Der Vampir und die Bestie

  • << Sie kommen von hier.


    Der Vampir und die Bestie


    Der Vampir nahm die dargebotene Hand an und ließ sich von Archibald stützen. Seine Hand war trocken und fühlte sich nicht wie die Hand einer Leiche an. Dieses klamme, wächserne Gefühl, dass Archs Finger sonst bei der Berührung einer Leiche fühlten, fehlte.


    Kasimir LaVaney war ein Vampir, ein Untoter, keine Leiche.
    Er war ein Geschöpf der Nacht und mit Unsterblichkeit gesegnet.


    Der Griff von Dornburg war fest, so dass Kasimir trotz seiner Verfassung nicht stürzen konnte. Der Vampir war äußerst zuvorkommend. Arch konnte sich zuerst keinen Reim darauf machen, wieso eine Person zu ihm grundlos freundlich sein sollte. Vor allem, da diese Person Brandur von Hohenfelde angehörte, und damit die Schauermärchen über ihn kennen musste. Auf der anderen Seite, weshalb sollte Brandur mit seiner Unfähigkeit hausieren gehen und den Prahlhans geben?


    Möglicherweise hatte der Vampir eine andere Wahrnehmung.
    Sie beide mussten das Licht meiden, es war ihr Feind, aus völlig unterschiedlichen Gründen.


    Archibald mochte Kasimir, er bekam von dem Junker sozusagen Vorschußlorbeeren, allerdings nicht aufgrund seiner charmanten Art, sondern schlichtweg auf die Tatsache hin, dass er ein Vampir und somit in dessen Augen ein Dämon war. Ein Diener der Ältesten, jene die Tod und Chaos unter den Unwürdigen verbreiteten. Und Vampire trugen einen Großteil dazu bei.


    "Kasimir La Vaney also... mein Name ist Archibald von Dornburg, der letzte meiner Art. Die Ehre ist ganz meinerseits Kasimir", grinste Arch.


    Von Dornburg überlegte einen Moment und dachte über die Worte von Kasimir nach.


    "Sklave, oder besser gesagt Simon, ist ebenfalls so etwas wie mein Leibdiener. Aber nicht nur, wie sein Spitzname schon verrät. Er ist mein persönliches Eigentum. Du musst mich weder Ihrzen noch Siezen, ich biete Dir das Du an. Du kannst Dir Sklave gerne einmal ansehen. Mit Deiner Einschätzung hast Du Recht, er ist krank. Laut letzter Angabe eines Medicus leidet er an... jetzt habe ich das schon wieder vergessen. Irgendetwas mit der Leber war es, deshalb ist er gelb wie eine Quitte. Schau ihn Dir ruhig an, vielleicht kannst Du ihm ja helfen", erklärte Arch Kasimir freundlich.


    Als Kasimir Archibald in die Speisekammer von Wolfram führte, schaute sich der Junker gut gelaunt um. Die Speisekammer war eine Höhle hinter dem Haus, die zu einer Speisekammer umfunktioniert worden war. Schritt man weit genug in die Höhle hinein, gab es kein störendes Tageslicht mehr.


    "Genauso hatte ich mir das vorgestellt... Danke", freute sich Arch.


    Sklave machte es sich auf der Decke gemütlich und drehte sich vorher mehrmals um die eigene Achse, bevor er richtig lag, so wie man es von Katzen oder auch Hunden kannte. Er schloss die Augen und presste seine dürren Hände dabei auf sein Gesicht.


    Von Dornburg machte es sich auf der Sitzgelegenheit gemütlich, zog sich tief die Kaputze seines Mantels übers Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust. Aus dem Schatten der Kaputze musterte er Kasimir.


    "Bezog sich Deine Frage auf rein weltliche Bedürfnisse? Dann wäre eine Flasche Wein nicht schlecht. Rotwein, stark, falls möglich und etwas Fleisch.


    Was Du tatsächlich für mich tun könntest? Eine Menge... Kasimir...
    Du bist ein Gesegneter, ich bin so frei und falle mit der Tür ins Haus...
    Was würde mich eine Segnung Deinerseits kosten?
    Was wäre der Preis dafür Deinen Segen zu empfangen?",
    hakte Archibald nach.

  • Kasimir griff sich vor lauter Rührung an die Brust, als der Herr von Dornburg ihm unvermittelt das Du anbot. Archibald musste ein sehr freundlicher Mann sein. So war Kasimir sich auch nicht zu Schade, ihm sofort ein Menü aus der Speisekammer des mindestens genau so freundlichen Herrn Wolfram zusammenzustellen. Der Vampir war sicher, dass dieser nichts dagegen hatte, wenn er seinen Gast fürstlich bewirtete. Kasimir bereitete ihm in Windeseile eine kalte Platte mit unterschiedlichsten Fleischspezialitäten und dazu frisches Schwarzbrot. Natürlich öffnete er ihm auch eine Flasche schweren Rotweins, der laut Etikett ganz vorzüglich zum Menü passen würde.


    "Bittesehr, Archibald, ich hoffe, es ist ganz nach deinem Geschmack."


    Für Simon bereitete er einen Obstsalat mit süßem, fettarmen Joghurt. Kasimir hockte sich zu ihm hin, als er ihm die Schüssel fertig bereitet hatte und lächelte ihn an. Der Arme wurde sicher nicht oft freundlich angesehen. "Lass es dir schmecken, Simon." Er stellte ihm das Essen hin und sagte: "Bitte", um zu testen, ob Simon daraufhin danke sagen oder anderweitig reagieren würde. Das Kerlchen sah sehr ausgehungert aus. Wer so krank war, musste essen, aber das richtige. Wenn die Leber betroffen war, durfte er kein oder nur sehr wenig Fett essen.


    Kasimir erhob sich wieder und setzte sich schräg von Archibald gegenüber.


    "Ich lasse ihn ersteinmal in Ruhe essen, bevor ich ihn untersuche. Simon hatte sich vorhin recht erschrocken. Das Essen wird ihn vielleicht etwas beruhigen. Meinen Segen gibt es selbsverständlich für dich kostenlos, Archibald! So wie für jeden anderen auch. Wo wären wir denn, wenn der Segen des Oril käuflich wäre. Hat Herr von Hohenfelde dir gegenüber erwähnt, dass ich Mönch bin?"

  • Archi grinste vergnügt, als er sah was Kasimir für Köstlichkeiten auffuhr. Das Schwarzbrot legte er in Sklaves Schüssel, ehe er sich zuerst einen Schluck Wein gönnte und sich dann über das Fleisch hermachte. Sklave schaute mit hungrigem Blick von seinem Meister zu Kasimir und wieder zurück.


    "Danke, das ist genau mein Geschmack bis auf das Brot. Aber das konntest Du nicht wissen. Sklave freut sich über das Brot. Nur zu, iss. Lass es Dir schmecken Sklave", befahl Archibald gut gelaunt.


    Das ließ sich Sklave nicht zweimal sagen. Er patschte als Dank auf Kasimirs Hand und schlang in Windeseile den Jogurt samt Obstsalat herunter und aß zeitgleich das Brot dazu. Er leckte sogar die Schüssel aus und drückte sie dann an sich.


    "Ja Sklave fürchtet Schläge. Er hat schon viele Schläge einstecken müssen. Meine Vermutung ist, er empfand für Dich Mitleid, als Dich Brandur schlug. Du kannst ihn ruhig untersuchen, er hält still, sobald ich ihm dies befehle", antwortete Arch.


    Als Kasimir davon sprach, dass es den Segen kostenlos gab, ohne jede Gegenleistung grinste Arch zuerst von einem Ohr zum anderen, ehe er hörte, von welcher Gottheit der Segen stammen sollte. Das Lächeln gefror auf Archibalds Gesicht. Er versuchte in Kasimirs Gesicht zu lesen, ob dieser gerade scherzte, ihn auf den Arm nahm oder ob er tatsächlich um Orils Segen bitten wollte.


    Archibald entschied sich dafür, dass dies ein Scherz sein musste. Welcher Vampir würde um den Segen einer Lichtgestalt bitten? Der Junker schenkte Kasimir ein breites Grinsen.


    "Der war gut. Nein ich wusste nicht dass Du ein Mönch bist, aber ich persönlich bin ebenfalls eine sehr gläubige Person. Ich möchte allerdings nicht den Segen von Oril empfangen Du Scherzkeks, sondern Deinen wahrhaften Segen, Deine dunkle Gabe. Ich wünsche mir Dein Geschenk, ich bitte Dich um Deinen Biss...


    Oril... Oril ist Licht Kasimir und das Licht war seit jeher mein Feind.
    Grelles Licht ertrage ich nicht, Aufgrund meiner Augen. Ich leide unter Migräne - Retinale Migräne. Das ist eine Erbkrankheit in unserer Familie. Oder besser gesagt, es war eine familiäre Erbkrankheit der von Dornburgs, nun sind sie ausgestorben.


    Kennzeichnend für eine retinale Migräne sind einseitige auraähnliche visuelle Phänomene wie Skotome, Flimmern oder Blindheit, die sich auf die Zeit der Migräneattacke beschränken.


    Während dieser Sehstörungen oder bis zu einer Stunde danach setzt die Migränekopfschmerzphase ein.


    Kurzum es ist eine Migräne die so gesteigert ist, dass ich kaum noch etwas sehe oder schlimmstenfalls gar nichts mehr sehe, für die Zeit der Attacke.


    Ebenso schlägt mir unabgebauter Stress auf die Augen. Stress muss von mir bewusst bekämpft werden. Ein Übungskampf, selbst ein Schattenkampf bei dem ich mich völlig verausgabe verhindert dann eine Migräneattacke, wenn ich Glück habe.


    Brutalität ist somit von mir nicht immer ein gewollter, sadistischer Akt auch wenn ich sie größtenteils durchaus genieße. Brutalität ist oft bei mir Mittel zum Zweck. Der Zweck heißt Selbsterhaltung. Ein Selbstläufer mit enormen Nebenwirkungen.


    Aber setzte ich den Stress nicht in entsprechende körperliche Arbeit um, erleide ich eben auf die mir eigene Art die schmerzliche Konsequenz. Ich kann dann für gewisse Zeit nichts mehr sehen, bis der Anfall vorbei ist und ich habe Kopfschmerzen in einem Ausmaß, dass ich das Gefühl habe mir platzt der Schädel.


    Aus dem Grunde meide ich Licht. Folglich ist der Gott des Lichts, wohl die letzte Gottheit die ich verehren oder anbeten würde.


    Ich bin ein Geschöpf der Dunkelheit und Stille, wenn Du so möchtest.
    Da ich Dich und die Deinen wertschätze, offenbare ich Dir diese Schwäche, als Zeichen meines Vertrauens Kasimir.


    Genug von dem düsteren Thema. Erzähl etwas von Dir", plauderte Archibald freundlich.

  • Interessiert beobachtete Kasimir Simon. Er mochte das Kerlchen und freute sich schon darauf, sich um es kümmern zu dürfen und Gutes zu bewirken. Liebevoll betrachtete Kasimir das geschundene Geschöpf und sein Beschützerinstinkt und sein Helferkomplex schlugen freudige Purzelbäume in seinem Kopf bei so einem lohnenswerten Ziel. Archibalds Sklave hatte Hilfe bitter nötig und Kasimir würde sie ihm geben.


    "Es ist sehr großherzig von dir, dass du solch einen kranken Sklaven bei dir aufgenommen hast, Archibald. Am Ende hast du sogar noch viel Geld für ihn bezahlt. Sein vorheriger Besitzer hätte ihn vermutlich einfach sterben lassen, so wie er ihn hat verkommen lassen und wenn er ihn, wie du meinst, so sehr geschlagen hat. Aber lass das nur meine Sorge sein. Ich bekomme Simon schon wieder hin."


    Kasimir strich Simon mit dem Handrücken über den dünnen Oberarm, um zu schauen, ob er panisch auf fremde Berührungen reagierte. Das Wissen benötigte er für die spätere Untersuchung. Nach dem Essen hatte der Sklave einen extrem dicken Bauch, der unter seinem dürren Brustkorb hervorragte. Vermutlich hatte er sich schon zuvor etwas zu Essen bekommen und jetzt trotzdem alles in sich hineingestopft. Wer konnte dem armen Kerlchen das verdenken?


    Als Archibald das Wort an ihn richtete, setzte Kasimir sich wieder aufrecht hin und widmete ihm seine volle Aufmerksamkeit. Er nickte in regelmäßigen Abständen verständnisvoll oder äußerte ein betrübtes "Ach", als sein Gegenüber von der schlimmen Migräne erzählte und davon, dass er seine gesamte Familie verloren hatte.


    "Manchmal ist es schwierig, immer an den guten Willen der Götter zu glauben", sagte er müde. "Und manchmal fragt man sich, ob sie nicht einen eigenwilligen Humor haben. Aber deine Geschichte beweist doch auch, dass aus dem schlimmsten Leid oft die reinsten Herzen erstehen. Es tut mir leid, dass du deine Familie verloren hast und ich finde es umso bewundernswerter, dass du dich, wo du doch selbst so schwere Sorgen hast, noch des armen Simons angenommen hast. Was meinst du mit Brutalität? Macht der Schmerz deiner Migräne dich so rasend? Das kenne ich von Herrn Brandur. Auch er ist manchmal ungerecht im Schmerz, obwohl er doch so ein gutes Herz hat. Aber nie hätte ich jemandem wie ihm oder dir deshalb Sadismus unterstellt."


    Kasimirs freundliches Gesicht nahm jedoch einen entsetzten Ausdruck an, als Archibald ihn bat, ihn zu beißen. Ja, der ehemalige Mönch wirkte völlig entgeistert und sogar sein Mund stand offen. Kasmir rückte ein Stück näher heran, schloss den Mund, räusperte sich und senkte die Stimme.


    "Was geschah, kaum dass Herr Brandur mich für ein paar Tage alleine ließ, ist bekannt. Und du hättest niemanden wie ihn, der sich deiner Not und deines quälenden Hungers annähme, Archibald. Genügend Sterbende zu finden, die ohnehin dem Tode geweiht sind, ist nur an der Front möglich, aber nicht inmitten von Naridien." Kasimirs Gesicht wurde sehr Ernst. " Mein Biss würde bedeuten, dass ich dich zu einem Mörder machte."

  • Sklave fasste verwundert an die Stelle, wo Kasimir ihn berührt hatte.


    "Murgaha mussa rumapha da. Ham ham da, da", brabbelte Sklave, zeigte auf seinen Arm und dann auf Kasimir. Zeitgleich versuchte er die Essenschüssel dabei festzuhalten.


    Arch schüttelte nur belustigt den Kopf. Von Dornburg wandte sich mit ernster aber freundlicher Miene Kasimir zu.


    "Du würdest mich nicht zu einem Mörder machen, sondern mir ewiges Leben schenken Kasimir. Und genau diese Gabe erbitte ich von Dir.


    Hunger...


    Oh ich kenne Hunger jenseits der Vorstellungskraft der meisten Menschen. Und ich muss meinen Hunger genauso zügeln wie Du Kasimir. Mein Hunger ist ebenso verpönt wie Dein Blutdurst. Wir beide können unseren Hunger nicht in der Öffentlichkeit stillen, er würde die schlimmste Bestrafung nach sich ziehen.


    Aber ich habe gelernt mich zu beherrschen, jedenfalls bis zu einem gewissen Grad.
    Es ist ein Balanceakt zwischen Vernunft und Trieb, zwischen Selbstbeherrschung und Haltlosigkeit.
    Du verstehst nicht warum ich Dich um diese Gabe bitte...


    Das wir uns begegneten ist ein Zeichen. Ich habe nicht ewig Zeit, ich würde es vor anderen nicht zugeben, aber ich spüre wie dieser Körper schwächer wird. Wie es mich permanent mehr Mühe und mehr Arbeit kostet, ihn in Form zu halten. Wie ich täglich darum kämpfen muss, dass ich noch kämpfen kann. Es verlangt eiserne Disziplin um auf dem Leistungsniveau zu bleiben auf dem ich bin. Nicht dass es mir das nicht wert wäre... oh nein.


    Aber irgendwann werde ich den Verlust nicht mehr auffangen können, gleichgültig dessen wie hart und unnachgiebig ich trainiere oder was ich mir versage.


    Und um es mal knallhart auf den Punkt zu bringen... ich möchte nicht sterben.
    Du könntest mir ewiges Leben schenken.


    Scheinbar siehst Du Deine Gabe nicht als Geschenk, sondern als Fluch.
    Wie wäre es mit einem Deal?
    Einem Pakt?


    Ich überlasse Dir Simon, er sei Deiner. Man könnte sagen, ich habe Simon von der Straße aufgelesen. Und ich übergebe ihn in Deine treuen Hände.


    Zudem werde ich Dir zeigen, wo man sammeln gehen kann, ganz ohne Angst haben zu müssen, für seinen Hunger bestraft zu werden. Es gibt einen Ort... Kasimir. Es gibt sogar mehrere Orte... man muss sie nur aufspüren. Dazu braucht es immer etwas Vorarbeit und Zeit. Aber ich weiß wie es funktioniert und ich werde Dich gerne an meinem Wissen teilhaben lassen. Was sagst Du dazu? Segnest Du mich?", fragte Archibald leise.

  • "Was meinst du damit? Natürlich würde ich dich damit zum Mörder machen. Es sei denn, du hast vor, Asamura mit meinesgleichen zu fluten, indem du deine Opfer nur zur Hälfte aussaugst. Damit würdest du selbst jedoch ein großes Problem haben, denn je mehr Vampire, umso auffälliger ist es, wenn immer wieder scheinbar gesunde Personen sterben. Das kann die Büttel, die Lichtreiter oder andere entsprechende Organisationen auf den Plan rufen. Man überlegt sich als Vampir die Zeugung eines weiteren Konkurrenten sehr gründlich. Und ich habe nicht vor, ein weiteres Monster zu erschaffen.


    Ich verstehe die Gründe, die du benennst. Die meisten von uns haben Angst vor dem Altern und dem Tod. Aber der Tod ist nichts, was man zu fürchten braucht. Im Tod liegt ein tiefer Frieden. Der Kreis schließt sich, wir kehren zu dem zurück, aus dem wir erstanden sind. Die Prüfung von uns allen ist die Akzeptanz dessen, was nicht zu ändern ist. Du kannst den Verfall nicht aufhalten, Archibald, ebenso wenig den Tod und auch ich bin nur theoretisch unsterblich. Aber du kannst ihm aufrecht entgegengehen. Schonung wird es nicht geben, auf lange Sicht für keinen von uns. Die lichtalbischen Astronomen haben berechnet, dass der Planet irgendwann in die Sonne stürzen muss und somit alles Leben in Licht aufgeht.


    Simon geht es doch sehr gut bei dir, Archibald. Warum sollte ich ihn aus seiner vertrauten Umgebung reißen?"


    Kasimir hatte das Gestammel des Sklaven nicht verstanden, aber er schien keine Angst vor ihm zu haben. Er hatte weder panisch noch aggressiv auf die Berührung reagiert. Kasimir nahm einen an einem Haken hängenden Strick, knotete ihn zu einem Püppchen, wobei die ausgefransten Enden zwei Haarbüschel wie Zöpfe bildeten, und reichte es Simon. Dann blickte er wieder zu Archibald auf.


    "Von welchem Hunger sprichst du? Möchtest du darüber reden? Ich bin, wie gesagt, Mönch des Oril, sein Lichtreiter, und alles, was wir an persönlichen Dingen besprechen, unterliegt der Schweigepflicht."


    Als Archibald ihm in Aussicht stelle, nie wieder Hunger leiden und gefahrlos "sammeln" zu können, spürte Kasimir, wie sich ein extremer Speichelfluss in seinem Mund einstellte. Rasch schickte er ein gedankliches Kurzgebet hinauf ins Licht.


    "Herr Brandur versorgt mich mit allem, was ich brauche", erklärte er, zog ein Stofftaschentuch hervor und tupfte sich die nass glänzenden Lippen trocken. Bitte unterbreitet mir nicht solche unmoralischen Angebote. Es ist auch so schon schwierig genug, mit dieser malgorischen Gier geprüft zu werden."

  • Archibald musterte Kasimir und dachte einen Moment nach.

    "Du kannst mich nicht zu einem Mörder machen Kasimir… da ich bereits einer bin.
    Ich bin ein Sammler, andere würden Jäger sagen, wieder andere nennen es Babybeißer, Menschenfresser… es gibt auch weitaus weniger schmeichelhafte Bezeichnungen für Personen wie mich, die jenen Hunger verspüren, der mich quält.


    Hunger…
    Wie soll ich Dir jenen Hunger beschreiben…


    Es war das schönste Geschöpf, dass ich bis dato jemals gesehen habe. Weiße, blasse Haut, Augen blau wie die See und schwarze Haare. Er war starrend vor Dreck und er wühlte im Abfall nach Essen.
    Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich mich verliebt hatte.


    Aus diesem Grund wurde er meiner. Ich lockte ihn an, ich fing ihn ein. Ich war 14 und er war 4...
    Ich weiß heute noch wo wer liegt... das heißt was...",
    erläuterte Arch versonnen.


    „Sklave hat es nicht gut bei mir. Ich besitze ihn bereits 27 Jahre, ich fing ihn ein, da war er 4 Jahre alt. Meist dient er nur dazu, meine Launen zu ertragen. Er dient mir, er gehorcht aufs Wort und er fürchtet nichts mehr als mich und meine Misshandlungen.


    Schau ihn Dir ruhig in aller Ruhe an. Seine Narben, selbst seine angeschärften Zähne sind mein Werk. Nicht persönlicher Natur, aber er war das Versuchsobjekt, bevor ich mir meine anschärfen ließ. Mir ist bewusst, dass ich ihm gegenüber oft sehr unfair bin.


    Ich hätte ihn gehen lassen sollen, so wie alle anderen auch, als er seinen Dienst abgeleistet hatte. Sprich als er alt genug war. Aber sogar Personen wie ich vermissen Gesellschaft, auch wenn man uns das gerne abspricht. Aus dem Grund habe ich ihn behalten.


    Er ist mein Leibdiener, mein Haustier und meine Mahnung, dass man nicht alles behalten sollte. Das bekommt er nun leider schon seit über einem Jahrzehnt zu spüren. Du kannst dem Tausch zustimmen, oder den Tag abwarten wo ich ihn freilassen werde. Es liegt bei Dir“, erklärte Arch.


    Sklave musterte die seltsame Puppe und wich vor ihr zurück. Archibald nahm sie entgegen und drehte sie zwischen seinen Krallenfingern.


    „Hübsch. Lumpenpuppe...“, grinste er zähnefletschend.


    „Sklave fasst keine Puppen, Teddybären oder Spielzeuge an, weil er weiß was ihm sonst blüht. Ich sammele Spielzeuge, vorwiegend von den… Spendern. Es ist niemandem gestattet etwas aus meiner Sammlung anzufassen oder zu berühren. Schau“, erklärte Archibald und legte die Puppe genau vor Sklave ab, so dass er kaum noch Platz hatte, aus dem Weg zu gehen.


    Sklave machte sich so klein wie möglich und verdrehte sich wie ein Schlangenmensch, damit er die Puppe bloß nicht berührte. Er schlang ganz fest die Arme um sich und wimmerte leise, während er die Puppe betrachtete, als wäre sie hochgiftig.


    „Die Puppe! Gib!“, befahl Archibald schneidend.
    „Nai nai…“, wimmerte Sklave und machte sich noch kleiner, dass man noch deutlicher seine Rippen hervortreten sah.

    „Die… PUPPE SKLAVE!“, fauchte Archibald und hielt die Hand auf.
    „N..ai…“, wimmerte er ganz leise. Sklave ballte seine Hände zu Fäusten und drückte sie sich auf die Augen.


    „Braver Sklave, ganz brav“, grinste Archibald, nahm die Puppe weg und steckte sie ein.


    Sklave musterte mit stumpfen, geröteten Augen Kasimir, ehe er sein Gesicht wieder hinter seinen Händen versteckte.
    Archibald musterte seinerseits Kasimir nachdenklich und strich sich über das Kinn.


    „Momentan fühle ich mich allein… und hungrig.
    Dein lieber Brandur hat meine Sammlung von 12 Objekten aufgelöst. Nun dies soll kein Vorwürf an Dich sein. Du warst weder zugegen, noch kannst Du etwas dafür. Aber ich fühle mich um meine Sammlung geprellt. Dass muss ich gestehen.


    Dabei habe ich mich selbstlos bereit erklärt Brandur zu unterstützen, da mich sein Bruder Dunwin darum bat. Einst waren wir Freunde. Mehr noch, wir waren wie Brüder. Nun ist alles anders.


    Du kannst leicht davon sprechen, dass andere den Tod akzeptieren müssen, Du spürst nicht wie Dein Körper Dich im Stich lässt und Stück für Stück altert und verfällt. Du wirst ewiglich existieren, solange Du keinen Fehler begehst. Du bist einer der wenigen Auserwählten der Ältesten und dennoch missachtest Du ihr Geschenk.


    Unter uns beiden Kasimir, sollte Dir dieses Geschenk dermaßen zuwider sein und Du den Tod akzeptieren, warum stellst Du Dich morgen früh nicht der aufgehenden Sonne entgegen?


    Ganz einfach Kasimir, weil Du das Leben liebst. Weil Du ebenfalls diese Existenz liebst. Was Du hast Kasimir weißt Du, was Dich auf der anderen Seite erwartet, dass weißt Du nicht.


    Ich habe Dir auch kein unmoralisches Angebot unterbreitet, sondern ein ehrliches. Wir würden gemeinsam auf Sammeltour gehen. Wie verhält es sich mit Tierblut?


    Du denkst in falschen Bahnen Kasimir. Was ist Dir lieber? Eine unschuldige Person wie den Leibdiener Wolframs zu töten oder mir Deine Gabe zu überreichen? Möchtest Du da lieber nicht meinem Wunsch nachkommen? In dem Fall würdest Du mich beißen. Eine Person die Dich explizit darum bat. Du würdest trinken, aber Du würdest nicht töten.


    Du würdest mich von all meinem weltlichen Leid heilen.
    Von dem Hunger, von der Migräne, von den Anfällen...
    von allem!


    Es sei denn natürlich, ich hätte ein falsches Bild von Dir gewonnen und der Tod ist ebenso Dein Ziel wie die Stillung Deines Hungers. Aber ich gehe doch Recht in der Annahme, dass dem nicht so ist oder?“, fragte Archibald freundlich.

  • Kasimir begriff rasch, wovon Archibald sprach, nachdem er es endlich in konkretere Worte fasste und den Bereich des Abstrakten hinter sich ließ. Er war nicht der Erste von jenen Geplagten, die bei ihm beichteten. Aber der Erste, bei dem der Hunger Blüten von solch grausigem Ausmaß geschlagen hatte.


    Kasimirs freundlicher Gesichtsausdruck wich einer Maske aus kühler Professionalität. Seine Körperhaltung blieb vollkommen entspannt und sein Blick offen. Das Letzte, was irgendetwas bringen würde, wären Vorwürfe, Maßregelungen oder sich nun angewidert abzuwenden. Archibald hatte ihm seinen Abgrund geöffnet und ließ ihn bis zum Grund hinab blicken. Das hieß, dass er gerade prüfte, inwieweit er Kasimir vertrauen konnte. Man konnte nur helfen, wenn man diesem Vertrauen gerecht wurde, selbst und besonders dann, wenn es von so einem kranken Manne stammte wie jenem, als der Archibald sich offenbart hatte. Er brauchte mehr Hilfe als die meisten anderen.


    "Danke für dein Vertrauen", sagte Kasimir aufrichtig. "Es hat dich sicher Überwindung gekostet, mir das alles zu offenbaren. Wie bereits gesagt werden diese Dinge unter uns bleiben. Ich würde dir gern helfen, dass du den Hunger leichter ertragen kannst. Dass er dich nicht zwingt, Dinge zu tun, die du tief im Inneren vielleicht gar nicht tun möchtest, wenn du diese Kinder wirklich liebst."


    Traurig betrachtete Kasimir den armen Simon.


    "Auch ich möchte nicht sterben. Ich nenne meinen Zustand oft einen Fluch, aber ich denke eher, er ist eine Prüfung. Darum halte ich durch. Oril hat seinen Grund, es geht um ein höheres Wohl, dem ich diene und dafür nehme ich diese Bürde auf mich. Tierblut kann ich nicht trinken, Archibald ich bekomme Verdauungsbeschwerden. Es muss ... das Blut höherer Wesen sein. Menschenblut und Albenblut sind am besten."


    Er schloss die Augen und betete erneut, um den intensiven Appetit niederzukämpfen, den er trotz seiner Sattheit verspürte. Die Wahl, vor die Archibald ihn stellte, schien ihn innerlich schier zu zerreißen. Gern wollte er dem armen Simon helfen ... doch zu welchem Preis?

  • Archi machte eine wegwerfende Handbewegung.


    "Vertrauen gegen Vertrauen Kasimir. Es ist nicht heilbar. Jedenfalls nicht so, dass ich danach ein normales Leben führen könnte. Vor langer Zeit... sehr langer Zeit, war ich einst mit Jesper in einem Tempel. Das ist ein alter Kumpel von mir. Er sagte sie könnten den Hunger heilen.


    Sie können es heilen...
    Nur nehmen sie Dir etwas dafür...
    Du wirst einem Eingriff unterzogen...


    Nun dann könnte ich meine Kopfschmerzen auch heilen, indem ich mir den Kopf abhacke...", erklärte Archibald langsam und rieb sich über das Gesicht.


    "Ich war zu lange bei Tag draußen, das ist nicht gut. Hier ist es zu hell drin...
    Hast Du Schokolade? Kannst Du Schokolade besorgen?",
    fragte von Dornburg Kasimir.


    Arch verspürte zuerst einen leichten Augendruck, dann kam erst der Schmerz. Es folgte ein brennendes Gefühl, dass ihm die Augen tränten. Es war, als stünde sein Körper in Flammen, obwohl ihm unsäglich kalt war und er zitterte.


    Er merkte wie sich das Gefühl von den Augen in Richtung seines Nackens verschob und dann in seinen Schädel hinein sickerte. Dann wanderte der Schmerz weiter nach oben.


    Die matten Lichter im Raum wurden blendend hell und Kasimir verwandelte sich in ein gespenstiges Schemen.


    "Ich wusste es", stöhnte Arch durch zusammen gebissene Zähne.


    Archibald spürte kaum noch etwas anderes als den Schmerz in seinem Schädel, denn inzwischen erfüllte der Schmerz seinen ganzen Kopf. Er hatte das Bedürfnis seinen Kopf zwischen die Hände oder die Knie zu pressen.


    Doch dieser Gedanke verging im greller werdenden Licht, dass sich von einem einfachen Feuer zu einer weißen Glut entwickelt hatte. Zu spät sich den Kopf einzuklemmen. Dann verlosch die Helligkeit schlagartig.


    Arch wusste was nun folgte.


    Obwohl er saß, stürzte er zu Boden und verkrampfte sich schlagartig. Panisch starrte Sklave auf Archibald herab, der unkontrolliert zuckte. Das Gesicht zu einer dämonischen Fratze verzerrt, die Augen nach hinten verdreht, sodass nur noch das Weiße zu sehen war. Durch die messerscharfen Zähne sabberte er Schaum und Blut.


    Sklave kniete sich neben Arch und hielt ihm so fest er konnte den Mund zu, damit er sich nicht mit seinen Zähnen verletzte oder die Zunge abbiss.


    Archs Körper war so angespannt, dass man jeden einzelnen Muskelstrang erkennen konnte. Sein Rückgrat verbog sich so weit nach hinten, das Sklave sicher war, sein Herr würde sich das Kreuz brechen. Es war eine Bewegung, zu der keine menschliche Wirbelsäule in der Lage war, wäre diese nicht so abnorm trainiert.


    Mit einem Aufkreischen schmiss sich Sklave neben Arch und versuchte ihn festzuhalten, damit er sich nicht verletzte. Er umklammerte den Schädel von Archibald und streichelte ihn. Dabei brabbelte er auf ihn ein und sabberte ihn voll.


    Die sporadischen Hitzeexplosionen in Archibalds Schädel verebbten.


    Arch wollte etwas zu Kasimir sagen, aber es war ihm irgendwie nicht möglich sich zu artikulieren. Er bekam die Zähne nicht auseinander, so sehr war sein Kiefer verkrampft.


    Selbst das Denken fiel ihm mittlerweile schwer. Dennoch dachte er an Kasimir und das dunkle Geschenk. Er musste durchhalten, er musste kämpfen...


    Schwärze. Er lag lang ausgestreckt auf Simons Schlafplatz. Vorsichtig und tollpatschig zugleich streichelte ihm jemand den Kopf. Archibald schlug die Augen auf und starrte Sklave ins Gesicht.


    Simon machte einen erschrockenen Satz nach hinten und kauerte sich zusammen, während Archibald sich zur Seite wälzte.


    „Alles gut, keine Angst“, keuchte von Dornburg mit Blut verschmierten Zähnen, er tastete nach einem der Körbe. Sklave wusste dass sein Meister nichts mehr sehen konnte. Er riss einen Korb vom Boden hoch, schüttete den Inhalt aus und drückte ihn Arch in die Hände.


    "Licht hä?", zischte er durch zusammengebissenen Zähnen hervor.
    "Da... da...", erklärte Sklave und drückte Archibalds Kopf in die richtige Richtung.


    Arch tastete die Öffnung ab, steckte den Kopf in den Korb und kotzte sich die Seele aus dem Leib.

  • Kasimir musste sich abwenden. Es war weder Ekel noch Angst, die ihn dazu brachten, sich umzudrehen, die Augen zu schließen, sich die Nase zuzuhalten und zu beten, diesmal laut.


    "Nur wenige werden wirklich satt.
    Ich lebe von einer Speise, die ihr nicht kennt.
    Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat
    Lasset uns beten für alle, die sich vergeblich mühen, ihren Lebensdurst zu stillen;
    dass sie Zufriedenheit und Erfüllung finden."


    Er wiederholte immer wieder das Gebet und war froh, dass er erst gestern eine üppige Mahlzeit gehabt hatte, anderenfalls wäre es ihm nicht möglich gewesen, diese Prüfung zu bestehen. Erst, als er Archibald ein paar Worte sagen hörte, drehte er sich vorsichtig wieder herum. Er konnte nicht anders, als ihm auf den Mund zu starren, wo Blut und Schaum klebten. Kasimir nahm beide Hände hinter den Rücken und verschränkte sie da fest ineinander. Er würde nicht einen Handgriff tun, um Archibald zu helfen, sicher war sicher. Das malgorische Übel in ihm wünschte sich, einen Blick auf Archibalds aufgebissene Zunge werfen zu können, wenn der sprach.


    "Ich ... verstehe nun", sagte Kasimir mit belegter Stimme. Er räusperte sich. Sein Gesicht war noch immer wie aus Gips gegossen. Nur die hinter seinem Rücken verschränkten Hände und sein Blick, der magnetisch von Archibalds Mund angezogen wurde verrieten, dass er gerade einen inneren Kampf ausfocht, nicht zu fragen, ob er mal naschen dürfe, wenn Archibald doch ohnehin gerade blutete. Ohne ihn zu beiße, verstünde sich.


    "Oril muss uns aus einem bestimmten Grund zusammengeführt haben", sagte er stattdessen. "Wir beide leiden unerträglichen Hunger. Uns beide versengt das Licht der Sonne. Aber dafür haben wir Mond und Sterne, Archibald. Oril muss einen Grund haben, uns diese Prüfung aufzuerlegen. Da muss ein Sinn sein. Aber wo? Warum? Wofür? Was sollen wir tun? Die Antwort zu finden, ist unsere Aufgabe. Ich ... ich glaube, ich soll jenen helfen, an die niemand sonst denkt. Jene, die selbst von den Priestern verachtet werden und die man jagt. Die Verlorenen, die Aufgegebenen, die Verstoßenen. Du bist das Zeichen, auf das ich gewartet habe. Ich verstehe meine Aufgabe nun."


    Kasimir zwinkerte und seine Augenbrauen zuckten kurz.


    "Ich kann deinen Hunger lindern, Archibald. Ich werde ihn lindern. Aber nicht umsonst. Wenn ich dich zu einem Vampir mache, könntest du gefährlicher sein, als je zuvor, wenn du diese Gabe missbrauchst.


    Du wirst für den Rest deiner Existenz kein Kind mehr berühren, weder auf die eine noch auf die andere Weise. Das musst du mir schwören. Als Pfand wünsche ich Simon, der ohnehin keinen Wert mehr für dich hat. Du wirst versuchen, Blut nur von freiwilligen Spendern zu trinken oder schlimmstenfalls von Sterbenden.


    Und zum Schluss:


    Du wirst weder Brandur noch Linhard jemals anrühren. Das musst du mir bei allem, was dir heilig ist, schwören!


    Wenn du dazu bereit bist, sollst du den Segen erhalten. Du wirst keine Migräne mehr leiden, du wirst keine Anfälle mehr erleiden. Dein Fleischeshunger wird von einem anderen Hunger verdrängt werden, wenngleich er nie ganz erlischt.


    Das ist, was ich dir anbieten kann."


    Kasimirs Gesicht war wieder offenherzig und freundlich geworden, er nahm die Hände nach vorn und legte sie locker auf seinen Beinen verschränkt ab.


    "Oh und Schokolade ist da drüben, sofern du noch Appetit hast."

  • Archibald rutschte nach hinten, bloß weit weg von dem Korb und rollte sich geschwächt zusammen. Er stopfte sich die Hände als Kopfkissen unter den Kopf und versuchte es sich so gemütlich wie möglich zu machen unter den gegebenen Umständen.


    Arch versuchte sich zu entspannen, aber dass ihm das nicht gelang, sah man ihm eindeutig an. Ebenso sah Kasimir, dass immer noch etwas nicht stimmte. Archibald gab seinen Versuch auf und legte sich ganz flach auf die Seite.


    Sklave kroch ganz vorsichtig hinter ihn und drückte sich in Archibalds Kreuz. Dabei gab er keinen einzigen Ton von sich, sondern berührte ihn ganz behutsam mit einer Hand. Archibald reagierte nicht darauf. Weder schalt er Sklave noch bestrafte er ihn, er ließ es einfach geschehen.


    "Kasimir... ich kann nichts sehen...", flüsterte Archibald erschöpft.


    "Wer immer uns zusammengeführt hat Kasi... ob die Ältesten oder Oril...
    Sie prüfen uns ständig... durch Aufgaben... Leid... Schmerzen... Opfer...


    Wir sind unser beider Zeichen... Schlüssel und Schloss...
    Meister und Schüler...


    Ich nehme Deine Bedingungen an und schwöre Dir dass ich mich an Deine Dogmen halten werde... ich schwöre es beim Leben von... Derya. Danke für die Segnung...


    Falls ich es mir aussuchen darf, beiß mich so tief wie möglich in den Hals, fast an der Schulter... bitte", antwortete Archibald glücklich.

  • Kasimirs Augenbrauen zogen sich einen Augenblick zusammen, als Archibald seine vorübergehende Blindheit gestand, nur um im nächsten Augenblick einem breiten Lächeln zu weichen.


    »Keine Angst, Archibald«, sagte er sanft und kam näher. »Du bist in Sicherheit.« Nun mit unverhohlener Gier betrachtete er den im Augenblick vollkommen wehrlosen Mann. Ein Festmahl, das sich bereitwillig anbot, dass genossen werden wollte. Archibald würde nicht zappeln, sich nicht gebärden wie die anderen. Er würde stillhalten und Kasimir konnte langsam und mit Genuss trinken.


    Simon kuschelte sich von hinten an seinen Herrn. Kasi holte sich eine Rebe Weintrauben und einen harten, sehr abgehangenen Knacker. Er legte eine Spur nach draußen. Scheu lugte Sklave mit einem Auge hinter Archibalds breitem Kreuz hervor.


    »Komm«, lockte der Vampir. »Iss!«


    Simon kam hervor gekrabbelt und naschte eine Weintraube nach der anderen auf. Draußen angekommen warf Kasimir die Weintrauben kreuz und quer in den Garten, so dass Sklave sie suchen konnte. Das würde ihn eine Weile beschäftigen. Die harte Knackwurst legte er ihm vor die Tür. Damit hatte er ebenfalls eine Weile zu tun und würde nicht stören. Als Kasimir sah, dass Simon beschäftigt war, schloss er die Tür, verriegelte sie von innen und begab sich wieder zu Archibald, der noch immer schwer atmend und von Schmerzen geplagt da saß mit seiner blutenden Zunge. Den Schaum hatte er inzwischen mit dem Ärmel weggewischt.


    Kasimir hockte sich zu ihm, strich über Archibalds Kragen und berührte dabei den Hals. Für ihn mit seiner eisigen Körpertemperatur fühlte er sich heiß an. Er spürte den Puls unter der weichen Haut. Kasimirs Lippen bebten vor Appetit. Es war kein Hunger, sondern die Vorfreude eines unwahrscheinlich köstlichen, verbotenen Leckerbissens, vergleichbar mit einem Kind, dass wegen einer Krankheit niemals Süßigkeiten essen durfte und einen Teller wunderschöner Pralinen gereicht bekam.


    »Zieh deine Kleider aus«, bat Kasimir. »Es wird kleckern und du möchtest dich sicher hinterher wieder ordentlich einkleiden.« Er half Archibald und legte die Kleidung ordentlich zusammen. Der Mann war über und über tätowiert. Eine Form von Aberglauben, doch Kasimir hatte gerade anderes im Sinne, als ihn darauf anzusprechen und seinen Aberglauben zu korrigieren.


    »Geh vor auf die Knie, mein Schüler«, sagte er Ernst. Anhand seiner Stimme konnte Archibald hören, wo er war, und leistete der Aufforderung Folge. Kasimir nahm sich bewusst Zeit, um den Augenblick zu genießen. Es war das erste Mal, dass er nicht hastig und voller Schuldgefühle schlingen musste. »Ich gebe dir den Segen, den mein Meister mir zuteilwerden ließ. Die Gabe des zeitlosen Lebens und nehme dir im Tausch die Freude, im Sonnenlicht zu wandeln. Die Sonne wird dein Tod sein. Doch für uns bleibt der Nachthimmel, mit Sternen wie Diamanten und den zwei Monden, die für uns scheinen. Du wirst nun sterben, Archibald, um zu neuem Leben zu erwachen. Vergehen, um wieder aufzuerstehen. Ich werde dich nun beißen.«


    Kasimir kniete sich vor Archibald und legte seine Hände unter dessen Kiefer. Er schob leicht, so dass Archibald den Kopf schräg nach hinten neigte und seine Halsschlagadern hervortraten. Kasimir war froh, dass der Mann gerade blind war, denn Kasimir spürte die Auswirkungen sehr deutlich in den Lenden. Kasimir beugte sich nach vorn, fuhr mit der Nase über seine Haut und roch an ihm. Beobachtete das Klopfen der Adern, das sich nun beschleunigte. Die zunehmende Röte der an dieser Stelle dünnen und zarten Haut.


    Kasimir öffnete den Mund, legte die eiskalten Lippen auf Archibalds Hals und ganz langsam biss er zu. Ganz leicht glitten die Fangzähne in Archibalds Schlagader hinein. Das erste Blut trat aus und Kasimir saugte sich fest. Vor Wolllust schloss er die Augen. Er löste die Fangzähne wieder vorsichtig und sog sich an der Wunde fest. Mit nuckelnden Bewegungen trank er das Blut. Es schmeckte köstlich! Archibald musste sich hervorragend ernährt und gut um sich gekümmert haben. Kasimir ließ sich viel Zeit und stach vorsichtig nach, wenn die Wunde sich wieder verschloss. Irgendwann wurde Archibald müde. Kasimir umarmte ihn, damit er nicht umfiel, und trank weiter, von intensiver Lust gebeutelt. Als Archibald schwach wurde, ließ er von ihm ab und legte ihn vorsichtig nieder. Er durfte ihn nicht ganz austrinken, sonst würde er nicht wieder aufwachen.


    Kasimir keuchte. Doch Archibald atmete extrem flach und sein Herz schlug nur noch in sehr großen Abständen. Der Vampir blieb bei ihm, bis es vorbei war und hielt seine Hand.


    Dann bettete er ihn auf die Decke, die er ursprünglich für Sklave bereitgelegt hatte, zog den blassen Leichnam ganz nach hinten in die Höhle und bettete ihn dort nieder. Er gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Sein Biss würde Archibalds Wiedergeburt sein. Die Decke schloss sich über Archibalds Gesicht als sein Leichentuch.


    Kasimir legte sich etwas weiter entfernt, aber in Sicht- und Hörweite nieder, um zu ruhen, zu verdauen und über sein werdendes Geschöpf zu wachen. Er schämte sich für seine Tat, für den Mord an Archibald, für seinen Appetit ohne Hunger zu haben und seine Lustgefühle dabei und weinte lautlos vor sich hin.

  • Viele, wenn nicht sogar die meisten Personen sagten ihm völlige Gefühlskälte nach, nannten ihn eine Bestie. Arch fühlte… er hasste… nur verbarg er dies hinter einer Maske aus arroganter Gleichgültigkeit.


    Er selbst kannte nicht viele positive Gefühle, er kannte fast nur Hass und vor allem Hunger.
    Am meisten hasste er sich selbst, dafür was er war, für seine pure Existenz.


    Selten begegnete er einer Person wohlwollend. Es gab einige Ausnahmen, und eine davon war Kasimir.
    Sein freundlicher Blick war sonst nichts weiter als Heuchelei. Sein Lächeln verbarg reines taktisches Kalkül und war Teil seiner Tarnung. Sein Verstand drehte sich bei Personen nur darum wie er sie seiner Sammlung hinzufügen konnte, wie er sie konservieren konnte oder wie er diese am effektivsten nutzen konnte.


    Aber war er selbst effektiv?
    Das musste er sich erneut mit sarkastischem, innerem Lachen fragen.


    Oh er hatte versucht Effektivität zu erreichen!
    Dafür trainierte er Jahr für Jahr, Monat für Monat und Tag für Tag.


    Und dennoch lag er wieder im Dreck, wieder auf dem Boden, unbeweglich… verkrampft... hilflos…
    Seiner Krankheit ausgeliefert…


    Krank, nicht gesellschaftstauglich…


    Aber die Gesellschaft hatte ihn gemacht. Gemacht zu dem was er war, grübelte er nach. Vielleicht auch nicht, vielleicht war doch jeder letztendlich dafür verantwortlich was er tat und nicht was seine Geburt ihm vorschrieb, denn nicht immer hatte ihn der Hunger in seinen Klauen. Manchmal ließ er sich sogar bewusst auf den Hunger ein, weil er Lust dabei empfand.


    Was die anderen auch immer über ihn dachten, wie weit sie auch Recht hatten mit dem wie und was er war, eine Person liebte er aufrichtig. Er liebte sie nicht nur, er hatte sie beschützt – auf die einzige Art die ihm möglich war. Er hatte sich von ihr ferngehalten.


    Einige Personen hatte er aufrichtig gemocht, sie ehrlichen Herzens geschätzt, sie waren zu seiner Familie geworden. Dunwin... Jesper...
    Aber das lag für ihn mittlerweile so weit zurück, dass er sich fragte ob es je Realität gewesen war oder nur ein Traum.


    Wellen von Schüttelfrost peinigten seinen Körper. Kalt war ihm. Mit dem Abebben des Anfalls kam zeitgleich sein Körpergefühl zurück. Nach einigen Minuten kam aber nicht nur die Erinnerung, sondern auch teilweise das Körpergefühl und die damit verbundenen Schmerzen zurück.


    Archibald fühlte sich hilflos und schwach. Der Migräneanfall hatte ihn sämtliche Kraft geraubt.
    Bei Kasimir jedoch fühlte er sich sicher und geborgen. Mehr als dass, der Vampir hatte sein Flehen erhört und war bereit ihn in den Stand eines untoten Dämons zu erheben.


    Obwohl er nichts sah, verspürte er keine Angst. Kasimir werkelte herum und nach einiger Zeit hörte Arch, wie der Vampir die Tür verriegelte.

    Nun war es soweit, es gab kein Zurück mehr.
    Archibalds Herz schlug vor Aufregung schneller.

    Kasimir entkleidete ihn weise voraus schauend, da er die Kleidung nicht mit Blut besudeln durfte. Arch hatte keine Kleidung zum Wechseln. Dabei berührten ihn die eiskalten Finger des Vampirs in einer beinahe zärtlichen Geste. Archibald neigte den Kopf in die Richtung, die der Vampir mit der Liebkosung vorgab. Kurz knirschte er genussvoll mit den Zähnen.

    Kasimir beorderte ihn auf die Knie. Nie war Arch freiwilliger auf die Knie gefallen, als vor diesem Mann. Absolut gehorsam und demütig hockte er sich vor den Vampir und wartete voller Vorfreude auf seinen Segen.

    Kasimir sprach von ihrer ewigen Feindschaft zum Licht, sprach davon dass sie stattdessen unter dem Licht der Sterne und der Monde wandeln würden. Der Vampir verkündete, dass Arch sterben musste um ewig zu leben.

    Selbst den Biss kündigte sein Meister an, denn er hatte ihn als Schüler akzeptiert.

    Kasimirs umfasste sanft seinen Kiefer und bog ihm damit den Kopf in den Nacken. Die Überdehnung schmerzte Arch nicht, da er aufgrund seines Berufes wesentlich geschmeidiger und beweglicher war, als ein Durchschnittsmensch. Seine kantige Kieferpartie trat deutlich hervor.

    Als der Vampir mit der Nase behutsam über seine Haut fuhr und an ihm schnupperte, bekam Arch eine Gänsehaut. Archibald presste seine Zähne fest aufeinander. Nicht aus Angst, sondern da er spürte wie sich die Bestie seines Hungers aus ihrem Gefängnis stahl, obwohl Kasimir überhaupt nicht in sein Beuteschema passte. Arch kämpfte seine animalische Gier mit größter Mühe herunter.

    In dem Moment, wo sich Kasimirs eisige Lippen auf seinen Hals legten und sich die messerscharfen Eckzähne in seine Haut gruben, war die Bestie schlagartig frei. Er fühlte den "Kuss" als Beben hinab bis zwischen seine Schenkel.

    Ein Knurren absoluten Wohlbefindens drang aus Archibalds Kehle und ohne es zu wissen, zog er mit Kasimir gleich. Voller Erregung schloss er genüsslich die Augen und ließ den Kopf noch weiter in den Nacken fallen. Die Luft war erfüllt von seinem leisen Keuchen, weil er zum Stöhnen zu atemlos, ja zu schwach war.


    Er war so erregt wie noch nie zuvor in seinem ganzen Leben.

    Er konnte nicht mehr klar denken und zerfloss beinahe vor Leidenschaft.
    Arch fühlte sich vor Lust wie benommen.


    Die Nebel wurden dichter, dann war es vorbei - ihn umgab nichts weiter als Dunkelheit.


    Als Archibald aufwachte, verspürte er einen nie dagewesenen Schmerz. Einen Schmerz unbekannten Ausmaßes. Qualvoll richtete er sich auf alle viere auf und presste reflexartig eine Hand auf den Magen. Irgendwie hatte er das seltsame Gefühl zu schweben und sein Blick klärte sich nicht ganz. Dann kam die Erinnerung zurück und ein einziger mächtiger Gedanke manifestierte sich in seinem Geist…

    HUNGER!

    Hunger in einer bis dato nicht bekannten Dimension peinigte seinen Körper. Ein Hunger, verbunden mit etwas derart Raubsüchtigem, dass es sogar seine alten Gelüste in den Schatten stellte und wie ein harmlose Begehrlichkeiten wirken ließ.


    Sein alter Hunger war bedeutungslos geworden.
    Denn er lag hier nicht mehr als die Person die man einst kannte…

    Die Stillung dieses neuen Hungers war essenziell, überlebensnotwendig!

    Dieses Raubsüchtige in ihm, uralt und mächtig, verlangte nach Blut.
    Blut bedeutete Leben.


    Er musste jagen, er musste töten, er musste trinken!


    Und er hatte keine Zeit. Er konnte sich nicht auf eine lange verspielte Jagd wie früher einlassen. Der Hunger würde sich ins Unermessliche steigern und ihn vollständig um den Verstand bringen.

    Der Biss hatte sich wundervoll angefühlt. Süßer und befriedigender als jeder Akt. Aber das Erwachen in neuer Form war eine unermessliche Qual.

    Lautlos brüllte er seine Verzweiflung über seinen Hunger in die Welt hinaus, wohl wissend dass ihn niemand hören durfte. Kasimir beobachtete ihn, Arch fixierte Kasimirs Blick mit seinen trüben, gebrochenen Augen. Hilfesuchend streckte er eine krallenbewehrte Hand nach seinem Meister aus.


    "Hunger... hilf mir...", flehte er Kasimir an.

  • Während Archibald kalt, fast blutleer und ohne ein Zeichen von Leben unter seinem Leichentuch lag, ging Kasimir hinaus und hatte in dieser kurzen Zeit seiner Abwesenheit kurz etwas zu tun und noch etwas anders zu organisieren:


    http://asamura.de/viewtopic.php?f=64&p=12673#p12673


    Als sein Geschöpf sich zu bewegen begann, war Kasimir sofort zur Stelle mit einer großen Suppentasse. Kaum hatte Archibald sich aufgesetzt und seinen Hunger geäußert, setzte Kasimir ihm eine volle Tasse mit Instantblut an die Lippen, dass er mit warmem Wasser angerührt hatte. Die andere Hand hielt er hinter seinen Rücken, damit der neugeborene Vampir sich abstützen konnte.


    "Trink das, es wird dir gut tun. Instantblut ist weder so wohlschmeckend noch so sättigend wie lebendes Blut, noch geht das Trinken mit einem Lustgefühl einher. Damit ist es die ideale Wahl, um sich moralisch richtig zu ernähren! Niemand muss sterben, es schmeckt nicht und man macht sich keiner körperlichen Unkontrolliertheit schudig, Geist und Seele bleiben vollends rein. Der trotz des vollen Magens vorhandene Appetit ist eine gute Ergänzung zur Askese, die ohnehin ein jeder üben sollte. Oh und ich war so frei, dich zu waschen, zu rasieren und wieder anzukleiden. Natürlich habe ich deine Sachen vorher durchgewaschen und gebügelt und die Schuhe geputzt."

  • Kaum dass er aufgewacht war und Kasimir um Hilfe angefleht hatte, war sein Meister auch schon bei ihm. Er reichte ihm eine große Suppentasse und setzte ihm diese sogar an die Lippen. Zeitgleich hielt Kasimir ihn mit einer Hand am Rücken fest, so dass er sicher sitzen und trinken konnte. Arch musterte Kasimir gerührt. Solche Fürsorge war für ihn ungewohnt.


    Archibald ergriff mit beiden Händen die Tasse und trank gierig seinen ersten Schluck Blut. Es schmeckte grauenvoll, aber es linderte seine Schmerzen schlagartig. Während er das Blut aus der Tasse schlürfte, erklärte ihm Kasimir was er dort gerade trank.


    Arch zog bei der Erläuterung baff eine Augenbraue hoch und blinzelte Kasimir an.


    "Es schmeckt bewusst so grausig? Kann man es mit Wein strecken? Können wir überhaupt noch etwas anderes zu uns nehmen als Blut? Vielleicht wird man dadurch richtig satt, falls man dieses Blut mit etwas anderem streckt. Wieso trinken wir kein lebendes Blut?", fragte Arch und trank in langsamen, kleinen Schlückchen die Tasse aus.


    Immerhin wusste Archibald nicht, wann es die nächste Mahlzeit geben würde. Aus diesem Grund wollte er sie so lange wie möglich auskosten.


    "Du bist nun mein Meister Kasimir, Du musst mir alles beibringen was ich als Vampir wissen muss. Erzähl mir die grundlegenden Dinge, die ich verinnerlichen muss. Licht ist unser Feind, daran erinnere ich mich. Unsere Zeit ist die Nacht. Meine Welt war schon immer die Dunkelheit und die Nacht. Als Zeichen meiner absoluten Loyalität und Treue, werde ich Dir das Kämpfen beibringen. Damit Du auch ohne mich nicht wehrlos bist", erklärte Arch zwischen einigen Schlückchen.

  • Nachdem er Margot angehalten hatte, sich um das leibliche Wohl der Gäste zu kümmern, machte er sich direkt auf den Weg in die Vorratskammer. Da diese von innen mit dem Querholz verriegelt war, klopfte Wolfam an.


    „Mach auf Kasimir, ich bin es, keine Sorge. Lass mich rein, ich habe Dir doch versprochen mir Deine Narbe anzuschauen. Du erinnerst Dich? Leider kann ich nicht mental mit Dir reden. Mach auf, ich helfe Dir, Du weißt schon wobei“, erklärte der Magier freundlich vor der Tür und klopfte erneut leise.

  • Glücklich beobachtete Kasimir, wie Archibald das Instantblut schlürfte, ohne sich sogleich wieder zu erbrechen, wie es ihm selbst ergangen war, ehe Brandur die Rezeptur verfeinert hatte.


    "Wir können nur bedingt etwas anderes Trinken als lebendes Blut. Selbst pures Wasser ist ein ernstes Problem. Probiere erst einmal wie du dieses von einem Lebenden abgezapfte und alchemistisch haltbar gemachte Instantblut verträgst, ehe du dich daran machst, es mit weiteren Zutaten zu mischen. Winzige Mengen an Wein oder Kaffee kann man gegebenenfalls beimengen, aber wir reden hier wirklich nur von einem Teelöffel voll, um das Aroma zu verfeinern. Wenn du Kaffeedurst verspürst, wirst du künftig Rakshanerblut trinken müssen. Wenn du Durst auf Wein verspürst, das Blut eines Trunkenboldes und so weiter. Brandur hat jede Portion für mich beschriftet. Dies hier ist geschmacksneutrales Almanenblut, gut verträglich und ohne besondere Eigenschaften wie erhöhtem Koffeingehalt, wie das meist bei Rakshanerblut der Fall ist. Deren Blut ist zumeist relativ proteinhaltig und weist einen hohen Gehalt an gesättigten Fetten auf, da sie viel Fleisch zu sich nehmen. Lichtalbenblut ist leicht verdaulich, aber wenig nahrhaft. Frostalbenblut ist geschmacklich bisweilen fischig, aber weist viele gesunde Inhaltsstoffe auf. Es ist mein Lieblingsessen, aber in diesen Breiten schwer zu bekommen."


    Kasimir zupfte ein ausgefallenes Haar von Archibalds Schultern.


    "Ich werde dir alles beibringen, was du wissen musst. Dass du widerum mir das Kämpfen beibringen möchtest, ist sehr zuvorkommend. Ich bin Lichtreiter. Ich habe das Kämpfen dereinst gelernt. Aber eine Übungsstunde zur Auffrischung des Gelernten kann sicher nicht schaden, meine körperliche Ertüchtigung kam etwas kurz in den letzten Jahren."


    Als es klopfte, fuhr Kasimir erschrocken herum. Wolfram! Rasch nahm er seinem Schüler die Tasse weg und versteckte sie, dann tupfte er schnell den Mund seines neuen Schülers ab, damit kein Blutrest daran haften blieb. Erst dann öffnete er die Tür und machte dabei eine ausufernde Verbeugung, damit Wolfram standesgemäß an ihm vorbei eintreten konnte.


    "Wir waren so frei, uns hierhin zurückzuziehen, damit Herr von Dornburg seine Migräne im Dunkeln auskurieren kann", erklärte er leise, so als ob Archibald laute Geräusche noch immer stören würden. Er schloss die Tür hinter Wolfram wieder und krempelte sein Hosenbein bis über das Knie hoch, damit er die Narbe seiner Zeugung sah. Die Einstiche von Varods Zähnen waren sehr viel größer und ovaler als jene, die er selbst an Archibalds Hals verursacht hatte, da Kasimir sich damals heftig gewehrt hatte und die Löcher daher tief eingerissen waren.

  • Archibald hörte Kasimir aufmerksam zu. Als sein Meister über Blutgeschmacksrichtungen philosophierte, musste Archi grinsen. Er kannte ähnliche Unterschiede beim Fleisch.


    "Nach was habe ich denn geschmeckt? Ähnlich ist es mit Fleisch gewesen Kasimir. Je nachdem was das Objekt zumeist ass, danach schmeckte es auch. Folglich musstest Du ein Objekt von der Kippe eh erstmal einlagern und durchspülen, ehe es essbar wurde. Und Du musstest aufpassen, ob es verseucht war. Manche Krankheit überträgt sich eins zu eins auf den Menschen. Abbraten hilft Keime zu töten, aber ich ass nur Rohkost. Auch bei anderem Fleisch, irgendwie bekam ich es später nicht mehr anders herunter. Von warmen Essen erbrach ich mich. Aber diese Zeiten sind nun Dank Deines Segens für immer vorbei.


    Du bevorzugst also Fischgeschmack? Ich werde es mir für Dich merken. Mal überlegen, ich wähle Wein oder Schokolade. Gibt es die Geschmacksrichtungen?


    Mal strategisch an unser Nahrungsproblem herangegangen. Wir dürfen niemanden töten, dass ist Dein Dogma. Aber Brandur wird mich nicht ernähren. Und falls Du für zwei isst, fällt das auf.


    Eine Person wird erst durch den Biss zum Vampir, richtig?
    Dann machen wir das wie folgt. Ich kann jagen Kasimir, ich weiss wie man Menschen und Alben jagt. Wir werden sie jagen, aber nicht beissen. Haben wir ein Objekt gefangen, zapfen wir ihm Blut ab. Nach der Blutabnahme lassen wir es frei. Unfreiwillige Spende sozusagen. Es kommt mit dem Schrecken davon.


    Wir können aber auch meinen alten Keller benutzen.
    Dort stehen 12 Verschläge. Ich organisiere uns 12 Objekte. Die füttern wir dann mit unserem Lieblingsfutter. Du Deine 6 mit Fisch, ich meine 6 mit Schokolade. Und jeden Tag melken wir ein anderes der Objekte.


    Damit wäre unsere Nahrung gesichert und wir können gemütlich Zuhause essen, sobald wir mal keine Lust zu jagen haben. Wegen der Blutabnahme mach Dir keine Gedanken, ich weiss wie sowas geht, ebenso ein Aderlass. Dunwin liess manchmal Leute hinhängen zur Befragung und im wahrsten Sinne des Wortes, lief ihnen ihre Zeit davon. Ganz einfach weil sie per Aderlass ausliefen. Auslaufmodell nannten wir das liebevoll", erklärte Archi freundlich.


    "Du ich habe wirklich schon einiges gegessen, aber einen Fisch nie. Sie sehen für mich nicht appetitlich aus. Da siehst Du mal wie unterschiedlich die Geschmäcker sind.


    Mit kämpfen meinte ich nicht, dass ich Dir beibringe wie man ein Schwert hält Meister... sondern wie man unter allen Umständen überlebt... ", grinste Archibald.


    Es klopfte an der Tür und Kasimir nahm ihm sofort die Tasse ab und reinigte seinen Mund. Arch blinzelte und fragte sich, ob jemals seine Mutter oder seine Amme ihn dermaßen umsorgt hatte. Die Antwort viel ihm leicht - nein.


    Kasimir liess Wolfram in die Höhle und erklärte so pfiffig wie gerissen, dass sie hier aufgrund seiner Migräne verweilten. Archibald nickte knapp zum Gruss.


    Als Wolfram eintrat und auf Kasimir zuging, stelle Archi fest, wie gut Wolfram roch. Das war ihm vorher nie aufgefallen. Wolfram roch... lecker...


    Sein Magen knurrte vernehmbar und Speichel sammelte sich in seinem Mund. Mit einer krallenbewehrten Hand rieb er sich die Stirn und warf Kasimir einen hilfesuchenden Blick zu. Er schaute kurz auf seine Krallen. Schlagartig hatte er das Bedürfnisse diese in Wolfram zu schlagen und ihm die Zähne in den Körper zu hämmern. Nicht um einen Brocken Fleisch aus ihm zu reissen, sondern er lechzte nach Blut.


    Archibald stand auf und zwang sich unter grösster Willensanstrengung, sich in eine dunkle Ecke zu verziehen.

  • Wolfram betrat die Vorratshöhle. Von Dornburg nickte ihm zum Gruß zu, zog aber nach einem Augenblick eine Miene wie 10-Tage-Regenwetter und verzog sich selbst dann in die dunkelste Ecke der Vorratshöhle.


    Wolfram war kurz geneigt hinterher zu gehen und sich nach seinem Befinden zu erkundigen, aber dass unterließ er dann lieber doch. Vermutlich würde Archibald das als Hohn auffassen und wie schlecht es ihm ging, hatte Wolfram ja gesehen.


    Er musste ja nicht dreimal am Tag seinem Ehrentitel, Meister der Fettnäpfchen, die Ehre erweisen.


    Aus diesem Grund verschonte er von Dornburg mit unnötigen Fragen und widmete sich voll und ganz Kasimir, für den er schließlich extra hergekommen war. Wolfram untersuchte die Narbe. Es handelte sich um eine tiefe, wulstige Narbe der man ihre gewalttätige Entstehung ansah. Wolfram berührte die Narbe und versuchte darüber eine Verbindung mit Kasimirs Meister herzustellen, aber es gelang ihm nicht.


    Bedauernd schüttelte er den Kopf.


    "Also Kasimir, die Narbe reicht nicht aus um Deinen Bekannten zu erreichen. Ich weiß nicht wie viel Dein Patient weiß, oder wie viel Archibald wissen darf. Meiner Meinung nach würde er Dich sicher nicht bei Brandur anschwärzen. Die beiden haben kein inniges Verhältnis, wie man bereits zu Anfang sah, dennoch überlasse ich es Dir, ihn über Deine Pläne aufzuklären. Falls Du dies wünscht.


    Ich muss Dir aber leider sagen, dass ich Deinen Bekannten so nicht erreichen kann. Seine Natur macht mir dies unmöglich. Kennst Du vielleicht einen seiner Freunde? Hast Du von einem Freund Deines Bekannten vielleicht etwas dabei? Dann würde ich diese Person kontaktieren. Sie könnte Deinen Wunsch weitergeben, sprich Deinen Bekannten bitten Dich zu besuchen", schlug Wolfram freundlich vor.

  • Jesper van Verling


    Jesper lief zur Höhle, klopfte an und betrat die Speisekammer. Er grüßte Kasimir und Wolfram leise, schaute sich nach Archibald um und gesellte sich zu seinem alten Kumpel.

    „Na Du kleiner Spargel“, grinste Jesper, was Archibald leise auflachen ließ.
    „Hast Du mich gesucht, oder die Speisekammer?“, schmunzelte Archi.

    „Dich, da Du Dich verkrochen hattest. Wer Dich kennt, weiß wo er suchen muss“, antwortete Jesper gut gelaunt.
    „Und da Du mich kennst, vermutest Du mich in der Speisekammer?“, hakte Arch nach.

    „Nein, in irgendeinem dunklen, fensterlosen Loch. Da wir im Keller waren, blieb nur der Tunnel der in das Tal führt und die Speisekammer. Komm mit nach draußen, es ist dunkel. Ein bisschen frische Luft wird Dir guttun. Ist alles in Ordnung mit Dir oder hast Du Probleme?“, fragte Jesper.
    „Alles Bestens, Danke der Nachfrage", antwortete Archibald und folgte Jesper nach draußen.


    Hinter sich schloss Arch leise die Tür um Kasimir und Wolfram nicht zu stören.


    "Jesper?“, flüsterte Archibald, als sie ein Stückchen weit gegangen waren.
    „Was ist los?“, gab Jesper zurück.


    „Mein Rumgezicke… es tut mir leid… es war nur…“, setzte Arch an und zuckte die Schultern.
    „Tag?“, fragte Jesper und knuffte Arch, dass er fast umfiel.

    „Das war es vorhin auch, aber damit hatte es nichts zu tun. Irgendwie… ist es fast vorbei. Ich habe mich gefreut als Dunwin zurück gekehrt ist, dennoch ist er tot. Und Du bist nicht mehr wirklich Du. Von der Persönlichkeit her schon, aber von den Fähigkeiten nicht. Machen wir uns da nichts vor. Und ich selbst? Darüber möchte ich nicht nachdenken. Aber eines steht fest, die guten, alten Zeiten sind vorbei.


    Zeiten in denen wir Spaß hatten, in denen wir eine Familie waren. Dinge über die man früher gemeinsam gelacht hat, sind nun verpönt. Dinge die man gemeinsam getan hat, sind scheinbar bei Todesstrafe verboten.


    Ich verstehe es nicht.


    Einerseits möchte ich es nicht verstehen, andererseits schon und ich könnte Euch den Hals dafür umdrehen, dass es so kam.


    Wieso hat sich Dunwin umbringen lassen? Und wieso nutzt er nun nicht seine Chance auf Rache? Du solltest Dir mal anhören, was er ab und an für ein Kraut von sich gibt. Total wirres Zeug von dies ist mein Sohn und er soll nicht sterben und all so ein Pseudo-Gut-Gelaber, dass mir schlecht wird.


    Vorher hat er doch selbst alles dran gesetzt, dass es seinen Gören so dreckig wie möglich ging. Und auf einmal faselt der daher als hätte er einen Priester verschluckt.

    Linhard hat gute körperliche Voraussetzungen, sein Können wird überdurchschnittlich für sein Alter sein, sonst sollte ich ihn nicht unterrichten. Er muss lernen, er muss austrainiert werden, aber zu erstklassigen Fähigkeiten, gehört ein erstklassiger Körper ebenso wie ein erstklassig geschulter Geist.
    Hast Du Dir angehört was die ihm beibringen? Wozu soll ich dem Jungen überhaupt etwas beibringen? Wenn die beiden mit ihm fertig sind, muss er nur den Mund aufsperren! Von seinem Blut und seinem Erbe wird nichts mehr übrig sein.


    Das Problem bei einem Geist ist, man kann ihm weder in die Eier treten, noch eine überziehen damit er wieder klar im Kopf wird. Ich glaube es liegt am schlechten Einfluss, den Brandur auf ihn ausübt. Der Mann ist irre.


    Gut er sollte tot sein, ist es aber nicht. Das ist doch suspekt, wieso ist der nicht tot? Er ist vom Dach gefallen. Jeder Mensch mit etwas Charakter stirbt bei so einen Sturz.


    Der Kerl nicht. Vermutlich hätten wir ihn in hundert Teile zerhacken müssen, damit er endlich stirbt. Aber ich schwöre Dir, bei unserem Glück wäre der drei Wochen später wieder aufgeschlagen und hätte uns von seinen Wundheilschmerzen erzählt.

    Und Du? Was wird das?


    Du kannst mir doch nicht allen Ernstes erzählen, dass Du Dich so wohler fühlst. Kein Wunder, dass Du Dich vergraben hast. Mag ja ab und an mal lustig sein, sich einer Fressattacke hinzugeben und zu mampfen bis der Arzt kommt, aber erstens schenkten uns die Götter 10 Finger – einen davon wirst Du Dir ja in den Hals schieben können.


    Und zweitens, falls Du einer von der Sorte bist, der nach dem Motto verfährt - was bezahlt wurde bleibt drin – dann feiere so eine Orgie 3 mal im Jahr und trainiere den Tag drauf wieder! Ehrlich Jesper, ich habe echt nichts dagegen, sich mal den Arsch vollzufressen, aber alles hat seine Grenzen.


    Du hast Deine Grenze um Meilen überschritten, eine Rückkehr ist gewaltig schwer, vielleicht sogar unmöglich.


    Die Ausrede dass Du Dich so wohler fühlst, gilt doch wohl in erster Linie für Dich und zwar als billige Ausrede nicht handeln zu müssen. Kurzum den Arsch nicht hochbekommen zu müssen! Du bist nicht nur körperlich ein schlaffer Sack geworden, sondern auch geistig.


    Das scheint hier Epidemie artig um sich zu greifen, plötzlich das "Gute" in sich zu entdecken.


    Ich mag Dich, dass weißt Du, drum sage ich Dir das ins Gesicht. Falls Du umkehren möchtest, helfe ich Dir. Falls Du wirklich so bleiben möchtest… was ich nicht hoffe, dann werde ich meinen Mund drüber halten wie Du aussiehst und Deine Entscheidung akzeptieren. Aber Du tust Dir ehrlich keinen Gefallen damit, glaub mir das. Du schaufelst Dir Dein Grab in Fettmassen“, erklärte Arch besorgt.

    Jesper musterte seinen alten Kumpel und legte ihm einen Arm um die Schulter.

    „Du alte Kratzbürste, dass Du uns vermisst hast, kannst Du freundlicher sagen. Und doch Arch, ob Du es glaubst oder nicht, einfach nur Freude am Leben zu haben und es zu genießen macht Spaß. Du könntest es doch einfach mal für einen Tag ausprobieren. Du wirst morgen nicht trainieren und einfach mal essen worauf die Appetit hast. Du tust den ganzen Tag oder die ganze Nacht nichts anderes, als das worauf Du Lust hast“, schlug Jesper vor.

    Archi grinste Jepser über beide Ohren an.

    „Gut, abgemacht. Allerdings zählt zu dem was mir Spaß macht und ich gerne tue trainieren. Also werde ich das wie jeden Morgen tun. Danach werde ich frühstücken. Habe ich gefrühstückt, werde ich mich für ein paar Stunden wieder hinlegen und dann gehe ich auf Jagd. Kurzum ich stehe auf wenn es dämmert, frühstücke, leg mich nochwas hin und ziehe dann los. Mal schauen wonach, entweder auf was Kleines oder auf was zum Basteln. Wobei ich ehr auf was zum Basteln Lust hätte. Du kannst mitkommen, falls Du möchtest“, schlug Arch vor.


    „Bei was zum Basteln bin ich dabei. Ich hatte Dir was besorgt, was ich Dir letztens schenken wollte“, erklärte Jesper.
    „Ein Geschenk? Für mich? Aha. Wieso?“, fragte Archibald misstrauisch.


    „Um genau das zu vermeiden! Ich habe Deine Spuren in meinem Bezirk gefunden und die Abmachung lautete, Du jagst nicht in dem Gebiet, wo einer von uns wohnt. Da ich Dich aufsuchen wollte, dachte ich, ich stimmte Dich mit einem Geschenk milde. Was Du magst, weiß ich ja. Also möchtest Du es nun haben, oder weiterhin die Zicke geben?“, fragte Jesper grinsend.

    „Die Zicke?“, fragte Arch baff.
    „Heißt das nein?“, grinste Jesper.

    „Nein! Also ja. Also nein, das heißt nicht nein… sondern ja. Ich meine JA verdammt. Bei den Ältesten, zeig mir das Geschenk“, knurrte Archibald und musste dann lachen.
    „Hier für Dich, das ist ein Mini-Solar-System“, sagte Jesper und reichte Archi eine Kette mit einem gelben Stein.

    Archibald nahm sie entgegen und untersuchte sie genauestens.


    Link:
    Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen.

    „Dankeschön, passt optisch sehr gut zu meiner Sternenuhr. Damit hast Du mir echt eine Freude gemacht Jesper“, freute sich Arch aufrichtig.
    „Bitte, ich habe Dir noch eine Honigschnitte mitgebracht", gab Jesper freundlich zurück.


    Archibald ließ die Kette in seine Manteltasche gleiten, umarmte Jesper und drückte ihn an sich.


    "Ich möchte nichts essen. Du riechst... lecker, stelle ich gerade fest. Ähnlich wie Wolfram... nicht genauso... halt ähnlich...", grinste Arch.
    "Ehm ja Danke. Falls das eine Anmache ist Archi, dafür bin ich nicht hier und falls es einer Deiner Migräne-Ticks ist, behalt ihn für Dich", lachte Jesper.
    "Nichts dergleichen, es ist eine Feststellung Jesper", antwortete Archibald.


    Der neugeborene Vampir stellte fest, dass lebendes Blut einen ganz eigenen Geruch hatte. Es war ein ähnlicher Ruf wie einst sein alter Hunger rief. Aber dank seiner gerade zu sich genommenen Mahlzeit konnte er dem Ruf widerstehen.


    "Wegen dem, was Dir Sorgen bereitet, Arch so ist das Leben. Nichts bleibt ewig gleich. Alles verändert sich, auch wir“, sagte Jesper freundlich und hockte sich auf die Mauer hinter Wolframs Haus. Als er saß, ließ er sich gut gelaunt die Honigschnitte schmecken. Archibald hockte sich neben ihn und schaute zum Sternenhimmel auf.


    "Das stimmt, nichts was lebt bleibt ewig gleich...", stimmte Archibald gut gelaunt zu.


    Er befühlte mit der Zunge seine Eckzähne. Jesper wusste gar nicht, wie Recht er hatte.