Die Wiedererweckung des Brandur von Hohenfelde

  • Alexandre kniete vor dem steinernen Abbild Ainuwars, die Finger ineinander verschränkt und tief im Gebet versunken. Seine Lippen bewegten sich lautlos, die Augen hielt er geschlossen. Ein dünner Schweißfilm glänzte in seinem Gesicht, obwohl es hier unten in den Gewölben stets kühl war.
    Ciels Gebet war längst zu Ende. Er hatte es kurz und pragmatisch formuliert gehabt. Er hatte Ainuwar angerufen, ihn dazu angehalten, das Ritual gelingen zu lassen und gefleht, dass sein Mentor es überleben mochte. Was Alexandre all die Zeit lang mit der Gottheit vereinbarte in seiner lautlosen Zwiesprache, war dem Prince unbekannt. Das Gebet währte nun schon über eine Stunde. Insgeheim fragte Ciel sich, ob sein Meister sich vielleicht fürchtete und darum Zeit schinden wollte, doch dann schalt er sich selbst einen Narren. Alexandre spürte keine Angst. Er war es selbst, der sich fürchtete. Er unterbrach ihn daher nicht und wartete, bis sein Lehrer sich von allein wieder erhob. Endlich war es so weit. Ciel hatte auf diesen Augenblick gewartet, aber nun erfasste ihn noch größere Furcht als zuvor, denn nun würde es beginnen.
    »Ich gestatte dir, das Ritualmesser für mich zu tragen«, sprach der Erzhexer, während sein Blick unruhig hin und her huschte, aber niemals dem seines Schülers begegnete.
    »Meister...«, begann Ciel, doch wurde sogleich unterbrochen.
    »Ruhe. Ich wünsche keine Sentimentalitäten. Die Risiken einer Wiedererweckung sind allen Teilnehmern bekannt. Die Verantwortung trage ich allein und sie ist entsprechend in guten Händen, also übe dich in Gelassenheit.«
    Der Prince schwieg. Gern hätte er sich noch einmal in aller Form von seinem Mentor verabschiedet, nur für den Fall, dass dieser bald nicht mehr unter ihnen weilte. Es gab so vieles, was er Alexandre noch hatte sagen wollen, doch es war ihm nicht gestattet. Der Meister allein hatte die Hoheit über alle heutigen Abläufe inne.
    Ciel biss sich so fest auf die Unterlippe, dass ein dünner Blutfaden sein Kinn hinablief. Erst jetzt erbarmte der Meister sich, doch noch einen letzten Augenblick innezuhalten.
    »Ich weiß, dass dass du besorgt bist, weil ich in keinem guten körperlichen Zustand bin. Nachdem ich in den letzten Jahren gleich zwei Wiedererweckungen durchgeführt habe, ist mein Körper aufgezehrt. Aber ich benötige jetzt keine Abschiedsworte, die mich an mein nahende Ende denken lassen. Unsere Kunst schenkt Leben, auch wenn sie mir selbst den Tod bringen kann. Dieses Leben zu schenken ist, wofür ich hier bin, denn auf keine andere Weise ist es mir vergönnt, mein Erbe auf Asamura zu hinterlassen.«
    »Hättest du gern Kinder gehabt?«, fragte Ciel leise und wischte sich das Blut vom Kinn.
    »Du sollst dein Blut nicht abwischen, sondern auflecken, um das Eisen im Körper zu halten. Ein eventueller Kinderwunsch meinerseits steht nicht mehr zur Debatte. Aber es erfüllt mich mit einer gewissen Zufriedenheit, dass meine Lehre in dir weiterleben wird. Was andere ihren Söhnen beibringen, habe ich dir hoffentlich ein wenig beibringen können.«
    Ciel machte einen Schritt nach vorn, schlang die Arme um Alexandre und drückte ihn an sich. Er merkte, dass sein Lehrer die Umarmung nicht mochte und dass er ihn wegschieben wollte. Aber Ciel war stärker, obgleich er einen halben Kopf kleiner war. Alexandre war vollkommen untrainiert bis hin zu Anzeichen von Muskelschwund. Das Fleisch auf seinem von Natur aus breiten Kreuz war ganz weich. Ciel drückte ihn an sich, um seinen Herzschlag zu spüren. Tatsächlich war der Meister dank der Meditation körperlich ganz ruhig. Wetter zitterte er, noch raste sein Herz.
    »Sag jetzt nichts«, bat Alexandre. »Bitte. Ich weiß, was du sagen willst. Es wäre für mich nicht zu ertragen.«
    Ciel nickte. Er erfüllte den Wunsch seines Lehrers und schwieg, während er Alexandres Nähe regelrecht in sich aufsog. Der Erzhexer ließ es über sich ergehen, bis der Prince von allein wieder von ihm abließ. Ciels Gesicht drückte eine Gefasstheit aus, die er mitnichten empfinden konnte. Er trat einen Schritt zurück und verneigte sich respektvoll, dann holte er die lange schmale Kiste, in welcher sich Alexandres Ritualmesser befand.
    Der Meister gab den Weg vor und sein Schüler folgte ihm. Beide trugen die Roben, welche sie als Bluthexer auswiesen - Ciel die dunkelgraue Adeptenrobe, die er schon bald durch die schwarze Robe des Hexers ersetzen würde und Alexandre war in Dunkelrot gewandet. Sie trugen die Kapuzen auf dem Kopf und das Zingulum um die Hüfte, einen Strick, der als Gürtel diente und für die Entsagung vom Weltlichen stand.
    Verstohlen blickte Ciel auf Alexandres Rücken. Er ging aufrecht und zügigen Schrittes. Für seinen Herrn zu bluten war, wofür der Erzhexer lebte, dafür, den kümmerlichen Rest seines Lebens zu opfern, damit Souvagne weiterbestehen konnte. Sein Vermächtnis. Nur, dass die heutige Wiedererweckung nicht Souvagne diente, sondern einem Naridier. Einem von Hohenfelde, der außer der Tatsache, dass er der Schwiegervater eines der Prinzen war, nichts mit dem Haus Souvagne zu tun hatte. Ciel merkte, dass er vor Wut das Kästchen fester hielt als nötig. Das war nicht, wofür die Bluthexer gedacht waren, das war nicht, wofür er Alexandre opfern wollte! Doch er war lediglich ein Adept, wenngleich von blauem Blut, so doch im Tempel nur ein Schüler unter vielen. Er würde Alexandres Konzentration nicht stören, indem er seine Bedenken aussprach, unwürdig herumjammerte oder die längst gefällte Entscheidung diskutierte. Er hatte als Prince alles, was er sich wünschte, und doch bekam er nun zu spüren, wie es war, vollkommen machtlos zu sein.
    Sie betraten das Vivarium, wohin die Novizen Brandurs Körper verfrachtet hatten. Der Raum war von unten beheizt, damit der gefrorene Leichnam auftaute. Das hatte einen gesamten Tag gedauert. Der Korpus lag entkleidet auf dem Rücken, die Hände auf der Brust gefaltet, ein Leinentuch über der Hüfte. Die Totenkleidung hatten die jungen Bluthexer, welche mit den Vorbereitungen beauftragt gewesen waren, gefaltet und auf das Tablett gelegt, welches die kleinere Statue auf den Händen hielt und das als Altar diente.
    Bevor die anderen Teilnehmer gerufen wurden, vergewisserte sich Alexandre, dass alles seine Ordnung hatte. Die Kerzen standen ebenso bereit wie das Räucherwerk. Das Vivarium war sauber geputzt bis in die letzte Gesteinsfuge und die Statuen geölt worden, um sie zu ehren und zu pflegen. Alexandre kniete sich am Kopfende des Leichnams nieder. Er hielt eine Hand über die kalte Stirn des alten Mannes, fühlte mit geschlossenen Augen und schien auf diese Weise die Luft über dem gesamten Körper zu ertasten. In Wahrheit spürte er nach dem Blut.
    »Die Kerntemperatur ist ausreichend hoch, genügend Blut ist vorhanden. Das Ableben erfolgte nicht aufgrund von externem Blutverlust, sondern aufgrund innerer Verletzungen, die innere Blutungen zur Folge hatten. Der Freiherr von Hohenfelde ist verblutet, ohne das Blut nach außen zu verlieren; es befindet sich nach wie vor im Inneren seines Körpers. Die Voraussetzungen einer Wiedererweckung sind somit gegeben. Also lass uns beginnen. Bitte die Teilnehmer herein.«
    »Ja, Meister.«
    Ciel begab sich ins Refektorium, den Speisesaal und Versammlungsraum des Tempels. An der langen Holztafel saßen sein Vater Duc Maximilien de Souvagne und Benito, der Heiler des Großherzogs. Ciel hatte ihnen Tonbecher und eine Kanne Wasser hingestellt, von dem sie getrunken hatten. Es war eigentlich nicht üblich, dass außer dem Erzhexer und seinem Gehilfen jemand den Ritualen beiwohnte. Die Bluthexerei war eine blutige und finstere Kunst, die sich schamvoll verborgen hielt. Man ahnte, dass die Bluthexer da waren und doch merkte man kaum etwas von ihnen. Sie vergossen schweigend ihr Blut, ohne Dank oder Anerkennung dafür zu wünschen. Es genügte ihnen, wenn man sie in Ruhe ließ, anstatt dass sie sich für ihre selbstschädigende Arbeit rechtfertigen mussten, die dem Wohle der Allgemeinheit diente und doch verachtet wurde. Aber heute wohnte Duc Maximilien jenem Ritual bei, bei welchem der Erzhexer die höchstmögliche Macht demonstrieren würde, zu der diese Art der Magie fähig war. Heute würde er das erste Mal mit eigenen Augen sehen, was der verrufene Bund von Bluthexern wahrhaft für Macht innehatte.
    »Darf ich Euch bitten, mir zu folgen?«, fragte Ciel seinen Vater und den Heiler höflich.
    Als sie das Vivarium betraten, kniete Alexandre bereits nackt hinter dem Kopf des Leichnams, die Hände vor dem Schritt verschränkt und in Meditation versunken. Kerzen und Räucherwerk waren entzündet. Die Nacktheit während der Rituale war einer der Gründe für den negativen Ruf, den die Bluthexerei genoss und Ursache obszöner Witze, so wie die regelmäßigen Selbstgeißelungen. Tatsächlich gab es für all dies jedoch einen pragmatischen Grund. In dem Falle, weil Eigenblut die wichtigste Zutat war und jeder einzelne Tropfen wertvoll. Ein Bluthexer konnte je Zauber nur eine bestimmte Menge seines Lebenssaftes opfern, ohne selbst größeren Schaden zu nehmen. Entsprechend durfte nichts vergeudet werden. Kleidung sog das kostbare Blut auf und war daher aus den großen Ritualen verbannt.
    Ciel wies wortlos auf die steinerne Bank, die in die Wand eingelassen war. Sein Vater und Benito nahmen dort Platz. Sie waren instruiert worden, keinesfalls die Konzentration des Meisters zu stören. Das Räucherwerk verströmte seinen herben, harzigen Duft. Ciel nahm in der Nähe seines Meisters Aufstellung, das ausgepackte Ritualmesser in beiden Händen vor sich haltend. Alexandre meditierte nach der kurzen Störung noch eine Weile, ehe er die Hand ausstreckte. Das Ritual konnte beginnen.
    Ciel reichte ihm das Werkzeug. Jeder Bluthexer bevorzugte eine andere Art von Klinge, doch die meisten Ritualmesser erinnerten an schwarze, krumme Skalpelle. Das Messer Alexandres war etwas größer, extrem gekrümmt, fast wie ein Haken, die schmale Klinge geschwärzt und rasiermesserscharf.
    Er wartete nicht, bis Ciel wieder an seinem Platz stand. Er stach er die hakenartige Spitze hinter dem Ohr tief in seinen Hals. Dann zog er sie in einer glatten Bewegung nach vorn und schlitzte sich von einem Ohr zum anderen die Kehle auf. Augenblicklich wurde sein Gesicht weiß. Eine rote Schürze von Blut breitete sich auf seiner vernarbten Brust aus. Doch es blieb nicht lange dort. Als roter Nebel stieg der Lebenssaft von ihm auf, als würde es von seiner Haut verdampfen. Binnen kurzer Zeit konnte man kaum die Hand vor Augen sehen, die Luft schmeckte nach Eisen. Schaudernd spürte Ciel den Lebenssaft seines Meisters bei jedem Atemzug in seine Lungen dringen. Ein unangenehm warmer Windhauch, wie ein großes Ausatmen, brachte die Luft dazu, um den Bluthexer zu zirkulieren, der stoisch am Kopfende des Toten kniete, nur noch ein Schemen im roten Nebel.
    Der Dampf verdichtete sich und nahm über dem Toten die Gestalt eines schwebenden Menschen an. Brandurs Seele wurde aus dem Nexus zurück ins Diesseits gezerrt. Die Sicht wurde frei, alles Blut sammelte sich an diesem Punkt. Die rote Gestalt legte sich auf den Toten, wo das Blut kondensierte, so dass der Leichnam völlig vom Blut überzogen wurde. Die Finger begannen zu zucken, dann auch das Gesicht.
    Im gleichen Maße, wie das Leben in den Verstorbenen zurückkehrte, wich es aus Alexandre. Sein Kopf sank mit geschlossenen Augen auf seine narbige Brust und er hatte sichtlich Mühe, sich weiterhin aufrecht zu halten.
    »Er soll aufhören«, rief Benito dazwischen. »Es ist genug!«
    Doch Alexandre beachtete ihn nicht. Seine Arbeit war keineswegs beendet, es reichte noch nicht, um Brandur endgültig zurückzurufen. Noch hatte er nicht genug geblutet.
    Das Blut aus seinem offenen Hals schwebte wie ein Band zu dem Toten, kroch in dessen Nase und Mund. Brandurs Kiefer öffnete sich und er schnappte nach Luft wie ein Ertrinkender, mehrmals hintereinander, ehe seine Atmung sich röchelnd normalisierte. Seine schlaffen Gesichtszüge strafften sich, die eingefallenen Wangen nahmen Form an.
    Das Gegenteil erlebte der Erzhexer. Kraftlos, als würde er jeden Augenblick in sich zusammensinken, legte Alexandre die Fingerspitzen auf Brandurs Glatze. Ein letztes Mal sammelte er all seine Konzentration, spürte nach den Vitalfunktionen und wirkte die Heilung der tödlichen inneren Verletzungen. Brandur hustete und rollte den Kopf hin und her, bewegte die Arme und Beine wie jemand, der einen Alptraum durchlebt, aus dem er versucht, zu erwachen. Alexandre half ihm über die letzte Schwelle.
    Als Brandur endlich mit flatternden Lidern die Augen aufschlug, hob Alexandre kaum sichtbar die Hand. Sofort eilten Benito und Ciel an seine Seite.
    Während Benito Brandurs weitere Rettung übernahm und die Heilung des verletzten Körpers vollendete, damit er nicht sofort wieder starb, ließ Ciel Alexandre gegen seine Brust sinken, schnitt sich die Pulsadern am Handgelenk auf und presste seine blutige Hand auf Alexandres auseinanderklaffenden Hals. Unter seiner Berührung begann sich die Wunde zu verschließen und der weitere Blutverlust wurde fast sofort gestoppt. Kurze Zeit später zeugte nur noch eine Narbe davon, was der Erzhexer sich soeben angetan hatte, um Linhards Vater zurückzurufen.
    Während Brandur sich keuchend und zitternd aufsetzte, blieb Alexandre regungslos, schlaff und schwer in Ciels Armen liegen und rührte sich nicht mehr.

    Avatar created with ePic Character Generator

  • Brandurs Rückkehr


    Brandur von Hohenfelde
    Es klopfte an den Gemächern von Linhard und Gregoire.


    Gaston
    Gaston begab sich zur Tür und öffnete diese. "Ja?", sagte er höflich und schaute den Mann freundlich an.


    Brandur von Hohenfelde
    Vor der Tür Stand ein junger Mann im Alter von ungefähr 20 Jahren. Er trug schwarze Kleidung nach naridischer Art, dazu einen Dreispitz und einen Gehstock. Sein Haupt zierte volles, dunkelblondes Haar, welches mit einer Schleife zu einem Zopf gebunden war. »Guten Abend. Ich möchte gern mit seiner Hoheit Prince Linhard sprechen.«


    Gaston
    verbeugte sich kurz. "Sehr wohl, wen darf ich ankündigen?", fragte er resepktvoll.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur schmunzelte. »Wenn du die Güte hättest, einen lange vermissten Verwandten vorzustellen? Ich weiß, dies ist nicht die übliche Art, aber ich möchte Linhard die Überraschung nicht verderben.«


    Gaston
    Gaston nickte. "Sehr wohl", sagte er freundlich und ging zurück in die Gemächer. "Ein Verwandter von Euch begehrt nach langer Abwesenheit Einlass Prince Linhard", erklärte der Leibdiener.


    Linhard von Hohenfelde
    "Dann lass ihn herein, ehe der Mann dort noch Wurzeln schlägt", grinste Lin.


    Gaston
    Gaston kehrte zur Tür zurück. "Tretet bitte ein, der Prince empfängt Euch", sagte Gaston und gab den Weg frei.


    Brandur von Hohenfelde
    »Vielen Dank, Gaston«, antwortete Brandur und trat, gehstocksetzend, in die Wohnung ein. Er schmunzelte Linhard nur an. Er wollte sehen, ob dieser ihn erkannte.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard musterte den eintretenden Mann und legte verwundert den Kopf schief, ehe er in Zeitlupe aufstand und zu diesem herüber ging. Eine Armlänge vor Brandur blieb er stehen und betrachtete ihn eingehend. Er erkannte ihn sofort wieder, da er sich ihm einmal bereits als Geist in dieser Form präsentiert hatte. Andernfalls hätte er selbst erst einmal überlegen müssen. Er wusste nicht, wie er reagieren sollte, also folgte er einfach seinem Gefühl und umarmte Brandur felsenfest. "Papa...", war alles was er leise sagte und drückte ihn noch fester an sich.


    Brandur von Hohenfelde
    »Mein lieber Junge«, erwiderte Brandur und drückte seinen Sohn fest an sich. Er hielt ihn sehr lange fest, spürte ihn, roch ihn. All die Empfindungen, die einem Geist verwehrt waren. Er hatte es vermisst, ihn körperlich spüren zu können, ihn väterlich in seine Arme zu schließen. »Du hast dein Versprechen gehalten. Du hast als erster unserer Familie wahrhaftig sogar den Tod besiegt.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Sich auf dieser Seite wieder zu treffen ist besser oder? Ich habe mein Bestes gegeben, alle Deine Wünsche zu erfüllen. Wir beschritten neue Wege, wir sind in Almanien, wir haben unsere eigenen Schollen, jede unserer Familie, ich habe Wiedergutmachung an Dave in Deinem Namen geleistet und letztendlich bist Du wieder an meiner Seite. Ich habe es nicht selbst vollbracht und ich hätte auch nicht mehr damit gerechnet, dass es noch geschieht. Hat Verrill Dreux überzeugt? Er hat nichts gesagt", flüsterte Lin.


    Linhard von Hohenfelde
    Greg: Gregoire gesellte sich zu den beiden dazu und umarmte auch beide. "Nein, ich habe nichts damit zu tun. So sehr ich Dir den Wunsch erfüllt hätte, es lag nicht an mir", gestand Greg ehrlich.


    Brandur von Hohenfelde
    Etwas steif und förmlich erwiderte Brandur die Umarmung von Gregoire, indem er ihm kurz die Hand auf den Rücken legte.
    »Maximilien selbst hat die Entscheidung getroffen, nachdem wir uns einige Male gut unterhalten haben. Ihm fehlte wohl ein weiterer Vater, mit dem er sich auf Augenhöhe über die Probleme unterhalten konnte, die das Vatersein so mit sich bringen. Ich selbst werde mich darüber sicher nicht beklagen, aber ich habe den Eindruck, Prince Ciel war über die Entscheidung weniger erfreut. Wenngleich ich mich zu erinnern glaube, dass er selbst einst diesen Vorschlag unterbreitete.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Ja das hat er Paps, er wollte Dich als Hofnekromanten einstellen, dass war seine Begründung. Ich habe mich noch darüber aufgeregt, weil ich ihn fragte ob er für einen Angestellten bereit wäre seinen besten Freund zu opfern. Verstehe mich nicht falsch, ich wollte dass man Dich rettet. Aber nicht um Dich als Marionette auszubeuten und zu missbrauchen. Er hätte Dir doch ständig unter die Nase gerieben, dass Du nur lebst, weil sein bester Freund starb. Jedenfalls ging ich damals davon aus. Heute weiß ich es auch besser. Er denkt ganz anders als wir. Vielleicht hat er sich mittlerweile eingestanden, was Alex ihm bedeutet. Was ja nicht schlecht wäre. So oder so, Hauptsache ist Du bist wieder da und eine ganze Spur jünger als Du gegangen bist. Wie fühlst Du Dich? Und wie hat es sich angfühlt zurück zu kehren? Hast Du noch Schmerzen oder sind sie weg?"


    Brandur von Hohenfelde
    »Die Rückkehr war noch unangenehmer, als die Beschwörung durch Osmund, das kann ich euch beiden sagen. Stellt euch vor, man würde euch lebendigen Leibes durch ein Sieb streichen. So hat sich die Rückkehr in den physischen Körper angefühlt. Und dann, einmal darin steckend, waren in der ersten Zeit die selben Qualen gegewärtig, welche ich auch bei meinem Ableben empfand. Nur, dass diesmal die Zeit rückwärts zu laufen schien. Anstatt immer schwächer zu werden, wurde ich immer stärker, bis ich meinen ersten Atemzug tat. In der Tat fühle ich mich, wie ich mich damals mit zwanzig fühlte und mein Leben ist frei von Schmerzen. Ich bin mit der Qualität dieser Wiedererweckung mehr als zufrieden.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Die Wiedererweckung klingt grauenvoll, aber Du hast schon anderes gemeistert Paps und für das Ergebnis, war es jede Qual wert. Leider kann man Schmerz nicht teilen, sonst hätte ich Dir die Schmerzen abgenommen, dass weißt Du. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Wir sind fast im selben Alter Paps, ist Dir das aufgefallen? Mir kommt gerade ein Gedanke, den wohl der gesamte Stab als Hirnfurz abtun würde, aber ich verrate ihn Dir heute Abend. Falls Du möchtest. Was möchtest Du jetzt tun? Worauf hast Du Lust? Möchtest Du was essen, was trinken, was rauchen? Was?", freute sich Lin ein Bein aus.


    Brandur von Hohenfelde
    »Ich werde diesen Körper behandeln wie einen Gral, ich werde ihn hegen und pflegen und ihm nur die besten Nahrungsmittel angedeihen lassen! Aber für heute, lasst uns ein wenig feiern. Eine Dorade mit Thymian, Limette und dazu einen lieblichen Weißwein läge im Fokus meines Interesses. Dazu würde ich mir eine süße Nachspeise und eine Wasserpfeife mit Fruchtpfeifenkraut wünschen. Wie sieht denn dein sogenannter Hirnfurz aus? Ja, wir beide dürften nun biologisch in etwa gleich alt sein. Ich kann dir kaum sagen, wie sehr ich dir für alles danken möchte, Xavier!«


    Linhard von Hohenfelde
    Gregoire gab Gaston ein Zeichen. "Ich kümmere mich darum und lass Euch beiden mal etwas allein", sagte er freundlich und verabschiedete sich mit einem schelmischen Nicken.


    Linhard von Hohenfelde
    "Du musst mir für nichts danken, wir sind ein Team Paps. Es kommt mir komisch vor Dich so zu nennen, wenn Du so alt bist wie ich. Mein Hirnfurz muss vorher eine Frage beantwortet bekommen. Möchtest Du noch einmal heiraten? Falls ja, warum heiratest Du nicht Verrill?", schlug Lin breit grinsend vor.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur schnappte nach Luft. »Meinem eigenen Sohn die Braut ausspannen? Mein lieber Xavier, wie seid ihr beide denn auf diese Idee gekommen! Und welcher Plan verbirgt sich dahinter? Du bist der Sohn deines Vaters, versuche nicht, mir weiszumachen, dass es keinen Plan gäbe!«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard musste über Brandurs entgeistertes Gesicht lachen. Es dauerte eine Weile, bis er sich wieder gefangen hatte. "Es gibt keinen Plan und Verrill weiß nichts davon. Das ist mir vor einigen Minuten einfgefallen, weil Du unser Alter hast. Du musst gar nichts Paps, Du kannst aber. Und Du spannst mir niemanden aus, Du gehörst dann dazu. Er wird vermutlich noch eine Frau heiraten. Im Gespräch war von Anfang an Magdalena de la Cantillion. Also würde Verrill Wolfi heiraten, würde Wolfi mir auch niemanden ausspannen. Mal als blöden Vergleich. Hey ich bin Ansgars Ableger und ich habe nicht gerade viel von ihm - aber die spontane Planlosigkeit hat er mir vererbt. Was ihn aber noch nie dran gehindert hat, trotzdem irgendein einen Schwachsinn zu verzapfen", prustete Lin und drückte Brandur an sich.


    Brandur von Hohenfelde
    »Über den Gedanken muss ich erst einmal nachdenken. Du bist mir einer, gleich in den ersten Minuten unseres Wiedersehens einen solchen Vorschlag zu unterbreiten! Oh, nun weiß ich, woher der Wind kommt. Es geht gegen Ciel! Ciel, der sich in Verrill vernarrt hat und der seinen besten Freund für mich opferte - dem nun auch noch das geliebte Geschwisterchen auszuspannen ausgerechnet durch mich, ist natürlich ein harter Brocken für den kleinen Prinz. Dabei dachte ich doch zwischendurch tatsächlich, ihr hättet euch versöhnt.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Das haben wir auch und Ciel war nicht mal Teil meines Gedanken, sondern Du - jung, Verrill - jung, ich - jung und es passt. Aber das mit Ciel stimmt, gegen zwei Hohenfelde kommt er nicht an. Aber dass muss er auch gar nicht, ich mag ihn wirklich, auch wenn er so dürre ist wie seine Geschwister. Aber überlegen wir mal nicht Hirnfurz-Artig sondern logisch. Wir wären dann weit mehr verbunden, wir wären Vater und Sohn und wir wären sowas wie Geschwister oder? Wie nennt man in Souvagne die Ehepartner von dem Ehemann? Wie soll ich das erklären, warte mal. Also von Maximilien die Frauen - dass sind alles seine Ehefrauen. Und er ist ihr Ehemann. Aber was sind Nathalie, Minette und Josey untereinander? Wie nennt man das? Das bist Du dann mit mir", lachte Lin.


    Brandur von Hohenfelde
    »Das kann ich dir nicht einmal genau beantworten, Xavier. Offiziell wohl nennt man sie angeheiratete Geschwister, wenn ich mich nicht täusche. Inoffiziell hängt dies wohl davon ab, wie die Konstellationen sind. Auch rakshanische Verhältnisse, wo jeder dann automatisch von jedem der Ehepartner ist, sind denkbar - in unserem Fall natürlich aufgrund des Verwandtschaftsverhältnisses außer Frage stehend. Nun, festzuhalten wäre mein Dank für dein Vertrauen, deine Ehefrau mit mir zu teilen und die Feststellung, dass Ciel mich hernach noch mehr hassen würde als je zuvor.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Ciel verwechselt da aber etwas Paps, Verrill ist mein Eigentum, mein Ehepartner und das wird er auch bleiben. Ciel kann sich gerne etwas von ihm wünschen oder besser gesagt von uns, aber verheiratet bin ich mit Verrill und nicht er. Er hat sich Olivie gewünscht und beide sind verheiratet. Ich wünsche ihm von Herzen, dass er mit ihr glücklich wird. Was mich angeht, ich sah es zuerst als Deal und habe auf Freundschaft gehofft. Freunde hatte ich nicht viele, streicht man mein Pferd war die Zahl leicht zu merken - Null. Das es mehr wurde, dass Greg und ich uns so gut verstehen, damit habe ich nicht gerechnet. Es war wie ein Glückstreffer, verstehst Du? Und seine Natur an sich ist zwar manchmal sehr anstrengend oder auch verwirrend, aber trotzdem würde ich ihn gegen nichts in der Welt eintauschen wollen, selbst wenn er mal wieder total überreagiert. Was er hoffentlich nie wieder im Leben tun wird. Denn eines sage ich Dir - wenn Dich einer um fünf Minuten Ruhe bittet, gewähre sie ihm niemals. Es könnten seine letzten fünf Minuten sein. Wenn er jemals wieder in so einem Zustand ist, schleppe ich ihn sofort zum Arzt. Aber bis jetzt ist alles in Ordnung und ich glaube auch Gaston tut ihm gut. Ich habe mir überlegt ihm ein Haustier zu schenken. Etwas Lebendes woran er Freude hat. Nur Bücher und Kekse kann keinen Lebensinhalt decken. Wo wir gemeinsam am Meer saßen, war er auch glücklich. Der Umstand war traurig, da hatte er sich damals mit seinen Brüder gestritten, wegen uns beiden. Aber am Meer war alles irgendwie wie weggeblasen. Der Wind und man konnte offen reden. Es hat einfach gepasst. Wie gesagt, denk über meinen Hirnfurz nach. Selbst wenn Du nicht möchtest, Du wohnst trotzdem bei mir mit im Herrenhaus und somit bei uns beiden. Das Max für Dich gesprochen hat freut mich, dass ist ein großes Kompliment".


    Brandur von Hohenfelde
    »Ich werde gut darüber nachdenken. Und du habe bitte in der Zwischenzeit die Güte, deine arme Braut über deine Idee in Kenntnis zu setzen. Ein Haustier für dies zarte Seelchen - exotische Singvögel sind das erste, was mir einfällt. Nicht in einem Käfig, sondern in einem eigenen Wintergarten, wo sie frei fliegen können und man sich auf einer Sitzgruppe dazugesellen kann. Dann wäre sie beim Lesen nicht stets in der Stille der Bibliothek gefangen, sondern könnte auch dort ihre Lektüre genießen. Ich bin froh, dass es ihr wieder gut geht. Ciel wird dich vermutlich immer als Rivalen sehen, unabhängig von der rechtlichen Lage. Er ist ja sogar auf die Ehefrauen seines Vaters eifersüchtig. Der arme Junge. Und der arme Vater erst. Womit wir beim nächsten Thema sind, über welches ich mit Maximilien sprach. Ich muss gestehen, die Idee dazu stammt nicht von mir, ich habe sie von Nathan, aber das wollte ich Maximilien nicht auf die Nase binden, wo er doch meinen Rat wünschte und nicht den eines farbenblinden Domestiken. Hast du einmal darüber nachgedacht, Verrill ein Kleid zu schenken?«


    Linhard von Hohenfelde
    "Vögel sind eine gute Idee! Vielleicht diese sprechenden bunten vom Markt? Sie werden richtig Handzahm wie Katzen. Du meinst einen Wintergarten? Ja so etwas wäre schön. Richtig gut wäre gelogen, manchmal fängt er an zu denken und kommt von einem Thema zu nächsten und denkt und denkt bis ich ihm mal sage, entspann Deinen Kopf mal. Sagen wir mal Verrill denkt über das Meer nach. Dann denkt er fünf Minuten später über die Erosion der Wellen nach. Dann wieviel Strand man verliert. Dann welche Häuser wohl als erste in die Brandung stürzen könnten und was den Menschen geschehen könnte, wenn man das nicht absichert... HALLO? Noch ist doch gar nichts passiert, das Wasser ist im Ozean und die Häuser sind meilenweit entfernt und es gab noch keine Erosion, sorg Dich doch in 3000 Jahren wenn es soweit ist! Man! Und so war das sicher auch mit der Beleidigung von Ciel. Das fängt klein an mit einem Kieselstein der Beleidigung Paps und endet als massiver Gebirgszug in Verrills Kopf. Ich glaube ich sollte ihm irgendwas zur Entspannung besorgen. Lesen entspannt ja nicht immer, sonst hätte er sich ja ein Buch schnappen können. Wieso ist Ciel denn nun auch noch eifersüchtig auf die Frauen von seinem Vater? Was ist denn mit ihm los? Ich werde Verrill darüber in Kenntnis setzen, keine Sorge. Du meinst ich soll ihm ein Kleid schenken? Wirklich? Dass wird er doch niemals tragen... naja vielleicht doch. Keine Ahnung, meinst Du ich sollte das tun?"


    Brandur von Hohenfelde
    »Nun, wie gesagt, ich habe zufällig das ein oder andere Gespräch mitgehört. Ich denke, Nathan hat da eine ganz vortreffliche Idee gehabt. Wie wäre es, wenn du ihn dazu um Rat befragst? Er scheint mir ein umgängliches, wenn auch sehr naives Persönchen zu sein. Verrill ist nicht nur hochempathisch, sondern obendrein sehr intelligent. Alle drei Prinzen sind vom Naturell her so gestrickt, dass sie Sicherheit suchen und Sicherheit schaffen möchten. Doch jeder von ihnen schlägt dafür andere Wege ein, die manchmal sehr merkwürdig anmuten. Verrills Gedanken sind wahrhaftig wie Vögel, sie ziehen sehr weite, bisweilen abstrakte Kreise. Dabei sitzt sie selbst wie ein gefangenes Vögelchen im Käfig daheim. Verlässt nie das sichere Nest, von allen behütet, von den wenigsten verstanden. Vielleicht der tragische der drei Prinzen. Warum Ciel so eifersüchtig ist, liegt vermutlich daran, dass er der Feldherr von ihnen ist und dazu neigt, Feinde zu sehen, die er vertreiben muss, um das, was ihm lieb und teuer ist, vor dem Verlust zu bewahren.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Die Gedanken sind frei... der Rest von Verrill ehr nicht. Jedenfalls verhält er sich bewusst oder unbewusst selbst so. Niemand sperrt ihn ein, er könnte einfach zum Hoftor hinausspazieren und sich Souvagne anschauen. Wer hindert ihn daran? Niemand. Gut allein reisen würde er nicht, er würde sicher einige Bewacher mitbekommen, aber es wäre möglich. Ja das ist ein sehr gutes Beispiel, seine Gedanken fliegen davon, oder in weiten Kreisen umher. Nun dass Ciel Feinde vertreiben möchte, bevor sie etwas anrichten, kann ich nur gutheißen. Allerdings sollte er uns als das sehen was wir sind, Gefährten, Kampfgeschwister und keine Gegner. Ich bemühe mich um ein Auskommen mit ihm und sogar um seine Freundschaft, aber manchmal denkt er genau wie Verrill einfach zu abstrakt. Natürlich muss man auch Visionen haben, planen können, die Zukunft im Auge behalten. Aber das muss alles in geordneten Bahnen ablaufen, denn wer so weit in die Zukunft starrt verliert das hier und jetzt. Genau wie die alten Leute, die im Gestern leben - früher war alles besser. Ja? Dann pack heute mit an, dass es wieder so wird. Vom Jammern hat sich noch nichts geändert. Und wenn man anpackt, dann für heute oder morgen, aber nicht für in hundert Jahren, denn dann verlierst Du genauso den Bezug zu all jenen die heute auf Dich warten und Dir wichtig sind. Vielleicht sollte ich ihm das mal sagen. Ob Nathan einfach so mit mir spricht? Ich könnte ihn ja mal vorsichtig auf das Thema ansprechen und fragen, ob er darüber reden möchte. Ihn dazu anzuweisen, wäre ja nicht gerade dass, was man tun sollte. Vielleicht hat er eine Idee womit ich Verrill eine Freude machen könnte. Ich hatte ehr an was heimeliges gedacht da er ja ein Stubenhocker ist. Vielleicht einen schönen Kamin, ein Kaminzimmer wo man es sich richtig gemütlich machen kann. Aber vielleicht sollte ich ihn auch mal aus seinem Schneckenhaus locken, dass er rausgeht. Es ist schon was anderes über den Wald zu lesen, als drin zu stehen, den Wind in den Bäumen zu hören, das Harz von ihnen zu riechen und die Pflanzen unter den Füßen zu spüren, oder durchzureiten. Dass hat doch was ganz anderes, dass kann kein Buch der Welt wiedergeben. Ebensowenig ein Kleid. Da kann man sicher tausend Bilder anschauen, aber er weiß ja nicht, wie es sich auf der Haut anfühlt. Gut ich auch nicht, aber warum schaut er sich sowas an? Vielleicht hast Du da wirklich Recht. Wo ist Nathan?"


    Brandur von Hohenfelde
    »Abstraktes Denken. Da gibst du ein gutes Stichwort. Sie beide neigen dazu, sich ein Konstrukt der Welt zu erschaffen aus ihren Gedanken, ein Traumschloss, dass vielleicht mehr ein Alptraumschloss ist. Das Entscheidende sind die Statisten darin. Verrills tragen Masken aus Hohn und Spott, lachende Fratzen ob ihrer wahren Natur. Ciels tragen die Masken der Feinde, die drohten, ihm alles zu nehmen, als die Last von Souvagnes Sicherheit auf seinen schmalen Kinderschultern ruhte. Und beide wundern sich, wenn etwas, dass sie sehen, nicht in das Traumschloss hineinpassen will. Anstatt das Schloss anzupassen, anstatt ihr Gedankenkonstrukt zu überdenken - drehen und verzerren sie die Wirklichkeit, bis sie gewaltsam in einen Sinn gepresst wurde, der ihnen genehm ist. Interessant wäre zu erfahren, ob auch Dreaux diese Neigung teilt. Nathan habe ich zuletzt - zufällig - bei Fabien gesehen.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Ich denke ja, Dreux wird auf ähnliche weise ticken wie Ciel und Greg. Und allen vorran tickt auch so ihr Vater. Frei nach dem Motto, was nicht passt - wird passend gemacht. Falls ihn etwas stört oder er sich bedroht fühlt, passt er seine Welt dahingehend an. Sind wir ehrlich, dass ist auch richtig so, denn dafür ist er das Oberhaupt aller. Sozusagen der Mega-Familien-Vorstand. Wir haben niemanden auf unserem Grundstück rumschnüffeln lassen, er hält es mit Souvagne so. Aber manchmal glaube ich dass die Vier genau deshalb ab und an Probleme haben, weil sie soviel Grips haben. Guck Dir Archibald an, clever ohne Ende und ständig steht er sich selbst damit ihm Weg. Oder anderen, was fatal endet. Ciel ist genauso, wenn nicht noch wesentlich klüger als Arch und den in die Tasche zu stecken heißt schon etwas. Also sind die drei als Trio - Ciel, Dreux und Greg schon eine gewaltige Hausnummer, wenn die sich was in Kopf setzen. Und Papa Souvagne ist nicht nur clever bis zum Erbrechen, er hat auch noch ziemlich viel Erfahrung. Sie meinen es alle gut, sie sind nun auch unsere Familie, aber manchmal muss man ihren Tatendrang etwas abbremsen glaube ich. Sicherheit ist wichtig, kein Bürger kann ohne Sicherheit leben und einem geregelten Leben nachgehen. Das ist das Versprechen von Treue und Loyalität gegen Schutz und Schirm. Jeder Adlige tut es, wir tun es Paps. Die Souvagnes tun es für uns alle. Aber Sicherheit bedeutet nicht total Verzicht auf Freiheit. Du kannst auch in die Welt hinaus ziehen mit einem Schwert am Gürtel. Kannst Du damit umgehen, bist Du auch sehr sicher unterwegs. Und Ciel muss sich angewöhnen nicht jeden als Feind zu betrachten. Natürlich auch nicht als Freund, dass wäre strunzdumm. Er benötigt eine neutrale Sicht, anschauen, dann beurteilen. Souvagner sind erstmal - kenn ich nicht, will ich nicht, mach ich nicht, macht es tot. Und dann schauen sie mal... Oft hatten sie sicher auch damit Recht, sonst hätten sie nicht so lange überlebt. Aber Tradition und Moderne können doch Hand in Hand gehen. Es geht, man sieht es hier. Harte Traditionen die Sicherheit vermitteln, zeitgleich Forschung die Neues entdeckt. Da geht es doch bereits. Was Gregoire befürchtet ist nicht dass wer über ihn lacht, sondern dass man ihn für das was er ist bestialisch ermordet. DASS befürchtet er und darum hat er sich so geärgert, es mehr Leuten gesagt zu haben, als er je wollte. Aber mal ehrlich, wer sollte einen Princen bestialisch ermorden? Wer immer das versuchen würde, der würde nicht auf dem Block landen, sondern am Pfahl oder in einer Tonne voller Krebse, oder würde lebendig in gelöschten Kalk geschmissen, bis ihm das Fleisch von den Knochen fällt durch Kalkfraß. Niemand kann solche Gedanken hegen, denn hegt einer so einen Gedanken, meinst Du wie schnell die Himmelsaugen ihn abholen und seinen Kopf in die Höhe recken? Aber Verrill glaubt das! Ich weiß auch warum. Max hat ihm als kleines Kind erzählt, was draußen - ergo außerhalb Souvagnes, mit Leuten wie ihm passiert. Vermutlich um ihn zu beschützen. Machen Eltern so. Wenn man etwas oft genug hört, wird es wahr. Und ich habe Dir erklärt wie Verrill denkt. Dann liest er hier noch etwas und dort und was manche so mit diesen Menschen taten. Und dass hat er sein Leben lang getan, folglich geht er davon aus, dass wenn er über die Grenze zu Ledwick latscht, er direkt im Kochtopf endet oder sowas. Ehrlich, dass klingt witzig, aber solche Horrorvorstellungen hat er von fremden Völkern. Ich meine Menschenfresser gibt es überall, dazu muss man keine Orks ärgern oder bei Arch im Keller schlafen. Aber der normale angrenzende Ledwicker ist Almane wie Du oder ich. Der sagt nicht Hallo und beißt zu. Das wäre schon verwunderlich. Ich meine so lapidar erklärt, klingt das sogar witzig, aber für Verrill ist jeder Unbekannte erstmal ein potentieller Mörder. Ein Wunder dass er mir den Hof machte. Und Ciel zieht dabei noch irgendwie mit, zeitgleich versucht er genau das zu verhindern. Letzteres finde ich sehr gut und ich hoffe er tut es. Er wollte ein neus Gesetz erlassen. Allein dass es so ein Gesetz gibt, wird Verrill beruhigen. Aber manchmal denkt er echt ein Kraut. Auf der anderen Seite Paps, kannst Du vor Verrill den Hut ziehen, was er an allgemeinbildung hat. Ich glaube die Bibliothek im Hof hat er im Kopf gespeichert, ehrlich. Frag ihn zu einem Wissensgebiet, er weiß es. Aber ich möchte dass er die Welt nicht nur aus Büchern kennt, sondern in ihr lebt, weil ich den dürren Kerl liebe mit allen Seiten die er hat. Lass uns zu Nathan gehen, er wird uns helfen hoffe ich".


    Brandur von Hohenfelde
    »Das arme Kind«, murmelte Brandur, was aus dem Munde eines Zwanzigjährigen, der über einen Dreiundzwanzigjährigen sprach, sehr skurril anmutete, wenn man nicht wusste, dass seine Seele bereits mehr als sechzig Sommer und Winter gesehen hatte und die eines alten Mannes war. »Obgleich in einer Familie geboren, die sie liebt und mit allem nur erdenklichen Luxus gesegnet, ähnelt ihr Leben ganz dem, das wir einst führten: ständige Angst davor, den nächsten Tag nicht mehr zu erleben. Nein, es wird wirklich Zeit, dass er, dass sie, aus dem Gefängnis herauskommt, dessen Mauern sie selbst errichtet hat.« Brandur und Linhard schlenderten in trauter Eintracht nebeneinander durch den Flur, bis sie vor der Tür des entsprechenden Gemachs standen. »Nach dir, Xavier.«


    Linhard von Hohenfelde
    Lin klopfte an die Tür und schaute etwas nervös, da es sich um die Gemächer des Duc handelte. Es dauerte einen Augenblick, dann öffnete Fabien die Tür. "Ihr wünscht Prince Linhard?", fragte er respektvoll. "Entgegen Deiner Vermutung nichts von meinem Schwiegervater, ich benötige Nathans Hilfe Fabien. Und ich hörte er ist zur Zeit bei Dir", erklärte Linhard. Fabien nickte zustimmend und ging Nathan holen. "Prince Linhard benötigt Deine Hilfe", warnte er Nathan vor.


    Nathan
    »Oh«, piepste es und Nathan zog sich rasch an, kämmte sich mit den Fingern die Haare, gab Fabien einen Abschiedskuss - das ließ er sich nicht nehmen - und trat vor die beiden Herren, die da auf ihn warteten. »Hoheit und Monsieur, wie kann ich Euch helfen?«, erkundigte er sich.


    Linhard von Hohenfelde
    "Folge uns bitte, wir möchten ein ernstes Thema mit Dir besprechen, wobei Du mir helfen sollst", bat Linhard und gab den Weg vor. Als sie sich ein Stück entfernt hatten, schnitt Lin das Thema an. "Mir ist zu Ohren gekommen, dass Du Dich auch mit Kleidern auskennst. Und genau dabei benötige ich Deine Hilfe. Als Du meinen Mann für die Hochzeitsfeier vorbereitet hast, hat er Dich in ein Geheimnis eingeweiht?", fragte Lin.


    Nathan
    Nathan wurde unsicher. »Über die Vorbereitungen zur Hochzeit darf ich nichts sagen, Herr. Das macht man nicht. Aber ja, mit Kleidern kenne ich mich aus. Ein bisschen, ein ganz Kleines.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Wenn Du nicht sprechen darfst, kennst Du Verrills Geheimnis. Und ich möchte ihr eine Freude machen, sie mit ihrer anderen Seite etwas mehr verbinden. Was für eine Art Kleid würdest Du ihr schenken?", flüsterte Lin kaum hörbar.


    Nathan
    »Ein ganz weiches, ein ganz kuschliges Kleid«, sagte er ebenso leise zurück. »Eines, was hübsch aussieht, aber dabei nicht unbequem ist. Ohne Korsett. Eines, wo nicht zu wenig Stoff dran ist, damit es schön wallt und damit sie sich völlig frei bewegen kann, ohne fürchten zu müssen, damit gegen die guten Sitten zu verstoßen. Und dazu einen riesengroßen weichen Sommerschal aus luftigem Tuch. Ein Kleid zum wohlfühlen. Wie eine Kuscheldecke, die man am Körper trägt.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Das klingt sehr schön Nathan. Es klingt angenehm, sowas würde jeder gerne tragen, halt nur nicht als Kleid, sondern als Wohlfühlkleidung. Kannst Du mir so etwas besorgen? Natürlich gebe ich Dir das Geld vorher, damit Du auch entsprechend einkaufen kannst. Was genau würdest Du dazu kaufen? Ein Kleid und ein Tuch, was trägt man noch dazu?", wisperte Lin freundlich.


    Nathan
    »Also das kommt darauf an, wo man sich damit zeigen möchte. Aber ich würde sagen, weiches, flaches Schuhwerk, weil hohe Schuhe für sie ungewohnt sind. Sie müsste sich ja sonst die ganze Zeit nur darauf konzentrieren, die Füße korrekt zu setzen, weil wenn man das falsch macht sieht es unmöglich aus. Guckt, so sieht das dann aus.« Nathan demonstrierte es. »Wer solche Schuhe nicht zu tragen weiß, drückt die Knie beim Gehen nicht durch und stakst dann so hier, wie ein Storch im Salat. Oder kratzt mit dem Absatz, das klingt ganz hässlich! Oder tritt fehl, das ist das Schlimmste, dann reißt man sich die Bänder! Darum lieber flache Schuhe, damit sie das Kleid genießen kann und nicht nur auf die Füße achten muss. Wisst Ihr, was Ihre Lieblingsfarben sind? Dann kauf ich so ein Kleid und dazu schöne Schuhe. Und vielleicht hohe Schuhe für zu Hause mal ausprobieren, wenn sie mag, aber nicht zum Rumlaufen, da rate ich wirklich von ab. Man kann auch eine Tasche dazu tragen, aber ich weiß nicht, ob sie die mag. Ich finde Handtaschen doof, obwohl ich Kleider mag, aber nur ein bisschen. Und, hm, wenn sie sich verstecken möchte, einen Hut. Oder sie legt den Schal als luftige Kapuze um. Das finde ich noch schöner.«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard stockte, da ihm schlagartig bewusst wurde, wie wenig er eigentlich über Verrill wusste. Er wusste um ihr Geheimnis und er wusste um die Bücherliebe. Das nicht mitzubekommen, wäre auch schon eine Kunst für sich gewesen. Aber ihre Lieblingsfarbe? Die kannte er nicht. Ihr Lieblingsessen? Lin vermutete Kekse für zwischendurch, da Verrill immer welche da hatte und auch aß und Austern. Aber viele kleine alltägliche Dinge wusste er nicht. Er schaute Brandur etwas hilfesuchend an, aber woher sollte sein Paps das wissen, wenn er es nicht wusste? Er schämte sich für seine Unwissenheit. Er hätte Verrill fragen müssen, oder lernte man das automatisch, wenn man nur lange genug zusammen war? Lin wusste es nicht. "Ich kenne Ihre Lieblingsfarbe nicht, ich muss zu meiner Schande gestehen, ich weiß so einiges nicht von ihr. Noch nicht, ich werde mich drum bemühen. Aber ich glaube sie mag dunkle Farben, denn fast die gesamte Garderobe ist schwarz, dunkelbrau oder blau. Wenige Sachen sind hell", flüsterte Lin.


    Nathan
    Brandur zuckte nur mit den Achseln. Er war viel herumgespukt und hatte überall gelauscht, wo er nicht hatte lauschen sollen, doch das hatte er nicht in Erfahrung bringen können.
    Nathan störte es nicht. »Dann suche ich eine schöne Farbe für sie aus«, freute er sich. »Ich nehme Fabien mit, damit ich ihr nicht aus Versehen etwas Nathanblaues kaufe. Ihr seid ein sehr aufmerksamer Ehemann, so an Prince Gregoire zu denken. Wirklich! Aber ich kaufe lieber was Helles, was farblich zur Bibliothek passt. Ich glaube nämlich, in Wahrheit mag Gregoire freundliche Farben viel lieber. Sonst wäre die Bibliothek ja auch aus dunklem Holz. Und Gregoire liebt seine Bibliothek sehr!«


    Linhard von Hohenfelde
    "Warte ist Nathan-blau pink? Alle ihre Kekse sind stets Nathan-Blau!", wisperte Linhard grinsend. "Du bist ein guter Beobachter, ja in unserer Wohnung ist alles hell, die Bibliothek ist hell, eigentlich ist alles hell, bis auf ihre Kleidung!"


    Nathan
    »Vielleicht, weil sie die Kleidung als Ver-Kleidung trägt?«, mutmaßte Nathan. »Oder sie trauert um etwas ... fragt sie, ähm, ihn doch einfach. Er ist sehr lieb und einfühlsam. Ihr könnt ihn alles fragen, er ist niemals böse. Die blauen Kekse schmecken gut, davon durfte ich mal kosten. Ich hatte nie zuvor blaue Kekse gegessen.«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard musste lachen bei Nathans Erklärung und knuffte ihn gut gelaunt. "Die Kekse sind pink Nathan, sie sind rosa. Aber Du könntest Recht haben, dass sie die Kleidung als Verkleidung sieht. Wobei er in Rüstung alles andere als verkleidet aussah, ehr so als wäre er sie gewöhnt und man sollte sich besser nicht mit ihm anlegen. Lieb und einfühlsam ist sie ja und manchmal ein bisschen verrückt, drum muss ich aufpassen. Ob sie um etwas trauert, weiß ich nicht. Ich werde fragen. Wenn Du mir die Sachen gekauft hast, dann könntest Du sie ja beraten, was zu tragen wäre. Bist Du dazu bereit?"


    Nathan
    »Oh ja, gern!«, hibbelte Nathan aufgeregt. »Wisst Ihr, warum sie in Rüstung so sicher war? Weil sie doch beides ist! Nicht nur eins! Das ist doch ganz einfach. Sogar für mich und ich weiß sonst eigentlich nicht so viel. Ich weiß gar nicht, warum alle das immer kompliziert machen. Gregoire ist gar nicht kompliziert. Er ist nur einfach zwei.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Einfach zwei...", echote Lin und nickte langsam. "Ja wenn ich sie auf die Frau redziere ist das nicht besser, als wenn ich nur den Mann sehe. Sie ist einfach beides zu jeder Zeit. Damit hast Du völlig Recht Nathan! Sie ist gar nicht kompliziert, wir machen es ihr kompliziert, weil wir alles irgendwie immer verstehen müssen und in eine eindeutige Schublade packen wollen. Nur manches ist eben nicht eindeutig, sondern es ist wie es ist. Und Verrill ist das auch. Folgich ist er quasi Seidenunterwäsche unter einer Stahlrüstung", grinste Lin.


    Nathan
    Nathan gab ein amüsiertes Quietschen von sich. »Das ist ein schöner Vergleich, den mag ich.« Er freute sich schon darauf, Verrill wiederzusehen.


    Linhard von Hohenfelde
    "In Ordnung wieviel Geld meinst Du benötigst Du? Ich gebe Dir 300 Taler mit und Du kaufst Ihr etwas Schönes. Danach kommst Du zu mir. Lass alles schön verpacken, es soll ja eine Überraschung sein. Und Du kannst gleich bleiben um zu helfen", sagte Lin gut gelaunt.


    Nathan
    »300 reichen. Ich bringe Euch den Rest ja auch zurück. Alles hübsch verpackt, versprochen. Meint Ihr, ich soll jetzt bleiben oder dann, wenn ich wieder da bin?«


    Linhard von Hohenfelde
    "Nein wenn Du die Sachen gekauft hast natürlich. Warte! Bring das Restgeld nicht zurück. Kaufe auf dem Markt einen der kleinen Rosenfinken. Diese bunten die handzahm werden. So einen benötigt sie auch", erklärte Lin.
    Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen. ... ck-pet.png


    Nathan
    »Was für eine hübsche Idee! Ich wusste gar nicht, dass Ihr so feinfühlig seid. Bisher haben Euch alle Bediensteten hier für einen ungehobelten Grobklotz gehalten. Aber das stimmt ja gar nicht, sonst hättet Ihr Euch nicht solche Gedanken gemacht und so wunderbare Einfälle entwickelt. Ich mach das, ich kauf das alles und danach helfe ich, nur meinen Fabs muss ich noch holen, wenn es mir gestattet ist, zu gehen.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Eh... ja... nur zu. Und Danke Nathan, Du hast was bei mir gut", freute sich Linhard.


    Nathan
    »Ich helfe gern, wirklich! Oh, bei Dreaux muss ich mich auch noch abmelden ... bis später und raucht bitte nicht immer so viel. Wir machen uns Sorgen.« Damit verneigte sich Nathan und ging davon, um sich zu verabschieden und gemeinsam mit Fabien seine Pflicht zu erfüllen.


    Linhard von Hohenfelde
    "Ja ich versuche es mir abzugewöhnen...", sagte Linhard und wandte sich danach an seinen Paps. "Meinst Du Verrill wird sich freuen oder mir den Arsch quer aufreißen?", lachte Lin leise.


    Brandur von Hohenfelde
    »Ich denke, sie wird sich freuen. Wenn nicht über das Kleid und den Vogel, so doch zumindest über die Geste und über die Gedanken, die du dir gemacht hast. Du brauchst ja nicht zu sagen, dass die Idee mit den Vögeln von mir stammt und die mit dem Kleid von Nathan. Dann wirst du vielleicht irgendwann deinen grobklotzigen Ruf wieder los.« Brandur schmunzelte.


    Linhard von Hohenfelde
    "Also bis jetzt hat Verrill meine ruppige Art gefallen und da wo es drauf ankommt, bin ich ja nicht ruppig, im Gegenteil", prustete Lin. "Falls sie fragt, sage ich, dass ich mir Gedanken gemacht habe und von wem die Gedanken stammen. Fair bleiben, ich schmücke mich nicht mit fremden Federn. Ich hoffe auch dass es ihr gefällt. Und einen kleinen Wohlfühlraum bekommt sie auch Zuhause. Beides schließt sich ja nicht aus. Zudem habe ich ja auch was davon, wenn sie halbnackt vor dem Kamin liegend ein Buch lesen kann".


    Brandur von Hohenfelde
    »Ich würde mir wünschen, dass du meine Idee als von dir stammend ausgibst. Ich schenke sie dir. Wenn deine Art deinem Manne gefällt und deiner Frau, dann ist doch alles bestens. Dann besteht auch kein Grund, es mit der Anpassung an Souvagnische Höflichkeitsvorstellungen zu übertreiben. Möchtest du deine Glatze eigentlich behalten, nun, wo ich wieder volles Haar mein eigen nenne?«


    Linhard von Hohenfelde
    "Ja die behalte ich, warum? Sie ist recht praktisch, aber Verrill mag sie nicht sonderlich. Er hat mich mehrmals gefragt welche Haarfarbe ich habe. Habe ich natürlich beantwortet und den Wink mit dem Zaunpfahl übersehen. Ich möchte sie eigentlich behalten".


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur strich ihm über die Kopfhaut. »Ich finde, sie steht dir gut. Was meinst du, soll ich nun mit meiner wiedererlangten Haarpracht anstellen? Sollte ich sie vielleicht auch einfach abscheren, damit du mich trotz all der Veränderungen als deinen Paps wiedererkennst?« Brandur schmunzelte.


    Linhard von Hohenfelde
    "Ach was Unfug, Dir stehen die langen Haare gut und Du warst wegen Deiner Glatze immer traurig Paps. Also lass Deine Haare wo sie sind. Meine können ja wieder nachwachsen und ich habe sie aus Loyalität zu Dir abgeschnitten. Das heißt nicht, dass Du jetzt gleichziehen musst. Ich werde meine nachwachsen lassen, dann sehen wir wieder gleich aus", grinste Lin und drückte seinen Kopf gegen die Hand von Brandur.


    Brandur von Hohenfelde
    Liebevoll streichelte Brandur das Haupt seines Sohnes. »Jetzt, wo do meine Haarpracht siehst, verstehst du vielleicht, warum mich das so traurig machte - insbesondere, da der Rest meiner Familie von Haarausfall verschont blieb. Wenn ich wieder alt bin, werden sie erneut ausfallen und ich werde den Rest wieder scheren. Es sei denn, an dem Märchen, dass sie vor lauter Ärger ausfielen, ist doch mehr dran, als ich dachte und bei dem glücklichen Leben, das uns erwartet, bleiben sie mir bis ins hohe Alter erhalten.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Dann guck Dir mal all die glücklichen Schlächter an, die haben volle Matten dass jeder andere neidisch wird Paps. Oder ist es nicht so? Wir dürfen uns nicht über alles aufregen. Wir müssen es entweder ändern oder hinnehmen. Aber Haarausfall sollten wir deshalb nicht bekommen. Du hast schöne Haare, so wie Wolfi oder Dave auch. Oder wie Dunwin sie hatte."


    Brandur von Hohenfelde
    »Mit mehr Gelassenheit bleibt uns vielleicht die Haarpracht erhalten - in jedem Falle aber ein froheres Gemüt, denn als wandelnde Gewitterwolken. Und allein das ist Grund genug, sich diese Fähigkeit anzueignen.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Ja und wir müssen die Zeit genießen, die uns geschenkt wurde. Eines der größten Geschenke die es gibt, an das man gar nicht zu glauben wagte, weil es so weit weg ist. Und dennoch habe ich gehofft und innerlich gefleht und überlegt mit wem ich sprechen könnte. Wie ich es noch erreichen könnte, aber das die Hilfe von Maximilien kommen wird, damit habe ich nicht gerechnet. Aber es freut mich sehr. Das schweißt uns als Familie alle enger zusammen. Und das Ihr beiden Euch mögt und versteht ist umso besser. Dass kann nur positiv für uns alle sein Paps".


    Brandur von Hohenfelde
    »Ich muss mich Maximilien noch in meiner neuen Gestalt vorstellen. Er sah meine Wiedererweckung, doch da war ich blutig und mit dem puren Überleben beschäftigt. Er sah mich noch nicht, wie ich hier stehe, bekleidet und wohlauf. Ihm gebührt mein tiefster Dank. Und du, lieber Xavier - tu mir den Gefallen und sieh nach Alexandre und nach dem störrischen Prinzlein, das am Lager seines besten Freundes unermüdlich Wache schiebt. Ich verdanke Alexandre mein Leben und du verdankst ihm deinen Vater. Nun lass uns aber erst einmal die Dorade genießen. Ich kann es nicht erwarten, die erste Mahlzeit in meinem neuen Körper zu mir zu nehmen.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Versprochen, Du bekommst Deinen Fisch und danach ruhst Du Dich in unseren Gemächern aus, während ich Alex einen Krankenbesuch abstatte und gemeinsam mit Ciel über ihn wache. Das hat er sich wirklich verdient. Und Ciel kann auch etwas Beistand gebrauchen. Er ist kein schlechter Kerl, im Gegenteil, er nimmt seine Aufgaben ernst. Manchmal zu ernst. Aber Daran können wir ja alle gemeinsam arbeiten. Auch er braucht mal etwas Freiraum und etwas Luft zum Atmen um neu durchstarten zu können. Aber jetzt auf in die Küche, ein Fisch will verputzt werden", grinste Lin und führte Brandur in die Küche.