Wolfsblut

  • Obenza war also der Ort, an dem Fallon nun gelandet war. Nach seiner seltsamen Begegnung mit dem Straßenhund, hatte sich der Söldner in das Gasthaus begeben und den Wirt nach ein paar Informationen über die Stadt ausgefragt. Man musste ja wissen, wo man sich umher trieb und mit wem es zu tun bekommen konnte. Tatsächlich konnte er in Erfahrung bringen, dass Straßenhunde auf wenig Gegenliebe in dieser Stadt stießen. Also hatte seine flüchtige Bekanntschaft nicht gelogen und schien zumindest auf erstem Blick ehrlich zu sein. Warum auch immer sich Fallon für den Auftrag ohne Bezahlung eingelassen hatte.


    So lag er nach einer Nacht in seinem angemieten Zimmer im Bett, grübelte darüber nach, wie er dort hinein geraten war. Seine müden Augen starrten der Decke entgegen. Die braunen Holzplanken wiesen verdächtig irrationale Maserungen und gar kleine Löche auf, die man beinahe als Mäuselöcher identifizieren konnte. Bis jetzt hat er aber noch keinerlei Nager gesehen, der diese Löcher hätte verursachen können.


    Seiner Kehle entdrang ein Seufzen. Hatte er wirklich nichts besseres mehr zu tun, als eine Decke anzustarren und darüber zu sinnieren, ob sie wohl von Mäusen befallen war? Seine Händen glitten zu seinem Halsband herab, suchten den Verschluss und öffneten diesen. Ohne Mühe gab das weiche Leder nach und somit seinen Hals frei. Wie eine Reliquie erhob er das gute Stück vor seine Augen und betrachtete es. Seine Finger fuhren über das duftende Leder, dass trotz der langen Zeit in der er es nun getragen hatte seinen würzigen Eigengeruch abgelegt hatte. Seine feine Nase nahm den Duft auf und genossen ihn.


    Es war nicht ganz drei Monate her, als er die Bauernfamilie verlassen hatte. Das Leben bei ihnen war so schön gewesen, es hatte aber deutliche Spuren an ihm hinterlassen. Dazu musste er nur auf seine Hände schauen, die mittlerweile mehr Wolfspfoten als wirklich noch an menschliche Hände erinnerten. Für diesen Frieden hatte er einen preis bezahlt, der ihn endgültig als einen Gestaltwandler gebrandmarkt hatte. Dabei war es für ihn nichts Schlimmes, doch die meisten Menschen waren für solch eine Gabe nicht bereit und würden ihn verachten.


    Schweren Herzens schob er diese Gedanken wieder beiseite, als er sich das wohltuende Halsband um seinen Nacken legte. Es fühlte sich mittlerweile so natürlich an, dass er es schnell vergaß. Das durfte nicht passieren, vor niemanden. Noch einmal seufzte er auf, ehe er sich aufsetzte und herzhaft streckte.


    Kaum einige Minuten später hatte er sich seine zweite Haut übergezogen und Fangzahn an seine Seite gebracht, war er auch schon wieder bereits für den Aufbruch. Seine Stiefel hallten durch den Raum, als er zur Tür schritt und hinaus in den Flur des Gasthauses trat. Schon jetzt waren laute Gespräche zu hören und ein Geist aus leckerem Duft umschmiegte seine Nase. War das Braten? Vielleicht sogar Huhn mit Knochen? Der Appetit auf diese Dinge schürte seinen Hunger. Jetzt schon gierig fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen. Sicherheitshalber überprüfte er noch einmal seinen Geldbeutel, der zu seinem Glück noch angemessen gefüllt war. Dann konnte er sich sogleich etwas Gutes gönnen!


    Der unsichtbare Angelhaken zog ihn an der Nase die Treppen herunter in den für die Uhrzeit ungewöhnlich gut besuchten Schankraum. Der Geruch von Alkohol mischte sich zu dem köstlichen Bratenduft. So früh zu trinken würde aber sicherlich nicht Sinn der Sache sein, er musste kühlen Kopf bewahren. Doch der Hahn der gerade über dem Feuer gedreht wurde, ließ ihm endgültig das Wasser im Mund zusammen laufen. Beinahe hechelnd näherte er sich dem Tresen, der Wirt musterte ihn schon irritiert.


    Die Augen Fallons klebten förmlich am Hahn, der da am Drehspieß verweilte. Mit einem behandschuhten Finger deutete er darauf, fragte: "Wieviel soll das gute Stück kosten?" Er erntete einen fragenden Blick, der dickliche Mann in seiner Schürze suchte vergeblich nach Fallons Kumpanen. "Was? Habe ich etwas falsches gesagt?"


    Ein weiterer verwunderter Blickkontakt fand statt. Sekunden des Schweigens vergingen. Schließlich durchbrach ein schallendes Lachen des Wirtes die Stille zwischen ihnen. "Du willst den ganzen Hahn haben? So viel passt doch gar nicht in dich herein!" War das etwa eine Herausforderung?


    "So, Ihr glaubt mir nicht?" Fallon setzte sofort ein wölfisches Grinsen auf, wobei einer seiner Fangzähne über die Unterlippe ragte. "Wie wäre es mit einer Wette? Ich verputze den ganzen Gockel und bezahle nur die Hälfte. Wenn ich es nicht schaffe, bezahle ich für ihn das Doppelte." Das Grinsen wurde nur noch breiter, erst recht als der Wirt noch lauter zu lachen begann.


    Ohne groß zu zögern nahm er den prächtigen Hahn von dem Drehspieß und legte ihn auf den Tresen. "Na dann. Guten Hunger!", spottete der Wirt. Sein Feixen klang siegesicher. Was er aber nicht wusste war, dass Fallon schon seit ungefähr zwei Tagen nichts mehr gegessen hatte. Dazu besaß er einen nicht zu unterschätzenden Magen, der groß genug war. Dazu ließ er sich noch das Besteck vom Wirt reichen, während sich eine interessierte Menge um ihn bildete.


    Kaum hatte Fallon das Besteck in den Händen, legte er es erst einmal beiseite. Mit der bloßen Hand riss er einer der Keulen aus und knabberte das Fleisch von dem Knochen. Das weiße Gold würde er sich für später aufheben. Kaum war die Keule verschwunden, folgte die nächste. So weit so gut, doch nun kam der eigentliche Teil des prächtigen Tieres. Messer und Gabel zur Hand, schnitt Fallon den Hahn an und damit ein saftiges Stück ab. Mit nur wenigen Happen und einem reißenden Abbeißenden verschwand der Hahn. Stück für Stück. Im inneren merkte der Wolf, dass sein Bauch sich kräftig zu füllen begann.


    Doch nach knapp weiteren zwanzig Minuten war es vollbracht. Der Hahn komplett im Schlund Fallons verschwunden, der sich mit einem Tuch den Mund abwischte. Die Menge um ihn herum als auch der Wirt selbst waren vollkommen fassungslos. Mit offenen Münden standen sie da, konnten gar nicht begreifen was sie gerade gesehen hatten. Dem konnte Fallon nur ein unschuldiges Lächeln schenken. "Wie viel muss ich bezahlen?", sagte er süffisant.


    "Ich ... ähh ..." Ihm stand der Unglaube ins Gesicht geschrieben. "Eigentlich kostet der ganze Hahn zwanzig Taler. Jetzt sind es wohl nur noch zehn..." Augenblicklich kramte Fallon seinen geldbeutel hervor und legte die gewünschte Anzahl auf den Tresen.


    "Bitte sehr. War schön mit Euch Geschäfte zu machen." Die komplette Taverne war in Stille versunken, als Fallon sich mit gefüllten Bauch erhob, die Knochen in einer seine Taschen packte und durch die stumm-starrende Menge stolzierte. Fallon genoss dieses Gefühl. Es erfüllte ihn mit einem aufregenden Kribbeln. So war es wirklich lustig, wie sie alle drein starrten. "Einen angenehmen Tag!", rief er über die Schulter, als er letztendlich durch die Tür nach draußen trat.


    An der frischen Luft angekommen, umgarnte ihn sofort die salzige Luft Obenzas. Es war ein angenehmer Wind aufgezogen, der den frischen Duft des Ozeans mit sich trug. Es war klar und sonnig, die Völker dieser Stadt geschäftigt unterwegs. Der Wirt hatte Obenza als "Freie Stadt" bezeichnet, wirklich damit anfangen konnte Fallon allerdings nicht viel. Für ihn stand fest, dass er jetzt dort an der Mauer angelehnt auf den Straßenhund warten musste.

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  • Fallon hatte ihn offenbar nicht bemerkt. Tsacko lag in Hundegestalt entspannt auf der gepflegten Mauer, gesprenkelt von einem Spiel aus Licht und Schatten, das die Nachmittagssonne durch eine Baumkrone über ihn legte, den Kopf auf die Pfoten gebettet und blickte auf den Mann unter sich. Fallon lehnte an den Steinen der Mauer und wartete auf ihn. Tsacko beschloss, zu warten und ihn ein bisschen zu beobachten, einfach nur zum Spaß.


    Erst nach einer geraumen Weile gähnte Tsacko auf Hundeart mit weit aufgerissenem Maul und zurückgelehnten Ohren, während gleichzeitig ein Quietschen im Ultraschallbereich aus seiner Kehle klang, von dem nur die letzten paar Töne für ein menschliches Ohr zu vernehmen waren. Noch im Strecken verwandelte er sich in den Alben mit den raspelkurzen Haaren und den abstehenden Ohren, drehte sich auf den Rücken, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und legte den Fuß auf das Knie.


    "Guten Tag", sagte er. "Wie ich rieche, hast du gut gegessen."

  • Die Ruhe die Fallon durchströmte, war ein wundervolles und willkommens Gefühl. Der wärmende Lichtschein streichelte sein Gesicht. Es war ein herrliches Gefühl, selbst in einer so engen und großen Stadt dennoch dieses wunderbare Gefühl der Natur auf der Haut spüren zu können. Fallons Augen hatten sich geschlossen, während die Sonne sein Äußeres wie auch inneres wärmte. Seine Rute hätte er am liebsten einfach freien Lauf gelassen und wild damit vor Freude gewedelt. Es erfreute ihn immer, wenn er zurück an die Luft und sich dieses Gefühl einverleiben konnte.


    Kaum jedoch trat er aus dieser Trance, vernahm er doch bald einem ihm bekannten Duft, gefolgt von einer tiefen Stimme. War der Köter wirklich schon die gesamte Zeit hier? Etwas verwundert blickte sich der Wolf um und versuchte ausfindig zu machen, woher diese Worte gekommen waren. Sein Gehör war sonst auch gut, aber er war abgelenkt. Zumindest musst er dies zähneknirschend eingestehen. Schon bald erfassten seine Augen jedoch ein von der Mauer baumelndes Bein. Wohlgemerkt ein nacktes Bein, dass nach weiterem Hinaufschauen in einen komplett nackten Körper mündete.


    Die Augen Fallons wurden groß und leicht errötend wandte er den Blick von dem Mann ab, der sich da so selbstverständlich der Öffentlichkeit präsentierte. "Du hättest dir ja wenigstens etwas anziehen können.", murmelte Fallon, als er in seiner Tasche nach etwas zu suchen schien. Wenige Sekunden später umfasste er auch schon den noch immer warmen Knochen des Hähnchens und warf ihn nach oben, direkt zu Tsacko hinauf. "Ich dachte, du könntest auch mal eine Kostprobe haben. Magst ja Knochen so."


    Darauf lehnte sich Fallon einfach wieder zurück an die Wand und dachte gar nicht daran, auf den nackten Mann auf der Mauer zu schauen. Einige seltsame Blicke gab es bereits von vorbeilaufenen Passanten. Der Typ hatte sie doch nicht mehr alle! Mit einer Hand fasste sich Fallon an die Stirn und blickte zu Boden, als ob er gar nicht erst wüsste, dass da ein männliches Exemplar Freilauf hatte.

  • "Ja klar, ich renne als Hund in Klamotten rum", antwortete Tsacko halb scherzend, halb verständnislos und ließ sich hinter die Mauer fallen. Dort hatte er in einem Stoffbeutel seine Kleidung deponiert, den er in der Schnauze mitgetragen hatte. Er kleidete sich an und schwang sich zurück über die Mauer.


    Als Alb stank er noch schlimmer denn als Hund. Er war barfuß und seine Füße schmutzig ohne Ende. "Also, du willst Obenza sehen. Die bekannteste Sehenswürdigkeit ist hier, der Sündentempel. Und jetzt zeig ich dir den Hafen. Komm mit." Er marschierte los.


    In Albengestalt dauerte es eine gefühlte Ewigkeit und Tsacko wäre viel lieber Hund geblieben. Er erntete schiefe Blicke und auch einige blöde Kommentare wegen seiner Ungepflegtheit. Unterwegs fragte er einige Touristen nach Geld. Die meisten ignorierten ihn einfach, als wäre er Luft. Einer von ihnen unterstellte, er würde sich davon eh nur Alkohol kaufen. Erst nach zwanzig Versuchen gab ihm jemand eine winzige Menge Kleingeld, das er in einer Reißverschlusstasche seines Schals verstaute, den er trotz der Wärme trug.


    "Da sind wir. Der Hafen von Obenza, der weltgrößte Handelshafen. Schau dir diese Schiffe an!"

  • Abermals schlängelte sich das Blut Fallons in die Wangen, als er Tsacko von der Mauer springen sehen. Dieser Köter war echt die Krone seiner Schöpfung. Im negativen Sinne. Kein Gefühl dafür, warum ihn die Völker Obenzas verabscheuen. Es verwunderte Fallon aber auch nicht sonderlich, aber er hatte ein Verpsrechen gegegeben und wollte es einhalten. Letzten Endes hatte er auch etwas davon, selbst wenn Tsacko sehr anstrengend werden würde.


    Das wurde er auch. Öfter als es Fallon lieb war, rutschte er von dem Streuner weg und tat so, als ober ihn nicht kennen wollte. Er bettelte wahrlich wie ein Straßenköter alles an, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Statt einfach Fallon zu fragen. Nein, er musste sich und Fallon selbst mit seiner Bettelei blamieren. Ganz abgesehen davon, dass er den leckeren Hühnerknochen einfach hat im Dreck liegen lassen. Das sollte aber nicht sein Problem sein. Trotzdessen, dass es einer der wohl größten Verschwendungen war.


    Nach einem recht qualvollen Weg für den Verstand Fallons, kamen sie nun also am Hafen an. Hier hatte sich der Geruch von Salz und Fisch nur noch verstärkt, was aufgrund des Anblickes wirklich kein Wunder war. Doch zugegeben, solch riesigen Schiffe hatte er noch nie gesehen! Er kannte nur kleine, vielleicht eher mittelgroße Fischerboote, aber die Schiffe die hier vor Anker lagen, übertrafen alles was er bisher gesehen hatte. "Woooooww...", entglitt seiner Kehle, während er mit offenem Mund dastand und die Segelschiffe vor sich betrachtet.


    "Sieht das hier immer so aus?", fragte er, ohne seinen Blick von den Schiffen zu lösen. "Das ist wahrlich beeindruckend. Hier zu leben ist bestimmt ein wahrer Traum." Tief atmete er den Geruch des Meeres ein, gefolgt von dem Gestank des Fisches. Doch war er ein Wolf, was hatte er schon zu meckern? "Du musst mir später unbedingt noch mehr davon zeigen!", japste er freudig und voller Abenteuerlust, wandte sich dann aber wieder Tsacko zu, der sicherlich schon weiter wollte.

  • "Manchmal ist es sogar noch beeindruckender, wenn die Goblins mit ihren Zeppelinen anrücken! Aber die sieht man leider nur sehr selten. Ob es sich in Obenza schön lebt, kommt darauf an, ob man oben oder unten wohnt. Man kann hier besser als irgendwo sonst auf Tasmeron leben, aber auch sehr viel schlechter. Nirgendwo sonst klaffen arm und reich derart weit auseinander."


    Tsacko pulte sich etwas aus dem Ohr und lutschte es vom Fingernagel. Dass Fallon ihn trotz der freundlichen Worte schon zuvor missbilligend gemustert und übermäßig großen Abstand zu ihm gehalten hatte, war ihm nicht aufgefallen.


    "Also, was sind die Sachen, die dich am meisten interessieren? Wenn ich dir ganz Obenza zeige, sind wir einige Wochen unterwegs. Ich kann dir die Hängenden Gärten zeigen, den Fischmarkt, das Söldnerlager, auch wenn die uns da nicht reinlassen, den Fischmarkt - ach nee, hatte ich schon gesagt - den Wassercircus, ungefähr zwanzigtausend verschiedene Kneipen, den Großen Park mit seinen Liegewiesen, das Rotlichtviertel, den Zeltplatz der fahrenden Händler und noch vieles mehr. Such dir was aus."

  • Mit einem freudigen Funkeln in den Augen lauschte Fallon Tsacko, der von den riesigen Goblinluftschiffen sprach. Es regte wahrlich die Fantasie des Wolfes an. Solche Dinge hatte er noch nie gesehen! Wie sahen sie wohl aus? Wie Segelschiffe, nur in der Luft? Die Segel fingen die Winde ein und ließen die Giganten über die Wolken schwebe? Doch wie kamen sie sicher herunter? Es musste doch bestimmt eine beängstigende Erfahrung sein, keinen festen Boden unter den Füßen zu wissen. Innerlich setzte er ein solches Schiff auf seine gedankliche Liste der Dinge, die er unbedingt noch erleben wollte.


    Schnell drängte sich aber der Auftrag und seine Bezahlung wieder in den Vordergrund. Er war nicht dort um zu staunen, sondern um zu arbeiten. Dementsprechend wägte Fallon als nächstes seine Optionen ab, welche Tsacko ihm bot. Für kneipen und den Fischmarkt interessierte er sich nicht. Doch zwei Dinge stachen bei den Vorschlägen des Streuners genau hervor. "Zeige mir bitte das Söldnerlager und den Park. Danach schlage ich vor, dass wir zum Friedhof gehen. Dort wartet jemand auf uns." Mit einem breiten Grinsen deutete Fallon in eine beliebige Richtung, trat einen Schritt zur Seite um seinen Begleiter den Vortritt zu gewähren.

  • Tsacko schob sich an seinem Begleiter vorbei und umwölkte diesen dabei mit einer Wolke von Undüften, die von vernachlässigter Körperhygiene zeugten, so wie seine ganze heruntergekommene Erscheinung. Er ging voran, die Steinquader, mit denen die Straßen gepflastert waren, fühlten sich heiß unter seinen nackten Füßen an.


    "Das Söldnerlager", sprach er, "liegt natürlich außerhalb. Wir haben sogar mehrere davon, sie wechseln manchmal, aber ich zeige dir das größte und bekannteste."


    Vom Hafen aus schlenderten sie die Promenade entlang, Silbermöwen kreischten und die silbernen Finnen von Sandjägern teilten das Wasser des Meeres. Irgendwann endete die Uferbefestigung und machte einem schmutzigen, stark frequentierten Sandstrand Platz. Glasscherben und Unrat lagen verstreut, gelegentlich wurde ihr Weg von Zäunen unterbrochen und sie mussten einen Umweg gehen. Es dauerte lange, ehe sie endlich das Lager erspähten, eine Ansammlung von geometrisch angeordneten Gebäuden, die von einem Palisadenzaun umgeben wurden.


    "Das ist es. Hübsch, oder? Und frühmorgens wird man vom lieblichen Geschrei der Offiziere geweckt, wenn man den Fehler macht, hier in der Nähe zu pennen. Komm mit. Ich will mal bei der Wachstube schauen, vielleicht hat mein Kumpel grad Dienst."


    Sie näherten sich dem Eingang, der schwer bewacht wurde. Tsacko fragte nach einem gewissen Firxas und nach einem kurzen Hin und Her kam ein beleibter Tiefling in einer leichten, sehr gebraucht aussehenden Kampfmontur heraus.


    "Werde ich nicht auf einen Eintopf eingeladen?", fragte Tsacko enttäuscht.
    "Heute nicht, ist viel los. Haufen Anwärter, die gemustert und zugeteilt werden wollen. Hab nicht viel Zeit, gibt es was Neues?"
    Tatsächlich herrschte ein reger Andrang von Männern allen Alters.
    "Wir reißen Grizzly den Arsch auf! Er hier hilft mir!" Tsacko schlug Fallon die Hand auf die Schulter, als hätte er persönlich ihn ausgebildet.
    "Ah, ja?", erwiderte Firxas und betrachtete den Wolf.

  • Den ganzen Weg kam Fallon nicht umher, über den stinkenden aber dfennoch äußerst potenten Geruch Tsackos nachzudenken. Fallon kannte es selbst, wenn er einige Tage für einen Auftrag unterwegs war und sich deswegen nicht säubern konnte. Geschweige denn von den Zeiten dazwischen, in denen er keine wirkliche Bleibe hatte und somit ungewaschen durch die Lande zog. Doch etwas anderes prägte sich vom Geruch des Sträuners ein, dass Fallons feine Nase nicht richtig ausmachen konnte.


    Jedenfalls kamen sie schon bald vor den Toren des Söldnerlagers an, welche einem riesigen Ansturm an Männern Herr werden mussten. War der Beruf des Söldner tatsächlich so beliebt, dass man sich förmlich dafür anstellte? Der Wolf selbst musterte ein paar, viele sahen schon weitem unbrauchbar aus. Entweder zu alt oder schwächlich. Manchmal auch beides. Die Ausbilder dieser Kompanie mussten sicherlich einiges an Ärger und Frust an diesen Rekruten haben. In diesem Moment war Fallon froh, dass sein Ausbildung gänzlich anders verlaufen war, weswegen er sich nicht mehr in diese Schlange einreihen musste.


    Seine Musterung wurde jedoch von einer kräftigen Hand auf seiner Schulter unterbrochen. "-hilft mir!", bekam er nur noch mit. Fallon hatte gar nicht richtig zugehört. Zwei Augenpaare ruhten auf ihn, während der dicke Kerl vor ihm ihn fragend beäugte. Das konnte niemals ein Söldner sein, geschweige denn ein Ausbilder. Viel zu ungelenk. Vielleicht ein stupider Haudrauftyp?


    "Ähh, ja. Fallon. Fallon Düsterwind. Freier Söldner und Tsacko hier ist mein Auftraggeber.", antwortete er wahrheitsgemäß, wobei er schließlich ein wölfisches Grinsen an den Tag legte.
    "Der arme Alpha hier, schafft es ja nicht sein Territorium zu verteidigen. Da dachte ich, dass er Hilfe ganz gut gebrauchen könne." Unschuldig zuckte Fallon mit den Schultern, wobei in seiner Stimme offensichtlich eine Infragestellung der Position Tsackos war.
    "Die neuen Rekruten scheinen recht armselig, wenn Ihr mich fragt." Fallons Blick schweifte einmal mehr über den Andrang.

  • Firxas bewegte die Augen in Richtung der gut gelaunten Rekruten und schaffte es, dabei nicht das Gesicht zu verziehen.
    "Obenza liegt hier an einer wichtigen Position", erklärte er. "Sowohl Naridier als auch Kaishos nehmen gern die Dienste unserer Söldner in Anspruch. Es gab schon genügend Schlachten, da war Obenza das Zünglein an der Waage, das den letzten Ausschlag gegeben hat. Und auch im Inneren der Stadt unterstützen wir hin und wieder die ein oder andere Gruppierung, wenn auch in zivliler Aufmachung, so dass man uns meist nicht gleich als Söldner erkennt. Die Auftragslage ist hervorragend, aber auch mit den entsprechenden Risiken verbunden. Darum ist der Dienst hier verhältnismäßig gut bezahlt. Also wenn du mal einen Job brauchst ..."
    Firxas betrachtete Fallon, der ihm vermutlich besser zusagte als ein Großteil der Pfeifen, die da in der Schlange standen, die er heute noch durchzuarbeiten hatte.


    "Fallon hat schon einen Job", erzählte Tsacko. "Er arbeitet nämlich für mich. Sogar unentgeldlich."
    Er betrachtete arrogant seine ungepflegten Fingernägel. Firxas zog eine seiner kahlen Augenbrauen um einen halben Millimeter hoch, man sah es nur, wenn man genau hinschaute. Aber Tsacko sah es genau.
    "Brauchst gar nicht so dumm zu glotzen!", keifte er. "Also, hast du nun was zu Essen oder nicht?"


    Firxas winkte einen Söldner heran, der kurz verschwand und dann mit zwei in altes Papier eingewickelten Paketen wiederkam. Jedem Gestaltwandler reichte er eins. "Dem Besitzer der Rationen ist leider kurzfristig der Appetit vergangen. Ich sagte ja, gefährliches Pflaster. Lasst es euch schmecken."


    "Oh, Mann, du bist der Beste!" Unter der Jacke, die Tsacko um die Hüfte trug, wedelte wie verrückt der kurze Schwanzstummel, den er auch in Albengestalt nicht los wurde.


    "Vielleicht erinnerst du dich irgendwann mal daran. Ich muss wieder. Tsacko. Fallon."
    Der Tiefling nickte beiden nacheinander zu und stapfte zurück zur Wachstube.


    Fröhlich spazierte Tacko wieder in Richtung Stadt.
    "Siehst du? Sogar hier beschenkt man mich. Da zweifel du noch mal meinen Alphastatus an. Du kämpfst für mich ohne Bezahlung, Firxas füttert mich durch ... ich sehe vielleicht nicht so aus wie der geborene Anführer, aber in eurem Unterbewusstsein spürt ihr, dass ihr euch mir unterordnen müsst. Eines Tages wirst du das verstehen. Aber ich bin nachsichtig in Anbetracht dieses so gut begonnenen Tages. Und jetzt zeig ich dir den Großen Park, dort können wir frühstücken!"


    Er kletterte eine Eisenleiter hinauf, balancierte mit dem Essen im Mund über ein Rohr, das quer über einer Gasse verlief und so gelangten sie auf die erste Ebene der Dächer. Hier sah es schon etwas gepflegter aus als in den unteren Gassen. Sie spazierten über schlecht gewartete Brücken und Dächer, die den Charme von Hinterhöfen in Mietskasernen hatten und kletterten schließlich eine Dachrinne hinauf.


    "Dritte Ebene! Auf die noch höheren kommen wir leider nicht so einfach, da sie bewacht werden. Das riskiere ich nicht ohne Not und schon gar nicht vor dem Frühstück. Aber hier ist es schon ziemlich hübsch!"


    Tatsächlich waren die terassenartigen Dachgärten hier grün und überall blühte irgendetwas. Es gab zahlreiche öffentliche Plätze mit Bänken und sauber gepflasterte Wege. Auch die Brücken waren hübsch geschwungen und mit Rosentoren versehen. Doch umso abweisender schaute man die beiden an und nicht selten wurden sie beschimpft oder man versuchte, sie davonzujagen. Aber Tsacko war das gewohnt und er konnte sehr gut unterscheiden, ob jemand nur meckerte oder ob Gefahr von ihm ausging, also blieb er rundum entspannt. Auch die Luft hier oben war frisch und sauber, kein feuchter Uringestank, kein aufgeweichtes Zeitungspapier, keine vermoosten und verlotterten Mauern wie in den Gassen. Und so erreichten sie den großen Park.


    Er hatte das Aussehen eines Amphitheaters mit Ringen auf allen Ebenen, die jedoch nicht miteinander verbunden waren und nur über die jeweilige Ebene erreichbar waren. blühende Hängepflanzen wehten im Wind und die Kirschbäume standen in voller Blüte. Ganz unten war eine riesige, schlammige Wiese mit einem dunklen Teich, der von Schilf und wilden Baumgruppen umgeben war, wo Leute badeten oder mit ihren Hunden spazieren gingen, auf den höher gelegenen Ringen nahm der gepflegte Parkcharaker immer weiter zu. Ganz oben gab es verglaste Kuppeln, so dass man auch bei Regen draußen sitzen konnte und seltene exotische Pflanzen so wie moderne Skulpturen, doch dieser Ring war für sie unerreichbar. Doch auch ihrer war bereits sehr schön.


    Tsacko setze sich an einer sonnigen Stelle in das frisch gemähte Gras und ließ die Beine von der gemauerten Kante baumeln. Es ging mehre Meter in die Tiefe bis zur darunter gelegenen Ebene. Er packte sein Frühstück aus, dunkles Brot, ein Stück Kochschinken und ein Apfel.


    "Guten Appetit, Fallon!"

  • Gebannt hatte Fallon den Erzählungen Firxas' gelauscht und auch wenn er selbst nicht so wirkte, als ob er wirklich ein Söldner war, so überzeugten doch seine Worte und die dahinter liegende Sicherheit, dass er einer der Söldner sein musste. Er sah einfach nur noch in Form für solch eine Arbeit aus. Zum Abschied nickte auch Fallon dem Mann zu, bedankte sich für das Essen und erwägte jetzt schon, sich einmal die Auftragslage dieses Lagers anzuschauen. Doch die Pflicht rief, als Tsacko schon zum weitergehen drängte.


    Das Essen hatte er in einer seiner Taschen verstaut, so war er nach dem Gelage noch immer satt und verspürte keinerlei Drang etwas zu sich zu nehmen. Die Worte Tsackos überhörte er bewusst, so war er sich sicher, dass der Streuner schon noch eine Bezahlung für diesen Auftrag springen lassen musste. Ob er wollte oder nicht.


    Stattdessen folgte Fallon Tsacko quer über die Dächer. Es war ein atemberaubender Eindruck, der sich ihm bot. Wie auf einem Schiff, welches er einst einmal zu seinen festen Söldnerzeiten betreten musste, baute sich diese Stadt in Decks auf. Das unterste war das schmutzigste, es wurde immer besser, je weiter man nach oben kam. Entsprechend änderte sich aber auch die Mentalität der Leute.


    Wo er noch auf den niedrigeren Dercks ignoriert wurde, und beleibe war er nicht so verlaust wie Tsacko, waren Abscheu und böse Blicke um ihn herum. Unsicher blickte er an sich herab, allerdings hatte er keinerlei Beanstandungen vorzunehmen. Fallon war sauber, stank nicht und wirkte allgemein nicht ein Obdachloser. Die Worte die man ihm dann zuwarf, ließen ihn sich anspannen und seine Rechte legte sich unbewusst auf den Schwertgriff. Wer könnte denn ahnen, was diese Leute wollen.


    Dessen zum Trotz versuchte er dennoch die wahrliche Schönheit des Parks zu genießen. Die Düfte und Klänge von Natur waren vorhanden, sie erinnerten ihn gar an die Wälder draußen. Ein Paradies innerhalb von Häusern und Straßen. Es war ein wunderbarer Anblick, bei dem Fallon nicht umhin kam, die Augen zu schließen und tief durchzuatmen.


    Vollkommen fasziniert beobachtete er zudem alles was um ihn herum geschah. Menschen, die hier lungerten und spielten. Vögel die zwitscherten, sowie Hunden die sich hier austobten. Es war ein herrliches Gefühl. Zwar nichts im Vergleich zum Wald in der Natur, aber es kam sehr nah heran.


    Scheinbar waren sie aber schon bald an ihrem Ziel angekommen. Hätte Tsacko nicht angehalten und sich gesetzte, wäre Fallon wohl blindlöings den Abgrund hinuntergelaufen.


    "Guten Hunger.", wünschte er seinem Begleiter noch, als er sich schließlich neben den Streuner ins Gras legte und seine Augen gen Himmel blickten. Die Glaskuppel war schön anzusehen und praktisch obendrein. Auf was für Ideen die Menschen kamen.


    "Zugegeben, es ist wirklich schön hier.", meinte er nach einigen Sekunden des Schweigens, dass nur von den Essgeräuschen des Streuners durchbrochen wurde. "Wer auch immer die Idee für einen Park dieser Größe und Schönheit hatte, ich zolle ihn meinen größten Respekt."


    Behutsam nahm er das Schert vom Gürtel und legte es neben sich. Es störte nur beim bequemen liegen, auch wenn er wohl jetzt besonders darauf achtete. "Warum sind die Menschen auf dieser – wie sagtest du – Ebene, warum sind sie so abweisend und kalt?" In dieser Frage lag naive Neugierde, die auch Fallon direkt auffiel. Doch konnte er es nicht gänzlich nachvollziehen.

  • Tsacko aß nicht, er fraß das Essen. Auf Hundeart verdrehte er den Kopf und biss mit den Backenzähnen ab, anstatt mit den Schneidezähnen und schluckte die Brocken dann ohne zu kauen herunter. Als er fertig war, fragte er Fallon "Isst du das nicht mehr?" und zeigte auf dessen Portion.


    Gemeinsam ließen sie hernach den Blick über den Terrassentrichter schweifen und Fallon erkundigte sich nach dem Grund, warum sie so abweisend behandelt worden waren.


    "Oh, das dürfte vor allem an mir liegen. Man sagt mir eine gewisse Ungepflegtheit und einen würzigen Eigengeruch nach. Aber schön, dass es dir nicht aufgefallen ist, da kann es ja so schlimm gar nicht sein!" Er legte sich auf den Rücken, um seinen überfüllten Gedärmen Raum zu geben. Er hatte die komplette Tagesration eines körperlich schwer schuftenden Söldners mit einem Mal aufgegessen und das merkte er nun. Sein Bauch war merklich verdickt und tat ziemlich weh. Aber wie es aussah, wollte Fallon ohnehin noch nicht sofort weiter.


    "Obenza ist vertikal in eine Art von Revieren unterteilt", erklärte er weiter. "Ganz unten wohnt der Bodensatz, also ich und du und ein paar andere. In der Mitte die Mittelschicht und ganz oben die wohlhabendsten und einflussreichsten Bürger, hauptsächlich aus dem inneren Kreis des Schmugglernetzwerkes. Darum werden die Zugänge zu den Ebenen auch immer stärker bewacht, je höher man kommt. Zu den allerobersten kommt man nur per Heißluftballon oder Greif. Man sagt, dass sie so reich sind, dass sie Milch wie Wasser verwenden. Sie baden darin, lassen sich die Wohnung damit putzen, waschen ihre Klamotten darin. Und sie reißen sich die Zähne aus und ersetzen sie durch pures Gold."


    Tsacko ließ sein schiefes Grinsen blitzen. "Meine Heimat! Jetzt erzähl mir was von deiner, bevor ich dich Grizzly zum Fraß vorwerfe. Wo kommst du her? Wie sieht es da aus? Vom Dialekt her würd ich auf Naridier tippen. Hab ich Recht?" Er grinste breiter und knuffte Fallon mit der Faust gegen den Arm. "Natürlich hab ich Recht! Wieso verlässt einer das reiche Naridien? Ich wäre ja an deiner Stelle dort geblieben, wenn ich da schon mal geboren wäre."

  • Mit einem ungläubigem Kopfschütteln kommentierte Fallon stumm die Frage Tsackos. Der wollte wirklich alles in sich hinein stopfen, was er in die Pfoten bekam. Was konnte man ihm das auch verübeln, so war er ein Streuner und bekam scheinbar trotz seines großen Rudels keinen Happen zu Essen. Jedenfalls nichts, wofür es sich wirklich zu jagen lohnte.


    Während der Streuner das Essen verschlang und nachdem Fallon seine Frage gestellt hatte, verschränkte dieser die Hände hinter dem Kopf. Es brachte ihn in eine angenehmere Position, in der auch nicht umhin kam, die Augen zu schließen. Kurz darauf verschärften sich all seine anderen Sinne. Die Vögel waren noch genauer zu hören, genau wie die Gerüche nun intensiver waren.


    Eines stach bereits direkt heraus: der starke und dominante Geruch Tsackso. Im selben Moment sprach dieser auch von seinem Körpergeruch und dies verleitete den Wolf nur zum Grinsen. "Du darfst aber nicht vergessen, dass ich ein Wolf bin und somit deiner Spezis angehöre. Ich nehme deinen Geruch anders war als die Menschen. Ich rieche deine Markierungen und deine Dominanz, die Menschen nur Gestank."


    Mit größter Ruhe und Entspannung ließ Fallon die Natur in diesem Park über sich fahren. Das Gefühl blieb so herrlich, wie es schon zu Beginn war. "Es ist schade, dass die Menschen in solch einer stumpfen Hierarchie leben.", kommentierte er nebenbei die Aussagen Tsackos, ohne wirklich dessen Worten groß Gehör zu schenken oder sie weiter zu durchdenken.


    Allerdings erforderten seine nächsten Fragen nach Fallons Herkunft einer bedeutenderen Aufmerksamkeit, als es noch die Worte davor taten. Während das eine Auge geschlossen blieb, öffnete sich das andere und schaute Tsacko neben sich an. "Meine Herkunft?", hakte er noch einmal nach. Fallon war sich nicht ganz sicher, was er erzählen sollte.


    "Um ehrlich zu sein weiß ich nicht ganz, woher ich komme.", berichtete er wahrheitsgemäß. "Die meiste Zeit habe ich mit meiner Familie in einer Karawane verbracht, bevor man mich aus dieser verbannt hatte. Du weißt schon, wegen Gestaltwandler sein und so. Die meiste Zeit war ich eher unterwegs und habe keinerlei Ahnung gehabt, in welchem Land ich bin oder zu welchem Volk ich gehöre." Seine Sprache unterbrach sich durch ein müdes Gähnen. "Auf jeden Fall bin ich ein freier Wolf und kannte nur den Wald. Du weißt schon. Viele Bäume, Tiere und genug Orte zum markieren."


    Mit einem genüsslichen Seufzen streckte sich Fallon und setzte sich sogleich auf. Sein Blick wandte sich zu Tsacko, der dort noch im Gras lag. "Seitdem wandere ich einfach nur umher, war zwischenzeitlich mal Teil einer Söldnerkompanie." Sein Schwert fand wieder den Weg an seinen Gürtel. "Dennoch habe ich mich nicht groß mit den Lebenseinstellungen der Städter auseinander gesetzt. So ist mir reich oder arm egal. Letztendlich sind alle gleich."


    Mit einem neugierigen Blick musterte er Tsacko wie er dort im Gras lag einmal genauer. "Du hast aber auch viel durch." Sein Blick blieb bei den Narben an den Ohren des Streuners hängen. "Zu viel, so mitgenommen wie du aussiehst. Einiges weiß ich ja schon, ich bin mir aber sicher, dass da noch viel mehr ist."

  • Tsacko lauschte Fallons Worten, während er verdaute. So vollgefressen, mit guter Gesellschaft bei schönem Sommerwetter draußen und mit einer angenehmen Beschallung in Form von Erzählungen fühlte er sich pudelwohl. "Ich mag stumpfe Hierarchien", warf er unter lautem Gähnen ein. Ihm entging nicht, dass Fallon sehr oberflächlich blieb in seinen Ausführungen, aber irgendwann würde er ihn schon noch ausquetschen.


    Fallon fragte schlussendlich nach seinen Narben. Tsacko streckte sich aus, während er auf der Wiese fläzte. "Tjaaa!", posaunte er. "Diese Narben habe ich von größenwahnsinnigen Rüden, die der Meinung waren, sich mit mir messen zu müssen. Frag nicht, wie die jetzt aussehen! Als hätte man sie durch den Fleischwolf gedreht! Am Ende haben sich winselnd und mit eingezogenem Schwanz auf dem Rücken vor mir im Dreck gewälzt und um Gnade gefleht." Er kratzte sich ungeniert am Sack. "Natürlich bleiben auf dem Weg zum Alphathron ein paar kleine Blessuren nicht aus. Der Weg bis zum Alpha ist blutig, sagt man doch. Trophäen an der Wand der Ruhmeshalle meines Körpers - oder so. Ehrlich, ich seh nicht aus wie der Kämpfer schlechthin, aber ich hab`s drauf ohne Ende! Mich unterschätzen die Meisten, bis sie das erste Mal im Dreck liegen."


    Tsacko rollte sich auf den Bauch, blickte Fallon an, presste die Arme lang vor sich ins Gras und hob den Hintern, die Füße ins Gras gestemmt. Dann bellte er ihn mit hoher Stimme mehrmals kurz hintereinander an, obwohl er noch Albengestalt hatte. Er hielt den Blick auf Fallon gerichtet und sprang in dieser unmöglichen Körperhaltung ein paar Mal hin und her.

  • Nachdenklich lauschte Fallon den Worten Tsackos. Dies war nur ein weiterer Beweis, dass sich der Wolf niemals als Alpha sehen wollte. Natürlich hatte er seinen Stand und war bereits, darum zu kämpfen. Doch Rudel und ihre ständigen Gerangel um Macht innerhalb der eigenen Reihen schien für Fallon einfach ein sinnloses Übel. Dennoch war es wohl Gang und Gäbe, dass es nicht nur unter Menschen, sondern auch in Rudeln vorkam.


    "Immerhin lebst du noch und hüpft freudig vor mir umher.", kommentierte Fallon letztendlich nur noch trocken, als er den Hundewandler vor sich sah, wie er in gänzlich hündischer Manier umhersprang. Dabei dachte Fallon schon, dass er zu lang in seiner Wolfsgestalt verbracht hatte. Tsacko war der Beweis, dass es noch wesentlich schlimmer gehen konnte. Nach einigen Sekunden des trockenen Starrens jedoch, verzogen sich seine Lippen zu einem schelmischen Grinsen. "Guter Junge, hast du fein gemacht!" Zwar weckte dieser Satz auch in ihm vergangene Erinnerungen, aber es war einfach passend zu der Situation.


    Provokativ klopfte Fallon mit beiden Händen auf die Oberschenkel. "Na komm, dann gehen wir mal den bösen Wauwau besuchen, dir dein hart erkämpftes Territorium abstreitig macht!" Das Grinsen ließ dabei einfach nicht ab. "Du darfst vorlaufen." Die Mundwinkel Fallons zuckten immer wieder nach oben, sein Lachen unterdrückte er mit großer Mühe.

  • Enttäuscht setzte Tsacko sich auf den Hintern. Ein paar Leute waren stehengeblieben und hatten seinen Spackanfall auf allen Vieren mit offenem Mund beobachtet. Jetzt, da der verlotterte Waldalb sich offensichtlich normalisiert hatte, gingen sie weiter.


    Natürlich drückte der Kerl sich vor dem geplanten Kampfspiel. Wahrscheinlich hatte er Schiss, nachdem Tsacko dermaßen auf den Putz gehauen hatte! Und außerdem untergrub er Tsackos Autorität, indem er dessen Spielaufforderung nicht annahm. Tsacko wollte raufen und der Doofi veralberte ihn!


    Er murrte missgestimmt vor sich hin. Eine bessere Drohung fiel ihm irgendwie grad nicht ein. Aber er sprach wegen seiner vielen Zeit in Hundegestalt auch nicht sehr oft und war daher nicht sonderlich schlagfertig oder redegewandt, auch wenn er zum Quasseln neigte, wenn er schon mal als Alb rumlief.


    Tsacko • Fr 23. Jun 2017, 15:03
    Du hast dich gedrückt!
    Gedrückt! Ist das eines Wolfes würdig?


    Fallon • Fr 23. Jun 2017, 15:04
    Gedrückt?
    Wovor?


    Tsacko • Fr 23. Jun 2017, 15:05
    Vor dem Kampfspiel!
    Ich wollte dich fertig machen und du hast einfach Nö gemacht.


    Fallon • Fr 23. Jun 2017, 15:05
    Haha!


    Fallon • Fr 23. Jun 2017, 15:05
    Für diese kleinen Spielchen habe ich keine Zeit, schließlich gilt es noch einen gewissen Grizzly zu erlegen


    Tsacko • Fr 23. Jun 2017, 15:06
    Pöh, du würdest noch WÜNSCHEN, du hättest mit mir gespielt!
    Nämlich dann, wenn du mal selber spielen willst, und ich Nö mache!


    Tsacko • Fr 23. Jun 2017, 15:06
    Wie gefällt dir das, hm?!


    Fallon • Fr 23. Jun 2017, 15:06
    Dafür ist später noch Zeit. Dann spielen wir und ich schwöre dir, es wird spaßig.


    Tsacko • Fr 23. Jun 2017, 15:07
    Aber mit Zwicken!
    r
    Fallon • Fr 23. Jun 2017, 15:07
    Okay, mit Zwicken.


    Tsacko • Fr 23. Jun 2017, 15:07
    :D


    Fallon • Fr 23. Jun 2017, 15:07
    Oh großer Alpharüde. :D
    *wuschelt Tsacko durch die Haare*


    Tsacko • Fr 23. Jun 2017, 15:08
    Siehst du diesen Zahn hier? Und diesen? Der wird dich zwicken!
    Du untergräbst meine Autorität *murr*
    Man wuschelt nicht den Alpha!


    Tsacko • Fr 23. Jun 2017, 15:08
    Wuschel lieber Grizzly. :D


    Fallon • Fr 23. Jun 2017, 15:08
    Ich untergrabe doch nicht die Autorität! *wuschelt weiter, streichelt dazwischen aber mal*


    Tsacko • Fr 23. Jun 2017, 15:10
    *duckt sich vor der von oben auf ihn draufpatschenden Hand* Mann ... Mann! Eh, jetzt mal! Man wuschelt nicht Hunden auf dem ... auf dem Kopf! Du darfst mich hinter den Ohren kraulen, aber sanft! Nicht die Ohren kneten, das mag ich nicht!


    Fallon • Fr 23. Jun 2017, 15:10
    *grinst richtig breit*


    Tsacko • Fr 23. Jun 2017, 15:10
    Da. *zeigt* Da darfst du.


    Fallon • Fr 23. Jun 2017, 15:10
    *steichelt trotzdem auf dem Kopf und wuschelt da durch*
    Ich streichle und kraule dich, wo ich es will.


    Tsacko • Fr 23. Jun 2017, 15:11
    *schnappt nach der Hand*
    :sauer:


    Fallon • Fr 23. Jun 2017, 15:11
    *zieht Hand geschickt zurück*


    Fallon • Fr 23. Jun 2017, 15:11
    Böser Tsacko! Sehr böse!
    *grinst noch breiter*
    Benimm dich und sein braver Hund!


    Tsacko • Fr 23. Jun 2017, 15:12
    Ich mach das gleich mal bei dir! *strubbelt ihm mit beiden Händen grob die Haare durcheinander*
    Jetzt siehst du aus wie ein Bobtail!


    Fallon • Fr 23. Jun 2017, 15:13
    *muss die Augen schließen und genießt das Strubbeln mit einem ungewollten Hecheln*
    *Wird von den nächsten Worten herausgerissen*
    Hey, was soll das bitte heißen?
    *läuft rot an*
    Mach das nicht noch einmal!
    *ihm ist es peinlich, dass er es genossen hat*


    Tsacko • Fr 23. Jun 2017, 15:14
    *knetet die Ohren* Das kann ich auch! :sauer:


    Fallon • Fr 23. Jun 2017, 15:14
    *kann dem Drang nicht widerstehen, den Kopf zu Tsacko zu recken und die Berührung zu genießen*


    Tsacko • Fr 23. Jun 2017, 15:15
    Eh, Mann, so war das aber nicht gedacht!
    *überlegt*
    *streichelt ihm die Haare gegen den Strich!*


    Fallon • Fr 23. Jun 2017, 15:15
    *schreckt auf*
    Hey!
    *schüttelt sich*
    Lass das, du verdammter Köter!


    Tsacko • Fr 23. Jun 2017, 15:15
    *rubbelt stärker gegen den Strich* Nimm das! Und DAS!
    *die Haare und Schuppen stieben nur so*


    Fallon knurrte ungewollt, schubst ihn weg und knurrt noch lauter.


    Tsacko stolperte ein paar Schritte rückwärts. "Lass dir das eine Lehre sein!"


    Fallon spannte seine Beine an und sprang Tsacko an, um ihn zu Boden zu reißen.
    Er knurrt dabei bedrohlich und seine Fangzähne waren bereits gewachsen.


    Tsacko klatschte in den Dreck und wandt sich keifend.


    Fallon presste sein komplettes Gewicht auf Tsacko und geiferte nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht herum.


    Einige vorbeikommende Passanten guckten schief auf die zwei Männer.
    Tsacko machte eine hakende Bewegung und schafft es irgendwie, seine Kniekehle vor Fallons Kopf zu kriegen.


    Fallon war vollkommen verdutzt, was da plötzlich passierte.


    Tsacko drückte wie bescheuert das Bein nach hinten, um Fallon von sich wegzukriegen. "Das wirst du noch bereuen! ich sag das meinen Freunden!"


    Fallon rollte sich zur Seite weg, knurrte bedrohlich, ehe er einen weiteren Satz auf Tsacko machte, in der Hoffnung dass er nicht so schnell reagieren kann. Der Hundwandler wurde unter ihm geplättet und ächzte, als die Luft aus seinen Lungen entwich. Er verwandelte sich in einen Hund und begann brüllend um sich zu schnappen.


    Als die Augen Fallons die Verwandlung erfassten, zog er nach und binnen von nur wenigen Sekunden war die Rüstung abgefallen und ein schwarzer Wolf thronte über Tsacko. Einige Schritt machte er zurück, ließ Tsacko aufstehen, während seine Auigen diesen scharf beobachteten.


    Tsacko sprang auf und echauffierte sich mit wüstem Gekläff, weil man ihn auf den Rücken befürdert hatte.


    Fallon bellte weder, noch knurrte er, sondern begann Tsacko zu umrunden, den Blick auf diesen fixiert.


    Tsacko sträubte das Nackenfell und kreiste ebenfalls, die Breitseite Fallon zugekehrt, mit lang durchgestreckten Beinen und erhobenem Schwanz um zu zeigen, wie groß er war.


    Fallon blieb vollkommen besonnen und führte dieses Spiel fort, während er sich gar nicht größer macht oder gar versucht zu beeindrucken, der Blick war gewitzt und hinterhältig.


    Tsacko stakste näher und schob seinen Kopf knurrend über Fallons Rücken.


    Fallon hielt still und machte nichts, ließ die Geste über sich ergehen, ehe er plötzlich laut knurrte und sich mit voller Wucht gegen den Straßenköter warf.


    Ein wilder Hochkampf entbrandete, Tsacko brüllte so laut er konnte und versuchte irgendwie, Fallons Gesicht und Hals zu tackern und ihn umzuschmeißen, musste aber feststellen, dass er ein gutes Stück kleiner war und einen ziemlich ungünstigen Hebel hatte.


    Fallon seinerseits versuchte, gut den Angriffen Tsackos auszuweichen, ein oder zwei Mal erwischte es ihn auch, weswegen er ins Straucheln geriet, was ihn aber nicht davon abhielt, seinen kompletten Körper als Ramme zum Gegenangriff einzusetzen, als er frontal ein Satz nach vorn machte.


    Tsacko versuchte noch, sich seitlich wegzudrehen, aber gegen den Wolf, der fast das Doppelte von ihm wog, hatte er keine Chance, sobald dieser sein Gewicht ins Spiel brachte. Er versuchte noch, sich beim Stürzen irgendwo in dessen Mähne zu verbeißen, nahe am Ohr, damit Fallons Kopf fixiert war und er ihm nicht die Kehle zudrücken konnte.


    Genau das rettete aber Tsacko entsprechend den Kampf. Fallon hatte nicht mit der Wendigkeit und den Reflexen des Schäferhundes gerechnet, weswegen er den Biss in der Mähne nicht voll ständig entgehen konnte. Damit war sein Vorteil hinüber! Augenblicklich schüttelte sich der Wolf, um den festgebissenen Tsacko loszuwerden.


    Loszulassen jedoch war das, was ein Schäferhund niemals tat, sobald er einmal festgebissen war. Nicht einmal sein damaliger Herr hatte es geschafft, Tsacko per Kommando von einem Übeltäter abzubringen, sobald er einmal in dessen Schulter hing. Dimzel hatte ihn halb besinnungslos prügeln müssen. Und so blieb Tsacko auch diesmal gnadenlos hängen, während Fallon sich schüttelte.


    Schnell bemerkte Fallon, dass er den Hund nicht loswurde. Also musste eine andere Lösung her. Nur ungern aber in der Situation erforderlich, grub er seine Zähne in den Hinterlauf Tsackos, verbiss sich dort mit großer Kraft, um durch die Schmerzen den Hund zum loslassen zu bewegen.


    Tsacko jedoch wurde durch den Schmerz nur noch mehr angespornt. Fest wie ein Schraubstock blieb er hängen, was jedoch den Vorteil hatte, dass er nicht nachbiss und Fallon so keine größeren Verletzungen davontragen würde, bis auf eine Quetschung der Fleischfalte unter der Mähne. Im Siegestaumel sah Tsacko sich schon über dem um Gnade winselnden Wolf stehen wie eine bronzene Heldenstatue!


    Allmählich wurde Fallon bewusst, dass er verlieren würde, wenn es so weiter ging. Sein Blick schweifte über die Umgebung und schon bald fand er etwas, was seiner Begierde nachkam. Mit einem kräftigen Ruck nahm er Anlauf, schleuderte dabei Tsacko hinter sich, eher direkt mit der Flanke auf einen Baum zusprang, Tsacko genau dazwischen befindend.


    Ein heftiger Schlag ging durch Tsackos Körper und er spürte, wie das Fell seinen Fängen entglitt. Schlaff fiel er zu Boden und gab keuchende Laute von sich, die einem Husten ähnelten. Wacklig kam er wieder auf die Beine, den Kopf geduckt und die Ohren zurückgelegt, die Lefzen weit nach hinten gezogen.


    Doch nicht nur Tsacko hatte die ganze Prozedur durchgeschüttelt, auch Fallon war von dem Prozedere betäubt. Sich die Betäubung abschüttelnd, hob er wieder anmutig und ruhig den Kopf, zeigte wie zuvor auch keinerlei Regung. Er fixierte Tsacko ruhig, ehe er den Kopf schief legte und hechelte. Doch ohne jede Vorwarnung preschte er ein weiteres Mal hervor, um Tsacko ein weiteres Mal gegen den Baum zu schlagen, dieses Mal jedoch im Ausmaß der vollen Wucht.


    Mit einem Kreischen, das dem eines Kojoten glich, wich Tsacko aus und rannte mit eingezogenem Schwanz davon. Diesen Kampf konnte er heute nicht mehr gewinnen! Er schaute im Rennen über seine Schulter, ob der Wolf ihm folgte. Kein Sieg, kein Spiel, keine Heldenstatue würde es für ihn geben!


    Die Geschwindigkeit die Fallon aufgebaut hatte, um Tsacko in die Mangel zu nehmen, ließ sich jedoch nicht mehr ausbremsen, um auf das Ausweichmanöver zu reagieren. Mit voller Wucht schlug der Wolf gegen den Baum und ein fürchterlicher Schmerz durchzuckte seine komplette Flanke, die er zumindest zum Abfangen genutzt hatte. Ein Wimmern drang aus seiner Kehle, als er sichtlich Schwierigkeiten bekam, zu atmen oder sich wieder aufzurichten.


    Als Tsacko das bemerkte, drehte er eine Kurve und kehrte zurück. Er näherte sich langsam, stets auf der Hut, ob der Wolf ihn wieder anspringen würde. Er schnupperte mit langgestrecktem Hals. Dann zeigte er eine Mimik, die ihn selbst einem Blinden als Gestaltwandler enttarnt hätte, denn ein breites, diabolisches Grinsen zeigte sich auf dem Hundegesicht. Er stellte sich mit allen Vieren in Siegespose über Fallon, grollend und knurrend, damit dieser auch schön liegen blieb, wie er war.


    Die Sicht war nur verschwommen, als er Tsacko beobachten konnte, wie dieser sich näherte. Fallons Geist sammelte sich, zwang seinen Körper zur Aufmerksamkeit und Bereitschaft. Mühevoll gelang es ihm, die Atmung wieder zu kontrollieren, da spürte er plötzlich eine Wärme über ihm. Tsacko thronte über ihm selbst- und siegessicher. Ein großer Fehler. Mit erholter Kraft schaffte es Fallon aufzuspringen und dabei die entblößte Kehle Tsackos anzuviesieren, die das Ziel seines Maules werden sollte.


    Der Hundewandler wurde brutal an der Kehle gepackt und heruntergezerrt. Jetzt saß er endgültig in der Klemme! Er machte sich stocksteif, gab keine Gegenwehr mehr von sich und kein Laut kam mehr über seine Lefzen.


    Fallon stand mehr schlecht als recht auf seinen vier Pfoten, doch spürte er mit Zunge und Maul die Kehle Tsackos. Nur sanft drückte er für einen Moment dessen Luft ab, ließ aber schnell wieder los, damit der Schäferhund nicht erstickte. Schließlich glitt ein freudiges Bellen aus Fallons Kehle, während er behutsam und sanft die Wange Tsackos beschnuppert und schließlich an ihr leckte. Auffordernd stupste er den Hundewandler mit der Nase nun an den Bauch, ehe er zu seiner abgeworfenen Kleidung stakste. Die Verwandlung war schnell vollzogen und die Nacktheit besiegt, als er schließlich auch die letzten Teile seiner Rüstung anlegte.


    Kurz darauf saß auch Tsacko wieder als angezogener Mann auf der Wiese. Mürrisch strich er mit den Fingern über seine Kehle. Mehr als sein Hals schmerzte jedoch sein gebrochener Stolz.


    Fallon humpelte leicht, so hatte er beim anziehen einen großen blauen Fleck bemerkt, der jetzt seine Seite zierte. Warum war er auch so dumm gewesen? Seine Triebe hatten Überhand genommen. Dennoch fühlte er sich fit genug, es mit Grizzly aufzunehmen! Sich die Seite haltend schritt er zu Tsacko herüber. "Du hast gut gerauft und viel hergemacht Tsacko. Ich habe großen respekt vor dir!", sagte Fallon wahrheitsgemäß, als er dem Hundewandler eine Hand zum aufstehen anbot.


    Der guckte die Hand einen Moment verächtlich an, dann besann er sich aber, grinste schief, griff die Hand und ließ sich hochziehen. Auch er konnte mehr schlecht als recht vernünftig stehen, da Fallon ihn ja in den Fuß gebissen hatte. "Ganz meinerseits! Ich finde auch, dass ich gut gekämpft habe!" Er zwinkerte und knuffte Fallon kameradschaftlich in die Seite. Rein zufällig war es natürlich jene, die den blauen Fleck hatte. Dann zog er Fallons Kopf kurz an seinen heran und legte die Stirn auf seine und klopfte ihn, ehe er wieder losließ. "Team Klumpfuß - bereit zum Kampf!"


    Natürlich zuckte Fallon einmal vor Schmerz zusammen, als er die Faust Tsackos in der verwundeten Seite spürte. Seine Augen schlossen sich kurz, ehe er seinem Begleiter auch frech zugrinste. Behutsam klopfte er ihm auf die Schulter, ließ die Bekundung des Teams über sich ergehen, genoss es aber auch, dass Tsacko da war. "Du bist vollkommen in ordnung, weißt du das?", meinte Fallons schließlich fröhlich, als er den Hundewandler anschaute. "Tut mir leid wegen deines Fußes. Ich wollte nicht so aggressiv vorgehen. Du hast dich aber auch gut in meinem Hals verbissen." Fallon grinste breit, doch wurde er plötzlich starr und bleich. Hatte Tsacko es bemerkt? Unbewusst fasste er sich an den Hals. Hoffentlich hatte er es übersehen. "Jetzt lass uns losgehen und direkt zu Grizzly.", wechselte er schnell das Thema.


    Tsacko lächelte. "Du auch, Fallon. Du auch. Echt schade, dass du nur ein Wolf geworden bist."


    Der Friedhof lag außerhalb. Und war gut bewacht - nämlich von Grizzly. Er lag in Hundegestalt in der Pforte, ein langhaariger, wolfsfarbener Herdenschutzhund von 80 kg Kampfgewicht. Eine Burg von einem Hund mit riesigen Pfoten, dessen Gestalt an einen Bären erinnerte.


    "Er soll hier aufpassen, dass keine Ghule die Gräber plündern. Nach dir", sagte Tsacko freundlich und machte eine einladende Verbeugung, die eine Wolke von Unduft verbreitete und damit endete, dass er mit beiden Händen auf Grizzly wies.


    Grizzly ruhte, doch seine Sinne waren hell wach. Er hatte die Neuankömmlinge längst bemerkt. Er erhob sich mit einer Behändigkeit, die man von einem Hund dieser Größenordnung nicht erwartete, wenn man noch nie mit Herdenschutzhunden zu tun gehabt hatte. Seine Hundegestalt wog das Dreifache von der Tsackos. Selbst als Alb war Tsacko deutlich leichter als dieses Ungetüm.

  • Gekonnt die Bemerkungen zu seiner Selbst ignorierend, schritt Fallon mit seinem Begleiter und Führer durch die Straßen. Der Anblick wechselte wieder stark zum sonstigen Park. Das prachtvolle wich wieder eher dunkleren und zweckgebundenen Gebäuden. Selbstsicheren Schrittes kümmerte sich Fallon aber nicht darum, sondern folgte einfach nur Tsacko der ihn wohl direkt zum besagten Friedhof führte. Während dieser Zeit bereitete sich Fallon schon auf eine Konfrontation vor. Wenn er nicht den "Rudelführer Grizzly" überzeugen konnte, was wohl bei Revierkämpfen eher unwahrscheinlich war, würde es auf einen Kampf hinauslaufen. Das wusste Fallon selbst nur zu Genüge.


    Schon bald standen sie auch nicht weit von besagtem Friedhof weg, das Tor war bereits gut auszumachen und in diesem ein wahrer Berg an Tier. Unsicher blickte er Tsacko an, dann wieder zurück zu Grizzly. Er machte seinem Namen alle Ehre. Er war beinahe so groß wie ein ausgewachsener Bär, der Hunde wie Tsacko und auch Wölfe wie Fallone einfach in der Luft zerriss. "Ich will nicht feige klingen, aber ich weiß warum du Angst vor ihm hast.", meinte Fallon nur trocken, ehe er schluckte. Tief atmete er dann aber durch und schaut noch einmal genau hin. So schlimm kann es schon nicht werden. Fallon hatte wesentlich schlimmere Sachen überstanden.


    "Wünsch mir Glück.", meinte Fallons schließlich grinsend, wobei er Tsacko einmal zuzwinkerte. Schließlich widmete er sich ganz seinem Gegenüber. Grizzly. Der Riese hatte sich bereits aufgesetzt und fixierte Fallon mit einem Blick des Todes, wie ihn nur ein wahrer Jäger drauf haben konnte. Das war wahrlich unheimlich. Beschwichtigend hob Fallon dabei die Hände. "Hey, ganz ruhig. Ich will nur reden." Der Blick wurde animalischer und bedrohlicher, als er es ohnehin schon war. Na ganz große Klasse.


    Langsam näherte sich Fallon dem riesigen Hund. Dessen Ohren waren bereits angelegt und ein tiefes Grollen blieb in der Kehle Grizzlys. Fallons Blick wurde nun auch ernster und eine Hand legte sich auf den Schwertknauf seiner Waffe. Das war wohl genug. Das Knurren trat nun nach außen und das Riesenvieh begann zu geifern. "Hey, war-" Zu spät. Mit einem Satz prang Grizzly auf und direkt auf Fallon zu!


    Gerade noch schaffte es Fallon dem Ungetüm mit einer Hechtrolle nach links auszuweichen. Der Berg sprang knapp an ihm vorbei. Fallon zog sein Schwert und machte sich bereit. Er hatte keine andere Wahl. Das Schwert vor sich gehalten, begann er sich mit seinem Kontrahenten zu umkreisen. Der nächste Angriff ließ nicht lang auf sich warten. Mit einem mächtigen Satz sprang Grizzly Fallon entgegen. Dieser wich erneut aus. Doch dieses Mal nicht so elegant.


    Eine Pfote des Tieres riss bei der Landung ein Bein von Fallon weg. Mit lautem Fluchen fiel er zu Boden, verschenkte jedoch nicht viel Zeit. Schnell rollte er sich zur Seite, da schlug auch ein lauter Biss neben ihn ein. Ein Kiefer der Knochen zerbrach. Augenblicklich erhob sich Fallon, sah sich aber schon dem nächsten Angriff ausgesetzt. Dieses Mal nutzte sein Ausweichen jedoch wenig. Die Flanke Grizzlys erwischte ihn, stieß ihn zurück. Fallon geriet ins Wanken. Ohne zu zögern griff Grizzly ein weiteres Mal an. Er war ohne Probleme umgedreht! Groß und verdammt wendig!


    Im rechten Moment hob Fallon sein Schwert an. Es hatte gereicht, um den Angriff auf Fallons Kehle zu blocken. Die Waffe schnitt sogar in die Lefzen des Hundes, als er sich am Schwert verbiss! Dies beeindruckte ihn jedoch wenig. Mit einer schnellen Kopfbewegung riss Grizzly an dem Schwert. Allerdings hing Fallons Hand noch daran. Neben dem Schwert flog auch er wie eine Puppe. Reflexartig ließ er los, was ihn ein gutes Stück weiter schleuderte.


    Der Aufprall auf den Boden presste jede Luft aus dem Körper Fallons, der erst nach mehrmaligen Rollen zum Stillstand kam. Vollkommen benommen versuchte er sich wieder aufzurappeln. Nur vernahm er schon im nächsten Moment schwere Schritte, die herbeieilten. Ehe Fallon auch nur ansatzweise reagieren konnte, verbissen sich Zähne in seinem linken Oberarm. Schmerz durchflutete seinen Körper. Ein lauter Schrei ertönte aus seiner Kehle. "AARGH! DU VERDAMMTES MISTVIEH!", brüllte er mit schmerzverzerrtem Gesicht, als er ein weiteres Mal herumgeschleudert und durch die Gegend geworfen wurde. Erneut rollte er über den Boden. Fallon musste aufstehen und an sein Schwert gelangen!


    Sein Blick verschwamm. Außer dem Schmerz spürte er seinem linken Arm nicht mehr. Er hing leblos durch den Schock an seiner Seite. Ein weiteres Mal wurde er gepackt und durch die Luft gewirbelt. Die Kraft wich erneut aus seinen Gliedern und sein Blick wurde für einen Moment schwarz. Sein rechtes Bein. Es schmerzte nun auch fürchterlich. Ein weiterer Angriff blieb jedoch aus. Mit der rechten Hand versuchte sich Fallon entgegen jeder Widirgkeit zu erheben. Sein Kopf drehte sich in Richtung Grizzlys. Dieser stapfte seelenruhig auf Fallon zu. Mit großer Mühe erhob sich dieser wieder, er wankte stark und war einen Biss vom Tod entfernt.


    Seine Muskeln spannten sich jedoch jetzt komplett an, ein Gefühl der Stärke zum Trotz seiner Verletzungen erfüllte ihn. Laut brüllte er einen Kampfesschrei heraus, welches von einem lauten Heulen untermalt war. Seine Zähne waren zu Fängen gewachsen und sein Kopf formte sich leicht zu dem eines Wolfes. Doch er würde sich nicht verwandeln. Dazu war keine Zeit!


    Seine Verwandlung kehrte sich wieder um, doch sein Blick blieb der eines Tieres. Fallon stieß ein erneutes Brüllen aus, ehe er einfach auf den Wolf zurannte. Dabei hatte er sein Schwert genau im Blick, was genau hinter diesem lag. Mit Schnelligkeit wich er den Zähne und den Pranken Grizzlys aus, rutschte darunter hindurch, als er mut seiner Rechten schließlich sein Schwert zu fassen bekam. Fallon wandte sich augenblicklich um, Grizzly hatte scheinbar schon mit seinem Sieg gerechnet, so wie er verwundert drein blickte.


    Ein erneuter Schrei ertönte, als Fallon Anlauf nahm und sich mit beiden Füßen vom Boden abstieß. Das Schwert weit über dem Kopf erhoben stieß er hinab und rammte dessen Spitze in den Leib Grizzlys. Dieser heulte laut auf, als sich das Schwert in sein Fleisch vergrub und noch in der selben Bewegung eine riesige Wunde den Rücken entlang zog. Fallon hingegen stieß sich wieder ab, rollte nach vorn und nutzte den Schwung, um Grizzly mit dem Schwert in die Hinterläufe zu hacken. Ein weiteres Jaulen ertönte, als der erste Hinterlauf keinen Widerstand gab und einfach abgetrennt wurde. Erst der Zweite bot genug Wiederstand, dass das Schwert stecken blieb.


    Jedoch kein Problem für Fallon mehr, der die Klinge einfach heraus zog und ein weiteres Mal sprang. Grizzly war in sich zusammen gesackt und spürte unter lautem Jaulen nur noch die Schmerzen. Doch diese währten nicht lang, als der erneute Sprungangriff die Klinge Fallons in das Genick Grizzlys trieb und dessen Leben mit einem lauten Knacken ein Ende brachte. Der Riese bewegte sich nun gar nicht mehr und der Leib sank entgültig in sich zusammen.


    Schwer keuchend zog Fallon seine Klinge aus dem Hund heraus, ließ diese noch in die Scheide zurück gleiten, während er siegreich über den Hund thronte. Seine aus Adrenalin und Wut getriebene Stärke verflüchtigte sich jedoch schnell wieder, sein Körper begann zu zittern. Seine Wunden bluteten noch immer stark. Seinem Körper entwich jede Stärke und er sank auf die Knie. Mehr Keuchen als Atmen war von außen zu vernehmen. Für einige Sekunden verhaarte er in diesem Zustand, ehe er zittrig einige Bandagen aus einer seiner Taschen fischte.


    Notdürftig verband er seine Wunden, so würde er zumindest nicht verbluten. Sichtlich geschwächt und krumm, erhob sich Fallon wieder, stieg über den Leib Grizzlys. Mit einem schiefen Lächeln, gepaart mit schmerzverzerrten Zügen, humpelte Fallon Tsacko entgegen. "Auftrag ... erledigt ...", stammelte er, dabei mühte er sich ein Grinsen ab. "Lass uns gehen, bevor jemand kommt." Ob Tsacko es wollte oder nicht, aber Fallon begann sich an ihm abzustützen und blickte ihn fordernd an.

  • Tsacko duckte sich hinter einer Mauer und machte sich ganz flach. Weit unten am Sockel spähte er zwischen den hohen Gräsern hervor. Er hatte noch immer Albengestalt, da er in dieser die besseren Augen hatte. Mit ungläubigem Blick verfolgte er den Kampf. Er musste sich eingestehen, dass er eigentlich gehofft hatte, Fallon würde Grizzly als Wolf entgegentreten, um sich dann daran zu weiden, dass dieser genau so durchgeschüttelt und vermöbelt wurde wie er selber. Stattdessen wählte Fallon den anderen Weg. Er kämpfte mit dem Schwert gegen den gewaltigen Hund. Der Kampf verlief schnell, laut und blutig. Der Geruch offener Wunden lag in der Luft. Tsacko kniff seinen Schwanzstummel ein und hielt sich bereit, sich rasch zu verwandeln und zu flüchten, doch die beiden waren gänzlich mit sich selbst beschäftigt.


    Irgendwann war es vorbei. Nur noch Fallons schweres Keuchen war zu vernehmen. Von Grizzly kam kein Laut mehr. Langsam richtete Tsacko sich auf. Der Herdenschutzhund lag im Grase. Zaghaft tapste Tsacko ein paar Schritte näher. Als ein Windhauch durch das lange braune Fell fuhr, sah es so aus, als würde der Koloss sich wieder bewegen und mit einem Kreischen sprang Tsacko zurück. Doch Grizzly rührte sich nicht mehr.


    Fallon saß daneben und verband seine Wunden, während der Schäferhundwandler noch unschlüssig herumschlich. Mit einem gequälten Grinsen stützte Fallon sich nach vollbrachtem Werk auf Tsacko ab und forderte ihn auf, rasch zu fliehen. Doch Tsacko glotzte ihn verständnislos aus braunen Augen an. Ihre Blicke trafen sich. Und er zog ein rostiges Rasiermesser.


    Er schüttelte den verletzten Fallon einfach ab und ging vor Grizzly auf die Knie. Dann begann er, ihm den Pelz abzuziehen. Während er ihn aufschnitt und der Kerl sich noch immer nicht regte, kam die Information endlich auch in Tsackos Kopf an.


    "Grizzly ist tot", kreischte er während der Arbeit mit überschlagender Stimme. "Tot!" Er lachte und winselte gleichzeitig und trennte munter die Haut vom Fleisch. Er und Fallon saßen hier wie auf einem Präsentierteller auf dem kleinen verwilderten Platz vor dem Eingangsbereich des Friedhofs, doch es war ihm egal. Er brauchte diese Trophäe! Als es endlich vollbracht war, pulte er auch noch das Herz heraus, um es später zu essen, damit Grizzlys Kraft auf ihn überging und stopfte es in eine Reißverschlusstasche seines Schals. Er legte sich den blutigen Pelz über den Rücken, die Maske über seinen Kopf, so dass er durch die leeren Augenöffnungen schaute und verknotete die Pfoten vor der Brust.


    "Nun wird man mich fürchten", posaunte er, "jeder wird sehen, wozu Tsacko fähig ist! Danke, danke, danke!" Er packte in seinem Überschwang Fallons Gesicht, presste dessen Wangen zu einem Knutschmund zusammen und rief: "Ich könnte dich küssen, du alter Flohbeutel!", ließ ihn wieder los und tanzte unrhythmisch durch die Gegend. "Grizzly ist tot! Grizzly ist tot!" rief er immer wieder. "Ich hab ihn getötet! Ich hab ihn besiegt! Jeder muss es wissen! Jetzt bin ich hier der Alpha und die Wandlerschaft wird vor mir erzittern! Du", er hielt inne in seinem Treiben und zeigte mit rotem Finger auf Fallon, "wirst die Klappe halten. Offiziell hab ich den Kerl erledigt, ja?"


    Noch immer standen sie mitten auf dem Platz.

  • Ungläubig verspürte Fallon nur noch, wie ihm plötzlich die Stütze genommen und er zu Boden geworfen wurde. Starker Schmerz durchschlug seinen Körper. Trotz der Verbände suppten seine Wunden, hinterließen dort wo er lag eine rote Pfütze. Fallon schaute vollkommen entsetzt drein, als Tsacko dort mit dem Rasiermesser stand. Hatte er wirklich vor, sich seiner zu entledigen und alles für sich zu beanspruchen? Verdammter Köter.


    Mit großer Mühe drehte sich Fallon auf den Bauch, seine Glieder gehorchten kaum noch auf seine Befehle. Die Wunden setzten ihm stärker zu, als er es anfangs gedacht hatte. Eine unglaubliche Hitze ging von ihnen aus, genau so wie sie brannten, wenn er mit ihnen durch den Dreck robbte. Seine Hände und Körper wanden sich über den Boden, direkt auf die vor ihm liegende Mauer zu. Seine Sicht verengte sich stetig, verweigerte ihm eine klare Sicht.


    Hinter sich hörte er nur noch, wie Tsacko fröhlich jaulte und kreischte. Dieser Idiot würde noch die komplette Nachbarschaft auf sie aufmerksam machen. Doch was kümmerte es Fallon? Es galt zu überleben!


    Mit schierer Willenskraft kämpfte er gegen Blutverlust und Schwindel an. In einem Moment glaubte er, erbrechen zu müssen. Zu seinem Glück blieb er davon aber verschont. Schließlich kam er an der Mauer an. Lehnte sich mit dem Rücken dagegen und presste seine Hand auf die Wunde am Arm. Die Verbände waren nur notdürftig. Sie erfüllten nicht gänzlich ihren Zweck. Die Wunden waren zu sehr gerissen.


    Schon im nächsten Augenblick stand Tsacko vor ihm. Bis über beide Ohren strahlte er, rühmte sich als Sieger. Dabei war es Fallon, der sich auf dem Boden wand und gegen den Verlust seines Bewusstseins kämpfte.


    Zwei schmierige Hände griffen nach seinen Wangen, drückten zu und ein Gestank aus dem Maul Tsacko wehte ihm entgegen. Angewidert blickte Fallon zur Seite, stöhnte einmal mehr schmerzvoll auf.


    Der Straßenköter stellte sich vor ihm. Fallons Ohren waren wie voller Watte. Kein Worte drang zu ihm durch. Schließlich wurde alles schwarz.

  • Verständnislos betrachtete Tsacko den am Boden liegenden Mann. War der jetzt wegen seinem Bisschen Mundgeruch bewusstlos geworden? Vielleicht sollte er mal wieder frische Knochen kauen, um den Zahnbelag zu entfernen, Äste reichten wohl auf Dauer nicht. Also ging er noch einmal zu Grizzly und amputierte ihm Mühsam einen Unterarm. Er kehrte zu Fallon zurück und überlegte, was er nun tun sollte. Unschlüssig stand er da und guckte in der Gegend herum. Er hatte keine Ahnung, wie man Wunden versorgte. Auf jeden Fall konnten sie hier nicht bleiben.


    Widerstrebend legte er Grizzlys Fell mit der Fellseite nach unten aus und rollte Fallon darauf. Der Kerl hätte sich wenigstens vorher in einen Wolf verwandeln können, dann wäre er nicht so ein Klops. Anschließend nahm Tsacko das Fell bei den Pfoten und begann, den Verletzen so vom Platz zu ziehen.


    Er brachte ihn auf die Müllhalde, wo er und die seinen in einem alten Planwagen lebten.


    "Tsacko", begrüßte ihn Terri, der als Mann ein Hüne war und als Hund eine bessere Fußhupe und früher auf einem Schiff der naridischen Flotte als Matrose und Rattler gearbeitet hatte. Der Kontrast zwischen den beiden Gestalten kam ihm nun entgegen und er half, den Verletzten auf den Wagen zu zerren. "Oh, das sieht nicht gut aus", stellte er fest und schnupperte an den Verletzungen. "Warst du das?"


    "Ja, klar! Wir haben gekämpft, aber dann mischte sich Grizzly ein. Also musste ich erst Grizzly beseitigen. Ich will, dass der Kerl hier wieder gesund wird, damit wir unseren Rangkampf fortsetzen können. Irgendeinen Plan?"


    "Na ja, der Wagen ist nicht groß. Wir könnten ihn damit zu einer Heilstube ziehen."
    "Was ist mit Molly und dem Welpen, hä?"
    "Sie können doch einfach mit im Wagen bleiben."
    "Damit der Kerl die Welpen totbeißt? Das ist ein Wolfswandler, Terri!"
    "Oh, oh, oh, nicht gut. So was habe ich schon geahnt."
    "Ich weiß was! Ich lege mich auch mit dazu und du ziehst den Wagen alleine! Oder ist einer von den anderen Pappnasen inzwischen mal wieder aufgetaucht?"
    "Ja, die meisten sind im Revier. Ich hole sie her."


    Terri verwandelte sich in den kleinen, drahtigen Terrier und flitzte davon. Kurze Zeit später kehrte er mit einem grau-weißen Nordischen und einem schwarzen Jagdhund zurück, der so kurzes Fell hatte, dass er wie lackiert aussah. Die beiden wollten hoch auf den Wagen, um den Verletzten zu beschnuppern, doch Tsacko versperrte ihnen als bellender Alb den Weg. Sie blieben Hunde, während Terri ihnen ein Geschirr umlegte und sie einspannte, um anschließend von hinten zu schieben. Terri schob von hinten und knirschend setzte der Wagen sich in Bewegung.


    Tsacko machte es sich bequem und leckte Molly über den Bulldoggenkopf, die in einem Nest aus alten Zeitungen in der hintersten Ecke des Wagens lag. Sie schlief und ihr und Tsackos Welpe war eingerollt in ihrer Beuge und pendelte suchend mit dem Kopf. Die Augen waren noch geschlossen, das Mäulchen rund und rosa. Tsacko legte das Kleine an eine Zitze, bis es sich festsaugte. Es war genau so schwarz-weiß gefleckt wie seine Mutter. Tsacko konnte nicht erwarten, bis es sich das erste Mal in ein Baby verwandeln würde und hoffte, dass er dann dabei war.


    Sie erreichten rumpelnd und holpernd die Straße in Richtung Norden. Sie folgten der großen Salzstraße, um die gefährlichen Areale möglichst zu umfahren auf der Suche nach einem bezahlbaren Heiler oder Naturmagier. Tsacko besah sich die Verletzungen, um sich zu beschäftigen, er legte sie frei und leckte sie sorgfältig sauber. Dann nahm er sich Grizzlys Unterarm und fraß ihn samt Knochen auf. Hinterher blitzten seine Zähne wie frisch poliertes Elfenbein.