Aimeric versus Archibald

  • Aimeric versus Archibald



    Mitten in der Nacht machte es sich Archibald auf der hölzernen Terrasse des kleinen Hauses im verborgenen Tal gemütlich. Entspannt lümmelte er sich in seinem Stuhl und betrachtete den nächtlichen Sternenhimmel.


    "Na Du", grüßte ihn eine unbekannte Person und hockte sich zu ihm.
    "Kennen wir uns?", fragte Arch lauernd.


    "Ja... Bruder...", grinste Aimeric und zündete sich genüsslich eine Rauchstange an.
    "Bruder?!?" Du lehnst Dich verdammt weit aus dem Fenster... wer immer Du bist...", zischte Archi.


    "Wer werde ich wohl sein?", lachte Aimeric leise.
    "Ein lebensmüder, geistesgestörter Irrer?", schlug Archibald vor.


    "Dunwin!", schnauzte Aimeric.
    "Was ist mit Dunwin? Und woher kennst Du ihn?", hakte Arch misstrauisch nach.


    "Ich muss in ganzen Sätzen mit Dir reden... Einst kannte dieser Körper Dunwin tatsächlich. Dies war einst Aimeric de la Cantillion. Sohn von Melville de la Cantillion. Und Melville war der Bruder von Magdalena. Magdalena die Ehefrau von Brandur, meinem Bruder. Während des Duells auf der Scholle der Cantillions war Aimeric Schiedsrichter. Als Brandur gegen Ansgar kämpfte und fiel, befahl er mir in diesen Körper zu fahren. Was ich tat. Und somit weile ich wieder unter den Lebenden, obwohl mein Bruder starb... sein letztes Geschenk an mich Archi", erklärte Aimeric.
    "Aber ja... dann kannst Du auch beweisen wer Du bist, korrekt?", fragte Archibald.


    Aimeric musterte Archibald wehmütig und nickte.
    "Frag nur, frag was immer Du fragen magst Archi...", sagte Aimeric leise.


    "Wann bin ich geboren?", fragte Arch.
    "Am 25.11.141 bist Du geboren Arch", grinste Aim.


    "Glückstreffer, gut geraten. Wo?", bohrte Archibald weiter.
    "Glückstreffer?... In Shohiro", gab Aim zurück.


    "War ja nicht sonderlich schwer, korrekt. Erhöhen wir mal die Schwierigkeit. Ich habe ein Hobby, welches?", fragte Arch.
    "Du sammelst Spielzeug, Stofftiere, mechanisches, organisches Spielzeug...", antwortete Aimeric.


    "Stimmt. Was geschah am 09.12.157? Was für ein Datum ist das?", fragte Arch, nahm sich eine von Aimerics Rauchstangen und zündete sie sich an.
    "Du hast Deine Familie ausgelöscht, da Dein Vater herausgefunden hat, dass Du Spielzeug sammelst. Ich war dabei, Du hast mir Deine Sammlung gezeigt... das erste Mal in unserer Freundschaft...", flüsterte Aimeric.


    "Was habe ich Dir dort geschenkt?", wollte Archibald wissen.
    "Eine Kette aus Rotgold, mit einem Taubenei großen Rubin. Der Stein trägt den Namen, das Herz der Grausamkeit. Es war die Kette Deiner Mutter. Du hast ihr das Schmuckstück vom Halsstumpf gezogen, als Du sie enthauptet hast", wisperte Aimeric.


    Archibald musterte seinen Gesprächspartner mit Argusaugen.


    "Wie hieß meine erste Sklavin? Und welchem Volk gehörte sie an?", hakte Archibald nach.
    "Tarul, es war eine kleine Arashi", beantwortete Aimeric die Frage.


    "Wie hieß mein persönlicher Hiwi aus Dunwins Stab? Wie hieß der Fußsoldat? Und wie war sein Spitzname?", führte Archibald sein Verhör weiter.
    "Dein Hiwi hieß Kazar, aka die Narbenfresse. Das dusslige Schwein war oft Millimeter davor, von mir abgestochen zu werden. Wenn ich Dir was erlaubt habe, galt das für Dich von Dornburg. Du kannst Zugeständnisse nicht weiterreichen...", knurrte Aimeric.


    "Richtig... absolut... richtig. Was esse ich am liebsten?", fragte Arch und blies Aimeric den Rauch ins Gesicht.
    "Vierjährige Kinder....", gab Aim grantig zurück, was Archibald schallend loslachen ließ.


    "Touche´... Aimeric, Du bist gut informiert. Was geschah am 17.08.165?", fragte Arch lauernd.
    "Am 17.08.165? Puh da muss ich überlegen...", gestand Aim.


    "Überleg... überleg ganz genau... Aimeric", schnurrte Arch und lächelte.
    "Droh mir nicht Archibald, ich weiß was Dein Lächeln bedeutet... Ich komme nicht drauf... tut mir leid... Also was war dort?", seufzte Aimeric nach einigen Minuten des Überlegens.


    "Nichts...", lachte Archibald, während Aimeric ihn giftig anfunkelte.
    "Bei Dir weiß man nie wo man dran ist von Dornburg!", murrte Aim.


    "Wenn Du mein Bruder bist... sag mir unseren Satz ins Gesicht... ich glaube Dir, aber ich muss die Worte hören... sag es!", befahl Arch schneidend.
    "Die Bande der Liebe und der Freundschaft werden mit dem Tod nicht durchschnitten... Frau von Jesper", grinste Aimeric.


    "Frau von Jesper... Du bist bekloppt... wobei... nein", antwortete Arch und schlug sich schlagartig ergriffen eine Hand vor den Mund, "er war es... ER! Du wurdest ja nur beschenkt, Du hast dafür ja nichts getan. Das kannst Du ja nicht. Du wurdest durch ihn gesegnet, zurückgebracht... zu mir...".


    "Ja Bruder... aber nenne mich bei meinen neuen Namen... und wir müssen uns kennenlernen... Du verstehst schon...", flüsterte Aimeric.


    "Ich verstehe gar nichts mehr...", gestand Arch und starrte mit Tränen in den Augen erneut zu den Sternen auf, "Danke...".


    Aimeric setzte sich mit seinem Stuhl ganz dicht neben Archibald und legte ihm einen Arm um die Schulter. Rauchend, schweigend und lautlos weinend starrten beide in den Nachthimmel.


    Nach einer gefühlten Ewigkeit brach Archibald das Schweigen.
    "Wie? Warum?", fragte er kaum hörbar.


    Aimeric kam dem Wunsch seines besten Freundes nach und erzählte davon, wie sie die Verstoßung von Ansgar per Brief erhalten hatten. Wie sie nach Souvagne aufgebrochen waren und dass dort niemand anderes anwesend war auf der Scholle der Cantillions, als besagter Aimeric de la Cantillion.
    Begleitet wurde Brandur natürlich von Linhard, ihm - Dunwin und Chirag.


    Chirag erhielt an der Grenze Souvagnes erst einmal den Schock seines Lebens - wenn man von dem seiner Geburt absah.


    Der Grenzposten teilte ihm mit, dass er kein de Dupont mehr sei, sondern dass seine Familie aufgrund Majestätsbeleidigung aus Souvagne verbannt worden war. Das Wappen war gebrochen und aus der Heraldik entfernt worden. Die Burg der de Duponts war sogar geschliffen worden und die Familie wurde aus Souvagne gejagt wie Schwerverbrecher.


    Der Grund hierfür war das Geschenk dass, wie könnte es anders sein, Chirag dem Duc de Souvagne überreicht hatte. Es handelte sich um einen Barden der grauenvoller wohl nicht singen konnte. Der Großherzog fühlte sich aufs tiefste gekränkt und beleidigt. Aus diesem Grund wurde die komplette Familie verbannt - und Chirag erfuhr davon erst an der Grenze.


    Die erste Hürde war also damit, erst einmal Einlass in das Land zu bekommen. Brandur verlangte eine Amtsperson zu sprechen und hier erschien nun Comte Aimeric de la Cantillion. Nach einem längeren Gespräch gelang es Brandur, diesen davon zu überzeugen sie erst einmal in seinem Haus anzuhören.


    Wie sich herausstellte, waren zwar alle anderen männlichen älteren Verwandten von Aimeric nicht im Haus - dafür aber Ansgar!


    Brandur erklärte Aimeric die Situation, aber leider wurde sie vor Ort nicht besser, sondern verwirrender. Ansgar war mittlerweile eingebürgerter Souvagner. Dies bedeutete, Verbrechen die er außerhalb Souvagnes beging, interessierten in Souvagne niemanden. Dort galt er als unbescholtener Bürger, auch wenn er dreimal täglich über die Grenze lief und im Ausland Leute meuchelte. Ferner teilte Aimeric ihnen mit, würde die Souvagne Landsleute niemals an andere Länder ausliefern.


    Der junge Comte forderte die Gruppe dazu auf mit Ansgar persönlich zu sprechen. Brandur stimmte dem zu, aber nicht ohne gleichzeitig einige Wachen zu ihrer Sicherheit zu verlangen. Aimeric kam dem Wunsch nach.


    Und so kam es nach langer Zeit zu einem erneuten Treffen zwischen Brandur, Linhard, Chirag, ihm selbst und Ansgar.


    Das Gespräch begann Feindseelig, wie sich jeder vorstellen konnte. Wechselte von der einen Seite auf die andere Seite, mal beschuldigte Ansgar und Brandur blieb die Ruhe in Person, dann wandte sich das Blatt und Ansgar lenkte ein, während Brandur wütend wurde und misstrauisch blieb.


    Er selbst hatte sich mit Chirag dazu hinreißen lassen, Ansgar genau damit zu quälen, was ihm einst angetan wurde, bis ihn Brandur, wohlberechtigt, zur Ruhe rief.


    Brandur verlangte eine Antwort auf seine Frage, was Ansgar nun zu tun gedenke. Er wollte ganz sicher gehen, dass dieser seinem Linhard nicht mehr zu schaden gedachte.


    Am Ende des Gesprächs hatte Ansgar sogar zugegeben nur noch seine Frau Fingard und Dave töten zu wollen, da er sich von ihnen verraten fühlte. Brandur erklärte ihm in aller Ruhe, dass die beiden sich nur nicht an Ansgars Krieg beteiligt hätten. So wie man Ansgar kannte, sah er die Sache für einen winzigen Moment ein, um einen weiteren Augenblick später erneut zu explodieren.


    Letztendlich verlangte Brandur ein Duell um die Sache ein für alle male zu klären. Das Duell wurde auf Mitternacht festgesetzt.


    "Es war Mitternacht, wir warteten im stockdunklen Hof auf unseren Kontrahenten, aber er ließ sich nicht blicken. Zuerst hatte ich die vage Hoffnung, dass er sich vielleicht wieder drücken würde. Das man am Morgen darauf doch noch einmal miteinander reden könnte.


    Aber die Zeit des Redens war für Brandur schon lange vorbei...
    Sie war nach dem Gespräch im Amtszimmer vorbei, nachdem er das Duell gefordert hatte. Ich denke er war genau wie ich des Redens einfach müde geworden. Und das Misstrauen saß genauso tief bei ihm, wie bei mir. Er hatte wesentlich mehr zu verlieren als ich, aus dem Grund konnte ich gut zu weiteren Gesprächen aufrufen. Für ihn stand das Leben von Linhard und sein eigenes auf dem Spiel. Niemand weiß besser als wir wie es sich anfühlt, in ständiger Bedrohung zu leben...


    Das wusste Brandur, das wusste Ansgar, dass wusste ich... Linhard wusste es zum Glück nicht. Jedenfalls wuchs er nicht unter permanenter Todesangst auf. Er kennt eine weitaus genauso schlimme Form der Grausamkeit, Isolation. Aber bis zum Eklat auf der Hochzeit kannte er seine eigene Familie nicht als tödliche Bedrohung.


    Und Brandur hatte wie immer Recht. Hatten wir nicht geschworen den alten Wegen zu entsagen?
    Wie sollte er dann eine tödliche Gefahr für sein Kind in der Welt belassen? Auch wenn diese Gefahr mein Kind war. Ich habe es letztendlich zerstört und zu dem gemacht was es ist - Linhards Peiniger.


    Nie wieder soll einer der Unseren in permanenter Angst aufwachsen.
    Nie wieder soll einer der Unseren sein eigenes Blut fürchten müssen.


    Also kämpften wir, so wie wir von Anfang an hätten kämpfen müssen, Seite an Seite als Brüder!


    Aber wir kämpften nicht nur Seite an Seite, sondern als eine Person. Als es im Kampf nötig wurde, ergriff ich die Kontrolle über Brandurs Körper auf seinen Befehl hin. Zwei Seelen... ein Körper... ein Ziel... Eins-Sein...


    Nie waren wir uns näher als in diesem Moment...
    Was wir mit diesem Zusammenhalt früher hätten erreichen können wurde mir da erst in voller Tragweite bewusst. So hätte es sein sollen, so hätte es sein müssen und so würde es nach diesem Kampf für immer sein.


    Ansgar griff uns mit Messern an und ich wich so gut es ging mit Brandurs geschundenen Körper aus. Es sah nicht gut für uns aus, so befahl Brandur den Knochendrachen zu benutzen. Ich rammte Ansgar den Flügelbug des Knochendrachen mit brachialer Gewalt vor die Brust. Ausgeführt wie ein Handkantenschlag, nur mit dem Unterschied des Gewichtes dass dahinter steckte und dem Dorn, der auf dem Flügelbug prangt. Ich riss ihn von den Beinen und schleuderte ihn mehrere Meter zurück. Er hatte keinen Schutzzauber oder ähnliches auf sich gelegt...


    Er blieb einfach liegen und rührte sich nicht mehr. Brandur lag ebenfalls auf dem Boden, für seinen Körper waren die Strapazen des Kampfes zu viel. Zuerst vermutete ich eine List von Ansgar, aber es war keine.


    Und auf einmal, urplötzlich, war es vorbei.


    Brandur befahl mir, Ansgar neben sich abzulegen, was ich umgehend tat. Ansgar bat Brandur es zu beenden und danach den Brief an Wolfi abzuschicken den er bei sich trug. Vorher riss er sich eine Kette vom Hals, eine Kette aus Messing... er konnte keine Magie während des Kampfes anwenden.
    Er wollte sich bewusst von Brandur töten lassen...


    Brandur verlangte den Brief...
    Der Brief...", erklärte Aimeric und stockte.


    "Was stand in dem Brief?", fragte Arch leise.


    "In dem Brief stand:


    Lieber Wolfi,


    sobald Du diesen Brief in Händen hältst, verweile ich bereits im Nexus.
    Sie wollten mir kein Leben schenken, sie wollten es mir nehmen.
    Seit meiner Geburt trachteten sie mir stets nach dem Leben.
    Heute haben sie es erhalten.


    Ich bin müde Wolfi, verzeih mir. Weine nicht um mich, ich habe diesen Weg freiwillig gewählt.
    Man kann nichts töten, was nie lebte. Ich war Ihre Totgeburt.
    Es hätte mich nicht geben sollen, aber meine Existenz brachte etwas Gutes hervor - Dich.
    Du bedeutest mir alles Wolfi.


    Das Chevalier-Lehen de Chouinard in Souvagne, Lehen Nummer 4, unterstellt dem Comte de la Cantillion vererbe ich Dir, ebenso den Titel Chevalier Anwolf de Chouinard. Eine Bitte Wolfi, kümmere Dich um Anna und Dein zu erwartendes Geschwisterchen.


    In Liebe


    Dein Papa


    Vor dem Lesen bat Brandur um Licht, so verließ ich den Knochendrachen und beleuchtete mit meinem astralen Körper den Brief, folglich las ich die Zeilen ebenso.


    Ich weiß nicht was wir erwartet hatten, Brandur vermutlich genauso wie ich einige letzte Zeilen des Hasses? Ein letzter Aufruf Linhard anzugehen oder seine Häscher zu töten?


    Aber nichts davon stand in dem Brief, es war ein Brief von einem Vater an seinen geliebten Sohn. Ein Brief wie ich ihn selbst nie geschrieben hatte, weil ich mein ganzes Leben über blind gewesen war. Blind vor Hass und vor Angst auf Alastair, aus Wut und aus Neid auf meine Brüder und ich ließ es an jenen aus, die am wenigsten dafür konnten. An jenen die überhaupt nichts für mein Leid konnten und ich benutzte Dich dazu Arch...


    Brandur las die Zeilen und er verstand, dass Ansgar nur das war, was ich der Welt hinterlassen hatte. Er schenkte ihm das Leben.


    Aber nicht nur ihm sondern auch mir...
    Erneut...
    Wieder einmal...


    Niemand hat den Tod mehr verdient als ich...
    Aber er schenkte mir das Leben...
    Bot mir den Körper Aimerics an...
    Weshalb? Wieso? Warum? Ich weiß es nicht...


    In erster Linie um Linhard zu beschützen?
    Um meine Schuld abzutragen?
    Um etwas von meinen Verbrechen revidieren zu können?
    Oder einfach nur weil Brandur mich ebenfalls liebte?


    Warum auch immer, er tat es...
    Er rettete mein Leben, während er selbst starb...
    Ich fuhr in diesen Körper und er band mich daran...
    Der mächtigste Ghul, so sagte er. Ich weiß nicht was das bedeutet, ich weiß nur, dass dieser Aimeric irgendwo noch in den Tiefen dieses Körpers steckt. Es ist so... als müsste ich ihn in einer Kammer gefangen halten... aber wenn ich mich auf ihn konzentriere, dann höre ich ihn schreien...


    Was scherte es Brandur?
    Was schert es mich?


    Nun er ist kein Hohenfelde...
    Und er ist keiner von meiner Wahlfamilie...


    Ich werde das Geschenk meines Bruders annehmen, achten und ich werde meine zweite Chance nutzen Archibald... Meine zweite Chance wird auch Deine sein... Du wirst an meiner Seite sein... im Guten diesmal.


    Als Brandur und Ansgar nebeneinander lagen, flehte Lin Ansgar an Brandur zu retten...
    Papa rette Paps...
    Linhards Worte schnürten mir die Kehle zu.


    Und er tat es. Ansgar versuchte tatsächlich Brandur zu retten...
    Er reicht ihm die Hand und tat irgendwas magisches...
    Brandur nahm die Hand.


    Ich rief in dieser Gestalt nach dem Heiler, aber als er kam, war es bereits zu spät.
    Brandur war tot.


    Brand hielt die Hand von seinem Enkel Ansgar und starb umgeben von Leuten die ihn liebten.
    Seine letzte Order war, Ansgar soll leben und dies wird er auch...


    Wir baten eines der Himmelsaugen um Hilfe, das sind Geistmagier, der Mann sollte Davard kontaktieren. Dave holte uns mit einem Greif ab.


    Als Dave vor Brandur stand und versuchte zu verstehen, was er sah - sah ich in seine Augen.
    Ich sah einen Abgrund aus Verzweiflung...
    Ich sah ihn, so wie er eigentlich ist oder wäre, wenn ich ihn nur gelassen hätte...
    Er sieht mir ähnlich... so verdammt ähnlich...
    Und er hat um Brandur geweint...


    Er darf nie erfahren, wer ich wirklich bin Archibald, denn ich werde es als Aimeric wieder gut machen. Jedenfalls ein klein wenig und dann wenn die Zeit reif ist, werde ich es ihm selbst sagen. Dann werde ich ihm verraten wer ich bin und was es mit diesem Körper und meiner Maskerade auf sich hatte.


    Vor langer Zeit sagte Dave einmal einen weisen Spruch - manchmal muss jemand sterben, damit ein anderer leben kann.


    Wir hören jetzt auf mit dem sterben und beginnen zu leben.
    DAS ist meine Order, im Namen meines Bruders und Du wirst Lin und mir folgen", sagte Aim.


    "Niemals zuvor habe ich mich so in einer Person getäuscht wie in Brandur, er verdient meinen höchsten Respekt und meinen Dank. Niemand aus Deiner Familie wird mehr sterben, ich folge Dir wie immer und ich weite meinen Schwur auf Linhard aus, Ominas Haere - Treue über den Tod hinaus.


    Ansgar schrieb weise Worte... es hätte uns alle wohl nicht geben sollen. Wir sind alles Totgeburten Aim, unsere Eltern haben uns schon getötet, bevor wir den ersten Atemzug nahmen. Und dies ändert sich auch nicht, wenn wir lebendes Fleisch fressen, wir bilden es uns nur für einige winzige Augenblicke ein, während wir fressen. Für den winzigen Moment des Glücks.


    Aber wer wären wir, wenn wir so leicht aufgeben würden hm? Wir haben es bis hierher geschafft, dann schaffen wir auch noch den Rest des Weges. Gemeinsam, Seite an Seite, so wie es sich Dein Bruder wünschte. Ich habe ihm Unrecht getan, denn wir beide kämpften für die gleiche Sache.


    Noch ein Punkt, ich werde Dich versorgen, Du weißt was ein Ghul isst?", fragte Arch.
    "Was isst ein Ghul?", hakte Aimeric nach und lehnte seinen Kopf gegen den von Archibald.
    "Leichen... Menschenfleisch...", schmunzelte Arch, wischte Aimeric die Tränen weg und küsste ihn auf die Stirn.


    "Menschenfleisch?", fragte Aimeric perplex.
    "Menschenfleisch", bestätigte Archibald.