Der Mini-Morgenstern

  • Der Mini-Morgenstern



    Archibald musterte das kleine Baby in seinen Händen, ehe er Dave fixierte und von einem Ohr zum anderen grinste.


    „Meiner Meinung nach, haben wir eine neue Verhandlungsbasis. Du lässt mich ziehen und gibst den Weg frei und dem Stück Fleisch hier geschieht nichts… andernfalls…“, grinste Archi noch breiter und ließ seinen Satz unvollendet.
    „Es gibt kein andernfalls. Du wirst diesen Raum nicht lebend mit ihr verlassen“, zischte Dave und zückte seinen Dolch. Zwar war die Antwort des Magiers an seinen Gegner gerichtet, aber er ließ keine Sekunde seine Tochter aus den Augen.


    „Das ist korrekt, da ich untot bin, werde ich diesen Raum nicht lebend verlassen.
    Stell Dir nur die Möglichkeiten vor…
    Grauenvoll… genussvoll…
    Ich könnte sie beißen… sie würde für ewig ein Baby bleiben…
    Abhängig von mir… davon dass ich sie mit Blut versorge… nur hat meine Versorgung einen Preis… sie versorgt mich… so wie einst Ihr Vater, das kleine unersättliche Miststück…
    Stell Dir das nur vor, eine unbegrenzte Ewigkeit lang, Teil meiner Spielzeugsammlung… wir bleiben sozusagen durch Blut verbunden…“, säuselte Archi grinsend.


    „Du widerwärtiges, krankes Tier. Lieber erlöse ich sie, als das Du mit ihr entkommst. Du wirst ihr nichts antun. Aber sollte sie durch Dich fallen, gleichgültig wer die Waffe führte, wirst Du bereuen jemals geboren worden zu sein. Denn was Du kannst, kann ich auch. Du nimmst mir meine Tochter, dann nehme ich Dir Deine Drecksvieh“, knurrte Dave so drohend, dass jedes Missverständnis ausgeschlossen war.


    Arch Gesicht hatte schlagartig einen mörderischen und todernsten Ausdruck angenommen.
    „Meine Tochter?!?“, fragte er lauernd.


    Archibalds Hand schloss sich fester um das kleine Baby. Die Nägel bohrten sich fast in ihr weiches, warmes Fleisch. Aber Irmina schrie nicht und sie weinte nicht, ganz so, als ob sie sich der tödlichen Gefahr bewusst war in der sie schwebte.


    Ihre großen, dunklen Augen schauten ihren Vater an. Dave hätte aus Angst am liebsten den Blick abgewandt, aber das tat er seiner Tochter nicht an. Das hatten seine Verwandten ihm angetan - wegschauen, weghören, ignorieren… um nicht sehen zu müssen. Er würde sich alles anschauen, um es zu verhindern oder falls dies nicht möglich war um es umgehend zu rächen.


    „Derya Littneaux… Tochter der Bestie. Wie das Schaf, so das Lamm, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Solltest Du beabsichtigen, dass diese verdrehte Kreatur am Leben bleibt, gibst Du meine Tochter frei und ich verzichte darauf Deine abzuschlachten.


    Kassiert meine Tochter auch nur einen Kratzer, erlebt Derya ein Schlachtfest.
    Ihr Daddy hat „dem unersättlichen, kleine Miststück“ ja beigebracht wie man jemanden mit Schmerzen beglückt.


    Und glaub mir Archi-Schätzchen, das Miststück hat sich weitergebildet. Deine Tochter wird sich wünschen, dass man sie erlöst, aber Daddy hats versaut“, säuselte Dave zurück.


    Arch musterte Irmina in seinen Krallen. Man sah seinem Gesicht die Überlegung an, die ihm durch den Kopf ging, seinen inneren Kampf den er auskämpfte.


    „Wag Dich nicht sie auf den Boden oder ins Bett zu knallen. Und wage Dich ja nicht sie zu werfen! Dann schicke ich Dir eine Puppe geschnitzt aus den Fleischklumpen Deiner Tochter! Leg sie einfach vorsichtig hin und verpiss Dich ein für alle male aus unserem Leben. Ansonsten trag die Konsequenzen!“, grollte Dave.
    „Wer hat gequatscht? Jesper oder Dunwin?“, fragte Archibald kalt.


    „Gib sie frei“, hielt Dave dagegen.
    „Wer?!“, fauchte Arch.
    „Leg… sie… hin!!!“, donnerte Dave.


    Arch leckte sich über die Lippen und steckte seine Waffe weg. Er packte Irmina behutsam mit beiden Händen und hielt sie Dave hin.


    „Hier nimm“, gab von Dornburg klein bei.
    „Ich bin kein Idiot, leg sie hin. Sobald ich sie im Arm habe, bist Du wieder bewaffnet und sie ist tot. Ist es Dir ernst damit, leg sie ab“, befahl Dave.


    Arch musterte Dave mit schräg gelegtem Kopf.


    „Nein… ich hätte Dich getötet. Sie hätte ich nicht getötet… “, gab Archibald zurück und legte Irmina vorsichtig zurück in ihr Bett.
    „Sie hättest Du NOCH nicht getötet Dornburg… Du hättest ihr weitaus Schlimmeres angetan“, hielt Dave dagegen.


    „Oder so…“, gab Archibald zu.

    Daves Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. In der gleichen Sekunde griff Arch auf seine Gabe zurück, verwandelte sich in eine Fledermaus und flog wie ein kleines Geschoss zum Fenster hinaus. Dave hingegen war im selben Moment bei seiner Tochter und riss sie schützend an sich. Er drückte sie fest an seine Brust und küsste sie auf den Kopf.


    „Tapfere kleine Maus. Nicht alles was bei uns üblich war, war schlecht. Das Fenster verpönt waren zum Beispiel. Du bekommst ein neues Zimmer, eins ohne Fenster. Wobei nein. Du bleibst einfach die ganze Zeit bei mir, egal wo ich bin. Man sieht ja nicht mal eine Sekunde darf man Dich allein lassen. Zum Glück ist Dir nichts passiert, er hätte Dich nicht bekommen. Niemals“, flüsterte Dave Irmina zu.


    Sie musterte ihn mit großen Augen und klatschte in ihre Hände. Dave blinzelte kurz und grinste sie dann schräg an.


    „Ich sollte Dir eine Rassel mit Stacheln schenken. So einen Mini-Morgen-Stern. Falls Dich wer Böses hochheben will, schlägst Du ihm einfach den Schädel ein“, gibbelte Dave.



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