Kapitel 20 - Obenza, die Himmelsröhre, Der Ring der Menschenfresser

  • Obenza, die Himmelsröhre, Der Ring der Menschenfresser



    Timothée Mauchelin
    Endlich schlief ihr Bewacher. Timothèe war ein geduldiger Mensch und langes, manchmal jahrelanges, Warten gewohnt. Aber dieser Mann setzte ihn unter Stress, er hatte durch all seine Personae geblickt und wenn er Vendelin in die Augen schaute, war es für den Lotos, als würde er direkt in das Nichts blicken, wo seine Seele sein sollte. Ein verstörendes, ja, beängstigendes Gefühl für jemanden, dessen ganzes Leben ein Schauspiel gewesen war. Doch nun schlief Gideon friedlich im Bett des gemieteten Zimmers und Timothèe saß allein draußen auf der Bank, die an der Hauswand stand und genoss die Stille der Nacht. Alejandro gesellte sich zu ihm. Vendelin gefiel es nicht, dass er diesen Namen nun kannte, für ihn hatte der alte Soldat Vittorio bleiben sollen. Er hatte nicht darum gebeten, seinen wahren Namen zu erfahren und ignorierte ihn verärgert.
    »Wie geht es deinen Daumen?«, fragte Alejandro, als er sich zu ihm setzte. Ungefragt legte er den Arm um ihn, nahm seine Hand und küsste ihm den Verband.
    »Ich kann sie nicht mehr bewegen und daran wird sich wohl auch nichts mehr ändern.« Als Alejandro ihm die Hand so liebevoll küsste, erweichte Vendelins Herz ein wenig und er lehnte sich an ihn. Er stupste mit der Nase und erhielt einen Kuss mit dem Mund. »Endlich Ruhe«, flüsterte er dann.
    »Aber ich glaube, das zählt unter Körperverletzung, wenn das der Krone zu Ohren kommt.«
    »Seit wann ist Schlaf schädlich? Ihm fehlt nichts.«
    Küssend und schmusend genossen sie die Zeit, die sie für sich hatten.


    Archibald von Dornburg
    Eine dunkle Gestalt in einem schwarzen Ledermantel gehüllt erschien wie aus dem Nichts und hockte sich zu den beiden. Er musterte sie aus seinen seltsam blau-grünen Augen und seine blutleeren, dunklen Lippen verzogen sich zu einem Schmunzeln. "Hier seid Ihr also, Ihr zwei Turteltäubchen", sagte Archibald mit einem lauernden Unterton und schnappte sich eine Hand von Timothee. Ausgerechnet am Daumen packte er seinen Verbündeten und musterte das Werk. "Das ist leider keine Körperverletzung mein lieber Kollege, das ist Dir geschehen, weil Du nicht schnell genug das Weite gesucht hast. Raubtiere mein Freund sollten eigentlich vorsichtiger sein. Dein wundes Däumchen kann Dir doch der Hofmagier richten, versuch es mit ihm. Ansonsten müsste auch einer der normalen Heiler eine Chance haben. Sei froh dass es nicht der Zeigefinger ist, so kannst Du noch Nasebohren", lachte Arch leise und wurde schlagartig ernst. "Was treibst Du in Naridien? Du suchst doch wohl nicht eine alte Lady? Wo ist Dein feuriger Freund?", hakte Arch nach und schaute sich sichernd aus den Augenwinkeln um.


    Timothée Mauchelin
    Der Schmerz sorgte dafür, dass Vendelin jeden Muskel anspannte. Alejandro sprang auf, packte zu und bog Archibalds Finger auf, ehe er sich drohend vor ihm aufbaute. Er kannte den Kerl nicht und nahm ihn als Angreifer wahr. Wie auch immer das ausgehen würde, mindestens einer von beiden wäre am Ende schwer verletzt, so dass Vendelin »Setz dich«, kommandierte. Alejandro starrte den Naridier an und sichtlich widerwillig ließ er sich erneut auf der Bank nieder. »Danke der höflichen Nachfrage, Archibald, aber ein Heilmagier kann mir nicht helfen und ein Heiler hat es vergebens versucht. Gideon hält ein Schläfchen, da er mir ein wenig zu aufdringlich war und wird in siebeneinhalb Stunden bestens erholt wieder erwachen. Und das ist es auch, was mein Begleiter mit Körperverletzung meinte, nicht diese Lappalie an meinen Daumen. Ja, ich habe Fehler gemacht. Aber ich erinnerte mich an deine Einladung und dachte, ich nehme sie in Anspruch, um mich ein wenig von dem Unbill zu erholen.«


    Archibald von Dornburg
    Archibald musterte Timos Begleiter interessiert und öffnete freiwillig die Hand, um ihm keinen weiteren Anlass für einen Streit zu geben. "Du bist hier in Naridien, ist es nicht gleich was außerhalb der Grenzen geschieht? Oder gilt das nur für Fremdländer, wie man sie in Souvagne nennt? Jemanden eine gute Portion Schlaf zu spendieren, ist keine Körperverletzung. Es sei denn, er schläft für immer. Sieben Stunden, das ist ausreichend Zeit. Dazu sollten wir allerdings umgehend aufbrechen Timo. Und was ist mit Deinem zahnlosen Begleiter? Können wir ihm vertrauen?", fragte Archibald und erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung. Er musterte den unbekannten Mann. Er war schnell, gut trainiert und stand gut im Futter. Er wäre ein ernstzunehmender Gegner. Aber für solche Wenn-Fälle hatte er seine dritte Gestalt. Allerdings hatte Archibald nicht vor, das halbe Stadtviertel in Alarmbereitschaft zu versetzen, solange dies nicht notwendig war. "Gehen wir, die Nacht ist jung und ich könnte auch etwas zu essen vertragen. Allerdings muss ich wissen, ob er vertrauenswürdig ist. Falls nicht, soll er neben Deinem Freund mit Zündelproblem warten. Hast Du etwas, das als Gastgeschenk durchgehen könnte?", fragte Arch und musterte dabei Alejandro freundlich.


    Timothée Mauchelin
    Vendelin schüttelte milde lächelnd den Kopf, als Archibald Alejandro musterte. »Dieser Mann gehört zu mir. Gideon, der oben schläft, wäre ein gutes Gastgeschenk, aber dann kann ich nicht mehr nach Souvagne zurück. Sollte ihm etwas zustoßen, wird dies mir zu Lasten gelegt. Ich bin nicht sicher, ob Vittorio hier uns begleiten sollte. Ja, er ist vertrauenswürdig. Aber es ist nicht immer angenehm, alles über sein Gegenüber zu wissen. Manche Dinge lässt man lieber unerwähnt.« Er blickte Alejandro an, der eine Weile abwartete, ehe er den Blick von Archibald wendete, um Vendelin in die Augen zu sehen. Nachdenklich, Vendelin liebte diese schwarzen, wie Miesmuschelschalen glänzenden Augen.
    »Will ich wissen, was ihr vorhabt?«, fragte Alejandro.
    »Ich denke nicht«, antwortete Vendelin ehrlich.
    »Dann geht es mich auch nichts an. Ich bleibe bei Gideon und beschäftige ihn, falls ihr euch verspätet.« Damit ließ er ab von Vendelin und lehnte sich auf der Bank zurück. Vermutlich gefiel ihm nicht, den Mann ziehen zu lassen, den er erst vor kurzem wiedergetroffen hatte.
    Vendelin musste sich eingestehen, dass es ihm auch nicht gefiel. Auch fänd er ein wenig Verstärkung nicht schlecht, doch er ging nicht davon aus, dass man Alejandro als etwas anderes als eine wandelnde Mahlzeit betrachten würde. Er selbst war zwar bekannt, aber trug keine Zähne und hatte zu wenig Einfluss, um ihn zu schützen.
    Vendelin erhob sich. »Lass uns gehen.«


    Archibald von Dornburg
    Archibald nickte knapp zur Bestätigung. "Brechen wir auf und Du bleibst hier. Dein Partner hat Recht, es gibt Dinge die möchtest Du nicht wissen. Und da Du sie nicht weißt, wärst Du vor Ort in Gefahr. Timo scheint Dir großen Wert beizumessen, nun mir ergeht es mit einer anderen Person nicht anders. Jene ist Timo bekannt, wir sind also bei einem Patt. Er schweigt und ich schweige. Sorge ist unbegründet, ich bringe Dir Deinen Mann wohlbehalten vor Sonnenaufgang zurück. Aber dafür müssen wir aufbrechen und zwar jetzt", sagte Archibald und machte eine eindeutige Handgeste.
    Arch wartete nicht länger, sondern er brach auf. Der Weg von Shohiro bis nach Obenza war weit und so führte von Dornburg Timo kurzerhand zu den Kutschenständen. An den einfachen Fuhrwerken marschierte er vorbei, denn sie hatten es eilig. Ihre Zeit rann unaufhörlich davon. Arch nahm in einer guten Kutsche mit schnellen Pferden Platz und wartete ab, bis sich Timo zu ihm gesellt hatte. Einen Augenblick später schlossen sich schon die Türen, der Tritt wurde hochgeklappt und die Peitsche knallte. Zügig ging es voran, denn Zeit war Geld in Naridien. Und nach Zeit wurde der Kutscher bezahlt, jedoch nicht danach wie lange er unterwegs war, sondern wie kurz. Ein Eildienst per Kutsche, der seinem Namen Ehre zu machen hatte. Die Fahrt war rasant und schon bald kam Obenza in Sicht. Die typischen gewaltigen Bauten, die geh Himmel ragten, waren jedem bekannt, auch jenen die sie noch nie zuvor gesehen hatten. Archibald stieg aus der Kutsche, bezahlte den Mann und gab ihm ein ordentliches Trinkgeld. Knausrig zu kleinen Leuten zu sein, war nicht seine Art. Zudem hatte sich ein Raubtier mit der Masse zu bewegen. Wer negativ auffiel wurde leichter angeschwärzt. Wer schon auffallen musste unter den Schäfchen, sollte es positiv tun. So war ihm Schweigen und Beute gewiss, nicht anders handhabte es sein Sohn, den alle nur das Grauen von Obenza nannten. Und das obwohl sein Revier weitaus größer war und sich nicht nur auf Obenza beschränkte. Archibald marschierte durch schmale, dunkle Gassen die jeder mit ein bisschen Verstand gemieden hätte. Ein Messer schien hier niemals fern, ein Beutelschneider schien an jeder Ecke zu lauern. Aber so wie bleiche Gesichter aus den Schatten der Häuserzeilen auftauchten, so verschwanden sie auch wieder. Und dann standen sie genau vor dem Gebäude, dass Timo so sehnlich betreten wollte - die Himmelsröhre. Ein heruntergekommener Hochbau, den nur das Glück vor dem Einsturz bewahrte. Der Tag schien nicht mehr fern, wo er in sich zusammen brechen und alle die dort wohnten unter sich begraben würde. Und genau jenes Gebäude betrat Archibald. Er schritt in den seltsamen Bau hinein und führte Timo tief hinab, bis sie an einem schmalen Gang ankamen der seltsam verziert war und sich in der Dunkelheit verlor. An den patschenden Geräuschen und an der klammen Kälte der Luft, spürte er, dass hier überall Wasser sein musste. Sie waren vermutlich einige Etagen unter der Erde. Archibald blieb vor einer gewaltigen Tür stehen und hämmerte dagegen. Der Türschlitz wurde aufgezogen. »Was hast Du mitgebracht?«, fragte die unsichtbare Stimme. In der kalt-nassen Finsternis hatte die Stimme etwas unwirkliches und unheimliches. "Hunger Bruder!", antwortete Arch leichthin. "Hast Du Deinen Begleiter zum Essen eingeladen?", folgte einen Moment später die Frage und Belustigung schwang in der Stimme mit. "Nein, er ist einer von uns. Er ist hier um die Baronin zu besuchen", erklärte Arch. Der Türschlitz wurde wieder zugeschoben, dann hörte man wie schwere Riegel beiseite gewuchtet wurden. Die Tür öffnete sich erstaunlicherweise lautlos und schwang einen spaltbreit nach innen auf. Archibald schlüpfte hinein und war verschwunden.


    Timothée Mauchelin
    ›Wunderbar‹, dachte Vendelin. ›Er ist in Spielstimmung.‹ Das konnte gut für ihn sein und in gemeinsamen Genuss münden, oder fatal. Was von beiden, entzog sich seiner Macht. Vendelin machte sich keine Illusionen darüber, dass es nicht in seiner Kontrolle lag, ob er die Himmelsröhre wieder in einem Stück verließ, völlig egal, wer er draußen war. Wenn er diese Tür durchquerte, war er der Gnade ihrer Bewohner ausgeliefert. Jeder Mensch mit Verstand kehrte an dieser Stelle um, spätestens bei der Frage des Türpostens. Es sei denn, er verspürte ein solches Sehnen, dass des unheiligen Schutzes dieser Wände bedurfte, die den Feind genau so draußen hielten wie die ›Gäste‹ im Inneren. Vendelin schob die Tür auf und trat ein.


    Archibald von Dornburg
    Jemand schloss mit einem Krachen hinter Timo die Tür. Als er einen Augenblick im völlig dunklen Raum stand, gewöhnten sich langsam seine Augen an die Finsternis. Es war nicht wirklich finster, er begann die Umrisse seiner Umgebung zu erkennen. Einen langen Flur an dem seitlich zig Türen abgingen und eine weitere schwere Tür etwas versetzt zu der, vor der er stand. Ein älterer Mann musterte ihn aus milchigen Augen und lächelte dann freundlich. So freundlich wie ein Hai lächelte, oder Archibald. "Ein Gast der Bestie für unsere liebste, oberste Mutter? Du sollst die Baronin kennenlernen, folge mir. Du bist sehr alt, alt genug um Dir die Zähne zu verdienen. Wann bist Du aufgewacht mein Freund, oder schläfst Du immer noch?", fragte der Alte und ging mit erstaunlich sicheren Schritten vor. "Du wirst Dir schon bald Deine Zähne verdienen, wenn Du der Bestie folgst. Komm. Die Bestie hat schon einige hergeführt und herführen lassen, aber ich meine Dich habe ich hier bereits einige male gesehen, wenn mich meine alten Augen nicht trügen", sagte der Alte und sperrte die schwere andere Türe auf und führte sie in einen Gang, der in jedes Adelshaus gepasst hätte, aber den man garantiert nicht unter einer Müllhalde erwartete. Die Tür wurde hinter ihnen geschlossen und der alte Mann führte sie weiter. Sie passierten Aufenthaltsräume mit Spieltischen, eine Küche aus der es verführerisch duftete und ihnen eine freundliche, kleine, kugelrunde Frau gut gelaunt entgegenblickte. Vorbei ging es an einer Bibliothek mit Bücherregalen und großen Ohrensesseln, sie passierten einen Raum, der den Anschein eines Wohnzimmers hatte, bis auf den Umstand, dass neben der normalen Einrichtung auch Streckbänke und andere Foltergeräte anwesend waren. Als sie in einen Wartesaal ankamen, war dieser auch nicht sonderlich anders, als ein üblicher Wartesaal, bis auf die Verankerungen die in den Wänden eingelassen waren um Sklavenketten zu halten. "Die Baron wird Dich zu sich rufen, so wie sie jeden ruft, sobald sie Zeit für ihn hat. Setz Dich hin. Was zu essen? Oder etwas zu trinken?", fragte der Alte freundlich. "Ich nehme einen Becher gewärmtes Gewürzblut und für meinen Gast, nun was immer sein Herz begehrt", säuselte Archibald und musterte Timo fast liebevoll, so liebevoll wie ein Metzger ein Steak betrachten würde.


    Timothée Mauchelin
    »Guter Mann, mein Erwachen ist viele Jahre her. Ich möchte Eure Zeit nicht damit vergeuden, es auszurechnen. Die Zähne hätte ich schon vielfach verdient, allein sind sie nicht angeraten in meinem weltlichen Berufsstand. Euer Gedächtnis täuscht Euch nicht, wenn es das ist, weshalb Ihr mich so mustert. Ich bin hier bekannt als Onkel Timothèe und Lieferant souvagnischer Spezialitäten. Es ist allerdings einige Jahre her, da ich mich persönlich blicken ließ, die Gründe liegen auf der Hand.« Er ließ sich wie aufgefordert neben Archibald nieder. Dessen Blick erwiderte er streng. »Womit verdiene ich deinen Appetit? Eine Tasse kalte Suppe, wenn es sich einrichten lässt, mit guter Fleischeinlage.«


    Archibald von Dornburg
    Der alte Mann hörte Timo aufmerksam zu, als dieser seinen Namen erwähnte hellte sich sein Gesicht auf. "Onkel Timothee, ja doch da klingelt es bei mir. Ich wusste, dass ich Euch schon einmal gesehen habe. Eine kalte Suppe und warmes Würzblut, ich bin gleich wieder da meine Herren", grinste der Alte vergnügt und entblößte dabei selbst seine messerscharfen Zähne. Archibald verschränkte seine langen Finger und schaute Timo unverholen an. "Genereller Hunger Timo aber der Blick galt nicht Dir persönlich, sondern vielmehr dem, was Du zu liefern imstande warst. Dein Geschenk war außerordentlich köstlich. Die Ruine wird mir stets in wundervoller Erinnerung bleiben. Meinem lieben kleinen Nathan hingegen wohl ehr nicht. Was genau möchtest Du von der Baronin?", fragte Archibald und nahm seinen Becher Würzblut von dem alten Kerl entgegen. Gleich darauf bekam Timo seine Suppe serviert. "Wohl bekommts", sagte der alte Mann und ließ die beiden allein. "Guten Hunger, oder wie man bei Euch sagt Bon Appetit", grinste Arch und trank einen Schluck. "Möchtest Du mal probieren?", bot der Vampir an.


    Timothée Mauchelin
    Timothèe entspannte sich etwas. Er griff nach Archibalds Becher und kostete. »Hm, gut gewürzt.« Danach wandte er sich seiner eigenen kalten Suppe zu, die er schweigend genoss. Er aß sie sehr langsam und kostete jeden Löffel aus. Nach der Hälfte der Schüssel erst antwortete er. »Ich möchte mit der Baronin über die zu erwartenden Lieferengpässe sprechen. So etwas muss einkalkuliert und darauf reagiert werden, damit niemand hungern muss. Aber vielleicht können wir beide uns ebenfalls die Zeit des Wartens sinnvoll vertreiben. Ich spreche einfach ganz offen. Du hast eine ledige Tochter, die aufgrund ihrer Neigungen schwer unter die Haube zu bekommen ist, ich habe einen Sohn. Einen einzigen Sohn und dieser ist mit einem Mann verheiratet. Mit ihm endet meine Linie, wenn noch einige Jahre mehr ins Land gehen. Kurzum, ich halte um eine Nacht mit deiner Tochter an, um ein gemeinsames Kind, welches ich nach der Geburt zu mir nehmen und für es Sorgen würde. Natürlich für eine gebührende Aufwandsentschädigung, da deine Tochter einige Zeit nicht jagen wird. Ich würde sie mit dem versorgen, wonach ihr verlangt plus finanzielles Auskommen.«


    Archibald von Dornburg
    Archibald trank in aller Ruhe sein Blut und hörte Timothee mit absoluter Neugier zu. "Ich habe mehrere Kinder, aber ich nehme an Du sprichst von Derya? Ja Derya kommt sehr nach ihrem Vater, also nach mir. Leider nicht was ihre Vorsicht anbelangt. Ein Kind soll sie Dir austragen. Das lässt sich einrichten, an welche Aufwandsentschädigung hast Du gedacht? Einst hatten wir vor, dass sich ihre Fähigkeiten mit denen von Linhard mischen. Aber die Lin Larve ist weich, trotz aller Hohenfelde Härte. Du hingegen bist einer von uns. Wie steht es mit Deinem Sohn? Trägt er Zähne? Erzähl mir mehr davon, ich bin ganz Ohr und offen interessiert. Bei solchen Verhandlungen gibt es keine Spielchen und keine Rückzieher", antwortete Arch freundlich.


    Timothée Mauchelin
    »Von Derya sprach ich, korrekt. Archibald, wir beide stammen aus Familien, die sich auf gefährliche Spiele verstehen. Doch hier geht es nicht darum, jemanden beiseitezuschaffen, sondern um das Gegenteil. Um den Erhalt einer guten Linie. Würde mein Sohn die Nacht vollziehen, wäre dies freilich noch besser, eine Generation Vorlauf. Aber ihm darf nichts geschehen, es ist mein einziger Sohn und er ist tödlich, aber kein Beißer! Ich dachte zum einen an eine finanzielle Aufwandsentschädigung und eine entsprechende Versorgung mit essbaren Sklaven für die Zeit, in der sie das Kind unter ihrem Herzen trägt, damit es gut gedeiht.«


    Archibald von Dornburg
    "Das verstehe ich doch Timo. Du möchtest nicht Deinen Sohn verlieren, sondern ein Enkel dazugewinnen. Dein Sohn macht keine Anstalten sich eine Frau zu suchen, also hast Du den Part für ihn übernommen. Derya war bereit das Kind von Linhard auszutragen. Sie wird auch für Deinen Sohn bereit sein. Was seine Sicherheit angeht, entweder übergibt er ihr die Gabe, oder sie muss sich sichern lassen. Ansonsten kann ich für nichts garantieren. Alles andere wäre schlichtweg gelogen. Ich selbst habe über mich im Fressrausch keinerlei Kontrolle gehabt. Also wie ist es Dir lieber? Versorgen müsstest Du sie, dass ist richtig. Hochschwanger wird sie kaum jagen können. Die finanzielle Aufwandsentschädigung versüßt den Pakt. Damit könnte sie sich ein neues Häuschen kaufen. Möchtest Du sie während der Zeit sehen, wo sie Dein Enkel austrägt? Das wäre sicher möglich, Du bist einer von uns", gab Archi zurück.


    Timothée Mauchelin
    Timothèe lächelte etwas breiter. »Mein Sohn ist mit deinem Enkel verheiratet. Mit einem Sohn Deryas. Wir sind also bereits eine Familie, nur leider fehlt es noch an einem Verbindungsstück zur Blutsverwandtschaft. Es wäre gut, wenn Derya gesichert wäre, denn ich vermute, dem Jungen wird es nicht gefallen, zu sehen, wie sie verzückt ihre Zähne in das Organ eines Mannes schlägt, das mein Sohn in diesem Augenblick zu nutzen gedenkt. Sie sollte seine Zuwendung genießen und hinterher speisen, wenn er wieder fort ist. Natürlich würde ich Derya gern hin und wieder sehen, wenn es sich einrichten lässt und mit ihr sprechen, ob sie alles hat, was sie benötigt und wie es ihr und dem Kleinen geht. Aber ich verstehe auch, dass sie eine Jägerin ist, die ihre Unabhängigkeit braucht, darum sprach ich nicht von Heirat, sondern einem Kinde.«


    Archibald von Dornburg
    "Das ist eine überkreuzte Verbindung. Dein Sohn schwängert also die Mutter seines Mannes um ein eigenes Kind zu zeugen? Der Mann Deines Sohnes, wäre der Ziehvater und zeitgleich der Halbbruder von dem Kind. Nun mir soll es Recht sein, ich habe nichts dagegen unsere Blutlinie zu verbinden. Ganz im Gegenteil, es wäre mir sogar sehr recht. Ich werde es Derya so weitergeben, sie wird sich sicher über diese Form von Zuwendung freuen. Das Du das Kind in Deiner Obhut großziehen möchtest, ist nicht nur Dein Wunsch Timo, meiner ist es ebenso. Und anders wäre es auch nicht möglich. Keiner von uns ist in der Lage seine eigenen Kinder aufzuziehen. Die schlimmste Bedrohung für unsere Kinder, sind wir selbst. Das war bei mir so, das ist bei Derya so und so wird es auch bei Deinem Enkel und Schwiegersohn sein. Ich werde ein Treffen arrangieren Timo. Auf die Familie", sagte Arch und hob seinen Becher.


    Timothée Mauchelin
    »Auf die Familie«, bestätigte Timothèe und eine riesige Sorge fiel von ihm ab wie der berüchtigte Stein von der Seele. Er hob seine Suppenschüssel und Menschenblut und Menschensud warfen kleine Wellen, als die Gefäße erklangen, gefolgt vom leisen Schlucken und Schmatzen der beiden Menschenfresser. Timotheè war nicht länger Vendelin. Er war ganz der gefährliche Onkel, der sich nun mit einem Stofftaschentuch die Mundwinkel tupfte. Oder war es nicht vielmehr Vendelin in einem ihm genehmen Gewand, ganz wie Moritz, der sich Patrice erschaffen hatte? Nur, dass Timothèe keine Geisteskrankheit verspürte. »Mein Schwiegersohn hält sich mir gegenüber bedeckt, obgleich er sich sonst sehr offenherzig gibt. Er misstraut mir zutiefst. Bei mir jedoch wäre das Kleine sicher, ich habe auch meinen eigenen Sohn aufgezogen und er erfreut sich bester Gesundheit.«


    Archibald von Dornburg
    Archibald musste breit grinsen. "Nun was Du so beste Gesundheit nennst, hatte er sich nicht gespalten? Das klingt schon gruselig und das sage ich. Allerdings fehlt ihm körperlich soweit nichts, er ist vollständig und intakt. Hat keine Bissspuren oder sonstiges. Wie kommt das Misstrauen Dir gegenüber von Deinem Schwiegersohn zustande?", hakte Arch neugierig nach.


    Timothée Mauchelin
    Timothèe stellte die leere Suppenschüssel auf einen freien Stuhl. »Er ist ein guter Schauspieler, das muss man ihm lassen. Ich sagte ja, kerngesund, du kannst ihn dir vorher einmal anschauen, er ist ein hübscher junger Mann. Aber wie die Zwillinge von Derya gepolt sind, ist dir unbekannt? Dann sind sie auch gegenüber anderen so vorsichtig, nicht nur gegenüber mir. Caillous Misstrauen mündet daher, da ich seinen Ziehvater beiseiteschaffte, der mir im Weg war.«


    Archibald von Dornburg
    "Ja da sind manche recht eigen und sogar bisweilen nachtragen. Das ist mir durchaus bewusst. Nein wie meine beiden Enkel von Derya ticken ist mir nicht wirklich bekannt. Ich hörte einiges, habe dafür aber keine Beweise. Von daher wäre alles nur Hörensagen Timo. Aber ich gehe bei dem Vater davon aus, dass sie vermutlich auch eine weiche Seite haben können. Der letzte souvagnische Schwanz den Derya erbeutete, das ist der Vater der Zwillinge. Marquis de la Grange. Er hat erstaunlicherweise sogar überlebt, nun sonst wäre er jetzt nicht mit seinen Kindern zusammen. Aber ich wollte nur aufführen, dass der Umstand mich damals erstaunt hat. Dein Sohn trägt Dein direktes Blut und meine Tochter ebenso. Es sind zwei Beißer die sich verbinden werden", sagte Arch mit einem gewissen Anflug von Stolz in der Stimme.


    Timothée Mauchelin
    »Der gute Marquis!« Timothèe wirkte nun amüsiert. »Das erklärt vielleicht seine chronische Verstimmtheit. Dann gehört auch er zur Familie. Die Zwillinge wirkten sehr glücklich, ihren Vater zu treffen. Das darf man nicht zerstören. Ein Ziehvater wäre dort ohnehin ein lästiges Ärgernis gewesen.«


    Archibald von Dornburg
    "Sie sollen ihn behalten, wenn sie mit ihm glücklich sind. Wer bin ich das zu zerstören? Das könnte nur geschehen, wenn mich der Marquis bedroht. Gezwungenermaßen sozusagen, ansonsten werde ich als Großvater meinen lieben Enkelchen doch nicht den Papa rauben... wofür gibt es Mama?", grinste Archibald.


    Timothée Mauchelin
    »Nur von Pascal sollte sie die Zähne lassen. Er ist kein Beißer, aber er wird helfen, seinen Sohn großzuziehen und ist, nicht zu vergessen, der Mann ihres Sohnes. Sie will doch ihr Baby nicht unglücklich machen.« Timothèe blickte in Richtung der Tür. Die Baronin ließ sich Zeit, aber das hatte ihnen neben der Kräftigung auch die Zeit gegeben, die Pläne zum Fortbestand der Linie zu besprechen.


    Archibald von Dornburg
    "Das mein lieber Timo, dass war ein Scherz, Derya hat keinerlei Interesse mehr an dem guten Marquis. Das war sie haben wollte, hat sie bekommen. Und er ist sicher nicht nachgewachsen. Das vermute ich jedenfalls. Du wirkst ungeduldig, bleib entspannt, iss noch etwas die Baron hat alle Zeit der Welt und sie muss vielen Leuten lauschen. Ganz ähnlich Deinem Duc. Aber sieh nur, da kommt ja wieder unser alter Scharfzahn", sagte Archibald und deutete auf den alten Kerl, der sie hereingelassen hatte. Der alte Mann gab ihnen ein Zeichen und sie folgten ihm in ein Zimmer, dass exquisiter nicht hätte eingerichtet sein können. Samtene Tapeten, schwere Brokatvorhänge, Teppiche so dick, dass man darin einsank und kein Schritt zu hören war. Als sie eintraten blickten sie auf eine uralte, dürre Frau die wie ein Raubvogel in ihrem Ohrensessel hockte. Trotz ihrer trüben Augen war ihr Blick erstaunlich wach und scharf. Sie trug extrem teure Kleidung, ihr Haar war kunstvoll zu einer Hochsteckfrisur aufgetürmt und goldenen Spangen hielten es, wo es hingehörte. Ihre scharf geschnittenen Gesichtszüge mussten in ihrer Jugend wunderschön gewesen sein. Aber jetzt strahlte sie etwas anderes aus, Macht. Diese Frau war hier das Oberhaupt, dem sich alle beugten. Warum, dass konnte Timo nur vermuten, allein des Geldes wegen war es nicht, auch wenn er hergekommen war um geschäftliches zu besprechen. Diese Frau hatte es nicht nötig hier zu leben. Jedenfalls nicht aus finanziellen Gründen. Man spürte die Bedrohung die von dieser knorrigen alten Frau ausging. Ein irrationales Gefühl, wenn man sich ihren Körperzustand und ihr Alter vor Augen rief, aber das Gefühl war da und es log nicht. Ihre schmalen Lippen teilten sich zu einem Lächeln, dass nicht den Anblick ihrer Zähne preisgab. "Willkommen", sagte sie mit fester Stimme.


    Timothée Mauchelin
    Timothèe verneigte sich vor der alten Frau, so wie er einst vor der Duchesse das Haupt geneigt hatte. Vielleicht lag es an dieser Erinnerung, dass er sich trotz der Bedrohlichkeit in der Gegenwart der Baronin wohler fühlte, als er sollte. »Madame, Baronin, wie darf ich Euch ansprechen?«, fragte er, ohne den Blick zu heben. »Habt dank für die vorzügliche Bewirtung. Ich bin Euch vielleicht noch bekannt als Onkel Timo, wenngleich es lang her ist, dass mein Weg mich persönlich in Eure Hallen führte.«


    Archibald von Dornburg
    Die Baronin: "Beides ist mir recht. Die Bewirtung war nur ein kleiner Imbiss um die Wartezeit etwas zu versüßen. Natürlich erinnere ich mich an Euch. Was führt Euch nach so langer Zeit zu mir? Etwa ein Schutzbedürfnis oder vielleicht ein Geschäft?", fragte die alte Frau milde. Sie genoss es, wenn man nicht nur ihrem Alter huldigte, sondern auch ihr Ansehen achtete. Timothee hatte alles richtig gemacht und sich respektvoll verhalten. Die Baronin leitete schon so lange diesen Ring der Menschenfresser, dass sie sich fragte, ob sie jemals etwas anderes getan hatte. Selbstverständlich hatte sie das, aber dies hier war sie, ihre wahre Natur. Sie war die Mutter dieses Rings.

  • Fortsetzung



    Timothée Mauchelin
    Ein Schutzbedürfnis? Warum eigentlich nicht? Man würde ahnen, dass er hier war, doch wer stieg schon in die Tiefen von Obenzas Grube hinab, wenn er es nicht musste oder sehr hungrig war? Hier könnte er Urlaub machen für einige Zeit, vielleicht ein neues Leben aufbauen. Timothèe überlegte. So lange der Ring sicher war, so lange wäre auch er es, fernab der Kontrolle der Souvagnischen Krone im Schoße der Mutter aller Sünden. Doch war die Himmelsröhre bereits im Visier. Dass er hier war, war der beste Beweis dafür. Nein, dieses Nest war nicht mehr so sicher, wie es das noch vor wenigen Jahren gewesen war, so verlockend der Gedanke auch sein mochte, der Vendelin für einen Moment durch den Kopf gegangen war. »Geschäftliche Angelegenheiten, Pflege von Freundschaften - und Hunger, Madame«, sprach er ergeben. »Der souvagnische Teil des Rings wurde gesprengt und die letzten Lieferwege unterbrochen. Ich muss leider mitteilen, dass gegenwärtig keine Lieferungen aus Souvagne mehr möglich sind.«


    Baronin:
    Die Baronin ließ sich gegen die gewaltige Sessellehne sinken und rieb sich mit ihren spitzen Krallen nachdenklich das Kinn. "Das ist bedauerlich, aber nicht zu ändern. Die anderen Jäger werden es ausgleichen müssen. Wobei es einen doch schmerzt. Wie jedes gute Stück Fleisch das in Freilandhaltung aufwächst, schmeckt man doch die Weide auf dem es stand. Ein Lamm von den Salzwiesen Souvagnes hat einen unvergleichlichen Geschmack. Ebenso die kleinen Rinder oder Ziegen aus der Kälte Arashimas. Welche Kräuter sie gegessen haben und wie sie lebten spielt eine große Rolle. Eure Waren waren stets vorzüglich und von sehr guter Qualität. Was hat Euch den Nachschub abgeschnitten?", fragte die alte Frau, während ihre Augen die ganze Zeit auf Timo ruhten. Archibald stand versetzt zu den beiden und beobachtete aufmerksam das Gespräch.


    Timothée Mauchelin »Nicht was, sondern wer. Prince Ciel Felicien de Souvagne hat mit dem Kinderheim in Mancini leider einen Knotenpunkt des Handels gefunden und gelöst. Das Kinderheim wurde geschlossen, einer unserer Handelspartner vor Ort exekutiert. Die Leitung des Heims konnte sich offenbar in Sicherheit bringen, ist jedoch momentan nicht auffindbar und die verbliebenen Zwischenhändler und Boten haben sich samt und sonders aus Furcht vom Geschäft zurückgezogen.«


    Baronin:
    "Gibt es denn niemanden, der sich der armen Kinder nun annehmen möchte? Dort entsteht doch gerade so etwas wie Handlungsbedarf, ganz dringender sogar. Ein Kind sollte nicht ohne Obhut aufwachsen, es mästet sich nicht von allein. Vielleicht solltet Ihr Euch an jemanden speziellen wenden. Jemand der Zugang zu höchsten Kreisen hat. Man könnte alle Heime schließen und sie in einem großen Heim zusammenfassen. So ist die Verpflegung günstiger, die Verköstigung ebenso, die Obhut leichter und mit den richtigen Leuten an den passenden Stellen fällt das Verschwinden der lieben Kleinen nach der Ernte gar nicht auf. Ihr solltet Euch einen kleinen Viehbetrieb anschaffen, über einen Trottel der sein Herz dafür erwärmt und den Kopf dafür hinhält. Jemand der es wirklich gut meint, damit er nicht durch falsche Gedanken auffällt. Er würde augenscheinlich etwas Gutes tun für die Kinder. In Wahrheit wird er es für uns tun", sagte die Baronin.


    Archibald von Dornburg
    "Unser Freund Timo hat ein Anhängsel, dass wie geschaffen dafür ist. Keinen störenden, familiären Hintergrund, nicht sonderlich gut gelitten und die Intelligenz einer Brezel. Allerdings ist der Mann brandgefährlich", schmunzelte Archibald.


    Timothée Mauchelin
    Timothèe dachte zunächst, dass Archibald von Caillou sprechen würde, und fragte sich, wie er darauf kam, dass dieser von seinen Fähigkeiten her ein Heim leiten könnte oder ein gutes Herz hätte. Doch dann erinnerte er sich an Gideon, den Pyromanten, der den Schlaf der Gerechten schlief, während Vittorio auf ihn achtete und sich vermutlich das ein oder andere Gläslein gönnte, bis er genau so friedlich schlummerte. Gideon. Timothèe lächelte. »Kein schlechter Gedanke. Aber wie sollte man den Mann in die entsprechende Richtung stupsen?«


    Archibald von Dornburg
    "Ganz sanft, damit es nicht auffällt. Rede davon, möglicherweise ehrenamtlich tätig zu werden. Du möchtest der Nachwelt etwas hinterlassen, Dir fällt schon was passendes ein. Dann siehst Du ja wie er reagiert. Erst dann weißt Du wie Du ihn ködern kannst. Entweder etwas schmackhaft machen, ihn provozieren, ihn herausfordern oder mit ihm auf eine Welle schwimmen. Die Kraft der Manipulation sollte Dir bekannt sein. Er hat keine Familie nicht wahr? Möchte er denn einfach von der Welt verschwinden, als hätte es ihn nie gegeben? Ein Heim, in dem alle Kleinen aus Souvagne eine Heimat finden, gleich welcher noch so niederen Herkunft. Dort werden sie etwas Bildung erhalten, den ersten Schritt in ein eigenständiges Leben, so dass sie nicht zwangsläufig nur Arbeiter sein müssen. Jedes Kind dass man retten kann ist es doch wert, dass man ihm die Hand reicht. Und war es nicht schon immer so, dass man in der Gemeinschaft stark ist? Ebenso soll diese Kindergemeinschaft stark sein. Die Großen beschützen die Kleinen und lernen sie an. Es gibt dort keinen Neid, keine Missgunst, denn es wird alles dort sein. So wie bei Eltern, liebenden Eltern... und so würde sein Name in die Steine der Ewigkeit gemeisselt... bla bla bla", grinste Archibald.


    Timothée Mauchelin
    Timothèe machte eine unentschlossene Geste. »Das würde ich nicht persönlich in Angriff nehmen wollen. Es bringt mich zu nah nach vorn, den Ring zu sehr ins Blickfeld. Ich kann ihn antesten, aber für die finale Phase muss ein Mittelsmann dazwischen geschalten werden. Oder möchtest du vielleicht selbst mit Gideon sprechen?«


    Archibald von Dornburg
    "Das wäre kein Problem für mich, ich sagte Dir nur, wie man so etwas macht. Ob Du einen oder zig Zwischenmänner einschaltest, wichtig ist nur, dass Du Dich verborgen hältst. Ein Raubtier auf Lauer, dass musst Du sein. Sieht er Dich, ist die Jagd vorbei. Du hast doch ganz andere Mittel und Wege Timo, denk doch mal angestrengt nach, wer Dir helfen würde und völlig entbehrlich ist", schlug Archi vor.


    Timothée Mauchelin
    »Wer entbehrlich war und direkt involviert war, ist nicht mehr oder ist abgetaucht. Das ist das Problem, es wurde alles zerstört, jahrzehntelange Arbeit zunichtegemacht von diesem glatzköpfigen Moralapostel. Man muss entweder neu von anfangen oder nach anderen Märkten schauen. Ich persönlich verspüre nicht das Bedürfnis, allzu sehr in den Focus zu geraten. Von der Sache her habe ich ausgesorgt und muss mir um meine Finanzen keine Gedanken machen. Es wäre die reine Freude am Spiel und das Bedürfnis, dem Ring etwas zurückzugeben.«


    Archibald von Dornburg
    "Der kleine Prince wird immer mehr zum Ärgernis für den Ältesten. Zuerst schändet er den Tempel der Trinität, ermordet zwei der Hälften, zerstört die Gefäße der Seelen und beschmutzt das ganze Haus mit Licht! Und dann hat dieses kleine Scheusal auch noch die Dreistigkeit, einen Gott jagen zu lassen! Und was ist ihm geschehen? Nichts! Ihm fielen die Haare aus, das war alles. Ich weiß ja nicht, ob es nur mir so geht, aber einen Angriff von einem Gott habe ich mir ehrlich gesagt wesentlich effektiver vorgestellt", murrte Archibald.


    Timothée Mauchelin
    Timothèe musterte Archibald interessiert. »Von der Trinität habe ich gehört, es wurde am Hof sehr viel darüber gesprochen. Vermisst du sie? Oder zweifelst du an ihrer Macht?«


    Archibald von Dornburg
    "Hüte Dich mir Blasphemie in den Mund zu legen Timo! Ich diene den Ältesten seit meinen Kindertagen. Und ich werde diesem Ältesten dienen, solange es mir möglich ist. Ich zweifele nicht an seiner Macht, sondern... an seinem Urteilsvermögen. Ich kannte die Ältesten immer nur als überaus mächtig, brutal, gerissen, verschwiegen, weise - Dun-Haru-Mar. Jene die versagen, sind es nicht wert zu leben. Ihre Worte... was soll ich nun von Haru-Mar denken, wo sie doch versagten und starben? Starben sie nach ihrem eigenen Dogma? Waren sie es nicht wert zu leben? Ich denke dem ist so, denn Dun hat sie absorbiert, damit er alleine überlebt. Wobei leben kann man es nicht nennen. So dass er in körperlicher Gestalt manifestiert bleibt. Er muss im Diesseits eine Körper haben, ein Gefäß das ihm als Anker dient. Nur mit einem Gefäß kann er weltlich agieren. Allerdings kann er sich problemlos ein Gefäß beschaffen, nur sind seine Ansprüche hoch. Gut er ist ein Gott, er kann nicht in Liesel Müller rumlaufen... wobei das eine wunderbare Tarnung wäre. Aber ich verstehe nicht, warum er Ciel nicht mit seiner ganzen Macht vernichtet hat. Warum hat er dieses scheinbare ach so lichte Wesen nicht in absoluter Finsternis zerrissen? Warum verschlang Ciel die Finsternis nicht? Das ist für mich unbegreiflich. Stattdessen verlor er die Haare... ein Gott der schon immer Friseur werden wollte... ich war enttäuscht, schockiert, beschämt ob dieser offensichtlichen Milde. Ich kann es nicht einordnen, ich verstehe es nicht und ich hatte keine Möglichkeit mit ihm Zwiesprache zu halten", stöhnte Archi.


    Timothée Mauchelin
    »Nun, ein Gespräch ließe sich arrangieren«, sprach Timotheè freundlich. »Dann kannst du ihn all dies selbst fragen, wenn du es denn wagst. Am besten im zeitlichen Zusammenhang mit dem Arrangement, welches wir für unsere Kinder vereinbart haben. Was hältst du davon? Ich lade euch ein.«


    Archibald von Dornburg
    "Ich habe mich schon einiges zu fragen gewagt und glaube mir, auch das hätte ich ihn schon längst gefragt. Mein Problem ist nicht mein Mut Timo, mein Problem ist, ich weiß nicht wo er ist. Und irgendwie fühle ich mich... ihm nicht mehr nahe. Es ist so, als wäre etwas zwischen uns, etwas das mich von ihm abschirmt. Etwas dass mich von seinen Lehren fernhält. Und ich vermute ich weiß auch was es ist", antwortete Archibald. Seine Vermutung sprach er nicht aus, aber seine Gedanken waren bei Nathan. "Die Einladung nehme ich sehr gerne an, Du musst mir nur sagen wann und wo und wir sind da. Vielleicht kredenzt Du uns einen kleinen Happen. Derya erfreut so etwas immer. Du weißt ja wie die Damenwelt ist", grinste Archi und die Baronin schüttelte nur leicht den Kopf.


    Timothée Mauchelin
    »Nicht verzagen, Timo fragen. Wissen ist Macht und ich blicke hinter so manchen Schleier, den andere nicht einmal fanden, um ihn lüften zu können. Allerdings läuft uns die Zeit davon, ich vermute, der Älteste wird sehr bald schon seinen Aufenthaltsort wechseln und ich vermag nicht zu sagen, wann und wo er sich dann wieder offenbart. Mein Vorschlag wäre, dass wir uns hier kräftigen und dann gemeinsam abreisen, samt deiner Tochter. Während du dich dem Ältesten widmet, kann Derya sich meinem Sohn widmen.«


    Archibald von Dornburg
    "Gut abgemacht, Du wirst uns zum Ältesten führen. Amüsiere Dich hier noch eine Weile, ich hole Derya ab. Und lass Dir eine Tüte frischer Schwänze einpacken, Dein Sohn soll seinen Lümmel doch behalten", lachte Archibald. Er verneigte sich vor der Baronin und verschwand im gleichen Augenblick.


    Baronin:
    "Eine Tüte voller Lümmel, also eine Lümmeltüte...", lachte die alte Frau und musterte Timo eingehend. "Welchen Glauben habt Ihr mein Lieber?", fragte sie neugierig.


    Timothée Mauchelin
    »Keinen«, sprach Timothèe. »Ich ziehe das Wissen dem Glauben vor. Und Ihr, Madame? Und wenn ich Euch um Rat bitten darf, da Ihr Eure Kinder am besten kennt - eine Tüte toter Organe wird Derya vermutlich nicht genügen, oder verschätze ich mich derart?«


    Baronin:
    "Ich glaube an die eigenen Fähigkeiten, die eines imaginären Gottes interessieren mich nicht. Er war nicht da, als ich meine schwärzesten Stunden überlebte. Ich benötige weder damals noch heute ein Wesen, auf das ich mich nicht verlassen kann. Letztendlich können wir uns nur auf eine Person verlassen - uns selbst. Wozu Hoffnung an einen Gott verschwenden, der keinen Blick für uns übrig hat? Ich halte es da wie Ihr Timo. Jede Frau hat eine bestimmte Vorliebe, ich würde nicht einfach nur eine Tüte Köstlichkeiten mitbringen, sondern auch jemanden an dem sie sich nach dem Akt abreagieren kann. Ihr habt doch vor sie mit Eurem Sohn zu verbandeln. Er soll nicht ihre Zähne zu spüren bekommen, wählt dafür jemand anderes. Jemanden den sie ihre Zähne ins Fleisch schlagen kann, während Euer Sohn sich in Deryas Fleisch bohrt", schmunzelte die alte Frau mit wissendem Lächeln.


    Timothée Mauchelin
    »Das wird meinem Sohn den eigenen Appetit verderben, er ist kein Beißer und er soll in dieser Nacht die Linie sichern. Man darf nicht riskieren, dass er die Freude daran verliert.« Dass Moritz sich vermutlich von Anfang an mit Händen und Füßen sträuben würde, ließ er unerwähnt. Es war ein Jammer mit dem Jungen, dessen Ausbildung so vielversprechend begonnen hatte. Vermutlich war es das beste, Derya in einem Kerker mit Hungerloch an der Decke anzuketten und Moritz hinzuzusperren und erst dann die Strickleiter hinabzulassen, wenn er das Werk vollbracht hatte, notfalls mit einigen Drogen im Blut.


    Baronin:
    "Nun vielleicht solltet Ihr Euren Sohn dann etwas guten Wein einschenken, bevor es zu dem Schäferstündchen geht. Und füttert den Kleinen vorher schön eiweissreich, er soll ja Leistung bringen. Solange unten die Fackel brennt, kann die Birne ruhig aus sein", grinste die alte Frau.


    Timothée Mauchelin
    »Man muss vorsichtig sein, die Qualität des Samens leidet darunter, aber warum es nicht gegebenenfalls mehrfach versuchen? Für die Fütterung bin ich nicht mehr zuständig, Moritz wohnt bei seinem Mann, der zufällig Deryas Sohn ist. Waren ihre Söhne bereits hier zu Gast?«


    Baronin:
    "Nein Ihre Söhne habe ich noch nicht kennengelernt. Leider, es wäre schön gewesen, die nächste Generation zu sehen. Mir persönlich sind nur die Kinder von Archibald bekannt, seine Töchter und Söhne. Die nächste Generation nicht. Nun Euer Sohn soll sich auch nicht ständig besaufen Timo, er soll nur etwas trinken um sich zu lockern. Aber Ihr könntet es Derya doch versüßen, indem Ihr ihr sagt, dass Euer Sohn und der ihre sich Kinder wünschen. Warum sollte sie ausschlagen? Sie wird kaum den Mann ihres Sohnes töten", gab die Baronin zu bedenken.


    Timothée Mauchelin
    »Ein guter Hinweis, danke, Madame. Ich hoffe, die lieben Kleinen spielen artig mit. Als Vater straft man nicht gern. Wie schätzt Ihr Derya ein, wird sie sich ausreichend zügeln können, meinen Sohn nicht nur am Leben, sondern unversehrt zu lassen?«


    Baronin:
    "Nein, sie verliert die Kontrolle, sobald die Beute angekettet ist. Sobald sie im Netz der schwarzen Witwe vor Lust zittert, wird ihr Hunger geweckt. Sicherer wäre es, sie würde festgebunden dort liegen und den Samen empfangen. So wird Euer Sohn immer ein Restrisiko tragen. Wie weit das Gefühl für ihren Sohn und dessen Mann Derya zurückhält, kann ich Euch nicht sagen. Möglicherweise enorm, oder überhaupt nicht. Ich würde kein Risiko eingehen", riet die alte Frau ehrlich.


    Timothée Mauchelin
    Vendelin neigte dankbar das Haupt. Egal, was Moritz ihm alles vorgeworfen hatte, was davon stimmte und was nicht, Vendelin liebte seinen Sohn vor allem anderen. »Eher würde ich selbst in das Netz steigen, als zuzulassen, dass ihm etwas geschieht. Danke für Euren Rat. Habt Ihr noch einen Wunsch, einen Rat oder eine Frage? Ansonsten würde ich nun darum bitten, mich zurückziehen zu dürfen, um zu schauen, ob Archibald bereits zurückgekehrt ist. Wenn nicht, werde ich mich zu beschäftigen wissen an einem Ort wie diesem.« Vendelin musterte die alte Frau. »Eine letzte Frage. Habt Ihr Kinder?«


    Baronin:
    "Alle Kinder des Rings sind meine Kinder Timo", sagte die Baronin vieldeutig, ehe ihr Blick einen anderen Ausdruck annahm. Sie sah aus, als schaute sie in eine Zeit, fernab dessen war gerade um sie herum geschah. Ein winziges wehmütiges Lächeln umspielte ihre alten Lippen. "Einst hatte ich eigene Kinder, ja", sagte sie schlicht. Einen winzigen Augenblick hielten die alten Augen noch eine Wärme, die man dieser Frau nicht zugetraut hätte, dann kehrte das Raubsüchtige zurück. "Ihr dürft Euch entfernen, Ihr seid unser Gast Timo. Lasst es Euch gut gehen, wisset hier in den Hallen des Rings, esst, schlaft und vögelt Ihr ohne Angst", lächelte die alte Frau und zum ersten mal sah er ihre messerscharfen langen Zähne.


    Timothée Mauchelin
    Timothèe verneigte sich ganz und verließ den Raum rückwärts, als würde er die Hallen des Duc verlassen. Draußen schloss er die Tür und sah im Warteraum nach, ob Archibald und Derya eingetroffen waren. Der Wigberg in ihm brannte darauf, mehr über die Baronin herauszufinden, doch sie hatte ihre Position nicht inne, weil sie so sanftmütig und leichtfertig war. Je höher die Position, umso schwieriger war es, jemanden auszuhorchen. Tricks, die bei einem Arbeiter funktionierten, scheiterten bei Führungspositionen mit Pauken und Trompeten. Vorerst hatte er genug gehört.


    Alter Mann:
    Kaum hatte Timo die Gemächer der Baronin verlassen, stand der alte Mann wieder vor ihm und grinste ihn an. "Was darf ich Euch bringen? Noch ein Süppchen?", fragte er freundlich, während Archibald und Derya im Wartezimmer sich an einem Becher Gewürzblut gütig taten.


    Timothée Mauchelin
    »Einen Namen. Wie darf ich Euch künftig ansprechen?«, fragte Timothèe freundlich.


    Alter Mann:
    "Meinen Namen? Gottlieb Boßwohl, aber ich habe mich in Beißwohl umbenannt. Klasse Sache was? Ihr werdet schon erwartet, kommt", sagte Gottlieb und gab die Führung. "Hier ist er wieder, wohlbehalten und unversehrt", sagte Boßwohl der sich Beißwohl nannte.


    Archibald von Dornburg
    "Derya - Timo, Timo Derya. Sein Sohn ist mit Caillou verheiratet. Moritz ist Dein Schwiegersohn, und er ist... auch verwandt. Die Verwandtschaft wollen wir stärken durch Blut. Wie sollte es anders sein", sagte Arch und prostete Timo gut gelaunt zu.


    Derya:
    Die Frau schaute Timo unverwandt in die Augen und schien abzuschätzen, wie sein Sohn aussah. "Caillou hat hoffentlich einen guten Geschmack. Beschreibe mir Deinen Sohn, meinen Schwiegersohn. Ein Beißer, trägt er Zähne, oder hält er sich ebenso verborgen wie Du Onkel Timo?", hakte Derya nach und nippte an ihrem Becher.


    Timothée Mauchelin
    »Angenehm, Onkel Timo.« Timothèe nickte Beißwohl höflich zu, wandte dann aber seine Aufmerksamkeit der Frau zu, die er für seinen Sohn ausgesucht hatte. Timothèe verneigte sich ein wenig vor ihr, konnte aber keinen Handkuss andeuten, da Derya sich naridisch verhielt und keinen erwartete. Ihre Hand war von einem Becher blockiert. So richtete er sich wieder auf und setzte sich zu ihnen an den Tisch. »Da Caillou sich für meinen Sohn entschieden hat, muss sein Geschmack vorzüglich sein. Mein Sohn Moritz ist kein Beißer, sondern ein Jäger der Schatten, der sich nicht zeigt, außer, wenn er zusticht. Seine erste Beute hat er mit 14 geschlagen, mit ein wenig Anleitung freilich, aber er hat das Ende allein eingeleitet und herbeigeführt.« Er schloss kurz die Augen und stellte sich das Gesicht seines Sohnes vor, das er so lange schon hatte nicht mehr lächeln gesehen. Nur Trotz und Abweisung hatte Moritz für ihn übrig, verschmähte selbst das Geschenk des Namens, den Vendelin ihm mit all seiner väterlichen Liebe ausgesucht hatte. »Sechsundzwanzig Jahre ist Moritz jung. Er ist 1,76 groß und als Leibgardist gut trainiert. Aschblond ist sein Haar, grün seine Augen mit langen Wimpern. Sein Gesicht sah einst sehr schön aus, wie von einem Gemälde, aber er hat es verändern lassen. Ihm gefällt es nun besser, aber natürlich sieht es nun nicht mehr aus. Sein Wesen ist ruhig, er ist ein introvertierter Mann, was nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass er manchmal recht eigen ist.«


    Derya:
    "Mit vierzehn die erste Beute zu schlagen ist eine erstaunliche Leistung. Mein Sohn hat sicher einen guten Geschmack, aber wird er es nicht absonderlich finden, wenn ausgerechnet seine Mutter den beiden ein Kind schenkt? Ich wäre die Mutter und die Oma. Und es liegt klar auf der Hand, Moritz wird das Kind großziehen müssen, selbst wenn ich wollte, ich könnte es nicht. Mein Vater erklärte mir, dass Du dafür aufkommen wirst und Dich direkt um das Kind kümmerst. Also Du nimmst es voll an, nachdem ich es ausgetragen habe. Dein Sohn ist sich der Gefahr bewusst, die von einem Beißer ausgeht? Ich habe nicht vor ihn zu verletzten, aber ich bin nicht immer Herrin meiner Sinne. Ich könnte ihm im Eifer des Gefechts schaden. Drum sollten wir entweder eine Übergabe seiner Sahne planen, oder eben einen Akt wählen der für uns beide ungefährlich ist", schlug Derya vor.


    Timothée Mauchelin
    »Die Übergabe seines Samens wäre natürlich eine Option, aber meinst du nicht, dass es auch anders geht? Eine solche Befruchtung wäre ... kalt. Sollte so ein neuer Beißer gezeugt werden? Nur im Notfall, finde ich, wenn es keinen anderen sicheren Weg gibt. Ja, ich würde mich sofort um das Kleine kümmern, ich habe auch Moritz selbst großgezogen und ich denke, auch Moritz selbst würde helfen. Dass er kein Beißer ist, ist dort von Vorteil. Der Gefahr ist mein Sohn sich keineswegs bewusst, da er von der Freude, Vater zu werden, noch nichts weiß. Ich weiß aber, dass er und dein Caillou sich sehr ein Kind wünschen und in ihrer Not sogar an eine Adoption dachten. Ressourcen an fremdes Blut zu vergeuden, wo ein leibliches Kind Anspruch auf diesen Platz hätte.«


    Derya:
    "Ich habe Dich nur für Deinen Sohn aufklären wollen, welche Möglichkeiten es sonst noch gäbe. Da er noch nichts von seinem Glück weiß, wie hast Du Dir vorgestellt ihn zu überzeugen? Ich wäre bereit mich fesseln zu lassen, aber dafür hat er zu schwören anständig mit mir umzugehen. Und mein Vater bleibt in Hörnähe. Eine Adoption ist nicht das Gleiche, da gebe ich Dir Recht. Blut ist immer dicker als Wasser. Und so ist das Blut Deines Sohnes und seines Mannes durch mit vereint", sagte Derya ernst.


    Timothée Mauchelin
    »Wundervolle Worte, Derya. In welchem Alter hast du dich deinen Söhnen offenbart? Moritz ist ein lieber und anständiger Mann, er wird dich gut behandeln. Archibald mag in Hörweite bleiben. Wenn du möchtest, sprich doch mit Caillou über Moritz, er hat noch tiefere Einblicke als ich als Vater.«


    Derya:
    "Vielleicht sollte er ebenso in Hörweite bleiben, es wäre nur gerecht. Sie waren noch Kinder, ich habe sie besucht, nach ihnen geschaut. Aber ich kann nicht bleiben, ich bin eine Einzelgängerin die ab und an etwas Gesellschaft braucht. Ob sie damals wussten wer ich bin, kann ich Dir nicht verraten. Eventuell haben sie es gespürt, oder sich nur gefragt wer die verrückte Frau ist, die ab und an auftaucht und sie begafft wie ein Tier im Käfig. Aber auch ich bin eine Mutter nur denke ich anders an meine Kinder. Eben in meinen Möglichkeiten. Ich werde gut zu Moritz sein, ich werde mir jedenfalls alle Mühe geben. Er soll nicht nach einer fremden Frau oder gar einem fremden Kind schauen müssen", gab sie zurück.


    Timothée Mauchelin
    »Starke Worte von einer starken Jägerin. Caillou und Camille wissen, wer ihre Mutter ist, sie kennen deinen Namen. Sie wissen auch von deinen Neigungen und wer ihren Vater verstümmelte. Wie sie zu dir stehen, darüber halten sie sich mir gegenüber bedeckt. Hast du gelegentlich Kontakt zu deinen anderen Geschwistern? Interessieren sie dich?«


    Derya:
    "Sporadisch, aber sollte jemand von uns in Not sein, dann sind wir für einander da. Gleich wie, einer von uns wird versuchen Dich zu retten. Mein Vater musste mich auch schon retten. Ja sie wissen, dass ich ihren Vater verstümmelte. Ohne die Verstümmelung und die wundervolle Spielstunde davor, würde es die beiden doch gar nicht geben. Hätte ihr Paps seinen Pimmel noch, wären die beiden nicht da. So einfach ist das, auch wenn es abgedroschen klingt oder pervers", grinste sie vergnügt.


    Timothée Mauchelin
    »Hm, ich habe mich immer gefragt, wie die beiden davon Wind bekommen haben. Das wusste noch nicht einmal ich. Hast du es ihnen erzählt? Du wirst bald Tante. Deine Schwester Nori erwartet ein Kind von einem anderen Beißer.«


    Derya:
    "Ich habe ihnen erzählt wie sie entstanden sind, aber wer der edle Spender war, das habe ich ihnen nicht gesagt. Ja das hörte ich, Nori trägt das Kind von Tekuro aus. Einst Robere und Mündel von meinem Vater. Er hat ihn gesucht und sich seiner angenommen, wo es Kazrar nicht konnte. Logischerweise nicht, denn der Mann war tot. Arbogast hat Robere aus Souvagne heraus zur Himmelsröhre geführt. Ist schon ein klein wenig her", erklärte sie Timo.


    Timothée Mauchelin
    »Ja, er hatte wohl anfangs an dir Interesse, aber Archibald entschied, dass Nori die Jägerin sein wird, die sein Kind austrägt. Damit sind sie nun alle zufrieden und Tekuro will sich daran versuchen, selbst für das Kleine zu sorgen. Inmitten der Beißer. Nun, mich geht das nichts an, aber man macht sich doch seine Gedanken, auch wenn die Verwandtschaft nicht so eng ist, sie ist vorhanden. Sind Caillou und Camille deine einzigen Kinder? Und war es Janou, der sie zu sich holte oder du, die sie ihm gab? Oder steckt eine ganz andere Person dahinter?«


    Derya:
    "Ich händigte sie einem Übermittler aus, meine Bedingung war, wenn wir uns schon trennen müssen, sollen die beiden wenigstens zusammen blieben. Und so überließ ich sie dem alten Mann, er wollte einen guten Platz für sie finden. Und das hat er auch getan, wie man sieht. Meine Mutter stammte ebenfalls aus Souvagne und so brachte er sie dort hin. Meine Mutter hatte dort ein Haus und ich habe lange dort gelebt. Ich selbst bin dort aufgewachsen, weit weg von meinem Vater solange ich noch in Gefahr war. Und wo ich aufgewachsen bin, da würden auch meine Kleinen gut aufwachsen", sagte sie gut gelaunt, bei den Gedanken an ihre Mutter kamen liebevolle Erinnerungen auf.


    Timothée Mauchelin
    »Sie sind zusammengeblieben, sie wohnen sogar als erwachsene Männer noch zusammen. In getrennten Wohnungen, Caillou ist ja ein verheirateter Mann, aber im selben Haus. Möchtest du die beiden sehen zu unserem Arrangement?«


    Derya:
    Derya überlegte und nickte dann langsam. "Ja ich würde sie sehr gerne wieder sehen, was aus ihnen geworden ist und wie sie zu mir stehen. Das würde mich interessieren", gestand sie Timo offen ein.


    Timothée Mauchelin
    »Dann nehme ich nichts vorweg, du sollst ihnen ganz unvoreingenommen begegnen können. Brechen wir auf oder möchtet ihr zwei vorher noch etwas von euren persönlichen Sachen holen?«


    Derya:
    "Ich bin abreisebereit. Aber Du weißt, dass ich in Souvagne gesucht werde und zwar wegen Mord. Vielleicht sollten wir uns auf Nicht-Souvagnischem Boden treffen. Oder hast Du einen anderen Vorschlag?", fragte Derya.


    Timothée Mauchelin
    »Das weiß ich, aber daran hatte ich nicht gedacht.« Timothèe überlegte. »Ich denke, ich kann dich über die Grenze bringen. Die Handelsketten wurden durchbrochen, doch ganz handlungsunfähig bin ich nicht. Wozu hat man Familie? Es gibt zwei Möglichkeiten. Die Eine ist, dass wir es darauf ankommen lassen, dass man an der souvagnischen Grenze dem Wort eines Adligen vertraut. Die Familie Wigberg wurde in den souvagnischen Adelsstand erhoben, in den des Marquis. Als ein solcher hat man einigen Einfluss und mein Name ist nicht ganz unbekannt, ich gebe großzügiges Trinkgeld und die eine oder andere Aufwandsentschädigung. Variante zwei wäre etwas entwürdigend, aber sicher - als Frachtpaket mit dem Humusexpress. Der Älteste weilt in Souvagne und deine Söhne samt Moritz ganz in der Nähe. Archibald wollte den Ältesten gern sprechen. Eine Gottheit an einen anderen Ort zu bitten, ist sicher nicht angemessen.«


    Derya:
    "Lasst es uns mit Eurem Wort versuchen, das halte ich für angebrachter, als in einem Päckchen zu reisen. Das erzeugt kein gutes Gefühl bei mir. Ich möchte nicht in einem Paket versandt werden, wer weiß wo ich nachher lande. Und schlimmer noch, wann ich dort lande. Ich hoffe Dein Wort gilt so wie Du es Dir vorstellst. Sonst sterben wir beide and er Grenze. Mich hatten einst die Himmelsaugen gejagt, lustig ist etwas anderes und zart beseitet ist keiner von denen", warnte Derya.


    Timothée Mauchelin
    »Wie heißt dieses Himmelsauge?«, fragte Timothèe. »Zufällig habe ich zur Leitung des Humusexpress eine hervorragende Beziehung. Was meinst du, wie die Kinder über die Grenze kamen, in einer Kutsche? Nein, natürlich per Paket auf einem Ochsenkarren. Das ist deutlich preiswerter und praktischer.«


    Derya:
    "Es war nicht nur einer, sondern mehrere als mein Vater mich vor dem Block rettete. Sie haben uns mit ihren Vögeln und ihrer Magie verfolgt, aber wir sind entkommen. Mein Verdienst war es nicht, mein Vater hat uns rausgehauen. Also ich würde diese Magier nicht unterschätzen, sie sind Fanatiker", antwortete Derya. "Falls mich einer von ihnen besonders gejagt hat, habe ich es nicht mitbekommen", gestand sie ein.


    Timothée Mauchelin
    »Hm, sicher, dass du nicht in einem Paket per Express reisen möchtest? Die können auch ganz anders, ganz egal, wie schlecht ihr Ruf ist. Ansonsten fahren wir ersteinmal nach Shohiro, wo wir einen Freund und einen Begleiter abholen, die dort auf mich warten.«


    Derya:
    "Halten wir es so, zuerst holen wir Deine Begleiter und von dort aus reisen wir weiter und ich muss doch in einem Paket verschickt werden. Nur werde ich nicht als Schwangere verschickt. Das heißt, Du musst mich dann die gesamte Zeit vor Ort versteckt halten. Solange bis ich das Kind ausgetragen habe. Ich kann schlecht hin und her reisen und das Kleine gefährden. Ich werde warten, bis es soweit ist und dann werdet Ihr den restlichen Part übernehmen. Seid Ihr Euch sicher, dass Ihr mich neun Monate verstecken und auch verpflegen könnt? Es ist nicht so, dass ich nur Mensch esse. Genau wie mein Vater kann ich mich auch mit anderem Fleisch in der Not begnügen", gab sie zurück.


    Timothée Mauchelin
    »Auch hier gibt es drei Möglichkeiten. Variante eins: Ja, ich verstecke dich. Mein Haus ist groß genug und verwinkelt, so dass man ungestört voneinander leben kann, jedoch möchte ich dort auch mit meinem Mann leben, ohne dass ihm oder mir unser Heiligstes abgebissen wird. Kannst du das gewährleisten? Einziges Problem in dem Falle ist Gideon, der leider ebenfalls mit uns dort lebt, aber nicht zu uns gehört. Ich weiß nicht, wie bekannt du bist, ob er von dir weiß oder dich einfach dulden würde. Variante zwei: Du kommst bei deinen beiden Söhnen samt Moritz unter. Variante drei: Du begleitest die Beißer auf ihrer Seereise auf der Tordalk, im Schutze von deinesgleichen.


    Derya:
    "Meine Söhne wären da die beste Wahl, ich störe Euch nicht und ob ich eine Seereise vertrage, ist mir nicht bekannt. Aber wenn ich versuche es herauszufinden und sehr lange unterwegs bin, ist das schlecht fürs Kind, wenn es mir schlecht geht. Also würde ich sagen, bei meinen Söhnen zu leben wäre nicht schlecht. Sprich ich würde ja bei dem Vater des Kindes wohnen. Ich garantiere Dir, dass ich sie meiden werden. Damit wird ihnen nichts passieren", sagte Derya freundlich. "Ich meine solange wir keinen Sex miteinander haben ist alles gut und den werden wir nicht haben".


    Timothée Mauchelin Heute,
    Timothèe war nicht ganz wohl bei der Sache. Weder Moritz noch die Zwillinge waren wehrlos. Die Hemmung, ihre eigenen Kinder oder deren Partner anzugreifen, war allerdings sicher größer als die, über Vendelin oder Alejandro herzufallen, die bislang für sie Fremde waren. »Wenn dir nach einem Gespielen ist und du dich nicht zügeln kannst, informiere die Kinder rechtzeitig.« Die Kinder ... so sprach er von drei erwachsenen Männern, ausgebildeten Spionen und Meuchlern. »Oder mich. Wir organisieren dir das Gewünschte.«


    Archibald von Dornburg
    Derya: "Versprochen, ich kann mich allerdings auch woanders verstecken. Du hast noch genug Zeit zu überlegen und zu planen. Lass uns erstmal zu Deinen Gefährten aufbrechen. Dann überlegen wir, wo Dein Enkel heranreift. Lass danach erstmal sicher nach Souvagne kommen. Brechen wir auf", sagte Derya und erhob sich. Archibald tat es ihr gleich und zog Timo mit auf die Füße.


    Archibald von Dornburg
    "Die nächste Generation wartet Timo", sagte der Vampir mit einem Schmunzeln.

  • Über die Grenze



    Timothée Mauchelin
    Die Menschenfresser und der Vampir erreichten den Gasthof in Shohiro noch vor Sonnenaufgang. Das war knapp gewesen, notfalls hätten sie einen Zwischenstopp einlegen müssen, um Archibald nicht zu gefährden, aber sie hatten es schlussendlich geschafft. Beim ersten grauen Streifen am Horizont stapften sie die Treppe zu den Quartieren hinauf. Während Gideon und Vittorio gerade munter wurden, legten Timothèe, Derya und Archibald sich schlafen. Vittorio guckte überrascht, zuckte mit den Achseln, vertrieb sich den Tag mit Essen und Trinken sowie einigen Plauderrunden mit Gideon und legte sich dann zu einem sehr langen Mittagsschlaf hin, so dass er am Abend richtig ausgeschlafen sein würde. Als die Nacht hereinbrach, waren Vittorio und Vendelin reisefertig. »So«, verkündete Vendelin in die Runde, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. »Bleibt es dabei, wir nehmen den direkten Weg durch das Mauertor? Kein Humus-Express?«


    Archibald von Dornburg
    Archibald war froh als sie den Gasthof erreichten, andernfalls hätte er sich ein kleines Versteck gesucht, indem er als Fledermaus den Tag überbrückt hätte. Aber alles war gut gegangen, sie legten sich tagsüber schlafen, während die Begleiter von Timo sich den Tag vertrieben. Archibald störte sich nicht an ihnen, auch wenn er sie gerne an die Baronin und ihre Meute verfüttert hätte. Allerdings wusste er nicht, ob sie die beiden noch brauchten. Als erneut die Nacht hereinbrach, standen sie vor der Frage, wie sie nach Souvagne zurückkehren sollten. Das war kein einfaches Unterfangen mehr. Früher war eine Reise durch die Länder möglich gewesen, auch wenn die Almanen stets ein wachsames Auge auf Fremde geworfen hatten. Seit dem Krieg war es anders. Das hatten sie schon bei der Einreise mit Linhard und Brandur gemerkt. Arch fragte sich was wohl gerade die Larve trieb, der alte Nekro und allen voran Dunwin. So verrückt und ärgerlich die Zeit auch gewesen war, irgendwie war sie auch schön gewesen. Vor allem der Zwischenstopp in Wolframs Haus, das gemütlichste Hauptquartier dass sie je bezogen hatten. In der Speisekammer hatte ihn Kasimir gebissen und ihm die Unsterblichkeit geschenkt. Für einen winzigen Augenblick war er wehmütig. Das Mauertor war gefährlich, denn meist schlichen die Himmelsaugen überall umher. Er hatte schon unliebsame Erfahrungen mit den Burschen gemacht. Es waren Magier, man konnte nur unliebsame Erfahrungen mit ihnen machen. "Versuchen wir es", sagte Arch und lächelte freundlich. Immerhin hatte er mehrere Töchter, lachte er gedanklich.


    Timothée Mauchelin
    »Dann ist es entschieden.« Nach Vendelins Vorstellung hatte das Wort des Vaters Gewicht, die Meinung der Tochter war nicht von Belang, wenn Archibald sein Urteil fällte. Timothèe gab den Weg zum Markt vor. Unterwegs plauderte er höflich mit Derya, um sich ein Bild von ihr zu machen, während Vittorio ihnen ein Fuhrwerk organisierte. So etwas fiel dem geselligen Haudegen leicht, die meisten Leute mochten ihn auf Anhieb. »Freust du dich schon, Derya?«, fragte Vendelin leichthin, während sie auf ihre Mitfahrgelegenheit warteten.


    Archibald von Dornburg
    Gefahren zu werden, hatte eindeutig Vorteile. Archibald machte es sich neben Vittorio auf dem Sitz gemütlich, eine kleine Provokation, die er sich erlaubte. Gideon schaute ihn mit nicht zu deutendem Blick an. "Welch ein Luxus für unsere müden Beine. Bist Du nicht adelig oder sowas Timo? Dann sollten wir nicht so lange an der Grenze warten. Oder wie steht es mit unserem Flammen-Freund? Ist er adelig? Vielleicht beschleunigt das die Sache", schlug Arch unschuldig vor und lächelte Vittorio an.


    Derya:
    "Nun meine Freude hält sich in Grenzen, was Grenzkontrollen angeht. Ansonsten ja, ich bin gespannt auf die beiden. Ich habe sie eine Ewigkeit nicht mehr gesehen, oder das Haus meiner Mutter", sagte sie und bekam einen Tritt von Arch der minimal den Kopf schüttelte.


    Timothée Mauchelin
    Vendelin blickte Archibald tadelnd an und dann sehr deutlich auf die Sitzfläche und wieder hinauf. Missbilligend schüttelte er den Kopf, sagte aber nichts dazu. Andere Dinge waren jetzt wichtiger, sollte Archibald diesen kleinen Sieg für sich verbuchen. »Ich bin von edlem Geblüt und mein Name ist bekannt, ich werde zudem ein gutes Trinkgeld geben. Dann sollten wir problemlos durch die Grenzkontrolle kommen.« Wenn er schon nicht neben Vittorio sitzen konnte, setzte er sich hinter ihn. Der Soldat dachte nicht im Traum daran, den Platz nun zu räumen, um sich zu ihm zu gesellen, sondern blieb sitzen, wo er war. »Und du, Gideon? Hast du die Reise ein wenig genossen oder bist du mehr der sesshafte Typ?«, plauderte Vendelin weiter.


    Archibald von Dornburg
    Archibald verschränkte die Arme vor der Brust und ließ sich gemütlich heruntersinken. "Das dürfte einiges erleichtern. Wähle das Trinkgeld aber nicht zu übermäßig, dass würde ebenso auffallen. Aber wem sage ich das, ich vertraue Dir...", antwortete Arch freundlich und genoss die Fahrt.


    Gideon:
    "Der sesshafte Typ was das eigene Land angeht. Die Reise habe ich genossen, auch wenn Naridien wirklich ein seltsamer Fleck auf Asamura ist. In der Schenke habe ich in einer Stunde mehr Fremdländer gesehen als zuvor in meinem ganzen Leben. Die Mischlinge konnte man nicht zählen und bei manchen nicht einmal benennen, was sie überhaupt für schräge Kreuzungen waren. Vielleicht sollte unser Duc ebenfalls einmal Naridien besuchen um sich ein Bild von der Völkervielfalt zu machen. Das wäre hilfreich, er würde die Mauer gleich 5 Meter aufstocken lassen", lachte Gideon.


    Timothée Mauchelin
    »Ich will nicht hoffen, dass du mir vertraust, ich bin ein Wigberg und du sitzt neben meinem Mann«, sprach Vendelin amüsiert. Dann wurde seine Stimmlage ernst. »Ab dem Punkt, wo unsere beiden Familien zu einer verschmelzen, ist dir meine Loyalität gewiss. In einer Welt voller Lügen hat kein Wigberg je die eigene Familie verraten.« Er blickte nach vorn, am breiten Kreuz von Vittorio vorbei, wo die Fahrt sie am Fuße der Roten Berge über das Land führte.


    Archibald von Dornburg
    "Du weißt wie ich das gemeint habe, ich wäre nicht so alt wie ich bin, wenn ich tatsächlich irgendjemandem vertrauen würde. Letztendlich vertraue ich nicht einmal mir selbst. In einer Welt voller Lügen Timo? Die gesamte Welt ist eine einzige Lüge. Gesponnen von jenen die gerade die Fäden der Macht in ihren gierigen Klauen halten. Was heute erlaubt ist, ist morgen verboten. Wofür man heute noch gefeiert wird, dafür wirst Du morgen hingerichtet. Es gibt keine Konstante, es gibt keine Werte, sei Dein eigener Maßstab. Und was Gideons Einwand angeht, die Mischung macht es, wie fast alles im Leben. Sicher kann man abgeschottet für sich selbst leben, aber das hat auch einen Preis. Ihr seid bereit den Preis zu zahlen, indem Ihr Euch aus anderen Sachen heraushaltet. Andere wie Naridien sind es eben nicht. Aber ein Gesicht hat Naridien nicht mehr, dass ist wohl wahr. Bei einem Almanen weiß man, wie er aussieht, bei einem Souvagner oder Ledwicker ebenso. Bei einem Naridier nicht, es könnte ein naridischer Almane wie ich sein, oder ein Goblin-Tiefling-Mischling. Er wäre genauso Naridier wie ich. Naridien ist ein Land in dem alles möglich ist, solange Du nur clever genug bist und über die nötigen Mittel verfügst. Das ist der Unterschied. Bei Euch ist und bleibt man, wer man ist. Dafür wird man auch begluckt von seinen Herrn. Bei uns steht und fällt alles mit einem selbst. Bei Euch wird noch der dümmste Depp durchgefüttert und bekommt die Arbeit zur Not vorgeklatscht. Bei uns wird dieser Idiot verhungern oder in der Gosse verrotten. Das nennt man natürliche Auslese", erklärte Archibald freundlich.


    Timothée Mauchelin
    »Hm, ich denke beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile. In Naridien neue Märkte zu erschließen ist denkbar leicht, wenn man nicht von Null anfangen muss, sondern über ein gutes Startkapital und Beziehungsnetzwerk verfügt.« Von welchen Märkten Vendelin sprach, ließ er offen, aber einen Teil davon konnte Archibald sich gut denken. Vendelin interessierte weniger die Politik oder wie es den Einwohnern ging, ihn interessierte vor allem die Wirtschaft eines Landes. Politik war nur dann interessant, wenn es um eine Gesetzgebung ging, welche das Geschäft erleichterte.
    Sie erreichten die Mauer nicht in einer Nacht. Fuhrwerke waren langsam und es dauerte fast eine Woche, ehe sie über die Salzstraße von Shohiro bis an die westliche Grenze von Souvagne gelangten. Sie durchquerten ein riesiges Areal von verbranntem Wald, während die Straße dem Flusslauf des Draken folgte. Hier hatte der Archi-Duc Dreaux gewütet. Aus dem Dämmerwald war eine Aschewüste geworden, seit vielen Wochen schon erkaltet und doch noch völlig ohne Leben. Die Verwüstung reichte bis kurz vor die Mauer. Die Ochsen, das Fuhrwerk und ihre Kleider waren schwarz verschmiert. Vendelin schickte Vittorio nach hinten und nahm nun selbst neben Archibald platz. Seine Augen folgten der Mauer hinauf, die höher und höher wirkte, je näher sie kamen. Das Tor darin mutete an wie ein Mauseloch.


    Archibald von Dornburg
    Archibald wusste von welchen Geschäften Timo sprach, er bediente selbst jene Geschäfte mit Frischfleisch. Die Fahrt dauerte länger als er vermutet hatte, aber wie sagte er immer? Besser schlecht gefahren, als gut gelaufen. Als sie eine Aschewüste durchquerten, schaute sich Archibald um. Man hatte davon gehört, was hier geschehen war, aber das Ausmaß der Zerstörung war enorm. Wobei auf Asche eigentlich alles gut wuchs. Wer immer dieses Land urbar machen würde, er hatte dadurch seine Vorteile. Und dann kam sie in Sicht, das Monument wofür Souvagne mittlerweile berühmt war, oder was man gemeinhin mit Souvagnern verband - die Mauer. Hier bereits ein gewaltiges Bollwerk, dass drohend und abweisend vor ihnen aufragte. Vermutlich wurde auch alles andere ummauert, es musste eine gewaltige Arbeitsleistung dahinterstecken. So etwas baute man nicht einfach mal eben per Befehl, jeder der sich hier tagtäglich die Knochen wund schufftete, tat dies für ein höheres Wohl und um die kommenden Generationen zu beschützen. So waren sie, die Souvagner. Sie bauten Burgen, zogen darum Mauern, zogen um den Ort in dem die Burg stand Mauern und um das Land zogen sich auch eine Mauer. Archi fragte sich, ob es Souvagner gab, die nicht den Zwang verspürten, etwas einzumauern. Als sie an dem Tor ankamen wurden sie von zwei grimmig aussehenden Wachen gestoppt.


    Wache:
    "Name und Begehr?", fragte die Wache und die Augen musterten die Gruppe argwönisch die auf dem Wagen saß.


    Timothée Mauchelin
    »Timothèe Mauchelin und vier Begleiter, Heimkehr nach einer Handelsreise in Naridien. Unser Ziel ist Beaufort.« Er machte eine Geste, die nur den Orden der Krone bekannt war, wozu auch die Himmelsaugen gehörten, so wie der Stählerne Lotos. Die anderen würden diese Geste nicht einmal bemerken, denn sie war absolut alltäglich, so wie die Daumen hinter den Gürtel zu klemmen oder sich über das Kinn zu streichen.


    Wache:
    "Zählen kann ich noch, haben die vier auch Namen? Handelsreise nach Naridien? Soso, was handelt man den so mit Naridiern?", fragte der Wächter.


    Timothée Mauchelin
    Timothèe stellte in diesem Moment fest, dass man ihm kein Himmelsauge zur Begrüßung geschickt hatte, sondern nur einen schnöde Wachposten. »Ich wünsche in dieser Angelegenheit mit einem Himmelsauge zu sprechen.« Er hielt dem Wachposten ein Päckchen naridisches Pfeifenkraut hin.


    Wache:
    Die Wache nahm das Pfeifenkraut entgegen und verschwand im Häuschen. Timo und die Gruppe hatten ungefähr 10 Minuten zu warten, bis ein älterer Herr sich zu ihnen bequemte und vor dem Wagen stehen blieb. "Nun Ihr verlangt nach einem Himmelsauge? Was möchtet Ihr vom Orden?", fragte der alte Mann.


    Timothée Mauchelin
    Vendelin verzichtete darauf, die Geste ein zweites Mal in Gegenwart seiner Begleiter anzuwenden, auch wenn sie bestimmt gute Dienste erwiesen hätte. Die Gefahr, dass die Wiederholung bemerkt wurde, war zu groß. »Ein kurzes Gespräch bezüglich einiger Formalitäten.« Er hielt dem Mann ebenfalls ein Päckchen Pfeifenkraut hin, doch mit einem Unterschied: Er zeigte ihm den Inhalt, so dass nur das Himmelsauge hineinsehen konnte. Darin lag Timothèes Amtskette, die das Wappen des Stählernen Lotos zeigte. Er klappte die Packung wieder zu und steckte sie zurück in seine Innentasche, so als würde das Himmelsauge sie erst nach vollbrachtem Werk erhalten.


    Himmelsauge:
    "Gut gehen wir ein Stück, folgt mir", bat der Magier und nahm Timothee bei Seite. "Redet irgendetwas, die Wachen werden sonst misstrauisch. Es sei denn Ihr möchtet wirklich über einen Auftrag oder etwas dergleichen eine kurze Information abgeben", forderte das Himmelsauge Timo auf.


    Timothée Mauchelin
    Timothèe plauderte zunächst über das verbrannte Land, dass sie durchquert hatten, so als wolle er darüber informiert werden, während sie sich vom Fuhrwerk entfernten. Er kannte die Distanz, die ein menschliches Ohr ein Gespräch noch zuverlässig belauschen konnte und hatte natürlich auch über die der empfindsamen Vampirohren recherchiert. »Auf dem Fuhrwerk reisen vier enge Freunde von mir. Nicht alle von ihnen sind willkommen. Es ist jedoch unabdinglich, dass wir ungestört bis in die Hauptstadt reisen können und auch dort nicht behelligt werden. Ich kann weder Ärger mit den Himmelsaugen noch mit anderen Einheiten gebrauchen. Ich wünsche freie Fahrt, notfalls Geleit. Ich sollte mich nicht öfter ausweisen müssen als unbedingt nötig.«


    Himmelsauge:
    "Ich werde kurz Kontakt mit meinem Orden aufnehmen", sagte der Mann und verharrte eine Weile. Dann schaute er Timothee wieder offen an. "In Eurem Geleit befindet sich Chevalier de Gladu. Nun dann reist ein, aber sorgt dafür, dass Eure Gäste kein Unheil stiften. Ihr seid für sie verantwortlich, Ihr und Euer Orden", sagte der Mann und zeigte ihm an, dass er mit dem Fuhrwerk passieren durfte, so dass es auch die Wachen und die Mitreisenden von Timothee auf dem Wagen sahen.


    Timothée Mauchelin
    Timothèe steckte dem Himmelsauge nun tatsächlich eine identische Packung Pfeifenkraut zu, nur diesmal mit dem richtigen Inhalt. »Danke, ruhigen Dienst noch«, wünschte er und kehrte zum Fuhrwerk zurück. Ein angenehmer Nebeneffekt war, dass der Platz neben Vittorio noch immer frei war. Er setzte sich neben ihn und als das Fuhrwerk das Tor passiert hatte, lächelte er selbstgefällig.


    Vittorio Pollarotti
    »Lass den Trick mal nicht die Rakshaner spitzkriegen. Die nächste Invasionsarmee hält in der einen Hand den Knochensäbel und in der anderen ein Päckchen Pfeifenkraut.«


    Derya:
    Als sie das Tor passierten und ein Stück hinter sich gelassen hatten, atmete die schwarze Witwe erleichtert auf. "Bald sehe ich die Zwillinge, ich bin gespannt was sie sagen werden. Wie sie mich begrüßen werden und vor allem, was mein lieber Schwiegersohn so zum Besten geben wird...", sagte Derya zweideutig und schenkte Timo ein echtes Lächeln.

  • Eine Nacht mit der Schwarzen Witwe



    Timothée Mauchelin
    Es musste nun schneller gehen, als es von Vendelin geplant war. Das missfiel ihm, ginge es doch um den Fortbestand seiner Linie. Gewandet in ein ehrwürdiges Ritual hatte er es sich gewünscht, doch nun blieben ihm nur wenige Tage, um die Bewirtung der Gäste vorzubereiten, alle Verwandten zusammenzurufen und nebenbei seinen störrischen Sohn davon zu überzeugen, sich ebenfalls einzufinden, ohne dass er Verdacht schöpfte. Er lud alle Beißer zu sich nach Hause ein. Er kannte dieses Gebäude am besten. Die Tür zu seinem Arbeitszimmer und einige andere schloss er ab. Sie waren ohne Schlüssel nicht so einfach zu öffnen, wie es den Anschein hatte und die meisten Türen waren schalldicht. Die Küche war zu klein für so viele Gäste, außerdem wollte er nicht, dass der Ort entweiht wurde, mit dem er so viel verband. So lud er seine Gäste in den Keller ein. Während das Häuslein viel zu eng und verschachtelt anmutete, war der Keller ein einziges Labyrinth. Es war nicht auf Anhieb ersichtlich, wie groß er war, doch jeder merkte sofort, dass er die Größe des Hauses um ein Vielfaches übertreffen musste. Die oberen Bereiche wirkten wie eine Fortsetzung des Hauses, nur ohne Fenster. Die Wände waren mit Mustertapeten tapeziert und mit Teppichen ausgekleidet. Schränke und Gemälde befanden sich hier und da, Sitzecken, Funktionsräume wie eine Werkstatt, eine kleine Schneiderei und andere waren hier zu finden. Bemerkenswert war das riesige Trainingsareal eine weitere Etage tiefer. Doch so weit führte er seine Gäste nicht, sie blieben in dem wohnlichen Bereich, wo er einen Speisesaal vorbereitet hatte. Bewusst hatte er keine lange Tafel gedeckt, sondern lud die Gäste zu einem rakshanischen Menü ein. Das bedeutete nicht nur exotisches Essen, sondern man lümmelte auch auf Fellen und Kissen auf dem Boden. Das würde die Nervensäge Caillou bei Laune halten, vor allem aber würde es dafür sorgen, dass Derya leichter schon einmal auf Tuchfühlung mit Moritz gehen konnte, bevor es ans Eingemachte ging.
    Vendelin ließ ein letztes Mal den Blick über den vom Kerzenschein beleuchteten Raum schweifen, dann ging er die Treppe wieder hinauf, um seinen Bewacher aufzusuchen. »Mein lieber Gideon«, sprach Vendelin im Tonfall tiefster Liebenswürdigkeit. »Ich erwarte Gäste, meine Familie kommt zum Essen. Bitte begrüße sie und stelle dich mit etwas Unverfänglichem vor. Ich möchte nicht, dass sie sich unwohl oder gar beobachtet fühlen, es soll eine gemeinsame Nacht zwischen zweien der Gäste arrangiert werden, also zeige dich von deiner besten Seite und setze niemanden unter Stress.«


    Gideon:
    Gideon hatte den ganzen Tag über Vendelin nur herumhuschen sehen. Wüsste man es nicht besser, hätte er vermutet der Mann war ein Schatten. Das war er nicht, er war ein Lotos, aber scheinbar konnten diese auch zu Schatten werden. Was das Gehusche sollte, erklärte sich Stunden später als Vendelin wie ausgewechselt an ihn herantrat und mit so freundlicher und glücklicher Stimmung wie selten um etwas bat - er sollte sich "unverfänglich" verhalten und freundlich. Die Freundlichkeit wäre so vermutlich niemandem aufgefallen, aber bei Vendelin wirkte es so, als wäre er ein völlig anderer Mensch. Und dieser andere Mensch war Gideon unheimlich. Mit sich verglichen wäre das wohl so, als wäre er tiefenentspannt. Den Grund schob sein verschrobener sonst eigenbrödlerischer Kollege aber sofort nach, er wollte den Hochzeiter geben. Das gab der Sache natürlich einen ganz anderen Anstrich. Er balzte hier im Namen der Familie um eine Dame oder viel wichtiger noch um deren Vater, damit er die Gute herausrückte. Solche Dinge konnten anstrengend, Nerven und Zeit aufreibend sein und manchmal kosteten sie sogar viel Geld, wenn es sich um eine ganz besondere Frau handelte. Es war nicht immer so, dass die Frau eine Mitgift mitbringen musste. Manche Damen waren begehrt wie heiße Semmel, da standen die Kerle sabbernd Schlange und so eine Frau musste sich in keine Familie einkaufen. Sie suchte sich aus, wen sie ehelichte und damit auch in den heiligen Hallen willkommen hieß. Meist handelte es sich dabei um wahre Schönheiten, aber wie Gideon wusste, die Kehrseite der Medaille war, das diese Frauen oft Giftspritzen wurden. Jene Biester die auch dann noch dem Kerl die Haare finanziell vom Kopf fraßen, wenn sie längst verheiratet waren. Oder gerade dann. Ständig neue Forderungen, Ansprüche, Wünsche... da war man mit einer hübschen, willigen Leibeigenen wesentlich besser dran. Wurde sie zu alt, oder fing an zu nerven bekam man noch Geld für das Weib. Gideon lächelte freundlich und nickte knapp. "Ich verstehe, ich bin einfach als Kunde hier. Du bist mein Buchhalter und wir gingen einige Sachen durch. Wir kennen uns schon ewig, drum bin ich zu dieser Zeremonie hier. Mach Dir keinen Kopf, ich verstehe unter welchem Stress Du stehst. Übertreib es nicht und lass Dich nicht dazu verdonnern, für die Alte etwas zu bezahlen. Pass auf, damit versuchen es manche. Ein Tauschgeschäft geht noch, aber passend wäre eine Mitgift. Aber davon kann man leider nicht immer ausgehen. Ist sie von Stand?", fragte Gideon ehrlich interessiert.


    Timothée Mauchelin
    »Ihr Vater ist es, sie ist es nicht, so weit ich weiß. Aber sie hat andere Vorzüge zu bieten, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. Ein Teil ihrer Verwandtschaft ist naridisch, darum wundere dich nicht über den ein oder anderen seltsamen Brauch. Sie ist es wert, dessen sei versichert. Fühle dich frei, dich als Gast zu uns zu gesellen, wenn du dich in der Lage siehst, auch bei merkwürdigen Vorkommnissen die Nerven zu behalten. Es gibt rakshanische Küche.« In dem Moment klingelte es. »Das werden die ersten Gäste sein.« Vendelin ging zur Tür und öffnete sie.


    Caillou Langeron
    »Tag«, grüßte er, obwohl es weit nach Sonnenuntergang war. Bei ihm war sein Zwillingsbruder Camille, den Vendelin schon ewig nicht gesehen hatte. Caillou grüßte Vendelin mit einem kurzen Handschlag. Sie waren nicht gerade die besten Freunde, doch seit Caillou mit Vendelins Sohn verheiratet war, verhielt Vendelin sich dem unerwünschten Rabauken gegenüber freundlicher. Vendelin ergriff die Hand und bat die beiden hinein.


    Gideon:
    "Damit werde ich schon klar kommen, es gibt seltsame Bräuche darüber muss man sich nicht wundern. Wir sind für einige vermutlich auch seltsam. Aber sei vorsichtig bei Naridiern. Nur ein Tipp. Wenn sie es wert ist, soll es daran nicht liegen. Immerhin hat sie das Blut ihres Vaters in den Adern. Danke für die Einladung. Rakshanische Küche, was immer das bedeutet", grinste Gideon und wartete dann gespannt ab. Als sich die Tür öffnete, wurde er von den ersten Gästen nicht enttäuscht. Es waren Zwillinge, dass hatte doch was. Es schien ein interessanter Abend zu werden. Vielleicht kam noch ein Riese, ein Zwerg, ein Vampir, ein Gestaltenwandler und ein Einauge, dachte Gideon vergnügt. Der Bursche der die Tageszeit so gekonnt fehleinschätzte hatte irgendwas, was genau konnte Gideon noch nicht sagen, aber er gefiel ihm.


    Camille:
    Camille nahm Timos Hand, schüttelte sie zur Begrüßung und lächelte ihn freundlich an. Er hatte seinen Bruder begleitet, in der Hoffnung dass dieser nicht mit seinem Schwiegervater stritt. Bis jetzt lief es gut, aber sie standen auch erst vor der Tür und um jemanden ein Messer in den Rücken zu stoßen, musste man zwei Schritte an ihm vorbei. Wobei Caillou Timo vermutlich lieber auf einem privaten Scheiterhaufen brennen sehen würde als Nachtlicht. "Hallo lange nicht gesehen", sagte er gut gelaunt. "Es riecht lecker, was gibt es denn?", erkundigte er sich freundlich.


    Timothée Mauchelin
    »Rakshanische Küche«, erklärte Timothèe. »Um der Abneigung einiger Gäste gegenüber gutbürgerlichem Benehmen entgegenzukommen, habe ich uns ein kulinarisches Arrangement im Keller hergerichtet, bei dem nicht an Tischen, sondern auf dem Boden gegessen wird und mit den Händen. Mit einem rakshanischen Anstrich versehen, macht das Ganze hoffentlich dennoch einen kultivierten Eindruck auf den Rest der Gäste.«


    Caillou Langeron
    »Find ich gut, rakshanisch ist voll lecker«, urteilte Caillou und griff nach der Hand des zweiten Mannes. »Und du bist...?!« Er beäugte ihn neugierig. Den Kerl umwehte das beißende Parfum von Rauch.


    Gideon:
    "Einfach Gideon", erwiderte der Pyro und schüttelte Caillou die Hand. "Lassen wir uns überraschen, ich habe noch nie rakshanisch gegessen. Zwillinge, schau einer an, so bekommt man schon beim Türe öffnen etwas geboten", schmunzelte Gideon freundlich.


    Camille:
    "Ich habe auch noch nie rakschanische Küche gegessen, glaube ich zumindest. Oder ich wusste nicht, dass es rakschanische Speisen waren. Jedenfalls klingt das ganze Essen schon nach Spaß, mal was anderem. Auf dem Boden und nicht an Tischen und dann noch mit den Händen essen, das ist was für Caillou, er freut sich über so etwas. Ich werde mein Bestes geben und hoffentlich trotzdem mit den Händen satt. Zur Not bekommt man hoffentlich einen Löffel, falls man sich zu dusslig anstellt", lächelte Camille und schaute sich nach den nächsten Gästen um. "Da kommt noch wer, beide mir unbekannt", teilte Camille Timo verschwörerisch mit, obwohl er in normaler Lautstärke gesprochen hatte.


    Archibald von Dornburg
    Archibald gesellte sich mit Derya ebenfalls dazu und beide schenkten Timo ein freundliches Lächeln, ohne die Zähne zu zeigen. Derya musterte die beiden Zwillinge und Archibald folgte ihrem Blick. Seine Neffen, ohne dass sie davon wussten. Sie machten bis jetzt einen ziemlich harmlosen Eindruck, er hoffte dass dies täuschte. "Timo schön Dich zu sehen, wir sind Deiner Einladung so schnell wie möglich gefolgt. Wo ist Dein geliebter Sohn?", fragte Archibald und zerrte Nathan zu sich heran. "Meinen lieben Mann kennst Du ja noch. Nathan Timo, Timo Nathan, falls Du es vergessen haben solltest Schätzchen", säuselte Archibald und strich Nathan durch die Haare. Klares Zeichen an alle, der hier gehört mir.


    Derya:
    Die schwarze Witwe schaute sich um und musterte Caillou und Camille besonders lange. Ob sie sie erkannten? Wohl kaum, dafür war zu viel Zeit vergangen. Gut sahen sie aus, gesund, glücklich, der Rest würde sich ergeben. Welcher von beiden mit dem zukünftigen Vater ihres Kindes verheiratet war, wusste sie nicht. Aber das würde der Abend aufklären. "Hallo Timo, ist Moritz schon hier?", fragte sie höflich und nickte kaum merklich in Richtung der Zwillinge.


    Timothée Mauchelin Heute, 22:55
    Vendelin begrüßte erst Archibald mit einer brüderlichen Umarmung, dann Derya mit einer Verneigung und einem angedeuteten Handkuss, stellvertretend für seinen Sohn, der noch nichts von seinem Glück wüsste. »Ja, Moritz ist wie immer überpünktlich gewesen. Er ist in seinem alten Zimmer ganz oben unter dem Dach. Dort ist alles noch für ihn eingerichtet, so dass er hier wohnen kann, wann immer ihm beliebt.« Nathan begrüßte er nicht. Der junge Mann hatte offenbar Sklavenstatus und er würde sich hüten, die Sklaven anderer Leute mehr als nötig zu beachten. Er nickte nur kurz, als Archibald das Kerlchen vorstellte. Er konnte ja nicht wissen, dass Nathan und er sich vom Sehen her kannten.


    Caillou Langeron
    Als Caillou hörte, dass sein Mann schon hier war, brüllte er die Treppe hinauf. »SPATZ! Besuch!«


    Moritz von Wigberg
    Moritz kam kurz darauf die Treppe hinunter. Wie immer war er ordentlich und furchtbar spießig gekleidet, ganz wie sein Vater. Aber im Gegensatz zu diesem strahlte Moritz heute über beide Ohren, umarmte Caillou fest und küsste ihn mehrmals, ehe er Camille umarmte. »Lange nicht gesehen, ihr zwei«, freute er sich, was jedoch einer seiner seltenen Scherze war, da er in den letzten Wochen bei den Zwillingen gewohnt hatte und nur selten hier bei seinem Vater weilte. Als er Nathan sah, fragte er sich, warum das Kerlchen hier zu Gast war. »Hallo Nathan, du kannst Pascal zu mir sagen. Ich bin nicht länger Patrice.« Das verstand Nathan natürlich nicht, aber er musste es auch nicht verstehen, sondern einfach akzeptieren. Anschließend gab er dem fremden Mann und der Frau die Hand. »Pascal«, stellte er sich vor.


    Derya:
    Derya schüttelte Pascal die Hand und musterte ihn eingehend. Das war also der Vater und Erzieher ihres Kindes. Gut sah er aus, bis auf die Kleidung die nicht einmal mehr ihr Großvater getragen hätte. Aber jeder hatte andere Vorlieben. Sie hoffte das er im Bett etwas kreativer war, ehe sich der Hunger seine Bahn brach. Unverfänglich schaute sie ihm in den Schritt und dann wieder ins Gesicht. "Schön Dich kennenzulernen Pascal", sagte sie herzlich und schenkte ihm ebenfalls ein freundliches Lächeln.


    Archibald von Dornburg
    Archibald schüttelte ebenfalls von Pascal die Hand. War das nicht der Spieli von Tekuro? Archibald dachte krampfhaft nach, doch, dass war der Spieli von Tekuro, der kleine Lustsklave der sich Tekuro angeschlossen hatte. Der sie über Wochen begleitet hatte und sich hauptsächlich von Gürkchen ernährte die er mit seinem perversen kleinen Saugmaul lutschte als wären es Schwänze. Archibalds Grinsen wurde breiter und zeigte seine messerscharfen Zähne. "Kein Patrice, aber jetzt ein Pascal, verstehe. Der war gut, was Nathan? Erinnerst Du Dich an den lieben Pascal und seine Vorliebe für Schlemmergürkchen? Lange nicht gesehen und doch wiedererkannt. Was verschlug Dich hierher und wo ist Dein lieber Freund Tekuro? Er wird sehr traurig sein, er mochte Dich sehr. Ja die Wanderung, herrlich und leider viel zu kurz. Ich hoffe Du hast sie trotzdem genossen, war eine schöne Zeit. Nathan begrüß doch mal unseren alten Freund Pascal ordentlich", kicherte Archibald.


    Timothée Mauchelin
    Während seinem Sohn alle Farbe aus dem Gesicht wich, schloss Vendelin hinter diesem die Tür. »Wir sind hier innerhalb der Familie. Unsere Gäste sind Verwandte. Und darum darfst du den Pascal lassen, wo er ist, Moritz.«


    Moritz von Wigberg
    »Darum also die Geheimniskrämerei, du hast IHN eingeladen«, fauchte Moritz wütend. Dann fuhr er Archibald an. »Richtig erkannt, das war Patrice und die Dumpfbacke ist jetzt in Tekuros Schlepptau, hoffentlich längst aufgefressen! Lass mich in Ruhe, du bist hier in unserem Haus!«


    Archibald von Dornburg
    "Aber aber wer wird denn gleich so kratzbürstig werden? Soweit ich weiß, hast Du Dich uns auf unserer kleinen Reise ins Glück doch freiwillig angeschlossen. Für Deinen Geschmack kann ich nichts, wir waren Reisegefährten Pascal, Patrice, Moritz oder wie auch immer. Nicht mehr und nicht weniger. Du scheinst keine guten Erfahrungen mit Tekuro gemacht zu haben. Dabei ist er so ein guter Junge, noch unerfahren aber doch wirklich lecker anzuschauen. Ich verstehe Deine Beweggründe auch wenn sie sehr ruckartig waren, vor und zurück, Zungenarbeit, aber jedem das seine. Schäme Dich nicht dafür, viele mögen das. Und Du hast ja immer fleißig geübt, sogar beim Abendbrot gab es Gürkchen. Haken wir die Reiseerinnerungen ab. Ich merke schon, Du bist nicht so der Typ der gerne in Erinnerungen schwelgt. Dass ist meine Tochter Derya, sie wollte Dich unbedingt kennenlernen. Sie hat nur Gutes von Dir gehört, Dein Vater sprach in den besten Tönen von Dir", erklärte Archibald freundlich.


    Moritz von Wigberg
    »Dann weiß sie sicher auch, dass ich verheiratet bin«, fauchte Moritz. »Und dass ich Familientreffen hasse! Ich will auch gar nicht wissen um wie viele Ecken ihr mit uns verwandt seit.« Er griff Caillous Hand, der Archibald intensiv musterte. »Komm, lass uns was essen und dann gehen wir wieder. Milli?« Er wies mit dem Kopf in Richtung Keller. »Nathan kann auch mitkommen. Setz dich einfach zu uns, Nathan.« Damit zog Moritz die Zwillinge in den Keller. Vendelin blieb mit hochgezogenen Brauen und gerunzelter Stirn im Flur bei den übrigen Gästen stehen.


    Camille:
    Camille lächelte Timo, Archibald, Derya und Gideon zu und folgte Moritz samt seinem Bruder in den Keller. "Bis später", rief er ihnen dabei noch zu, ehe sein Blondschopf verschwand.


    Archibald von Dornburg
    Archibald schaute Moritz hinterher und lächelte Vendelin an. "Kinder. Ganz schön kratzbürstig, wenn es drauf ankommt. Er wird gut auf sein Kind aufpassen können. Er ist weder auf den Kopf, noch auf den Mund gefallen. Das gefällt mir. Folgen wir der Rasselbande, ehe sie sich noch mit den Gabel die Äuglein ausstechen, komm Timo. Ich hoffe Du hast auch einen guten Schluck für mich reserviert? Das wäre sehr freundlich. Zur Not trinke ich auch im Nebenraum, manche mögen ja nicht, wenn einer schlürft", grinste Archibald und folgte Moritz und seinen Begleitern. "Schön habt Ihr es hier, hach Moritz, Du solltest Deinem Papa dankbar sein. Einen Wohnkeller, ich bin verzückt! Was sage ich, ich bin erfüllt von nie versiegender Freude! Gibt es auch einen Hobbykeller?", fragte Archibald während er Moritz folgte.


    Derya:
    "Das sind also die Zwillinge... sie haben mich nicht erkannt, ich glaube das ist auch besser so. Caillou ist also der Mann von Moritz, der Rotschopf. Lass uns ihnen nachgehen. Wen erwartest Du denn noch zu Besuch Timo? Irgendwen den ich kennen sollte?", fragte sie und hakte sich bei Timo ein.


    Timothée Mauchelin
    Vendelin reichte ihr bereitwillig den Arm. »Nur den guten Gideon. Der Rest der Familie ist leider überall verstreut. Also feiern wir im ganz kleinen Kreis. So ist es vielleicht auch gemütlicher. Moritz ist ein wenig eigen, weshalb er leider noch keinen Nachwuchs gezeugt hat. Caillou ist der Einzige, der ihn ertragen kann, vermute ich, da er nicht minder eigen ist, wenn auch auf eine andere Art. Hast du vor, ihnen zu offenbaren, wer du bist?« Er führte sie die Treppe hinunter, wo Archibald sich über die Gemütlichkeit freute. »Natürlich haben wir hier auch Hobbyräume, ich werde sie dir dann zeigen«, antwortete er anstelle von Moritz, der sich mit den Zwillingen schon gesetzt hatte. Nathan stand unschlüssig in der Gegend herum, weil ihm niemand sagte, was zu tun war. »Und selbstredend ist für das leibliche Wohl aller Gäste gesorgt, inklusive Nachspeise. Niemand muss dafür nach nebenan gehen. Setzt euch doch.«


    Derya:
    Derya tätschelte Timos Arm. "Vielleicht nach vollbrachter Aufgabe, vorher wäre das nicht günstig. Dann können wir gerne über alles sprechen. Ich kann meinem Vater nur zustimmen, es sieht sehr schön und gemütlich aus", bestätigte Derya und nahm ebenfalls Platz. Sie schaute in die Runde und klaubte einige Kissen zusammen um es sich richtig gemütlich zu machen.


    Gideon:
    Gideon tippte Nathan an und deutete an, ihm zu folgen. "Na komm mit, keine Angst. Du bist hier Gast wie jeder andere auch. Folge mir. Was verbindet Dich mit Archibald? Ich kenne Dich, nun nicht persönlich, aber ich weiß, dass Du der Leibdiener eines der Princen warst, habe ich Recht? Ein Diener der Krone in unseren Reihen. Setz Dich Nathan", bat Gideon und nahm ebenfalls Platz. "Erzähl etwas über Dich, was Dich hierher verschlug und was Du so fernab Deiner Aufgabe machst. Falls Du überhaupt noch dem Hofe angehörst", sagte Gideon und hoffte dass es zu dem Essen auch echten rakshanischen Kaffee gab. Darauf freute er sich besonders.


    Camille:
    Camille setzte sich auf die andere Seite von Moritz, so dass er zwischen den Zwillingen eingequetscht war. Er hoffte, dass ihm das ein klein wenig mehr Sicherheit gab. Camille schaute seinen Bruder an und drückte sich die Hand auf den Bauch, als sein Magen laut und vernehmlich knurrte. "Hunger!", grinste er entschuldigend.


    Nathan
    Nathan verstand überhaupt nichts. Weder, warum Patrice jetzt Pascal und Moritz hieß, noch was sie hier taten, noch, warum Moritz so grimmig war. Sonst war er immer so freundlich gewesen, als er noch Patrice gehießen hatte. Er hatte sogar einmal mit ihm mit den kleinen Holz-Chevaliers Florian und Lilian gespielt. Er hatte sie mitgebracht, auch Checalier Laurence mit dem Herz auf dem Wappenrock, dem ein Beinchen fehlte, der aber von Archibald ein Pferd geschnitzt bekommen hatte. Nathan setzte sich neben Gideon und packte seine Handtasche aus, in der die kleinen Ritter durcheinanderpurzelten. »Ich war der Leibdiener von Prince Ciel, aber dann bin ich böse geworden. Darum hat er mich verschenkt. Erst habe ich bei Fabien gewohnt, aber der fand es nicht richtig, dass ich so böse war, darum mochte er mich nicht mehr so gerne, auch wenn er freundlich war. Darum musste ich ganz weggehen. Jetzt gehöre ich Chevalier Archi. Er hat mir einen Holzfisch geschenkt und viele andere schöne Sachen, obwohl ich so ungezogen war. Er ist ein guter Herr, sehr freundlich und gütig, ich hab ihn sehr lieb.«


    Gideon:
    Gideon hörte Nathan aufmerksam zu und nickte knapp. "Nun wenn Du Deinen Herrn sehr verärgert hast Nathan, kann das vorkommen. Aber Du kannst dem Princen auch danken, er gab Dich nur fort. Manche sehen das nicht so gütig oder locker, gerade bei Leibdienern nicht. Was ein Leibdiener alles über einen weiß, das ist oft mehr, als man selbst über sich weiß. Oder zu glauben pflegt. Folglich werden sie bei Auseinandersetzungen oft gefangen um sie über ihre Herren auszuquetschen. Und Leibdiener die in Ungnade gefallen sind, werden meist zum Tode verurteilt. Keinem Herrn ist es Recht, wenn der Ex-Leibdiener bei dem neuen Herrn über dessen Vorlieben spricht, oder andere Laster ausplaudert, wie immer die auch aussehen mögen. Deshalb macht man meist mit ihnen kurzen Prozess. Du könntest bestimmt den einen oder anderen Schwank über Prince Ciel zum Besten geben. Etwas, dass wir uns nie vorstellen könnten, eben so Dein ehemaliger Freund und Kollege Fabien. Das ist doch der Leibdiener des Duc, soweit ich weiß. Irgendwoher kenne ich den Kerl und es ist nicht daher, dass ich den Duc und ihn nur im Duo sehe, auch wenn er sich öffentlich stets im Hintergrund hält. Da gehört der Bursche schließlich hin. Auf der anderen Seite sagt man Euch auch große Macht nach, solange ihr in der Gunst Eurer Herren steht. Aber das ist wohl bei jedem Leibdiener so. Ob Du nun einem Chevalier dienst oder dem Duc höchstpersönlich. Ihr seid Vertraute und Vertrauten schenkt man Gehör. Also wenn Du über einen Chevalier bei Prince Ciel schlecht gesprochen hast, bekam der Mann auch kein Bein mehr auf den Boden, gib es ruhig zu. Ungezogen? Was hast Du denn gemacht? Darf man das wissen?", fragte Gideon brennend vor Neugier.


    Timothée Mauchelin
    Vendelin stellte, während Nathan und Gideon plauderten und Moritz gleich mit beiden Zwillingen kuschelte, da ihm einer offenbar nicht genügte, das vorbereitete Essen zwischen die Gäste. »Die rakshanischen Speisen sind traditionell sehr fleischlastig«, erklärte er laut. »So gibt es auch heute bei uns eine Spezialität namens Iankasol. Es handelt sich dabei um eine rote Suppe, um eine Art rohes Gulasch mit einer bluthaltigen Soße. Keine Sorge, es wurde sorgfältig gewürzt und ist daher im Geschmack auch für den Durchschnittssouvagner angenehm. Wer Blutwurst oder Schabefleisch schätzt, wird auch Iankasol lieben, denn daran erinnert sie im Geschmack. In Rakshanistan ist es zudem üblich, das gemeinsam aus großen Schüsseln gegessen wird. Nur wenige Stämme pflegen eine eigene Schüssel pro Person zu verwenden. Da einige der Speisen hier jedoch tropfen, habe ich mir eine etwas almanischere Interpretation der Gepflogenheiten erlaubt und jedem Gast eine eigene Schüssel samt Löffel bereitgestellt, falls Bedarf besteht. Der Nachtisch ist für ganz zum Schluss gedacht. Eine kleine Überraschung.« Er lächelte und klopfte auf eine eisgekühlte große Schale mit Deckel, die am Rand stand. Sie erinnerte an eine Bowleschüssel, war jedoch aus Holz gedrechselt, so dass man den Inhalt nicht sah. Alsdann verteilte er einige kleine Becher mit dem Aperitif. »Auf eine gute Nacht«, sprach er, als alle ihren Becher in der Hand hielten.


    Archibald von Dornburg
    Archibald hob ebenfalls seinen Becher und prostete Vendelin zu. "Auf den Gastgeber und die Feier", sagte er freundlich und meinte es genau so. Er wusste nicht warum, aber schlagartig vermisste er die alte Truppe. Dunwin und sein Stab, Damir und Holzi, Harro und Jesper, sogar Chirag in seiner strahlenden Eintönigkeit, die jeden Sonnenstrahl zu ersticken vermochte. Es war lange her, dass sie alle beisammen gesessen hatten, mit den anderen Soldaten ganz zu schweigen. Er beschloss dem alten Herrenhaus einen Besuch abzustatten, auch wenn es nur noch ein Gerippe seiner selbst war. Er musste nach den anderen sehen, musste Damir und die anderen zurück in den Kreis der Familie holen und zu Linhard führen.


    Derya:
    Die Erläuterung der Speisen gefiel Derya, alles in allem machte es einen gemütlich Eindruck und sie hoffte, dass Vendelin der scheinbar dem Kreis angehörte, etwas von der rakshanischen Tradition abgewichen war um ihnen Menschenfleisch zu kredenzen. Das wäre traumhaft, aber ob er sie das wagte, wusste sie nicht. Auch sie hob den Becher und lächelte erfreut. "Auf den Gastgebers", stimmte sie ein.
    Camille:
    Camille legte Moritz einen Arm um die Schulter, hob den Becher und rämpelte ihn aufmunternd an. "Auf den Gastgeber und einen schönen Abend. Keine trüben Gesichter, lasst uns Spaß haben!", bat er in die Runde und grinste seinen Bruder an.


    Gideon:
    Gideon schaute erneut Caillou an. Falls dieser rauchen ging, würde er ihn abfangen und fragen, was an ihm so anders war. Er hob ebenfalls seinen Becher und schenkte Vendelin ein Grinsen, während er sich verzweifelt fragte, wie man bei den Feuern des Abgrunds Suppe mit den Fingern essen sollte. Das war doch sicher ein Scherz. Nathan war ihm noch eine Antwort schuldig, aber die musste bis nach dem Tost warten.


    Nathan
    »Dass du glaubst, Fabs zu kennen, liegt bestimmt daran, dass ihr beide den selben Bart hat. Fabs ist sehr hübsch, er macht sich immer ganz schick. Sein Bart sieht genau so aus wie deiner.« Er sah ihn länger an. »Die Nase auch und die Augen. Alles sieht aus wie an dir, nur jünger und blonder. Also das ist ganz schön merkwürdig.« Er trank einen Schluck aus dem Becher. »Ich war so ungezogen, mich in diesen Fabsifabs zu verlieben. Er war sooo freundlich zu mir und hat mir im Alkoven von Drakenstein gezeigt, wie man Liebe macht. Es war sehr staubig da und der Staub tanzte wie Goldstaub in der Sonne. Es war so schön, aber deshalb war Ciel wütend auf mich geworden. Über Chevaliers habe ich niemals schlecht geredet, nie über irgendjemanden, außer mal kurz über Khawa! Weil der immer so laut war und meinen Platz weggenommen hat. Aber dann habe ich mich an ihn gewöhnt. Sonst nie, weil mir das nicht zusteht.« Er guckte den Mann von der Seite an. »Du hast sogar den gleichen Namen wie Fabs sein Paps. Das ist auch ein Gideon. Es gibt ganz schön ulkige Zufälle. Aber das Essen da mag ich nicht.«


    Gideon:
    Der Magier hielt mitten im Trinken inne und starrte Nathan wie vom Donner gerührt an. "Wie ich habe den selben Namen wie Fabiens Vater? Wie heißt sein Vater denn? Und wie heißt seine Mutter? Wobei wie heißt er überhaupt weiter? Er sieht mir ähnlich? Mir? Bist Du da sicher?", fragte Gideon dem plötzlich ganz anders wurde. Er erinnerte sich daran wie er bezüglich Timos Verurteilung im Thronsaal erscheinen musste und der Leibdiener des Ducs in angeschaut hatte, als wollte er ihn persönlich erdolchen. "Du hast Sex gehabt. Sex ist unverheirateten Leibeigenen verboten. Es sei denn Dein Herr hat Dir die Erlaubnis erteilt. Das solltest Du wissen Nathan", erklärte Gideon und trank auf den Schreck noch einen Schluck. Er war gespannt was Nathan ausspuckte und hoffte Vendelin hatte starken Schnaps im Haus.


    Timothée Mauchelin Heute, 00:23
    Moritz von Wigberg
    Moritz war froh, dass die Zwillinge da waren und ihn gegen Archibald abschirmten. Sie mochten nicht so aussehen, doch sie waren ernstzunehmende Gegner, mit denen Archibald zumindest ein schweres Spiel haben würde. Vermutlich wollte der allerdings nur stänkern und suchte keine ernste Auseinandersetzung, denn sonst würde er sich wohl eher freundlich und ruhig verhalten. »Als ob man mit euch zweien etwas anderes könnte, als Spaß zu haben. Ihr nehmt einfach keine Rücksicht darauf, wenn man Trübsal blasen will oder gerade wütend ist. Dauernd verderbt ihr einem die schlechte Laune.« Er lächelte und stieß mit den beiden an, ehe er seinen Becher leerte. Er wusste nicht, dass für jeden Gast ein maßgeschneidertes Mittelchen darin war. Er wunderte sich nur, dass es in seiner Hose auf einmal ziemlich eng wurde und schob es auf die jahrelange Trennung von seinem Mann, der nun ganz dicht bei ihm lag und auf der anderen Seite kuschelte auch noch Camille mit ihm. Er war zwar sonst ein beherrschter Mensch, aber er war auch nicht immun gegen so freundliche Gesellschaft. Die Enge in seiner Hose wurde zu einer extremen Erregung, die ihm langsam etwas unangenehm wurde.


    Caillou Langeron
    »Holla«, raunte Caillou lüstern und küsste ihn mit einem breiten Grinsen. Er fühlte sich absolut entspannt, sogar ein wenig schläfrig. Auch Camille wirkte tiefenentspannt.


    Camille:
    Camille schaute auf Moritz Schritt und musste lachen, aber statt einem Lacher kam ein Gähnen heraus. Er war doch müder als er gedacht hatte. Die Gemütlichkeit, die Wärme, die Ruhe, das alles forderte seinen Tribut und Camille spürte förmlich wie seine Augenlider schwer wurden.


    Derya:
    Die schwarze Witwe beobachtete mit hinter dem Becher versteckten Lächeln wie die beiden Zwillinge müde wurden, während der beste Freunde von Moritz richtig erwachte. Er sah gut aus, von vorher hatte er gut ausgesehen, aber der Sohn von Vendelin schien einen sehr schönen Freudenspender zu besitzen. Es würde also mehr werden, als eine langweilige Nummer aufgrund eines Deals. Sie freute sich auf die Vereinigung, die leider nicht bis zum beißenden Fianale stattfinden durfte. Dennoch oder gerade deshalb, war es umso schöner, dass er etwas zu bieten hatte zwischen seinen jungen Beinen. Derya prostete Moritz zu als sie den Becher abstellte.


    Nathan
    »Ich weiß ja, dass ich böse war«, sprach Nathan kleinlaut. Als er sah, wie Camille gähnte, musste er genau so gähnen und die Äuglein wurden ihm schwer. »Oh, ich vertrag den Schnaps nicht«, jammerte er. Gideon sah kaum munterer aus. »Der Papa heißt Gideon Gladu oder so ... ein Gideon. Und die Mama heißt Mama.« Er musste schon wieder gähnen. Ohne, dass er etwas dagegen tun konnte, sank er gegen Gideon. »Schon wieder bin ich ein böser Nathan«, sprach er leise, als ihm die Augen endgültig zufielen. »Verzeihung«, gelang es ihm noch zu murmeln.


    Gideon:
    "Gideon Gladu? Das bin ich! Beim Barte Ainuwars, die Mama hieß... nich... Mama. Die alte Schachtel hei...ßt... Elise... Lacomb. Kein Wunder... kein... Wun...der, dass er mich.... hassssss...", antwortete Gideon und sackte gegen Nathan.


    Archibald von Dornburg
    Archibald blinzelte und schaute sich um, während alle in tiefen Schlummer fielen und zwar wie die Fliegen von den Wänden. Er schaute in den Becher, den er selbst geleert hatte. Vendelin war eines Hohenfelde würdig. Zum Glück hatte er sich den Scherz gespart unten auf den Tassenboden zu schreiben, sie wurden vergiftet... Arch setzte zu einem Kommentar an, der niemals sein reißzahnstarrendes Maul verlassen sollte, denn in just dem Moment fiel er wie ein Stein um und schlummerte seelig.


    Timothée Mauchelin Heute, 00:46
    Vendelin wurde mit einem bohrenden Blick von seinem Sohn bedacht, der eins und eins zusammengezählt hatte. Er quittierte den Blick mit einem Lächeln und wandte sich an Derya. »Zu deiner Information, unsere Gäste schlafen nun einen natürlichen Schlaf, der genau so wohltuend und erholsam ist wie jener ohne Hilfsmittel. Allerdings wird er sehr lange währen, wenn man ihn nicht mit dem notwendigen Gegenmittel unterbricht. Bei der Dosierung, die ich gewählt habe, würden unsere lieben Freunde und Verwandten erst in drei Tagen wieder erwachen. Wir sind nun ungestört. Müßig zu erwähnen, dass dieses Mahl für euch beide bereitet wurde. Wenn etwas übrig bleibt, können die anderen sich gern etwas einpacken, wenn sie wieder erwacht sind. Möchtest du Moritz erzählen, warum dieses Treffen einberufen wurde? Ich denke, Moritz weiß, dass weitere Zickereien aussichtslos sind. Er kennt seinen Vater gut genug.« Der Blick, den er Moritz nun zuwarf, war eiskalt. Vendelin würde durchsetzen, was er geplant hatte, notfalls mit Gewalt.


    Derya:
    Derya stellte den Becher beiseite und schaute Moritz tief in die Augen. Sie hielt den Blick ihres Gegenüber mit dem eigenen fest. "Dein Vater wünscht sich Enkel Moritz. Ein berechtigter Wunsch, dem Du scheinbar bis dato nicht nachkommen wolltest. Heute Moritz wirst Du Deinem Vater diesen Wunsch erfüllen, aber nicht nur ihm, sondern auch Deinem Ehemann und Dir selbst. Ich werde Dein Kind austragen, damit Deine Linie erhalten bleibt. Damit Vendelin und Du nicht vom Rad der Zeit überrollt werdet, deshalb haben wir uns hier eingefunden. Du magst Dich vielleicht weigern, aber vielleicht siehst Du die Notwendigkeit auch ein, wenn ich Dir ein Geheimnis offenbare. Caillou und Camille sind meine Kinder. Du würdest also ein Kind mit Caillous Blut zeugen, Caillous und Dein Blut vereint, ganz so als hätte er Dir selbst ein Kind geschenkt. Und Moritz, Du wirst dieses Kind aufziehen und ihm alles beibringen, was es wissen soll. Ich werde es austragen, so wie die beiden. Ich schenke ihm das Leben, was danach kommt, liegt nicht mehr in meiner Hand. Mehr kann ich einem Kind nicht geben, mehr wird auch dieses Kind nicht von mir bekommen. Aber das Leben an sich ist schon Geschenk genug. Ich hoffe Du erklärst Dich einverstanden, so dass wir beide Dein Kind in Frieden, Freundschaft und auch Lust zeugen können. Alles andere wäre unschön. Und so soll sicher nicht das Leben Deines Kindes beginnen, mit einem Akt der Gewalt oder? Mit einem Akt der Zuneigung wäre doch schöner, Zuneigung Caillou gegenüber Moritz", erklärte Derya.


    Moritz von Wigberg
    Moritz setzte sich auf und ließ die Zwillinge vorsichtig in die Kissen gleiten. Den tiefen Hass gegenüber seinem Vater brachte er zum Ausdruck, indem er sich mit Daumen und Ringfinger die Augenbrauen massierte und das wutverzerrte Gesicht dahinter verbarg. Dann ließ er die Hand sinken. Derya war Vendelin ins Netz gegangen, genau so wie Moritz. Wer wusste schon, was sein alter Herr ihr alles erzählt, versprochen und vermutlich auch gezahlt hatte, dass sie sich das hier antat und ausgerechnet seinen Samen empfangen wollte. Sie war genau so Opfer wie Moritz. Doch dann fiel ihm ein, was die Zwillinge über ihre Mutter erzählt hatten - und über ihren Vater. »Derya. Die Schwarze Witwe«, stellte Moritz fest und erschauderte.


    Derya:
    "Genau jene ja", stimmte Derya zu. Warum sollte sie verheimlichen wer sie war? Es war ihre Natur, sie verleugnete sich nicht selbst. "Es gibt keinen Grund sich zu fürchten Moritz, ich bin hier um mit Dir Leben zu schaffen und nicht um Deines zu nehmen. Bist Du dazu bereit?", fragte sie offen und setzte sich genau vor ihn.


    Moritz von Wigberg
    »Ich bin bereit«, sagte er und seine vollen Lippen waren weiß geworden. Er hatte keine Wahl, nicht, wenn sein Vater diese Zusammenkunft arrangiert hatte. »Unter der naheliegenden Bedingung, dass ich nicht gebissen werden möchte, nirgendwohin.«


    Derya:
    Derya nickte ernst und freundlich. "Das ist mir klar Moritz, ich werde Dich nicht beißen. Du hast mein Wort, Du kannst Dir aussuchen wie Du es tun möchtest, ich werde mich Dir fügen. Du sollst Dich sicher fühlen und keine Angst verspüren. Falls Du möchtest, wird Dein Vater mich sichern. Er könnte mich auch auf dem Bauch sichern, so dass Du völlig sicher wärst. Es ist Deine Wahl und es ist Dein Kind", sagte sie beruhigend.


    Moritz von Wigberg
    Die Augen von Moritz zuckten kurz voller Hass in Vendelins Richtung, der so unschuldig und harmlos dreinblickte, dass Moritz ihm dafür am liebsten ins Gesicht geschlagen hätte. Er schaute wieder zu Derya, die sich freundlich gab. Moritz wägte ab. Man konnte Menschen wir ihr einiges vorwerfen, aber sie waren oft tatsächlich auf ihre verkorkste Art fähig, zu lieben und im Blick der Schwarzen Witwe glaubte er, aufrichtige Liebe zu lesen, als sie Caillous und Camilles Namen aussprach. Er ging davon aus, dass ihre Worte vollumfänglich aufrichtig waren. »Nicht auf den Bauch«, erklärte er. »Das erinnert mich an Praktiken, an die ich nicht zurückdenken möchte. Du bist Caillous und Camilles Mutter und die Mutter unseres Kindes. Die Schwarze Witwe. Auch wenn ich deine Taten verabscheue, so hast du eine respektvolle Behandlung verdient. Ich überlasse meinem Vater die Einschätzung, was notwendig ist, da er sich in euren Kreisen bestens auskennt. Aber auf dem Bauch sollst du dabei nicht liegen.«


    Derya:
    "Wenn Du mir derart vertraust, dann sollte Dir mein Wort reichen. Ich bin was ich bin, dass streite ich nicht ab. Aber eines war ich immer, ehrlich. Jedenfalls in solchen Situationen. Du hast von mir nichts zu befürchten, wegen meinen beiden Kindern und auch wegen Deines Vaters. Ich sehe den Hass in Deinen Augen, aber glaube mir, sobald Du Dein Kind in den Armen hältst, wirst Du Vendelin verstehen. Und Du wirst die Welt und ihn mit anderen Augen sehen. Was immer er tat, es wird nichts ungeschehen machen. Aber es wird möglicherweise einiges in einem anderen Licht erscheinen lassen. Und ab jenem Tag hast Du ein Kind mit Caillou, dem Mann den Du liebst, wofür ich Dir danke", sagte Derya. Sie stand auf und reichte Moritz die Hand. Gemeinsam würden sie einen neuen Lebensabschnitt bestreiten. Der Mann mit der zersplitterten Seele und die Frau die man die schwarze Witwe nannte.

  • Nachspiel



    Moritz von Wigberg
    Der Akt verlief so unspektakulär, wie Derya befürchtet hatte. Sie lag an Armen und Beinen auf einem Bett festgekettet und Moritz tat, was er tun musste, um das Kind zu zeugen, nicht mehr und nicht weniger. Er behandelte die ältere Frau anständig, doch gab sich keine sonderliche Mühe. Erst Recht gaukelte er ihr keine Zuneigung oder Begehren vor, wo keines war. Nach vollbrachtem Werk war sie unbefriedigt und vermutlich ziemlich frustriert. Aller Wahrscheinlichkeit nach hungrig. Vendelin hatte für diesen Zeitpunkt vorgesorgt und seinen Sohn ermahnt, Derya nicht loszubinden, bevor ihr Hunger gestillt war. Moritz wusch sich den Schritt und tupfte Derya trocken. Dann setzte er sich neben ihr auf die Bettkante. Er legte eine Kuscheldecke über sie und zog sich selbst wieder an.
    »Wir müssen noch auf meinen Vater warten, er hat etwas zum Nachtisch für dich. Ich geh ihn holen.« Moritz öffnete die Tür und folgte dem Kellergang in den Speisesaal. Die Zwillinge schliefen und lagen beide in exakt der gleichen Körperhaltung da, nur spiegelverkehrt. Nathan schlummerte unter Gideon begraben. Moritz wuchtete den größeren Mann von dem kleinen Kerl herunter und legte beide ordentlich hin. Archibald schlief allein. Moritz betrachtete ihn und mahlte mit den Zähnen. Vendelin hatte ihm seinen Vornamen verraten, ihnen allen! Auch seinen eigenen? Auch ihren Nachnamen? Wusste Archibald, dass er sich in einem Wigberg-Haus befand? Eine Etage weiter oben befand sich das Alchemielabor. Er könnte eine Ampulle verkorkten Tod holen und die bösartige Spottdrossel in den Abgrund schicken, in den sie gehörte. Vendelin hätte sich eben bei der Dosierung geirrt, so etwas kam vor. Ja. Doch bevor Moritz seinen Entschluss in die Tat umsetzte, fiel ihm auf, dass Vendelin gar nicht hier war, wo er hatte warten wollen.
    »Timo?«, rief er. Keine Antwort. Er probierte es beim Badezimmer, im Vorratsraum, in der Schreibstube, doch Vendelin war außer Haus. Verwirrt kehrte Moritz zu Derya zurück. »Wird wohl noch ein paar Minuten dauern.«


    Derya:
    Also ein Liebesakt war etwas anderes. Aber weder liebten sie sich, noch hatten sie einen wirklichen Akt vollzogen. Sie fühlte sich gerade so, als hätte man ihr den Teller bei vollem Hunger unter der Nase weggezogen. Ein uralter Reflex wollte Derya fast bitten lassen, dass Moritz sie losband, aber sie besann sich eines besseren. Sie wusste was sie dazu verleitete. Wer sie dazu verleitete... nein sie musste warten, es würde gleich etwas zu essen geben. Sie hatte es ihrem Schwiegersohn versprochen und wenn er auf ihre Beteuerungen herein fiel, dann war er tot. Das wollte sie Moritz und Caillou nicht antun. So benahm sich keine Mutter. Er war weder grob noch zärtlich, er war neutral. Als er die Decke über sie legte, zollte er ihr damit sogar Respekt und Anstand. Aber scheinbar hatte sich Timo aus dem Staub gemacht. Wo war der Kerl nur abgeblieben? "Nun warten wir, es wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben. Falls mein Hunger zu groß wird, eine ehrliche Warnung und hör mir jetzt genau zu. Was immer ich Dir sage, verspreche oder was ich flehe binde mich nicht los. In Deinem eigenen Interesse", sagte sie und spürte wie sich das Untier in ihr bei den Worten regelrecht vor Wut krümmte. Aber sie durfte Moritz nicht angehen, nicht ihn.


    Moritz von Wigberg
    »Tekuro war ein guter Lehrmeister, was das betrifft und mein Vater leider auch. Er vielleicht noch eindrücklicher auf seine Weise. Ich weiß, wozu ihr Beißer fähig seid. Ich vermute, der Nachtisch ist für dich, aber ehrlich gesagt möchte ich nicht in diese Schüssel hineinschauen. Ich kann dir Suppe bringen.«


    Vendelin von Wigberg
    Währenddessen ließ Vendelin von Wigberg an der Tür des Thronsaals klopfen.


    Archibald von Dornburg
    Derya: "Nun dass Du es auf eine sehr unangenehme Weise erfahren musstest, kann ich Deinem Ton entnehmen. Aber das ich es gut mit Dir und meinen Jungs meine, siehst Du daran, dass ich Dich gewarnt habe, auch wenn alles in mir danach schreit, es nicht zu tun. Das Untier mag stark in mir sein, aber auch ich bin eine Mutter und sie ist stärker. Vielleicht äußert sich die Stärke nicht so, wie Du es erwarten würdest. Aber der einzige Liebesdienst zu dem ich fähig bin, ist meine Kinder ziehen lassen. Denn ich wäre für sie die größte Gefahr. Ebenso hielt es mein Vater. Seine eigenen Schwächen kennen Moritz, kann eine Stärke sein. Das ist das, was ich Dir mit auf den Weg gebe. Schau nicht in die Schüssel und gib sie mir. Wobei, nein, dann müsstest Du mich losbinden. Ich warte einfach ab, bis Dein Vater zurückgekehrt ist. Ich habe schon öfter den Hunger bekämpfen müssen. Keine Bange", sagte Derya aufmunternd.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Timo wurde geöffnet und der Hofmarschall führte ihn ohne Umschweife in den Thronsaal. Während sich der korpulente Mann zurückzog, musterte der Archi-Duc Timothee Mauchelin eingehend. "Welch unerwarteter Besuch, was führt Euch zu uns?", fragte Dreux.


    Timothée Mauchelin
    »Hoheit«, sprach Vendelin im Tonfall tiefer Ergebenheit und verneigte sich. »Ich komme ohne Umschweife zur Sache. Ich bin über die Geheimgänge hier und muss rasch auf selbem Weg zurück. Ich habe nicht viel Zeit. Die beiden gesuchten Mörder und Kannibalen Archibald von Dornburg und Derya die Schwarze Witwe sind im Hauptquartier des Stählernen Lotos und warten darauf, abgeholt zu werden. Derya ist schwanger von meinem Sohn, sie darf beim Zugriff nicht getötet werden zum Schutz des Kindes. Es stehen Euch nun zwei Optionen offen. Option eins: Beide Kannibalen werden festgenommen und rechtskräftig verurteilt. Wichtig wäre dabei, dass ihr mich mit verhaften lasst! Schont mich nicht, ich bin offiziell einer von ihnen. Option zwei: Ihr lasst zu, dass ich Archibald von Dornburg in letzter Minute rette. Es ist nacht, er könnte als Fledermaus fliehen, wenn ich das Fenster aufreiße. Dies würde bedeuten, dass er mir künftig noch mehr vertraut und mich, wenn es gut läuft, noch tiefer in die Strukturen des Ringes der Menschenfresser eindringen lässt. Allerdings birgt dies auch das Risiko, dass er endgültig entwischt.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux neigte leicht den Kopf. "Es gäbe noch eine dritte Option, über die wir im Moment nicht sprechen werden. Was machen diese Unpersonen in Eurem Hauptquartier? Wisst Ihr überhaupt wer Derya die schwarze Witwe ist? Wisst Ihr, dass sie zur Fahndung ausgeschrieben wurde, da sie Marquis de la Grange aufs Grausamste verstümmelte? Was soll diese Kuppelei mit einer derartigen Mörderin? Seid Ihr von Sinnen? Euer Sohn wird nicht Vater, Euer Sohn wird vermutlich eine Bestattung benötigen, sobald Ihr zurück in Eurem Hause seid! Wir beten für Moritz und hoffen Ainuwar hält seine schützenden Hände über ihn, während Ihr eigentlich was hier bezweckt? Redet und redet schnell, Euch rinnt die Zeit davon", ermahnte Dreux Timothee.


    Timothée Mauchelin
    »Um meinen Sohn macht Euch keine Sorgen, er ist ein Stählernern Lotos und weiß, wer Derya ist. Er ist mit ihrem Sohn verheiratet, wir haben also ein Familientreffen einberaumt und er und Derya sind sich näher gekommen. Ich wollte jedoch die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, Euch zu informieren. Natürlich kann ich auch einfach wieder dorthin zurückkehren und wir setzen die Feier fort.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux zog fragend eine Augenbraue hoch, eine Reaktion im Thronsaal die einem Gefühlsausbruch gleich kam. "Euer Sohn ist mit dem Sohn der schwarzen Witwe verheiratet? Ihr tanzt gerne auf dem Vulkan Mauchelin oder? Wir werden Archibald, Derya und ihre Brut verhaften lassen. Garde - verhaftet die Genannten und verhaftet ebenso Timothee Mauchelin bei Verhaftung dieser Subjekte. Was mit ihnen geschieht muss von uns abgewogen werden. Welcher Stellenwert wiegt höher? Die sofortige Vollstreckung oder die Aushebung des gesamten Rings. Wir werden darüber nachsinnen. Geht Mauchelin", befahl der Duc, während bereits ein Teil der Leibgarde loseilte.


    Timothée Mauchelin
    »Bitte lasst mir einen Vorsprung«, bat Vendelin und hob beschwichtigend die Hände. »Und wenn Eure Gardisten so freundlich wären, durchklingen zu lassen, dass mein werter Kollege Gideon Gladu der Informant war, damit der Verdacht nicht auf mich fällt.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    "Warum sollten wir Euren Bewacher beseitigen? Das wäre abträglich, geht Mauchelin und verärgert uns nicht. Die Gardisten sind losgeeilt, wir an Eurer Stelle würden uns sputen. Ihr seid nicht mehr der Jüngste und nicht so schnell zu Fuß wie diese trainierten Männer", antwortete Dreux und hob die Hand mit schräg gespreizten Fingern, als Zeichen das er sich entfernen sollte. Der Mann hatte vielleicht Nerven, aber verschlagen war er, dass musste Dreux ihm lassen. So ganz beiläufig zu erwähnen, dass Gideon bezichtigt werden sollte. Clever wirklich clever.


    Timothée Mauchelin
    Vendelin ging den ersten Teil des Weges noch in zügiger, aber nicht auffälliger Geschwindigkeit. Erst, als er den Geheimgang betreten hatte, machte er, dass er so schnell zurück in sein Haus kam, wie er konnte. Da er den unterirdischen Geheimgang nahm, war er deutlich schneller als die Gardisten. Zurück im Haus riss er seine verschwitzten Kleider herunter, glitt in die vorbereitete kalte Badewanne, die seinen Puls und die Hitze vom Rennen rasch zusammen mit dem Schweiß beseitigte. Er zog nur einen schwarz glänzenden Morgenmantel über, der im Gegensatz zu seiner übrigen spießigen Kleidung regelrecht verrucht an ihm anmutete. Dann kehrte er zurück in den Keller. Er schickte seinen Sohn zurück in den Speisesaal, nahm sich die Schüssel mit dem Nachtisch und kehrte zu Derya zurück. Er machte nicht viel Federlesens und ließ den Morgenmantel von seinem Körper gleiten, bevor er an ihrem Kopfende niederkniete. Wie eine wertvolle Opfergabe hielt er ihr die Schüssel hin, deren Deckel er nun entfernte. Darin lag in seinem Blut ein frisches menschliches Glied.
    »Euer wohlverdienter Tribut, Schwarze Witwe.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Gerade als Timothee der schwarzen Witwe das abgeschlagene Glied feilbot, hörte er wie oben seine Wohnungstür splitternd barst und schwere Stiefel in sein Haus stürmten. Man hörte einiges Gepolter, Personen die weggeschleift wurden und einen winzigen Wimpernschlag später flog die Tür krachend in die Angeln in dem Raum, in welchem sich gerade Derya und Timothee befanden. "Derya die schwarze Witwe und Timothee Mauchelin, Ihr seid verhaftet!", donnerte einer der vermummten Gardisten. Unsanft wurde Timothee vom Bett gerissen und Eisen gelegt. Sein Blick war nach oben gerichtet, so dass er sah wie ein Schlagstock auf Deryas Schädel niederging und sie ausknockte. Einer der Gardisten starrte in die Schüssel, starrte erneut und verschloss sie. "Beweismittel dieser kranken Schweine", knurrte er und verpasste Derya noch einen Schlag, der ihren ohnmächtigen Körper trotzdem zusammenzucken ließ. "Mit sowas gibst Du Dich ab ja?", zischte ein weiterer Gardist. Doch bevor Timothee antworten konnte fühte er wie seine Sinne explodierten. Seine Sicht wurde Rot, tausend Sterne tanzten vor seinen Augen, dann wurde es schlagartig schwarz. Die Zeit verstrich wie flüssiger Sirup und Timothee konnte sie an nichts festmachen. Dann endlich lichtete sich die Schwärze und er erwachte in einer der Zellen, eine sehr bekannte Zelle. Hier hatte er als Verräter ausharren müssen, bevor ihm der Prozess gemacht wurde. In der Zelle gegenüber sah er Gideon stöhnend langsam zu sich kommen. Eine Zelle weiter lag Caillou, eine darauf wimmerte Camille im Schlaf, noch eine Zelle weiter sah er die Mantelspitze von Archibald. Wo Derya war, konnte er nicht erkennen, vermutlich auf seiner Seite. Was er allerdings sofort erkannte, war der brennende Blick des wachhabenden Gardisten der ihn scharf musterte.


    Timothée Mauchelin
    Sein Schädel dröhnte wie eine Tempelglocke. Vendelin fiel als erstes auf, dass nicht nur Derya, sondern auch sein Sohn fehlte. Er versuchte, auf die Beine zu kommen, musste sich aber übergeben. Alle Achtung, der Schlag hatte gesessen. Wenn sie Archibald kein Messing umgelegt hatten, würde dieser nach seinem Erwachen vermutlich sehr rasch davonflitzen und er saß hier fest. Der Gardist blickte ihn voller Hass an, was Vendelin nicht verstand. Immerhin hatte er dafür gesorgt, dass die schwarze Spinne in ein anderes Netz gegangen war. Ein Teil von ihm bedauerte die Vergeudung des guten Essens. Vendelin wischte sich den Mund ab und blickte zu dem Gardisten auf. »Wo ist mein Sohn?«, fragte er.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Gardist: "Euer Sohn wurde nicht verhaftet. Der arme Kerl kann schließlich nichts für die Abgründe seines Vaters und was dieser mit ihm anstellt. So langsam seid Ihr hier Dauergast. Vielleicht sollten wir gleich eine Zelle nach Eurem Geschmack einrichten. Wieviele abgeschlagenen Schwänze benötigt Ihr für ein heimeliges Gefühl Ihr perveres Subjekt?", fragte der Gardist angewidert.


    Timothée Mauchelin
    »Der, den ich vorhin hatte, würde vorerst genügen. Ich hoffe, Sie haben ihn aufbewahrt, alles andere wäre blanke Vergeudung und eine Verhöhnung des Opfers, das ganz umsonst verstümmelt worden wäre. Das dürfte sogar jemand wie Sie verstehen, dem solche Freuden völlig fremd sind«, erwiderte Timothèe.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Gardist: "Ehrlich Du glaubst wirklich, ich würde Dir Dein Spiellümmel aushändigen? Du musst echt sehr krank sein um noch an das Frühlingshuhn zu glauben. Ich bringe keine Geschenke und Federn hab ich auch nicht. Der abgeschnittene Schwanz, Ainuwar habe das Opfer seelig, wird natürlich als Beweismittel gewertet Du Vogel. Dafür was Du getan hast. Wir gehen von Mord aus. Der Mann wird verblutet sein, da braucht es keine Leiche. Was nun Du Schlaumeier? Hast wohl nicht gedacht, dass Du mit Deiner Brut auffliegst. Hast es Dir da ja ganz schön gemütlich gemacht in der Hütte. Genau wie der perverse Adlige da drüben. Wusste jeder, dass der nicht ganz sauber tickt. Da haben sich zwei gefunden. Aber schon bald bekommt Ihr Publikum, dass sich auf Eure Vorstellung freut. Auch wenn es Eure letzte sein wird. Allerdings bist Du mit der menschlichen Fackel nur zweite Garde. Ihr dürft Euch hinten anstellen, vor Euch werden Derya und Archibald hingerichtet. Sie werden gepfählt", sagte der Gardist und trat ganz nah an die Zelle. "Gepfählt durch ihre Monsterspalte bis hoch aus ihrem Schandmaul... so läuft das hier", grinste er breit.


    Timothée Mauchelin
    Nun wurde Vendelin langsam gewaltig unwohl und das nicht nur wegen seiner Gehirnerschütterung. »Derya ist schwanger«, sprach Vendelin so ruhig wie möglich. »Sie gehört in eine gesicherte, aber komfortablere Unterkunft und nicht auf einen Pfahl.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Gardist: "Das würde ich auch behaupten, schwanger. Seit fünf Minuten? Die Alte liegt da drüben und rührt sich seit Stunden nicht mehr. Die hat ganz schön eins auf die Nuss bekommen. Aber ist nicht schade um das Monster. Du machst Dir ein bisschen zu viele Gedanken um die falschen Leute. Der Duc wollte Euch sehen, keine Ahnung was seine Majestät da noch sehen möchte. Vielleicht unseren Erfolg, das wäre gut möglich. Haben Euch ganz schön eingeheizt. Ich lass Dich dann mal allein, aber hey, Du kannst aufatmen. Auf Dich wartet der Block und nicht der Pflock", lachte der Gardist und verzog im Schlendergang.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Gideon: Gideon kam langsam zu sich, starrte auf die Zellentür und starrte Timothee in der gegenüberliegenden Zelle an. Keuchend, stöhnend und schnaufend wie ein altes Walross zog er sich an den Gitterstäben hoch. Mitten in der Bewegung hielt er inne und tastete seinen Hals ab. Timothee sah es aus seiner Position sofort, er hatte einen Sklavenkragen aus Messing um. "Was beim Abgrund ist hier los?", blaffte Gideon wutentbrannt. Timo konnte froh um das Halsband sein, sonst hätte er vermutlich Gideons Fähigkeit am eigenen Leib erfahren.


    Timothée Mauchelin
    »Nun ... offenbar wurden wir verpfiffen. Vermutlich von den Himmelsaugen am Tor. Ich gehe davon aus, dass sie einige von uns erkannt haben. Vielleicht war es aber auch Nathan, denn den sehe ich hier nirgends.« Er machte eine Pause. »Es ... tut mir leid. Hätte ich das geahnt, wären wir mit unseren Begleitern in Naridien geblieben.« Vendelins Gedanken kreisten vor allem um das ungeborene Kind. Ob die Zeugung erfolgreich gewesen war, konnte man natürlich nicht wissen, aber wenn, war Deryas Zustand hochgefährlich für das Ungeborene.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Gideon: Der Magier rieb sich über das Gesicht und schaute Timothee ernst an. "Ja aber wieso werden wir nicht gehört? Ich bin immerhin ein Adeliger und so kann man nicht mit mir umgehen. Nathan? Der kleine, böse Leibdiener. Zuerst hat er mir erzählt dieser Fabien wäre mein Sohn und jetzt dass hier. Dass ist doch eine Racheaktion der Leibdiener! Wer weiß was die dem Duc über uns zugeflüstert haben! Die sitzten jetzt in der Gesindeküche und lachen sich über uns kringelig. Meine Güte, die haben mir fast den Schädel gespalten so fühle ich mich. Na in Naridien wird man vermutlich auch nicht anders verhaftet. Wofür wurden wir überhaupt verhaftet? Timo!", blaffte Gideon, rieb sich dann aber den schmerzenden Schädel. "Dein Sohn ist auch nicht hier, oder ist der auf meiner Seite inhaftiert? Derya liegt bei Dir und da hinten noch jemand, aber ich kann nicht erkennen wer das ist. Von uns glaube ich keiner. Wie konnte das nur geschehen? Ehrlich, wenn das dieser Nathan war", stöhnte Gideon.


    Timothée Mauchelin
    »Wir wurden verhaftet, weil es bei uns verbotenes Fleisch zu essen gab. Ich hatte doch gesagt, rakshanische Küche, ich wollte, dass es etwas Besonderes wird. Und diese Idioten lassen es als Beweismittel irgendwo verderben!«, regte Vendelin sich auf. »Wer liegt dort? Sicher, dass es nicht Nathan ist? Dann muss er der Informant gewesen sein!«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Gideon: "Nein ich schwöre Dir, es ist nicht Nathan. Es ist ein Penner, der sich langsam aufrichtet und zahnlos lächelt. Keine Ahnung was der Pisser so witzig findet, ich röste dem Arsch gleich das... vergiss es, ich röste gar nichts, Dank des Halsbandes hier. Was beim Abgrund essen Rakshaner? Hund? Timo was hast Du angestellt?", fragte Gideon mit einer Spur Verzweiflung in der Stimme. Einer ziemlich großen Spur.


    Timothée Mauchelin
    »Hund, Schwein, Schweinehund, sie essen alles, wenn sie müssen, besonders gern natürlich, wenn sie bereits Ghule sind und die Körper ihrer Gegner bergen konnten. Wir haben ein Rezept der traditionellen Ghulküche ausprobiert, das mein lieber Schwiegersohn Caillou dereinst bei seinen Recherchen zur rakshanischen Kultur niederschrieb.« Vendelin versuchte, den Zahnlosen zu sehen. »Ohnezahn ist aber nicht bei Derya mit in der Zelle?«, fragte er alarmiert.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Gideon: Gideon schaute Timo verdattert an, ehe er so breit grinste dass es unheimlich aussah. "Nein, keine Sorge. Er hat seine eigene gemütliche Zelle. Er kann Deiner lieben Derya nicht krumm kommen. Zumal sie ja mit einem Zahn schon im Vorteil wäre und sie hat ein paar mehr. Sie regt sich", erstattete Gideon Bericht und sie beide hörten Derya schauben und geräuschvoll kotzen. "Hörst Du? Sie ist wach", sagte Gideon unnötigerweise und lehnte seinen Kopf gegen die Gitterstäbe.


    Timothée Mauchelin
    »Derya«, rief Vendelin besorgt. Ihm fiel erst jetzt auf, dass er fror und daraus folgend bemerkte er, dass sie ihn so, wie er war, nackend mitgeschleppt hatten. Na prima. Wenigstens ein Gefangenenhemd hätten sie ihm gönnen können.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Derya: "Ja?", fragte sie matt und hielt sich den Schädel. "Was ist nur passiert? Was war da los?", fragte sie müde und setzte sich auf.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux betrat mit einigen Gardisten den Kerker und blieb vor der Zelle von Timothee stehen. Er schaute sich den Gefangenen an, der dort nur mit einem leichten Lappen bekleidet in der Zelle wartete. "Aufschließen, der Gefangene hat uns zu folgen. Ihr seid der erste in der Reihe Mauchelin, also auch der Erste der verhört wird", sagte der Archi-Duc und schaute Timo in die Augen.


    Timothée Mauchelin
    Vendelin raffte seinen Morgenmantel zusammen und zog sich so würdevoll wie nur möglich an. Er erwiderte den Blick nicht, sondern sah, wie es sich gehörte, zu Boden, als er sich erhob. »Derya ist schwanger«, wiederholte er besorgt.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Der Archi-Duc nickte verstehend. "Wir werden das überprüfen lassen. Sollte dies den Tatsachen entsprechen, wird sie bis zur Entbindung verschont. Falls nicht, selbstverständlich nicht. Folgt uns", sagte Dreux und gab den Weg vor. Einer der Gardisten befreite Timothee aus der Zelle, ergriff ihn am Oberarm und zerrte ihn hinter Dreux her, bis sie aus dem Kerker herauswaren. Dann ließ er dessen Oberarm los und führte ihn so weiter. Behielt ihn dennoch im Auge. Er wurde in eines der privaten Gemächer geführt, wo Dreux auf einem Sofa Platz nahm und Timo andeutete, es ihm gleich zu tun. Die Gardisten bezogen vor der Tür Stellung und verschlossen diese von außen. "Nun erklärt Euch, soweit uns zugetragen wurde, habt Ihr einen Auftrag der keinen Aufschub duldet. Was sollte diese Einladung? Solltet Ihr nicht in Ehveros sein?", fragte Dreux.


    Timothée Mauchelin
    Vendelin nahm dankbar auf dem Sofa Platz. Er sah grauenhaft aus nach der unsanft herbeigeführten Bewusstlosigkeit und zog ein Gesicht, als würde er sich jeden Moment erneut übergeben müssen. »Zwei Aufträge. Derya und Archibald dingfest zu machen war der erste und da der zweite dazwischenkam, lief nun alles etwas überstürzt ab.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    "Ihr konntet nicht mit Samthandschuhen angefasst werden, ohne dass es zu auffällig gewesen wäre. Ihr habt beide dingfest gemacht, da geben wir Euch Recht. Fürwahr ein guter Tag, was die Gerechtigkeit betrifft. Wir werden Marquis de la Grange über das Schicksal von Derya entscheiden lassen. Dies ist in Anbetracht ihrer Verbrechen an dem Marquis nur fair. Habt Ihr noch etwas hinzuzufügen? Andernfalls werden wir uns um drei Hinrichtungen kümmern. Wir gehen davon aus das Archibald, Caillou und Camille nicht schwanger sind", schmunzelte Dreux.


    Timothée Mauchelin
    »Caillou und Camille gehören nicht zum Ring«, keuchte Vendelin entsetzt. »Und vom Marquis de la Grange ist wohl kein gesellschaftsfähiges Urteil zu erwarten.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    "Das muss es auch nicht sein. Grauenvoll wie sich der Kreis sonst geschlossen hätte. Die Kinder die der Marquis so liebevoll in seine Familie aufgenommen hat, wären nach der Mutter gekommen. Man hätte sie nicht bei ihm belassen können. Geschweige denn, ihnen das Leben schenken dürfen. Eine doppelte Strafe, die ihm dieses weibliche Ungeheuer aufgebürdet hätte. Was kann ein Mann wie der Marquis ertragen, bis er völlig zerbricht? Wir erwarten kein Urteil, dass von der Gesellschaft akzepiert wird. Wir erwarten ein Urteil, dass sein Leid und seine ihm zustehenden Rachegelüste befriedigt. Aber vermutlich ist er selbst dafür ein zu bescheidener Mann um das Höchstmaß an Folter für diese Frau zu verlangen. Wir würden sie ihm gewähren. Wir werden die beiden Zwillinge ebenfalls aus der Haft entlassen. Wie verhält es sich mit Gideon de Gladu?", fragte Dreux und leutete nach einem Diener. Ein Dienstbote eilte von draußen herbei und Dreux flüsterte ihm den Befehl zu, dass die beiden Zwillinge freizulassen seien und zu ihrem Vater zu führen wären und zwar auf direktem Weg. Der Diener eilte umgehend davon.


    Timothée Mauchelin
    Einen Moment musste Vendelin mit sich ringen, ehe er antwortete. »Gideon ist unschuldig«, gab er äußerst widerwillig zu.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux schaute Timothee an und nickte anerkennend. "Schau einer an, dann wird auch er selbstverständlich freigelassen. Eine derartige Äußerung von Euch hätten wir nicht erwartet, nachdem Ihr vorhin versucht habt, Eure menschliche Fessel abzustreifen. Ihr wisst welche Aufgabe Ihr in Ehveros zu erledigen habt? Was dort auf Euch wartet?", fragte Dreux und instruierte einen weiteren Diener, um Gideon de Gladu aus der Haft zu entlassen. Das Halsband sollte er zur Beruhigung noch einige Tage umbehalten.


    Timothée Mauchelin
    »Seine Anwesenheit ist mir nach wie vor unangenehm, aber ihr habt mir vorhin im Thronsaal zu verstehen gegeben, dass Gideon in meiner Nähe bleiben muss. Hätte ich nun einen zweiten Versuch gewagt, ihn loszuwerden, wäre dieser erstens wenig glaubwürdig gewesen und zweitens hättet Ihr mir dann jemand anderen an die Fersen geheftet, der vielleicht noch unangenehmer ist. Mein Auftrag in Ehveros ist mir bekannt, oder gibt es neue Details?«


    Dreux Gifford de Souvagne
    "Nein außer dass Ihr damit die einmalige Gelegenheit genießt, Eure Treue und Loyalität unter Beweis zu stellen und damit Gideon auf legalem Wege loszuwerden. Treue uns gegenüber zahlt sich aus Timothee, daran solltet Ihr denken. Und nun geht, dieser Auftrag ist von höchster Dringlichkeit, er stammt vom Duc selbst. Ihr wurdet damit von seiner Majestät persönlich autorisiert und beauftragt. Geht Timothee, Ainuwar sei mit Euch. Alle Almanen sind es eh. Brecht umgehend auf", befahl Dreux.


    Timothée Mauchelin
    Vendelin erhob sich. »Was wird mit dem Kind?«, wagte er noch zu fragen. »Mein Sohn ist der Vater!«


    Dreux Gifford de Souvagne
    "Das habe ich Euch soeben beantwortet. Ist Derya schwanger wird sie bis zur Entbindung sicherheitsverwahrt. Dem Kind wird nichts geschehen, es wird sofort an den Vater übergeben. Derya wird nach der Entbindung hingerichtet. Wie, das entscheidet Marquis de la Grange. Und nun brecht auf Mauchelin, Ihr habt ein Rondevouz mit Felipe", erklärte Dreux.


    Timothée Mauchelin
    Vendelin verneigte sich und verlies den Raum. Einige der Leute im Palast wunderten sich vielleicht, warum er barfuß und im Morgenmantel durch den Flur wankte, doch der merkwürdige Anblick währte nicht lange. Vendelin betrat einen stillen, unbeleuchteten Gang voller Baumaterial und Geräte, der seit etlichen Jahren wegen angeblicher Renovierungsarbeiten gesperrt war, öffnete die hinter der Wandverkleidung verborgen liegenden Tür und verschwand.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Während Vendelin verschwand, öffnete sich eine andere Tür und eine in dunklen Roben gehüllte Gestalt gesellte sich zu dem Archi-Duc. "Ihr habt alles mit angehört. Waltet Eures Amtes, folgt ihm, seit sein Schatten. Achtet darauf, dass er sich den Titel Königsmörder auch verdient. Andernfalls helft nach. Sollte Hilfe nötig sein, müssen Felipe und Timothee fallen. Schickt eine zweite Absicherung, falls Ihr das für nötig erachtet. Wir verlassen uns auf Euch", erklärte Dreux. Die Gestalt in dunklen Roben verneigte sich respektvoll und verließ das Zimmer auf dem gleichen Weg, wie sie erschienen war.

  • Besuch im Verlies



    Nathan
    Als Nathan aufwachte, lag er in frischen Kleidern in einem fremden Bett. Erschrocken setzte er sich auf und kam in der gleichen Bewegung auf die Füße. Mit angstvoll geweiteten Augen schaute er sich um. Er kannte den Raum, er hatte ihn schon das eine oder andere Mal für einen Gast hergerichtet. Dies war der großherzogliche Palast! Nathan zog sich die bereitstehenden Hausschuhe an und begab sich auf den Flur. Er suchte sich einen der Gardisten heraus und zupfte an seinem Ellbogen. »Wa-was mache ich hier? Wo ist mein Archi?!«


    Archibald von Dornburg
    Gardist: Der Mann schaute auf den ehemaligen Leibdiener des Princen herab und schien einen Moment verwirrt. "Nun Du wohnst hier, also dort in dem Quartier. Man hat Dich zusammengebrochen in einem Haus aufgelesen, wo wohl diese Menschenfresser ihr Unwesen treiben wollten. Dort hast Du gelegen, direkt neben Chevalier de Gladu. Er war ebenfalls zusammengebrochen. Was genau dort los war, kann ich Dir nicht sagen. Aber falls Du mit "Deinem Archi" Archibald von Dornburg meinst, der sitz im Kerker ein und wartet auf seine Hinrichtung", erklärte der Gardist und klopfte Nathan beruhigend auf die Schulter. "Du bist ihn los, Du bist frei. Geh Dir in der Küche ein Stück Kuchen holen, zur Feier des Tages", sagte der Mann und nahm seine Wachrunde wieder auf.


    Nathan
    Nathan ging vor lauter Entsetzen ein Stück in die Knie. Zwei Sekunden sammelte er sich, dann packte er den davonmarschierenden Gardisten am Unterarm und wurde einige Schritte mitgeschliffen, als hätte er kein Gewicht. »Du musst mich hinbringen! Sonst lassen die mich da unten nicht durch. Und wo sind Chevalier Lilian und Florian? Und Chevalier Laurence mit seinem Pferdchen?« Nathan schluchzte und musste seine aufsteigenden Tränen herunterkämpfen.


    Archibald von Dornburg
    Gardist: "Wer? Du wurdest zum Schluss geborgen mit Gladu, von weiteren Chevalier weiß ich nichts. Wer sind Lilian, Florian und Laurence? Und wo wessen Pferd abgeblieben ist, dass kann ich Dir nicht sagen. Beruhige Dich erstmal und rede in Ruhe. Also wer war denn tatsächlich alles in diesem Abgrundhaus?", fragte der Gardist mit einer Engelsruhe.


    Nathan
    »Na meine Spielzeugritter! Die aus Holz!« Nathan konnte seine Tränen nicht zurückhalten. Sie kullerten über seine blassen Wangen. »Da waren die drei, Lilian, Florian und Laurence mit seinem Pferd! Ich hatte ihnen eine kleine Tasche gepackt, in der sie gewohnt haben und nun sind sie weg! Außer ihnen waren da noch der unheimliche Onkel Timo mit den Fischaugen, Patrice der jetzt ganz anders heißt und kurze Haare hat, also der Patrice von der Leibgarde, den kennst du. Außerdem natürlich mein Archi mit seiner lieben Tochter. Ihre Söhne auch, die heißen Milli und Calli und sind auch gleichzeitig die Söhne vom Marquis de la Grange. Und dann noch Chevalier Gideon de Gladu! Sonst war da niemand.«


    Archibald von Dornburg
    Gardist: Der Gardist blinzelte in Zeitlupe. Er war von vermissten Personen ausgegangen und einem teuren Pferd und dieser kleine Kerl meinte Holzfiguren. Das durfte man keinem erzählen! Er hätte noch eine Fahndung nach Holzfiguren herausgegeben. "Gut, dann wurden alle mitgenommen. Der Kockler Gladu ist wieder auf freiem Fuß, die Zwillinge des ehrenwerten Marquis auch. Deine Sachen müssten bei Dir im Schrank liegen oder im Nachttischchen. Weggenommen hat Dir niemand etwas. Es wurde alles gesichert. Also komm mit, ich führe Dich zu dem Monster", sagte der Gardist und schüttelte gedanklich den Kopf. Was wollte der Mann mit Spielzeug? Nun ihm war es gleich, er hatte schon seltsamere Wünsche gehört und erfüllt.


    Nathan
    »Du musst kurz warten«, befahl Nathan, ging zurück ins Zimmer und durchsuchte den Nachttisch. Tatsächlich, da war die Tasche! Als er sie öffnete, waren alle vier Figuren samt den Stofftaschentüchern, die ihre Reiseschlafdecken waren, darin. Erleichtert presste Nathan die Tasche an sein Herz und zurrte sie besonders fest zu. Erst jetzt folgte er dem Gardisten. »Aber warum wurde mein Archi eingesperrt? Und wie kann ich ihn da rausholen, mit einer Kaution?«


    Archibald von Dornburg
    Gardist: "Kaution? Du weißt nicht, was Dein Freund angestellt hat oder? Dieser Mann, halte Dich fern von ihm. Er frisst andere Menschen, er ist ein Mörder. Du kannst ihn nicht auf Kaution herausholen, er wurde bereits zum Tode verurteilt aufgrund seiner schändlichen Taten. Aber Du kannst Dich von ihm verabschieden. Nun komm", sagte der Gardist und zog Nathan mit sich. Er führte ihn in den Kerker und so schön und anmutig wie der Palast oben war, so unwirklich hart und abweisend wirkte der Kerkertrakt mit dem dazugehörigen Zellen- und Folterbereich.


    Nathan
    Nathan hielt sich mit einer Hand am Arm des Gardisten fest, weil er sich so sehr hier unten fürchtete. Er war hier schon einige Male gewesen, aber er mochte keine Orte, an denen es Menschen nicht gut ging. Sie machten ihm Angst. »Archi?«, fragte er zittrig in die Zelle hinein, vor der sie stehen geblieben waren.


    Archibald von Dornburg
    Aus der Dunkelheit der Zelle schälte sich Archibald und trat etwas nach vorne, so dass Nathan ihn sehen konnte. Archibalds Blick war eine Mischung aus Wut, Unglauben und Angst. Etwas das er seit einer Ewigkeit nicht mehr gespürt hatte. Sein Blick zuckte für Sekunden zu dem Gardisten, ehe er sich in Nathans bohrte. "Nathan", sagte er leise. So als müsste Nathan genau wissen, was Archibald sich von ihm erhoffte, ja geradezu verlangte. In dem einzelnen Wort schwang Hoffnung, aber auch ein Befehl mit, der nicht ausgesprochen worden war.


    Nathan
    Nathan versuchte, herauszufinden, was sein Freund ihm mitteilen wollte. Irgendwas wollte er ihm sagen. Nathan guckte erst Archibald, dann den Gardisten an. Er trat einige Schritte zurück, dann schubste er plötzlich den Gardisten in den Rücken und zu den Gitterstäben hin. »Oh nein«, wimmerte er gleichzeitig und machte die Augen ganz fest zu.


    Archibald von Dornburg
    Bevor der Gardist reagieren konnte, hatte Archibald durch die Gitterstäbe zugegriffen und das Gesicht des Mannes mit brachialer Gewalt vor die Stäbe gedonnert. Da der Gardist nicht so leicht zu überwältigen war, erhöhte Arch seine Anstrengungen, stemmte einen Fuß gegen die Stäbe und zerrte erneut. Es gab einen grauenvollen Knirschlaut, dann hing der Mann seltsam verrenkt und schlaff wie eine Puppe an den Stäben. Archibald zerrte ihn noch ein Stück weiter zu sich heran und grub ihm die Fangzähne in den Hals. Er trank voller Gier, saugte das Blut wie das Leben aus seinem Opfer, während er mit einer Hand nach den Schlüsseln suchte.


    Nathan
    Nathan presste sich die Hände auf die Ohren und kniff die Augen ganz fest zu. Erst, als er keine Vibrationen mehr spürte, traute er sich, vorsichtig ein Lid zu öffnen. Was er sah, ließ ihn erzittern. Der Gardist, der ihm so freundlich geholfen hatte, war tot. »Wird er, wird er ein Va-, ein Vampir?«, stammelte Nathan. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn. Er fragte sich, warum er das getan hatte!


    Archibald von Dornburg
    Arch ließ die Leiche achtlos fallen und leckte sich über die Lippen. "Nein, dass wird er nicht. Kram den Schlüssel aus seiner Hose und Danke Nathan. Ich wusste, dass ich mich auf Dich verlassen kann. Die anderen haben keine Ahnung, was Du für eine liebe und treue Seele bist. Sie verstehen nicht warum ich Dich liebe Nat. Aber das müssen sie auch nicht. Was machst Du eigentlich da draußen? Ich meine dem Ältesten sei Dank, dass Du draußen bist, aber wie kam das? Und bitte mach schnell und lass mich frei. Wir benötigen einen Schlüssel für dieses grauenvolle Halsband. Aber eines nach dem anderen, zuerst raus hier", flehte Archi.


    Nathan
    »Aber, aber der Mann ist tot!«, jammerte der Diener und wagte nicht, den Körper zu berühren, der mit zerstörtem Gesicht und blutleer verrenkt auf dem Boden lag. Als er es versuchte, musste er weinen. »Weil, weil ich im Bett lag, bin ich hier draußen!«, schluchzte er.


    Archibald von Dornburg
    Archibald versuchte Nathan durch die Gitter zu streicheln. "Nathan Du musst stark sein, so stark wie eben. Wenn Du Dich nicht traust ihn zu durchsuchen, dann werden sie mich töten. Wir werden uns verlieren, wir werden nicht mehr zusammen sein, nicht heiraten können, unsere Liebe wird hier sterben Nathan. Wir haben uns doch etwas anderes versprochen. Eben warst Du so stark und tapfer für mich. Der Mann ist schon tot, er kann Dir nichts mehr tun. Aber mir können sie sehr wohl noch etwas tun und das werden sie. Sie werden mich sobald der Duc wieder hier ist, öffentlich pfählen und dann dem Morgenlicht aussetzen. Ich werde langsam sterben Nathan und die Sonne, der Feind aller Vampire wird meine Erlösung sein. Lass mich nicht hier in der Zelle Nathan, hilf mir frei zu kommen", bat Archibald inständig.


    Nathan
    Nathan schniefte den Schnodder hoch und nahm sich Chevalier Laurence aus der Tasche, der Ritter mit dem abgebrochenen Beinchen, für den Archibald ein Pferd geschnitzt hatte. Er sah seinen hölzernen Freund an, in das schiefe, aufgemalte Gesicht. Seine Hand ließ Laurence nicken. Nathan nickte zurück. Er küsste die Figur und legte sie vorsichtig zurück in die Tasche, die er wieder fest verschloss. Er wollte nicht, dass Archibald so gequält wurde oder dass er starb! Nathan musste jetzt mutig sein. »Chevalier Laurence hat dich lieb, soll ich dir sagen«, wisperte er. Er hockte sich hin und tastete vorsichtig in der Rüstung des Gardisten herum, der sich noch ganz warm anfühlte. Erneut musste Nathan weinen, die Tränen tropften auf den toten Körper. »Wo haben sie immer die Schlüssel?«, fragte er erstickt. »Ich find keine!«


    Archibald von Dornburg
    "Normal in der Hosentasche, wenn sie welche haben oder am Gürtel. Um den Hals hatte er nichts hängen, versuch es in der hinteren Hosentasche. Laurence ist ein guter Freund, ich habe ihn auch lieb. Ich werde ihm noch viele schöne Sachen schnitzen", erklärte Archibald während Nathan den Gardisten abtastete. Die Schlüssel fand er wirklich in der hinteren Hosentasche. Nathan musste den Mann herumwälzen um daran zu kommen.


    Nathan
    Nathan strengte sich an, den Mann auf den Bauch zu drehen. Er war schwer und viel größer als Nathan. Er erinnerte sich daran, wie schwer Robere sich angefühlt hatte. Die Gardisten waren allesamt groß und kräftig. Die Rüstung und das Kettenhemd machten ihn noch schwerer. »Es tut mir so leid«, schluchzte er, als er ihm auch noch an den Po fassen musste, um den Schlüssel aus der Gesäßtasche zu ziehen. »Ich mach es wieder gut!« Er wischte sich die Tränen mit dem Handrücken von den Augen, der Schlüssel klingelte leise in der anderen Hand, weil die so zitterte.


    Archibald von Dornburg
    "Ich weiß Nathan, Du musst nichts gut machen. Du hilfst mir, als Einziger bist Du hier. Nur weiter, beruhige Dich und schließ ganz langsam die Zelle auf. Atme langsam, das beruhigt Dich und Deine Hände zittern nicht mehr so. Mach Natty, ich verlasse mich auf Dich. Mein Leben liegt in Deinen Händen, dabei dürfen sie nicht zittern mein Kleiner", bat Archibald liebevoll.


    Nathan
    Mit der anderen Hand hob Nathan den Beutel mit seinen Rittern auf und drückte sie an sich, so als könnte er sie vor all dem beschützen. Ganz vorsichtig schob er den großen Schlüssel in das Schloss, es quietschte - und klemmte.


    Archibald von Dornburg
    Archibald rieb sich mit der krallenbewährten Hand über das Gesicht. "Nathan dreh den Schlüssel langsam und kräftig, versuch es bitte nocheinmal. Unser Leben kann doch nicht an dem verdammten Schlüssel scheitern. Tauch ihn ins Blut damit er geschmiert ist, los Natty, versuch es auf diese Art. Wir haben nichts anders, was das Schloss schmieren könnte", flüsterte Archibald nervös.


    Nathan
    Nathan nahm den Schlüssel in den Mund und sabberte ihn an. Er versuchte es noch einmal, so kräftig wie möglich - und endlich öffnete sich das Schloss. Er trat einen Schritt zurück, stolperte über die Leiche und landete fast neben ihr auf dem feuchten Boden. »Aber wohin gehen wir jetzt, Archi?«


    Archibald von Dornburg
    Archibald sprang aus der Zelle und zog Nathan sofort auf die Füße. "Wir müssen raus hier, Du kennst doch als Leibdiener sicher Wege, die Diener nehmen um schnell und ungesehen an den Herrschaften vorbei zu kommen. Sozusagen dienstliche Schnellwege Natty oder? Wir müssen auf dem schnellsten Weg raus aus dem Hof und dann müssen wir so schnell wir können nach Obenza reisen. Dort wohnen ganz viele liebe Leute, ich werde sie Dir vorstellen. Aber die sind jetzt alle in Gefahr. Aber zuerst zählt unser eigener Hintern. Natty sag was, Du bist der Experte hier!", antwortete Archibald und stellte Nathan wieder auf die Füße. "Also wo lang geht es? Halte gut Deine kleinen Freunde fest!", bat Arch und küsste Nathan dankbar.


    Nathan
    »Warte! Wir müssen noch den anderen Gefangenen helfen«, fand Nathan und machte sich daran, die Zelle von einem zahnlosen Mann aufzuschließen, der offenbar schon sehr lange hier unten weilte.


    Archibald von Dornburg
    Archibald stockte, aber dann grinste er breit und drehte für Nathan den Schlüssel. Je mehr sie frei ließen um so mehr Chancen hatten sie selbst zu entkommen. Arch nahm Nathan den Schlüssel ab und schloss die anderen Zellen auf, ehe er stockte. Wo war Derya? Sie war ebenfalls inhaftiert worden, aber wohin hatte man sie gebracht? "Nathan weißt Du wohin man Derya gebracht hat? Sie ist nicht mehr im Zellentrakt", sagte Arch und schaute sich genau um. Sie war tatsächlich nicht mehr da. Das musste er später klären, er konnte seine Tochter nicht beistehen, wenn er mit einem Baumstamm im Arsch auf die verbrennende Morgensonne warten musste. "Komm Nathan, wir müssen gehen. Führe mich aus dem Hof und zwar schnell Kleiner. Wir können nicht länger warten", bat er nervös.


    Nathan
    Die Gefangenen kamen aus ihren Zellen, alle starrten Nathan an, weil Archibald erzählt hätte, er wüsste einen Geheimweg. »Alsooo«, überlegte er. »Prince Ciel hatte einen Geheimgang! Aber der ist geheim. Da hat er immer Prince Gregoire mit Comte Melville de la Cantillion zugeschaut, also den beiden. Die hatten sich, glaube ich, lieb. Aber ich durfte nicht mit zugucken, ich musste nur da sein. Aber dazu müssen wir ein kleines Stück Gang entlanglaufen.« Nathan gab den Weg vor. Als sie das Tor zum Verlies passierten, begann er wieder zu zittern. Sie mussten nun durch den Korridor. Und da war ein Leibgardist, der herumspazierte und sich das berühmteste Gemälde des Palasts betrachtete, ds Portrait von Duc Alain Etienne de Souvagne, der auch als Gesichtskrüppel in die Geschichte einging. Nathan fand das gemein, niemand konnte etwas für sein Aussehen.


    Archibald von Dornburg
    Archibald zog Nathan mit sich und hoffte, dass sie den Gardisten ohne Probleme passieren konnten, ansonsten musste er kämpfen und das würde nicht gut ausgehen. Leise schlichen sie weiter, als etwas um die Flurecke bog, dass aussah wie ein zweibeiniger Drache. Archibald stoppte und drückte sich flach gegen die Wand, mit einem Arm drückte er Nathan ebenfalls an die Wand. Was immer das für ein Ding war, er hatte so ein Geschöpf noch nie im Leben gesehen und scheinbar durfte es hier ungestört herumspazieren.


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    Der Kopf des Wesens war langgezogen, es hatte reptilische Züge, messerscharfe Zähne und trug eine Art Visier. Es lief auf den Zehen wie die Echsenwesen Farisin, trug gewaltige Schwingen und eine ebensolche Helebarde. Als das Wesen um die Ecke bog, sah Archibald, dass der lange Schwanz mit einer Art Doppelaxt versehen war. Kaum war der Gigant verschwunden, flutschte Archibald regelrecht um die Ecke und drückte Nathan an sich. "Beim Abgrund, das war ein Drache", wisperte er und schaute Nathan mit großen Augen an. "Wo ist der Gang Natty? Wo?", fragte Arch besorgt.


    Nathan
    »Aber nein«, wisperte Nathan. »Das war ein Gargoyle! Die gibt es hier, das heißt, es ist Nacht. Sonst würden sie nicht herumlaufen. Wir müssen auf die anderen warten, wir sind zu schnell!« Nathan wartete, bis die anderen Gefangenen aufgeschlossen hatten, dann entriegelte er den Geheimgang und verschwand in dem Labyrinth der doppelten Wände.


    Archibald von Dornburg
    "Ein Gargoyle...", echote Archibald und machte schleunigst das er hinter Nathan herkam, der nun erstaunlicherweise wieselflink war. "Ich dachte nicht, dass es solche Brecher sind und dass sie aussehen wie Drachen. Ich dachte, keine Ahnung was ich über Gargoyles dachte. Ich hielt sie für ein Amanenmärchen. Denn normalerweise sind das ja nur so Fassadedekorationen, aber einen von denen rumlatschen zu sehen ist schon gruselig. Das Ding sah aus wie ein Drache oder etwas in der Art. Keiner hat gesagt, dass sie so riesig sind. Das Gregoire und Melville sich lieb hatten, kann durchaus sein. Und Prince Ciel hat ihnen dabei gerne zugeschaut? Unser kleiner Porno Prince, der Älteste hat ihn sehr lieb. Er möchte Ciel so gerne kennenlernen Nathan. Er wollte ihn einladen und sich mit ihm aussöhnen", grinste Archibald.


    Nathan
    »Oh, das geht«, erklärte Nathan leichthin. »Ich weiß wo Prince Ciel jetzt ist! Auf der Tordalk, das ist ein großes Schiff. Da machen sie die Hochzeitsreise von Coutilier Boldi und Kapitän Silvano. Und alle dürfen mit, mein Robby ist da auch dabei, den ich manchmal vermisse, mit seinem Belly, den ich nicht leiden kann, weil er immer so gemein war. Wo ist der Älteste denn jetzt?«


    Archibald von Dornburg
    "Das finde ich heraus und dann führen wir die beiden zusammen, wie zwei Friedensboten Nathan. Dann haben wir beide dafür gesorgt, dass sie sich versöhnt haben. Glaub mir, sie werden uns dankbar sein. Du wirst Ciel die Freude machen, so dass er weiß, dass Du es gut mit ihm gemeint hast. So wird er Dich niemals vergessen Nathan, nie. Du wirst ein Meilenstein in seinem Leben werden, etwas ganz Besonderes. So wie für mich, nur auf andere Art. Du wirst ihm die Augen öffnen und quasi ein neues Leben schenken", lächelte Arch.


    Nathan
    »Meinst du?«, fragte Nathan und lächelte dabei glücklich. Vor lauter Freude war er stehen geblieben. Dann wurde er wieder ernst. »Aber wo sind Onkel Timo und Patrice und die Zwillinge und Chevalier de Gladu?«


    Archibald von Dornburg
    "Sie wurden bereits abgeholt, ich denke sie wurden vor mir entlassen und durften wieder nach Hause gehen. Wir können später nachschauen Nathan, mach dir keine Sorgen. Oh ja, ich glaube Ciel wird Dir das nie vergessen, das wird Deinen Namen für immer in sein Hirn und Herz brennen", antwortete Archibald unschuldig.


    Nathan
    Nathan schaute besorgt, sagte aber nichts. Stattdessen griff er Archibalds Klauenhand und hielt sie liebevoll fest, während die anderen Gefangenen zu ihnen aufschlossen. Ein wenig hatte Nathan Angst, dass man sie erwischen würde und dann gab es gewaltige Schimpfe. Dieser Weg war viel zu geheim für so viele Fremde! »Da kann man ins Schlafzimmer vom Duc schauen«, informierte er. »Oh, vielleicht ist mein Fabs da drin!« Er blieb stehen und guckte durch die Augenöffnungen des Gemäldes.


    Archibald von Dornburg
    Nathan hatte Glück, Maximilien war gerade erst aus Ledwick zurückgekehrt und Fabien war dabei die Sachen des Duc auszupacken und wieder ordentlich einzuräumen. Er schien sich heute dabei nicht zu beeilen. Im Gegenteil Fabien ließ sich alle Zeit, schnupperte sogar einmal an dem Parfüm von Max, ehe er weiter einräumte. Er sah müde aus, war aber ansonsten wohlauf. Dann packte Fabien etwas aus Glas aus, dass Nathan erst auf den zweiten Blick erkannte. Das Ding sah aus wie ein Phallus, dunkel mit noch dunklerer Spitze und Nathan hatte das unbestimmte Gefühl dass er den Knüppel schon einmal gesehen hatte. Mehr noch, er hatte den Knüppel sogar einst einmal sehr unangenehm zu spüren bekommen, doch war dieser Knüppel aus Fleisch und Blut gewesen. Der Knüppel der von Fabien weggeräumt wurde, war aus Glas. Woher immer Fabs dieses "Spielzeug" hatte. "Der Teku Gedenk Dildo", flüsterte Fabien leise und kicherte, ehe er den Kosmetikkoffer verschloss und unter den Waschtisch schob. "Der wird hoffentlich nicht gestohlen, Frauen gibts", gähnte Fabien verschwand aus dem Zimmer und kam keine Minuten später mit einem dick belegten Brot zurück. Er hockte sich auf die Couch und ließ es sich schmecken, während Archibald in Zeitlupe blinzelte.


    Nathan
    »Ein Stück vom Robby«, keuchte Nathan. »Aber wieso hat Fabs sich das anfertigen lassen? Er hatte mich sonst immer vor Robby gewarnt!« Nathans Blick verfinsterte sich. »Weil er eifersüchtig war, er wollte Robby für sich allein haben, jetzt weiß ich es! Fabs hat mich die ganze Zeit belogen!« Nathan schluchzte und rannte davon. Er rannte durch die Gänge, bis er den Ausgang erreichte. Der führte direkt in den Palastgarten. Draußen war es stockfinster. »Alle sind gemein zu mir«, schniefte er.


    Archibald von Dornburg
    Archibald starrte selbst noch einen Moment auf Fabien, ehe er hinter Nathan hinterher stürmte. `Du hast was gut bei mir Dildosammler´, dachte Arch erleichtert, als Nathan davon rannte wie die schnellste Maus aus Naridien. Und er war erstaunlich flink auf den Beinen, dass musste Archibald seinem Liebling lassen. Die Tränen gaben ihm die Kraft für einen guten Sprint, sollte er Fabien doch hassen, ihm war es gleich, nur raus aus dem Palast, wo sie den Pfahl vermutlich schon mit Gleitgel für seinen Hintern einrieben. Aber er wollte die Rosette nicht bis zu den Ohren gedehnt bekommen, also lief er was seine Beine hergaben. "Nathan warte auf mich", rief Archibald leise.


    Nathan
    Nathan wartete. Wütend wischte er sich seine Tränen weg. »Du bist der Einzige, der immer lieb zu mir ist«, stellte er leise fest. »Ich versteh nicht, warum alle so böse zu mir sind.« Bei dieser Formulierung blickte er drein wie drei Jahre Regenwetter. »Oh, weil ich ... weil ich so böse war. Stimmt`s?«


    Archibald von Dornburg
    Arch blieb vor Nathan stehen und nahm ihn fest in die Arme. "Du bist noch nie böse gewesen, Du war immer lieb und anständig. Du hast alles versucht, warst treu. Erst heute hast Du mir das Leben gerettet. Wie kannst Du da böse gewesen sein? Lass Dir nichts von den anderen einreden. Du bist gut und lieb und mein kleiner Held. Die anderen haben Dich gar nicht verdient Nathan", sagte Arch und küsste Nathan fest und liebevoll. "Lass uns von hier verschwinden, der Palast löst Schmerzen in mir aus, Kopfschmerzen. Hast Du eine Ahnung, wo wir uns tagsüber gut verstecken können? Kennst Du hier ein Versteck für uns beide?", fragte Arch und kraulte Nathan den Rücken.


    Nathan
    »Den Rübenhof?«, schlug Nathan vor und drückte sich dicht an Archibald heran. »Da ist gerade niemand und es ist da schön dunkel. Weil Robby doch jetzt auch ein Vampir ist mit Bellamy. Oder wir gehen wieder in das Haus von Onkel Timo! Da war doch der gemütliche Keller.«


    Archibald von Dornburg
    "Nicht zurück zu Timo, ein Haus das einmal geräumt wurde ist nie wieder sicher Nathan, merk Dir das immer. Kehre dahin nicht zurück, wir gehen zum Rübenhof und lassen es uns dort gutgehen. Tekuro wird sich freuen, sobald er von seiner Reise zurück ist, dass wir alles so gut in Schuss gehalten haben, vor allem uns", grinste Archibald und kraulte Nathan. Er nahm die Hand von Natty und schlich mit ihm vorsichtig los.


    Nathan
    Die anderen Gefangenen folgten ihnen ein Stück, dann rannten einige von ihnen plötzlich los. Weitere folgten, die Hofgarde brüllte. »Oh nein«, wisperte Nathan und hielt Archibalds Hand ganz fest. Er zog Archibald in eines der Gebüschverstecke, wo Ciel und Dreaux als Jugendliche heimlich geraucht hatten. »Warum ist das Haus von Onkel Timo nicht mehr sicher? Es wurde doch schon durchsucht, oder? Niemand ahnt, dass wir dort sind. Warum überhaupt, warum mag man Onkel Timo nicht, weil er Babys verkauft? Ich versteh das alles nicht, gestern war alles so schön und heute wirst du auf einmal eingesperrt!«


    Archibald von Dornburg
    "Tja vermutlich ist alles ein Missverständnis, aber ich möchte es nicht herausfinden. Ja ich denke sie mögen nicht, das er Babys verkauft. Aber wir können nichts dafür und wir wollen für Timo keinen Ärger bekommen. Lass uns zum Rübenhof schleichen, ganz vorsichtig Nathan", antwortete Archibald und wischte Nathan die Tränen weg.


    Nathan
    Nathan guckte tapfer und spazierte so normal wie möglich mit Archibald Hand in Hand durch den nächtlichen Palastgarten. Es war kein weiter Weg zum Rübenhof, aber man musste doch eine Stunde gehen. »Warum kannst du dich nicht kleinmachen, Archi?«, fragte Nathan und versuchte, die Tür zu öffnen. Sie war verschlossen. Er probierte, ob der Schlüssel zum Kerker passte, den er immer noch dabei hatte.


    Archibald von Dornburg
    "Da ist wegen dem Halsband Nathan. Aber das ist nicht so wichtig, Hauptsache wir kommen ins sichere Haus. Dort werde ich versuchen das Halsband zu lösen", erklärte Arch, während Nathan die Schlüssel ausprobierte und glücklicherweise einer der großen Schlüssel wirklich passte. Sicher es war die Garde, die musste überall hin. Trotzdem mussten sie behutsam vorgehen, sie wollten nicht auf die letzten Meter erwischt werden. Arch sehnte sich nach dem kleinen gemütlichen Haus. Er war traurig darüber, das Teku und seine Leute ausgezogen waren um eine Reise anzutreten. Heute hätte er die Nähe der Beißer gebraucht und Nathan ebenso.


    Nathan
    Nathan schaffte es tatsächlich, die Tür zu öffnen. »Das sind gute Schlüssel«, stellte er fest. »Sie passen überall!« Er ließ Archibald als erstes eintreten, folgte ihm und schloss hinter ihnen beiden die Tür ab. Alles war finster, der Kamin voll kalter Asche, das große Deckennest lag verwaist. Nathan baute für Archibald ein weiches Bett und auch ein kleines für seine Holzritter aus einem Kissen. Nachdem er Archibald beim Ausziehen und waschen geholfen hatte, machte er sich selber bettfertig. Es war ein sehr anstrengender und sehr schlimmer Tag gewesen und er hatte keinen Appetit auf Abendbrot. Was alles passiert war, hatte er noch immer nicht begriffen, besonders nicht, warum er den armen Gardisten geschubst hatte. »Schlaf schön«, sagte er leise. Er kuschelte sich an Archibald an und versuchte, ein wenig zu schlafen. Stattdessen weinte er leise.


    Archibald von Dornburg
    Archibald nahm seinen kleinen Helden fest in die Arme. Nathan hatte alles gegeben, es war einfach zu viel für seine Nerven. Er war nicht dafür geboren zu kämpfen, jedenfalls nicht auf diese Art und dennoch hatte er es für ihn getan. Arch schmiegte sich fest an ihn und streichelte ihn beruhigend. "Morgen früh schnitze ich Deinen tapferen Helden aus den Holzscheiten die hier für den Kamin liegen Pferde. Das haben sie sich verdient. Jeder soll ein Pferd haben. Es sind tapfere, gute Männer, so wie Du", flüsterte Archibald Nathan ins Ohr und deckte ihn mit seinem Mantel zu.

  • Baxeda

    Hat den Titel des Themas von „Obenza, die Himmelsröhre, Der Ring der Menschenfresser“ zu „Kapitel 20 - Obenza, die Himmelsröhre, Der Ring der Menschenfresser“ geändert.