim Aufstehen über die Schulter, welche noch vom Bogen freigelassen wurde. Mit einem Wink seiner Hand, signalisierte er dem Wolf ihm zu folgen und sie machten sich auf den Weg zurück zu Svens Höhle.

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  • Besucher


    Für den Rückweg zu Svens Höhle brauchten die beiden erstaunlich wenig Zeit, in der sie stumm neben einander her gingen. Was hätten sie auch bereden können? Hey, woher kommst du? Mit der Antwort knurr - heul? Sven musste bei dem Gedanken leicht grinsen. Doch schon bald verging sein Grinsen, als sie der Höhle näher kamen. Bereits von weitem konnte Sven erkennen, dass dort auf der anderen Seite des Bachlaufes einige mehr Fußspuren zu finden, als sie noch waren, kurz nachdem er aufgebrochen war. Den Hirsch hielt er nun nur noch mit dem linken Arm auf der linken Schulter und zückte mit der nun freien Rechten sein Messer. Vorsichtig näherte er sich der Öffnung. Sein wölfischer Begleiter merkte durch seine Art auch recht schnell, dass etwas nicht zu stimmen schien und senkte den Kopf. Auch seine Schritte wurden deutlich vorsichtiger. Vor dem Höhleneingang nahm Sven den Leichnam des Tieres von der Schulter und legte sie möglichst leise auf den Boden. Bisher konnte er weder jemanden hören noch sehen. Das Messer verstaute er wieder und nahm sich statt dessen Pfeil und Bogen zur Hand. Noch einmal blickte er sich um, doch weit und breit war niemand zu sehen. Langsam betrat er die Höhle, doch auch hier musste er nach einigen Schritten feststellen, dass niemand hier war. Hatte er es sich doch nur eingebildet? Gerade als Sven sich umdrehen wollte, um den Hirsch rein zu bringen, als er bemerkte, dass sein Mantel in der Ecke fehlte. Energisch ging er in die Ecke, in der er seinen Mantel über seinen Rucksack gelegt hatte, doch von beidem fehlte jede Spur. Sven schluckte kurz, als er realisierte, dass tatsächlich jemand hier gewesen sein musste und dieser jemand seine Sachen mitgenommen hatte.


    Nach einigen Augenblicken, in denen der Wolf draußen gewartet hatte, kam er wieder heraus gestürmt und sah noch einmal in die Entfernung. Sein Blick fiel dabei jedoch recht bald auf die Spuren auf der anderen Seite des Bachlaufes. Langsam näherte er sich diesen und kniete sich schließlich vor sie. Eingehend untersuchte er sie, bis er sich sicher war, dass hier mindestens 4 Personen gewesen sein mussten. Erneut ging sein Blick in die Ferne, wobei er dieses Mal den möglichen Weg der Gruppe versuchte nachzuvollziehen. Bevor er sich jedoch auf machte, die Verfolgung anzutreten, würde er erst einmal sich ausreichend mit dem Fleisch des Hirsches stärken. Er wusste nicht was auf ihn zu kommen würde und dadurch musste er auch vom schlimmsten Fall, einer möglichen Verwandlung seinerseits, ausgehen.


    Er entschied sich dafür, den Kadaver außerhalb der Höhle aus zunehmen, um das Innere der Höhle nicht direkt am ersten Tag zu versauen. Er stellte seinen Bogen und die Pfeile an die Erdwand, in der sich der Eingang zur Höhle befand. Dann legte er sich den Hirsch zurecht, sodass er nahe dem Bachlauf lag, aber eine möglichst ebene und halbwegs großzügige Unterlage hatte. Dafür bot sich ein größerer Stein ein paar Meter Bach aufwärts an, der für Sven auf Hüfthöhe eine halbwegs glatte und ebene Oberfläche aufwies. Das Messer in der rechten Hand und mit der linken Hand die Beine anhebend, begann Sven einen sauberen Schnitt an der Bauchseite. Danach schnitt er jeweils an den Innenseiten der Beine noch einmal entlang, sowie auf halber Strecke einmal um das. Das tat er auch beim Hals. Nun legte er das Messer erst einmal zur Seite und begann die Haut des Tieres mit kräftigen Rucken vom Fleisch zu trennen. Ab und an ging er mit dem Messer noch einmal zwischen Haut und Fleisch, um letzte Stellen zu lösen. Am Ende hielt er ein recht gut erhaltendes Stück Hirschhaut in Händen. Aus Mangel an Möglichkeiten hängte er es erst einmal über eines der Äste des umgestürzten Baumes. Dort würde es zwar nicht ideal trocknen, doch Sven hatte gerade keine Zeit oder Equipment, um es ordentlich trocknen zu lassen. Als nächstes entfernte er das Geweih mit gezielten Schlägen seines Messers vom Schädel und legte diese unter die Haut auf den Boden. Nun machte er sich an das Fleisch. Die Innereien ließ er dabei jedoch vorerst intakt, da er sie stets lieber mied. Er schnitt sich dagegen größere Stücke Fleisch aus dem Körper des Hirsches und spießte diese auf abgebrochene, aber stabile Äste, welche in der Umgebung einfach zu finden waren. Er sammelte auch genug Trockenholz, um noch schnell ein Feuer zu entfachen. Ohne seine Feuersteine, welche sich im Rucksack befanden, würde er auf die eher schwere Methode zurück greifen müssen, in der er einen Holzstab auf einem Holzblock solange rieb, bis das dazwischen befindende trockene Gras, zu brennen begann.


    Das Feuer dauerte eine Weile, bis es endlich an war und auch gut genug brannte, sodass Sven die Stöcke mit dem Fleisch am Rand in den Boden rammen konnte, sodass das Fleisch leicht über dem Feuer hing. Jetzt hieß es warten. Sein Blick ging erneut entlang der Spur der Gruppe. Am sinnvollsten wäre es gewesen, direkt hinter her zu jagen, doch mit Hunger war ein ein zu leichter Gegner für eine kleine oder vielleicht auch größere Gruppe. Sven hatte keine Ahnung mit wem genau er es zu tun hatte.

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