Buch 1 Hohenfelde -- Kapitel 12 - Brandurs Tod

  • Auftakt zum Duell


    Brandur von Hohenfelde erfuhr über einen Brief, dass sein Erzfeind Ansgar nach Souvagne flüchtete. Gemeinsam mit Linhard und Dunwin reist er persönlich dorthin. An der Grenze jedoch will man ihren Begleiter Chirag de Dupont nicht nach Souvagne einreisen lassen. Als die Gruppe nach einigen Problemen doch noch in das schwer befestigte Großherzogtum eingelassen wird, treffen sie schneller, als ihnen lieb ist, auf Brandurs alten Feind ...


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    Brandur von Hohenfelde
    »Dunwin, darf ich bitten?«, fragte Brandur höflich, damit der Geist den knöchernen Drachen besetzte. Im Inneren des Brustkorbes war alles gemütlich hergerichtet, mit vielen Decken und Kissen. Da diesmal nur drei lebende Personen reisten, hatten sie viel Platz und auch eine große Kiste mit erlesenen Spezialitäten war dabei. Zum einen wollten sie es sich schmecken lassen, zum anderen waren auch Gastgeschenke für die de la Cantillions dabei. Brandur und Chirag machten es sich gemütlich und warteten, bis auch Linhard sich bequem eingekuschelt hatte. Dann konnte es losgehen in Richtung Souvagne.

    Dunwin von Hohenfelde
    Dun ergriff Besitz von dem knöchernen Drachen und wartete bis sich auch Linhard hinein gesetzt hatte. Sein Enkel kam etwas verspätet nach, da er trotz aller guten Vorsätze trotzdem seine Waffe eingesteckt hatte.

    Linhard von Hohenfelde
    »So da bin ich, ich habe mal den Meinungsverstärker mitgenommen. Man weiß ja nie, wer einem noch begegnet und mein Erzeuger wohnt dort bestimmt ganz in der Nähe. Bei unserem Glück. Wir können, wenn Ihr soweit seid«, sagte Lin gut gelaunt und machte es sich bequem.

    Chirag de Dupont
    »Auch ich `abe, wie es sich ge`ört, einen Degen anbei, den mir Monsieur de Wigberg ausgeborgt `at. Zur Sicher`eit, man kann nie wissen. Und Sie `aben sicher wieder Ihren Zauberstock bei sich?«

    Linhard von Hohenfelde
    Lin grinste über beide Ohren. »Den hab ich immer dabei«, lachte er.

    Brandur von Hohenfelde
    Brandur verkniff sich einen missbilligenden Blick in Linhards Richtung. Der Junge freute sich über die Abwechslung und er wollte ihm den Spaß nicht mit den Belehrungen eines alten Mannes verderben. »Den Gehstock mit dem knöchernen Stilett im Knauf habe ich dabei, selbstredend«, erwiderte er. »Es kann losgehen.«

    Dunwin von Hohenfelde
    »Alles klar, dann auf Richtung Souvagne«, freute sich Dun. Der knöcherne Drache nahm Anlauf und hob ab. Langsam schraubte er sich in die Lüfte und gewann an Höhe um dann Richtung Souvagne einzuschwenken.

    Linhard von Hohenfelde
    »Wann bekomme ich mein Stilett und meine Überraschung?«, fragte Lin gut gelaunt.

    Brandur von Hohenfelde
    »Schau mal in die linke Truhe.«

    Linhard von Hohenfelde
    Lin öffnete die linke Truhe und späht hinein. (Was sieht er?)

    Brandur von Hohenfelde
    In der Kiste lag zusammengefaltet ein Regenschirm mit einem knöchernen Gerüst. Bespannt war er mit schwarzem, glänzenden Leder. Im Griff befand sich ein Stilett, welches auch einzeln, ohne den Schirm, transportiert und verwendet werden konnte. Als Linhard genau hinsah, entdeckte er die verschnörkelten Initialien L.v.H. eingraviert.

    Linhard von Hohenfelde
    Lin nahm ehrfürchtig den Regenschirm entgegen und untersuchte ihn akribisch. Er schaute ihn sich nicht nur an, sondern er teste das Gewicht und die Ausgewogenheit der Waffe in der Hand und wie schnell er das Stilett ziehen konnte. Überglücklich steckte er es zurück in sein Versteck und strich liebevoll über die Initialien. Er kroch hinüber zu Brandur und umarmte seinen Vater lange und feste, ehe er ihn auf die Wange küsste. »Keks. Was sage ich eine Packung Kekse, vielen Danke. Ich werde die Waffe in Ehren halten Paps«, freute sich Lin von Herzen.

    Brandur von Hohenfelde
    Das bleiche Gesicht des alten Mannes bekam einen rosigen Schimmer, als Linhard sich so sehr freute. Brandur hatte lange und mit viel Liebe und Sorgfalt an dem Schirm gearbeitet. »Der Griff ist so geformt, dass du den Schirm zusammengefaltet auch als Gehstock verwenden kannst. Und schau mal, die Spitze oben. Sie ist schärfer und stabiler als sie auf den ersten Blick aussieht. Du kannst den Schirm also auch als Distanzwaffe verwenden. Der Stiel ist zudem schwer genug, dass er auch als Schlagwaffe taugt. Keks Linhard.«

    Linhard von Hohenfelde
    »Eigentlich ist er viel zu schade ihn zu benutzen. Aber eine Waffe muss mit dem Herzen und dem Verstand gewählt werden, besteht nur der geringste Zweifel... muss die Waffe verworfen werden. So sagt Opa Dunwin. Ich werde diese Waffe garantiert nicht verwerfen, sie wurde nicht nur mit dem Herzen, sondern auch mit Liebe gewählt. Sie kann uns nur Glück bringen«, grinste Lin.

    Chirag de Dupont
    Chirag stöhnte leise, als Linhard von Glück sprach, aber er sagte nichts. Er freute sich jedoch darauf, endlich seine alte Heimat wiederzusehen. »Besteht die Möglichkeit, auf dem Rückweg einen Umweg zur Burg meiner Familie einzulegen? Ich würde gern einmal wieder dort vorbeischauen und würde mich geehrt fühlen, wenn Sie beide unsere Gäste wären.«

    Dunwin von Hohenfelde
    »Sicher, dass ist kein Problem. Wir fliegen hin, ich bin genauso gespannt darauf wo Du gelebt hast. Unser Herrenhaus kennst Du ja genauso gut wie Deine Westentasche Chirag, Dein Zuhause kenne ich gar nicht«, antwortete Dun.

    Chirag de Dupont
    »Sie drei, meine ich natürlich«, sagte Chirag entschuldigend. »Ich vergesse dich andauernd, seit du tot bist, Dunwin. Bitte nimm es mir nicht übel, ich muss mich an dein Geistsein noch gewöhnen. Tot oder lebendig bist du als Gast stets willkommen. Die Burg liegt nah des Meeres, es ist sehr schön da, es wird Ihnen allen gefallen und unsere Küche ist `ervoragend. Wir `aben Wein aus eigener Kelterei.«

    Dunwin von Hohenfelde
    »Glaube es mir Chirag, ich muss mich auch noch sehr oft daran gewöhnen. Wobei es manchmal auch Vorteile hat. Ich kann durch Wände gehen und ich komme fast überall hin. Das hat auch was. Nur leider kann ich nichts mehr schmecken, keinen Kaffee, keinen Wein, keine Rauchstangen, dass macht mich manchmal traurig. Dafür habe ich Wissen, dass ich vorher nicht hatte. Und meinen Bruder als Bruder zurück, was mir vorher fehlte.... nun ist es anders... besser.... so soll es auch für den Stab werden... gleichgültig in welcher Farbe ich oder nun wir vor Euch stehen...«, antwortete Dun.

    Chirag de Dupont
    »Im Stab sind wir noch immer wie Brüder. Zumindest für die meisten von uns `at sich scheinbar dahingehend nichts geändert. `olzi und Damir benehmen sich, als `ätte die Gefangenschaft sie nicht betroffen. Ein einfaches Gemüt `at auch Vorteile, es kann nicht viel kaputtgehen.«

    Dunwin von Hohenfelde
    »Viele gute Geschwister haben wir verloren und ich stimme mit Arch überein, dass wir den Stab neu aufbauen müssen. Einer Zweitbesetzung kann eine Drittbesetzung folgen. Die alten Hasen werden die Frischlinge an die Hand nehmen. Probleme hat es bei uns in der Art nie gegeben. Natürlich mag der eine den anderen mehr oder weniger, aber dennoch waren und sind wir immer noch eine Familie. Soweit ich weiß wollte er sich um einige neue Mitglieder kümmern. Damir und Holzi sind genauso unser Fundament wie Jesper Chirag«, erklärte Dunwin.

    Brandur von Hohenfelde
    »Eines habe ich mich schon immer gefragt«, mischte Brandur sich ein. »Warum, Dunwin, warum zum Henker hast du deinen Stab aus derart merkwürdigen Gestalten zusammengestellt? Nichts für Ungut, Chirag, Sie sind natürlich davon ausgenommen.«

    Chirag de Dupont
    »Keine Sorge, das Selbe `abe ich mich auch des Öfteren gefragt.«


    Dunwin von Hohenfelde
    »Für seine Optik kann niemand etwas Bruder... keiner hat sich selbst gemacht... weder Du noch ich. Gut ich vielleicht zum Teil schon... durch meine Hungerei. Aber Du meinst vermutlich ihre Art... nun ich suchte Leute die mir gleichen, die mich verstehen und trotzdem in anderen Bahnen denken um gemeinsam eine vielschichtige Sicht auf Dinge zu erhalten. Ich wollte mich in dieser Familie wohl fühlen. Es sollte die Familie sein und werden, die man mir von Geburt an vorenthalten hat. Jeder dem sie vorenthalten wurde, sollte dort das finden was er suchte. Schutz, Geborgenheit, ein Heim und Herd, andere die ihn verstehen ohne ihn zu verurteilen. Andere die vielmehr den gleichen Spaß mit ihnen teilten. Oder einfach die Angst mit ihnen teilten, Schutz in dieser »Herde« zu finden. Nicht jeder ist ein Raubtier wie Arch und glaube mir, er hat auch eine völlig andere Seite, die Dich erstaunen würde. Aber es gab auch bei uns eine Frau die Männer bis zur Todesangst fürchtete. Jesper, Arch und mich hingegen nicht. Verstehst Du warum ich diese Personen wählte? Ich mag für Euch das Monster gewesen sein... aber ich war nicht nur Monster... wir alle dort waren eines einst auf alle Fälle - gewaltig einsam vorab Brandur. Der Stab machte damit ein Ende«, antwortete Dunwin absolut ehrlich.

    Brandur von Hohenfelde
    Brandur nickte. »Ich verstehe dich. Was ich mir in der Nachtburg schuf, aus den Gebeinen der Toten des Chaoskrieges, das schufst du dir aus lebendem Fleisch. Vielleicht war es Absicht, dass du dir einsame Personen suchtest, damit sie keinen Ort hatten außer den Stab, an den sie zurückkehren konnten. So wären sie in jedem Fall treu.«

    Chirag de Dupont
    »Das betrifft nicht uns alle. Ich `abe einen Platz, den ich `eimat nennen kann. Sie werden ihn kennenlernen. Auch Damir `atte stets Menschen, die er Familie nennen konnte, außerhalb des Stabs, doch er `at einen Narren an diesem Undorich `olzapfel gefressen.«

    Dunwin von Hohenfelde
    Nein das war nicht meine Absicht Bruder. Ich plante es wirklich mit dem Herzen und nicht mit Kalkül. Ich weiß, dass man manche von ihnen rein von der Fähigkeit als Waffe sehen könnte, sogar Canan. Allen voran meine Canan. Aber ich wählte jeden von ihnen, aus Liebe, aus Mitgefühl, aus all den Dingen die ich bei uns Zuhause nicht leben und nicht zeigen durfte. Und ja ich liebe Canan von ganzem Herzen, so wie Du Deine wahre Frau. Sie war meine tatsächliche Frau, meine Geliebte, mein Baby, mein Herzblatt, sie bedeutete mir alles. Spielt es da eine Rolle, dass sie ein Düsterling ist? Wen schert das? Sie hatte mehr Verstand und Herz als unsere ganze Sippschaft zusammen über all die Jahrhunderte. Ein Dämon hat mir gezeigt was es bedeutet, geliebt zu werden. Was es heißt ein Rudel, eine Familie zu haben. Und wie man sie zusammenhält. Das muss man sich mal vorstellen. Sie wusste es zigmal besser als einer von uns....«, sagte Dunwin.

    Davard von Hohenfelde
    Der knöcherne Drache erreichte die Grenze Souvagnes. Der Fluss Goldwasser stellte eine natürliche Grenze dar, dahinter lag direkt Beaufort. Aber nicht nur der Fluss selbst markierte die Grenze, sondern es waren gewaltige Wälle gezogen worden. Auf den Wällen patrollierten Wachen und man sah von weitem die gewaltigen Geschütze, die jeden ungebetenen Gast per Luftweg aufhalten würden. Dunwin flog die Grenze entlang weiter und landete vor dem Grenzübergang zu Cantillion. Der Wall zog sich durch bis zu diesem Lehen. Ebenso schwer bewacht und gesichert. In der Luft kreisten einige Raubvögel, die ein unnatürliches Interesse an so einem großen Flugwesen hatten. Dunwin landete vor der Grenze zu den Cantillions und setzte dort auf. Keinen Moment später erschien ein Wachposten auf den Zinnen mit einer Armbrust im Anschlag und einem Gesicht, dass die Freude einer Gletscherlawine ausstrahlte.

    Chirag de Dupont
    »Guten Tag«, grüßte Chirag auf Asameisch. Dunwin, Linhard und Brandur würden ihn verstehen, auch wenn es nicht ihre Muttersprache war, doch er wusste, dass sie aufgrund ihrer Ausbildung auch die zweite der beiden großen Sprachen Asamuras beherrschten. »Ich bin Chevalier Chirag de Dupont und die de la Cantillion sind meine Lehnsherren. Ich möchte gern zusammen mit meinen naridischen Gästen Dunwin, Brandur und Linahrd von Hohenfelde einreisen. Wir haben alle erforderlichen Papiere. Brandur von Hohenfelde ist verwandt mit den de la Cantillions. Auch dies können wir nachweisen.«

    Souvagnische Grenzwache
    »Wer seid Ihr?!?«, fragte die Wache erbost von oben. »Die Verwandten meiner Lehnsherren dürfen passieren, sobald ihre Identität überprüft wurde. Aber Ihr nicht!«.

    Chirag de Dupont
    Chirag blieb einen Moment der Mund offen stehen. Dann fing er sich wieder. »Habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt? Vor dir steht Chevalier Chirag de Dupont, wenn auch mit einem Arm weniger und etwas grauer als bei der Abreise, und du wirst mich in meine Heimrat einlassen! Sieh auf meinen Wappenrock!« Er zeigte auf die schwarze Gewitterwolke mit dem Blitz auf seiner Brust. »Ich kann meine Identität zudem auch anhand der Papiere bezeugen!«

    Souvagnische Grenzwache
    »Wappenrock? Du kannst von Glück sagen, dass ich Dir keinen Armbrustbolzen in Dein Verräter-Hirn blase! Wappenrock! Du hast nicht mal ein Wappen! Du hast nicht nur den Arm verloren! Zur Erinnerung, Ihr wurdet aufgrund von Hochverrat des Landes verbannt! Euer Wappen wurde aus der Heraldik entfernt. Euer Wappen ist somit gebrochen, Euer Haus existiert nicht mehr! Eure Burg wurde geschliffen! Ihr wurdet wegen Majestätsbeleidigung verbannt und da soll ich Dich in das Land einlassen? Meinst Du ich verliere für so eine treulose und ehrlose Kreatur wie Du es bist, den Kopf? Ich weiß wer mein Herr und Gebieter ist und wie man sich zu benehmen hat! Unserem Duc so einen Dudelsack von Barden zu schenken, dass es in die Analen der Grausamkeiten einging! Niemals zuvor hatte jemand so unsere Majestät beleidigt. Meinst wohl, das wäre nach so ein paar Jahren vergessen was? Scher Dich zum Abgrund Dupont!«, bellte der Wächter.

    Dunwin von Hohenfelde
    Dun mustere von der Seite Brandur und zuckte die geisterhaften Schultern.

    Linhard von Hohenfelde
    Lin kratzte sich am Kopf. »Irgendwie habe ich verstanden, er lässt uns nicht rein...«, flötete Lin.

    Chirag de Dupont
    »Das muss ein schlechter Scherz sein«, brüllte Chirag außer sich. »Der Junge, den ich dem Sohn des Ducs zu seinem zwölften Geburtstag schenken ließ, sang wie ein kleiner Engel! Er ist der Sohn unseres Hausbarden, von klein auf in der Gesangeskunst unterrichtet und ausgebildet nur für diesen einen Zweck! DU bist es, der hier eine Beleidigung nach der anderen von sich gibt! Das wird ein Nachspiel haben! Lass uns sofort rein, ich werde dein Verhalten melden!«

    Souvagnische Grenzwache
    »Melden? Ich komme Dir da gleich runter und trete Dich in Deinen Arsch, dass Dir auf dem Kopf die Schuppen scheppern. Du bist ein Verräter! Wie ein Engel, wohl eher wie eine Banshee! Das Gekreische war nicht zu ertragen. Was rede ich überhaupt mit Dir. Du kannst Dich an Deinen Ex-Lehnsherrn wenden! Von da unten, wo Du hingehörst. Die anderen sollen zur Seite des Walles kommen, damit die Papiere überprüft werden können. Und wage es nicht Dich dabeizustellen Verräter! Dein Gesicht habe ich mir gemerkt! Jeder hier, kennt die Fratze von jenem der den Terror-Tenor an den Hof schliff!«, motzte der Mann und verschwand von den Zinnen des Walls.

    Chirag de Dupont
    Chirag war knallrot und an seinen Schläfen pochten die Adern. »Was erlaubt dieser Dreckskerl sich«, wetterte er. »Das kann nur ein Scherz sein! Oder ein Irrtum! Aber das wird sich sicher gleich klären.« Er blieb allein vor der Mauer stehen.

    Souvagnische Grenzwache
    Es dauerte ungefähr eine halbe Stunde, dann erschien auf den Zinnen ein gut gekleideter Mann, hochgewachsen, schlank mit mittellangem, lockigen Haar. Nach der Kleidung zu urteilen, handelte es sich um einen Adligen. »Grüße, mein Name ist Comte Aimeric de la Cantillion, momentan stehe ich diesem Lehen vor. Ich hörte hier gibt es ein Grenzproblem? Wer verlangt Einlass auf unsere Scholle?«, fragte Aimeric freundlich. »Herr dies dort ist der Verräter, der den Duc aufs Schärfste beleidigte und kränkte. Ihr erinnert Euch sicher an den grauenvollen, bunten Barden, der nur Quietschtöne von sich gab? Dies Herr ist genau jener Mann, der all dies zu verantworten hat!«, sagte der Wächter.

    Brandur von Hohenfelde
    Brandur legte Chirag eine Hand auf die Schulter mit dem fehlenden Arm, während seine Papiere überprüft wurden. »Die de la Cantillions sind vernünftige Leute. Ihr werdet das Missverständnis jetzt richtig stellen.«

    Aimeric de la Cantillion
    Aimeric machte ein Handzeichen, dass er die Truppe unten am Wall persönlich in Augenschein nehmen wollte. »Kommt nach vorne, auch Sie - der vermeintliche Verräter«, bat Aimeric.

    Chirag de Dupont
    Gehorsam trat Chirag nach vorn. »Chevalier Chirag de Dupont«, stellte er sich dem Comte vor und gab sich Mühe, seine Erschütterung nicht zu sehr nach außen zu tragen. »Meine ergebensten Grüße ... ICH möchte einreisen, doch man will mir weismachen, dass meine Familie des Landes verwiesen und unser Wappen gebrochen wurde und ebenso, dass wir keine Burg mehr haben.«

    Aimeric de la Cantillion
    Aimeric schaute Chirag extrem ernst an, so ernst wie man als Lehnsherr nur schauen konnte. »Monsieur Chirag, so Ihr es denn seid - das Chevalier-Lehen der Duponts existiert nicht mehr. Weshalb Ihr auch immer nicht informiert seid, ich hole es hiermit nach. Die Botschaft die ich Euch geben muss, ist extakt dass, was Euch meine Wache mitteilte. Natürlich existiert das Land noch, aber das Lehen ist nun das Lehen ist nun das Lehen des Chevalier Ansgar Durand de Chouinard, samt seiner Verlobten. Vorab wurde Eure Familie wegen Hochverrats und Majestätsbeleidigung des Landes verbannt. Euer Wappen wurde gebrochen, es wurde aus der Heraldik entfernt. Sogar Eure Burg wurde geschliffen und sämtliche Nachweise Eure Familie betreffend wurden aus der Historie Souvagnes entfernt, da Ihr den Duc unverzeihlich gekränkt habt. Sogar die Gebeine Eurer Vorfahren wurden entfernt. Euch werter Dupont, gibt es in Souvagne nicht mehr. Ihr seid non-existent. Das Lehen wurde lange Zeit von uns, da es zu dem unseren gehört einfach mitverwaltet. Nun ist es an einen neuen Chevalier zur Nutzung überstellt worden, der uns Treue und Gehorsam schwor, selbstredend vorab der Krone. Habt Ihr dies verstanden? Betretet Ihr Souvagne, werdet Ihr hingerichtet, auf den Befehl seiner Majestät«, erklärte Aimeric absolut ehrlich die Situation.

    Chirag de Dupont
    »Aber ... das ist ... meine Familie hat seiner Majestät seit Generationen treu gedient! Das kann ... seit Jahrhunderten haben wir ...« Er war fassungslos und konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Er gab sich größte Mühe, einen vernünftigen Satz auszuformulieren. »Das kann doch nicht sein! Der junge Barde sang, dass es Noldil persönlich zur Ehre gereicht hätte. Vielleicht hatte er sich erkältet? Das kann doch nicht im Ernst die Strafe für solch ein kleines Missgeschick sein!« Seine Stimme zitterte.

    Brandur von Hohenfelde
    »ANSGAR WAS?!«

    Aimeric de la Cantillion
    Aimeric breitete die Hände aus in einer Geste, dass er darüber kaum etwas wusste. »Nun zu der Zeit war ich selbst noch ein junger Mann und habe mich gelinde gesagt, für dererlei Dinge nicht interessiert, also Gesang meine ich. Ich kann Euch allerdings den Grund der Entscheidung benennen, da Eure Familie der unseren diente. Der Duc ist ein weiser und geduldiger Mann Chirag. Und für einen König wie für eine Führungsperson ist es selbstverständlich, dass diese mit einer Karikatur klar kommen muss, oder mit einem Witz über ihre Person. So pflegte es der Duc zu umschreiben. Aber seine Person selbst zu einer Witzfigur zu diskreditieren, ist ein Angriff auf die Krone. Ihr habt die Krone bloßgestellt mit diesem Geschenk. Ihr wolltet Euch über die Krone lustig machen, dies war die Antwort der obersten Staatsmacht. Seht es so, der Duc hätte Eure Familie auch auf den Block schicken können. Da diese aber nur zweitrangig bei der Geschenkwahl wahr, wurdet Ihr »nur« verbannt. Allerdings dies vollumfänglich. Mehr kann ich Euch dazu nicht sagen. Sollte jemals ein Dupont, ob nun Ihr oder einer Eurer Verwandten, souvagnischen Boden betreten, erwartet Euch der nächste Block, oder das läuternde Schwert des nächstbesten Edelmannes. Betretet Ihr unseren Boden Chirag, bin ich der Krone schuldig Euch zu töten. Ich bitte Euch nehmt Vernunft an und nehmt Abstand von Eurem Vorhaben«, erklärte Aimeric und wandte sich an Brandur. »Unsere Familie betrifft dieses Problem nicht. Welches Problem habt Ihr mit Chevalier Ansgar de Chouinard?«, fragte der junge Comte.

    Chirag de Dupont
    Chirag starrte den Mann auf der Mauer an, als würde er in dessen Gesicht den Abgrund höchstselbst sehen. Er ging ein paar langsame Schritte rückwärts. »Wo ist meine Familie nun?«, fragte er mit brüchiger Stimme.

    Aimeric de la Cantillion
    »Das weiß ich nicht Chirag, das kann ich Euch leider nicht sagen. Soweit mir bekannt ist, wurden sie in Schimpf und Schande durch Souvagne getrieben und bei Ledwick über die Grenze gejagt«, antwortete Aimeric.

    Linhard von Hohenfelde
    Lin stellte sich neben Chirag und legte ihm einen Arm um die Schulter. Der Mann sah aus, als würde er jeden Moment zusammenbrechen. »Wie konnte das passieren? Was war denn mit diesem Barden los? Und was beim Abgrund hat er gesungen? Oder schlimmer noch wie?«, fragte Linhard leise.

    Brandur von Hohenfelde
    »Über das Problem mit Ansgar hatte ich vor, mit meinen Verwandten zu sprechen, namentlich Massimo, Maurice und Melville de la Cantillion«, entgegnete Brandur. »Der Mann bedroht meine Familie! Aber das würde ich gern persönlich mit den de la Cantillions klären. Besteht wirklich keine Möglichkeit, Chirag an unserer Seite einreisen zu lassen? Wir können ihn nicht allein hier draußen lassen. Andernfalls müsste ich meine Verwandten bitten, mich zu besuchen.«

    Chirag de Dupont
    »Ich `abe nicht die geringste Ahnung«, erwiderte Chirag auf Rakshanisch. »Er sang `ervorragend, darum sollte er ja als Geschenk dienen. Niemals `ätte ich gewagt ... oder meine Familie ... zu riskieren, das ...« Ihm versagte die Stimme.

    Aimeric de la Cantillion
    Aimeric schaute als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Doch ich könnte ihn verhaften lassen. Er könnte um Aufklärung bitten, sprich er könnte bei der Krone vorstellig werden um seinen Namen reinzuwaschen. Aber er hat in dem Fall unseren Namen aus den Verhandlungen herauszulassen. Ich möchte nicht einen Kopf kürzer gemacht werden von meinem Vater. Melville, Massimo und Maurice sind zur Zeit auf Staatsbesuch in Ehveros Freiherr von Hohenfelde. Aber wir können ebenso über dieses Umstand sprechen. Mir obliegt die in der Abwesenheit meines Vaters die Amtsgewalt über diese Scholle«, antwortete Aimeric.

    Linhard von Hohenfelde
    Lin nickte zustimmend. »Was immer dort passiert ist, vielleicht solltest Du die Chance ergreifen, Dich an den Großherzog zu wenden um dies klar zu stellen. Vielleicht kann er Dich begnadigen oder so etwas in der Art. Oder wenigstens den Hinrichtungsbefehl aufheben«, schlug Linhard vor.

    Chirag de Dupont
    »Oh ja, steckt mich nur erneut in ein Kerkerloch ... keine Woche war ich auf freiem Fuß. Ich hasse dieses Leben!« Er blickte an der steinernen Mauer herauf. Sie hätte auch nur ein Gartenzaun sein können, für ihn spielte das keine Rolle.

    Brandur von Hohenfelde
    »Muss er dazu in ein Verlies?«

    Aimeric de la Cantillion
    Aimeric schaute ihn erneut ernst an. »Einmal in Haft, heißt Ihr beugt Euch dem Urteil des Duc. Entweder er begnadigt Euch oder Ihr geht aus der Zelle direkt auf den Block. Überlegt Euch gut, ob Ihr das Risiko eingehen wollt. Oder ob Ihr dort in diesem Knochengefährt wartet«, sagte der Comte. »Ja. Er ist ein gesuchter Staatsfeind, gewähre ich ihm Unterschlupf, was glaubt Ihr geschieht mit meiner Familie Freiherr von Hohenfelde? Meine Entscheidung richtet sich nicht gegen Chirag, sondern ich halte mich an die Gesetze und schütze meine Familie. Ich kann Chirag nicht beschützen um den Preis meiner eigenen Familie und deren Besitz. Versteht das bitte«, erklärte Aimeric.

    Chirag de Dupont
    Chirag lachte bitter. »Bei meinem Glück weiß ich, wie das ausgeht. Ja. So sei es. Nehmen Sie mich nur fest. Machen Sie dem Elend ein Ende. Aber bitte gewähren Sie mir eine schnelle Hinrichtung mit dem Schwert, nicht den Tod durch den Strang. Das `abe ich wahrlich nicht verdient. Dunwin, ich komme bald zu dir. Dann bist du nicht mehr allein, wenn der Nexus dich erneut su sich ruft. Lass uns dann susammen `inüber gehen. Brandur, ich danke Ihnen für die Gastfreundschaft und die angenehme Gesellschaft. Gern `ätte ich länger etwas davon ge`abt, schade, dass wir erst so spät feststellten, dass wir gute Freunde sein könnten. Linhard, du bist ein fä`iger junger Mann, du wirst deinen Weg finden, `ab keine Angst davor, ihn zu gehen.« Er trat auf den Wachmann zu, der ihn zuvor beschimpft hatte und hielt ihm die zur Faust geballte Hand hin.

    Aimeric de la Cantillion
    Aimeric nickte knapp. Der Wächter entwaffnete Chirag und schaute dann etwas zweifelnd, wie er einen Einarmigen fesseln sollte. »Das geht in Ordnung. Folgt mir bitte«, sagte der Comte und gab den Weg vor.

    Brandur von Hohenfelde
    Brandur hatte schon die Hand ausgestreckt, um ihn festzuhalten, doch dann ließ er sie wieder sinken. Er nickte Chirag zum Abschied zu. Er verstand seine Todessehnsucht besser als jeder andere hier. »Leben Sie wohl«, sagte er leise.

    Dunwin von Hohenfelde
    Dun berührte Chirag kurz an der Schulter um ihn nicht zu sehr mit seiner Kälte zu quälen. »Wo immer Du bist, ich warte auf Dich - hier oder dort Chirag. Du bist nicht allein, dass weißt Du hoffentlich. Und gleichgültig dessen, was das Leben Dir so aufgebürdet hat, Du hattest eine Familie. Du hattest den Stab. Weißt Du, die anderen haben sich über die lustig gemacht, weil sie Dich mögen. Nicht um Dich zu quälen. Du gehörst mit Deinen Macken genauso dazu wie ich, Jesper, Merna, Damir oder Holzi. Du bist einer von uns«, sagte Dunwin fürsorglich.

    Linhard von Hohenfelde
    Lin schmunzelte verlegen. »Wer sagt, dass Du dem Duc schreiben musst? Das könnte doch einer von uns übernehmen. Als Außenstehender sozusagen um Deine Begnadigung bitten«, schlug Lin vor.

    Chirag de Dupont
    »Ich weiß, Dunwin. Verzeih, dass ich zum Abschied nicht lächeln kann. Mir ist zum `eulen zumute. Grüß die anderen bitte ein letztes Mal von mir und sag Damir, er soll gut zu Margot sein ... und bitte Archibald für mich um Vergebung.«

    Brandur von Hohenfelde
    »Würde es denn etwas bewirken können, wenn wir das tun?«

    Dunwin von Hohenfelde
    »Ich werde es ihm ausrichten und Arch musst Du nicht um Vergebung bitten. Seine bissigen Kommentare sind ein verstecktes ich hab Dich lieb. Das würde er nie zugeben, aber in Anbetracht dessen, was Dir blühen kann, sollst Du es wissen. Oder glaubst Du er würde tatsächlich wollen, dass sein Fettsack 40 kg abnimmt und gertenschlank wäre? Du kennst doch Archi. Er kann kaum etwas nettes sagen, er zeigt es mit Gesten. Und Damir wird gut zu Margot sein, ich werde ein Auge auf ihn haben. Ich werde mit ihm reden. Aber noch ist nicht alles verloren und die Idee von Linhard ist doch gut«, sagte Dunwin.

    Aimeric de la Cantillion
    Aimeric nickte beipflichend. »Natürlich, jede Person hat das Anrecht um eine Audienz beim Duc zu bitten. Man kann seine Majestät auch schriftlich um etwas bitten. Persönlich hat es den Vorteil, dass man selbst mit ihm spricht und die Bitte nicht erst durch die Amtsstuben des Hofes wandert. Dort werden sie der Wichtigkeit nach vor sortiert. So könntet Ihr direkt von Angesicht zu Angesicht mit ihm sprechen, bezüglich Chirag. Ihr könntet ihm davon berichten, dass Ihr ihn als zuverlässigen Mann kennt und er wie Ihr erst heute davon Kenntnis erlangt habt, dass er verbannt wurde«, sagte Aimeric und geleitete seine Gäste in die Festung.

    Chirag de Dupont
    »Du vergisst, wer ich bin. Mir `at das Leben noch nie Glück beschert, warum sollte es diesmal anders sein. Sogar `errn Brandur `abe ich Unglück gebracht, nun wohnt sein Feind auf meiner ehemaligen Scholle. Archibald ist ein verschrobener Kerl, und doch finden ihn die meisten liebenswert. Er ist zu beneiden. Er wird nicht verstehen, was ich mit der Bitte um Vergebung meine ... aber bitte richte ihm dies trotzdem aus.«

    Brandur von Hohenfelde
    »Wie realistisch ist die Chance, dass der Duc einlenkt?«

    Aimeric de la Cantillion
    Aimeric schaute Brandur an. »Wie überzeugend könnt Ihr sein? Davon hängt alles ab. Der Duc ist ein Mann der Argumente, überzeugt ihn und er lenkt ein. Zudem ist er stets pro seiner Landsleute ausgerichtet. Das mag für Euch im Moment nicht so erscheinen, aber er hätte die Familie hinrichten lassen können. Wenn dies nur ein dummes Missverständnis ist, wird er es revidieren. Wenn es nur Chirag betrifft, wird er das Todesurteil aufheben. Von Chirags Seite ausgesehen ist das Urteil gnadenlos. Von des Ducs Seite ist das Urteil milde. Ihr selbst seid Freiherr. Bedenkt, wenn Ihr einmal solch ein Verhalten durchgehen lasst, heißt das für die anderen - macht er es einmal, macht er es immer. Ihr müsst Euren Stand verteidigen, damit man weiß, mit Euch spaßt man nicht. Euer Wort ist das Gesetz im Guten wie im Schlechten. Wie sagt man so schön? Zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung. Selbst die Büttel wissen dies Freiherr von Hohenfelde. Drum frage ich Euch, wie überzeugend könnt Ihr sein? Je besser Ihr seid umso besser für Chirag. Nur bitte bringt keinen Barden als Wiedergutmachung mit«, grinste Aimeric kurz.

    Brandur von Hohenfelde
    »Ich verstehe Eure Argumentation. Ich denke, dass ich sehr überzeugend sein kann. Sollte es danach gehen, ist Chirag so gut wie gerettet. Was Diskussionen anbelangt, war ich mit dem Wort der Beste aus der Familie, die anderen waren eher für die Argumentation mit dem Dolch zu haben und dort wiederum habe ich das Nachsehen. Wir hatten eine gute Arbeitsteilung, meine Brüder und ich.«

    Aimeric de la Cantillion
    »Nun ich weiß nicht ob Ihr es wisst, aber unser Duc ist der Vernunft und dem Wissen zu getan, von daher, werdet Ihr mit ihm diskutieren können. Und er wird Euch zuhören, daran besteht kein Zweifel. Sollte er ablehnen, wird er Euch dies genauso ehrlich sagen, wie wenn er Euch zustimmend wird. Ihr müsst ihn nicht fürchten, Ihr müsst ihn nur respektieren. Das gleiche gilt für jeden Souvagner. Wir sollten vorher vielleicht einmal besprechen, wie es überhaupt zu diesem Unglück mit dem Barden kommen konnte. Und Ihr solltet mir Euer Problem mit Ansgar schildern. Nun tretet ein«, bat Aimeric und führte sie nicht nur in die Festung, sondern auch in die Amtsstube die gemütlich eingerichtet war.

    Linhard von Hohenfelde
    Linhard tippte Brandur an. »Wir wollten auch eine eventuelle Familienerweiterung besprechen«, warf Lin ein.

    Brandur von Hohenfelde
    Brandur blickte sich interessiert um. Schön sah es hier aus, er mochte den souvagnischen Stil, den er von seiner Frau kannte. »Ich werde dem Duc mit allem gebührenden Respekt begegnen. Wie es zu dem Missverständnis kam, kann ich nur anhand der Schilderungen vor der Mauer mutmaßen. Am besten wäre es, diesbezüglich mit Chirag zu sprechen.« Er nickte Linhard zu, zum Zeichen, dass er sich daran erinnerte, aber dass der Zeitpunkt nicht geeignet war, um das Thema anzusprechen. »Aber es ist tatsächlich so, dass ich von Monsieur Dupont nur Gutes berichten kann. Er macht einen absolut loyalen, wohlerzogenen und anständigen Eindruck und nie äußerte er etwas, das gegen den Duc, gegen seine Lehnsherren oder gegen Souvagne gerichtet war.«

    Dunwin von Hohenfelde
    Dun nahm auf einem Stuhl Platz obwohl da nicht nötig war. »Das kann ich bestätigen. Er sprach immer gut von seiner Heimat, mehr noch er war sehr stolz ein Souvagner zu sein. Die Information hat ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Er fühlt sich nun wie ein entwurzelter Baum. Nicht nur entwurzelt, man hat ihn ausgerissen und die Wurzeln ebenso, damit ein Sprößling mehr wächst. Was ist, wenn sich der Bard einen üblen Scherz mit Chirag erlaubt hat?«, hakte Dunwin nach.

    Chirag de Dupont
    »Darf ich sprechen? Ich kann nur wiederholen, was ich bereits vor der Mauer sagte: Als ich den jungen Nathan das letzte Mal sah, sang er wie der Sohn Noldils. Die Tempel wollten ihn als Sänger für die Lobgesänge, sie boten mir sehr viel Geld, doch schon zu Anfang war klar, dass es für Nathan nur einen Weg geben würde - als Geschenk an den Hof des Duc. Er war genau so alt wie Prince Ciel und ich dachte, dass kann doch kein Zufall sein, es muss ein Wink des Schicksals sein, dass Nathan als Barde und Gesellschafter für den Prince geboren wurde! Was ist mit Nathan geschehen? Wurde das arme Kind etwa auch hingerichtet?«


    Aimeric de la Cantillion
    »Natürlich darfst Du sprechen, wir sind ja hier um Dich zu »verhören« um die Sache zu klären. Erinnerst Du Dich? Nathan durfte bei Hofe bleiben, er wurde nicht hingerichtet. Der Duc ging davon aus, dass man sich mit Nathan einen Scherz über ihn erlaubte, folglich ist Nathan ebenso Leidtragender wie er. Er hat ihn nicht hinrichten lassen, er ist der Leibdiener des Prinzen Ciel«, antwortete Aimeric.

    Chirag de Dupont
    »Leibdiener? Dann ist er ja wohl doch mit dem Geschenk zufrieden, auch wenn er scheinbar an jenem Tage schief sang! Zumindest Prince Ciel muss es wohl sein. Der Duc hat doch ein ganzes Heer von Geistmagiern. Warum überprüfen diese nicht meine Erinnerungen und meine Absicht? Nichts läge mir ferner, als seine Majestät zu verspotten! Ich weiß nicht, auf was ich schwören soll, ohne auf dieses Objekt Unheil herabzurufen, aber ich versichere, dass dies nie in meiner Absicht lag.«

    Aimeric de la Cantillion
    »Eine wunderbare Idee, einer seiner Himmelsaugen, am besten sein persönlicher Berater soll Eure Ehrlichkeit bezeugen. Schwört aber lieber vorher, dass Ihr keinen Scherz beabsichtigt habt, sonst wird es noch schlimmer. Also Ihr sprecht die Wahrheit? Das müsst Ihr uns ehrlich gestehen, Ihr bringt sonst Euren Fürsprecher in große Bedrängnis«, antwortete Aimeric.

    Chirag de Dupont
    Chirag legte die Hand auf sein Herz. »Ich schwöre, dass ich mit dem Geschenk in Gestalt des Barden Nathan keinen Scherz auf Kosten seiner Majestät beabsichtigte, sondern dass ich ihm das Geschenk im besten Glauben daran schicken ließ, dass es sein Wohlgefallen fände!«

    Aimeric de la Cantillion
    »Gut, dann dürfte es für Freiherr von Hohenfelde möglich sein, unsere Majestät davon zu überzeugen. Zeitgleich solltet Ihr den Duc überzeugen, Chirag auslesen zu lassen. Sicherer wäre dies, dies würde Eure Argumente unterstützen. Nun zu Eurem Problem - Ansgar. Mein Onkel Massimo hat Ansgar eingeladen. Was hat er Euch getan?«, fragte Aimeric verwundert.

    Linhard von Hohenfelde
    »Wieviel Jahre hast Du Zeit?«, murrte LIn.

    Brandur von Hohenfelde
    Brandur riss sich einen Moment zusammen, dann sprudelte es aus ihm heraus. »Diese Abscheulichkeit in Gestalt meines missratensten Neffen hat versucht, meinen Sohn umzubringen! Jenen wunderbaren Manne, der hier neben mir sitzt, den ich adoptiert habe, weil er ihn selbst verschmähte, während er seine Frau verstieß und seinen jüngsten Sohn ebenfalls im Stich ließ! Er hat mich obendrein beleidigt und sich über mich lustig gemacht, indem er sich selbst aus der Familie entfernte, anstatt ordnungsgemäß auf seine mir zustehende Verstoßung zu warten! Ich weiß, dass er einen Vergeltungsschlag plant, er wird Souvagne als Hauptqaurtier nutzen, sicher vor naridischen Behörden, er wird hier eine Armee ausheben, Ghule erzeugen und dann die Familie vernichten, deren Namen er abgelegt hat!«

    Aimeric de la Cantillion
    Aimeric starrte Brandur wie vom Donner gerührt an. »Ghule? Auf unserer Scholle sicher nicht. Wobei gerade eine neue magische Akademie geschaffen wurde, wo auch Nekromantie gelehrt wird. Das sind schwere Anschuldigungen. Habt Ihr dafür Beweise? Es ist sehr unglücklich, dass meine Vater nun nicht zugegen ist«, sagte Aimeric und Brandur sah ihm an, dass er sonst solche Dinge nicht entscheiden musste.

    Linhard von Hohenfelde
    Lin zerrte die Verstoßung aus seiner Tasche. »Hier bitte, DAS ist Ansgar. Und das ist nur einer seiner kleinen Scherze. Die großen sehen anders aus. Ungefähr 5 Meter hoch und drei oder vier Reihen Zähnen im Maul und es hört auf den Namen Berta!. Er hat auch Dunwin hier umgebracht«, erklärte Linhard eisig.

    Brandur von Hohenfelde
    »Das ist richtig, er ermordete meinen kleinen Bruder und unseren Vater! Der Mann ist nicht zurechnungsfähig, er ist ein gestörter Schwerverbrecher!«

    Aimeric de la Cantillion
    »Und er ist eingebürgerter Souvagner. Können seine Taten bewiesen werden? Bis auf den Geist natürlich, der es vermutlich bezeugen wird?«, hakte Aimeric nach. »Scheinbar zieht diese Scholle das Unglück an. Er wählte den Krebs als Wappenzeichen. Gepanzert und bewaffnet«, sagte Aim.

    Brandur von Hohenfelde
    »Ich könnte Euch noch die durchlöcherten Leichname zeigen. Und weitere Dokumente, wie seine Willenserklärung des Verzichts auf Familienzugehörigkeit. Welcher Beweise bedarf es noch?«

    Aimeric de la Cantillion
    »Das weiß ich nicht. Ich kann Euch nur sagen, dass mein Onkel ihn eingeladen hat, aufgrund dessen, dass er Zuhause verfolgt und ermordet werden sollte. Es steht somit Aussage gegen Aussage. Und mein Vater leitet die Familie, ich kann das nicht über seinen Kopf hinweg entscheiden. Darf ich den Austritt einmal sehen?«, fragte Aimeric.

    Linhard von Hohenfelde
    »Nur zu Paps, zeig ihm den Wisch. Selbstgefälliger geht es kaum. Fehlt nur noch ein Portrait seiner lachenden Fresse dabei«, zischte Lin.

    Brandur von Hohenfelde
    Brandur reichte ihm das gewünschte Dokument. »Reicht das Wort eines von seiner Hand zu Tode Gekommenen nicht?«, fragte er lauernd.

    Aimeric de la Cantillion
    Aimeric nahm das Dokument entgegen. »Nun dieser Tote wird durch Euch kontrolliert, dass würde man wohl anmerken. Vermutlich wird er erneut von einem anderen Magier beschworen, damit er neutral befragt werden kann? Ein Sohn des Duc ist ein Nekromant«, antwortete Aim und las das Dokument durch. Als er fertig war musste er grinsen. »Also ich weiß ja nicht wie es Ihnen geht, aber irgendwie ist das...«, lachte er, »wirklich zum Lachen. Obwohl es so ernst ist. Aber auf so eine Idee muss man erstmal kommen. Eine gesamte Familie zu verstoßen. Neu... also das ist mir neu«, lachte Aimeric.

    Brandur von Hohenfelde
    Sein Gesicht war wie aus Eis gehauen. »Ich finde das nicht im Mindesten amüsant.«

    Linhard von Hohenfelde
    »Ehrlich, von uns hat keiner gelacht. Und was bitte ist daran witzig, wenn ein Mörder seine Familie, seine Nicht-Familie bei Ainuwars-Scheiß-Eiern noch verhöhnen darf? Dann ermorde ich Dich und schreibe Deinem Vater einen lustigen Schämbrief?«, fragte Lin wütend.

    Aimeric de la Cantillion
    Aimeric nickte weise. »Ja das könntest Du tun, aber dann würde mein Vater Deine Familie in Rauch aufgehen lassen. Wie soll ich sagen, er ist da sehr aufbrausend und rachsüchtig, was die Seinen angeht, auch wenn er sonst ein sehr gemütlicher Zeitgenosse ist. Manchmal zu gemütlich, aber Pyromanen nicht wahr?«, schmunzelte Aimeric und gab Brandur den Zettel wieder. Möchten Sie das vielleicht mit Ansgar selbst besprechen?«, schlug Aim vor.

    Brandur von Hohenfelde
    »Linhard, mäßige deinen Ton«, zischte Brandur. Dann wandte er sich an Aimeric. »Entschuldigt, aber versteht auch, was in uns vorgeht. Der arme Junge verlor seinen leiblichen Vater und wird durch diesen mit dem Tode bedroht. Es ist wenig pietätvoll, in Anbetracht dessen auch noch in sein Gesicht zu lachen! Chirag ist sicher auch momentan nicht zum lachen zumute, Ihr seid der Einzige hier, der diesen Tag lustig findet.«

    Chirag de Dupont
    »Oh, machen Sie sich um mich keine Gedanken«, sagte er betrübt. »Tun Sie einfach, als wäre ich bereits tot.«

    Aimeric de la Cantillion
    »Ich finde es nicht lustig Herr von Hohenfelde. Weder das Chirag verbannt wurde, noch dass man Euch vor die Tür setzte. Der Brief an sich ist so geschrieben, dass man daraus liest, welche diebische Freude der Verfasser hatte. Das bringt einen als Außenstehenden leider zum Lachen. Meine Lache war ebenso unbedacht, vergessen wir die bösen Worte und mein dummes Gegackere, entschuldigt bitte«, bat Aimeric.

    Brandur von Hohenfelde
    »Entschuldigung angenommen. Mit Ansgar sprechen?! Da gibt es nichts zu besprechen! Ich verlange seine Hinrichtung für die Ermordung meines Bruders und unseres Vaters! Zumindest aber die Auslieferung nach Naridien für seine Verbrechen!«

    Aimeric de la Cantillion
    »Nun dies wird nie geschehen. Unser Duc liefert niemals Landsleute an andere Staaten aus. Sollte er sich hier eines Verbrechens schuldig machen, wird er angeklagt und bestraft. Was er in der Fremde tat, zählt hier nicht. Hier ist Ansgar, so leid es mir für Sie jetzt tut, ein unbescholtener Bürger. Er könnte jeden Tag über die Grenze marschieren, Leute abschlachten und abends zum Abendbrot dabei sitzen. Er wäre hier unbescholten, versteht Ihr?«, versuchte Aimeric die Sachlage zu erklären.

    Brandur von Hohenfelde
    Brandur schnaufte wütend. »Schön. Dafür riskieren wir nun Chirags Leben. Und was schlagt Ihr mir jetzt stattdessen vor?«

    Aimeric de la Cantillion
    »Ich schlage vor, dass Ihr mit Ansgar sprecht oder mit dem Duc bezüglich Ansgar. Zwar ist er hier ein unbescholtener Bürger, aber es kann nicht sein, dass ihm erlaubt wird, Euch zu ermorden. Ihr könntet Eure Bedenken dem Duc vortragen. Immerhin sind wir verwand«, warf Aimeric ein.

    Linhard von Hohenfelde
    »Moment, wenn wir mit Ansgar reden könnten, dass ist er doch hier oder nicht? Das heißt, während wir nachdenken kann er uns nachts meucheln!«, warnte Lin.

    Brandur von Hohenfelde
    »Als ich das letzte Mal versuchte, vernünftig mit ihm zu sprechen, endete das fast mit dem Tod seines eigenen Leibdieners, weil er ihn in einen spitzen Gegenstand stieß! Er hielt die Klinge auf seinen Sohn gerichtet! Ich musste seinen eigenen toten Vater beschwören, ehe er davon abzubringen war und uns laufen ließ! Wir können hier nicht übernachten, wenn Ansgar zugegen ist.«

    Dunwin von Hohenfelde
    »Ich bin der tote Vater von Ansgar. Ist er hier im Haus? Vielleicht sollten wir einen Versuch wagen«, schlug Dunwin vor.

    Brandur von Hohenfelde
    »Nur unter strengster Bewachung!«, warf Brandur ein. »Ich werde nicht riskieren, dass Linhard in Gefahr gerät!«

    Aimeric de la Cantillion
    Aimeric nickte zustimmend. »Ja momentan. Er zieht aber bald mit seiner Gefährtin in ein Haus auf seiner Scholle. An seiner Behausung, sprich Burg wird ja noch gebaut«, antwortete Aim.

    Chirag de Dupont
    Chirag fuhr sich übers Gesicht.

    Linhard von Hohenfelde
    »Ja eben«, sagte Lin und setzte sich neben Chirag.

    Aimeric de la Cantillion
    »Nun so sei es, haltet einfach den Sicherheitsabstand zueinander ein. Und bitte, auch von Eurer Seite aus, keine Angriffe, Zugriffe oder ähnliches. Bedenkt bitte Ihr seid Fremdländer. Chirag kann Euch bestätigten, was Euch erwartet, solltet Ihr als Fremdländer einen Souvagner angreifen. Es wird keine Verhandlung geben, sondern eine sofortige Verurteilung. Sprich der Duc schützt seine Landsleute wie seine große Familie. Einst war hier eine Albin, die meinem Onkel wohl irgendwie zusetzte. Sie wurde dem Duc vorgeführt, das Urteil lautete Block und sie wurde sofort hinausgeführt. Das Urteil wurde umgehend vollstreckt. Also bitte, bitte macht weder Euch noch mir Schwierigkeiten. Ich habe schon so weit es ging das Gesetz gebeugt«, erklärte Aimeric etwas verzweifelt.

    Brandur von Hohenfelde
    »Keine Sorge. Wir wissen uns zu benehmen. Hoffen wir, dass auch Ansgar das weiß.« Er atmete langsam aus, um sich zu beruhigen und setzte die übliche zu gleichen Teilen ausdruckslose, herablassende und feindselige Maske der von Hohenfeldes auf.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard schaute von Chirag zu Brandur und zurück. »Was heißt das?«, fragte er verwirrt.

    Brandur von Hohenfelde
    »Das heißt, wir werden ausschließlich verbal reden«, erklärte Brandur.

    Aimeric de la Cantillion
    »Was ich erläuterte. Er ist Landsmann, Ihr seid es nicht. Ich werde ihn rufen lassen«, sagte Aimeric und läutete nach einem Diener. Einer der Hausdiener eilte herbei und Aimeric flüsterte dem Mann etwas zu. Dieser eilte von dannen.

    Brandur von Hohenfelde
    »Vergesst die Wachen nicht«, erinnerte Brandur.

    Aimeric de la Cantillion
    Einige Wachen, wie eine Magd kam herein und brachte Getränke wie auch etwas Knabbereien und kleine Snacks, die in Souvagne üblich waren. Sie mussten sich etwas gedulden.


    Ansgar de Chouinard
    Nach einer guter halben Stunde Wartezeit klopfte es kurz an der Tür und Ansgar trat ein. Er grüßte mit knappen Nicken Aimeric und setzte sich zu diesem auf die Seite des Tisches. Ansgar musterte Brandur, Lin, Dunwin und Chirag, ehe sich sein Gesicht zu einem breiten Grinsen teilte. »Welch seltenen und ungebetenen Gäste«, sagte Ansgar.

    Linhard von Hohenfelde
    Lin konnte mit Mühe unterdrücken Schnappatmung zu bekommen. Am liebsten wäre er aufgesprungen und hätte Ansgar das Grinsen aus dem Gesicht geprügelt. Aber er blieb zähneknirschend neben Brandur gehorsam hocken.

    Brandur von Hohenfelde
    »Schön dich zusehen«, log Brandur. »Wir sind gekommen, da du der Familienzugehörigkeit entsagtest. Es mag täuschen, doch es macht den Anschein einer Kriegserklärung. Möchtest du zu diesem Vorwurf etwas sagen?«

    Ansgar de Chouinard
    »Gerne. Die Kriegserklärung hast Du auf Daves Hochzeit ausgesprochen! Ich habe Dir Frieden angeboten, Du hast mich angegriffen. Du hast dieses nutzloses Stück aus meinen Lenden an Dich gebracht, damit er für Dich kämpft. Sei es drum, niemand braucht so einen nichtmagischen Bastard. Ihr habt mich in meinem Haus bedroht! Ihr habt meine Familie zerstört! Du hast meine Familie zerstört! Du hast Dave angegriffen. Du hast uns alle angegriffen, Du hast seine Hochzeit ruiniert. Und Du hast mir Fin gestohlen. Aber alles in allem bin ich Dir sogar dankbar Brandur... Du hast mich gelehrt, dass ein Hohenfelde stets ein Hohenfelde bleiben sollte. Was ich von Fin, Lin, Dave und Dir zu halten habe weiß ich ja nun - Verräter allesamt. Aber trotzdem hast Du mir die Augen mit Deiner Handlung geöffnet, sonst würde ich heute noch glauben, dass Frieden in dieser Familie möglich ist und ich würde denken Fingard wäre meine Frau. Meine Vertraute... einen Scheiß war das Drecksweib. Oder ich hätte weiter geglaubt ich hätte zwei Söhne. Die hatte ich nie, genauso wenig wie einen Bruder. Nichts hatte ich, gleichgültig ich habe mit Euch nichts mehr zu schaffen, einzig und allein mit Wolfi, aber darüber werde ich nicht mit Dir reden«, erklärte Ansgar.

    Linhard von Hohenfelde
    »Nimm zurück was Du über Mutter gesagt hast. Hast Du mal überlegt, weshalb der Verrat überhaupt möglich war? Sie hat Dich nicht verraten, sie hat ihr Kind gerettet Alaistair zwei«, antwortete Lin und musterte Brandur.

    Brandur von Hohenfelde
    Brandur blickte Ansgar eisig an. Sollte er nur toben, Brandur war es nur recht, wenn er Linhard weiter in seine Arme trieb. Er stupste Lihards Schuh unter dem Tisch mit der Seite seines eigenen Schuhs an und stellte den Fuß so, dass sie sich berührten. »Ich habe diese Familie gerettet«, erklärte er. »Davard und seine Leute haben sich mit mir und den meinen endgültig zu einem Bündnis zusammengeschlossen. Die von Hohenfeldes sind nun eins. Mir untersteht Dunwins alter Stab, samt Archibald übrigens. Wir haben inneren Frieden und den gedenkt keiner von uns mehr zu brechen. Auch Anwolf nicht. Der Einzige, der gegen diese Einigung ist, bist du.«

    Chirag de Dupont
    »Das stimmt«, mischte Chirag sich ein. »Archibald vermisst manchmal die Zeiten, wo du noch ein kleiner Schrei`als warst.«

    Ansgar de Chouinard
    Ansgar passierte etwas, etwas das bei den Hohenfelde so selten war wie eine Sonnenfinsternis, ihm entglitt für einen Augenblick die Kontrolle über seine Maske. Er starrte Brandur ungläubig an, bevor er seine »Gesichtsentgleisung« selbst bemerkte und wieder eine nichtssagende Miene aufsetzte. »Lüge! Nimm nicht den Namen meines Sohnes in den Mund«, warnte Ansgar. »Ich war gegen den Frieden? Ich? Na wenn Ihr das meint - bitte. Ich gehöre nicht mehr zur Familie. Das hätte ich auch so nicht mehr lange. Entweder wäre ich durch einen Dolch in den Rippen verstoßen worden, oder auf andere Art und Weise ein entfernter Verwandter geworden«, gab Ansgar zurück. Auf Chirags Kommentar hin drehte sich Ansgar so schnell zu Chirag um, das Aimeric neben ihm erschrocken zusammen zuckte. »So tut er dass... na dann tut er hoffentlich was er immer tat... mit Euch«, zischte Ansgar wütend.

    Brandur von Hohenfelde
    Brandur triumphierte innerlich, dass Ansgar die Kontrolle über seine Mimik entglitten war. Andererseits war er auch derjenige Spross, der sich seit jeher am schlechtesten beherrschen konnte, was es zu keiner wirklichen Kunst machte, ihn außer Fassung zu bringen. Wohltuend war es trotzdem. »Ich lüge nicht, Ansgar. Die Familie ist vereint, vollumfänglich, unter meiner Führung. Wir werden uns nicht länger gegenseitig das Leben schwer machen, sondern uns mit vereinter Macht um andere Dinge kümmern. Wie sieht es mir dir aus? Was hast du nun vor?«

    Linhard von Hohenfelde
    »Ich glaube dafür sind wir Äonen von Jahren zu alt... sogar ich«, schmunzelte Lin. »Zudem hat niemand behauptet, dass Dir etwas angetan worden wäre. Schau mal, anstatt Brandur Frieden anzubieten, hättest Du ihm sein Erbe aushändigen können. Hast Du aber nicht. Stattdessen hast Du es Anwolf gegeben, obwohl Du wusstest wem es gehört. Dass das zu Ärger führt war klar. Und Anwolf mit der Scheiße alleine zu lassen, war echt eine Glanzleistung. Der war durch den Wind ohne Ende. Und da lügt Brandur garantiert nicht, wenn er Dir sagt wie sehr. Oder Dave, sicher hast Du einen Bruder und eine Frau gehabt. Aber auch Deine Frau hatte zwei Söhne und wollte einen davon nicht ermordet sehen. Und Dein Bruder hatte zwei Neffen. Er hat es verstanden, er hat es Dir damals in der Küche erklärt. Du wolltest es einfach nicht verstehen. Vielleicht war Dein Grundgedanke gut, aber Du bist zu blöde zu begreifen, was Du anrichtest in Deiner permanten Dauerwut«, erklärte Lin.


    Ansgar de Chouinard
    »Schön zu hören, dann sollte ich mich vielleicht auch um die Familie kümmern? Was meint Ihr?«, fragte Ansgar freundlich.

    Chirag de Dupont
    »Archibald geht es gut und er ist zu seinen Freunden zuvorkommend wie eh und je«, erklärte Chirag freundlich. »Jesper massiert ihm den Rücken, Kasimir bringt ihn zu Bett und hilft ihm, wenn er krank ist und Archibald beglückt uns alle mit seinem einnehmenden Wesen und seiner charmanten Art. Wir alle sind froh, ihn zu haben.«

    Aimeric de la Cantillion
    »Vielleicht wäre es angebracht, tatsächlich absolut getrennter Wege zu gehen. Ausgesöhnt und für immer getrennt. Damit es tatsächlich Frieden gibt?«, schlug Aimeric vor.

    Brandur von Hohenfelde
    »Nein, das glaube ich nicht, dass er davon spricht. Was meinst du damit, Ansgar?«, fragte er lauernd.

    Ansgar de Chouinard
    »Wer wovon spricht? Wiederhole die Frage bitte, ich komme durcheinander, wenn drei auf mich zeitgleich einquatschen, vor allem bei ständiger Erwähnung von diesem Arschibald. Ja Archibald ist die Glucke der Nation, ich war so froh ihn zu haben. Er ist so kuschlig wie eine Rolle Stacheldraht«, antwortete Ansgar.

    Brandur von Hohenfelde
    »Ich sagte: Wir werden uns nicht länger gegenseitig das Leben schwer machen, sondern uns mit vereinter Macht um andere Dinge kümmern. Wie sieht es mir dir aus? Was hast du nun vor?«

    Dunwin von Hohenfelde
    »Für diese Namensentstellung wärst Du sowas von tot, wobei vermutlich würdest Du Dir wünschen tot zu sein, Eier halb abgebissen oder sowas«, lachte Dunwin.

    Brandur von Hohenfelde
    »Ruhe jetzt!«, schnauzte er Dunwin und Chirag an.

    Ansgar de Chouinard
    Ansgar schaute Brandur an und dachte einen Moment lang nach. »Ist das eine ernst gemeinte Frage, oder Hohn?«, hakte Ansgar verwirrt nach.

    Linhard von Hohenfelde
    Lin schloss sofort den Mund wieder und verkniff sich jeden Kommentar, ebenso Aimeric.

    Brandur von Hohenfelde
    »Erstens: Dunwin und Chirag, ihr haltet fortan euer Maul! Mir wird schlecht, wenn ich euch reden höre! Wir sind nicht hier, um Ansgar zu beschimpfen. Wir sind hier, weil ich wissen will, wie es nun weitergehen soll! Ja, die Frage ist ernst gemeint! Ich reise keine tausend Meilen, um dich zu verhöhnen! Dafür hätte auch ein Brief gereicht oder der Kopf des Boten in einem Paket!«

    Dunwin von Hohenfelde
    »Mein Kommentar tut mir leid, ich weiß was er getan hat. Verzeiht bitte. Wir sind hier um die Sache zu klären. Ob sie bereinigt werden muss wird sich zeigen... Du verstehst Ansgar?... Brandur kann Dir bestätigen... dass ich Deinen Tod nicht wünsche... aber Du treibst einen mit Deiner Weißglut... nun manchmal zur Weißglut... Dennoch entschuldigt meine ausfallende Art... alte Gewohnheiten sitzen manchmal tief... zu tief... Ich wollte dir nicht in den Rücken fallen... Bruder...«, entschuldigt sich Dun.

    Chirag de Dupont
    Chirag betrachtete den Geist verwirrt. Er verstand die Welt nicht mehr. Was war denn mit dem los? Archibald hatte derartiges angedeutet ... nun war Chirag klar, was er damit wirklich gemeint hatte. Dieser Dunwin war ein anderer als früher und das nicht nur optisch.

    Ansgar de Chouinard
    »Nun wenn das was Du sagst der Wahrheit entspricht, herzlichen Glückwunsch. Es wird sich zeigen wie lange Euer Frieden hält. Einige Wochen vermutlich und das meine ich auch nicht als Hohn, sondern als ehrliche Einschätzung. Irgendwann fragt sich der erste wie weit er gehen kann und Du wirst es ausbaden oder eindämmen müssen. Was ich vorhabe? Ich möchte hier wohnen, eine Familie gründen und meinen Sohn herholen«, antwortete Ansgar ehrlich.

    Brandur von Hohenfelde
    »Und das ist alles? Keine Pläne für die Familie, die du verließest?«

    Ansgar de Chouinard
    »Einige Pläne, aber ob davon einer umgesetzt wird, wird sich zeigen. Ob ich es noch möchte, oder kann, oder die Traute dazu habe... das wird sich zeigen«, antwortete Ansgar.

    Brandur von Hohenfelde
    »Wenn wir das so im Raum stehen lassen, hätten wir nicht herzukommen brauchen. Ansgar, ich werde dir nun meinen Plan sagen. Ich kam her, um deinen Tod zu planen. Warum? Damit du nicht mehr jenen von meinem Sohn planen kannst! Und ich weiß, dass du das tust! Trau dich, und gib es zu!«

    Ansgar de Chouinard
    Ansgar machte eine wegwerfende Handbewegung. »Um den geht´s mir schon gar nicht mehr. Lass gut sein. Du hast mein Wort, ich werde Linhard nicht töten oder töten lassen. Er soll leben, behalt ihn von mir aus. Das war nur die erste Wut. Glaub es oder nicht, auch ich habe ihn vor langer Zeit mal geliebt. Aber naja... gleichgültig. Ich habe nicht mehr vor ihn zu töten«, gestand Ans.

    Brandur von Hohenfelde
    »Ich glaube dir kein Wort. Oder du spielst womöglich wieder einmal mit den Formulierungen. Wenn es Linhard nicht ist, dann sind andere dein Ziel. Wen willst du töten, Ansgar? Ich will, dass das Morden in den eigenen Reihen ein Ende findet! Wir müssen einen anderen Weg finden! Zu viel unseres guten Blutes wurde schon durch die eigenen Leute vergossen.«

    Ansgar de Chouinard
    »Das ist doch klar wen, Fingard und Dave. Linhard ist nur ein dummer Junge der Dir nachläuft. Geschenkt. Du warst von der ersten Stunde meines Lebens an mein Feind, weder hast Du mir damals beigestanden gegen Dun und Archibald, noch hast Du mir auf der Hochzeit zugehört. Geschenkt. Verraten haben mich zwei, Fingard und Dave und die beiden werde ich töten«, antwortete Ansgar ehrlich.

    Chirag de Dupont
    Chirag starrte Brandur genau so entgeistert an, wie zuvor Dunwin. Er wünschte sich irgendein Mitglied des Stabes herbei. Er hatte gerade das Gefühl, dass alle überschnappten. Obwohl er auf der anderen Seite des Tisches saß und der Feind war, schien Ansgar der einzige Normale zu sein.

    Linhard von Hohenfelde
    Linhard starrte Ansgar an wie vom Donner gerührt. »Bist Du verrückt?«, fragte Lin tonlos.

    Brandur von Hohenfelde
    »So was habe ich mir schon gedacht. Danke für die ehrliche Antwort. Aber Dave ist nicht dein Feind. Und Fingard auch nicht. Das einzige, was die beiden verbrochen haben, ist, dass sie deinen Krieg nicht führen wollten.«

    Ansgar de Chouinard
    »Wie nennst Du es denn dann, wenn Deine Frau nicht mal fragt, ob sie den Sohn warnen soll? Und sich dann verdrückt? Oh und nebenbei, ich habe mich nicht verdrückt um Wolfi allein zu lassen. Sondern damit er nicht mit mir gefangen wird. Mitgefangen, mitgehangen. Er sollte nicht für mich hängen. Er ist loyal, er hätte mich beschützt hättest Du mich angegriffen und dafür wäre er gestorben? Dann soll er lieber unglücklich bei Dave leben. Das war mein Gedanke«, erklärte Ans.

    Brandur von Hohenfelde
    »Ich wiederhole: Sie haben deinen Krieg nicht geführt, das ist alles. Keiner von beiden hat je gegen dich agiert!«

    Ansgar de Chouinard
    »Gut, dann erkläre mir warum weder Fin noch Dave einfach vorher bescheid gesagt haben? Das hätten sie doch tun können«, antwortete Ansgar.

    Brandur von Hohenfelde
    »Vielleicht, weil sie deine heftigen Reaktionen fürchteten.«

    Ansgar de Chouinard
    »Möglich, ich war wütend und bin es immer noch«, gestand Ansgar.

    Linhard von Hohenfelde
    »Nun dann könnte man sich ja aussöhnen oder nicht? Es muss nicht immer so bleiben wie es war. Und Du könntest Deine bissigen Freundlichkeiten in Briefform auch unterlassen«, sagte Lin.

    Brandur von Hohenfelde
    »Wir alle sind wütend, jeder aus einem anderen Grund. Wie soll es nun weitergehen? Siehst du keine Alternative? Wie wäre es mit Aimerics Vorschlag - uns gegenseitig für den Rest aller Zeiten zu ignorieren? Oder noch eine Idee - wie wäre es mit einem altmodischen Duell - zwischen uns beiden? Degen gegen Degen.«

    Chirag de Dupont
    »Das kann ich nicht zulassen, dafür ist der Schwertmeister suständig!«

    Ansgar de Chouinard
    »Nein ich bin gegen ein Degenduell, da könnte ich verletzt werden und verlieren. Ich agiere lieber aus dem Hinterhalt«, lachte Ansgar. »Ein magisches Duell, wer tot ist hat verloren«.

    Brandur von Hohenfelde
    »Und danach ist Ruhe? Keine Racheaktionen der Hinterbliebenen mehr?«

    Ansgar de Chouinard
    »Das war ein Witz! Meine Güte! Natürlich nicht, ich habe keine Lust ins Gras zu beißen, da hätte ich mir das Asyl hier sparen können oder? Zudem werde ich Anna nicht alleine lassen. Das geht nicht. Nicht mehr«, antwortete Ansgar. »Mach einen anderen Vorschlag«, fügte er an.

    Brandur von Hohenfelde
    »Zu schade. Wirklich. Ich hätte ein Duell sehr begrüßt, wenn wir damit diese lästige Fehde hätten beilegen können.«

    Ansgar de Chouinard
    »Wir könnten sie auch so beilegen. Du händigst mir Wolfi, Fin und Dave aus und ich schwöre Dir bei allem was mir heilig ist, absolut Frieden zu halten. Ich gehe weder Dich noch einen der Deinen an. Abgemacht?«, fragte Ansgar.

    Brandur von Hohenfelde
    »Ich weiß nicht, wo Fingard sich befindet und Dave werde ich dir nicht aushändigen«, erwiderte Brandur. »Mach einen realistischen Vorschlag.«

    Ansgar de Chouinard
    »Der Vorschlag war realistisch! Nein war er nicht, er war ein Nachtreten. Händige mir Wolfi aus, dann sind wir quitt. Dann gehen wir getrennter Wege«, antwortete Ansgar.

    Brandur von Hohenfelde
    »Anwolf hängt sehr an dir. Er liebt dich. Du würdest ihm nichts tun? Er soll nur bei dir in Frieden leben?«

    Chirag de Dupont
    »Ich fände ein Duell ebenfalls sinnvoller. Es bietet weniger Raum für Betrügereien.«

    Ansgar de Chouinard
    Ansgar starrte Brandur giftig an. »Wolfi etwas antun? Wolfi? Dem Einzigen der mir immer zur Seite stand, der loyal war und mich liebt soll ich etwas antun? Du hast keine Ahnung davon was er mir bedeutet. Du schnallst nicht was ich vorhin sagte. Du hättest mich in Naridien stellen und töten können. Aber nicht ihn, darum bin ich gegangen. Ich hatte sogar in Erwägung gezogen es selbst zu Ende zu bringen, aber das wäre feige und wozu sollte ich Euch die Arbeit abnehmen hm? Nein Wolfi ist die einzige Person an der mir was liegt. War die einzige Person, mittlerweile hat es sich geändert und folglich werde ich mich auch nicht für Deinen Seelenfrieden umbringen oder umbringen lassen«, antwortete Ansgar.

    Brandur von Hohenfelde
    »Was geschieht, wenn Anwolf nicht zustimmt? Wenn er sich dafür entscheidet, bei seinem Mentor Dave zu bleiben und bei seiner Freundin Marcella und deren Familie?«

    Ansgar de Chouinard
    »Er gehört zu mir, ich wollte ihn nachholen. Aber wenn es sein Wunsch ist, dann soll er bleiben wo er ist«, murmelte Ansgar kleinlaut.

    Brandur von Hohenfelde
    Nun war es an Brandur, verstört die Augenbrauen zu verziehen. »Und das war es dann? Es fällt mir schwer, diesen Sinneswandel zu glauben.«

    Ansgar de Chouinard
    »Dann lass es doch einfach. Du vergisst was ich vorher getan habe nicht wahr? Aber das scheinen alle zu vergessen. Nun da Ihr so eine starke Gemeinschaft seid, könnt Ihr es drauf ankommen lassen, oder eben nicht. Mir ist es gleich. Du hast sicher selbst oft genug etwas in Wut entschieden und danach bereut. Falls nicht, kann ich es Dir nicht erklären. Ich habe etwas angeboten, Du glaubst es nicht. Gut. Dann werde ich Wolfi auf meine Art zu mir holen, ohne ihn zu fragen«, warf Ansgar ein.

    Brandur von Hohenfelde
    Der alte Nekromant kam an das Ende seiner Kräfte. » Du kannst ein Duell nicht einfach ablehnen!«, versuchte er es noch einmal.

    Linhard von Hohenfelde
    Lin rieb sich den Schädel. »Bitte! Nicht wieder das. Ehrlich Deine Entscheidungen sind wie Tanzen oder Wiegeschritt. Zwei Schritt vor, einen zurück und das im Wechsel. Ansgar... Brandur hat nachgefragt, weil Du Deine Meinung permanent änderst. Antworte doch einmal ohne Wut im Hinterkopf. Antworte einmal so, was Du Dir wünscht. Wir wünschen uns Frieden. Mama und Onkel Dave ebenso. Und Wolfi kannst Du nicht entführen. Auch wenn er Dein Sohn ist, er ist 16 Jahre, er ist mein Bruder und wenn Du vorher so an ihn dachtest, dann mach das jetzt bitte auch«, sagte Lin.

    Chirag de Dupont
    »Ein Duell wäre sehr weise«, bestätigte er Brandurs Meinung. »Ich werde für Brandur fechten, da Archibald nicht zugegen ist.«

    Brandur von Hohenfelde
    »Ich fechte selbst«, schnauzte der alte Mann.


    Ansgar de Chouinard
    »Doch kann ich, ich erscheine einfach nicht. Frei nach dem Motto, stell Dir vor es ist Krieg und keiner geht hin. Aber Lin hat Recht. Gut. Wut beiseite geschoben. Also hör zu, frag Wolfi einfach. Sollte er herkommen wollen, wäre ich sehr froh. Möchte er nicht, ist er alt genug bei Dave zu bleiben. Und verdammt ja Du hast Recht, weder Dave noch Fin haben mir je etwas getan. Trotzdem war ich enttäuscht und wütend. Sehr wütend. Du hast keine Vorstellung davon wie es ist eine Person zu verlieren, die Dir alles bedeutet in Ordnung? Sie war meine Frau, meine Geliebte und mein bester Freund. Und Dave? Habe ich ihn nicht immer beschützt? Man ich habe von beiden nichts verlangt außer ein Wort! Eine einzige Info! Halten mich alle für so dämlich, dass ich nicht weiß, dass eine Mutter alle ihre Kinder liebt? Oder dass Dave ebenso Lin liebt? Das weiß ich. Anders wäre es auch ziemlich krank. Aber es ging nicht um das ob Brandur, sondern um das wie. Genauso auf der Hochzeit. Um mehr ging es mir nicht, aber für Euch war ich immer gleich das Arschloch, gleichgültig was ich tat. Hundert mal die Hand gereicht und geholfen ist nichts wert, wenn man sich einmal im Ton vergreift. Damit meine ich nicht alleine Dich, ebenso Fin und Dave. Das ist das was mich ankotzt. Und ja, mein Angebot war ehrlich gemeint. Wenn Du auf einem Duell bestehst, von mir aus. Dann bestimme ich Ort und Zeit«, gab Ansgar zurück.

    Brandur von Hohenfelde
    Jetzt wurde Brandur wütend. »ICH habe keine Vorstellung davon, wie es ist, geliebte Menschen zu verlieren?!« Er erhob sich. »Das sagst du MIR ins Gesicht?!«

    Ansgar de Chouinard
    »Ja das sage ich Dir ins Gesicht, da Du es mir permanent ebenso unwahr unterstellst!«, zischte Ansgar und stand ebenfalls auf.

    Aimeric de la Cantillion
    Aimeric starrte die beiden an. »Setzen Sie sich sofort wieder hin! Sie waren auf dem Weg sich auszusöhnen! Geht das nicht ohne Drohungen und dergleichen? Was sollen die Beleidigungen? Wir einer der Peronen dadurch wieder lebendig? Sie beide beschmutzen mit so einem Gerede das Andenken der Toten. Und eine Frau davon war meine Tante! Das möchte ich anmerken!«, sagte Aimeric streng.

    Brandur von Hohenfelde
    »Halt mich zurück, Lin«, zischte Brandur und griff selber nach Linhards Arm. Er setzte sich und schloss die Augen. Er atmete langsam durch.

    Linhard von Hohenfelde
    Linhard hielt Brandur fest und legte einen Arm um seine Schulter. Dunwin tat es ihm gleich und musterte streng Ansgar.

    Brandur von Hohenfelde
    Brandur öffnete die Augen wieder. »Nenn mir Zeit und Ort, Ansgar.«

    Ansgar de Chouinard
    Ansgar schüttelte den Kopf. »Das wollte ich nicht, ich nehme es zurück«, sagte er leise.

    Dunwin von Hohenfelde
    »Beruhigt Euch beide, versucht es zumindest. Brandur, denk Dir einfach Du redest gerade mit Kunwolf, der einen Bock vor sich herschiebt. Oder mit Veyd der Dir einen Vertrag aufschwatzen möchte. Und Du Ansgar, denke Dir gerade - Du redest mit Deinem älteren Onkel, dem Du zwar nichts schuldest, aber gegen Höflichkeit spricht nichts. Er kam her um etwas friedlich zu klären, weil ich ihn darum bat. Du bist auch mein Sohn und ich will Dich nciht tot sehen. Ich weiß spät erkannt, aber wie heißt es? Besser spät als nie. Ich war genauso wütend und verblendet, nur auf andere. Also höre ihm jetzt zu oder es gibt keine andere Lösung, hast Du das verstanden?«, fragte Dunwin.

    Brandur von Hohenfelde
    »Es gibt keinen unblutigen Weg, Ansgar hast Recht! Reden bringt nichts. Wir können nicht aus unserer Haut, es ist wie ich es sagte, wir beide müssen noch sterben, damit Ruhe einkehrt! Wir sind zu viel, Relikte! Es ist längst überfällig! Ich fordere dich zum Duell, Ansgar Durand de Choinard und ich dulde keine Verweigerung! Ich werde dir vertraglich zusichern, dass unabhängig des Ausgangs damit alle Schuld beglichen ist!«

    Ansgar de Chouinard
    »Mein Kommentar war von gerade tut mir leid, ich wollte Dich nicht damit kränken. Sondern ich habe geplappert ohne nachzudenken. Ich wollte niemanden angreifen, sondern erklären was sie einst bedeutete. Nungut, duellieren wir uns einverstanden. Ich möchte dass vorher vermerkt wird, dass mein Erbe Anwolf von Hohenfelde ist und mein Titel im Fall meines Ablebens auf ihn übergeht, sowie mein sämtlicher Besitz«, erklärte Ansgar.

    Aimeric de la Cantillion
    Aimeric schaute beide an als wären sie akut schwachsinnig, schrieb aber das Gesagte auf.

    Linhard von Hohenfelde
    Linhard musterte Brandur. »Bist Du sicher dass Du das tun möchtest? Ich möchte Dich nicht verlieren«, flüsterte Lin.

    Dunwin von Hohenfelde
    Dunwin schüttelte einfach nur mit dem Kopf. »Warum entleibt Ihr Euch nicht einfach synchron?«, schlug er vor. »Ach und Moment bitte! Könnte ich vorher meinen alten Körper als Ghul beziehen? Ich meine er wurde mir versprochen. Falls Ihr sterbt, werde ich meine Hülle nie wieder sehen und davon geweht werden. Ich wollte wenigstens noch einmal in meinem Körper weilen«, warf Dunwin ein.

    Brandur von Hohenfelde
    »Du hast keine Ahnung, Ansgar, wie sehr du mit deinen verletzenden Worten ins Schwarze getroffen hast - mitten in mein schwarzes Herz! Doch das ist nun vorbei. Die Ära des schwarzen Weges neigt sich dem Ende. Mit uns wird er enden! Mach dir keine Gedanken, Linhard, ich werde zuvor allen erforderlichen Papierkram klären inklusive meiner Bestattung. Und du wirst leben. So wie auch Anwolf leben wird. Zeit und Ort, Ansgar. Ich werde dir deinen Wunsch zuvor noch erfüllen, Dunwin.«

    Ansgar de Chouinard
    »Heute Nacht, Mitternacht, hier im Hof«, schlug Ansgar vor.

    Brandur von Hohenfelde
    »Schaffen wir das, Dunwin?«

    Dunwin von Hohenfelde
    Dunwin zog fragend eine Augenbraue hoch. »Ich möchte vorher mit Chirag allein unter vier Augen sprechen, er soll Archibald etwas von mir ausrichten. Nein das schaffen wir nicht, drum soll Chirag Archibald etwas ausrichten!«, erklärte Dun missmutig.

    Ansgar de Chouinard
    Ansgar schmunzelte zurfrieden.

    Linhard von Hohenfelde
    »Du kannst es nicht lassen oder? Falls Du je wiedergeboren wirst Ansgar, dann als Igel, bei all den Spitzen«, murrte Lin.

    Chirag de Dupont
    Chirag erhob sich und blickte fragend in Aimerics Richtung. »Darf ich mich auf ein Wort mit Dunwin in den Nebenraum begeben?«

    Aimeric de la Cantillion
    Aimeric nickte. »Selbstverständlich, es ist ein wichtiges Gespräch. Da Ihr Freund ebenfalls gehen wird, falls Brandur von Hohenfelde geht«, erklärte Aimeric.

    Chirag de Dupont
    »Danke.« Er verneigte sich und ging nach nebenan.

    Dunwin von Hohenfelde
    Dunwin schwebte einfach durch die Wand in den Nebenraum. »Bist Du bereit?«, fragte Dunwin.

    Chirag de Dupont
    »Wofür?«

    Dunwin von Hohenfelde
    Dunwin rollte mit den astralen Augen. »Um mir zuzuhören, Du musst doch die Botschaft an Archi weitergeben, falls ich verschwinde Chirag, so pass doch auf!«, stöhnte Dun nervös.

    Chirag de Dupont
    »Selbstverständlich, aber auch ich werde womöglich nicht mehr lange unter den Lebenden weilen, wie du weißt.«

    Dunwin von Hohenfelde
    Dunwin nickte geknickt. »Ja da liegt das Problem, Brandur ist zu kurzsichtig. Er duelliert sich. Verliert er, wird er die Welt verlassen, ich und Du ebenfalls. Weil niemand mehr für Dich spricht. Und wofür? Ansgar schiebt nur einen Bock und wollte sich aussöhnen. Er meinte es ernst, ich kenne ihn. Und Du wundere Dich nicht über mein Verhalten. Wie ich einst Archibald erklärte und auch Brandur, vieles was wir meinen selbst zu entscheiden hängt mit dem Körper zusammen. Vor allem den Gelüsten. Hast Du keinen Körper mehr, reagierst Du als reine Seele. Ich hatte gehofft, Ansgar und Brandur zu retten, aber wir werden beide verlieren. Und uns«, gestand Dunwin.

    Chirag de Dupont
    »Können wir ihn nicht überzeugen, dass ich mich an seiner Stelle mit Ansgar duelliere? das ist schließlich meine Aufgabe im Dienste der von Hohenfeldes. Du und er, ihr würdet weiter existieren. Und Lin`ard würde seinen Vater be`alten. Wenn Brandur das Duell antritt, ist klar, wie es ausgeht. Er `at keine Chance.«

    Dunwin von Hohenfelde
    »Nun ich dachte sie wollen sich magisch duellieren. Du beherrscht keine Magie oder? Ansonsten höre mir jetzt erstmal zu. Also Du richtest Archibald folgendes aus. Die Bande der Liebe und der Freundschaft werden mit dem Tod nicht durchschnitten. Brandur hat verloren, ich bin gegangen. Sage ihm er soll sofort, direkt nach der Information Wolfi töten. Ohne wenn und aber. Danach tötet er Ansgar. Gleichgültig wie er das anstellt. Sag ihm dass, das ist ein direkter und letzter Befehl. So nicht. Sag ihm er soll Linhard dienen, wie er mir diente. Sag ihm er soll ihn behüten, er soll ihn beschützen, er soll auf ihn Acht geben, als wäre es sein Bruder, als wäre Lin... ich. Sage ihm dass ich ihn liebte, als Bruder, als Freund, als Mentor und auch als Dummkopf. Sage ihm das...«, bat Dunwin.

    Chirag de Dupont
    Chirag verneigte sich vor dem Geist. »Ich werde es ihm ausrichten.«

    Dunwin von Hohenfelde
    »Dich habe ich ebenso geliebt... wie jeden von Euch... Ohminas Haere Chirag, Treue über den Tod hinaus. Ich warte auf der anderen Seite auf Dich... Bruder«, flüsterte Dunwin.

    Chirag de Dupont
    Chirag kniff die Augen einen Moment fest zusammen. Er griff in die Hand des Geistes hinein. »Du bist mir ein Freund gewesen, wie man ihn sich besser nicht wünschen kann. Darum blieb ich all die Jahre und kämpfte an deiner Seite. Mein eigener Tod schreckt mich nicht. Ich `abe keine Angst su gehn. Wir sehn uns wieder, so oder so.«

    Dunwin von Hohenfelde
    »Das werden wir, es gibt keinen Grund Angst zu haben... Chirag... keinen.... Es ist anders als in jeder Vorstellung... aber es gibt keinen Grund zur Angst... Richte ihm den Befehl genau so aus, wortwörtlich. Der Spruch ist wichtig. Und sieh zu, dass Du hier nach Brandurs Ableben sofort weg kommst. Bringe Dich und Lin in Sicherheit. Der Drache steht Euch nicht mehr zur Verfügung, stehlt hier Pferde!«, warnte Dun.

    Chirag de Dupont
    Der ehemalige Chevalier war sich der immensen Herausforderung bewusst. »Es wird sehr schwierig, aber ich werde mein Bestes geben. Notfalls muss Lin`ard allein fliehen. Ich werde ihm deinen Befehl zur Sicherheit wörtlich beibringen. Er `at `ier nichts verbrochen. Die Souvagner werden ihn gehen lassen. Und um Ansgar kümmere ich mich, bis er weit genug fort ist. Leider be`errsche ich keine Magie und `abe nur noch einen Arm, aber dafür wird es noch reichen.«

    Dunwin von Hohenfelde
    Dunwin nickte zustimmend. »Er kann mit einem Stab kämpfen, aber nicht mit einer Stichwaffe. Ausnahme einem Dolch. Aber ein Degen gegen einen Dolch, der Gewinner steht fest«, grinste Dunwin. »Nun wenn Du ihn tötest, hat sich Arch eine Reise gespart«, gab Dun zu bedenken.

    Chirag de Dupont
    »Aber ich `abe meinen Degen abgenommen bekommen ... das ist nicht gut. Ich werde mir den von Lin`ard borgen.«

    Dunwin von Hohenfelde
    »Ja Linhard hat seinen Degen dabei und die Waffe von Brandur, das Stilett. Er soll Dir den Degen aushändigen. Sage ihm das. Und sage ihm wenn Brandur fällt, dass Archibald sein Mentor ist. Gleichgültig was andere sagten. Ich denke mein Bruder hatte da so... seine Bedenken. Arch wird ihn beschützen... wenn er eines kann... dann dass... er wird gut auf ihn aufpassen«, sagte Dunwin traurig.

    Chirag de Dupont
    »Ich werde alles zu deiner Zufrieden`eit umsetzen, was ich umsetzen kann. Ich schwöre es dir, Dunwin. Tot oder nicht, du bist der Kommandant des Stabes und ich vertraue deinen Entscheidungen.«

    Dunwin von Hohenfelde
    Dunwin drückte Chirag. »Und ich vertraue auf Euch Chirag, auf jeden Einzelnen. Ich hoffe dass Du es schaffst mit Lin. Und ich hoffe, dass die anderen ihn als Oberhaupt akzeptieren werden. Arch soll es zur Not durchdrücken. Er weiß wie sowas läuft, haltet Euch an ihn, er ist nicht grundlos der erste Mann. Und seht zu, dass Ihr wieder 12 werdet. Komm«, sagte Dunwin und schwebe zurück durch die Wand und gesellte sich zu seinem Bruder. »Alles geklärt«, teilte er Brandur freundlich mit. Dunwin hatte mehr geklärt, als er eigentlich geklärt haben wollte. Er verspürte einen Stich bezogen auf Anwolf, aber er durfte jetzt nicht weich werden.

    Chirag de Dupont
    Chirag setzte sich wieder auf seinen Platz neben Linhard. Er spürte noch immer Dunwins eisige Umarmung. »Wir haben alles besprochen, was es noch zu sagen gab.«

    Brandur von Hohenfelde
    Brandur nickte. »Dann ist auch hier alles geklärt. Möchtest du noch etwas sagen, Ansgar?«

    Ansgar de Chouinard
    »Nein, es gibt nichts mehr zu sagen. Ich habe noch einen Brief zu schreiben, diesmal einen freundlichen. Bis Mitternacht«, sagte Ansgar und verließ die Amtsstube.

    Davard von Hohenfelde
    Linhard schaute ihm hinterher und musterte dann Brandur.

    Dunwin von Hohenfelde
    »Sicher das Du das willst... Bruder?«, fragte Dunwin. Der Geist kratzte sich am Kopf. »Chirag ich muss gleich nochmal mit Dir reden, herje«, stöhnte Dunwin. »Eine Sekunde Brandur, wir sind gleich wieder da«, bat Dunwin.

    Brandur von Hohenfelde
    Der alte Nekromant stützte sich mühsam auf seinen Stock und drückte sich hoch. Er spürte Chirags besorgten und nachdenklichen Blick auf sich ruhen. Auch Dunwin sah wenig begeistert aus. »Es ist nicht die Frage, was ich will, sondern was ich muss.«


    Aimeric de la Cantillion
    Aimeric deutete auf die Wand. »Bitte nur zu«, sagte er etwas verdutzt.

    Chirag de Dupont
    Chirag folgte dem Geist ein weiteres mal nach nebenan.

    Dunwin von Hohenfelde
    Dunwin musterte Chirag. »Entschuldige das Hin und Her, vergiss den Tod von Wolfi... Es war... das Alte das aus mir sprach.... Der Befehl bleibt bestehen, Arch soll sich um Lin kümmern... Aber fällt Wolfi... wird sich Dave rächen und es beginnt von vorne... das Opfer von Brandur wäre umsonst gewesen... und unseres.... Lin säße auf einem toten Thron... das ist nicht dass was wir ihm hinterlassen wollten... nicht dass was wir uns erhofft hatten... Dun Haru Mar... Sollen sie später immer noch so grüßen? Sie sollen leben... er ist ein Verseuchter.... aber was Alastair nicht konnte, werde ich jetzt tun.... über meinen Schatten springen... über meinen Hass springen... lasst Wolfi leben.... Mein letzter Befehl an Arch, samt dem Schutz von Lin.... Danke Chirag«, sagte Dunwin und kehrte zu Brandur zurück. »Du musst gar nichts, Du möchtest... nämlich genauso gerne stur bleiben wie Ansgar... Bruder«, sagte Dun.

    Chirag de Dupont
    Sehr durcheinander kehrte auch Chirag zurück in den Raum. Er verstand Dunwin nicht und fragte sich, welcher der beiden Befehle nun der des wahren Dunwins war und welcher aus der Situation und ihrer emotionalen Belastung heraus erwuchs. Er würde ihn später noch einmal fragen, zur Sicherheit.

    Brandur von Hohenfelde
    »Was nützt es, wenn ich Frieden will, aber dieser Scheißkerl nicht«, brüllte Brandur den Geist an. »Es wird kein Ende finden! Nicht, so lange wir leben! Jetzt hör auf, meine letzte Zeit zu stehlen! Linhard, wir haben viel Schriftkram zu erledigen. Dunwin, du kannst dir in der Zwischenzeit mit dem Wyvern deinen Körper holen. Ich werde dich noch vor Ablauf der Zeit hineinversetzen und dann magst du als Ghul auch ohne mich weiter in der Physis bleiben und tun, was dir beliebt.«

    Chirag de Dupont
    »Was soll ... was darf ich tun?«, fragte Chirag Aimeric.

    Dunwin von Hohenfelde
    Dunwin musterte Brandur ohne jeden Groll. »Ihr beide wollt das gleiche.... Ihr beide seid nur zu wütend, zu verletzt und zu stolz.... Bruder. Denke darüber nach... Bis Mitternacht ist ausreichend Zeit... Was mir beliebt wird nicht mehr stattfinden... wir wollten Lin auf den Thron vorbereiten... unseren Thron... nun am besten klärst Du ihn schnellstens auf... während Du schreibst... », erklärte Dunwin.

    Brandur von Hohenfelde
    »Aufklären? Was meinst du?«, fragte Brandur verunsichert.

    Aimeric de la Cantillion
    Aimeric war mit der Situation genauso überfordert wie Chirag. »Am besten bleiben Sie im Haus und schreiben mit mir gemeinsam ihre Fürbitte an den Duc. Ich glaube die Herrschaften haben ganz andere Probleme. Versuchen wir es«, sagte Aimeric freundlich.

    Chirag de Dupont
    »Ich würde gern bei Brandur bleiben, wenn es mir gestattet ist. Meine Fürbitte hat Zeit ... Brandur hat keine. Wäre dies im Rahmen des Möglichen, Comte?«

    Dunwin von Hohenfelde
    »Nun die Familie, wie sie tickt, was wer denkt, warum wer wie denkt. Vor wem er sich in Acht zu nehmen hat und warum.... all die Dinge die wir ihm beibringen wollten.... damit er auf eigenen Füßen steht... wirst Du ihm jetzt bis Mitternacht beibringen... Bruder... Da weder Du noch Ansgar über Euren Schatten springen könnt... ich bin es gerade.... den ich gab vorab den Befehl... nun ich gab den Befehl nach unserem Tod Anwolf zu töten... aus Wut... aus Hasss.... aber ich nahm ihn zurück.... für Dich... für Dein Werk... für Deinen Traum.... Es reicht, wenn Du ihn alleine beerdigst... dazu benötigst Du nicht noch mich oder meine Torheiten.... ich bin nicht besser als Du... aber ich folge nicht mehr dem alten Weg... Chirag Du kennst Deine Order, sobald wir weg sind... Danke«, sagte Dunwin und schwebte davon.

    Aimeric de la Cantillion
    »Ja das geht in Ordnung, aber bitte wartet das Duell ab, falls es denn stattfindet. Keine gegenseitigen Besuche vorab«, erklärte Aimeric.

    Brandur von Hohenfelde
    »Nichts hast du verstanden, Dunwin«, brüllte Brandur dem entschwebenden Geist hinterher. »Gar nichts!« In seiner Wut knüllte er ein herumliegendes Papier zusammen und warf es Dunwin hinterher. Es flog einfach durch ihn hindurch und landete mit einem leisen Geräusch auf dem Boden. »Habt Ihr Schreibutensilien für mich, Aimeric? Sonst muss ich alles aus dem Wyvern holen. Ich bezahle sie selbstredend.«


    Chirag de Dupont
    »Meint Ihr, ich darf Brandur nicht vorab besuchen oder Brandur nicht Ansgar?«

    Aimeric de la Cantillion
    »Natürlich haben wir die, bedient Euch einfach. Aber wollt Ihr nicht in Ruhe nachdenken, bevor Ihr etwas verfasst? Etwas herunterkühlen?«, fragte der junge Mann. Aimeric wandte sich an Chirag. »Jeder bleibt wo er ist, damit nicht zufällig einer der Duellanten plötzlich tot ist«, erklärte dieser.

    Brandur von Hohenfelde
    »Nein, wir haben nur noch wenige Stunden. Ich kann auch im aufgebrachten Zustand klar denken. Darum war ich ja auch der Kopf und Dunwin das Schwert! Und Kunwolf war das Herz. Danke, Comte Aimeric. Linhard, setz dich zu mir, wir haben keine Zeit zu verlieren. Chirag, setzen Sie sich auf meine andere Seite, wenn sie es wünschen und leisten Sie uns Gesellschaft.«

    Dunwin von Hohenfelde
    Dunwin versuchte das Papier aufzuheben, aber es gelang ihm nicht. Er drehte sich zu seinem Bruder um. »Doch ich habe sehr gut verstanden, wie tief verletzt Du bist.... das sind wir alle... seelisch und körperlich... falls Du gewinnst.... tust Du mir einen Gefallen?... schau Dir Ansgars Körper einmal an... Lin ebenso.... das wäre eine gute Lehrstunde.... nun denn ich muss überlegen ob ich meinen Körper noch einmal sehen möchte... kurzum mein altes ich....«, dachte Dunwin nach.

    Linhard von Hohenfelde
    Linhard setzte sich neben seinen Vater und wartete ab. »Was soll ich tun?«, fragte er und guckte was Dunwin da trieb.

    Brandur von Hohenfelde
    Brandur drehte sich auf seinem Stuhl um. »Hör auf mit deiner Gefühlsduselei! Ich habe jetzt weder Zeit noch Nerv für Sentimentalitäten, Dunwin. Ja, ich kann dir den Gefallen tun und jetzt lenke mich nicht weiter ab.« Er drehte sich wieder nach vorn zum Schreibtisch und begann eine Liste zu fertigen, was er nun alles noch klären musste.

    Linhard von Hohenfelde
    Linhard drückte die Schulter von Brandur. »Ganz ruhig, nun streitet Ihr Euch nicht noch. Was genau müssen wir noch tun?«, hakte Lin nach.

    Brandur von Hohenfelde
    »Ich werde ruhig sein, sobald der Schriftkram erledigt ist und ich dich instruiert habe. Zunächst muss ich aufschreiben, wo mein Testament zu finden ist, welches ich in weiser Voraussicht längst geschrieben habe. Ich wusste ja seit jeher, dass jeder Tag mein letzter sein könnte und nun ist der Fall eingetroffen. Denk daran, mich zusammen mit meinen Puppen zu verbrennen, außer mit der speziellen. Die Asche soll hernach zu meiner Frau, meiner Geliebten und meinen Kindern in die Familiengruft. Aber auch das steht alles bereits im Testament.« Brandur redete und schrieb noch sehr viel, während er jene Formalitäten klärte, die noch ergänzend verfasst werden mussten, da sie sich aus seiner neuen Position als Familienoberhaupt heraus ergaben. Erst danach würde er sich dem Gespräch mit Linhard widmen und ihn in seine große Aufgabe instruieren.

  • ___________________________ MITTERNACHT_______________________________




    Brandur von Hohenfelde
    Es war fast Mitternacht. Der Papierkram war längst erledigt. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten hatte Brandur sehr viel gesprochen. Auch jetzt war er der Meinung, noch einmal alles zusammenfassen zu müssen. "Denk daran, wenn du Hilfe benötigst, dann wende dich an die Personen, die ich dir als vertrauenswürdig benannt habe. Davard ist uneingeschränkt vertrauenswürdig, ebenso Wolfram und Chirag. Bei allen anderen musst du aufpassen, aber diese drei sind jene, an die du dich uneingeschränkt halten kannst. Vergiss nicht, Davard und die seinen in die Nachtburg zu führen, bevor du mich mit den Puppen verbrennst. Sie sollen den Traum sehen, bevor er als Funken und Rauch in den Himmel steigt. Kasimir wollte ich an dich vererben, aber ich bin nicht mehr sicher, ob das noch eine gute Idee ist. Die Entscheidung überlasse ich dir. Auch er ist ein guter Berater für dich, aber nicht mehr vollumfänglich vertrauenswürdig. Der Blutdurst war am Ende doch stärker, egal, was er sich einredet. Vorsicht vor Archibald, dem Schlangenzüngigen. Chirag ist dein Mann beim Stab, nicht er! Die Bestie ist nur dein Werkzeug, um den Stab zu kontrollieren und um dich auszubilden, sie ist nicht dein Freund! Entledige dich seiner so schnell wie möglich. Denk an seinen Keller." Brandur hatte das alles schon mehrfach gesagt, ebenso wie viele andere Dinge. Inzwischen war die Zeit knapp geworden. Er erhob sich. "Es ist so weit. Komm noch einmal her, Linhard."



    Linhard:
    Lin hörte seinem Vater genau zu und nickte all seine Weisungen ab, da er ihn nicht unterbrechen wollte. Als dieser ihn bat näher zu kommen, ging er ganz nah zu Brandur hin und wartete ab, was dieser ihm zu sagen hatte. "Ich bin hier", sagte er freundlich.



    Brandur:
    Brandur fasste Linhards Kopf und küsste ihn auf die Stirn. "Ich hab dich lieb, mein Junge. Pass auf dich auf. Und sei nicht allzu traurig. Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich freue mich auf ihn. Darum weine nicht, wenn meine Zeit gekommen ist. Ich hatte in den letzten Monaten mehr Freude als in meinem ganzen vorherigen Leben. Ich habe einen lebenden Sohn. Das ist mehr, als ich jemals wieder zu hoffen wagte. Und wir hatten eine schöne, aufregende und, ja, auch lustige Zeit."



    Linhard:
    Lin hielt einfach still, er wusste was die Geste Brandur abverlangte. Danach nickte er betroffen. "Ich ebenso, auch wenn ich nicht so lange im Nichts leben musste, wie Du. Versuch trotzdem Dich nicht umbringen zu lassen. Ich hätte nichts dagegen, dass wir unsere Zeit verlängern. Am Ende ist es doch immer das Selbe nicht wahr? Nur im anderen Gewand oder an einem anderen Ort. Hier", sagte Lin und steckte Brandur einen Dolch zu. "Den habe ich ihm Haus "gefunden". Nimm ihn, vielleicht hast Du ihn nötig. Mehr kann ich Dir nicht geben, weder einen Tipp, noch einen Rat, nur meine besten Wünsche und die Waffe", flüsterte Lin.



    Brandur:
    Brandur lächelte. Sein Lächeln wirkte diesmal weder kühl noch angespannt wie sonst, es war ein glückliches und offenes Lächeln. "Ich habe das obligatorische Knochenstilett bei mir. Doch deinen Dolch nehme ich als Glücksbringer an mich." Er schob ihn in einen Gürtel, den er um sein Korsett trug. Linhard sah bei dieser Gelegenheit, dass dieses Korsett aus Knochenplatten gefertigt war und mehr als nur die Form und den Rücken stützte, sondern auch eine Panzerwirkung hatte. Brandur rückte seine Kleidung wieder zurecht. "Keks, Linhard." Er wandte sich an Chirag und gab ihm die Hand. "Schön, Sie vor dem Ende noch einmal von der anderen Seite kennengelernt haben zu dürfen. Linhard wird sie hier herausholen, notfalls auch ohne mich."



    Chirag:
    Chirag erwiderte den Händedruck. "Viel Erfolg, Brandur." Es war das erste Mal, dass er den Nekromanten beim Vornamen nannte.



    Brandur:
    Brandur nickte, lächelte Chirag aufmunternd zu und begab sich in den Burghof. Der Vollmond stand hoch am Himmel.



    Linhard:
    "Ich werde es jedenfalls mit allen Mitteln versuchen. Notfalls werden wir uns einfach in einer Nacht- und Nebelaktion verdrücken. Solange er nicht eingesperrt ist, kann er laufen. Folglich auch weglaufen. Gute Kleidungswahl Paps, Keks", sagte Lin und begleitete seinen Vater.



    Aimeric:
    Aimeric erwartete sie bereits und schaute auf seine Uhr. Von Ansgar war noch nichts zu sehen. Der junge Comte de la Cantillion musterte Brandur und grüßte mit einem höflichen Nicken. "Guten Abend. Nun da das Duell auf unserem Boden ausgetragen wird, obliegt es wohl mir, darüber zu wachen. Ihr Gegner ist noch nicht eingetroffen Freiherr von Hohenfelde. Wir müssen uns noch etwas gedulden", sagte Aimeric freundlich.



    Brandur:
    "Guten Abend", entgegnete Brandur und legte Mantel und Dreispitz ab. Er rief Dunwin, während er ein wenig die Beine im dunklen Hof vertrat und sich die schwarz wirkenden Gebäude und Bäume betrachtete. Er dachte nun nicht mehr an Linhard oder Chirag oder sonst wen. Auch nicht an seine tote Familie. Er dachte nur noch an den bevorstehenden Kampf und war hochkonzentriert.



    Dunwin:
    Dun gesellte sich zu seinem Bruder und schaute sich erst kurz suchend um, aber von Ansgar war noch nichts zu sehen, so bezog er Posten neben Brandur.



    Brandur:
    "Schön, dass du es dir einrichten konntest", sprach Brandur und in der Tat war er froh darüber, dass Dunwin bei ihm war. "Ich wünsche heute Nacht keine Diskussionen. Egal, wie abstrus dir manche Anweisungen vorkommen werden - erfüllst du sie mir?"



    Dunwin:
    "Sicher... Dein Wort ist mein Befehl... die Diskussion haben wir hinter uns gelassen... Bruder...", antwortete Dunwin ernst.



    Ansgar:
    Sie mussten sich fast eine Stunde gedulden, bis Ansgar im Hof erschien. Entgegen seiner sonstigen üblichen Roben, war er in eine schlichte, schwarze, hochgeschlossene Robe gekleidet. Er sah schlanker aus, als Brandur ihn in Erinnerung hatte. Und er trug seinen Magierstab nicht bei sich. Auf die Entfernung musste man in der Dunkelheit genau hinschauen, wenn man ihn in dieser Robe erkennen wollte. Die Kapuze hatte er sich tief ins Gesicht gezogen. Ansgar bezog gegenüber von Brandur Stellung und verschränkte die Arme vor der Brust.



    Brandur:
    Brandur tippte sich in Ermangelung eines Hutes zum Gruße kurz an die Stirn. Noch während er die Bewegung ausführte, flog, in der Dunkelheit kaum zu sehen, ein winziger Knochenpfeil in Ansgars Richtung, kaum größer als ein Zahnstocher.



    Ansgar:
    Ansgar zuckte kurz bei dem Treffer zusammen, griff blitzartig in seine Robe und schleuderte ein mattschwarzes Messer nach Brandur, als Antwort auf den freundlichen Gruß.



    Brandur:
    Brandur sah die rasche Geste von Ansgar kaum. Es war stockfinster, Ansgar trug schwarz und die Augen des alten Nekromanten waren nicht mehr die Besten. Er hatte irgendetwas geworfen, doch Brandur konnte weder sehen, was es war, noch wohin es flog. Wenn er es sehen könnte, würde es für ihn zu spät sein. Es kam zeitiger, als er erwartet hatte, dazu, dass er einen Teil der Kontrolle über das Duell abgeben musste. `Dunwin, bemächtige dich meines Körpers!`, befahl er dem Geist. `Nimm keinerlei Rücksicht auf meine Schmerzen!`



    Dunwin:
    Nahm Besitz von Brandurs Körper, ließ sich in den Spreißschritt fallen und riss den Oberkörper nach hinten weg, so dass die Klinge knapp über sie hinweg in die Dunkelheit flog, da Brandur so flach wie möglich auf dem Boden lag. Dunwin zwang Brandurs Körper mit einem schwungvollen Satz wieder auf die Beine und stellte sich seitlich hin und ging dabei in die Knie. `So bieten wir weniger Angriffsfläche... antworte ihm!´, befahl Dun.



    Brandur:
    Brandur gab vor Schmerzen ein qualvolles Geschrei von sich, das von den Mauern wiederhallte, aber er war plözlich so beweglich und schnell, wie vor vierzig Jahren das letzte Mal. "Sollte das kein magisches Duell werden, du Hurensohn?", brüllte er außer sich vor Schmerz. "Mit deiner Nekromantie ist es offenbar nicht weit her!" Er riss beide Arme nach vorn und ein ganzer Sprühregen von Knochenpfeilen raste auf Ansgar zu. Damit verschoss Brandur auf einen Schlag seine gesamte Munition, hoffte aber, dass Ansgar zumindest irgendetwas davon abbekam oder so weit zurückwich, dass Brandur Zeit für einen weiteren Schlag gewann. Nach dem Wurf wich er rasch zurück und spürte flüchtig nach Toten und Untoten in der Nähe. Der Zauber würde auf die Schnelle nicht für eine Detailanalyse ausreichen, aber für einen groben Überblick. (findet er etwas?)



    Dunwin:
    Dunwin versuchte sich so klein wie möglich in Brandurs Geist zu machen um dessen Konzentration nicht zu stören, als dieser auf seine Magie zugriff. Das er ihm vorher diese Verrenkungen aufgezwungen und damit die einhergehenden Schmerzen aufgebürdet hatte, ließ sich nicht vermeiden.



    Ansgar:
    Nun war es an Ansgar schmerzerfüllt in der Finsternis aufzukeuche, aber er fing sich rasch wieder. Jedenfalls das was man seiner Tonlage entnehmen konnte. Er biss die Zähne zusammen und warf in kurzer Distanz zwei Wurfmesser hintereinander. Eines hoch und eines tief angesetzt. "Das sollte auch ein Duell zwischen zwei werden, nicht zwei versus einem Saftarsch", bellte Ansgar wütend zurück. (Brandur fand keinerlei Untote in der Nähe).



    Dunwin:
    Dunwin wich mit einer tänzelnden Seitwärtsdrehung und einem Sprung aus, so dass Brandur und er in der Hocke landen mussten. `Das macht der doch absichtlich um Dich zu ermüden!´, teilte Dunwin seinem Bruder mit.



    Brandur:
    "Wir sind Nekromanten", fauchte Brandur, während Dunwin ihn in Sprüngen und Drehungen durch die Gegend jagte, die einem Tänzer zur Ehre gereicht hätten. "Da ist es doch wohl logisch, dass ich meinen Geist mitbringe!" Sein Körper war bereits klatschnass vor Schweiß. Es war nicht nur die Anstrengung, sondern vor allem der Schmerz. `Du hast Recht, das darf nicht zu lange dauern! Wenn die Schmerzen zu stark werden, kann es sein, dass ich ohnmächtig werde. Lassen wir die Spielchen und machen Ernst. Lass mich beim nächsten Mal fallen, als ob er mich getroffen hätte und rausche davon.`



    Ansgar:
    "Wir sind Nekromanten...", äffte Ansgar Brandur stinksauer nach. "Toll ich sehe aus wie ein Nadelkissen und verdammter almanischer, hirnloser Affe! Ein Duell betrifft zwei, da hätte ich auch einen Ghul mitbringen können, na warte", knurrte Ansgar und schleuderte erneut ein Messer nach Brandur.



    Dunwin:
    Dunwin warf sich nicht zu Boden, denn das würde eine Zeitverzögerung durch den Wurf bedeuten, er ließ sich einfach schlichtweg nach hinten kippen und fing sich mit einem Seitensturz ab, der Brandur trotzdem bis auf die Knochen durchschüttelte. Aber immerhin besser als ein Messertreffer dachte Dun. `Hier liegen wir wieder....´, ermahnte er Brandur.



    Brandur:
    Brandur wälzte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf den Bauch. Ein Winseln drang zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er konnte nur Mühsam einen Gedankenfetzen zustandebringen. `... den ... Wyvern!`



    Dunwin:
    `Du willst Dich jetzt verdrücken? Das ist nicht Dein Ernst! Von mir aus´, knurrte Dunwin, verließ Brandurs Körper und nahm von den Wyvern Besitz.



    Ansgar:
    "Was ist los? Willst Du das Duell liegend führen Opa? Steh auf und stell Dich mir, Du wolltest das Duell, Du bekommst das Duell, dass Du verdient hast. Nur zu, zeig was Du kannst, stehen gehört doch sicher dazu Du Flachzange", zischte Ansgar.



    Brandur:
    Brandur blieb liegen. Selbst wenn er es gewollt hätte, nach diesem Schlag gegen den Rücken konnte er nicht ohne Dunwins Hilfe aufstehen und der holte gerade den Drachen, um, wie er glaubte, die Flucht einzuleiten. Brandur stützte sich zitternd auf die Unterarme. `... damit angreifen!`



    Dunwin:
    Dunwin landete mit dem Wyvern im Hof neben Brandur. `Hier bin ich´, teilte er seinem Bruder unnötigerweise mit.



    Brandur:
    "Greif an!", brüllte er nun laut.



    Dunwin:
    Dunwin richtete sich zur vollen Höhe auf und schlug mit einem knöchernen Flügel wie mit einem ausgeführten Handkantenschlag nach Ansgar. Er erwischte den anderen Nekromaten mit dem Flügelbug genau vor dem Brustkorb. Ansgar wurde von den Füßen gerissen und schlug einige Meter weiter auf. Stöhnend blieb er liegen.
    Der Kopf den knöchernen Drachen fuhr zu Brandur herum? "Beenden?", fragte Dun.



    Brandur:
    Brandur konnte nicht gleich antworten. Die Schmerzen waren enorm und er spürte seine Beine nicht mehr. Er versuchte, Dunwin mental etwas mitzuteilen, doch er konnte nicht und wertvolle Augenblicke verstrichen.



    Dunwin:
    Dun hockte sich neben Brand. "Ich hab ihn mit dem Flügelbug erwischt. Mit dem Dorn. Soll ich ihn töten? Ja oder nein? Nick oder schüttel die Rübe", sagte Dun.



    Brandur:
    Brandurs Blick verschwamm. "Willst du ... noch Ghul werden? Oder folgst du mir ... hinüber?"



    Ansgar:
    Ansgar fühlte sich nicht nur wie abgestochen, der Knochendrache hatte ihn voll erwischt und der Schlag wie auch der Aufschlag hatte seine Nerven paralysiert. Er benötigte einen Moment um wieder ganz zu sich zu kommen. Aber das machte die Sache nicht besser, da er kaum Luft bekam. Er presste sich eine Hand auf den Brustkorb und hob sie vors Gesicht. Er konnte es nicht genau erkennen, aber da seine Hand nass war, war klar dass er voll getroffen worden war. Den Eisengeruch der Nässe kannte Ansgar, Blut. Jeder Nekro kannte hn.



    Dunwin:
    "Ich wollte kein Ghul werden, nur für ein paar Minuten, also was jetzt? Was willst Du tun? Er wird nicht ewig liegen bleiben, oder vielleicht doch.... Steh auf", sagte Dun etwas verzweifelt.



    Brandur:
    "Ich stehe nicht mehr auf", sagte Brandur. `Wir haben hier ... einen gesunden Körper. Aimeric. Machtvoll. Würde er dir gefallen?` Er musste husten. "Leg ... Ansgar ... neben mich."



    Dunwin:
    Dunwin nickte knapp. Der Knochendrache packte Ansgar und legte ihn neben Brandur ab. Ohne einen Ton zu sagen, musterte er die beiden.



    Ansgar:
    "Bring es einfach zuende Opa.... und dann gib meinem Sohn den Brief... den ich bei mir trage...", zischte er leise.



    Brandur:
    `Wir könnten ... Aimerics Seele ... ersetzen, Dunwin. Keiner merkt es. Du sprichst dann ... mit seiner Stimme. Viel Einfluss und viele Chancen ... für die Familie. Entscheide rasch. Die Zeit verrinnt.` Brandur betrachtete Ansgar. Seinen Neffen. "Wie fühlst du dich? Ich hoffe so, wie du es verdienst!" Erneut hustete er und es war wie Stromschläge in seinem Rücken. "Welche Gehässigkeit steht darin? Darf ich es wissen?"



    Ansgar:
    "Du bist einfach so ein Versager, ich dachte Du bringst es schneller zu ende. Sicher, lies ihn bevor Du ihn abschickst", erklärte Ansgar. Er griff mit seiner blutverschmierten Hand in seine Robe und riss sich eine Kette vom Hals und knallte sie Brandur auf den Brustkorb. Unter der hochgeschlossenen Robe hatte er die Kette getragen - eine Kette aus Messing.



    Brandur:
    Brandur tastete mit zitternden Fingern danach. Er betrachtete sie und erkannte, was er da hielt. "Klinge schlägt ... Magie? Sollte das deine Botschaft sein? Eine ... Verweigerung der Gabe? Du wolltest das ... das magische Duell. Nicht den Degen. Nicht ... höflich. Ich sterbe, Ansgar, mit dir. Lass mich ... den Brief ..."



    Ansgar:
    "Ich wollte gar nichts. Ihr wolltet meinen Tod, heute habt Ihr ihn bekommen. Die Kette sollte verhindern, dass ich mich im schlimmsten Fall umentscheiden kann. Lies ihn, macht Euch ein letztes Mal über mich lustig und dann beende es", sagte Ansgar. Er tastete nach dem Brief und reichte ihm Brandur.



    Brandur:
    "Dunwin, ich brauche Licht ... leuchte."



    Dunwin:
    Dunwin verließ den Knochendrachen und stellte sich ganz dicht neben Brandur so dass er lesen konnte



    Ansgar:
    Brief von Ansgar an Wolfi:


    Lieber Wolfi,


    sobald Du diesen Brief in Händen hältst, verweile ich bereits im Nexus.
    Sie wollten mir kein Leben schenken, sie wollten es mir nehmen.
    Seit meiner Geburt trachteten sie mir stets nach dem Leben.
    Heute haben sie es erhalten.


    Ich bin müde Wolfi, verzeih mir. Weine nicht um mich, ich habe diesen Weg freiwillig gewählt.
    Man kann nichts töten, was nie lebte. Ich war Ihre Totgeburt.
    Es hätte mich nicht geben sollen, aber meine Existenz brachte etwas Gutes hervor - Dich.
    Du bedeutest mir alles Wolfi.


    Das Chevalier-Lehen de Chouinard in Souvagne, Lehen Nummer 4, unterstellt dem Comte de la Cantillion vererbe ich Dir, ebenso den Titel Chevalier Anwolf de Chouinard. Eine Bitte Wolfi, kümmere Dich um Anna und Dein zu erwartendes Geschwisterchen.


    In Liebe


    Dein Papa



    Brandur:
    Brandur faltete den Brief zusammen und gab ihn Ansgar zurück. Er atmete langsam aus, wie er es immer tat, wenn er seine Konzentration sammeln wollte. Er sammelte alles, was er noch hatte. Dunwin hatte ihm nicht geantwortet. Er würde ihm die Entscheidung abnehmen. `Dies ist mein letzter Befehl an dich. Fahre in Aimeric und blockiere seinen Herzmuskel. Er soll tot zusammenbrechen. Ich werde meine letzte Kraft dafür verwenden, deine Seele in seinen Körper einzuschmelzen. Es wird aussehen, als sei er kurz in einem Schwächeanfall gestürzt, doch wenn er wieder aufsteht, wird dies dein neuer Körper sein. Du bist fortan der mächtigste Ghul, den Almanien je gesehen hat. Damit kannst du viel bewirken, ohne dass jemand davon weiß, der es nicht soll. Sie werden glauben, du seist mit mir vergangen. Willst du Aimerics Körper wieder verlassen und mir in den Nexus folgen, musst du verhungern oder dich den Flammen übergeben. Ansgar schenke ich das Leben. Geh nun.` Brandurs Befehl waren nur Worte. Ihm fehlte die Kraft, Dunwin dazu zu zwingen, da er das, was noch vorhanden war, aufsparte, um den Geist in Aimerics Körper zu binden.



    Dunwin:
    `Willst Du sterben? Kannst Du Dich nicht retten? Wenn Ansgar leben soll, soll er leben... Bruder... Du willst gehen?... bist Du sicher?...´, fragte Dunwin.



    Brandur:
    Brandur lächelte. `Du hast mir das Rückgrat gebrochen. Ich werde niemandem zur Last fallen als Krüppel. Als Aimeric kannst du ungesehen über Ansgar wachen. Er weiß nichts davon. Und Linhard ...` Eine Träne bahnte sich den Weg aus Brandurs Augenwinkel. "Linhard!"



    Dunwin:
    Er beugte sich zu Brandur hinab, lass es ihn beenden, wenn ich umgezogen bin... er ist ein guter Junge... wir sehen uns wieder... ich liebe Dich Brandy...", erklärte Dunwin und nahm von Aimeric Besitz.



    Linhard:
    Linhard schlich an Brandurs Seite und hockte sich neben seinen gefällten Vater und seinen Erzeuger. Er wusste nicht was er sagen sollte. Er nahm von Brandur die Hand und starrte ihn an. Er sagte kein Ton, er gab kein Schniefen von sich, auch wenn Tränen seine Wangen hinab liefen. Er räusperte sich. "Keks Paps", flüsterte er.



    Brandur:
    Brandur fokussierte all seinen Willen darauf, all seine magische Kraft, Dunwins Geist mit dem Körper von Aimeric zu verschmelzen. Eine Ähnliche Kraftanstrengung hatte er bislang nur bei seiner Prüfung zum Hexenmeister abgelegt, nie wieder zuvor und nie danach. Seine eiskalte Hand krallte sich in die von Linhard. Sein Körper verkrampfte sich bis zur Hüfte vor Anstrengung, doch seine Beine rührten sich nicht.



    Linhard:
    Lin packte ihn und zog ihn hoch und hielt ihn fest. "Es ist alles gut... alles wird gut...", erklärte Lin und küsste nun seinerseits Brandur auf die Stirn.



    Brandur:
    Der Ausbruch von magischer Kraft verebbte. Brandurs Körper wurde schlaff. Er lag da, den Kopf an die Schulter von Linhard gelehnt. Würde sein Sohn ihn nicht halten, wäre der alte Mann in sich zusammengesunken. Doch entgegen dessen, was er geplant hatte, lebte er noch. Die Anstrengung hatte sein Herz nicht so weit überlastet, dass es den Geist aufgegeben hatte. Unendlich langsam drehte er den Kopf hoch zu Linhard. "Ansgar ... soll leben. Er hat ... dies war das letzte Blut. Nicht er ... ich selbst war der Letzte, der den Alten Weg beschritt. Du musst mich töten, mein Junge, mein liebes Kind. Ich ... du bist ... alles, was ich je ... nachdem ... "



    Linhard:
    Lin presste Brandur an sich. "Wenn Du mich je geliebt hast, rette ihn. Ich flehe Dich an Ansgar. Er rette Dein Leben, rette sein. Rette sein Leben wie Du Dave gerettet hast. Bitte... Du wolltest mich nicht... er wollte mich... rette ihn... bitte... bitte Papa rette Paps...", flehte Lin Ansgar an.



    Ansgar:
    Packte eine Hand von Brandur und hielt seine Seele in der Physis fest. "Nimm", keuchte er leise.



    Linhard:
    "Bei Ainuwar müsst Ihr beiden erst fast sterben um zu leben? Nimm es an verdammt! Lass den Weg sterben, aber stirb nicht mit ihm, bitte Paps", flehte Lin Brandur an.



    Brandur:
    Brandur legte kaum merklich die Finger um Ansgars Hand. Er schloss die Augen. Mit einem Ohr hörte er Linhards junges Herz schlagen. Er war sehr glücklich. Er folgte Linhards Wunsch und hielt Ansgars Hand.



    Ansgar:
    Ansgar tat einfach was er damals getan hatte. Er folgte keinem Zauber, keinem Spruch sondern teilte die Kraft der er zum Leben hatte einfach mit der Person die er berührte. Ungefiltert, ohne jede Gedankenschranke, ohne etwas von seinen Gedanken zu verbergen oder etwas zurückzuhalten. Er fühlte sich als würde er ausbluten, aber das tat er gerade eh... aber das war in Ordnung.



    Aimeric:
    Aimeric stieß sich von der Mauer ab und lief einen Moment wie ein neugeborenes Flohen, da er sich erst noch an seinen Körper gewöhnen musste. "Einen Heiler", bellte er und erschrank über den fremden Klang seiner eigenen Stimme.


    Es dauerte einen Moment bis der Haus- und Hofheiler samt seines Helfers unten im Hof angekommen war. Er musterte die beiden Gefällten. Er wandte sich umgehend Brandur zu, während sein Helfer die Wunde von Ansgar untersuchte und behandelte.



    Brandur:
    Brandur spürte, wie seine Hand warm wurde. Nicht nur seine Hand, sondern sein ganzer Arm und sein Körper. Ja, selbst seine Seele schien plötzlich warm zu werden, als würde er nicht bei Nacht im Winter in einem Hof liegen, sondern im Sommer auf einer Wiese. Er fühlte sich leicht. Es gab nichts mehr, dass ihm Angst machte. Er lächelte. Er öffnete die Augen und blickte seinen Kindern ins Gesicht. Und da war Aster, die ihn rief, Magdalene und schließlich Kunwolf. Wie hatte er sie alle vermisst! Schön war es hier. Brandur blickte genau in die Sonne. Als die Heiler eintrafen, hatte sein Herz aufgehört zu schlagen.



    Linhard:
    Lin strich zuerst Brandur und dann Ansgar über den Kopf. "Ihr schafft das, schafft das zusammen, na los", forderte er sie leise auf. "Du hast es versprochen, Du hast es Dave versprochen und Wolfi, und der alten Maghilia und Wolfram und Osmund, Du hast es allen versprochen Brandur. Du hast es mir versprochen und im Grunde auch Ansgar", flüsterte Lin.


    Der Heiler musterte Lin und schüttelte den Kopf.



    Linhard:
    Lin starrte Ansgar an. "Hol ihn zurück! Das kannst Du! Du hast es tausendfach mit anderen getan, hol ihn zurück! Bitte!", flüsterte Linhard.



    Ansgar:
    "Pack... ihn auf... Eis... später... ich... hole ihn später... zur...ück. Ver...sprochen", presste Ansgar hervor, während sich der Heiler um ihn kümmerte.



    Chirag:
    Chirag trat näher. Der ehemalige Chevalier sah zehn Jahre gealtert aus. Er wagte nicht, Linhard die Hand auf die Schulter zu legen aus Angst, auch ihn könnte das Unglück treffen, dass er über alle brachte, denen er sich näherte. "Ich ... würde gern `elfen", stammelte er.



    Linhard:
    Lin hockte in dem Hof wie vom Donner gerührt. Er wusste nicht was er tun sollte. Am liebsten wäre er hier einfach hockten geblieben, als ihm Aimeric die Hand auf die Schulter legte. "Sei nicht traurig", flüsterte Aimeric als die Heiler Ansgar in die Heilstube wegbrachten. Dort wo er nun ist, ist es nicht besser... aber auch nicht schlechter... nur anders.... völlig anders... und Ansgar kann ihn zurückholen... nur werden wir jetzt reiten müssen nicht wahr?", erklärte Aimeric. "Was geht Dich das eigentlich an hä? Schöner Schiedsrichter", knurrte Lin. "Dun Haru Mar Linhard", antwortete Aimeric. "Dun Haru Mar... Opa?", fragte Lin baff. "Ja...", grinste Aimeric und drückte Lin an sich.



    Aimeric:
    Aimeric schaute Chirag an. "Komm her ich muss Dir etwas sagen Dupont", bat er.



    Chirag:
    Chirag trat unwillig an Aimeric heran. Seine Augen glänzten feucht, doch er gestattete sich in der Öffentlichkeit keine Tränen. Er sah ihn an und wartete.



    Aimeric:
    "Du hattest vorhin ein Gespräch mit Dunwin. Ich kann nicht gehört haben was er zu Dir sagte. Aber um zu erklären, wer oder was ich bin - sagte ich Dir jetzt etwas. Danach wirst Du meinen Befehlen... unseren Befehlen gehorchten Chirag. Linhards und meinen. Wir müssen Brandur zurück nach Hause bringen. Der Satz lautet - Die Bande der Liebe und der Freundschaft werden mit dem Tod nicht durchschnitten. Dies ist die Satz der Wiedererkennung von Archibald von Dornburg, Jesper van Verling und Dunwin von Hohenfelde seit ungefähr 46 Jahren. Ich werde mit meinem Bruder sprechen, dass ich einen alten Freund der Familie heimbringen muss... meinen Bruder... Wie heißt mein Bruder? Wie heißt der Bruder von Aimeric de la Cantillion? Chirag? Ich bin es Dunwin... Brandurs letztes Geschenk... war dieser Körper... und Ansgars Leben... er soll leben...", erklärte Aimeric.



    Linhard:
    "Er möchte nicht bestattet werden, er möchte in der Nachtburg verbrannt werden. Das hat er mir so aufgetragen und so wird es ausgeführt... und danach... tja schaun wir mal... wie man so sagt. Keine Ahnung was wir nun tun sollen", erklärte Lin geknickt.



    Chirag:
    Chirags Augen weiteten sich und noch bahnte sich doch eine Träne einen Weg über eine Wange. "Gaetano ... de la Cantillion. Ich ... es ist meine Schuld." Er kniete neben dem Leichnam nieder. "Ich `abe mich mit ihm angefreundet ... und das ist der Preis!" Er betrachtete das Gesicht des Toten. Brandur sah friedlich und glücklich aus. Chirag beneidete ihn. Doch ihm zu folgen kam nicht in Frage, nicht jetzt. Er hatte ihm etwas versprochen.



    Aimeric:
    "Ich werde Gaetano ausrichten, dass er sich um das Lehen bis zu meiner Rückkehr kümmern, soll da ich unseren Gast zurück nach Hause geleiten werde. Mit Dir. Du wirst unser Land verlassen. Ich bin gleich wieder da, sobald ich den Burschen gefunden habe. Wartet hier auf mich und bereitet meinen.... Bruder auf die Heimreise vor... ich... ich bin gleich wieder da", sagte Aimeric und verschwand in der Festung.



    Chirag:
    Chirag hob Brandurs Mantel und seinen Dreispitz von der steinernen Bank auf, wo er sie hatte hingelegt. Auch den Gehstock. Er trug alles zu der Stelle, an der Linhard bei dem Toten wachte. Daneben auf dem Boden war ein großer roter Fleck, wo Ansgar gelegen hatte. "Das ge`ört dir."



    Linhard:
    Linhard hockte sich neben Brandur und musterte ihn. "Er sieht glücklich aus, nicht wahr? Naja wenigstens einer von uns. Ich weiß nicht wie wir das drehen sollen mit Aimeric, Archibald muss sich was einfallen lassen. Wobei, Aimeric ist einfach Aimeric... und im Stab oder? Letztendlich hat Papa doch Paps geholfen... ich verstehe es nicht", erklärte Lin Chirag. "Ja Danke. Wo werdet Ihr danach hingehen? Ich meine Du und die anderen?", fragte Lin.



    Chirag:
    Chirag zuckte mit den Schultern. "Ich bin in`aftiert. Von ... Aimeric? Die Sachlage ist schwierig. Ich werde zunächst mit surück zum Stab reisen und helfen dort Ordnung reinsubringen. Dir helfen. Danach kümmere ich mich um die Verbannung meiner Familie. Jetzt aber bin ich erst einmal an deiner Seite."



    Linhard:
    "Danke für Deinen Beistand und Deine Hilfe Chirag. Ich werde Dir danach mit Deiner Familie helfen. Ansgar sagte es vorhin zu Brandur, es ist nur eine Frage der Zeit. Das ist es. Ich werde seinen Tod nicht ewig vor der Familie verheimlichen können. Sie werden mich nicht dulden, Dave würde - aber die anderen? Keine Ahnung. Kümmern wir uns erstmal um Brandurs Bestattung, danach sehen wir weiter. Ich muss überlegen was ich tun soll. Ich musste noch nie überlegen was ich tun soll. Naja irgendwann fängt man damit wohl an oder?", fragte Lin und wischte sich die Tränen von den Wangen.



    Chirag:
    "Du bist sehr jung. Die Aufgabe ist groß für dich. Aber nicht umsonst `at Brandur dir Menschen genannt, die dir beistehen werden. Der Duc de Souvagne war erst siebzehn, als er den Thron des Landes besteigen musste. Eine vergleichbare Bürde, doch er regiert noch `eute. Du wirst es schaffen, diese Familie zu führen, trotz deines jungen Alters. Du bist nicht allein, du `ast `ilfe."



    Linhard:
    "Wäre ich er gewesen, hätte ich mich in mein Schwert gestürzt. Aber ich glaube seine Familie ist nicht annähernd so eine Schlangegrube wie meine. Wobei ein Land zu führen, wohl noch etwas anderes ist als eine Familie, eine Sippe. Ich weiß ja nicht wie der Mann zu seinen Eltern stand, aber vermutlich genauso gut wie ich zu meinen. Falls er sie soweit kannte wie ich meine. Ich kannte meine Eltern weitaus besser als manch andere Adlige das tun. Aber geliebt habe ich Paps, ich werde schauen wie weit ich das hinbekomme. Mehr kann ich nicht tun und mehr konnte der Duc sicher damals auch nicht tun. Außer heulen, die Welt verfluchen und die Scheiße trotzdem anpacken", erklärte Lin und zog die Nase hoch.



    Chirag:
    Chirag reichte ihm ein Taschentuch. "Das ist, was ich seit 58 Jahren tue, Lin`ard. Die ganze Welt ist eine Schlangengrube. Sie werden dich akzeptieren. Dafür sorgt der Stab. Es ist unsere Aufgabe, dir, Dunwins Erben, mit dem Schwert Ge`ör zu verschaffen, wenn dein Wort nicht reicht."



    Linhard:
    "Dankeschön, keine Ahnung war es so ist. Du ziehst das Unglück an und ich bin unsichtbar. Wieder einmal und ich habe keinen Vertrauten mehr. Wen hatte der Duc? Jeder der Dir einen Rat erteilt, meint es erstmal nur gut mit sich selbst. So wird es bei mir sein, so wird es bei ihm gewesen sein. Was hatte er getan? Was war sein Lösung? Wobei man sicher eine Staatslösung nicht ganz auf eine Familie anwenden kann. Ich werde trotzdem versuchen, Brandurs Versprechen einzulösen, was Deine Familie angeht", antwortete Lin.



    Chirag:
    "Das hat Zeit. Jetzt kümmern wir uns um dich. Meine Familie wurde ja schon vor über einem Jahrzehnt verbannt, da kommt es auf die paar Wochen auch nicht an. Du `ast drei Vertraute, die Brandur dir nannte. Davard, Wolfram und mich. Er nannte sie dir, damit du weißt, wem du trauen kannst in diesem Urwald der Zweifel. Und ich denke, auch Aimeric wird `offentlich der Vernunft zugänglich sein trotz seiner ... Wandlung."



    Linhard:
    "Opa? ja doch, natürlich Opa. Wie alt ist Opa in diesem Körper? Keine Ahnung 30? Das ist verrückt, keine Ahnung das ist doch verrückt. Dir, Dave und Wolfram. Nur Dave und Wolfram können mich nicht immer begleiten, Du mich schon... wenn Du willst heißt das. Inwieweit wird der Stab mir gehorchen? Ich kann mich allein nicht mit denen anlegen. Was ist wenn ich etwas befehle und sie gehorchen nicht? Vielleicht mache ich mir auch zuviele Gedanken. Vielleicht wird es auch anders als ich denke, hoffen wir es. Das mit dem heiraten vergessen wir besser mal für die nächsten Jahre. Eine Sorge reicht mir erstmal", erklärte Lin und schaute hoch in den Nachthimmel.



    Chirag:
    "Ich weiß nicht genau, wie alt Aimeric ist, Mitte zwanzig vielleicht. Oder dreißig? Jung und gesund, wie es scheint. Wenn der Stab dir nicht ge`orcht - ihm werden sie es. Du allein kannst dich nicht mit dem Schlägertrupp des Stabes anlegen, mit einem Damir oder einem Undorich. Die machen aus dir Katzenfutter. Aber du `ast inner`alb des Stabes Männer, die das durchaus können und für dich auch werden. Archibald wird Interesse daran `aben, sich um dich zu kümmern. Er wird dein Wort durchsetzen, bis sie gelernt `aben, auch ohne ihn als Zwischeninstanz auf dich zu `ören. Ich werde das selbe tun. Und Dunwin, so er denn mit uns kommt. Ich bleibe bei dir, ich gab Brandur mein Wort. Ich bleibe so lange bis du mich selber fortschickst."



    Linhard:
    "Na da kannst Du lange warten. Ich hatte zwei Leute die mich mochten, die Zahl hat sich gerade auf Null reduziert. Wobei ich wieder zwei hätte, wenn ich Dich so bezeichnen darf und Kasimir. Keine Ahnung was mit ihm los war, aber ich muss mit ihm reden. Und ihm sagen das Brandur tot ist. Das bin ich ihm schuldig. Wo bleibt Opa überhaupt? Hat der sich das zweite Mal umbringen lasseno der wo bleibt der Kerl? Der soll mir mal hier keine Panik machen. Ich kann da schlecht reingehen und nach ihm fragen. Das sieht etwas... anrüchig aus", lachte Linhard und musste zeitgleich heulen.



    Chirag:
    "Brandur war mein Freund", antwortete Chirag aufrichtig. "Er `at dich sehr geliebt. Wenn er ein Gläslein Wein getrunken `at, `at er die ganze Zeit von kaum etwas anderem geschwatzt als von dir und was du so tust. Zumindest, wenn es nicht um den Unmut betreffs der Gesellschaftsordnung in Naridien ging ... Ich bin dein Freund, Lin`ard. Aber ich werde etwas Abstand waren, nur zur Sicher`eit. Zu deinem eigenen Schutz." Er zupfte an dem Wappenrock. "Ich werde nach Aimeric schauen gehen." Er ging ins Innere des Anwesens und fragte einen der Bediensteten, ob sie Aimeric gesehen hätten.



    Aimeric:
    Eine Dienerin deutete Chirag den Weg. "Der junge Herr ist in der Amtsstube, er sucht seine Papiere. Er hat wohl vergessen, wo er sie hingelegt hat", erklärte sie freundlich und eilte weiter. Einen Moment später kam Chirag auf dem Gang Aimeric entgegen. "Hier bin ich wieder. Es hat leider etwas gedauert, da ich die Amtsstube nach meinen Papieren absuchen musste. Jetzt können wir abreisen. Mein Bruder ist informiert. Der Knochendrache wird uns nach Naridien geschickt. Also zu Linhard und wir nehmen Pferde aus dem Stall. Komm", erklärte Aimeric und deutete in die passende Richtung. "Bei Euch alles soweit es geht gut da draußen? Ich hätte nicht gedacht, dass mir der zweite Tod meines Bruder dermaßen nahegeht... ich weiß nicht ob es richtig war ihn allein gehen zu lassen... ich versprach ihm etwas anderes... aber er bot mir dies hier an... ich fragte nicht... ich wollte eigentlich nur noch einmal in meinen alten Körper schlüpfen.... das hier ist.... anders... besser... ungewohnt... aber schön... ich glaube Lin wird daran sehr zu knabbern haben...", erklärte Aimeric mit Grabesstimme.



    Chirag:
    "Er wird froh sein, dass du nicht gemeinsam mit Brandur gegangen bist. Er `at große Angst vor dem, was auf ihn zukommt. Zurecht. Er braucht uns. Dich. Archibald `at ein Auge auf ihn geworfen, das war eine von Brandurs größten Sorgen - dass er seinen Sohn zu einer Marionette macht. Archibald ist manipulativ, er könnte das ohne weiteres. Lin`ard ist momentan sehr unsicher und geschwächt ... was `ätte er einem Archibald geistig entgegensusetzen? Ich werde ein Auge auf Lin`ard `aben. Es war der letzte Wunsch Brandurs an mich."



    Aimeric:
    Aimeric schüttelte den Kopf. "Ja, dass war vielleicht gar kein Geschenk an mich... ich habe auch keines verdient. Sondern ein letztes Geschenk an Lin, dass er nicht völlig allein ist in einer Welt voller Verseuchter und Verwandter... Archibald... jaaa.... Archi ist manipulativ... dass ist er.... Allerdings hat Brandy nie verstanden warum. Weißt Du Arch dient mir sein einer Ewigkeit und so seltsam es klingt, er wollte Lin vor was auch immer beschützen, da er ihn für ein Reststück von mir hält. Nun dass ist ja auch jeder Verwandte, ein Stück von einem selbst. Ein Kind ist 50 Prozent, und ein Enkel 25 Prozent. Er möchte Lin nicht in etwas verwandeln, er wollte ihn beschützen. Das möchte Arch. Er möchte auch mich nicht angehen, er wollte mich retten, vor meiner geistigen Umnachtung als Geist. Er wird Linhard beschützen, aber beraten werden wir ihn Chirag... das war Brandurs Wunsch... was folgen wird, muss sich erweisen. Aber Lin muss nach außen hin allein auftreten, auch wenn wir seine Berater sind. Denn er ist der Hohenfelde... wir sind es nicht... nicht mal mehr ich... ich hoffe Brandur ist bei seiner Familie... ich war drüben... allein... nun ich hatte ja auch niemanden da drüben... vielleicht findet er zurück zu jenen, von denen ich ihn auf diese bestialische Art und Weise getrennt habe... ich wünsche es ihm... Lass und Lin und Brandur holen und von hier verschwinden Chirag", sagte Aimeric.



    Chirag:
    "Ich glaube, es war ein Geschenk an euch beide. Auch dich `at Brandur sehr geliebt. Er ist eigentlich ein Familienmensch. Als Frau `ätte man wohl Glucke zu ihm gesagt. Wenn man ihn denn gelassen `ätte. Du `ast Recht. Lin`ard ist der `ohenfelde. Darum wird er seinen Weg gehen. Welchen, das muss sich erweisen. Doch er wird ihn nicht allein beschreiten müssen." Chirag begleitete Aimeric auf den nächtlichen Hof, wo es nun still war.



    Aimeric:
    Aimeric zuckte die Schultern. "Unverdient geliebt hm? So wie Arch und so wie viele anderen in den meisten Augen von jenen die nicht verstehen. Manchmal hast Du ihm Unrecht getan. Nicht in allen Dingen, aber was die Zuneigung angeht. Seine Mutter hat ihn geboren Chirag, sie hat ihn weder in den Arm genommen, noch gehalten, noch jemals gestillt. Sie hat ihn geboren, er wurde abgenabelt - und damit abgenabelt von ihr und sie gab ihn weg. Direkt, sofort. Er kam zu einer Amme. Er kannte seine Mutter nicht als Mutter. Er kannte nur auf diese Art eine Person - seine Amme. Und als er 3 Jahre war, holte man ihn von dort weg. Und er lebte ein Leben das meinen nicht unähnlich war. Sie sind allein in ihren Köpfen, völlig allein und sie beten die Effektivität an. Wie sagt ihm seine Mutter immer? Verlass Dich auf andere und Du bist verlassen? Oder was sagte sie als er klein war und mit einem Messer spielte und ein Diener sich beschwerte. Soll er nur. Der Diener sagte er könne sich schneiden, seine Mutter erwiderte, dann wird er lernen besser aufzupassen... Er wird nicht geliebt Chirag, er ist in seinem Kopf immer allein und einsam und das hat ihn den Verstand gekostet. Nicht dass sie ihn weggab wie einen alten Schuh, sondern dass man ihn der Person entriss, die er zu lieben lernte. Der Rest ist daraus entstanden. Er füllt die Leere in seinem Herzen mit Fleisch, andere mit Schokolade, andere wiederum mit Süßigkeiten oder Drogen - manch eine Leere kann man aber nicht mit anderen Dingen stopfen. Weder er kann das, noch ich... ich habe es versucht. Aber mich hat mein Vater genauso wenig gesehen wie Brandur oder Kunwolf. Die beiden sah er nicht, er sah nur ihre Magie. Sie waren für ihn ebenso wertlos, weil er sich selbst für wertlos hielt. Das habe ich später erst begriffen. Nun ich hatte meine zweite Chance mit Brandur... und ich habe es versaut... wie ich alles versaue... ich hätte ihm wenigstens sagen sollen... wie ich zu ihm stehe... ich sage solche Dinge immer nur, wenn die die es hören sollen... nicht da sind... ", erklärte Aimeric.



    Chirag:
    "Unverdient geliebt", wiederholte Chirag mit einem Nicken. "Und ich bleibe bei dieser Einschätzung. Auch nach deiner Erklärung. Du steckst wieder im Fleische. Und bist wieder ganz der Alte, wie es scheint. Ich weiß noch nicht, ob mich das freuen oder ängstigen soll. Nachdem du zwei Chancen nicht nutztest, `ast du nun eine Dritte. Das ist schon fast uner`ört und ich bin geneigt, mich wieder`olt ungerecht be`andelt zu fühlen. Warum wird mir wieder`olt der Boden unter den Füßen weggerissen und dir küssen die Götter offenbar den Allerwertesten? Ich fand einen Freund und die Freundschaft währte wenige Wochen. Dann starb dieser. So wie meine Verlobte starb, nur zwei Tage nach meinem Antrag. Ich sollte Lin`ard nicht zu lange begleiten. Sonst steht seine Zukunft unter keinem guten Stern."



    Aimeric:
    "Ich weiß es nicht, vielleicht weil letztendlich doch immer nur die Grausame siegt? Dein Freund und sein Vater.... Ich weiß nicht ob es eine gute Idee ist... ihn direkt wieder allein zu lassen... aber das entscheide selbst... Chirag... Ich werde nicht ewig in diesem Körper bleiben... auch er vergeht... und wie Du selbst sagtest... vielleicht war es ja auch ein Geschenk an mich... ich weiß es nicht... unverdient... und dennoch erhalten... um wenigstens einmal etwas sinnvolles zu tun... vermute ich...", antwortete Aimeric und ging zurück zu Lin und Brandur. "Entschuldige, es hat etwas länger gedauert... Ich suchte meine Papiere...", erklärte Aimeric und strich Linhard über die Haarstoppeln.



    Linhard:
    Linhard musterte Aimeric und Chirag, ehe er Brandur aufhob. "Wo sind die Ställe? Haben die hier einen Geistmagier, der Dave bescheid sagen kann? Der hat doch so einen Greifen. Wenn wir durch das ganze Kriegsgebiet müssen mit den Pferden und Paps, das geht nicht. Wir müssen Dave erreichen. Einer eine Idee?", fragte Lin.



    Chirag:
    Chirag seufzte traurig. Er wünschte sich ein Jahr Urlaub von dem Alptraum, der sein Leben war, dieser endlosen Aneinanderreihung des Unglücks und des Scheiterns. Als er erneut Brandurs Leiche sah, musste er so tun, als ob er die Nase ausschnaubte, während er sich einen moment abwandte und stattdessen die Tränen mit dem Ärmel beiseitewischte. "Die de la Cantillions ... sind selbst Geistmagier. Aber sie scheinen nicht zugegen zu sein. Über der Grenze kreisen die Vögel der `immelsaugen. Wenn wir deren Besitzer finden, `aben wir machtvolle Geistmagier, zu denen wir sprechen können."



    Linhard:
    Dann müssen wir zum Grenzwall, dort waren diese Vögel. Du musst mit einem Reden, stell Dich einfach unter einem anderen Namen vor Chirag. Oder Du Opa. Ich möchte nicht mit Paps so lange reisen, bis er anfängt zu verfaulen. Das kann ich ihm nicht antun. Sind nachts auch Himmelsaugen unterwegs? Bestimmt oder? Der Wall war nicht weit. Kommt", sagte Lin und ging vor.



    Chirag:
    "Man `at sich meine sogenannte Fratze des Verräters leider gut eingeprägt ... Aimeric wird sprechen müssen. Nachts sind jene `immelsaugen zugegen, welche mit Eulen kundschaften."



    Linhard:
    Linhard nickte zustimmend. "Dann musst Du reden Op... Aimeric", korrigierte sich Lin gleich. Falls er einen kaum älteren Burschen Opa nennen würde, käme das sehr seltsam rüber. Er hielt während sie liefen Ausschau nach den besagten Magiern.



    Chirag:
    Chirag folgte ihnen und hoffte, dass es keinen größeren Ärger an der Grenze geben würde, wenn man ihn sah.



    Linhard:
    Linhard ging auf den Wall zu und fragte nach dem derzeitig eingesetzen Himmelsauge. Einer der Wächter deutete auf einen alten Mann der in der Nähe auf dem Boden saß. Lin ging gemeinsam mit Chirag und Aimeric hin. "Hallo wir benötigen Ihre Hilfe", sagte er freundlich.



    Chirag:
    Der alte Mann erhob sich, als er den jungen Lehnsherren erkannte und verneigte sich. "Wie kann ich Euch behilflich sein, Comte?"



    Aimeric:
    Aimeric nickte zum Gruße. "Wir benötigen dringen Kontakt zu einem Geistmagier in Naridien, genauer gesagt in Shohiro. Einer seiner Verwandten ist hier verstorben. Er möchte ihn bitte abholen mit seinem Greif. Könntet Ihr ihm dies ausrichten? Sein Name ist Davard von Hohenfelde", erklärte Aimeric.



    Chirag:
    "Gibt es etwas Persönliches, dass Davard von ..." Der alte Mann entdeckte den Toten. Damit hatte sich die Frage nach einem Objekt, welches zur Kontaktaufnahme dienen konnte, erledigt. "Verzeiht. Dürfte ich den Toten berühren oder einen Gegenstand, den dieser bei sich trug und der auch seinem Verwandten bekannt ist, um den Kontakt herzustellen?"



    Linhard:
    Linhard nickte zustimmend. "Ja natürlich", sagte er leise. Aimeric nickte ebenfalls. "Nur zu, wir sind Ihnen dankbar dass Sie uns helfen. Ausgerechnet in so einer schweren Stunde sind meine Eltern nicht da", erklärte er.



    Chirag:
    Chirag reichte dem Mann Brandurs Dreispitz, den dieser entgegennahm und sich dann darauf konzentrierte. Er wiederholte gedanklich den Namen des Davard von Hohenfelde, ebenso die Attribute Naridien und Shohiro, während er im Nexus nach ihm tastete. Als er eine passende Präsenz fand, erkannte er einen Kollegen. Vorsichtig klopfte er in dessen Geist an. `Davard von Hohenfelde?`



    Dave:
    Dave öffnete seinen Geist für die Botschaft, es war eine völlig fremde Person, die nach ihm suchte. `Korrekt. Wer seid Ihr und worum geht es?´, fragte er freundlich Retour.



    Arthur Bertrand:
    "Mein Name ist Arthur Bertrand, Geistmagier vom Orden der Himmelsaugen aus Souvagne, stationiert an der Grenze des Lehens Cantillion. Ich wurde beauftragt, Sie darüber in Kenntnis zu setzen, dass einer Ihrer Familienangehörigen heute hier verstorben ist. Mein Lehnsherr lässt ausrichten, sie mögen bitte einen Greifen schicken, um den Toten in seine Heimat zu überführen."



    Dave:
    Dave musste sich Zuhause erstmal setzen. `Ich komme sofort. Wer genau ist verstorben? Einer der Cantillions? Könnt Ihr mir dies bitte sagen? Und danke dass Ihr mich persönlich auf diesem Wege benachrichtigt habt´, antwortete Dave.



    Arthur:
    Arthur öffnete die Augen. "Herr von Hohenfelde erkundigt sich nach dem Namen des Verstorbenen."



    Linhard:
    "Brandur von Hohenfelde ist sein Name, sagt ihm, Linhard von Hohenfelde, Aimeric de la Cantillion und ein weiterer Gast müssten mitgenommen werden bitte", bat Linhard.



    Arthur:
    Arthur nickte und schloss die Augen erneut, um sich konzentrieren zu können. "Der Verstorbene ist Brandur von Hohenfelde. Dessen Angehöriger bittet darum, auch die Personen Linhard von Hohenfelde, Aimeric de la Cantillion und einen weiteren Gast nach Naridien mitzunehmen."



    Dave:
    `Wir kommen umgehend, es kann allerdings einige Stunden dauern. Zum Anwesen der Cantillions? Ich reise per Greif an, ich hoffe das ist in Ordnung? Wie ich hörte herrscht bei Euch Krieg´, fragte Dave.



    Arthur:
    `Das Anwesen der de la Cantillions nahe der Grenze. Sie können per Greif anreisen, die Grenzposten werden über ihre Ankunft in Kenntnis gesetzt. Bitte vergessen Sie nicht die notwendigen Dokumente, um sich auszuweisen."



    Dave:
    `Ja ich werde dran denken und alles einstecken. Vielen Dank nochmals. Beruhigen Sie mitte meinen Neffen und sagen Sie ihm bitte ich bin unterwegs´, bat Dave.



    Arthur:
    `Ich werde es ausrichten.` Der Magier wandte sich an Linhard, von dem er vom Alter her vermutete, dass er der Neffe des Kollegen war, mit dem er gerade gesprochen hatte. "Ihr Onkel ist unterwegs. In wenigen Stunden ist er da."



    Linhard:
    "Dankeschön. Danke für Ihre Mühe... ich... Danke einfach", sagte Lin und ging wieder zurück Richtung Festung.



    Aimeric:
    Aimeric nickte knapp. "Von mir ebenfalls vielen Dank. Es nimmt ihn sehr mit uns alle. Aber ihn besonders. Sie standen sich sehr nahe, er war mehr als nur ein Vater für ihn. Weit aus mehr", erklärte Aimeric und folgte Linhard.

  • Abholung




    Dave:
    Dave beendete die Verbindung zu dem fremdem Magier, der so freundlich war und ihn über den Notfall seiner Familie informiert hatte. Als hätten sie nicht schon genug Probleme, schlug der Schicksalsschlag nun dem Fass den Boden aus. Dave wusste nicht was er denken, geschweige denn fühlen sollte. Zuerst war er wütend auf Brandur gewesen, wütend darüber dass er die Hochzeit auf diese Art und Weise gesprengt hatte. Dann hatte er ihn gefürchtet, allein schon aufgrund Dunwins Beschwörung. Einige Zeit später, als es irgendwie zu einem unausgesprochenen Waffenstillstand gekommen war, hatte er ihm misstraut. Und nach den Friedensverhandlungen sah er ihn mit anderen Augen, oder Brandur ihn - jedenfalls hatte Dave mit ihm gehofft. Für sie beide, für die ganze Familie, sogar für die ganze Sippe und nun war ausgerecht der Mann tot.


    Dave fühlte irgendwie als wäre ein Teil ihm ebenfalls gestorben. Hätte man ihm dies vor einem halben Jahr gesagt, oder am 15.09.202 hätte er höhnisch gelacht, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre, was er nicht wahr.


    Jetzt fühlte er sich wie vor den Kopf geschlagen. Gleichgültig wie sehr man sich in seiner Familie manchmal auch verabscheute, es versetzte einem dennoch einen Stich wenn einer ging. Und er hatte Brandur schon längst nicht mehr verabscheut, er hatte in ihm die Chance gesehen, die Ansgar und er gemeinsam nicht hinbekommen hatten. Dave überlegte, wann er mit Brandur gesprochen hatte.


    So lange war das gar nicht her, als er ihn um Hilfe bat und Brandur hatte zugesagt. Er hatte sein Wort gehalten, nun er würde seines ebenso halten und ihn nach Hause holen. Diesmal nicht in einen steinernen Sarg der zeitgleich Geburts-, Lebens- und Todesstätte war, sondern nach Hause.


    Dave betrat das Wohnzimmer, wo alle Geister versammelt waren und ihren Namensvettern gleich vor sich hin starrten. Der Magier breitete die Hände aus und atmete durch. "Leute ich habe eine sehr schlechte Nachricht, Brandur ist tot. Er ist gemeinsam mit Lin, Chirag und noch einer Person in die Souvagne gereist und dort ist er verstorben. Ich wurde von einem fremden Magier kontaktiert, dieser bat mich, Brandur nach Hause zu holen und das werde ich auch. Seine letzten Worte uns, mich... unsere Familie betreffend waren ehrlich und friedlich. Folglich werde ich ihn nicht zurücklassen.


    Es mag zwar nur wenig gute Traditionen in unserer Familie gegeben haben, aber eine besagte, dass es nur einem Hohenfelde zusteht - einen anderen Hohenfelde zu töten. Und wir lassen niemanden zurück, nicht einmal im Tode. Ich werte das nicht als den alten Weg, sondern einen neuen Anfang. Er soll nicht in fremder Erde ruhen, sondern dort wo er sich wohl gefühlt hat.


    Das war vermutlich bei Wolfram im Tal, wo er wohnte. Näheres wird Lin wissen. Da ich vier Leute zu transportieren habe, kann ich niemanden von Euch mitnehmen. Wolfi führe unsere Familie ins Herrenhaus, Du kennst die Mechanismen, Du kennst die Fallen, die Auslöser zur Scharfmachung - die Bestie kennt sie nicht. Passt auf Euch auf. Ich reise umgehend ab, es geht nicht anders, ich muss unsere Leute nach Hause holen", erklärte Dave.


    Er küsste zuerst Varmikan fest auf den Mund und dann Puschel, ehe er Wolfi und Pavo auf die Stirn küsste. Dave holte aus der Schreibstube seine Papiere, ging nach draußen in den Hof und machte sich einige Minuten später mit Kariakin auf nach Souvagne.



    Chirag:
    Trotz der nächtlichen Kälte warteten sie draußen auf die Ankunft von Davard mit dem Greifen. Chirag hatte darum gebeten. Jetzt in einem stillen Raum herumzusitzen wie in seinem eigenen Mausoleum, hätte er nicht ertragen können. Hier draußen wehte der Wind, es raschelten die kahlen Äste, man hörte die Schreie der abgerichteten Eulen und Käuze von der Grenze. Chirag starrte in den Sternenhimmel. Beide Monde waren zu sehen, natürlich. Der böse, rote Daibos erstrahlte am Firmament, genau wie der weiße Oril, dessen Reinheit er beschmutzte.


    Chirag wäre ein wolkenverhangener Himmel am liebsten gewesen, tiefschwarze Nacht ohne Monde, ohne Sterne. Der Hof war still, von den üblichen Nachtgeräuschen abgesehen. Der knöcherne Korpus des Wyvern, der Ansgar von den Beinen gefegt hatte, lag reglos da und würde sich nicht mehr erheben. Chirag sprach nicht mehr. Er blickte nur noch hinauf und wartete, dass man ihn fort holte von dem Ort, an dem Brandur gefallen war, fort aus dem Land, das nicht mehr das seine war, das ihn verstieß wie eine Mutter ihren Sohn. Heute Nacht war mehr gestorben als nur der alte Hexenmeister. Auch in Chirag war etwas zerbrochen, das nie wieder heil werden würde.



    Linhard:
    Linhard hielt seinen Vater im Arm und wartete gemeinsam mit Aimeric und Chirag auf Daves Ankunft. Er wusste nicht, wie lange ein Greif benötigen würde, aber das war ihm gleichgültig. Er würde seinen Paps nicht auf der Erde liegen lassen, also hielt er ihn fest, ganz so als würde er noch leben.


    Eigentlich hatten sie sich alles gesagt, was zu sagen war, aber Lin hoffte, dass er bei Brandurs Bestattung noch einmal die Möglichkeit erhalten würde mit ihm zu sprechen. Er wollte Osmund von Wigberg darum bitten. Ähnlich wie Wolfram, war dieser eher geneigt anderen zuzuhören und es friedlicher angehen zu lassen.


    Vielleicht konnten sie ihn als einen der ersten aus der Familie für sich gewinnen, neben Dave. Denn Osmund hatte Brandur von der ersten Minute an bei den Verhandlungen unterstützt. Nicht allein wegen Brandur, sondern weil es ihm um die Sache ging.


    Er sah es wie sein Paps, es waren schon genug Leute gestorben. Genug... genug, war das falsche Wort, genau einer zu viel. Und zwar die Person, der er als Einziger etwas bedeutet hatte, die ihn gesehen hatte.


    Das hatte er ihm leider nicht gesagt. Lin wusste dass es kindisch und unsinnig war mit einem Toten zu reden. Mit seinen 18 Jahren hatte er durch seinen Vater Ansgar mehr Tote gesehen, als manch ein anderer jemals in seinem Leben sehen musste. Und durch Ansgar hatte er mit 18 Jahren schon mehr Leute getötet, als vermutlich je ein normaler Mensch auf dem Kerbholz haben würde.


    Die Normalzahl war eigentlich Null, er selbst hatte aufgehört zu zählen. Er war nur ein Werkzeug für ihn gewesen, wobei die meisten liebten ihre Werkzeuge - sie waren für sie nützlich. Er war für Ansgar weder das eine noch das andere. Für Brandur war er einfach sein Sohn geworden, ohne Grund, ohne Hintergedanke, ohne etwas von ihm zu wollen. Im Gegenteil, er sollte nicht einmal mehr töten müssen.


    Hier in seinen letzten Atemzügen hatte sein Paps Ansgar das Sehen beigebracht und er hatte sie verbunden. Lin wusste nicht ob er nun beide verloren hatte. Liebevoll zog der Brandurs Mantel enger um dessen Körper. "Bevor Dave da ist, muss ich Dir noch etwas sagen. Dankeschön für alles. Ich werde Deine Geschenke und Lehren in Erinnerung behalten Paps. Du hast mich dort abgeholt, wo die anderen mich einfach zurückgelassen haben. Auf einmal war da diese eine Person, die gar nicht wusste, wie sehr sie mein Leben verändert hat - Du", flüsterte Lin und küsste seinen Paps auf die Stirn.



    Chirag:
    Chirag sah, wie Linhard trauerte. Er ging nicht zu ihm hin, es gab keinen Trost. Er ließ ihn jedoch auch nicht allein. Nein, er würde sein Versprechen halten. Doch dazu fehlte ihm eine wichtige Zutat. "Mein Degen wurde mir abgenommen", erinnerte er leise Aimeric.



    Aimeric:
    Aimeric musterte Linhard und wie dieser mit Brandur umging. Er schien ihn gewaltig zu vermissen, aber Dunwin aka Aimeric konnten dies sehr gut verstehen. Ansgar hatte zwar behauptet niemals wie Alastair oder er werden zu wollen, aber letztendlich war er es geworden. Weshalb auch immer, früher hatte er angenommen, dass Magier und Normalos einfach nicht zusammen finden konnten.


    Sein Bruder hatte ihm das Gegenteil bewiesen. Brandur war ein Magier, ein Nekromant, ein Verseuchter und Linhard ein Purie, ein nichtmagischer Bastard... mit oder ohne die gegenseitigen Beschimpfungen, ein Miteinander war möglich. Ja sogar mehr noch, es war möglich sich auch in dieser Familie zu lieben.


    Alles was sie benötigt hatten, war mehr Mut als man ihn für jede Schlacht benötigt hätte. Und den eisernen Willen dazu. Selbst Brandur und er hatten nach all den Jahren zusammen gefunden. Nach allem was sie sich gegenseitig über all die Jahre unter Alastairs Herrschaft angetan hatten. Eigentlich hatte er Brandur versprochen, ihn auf die andere Seite zu begleiten.


    Dun fühlte sich schuldig, sein Wort gebrochen zu haben. Aber Brandur hatte ihm aufgetragen, diesen Körper in Besitz zu nehmen. Er hatte mit letzter Kraft dafür gekämpft um ihm dies zu ermöglichen. Auf der anderen Seite würden sie sich eines Tages wiedersehen und er würde ihn fragen weshalb.


    Weshalb ein Geschenk des Lebens, wo er ihn damals einst in den Tod stieß. Aber vielleicht war die Antwort so einfach, wie die darauf warum ihm heiße Tränen die Wangen herunter liefen. Er liebte seinen Bruder, gleichgültig dessen was Alastair ihnen eingeprügelt hatte.


    Er hatte damals um Brandur und Kunwolf geweint, er beweinte auch den zweiten Tod seines Bruder und er schämte sich kein bisschen für seine Tränen. Aimeric hockte sich dicht neben Linhard um ihn in der Kälte zu wärmen. Er nahm Brandurs Gehstock und die anderen losen Dinge an sich um sie sicher zu verwahren und Linhard Zuhause auszuhändigen. Den Wyvern hatte er befohlen nachschicken zu lassen.


    Auch wenn sich sein Knochenkörper vermutlich nie wieder in die Lüfte erhob, wollte Dunwin ihn als Erinnerung behalten. Dies war das erste Geschenk dass ihm Brandur in Freiheit gemacht hatte. Frei von Alastair und frei von Angst einander zu verzeihen und sich als Brüder zu lieben. Aimeric strich Lin über die Glatze. "Wir müssen noch etwas ausharren. Falls Du Dich nach Ansgar erkundigen möchtest... nur zu. Ansonsten kann ich nachfragen... wie Du magst...", bot Aim an. Er schaute hinüber zu Chirag. "Benötigst Du noch etwas, solange wir hier vor Ort sind alter Freund?", fragte Aimeric.



    Chirag:
    "Meinen Degen, bitte. Wo werden wir `infliegen? `offentlich nicht ins Verborgene Tal? Wenn ja, bitte `elft mir, Damir, Holzi und Archibald und ihre unsensiblen Sprüche von Lin`ard fern zu `alten. Ich will sie alle nicht sehen, aber noch weniger soll Lin`ard sich mit ihnen rumärgern müssen. Sie sollen auf Abstand bleiben, außer `örweite und am besten auch außer Sicht."



    Aimeric:
    "Ja natürlich, den werde ich holen, aber ich meinte jetzt noch an Papieren oder etwas ähnliches Chirag. Ja wir werden zuerst ins Tal zurückkehren. Dort ist vorrangig unser Zuhause. Ich würde ja das Herrenhaus benennen, aber es hat uns noch nie Glück gebracht und ich möchte nicht, dass Brandur neben Alastair liegen muss. Im Tal waren wir doch ein gutes Team. Auch wenn die einen oder anderen so da ihre Probleme hatten. Sie werden Brandur und Lin den Respekt zollen, der ihnen gebührt Chirag. Sie dürfen sie schon sehen, aber niemand wird einen Spruch reißen, dass verspreche ich Dir. Ich werde Deine Waffe holen gehen", erklärte Aimeric, drückte Chirags Schulter und machte sich auf den Weg.



    Linhard:
    "Eigentlich war sein Zuhause die Nachtburg.Aber Wolfram hat Brandur aufgenommen und sich über seinen Besuch gefreut. Auch wenn sie sich am Anfang etwas gekäbbelt haben, wegen einem Missverständnis, wenn einer neben uns Brandur einfach so von Herzen mochte, dann war es Wolfram Chirag. Und Marlo mochte ihn auch, da bin ich sicher. Ich finde sie sollten sich von ihm verabschieden dürfen, bevor wir ihn in der Nachtburg Feuer bestatten. Ich möchte dazu Osmund einladen. Meine Idee ist, dass er ihn beschwört und man seinem Geist, also seiner Seele selbst sagen kann, was man ihm noch sagen wollte. Jeder der sich verabschieden möchte, soll das tun dürfen. Ich denke darüber würde er sich auch freuen, meinst Du nicht?", fragte Lin und zog seinen eigenen Mantel enger um sich.



    Chirag:
    "Papiere? Ich wüsste nicht, welche. Alles von Interesse trage ich bei mir und es ist ungültig. Souvagne `at mich ausgespuckt wie ein lästiges `aar im Mund. Wenn einer von den Stablern auch nur ein falsches Wort sagt, wie damals bei meinem Arm, schlag ich ihn tot!" Unruhig wartete er darauf, dass Aimeric wiederkehrte und blickte hinauf in den sternklaren Himmel. "Ich werde mich zu deinem Vorschlag nicht äußern, Lin`ard, da es allein dein Vorrecht ist, so etwas zu entscheiden. Ich denke aber, du wirst wissen, was diesbezüglich Brandurs Wunsch gewesen ist."



    Linhard:
    Lin nickte knapp. "Niemand wird sich dazu äußern, weil wir es eigentlich niemandem sagen müssen. Und falls doch, unterstehen sie jetzt nicht mir? Sie werden doch durch das Geld der Familie bezahlt. Und ich werde als erstes allein mit Arch und Wolfram reden. Keiner wird Dir dumm kommen, dass schwöre ich Dir. Zu Paps, ich denke er hat nie viel Nettes in seinem Leben gehört. Wenigstens einmal soll er hören, dass er nicht allen gleichgültig war. Und wenn es nur drei weitere Leute sind, die etwas Freundliches zu ihm sagen. Dave ganz sicher, Wolfi vielleicht und Wolfram und Kasi werden bestimmt auch was Liebes sagen. Da bin ich mir sicher. Jeder freut sich doch über ein nettes Wort", sagte er leise.



    Chirag:
    "Da gebe ich dir Recht. Das `at er sich verdient. Ich `offe ... nein. Ich korrigiere mich. Ich `offte, dass Ansgar seinen Vorschlag wahr machen und ihn erneut ins Leben rufen würde. Doch wie es scheint, `ast du anderes im Sinne. Ich muss das akzeptieren. Und das werde ich. Nein, ich `abe keinen Wunsch mehr. Ich bin wunschlos unglücklich."



    Linhard:
    "Nun falls er dies wünscht, kann er es uns doch selbst sagen als Seele. Dann verbrennen wir ihn nicht. Falls er aber wünscht, dass sein Körper verbrannt wird, dann tun wir genau das. Keine Spekulation, wir fragen den Betroffenen. Wie kam es überhaupt zu Deinem pemanenten Unglück? Oder bist Du einfach nur tollpatschig? Ich möchte Dich nicht kränken ode so, sondern kennenlernen. Du hast gesagt Du bringst Unglück, was bringe ich dann? Naja außer Kopfschmerzen wie Ansgar manchmal sagte, wohl nichts gutes", schmunzelte Lin um Chirag ein bisschen aufzumuntern während der Wartezeit. Obwohl ihm selbst danach war einfach in die Nacht hinauszuschreien.



    Chirag:
    "Als ich geboren wurde, schob sich Daibos vor Oril. Ein Blutmond mit einer weißen Korona, der ganze Nacht`immel war wie von Blut übergossen. Die bei der Geburt anwesende Priesterin warnte meine Eltern, dass dies kein gutes Zeichen sei. Und sie sollte Recht be`alten. Meine Mutter starb bei meiner Geburt.


    Sie `örte einfach nicht mehr auf zu bluten. Ich war so rot wie Daibos, als ich ins Leben trat, von dem Blut meiner Mutter. Meine Amme er`ielt von meinem Vater den Auftrag, mich im Brunnen zu ertränken. Er war erbost, außer sich vor Schmerz und `atte vermutlich auch Angst.


    Doch als sie mich über den Schacht `alten wollte, kam unerwartet eine Delegation von Gästen auf den `of. Sie erwischten die Frau und mein Vater richtete sie an Ort und Stelle `in, damit er nicht in falschen Verdacht geriet. Er wagte lange Zeit keinen weiteren Mordversuch an mir. Mit meiner Geburt jedenfalls nahm alles seinen Anfang, das ganze Unglück der de Duponts und aller, denen ich zu nahe kam.


    Darum nimm es mir nicht übel, wenn ich distanziert bleiben werde. Es `at nichts damit zu tun, dass ich dich nicht schätze, sondern mit dem Gegenteil. Vielleicht sollte ich froh sein, dass Damir mir Margot ausgespannt `at. Es ist wahrscheinlich trotz allem besser für sie."



    Linhard:
    Lin starrte Chirag mit großen Augen an. Er hatte das was Chirag ab und an scheinbar widerfuhr völlig falsch eingeschätzt. Er dachte da an kleine Missgeschicke, nicht an solche Schicksalsschläge. Gut bis auf seinen Arm, aber wer mit dem Schwert lebte, fiel auch meist durch das Schwert. Allerdings war Chirag bereits vor seiner Geburt mit Blut gezeichnet worden, einen Kontrakt geschlossen - in Blut. Aber wofür, oder mit wem oder weshalb?


    Nachbohren traute sich Linhard nicht, er wollte nicht in einer offenen Wunde bohren, wo der Mann bewusst Rücksicht auf ihn nahm. Er hielt sich fern um ihn zu schützen, nicht um ihm zu schaden. Lin kannte sich leider mit solchen Dingen nicht aus, aber Magier taten das. "Was passiert hier, wenn man jemanden erwischt der ein Kind meuchelt? Was wäre mit Deinem Vater geschehen Chirag?


    Das mit Deiner Mutter tut mir von Herzen leid. Ich verstehe nichts von Zeichen und Omen und sowas. Aber Magier. Wir haben einige in der Familie, ich werde sie fragen was das bedeuten kann. Vielleicht gibt es davon eine Heilung. Ich kann nichts versprechen ja? Ich bin da Laie, weniger als Laie. Aber ich möchte es für Dich versuchen", sagte Lin ehrlich.



    Chirag:
    "Wäre mein Vater bei einem seiner Mordversuche an mir erwischt worden, so wäre er durch das Schwert des nächstbesten Adligen gerichtet worden. Ohne Ver`andlung. Aber je mehr er versuchte, mich loszuwerden, umso `eftiger das Unglück, dass denjenigen traf, den er mit meiner Ermordnung beauftragt `atte. Nachdem einer meiner Brüder von einer losgelösten Kutsche zerquetscht wurde, wagte er es nicht mehr und versuchte nur noch, mich in möglichst weite Entfernung von der Familie zu bringen, am besten von ganz Souvagne. Schadensbegrenzung sozusagen. So kam ich nach Naridien, in Dunwins Stab." Er nickte, als Linhard ihm seinen Vorschlag unterbreitete. Innerlich war er jedoch vollkommen hoffnungslos, aber er wollte den jungen Mann nicht vor den Kopf stoßen, der sich um ihn mühte. "Das ist eine gute Idee. Wir können es zumindest einmal versuchen, mit einem Fachmann zu sprechen."



    Linhard:
    Kannte viele Todesarten, aber zerquetscht zu werden wie eine Wanze musste ungeheuer schmerzhaft sein. "Sein eigenes Kind so zu behandeln... ich werde mein Kind so behandeln, wie Brandur mich behandelt hat. Er hat es mir gezeigt, so werde ich es handhaben. Und ich werde mein Kind nach ihm benennen. Ich hoffe dass es noch klappt. Wir werden einfach fragen. Magier müssen sowas wissen. Oder vielleicht Priester. Die kennen sich auch mit sowas aus. Das hat sicher was mit den Göttern zu tun. Lebt Dein Vater noch? Und mal eine indiskrete Frage, hast Du Dich später je gerächt an ihm?", fragte Lin und drückte Brandur an sich.



    Aimeric:
    Aimeric kam aus dem Haus zurück und setzte sich zu den beiden dazu. Er händigte Chirag seinen Säbel aus und warf einen rückversichernden Blick auf Linhard. "Seid Ihr soweit in Ordnung?", fragte Aim.



    Chirag:
    "Man kann Brandur sicher einiges vorwerfen, aber nicht, dass er ein schlechter Vater war. Einen Vater wie ihn `ätte ich mir gewünscht. Nein, ich nahm keine Rache - nicht absichtlich. Doch was mit meiner Familie geschah, `ast du ja ge`ört. Man `at sie aus Souvagne `inausgejagt, in Schimpf und Schande, womöglich in geteertem und gefedertem Zustand. Es ist gar nicht nötig, dass ich mich an irgendwem räche, der mir Böses tut. Das erledigt sich von ganz allein. Derjenige, der mir den Arm so ruinierte, dass er abgenommen weredn musste, starb nur Minuten nach seiner Tat." Aimeric gesellte sich wieder zu ihnen und Chirag nahm den Degen entgegen. "Danke. Ja, alles ist so weit in Ordnung, wie es in Anbetracht der Umstände in Ordnung sein kann."



    Dave:
    Der große Greif landete im Hof neben dem knöchernen Drachen. Dave stieg ab und gesellte sich zu der Gruppe. Kommentarlos hockte er sich neben Linhard und nahm seinen Neffen fest in die Arme. So verharrte er einen Moment und Lin erwiderte die Geste mit einem Arm, da er Brandur nicht loslassen wollte.


    Dave schaute Brandur ins Gesicht. Der alte Mann wirkte zufrieden, geradezu glücklich, so wie er ihn zu Lebzeiten nie gesehen hatte. Gut bei ihrer Familie war dies früher auch kaum möglich, nun wäre es das eventuell gewesen und Lin hatte ihn eventuell so kennenlernen dürfen.


    Dave streckte eine Hand nach Brandurs Gesicht aus, verharrte dann aber mitten in der Bewegung. Mit dem Handrücken strich er Brand über die Wange und kaute auf der Unterlippe. Lin drückte seinen Kopf gegen den von Dave. "Er hätte es verstanden", sagte Lin leise. "Das hat er", stimmte Dave zu und wischte sich über die Augen. Lin wusste nicht, was er sagen sollte. Seinen Onkel so zu sehen, verursachte ihm erneut einen gewaltigen Kloß in der Kehle.


    "Er war anders als Ihr dachtet, er war... er wollte... doch nur frei sein. So wie Du. Ich weiß wie man Dir die Flügel gebrochen hat, ihm vor langer Zeit ebenso. Bald wirst Du es verstehen, wenn ich Dir etwas in der Nachtburg zeige. Danach müssen wir es den Flammen übergeben. Damit schicken wir es hinüber zu ihm... ja?", flüsterte Lin liebevoll.
    "Ja das machen wir, versprochen. Deine Flügel hat er geschient, ich hoffe sie wachsen wieder zusammen", schmunzelte Dave.


    "Sind sie schon Dank Paps Pflege, aber ich hatte noch keine Möglichkeit sie zu entfalten und zu testen. Das machen wir in der Nachtburg, gemeinsam. Er sagte Du wärst einer meiner Vertrauten. Du, Chirag und Wolfram", erklärte Lin.
    "Das bin ich, ich hätte ihm noch einige schöne Jahre an unserer Seite gewünscht. Für uns alle. Wie ist das passiert?", hakte Dave nach.


    "Ein Duell zwischen Paps und Papa - kurzum Brandur versus Ansgar... Paps schenkte Ansgar zum Schluss das Leben. Und Ansgar hat versucht ihn zu retten... Das Morden ist vorbei, er war das Familienoberhaupt, ich bin sein Sohn, Du gehörst zu mir Davy... keine Rache, kein Morden, Frieden halten... bitte", sagte Linhard leise.
    "Ich war auf Eurer Seite Lin und da bin ich immer noch. Was sollte ich rächen? Meine Hochzeit? Komm... er hat sich aufrichtig entschuldig. Er meinte es aufrichtig und er hat mir aufrichtig Hilfe zugesagt. Frieden Kleiner, ich pass auf Dich auf", stimmte Dave zu.


    Er nahm Brandur hoch und trug ihn hinüber zu Kariakin. Gemeinsam mit Linhard legte er Brandur auf den Rücken des gewaltigen Tieres.



    Chirag:
    Chirag hielt sich abseits, um den Augenblick nicht zu stören. Er trat erst wieder näher, als sie sich daran machten, gemeinsam mit dem Toten auf den Greif zu steigen. Er folgte ihnen. "Es tut gut, euch einmal so zu sehen ... und nicht wie früher, als der `ohenfelde des `ohenfeldes schlimmster Feind war."



    Dave:
    "Danke Chirag, dass hast Du gut beschrieben. Was ist mit ihm?", fragte Dave. "Das ist Aimeric der älteste Sohn von den Cantillions. Er wird uns begleiten. Sein Bruder hat hier solange das Sagen übernommen. Er war Schiedsrichter als es geschah. Wir sind zwar nicht lange hier, aber wir stehen uns trotzdem sehr nahe.


    Seit dem Brandur kurz vor dem Tod stand, stehen wir uns sehr nahe. Er stand Ansgar und Paps bei. Und Paps sagte, wir sollen einander vertrauen. Seine Frau war auch eine Cantillion, weißt Du? Jedenfalls möchte er uns begleiten und ich möchte das auch. Drum kommt er mit", sagte Lin und setzte sich hinter Brandur auf den Greif um ihn festhalten zu können. Er wollte Dave nicht belügen. Aber das hatte er auch nicht wirklich. Er hatte die Wahrheit etwas umschrieben, damit der zarte Frieden den Brandur gesät hatte, keimen konnte und nicht gleich untergepflügt wurde. Aimeric nickte Dave freundlich zu und schwang sich ebenfalls auf den Rücken des Greif.


    "Na von mir aus, ich hatte eh eine unbekannte Person eingeplant, dank des Magiers. Ja das stimmt, Brandur war mit seiner Tante verheiratet. Der Schwester von Massimo, Maurice und Melville. Seine Frau hieß Magdalena", antwortete Dave und reichte Chirag die Hand um ihm beim Aufsteigen zu helfen.



    Aimeric:
    Aimeric musterte Dave. Seinem Sohn so nah und zeitgleich so fern zu sein, schmerzte ebenso. Aber auch hier hatte er Dank Brandur eine zweite Chance erhalten. Irgendwann würde er sich Dave zu erkennen geben, nachdem er mit ihm freundschaftlich umgegangen war. Vielleicht ihm beigestanden hatte. Irgendwie musste das alles einen höheren Sinn ergeben, fand Dunwin aka Aimeric und schmunzelte seinen Bruder kurz an. Ja Brandur war wirklich der Kopf gewesen, obwohl er genauso viel Herz besaß wie Kunwolf.



    Chirag:
    Chirag nickte Davard zu, als ihn dieser auf den Rücken des Greifen zog. Mit einem Arm war so etwas schwer und Chirag war niemand, der gern von sich aus um Hilfe bot. Darum war er dankbar, dass Davard ihm das abnahm. "Wo darf ich sitzen?"



    Dave:
    "Du sitzt direkt hinter mir. An der Halsbeuge liegt Brandur am sichersten, Lin folgt, dann Du und dann unser Gast. Kariakin ist groß genug, Ihr müsst keine Angst haben. Sagt wenn Ihr bereit seid, dann brechen wir ins Tal auf", erklärte Dave freundlich.



    Chirag:
    Chirag setzte sich an den ihm zugewiesenen Platz. Er konnte auf seinem Pferd reiten, so dass sein Gleichgewichtssinn gut ausgebildet war, dennoch war er froh, dass er zwischen zwei Personen sitzen konnte im Flug. Das bot ihm etwas innere Sicherheit. Die Höhe war ihm doch etwas zu viel.



    Aimeric:
    Aimeric wartete bis sich Chirag gemütlich hingesetzt hatte und nahm dann hinter Dupont Platz. Aim hielt sich an Kariakin so fest, dass er auch Chirag damit sicherte. "Halte Dich doch an Dave fest. Er sichert sich und ich Dich. So wird es gehen. Ich bin abreisebereit, ich habe alle Papiere dabei. Keine Sorge wegen dem Knochendrachen, der wird Linhard nachgeschickt", sagte Aimeric freundlich. "Ich bin ebenfalls startklar und Paps ist es auch", sagte Lin. "Dann festhalten es geht los", sagte Kariakin. Der Greif nahm so vorsichtig wie möglich Anlauf, sprang in die Höhe und schlug mit den Flügeln. Entgegen seines sonstigen Starts flog er sanft in die Höhe, es dauerte zwar etwas länger, aber so mussten sie keine Angst haben zu rutschen. Und Lin konnte problemlos Brandur festhalten.



    Chirag:
    Chirag folgte der Aufforderung und hielt sich mit seinem einen Arm an Dave fest. Er versuchte, ihn nicht mit seinem Stumpf zu berühren, da er wusste, dass dies für viele Leute unangenehm war. Die meisten ekelten sich ja schon allein vor dem Anblick. Der Start war erstaunlich sanft und einmal in der Luft gab es von der Sache her keinen Grund, in Panik zu verfallen. Dennoch zog Chirag es vor, nicht nach unten zu schauen, sondern auf Davards Nacken.



    Dave:
    Der große Greif flog gemächlich und ziemlich ruhig dahin. Sie hatten schon genug mit ihren Gefühlen zu kämpfen, da war es nicht angebracht sie durch unnötige Eile noch zu verängstigen. Dave schaute kurz über die Schulter. "Es stört mich nicht, wenn Du mich berührst Chirag. Lehn Dich an wenn Du möchtest, dann sitzt Du sicherer. Ist alles gut. Ich werde Euch im Tal absetzen und Kasimir mitnehmen. Bahrt Brandur auf, wir kommen einen Tag darauf um gemeinsam Abschied zu nehmen. Dann fliegen wir ihn in die Nachtburg. Vorher benötige ich Kasimirs Hilfe", erklärte Dave freundlich. "In Ordnung ich werde Wolfram bitten ihn in den Keller legen zu dürfen, damit er da ruhen kann", stimmte Lin zu. Es dauerte einige Stunden, dann landete Kariakin im verborgenen Tal. Linhard stieg als erstes mit Dave ab und sie hoben Brandur vom Greif. Danach halfen sie Chirag vom Rücken von Kariakin.



    Linhard:
    "Danke das Du uns abgeholt hast. Kasimir ist in der Vorratshöhle. Dort hinten. Einmal um das Haus herum, dann siehst Du sie schon. Ich werde mit den anderen reden", erklärte Linhard, nahm Brandur wieder hoch und trug ihn ins Haus. Wortlos marschierte er an den anderen vorbei bis in den Keller, wo er Brandur vorsichtig ablegte und seine Sachen wieder ordentlich glatt strich.



    Chirag:
    Es geschah, was geschehen musste. Damir hatte gehört, dass der riesige Greif bei ihnen gelandet war und stand mit dem Säbel in der Hand vor dem Eingang. Er trug nur eine Hose, die er sich hastig übergestriffen hatte, nicht mal Schuhe. Verständnislos starrte er auf die kleine Prozession. Dann fragend in Chirags Richtung, der schüttelte den Kopf. "Geh schlafen", befahl er. "Sofort. Und `alt den Mund, ich will kein einziges Wort `ören!" Damir zögerte noch. Er kannte Aimeric nicht, Archibald war verschwunden und der Anblick des Toten beunruhigte ihn.



    Wolfram:
    Der Kampfmagier starrte zuerst den Greif, dann die Personen und zum Schluss Brandur an.
    "Du hast ihn gehört! Geh schlafen!", befahl Wolfram.


    In einigem Abstand folgte er Linhard. Als dieser Brandur auf den Boden gebettet und dessen Kleidung gerichtet hatte, hockte sich Wolfram auf die andere Seite neben Brandur. Er versuchte sich einen Moment zusammenzureißen, aber dann umarmte er Brandur einfach und drückte seine Stirn gegen seine.


    "Marlo wollte Dich nicht gehen lassen. Er sagte es endet nie. Ich hätte Dich nicht gehen lassen dürfen für diesen dussligen Wisch mein Bester. Wieso bist Du nur gegangen? Du wusstest es doch, Du kennst sie doch... Ruhe in Frieden, ich werde Dich gewaltig vermissen. Deine ständigen Belehrungen, Deine miese Laune und warmen Seelenfarben, einfach alles. Du hättest einfach hier im Tal bleiben sollen Brand... Marlo hatte Recht. Die wollen sich nicht ändern, nur andere unter die Erde bringen. Du bleibst hier Lin", erklärte Wolfram aufgelöst.


    "Nein, Du missverstehst das lies meine Gedanken wie es geschah das er fiel. Aber lies nur bis da, sonst muss ich mich auch erinnern", bat Lin.


    Wolfram verband sich mit Lin und las dessen Gedanken bis zu dem Punkt, wo es Linhard erlaubt hatte. Dann trennte er ihre Verbindung wieder. Er wischte sich mit dem Robenärmel über die Augen und drückte Brandur erneut.


    "Ich habe es doch ganz zu Anfang gesagt, ich habe Dich direkt erkannt... Du wolltest es ja nicht glauben. Ich pass auf Deinen Sohn auf, geschworen", flüsterte Wolfram Brandur zu.


    Linhard hockte sich neben Wolf.


    "Wir machen es besser. Wir fangen damit an. Du, Dave, Chirag und ich. Und Aimeric wird uns helfen. Wir lassen uns das nicht mehr gefallen, wir führen aus was Brandur uns lehrte. Ich führe es aus, mit Eurer Hilfe", sagte Lin tröstete Wolfram.



    Dave:
    Dave ging in die Vorratshöhle. "Kasimir? Bitte komm heraus und folge mir. Ich benötige Deine Hilfe. Archibald versteckt sich in unserem Haus. Befiehl ihm, dass er es verlässt. Ich erkläre Dir unterwegs warum. Brandur kann uns nicht mehr helfen, obwohl er es versprach... Er ist von uns gegangen. In meiner Familie sind zwei von uns geholt worden und ich verdächtige Arch. Bitte komm mit und hilf uns. Der Mann hört auf Dich. Mache es wenn nicht für mich für Brandur, als letzte Ehre. Du warst sein Leibdiener", bat Dave.



    Aimeric:
    Aimeric schaute Wolfram und Linhard hinterher, ehe er an Damir vorbei ging.
    "Wo ist Archibald?", fragte er freundlich.



    Kasimir:
    Als Kasimir das hörte, rauschte er heraus der Ecke, wo er über Simon wachte. "Nein", schrie er. "Nein!" Er rannte an Davard vorbei, ohne ihn zu beachten, bis er die anderen im Keller gefunden hatte. Dort lag er, sein Meister, sein Herr, der ihn geschlagen und doch gerettet hatte. Kasimir, der sonst selbst als Seelenheiler Trost spendete, brach über ihm zusammen und weinte auf seine kalte Brust.


    Die Tränen rannen, eiskalt, so wie alles an ihm war. Als der erste schlimme Schub vorüber war, betrachtete er Brandur. Er konnte keinerlei äußerliche Verletzungen entdecken.


    "Aber wie ..." Er schüttelte den Kopf. Die Information war momentan irrelevant. Die Ereignisse zu wiederholen, würde Linhard nur beunruhigen.
    "Verzeiht, das hat Zeit", sagte er mit erstickter Stimme. Er hockte sich in Gebetshaltung und betete, immer wieder von Weinkrämpfen geschüttelt. Die Kraft, die er anderen sonst gegeben hatte - für sich selbst konnte er sie nicht aufbringen.



    Damir:
    Damir strich noch immer herum, anstatt ins Bett zu gehen. Wie sollte er schlafen, wenn er nicht wusste, was los war? Wo kam der riesen Greif her? Wer war der fremde Mann? Warum war Brandur tot? Drohte Gefahr? Als der Fremde an ihm vorbeikam und ihn fragte, wo Archibald war, zischte Damir nur feindselig.



    Linhard:
    "Das ist eine gute Idee, kannst Du ein Gebet laut für Paps sprechen? Ich kenne keine Gebete... zu meiner Schande. Bete für ihn wir beten mit Kasimir. Und Kasimir, möchtest Du an meiner Seite bleiben, als mein Leibdiener?", fragte Lin leise. Er faltete die Hände und wartete auf ein Gebet. "Ein schöner Gedanke", sagte Wolfram. Er faltete ebenfalls die Hände, schloss die Augen und neigte das Haupt zum Gebet.



    Kasimir:
    »Herr, der du das Licht am Himmel des Tages und am Himmel der Nacht bist, du hast einen lieben Menschen zu dir genommen. Hilflos stehen wir dem Sterben unserer Lieben gegenüber und es fällt uns schwer, deine Pläne zu begreifen und zu bejahen. Silberblütiger, du bist allen nahe, die zu dir rufen. Auch wir rufen zu dir aus Not und Leid. Lass uns nicht versinken in Mutlosigkeit und Verzweiflung, sondern tröste uns durch deine Gegenwart. Gib uns die Kraft deiner Liebe, die stärker ist als der Tod. Wir bitten dich, Herr, dass wir alle, die mit ihm verbunden sind, jetzt auch, gerade wegen seines Todes, tiefer miteinander verbunden sein. Und hier auf Erden mögen wir gemeinsam in Frieden den Wert der Liebe erkennen, die uns alle eint. So sei es.«



    Linhard:
    Zutiefst ergriffen und gerührt betete Linhard lautlos die Worte Kasimirs mit. Sie waren nicht nur an einen Gott gerichtet, sondern auch an sie selbst, denn sie wiederholten auf liebevolle und eindringliche Weise genau Brandurs Wunsch.


    "So sei es", flüsterte er und küsste seinen Vater.

  • Totenwache




    Linhard:
    Lin musterte Kasimir. "Du warst sein Leibdiener, Paps hat gesagt wenn es mein Wunsch sein sollte würde ich Dich erben. Wie stehst Du dazu? Ich muss das von Dir wissen Kasimir und ich muss es sofort wissen. Vertraute zu haben ist schön und gut, aber ich möchte sie auch bei mir haben. Ich möchte sie an meiner Seite wissen. Dave wohnt bei sich, was logisch ist. Wolfram ebenso und ich hoffe wir können hier noch eine Weile bleiben. Aber wer bleibt an meiner Seite? Berater und Vertraute, die ich einmal im halben Jahr sehe, nützen mir nichts. Ich benötige Leute die da sind. Das klingt egoistisch, ich weiß, aber ich habe lange genug in einer Gesichtslosen Masse gelebt. Also bleibst Du oder möchtest Du gehen?", fragte Lin leise.



    Kasimir:
    Kasimir tupfte seine Augen mit einem gefalteten weißen Stofftaschentuch trocken. Seine Augen waren gerötet. "Dass dies sein Wunsch sei, teilte Herr Brandur mir bereits zu Lebzeiten mit. Es war wohl einer der Gründe, warum er so harsch reagierte, wenn ich drohte, die Kontrolle zu verlieren. Danke, dass Ihr mich nicht verstoßt. Ich werde bei Euch bleiben, Herr Linhard. Und hoffe, dass es auch mein Schüler Archibald wird und unser baldiger Bisssohn Simon."



    Linhard:
    Lin nickte knapp und drückte Kasimir dankbar die Schulter. Sein Paps hatte bereits daran gedacht, bevor er ihm gegenüber überhaupt ein Wort darüber verloren hatte. "Wir müssen ihn zur Nachtburg bringen. Dort wollte er verbrannt werden. Das werden wir tun. Wir werden seinen letzten Wunsch respektieren. Ich möchte aber das sein Geist beschworen wird. Er soll es uns selbst noch einmal sagen. Und jeder der ihn mochte, soll Abschied von ihm nehmen dürfen.



    Kasimir:
    Kasimir nickte. "Die Nachtburg ist ein guter Ort, um seinen Körper den Flammen zu übergeben. Was in Dunkelheit begann, wird in Licht enden. So muss es sein."



    Linhard:
    Lin nickte zustimmend. "So soll es nicht nur für Brandur enden, sondern für uns alle. Drei Männer verbündeten sich und stiegen in den Abgrund. Wir müssen die Sippe aus der Jauche ziehen, zurück ins Licht", antwortete Lin.




    Marlo:
    Ein riesiger Greif landete im Tal und Dave sprang von ihm ab und verschwand zur Vorratshöhle. Marlo konnte nicht mal fragen was los war. So schnell war Dave weg. Damir war aufgescheucht durch den Greif, aber Wolfram scheuchte ihn davon. Chirag und Linhard gingen ins Haus und Wolfram folgte ihnen. Linhard hatte jemand getragen, aber Marlo hatte Dave mit den Blick verfolgt. Marlo war total verwirrt. Er wusste nicht was los war. Kasimir rannte an ihm vorbei und stürmte weinend in das Haus. Marlo bekam ein ganz mieses Gefühl. Er hatte Angst. Ganz vorsichtig berührte er die Gedanken von Wolfram. Sein Mann war mit den Nerven fertig. Wölfchens Seele hatte gewaltige Schmerzen. Marlo rannte so schnell er konnte ins Haus zu seinen Mann. Er bremste und blieb angewurzelt stehen. Brandur lag auf dem Boden. Er war tot. Marlo trat ganz langsam neben Wolfram und fiel auf seine Knie. Marlo nahm Wolfram in den Arm und streichelte ihn.

    "Ich war so wütend auf dich und Wolfram und hab rumgemotzt, weil ihr nach Souvagne reisen wolltet. Ich hatte doch nur Angst um euch. Warum bist du nur dahin gereist Brandur? Es tut mir leid. Ich hab dich zu diese Scheisse gehen lassen und jetzt bist du tot. Ich hätte dich nicht gehen lassen dürfen. Oder wir hätten dich begleiten müssen. Ich hab gesagt es endet nie. Euer Krieg endet nie und ihr endet immer so. Immer, egal was euch die Leute sagen die euch lieben und beschützen wollen.


    Ich hab dich geliebt und ich vermiss dich. Wärst du noch am Leben hättest du jetzt gemeckert weil ich Wölfchen streichele. Dabei hast du dafür gekämpft dass keiner mehr seine Gefühle verstecken muss. Scheiss drauf was die Familie sagt, wenn die Scheisse schwatzt. Ihr habt von Veränderung und Friede geschwatzt.


    Ich dachte ihr gebt einen Scheiss drauf. Du hast zuviel drauf gegeben Brandur. Ich dachte vielleicht ist endlich Ruhe wenn Ansgar tot ist. Ich war so wütend auf euch weil ihr die Reise nach Souvagne geplant habt mit dem Plan ihn zu stellen. Ich wollte euch die Meinung sagen und euch provozieren damit ihr nachdenkt. Ich dachte, dann bleibt ihr vielleicht hier. Oder wenn ihr zurück seid habt ihr die Schnauze voll vom Streit. Wir wollten die Höhle ausbauen. Und ich hatte vor noch ein kleines Haus für dich und dein Sohn zu bauen.


    Nur für euch zwei oder später mit für seine Frau. Mein Plan war das Tal zu verschönern. Mit Tiere und Haustiere, damit es ein kleiner Ort für uns alle wird. Ich dachte das hier wird unser Zuhause. Nicht nur von Wolf und mir, genauso von euch und von den anderen. Ich war ein Idiot damit zu drohen, euch zu verlassen, weil ich Angst um euch hatte. Ich wollte das keiner von euch geht. Und ich wollte das keiner von euch umkommt. Wenn du losziehst um wen zu erschlagen, dann kann es sein dass du erschlagen wirst.


    Ich bin wütend auf dich Brandur, weil du uns verlassen hast. Dabei wurde doch gerade alles gut. Ich hab mein Mann angeschnauzt wegen dir. Ich hätte dich anschnauzen sollen, damit du hierbleibst!


    Es tut mir leid dass ich mit dir gestritten hab Brandur.Ich will keinen Streit mit dir und ich verlasse dich und deine Familie nicht Brandur.


    Ich bin wütend und sehr traurig, dass du gegangen bist. Und ich war wütend und enttäuscht, weil ihr Ansgar jagen wolltet. Auf den hättet ihr einfach scheissen sollen. Lasst den doch einfach da wo der ist. Sowas musste passieren. Ich hätte besser auf dich aufpassen müssen, ich war kein guter Kamerad. Ihr sollt nicht mehr so gehässig denken wie die anderen aus eure Familie. Ich folge euch weil ihr anders seid. Weil ihr besser seid. Darum waren wir doch alle hier. Und nun haben wir dich verloren Brandur. Egal was die anderen von mir denken, ich hab dich lieb."
    Marlo drückte Wolf fest an sich.


    Wolfram:
    Wolfram legte einen Arm um Marlo und lehnte sich an seinen Mann an. "Das hast Du sehr schön und liebevoll gesagt. Über das eigene Häuschen hätte er sich sicher sehr gefreut. Und es spricht nichts dagegen, dass Ihr hier so lange bleibt wie Ihr möchtet. Ich habe vorher auch die ganze Zeit alleine gelebt Lin. Ihr wart eine mehr als willkommene Abwechslung. Man gewöhnt sich schnell an gute Dinge, wie nette Gesellschaft. Es würde mich freuen, wenn Ihr bleibt. Falls es nicht die Nachtburg sein muss, kann er auch hier beigesetzt werden. Sprich dort den Flammen übergeben werden und hier ruht er sicher. Ganz wie Ihr mögt. Denn die Nachtburg ist ja an der Grenze zum Krieg oder?", warf Wolfram ein und musterte Kasimir.



    Kasimir:
    "Das müsst Ihr entscheiden, Linhard", sagte Kasimir. Man hörte ihm deutlich an, dass er es sich verkneifen musste, erneut zu weinen. "Man könnte seine Asche in eine Urne geben und diese mitnehmen in das Tal. Sie beisetzen oder an einen schönen Ort stellen."



    Marlo:
    "Weine ruhig er war dein Herr und Freund."



    Kasimir:
    Kasimir lächelte todunglücklich. "Später. Es ist nun an der Zeit, sich um Linhard zu kümmern. Ich bin sein Diener, ich kann nicht derjenige sein, der ihm Probleme macht, ich bin hier, um sie ihm abzunehmen und, wenn das nicht möglich ist, sie ihm zu erleichtern. Sollen wir aufbrechen oder benötigt Ihr noch einige Zeit?"



    Linhard:
    Lin wischte sich ebenfalls die Augen trocken, auch wenn ihm immer wieder Tränen die Wangen hinab liefen. Es ließ sich nicht vermeiden, dafür hatte ihm sein Paps zuviel bedeutet. "Ich werde ihn fragen, wo er bleiben möchte. Ich weiß nicht ob es dort sicher ist oder nicht. Also ich habe mir gedacht, dass Wolfram und Du Marlo mit in dem Stab aufgenommen werden könntet. Euch beiden kann ich vertrauen, ebenso Chirag. Und Kasi als meinem Leibdiener. Aimeric ist auch vertrauenswürdig, er hat uns geholfen, wir sind über Brandurs Frau miteinander verwandt", sagte Lin.



    Marlo:
    "wie weit ist es bis zur Nachtburg?"



    Linhard:
    "Schon ein ganzes Stück. Wir sind damals mit dem Knochendrachen geflogen. Mal eine ganz blöde Idee, kann man die Nachburg hierher versetzen ins Tal? Geht sowas? Kann man ein Haus abreißen und woanders neu aufbauen? Ich meine für später", dachte Lin laut nach.



    Wolfram:
    "Möglich ist sowas sicher, aber ich weiß immer noch nicht wo sie genau steht. Kasi?", fragte der Magier.



    Kasimir:
    Kasimir überlegte laut. "Vielleicht mit genügend starken Erdmagiern?"
    Auf Wolframs Frage ergänzte er: "Sie steht bei Trux."



    Linhard:
    "Ja vielleicht. Ich muss es mir überlegen, wo wir wohnen werden. Ich möchte unsere Gruppe zusammenhalten, genau wie Wolfram. Wir sind doch ein Team und ich fühle mich bei Euch genauso wohl. Paps fehlt mir, als hätte man wir was ausgerissen, aber ganz möchte ich nicht zerrissen werden. Ich bin sehr froh dass Du bleibst Kasi. Was wollte Dave von Dir?", fragte Lin und legte Brandur ein Kissen unter den Kopf.



    Kasimir:
    Kasimir war noch immer damit beschäftigt, die ständig rinnenden Tränen abzutupfen, obwohl er nicht mehr laut weinte. "Oh, ich ... ich habe es kaum gehört. Er meinte, Archibald hätte zwei seiner Leute geholt, aber das kann nicht sein. Er irrt sich."



    Wolfram:
    Wolf keuchte kurz auf. "Archibald hat was? Zwei von der Familie erledigt? Wo ist er?", fragte Wolfram.



    Linhard:
    "Das hätte Dave uns ganz sicher erzählt, wenn zwei Leute aus der Familie tot wären", warf Linhard ein und deckte Brandur mit einer Tagesdecke zu. Irgendwie hoffte er klammheimlich, wenn er ihn einfach wie einen Schlafenden behandelte, dass er wieder aufwachen würde.



    Chirag:
    Chirag runzelte die Stirn. "Wie kommst du darauf, dass das nicht sein könne, Kasimir? Natürlich könnte das sein, sehr gut sogar! Ich kenne Archibald lang genug, um dir das bestätigen zu können. Das geht ganz fix."



    Marlo:
    Marlo schaut dem Junge zu was er da macht. Er nimmt ihn aber nicht weg. Das half ihm zu begreifen, dass sein Papa tot war. Bald wird er es richtig verstehen. Dann wenn er merkt, dassnichts ihn zzurück holt. Dann wird die Trauer am schlimmsten



    Kasimir:
    Kasimir schüttelte den Kopf. "Nein, er schwor, niemanden mehr umzubringen. Er würde mich nie belügen. Er macht einen Ausflug, um für sich zu sein, nachzudenken, seinen neuen Körper kennenzulernen."



    Linhard:
    "Das geht ganz fix?", echote Lin baff. "Aber wieso.., wen sollte er denn holen? Wolfi... Als wir abgereist sind, hat er die ganze Zeit meinen Bruder angestarrt. Wolfi hat ihm nichts getan und ich habe ihn vor Arch gewarnt. Als wir zurück gefolgen waren von der Verhandlung. Wen soll er denn erledigt haben? Naja aber er ist ein ausgebildeter Schwertmeister, er könnte schon jemanden töten Kasimir. So ist das nicht, ich kann das ebenso. Und habe es schon tun müssen", erklärte Lin.



    Kasimir:
    Kasimirs Brauen zogen sich ein wenig zusammen. "Für alle wird er immer nur die Bestie bleiben, selbst dann, wenn er sich ändert. Ihr gebt ihm überhaupt keine Chance, zu beweisen, was für ein wunderbarer Mensch in ihm steckt, verborgen unter einem Panzer aus Leid."



    Marlo:
    Marlo Mein Vater Alrik kennt ihn. Er hat eine hohe Meinung von seine Fähigkeiten. Ich hab mit ihm gesprochen. Wir wollten unsere Fähigkeiten messen. Er ist gut in seinen Job. Aber wenn er hier ist, kann er niemand umgebracht haben. Und wenn es Wolfi wäre hatte Dave das gesagt."



    Chirag:
    Chirag sah Linhard an. "Wir sollten uns vergewissern ... wo ist Davard? Und wo ist Archibald? Damir müsste es wissen!"



    Linhard:
    Lin musterte Kasimir nervös. "Die Chance würde ich ihm schon gerne geben, dazu muss er es aber auch zulassen und sich anpassen. Wir können ihm die Arbeit nicht abnehmen. Ich möchte von ihm lernen und er soll mich anleiten und mich beschützen. Aimeric könnte er auch ausbilden. Aber er kann nicht wahllos Leute töten. Er ist mein Mittelsmann zwischen uns und dem Stab. Wir müssen ihm vertrauen können. Damir soll bitte herkommen", bat Lin.



    Kasimir:
    Kasimir ging nach draußen und brachte den Rakshaner herein. "Die Herrschaften wünschen zu erfahren, wo Archibald sich aufhält", erklärte Kasimir. Damir starrte ihn an. Dann den Toten, dann Dave, dann Aimeric. Er verstand nicht, was hier vor sich ging. "Archi? Na der wollte bald zurückkommen. Ich glaub, Holzi hat Zug gekriegt, der hat Nackenschmerzen. Ich brauch eine Kompresse oder so was."



    Wolfram:
    "Ich kam mit Archibald gut aus, aber das muss ja nichts bedeuten", flüsterte Wolfram. Er knuffte Lin freundschaftlich und drückte Marlo als Zeichen, dass er seinen Mann nicht vergessen hatte.



    Marlo:
    Marlo "Holzi interessiert hier kein Sau. Es geht um die Familie. Es geht darum ob Archibald wen grundlos umgepustet hat. Wir haben schon Brandur verloren. Wo ist der Schwertmeister."



    Chirag:
    Chirag musterte Marlo. Der Mann hatte Verstand und schien ein anständiger Mann zu sein. Er fand den Gedanken gar nicht verkehrt, dass er Teil des Stabes werden sollte.



    Linhard:
    Lin verkniff sich ein Grinsen. Deutlicher konnte man es nicht auf den Punkt bringen. "Also wo ist Archibald?", fragte Lin.



    Aimeric:
    Aimeric setzte sich etwas abseits neben Brandur und schaute auf ihn herab. "So schwer kann die Antwort doch nicht sein. Sagt Eurem Vorgesetzten einfach, wo der Mann hin ist", bat Aimeric.



    Damir:
    Damir betrachtete Marlo erbost. "Wenn euch Holzi nicht interessiert, dann kann ich ja gleich gehen! Mich interessiert Holzi! Was wollt ihr eigentlich immer mit dem Archi? Und was ist hier überhaupt los? Ich habe keine Ahnung, wo er ist. Woher soll ich es wissen, bin ich Hellseher? Ich kann dir sagen, wo er nicht ist, nämlich im Haus oder in der Vorratskammer oder in der Sauna. Habe ihn schon ein paar Tage nicht gesehen."



    Kasimir:
    Kasimir nickte. "Ja, er ist schon einige Tage nicht da. Er verschwand kurz nach eurer Abreise."



    Marlo:
    Marlo lächelte Wolf dankbar an. Aber es sah durch die Trauer mehr gequält aus. Er packte fest die Hand von seinen Mann. "Brandur ist gestorben, mehr Respekt. Archibald word gesucht, DS er wen getötet haben soll."



    Linhard:
    "Langsam jetzt! Zuerst gebe ich Marlo Recht. Etwas mehr Respekt vor meinem verstorbenen Vater klar?!? Und es geht nicht um Archi selbst, sondern darum wo er ist und was er getan haben soll. Was hat er Dir und diesem Holzi im Drachen gesagt? Es ging um meinen Bruder, was wollte er von ihm? Rede Damir, dass ist kein Spaß. Tage lang weg? Der kann sonstwas angestellt haben!", stöhnte Linhard.



    Dave:
    Der Magier betrat leise den Keller musterte Brandur. "Rinelda und Tsounai aus unserer Gilde hat Archibald vermutlich geholt, sprich ermordet. Aber das müssen wir nicht über meinem toten Onkel oder über dem toten Vater von Lin diskutieren. Wenn dieser verdammte Spinner schon Tagelang weg ist, wird es die Bestie gewesen sein. Kasi hol ihn aus unserem Haus, vorher kann ich Brandur nicht mit Euch bestatten. Wir können schlecht auf eine Beerdingung gehen und Arch sorgt für weitere Opfer oder?", erklärte Dave.



    Damir:
    "Nichts hat er gesagt", erwiderte Damir. "Er hat nur geguckt, das wird ja wohl erlaubt sein. Und wenn er was gesagt hätte, würde ich es euch nicht sagen." Chirag erhob sich und Damir wich ein Stück zurück. "WAS hat Archibald zu dir gesagt?" Damir blickte zur Seite. "Nichts, wirklich. Gar nichts." - "Sieh mich an!", befahl Chirag. In der Hierarchie des Stabs stand er mehrere Stufen über Damir. Der Rakshaner blickte ihn an und wiederholte: "Nichts hat er gesagt." Chirag betrachtete eine Weile sein Gesicht dann nickte er.



    Dave:
    "Gar nichts? Auch nichts nonverbal? Wie früher mit dem Alten? Ich kann Dich auch auslesen, oder Wolfram oder Marlo, ich meine wir könnten es auch zur Dritt. Rein zur Sicherheit versteht sich. Also was wollte er von meinem Neffen? Damir da hört der Spaß auf. Du gehörst jetzt zu Linhard, folglich hast Du Wolfi zu beschützen. Also was will Arch von ihm?", fragte Dave grantig.



    Damir:
    Damir wollte Archibald nicht verraten. Aber wenn Chirag den Wunsch von Dave unterstützte, musste er sich wohl oder übel beugen. "Archibald kennzeichnete ihn über einen Blick als Ziel. Aber ich find das unmöglich von dir, dass du Archibald verrätst, Chirag!", blaffte er.



    Linhard:
    Lin stand auf und starrte Damir in die Augen. "Er verrät Arch nicht, sondern Archibald MICH! Kapierst Du das nicht Du Erbsenhirn??? Du bist mein Stabler, genauso Arch. Und der will meinen Bruder umbringen? Wie peift man ihn zurück? Antworte!", befahl Lin stinksauer.



    Marlo:
    Marlo passte auf das der Rakshaner kein Unsinn mit Moin machte. Dafür hatten sie nicht verhandelt. Archibald durfte Wolfi nicht töten.



    Damir:
    Damir drehte sich kurz zur Tür an, um zu sehen, ob Holzi hinzukam, um Linhard maßzuregeln, wie er mit ihm umsprang, aber der schlief tief und fest. Damir hatte ihn extra nicht geweckt, damit er seinen verspannten Nacken auskurieren konnte. Er sah Linhard wieder in die Augen. Linhard sah nicht das geringste Einfühlungsvermögen darin. Damir war im Stab zusammen mit Holzi der Mann fürs Grobe und grob war auch sein Geist. "Man kann Archi nicht zurückpfeifen. Er ist der erste Mann im Stab. Der hört nur auf Dunwin und manchmal auf Kasimir."



    Wolfram:
    Wolf stand ebenfalls auf. "Hör zu, wie Linhard schon sagte, da hört der Spaß auf. Wir haben verhandelt, damit unsere Familie zusammenfindet und nicht damit Arch einen von uns nach dem anderen holt. Und selbst wenn, Linhard hat nun das Sagen, also sag ihm wie man ihn zurückbeordert. Rufen können wir ihn nicht, er ist ein Vampir. Und warum Brandur zur Vorsicht mit ihm riet, ist nun mehr als klar", stöhnte Wolfram.



    Damir:
    Damir warf die Hände in die Luft. "Ich hab doch schon gesagt, gar nicht! Er hört nur auf Dunwin und Kasimir!"



    Linhard:
    Lins Blick zuckte sofort zu Kasimir. "Du musst ihm zurückpfeifen Kasi. Er darf Wolfi nichts antun. Flieg so schnell Du kannst und halte ihn auf! Oder mach was Vampire so tun, keine Ahnung", flehte Lin seinen Leibdiener an. Er schaute Damir mit der gleichen Kälte an, mit der Dunwin einst jene bedachte, die gerade verschissen hatten. "Einmal Damir", sagte Lin leise. "Einmal ist geschenkt, geh zu Deinem Holzi", fügte er an.



    Damir:
    Damir schnaubte leise und drehte sich langsam um. Noch während er sich umdrehte, behielt er Linhard im Blick und wandte die Augen erst ganz am Ende ab. Schlecht gelaunt trottete er zurück in Margots Schlafzimmer, wo Holzi und Margot tief schlummerten. Er legte sich hin, doch er blieb wach und wachte. Ihm war das alles nicht geheuer.



    Holzi:
    Holzi schmatzte, kratzte sich, wälzte sich herum und schlief weiter



    Linhard:
    Lin packte Kasimir und schütteltte ihn durch. "KASIMIR! Verdammt hörst Du mir zu?", fragte Lin total überdreht.



    Kasimir:
    Kasimir ließ sich ohne Gegenwehr durchschütteln. Als Linhard damit fertig war, war ihm schwindlig. "Wie ... Ihr ... wünscht ... Herr ...", sagte er benommen, verwandelte sich in eine weiße Fledermaus und flatterte davon. Wo er zuvor gestanden hatte, lag nur noch der Haufen seiner Kleidung. Die Fledermaus schlingerte anfangs etwas, aber fing sich dann wieder und eilte auf dem schnellstmöglichen Weg nach Norden. Hoffentlich würde in der Zeit nicht genau Simon erwachen ...



    Dave:
    "Gut dann anders, scheißen wir auf die Beseitigung von Herrn Dornburg... vorerst. Das dauert mir zu lange. Schirm mich ab Wolfram", bat Dave und ließ sich in den Nexus fallen. `Anwolf hörst Du mich? Ich bin zu Zeit im Tal. Es ist Fakt, Archibald jagt DICH. Ich wiederhole, er jagt Dich! Hüte Dich vor ihm, vergiss das Herrenhaus verzieh Dich so schnell es geht zu Osmund!´, befahl Dave mental.



    Anwolf:
    `Danke Davy, ich habs verstanden, wir verziehen uns direkt nach drüben. Ich führe sie einfach hin und sehe zu dass wir gut ankommen. Und das ich gut ankomme. Ich sage keinen Ton. Pass auf Dich auf, pass bloss auf Dich auf da... bis später´, antwortete Wolfi mental und machte sich sofort auf den Weg.



    Chirag:
    Chirag beobachtete derweil angepannt, wie der Davard meditierte. Wolfram sicherte ihn, doch hier drohte momentan keine Gefahr. Damir sah nicht aus, als ob er gerade freiwillig etwas anderes tun wollte außer zurück ins Bett zu gehen.



    Linhard:
    Linhard drehte sich in Zeitlupe zu Dave, Marlo, Wolfram und Chirag um. "Betet dass er pünktlich ankommt", flehte er leise.



    Dave:
    Dave kehrte in die Physis zurück. "Beim Abgrund, warum wartet dieser Kasimir nicht! Ich fliege zurück zu Wolfi. Du bleibst hier Lin, bei Wolfram und Chirag bist Du sicher. Ich komme mit Deinem Bruder wieder. Ganz sicher, bis später", sagte Dave. Er drückte Lin liebevoll und wollte gehen, aber Lin hielt ihn noch einen Moment lang fest.



    Chirag:
    Chirag nickte. "Wollen wir es `offen. Es wäre schade um das Kind. Was wünscht Ihr nun zu unternehmen? Verbringen wir den Toten in die Nachtburg oder benötigt ihr noch eine Zeit der inneren Einkehr?"



    Linhard:
    "Halt Dich von ihm fern, versteck Dich mit Wolfi, aber tritt ihm nicht gegenüber. Ich könnte mir nicht verzeihen, wenn Euch was passiert", sagte Lin leise und gab Dave frei.



    Wolfram:
    "Ich würde vorschlagen wir bringen Brandur zur Nachtburg und die anderen kommen dann nach. So ist er schon einmal dort, wo er gerne verbrannt werden wollte. Dave kann mit Wolfi dorthin kommen. Mit jenen die Abschied nehmen möchten", schlug Wolfram vor



    Dave:
    "Alles klar, ich bin unterwegs, fang die Fledermaus irgendwie ab. Er schafft uns Arch vom Hals und ich komme mit Wolfi vielleicht auch noch wem anderes zurück. Passt auf Euch auf, bis später... ", sagte er. Bevor er verschwand warf er einen letzten Blick auf Brandur. Das was er nun vorhatte, was er erledigen musste, musste klappen. Für ihr gemeinsames Ziel. Er durfte nicht versagen, sich verstecken, oder weglaufen. Im Gegenteil, er musste sich seiner Angst und seiner persönlichen Bestie stellen. Dave war kotzschlecht vor Angst, aber Brandur hatte sicher nicht weniger Angst gehabt, als er ihnen gegenüber getreten war und ihnen seinen Geist und auch sein Herz öffnete. `Für Dich alter Mann und für alle die, die nach uns kommen werden... ´, übermittelte Dave mental, auch wenn er wusste, dass Brandur ihn nicht mehr hören konnte. Er drehte sich auf dem Absatz um, rannte zu Kariakin und binnen ein paar Minuten waren die beiden in der Luft. Der Greif flog so schnell er konnte Richtung Shohiro.



    Chirag:
    "Fort sind sie", raunte Chirag gedankenverloren. Damir war gegangen und mit ihm trotz seiner Marotten auch ein Stück Vertrautheit. Davard, mit dem er ein dunkles Geheimnis teilte, ebenso. Chirag spürte, wie die Trauer sich schwer auf ihn legte. Er blieb aufrecht und zeigte sehr viel weniger, als er spürte. Doch er merkte, dass es langsam zu viel wurde. Er würde sich gern zurückziehen, doch Linhard hatte niemanden mehr. Auch Kasimir war fort. "Wünschen Sie, dass ich bei Ihnen bleibe?", fragte er.



    Linhard:
    Er schaute auf Brandur herab, ehe er Wolfram, Marlo und Chirag musterte. "Sehr gerne Chirag. Wolfram Chirag und ich übernehmen die erste Totenwache. Löst Du mich dann mit Deinem Mann ab?", bat Linhard. "Sicher mache ich das. Wann immer Du nicht mehr kannst, oder möchtest, oder einfach einen Moment für Dich benötigst, weck mich einfach. Falls ich überhaupt schlafen kann. Du kannst jederzeit zu mir kommen Lin. Du ebenso Chirag. Danke für Deine Unterstützung und Deine taffen Worte. Bis später Ihr beiden", sagte Wolfram leise und verließ gemeinsam mit Marlo den Keller. Sie gingen jedoch nicht, ohne sich selbst noch einmal von Brandur still zu verabschieden.



    Chirag:
    "Einen Moment bitte", bat Chirag und ging kurz nach draußen. Er wusch sich das Gesicht an der eiskalten Pferdetränke. Dann ging er zur Vorratskammer und kam anschließend mit einem Korb zurück. "Ein kleiner Leichenschmaus, wie er Brandur sicher gefallen `ätte. Wenn Ihnen zum Essen sumute ist, nur zu. Es war eine lange, eine sehr lange Nacht." Er legte einen Holzteller auf ein Tuch und schnitt Käsestücken auf. Dazu bereitete er Birnenschnitze und halbierte Feigen, Walnüsse und Weintrauben. Zum Schluss schnenkte er ihnen die andere Hälfte des Weißweines ein, den er mit Brandur zuletzt getrunken hatte. "Auf Ihr Wohl", sagte er und prostete in Richtung des Toten. "Sie sind su früh gegangen ... viel su früh ..." Erst jetzt, wo alle außer Linhard fort waren, brach die Trauer endgültig aus ihm heraus. Er weinte, während er einen Schluck Wein trank. Er stellte das Glas wieder hin und nahm ein Stück Käse mit einem Spieß. "Der `at ihm geschmeckt ... wir sollten etwas davon in die Flammen geben zur Beisetzung. Und etwas von dem Wein. Gute Reise, Brandur."



    Linhard:
    Lin nahm das Weinglas ebenfalls zur Hand. "Prost Paps, auf das Du dort glücklich bist, wo immer Du jetzt auch bist", sagte er mit einem wehmütigen Lächeln. "Nun er hat mir beigebracht, was es heißt geliebt zu werden. Wie es sich anfühlt gewollt zu sein, nicht nur akzeptiert oder geduldet. Und er hat mir beigebracht, dass man Essen auch genießen kann. Also wollen wir die Tradition in Ehren halten, auch wenn ich sonst keinen Käse gegessen habe. Wir essen ein Stück für ihn mit. Danke für das schöne Gedeck Chirag. So hält man es auch mit Briefen. Man schreibt sie und verbrennt sie, in der Hoffnung das sie drüben ankommen - auf der anderen Seite. Vielleicht funktioniert das mit Wein und Käse auch. Allein die Absicht zählt. Gute Reise Paps und Keks", sagte Lin und prostete Brandur liebevoll zu.

  • Wacht


    Linhard saß bei seinem Vater, er hielt Wache sowie dessen Hand. Niemals zuvor in seinem Leben, hatte er sich so einsam gefühlt.


    Er war es seit Jahren gewöhnt gewesen, dass man ihn nicht sah. Zuerst war er wütend gewesen, eine Zeit lang war er sogar verzweifelt, aber irgendwann hatte er sich mit dem Umstand abgefunden. Vielleicht hatte es Ansgar nicht einmal böse gemeint, er wusste es einfach nicht besser.


    Möglicherweise mochte oder liebte er ihn sogar, auf seine eigene Art und Weise, aber das machte es nicht besser, sondern schlimmer. So eine liebevolle und innige Beziehung wie zu Wolfi hatte Ansgar nie zu ihm aufgebaut.


    Er war da, das war alles.
    Manchmal war er nützlich.


    Größtenteils war er allein. Allein mit seinen Gedanken, Wünschen und Sehnsüchten, die weder jemanden interessierten noch von denen er jemanden erzählen konnte.


    Und dann war Brandur in sein Leben getreten.


    Mit einem Schlag hatte sich sein komplettes Leben verändert. Die Sonne ging das erste Mal in seinem trostlosen Abgrund auf und schickte erste wärmende Strahlen an jenen grauen und tristen Ort der sein geistiges Zuhause war.


    Er wagte zu hoffen.
    Für seinen Paps, für sich, sogar für die ganze Familie.


    Lin hatte einen Mentor, einen Freund aber vor allem einen liebenden Vater gefunden. Der Nekromant den einst alle für tot erklärt hatten, der Mann der seine Kinder verlor nahm sich des Jungen an, den scheinbar niemand wollte. Das waren die von Hohenfelde, das war seine Familie.


    Und nun lag jener Mann, der seit 6 Monaten sein Paps gewesen war, tot vor ihm. Die Familie hatte ihm den Vater genommen, den er über alles liebte. Lin konnte und wollte es nicht begreifen.


    Er fühlte sich, als wäre er zurück in den Abgrund aus Einsamkeit und Isolation gestoßen worden. Mit dem einen Unterschied, dass er nun wusste, dass es ein Leben außerhalb des Abgrunds gab. Ein Wissen, das zeitgleich wie eine warme Decke tröstete und wie ein Dolch im Herzen brannte.


    Für einen winzigen Moment überlegte er, ob er seinem Paps nicht einfach folgen sollte.
    Zu verlieren hatte er nichts, nur zu gewinnen.
    Aber damit würde er Brandurs Liebe verraten.


    Die Tränen brannten heiß auf Linhards Wangen, während er lautlos um den einzigen Menschen weinte, den er von ganzem Herzen liebte und dem er etwas bedeutet hatte.

  • Aimeric versus Archibald



    Mitten in der Nacht machte es sich Archibald auf der hölzernen Terrasse des kleinen Hauses im verborgenen Tal gemütlich. Entspannt lümmelte er sich in seinem Stuhl und betrachtete den nächtlichen Sternenhimmel.


    "Na Du", grüßte ihn eine unbekannte Person und hockte sich zu ihm.
    "Kennen wir uns?", fragte Arch lauernd.


    "Ja... Bruder...", grinste Aimeric und zündete sich genüsslich eine Rauchstange an.
    "Bruder?!?" Du lehnst Dich verdammt weit aus dem Fenster... wer immer Du bist...", zischte Archi.


    "Wer werde ich wohl sein?", lachte Aimeric leise.
    "Ein lebensmüder, geistesgestörter Irrer?", schlug Archibald vor.


    "Dunwin!", schnauzte Aimeric.
    "Was ist mit Dunwin? Und woher kennst Du ihn?", hakte Arch misstrauisch nach.


    "Ich muss in ganzen Sätzen mit Dir reden... Einst kannte dieser Körper Dunwin tatsächlich. Dies war einst Aimeric de la Cantillion. Sohn von Melville de la Cantillion. Und Melville war der Bruder von Magdalena. Magdalena die Ehefrau von Brandur, meinem Bruder. Während des Duells auf der Scholle der Cantillions war Aimeric Schiedsrichter. Als Brandur gegen Ansgar kämpfte und fiel, befahl er mir in diesen Körper zu fahren. Was ich tat. Und somit weile ich wieder unter den Lebenden, obwohl mein Bruder starb... sein letztes Geschenk an mich Archi", erklärte Aimeric.
    "Aber ja... dann kannst Du auch beweisen wer Du bist, korrekt?", fragte Archibald.


    Aimeric musterte Archibald wehmütig und nickte.
    "Frag nur, frag was immer Du fragen magst Archi...", sagte Aimeric leise.


    "Wann bin ich geboren?", fragte Arch.
    "Am 25.11.141 bist Du geboren Arch", grinste Aim.


    "Glückstreffer, gut geraten. Wo?", bohrte Archibald weiter.
    "Glückstreffer?... In Shohiro", gab Aim zurück.


    "War ja nicht sonderlich schwer, korrekt. Erhöhen wir mal die Schwierigkeit. Ich habe ein Hobby, welches?", fragte Arch.
    "Du sammelst Spielzeug, Stofftiere, mechanisches, organisches Spielzeug...", antwortete Aimeric.


    "Stimmt. Was geschah am 09.12.157? Was für ein Datum ist das?", fragte Arch, nahm sich eine von Aimerics Rauchstangen und zündete sie sich an.
    "Du hast Deine Familie ausgelöscht, da Dein Vater herausgefunden hat, dass Du Spielzeug sammelst. Ich war dabei, Du hast mir Deine Sammlung gezeigt... das erste Mal in unserer Freundschaft...", flüsterte Aimeric.


    "Was habe ich Dir dort geschenkt?", wollte Archibald wissen.
    "Eine Kette aus Rotgold, mit einem Taubenei großen Rubin. Der Stein trägt den Namen, das Herz der Grausamkeit. Es war die Kette Deiner Mutter. Du hast ihr das Schmuckstück vom Halsstumpf gezogen, als Du sie enthauptet hast", wisperte Aimeric.


    Archibald musterte seinen Gesprächspartner mit Argusaugen.


    "Wie hieß meine erste Sklavin? Und welchem Volk gehörte sie an?", hakte Archibald nach.
    "Tarul, es war eine kleine Arashi", beantwortete Aimeric die Frage.


    "Wie hieß mein persönlicher Hiwi aus Dunwins Stab? Wie hieß der Fußsoldat? Und wie war sein Spitzname?", führte Archibald sein Verhör weiter.
    "Dein Hiwi hieß Kazar, aka die Narbenfresse. Das dusslige Schwein war oft Millimeter davor, von mir abgestochen zu werden. Wenn ich Dir was erlaubt habe, galt das für Dich von Dornburg. Du kannst Zugeständnisse nicht weiterreichen...", knurrte Aimeric.


    "Richtig... absolut... richtig. Was esse ich am liebsten?", fragte Arch und blies Aimeric den Rauch ins Gesicht.
    "Vierjährige Kinder....", gab Aim grantig zurück, was Archibald schallend loslachen ließ.


    "Touche´... Aimeric, Du bist gut informiert. Was geschah am 17.08.165?", fragte Arch lauernd.
    "Am 17.08.165? Puh da muss ich überlegen...", gestand Aim.


    "Überleg... überleg ganz genau... Aimeric", schnurrte Arch und lächelte.
    "Droh mir nicht Archibald, ich weiß was Dein Lächeln bedeutet... Ich komme nicht drauf... tut mir leid... Also was war dort?", seufzte Aimeric nach einigen Minuten des Überlegens.


    "Nichts...", lachte Archibald, während Aimeric ihn giftig anfunkelte.
    "Bei Dir weiß man nie wo man dran ist von Dornburg!", murrte Aim.


    "Wenn Du mein Bruder bist... sag mir unseren Satz ins Gesicht... ich glaube Dir, aber ich muss die Worte hören... sag es!", befahl Arch schneidend.
    "Die Bande der Liebe und der Freundschaft werden mit dem Tod nicht durchschnitten... Frau von Jesper", grinste Aimeric.


    "Frau von Jesper... Du bist bekloppt... wobei... nein", antwortete Arch und schlug sich schlagartig ergriffen eine Hand vor den Mund, "er war es... ER! Du wurdest ja nur beschenkt, Du hast dafür ja nichts getan. Das kannst Du ja nicht. Du wurdest durch ihn gesegnet, zurückgebracht... zu mir...".


    "Ja Bruder... aber nenne mich bei meinen neuen Namen... und wir müssen uns kennenlernen... Du verstehst schon...", flüsterte Aimeric.


    "Ich verstehe gar nichts mehr...", gestand Arch und starrte mit Tränen in den Augen erneut zu den Sternen auf, "Danke...".


    Aimeric setzte sich mit seinem Stuhl ganz dicht neben Archibald und legte ihm einen Arm um die Schulter. Rauchend, schweigend und lautlos weinend starrten beide in den Nachthimmel.


    Nach einer gefühlten Ewigkeit brach Archibald das Schweigen.
    "Wie? Warum?", fragte er kaum hörbar.


    Aimeric kam dem Wunsch seines besten Freundes nach und erzählte davon, wie sie die Verstoßung von Ansgar per Brief erhalten hatten. Wie sie nach Souvagne aufgebrochen waren und dass dort niemand anderes anwesend war auf der Scholle der Cantillions, als besagter Aimeric de la Cantillion.
    Begleitet wurde Brandur natürlich von Linhard, ihm - Dunwin und Chirag.


    Chirag erhielt an der Grenze Souvagnes erst einmal den Schock seines Lebens - wenn man von dem seiner Geburt absah.


    Der Grenzposten teilte ihm mit, dass er kein de Dupont mehr sei, sondern dass seine Familie aufgrund Majestätsbeleidigung aus Souvagne verbannt worden war. Das Wappen war gebrochen und aus der Heraldik entfernt worden. Die Burg der de Duponts war sogar geschliffen worden und die Familie wurde aus Souvagne gejagt wie Schwerverbrecher.


    Der Grund hierfür war das Geschenk dass, wie könnte es anders sein, Chirag dem Duc de Souvagne überreicht hatte. Es handelte sich um einen Barden der grauenvoller wohl nicht singen konnte. Der Großherzog fühlte sich aufs tiefste gekränkt und beleidigt. Aus diesem Grund wurde die komplette Familie verbannt - und Chirag erfuhr davon erst an der Grenze.


    Die erste Hürde war also damit, erst einmal Einlass in das Land zu bekommen. Brandur verlangte eine Amtsperson zu sprechen und hier erschien nun Comte Aimeric de la Cantillion. Nach einem längeren Gespräch gelang es Brandur, diesen davon zu überzeugen sie erst einmal in seinem Haus anzuhören.


    Wie sich herausstellte, waren zwar alle anderen männlichen älteren Verwandten von Aimeric nicht im Haus - dafür aber Ansgar!


    Brandur erklärte Aimeric die Situation, aber leider wurde sie vor Ort nicht besser, sondern verwirrender. Ansgar war mittlerweile eingebürgerter Souvagner. Dies bedeutete, Verbrechen die er außerhalb Souvagnes beging, interessierten in Souvagne niemanden. Dort galt er als unbescholtener Bürger, auch wenn er dreimal täglich über die Grenze lief und im Ausland Leute meuchelte. Ferner teilte Aimeric ihnen mit, würde die Souvagne Landsleute niemals an andere Länder ausliefern.


    Der junge Comte forderte die Gruppe dazu auf mit Ansgar persönlich zu sprechen. Brandur stimmte dem zu, aber nicht ohne gleichzeitig einige Wachen zu ihrer Sicherheit zu verlangen. Aimeric kam dem Wunsch nach.


    Und so kam es nach langer Zeit zu einem erneuten Treffen zwischen Brandur, Linhard, Chirag, ihm selbst und Ansgar.


    Das Gespräch begann Feindseelig, wie sich jeder vorstellen konnte. Wechselte von der einen Seite auf die andere Seite, mal beschuldigte Ansgar und Brandur blieb die Ruhe in Person, dann wandte sich das Blatt und Ansgar lenkte ein, während Brandur wütend wurde und misstrauisch blieb.


    Er selbst hatte sich mit Chirag dazu hinreißen lassen, Ansgar genau damit zu quälen, was ihm einst angetan wurde, bis ihn Brandur, wohlberechtigt, zur Ruhe rief.


    Brandur verlangte eine Antwort auf seine Frage, was Ansgar nun zu tun gedenke. Er wollte ganz sicher gehen, dass dieser seinem Linhard nicht mehr zu schaden gedachte.


    Am Ende des Gesprächs hatte Ansgar sogar zugegeben nur noch seine Frau Fingard und Dave töten zu wollen, da er sich von ihnen verraten fühlte. Brandur erklärte ihm in aller Ruhe, dass die beiden sich nur nicht an Ansgars Krieg beteiligt hätten. So wie man Ansgar kannte, sah er die Sache für einen winzigen Moment ein, um einen weiteren Augenblick später erneut zu explodieren.


    Letztendlich verlangte Brandur ein Duell um die Sache ein für alle male zu klären. Das Duell wurde auf Mitternacht festgesetzt.


    "Es war Mitternacht, wir warteten im stockdunklen Hof auf unseren Kontrahenten, aber er ließ sich nicht blicken. Zuerst hatte ich die vage Hoffnung, dass er sich vielleicht wieder drücken würde. Das man am Morgen darauf doch noch einmal miteinander reden könnte.


    Aber die Zeit des Redens war für Brandur schon lange vorbei...
    Sie war nach dem Gespräch im Amtszimmer vorbei, nachdem er das Duell gefordert hatte. Ich denke er war genau wie ich des Redens einfach müde geworden. Und das Misstrauen saß genauso tief bei ihm, wie bei mir. Er hatte wesentlich mehr zu verlieren als ich, aus dem Grund konnte ich gut zu weiteren Gesprächen aufrufen. Für ihn stand das Leben von Linhard und sein eigenes auf dem Spiel. Niemand weiß besser als wir wie es sich anfühlt, in ständiger Bedrohung zu leben...


    Das wusste Brandur, das wusste Ansgar, dass wusste ich... Linhard wusste es zum Glück nicht. Jedenfalls wuchs er nicht unter permanenter Todesangst auf. Er kennt eine weitaus genauso schlimme Form der Grausamkeit, Isolation. Aber bis zum Eklat auf der Hochzeit kannte er seine eigene Familie nicht als tödliche Bedrohung.


    Und Brandur hatte wie immer Recht. Hatten wir nicht geschworen den alten Wegen zu entsagen?
    Wie sollte er dann eine tödliche Gefahr für sein Kind in der Welt belassen? Auch wenn diese Gefahr mein Kind war. Ich habe es letztendlich zerstört und zu dem gemacht was es ist - Linhards Peiniger.


    Nie wieder soll einer der Unseren in permanenter Angst aufwachsen.
    Nie wieder soll einer der Unseren sein eigenes Blut fürchten müssen.


    Also kämpften wir, so wie wir von Anfang an hätten kämpfen müssen, Seite an Seite als Brüder!


    Aber wir kämpften nicht nur Seite an Seite, sondern als eine Person. Als es im Kampf nötig wurde, ergriff ich die Kontrolle über Brandurs Körper auf seinen Befehl hin. Zwei Seelen... ein Körper... ein Ziel... Eins-Sein...


    Nie waren wir uns näher als in diesem Moment...
    Was wir mit diesem Zusammenhalt früher hätten erreichen können wurde mir da erst in voller Tragweite bewusst. So hätte es sein sollen, so hätte es sein müssen und so würde es nach diesem Kampf für immer sein.


    Ansgar griff uns mit Messern an und ich wich so gut es ging mit Brandurs geschundenen Körper aus. Es sah nicht gut für uns aus, so befahl Brandur den Knochendrachen zu benutzen. Ich rammte Ansgar den Flügelbug des Knochendrachen mit brachialer Gewalt vor die Brust. Ausgeführt wie ein Handkantenschlag, nur mit dem Unterschied des Gewichtes dass dahinter steckte und dem Dorn, der auf dem Flügelbug prangt. Ich riss ihn von den Beinen und schleuderte ihn mehrere Meter zurück. Er hatte keinen Schutzzauber oder ähnliches auf sich gelegt...


    Er blieb einfach liegen und rührte sich nicht mehr. Brandur lag ebenfalls auf dem Boden, für seinen Körper waren die Strapazen des Kampfes zu viel. Zuerst vermutete ich eine List von Ansgar, aber es war keine.


    Und auf einmal, urplötzlich, war es vorbei.


    Brandur befahl mir, Ansgar neben sich abzulegen, was ich umgehend tat. Ansgar bat Brandur es zu beenden und danach den Brief an Wolfi abzuschicken den er bei sich trug. Vorher riss er sich eine Kette vom Hals, eine Kette aus Messing... er konnte keine Magie während des Kampfes anwenden.
    Er wollte sich bewusst von Brandur töten lassen...


    Brandur verlangte den Brief...
    Der Brief...", erklärte Aimeric und stockte.


    "Was stand in dem Brief?", fragte Arch leise.


    "In dem Brief stand:


    Lieber Wolfi,


    sobald Du diesen Brief in Händen hältst, verweile ich bereits im Nexus.
    Sie wollten mir kein Leben schenken, sie wollten es mir nehmen.
    Seit meiner Geburt trachteten sie mir stets nach dem Leben.
    Heute haben sie es erhalten.


    Ich bin müde Wolfi, verzeih mir. Weine nicht um mich, ich habe diesen Weg freiwillig gewählt.
    Man kann nichts töten, was nie lebte. Ich war Ihre Totgeburt.
    Es hätte mich nicht geben sollen, aber meine Existenz brachte etwas Gutes hervor - Dich.
    Du bedeutest mir alles Wolfi.


    Das Chevalier-Lehen de Chouinard in Souvagne, Lehen Nummer 4, unterstellt dem Comte de la Cantillion vererbe ich Dir, ebenso den Titel Chevalier Anwolf de Chouinard. Eine Bitte Wolfi, kümmere Dich um Anna und Dein zu erwartendes Geschwisterchen.


    In Liebe


    Dein Papa


    Vor dem Lesen bat Brandur um Licht, so verließ ich den Knochendrachen und beleuchtete mit meinem astralen Körper den Brief, folglich las ich die Zeilen ebenso.


    Ich weiß nicht was wir erwartet hatten, Brandur vermutlich genauso wie ich einige letzte Zeilen des Hasses? Ein letzter Aufruf Linhard anzugehen oder seine Häscher zu töten?


    Aber nichts davon stand in dem Brief, es war ein Brief von einem Vater an seinen geliebten Sohn. Ein Brief wie ich ihn selbst nie geschrieben hatte, weil ich mein ganzes Leben über blind gewesen war. Blind vor Hass und vor Angst auf Alastair, aus Wut und aus Neid auf meine Brüder und ich ließ es an jenen aus, die am wenigsten dafür konnten. An jenen die überhaupt nichts für mein Leid konnten und ich benutzte Dich dazu Arch...


    Brandur las die Zeilen und er verstand, dass Ansgar nur das war, was ich der Welt hinterlassen hatte. Er schenkte ihm das Leben.


    Aber nicht nur ihm sondern auch mir...
    Erneut...
    Wieder einmal...


    Niemand hat den Tod mehr verdient als ich...
    Aber er schenkte mir das Leben...
    Bot mir den Körper Aimerics an...
    Weshalb? Wieso? Warum? Ich weiß es nicht...


    In erster Linie um Linhard zu beschützen?
    Um meine Schuld abzutragen?
    Um etwas von meinen Verbrechen revidieren zu können?
    Oder einfach nur weil Brandur mich ebenfalls liebte?


    Warum auch immer, er tat es...
    Er rettete mein Leben, während er selbst starb...
    Ich fuhr in diesen Körper und er band mich daran...
    Der mächtigste Ghul, so sagte er. Ich weiß nicht was das bedeutet, ich weiß nur, dass dieser Aimeric irgendwo noch in den Tiefen dieses Körpers steckt. Es ist so... als müsste ich ihn in einer Kammer gefangen halten... aber wenn ich mich auf ihn konzentriere, dann höre ich ihn schreien...


    Was scherte es Brandur?
    Was schert es mich?


    Nun er ist kein Hohenfelde...
    Und er ist keiner von meiner Wahlfamilie...


    Ich werde das Geschenk meines Bruders annehmen, achten und ich werde meine zweite Chance nutzen Archibald... Meine zweite Chance wird auch Deine sein... Du wirst an meiner Seite sein... im Guten diesmal.


    Als Brandur und Ansgar nebeneinander lagen, flehte Lin Ansgar an Brandur zu retten...
    Papa rette Paps...
    Linhards Worte schnürten mir die Kehle zu.


    Und er tat es. Ansgar versuchte tatsächlich Brandur zu retten...
    Er reicht ihm die Hand und tat irgendwas magisches...
    Brandur nahm die Hand.


    Ich rief in dieser Gestalt nach dem Heiler, aber als er kam, war es bereits zu spät.
    Brandur war tot.


    Brand hielt die Hand von seinem Enkel Ansgar und starb umgeben von Leuten die ihn liebten.
    Seine letzte Order war, Ansgar soll leben und dies wird er auch...


    Wir baten eines der Himmelsaugen um Hilfe, das sind Geistmagier, der Mann sollte Davard kontaktieren. Dave holte uns mit einem Greif ab.


    Als Dave vor Brandur stand und versuchte zu verstehen, was er sah - sah ich in seine Augen.
    Ich sah einen Abgrund aus Verzweiflung...
    Ich sah ihn, so wie er eigentlich ist oder wäre, wenn ich ihn nur gelassen hätte...
    Er sieht mir ähnlich... so verdammt ähnlich...
    Und er hat um Brandur geweint...


    Er darf nie erfahren, wer ich wirklich bin Archibald, denn ich werde es als Aimeric wieder gut machen. Jedenfalls ein klein wenig und dann wenn die Zeit reif ist, werde ich es ihm selbst sagen. Dann werde ich ihm verraten wer ich bin und was es mit diesem Körper und meiner Maskerade auf sich hatte.


    Vor langer Zeit sagte Dave einmal einen weisen Spruch - manchmal muss jemand sterben, damit ein anderer leben kann.


    Wir hören jetzt auf mit dem sterben und beginnen zu leben.
    DAS ist meine Order, im Namen meines Bruders und Du wirst Lin und mir folgen", sagte Aim.


    "Niemals zuvor habe ich mich so in einer Person getäuscht wie in Brandur, er verdient meinen höchsten Respekt und meinen Dank. Niemand aus Deiner Familie wird mehr sterben, ich folge Dir wie immer und ich weite meinen Schwur auf Linhard aus, Ominas Haere - Treue über den Tod hinaus.


    Ansgar schrieb weise Worte... es hätte uns alle wohl nicht geben sollen. Wir sind alles Totgeburten Aim, unsere Eltern haben uns schon getötet, bevor wir den ersten Atemzug nahmen. Und dies ändert sich auch nicht, wenn wir lebendes Fleisch fressen, wir bilden es uns nur für einige winzige Augenblicke ein, während wir fressen. Für den winzigen Moment des Glücks.


    Aber wer wären wir, wenn wir so leicht aufgeben würden hm? Wir haben es bis hierher geschafft, dann schaffen wir auch noch den Rest des Weges. Gemeinsam, Seite an Seite, so wie es sich Dein Bruder wünschte. Ich habe ihm Unrecht getan, denn wir beide kämpften für die gleiche Sache.


    Noch ein Punkt, ich werde Dich versorgen, Du weißt was ein Ghul isst?", fragte Arch.
    "Was isst ein Ghul?", hakte Aimeric nach und lehnte seinen Kopf gegen den von Archibald.
    "Leichen... Menschenfleisch...", schmunzelte Arch, wischte Aimeric die Tränen weg und küsste ihn auf die Stirn.


    "Menschenfleisch?", fragte Aimeric perplex.
    "Menschenfleisch", bestätigte Archibald.

  • Er erfuhr von Dave, wohin Ansgar verschwunden war. Er erfuhr es über einen Traum, in dem der Geistmagier zu ihm sprach und Janko hatte keine Zweifel, dass dies mehr als ein gewöhnliches Traumgesicht gewesen war. In einer Familie von Nekromanten zu dienen, machte einen erhaben über derlei Zweifel.


    Für Janko stand außer Frage, was nun zu tun war. Ansgar war sein Leben lang von Dienern umsorgt worden und wer konnte wissen, was für Diener es im fernen Almanien gab? Die Menschen in diesem Land würden mit den Bedürfnissen eines gebürtigen Naridiers überfordert sein. Bei Ansgars erstem Schreianfall würden sie die Flucht ergreifen und ihn allein lassen, wenn er sie am dringendsten benötigte. Die quälende Frage war nur, warum Ansgar ausgerechnet seinen Leibdiener nicht ins Exil mitgenommen hatte. Er würde es erfahren, in einem Monat, wenn alles gut kam.


    Es war eine lange, eine sehr lange Reise. Janko durchquerte zu Pferd Naridien vom Süden bis zum Norden, indem er der Salzstraße folgte. Er war derart langes Reiten nicht gewohnt und nach der ersten Woche konnte er sich kaum noch im Sattel halten. Er wechselte aus Verzweiflung in den Damensitz, was es zeitweilig etwas angenehmer machte. Dann ging er dazu über, das Tier den Großteil der Strecke am Zügel zu führen. Bald waren seine Füße voller Blasen. Am schwierigsten jedoch gestaltete es sich, überhaupt nach Almanien einzureisen, denn das Land befand sich noch immer im Kriegszustand. So war es wenig verwunderlich, dass der allein reisende und gut gekleidete Janko in der Hohen Mark zusammengeschlagen und bis auf die Unterwäsche ausgeraubt wurde. Als er sich vom geforenen Boden aufrappelte, hätte dies fast sein Ende bedeutet. Das Pferd war weg, seine Kleider waren weg, sein Geld war weg. Er hatte nichts mehr als die lange Unterwäsche am Leibe. Sein Glück war, dass er sich bereits nahe der souvagnischen Grenze befand, wo der Krieg bislang am Grenzwall abgeprallt war. In Souvagne würde man ihm helfen, als Leibdiener eines Adligen. Janko stellte sich vor Kälte zitternd, mit zwei blau geschlagenen Augen, einem fehlenden Zahn und erfrorenen Füßen als Ansgars Leibdiener vor. Die Wachen reagierten sofort. Sie ließen ihm ein heißes Bad ein, gaben ihm anschließend notdürftige Kleider und Schuhe und versorgte seine Wunden. Auch eine Essensration gaben sie ihm mit auf dem Weg, zusammen mit zwei bewaffneten Begleitern, die sich vergewissern sollte, dass Janko auch wirklich war, wer er zu sein behauptete, denn Papiere hatte dieser natürlich nicht mehr. Und endlich, nach weiteren Tagen, erreichte Janko das neue Anwesen seines Herrn, wo man ihn willkommen hieß. Die Soldaten verabschiedeten sich beruhigt und Janko trat ein.


    Ohne sich zu waschen, zu rasieren oder die schmutzigen Schuhe auszuziehen, eilte Janko sofort zu Ansgar. Er erschrak, als er sah, wie krank sein Herr aussah, weiß und zerknittert. Das Exil hatte offenbar stark an ihm gezehrt.


    Janko, zerlumpt, zerbeult und stinkend, in den abgetragenen Kleidern einer souvagnischen Grenzwache gewandet, verneigte sich vor Ansgar.
    "Herr, zu Euren Diensten."

  • Sie hatten sich in einem fremden Land, auf einer fremden Scholle im Hof der Cantillions gegenüber gestanden. Sie waren Verwandte und dennoch Feinde. Zwei Nekromanten, selbst nichts weiter als lebende Leichen seit ihrer Geburt. Sie standen sich gegenüber um sich vollends von dieser Welt zu fegen.


    Sie lagen nebeneinander auf dem eiskalten Boden, nichts spiegelte ihre Seelen besser wieder als dieser Umstand. Gefällt voneinander lagen sie dort, beide vom anderen tödlich getroffen.


    Es war Linhard der sie vor der Schwelle des Todes vereinte.
    Papa rette Paps...


    Ein Titel den ihm sein Sohn wie ein Ehrentitel verlieh.


    Ein Titel dem ihm sein Sohn seinerzeit zu Recht entzogen hatte, um ihm jemanden zu überreichen der dessen würdig war. Jemand der Linhards Vater sein wollte, jemand der Linhards Vater sein konnte, ohne im Gesicht des Jungen den eigenen Peiniger zu sehen - Brandur.


    Brandur sah Linhard und sonst niemanden, wie Ansgar in dem Moment erkannte.


    Er war bereit gewesen alles für seinen Sohn Wolfi zu opfern, sogar sein Leben. Klaglos, ohne jede Reue, ohne den geringsten Zweifel, aus reiner selbstloser Liebe.


    Als er dort auf dem frostigen Boden an der Schwelle des Todes stand, war er bereit den Rest den er noch zu geben vermochte, seinem ältesten Sohn zu geben. Und so ergriff Ansgar die Hand Brandurs, um jenen Mann zu retten, der Linhard in einigen Monaten mehr Vater gewesen war, als er selbst in all den Jahren.


    Dieser Mann, dieser Vater sollte leben. Selten hatte er in seinem Leben Geschenke von dieser Aufrichtigkeit gemacht.


    Aber er starb nicht. Ansgar überlebte, schwer angeschlagen, stark mitgenommen - aber er überlebte.
    Sein Herzbeutel war durchstochen worden, nur der Fähigkeit der Heiler des Hauses Cantillion hatte er es zu verdanken, dass er noch unter den Lebenden weilte.


    Wie lange war dies nun her?
    Er wusste es nicht.


    Wie eine seiner eigenen Schöpfungen saß er in dem Sessel vor dem Kamin.
    Gebeugt, aber nicht gebrochen.


    In seinen Augen spiegelte sich der Feuerschein der lodernden Flammen wieder.
    Sein hageres, blasses Gesicht hatte den Anschein, als erhielt ihn einzig und allein eine unbekannte Pflicht am Leben.


    Seine knorrigen Finger schlossen sich um den Kelch seines Getränks. Langsam, geradezu bedächtig trank er seine Medizin. Ein prophylaktisches Beruhigungsmittel, er hatte bis zum heutigen Tag überlebt und sich durch die Genesung gequält.


    Ein einziger Wutanfall konnte all dem ein Ende setzen. Aber mittlerweile hatte er akzeptiert, ja vielleicht sogar irgendwo tief in seinem Verstand und auch in seinem verletzten Herzen begriffen, dass er ein Geschenk - eine zweite Chance erhalten hatte.


    Ansgar leerte den Becher und stellte ihn zur Seite, während er gedankenverloren in die Flammen starrte, als fände er dort auf all seine Fragen eine Antwort.


    Eine hatte er gefunden, er würde sich von Brandur verabschieden und zwar so, wie sie gemeinsam fast gegangen waren - als vereinte Väter von Linhard, als Verwandte die doch letztendlich um das Gleiche gekämpft hatten. Die sich letztendlich im Angesicht des Todes die Hand gereicht hatten, viel zu spät, aber dennoch hatten sie es getan.


    Eine Person kam herein und der Nekromant benötigte einen Moment um zu begreifen, wer dort stand. Sein hageres Gesicht verzog sich zu einem freudigen Schmunzeln.


    "Janko", flüsterte Ansgar gerührt.


    Er stützte sich schwer auf seinen Stab, als er versuchte sich aus dem Sessel hochzuwuchten um seinem treuen Leibdiener entgegen zu gehen und ihn würdig zu empfangen.

  • Die Heimkehr nach Trux



    Die alles verschlingende Verzweiflung über Brandurs Tod war einer dumpfen Betäubung gewichen. Die heißen Tränen der Hoffnungslosigkeit hatten sich in Tränen der Trauer gewandelt.


    Er hatte sich verabschiedet, er hatte seinen Paps beweint, nun stand ihm die letzte Aufgabe Ihres gemeinsamen Weges bevor - er musste Brandur zu Grabe tragen.


    Linhard hatte seinen Vater auf Eis betten lassen, damit diesem während der Wartezeit auf seine Überführung nichts geschah. Bevor er jedoch auf Eis gebettet wurde, hatte Lin Brandur für seine letzte Reise vorbereitet. Er hatte seinen Vater gewaschen und zurecht gemacht. Seine Kleidung hatte er gewaschen und gebügelt, seine Schuhe waren geputzt.


    Jene Dinge die Brandur nicht auf der anderen Seite benötigte und Linhard für sich als Gedenken beanspruchte, hatte Lin ihm abgenommen um sie selbst zu tragen oder zu nutzen. Dazu gehörte die Knochenrüstung, wie auch Brandurs Gehstock mit der versteckten Klinge.


    Dave war wie versprochen mit dem Greif zurückgekehrt. In freundlichem, einvernehmlichem Schweigen hatten sie beide Brandur auf den Rücken des stolzen Tieres gelegt und ihn zurück zur Nachtburg geflogen, so wie es Brandurs Wille gewesen war.


    Die Nachtburg, einst Jahrzehnte langes Domizil im Exil für Brandur, stand immer noch unverändert an Ort und Stelle und ragte in den Himmel auf. Hier war ihr erstes gemeinsames Zuhause gewesen. Hier hatte Brandur ihm den Traum offenbart, jenem Traum den Linhard mit ihm zu träumen gewagt hatte. Der Traum von einer Familie.


    In nicht ferner Zukunft würde er einige Familienmitglieder in den Traum einweihen. Sie sollten sehen, wovon sie hier zu träumen gewagt hatten. Aber vorrangig hatte er eine andere Pflicht und nichts nahm Linhard ernster als seinem Paps den letzten Wunsch zu erfüllen.


    Auf dem Hof der Nachtburg wurde Brandur aufgebahrt. Der alte Nekromant der mit eisernen Willen für seinen Sohn Lin gekämpft hatte, wurde von diesem ein letztes Mal auf den Arm genommen und auf seine letzte Ruhestätte gebettet.


    Brandur trug seine übliche Kleidung, abgerundet von dem Dreispitz der sein Markenzeichen geworden war. Sein Gesicht hatte einen friedlichen, seligen, ja fast glücklichen Ausdruck. Es hatte den Anschein, als schliefe er nur auf dem gewaltigen Bett aus aufgeschichteten Holz und weißen Lilien.


    Alles war vorbereitet. Die Gäste konnten kommen um Brandur zu verabschieden. Selbst Brandur würde anwesend sein, was niemand außer Chirag, Dave, Osmund und Lin wusste. Lin hatte die Beschwörung von Brandurs Geist zu dessen Verabschiedung mit Osmund vereinbart.


    „Hier endet der alte Weg und hier beginnt der neue - Bran-Dun-Lin…“, flüsterte Lin und deckte Brandur zu.


    „So sei es“, antwortete Dave.

  • Es schmerzte, zu sehen, wie Ansgar sich für so eine einfache Handlung, wie das Aufstehen aus einem Sessel, quälen musste. Er, der sonst jemand war, der vor Vitalität nur so strotzte, der seinen Lebenswillen und seine Bereitschaft, für dieses Leben zu kämpfen, hinaus in die Welt brüllte. Er wirkte alt und müde von einer unbekannten Bürde. War es wirklich nur das Exil? Niemand war hier, um dem Kranken zu helfen. Janko verkniff sich, Ansgar zu sagen, dass er ruhig sitzen bleiben konnte. Er war nicht hier, um ihn zu bevormunden - das hätte ihm ohnehin nicht zugestanden - sondern um ihm dabei helfen, sein Leben so, wie er es wünschte, leben zu können. Janko trat an seine Seite, griff ihm unter den Arm und half ihm, sich zu erheben. Die Schwäche seines Herrn gefiel ihm gar nicht.


    Er fragte sich, ob es wirklich nur die Strapazen des Exils waren, die so an ihm gezehrt hatten und ärgerte sich darüber, Dantoine nicht mitgebracht zu haben. Doch der Heiler gehörte nicht mehr Ansgar, genau genommen tat es auch Janko nicht mehr. Doch wer wäre er, seinen Herrn wegen bürokratischer Formalitäten im Stich zu lassen? Die Frage, warum Ansgar ihn zurückgelassen hatte und warum es ihm so schlecht ging, würde er ihm ein andermal stellen. Jetzt musste er helfen.


    "Wer ist hier in Souvagne für die Sorge um Eure Person zuständig - ich nehme doch an, dass es Diener in diesem Hause gibt? Ich würde mit dem Zuständigen gern ein paar Worte reden."

  • Der eisige Nachtwind wehte um die schwarzen Zinnen der verlassenen Burg, die für Jahre Brandurs und Kasimirs zu Hause gewesen war. Ein passenderes Anwesen für den alten Hexenmeister hätte es kaum geben können. Der Himmel war sternenklar, beide Monde eine schmale Sichel. Die kahlen Baume raschelten und rauschten. Im Tal unter den Mauern lag die Ruinenstadt. Alles hier war tot.


    Dicht bei Linhard stand Kasimir, ganz in weiß gewandet, wie es bei den Mondpriestern zu solchen Anlässen üblich war. Kasimirs Gesicht war ernst, die schwarzen Augen niedergeschlagen. Er hatte vergebens versucht, seinem jungen Herrn Linderung in seiner Trauer zu verschaffen. Für Linhard gab es keinen Trost, das hatte Kasimir bald feststellen müssen. Die Gebete und Versuche, ihm zu erklären, dass Brandur nun an einem besseren Ort sei, frei von der Pein seines geborstenen Körpers, kamen ihm inzwischen völlig fehl am Platz vor. Er hatte es gut gemeint, doch nun mutete es wie Ironie an. Er bereute, dass er auf diese Weise versucht hatte, Trost zu spenden, wo es keinen Trost geben konnte. Was der junge Mann gebraucht hätte, wäre sein Vater gewesen, der ihn in den Arm namen, doch genau jener lag nun leblos vor ihnen, aufgebart auf Holz und gebettet auf weiße Lilien.


    Man sah all die Liebe, die Linhard in die letzte Reise seines Vaters fließen ließ. Brandurs Gesicht spiegelte die Illusion, diese Liebe zu genießen, er sah im Tode so glücklich aus, wie keinen einzigen Tag zu Lebzeiten - zumindest kein Tag, an dem Kasimir ihm gedient hatte. Kasimir hing schweigend seinen Gedanken nach, während er den Toten betrachtete. Sie hatten ein merkwürdiges Verhältnis gehabt. Der alte Mann war unwahrscheinlich stolz gewesen, zu stolz, um sich mehr als gerade nötig helfen zu lassen. Im Gegensatz zu anderen seines Standes hatte Brandur sich völlig allein um sich gekümmert, auch wenn er sich vor Schmerzen bisweilen kaum bewegen konnte und auf Hilfsangebote mit entschiedener Abwehr reagiert. Warum das so war, konnte Kasimir nur erahnen. Der Jungvampir war eher ein Handlanger und Hausmeister für den Hexenmeister gewesen als ein Leibdiener. Ihr Verhältnis war von Kühle und Distanziertheit geprägt und doch hatte Kasimir seinen Herrn geliebt. Er wusste, dass Brandur sich nicht anders verhalten konnte, selbst wenn er es gewollt hätte und dass es kein Zeichen von Undankbarkeit war, dass er sich so gab. Der Hexenmeister war sich seit jeher seine eigene Nachtburg gewesen, mit turmhohen Mauern, schwarz, abweisend und einem Keller voller Leichen. Und doch gab es zwischen den Steinen, oft verborgen hinter Winkeln, auch Gärten, die bunt blühten und süße Früchte trugen. Dafür musste man freilich suchen, denn freiwillig zeigte Brandur sie nicht. Kasimir war sicher, dass sein Herr ihn auf die bestmögliche Art, die er konnte, ebenfalls geliebt hatte. Anders war es nicht zu erklären, dass er seinen Diener dem wertvollsten Menschen, den er kannte, vererbt hatte. Für Kasimir hätte es keine größere Ehre und Anerkennung geben können, als dem Sohn des Hexenmeisters dienen zu dürfen, kein größeres Zeichen des Vertrauens und der Dankbarkeit für all die gemeinsamen Jahre. Und dienen würde er Linhard, so wahr er hier stand.


    Kasimirs Gewand wehte weiß im Wind, während er innerlich von seinem alten Herrn Abschied nahm.

  • Anrufung zum Abschied



    Fackeln erhellten den Hof der Nachtburg und warfen lange, tanzende Schatten auf all jene die sich zu Brandurs Abschied eingefunden hatten. Der alte Nekromant hätte vermutlich nicht erwartet, dass so viele Leute zu seiner Verabschiedung erscheinen würden. Jedenfalls hätte er ganz gewiss nicht mit dem einen oder anderen Gast gerechnet, der nun hier stand um von ihm Abschied zu nehmen.


    Der Feuerschein spiegelte sich warm auf Brandurs Gesicht, so dass er weniger denn je wie ein Toter aussah.


    Linhard trat neben Osmund und sprach leise mit dem alten Mann. Osmund war neben Maghilia einer ihrer mächtigsten Nekromant aus ihrer Sippe, wenn die beiden zur Zeit nicht die mächtigsten Nekromanten in der Familie schlechthin waren. Beide waren weit über 100 Jahre alt und reich an Erfahrung. Lin hatte nicht vergessen, dass Osmund ihnen bei den Verhandlungen beigestanden hatte. Er war wie Brandur ebenfalls der alten Wege überdrüssig. Und sogar Maghilia hatte sich Brandur angeschlossen, wie der Rest der Familie.


    Sie alle waren hier.
    Brandurs Tod entzweite nicht, sondern vereinte die Familie auf ergreifende Art und Weise.


    Osmund sollte Brandur zu seiner eigenen Feier herbeischwören. Das was jeder anwesende Gast, einschließlich Lin selbst seinem Paps zu sagen hatte, sollte man dessen Seele ins Gesicht sagen dürfen. Letzte liebende Worte, die besten Wünsche, oder einfach dass, was einem selbst noch auf der Seele brannte.


    Die Zeit war gekommen.


    Während die Anwesenden schweigend die Köpfe senken beschwor Osmund den Geist von Brandur herauf. Durch die Gabe großer Spuk rief er seinen verstorbenen Verwandten zu sich.


    `Bandur, ich rufe Dich. Kehre zu Linhard und Deiner Familie zurück´, formten Osmunds Gedanken den Befehl, der den Geist Brandurs zurück aus dem Jeinseits in die Physis ziehen würde.

  • Brandur hatte sein Leben ausgehaucht.
    Seine Substanz glich nun einer treibenden Nebelschwade. Körperlos trieb er durch den Nexus, den er als Nekromant benutzt, doch nie wirklich beherrscht hatte. Ein Werkzeug, mit dem selbst die Mächtigsten doch nur Aufschub erreichen konnten. Am Ende holte der Tod sie alle, da ließ sich auch durch Magie nicht dran rütteln, ob jetzt oder in einer Million Jahren. Nichts war für die Ewigkeit. Der wahre Herrscher war der Abgrund, das seelenlose Nichts. Die Lebenden muteten davor an wie Glühwürmchen, die für einen kurzen Augenblick erleuchteten um sogleich wieder zu erlöschen, nur ein Wimpernschlag im Lauf der Zeit.


    Am Ende spielte es keine Rolle, wer man zu Lebzeiten gewesen war. Im Tod waren alle gleich. Es gab kein Gericht, das in Gut und Böse unterschied oder in reine und unreine Seelen trennte. Kein Licht am Ende, für niemanden. Wer Licht wollte, musste es sich zu Lebzeiten schaffen. Sie alle, ob Mönch oder Mörder, waren vereint in der selben Vergänglichkeit.


    Gleich einem willenlosen Nebel, angezogen vom langsamen Strudel des Abgrunds, trieb Brandur auf seine Auslöschung zu. Dort, hinter den magischen Strukturen des Nexus und den monotonen Feldern der Trias, die er bald erreichen würde, war seine Familie. Ausgelöscht, annihiliert im endlosen Frieden. Aufgegangen im schweigenden Nichts und Niemand, das sie alle regierte und das manch einer Ainuwar nannte. Ainuwar war weit davon entfernt, einem gütigen Vater zu ähneln. Es war die gesichtslose Leere, die kalte Gleichgültigkeit des Alls. Kein Sterblicher würde je imstande sein, es auch nur annähernd zu begreifen. Doch ein Toter kam dem Verständnis sehr nahe. Und in jenem Moment, wenn der astrale Schatten, den manch einer Seele nannte, endgültig verging, begriff man wirklich, worum es während der kurzen Lebzeit gegangen war - und worum nicht.


    Brandur für seinen Teil hatte die Sinnlosigkeit ihrer Machtspielchen begriffen, mit denen er und die Hohenfeldes die wertvolle Zeit vergeudet hatten, die ihnen gegeben war. Sein gesamtes Leben war eine einzige Verschwendung gewesen, von der kurzen Zeit abgesehen, in der er sein Dasein wirklich genossen hatte, den letzten Monaten vor seinem Tod. Erst am Ende hatte er wirklich gelebt, doch er hatte es genossen und darüber war er froh. Nun war es vorbei. Er kämpfte nicht gegen den langsamen, aber unerbittlichen Sog. Es war gut so, wie es war. Er ließ es geschehen. Aster war dort, Magdalena. Gerwolf, Solveig und Ragnvald. Kunwolf, der Große. Und sein Vater, Alastair, den man den Schrecklichen genannt hatte. Hier drüben hatte er jeden Schrecken für Brandur verloren und fast fragte er sich, wie er ihn je hatte fürchten können. Alastair war genau so bedeutungslos und unwichtig wie jeder andere, fast selbst ein Nichts. Brandur vergab ihm. Frieden.


    Doch etwas störte.


    Ein Zupfen ging mit einem Mal durch den Nexus und erreichte seine Substanz, wie eine unsichtbare Schnur, die sich plötzlich spannte. Eine astrale Störung, eine Fehlfunktion. Etwas, das nicht geschehen sollte! Er kam nicht mehr weiter. Das Zupfen wurde zu einem Ziehen, stärker, zog ihn in die falsche Richtung und schlussendlich erwuchs es zu einem Zerren. Nicht langsam und gleichmäßig, wie der Abgrund ihn zu sich rief, sondern brutal und schnell, als würde er einen Wasserfall hinabstürzen. Er erkannte das vertraute Treiben eines Nekromanten. Brandur wurde zurückgerissen, all den Weg durch den Nexus zurück. Der leere Raum um ihn verdichtete sich, wurde wieder spürbar. Unaufhaltsam raste er auf die Physis zu und plötzlich war er da. War wieder in der physischen Welt. Dem Ort der Lebenden. Und er, Brandur, war ein Totengeist.


    Der körperlose, blaue Schemen nahm verwirrt seine Umgebung in Augenschein. Er kannte sie. Es waren jedoch nicht die Formen, die ihm den Ort seiner Beschwörung offenbarten, sondern die Energiefelder, die er wiedererkannte. Allen voran eines.
    »Linhard«, hauchte der Geist fassungslos.
    Und wie er den Namen seines geliebten Kindes sprach, kehrte das Bewusstsein, wer er einst in Naridien gewesen war, in ihn zurück. Unwillkürlich nahm er seine alte Gestalt an, wurde wieder Brandur, ein kahlköpfiger älterer Herr, gewandet in Mantel und Dreispitz, mit einem astralen Gehstock in der Hand, obwohl es geradezu lächerlich anmutete, als Geistwesen einen solchen zu tragen. Und doch behielt er ihn aus Gewohnheit in der Hand. Die Erscheinung flackerte einige Male, ehe das Bild sich schärfte. Ein perfektes Duplikat des Toten stand vor ihnen. Verwirrt, unsicher wie die Geister, die er früher selbst in seine Dienste gezwungen hatte. Sein Nekromant, da war er. Er kannte ihn, es war Osmund, eine Ausgeburt der Wigbergs.


    »Du«, fauchte der Geist und sein Gesicht wurde wütend. »Wie kannst du dich erdreisten, derart meine Seele zu schänden! Man beschwört keine Kollegen, das ist ein ungeschriebenes Gesetz! Was willst du, das ich für dich tue? Jemanden in den Wahnsinn treiben? Informationen für deine niederträchtige Familie beschaffen? Eine Knochenskulptur bewegen? Dir als Handlanger zu Diensten sein? Das könnte dir so passen! Lass mich gehen und beschwöre einen anderen Geist für deine Zwecke! An einem Hohenfelde wirst du keine Freude haben, das verspreche ich dir!«


    Der Geist glühte blau auf. Er zog sich in die Breite, wurde zu einer Schliere, raste wie ein Komet um die Anwesenden herum - ehe er seinen Körper entdeckte.
    Der Geist hielt inne, eine schwebende Wolke. Zögerte, rang mit sich. Legte sich über die vertraute Hülle wie ein blaues Tuch. Sanft, leicht. Betrachtete sie, tastete, probierte. Das war er gewesen, Brandur. Der Hexenmeister. Gefürchtet, für tot erklärt und am Ende doch noch geliebt. Einen Freitod gewählt, der eines Hohenfeldes würdig war. Sein Körper war hervorragend konserviert, frei von jeglichen Verwesungsspuren, was sicher der kühlen Witterung zu verdanken war. Dieser Körper wäre ein hervorragendes Material gewesen. Doch er lag nicht auf einem Seziertisch. Er lag auf einem Bett aus weißen Blumen, mit gebügelter Kleidung und geputzten Schuhen. Liebevoll zurechtgemacht und niedergebettet. Er erkannte die Handschrift dieser Handlungen. Die blaue Substanz zog sich in einem Anfall seelischer Qual zusammen.
    Der Geist ließ von seinem einstigen Gefäß ab und raste zu seinem Sohn. Ein weiteres Stück Menschlichkeit kehrte in ihn zurück, als er das geliebte, vom Leid verzogene Gesicht erblickte.


    »Linhard«, wiederholte er sanft und nahm erneut seine vertraute Gestalt an.
    Brandur legte die körperlosen Arme um seinen Sohn. Dort, wo er ihn berührte, spürte er es mit seiner Substanz, auch wenn es keinen Gegendruck gab. Wie ein elektrisches Vibrieren, vielleicht waren es Linhards Nervenimpulse, die er spürte. Unwichtig. Er fühlte seinen Jungen auch ohne Körper und sein Junge war hier. Brandur wurde von reinster Liebe erfüllt, die er so nicht hatte empfinden können, so lange er in seinem Körper gesteckt hatte. Sie glich der Liebe eines Neugeborenen zu seiner Mutter, frei jeglichen von Hintergedanken oder Zweifeln. Da war nur Liebe und sonst nichts. Das also hatte Dunwin mit seinen Worten gemeint, dass er die Welt nun klarer sähe. Ja, sie war eindeutig klarer. Das war sie, fürwahr.


    Und Dunwin selbst ... sein kleiner Bruder ... Brandur fühlte, dass er ebenfalls hier sein musste. Er blickte sich um und entdeckte ihn in der Gestalt Aimerics. Fest verbunden mit dem neuen Körper, der nun ihm gehörte. Das Experiment war geglückt. Dunwin lebte erneut.


    Nun endlich erkannte Brandur auch die anderen Anwesenden. Er ließ Linhard los. Aus eigener Erfahrung wusste er, wie kalt Geister sein konnten. Freunde und Familie standen im Burghof, sie alle waren den weiten Weg angereist und hatten sich versammelt, um ihn zu verabschieden. Und jetzt wurde Brandur auch bewusst, dass es nicht Osmunds Absicht gewesen war, ihn zu versklaven. Er hatte ihn zurückgerufen, um Abschied zu nehmen.


    »Ich muss mich bei dir entschuldigen, Osmund«, erklärte Brandur. »Ich habe einen Augenblick benötigt, um gänzlich in der Physis anzukommen und zu begreifen. Wir sind auf der Nachtburg, nicht wahr?«
    Er legte den Kopf zurück und blickte hinauf zu den beiden Monden, die hinter dem Bergfried schienen, der seinen langen schwarzen Schatten über die Ruinenstadt im Tal warf.
    »Ja«, gab er sich selbst die Antwort. »Hier sind wir. Gemeinsam.«

  • Osmund nickte nur schmunzelnd und deutete auf Linhard. Um ihn ging es hier nicht. Er hatte einem einsamen Jungen und einem alten toten Mann einen Wunsch erfüllt. Einen Wunsch, den er nicht abschlagen konnte.


    Lin musterte Brandur liebevoll. Osmund hatte es tatsächlich geschafft und die Seele seines Vaters zurück gebracht. Zuerst schien Brandur alles andere als erfreut darüber zu sein, dass man ihn aus dem Nexus zurückgerufen hatte. Lin konnte es ihm nicht verdenken.


    Vermutlich gab es dort drüben genau dass, wofür sie hier kämpfen mussten - Frieden.


    Linhard erwiderte die Umarmung von Brandur. In der Grabeskälte dieses Geistes lag mehr Wärme, als er je im Leben empfangen hatte. Lin störte sich nicht daran. Auch Dunwin hatte diese Kälte ausgestrahlt, obwohl dieser niemals kalt zu ihm gewesen war.


    Die Herzenswärme die sein Paps trotz seiner Kälteaura ausstrahlte, überstieg alles, was Lin bis dato an positiven Gefühlen erlebt hatte. Nur widerwillig ließ er Brandur los. Aber es war unsinnig einen Geist festhalten zu wollen, ebenso hätte Lin versuchen können, den Wind einzufangen.


    Linhard räusperte sich und machte eine allumfassende Geste.


    "Von mir, für Dich. Wir beide haben uns alles gesagt, was wir uns zu sagen hatten Paps. Wenn nicht mit Worten, dann mit Gesten und Taten. Du wirst immer einen Platz in meinem Leben und in meinem Herzen haben Paps. Ich liebe Dich, Keks", erklärte Linhard leise. Dennoch hörte man seine Stimme auf dem gesamten Hof, so still war es. Das einzige Nebengeräusch verursachten die brennenden Fackeln.


    "Von Dunwin soll ich Dir folgendes mit auf den Weg geben Paps - "Die Zeit als Toter an Deiner Seite Bruder, war eine der wenigen glücklichen Zeiten, wo ich tatsächlich gelebt habe. Mach es gut Brand, wir sehen uns auf der anderen Seite...".", rezitierte Lin und schwieg einen Moment.


    "Als Dave und ich dies gemeinsam vorbereitet haben, habe ich unseren Wahlspruch für den heutigen Tag zum Besten gegeben. Dir zu Ehren Brandur und Deinem... unserem Traum entsprechend...


    Hier endet heute der alte Weg und hier beginnt der neue - Bran-Dun-Lin…“, flüsterte Lin seinem Vater zu.


    „So sei es“, antwortete die Gesellschaft geschlossen.

  • Ansgar war gemeinsam mit seinem Leibdiener Janko angereist. Er hatte beschlossen sich von seinem Onkel zu verabschieden, da sie letztendlich doch noch zueinander gefunden hatten. Leider erst im Angesicht des Todes. Da erst hatten sie beide bemerkt, dass sie für das Gleiche eingestanden und gekämpft hatten.


    Ans löste sich von seinem treuen Diener und ging schwer gestützt auf seinen Stab nach vorne. Dort blieb er in einigem Abstand zu Brandur stehen und musterte ihn einen Augenblick lang. In Ansgars Blick lag Bedauern. Bedauern über ihre verschwendete Zeit, es hätte alles ganz anders verlaufen können und sollen. Nun war es für sie beide dafür zu spät. Brandur war gefallen und Ansgar war ein Schatten seiner selbst.


    "Mit einem Schrei erblickten wir das Licht der Welt...
    Schreiend existierten wir...
    Schreiend kämpften wir...
    Gegangen wären wir Hand in Hand...


    Gegangen bist Du allein, ganz leise und mit einem Lächeln...
    Pass auf Dich auf Onkel Brand",
    sagte Ansgar mit Wehmut in der Stimme.

  • Archibald trat nach vorne und musterte den Geist Brandurs, ehe er sich mit allem Respekt verneigte.

    "Stärke bedeutet auch Fehler eingestehen zu können und Ihr habt dieses Eingeständnis von mir mehr als verdient.
    Verzeiht mir Freiherr von Hohenfelde, ich entschuldige mich in aller Form bei Euch.
    Mein ungebührliches Verhalten Ihnen gegenüber tut mir sehr leid.

    Ich habe neben Euch agiert, ich habe sogar gegen Euch agiert.
    Niemals zuvor lag ich mit der Einschätzung einer Person so falsch, wie bei Euch.

    Ich habe das Offensichtliche über all die Jahre nicht erkannt. Nicht nur hier als Ihr mit Eurem Bruder wieder vereint wart, sondern auch damals nicht.

    Wir teilten das gleiche Ziel, was ich zu meiner Schande nicht erkannt habe.
    Hier hätten Verbündete sein können... sogar sollen oder müssen.
    Dazu müssen wir keine Freunde sein, es reicht ein gemeinsames Ziel… mit ehrlichen Absichten.

    Es war einzig und allein mein Fehler. Ich habe versagt, nicht nur in der Einschätzung Eurer Person, auch in anderen Dingen.
    Dingen die ich durch Selbstbeherrschung eventuell nicht getan hätte... oder mit Mut zur Konsequenz.
    Wer weiß das schon… den Mut habe ich schließlich nie aufgebracht…

    Ich habe versagt Dunwin zu beschützen, der Stab hat versagt.

    Ich ließ es zu, dass der Hass in Eurer Familie soweit schwelt, dass er Jahrzehnte später meinen besten Freund und Schutzbefohlenen tötete.
    Der Tod in Form der Hand des eigenen Sohnes… dies ließ ich zu…
    Schlimmer noch, ich habe den Hass den Weg geebnet… ich war ein Instrument dazu... und ich war es gern...

    Das Versagen ist allein mir zuzurechnen.
    Als ersten Mann des Stabes, als Freund… wie auch als… Bestie....

    Umso bedeutsamer ist Euer Sieg für die Familie.

    Ihr habt auf Eure Art für die Familie gekämpft, nicht gegen sie, wie ich fälschlicherweise annahm.
    Und Ihr seid in dieser Schlacht für die Familie gefallen.

    Letztendlich habt Ihr mir sogar meinen Bruder zurück gegeben und dies in Euren letzten Atemzügen…
    Ihr habt bereinigt was ich in meiner Achtlosigkeit und Arroganz verbockt habe.

    Hierfür Danke ich Euch in tiefster Demut, auch wenn es Euch nichts bedeutet...

    Wie könnte es das auch nach meinen Worten und vor allem nach meinen Taten?
    Dennoch stehen Euch diese Worte der Einsicht, Entschuldigung und Dankbarkeit von mir zu.
    Ihr habt Sie Euch redlich verdient.

    Mein Schwur an Euch…
    Ich werde Euren Sohn Linhard mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln beschützen.
    Von mir wird niemals eine Gefahr für Euren Sohn oder seine Kinder ausgehen, eher gehe ich",
    sagte Archibald respektvoll.

  • Marcella

    hatte Wolfi und ihren Meister Dave begleitet. Sie ging genauso nach vorne und schaute Brandur an. Marcella war nervös und ihre Hände schwitzten.

    „Eine Familie soll zusammenhalten. Das stimmt Brandur. Was ich über dich gedacht und gesagt hab, war aus Angst um Wolfi und meinen Meister. Eure Familie ist sehr kompliziert und gefährlich. Ich denke ihr alle hattet Angst. Du hast Versöhnung gesucht und ihr habt euch ausgesprochen. Du hast dein Versprechen als Familienchef gehalten und uns gegen den abscheulichen Vampir beigestanden. Auch wenn wir nichts miteinander zu tun hatten und ich nur der Lehrling von Dave und Wolfis Freundin bin, wünsch ich dir alles gute Brandur. Ich werde dich in gute Erinnerung behalten. Unser Anfang war schlecht dann soll unser Abschied gut sein. Gute Reise.“

    Sie lächelte ihn freundlich an und ging zurück zu Wolfi und Dave.

  • Maghilia

    schaute Brandur lange an bevor sie was sagte.

    „Du bist ein alter Narr und ein Dummkopf Brandur. So ein verrückter Idiot. Du hast ein Junge angenommen der nicht dein Sohn war. Ein Junge den niemand angenommen hätte, weil er ein nutzloser nichtmagischer Bastard ist. So sagen es die alten Wege. Sein Vater selber hätte ihn nicht behalten sollen. Das sagen die alten Wege um Wolfi zu schützen. Du hast ihn nicht nur behalten, du hast den Junge sogar adoptiert. Dein Bruder hast du als Geist an deine Seite gerufen. Dann hast du von Frieden, Versöhnung und Zusammenhalt geschwatzt. Du hast uns ganz schön viel Ärger gemacht, mit deiner Rumstreiterei.
    Und wofür das alles Brandur? Damit eine uralte Frau wie ich lernt, dass sich kämpfen, lieben und über den Tellerrand gucken doch lohnen kann. Danke Brandur und alles liebe für dich.“

    Maghilia lächelte ihn voller Wärme an, so wie sie es nur ganz selten im Leben getan hatte.

  • Melisande schaute über die Gruppe der Anwesenden. Fast alle aus der Familie waren erschienen. Glücklicherweise fehlte nun ihr persönlicher Peiniger Dunwin, anwesend war hingegen sein Wahlbruder Archibald. Das Monster und die Bestie. Das Monster war erneut gestorben, als Geistwesen wieder von dieser Welt gegangen, was Melisande beruhigte. Aber letztendlich schien er sich gewandelt zu haben, nachdem was sie von Dave gehört hatte.


    Das machte die alten Gräuel nicht ungeschehen, dies erteilte Dunwin keine Absolution, aber Brandur hatte ihm wie scheinbar auch der Bestie eine Lektion erteilt. Im Grunde ihnen allen, eine Lektion in Sachen Freundschaft, Zuneigung und Liebe.


    Brandurs Ziele waren ehrbar in Melisandes Augen.


    "Nichts muss so sein, nur weil es immer so gewesen ist, dass hast Du erkannt. Ich wünsche mir für uns alle Frieden, weil Hass tötet und jeder von uns doch nur das eine Leben hat. Du hast Deines für uns gegeben und noch vieles mehr. Ruhe in Frieden Brandur", sagte Melisande leise.

  • Wolfi hatte sich umgehend zu Ansgar gesellt, als dieser auf der Trauerfeier erschienen war. Anwolf hatte gehofft, gebetet und gefleht, dass sein Vater noch leben würde. Sie hatten weder eine Information erhalten, ob er noch lebte, noch konnten sie ihn selbst aufspüren. Sogar Brandur wusste angeblich nicht, wo Ansgar zu finden war.


    Scheinbar doch, denn es war zu einem finalen Kampf zwischen Brandur und Ansgar gekommen.
    Die Frage stellte sich nur, seit wann Brandur Ansgars Aufenthalt bekannt gewesen war. Aber wie Wolfi es auch drehte und wendete, letztendlich hatten ihn beide Männer - ein Vater und sein Großonkel aus ihrem Krieg herausgehalten.


    Mehr sogar noch, laut den Erzählungen von Ansgar, waren beide bereit gewesen für ihre Söhne zu sterben und hatten sich letztendlich versöhnt.


    Anwolf war ehrlich, er war froh darum, dass sein Vater nicht gefallen war. Alles andere wäre ein Lüge gewesen, aber Ansgar war nicht mehr die Person, die er einst kannte. Er war geschwächt, stützte sich schwer auf seinen Stab und das obwohl in Wolfi stützte. Er war abgemagert, geradezu hager, sein Gesicht wirkte ausgezehrt. Aber vor allem wirkte er unendlich müde.


    Selbst seine Art war eine andere geworden. Kannte Wolfi seinen Vater sonst nur als tobendes Energiebündel, war der Mann neben ihm scheinbar die Ruhe selbst. Stoisch, unerschütterlich, schweigsam - fast so als hätte er mit Dave die Rollen getauscht. Aber wenn man genau hinsah, dann sah man das Funkeln eines ungebrochenen Geistes in seinen dunklen, eingefallenen Augen.


    Er hatte eine schwere Verletzung davon getragen und eine erneute tiefe Wunde in seiner Seele kassiert, dessen war sich Wolfi bewusst. Aber beides würde heilen, dafür würde er sorgen. Und falls sein Vater etwas von dieser Ruhe behielt, würde er vielleicht auch Daves Hilfe annehmen und sich mit Fin aussprechen, sie wenigstens anhören. Dies hoffte jedenfalls Anwolf.


    Wolfi wusste, dass es Ansgar mit dem Frieden genauso ernst war wie Brandur. Ansonsten wäre er nicht auf dessen Beerdigung erschienen um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Dave erging es ebenso, er hatte den Frieden ausgehandelt und ihn ohne jeden weiteren Kommentar einfach aufgenommen. Natürlich war er sein Lehrling, aber er war nicht Daves Sohn. Sie hatten zusammengehalten als Onkel und Neffe, ohne jede Frage. Und was im Kleinen gelang, musste auch im Großen funktionieren.


    Anwolf hoffte, dass Ansgar auch bei Dave und Fingard genauso reagieren würde wie bei Brandur. Das er erkannte, das er hier völlig über reagiert hatte. Wolfi folgte Ansgars Blick. Sein Paps beobachtete Dave, nicht bösartig oder mit Rachegedanken, sondern missend.


    `Geh nachher zu ihm, er vermisst Dich auch´, übermittelte Anwolf.


    Ansgar strich Wolfi über den Kopf und küsste ihn auf die Stirn. Eine verbale oder mentale Antwort blieb er seinem Sohn schuldig, aber er schmunzelte ihn kaum merklich an.


    "Das ich Dich vermissen würde, wäre eine Lüge Brandur. Aber ebenso wäre es eine Lüge, würde ich behaupten, Dich gekannt zu haben. Alles was ich von Dir weiß ist, dass Du uns nichts angetan hast, obwohl Du es hättest tun können. Dass Du uns hättest aus der Familie verbannen können, es aber nicht getan hast. Dass Du Dich mit uns zur Verhandlung getroffen und den Frieden vereinbart hast. Dass Du zudem als es drauf ankam, Dein Wort gehalten und uns beigestanden hast.


    Und letztendlich, dass Du mir meinen Vater gelassen hast... trotz allem, oder gerade deswegen.


    Wer eine Maske trägt, kann nicht erwarten, dass man seine Tränen sieht. Die Masken habt Ihr beide zum Schluss fallen lassen und die Wahrheit gesehen, Ihr habt Euch selbst in den Augen des anderen gesehen. Vielleicht ist dies der beste Spiegel, den man sich wünschen kann. Man sagt den Augen schließlich nach Tor der Seele zu sein. Ich gebe Dir meinen Dank und meine besten Wünsche mit auf den Weg Brandur", sagte Wolfi freundlich.